Die Profis der Schweizer Flugwaffe

Autor(en): Kürsener, Jürg

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizer Soldat + MFD : unabhängige Monatszeitschrift für Armee und Kader mit MFD-Zeitung

Band (Jahr): 61 (1986)

Heft 5

PDF erstellt am: 28.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-714848

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http://www.e-periodica.ch Unterwegs mit dem Überwachungsgeschwader (UeG)

Die Profis der Schweizer Flugwaffe

Von Majori Gst Jürg Kürsener, Lohn SO

Ein Huntereinsatz taktischen (simulierten) Kanonenangriff auf ein dann allerdings erste gemischte Gefühle be- Zügig und leicht mit der Nase wippend rollt der Bodenziel, in unserem Falle sind es grosse merkbar. Völlig unbegründet, wie sich später Hunter F Mk 58 Doppelsitzer auf dem Rollweg Silos eines Kiesbruches: Hochziehen, über die herausstellen sollte. Die Flugzeugwarte des zum Westrand der Hauptpiste des Militärflug- Schulter kippen, ausrichten, stabilisieren, zie- BAMF übergaben die Maschine an Oberstlt Platzes Payerne, dreht die Nase nach Osten, len, «schiessen» und wegziehen. Und bei die- Bezzola («vollgetankt»). Im Gegensatz zu frem- beschleunigt rasant, wir spüren noch einige sem Wegziehen gibt es die berühmten «G's» - den Luftwaffen macht der Schweizer Militärpilot leichte Schläge, hören plötzlich nur noch das um die 4 G mögen es gewesen sein -, jenen keinen Aussencheck am Flugzeug. Dies wird Summen des Triebwerkes, die Maschine steigt gewaltigen Druck, mit dem der Körper in den als besonderer Vertrauensbeweis gegenüber vollbetankt, mit 4 Behältern (pods) an den Trag- Sitz gepresst wird und die automatisch in den der zuverlässigen und gründlichen Wartung flächen mit 20 m/s in den Himmel. Am Steuer- Druckanzug gepresste Luft das Blut im Ober- durch die zivilen Stellen der Bodenorganisation knüppel auf dem linken Schleudersitz sitzt körper behält. Zwei, drei Akrobatikfiguren auf des BAMF gewertet. Im Cockpit waren wir von Oberstleutnant Gion Bezzola, Bündner, lang- 3000 m über St-Blaise und dem Neuenburger- den Mechanikern beim recht komplizierten An- jähriger UeG Pilot, 46jährig, begeisterter Ama- see, und bereits diktiert der Zustand unserer gurten assistiert worden, Beingurte, Fallschirm- teurflugzeugbauer und Pilot von Eigenkonstruk- Treibstofftanks eine Rückkehr nach Payerne. gurte, Schleudersitzgurte. Es folgten einige tionen, Autor des Buches über das UeG «Von Ein bilderbuchmässiger Anflug und eine perfek- Weisungen zum Gebrauch des Schleudersitzes 20 bis 2000» und stolzer «Besitzer» von rund te Landung mit 230 km/h beenden diesen ein- sowie zu einzelnen Instrumenten, so dass mit 4000 Flugstunden und 8000 Landungen. Ra- maligen Flug, der in den 60 Minuten alles gebo- ein Mitverfolgen des Fluges anhand diverser dargeführt vom Tower Payerne steigen wir auf ten hat, was auf meiner Wunschliste stand. Auf Anzeigen möglich sein sollte. Mit dem Schlies- rund 10 000 Meter und erreichen den Payerne der «Flight Line» erwarten uns bereits wieder sen des Cockpits schien der Kontakt zur Aus- zustehenden Übungsraum über dem Berner die gleichen Mechaniker, die uns auch vor dem senwelt endgültig abgeschnitten, Und dann der Oberland, bei herrlicher Fernsicht ragen aus Flug beigestanden sind. besagte eindrückliche Flug, der nur noch in der der tiefen Wolkendecke die berühmten Gipfel Nur zwei Stunden zuvor hatten wir mit den Erinnerung weiterlebt... dieser Region. Wir werden von kurz nach uns in Flugvorbereitungen begonnen. Hilfsbereite Solche und ähnliche Einsätze gehören zum Payerne gestarteten Mirage III S Jägern «ange- Hände wie jene von Monsieur Lambert, eines Alltag des UeG Piloten. Täglich sind Dutzende griffen» und dienen auch einer Bloodhound BL- Beamten des Bundesamtes für Militärflugplätze von ihnen in den verschiedensten Funktionen 64 Flablenkwaffenstellung als Übungsziel, be- (BAMF), hatten ein passendes Kombi, einen unterwegs. Vieles haben sie erfahren und gelei- vor wir unseren Partner - einen in Dübendorf Fliegerhelm (der nicht «drücken» darf), die stet, bis sie zum vollwertigen, «fronterfahre- gestarteten Hunter - treffen. Im stahlblauen Sauerstoffmaske, Handschuhe und Fliegerstie- nen» Piloten avanciert sind. Himmel hängen wir uns dieser Maschine an fei verpasst. Sogar für die Dusche war vorge- Oberst HR Rüesch, Kommandant des Überwa- und verfolgen aus nächster Nähe das Entste- sorgt, denn ein Jetflug soll oft anstrengend sein chungsgeschwaders und zuvor während drei hen eines Kondensstreifens. Erst jetzt wird ei- und viel Schweiss fordern... nem die hohe Geschwindigkeit unserer Pa- Es folgte die Konsultation der Schweizer Karte trouille so richtig bewusst. Über Brig und Naters mit den für diesen Tag geltenden Sperrzonen 1 Das Emblem des Überwachungsgeschwaders. stechen wir ins wolkenlose Wallis hinunter, lan- (Artillerieschiessen im Simplongebiet, Sperrge- ge vor Sion beginnt bereits unser Sinkanflug biet im Goms usw), ein Blick auf die Wetterver- 2 Am Eingang zum Militärflugplatz Payerne begrüsst auf den Flugplatz, wir setzen auf und starten hältnisse an verschiedenen Standorten der den Besucher dieses Signet, das auf wappenähnli- gleich wieder durch, «Touch and Go» nennen Schweiz, auf die Meteokarte und schliesslich chen Tafeln die beiden hier stationierten Flugzeugty- IIIS und das die Flieger in ihrer eigenen Sprache. noch die Fluganmeldung beim momentanen pen Mirage Tiger zeigt. Kurz nach dem Rhoneknie entdeckt das ge- Flugdienstleiter, Hptm Starkl, normalerweise 3 Der Kommandant des Überwachungsgeschwa- schulte Auge des Piloten Bezzola eine gemäch- Staffelkommandant von der UeG Staffel 17. ders, Oberst HR Rüesch, im Cockpit des Turbo-Trai- lieh talaufwärts fliegende Ju-52, die wir uns aus Alles war bisher ruhig verlaufen, mit dem früh- ners PC-7. nächster Nähe nochmals ansehen. Dann geht zeitigen Gang zum Doppelsitzer Hunter F Mk 4 In Dübendort begegnen wir zufällig der zu einem es weiter über das Schloss Chillon, wir fliegen 58 mit der Immatrikulation J-4203, eines trotz Training ausrückenden «» (Team Richtung Cossonay und dort demonstriert ansprechenden Alters immer noch eleganten, 85). Das Bild zeigt vlnr Oblt Dill, Lt Nagel, Oblt Am Es Oberstlt Bezzola auf eindrückliche Weise einen formschönen Kampfflugzeuges, machten sich Rhyn (Leader), Oblt Schmid und Oblt Wattinger. fehlt der sechste Mann des Teams: Oblt Ramseier. Alle gehören dem UeG an. 5 Begegnung auf 10000 Metern Höhe über dem Berner Oberland. Wir schliessen zum Hunter aus Dü- bendorf auf, noch ist kein Kondensstreifen zu sehen. Die beiden Hunter fliegen mit einer Geschwindigkeit von um die 800 km/h. +SCHWEIZER Ich bestelle ein Abonnement 6 Vor dem Einsatz konsultieren Oblt Henzi (links). SOLDAT UeG Pilot der Staffel 18, und Lt Droz, Milizpilot der zum Preis von Fr. 33.- Jahr te) pro Staffel 6 und Informatiker aus Genf, die Wetterkarte Schweiz. Der UeG Pilot diente in diesem Falle den Tiger-Piloten der Staffel 6 als Instruktor in Luftkampf' belangen. Grad: 7 Lt Droz, Milizpilot der Staffel 6, hat im Gebäude der Flugwaffenbrigade 31 in Payerne vor dem Fluge bei Name: Hptm Starkl, Kdt der UeG Staffel 17, der hier als Flugdienstleiter funktioniert, die Fluganmeldung einzu- Vorname: reichen.

8 Oberstlt Bezzola übernimmt den Doppelsitzer F Mk Strasse/Nr.: 58 Hunter von einem Mechaniker des Bundesamtes für Militärflugplätze (BAMF) vor dem Fluge mit dem PLZ/Ort: «Schweizer Soldat».

in Einsenden 9 Auf der Helikopterbasis der Schweizer Flugwaffe an: Zeitschriftenverlag Stäfa, 8712 Stäfa Alpnach stehen auch Wasserbehälter für die luftge- stützte Bekämpfung von Waldbränden bereit.

8 SCHWEIZER SOLDAT 5/86 schweizer 9 soldat 5/86 10 Nach den umfassenden Flugvorbereitungen wer- sondere zur Wahrung der Neutralität unseres - Kommandant (Oberst H R Rüesch) den die drei Tiger-Kampfflugzeuge vom UeG Instruk- Luftraumes und um jederzeit über einsatzberei- 2 Kommandant-Stellvertreter (Oberst i Gst tor, Obit Henzi (Bild), und von zwei Piloten der Flieger- - te Flugstreitkräfte verfügen zu können...», wie Bolli und Oberst Rüeger) Staffel 6 bemannt. Ein zwi- Luftkampf («Dogfight») es unter anderem hiess. Es begann damals mit sehen zwei einen einzelnen Tiger («Solist») Stab gegen drei Fliegerstaffeln, 30 Piloten sowie 10 Beob- - über dem Berner Oberland steht bevor. 1 und achtern. 1945 entschied der Bundesrat für die - Geschwader Mirage III S (Staffeln 16 11 Oberstlt Flürlimann übt als Chef der Dienststelle Beibehaltung des Verbandes. 17) Luftaufklärung als UeG Pilot eine Funktion beim Korn- 3 Staffeln und ; sämtliche fünf mando der Flugwaffenbrigade 31 aus. Diese Dienst- Heute gelten im wesentlichen die folgenden - Tiger 1,11 18) stelle steht auch zivilen Stellen zur Mitarbeit zur Verfü- Aufgaben für das UeG: Staffeln sind also reine Profiformationen gung. a/s Kampfveröancf demonstriert mit dem 12 Oberstlt Bezzola Doppelsit- Jederzeitige Bereitschaft für die Mitwirkung Hunter einen simulierten Kanonenangriff auf ein - 300 Jahre zer bei der Sicherung der Neutralität im Luftraum Ziel bel Eclépens. Nach der taktischen Annäherung bleibt nur wenig Zeit, die Maschine auszurichten, zu - Taktische Erprobung von Flugzeugen Zürcherisches zielen und «zu schiessen». Hohe Druckbelastungen - Erarbeitung von taktischen und flugtechni- entstehen dann vor allem beim Wegziehen. sehen Verfahren und Vorschriften Artillerie-Kollegium 13 Auch das gehört zum Alltag des UeG Piloten: Gemütlicher Jass nach dem Mittagessen in der Kanti- /m /fisfruM/onsd/ensf Aus Anlass des 300jährigen Jubiläums des ne in Payerne. - Ausbildung von Militärpiloten, Sicherstellung Zürcherischen Artillerie-Kollegiums stellte des Nachwuchses für das Instruktionskorps (Pi- das Schweizerische Landesmuseum eine loten) und zum Teil für die Werkflieger des Sonderschau über die Artillerie im alten Zü- Jahren Assistent des Schweizer Verteidigungs- BAMF rieh zusammen. attachés an der Botschaft in Washington, hat Unterstützung der Miliz-Flugwaffe in Schulen Schwerpunkte bilden die Tätigkeit im Pul- keine Mühe gescheut, dem Verfasser Einblick - und Kursen ver-Laboratorium, die Darstellung und Kon- in die wichtigsten Einrichtungen in Payerne, die zeption von Feuerwerken sowie eine Zu- in Dübendorf, die Heli- Flugdemonstrationen und «Patrouille Jungpilotenausbildung - sammenstellung von Neujahrsblättern und kopterbasis in Alpnach sowie den Flugplatz Suisse» Stichen. Es wird über die Gründung und Emmen vermitteln. Als Mittel zum Zweck zu sow/'e Jubiläen informiert, und natürlich kommen diente für unsere Verschiebungen auch das - Durchführen von Flügen für Dienststellen des auch berühmte Kollegianten zu Ehren. neue P-7 (PC-7), von dessen Schulflugzeug Bundes Zur Eröffnung dieser sehenswerten Aus- Leistungsfähigkeit, Wendigkeit und Eleganz Militärhelikopter-Rettungsdienst Stellung erscheint eine Festschrift, die sich sich der Verfasser bei dieser Gelegenheit sei- - Zu diesem Zweck ist das UeG, das ausbil- mit dem Übergang von der Büchsenmeiste- ber überzeugen konnte. dungsseitig dem Waffenchef der Flieger- und rei zur modernen Artillerie befasst. Diese Fliegerabwehrtruppen (Divisionär Leuthoid) un- Festschrift wird ab Juni im Buchhandel er- Geschichte und Organisation des Überwa- terstellt und für operationelle Belange dem hältlich sein. chungsgeschwaders Kommandanten der Flugwaffenbrigade 31 (Bri- Diese Sonderschau dauert vom 29. Mai bis Die Schaffung des Überwachungsgeschwaders gadier Läubli) zur direkten Zusammenarbeit zu- zum 31. August 1986 und ist während den (UeG) geht auf einen Antrag General Guisans gewiesen ist, mit seinen derzeit 132 Personen normalen Öffnungszeiten des Landesmu- im Jahre 1941 zurück. Am 4. April 1941 bewil- (wovon 122 Piloten, Stand 1.7.84) wie folgt seums zu besichtigen. ligte der Bundesrat die Aufstellung, um «insbe- organisiert:

10 SCHWEIZER SOLDAT 5/86 eine «Schülern» - Aufklärergruppe (Mirage III RS) weise als Fluglehrer, im Staffeldienst oder an- fahrungen mitzugeben. Zu seinen diesem Lt H Droz, ein Infor- eine Leichtfliegergruppe derweitig eingesetzt. Für die mittlerweilen zum gehörten an Tage Oberleutnant avancierten Leute steht jetzt der matiker aus Genf, und Lt F Blanchoud, Physik- - eine Einsatzstelle Lufttransporte (inkl Militär- Weg zum Staffelkommandanten-Stellvertreter student an der Universität Bern. Gründlich wur- elikopter Rettungsdienst) oder Staffelkommandant offen. de der bevorstehende Einsatz über dem Berner ~ eine Spezialdienstgruppe (Fluglehrer, Flug- Im einzelnen sieht sich der diplomierte Militär- Oberland (Luftkampf von 2 Tigern gegen einen dienstleitung, bei Flugsicherung, Mitwirkung berufspilot abwechslungsweise folgenden Auf- einzelnen Tiger) in allen Phasen besprochen. der Führungsorganisation und Flie- der Flieger- gaben, in Anlehnung an das Pflichtenheft des An anderer Stelle sahen wir gleichentags Hptm Serabwehrtruppen, Rettungsdienst, im techni- UeG, gestellt: Grosjean, Kommandantstellvertreter der Flie- sehen Bereich usw) - Einsatz im Staffeldienst mit entsprechendem gerstaffel 6 und DC-9 Copilot der Swissair (90 ^®reich Jungpilotenausbildung Kampftraining Jet-Flugstunden 1985), zusammen mit Oblt "'s 5 Fliegerstaffeln und die Aufklärergruppe Einsatz als Fluglehrer in sämtlichen Kursen Baumann, Zimmermeister aus Coudrefin (mit je sind - und beim reguläre Teile der Flieger- und Fliegerab- der fliegerischen Grundausbildung 60 Jet-Flugstunden 1984 1985), Wehrtruppen, während die Bereiche Üben im Tiger-Trainer, der eine wertvolle und übrigen Einsatz als vollamtlicher Spezialist in der ss UeG nur in Friedenszeit bestehen. - kostengünstige «Trockenausbildung» ermög- Funktion eines Flugdienstleiters, Flieger- licht, bevor für die nicht am Boden simulierba- schiessleiters, Luftkampf-, Erdkampf-, Luftauf- ren «scharfen» Übungen auf die Kampfflugzeu- Die klärungs- oder Flugsicherungsoffiziers Ausbildung der UeG Piloten ge umgestiegen werden muss. Einsatz als Pilot für Flugdemonstrationen zu- Obschon die Idee bei der Schaf- - ursprüngliche gunsten militärischer Schulen und Kurse "dg des UeG nicht primär die Ausbildungsauf- Einsatz als Pilot in der Kunstflugformation Lufttransporte und der Militärhelikopter- gaben anvisierte, nehmen diese heute einen - «Patrouille Suisse», die allerdings im Gegen- Rettungsdienst (MRH) ganz beträchtlichen Teil der Verpflichtungen in - satz zu ausländischen Teams dieser Art zwi- Anspruch. Nach Abschluss der Pilotenschule 2, - Major Bachmann, Kommandant-Stellvertreter 's sehen April und Oktober nur einmal pro Woche mit der Brevetierung zum Militärpiloten (im der Gruppe Alpnach, gab nach einem kurzen übt und jährlich an nur 6-8 Veranstaltungen im Grade eines Wachtmeisters) endet, wird der ins Demonstrationsflug auf einer Alouette II (Imma- sG In- und Ausland teilnimmt. Die 6 Piloten, 1-2 eintretende Pilot einer gründlichen Weiter- trikulation V-51) von Emmen zum Hauptstütz- Reservepiloten und der Trainer kehren nach ausbildung unterzogen. Die Hauptleute Brändli punkt der militärischen Helikopterflotte in Alp- and jedem Training unverzüglich zu ihrer ange- Dubs haben diese Jungpilotenausbildung nach einen Einblick in das Pflichtenheft dieses stammten Aufgabe als UeG Pilot zurück Dübendorf ausführlich erläutert: Bereiches. 'e etwa 8-10 jährlich im November als Wacht- - Einsatz zur Erprobung neuer Flugzeuge vor Die Gruppe Alpnach umfasst 10 Piloten und 2 Das UeG feister ins UeG eintretenden Jungpiloten wer- der eigentlichen Beschaffung. wird Dispatcher. Regelmässig werden auch abver- ®n Wahrscheinlichkeit wie bei den heu- während 5 Semestern (in etwa V/2 Jahren) mit grosser dienende Leutnants für die Einsätze zugezo- im Einsatz befindlichen Maschinen auch als Fluglehrer und Militärberufspiloten mit ei- te gen. Im Rahmen des MRH stehen in Alpnach Fem bei der Be- speziellen Diplom ausgebildet. In diesen 5 erstes Flugerfahrungen künftigen nicht nur ständig 2 innert 8 Minuten startklare Jet-Trainers smestern ist auch die dreiteilige Militärflugleh- Schaffung eines neuen sowie bei Helikopter bereit, auch ein Arzt ist auf Pikett, die Jahre 'srschule (MFS) eingebaut. Der fünfsemestrige dem für 90er geplanten Kauf eines und für die Maschinen sind auch Löschgerät-, ehrgang ist im einzelnen wie folgt strukturiert: neuen Jägers sammeln Scheinwerfer- und Seilwindenausrüstungen - Einsatz als Pilot bei der Leichtfliegergruppe, vorhanden. Mit der Rettungsflugwacht besteht Semester: die Transporte für Behörden, zivile und militäri- eine enge Zusammenarbeit. In Alpnach befin- Ausbildung an der Schweizerischen Luftver- sehe Stellen sicherstellt, zudem mit dem Militär- det sich an gleicher Stelle auch die Einsatzleit- Kshrsschule (SLS) mit Unterrichtsschwerge- helikopter-Rettungdienst 365 Tage und Nächte stelle für Lufttransporte. Herr Küster, ein ziviler W'chten in Navigation, Luftfahrtgesetzgebung, im Jahr bereitsteht Beamter und Dispatcher, erläutert das Pro- ektronik, Wetterkunde, Radiotechnik usw, Wir konnten eine dieser typischen Aufgaben gramm am Tage unseres Besuches. Von den ^"Schulung auf das Tiger-Kampfflugzeug, eines UeG Piloten anlässlich unseres Besu- total vorgesehenen 23 Einsätzen waren bei- miegertaktik ches in Payerne mitverfolgen. spielsweise Transporte für den SAC, für eine 2- Semester: Obit R Henzi, UeG Pilot der Staffel 18, war parlamentarische Kommission, für eine Alpkor- während eines TK (einwöchiger, sogenannter poration, uam vorgesehen. Flüge werden im Fortsetzung der fliegertaktischen Ausbildung and Trainingskurs, der dem fliegerischen Training auch dezentral, also nicht nur von Alp- allgemein bildender Unterricht übrigen der Staffeln dient) der Milizstaffel 6 als Instruk- nach aus, durchgeführt. Nicht selten werden 3' Semester: tor zugeteilt, um den neu auf den Tiger umge- pro Woche bis zu 150 Einsätze geflogen. Die Militärfluglehrerschule I und II (2 Wochen Dü- schulten Piloten etwas von seinen Luftkampfer- Flüge werden zu 80% von Berufspiloten und ®ndorf, 5 Wochen Locarno mit etwa 30 Flügen P-3 und P-7), Trainingskurse, Fluglehrer- Praktikant in einer Piloten RS, MFS III (5 Wo- a en Sion mit etwa 30 Flügen auf Vampire) 1- Semester: teiersschule bei den Flieger- und Fliegerab- ehrtruppen (FF-Truppen), Fluglehrerprakti- in einer Piloten UOS, Technischer Kurs Semester: echnischer Kurs, Sportkurs, Fluglehrerprakti- in einer Pilotenschule 1. Teil, Technischer m und bei erfolgreicher Absolvierung des samten Programmes Diplom und Wahl zum °eamten

Uncuf^ Vertrag zwischen dem EMD Swissair tet k sind die UeG Piloten verpflich- Da'm'f Altersjahr im UeG zu bleiben, "lie enormen Ausbildungskosten (ma " bis gegen 1 Million Fr pro Mann etwaf[ ®^etierung als Militärpilot) während ?.^®dren kom- men nutzbringend zum Tragen fahren in *We' rf' ^ wechseln der Regel etwa ^e, Swissair. Die meist Piloten zur hörin^ Reiben^ der Flugwaffe dann als Ange- erhalten. Nach ^ der Pilot ^ 'önfsemestrigen Ausbildung wird 'P den folgenden Jahren abwechslungs-

^PIWEIZER SOLDAT 5/86 zur Folge, dass aus etwa 60 Flugstunden an die Die Abzeichen der UeG Formationen 110 Einsätze resultieren können. Diese kurzen, intensiv genutzten Einsätze unterscheiden un- sere Flugwaffe von vielen ausländischen Luft- waffen, die aufgrund grosser Distanzen für ei- nen einzigen Einsatz 60 und mehr Minuten veranschlagen müssen. Ein anderes Ereignis ergab überraschend die Möglichkeit, die Leistung und Einsatzbereit- schaft der Flugwaffe und des UeG zu testen. Major Kuhn, Geschwaderkommandant in Payerne, erläuterte mir die Aeros-Übung von 1983. Damals wurde auf Beschluss des Bun- 1 1 Fliegerstaffel desrates vom 15.-28.9. im Anschluss an den 2 Fliegerstaffel 10 (Aufklärergruppe) Abschuss eines südkoreanischen Jumbos 3 (KAL 007) durch ein sowjetisches Kampfflug' Boy- 4 Fliegerstaffel 16 zeug und im Rahmen der umfassenden kottmassnahmen eine verschärfte Überwa- 5 Fliegerstaffel 17 chung des Schweizerischen Luftraumes vorge- 6 nommen, der für diese Zeit für sowjetische 7 Leichtfliegergruppe Flugzeuge gesperrt wurde. Je eine Patrouille RS 8 Jungpiloten UeG Mirages III S in Payerne und Tiger/Mirage III in Dübendorf standen wäh- 9 Die «Patrouille Suisse» Kampfflugzeuge rend zwei Wochen ununterbrochen bereit. Aus zwei Kommandoposten wurde die Aktion ge- führt und verschiedene nicht regulär gemeldete oder nicht mit einer Clearance versehene frem- de Flugzeuge, darunter eine bulgarische Li- nienmaschine, abgefangen, identifiziert und fo- tografiert. Auch während der periodisch stattfindenden Alarmübung der Schweizer Armee im Septem- nur zu 20% von Milizleuten geflogen, erstere und belegen schwarz auf weiss, wo die Truppe ber 1985 haben die Flugwaffe und das UeG fliegen auch sämtliche Nachteinsätze. In Alp- ihrer Pflicht zum Tarnen und Verwischen von bewiesen, dass sie ohne jegliche Vorwarnung nach befindet sich aus naheliegenden Gründen Spuren nicht oder nur unzureichend nachge- auch sonntags in der Lage sind, innert Stunden auch die Pikettstelle zur Rettung bei militäri- kommen ist. Die Resultate solcher Missionen Kampfflugzeuge in den Einsatz zu schicken. Es sehen Unfällen. Nicht zuletzt bietet diese militä- lassen wertvolle Lehren ziehen, die Piloten und war dies ein nicht unwesentlicher Beitrag zur rische Basis mit ihrer Werkstatt sechs Ausbil- Auswerter wiederum haben jedesmal Gelegen- Dissuasionswirkung und ein Beweis einer rasch dungsplätze für Lehrlinge. heit, noch bessere Mittel und Wege herauszu- erstellbaren Einsatzbereitschaft. finden, um den «Gegner auszumachen». Auf- Es ist zwar - entgegen einer landläufigen Mei- klärer fliegen in der Regel sehr tief und ausser- nung - nicht so, dass das UeG als ganzes oder Luftaufklärung ordentlich schnell, stolz weist Hptm Suter gera- zu Teilen in permanenter hoher Einsatzbereit- de deswegen auf die Tatsache hin, dass noch schaft steht, ausgenommen natürlich während Wie viele andere versieht auch der UeG Ange- keine Mirage III RS verloren gegangen ist. den ordentlichen Wiederholungskursen, die die hörige Oberstleutnant Hürlimann seinen Dienst Staffeln des UeG wie jene der Miliz auch zu in einem zur Flugwaffenbrigade 31 gehörenden Schlussbetrachtungen leisten haben. Bereich: in der Dienststelle Luftaufklärung. Die Das UeG weist aber für Situationen ausserhalb 8 Angehörigen (die Piloten sind nicht mehr in Die Schweizer Flugwaffe dürfte hinsichtlich der strategischen Fälle eine ausgeklügelte Staffeln des UeG eingeteilt) gehören zum Stab Umfang, Ausrüstung und Führungsgrundsät- Alarmorganisation auf, die es jederzeit erlaubt, des Kommandanten der Flugwaffenbrigade 31 zen vergleichsweise zu den fortschrittlichsten die überall und in den verschiedensten Funktio- (Brigadier Läubli), der im Ernstfalle durch Miliz- gehören. Umgekehrt unterliegt sie Einschrän- nen eingesetzten Piloten innert wenigen Stun- leute ergänzt würde. kungen, die in einem kleinen und dicht besie- den zusammenzuziehen. Dies und die Tatsa- Die Dienststelle arbeitet ua intensiv für die Eid- delten Lande nicht zu umgehen sind. Um so che, dass Pikettpiloten bestimmt sind, ist ein genössische Landestopographie, wird derzeit mehr sind Ausbildungsmöglichkeiten im Berei- tauglicher Kompromiss, der aus dem ständigen doch jedes Jahr ein Sechstel des Schweizeri- che Luftkampf, wie sie erstmals im Januar 1985 Konflikt zwischen dem Bedarf an UeG Piloten sehen Territoriums zu vermessungstechni- und möglicherweise erneut im Sommer 1986 in als Ausbildner einerseits und dem Bedarf der- sehen Zwecken aus der Luft fotografiert. Südsardinien oder Lenkwaffen-Scharfschiess- selben Leute als Kampfflugzeug-Piloten «der Oberstlt Hürlimann war am Tage unseres Besu- Übungen, wie sie im Frühling 1986 zum zweiten ersten Stunde» andererseits ein Optimum ver- ches mit einem zweimotorigen Grand Com- Male im nordschwedischen Vidsel durchgeführt spricht. mander während vier Stunden in den Kantonen werden konnten bzw können, absolut notwendi- Gesamthaft bleibt der positive Eindruck, dass Glarus und Graubünden unterwegs. Er wies auf und hochwillkommene Herausforderungen ge das Überwachungsgeschwader dank seiner die zu solchen Flügen erforderliche absolute an Piloten, Techniker und Bodenmannschaften. Professionalität, dank seiner ständigen Einsatz- Präzision in der Vermessungsfliegerei hin, die Solche und andere Übungen lassen oft Verglei- bereitschaft «der ersten Stunde» und dank der keine Toleranzen dulde. che mit ausländischen Stellen zu und diese grossen umfassenden Ausbildungshilfen der Milizflug- Die Dienststelle arbeitet seit 15 Jahren auch mit zeigen immer wieder ein erstaunlich gutes Ab- waffe wertvolle Impulse zu verleihen und einen dem geographischen Institut der Universität Zü- schneiden unserer Flieger. Dies, obschon ein hohen Beitrag zur Kampfbereitschaft und zum rieh ua im Rahmen des Projektes «Schneeab- UeG Pilot pro Jahr nur auf 200 Flugstunden Kampfwert der Armee schlechthin sowie zum flussmodell» eng zusammen. Hin und wieder (wovon etwa 100-120 Flugstunden als Ausbild- Schutze vor Überraschungen zu leisten ersuchen auch kantonale Forstämter um Unter- ner und 80-100 Flugstunden auf Jet zur eige- vermag. D Stützung. nen Ausbildung) kommt, der Milizpilot sogar nur Schliesslich ist die Dienststelle auch Auftragge- auf etwa die Hälfte des UeG Kollegen. Demge- ber für die Aufklärergruppe des UeG unter der genüber sollen NATO Piloten pro Jahr auf etwa Leitung von Hauptmann Suter, zurzeit Korn- 150-220 Flugstunden (wovon zu grossen Tei- mandant a i der Mirageaufklärer Staffel 10. len auf Jets) kommen. Woran liegt angesichts Wir danken an dieser Stelle dem Komman- Diese ua aus acht Piloten und Auswertern zu- dieser Unterschiede der Erfolg der Schweizer do der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen, sammengesetzte Profiequipe ist - zumindest Piloten? Sicher sind Ausbildungsaufbau und dem Waffenchef der FF-Truppen, dem indirekt-vielen Wehrmännern nicht unbekannt. -intensität eine Erklärung, hinzu kommt aber Kommandanten des UeG sowie allen Betei- Sie klären in Manövern und Übungen Stel- auch die Tatsache, dass in unserem Lande ligten für ihre uneingeschränkte Unterstüt- lungsräume der Artillerie, Brückenübergangs- vergleichsweise kurze «Anmarschwege» zu zung bei der Vorbereitung dieses Artikels. stellen, Bereitschaftsräume in Dörfern usw auf den Übungsräumen zu fliegen sind. Dies hat

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