Kiffen Koksen Saufen Rocken Sterben
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1"$,&/%&3&1035"(&/ ,*''&/ ,0,4&/ 4"6'&/ 30$,&/ 45&3#&/ 8&40-%063406-4'03 4&9 %36(4"/%30$,µ/µ30-- ,*''&/ ,0,4&/ 4"6'&/ 30$,&/ 45&3#&/ SoulBooks.de Buchhandlung, Verlag & Versand 1 Inhalt Kiffen, Koksen, Saufen, Rocken, Sterben 5 Wie sich die Kultur des Todes in der Rockmusik entfaltete 7 Das Leben war Amy Winehouse nicht Droge genug 13 Rozz Williams – ein Sklave des Bösen 19 Pete Steele / Type 0 Negative – Metaller mit Rambo-Allüren 28 Heath Ledger – vom heldenhaften Sunnyboy zum mörderischen Psychopathen 32 Gerry Rafferty – der Mr. „Baker Street“ 36 Captain Beefheart – der Grenzüberschreiter 37 George Harrison – der Außenseiter als Sinnsucher 45 Blues Brother – John Belushi 49 Pink Floyd: Richard Wright – der Mann am psychedelischen Keyboard 54 Alexander McQueen – Tod eines Teufelskerls 56 2. Au��lage 2012 Deichkind – Sebi ist tot 59 Gil Scott-Heron – „Me and the Devil“ 62 © 2012 by SoulBooks.de Inhaber Markus Finkel Black and proud – die unglaubliche Karriere des James Brown 65 Landwehrstraße 34, 80336 München Gary Moore – der Tod seines Kumpels Phil Lynott war ihm keine Cover: Christian Schumacher Warnung 70 Satz und Layout: Holger Meyer, Christian Schumacher Johnny Cash – When the Man comes around 73 Illustrationen: Konrad Albert, J B, Claus Becker, Andreas Alt Herausgeber: Markus Finkel Herman hieß er (Herman Brood) 86 Ein Massengrab mit einem gigantischen Grabstein, auf dem steht Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck „Kiffen, Koksen, Saufen, Rocken, Sterben“ 95 ISBN: 978-3-942893-05-3 Michael Jackson – Erinnerungen an den King of Pop 102 „Ich wollte nie ein Superstar sein“ – das seltsame und traurige Leben des Alex Harvey 108 2 3 Kiffen, Koksen, Nate Dogg – Der verlorene Sohn? 112 Die Metamorphose des Markus Löffel zu DJ Mark Spoon 114 Saufen, Rocken, Wer war Ahmet Ertegun? 119 Sterben William S. Burroughs (1914-1997) – Poet out of Space 121 Rio Reiser – in ideologischen Verstrickungen 126 Amy Winehouse hat gesungen: „They tried to make Wendy O. Williams und Würzel – Mein Gott! Oh Baby. me go to Rehab. But I said ey, no, no, no!“. Nun ist You go for overkill! 132 Amy tot. Dieses Buch ist ein Buch über Tote und „Woolly“ Wolstenholme 135 das Leben das sie geführt haben. Sex & Drugs & Rory Gallagher – ein Leben für den Blues 137 Rock’n’Roll ist nichts Anstößiges mehr, sondern Willy DeVille – der Spanish Stroll macht keinen zum Lebensstil mutiert. Das ändert jedoch nichts Cadillac-Walk mehr 141 an der Tatsache, dass diese Lebensweise radikal Dennis Hopper – Psychopath im Film und im wirklichen zerstört. Die Neo-Hippies MGMT bringen es in ih- Leben 145 rem Lied time to pretend auf den Punkt: Gang Starrs Guru Keith Elam verlässt die Bühne 151 Mark Linkous / Sparklehorse – It’s a wonderful life (?) 152 This is our decision to live fast and die young. Der letzte romantische Künstler: Malcolm McLaren, We’ve got the vision, now let’s have some fun – Promoter des Punk 157 Yeah, it’s overwhelming, but what else can we do? Joe Strummer 163 Get j������������������������es and wake up for the morning River Phoenix – der tragische Held der Generation X 167 commute? Anna Nicole Smith – Sie folgte ihrem Vorbild Marilyn in den Tod 170 Das ist unsere Entscheidung, schnell zu leben und Ronnie James Dio – der Mann mit den Teufelshörnern 175 früh zu sterben. Wir stehen zu dieser Sichtweise, Aleister Crowley und sein Einfluss auf die Popkultur 181 nun komm und lass uns ein bisschen Spaß haben – Keith Green – Musiker zur Ehre Gottes 185 Wir werden davon überlutet, doch was sollen wir sonst tun? 4 5 Etwa in langweiligen Büros arbeiten und auf den neuen Morgen warten? Wie sich die Wenn das Leben nervt und zum Kotzen ist, dann Kultur des Todes ist die Lösung nahe: Party, Rausch, Musik und Sex und alles so oft und so exzessiv wie möglich. Viele in der Rockmusik glauben gar nicht mehr daran, ohne das alles exi- stieren zu können. Das ist ganz schön kaputt und entfaltete führt ins totale Elend. Einsam, krank und süchtig verenden sie als no name in irgendeinem dreckigen Verfolgt man die Rockmusik bis zu ihren Anfängen Loch. Man will uns weismachen, dass wir nichts zurück, also nicht zu Bill Haley oder Elvis Presley, anderes brauchen außer Sex, Drugs & Rock’n’Roll! sondern bis zum schwarzen Rhythm and Blues Das ist die message, die uns permanent von einer und seinen Vorläufern, so stößt man auf eine Kul- gigantischen Traum-Maschinerie für teures Geld tur des Todes. Leben und Tod, Diesseits und Jen- verkauft wird. Doch das vermeintliche Leben ist seits, Menschen und dämonische Mächte waren ein Massengrab in dem abertausende von oftmals für die Musiker zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch sehr jungen Menschen verscharrt werden vor allem in New Orleans letztlich dasselbe – oder und auf dessen Grabstein steht: Kiffen, Koksen, durch eine nur im Trancezustand jederzeit über- Saufen, Rocken, Sterben. Das ist eine Botschaft, windbare Barriere voneinander getrennt. Dahin- die wir nicht brauchen und dennoch haben wol- ter steckt die im Zeitalter der Sklaverei aus Afri- len, weil wir so gierig sind. ka eingeführte Voodoo-Religion. Augenfälligster Beleg für die Verbindung zum Thema Tod war die Wenn du dieses Buch liest, wirst du feststellen, fröhliche Begräbnismusik, die bei Beerdigungen dass es Menschen gibt, die „ja, ja, ja..“ sagen. Ja zu auf den berühmten Band Wagons gespielt wurde, einem Leben ohne diesen ganzen Wahnsinn. oder die ausgelassene Feier des Allerheiligenfests, bei dem die Lebenden sich ihren Toten besonders Markus Finkel und das nahe fühlten und als Zeichen dafür Totenschädel Soulsaver-/ SoulBooks-Autorenteam rollen und Skelette tanzen ließen. 6 7 1954/55 kam die Rockmusik in der weißen Ju- Erfahrungshorizont von Teenagern, die ja an den gendkultur an. Ihre eigentlichen Wurzeln wurden Tod meist keinen Gedanken verschwenden. jedoch zunächst abgeschnitten oder verschleiert – der unerhörte Rhythmus, die unterschwellige Als Rock im Gefolge der British Invasion 1963 Sexualität, Lautstärke und das Protestpotenzial zurückkehrte und sich behauptete, erweiterte sich mussten vorläuig genügen, den alten Genera- das Repertoire in dem Maß, wie sich auch der Zeit- tionenkonlikt anzuheizen. Im Übrigen wurden geist änderte. Drogen wurden zu einem festen Be- die Jugendlichen vor schädlichen Einlüssen standteil der Musikkultur. Im Rausch glaubten die noch weitgehend geschützt. Nur wenige Musiker Musiker mitunter, die Grenze zwischen Leben und konnten es sich leisten, Hexerei, Voodoo und Tod Tod zu überschreiten und machten das auch zum offen auf die Bühne zu bringen. Einer von ihnen Thema ihrer Songs. Großen Einluss übten zudem war Screamin’ Jay Hawkins. Sein größter Hit war die Beatles mit ihrem Selbsterfahrungstrip nach „I Put a Spell on you“ (1955); bei seinen Shows Indien aus. John Lennon sagte: „Ich glaube nicht wurde er in einem brennenden Sarg auf die Bühne an den Tod. Ich steige einfach aus einem Auto aus getragen und ließ Totenschädel sprechen. und in ein anderes ein.“ Allerdings forderte der Rock’n’Roll-Lebensstil im Zuge von Drogenmiss- Die großen frühen Rock’n’Roll-Stars wie Elvis, brauch und Raubbau am eigenen Körper die er- Jerry Lee Lewis, Tom Petty oder Carl Perkins sten Opfer: Brian Jones von den Rolling Stones, waren davon weit entfernt. In ihrer Welt tauchte Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison von den der Tod höchstens in Verbindung mit Unfällen Doors, Gene Vincent. auf: der Flugzeugabsturz von Buddy Holly, Ri- chie Valens und The Big Bopper am 3. Februar In den Jahren bis 1968 wurde versucht, das vor- 1959, der Unfalltod von Eddie Cochran 1960 und zeitige Ableben der ersten großen Stars zu he- auch der von James Dean 1955. Der Rhythm- roisieren. Es wurde der „Club 27“ erfunden, da and-Blues-Star Johnny Ace hatte sich schon 1954 mehrere berühmte Rockmusiker im Alter von 27 erschossen, aber versehentlich im Suff, was im- Jahren abgetreten waren. Noch 1994 gesellte sich merhin zum ersten Verkaufserfolg mit Tribute- ihnen Kurt Cobain von Nirvana bei, der mit 27 Schallplatten beim jungen Publikum führte. Jahren Selbstmord beging. Ganz aktuell erwirbt Ansonsten beschränkte sich die Musik auf den sich im Jahr 2011 Amy Winehouse die Mitglied- 8 9 schaft. Ein früher Tod wurde in den bewunderten Erträglichen immer weiter verschoben. In einigen Lebensstil integriert, das Lebe-jetzt-und-denk’- Bereichen des Gothic ist der Tod – vor allem auch nicht-an-morgen um das „live fast, die young“ er- der Selbstmord – Bestandteil der propagierten gänzt. Die vorgebliche Schönheit und Konsequenz existenziellen Lebenshaltung. des Rock’n’Roll-Todes bekam aber schon bald hässliche Flecken. Beim Rockfestival in Altamond Für Jugendliche ist das Thema Selbstmord von waren 1969 Krawalle im Tod eines Konzertbesu- großer Bedeutung, weshalb die Rockkultur dank- chers kulminiert. Er wurde von einem Mitglied bar darauf zugriff, als das Tabu gefallen war. In der der Hell’s Angels getötet, die fatalerweise als Ord- Pubertät wird der Suizid häuig als Ausweg fürs ner engagiert worden waren. Allmählich rückte Anders- und Unverstandensein, Liebeskummer, bei Rocksongs und Plattencovern auch das Grau- Zurückweisungen und Kränkungen angesehen. en des Todes ins Blickfeld. Das war nicht zuletzt Viele Bands empfahlen die Auslöschung der eige- eine Folge des Vietnamkriegs, in dem die Soldaten nen Existenz als Lösung aller Probleme. Die Band ebenso wie die vietnamesische Bevölkerung sinn- „Suicide“ machte das Thema sogar zu ihrem Pro- los starben und viele US-Boys desillusioniert und gramm. Einige Rockstars wurden von dieser ver- traumatisiert nach Hause zurückkehrten. hängnisvollen Ideologie selbst erfasst, etwa der schon erwähnte Kurt Cobain oder der Frontmann Es dauerte freilich einige Jahre, bis sich die neue, von „Joy Division“, Ian Curtis (siehe „Rock im realistischere Sicht des Todes im Rock durch- Sarg“, www.soulbooks.de). Die Band nutzte sei- setzte. Hardrock- und Punkbands nutzten den nen Tod, um ihre Botschaft zu verstärken: Selbst- Schockeffekt von Sterben, Leichen, Grabsteinen, mord als „ideal for living“.