Klaus Storkmann: Tabu Und Toleranz
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Das ZMSBw begleitete und befragte die Angehörigen des 22. Kontingents ISAF über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren – vor dem Einsatz, während des Einsatzes in Afghanistan, etwa sechs Wochen nach der Rückkehr und dann nochmals drei Jahre spä- ter. Die Studie zeichnet ein differenziertes Bild des Einsatzes und der Lebensrealität von (Einsatz-)Soldaten und Veteranen. Die Einsatzrückkehrer haben die Erfahrungen des Einsatzes überwiegend positiv in ihr Selbstbild integriert. Viele sagen, an dem Einsatz gewachsen zu sein, fühlen sich gelassener, psychisch belastbarer und wissen das Le- ben in Deutschland jetzt mehr zu schätzen. Das gilt aber nicht für alle Soldaten und Veteranen des Kontingents. Ein kleinerer Teil berichtet von anhaltenden körperlichen oder seelischen Verletzungen sowie von Fremdheitsgefühlen im Alltag. Die Kontingent- angehörigen haben eine der intensivsten Phasen des Engagements der Bundeswehr in Afghanistan erlebt. Das ist an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen. Vielen fällt es schwer, außerhalb des Kameradenkreis über ihre Erfahrungen zu sprechen. Dennoch würde eine Mehrzahl erneut freiwillig in den Einsatz gehen. Die Einsatzrückkehrer sind ganz überwiegend stolz auf das, was sie und ihre Kame- raden geleistet haben. Die Bilanz des Afghanistaneinsatzes fällt jedoch insgesamt ge- mischt aus. Besonders die Ausbildungs- und Schutzkräfte sind skeptisch und halten ein robustes Vorgehen weiterhin für notwendig. Die meisten Einsatzrückkehrer sehen dafür allerdings keinen politischen und gesellschaftlichen Rückhalt – und sie vermissen Aner- kennung durch die deutsche Politik und Gesellschaft. Zu den Autoren: Dr. Anja Seiffert studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie in Göttin- gen und Berlin. Promotion in Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Wis- Klaus Storkmann senschaftliche Mitarbeiterin u.a. an der Freien Universität Berlin, am SOWI und wis- senschaftliche Referentin und Büroleiterin im Bundestag. Seit Ende 2009 Projektbe- reichsleiterin „Einsatzbegleitung und Einsatzdokumentation“ und Leiterin des Projektes ISAF 2010 am SOWI/ZMSBw. Tabu und Dr. Julius Heß studierte Soziologie, Geschichte und Philosophie in Hamburg und Paris. Abgeschlossenes Promotionsprojekt zur quantitativen Gewaltursachenforschung. Von 2012 bis 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektbereich „Einsatzbegleitung und Toleranz Einsatzdokumentation“ am ZMSBw. Seit Oktober 2019 Referent im Auswärtigen Amt. Der Umgang der Bundeswehr mit Storkmann • Tabu und Toleranz Storkmann • Tabu Homosexualität von 1955 ISBN 978-3-9415-71-38-9 bis zur Jahrtausendwende Eine Publikation des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (Hrsg.) Klaus Storkmann Tabu und Toleranz Der Umgang der Bundeswehr mit Homosexualität von 1955 bis zur Jahrtausendwende Oberstleutnant Dr. Klaus Storkmann, Abteilung Forschung, Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945 im ZMSBw [email protected] Nicht lektorierte vorläufige Fassung (Preprint) 2 Inhalt Inhalt Einleitung .............................................................................................................................6 Quellen ................................................................................................................................8 Das große Tabu. Zeitgenössische Presseveröffentlichungen sowie erste wissenschaftliche Publikationen .................................................................................................................11 Und was war mit lesbischen Frauen? ...................................................................................15 Zuvor. Anmerkungen zum Umgang früherer deutscher Streitkräfte mit Homosexualität ......17 1. »Konträrsexuelle« Soldaten in Preußen und im deutschen Kaiserreich ............................17 2. Roman und Realität in der Reichswehr ..........................................................................20 3. Beispielhafte Schicksale von Homosexuellen in Wehrmacht, Polizei und SS ...................22 I. Untauglich? Die zeitgenössische Bewertung der Dienstfähigkeit männlicher Homosexueller .............................................................................................................28 1. Homosexualität als »amtliche« Krankheit .......................................................................28 2. Die Frage der Diensttauglichkeit ....................................................................................30 »Fehlerziffer 12 VI: dauernd dienstuntauglich« ............................................................................... 31 Psychologische Untersuchungen .....................................................................................35 Neue Tauglichkeitsbestimmungen 1979 .........................................................................38 3. Appelle an die Toleranz der Truppe ................................................................................41 4. Exkurs: »Ein schmaler Grat«. Der Umgang der Bundeswehr mit HIV und AIDS in den 1980er Jahren......................................................................................................43 II. Unter Kameraden. Der Dienst homosexueller Soldaten im Spiegel individueller Erinnerungen und Erfahrungen ...................................................................................48 1. Erfahrungen von Ablehnung und Toleranz. Zeitzeugen erinnern sich.............................53 Toleranz und Intoleranz in der Truppe ...........................................................................55 Erinnerungen an die Bundeswehrhochschulen ...............................................................64 »Schwule beim Bund«. Ein Artikel in der Zeitschrift »Junge Soldaten« 1994 ..................68 Der »Schwulenbeauftragte« an der Bundeswehruniversität München .............................69 2. Erzwungene »Mimesis«: Verstecken, Verdrängen, Verleugnen .........................................71 Das Leitbild »militärischer Maskulinität« .......................................................................74 Suizid oder Ehe? .............................................................................................................77 3. Homosexuelle als »ideale Soldaten«? Selbstvergewisserung schwuler Soldaten bei Alexander, Caesar und Prinz Eugen ................................................................................80 4. Fünf Soldatische Lebensläufe in persönlichen Erinnerungen ..........................................84 »Für mich war eine Welt zusammengebrochen« .............................................................84 »Soldat bleiben oder Mensch werden?« Die Erinnerungen eines Hauptmanns ................86 Von Gerüchten begleitet. 13 Jahre Dienst eines Offiziers................................................88 »Zählte von heute auf morgen nicht mehr, dass ich über Jahre die besten Ausbil- dungs- und Prüfungsergebnisse vorzuweisen hatte?« Ein Oberfeldwebel blickt 1996 zurück ..............................................................................................................89 »Dann brach die Hölle los.« Ein Oberstleutnant blickt zurück .......................................90 Inhalt 3 III. »Unzucht«? Männliche Homosexualität im Straf und Disziplinarrecht ........................96 Der tiefe Fall eines Weltkriegsveteranen ..............................................................................99 1. Die Ahndung einvernehmlicher sexuelle Handlungen von Soldaten unter Anwen- dung des § 175 StGB (bis 1969) ..................................................................................101 Kriegsgerichtsurteile 1899 bis 1945 und Parallelen zu Truppendienstgerichtsent- scheidungen ............................................................................................................102 2. »mangels einer nachweisbaren Homosexualität«. Psychologische Untersuchungen auf Homosexualität als Mittel der Urteilsfindung .........................................................107 3. Exkurs: Der Mord an vier Soldaten 1969 .....................................................................109 4. »Lex Bundeswehr«? Das BMVg in der Debatte um die Entkriminalisierung männ- licher Homosexualität 1969 .........................................................................................111 5. »der lasche Umgang ziviler Instanzen« mit Homosexualität. Disziplinarurteile gegen Soldaten für einvernehmlichen Sex nach der Reform des § 175 StGB ..........................114 »Sonst normal« – das Urteil über einen Stabsunteroffizier und fünf weitere Soldaten 1970 .......................................................................................................................118 Privat ist privat – oder doch nicht? ...............................................................................120 1980: Ein mildes Urteil gegen einen Hauptfeldwebel ...................................................122 »Abirrung der Triebrichtung unter dem enthemmenden Einfluss von Alkohol«............124 6. Sexuelle Übergriffe. Homosexuelle Soldaten als Täter ...................................................125 Parallelen zu den Ehrengerichtsurteilen der Kaiserlichen Marine ..................................130 Disziplinarstrafen trotz Freisprüchen im Strafverfahren ................................................130 Trunkenheit als mildernder Umstand bei sexuellen Übergriffen ...................................132 »Warum melden Sie diesen Vorfall erst nach über