RUNDBRIEF DES GROSSDECHANTEN

Vergangenheit · Gegenwart · Zukunft der Grafschaft Glatz

St. Maternus in Schreckendorf Rundbrief 3/2015 Heft 3/20151 ISSN 1865-4312 Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit Weihnachtsgruß des Großdechanten „Und es drängte ihn zu den Menschen“ ...... 3 Weihnachtsgruß von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke ...... 4 Besinnliches Nur ein Strohhalm ...... 5 Wallfahrten 69. Telgter Wallfahrt – „Habt Vertrauen, fürchtet euch nicht“ ...... 7 Wallfahrt 2016 in die Grafschaft Glatz ...... 13 Dank an alle Helfer ...... 14 5. Jahrestag Seligsprechung Kaplan Hirschfelder Gedenkmesse in Münster ...... 16 Gedenkfeier in Tscherbeney ...... 17 Begegnungen 50 Jahre Heimatgruppe Grafschaft Glatz e. V. Münster ...... 20 19. Treffen der Grafschafter in Buckow-Waldsieversdorf ...... 20 Einladung zur Christkindlmesse am 10.01.2016 in Münster ...... 21 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz Vera Gottschlich, Teil 3: Grenzerfahrungen...... 22 Aus dem Glatzer Land Die „Grunddörfer“ Schreckendorf, Seitenberg und ihre Pfarrkirche St. Maternus ...... 25 Gottes Geist verbindet – Geistliche Freizeit im Glatzer Bergland ...... 29 Aus der Glatzer Stube in Telgte Die Pischkowitzer Krippe ...... 30 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen Herbstreffen der Grafschafter Gemeinschaft in Uder/Eichsfeld ...... 31 Jahrestreffen des Familienkreises in Rietberg ...... 33 Würdigung Seligsprechung von Schwester Adela Schramm ...... 35 50. Todestag von Geistl. Rat Georg Goebel ...... 35 Gold- und Silberjubiläum von Erzbischof Erwin Ender ...... 36 Goldenes Priesterjubiläum von Pater Ewald Dinter...... 39 Jubiläen und Geburtstage ...... 41 Heimgänge ...... 43 Sie gehören zu uns ...... 45 Rundbriefjubiläum ...... 46 Aufgepasst/Kurznachrichten ...... 47 Impressum ...... 47 Termine ...... 48

Titelbild: Die barocke Pfarrkirche St. Maternus in Schreckendorf wurde 1732 vermutlich von Kardinal Friedrich von Althann erbaut. Foto: Nuscha Güttler

2 Rundbrief 3/2015 Zum Geleit „Und es drängte ihn zu den Menschen“

Am 21. Januar feierte Pfr. i. R. Reinhold Scharf aus Bad Landeck im Seniorenstift St. Josef zu Bersenbrück seinen 82. Geburtstag. Beim Besuch in seinem Zimmer entdeckte ich die wunderschöne Madonna mit dem Jesus- kind, die ihm sein Cousin Alois Stein, eben- falls aus Bad Landeck, zu seiner Primiz 1960 in Goch geschenkt hatte. Als ich bei der Wall- fahrt im Juni und zur fünfjährigen Gedenkfeier zur Seligsprechung Gerhard Hirschfelders war und immer noch kein Weihnachtsmotiv für meine Weihnachtskarte entdeckt hatte, fi el mir die Madonna von Alois Stein wieder ein, die ich von ihm für die Glatzer Sammlung e. V. in Telgte (Glatzer Stube) zugesagt bekommen hatte. Die Madonna ist zwar nicht aus der Grafschaft, könnte aber daher stammen. Sie hat etwas mit den Marienfi guren unserer Heimat zu tun.

Was ist das Faszinierende an dieser Madonna? Es ist das Jesuskind. Fast ungestüm drängt es von der Mutter weg in die Welt, um seinen Auftrag zu erfüllen, der im Propheten Jesaja 61,1–3a aufgezeichnet ist: „Der Geist Gottes des Herrn ruht auf mir. Er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung un- Liedes „Lobt Gott ihr Christen alle gleich“ seres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste, (Gotteslob Nr. 247) heißt es: „Er kommt aus die Trauernden Zions erfreue, ihnen Schmuck seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein bringe an Stelle von Schmutz, Freudenöl statt klein, er liegt dort elend nackt und bloß in Trauergewand, Jubel statt der Verzweifl ung.“ einem Krippelein!“

Und mir fällt der Ausgangspunkt seiner Den Retter und Heiland der Welt, den Erlöser Sendung ein, die Krippe und das Kreuz, es der Menschen hält es nicht bei seiner Mutter. sind die letzten Plätze dieser Welt, die glänzen Das Projekt für die Erlösung hält Jesus in der in der Welt der Reichen, die immer reicher Hand, den Apfel, der an die Sünde und werden, und in der Welt der Armen, die immer Evas erinnert: „Wenn ihr von der Frucht des ärmer werden. In der zweiten Strophe des Baumes esst, werdet ihr sterben“ (Gen 3,3).

Rundbrief 3/2015 3 Zum Geleit

Die Versuchung, sein zu wollen wie Gott, ihm Der heutige Mensch ist auf der Suche nach Ge- in die Karten zu schauen, bleibt die Ursünde borgenheit, Nestwärme, nach einem endgülti- des Menschen bis heute: Wir können alles gen Zuhause, nach Heimat, die uns niemand selbst, wir sind die Macher, wir schreien und mehr nehmen kann. Darum hat Papst Franzis- schreiben uns selbst das Heil zu. Das ist auch kus ab der Adventszeit das Jahr der Barmher- fast 70 Jahre nach unserer Vertreibung aktuell. zigkeit ausgerufen. „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36). Wir werden Die Flüchtlingswellen sind Zeichen dafür, dass die neuen Werke der Barmherzigkeit im nächs- Herrscher ihre Macht missbrauchen, Völker ten Jahr im Rundbrief vorstellen. Diese Werke unterjochen und jeden aus dem Weg räumen, passen auch in das 70. Jahr der Vertreibung. der sich widersetzt: Gefangenschaft, Folterung und Tod sind die Antworten der Selbstherr- Ich wünsche Ihnen und Euch allen, dass Jesus lichen. Jesus reagiert anders: Ich bin nicht denen in die Arme springt, die ihn erwarten gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern und brauchen nicht nur zu Weihnachten, son- zu dienen und mein Leben hinzugeben als dern für das ganze Leben! Lösegeld für viele. Ihr Franz Jung, Großdechant

Weihnachtsgruß von Weihbischof Hauke Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst (Joh 1,5)

Der Advent und die Weihnachtszeit leben von Ein Mann ist hier dargestellt, der zwei Kerzen der Lichtsymbolik. Ich bin sicher, dass alle hoch in die Luft hält. Er steht auf einem Sockel, Menschen – ob sie nun aus Syrien oder Eritrea, an dem sich Unholde zeigen, über die er sich aus Kiew, Allenstein, Hamburg, Leipzig oder erhebt. Er selbst ist nicht das Licht, sondern Ulm kommen – diese Symbolik verstehen. Das der Lichtträger. Es braucht aber einen solchen Licht der Kerze ist eigentlich ein kleines Licht, Lichtträger, damit das Licht einen festen aber in der Vielzahl wird daraus ein Lichter- Standpunkt hat und an die Stellen kommt, wo meer und macht die Nacht zum Tag. Diesen die Dunkelheit herrscht. Eindruck habe ich, wenn ich auf den Erfurter Weihnachtsmarkt schaue. Es ist zwar Nacht, Unser „Erfurter Wolfram“ leuchtet in den aber die hellen Lichter der Lämpchen und großen Kirchenraum. Im Advent werden die Kerzen machen das Sehen und Gehen in der Besucher des Doms eingeladen, vor ihm zu Dunkelheit möglich, geben Orientierung und stehen, wenn der Kirchenraum ohne Licht auch wohlige Wärme. ist und nur die beiden Kerzen des Wolfram Licht spenden. Da es noch dunkler als draußen Im Erfurter Dom steht ein großer Bronzeleuch- am Weihnachtsmarkt ist, tritt die Bedeutung ter – der sogenannte „Erfurter Wolfram“. Weil des Lichtes kräftig hervor. Ohne die beiden einer seiner Stifter Wolfram hieß, wurde er Kerzen, ohne dieses Licht würden wir stolpern in der Kunstgeschichte so genannt. Nicht zu und hinfallen. vergessen ist aber auch die Ehefrau Hiltiburg, die auf einer Inschrift am Gürtel des „Wolf- Ich bin dankbar für diesen kostbaren Leuchter, ram“ genannt wird. Sie wird ihrem Ehemann der nun schon 800 Jahre mit seinen Kerzen Wolfram wohl die Idee für die Stiftung gege- leuchtet. ben haben, denn Sinn für das Schöne ist wohl Ich bin dankbar für das Licht, von dem er er- zuerst eine Eigenschaft der Frauen. zählt: Das Licht Christi, das in der Dunkelheit

4 Rundbrief 3/2015 Besinnliches der Welt aufgrund der Kraft Christi leuchtet und Hoffnung bringt. Es ist ein barmherziges Licht, das sich nicht aufdrängt, sondern ein- lädt, sich in seiner Helligkeit aufzuhalten und zu wärmen. Ich bin dankbar für meinen Glauben an Chris- tus, der sein Licht der Liebe und des Erbar- mens in diese Welt gebracht hat und für den wir eine Willkommenskultur an Weihnachten entwickelt haben. Wenn Christus und seine Eltern auch Flucht und Vertreibung erlitten ha- ben und sich ihnen nicht immer helfende und schützende Hände entgegengestreckt haben, so hat Christus doch zu solchem Tun mit hel- fenden Händen eingeladen, als er die Kinder auf die Arme nahm, um sie zu segnen, als er die Tochter des Jairus bei der Hand nahm, die gestorben war und die er zum neuen Leben erweckte, und als er zum reumütigen Schächer am Kreuz sagte: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Freuen wir uns an diesem Licht und laden wir alle Menschen ein, in ihr eigenes Leben das Licht der Hoffnung, der Liebe und des Friedens zu bringen. Weihbischof Dr. Reinhard Hauke Nur ein Strohhalm

Die Hirten sind gekommen und dann wieder ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. gegangen. Vielleicht haben sie damals Ge- Jedesmal, wenn ich diesen Strohhalm in der schenke mitgebracht. Zurückgegangen aber Hand halten werde, dann werde ich mich an sind sie mit leeren Händen. das Kind erinnern und daran, was die Engel von dem Kind gesagt haben.“ Ich kann mir vorstellen, dass ein Hirte, vielleicht ein kleiner oder ganz junger, etwas Und wie ist es mit dem kleinen Hirten weiter- mitgenommen hat von der Krippe. Ganz fest in gegangen damals? Am nächsten Tag fragten der Hand hat er es gehalten. Die anderen haben die anderen Hirten ihn: „Hast du den Stroh- zunächst nichts gemerkt. Bis auf einmal einer halm noch immer?“ „Ja!“, sagte der kleine sagte: „Was hast du denn da in der Hand?“ Hirte. „Mensch, wirf ihn weg, wertloses Zeug „Einen Strohhalm aus der Krippe, in der ist das doch.“ Er antwortete: „Nein, er ist nicht das Kind gelegen hat.“ „Einen Strohhalm?“, wertlos. Das Kind Gottes hat darauf gelegen.“ lachten die anderen, „das ist doch nur Abfall, „Na und?“, lachten die anderen, „das Kind ist nur wertloses Zeug. Wirf das Ding weg!“ Der wertvoll, doch nicht das Stroh.“ Der kleine kleine Hirte aber schüttelte nur den Kopf. Hirte aber sagte: „Für mich ist auch das Stroh „Nein“, sagte er, „den behalte ich. Für mich wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst

Rundbrief 3/2015 5 Besinnliches liegen sollen, arm wie es war? Der Lange Zeit danach bin ich dem Strohhalm zeigt mir, Gott braucht kleinen Hirten begegnet, und das Kleine, das Wertlose.“ noch immer hütete er seinen Strohhalm wie einen Schatz. Ja, Gott braucht uns, die Ich sagte ihm: „Schade, Kleinen, die, die in dass ich nicht auch so dieser Welt nicht einen Strohhalm aus zählen, die von der Krippe habe, anderen verachtet Stroh, worauf das und für wertlos Kind gelegen hat.“ gehalten werden. Da hat er mich liebe- Ja, der Strohhalm voll angeschaut und zu aus der Krippe, der mir gesagt: „Ich schenke war dem kleinen Hirten dir ein Stück davon.“ Und wichtig. Wieder und wieder es war wie ein Wunder: Der nahm er ihn in die Hand, dachte Strohhalm wurde nicht kleiner, so an die Worte der Engel, freute sich oft ich ihn auch zerschnitt. darüber, dass Gott die Menschen so lieb hat, dass er kleine wurde wie sie. Seitdem bin ich sicher, dass mein Leben – trotz aller Knicke – in Gottes guten Händen Eines Tages aber riss ihm einer der anderen geborgen ist. Gott streichelt meine Knicke lie- Hirten den Strohhalm weg und schrie wütend: bevoll glatt, denn er weiß, dass es kein Leben „Du mit deinem dummen Stroh! Du machst ohne Knicke gibt. mich damit ganz verrückt!“ Und er zerknickte den Halm wieder und wieder und warf ihn zur Der Strohhalm erinnert mich immer daran, wie Erde. Der kleine Hirte stand ganz ruhig da, schnell etwas oder jemand zerknickt werden hob den Strohhalm auf, strich ihn wieder glatt kann. Und wenn ich mich so ganz geknickt und sagte zu dem anderen: „Sieh doch, er ist fühle, dann nehme ich mein Stück vom Stroh- geblieben, was er war: ein Strohhalm! Deine halm in meine Hände, und ich merke, wie glatt ganze Wut hat daran nichts ändern können.“ und gerade er trotz seiner vielen Einknicke in meiner Hand liegt. Sicher, es ist leicht, einen Strohhalm zu knicken. Und du denkst: Was ist schon ein Kind, wo wir Gottes Liebe ist nicht kleinzukriegen! einen starken Helfer brauchen. Aber ich sage dir: Aus diesem Kind wird ein Mann, und er nach einer Erzählung aus Mexiko; wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut Verfasser unbekannt der Menschen aushalten, er wird alles ertragen (gefunden in der Textesammlung von und bleiben, was er ist: Gottes Retter für uns. Barbara Simon für den Rundbrief)

DDieie RundbriRundbriefredredaktaktion wünschwünscht aalllen Leesserinneinnen uunnd Leessern eeinine geesegsegnete Weieihnacchht uunnd eeiin gguutes nneueues JJaahr.

6 Rundbrief 3/2015 Wallfahrten

Grafschaft Glatzer Wallfahrt 2015 Zum 69. Mal: Besuch bei der Gottesmutter in Telgte

Die Einladung „Habt Vertrauen, fürchtet euch nicht“ (Matthä- us 14,27) – stand als diesjähriges Wallfahrts- motto auf dem Einladungsplakat. Ein Wort Jesu an seine Jünger, als er ihnen auf dem See Genezareth begegnete, auf dem sie – furcht- sam im Boot zusammengedrängt – bei hohem Wellengang um ihr Leben bangten. Der Bezug zu den Pilgern aus der Grafschaft Glatz wird auf dem Plakat durch ein Bild der barocken Heimatkirche St. Nikolaus aus Königswalde aufgezeigt. Dieser Ort liegt im Glatzer „Herr- gottswinkel“ – eingebettet zwischen dem Waldenburger Bergland, dem Braunauer Länd- chen, zwischen der Hohen Eule (1014 m) und den Neuroder Bergen – und gehört zu den so- Die Telgter Schmerzhafte Muttergottes ist dargestellt genannten Königsdörfern Volpersdorf, Kunzen- als Frau aus dem Volk. Sie spricht den Betrachter dorf, Ludwigsdorf und Hausdorf, die um die besonders durch ihren Blick und ihre Haltung an. Sie stützt ihren Sohn zwar mit der rechten Hand Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden. im Rücken, aber sie drückt ihn nicht an sich. Sie Als Einladende hatten Großdechant Franz Jung wirkt nicht besitzergreifend, sondern zeigt eine für das Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V. Geste des Weitergebens. Im Mittelpunkt steht und Pfarrer Martin Karras als Wallfahrtsleiter Christus bzw. der Leichnam Jesu, aufrecht sitzend auf dem Schoß seiner Mutter. Nur der Kopf ist ein unterzeichnet. wenig zurückgefallen. Todesstarre zeichnet den zerschundenen Körper. Foto: www.karl-leisner.de Der Wallfahrtsort Telgte Um 1370, also um etwa die gleiche Zeit, in der rischen Bewegung, die auch das Münsterland die Königsdörfer in der Grafschaft entstanden, erfasst hatte, ein Ende setzen. Dabei spielte die wurde aus Pappelholz die heutige Telgter Marienverehrung eine besondere Rolle. 1651 Madonna geschnitzt: die schmerzhafte Mutter genehmigte er die erste große Wallfahrt nach Gottes mit dem Leichnam des vom Kreuz Telgte. Am 1. Juni 1654 legte er den Grund- abgenommenen Sohnes Christus auf ihrem stein für die barocke Wallfahrtskapelle. Schoß. Das Gnadenbild wird seit 1657 in der barocken achteckigen, heute denkmalgeschütz- Die großen Pilgerscharen lenken ihre Wege ten Marienkapelle verehrt. Papst Pius X. nahm aber zunächst zum gemeinsamen Gottesdienst die Pietà im Jahre 1904 in das Verzeichnis der in die Propstei- und Wallfahrtskirche St. weltweit anerkannten Gnadenbilder auf. Clemens.

Dass Telgte zum Marienwallfahrtsort auf- Die Eröffnung stieg, verdankt die Stadt dem münsterischen Am Freitag, dem 28. August 2015, wurde Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen dort mit einer feierlichen Vesper die Glatzer (reg. 1650–1678). Er wollte der reformato- Wallfahrt eröffnet. Im Anschluss sprach der

Rundbrief 3/2015 7 Wallfahrten

Lichterprozession am Freitag mit Station im „Glatzer Park“ Foto: Peter Güttler

Maristenpater Georg Galke (sm) im Pfarrzen- Pater Galke ging dann auf das Apostolische trum über „Franziskus – der Papst der Armen, Schreiben „Evangelii gaudium“ (Freude des der die Kirche bereichert“. Er vertrat dabei den Evangeliums) und die Enzyklika „Laudato si“ erkrankten Pater Ewald Dinter (SVD), der über (Gelobt seist du) ein. Er könne nicht voraus- sein Lebenswerk „50 Jahre als Missionar auf sagen, was der Papst letztlich bewirken kann, den Philippinen“ berichten wollte. was er sich vorgenommen hat.

Pater Galke wandte sein Augenmerk anfangs Den Tag beschloss eine Abendandacht mit an- auf die Herkunft und die Hintergründe bei der schließender Lichterprozession. Diakon Ewald Wahl zum 266. Papst. Als erster Ordensange- Pohl hatte für seine Predigt eine Textstelle aus höriger seit 1846, als erster Jesuit und Latein- dem 2. Korintherbrief (2 Kor 3,4) ausgewählt: amerikaner überhaupt, sei er in einem kurzen „Wir haben durch Christus so großes Vertrau- Konklave im März 2013 – nach dem Rücktritt en zu Gott“. Die Erfahrungen mit Gott seien von Papst Benedikt XVI. – gewählt worden. Er recht unterschiedlich: Einerseits werde Gott stehe nicht für eine Kirche der Repräsentation, als nahe, mächtig, heilig, unfassbar gepriesen, des Herrschens und der Macht, sondern für andererseits fänden ihn enttäuschte Menschen Menschlichkeit und Barmherzigkeit, für eine als fern, als jemanden, der weder erhöre noch Kirche der Neuausrichtung, um „ein Heilmit- helfe, der mehr nehme als gebe. Sie fragten, tel“ und das „offene Haus des Vaters“ für die klagten ihn an, rechteten mit ihm, forderten Menschen sein zu können. Dabei bleibe nicht Rechenschaft. Wie viele Menschen hätten aus, dass er gelegentlich anecke – außerhalb, seinerzeit in den Jahren der Vertreibung ihr aber auch innerhalb der Kirche, nicht zuletzt Gottvertrauen verloren! Doch Paulus gäbe den bis hin zu seinem Kollegium, der Kurie. guten Ratschlag: „Besser sich zu bergen beim

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Voll besetzte Kirche beim Festgottesdienst am Samstag Foto: Peter Güttler

Herrn, als auf Menschen zu bauen“ (Psalm Propstei- und Wallfahrtskirche St. Clemens 118,8). Das Vertrauen auf Christus erweise ein, voran Messdiener/innen, Dieter Schön- sich als festes Fundament, das standhalte, als gart mit der reich verzierten Votivkerze zu unerschütterliche Verankerung, so wie es die Ehren des Grafschaft Glatzer Seligen Gerhard Gottesmutter vorgelebt habe. Hirschfelder, sechs Fahnenabordnungen – Die sich an die Andacht anschließende Lich- darunter die Kirchenfahnen des hoch verehrten terprozession durch die Straßen der Stadt er- Arnestus von Pardubitz und des Seligen regte wie gewohnt das Interesse der Anwohner. Gerhard Hirschfelder -, sechs Ordensritter vom Seit 1958 wird dabei eine Kopie der Glatzer Heiligen Grab zu Jerusalem sowie eine unge- Arnestusmadonna auf einer hölzernen Trage wohnt kleine Schar von Ordensschwestern. mitgeführt. Dieser stimmungsvolle Weg wurde Drei Diakone und 16 Priester geleiteten den von knapp 150 Betenden, die schon freitags Hauptzelebranten Prälat Franz Jung zum Altar. angereist waren, mit brennenden Kerzen in der Zur Konzelebration versammelten sich dort Hand zurückgelegt. mit ihm Propst Dr. Michael Langenfeld sowie Pfarrer em. Reinhard Gröger, Pfarrer Christian Festgottesdienst am Sonnabend: „Habt Pabel, Pfarrer em. Richard Rupprecht, Pfarrer Vertrauen, fürchtet euch nicht“ Christoph Scholz und Pater Ewald Dinter. Dieses Bibelwort stand über der gesamten Wallfahrt, insbesondere über dem Festgottes- Erstmalig wurde auf dem Kirchplatz kein dienst, den Großdechant Prälat Franz Jung Altarzelt aufgebaut, sodass sich alle Pilger/ unter Assistenz der Diakone Arnold Bittner innen bei gleißendem Sonnenlicht in die und Ewald Pohl feierte. In langer Prozession großräumige kühle Propsteikirche begaben, zogen sie in die geräumige, lichtdurchfl utete die den Ansturm kaum fassen konnte. Die

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Festgottesdienst in der Telgter Propstei- und Wallfahrtskirche St. Clemens Foto: Peter Güttler

Teilnehmerzahl hat sich gegenüber den ersten und das Gottvertrauen neu zu stärken. Danach Telgter Großwallfahrten ab dem 25. September ertönte die Orgel und die Gläubigen sangen die 1947 bei damals rund 3000 Personen auf gut innigen Liedtexte aus der „Michael-Haydn- ein Drittel reduziert, sodass die Gläubigen aus Messe“, die heimatliche Erinnerungen weck- dem Marienland Glatz soeben noch Platz fan- ten. Zusätzlich erklangen aus dem Grafschafter den. Sie füllten die zahlreichen Kirchenbänke, Kirchenliederbuch, ebenfalls den meisten saßen auf den rd. 250 aufgestellten bzw. selbst noch im Gedächtnis: „Seht die Mutter voller mitgebrachten Stühlen, einige nahmen stehend Schmerzen“, „Liebe, hier sind deine Höhen“, am Gottesdienst teil. Die geringere Teilnahme „O Christ, hie merk, den Glauben stärk“ sowie gegenüber früheren Jahren hängt nicht am das „Gerhard-Hirschfelder-Lied“. Glaubensschwund, sondern ist allein auf gestiegenes Alter, Krankheit und Gebrechen Die Festpredigt zurückzuführen. Prälat Franz Jung begann seine Predigt mit einem Blick auf das gegenwärtige Schicksal Noch immer gilt, was in den Anfangsjahren der Flüchtlinge aus Syrien und Afrika, die vor vom damaligen Großdechanten Dr. Franz Gewalt und Machtanspruch der Regierungen Monse ausgerufen wurde: „Wer in dieser ihre Heimat verlassen, mit der Sehnsucht nach schicksalsschweren Zeit den Glauben verliert, Frieden und Menschenwürde. wird in doppeltem Sinn heimatlos sein. Die Glaubenssubstanz ist die Klammer, die das „Deren Schicksale lassen keinen gleichgültig“, Grafschafter Gottesvolk zusammenhält!“ stellte er fest, „sie rufen zugleich die eigene Vertreibung vor 70 Jahren in Erinnerung. Rund Propst Dr. Michael Langenfeld rief die Wall- 15 Millionen wurden als bittere Konsequenz fahrer auf, hier am Gnadenort den Glauben des furchtbaren Krieges in Vieh- und Güterwa-

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Grafschafter Klerus, Ordensschwestern und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem Foto: Peter Güttler gen fortgebracht, davon sind etwa 2 Millionen den Austritt erklärt, allein im Bistum Münster umgekommen oder umgebracht worden.“ Ver- 12.000. Der Grund sei der Glaubensverlust, treibung sei und bleibe immer ein Verbrechen, nicht die Skandale, die zur Begründung vorge- wann und wo und durch wen das auch immer schoben würden. geschehe. „Wir sind die letzten der Erlebnisge- neration. Geben wir Auskunft über das, was an Der Zuspruch Jesu „Habt Vertrauen, fürchtet uns und mit uns geschah.“ euch nicht“ habe vielen geholfen, sonst hätten sie die Folgen des Krieges, die Zerstörung der Doch: „Was wäre geworden, wenn die Nati- Städte und die Vertreibung wohl nicht über- onalsozialisten den Krieg gewonnen hätten? standen. Denen, die mit der Versöhnung zum Die Liste der Märtyrer wäre wohl weit größer polnischen Nachbarvolk nicht fertigwerden geworden, als sie jetzt ist. Kardinal von Galen, könnten, bleibe das Gebet, auch zum Seligen der Bischof von Münster, wäre beim Endsieg Gerhard Hirschfelder als dem Brückenbauer am höchsten Baum aufgehängt worden.“ In zwischen Deutschen, Polen und Tschechen. diesem Monat gedenkt die Kirche der Mär- „Gott schenke uns in der noch verbleibenden tyrer aus der Nazizeit: Gerhard Hirschfelder Zeit seine Gnade! Amen.“ (2. August), (9. August), Karl Leisner (12. August), Pater Die heimatliche Betstunde (14. August). „Wie ständen wir da, wenn wir Das Ehepaar Barbara und Diakon Arnold in Deutschland keine Widerstandskämpfer Bittner widmeten die Andacht dem Gedenken hätten? Sie haben ihr Leben Jesus Christus an diesen Seligen der Grafschaft Glatz, den anvertraut: ,Habt Vertrauen, fürchtet euch „Hoffnungsträger, Mutmacher, Brückenbauer“, nicht!‘ galt auch für die Märtyrer.“ In einer der dazu aufrufe, Glaubensmut zu säen, um so Zusammenstellung mit Stichworten aus der Versöhnung zu ernten. Bibel fänden sich drei Seiten mit dem Wort „Vertrauen“, aber fünf Seiten mit dem Hinweis Rund 200 Wallfahrer/innen nahmen an der auf „Furcht“! „Fürchtet euch nicht!“ komme Gebetsstunde teil, sangen und vertieften sich in der Bibel 365-mal vor, jeder Tag des Jahres in die Texte, die teilweise vom Seligen selbst könne damit bedacht werden. in Worte gefasst wurden. Er schrieb während seiner Inhaftierung, die am 1. August 1941 Die Christenheit schrumpfe zusammen, werde begann und am 1. August 1942 im KZ Dachau zur Minderheit. Mehr als 600.000 Christen, da- mit seinem Tode endete, ergreifende Kreuz- runter 200.000 Katholiken, hätten der Kirche weggebete, die er an seinem eigenen Erleiden

Rundbrief 3/2015 11 Wallfahrten festmachte. Ihm zu Ehren wurde ein eignes Bittgebet verfasst, ein weiterer Text wurde vertont. Dieses „Hirschfelder-Lied“ bildete den Rahmen. An jede Strophe schloss sich eine Betrachtung an.

Der Selige wurde dabei in den Kranz der Heiligen eingereiht, die im „Herrgottswinkel“ herausragend verehrt wurden. Diesen Reigen führte die Gottesmutter Maria – „die erste Christin“ – an, zusammen mit den heiligen Wohltätern Sankt Martin und Sankt Nikolaus, die weltweit als Namenspatrone gewählt werden. Der direkte Bezug zur schlesischen Heimat wurde deutlich bei der Heiligen Hed- wig und ihrer Nichte Elisabeth, beim Heiligen Johannes Nepomuk, Märtyrer der Erzdiözese Prag, zu der das Glatzer Land seit der Bistums- gründung im Jahre 973 bis zum Jahre 1972 (!) gehörte. Als weitere Lichtgestalten wurden die beiden in Breslau geborenen, von den Natio- nalsozialisten hingerichteten Bekenner Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer herausgestellt, Barbara und Arnold Bittner beim feierlichen Einzug dessen ebenfalls im Gefängnis geschriebener in die Wallfahrtskirche Foto: Günther Gröger Text: „Von guten Mächten treu und still um- geben“ so gut zu dem Wallfahrtsthema „Habt Eine große Zahl an Helfern/innen war im Vertrauen – fürchtet euch nicht“ passt. Einsatz, so die „Mannschaft“ der Grafschafter Gemeinschaft und der Jungen Grafschaft beim „Niemand wird als Heiliger geboren. Auf je- Missionsbasar, bei der Bewirtung und am den Fall hat heilig etwas zu tun mit heilmachen Büchertisch des Großdechanten. Wer wollte, und für das Heil anderer zu sorgen. Heilige konnte seine Messintentionen abgeben, das sind keine Museumsstücke, sind nicht von ges- Bußsakrament empfangen und seine Andachts- tern, sondern immer von morgen, Menschen gegenstände segnen lassen. der Zukunft – der Zukunft bei Gott.“ Das Ehepaar Bittner fand eine wohldurchdachte Die feierliche Schlussandacht Mischung aus Gebet, Lied und Betrachtung In der Abschlussandacht predigte Pfarrer und wurde am Schluss mit Beifall bedacht. Thomas Hartwig über „Maria – Vertraute des Herrn“. „Maria war ein richtiger Mensch. Die Zusatzangebote – Wie wir. Genauso hat sie Gottes Sohn als Rund um das zentrale Wallfahrtsgeschehen richtigen Menschen geboren.“ Mit dieser fanden sich eine Menge zusätzlicher Angebote. Feststellung führte der Prediger in das Thema Viele feierten ein Wiedersehen mit Freunden ein. Maria habe wie unzählige Flüchtlinge und Bekannten in den Treffl okalen, sprachen und Asylanten heute, Flucht und Vertreibung, über die gemeinsamen Erfahrungen, tauschten Hunger, Not und Schmerzen erlebt. Erlebnisse in Ehe, Familie und Verwandtschaft Gott suche das Einverständnis seines Gegen- aus, nahmen gemeinsam das Mittagsmahl ein. übers. „Gott macht sich – und das ist eine Andere suchten ihre leibliche Stärkung an den ungeheure Aussage – abhängig vom ,Ja‘ des Wurst- und Kuchenständen, im „Wallfahrts- Menschen.“ Maria habe in einem ungeheuer café“ oder bei der Suppenküche der Malteser. mutigen Ja-Wort Gott zugesagt, dass er auf sie

12 Rundbrief 3/2015 Wallfahrten zählen könne. So sei sie als Mutter Gottes Gott Kraft gibt, in allen Situationen wirklich ,Mir auf eine Weise nahe, wie kein anderer Mensch. geschehe nach Deinem Wort!‘ zu sagen, weil „Sie war Vertraute des Herrn.“ es nur dann, nur wenn sein Wille geschieht, wirklich gut werden wird – selbst wenn das Gerade im Leid mache Maria deutlich, wie Ergebnis am Ende anders aussieht, als ich mir viel Kraft ihr geschenkt sein muss. Maria habe das vorstelle.“ Er möchte gern „unumstößlich all das, was die Schrift berichte, nur durchge- darauf bauen“, dass Gott die Mächtigen vom standen, weil Gott ihr dabei ganz kräftig „unter Thron stürze und die Niedrigen erhöhe – „hier die Arme gegriffen“ habe. So könnten auch und in unserer Gegenwart“ –, dass er „dem heute viele ihr „Paket“ nur tragen, weil Gott Unrecht und der Ungerechtigkeit, dem Terror dazu die Kraft schenke. und dem Schrecken des Krieges, Hunger, Not, Flucht und Vertreibung ein Ende macht, „Bei Gott ist nichts unmöglich“, und „in jedem ...“ dass er „endlich eingreift ... in Politik und Gottesdienst bekennen wir unseren Glauben an Gesellschaft, in der Wirtschaft und in unserer den allmächtigen Gott. Und ich spreche sogar Kirche.“ von Berufs wegen darüber.“ Maria habe darauf die einfache, entwaffnende Antwort gefunden: Man könne den Glauben nicht erzwingen, nicht „Mir geschehe, wie Du es gesagt hast.“ machen. „Wirklich glauben zu können, ist ein Geschenk. ... Ich kann darum bitten, darum „Ich frage mich, wie ich da reagiert hätte... beten: Herr, ich glaube, Herr, ich will glauben, Wie oft wünsche ich mir diesen unerschütter- aber hilf Du meinem Unglauben. Amen.“ lichen Glauben, jenen Glauben, der mir die Günther Gröger

Wallfahrt 2016 in die Grafschaft Glatz

Für unsere Wallfahrt vom 14. bis 21. Juni Plätze für unsere Wallfahrt frei werden, grei- 2016 in unsere Heimat sind inzwischen alle fen wir auf die Warteliste zurück und bieten Plätze belegt. Nach den Erfahrungen bei den den Interessenten in der Reihenfolge des Ein- letzten Wallfahrten ist jedoch leider damit zu gangs der Anmeldungen die Teilnahme an.. rechnen, dass einige der Angemeldeten aus gesundheitlichen Gründen ihre Teilnahme In der Heimat werden wir Albendorf, Maria kurzfristig absagen müssen. Deshalb haben Schnee, Glatz, Grulich und das jenseits der wir für weitere Interessenten eine Warteliste Grenze im Erlitztal gelegene Bärnwald be- eingerichtet. suchen. In Tscherbeney feiern wir auch eine hl. Messe und besuchen das Grab unseres Wer noch an der Wallfahrt teilnehmen Seligen Kaplan Hirschfelder. möchte, möge sich bitte bald bei Johannes Güttler, Tel. 05454 7235, melden, damit wir Wir wohnen in einer guten Pension mit Ein- Ihnen eine Einladung mit näheren Einzel- zel- und Doppelzimmern in Bad Altheide. heiten und einem Anmeldevordruck zusen- den können. Nach Eingang der Anmeldung Der Großdechant und das Heimatwerk der wird diese bei der Firma Kahl, die diesmal Grafschaft Glatz e.V. freuen sich auf weitere die Wallfahrt organisiert, in die Warteliste Anmeldungen. aufgenommen. Wenn durch Abmeldungen Johannes Güttler

Rundbrief 3/2015 13 Wallfahrten

In Telgte habe ich nach der diesjährigen Wall- (Rasen mäht, Blumen pfl anzt, Hecke be- fahrt allen gedankt, die sich für die Vorarbeit, schneiden). Bis zum Tod von Felix Spittel Durchführung und Nacharbeit dieser gelun- aus Wölfelsdorf hat er mit seiner Frau Rita genen Wallfahrt engagiert haben. Ich habe den Park gepfl egt. dann hinzugefügt, dass ich am Ende des Jahres – Herrn Günther Albrecht, der die wöchent- zusätzlich gern allen einmal danken will, die liche Kerze am Bildstock entzündet, die frü- unsere gesamte Arbeit seit Jahrzehnten mittra- her die Schwestern des Bernsmeyer-Hauses gen. Es ist ein gewagtes Unterfangen auch auf ansteckten und von Frau Annelies Lechler die Gefahr hin, vielleicht einige zu vergessen. gespendet wurde, Es ist immer die Gefahr, einige beim Namen – den Mitbrüdern für gute Predigten und zu nennen und andere nicht. Ich versuche es Andachten, trotzdem, weil es mir ein Herzensanliegen ist. – den Lektoren, den Kollektanden, Fahnenträ- Ohne die Aktivitäten der Mitarbeiterinnen und gern, Messdienerinnen und Messdienern aus Mitarbeiter käme manches nicht zustande. St. Anna, Mecklenbeck und jetzt aus Telgte, – allen, die die Stühle aufgestellt und wieder Ich danke weggetragen haben, denen, die mein Bruder – dem Wallfahrtsausschuss mit sieben Personen, Gerhard Jung und Schwager Herbert Edel- – Propst Dr. Michael Langenfeld, brock mit ihren Frauen und Dieter Schöng- – Küster Kammler und seiner Assistentin Frau art von Münster-Mecklenbeck nach Telgte Chmura, und zurück transportiert haben, – dem Organisten Herrn Schmitt, – den Maltesern, die sich um Kranke bei der – Frau Hurenkamp im Pfarrhaus, Wallfahrt bemühten und die leckere Erbsen- – der Wallfahrtsgilde unter Leitung von Herrn suppe lieferten, und denen, die sie verkauft Hardensett, der auch unseren „Grafschafter haben, Park“ (Ausspruch von Propst Tietmeyer) – den Verkaufsständen, die uns ein Standgeld mit Bildstock und den Gedenktafeln pfl egt gönnen,

14 Rundbrief 3/2015 Wallfahrten

– all den Frauen und Männern im Pfarrzen- relle Begegnungsstätte zwischen Tschechen, trum, die am Freitag und Sonnabend den Polen und Deutschen. Außerdem werden Pfarrsaal für den Vortrag und Basar zuguns- das Hirschfelder-Grab sowie die deutschen ten der Mission herrichten, Gräber auf dem Friedhof in Tscherbeney – allen, die hinter den Tischen stehen und gute gepfl egt, Ware anbieten, – der Arbeitsgruppe Kirchengeschichte, die an – allen Kuchenspendern und den Frauen und dem dritten Buch arbeitet: „Was ist aus den Männern, die Kaffee und Kuchen anbieten Grafschaftern geworden?“, und stundenlang Tassen, Teller und Besteck – der Gruppe FGG, die Herr Dr. Pohl ins spülen, Leben gerufen hat und nun von Herrn Prof. – denjenigen, die die Busse für die Fahrt nach Dr. Hübner geleitet wird, Telgte organisieren, – aber auch der Familienforschungsgruppe – den jungen Menschen, die ihre Eltern oder unter Leitung von Herrn Wenzel, Großeltern zur Wallfahrt bringen, – der Jungen Grafschaft, der Grafschafter – den Wallfahrern, die für eine gute Kollekte Gemeinschaft und dem Familienkreis, am Vor- und Nachmittag sorgen, – dem Grafschafter Chor unter Leitung von – und allen, die für unsere Kirche und für das Georg Jaschke, Gelingen der Grafschafter Arbeit beten. – und dass wir seit über 20 Jahren jedes Jahr in die Grafschaft Glatz zur Wallfahrt fahren, Das sind die Landsleute und uns Verbundene, haben wir Johannes Güttler zu verdanken, die sich allein für das Gelingen der Wallfahrt der mit unseren Grafschafter Reiseunter- einsetzen. Das sind über 60 Personen! nehmen Krahl und Laschke die Wallfahrten vorbereitet und jahrelang geleitet hat – nun Ich will aber auch denen Dank aussprechen, ist sein Bruder Michael Güttler neuer Wall- die für die Grafschafter Arbeit aktiv sind: fahrtsleiter, – der Zentralstelle Grafschaft Glatz mit dem – den Mitarbeiterinnen im Büro des Groß- Grafschafter Boten und dem Herausgeber dechanten: Christel Geismann (schon über Peter Großpietsch sowie der bisherigen 30 Jahre) und Magda Schöngart, die für die Mitarbeiterin Brigitte Lambiel und weiteren Buchhaltung zuständig ist und seit über zehn Mitarbeiterinnen, Jahren die Gratulationen des Großdechanten – der Heimatgruppe Grafschaft Glatz e. V. unter zu 80., 85., 90., 95. und 100. Geburtstagen der bisherigen Leitung von Georg Hoffmann, Gold- und Diamantenen Hochzeiten ver- – da ist der Rundbrief des Großdechanten, schickt, den die am 14. Oktober 2015 verstorbene – und ihrem Ehemann Dieter Schöngart, Barbara Simon geb. Neumann so großartig der mich seit über zehn Jahren quer durch redigiert hat und den das Ehepaar Hannelore Deutschland und Europa zu den Landsleuten und Ludwig Adelt an ca. 800 Grafschafter fährt, weil ich mir weite Strecken mit dem und uns Verbundene verschickt, Auto nicht mehr zutraue. – den Ortsverantwortlichen für die Heimat- treffen, die teilweise schon jahrelang die Bei all den Genannten und Verantwortlichen Treffen organisieren und aus Altersgründen schließe ich immer auch die Partner mit ein, langsam weniger werden, die auf ihre Art und Weise unsere Arbeit – dem Missionshelferkreis, der seit 1990 re- mittragen. gelmäßig unsere Landsleute in der Mission unterstützt, Schließlich sage ich allen ein aufrichtiges – dem Gerhard-Hirschfelder-Kreis, der mit Dankeschön für Ihre Spenden zugunsten un- seiner Jahresgabe das Gerhard-Hirschfelder- serer Arbeit und für manches stille Gebet. Mit Haus unterstützt. Dieses Haus ersteht nun einem aufrichtigem „Vergelt’s Gott“ für alles nach vielen Schwierigkeiten als eine kultu- Mittun Ihr Franz Jung, Großdechant

Rundbrief 3/2015 15 5. Jahrestag Seligsprechung Kaplan Hirschfelder Gedenkmesse in Münster

Kaplan Gerhard Hirschfelder verstarb am Als Kaplan Hirschfelder am 15. Dezember 1. August 1942 in Konzentrationslager Dachau. 1941 vom Gefängnis zum Bahnhof gebracht Er wurde am 19. September 2010 seliggespro- wurde, begegnete er auf dem Weg noch ein chen. Als offzieller Gedenktag gilt in der Regel letztes Mal Prälat Buchmann und Pater der Todestag des Verehrten. Da am 1. August Hubertus Günther. Hirschfelder rief seinen aber schon der hl. Alfons von Liguori, Kirchen- Mitbrüdern ein aufmunterndes „Nu, machts lehrer, Bischof und Gründer des Ordens der ock gutt!“ zu. Die damalige Dekanatsjugend- Redemptoristen, gefeiert wird, hat die römische führerin Anni Boese konnte Hirschfelder noch Kirche für den Seligen Kaplan Hirschfelder einige Butterbrote mit auf den Weg geben, die den 2. August als Gedenktag festgelegt. dieser später mit seinen Mitgefangenen teilte.

Zum fünften Jahrestag seiner Seligsprechung Zum Gedenken an Kaplan Hirschfelder hat der feierte Großdechant Franz Jung in Konzelebra- Großdechant bei Dompropst Kurt Schulte er- tion mit Pfarrer Christoph Scholz am 2. August beten, ein Foto des Seligen mit kurzem Text im 2015 eine Gedenkmesse in der St.-Clemens- sogenannten „Paradies“ (Eingangshalle zum Kirche in Münster. In einer Prozession sang Dom in Münster) aufzustellen. Prof. Dr. Hugo die versammelte Gemeinde vor dem Bild des Goeke, 2008 bis 2014 „Rector ecclesiae“ der Seligen die Gerhard-Hirschfelder-Litanei. Anbetungskirche St. Servatii, schlug daraufhin vor, Hirschfelder in St. Servatii zu würdigen. Zuvor berich- Das Gotteshaus unweit der Münsteraner Fuß- tete bei einem gängerzone ist eine „Kirche der Seligen“, in Gesprächskreis der schon Maria Droste zu Vischering (1863– am Nachmittag 1899), die Clemensschwester Maria Euthymia die Zeitzeugin (1914–1955) und Kardinal Clemens August Ingeborg Graf von Galen (1878–1946) verehrt werden. Schumacher Der neue Rektor von St. Servatii, Pfarrer Rein- geb. Alt von hard Mönninghoff, will den Vorschlag bei den der Festnahme anstehenden Renovierungsarbeiten berücksich- Hirschfelders tigen. Des Weiteren hat die Liturgiekommission durch die SS. des Bistums Münster unseren Seligen mit seinem Die heute Leben und Sterben in das neue Gotteslob, 90-Jährige Seite 1004/5, aufgenommen. Dafür sind wir gehörte damals dem Bistum dankbar. zu der Mäd- chengruppe, aus Der Bischof von Schweidnitz, Prof. Dr. Ignac der heraus Kaplan Hirschfelder am 1. August Dec, wird mit dem Pfarrer von Tscherbeney, 1941 in Habelschwerdt verhaftet wurde. Er bat Prälat Romuald Brudnowski, jeweils am Sonn- die Mädchen, nach Hause zu gehen und für ihn tag um den 19. September herum in Tscherbe- zu beten, doch diese versteckten sich hinter ney einen Gottesdienst zu Ehren des Seligen der Kirche und beobachteten, wie ihr Kaplan Gerhard Hirschfelder feiern, an dem auch mit einer Aktentasche und dem Mantel über immer eine Gruppe von Grafschaft Glatzern dem Arm aus dem Pfarrhaus kam und in das teilnehmen kann. Der Bischof will den Seligen Auto der SS steigen musste. Er wurde in das zudem zum „Heiligen Gerhard Hirschfelder“ – Gefängnis in Glatz gebracht, wo ihn Pfarrer und damit für die ganze Kirche – verehrungs- Langer zweimal besuchte. würdig machen. Franz Jung, Großdechant

16 Rundbrief 3/2015 5. Jahrestag Seligsprechung Kaplan Hirschfelder Gedenkfeier in Tscherbeney

Pilgerschar in Zuckmantel Foto: Günther Gröger

Unter der Leitung von Großdechant Franz in Tschechien, Wallfahrtskirche, im Kloster Jung reisten acht Teilnehmer vom 17. bis 23. Ausstellung über die Inhaftierung und Lei- September in die Grafschaft Glatz. Unser densgeschichte von Ordenfrauen und Priestern Quartier nahmen wir in Bad Altheide. in der kommunistischen Zeit. Auf der Rück- fahrt Bärnwald (Neratov) in Tschechien. Mit Freitag, 18. September großem Einsatz ist die nach Kriegsende durch Südliche Grafschaft. Gläsendorf, Heimatort Russen zerstörte Wallfahrtskirche eindrucks- des Großdechanten, Habelschwerdt, Grulich voll wiederhergestellt worden.

Die neu errichtete Wallfahrtskirche Maria-Hilf bei Zuckmantel, eingeweiht 1995 Foto: Günther Gröger

Rundbrief 3/2015 17 5. Jahrestag Seligsprechung Kaplan Hirschfelder

Sonntag, 20. September Fahrt nach Tscherbeney (Czermna) mit kurzem Halt in Lewin, Kirche St. Michael, Gedenktafeln für Pfarrer Jünschke, Histori- ker Josef Kögler am Ring, Lapidarium. In einer feier- lichen Messe in der vollen Pfarrkirche in Tscherbe- ney mit Bischof Dec aus Schweidnitz und Groß- dechant Franz Jung und weiteren Konzelebranten Wallfahrtsmesse in Zuckmantel Foto: Günther Gröger wurde der Seligsprechung von Kaplan Gerhard Sonnabend, 19. September Hirschfelder in Münster vor 5 Jahren gedacht. 20. Wallfahrt der Nationen zu Maria Hilf bei Das Hirschfelderlied, gesungen von einem Zuckmantel (Zlaté Hory) in Tschechien, die Chor in 3 Sprachen, beeindruckte alle. Zum jedes Jahr am dritten Sonnabend im September Abschluss Grußworte unserer Gruppe vom stattfi ndet und von der Seelsorge der Natio- Großdechanten und von Prof. em. Dr. Hugo nalen und Ethnischen Minderheiten im Bistum Goeke aus Münster, dem Autor des Buches Oppeln unter der Leitung von Pfarrer Peter „Gerhard Hirschfelder, Priester und Märtyrer“. Tarlinski, dem Minderheitenseelsorger der Nach der Messe Prozession zum Grab des Se- Deutschen Minderheit in der Diözese Oppeln, ligen an der Kirche. Mit einer Begegnung im durchgeführt wird. Daran nahmen bei schöns Pfarrhof bei Suppe, Kuchen, Kaffee, Liedern tem Wetter rund 2000 Wallfahrer aus Schlesien, und Austausch in Deutsch, Tschechisch und Tschechien und Deutschland teil. Nach guter Polnisch und einem Besuch im Hirschfelder- Einstimmung mit Musik, Gebeten und Liedern haus klang der Festtag aus. Herzlichen Dank feierten Bischof František Lobkowicz aus Mäh- an Elisabeth Kynast, die mit großem Einsatz risch Ostrau, Weihbischof Josef Pierskalla aus diesen Tag mit vorbereitet hatte. Oppeln und Konzelebrant Großdechant Franz Jung die Wallfahrtsmesse in drei Sprachen. In der Schluss- andacht am Nachmittag predigte unser Großdechant über die Sieben Werke der Barmherzigkeit. Auf der Rückfahrt Statio auf dem Friedhof in Neiße am Grab des Dichters der Romantik Joseph Freiherr von Eichen- dorff. Wir gedachten seiner mit dem Gedicht: „…und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, fl og durch die stillen Lande, als fl öge sie nach Haus.“ Am Grab von Kaplan Hirschfelder in Tscherbeney Foto: Günther Gröger

18 Rundbrief 3/2015 5. Jahrestag Seligsprechung Kaplan Hirschfelder

Die Reisegruppe am Grab des Dichters Joseph Freiherr von Eichendorff in Neiße (v. l. n. r.): Professor em. Hugo Goeke, Großdechant Franz Jung, Pfarrer Christoph Scholz, Günther Gröger, Barbara Bittner, Arnold Bittner, Pfarrer Hubertus Deuerling CO. Foto: Dieter Schöngart

Montag, 21. September kirche. Weiter an Bad Landeck vorbei nach Fahrt nach Trebnitz zum Grab der hl. Hedwig, Altgersdorf, Heimatort mit Taufkirche von der Schutzpatronin Schlesiens, und anschlie- Günther Gröger. Am Grab von Pfarrer Wicak ßend nach Breslau, Führung durch Pater Mari- gedachten wir seines segensreichen Wirkens in an Arndt, Seelsorger der Deutschen Minderheit der Region, Kaffeepause mit Pfl aumenkuchen in Schlesien: Dom, Kirche Maria auf dem San- am Haus Lerchenfeld, Besuch des Reiterhofes de, Ring mit historischem Rathaus, Elisabeth- von Horst Ulbrich in Schwenz. Hier trafen wir kirche, Heimatkirche von Dietrich Bonhoeffer, Helmut Sauer, ehemaliges MdB und Landes- davor das Denkmal zur Erinnerung an diesen vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Widerstandskämpfer während der nationalso- Niedersachsen, Besichtigung des Wittighauses zialistischen Zeit, Besuch der Markthalle. in Neusorge. Abschiedsabend bei Heinz-Peter Keuten in Wölfelsdorf. Dienstag, 22. September Rundfahrt Altwilmsdorf mit großem Lapida- Mittwoch, 23. September rium, Wehrkirche, überdachter Friedhofsum- Rückfahrt über Nachhod, Teplitz und Dresden. gang, Niederschwedeldorf. Beeindruckendes Es waren erfüllte Tage in sehr harmonischer Kriegerdenkmal und die Straße der restau- Runde, tiefe Eindrücke und Erlebnisse ver- rierten und gut gepfl egten Denkmäler. schiedenster Art. O, wie ist die Häämte doch Glatz mit Gang zum Treffpunkt des deutschen so wunderschien! Freundschaftskreises, Mariensäule, Dekanats- Barbara und Arnold Bittner

Rundbrief 3/2015 19 Begegnungen 50 Jahre Grafschaft Glatz e. V. Münster

Heimat, das ist Land und Besitz, gibt; Erinnerung an die Erzählungen der Eltern das ist Elternhaus und Kindheit und Familie, und Großeltern; Erinnerung an die Erinnerun- das ist Geschichte und Kultur, gen. Professor Sternberg: „Sie machen mehr. das ist Beruf und das sind die Menschen, Sie pfl egen den Kontakt mit der alten Heimat. denen ich verbunden und verpfl ichtet bin; Sie engagieren sich in der Aussöhnung mit den und Heimat das ist durch all dies Polen. […] Sie haben Friedensarbeit geleistet.“ die lebendige Verbindung mit meinem Gott. Angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme

Diesen Heimatbegriff von Alfred Delp stellte Groß- dechant Prälat Franz Jung im festlichen Gottesdienst in der Edith-Stein-Kapelle des Franz-Hitze-Hauses und später bei der Feier- stunde im Oscar-Romero- Saal an den Beginn seiner Ausführungen.

„Das ist Grafschafter Art: Einen Festakt mit einem Gottesdienst zu beginnen und dem Bekenntnis, wer Feier der hl. Messe in der Edith-Stein-Kapelle Foto: Peter Güttler wir sind und woher wir kommen“, begrüßte Eberhard Gehwald, der warb Sternberg bei uns Vertriebenen wegen der kommissarische Vereinsvorsitzende, die rund eigenen leidvollen Erfahrungen erst recht für 100 Mitglieder, Gäste und Vertreter aus Politik, eine Willkommenskultur und lobte das Leit- Kirche, Heimatvertriebenengemeinschaften wort des Bundes der Vertriebenen für dieses und -verbänden und trat dem gelegentlichen Jahr: „Vertreibungen sind Unrecht, gestern wie Vorwurf der Rückwärtsgewandtheit entgegen: heute!“ Christa Faber „Wir haben immer nach vorn geblickt und sind nicht in Wehklagen erstarrt.“ Roswitha Möller, Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen 19. Treffen der Grafschafter im Kreis Münster, hob in ihrem Grußwort hervor, dass der Begriff „Heimat“ einen neuen, in Buckow-Waldsieversdorf aktuellen Klang bekommen habe. Wurde er in der Vergangenheit meist als Heimattümelei Am Weißen Sonntag, dem 12. April 2015, abgetan und mit Revanchismus in Verbindung trafen sich in Buchow wieder die Grafschafter gebracht, sehnten sich die Menschen in dieser aus Ost-Brandenburg. Es kamen 40 Personen global vernetzten Welt wieder nach einer „gu- von Cottbus bis Bernau, von Königs Wuster- ten Heimat, Frieden und Freiheit“. hausen bis Frankfurt/Oder, aus Berlin und dem Umland. Seinem Festvortrag legte der gastgebende Hausherr Prof. Dr. Thomas Sternberg (MdL) Sie feierten zunächst mit Großdechant Franz Gedanken zum Thema Erinnerung zugrunde: Jung in der Heilig-Geist-Kapelle in Buckow Erinnerung an ein Land, das es so nicht mehr einen Gottesdienst, der mit Musik aus der

20 Rundbrief 3/2015 Begegnungen

Schubert-Messe umrahmt wurde. Die Orgel spielte Renate Rösler, Tochter von Else Rohsmeisl.

Anschließend ging es nach Waldsieversdorf zum Mit- tagessen im CVJM-Haus. Danach konnten alle bei eine DVD-Vorführung noch einmal die Jubiläumsfeier des Großdechanten miter- leben. Auch der gemütliche Teil mit Vorträgen auf „Pauersch“ kam nicht zu kurz, obwohl diesmal die auf diesem Gebiet großar- Teilnehmer des Grafschafter Treffens in Buckow-Waldsieversdorf Foto: zg. tige Angela Gauglitz aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein gegenseitigen Versprechen, im nächsten Jahr konnte. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel am Weißen Sonntag (3. April 2016) zum 20. traten alle wieder den Heimweg an mit dem Treffen wiederzukommen. Heinze

Einladung zur Christkindlmesse 2016 Pastoralmesse in F „Zur Heiligen Nacht“ Sonntag, 10. Januar 2016, 14 Uhr in der St.-Lamberti-Kirche am Prinzipalmarkt zu Münster * Den Gottesdienst feiern wir mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn (Regionalbischof für die Region Münster-Warendorf), Großdechant Franz Jung sowie weiteren Heimatpriestern und Diakonen. Der Grafschafter Chor unter Leitung von Georg Jaschke und das Orchester unter Leitung von Mona Veit sowie Pfarrer Christoph Scholz an der Orgel bringen die Pastoralmesse in F von Ignaz Reimann zu Gehör und schenken uns damit wieder ein Stück „Heimat“. Wir danken jetzt schon allen Mitwirkenden für ihren Einsatz, der auch Kosten verursacht und durch die Kollekte etwas aufgefangen werden kann. * Parkgelegenheiten: Schlossplatz (früher: Hinden- burgplatz) und umliegende Parkhäuser.

Rundbrief 3/2015 21 Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz Vera Gottschlich Teil 3: Grenzerfahrungen

„Wenn wir ein schweres Gewitter hatten, war Sie brachte ihnen jedes Jahr einen ,Gründon- es bestimmt aus dem böhmischen Winkel nerstag‘, daß uns die Spucke zusammenlief, gekommen. Dieser böhmische Winkel war und erschien auch zur Kirmes und anderen deshalb von uns gefürchtet. An schwülen Som- Hochfesten mit einem riesigen Handbeutel mertagen guckten wir oft angstvoll hinüber, ob voll Mitbringen, daß die Patenkinder tagelang sich hinter der Politzer Koppe etwa schon die türkischen Honig schlecken und aufreizend Wolken türmten. Wenn ja, dann war es geraten, mit den Zähnen auf den braunschen Zuckerlen nicht zu weit von zu Hause fort zu gehen, denn herumknackten... mochten auch die Türme manchmal stunden- lang stumm und dräuend am Himmel hochzie- Doch auch uns hatte das Geschick eine liebe, hen, bis sich das Unwetter entlud, manchmal gute Tante in Mutters unverheiratet geblie- eilten sie auch mit ungeahnter Geschwindig- bener Schwester beschert. Natürlich war keit heran und sandten über unser friedliches auch unsere Tante Mariechen von ,drüben‘, Glatzer Ländchen eine so gemeine Unzahl wenigstens beinah. Sie war achtzehn Jahre von Blitzen und Donnerschlägen herunter, daß lang als Klavierlehrerin in Braunau tätig, und es einem den Atem verschlug und die Ohren mit unseren zahlreichen braunschen Verwand- dröhnen machte. ten stand sie in enger Fühlung. Sie erzählte oft von ihrer schönen und glücklichen Braunauer Nein, kein Mensch konnte behaupten, daß Zeit. Sie hatte ein klein wenig den behaglichen sich der böhmische Winkel als Wetterloch bei Braunauer Tonfall angenommen und liebte uns großer Beliebtheit erfreute. Das war aber österreichische Sitten über alles. auch das Einzige, was wir bei ihm auszusetzen hatten. Sonst standen wir auf sehr gutem Fuße Bei ihr bekamen wir wie ,drüben‘ den Kaffee mit ihm. in hohen Gläsern, sie kannte allerlei leckere Süßspeisen-Rezepte von ,drüben‘, und die gra- Es gab nur wenige Kinder in unserer Dorf- ziöse Liebenswürdigkeit der österreichischen schulgemeinde, die nicht verwandtschaftlich Höfl ichkeitsformen war ihr zur zweiten Natur mit ,drüben‘ verbunden waren. Und wenn wir geworden. Das war der einzige Punkt, in dem erst einmal ans Aufschneiden und Großtun wir nicht harmonierten. Wir waren waschechte, gerieten und selbstverständlich alle nur reiche ein wenig rauhbeinige Grafschafter Dorfkinder Onkel und Tanten im Braunauer Ländchen und schämten uns, liebenswürdig zu sein. hatten, dann mußten diese wenigen einpacken ,Fein tun‘ war unter der Rathener Dorfjugend und einsehen, daß zu einem ordentlichen Nie- verpönt. Wie hätten wir uns ausschließen derrathener die ,braunsche‘ Tante gehörte wie können, selbst wenn der weiche Kern unter das Tüpfel-chen aufs ,i‘. der rauhen Schale ab und zu ans Tageslicht drängte! So gab es manchmal Reibereien mit Die ,braunsche‘ Tante brauchte nicht unbedingt der guten Tante. Aber diese blieben, dank ihrer aus Braunau sein. Wir ließen auch Batzdorf tiefen Güte, immer unbedeutend und endeten und Märzdorf gelten und die anderen großen, meistens mit Tantes Seufzer: ,Ach, ihr seid schönen österreichischen Bauerndörfer, deren schon Striezel!‘ behäbige Gehöfte wir von den Hinterfeldern aus deutlich liegen sehen konnten. Unseres Eines Tages äußerte die Tante die brüllend Nachbars Kinder z. B. hatten eine Pate in Batz- bejubelte Idee, uns für einen Nachmittag mit dorf, mit der konnten sie sich sehen lassen. nach Braunau zu nehmen. Wir waren restlos

22 Rundbrief 3/2015 Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

Historische Ansicht des Benediktinerklosters Braunau Stahlstich, um 1850 begeistert und erzählten sofort allen Dorf- Sommertage in unserer Erinnerung als ein kindern, was für ein Riesengenuß uns bevor- Stück Paradies. stände. Doch dem ersten Jubel folgte manche schmerzhafte Stunde. Wir bekamen Beleh- Einige Jahre später – der Weltkrieg hatte mit rungen über Belehrungen. Der braunschen fi nsterer Hand auch in unsere jungen Leben Tante sollten wir die Hand küssen; wir sollten gegriffen – pilgerten wir schon einmal zu tiefe Knixe machen und bei Tisch nicht sagen: Fuß mit unseren Eltern hinüber ins Braunau- ,Ich bin satt‘ oder: ,Ich mag nicht mehr...‘ ische. Behaglich hatten wir schon oft von den Hinterfeldern aus auf die blinkenden Doch wie schön wurde dieser Nachmittag trotz Blechdächer des großen Barackenkomplexes allem! Wir bestaunten die fremden Uniformen geschaut, den der Krieg dort heraufgezaubert der österreichischen Bahnbeamten und die hatte: das Russenlager. Wir waren langaufge- dreisprachigen Aufschriften im Abteil. Und schossene Mädchen geworden und fi ngen mit hatten wir geglaubt, mit einem recht deutlichen verlegenem Erröten manchen verliebten Blick Ruck die Grenze zu passieren, so waren wir der jungen österreichischen Soldaten auf, als nicht wenig verwundert, als wir uns auf einmal wir das Gefangenenlager durchschritten. Aber ,drüben‘ befanden und drüben dieselben Dör- der tiefe, schwere Ernst des Krieges kam uns fer, Felder und Menschen sahen wie bei uns doch drückend zu Bewußtsein. Daß hier mitten daheim. Braunaus entzückende Kleinstadtpo- im frohsinnigen, heiteren Braunauer Länd- esie verstanden wir ja noch nicht zu würdigen, chen eine Barackensiedlung mit meterhohen aber es war seltsam erregend, über den Ring zu Stachelsdrahtzäunen fremde Menschen unter schlendern in dem Bewußtsein, in einer Stadt, strenger Bewachung barg, das wurde uns zum die ganz deutsch aussah, und doch jenseits der traurigen Erlebnis und gab dem Lande, das für Grenze zu sein... Auf dem Wege zum Bahnhof uns bisher immer nur ein lockendes Aus- erzählte uns die Tante noch einiges aus Brau- fl ugsziel und für die Erwachsenen eine Stätte naus Geschichte. Wir waren wohl noch ein fröhlichen Weintrinkens gewesen war, etwas bißchen zu jung dafür, und die ,Knackerlen‘ von schicksalhafter Verbundenheit mit der aus dufteten vielleicht auch gar zu verlockend aus tausend Wunden blutenden Heimat. der Papiertüte. Viel blieb nicht hängen. Aber als ich viele Jahre später in der höheren Schule Wieder waren Jahre vergangen. Das Brau- von jenen geschichtlichen Ereignissen hörte, nauer Ländchen war tschechisch geworden. stand auf einmal die frühe Abendstunde eines Wir fuhren nicht mehr gerne mit dem Bähn- Sommertages meiner Kindheit vor meinem chen hinüber, denn in Tuntschendorf stiegen geistigen Auge... Braunau lebte seit jenem tschechische Grenzer ein, revidierten mit

Rundbrief 3/2015 23 Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

fi nsterer Miene die Pässe und verstanden Und hier erlebten sie das Wunder, daß die kein Wort deutsch... Vorbei war es mit den volksfremden Bedrücker verschwunden waren gemütlichen Besuchen der Verwandten von wie ein böser Alptraum und daß die Glocken drüben. Zwischen ihnen und uns stand hart in Stadt und Land jubelnd die Kunde von der und unerbittlich eine willkürlich streng betonte Befreiung ins Blau hinaus dröhnten.“ Grenze. Schon lange rollte kein Landauer mehr mit einer Baazdroffer Poate, funkelnd Vom weiteren Schicksal des böhmischen von behäbigem Bauernreichtum, die Rathener Sudetenlandes fi ndet sich keine Kunde bei un- Straße entlang. Die Bauern drüben waren froh, serer Autorin Vera Gottschlich, die der Vertrei- wenn ihnen die tschechische Faust nicht gar bung aus der Heimat entging und Anfang 1947 zu hart im Nacken saß. Ein Besuch über die in Glatz verstarb, wo sie schließlich auch ihre Grenze hätte zu leicht die Aufmerksamkeit der letzte Ruhe fand. Ergänzend mag hier noch Behörden wachrufen und unverdienten Haß angefügt sein, dass wir zwar keine ,braunschen herlenken können. Tanten‘ hatten, aber doch auch Vorfahren, die im Böhmischen zu Hause waren, und zwar in Und dann kam – in gleichem Maße wie bei Ottendorf und dem auch von Vera Gottschlich uns im Glatzer Ländchen der Aufschwung, wiederholt erwähnten Barzdorf, wo unser der Anstieg – für die dort drüben die bittere, Urgroßvater mütterlicherseits (ein Trautmann schier unerträglich schwere Leidenszeit. Es aus Wünschelburg, vom ältesten Erbhof Schle- kamen die Tage der Sorge, da wir Grafschaf- siens) im Jahre 1870 auch eine Barzdorferin ter auf unseren Höfen standen und hinüber geehelicht hatte. sahen ins feindlich geführte Bruderland mit Dr. Gerhard Blaschke der bangen Frage: ,Werden wirklich unsere Brüder dort drüben gegen uns in den Krieg Nachtrag zur Quellenlage: gehetzt werden?‘ Es kamen die Tage, da das Da Vera Gottschlich ihre Werke in wirtschaft- gepeinigte Deutschtum fl üchtend zu uns in lich und politisch schwierigen Zeiten schrieb unsere Dörfer und Städte strömte. Das waren (zudem kurz nach dem Krieg schwer erkrankte keine reichen braunschen Tanten mehr, wie und 1947 starb), wurden sie kaum angemessen sie in unserer Kinderzeit herübergekommen veröffentlicht. Wohl nur eine Sammlung von waren. Das waren arme Flüchtlinge, die in Kurzgeschichten und Gedichten war 1926 der Eile ein paar Kleidungsstücke und ein unter dem Titel „Mein goldenes Sommerbuch“ bißchen Mundvorrat zusammengerafft hatten im Druck erschienen. Alfred Hübner, ein und nun gehetzt, gequält und verängstigt über Verwandter von ihr, machte sich später um die grüne Grenze gehastet kamen, um bei ihren ihr Werk verdient, indem er bekannte: „Eng Verwandten Schutz zu suchen. Finsterer als verknüpft mit meinen genealogischen Inte- die Wolkentürme heraufziehender Gewitter ressen ist meine Vorliebe für das Werk Vera drohten die Wolken der Feindseligkeit vom Gottschlichs. Ihr Vater war der Bruder meiner böhmischen Winkel her. (mütterlichen) Großmutter. Ich bin glücklich, daß ich heute den vollständigen literarischen Ein paar lange, bange Tage! Da! Wie wenn die Nachlaß Vera Gottschlichs verwalten darf.“ Sonne sieghaft eine Wetterwand durchbricht, so sieghaft jagte die Kunde von der Besetzung 1994 erschien im Marx Verlag ein Teil ihrer des Sudetenlandes durch deutsche Truppen in Werke unter dem Titel: „Vera Gottschlich – Er- unsere Dörfer. Braunau wieder eine deutsche innerungen an die Glatzer Heimat in Geschich- Stadt! Batzdorf, Märzdorf, und wie sie alle ten, Gedichten und Erzählungen“. Drei Jahre heißen, die reichen, schönen sudetendeutschen darauf (1997) folgte im selben Verlag mit dem- Bauerndörfer – durch keine tschechische Gren- selben Titel ein noch umfassenderer zweiter ze mehr vom Mutterlande getrennt! Nach und Band. (Die von mir genutzten Texte gehen auf nach ebbte der Strom der Gefl üchteten zurück. den Beginn des ersten Bandes zurück.) G. B.

24 Rundbrief 3/2015 Foto: Peter Güttler Peter Foto:

Die „Grunddörfer“ Schreckendorf, Seitenberg und Gompersdorf und ihre Pfarrkirche St. Maternus

Aus dem Bielengebirge kommend, durchfl ießt Schreckendorf ist die älteste urkundlich nach- die junge Biele Bielendorf und Gersdorf in gewiesene deutsche Ansiedlung in der Graf- zumeist engem Tal und ergießt sich in Gom- schaft Glatz. Mit einer königlichen Urkunde persdorf in eine Weitung der Landschaft, in vom 27. September 1264 wird bestimmt, dass den „Grund“. Hier nimmt die Biele die Wasser dem Priester Daniel und seinen Nachfolgern des Mühlbachs, der Mohre und des Heudorfer der Kirche Schreckers für immer zwei Hufen Wassers auf und fl ießt weiter gen Landeck. Acker, Weiden, Wiesen usw. übertragen werden. Schon einige Zeit vorher hatte der In diesem Talkessel entstanden im Rahmen Lokator Strecker mit deutschen Bauern das der Ostsiedlung, nahe beieinander liegend, nach ihm benannte Dorf angelegt, sicher auch die drei Dörfer, die sich im Laufe der Zeit bald eine hölzerne Kapelle gebaut. aufeinander zu entwickelten und einen geschlossenen Siedlungsraum unterhalb der Die Kirche und Pfarrei wurden unter das hochgelegenen gemeinsamen Pfarrkirche Patronat des hl. Maternus gestellt, der erster bildeten. Von ihrem Turm aus konnte der (geschichtlich beglaubigter) Bischof von Köln Pfarrer, wie Josef Fogger schrieb, fast sein war. Die heutige Kirche entstand 1732 sicher- ganzes Kirchspiel überschauen: Es ging „nuff lich auf Initiative des damaligen Besitzers off“ Seitenberg, „nonder noch“ Schrecken- der Herrschaft Seitenberg, Kardinal Michael dorf, „nei off“ Landeck, „ahender noch“ Friedrich von Althann, Bischof von Waitzen in Gompersdorf, „naus off“ Mühlbach. Ungarn. Unter den Herren von Mutius wurde

Rundbrief 3/2015 25 Aus dem Glatzer Land sie 1811–1816 im Innern umgestaltet, daran erinnert ein Wappen außen am Turm.

Die recht stattliche barocke Kirche erfreut durch ihren gut restaurierten hellen Innenraum. Sie besitzt im rückwärtigen Teil zwei Emporen, die beiden Seitenschiffe mit Kapellen und Emporen darüber öffnen sich mit Bögen zum Hauptschiff, das mit einem Tonnengewölbe überspannt ist.

St. Maternus, Pietà Foto: Peter Güttler

Die vier großen Holz- fi guren im Haupt- schiff (St. Joseph, hl. Franz Xaver, hl. Antonius, Schutz- engel), die Pietà und die als Relief gestalteten Kreuz- St. Maternus, Emporen Foto: Peter Güttler wegbilder schnitzte der Landecker Bild- Im Zentrum des mächtigen, aber schlicht ge- hauer Franz Thamm haltenen Hochaltars steht Maria als Himmels- sen. um 1880 (siehe königin, das Jesuskind auf ihrem rechten Arm Rundbrief 2/2008). hält mit beiden Händen einen langen Stab, der Die Deckengemälde St. Maternus, Schutzengel oben mit einem Kreuz abschließt. schuf der Landecker Foto: Nuscha Güttler

St. Maternus, Hauptschiff mit Hochaltar Foto: Peter Güttler

26 Rundbrief 3/2015 Aus dem Glatzer Land

Blick auf Seitenberg mit Schwarzem Berg Foto: Archiv Peter Güttler

Kirchenmaler Wilhelm Reinsch. Die farbigen Nahe der ehemaligen evangelischen Kirche steht Fenster im Chorraum (von 1915), obwohl eine der schönsten Pestsäulen des Glatzer Lan- eigentlich fremd in einer barocken Kirche, des. Ein wellenförmig bewegter Schaft mit fügen sich durch ihre Gestaltung gut ein. Sie feinen Flachreliefs trägt einen doppelten Stein- zeigen die Geburt Christi und den auferstan- würfel mit Szenen der Passion Christi. Die Säule denen Heiland, die Rundfenster darüber die wurde von Erb- und Freirichter Wolf errichtet. Symbole der Evangelisten. Die heute als Friedhofskapelle dienende evan- Südlich in Seitenberg steht nahe der Straße gelische Christuskirche, wurde 1915 erbaut. nach Wilhelmsthal die St.-Onupherus-Kapelle Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, der von 1735, ein achteckiger Kuppelbau. Graf Jo- letzte Besitzer der Herrschaft Seitenberg, ließ hann Oliver von Wallis stiftete die Kapelle, die die Kirche errichten, die Baukosten beglich er dem heilige Einsiedler aus Ägypten geweiht aus dem Vermächtnis seiner Eltern. wurde. Wie kam sie zu dem seltenen Kirchen- patron? Man erzählt: Als überlegt wurde, wem Schräg gegenüber liegt das kleine ländliche die neue Kapelle geweiht werden sollte, wurde Schloss Seitenberg mit einem Park. Es war vorgeschlagen, es dem Zufall zu überlassen. Verwaltungssitz der Herrschaft und Wohnsitz Beim Öffnen einer Heiligenlegende wurde bei Besuchen der adeligen Besitzer. die Seite mit der Lebensbeschreibung des hl. Onupherus aufgeschlagen. Die Entwicklung der drei Grunddörfer hin zum dominierenden Seitenberg (zur deutschen Zeit: Der jahrelange Verfall der barocken Kapelle Bahnstation und Glashütte Seitenberg, obwohl ist gestoppt, das kleine Gebäude bietet nach auf Schreckendorfer Gebiet, heute: Stadt und der Renovierung wieder einen erfreulichen Kirchengemeinde Stronie Slaskie) wurde Anblick. bestimmt von der Entwicklung der Herrschaft

Rundbrief 3/2015 27 Aus dem Glatzer Land

Seitenberg. Ursprünglich gehörte Seitenberg – Seitenberg – Pass bei Mohrau mit 12.000 (erste Erwähnung 1346) mit allen umliegenden Reichstalern. Am nordwestlichen Abhang des Siedlungen zur Herrschaft Karpenstein. Nach Schneeberggipfels errichtete sie eine „Schwei- der Zerstörung der Burg 1443 wurden die Orte zerei“ und holte für die Bewirtschaftung des wieder königliche Kammerdörfer. 1684 kaufte Almbetriebs Michael Aegeter aus dem Kanton Michael Wenzel Graf Althann auf Mittelwalde Bern. Sie förderte den beginnenden Fremden- Seitenberg und die südlich davon gelegenen verkehr und ließ unter anderem ihr Wölfels- Siedlungen, durch Tausch kamen Gompers- grunder Freirichterhaus zum Gasthaus „Zur dorf, Gersdorf und Bielendorf dazu. Die guten Laune“ umwandeln. Für den Marmor- Reichsgrafen von Wallis auf Wernersdorf/Wal- bruch am Kreuzberg ließ sie einen Bruchmei- lisfurth erwarben 1737 die Herrschaft, kauften ster aus dem Salzburgischen kommen. das Rittergut Schreckendorf dazu und grün- deten hier auch eine Glashütte. Später war der Weit bekannt wurde Seitenberg durch die königlichen Justizrat Joseph Franz von Mutius „Oranien-Nassau-Hütte“ (später: Glasfabrik Besitzer der Herrschaft, dann erwarb sie 1838 Oranienhütte Seitenberg), die Franz Losky Prinzessin Marianne der Niederlande, Gemah- 1864 mit starker Unterstützung der Prinzessin lin des Prinzen Albrecht von Preußen. Sie hatte Marianne auf ihrem Grund errichtete und in von ihrer Mutter Wilhelmine den Gutsbezirk der in der Folgezeit viele Menschen Arbeit des ehemaligen Klosters Kamenz geerbt und fanden und hochwertige Glasprodukte schufen. erweiterte ihren Besitz nun erheblich um die Durch den Zuzug der Fachkräfte wuchs die benachbarte Herrschaft Seitenberg. Einwohnerzahl stark.

Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau hat Heute ist Seitenberg mit den beiden anderen für die Entwicklung ihres Herrschaftsgebietes Grunddörfern zu einem Industriestandort und auch für die weitere Umgebung sehr viel zusammengewachsen, die Glashütte wurde getan. Sie erwarb weitere Ländereien, teilte ih- weiter ausgebaut, viele neue Häuser und ren riesigen Waldbesitz in Forstbezirke auf und Wohnblocks und ein großes Langzeitkran- ließ Wege und Straßen zur Abfuhr des Holzes kenhaus sind entstanden, im Ortskern wurden anlegen. In den Forsten fanden viele Menschen ein kreisrundes Kulturhaus und ein Sportzen- Arbeit. Sie fi nanzierte den Bau der 55 km langen trum mit Hallenbad errichtet. Mit den Orten Landstraße Kamenz – Reichenstein – Landeck im oberen Bieletal und zum Schneeberg hin einschließlich Wilhelmsthal bildet es die Stadt Stronie Slaskie; das Rathaus ist im Schloss der ehemaligen Herr- schaft Seitenberg. Peter Güttler

Benutzte Literatur Fogger, Josef: Siedlungs- geschichte des „Landecker Kreises“, I. Schreckendorf, Geseke 1964 Güttler, Peter: Das Glatzer Land, Düsseldorf 1996 Seitenberg: Herrenhaus mit Pestsäule. Heute ist das Gebäude Sitz der Gemeindeverwaltung (Rathaus). Foto: G. Marx, um 1940

28 Rundbrief 3/2015 Aus dem Glatzer Land Gottes Geist verbindet

„Ferien mit Gott. Wakacje z Bogiem“ – so den Jüngsten. Er war zum zweiten Mal hier, bringt es Janek auf den Punkt, wenn er über für den Berliner Joachim, 80, war es die erste die geistliche Freizeit im Glatzer Bergland Reise mit der Gemeinschaft, während die vier- spricht, an der er vor fast 25 Jahren zum ersten zehnjährige Kasia aus Łód¼ jedes Jahr mit ih- Mal teilgenommen hat. Janek lebt mit seiner ren Eltern die geistliche Freizeit besucht. Asia Frau Mirka in Łód¼, Anja und Bogus ebenso. (30) hat ihren Lebensmittelpunkt inzwischen Edelgard, Erika und Klaus wohnen in Berlin. in den schottischen Highlands, aber im Som- Sie alle gehören zum mer nach Bad Reinerz Team des Berliner Jesu- (Duszniki-Zdrój) zu itenpaters Hubertus „Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude, aus kommen, lässt sie sich Tommek, der die den Quellen des Heils“, heißt es in einem nicht nehmen. deutsch-polnische geist- Lied des Jesuitenpaters Hubertus Tommek. liche Freizeit gemein- Pater Tommek, der am 4. November 1940 in Was zeichnet diese Albendorf geboren wurde, hat zahlreichen sam mit Mitgliedern der geistliche Freizeit Suchenden den Zugang zu den Quellen Gemeinschaft Monte erschlossen. Er selbst ist mit 19 Jahren in aus, die seit Jahren Crucis, einer geistlichen den Jesuitenorden eingetreten. Während Polen und Deutsche Laiengemeinschaft in eines längeren Frankreichaufenthalts in unterschiedlichen der katholischen Kirche, den 1970er-Jahren machte er innerhalb Alters anzieht, sei initiiert hat. der charismatischen Bewegung prägende es zum ersten, zum Erfahrungen mit der Dynamik des Heiligen zehnten oder zum Pater Tommek besucht Geistes, die ihn bewogen, andere daran zwanzigsten Mal? Das seit Jahren jeden Som- teilhaben zu lassen. Dabei kam der Musik nahezu paradiesisch mer mit einer deutsch- eine besondere Bedeutung zu. Seine Lieder- anmutende Glatzer sammlung „Preist unseren Gott“ ermöglichte polnischen Gruppe Bad Bergland ist ideal für die Verbreitung neuer geistlicher Lieder im Reinerz und Albendorf. deutschsprachigen Raum. Aus einem Gebets- die generationsüber- Diese Besuche haben kreis des Paters heraus entstand 1984 die greifenden Aktivitäten einen besonderen geistliche Laiengemeinschaft Monte Crucis wie Wanderungen, Charme, sie sind durch und 1989 die Christliche Glaubens- und Sport, Ausfl üge, Be- und durch katholisch Lebensschule St. Ignatius, um den biblischen sichtigungen und Spa- – und zwar im Wort- Glauben mit dem Alltag von heute in Kontakt ziergänge. An allen sinn, in der Bedeutung zu bringen. Viele Angebote, die Pater Tommek Tagen wird zusammen von „all-umfassend“ vor Jahren ins Leben gerufen hat, sind bis gebetet, gesungen und und schließen damit heute lebendig, wie die geistliche Freizeit im die hl. Messe gefeiert, Glatzer Bergland, die mit einer Wallfahrt nach selbstverständlich auch immer zweisprachig. Albendorf verbunden ist. Bis heute begleitet evangelische Christen Pater Tommek die Gruppen, auch wenn er Im Lauf der Jahre ist mit ein. In diesem wegen seiner schweren Parkinsonerkrankung ein deutsch-polnisches Jahr waren es 120 die Organisation inzwischen an andere geistliches Lieder- Personen überwiegend abgegeben hat. Danke, Pater Tommek, und buch entstanden, das aus Łód¼ und Berlin, herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag. auch Neulingen hilft, die zehn Tage in der Ingrid Schönsee Lieder und Gebete in wunderschönen Glatzer der jeweils anderen Landschaft miteinander Sprache zu verstehen. verbracht haben. Eine bunte Gruppe, interkul- Einige bringen ihre Instrumente mit, in diesem turell und mehrere Generationen umfassend. Jahr waren es Gitarren, Geigen, Flöten und ein Benjamin zählte mit seinen zwei Jahren zu Cello. Sie unterstützten den zweisprachigen ៑

Rundbrief 3/2015 29 Aus der Glatzer Stube in Telgte

៑ Gesang der Mitfeiernden und brachten das Gotteshaus und die Herzen zum Klingen. Das Kirchenkrippe gemeinsame Beten und Singen verbindet die Menschen und hebt das Trennende auf. Ein kleiner Sprachkurs trägt ebenfalls zur Verstän- Aus Pischkowitz stammen einige Krippenfi gu- digung bei. ren, die nun unsere Sammlung bereichern. Sie gehörten vermutlich zu einer früheren Kirchen- Höhepunkt der Freizeit ist stets die Wallfahrt krippe. Sie war unvollständig und in sehr nach Albendorf. Den Weg von Bad Reinerz schlechtem Zustand, als der polnische Pfarrer nach Albendorf legten diesmal 50 Wallfahrer sie einem früheren Pfarrangehörigen überreichte zu Fuß zurück, die anderen pilgerten per Bus und so vor der Vernichtung bewahrt hat. Die zur Basilika und feierten dort gemeinsam die lebendig gestalteten Figuren, knieend etwa 25 hl. Messe. Am Nachmittag waren alle einge- cm hoch, sind farbig gefasst, wobei der große laden, in der Kapelle ihre Anliegen vorzubrin- Anteil an Goldfassung bei den Gewändern gen, für sich beten und sich segnen zu lassen. auffällt. Leider besteht die Gruppe nur aus Rückblickend sprechen einige Teilnehmende Maria und Josef, einem Hirtenknaben, einer „vom Geist von Duszniki“ und meinen damit Gruppe mit zwei Königen und zwei Engeln. eine Gemeinschaft, in der alle sich mit ihren Das Kind in der Krippe wurde neu gekauft. Gaben einbringen und so zum Gelingen der Die Figuren wurden vor einigen Jahren fachge- geistlichen Freizeit beitragen. recht restauriert. Ingrid Schönsee Peter Güttler

Teil der Pischkowitzer Krippe: Josef und Maria sind alt, das Jesuskind wurde ergänzt. Foto: Peter Güttler

30 Rundbrief 3/2015 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

Grafschafter Gemeinschaft Survival-Tage im Eichsfeld

Die herbstliche Wandertagung gehört seit Jah- Weg führte uns ins Heilbad Heiligenstadt, ren fest zum Terminkalender der Grafschafter von dort über die Höhen des Heiligenstädter Gemeinschaft. Dieses Jahr führte uns die Reise Stadtwaldes und den kleinen Ort Lutter und vom 14. bis 18. Oktober ins Eichsfeld, einer wieder zurück nach Uder. Doch was hielt diese Region in Thüringen südöstlich von Göttingen. unerschrockenen Wanderer auf der 17 km lan- Durch die jahrhundertelange Insellage als Teil gen Tour „am Leben“? Erstens die Erkenntnis, des Fürstbistums Mainz hat sich hier eine mehr- dass bei ständiger Bewegung durch Berg und heitlich katholische Bevölkerung mit speziel- Tal selbst Temperaturen von drei Grad ihren lem Brauchtum erhalten, das selbst zu DDR- Schrecken verlieren. Zweitens die recht spät Zeiten Bestand hatte und bis heute wirkt. wachsende Einsicht, dass Grundsatzdiskus- sionen innerhalb der Gruppe an jeder zwei- Welche Assoziationen fallen Ihnen ein, wenn ten Weggabelung für das Fortkommen eher Sie die Begriffe „Herbst, Wandern, Deutsch- hinderlich sind. Und drittens (und das gehört land“ lesen? Vergessen Sie alles! Es gab keine schon seit Jahrzehnten zur Tradition der Grup- wärmenden Sonnenstrahlen, kein goldenes pe) der selbstgemachte Eierlikör von Klaus Laub und raschelnde Blätter auf trockenen Geismann. Was jedoch die Stimmung ein we- Wegen. Stattdessen erwarteten uns bei der An- nig trübte war die Tatsache, dass alle Einkehr- reise Schnee bis hinunter auf 200 Meter, Nebel möglichkeiten am Rande des Weges just an und eisige Kälte. Immerhin können wir damit diesem Donnerstag Ruhetag hatten. Der Abend punkten, im kältesten Oktober seit 40 Jahren des ersten Tages klang dann im Tagungshaus gewandert zu sein. Der herzliche Empfang in in geselliger Runde und bei Gitarrenmusik von der Bildungs- und Freizeitstätte Uder konnte Martin Meggle aus. diese Widrigkeiten zum Teil kompensieren. Am ersten Abend brachte uns der Leiter der Auch der nächste Tag bot nur Nässe, aber mit Einrichtung, Herr Schröter, das Tagungshaus, sechs Grad war es deutlich wärmer. Am Rat- als FDGB-Urlaubersiedlung erbaut und nach haus von Heiligenstadt trafen wir eine freund- der Wende umfangreich saniert und erneuert, liche Stadtführerin, die uns die Schönheit näher und erzählte auch ein wenig von der des Ortes und seine Geschichte anschaulich Geschichte des Eichs- feldes.

Am Donnerstag, 15. Oktober, versammelten wir uns nach Medi- tation und üppigem Frühstück wie zu einer Polarexpedition ausgerüstet vor dem Tagungshaus. Weder drei Grad plus noch Dauerregen konnten uns davon abhalten, die erste Tageswande- rung anzugehen. Unser Stadtführung in Heiligenstadt Foto: Christoph Herrmann

Rundbrief 3/2015 31 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen näherbrachte. Wir erfuhren einiges über den Am Abend feierten wir mit einer Familien- in Heiligenstadt geborenen Tilmann Riemen- gruppe aus Erfurt in der Kapelle des Tagungs- schneider, den Schriftsteller Theodor Storm, hauses gemeinsam Gottesdienst. der hier acht Jahre seines Lebens verbrachte, über Möhrenkönige, Kirchen und Baudenk- Am Abreisetag blieb noch Gelegenheit für eine male. Unsere Stadtführerin war vom Interesse kurze Wanderung am Ort. Bei der Verabschie- unserer Gruppe so begeistert, dass erst der dung herrschte die einhellige Meinung, die Handyanruf ihres Mannes sie daran erinnerte, Survival-Tage im Eichsfeld nicht nur überlebt, nach Hause zu kommen. Anschließend gingen sondern ein schönes, harmonisches Wander- einige von uns noch in der übersichtlichen wochenende in Uder erlebt zu haben. Auf ein Fußgängerzone des Ortes shoppen. Den Neues in 2016. Christoph Herrmann Abschluss des Tages bildete ein vergnügliches Wettkegeln im Tagungshaus, wobei besonders Besuch in der Gedenkstätte die beiden jüngsten Mitglieder der 25-köpfi gen Grenzmuseum Schiffl ersgrund Gruppe, Marie und Anna, ihren Spaß hatten. Wie schon bei den Herbstwanderungen der vergangenen Jahre waren auch diesmal wieder Am dritten Tag besuchten wir den „alternati- einige Nichtwanderer mit von der Partie und ven Bärenpark“ in Worbis. Mit Wolfgang Rohe, daher ein Alternativprogramm gefragt. Schnell Professor für Forstzoologie und Waldschutz an waren wir uns einig, wir am Donnerstag das der Universität in Göttingen, begleitete uns ein Grenzlandmuseum Schiffl ersgrund besichtigen kompetenter Führer, der die Hintergründe des wollten. In diesem „dienstältesten“ Grenz- Parks, die Besonderheiten der dort lebenden museum wird seit 1991 die Geschichte der Tiere und viele andere Themen sehr anschau- deutschen Teilung und der Wiedervereinigung lich vermittelte. So leben hier unter anderem eindrucksvoll dargestellt. Hier sind noch alte ehemals für Zirkus oder Jahrmärkte dressierte Grenzsicherungsanlagen wie der 3,20 Meter und gequälte Bären artgerecht mit Wölfen hohe Streckmetallzaun, der Wachturm, Platten- und anderen Tieren zusammen. Auch erhalten wege und Relikte ausgefeilter, menschenver- heimische, fast schon ausgestorbene Haustier- achtender Überwachungstechnik im Original rassen hier einen neuen Lebensraum. Die fast erhalten. Von einem überdachten Aussichts- fünfstündige Führung, unterbrochen von nur punkt, der selbst bei Dauerregen einen Besuch einer kurzen Rast, stieß einhellig auf positive wert ist, hatten wir einen sehr guten Überblick Resonanz, was auch an der begeisternden Art über die ehemalige Grenzbefestigung. Neben und Fachkompetenz unseres Führers lag. den Außenanlagen gehören zu dem Museum auch einige Gebäude, in denen zahlreiche Dokumente belegen, dass die DDR zu Recht als „Unrechtsstaat“ bezeichnet wird. Lange blätterten wir in den sorgfältig zusammen- getragenen Unterlagen, die aufzeigen, wozu Menschen fähig sein können. Letztlich blieb das Gelesene und Ge- sehene unfassbar und beklemmend. Im alternativen Bärenpark Wobis Foto: Christoph Herrmann Hildegard Gellrich

32 Rundbrief 3/2015 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

Jahrestreffen des Grafschafter Familienkreises in Rietberg Paulus und seine Briefe

Am Treffen des Grafschafter Familienkreises Diesen schrieb Paulus vermutlich 55/56 n. Chr. vom 4. bis 6. November 2015 in Rietberg nah- an die Gemeinde in Rom, die er nicht kannte. men 25 Personen teil. Beim geselligen Abend Paulus Anliegen war es, Nichtjuden Christus am Mittwoch übermittelte Reinhard Schindler zu verkünden. die Grüße derer, die vornehmlich aus gesund- heitlichen Gründen nicht kommen konnten, Dann durchleuchtete Pater Katzer die Schriften wie seine Frau Ulla. Dann erinnerte er an die des alten Bundes und schuf so einige Grund- Verstorbenen Barbara Simon, Heinz Blaser lagen für die Interpretation des Wirkens Jesu. und Johannes Gründel. Von Prof. Gründel Pater Katzer erläuterte Jesu Aktivitäten und hörten wir anschließend eine Tonaufzeichnung machte deutlich, dass wir durch die Taufe von seines Vortrags zum Thema „Heimat“, den er der Sünde befreit sind, durch unsere Sünden im Februar 1993 auf der Tagung des Pastoral- aber aus der Auferstehungsnachfolge heraus- rats in Günne gehalten hatte. Im Verlauf des fallen und das Bußsakrament der Wiederein- weiteren Abends feierten wir nachträglich stieg in diese Nachfolge – gewissermaßen eine noch die Goldene Hochzeit von Ulla und Rein- wiederholte Taufe – ist. Dass die Juden seine hard Schindler Ende 2014. Botschaft von Jesus Christus nicht verstanden, schmerzte Paulus übrigens sehr. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Paulusbriefe. Schon im Vorjahr, als Pater Josef In den Briefen an die Gemeinden, die Paulus Katzer uns mit der Bergpredigt konfrontierte, kannte, ging er auf deren aktuelle Befi ndlich- war deutlich geworden: Ohne Hilfe bzw. Hin- keiten ein. In den Briefen an die Korinther tergrundwissen kann man die Heilige Schrift sprach er die Probleme in der dortigen Ge- nur schwer verstehen. Die meisten Quellen, meinde deutlich an und machte Lösungsvor- auf die sich Bibelforscher heute stützen, schläge. Oder im Hohen Lied der Liebe (1 Kor sind für Laien noch immer nicht zugänglich. 13,1–13) sprach Paulus zu den Griechen, die Umso aufschlussreicher war es, durch einen drei Arten der Liebe kannten und dementspre- Bibelkenner in die Paulusbriefe eingeführt zu chend eigene Begriffe dafür hatten – Eros (die werden. Pater Katzer stellte uns zunächst die körperliche Liebe), Philia (die geistige Liebe) Person des heiligen Paulus vor, sprach über und Agape (die uneigennützige Liebe) –, über dessen Herkunft, Bildung und soziale Stel- Agape, die Nächsten- und Gottesliebe. lung. Paulus war ein Vertreter der hebräisch- jüdischen und auch der griechisch-römischen Schließlich erläuterte Pater Katzer die Hinter- Kultur. Nach dem Neuen Testament war er ein gründe zum Brief an Philemon, dem kürzesten erfolgreicher Missionar des Urchristentums der Paulusbriefe im Neuen Testament. Paulus und einer der ersten christlichen Theologen. schrieb ihn wahrscheinlich in Ephesus, wo er um 56 in Haft (Hausarrest) war. Hier lernte Paulus schrieb bzw. dikierte seine Briefe mehr- Paulus den entlaufenen Sklaven Onesimus heitlich in Kleinasien. Die Briefe, die wir aus kennen, den er mit diesem Brief zu seinem dem Neuen Testament kennen, sind nur ein Teil Herrn Philemon nach Kolossai schickte. In derer, die er verfasst hat. Viele gingen verloren. dem Brief forderte Paulus seinen Glaubens- Paulus wandte sich in seinen Briefen vor allem bruder und Mitarbeiter Philemon auf, dass er an die jungen Gemeinden, die er in großer Zahl seinen davongelaufenen Sklaven freundlich selbst gegründet hatte und dementsprechend aufnehmen und in ihm fortan den geliebten kannte. Eine Ausnahme ist der Römerbrief. Bruder sehen solle, da Onesimus Christ sei.

Rundbrief 3/2015 33 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

den Einzelnen in seinem Suchen, Ringen und Beten; ein Hausbuch für Familie und Gruppe; ein Gemeindebuch für die Feier der vielfäl- tigen Gottesdienste“. Am späten Nachmittag feierten wir dann mit Großdechant Franz Jung, Pater Katzer und Diakon Arnold Bittner einen Gottesdienst. Zu Beginn erinnerte der Diakon an die Zeit und die Erinnerungen: 70 Jahre Vertreibung, 50 Jahre Priesterschaft von Pater Katzer, 40 Jahre Diakonat von Arnold Bittner. In seiner Predigt sprach Pater Katzer über das Evangelium vom Weinstock und den Pater Katzer und Großdechant Jung Reben (Joh 15,1–8). Im Leben wirklich Frucht bringen können wir nur, wenn wir mit Christus Zudem gab Paulus seiner Hoffnung Ausdruck, verbunden bleiben. dass er bald aus der Gefangenschaft entlassen werde, und bat Philemon, eine Unterkunft für Der gesellige Abend am Donnerstag stand im ihn vorzubereiten. Zeichen des 40-jährigen Diakonjubiläums von Arnold Bittner und des bevorstehenden Gol- Das Morgenlob am Donnerstag, dem Gedenk- denen Priesterjubiläums von Pater Katzer. tag an den Berliner Propst Bernhard Lichten- berg, leiteten Barbara und Arnold Bittner. Sie Beim Morgenlob am Freitag beteten wir u. a. brachten in Erinnerung, dass das Morgenlob den Psalm 63: „Gott! Du bist mein Gott, dich der Kirche mit dem Sonnenaufgang um die suche ich.“ Pater Katzer erschloss ihn uns und Welt geht und deshalb zu keiner Zeit ver- Reinhard Schindler las eine Betrachtung zu stummt. Mit dem Psalm 23 „Der Herr ist mein Barmherzigkeit. Dann stand auch schon wieder Hirte“ und dem Taizé-Gesang „Meine Hoff- die Heimreise bevor. Dankbar für alles, was nung und meine Freude“ stimmten wir ein in wir erlebt und erfahren haben, und mit dem das weltumspannende Morgenlob der Kirche. Wunsch, uns vom 7. bis 9. November 2016 in Rietberg wiederzusehen, nahmen wir Vor dem Mittagessen würdigte der Großde- Abschied. Zum Schluss sei noch allen, die das chant den Grafschafter Familienkreis als eine diesjährige Familienkreistreffen vorbereitet Gruppe, die ihn in den vergangenen Jahren haben, ganz ausdrücklich ein sehr herzliches intensiv mitgetragen habe, und stellte fest, dass „Vergelt’s Gott“ gesagt. Dr. Wolfgang Mücke unser aller Leben inzwischen langsamer ginge und weniger werde. Deshalb freue er sich umso mehr, wie viele noch so tatkräftig mittun, und denke an eine Fahrt mit dem Familienkreis in die Grafschaft zum Hirschfelder-Gedenken im September 2016.

Unter der Überschrift „Das neue Gotteslob – Proviantpaket für’s Glaubensleben, Schatzkiste des Glaubens“ erläuterte Barbara Bittner am Donnerstagnachmittag sehr engagiert Details zu Entstehung, Anliegen, Aufbau und Ge- brauch des neuen Gotteslobs. Dieses sei mehr als ein Gebet- oder Gesangbuch. Das Gottes- lob ist, wie es im Vorwort heißt, „ein Buch für Eucharistiefeier Fotos: Reinhard Schindler

34 Rundbrief 3/2015 Würdigung

Grafschaft Glatzer Schwester Gedenkgottesdienst für soll seliggesprochen werden Geistl. Rat Georg Goebel Nach jahrelangen Ermittlungsarbeiten und Eigentlich wollte ich am 27. September 2015 Zeugenbefragungen zur Vorbereitung der in Laer zum 50. Todestag des Geistl. Rats Ge- Seligsprechung von zehn Ordensschwestern org Goebel predigen. Am Tag zuvor war ich aus der Kongregation der Schwestern von der noch in Kiel, um meinen Neffen zu trauen. Dort hl. Elisabeth (graue Schwestern) konnten am blieb ich im wahren Sinn des Wortes „auf der 26. September 2015 im voll besetzten Dom zu Strecke“, weil mein Zug zurück nach Westfa- Breslau die Provinzakten geschlossen und zur len ausfi el. Dankenswerterweise vertrat mich weiteren Bearbeitung nach Rom übergeben ein Mitbruder aus Münster. Die folgende für werden. Unter den Kandidatinnen ist auch den Abdruck im Rundbrief nochmals überar- die Grafschafter Ordensschwester M. Adela beitete Predigt hatte ich auf der Basis eines Ar- (Clara) Schramm. Ich bin vor Jahren von der tikels von Peter Großpietsch im Grafschafter Provinzleitung zu Schwester Adela befragt Boten, (Mai 2015), und des Nachrufs im To- worden und habe Kopien aus dem Buch „Zeu- tengedenkbuch „Sie gehören zu uns“ verfasst: gen für Christus“ von Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, in dem er Unterlagen des Provinzhauses Liebe Schwestern und Brüder, in Reinbek verwendet hatte, weitergereicht. die Texte des heutigen 27. Sonntags im Jahres- Schwester Adela (Clara) Schramm wurde am kreis lassen etwas aufstrahlen von dem, was uns 3. Juni 1885 in Gabersdorf-Wiesau Krs. Glatz Christen auszeichnet: prophetisches und wei- geboren. Mit 26 Jahren entschied sie sich für ses Wirken, die Bereitschaft zu teilen, Geister- die Kongregation der Schwestern von der hl. fülltheit, Gerechtigkeitssinn und vollständige Elisabeth, in die sie am 15. Januar1912 eintrat. Ablehnung des Bösen. Ein hoher Anspruch, Nach der Zeit ihres Postulates begann sie am den wir ohne den Geist Gottes nicht erfüllen 29. Oktober 1912 das Noviziat, am 16. August können. „Auf Mose ruhte der Geist Gottes 1915 folgte die erste Profess. Die Ewige und der Herr legte ihn auf die 70 Ältesten und Profess legte sie am Hochfest der hl. Apostel auch sie gerieten in prophetische Verzückung“ Petrus und Paulus des Jahres 1924 ab. Nach (Numeri 11.25). der Evakuierung der Pfarrei hielt sie sich mit anderen Flüchtlingen im niederschlesischen Vor etwa 100 Jahren erwählte der Herr Pfarrer Günthersdorf Krs. Bunzlau bei der Familie Georg Goebel, der am 25. September 2015 eines Landwirts versteckt. Als russische Sol- 115 Jahre alt geworden wäre, zum Propheten, der daten den Hof überfi elen, versuchte Schwester der Weltöffentlichkeit ohne Rücksicht auf seine Adela die anderen Flüchtlinge zu beschützen. Person und sein Ansehen die Wahrheit sagte. In Verteidigung ihrer Jungfräulichkeit wurde sie von russischen Soldaten am 25. Februar Wer war dieser Pfarrer und Geistl. Rat Georg 1945 gewaltsam umgebracht. Leider konnte Goebel? In Albendorf geboren, studierte er in sich von den Befragten aus Wiesau keiner Limburg und Breslau und wurde am 14. Februar mehr an diese Schwester erinnern. Ich werde 1926 in Breslau zum Priester geweiht. Nach daher versuchen, über das Provinzhaus in fünf Jahren als Kaplan in Mittelsteine und Haus- Reinbek mehr Informationen über die Märty- dorf war er von 1931–41 in der Auslandsseel- rerin in Erfahrung zu bringen. sorge der Deutschen in Rumänien. Dort baute Freuen wir uns, dass wir nach Kaplan Ger- er zwei Waisenhäuser und holte deutsche hard Hirschfelder hoffentlich bald auch Frater Ordensschwestern zur Hilfe. 1941 zogen die Fortunatus Thanhäuser und Schwester Adela Russen in Rumänien ein und Pfarrer Goebel Schramm zu den Seligen unserer Heimat kehrte in die Heimat zurück, wo er zunächst zählen dürfen. Welch ein Geschenk für die Seelsorgeverbot erhielt. Der Bischof von Osna- Grafschaft Glatz! Franz Jung, Großdechant brück, Dr. Berning, schaltete sich ein – Georg

Rundbrief 3/2015 35 Würdigung

Goebel wurde Pfarrer erinnere mich noch an seine Rede, engagiert und Bürgermeister in mit Schaum vor dem Mund. Was er sagte, lebte Rosenthal Krs. Habel- er auch. Er war wirklich eine prophetische Ge- schwerdt. Er reiste nach stalt, mitreißend, aufreizend, wachrüttelnd, wie Prag und München, um die Propheten des Alten Testaments es waren die Situation der Kirche und Propheten heute noch sind. in den Jahren 1945/46 zu beschreiben. 1946 holten 1964 erkrankte Georg Goebel an Krebs, wurde Pfarrer Goebel und Pater operiert, konnte Nahrung nicht mehr in gewöhn- Hubertus Günther Weih- licher Form zu sich nehmen. In dieser Zeit tiefs- Georg Goebel, 1949 bischof Joseph Ferche ten Leidens wuchs er im Glauben bis zur rest- Foto: Der Spiegel aus Breslau in die Graf- losen Hingabe an Gott. Er starb am 7. Juni 1965. schaft, um 1150 Kinder Sein Grab befi ndet sich in Laer. Sein Tod vor zu fi rmen, weil schon seit 1938 der Kardinal 50 Jahren ist uns eine Verpfl ichtung, uns für aus Prag nicht mehr kommen durfte. Das Pfarr- das Recht auf Heimat und Menschenwürde haus in Rosenthal wurde zur Anlaufstelle für einzusetzen. Gelegenheiten bieten sich dazu Deutsche und Polen. Goebel hat 40 Menschen ganz konkret in der gegenwärtigen Flücht- das Leben gerettet. lingssituation. Wenn der Papst aufruft, in jeder Pfarrgemeinde eine Familie aufzunehmen, 1946 wurde er mit seiner Gemeinde nach Laer können wir unsere Hilfe anbieten. in Westfalen vertrieben. Bald kümmerte er sich Franz Jung, Großdechant mit voller Kraft um die Heimatvertriebenen, predigte, hielt Vorträge und prangerte laut das Unrecht und Verbrechen der Vertreibung an. Er Goldenes Priester- und sorgte für den Zusammenhalt der Vertriebenen Silbernes Bischofsjubiläum und legte sich sogar mit den Bischöfen an. Ein von Nuntius em. Erzbischof Priester muss sich auch politisch engagieren, Dr. Erwin Ender wenn es um Recht auf Heimat und Menschen- würde geht. Gemeinsam mit Schulrat Alois Das hat es selten gegeben. Ein Priester unserer Bartsch gründete er 1949 den „Grafschafter Grafschaft Glatz feiert in einem Jahr ein Doppel- Boten“ (die 1. Ausgabe erschien am 15. Januar fest: Gold- und Silberjubiläum. Wir gratulieren 1950) und damit ein Stück Heimat für alle dem höchsten Würdenträger des Grafschafter vertriebenen Grafschafter sowie das Jahr- Klerus. buch „Grofschoaftersch Häämtebärnla“. Er begründete die Zentralstelle Grafschaft Glatz Erwin Josef Ender e. V. und gab die Dokumentationsbände des wurde am 7. Septem- Grafschaft Glatz e. V. heraus. In Kierspe und ber 1937 in Steingrund Werdohl im Sauerland fand er eine neue Be- bei Kieslingswalde tätigung als Seelsorger, baute in Lüdenscheid geboren. Nach der das Altenwohnheim für Grafschafter und Vertreibung fand die renovierte die Kirche. Pfarrer Georg Goebel Familie Ender mit vier wurde mit dem Titel „Geistlicher Rat“ und Kindern in Seppenrade dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. bei Lüdinghausen eine bescheidene Unter- Er war ein Organisationstalent und ein leiden- kunft. Ein Pfarrer entdeckte die Begabung des schaftlicher Redner, Prediger und Verteidiger Jungen und schickte ihn in das bischöfl iche des Rechts auf Heimat. Als 12-jähriger Junge Internat der Lohburg bei Ostbevern. Nach habe ich ihn 1948 in Lippstadt bei einer Ver- einem glänzenden Abitur begann er sein Studi- anstaltung für Heimatvertriebene gehört. Ich um im Collegium Borromäum in Münster und

36 Rundbrief 3/2015 Würdigung wurde ins Collegium Germanicum nach Rom geschickt. Am 10. Oktober 1965 wurde Erwin Ender von Julius Kardinal Döpfner in Rom zum Priester geweiht. Danach blieb Erwin Ender in Rom, um im kirchlichen diploma- tischen Dienst ausgebildet zu werden. Am 5. April 1990 wurde Erwin Ender von Papst Johannes Paul II. zum Bischof geweiht und erhielt das sogenannte Pallium als Erzbischof. Mit seiner Bischofsweihe, an der ich das Grafschafter Volk vertreten durfte, war seine Laufbahn als Nuntius programmiert.

Beim Festhochamt im Paulus-Dom in Münster: Erz- Seine Stationen als Apostolischer Nuntius: bischof Erwin Josef Ender mit den Konzelebranten 1990–1997 im Sudan und Apostol. Delegat in Bischof Felix Genn (l.) und Kardinal Karl Josef der Region des Roten Meeres Rauber (r.) Foto: Hubertus Konitz 1997–2001 in den drei baltischen Ländern und Apostol. Administrator in Estland Pfi ngstsonntag, dem 15. Mai 2016, in Beelen 2001–2003 in der Tschechischen Republik (Krs. Warendorf) ein. Notieren Sie sich schon 2003–2007 in Deutschland jetzt diesen Festtag. Franz Jung, Großdechant seit 2009 Mitglied der vatikanischen Kon- gregation für die Evangelisierung der Völker Ansprache Erwin Enders nach dem „Propagande Fide“ Festgottesdienst in Münster Anlässlich seiner Jubiläen feierte Erwin Ender Als ich Mitte August in dem im August auf Einladung von Bischof Ignac kleinen Kirchlein meines Dec zwei Gottesdienste in seiner Heimat: in schlesischen Geburtsortes seiner Taufkirche in Kieslingswalde im Beisein Steingrund in der Graf- der Habelschwerdter Heimatgruppe und in schaft Glatz, das kaum seinem Dorfkirchlein Steingrund. Dolmetscher 400 Meter von unserem waren Elisabeth Kynast und Horst Ulbrich, Elternhaus entfernt liegt, Leiter des Deutschen Freundschaftskreises. mit den heute dort lebenden Gläubigen meine beiden Die Diözese Münster hatten am 25. Oktober Jubiläen feierte, sagte ich 2015 zu einem Festgottesdienst im Dom zu in meiner Predigt: „Wenn Münster und einem anschließenden Empfang ich an die bescheidenen im Priesterseminar eingeladen, an denen auch Verhältnisse unserer die Verwandten des Jubilars und Mitglieder Familie und auch meines des Mitarbeiterkreises des Großdechanten teil- Geburtsortes denke und nahmen. Großdechant Franz Jung gratulierte Foto: H. Konitz dann betrachte, in welche im Namen der Grafschafter und erinnerte an Regionen und Dimensionen seine Studienzeit in Rom, in der Erwin Ender mich Gottes Vorsehung später durch meine den Kontakt zum Erzbistum Prag im Auftrag Berufung zum Priestertum geführt hat, drängt der damaligen Großdechanten hielt und vielen sich mir unweigerlich der Lobpreis Mariens Landsleuten zu schönen Tagen in Rom verhalf. im Magnifi cat auf meine Lippen, wo sie die Die Kieslingswalder, vertreten durch die Fami- Größe und Güte Gottes preist, der auf die lien Stürz und Wiegert, gratulierten im Namen Niedrigkeit seiner Magd geschaut hat: ,Der der Heimatgemeinde und luden den Sohn ihres Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Heimatortes zum nächsten Heimattreffen am Name ist heilig!‘ Zugleich stellte ich mir die

Rundbrief 3/2015 37 Würdigung

Frage, wie wohl mein Lebensweg verlaufen wäre, wenn wir unsere schlesische Heimat durch die Vertreibung nicht hätten verlassen müssen. Eine Frage, auf die mir niemand eine Antwort geben kann. Meine Studien- und Arbeitsjahre in Rom ab 1959 fi elen in eine begnadete Zeit. Sie began- nen während des verheißungsvollen Aufbruchs des II. Vatikanischen Konzils und umfassten fünf Pontifi kate. Von den fünf Päpsten, die ich persönlich erlebt habe, wurden inzwischen zwei heiliggesprochen: Papst Johannes XXIII. und Papst Johannes Paul II. Ein Weiterer wird Nach der Primiz 1965 in Rom: Erwin Ender mit von uns jetzt als Seliger verehrt: Papst Paul seinen Geschwistern Foto: privat VI. Und für einen vierten von ihnen, Papst Johannes Paul I., wurde inzwischen ebenfalls lich zum Bischof und sandte mich für sieben schon der Seligsprechungsprozess eröffnet. Jahre als Päpstlichen Vertreter in den Sudan Eine in der zweitausendjährigen Geschichte und in die Länder der Arabischen Halbinsel. der Kirche noch nie dagewesene Schar heiliger Danach folgten vier Jahre als Apostolischer Päpste nur in einem halben Jahrhundert! Mit Nuntius in den Baltischen Ländern Litauen, zwei von ihnen, dem sel. Papst Paul VI. und Lettland und Estland, zwei Jahre in derselben dem hl. Papst Johannes Paul II., habe ich wäh- Päpstlichen Mission in der Tschechischen rend meiner Tätigkeit beim Heiligen Stuhl von Republik und 2003 schließlich vier Jahre als 1970 bis 2005 sogar in einem engen Kontakt Apostolischer Nuntius in meiner deutschen gestanden. Heimat, in Berlin. Nach Abschluss meines Theologiestudiums Mit besonderer Freude denke ich an den Be- folgte zunächst eine 20-jährige Tätigkeit in der such mit dem hl. Papst Johannes II. in Münster deutschen Abteilung des Staatssekretariats. In und in Kevelaer im Mai 1987 zurück, zu dieser Zeit durfte ich Papst Johannes Paul II. dessen Zustandekommen ich persönlich maß- auf sechs Pastoralreisen in die deutschspra- geblich beitragen konnte. Ohne zu fürchten, chigen Länder, unter anderem auch in unsere dadurch das sogenannte „Päpstliche Geheim- Diözese Münster, begleiten. Im April 1990 nis“ zu verletzen, darf ich beim heutigen weihte mich der hl. Johannes Paul II. schließ- festlichen Anlass wohl einmal noch genauer formulieren und hinzufü- gen, dass dieser Besuch hier in Münster am Grab des sel. Kardinal August Graf von Galen ohne meine persönliche Initi- ative sicher nicht erfolgt wäre. Darum betrachte ich meinen Einsatz für diesen historischen Papstbesuch auch als Ausdruck und Bekräftigung meiner tiefen Verbundenheit und Dank- Empfang im Bischöfl ichen Priesterseminar Borromäum: Großdechant Franz barkeit unserer Diözese Jung gratuliert im Namen der Grafschafter (v. l. n. r.): Bischof Felix Genn, Münster gegenüber. Kardinal Karl Josef Rauber, Erzbischof Erwin Ender Foto: Christa Faber Erwin Ender

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Goldenes Priesterjubiläum von Pater Ewald Dinter SVD

Ewald Dinter, geboren am 17. Oktober 1937 in Steinwitz Krs. Glatz, empfi ng am 18. Dezem- ber 1965 in St. Augustin als einer von 24 (!) Steyler Patres die Priesterweihe. Fast ebenso lange ist er als Missionar auf der Insel Mindo- ro/Philippinen tätig.

Seinen diesjährigen Heimaturlaub trat Pater Ewald Dinter im Juni an. Er war da gesund- P. Dinter bei der Woche der Gemeinschaft der Jungen heitlich so angeschlagen, dass er selbst seinen Grafschaft in Rulle 1965 Foto: aus RB 1/1966 Vortrag bei der Telgter Wallfahrt im August absagen musste. Umso größer war die Freude Auf Mindoro wird der Grafschafter Missionar aller, die sich mit ihm besonders verbunden an seinem eigentlichen Weihetag auch einen fühlen, dass er sein Jubiläum gemeinsam mit Dankgottesdienst mit den Mangyanen halten. ihnen am Sonnabend, dem 12. September 2015, im Kloster der Katharinenschwestern in Den Jubiläumsgottesdienst in Münster feierte Münster feiern konnte. Danach ist Pater Ewald Pater Ewald in Konzelebration mit Groß- Dinter in seine Wahlheimat auf den Philippinen dechant Franz Jung, den Diakonen Arnold zurückgekehrt. Bittner und Ewald Pohl, Dieter Schöngart als Ministrant sowie rund 70 Gästen, unter ihnen Pater Dinter hatte sich vor 50 Jahren für die die Familie Dinter, Freunde aus der ehema- Mission auf der Insel Mindoro bei den Urein- ligen Jungen Grafschaft und Mitglieder des wohnern, den Mangyanen, entschieden, und Mangyanen-Missionsvereins. Der Grafschaf- das soll weiterhin sein Leben bestimmen – ein ter Chor sang unter der Leitung von Georg nicht nachlassender bewundernswerter Einsatz. Jaschke Teile aus der Engelmesse von Ignaz

Messfeier im Katharinen-Kloster in Münster: Pater Dinter (3. v. l.) betet das Schlussgebet, neben ihm Groß- dechant Franz Jung (r.) sowie die Diakone Arnold Bittner (1. v. l.) und Ewald Pohl (2. v. l.). Auf dem Altar die symbolischen Opfergaben Brot, Kreuz, Bibel und Kerze. Foto: Christa Faber

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Reimann, an der Orgel begleitet von Pfarrer Christoph Scholz. Franz Jung erinnerte in seiner Predigt an die Seligsprechung des Gründers der Steyler Missionsgesellschaft Pater Arnold Janssen im Jahr 1975. Damals war der Großdechant Kaplan in Goch am Niederrhein und feierte am Tag der Seligsprechung einen Kindergottesdienst. Mit Beim Empfang: Pater Dinter erzählt von seiner Arbeit. Foto: Christa Faber den Symbolen Licht, Bibel, Brot und Kreuz veranschaulichte er, was heute als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt, Missionare den Menschen bringen. ihres Landes enteignet und weiterhin aus den fruchtbaren Ebenen in die Berge vertrieben. Als Beim anschließenden Empfang und Mittag- Heimatvertriebener brachte und bringt Pater essen im Pfarrheim bot sich die Gelegenheit, Dinter den Mangyanen viel Verständnis entgegen mit Pater Dinter zu sprechen und ihm zu und sie ihm. So fand er schon vor 50 Jahren gratulieren, was viele mit einer persönlichen schnell Zugang zu den Einheimischen. Inzwi- Spende für seine Missionsarbeit verbanden. schen hat er mithilfe des Vereins „Mangyanen- Der Missionar bedankte sich für die vielfältige Mission auf der Insel Mindoro/Philippinen e. V.“ Unterstützung, durch die den an den Rand ein Bildungshaus für die Ureinwohner gebaut. gedrängten Mangyanen eine bessere Lebens- Der Verein wurde 2003 unter dem nachhaltigen perspektive ermöglicht wird. Aufgrund unserer Eindruck der Missionsreise von 1997 gegrün- eigenen Lebensgeschichte als Vertriebene det. Ziel des Vereins ist vor allem die Hilfe zur bringen wir ein besonderes Verständnis für Selbsthilfe für die einheimische Bevölkerung. diese benachteiligte Bevölkerungsgruppe auf, die in einfachen Bambushütten in den Bergen Wer Pater Ewald und den Mangyanen unmit- von Mindoro leben muss. Einen Eindruck telbar etwas Gutes tun will, darf gerne eine davon bekam unser Großdechant mit einer Spende überweisen an: achtköpfi gen Reisegruppe (Grafschafter, KAB-Mitglieder und Angehörige der Pfarrei Mangyanen-Mission e. V. St. Aegidii in Münster) während eines Besuchs IBAN DE21 4006 0265 0035 004 300 im Jahr 1997. Die zwischen Mittagessen und BIC GENODEM 1 DKM Kaffeetrinken gezeigte Diaschau erinnerte an die Begegnung. Wer mehr über Pater Ewald Dinters Arbeit erfahren möchte, wendet sich an den Verein: Pater Ewald kümmert sich auf Mindoro, der Reinhard Dinter (Vorsitzender), Regerstr. 2, siebtgrößten Insel der Philippinen, um die 49565 Bramsche, Tel. 05461 2617, E-Mail: Ärmsten der Armen. Die Mangyanen bestehen [email protected], oder Elisabeth aus acht indigen Stämmen mit jeweils eigener Brauner (Kassenwartin), Meisenweg 12, Sprache, Kultur und Lebensgewohnheiten. Seit 48317 Drensteinfurt, Tel. 02538 8271, die Spanier im 16. Jahrhundert den Inselarchi- E-Mail: [email protected]. pel eroberten, werden sie aus ihren ange- stammten Gebieten zurückgedrängt und bis Franz Jung/Reinhard Schindler

40 Rundbrief 3/2015 Jubiläen und Geburtstage

13.12.1940 Pfr. i. R. Norbert Jubiläen Stroh aus Bad Altheide, jetzt: Königsberger Str. 36, 97072 Würzburg Priesterjubiläen

25 Jahre 09.12.1990 Pfr. Michael 80 Jahre Rother (Vater aus Rückers), 23.02.1936 Bruder Paul jetzt: Neuhofer Str. 8, Gottwald SVD aus Wölfels- 36119 Neuhof, OT Hatten- grund-Hofeberg, jetzt: hof Missionshausstr. 50, 66606 St. Wendel/Saar

50 Jahre 18.12.1965 Pater Ewald 23.02.1936 Diakon Ewald Dinter SVD aus Steinwitz Pohl aus Eckersdorf, b. Glatz, jetzt: Calapan – jetzt: Tannenweg 10, Salong, 5200 Or. Mindoro, 32139 Spenge Philippinen

18.12.1965 Pater Josef Den Jubilaren und den Geburtstagskindern Katzer aus Mittelwalde, herzliche Glück- und Segenswünsche. jetzt: Bonifatiuskloster, 36088 Hünfeld Schwesternjubiläen

50 Jahre 05.03.1966 Pfr. i. R. Leon- 03.02.1966 Sr. Michaelia hard Stanulla aus Neurode, (Anna Margarete) Fuhr- jetzt: Fontaneweg 30, mann aus Oberlangenau, 58099 Hagen jetzt: Westfalenstr. 109, 48165 Münster-Hiltrup

18.03.1966 Sr. M. Johannetta (Annelie- Priestergeburtstage Maria) Simon aus Sackisch, jetzt: Franken- burgstr. 31, 48431 Rheine 75 Jahre 04.11.1940 Pater Hubertus 60 Jahre Tommek SJ aus Albendorf, 07.02.1956 Sr. M. Riccardi jetzt: Berlin (Johanna) Macke OSB aus Albendorf, jetzt: Bahnhof- str. 3, 82327 Tutzing

Rundbrief 3/2015 41 Jubiläen und Geburtstage

Schwesterngeburtstage 85 Jahre 16.02.1931 Sr. M. Ida 75 Jahre (Christa) Pöter aus Reichen- 07.12.1940 Sr. Erika stein/Schlesien – Obersteine Stanulla aus Neurode, jetzt: Kr. Neurode, jetzt: Orden Santa Ursula Del Dorfstr. 27, 01728 Goppeln Peru, Salamanca 125 San Isidor, Apartado 27E-007, Lima 27, Peru 90 Jahre 30.01.1926 Frau Maria 22.12.1940 Sr. Annemarie Clara Jung aus Glatz, jetzt: (Margarete) Jung aus Glä- St. Hildegard, Adelholzner sendorf, jetzt: Kaiserstr. 103, Str. 74, 83313 Siegsdorf 41061 Mönchengladbach

01.02.1926 Sr. M. Hedwig 28.02.1941 Sr. M. Engel- (Maria-Waltraut) Gruhn hardis (Renate) Hatscher aus Penzig/Glatz, jetzt: aus Stolzenau Krs. Glatz, Dominikusweg, jetzt: Mutterhaus der Domi 6221 Rickenbach/LU, nikanerinnen, Klosterweg 16, Schweiz 7130 Ilanz/GR, Schweiz 20.02.1926 Sr. Martina 80 Jahre (Helene) Gottwald aus 23.12.1935 Sr. Martina (Johanna) Bernhardt Altwaltersdorf, jetzt: aus Glatz, jetzt: Hausgemeinschaften St. Elisa- Helleter Feldchen 51–53, beth, Klosterstr. 57, 53340 Meckenheim 52146 Würselen

24.01.1936 Sr. Hadburg (Irmgard) Lengfeld aus Allen Jubilarinnen sowie den Keilendorf Krs. Glatz, Geburtstagskindern herzliche Glück- jetzt: Hoppendamm 33, und Segenswünsche. 48151 Münster

19.03.1936 Sr. M. Radegundis (Christine) LEBEN Pelz aus Altmohrau, jetzt: Dorfstr. 27, Das Leben ist Liebe – erfreue dich an ihr. 01728 Goppeln Das Leben ist ein Rätsel – löse es. Das Leben ist ein Versprechen – erfülle es. 25.03.1936 Sr. Norberta Das Leben ist Traurigkeit – überwinde sie. (Annelies) Dinter aus Das Leben ist Pfl icht – erfülle sie. Ludwigsdorf Krs. Neurode, Das Leben ist ein Spiel – spiele es. jetzt: Mauerstr. 6–10, Postf. Das Leben ist kostbar – gehe sorgsam 200254, 06110 Halle/Saale damit um. Das Leben ist Reichtum – bewahre ihn. Mutter Teresa

42 Rundbrief 3/2015 Heimgänge Heimgänge  Heimgang von Sr. M. Katharina Klar Am 13. August 2015 starb in Maringa/Brasilien die am Heimgang von Pfr i. R. Erich Grieger 14. April 1934 in Habel- In Werlte/Emsland verstarb schwerdt geborene Schwe- am 23. September 2015 der ster M. Katharina Klar. Am in Hausdorf am 14. Mai 11. Februar 1961 legte sie 1933 geborene Pfarrer i. die Ewige Profess bei den Missionsschwestern R. Erich Grieger. Er wurde vom hl. Namen Mariens (Schwestern vom am 21. Dezember 1963 Kloster Nette b. Osnabrück) ab. Nach dem in Bautzen zum Priester geweiht. Stationen Noviziat war Schwester Katharina einige Jahre seines Wirkens waren: als Kaplan 1964 in Aue, in der Seelsorge in Herzlake tätig, bevor sie 1966 in Zittau, 1969 in Kipsdorf und 1971 in 1959 nach Brasilien gesandt wurde. Dort war Dippoldiswalde sowie als Pfarrer 1974 in Hai- sie zunächst in der Ordensausbildung tätig. nichen und 1985 in Neugersdorf. 1994 ging er Danach wurde sie Noviziatsleiterin. Im Jahre in den Westen, wo er bei Verwandten in Werlte 1991 wurde sie in den Generalrat gewählt und unterkam. Aus gesundheitlichen Gründen zog blieb sechs Jahre in Deutschland als Missions- er sich immer mehr aus der Gemeinde- und prokuratorin. Danach ging sie wieder in die Grafschafter Arbeit zurück und verstarb im Mission nach Brasilien zurück. Alten- und Pfl egeheim St. Rafaelstift. Pfr. Ihr Wirken war begleitet von tiefer Gläubig- Christoph Scholz und Großdechant Franz Jung keit und Lebensfreude. Das Evangelium zu waren beim Reuquiem in Werlte und freuten verkünden und vorzuleben war der Inhalt ihrer sich, am Schluss der hl. Messe vom örtlichen missionarischen Arbeit. Im Jahre 2012 musste Chor „unser“ und das Lieblingslied des Ver- Schwester M. Katharina diese aus gesundheit- storbenen zu hören: „Über die Berge schallt“. lichen Gründen aufgeben. Eine Rückkehr nach Er möge in Frieden ruhen. Deutschland war ihr nicht mehr möglich. Sie Franz Jung, Großdechant trug ihre Krankheit mit großer Geduld und Tapferkeit. Schwester Katharina ergab sich in den Willen Gottes. Der Herr schenke ihr den Heimgang von Sr. Bertholda Lohn für ihren Einsatz. (Gisela) Hauk Franz Jung, Großdechant Am 25. Juni 2015 verstarb Schwester Bertholda im Uni- versitätsklinikum Münster. Heimgang von Sr. Lucia Sie wurde am 7. Juli 1927 in (Elfriede) Tholl Friedrichswartha Krs. Glatz Am 28. Oktober 2015 verstarb geboren. Am 21. Januar 1953 in Wien die am 19. Februar legte sie ihre Profess bei den Schwestern von 1921 in Hausdorf Krs. Neu- der göttlichen Vorsehung in Münster ab. Von rode geborene Schwester 1981 bis 1992 stand sie elf Jahre lang im Dienst Lucia (Elfriede) Tholl. Sie des Generalvikariats Münster und leitete die wuchs mit acht Geschwis- Küche des Instituts für Diakonat und pastorale tern auf und ging aufgrund der knappen fi nan- Dienste. Sie erfüllte diese Aufgabe mit beson- ziellen Lage gleich nach der Pfl ichtschule derer Hingabe und viel Engagement. Wir dan- arbeiten, erst als Hausangestellte, danach in ken Schwester Bertholda für ihre Arbeit zum einer Bäckerei. Ihr Wunsch war aber, Kranken- Wohle des Bistums. Gott belohne sie dafür und pfl ege zu lernen. Sie besuchte die Kranken- für ihre Treue zu unserer Heimat. pfl egeschule in Berlin und ging von dort nach Franz Jung, Großdechant Karlsbad. Hier lernte sie die Schwestern

Rundbrief 3/2015 43 Heimgänge der Caritas Socialis kennen und trat 1945 in Paul II. am 8. November 1982 zum Visitator Reichenberg in die Gemeinschaft ein. Im Jahre für die Gläubigen und Priester aus dem Erz- 1948 legte sie in Klosterneuburg die Lebens- bistum Breslau berief. Er übernahm diese Auf- weihe ab. 1950 übersiedelte sie nach München gabe von Hubert Thienelt. König erlebt noch, und arbeitete dort im Flüchtlingslager Allach wie die drei Visitaturen im Ermlandhaus in mit. Weitere Stationen waren unter anderem: Münster zusammengeführt wurden. Rund zehn Mutter-Kind-Heim in Wien, wieder München, Jahre war er Sprecher der Visitatoren und Ver- anschließend Dachau. Dort leitete sie das Ma- treter im Ständigen Rat der Deutschen Bischofs- rienstift bis 1989. Danach folgte wieder Wien, konferenz. Wegen seiner Verdienste wurde Prä- wo sie sich mit viel Freude der Seniorenarbeit lat König 1997 Ehrendomkapitular im Bistum widmete. Görlitz, 2008 erhielt er das Verdienstkreuz am Schwester Lucia zeichnen Musikalität – sie Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik. spielte Orgel und Gitarre –, Kreativität und Im gleichen Jahr wurde er emeritiert. Einfallsreichtum zaus. Sie setzte ihre Talente zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Men- Sein Anliegen war es, die Heimatvertriebenen schen ein. In den letzten Jahren sehnte sie sich bei Wallfahrten nach Rom, Lourdes, Fatima, immer mehr danach, ganz bei Gott sein zu Mariazell in der Steiermark, Haltern und Werl dürfen. Der Herr möge sie aufnehmen in die zusammenzuführen. Er war Brückenbauer zu ewige Heimat. Franz Jung, Großdechant den Menschen in der Heimat, schuf die Ver- bindung zu den Theologiestudenten in Neisse und Oppeln und sorgte jahrelang für Kontakte Heimgang von Visitator em. unter den polnischen Studenten im Priester- Prälat Winfried König seminar Münster. Prälat König gründete die Kardinal-Bertram-Stiftung, um Studenten die Nach fast elfjähriger Krank- Möglichkeit zu bieten, die Kirchengeschichte heit gab am 10. November Schlesiens in wissenschaftlichen Arbeiten 2015 Prälat Winfried König kennen zu lernen. in Münster-Wolbeck sein Leben in die Hand seines Die schlesische Priestertagung in Würzburg Schöpfers zurück. Seit einem war ein jährlicher Höhepunkt im Leben des Schlaganfall während einer Herzklappenopera- emeritierten Visitators. Er verband die polni- tion im März 2005 war er gesundheitlich schwer schen Mitbrüder, die heute in unserer Heimat angeschlagen. wohnen, mit unseren Mitbrüdern aus ganz Deutschland. Gute Referenten bis hin zu Winfried König wurde am 4. Dezember 1932 Bischöfen trugen zu Informationen aus der in Haltern geboren. Er kam als Kind mit seinen Theologie und über die kirchenpolitischen Eltern nach Gläsendorf Krs. Habelschwerdt. Lage bei. Nach der Vertreibung führte sein Weg über Hildesheim nach Westfalen. Er studierte Theo- Seine Haushälterin Margret Brinkhaus pfl egte logie und Philosophie in Münster und Inns- Prälat König bis zum Tod. Ihr gebührt dafür bruck und wurde am 29. Juni 1960 im Hohen ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott“. Dom zu Münster zum Priester geweiht. Nach einem Kaplansjahr in Rheine war er Präfekt Das Auferstehungsamt im Dom zu Münster am Collegium Johanneum auf der Loburg in hielt Kardinal mit Pater Ma- Ostbevern. 1968 wechselte er als Präses ans rian Arndt (Breslau) und Domkapitularen aus Coesfelder Pius-Kolleg. Ab 1977 wirkte König Görlitz, assistiert von den Diakonen Johannes als Diözesanseelsorger für Vertriebene und Gröger (Breslau) und Arnold Bittner (Graf- Aussiedler. 1980 wurde er Propst und Wall- schaft Glatz). Die Predigt hielt Prof. Dr. mult. fahrtsrektor in Telgte, ehe ihn Papst Johannes Hubertus Drobner. Franz Jung, Großdechant

44 Rundbrief 3/2015 Sie gehören zu uns

Dankbares Gedenken an die den. Es war ein Geschenk des Himmels, dass Redakteurin unseres Rundbriefs Cäcilia Raschper bereits vor ihrem Tod die Rundbriefl eitung in die Hände von Barbara Eigentlich sollte dieser Artikel ein Loblied auf Simon gegeben hatte. 2008 übernahm diese die Chefredakteurin des Rundbriefes, Frau mit viel Engagement und Sachverstand die Barbara Simon geb. Neumann aus Nieder- Chefredaktion. Wir bleiben ihr für diese eh- schwedeldorf, werden. Der Abschied war renamtliche Arbeit in Dankbarkeit verbunden. geplant aus gesundheitlichen Gründen. Und wiederum halte ich es für eine Fügung Gottes, dass die älteste Tochter Nicola von Leider haben wir am Donnerstag, dem 22. Ok- Amsberg, die seit dem ersten „Rundbrief des tober 2015 unsere Redakteurin in Emsbüren Großdechanten“ (Dezember 1998) für das zu Grabe tragen müssen. Sie war im letzten Layout verantwortlich ist, nun gemeinsam mit halben Jahr schwer erkrankt, die Ärzte konnten ihrer Schwester Patricia Simon die Leitung keine Hoffnung mehr machen. In großer Geduld des Rundbriefes übernimmt. Ein aufrichtiges und Gottergebenheit hat sich Frau Simon mit „Vergelt’s Gott“! ihrer Familie auf den Tod vorbereitet und ihn angenommen als das Ereignis, auf das unser Großdechant Franz Jung hat mit Pfarrer Chris- ganzes Leben hinzielt: Gott zu begegnen toph Scholz und Diakon Arnold Bittner im Auf- und ihn zu schauen, wie er ist. Da fallen alle erstehungsamt in der Pfarrkirche St. Andreas Schleier von unseren Augen und wir dürfen in zu Emsbüren Barbara Simon für das Glaubens- das ewige Leben eintreten. Da gibt es keinen zeugnis ihrer Familie und für die Arbeit als Schmerz, keine Krankheit, kein Leid und Redakteurin gedankt. Unter den vielen Trauer- keine Vertreibung mehr. Da ist uns Heimat gästen waren 25 ehemalige Mitglieder der geschenkt, die uns niemand mehr nehmen Jungen Grafschaft. Der Großdechant hat diese kann. In den Fürbitten beim Auferstehungs- damalige Jugend hingestellt als eine Gemein- amt sprach ein Enkelkind: „Empfange unsere schaft voller Gastfreundschaft und Herzlich- Omi in Liebe und rufe ihr zu: Willkommen keit, im Zusammenhalt und in der Hilfsbereit- daheim!“ Da steckt eine Glaubenshaltung in schaft. Die „Junge Grafschaft“ ist und bleibt dieser Aussage: Wir sind nur Gast auf Erden. auch eine Gemeinschaft des Gebets und des Glaubens. Das hat unser Leben geprägt. Wir Barbara Simon wurde am werden oft – gerade bei den Rundbriefen – an 12. Dezember 1938 in Cäcilia und Barbara denken und ihnen danken. Niederschwedeldorf geboren Franz Jung, Großdechant und 1946 mit ihrer Familie (dazu gehörten vier Mäd- chen) vertrieben. Bei der Wir trauern um Heinz Blaser „Jungen Grafschaft“ lernte sie in den 1950er- Jahren ihren späteren Ehemann kennen. In Vierzehn Tage vor seinem Emsbüren bauten sich Klaus und Barbara ihr 85. Geburtstag starb in Osna- neues Zuhause auf. Sie bekamen drei Kinder brück Rechtsanwalt und und fünf Enkelkinder. Mitten im Dorf errich- Notar a. D. Heinz Blaser. Er teten sie ein eigenes Haus mit stets offenen Tü- war einer der profi liertesten ren. Ihre große Gastfreundschaft erlebten nicht Landsleute unserer Heimat. nur Austauschschüler aus Chile und Mexiko. Barbara leitete ein Schreibwarengeschäft. Heinz Blaser wurde am 14. November 1930 in Oberhannsdorf geboren und wuchs in Glatz Als das Rentenalter nahte, blieben Klaus und auf. Nach der Vertreibung gehörte er mit seiner Barbara Simon in Emsbüren wohnen, weil späteren Ehefrau Magdalena zum Urgestein der viele Kontakte und Freundschaften bestan- Jungen Grafschaft. Im Führungskreis stellte er

Rundbrief 3/2015 45 Sie gehören zu uns gemeinsam mit Pater Maurus Damek und Pater Rundbriefjubiläum Hubertus Günther die Weichen für die Zukunft der Jungen Grafschaft – mit großem Erfolg. Es Mit Heft 2/2015 erschien bereits die 50. Aus- gibt diese Gemeinschaft, in der auch Großde- gabe des „Rundbriefs des Großdechanten“, der chant Franz Jung sein Heimat fand, bis heute! 1998 aus dem „Rundbrief der Jungen Graf- schaft“ hervorgegangen ist. Der Großdechant berief Heinz Blaser 1985 in den Pastoralrat. In diesem Kreis und bei der Bald nach dem ersten Bundestreffen der Katho- Ausarbeitung von Sitftungssatzungen, zum lischen Jugend der Grafschaft Glatz im Jahr Beispiel für die Gerhard-Hirschfelder-Stiftung, 1952 gab die Bundesführung ihren ersten Rund- war er uns mit seinem Sach- und Fachwissen brief heraus. Er wurde zunächst im Marx Ver- ein unentbehrlicher Ratgeber. lag in Leimen gedruckt, seit etwa 1959 dann von der Gebr. Simon OHG in Leschede und ab Im Jahr 2014 hielt er bei der Telgter Wallfahrt 1971 in der Druckerei Klaus Simon in Emsbü- einen großartigen Vortrag über „Geistliche ren. Als Klaus Simon seinen Betrieb Anfang Dichtung aus Schlesien von Jakob Böhme über 2002 aus Altersgründen aufgab, übernahm Joseph Wittig bis Dietrich Bonhoeffer“. Aber sein langjähriger Drucker Florenz Köster aus es brauchte keine solchen besonderen Anlässe, Lingen den Auftrag. damit Heinz Blaser zur Telgter Wallfahrt kam. Er war auch unabhängig davon regelmäßig mit Der „Rundbrief der Jungen Grafschaft“ berich- dabei, seit vielen Jahren insbesondere auch als tete nicht nur von den zahlreichen Bezirks- und Mitglied des Ordens der Ritter vom Hl. Grab Bundestreffen, sondern setzte sich auch mit in Jerusalem. Fragen der Aussöhnung, der deutschen Einheit, der Situation hinter dem Eisernen Vorhang 30 Ritter und ihre Ehefrauen gaben dem Ver- und weiteren politischen Themen auseinander. storbenen Heinz Blaser in Osnabrück das letzte Fester Bestandteil waren außerdem religiöse Geleit. Großdechant Jung dankte im Namen und theologische Fragestellungen. der Landsleute für seinen Einsatz zugunsten unserer Heimat. Als die Junge Grafschaft älter wurde, bildeten Franz Jung, Großdechant sich neue Gruppen wie 1967 der Kreis junge Grafschafter Familien (heute: Grafschafter Der im 19. Jh. gegründete Orden der Ritter vom Familienkreis), 1985 die Grafschafter Gemein- Hl. Grab in Jerusalem ist der jüngste römisch- schaft und 1986 der Grafschafter Seniorenkreis katholische Ritterorden und mit den Maltesern (bestand bis Juni 2008). Sie alle berichteten der Einzige unter dem direkten Schutz des nun ebenfalls im Rundbrief. Um auch die Graf- Heiligen Stuhls. Dem Orden gehören sowohl schafter Priester und Schwestern stärker einzu- katholische Laien als auch Geistliche an. Er ist beziehen und dem Pastoralrat eine Plattform zu weltweit tätig und unterstützt vor allem reli- geben, regte die damalige Chefredakteurin Cä- giöse, karitative, kulturelle und soziale Werke bzw. Einrichtungen des Lateinischen Patriar- cilia Raschper 1998 an, dass der Großdechant chats von Jerusalem, zum Beispiel den Bau und die Herausgeberschaft übernehmen sollte. Aus die Instandhaltung von Pfarrkirchen, Kinder- dem „Rundbrief der Jungen Grafschaft“ wurde gärten, Schulen, Altenheimen und Krankensta- der „Rundbrief des Großdechanten und seiner tionen im Heiligen Land. Der Ritterorden stellt Gruppen“ (ab 2006: „Rundbrief des Großde- auch die Finanzierung der 44 Patriarchatsschu- chanten. Vergangenheit · Gegenwart · Zukunft len mit über 22.000 christlichen, jüdischen und der Grafschaft Glatz“). Als Nachfolgerin von muslimischen Schülern in Palästina, Jordanien Cäcilia Raschper leitete Barbara Simon von und Israel sicher. Darüber hinaus unterstützt er 2008 bis Anfang 2015 die Rundbriefredaktion. die Universität Bethlehem und die neue Ameri- Diese Arbeit führen nun ihre Töchter im Sinne can University of Madaba in Jordanien. ihrer Mutter weiter. Die Redaktion

46 Rundbrief 3/2015 Kurznachrichten Anschriften | Impressum

Umbenennung der AKVO ANSCHRIFT DES HERAUSGEBERS in AKVMOE Großdechant Franz Jung, Mecklenbecker Str. 383, 48163 Münster, Tel. 0251 44888, Fax 0251 4808588, [email protected] Im Hinblick auf die anstehende Neuorientie- Büro des Großdechanten: Ermlandweg 22, 48159 Münster, rung der Vertriebenenseelsorge wurde auf der Tel. 0251 46114, Fax 0251 4843644, [email protected] Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der katho- Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V., Vorstand: Elisabeth Brauner, lischen Vertriebenenorganisation (AKVO) Meisenweg 12, 48317 Drensteinfurt, Tel. 02538 8271, Ende Oktober der Antrag auf Umbenennung [email protected] befürwortet. Die Delegierten beschlossen Internet: www.glatzer-visitatur.de einstimmig den neuen Namen „Arbeitsgemein- DIE GRUPPEN DES GROSSDECHANTEN schaft katholischer Organisationen Mittel- und UND IHRE SPRECHER Osteuropas“ (AKVMOE). Außerdem wurde Junge Grafschaft: Annika Kraft, Beblostr. 6, 81677 München, die Einführung eines Untertitels beschlossen. Tel. 089 37946238, [email protected] Dieser lautet „Erinnerungskultur und Versöh- Bankverbindung: IBAN DE69 401 640 240 142 537 700, nungsarbeit der Vertriebenen und Aussiedler“. BIC GENODEM1GRN (Volksbank Gronau-Ahaus eG) Reinhard Schindler Grafschafter Gemeinschaft (Kontaktpersonen): Christa Faber, Friedrichstr. 26, 48565 Steinfurt, Tel. 02552 997368, [email protected], und Bernhard Gellrich, Michelsbergstr. 16, 53913 Swisttal, Tel./Fax 02255 8081, [email protected] Aufgepasst! Bankverbindung: IBAN DE96 4006 0265 0015 1001 02, BIC GENODEM1DKM (DKM Münster) ឣ Das Büro des Großdechanten ist diens- Kreis Grafschafter Familien: Reinhard Schindler, Behaimring 1, tags und donnerstags in der Zeit von 8:00 bis 45307 Essen, Tel. 0201 595232, [email protected] 12:30 Uhr besetzt. Tel. 0251 46114, Fax 0251 Grafschafter Chor: Georg Jaschke, Am Niesing 4, 48653 Coesfeld, 4843644, E-Mail: [email protected] Tel. 02541 72978, [email protected] ឣ Rundbriefwerbung. Wenn Sie eine/n Bankverbindung: IBAN DE74 4006 0265 0018 3564 00, BIC GENODEM1DKM (DKM Münster) neue/n Leser/in gewonnen haben, senden Sie uns bitte die Anschrift. Bestellungen nehmen IMPRESSUM entgegen: Büro des Großdechanten oder Rund- briefversand (Adressen siehe Impressum). Herausgeber: Großdechant Franz Jung ឣ Das Rundbrief-Abo kostet 12 Euro. Redaktionsleitung: Bitte überweisen Sie Ihren Beitrag an die Nicola von Amsberg (v. i. S. d. P.), Perelsplatz 18, 12159 Berlin, Tel. 030 85962170, offi [email protected] IBAN DE26 4006 0265 0015 1001 01, Patricia Simon, Döllersfeldchen 12, 52379 Langerwehe, BIC GENODEM1DKM. Tel. 02423 408352, [email protected] ឣ Rundbriefbezieher! Bei Wohnungswechsel Redaktionsmitglieder: teilen Sie bitte Ludwig Adelt (Adresse siehe Geleitworte/Priesterschaft: Dr. Marius Linnenborn Impressum) Ihre neue Anschrift mit. Es ist oft Junge Grafschaft: Sabrina Faber, Waldring 9, 48565 Steinfurt, sehr mühsam, den Bezieher zu ermitteln, auch Tel. 02552 61792, [email protected] kostet das erneut Porto. Grafschafter Gemeinschaft: Hildegard Gellrich, Michelsbergstr. 16, ឣ 53913 Swisttal, Tel./Fax 02255 8081, [email protected] Bankverbindung für Spenden an das Kreis Grafschafter Familien: Reinhard Schindler (Adresse s. o.) Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V.: Grafschafter Chor: Elisabeth Brauner, Meisenweg 12, 48317 Dren- IBAN DE53 4006 0265 0015 1001 00, steinfurt, Tel. 02538 8271, [email protected] BIC GENODEM1DKM. Bitte geben Sie den Rundbriefversand: Verwendungszweck an. Spendenbescheini- Ludwig Adelt, Dieninckstr. 18, 48167 Münster, Tel. 02506 7875 gungen können ausgestellt werden! Bankverbindung für den Rundbrief: Heimatwerk Grafschaft Glatz, IBAN DE26 400 602 650 015 100 101, BIC GENODEM1DKM Redaktionsschluss für den nächsten Rundbrief: 15.02.2016 Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Auffassung der Redaktion übereinstimmen. Layout: News & Media · Nicola von Amsberg, 12159 Berlin Recht auf sinngerechte Kürzung und Bearbeitung Druck: Druckerei Köster, 49811 Lingen. – Nachdruck, auch auszugs- eingereichter Manuskripte vorbehalten. wei se, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Rundbrief 3/2015 47 TER MI NE

Großdechant, Grafschafter Klerus und Heimatgruppen 05.12.2015 07:30 Uhr Roratemesse in der Krypta der St. Antonius-Kirche, Weseler Str., Münster 12.12.2015 07:30 Uhr Roratemesse am angegebenen Ort 12.12.2015 13:00 Uhr Adventsfeier der Grafschafter im Haus Schlesien, Heisterbacherrott 13.12.2015 15:00 Uhr Adventsfeier der Heimatgruppe Grafschaft Glatz e. V. Münster in der Gaststätte „Zum Himmelreich“, Annette-Allee 9, Münster 19.12.2015 07:30 Uhr Roratemesse am angegebenen Ort 26.12.2015 10:30 Uhr Christkindl-Messe mit Solisten in der Kirche der Katharinenschwestern, Ermlandweg, Münster 03.01.2016 14:30 Uhr Weihnachtsandacht mit Diakon Arnold Bittner in St. Johann, Kloster Oesede 10.01.2016 14:00 Uhr Christkindl-Messe mit dem Grafschafter Chor in St. Lamberti am Prinzipalmarkt, Münster 29.–31.01.2016 Treffen der Heimatwerke Schlesien und Grafschaft Glatz im Erbacher Hof, Mainz 12.02.2016 Treffen des Großdechanten mit dem Glatzer Gebirgsverein in Braunschweig 13.02.2016 14:00 Uhr Treffen des Großdechanten mit der Grafschafter Gruppe Wolfsburg mit anschließender Abendmesse 02.03.2016 14:00 Uhr Treffen des Großdechanten mit der Heimatgruppe Frankfurt 15.03.2016 15:00 Uhr Jahresversammlung der Glatzer Sammlung e. V. im Heimatmuseum Telgte 28.03.2016 10:30 Uhr Ostergottesdienst der Heimatvertriebenen im Kloster der Katharinen- schwestern, Ermlandweg, Münster 29.03.2016 Treffen des Grafschafter Klerus im St. Ansgar-Haus, Hamburg

Junge Grafschaft 27.12.15–01.01.16 Jahrestreffen in Hardehausen 13.–16.05.2016 Pfi ngsttreffen in Trier

Grafschafter Gemeinschaft 27.12.15–01.01.16 Jahresabschlusstreffen in Hardehausen 31.12.2015 17:00 Uhr Gemeinsamer Jahresabschlussgottesdienst in der Kapelle des Jugendhauses Hardehausen 17.–19.6.2016 Frühjahrstreffen in Freckenhorst Und wie immer gilt: Wir freuen uns, wenn neue Teilnehmende zu uns stoßen – oder auch Ehemalige wieder Zeit fi nden, bei den Treffen dabei zu sein! Herbst 2016 Wanderwoche in der Grafschaft Glatz

Grafschafter Chor 09./10.04.2016 Singewochenende in Freckenhorst 22./23.10.2016 Singewochenende in Freckenhorst

Vorschau Mai bis August 2016 08.05.2016 14:30 Uhr Schlesische Maiandacht mit Diakon Arnold Bittner in St. Johann, Kloster Oesede 15.05.2016 Heimattreffen der Kieslingswalder mit dem Apostol. Nuntius em. Erzbischof Dr. Erwin Ender in Beelen b. Warendorf 25.–29.05.2016 Deutscher Katholikentag in Leipzig 29.05.2016 Wallfahrt nach Werl 05./06.06.2016 70 Jahre Vertreibung, Ankum 14.–21.06.2016 Wallfahrt in die Grafschaft Glatz 26.–31.07.2016 Weltjugendtag in Krakau 48 Rundbrief 3/2015 26./27.08.2016 70. Grafschafter Wallfahrt, Telgte