ANHANG Nachwort

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ANHANG Nachwort ANHANG Nachwort Ein deutscher Dichter darf, seltener schon zu Lebzeiten, meist erst lange nach seinem Tod, für vieles herhalten. Die Erfahrung lehrt: Wer als Lebender verkannt oder gar verfolgt war, wird postum zum schlechten Gewissen der Nation. Darum errichtet man ihm Denkmäler, stiftet Gesellschaften und ver­ gibt Preise und Stipendien in seinem Namen. Das geht Büchner nicht anders als Kleist oder Heine. Aber nur im Falle Büchners zögert der Staat mit weite­ ren Initiativen, die ja nie bloß den Autor, sondern stets zugleich den Stifter ehren. Dem Werk wie auch dem Leben dieses Schriftstellers, der im Bewußt• sein einer universellen Krise lebte und schrieb, scheint jene göttliche Harmo­ nie zu fehlen, die zu höchsten Weihen berechtigt. Wollte man die Wertschätzung eines Dichters von der institutionellen För• derung ableiten, die ihm Kommune, Land und Bund angedeihen lassen, dann läge Büchner abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze. So die Feststellung Walter Wallmanns, seinerzeit Hessischer Ministerpräsident, bei der Eröffnung der großen Darmstädter Büchner-Ausstellung am 2. August 1987. Er fügte hinzu, »daß es in Darmstadt« zwar »mit dem >Büchner-Archiv< der Landes­ und Hochschulbibliothek wenigstens eine Sammelstelle der Büchner-Litera• tur« und in Marburg »die Büchner-Gesellschaft und die Büchner-Forschungs• stelle der dortigen Universität« gebe. Ein »eigenes Büchner-Museum hinge­ gen existiere nicht.« Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Büch• ner-Museum als Ort nicht nur antiquarischer Andenkenpflege, sondern auch der Erforschung und Aktualisierung der geschichtlichen Persönlichkeit, gibt es nicht. Wahr ist, daß die Findung eines authentischen Gebäudes Schwierigkei­ ten aufwirft: Die drei Wohnhäuser der Familie Büchner in Darmstadt hat der Bombenterror des Zweiten Weltkriegs ausradiert, die beiden Studentenbuden in Gießen wurden auf friedliche Weise, aber nicht weniger gründlich beseitigt. Immerhin gibt es noch, dem derzeitigen Hessischen Ministerpräsidenten sei es ans Herz gelegt, in Goddelau sein Geburtshaus: denkbarer Standort für eine internationale Begegnungsstätte weltbürgerlicher Demokraten mit Museum, Archiv und Bibliothek. Einiges spricht jedoch dafür, daß als Ort für dieses Georg Büchner Institut nur ein luftiges Wolkenkuckucksheim in Betracht kommt. Die Rückbesinnung auf die freiheitlichen, radikal demokratischen, egalitären Traditionen der deut­ schen Geschichte, mit denen sich Büchners Name verbindet, scheint uner­ wünscht. Damit sich daran etwas ändert, bedarf es besonderer politischer Kon­ stellationen. »Büchners Stunde kommt, wenn für eine Gesellschaft die Stunde 617 NACHWORT ihrer Kritik kommt«, hat Hans Kaufmann im Herbst 1988 als Mitglied des Zentralinstituts für Literaturgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik in Berlin gesagt. Binnen eines Jahres wurde die Wahrheit dieses Satzes durch den Untergang des Staates, auf dessen Boden er ausgesprochen worden war, augenfällig. Was die Wiedereinbürgerung des im März 1835 aus seiner hessischen Heimat verjagten Autors für unsere Gesellschaft bedeutete, läßt sich ahnen. 618 Danksagung Ohne ein siebzehnmonatiges Stipendium der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, dem ein dreimonatiges Arbeitsstipendium des Kultusministers des Landes Nordrhein-Westfalen voranging, wäre diesesBuch Fragment geblieben. Dafür gilt dem Stiftungsvorstand, Reinhard Linse! und Fritz-Theo Mennicken, mein herzlicher Dank. Professor Dr. Eckhart G. Franz (Darmstadt), Professor Dr. Burghard Dedner und Dr. Thomas Michael Mayer (Marburg) danke ich für wesentliche Hin­ weise in letzter Instanz und ihr förderndes Interesse, mit dem sie die Entste­ hung des Manuskripts begleiteten, Literaturreferent i.R. Günther Solle und Professor Dr.Joseph A. Kruse (Düsseldorf) für ihr empfehlendes Engagement. Dr. Erich Zimmermann (Darmstadt), Dr. Herbett Wender (Saarbrücken), Dr. Waltraud Seidel-Höppner (Berlin) und Dr. Ingo Fellrath (Tours), dem ich darüber hinaus noch für instruktiven Rat und vielfache Hilfe danke, lasen Teile des Manuskripts und griffen oftmals korrigierend darin ein. Peter Mesenhöller (Köln) stellte den von ihm zur Edition vorbereiteten, bislang unveröffentlichten Briefwechsel Ernst DiefEenbachs aus Straßburg und Zürich 1833-1836 zur Verfügung, Dr. Thomas Grosser (Mannheim) machte schwer erreichbare Reiseliteratur zugänglich, Dr. Volker Kaukoreit (Wien) und Sylviane Meillat (Düsseldorf) unterstützten mich bei der Interpretation französischer Quellen. Dip!. Ing. Ludwig Büchner (t), Erika Pfuhl-Büchner und Susanne Langohr­ Soeder gaben 1986 bereitwillig Auskunft darüber, wie das Andenken ihres Vorfahren in der Familie gepflegt wurde. Hinweise, Kopien und Transkriptionen verdanke ich ferner Ludwig Clotz (Gießen), Professor Dr.Jacques Grandjonc (Aix-en-Provence), Dr. Achim Höl• ter (Düsseldorf), Winfried Hönes (Archiv zur Rezeptionsgeschichte, Kleve), Privatdozent Dr. Gangolf Hübinger (Freiburg), Franc;:oise Lagier (Paris), Dr. Hans Pelger (Trier), W. A. Poort (Hilvarenbeek), Dr. Ulrich Schulte-Wül• wer (Husby), Prof. Dr. Michael Werner (Paris) und Pasteur Patrick Werm (Uhrwiller). Unter den zahlreichen Bibliotheken und Archiven, die bereitwillig mit Auskünften und Fotokopien halfen, sind das Hessische Staatsarchiv (Professor Franz), das Stadtarchiv (Carl Horst Hoferichter, Sabine Lemke) und die Hessi­ sche Landes- und Hochschulbibliothek in Darmstadt, das Niedersächsische Staatsarchiv Wolfenbüttel (Dr. Dieter Lent), die Archives Departementales du Bas-Rhin {Jacques d'Orleans, Christian Wolff) und die Archives de Ia Ville {Jean-Yves Mariotte, Franc;:ois Schwicker) in Straßburg sowie das Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung) im Deutschen Literaturarchiv Marbach 619 DANKSAGUNG (Dr.Jochen Meyer) und das Universitätsarchiv an der Universitätsbibliothek Gießen hervorzuheben. Die Inanspruchnahme auswärtiger Bibliotheken durch die Fernleihe geschah mit freundlicher Hilfe der Universitätsbibliothek Düsseldorf und der Bibliothek des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf (Heike von Berkholz, Traute-Renate Feuerhake, Waldemar Kühn). Meiner Frau Gabriele danke ich für Beistand, fördernde Kritik und univer­ selle Hilfe. 620 Zeittafel Mutmaßliche oder nicht mit Sicherheit erschlossene Daten und Fakten sind durch ein Sternchen (*) gekennzeichnet 1813 17. Oktober, »Früh um halb Sechs Uhr«: Carl Georg Büchner in Goddelau {Großherzogtum Hessen-Darmstadt) geboren. Eltern: Ernst Büchner, Amtschirurg von Domberg und Hospitalchirurg in Hofheim, und Caroline geh. Reuß. Geschwister: Mathilde (1815-1888), Wilhelm (1816-1892), Luise (1821-1877), Ludwig (1824-1899), Alexander (1827-1904) 1816 Herbst: Übersiedlung der Familie nach Darmstadt, wohin der Vater als Amts- und Stadtchirurg versetzt wird. Dienstwohnung im Ar­ menhaus, 1819 Umzug zum Marktplatz, 1821/22 zum heutigen Ludwigsplatz, 1825 in die Grafenstraße *1821 *Herbst: Aufnahme in die »Privat-Erziehungs- und Unterrichts­ anstalt« von Dr. Carl Weitershausen 1823 25. März: Auf einem Schulfest Rezitation in lateinischer Sprache (zusammen mit einem Mitschüler): Vorsicht bei dem Genusse des Ob­ stes 1825 26. März: Wechsel zum Großherzoglichen Gymnasium *1825 August: Zum Geburtstag des Vaters: Geschichte über die wunder­ bare Rettung Schiffbrüchiger 1828 26. Mai: Konfirmation in der Darmstädter Stadtkirche durch Pfarrer Ludwig.- Herbst: Gründung eines literarischen Primanerzirkels. Mitglieder neben Büchner: Friedrich (1814-1884) und Georg Zim­ mermann (1814-1881), Ludwig Wilhelm Luck (1813-1881), Karl Neuner (1815-1882), *Karl Minnigerode (1814-1894).- Weih­ nachten: Gedicht für die Eltern: Die Nacht *1829 August: Gedicht zum Geburtstag der Mutter: Gebadet in des Meeres blauer Flut *1829/30 Gedicht: Leise hinter düstrem Nachtgewölke und Schulaufsatz: Helden­ Tod der vierhundert Rforzheimer 1830 29. September: Bei einer öffentlichen Schulfeier: Rede zur Vertei­ digung des Cato von Utika 1830/31 Schulaufsatz: [U~achen des Selbstmordes. Eine Kritik.] 1831 30. März: Bei der öffentlichen Feier des Gymnasiums zum Ab­ schluß des Wintersemesters: Rede im Namen des »Menenius Agrippa an das römische Volk auf dem heiligen Berge«.- Abschluß• zeugnis (»Exemtions-Schein«) durch Direktor Dr. Carl Dilthey.­ Frühjahr bis Herbst: Studienvorbereitungen.- 9. November: Imma- 621 ZEITTAFEL trikulation an der Medizinischen Fakultät der Straßburger Acad.e­ mie. Kollegienbesuche u.a. vermutlich bei K. H. Ehrmann (Anato­ mie), G.-L. Duvemoy (Naturgeschichte), G. Masuyer (med. Che­ mie) und E.-A. Lauth (Physiologie). Privates Studium des Italieni­ schen. Wohnung bei dem Pfarrer und Gelegenheitsdichter Johann Jakob Jaegle (1763-1837} in der heutigen rue Calvin. Kontakte mit der Straßburger Verwandtschaft der Mutter, den Familien Reuss und Himly, nähere Bekanntschaft mit den Medizinstudenten Eu­ gene Boeckel, Jean-Moyse Lambossy, Charles-Theophile Held, Adolphe Schwebel und den Theologen Wilhelm Baum, August und Adolph Stoeber, Daniel Scherbund Eduard Lange.- 4. Dezem­ ber: Teilnahme an der Massenbegrüßung von drei Generälen der geschlagenen polnischen Revolutionsarmee durch die Straßburger Bürgerschaft und Studenten aller Fakultäten 1832 *März/April: Erkrankung; heimliche Verlobung mit der Tochter seines Vermieters, Louise Wilhelmine Jaegle (1810-1880}.- 27. Mai: Harnbacher Fest bei Neustadt an der Weinstraße. Massenkundge­ bung mit oppositionellen Delegierten aus ganz Deutschland sowie aus dem französischen Exil (Straßburg) und ausländischen Gästen.- 10. Juni: Ernennung zum Dauergast (»hospes perpetuus«}
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