Am Beispiel Der Butter Von Ferdinand Schmalz
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Theater Phönix, Wiener Str. 25, 4020 Linz, 0732 / 66 26 41 BESETZUNG am beispiel der butter von Ferdinand Schmalz Adi, Molkereiarbeiter Markus Hamele Karina, Molkereiarbeiterin Rebecca Döltl Hans, Exekutivbediensteter Christian Strasser Jenny, Betreiberin der Bahnhofsreste Doris Hindinger Huber, mittleres Molkerei-Management David Fuchs Regie Caroline Welzl Bühne Stefanie Muther Kostüme Antje Eisterhuber Lichtgestaltung Christian Leisch Musik Gilbert Handler Dramaturgie Sigrid Blauensteiner Regieassistenz Bernhard Bachner Ausstattungsassistenz Melanie Moser Premiere: 3. März 2016, 19.30 Uhr. BALKON Aufführungsdauer: 1h 30min, keine Pause Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. TEAM Dramaturgie/Pressearbeit Sigrid Blauensteiner, Silke Dörner Fotografie Christian Herzenberger Grafikdesign Stefan Eibelwimmer Trailer Erik Etschel Technische Leitung Gerald Koppensteiner (Bühne) Christian Leisch (Veranstaltungstechnik) Veranstaltungstechnik Elwin Ebmer, Antje Eisterhuber Aaron Hänninen, Armin Lehner Roland Wagenhuber Bühnenbau Jürgen Kaltenbäck, Josif Muntean Sami Negrean, Wolfgang Reif Instandhaltung Josif Muntean Finanzen Nataliya Marbakh, Michaela Plohberger Betriebsbüro Petra Holler, Doris Jungbauer Foyerdienst Raphaela Danner, Stella Dörner Christine Gunzer, Verena Henetmayr Alexandra Kahl, Julie Kratzmeier, Gizem Kuş Katharina Traxler, Karola Wallinger Reinigung Ana Dautovic, Nermana Muratspahic Interne Organisation Peter Stangl Theaterleitung Harald Gebhartl (Künstlerischer Leiter) Romana Staufer-Hutter (Geschäftsführerin) ZUM STÜCK am beispiel der butter Futterer-Adi, Angestellter in der örtlichen Molkerei, überwacht die Butterproduktion. Marketingchef Huber und dem Hans von der Staatsgewalt ist er schon lange ein Dorn im Auge, denn Adi ist anders: Jeden Tag füttert er auf der Heimfahrt im Zug fremde Menschen mit Joghurt aus seiner Mitarbeiterration. Hans erkennt darin eine Rebellion gegen die Ordnung und sieht seine Kontrolle schwinden. Einzig Karina, die neue junge Kollegin, ist Adi zugetan. Jetzt will Hans hart durchgreifen und hat Huber schnell an seiner Seite. Stielaugen- Jenny, Kellnerin im Bahnhofsrestaurant, soll Adi und Karina in die Falle locken. Wer nicht ins System passt, wird passend gemacht. Ganz so wie die Butter in der Molkerei, die in gleichmäßige Stücke gepresst wird, von der Adi aber immer etwas abzweigt, um damit eine riesige Faust zu bauen … In „am beispiel der butter“ erzählt Ferdinand Schmalz, geboren 1985 in Graz, in der Tradition des kritischen Volkstücks, was passiert, wenn man sich der Dorfgemeinschaft widersetzt und die vermeintliche Ordnung und Idylle in Frage stellt. D E R A U T O R Ferdinand Schmalz Geboren 1985 in Graz. Ferdinand Schmalz wuchs in Admont in der Steiermark auf und studierte in Wien Philosophie und Theaterwissenschaft. Er war Komparse am Wiener Burgtheater und Regieassistent am Schauspielhaus Wien sowie dem Schauspielhaus Düsseldorf. Er performt im freien Kollektiv mulde_17, ist Mitbegründer des Festivals „Plötzlichkeiten“ im Theater im Bahnhof Graz und veröffentlichte die Erzählung „auf spur“ in der Anthologie zum Menantespreis für erotische Dichtung 2012. 2013/2014 war er Bezirksschreiber am Alsergrund, dem 9. Wiener Gemeindebezirk. www.dieschmalzette.at © unit - rappel Stücke Die Welt von Gestern. Nach Stefan Zweig. Folge 4: Die Agonie des Friedens, UA 13.02.2014, Schauspielhaus Wien, Regie: Felicitas Brucker am beispiel der butter, UA 02.03.2014, Schauspiel Leipzig, Regie: Cilli Drexel dosenfleisch, UA 13.6.2015, Autorentheatertage Berlin / Burgtheater Wien, Regie Carina Riedl am apparat, UA 12.09.2015, Schauspielhaus Graz der herzerlfresser, UA 20.11.2015, Schauspiel Leipzig, Regie: Gordon Kämmerer Preise 2013 Gewinner des Retzhofer Dramapreises für „am beispiel der butter“ 2013 2. Platz beim MDR-Literaturwettbewerb um die beste deutschsprachige Kurzgeschichte 2013 Einladung zur Autorenlounge des Theaterfestivals KALTSTART in Hamburg 2014 Nachwuchsdramatiker 2014 in der Kritikerumfrage des Jahrbuchs von „Theater heute" 2015 Eröffnung der Autorentheatertage am Deutschen Theater in Berlin in einer Inszenierung des Wiener Burgtheaters mit „dosenfleisch“ Ferdinand Schmalz über „am beispiel der butter“ Es ist natürlich ein Künstlername. Zu seinem ersten abendfüllenden Stück passt er hevorragend: „am beispiel der butter“ von Ferdinand Schmalz, das klingt nach Programm. Der junge Autor und Performer aus Österreich ist in diesem Jahr einer von zwei Mülheim- Debütanten. Heute gastiert seine Wirtschaftsparabel, die als sprachgewitztes Volksstück daherkommt, als siebter und letzter Wettbewerbsbeitrag im Theater an der Ruhr. Einige Fragen vorab. „am beispiel der butter“ ist Ihr erstes abendfüllendes Theaterstück – welche Idee war der Impulsgeber und warum haben Sie, nach einigen Semestern Theaterwissenschaft und einigen Jahren praktischer Theaterarbeit als Regieassistent am Schauspielhaus Wien, mit dem Stückeschreiben begonnen? Nachdem ich ein paar Jahre in Wien und Düsseldorf als Regieassistent tätig war, hab ich gemerkt, dass so Regisseurregisseur werden nicht unbedingt das ist, wo ich mich in Zukunft sehe. Ich hab das Gefühl gehabt, ich möchte mich mit Theaterrealität nochmal theoretischer auseinandersetzen und die Schwelle zur Bildenden Kunst hat mich angezogen. Aus diesem Grund habe ich mit Freunden in Wien ein Performancekollektiv gegründet, mit dem wir einige Projekte umgesetzt haben. Das waren meist performative Installationen, also Skulpturen, die wir live hergestellt und bespielt haben. In diesem Zusammenhang sind erste Texte entstanden, von denen auch viele in der Schublade gelandet sind. Irgendwann hab ich mir mal gedacht, ich sollte die Texte nicht verkommen lassen und sie nochmal literarisch verwerten. Der Ausgangspunkt für «am beispiel der butter» war ein Konzept für eine Aktion, bei der wir ein Butterdenkmal – wie im Stück eine überlebensgroße Faust aus Butter – bauen wollten. Der Offspace, bei dem wir das Konzept damals eingereicht haben, konnte sich wohl nicht mit dem Gedanken anfreunden, 50 Kilo vor sich hinranzende Butter auszustellen. Ein paar Wochen später hab ich die Ausschreibung für den Retzhofer Dramapreis gelesen und den Text zusammen mit einer Dialogszene eingereicht. „am beispiel der butter“ spielt auf der Alm, wo eine Industriemolkerei die Arbeitsabläufe auf größtmögliche Gewinnmaximierung optimiert hat und den Arbeiter dabei ausbeutet. Das Stück ist, unter anderem, eine Wirtschaftsparabel. Sehnen Sie sich tatsächlich nach einer vorindustriellen Arbeits- und Lebenswelt zurück, oder ist die Alm eher als naive Paradiesmetapher zu verstehen? Die Alm kommt im Stück als ein Sehnsuchtpunkt vor, von dem der Protagonist, der Molkereiangestellte Adi, jedoch weiß, dass sie nicht wirklich eine Option ist. Vielleicht ist es auch eher eine Art Erinnerungsbild, an das, was verloren gegangen ist. Adi ist im Stück eher auf der Suche nach Alternativen, auf dem Dach der Molkerei zeigt er sich ja auch fasziniert davon, was Menschen alles erschaffen. Die Frage ist nicht, ob wir eine postmoderne Entfremdung oder eine vorindustrielle Lebenswelt vorziehen, dazwischen liegen eine Unzahl an Möglichkeiten, an Spielarten menschlicher Lebensweisen, denen wir uns nicht verschließen sollten, auch wenn uns Magaret Thatcher einmal weismachen wollte, dass es keine Alternative gibt. Ihr Text ist auch eine Sprachfarce, gespickt mit Wortassoziationsketten und Sprachkalauern, die an Elfriede Jelinek erinnern, das manieristische Umstandsdeutsch weckt Assoziationen an Werner Schwab – sind diese Autoren für Sie die wichtigsten Vorbilder? Es war für mich immer wichtig, eine eigene sprachliche Form zu finden. Die Sprache wird im Stück in gewisser Weise selbst zu Butter, sie schwitzt, sie schmilzt, sie zerrinnt, sie beginnt zu brutzeln oder härtet aus. Mich interessiert es, wenn Sprache konkret wird, wenn man das Gefühl hat, die Dinge brechen aus den Wörtern heraus. Die Künstlichkeit der Sprache hat natürlich auch Auswirkungen auf die SchaupielerInnen, die der Sprache körperlich etwas entgegensetzen müssen. In Österreich, aber auch in Bayern, gibt es einen gewissen Hang dazu, Kunstsprachen zu entwickeln. Ich habe mich einmal gefragt, ob das mit den vielen Tälern im alpinen Raum zu tun hat in dem ja auch in jedem ein bisschen anders gesprochen wird. Und natürlich gibt es auch dieses Kalenderspruchhafte, das Sprücheklopfen, das sich steigert bis zur Sprachfarce. Die Wurzeln davon sind vielleicht auch früher schon anzusetzen, bei Johann Nestroy, bei Karl Kraus und Ödön von Horváth. Während der Arbeit am Stück habe ich wieder einmal „Fegefeuer in Ingolstadt“ von Marieluise Fleißer gelesen, das hat mich auch beeinflusst. Walter Benjamin, Giorgio Agamben und Hannah Arendt spielen dann inhaltlich eine große Rolle. Was interessiert Sie gerade an deren Theorien? Alle drei haben sich intensiv damit auseinandergesetzt wie Macht und Gewalt in unserer Gesellschaft zusammenhängen und wie man es schafft, sich nicht den immer gleichen Machtstrukturen, die auf einem Gewaltmonopol aufgebaut sind, unterzuordnen. Wir leben zwar heute größtenteils in Demokratie, an deren Oberfläche wir selten mit Gewalt konfrontiert werden, aber gerade die Theorien Giorgio Agambens zum Ausnahmezustand zeigen, wie in unserer scheinbar so friedlichen Umgebung immer wieder Ausnahmezonen errichtet werden, in denen das Recht enthebelt wird. Bei Arendt hat mich vor allem ihre Idee der Anfänglichkeit interessiert – ein aktives politisches Wesen zu sein heißt, immer wieder neue Anfänge zu wagen, heißt, die Welt um einen mitgestalten.