Jahrbuch Für Brandenburgische Geschichte. - 3.1952

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Jahrbuch Für Brandenburgische Geschichte. - 3.1952 Jahrbuch für brandenburgische Geschichte. - 3.1952 Landesgeschichtl. Vereinigung Berlin 1952 eBooks von / from Digitalisiert von / Digitised by Humboldt-Universität zu Berlin hiv. m% Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschlehte 3, Band Herausgegeben im Auftrage der Landesgesehichtliehen Vereinigung für die Mark Brandenburg. e. V, von Martin Henning und Dr. Heinz Gebhardt Berlin 1 9 5 ,2 Auslieferung durch die Fontane-Buchhandlung Dora Pohlmann, Berlin-Neukölln, Hermannstr. 54 INHALT Dr. Berthold Schulze .* 200 Jahre staatlicher Verwaltungsbezirk Berlin (mit einer Karte) . 1 Dr. Hermann F r i c k e " Louis Vogel, Kleists Freund im alten Landeshause der Kurmark 0 Erich B. Zornemann : Brückenbauer zwischen Stadt und Land. Dem Berliner Heinrich Solmrey zum Gedächtnis (mit einem Bilde) 10 Beiträge zur Baugeschichte Dahlems 1. Dipl.-Ing. Ulrich Stroschein* Das Gutshaus (mit 3 Abbildungen und 6 Skizzen) 13 2. Dr. Hans E. Pappenheim: Das Rätsel der Dahlemer Dorfaue (mit 3 Zeichnungen und einer Abbildung) ,..,.,..... .17 Dr. Hermann K ü g 1 e r : • • . Gräberts Berliner Volkstheater. Mit einem-'Anhang: Wer war •Pietsch? . •••• . , , . ... .. ...;. * .-.,-. SO Dr, Günter Stein: Burg Liebenwald© in der Mark (mit 5 Abbildungen und 1 Skitose) 32 Herbert Hohn: Karl Ernst Albrecht Kunth. Zur Lebensgeschichte des Berliner Geologen (mit 5 Abbildungen und 2 Skizzen) 3(> Max K r ü g e 1 .* Buckow als Mediatstadt. Ein Beitrag 2ur 700-Jahrfeier 1953 (mit 2 Abbildungen und 1 .Karte) 42 Bücherschau: Schmidt-Ott, Erlebtes und Erstrebtes 18G0 1950 Deutsche Landschaft vor 100 Jahren (Wandkalender) Deutsche Kunst und Kultur im Germanischen National-Museum Gesamtverein der deutschen Geschichte- und Altertumsvereine 1852—1952 54 Aus dem Leben unserer Vereinigung 65 Personen- und Sachverzeichnis» Ortsverzeichnis 57 Berthold Schulze: 200 Jahre staatlicher Verwaltungsbezirk Berlin Im Hinblick auf die gegenwärtige und zukünftige wichtigen Städte des Landes. Schon seit dem Großen staatspolitische Stellung Berlins ist es von Interesse, die Kurfürsten unterstand die Polizei in Berlin dem Gouver­ Entwicklung der Hauptstadt als staatlicher Verwaltungs­ neur oder Kommandanten. Niemals hätte sich ja auch die bezirk in der Vergangenheit zu verfolgen. Ein solcher große Zahl der in Berlin lebenden Adligen, der Hof­ hat über oder neben der Stadtkommune seit der Stein- bediensteten und Militärs einer rathäuslichen Polizei ge­ Hardenbergschen Reform bestanden. Zweimal hat es in fügt. Bei einer Gesamtzahl von 156 000 Einwohnern gab Berlin eine Behörde gegeben, die sich Regierungspräsi­ es 1805 in Berlin nur 13 000 Bürgerfamilien! Nur diese dent von Berlin nannte: 1816—1821 und 1944/45. In der aber unterstanden der städtischen Gerichtsbarkeit. Der Literatur wenig beachtet worden ist die Tatsache, daß Adel, die Bewohner der Schloßfreiheit, die des Mühlen­ der Regierungsbezirk Berlin auch in der gesamten Zwi­ damms, die Französische Kolonie hatten ihren eigenen schenzeit nie erloschen ist. Das Problem ist die Ver­ Gerichtsstand beim Kammergericht, beim Hausvoigtei- waltung einer Landeshauptstadt schlechthin, einer gericht, später dem Hofgericht, beim Justizamt Mühlenhof Landeshauptstadt, die Groß-, ja Weltstadt wird, das oder beim Französischen Koloniegericht. Konkurrieren von Staats- und Selbstverwaltung dabei, sowie die Frage der Einbeziehung einer engeren oder Friedrich der Große hat durch das „Rathäusliche Regle­ weiteren Umgebung in diesen hauptstädtischen Verwal­ ment" von 1747 die Verhältnisse geändert. Er übergab tungsbereich. die Polizeigewalt dem Ersten Bürgermeister Berlins und ernannte ihn zum Königlichen Polizeidirektor mit dem Welche Umstände führten zur Schaffung des ersten Re­ Titel „Stadtpräsident". Es ist eine uns aus der jüngsten gierungsbezirks von 1816? Er entsprang aus den Gedan­ Vergangenheit bekannte Bezeichnung*2*). An der Spitze ken der großen Reformer. Daß die alte Verwaltungsreform des Magistrats stand damit ein vom König ernannter Beam­ Berlins, wie sie vor 1806 bestanden hatte, nicht bei­ ter. Im übrigen jedoch hörte die Besetzung der Ratsstel­ behalten werden dürfe, stand für sie ebenso fest wie die len durch Kgl. Ordres auf. Der Magistrat ergänzte sich Reformbedürftigkeit des Städtewesens überhaupt. Die seit 1747 durch eigene Wahl, die der kgl. Bestätigung Städte im Lande waren von Friedrich Wilhelm I. der bedurfte. Dem Königlichen Bürgermeister zollten auch Aufsicht des Steuerrats unterstellt worden. Unter der die Exemten Respekt. Er ressortierte hinsichtlich der harten Hand dieses königlichen Vogtes lernte das seit Stadtverwaltung von der Kurmärkischen Kammer, als dem Mittelalter in seiner Unangreifbarkeit faul gewor­ Polizeichef vom Generaldirektorium. Die Polizeiverwal- dene, vornehmlich nur auf eigene Versorgung bedachte tunq war also in Berlin eine ausschließlich königliche Patrizierregime in den Städten erst wieder den Gedanken Angelegenheit geworden. Nicht anders stand es in praxi fassen, daß die Kämmerei und ihre Einnahmen nur des­ — seit 1770 auch gesetzlich festgelegt — mit dem Stadt­ halb für die Unterhaltung des Rates da waren, damit er gericht: Seit 1770 ernannte der König den Stadtgerichts­ dafür seinerseits alles für das Wohl der Stadt täte. direktor und dieser die Richter. Dem Magistrat belassen Schmoller hat dieses steuerrätliche Regiment daher als war die Wirksamkeit in bürgerlichen Rechtstreitigkeiten eine Vorschule bezeichnet, die vor Zulassung zur Hohen und in Zunftsachen. Die Wohlfahrtspflege war staatlich. Schule der städtischen Selbstverwaltung durchschritten 1 Heer und Hof verdankten die Manufakturen ihren Auf­ werden mußte ). Nach Magnus Friedrich von Bassewitz schwung, die Bürger ihren Wohlstand. Ich nenne in die­ waren die märkischen Stadtverwaltungen damals nur sem Zusammenhange die Namen Splittgerber und Daun. Unterorgane der Kriegs- und Domänenkammern unter 2 den Wollfabrikanten Wegely, die Samtftrma David Hirsch, Leitung der Steuerräte ). Nimmt man hinzu, daß die Gotzkowsky, die Seiden-, bzw. Kattunfabrikanten Michelet Chefs der Garnisonen, die Offiziere schlechthin und ihr und Ermeler. Die Einnahmen der Kämmerei reichten nur Stand, der Adel, das gesellschaftliche und wirtschaftliche für die Gehälter und für die Unterhaltung der städtischen Übergewicht in dem Maße besaßen, daß eine eigene Mei­ Gymnasien, des Berlinischen (Graues Kloster) und des nung des Bürgertums in den kleineren Städten überhaupt Friedrich-Werderschen Gymnasiums. Volksschulen gab nicht aufkommen konnte, so ergibt sich das Bild einer es noch nicht. Die Elementarschulen waren privat und vollkommenen Bevormundung. Auf dem Papier, im All­ kirchlich. Das Große Friedrichswaisenhaus war 1699 von gemeinen Landrecht, stand das Recht der Selbstergänzung Friedrich III. an der Waisenbrücke errichtet worden, also des Rates, der Verwaltung der wirtschaftlichen Ange­ königlich. Andere Waisenhäuser wie das Kornmessersche legenheiten, der Gerichtsbarkeit und der Polizei — soweit (1719) und das Schindlersche (1730) waren private Stif­ es sich um Immediatstädte handelte. Da der Rat am Zügel tungen. Für die Ordnung der Straßen sorgte der Gouver­ des Staates ging, seine Stellen oftmals willkürlich von neur ebenso wie für deren Beleuchtung und für die Bau­ den königlichen Instanzen, nie aber gegen deren Willen fluchtlinien. Feuer löschte das Militär. Die Königliche besetzt wurden, konnten so gewichtige Dinge wie Serviskommission regelte Servis- und Einquartierungs­ Gericht und Polizei unbeschadet des staatlichen Über­ fragen3). Seit Friedrich dem Großen versorgte das Brenn­ gewichts beim Rate verbleiben, holzkontor die Stadt mit Brennholz4). Gegen zu teure Lebensmittel protestierte wegen der zahlreichen Sol­ Lagen die Dinge in Berlin anders? 1722/23 war die datenfamilien der Gouverneur und sorgte für Abhilfe. Hauptstadt der Kurmärkischen Kriegs- und Domänen­ Auch der andere Hunger der Berliner, der Hunger nach kammer ohne staatliche Zwischeninstanz unmittelbar Schönheit ihrer Stadt, wurde lediglich und vollauf durch unterstellt worden. Seit 1726 beaufsichtigte ein Direktor königliche Maßnahmen gestillt, die Preußens Residenz der Domänenkammer den Magistrat, wie die Steuerräte zur schönsten ihresgleichen zu machen bestrebt waren, die anderen Städte im Lande. Für eine Kritik, wie sie in unseren Tagen Werner Hege­ Die Ratsstellen von Berlin-Cölln wurden auf Wink mann geäußert hat, hätte die Masse der zeitgenössischen oder Ordre des Soldatenkönigs oft willkürlich besetzt, Berliner Bevölkerung kein Ohr gehabt. nicht ganz selten mit Personen, die für ihre Berufung eine angemessene Zahlung an die Rekrutenkasse ge­ So war der Zustand 1806! Die Einwohner Berlins wur­ leistet hatten. Daß es trotz dieses Mißbrauchs den Ber­ den versorgt wie Kinder im Elternhause. Daß man dabei linern unter dem absoluten Königtum besser ergangen zuweilen auch Prügel bekommen hatte in des Wortes ist als vor demselben, beweist einmal die Tiefe der rat­ ureigenster Bedeutung, ist unter Friedrich dem Großen häuslichen Korruption der vorangegangenen Zeit, zum und unter den nachfolgenden sanfteren Regierungen nur andern dm im Hinblick auf die Personen und den Dienst zu gern vergessen worden. Der Berliner Bürgersohn war gesehen sittlichen Hochstand des Beamtenstaates. Es lag von der Kantonpflicht, der damaligen Form der Wehr­ in der Natur der Sache, daß die Residenz der staatlichen pflicht, ausgenommen und kannte das preußische Söld­ Aufsicht, der landesväterlichen Fürsorge sogar noch in nerdasein mit all seiner Härte und Brutalität nicht, wie weit höherem Maße unterworfen war als die weniger
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