Heia Safari' in Der Hafen-City
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‚Heia Safari‘ in der Hafen-City - (Post-)Koloniales Erinnerungsbewusstsein in Hamburg Dissertation zur Erlangung des Grades der Doktorin der Philosophie an der Fakultät Geisteswissenschaften der Universität Hamburg im Promotionsfach Geschichte vorgelegt von Melanie Boieck aus Solingen 2018 Gutachter: Professor Dr. Jürgen Zimmerer Gutachter: PD Dr. Knud Andresen Disputation: 12.09.2018 Heia Safari in der Hafen-City - (Post-)Koloniales Erinnerungsbewusstsein in Hamburg 1. Einleitung Seite 1.1. Fragestellung 5 1.2. Theoretischer Hintergrund 16 1.3. Quellen und Literatur 25 2. Ein kurzer Abriss der Geschichte Hamburgs 2.1. Hamburg und Kolonialismus 53 2.2. Der Nationalsozialismus in Hamburg und dessen Aufarbeitung 69 3. Koloniale Erinnerungsorte in Hamburg 3.1. Entstehung der Erinnerungsorte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 3.1.1. Das Wissmann-Denkmal und dessen Aufstellung in Dar es Salaam und Hamburg (1908-1922) 83 3.1.2. Das ‚Kolonialinstitut‘ (1908-1919) 91 3.1.3. Das ‚Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal‘ (1930er Jahre) 100 3.2. Erste Auseinandersetzungen mit kolonialen Erinnerungsorten in der Bevölkerung 3.2.1. Denkmalsturz des Wissmann-Monumentes (1967/68) 107 3.2.2. Entstehung des ‚Tansania-Parks‘ (1999-2005) 3.2.2.1. Abbau der Reliefs und erster Eröffnungsversuch 110 3.2.2.2. Arbeit des Kuratoriums 122 3.2.2.3. Broschüren-Konflikt 140 3.2.2.4. Folgen der abgesagten zweiten Eröffnung 149 3.2.2.5. Vertragsverhandlungen um die Parknutzung 153 3.2.3. Wiederaufstellung des Wissmann-Denkmals am Hafen (2004-2005) 159 3.3. Erste Initiativen der (Lokal-)Politik 3.3.1. Das Schimmelmann-Denkmal (2006-2008) 161 3 3.3.2. Der ‚Geschichtsgarten Deutschland Tansania‘ (2006-2013) 3.3.2.1. Einrichtung des Beirats 181 3.3.2.2. Texte für die Schautafeln 192 3.3.2.3. Ausschreibung der externen Agentur 200 3.3.2.4. Veröffentlichungen und Kritik der GAL 207 3.3.2.5. Zusammenarbeit mit den Graphischen Werkstätten Feldstraße 213 3.3.2.6. Der Abschlussbericht und die Diskussion in der Bezirksversammlung Wandsbek 223 3.3.2.7. Die einzelnen Akteure und Debatten in der Kontroverse 237 3.4. Eine stadtweite Aufarbeitung wird initiiert 3.4.1. Koloniale Straßennamen in Hamburg 242 3.4.2. Das Projekt ‚Kolonialismus und Museum‘ zwischen Historischem Seminar und dem Museum für Völkerkunde Hamburg 257 3.4.3. Die Senatsdebatten und die Einrichtung der Forschungsstelle ‚Hamburgs (Post-) Koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung‘ 273 4. Schlussfolgerung 284 Anhang: • Abkürzungsverzeichnis 298 • Literatur- und Quellenverzeichnis 300 • Eidesstattliche Versicherung 330 • Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch 331 4 1. Einleitung 1.1 Fragestellung „Die Bürgerschaft ersucht um ein „hamburgweites postkoloniales Erinnerungskonzept“. Auch der Senat hält eine Gesamtschau für notwendig, um die einzelnen Elemente und bereits diskutierten Erinnerungsorte zusammen zu führen und die Spuren des kolonialen Erbes in einen Gesamtkontext zu stellen. Die aktive Aufarbeitung der Kolonialgeschichte stellt eine Herausforderung dar, da es noch wissenschaftlicher Forschung, differenzierter Analysen und eines multiperspektivischen Ansatzes bedarf. Aus diesem Grunde wird ein stufenweises Vorgehen vorgeschlagen, um mit großer Sorgfalt ein umfassendes Konzept erarbeiten zu können.“1 Dieses Zitat aus einer Mitteilung des Hamburgischen Senats an die Bürgerschaft im Juli 2014 war das Ergebnis jahrelanger bürokratischer und politischer Vorarbeit. Als erste deutsche Stadt beschloss Hamburg, gezielt seine kolonialistische Vergangenheit aufzuarbeiten und unter anderem eine Forschungsstelle an der Universität einzurichten. Dieser Schritt geschah jedoch nicht unversehens, sondern ist wiederum das Ergebnis jahrzehntelanger Kontroversen, Proteste und Publikationen. Auf jene Prozesse fokussiert sich diese Dissertation. Bislang klafft an dieser Stelle eine Forschungslücke. Während es Überblickswerke über Denkmäler, beziehungsweise Kolonialdenkmäler, in Deutschland und vereinzelt auch Publikationen über die deutsche Kolonialgeschichte gibt, fehlt oftmals die Grundlagenforschung zu einzelnen kolonialen Erinnerungsorten und deren Kontroversen. Beispielsweise gibt es bislang keine publizierte Untersuchung zum so genannten ‚Tansania-Park‘ in Jenfeld. Einzelne Zeitungsartikel oder 1Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg: Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft. Drucksache 20/12383. Hamburg. 08.07.2014. 5 Internetseiten bieten zwar ausschnittsweise kurze Berichte, aber eine Analyse der genauen politischen Vorgänge und Planungsschritte fehlt bis heute. Selbiges gilt für das Denkmal Heinrich Carl von Schimmelmanns, das nur zwei Jahre an seinem Platz stand. Die genauen Hintergründe zur Finanzierung, Aufstellung und letztlich zum Abbau, sind nirgends rekonstruiert worden. Die Frage ist, ob und wie eine Stadt mit ihrem kolonialen Erbe umgeht. Insbesondere der ‚Tansania-Park‘ und die jahrelange Kontroverse um seine Konzeption, führten schlussendlich zu der Aufmerksamkeit, die die vernachlässigte Aufarbeitung des Kolonialismus dringend benötigt. Diese Forschungslücke möchte die vorliegende Dissertation versuchen zu schließen. Hamburg ist, wie kaum eine andere deutsche Stadt, mit dem Kolonialismus verwoben. Die Spuren finden sich im Stadtgebiet, aber auch in den Köpfen der Menschen. So ist es kein Zufall, dass ausgerechnet hier eine politische und gesellschaftliche Debatte über die kolonialen Überreste entbrannt ist, die in dieser Arbeit nachvollzogen werden soll. Es sind koloniale Erinnerungsorte, verteilt im gesamten Stadtgebiet, die nunmehr wiederentdeckt werden. Darunter auch zahlreiche, deren kolonialer Zusammenhang über die Jahrzehnte in Vergessenheit geriet. Was aber ist ein kolonialer Erinnerungsort? Das Prinzip Erinnerungsort stammt vom französischen Historiker Pierre Nora, der in seiner Publikation „Les lieux de mémoire“2 eben diese definiert. Die Orte der Erinnerung können im Prinzip alles sein, was Erinnerungen auslöst. Darunter neben offensichtlichen materiellen Gegenständen wie Denkmälern, Gebäuden, Kunst oder geografischen Orten auch historische Persönlichkeiten, Texte und Lieder oder gar symbolische Handlungen. 3 In dieser Arbeit wird der Begriff um den Zusatz 2 Nora, Pierre: Les lieux de mémoire. Paris 1984. 3 Vgl. Erll, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Stuttgart 2005, S. 23 - 25. 6 ‚Kolonial‘ ergänzt. 4 Auf Hamburg bezogen gehört demnach die Speicherstadt ebenso dazu, wie die Universität, das Bernhard- Nocht-Institut, das Museum für Völkerkunde oder das ‚Afrika- Haus‘, um nur ein paar bekannte Orte zu nennen. Für diese Arbeit werden allerdings nur einige Beispiele heran gezogen, da dies sonst über den Rahmen einer Dissertation hinausgehen würde.5 Es gibt einige Erinnerungsorte, die besonders starke Kontroversen oder gar Proteste ausgelöst haben, weshalb sie hier untersucht werden. Die zentralen Fragen ist: Wie geht die Freie und Hansestadt Hamburg mit ihrem kolonialen Erbe um? Welche Maßnahmen werden von politischer Seite getroffen und welche Impulse kommen aus der Gesellschaft? Welche Kontroversen ergaben sich aus den kolonialen Erinnerungsorten und wie wurden sie beigelegt, aufgelöst, oder haben gar noch Bestand? Zunächst wird mit dem zweiten Kapitel eine Grundlage der historischen Hintergründe zu Hamburg und seinen Verwicklungen in den Kolonialismus geschaffen. Dank der Mitgliedschaft in der Hanse hatten Hamburger Kaufleute bereits im Mittelalter Kontakt zu anderen, für damalige Verständnisse weit entfernten, Ländern. Dieses Handelsnetz bauten die Kaufmänner der Stadt stetig aus und mit Beginn des Kolonialismus in der frühen Neuzeit, entwickelten diese sich immer weiter. Spätestens im 19. Jahrhundert waren die Hamburger global vernetzt und auf diese Beziehungen stützte sich letztlich unter anderem der deutsche Kolonialismus, wie in diesem Kapitel gezeigt werden soll. Dabei geht es nicht nur darum, wirtschaftsgeschichtliche Aspekte zu rezipieren, sondern die Kolonialzeit selbst und deren politischen und 4 Dies findet sich beispielsweise auch bei: Zimmerer, Jürgen: Kolonialismus und kollektive Identität: Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte, In: Zimmerer, Jürgen: Kein Platz an der Sonne, Frankfurt am Main 2013, S. 5 - 36. Nach dieser Definition ist der Sammelband aufgebaut. 5 Für 2018 ist außerdem ein entsprechender Sammelband der Forschungsstelle ‚Hamburgs (post-)koloniales Erbe/ Hamburg und die frühe Globalisierung‘ geplant. 7 gesellschaftlichen Folgen sollen dargelegt werden. Hamburg definiert sich bis heute über sein Unternehmertum und die finanziellen Erfolge spiegeln sich in Statussymbolen in der Stadt wieder. Aus diesem Grund soll eine der Grundlagen für den Reichtum der Stadt in diesem Kapitel erläutert werden, um nachvollziehen zu können, weshalb Hamburg eine Sonderrolle im Kolonialismus inne hatte. Die Speicherstadt und der Freihafen sind bis heute Symbole eines Handels, der auf Wachstum und Gewinn ausgerichtet war. An diesen Orten wurden die zahlreichen Kolonialwaren wie beispielsweise Kaffee oder Kakao umgeschlagen. Dabei importierten die Kaufleute die Rohprodukte und verarbeiteten sie dann weiter: Raffinerien für Palmöl, Fabriken zur Herstellung von Schokolade und zahlreiche Röstereien sind noch heute in der Stadt ansässig. Das Kapitel erläutert zudem die kolonialrevisionistische Bewegung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. In Folge des Versailler Vertrags musste das Deutsche Reich alle Kolonien abtreten, mit der Begründung, dass das Land nicht in der Lage wäre verantwortungsvoll Kolonien zu verwalten. Insbesondere