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Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 12. März 1980

• BUNDESPARTEI Staatsquote Bundesgeschäftsführer Ulf Fink informiert über die Zielgruppen- kampagnen Seite 3 abbauen • STEUERN Programm der Union ist familien- Zu den erschreckendsten Entwicklungen von und leistungsgerechter Seite 5 lehn Jahren SPD/FDP-Politik gehört die hemmungslose Ausweitung der Staatsquote, • BEVÖLKERUNG die zu einer dramatischen Verschuldung SPD/FDP leben auf Kosten des Bundes geführt hat. Hier sind die Fakten: unserer Zukunft Seite 7 ^ 1969 hatten wir in Bonn einen Schuldenstand • LÄRMSCHUTZ von 14 Mrd. DM, jetzt übersteigt er die 200-Milliar- Gemeinden wehren sich gegen neue Belastungen durch den den-Grenze deutlich; Bund Seite 11 ^ in den 60er Jahren lag die Staatsquote bei 36 bis 38 v. H., in der zweiten Hälfte der 70er Jahre • FACHTAGUNG hat sie sich um rd. 10 Prozentpunkte höher bei Internationale Politik ist auch globale Gesellschaftspolitik etwa 47 v. H. eingependelt. Das bedeutet: Fast Seite 13 jede zweite Mark, die in unserer Volkswirtschaft an Wertschöpfung erwirtschaftet wird, wird heute • CDU SCHLESWIG- über die Kassen des Staates umverteilt. HOLSTEIN Höherer Staatsanteil, stellt Hansjörg Häfele fest, Mit Franz Josef Strauß für die Wende in Bonn kämpfen das bedeutet ein immer weiteres Eindringen des Seite 15 Staates in immer mehr Bereiche des privaten Lebens, weniger Raum für private Initiativen und • ÖFFENTLICH- Entfaltungsmöglichkeiten und damit letztlich ein KEITSARBEIT Weniger an Freiheit. Diese von der SPD/FDP-Koa- Neue Thema-Broschüren 'ition betriebene Politik des „mehr Staat" ist Aus- gelber Teil druck ihres Glaubens an die staatliche Machbarkeit • DOKUMENTATION aller Dinge und ihrer falschen Überzeugung von der Zivilverteidigung heute und Überlegenheit staatlicher Bürokratien über Phan- morgen / Referat des Präsiden- tasie, Ideenreichtum und Gestaltungskraft des ein- ten des Bundesamtes für Zivil- *elnen. Die Folgen sind immer häufigere Staats- schutz, Paul-Wilhelm Kolb, auf dem Sicherheitspolitischen (Weiter auf Seite 2) Kongreß grüner Teil UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 2

Fortsetzung von Seite 1 Die Folgen der sowjetischen Aggres- sion in Afghanistan werden neue Be- eingriffe, ausufernde Behördenapparate lastungen bringen. Die Konsequenz, und eine zunehmend verkümmernde stellt Ministerpräsident Gerhard Stolten- Selbstverantwortlichkeit, also das ge- berg fest, kann nur ein drastisch verlang- naue Gegenteil von Sozialer Marktwirt- samtes Wachstum der öffentlichen Haus- schaft. halte sein. Wir werden uns auf eine vier 1979 hätte die Bundesregierung, bei or- vor dem Komma in der jährlichen Zu- dentlichem volkswirtschaftlichem Wachs- wachsrate einzustellen haben, statt der tum, die Möglichkeit gehabt, diese un- in der Vergangenheit üblichen sieben, gute Entwicklung umzukehren und eine acht oder neun Prozent. Politik der Konsolidierung der Staats- Außerdem muß der Bund aufhören, stän- finanzen, des Abbaus des Staatsanteils dig neue große Programme auf Kosten und einer Senkung der Abgabenlast ein- der Länder und Gemeinden zu ver- zuleiten. Diese Chance wurde vertan. künden.

gramm und das Bauvolumen zu redu- INFORMATION zieren, die Nutzung der historischen Altbauten und deren weitere parlamen- tarische Verwendung vorzusehen, die Gemeinsame Erklärung zum Planung weiterhin so zu bearbeiten, Parlaments-Neubau daß mit einem ersten Bauabschnitt so bald wie möglich begonnen werden Im Zusammenhang mit den Planungen kann. für Parlamentsneubauten am Rhein hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fol- gender interfraktioneller Erklärung zu- RCDS wählte neuen Vorstand gestimmt: Stefan Dingerkus ist neuer Vorsitzender 1. Die Fraktionen bekräftigen ihre Ab- des Ringes Christlich-Demokratischer sicht, die Arbeitsbedingungen des Par- Studenten (RCDS). Der 22jährige Ma- laments und seiner Mitarbeiter durch schinenbaustudent an der Technischen geeignete Baumaßnahmen zu verbes- Hochschule Aachen konnte sich bei der sern. Bundesdelegiertenversammlung seiner Organisation in Frankfurt mit 49 Stim- 2. Die Fraktionen begrüßen die Absicht men gegen seinen Konkurrenten Mi- der Stadt Bonn, einen Bebauungsplan chael Rembeck durchsetzen, der sechs für die Neubauten des Parlaments zu Stimmen erhielt. Acht Delegierte ent- beschließen. hielten sich. Zu stellvertretenden Vorsit- 3. Die Fraktionen unterstützen unter zenden wählte die Versammlung den Würdigung der Anregungen und Beden- 23jährigen Medizinstudenten an der ken aus der Bürgerbeteiligung beim Be- Universität Ulm, Volkhard Schreiner, bauungsplan mit Nachdruck die Absicht und den 22jährigen Jurastudenten an der Unterkommission des Ältestenrates, der Universität Münster, Andreas Thom- im Fraktions- und Plenarbereich unter sen. Wahrung der Funktionalität und der städtebaulichen Belange das Raumpro- UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 3

Liebe Freunde, die CDU-Bundespartei wird nach der Serie der Landtagswahlen ab Ende Mai in enger Zusammenarbeit mit ihren Vereinigungen eine umfassende Zielgruppen- kampagne starten. Der Schwerpunkt der Kampagne liegt in der Zeit der Sommer- ferien. Angesprochen werden sollen vor allem — die 6 Millionen wahlberechtigten Jungwähler im Alter von 18 bis 24 Jahren — die 23 Millionen wahlberechtigten Frauen sowie — die 20 Millionen wahlberechtigten Arbeitnehmer, besonders die über 8 Millionen gewerkschaftlich Organisierten. Weitere Sonderaktionen sind im Bereich des Mittelstandes, der städtischen und 'endlichen Bevölkerung vorgesehen. Mit dieser umfassend angelegten, methodisch und demoskopisch sorgfältig vorberei- teten Zielgruppenkampagne schlägt die CDU ein neues Kapitel in der Geschichte der Bundestagswahlkämpfe auf. Die Zielgruppenkampagne ergänzt die Basis- kampagne. Ihnen liegt dasselbe Programm zugrunde. Die Zielgruppenkampagne gibt aber im Unterschied zur Basiskampagne die Möglichkeit, detaillierter auf die jeweils besonders interessierenden Probleme einzugehen. Darüber hinaus kann Jem unterschiedlichen Kommunikationsverhalten der Bevölkerung besser Rechnung 9etragen werden. Der Zeitraum der Kampagne ist schwerpunktmäßig in die Zeit der Sommermonate 9elegt worden, um die Präsenz der CDU in der für eine Oppositionspartei schwie- rigen Zeit der Parlamentsferien sicherzustellen. Die Zielgruppenkampagne gibt den über 700 000 Mitgliedern der CDU und ihren Vereinigungen die Möglichkeit, sich in besonderer Weise für die Ziele der Union Zu engagieren. Neben Großveranstaltungen, neuen mobilen Veranstaltungsformen, Texten für Zielgruppenbriefe, Erkennungszeichen, Servicepaketen, Aktionshand- büchern, Flugblättern usw. stellt die CDU-Bundespartei den Vereinigungen kosten- lose Grundausstattungen von gezieltem Informationsmaterial zur Verfügung. Er- gänzt wird die Kampagne durch eine bundesweite Anzeigenaktion in zielgruppen- sPezifischen Medien. •eh teile Ihnen diese Sommeraktion schon jetzt mit, damit Sie sich darauf vorberei- fen können, denn erfahrungsgemäß bedarf es gerade für die Opposition des be- sonderen Einsatzes ihrer Mitglieder, um der Regierungskoalition auch in der Zeit der Sommerferien Paroli bieten zu können. Es ist im übrigen mein Bestreben, Sie von jetzt ab regelmäßig im UiD sehr frühzeitig über die geplanten Aktionen der Bundespartei zu unterrichten. Ihr \JJLL 4^

(Ulf Fink) UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 4

Fortsetzung von Seite 2 jetzt, daß es von der Regierung ein Trugschluß war, im letzten Jahr den Die Bundesdelegiertenversammlung Eindruck zu verbreiten, die Vollbeschäf- verabschiedete mit großer Mehrheit tigung sei fast erreicht. einen Leitantrag des Bundesvorstandes Angesichts der Tatsache, daß das Er- mit dem Titel „Wege aus der Orientie- werbspotential 1980 aufgrund der rungskrise", in dem die Gründe für demographischen Entwicklung um Werteverlust und Staatsverdrossenheit 134 000 (darunter 22 000 Ausländer) auf bei der heutigen Jugend analysiert und 24,9 Millionen ansteigen wird, muß man Möglichkeiten der Neuorientierung auf- bei dem erwarteten Wirtschaftswachs- gezeigt werden. Weitere Beschlüsse tum von 2,5 % davon ausgehen, daß wir des RCDS betrafen Maßnahmen der in diesem Jahr rund eine Million Ar- Studienreform, des Bundesausbildungs- beitslose haben werden. Erreichen wir förderungsgesetzes und der Sicherung nur ein Wirtschaftswachstum von 1,5%. von Frieden und Freiheit in der Welt. wird die Zahl der Erwerbspersonen um ca. 200 000 sinken und die Zahl der Ar- gratuliert beitslosen sogar auf 1,1 Millionen im Oswald von Nell-Breuning Jahresdurchschnitt ansteigen. Um die Arbeitslosigkeit abzubauen, brauchen Helmut Kohl hat Professor Dr. Oswald wir ein Wirtschaftswachstum von über von Nell-Breuning SJ zur Vollendung 4%, wenn nicht zusätzlich arbeits- des 90. Lebensjahres in einem Schrei- marktpolitische Maßnahmen ergriffen ben herzlich gratuliert. In seinem Brief werden. heißt es u. a.: „Sie haben wesentlich zur verstärkten Ausformung des sozia- len Gedankens in der Marktwirtschaft Besuch aus Marokko beigetragen und deutlich gemacht, daß Auf Einladung von Helmut Kohl hielt die katholische Soziallehre auch unter sich eine Delegation der größten ma- veränderten gesellschaftlichen Bedin- rokkanischen Regierungspartei, des gungen ihre volle Gültigkeit behält. Sie Rassemblement National des Indepen- haben damit vielen ein Beispiel gege- dants, unter Leitung ihres Vorsitzenden, ben, aus der rein pragmatischen Be- Ministerpräsident a. D. Ahmed Osman, handlung der Probleme weiter zu stär- in Bonn auf. Bei den außen- und sicher-. keren geistigen Grundlagen zurückzu- heitspolitischen Erörterungen kamen, finden." die Vertreter beider Parteien zu einer weitgehend übereinstimmenden Ein- Ohne 4 % Wachstum kein schätzung der globalen hegemonialen Bedrohung und der Gefahren, die sich Abbau der Arbeitslosigkeit nach der Besetzung Afghanistans durch Zu den neuesten Arbeitsmarktzahlen die Sowjetunion für die Freiheit def erklärt der Vorsitzende der Arbeitneh- Völker, besonders diejenigen der Drit- mergruppe der CDU/CSU-Bundestags- ten Welt, ergeben. Es wurde vereinbart, fraktion, Adolf Müller (Remscheid), ob- daß zwischen dem Rassemblement Na' wohl die Arbeitsmarktzahlen diesmal tional des Independants und der CDU etwas besser seien als im Januar, seien künftig ein regelmäßiger und stetigerer nach wie vor bei uns rund eine Million Kontakt auch zu wichtigen Fachfragen Menschen ohne Arbeit. Es zeige sich stattfinden soll. WD 10 • 12. März 1980 • Seite 5

STEUERN Programm der Union ist familien- und leistungsgerechter

1976 haben wir eine Renten- Es wäre besser gewesen, dem Unions- täuschung erlebt. Vor der Land- antrag schon für 1980 zu folgen und die heimlichen Steuererhöhungen im tagswahl von Nordrhein-Westfalen laufenden Jahr zu verhindern. Dies hät- irrt Jahre 1970 haben wir eine te auch den Vorzug gehabt, den maß- Steuertäuschung erlebt. Es darf vollen Antrag mit einer Entlastung von nicht so weit kommen, daß das Jahr 6,5 Mrd. DM, beim Bund von 2 bis 3 1980 zu einer Finanztäuschung Mrd. DM, rechtzeitig in die Haushalts- Wird, dem gegenüber die Renten- planung einzubeziehen. Bei den Anträ- täuschung von 1976 und die gen für 1981 ist dies nicht der Fall. Steuertäuschung von 1970 nur Der verbesserte Einkommensteuertarif, Meine Vorspiele gewesen sein den die Union für 1981 beantragt, ist könnten, erklärte MdB Hansjörg leistungsfreundlicher als der von der Häfele in der Steuerdebatte im Koalition beantragte. Er ist zugleich ein Deutschen . Schritt zu dem echten Reformtarif, wel- cher einen niedrigeren Eingangssteuer- Der CDU/CSU-Antrag zielt auf den satz und eine durchgehende sanfte Pro- Abbau von heimlichen Steuererhö- gression haben muß. Der Antrag der hungen, wie sie durch das Zusam- Koalition bewirkt wiederum nur eine menwirken von Inflation und Progres- kurzfristige Lockerungsübung für einen sion entstehen. Seit ihrem Fraktionsbe- kleinen Teil der Steuerzahler, welche schluß vom 31. Juli 1973 ist das Verhin- mit einer Verschärfung des Anstiegs dern heimlicher Steuererhöhungen das der Progression für aufstrebende Mittel- Hauptziel der Steuerpolitik der CDU/ schichten erkauft wird. CSU. Die Leistungs- und Investitionsbe- reitschaft soll dadurch erhalten bleiben. Der Anstieg der Grenzsteuersätze und 1980 ist ein neues Rekordjahr heimli- damit der heimlichen Steuererhöhun- cher Steuererhöhungen. Die Lohnsteuer gen ist nach dem Vorschlag der Koali- wächst fast doppelt so stark wie die tion fast überall stärker als nach dem Bruttolohn- und -gehaltssumme. Von der CDU/CSU und als nach dem bishe- einer Mark Lohnerhöhung erhält der rigen Tarif. Es ist ein falscher Ansatz, durchschnittliche Arbeitnehmer nur 50 das Hauptproblem unseres Steuer- Pfennige auf die Hand. Infolge der rechts, die zu steile Progression, da- Lohnnebenkosten kostet die Mark durch angehen zu wollen, daß ein klei- Lohnerhöhung dem Betrieb in Wirklich- ner Teil der Steuerzahler vorüberge- keit 1,70 DM. Dies wirkt leistungs- und hend wieder in die Proportionalzone investitionshemmend. gelangt. UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 6

Der Vorschlag der CDU/CSU ist auch Dies erreicht der Kinderabzugsbetrag familienfreundlicher als der der Koali- der Koalition nicht. In Wirklichkeit be- tion. Neben der Anpassung des Kinder- absichtigt die Regierung beim Kinder- geldes ist ein, zunächst bescheidener, abzugsbetrag, die Lasten auf die Län- Kinderfreibetrag vorgesehen. Auch für der und Gemeinden zu verschieben. Die die Familie muß der Grundsatz gelten, von der Koalition vorgesehene Beseiti- daß die Besteuerung auf die persönli- gung des Kinderbetreuungsbetrages che Leistungsfähigkeit Rücksicht neh- wird die Zustimmung der CDU/CSU men muß. Es gibt unzählige Freibeträge erst erhalten, wenn die Kinderfreibeträ- und Befreiungen im Steuerrecht, wel- ge wieder eingeführt sind. In der Zwi- che die Progression mildern. Auch die schenzeit muß der Kinderbetreuungs- Koalition will in ihrem Antrag zusätzlich betrag möglichst nachweisfrei und un- die Progression mildern durch die An- bürokratisch gehandhabt werden. hebung des Weihnachtsfreibetrages, der Sonderausgabenhöchstsätze und Durch die Übernahme der Ertragsteuer- des Haushaltsfreibetrages — lauter ver- bilanzwerte in die Vermögensteuer soll nünftige Ziele. Erst vor einem Jahr hat die ertragsunabhängige Besteuerung die Regierung das Realsplitting für un- gemildert und damit die Investitions- terhaltspflichtige getrennte oder ge- kraft der Betriebe gestärkt werden. Zu- schiedene Ehepartner eingeführt, was sammengenommen ist der Antrag der natürlich ebenfalls progressionsmil- CDU/CSU leistungs-, familien- und in- dernd wirkt. vestitionsfreundlicher als der der Koali- tion. Es ist widersprüchlich, ausgerechnet Familien mit Kindern, welche mit viel Selbstverständlich muß die Steuerpoli- Steuern belastet sind, so zu behandeln, tik eingebettet werden in die Haushalts- als wenn sie nur wenig Steuern zahlen politik. Der Bundesfinanzminister hat in würden. Familien mit Kindern sind nicht seinem „Alarmbrief" vom 31. Januar so leistungsfähig wie Eheleute ohne 1980 zum ersten Mal einen Einblick in Kinder. Wer z. B. 3 000 DM Einkommen die Lage gegeben, wie sie infolge der hat und Kinder unterhält, darf steuerlich abenteuerlichen Staatsverschuldung ist nicht ebenso belastet werden wie Kin- und vor allem ab 1981 sein wird. Zu- derlose. Nach dem Gleichheitssatz muß gleich verkündet er aber, im Gegensatz Gleiches mit Gleichem verglichen wer- zur FDP, daß keinerlei Abstriche bei der den, aber nicht Gleiches mit Unglei- vorgesehenen Steuerentlastung 1981 in Betracht kämen. Über die bisher für chem. Die Ideologie des Neides und der 1981 vorgesehene Neuverschuldung Gleichmacherei führt nirgendwo zu von 27 Mrd. DM hinaus muß aus den sachgerechten Lösungen. Es muß wie- verschiedensten Gründen mit einer der gelten: Familienpflicht vor Steuer- Mehrbelastung des Bundes im kom- pflicht. menden Jahr von etwa 10 Mrd. DM In der praktischen Wirklichkeit geht das gerechnet werden. Argument der Koalition, die „Reichen" Es zeigt sich immer deutlicher, daß die dürften nicht begünstigt werden, völlig Bundesregierung 1979, bei ordentli- daneben. Tatsächlich geht es darum, chem Wachstum, die Chance verpaßt die breite Mittelschicht mit Kindern in hat, eine Politik der Konsolidierung der der Steuerprogression zu entlasten. Schulden einzuleiten. UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 7

BEVÖLKERUNGSPOLITIK SPD und FDP leben auf Kosten unserer Zukunft

Die Große Anfrage der CDU/CSU kunft. Sie betreibt eine Politik, die nur zu den Grundproblemen der Be- auf die Interessen der Gegenwart fixiert völkerungsentwicklung in der Bun- ist. desrepublik Deutschland war not- Seit Ende der sechziger Jahre sieht wendig, um die Regierung zu zwin- sich die Bundesrepublik Deutschland gen, endlich zu diesem für unsere mit einem dramatischen Geburtenrück- Zukunft wichtigen Thema Stellung gang konfrontiert. Wurden im Jahre zu nehmen. Es ist kennzeichnend für 1965 noch 1044 000 Lebendgeborene die Regierungspolitik, zu zentralen registriert, so waren es 1978 nur noch politischen Fragen entweder zu etwa die Hälfte, nämlich 573 000. 1978 schweigen oder öffentlich nur dann überstieg die Zahl der Sterbefälle jene zu reagieren, wenn die Opposition der Geburten um etwa 150 000. Die Be- eine Debatte erzwingt, erklärte völkerung hat seit 1972 insgesamt um MdB Gerd Langguth. etwa eine Million abgenommen. Für die deutsche Bevölkerung allein betrug das Worum ging es uns mit dieser Großen Geburtendefizit 1975 rund 239 000 und Anfrage? 1976 rund 210 000. Das entspricht etwa — Wir wollen auf die Situation der Fa- der Bevölkerung von Städten wie Wies- milien mit Kindern aufmerksam ma- baden oder Kiel. chen. Diese hat sich in den letzten Das gegenwärtige generative Verhalten Jahren verschlechtert, nicht nur finan- auch künftig vorausgesetzt, geht die ziell. Kinderreichtum bedeutet sehr deutsche Bevölkerung bis zum Jahr häufig sozialen Abstieg. Das ist unso- 2000 auf 52 Mio. zurück und bis zum zial! Jahre 2030 auf 39 Mio. Bei einem weite- — Wir wollen die Regierung und die ren Absinken der Geburtenhäufigkeit deutsche Öffentlichkeit auf den drama- auf das heutige Niveau einer Reihe von tischen Geburtenrückgang und seine Großstädten ist für das Jahr 2030 sogar Folgen hinweisen. mit nicht sehr viel mehr als 30 Mio. Bevölkerung zu rechnen. Gegenwärtig — Wir wollen eine politische Debatte haben wir rund 58 Mio. Einwohner. darüber auslösen, ob wir in unserer Gesellschaft eigentlich genug tun für Kurzfristig bringt der Geburtenrück- unsere Zukunft, konkret: für unsere Kin- gang zwar einige materielle Vorteile: der und Kindeskinder. Denn auch dies sinkende Ausgaben für das Kindergeld, ist zu einem Zeichen der SPD/FDP-Po- Kindergärten und das Bildungssystem litik geworden: sie lebt vom Kapital der können die öffentlichen Kassen, zu- Vergangenheit und auf Kosten der Zu- nächst damit auch die Steuerzahler, UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 8

entlasten. Diesen kurzfristigen Vorteilen republik leben, bei möglicherweise 32 stehen jedoch in langfristiger Perspekti- Mio. deutscher Bevölkerung. ve schwere Nachteile und Probleme ge- — Ein weiteres ernsthaftes Problem ist, genüber: daß die Bevölkerung „altert", d. h., daß — So in der Sozialpolitik. Hier ergeben das Verhältnis der Erwerbstätigen zur sich für die gesetzliche Rentenversiche- älteren Bevölkerung ständig abnimmt. rung aus dem Geburtenrückgang ernst- Die Bundesregierung ist nicht bereit hafte Probleme, weil deren Finanzie- anzuerkennen, daß eine eines Tages rung im Umlageverfahren erfolgt. Wenn eintretende Überalterung der Gesell- der Generationenvertrag nicht einge- schaft auch zu einer Verschärfung des halten wird, stehen in Zukunft immer Generationenkonfliktes führen kann. weniger Beitragszahler immer mehr — Der für die Union wichtigste Aspekt Rentnern gegenüber. sind jedoch die sozial-psychologischen Ab 1990 fehlen Arbeitskräfte Folgen des Bevölkerungsrückganges, die zu sozialen und emotionalen Defizi- — Auch für die Infrastruktur ergeben ten bei vielen Einzelkindern und bei sich durch den Geburtenrückgang vielen kinderlosen Familien führen kön- zwangsläufig Konsequenzen. Es ist nen — der Verlust an Wärme, Hoffnung schon mittelfristig eine Landflucht zu und Zukunft in einer mehr und mehr erwarten, weil bei Rückgang der Bevöl- kinderlosen Gesellschaft. kerung ein Arbeitskräftemangel vor al- lem auch in den Ballungsgebieten ein- Kein Selbstzweck tritt — und zwar ab den Jahren 1990, Es geht nicht darum, ein bestimmtes wenn die geburtenschwachen Jahrgän- Wachstum, einen bestimmten Bestand ge ins Erwerbsleben eintreten. der Bevölkerung als Selbstzweck anzu- — Vorausschätzungen haben ergeben, streben. Das wäre nicht vernünftig, daß — bei Anhalten des Bevölkerungs- nicht möglich, nicht nötig. Es geht um rückganges — der Arbeitskräftebedarf zweierlei: auch künftig nur dann gedeckt werden 1. Die Politik muß die Folgen des Ge- kann, wenn noch viel mehr Ausländer burtenrückganges auf die verschiede- als Arbeitnehmer in der Bundesrepublik nen Bereiche der Gesellschaft erken- eine Arbeitsstätte und damit sehr häufig nen und sich rechtzeitig darauf einstel- eine dauernde Bleibe erhalten. Hieraus len. Später ist es zu spät. Sonst werden resultieren jedoch eine Fülle von Pro- die Systeme der sozialen Sicherung blemen, da nach unserer Auffassung großen, irreparablen Schaden nehmen. die Bundesrepublik Deutschland kein Sich rechtzeitig darauf einzustellen ist Einwanderungsland sein kann. ein Gebot der politischen Klugheit. Im Jahr 2030 werden nach einem Re- 2. Die Politik muß kinder- und familien- chenmodell, das die Bundesregierung freundlich sein und damit beitragen, selbst veröffentlichte, möglicherweise daß die Eltern ihren Kinderwunsch auch rund 12 Mio. Ausländer in der Bundes- tatsächlich realisieren können. UID 10 • 12. März 1980 • Seite 9

der Bundestagsfraktion, die von der KOALITION Bundesregierung veröffentlichten Zah- len bewiesen, daß dieses Programm ein kapitaler Fehlschlag sei. Statt der ange- Judo-FDP oder liberale FDP? kündigten 10 000 Hilfen pro Jahr gebe Die FDP ist in ihrer Haltung zum eige- es nun nur 887 Bewilligungen pro Halb- nen politischen Nachwuchs gespalten. jahr. Der Grund: Das Programm sei zu Während Parteichef Genscher die Ju- bürokratisch, kompliziert und schwer- dos „in einer nie dagewesenen Ferne fällig. Es sei zu wenig auf die Bedürfnis- zur FDP" sieht, preisen eine Reihe von se des Mittelstandes und der freien FDP-Bundestagsabgeordneten in war- Berufe zugeschnitten. Es zeige sich, men Worten die „unbequemen Forde- daß der Mittelstand nach wie vor nicht rungen" der Parteijugend, deren Mitar- auf Subventionsfang aus sei, sondern beit die FDP auch weiterhin brauche. die Förderung der Eigenkapitalbildung Darüber, daß die Judos mit diesen For- über steuerliche Maßnahmen vorziehe. derungen — Anerkennung einer eige- Deshalb sei der Antrag der CDU/CSU nen DDR-Staatsbürgerschaft, Strei- zur Förderung des Existenzsparens chung des im Grundgesetz verankerten (steuerfreies fünfjähriges Ansparen von Wiedervereinigungsgebots, Legalisie- 5 000 DM pro Jahr) die weitaus bessere rung des Haschischkonsums, rechtliche und praktikablere Alternative. Das Ar- Gleichstellung aller „gleichgeschlecht- gument der Bundesregierung, ihre lichen Lebensgemeinschaften" mit der „Eigenkapitalhilfen" wirkten „schneller", Ehe — die Grenze zur politischen Un- sei widerlegt. Hauser und Pieroth for- zurechnungsfähigkeit schon seit einiger derten die Bundesregierung auf, dem Zeit überschritten haben, gibt es nir- Vorschlag der Verbände nachzukom- gendwo mehr einen Zweifel. Um so men und dem Antrag der CDU/CSU in bemerkenswerter ist aber, daß es inner- den anstehenden parlamentarischen halb der FDP überhaupt noch Diskus- Beratungen zuzustimmen: „Nur wenn sionen über diesen „Nachwuchs" gibt, der normale Existenzgründer genügend der sich vornehmlich als Schickeria- Eigenkapital angespart hat, wird er in Ausgabe der Jungsozialisten darstellt. der Lage sein, die Eigenkapitalhilfe Sind die Judos am Ende also doch die überhaupt in Anspruch zu nehmen." „FDP der 80er Jahre, die schon jetzt sagen, was die Partei erst nach weite- Jusos fördern Drogensucht ren Wahlgängen offenbaren kann", fragte , Parlamentari- Zu der von den Jungsozialisten in Bonn scher Geschäftsführer der CDU/CSU- propagierten Legalisierung der soge- Fraktion. nannten weichen Droge, erklärt der stellvertretende Sprecher der CDU, Wieder ein Fehlschlag Christoph Müllerleile: Die Verharmlo- sung des Drogenkonsums geht weiter. Zur Abwicklung des Eigenkapitalhilfe- Nach den Jungdemokraten plädiert nun programms der Bundesregierung er- auch die SPD-Jugendorganisation auf klärten Hansheinz Hauser, Vorsitzender der Grundlage von wenig repräsentati- des Diskussionskreises Mittelstand, und ven wissenschaftlichen Gutachten da- , stellvertretender Vorsi- für, jungen Leuten den Einstieg in den 2ender des Arbeitskreises Wirtschaft Drogenkonsum so leicht wie möglich zu UID 10 • 12. März 1980 • Seite 10 machen. Erfahrene Jugendpädagogen sche Gesetzentwurf zeigt, daß SPD und weisen immer wieder darauf hin, daß FDP auch auf dem Gebiet des Daten- der internationale Drogenhandel sich schutzes nichts zuwege bringen. Wenn mit sogenannten weichen Drogen Zu- es ihnen ernst mit dem Datenschutz gang zu jungen Leuten verschafft, um wäre, brauchten sie nur dem Gesetzent- sie leichter an gefährliche Suchtmittel wurf der Union zustimmen. heranführen zu können. Als ob Hunder- te von Drogentoten pro Jahr noch nicht IG Metall unterliegt ausreichten, biedern sich die Jungso- Strauß erneut zialisten bei der Jugend damit an, daß Die IG Metall ist vor dem Münchner sie ihnen ungetrübten Genuß in Aus- Landgericht dem CSU-Vorsitzenden sicht stellen. Die CDU wird alles tun, Franz Josef Strauß erneut unterlegen. gewissenlosen Dealern das Handwerk Sie darf das dem bayerischen Minister- zu legen und die Bevölkerung über Dro- präsidenten zugeschriebene Zitat aus gen aufzuklären. Eine Freigabe von einer Sonthofener Rede („und wenn wir Drogen ist indiskutabel. hinkommen und räumen so auf, daß bis zum Rest dieses Jahrhunderts keiner es SPD/FDP schrieben mehr wagt, in Deutschland das Maul von der Union ab aufzumachen") nicht mehr unerläutert Zu dem am 28. Februar 1980 von SPD/ veröffentlichen und verbreiten. Wie der FDP vorgelegten Entwurf zur Änderung Anwalt der IG Metall, Gerd Nies, erläu- des Bundesdatenschutzgesetzes erklär- terte, muß die Gewerkschaft bei Ver- te der Vorsitzende des Arbeitskreises wendung der Passage hinzufügen, der Innen- und Rechtspolitik der CDU/CSU- zitierte Satz stehe im Text in Zusam- Bundestagsfraktion, Benno Erhard, der menhang mit Ausführungen über den jetzt eilig nachgeschobene Gesetzent- politischen Terrorismus in Deutschland wurf von SPD und FDP sei ein Armuts- und beziehe sich auf die „Baader-Mein- zeugnis besonderer Art. hof-Bande". Bereits im Wege der einst- weiligen Anordnung hatte Strauß recht In vier Positionen (verschuldensunab- bekommen. Während die Gewerkschaft hängiger Schadenersatzanspruch, Kon- dagegen keine Rechtsmittel eingelegt kretisierung der Weitergabe von Daten, hatte, legt sie nun Berufung ein. Gebührenfreiheit bei Auskunftsertei- lung, Datenschutzkontrolle im nichtöf- Scharfe Unionskritik an fentlichen Bereich) seien die Vorschlä- ge der Union offensichtlich einfach ab- Verfassungsrichter Hirsch geschrieben worden. Lediglich bei der Die CDU/CSU hat den Richter am Bun- Verschärfung der Aufsichtsbefugnisse desverfassungsgericht, Martin Hirsch, der Datenschutzbeauftragten hätten kritisiert, weil er den Vorsitzenden- sich die Koalitionsbeauftragten etwas Posten der Arbeitsgemeinschaft Sozial- Eigenes einfallen lassen. Dieser Vor- demokratischer Juristen übernommen schlag aber führe nur zu noch mehr hat. Der CDU-Abgeordnete Klein erklär- Bürokratismus. te, damit stelle sich die Frage nach dem In dem seit mehr als einem Jahr von Selbstverständnis eines Richters. Par- der FDP lauthals geforderten Grund- teilichkeit lasse sich kaum deutlicher recht auf Datenschutz sind SPD und demonstrieren. Hirsch schade dem An- FDP heillos zerstritten. Der dilettanti- sehen des Verfassungsgerichts. UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 11

LÄRMSCHUTZ / GEMEINDEFINANZEN Gemeinden wehren sich gegen neue Belastungen durch den Bund

Der Bundestag hat das Verkehrs- des Haushaltsstrukturgesetzes beim lärmschutzgesetz bei nur vier Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz Gegenstimmen in Zweiter und wieder rückgängig zu machen. Dritter Lesung beschlossen. Im Kern Das Verkehrslärmschutzgesetz führt zu fordert dieses Gesetz, daß der großen finanziellen Belastungen bei Lärmpegel bestimmte Grenzwerte den Städten, Gemeinden und Kreisen. nicht überschreiten darf. Andern- Nach vorliegenden Kostenrechnungen falls haben die Bürger gegenüber wird der kommunale Bereich jährlich mit über 600 Millionen DM belastet. dem Staat einen Anspruch auf Wenn das Finanzministerium schon Schallschutzmaßnahmen. jetzt mögliche Finanzhilfen des Bundes Die Fraktion der CDU/CSU geht bei abzieht, so sind das unrealistische An- ihrer Bewertung des Verkehrslärm- gaben zu Lasten der Gemeinden, weil schutzgesetzes von der Tatsache aus, die Zuschüsse nur bewilligt werden, so- daß der Gesetzgeber hier Neuland be- lange die knappe Finanzmasse reicht. tritt — mit allen Risiken möglicher Fehl- Die CDU/CSU-Fraktion hat daher von einschätzungen. Die Notwendigkeit die- Anfang an darauf bestanden, daß für ses Gesetzes im Kampf gegen den diese wichtige Aufgabe Finanzhilfen Verkehrslärm wird von der CDU/CSU aus dem Gemeindeverkehrsfinanzie- Voll anerkannt. In diesem Gesetz wird rüngsgesetz (GVFG) bewilligt werden Jedoch nur der passive Lärm geregelt. sollen. Leider hatte der Regierungsent- Eine umfassende Lösung aller Proble- wurf den wichtigen Lärmschutz an den me des Verkehrslärms kann auch die- bestehenden kommunalen Straßen ses Gesetz nicht bieten, erklärte MdB ganz außer acht gelassen. Der Regie- August Hanz. Jedoch ist es ein wichti- rungsentwurf war in diesem Bereich 9er und notwendiger Schritt (siehe völlig unzulänglich; bekanntlich werden auch UiD 7/80). die Gemeinden in wachsendem Maße In der Bundestagsdebatte zum Ver- durch unterschiedliche Gerichtsurteile kehrslärmschutzgesetz und zur Ände- zu Lärmschutz verpflichtet, aufgrund rung des Gemeindeverkehrsfinanzie- des Bundesimmissionsschutzgesetzes. •"ungsgesetzes hat MdB Horst Waffen- Es ist für die CDU/CSU-Fraktion im- Schmidt Auswirkungen des neuen merhin ein wichtiger Erfolg, daß wir Lärmschutzgesetzes auf die Städte, Ge- eine klare Regelung für den Lärmschutz meinden und Kreise angesprochen und an Kommunalstraßen durchgesetzt ha- die Initiative der CDU/CSU-Bundes- ben, und daß das GVFG auch für diese tagsfraktion begründet, die Kürzungen Aufgaben geöffnet werden konnte. UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 12

Mit unserer Initiative möchten wir die Haushaltsmittel in größerem Umfang Erhöhung der Mittel nach dem GVFG auf Jahre gebunden. um jährlich 260 Mio. DM erreichen. Die Wenn also unsere Initiative zum GVFG Kürzungen nach dem Haushaltsstruk- nach wie vor von der Koalition abge- turgesetz von 1975 sollen rückgängig lehnt wird, werden am selben Tag, an gemacht werden, um die notwendigen dem das Verkehrslärmschutzgesetz ver- Maßnahmen auch an den kommunalen abschiedet wird, schon wichtige Ein- Straßen finanzieren zu können. schränkungen für seine Durchführung faktisch festgelegt. Dies ist im Grunde Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ver- eine völlig unredliche Politik. tritt auch bei diesem Gesetz mit Nach- druck den Standpunkt: Wenn durch Auch wir wissen, daß aufgrund der welt- Bundesgesetze finanzielle Lasten für politischen Situation und neuer Anfor- die Städte, Gemeinden und Kreise ent- derungen an den Bundeshaushalt die stehen, muß sich der Bund auch um die gesamte Finanzlage schwierig gewor- Finanzierung dieser Aufgaben bemü- den ist und auch über die Aufteilung hen. Es dürfen auf Bundesebene nicht von finanziellen Lasten in manchen Be- einfach Gesetze zu Lasten der Finanzen reichen neu gesprochen werden muß. der Städte, Gemeinden und Kreise be- Aber diese Erkenntnis darf nicht dazu schlossen werden. führen, daß auf Bundesebene ein Ge- setz nach dem anderen mit neuen fi- Wenn demgegenüber die Bundesregie- nanziellen Lasten für die kommunalen rung und die Koalition die Ansicht ver- Körperschaften beschlossen wird, ohne treten, der gesamte Lärmschutz an die Finanzierung sicherzustellen. Durch kommunalen Straßen sei aus dem jetzi- das neue Jugendhilferecht und eine No- gen Finanzvolumen des GVFG zu finan- velle zum Sozialhilfegesetz kommen zieren, so ist dies eine völlig unrealisti- weitere Milliardenlasten auf die Städte, sche Rechnung. Denn hier heißt ja nicht Gemeinden und Kreise zu. einfach nur die Alternative: Weniger Ki- lometer Straße, dafür mehr Lärmschutz. Im innergemeindlichen Bereich müssen Bundesregierung zahlreiche verkehrspolitische Ziele mit muß sparen lernen diesem Geld gefördert werden. Bei diesen großen Lasten ist die finan- Für viele dieser Aufgaben wird künftig zielle Mitverantwortung des Bundes ge- weniger oder gar kein Geld zur Verfü- fordert. Die Bundesregierung muß end- gung stehen, wenn aus dieser Finanz- lich lernen, selbst zu sparen und nicht kasse der Lärmschutz bezahlt werden nur Länder und Gemeinden zur Kasse muß. Da alle Zuschüsse nach GVFG nur zu bitten. Der Union wird immer entge- bewilligt werden, soweit das Finanzvo- gengehalten: Wir haben das Geld nicht. lumen reicht, werden wahrscheinlich Will allerdings die Koalition irgendeinen künftig auch manche Lärmschutzmaß- spektakulären Plan durchführen, so ist nahmen finanziell nicht bedient werden das Geld dafür plötzlich da. Auch muß können, weil das Geld nicht ausreicht. klar festgestellt werden: Es ist nicht Nach Auskunft von Bewilligungsbehör- Aufgabe der Städte und Gemeinden, den sind Haushaltsreste, die es früher kommunale Steuern und Abgaben anzu- einmal in diesem Bereich gab, längst heben, um damit Bundesgesetze zu be- nicht mehr verfügbar, meistens sind zahlen. UID 10 • 12. März 1980 • Seite 13

AUSSENPOLITISCHE FACHTAGUNG Internationale Politik ist auch globale Gesellschaftspolitik

Unter dem Leitthema „Frieden in Der amerikanische Politologe William Freiheit sichern" veranstaltete die Griffith (Cambridge/Massachusetts), CDU am 4. und 5. März 1980 im der über Entwicklungsperspektiven der Sowjetunion berichtete, vertrat die Konrad-Adenauer-Haus in Bonn These, das Verhältnis zwischen Ost und eine wissenschaftliche Fachtagung West werde in den nächsten Jahrzehn- zu grundsätzlichen Fragen der ten durch mehr Wettbewerb und weni- Außenpolitik. Zu der Veranstaltung ger Zusammenarbeit gekennzeichnet kamen über 700 Teilnehmer, sein. darunter Vertreter befreundeter Da der Westen teilweise identische In- Parteien aus vielen Ländern, teressen mit der Volksrepublik China Journalisten, Wissenschaftler und habe, forderte der Saarbrücker Profes- Vertreter der in Bonn akkreditierten sor Jürgen Domes eine Zusammenar- Botschaften. beit auf der Basis von Selbstbewußt- sein, Würde und Nüchternheit, warnte In seinem einleitenden Beitrag forder- aber auch vor Illusionen über das chi- te Generalsekretär Heiner Geißler nesische Machtpotential. eine „geistige Offensive" des Westens, der seine Leistungen besonders in der „Es gibt wenige Worte, die den Men- Dritten Welt herausstellen solle, um schen in seinen tiefsten und besten Einfluß zu nehmen auf gesellschaftliche Empfindungen so anrühren und bewe- Entwicklung und Meinungsbildung. Die- gen wie das Wort Frieden. In allen ses Feld dürfe nicht weiterhin den Pro- Sprachen der Welt drückt es das Ver- pagandaabteilungen der östlichen Bot- langen des Menschen nach dauerhaf- schaften überlassen werden. ter, aufrichtiger und gerechter Harmo- nie in seiner Umwelt aus." Mit diesen Der Berater des früheren amerikani- Worten leitete MdB Alois Mertes den schen Außenministers Henry Kissinger, zweiten Abschnitt des Kongresses un- Helmut Sonnenfeld, analysierte die Ver- ter dem Titel „Friede und Gleichge- schiebung des militärischen Gleichge- wicht" ein. wichts zugunsten Moskaus in den letz- ten Jahren und sprach von der „gefähr- Der frühere Botschafter Professor Dr. lichsten und sorgenvollsten Phase" seit Wilhelm Grewe, Bonn, führte aus, daß dem 2. Weltkrieg. Eindringlich warnte in der wirtschaftlichen Macht des We- er davor, Frieden als etwas Statisches stens sein größter Aktivposten liege. In anzusehen. Entspannungspolitik könne einer akuten Krisensituation verliere „auch gefährlich sein", wenn sie unsere dieser Vorteil jedoch an Gewicht, denn Interessen nicht sichert. das Fehlen militärischer Machtmittel UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 14

könne dazu führen, „daß der Einsatz ebenso wie eine Entwicklungspolitik „als wirtschaftlicher Machtmittel zu spät Magd der Außen- und Sicherheitspolitik". kommt". Über „Perspektiven europäischer Der Leiter des Londoner Instituts für Außenpolitik" sprachen im vierten Kon- strategische Studien, Dr. Christoph Ber- greßteil der niederländische Minister- tram, bezeichnete die enge politische präsident Andries van Agt und der Bindung zwischen den USA und Europa CDU-Vorsitzende Helmut Kohl. Es gäbe als entscheidende Grundlage der west- keine Gründe, so sagte van Agt, daß lichen Allianz. Europa und Nordamerika „verschiede- Der als Kenner der arabischen Welt ne Wege gehen", auch wenn es in Ein- ausgewiesene Korrespondent der zelfragen Meinungsverschiedenheiten „Neuen Zürcher Zeitung", Dr. Arnold gäbe: „Vereint stehen wir, geteilt wer- Hottinger, empfahl dem Westen im den wir fallen." wohlverstandenen Eigeninteresse, ge- genüber den arabischen Staaten eine Entwicklungshilfe Politik der Enthaltung zu betreiben und alles zu tun, was er könne, um einen nach politischen Kriterien positiven Ausgang der „muslimischen Helmut Kohl forderte angesichts der Aufbauexperimente" zu begünstigen, jüngsten Entwicklungen ein durch Ein- auf deren Fehlschlag die Sowjetunion satz wirtschaftlicher Mittel abgestütztes spekuliere. Gesamtkonzept westlicher Außen- und Richard von Weizsäcker wies darauf Sicherheitspolitik. Dieses Konzept müs- hin, daß der Versuch Moskaus, sich se dem Vorgehen der Sowjetunion als „natürlicher Verbündeter" der Drit- außerhalb ihres Machtbereichs verläß- ten Welt aufzuspielen, nach Afghanistan lich und auch in Krisen entgegenwir- gescheitert sei. Obwohl aber der We- ken. Zu einem Gesamtkonzept gehöre, sten 95 % der Exporte aus der Dritten daß die NATO auch für die 80er Jahre Welt kauft und 40mal mehr Entwick- unverzichtbar und ihre Verteidigungsfä- lungshilfe leistet als der Warschauer higkeit erhalten bleiben müsse, daß Pakt, könne auch er eine solche Rolle man sich weiterhin um militärisches nicht übernehmen. Gleichgewicht bemühe und eine Politik der Verständigung und Entspannung Professor Dr. Karl W. Deutsch aus Har- fortsetze, daß man Konsultation und vard zeichnete ein düsteres Bild über Koordination innerhalb der Allianz ent- die weltpolitische Entwicklung vor dem scheidend verbessere und daß die wirt- Hintergrund eines sich verschärfenden schaftliche Zusammenarbeit mit der Nord-Süd-Konfliktes. Die Bevölkerungs- UdSSR koordiniert und an übergeord- entwicklung beinhalte die Gefahr von neten sicherheitspolitischen Zielen aus- großen Hungerkatastrophen, und ver- gerichtet werde. zweifelte Situationen in manchen Län- dern „werden zu Regierungen von Des- Kohl sprach sich zugleich dafür aus, perados führen". bei der Entwicklungshilfe prowestliche Für Entwicklungspolitik als Demokratie- Länder eindeutig zu bevorzugen und politik sprach sich Professor Dr. Theo- die Mittel stärker als bisher nach politi- dor Hanf aus Frankfurt aus; er kritisierte schen Kriterien, wenn auch ohne politi- eine technokratische Entwicklungspolitik sche Bindungen, zu vergeben. UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 15

LV SCHLESWIG-HOLSTEIN Mit Franz Josef Strauß für die Wende in Bonn kämpfen

Mit großer Geschlossenheit und der CDU Schleswig-Holstein versichert. voller Zuversicht geht die CDU Stoltenberg: „Wir führen den Wahl- Schleswig-Holstein in das Rennen kampf in voller Solidarität mit Franz um die Wählergunst am 5. Oktober. Josef Strauß!" Die Bundestagswahl sei Die CDU des nördlichsten Bundes- — so der Landesvorsitzende — eine landes wird alles daran setzen, historische Weichenstellung für die ihren Beitrag für die überfällige 80er Jahre und nicht nur für eine Legis- Wende in der deutschen Politik mit laturperiode. Allein CDU/CSU gäben Franz Josef Strauß zu leisten. Antworten auf die drängenden Zu- kunftsprobleme nach den Grundvorstel- Dieser Eindruck wurde auf dem Par- lungen liberaler Demokratie und Sozia- teitag der CDU Schleswig-Holstein ler Marktwirtschaft. Dabei könne es am vergangenen Wochenende in Ek- nicht um einen Wettlauf materieller Ver- kemförde erneut bekräftigt. Herausra- sprechungen gehen, sondern vor allem gendes Ereignis dieses Parteitages war um die Bewältigung gewaltiger Hypo- die Aufstellung der Landesliste, die theken, die durch eine verfehlte Politik nach dem eindeutigen Votum der fast der SPD und FDP in Bonn erwachsen 400 Delegierten von Olaf von Wrangel seien. angeführt wird. Die SPD sei in den Grundsatzfragen der Der Spitzenkandidat der CDU Schles- Zukunft unseres Landes durch tiefgrei- wig-Holstein gehört dem Bundestag be- fende Widersprüche handlungsunfähig reits seit 1966 an und hat sich vor allem geworden. In der Wachstumsdiskussion als deutschlandpolitischer Sprecher der stehe sie heute überwiegend an der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hohes Seite der Skeptiker und Kritiker. Zu- Ansehen erworben. Auf den weiteren gleich fördere sie unverändert eine An- Plätzen: die Quickborner Journalistin spruchsinflation ohne Rücksicht auf die , der Vertreter der Land- erkennbaren Grenzen finanzieller und wirtschaft, Karl Eigen, der energiepoliti- wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. sche Sprecher der CDU/CSU-Bundes- : „Nullwachstum in tagsfraktion Karl-Heinz Narjes sowie der volkswirtschaftlichen Leistung, ex- der Generalsekretär der CDU Schles- tremes Wachstum bei Gesetzen, Ver- wig-Holstein, Harm Dallmeyer. ordnungen und Ausgaben — dieser Wi- In einer kämpferischen Rede hatte zu- derspruch muß unser Land in eine töd- vor der Landesvorsitzende, Ministerprä- liche Krise führen. Deshalb ist es an der sident Gerhard Stoltenberg, dem Zeit, die Sozialdemokraten aus der Re- Unions-Kanzlerkandidaten Franz Josef gierungsverantwortung abzulösen, um Strauß die geschlossene Unterstützung zu einem Neubeginn zu kommen." UiD 10 • 12. März 1980 • Seite 16

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21.3. CDU — Bund Frauenvereinigung, Vorstand, TERMINE Saarbrücken 21. 3. LV Rheinland Geschäftsführender Vorstand und 14. 3.LV Westfalen-Lippe Landesvorstand Landesvorstand, Dortmund 21.3. CDU — Bund 14.3. LV Berlin Sozialausschüsse, Landessozial- Landesvorstand, Berlin sekretärskonferenz, Königswinter 14. 3. LV Berlin 22.3. CDU Niedersachsen Landesausschuß, Berlin Sicherheitspolitischer Kongreß, 14. 3. LV Rheinland-Pfalz Buxtehude Landesvorstand, Mainz 22. 3. LV Schleswig-Holstein 15. 3.LV Rheinland-Pfalz Landesausschuß, Kiel Landesvertreterversammlung, 22. 3.LV Rheinland Mainz Wirtschaftsvereinigung, 15. 3. LV Oldenburg Delegiertenversammlung, Duisburg LandesparteiausschuB, Oldenburg 22.123. 3. CDU — Bund 15. 3. LV Hessen, Sozialausschüsse Sozialausschüsse, Bundestagung Landestagung mit DGB-Arbeitsgemeinschaft, 15. 3. LV Rheinland, Frauenvereinigung Mannheim Landesausschuß, Köln 25.127. 3.LV Hessen 15.3. LV Rheinland, Sozialausschüsse Kreisgeschäftsführerkonferenz Landestagung, Essen (Seminar), Bonn 17. 3. CDU — Bund 9. 4. LV Braunschweig Präsidium, Bonn Landesvorstand, Goslar 17. 3. CDU — Bund 9.4. LV Braunschweig Bundesvorstand, Bonn Landesausschuß, Goslar 19. 3. CDU — Bund 11.4. Mittelstandsvereinigung Landesgeschäftsführerkonferenz, d. CDU/CSU — Bund Berlin Bundesvorstand, Saarbrücken 20. 3. LV Saar 11.112. 4. Mittelstandsvereinigung Wahlkampferöffnung, Saarbrücken d. CDU/CSU — Bund 21.3. LV Rheinland, EAK 25. Bundesdelegiertenversamm- Landestagung, Düsseldorf lung, Saarbrücken

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