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Gemeinde

Gemeindeentwicklungskonzept

Januar 2017

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 2

Gemeinde Bietigheim

Gemeindeentwicklungskonzept

Auftraggeberin: Gemeinde Bietigheim

Ansprechpartner: Marlena Schmid Hauptamtsleiterin T. 07245/ 808-61

Ausführung: GERHARDT.stadtplaner.architekten Weinbrennerstrasse 13 76135 T. 07 21 – 83 10 30 [email protected]

Werner Gerhardt

Stefanie Ganter

Karlsruhe, Januar 2017

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 3

INHALT

Vorwort ...... 4

1 Aufgabe ...... 5

2 Grundlagen ...... 6 2.1 Lage im Raum | Siedlungsstruktur ...... 6 2.2 Geschichtliche Entwicklung ...... 7 2.3 Städtebauliche Entwicklung in Zahlen ...... 8 2.4 Räumliche Entwicklung ...... 9 2.5 Übergeordnete Planung ...... 11 2.6 Bevölkerungs- und Sozialstruktur ...... 13 2.7 Wirtschaftsentwicklung ...... 15 2.8 Tourismus ...... 17 2.9 Flächeninanspruchnahme ...... 17

3 Bestandsaufnahmen ...... 18 3.1 Siedlungsstruktur ...... 18 3.2 Gebäudestruktur ...... 19 3.3 Ortsbildprägender Grünraum ...... 20 3.4 Verkehr ...... 22 3.5 Ortskern und Sanierungsgebiete ...... 24 3.6 Gebäudezustand ...... 24 3.7 Nutzungen ...... 25 3.8 Einzelhandelsversorgung ...... 26

4 Bestandsanalyse ...... 28 4.1 Innerörtliche Potenziale ...... 28 4.2 Baulücken ...... 28 4.3 Leerstände und Brachflächen ...... 29

5 SWOT-Analyse in Bildern ...... 29 5.1 Stärken der Entwicklung in Bietigheim ...... 30 5. 2 Schwächen der Entwicklung in Bietigheim ...... 36 5.3 Risiken der Entwicklung in Bietigheim ...... 38 5.4 Chancen der Entwicklung in Bietigheim ...... 39

6 Bürgerbeteiligung ...... 42

7 Entwicklungsziele und Maßnahmen ...... 51 7.1 Wohnen, Innenentwickung und Naturraum ...... 51 7.2 Nahversorgung, Dienstleistung, Einzelhandel ...... 52 7.3 Gewerbe und Arbeitsplätze ...... 52 7.4 Soziale Infrastruktur ...... 53 7.5 Verkehr und Mobilität ...... 53 7.6 Öffentliche Einrichtungen, öffentlicher Raum ...... 54 7.7 Weiteres Vorgehen ...... 55

8 Plananhang

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 4

VORWORT

Die Gemeinde Bietigheim hat schon seit vielen Jahren die Wichtigkeit von Gemeindeent- wicklung erkannt und betreibt diese schon seit vielen Jahren erfolgreich.

Im Jahr 2013 wurden für den zentralen Bereich „Bahnhofsumfeld“ Vorbereitende Untersu- chungen durchgeführt. Das Gebiet wurde bereits auf Grundlage der vorausgehenden Gro- banalyse aus dem gleichen Jahr ins Landessanierungsprogramm aufgenommen. Damit setzt sich die Reihe der zentralen innerörtlichen Bereiche, die im Rahmen einer städtebauli- chen Sanierung zukunftsfähig gemacht wurden, fort.

Das Sanierungsgebiet „Bahnhofsumfeld“ ist im Kontext mit dem 1. Sanierungsgebiet „Ba- denstraße“ aus dem Jahr 2006 und dem daraus hervorgehenden Rahmenplan zu betrach- ten. Es kann als städtebauliche Weiterentwicklung daraus gesehen werden. So werden im vorliegenden Integrierten Entwicklungskonzept genau diese Bereiche betrachtet und unter- sucht.

Die bisherige Entwicklung wird in den folgenden Kapiteln dokumentiert, die durchgeführten oder geplanten Maßnahmen evaluiert und ein integriertes Entwicklungskonzept aufgestellt. Dieses soll Wegweiser für weitere Maßnahmen im Rahmen der Programmdurchführung im Sanierungsgebiet „Bahnhofsumfeld“ und darüber hinaus, sein. Bei dem vorliegenden städ- tebaulichen Entwicklungskonzept handelt es sich um einen städtebaulichen Rahmenplan mit integriertem Handlungskonzept.

Voraussetzung für das Entwicklungskonzept ist auch die Analyse der Planungsentschei- dungen und der Umsetzung der Ziele auf der Ebene der Gemeindeentwicklung. Es ist not- wendig in diesem Zusammenhang eine sogenannte SWOT-Analyse, eine Darstellung der Stärken und Schwächen, der Risiken und der Chancen der Gemeindeentwicklung aufzuar- beiten, um so die Ziele der Gemeindeentwicklung zu prüfen und gegebenenfalls neu zu jus- tieren.

Die Gemeinde Bietigheim hat das Büro Gerhardt.stadtplaner.architekten, Karlsruhe, das die städtebauliche Erneuerung Bietigheims seit vielen Jahren planerisch begleitet, beauftragt die Untersuchungen unter Einbeziehung der bisher erarbeiteten Unterlagen durchzuführen.

Im Oktober 2015 fand ein Bürgerspaziergang und anschließender Workshop mit interessier- ten Bürgern, Gemeinderäten und der Verwaltung statt. Die Ergebnisse der Beteiligung wur- den schriftlich festgehalten und in das Gemeindeentwicklungskonzept eingearbeitet.

Abschließend wurden Ziele für die Entwicklung von Bietigheim in Verbindung mit Maßnah- menvorschlägen erarbeitet.

Karlsruhe, Januar 2017

GERHARDT.stadtplaner.architekten

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 5

1 AUFGABE In den letzten Jahren wurde und wird noch aktuell in der Ortsmitte von Bietigheim die Ba- denstraße grundlegend umgestaltet und ihre Funktion neu definiert, so dass die bisherige Trennwirkung der Straße aufgehoben wird. Dies wurde möglich, da die ehemalige B36 nach Außen verlegt wurde und so eine umfassende Neugestaltung durchführt werden konnte. Das Gebiet liegt im abgeschlossenen Sanierungsgebiet Badenstraße. Hierzu wurde auch ein Rahmenplan entwickelt.

Als weiterer Entwicklungsabschnitt wird der Bereich der "Bahnhofstraße" städtebaulich auf- gewertet. Hierzu wurden im Jahr 2012 eine Grobanalyse zur Aufnahme in das Landessanie- rungsprogramm und nach Aufnahme ins Programm im Jahr 2013 Vorbereitende Untersu- chungen mit Integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept erarbeitet. Dieses Gebiet mit Bahnhof stellt einen wichtigen Bereich von Bietigheim dar: Seine sehr homogene Struktur und die ortsbildprägenden Gebäude bilden zusammen mit dem gerade sanierten Bahnhofs- gebäude einen der Ortseingänge der Gemeinde.

Durch die großen städtebaulichen Veränderungen hat der Gemeinderat die Aufstellung ei- nes Gemeindeentwicklungskonzeptes beschlossen um die Entwicklungen in der Gemeinde die nächsten Jahre zu strukturieren und zu ergänzen. Aufbauend auf den vorliegenden Un- tersuchungen wurde dieses Konzept erarbeitet. Es basiert auf aktuellen Datengrundlagen und bezieht mittel- und langfristig geplante städtebauliche Entwicklungen mit ein. Beim Ge- meindeentwicklungskonzept handelt es sich um ein informelles Planungsinstrument. Auf Grundlage intensiver Bestandsaufnahmen und Analysen unter Beteiligung der Öffentlichkeit wurden die Stärken und Besonderheiten wie auch die strukturellen Probleme von Bietigheim aufgezeigt (Stärken-/ Schwächen-Analyse). Darauf baut die Erarbeitung von Perspektiven und Handlungsansätzen zu verschiedenen Handlungsfeldern auf.

Es wurden konkrete Maßnahmen abgeleitet und Prioritäten definiert. Im Vordergrund stehen öffentliche Investitionen, die Impulse für anschließendes privates Engagement bewirken können. Das Gemeindeentwicklungskonzept wird offen für neue Impulse und fortschrei- bungsfähig angelegt und als Leitbild verabschiedet. In regelmäßigen Zeitabständen erfolgen Überprüfung (Evaluierung / Monitoring) und ggfls. Nachjustierung des Konzepts.

Das Gemeindeentwicklungskonzept ist ein kontinuierlicher Prozess, der sich über eine Reihe von Jahren hinweg einem Zukunftsbild annähert. Im Vordergrund dieses Prozesses steht die Verknüpfung unterschiedlicher stadtentwicklungsrelevanter Kriterien.

Wichtige Ziele des Gemeindeentwicklungskonzepts:

• auf Grundlage einer Bestandsanalyse die Stärken und Schwächen der Gemeinde be- schreiben,

• konsistente Entwicklungsziele für das Gemeindegebiet formulieren und eine Vision für Bietigheim entwickeln,

• die unterschiedlichen teilräumlichen, sektoralen und technischen Pläne und politischen Maßnahmen aufeinander abstimmen und sicherstellen, dass die geplanten Investitionen eine ausgeglichene Entwicklung fördern,

• Bürger und andere Beteiligte einbeziehen, die maßgeblich zur Gestaltung der zukünftigen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Qualität von Bietigheim beitragen können.

/ UNTERSUCHUNGSGEBIET Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 6

2 GRUNDLAGEN 2.1 LAGE IM RAUM / SIEDLUNGSSTRUKTUR Die Gemeinde Bietigheim liegt auf der sogenannten Hardt, sieben Kilometer nördlich der Kreisstadt und 17 km südlich vom Oberzentrum Karlsruhe, nahe der französischen Grenze. Im Osten befindet sich der Schwarzwald und im Westen der Rhein. Somit liegt Bie- tigheim nahe an der Grenze zu Frankreich. Zur Gemeinde Bietigheim gehören keine weiteren Ortschaften.

Die Gemeinde befindet sich in der Oberrheinischen Tiefebene, die eine Breite von 30 km auf- weist und die auf einer Seite vom Schwarzwald, auf der anderen Seite von den französischen Vogesen und dem Pfälzer Wald begrenzt wird. Der Großteil der Ortschaft liegt auf dem Hoch- gestade, ein kleinerer Teil befindet sich direkt an der Stufung zur Rheinniederung.

Die Orte Ötigheim, , , , Elchesheim-Illingen und Steinmau- ern befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Die nächstgelegenen Städte sind - Baden, Ettlingen, Karlsruhe, Rastatt und Rheinstetten.

Bietigheim liegt in unmittelbarer und verkehrsgünstiger Nähe zur Autobahn A5 (Basel-Frank- furt, Ausfahrt Rastatt-Nord), zur B 462 in Richtung Rastatt und zur B 36. Außerdem ist Bietig- heim über die Autobahnausfahrt „Ettlingen-Süd", die B 3 in Richtung Rastatt und die K 3737 erreichbar. Des Weiteren ist der Regionalflughafen „Baden Airpark" (Söllingen) rund 22 km entfernt. Auch die seit 1895 bestehende Bahnanbindung hat die Ortsentwicklung gefördert. Über die S-Bahn ist die Gemeinde im Halbstundentakt eng mit den Städten Baden-Baden, Rastatt und Karlsruhe verbunden.

Das Gemeindegebiet umfasst eine Gemarkungsfläche von 1.390 ha, davon sind 210 ha Aue- wald, 283 ha , 651 ha Acker/Wiesen, 202 ha Wohngebiete und 44 ha Gewerbege- biete. Aktuell beträgt die Einwohnerzahl in Bietigheim 6.324 (Stand 4. Quartal, 2015)

Bietigheim ist überwiegend eine Wohngemeinde für Pendler in die Städte Karlsruhe, Ras- tatt und das Murgtal, da es sehr verkehrsgünstig an der B36 sowie in der Nähe der A5 liegt.

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 7

2.2 GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG Im Jahre 991 kam es zur ersten dokumentarischen Kundmachung der Gemeinde Bietigheim, die Urkunde stammt aus einem Güterverzeichnis des Klosters Weißenburg. Jedoch liegt die erste Besiedlung des Ortes viel länger zurück. Aus der Zeit von rund 4.500 vor Christus sind Funde bekannt, die die Annahme einer steinzeitlichen Besiedlung der Region bekräftigen. Ebenso gab es Funde aus römischer Zeit auf der Gemarkung.

Das Gebiet am Oberrhein wurde 50 n.Chr. von den Römer erobert und um 260 n.Chr. von den Alemannen besiedelt. Im Jahre 496 übernahmen die Franken die Herrschaft über das Gebiet nördlich der Murg.

Kurze Zeit später, im 5. und 7. Jahrhundert wurden in der Bietigheimer Umgebung Merowinger Reihengräberfriedhöfe angelegt.

Der Salierherzog Otto eignete sich anno 985 Besitzungen des Klosters Weißenburg in Bietig- heim an, sechs Jahre später wurden Weißenburger Besitzungen in Bietigheim urkundlich fest- gehalten. Im Jahre 1271 erwarb das Kloster Herrenalb Landbesitz in Bietigheim und zwanzig Jahre später erhielt Markgraf Hermann VII. von Baden weißenburgische Besitzungen in Bie- tigheim. 1295 wurde Heinrich von Bütenkeyn als erstmaliger Ortsadel erwähnt.

Da das Dorf 1389 an das Kloster Lichtenthal verpfändet und im Jahre 1535 die Markgrafschaft Baden geteilt wurde, gehörte Bietigheim fortan zur Markgrafschaft Baden-Baden. Im Rahmen der oberbadischen Okkupation stand Bietigheim von 1594 bis 1622 unter Zwangsverwaltung durch die Markgrafschaft Baden-Durlach. 1632–1634 wurde das Land von den Schweden be- setzt. Im Zeitraum zwischen 1672 und 1679 fand der Holländische Krieg statt, seit 1674 auch am Oberrhein. Fast ganz wurde 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch franzö- sische Truppen zerstört.

Um das Jahr 1750 gab es Auswanderungen der Bevölkerung nach Ungarn. Doch zuvor, 1733, fanden während des polnischen Erbfolgekriegs Plünderungen in Durmersheim durch franzö- sische Truppen statt. In den Jahren 1769/70 wurde der Ort von Dauerregen, Überschwem- mungen und Missernten heimgesucht, was die Zahl der Auswanderer erhöhte. Ein Jahr darauf folgte die Wiedervereinigung der Markgrafschaft Baden.

Auch im Zuge der Französischen Revolution 1789 kam es zu Unruhen in Baden. Im Jahr 1794 gab es wieder eine Missernte und eine Typhusepidemie grassierte in der Gemeinde. Ein Jahr später brach die Rinderpest aus. 1796 wurde die Gemeinde durch befreundete österreichi- sche Truppen besetzt. Bei der Schlacht bei Malsch am 9. Juli 1796 befand sich die französi- sche Linie in Bietigheim.

Als Folge der Koalitionskriege gab es, um das Jahr 1810 herum, vermehrt Auswanderungen nach Russland. Das Dorf wurde im Juni 1849 nach der Deutschen Revolu- tion von preußischen Truppen besetzt. Im selben Jahr wanderten erneut Menschen nach Amerika aus; dies war eine Folge der badischen Revolution.

1904 war Bietigheim stolzer Besitzer der ersten Postagentur. Nach dem Krieg im Jahr 1950 begann auch die Produktion von exklusiven Sportcabriolets durch die „Veritas Badische Au- tomobilwerke GmbH “ in Bietigheim. 1963 konnte Bietigheim eine Einwohnerzahl von 5.000 Einwohnern aufweisen.

In vergangenen Zeiten war Bietigheim ein noch sehr bäuerlich geprägtes Dorf, das sich durch den Anbau von Kartoffeln, Getreide und die Viehzucht auszeichnete. Der Gemeinde Bietig- Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 8

heim war es gelungen von der zentralen Lage im Zentrum Europas und der guten Verkehrs- anbindung zu profitieren, wodurch Bietigheim ein guter logistischer Standort für Speditio- nen wurde, welche sich im Industriegebiet angesiedelt haben.

Wappen | Bietigheim war seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Markgrafen von Baden. Die Siegel der Gemeinde zeigten vom 17. Jahrhundert an ein Mühleisenkreuz und darüber oder darunter den landesherrlichen Wappenschild. Das Kreuz ist vermutlich das Dorfzeichen und könnte sich auf den Titel der Pfarrkirche (Kreuzerhöhung) beziehen. Nachdem im 19. Jahrhundert ein fünfstrahliger Stern als Siegelbild verwendet worden war, schlug das Generallandesar- chiv im Jahre 1900 ein Wappen vor, das das Kreuz und den Wappenschild aus den älteren Siegeln in neuer Zuordnung vereint. Es wurde in den ba- dischen Farben gehalten. 1904 nahm der Gemeinderat dieses Wappen an. Es dient bis heute der Gemeinde Bietigheim auch als Dienstsiegel.

2.3 STÄDTEBAULICHE ENTWICKLUNG IN ZAHLEN

• 991 erste urkundliche Erwähnung • um 1150 Bau der alten Kirche aus Holz • 1750 Bau der Alten Kirche (Kirchenschiff ) in Stein • 1846/47 Bau der Schule auf dem Platz der jetzigen Turnhalle bei der Grundschule • 1863 Neubau der Neuen Kirche • 1895 Anschluss an die Eisenbahn • 1908 Bau der neuen Schule • 1912 Bau des Rathauses • 1950-53 Baugebiet Bergstraße • 1951-53 Bau einer neuen Schule – heutige Grundschule • 1952 Bau des Feuerwehrhauses – Ritterstraße neben Rathaus • 1954-68 Baugebiet „Pfaffenpfädel“ • 1958-68 Baugebiet „Breithalbjeuchen“ • 1967 BP Brühlwiese • 1963 Bietigheim hat 5.000 Einwohner • 1966 Einweihung des kath. Gemeindehauses • 1968-69 Baugebiet „Zink- und Bergäcker“ • 1971-72 „Zink- und Bergäcker Rest“ • 1972 Bau der Hauptschule, Tullastraße • 1974 Baugebiet „ Außen am Ötigheimer Weg I“ • 1976 Gewerbegebiet „Langgewann“ • 1977 Inbetriebnahme der neuen Brücken über die B 36 und die Bundesbahn • 1978 Bau des evangelischen Gemeindezentrums • 1978 Bau der Mehrzweckhalle • 1982-83 Umbau des Kirchplatzes • 1984 Baugebiet „Außen am Ötigheimer Weg, II“ • 1985 Gewerbegebiet „Obere Hardt“ • 1987-88 Schmiedbachverlegung • 1990 Neues Feuerwehrhaus, Rheinstraße • 1992 Neugestaltung Schubertstraße und Beethovenstraße • 1993 Neugestaltung der Außenanlage der „Alten Kirche“ und der „Alten Rathausstraße“ • 1994 Neugestaltung der Bahnhofstraße, Malscher Straße, Kreuzstraße, Sofienstraße • 1996Erschließung Neubaugebiet „Am Schlangenrain“ Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 9

• 1996 Neuer Gemeindeverbindungsweg nach Ötigheim • 1997 Park- and Ride-Anlage beim Bahnhof fertiggestellt (Juli 1997) • 1997 Änderung des Bebauungsplans „Breithalbjeuchen/ Pfaffenpfädel“ • 1997/98 Naturnahe Umgestaltung des Schmiedbachs (westlich der Ortslage) • 1998/99 Bau des Seniorenzentrums • 1999 Erweiterung Gewerbegebiet „Obere Hardt II“ mit Neubau eines Verkehrskreisels und südlicher Zufahrt • 1999 BP Alter Ortskern • 2000 Bau einer Festhalle auf dem Gelände des Festplatzes • 2000 Bildung Lokale Agenda Ausschüsse MÖBS-Gemeinden • 2000 Beginn der Planung für die Erweiterung des Gewerbegebiets Langgewann 3. BA • 2000 Baugebiet „Außen am Ötigheimer Weg III“ • 2001 Neubaugebiet „Theodor-Rößler-Str.“ • 2002 Bau des Verkehrskreisels K 3737 Ötigheimer Weg • 2003 Errichtung Brückenbauwerke B 36/NBS • 2003 Anlegung Park- und Ride, Langgewann • 2003 Verkehrsteiler, K3737 nord-westl. Ortseingang • 2003 Umbau des Farrenstalls zum „Bürgerhaus alter Farrenstall“ • 2004 Kauf des Bahnhofsgebäudes durch die Gemeinde • 2004 Bietigheim überschreitet die 6.000 Einwohnergrenze • 2005 Erstellung Bebauungsplan „Schneidergarten“ Ansiedlung Vollversorger • 2005 Erweiterung Gewerbegebiet „Langgewann III / Mischgebiet Bürkig I“ • 2005 Renaturierung „Alter “ I.BA und II.BA (westlich der Ortslage) • 2005 B 36 / Neu fertig bis Ettlinger Weg • 2006 Bau des Verkehrskreisel Schneidergarten/ B 36/ Fichtenweg • 2006 B-Plan Verfahren Langgewann IV • 2008 Baugebiet Spatzenäcker • 2008 BP Bahnüberführung Zufuhrstraße/ Langgewann • 2009 BP Nordumfahrung Schelmenäcker • 2013 Sanierungsgebiet Bahnhofsumfeld • 2014 BP Badenstraße Süd • 2015 Vorhabenbezogener Bebauungsplan Rheinstraße 18 (Betreutes Wohnen)

2.4 RÄUMLICHE ENTWICKLUNG

Die Gemeinde ist aus einem auf der Niederterrasse gelegenen Straßendorf hervorgegangen, dessen Siedlungserweiterungen schon in frühen Jahren in das Tiefgestade hinausgriffen. Bis 1945 erstreckte sich die Bebauung weitgehend geschlossen auf den nördlichen Teil des Or- tes. Auffällig ist die Vorkriegserweiterung nach Osten bis zur Bahnlinie, welche sich dann in mehreren Stufen südwärts fortsetzte. Östlich der Bahn wurde ein Gewerbegebiet erschlossen. Nach Süden und Südwesten erstreckten sich die Neubaugebiete.

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 10

Topographischer Plan von Bietigheim aus dem Jahr 1782

Ausschnitt Gemarkung Bietigheim von 1860 Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 11

2.5 ÜBERGEORDNETE PLANUNG

Regionalplan Mittlerer Oberrhein Da die Gemeinde Bietigheim auf der Entwicklungsachse „ – Karlsruhe – Rastatt“ liegt, zählt sie zur Randzone des Verdichtungsraumes Karlsruhe. Sie ist dem Mittelbereich des Mittelzentrums Rastatt zugeordnet. Es gibt drei ausgewiesene Grünzäsuren um Bietigheim: - Durmersheim/Bietigheim Wassereinzugsgebiet/Wasserschutzgebiet, bodennahe Durch- lüftung, Wald, sonderkulturfähige Böden - Bietigheim/Ötigheim Wassereinzugsgebiet/Wasserschutzgebiet, bodennahe Durchlüf- tung, Wald, sonderkulturfähige Böden - Ötigheim-Bietigheim/ Muggensturm: sonderkulturfähige Böden, Produktionsfläche für Aus- siedler, Wassereinzugsgebiet/Wasserschutzgebiet Im Osten von Bietigheim liegt ein schutzbedürftiger Bereich für die Landwirtschaft, Stufe I, westlich liegen Natura 2000 Gebiete, ein regionaler Grünzug sowie ein überschwemmungs- gefährdeter Bereich bei Katastrophenhochwasser (Vorbehaltsgebiet).

Ausschnitt Regionalplan Mittlerer Oberrhein, Raumnutzungskarte Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 12

Flächennutzungsplan 2006 und Fortschreibung Die Entwicklungsvoraussetzungen im Sinne der vorbereitenden Bauleitplanung sind im Flä- chennutzungsplan (FNP) des Gemeindeverwaltungsverbandes Durmersheim geregelt. Der Verband setzt sich aus den Gemeinden , Bietigheim, Durmersheim und Elches- heim-Illingen zusammen. Der FNP befindet sich derzeit in seinem 3. Änderungsverfahren. Folgende Änderungen werden für Bietigheim angestrebt: - B17: Umwidmung Sonderbaufläche Bund (ehem. Militärdepot an der B3) in Gewerbefläche - B18: Neuordnung Bereich Südliche Gifiz / nördlich der Straße 'Am Schlangenrain' - B19: Arrondierung Gewerbefläche Obere Hardt (Lager Lidl) - B13: Umwidmung Gewerbefläche in Sonderbaufläche zur Ansiedlung Drogeriemarkt und Er- weiterung des bestehenden Edeka-Marktes im Bereich Schneidergarten am südöstlichen Ortsrand von Bietigheim

Im Flächennutzungsplan von 2006 sind der Alte Ortskern und die Sanierungsgebiete fast kom- plett als gemischte Baufläche und punktuell als Sonderbaufläche ausgewiesen. Die großen Wohnbauflächen liegen im Süden von Bietigheim. Die Gewerbeflächen liegen öst- lich der Bahnlinie. Weitere Sonderbauflächen liegen dezentral in der Mitte des bebauten Be- reichs. Entwicklungsflächen sind nördlich (Gewerbeentwicklung) und südlich (gemischte und Wohnbauflächen) des bestehenden Gewerbegebiets zu finden.

FNP Ausschnitt Bietigheim

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 13

Chronologische Auflistung der Bebauungspläne in Bietigheim:

• 1958-68 Baugebiet „Breithalbjeuchen“ • 1967 Brühlwiese • 1968-69 Baugebiet „Zink- und Bergäcker“ • 1971-72 „Zink- und Bergäcker Rest“ • 1974 Baugebiet „Außen am Ötigheimer Weg I“ • 1976 Gewerbegebiet „Langgewann“ • 1984 Baugebiet „Außen am Ötigheimer Weg, II“ • 1985 Gewerbegebiet „Obere Hardt“ • 1996 BP Neubaugebiet „Am Schlangenrain“ • 1997 Änderung des Bebauungsplans „Breithalbjeuchen/ Pfaffenpfädel“ • 1999 „Alter Ortskern“ • 1999 Erweiterung Gewerbegebiet „Obere Hardt II“ mit Neubau eines Verkehrskrei- sels und südlicher Zufahrt • 2000 Beginn der Planung für die Erweiterung des Gewerbegebiets Langgewann 3.BA • 2000 Erschließung Baugebiet „Außen am Ötigheimer Weg III“ • 2001 Neubaugebiet „Theodor-Rößler-Str.“ • 2005 BP „Schneidergarten“ Ansiedlung Vollversorger • 2005 Erweiterung Gewerbegebiet „Langgewann III / Mischgebiet Bürkig I“ • 2006 BP Langgewann IV • 2008 BP Baugebiet Spatzenäcker • 2008 BP Bahnüberführung Zufuhrstraße/ Langgewann • 2009 BP Nordumfahrung Schelmenäcker • 2014 BP Badenstraße Süd • 2015 VbB Rheinstraße 18

2.6 BEVÖLKERUNGS- UND SOZIALSTRUKTUR Die Daten zur Bevölkerungsentwicklung und zur Bevölkerungsprognose sind eine der Grundlagen für die Abschätzung des künftigen Entwicklungs- bzw. Bauflächenbedarfs unter Wertung des innerörtlich ermittelten Potenzials.

Quelle aller Zahlen des Kapitels: Statistisches Landesamt Baden – Württemberg

Bevölkerungsentwicklung in Bietigheim

Stichtag/ Jahr Bevölkerungszahl Bietigheim 2002 5.919 2006 6.017 2012 6.150 2013 6.208 2014 6.311 2015 (4. Quartal) 6.324

Die Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung von 2002 bis 2015 zeigen eine Steigerung der Ein- wohnerzahl in Bietigheim um 405 Personen.

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 14

Demografische Entwicklung

3000

2500

2000

1500

1000

500

0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Unter 15 15-18 18-25 25-40 40-65 65+

Wenn man die Bevölkerungsentwicklung von 2008 bis 2015 nach 6 Altersgruppen näher betrachtet, erkennt man, dass der Anteil von unter 15–Jährigen leicht steigt, der Anteil der 15-18–Jährigen relativ konstant bleibt und der Anteil der 18-25–Jährigen wiederrum zurück- geht. Die Gruppe der 25-40–Jährigen verzeichnet deutliche Zuwächse, ebenso die Gruppe der 40-65–Jährigen und bei den über 65–Jährigen gibt es ebenfalls leichte Zuwächse.

Wenn man sich die Bevölkerungsvorausrechnungen bis 2035 ansieht, werden die im Dia- gramm anklingenden Folgen des Demografischen Wandels – mit einer Steigerung der älte- ren Bevölkerung und einem Rückgang der Jüngeren – noch deutlicher. Abgefedert werden kann dieser Trend durch eine bedarfsgerechte Ausweisung von neuen Wohngebieten, die Attraktivierung des Wohnens im älteren Ortskern und die Aktivierung von Bauflächen bzw. Baulücken im Innenbereich.

Bevölkerungsvorausrechnung bis 2035

Für Bietigheim ergeben sich entsprechend einer Modellrechnung des Statistischen Landes- amtes Baden-Württemberg folgende Prognosewerte bis 2035 (mit Wanderungen): Bevölkerungsprognose mit Wanderungen*

Jahr Bietigheim über 60 unter 20

2014* 6.311 Einwohner 1.626 EW 1.172 EW 2016 6.675 Einwohner 1.707 EW 1.234 EW 2020 7.184 Einwohner 1.901 EW 1.361 EW 2025 7.415 Einwohner 2.128 EW 1.464 EW 2030 7.443 Einwohner 2.343 EW 1.490 EW 2035 7.453 Einwohner 2.413 EW 1.464 EW * für die Vorausrechnung zugrunde liegende Ausgangsbevölkerung Basis Zensus 2011

An den Modellrechnungen zeigt sich, dass die Vorausrechnung für das Jahr 2016 die tat- sächliche Bevölkerungsentwicklung aller Voraussicht übersteigen wird. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 15

Wenn die weitere Entwicklung entsprechend der Modellrechnung (Bevölkerungsprognose mit Wanderungen) eintritt, ist bis 2035 von einer Zunahme der Gesamtbevölkerung von ca. 18,1 % auszugehen. Der Anteil der über 60-jährigen Bevölkerung wird um ca. 48,4 % stei- gen, während dazu der Anteil der unter 20-jährigen um ca. 24,9 % wächst.

Bevölkerungsprognose ohne Wanderungen* Jahr Bietigheim über 60 unter 20 2014* 6.311 Einwohner 1.626 EW 1.172 EW 2016 6.304 Einwohner 1.694 EW 1.150 EW 2020 6.272 Einwohner 1.869 EW 1.132 EW 2025 6.201 Einwohner 2.080 EW 1.115 EW 2030 6.093 Einwohner 2.294 EW 1.076 EW 2035 5.951 Einwohner 2.308 EW 1.018 EW

* für die Vorausrechnung zugrunde liegende Ausgangsbevölkerung Basis Zensus 2011

Im Gegensatz dazu sinkt die Bevölkerungszahl von Bietigheim deutlich, wenn man die na- türliche Bevölkerungsentwicklung ohne Zu- und Fortzüge betrachtet. Insgesamt steigt hier auch, ähnlich wie bei der Tabelle mit Wanderungen, der Anteil der älteren Bevölkerung stark (+41,9%). Der Rückgang der unter 20-Jährigen (-13,1%) ebenfalls deutlich, aber abge- schwächt.

2.7 WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG BIETIGHEIM Bietigheim ist eine Gemeinde in zentraler Lage mit gutem Autobahnanschluss und Nähe zu größeren Städten. Insgesamt gibt es 1.395 Beschäftigte am Arbeitsort (Stand: 2015), dies ist seit 2008 ein Wachstum von 22,9%. Die meisten Beschäftigten sind im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr tätig (46,5 %). Danach folgen sonstige Dienstleistungen mit 38,9 % und das Produzierende Gewerbe mit 13,8 %.

Beschäftigte seit 2008 nach ausgewählten Wirtschaftsbereichen 700 600 500 400 300 200 100 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Produzierende Gewerbe Handel, Verkehr und Gastgewerbe Sonstige Dienstleistungen

Im Zeitraum von 2008 bis 2015 steigen die Anteile von Handel, Verkehr und Gastgewerbe im Bietigheim um 3,8 Prozent und sonstige Dienstleistungen um 5,1 Prozent. Der Anteil des pro- duzierenden Gewerbes sinkt hingegen um 8,8 Prozent. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 16

Beschäftigtenstrukturen (Stand 2015)

Erwerbstätige Personen 1.395

Davon im produzierenden Gewerbe 13,8 %

Davon im Handel, Verkehr, Gastgewerbe 46,5 %

Davon im Bereich sonstiger Dienstleistungen 38,9 %

Quelle: Statistisches Landesamt Baden – Württemberg

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie Berufspendler über die Gemeindegrenzen

Jahr Sozialversicherungspflichtig Berufspendler Beschäftigte Berufs- Berufs- Am Arbeitsort Am Wohnort einpendler auspendler 2011 1.256 2.428 1.032 2.207 2012 1.279 2.504 1.051 2.278 2013 1.312 2.548 1.077 2.311 2014 1.386 2.657 1.122 2.406 2015 1.395 2.883 1.132 2.621

Die Zahl der Auspendler aus Bietigheim ist mit 2621 Personen mehr als doppelt so groß, wie die Zahl der Einpendler mit 1132 Personen (Stand 2015). Viele Arbeitsnehmer fahren in die benachbarten Städte wie z.B. Karlsruhe zu ihrem Arbeitsplatz. Begünstigt wird die Pendler- situation durch den S-Bahn Anschluss der Linie S4 und S41 des Karlsruher Verkehrsver- bundes (KVV).

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Auszubildende am Arbeitsort

Jahr Beschäftigte darunter Anteil der Auszubildenden Auszubildende Bietigheim Landkreis Rastatt

2003 1.049 42 4,0 4,8 2006 1.084 54 4,9 4,7 2009 1.149 47 4,1 5,3 2012 1.279 49 3,8 4,3 2015 1.395 57 4,0 4,0

Der Anzahl der Auszubildende steigt im Zeitraum von 2003-2015 und pendelt somit um einen Anteil von 4% bezogen auf alle Beschäftigten. Mit Stand 2015 hat der Anteil der Auszubil- denden mit 4,0% den gleichen Anteil wie im Landkreis Rastatt.

Es gibt für Bietigheim ein großes Potenzial an Facharbeitern und jungen Führungskräften, zumal einige Universitätsstädte, wie Karlsruhe und Stuttgart, in der Nähe liegen. Für die Zukunft ist es wichtig, weitere Bestrebungen und Anstrengungen zu unternehmen, um die- ses Potenzial weiter zu nutzen.

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 17

2.8 TOURISMUS UND KULTUR Tausend Jahre Geschichte prägen Bietigheim. Das im Jugendstil erbaute Rathaus und die Alte Kirche aus dem Jahre 1150 sind die Schmuckstücke der Gemeinde.

Aufgrund seiner günstigen Lage im Rheintal ist der Ort nicht nur von der Sonne verwöhnt, sondern auch idealer Ausgangspunkt für Ausflüge zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten in den Schwarzwald, die Pfalz und ins Elsass. Mit der S-Bahn kann man von Bietigheim aus bequem nach oder bis Heilbronn fahren.

Das Wahrzeichen von Bietigheim ist die Alte Kirche aus dem Jahre um 1150, die wohl älteste Kirche auf der Hardt, deren wehrhafter Turm bis heute erhalten ist. Die Kirche beinhaltet einen Taufstein, der mit großer Wahrscheinlichkeit im 13. Jahrhundert entstand und als einer der ältesten, wenn nicht sogar der älteste Badens ist. Von 1748-50 wurde die Kirche nach einem Plan des markgräflichen Baumeisters Johann Peter Ernst Rohrer aus Rastatt von einer romanischen Steinkirche in eine Barockkirche umgebaut. Im Chor der Kirche befindet sich das Grabmal des im Jahre 1763 verstorbenen Pfarrers Johann Adam Laub, in dessen Amtszeit der Umbau der Alten Kirche fiel. Wegen des schadhaften Daches setzte 1792 der Zimmermann Anton Müller aus , den heute zu sehenden Turmhelm auf.

Eine besondere touristische Sehenswürdigkeit ist der grenzüberschreitende "PAMINA Rheinpark“, ein Ökomuseum, das wissenswertes über die Lebensräume des Oberrheins vermittelt. Ein gut ausgeschildertes Radwegenetz führt durch die einzigartige Auenland- schaft zu den Stationen und Museen zu beiden Seiten des Rheins.

Zur Erkundung der herrlichen Landschaft und der näheren Umgebung bietet sich der MÖBS- Rad-Rundweg durch die Gemeinden Muggensturm, Ötigheim, Bietigheim und an. Am 2.Dezember 2016 wurde der neue Radweg entlang der K3737 nach Elchesheim- Illingen zur besseren Vernetzung der Nachbargemeinden offiziell freigegeben.

Es gibt in Bietigheim zurzeit ein Hotel in der Ortsmitte.

2.9 FLÄCHEN-INANSPRUCHNAHME 2004 - 2016 Im Zeitraum 2004 - 2016 sind in Bietigheim durch Bautätigkeit folgende Flächen für Wohnen und Gewerbe in Anspruch genommen worden:

• 2005 Erstellung Bebauungsplan „Schneidergarten“ Ansiedlung Vollversorger • 2005 Erweiterung Gewerbegebiet „Langgewann III / Mischgebiet Bürkig I“ • 2006 B-Plan Verfahren Langgewann IV • 2008 Baugebiet Spatzenäcker • 2014 BP Badenstraße Süd (Innenentwicklung) • 2015 VbB Rheinstraße 18

In der Zeit von 2005 bis 2008 fand die Flächeninanspruchnahme für neue Wohn- und Ge- werbegebiete in Bietigheim außerhalb des zentralen Innenbereichs statt. Der Bebauungs- plan Badenstraße Süd von 2014 und der VbB Rheinstraße 18 sind Bebauungspläne der Innenentwicklung, die untergenutztes bzw. leerstehende Gebäude- und Flächenpotenziale nutzen und entscheidend zur Aufwertung und Nachverdichtung von Bietigheim beitragen.

Aktuell befinden sich die Bebauungspläne „Bahnhofsumfeld“ und „Westlich der Rheinstraße“ in Aufstellung. Die Gemeinde verfolgt damit die Innenentwicklung konsequent weiter und bietet Entwicklungsmöglichkeiten im Ortskern an. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 18

3 BESTANDSAUFNAHMEN Im Rahmen von Ortsbegehungen und Analysen wurde Bietigheim im Hinblick auf städtebau- liche Qualitäten und Missstände hin untersucht. Daraus konnten Entwicklungsschwerpunkte abgeleitet werden. Ergänzend wurden Leerstände und freie Bauflächen aufgenommen.

Die Ergebnisse der Untersuchung werden nachfolgend dargestellt. Mit eingeflossen sind auch die Rückmeldungen aus der Bürgerbeteiligung und dem Gemeinderat. Die gezeigten Pläne sind im Anhang vergrößert dargestellt.

3.1 SIEDLUNGSSTRUKTUR Bietigheim erstreckt sich mit einer Gemarkungsfläche von 13,9 qkm im Norden des Land- kreises Rastatt. Das Gemeindegebiet hat Anteil an den naturräumlichen Einheiten der nörd- lichen Oberrhein-Niederung im Westen und der Hardtebene im Osten.

Der alte Siedlungskern erstreckt sich auf einem nach Westen exponierten Sporn der Steil- stufe der Rheinniederterrasse. Der niedrigste Punkt des Gemeindegebietes liegt bei 109 m über NN, der höchste Punkt erreicht gerade 129 m. Die Gemeinde ist aus einem auf der Niederterrasse gelegenen Straßendorf hervorgegangen, dessen Siedlungserweiterungen schon früh in das Tiefgestade hinausgriffen. Bis 1945 erstreckte sich die Bebauung weitge- hend geschlossen auf den nördlichen Teil des Ortes. Die weitere Besiedlung erfolgte zu- nächst in östlicher Richtung bis an die Bahnlinie und setzte sich dann in mehreren Stufen südwärts fort. Östlich der Bahn wurde bislang ein Teil der Fläche aus dem Flächennutzungs- plan als Gewerbegebiet entwickelt. Das zwischen B3 und A5 gelegene ehem. Bundeswehr- gerätelager wurde 1943 erschlossen, großflächig aber erst bis Mitte der 1960er Jahre besie- delt. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 19

3.2 GEBÄUDESTRUKTUR Der sogenannte Schwarzplan zeigt die vorhandene Bebauung und vermittelt einen Eindruck der unterschiedlichen baulichen Dichte und der differenzierten Bauformen im Untersu- chungsgebiet. Die Siedlungsgeschichte und die topographischen sowie verkehrlichen Rah- menbedingungen haben das jetzige Erscheinungsbild geprägt und mitgestaltet. Die darin vorhandenen unterschiedlichen städtebaulichen Strukturen, die sich durch bspw. kleine und engere Strukturen im alten Ortskern oder großflächigere gewerbliche oder öffentliche Ein- richtungen im Ortsgrundriss manifestieren, sind im Schwarzplan besonders gut zu erkennen. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 20

3.3 ORTSBILDPRÄGENDER GRÜNRAUM Das Gemeindegebiet hat Anteil an den naturräumlichen Einheiten der nördlichen Oberrhein- Niederung im Westen und der Hardtebenen im Osten. Auf der Gemarkung liegt ein Teil des grenzüberschreitenden PAMINA-Rheinparks, der als Ökomuseum Informationen über die Lebensräume des Oberrheins und seine einzigartige Auenlandschaft vermittelt. Der Bietigheimer Gemeindewald gliedert sich in zwei Distrikte, den Hardtwald und den Dammwald. Der Dammwald befindet sich westlich von Bietigheim und weist typische Stand- orte der Altaue auf. Durch die regelmäßige Überflutung der Böden vor der Rheinbegradigung sind die Böden heute noch sehr eutroph und optimal für Edellaubhölzer, wie Esche oder Ahorn. Aber auch die Eiche findet gute Bedingungen. Einen Überflutungsbereich findet man erst auf der Gemarkung Elchesheim Illingen wieder. Die Waldfläche des Gemeindewaldes umfasst 489 ha. Das entspricht ca. 800 Fußballfel- dern. Jährlich werden ca. 1600 Festmeter (Kubikmeter) Holz eingeschlagen. Der normale Einschlag ohne das Sturmereignis Lothar läge bei 3200 Festmetern. Aufgrund des Orkans Lothar wurde zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit der Einschlag halbiert.

Der Bietigheimer Wald besteht zu gut 60% aus Laubholz, vorwiegend Esche, Pappel und Ahorn. Aber auch Besonderheiten wie Nüsse und Kirschen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die anderen 40 % verteilen sich auf die Nadelhölzer Kiefer, Douglasie und geringe Anteile von Fichte.

Im Hardtwald überwiegen ärmere Standorte. Dieser Bereich wurde vor der letzten Eiszeit nicht mehr überflutet. Es finden sich überwiegend relativ trockene Sande und Kiese wieder mit einzelnen nährstoffreicheren Lehmbändern. Die natürlich vorkommende Waldgesell- schaft wäre eigentlich der Hainbuchen - Eichenwald. Jedoch entschied man sich nach Zeiten der Holznot für den großflächigen Kiefernanbau. Heute werden auf einzelnen besseren Lehmstandorten wieder Eichen integriert

Eine Besonderheit hat der Bietigheimer Wald noch. Im südwestlichen Bereich Bietigheims wurden in der Zeit von 1971-1975 ca. 90 ha mit Pappeln aufgeforstet. Es gab in diesem Bereich einige brachliegende Wiesen. Man entschloss sich zur Aufforstung mit Pappel. Die Pappel ist hier keineswegs standortungeeignet und wirft in kurzer Zeit beachtliche wirtschaft- liche Erträge ab. Durch die Aufforstung in den 80er-Jahren beabsichtigte man möglichst schnell Wald zu schaffen. Langfristig werden wohl Teile der Pappelbestände in Edellaub- holzbestände umgewandelt werden.

Der Bietigheimer Wald ist PEFC zertifiziert. Eine Art Gütesiegel für ordnungsgemäße und naturnahe Bewirtschaftung.

Der Hardtwald ist nach Landeswald-Gesetz als Erholungswald ausgewiesen. Das bedeutet hier findet eine gewisse Lenkung unterschiedlicher Erholungssuchender statt. Beispiels- weise ist das Reiten nur auf den ausgewiesenen Wegen gestattet.

Ökologishe Maßnahmen: Es gab in den letzten Jahren zwei Bachrenaturierungen westlich der Ortslage: Alter Federbach, Schmiedbachverlegung und naturnahe Umgestaltung Schmiedbach. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 21

Um Bietigheim herum gibt es viele verschiedene Grünflächen: Zur Erholung dient der Freizeit- und Sportbereich im Norden, diesen erreicht man über angelegte Grünflächen (Stöckwiese, Brühlwiesen mit renaturiertem Schmiedbach. Der Friedhof als öffentliche Grünfläche liegt am nördlichen Ortseingang. Auch hier führt ein fußläufiger Weg von der Alten Kirche, über eine

Grünfläche zum Friedhof. Prägend für die Gemeinde sind auch die vielen Hausgärten, die das Ortsbild aufwerten. Weitere kleinere Grünflächen, z.B. in Form von Spielplätzen, sind über die Gemeinde verteilt. Im unmittelbaren Ortskern gibt es teilweise noch Bedarf an weiteren Grün- flächen, die dem Aufenthalt von Jung und Alt und der Belebung des Ortskerns dienen. Zwei neue öffentliche Grünflächen sind im Bereich der Badenstraße Süd, im Zuge der Umgestal- tung von der klassifizierten Straße zur Gemeindestraße, geplant. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 22

3.4 VERKEHR

Die Bundesstraße 3 verläuft durch die Bietigheimer Gemarkung, genauso wie die Bundesau- tobahn 5. Die Haupterschließung von Bietigheim erfolgt über die neue B36, welche die Gemeinde östlich tangiert und damit die Badenstraße (ehemals B36) stark vom Durchgangsverkehr entlastet. Die Badenstraße stellt zusammen mit der Rheinstraße die innerörtliche Erschließung von Bietigheim sicher und verbindet in die anderen Ortsstraßen. Die Badenstraße wird derzeit umgestaltet und redimensioniert. Des Weiteren sind in den nächsten Jahren an folgenden Straßen Sanierungsmaßnahmen durchzuführen: Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 23

- Wilhelmstraße / zwischen Malscher Straße und Kronenstraße - Kronenstraße / zwischen Wilhelmstraße und Malscher Straße - Kreuzstraße - Ritterstraße - Bergstraße - Schmiedbachstraße - Breite Straße (westlicher Teil) - Hangstraße - Schlangenrain - Punktuelle Sanierung im Baugebiet Ötigheimer Weg 1 - Rheinstraße (südlicher Teil) - Gartenstraße - Hardtstraße - Bernhardstraße - Kreisverkehrsplatz Langgewann

Der Haltepunkt Bietigheim (Baden) liegt an der Badischen Rheinbahn. Die Stadtbahnlinien S4 und S41 der AVG halten in Bietigheim; es gilt der Tarif des KVV. Der Bahnhofsbereich wurde als neuer „Ortseingang“ gestaltet, das ortsbildprägende Bahnhofsgebäude umfassend saniert, ein Bistro/Café und öffentliche Nutzungen (Vereine, WC-Anlage) sind jetzt darin unterge- bracht, was zu einer Belebung des ganzen Bahnhofsumfeldes führt. In Zusammenhang mit einer Entwicklung der vorhandenen Flächen aus dem Flächennut- zungsplan soll ein 2. Haltepunkt der Stadtbahntrasse im Süden von Bietigheim geprüft wer- den.

Durch Bietigheim verläuft der MÖBS-Radrundweg. Der Weg führt durch die Gemeinden Mug- gensturm, Ötigheim, Bietigheim und Steinmauern. Der Gemeindeverband MÖBS, der den rund 40 km langen, überwiegend flachen und für Fa- milien geeigneten Radweg erstellt hat, geht durch die oben genannten Gemeinden und an den folgenden Sehenswürdigkeiten vorbei: Tiergehege mit Spielplatz in Muggensturm, Alte Kirche in Bietigheim, Flößereimuseum in Steinmauern, Freilichtbühne Ötigheim, Murgmün- dung, Goldkanal (Baden, Angeln und Segeln). Der Radweg zwischen den Gemeinden Elchesheim-Illingen und Bietigheim entlang der K3737 wurde im Dezember 2016 in Betrieb genommen. Zur Anbindung von Bietigheim an die weiter- führenden Radwege im Osten ist ein Radweg an der K3717 geplant. Der Interkommunale Radweg entlang der B36 zwischen der K3717 (Ötigheim) und der K3737 (Bietigheim) soll ausgebaut werden.

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 24

3.5 ORTSKERN UND SANIERUNGSGEBIETE Der Ortskern von Bietigheim liegt im Norden der bebauten Ortschaft. Hier liegen wichtige Einrichtungen wie die Kirchen, Kindergarten, Grundschule und Gemeindezentrum. Im östli- chen Anschluss liegt das abgeschlossene Sanierungsgebiet Badenstraße von 2006. Hier wurden neben privaten Maßnahmen wichtige Gestaltungsmaßnahmen im öffentlichen Raum vorgenommen, wie beispielsweise die Platzgestaltung Blu. Im Anschluss daran befindet sich das laufende Sanierungsgebiet Bahnhofsumfeld als logische Weiterentwicklung des Sanie- rungsbereichs zum Bahnhof hin. Das Bahnhofsviertel verfügt über eine einheitliche ältere Bebauungsstruktur, der Bahnhof ist ein wichtiges Eingangsportal für Bietigheim und wird gerade umfassend erneuert und erhält neue Funktionen (Gastronomie, Vereinsnutzung, an- sprechender Ortseingang für Nutzer des ÖPNV).

Sanierungsgebiet Badenstraße

Alter Ortskern

Sanierungsgebiet Bahnofsumfeld

3.6 GEBÄUDEZUSTAND Anhand von Begehungen ist eine grobe Einschätzung der vorhandenen Bausubstanz vor- genommen worden. Hierbei wurden die Gebäude nur von außen beurteilt. Es konnten – im Zusammenhang mit den Ergebnissen aus den vorhandenen Sanierungsgebieten – Schwer- punktbereiche für Erneuerung von Bausubstanz herausgefiltert werden. Es lässt sich fest- stellen, dass es einen Schwerpunkt von Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf im alten Ortskern sowie im Bahnhofsumfeld gibt. Hier stehen auch einige gemeindeeigene Ge- bäude, die zu Wohnzwecken vermietet sind und sanierungsbedürftig sind.

Öffentliche Gebäude in Bietigheim Neben öffentlichen Gebäuden in gutem Zustand gibt es auch einige Gebäude, bei denen eine energetische Sanierung, ein barrierefreier Ausbau bis hin zu einer Komplettsanierung erfor- derlich wird oder ein Neubau in Betracht zu ziehen ist. Dies sind im Einzelnen: Feuerwehr: Instandhaltung/ Energetische Sanierung Rathaus: Aufzug/ Sanitärbereiche/ Keller (Wand- und Bodenabdichtung)/ es fehlen folgende Räumlichkeiten: Gemeindearchiv, Sozialräume, Lagerflächen Kindergärten St. Gabriel und St. Michael: Sanierungen/ Ergänzungen Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 25

Gemeinschaftsschule: Energetische Sanierung/ Herstellung von Fluchtwegen, Brandschutz, Barrierefreiheit, Sanitär, Innenraum, neues Raumprogramm Mehrzweckhalle: Energetische Sanierung/ Tageslichtsituation, Elektro, Barrierefreiheit, HLS, Fluchtwege, Gesamtbild, Gaststättenbetrieb Turnhalle Grundschule: Komplettsanierung mit Statik, Brandschutz, HLS, Elektro, Barrierefrei- heit, Bauwerksabdichtung etc. Grundschule: Komplettsanierung mit Statik, Brandschutz, HLS, Elektro, Barrierefreiheit, Bau- werksabdichtung etc. Bei Gemeinschaftsschule, Mehrweckhalle, Grundschule und Grundschul-Turnhalle werden derzeit Konzepte erarbeitet, wie eine Sanierung mit wenig Beeinträchtigung des laufenden Betriebs stattfinden kann. Beispielsweise wird ein modularer Neubau der Gemeinschafts- schule auf dem gleichen Grundstück und eine Verlagerung des Standortes der Grundschule hin zur Gemeinschaftsschule geprüft.

3.7 NUTZUNGEN Auf dem Nutzungsplan sind die vorhandenen Gebäudenutzungen in Bietigheim aufgezeigt. Im alten Ortskern gibt es hinter den Wohngebäuden noch viele landwirtschaftliche Gebäude, die durch den Wandel in der Landwirtschaft häufig untergenutzt sind. Die neueren Wohngebiete liegen von drei Richtungen um den alten Ortskern herum, hierbei liegt die größte Ausdehnung nach Süden hin.

Gut zu erkennen sind die drei Schwerpunkte von öffentlichen Einrichtungen, verteilt zwi- schen den Wohnquartieren. Von Nord nach Süd sind dies:

1. Das Sport- und Freizeitzentrum mit Bürgerzentrum Alter Tabakschuppen, Jugendtreff, Festhalle und Festplatz, Sportplätze, Vereine, Bauhof) 2. Öffentliche Einrichtungen im Ortskern: Kindergarten, Grundschule mit Turnhalle, Kirche, Bürgerhaus Alter Farrenstall, Rathaus, DRK, Kath. Gemeindezentrum und alte Kirche 3. Schwerpunkt soziale Einrichtungen an der Tullastraße: Mehrzweckhalle, Gemeinschafts- schule und Seniorenzentrum, Ev. Gemeindezentrum, Feuerwehr und Kindergarten.

Entlang der Badenstraße und der Rheinstraße sowie im alten Ortskern befindet sich der Schwerpunkt an kleinere Einzelhandels-, Handwerksbetriebe sowie private Dienstleistungen. Im Osten, abgegrenzt durch die Bahntrasse, befindet sich das Gewerbegebiet von Bietigheim, das Richtung Norden noch Erweiterungsflächen hat.

Der zweite Gewerbestandort von Bietigheim liegt verkehrsgünstig zwischen B36 und A5, ganz im Süden der Gemarkung. Es besteht aus dem bebauten GI Obere Hardt, einer Re- servefläche GI direkt angrenzend an Muggensturm und der Fläche des ehemaligen Bundes- wehrgerätelagers, die von der Gemeinde erworben und aufgrund der hohen Flüchtlingszah- len vom Landkreis zum Teil als Gemeinschaftsunterkunft für 2 Jahre (mit Verlängerungsop- tion) gemietet wurde. Aufgrund der zurückgegangenen Flüchtlingszahlen steht das Gelände noch leer. Geplant ist hier die Weiterentwicklung des Geländes zu einem Gewerbestandort. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 26

Ausschnitt Bestand und Flächenpotenzial südliche Gewerbeansiedlung

3.8 EINZELHANDELSVERSORGUNG

Im Jahr 2004 wurde von der GMA Ludwigsburg eine Markt- und Standortuntersuchung für den Einzelhandel erstellt und Handlungsempfehlungen- / Konzepte aufgezeigt. Ende 2015 wurde das Einzelhandelskonzept aktualisiert und fortgeschrieben.

Das Ergebnis in der Zusammenfassung: Die Gemeinde Bietigheim ist dem Mittelbereich Rastatt zugeordnet. Bietigheim selbst kommt gemäß Regionalplanung keine zentralörtliche Funktion zu, damit obliegt der Gemeinde eine Versorgungsfunktion im Bereich der wohnortnahen Grundversorgung. Vor dem Hintergrund der gegebenen Standortrahmenbedingungen und der Wettbewerbssituation stellt sich die Frage, inwieweit die Nahversorgungsstrukturen zukunftsfähig aufgestellt werden können und welche Entwicklungspotenziale in der Gemeinde Bietigheim noch bestehen. Nachfrageseitig beschränkt sich das Marktgebiet der Gemeinde Bietigheim im Wesentlichen auf die eigene Bevölkerung. Kundenzuflüsse von außerhalb sind nur sehr gering ausgeprägt. Demnach steht der Bevölkerung von Bietigheim derzeit ein Kaufkraftpotenzial im Einzelhandel i. H. v. rd. 34,7 Mio. € zur Verfügung (davon ca. 12,7 Mio. € im Nahrungs- und Genussmittel- bereich bzw. 12,0 Mio. € im Nichtlebensmittelbereich). Perspektivisch ist aufgrund des prog- nostizierten anhaltenden Bevölkerungswachstums von einem Anstieg des Kaufkraftpotenzials auszugehen. In der Gemeinde Bietigheim sind derzeit 28 Einzelhandelsbetriebe mit einer Gesamtverkaufs- fläche von rd. 5.190 m2 VK angesiedelt. Die Bruttoumsatzleistung beträgt rd. 17 - 18 Mio. €. 15 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von ca. 2.475 m2 können dem Nahrungs- und Genuss- mittelbereich zugeordnet werden. Im Lebensmittelbereich sind ein Edeka-Lebensmittelvollsor- timenter und ein Netto-Lebensmitteldiscounter vorzufinden. Das Angebot wird ergänzt durch Betriebe des Lebensmittelhandwerks sowie Spezialbetrieben. Im Nichtlebensmittelbereich ist entsprechend des begrenzten Nachfragepotenzials nur ein vergleichsweise geringes Angebot vorhanden. Als größter Anbieter vor Ort kann ein Küchenstudio in der Ortsmitte genannt wer- den. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 27

Im Vergleich mit Gemeinden und Städten ähnlicher Größe weist Bietigheim eine unterdurch- schnittliche Verkaufsflächenausstattung auf. Im Nichtlebensmittelbereich macht sich insbe- sondere die räumliche Nähe zu anderen zentralen Orten (v. a. Rastatt und Karlsruhe) bemerk- bar. Dennoch kann die Gemeinde in einzelnen Segmenten (z. B. Einrichtung, Möbel) ein über- durchschnittliches Angebotsspektrum vorhalten. Im Lebensmittelbereich konnte die Angebots- situation mit der Ansiedlung des Edeka­Marktes deutlich verbessert werden. Im Drogerieseg- ment liegt nach der Schließung des Schlecker-Marktes hingegen ein deutliches Angebotsde- fizit vor. Eine Analyse der quantitativen Entwicklungsmöglichkeiten für die Gemeinde Bietigheim ergab im Lebensmittelbereich, dass Möglichkeiten zur Modernisierung der Angebotsstrukturen und hier insbesondere des örtlichen Netto Lebensmitteldiscounters, vorhanden sind. Ein Potenzial für Neuansiedlungen ist nicht mehr zu sehen. Im Nichtlebensmittelbereich sind die Entwick- lungspotenziale angesichts des fortschreitenden Strukturwandels im Einzelhandel, der stei- genden Marktanteile des Onlinehandels sowie des begrenzten Nachfragepotenzials im Markt- gebiet kaum zu sehen. Hier muss ein Fokus auf der Sicherung des Einzelhandelsbestandes gelegt werden. Die größten Entwicklungschancen liegen aus gutachterlicher Sicht im Droge- riewarenbereich. Zur langfristigen Sicherung und Weiterentwicklung der wohnortnahen Grundversorgung wird die Ansiedlung eines Drogeriemarktes in Bietigheim empfohlen. Derzeit steht im kleinstruktu- rierten Ortskern kein adäquater Standort zur Verfügung der für einen modernen Drogeriemarkt herangezogen werden könnte, daher wurde in vorliegender Untersuchung der Standort „Schneidergarten" im Süden von Bietigheim einer Standortprüfung unterzogen. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Bei einer wirtschaftlichen Bewertung ist dem Standort hinsichtlich Größe und Flächenzuschnitt eine gute Eignung zuzusprechen. Auch die Verbundwirkungen und verkehrlichen Koppelungs- effekte zum bestehenden Edeka-Markt können positiv hervorgehoben werden. Unter städte- baulichen und versorgungsstrukturellen Gesichtspunkten kann dem Standort trotz randlicher Lage für Teile der Wohnbevölkerung eine fußläufige Versorgungsfunktion bescheinigt werden. Der Standort „Schneidergarten" übt bereits heute eine wichtige Versorgungsfunktion für die Bewohner Bietigheims aus. Aufgrund mangelnder Flächenalternativen sowie der guten Standortrahmenbedingungen ist es sinnvoll, den bereits bestehenden Nahversorgungsstand- ort mit einem attraktiven Drogeriewarenanbieter abzurunden.

Insgesamt ergibt sich somit eine dreigliedrige Entwicklungsstrategie für Bietigheim:

Quelle: GMA

Im Dezember 2016 wird im Gemeinderat über die Ansiedlung eines DM Drogeriemarktes be- raten. Der benachbarte Edeka-Markt wird erweitert. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 28

Ergänzend dazu geht die Entwicklung in Bietigheim wieder hin zu kleineren, ortsbezogenen Betrieben. So wurde im Ortskern von Bietigheim in der Gärtnerei Essig ein Dorfladen eröffnet, der einheimische und regionale Produkte anbietet. Im umgenutzten Bahnhofsgebäude hat sich ein Bistro mit eigener Kaffeerösterei angesiedelt. Diese neuen Angebote runden die vor- handenen Einkaufsmöglichkeiten wie Metzger und Bäcker ab und ergänzen sich gegenseitig. Im Ganzen wird durch die Erweiterung der Produktpalette der Einzelhandelsstandort Bietig- heim gestärkt und die Wohnqualität erhöht.

4 BESTANDSANALYSE Die Bestandsaufnahmen, die im Rahmen der Erstellung des Entwicklungskonzepts erhoben wurden, verlangen eine Interpretation durch eine eingehende Analyse. Im vorliegenden Fall wird diese zuerst planerische Analyse ergänzt und eingebettet in ein Stärken-Schwächen- Profil (siehe Kapitel 5), die ganz Bietigheim einbezieht.

4.1 INNERÖRTLICHE POTENZIALE Die Untersuchungen zeigen, dass es im Ortskern von Bietigheim sowohl eine große Anzahl an Gebäudepotenzialen als auch einige Flächenpotenziale vorhanden sind.

Ein Schwerpunkt städtebaulicher Entwicklung sollte deshalb neben der bedarfsweisen Ent- wicklung neuer Flächen aus dem Flächennutzungsplan auf die vorhandenen Potenziale im Innenbereich gelegt werden. Ziel muss es sein, den Flächenverbrauch zu reduzieren, die zunehmende Flächenversiegelung einzudämmen, den Boden und die vorhandenen lebens- wichtigen Freiräume zu erhalten und gleichzeitig lebendige Ortskerne zu schaffen.

Diesen Weg ging und geht Bietigheim konsequent mit den abgeschlossenen, laufenden und zukünftigen Sanierungsgebieten im Innenbereich. Das große Sanierungsinteresse der Pri- vaten in den Sanierungsgebieten lässt erkennen, dass der behutsame Umgang mit Flächen auch in der Bürgerschaft großen Stellenwert hat. Zurzeit wird auch eine untergenutzte Sport- anlage (südliche Gifiz) im Westen von Bietigheim zu Wohnbauflächen umgeplant.

Innerörtliche Flächenpotenziale können freie Bauplätze, Baulücken oder untergenutzte Flä- chen im Innenbereich sein, die noch Potenzial für Nachverdichtung haben, aber auch brach- liegende Flächen, die einer neuen Nutzung zugeführt werden können, weil die bestehende Nutzung aufgegeben wurde.

Neben den Flächenpotenzialen gibt es auch sogenannte Gebäudepotenziale. Hierbei liegen die Entwicklungschancen in untergenutzten oder leerstehenden Gebäuden, untergenutzten ehemaligen Wirtschaftsgebäuden und ortsbildprägenden Gebäuden mit Modernisierungsbe- darf. Ziel ist es, das vorhandene Gebäudepotenzial zu nutzen und neuen Wohnraum inner- halb der bebauten Ortschaft zu schaffen, die vorhandene Wohnnutzung zu stärken und ener- getisch zu verbessern; all das mit dem Ziel, Bietigheim als Wohnstandort attraktiv zu halten.

Die Untersuchungen haben ergeben, dass innerörtliche Potenziale vorhanden sind. Diese werden im Folgenden näher beschrieben:

4.2 BAULÜCKEN Die Gemeinde Bietigheim hat aktuell mit Stand 2016 ihre freien Bauflächen erheben lassen. Dabei ergibt sich ein aktuelles Potenzial von 69 freien Bauplätzen. Bei Begehungen im Früh- jahr 2015 wurden ebenfalls schon freie Bauflächen erhoben, damals waren es noch ca. 80 freien Bauflächen/ Baulücken. Das ergibt sich, dass innerhalb eines Jahres ca. 11 Baulücken bebaut werden konnten. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 29

Die Baulücken können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, so gibt es Baulücken, - als freie Bauplätze in Bebauungsplangebieten, bei denen davon auszugehen ist, dass sie in den nächsten Jahren bebaut werden (Baugebiet Spatzenäcker)

- in Form von Nachverdichtungsmöglichkeiten im Innenbereich, die durch Abriss von alten Wirtschaftsgebäuden oder Aufgabe von Bewirtschaftung entstanden sind, sowie gefan- gene Grundstücke ohne Anschluss an die vorhandene Erschließung

- die im Flächennutzungsplan als Bebauungsoptionen auf großen zusammenhängenden Gartenflächen im Innenbereich von Quartieren zur Verfügung stehen. Die Entwicklung dieser Flächen, die im Eigentum mehrerer privater Eigentümer sind, hat einen nicht sehr hohen Realisierungsgrad, sollte aber bei Bedarf auf jeden Fall geprüft werden. - die als Grünflächen ausgewiesen sind, die aber unter Umständen zu Baugrundstücken umgewandelt werden könnten (diese Grundstücke wurden nicht zu den bestehenden Baulücken dazugezählt) Die Gemeinde hat bereits Anstrengungen unternommen die vorhandenen Baulücken zu schließen und hat deshalb die Besitzer der betreffenden Grundstücke angeschrieben, ob sie an einer Vermittlung ihrer Grundstücke interessiert sind. Leider gab es hierzu durchweg eine ablehnende Haltung. Um in Zukunft die erschlossenen Baugrundstücke zügig einer Bebau- ung zuzuführen plant die Gemeinde bei der Neuausweisung von Bauflächen die Bauver- pflichtung in einem städtebaulichen Vertrag festzusetzen.

Die Verteilung der Baulücken ist dem Planteil zu entnehmen.

4.3 LEERSTÄNDE UND BRACHFLÄCHEN Durch Begehungen wurden leerstehende oder untergenutzte Gebäude ermittelt. Hierbei konnte eine Konzentration von leerstehenden Gebäuden oder Gebäudeteilen im alten Orts- bereich festgestellt werden. Nicht erfasst werden konnten die untergenutzten Wirtschaftsge- bäude, die noch ein großes Potenzial für die Umnutzung zu Wohnraum darstellen. Der Leer- stand und der oft schlechte Bauzustand der betroffenen Gebäude werten das Ortsbild stel- lenweise ab. Oft geht eine Verschlechterung der Wohnumfeldqualität einher.

Bei leerstehenden Ladengschäften im Erdgeschoss sollte darauf geachtet werden, dass ak- tiv eine passende Nachnutzung gesucht wird um den vorhandenen Bestand an Läden zu halten oder sogar noch zu erweitern (siehe Neuansiedlung Dorfladen oder Kaffeerösterei). Es fällt aber positiv auf, dass es insgesamt wenige leerstehende Gebäude in Bietigheim gibt. Die Verteilung der Leerstände ist aus dem Planteil zu entnehmen.

5 SWOT – ANALYSE IN BILDERN Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Ri- siken) Die SWOT-Analyse dient der Bestandsaufnahme, wo sich die Gemeinde nach aktuellem Stand befindet und wohin sie sich entwickeln möchte. Es werden vorhandene Stärken her- ausgestellt, die die Gemeinde zur weiteren Entwicklung nutzen und auf der sie aufbauen kann. Ebenso werden Schwächen bewusst gemacht, um diese zu beseitigen. Gleichzeitig wird auf Chancen geachtet, die ergriffen werden können, um eine positive Entwicklung an- zustoßen. Dabei muss auch auf mögliche Gefahren in einem Prozess geachtet werden. Ein sorgfältig erstelltes Stärken-Schwächen-Profil ist eine wertvolle Grundlage für Lösungs- ansätze in wesentlichen Teilbereichen eines Entwicklungskonzepts. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 30

Anhand der vorliegenden Analyse und der Bürgerbeteiligung können für die Gemeinde fol- gende festgestellte Stärken und Schwächen, aber auch Chancen und Risiken abgelesen werden:

5.1 STÄRKEN DER ENTWICKLUNG IN BIETIGHEIM

Gute regionale und überregionale Ver- kehrsanbindung für ÖPNV und Individu- alverkehr

Ortsbildprägende historische Gebäude

Gute öffentliche Infrastruktur in geeigne- ter Lage

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 31

Gute innerörtliche Infrastruktur in histori- schen Bestand eingebettet

Gute Verkehrsanbindung mit P+R Option

Guter Gewerbebesatz.

Gewerbegebiet mit guter Verkehrsanbin- dung.

Arbeitsplatzangebote für den Nah- und Regionalbereich

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 32

Attraktive Neubaugebiete / Anziehend für junge Familien

Quartier Bahnhofsumfeld mit besonde- rem Charakter und einheitlicher Struktur

Viele dezentrale Spielplätze mit unter- schiedlichem Charakter

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 33

Grünflächenbezug/ Grün als Gestal- tungselement im Ort

Renaturierte Gewässer als Naherho- lung/ Wohnen mit unmittelbarem Grün- und Freiraumbezug/ ländliche Qualitäten vorhanden

Nahe Waldflächen zur Naherholung und viele Wege in die umgebende Naturland- schaft

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 34

Gute interkommunale Radwegestruktur

Klar definierte Ortseingänge

Umgestaltung Badenstraße / Platz als Ortsmittelpunkt

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 35

Guter Besatz an Betreuungsangeboten

Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf vorhanden

Zukunftsorientierter Schulstandort in neuer Form als Gemeinschaftsschule

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 36

Gute Versorgung mit Kindergärten, Kin- dertagesstätten und Grundschulen

Vorhandene Vereinsstruktur mit gutem Freizeit und Sportangebot

5.2 SCHWÄCHEN DER ENTWICKLUNG IN BIETIGHEIM Zugstrecke bringt Einschränkung der Wohnqualität/ Entwicklung neuer Wohn- gebiete

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 37

Großflächiger Einzelhandel in Wohn- quartier

Überbreiter dominierender Straßenraum ohne Grün/

Verkehrsproblematik aufgrund der ver- kehrlichen Situation und des Durch- gangsverkehrs an der Rheinstraße und Breiten Straße.

Teilweise erschwerte und unübersichtli- che Querungen

Die ehemalige B 36 hat eine deutliche städtebauliche Trennung in der Orts- struktur von Bietigheim hinterlassen.

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 38

5.3 RISIKEN DER ENTWICKLUNG IN BIETIGHEIM Häufung schlechte Bausubstanz/ Abwer- tung Umfeld

Schlafgemeinde mit wenig Beziehung zum Ort

Leerstand kleiner Einzelhandel- und Handwerks-Räumlichkeiten

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 39

Wohngebäude in schlechtem Zustand

Fassaden mit Gestaltungsdefiziten in der Ortsmitte

5.4 CHANCEN DER ENTWICKLUNG IN BIETIGHEIM Neue Eingangssituation/ neuer Platz Bahnhofsumfeld und sanierter Bahnhof mit Café und Vereinsräumen.

Quelle: Erbolino Café Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 40

Kommunikationsstiftende Gestaltungs- elemente

Umgestaltung alte B 36 / Zurücknahme Verkehr/ Neue Wohnbebauung

Nachverdichtung in Baulücken

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 41

Reaktivierung ehem. Bundeswehrgerä- telager zu Gewerbefläche

Gestadekante als räumliches Element

Umnutzung untergenutzte Ökonomiege- bäude

Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 42

6 BÜRGERBETEILIGUNG Am 12. Oktober 2015 fand von 15 Uhr bis 18 Uhr in Bietigheim ein Bürgerspaziergang im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzepts statt.

Das Gemeindeentwicklungskonzept dient als Gerüst und Hilfsmittel für zukünftige Planun- gen und Entscheidungen. Ein wichtiger Baustein im Planungsprozess ist die Öffentlichkeits- beteiligung, die die Bürger aktiv in die Gestaltung ihrer Gemeinde miteinbezieht. Der Einla- dung zur Beteiligung folgten am Montagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein etwa 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger. Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer leben im alten Ortskern, zwei Drittel kamen aus den neueren Wohngebieten zum Spaziergang. Herr Bürgermeister Kopp begrüßte die Versam- melten unter denen auch viele Gemeinderäte und Mitglieder aus der Verwaltung waren wie z.B. Frau Schmid und Herr Bertsch. Das Büro Gerhardt führte vertreten durch Frau Ganter und Frau Schimpf durch die Veranstaltung.

Ablauf: 1. Teil: Bürgerspaziergang durch den Ort | Treffpunkt Rathaus

2. Teil: Einführung in das Gemeindeentwicklungskonzept, Zusammenfassung der Ergeb- nisse des Spaziergangs mit Stärken-Schwächen-Analyse der Bürger, Dialog und Diskussion | Bürgerhaus „Alter Farrenstall“

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Zusammenfassung der Anregungen und Aussagen der Bürger zu bestimmten Orten: Kreuzung Badenstraße / Malscher Straße:

• Der Kreisel an der Badenstraße/ Malscher Straße wurde kontrovers diskutiert: Es gab Stimmen, die ihn für zu klein dimensioniert halten und problematisch für den LKW- Verkehr. Herr Bürgermeister Kopp konnte beruhigen, dass die Dimensionierung des Krei- sels durch einen Verkehrsplaner berechnet wurde und dass das Überfahren der Kreis- mitte von Bussen und LKWs erlaubt ist. Eine größere Dimensionierung wäre auch wegen der anliegenden Grundstückseigentümer nicht umsetzbar gewesen.

• Der Kreisel ist Teil der neuen Badenstraße und wird sich nach der Fertigstellung der Straße bewähren.

• Positiv wurde angemerkt, dass durch den Kreisel die Verkehrssicherheit zugenommen hat in Bezug auf Unfälle.

Bahnhof / Bahnhofsumfeld:

• Bietigheim verfügt über eine sehr gute ÖPNV-Anbindung

• Etwa die Hälfte der Anwesenden pendelt mit der Bahn

• Die Bürger freuen sich auf das Café im neugestalteten Bahnhofsgebäude und auf einen neuen Ortseingang für Leute, die mit der Bahn in Bietigheim ankommen.

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Platz Blu:

• Der Platz ist wichtiger Teil der neugestalteten Badenstraße.

• Es wird angemerkt, dass die Bietigheimer von Nachbargemeinden um diesen Platz be- neidet werden.

• Teilweise gab es Stimmen, die den Platz zu „steinern“ finden und Begrünung und Farbe fehle. Es wurde aber für gut befunden, dass es im Ort Plätze mit verschiedenen Funktio- nen und Gestaltungen gibt. Der Platz Blu bildet eine Ergänzung zum teilweise grünen Kirchplatz an der Malscher Straße.

• Das offene Bücherregal wird sehr gut angenommen und häufig genutzt

• Parksituation: Fahrer können aufgrund der Höhe der Blumenbeete nicht richtig einschät- zen, wie weit sie mit ihrem Fahrzeug nach vorne fahren können, eine höhere Bepflanzung könnte hier Abhilfe schaffen.

• Die Verkehrsführung wird als nicht eindeutig im Kreuzungsbereich gesehen: gerade Per- sonen von außerorts wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Kirchplatz um die Kath. Kirche zwischen Kirchstraße und Malscher Straße:

• Der Kirchplatz bildet für viele Bietigheimer die Ortsmitte Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 45

• Der Platz wird genutzt bei Veranstaltungen der Gemeinde wie z.B. Weihnachtsmarkt oder Dorffest und ist gleichzeitig Schulhof der angrenzenden Grundschule

• Er bildet zur Malscher Straße hin das grünes Pendant zum Platz Blu mit begrüntem Ar- kadengang und Grünflächen

Rheinstraße/ K3737 und Breite Straße:

Der Verkehr auf der Rheinstraße wird von vielen Bürgern, insbesondere den Anwohnern, als problematisch in Bezug auf das Verkehrsaufkommen, die gefahrenen Geschwindig- keiten und die zur Verkehrsberuhigung eingezeichneten Parkplätze gesehen. Es wurden folgende Argumente vorgebracht:

• Die eingezeichnete Parkplätze haben Verkehrssituation verschlimmert, die Engstellen führen zu gefährlichen Situationen beim Begegnungsverkehr

• Es besteht Gefahrenpotenzial für Kinder, Jugendliche und Senioren, die die Straße que- ren wollen

• Durch Verlegung der B36 wesentlich mehr Verkehr auf der Rheinstraße, wobei hier ge- sagt wurde, dass sich nach Fertigstellung der Badenstraße der Verkehr wieder auf beide Straßen verteilen wird.

• Es gab den Wunsch einer Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h, Bodenwellen (nicht erlaubt bei Tempo 50 und kritisch wegen Brems- und Anfahrmanöver), festinstallierte Blitzanlagen • In den nördlichen Bereich der Rheinstraße münden viele Straßen ein, die die Verkehrs- situation unübersichtlich machen, dazu kommt auch noch der ansteigende Straßenver- lauf. • Straßenquerung bei Feuerwehr (an Kreisel) und beim Seniorenheim schwierig. Kinder können Geschwindigkeit der fahrenden Autos nicht gut einschätzen. Es wurde der Wunsch nach einem Zebrastreifen geäußert. • Die Bushaltestelle bei der Gemeinschaftsschule befindet sich direkt an einer Ampel, dadurch bildet sich viel Rückstau. Es gab den Vorschlag die Grünfläche im südlichen Bereich der Rheinstraße besser zu nutzen, indem man die Bushaltestelle dahin verlegt und die Gefahrensituation für Schüler und Fußgänger dadurch verbessert. Eventuell in Verbindung mit einem Zebrastreifen.

• Bei allen Vorhaben muss eine Abstimmung mit der Straßenverkehrsbehörde erfolgen, da die Rheinstraße als Kreisstraße ausgewiesen ist. Der Handlungsspielraum der Gemeinde ist somit begrenzt. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 46

• Die Breite Straße lädt durch ihren geraden Verlauf und die Breite ebenfalls zu schnellem Fahren ein. Hier werden Baumpflanzungen und Parkplätze im Straßenraum vorgeschla- gen.

Neubaugebiet Spatzenäcker:

• Die Bewohner des Neubaugebiets sind durch das Vereinsleben gut in Gemeinde inte- griert, es ist keine Schlafgemeinde mit Auspendlern entstanden. • Es wurde der Wunsch geäußert den Spielplatz im Gebiet um Geräte für Kleinkinder zu erweitern. Herr Bürgermeister Kopp erinnert, dass die Bürger bei der Planung des Spiel- platzes in die Gestaltung miteinbezogen und die vorhandenen Wünsche umgesetzt wur- den. Zudem gibt es viele andere Spielplätze in Bietigheim, die auch für Kleinkinder ge- eignet sind. So wurde zum Beispiel der Spielplatz im Süden von Bietigheim als sehr schön gestaltet gelobt. • Die Lärmschutzwand im Norden des Neubaugebiets findet nicht jeder Bürger schön, da die Mauer manchen ein Gefühl von Gefangenheit vermittelt. Hier wurde erklärt, dass das Landratsamt zur Bebauung des Gebietes entweder eine Schallschutzwand oder Schall- schutzdamm/-wall als notwendige Maßnahme gegen den Lärm zur Auflage gemacht hatte.

Blumenstraße:

• Der teilweise sehr schmale Gehweg ist nicht geeignet für Personen mit Rollatoren oder Kinderwägen, da er nicht breit genug ist.

• Bernhardstraße:

• Die Straße befindet sich in einem baulich schlechten Zustand

Festhalle:

• Es besteht der Wunsch an einem barrierefreien Zugang zur Festhalle (Bodenbelag)

• Gewerbegrundstück Im Sonnenschein:

• Ein Gewerbegrundstück befindet sich in verwahrlostem Zustand, auch zur Restmüllabla- gerung genutzt

Kindergarten St. Gabriel:

• Parkplatzsituation in Kirchstraße nicht ausreichend in Stoßzeiten (Bring- und Abholzei- ten) • Wunsch: Erweiterung der Lehrerstellplätze bei Grundschule

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Anregungen, Aussagen und Fragen der Bürger zu einzelnen Themen: Straßen | Verkehr:

• Wunsch: In verkehrsberuhigten Straßen Anzahl der Stellplätze erhöhen, da sich die An- zahl der Autos stetig erhöht. Dagegen wurde angemerkt, dass vorhandene Parkbuchten und private Hofeinfahrten nicht genutzt werden. Prinzipiell seien genügend öffentliche Stellplätze vorhanden, bloß nicht vor jedermanns Haustür

• MÖBS-Radweg wird gerne und häufig genutzt

Einzelhandel:

• Einzelhandel innerorts wird sehr gut angenommen und genutzt. Die Bürger sind mit der Versorgungssituation in Bietigheim zufrieden. Sowohl die größeren Einkaufsmärkte als auch die Fachgeschäfte (Metzger, Bäcker) werden sehr geschätzt.

• Es besteht noch der Wunsch nach einem Drogeriemarkt

• Ebenfalls wurde der Wunsch nach Wochenmarkt geäußert, aber dann kritisch diskutiert, weil man dem vorhandenen Einzelhandel im Ort nicht schwächen wollte.

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Stärken und Schwächen aus Sicht der Bürger:

Orte mit Handlungsbedarf

Gelungene Orte

Die Bürgerinnen und Bürger wurden gebeten mithilfe von roten und grünen Klebepunkten auf einem Plan einzutragen, wo sie Orte mit Handlungsbedarf (rot) sehen und wo Orte lie- gen, die sie gelungen finden und an denen sie sich gerne aufhalten (grün). Die Punktever- teilung spiegelt gut wider, was im Laufe des Spaziergangs bereits seitens der Bürgerinnen und Bürger vorgetragen wurde. So verdeutlicht der Plan das Verkehrsproblem entlang der Rheinstraße sowie der Breiten Straße durch viele rote Punkte. Beim Platz Blu überwiegen die positiven Punkte über die beiden Punkte mit Verbesserungsbedarf. Der Platz rund um die Katholische Kirche wird gerne und oft von den Bürgern genutzt, sodass sich an dieser Stelle viele grüne Punkte befinden. Weitere vereinzelte Klebepunkte stehen symbolisch für diverse Aspekte, die den vorherigen Seiten entnommen werden können.

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Nachtrag Bürgerspaziergang zum Thema Verkehr in der Rheinstraße: Bei der Bürgerbeteiligung kam heraus, dass von Seiten der teilnehmenden Bürger Hand- lungsbedarf beim Thema Verkehr in der Rheinstraße gesehen wird.

Die von den Bürgern bei der Bürgerbeteiligung vorgebrachten Fragestellungen und Prob- leme in der Rheinstraße wurden bei einer Verkehrsschau mit Vertretern des Landratsamtes, der Gemeinderats-Fraktionen, Gemeindeverwaltung, Polizei und Ingenieurbüro am 08.09.2016 diskutiert und erörtert. Hierbei gab es folgende Ergebnisse:

Geschwindigkeit in der Rheinstraße: Antrag: Installation einer Blitzeranlage in der Rheinstraße im Bereich der Ortseinfahrt von Elchesheim-Illingen kommend und von Muggensturm aus. Diskussion: Die durchgeführten Auswertungen der elektronischen Unfalltypsteckkarten zei- gen im Zuge der Rheinstraße keine Unfallhäufung auf. Unfälle, die auf eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen sind, sind bei der Polizei nicht erfasst.

Ergebnis: Anschaffung einer Geschwindigkeitsmesstafel, Auswertung und Überprüfung der Messdaten, Ggf. weiterleiten an die Bußgeldstelle

Einrichtung einer Tempo-30 Zone:

Antrag: Geschwindigkeitsreduzierungen auf 30 km/h in der gesamten Rheinstraße Geschwindigkeitsreduzierungen auf 30 km/h im nördlichen Bereich der Rheinstraße (Breite Straße – Mönchhofstraße)

Geschwindigkeitsreduzierungen auf 30 km/h im mittleren Bereich der Rheinstraße (Bushal- testelle-Haus Edelberg) Diskussion: Die Straße ist gut ausgebaut. Gehwege sind auf beiden Straßenseiten durch- gängig vorhanden. Querungsstellen sind vorhanden. Die Situation wird insgesamt als ver- kehrssicher bewertet. Es sind keine Gründe für eine Geschwindigkeitsbeschränkung ersicht- lich. Somit lehnt das Landratsamt aufgrund der aktuell gültigen StVO den Antrag auf Einrich- tung einer Tempo-30-Zone ab.

Ergebnis: Aufgrund der aktuellen StVO kann in der Rheinstraße keine Tempo-30-Zone ein- gerichtet werden. Nach Änderung der StVO wird erneut geprüft, ob eine Tempo-30-Zone eingerichtet werden kann, um dann ggfs. einen Antrag zu stellen.

Querungshilfe/ -möglichkeiten in der Rheinstraße:

Antrag: Errichtung einer Querungshilfe an der Rheinstraße im nördlichen Bereich an der Kreuzung zur Kirchstraße Diskussion: Vom Einrichten eines Fußgängerüberweges wird aus zwei Gründen abgeraten: Ein Zebrastreifen bedeutet nicht zwingend mehr Sicherheit für den Fußgänger. Gerade Kin- der verlassen sich darauf, dass die anderen Verkehrsteilnehmer anhalten werden. Somit queren Kinder an Zebrastreifen oftmals die Straße ohne vorher auf den Verkehr zu achten. Zweitens wäre ein Einrichten eines Zebrastreifens an einer Kreuzung generell nicht möglich. Dieser müsste mehrere Meter und deutlich von der Kreuzung abgerückt werden um die vor- geschriebenen Sichtbeziehungen zu den Aufstellflächen zu erzielen. Das Einrichten einer Querungsinsel wäre am sichersten, ist aber aufgrund der Straßenbreite nicht möglich. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 50

Ein weiteres Argument gegen eine Querungshilfe an dieser Stelle ist, dass vor 2 Jahren eine Umfrage bezüglich des Einrichtens eines sicheren Schulweges durchgeführt wurde und nur eine Handvoll Personen mit der Sicherheit des Schulweges unzufrieden sind.

Ergebnis: Eine Querungshilfe wird nicht empfohlen.

Parksituation: Antrag: Verbesserung der Parksituation in der Rheinstraße. Entfernung und Verlegung der Parkplätze an der Ecke Schmiedbachstraße/ Rheinstraße Diskussion: Vor ca. drei Jahren wurde in einem langen Prozess ein Parkkonzept entwickelt. Sollten die Parkplätze abgeschafft werden, wird voraussichtlich in der Rheinstraße zukünftig die gleiche Anzahl an Fahrzeugen parken jedoch unstrukturierter, was zu einer Beeinträch- tigung des Verkehrsflusses führen würde. Grundsätzlich tragen parkende Autos automatisch zur Verlangsamung des Verkehrs bei.

Ergebnis: Es werden keine Parkplatzveränderungen vorgenommen.

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7 ENTWICKLUNGSZIELE UND MASSNAHMEN

Alle Ziele und Maßnahmen sind in Hinblick auf vorhandene Budgets, Umsetzbarkeit und Prioritäten zu prüfen. Sie sind unterteilt in einzelne Themenbereiche, Unterthemen und in Maßnahmenvorschläge für Bietigheim. Die Umsetzung der einzelnen Projekte ist als Ge- meinschaftsaufgabe für Gemeindeverwaltung, Bürger und Vereine zu verstehen.

7.1 WOHNEN, INNENENTWICKLUNG UND NATURRAUM

Ziele:

• Modernisierung und Instandsetzung der vorhandenen Bausubstanz: Besonderes Augenmerk liegt auf der Sanierung der historischen, ortsbildprägenden Bausubstanz, wie im Sanierungsgebiet Bahnhofsumfeld und im alten Ortskern.

• Steigerung der Energieeffizienz: Energetische Gebäudesanierung sowohl im öffentli- chen als auch im privaten Bereich nutzen und intensivieren. Nachhaltige und ökologi- sche Materialien einsetzen (Anreiz durch Fördermittel).

• Beseitigung von Leerständen zur Vermeidung eines Trading-Down-Effekts: Mit leer- stehenden Gebäuden geht oft ein schlechter Zustand der Bausubstanz einher, was sich negativ auf die Umgebung auswirken kann.

• Nachnutzungsoptionen für leerstehende Läden in der Erdgeschosszone finden. Durch die Aktivierung von Leerstand wird neuer Wohn- oder Arbeitsraum ohne zusätzli- che Flächenbeanspruchung geschaffen.

• Aktivierung der vorhandenen freien Bauflächen – Baulücken, Brachen, etc. – durch eine aktive Flächenpolitik. Anreiz durch Fördermittel schaffen. Verstärktes Bewusstsein für Innenentwicklung vor Außenbereich herstellen.

• Bauen in „zweiter Reihe“: Unter der Voraussetzung einer Sicherung der erforderlichen Erschließung über das eigene Grundstück können Wohnlagen mit hoher Qualität ent- stehen. Dies ist im aktuellen Flächennutzungsplan bei großen unbebauten Flächen im Innenbereich bereits vorbereitet. Auf eine angemessene Nachverdichtung ist zu achten.

• Neue Wohnformen unterstützen (wie z.B. die Villa 36). Barrierefreies Wohnen, flexible Wohnformen, Wohntypologien (angepasst an die Lage) anregen und in Modellen för- dern.

• Grundversorgung im Ortskern sichern und „kurze Wege“ zum Einkaufen ermöglichen, damit die Wohnqualität erhalten oder erhöht wird.

• Den Naturraum um Bietigheim herum erhalten und als Qualität herausstellen

• Zum Klimaschutz und Verbesserung des Kleinklimas weitestmögliche Entsiegelung und Begrünung von Flächen, sowie die Verwendung von ressourcenschonenden Mate- rialien

Maßnahmenvorschläge/ Umsetzungsmöglichkeiten: • Städtebauförderung und andere Förderinstrumente gezielt als Motor für neue bauliche Entwicklungen einsetzen

• Neue Wohnformen (Mehrgenerationenhaus) attraktiv vermarkten (Offensive Information und Vermarktung)

• Veranstaltungen zum Thema neue Wohnformen, Fördermöglichkeiten, etc. Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 52

• Schaffung von Anreizen/ Aufklärung über Fördermöglichkeiten/ ehrenamtliches Bera- tungsangebot für die barrierefreie Ausgestaltung von Gebäuden

• Neubaugebietsausweisung bedarfsorientiert, in verträglichem Maß und an geeigneter Stelle, Ortsarrondierung nutzen. Neue Wohnformen mit einplanen (Generationenwoh- nen, Senioren-WGs, etc.)

• Grünzüge und Freiräume in der Ortslage definieren und erhalten, Verknüpfungen herstel- len

7.2 NAHVERSORGUNG/ DIENSTLEISTUNG/ EINZELHANDEL Ziele:

• Sicherung und Stärkung der wohnortnahen Versorgungsstrukturen

• Breites Angebot an Ärzten erhalten und ausbauen

• Nutzungsmischung erreichen: Kleine Dienstleister, Einzelhändler und Handwerker im Ort halten, um so eine gute Nutzungsdurchmischung und Versorgung zu erhalten und zu sichern.

• Breiteres Angebot an Fachgeschäften als Voraussetzung der zentralen Versorgung schaffen und Standorte bündeln

• Vorhandene Qualitäten herausstellen und nutzen

Maßnahmen/ Umsetzungsmöglichkeiten: • Einkaufs-, Hol-, und Bringservice etablieren (Serviceleistung Geschäfte, Ehrenamt)

• Alternative Einzelhandelsangebote (zum Beispiel Verkaufswagen, Genossenschaften) fördern ohne die vorhandenen Geschäfte zu schwächen

• Gewerbetreibenden gute Voraussetzungen und Anreize für eine Betriebsansiedlung oder Erweiterung bieten.

7.3 GEWERBE UND ARBEITSPLÄTZE Ziele:

• Kleinteiliges Gewerbe im Ortskern erhalten und fördern • Neuansiedlungen gezielt steuern: emissionsarme, nachhaltige, kompakte Gewerbege- biete entstehen lassen.

• Abwanderung von ansässigen Gewerbebetrieben verhindern und Neuansiedlungen durch Gewerbegebietserweiterung ermöglichen

• gestalterische Qualifizierung und Diversifizierung der Gewerbestandorte

Maßnahmen/ Umsetzungsmöglichkeiten: • Unterstützung bei Neuansiedlungen, z.B. von Läden durch die Gemeinde

• Öffentlichkeitsarbeit/ Fördermöglichkeiten aufzeigen.

• Umwidmung und Entwicklung ehem. Bundeswehrgerätelager zu Gewerbestandort

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7.4 SOZIALE INFRASTRUKTUR Ziele:

• Sicherung des hohen Standards der gemeindeeigenen Infrastruktur • Sicherung, Qualifizierung und Stärkung Schulstandort (Gemeinschaftsschule)

• Sicherung Ausstattung Kindertagesstätten und Angebote für Senioren

• Familienfreundlichkeit ausbauen • Geeignete Unterbringung für Flüchtlinge schaffen

• Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements in Vereinen, Kirche und in der Se- niorenarbeit

Maßnahmen/ Umsetzungsmöglichkeiten: • Bauliches Konzept für die Zukunft von Gemeinschaftsschule, Grundschule mit Turnhalle und Kindergarten entwickeln

• Baulandpolitik für kinderreiche Familien

• Angebote der Familienbildung

• Naturnahe intergenerative Spiel- und Begegnungsflächen

• Kindergerechte und sichere Wege zu Schulen, Sportplätzen etc.

• Barrierefreiheit ausbauen

• Dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen zur besseren Integration und Einbindung in das Gemeindeleben sowie zum Erhalt der kleinteiligen Wohnstrukturen

• Veranstaltungen und Weiterbildungen für ehrenamtlich Tätige

7.5 VERKEHR UND MOBILITÄT Ziele:

• Entlastung der Hauptverkehrsstraßen

• Erreichbarkeit der Geschäftszonen sichern (Barrierefreiheit, Kurzzeitparkplätze, Fahr- radstellplätze)

• Öffentliche Parkplätze bündeln • Barrierefreier Ausbau von Fußwegen und Mindestbreiten bei jeder Straßenbaumaß- nahme mitplanen.

• Radfahren allgemein fördern und attraktiver als den PKW machen • Verkehrssicherheit für Radfahrer erhöhen, Angebote für Radtouristen ausbauen

Maßnahmen/ Umsetzungsmöglichkeiten: • Stellenweise Neugestaltung der wichtigen Hauptverkehrsachsen (Kirchstraße, Rhein- straße) und stellenweise Umgestaltung (z.B. Verlegung von Haltestellen), Modernisie- rung von Straßen in schlechtem baulichen Zustand Gemeinde Bietigheim Gemeindeentwicklungskonzept 54

• Prüfung der Einrichtung von verkehrsberuhigten Bereichen an wichtigen Stellen der Orts- durchfahrten

• Fahrbahnteiler an gefährlichen/unübersichtlichen Bereich im Straßenraum aufstellen (in Bushaltestellenbereichen, vor Kindergärten etc.) • Platzbereiche über Straße ziehen, um auf besondere Stelle im Ort aufmerksam zu ma- chen (z.B. vor öffentlichen Gebäuden, Einrichtungen)

• Stellplätze bündeln, gezielt positionieren: Vermeidung von zugeparkten historischen En- sembles und Platzbereichen, evtl. Parken in rückwärtigen Bereichen schaffen

• Fahrradfreundlichkeit und Fußgängerfreundlichkeit (Barrierefreiheit,Mindestbreiten, Kreuzungsmöglichkeiten) bei Maßnahmen im Straßenraum mitdenken, Möbs-Radweg auf Verbesserungsbedarf hin prüfen

7.6 ÖFFENTLICHE EINRICHTUNGEN/ ÖFFENTLICHER RAUM Ziele:

• Senioren und Jugend einbeziehen in die Umsetzung des Gemeindeentwicklungskon- zepts (Beiräte und Schulen einbeziehen als Multiplikatoren);

• Erhalt eines attraktiven Wohnumfeldes, „benutzbare“ öffentliche Plätze schaffen. Auf- wertung des öffentlichen Raums für eine lebendige Gemeinde und eine starke Identifizie- rung der Bewohner mit ihrem Wohnort.

• Begegnungsräume für alle Bevölkerungsgruppen schaffen

• Gemeinsame Aktivitäten und bürgerschaftliches Engagement fördern

Maßnahmen/ Umsetzungsmöglichkeiten: • Bestehende kleine öffentliche Plätze für Begegnung in den Ortskernen aktivieren: „Quar- tiersplätze“, Generationen-“spiel“-plätze, Kräutergärten für Alle anlegen, evtl. in Verbin- dung mit einem Spielplatz

• Uferzonen des Schmied- und Federbach stellenweise für Bewohner und Radtouristen zugänglich machen und als Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten. Alles unter Wahrung der ökologischen Aspekte.

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7.7 WEITERES VORGEHEN

1. Das Entwicklungskonzept ist kein starrer Plan, sondern wird in gegenseitiger Abstimmung mit anderen städtebaulichen Instrumenten – soweit erforderlich – fortentwickelt und ange- passt, ohne seinen Leitbildcharakter aufzugeben. Derartige anderweitige städtebauliche In- strumente können beispielsweise sein: • Der Flächennutzungsplan • Bebauungspläne • Örtliche Bauvorschriften und Gestaltungssatzungen • Die Verkehrsentwicklungsplanung • Einzelhandelskonzeptionen • Satzungen über die förmliche Festlegung von Sanierungsgebieten und die Formulierung der Sanierungsziele • Satzungen über den Ausschluss und die Zulässigkeit von Nutzungen (z. B. Spielhallen) • Grünordnungsplanungen und Klimaschutzkonzepte • und anderes mehr Das Entwicklungskonzept ist jedoch nicht beliebig flexibel. Eine bedingungslose Anpassung dieses Konzepts ist auch nicht das Ziel. Alle eingesetzten Instrumente der Gemeindeent- wicklung sollen schlüssig zusammenwirken und hierbei spielt das Entwicklungskonzept eine herausragende Rolle. Durch sich ändernde Rahmenbedingungen muss das Entwicklungs- konzept gelegentlich nachjustiert werden; dieser Vorgang ändert aber nichts daran, dass die herausragende Funktion, also die Leitbildfunktion, erhalten bleiben muss. So ist eine Über- prüfung/ Evaluierung in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel alle 2 Jahre, wichtig.

2. Die Aufgabe des Entwicklungskonzepts besteht darin, Bestände und Potenziale aufzu- nehmen und einer analytischen Bewertung nach einer Reihe von Kriterien zu unterwerfen und daraus folgend übergeordnete Zielsetzungen zu formulieren. Darüber hinaus hat das Entwicklungskonzept die Aufgabe der zentralen Steuerung sowie der Koordination und Kom- munikation und dient als Prüfstein und Bewertungsplattform für eine geordnete und abge- stimmte städtebauliche Detailplanung. Das Instrument „Entwicklungskonzept“ ist also immer dann anzuwenden, wenn im Bereich der städtebaulichen Entwicklung geplant oder die Not- wendigkeit einer solchen Planung erkennbar wird. Die „Anwendungsverpflichtung“ gilt in ers- ter Linie für den Gemeinderat und die Verwaltung, aber auch bei Anregungen und Initiativen aus der Bürgerschaft. Es soll darüber hinaus zu solchen Initiativen anregen und diese unter- stützen.

3. Seine dauerhafte Aufgabe kann dieses Entwicklungskonzept nur erfüllen, wenn es auf breite Akzeptanz stößt und nicht als Hemmnis verstanden wird. Deshalb ist es wichtig, dass sich die in politischer Verantwortung Stehenden sowie die Bürger von Bietigheim bei der Aufstellung der Konzeption wie auch bei der künftigen Anwendung mit ihren Gedanken und Anregungen einbringen. Eine rege und konstruktive Diskussion ist deshalb sehr erwünscht.

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8 PLANANHANG

Übersichtsplan Gemarkungsfläche

Ortsstruktur

Schwarzplan Siedlungs- und Landschaftsstruktur

Historische Entwicklung

Siedlungsentwicklung Verkehr

Nutzungen und Leerstand

Sanierung Gemeindeentwicklungskonzept