Deutscher Bundestag Drucksache 1 2/1091 12. Wahlperiode 29.08.91

Sachgebiet 13

Gesetzentwurf der Bundesregierung

Entwurf eines Gesetzes zur Übertragung der Aufgaben der Bahnpolizei und der Luftsicherheit auf den

A. Zielsetzung Mit dem Gesetzentwurf sollen die Rechtsgrundlagen für die Über- tragung — der bahnpolizeilichen Aufgaben einschließlich der Aufgaben des Fahndungsdienstes der Deutschen Bundesbahn sowie — auf Antrag des jeweiligen Landes — der Aufgaben zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des Luftverkehrs auf den Bundesgrenzschutz geschaffen werden. Darüber hinaus dient der Gesetzentwurf auch der Rechtsangleichung, da der Bun- desgrenzschutz in den neuen Bundesländern die genannten Auf- gaben aufgrund des Einigungsvertrages bereits wahrnimmt.

B. Lösung In das Gesetz über den Bundesgrenzschutz wird eine Vorschrift eingefügt, die dem Bundesgrenzschutz die bahnpolizeilichen Auf- gaben zuweist. Dementsprechend werden die bisherigen Rechts- grundlagen für die Tätigkeit der innerhalb der Deutschen Bundes- bahn organisierten Bahnpolizei gestrichen. Im Luftverkehrsgesetz wird die bisherige Zuständigkeitsregelung, nach der die Luftsicherheitsaufgaben den Ländern im Rahmen der Bundesauftragsverwaltung zugewiesen sind, ergänzt um die Mög- lichkeit, diese Aufgaben auf Antrag an den Bund zur Wahrneh- mung durch den Bundesgrenzschutz abzugeben. Ergänzende Regelungen bleiben auf das zur Erfüllung der ge- nannten Aufgaben zwingend Erforderliche beschränkt. Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

C. Alternativen Keine

D. Kosten

— Bei Übernahme der bahnpolizeilichen Aufgaben im früheren Bundesgebiet werden im Bundeshaushalt zusätzliche Ausga- ben in Höhe von 165 Mio. DM jährlich entstehen. Der Wirt- schaftsplan der Deutschen Bundesbahn wird demgegenüber um die Kostensätze für die Bahnpolizei und den Fahndungs- dienst entlastet. — Falls alle alten Bundesländer die Übernahme der Luftsicher- heitsaufgaben durch den Bund beantragen, werden im Bundes- haushalt zusätzliche Ausgaben bis zu ca. 135 Mio. DM jährlich entstehen. Sie werden durch Einnahmen aus der bisher über- wiegend den Ländern zustehenden Luftsicherheitsgebühr größtenteils ausgeglichen. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

Bundesrepublik Deutschland Der Bundeskanzler Bonn, den 29. August 1991 021 (131) — 211 02 — Bu 102/91

An den Präsidenten des Deutschen Bundestages

Hiermit übersende ich den von der Bundesregierung beschlossenen Entwurf eines Gesetzes zur Übertragung der Aufgaben der Bahnpolizei und der Luftsicherheit auf den Bundesgrenzschutz mit Begründung (Anlage 1) und Vorblatt.

Ich bitte, die Beschlußfassung des Deutschen Bundestages herbeizuführen.

Federführend ist der Bundesminister des Innern.

Der Bundesrat hat in seiner 633. Sitzung am 5. Juli 1991 gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes beschlossen, zu dem Gesetzentwurf, wie aus Anlage 2 ersichtlich, Stellung zu nehmen.

Die Auffassung der Bundesregierung zu der Stellungnahme des Bundesrates ist in der als Anlage 3 beigefügten Gegenäußerung dargelegt.

Kohl Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Anlage 1

Entwurf eines Gesetzes zur Übertragung der Aufgaben der Bahnpolizei und der Luftsicherheit auf den Bundesgrenzschutz

Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlos- b) In Absatz 2 wird folgender Satz 2 angefügt: sen: „Der Bundesminister des Innern kann jeweils Mittel- oder Unterbehörden des Bundesgrenz- schutzes zusammenfassen." Artikel 1 Änderung des Bundesgrenzschutzgesetzes 5. § 47 wird wie folgt geändert: a) Absatz 2 Satz 1 wird wie folgt gefaßt: Das Bundesgrenzschutzgesetz vom 18. August 1972 (BGBl. I S. 1834), zuletzt geändert durch Artikel 3 des „Der Bundesgrenzschutz kann geeignete Perso- Gesetzes vom 14. März 1990 (BGBl. I S. 478), wird wie nen zur Wahrnehmung von bestimmten Aufga- folgt geändert: ben

1. In § 1 Nr. 3 werden am Ende von Buchstabe k ein 1. zum Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit Komma sowie folgender Buchstabe 1 angefügt: des Luftverkehrs (§ 1 Nr. 3 Buchstabe 1),

„l) § 31 Abs. 2 Nr. 19 des Luftverkehrsgesetzes, so- 2. bei der Kontrolle des grenzüberschreitenden weit die dort genannten Aufgaben in bundes- Verkehrs (§ 2 Nr. 2) oder eigener Verwaltung ausgeführt werden," 3. bei der Abwehr von Gefahren auf dem Ge- Nach § 2 wird folgender § 2 a eingefügt: 2. biet der Bahnanlagen der Bundeseisenbah- „§ 2a nen (§ 2 a) Bahnpolizeiliche Aufgaben zu Hilfspolizeibeamten bestellen, soweit hierfür Der Bundesgrenzschutz hat die Aufgabe, auf ein Bedürfnis besteht." dem Gebiet der Bahnanlagen der Bundeseisenbah- nen Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder b) Absatz 4 wird wie folgt gefaßt: Ordnung abzuwehren, die „(4) Der Bundesminister des Innern bestimmt 1. den Benutzern, den Anlagen oder dem Bet rieb die für die Aufsicht über die Hilfspolizeibeam- der Bahn drohen oder ten und ihre Bestellung zuständigen Bundes- grenzschutzbehörden. " 2. beim Betrieb der Bahn entstehen oder von den Bahnanlagen ausgehen."

3. § 33 wird wie folgt geändert: Artikel 2 a) In der Überschrift werden die Worte „zur Durch- Änderung des Luftverkehrsgesetzes führung des Grenzschutzes" gestrichen. Das Luftverkehrsgesetz in der Fassung der Be- b) In Absatz 2 wird folgender Satz 2 angefügt: kanntmachung vom 14. Januar 1981 (BGBl. I S. 61), „Satz 1 Nr. 1 bis 4 gilt entsprechend für die Be- zuletzt geändert durch Artikel 37 des Gesetzes vom treiber von Häfen und Verkehrsflughäfen." 28. Juni 1990 (BGBl. I S. 1221), wird wie folgt geän- c) Nach Absatz 2 wird folgender Absatz 3 ange- dert: fügt: 1. In § 19b Abs. 1 Satz 1 wird der Punkt am Ende der „(3) Absatz 2 gilt entsprechend für die Betrei- Nummer 4 durch einen Strichpunkt ersetzt und fol- ber von Verkehrsflughäfen und die Verkehrs- gende Nummer 5 angefügt: unternehmen einschließlich der Verkehrsver- waltungen des Bundes, auf deren Anlagen der „5. an der Überprüfung nach § 29d Abs. 2 und 3 Bundesgrenzschutz Aufgaben nach § 1 Nr. 3 mitzuwirken. " Buchstabe 1 und § 2 a wahrzunehmen hat." 2. In § 20a Abs. 1 Satz 1 wird der Punkt am Ende der 4. § 43 wird wie folgt geändert: Nummer 4 durch einen Strichpunkt ersetzt und fol- gende Nummer 5 angefügt: a) Absatz 1 Nr. 2 wird wie folgt gefaßt: „5. an der Überprüfung nach § 29d Abs. 2 und 3 „2. als Unterbehörden mitzuwirken. " a) die Grenzschutzämter, 3. Nach § 29c wird folgender neuer § 29d einge- b) die Bahnpolizeiämter." fügt: Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

„§ 29d 4. Der bisherige § 29d wird § 29e.

(1) Die Luftfahrtbehörden entscheiden, welchen 5. § 31 Abs. 2 Nr. 19 wird wie folgt gefaßt: Personen die Berechtigung zum Zugang zu den nicht allgemein zugänglichen oder sicherheits- „19. den Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit empfindlichen Bereichen und Anlagen gemäß des Luftverkehrs (§§ 29c, 29d). Auf Antrag §§ 19b Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 und 20a Abs. 1 Nr. 2 zu eines Landes kann der Bund diese Aufgaben erteilen ist. in bundeseigener Verwaltung ausführen. In diesem Fall werden die Aufgaben von der (2) Die Luftfahrtbehörden können die Zuverläs- vom Bundesminister des Innern bestimm- sigkeit ten Bundesgrenzschutzbehörde wahrgenom- 1. von Personen, denen zur Ausübung einer beruf- men; § 29c Abs. 1 Satz 3 bleibt unberührt." lichen Tätigkeit nicht nur gelegentlich Zugang zu den in Absatz 1 genannten Bereichen und 6. In § 32 wird nach Absatz 2 a folgender Absatz 2 b Anlagen gewährt werden soll, eingefügt: 2. von Personal der Flugplatz- und der Luftfahrtun- „(2 b) Der Bundesminister für Verkehr bestimmt ternehmen, soweit dieses Personal aufgrund sei- die Einzelheiten der Überprüfung nach § 29 d ner Tätigkeit die Möglichkeit hat, die Sicherheit Abs. 2 und 3 sowie die Anlässe und Fristen für eine des Luftverkehrs zu beeinträchtigen, sowie Wiederholung der Überprüfungen durch Rechts- verordnung im Einvernehmen mit dem Bundesmi- 3. der Personen, die nach § 29 c Abs. 1 Satz 3 als nister des Innern und mit Zustimmung des Bundes- Hilfsorgane eingesetzt werden sollen, rates. " mit Zustimmung des Betroffenen überprüfen. (3) Die Flugplatz- und die Luftfahrtunternehmen teilen der Luftfahrtbehörde die bei ihnen vorhan- Artikel 3 denen Informationen über den Be troffenen mit. Änderung der Eisenbahn-Bau- und Zum Zwecke der Überprüfung dürfen den Luft- Betriebsordnung fahrtbehörden auf Ersuchen vorhandene, für die Beurteilung der Zuverlässigkeit bedeutsame Infor- Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung vom mationen insbesondere von den Polizei- und den 8. Mai 1967 (BGBl. II S. 1563), zuletzt geändert durch Verfassungsschutzbehörden übermittelt werden. die Verordnung vom 18. Dezember 1981 (BGBl. I Wird die Überprüfung einer Person, die bereits zum S. 1490), wird wie folgt geändert: Zugang zu den in Absatz 1 genannten Bereichen und Anlagen berechtigt ist, wiederholt oder nach- 1. Die §§ 55 bis 61 werden aufgehoben. geholt und beschränkt sich die Überprüfung auf die Auswertung bereits vorhandenen Wissens der 2. § 64 a wird wie folgt geändert: Beschäftigungsstelle sowie der Polizei- und der Verfassungsschutzbehörden, ist es abweichend a) Absatz 1 Nr. 1 wird gestrichen. von Absatz 2 ausreichend, daß der Be troffene zu- b) Absatz 3 wird wie folgt gefaßt: vor von der Einleitung der Überprüfung Kenntnis erhalten hat. Die Luftfahrtbehörde gibt dem Betrof- „(3) Die Zuständigkeit für die Verfolgung und fenen Gelegenheit, sich zu den eingeholten Aus- Ahndung von Ordnungswidrigkeiten nach den künften zu äußern, wenn diese Zweifel an der Zu- Absätzen 1 und 2 wird auf die Bahnpolizeiämter verlässigkeit begründen. übertragen." (4) Die Luftfahrtbehörden dürfen die für den Zweck der Überprüfung erhobenen Informationen nicht für andere Zwecke verwenden. Sie dürfen Artikel 4 den Flugplatz- und den Luftfahrtunternehmen nur das Ergebnis der Überprüfung übermitteln, es sei Inkrafttreten denn, die Kenntnis weiterer Informationen ist für die Durchführung eines gerichtlichen Verfahrens Dieses Gesetz tritt am ... (einsetzen: Datum des im Zusammenhang mit der Überprüfung erforder- ersten Tages des dritten auf die Verkündung folgen- lich. " den Kalendermonats) in Kraft. Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Begründung

A. Allgemeine Begründung darüber hinausgehender Änderungsbedarf, insbeson- dere hinsichtlich etwaiger spezifisch auf die neuen 1. Vorbemerkung Aufgaben zugeschnittener polizeilicher Befugnisse, bleibt der Neufassung des Bundesgrenzschutzgeset- Mit den in diesem Gesetzentwurf vorgeschlage- zes vorbehalten. nen Änderungen des Bundesgrenzschutzgesetzes Verfassungsrechtliche Hindernisse für eine Übertra- (BGSG), des Luftverkehrsgesetzes (LuftVG) und der gung der bahnpolizeilichen Aufgaben und der Luftsi- Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) sollen cherheitsangaben nach § 29 c LuftVG auf den Bun- die Rechtsgrundlagen für eine Übernahme der bahn- desgrenzschutz bestehen nicht. polizeilichen Aufgaben und — auf Antrag des jeweili- gen Landes — der Aufgaben zum Schutz vor Angrif- Die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz des fen auf die Sicherheit des Luftverkehrs durch den Bundes über die Bundeseisenbahnen nach Artikel 73 Bundesgrenzschutz geschaffen werden. Nr. 6 GG schließt bahnpolizeiliche Angelegenheiten ein. Auch die Verwaltungskompetenz für die Bahnpo- Überlegungen, dem Bundesgrenzschutz neue Aufga- ben im Rahmen der Kompetenzordnung des Grund- lizei im Bereich der Bundeseisenbahnen liegt beim gesetzes zu übertragen, sind im Bundesministerium Bund (Artikel 87 Abs. 1 GG). Dies gilt ebenfalls für des Innern schon vor dem Wegfall der innerdeutschen den Fahndungsdienst der Deutschen Bundesbahn, dessen Strafverfolgungsaufgaben gemäß § 163 der Grenze und unabhängig von dem geplanten Abbau der polizeilichen Kontrollen des grenzüberschreiten- Strafprozeßordnung aus den präventiven Aufgaben der Bahnpolizei resultieren. den Verkehrs an den EG-Binnengrenzen eingeleitet worden. Dabei ging es auch um die grundsätzliche Für die Luftsicherheitsaufgaben ergibt sich die aus- Frage, inwieweit der Bundesgrenzschutz verstärkt zur schließliche Gesetzgebungskompetenz des Bundes Wahrnehmung von Tagesaufgaben im Sicherheitsbe- ebenfalls aus Artikel 73 Nr. 6 GG als Teil des Rege- reich herangezogen werden kann. Auf diese Weise lungsbereichs „Luftverkehr". Die Verwaltungskom- könnte polizeiliches Potential der Länder entlastet petenz des Bundes für die Luftverkehrsverwaltung, werden mit der Folge, daß die auch die Luftsicherheitsaufgaben einschließt, ist in — in größerem Umfang vornehmlich im Artikel 87 d Abs. 1 GG geregelt. Sie ist gemäß Arti- großstädtischen Bereich und kel 87 d Abs. 2 GG durch das Luftverkehrsgesetz den Ländern als Auftragsverwaltung übertragen. Dem — mehr und weiter spezialisierte Bundesgesetzgeber ist es unbenommen, eine Mög- — auch zur vorbeugenden Kriminalitätsbekämp- lichkeit zur „Rückübertragung" der Aufgaben zu er- fung — öffnen.

zur Verfügung stünde. Die jeweils gesonderte Aufzählung der bundeseige- Die Untersuchungen haben sich insbesondere auf nen Verwaltungszweige in Artikel 87 ff. GG schließt zwei Aufgabenbereiche konzentriert, deren Über- eine Verlagerung einzelner Aufgabenbereiche inner- nahme durch den Bundesgrenzschutz zweckmäßig halb der Bundesverwaltung nicht aus. Mit der insbe- und rechtlich möglich ist: sondere in Artikel 87 Abs. 1 enthaltenen Aufzählung werden keine Verwaltungsträger, Verwaltungszüge — den Schutz vor Angriffen auf die Sicherheit des oder Ressortbereiche festgeschrieben. Vielmehr wird Luftverkehrs, insbesondere vor Flugzeugentfüh- nur eine Reihe von Sachbereichen der bundeseigenen rungen und Sabotageakten, nach § 29c LuftVG, Verwaltung genannt, deren organisatorische Ausge- staltung den zuständigen Bundesorganen überlassen — die Aufgaben der Bahnpolizei und des Fahndungs- bleibt. Zweck der Aufzählung ist nicht die organisato- dienstes der Deutschen Bundesbahn. rische Abschottung der dort genannten Gegenstände Beide Aufgaben nimmt der Bundesgrenzschutz auf- bundeseigener Verwaltung untereinander, sondern grund des Einigungsvertrages in den neuen Bundes- die sachliche Abgrenzung gegenüber der ansonsten ländern bereits seit dem Beitritt der ehemaligen DDR generell gegebenen Verwaltungskompetenz der Län- zum Geltungsbereich des Grundgesetzes am 3. Okto- der. ber 1990 wahr. Im Interesse einheitlicher polizeilicher Rechtsverhältnisse ist deshalb eine baldige Rechtsan- Für die in Artikel 87 Abs. 1 Satz 2 GG als fakultative gleichung für das gesamte Bundesgebiet angezeigt. Bundeskompetenz genannten Bundesgrenzschutzbe- hörden folgt daraus, daß diesen durch das Gesetz über Aus diesem Grunde mußte der vorliegende Gesetz- den Bundesgrenzschutz eingerichteten Behörden kei- entwurf der ebenfalls in der 12. Legislaturpe riode ge- neswegs nur Grenzschutzaufgaben übertragen wer- planten Neufassung des Bundesgrenzschutzgesetzes den dürfen, sondern auch andere Verwaltungsaufga- vorgezogen werden. Die jetzt vorgeschlagenen Ände- ben des Bundes. Allerdings bedürfen diese einer eige- rungen bleiben auf das für die Aufgabenübertragung nen konstitutionellen Kompetenzgrundlage, wie sie unbedingt erforderliche Mindestmaß beschränkt. Ein für die Bahnpolizei in Artikel 87 Abs. 1 Satz 1 GG und Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091 für die Luftsicherheit in Artikel 87 d Abs. 1 GG enthal- zeibereich anzugleichende Planstellenstruktur gün- ten ist. stig aus. Auch nach der bisherigen Staatspraxis sind dem Bun- Seit dem 3. Oktober 1990 nimmt der Bundesgrenz- desgrenzschutz Aufgaben außerhalb des Grenzschut- schutz bereits die bahnpolizeilichen Aufgaben auf zes zugewiesen. Dies gilt z. B. für den Schutz von Bun- dem Gebiet der neuen Bundesländer einschließlich desorganen nach § 4 BGSG und für bestimmte Aufga- dem Land Berlin wahr. Dies beruht auf Maßgabevor- ben auf hoher See nach § 6 BGSG. schriften zur Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung in Anlage I, Kapitel XI, Sachgebiet A, Nr. 6 des Eini- gungsvertrages vom 31. August 1990 (BGBl. 1990 II, S. 889, 1099). Danach gelten im Beitrittsgebiet (Arti- 2. Bahnpolizei kel 3 des Einigungsvertrages) Angehörige des Bun- desgrenzschutzes mit bahnpolizeilichen Aufgaben als Die Deutsche Bundesbahn verfügt zur Wahrnehmung Bahnpolizeibeamte im Sinne des § 60 Abs. 1 Nr. 1 ihrer Aufgabe, Gefahren abzuwehren, die dem Be- EBO und Behörden des Bundesgrenzschutzes mit trieb der Bahn oder ihren Benutzern drohen bzw. die bahnpolizeilichen Aufgaben als Bahnpolizeibehörden vom Betrieb der Bahn oder von Bahnanlagen ausge- im Sinne des § 61 EBO. Diese Maßgaben gelten nach hen (§ 55 EBO), über eine eigene Bahnpolizei mit ei- § 3 Abs. 3 des Gesetzes zur Überleitung von Bundes- nem Personalsoll von 2 770 hauptamtlichen Mitarbei- recht nach Berlin (West) — 6. Überleitungsgesetz — tern. Daneben gibt es einen eigenständig organisier- vom 25. September 1990 (BGBl. I S. 2106) mit Wir- ten Fahndungsdienst mit 221 Mitarbeitern, dem die kung vom 3. Oktober 1990 (BGBl. I S. 2153) auch in Bearbeitung solcher Straftaten zugewiesen ist, die ge- Berlin (West). gen Eigentum, Besitz, Gewahrsam oder den Dienstbe- trieb der Deutschen Bundesbahn gerichtet sind. Der Bundesminister für Verkehr und der Bundesmini- ster des Innern haben dazu unter dem 1. Oktober 1990 Es ist vorgesehen, den derzeitigen Personalbestand Übereinstimmung erzielt, daß die Vollzugsorgane des dieser Dienstzweige bei der Deutschen Bundesbahn Bundesgrenzschutzes auch hinsichtlich ihrer bahnpo- mit Übertragung der Aufgaben möglichst vollzählig lizeilichen Fachaufgaben in dem genannten Gebiet auf freiwilliger Basis in den Bundesgrenzschutz zu unter der Ressortverantwortung des Bundesministers übernehmen. des Innern stehen. Die Frage einer Übernahme der Bahnpolizei und des Fahndungsdienstes der Deutschen Bundesbahn durch den Bundesgrenzschutz ist von einer intermini- 3. Luftsicherheit steriellen Arbeitsgruppe mit positivem Ergebnis ge- prüft worden. Sie befürwortet eine solche Übertra- Den Luftfahrtbehörden der Länder ist gemäß § 31 gung unter mehreren Gesichtspunkten: Abs. 2 Nr. 19 i. V. m. § 29c LuftVG im Wege der Auf- tragsverwaltung des Bundes die Aufgabe zugewie- In einem rein polizeilichen Führungssystem kann das sen, Maßnahmen zum Schutz vor Ang riffen auf die vorhandene polizeiliche Potential unabhängig vom Sicherheit des Luftverkehrs, insbesondere vor Flug- Wirtschaftsbetrieb „Deutsche Bundesbahn" besser zeugentführungen und Sabotageakten, durchzufüh- zugunsten der inneren Sicherheit der Bundesrepublik ren. Deutschland genutzt werden. Zudem können Kräfte der Bundesgrenzschutzverbände bei besonders per- Die Luftsicherheitsaufgaben umfassen im wesentli- sonalintensiven Einsätzen (z. B. Begleitung von Fuß- chen: ballfans, Demonstrationsteilnehmern, Bundeswehr- — Fluggastkontrollen (Kontrolle der Fluggäste und reservisten, Gefahrguttransporten) ohne weiteres zur ihres Handgepäcks), Verstärkung herangezogen werden. Die Deutsche Bundesbahn erfährt eine erhebliche finanzielle Entla- — Kontrolle von Reisegepäck, stung, kann sich auf ihre wirtschaftlichen Aufgaben — Schutz der Fluggastkontrollstellen, als Verkehrsbetrieb konzentrieren und wird in ihrer- Konkurrenzfähigkeit, etwa gegenüber dem Straßen- — Objektschutz auf dem gesamten Flugplatzgelände verkehr, gestärkt. (einschließlich Vorfeldbestreifung), Der Bundesgrenzschutz erhält einen zusätzlichen ein- — Schutzmaßnahmen bei besonders gefährdeten zeldienstlichen Dienstzweig, in den Vollzugsbeamte Flügen/Unternehmen (sog. High-Risk-Bereich), des Bundesgrenzschutzes nach acht- bis zehnjähriger Dienstzeit in den Verbänden übernommen werden — Betrieb von Simulationskammern, können. Dadurch wird der Bundesgrenzschutz in sei- — Maßnahmen zur Abwehr konkreter Störungen, so- nem Bestreben, eine Überalterung der Bundesgrenz- weit nicht die allgemeine Polizei zuständig ist (z. B. schutzverbände zu vermeiden, unabhängiger von der Flugzeugentführungen) , Übernahmebereitschaft der Länder. Schließlich wird das Berufsbild eines Polizeivollzugsbeamten im Bun- — Sicherheitsüberprüfungen für Personal mit Zu- desgrenzschutz attraktiver, was insbesondere auch gangsberechtigung zu den nicht allgemein zu- die Nachwuchswerbung in Konkurrenz zur Landes- gänglichen oder den sicherheitsempfindlichen Be- polizei, der Bundeswehr, dem Zoll etc. erleichtert. reichen.

Für die betroffenen Beamten der Bahnpolizei und des In den westdeutschen Bundesländern und in Ber lin Fahndungsdienstes wirkt sich die an den übrigen Poli werden derzeit für die Luftsicherheitsaufgaben rd. Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

3 000 Kräfte, davon etwa die Hälfte Polizeivollzugsbe- B. Zu den einzelnen Vorschriften amte, eingesetzt.

Der Deutsche Bundestag hatte am 31. Mai 1990 im Zu Artikel 1 (Gesetz über den Bundesgrenzschutz) Rahmen des Zehnten Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes mit Zustimmung des Bundesra- Zu § 1 Nr. 3 Buchstabe 1 tes eine Regelung beschlossen, die es den Bundeslän- dern ermöglichen sollte, eine Übernahme der Luftsi- § 1 Nr. 3 führt die dem Bundesgrenzschutz durch Vor- cherheitsaufgaben durch den Bund zu beantragen. schriften außerhalb des BGSG zugewiesenen Aufga- Für diesen Fall war vorgesehen, daß die genannten ben in Form eines — allerdings nicht vollständigen — Aufgaben von der vom Bundesminister des Innern Katalogs von Rechtsvorschriften im einzelnen auf. bestimmten Bundesgrenzschutzbehörde wahrgenom- Entsprechend dieser Systema tik wird die in § 31 men werden (vgl. BR-Drucksache 391/90). Die danach Abs. 2 Nr. 19 des Luftverkehrsgesetzes neu zu schaf- vorgesehene Neufassung des § 31 Abs. 2 Nr. 19 fende Rechtsgrundlage für eine Übertragung der Auf- LuftVG ist allerdings nicht in Kraft ge treten, da der gaben zum Schutz vor Ang riffen auf die Sicherheit des Bundespräsident das Zehnte Gesetz zur Änderung Luftverkehrs auf den Bundesgrenzschutz als neuer des Luftverkehrsgesetzes aus verfassungsrechtlichen Buchstabe 1 angefügt. Gründen nicht ausgefertigt hat (vgl. Schreiben des Bundespräsidenten vom 22. Januar 1991, BR-Druck- sache 37/91). Die verfassungsrechtlichen Bedenken des Bundespräsidenten bezogen sich allerdings aus- Zu § 2 a schließlich auf die mit diesem Gesetz in erster Linie bezweckte Privatisierung der Flugsicherung, nicht je- Die bisher in § 55 der EBO enthaltene Aufgaben- doch auf die Möglichkeit einer Übertragung der Luft- beschreibung für die Bahnpolizei wird — abgesehen sicherheitsaufgaben auf den Bundesgrenzschutz. von kleinen redaktionellen Änderungen — inhalts- gleich in § 2 a BGSG übernommen. Diese Bestimmung In der Zwischenzeit hatten mehrere Länder bereits enthält auch die bislang in § 56 EBO geregelte räum- konkrete Übernahmeanträge oder -anfragen an den liche Begrenzung der Aufgabe auf das Gebiet der Bundesminister des Innern gerichtet bzw. angekün- Bahnanlagen, ergänzt durch den Zusatz „der Bundes- digt, einen Übernahmeantrag zu stellen, sobald die eisenbahnen" — nämlich Deutsche Bundesbahn und rechtlichen Voraussetzungen für eine Übernahme ge- Deutsche Reichsbahn. Damit wird klargestellt, daß geben sind. bahnpolizeiliche Aufgaben auf dem Gebiet der nicht- bundeseigenen Schienenbahnen nicht in die Verwal- Die bei der Beschlußfassung des Deutschen Bundes- tungskompetenz des Bundes fallen. Die sonderpoli- tages und des Bundesrates maßgeblichen Gründe für zeiliche Zuständigkeit des Bundesgrenzschutzes für eine Regelung zur Übernahme der Luftsicherheitsauf- die bahnpolizeilichen Aufgaben ist mithin sowohl gaben durch den Bundesgrenzschutz sind nach wie funktional — auf die Abwehr eisenbahntypischer vor gegeben: Es bliebe sichergestellt, daß auch künf- Gefahren — als auch räumlich — auf das Gebiet der tig im Bereich der Luftsicherheit die wesentlichen Bahnanlagen der Bundeseisenbahnen — einge- Aufgaben von Polizeivollzugsbeamten wahrgenom- grenzt. men werden und die Länder gleichzei tig die hier ein- gesetzten Beamten für die Wahrnehmung anderer Die Zuständigkeit der allgemeinen Polizei bleibt un- Aufgaben freistellen können. Außerdem würde damit berührt. Die ist auch auf dem Gebiet dem Bestreben Rechnung ge tragen, den Bundes- der Bahnanlagen für die allgemeine Gefahrenabwehr grenzschutz verstärkt zur Wahrnehmung von Tages- zuständig — z. B. im Bereich von Bahnhofshallen — aufgaben im Bereich der inneren Sicherheit heranzu- soweit nicht die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes im ziehen. Vordergrund steht.

Der vorliegende Gesetzentwurf sieht deshalb vor, § 31 Es bleibt der Polizei des Landes überlassen, inwieweit Abs. 2 Nr. 19 LuftVG mit demselben Wortlaut neu zu sie sich — wie bisher — im Bereich der Bahnanlagen fassen, wie dies schon im Zehnten Gesetz zur Ände- auf die ohnehin vorhandene Präsenz der Bahnpolizei rung des Luftverkehrsgesetzes von den parlamentari- einrichtet und ihr den „ersten Zugriff" nach Maßgabe schen Gremien beschlossen worden war. Außerdem der landesrechtlichen Vorschriften überläßt. soll — ebenfalls auf der Grundlage eines schon in der Anders als bisher § 55 EBO beinhaltet § 2 a nur eine gleichen Novelle beschlossenen § 29 d LuftVG — eine Aufgabenbeschreibung und keine Generalklausel für Befugnisregelung in das Luftverkehrsgesetz einge- die bahnpolizeilichen Befugnisse. Dies ist nach Einfü- fügt werden, nach der Personal in sicherheitsrelevan- gung des § 2 a in den Aufgabenteil des BGSG ent- ten Tätigkeitsbereichen der Flughäfen auf seine Zu- behrlich, da die Befugnisregelungen der §§ 10 ff. verlässigkeit überprüft werden kann. BGSG auch für die bahnpolizeilichen Aufgaben An- wendung finden. Demgegenüber enthält das bishe- Aufgrund einer Anordnung des Bundesministers für rige Recht der Bahnpolizei keine Regelung der sog. Verkehr nimmt der Bundesgrenzschutz die Luftsi- polizeilichen Standardbefugnisse. cherheitsaufgaben im Gebiet der ehemaligen DDR bereits seit dem 3. Oktober 1990 wahr. Diese Anord- Hinsichtlich der aus § 163 StPO folgenden Strafverfol- nung beruht auf einer Maßgabe zum Luftverkehrs- gungsaufgaben ist die bahnpolizeiliche Zuständigkeit gesetz in Anlage I, Kapitel XI, Sachgebiet C, Ab- des Bundesgrenzschutzes funktional und räumlich in schnitt III, Nr. 1 b des Einigungsvertrages. gleicher Weise wie bei den präventiven Aufgaben Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091 beschränkt. Die Sachleistungsbefugnis der Staatsan- bahn auf kleineren und abgelegenen Bahnhöfen in waltschaft bleibt unberührt. Betracht. Zur Wahrnehmung von Luftsicherheitsaufgaben wäre dies denkbar bei Flughäfen mit geringem Verkehrs- Zu § 33 aufkommen, auf denen die ständige Anwesenheit von hauptberuflichem Luftsicherheitspersonal nicht erfor- Die in § 33 Abs. 2 enthaltenen Verpflichtungen der derlich ist. Verkehrsunternehmen, die mit der grenzpolizeilichen Kontrolle beauftragten Behörden und Beamten bei Die bisher den Grenzschutzämtern erteilte Ermäch- der Durchführung ihres Auftrags zu unterstützen, ist tigung, mit Zustimmung der Grenzschutzdirektion aufgrund der neu hinzukommenden bahnpolizeili- Hilfspolizeibeamte zu bestellen, kann hinsichtlich der chen Aufgaben und der Luftsicherheitsaufgaben ent- neuen Aufgaben nicht ohne weiteres erweitert wer- sprechend zu erweitern. Dies geschieht durch einen den, da die sachlichen Gegebenheiten der einzelnen neu angefügten Absatz 3. Dienstzweige zu unterschiedlich sind. Absatz 4 sieht deshalb vor, daß der Bundesminister des Innern so- Absatz 2 Satz 2 dient lediglich der Klarstellung, daß wohl in bezug auf die Bestellung als auch die Aufsicht die genannten Verpflichtungen auch die Betreiber eine den unterschiedlichen Gegebenheiten Rechnung von Häfen und Verkehrsflughäfen treffen. Dies ent- tragende Regelung trifft. spricht der bisherigen Handhabung in der Praxis. Es war allerdings umstritten, ob eine entsprechende Rechtspflicht sich schon unmittelbar aus der gelten- Zu Artikel 2 (Luftverkehrsgesetz) den Fassung des Absatzes 2 ergab, da dort nur die Verkehrsunternehmen genannt sind. Zu den §§ 19b und 20a

Die Ergänzung um jeweils eine neue Nummer 5 in Zu § 43 beiden Bestimmungen steht im Zusammenhang mit der Einfügung eines neuen § 29 d. Die Mitwirkungs- Als Konsequenz aus der Übertragung der bahnpoli- pflichten der Unternehmer von Verkehrsflughäfen zeilichen Aufgaben sind in Absatz 1 entsprechend der und der Luftfahrtunternehmen bei der Überprüfung bisherigen funktionalen Behördenstruktur des Bun- nach § 29 d Abs. 2 und 3 sind aus Gründen des syste- desgrenzschutzes zusätzlich Bahnpolizeiämter als matischen Zusammenhangs mit den übrigen Pflichten Unterbehörden aufzunehmen. Hingegen erscheint es dieser Unternehmen in den §§ 19b und 20a geregelt nicht erforderlich, eine Bahnpolizeidirektion als Mit- (vgl. im übrigen die Begründung zu § 29d). telbehörde sowie zusätzliche Luftsicherheitsbehörden in den Behördenaufbau des Bundesgrenzschutzes aufzunehmen, da dementsprechende Aufgaben von Zu § 29d den vorhandenen Behörden wahrgenommen werden können. Absatz 1 knüpft an § 19b Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 an, wo- Absatz 2 wird um die Möglichkeit erweitert, Bundes- nach die Unternehmer von Verkehrsflughäfen ver- grenzschutzbehörden der gleichen Ebene zusammen- pflichtet sind, nicht allgemein zugängliche oder si- zufassen. Dies dient einerseits der Rationalisierung cherheitsempfindliche Bereiche vor unberechtigtem und Verwaltungsvereinfachung und läßt andererseits Zugang zu sichern bzw. nur besonders berechtigten eine Neuorganisation zu, nach der die Aufgaben des Personen den Zugang zu gestatten. Wer über die Zu- Bundesgrenzschutzes auf regionaler Ebene zusam- gangsberechtigung entscheidet, war bisher nicht ge- mengefaßt werden. Es bleibt der geplanten umfassen- regelt. Diese Zuständigkeit wird nunmehr den Luft- den Novellierung des BGSG vorbehalten, die endgül- fahrtbehörden zugewiesen. Die Aufgabe kann nach tige Organisationsstruktur des Bundesgrenzschutzes § 31 Abs. 2 Nr. 19 (in der Fassung dieses Entwurfs) auf festzulegen. den Bundesgrenzschutz übertragen werden, wenn - das jeweilige Land dies im Zusammenhang mit der Übernahme der Luftsicherheitsaufgaben nach § 29 c Zu § 47 beantragt. Die in Absatz 2 vorgesehene Ermächtigung, das auf Absatz 2 in der geltenden Fassung gestattet die Be- Verkehrsflughäfen in sicherheitsrelevanten Aufga- stellung von Hilfspolizeibeamten nur für die Wahr- benbereichen tätige Personal auf seine Zuverlässig- nehmung von Aufgaben bei der Kontrolle des grenz- keit zu überprüfen, trägt den unabdingbaren Sicher- überschreitenden Verkehrs. heitserfordernissen des Luftverkehrs Rechnung und berücksichtigt die in der Rechtsprechung zum Recht Es bedarf in bezug auf die Bestellungsmöglichkeit von auf informationelle Selbstbestimmung erhobenen An- Hilfspolizeibeamten einer Erweiterung um die bahn- forderungen. Eine ausdrückliche gesetzliche Rechts- polizeilichen Aufgaben und die Luftsicherheitsaufga- grundlage für die schon bisher üblichen Überprüfun- ben, die ebenso wie die grenzpolizeiliche Kontrolle gen fehlt im geltenden Recht. einzeldienstlicher Art sind. Die Bestellung von Hilfs- polizeibeamten kommt beispielsweise in besonderen Die Überprüfung obliegt den Luftfahrtbehörden der Fällen anstelle der bisherigen nebenamtlichen Bahn- Länder. Die Aufgabe kann aber nach der vorgeschla polizeibeamten im Bereich der Deutschen Bundes genen Neufassung des § 31 Abs. 2 Nr. 19 ebenso wie Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode die Luftsicherheitsaufgaben nach § 29 c ganz oder lich der den Ländern im Auftrage des Bundes oblie- teilweise auf den Bundesgrenzschutz übertragen wer- genden Bundesstraßenverwaltung vorgesehen. den. Über einen solchen Antrag entscheidet der Bundesmi- Die Vorschrift knüpft im wesentlichen an § 29 d in der nister des Innern als das für den Bund zuständige Fassung des — nicht in Kraft getretenen — Zehnten Organ nach pflichtgemäßem Ermessen. Es ist nicht Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes an. zwingend vorgeschrieben, daß der Antrag des Landes Absätze 2 und 3 wurden in Abstimmung mit dem Bun- jeweils die gesamten Luftsicherheitsaufgaben inner- desbeauftragten für den Datenschutz und in redaktio- halb seines Bereichs umfaßt. Er könnte z. B. auch auf neller Anlehnung an § 12b des Atomgesetzes jedoch bestimmte Flughäfen beschränkt werden. Ebenso teilweise modifiziert. Danach ist grundsätzlich für die wäre es denkbar, nur die Übernahme der Luftsicher- Überprüfung die Zustimmung des Betroffenen erfor- heitsaufgaben nach § 29 c ohne die in dem Klammer- derlich. Eine Ausnahme gilt nach Absatz 3 nur in Fäl- zusatz ebenfalls genannte Überprüfungskompetenz len der Wiederholungs- oder der nachgeholten erst- des § 29d zu beantragen. maligen Überprüfung von bereits zugangsberechtig- tem Personal, wenn sie sich auf die Auswertung des Es ist zu erwarten, daß die Einzelheiten der Übertra- bereits vorhandenen Wissens der Beschäftigungs- gung in einer Verwaltungsvereinbarung zwischen stelle oder der Polizei- und Verfassungsschutzbehör- Bund und dem jeweiligen Land geregelt werden. Aus den beschränkt. In diesem Fall genügt es, daß der Gründen der Rechtssicherheit empfiehlt es sich, eine Betroffene zuvor von der Einleitung der Überprüfung solche Vereinbarung und die Übernahmeentschei- Kenntnis erhalten hat. Diese Ausnahmen sind gebo- dung analog § 63 Abs. 1 BGSG im Bundesanzeiger zu ten, um insbesondere bei konkreten Anlässen im In- veröffentlichen. teresse der Sicherheit des Luftverkehrs rasch handeln zu können. Dabei ist zu berücksichtigen, daß teilweise — je nach Flughafen und Anlaß — ein relativ großer Zu § 32 Abs. 2 b Personenkreis überprüft werden muß, der im Falle der Zustimmungsverweigerung nicht ohne weiteres um- Vgl. Begründung zu § 29 d gesetzt oder entlassen werden könnte, ohne die Funk- tionsfähigkeit des Flughafenbetriebes zu gefährden.

Absatz 3 stellt sicher, daß den Luftfahrtbehörden zum Zu Artikel 3 (Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung) Zwecke der Überprüfung nur bereits vorhandene In- formationen über den Betroffenen übermittelt werden Zu §§ 55 bis 61 dürfen.

In jedem Fall muß dem Betroffenen Gelegenheit ge- Die §§ 55 bis 61 können ersatzlos gestrichen werden. geben werden, sich zu im Rahmen der Überprüfung Die für die Wahrnehmung der bahnpolizeilichen Auf- aufgetauchten Zweifeln an seiner Zuverlässigkeit zu gaben auf dem Gebiet der Bahnanlagen im Bereich äußern. der Bundeseisenbahnen notwendigen Regelungen werden künftig im BGSG enthalten sein. Einzelheiten der Überprüfung nach den Absätzen 2 und 3, insbesondere des Verfahrens, bestimmt der Für die nichtbundeseigenen Eisenbahnen wird eine Bundesminister für Verkehr durch Rechtsverordnung sonderpolizeiliche Regelung für die Abwehr eisen- im Einvernehmen mit dem für Fragen der Luftsicher- bahntypischer Gefahren nicht mehr für erforderlich heit zuständigen Bundesminister des Innern und mit gehalten. Insoweit beruhen die §§ 55 ff. EBO auf der Zustimmung des Bundesrates. Eine entsprechende konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz des Arti- Ermächtigung soll in § 32, der die Rechtsverordnungs- kels 74 Nr. 23 GG. Falls der Bund nunmehr das ein- ermächtigungen des Luftverkehrsgesetzes zusam- schlägige Bundesrecht aufhebt, gilt für die polizeili- menfaßt, als neuer Absatz 2 b eingefügt werden. Sie che Gefahrenabwehr im Bereich der nichtbundesei- greift inhaltlich die schon im Zehnten Gesetz zur Än- genen Eisenbahnen künftig Landesrecht. Es bleibt derung des Luftverkehrsgesetzes enthaltene Formu- den Ländern somit überlassen, ihre allgemeinen Poli- lierung auf und berücksichtigt darüber hinaus die Prä- zeigesetze in diesem Bereich anzuwenden oder zisierungen des § 12b Abs. 2 des Atomgesetzes. — falls sie dies für erforderlich halten — spezialge- setzliche Regelungen zu schaffen. Erforderlich bleibt Absatz 3 enthält die datenschutzrechtlich erforderli- jedoch die generelle Weitergeltung der in den §§ 62 che Zweckbindung für die Verwendung der erhobe- bis 64 geregelten Gebote und Verbote für das Verhal- nen Informationen. ten auf dem Gebiet der Bahnanlagen und der in § 64 a getroffenen Regelungen über die Ordnungswidrig- keiten.

Zu § 31 Abs. 2 Nr. 19 Im einzelnen: Die Aufgabenbeschreibung des § 55 ist in § 2 a BGSG Die Vorschrift bietet dem einzelnen Land die Möglich- enthalten. keit, selbst darüber zu entscheiden, ob es die Luftsi- cherheitsaufgaben mit eigenen Kräften wahrnehmen Das gleiche gilt für die räumliche Begrenzung der oder eine Übernahme durch den Bund mit Kräften des bahnpolizeilichen Aufgaben in § 56 Abs. 1. Die dort Bundesgrenzschutzes beantragen will. Ein vergleich- ebenfalls enthaltene Feststellung, daß die Zuständig- bares Verfahren ist in Artikel 90 Abs. 3 GG hinsicht- keit der allgemeinen Polizei unberührt bleibt, hat nur Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

deklaratorischen Charakter und ergibt sich schon un- Kosten mittelbar aus dem Grundgesetz. Sowohl die Übernahme der bahnpolizeilichen Aufga- Die in § 56 Abs. 2 geregelte Notzuständigkeit der ben als auch der Luftsicherheitsaufgaben durch den Bahnpolizei für vorläufige Maßnahmen außerhalb der Bundesgrenzschutz haben kostenmäßige Auswirkun- Bahnanlagen gehört zur Gesetzgebungskompetenz gen auf den Bundeshaushalt. Den zusätzlichen Aus- der Länder, die in ihren Polizeigesetzen auch zumeist gaben stehen aber Einnahmen oder Einsparungen an entsprechende Regelungen getroffen haben. anderer Stelle gegenüber. § 57 ist teilweise durch das Verwaltungsverfahrens- Durch die Übernahme der bahnpolizeilichen Aufga- gesetz und im übrigen durch die Befugnisregelungen ben in den alten Bundesländern werden für den Bun- im Bundesgrenzschutzgesetz überholt. deshaushalt zusätzliche Ausgaben in Höhe von rd. § 58 ist entbehrlich, weil eine gleichartige Regelung in 165 Mio. DM jährlich entstehen. § 12 Abs. 2 BGSG enthalten ist. Im Wirtschaftsplan der Deutschen Bundesbahn entfal- Das gleiche gilt für § 59, dem § 13 BGSG entspricht. len die der Bahnpolizei und dem Fahndungsdienst zuzurechnenden Kostensätze. Die Regelungen über haupt- und nebenamtliche Bahnpolizeibeamte in § 60 werden ebenfa lls ersetzt Falls alle alten Bundesländer die Übernahme der Luft- durch entsprechende Vorschriften des BGSG. An sicherheitsaufgaben durch den Bund beantragen, stelle der nebenamtlich im Bahnpolizeidienst tätigen werden die dafür anfallenden zusätzlichen Ausgaben Betriebsbeamten der Deutschen Bundesbahn können im Bundeshaushalt rd. 135 Mio. DM betragen. Dem künftig Hilfspolizeibeamte nach der vorgeschlagenen werden entsprechende Einnahmen aus der 1990 ein- Neufassung des § 47 Abs. 2 BGSG bestellt werden, geführten Luftsicherheitsgebühr gegenüberstehen. soweit dies erforderlich ist. Für den Bereich der nicht Im Entwurf des Haushalts 1991 und der mittelfristigen bundeseigenen Eisenbahnen bleibt es den Ländern Finanzplanung sind die zusätzlichen Ausgaben be- überlassen, ob sie künftig dort Hilfspolizeibeamte be rücksichtigt. stellen wollen. Diese Möglichkeit ist allerdings nicht in allen Bundesländern vorgesehen. § 61 ist aufzuheben, weil Bahnpolizeibehörden künf Im einzelnen tig gemäß § 43 Abs. 1 BGSG Bundesgrenzschutzbe- hörden sind. Bahnpolizei

Der Personalbedarf des Bundesgrenzschutzes wird im Zu § 64 a wesentlichen dem bisherigen Kräfteansatz der Bahn- polizei und des Fahndungsdienstes entsprechen. Absatz 1 Nr. 1 ist als Folge der Streichung des § 57 Im 3. Nachtrag zum Haushalt 1990 sind für die Über- ebenfalls zu streichen. Bahnpolizeiliche Verfügungen nahme der Beamten der Bahnpolizei und des Fahn- können künftig auf das Verwaltungsverfahrensgesetz dungsdienstes sowie für das zusätzlich erforderliche oder das Bundesgrenzschutzgesetz gestützt werden. Führungs- und Verwaltungspersonal 3 119 Planstel- Eine Bußgeldbewehrung entsprechender Verfügun- len mit Sperrvermerk ausgebracht. Aus dem BGS gen erscheint entbehrlich, da sie in der Vergangen- Bereich werden dafür 1 000 Planstellen in Abgang heit nur eine geringe Rolle gespielt hat. gestellt und weitere 1 000 Planstellen mit dem Ver- merk „künftig wegfallend" (kw) ab 1995 in mehreren Absatz 3 ist entsprechend den organisatorischen Än- Jahresraten versehen. 18 Stellen sind mit einem derungen neu zu fassen. Der Wortlaut entspricht der Sperrvermerk für Angestellte vorgesehen. heute üblichen Formulierung. Die laufenden Kosten für die sächlichen Verwaltungs- mittel werden auf ca. 20 Mio. DM geschätzt. - Stellungnahme der Spitzenorganisationen Außerdem ist ein einmaliger Betrag von rd. 15 Mio. DM für die Übernahme der vorhandenen Die Spitzenorganisationen der Berufsvertretungen Sachausstattung erforderlich. — Deutscher Beamtenbund, Deutscher Gewerk- schaftsbund und Christlicher Gewerkschaftsbund - sowie die ihnen angeschlossenen Fachgewerkschaf- Luftsicherheit ten sind zu der geplanten Übernahme der Bahnpolizei und des Fahndungsdienstes der Deutschen Bundes- Durch die Übernahme der Luftsicherheitsaufgaben bahn durch den Bundesgrenzschutz gehört worden. auf den Bundesgrenzschutz wird der Bundeshaushalt Zu der grundsätzlichen Zielrichtung wurden keine — abgesehen von Personalnebenkosten in Höhe von Bedenken erhoben. Anmerkungen und ergänzende ca. 5 Mio. DM jährlich — nicht mit zusätzlichen Perso- Vorschläge der Berufsvertretungen bezogen sich im nalkosten belastet. wesentlichen auf Einzelfragen der Übernahme des Personals. Den Vorschlägen wird größtenteils Rech- Falls alle westdeutschen Länder eine Übernahme der nung getragen. Sie haben auf die in diesem Gesetz- Luftsicherheitsaufgaben wünschen, werden dafür ca. entwurf vorgeschlagenen Bestimmungen keinen Ein- 1 500 Polizeivollzugsbeamte des Bundesgrenzschut- fluß. zes benötigt. Dabei ist vorgesehen, daß sämtliche bis- Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

her von Polizeivollzugsbeamten 'der Länder wahrge- Zusätzliche Sachkosten entstehen für den Bund insbe- nommenen Aufgaben von bereits vorhandenen Poli- sondere aufgrund der erforderlichen Anmietung und zeivollzugsbeamten des Bundesgrenzschutzes über- Einrichtung von Räumlichkeiten für die Dienst- und nommen werden. Aufenthaltsräume der Polizeivollzugsbeamten und Angestellten auf den großen Verkehrsflughäfen sowie Die bislang von Angestellten wahrgenommenen Auf- aufgrund der erforderlichen einheitlichen Beklei- gabenbereiche — Fluggast- und Gepäckkontrolle, Be dung. Die anfallenden Miet- und Bewirtschaftungsko- trieb der Simulationskammern - können auch wei- sten (einschließlich der Kosten für die Aufenthalts- terhin Zivilkräften übertragen bleiben (§ 29 c Abs. 1 räume) werden auf rd. 5 Mio. DM jährlich geschätzt. Satz 3 LuftVG). Bei der Übertragung der Luftsicher- Bei der Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten ist zu heitsaufgaben werden die Länder eine Übernahme berücksichtigen, daß der Grenzschutzeinzeldienst der bei ihnen angestellten rd. 1 500 Tarifkräfte verlan- schon jetzt Dienststellen auf den großen Flughäfen für gen. die polizeiliche Kontrolle des grenzüberschreitenden Für diese sind im Bundeshaushalt entsprechende Stel- Verkehrs unterhält und sich deshalb eine gemein- len auszubringen. Für die bei der Frankfu rter Flugha same Nutzung anbietet. fen AG beschäftigten Tarifkräfte hätte der Bund die Erstattung der erforderlichen Personalkosten vom Die laufenden Kosten für den übrigen sächlichen Ver- Land Hessenau übernehmen. Schließlich wären ent- waltungsaufwand dürften bei etwa 4 Mio. DM liegen, sprechende Ausgabemittel erforderlich, soweit die mit falls die Luftsicherheitsaufgaben in allen Bundeslän Sicherheitsgesellschaften in einzelnen Bundeslän- dern übernommen werden. dern abgeschlossenen Verträge weitergefüh rt werden sollen. Die Gesamtkosten für die im Bereich der Fluggast- und Gepäckkontrolle im früheren Bundesgebiet ein- Preiswirkungsklausel schließlich West-Berlin eingesetzten Angestellten können durch die am 1. Juli 1990 eingeführte Luftsi cherheitsgebühr in Höhe von 3,50 bis 6,50 DM pro Die Übernahme der Bahnpolizei und des Fahndungs- abfliegenden Passagier in vollem Umfang gedeckt dienstes der Deutschen Bundesbahn durch den Bun- werden. Der Gebührenrahmen ist so kalkuliert, daß desgrenzschutz hat allenfalls auf die Endverbraucher- ein Gebührenanteil zwischen 3,00 bis 6,00 DM den preise für Transportleistungen der Deutschen Bun- — auf den einzelnen Flughäfen jeweils unterschiedli desbahn einen tendenziell preissenkenden Einfluß, chen — Personalaufwand für die Fluggast- und Ge- da entsprechende Ausgabefaktoren im Wirtschafts- plan der Deutschen Bundesbahn entfallen. päckkontrolle und der verbleibende Teil in Höhe von 0,50 DM die vom Bund schon bisher zu tragenden Zweckausgaben abdecken. Im übrigen hat die Übernahme von Aufgaben durch den Bundesgrenzschutz generell keine preislichen Die Einnahmen aus der Luftsicherheitsgebühr und die Auswirkungen, da mit der Maßnahme weder Einkom- Ausgaben für die im Luftsicherheitsbereich eingesetz- mens- und Nachfrageveränderungen, sondern allen- ten Tarifkräfte würden künftig in den jewei ligen Lan- falls regionale Nachfrageverschiebungen verbunden deshaushalten entf allen. sind.

- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

Anlage 2

Stellungnahme des Bundesrates

Der Bundesrat hat in seiner 633. Sitzung am 5. Juli auch in zahlenmäßig und räumlich eng umgrenz- 1991 beschlossen, zu dem Gesetzentwurf gemäß Arti- ten Gebieten wie auf Flughäfen, in Seehäfen und kel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes wie folgt Stellung zu auf einigen Bahnhöfen im Inland die Grenzabferti- nehmen: gung von Personen durchführt. Im übrigen ist der Bundesgrenzschutz aber bisher nicht flächendek- kend im Bundesgebiet tätig. 1. Zu den Eingangsworten Weitere Aufgaben sieht die Verfassung für den Die Eingangsworte sind wie folgt zu fassen: Bundesgrenzschutz in Artikel 35 Abs. 2 und 3, Arti- kel 91 und 115f Abs. 1 Satz 2 GG vor. In diesen „Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundes- Vorschriften sind besondere Lagen angesprochen, rates das folgende Gesetz beschlossen: ". die sich zwar wiederholen können, die aber nicht ständig gegeben sind. Für solche relativ selten ein- Begründung tretenden Fälle, die weder ein Land noch der Bund mit dem eigentlichen Fachpersonal bewältigen Die Zustimmungsbedürftigkeit des Gesetzes ergibt können, läßt die Verfassung den Einsatz des Bun- sich aus Artikel 87 d Abs. 2 GG und Artikel 85 desgrenzschutzes unter bestimmten Voraussetzun- Abs. 1 GG (Übertragung neuer Aufgaben a if die gen zu. Luftfahrtbehörden der Länder). Wenn dem Bundesgrenzschutz nun wesentliche Aufgaben ohne Grenzbezug zugewiesen werden 2. Zu Artikel 1 Nr. 2, 3, 4 und 5 sowie zu Artikel 3 sollen — selbst wenn es sich wie bei der Bahnpoli- zei und dem Fahndungsdienst der Deutschen Bun- a) Artikel 1 ist wie folgt zu ändern: desbahn um solche handelt, für die eine Verwal- tungskompetenz des Bundes an sich nicht zu be- aa) Nummer 2 ist zu streichen. streiten ist — , besteht die Gefahr, daß der Bundes- bb) In Nummer 3 Buchstabe c sind in § 33 Abs. 3 . grenzschutz sich zu einer allgemeinen Bundespoli- die Worte „und § 2 a" zu streichen. zei entwickelt. Hinzu kommt, daß bei Übernahme der Aufgaben der Bahnpolizei und insbesondere cc) In Nummer 4 ist Buchstabe a zu streichen. des Fahndungsdienstes der Deutschen Bundes- dd) In Nummer 5 Buchstabe a ist in § 47 Abs. 2 bahn der Bundesgrenzschutz quasi ein allgemei- Satz 1 nes kriminalpolizeiliches „Standbein" erhält. in Nummer 1 das Komma durch das Wo rt Die in dem Gesetzentwurf vorgesehene Zuweisung „oder" zu ersetzen, von Aufgaben an den Bundesgrenzschutz erreicht in Nummer 2 das Wort „oder" zu streichen damit eine Qualität, die geeignet ist, die vom und Grundgesetz den Ländern — und eben aus wohler- die Nummer 3 zu streichen. wogenen Gründen nicht dem Bund — vorbehal- tene grundsätzliche Zuständigkeit für die Polizei b) Artikel 3 ist zu streichen. auszuhöhlen. Die Begründung des Entwurfs (Seite 7) enthält bereits — bezogen auf die Nach- Begründung zu a und b wuchswerbung — den Hinweis auf die „Konkur- renz zur Landespolizei". Wie in der Begründung Gegen den Entwurf bestehen erhebliche verfas- auf Seite 6 ausgeführt, geht es darum, den Bundes- sungsrechtliche Bedenken. Die Einrichtung einer grenzschutz verstärkt zur Wahrnehmung von Ta- zentralen Bundespolizeibehörde bedarf einer be- gesaufgaben im Sicherheitsbereich heranzuzie- sonderen rechtlichen Grundlage in der Verfassung. hen. Auf diese Weise — so steht in der Begründung Diese ist nicht in Artikel 87 Abs. 1 Satz 2 GG ent- — soll polizeiliches Potential der Länder entlastet halten, der eine erschöpfende Aufzählung polizei- werden, was nur zur Folge haben kann, daß die licher Verwaltungsträger des Bundes enthält. Wei- Landespolizei aus bisher von ihr wahrgenomme- tere Polizeibehörden zu errichten, ist der Bund nen Aufgaben verdrängt wird. Zur Begründung nicht zuständig. der Übernahme bahnpolizeilicher Aufgaben wird Artikel 87 Abs. 1 Satz 2 GG räumt dem Bund die auf Seite 7 darauf abgestellt, daß „Kräfte der Bun- Kompetenz ein, Bundesgrenzschutzbehörden ein- desgrenzschutzverbände bei besonders personal- zurichten. Somit hat der Bundesgrenzschutz Auf- intensiven Einsätzen (z. B. Begleitung von Fußball- gaben wahrzunehmen, die mit der Sicherung und fans, Demonstrationsteilnehmern, Bundeswehr- der Kontrolle der Grenzen der Bundesrepublik reservisten, Gefahrguttransporten) ohne weiteres Deutschland im Zusammenhang stehen. Diese zur Verstärkung herangezogen werden können". Aufgaben nimmt der Bundesgrenzschutz im allge- Der Einsatz der Verbandspolizei des Bundes ist meinen an der Bundesgrenze wahr, wenngleich er derzeit nur unter den bewußt engen Voraussetzun- Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

gen des Artikels 35 GG zulässig, würde aber auch 5. Zu Artikel 2 Nr. 3 (§ 29 d LuftVG) darüber hinaus — wenn man die in der Begrün- dung geäußerte Rechtsauffassung als richtig unter- In Artikel 2 Nr. 3 sind in § 29 d Abs. 2 Nr. 1 die stellt — ohne Änderung der Verfassung durch Worte „nicht nur gelegentlich" zu streichen. schlichte Novellierung des Bundesgrenzschutzge- setzes ohne weiteres möglich. Begründung

In Verbindung mit der in Aussicht gestellten Aus Sicherheitsgründen muß eine ausnahmslose grundlegenden Neuregelung der Aufgaben und Überprüfung aller Personen, die Zugang zu sicher- Befugnisse des Bundesgrenzschutzes ist dies ein heitsempfindlichen Bereichen und Anlagen haben, entscheidender Schritt zum Einstieg des Bundes in zulässig sein. Gerade Personen, die nur gelegent- allgemeine polizeiliche Aufgaben zu Lasten der lich Zugang haben, können ein größeres Sicher- Kompetenz der Landespolizei. Dafür, daß der Bund heitsrisiko bedeuten als dauernd eingesetzte, fest einen neuartigen Grad der Konzentration polizeili- angestellte Bedienstete. cher Aufgaben anstrebt, spricht weiterhin, daß die Vollzugsorgane des Bundesgrenzschutzes bei Übernahme der bahnpolizeilichen Fachaufgaben 6. Zu Artikel 2 Nr. 3 (§ 29 d LuftVG) unter der Ressortverantwortung des Bundesmini- sters des Innern stehen sollen. Der Bundesrat bittet, im weiteren Gesetzgebungs- verfahren zu prüfen, ob in Artikel 2 Nr. 3 in § 29 d Es besteht die Gefahr, daß das Gesetzesvorhaben Abs. 4 folgender Satz 3 anzufügen ist: der Bundesregierung unser föderales Staatswesen „§ 161 der Strafprozeßordnung bleibt unberührt." schwächt.

Es sind den verfassungsrechtlichen Bedenken in Begründung jedem Falle Vorrang vor Verwaltungszweckmäßig- Es erscheint geboten, ausdrücklich klarzustellen, keits- und fiskalischen Erwägungen einzuräu- daß die Auskunftspflicht der Luftfahrtbehörden auf men. Ersuchen der Staatsanwaltschaft (§ 161 StPO) un- Durch den Antrag werden die Bestimmungen des berührt bleibt. Mit dem Gebot effektiver Strafver- Gesetzentwurfes gestrichen, die nicht verfassungs- folgung, das Verfassungsrang hat (BVerfGE 77, gemäß sind. 65/76; BVerfG NJW 1990, 563/564), wäre es nicht zu vereinbaren, wenn die Luftfahrtbehörden ge- hindert würden, den Staatsanwaltschaften Infor- mationen über selbst schwere Straftaten mitzutei- 3. Zu Artikel 2 Nr. 2 a — neu — (§ 29 c LuftVG) len, die sie im Rahmen einer durchgeführten Zu- verlässigkeitsüberprüfung erlangt haben. In Artikel 2 ist nach Nummer 2 folgende Num- Die Einführung absoluter Verwendungsbeschrän- mer 2 a einzufügen: kungen nimmt zu (vgl. z. B. THW-HelfRG) und droht die Strafrechtspflege zu lähmen. ,2 a. In § 29c Abs. 1 Satz 3 werden die Worte „des von ihnen mitgeführten Gepäcks" durch die Worten „von Sachen" ersetzt.' 7. Zu Artikel 2 Nr. 3 a — neu — (§ 29 e — neu — LuftVG) und Nr. 4 Begründung In Artikel 2 ist nach Nummer 3 folgende Num- Reaktionelle Klarstellung. Von jeher werden auch mer 3 a einzufügen: Sachen durch beliehenes Personal überprüft (z. B. ,3 a. Nach § 29 d wird folgender neuer § 29 e einge- in der Simulationskammer). fügt: „§ 29e

4. Zu Artikel 2 Nr. 3 (§ 29d LuftVG) Die für die Durchsuchung von Personen und Sachen nach § 29 c entstehenden Kosten ha- ben die Luftfahrtunternehmen oder die Halter In Artikel 2 Nr. 3 sind in § 29 d Abs. 1 und 2 jeweils der Luftfahrzeuge zu tragen." die Worte „Die Luftfahrtbehörden" durch die Worte „Die nach Landesrecht zuständigen Luft- Als Folge ist in Artikel 2 die Nummer 4 wie folgt fahrtbehörden" zu ersetzen. zu fassen: „4. Der bisherige § 29d wird § 29f. " Begründung Begründung Klarstellung, welche Behörde zuständig ist. Die bisherige Fassung läßt nicht erkennen, ob für den Das Luftverkehrsgesetz enthält bereits an anderer Vollzug der Vorschriften die Luftfahrtbehörden Stelle (vgl. § 29a) Regelungen über die Kosten- nach § 29 c LuftVG oder die Genehmigungsbehör- erstattung im Bereich der Sicherheit. Aus rechts- den nach § 19b LuftVG zuständig sind. systematischen Gründen sollte die bisher in der Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

Kostenordnung enthaltene Regelung in das Luft- verkehrsgesetz übernommen werden.

8. Zu Artikel 2 Nr. 5 (§ 31 LuftVG)

In Artikel 2 Nr. 5 ist in § 31 Abs. 2 Nr. 19 folgender Satz anzufügen: „Auf Antrag eines Landes kann der Bund die Auf- gaben an das Land zurückübertragen."

Begründung Eine Rückübertragungsmöglichkeit muß sowohl aus bundesstaatlichen als auch aus fachlichen Gründen eröffnet sein. Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Anlage 3

Gegenäußerung der Bundesregierung

Zu Nummer 1: Eingangsworte kel 87 Abs. 1 Satz 2 GG als fakultative Bundesverwal- tungseinrichtung erwähnten „Bundesgrenzschutzbe- Nach Auffassung der Bundesregierung bedarf das hörden" übertragen werden können. Es geht also Gesetz nicht der Zustimmung des Bundesrates. vorliegend nicht darum, unter Rekurs auf den (Ver- waltungs-)Kompetenztitel „Bundesgrenzschutzbehör- Weder aus Artikel 87 d Abs. 2 GG noch aus Artikel 85 den" die Verwaltungszuständigkeit des Bundes zu Abs. 1 GG ergibt sich die Zustimmungsbedürftigkeit erweitern, sondern eine bereits gegebene Verwal- des Gesetzes, da mit dem in Artikel 2 Nr. 3 vorgese- tungskompetenz (Bahnpolizei) einer bestehenden henen § 29 d LuftVG den Ländern keine neuen Auf- Bundeseinrichtung (Bundesgrenzschutz) zu übertra- gaben der Luftverkehrsverwaltung übertragen und gen. auch keine neuen Landesbehörden eingerichtet wer- den. Sowohl die Entscheidungskompetenz für die Zu- Inwiefern Artikel 87 Abs. 1 Satz 2 GG diese Übertra- gangsberechtigung (§ 29d Abs. 1 LuftVG) als auch gung verbieten soll, ist nicht ersichtlich. Insbesondere die Zuständigkeit für die Zuverlässigkeitsprüfung kann dem Grundgesetz kein allgemeines Verbot ent- (§ 29d Abs. 2 LuftVG) sind als Teil der Aufgabe des nommen werden, Verwaltungskompetenzen des Bun- Schutzes vor Angriffen auf die Sicherheit des Luftver- des organisatorisch zusammenzufassen. Maßgeblich kehrs den Luftfahrtbehörden der Länder schon nach ist vielmehr, wie sich auch aus Artikel 30 GG ergibt derzeitiger Rechtslage übertragen (§§ 29c, 31 Abs. 2 („..., soweit dieses Grundgesetz keine andere Rege- Nr. 19 LuftVG). Die Zulässigkeit dieser Maßnahmen lung trifft oder zuläßt"), die konkrete Kompetenzlage. stützt sich gegenwärtig auf § 29 c Abs. 2 LuftVG. Dies Dies besagt hier, wie auch die Stellungnahme des wird auch von den Luftfahrtbehörden der Länder Bundesrates einräumt, daß die Bundesverwaltungs- durchgängig so gesehen und gehandhabt. kompetenz im Bereich der Bahnpolizei „an sich" nicht zu bestreiten ist. Zur Frage der Behördenorganisation, Die jetzt vorgesehene spezifische Regelung über Vor- d. h. zur Frage, welche Verwaltungseinrichtung des aussetzungen und Umfang der Entscheidung über die Bundes mit der Wahrnehmung welcher Verwaltungs- Zugangsberechtigung und insbesondere der Zuver- aufgaben des Bundes beauftragt wird, enthält Artikel lässigkeitsprüfung greift zwei Entscheidungen hessi- 87 Abs. 1 Satz 2 GG indessen über die positiven Be- scher Verwaltungsgerichte auf, die vor allem für die stimmungen hinaus keine Festlegungen. Vor allem Zuverlässigkeitsprüfung im Verhältnis zu dem Betrof- bestehen keine Festlegungen dergestalt, daß über die fenen (!) in § 29c Abs. 2 LuftVG keine hinreichend benannten Aufgaben hinaus — zumindest bei inhalt- bestimmte gesetzliche Grundlage sehen. Die Neufas- lichem Sachbezug — keine weiteren Bundeszustän- sung trägt zudem den in der Rechtsprechung des digkeiten von einer bestehenden Bundesbehörde Bundesverfassungsgerichts zum Recht auf informatio- übernommen bzw. auf sie übertragen werden dürfen. nelle Selbstbestimmung entwickelten Anforderungen Dementsprechend nimmt der Bundesgrenzschutz Rechnung. auch heute schon Aufgaben wahr, die über die aus dem Begriff „Grenzschutz" ableitbare Aufgabenstel- lung hinausgehen, wie den Objektschutz von Bundes- Zu Nummer 2: Artikel 1 Nr. 2, 3, 4 und 5 sowie organen nach § 4 BGSG und bestimmte Aufgaben auf Artikel 3 hoher See nach § 6 BGSG (vgl. dazu z. B. Maunz, in Maunz/Dürig/Herzog, GG, Artikel 87, Rdnr. 51; Ditt- Die Bundesregierung stimmt den Vorschlägen nicht mann, Die Bundesverwaltung, 1983, S. 227; Bull, in zu. - Alternativkommentar zum GG, Artikel 87, Rdnr. 80). Die Übertragung der bahnpolizeilichen Aufgaben, Dies gilt im übrigen auch für die bahnpolizeilichen einschließlich der Aufgaben des Bahnfahndungsdien- Aufgaben, die der Bundesgrenzschutz in den neuen stes, auf den Bundesgrenzschutz ist verfassungsrecht- Bundesländern aufgrund des Einigungsvertrages vom lich zulässig. 31. August 1990 — Anlage I Kapitel XI Sachgebiet A Ausgangspunkt der die Ablehnung durch den Bun- Nr. 6 (BGBl. 1990 II S. 889, 1099) — bereits wahr- desrat tragenden Subsumtionen ist die in tatsächlicher nimmt. In Konsequenz der Stellungnahme des Bun- Hinsicht nicht zutreffende Behauptung, durch das desrates wären die entsprechenden Maßgaben des Aufgabenübertragungsgesetz sei die Einrichtung Einigungsvertrages nicht verfassungsgemäß! Abge- einer „zentralen Bundespolizeibehörde" intendiert sehen von der Frage, ob im Ergebnis der Bundesrat oder jedenfalls sei sie dessen Folge. Nach Auffassung insoweit eine Änderung der im Einigungsvertrag ge- der Bundesregierung lautet die verfassungsrechtlich troffenen Regelungen zu fordern gedenkt, müßte relevante Fragestellung vorliegend vielmehr, ob Arti- etwa in der Folge die Deutsche Reichsbahn in den kel 87 Abs. 1 Satz 2 GG dem einfachen Gesetzgeber neuen Bundesländern eine neue bahnpolizeiliche Or- die von der Bundesregierung vorgeschlagene Rege- ganisation aufbauen. Damit fiele der Deutschen lung verbietet, wonach die unstreitigen Kompetenzen Reichsbahn eine öffentlich-rechtliche Aufgabe — ein- des Bundes im Bereich der Bahnpolizei auf die in Ar ti schließlich der entsprechenden finanziellen Bela- Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

stung — zu, die sie jedenfalls in den letzten 40 Jahren werden soll. Der insoweit vom Bundesrat unter Bezug- nicht gehabt hat. nahme auf die Entwurfsbegründung abgeleitete Ge- danke einer „Aushöhlung" der Polizeihoheit der Län- Die in der Stellungnahme des Bundesrates artikulier- der verkennt den Sachzusammenhang. In der Begrün- ten Befürchtungen über einen durch das Aufgaben- dung ist lediglich auf den für die Personalwirtschaft übertragungsgesetz veranlaßten qualitativen Um- bedeutsamen Gesichtspunkt hingewiesen, daß in der schlag des Bundesgrenzschutzes von einer Grenz- Nachwuchswerbung der Bundesgrenzschutz im Ver- schutzbehörde zu einer „allgemeinen Bundespolizei" hältnis zur Landespolizei, Zollverwaltung, Bundes- könnten daher allenfalls aus verfassungspolitischer wehr und ähnlichen Einrichtungen in einer gewissen Perspektive erheblich sein. Letzteres ist indessen vor- Konkurrenzsituation steht. Dies ist auch ohne die liegend nicht der Fall, weil diese Befürchtungen von Übertragung neuer Aufgaben auf den Bundesgrenz- der tatsächlichen Seite her nicht begründet sind und schutz der Fall. in dem Gesetzentwurf auch keine Stütze finden.

Denn nach dem Gesetzentwurf Grundsätzlich bedeutsam ist allerdings der — auch durch personalwirtschaftliche Maßnahmen sicherzu- — bleibt der Bundesgrenzschutz im Rahmen der Bun- stellende — Umstand, den Bundesgrenzschutz als deskompetenz auf bestimmte, normativ einge- wichtiges Element im Sicherheitsverbund zwischen grenzte sonderpolizeiliche Aufgaben beschränkt, Bund und Ländern zu erhalten. Dabei steht nicht zu- — wird die Zuständigkeit der Landespolizeien nicht letzt die polizeiliche Vorhaltekapazität der Bundes- geschmälert. grenzschutz-Verbände im Vordergrund, die allen Ländern in besonderen Lagen zugute kommt und auf Hieran ändert sich auch dadurch nichts, daß mit den die vor allem die neuen Bundesländer auf absehbare bahnpolizeilichen Aufgaben nicht nur die — präven- Zeit angewiesen sein dürften. Die Funktionsfähigkeit tive — Gefahrenabwehr, sondern zugleich auch die der Polizeiverbände des Bundesgrenzschutzes wird Strafverfolgungsaufgaben der Bahnpolizei und des auf Dauer aber nur dann erhalten bleiben, wenn der Bahnfahndungsdienstes aufgrund des § 163 StPO auf Beruf eines Polizeivollzugsbeamten im Bundesgrenz- den Bundesgrenzschutz übertragen werden. Diese schutz angesichts der demographischen Entwicklung Aufgaben sind ebenfalls Teil der schon bestehenden auch im Verhältnis zu anderen Berufen genügend den sonderpolizeilichen Kompetenz des Bundes. Sie Anziehungskraft für den Nachwuchs besitzt. sind kompetenzrechtlich nicht anders zu bewerten als die Strafverfolgungsaufgaben im Bereich der Grenz- polizei, die der Bundesgrenzschutz schon seit jeher Für den Bundesgrenzschutz ist deshalb die Übertra- wahrnimmt. Auch insoweit bleibt die Zuständigkeits- gung der bahnpolizeilichen Aufgaben ebenso wie die abgrenzung zu den Ländern unverände rt. Von der Übernahme von Aufgaben der Luftsicherheit von grundlegender Bedeutung. Mit der in diesem Umfang Begründung eines „ allgemeinen kriminalpolizeili- chen Standbeines" kann daher keine Rede sein. gegebenen Erweiterung seiner einzeldienstlichen Aufgaben wird nicht zuletzt auch die bewäh rte Funk- Schließlich geben auch die vom Bundesrat angeführ- tion des Bundesgrenzschutzes in der Unterstützung ten Zitate aus der Begründung des Entwurfs nichts für der Landespolizei für die Zukunft gesichert. die der Bundesregierung unterstellten Absicht her, sie wolle die „Landespolizei aus bisher von ihr wahrge- nommenen Aufgaben verdrängen". Wenn es in der Begründung heißt, es gehe darum, den Bundesgrenz- schutz verstärkt zur Wahrnehmung von Tagesaufga- ben im Sicherheitsbereich heranzuziehen, ist damit Zu Nummer 3: Artikel 2 Nr. 2 a — neu — (§ 29 c lediglich das Ziel angesprochen, die innere Sicherheit LuftVG) insgesamt zu stärken, indem die Landespolizei im son- derpolizeilichen Aufgabenbereich des Bundes entla- stet wird und sich stärker auf ihre originären landes Die Bundesregierung stimmt dem Vorschlag in der polizeilichen Aufgaben konzentrieren kann. Der Ent-- Sache zu. lastungseffekt zugunsten der Länderpolizeien ist vor allem bei den von den Ländern derzeit im Wege der Sie weist allerdings darauf hin, daß es zweifelhaft ist, Auftragsverwaltung des Bundes wahrgenommenen ob die erwünschte Klarstellung durch die vorgeschla- Luftsicherheitsaufgaben evident. Aber auch hinsicht- gene Gesetzesformulierung erreicht wird. Wesentlich lich der bahnpolizeilichen Aufgaben wird eine Entla- beim Betrieb von Simulationskammern und Durch- stung der Landespolizeien spürbar. In besonderen La- leuchtungsgeräten ist, daß generell eine Durchsu- gen, bei denen in der Vergangenheit die Landespoli- chung des Gegenstandes gerade nicht stattfindet (arg. zei die Bahnpolizei bei Wahnehmung ihrer sonder- § 29c Abs. 2 Nr. 2 und Abs. 5 LuftVG). polizeilichen Aufgaben unterstützt hat, kann der Bun- desgrenzschutz seinen Dienstzweig Bahnpolizei künftig lageangepaßt selbst verstärken .. . Um das Gewollte zu erreichen, sollte daher im weite- ren Gesetzgebungsverfahren geprüft werden, in Mo- Nach Auffassung der Bundesregierung läßt sich eben- difizierung des Bundesratsvorschlages in § 29 c Abs. 1 sowenig aus dem Gesetzentwurf herleiten, daß mit Satz 3 die Worte „des von ihnen mitgeführten Ge- der Aufgabenübertragung eine neue und — gemes- päcks" durch die Worte „die Durchsuchung, Durch- sen an der bisherigen Situa tion — qualitativ andere leuchtung oder sonstige Überprüfung von Gegenstän- Konkurrenzsituation zur Landespolizei begründet den" zu ersetzen. Drucksache 12/1091 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Zu Nummer 4: Artikel 2 Nr. 3 (§ 29 d LuftVG) satz gebietet indes, von mehreren geeigneten Mitteln das für den Betroffenen mildeste auszuwählen. Als im Die Bundesregierung stimmt dem Vorschlag nicht Vergleich zur Zuverlässigkeitsprüfung mildere, aber zu. dennoch geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Risiken für die Luftsicherheit kommen nach Ansicht Die Einfügung der Worte „nach Landesrecht zustän- der Bundesregierung in Fällen des nur gelegentlichen digen" vor dem Wort „Luftfahrtbehörden" ist ent- Zugangs zum sicherheitsempfindlichen Bereich etwa behrlich. Sie trägt zu der vom Bundesrat gewünschten die Durchsuchung des Betroffenen in der auch für Klarstellung nicht bei. Fluggäste vorgesehenen Weise oder eine Begleitung Das Luftverkehrsgesetz verwendet den Beg riff „Luft- durch überprüftes Personal in Betracht. fahrtbehörde" an zahlreichen Stellen. Die Frage, ob damit jeweils eine Bundesbehörde oder eine Landes- behörde gemeint ist, beantwortet sich aus anderen Vorschriften, insbesondere aus § 31 LuftVG. Soweit Zu Nummer 6: Artikel 2 Nr. 3 (§ 29d LuftVG) § 31 Abs. 2 LuftVG den Ländern Aufgaben des Luft- verkehrsgesetzes als Auftragsverwaltung übertragen Die Bundesregierung stimmt der in der Prüfungsbitte hat, führen sie diese durch Landesbehörden aus. Luft- des Bundesrates genannten Anregung zu. fahrtbehörde ist in diesen Fällen unzweifelhaft die nach Maßgabe der Organisationshoheit des Landes Aus Gründen der Klarstellung sollte § 29d Abs. 4 um zuständige Landesbehörde. Dies gilt auch für die Luft- den vorgeschlagenen Satz „§ 161 der Strafprozeßord- sicherheitsaufgaben nach § 29 c und § 29 d (neu) nung bleibt unberührt. " ergänzt werden. Dadurch LuftVG, die die Länder gemäß § 31 Abs. 2 Nr. 19 Satz 1 wird klargestellt, daß die Luftfahrtbehörden nicht ge- LuftVG (neu) mit ihren Luftfahrtbehörden ausführen. hindert sind, auf Ersuchen den Auskunftsverlangen Eines entsprechenden zusätzlichen „Zuständigkeits"- der Strafverfolgungsbehörden in strafrechtlichen Er- Hinweises in der jeweiligen Aufgabennorm — etwa mittlungsverfahren zu entsprechen. Ansonsten dürf- §§ 29c, 29d LuftVG — bedarf es nicht. Dies um so ten die Erkenntnisse nicht für Zwecke der Strafverfol- mehr, als der Vorschlag des Bundesrates ohnehin gung verwendet werden, weil die Regelung lex spe- nicht erkennen läßt, ob die Aufgaben im Rahmen des cialis gegenüber § 161 StPO wäre. § 29 d (neu) LuftVG durch die Landesluftfahrtbehörde nach § 29 c LuftVG oder aber durch die möglicher- weise ohnedies identische Landesluftfahrtbehörde nach § 19b LuftVG vollzogen werden. Um Mißver- ständnissen vorzubeugen, müßte im übrigen an allen Zu Nummer 7: Artikel 2 Nr. 3 a — neu — (§ 29 e — Stellen des Luftverkehrsgesetzes, die auf die Zustän- neu — LuftVG) und Nummer 4 digkeit der Landesluftfahrtbehörden abheben, die vom Bundesrat vorgeschlagene Ergänzung erfolgen. Die Bundesregierung stimmt dem Vorschlag nicht Schließlich könnten sich bei Übernahme des Vor- zu. schlages des Bundesrates Auslegungszweifel über die zuständige Behörde für Maßnahmen nach § 29 d Auf Grund der Ermächtigung des § 32 Abs. 1 Satz 1 Nr. 13 LuftVG ist durch die Verordnung zur Ände- LuftVG in dem Fall ergeben, in dem ein Land die Luft- rung der Kostenverordnung der Luftfahrtverwaltung sicherheitsaufgaben auf den Bund überträgt. (LuftKostV) vom 8. Juni 1990 (BGBl. I S. 1020) unter VIII. Nr. 23 des Gebührenverzeichnisses bereits ein Gebührentatbestand für die Durchsuchung von Flug- Zu Nummer 5: Artikel 2 Nr. 3 (§ 29d LuftVG) gästen und mitgeführten Gegenständen oder deren Überprüfung in sonstiger Weise (§ 29 c Abs. 2 LuftVG) Die Bundesregierung stimmt dem Vorschlag nicht eingeführt worden. In der amtlichen Begründung (vgl. zu. BR-Drucksache 241/90, II., zu Artikel 1 Buchstabe g) heißt es hierzu u. a.: „§ 13 Abs. 1 Nr. 1 des Verwal- Durch die Zuverlässigkeitsprüfung nach § 29 d Abs. -2 LuftVG wird verhältnismäßig stark in das allgemeine tungskostengesetzes bestimmt die Luftfahrtunterneh- Persönlichkeitsrecht — hier speziell das Recht auf in- men und die Fluggäste gesamtschuldnerisch als Ko- formationelle Selbstbestimmung — des Betroffenen stenschuldner, da beide Seiten des Luftbeförderungs- eingegriffen, insbesondere duch Erkenntnisanfragen vertrages die Durchsuchung veranlaßt haben und bei Polizei- und Verfassungsschutzbehörden. Aus die- durch sie geschützt werden. sem Grund soll die Zuverlässigkeitsprüfung grund- sätzlich begrenzt werden auf Personen, die regelmä- Die Länder erheben die Gebühren am zweckmäßig- sten bei den Luftfahrtunternehmen, da auf diese ßig oder häufiger sicherheitsrelevante Bereiche des Weise die Gebührenerhebung auf verhältnismäßig Flughafens betreten. wenige Geschäftsvorfälle beschränkt werden kann." Durch Streichung der Worte „nicht nur gelegentlich" wären aber auch Personen erfaßt, die lediglich einma- Der Vorschlag des Bundesrates enthält eine von der lig (z. B. zur Durchführung einer dienstlichen oder allgemeinen Vorschrift des § 13 VwKostG abwei- geschäftlichen Besprechung) oder zwar mehr als ein- chende Regelung des Kostenschuldners, die nicht er- mal, aber jeweils nur in sehr großen Zeitabständen in forderlich ist und den Bemühungen von Bund und solche Sicherheitszonen gelangen. Der verfassungs- Ländern um eine Vereinheitlichung des Verwaltungs- rechtlich vorgegebene Verhältnismäßigkeitsgrund kostenrechts widerspricht. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1091

Zu Nummer 8: Artikel 2 Nr. 5 (§ 31 LuftVG)

Die Bundesregierung stimmt dem Vorschlag nicht zu, weil eine Regelung zur Rückübertragung der Luft- sicherheitsaufgaben auf die Länder nicht geboten er- scheint.