Z 8398 C

Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in. Deutschland Bonn, den 1. Oktober 1981 • INFORMATION Liebe Freunde, Gegen Abschaffung des in der vergangenen Woche ist den Landes- und Kinderbetreuungsbetrages Seite 3 Kreisverbänden der CDU der Leitantrag für den 30. Bundesparteitag in Hamburg zugegangen, WAHLEN der" am 21. September 1981 vom Bundesvor- Zum ersten Mal wurde die stand verabschiedet worden ist. Er ist Diskus- 50-Prozent-Hürde bei den sionsgrundlage für die wichtige Aufgabe des Kommunalwahlen in Nieder-. Sachsen von der CDU über- Parteitages, auf die vier großen Themen Ant- sprungen Seite 5 worten zu geben, die im Mittelpunkt der Diskus- sion unserer jungen Mitbürger stehen, aber zu- • AUSBILDUNG gleich auch von großer Bedeutung sind für die Genügend Lehrstellen auch ohne Zukunft des ganzen Volkes. Berufsbildungsabgabe Seite 8 Unser Land kann nur dann einen neuen Anfang finden, wenn wir Frieden und Freiheit sichern, • ABRÜSTUNG die Soziale Marktwirtschaft erneuern, der Ju- Wiederaufnahme der Verhand- lungen wird von der Union voll gend in Bildung und Beruf neue Zukunftschan- unterstützt Seite 11 cen schaffen und unserer Gesellschaft wieder eine menschliche und überschaubare Ord- • DDR nung geben. Statt Friedensdienst Einberufung Wir werden zu diesem Parteitag 400 Jugendli- als „Bausoldaten" Seite 12 che einladen, die am zweiten Tag auf vier gro- ßen Foren mit den Delegierten des Parteitages • DOKUMENTATION diskutieren werden. Von vielen ist dies als ein Was wollen die USA wirklich? Risiko und Experiment bezeichnet worden. In Berliner Rede von Außenminister Haig/Auszüge aus dem der Tat hat bisher noch keine Partei einen Par- ZEIT-Interview mit Sicherheits- teitag in dieser Form für die Diskussion und den berater Allen grüner Teil Dialog geöffnet. Aber die CDU wird diesen Schritt wagen. Wir werden die Bürger, und hier • ÖFFENTLICHKEITS- vor allem die eingeladenen Jugendlichen, auf ARBEIT (Fortsetzung Seite 2) Mitgliederwerbung rosa Teil UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 2

(Fortsetzung von Seite 1) diesem Parteitag informieren, mit welchen Argumenten in der CDU politische Entscheidungen vorbereitet werden, aber wir sind auch bereit, durch diesen Dialog zu lernen und durch die Argumente anderer unsere Vorschläge zu ver- bessern. Wir wollen auf diesem Parteitag beweisen, daß die CDU bei aller Festigkeit in den Grundsätzen eine Partei der geistigen Offenheit, der Toleranz ist. Wir kön- nen die Menschen nicht überzeugen, wenn wir sie zum Schweigen bringen. Der Sinn des Leitantrages liegt nicht darin, zu den genannten vier Themen das Grundsatzprogramm der CDU neu aufzulegen. Er ist vielmehr darin zu sehen, das Grundsatzprogramm zu konkretisieren. Von großer Bedeutung ist dabei, daß der Leitantrag deutlich macht, daß wir die Probleme und Fragestellungen auch der jungen Generation ernst nehmen. Deshalb sind sowohl in der Präambel als auch in der Einleitung zu einzelnen Themen die jeweiligen Fragen aus der besonderen Sicht junger Menschen an- gesprochen. Wichtig ist, daß der Leitantrag auch die Diskussionsgrundlage für die Diskus- sion in den Foren darstellt und daß aus der Diskussion, die in den Foren statt- findet, die antragsberechtigten Delegierten Anträge erarbeiten können, die in die Beratung und in die Schlußabstimmung zum Leitantrag eingebracht werden können. Ich darf Sie herzlich bitten, daß Sie bei der Beratung des Leitantrages das Ziel des Parteitages im Auge behalten und die Anträge darauf konzentrieren, den Leitantrag zu ändern, zu ergänzen oder zu verbessern, aber nicht das zu wiederholen, was die Partei schon im Grundsatzprogramm oder im Arbeits- programm beschlossen hat. Der Leitantrag ist auch nicht in jeder Ziffer als ein Papier zu verstehen, das zu den einzelnen Punkten die abschließende Position der CDU zum Ausdruck bringen soll. Im Gegenteil, bei einigen wichtigen Fragen wird der Parteitag auch Arbeitsaufträge an den Bundesvorstand oder an die Fachausschüsse erteilen müssen, um die Themen zu konkretisieren oder um weiterführende Vorschläge zu den im Leitantrag angesprochenen Themen zu erarbeiten. Um noch ausreichend Zeit für die Diskussion in der Gliederung der Partei zu haben, hat der Bundesvorstand daher beschlossen, die Antragsfrist zum Leitantrag bis zum 19. Oktober 1981 zu verlängern. Helfen Sie bitte mit, daß der 30. Bundesparteitag der CDU in Hamburg zu ei- nem erfolgreichen Parteitag wird.

Ihr

(Heiner Geißler) UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 3

Union begrüßt Genschers INFORMATION Europa-Initiative Die CDU unterstützt jede Initiative, die den Prozeß der politischen Einigung Europas Gegen Abschaffung endlich wieder in Gang bringt, erklärt Hel- des Kinderbetreuungs- mut Kohl zur Europa-Initiative der Bundes- regierung. Mit dem Vorstoß von Außenmi- betrages nister Genscher, die Europäische Union auf eine vertraglich gesicherte Grundlage Die Absicht der SPD, den steuerlichen zu stellen, würde eine Politik fortgeführt Kinderbetreuungsbetrag abzuschaffen, werden, die Konrad Adenauer und die ist ohne jede Chance, erklärt der finanz- CDU/CSU schon kurz nach dem Zweiten politische Sprecher der CDU/CSU-Bun- Weltkrieg eingeleitet haben. Die begrü- destagsfraktion, Hansjörg Häfele. Sie ßenswerte Initiative von Außenminister wird auf den entschiedenen Widerstand Genscher ist jedoch bereits im Kabinett der CDU/CSU stoßen. fast bis zur Bedeutungslosigkeit einge- Im Steueränderungsgesetz 1979 ist der schränkt worden. Anstelle der vom Au- Kinderbetreuungsbetrag im Vermittlungs- ßenminister für unerläßlich erachteten ausschuß zustande gekommen. Aus- rechtsverbindlichen Qualität und damit gangspunkt war der Wille der CDU/CSU, der völkerrechtlichen Grundlage einer Eu- die steuerlichen Kinderfreibeträge für die ropäischen Union soll jetzt nur noch eine Familie wieder einzuführen. Die SPD woll- weit weniger verbindliche Grundsatzerklä- te lediglich für die Kinder, welche nach- rung angestrebt werden. Auch die Forde- weislich und ausnahmsweise durch Dritte, rung von Außenminister Genscher, ange- z. B. in Kindertagesstätten, betreut wer- sichts der gegenwärtigen weltpolitischen den, einen progressionsmildernden Ab- Lage einen Europäischen Rat für Sicher- zugsbetrag haben. heitsfragen einzurichten, scheiterte be- reits innerhalb der Bundesregierung am Den gefundenen Kompromiß betrachtet Widerstand der SPD. die CDU/CSU als einen entscheidenden Schritt zur Wiedereinführung der steuerli- chen Kinderfreibeträge, ohne die eine ge- Gespräch mit den Bischöfen rechte Besteuerung der Familien mit Kin- Die Bewahrung und Sicherung des Frie- dern nicht möglich ist. Der Ausbau des dens stand im Mittelpunkt eines Ge- Kinderbetreuungsbetrages zu einem ech- sprächs zwischen Vertretern der Deut- ten Kinderfreibetrag bleibt auf der Tages- schen Bischofskonferenz und der Christ- ordnung. lich Demokratischen Union Deutschlands, Daneben brauchen wir das Kindergeld. das am 28. September 1981 unter Leitung Die CDU/CSU will, daß Familien mit Kin- von Joseph Kardinal Höffner und Kohl im dern nicht ebenso stark besteuert werden Kommissariat der Bischöfe in Bonn statt- wie Ehegatten ohne Kinder. Die Familie fand. hat Vorrang. Deshalb wird die CDU/CSU In einem intensiven Gespräch über grund- die Abschaffung des Kinderbetreuungs- sätzliche und aktuelle politische Probleme betrages genausowenig zulassen wie die erwiesen sich die gemeinsamen christli- von der Bundesregierung beantragte Kür- chen Wertüberzeugungen als eine tragfä- zung des Kindergeldes. hige Basis des gegenseitigen Vertrauens UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 4 und des offenen Meinungsaustausches. und allen Kräften forciert werden, trotz der Es bestand Übereinstimmung darüber, äußerst angespannten Etatsituation. Der daß sich die gegenwärtige Diskussion Senat wird den Besetzern neue Angebote über den Frieden nicht nur auf die militäri- machen und mit ihnen darüber sprechen. schen Aspekte beschränken dürfe, son- Es ist selbstverständlich, daß solche Ge- dern aus der sittlichen Dimension der viel- spräche „nicht von Zwangsmaßnahmen schichtigen Friedensproblematik heraus unterlaufen" werden. geführt werden müsse. Alle Gesprächspartner waren sich darin Die Bischöfe forderten die CDU auf, die einig, daß die gegenwärtigen Probleme Werte noch deutlicher herauszustellen, tiefere und umfassendere Ursachen hät- die die Bundesrepublik Deutschland als ten als nur aktuelle Wohnungsschwierig- einen freiheitlichen und sozialen Rechts- keiten. Die ältere Generation sollte sich staat verteidigungswert machen. Die Ver- nicht auf Vorwürfe an die Adresse der Ju- treter der CDU halten ein klares Wort zum gend beschränken, sondern Gesprächs- Verhältnis zwischen der Entscheidungs- bereitschaft zeigen. Eltern und Lehrer freiheit des einzelnen und seiner Verant- müßten sich fragen, welche Rolle sie in wortung für die Allgemeinheit für notwen- der Entwicklung zum immer beschwerli- dig. Gemeinsam erklärten die Gesprächs- cheren Umgang der Generationen unter- partner, daß sich der Wille zum Frieden einander gespielt hätten. auch in einer tatkräftigen Solidarität mit Richard von Weizsäcker: „Man darf den den Ländern der Dritten Welt bewähren Frieden nicht allein fordern, sondern muß muß. ihn auch geben." Der Regierende Bürger- An dem Gespräch nahmen neben den meister erklärte, er könne den Vorwurf Vorsitzenden auf kirchlicher Seite Kardinal nicht akzeptieren, daß es jetzt zu Gesprä- Volk, Erzbischof Degenhardt, Erzbischof chen bereits zu spät sei. Gesprächsrun- Kredel, Erzbischof Saier, Bischof Hem- den dürften sich allerdings nicht „am Ran- merle und Prälat Bocklet, auf Seiten der de der Verfassung" etablieren. Sie können CDU Generalsekretär Heiner Geißler, Mini- den Senat nicht von seiner Verantwortung sterpräsident Ernst Albrecht, Senator Nor- entlasten. bert Blüm, Bundestagsvizepräsident Hein- rich Windelen sowie Professor Union verlangt Untersuchung teil. im Fall Rauschenbach Mit dem Fall des DDR-Oberleutnants Rau- schenbach, der am 2. Juni in die Bundes- Gespräche über Wege zum republik geflüchtet und zwei Tage später inneren Frieden in Berlin in die DDR zurückgekehrt war, wird sich der erste Parlamentarische Untersu- Der Regierende Bürgermeister von Berlin, chungsausschuß dieser Bundestags-Le- Richard von Weizsäcker, diskutierte in ei- gislaturperiode beschäftigen. Die CDU/ nem ersten Gespräch am 26. September CSU-Fraktion hat einstimmig die Einset- 1981 im Rathaus Schöneberg über „Wege zung eines solchen Gremiums verlangt; zum inneren Frieden in Berlin" mit Par- nach der Geschäftsordnung genügt das teien, Gewerkschaften, Vertretern der Ar- Begehren einer Fraktion dafür. Hinter- beitgeberverbände und Vertretern der Kir- grund des Unionantrags ist die Vermutung chen. Nach den Worten des Regierenden erheblicher Kommunikationsmängel, wenn Bürgermeisters soll die Beseitigung von nicht sogar Pannen in der Zusammenar- leeren Wohnungen mit allem Nachdruck beit der Polizei und der Geheimdienste. UiD28 • 1. Oktober 1981 • Seite 5

KOMMUNALWAHLEN IN NIEDERSACHSEN Zum ersten Mal wurde die 50-Prozent-Hürde übersprungen

Der große Erfolg der CDU bei den Sieg zu Sieg geführt hat. Hasselmann am Kommunalwahlen in Niedersachsen Morgen nach der Wahl: „Ich bin noch nie bestätigt eindrucksvoll die von der so beruhigt nach Hannover zum Landes- Union auf allen Ebenen unseres vorstand gefahren wie diesmal." staatlichen Lebens vertretene Poli- tik. Das Ergebnis belegt die Absage Ganz anders klangen die gedämpften Tö- der Wähler an die SPD und ihre of- ne der SPD. Peter von Oertzen, geistiger fensichtlich nicht mehr mehrheitsfä- Vormann der niedersächsischen SPD mit higen politischen Vorstellungen, er- sensiblem Gespür für Entwicklungen und klärte in Bonn. Zustände, sagte in der Wahlnacht auf ei- ne entsprechende Frage eines Journali- Die Tatsache, daß die CDU in allen sten: „Mir ist zumute wie Wilfried Hassel- Großstädten Niedersachsens zur mann am Abend der Bundestagswahl." Ei- stärksten Fraktion in den Ratsversamm- ne Bemerkung, die die Lage der SPD lungen wurde, setzt die Entwicklung der ziemlich genau trifft. Denn die Niederlage Union zur stärksten Rathauspartei der der Sozialdemokraten, die daraus auch Bundesrepublik fort. Diese solide kommu- gar keinen Hehl machen, war verheerend. nale Basis ist die Voraussetzung für eine Erstmals gewann die CDU die absolute erfolgreiche politische Arbeit auch im Mehrheit bei einer Wahl, und dies noch Bund und in den Ländern. dazu in einem Land, das lange als SPD- Der niedersächsische Ministerpräsident Hochburg galt. Nachfolgend eine erste Ernst Albrecht blieb auch nach der Wahl Analyse der CDU Niedersachsen: dabei: „Es war keine Testwahl. Wir bleiben Partei 1981 1976 dabei, es findet jetzt nach dem großen Er- CDU 50,2% 47,3% folg keine Umstilisierung statt." Daß der SPD 36,9% 44,9% erstmalige Sprung über die 50-Prozent- FDP 6,4% 7,0% Schallmauer ihn dennoch erfreute und ge- DKP 0,4% 0,3% lassen den Landtagswahlen im kommen- Grüne 3,56% — den Jahr .entgegensehen läßt, daraus NPD 0,1 % 0,1% macht Ernst Albrecht keinen Hehl. Er Wählergruppen 2,1% 0,3% meinte, wir haben sogar besser abge- schnitten „als die Umfragen waren". Bemerkenswert dabei ist ohne Zweifel Auch Wilfried Hasselmann, der Landesvor- auch der Aufschwung der verschiedenen sitzende der Niedersachsen-CDU, unter- grünen Gruppierungen, die auf Anhieb in drückte nicht den berechtigten Stolz des viele kommunale Parlamente einrücken. erfolgreichen Parteivorsitzenden, der die Ihren 3,56% muß man noch einen be- Union im Lauf von einem Dutzend Jahren trächtlichen Teil der Wählergruppen zu- nicht nur an die Regierung, sondern von rechnen, da sie vielerorts, so z. B. auch in UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 6

Lüchow-Dannenberg, unter der Flagge Wahl darf man sagen, der Wähler hat die von Wählergruppen auftraten. Prüfung bestanden und etliche Zweifel bei Minimal sieht der Anstieg der DKP aus. den Parteien ausgeräumt. Bei genauem Hinsehen freilich zeigt sich, Interessant ist die Entwicklung der abso- daß die DKP bei konzentriertem Antreten luten Mehrheiten im Lande. Noch 1976 tatsächlich Erfolge erringen kann, dies vor hatte die CDU, cjie schon seit einiger Zeit allem dann, wenn sie auf eine ideologisch eine erfolgreiche Kommunalpartei ist, in zerstrittene und politisch konsternierte 15 Landkreisen absolute Mehrheiten. Sie SPD trifft. Musterbeispiel ist Oldenburg. hat jetzt vier hinzugewonnen. Und zwar: Hier verzeichnete die DKP einen Anstieg Wolfenbüttel, Diepholz, Soltau-Fallingbo- auf 7,9%, was ihr vier Sitze im Rat ein- stel und Stade. 1976 hatte die SPD in acht brachte. Erstaunlich ist hier, daß auch die Landkreisen absolute Mehrheiten. Sieben Grünen in dieser Stadt noch 7% heim- hat sie verloren: Osterode, Peine, Holz- brachten und drei Mandate erhielten. Je- minden, Schaumburg, Friesland, Leer, der sechste Oldenburger stimmte also Wesermarsch. Der Partei verblieb als knallrot oder grün. Das sollte zu denken schwacher Trost nur noch Aurich. geben. 1976 hatte die SPD auch in fünf kreisfreien Sehr deutlich kann der Erfolg der CDU Städten absolute Mehrheiten. Vier gingen auch an der Verteilung der Sitze und Man- jetzt verloren: Braunschweig, Hannover, date dargestellt werden. Salzgitter und Wilhelmshaven. Es blieb nur Bei den Kreiswahlen in den 38 Landkrei- das schier uneinnehmbare Emden, wo die sen und den 9 kreisfreien Städten errang SPD immer noch 53,6% nach Hause die CDU 1 207 Mandate, die SPD 874, die brachte und die CDU mit 32,6% der Stim- FDP 155, die DKP 8, die Grünen 82, die men abschmetterte. Freie Union 6, die NPD 2 und Wählergrup- Fazit: In den 38 Landkreisen und 9 kreis- pen 55 Mandate. Noch deutlicher sieht es freien Städten hat die SPD nur in einem bei den Gemeindewahlen aus, bei denen Landkreis (Aurich) und einer kreisfreien die CDU sogar auf 50,5% der Stimmen Stadt (Emden) die absolute Mehrheit. Die kam, die SPD hingegen nur auf 36,1 %. CDU dagegen verfügt jetzt in 19 Landkrei- Hier entsendet die CDU künftig 7 985 sen und einer kreisfreien Stadt über abso- Kommunalparlamentarier, die SPD 5 263, lute Mehrheiten. Und diese kreisfreie die FDP 692, die DKP 8, die Grünen 127, Stadt ist durchaus bemerkenswert. Es ist die Freie Union 20, die NPD 3 und die nämlich Wolfsburg, die VW-Stadt, eine ty- Wählergruppen 1805. Hinzu kommen pische Arbeitnehmerstadt. Hier brachte noch 76 Einzelbewerber. es die Union auf 54,6%, die SPD versank Diese Entwicklung, auch die hohe Zahl bei 33,6%. der Einzelbewerber zeigt, daß die Wähler Nach ersten Analysen steht fest, daß ge- das neue Wahlrecht begriffen und souve- rade Arbeitnehmer zunehmend CDU ge- rän damit hantiert haben. Es gab nur wählt haben, eine Erkenntnis, die auch die 2,63% ungültige Stimmen, was sich nach SPD nicht abstritt in ihren ersten Aussa- Auskunft des Landeswahlleiters im Rah- gen. Einige schlagende Beispiele seien men des Üblichen hält. Dabei war es für genannt, die belegen, daß die CDU just viele Wähler durchaus ein überraschendes dort zulegte, wo die Zahl der Arbeitneh- Gefühl, nun plötzlich mit drei oder gar merwähler besonders hoch ist: neben sechs, in Einzelfällen auch noch mehr Wolfsburg vor allem Salzgitter (CDU und Stimmen entscheiden zu dürfen. Nach der SPD je 46,3%), Wilhelmshaven (CDU UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 7

40,9%, SPD 39,8%), aber auch Braun- hofinhaber fast überall. In 16 Fällen kön- schweig (CDU 45,9%, SPD 40,6%) und nen künftig CDU und FDP Oberbürgermei- selbst Hannover (CDU 42,8%, SPD ster und Landräte wählen, wenn sie sich 43,2%). Überall wurde die SPD arg gebeu- einig werden könnten. Darunter befinden telt. Wenn die Partei jetzt auf den Stroh- sich allein vier kreisfreie Städte: Braun- halm ausweicht, die Wahlbeteiligung sei schweig, Delmenhorst, Oldenburg-Stadt sehr niedrig gewesen, ihre Mannen seien und Osnabrück-Stadt. In Delmenhorst gibt zu Hause geblieben, so stimmt auch die- es bereits einen von CDU und FDP ge- ses Argument nicht, denn die letzte Ge- wählten Oberbürgermeister. Das geschah samt-Kommunalwahl fand zugleich mit ei- auch schon in vier Landkreisen mit dem ner Bundestagswahl statt, die immer ei- Landrat: in Ammerland, Hameln, Helm- nen höheren Zuspruch bei den Wählern stedt und Verden. findet. Die Koalitionsgewissensfrage muß sich Interessant ist eine Aufstellung über die die FDP jetzt in Göttingen, Goslar, Nort- größten Verluste der SPD in den Landkrei- heim, Osterode, Hannover-Land, Oster- sen: holz, Oldenburg-Land und Wesermarsch Harburg-Land 11,8% stellen. Es kann eine entscheidende Frage Osterholz 11,6% für die zukünftige Landespolitik werden. Lüchow 10,3% Wilfried Hasselmann machte die Zielrich- Lüneburg 10,2% tung der CDU deutlich: „Ich wünsche mir, Göttingen 9,3% wo immer es geht, Koalitionen mit der Friesland 9,2% FDP". Ernst Albrecht, der Ministerpräsi- Stade 9,0% dent, der die FDP schon in seinem Kabi- Wesermarsch 9,0% nett hatte und gute Erfahrungen sammeln Hannover-Land 8,7% konnte, meinte am Montag nach der Wahl: Dabei muß darauf verwiesen werden, daß „Die FDP ist gezwungen, wenn sie sich auch die CDU, so wie alle „etablierten" staatstragend verhalten will, mit der CDU Parteien, in Lüchow-Dannenberg verlor, zu koalieren. Sie muß sich jetzt entschei- freilich ihre absolute Mehrheit immer noch den." Und Albrecht wies auch darauf hin, halten konnte. daß die FDP gerade dort gelitten habe, wo sie Koalitionen mit der SPD eingegangen Bitter sieht es für die SPD auch in den war, daß sie aber da ganz gut abgeschnit- kreisfreien Städten aus. Hier die Verlust- ten habe, wo bereits Koalitionen mit der liste: CDU bestanden. Oldenburg 12,8% Delmenhorst 12,7% Kritisch kann es vor allem dort werden, wo Wilhelmshaven 12,0% Grüne und DKP zum Zünglein an der Waa- Emden 10,6% ge werden. Hannover, die Landeshaupt- Salzgitter 10,3% stadt, ist so ein negatives Beispiel. Hier Wolfsburg 10,3% geht eigentlich gar nichts mehr. Die SPD Braunschweig 9,3% hat 28 Sitze im Rat, die CDU auch, die Hannover 8,4% FDP hat 4, die Grünen haben 4, und 1 Osnabrück 7,8% DKP-Vertreter schaffte den Sprung auch Die große Frage überall im Lande ist die noch. Was nun? Die Parteien verhandeln nach der künftigen Besetzung von Land- zwar miteinander, sind im Grunde aber rats- und Oberbürgermeisterposten. In ratlos, da die Großen mit den Grünen bis- Gefahr sind die Positionen der SPD-Erb- lang nicht wollen. UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 8

Angesichts der besonders stark und über- AUSBILDUNG durchschnittlich gestiegenen Jugendar- beitslosigkeit, die vor allem auf die allge- mein ungünstige Wirtschaftslage zurück- Genügend Lehrstellen zuführen ist (Steigerung um etwa 60 Pro- zent in Jahresfrist; Steigerung um 14 900 auch ohne oder 13 Prozent gegenüber dem Vormo- Berufsbildungsabgabe nat), fordern sie die Betriebe der Wirt- schaft auf, noch mehr Jugendlichen Ar- beitsplätze anzubieten und dafür zu sor- Die erheblichen Anstrengungen der gen, daß nicht die Lebens- und Berufser- Wirtschaft auch in diesem Jahr ha- fahrungen vieler junger Menschen mit be- ben zu der erfreulichen Tatsache ge- drückender und deprimierender Arbeits- führt, daß insgesamt im Bundesge- losigkeit beginnen. biet ein Überhang im Angebot von Der Minister für Wirtschaft und Verkehr betrieblichen Ausbildungsplätzen des Landes Schleswig-Holstein, Jürgen gegenüber der Nachfrage nach Lehr- Westphal, und der bildungs- und for- stellen zu verzeichnen ist. schungspolitische Sprecher der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, , Damit ist erneut die Feststellung von stellen dazu fest: CDU und CSU bestätigt worden, daß CDU und CSU treten allen Bestrebungen, die Wirtschaft auch ohne den Knüppel wie sie jüngst wieder aus der SPD-Bun- staatsdirigistischer Maßnahmen im Rah- destagsfraktion lanciert worden sind, men der Sozialen Marktwirtschaft durch- energisch entgegen, doch noch eine aus in der Lage und willens ist, Jugendli- staatliche Finanzierungsregelung durch chen, die einen guten beruflichen Ausbil- Fonds- und Umlagefinanzierung der Be- dungsplatz suchen, Lehrstellen in aus- rufsbildung durch die Hintertür einzufüh- reichender Zahl und guter Qualität anzu- ren. bieten. Eine Umlage- oder Fondsfinanzierung ist So hat die Zahl der den Arbeitsämtern En- kein taugliches Mittel, um ausreichende de Juli gemeldeten Lehrstellen um 70 000 Ausbildungsplätze zu gewährleisten und über der der gemeldeten Bewerber gele- den Lehrlingen eine qualitativ gute Berufs- gen. Die Betriebe bleiben aufgefordert, ausbildung zu sichern. Die Union hat im- trotz der großen wirtschaftlichen Schwie- mer darauf hingewiesen, daß der Griff rigkeiten ihre Anstrengungen zur Schaf- nach dem staatsdirigistischen Mittel einer fung weiterer, qualitativ hochstehender Berufsausbildungsabgabe sich schädlich Ausbildungsplätze fortzuführen, damit auf die Ausbildungsbereitschaft und -fä- möglichst alle Jugendlichen diejenigen higkeit der Betriebe auswirken werde und oder ähnliche Lehrstellen erhalten, die sie die gut und solide ausbildenden Betriebe anstreben, erklärten die für die berufliche damit verunsichert würden. Die bessere Bildung in Bund und Ländern verantwortli- Alternative zu einer Berufsausbildungsab- chen Politiker der CDU und CSU nach ei- gabe ist nach Auffassung von CDU und ner Koordinierungskonferenz über ihre CSU grundsätzlich die bestehende be- weitere berufsbildungspolitische Linie. triebliche Finanzierungsform. UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 9

hierfür haben die Wähler bei den Kommu- I KOALITION nalwahlen in Niedersachsen der SPD die Quittung gegeben. )as Doppelspiel Klose unterlag ler SPD ist Der 38jährige Bezirksamtsleiter Jörg Kö- nig ist neuer Landesvorsitzender der eum Scheitern verurteilt Hamburger SPD. Auf einem außerordentli- chen Landesparteitag setzte sich König -s wird immer deutlicher, daß sich große mit 188 Stimmen knapp gegen seinen Ge- eile der SPD auf eine Antihaltung ver- genkandidaten vom linken Parteiflügel, seifen: gegen die USA, gegen das Bünd- s den Senatsdirektor Ortwin Runde, durch, '' > gegen die Verteidigungspolitik der auf den 159 Stimmen entfielen. Der ehe- Bundesregierung, gegen die Kernkraft, malige Erste Bürgermeister Hans Ulrich legen neue Technologien oder gegen ei- Klose fiel bei der Wahl zum ersten Stell- ^ grundlegende Sanierung der Staatsfi- vertreter Königs durch und wurde Beisit- *anzen. zer. Jüngstes Beispiel für die wahre Haltung großer Teile der SPD sind die Vorgänge Die Kampfansage ä uf dem schleswig-holsteinischen Lan- aus Schleswig-Holstein ^esparteitag vom vergangenen Wochen- ende. Die dort gefaßten Beschlüsse ha- In Flensburg formulierte der SPD-Landes- ö©n dazu geführt, daß Bundesminister parteitag Schleswig-Holstein eine rück- Engholm, der in Schleswig-Holstein als sichtslose Kampfansage an das Kernener- Spitzenkandidat der SPD für die nächsten gieprogramm der Bundesregierung und Undtagswahlen im Gespräch ist, jetzt in eine glatte Absage an den NATO-Doppel- fcinen Loyalitätskonflikt zu kommen beschluß. Der wiedergewählte Parteivor- Ölaubt, weil seine eigene Landespartei Po- sitzende Jansen erklärte, die SPD „zahle rtionen vertritt, die mit der Politik der von nicht jeden Preis für die Regierungsbank". geführten Bundesregie- Die sozialliberale Koalition in Bonn sei rUng nicht übereinstimmen. „nicht der einzige Weg, auf dem Sozialde- £s wird immer deutlicher, daß der Versuch mokraten Politik machen könnten". Unter

ABRÜSTUNG Wiederaufnahme der Verhandlungen wird von der Union voll unterstützt

Die CDU/CSU begrüßt die gemeinsa- ein Ende finden, wenn es endlich zu ehrli- me Erklärung des amerikanischen cher Abrüstung kommen soll. Das gleiche gilt für den sowjetischen Versuch, auf Außenministers Haig und des sowje- dem Umweg über Rüstungskontrolle die tischen Außenministers Gromyko zur strategische Einheit und politische Wert- Wiederaufnahme von Verhandlungen gemeinschaft des europäisch-amerikani- über eine Begrenzung der Rüstun- schen Bündnisterritoriums zu spalten. gen, die auch die beiderseitigen Zu Recht läßt Washington erkennen, daß Kernwaffen umfassen. seine drei Kriterien für eine erfolgreiche Damit ist der wahrheitswidrigen Agita- Verhandlungsführung nicht zur Disposi- tion der DKP, der sogenannten Frie- tion stehen: densbewegung und starker Teile der SPD — die politische und militärische Unteil- gegen eine angeblich mangelnde Ver- barkeit der westlichen Sicherheit; handlungsbereitschaft der USA der Bo- — die glaubwürdige Verhütung von Krieg den entzogen, stellte MdB Alois Mertes, und Erpressung; Außenpolitischer Sprecher der CDU/ — ein wechselseitiges Interesse von CSU-Bundestagsfraktion in Bonn fest. West und Ost an Rüstungsminderung. Wer jetzt noch weitere einseitige Vorlei- Moskaus Machtwille wird erst dann sein ständiges Drehen an der Rüstungsspirale stungen von Amerika fordert, der mindert beenden und zu ausgewogener, überprüf- die Chancen für ausgewogene Verhand- barer Abrüstung bereit sein, wenn ihm ein lungsergebnisse; denn er bestärkt die So- ebenso machtbewußtes Washington ge- wjetführung in der Illusion, sie könne genübertritt, wenn ihm ein Amerika be- westliche Konzessionen außerhalb des gegnet, das nicht mehr — wie bisher — Verhandlungsrahmens bewirken, ohne Verhandlungen und Verträge über Rü- selbst vergleichbare Verzichte und Rü- stungskontrolle als „Wert in sich" ansieht, stungsminderungen leisten zu müssen. sondern ebenfalls als Jnstrument einer Das im amerikanisch-sowjetischen Kom- Weltpolitik handhabt, die zusammen mit munique von New York genannte Ver- den Verbündeten das eigene Interesse handlungsziel lautet „Erhöhung der Stabi- konsequent verfolgt und dabei den Frie- lität und der internationalen Sicherheit". den glaubwürdig wahrt. Es ist gleichermaßen notwendig und reali- Die CDU/CSU will Abrüstung mit Sicher- stisch. Dieses Ziel ist mit einseitiger politi- heit, sie hält Abrüstung ohne Sicherheit scher Expansion nicht zu vereinbaren. für 'friedengefährdend. Deshalb erwartet Das in den Abrüstungsgremien von Genf sie von den amerikanisch-sowjetischen und Wien bisher erkennbare Streben Mos- Verhandlungen ein Ergebnis, das in aus- kaus, sich der Offenlegung der vorhande- gewogener, eindeutiger und überprüfba- nen Potentiale und der Überprüfung et- rer Weise den Interessen beider Seiten waiger Abmachungen zu entziehen, muß gebührend Rechnung trägt. WD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 12

pflichtige — ebenfalls kaserniert — 18« DDR Monate lang Zubringerdienste für die aktn ven Streitkräfte zu leisten haben. Die amt- liche Absage der DDR an jede zivile Er- Statt Friedensdienst satzdienstregelung stellt einen neuen und gravierenden Schritt in eine Richtung Einberufung dar, die den Vorstellungen der „Friedens- bewegungen" eigentlich diametral zuwi- als „Bausoldaten" derlaufen müßte. Aber weil nicht sein Wer in der letzten Zeit an Veran- kann, was nicht sein darf, werden Verstö- staltungen der sogenannten „Frie- ße gegen den Geist des Friedens und der densbewegung" teilgenommen hat, Verständigung weiterhin ausschließlich im Westen vermutet und gesucht. wurde immer wieder mit Hinweisen auf eine „wachsende Parallelbewe- Das harte DDR-Verdikt gegen potentielle gung" in der DDR konfrontiert. Arglo- Kriegsdienstverweigerer und gegen eine se Gemüter mußten den Eindruck Ersatzdienstlösung nach westlichem Vor- gewinnen, als hätte die SED den Bür- bild sollte allerdings allen zu denken ge- gern im anderen Teil Deutschlands ben, die in der bei uns in der Bundesrepu- mittlerweile Zugeständnisse ge- blik Deutschland praktizierten Regelung macht, an die vor kurzem noch nicht einen „Gipfelpunkt an Inhumanität" ent- zu denken gewesen wäre, stellte deckt haben wollen. Gewiß: alle Parteien MdB Willi Weiskirch fest. des Deutschen Bundestages waren und sind der Meinung, daß es baldmöglich die Beispielsweise wurde kolportiert, daß angestrebte Novellierung des Kriegs- es auch in der DDR bald anstelle des dienstverweigerergesetzes geben sollte Wehrdienstes für Kriegsdienstverweigerer (und sicherlich schon gegeben hätte, einen Ersatz, nämlich den so benannten wenn nicht die Linken in SPD und FDP im „sozialen Friedensdienst", geben werde. Sommer des vergangenen Jahres eine Ein solcher Ersatzdienst nach bundes- Neuregelung durch ihr Abstimmungsver- deutschem Muster war in der Tat von jun- halten sabotiert hätten). Indes: die derzei- gen evangelischen DDR-Christen ange- tige gültige Regelung samt dem seit regt worden. dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von Den frommen Illusionen ist jetzt ein deutli- 1978 wieder angewendeten Anerken- cher Dämpfer aufgesetzt worden. Statt nungsverfahren sind Glanzpunkte der Hu- „Friedensbewegungen" zuzulassen und manität gegenüber den in der DDR ange- einen „sozialen Friedensdienst" für wendeten Methoden. Kriegsdienstverweigerer einzurichten, hat Es muß allerdings nach vielen Erfahrungen der DDR-Staatssekretär für Kirchenfra- bezweifelt werden, ob die „Friedensbewe- gen, Klaus Gysi, unmißverständlich erklärt, gungen" solche Mißverhältnisse über- daß mit der Verwirklichung eines sol- haupt noch zu erkennen und richtig zu be- chen Vorschlages die allgemeine Wehr- werten vermögen. Bis zur Stunde jeden- pflicht unterlaufen oder gar aufgehoben falls hat man nicht gehört, daß ein Schrei werde. Das aber kommt nicht in Frage. des Protestes gegen eine vormilitärische Gysi verwies auf die von der Nationalen Ausbildung in der DDR laut geworden wä- Volksarmee für Waffengegner geschaffe- re, die es in Deutschland bislang nur ein- ne Einrichtung der „Bausoldaten". mal gegeben hat — nämlich in jenen Jah- Dabei handelt es sich um eine von der ren, als eine solche Ausbildung der direk- Truppe gelenkte Institution, in der Wehr- ten Kriegsvorbereitung diente. UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 13

25 JAHRE KA-STIFTUNG Das Erbe Konrad Adenauers bewahren und fortentwickeln

Mit einem Festakt in der Politischen ohne Vormundschaft geleistet, die den Akademie Eichholz hat die Konrad- Partner in den Vordergrund stelle und Hil- Adenauer-Stiftung am 17. September fe zur Selbsthilfe gebe. Blüm sprach den 1981 ihr 25jähriges Jubiläum feierlich Wunsch aus, daß die Stiftung auch in Zu- begangen. kunft „Antenne" für die CDU sei: sie solle weitsichtig die Fragen, Sehnsüchte und Die Konrad-Adenauer-Stiftung ging aus Ängste der Bürger aufgreifen und Vermitt- der 1956 gegründeten „Gesellschaft ler zwischen den gesellschaftlichen Kräf- für christlich-demokratische Bildungsar- ten sein. beit e.V." hervor, die 1958 in „Politische Akademie Eichholz e.V." umbenannt wur- In einem Glückwunschbrief würdigte Bun- despräsident die Verdienste de. „Seitdem hat sie ihre Tätigkeit bemer- kenswert ausweiten und einen beachtli- der Stiftung, die sich darum bemühe, das chen Platz im politischen Leben der Bun- Erbe Konrad Adenauers zu bewahren und fortzuentwickeln, ohne sich von ideologi- desrepublik Deutschland einnehmen kön- scher Einseitigkeit lenken zu lassen; viel- nen", hob der Vorsitzende der Stiftung, mehr sei die Konrad-Adenauer-Stiftung Dr. , hervor. bemüht, stets die Gemeinsamkeit aller In einem Festakt, an dem zahlreiche Ver- Demokraten zu betonen. treter aus Politik, Wissenschaft, Kultur Und Gesellschaft teilnahmen, bekräftigte Bundestagspräsident Richard Stücklen Bruno Heck, daß die Stiftung auch in Zu- hob u. a. die internationale Arbeit der Stif- kunft ihre Arbeit an den Leitlinien ausrich- tung hervor. Besonders würdigte er die ten werde, die dem Leben und Werk Kon- Erforschung der Geschichte und Wirk- rad Adenauers zugrunde lagen. samkeit der christlich-demokratischen Be- Der stellvertretende CDU-Vorsitzende, wegung in Verbindung mit der Darstellung dieser Arbeiten für eine breite Öffentlich- Norbert Blüm, der die Glückwünsche der CDU überbrachte, betonte, daß die Bil- keit. (Eine Arbeit, die durch das 1975 ge- gründete Archiv für christlich-demokrati- dungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stif- tung die Grundlage für die Arbeit der Par- sche Politik geleistet wird.) Diese For- schungsarbeit, so betonte Stücklen, habe tei sei. Sie habe Brücken geschlagen zwi- sich als äußerst wichtig für die Bildungsar- schen Partei und Wissenschaft und den nachfolgenden Generationen die Gewiß- beit im In- und Ausland und als unver- zichtbar gegenüber mancher Erscheinung heit vermittelt, daß es christliche Demo- kraten gewesen seien, die mit ihrer Hand- des Zeitgeschehens erwiesen. schrift kräftig die Geschichte der Bundes- Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl unter- republik Deutschland geschrieben hätten. strich das hohe Ansehen der Stiftung in In ihrem internationalen Engagement habe der Dritten Welt. Sie habe dazu beigetra- die Stiftung eine gute Zusammenarbeit gen, die Anziehungskraft des christlichen UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 14

Verständnisses von politischer Verantwor- der Sicherung und Entfaltung von person tung international zu stärken und die liehen Werten in Frieden und Freiheil Überlegenheit freiheitlicher Politik gegen- fragt. über totalitären Rezepten zu verdeutli- Das Bildungswerk nimmt sich insbeson^ chen. Diesem Ziel habe auch die Arbeit dere der Probleme der Jugend und junger der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Bun- Erwachsenen an. Berufswahl, Lebenssti desrepublik gedient. und Bedingungen eines Lebens in Freiheil Am Festakt nahmen zahlreiche Ehrengä- ohne ideologische Bevormundung sind ste teil, unter ihnen die Vertreter der ande- die zentralen Themen. Diese konkreten ren politischen Stiftungen, der Kirchen, Fragen bringen es mit sich, daß sich das die früheren Bundestagspräsidenten Eu- Bildungswerk der Kommunalpolitik zuge- gen Gerstenmaier und Kai-Uwe von Has- ordnet weiß, um sachkundige Bürger und sel sowie der frühere geschäftsführende Ratsmitglieder in ihrer wichtigen Arbeit zu Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stif- unterstützen. tung, Konrad Kraske. Das Institut für Begabtenförderung be- Als Gäste aus dem Ausland und Reprä- kommt besonders die gespannte Haus- sentanten aus der Dritten Welt konnte Dr. haltslage zu spüren. Dennoch ist erfreu- Heck begrüßen: Dr. Luis Bedoya, den Prä- lich, daß erheblich mehr Stipendiaten im sidenten der Christlichen Volkspartei Pe- letzten Jahr motiviert werden konnten, für rus; Bischof Dominic Andoh, den Vorsit- ein oder zwei Semester an ausländischen zenden der Bischofskonferenz von Gha- Universitäten zu studieren. Das Förde- na; Prof. Francisco Carrion, den Präsiden- rungsprogramm für den journalistischen ten der Radioschule FEPLAM in Porto Nachwuchs wurde intensiv fortgeführt. Alegre, Brasilien; Prof. Arias Claderon, Das Institut für Kommunalwissenschaften den Präsidenten der Christlich-Demokrati- hat sich insbesondere der Analyse und schen Partei Panamas; Johny Tan aus Bekämpfung der Gefahren angenommen, Manila, den Präsidenten des Gewerk- die die kommunale Selbstverwaltung in schaftlichen Regionalverbandes BATU im unseren Städten und Gemeinden bedro- WVA und der nationalen Föderation FFW/ hen. Die Forschungsarbeiten des Sozial- Philippinen, und Jose Merced Gonzalez, wissenschaftlichen Forschungsinstituts den Direktor der UTAL und Vorstandsmit- waren innenpolitisch durch die Landtags- glied der CLAT. Den Festvortrag hielt Prof. und Bundestagswahlen und außenpoli- Robert Spaemann zu dem Thema: „Das tisch durch die amerikanischen Präsident- Ende des modernen Bewußtseins". schaftswahlen und die damit verbundenen Mit ihren acht Instituten hat sich die Kon- außen- und sicherheitspolitischen Ent- rad-Adenauer-Stiftung ein wirksames und wicklungen geprägt. breitgefächertes Instrumentarium für ihre Die Auslandsaktivitäten schließlich, vor al- vielfältigen Aufgaben geschaffen. So stellt lem durch das Institut für Internationale sich z. B. die Politische Akademie Eichholz Solidarität, haben sich im vergangenen in ihren Tagungen und Seminaren immer Jahr neuen Aufgaben zugewandt: 28 Pro- wieder die Frage nach den Grund- und jekte wurden neu aufgenommen. Schwer- Leitlinien einer freiheitlichen und sozialen punkte waren hierbei u.a. die Zusammen- Politik für die Zukunft. Sie geht damit auf arbeit mit politischen Parteien, die Mittel- die Unruhe in der Bevölkerung ein, die standsförderung, Kulturpolitik und die stärker als in den vergangenen Jahren Förderung der ländlichen und kommuna- nach den Bedingungen und Möglichkeiten len Entwicklung. UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 15

I ENZYKLIKA Sin Dokument der Besinnung ind der Mahnung

|[e neue Enzyklika des Papstes dem Menschen diene. Arbeitslosigkeit ist Über die Arbeit" ist ein Dokument das größte Hindernis, um diese Ziele zu *r Besinnung für alle, die als erreichen. „Arbeit ist nicht nur Broter- bristen in Wirtschaft und Politik werb, sondern auch eine Form der Selbst- Brantwortung tragen, stellt verwirklichung und kann durch keine noch 'ßneralsekretär Heiner Geißler fest. so hohe Arbeitslosenunterstützung aufge- wogen werden" (Grundsatzprogramm der jie Enzyklika zieht einen Schlußstrich CDU). Gunter eine fehlgeleitete Diskussion, Die Aufgabe, die Würde des arbeitenden firrter noch bestimmt der vermeintliche Menschen herzustellen, ihn zum Subjekt ie gensatz zwischen Kapital und Arbeit der Arbeit zu machen, kann nicht auf na- 'e philosophische und gesellschaftspoli- s tionale Grenzen beschränkt bleiben. Eine che Grundsatzdiskussion in den Indu- trotz aller Probleme und wachsender Auf- täeländem, zwischen Ost und West, zwi- gaben reiche Nation wie die Bundesrepu- rnen Nord und Süd. Nicht in der Kon- blik Deutschland kann sich aus ethischen °ntation, sondern in der Ergänzung und Gründen, aber auch im Interesse der Si- c htigen Zuordnung von Kapital und Ar- cherung unserer eigenen Zukunft nicht e 't liegt die Herausforderung einer huma- aus der Verantwortung für die Menschen e n, zukunftsorientierten Gesellschaft. Mit anderer Länder stehlen, die weder Arbeit fe r Sozialen Marktwirtschaft und dem haben noch ein Netz sozialer Sicherheit, pnzept der Neuen Sozialen Frage hat die das sie bei Arbeitslosigkeit in ihrer Würde PU ein tragfähiges Fundament zur Über- schützt. ''Hdung des überholten Konfliktschemas Die Würde des Menschen wird heute auch f^ Kapital und Arbeit entwickelt. ganz zentral von der Rolle der Technik in «Pst Johannes Paul II. hat der Politik Auf- der Arbeitswelt bestimmt. Der Papst weist ^ben gewiesen, deren Verwirklichung auf ihre Rolle für die Arbeitserleichterung ^ch bei uns noch aussteht^ die Anerken- und für den wirtschaftlichen Fortschritt ^Hg der Arbeit der Frau in Familie und hin, warnt aber zugleich vor der Gefahr '6ruf, die Aufgabe, Arbeit in Beruf und Ar- der Verherrlichung von Technik. Nt in der Familie besser miteinander ver- Die neue Enzyklika des Papstes ist kein iri bar zu machen, die Frage des Mitei- bequemes Dokument. Sie ist eine Mah- gentums der Arbeitenden an den Produk- nung, von überkommenen Leitbildern, von ^nsmitteln — Themen, welche die CDU der gedankenlosen Fortschreibung des ^ ihrem Bundesparteitag Anfang No- Status quo und nationalem Egoismus Ab- ^Tiber diskutieren wird. schied zu nehmen und jenseits von Kapi- '6ntrales Anliegen der Enzyklika ist, daß talismus und Sozialismus eine wirtschaftli- ffer Mensch Subjekt der Arbeit wird" (Jo- che und soziale Ordnung zu verwirklichen, annes Paul II.) und daß die Wirtschaft die der Würde des Menschen entspricht. UiD 28 • 1. Oktober 1981 • Seite 16

UNION BETRIEBS GMBH POSTFACH 24 49 5300 Bonn 1 POSTVERTRIEBSSTÜCK Z 8398 C GEBÜHR BEZAHLT

Quittung dafür, daß der Wähler immer H ZITATE niger bereit ist, diesen Stil hinzunehmel Stuttgarter Nachrichten, 29. 9.19 SPD verliert an Basis In Niedersachsen sah gewiß ein Teil i> Bürger die Gelegenheit, den in Bonn i Wahlniederlagen werden selten zugege- gierenden Sozialdemokraten einen Del ben. Es muß schon knüppeldick kommen, zettel zu geben. Wofür, kann man nur \A bis Politiker sich zum Eingeständnis be- muten: vielleicht darauf, daß die SPD s{ quemen, einen Denkzettel erhalten zu ha- bei der noch kein Jahr zurückliegend, ben. Insofern ist die Bemerkung von Bundestagswahl eine etwas kühne Distt SPD-Bundesgeschäftsführer , panz zwischen dem „Vorher" und dt die Lage seiner Partei habe sich seit dem „Nachher" leistete; daß die Partei dami letzten bundesweiten Urnengang vor fast einen Kanzler als starken Mann vorseht genau einem Jahr drastisch verschlech- der jetzt, bei den „Sparbeschlüssel tert, in der Tat die Bestätigung einer recht wenig zu sagen hatte. Das nied „schweren Niederlage". sächsische Ergebnis der FDP paßt da. Die SPD verliert zunehmend an Basis in nicht schlecht, aber nicht glänzend. der Wählerschaft. Sie ist längst nicht mehr Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 9. l4 die Partei der Rathäuser und Kreistage. Diese Rolle haben fast überall die Unions- „Auf den Kanzler kommt es an", ste parteien übernommen, nun auch in Nie- 1980 auf SPD-Plakaten. Die Parole sehe dersachsen. sich jetzt gegen den Kanzler zu wendt Der entschuldigende Hinweis auf weltvft Kölnische Rundschau, 29.9.1981 schaftliche und weltpolitische Zwäfi Die Höhe des Verlustes für die SPD, der griff nicht — jedenfalls für den nicht, b deutliche Zugewinn für die CDU sind klare als „Macher" antrat und in seiner Selb* Belege dafür, daß die Stimmungslage darstellung den Anspruch erhob, alles' nach dem Haushaltsgezerre der Koalition Griff zu haben. Zumindest das SPD-m an der Leine am Sonntag voll durchge- lerpotential hat er nicht mehr im Griff. schlagen hat. Die SPD bekam eine erste Frankfurter Rundschau, 29. 9.19

Union in Deutschland — Informationsdienst der Christlich DemokD sehen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Heinz vW, ler, Konrad-Adenauer-Haus, 5300 Bonn, Telefon (02 28) 54 41. VerM Union Betriebs GmbH, Argelanderstraße 173, 5300 Bonn, Telefl (02 28) 22 10 81. Vertrieb: Telefon (02 28) 5 44-3 04. Verlagsleitud Peter Müllenbach, Dr. Uwe Lüthje. Bankverbindung: Sparkasse Bo\ Konto-Nr. 7 504 152, BLZ 380 500 00, Postscheckkonto Köln, * 2214 31-502, BLZ 370 100 50. Abonnementspreis jährlich 40,— 0 UiD Einzelpreis 1.— DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.