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Landratsamt -Hochschwarzwald FB 531 Struktur- und Wirtschaftsförderung

Die Struktur des Landkreises Breisgau- Hochschwarzwald im Spiegel seiner Mittelbereiche

(Auszug aus dem Wirtschaftsbericht 2004)

Inhalt:

Die Struktur des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald im Spiegel seiner Mittelbereiche ...... 2 Mittelbereiche als Analyse- und Planungsräume...... 2 Teilräumige Analyse des Landkreises ...... 4 „Steckbriefe“ der Mittelbereiche...... 12 Zusammenfassung der Ergebnisse ...... 21

Freiburg, Oktober 2004

Die Struktur des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald im Spiegel seiner Mittelbereiche

Mittelbereiche als Analyse- und Planungsräume

Die so genannten Mittelbereiche sind die raumordnerischen Verflechtungsbereiche der Mittelzentren. Obwohl sie im Alltagsleben der Bürger oder auch der Firmen als Kategorie kaum wahrgenommen werden, kommt ihnen einen erhebliche Bedeutung zu. Zum einen hat sich der Mittelbereich in vielen Untersuchungen als wesentlicher Orientierungs- und Versorgungsraum einer mobilen Wohnbevölkerung für zahlreiche Funktionen wie Arbeiten, Ausbildung, Versorgung und Freizeit erwiesen. Oberhalb der kommunalen Bauleitplanung wird er dadurch zum Bezugsraum für viele raumbezoge- ne Infrastrukturplanungen und Versorgungsfragen, etwa im Einzelhandel oder bei größeren Freizeiteinrichtungen. Zum anderen sind die Mittelbereiche vor allem für die Landespolitik oft die geeigneten Bezugsräume für Fördergebietsabgrenzungen unter- halb der Landkreisebene. Derzeit ist beispielsweise eine Neuabgrenzung der regiona- len Landesfördergebiete auf dieser räumlichen Basis in Arbeit. Für eine teilräumige Analyse des Landkreises eignen sich die Mittelbereiche aus den genannten Gründen besser als etwa die Gebiete der Altkreise vor der Kreisreform oder als landschaftsbe- zogene Abgrenzungen.

Mit dem Inkrafttreten des Landesentwicklungsplans 2002 wurde die bisherige Mittelbe- reichsstruktur des Landkreises geändert; /Staufen und wurden neue Mittelzentren mit ihren zugehörigen Mittelbereichen. Das Kreisgebiet gliedert sich seitdem in die Mittelbereiche (siehe Karte auf Seite 6)

· Bad Krozingen/Staufen mit den Städten und Gemeinden Bad Krozingen, , , Hartheim, Münstertal, und Staufen; · Breisach mit den Städten und Gemeinden Breisach, , und (gemäß LEP 2002 sind zusätzlich grenzüberschreitende Verflechtungen mit dem Elsass zu berücksichtigen); · mit den Städten und Gemeinden , Bötzingen, , , Eichstetten, , , , , , , March, , Oberried, St. Märgen, St. Peter, , Sölden, , und Wittnau (plus die Stadt Freiburg, die als Oberzentrum gleichzeitig die Funktionen des Mittelzentrums wahrnimmt);

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· Müllheim mit den Städten und Gemeinden , , Ballrechten- Dottingen, , Eschbach, , Müllheim, Neuenburg und Sulz- burg; · Titisee-Neustadt mit den Städten und Gemeinden , , Feldberg, , , , Löffingen, und Titisee- Neustadt.

Im folgenden werden zunächst einige wichtige Struktur- und Entwicklungsaspekte be- trachtet, die Hinweise geben können, ob bzw. wie die Teilräume des Landkreises im Gleichgewicht sind bzw. ob auffällige Disparitäten vorliegen. Anschließend werden strukturelle „Steckbriefe“ für die fünf Teilräume zusammengestellt. Datenquelle für alle Angaben ist die amtliche Statistik (Statistisches Landesamt bzw. Bundesagentur für Arbeit); die zeitliche Vergleichbarkeit in den Tabellen wurde durch die heutige Mittel- bereichszuordnung der Kreisgemeinden gemäß LEP 2002 gewährleistet.

Teilräumige Analyse des Landkreises

Flächen- und Bevölkerungsanteile Exakt ein Drittel des Kreisgebiets nimmt der MB Titisee-Neustadt ein, der weite Teile des Hochschwarzwald und die westliche Baar umfasst (Tabelle 1). Aufgrund seiner mit rund 38.000 Einwohnern relativ geringen Bevölkerungszahl hat er eine besonders niedrige Einwohnerdichte. In den anderen vier Mittelbereichen fallen Flächen- und Be- völkerungsanteile nicht so stark auseinander, die Einwohnerdichten liegen deshalb innerhalb einer recht engen Spanne. Die Einwohnerzahlen reichen von rund 28.000 im MB Breisach bis rund 83.000 im MB Freiburg; klammert man letzteren einmal aus so zeigt das Landkreisgebiet eine durchaus ausgeglichene Bevölkerungsverteilung.

Tabelle 1: Bevölkerung, Fläche, Bevölkerungsdichte 2003

Bevölkerung Gemarkungs- Einwohner je Raumbezug am 31.12.2003 fläche (qkm) qkm MB Bad Krozingen/Staufen 44.809 210,5 213 MB Breisach 28.163 129,4 218 MB Freiburg (nur Landkreis) 83.148 383,7 217 MB Müllheim 52.414 195,6 268 MB Titisee-Neustadt 38.468 459,1 84

LK Breisgau-Hochschwarzwald 247.002 1.378,3 179 LK 155.160 679,9 228 SK Freiburg 212.495 153,1 1388

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Flächennutzung Die Mittelbereiche Titisee-Neustadt (über 60 % der Gemarkung) und Freiburg haben die größten Waldflächenanteile während die Mittelbereiche Breisach und Müllheim die höchsten Anteile landwirtschaftlicher Flächen aufweisen (Tabelle 2). Die Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile sind ebenfalls in diesen beiden Räumen am höchsten während der mit 8,8 % überraschend niedrige Wert des MB Freiburg eine Folge der in weiten Teilen bewegten Topografie ist (Wald- und Berggebiete des Dreisamtals, der Vorbergzone, des Tunibergs und des nordöstlichen Kaiserstuhls). Diese natürlichen Faktoren verhindern ein allzu starkes, ungegliedertes „Zerfließen“ des Oberzentrums Freiburg in seine Verdichtungsrandzone.

Tabelle 2: Flächennutzung 2001

darunter Gemar- Raumbezug kungsfläche Siedlungs-/ Landwirt- Wald- Verkehrsfl. schaftsfl. fläche 210,5 21,8 92,2 92,8 MB Bad Krozingen/Staufen qkm % d. Gem.fl. 100,0 10,4 43,8 44,1 129,4 19,5 71,3 29,6 MB Breisach qkm % d. Gem.fl. 100,0 15,1 55,1 22,9 383,7 33,9 160,1 185,1 MB Freiburg (nur Landkreis) qkm % d. Gem.fl. 100,0 8,8 41,7 48,2 195,6 31,8 92,7 65,0 MB Müllheim qkm % d. Gem.fl. 100,0 16,3 47,4 33,2 459,1 28,4 142,8 277,8 MB Titisee-Neustadt qkm % d. Gem.fl. 100,0 6,2 31,1 60,5

1.378,3 135,5 559,2 650,4 LK Breisgau-Hochschwarzwald qkm % d. Gem.fl. 100,0 9,8 40,6 47,2 679,9 68,2 282,9 309,9 LK Emmendingen qkm % d. Gem.fl. 100,0 10,0 41,6 45,6 153,1 47,0 38,0 65,1 SK Freiburg qkm % d. Gem.fl. 100,0 30,7 24,8 42,5

Bevölkerungsentwicklung und –prognose Die Wohnbevölkerung nahm seit 1975 am stärksten, nämlich um rund 42 %, im MB Müllheim zu, dichtauf lagen aber schon die Mittelbereiche Bad Krozingen/Staufen und Breisach mit 36 bis 37 % (Tabelle 3). In der Betrachtung der einzelnen Zeitabschnitte gewann bis 1985 der MB Freiburg am stärksten hinzu, der dann aber bis 1995 auf den dritten und später auf den vierten „Platz“ zurückfiel. Die Beobachtung, dass sich die stärkste relative Siedlungsentwicklung im Zeitverlauf vom ersten Siedlungsring des Oberzentrums in den zweiten und dritten Ring verlagert, gilt für die meisten verdichte- ten Regionen. Da selbst der MB Titisee-Neustadt seit 1975 stetige Einwohnerzunah- men hatte zeigt auch die Bevölkerungsentwicklung keine allzu starken Disparitäten auf – absolute Entleerungs- oder Boomgebiete gibt es im Landkreis nicht.

Die regionalisierte Modellrechnung für 2020 des Statistischen Landesamts führt zu einer Fortdauer der momentanen Trends. Am Kreiszuwachs auf dann rund 260.000

5 Einwohner werden weiter vor allem die Mittelbereiche Müllheim und Bad Krozin- gen/Staufen teilhaben.

Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung 1975 bis 2003 und Modellrechnung 2020 *)

Wohnbevölkerung (31.12.) Modell- Raumbezug rechnung 1975 1985 1995 2003 2020 32.831 37.158 41.279 44.809 47.696 MB Bad Krozingen/Staufen abs. 1975=100 100,0 113,2 125,7 136,5 145,3 20.781 21.823 25.504 28.163 29.188 MB Breisach abs. 1975=100 100,0 105,0 122,7 135,5 140,5 63.966 73.701 79.154 83.148 84.139 MB Freiburg (nur Landkreis) abs. 1975=100 100,0 115,2 123,7 130,0 131,5 36.834 40.259 47.663 52.414 57.792 MB Müllheim abs. 1975=100 100,0 109,3 129,4 142,3 156,9 32.692 34.525 37.239 38.468 41.280 MB Titisee-Neustadt abs. 1975=100 100,0 105,6 113,9 117,7 126,3

187.104 207.466 230.839 247.002 260.095 LK Breisgau-Hochschwarzwald abs. 1975=100 100,0 110,9 123,4 132,0 139,0 129.402 134.793 146.418 155.160 163.468 LK Emmendingen abs. 1975=100 100,0 104,2 113,1 119,9 126,3 175.371 184.230 199.273 212.495 228.659 SK Freiburg abs. 1975=100 100,0 105,1 113,6 121,2 130,4 *) Regionalisierte Modellrechnung des Statistischen Landesamts BW auf Basis 2001

Faktoren der Bevölkerungsentwicklung Auf welche Ursachen ging die Bevölkerungsentwicklung seit 1990 zurück? Tabelle 4 zeigt zunächst, dass durch den Wanderungssaldo wesentlich größere Bevölkerungs- zuwächse erzielt werden als durch den Saldo der Geburten und Sterbefälle. Mit einer Ausnahme: Im MB Freiburg mit seiner außergewöhnlich hohen Geburtenzahl war es umgekehrt. Die demografischen Veränderungen plus niedrigerer Kinderzahlen führen im Landkreisgebiet allmählich zu einem Wechsel des Vorzeichens. Die Zuwächse aus der natürlichen Entwicklung lagen Anfang der 90er Jahre meist um die 3 % der Aus- gangsbevölkerung und gingen in der Dekade bis 2000 auf rund 1 % zurück, wobei ab Mitte der 90er Jahre schon in Einzeljahren und in einzelnen Mittelbereichen die Zahlen der Sterbefälle überwogen.

Aus hohen positiven Wanderungssalden profitierten vor allem die Mittelbereiche Müll- heim und Bad Krozingen/Staufen. Interessant ist dass im Kreisdurchschnitt jedes Jahr fast 10 % der Kreisbevölkerung durch Zu- und Fortzüge über die Kreisgrenze „ausge- tauscht“ wird. Die Wanderungssalden zeigen daneben ein relativ ausgewogenes Wanderungsgeschehen in der Stadt Freiburg und in den Mittelbereichen des Land- kreises. So hatte die Stadt Freiburg nur im Jahr 1997 einen geringen negativen Wan- derungssaldo, die Kreisgemeinden des MB Freiburg jedoch 1993 und 1994 sowie eine Stagnation 1999 und 2000. Eine einfach-plakative „Ausblutungs- und Speckgürtel- Theorie“ für das Oberzentrum und sein Umland wird durch diese Daten nicht bestätigt.

6 Tabelle 4: Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungsentwicklung 1990 bis 2003

Natürliche Bev.entw. 1990-2003 Wanderungsentw. 1990-2003 Raumbezug Geburten Sterbefälle Saldo Zuzüge Fortzüge Saldo

MB Bad Krozingen/Staufen 6.469 6.131 338 65.903 59.590 6.313 MB Breisach 4.056 2.999 1.057 27.594 23.361 4.233 MB Freiburg (nur Landkreis) 12.606 7.791 4.815 98.322 94.572 3.750 MB Müllheim 7.455 6.051 1.404 60.112 50.791 9.321 MB Titisee-Neustadt 5.474 5.321 153 49.157 45.210 3.947

LK Breisgau-Hochschwarzwald 36.060 28.293 7.767 301.088 273.524 27.564 LK Emmendingen 22.275 18.565 3.710 141.992 127.152 14.840 SK Freiburg 27.935 26.062 1.873 264.734 241.862 22.872

Altersstruktur Mit höheren Anteilen jüngerer Altersgruppen bis 25 Jahre sind die Mittelbereiche Brei- sach (29,7 %) und Müllheim (29,4 %) die „jüngsten“ Teilräume des Landkreises wäh- rend die drei übrigen Mittelbereiche mit Anteilen zwischen 27,0 % und 28,3 % nah bei einander liegen (Tabelle 5). Der Bevölkerungsanteil der Senioren über 65 Jahre ist in den Mittelbereichen Bad Krozingen/Staufen und Titisee-Neustadt, den bevorzugten Gegenden für Altersruhesitze, mit über 18 % gegenüber dem restlichen Kreisgebiet deutlich höher. Demografische „Sonderrisiken“ über die bekannten allgemeinen Al- tersverschiebungen hinaus zeichnen sich auf der Mittelbereichsebene nicht ab.

Tabelle 5: Altersstruktur der Wohnbevölkerung 2003

Wohn- davon bevölke- Raumbezug rung am unter 6 6 - 15 15 - 25 25 - 45 45 - 65 über 65 31.12.03 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre MB Bad Krozingen/Staufen 44.809 2.756 4.670 4.674 12.634 11.662 8.413 %-Ant. Gruppe 100,0 6,2 10,4 10,4 28,2 26,0 18,8 MB Breisach 28.163 1.790 3.188 3.371 8.329 7.187 4.298 %-Ant. Gruppe 100,0 6,4 11,3 12,0 29,6 25,5 15,3 MB Freiburg (nur Landkreis) 83.148 5.075 8.875 9.602 24.553 21.888 13.155 %-Ant. Gruppe 100,0 6,1 10,7 11,5 29,5 26,3 15,8 MB Müllheim 52.414 3.156 5.949 6.284 15.165 13.177 8.683 %-Ant. Gruppe 100,0 6,0 11,4 12,0 28,9 25,1 16,6 MB Titisee-Neustadt 38.468 2.255 3.720 4.838 11.161 9.359 7.135 %-Ant. Gruppe 100,0 5,9 9,7 12,6 29,0 24,3 18,5

LK Breisgau-Hochschwarzwald 247.002 15.032 26.402 28.769 71.842 63.273 41.684 %-Ant. Gruppe 100,0 6,1 10,7 11,6 29,1 25,6 16,9 LK Emmendingen 155.160 9.362 16.664 18.383 45.408 39.600 25.743 %-Ant. Gruppe 100,0 6,0 10,7 11,8 29,3 25,5 16,6 SK Freiburg 212.495 11.330 16.261 29.352 75.745 47.436 32.371 %-Ant. Gruppe 100,0 5,3 7,7 13,8 35,6 22,3 15,2

7 Arbeitsplatzentwicklung und –versorgung Betrachtet werden hier nur die versicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer (VBA), d.h. ohne Selbständige, Beamte, mithelfende Angehörige und geringfügig Be- schäftigte. Seit 1975 konnten alle fünf Mittelbereiche kontinuierliche Arbeitsplatzzu- wächse verzeichnen, sieht man von geringen konjunkturellen Verlusten in Einzeljah- ren einmal ab (Tabelle 6). Die Rangfolge der relativen Zuwächse in den Mittelberei- chen zeigt dabei über die drei Zeiträume bis 1985, bis 1995 und bis 2002 ein eindeuti- ges Bild: Hauptgewinner war bisher der MB Freiburg, der seine Arbeitsplatzzahl mehr als verdoppeln konnte. Es folgen die Mittelbereiche Bad Krozingen/Staufen, Müllheim und Breisach mit Zuwächsen zwischen 41 und 74 %; deutlich zurück liegt am Ende der MB Titisee-Neustadt mit + 33,3 %, der zwischen 1975 und 1985 vom MB Breisach „überholt“ wurde.

Tabelle 6: Arbeitsplatzentwicklung (VBA) 1975 bis 2002

Vers.pfl. Beschäftigte (VBA) am Arbeitsort (30.06.) Raumbezug 1975 1985 1995 2002

6.088 7.842 10.375 10.602 MB Bad Krozingen/Staufen abs. 1975=100 100,0 128,8 170,4 174,1 4.880 5.574 6.729 6.902 MB Breisach abs. 1975=100 100,0 114,2 137,9 141,4 9.240 14.242 17.462 18.936 MB Freiburg (nur Landkreis) abs. 1975=100 100,0 154,1 189,0 204,9 9.599 11.730 14.602 15.766 MB Müllheim abs. 1975=100 100,0 122,2 152,1 164,2 9.032 10.727 12.029 12.039 MB Titisee-Neustadt abs. 1975=100 100,0 118,8 133,2 133,3

38.839 50.115 61.197 64.245 LK Breisgau-Hochschwarzwald abs. 1975=100 100,0 129,0 157,6 165,4 30.848 33.849 40.865 41.466 LK Emmendingen abs. 1975=100 100,0 109,7 132,5 134,4 79.786 80.551 90.308 96.597 SK Freiburg abs. 1975=100 100,0 101,0 113,2 121,1

Der absolute Arbeitsplatzzuwachs ist die entscheidende Zahl wenn es um Fragen der Wirtschaftskraft oder des Gewerbesteueraufkommens geht. Für die Frage der Versor- gung der Bevölkerung des jeweiligen Gebiets mit Arbeitsplätzen – die z.B. stark den Pendlersaldo beeinflusst – ist dagegen die Entwicklung des Arbeitsplatzbesatzes wichtiger (Tabelle 7). Unter diesem Aspekt ergibt sich für den MB Titisee-Neustadt ein völlig anderes Bild, denn dort ist die Arbeitsplatzversorgung mit einem Wert von fast 314 VBA je 1000 Einwohner die beste. Entsprechend gibt es im Hochschwarzwald zwar viele Berufspendler mit Nahzielen außerhalb ihrer Gemeinde oder in benachbar- ten Mittelbereichen, aber nur wenige Berufspendler in das Oberzentrum Freiburg. Auch der MB Müllheim ist mit über 302 VBA/1000 Einwohner noch relativ gut versorgt, die drei näher zu Freiburg gelegenen Mittelbereiche fallen deutlich ab. Im Zusammen- spiel von Einwohner- und Arbeitsplatzzunahmen konnte nur der MB Freiburg seinen

8 Arbeitsplatzbesatz über das Jahr 2000 hinaus verbessern, in den vier übrigen Teil- räumen konnten die Arbeitsplatzzunahmen im Zeitraum 1995 bis 2002 nicht mit den Zunahmen der Wohnbevölkerung mithalten. Die Arbeitsmarktbilanzen verschlechter- ten sich in diesem Zeitraum vor allem in den Mittelbereichen Breisach und Bad Kro- zingen/Staufen.

Tabelle 7: Arbeitsplatzbesatz 1975 bis 2002

VBA am Arbeitsort je 1000 Einwohner *) Raumbezug 1975 1985 1995 2002 MB Bad Krozingen/Staufen 185 211 251 239 MB Breisach 235 255 264 248 MB Freiburg (nur Landkreis) 144 193 221 229 MB Müllheim 261 291 306 303 MB Titisee-Neustadt 276 311 323 314

LK Breisgau-Hochschwarzwald 208 242 265 262 LK Emmendingen 238 251 279 268 SK Freiburg 455 437 453 459 *) VBA am 30.06., EW am 31.12.

Sektoraler Strukturwandel Die bekannte und empirisch vielfach belegte Theorie des sektoralen Strukturwandels beschreibt Anteilsverschiebungen zunächst vom primären Sektor (Landwirtschaft) zum sekundären Sektor (Produzierendes Gewerbe) und später zum tertiären Sektor (Dienstleistungen). Dieser Prozess ist etwa in Deutschland noch stärker vorange- kommen, wenn man statt der Sektorstruktur der Beschäftigten auf die tatsächlichen Tätigkeitsmerkmale abstellt. Tabelle 8 lässt anhand der Beschäftigten (VBA) erken- nen, dass der Landkreis hier keine Ausnahme macht. Zwar hat hier zwischen 1975 und 2002 auch das Produzierende Gewerbe um über 6.000 Arbeitsplätze zugelegt, aber der Dienstleistungssektor konnte die Zahl seiner Arbeitsplätze im gleichen Zeit- raum mit einem Zuwachs von über 19.000 mehr als verdoppeln. Am stärksten lief der sektorale Strukturwandel im MB Breisach ab, wo das Produzierende Gewerbe real rund 600 Arbeitsplätze abbaute. Es folgte der MB Bad Krozingen/Staufen, wo der in- dustriell-gewerbliche Bestand gehalten wurde und vor allem durch den Ausbau des Kurorts und des Herzzentrums ein enormer Dienstleistungszuwachs erzielt wurde. Die Schwerpunkte der Produktion liegen dagegen in den Mittelbereichen Freiburg, Müll- heim und Titisee-Neustadt, wo auch die größten Industriefirmen des Landkreises ihren Standort haben. Die Zuwächse innerhalb des Produktionssektors seit 1975, sei es durch Ansiedlungen oder durch Wachstum im Bestand, erfolgten per Saldo nur in die- sen drei Gebieten.

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Tabelle 8: Sektorale Arbeitsplatzstruktur (VBA) 1975 und 2002

1975 2002 darunter darunter Raumbezug VBA VBA ins- Produz. Dienst- Produz. Dienst- insgesamt gesamt Gewerbe leistungen Gewerbe leistungen MB Bad Krozingen/Staufen 6.088 3.158 2.805 10.602 3.161 7.280 %-Anteil 100,0 51,9 46,1 100,0 29,8 68,7 MB Breisach 4.880 3.104 1.590 6.902 2.500 4.169 %-Anteil 100,0 63,6 32,6 100,0 36,2 60,4 MB Freiburg (nur Landkreis) 9.240 5.112 3.910 18.936 7.999 10.555 %-Anteil 100,0 55,3 42,3 100,0 42,2 55,7 MB Müllheim 9.599 4.994 4.434 15.766 7.616 7.934 %-Anteil 100,0 52,0 46,2 100,0 48,3 50,3 MB Titisee-Neustadt 9.032 4.536 4.355 12.039 5.209 6.726 %-Anteil 100,0 50,2 48,2 100,0 43,3 55,9

LK Breisgau-Hochschwarzwald 38.839 20.928 17.094 64.245 26.613 36.664 %-Anteil 100,0 53,9 44,0 100,0 41,4 57,1 LK Emmendingen 30.848 21.605 8.947 41.466 19.983 20.971 %-Anteil 100,0 70,0 29,0 100,0 48,2 50,6 SK Freiburg 79.786 25.866 53.562 96.597 18.808 77.581 %-Anteil 100,0 32,4 67,1 100,0 19,5 80,3

Wachstumspotenziale durch Dienstleistungen? Die Wachstumspotenziale aufgrund von Ansiedlungen produzierender Betriebe sind aus vielen Gründen stark zurückgegangen und dürfen unter den herrschenden Bedin- gungen einer globalen Standortkonkurrenz regional nicht überschätzt werden, selbst wenn es im Landkreis in den letzten Jahren mit Firmen wie CTS (Müllheim) oder Sen- sopart (Gottenheim) interessante überregionale Neuansiedlungen gab. Im stärker nahbereichsorientierten Dienstleistungssektor könnte es dagegen umso mehr Wachs- tumspotenziale geben, desto schwächer die Dienstleistungsversorgung für Haushalte und Unternehmen derzeit ist. Solche Nachholeffekte können sich aus Ansiedlungen, Filialgründungen, Firmenwachstum oder Neugründungen speisen. Tabelle 9 zeigt als sehr groben, aber pragmatischen Indikator für den Bedarf oder die Sättigung mit Dienstleistungen die momentanen Besatzziffern in einigen Dienstleistungsbranchen (VBA Dienstleistungen je 1000 Einwohner). Dabei ist die öffentliche Verwaltung aus- genommen. Das tourismusorientierte Gastgewerbe wurde nur nachrichtlich aufge- nommen, weil dessen starker Besatz die Dienstleistungsversorgung vor allem im MB Titisee-Neustadt, aber auch im Landkreis insgesamt statistisch besser erscheinen lässt als sie tatsächlich ist.

In allen betrachteten Branchen belegen die hohen Besatzziffern der Stadt Freiburg die starke Versorgungsstellung des Oberzentrums gegenüber den beiden Landkreisen. Im Handel als überwiegend haushaltsorientiertem Dienstleistungsbereich scheinen die beiden Mittelbereiche Bad Krozingen/Staufen und Titisee-Neustadt am schwächsten versorgt zu sein; eventuell gibt es hier noch Wachstumspotenziale. Interessant sind aber vor allem die zahlreichen haushalts- und unternehmensbezogenen Serviceberei- che, die in den beiden rechten Spalten der Tabelle 9 zusammengefasst sind. Zwar

10 geht es auch hier oft um Branchen, die die Großstadt suchen, wie die hohe Besatzzif- fer von Freiburg zeigt (beide Spalten zusammen 202,0, Landkreise 65,8 bzw. 62,2). In vielen Branchen wie Ingenieur- oder Architekturbüros, Anwälten, Maklern u.ä. zieht aber der ländliche Raum seit einigen Jahren stark nach, zum Teil folgen diese Berufe den Kundenpotenzialen, zum Teil finden sie günstigeren Büroraum, wobei die Bedeu- tung räumlicher Nähe durch die Kommunikationsmedien relativiert wird. Folgt man dieser Argumentation so könnten vor allem die nichtstädtischen Teile des MB Frei- burg, der MB Titisee-Neustadt und der MB Breisach Chancen auf solche Nachholef- fekte haben. Vor allem für die beiden ländlichen Mittelbereiche müsste eine solche Grobabschätzung aber noch durch belastbarere Potenzialstudien abgestützt werden.

Tabelle 9: Besatz mit haushalts- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen 2002

darunter (übw. private Dienstl., ohne öffentliche Verwaltung) Wohnbe- VBA priv. Verkehr Grundst. sonstige Raumbezug völkerung Dienstl. Nach- Kredit- wes. Gastge- öffentl. u. 31.12.02 30.06.02 Handel richten- /Versich Ver- werbe priv. überm. .gew. mietg.,DL Dienstl.*) f. Untern. MB Bad Krozingen/Staufen 44.318 6.870 1.322 603 698 337 502 3.408 VBA/1000 EW 155,0 29,8 13,6 15,7 7,6 11,3 76,9 MB Breisach 27.802 3.751 985 456 363 132 790 1.025 VBA/1000 EW 134,9 35,4 16,4 13,1 4,7 28,4 36,9 MB Freiburg (nur Landkreis) 82.720 9.882 3.498 993 674 252 1.739 2.726 VBA/1000 EW 119,5 42,3 12,0 8,1 3,0 21,0 33,0 MB Müllheim 52.114 7.252 1.892 898 396 519 1.076 2.471 VBA/1000 EW 139,2 36,3 17,2 7,6 10,0 20,6 47,4 MB Titisee-Neustadt 38.388 6.088 1.292 1.828 208 345 388 2.027 VBA/1000 EW 158,6 33,7 47,6 5,4 9,0 10,1 52,8

LK Breisgau-Hochschwarzwald 245.342 33.843 8.989 4.778 2.339 1.585 4.495 11.657 VBA/1000 EW 137,9 36,6 19,5 9,5 6,5 18,3 47,5 LK Emmendingen 154.506 18.904 5.529 1.229 1.521 1.024 2.175 7.426 VBA/1000 EW 122,4 35,8 8,0 9,8 6,6 14,1 48,1 SK Freiburg 210.234 70.936 16.474 3.595 4.658 3.743 12.164 30.302 VBA/1000 EW 337,4 78,4 17,1 22,2 17,8 57,9 144,1 *) Erziehung/Unterricht, Gesundheits-/Veterinär-/Sozialwesen, sonstige öffentl. u. priv. DL (u.a. Entsorgung, Interes- senvertretungen, Verbände, Kultur, Sport, Unterhaltung), DL in privaten Haushalten; ohne öffentliche Verwaltung, Arbeitsverwaltung u.ä.

Entwicklung des Arbeitsmarkts Der Landkreis zählt nach wie vor zu den Regionen mit erfreulich niedriger Arbeitslo- sigkeit. Trotzdem ist auch hier z.B. im Zeitraum 1993 bis 2004 die Arbeitslosenzahl um ein starkes Drittel angestiegen (Tabelle 10). Die Ursachen sind vielfältig und reichen von der erhöhten Erwerbsnachfrage aus Zuwanderung über eine Zunahme der Insol- venzen bis hin zu einem „Mismatch“ von Angebot und Nachfrage bei Berufen und Qualifikationen. Sorge macht vor allem der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit (über 1 Jahr), wo sich die Fallzahl im Landkreis mehr als verdoppelt hat. Erfreulich ist dage-

11 gen dass die Zahl Arbeitsloser unter 25 Jahren gegenüber 1993 in den Landkreisen kaum gestiegen ist und in Freiburg sogar deutlich niedriger liegt.

In den Mittelbereichen stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich 1993/2004 in ähnlichen Größenordnungen. Dies gilt allerdings nicht für die Langzeitarbeitslosigkeit, die sich vor allem im MB Titisee-Neustadt fast vervierfachte und im MB Müllheim mehr als ver- doppelte. Die Zahlen zeigen, dass im Hinblick auf die Langzeitarbeitslosigkeit der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald besonders gefährdet ist und dieser Gruppe be- sondere Beachtung schenken sollte.

Tabelle 10: Arbeitslosigkeit 1993 und 2004 *)

Arbeitslose 1993 Arbeitslose 2004

Raumbezug darunter darunter darunter darunter insges. langzeit- unter 25 insges. langzeit- unter 25 arbeitslos J. arbeitslos J. MB Bad Krozingen/Staufen 757 150 98 1048 279 115 1993=100 100,0 100,0 100,0 138,4 186,0 117,3 MB Breisach 535 110 61 681 197 76 1993=100 100,0 100,0 100,0 127,3 179,1 124,6 MB Freiburg (nur Landkreis) 1438 289 163 1839 501 147 1993=100 100,0 100,0 100,0 127,9 173,4 90,2 MB Müllheim 944 155 168 1347 390 154 1993=100 100,0 100,0 100,0 142,7 251,6 91,7 MB Titisee-Neustadt 676 58 97 921 225 99 1993=100 100,0 100,0 100,0 136,2 387,9 102,1

LK Breisgau-Hochschwarzwald 4.350 787 602 5.836 1.596 605 1993=100 100,0 100,0 100,0 134,2 202,8 100,5 LK Emmendingen 3.590 723 511 4.629 1.372 538 1993=100 100,0 100,0 100,0 128,9 189,8 105,3 SK Freiburg 6.397 1.475 767 7.390 2.305 612 1993=100 100,0 100,0 100,0 115,5 156,3 79,8 *) jeweils 30.06.

„Steckbriefe“ der Mittelbereiche

In Form kurzer Steckbriefe werden die Ergebnisse des Abschnitts 3.2 für jeden Mittel- bereich zusammengefasst. Ergänzend zum Datenteil werden noch einige wichtige strukturelle Entwicklungen angeführt. Hinzu kommt noch eine Einstufung des jeweili- gen Mittelbereichs nach einem aktuellen „Ranking“ des Wirtschaftsministeriums Ba- den-Württemberg für alle 103 Mittelbereiche des Landes. Methodische Grundlage die- ses Rankings ist ein Gesamtindikator, in den Bevölkerungsdichte, Jugendlichenanteil, Wanderungssaldo, Beschäftigtenentwicklung, Arbeitslosenquote, Angestelltenanteil, Löhne und Gehälter je Beschäftigten, Einkünfte je Einwohner und die Steuerkraft- summe je Einwohner eingingen. Rang 1 (MB Sigmaringen) ist gleichbedeutend mit der

12 größten Strukturschwäche, Platz 103 (MB Stuttgart) mit der geringsten Strukturschwä- che im landesweiten Vergleich.

Mittelbereich Bad Krozingen/Staufen Der MB Bad Krozingen/Staufen liegt mit den Städten und Gemeinden Bad Krozingen, Hartheim, Pfaffenweiler und Staufen in der „Randzone des Verdichtungsraums Frei- burg“ gemäß LEP 2002, mit den Gemeinden Bollschweil, Ehrenkirchen und Münstertal im „Ländlichen Raum“. Die äußere Verkehrsanbindung ist über die A 5, die B 3 und die Rheintalbahn sehr gut. Nach Fertigstellung der Rheinbrücke Hartheim – Fessen- heim wird es auch eine direkte Verkehrsverbindung nach Frankreich geben. Der west- liche Teil des Mittelbereichs wird starke Belastungen durch den Bau des 3./4. Gleises der Rheintalbahn erfahren. Als größere Infrastruktureinrichtung wurde vor gut 10 Jah- ren bereichsübergreifend der interkommunale Gewerbepark Breisgau mit eigener Au- tobahnanschlussstelle und Landebahn für eingeschränkten Flugbetrieb realisiert. Der Landkreis errichtete in Bad Krozingen ein weiteres Kreisgymnasium.

Abb. 1: Profil des MB Bad Krozingen/Staufen

Langzeitarbeitslose 2004 Arbeitslose 2004 Dienstleistungen (VBA 2002)

Produzierendes Gewerbe (VBA 2002) Arbeitsplätze (VBA 2002)

über 65-jährige Ew. 2003 unter 25-jährige Ew. 2003

Wanderungssaldo 90-03 Prognose Wohnbevölkerung 2020

Wohnbevölkerung 2003 Waldfläche 2001

Landwirtschaftsfläche 2001 Siedlungs-/Verkehrsfläche 2001

Gemarkungsfläche 2001

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 Anteile am Landkreis in %

Die verschiedenen Phasen der Gesundheitsreformgesetze setzten vor allem dem Heilbad Bad Krozingen zu, es gingen viele Arbeitsplätze im Einzugsbereich verloren. Zum Teil konnten durch einen Strukturwandel des Angebots im Bäder- und Wellness- bereich mit hohen Investitionen rund um die Vita-Classica-Therme verlorene Über- nachtungszahlen wettgemacht und viele Tagesbesucher hinzugewonnen werden. Das Herzzentrum Bad Krozingen wurde kontinuierlich ausgebaut und ist weltweit bekann- ter Anbieter von Spitzenmedizin und einer der größten Arbeitgeber im Landkreis.

13 Unter den fünf Mittelbereichen liegt Bad Krozingen/Staufen mit 44.809 Einwohnern, einer Fläche von 210,5 qkm und einer Einwohnerdichte von 213/qkm jeweils in der Mitte. Ebenfalls Platz 3 wird bei den Anteilen der Siedlungs- und Verkehrsfläche, der Landwirtschaftsfläche und der Waldfläche an der Gesamtfläche erreicht. Die Wohnbe- völkerung nahm im Zeitraum 1975 bis 2003 um 36,5 % zu, das ist der zweithöchste Zuwachs hinter dem MB Müllheim. Die Prognose 2020 liegt bei 47.700 Einwohnern. Der Einwohnerzuwachs der letzten Jahre geht fast ausschließlich auf Wanderungs- gewinne zurück. Der Einwohneranteil der unter 25-jährigen liegt etwas unter dem Landkreisdurchschnitt, der Anteil der über 65-jährigen deutlich darüber. Die Zahl der Arbeitsplätze nahm per Saldo trotz Gesundheitskrise 1975 bis 2002 um über 74 % zu, das ist der zweitbeste Wert aller fünf Mittelbereiche. Wegen der starken Einwohner- zuwächse ist jedoch die Arbeitsplatzversorgung mit einem Besatz von rund 240 VBA/1000 Einwohner nur durchschnittlich; viele Berufspendler haben das Oberzent- rum Freiburg zum Ziel. Der sektorale Strukturwandel der Arbeitsplätze ist im Zeitraum 1975/2002 mit einem stabilen produzierenden Sektor (Anteil 29,8 %) und einem stark gewachsenen Dienstleistungsbereich (Anteil 68,7 %, der höchste Anteil aller Mittelbe- reiche) weit fortgeschritten. Relativ schwach ist der Dienstleistungsbesatz im Handel, hier könnte es noch Wachstumspotenziale geben. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit seit 1993 war im MB Bad Krozingen/Staufen mit 38,4 % überdurchschnittlich, die der Langzeitarbeitslosigkeit mit 86,0 % jedoch unterdurchschnittlich.

Im Ranking des Wirtschaftsministeriums liegt der MB Bad Krozingen/Staufen auf Rang 71 von 103, gehört also noch zum oberen, d.h. strukturstärkeren Drittel der Mittelbe- reiche in -Württemberg.

Mittelbereich Breisach Der MB Breisach liegt mit den Städten und Gemeinden Breisach, Ihringen und Mer- dingen in der „Randzone des Verdichtungsraums Freiburg“ gemäß LEP 2002, mit der Stadt Vogtsburg im „Ländlichen Raum“. Der LEP verweist zu Recht auf die bestehen- den grenzüberschreitenden Verflechtungen mit dem Elsass, die über kommunale Zu- sammenarbeit und kulturelle Projekte hinausgehen und etwa im Versorgungs- und Ausbildungsbereich bestehen. Die äußere Straßenverkehrsanbindung ist nur vom Mit- telzentrum über die B 31 an die A 5 als gut zu bezeichnen, in Teilen des Mittelbereichs deutlich schlechter. Die Schienenanbindung an das Oberzentrum Freiburg über die „Breisacher Bahn“ hat sich durch Übernahme der Strecke in die Regie der Breisgau-S- Bahn und durch Investitionen im Strecken- und Fahrzeugbereich erheblich verbessert. Ein Gleisanschluss des Rheinhafens war bisher wegen der erheblichen Kosten und der Struktur des Güterumschlags wirtschaftlich nicht darstellbar. Auch die konzipierte Neuerrichtung einer Eisenbahnbrücke über den Rhein mit Wiedereinführung eines durchgehenden Schienenverkehrs zwischen Freiburg und wurde zwar in zwei Gutachten als technisch machbar, aber wegen der hohen Investitionskosten allenfalls längerfristig realisierbar eingeschätzt. Breisach musste den kompletten Abzug seiner großen französischen Garnison Mitte der 90er Jahre verkraften. Während dies den örtlichen Einzelhandel, viele Dienstleister und natürlich die Zivilbeschäftigten unmittel- bar traf, werden die neuen städtebaulichen Möglichkeiten der Umnutzung des großen Kasernenareals nur langfristig und mit hohen Kosten verwirklicht werden können. Breisach verlor in den letzten Jahren relativ viele Arbeitsplätze im produzierenden Be- reich, teils durch Standortschließungen, teils durch Betriebsverlagerungen in das El- sass. Auch die Insolvenz und Neustrukturierung des Softwareherstellers BRAIN koste- te Arbeitsplätze. Das Mittelzentrum hält größere Gewerbeflächenreserven vor, die

14 auch für Ansiedlungen geeignet sind, die Flächenausweisungen in Merdingen, Ihrin- gen und Vogtsburg dienen in erster Linie der Bestandsvorsorge. Der gesamte Kaiser- stuhl wurde 2002 in das mehrjährige Förderprogramm PLENUM des UVM Baden- Württemberg aufgenommen.

Abb. 2: Profil des MB Breisach

Langzeitarbeitslose 2004 Arbeitslose 2004 Dienstleistungen (VBA 2002) Produzierendes Gewerbe (VBA 2002) Arbeitsplätze (VBA 2002) über 65-jährige Ew. 2003 unter 25-jährige Ew. 2003

Wanderungssaldo 90-03 Prognose Wohnbevölkerung 2020 Wohnbevölkerung 2003 Waldfläche 2001 Landwirtschaftsfläche 2001 Siedlungs-/Verkehrsfläche 2001 Gemarkungsfläche 2001

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0

Anteile am Landkreis in %

Unter den fünf Mittelbereichen ist Breisach mit 28.163 Einwohnern und einer Fläche von 129,4 qkm jeweils der kleinste Teilraum. Die Einwohnerdichte von 218/qkm ist ähnlich wie in den Mittelbereichen Bad Krozingen/Staufen und Freiburg. Sein Anteil landwirtschaftlicher Fläche erreicht mit über 55 % der Gemarkungsfläche den höchs- ten Wert aller Teilräume, der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche von 15,1 % bedeutet Platz 2. Umgekehrt ist der Waldflächenanteil mit 22,9 % hier am niedrigsten. Die Wohnbevölkerung nahm im Zeitraum 1975 bis 2003 um 35,5 % zu, das ist der Mit- telplatz der fünf Teilräume. Die Prognose 2020 liegt bei 29.200 Einwohnern. Der Ein- wohnerzuwachs der letzten Jahre geht etwa zu 4/5 auf Wanderungsgewinne zurück. Der Mittelbereich Breisach hat die „jüngste Bevölkerung“ mit einem Einwohneranteil der unter 25-jährigen von 29,7 % und einem Anteil über 65-jähriger von nur 15,3 %. Die Zahl der Arbeitsplätze nahm per Saldo trotz 1975 bis 2002 um 41,4 % zu, das be- deutet den vorletzten Platz vor dem MB Titisee-Neustadt. Da die Einwohnerzahl aber nur durchschnittlich wuchs ist die Arbeitsplatzversorgung mit einem Besatz von rund 248 VBA/1000 Einwohner besser als in den Mittelbereichen Bad Krozingen/Staufen und Freiburg. Der sektorale Strukturwandel der Arbeitsplätze war im Zeitraum 1975/2002 enorm und wurde von einem Abbau von rund 600 Arbeitsplätzen im produ- zierenden Sektor und einem Zuwachs um über 2.500 Arbeitsplätze im Dienstleis- tungsbereich verursacht. Die Dienstleistungsbesätze im Handel und bei den haus- halts- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen sind durchschnittlich und bieten kaum Anhaltspunkte für spezifische Wachstumspotenziale. Bei der Zunahme der Ar- beitslosigkeit seit 1993 schnitt der MB Breisach mit + 27,3 % am besten von allen Teil-

15 räumen ab, beim Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit mit + 79,1 % am zweitbesten hinter dem MB Freiburg.

Im Ranking des Wirtschaftsministeriums liegt der MB Breisach auf Rang 40 von 103, gehört also zum unteren Mittelfeld und wird damit als eher strukturschwach eingestuft.

Mittelbereich Freiburg Der Mittelbereich Freiburg schließt auch die Stadt Freiburg selbst ein, insofern ist die Betrachtung der Kreisgemeinden allein nicht ganz korrekt. Er umfasst zum einen im Süden und Norden die unmittelbaren Randgemeinden des Oberzentrums, reicht aber im Westen bis zum Kaiserstuhl und zum Tuniberg, im Osten über das gesamte Drei- samtal hinaus bis St. Peter und St. Märgen. Zum „Verdichtungsraum Freiburg“ gemäß LEP 2002 gehören die Gemeinden Au, Bötzingen, Gundelfingen, Kirchzarten, March, Merzhausen und Umkirch, in der „Randzone des Verdichtungsraums Freiburg“ liegen Ebringen, Eichstetten, Gottenheim, Heuweiler, Schallstadt, Sölden und Wittnau. Bu- chenbach, Glottertal, Horben, Oberried, St. Peter, St. Märgen und Stegen gehören zum „Ländlichen Raum“. Die äußere Straßenverkehrsanbindung auf Straße und Schiene ist im gesamten Mittelbereich sehr gut bis gut. Die Landkreisgemeinden des Mittelbereichs leben zum überwiegenden Teil in besonderer „infrastruktureller Symbi- ose“ mit dem Oberzentrum, das gleichzeitig viele mittelzentrale Versorgungsfunktio- nen „mitübernimmt“. Trotzdem wurden in Gundelfingen und Kirchzarten eigene Kreis- gymnasien eingerichtet und in zahlreichen Gemeinden gibt es einen höherwertigen Facheinzelhandel und oft eine aktive „Kulturszene“. Die Randgemeinden von Freiburg konnten vor allem in den 70er und 80er Jahren einige Betriebsverlagerungen aus dem Oberzentrum anziehen. Diese Dynamik hat sich stark abgeschwächt und stößt heute bereichsweise auch auf begrenzte Gewerbeflächenreserven. Im Mittelbereich sind an den Standorten Bötzingen, Eichstetten und Gundelfingen einige der größten Betriebe des Landkreises zuhause. Die überörtlichen Berufs- und Ausbildungspendlerverflech- tungen sind sehr stark und reichen auch in den Landkreis Emmendingen hinein.

Unter den fünf Mittelbereichen hat der MB Freiburg (nur Kreisgemeinden) die höchste Einwohnerzahl (83.148) und die zweitgrößte Gemarkungsfläche (383,7 qkm). Die Einwohnerdichte von 217/qkm ist ähnlich wie in den Mittelbereichen Bad Krozin- gen/Staufen und Breisach. Der Anteil landwirtschaftlicher Fläche ist mit rund 42 % der Gemarkungsfläche erwartungsgemäß gering, dagegen bedeutet der Waldflächenanteil von über 48 % Platz 2 nach dem Hochschwarzwald. Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche ist mit 8,8 % der zweitniedrigste Wert. Die Wohnbevölkerung nahm im Zeitraum 1975 bis 2003 um 30,0 % zu, das ist ebenfalls der zweitniedrigste Wert nach dem Hochschwarzwald. Die Prognose 2020 liegt bei 84.100 Einwohnern. Der Einwoh- nerzuwachs der letzten Jahre geht nur zu rund 44 % auf Wanderungsgewinne und zu 56 % auf einen Geburtenüberschuss zurück. Der Mittelbereich Freiburg hat einen durchschnittlichen Einwohneranteil der unter 25-jährigen von 28,3 % und einen ver- gleichsweise niedrigen Anteil der über 65-jährigen von 15,8 %. Die Zahl der Arbeits- plätze konnte sich per Saldo 1975 bis 2002 mehr als verdoppeln (+ 104,9 %), das war mit Abstand die beste Entwicklung aller Teilräume. Die Arbeitsplatzversorgung ist mit einem Besatz von rund 229 VBA/1000 Einwohner trotzdem am niedrigsten, was einen hohen Auspendlerüberschuss erklärt. Der Mittelbereich Freiburg ist aber der einzige Raum, in dem die Besatzziffer bis heute ständig stieg, d.h. die Arbeitsplatzzunahmen die Einwohnerzuwächse noch übertrafen. Der sektorale Strukturwandel der Arbeits- plätze läuft hier schon relativ lange. Im Zeitraum 1975/2002 nahm der produzierende

16 Sektor um knapp 3.000 Beschäftigte, der Dienstleistungsbereich aber um über 6.000 Beschäftigte zu. Der Dienstleistungsbesatz im Handel ist hoch, bei den haushalts- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen aber am niedrigsten von allen Teilräumen, bedingt durch die Nähe des Oberzentrums. Hier könnte es auf mittlere Sicht Wachs- tumspotenziale geben. Bei der Zunahme der Arbeitslosigkeit seit 1993 schnitt der MB Freiburg mit + 27,9 % am zweitbesten von allen Teilräumen ab, beim Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit mit + 73,4 % am besten.

Im Ranking des Wirtschaftsministeriums liegt der MB Freiburg (hier allerdings ein- schließlich der Stadt Freiburg!) auf Rang 88 von 103, gehört also zum oberen Drittel der strukturstarken Mittelbereiche.

Abb. 3: Profil des MB Freiburg (nur Kreisgemeinden)

Langzeitarbeitslose 2004

Arbeitslose 2004

Dienstleistungen (VBA 2002)

Produzierendes Gewerbe (VBA 2002)

Arbeitsplätze (VBA 2002)

über 65-jährige Ew. 2003

unter 25-jährige Ew. 2003

Wanderungssaldo 90-03

Prognose Wohnbevölkerung 2020

Wohnbevölkerung 2003

Waldfläche 2001

Landwirtschaftsfläche 2001

Siedlungs-/Verkehrsfläche 2001

Gemarkungsfläche 2001

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 Anteile am Landkreis in %

Mittelbereich Müllheim Der MB Müllheim fällt mit allen seinen Städten und Gemeinden in die Kategorie „Länd- licher Raum“ gemäß LEP 2002. Im südlichen Teil hat er deutliche Brückenfunktionen zum Nachbarlandkreis Lörrach; auch das schweizer Oberzentrum strahlt in die- sen Bereich hinein. Zum benachbarten Elsass werden auf infrastruktureller, kultureller und sozialer Ebene enge Beziehungen gepflegt. Die äußere Verkehrsanbindung über Straße und Schiene ist gut bis sehr gut und schließt die Nähe zum EuroAirport Basel- Mulhouse-Freiburg mit ein. Unter den zukünftigen Verkehrsprojekten sind das 3./4. Gleis der Rheintalbahn zu nennen, das in der Nordhälfte zu Belastungen führen wird, und die Reaktivierung der Bahnstrecke Neuenburg-Chalampé-Mulhouse, die Freiburg und den Landkreis an den französischen TGV anbinden wird und Optionen für eine Schienenanbindung des EuroAirports erlaubt. Der Mittelbereich Müllheim stand durch den Abzug der französischen Garnison in Müllheim und die Schließung des 600 Hek- 17 tar großen Militärflughafens Bremgarten (teilweise auch im MB Bad Krozingen/Staufen gelegen) vor großen Herausforderungen. Durch die Einrichtung eines Standorts der deutsch-französischen Brigade in Müllheim und die Konversion von Bremgarten zum interkommunalen Gewerbepark Breisgau wurden beide Aufgaben hervorragend ge- meistert. Müllheim, Neuenburg und Heitersheim sind starke Industriestandorte mit ei- nigen der größten Betriebe des Landkreises, allerdings gingen in den letzten Jahren auch Arbeitsplätze im produzierenden Bereich durch Schließungen (z.B. GUBOR, Buck) oder Umstrukturierungen (Buckbee-Mears) verloren. Zentrale Gewerbeflächen- reserve ist der Gewerbepark Breisgau, daneben gibt es weitere Gewerbeflächenre- serven. Müllheim und der Gewerbepark Breisgau sind Standorte von Gründerzentren.

Abb. 4: Profil des MB Müllheim

Langzeitarbeitslose 2004

Arbeitslose 2004

Dienstleistungen (VBA 2002)

Produzierendes Gewerbe (VBA 2002)

Arbeitsplätze (VBA 2002)

über 65-jährige Ew. 2003

unter 25-jährige Ew. 2003

Wanderungssaldo 90-03

Prognose Wohnbevölkerung 2020

Wohnbevölkerung 2003

Waldfläche 2001

Landwirtschaftsfläche 2001

Siedlungs-/Verkehrsfläche 2001

Gemarkungsfläche 2001

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 Anteile am Landkreis in %

Im Bereich der Behördenstandorte und der sozialen Infrastruktur gab es einige Verän- derungen. So verlor Müllheim sein Zollamt und sein Landwirtschaftsamt, erhielt aber das neu gegründete Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung. Im Rahmen der Konzentration der Finanzämter konnte sich Müllheim behaupten und wird Zuständig- keiten des Finanzamts Freiburg-Land hinzubekommen. In Neuenburg entsteht derzeit ein weiteres Kreisgymnasium. Unter den fünf Mittelbereichen ist Müllheim mit 52.414 Einwohnern der zweit-bevölkerungsreichste und mit einer Fläche von 195,6 qkm der zweitkleinste Teilraum. Die Einwohnerdichte erreicht deshalb mit 268/qkm den Spit- zenwert im Landkreis. Sein Anteil landwirtschaftlicher Fläche ist mit über 47 % der Gemarkungsfläche relativ hoch, der Waldflächenanteil mit 33 % niedrig. Der Sied- lungs- und Verkehrsflächenanteil ist mit 16,3 % am höchsten unter den Teilräumen. Die Wohnbevölkerung nahm im Zeitraum 1975 bis 2003 um 42,3 % zu, das ist eben- falls die stärkste Zunahme im Landkreis. Die Prognose 2020 liegt bei 57.800 Einwoh- nern. Der Einwohnerzuwachs der letzten Jahre geht etwa zu 87 % auf Wanderungs-

18 gewinne zurück. Der Mittelbereich Müllheim hat eine relativ „junge Bevölkerung“ mit einem Einwohneranteil der unter 25-jährigen von 29,4 % und einem mittleren Anteil über 65-jähriger von 16,6 %. Die Zahl der Arbeitsplätze nahm per Saldo trotz 1975 bis 2002 um 64,2 % zu, das ist der Mittelplatz unter den fünf Teilräumen. Die Arbeits- platzversorgung ist mit einem Besatz von rund 303 VBA/1000 Einwohner recht gut. Der sektorale Strukturwandel der Arbeitsplätze zeichnete sich im MB Müllheim weni- ger ab als in den anderen Räumen; die Produktion ist hier mit 48,3 % der Arbeitsplät- ze noch immer sehr stark. Im Zeitraum 1975/2002 kamen 2.600 Arbeitsplätze im pro- duzierenden Sektor und 3.500 Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich hinzu. Die Dienstleistungsbesätze im Handel und bei den haushalts- und unternehmensbezoge- nen Dienstleistungen sind bereits relativ hoch und bieten kaum Anhaltspunkte für spe- zifische Wachstumspotenziale. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit seit 1993 war im MB Müllheim mit + 42,7 % am größten, auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen wurde mehr als verdoppelt (+ 151,5 %).

Im Ranking des Wirtschaftsministeriums liegt der MB Müllheim auf Rang 57 von 103, im Hinblick auf seine strukturelle Stärke oder Schwäche also im Mittelfeld.

Mittelbereich Titisee-Neustadt Der MB Titisee-Neustadt fällt wie der Raum Müllheim mit allen seinen Städten und Gemeinden in die Kategorie „Ländlicher Raum“ gemäß LEP 2002. Die äußere Ver- kehrsanbindung über Straße und Schiene ist regional seit dem Ausbau der B 31 und der Vertaktung der Höllentalbahn gut bis befriedigend, großräumig (Autobahnferne, umsteigefreie Bahnverbindungen) eher unbefriedigend. Der Mittelbereich Titisee- Neustadt ist sowohl die Ferien- und Naherholungsregion Nr. 1 als auch ein traditionell starker Gewerbestandort. Die Arbeitsplatzstruktur ist deshalb vom Gastgewerbe und vom Verarbeitenden Gewerbe bestimmt. Im industriellen Bereich gingen Arbeitsplätze durch Firmenschließungen verloren (Studer Revox, OKAL, Schraubenfabrik), die aber durch starke Zuwächse bei anderen Betrieben mehr als ausgeglichen wurden. Zentra- le Gewerbeflächenreserve ist das interkommunale Gewerbegebiet „B 31“ in Löffingen, in Löffingen gibt es auch ein kommunales Gründerzentrum. Aufgrund der geringen Wohnbevölkerung, der sehr gestreuten Siedlungsformen und der großen Entfernun- gen kommt es immer wieder zu Tragfähigkeitsproblemen im Infrastrukturbereich und im privaten Versorgungsbereich, die durch die Feriengäste und Tagesbesucher nicht voll ausgeglichen werden können. Mehrfach gab es Initiativen für gebietszentrale, wit- terungsunabhängige Tourismuseinrichtungen, zuletzt beim Projekt des „Holzinnovati- onsparks Schwarzwald“, die sich nicht realisieren ließen. Dennoch wurde bei der sport- und freizeitbezogenen Infrastrukturausstattung in den letzten Jahren vieles er- reicht, etwa die neue Sesselbahn am Feldberg, der Ausbau der Skiflugschanzen in Hinterzarten und Neustadt, der Golfplatz Hochschwarzwald, die Renovierung des Hochfirstturmes oder der neue Riesenbühlturm am Schluchsee. Privat projektiert mit interkommunaler Beteiligung ist derzeit außerdem ein größeres Erlebnisbad in Titisee. Zwischen Tourismus und Landschaftspflege ist die Gründung des Naturparks Süd- schwarzwald einzuordnen, dem der gesamte Teilraum angehört. Als Leitinfrastruktur kann hier das neue „Haus der Natur“ (Naturschutzzentrum) am Feldberg angeführt werden. Der gesamte Mittelbereich war 1994 bis 1999 in die Förderung nach Ziel 5 b der Europäischen Strukturfonds aufgenommen; Teile in diesem Zeitraum in das EU- Strukturprogramm „LEADER II“, seit 2000 in das Folgeprogramm „LEADER+“.

19 Abb. 5: Profil des MB Titisee-Neustadt

Langzeitarbeitslose 2004

Arbeitslose 2004

Dienstleistungen (VBA 2002)

Produzierendes Gewerbe (VBA 2002)

Arbeitsplätze (VBA 2002)

über 65-jährige Ew. 2003

unter 25-jährige Ew. 2003

Wanderungssaldo 90-03

Prognose Wohnbevölkerung 2020

Wohnbevölkerung 2003

Waldfläche 2001

Landwirtschaftsfläche 2001

Siedlungs-/Verkehrsfläche 2001

Gemarkungsfläche 2001

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 Anteile am Landkreis in %

Unter den fünf Mittelbereichen ist Titisee-Neustadt mit 38.468 Einwohnern der zweit- kleinste, mit einer Fläche von 459,1 qkm aber mit Abstand der größte Teilraum. Die Einwohnerdichte stellt deshalb mit nur 84/qkm den niedrigsten Wert im Landkreis dar. Der Anteil landwirtschaftlicher Fläche ist mit 31,1 % der Gemarkungsfläche am ge- ringsten, der Waldflächenanteil mit 60,5 % am höchsten. Der Siedlungs- und Ver- kehrsflächenanteil ist mit nur 6,2 % ebenfalls am niedrigsten unter den Teilräumen. Gleiches gilt für die Zunahme der Wohnbevölkerung im Zeitraum 1975 bis 2003 mit nur 17,7 %. Die Prognose 2020 liegt bei 41.300 Einwohnern. Der Einwohnerzuwachs der letzten Jahre geht fast ausschließlich auf Wanderungsgewinne zurück, die natürli- che Entwicklung war ausgeglichen. Der Anteil der unter 25-jährigen beträgt lediglich 28,2 %, der Anteil der über 65-jährigen dagegen hohe 18,5 % - „älter“ ist bezüglich beider Altersgruppen nur der MB Bad Krozingen/Staufen. Die Zahl der Arbeitsplätze nahm per Saldo 1975 bis 2002 um 33,3 % zu, das ist das schwächste Wachstum der fünf Mittelbereiche. Die Arbeitsplatzversorgung ist dagegen mit einem Besatz von fast 314 VBA/1000 Einwohner sehr gut; dies erklärt niedrige Berufspendlerzahlen über die Mittelbereichsgrenzen hinaus. Der sektorale Strukturwandel der Arbeitsplätze ist trotz Tourismus und Gastgewerbe noch vergleichsweise gering, die Produktion ist mit 43,3 % der Arbeitsplätze noch relativ stark. Im Zeitraum 1975/2002 kamen knapp 700 Ar- beitsplätze im produzierenden Sektor und knapp 2.400 Arbeitsplätze im Dienstleis- tungsbereich hinzu. Die Dienstleistungsbesätze im Handel und bei den haushalts- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen erreichen jeweils nur die zweitniedrigsten Werte im Landkreis und bieten damit gewisse Anhaltspunkte für spezifische Wachs- tumspotenziale. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit seit 1993 erreichte im MB Titisee- Neustadt mit + 36,2 % einen mittleren Wert. Große Sorgen muss aber die Zunahme

20 der Zahl der Langzeitarbeitslosen machen, die sich in diesem Zeitraum fast vervier- fachte (+ 287,9 %).

Im Ranking des Wirtschaftsministeriums liegt der MB Titisee-Neustadt auf Rang 19 von 103 und gehört damit in das untere Drittel, also zu den besonders strukturschwa- chen Mittelbereichen in Baden-Württemberg.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Im langjährigen Vergleich, der fast 30 Jahre abdeckt, hatten alle Teilräume des Land- kreises Anteil an kontinuierlichen Bevölkerungs- und Arbeitsplatzzunahmen. Trotzdem verstärkten sich vorhandene Disparitäten weiter. Zwar geschah dies nicht durch dra- matische Entleerungs- und Boomentwicklungen, aber durch unterschiedliche Wachs- tumsraten. In diesem „Wachstum mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten“ waren vor allem die Mittelbereiche Müllheim (Einwohner), Freiburg (Arbeitsplätze) und Bad Kro- zingen/Staufen (Einwohner und Arbeitsplätze) bevorzugt, der MB Breisach konnte sich noch in etwa halten, aber der MB Titisee-Neustadt geriet immer mehr ins Hintertreffen. Für den Hochschwarzwald ist immer noch aktuell, was 1991 im Strukturbericht des Landkreises ausgesagt wurde: Seine starke wirtschaftliche Abhängigkeit von wenigen leistungsfähigen Industriebetrieben (und von der touristisch stark schwankenden Nachfrage), und seine begrenzte Tragfähigkeit für Dienstleistungen und Infrastruktur- einrichtungen aufgrund der geringen Wohnbevölkerung und der niedrigen Siedlungs- dichte. Aus diesen Gründen sollte auf die sozio-ökonomischen und demografischen Entwicklungen im Hochschwarzwald nach wie vor besonderes Augenmerk gelegt werden.

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