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Dez.09/Jan.10

2009 EINSCHLAUFEN Betrifft: Der Mann mit der Flasche und der Fliege Impressum Nº 10.09 DER MUSIKZEITUNG LOOP 12. JAHRGANG Keith Floyd war ein Visionär, der bereits in den so ziemlich überall gekocht: auf Booten, im frühen Achtzigerjahre prophezeite: «Eines Tages Dschungel, auf einer italienischen Piazza und P.S./LOOP Verlag werden TV-Köche so populär sein wie Auto- sogar auf einem Volleyballfeld in Sri Lanka oder Postfach, 8026 Zürich rennfahrer und Rockmusiker.» Dass diese Prog- – ganz grosses Tennis – auf einer Straussenfarm Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 nose dann auch tatsächlich eintrat, ist zu grossen in Südafrika, inmitten von Straussen. Die Fe- [email protected] Teilen ihm selbst zu verdanken, denn der lebens- derviecher rächten sich natürlich dafür und de- www.loopzeitung.ch lustige Brite revolutionierte das Genre Mitte der molierten die improvisierte Feldküche. Der Chef Achtzigerjahre mit grandiosen Sendungen. himself brachte derweil seine Weissweinfl asche Verlag, Layout: Thierry Frochaux Millionen von Fernsehzuschauern sahen einem in Sicherheit, trat zur Seite und verfolgte das leicht exzentrischen Mann in den besten Jahren Spektakel aus sicherer Distanz. Administration, Inserate: Manfred Müller (Floyd war zum Zeitpunkt seines televisionären Kurz vor seinem Tod am 14. September wirk- Durchbruchs bereits 42-jährig) dabei zu, wie er te er abgekämpft und erschöpft, doch selbst bei Redaktion: Philippe Amrein (amp), Meeresgetier nach allen Regeln der Kunst vor diesen eher traurigen Auftritten – der letzte da- Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe der Kamera zubereitete, dabei aber weder bes- von im Rahmen eines ausführlichen Fernsehin- serwisserisch noch verkrampft wirkte, sondern terviews mit dem Komiker Keith Allen – blitzte Mitarbeit: Reto Aschwanden (ash), Yves Baer in erfrischend salopper Manier durch die Küche noch viel von jener charmanten Nonchalance (yba), Silvio Biasotto (sio), Thomas Bohnet wirbelte. Damit setzte er Standards, die seine auf, mit der Keith Floyd das Kochfernsehen (tb), Pascal Cames (cam), Christoph Fellmann, Karriere prägen sollten: Keith Floyd trug keinen revolutioniert hatte. Er trat als erster Rockstar Christian Gasser (cg), Michael Heisch, Nino weissen Chefkoch-Papierzylinder auf dem Kopf, unter den Fernsehköchen ab – ein Ende, das er Kühnis (nin), Hanspeter Künzler (hpk), Tony sondern eine Fliege um den Kragen, und in sei- bewusst in Kauf nahme, wie er einst erklärte: «I Lauber (tl), Mathias Menzl (men), Philipp ner Hand befand sich nicht etwa eine Eieruhr, certainly drink more than my fair share of red Niederberger, Walter Niederberger sondern ein Glas Wein, das er in kräftigen Zügen wine and I smoke quite a few cigarettes. But it’s auszutrinken pfl egte. Das lag seiner Meinung my life and that’s how I want it.» Möge er in Druck: Rotaz AG, Schaffhausen nach im Format des Fernsehkochens begründet. Frieden weitertrinken. Dieses bedingte nämlich häufi g ziemlich ereig- Philippe Amrein Das nächste LOOP nislose Passagen, und diese toten Phasen über- erscheint am 28. Januar 2010 brückte Floyd jeweils mit ein paar trockenen PS. In der vorliegenden Ausgabe verabschiedet Redaktions-/Anzeigenschluss: 21.1.2010 Witzen und einem «slurp of wine». sich das Zeichnerduo König/Baldauf mit einem Diesem Konzept ist er treu geblieben, und im letzten Hasencartoon von dieser Seite. Die Re- Titelbild: Kindheitsjahre eines Königs Verlauf seiner diversen TV-Shows hat der Mann daktion grüsst und dankt für die schöne Zeit!

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 30 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, Postfach, 8026 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] DER DANDY DES SÜDENS Er mochte seine Balladen süss und schwer: Der grosse Sänger Willy DeVille ist am 6. August in einen New Yorker Krankenhaus an den Folgen eines Bauchspeicheldrüsentumors gestorben.

Er war ein New Yorker, und seine Band war eine Stamm- band im CBGB, dem Klub, in dem Mitte der Siebzigerjahre die New Yorker Punkszene gross wurde. Doch wenn man jetzt an Willy DeVille zurückdenkt, denkt man nicht an New York und nicht an Stachelfrisuren. Sondern an ei- nen hohen, schlaksigen Mann mit einem Strich von einem Oberlippenbart, an Rüschenhemden und aus der Zeit ge- fallene Gehröcke (die er sich übrigens während vieler Jahre bei Trudy Jost in Solothurn schneidern liess). Willy DeVille gab ein Bild des Homme de vie, dessen Eleganz den lin- kischen Schwerenöter allerdings nicht verbergen konnte und wollte. Und auch nicht den routinierten Gebrauch von Heroin. In den Neunzigerjahren – er hatte seine alte, erfolgreiche Band zugunsten einer Solokarriere aufgelöst – zog Willy DeVille denn auch in den Süden der USA. Er ging nach , wo er das betörende «Victory Mix- ture» mit alten lokalen Balladen aufnahm, die bei ihm nun klangen, als seien sie aus der Schwüle eines Sommertages (oder eines Bordells) geschnitten. Später zog er weiter aufs Land nach Picayune, wo er sich endgültig in einen Landlord verwandelte, in einen von der verlebten Sorte, versteht sich, weil im amerikanischen Süden alles Grosse ja längst untergangen ist. Viele Musiker singen das Lob des Südens, der sonnen- versengten - und Gospelzone und des amerikanisch- mexikanischen Grenzlandes. Willy DeVille aber geriet hier regelrecht in Feierlaune, er konnte nicht anders, vis-à-vis willy deville der Töchter des Südens und von Songs wie «Big Blue Diamonds» fl oss ihm 2.4.2002, Kaufl euten, Zürich einfach das Herz über. Das passierte ihm sowieso ganz Man mag sich streiten, wie viele lebende Leichen es im und Melancholie, doch grundsätzlich besingt Willy DeVille schnell, und machte ihn auf Rock’n’Roll gibt – Musiker, die alles dafür getan haben, eigentlich lieber die «Sunshine Señorita» denn die «Rainy der Bühne auch verwund- allzu früh unter die Erde zu kommen –, doch allgemein Day Woman». Gekonnt bewegt er sich in der Gefühlswelt bar. Wenn es ihm nicht gut lässt sich die illustre polytoxikomanische Gruppe auf John- der Zuhörerschaft, klopft hier an ein gebrochenes Herz ging, stammelte er seine ny Winter, Keith Richards und Willy DeVille eingrenzen. und tätschelt dort ein angeknackstes Selbstbewusstsein. Konzerte auf eine zermür- Während Winter noch immer am Rande seines eigenen Wenn die Songs hin und wieder die tiefe Traurigkeit einer bende Weise, man hat es Grabes Platten produziert und Richards mit den Rolling längst leer getrunkenen Tequilafl asche heraufbeschwören, auch in der Schweiz erle- Stones im globalisierten Rockgeschäft mitwerkelt, befi ndet nimmt DeVille auf seinem Hocker einen Schluck Gatora- ben können. Wenn er aber sich Willy DeVille nun schon seit einiger Zeit in einer ge- de («Hey, it’s the breakfast for champions!») und löst die in Form war, dirigierte er läuterten, gemässigt strukturierten Karrierephase. So prä- Spannung mit einem lockeren Witz. auch grosse Bands in einer sentiert er sich denn auch bei seinem Zürcher Konzert als Im hinteren Teil des Saals rotieren stumm und stilecht die Selbstgewissheit, deren lei- abgeklärter Barstuhlsänger, der sich zu Piano- und Kontra- Deckenventilatoren, doch die Zuhörer wollen partout se Überheblichkeit gerade bassbegleitung durch ein klassisch-amerikanisches Reper- nicht auf ihr Geplapper verzichten. Die ungetrübte Freude noch als Grandezza durch- toire arbeitet. wird immer wieder unter den Plauderteppich gekehrt, und ging. Willy DeVille, bürger- Das Programm umfasst etliche Cajun-Balladen, zeitlose so ist es denn auch nachvollziehbar, dass sich einige Leute lich William Borsay, war Edelschnulzen sowie Klassiker der Rock’n’Roll-Frühphase. im Barbereich knirschend ein Betäubungsgewehr oder zu- kein innovativer Musiker, Eine gefühlig-zerknüllte Version von «Let It Be Me» fi ndet mindest ein 16-Tonnen-Gewicht herbeisehnen, um damit der die Popmusik verändert darin ebenso ihren Platz wie das mit kehliger Inbrunst vor- endlich für Ruhe zu sorgen. hat. Aber er verfocht genau getragene «Hound Dog» oder das nahezu unzerstörbare «I Willy DeVille scheint sich an diesen Beeinträchtigungen da eine zwar verruchte, Hear You Knocking». Dazwischen lässt De Ville einen freu- durch ein vereinzelt unmündiges Publikum freilich nicht aber auch sehr nachdrück- digen Jauchzer fahren oder plaudert in brummelig-kantigen zu stören – er bleibt die Würde in Person. Nicht einmal liche Eleganz, wo man Ansagen mit dem Publikum, um sich danach wieder locker die Mitklatschmenschen auf den billigen Plätzen vermö- sie in der Popmusik sonst als Wackel-Willy, Boogie-Bob oder Honkytonk-Heini in gen ihn abzulenken. Und so verabschiedet er sich mit einer kaum fi ndet. die Songs einzuklinken. Im Verlauf der vielen Lieder fi ndet wankenden Ballade – mit der unnachahmlichen Grandezza Christoph Fellmann sich natürlich auch Platz für Sentimentalitäten, Sehnsüchte eines wahren Champions. (amp) TOD EINES TÜFTLERS Er hat immer etwas darunter gelitten, dass ihn viele Leute für eine Gitarre hiel- ten. Am 13. August ist der Tüftler Les Paul im Alter von 94 Jahren an den Folgen ei- ner Lungenentzündung verstorben.

Die grossen Gitarrenneuerer der Sixties ergingen sich in vielfältigen Experimenten. Aber um den Sound ihrer ver- wegenen Träume hinzubringen, bedienten sie sich des Öfte- ren Instrumenten, die zehn Jahre früher hergestellt worden waren und damit als steinalt, ja zutiefst altmodisch hätten gelten können. Der junge Frank Zappa zum Beispiel spielte am liebsten eine Les Paul Goldtop, Baujahr 1953/54. Die Lieblingsgitarre von Neil Young ist eine schwarz über- pinselte Goldtop gleichen Alters. Aus den Fünfzigerjah- ren stammten auch die vielen Les Paul, mit denen Keith Richards die Rolling Stones vor sich hertrieb. Jimmy Page von Led Zeppelin ist immer ein Les-Paul-Fan gewesen. Sei- ne älteren Les Paul stammen aus dem Jahr 1959, er ist sich aber nicht zu schade, Modelle aus den Neunzigerjahren zu drücken. George Harrison taufte seine karminrote Les Paul zu Ehren der rothaarigen Komödiantin Lucille Ball «Lucy». Weitere Les-Paul-Fans: Peter Green, Eric Clapton, Dave Davies, The Edge, John Fogerty, Billy Gibbons, Mick Jones (The Clash) und Paul Kossoff (Free). «Die Gitarren hatten einen herrlich vollen Sound mit viel Tiefe», sagte Jeff Beck in einem Interview für das Buch «50 Years of the Gibson Les Paul»: «Man konnte damit so ziemlich alle anderen Instrumente imitieren – Geige, Saxofon, Cello und sogar Sitar.» Nur Marc Bolan tanzte leicht aus der Reihe: Er liess seine meistgebrauchte Les Paul matt orange sprayen, damit sie eher wie eine Gretsch-Gitarre ausschaute. FRÜHE BASTELEIEN

Les Paul (richtiger Name: Lester William Polsfuss) wurde am 15. Juni 1915 in der konservativen Kleinstadt Waukesha in Wisconsin geboren. Früh entwickelte er ein passioniertes Interesse nicht nur für Musik, sondern auch für die Natur- gesetze der Akustik. Als Kind brachte er sich Mundharmo- nikaspielen bei und «programmierte» das Walzenklavier seiner Mutter um, indem er neue Löcher und Zacken in die Walzen stanzte. Bald war er ein Virtuose an Gitarre und Banjo. Er baute sich einen Mundharmonikahalter (damals ein Novum) und aus einem alten Grammofon und Autoer- satzteilen ein rudimentäres Aufnahmegerät. Mit dreizehn Jahren arbeitete er als Profi entertainer im lo- kalen Drive-in-Restaurant. Da seine schüchterne Akustik- gitarre vom Motorengebrumm ertränkt wurde, bastelte er sich mit einer Grammonadel und einem Radiolautsprecher seinen ersten elektrischen Pick-up. Danach trat er unter dem Namen Red Hot Red der Countryband The Wizard of Waukesha bei und driftete mit dieser nach Chicago, wo er in die Hausband der wichtigen lokalen Radiostation WLS wechselte. Schnell baute er sich einen Ruf als Studiomusi- ker auf, der problemlos zwischen Hillbillyschlagern, Blues und Jazz pendeln konnte. Louis Armstrong und Georgia White profi tierten von seinem Sachverstand, ehe er unter dem amüsanten Künstlernamen Rhubarb Red 1936 seine ersten eigenen Platten veröffentlichte. Immer wieder versuchte er daneben, eine brauchbare elekt- rische Gitarre zu bauen. Der Durchbruch gelang ihm 1941 les paul mit paul mccartney les paul mit django reinhardt

les paul mit richie sambora mit «The Log». Die Versuche, die Gitarre zu elektrifi zie- Ford sang nun plötzlich wie ein ganzer Chor, während er ren, damit sie im Getöse einer Jazzbigband nicht unterging, selber sich in ein Gitarrenorchester verwandelte (das Ton- reichten in die frühen Dreissigerjahre zurück. Am Anfang bandgerät erleichterte diese Arbeit wesentlich). Darüber hi- klemmte man ein Pick-up unter die Saiten von Akustik- naus erfand Paul allerhand Echo-, Verzerr- und «Twang»- gitarren. Adolph Rickenbacher – ein weiterer klingender Effekte, die er alle auf einer langen Folge von Hitsingles Name – versuchte sich als Erster an einer elektrischen Gi- mit Mary Ford wirkungsvoll in Szene setzte. Gemäss den tarre mit solidem Körper. Les Paul anderseits blitzte mit Rock’n’Roll-Historikern Jim Dawson und Steve Propes seiner Erfi ndung beim Gitarrenbauer Gibson ab, als er legte Les Paul 1951 auf der Number-one-Hitsingle «How sie zum ersten Mal präsentierte. Erst als Leo Fender ge- High the Moon» das erste rechte Rock’n’Roll-Gitarrensolo gen Ende der vierziger Jahre seine elektrische Gitarre auf überhaupt hin. Praktisch alles, was Danny Cedrone, der den Markt warf, wurde man bei Gibson hellhörig. Man Gitarrist von Bill Haley & The Comets, gespielt habe – und ging eine Partnerschaft mit Les Paul ein, der sich seinerseits ganz besonders das Solo von «Rock Around the Clock» –, dazu verpfl ichtete, sich in der Öffentlichkeit nie mit einer sei ein Echo von Les Pauls Stil gewesen. Ein Echo, das dank anderen Gitarrenmarke zu zeigen. dem «dicken» Klang der klassischen Les-Paul-Gitarren, de- ren genaues Design noch heute ein wohlbehütetes Geheim- MEHRSPUR-PIONIER nis ist, nicht nur die Sechzigerjahre prägte, sondern noch bei vielen zeitgenössischen Rockbands nachhallt. Nicht weniger wichtig als die Entwicklung der Gitarre wa- Nach seiner Scheidung von Mary Ford im Jahre 1964 be- ren die Tricks, die sich der nunmehr in Los Angeles lebende tätigte sich Les Paul vorab als Erfi nder: die Achtspur-Ton- und mit Bing Crosby musizierende Les Paul im Studio ein- bandmaschine geht auf seine Kappe. In den Siebzigerjahren fallen liess, das er in seiner Garage eingerichtet hatte. Zum tat er sich mit Chet Atkins zusammen und kassierte für Beispiel war er der Erste, der das Konzept «Multitracking» das gemeinsame Album «Chester & Lester» einen Gram- in die Hitparade brachte, indem er zunächst eine Gitar- my. Danach spielte der grosse Django-Reinhardt-Fan re- renspur auf eine Lackfolie schnitt. Diese spielte er dann gelmässig in den Jazzclubs von New York. 2006 steckte er ab, improvisierte dazu eine zweite Linie und nahm beides schliesslich noch einen Grammy für das Album « Les Paul gleichzeitig auf eine zweite Folie auf. Seine Ehefrau Mary & Friends» ein. Hanspeter Künzler SZENE SZENE SZENE SZENE SZENE

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AM(ELVETIAPLATZ 4EL WWWXENIXCH KING OF POP Seine Haut war wie Pergament, sein Lä- cheln war wie Eis, seine Augen waren wie Murmeln: Der 50-jährige Michael Jackson glich der Spielzeugpuppe, die er als Kind nie besessen hatte.

Michael Jackson war dem Leben schon vor langer Zeit ab- handen gekommen. Nach seinen unvergleichlichen Erfolgen in den Achtzigerjahren geriet er zusehends zur Karikatur. Die Prozesse wegen der sexuellen Übergriffe auf Minderjäh- rige waren mehr als nur peinlich und destruktiv; sie mach- ten aus ihm ein Monster der Abartigkeit, das er nicht gewe- sen war. Denn eine intakte Familie hatte er weder als Kind noch als Ehemann oder Vater. Seine beiden Ehen scheiter- ten. Die engste und einzige Vertraute war jahrelang die weit ältere Schauspielerin Liz Taylor. Kaum jemand hat die Tragik eines hochbegabten, emotional vernachlässigten und nie ganz erwachsen werdenden Kindes brutaler vorgeführt als der «King of Pop». Sein ganzer, gewaltiger Lebensbogen erinnert an Elvis Presley, den Jackson verehrte und mit dem ihn auch eine kurze Ehe mit dessen Tochter Lisa Marie ver- bindet. Wie Presley schien sich Jackson immer fremder zu werden: Dem aufgedunsenen, von der Medikamentensucht verzerrten Gesicht des einen entsprach das ausgehöhlte, von Schönheitsoperationen entstellte Gesicht des anderen. Beide starben alleine, wurden nach ihrem Zusammenbruch erst gefunden, als es zu spät war. Ihr Leben hatte mit der künstlerischen Karriere nie Schritt halten können. Deshalb erschienen beide bei ihrem Tod weit älter, als sie waren. DIE FRÜHEN JAHRE

Jackson wuchs in einer Grossfamilie in Gary auf, einer Indus- triestadt des Mittleren Westens im Bundesstaat Indiana. Sei- ne Mutter war Anhängerin der Zeugen Jehovas, der Vater ar- beitete in der Stahlindustrie und spielte in einer R&B-Band. Er war es auch, der die neun Kinder unablässig antrieb und sie mit Schlägen und emotionaler Distanz aus Die Kinder Die Anschuldigungen dem trüben Alltag heraus- zuheben versuchte. Schon Die drei Kinder von Michael Jackson sollen bei ihrer 79-jäh- Michael Jackson sei einen «nicht unerwarteten Tod» gestor- als Sechsjähriger begann rigen Grossmutter bleiben. Dies sagte Brian Oxman, langjäh- ben, sagte Jackson-Anwalt Brian Oxman dem Sender CNN. Michael in einer Band seiner riger Anwalt der Jackson-Familie, der US-Zeitschrift «Peop- Jackson habe regelmässig eine «erhebliche Medikamenten- vier älteren Brüder aufzutre- le». Jackson ist der leibliche Vater von Prince Michael I (12), dosis» eingenommen. Er schliesse auch eine versehentlich ten, die durch Nachtklubs Paris (11) und Prince Michael II (7). Die beiden älteren Kin- eingenommene, tödliche Dosis Medikamente nicht aus. Ta- des Industriegürtels des der stammen aus seiner kurzen Ehe mit der Krankenschwes- rek Ben Amar, ein früherer Manager und Freund Jacksons, Mittleren Westens tingelte. ter Debbie Rowe. Diese hat gemäss einem mit Jackson ge- macht «kriminelle» Ärzte für den Tod verantwortlich. Das Der quicklebendige Michael schlossenen Vertrag auch nach dessen Tod kein Sorgerecht seien Mediziner, «die ihm das Gesicht zerstört haben und die war bald der Publikumslieb- für ihre Kinder. ihm Medikamente gegen seine Schmerzen gegeben haben», ling, und er sollte sich als sagt Amar zum Radiosender Europe 1. das grösste Talent der Band erweisen. Später einmal soll- Die Familie te er in einem Fernsehinter- Die Tickets view bekennen, dass seine Mutter Katherine, die Brüder Randy und Jermaine sowie Höchstleistungen auf den Jacksons Schwestern Janet und LaToya waren gemäss «Peo- Michael Jackson hätte ab dem 13. Juli eine Serie von 50 Missbrauch und die Gewalt ple» in das UCLA Medical Center geeilt, wohin Michael Konzerten in der Londoner O2-Halle starten sollen. Dafür zurückgingen, mit der ihn Jackson am Donnerstag, 25. Juni 2009, gebracht worden wurden im Januar 800 000 Billette für 90 bis 135 Franken sein Vater Jackson und eini- war und um 14.26 Uhr (Ortszeit) nach vergeblichen Wie- verkauft, auf dem Schwarzmarkt wurden Tausende von ge seiner Brüder antrieben. derbelebungsversuchen für tot erklärt wurde. «Erst war es Franken geboten. Käufer erhielten den Preis zurückerstattet chaotisch, dann absolut still», beschrieb Anwalt Oxman die – sofern sie die Karten an einer offi ziellen Stelle erworben Stimmung in der Notaufnahme des Krankenhauses. «Jeder hatten. Etliche Fans behielten die Tickets jedoch als Souvenir. bitte umblättern ist einfach todunglücklich.» Einige davon dürften in Online-Auktionen auftauchen. DANS LA TENTE KNIGHTS ep www.danslatente.com

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ZWÖLF – das junge Fussball-Magazin. Am Kiosk und im Abo. www.zwoelf.ch Seine grossen und nachhaltigen Erfolge gelangen dem Jungen in den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren. Die Welttournee 1987/89 brach alle Rekorde; und 1991 verlängerte er den Vertrag mit Sony für die einmalige Summe von 65 Millionen Dollar. Ein spektaku- lärer Auftritt an der Super-Bowl zwei Jahre später lockte mehr als 135 Millionen Zu- schauer vor den Fernseher. Doch das Leben entglitt Jackson immer mehr, je weniger er als Künstler gefragt war. Die Nase musste er nach einem Bühnenunfall zwar schon 1979 erstmals operieren lassen; das aber war erst der Anfang. Eine Serie von zunehmend ris- kanten und misslungenen Schönheitsoperationen veränderte sein Aussehen komplett. Bei einem weiteren Bühnenunfall erlitt er 1984 schwere Verbrennungen, und Jackson wurde schmerzmittelabhängig. Die Haut, einst dunkel, wurde immer heller und durchsichtiger. Er wirkte zunehmend zerbrechlich und emotional instabil. Sein wahres Gesicht verbarg er unter einem fetten Make-up, einer Crème, wie sie für Opfer von schweren Brandunfällen verschrieben wird. EIN UNBEDARFTES SCHLITZOHR

Dass er sich als Opfer sah, bekannte er in mehreren tränenreichen Fernsehinterviews. Die Gespräche entlarvten einen unsicheren, tief verletzten und vielleicht gar naiven Jungen, der nicht älter werden wollte. Einige der Absonderlichkeiten seines Lebens rückte er sel- ber noch näher ans Scheinwerferlicht – aus Marketinggründen und aus Protest zugleich. Jackson sei «unbedarft und ein Schlitzohr zugleich», erklärte John Landis, Regisseur der Videos für «Thriller» und «Black or White». Da gab es eine imaginäre Sauerstoffkammer gegen den Alterungsprozess, es gab den Schimpansen Bubbles, mit dem er die Toilette zu teilen vorgab, es gab den Kauf der Knochen des «Elefantenmenschen». Und es häuften sich Berichte über das merkwürdige Treiben auf der Neverland-Ranch, seinem privaten Vergnügungspark im Norden von Los Angeles. Er umgab sich mit Kindern, Puppen und Tieren. Die Grenzen zwischen ihnen und ihm verwischten sich. Ein erster Prozess wegen Missbrauchs eines Jungen endet mit einem Vergleich und einem Schweigegeld von 25 Mil- lionen Dollar. Zum endgültigen Gespött der Weltöffentlichkeit wurde er mit dem zweiten Missbrauchs- prozess von 2005, der zu einem Medienaufruhr sondergleichen geriet, und ihn – trotz des formellen Freispruchs – erledigte. Jackson fl oh nach Bahrain, dann nach Irland und zurück nach Las Vegas. Sein letzter Liveauftritt 2006 geriet zu einer Blamage sondergleichen. Bei den World Music Awards stürzte er von der Bühne, gesungen hatte er gerade erst die ers- ten Zeilen von «We Are the World». In Los Angeles hatte er sich in den letzten Wochen auf eine letzte grosse Tournee vorbereitet. Die Konzerte sollten ein Geschenk an seine drei Kinder werden, sagt Randy Taraborelli, der vor knapp 20 Jahren eine grosse Biografi e von Jackson geschrieben hatte. «Sie hatten ihn nie live auf der Bühne auftreten sehen.»

Walter Niederberger IN DER AUSLAUFRILLE Ron Asheton, Jay Bennett und Sky Saxon – drei aussergewöhnliche Musiker, deren Karrieren vorzeitig endeten. Ein Rückblick auf Leben und Werk der Verstorbenen. Jay Bennett (1963–2009) Exzentrik am Bühnenrand

Unvergessen bleiben die Szenen aus dem Film «I Am Try- ing to Break Your Heart», der die Aufnahmen zum Wilco- Album «Yankee Hotel Foxtrot» dokumentiert. Monatelang hatte sich die Band in ihrem Loft verschanzt und bastelte in- mitten einer beeindruckenden Sammlung von Gitarren, Ver- stärkern und Mikrofonen an ihrem ambitionierten Werk. Zwischendurch kam der Manager vorbei, um nach dem Rechten zu schauen, doch bei einem seiner Besuche hatte er eine unangenehme Nachricht zu überbringen: Wilcos Label Reprise Records habe die Band soeben mit sofortiger Wir- kung aus ihrem Vertrag entlassen. Durch diese Hiobsbotschaft liess sich die Band freilich nicht von der Arbeit abhalten und feilte unbeirrt an «Yankee Ho- tel Foxtrot» weiter, das dann allerdings erst nach weiteren Wirren und einem spektakulären Wechsel zum Label None- such erscheinen und der Truppe um Songwriter Jeff Tweedy schliesslich einen Grammy einbringen sollte. Der Film ist allerdings nicht bloss das Dokument einer Gruppe von Musikern, die unter schwierigen Bedingungen an ihrer Kunst festhalten, sondern berichtet auch von den menschlichen Abgründen, die sich innerhalb eines Kollek- tivs auftun können. Früh schon zeigt sich dem Zuschauer, jay bennett dass es zwischen Tweedy und dem kongenialen Co-Song- writer und Multiinstrumentalisten Jay Bennett brodelt. Dieser unausgesprochene Zwist kulminiert schliesslich beim Abmischen der fertigen Spuren, bei dem sich die bei- den Kreativ-Chefs in die Haare geraten. Am Ende dieses Sky «Sunlight» Saxon (1948-2009) Disputs, der dank der geschickten Arbeit der Filmemacher am Schneidetisch kompakt dargestellt wird, steht Bennetts Der Psychedeliker in der Garage Entlassung. Damit endete eine äusserst fruchtbare Phase der Bandgeschichte, in der neben «Yankee Hotel Foxtrot» Derzeit sind die Feuilletons voller begeisterter Stimmen, auch auch das wegweisende Doppelalbum «Being There», die «Get Yer Ya-Ya’s Out» der Rolling Stones als das bes- «Mermaid Avenue» sowie das hermetische «Summerteeth» te Live-Album aller Zeiten abfeiern. Bei allem Respekt für entstanden. Diese Werke hat Jay Bennett massgeblich mit- diese durchaus tollen Aufnahmen ist das allerdings eine geprägt und sich bei deren Live-Umsetzung als leicht exzen- krasse Fehlein- und Überschätzung, denn ein Jahr vor dem trischer, aber hervorragender Gitarrist und Organist am lin- Stones-Album, 1968, erschien jene Platte, der unbestritten ken Bühnenrand in die Herzen der Zuhörerschaft gespielt. der Titel des besten Live- der sechziger Jahre ge- Vor seinem Einstieg bei Wilco war Bennett als Techniker in bührt: «Raw and Alive – Merlin’s Magic Music Box». einer Reparaturwerkstatt für Videorecorder tätig, spielte in The Seeds, 1965 in Los Angeles vom Bassisten, Songschrei- der mässig erfolgreichen Powerpop-Band Titanic Love Af- ber und Sänger Richard Marsh alias Sky Saxon gegründet, fair und werkelte in seinem kleinen Heimstudio an seinen gehörten neben den 13th Floor Elevators, The Sonics und Songs herum. Nach dem Rausschmiss wiederum konzen- den Electric Prunes zu den besten und wichtigsten Bands trierte er sich auf seine Solokarriere, war als Sessionmu- des psychedelisch inspirierten Sixties-Garagenpunk. Sa- siker (u.a. für Sheryl Crow) und als Produzent tätig. Dies xon hatte das Talent, atemlose Riffs, eine nervöse Orgel alles spielte sich freilich weit unter dem Radar einer brei- und einprägsame Melodien mit dem verletzlichen Klagen teren Öffentlichkeit ab. Dort tauchte Bennett erst kurz vor seiner Stimme und hintergründigen Texten zu echten Ohr- seinem verfrühten Tod wieder auf, als er seine ehemalige würmern zu verbinden. Eine eigenartige Mischung: The Band auf ausstehende Tantiemen verklagte – um endlich Seeds waren weniger hart, aufrührerisch und aggressiv als eine Krankenversicherung abschliessen zu können. Zu spät, ihre Konkurrenz – was ihnen Auftritte im amerikanischen wie sich kurz darauf zeigen sollte. Denn wenige Tage nach Fernsehen und mit «Pushin’ Too Hard» einen Top-40-Hit Einreichen der Klageschrift ist Jay Bennet am 24. Mai an einbrachte –, und doch waren ihre Songs atmosphärisch den unmittelbaren Folgen einer Schmerzmittel-Überdosis vieldeutig und abgründig genug, dass selbst eine hinreis- verstorben. sende Ballade wie «Can’t Seem To Make You Mine» eine Philippe Amrein gewisse unheimliche, ja bedrohliche Irritation ausstrahlt. Ron Asheton (1948–2009) Drei legendäre Akkorde

«Für mich verkörperten sie alles, was Musik sein sollte», sagt Thurston Moore, Gitarrist von Sonic Youth, über die Stooges, die Band aus Detroit, die zwischen 1967 und 1974 mit drei Platten in die Geschichte einging: «Sie verkörper- ten den Willen, lebendig zu sein, aber an der Grenze zum Kontrollverlust.» Die Performance der Stooges war roh und wild. Dafür verantwortlich war natürlich Iggy Pop, der Sän- ger, der auf der Bühne die Kontrolle mit vollen Händen ver- äusserte. Dafür verantwortlich waren aber in hohem Mass auch Ron Asheton und die irrlichternden Bündel zerschos- sener Noten, die er an der Gitarre ins Publikum schleuderte. Am 6. Januar wurde Asheton in seiner Wohnung in Ann Ar- bor im US-Bundesstaat Michigan tot aufgefunden. Offen- bar war er einem Herzversagen erlegen. Er war 60 Jahre alt. Ihr wütender und derber Gitarrenrock machte die Stooges zu bedeutenden Vorläufern der Punks: Sowohl die Sex Pis- tols als auch The Damned – den Rockveteranen aus den Sechzigerjahren sonst eher abgeneigt – coverten schon zu Beginn ihrer Karrieren die Songs ihrer US-amerikanischen Vorbilder. Auch jüngere Bands wie Nirvana oder die White Stripes zählen die drei legendären Platten der Stooges zu ihren wichtigsten Einfl üssen. Die Musik der Stooges und namentlich das Spiel von Ron Asheton war aber mehr als Punkrock. Das Stakkato seiner Gitarre, das ansatzlos in laut berstende Soli oder virtuos geschichtete Soundwälle wech- seln konnte, war auch für experimentelle Gitarristen wie eben Thurston Moore attraktiv. Das amerikanische Musik- magazin «» setzte Asheton in seiner Liste der 100 bedeutendsten Rockgitarristen auf Platz 29. Auf «Raw Power», dem dritten Album der Band, spielte Ron Ashe- ton «nur» noch Bass. Danach löste sich die Band auf. Beim Bühnencomeback 2003 war er aber ebenso wieder dabei wie 2007 auf «The Weirdness», der ersten Stooges-Platte seit «Raw Power». Mit Ashetons Tod dürften die Stooges, die bereits ihren ersten Bassisten Dave Alexander verloren hatten, endgültig Geschichte sein. Christoph Fellmann ron asheton

sky «sunlight» saxon Diese Songs – plus das unter anderem von Stephan Eicher gecoverte «No Escape» oder «Mr. Farmer» – waren Stern- stunden des Garagenpunk und sind heute gern gehörte und gecoverte Evergreens. In den Siebzigerjahren lösten sich The Seeds auf. Von Dro- gen und anderen Exzessen geschwächt, schloss sich Sky Saxon der Yahowha-Sekte an und taufte sich in Sky Sun- light Saxon um. Offenbar füllte ihn das Sektenleben nicht ganz aus, denn im Zug des Garagen-Punk-Revivals in den frühen achtziger Jahren kehrte er zurück, veröffentlichte ein paar Platten (darunter das schöne «Starry Ride» mit Steppenwolfs Marc Bonfi re und ehemaligen Iron-Butterfl y- Mitgliedern), reformierte zwischendurch The Seeds und tauchte in den späten Achtziger- und frühen Neunzigerjah- ren auch auf Schweizer Bühnen auf. Sky Saxon starb am 25. Juni – je nach Biographie 72- oder 63-jährig – an einem Herzinfarkt. Das war eindeutig der falsche Tag (siehe Michael-Jackson-Nachruf ...) – sein Tod ging schlichtweg unter, und Sky Saxon wurde nicht gebührend verabschiedet. Selbst der Autor dieses verspä- teten Nachrufs erfuhr erst Monate später von seinem Tod. Aber es ist nie zu spät, diesem grossen toten Helden die Reverenz zu erweisen, indem man das beste Live-Album der Sechzigerjahre aufl egt. Schmeisst die YaYa’s vom Plat- tenteller weg und öffnet eine «Merlin’s Magic Music Box» – here’s the one and only Sky Saxon and The Seeds, und zwar «Raw and Alive»! Christian Gasser BEST LEISTUNGEN Das Musikjahr 2009 bescherte Marion Leiser (Crazy Beat) Uptown Funk Empire: The Empire Strikes Back uns zum Ausklang der Dekade Memphis Sounds: Ike‘s Moods Fat Freddys Drop: Dr. Boondigga & The Big B.W. diverse herausragende Alben. Lord Newborn & The Magic Skulls: Lord New- born & The Magic Skulls Unser Expertenteam hat sie in Moodyman: Det.riot Smoove & Turrell: Antique Soul handlichen Listen gebündelt. Various Artists: Porno Groove Waxolutionists: We Paint Colors Mathias Menzl Alice Russell: Pot Of Gold Remixes Various Artists: Snuggle & Slap Fires of Rome: You Kingdom You Atlas Sound: Logos Memory Tapes: Seek Magic Jürg Odermatt Trail of Dead: Century of Self Deastro: Moondagger Phoenix: Wolfgang Amadeus Phoenix Editors: In This Light and on This Evening Silvio Biasotto Kollegium Kalksburg: Wiad scho wean Freelance Whales: Weathervanes Nadja Zela: Ciao Amore frYars: Dark Young Hearts Hell: Teufelswerk Major Lazer: Guns Don’t Kill People, Lazers Do Miike Snow: Miike Snow Damian Lazarus: Smoke The Monster Out The Lo Fat Orchestra: Questions for Honey The XX: XX 6th Borough Project: Do It To the Max Casiokids: Verdens største land/Fot i hose (7‘‘) Henrik Schwarz / Âme / Dixon: The Grandfa- Matt & Kim: Grand ther Paradox Die Goldenen Zitronen: Die Entstehung der Nacht Philippe Amrein DJ Harvey @ Beats In Space: 456, 17.2.09 DJ Koze: Reincarnations, The Remix Chapter Krikor & The Dead Hillbillies: Land of Truth 2001–2009 Wilco: Wilco (The Album) The Niallist: The Hots The Homestories: Click-Click Clack-Clack Gabardine: Years & Airports Thunderheist: Thunderheist Düde Dürst: Back to the Groove In Flagranti: Brash & Vulgar/Sounds Superb/ The Duke and The King: Nothing Gold Can Stay Gimme Thomas Bohnet Dinosaur Jr.: Farm Filewile: Blueskywell The XX: XX Benjamin Biolay: La Superbe Bill Callahan: Sometimes I Wish We Were an Eagle Jochen Distelmeyer: Heavy The Low Anthem: Oh My God, Charlie Darwin Tony Lauber The Pains Of Being Pure At Heart: The Pains… Noisettes: Wild Young Heart Morrissey: Years of Refusal The Legendary Lightness: RSS Vol. II Gov’t Mule: By a Thread Element Of Crime: Immer da wo Du bist bin ich nie Rich Hopkins & Lisa Novak: Loveland Die Goldenen Zitronen: Die Entstehung der Nacht Iggy Pop: Preliminaires The Choir Of Young Believers: This Is for the Reto Aschwanden Bettye LaVette: Change Is Gonna Come Sessions White in Your Eyes Matthew Sweet/Susanna Hoffs: Under the Covers, Friska Viljor: For New Beginnings Göldin & Bit-tuner: CSI: Appenzell Vol 2 Babylon Cirucs: La belle étoile Mono: Hymn to the Immortal Wind Them Crooked Vultures: Them Crooked Vultures The Thermals: Now We Can See Metric: Fantasies The Outskirts of Infi nity: Roadburn Festival 2009 Ghinzu: Mirror Mirror Derek Trucks: Already Free Stahlberger: Rägebogesiedlig : Glitter & Doom Live The Heavy: The House That Dirt Built Yo La Tengo: Popular Songs Soap & Skin: Lovetune for a Vacuum Fever Ray: Fever Ray Dangermouse/Sparklehorse: Dark Night of the Soul Yves Baer And Also The Trees: When the Rains Come Yello: Touch Ben Harper & The Relentless 7: White Lies For Dark Times Eric Clapton & Steve Winwood: Live at The Madison Square Garden Dead Weather: Horehound Sting: If on a Winter’s Night Them Crooked Vultures: Them Crooked Vultures Mark Knopfl er: Get Lucky Franz Ferdinand: Tonight + Blood The Beatles: Remasters Stereo Box Set Muse: The Resistance Thomas Nagy

The Antlers: Hospice The XX: XX Various Artists: 5: Five Years of Hyperdub The Juan MacLean: The Future Will Come Animal Collective: Merriweather Post Pavilion Lindstrøm & Prins Thomas: II Ghinzu: Mirror, Mirror Mirah: (a)spera The Whitest Boy Alive: Rules Eels: Hombre Lobo

Philipp Niederberger

Magnetix: Positively Negative Nino Kühnis Box Elders: Alice and Friends Pascal Cames Chimiks: Chimiks Laura Stevenson and The Cans: A Record Black Time: Double Negative Alela Diane: To Be Still Göldin & Bit-tuner: CSI: Appenzell Demons Claw: Demos & Outtakes Vol. 1 Radioshow: Friends & Neighbours Daniel Johnston: Is and Always Was Strange Boys: And Girls Club Various Artists: Dark Was the Night Cymbals Eat Guitars: Why There Are Mountains Jack Of Heart: Jack of Heart Dear Reader: Replace Why With Funny I Was A King: I Was a King Thee Vicars: Back on the Streets Michael Olatuja: Speak Times New Viking: Born Again Revisited Sic Alps: U.S. EZ Patty Moon: Dream EP Wavves: Wavves The Guilty Hearts: Pearls Before Swine Pet Shop Boys: Christmas EP Lou Barlow: Goodnight Unknown Phoenix: Wolfgang Amadeus Phoenix Obstacles: Obstacles (7“) The Low Anthem: Oh My God, Charlie Darwin Björn Kleinhenz: Burma Christian Gasser Wilco: Wilco (The Album)

Analogik: Klunserbeats Olivier Joliat Animal Collective: Merriweather Post Pavilion Adrian Schräder DM Stith: Heavy Ghost Ghinzu: Mirror Mirror Grizzly Bear: Veckatimest The Hidden Cameras: Origin: Orphans Eels: Hombre Lobo King Automatic: In the Blue Corner Luciano: Tribute to the Sun Sonic Youth: The Eternal Micachu: Jeweller Wale: Back to the Feature (Mixtape) Them Crooked Vultures: Them Crooked Vultures Mulatu Astatke & The Heliocentrics: Inspiration Lily Allen: It’s Not Me, It’s You Eagles Of Death Metal: Heart On Information 3 Hockey: Learn to Lose The Black Box Revelations: Set Your Heart On Fire The Flaming Lips: Embrionic The Noisettes: Wild Young Hearts Dinosaur Jr.: Farm The XX: XX The Avett Brothers: I and Love and You Muse: The Resistance Manillio: Jede Tag Superstar The Dø: A Mouthful Rick Ross: Deeper Than Rap Göldin & Bit-Tuner: CSI: Appenzell Veif F. Stauffer (Rec Rec) Mayer Hawthorne: A Strange Arrangement

Antonio Soler: Musica per pianoforte Benedikt Sartorius Lonely Drifter Karen: Grass Is Singing Hanspeter Künzler Jello Biafra: Audacity of Hype Animal Collective: Merriweather Post Pavilion Pierre Omer: See What‘s Hidden Florence & The Machine: Lungs Ja, Panik: The Angst and the Money Stahlberger: Rägebogesiedlig Robyn Hitchcock & The Venus 3: Goodnight Oslo Mount Eerie: Wind’s Poem Lydia Lunch: Big Sexy Noise Kasabian: West Ryder Pauper Lunatic Asylum Dirty Projectors: Bitte Orca Bill Callahan: Sometimes I Wish We Were an Eagle The Leisure Society: The Sleeper Scott Matthew: There Is an Ocean That Divides... Gong: 2032 Madness: The Liberty of Norton Folgate Die Goldenen Zitronen: Die Entstehung der Nacht Comus/Roger Wootton & Piu: Cut the Air at Mello Metric: Fantasies Stahlberger: Rägebogesiedlig Atomic Rooster & Vincent Crane: Alles Alasdair Roberts: Spoils Atlas Sound: Logos St. Vincent: Actor Phantom Ghost: Thrown Out of Drama School Trembling Bells: Carbeth Grizzly Bear: Veckatimest Wild Beasts: Two Dancers

Niklaus Riegg

Wilco: Wilco (The Album) Phoenix: Wolfgang Amadeus Phoenix Sonny Black & Frank White: Carlo Cokxxx Nutten 2 The XX: XX Rihanna: Rated R Bill Callahan: Sometimes I Wish We Were an Eagle Noisettes: Wild Young Heart Hope Sandoval: Through the Devil Slowly Lady GaGa: Fame Monster A Camp: Colonia DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Peru gehört nicht zu den Ländern, die auf der musikali- schen Weltkarte prominent hervorgehoben sind. Die perua- nische Musikszene stand immer im Schatten unmittelbarer und entfernterer Nachbarn wie Brasilien, Kuba, Kolumbi- en und Venezuela. Das wiederum hat den Vorteil, dass sich in Peru heute sehr viel mehr Entdeckungen machen lassen als etwa in den musikalisch quasi lückenlos kartografi erten Bryan Ferry McAlmont/ Charles Szenen von Brasilien und Cuba. Best of Nyman Aznavour & Der Aufarbeitung von Perus Musik widmet sich seit eini- (EMI) The Glare The Clayton gen Jahren das spanische Label Vampisoul mit diversen (MN Records) Hamilton Jazz Samplern. Am erfolgreichsten sind zweifellos die «¡Goza- Bryan Ferry hat sich mit Orchestra ló! – Bugalú Tropical»-Compilations, deren mittlerweile «Slave to Love» und an- Die Kombination von Ge- Charles Aznavour & dritte Ausgabe erschien: Eine schweisstreibende Reise in deren schlafzimmertaugli- genwartsklassik und Popu- The Clayton Hamilton eine Zeit, die für die Entwicklung der lateinamerikanischen chen Songs zum direkten lärmusik liegt in der Luft. Jazz Orchestra Musik eine zentrale Rolle spielte. Wie in anderen Ländern Mitbewerber von Marvin Das im Januar unter dem (EMI/Capitol Jazz) kamen in den Sechzigerjahren auch in Peru alle Zutaten «Sexual Healing» Gaye ge- Bandnamen Final Fantasy zusammen, die später zu Salsa zusammengerührt wurden: sungen. Allerdings hat bei erscheinende, neue Album Die, man glaubt es kaum, Cumbia, Latin Soul, Jazz, Funk und Boogaloo. Dazu kam Ferry der etwas überzogene von Arrangeur Owen Pal- 85-jährige Chanson-Legen- das wachsende Selbstbewusstsein der Peruaner in einer Hang zur Perfektion nicht lett bewegt sich ebenso de Charles Aznavour hat unruhigen, von Putschen und Diktaturen, revolutionärem immer das beste Ergebnis in diese Richtung wie der sich für dieses reife Alters- Auffl ackern und demokratischen Ansätzen geprägten Zeit. gebracht. Ferry- und Roxy- Zweitling der englischen werk in den ehrwürdigen «¡Gozaló! – Bugalú Tropical» bietet kaum Bekanntes, Music-Songs nach 1979 These New Puritans, die Capitol Studios in Holly- kaum Klassiker, sondern weitgehende Obskures und Rares. sind ungefähr so glatt und Steve Reich für sich ent- wood eingemietet und das Namen zu droppen bringt hier nichts – aber es gibt enorm konturlos wie ein frisch deckt haben. Noch unge- vorliegende Album gemein- viel Gutes, Scharfes, Heisses, Würziges und Tanzbares zu gewienerter Parkettboden. wöhnlicher ist indessen die sam mit der bekannten Big entdecken, mit dem man, das als nicht unangenehmer Ne- Dass der Mann auch ande- Ko-Produktion des erfolg- Band The Clayton Hamil- beneffekt, seine Gäste an kühlen Winterabenden bestens res konnte, mal so richtig reichsten britischen Gegen- ton Jazz Orchestra einge- überraschen und erfreuen kann… über die Stränge schlagen, wartsklassikers Michael spielt. Geleitet von den bei- In die zweite Runde steigt «Back to Peru», ebenfalls von mal so richtig knietief im Nyman mit David McAl- den Musikkoryphäen John Vampisoul. Im Gegensatz zu «¡Gozaló!» geht’s hier nicht Kitsch waten, bewies er in mont, dem schwarzen Sän- Clayton und Drummer Jeff um Latin und Tropical, sondern um «The most comple- den Siebzigerjahren, als er ger, der sich gern in einem Hamilton, erklingen hier te compilation of peruvian underground 1964-1974». neben Roxy Music noch Falsetto ausdrückt, sich neu arrangiert einige be- Schlägt man das dicke Booklet auf, fallen einem zuerst ein Parallelleben führte aber in den Achtziger- und kannte Klassiker von Azna- die Bandfotos ins Auge, die den Zeitenwandel abbilden: und sich einen Spass dar- Neunzigerjahren vor allem vour im orchestralen Big- Von adretten, ganz im Stil der Fab Four inszenierten Beat- aus machte, fremder Leute in Britpop-Kreisen beweg- Band-Jazz-Sound. Ob nun Kombos zu langhaarigen Hippies. Diese Entwicklung und Songs zu spielen. Gerade te. Die vorliegende Lieder- das an seine Tochter gerich- Spannbreite deckt auch die Musik ab: Rock’n’Roll, Beat, Dylan hatte es dem Briten sammlung entstand, nach- tete «A ma fi lle», bekann- Funk, Psychedelia, Latinrock, die die peruanische Szene angetan. Natürlich kann dem ein anderes Projekt te Stücke wie «Comme ils vom grossen (und zumeist verhassten) Nachbarn im Nor- man über die Interpreta- des ungleichen Duos in ei- disent» und «Il faut savoir» den übernahmen und hie und da, genetisch bedingt, mit tionen geteilter Meinung ner Sackgasse gelandet war. oder sein berühmtes «La süffi gen, später auch santanesken Latingrooves vermeng- sein. War «A Hard Rain’s Nyman und sein 12-köpfi - bohème». Dazu kommt ten. Natürlich haben die peruanischen Underground-Ro- A-Gonna Fall» nun eine ges Mini-Orchester liefern das eine oder andere neue cker den Rock’n’Roll nicht neu erfunden, und immer wie- eine schlechte Dylan-In- ein Dutzend repetitive, Stück wie etwa «Je suis fi er der erklingen Riffs, Melodien und Refrains, die man von terpreation oder ein guter romantisch angehauchte de nous», das der «franzö- anderswo her kennt. Doch machen sie ihren Mangel an Ferry-Song? Womöglich Klangteppiche, zu denen sische Frank Sinatra» im echter Eigenständigkeit wett mit der Leidenschaft für diese ist der Heuler beides. Die McAlmont Lieder singt, in Duett mit Rachelle Farrell weltweit Rebellion und Aufbruch signalisierende Musik. gefühlte tausendste Best of denen er in die Haut von singt. Wer das klassische «Back To Peru» ist eine Doppel-CD mit 34 Songs von zu- des britischen Meistersin- diversen Personen aus den französische Chanson liebt, meist unbekannten Interpreten, aus denen einige Tracks gers taugt für Neulinge als neusten «News» schlüpft. der wird ein echtes Kleinod deutlich herausragen: Das experimentell-psychedelische Einstieg in eine der inter- Einmal hat er dank eines entdecken mit diesem sehr Hendrix-Cover «Terzera piedra en el sol» von Los Juniors, essantesten Karrieren des Fehlers der Bank ein Ver- interessanten Album des al- das cream-mässig wuchtige «Sittin’ On My Head» von Pax, Musik-Geschäfts, alte Kno- mögen eingesteckt und ist ten Aznavour. der mächtige Funk von Los Yorks «Ya Bebi Gran Rato», chen verführt sie dazu, die verduftet, ein anderes Mal die dadaistische, wiederholt von Hundebellen unterbroche- alten Platten anzuhören. ist er Berlusconis Lover. In- tb. ne Beat-Nummer «Guau Guau A Go-Go» von Los Shains, Mit der DVD bekommt teressantes Konzept, inter- der Funksoul von Los Far Fens «Camina, No Vueles» oder man zudem eine Ahnung essante Songs – die Stimme «Sueño Sicodelico» von Los Holy’s, ein offenbar vom peru- davon, dass man(n) in den ist gewöhnungsbedürftig. anischen Joe Meek produziertes Instrumental ... Siebzigern auch jenseits Als Bonus gibt es die Saxo- «¡Gozaló! – Bugalú Tropical» und «Back to Peru»: Zwei von Jagger und Plant sexy phon-Quartett-Kompositi- grosse Zeit-und Entdeckungsreisen – und eine willkomme- sein konnte. Die Exzentrik on «Songs for Tony». ne Ablenkung vom dunklen Winter Europas. stand ihm gut. hpk. Christian Gasser cam. DIE NEUEN PLATTEN Morrissey Der Einfl uss der Smiths auf die britische Popmusik darf nicht hoch genug eingeschätzt werden. Morrissey und der Gitarrist Johnny Marr sorgten mit ihrer Band während der Dauer ihres Bestehens (1982 bis 1987) für originelle und provokative Popmusik. Auch über 25 Jahre nach der Dionysos Spurv Lærke Tim & Veröffentlichung der ersten, eingängigen Single («Hand In Eats Music On the Brink of the Puma Mimi Glove»/«Handsome Devil») belegen ihre aussergewöhn- (Universal France) Big Otter Turn the Page lichen Alben in den Bestenlisten immer noch die oberen (Hazelwood) (Stattmusik) Plätze. Die Songs klingen frischer und aktueller denn je und Aus dem kleinen Valence inspirieren weiterhin viele Künstler und Newcomer-Bands. kommt die beste französi- Po-Po-Pokerface. Sto-Sto- Wenn der Zürcher Chris- «Die Smiths waren die erste Post-Punk-Gruppe, die Kum- sche Indierock-Band, die Stottern ist wieder ganz tian Fischer (Tim) seinen mer, Witz und Stil und Einfallsreichtum verbanden – mit vor allem live eine echte gross en vogue, manchmal Laptop für ein Konzert einem beinahe chirurgischen Gespür für den richtigen Mo- Sensation ist. Vor 15 Jah- klingts auch richtig sexy, taktet, schaltet sich die ment», behauptet etwa der Musikkritiker Andrew Collins ren haben sich die Schul- wie bei Kristina Kristof- Sängerin Michiko Hana- im New Musical Express (NME). freunde um Sänger und fersen, der Sängerin der wa (Puma Mimi) aus To- Nach wie vor für viel Aufsehen sorgt die schillernde Figur Kopf Mathias Malzieu und skandinavischen Multi- kyo via Skype hinzu. Diese Morrissey. Als überzeugter Vegetarier und begeisterter An- Geigerin Elisabeth «Babet» kulti-Band Spurv Lærke. Einzigartigkeit hat sich in- hänger von Oscar Wilde, als eifriger Dauerkritiker des eng- Maistre zusammengetan. «He-he-help me, I say doc- zwischen so gut und weit lischen Königshauses und bekennender, jedoch in einem Nach Achtungserfolgen mit tor, what is wrong with herumgesprochen, dass selbstgewählten Zölibat lebender Homosexueller sorgt er den ersten drei LPs und me, hea-hea-heal me...», man umso erstaunter ist, mit kontroversen Texten und provokanten öffentlichen einigen Tourneen schaff- singt die junge Dame, ach dass «Turn the Page» nach Äusserungen immer wieder für genügend Zündstoff und ten Dionysos 2003 den ja, man(n) wäre ja wirk- fünf Bandjahren der CD- Diskussionen. «Zeit, dass die Geschichte erzählt wird», Durchbruch in Frankreich lich gerne Arzt, in diesem Erstling des Duos darstellt. wie es gleich in Len Browns Vorwort heisst. Der Autor mit dem Album «Western Falle. «Big Otter» ist mal Tim & Puma Mimi haben hält dabei fest: «Dies ist keine autorisierte Biografi e (...). Es sous la neige» und der Hit- wieder der Beweis, dass für das Album Skype gegen sind bereits einige Morrissey-Biografi en erschienen, doch single «Song for a Jedi». die schönsten Dinge «free» das Studio getauscht. Ein scheinen die meisten von geldgierigen Opportunisten, auf- Inzwischen eine feste Grös- sind bzw. mit sehr gerin- bunter Apfel (nicht ange- dringlichen Fans, schwulen Kavalieren oder fi ndigen Inter- se, begeisterten sie zuletzt gem Aufwand erreicht bissen) ziert das Cover. Im netsurfer zusammengeschrieben worden zu sein.» Brown vor zwei Jahren mit dem werden. Für Pop braucht Original aus Knete, sym- beklagt, dass die meisten bis heute verfassten Biografi en grandiosen Konzeptalbum es keinen Sounddesigner, bolisiere er «die kindliche von Personen geschrieben (oder besser zusammengetragen) «La mécanique du coeur». erst recht keine Millionen. und weltumspannende worden seien, die nie ein einziges Interview mit Morrissey «Eats Music» feiert das Nahezu perfekte Po-Po- Arbeit» von Tim & Puma geführt hätten. Als Nebengedanke eine gern zitierte Aussa- 15-jährige Jubiläum der Popsongs werden hier an Mimi. Ein richtiger Apfel, ge von Oscar Wilde: «Talent borrows, genius steals.» Band mit einer Doppel-CD jeder Ecke aus dem Ärmel wie eine leere Autobatterie Das Buch gliedert sich in die zwei Teile «The Smiths» und und 45 Songs. Wir hören geschüttelt, fl otte Melodi- mit Strom gespiesen, dient «Morrissey», wobei sich der erste Teil natürlich dem Auf- einige unveröffentlichte en, einprägsame Refrains, dem Elektroniker Fischer stieg der Band sowie dem Zerwürfnis mit Johnny Marr Werke, dazu Demofassun- schnurrige Arrangements auch als Instrument. Nur widmet. Die Solojahre stellen ein Thema für sich dar, dar- gen und Alternativversio- mit Brit-Pop-Gitarren, ein Beispiel für den spiele- unter die Rassimusvorwürfe nach dem Finsbury-Park-Auf- nen bekannter Stücke so- Achtzigerjahre-Elektronika rischen Umgang des Duos tritt, aber auch sein Comeback im Jahr 2004 und das viele wie einige ausgezeichnete und abwechslungsreichem mit Technik und Musik, Dazwischen. Die Biografi e versucht jedenfalls, Altbekann- Livestücke – allen voran Schlagzeug. Die Sängerin wo zu groovigem Electro tes nicht wiederzukäuen. vier Stücke von ihrem le- ist dabei ganz wunderbar. auch mal eine Posaune den Brown, der für viele renommierte Zeitschriften und Zei- gendären Auftritt 2008 im Sie kann so cool und sexy Marsch bläst, die Sechziger tungen tätig war, pfl egt einen ruhigen Schreibstil und geht Pariser Zenith: Der alte Hit klingen, wie das nur man- orgeln und sich auch noch damit den einzelnen Stationen von Morrisseys Karriere «Coccinelle» zuerst, dann che französische Sängerin- ein waschechtes Siebziger- nach. Der Autor bezeichnet sich selber als «zurückhalten- «Song for Jedi», gefolgt nen hinkriegen, aber auch Gitarrensolo einschleicht. der Biograf». Aus haufenweise Interview-Material verar- von einer ausgedehnten so verdammt schwach, Die bunten und poppigen beitet er erworbene Kenntnisse und Antworten. Zeitwei- Fassung von «L’homme dass man ihr einen Stimm- Songs macht Puma Mimi se gelingt ihm dabei ein Plauderton wie unter Freunden, sans trucage» vom letzten trainer spendieren möchte. – ehemals Sängerin einer wobei Brown stets betont, dass er weder mit dem Sänger Werk (leider ohne Jean Ro- Aber Entwarnung: alles Punkband – mit ihrem befreundet ist noch zu dessen Bekannten zählt. Am Schluss chefort, der den Text auf «nur» Show. Toll gemacht, charmanten, englisch-japa- des Buches gibt es eine Zusammenstellung der wichtigsten der Studio-CD mitspricht) die Cardigans und The nischem Görengesang noch Songs, und eine Diskografi e mit Chartplatzierungen fehlt und «La métamorphose de Concretes haben Konkur- fröhlicher. Womit man ebenso wenig wie auch zahlreiche Schwarz-Weiss-Fotos. Mister Chat». renz bekommen. ab jetzt auch ohne Skype- Verbindung in den Genuss Michael Heisch tb. cam. dieses aussergewöhnlichen Duos kommt. Len Brown: «Im Gespräch mit Morrissey», Hannibal, 424 Seiten, Fr. 49.90.

sio. DIE NEUEN PLATTEN

Digital Leather Young Fresh Cate Le Bon The Low This Immortal Warm Brother Fellows Me Oh My Anthem Coil (Fat Possum Records) I Don’t Think This Is (Irony Bored Records) Oh My God, The Dark Age of Love (Munster Records) Charlie Darwin (Ici d’ailleurs/Irascible) Das Coverartwork von Cate Le Bon kommt aus (Bella Union/Irascible) «Warm Brother» ist bri- Die Karriere der Young dem südwalisischen Cardiff Achtung, Missverständ- sant. «Warm Brother», auf Fresh Fellows ist eigenartig. und war zuletzt mit Neon Es gibt Lieder mit Pathos. nis: Es handelt sich hier Deutsch «warmer Bruder», Ihr Debüt «The Fabulous Neon unterwegs, dem Al- Sie können gut sein. Diese nicht um ein neues Album ist nach gängiger Lesart Sounds of the Pacifi c Nor- ternativprojekt von Gruff Lieder fi ndet man bei Dylan des 4AD-Allstar-Projekts eine Bezeichnung für Ho- thwest» erschien bereits Rhys. Die Verbindung mit und bei Cohen, und wenn This Mortal Coil. Sondern mosexuelle, eine herablas- 1984, dann folgten – bis dem superschlauen Kopf man sie hört, dann möchte um ein Tributwerk zu Eh- sende Redewendung, die 1996 – zahlreiche Platten, der Super Furry Animals man (vielleicht) aufstehen ren der Industrial-Pioniere auf die Nationalsozialisten die die frischen jungen kann auch hier quasi als und die rechte Hand aufs Coil. Nachdem die eine zurückgeht. Shawne Fosse Kerls aus Seattle zu Helden Gütesiegel gelesen werden. Herz legen. (Oder einfach Coil-Hälfte John Balan- alias Digital Leather er- der alternativen Ami-Sze- Légère Glockenstimme spüren, wie es einem kalt ce 2004 gestorben war, klärt es folgendermassen: ne, im Gegensatz aber zu und charmanter Walisen- den Rücken runter läuft.) sammelte der französische «I like the sound of these zahlreichen ihrer Kumpels akzent kennzeichnen Ca- Das Neo-Folk-Trio The Label-Impressario Stépha- words together and I love nicht zu Weltstars mach- tes singer/songwriterischen Low Anthem aus Connec- ne Grégoire eine Schar von anything provocative.» ten. Ab Mitte der Neunzi- Stil. Statt wie andere Neo- ticut hat zumindest zwei Musikern um sich: Auf vier Wie auch immer, «Warm ger machten sich die Young Folkies begleitet sie sich auf solcher Lieder geschrieben, Stücken spielen DAAU, bei Brother» ist die vierte Plat- Fresh Fellows rarer, da ihr diesem Debüt-Album aller- «Charlie Darwin» und drei anderen Yann «Amé- te von Shawne Fosse und Kopf Scott McCaughey dings nicht mit schrumme- «Ohio». Beide sind wun- lie» Tiersen, und Matt seine erste, die er als Band als «fünftes» Mitglied von liger Akustikgitarre, son- derschön (und) reduziert Elliott übernimmt den Ge- aufgenommen hat. Sie ist R.E.M. und anderen Pro- dern mit fein modulierter, instrumentiert (Oboe!) sang, wenn nicht gerade ein kitschig, catchy und ext- jekten wie Minus 5 ziem- da und dort mit Pedalen und fl iessen natürlich da- Gast am Mikro steht. Wo rem sympathisch. Allge- lich ausgelastet war. Und verfremdeter Elektrizität. hin, wie ein ruhiger Fluss. die Originale metallisch mein herrscht viel Betrieb: nun kommt «I Don’t Think Da und dort kommt auch Die Band kann aber auch klirrten, hören wir hier Feedback und Hall werden This Is», ihr seit 2001 ers- eine veritable Band samt anders, mischt im dritten avantgardistische Kammer- durch die Boxen gejagt, tes neues Album: 30 Minu- Schlagzeug, fi ependem Syn- Song heissere Temperatu- musik mit Klavier, Cello, dass es eine helle Freude ten Spieldauer, 13 Songs, thie und schnaubendem ren mit ein und lässt da- Akkordeon, Klarinette und ist, Synthesizer-Wände und jeder Song so knackig, Harmonium zum Zug. Das nach alle Dämme bersten. Marimba. Heimelig klingt Fuzz-Gitarren-Attacken frisch, eingängig, melo- Titelstück kommt gleich The Low Anthem geben das keineswegs, stattdes- konterkarieren den non- diös, erfreulich und munter zum Anfang, schlägt ei- sich nun als raue Gesellen, sen dräut die Atmosphäre chalant-lässigen Gesangs- machend wie der vorher- nen eher düsteren Ton an zornig, polternd, raukehlig apokalyptisch wie bei Coil. stil. Der Gesamteindruck: gehende. Tolle, im besten («I fought the night, and und entsetzlich dünnhäu- Und dann diese Lieder: Digital Leather ist irgend- Sinn klassische Pop-Songs the night fought me») und tig. Mit zwei Songs, die «Ostia» zum Beispiel, die- wie alles, und alles andere mit hohem Jukebox- und endet in einem wüsten Ins- wie rostige Rasierklingen ses Requiem für Pasolini, als fassbar. Ein fröhlicher Hit-Appeal, die der Produ- trumental-Tohuwabohu. im Reispudding liegen, zer- auf dem Bonnie Prince musikalischer Hybrid, sa- zent Robyn Hitchcock in Ty pischer ist allerdings schneiden sie das ansonsten Billys Klagegesang erschüt- gen wir mal Synthesizer- einen warmen, sehr analog das darauffolgende, herr- feine und an Cohen, Dylan, tert wie schon länger nicht Punk’n’Roll dazu. klingenden und eher an die liche «Sad Sad Feet», wo The Band geschulte Album. mehr. Das verstörende Ins- Sechzigerjahre denn an das die Gitarre und das Piano Ja, man muss diese Song- trumental «Chaostrophy». men. 21. Jahrhundert gemah- silbern schimmern und Le Bastarde nicht mögen, Die undurchdringliche Düs- nenden Sound kleidet. Die Bon sich gleich selber mit aber sie zeigen etwas vom ternis von «Love Secret dreizehn Songs sind so gut, Backing Vocals begleitet. Potenzial, das in der Band Domain». Oder auch der dass sich die Frage nach der Man ertappt sich hier beim steckt. Es geht nicht nur spukhafte Jazz von «Tat- Länge bzw. Kürze des Al- Gedanken an die stilleren um Geschichten und Stim- toed Man» mit der israeli- bums gar nicht stellt: Man Momente der frühen Velvet mungen («Oh my god, the schen Sängerin Yaël Naim. hört sich «I Don’t Think Underground und Nico. water’s all around us...»), So gerät «The Dark Age of This Is» sowieso am besten Nur eben mit einer ganz, sondern um die schiere Ge- Love» mitnichten zu «just und liebsten gleich mehr- ganz anderen Stimme. walt der Musik. Kontraste. another Coveralbum», son- mals nacheinander an, Was wäre Leise ohne Laut? dern zu einem ambitionier- ohne sich auch nur einen hpk. Vielleicht sind gegensätz- ten Stück düsterer Kunst Akkord oder Refrain lang liche Songs wie diese auch für gehobene Ansprüche. zu langweilen. einfach nur ein Zeugnis von Könnerschaft. ash. cg. cam. DIE NEUEN PLATTEN

Lucien Dubuis Tom Waits Kris Vic Chesnutt Orianthi Trio & Glitter and Doom Kristofferson At the Cut Believe Marc Ribot Live Closer to the Bone (Constellation/Irascible) (Geffen) Ultiime Cosmos (Anti/Phonag) (New West) (enja) Immer weiter stösst Vic Wäre Michael Jackson Wem 2008 das Glück lach- Wie sein alter Kumpel Chesnutt vor, immer tiefer nicht gestorben, würde Ich bin kein grosser Jazz- te, der konnte sich ein Ti- Johnny Cash wird auch dringt er in die schwarzen Orianthi mit ihm auf der Kenner, deshalb sagt mir cket für die Tournee des Kris Kristofferson mit Abgründe seiner Seele ein Bühne der Londoner O2- der Name Lucien Dubuis grossartigen Tom Waits zunehmendem Alter im- und lässt dabei die For- Arena stehen. Vor Jackson auch nicht besonders viel. sichern, deren Highlights mer besser. 73 ist der alte meln der Americana hin- sind bereits andere auf die Den 55-jährigen Marc Ri- jetzt auf CD vorliegen. Haudegen inzwischen, ter sich. Auf «At the Cut» Qualitäten der 24-jährigen bot dagegen, den grenzgän- Obwohl sie die Magie des und «Closer to the Bone» wird er, wie schon auf dem Gitarristin aus Australien gerischen Ausnahmegitar- grotesk in Szene gesetzten ist nach dem Comeback- magistralen «North Star aufmerksam geworden. risten, kenne und schätze Sets nur im Ansatz rüber- Album «This Old Road» Deserter», begleitet von Vor Jahren schon jammte ich schon länger. Dubuis bringt, hängen wir sofort (2006) das zweite Werk, Musikern von Godspeed sie mit Carlos Santana, sie ist ein Multiinstrumenta- an den Lippen eines mitt- das auf einem Indie-Label You! Black Emperor, Thee spielte mit Steve Vai, Prince list aus der Romandie, der lerweile 60-jährigen Enter- erscheint. Offensichtlich Silver Mt. Zion Memorial und mit ZZ Top. 2007 trat mit seinen Mitstreitern tainers, der – angetrieben muss er sich in dem Alter Orchestra sowie von Fuga- sie an Eric Claptons Cross- Roman Nowka (Bass) und von einer agilen, fünfköp- nichts mehr beweisen, kei- zi-Gitarrist Guy Picciotto. roads-Festival auf. Zwei Lionel Friedli (Drums) in fi gen Band – in verschie- ne Hits schreiben, sondern Gemeinsam zaubern sie ei- Jahre nach ihrem selbstpro- der Szene geschätzt und dene Charaktere schlüpft: kann ganz einfach Songs, nen offenen, entschlackten, duzierten Erstling «Violet bekannt ist. Die Koopera- der Jahrmarktschreier, der die ihm am Herzen liegen, reduzierten, atmosphärisch Journey» wird jetzt Ori- tion der Drei ist auf dem Prediger, Nachtclub- oder einspielen. Ob nun das aber immer dichten Mix anthis Majordebüt veröf- Album «Ultime Cosmos» Countrysänger. Waits, der seinen Kindern gewidmete aus Country, Folk, Süd- fentlicht. «Believe» klingt, festgehalten. Ein feines Interpret grosser Balladen. «From Here to Forever» staaten-Soul und Postrock wie befürchtet, nach ande- Crossovern quer durch Seine schamanenhafte Per- oder «Sister Sinead», das hin, in dessen Mittelpunkt ren opulent produzierten die musikalischen Genres, formance akzentuieren er für Sinead O’Connor ge- Chesnutts brüchige, zwi- Mainstream-Pop-Produkti- zwischen Jazz und Funk, abenteuerlich eklektische schrieben hatte und auf den schen Selbstmitleid und onen. Ich sage nur: Evane- Rock und anderem. Das Musikarrangements, die Skandal vor 17 Jahren an- Aufbegehren schwanken- scence, Avril Lavigne, Para- ist gelegentlich eine recht von der surrealen Stim- spielt, als sie in einer ame- de Stimme steht. Chesnutt more. Die Songs behandeln wilde Melange, wobei auch mung eines Vaudeville-The- rikanischen TV-Show ein erzwingt sich unsere Auf- hirnlose Männer, Liebes- die kontemplativen Phasen aters zum Mississippi füh- Bild des damaligen Papstes merksamkeit durch sein leid und Vergebung. Mu- zur Geltung kommen. Dem ren, von Marroko ins Zelt zerriss. Kristofferson über- Geschick, die verschiede- sikalisch kombinieren sie virtuosen, improvisieren- eines kleinen Wanderzir- zeugt hier wie dort mit im nen Elemente so zusam- eingängigen Pop-Bombast den Stil von Dubuis, der kus. Träger Swamp-Blues, positivsten Sinne einfachen menzufügen, dass seine mit furiosen Gitarrenatta- Alto-Sax und Kontrabass- herzergreifende Hymnen, Countrysongs, sparsamst Songs zwar verletzlich und cken. Und die beherrscht Klarinette spielt, steht ein Zigeunerballaden, treiben- instrumentiert, fein arran- unfertig wirken, aber ge- die Blondine: Seien es ihre glänzender E-Gitarrist ge- der Rhythm & Blues, Fla- giert, die seine weiche, al- rade deshalb die Offenheit tollen Soli auf «According genüber. Dass alles sehr menco-Gitarre und Boogie. tersweise Stimme extrem bewahren, die es uns er- to You» und «Bad News» leicht daherkommt und Die meisten Songs hier sind gut zur Geltung kommen laubt, uns in ihnen zu ver- oder die beseelten Grooves überhaupt nicht ange- neueren Datums, sie stam- lassen. Wo der Titelsong lieren. So prägen sich seine zu «Drive Away» – die Frau strengt intellektuell klingt, men von «Bone Machine», und «Good Morning Songs und seine düsteren überzeugt. Steve Vai gas- ist eine Kunst und macht «The Black Rider» und John» kräftig zupackend Moritaten über das scharf tiert auf dem Turbo-Inst- die Platte extrem hörbar. «Real Gone». Alles wird sind, kommt «Starlight and beobachtete äussere und rumental «Highly Strung». Als Bonus und second take hier zu einem schimmern- Stone» mit seiner Mund- innere Leben tief im Hörer Fazit: Viel Girl-Power und gibt es eine 20-minütige den, zuckenden Kosmos harmonika melancholisch ein. Das ist eine überaus kommerzielles Potenzial, DVD dazu. verwoben. daher, während «Hall of intensive und deshalb nicht dazu killermässige Gitar- Dem Storyteller Waits wie- Angels» ein tieftrauriger immer nur entspannende renpassagen. Es ist wohl tb. derum ist die zweite CD Begräbnissong ist. Als Bo- Erfahrung: «At the Cut» mein Problem, dass ich mir gewidmet. Da vernehmen nus gibt es noch einen Hid- ist ein grossartiges Album, von ihr etwas Bodenständi- wir allerlei Wissenswertes – den Track, den ersten Song, gleichzeitig aber düsterer geres gewünscht habe. von den Essgewohnheiten den er selbst als 11-Jähriger als alles, was der seit 1983 der Geier bis hin zur Ver- geschrieben hat. querschnittgelähmte Ches- tl. führungskunst der Spinnen. nutt in seiner mittlerweile tb. 20-jährigen Karriere aufge- tl. nommen hat.

cg. DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Kollege Farnham ist ein Musikmaulwurf, wie es sie wohl nur in London gibt. Tagsüber tut er in der behördlichen Strassenplanungsabteilung des Bezirkes Camden Gutes. Abends treibt er sich in kleinen und kleinsten Kneipen he- rum, wo es Live-Bands zu geniessen gibt. Dabei ist Kol- lege Farnham ein ganz besonders idealistisch gesinnter Tom Gillam Royal Bangs Princeton Geselle. Er interessiert sich nämlich vorab für Bands, die Had Enough? Let it Beep Cocoon of Love noch nirgends unter Vertrag sind, allenfalls ihre CDs und (Blue Rose/MV) (City Slang) (Kanine Records) Downloads selber veröffentlichen. Er führt seine eigene Website, www.oppositiont.co.uk. Früher hat er darin je- Hierzulande mag Tom Gil- Es folgt ein Erfahrungsbe- Zu welcher Tages- und der Band, die ihm irgendwie interessant erschien, ein paar lam unbekannt sein, in den richt zu Royal Bangs, der Wochenzeit würde man Zeilen gewidmet. Einmal monatlich organisierte er im Bull USA tummelt sich der aus im Frühling 2009 seinen sich einen musikalischen & Gate Pub in Kentish Town, einer Indie-Spelunke so alt Philadelphia stammende Anfang nahm. Ich ent- Kokon wünschen? Genau, wie Methusalem, den Klubabend «Traumattack» mit sei- und seit kurzem in Austin deckte gerade «We Breed am Sonntagmorgen, zum nen neusten Entdeckungen. Das war manchmal eine wahre lebende Singer/Songwriter Champions», die Debüt- weckerfreien Aufwachen. Ohrenweide, manchmal auch kaum auszuhalten. Aber im- schon länger in der Sze- Platte der Band aus Knox- Zur Erkenntnis, dass ein merhin. Nun hat Kollege Farnham beschlossen, kürzer zu ne. «Had Enough» dürfte ville, Tennessee. Sprechen- warmes Bett an einem neb- treten. Nicht, weil ihm die guten neuen Bands ausgegangen dank dem Deal mit Blue de Gitarren, einnehmende lig-grauen Sonntagmorgen wären. Einfach, weil er nicht mehr jeden Abend in einer Rose auch in Europa sei- Melodien, elektrisierende dem perfekten Wohlbefi n- düsteren Kneipe sitzen will. Trotzdem hat er mich letzthin ne Freunde fi nden, bietet Rock’n’Roll-Songs sind den ziemlich nahe kommt. angerufen. Und er erwischte mich an einem Tag mit frei- das Album doch zeitlosen, darauf zu hören. «Die Kö- Und zu den letzten Krü- em Abend. So trafen wir uns um die Ecke im Luminaire, handgemachten, nach Bier niglichen» veröffentlichten meln Butterzopf. Irgendwie einem der besten Musiklokale in London. Der Abend und Pisse riechenden All- ihren Erstling auf Audio denkt man sich: Belle and bestätigte einen Verdacht, den ich seit ein paar Monaten American-Rock’n’Roll, wie Eagle Records, dem Label Sebastien und die Kings hege. Nämlich: Der Überdruss gegen computergenerierte er seit Jahren gespielt wird. von Patrick Carney (Black of Convenience bräuch- Klänge greift um sich in London. Ich habe mich an dieser Es kommt halt darauf an, Keys). Gehört hat dieser ten doch endlich eine Stelle schon wiederholt über die fl orierende neue Folksze- wie heiss das Feuer der Lei- die Band auf MySpace, sah Ablösung, und die könn- ne ausgelassen. Nun kommen immer mehr Bands aus dem denschaft brennt. Und das sie daraufhin live und war te Princeton heissen und Indie- oder Singer/Songwriter-Bereich mit durch und durch lodert in diesen elf Eigen- hin und weg. So erging es kommt aus Kalifornien. Sie altmodischen, organischen Instrumenten daher. Von Cello kompositionen gewaltig. auch mir. In meinem Her- sind Meister der säuselnden bis Glockenspiel, von Harmonium bis Waschbrett – Sam- Neben Gillam (Gitarre, Ge- zen stand: «Neue Lieb- Umgarnung namens Twee. ples und Loops tuns nicht mehr. Ein Einfl uss, der da ins sang) und seinem langjähri- lingsband». Da passte dann So, wie das nur Schotten Spiel kommt, ist der Aufstieg von Burlesque-Clubs. Dabei gen Gitarristen Joe Carroll auch, dass der zweitletzte oder Nordeuropäer kön- handelt es sich um intime Kaschemmen mit alternativen hören wir lokale Session- Track der Platte «Little nen, vorzugsweise Schwe- Unterhaltungs-Shows, deren Angebot vom schrägen Zau- musiker wie Alan Durham Switzerland» heisst. Die den mit ihrer ausgeprägten berer über Stripperinnen, deren Brustspitzen mit necki- (Dumptruck, Alejandro Songs vereinen Noncha- Brunch-Kultur. Die Band schen Glitterhütchen verziert sind, bis zu Chansonniers mit Escovedo) an der Lead- lance und Durchschlags- ist zwar zurzeit in Kalifor- deutlich gällischem Einschlag reicht. An dem Abend, als gitarre, Michael Traylor kraft und haben die catchy nien ansässig, hat sich aber mich Kollege Farnham in den Ausgang schleppte, kam das (Escovedo, Billy Joe Sha- Leichtigkeit des Seins, die in London formiert, scheut alles auf gloriose, euphoriekreierende Weise zusammen. ver) am Bass und Vicente eigentlich nur ein Debüt- sich ausserdem keineswegs Zuerst erschienen zwei Clowns und stellten sich auf den Rodriguez (Sister Morales, Album haben kann. Indie- davor, Afro-Beat-Einfl üsse Tanzboden. Nun bin ich nicht der grösste Fan von Clowns, Eric Hisaw) am Schlag- Rock mit Hang zu Electro- geltend zu machen («Ca- aber die beiden, genannt Galvin & Foster, waren doch zeug. Als Highlights möch- nica und Garage, so könnte lypso Gold»), womit wir ziemlich grossartig. Der eine – Foster? Galvin? – sang böse te ich die Ballade «Million man es umschreiben. Ihr dann wieder zurück über Absturzballaden, derweil der andere – Galvin? Foster? – Miles Away» hervorheben. Zweitling erschien dann im den Teich zu Vampire dazu die Ukulele zupfte oder eine Handorgel traktierte. Nichtsdestotrotz ist dies vergangenen Oktober und Weekend gelangen wür- Danach trampelte eine Musikantenherde auf die Bühne, eine Rockplatte: Mit «Real lässt genau diese Unbeküm- den. Der sich darob zuerst die sich Mystery Fax Machine Orchestra nannte. Meine Thing» startet sie in klas- mertheit vermissen. «Let it einstellende fahle Beige- Arithmetik-Kenntnisse reichten nicht dazu aus, die genaue sisch satter Texas-Manier, Beep» ist weniger aufdring- schmack verfl üchtigt sich Teilnehmerzahl zu eruieren. Jedenfalls waren sieben Geigen während bluesgetränkte lich ausgefallen als das aber bald, denn Princeton dabei, eine lebensgrosse Harfe, ein Bläsersatz samt Tuba Roots-Rocknummern wie Debüt, dafür vertrackter, bleiben hängen und offen- und Posaune und natürlich das grosse Modeinstrument des «Ride» (mit Guy Forsyth anspruchsvoller, weniger baren eine erstaunliche, auf Jahres: Ukulele. Das Orchester war wohlgedrillt, der Stil an der Blues-Harp) oder «mit-der-Türe-ins-Haus- den ersten Hördurchgang schlug einen Bogen zwischen deutschem Twenties-Kabaret, «Hard Enough» dem Al- fallend». Es stellte sich aber nicht zu vermutende Nach- Tom Waits und Sun Ra. Der Leader des Orchesters, ein bum Ecken und Kanten in der Folge heraus, dass haltigkeit. Es stellte sich da- gewisser Martin White, schreibe derzeit an einem Musical verpassen. Ein toller Shou- es sich um ein sogenanntes rauf ein positives Überrum- über das Leben eines Flohes. Die Nationalhymne der Floh- ter im Stil eines Bob Seger, «Grower-Album» handel- pelungs-Gefühl ein. republik hatte er schon komponiert – der Refrain lautete handwerklich solide Songs, te. Mal schauen wie hoch «One nation – on one dog...» Ziemlich clever. geile Band! Royal Bangs noch wachsen men. werden. Hanspeter Künzler tl. men. DIE NEUEN PLATTEN

Various Artists Them Crooked Neviss Paul McCartney Broadcast & Love.Life Vultures The Good Men Good Evening The Focus (Ape Must Not Kill Ape) Them Crooked (Goldon Records/Irascible) New York City Group Vultures (Hear Music/Universal) Investigate Im Gegensatz zu ihrem (DCG Music Group) Fast drei Jahre haben sich Witch Cults of the Mailorder erfreut sich das die Innerschweizer Ne- Endlich hat er es geschafft: Radio Age Label Ape Must Not Kill Zusammengebracht hat sie viss eine Auszeit gegönnt. Sir Paul veröffentlicht nach (Warp/MV) Ape von Marianne «Miss Dave Grohl, bei einem Bar- Untätig war die Band al- fast einem halben Jahrhun- European Hardcore» Hof- beque setzte er John Paul lerdings nicht. Martin Fi- dert Musikerkarriere ein Zitate aus alten Horrorfi l- stetter nach wie vor bes- Jones, Bassist von Led Zep- scher hat mit seiner zweiten komplettes Konzert, als men und Sounds von psy- ter Gesundheit. Jüngstes pelin, und Josh Homme, Gruppe Huck Finn gross Film und als CD. Ansons- chedelischen Drogenpartys Zeugnis ist der zweite La- Kopf der Queens Of The abgeräumt, während Beni ten waren es immer Tour- prägen das herumgeistern- bel-Sampler, der 21 Bands Stone Age, nebeneinander. Widmer die Debüt-Platte mitschnitte oder – wie bei de Hörspiel, das das bri- aus der Schweiz, Deutsch- Dave Grohl, pausierender des «Schweizer Pete Doh- «Unplugged» von 1991 tische Duo Broadcast mit land, Singapur, Frankreich, Foo Fighter, war kurz zu- erty» Baby Genius produ- – gekürzte Versionen eines ihrem Freund Julian House Malaysia und den USA vor zum Arzt gegangen, ziert hat. Die Erinnerung Konzertes. Paul, mittler- eingespielt hat. Lieder fi n- vereint. Wie den Liner und der hatte ihm Sport ist dennoch nicht verblasst. weile im Rentenalter ange- den sich in diesem radio- Notes zu entnehmen ist, verschrieben. Prima, dachte Neviss haben mit ihrem kommen, wird keine Welt- phonen Hexen-Gebräu ziehen die Bands zwar alle sich Grohl, dann spiele ich Spass- und Posen-orientier- tourneen mehr absolvieren, kaum: Ausnahme ist «The an einem Strick, was die wieder Schlagzeug, das kam ten Indie-Rock mit Schmiss sondern lediglich ein paar Be Colony», in dem Trish Vermarktung (oder eben bei den Foos eh zu kurz. und Schmackes zu stark Konzerte pro Jahr geben. Keenan mit ihrer schwe- Nicht-Vermarktung) von Die Band begann im Som- beeindruckt. Ihre dritte Konzerte wie jenes im benden Stimme den Hörer Musik und Leben angeht. mer mit den Proben, und Platte stellt nun dazu aber New Yorker Citi Field, das in eine ausfasernde Alice- Musikalisch bietet «Love. als es funktionierte, hatte eine klare Zäsur dar. «The er im Juni zur Eröffnung Im-Wunderland-Welt will- Life» aber ein buntsche- Josh Homme innert kürzes- Good Men» klingt weniger desselbigen gab. Das Citi kommen heisst, in der alles ckiges Bild. Eröffnet der ter Zeit so viele Songs wie nach Sturm und Drang und Field Stadion wurde an der Sound ist und die linearen Singer/Songwriter Robert noch nie in seinem Leben mehr nach Sesshaftigkeit Stelle des legendären Shea Strukturen verwischt sind. Svensson den Reigen mit zu schreiben. Jones bringt und Erdigkeit. Ihr Song- Stadiums errichtet, wo die Tapespulen, fragmentari- Americana-Klängen, legen es auf den Punkt – für ihn writing gehörte schon auf Beatles 1965 das erste Sta- sche Beats, weite Hallräu- Ila Mitra gleich ein treiben- haben Them Crooked Vul- den zwei vorhergerigen dionkonzert der Rockge- me, die an das Werk des des Emocore-Brett hin, um tures und Led Zeppelin viel Platten zum Besten, was die schichte gespielt haben. Meisterproduzenten Joe kurz darauf den Oldschool- gemeinsam, nicht nur das Schweizer Populärmusik Sentimental wird es, als Meek gemahnen, fi nden HC-angehauchten Bravo schnell eingespielte Album. zu bieten hatte. Mit Songs Macca John Lennon (mit sich in diesen 42 Minu- Fucking Bravo Platz zu ma- Der Sound klingt denn wie «The Good Men» «Here Today») und Geor- ten, die einlullend wirken chen. Und so geht die Stil- auch wie Led «Zeppelin I» und «Saint Broken Heart» ge Harrison (mit «Some- und die kosmische Musik reise auch munter weiter – und «II», ergänzt um das schliessen sie nahtlos da- thing») gedenkt. Einer der aus den Sechziger- und mit Bands wie Daitro, Kias Songwriting von «Era Vul- ran an und setzen sogar Höhepunkte, neben Billy Siebzigerjahren neu ver- Fansuri, Kids Explode, garis» von den Queens. noch einen drauf. Ruhige Joels Gastauftritt, ist Paul kabeln. Die Platte macht Her Breath On Glass oder In Jamsessions wurde bei Indie-Pop-Songs wechseln spontanes Gitarrensolo, das uneingeweihte Publi- Mr.Willis Of Ohio, um nur den meisten Songs die vier- sich ab mit Radio-Balladen das er an «I’ve Got a Fee- kum aber auch bekannt die klingendsten Namen minütige Quintessenz raus- und straighten Indie-Rock- ling» anhängt. Linda, seine mit Julian House, der auf zu nennen. Das wirklich gezogen. Das führt – wie Tracks. erste Frau, bedauerte es, seinem Label Ghost Box Grossartige am Sampler bei «No One Loves Me Die schöne neue Neviss- dass Macca nicht öfters die ähnlich psychedelische und ist, dass einen trotz der & Neither Do I» oder den Welt gefällt, auch wenn bei Leadgitarre spielte. She was wunderliche Traummusik stilistischen Vielfalt nie ein «Reptiles» – zu erstklas- «Never Wanted to Go to damn right! veröffentlicht, während Gefühl der Beliebigkeit be- sigen, oft aber schon fast Jena», dem letzten, lauten Anhänger der drei regulä- schleicht. Vielmehr erfreut zu perfekten Songs. Josh Lebenszeichen der Band, yba. ren Broadcast-Alben wohl man sich an der erfrischen- Homme dazu: «Wir spie- das sie vor ihrem Hiatus als lieber auf die nächstes Jahr den Unverkrampftheit, mit len so, wie es andere nicht Single veröffentlich haben erscheinende Liedsamm- der sich die Bands anschi- können.÷ Und genau dar- und das es aufs Album ge- lung des Duos wartet. cken, die Welt zu einem um ging es. Und mancher schafft hat, etwas Wehmut besseren, deutlich erträgli- Fan von guter Rockmusik aufkommt. Dennoch: Für bs. cheren Ort zu machen. Und wird sich freuen, wenn er mich ist «The Good Men» zwar einfach, indem sie mal die rote CD mit dem Ad- ein heisser Anwärter auf damit beginnen. lerkopf unter dem Weih- den Titel «Schweizer Platte nachtsbaum fi ndet. des Jahres». nin. yba. men. SZENE SZENE SZENE SZENE SZENE

SA, 12. DEZEMBER 2009, 21.00 UHR ÄL JAWALA (D) GYPSY ROOTS TAKEN TO THE DANCEFLOOR! Sa. 12.12.09 Clubraum 21:00 Woo-Hah! SO, 13. DEZEMBER 2009, 11.00 UHR *CHALI 2NA (JURASSIC 5) JILL´S COCKTAIL BAND (CH/UK) Dj K-Rim JAZZ-MATINÉE MIT LINDY HOP-CRASHKURS Mi. 16.12.09 Clubraum 20:30 DO, 17. DEZEMBER 2009, 19.30 UHR Fabrikjazz HENDRIX COUSINS (CH/USA) MARY HALVORSON TRIO HENDRIX ACKLE, RICHARD COUSINS, PETER HAAS, MARCO FIGINI Sa. 19.12.09 Aktionshalle 22:00 SA, 26. DEZEMBER 2009, 19.00 UHR Enter The Dancehall 3. WINTERTHURER *DAVID RODIGAN BLUESNIGHT Silly Walks Discotheque LARRY‘S BLUES BAND (CH), AL COOK (AT), WALT‘S BLUES BOX (CH) 21.1. - 2.2.10. Ziegel oh Lac 21:30 SA, 02. JANUAR 2010, 21.00 UHR ROCKWOCHE 2010 MAX PASHM (UK) 21.1: We Were Promised Jetpacks DJANE AMRIT & DJ SUNNY ICECREAM 22.1: Raz Ohara And The Odd Orchestra 23.1: Band Of Skulls, Ventura feat. David S0, 10. JANUAR 2010, 19.00 UHR Yow (Sänger von Jesus Lizzard) mi 16.12. Peter Pan Speedrock (nl) KITTIE (CAN) speed rock Les NRV (ch) rock‘n‘roll 27.1: Two Door Cinema Club 29.1: Fanfarlo (USA) IT DIES TODAY fr 18.12. Grantig (de) metal 2.2 : Friska Viljor Electric Hellessence (ch) MALEFICE (UK) Mehr Infos: www.ziischtigmusig.ch sa 26.12. The Peacocks (ch) punkabilly (NL) *Vorverkauf: Zürich: BIZZ (044 221 22 83), Crazy MAGNACULT DeeCracks (aut) pop punk Beat, Jamarico, , Jelmoli (044 212 13 11), Migros City • IN THE BLACK-TOUR 2010 Graveyard Johnnys (uk) Aarau: Dezibelle • Baden: Zero Zero • Bern: Olmo DO, 14. JANUAR 2010, 19.30 UHR sa 09.01. Hellroom Projectors (ch) Tickets • St. Gallen: BRO • Winterthur: Jamarico Two Killers Theory (ch) MOTHERS PRIDE (CH) sa 16.01 Death of a Cheerleader (ch) CHEEKBONES (CH) indie rock Neviss (ch) DIE MACHT DER LIEBE ZUM GUTEN SONG sa 23.01. Francis International Airport (aut) indie Schnitzer (ch) SO, 17. JANUAR 2010, 20.00 UHR mi 27.01. Fight Like Apes (irl) KIERAN GOSS (IRL) FOR THE RECORD TOUR 2010 sa 30.01. Heavy Trash (usa) rockabilly with Jon Spencer Bloodshot Bill (usa) FR, 22. JANUAR 2010, 20.00 UHR VVK: starticket ELYSIUM (CH) sa 13.02. Saint Vitus (usa) doom CD-TAUFE / GUESTS: THE SINFUL SAINTS (CH), HATHORS (CH) VVK: starticket VORSCHAU: mi 17.02. Nebula (usa) heavy psych stonerrock VVK: starticket DO 18.02.10* PARADISE LOST (UK), SAMAËL (CH) SA 20.03.10* SUNRISE AVENUE (FIN) DO 13.05.10* BAP (D) www.gaswerk.ch [email protected] untere schöntalstrasse 19 WWW.SALZHAUS.CH 8401 winterthur UNTERE VOGELSANGSTRASSE 6 8400 WINTERTHUR *** TICKETS: WWW.STARTICKET.CH *** Plakataushang Wir wünschen allen und Flyerverteil Sehr gezielt und in jeder Region der Schweiz einen guten Start ins 13. Jahr mit LOOP.

Telefon 044 404 20 20 www.propaganda.ch DIE NEUEN PLATTEN 45 Prince Klavier und Gockenspiel, eingewickelt in Velvet-Under- ground-Rock, der an Keith Richard gemahnt – das ist «Gabrielle» (Radio 81) von Chocolat aus Montreal. Dass hier auch Leute von den Demon’s Claws mitspielen, wird deutlich in «Johnny Depp», einem ekstatischen Flamin’- Wolfmother Gov’t Mule Lo Fat Groovies-Rocker. Nach ihrer träumerischen ersten Single Cosmic Egg By a Thread Orchestra hier ein weiterer Keeper. (Universal) (Provogue/Musikvertrieb) Questions for Honey In San Francisco ist mal wieder einiges los. Dem Rip-Off- (Sounds Of Subterrania) Punk-Rock der Neunzigerjahre haben sich The Ebonics Die Besprechung des De- Zu den vielen Lobeshym- (Daggerman) verschrieben. Dies liest sich nicht nur ziem- bütalbums im Mai 2006 nen, die auf Gov’t Mule Clap-Clap, und gleich ist lich überfl üssig, sondern startet mit «Rock’n’Roll» und beendete der Autor mit den schon angestimmt worden auf «Questions for Ho- «Partytime» auch genau so. Erst mit der B-Seite kommt Worten, dass Wolfmother sind, steuerte der amerika- ney» alles da: Der stoi- dann richtig Partyfreude auf. Sowohl «Down 16th» als einem noch viel Freude nische Ausgabe des «Rol- sche, unterschwellig bru- auch «Hitler’s Wife» erinnern an die Problematics oder bereiten würden. Ihr Al- ling Stone» eine weitere bei: tale Bass, die Spacesounds The Long Gones und sind beides Playlist-Anführer. bum war die Retrorock- «Sie transformieren den vom Georgel, die verzerrte Mit den Beach Boys ist das ja so eine Sache… Irgendwie Sensation des Jahres, der klassischen Power-Trio- Stimme, das tighte Schlag- heiss geliebt – und doch haben ihre Platten, selbst in unbe- Song «Woman» gewann Sound von Cream und der zeug. Das neue Album obachteten Momenten alleine zu Hause abgespielt, einen den Grammy für den bes- Experience des Lo Fat Orchestra aus leichten Beigeschmack. Genau deshalb haben die Magic ten Hardrock-Song. Doch ins 21. Jahrhundert.» Trifft Schaffhausen schillert als Kids (Goner/Rough Trade) einen schweren Stand. Glück- dann war es mit der Freu- durchaus zu, wenngleich Nightlife-Bastard zwischen lich, wer hier unbefl eckt an den Start geht, denn ihn er- de vorbei. Musikalische dieses Zitat der Kreativität verschwitzter Sechzigerjah- wartet in «Hey Boys» der vergessene und verlorene Pet- Differenzen eskalieren, und dem Power der Blues- re-Garage und neonkühlem Sounds-Song – dank dem begleitenden Kinderchor sogar im Sommer 2008 entliess rock-Meister bloss zum Teil Tanzpulver-Club. An der der charmanteste. Sänger Andrew Stockdale gerecht wird. Was wirklich Plattentaufe konnte man In Echo sich überschlagender Beatles-Gesang, fast schon seine beiden Mitmusiker abgeht, wenn Gitarrist neulich auch live erleben, quälende Höhen, wenn der Hintergrund-Chor einsetzt, und formiert die Band in Warren Haynes mit Drum- was das in Deutschland eine taktgebende Snare und eine knapp lautere Gitarre. ein Quartett um. Das lang mer Matt Abts, Tastenspie- vielgetourte Trio ausmacht: Was sich nicht wie ein Hit liest, ist eben doch einer: «Girls erwartete Nachfolgealbum ler Danny Louis und dem Supercatchy Hooks, Fuss- Like You» (Spin the Bottle) von The Boystoys aus Lafayet- «Cosmic Egg» steht nun in im vergangenen Jahr dazu pedal-Effekte galore, die te. Für «I Want You» fi nden sie dann doch noch den Regler den Läden. Zu empfehlen gestossenen schwedischen Fähigkeit, als Band im rich- für den Bass, und Drums und gar eine Slide-Gitarre setzen ist die Limited Edition mit Bassisten Jorgen Carlsson tigen Moment zu explo- jeweils laut und kurz ein, um den Song in Unvergänglich- vier zusätzlichen Tracks, zu ihren ausufernden Jams dieren, um im melodiösen keit zu giessen. Ganz klar der Black-Lips-Songalike des denn diese gehören mitun- anheben, kann man bei ih- Krach zu schwelgen wie Jahres, gar vor den Strange oder Jacuzzi Boys. «Black and ter zu den besten, was die ren Konzerten erleben. Ihre auch das Flair, Songs ein- Blue and Gray» meint man vom ersten Ton an in- und aus- Band produziert hat. «In endlosen Tourneen haben fach, aber stets spannend wendig zu kennen und seit einer Ewigkeit zu lieben. Irgend- The Castle» klingt nicht die vier Schwerarbeiter im zu halten. wie wie die erste Single von The Dutchess & The Duke, nur nach Led Zeppelin, Frühjahr unterbrochen, Ums differenziert zu sagen: jedoch mit Sixties-Beat-Lament anstatt Folk. Und mit be- der Song hätte gut auf ein um ein neues Studiowerk Die beste Band weit und törendem Orgelsolo. Album der Band gepasst. einzuspielen. In Willie Nel- breit – mit einem Kracher- «Caroline» ist schlicht ge- sons Pedernales-Studio ent- album. Besonders gut die Philipp Niederberger nial, weil Stockdale mal stand ein kraftstrotzendes, beiden Opener: «Style» nicht wie Robert Plant, son- kompaktes Album, dessen mit der einzigen Textzeile dern nach sich selber klingt rockige Seite von der ers- «She’s got the style, but I – und dabei Erinnerungen ten Nummer «Broke Down ain’t going wild» – besser an Oasis und Guns’n’Roses On The Brazos» bestens kann man das Manual of weckt. «Phoenix» über- repräsentiert wird: Ein er- Cool nicht auf den Punkt zeugt durch die Vielfalt von diger Texas-Stampfer, ver- bringen – und der irgend- Gitarrensoli und «Violence edelt mit dem unverkenn- wann euphorisiert abhe- Of The Sun» ist der bes- baren Gitarrenspiel von bende Titelsong mit einer te Oasis-Song, den Oasis Billy Gibbons (ZZ Top). Farfi sa-Melodie, die sich nie geschrieben haben. Bei Ob Southern Rock, Blues, tief in die Synapsen fräst. «Eyes Open» stapfen Wolf- Hardrock, eindringliche Überraschend schliesst das mother in den Fussstapfen Balladen, Reggae und Psy- Album mit so etwas wie ei- von Muse, ansonsten ist chedelia («Inside Outside ner Ballade: «I’m About to «Cosmic Egg» solider Se- Woman Blues #3»). Hayes Go Insane» geht jedem auf- venties-Hardrock in zeitge- & Co. sind stets top of rechten Mann an den ko- nössischem Gewand, und the game, wie der Lateiner misch klopfenden Muskel zumindest die Langfassung sagt. im Brustkasterl und endet, der CD ist ein grossartiger wie es muss: Mit dräuen- Zweitling. tl. den Alarmsirenen. yba. odi. NACHT SCHICHT

Lärmen mit Black Dice Krachen mit Deerhoof

Freudiger sichtbarer Lärm: Die Brooklyner Gebrüder Copeland und ihr Seit 1994 betreibt der animalische Schlagzeuger Greg Saunier seine Band Mitstreiter Aaron Warren bilden eine der wenigen Bands, die auch aus- Deerhoof in wechselnder Besetzung, fand später die japanische Filmstu- serhalb der hermetisch abgeschlossenen Noise-Szene ein Publikum fi nden. dentin Satomi Matsuzaki und den Gitarristen John Dieterich, die beinahe Ihre Sound-Frickeleien und -Manipulationen der traditionellen Rockins- jährlich ein neues Album veröffentlichen. Jüngstes Beispiel in der wunder- trumente sind trotz tanzenden und tanzbaren Rhythmen immer noch kaum samen Reihe an vorzüglichen Alben ist das mit Gitarren-Neuzugang Ed konsensfähig. Und so veröffentlichen Black Dice ihre Platten nicht mehr Rodriguez eingespielte «Offend Maggie»: Die trockenen und ungemein auf dem Label ihrer Förderer vom LCD Soundsystem, sondern sind zurück groovenden Trommeln krachen, die Gitarren schmieden listige Riffs und auf dem kleinen Verlag der befreundeten Durchstarter Animal Collective, schlagen überraschende Haken, während Matsuzakis dünne Stimme Non- wo jüngst ihr grell collagiertes Album «Repo» erschienen ist. Ein konzer- sense-Texte lispelt und kindliche Naivität in das lustvolle Klangbild ein- tantes Erlebnis, dem das Programm von Nate Young, dem Oberhaupt der speist. Kurz: Deerhoof ist die Band der süssen, lärmenden, zwielichtigen, ohrenzerschmetternden Noise-Meister Wolf Eyes, vorangeht. (bs) abenteuerlichen Popmusikträume. Und eine der phänomenalsten Live- Bands dieser Zeit, die beim grossartigen Auftritt an der diesjährigen Bad Les Caves du Manoir, Martigny, 10.12., Les Caves du Manoir, Martigny; Bonn Kilbi auch den dilettierenden Kleenex ihre Reverenz erwiesen. (bs) Kaserne, Basel, 11.12., Kaserne, Basel; 12.12.,Palace, St. Gallen; 13.12., Queen Kong Club, Neuchatel; 14.12., La Catrina, Zürich 17.12., Südpol, Luzern, Support: Lird van Goles

Selbstvergewissern mit Nadja Zela Diamanten schürfen mit Wavves «Ich habe in den vergangenen zwei Jahren fast nur noch uralten Blues ge- hört, meine Gitarre umgestimmt und neues Material geschrieben.» So fasst Auch wenn es noch immer nicht geklappt hat mit der grossen Shitgaze- Nadja Zela ihre jüngere Musikvergangenheit zusammen und fährt dann Explosion in unserem bescheidenen kleinen Fleck: Die Missionare hören fort: «Was sich schon lange bei mir als Bedürfnis herauskristallisiert hat, nicht auf wiederzukehren und die Ästhetik des Schepperns zu predigen. habe ich dieses Jahr nun endlich konsequent umgesetzt: Ich wollte mal Auch und gerade wieder diesen Winter. Bereits zum wiederholten Male wissen, wie es rauskommt, wenn ich ganz alleine durch meine Klangwelt zum Beispiel San Diegos Drogenkinder Wavves. Mit viel, viel Fuzz, kra- wandere, alles selbst mache von Komposition über Produktion bis zur Ver- chenden Cymbals und vor sich hin blabbernden Trommeln verschleiern sie öffentlichung des Materials.» Das Resultat dieses Streifzugs durch die eige- gekonnt, was ihnen eigentlich behagt: Kleine, kurze Songs voller grossen ne Klangwelt heisst «Ciao Amore», und auf diesem Album musiziert Zela Momenten und Melodien. Das Freilegen der funkelnden Edelsteine hinter über die Gesamtskala der Fein- und Grobheiten hinweg, mal introspektiv der beständig im dunkelroten Bereich zitternden VU-Meter-Nadel ist dabei säuselnd, mal trotzig und dunkel murmelnd. Es ist ein faszinierendes Werk, der eine Spass, das Wärmen und Schwelgen im Sonnenschein zwischen den das die konsequente Entwicklung einer Songwriterin dokumentiert, die be- Klanggewitterzellen der andere. Live soll das Vergnügen zudem noch um reits mit ihren Bands Rosebud und Fifty Foot Mama für Furore sorgte und eine Dimension reicher sein: Die aufgedrehten Verstärkertürme, so bestä- sich nun auf einen Weg begibt, auf dem man sie gerne begleitet. (amp) tigen einschlägige Quellen, klatschen einem schlichtweg an die Wand. Die Devise muss also lauten: Ohren auf, Helm auf, Herz auf und durch. (nin) 16.12., Exil, Zürich; 18.12., Helsinki, Zürich; 19.1., Bar 3000, Zürich; myspace.com/nadjazela 11.12., ISC, Bern NACHT SCHICHT

Marschieren mit Laibach Debütieren an der Rockwoche

Ein komplettes Album mit Nationalhymen. Eine «Sonic Suite» namens Seit jeher bietet die Rockwoche zum Jahresauftakt ein Forum für New- «Volkswagner». Eingedeutschte Coverversion, wo dann Queens «One comer. Diesmal präsentiert sich das Programm als eigentlicher Debütan- Vision» mit «Ein Leitbild» übersetzt wird. Klar reagieren Zeitgenossen, tenball. Da wären zum Beispiel We Were Promised Jetpacks aus Glasgow die mangelhafte Informationen mit politischer Korrektheit kompensieren, (Bild). Ähnlich wie die Labelkollegen Frightened Rabbit und The Twilight refl exartig: «Nazis!» Dabei hat die slowenische Band bloss (und lange vor Sad spielt das Quartett Indierock von ruppigem Charme. Sänger Adam Rammstein) erkannt, dass eine direkte Linie von Marschmusik zum Indus- Thompson wirft sich in die Sorte Refrains, die man auch auf guten Radio- trial führt. Wer im alten Jugoslawien aufwuchs, entwickelte früh ein siche- sendern hört, währen sich dahinter die duellierenden Gitarren dengelnd res Gespür für Totalitarismen jeglicher Richtung. Und so inszenieren die dem Delirium nähern. Das Erstwerk ist gerade ein halbes Jahr draussen, Slowenen um den bärtigen Bariton Milan Fras bis heute unbeirrt das Spiel deshalb: jetzt entdecken, bevor diesem Rohdiamanten in den Mühlen des mit den Symbolen. Für die aktuelle Tournee haben die Uniformfetischisten Musikbusiness die Kanten geschliffen werden. einige Songs aus den frühen Achtzigern entstaubt, was insbesondere den Aus London reist die Band of Skulls an. Der Name lässt an eine Biker- angejahrten Fan freut. Als gleichberechtigte Tourpartner sind Juno Reactor Combo denken, und komplett falsch ist das nicht. Denn das klassisch be- um den Elektro-Eklektiker Ben Watkins mit von der Partie. Die Engländer setzte Power-Trio präsentiert auf seinem Erstling «Baby Darling Doll Face sorgten mit ihrem Amalgam aus Goa, düsterem Drum & Bass, Orches- Honey» tatsächlich den wuchtigen Groove einer Garagen-Bluestruppe. ter-Klängen und afrikanischen Trommeln schon auf den Soundtracks zu Darüber erheben sich die Gesangsstimmen zu sehnsüchtigen, süchtigen «Matrix» und «Mortal Kombat» für Furore. Was für eine Kombination: machenden Melodien. Ein grosser Abend für Luftgitarrenfummler. Laibachs Maschinen-Metall und das Ethno-Spektakel von Juno Reactor – Two Door Cinema Club wiederum sind Schulfreunde aus der nordirischen wenn da die Kampfstiefelträger nur nicht aus dem Takt geraten. (ash) Provinz und gehen ganz simpel vor: Gitarre, Bass und der Rechner als Schlagzeug-Ersatz. Dazu die poppigen Hooks von Phoenix, die raffelnden 18.12., Kiff, Aarau Gitarren von Bloc Party und das Songverständnis von Modest Mouse – und fertig ist «Tourist History», das «10 Songs in einer halben Stunde»- Debüt der Briten. Jetzt ist also der richtige Zeitpunkt zum Konzertbesuch, Künsteln mit TJ Spool damit Sie in ein paar Jahren angeben können: «Ich habe die ja schon da- mals im Ziegel undsoweiterundsofort.» (ash) Sie sind zweifellos das dynamischste Duo im hiesigen Musikuntergrund: DJ Wicked Wiggler und TJ Spool. Hinter diesen kompromisslosen Pseu- 21. bis 30.1., Rote Fabrik, Zürich; www.rotefabrik.ch donymen verbergen sich Philipp Niederberger (den Lesern dieser Zei- tung auch als Autor der Rubrik «45Prince» bekannt) und Nils Blättler. Gemeinsam betreiben sie das Konzertlabel Memphisto, das für stilvollen, Zaubern mit Messer Chups dreckigen Garagenrock steht. Seit mehr als zehn Jahren veranstalten die beiden Draufgänger in der Innerschweiz Konzerte, und die sind ausnahms- Während bei Broadcast alles zerfasert (siehe Platten), erscheinen die He- los grosse Klasse. Und wenn die eingeladenen Bands und Musiker gera- xen- und billigen Horrorfi lmzitate bei der Spassbande Messer Chups mit- de mal Pause machen oder ihren Auftritt beendet haben, sorgt Wicked samt famosen Surfgitarren gebündelt, ehe die Russen das Trash-Gebräu Wiggler vom Plattenteller aus für Unterhaltung, und auch TJ Spool (das fröhlich explodieren lassen. Die beiden Olegs – genauer Oleg Gitarkin TJ steht für Tape-Jockey) beschallt den Raum – mit Spulentonbandgerä- und Oleg Kostrow – sind natürlich nicht allein, denn niemand bringt die ten aus alten Armeebeständen. Doch das ist noch längst nicht alles, denn Schallwellen des ehrwürdigen Theremins schöner zum Schwingen als die überdies fi lmt Nils Blättler mit seiner Super8-Kamera jeweils drei Minuten Grossnichte dieses Instrumentenerfi nders, die auf einigen Aufnahmen der des Konzerts ab. Nun legt der umtriebige Bild- und Tonbandkünstler sogar Band gastierte und bei den Konzertfahrten durch das burleske Zombie Girl noch eins drauf. Er hat Standbilder seiner Super8-Sequenzen abfotografi ert ersetzt wird. Als hervorragende Parallelsoundtracks zu Ed Woods Vampir- und über 100 dieser Momentaufnahmen für das Buch «Rock’n’Roll Stills» Ufo-Filmen mit dem grossen, späten Bela Lugosi funktionieren schliesslich zusammengetragen. Dessen Lancierung wird nun mit einer ordentlichen die Alben, programmatisch betitelt mit «Black Black Magic», «Cocktail Vernissage-Party gebührend gefeiert. Mit Kunst, kühlen Getränken und – Draculina» oder «Bride of the Atom». Denn das schaurige Weltall ist ein- ähm – heissen Rhythmen. (amp) mal mehr nicht genug für einige gloriose und irrsinnige Russen. (bs)

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