Der Literaturkritiker Karl Gutzkow
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Der Literaturkritiker Karl Gutzkow Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vorgelegt von Norbert Trobitz aus: Düsseldorf 1 Tag der mündlichen Prüfung (Disputation): 23.07.03 Erstgutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Volkmar Hansen Zweitgutachter: Prof. Dr. Peter Tepe D 61 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung .................................................................................................................................. 5 A. Vom Forum der Journal-Literatur bis zum Frankfurter Telegraph (1830-1837) I. Forum der Journal-Literatur 1. Zur Entstehung des Forum: Die Erweckung zum Journal-Literaten ............................ 8 2. Forum der Journal-Literatur. Eine antikritische Quartalschrift. Erstes und zweites Heft .......................................................................................................................... 12 a. Erstes Heft - Emanation des Objects aus dem Subject ......................................... 12 Wolfgang Menzel und die über ihn ergangenen Urtheile ................ 20 b. Zweites Heft - Vom Berliner Journalismus ......................................................... 26 Die Gubitzsche Preisbewerbung .................................................. 32 3. Forum der Journal-Literatur - eine Wochenschrift ................................................... 33 II. Der Weg zum Chorführer des Jungen Deutschland........................................................ 42 III. Phönix. Frühlings-Zeitung für Deutschland .................................................................. 56 1. Literarisch-journalistischer Neubeginn: positive Kritik ............................................. 56 2. Gutzkows ästhetische Position ................................................................................ 70 a. Lyrik ................................................................................................................. 70 b. Prosa ................................................................................................................. 82 c. Bühne und Drama............................................................................................... 93 d. Gutzkows Stellung zu den Jungdeutschen .........................................................104 IV. Deutsche Revue und Deutsche Blätter für Leben, Kunst und Wissenschaft ..................109 V. Gutzkows Goetheschrift: Über Göthe im Wendepunkte zweier Jahrhunderte ...............120 VI. Zur Philosophie der Geschichte ..................................................................................127 VII. Der Telegraph in Frankfurt (1837) ..............................................................................132 3 B. Hamburger Zeit und die Jahre bis 1852 I. Telegraph für Deutschland (1838-1843) .....................................................................155 1. Zur Geschichte der Zeitschrift ................................................................................155 2. Kritik der jungen Literatur ......................................................................................158 3. Kritik im Namen von Freiheit und Demokratie ........................................................164 4. Dramen- und Theaterkritik ......................................................................................169 5. Kritik der Lyrik .......................................................................................................176 6. Kritik der Unterhaltungsliteratur (In- und Ausland) .................................................178 7. Kritik der Pressefreiheit? .........................................................................................181 8. Polemik gegen die Hallische[n] Jahrbücher ............................................................183 II. Gutzkows Beiträge für die Kölnische Zeitung (1843-1848) ...........................................189 III. 1848-1852 ....................................................................................................................197 C. Unterhaltungen am häuslichen Herd (1852-1862) und die Jahre bis 1878 I. Unterhaltungen am häuslichen Herd (1852-1862). ......................................................199 1. Allgemeines ............................................................................................................199 2. Gutzkows politische und ideologische Position in den Unterhaltungen ....................200 3. Realismus .............................................................................................................. 205 4. Dorfgeschichte .......................................................................................................210 5. Lyrik ......................................................................................................................213 6. Drama und Theater ................................................................................................216 7. Philosophie und Musik ...........................................................................................217 a. Arthur Schopenhauer .........................................................................................217 b. Richard Wagner ................................................................................................223 II. Die Jahre von 1862-1878 .............................................................................................226 III. Dionysius Longinus. Oder: Über den ästhetischen Schwulst in der neuern deutschen Literatur (1878) ...................................................................................................227 Bibliographie ...........................................................................................................233 4 Einleitung In einem Entwurf für das Brockhaus Conversations-Lexicon von 1852 heißt es in dem Artikel über Karl Gutzkow: Obgleich man ihm im einzelnen Inconsequenz, /Abhängigkeit von augenblicklichen Eindrücken und/ sehr häufig Einseitigkeit vorwerfen darf, so bewährt sich G. doch überall als einen geistreichen, scharfsinnigen, unerschrockenen, durch viele neue und pikante Ansichten überraschenden Schrift- steller, der um so interessanter erscheint, da keine Zeiterscheinung unbemerkt oder unbesprochen an ihm vorübergeht.1 Gezeichnet wird das Bild eines Autors, der über eine seismographische Sensibilität gegenüber den Ereignissen der Gegenwart verfügt. Gutzkow ist ein Späher, an dem „keine Zeiterscheinung unbemerkt“ vorübergeht. Für Hermann Marggraff ist Gutzkow der „Unvermeidliche“. Auch wenn diese Bezeichnung nicht unbedingt als Kompliment gemeint ist, trifft sie wie die folgenden ironisch durchtränkten Sätze doch sehr präzise Gutzkows Wesen: Gutzkow ist ein genialer Schnüffler von starken Geruchswerkzeugen, ein Spürhund , der die Schwächen, Lächerlichkeiten und deutschen Micheleien überall aufs geschickteste herauswittert. Ein solches lauerndes, immer auf dem Sprunge liegendes Ungetüm, welches bald eine schwächliche Gazelle der schwindsüchtigen Empfindsamkeit, bald ein Kalb der Dummheit, bald eine hochnäsige Giraffe der Prunksucht anspringt und erledigt, hat bis dahin in unserm mit Affen und Papageien übervölkerten Literaturwalde kaum noch existiert. Er ist unter allen Schnelläufern der Journalistik der ausdauerndste an Milz, der längste an Atem, der rascheste an Beinen.2 1879 veröffentlichte Karl Goedecke eine autobiographische Skizze von Gutzkow, die im Jahre 1859 (also in zeitlicher Nähe zum Brockhausartikel stehend) verfaßt wurde und eine bemerkenswerte Selbsteinschätzung bezeugt: „Weil ich als Krieger stritt und zu Pferde saß, konnte ich nicht friedliche Hütten bauen als reiner Kunstdichter.“3 Gutzkow sieht sich selbst als Krieger. Dies bezieht sich vornehmlich auf seine stürmische jungdeutsche Zeit und soll einen Erklärungsansatz bieten, warum sich seine literarischen Anlagen nicht zum wahren Künstlertum haben entfalten können; er habe eben im Kampf für das „geistige Leben der Nation“ gestanden: „Mein Sinn war mehr auf die Action gerichtet, als 1Zit. nach Adrian Hummel (Hg.): Karl Ferdinand Gutzkow. Schriften. Ausgabe in zwei Bänden und einem Materialienband. Frankfurt am Main 1998. Bd.II, S. 1933. Im Materialienband weist der Herausgeber ausdrücklich auf die handschriftlichen Korrekturen Gutzkows für diesen Artikel hin. 2H. Marggraff: Deutschlands jünsgste Literatur- und Kulturepoche. Leipzig 1839. S. 330-331. 3Zit. nach: Vgl. Anm.1, S.1941. 5 auf die Feder.“4 Zieht er sich selbst eine Grenze hinsichtlich seiner künstlerischen Qualität, so betont er andererseits seine literarhistorische Bedeutung: „Ich wünschte, ein Literarhistoriker läse diese Arbeiten in der Zeitschrift [Phönix] selbst.5 Solch eine erhoffte Anerkennung ist ihm zuteil geworden: „Drei Jahrzehnte lang beherrschte Gutzkow das Feld der literarischen Kritik“ 6, schreibt Eitel Wolf Dobert. Auch Richard Meyer vertritt diese Ansicht: „Seit Gottsched hat kein Schriftsteller solche Macht unter den Literaten besessen wie er [Gutzkow].“7 Zeitlebens war er vom missionarischen Eifer beherrscht, die Mißstände seiner Zeit anzuprangern, auch wenn er am Ende seines Lebens die Fühlungnahme zu seinen Lesern allmählich verlor, „die in ihm einen Schrittmacher und Repräsentanten für moderne Ideen gesehen hatten.“8 Das ändert nichts an der Tatsache, daß Gutzkow sich zeitlebens treu geblieben ist. Nach ungemein kämpferischen Beginn bei seinem journalistischen Debüt als Herausgeber des Forum sowie in der Zeit beim Phönix, wird er aufgrund seiner dreimonatigen Haft in