RUNDBRIEF DES GROSSDECHANTEN

Vergangenheit · Gegenwart · Zukunft der Grafschaft Glatz

St. Nikolaus in Oberhannsdorf

Heft 3/2016 Rundbrief 3/2016 ISSN 1865-43121 Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit Weihnachtsgruß des Großdechanten ...... 3 Weihnachtsgruß des Vertriebenenbischofs ...... 4

Großdechant Unser Großdechant Franz Jung wird 80 ...... 5 Original und Kopie – Ein Gespräch mit Prälat Franz Jung für polnische Leser ...... 7

Telgter Wallfahrt Zum 70. Jubiläum – Grafschaft Glatzer Wallfahrt ...... 10 Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ...... 14

70 Jahre Vertreibung Das gab es auch – 70 Jahre nach der Vertreibung ...... 15 Gedenkstein bringt Vertriebene zusammen ...... 16 Rede anlässlich der Segnung des Gläsendorfer Gedenksteins ...... 16 Wie Liesborn zum Gläsendorfer Gedenkstein kam ...... 19

AKVMOE Vertriebenenseelsorge – Erklärung der AKVMOE-Delegiertenkonferenz ...... 20

Heimatwerk Grafschaft Glatz Visitatoren adé – Wie geht es weiter? ...... 21 Einladung zur Christkindlmesse in Osnabrück ...... 21

Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz Monika Taubitz: „Durch Lücken im Zaun“, Durchblick 3: Fortgänge ...... 22

Aus dem Glatzer Land Oberhannsdorf ...... 26 Herbstfahrt mit dem Großdechanten ...... 28 Einweihung des neuen Hirschfelderdenkmals in Habelschwerdt ...... 31 Trachten – nur noch Geschichte? ...... 33

Aus der Glatzer Stube in Telgte Johannes von Nepomuk ...... 34

Aus den Grafschafter Gruppen Grafschafter Gemeinschaft: Wanderwoche in der Grafschaft Glatz...... 35

Jubiläen und Geburtstage ...... 38 Heimgänge ...... 39 Sie gehören zu uns ...... 40 Buchtipps ...... 41 Aufgepasst/Kurznachrichten ...... 43 Impressum ...... 43 Termine ...... 44

Titelbild: Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Oberhannsdorf, 1777 barock überformt Foto: zg.

2 Rundbrief 3/2016 Zum Geleit Weihnachtsgruß des Großdechanten

ALS TIEFES SCHWEIGEN DAS ALL UMFING UND DIE NACHT BIS ZUR MITTE GELANGT WAR, DA SPRANG DEIN ALLMÄCHTIGES WORT VOM HIMMEL... Weisheit 18,19

dass der Heiland, der Heilsbringer, der Messias geboren ist. Dieser Heiland richtet Gebeugte auf, gibt verletzten, abgeschobenen Menschen wieder Ansehen und Würde, vergibt den Sün- dern und sagt jedem Menschen: „Du bist von Gott geliebt.“ Diese Botschaft gilt der ganzen Welt, gilt den Menschen aller Nationen: Friede den Menschen, die guten Willens sind.

Wer immer einen Wallfahrtsort wie Maria Schnee betritt, besonders nach einem immer- hin anstrengenden Weg von Wölfelsgrund aus, erfährt in der Kapelle diesen Trost: „Komm, tritt ein, du bist von Gott geliebt.“ Deswegen zog es unsere Vorfahren an diesen Ort Maria Schnee, nach Albendorf, Grulich oder Wartha.

70 Jahre nach der Vertreibung ist dieser Ort „Maria Schnee“ ein Platz, an dem wir dem Himmel ein Stück näher sind. Durch die Ver- treibung, die wir als Kinder und Jugendliche erlebt haben, können wir gut mitfühlen mit denen, die jetzt vertrieben werden oder fl üch- ten müssen, um ihr Leben zu retten. Und der Liebe Schwestern und Brüder, Flüchtlingsstrom wird nicht versiegen, solange die Zustände in den Herkunftsländern nicht der obige Text aus dem Buch der Weisheit im geändert werden. Alten Testament bringt die Erde in ein neues Licht. Gottes Wort wird ein Mensch, um zu Advent und Weihnachten haben damit zu tun, heilen und aufzurichten, was darniederlag. dass die Welt sich ändern kann trotz all ihrer Das schöne Bild von Maria Schnee in unserer Kriege, des Terrors und des Hungers: wenn Heimat macht die Nacht der Geburt Jesu zur Menschen sich selbst nicht mehr so in den Heiligen Nacht, wenn auch nicht zur ruhigen Mittelpunkt stellen, wie wir es bei Diktatoren Nacht, wie wir sie so gerne besingen. immer wieder erleben, sondern Gott die Ehre geben! Diese Nacht der Geburt Jesu auf den Feldern Bethlehems – vielleicht in einer Grotte, viel- Ich wünsche Ihnen den Frieden der Heiligen, leicht in einem Stall – zeigt uns, dass die Welt nicht der Stillen Nacht und Gottes Liebe für auf den Kopf gestellt wird; Hirten, Menschen das kommende Jahr. aus dem einfachen Volk, erfahren als Erste, Ihr und Euer Franz Jung, Großdechant

Rundbrief 3/2016 3 Zum Geleit Weihnachtsgruß des Vertriebenenbischofs „Madonna aus Kanonen“

Die im Krieg erbeuteten diese Idee. Am Heiligen Abend hören wir in der Kanonen wurden zu einer gleichen Intention im Gottesdienst das schöne Marienstatue umgegossen. Wort des Propheten Jesaja: „Jeder Stiefel, der Aus 213 Kanonen, die bei dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit der Schlacht um Sewastopol Blut befl eckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß erobert wurden, fertigte der des Feuers. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Bildhauer Jean-Marie Bien- Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf aimé Bonnassieux 1860 eine seiner Schulter“ (Jes, 9,4–5). Mit der Geburt Madonna mit dem Kind an, des Messias beginnt die Chance auf Frieden in die 23 Meter hoch ist und auf einer neuen Weise. Der Mensch muss nicht Foto: DBK Foto: einem Berg in der Nähe mehr groß und mächtig werden, um vor Gott von Le Puy en Valey in etwas zu gelten, sondern das Kind in der Zentralfrankreich auf- Krippe ist der Maßstab für wahre Größe. Wer gestellt wurde. Das geschah am 12. September Frieden stiftet, kann sich Kind Gottes nennen 1860 unter der Beteiligung von 120.000 inte- (vgl. Mt 5,9), und nicht derjenige, der andere ressierten Bewohnern der Stadt. Beim Bericht beherrschen will. Gott hat auf die Niedrigkeit über die Geschichte dieser Madonna wurde ich seiner Magd geschaut – sagt Maria im Magni- sehr nachdenklich. Kann man aus eroberten fi kat. Er wertet um und regt uns damit selbst Kanonen eine Madonna anfertigen? Menschen an, neue Maßstäbe zu setzen. Mit Madonnen haben durch die Kanonen ihr Leben verloren. kann man nicht schießen und töten. Sie erin- Wäre nicht das Verschrotten der Kanonen sinn- nern an das Ja Mariens zum Willen Gottes. Sie voller und angemessener gewesen? Welche fragen uns: Wie steht es mit Deiner Bereit- Geschichte steckt dahinter? schaft, die Waffen ruhen zu lassen oder sogar umzuschmieden? Es täte der Welt und auch Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 standen uns gut! sich russische Truppen und eine Allianz von englischen, französischen, osmanischen und Das Weihnachtsfest ist ein guter Anlass zum sardischen Truppen gegenüber. Die Schlacht Umdenken. Friedvolle Weihnachten entstehen um Sewastopol zwischen 1854 und 1855 dort, wo die Waffen verschrottet werden und brachte auf beiden Seiten viele Verluste. Auch sich Hände zum Friedensgruß ausstrecken, die in der Folgezeit war die Krim immer Ziel von bisher nur am Abzug der Gewehre – auch der Eroberungsfeldzügen. In jüngster Zeit haben Gedankengeschütze – waren. Das Kind in der wir erneut eine Eroberung der Krim erleben Krippe gibt uns keine Legitimation mehr, auf müssen. Ihr kommt bis heute eine große strate- Waffengewalt zu vertrauen. gische Bedeutung zu. Ich wünsche allen ein gesegnetes und fried- Die Sehnsucht nach Heil und Frieden erfüllt volles Weihnachtsfest. die Menschen von Beginn ihrer Existenz an. Schwerter zu Flugscharen umzuschmieden, + Weihbischof Dr. Reinhard Hauke ist nicht erst eine Idee der Friedensbewegung Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz gewesen. Schon der Prophet (4,10) kannte für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge

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Unser Großdechant Franz Jung wird 80

Am 3. Dezember, dem Festtag des hl. Franz 1982 nahmst du Xaver, dem Namenstag unseres Großdechan- deine priesterliche ten, feiert dieser auch gleichzeitig seinen 80. Tätigkeit als Diöze- Geburtstag. Zu seinem „Doppelfest“, beson- sanpräses der KAB ders zu seinem 80. Wiegenfest, gratuliere ich im Bistum Münster ganz herzlich im Namen des Mitarbeiterkreises auf. Danach wur- im Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V. und des dest du schließlich gesamten Grafschafter Gottesvolkes. Pfarrer in der Pfarrgemeinde St. An diesem besonderen Tag danke ich dir für Einführung als KAB-Präses Aegidii in Münster. deine vielseitige Arbeit und den unermüd- lichen Einsatz für die Grafschaft Glatz und Als Nachfolger des verstorbenen Großdechan- ihre Menschen und wünsche dir von Herzen ten Paul Sommer führte dich am 16. November Gottes Segen, Gesundheit, etwas mehr Muße 1983 der Vertriebenenbischof Gerhard Pieschl und alles erdenklich Gute. Mögen dir noch auf dem Annaberg in Haltern in dein neues viele fruchtbare Jahre in Freude und Dankbar- Amt als Kanonischer Visitator und Großde- keit geschenkt werden! chant ein.

1936 in Neundorf, Grafschaft Glatz, geboren, Als Visitator und in Gläsendorf aufgewachsen, kamst du nach Großdechant hast der Vertreibung mit den Eltern und Geschwis- du dich für die tern nach Westdeutschland, zuerst nach Lies- Belange der Graf- born und später nach Lüdinghausen. Nach dem schafter eingesetzt Theologiestudium wurdest du am 29. Juni 1964 und Nachhaltiges im Dom zu Münster zum Priester geweiht. bewirkt: Du hast zu vielen Wallfahrten in Telgte, Werl und der Grafschaft Glatz, zu Veranstal- tungen und Treffen eingeladen und an unzähligen Orts- treffen, Tagungen und Begegnungen teilge- nommen. Der persönliche Kontakt zu den ein- zelnen Gruppen wie dem Familienkreis, der Grafschafter Gemeinschaft, der Jungen Graf- schaft und dem Grafschafter Chor war dir immer sehr wichtig. Als geistlicher Leiter hast du viele Primizfeier: Franz Jung zwischen Großdechant Leo Pilgerreisen durchgeführt, zahlreiche Gottes- Christoph (l.) und dem Pfarrer von Lüdinghausen (r.) dienste mit uns gefeiert und uns im Glauben Fotos: Archiv bestärkt.

Als Kaplan wirktest du in verschiedenen Pfarr- Unentwegt hast du Kontakte zu Grafschaftern, gemeinden am Niederrhein und als Pfarrer in vor allem zu den Ordensschwestern, -brüdern der Pfarrei St. Elisabeth in Duisburg-Walsum. und den Priestern sowie zu den Menschen in

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Geduld verloren, bist nach Rom gereist, um persönlich mit den Verantwortlichen zu spre- chen und so das Verfahren zu beschleunigen.

Brückenbauer: Franz Jung bei einem Empfang im Rathaus von Bad Altheide 2016 mit Bürgermeister Jerzy Terlecki (sitzend). Foto: Stick der Grafschaft Glatz und in Tschechien ge- Seligsprechungsprozess für Kaplan Hirschfelder: knüpft und gepfl egt. Du warst „Brückenbauer“ Andrea Ambrosi (Rom) und Franz Jung bei der Über- zwischen Deutschen, Polen und Tschechen. reichung der im April 2002 Foto: Archiv

Die Grafschafter Missionare liegen dir sehr Wer sich mit so großem Engagement und mit am Herzen. Du hast sie auf allen Kontinenten seiner ganzen Kraft für „seine“ Grafschafter besucht und ihre Arbeit mithilfe vieler Graf- einsetzt, dem gebührt hoher Respekt, Anerken- schafter fi nanziell unterstützt. nung und aufrichtiger Dank. Als Zeichen dafür wurde dir am 2. Oktober 2001 in Münster das Bundesverdienstkreuz verliehen. Eine weitere Auszeichnung folgte in diesem Jahr: Am 12. April 2016 überreichte dir der Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Berlin die Ehrenplakette, die höchste Auszeichnung des Verbandes. Das ist eine Würdigung für dein Leben und Wirken seit fast sechzig Jahren im Dienste für die Vertriebenen und die deutsch- polnische Verständigungsarbeit.

In all den Jahren deines Wirkens und deiner Verantwortung waren immer deine Schaffens- freude, deine lebendige und fröhliche Art, mit Siebte Missionsreise seit 1995: Franz Jung besuchte der du die Herzen der Menschen erreicht hast, im Sommer 2006 Pater Hans Hasler in Indonesien. zu spüren. Du warst immer bescheiden, hast Foto: Archiv stets deinen Humor behalten und lachst und „pauerschst“ gerne. Dein Herzensanliegen und auch wohl Höhe- punkt deiner Arbeit war die Seligsprechung Wir danken dir für deine unaufhörliche Arbeit von Kaplan Gerhard Hirschfelder. Der Selig- zum Wohle der Grafschafter und wünschen dir sprechungsprozess forderte deinen permanen- am 3. Dezember einen schönen Festtag im Kreise ten Einsatz, viel Kraft und Mühe. Über die deiner lieben Angehörigen und Gäste. langen Jahre der Vorbereitung hast du nie die Elisabeth Brauner

6 Rundbrief 3/2016 Großdechant Original und Kopie Ein Gespräch mit Prälat Franz Jung für polnische Leser – erschienen in der „Ziemia Klodzka“ im Juni 2016

„Der Mensch wird als Original geboren, aber enthalten, die bestätigt, in welcher Weise das die meisten von uns sterben als Kopie. Daher Schicksal und die Umwelt den Menschen bis versuche ich, obwohl das nicht leicht ist, die zu seinem Tode formen. Werte zu leben, die ich aus dem Elternhaus und von meinen Lehrern erhalten habe, und „Meine Bemühungen waren darauf ausge- vergesse nicht die Treue zu meiner Heimat richtet, authentisch und glaubwürdig zu den – dem Glatzer Land.“ Auf diese blumige Art eigenen Grundsätzen zu bleiben“, sagt er. bedankte sich der Priester und Prälat Franz Am wichtigsten waren für ihn immer die Er- Jung vor Kurzem für die hohe Auszeichnung fahrungen, die aus der Fähigkeit des Zuhörens am Sitz der Katholischen Akademie in Berlin. bei anderen und der Konfl iktlösungen für die In Anwesenheit von Persönlichkeiten aus traumatisierten, ihm seelsorglich anvertrauten der Politik und von Bundeskanzlerin Angela Menschen kamen. Die Laudatio unterstrich Merkel wurde er mit der Ehrenmedaille des seine unverbrüchliche Treue zu den Gläubigen Bundes der Vertriebenen ausgezeichnet. Die aus dem Glatzer Kessel. In seinen Predigten Auszeichnung erhielt er für seinen priester- betonte er immer wieder die Notwendigkeit, lichen Dienst für die Vertriebenen aus dem Wege zu fi nden zwischen den Menschen. Aber Glatzer Land und seine Verdienste um die er war auch kompromisslos, wenn es um die Versöhnung der Menschen, die dieses Land Bindung zu seiner Heimat ging. heute verbindet. Sie macht auf sein Lebens- werk aufmerksam, und nach der Feier hatte Heimat ist ein Teil des Menschen und steht ich die Möglichkeit, mit ihm über die Nach- nicht zur Diskussion, ob es das Glatzer Land kriegsschicksale der Menschen zu sprechen, oder die Ostgebiete sind. Und er sagt weiter: die das Glatzer Land ihre Heimat nennen. Das „Bei meinen vielen missionarischen Reisen persönliche Schicksal von Prälat Jung ist bis in die alte Heimat – schon zu schwierigeren heute untrennbar verbunden mit der Tragödie Zeiten (...) – habe ich immer auf die Rechte dieses Landes und ihrer Bewohner, die sich in des Menschen und das Recht auf Heimat hin- Konsequenz dieses wahnsinnigen Krieges eine gewiesen. Dass sich hier europäisches Recht andere Heimat suchen mussten; ähnlich wie verwurzelt, das unveräußerliche Recht des die, die aus Ostpolen vertrieben wurden. Menschen auf Heimat im Sinne der histo- rischen Wahrheit, war unser wichtiges Ziel. Für keinen von ihnen war es einfach, aus dem Und diese Arbeit bereitete mir zeitweise viel Haus vertrieben zu werden, in dem die Familie Schmerzen. Und wie verbindet sich das mit seit Generationen wohnte. Wenn man solche meinem priesterlichen Dienst? Man könnte Erlebnisse hat, ist es nicht so einfach, die hier die Worte des verdienten Theologen Kar- christliche Herausforderung zur Versöhnung, dinal Joseph Ratzinger, des späteren Papstes, Verständigung und das Gespräch über die anführen. Er unterstrich, dass Humanismus Zukunft anzunehmen. Der Weg dahin ist nicht ohne Gott inhuman ist.“ leicht. Sein Motto aus seiner frühen priester- lichen Tätigkeit ist: Der Mensch wird als Ori- Was schätzen Sie, Herr Prälat, am meisten ginal geboren, aber die Mehrzahl stirbt leider an dieser Auszeichnung? als Kopie der Welt, in der er lebte. In diesen Ich schätze sehr, dass uns Aufmerksamkeit zu- Worten ist die ganze Philosophie des Lebens kam: meinen Vertriebenen aus der Grafschaft

Rundbrief 3/2016 7 Großdechant

Glatz, Schlesien, dem Ermland und Masuren zu fi nden versuche. Unsere Treffen bei den sowie den Sudeten. Und es hat mir besondere Pilgerfahrten verbinden wir mit der Kultur, mit Freude bereitet, dass sich die Kanzlerin an uns Ausstellungen und der Präsentation unserer erinnert und die Politiker uns schätzen. Ich Geschichte. Damit niemand vergisst, dass muss daran erinnern, dass unsere Vereinigung man uns mit 35 Personen in einen Viehwagen es als ihre Aufgabe ansieht, unsere Vergangen- verladen hat und wir nicht wussten, in welche heit zu schützen, und dazu gehören auch die Richtung man uns fährt. Betreuung der Gegenwart und die Sorge um die Zukunft. Wir sind keine Menschen, die nur Ist dieses Thema weiterhin lebendig? rückwärts schauen, denn als Christen ist es un- Immer weniger, denn die Zeit tut das Ihrige. sere Aufgabe, Brücken zu bauen zwischen uns Aber die Erinnerung an die Heimat und die und denen, die auch aus ihren Häusern vertrie- Menschen bleibt bis zum Tode. Ich sehe das, ben wurden und jetzt dort wohnen. Das ist eine wenn ich den 80-Jährigen meine Geburtstags- historische Warnung, die man heute nicht ver- glückwünsche überbringe. Und deswegen ver- nachlässigen darf, denn man muss auch Verant- suchen wir, mit den Polen eine gemeinsame wortung für die Zukunft übernehmen. Dieser Sprache auf der Basis der historischen Wahr- Wechsel und diese Aufgabe haben sich erst im heit zu fi nden. Aber das ist weiterhin sehr Laufe der Zeit herauskristallisiert. Es war auch schwer, wenn man uns sagt, dass die Polen in innerhalb meiner Familie nicht leicht, denn ein ein Land zurückgekehrt sind, das irgendwann ganzes Jahr, bis zu unserer Vertreibung, mussten einmal zu ihnen gehörte. Das ist schließlich wir in unserem Haus gemeinsam mit Polen le- nicht die Wahrheit. Wir möchten die histo- ben. Mein Vater war wütend, aber wir mussten rische Wahrheit, nur dann können wir Versöh- still bleiben. Wir hatten 25 Hektar Land und nung aufbauen. Wenn das so nicht geht, dann die Landwirtschaft, und es hat sehr wehgetan, ist das unehrlich. Die Polen können schließlich als wir sie verlassen mussten. Wenn wir damals nichts dafür, dass die Alliierten über Vertreibun- unseren Glauben nicht gehabt hätten, hätten gen entschieden und die Wege vom Osten in wir das wohl nicht überlebt. Ich muss noch den den Westen sich mit Vertriebenen und Flücht- Frauen die Ehre erweisen: Sie waren damals lingen überfüllten. Das war ein sehr heißes heilig. Bitte stellen Sie sich vor, wie sie es Thema vor 30 Jahren, sogar ein polnischer geschafft haben, ihre Kinder zu ernähren, bei Bischof sprach darüber, gerade von den polni- uns waren es neun. In Deutschland dauerte es schen Bischöfen wollten wir die Wahrheit etwa zwei Jahre, bis man uns akzeptierte und hören. Bedingungen zu stellen, erschwert aufhörte, uns als Polen und Flüchtlinge zu be- allerdings eine Versöhnung. schimpfen. Und wir waren doch keine Polen, ich konnte doch kein Wort Polnisch. Meine Was also verbindet heute die alten und die Familie lebte seit 700 Jahren in der Grafschaft neuen Bewohner des Glatzer Landes? Glatz, unsere Vorfahren kamen aus Franken, Die Probleme, von denen ich vorher sprach, aus der Umgebung von Nürnberg. existieren auf der politischen Ebene. Tatsäch- lich entstanden viele Freundschaften. Zu den Welche Themen sind in der Arbeit mit den Wallfahrten nach Polen fahren wir mit einem damaligen Bewohnern des Glatzer Landes oder zwei Bussen. Wenn wir ankommen, hat derzeit aktuell? jeder von uns „seinen“ Polen, und es gibt sehr Wir werden immer weniger. Vor Kurzem herzliche Begegnungen. Diese Reisen sind also waren wir noch 19.200 Vertriebene, und es ist nicht vergeblich – das sind unsere Kontakte, wichtig, dass wir weiterhin einen Ort haben, schließlich sind wir Christen, und wenn wir an dem wir emotional unsere alte Heimat einander nicht vergeben, sind wir unglaubwür- wiederfi nden. Solche Möglichkeiten ergeben dig. Aber es gibt noch einige von denen, die sich bei Wallfahrten, bei denen ich eine Ver- nicht akzeptieren können, dass sie vertrieben ständigung über die entstehenden Emotionen wurden, Haus und Hof verlassen mussten mit

8 Rundbrief 3/2016 Großdechant einem Rucksack und dem, was man tragen konnte. Diese Menschen sind bis heute trau- matisiert, aber das ändert sich langsam, und zwischen Deutschen und Polen gibt es immer bessere Kontakte. Wir wurden 1946 vertrieben. Das war schlimm. Mit den Polen gab es keine Freundschaften und gegenseitige Akzeptanz. Polen und Deutsche lebten nebeneinanderher, sogar die Gottes- dienste waren getrennt. Heute ist das nicht mehr so. Wenn wir jetzt in der Heimat sind, hören wir, wie junge Menschen sagen: „Ich bin auch hier geboren.“ Dann sage ich zu ihnen: „Teilen wir uns unsere Heimat.“

Wir sprechen über die neuen Polen, die jetzt hier wohnen. Was wissen Sie über sie? Zurzeit haben wir die Situation, dass wir in Europa gemeinsam leben, und wenn jemand hierher zurückkehrt, dann unter anderen Bedingungen. Im Glatzer Land siedeln Men- schen aus der Stadt, aus Breslau, bauen ein Ferienhaus, aber während der Woche sind sie nicht hier. Die Deutschen kaufen ein Häuschen Franz Jung 2006 in Telgte Foto: Archiv für das Alter, oder sie versuchen sich in der Touristik. Weiterhin ziehen junge Leute weg, in geringer Anzahl gibt, irgendwie besser weil sie anderswo besser verdienen, das ist ein bewirtschaften würden. Ein Potenzial ist jetzt natürlicher Prozess. Es entsteht eine neue Welt, die Touristik für ältere Menschen. Die Jugend neue Bindungen zu dieser Gegend. möchte in den Urlaub nach Spanien. Wir fahren mit Bussen, die Jugend mit Autos, aber Und eine neue Gemeinschaft mit den schon in verschiedene Richtungen. Eine solche Deutschen, hier im Glatzer Land? Chance für Arbeit und Leben gibt es für junge Ich glaube daran nicht so recht, weil wir eine Leute z. B. in Breslau, das Glatzer Land wird neue Generation haben. Selbst wenn jemand diese nicht haben. Breslau ist eine Metropole, hierherkommt, dann meist nur zum Wochenen- hier ist Provinz. Diese gemütliche Ecke, das de, und spätestens am Mittwoch ist er wieder Glatzer Land, ist eine andere Welt. Breslau ist auf dem Heimweg. Für uns ist es wichtig, dass eine Weltstadt, ist Kultur. die Jugend aus Deutschland Kontakte knüpft. Wir sind mit ihnen hierhergefahren, damit sie Was möchten Sie, Herr Pfarrer, den Hof ihrer Großeltern besichtigen konnten, der Redaktion und den Lesern der aber sie sagten, sie hätten keine Lust, nach Po- „Ziemia Kłodzka“ vermitteln? len zu fahren. Sie müssten sich mit der Familie Die Zeitschrift „Ziemia Kłodzka“ hat die Auf- und ihren Angelegenheiten in Deutschland gabe, Brücken zu bauen und die Verständigung befassen. zwischen Nachbarn zu fördern. Das ist deshalb wichtig, weil es sich um eine Stimme handelt, Was wünschen Sie, Herr Pfarrer, den die die junge Generation hören sollte. Unsere heutigen Bewohnern des Glatzer Landes? Menschen, das sind ältere Personen, bei denen Mein Wunsch wäre, dass sie diese wunderbare das Interesse am Aufbau von etwas Neuem Landschaft und die Industrie, die es noch eher nicht mehr so groß ist. Ich möchte bei der

Rundbrief 3/2016 9 Telgter Wallfahrt

Gelegenheit Herrn Golak grüßen, den ich für die Grenzen offen und die Freiheit auf beiden seine Ausdauer beim Herstellen einer mehr- Seiten der Grenze ist die gleiche (ein Moment sprachigen Zeitung bewundere. Wir sind ihm Schweigen). Nun ja, aber damit verbindet sich dafür sehr dankbar. Dank Julian Golak, Teresa das Problem, dass die jungen Menschen von Bazała und Irena Rogowska gemeinsam mit hier weggehen und alles sich leert. Elisabeth Kynast konnten wir die Seligspre- Sicher gibt es kein Rezept, aber die Menschen chung von Kaplan Gerhard Hirschfelder her- müssen verstehen, dass wir jetzt nebeneinan- beiführen, den viele mit Kaplan Popiełuszko der in Frieden leben. Die Vergangenheit lassen vergleichen. Ohne sie wäre das nicht möglich wir hinter uns, aber wir können das nicht ver- gewesen. Wir sind sehr dankbar für diese gessen, was passiert ist, sonst verstehen wir Treffen und die fruchtbare Zusammenarbeit. unsere Geschichte nicht. Ähnlich geht es den Die Zeitschrift sollte sich weiterentwickeln in Polen. Es ist also ein langer Weg, und man Richtung Refl exion über die Zukunft Europas, muss Ausdauer haben, die Liebe zum Nächsten und ich möchte unterstreichen, dass dies nicht muss Grundlage sein. so einfach zu bewerkstelligen ist. Wir als Kirchenleute haben auch unsere Pro- bleme mit dem Vatikan und den Kardinälen. Was muss passieren, damit unsere Kontakte Es gibt kein Rezept, aber wir spüren unsere und unsere Zukunft besser werden? Verantwortung. Da wir Christen sind, sollten Das Christentum sollte ernst genommen wer- wir an die Zukunft denken. den. Es muss einmal klar gesagt werden, dass Das Gespräch führte Michał Majerski wir hier unsere christliche Kultur haben, unsere Aus dem Polnischen übersetzt von Horst Wolf Zivilisation des Westens, christliche Gemein- samkeiten. Und Thema sind nicht nur der Krieg Redaktionsschluss für den nächsten und die Vergangenheit mit ihren Vertreibungen, Rundbrief: 25. Februar 2017 sondern auch das, was uns verbindet. Jetzt sind

Zum 70. Jubiläum: Drei Tage Grafschaft Glatzer Wallfahrt zur Schmerzensmutter in Telgte bei Münster

Etwa 70 Personen waren am Donnerstag, dem treter der Jungen Grafschaft, der Grafschafter 25. August 2016, der freundlichen Einladung Gemeinschaft, des Grafschafter Chores, des des Telgter Bürgermeisters Wolfgang Pieper Grafschafter Familienkreises, der Heimatgrup- zu einem Empfang im Rathaus gefolgt. Im pe Grafschaft Glatz e. V. mit ihrem Ehrenvor- Beisein der Telgter Fraktionsvorsitzenden und sitzenden Georg Hoffmann, der Zentralstelle von Vertretern der Verwaltung begrüßte er eine Grafschaft Glatz e. V. mit dem Herausgeber große Gruppe aktiver Mitarbeiterinnen und des Grafschafter Boten Peter Großpietsch, Mitarbeiter rund um das Wallfahrtsgeschehen: der Kaplan-Gerhard-Hirschfelder-Stiftung, den Klerus u. a. mit dem aus Rom angereisten des Malteser Hilfswerks sowie weitere aktive Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Erwin Helferinnen und Helfer und Ehrengäste. Ender, dem Großdechanten sowie Propst Dr. Langenfeld, Propst em. Heinrich Neben persönlichen Erinnerungen an die Wall- Tietmeyer und Probst em. Heinz Erdbürger, fahrten während seiner Kindheit spannte der des Weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bürgermeister den Bogen zur heutigen Zeit, in im Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V., Ver- der mehr als 65 Millionen hilfl oser Menschen

10 Rundbrief 3/2016 Telgter Wallfahrt

Empfang im Telgter Rathaus zum 70. Jubiläum der Glatzer Wallfahrt Foto: Peter Güttler weltweit auf der Flucht seien, und forderte von Wallfahrtsfreitag der Politik ebenso viel Menschlichkeit, wie Die feierliche Vesper am Freitag, dem 26. sie die katholische und evangelische Kirche August, eröffnete der Wallfahrtsleiter Pfarrer erfreulicherweise zeigten. Hierbei richtete er Martin Karras. Lob und Anerkennung an den Großdechanten, dem er ein Relief der Stadt Telgte überreichte mit dem Versprechen, dass die Grafschaft Glatzer hier immer willkommen seien.

Der Großdechant bedankte sich auf seine muntere schlesische Art für das Geschenk und die regelmäßige Bereitstellung eines Saals für die alljährlichen Priesterkonferenzen. Eine besondere Beziehung zwischen den Grafschaf- tern und der Stadt Telgte habe der verstorbene Amts- (1959–1974) und Stadtdirektor (1975– 1983) Hans Melchers aufgebaut. „Er war mit Leib und Seele ein Edel-Grafschafter gewor- den.“ Zudem bestehe seit 1995 eine Städtepart- nerschaft zwischen Telgte und Bad Altheide.

In dem anschließenden Vortrag hielt Nuntius em. Dr. Erwin Ender eine Rückschau auf seine Tätigkeiten der zurückliegenden Jahr- zehnte. Nach Studium in Rom, Priesterweihe, Wallfahrtsleiter Martin Karras Foto: Peter Güttler Promotion und einer 20-jährigen Tätigkeit im Vatikan wurde er zum Bischof geweiht Danach referierte Arnold Tölg, MdL a. D. aus und ging für sieben Jahre in den Sudan sowie Baden-Württemberg, im Pfarrzentrum über einige andere Länder der arabischen Halbinsel. seine persönlichen, nachwirkenden Erlebnisse, Der Höhepunkt dort war der Besuch von Papst angefangen mit dem Anblick der vielen Solda- Johannes Paul II. im Jahr 1993. Nach dem ten beim Einmarsch ins Sudetenland und dem Einsatz im Sudan arbeitete Ender vier Jahre in traurigen Gesicht seiner Mutter beim Beginn den drei baltischen Ländern (Litauen, Estland, des Polenfeldzugs. Im März 1946 führte ihn Lettland), zwei Jahre in der Tschechischen sein Weg nach einem 30 Kilometer langen Republik und schließlich von 2003 bis 2007 in Fußmarsch in ein Sammellager in Glatz und Berlin: für ihn krönender Abschluss seiner fast von dort in Waggons in den Westen. Der Re- 40 Dienstjahre beim Heiligen Stuhl. ferent gab Einblick in seinen Werdegang und

Rundbrief 3/2016 11 Telgter Wallfahrt seinen Einsatz für Flüchtlinge und Vertriebene. mit der Statue der Arnestus-Madonna durch Er hob die Bedeutung der 1950 in Stuttgart die von der Wallfahrtsgilde mit Bannern fest- verkündeten „Charta der Heimatvertriebenen“ lich geschmückten Straßen, mit einer Statio im hervor, die Bereitschaft und das Bemühen „Glatzer Park“, dem Schlusssegen von Pfarrer um ein vereintes Europa. Er verwies auf die Christoph Scholz vor der Gnadenkapelle und Leistung der Vertriebenen beim Wiederaufbau dem gemeinsam gesungenen „Salve Regina“ und den Prozess der Verständigung, der durch in der Wallfahrtskirche. die schnelle und nachhaltige Hilfe bei Notsitu- ationen in Polen und persönliche Kontakte auf Wallfahrtssamstag verschiedenste Weise gefördert worden sei. Der Festgottesdienst am Samstag wurde er- öffnet mit einem feierlichen Einzug in die bis In der Eröffnungsandacht hielt Propst Langen- auf die letzten Plätze gefüllte Wallfahrtskirche, feld eine vielbeachtete Predigt zum diesjähri- dem die Bildnisse des Arnestus von Pardubitz gen Wallfahrtsmotto „Selig die Barmherzigen“ und des Seligen Gerhard Hirschfelder voran- und wies auf die Tontafeln an der „Pforte der getragen wurden. Neben dem Apostolischen Barmherzigkeit“ an der Kirchentür zur Gna- Nuntius Erzbischof Dr. Erwin Ender als denkapelle hin, auf denen die sieben leiblichen Hauptzelebranten standen der Großdechant, und die sieben geistlichen Werke der Barm- Propst Dr. Michael Langenfeld, Dr. Joachim herzigkeit genannt werden und die von einer Giela, Dr. Marius Linnenborn und Pfarrer Telgter Künstlerin gestaltet wurden. em. Reinhard Gröger sowie in Assistenz die Diakone Arnold Bittner und Ewald Pohl am Bei der anschließenden Lichterprozession, Altar. Die musikalische Gestaltung übernahm begleitet von den Klängen der Buckower Blas- das Buckow-Waldsieversdorfer Blasorchester. kapelle, zogen etwa 150 Pilgerinnen und Pilger Auch der Grafschafter Chor bot zwei eigens

„Pforte der Barmherzigkeit“ an der Gnadenkapelle in Telgte Foto: Peter Güttler

12 Rundbrief 3/2016 Telgter Wallfahrt einstudierte Lieder von Josef Güttler aus Bad Landeck dar. In seiner Festpredigt nahm der Großdechant Bezug auf die Olympischen Spiele: Gern hätte er Goldmedaillen an die Mütter für deren Überlebenskampf im Licht des Christseins vergeben. Er erinnerte an die Entschuldigung des Bürgermeisters von Kloster Oesede aus dem Jahr 1970 und an die Worte anlässlich der Einweihung des Gedenk- steins in Liesborn, die belegen, dass Verständi- gung und Versöhnung nur geschehen könnten, wenn die geschichtliche Wahrheit auf den Tisch käme. Durch unsere Lebensgeschichte seien wundersame Ereignisse zustande ge- kommen: die Entstehung einer ökumenischen Bewegung, Ehen zwischen Einheimischen und Vertriebenen, die zu einer „Blutauffrischung“ geführt hätten, wenn auch die Mundart dadurch auf beiden Seiten verloren gegangen sei, Erwerb von Haus und Eigentum durch Fleiß und Tüch- tigkeit, Zugang zu den Kirchen- und politischen Gemeinden, Übernahme von Verantwortung, gemeinsame Fahrten mit den Einheimischen Nuntius em. Erwin Ender im Gespräch mit einer in die Heimat, Entstehung von Paten- und Wallfahrerin Foto: Peter Güttler Partnerschaften, große Hilfsaktionen von Ost- und Westdeutschen für die Polen, Erhaltung heiße, Mitleid haben. Barmherzigkeit sei allein der Heimatkirchen, zahlreiche Priester- und eine göttliche Eigenschaft und bezeichne das, Ordensberufene aus heimatvertriebenen Fami- was Gott uns schenke. Viele fragten aber, wo lien. Sogar die Jugend der Diözese Schweid- Gottes Barmherzigkeit geblieben sei, als Krieg, nitz, zu der die Grafschaft jetzt gehört, sei mit Flucht und Vertreibung über uns Menschen Informationen über unseren Seligen Gerhard kamen, bei Anschlägen, Erdbeben und anderen Hirschfelder zum Weltjugendtag nach Krakau Katastrophen. Eine Antwort könne lauten, da gezogen. „Haben nicht alle eine Goldmedaille sei oftmals Menschenhand die Ursache gewe- verdient, die ihren Beitrag zu Verständigung, sen: Arroganz, Unvermögen, Gier, Wahnsinn Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit leis- und vieles mehr. Barmherzigkeit heiße nicht, ten?“ In dem von Papst Franziskus eingeleite- dass Gott alles Problematische von uns fern- ten Jahr der Barmherzigkeit gelte auch für uns halte. Er habe uns doch Verstand, Wissen und die Verheißung nach Mt. 5,7: „Selig die Barm- Entwicklungsmöglichkeiten mitgegeben. Durch herzigen, denn sie werden Erbarmen fi nden.“ Maria sei die Barmherzigkeit wieder in die Beim Totengedenken an die Verstorbenen des Welt gekommen, eine andere wohl, als wir vergangenen Jahres wurden unter anderen Menschen sie erwarteten. „Vielleicht war es stellvertretend Barbara Simon und Heinz Bla- ja die Bestimmung der Grafschafter und all ser, Mitglieder des Pastoralrats, angeführt. der anderen Vertriebenen und Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs, Flucht und Vertreibung Bei der feierlichen Schlussandacht deutete zu erdulden?“ Wie viele Tausend Pilger hätten Pfarrer Karras, dessen Mutter aus Wallisfurth danach in Telgte, Werl und anderswo ein stammt, den Titel „Maria, Mutter der Barmher- Glaubenszeugnis gegeben, um Gott zu danken, zigkeit“ dahingehend, dass ihr Sohn die Barm- dass er sie in all ihrer Not nicht verlassen habe. herzigkeit sei, der Erbarmer. Sich erbarmen „Wir alle sind auf die Barmherzigkeit und die

Rundbrief 3/2016 13 Telgter Wallfahrt

Schlusssegen bei der 70. Telgter Wallfahrt Foto: Peter Güttler mütterliche Liebe der Gottesmutter und die Dank an alle Mitarbeiterinnen Barmherzigkeit unseres Schöpfers angewie- sen. Wir alle, ob gläubig oder ungläubig: Wir und Mitarbeiter brauchen sie mehr denn je.“ der 70. Telgter Wallfahrt

Im Anschluss an die Andacht lud der Großde- Nach einer großen und so gelungenen Veran- chant noch alle ein, mit ihm am 4. März 2017 staltung wie der Jubiläumswallfahrt in Telgte die Vollendung seines achten Lebensjahrzehnts Ende August ist es recht schwierig, jedem zu feiern. Sodann stellte er Pfarrer Martin Einzelnen, der zu ihrem Gelingen beigetragen Karras, Dr. Marius Linnenborn und Christoph hat, zu danken, da immer die Gefahr besteht, Scholz vor, die seine Arbeit weiterführen jemanden zu vergessen. Daher möchte ich werden. Er bedankte sich allseits und gab den hier stellvertretend alle Gruppen nennen, die Maltesern noch Gelegenheit, auf ihre enormen bei der Vorbereitung und Durchführung der Hilfsleistungen in die Grafschaft Glatz hin- Telgter Wallfahrt mitgewirkt haben: zuweisen: Man habe inzwischen 170 Fahrten mit Hilfsgütern in mehr als 500 Fahrzeugen Ein großer Dank geht an: durchgeführt. • Propst Dr. Langenfeld mit seinem Team in der Sakristei und im Pfarrhaus, Bei herrlichem Wetter verbrachten viele der • die Wallfahrtsgilde, die seit Jahren auf dem etwa 1000 Angereisten zum Ausklang noch Kirchengelände und in der Stadt für Blumen- einige Zeit im Gespräch miteinander, bevor sie schmuck sorgt und unsere Lichterprozession die Heimreise antraten. Nach der Osnabrücker mit der Gildefahne begleitet, Wallfahrt zählt die Grafschaft Glatzer Wall- • das Vorbereitungsteam, das vor, während fahrt immer noch als die zweitstärkste! und auch nachher für einen würdigen Ablauf Günther Gröger der Wallfahrt sorgte,

14 Rundbrief 3/2016 70 Jahre Vertreibung

Klerus, Ordensschwestern und Fahnenträger mit Großdechant Franz Jung Foto: Peter Güttler

• die Kollektanten, Kerzenträger, Lektoren usw., für 70 Jahre Treue zu Telgte bleiben in Erinne- • den Klerus für die Mitgestaltung der Liturgie rung, ebenso der gute Vortrag unseres Lands- und die Predigten, mannes Erzbischof Erwin Ender. • die Malteser für die ärztliche Versorgung und • den großen Mitarbeiterkreis im Pfarrheim. Herzlich danke ich auch dem Buckow-Wald- Allein durch das Café und den Basar wurde sieversdorfer Blasorchester, das den Tag der beachtliche Betrag von 2600 Euro für musikalisch begleitete. unsere Landsleute in der Mission erarbeitet. Und schließlich danke ich allen Gläubigen für Schon am Donnerstag vor der Wallfahrt hatte ihre Teilnahme an der Wallfahrt, für ihr Singen der Bürgermeister von Telgte, Wolfgang Pieper, und Beten, für ihre Beiträge zu den Kollekten anlässlich des 70. Jahrestages der Telgter Wall- zugunsten der Grafschafter Arbeit und des fahrt im Rathaus einen großen Empfang gege- Erhalts der Telgter Propsteikirche. ben. Die herzlichen Worte der Anerkennung Franz Jung, Großdechant Das gab es auch – 70 Jahre nach der Vertreibung

An zwei Ereignisse des Jahres 2016, siebzig Oesede anlässlich der Anbringung einer Ge- Jahre nach der Vertreibung, möchte ich gern denktafel im Jahr 1970: „Wir Einheimischen nochmals erinnern. Das erste Ereignis habe ich aus Kloster Oesede bitten um Entschuldigung in der Predigt bei der Gedenkveranstaltung in dafür, wie wir Euch behandelt haben und Ankum am 5. Juni (s. Rundbrief 2/2016, Seite unwürdig mit Euch umgegangen sind. Heute 4–5) erwähnt: Am 13. April 2016 wurde in schämen wir uns dafür.“ Kloster Oesede der 231 Niederschwedeldorfer gedacht, die vor 70 Jahren dort ankamen und Das zweite Erlebnis: Am 12. Juni 2016 haben die keiner aufnehmen wollte. Der Verantwort- die Gläsendorfer (mein Heimatort) in Liesborn, liche der Niederschwedeldorfer zitierte aus Krs. Warendorf, einen großen Gedenkstein auf der Ansprache des Bürgermeisters von Kloster dem Kirchengelände aufgestellt: Erinnerung an

Rundbrief 3/2016 15 70 Jahre Vertreibung

70 Jahre Vertreibung und Dank für die Auf- ihrem Dorf. [...] Der Start in Liesborn sei nahme. Ein Drittel der Gläsendorfer war an schwierig gewesen, verschwieg Plümpe auch diesem Tag nach Liesborn gekommen. Der Negatives nicht. [...] Von Herzen wünsche er Vorsitzende des Heimatvereins Liesborn, den Gläsendorfern, dass sie noch lange selbst Wilhelm Plümpe, hielt bei der Segnung des ihre Geschichten erzählen und ihren Gedenk- Gedenksteins eine beeindruckende Ansprache, stein im Ort besuchen können. die auf den folgenden Seiten wiedergeben wird. Ich habe Herrn Plümpe ausdrücklich für Nach dem Gottesdienst fand ein Empfang im seine wertvollen Worte gedankt. Klosterhof statt. Stefan Braun, Stellvertreten- Franz Jung, Großdechant der Bürgermeister, richtete ein Grußwort an die Gläsendorfer. Eine sehenswerte Diaschau über die jüngste Fahrt zeigte Herbert Wichmann. Gedenkstein bringt Vertriebene zusammen Alfons Heinsch ließ durchblicken, dass es nicht das letzte Treffen der Heimatvertriebenen In einer feierlichen Zeremonie und mit einem gewesen sei: „Der Stein wird so eine große anschließenden Gottesdienst in der Abteikirche Strahlkraft haben, dass er uns in zwei Jahren ist am 12. Juni 2016 der Gedenkstein der wieder zusammenführt.“ Heimatgemeinschaft Gläsendorf in Liesborn aus: Die Glocke online, 14.06.2016 eingesegnet worden. Zahlreiche Heimatver- triebene aus Liesborn und anderen Regionen Deutschlands hatten sich dazu eingefunden. Rede anlässlich der Segnung des Gläsendorfer Gedenksteins Großdechant Franz Jung, der selbst als Kind nach Liesborn kam und von 1946 bis 1952 im Mir ist die große Ehre zugefallen, am heutigen Ort lebte, stellte in seiner Rede heraus, dass Tage einige Worte (...) an Sie richten zu dürfen. Heimat zum Lebensrecht eines jeden Men- Ich tue dies besonders gern, weil bei uns im schen gehört und niemand aus seiner Heimat Liesborner Heimatverein die Heimatpfl ege, vertrieben werden darf. Einen besonderen der Heimatgedanke und das Heimatgedenken Dank richtete Franz Jung an die Kirchenge- Programm sind. meinde St. Margareta, vertreten durch Pfarrer Martin Klüsener und Eugen Teigeler, der im Sie, lieber Herr Jung, haben vor genau zehn Bauausschuss des Kirchenvorstands tätig ist, Jahren ein Vorwort für unser Liesborner Ge- sowie an Wilhelm Plümpe vom Heimatverein schichtsheft mit dem Titel „Gefl ohen, vertrie- Liesborn. Ein weiterer Dank ging an Alfons ben und in Liesborn angekommen – 60 Jahre Heinsch, Sprecher der Gläsendorfer Heimat- Vertriebene in Liesborn“ geschrieben. Dabei gemeinschaft, und Michael Freitag, die für haben Sie den Heimatgedanken mit folgender Transport und Aufstellung des Gedenksteins Defi nition des Jesuitenpaters Alfred Delp auf verantwortlich zeichneten. den Punkt gebracht:

Nachdem Alfons Heinsch und Eugen Teige- Heimat, ler ein Gesteck niedergelegt hatten, segnete das ist Land und der Besitz, Großdechant Jung mit Pfarrer Martin Klüsener das ist Elternhaus und Kindheit und Familie, den Gedenkstein. Der Männergesangverein das ist Geschichte und Kultur, „Frohsinn“ trug das schlesische Heimatlied das ist Beruf und das sind die Menschen, „Über die Berge schallt“ vor, ehe Wilhelm denen ich verbunden und verpfl ichtet bin; Plümpe das Wort ergriff. Der Vorsitzende des und Heimat, Lisborner Heimatvereins skizzierte in seiner das ist durch all dies Rede die Vertreibung der Gläsendorfer aus die lebendige Begegnung mit meinem Gott.

16 Rundbrief 3/2016 70 Jahre Vertreibung

An das Schicksal der heimtvertriebenen Gläsendorfer erinnert ein Gedenkstein an der Abteikirche in Liesborn. Das Bild zeigt (v. l. n. r.): Eugen Teigeler (Kirchenvorstand St. Margareta), Alfons Heinisch (Sprecher der Gläsendorfer Heimatgemeinschaft), Wilhelm Plümpe (Vorsitzender des Heimatvereins Liesborn), Großdechant Franz Jung und Pfarrer Martin Klüsener Foto: Die Glocke

All das, was Heimat ausmacht, wurde den ten nur das mitnehmen, was sie selbst tragen Heimatvertriebenen genommen, ja sie wurden konnten, und auch das wurde später teilweise geradewegs entwurzelt und entrechtet. Den- konfi sziert. Unter unwürdigsten Verhältnissen noch hat die Zuversicht zu unserem Gott dafür wurden Sie in Güterwagons gepfercht und gesorgt, dass sie nicht kollektiv zerbrochen sind. kamen schließlich am 31. August in Liesborn 15 Millionen Deutsche jeden Alters und Ge- an. Damit war eine über Jahrhunderte gewach- schlechts wurden nach dem Zweiten Weltkrieg sene Dorfgemeinschaft mit einem Schlag aus- per Beschluss der Alliierten aus den deutschen gelöscht, denn weitere Gläsendorfer Mitbürger Ostgebieten vertrieben. Mehr als 2,5 Millionen wurden verstreut und in Ochtrup und Wanne- Menschen verloren dabei ihr Leben. Sie alle Eickel untergebracht. waren es, die neben den weltweit mehr als 60 Millionen Toten des Krieges und der noch viel Wenn man glaubte, dass damit die Odyssee höheren Zahl der an Leib und Seele versehrten ein Ende hatte, sah man sich getäuscht, denn und geschundenen Menschen für die Schuld unsere Liesborner Bevölkerung war teilweise der 12-jährigen Terrorherrschaft des verbre- keineswegs über Ihre Ankunft erfreut. Schon cherischen Naziregimes einen viel zu hohen zuvor waren viele Quartiere von Flüchtlingen Preis bezahlen mussten. und Vertriebenen belegt. Dies wird besonders durch eine Statistik aus dem Jahre 1948 belegt: Für Sie, liebe Gläsendorfer, bedeutete das, dass Von 5.432 Liesborner Einwohnern waren rund Sie am 22. August 1946 früh morgens um acht 1.550 Einwohner Vertriebene, Flüchtlinge und Uhr nach nur zweistündiger Vorbereitungszeit Evakuierte. Sie wurden zum Teil in primitivs- Ihr geliebtes Heimatdorf in Schlesien verlassen ten Unterkünften untergebracht, die auch aus mussten und einer ungewissen Zukunft entge- damaliger Sicht menschenunwürdig waren. gensahen. Sie mussten alles, was Ihnen lieb und teuer war, Ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen Andererseits war es eine große Herausforderung – Haus, Hof, Vieh und unzählige persönliche für die einheimische Bevölkerung, der zwar Erinnerungsstücke, aber auch Ihre Kirche und Zerstörung und Vertreibung erspart geblieben die Gräber Ihrer lieben Angehörigen. Sie konn- war, die aber wie Sie, liebe Gläsendorfer, einen

Rundbrief 3/2016 17 70 Jahre Vertreibung hohen Blutzoll im Krieg zu bezahlen hatte. In der Überschrift des Glocke-Artikels vom Immerhin sind 140 Liesborner Männer aus 8. Juni ist zu lesen: „Später werden die Steine dem Krieg nicht zurückgekehrt. von uns reden.“ Ich wünsche Ihnen aber von Herzen, dass das „Später“ noch lange auf sich Unser unvergessener und leider viel zu früh warten lässt und Sie noch viele Jahre selbst verstorbener, aus Gläsendorf vertriebener erzählen können und dass Sie anlässlich vieler Mitbürger Manfred Nentwig schrieb in dem weiterer Gläsendorfer Treffen diesen Stein oben genannten Heft: „Als Wohnraum wurde selbst in Augenschein nehmen können. uns ein Getreidespeicher ohne Mobiliar, Küche und Toilette usw. zugewiesen. Wir mussten uns Zweitens hoffe ich, dass die Botschaft dieses alles zusammensuchen. Zudem wurde unsere Steines unsere Bevölkerung aufrüttelt, Anteil Familie auseinandergerissen, denn ein Teil am Schicksal der vielen Millionen Menschen meiner Geschwister wurde auf anderen Bauern- zu nehmen, die derzeit weltweit auf der Flucht höfen untergebracht.“ Er schließt: „Frustrierend sind bzw. aus ihrer Heimat vertrieben werden und bitter für unseren Vater war die Tatsache, und von denen zurzeit etliche auch bei uns in dass er, der sein ganzes Leben lang selbststän- Liesborn leben. diger Landwirt auf eigener Scholle war, mit 60 Jahren als abhängig beschäftigter Landarbeiter Ich danke Ihnen, Herr Großdechant, und vor auf einem fremden Hof arbeiten musste.“ allem auch Ihnen, Herr Heinsch, für die Initia- tive, diesen Gedenkstein, der an Ihre Gläsen- Meine lieben Gläsendorfer, Sie haben dennoch dorfer Heimatgemeinde erinnert, in Liesborn nicht aufgegeben und sich mit den Verhältnissen zu errichten. Für mich steht er aber auch stell- arrangiert. Sie haben mit allen anderen in Lies- vertretend für die Erinnerung an alle Heimat- born lebenden Flüchtlingen und Vertriebenen vertriebenen. Auch aus diesem Grund haben aus anderen ostdeutschen Regionen dazu bei- wir uns als Heimatverein gern an den Kosten getragen, unser Dorf zu dem zu machen, was dieses Denkmals beteiligt. es heute ist. Wir sind ein Golddorf und das nur, weil sich alle engagiert haben. Ihnen, Herr Großdechant, danke ich persönlich für Ihre markigen Predigten, in denen Sie Klar- Sie haben sich beizeiten ins Liesborner text gesprochen haben. Es ist inzwischen eine Kirchen- und Gesellschaftsleben eingefügt sehr viel versöhnlichere Note wahrzunehmen, und sich in nahezu allen Liesborner Vereinen, als es vor etlichen Jahren noch üblich war. Und zum Teil an vorderster Stelle, integriert und nur die Versöhnung mit allen Völkern verheißt engagiert. Und nur dadurch ist die Integration uns einen dauerhaften Frieden. Das ist die Kern- nach großen anfänglichen Schwierigkeiten botschaft Ihrer Predigten. gelungen. Sie sind ein überaus wertvoller Teil unserer Gesellschaft geworden. Das fordert Dem Männergesangverein, dem übrigens über von uns allen größten Respekt. viele Jahre Manfred Nentwig als Vorsitzender vorstand, danke ich für die Intonierung des Ich freue mich sehr darüber, dass Sie im Ge- schlesischen Heimatliedes „Über die Berge denken an Ihre Vertreibung und Ihre Aufnahme schallt“. Ich bekomme jedes Mal eine Gänse- in Liesborn nun ein Denkmal auf geweihter haut, wenn dieses Lied zum Schluss des Fest- Erde aufgestellt haben. Sie haben sich dafür gottesdienstes anlässlich der Gläsendorfer einen wahrlich historischen Platz vor unserem Treffen erklingt. Gotteshaus, vor unserer und Ihrer Abteikirche und zudem mitten im Dorf ausgesucht und Ich wünsche Ihnen allen nun einen festlichen dokumentieren damit sozusagen in Stein ge- Gottesdienst und für Ihre anschließende Feier meißelt Ihre Geschichte. Das ist ein deutliches viel Freude. Zeichen und ein Vermächtnis zugleich. Wilhelm Plümpe

18 Rundbrief 3/2016 70 Jahre Vertreibung

Wie Liesborn zum Gläsendorfer Gedenkstein kam

Die Heimatgemeinschaft Gläsendorf, die sich seit 1958 regelmäßig in Wadersloh-Liesborn versammelt, hegte schon lange den Wunsch, einen Gedenkstein zur Erinnerung an ihre Vertreibung 1946 aus der Grafschaft Glatz aufzustellen. Dieser sollte in Liesborn errichtet werden, weil ein Drittel der Gläsendorfer hier ein neues Zuhause fand. Die drängendsten Fragen waren dabei: Wer wollte oder konnte das Projekt in die Hand nehmen und wie sollte es fi nanziert werden?

Zu unserem Treffen im Juni 2015 hatte sich auch Alfons Heinsch am neuen Gedenkstein Peter Großpietsch vom Grafschafter Boten an- Foto: Anja Husmann gemeldet. Er ermutigte uns, „Spuren“ zu hinter- lassen. Wichtig war uns, dass der Gedenkstein hat. Eine technische Zeichnung wurde erstellt beim nächsten Gläsendorfer Treffen im Juni und Kostenvoranschläge bei verschiedenen 2016 eingeweiht werden könnte, als unser Anröchter Natursteinwerken eingeholt. Beitrag im Reigen der Veranstaltungen gegen das Vergessen von Flucht und Vertreibung vor Nach Fertigstellung des Steins und der Bronze- 70 Jahren, die bundesweit geplant waren. tafel begann die Installation vor Ort. Das Fun- dament wurde von Michael Freitag vom Bau- Großdechant Franz Jung (gebürtig aus Gläsen- geschäft Freitag GmbH Liesborn gegossen. Er dorf) übernahm die Schirmherrschaft und half stellte auch den Transportanhänger zur Verfü- bei der Finanzierung sowie der Erstellung des gung und übernahm persönlich mit schwerem Erinnerungstextes. Das Bild links neben diesem Gerät das recht komplizierte Zusammenfügen Text schuf die Künstlerin Judith von Essen der Einzelteile. Sein selbstloser Einsatz für (1924–2004). Es zeigt die Wallfahrtskirche unseren Gedenkstein kann nicht hoch genug Maria Schnee. gewürdigt werden.

Alfons Heinsch kümmerte sich um die Orga- Derweil hatte sich unser Großdechant erfolg- nisation und Koordination. Er beauftragte den reich um die Finanzierung des Gedenksteins Guss der Bronzeplatte in Oldenburg, legte mit bemüht. Ihm ist es zu verdanken, dass das Pro- Vertretern des Pfarrgemeinderats den Standort jekt vom Heimatverein Liesborn, der Volks- für den Gedenkstein fest und besorgte die Ein- bank Beckum-Lippstadt und der politischen willigung des Grundstückseigentümers und der Gemeinde Wadersloh-Liesborn wohlwollend Unteren Denkmalbehörde. Deren Aufl age war, unterstützt wurde. Ein großes Lob und Danke- dass der Stein aus grünem Anröchter Stein schön geht an alle Gläsendorfer, die mit ihrer gefertigt werden sollte. großzügigen Spendenbereitschaft zum Gelin- gen des Projekts beitrugen. Allen genannten Unterstützung bekam die Heimatgemeinschaft und im Hintergrund wirkenden Akteuren, die Gläsendorf auch von Eugen Teigeler, Baube- mit Rat und Tat sowie mit ideeller und fi nan- auftragter im Kirchenvorstand St. Margareta zieller Unterstützung die Errichtung des Glä- Wadersloh, der das Projekt „Gläsendorfer sendorfer Gedenksteins gefördert haben, gilt Gedenkstein auf dem Grund der Abteikirche in ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott“. Liesborn“ in vorbildlicher Weise mitgetragen Alfons Heinsch

Rundbrief 3/2016 19 AKVMOE

Weiterentwicklung der Vertriebenenseelsorge durch die Deutsche Bischofskonferenz ist Anerkennung und Chance

Erklärung der AKVMOE-Delegiertenkonferenz

„Die Weiterentwicklung der katholischen ihre Zukunftsperspektiven darstellt. Diese wird Vertriebenenpastoral durch die Deutsche Bi- demnächst in der Reihe der Arbeitshilfen des schofskonferenz ist notwendig und zukunfts- Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz orientiert“, erklärten die von katholischen veröffentlicht werden. deutschen Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Verbände, die in der Die Delegierten der AKVMOE danken den Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Visitatoren, deren Tätigkeit mit der Herbstvoll- Mittel- und Osteuropa (AKVMOE) zusam- versammlung der Bischofskonferenz endete, menarbeiten, bei ihrer Jahresdelegiertenkon- für ihren Einsatz für die Vertriebenenseelsorge ferenz am 20. Oktober 2016 in Frankfurt am und die Unterstützung der Arbeit der Verbände. Main. Bei der Herbstvollversammlung der Sie vertrauen auf eine weiterhin gute Zusam- Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda menarbeit mit Herrn Weihbischof Dr. Reinhard hatten die deutschen Bischöfe im September Hauke, der von der Vollversammlung der 2016 die Weiterentwicklung dieses Seelsorge- Bischofskonferenz für weitere fünf Jahre zum bereichs beschlossen. Beauftragten für die Seelsorge an Vertriebenen und Aussiedlern ernannt wurde. „Schon seit ihrer Gründung und auch in der Zukunft sehen sich die Verbände in der Verant- Die Delegierten unterstreichen, dass dieser Seel- wortung, für die Menschen zu sorgen, die zum sorgebereich mit der Übertragung der Verant- Teil noch heute unter den Erfahrungen von wortung auf die Verbände der AKVMOE nicht Flucht, Vertreibung und schwieriger Integra- endet. Dies hat auch Erzbischof Dr. Reinhard tion leiden. Außerdem bekräftigen sie, sich Kardinal Marx als Vorsitzender der Bischofs- weiterhin einzusetzen für die Pfl ege des reli- konferenz in seinem Fuldaer Abschlussstate- giösen und kulturellen Erbes der Herkunfts- ment deutlich gemacht. gebiete und für eine neue Beheimatung in Kirche und Gesellschaft als Beitrag zu einer Zugleich danken die Delegierten für das durch versöhnten Erinnerungskultur. die Bischöfe zum Ausdruck gebrachte Vertrauen: ,Wir freuen uns, dass viele Verbände in der Die Verbände fühlen sich auch verantwortlich Tradition der Vertriebenenpastoral in die Zu- für die Interessen und Anliegen aller katho- kunft blicken, ohne sich von der Vergangenheit lischen Christen aus den Herkunftsgebieten abzuwenden. […] In diesen Verbandsstrukturen und deren Nachfahren. Darüber hinaus stellen sehen wir [die Bischöfe] das Erbe der Vertrie- sie sich aber vor allem der Aufgabe, durch benenpastoral in besten Händen.‘ In diesem Begegnungen und grenzüberschreitende Ko- Sinne werden die Verbände das Erbe von operationen mit Menschen und Einrichtungen sieben Jahrzehnten Vertriebenenseelsorge in in Mittel- und Osteuropa zur Verständigung Zukunft tragen.“ und Versöhnung und damit zum Frieden in Europa beizutragen. Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Mittel- und Osteuropa (AKVMOE) Unter dem Titel „Erinnerungskultur und Frie- Frankfurt am Main, 20. Oktober 2016 densarbeit“ hat die AKVMOE eine Textsamm- lung erarbeitet, die ihre praktische Arbeit und

20 Rundbrief 3/2016 Heimatwerk Grafschaft Glatz

Visitatoren adé – Wie geht es weiter?

Liebe Landsleute und uns Verbundene, Glatz e. V.. Wir haben in Telgte bereits für diese Mitgliedschaft geworben und Informa- die Erklärung der AKVMOE nehme ich zum tionszettel verteilt. Etliche Landsleute zeigten Anlass, Sie über die aktuelle Situation zu in- Interesse. Sie werden umgehend informiert, formieren, die wir als Heimatwerk Grafschaft sobald die Deutsche Bischofskonferenz ihre Glatz e. V. schon bei der Telgter Wallfahrt an- Zustimmung gegeben hat. gesprochen haben. Wir haben vor drei Jahren beim Amtsgericht Münster das „Missions- Wir bitten um weitere Mitgliedschaften! und Priesterhilfswerk Grafschaft Glatz e. V.“ Stellen Sie Ihren Mitgliedsantrag schriftlich zum „Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V.“ um- per Brief bzw. Postkarte an: Heimatwerk schreiben lassen, um unsere Grafschaft Glatzer Grafschaft Glatz e. V., c/o Büro des Großde- Arbeit auf einen breiteren Grund zu stellen. chanten, Ermlandweg 22, 48159 Münster, oder per Fax an (0251) 4843644 oder per E-Mail Inzwischen ist die Satzung des Heimatwerkes an [email protected]. Sie können Ihr bei der Deutschen Bischofskonferenz eingegan- Interesse an einer Mitgliedschaft auch telefo- gen. Wir haben über den Vertriebenenbischof nisch unter (0251) 46114 erklären (dienstags Dr. Reinhard Hauke beim Hildesheimer Bi- und donnerstags von 8:00 bis 12:30 Uhr). Die schof den Antrag gestellt, Pfarrer Martin Kar- Auszüge aus der Satzung und die Bedingungen ras als Geistlichen Beirat bestellen zu können. für die Mitgliedschaft werden Ihnen zugesandt. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Derzeit Der Vorstand des Heimatwerkes Grafschaft warten wir auf die Genehmigung der Satzung Glatz e. V. hat einen jährlichen Mindestmit- und des ehrenamtlichen Beirats durch die gliedsbeitrag von 10,– Euro festgelegt. Nach Deutsche Bischofskonferenz, mit der wir als oben gibt es keine Grenzen. Über freiwillige Verband in der deutschen Kirche auf fi nanzielle höhere Beiträge würde ich mich sehr freuen. Unterstützung hoffen dürfen. Dafür erwartet die Deutsche Bischofskonferenz zahlreiche Im Sinne des Heimatwerkes grüßt Sie und Euch Mitgliedschaften im Heimatwerk Grafschaft Franz Jung, Großdechant

Christkindlmesse am 8. Januar 2017, 14 Uhr, in Osnabrück Wir laden herzlich zu diesem Festgottesdienst Hier noch einige Informationen: ein, der gar nicht mehr aus dem Leben der • Anschrift: St. Johann, Johannisfreiheit 12 Grafschafter wegzudenken ist. Zur Aufführung (Nähe Bahnhof), 49074 Osnabrück kommt die Pastoralmesse in F-Dur „Zur heili- • Treffpunkt von Chor und Orchester: gen Nacht“ (Hirtenmesse) von Ignaz Reimann Restaurant-Café im Marienhospital (neuer mit dem Grafschafter Chor unter Leitung von Eingang) gegenüber von St. Johann Georg Jaschke und dem Orchester unter Lei- • Bahnverbindungen nach Osnabrück Hbf. tung von Mona Veit. Hauptzelebrant und Predi- im Stundentakt aus allen Richtungen ger ist der Osnabrücker Weihbischof Johannes • Fußweg von Osnabrück Hbf. zur Kirche Wübbe, Konzelebranten sind Großdechant St. Johann ca. 10 Minuten Franz Jung sowie Mitbrüder und Diakone aus • Anfahrt mit Privat-Pkw: Parkmöglich- der Grafschaft Glatz und Schlesien. keiten in der Salzmarkt-Garage und der Wir bitten um hochherzige Spenden bei der Kollegienwall-Garage, von dort jeweils ca. Kollekte und danken herzlich dafür. 5 Minuten Fußweg bis nach St. Johann

Rundbrief 3/2016 21 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz Monika Taubitz „Durch Lücken im Zaun“ Durchblick 3: Fortgänge

„Septembermorgen! Kein Luftzug und nicht aus dem Paradiesgarten. Mit leeren Händen die kleinste Wolke am Himmel, damit der gehen sie zu ihren Karren zurück und entfer- große Sommerofen nicht zu rasch abkühlt, der nen sich über die Dorfstraße. Schon kommt den Früchten die letzte Reife geben soll und die Mutter, nimmt das Kind erschrocken in den warmen Goldton, das leuchtende Rot, das die Arme und versucht ihm zu erklären, daß mehlige Blau. In gleichmäßiger Wärme reiht Gesetze und Gebote für die neuen Herren so sich ein Sonnentag an den anderen. Man merkt wenig wie für die Russen gelten würden. Sie schon, daß es morgens später hell wird und würden sich nehmen, was ihnen gefi ele, und abends eher dämmert... Und still ist es! Alles wir müßten es geschehen lassen. Ohne ein reift ohne Lärm und ohne Worte! Das Zwit- Wort, selbst ohne einen Blick, der die Gedan- schern der Vögel und das Bienengesumm geht ken verraten könnte. Das seien Polen gewesen, ohne zu stören nebenher. Das ist die Musik, und es kämen noch mehr. Ja, auch in die Häu- die man nicht hören kann. ser würden sie kommen, das sei anzunehmen. Bestürzt geht das Kind mit ins Haus zurück... Wer wagt es, jetzt hier einzubrechen? Mit Abwarten und schweigen. Nichts sagen, mit Geschrei über die Dorfstraße zu rattern, über niemandem darüber reden... Zurückkehren in die Stille herzufallen, mit grellen Zurufen in die Wirklichkeit! einer unverständlichen Sprache das Schweigen zu zerschneiden? Soll es denn nie ein Ende Es ist kaum zu glauben, daß eine Neunzehn- haben? Wann wird der Acker, der zwischen jährige ohne weiteres mit energischen Schrit- dem Zaun und der Straße liegt, und auf dem ten ein fremdes Haus betritt, sich ungeniert während des ganzen Sommers nichts wachsen darin umschaut, die Schränke öffnet, darin konnte, endlich in Ruhe gelassen werden? herumwühlt, in gebrochenem Deutsch fragt: Viele Füße laufen eilig darüberhin, trampeln ,Wer ist hier Hausbesitzer?‘ und auf die Ant- auf den Zaun zu, Hände krallen sich fest, wort der Mutter unverfroren erklärt: ,Jetzt ich!‘ schieben sich begehrlich durch die Lücken und Damit ist es geschehen! Das Haus hat seinen langen nach den goldgelben Birnen. Stören Besitzer gewechselt. Hanja, die neue Hausbe- sie, während sie reifen, wollen sie abreißen, sitzerin, dreht sich auf dem Absatz herum und ehe sie die letzte Süße des Sommers in sich geht, nicht ohne ihre baldige Rückkehr zuvor aufgesaugt haben. angekündigt zu haben. Noch ehe sich alle von der Überraschung erholen können, ist sie in Außerdem ist es Diebstahl, über einen fremden Begleitung eines Polen wieder da. Wie selbst- Zaun zu greifen. Empört springt das Kind auf. verständlich führt sie ihn durchs Haus, über- Mehrere Stufen auf einmal nehmend, läuft es sieht die erstaunten Gesichter ringsum, öffnet aufgebracht zu den Fremden hinüber, schreit noch einmal den gleichen Kleiderschrank, den die Frauen mit den langen Röcken und den sie vorhin bereits fl üchtig durchwühlt hatte, großen Kopftüchern an und funkelt böse mit bückt sich und holt etwas unter dem unteren den Augen, überhört auch das beschwichti- Wäschefach hervor, hält es triumphierend gende Rufen der Mutter vom Hause her, die in die Höhe und ruft: ,Patronen! Deutsche das Kind zu spät bemerkt hat. Maßlos erstaunt Patronen!‘ Ein russischer Major wird mit Hilfe schauen die fremden Frauen auf, sehen die des Kindes ins Haus gerufen und bestätigt die herrische Handbewegung des Kindes, die sie Versicherung der Mutter, daß die Polin selbst fortschickt. Tatsächlich, sie zucken zurück, die Munition mitgebracht und in dem Schrank pfl ücken dieses Mal nicht die verbotene Frucht versteckt habe.

22 Rundbrief 3/2016 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz

Eisersdorf: Wohn- und Wachturm (links hinten), wohl nach 1485 errichtet Foto: Archiv

Wunderbarerweise sind Hanja und ihr Begleiter Jeder zittert vor dem Augenblick, da sie mit kleinlaut verstummt, die Angst der Hausbewoh- scharfer Wendung auf ein Haus zugeht, um ner schrumpft zusammen, erlöst atmen alle auf. Männer oder Frauen zu einem ihrer Verhöre Es wird ihnen nichts geschehen. Oben sollen nach Ullersdorf oder Glatz zu bringen. In je- die Deutschen wohnen, unten die Polen, damit dem größeren Ort gibt es ein solches Gebäude, basta... Hanja, die neue Hausbesitzerin, genießt vor dem mehrere Motorräder mit laufenden ihre ungewohnte Lage sichtlich. Sie hat nicht Maschinen stehen, um die Schreie der Ge- nur von dem Haus Besitz ergriffen, sondern quälten zu übertönen. Niemand kann Genaues auch von allem, was darin ist mitsamt seinen erfahren, denn wer lebend zurückkehrt, ist zum Bewohnern... Allerdings vergißt sie auch nicht, Schweigen gezwungen. Nein, hier werden die daß ihr Sieg nicht so vollkommen gewesen ist, Falschen verhört, die Kriegsverbrecher sind wie sie ihn sich raffi nierterweise ausgedacht nicht in Eiserdorf zu fi nden. Alle, die hierge- hatte... Der Mutter gegenüber zeigt sie deshalb blieben sind, hatten ein gutes Gewissen und einen gewissen Respekt... glaubten, dies beweisen zu können.

Nach und nach verwandelt sich Eisersdorf. Es Langsam zeigt es sich, daß Hanja im Hause hat sogar einen polnischen Namen bekommen, zu haben, das kleinere Übel ist. Sie ist die der für deutsche Zungen schwer aussprechbar Sekretärin des neuen polnischen Bürgermei- bleibt und nicht im Gedächtnis haften will. sters, und deshalb betritt die Miliz ihr Haus Immer wieder fragen die Leute einander, teils nicht.“ Aber: „Bald weiß jedermann im Ort, ungläubig, teils belustigt, wie das Dorf nun daß derjenige, der einen schwarzen Damen- neuerdings heißen soll. Es ist doch zu lächer- strumpf über das Gesicht gezogen hat, der lich, daß ein Ort, der nie einen anderen Namen neue Bürgermeister höchst persönlich ist und trug, seit er mit der uralten Martinskirche vor daß man die Ehre hat, von einer Amtsperson Jahrhunderten erbaut worden war, sich plötz- inkognito bestohlen zu werden. Nicht immer lich verändern soll... zeigen die neuen Herren so viel Schamgefühl. Hanjas Gier kennt selbst am hellichten Tag Alle deutschen Schulbücher und sogar die keine Grenzen. Besonders am Sonntag fühlt Hefte sind verbrannt worden. Polnische Miliz sie sich mit anderen Polinnen von gut geklei- marschiert ständig auf der Straße auf und ab. deten Deutschen in Versuchung geführt... Das

Rundbrief 3/2016 23 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz große Bild, das den heiligen Martin darstellt, Deutsch – vorgelesen und wörtlich wiederge- wie er gibt, anstatt zu nehmen, wird schließ- geben. Auf mit dem neuen Jahr aufkommende lich zum Ärgernis, und die Polen verhängen es Gerüchte wird so reagiert: „Es kann einfach eines Tages mit einem säuberlich gefälteten, nicht wahr sein, daß man Menschen eines hellblauen Vorhang.“ ganzen Landes aus ihrer Heimat vertreiben könne. Und schon gar nicht für immer. Selbst Später heißt es: „Hanja hatte sich inzwischen Einwohner von Orten, in denen Kämpfe tobten für die Hochzeit eine vollständige Aussteuer oder über die Naturkatastrophen hereinbra- zusammengeholt. Das meiste fand sie im chen, kehrten immer wieder zurück, wenn alles Hause, jedoch waren die vorhandenen Schlaf- vorüber war. Lawinen stürzen über Ortschaf- zimmermöbel nicht nach ihrem Geschmack. ten, Vulkane gießen Lava über sie, Wassermas- Das gab eine Rennerei von Haus zu Haus, sen ertränken und Feuersbrünste verwüsten bis sie die richtigen gefunden hatte. Auch sie. Aber das verheerte Land bleibt ihnen, und das Brautkleid hing nicht gerade im näch- sie bauen es wieder auf. Auch wir werden frei sten Schrank. Endlich eroberte sie mit Hilfe sein und mit dem Aufbau anfangen. ihres Verlobten eines in Rengersdorf... Schon reisten die Verwandten an. Sie kamen aus Im Februar jedoch beginnen die Eisersdorfer Ostpolen und wollten von nun an hier wohnen. an die Möglichkeit zu glauben, daß sie ihr Da waren zunächst Hanjas Brüder, der eine Dorf ebenfalls verlassen müssen. Es sickern mit einem richtigen Galgenvogelgesicht, der Berichte durch, nach denen die Vertreibung in andere mit Augen, die einen nicht anschau- allen ostdeutschen Ländern bereits durchge- en konnten. Nur Hanjas Mutter hatte etwas führt werde. Jeder dürfe nur mitnehmen, was Bescheidenes und Freundliches an sich, das er selbst tragen könne, heißt es. Man überlegt, die Mutter rührte. Sie betrat mit solcher Demut wägt sorgsam ab, sucht aus, packt ein, tauscht das Haus, das die Tochter sich angeeignet aus, packt von neuem, prüft das Gewicht... Das hatte, und jeder Blick bat Mutter dafür stumm Kind hat den Schulranzen mit seinen Schät- um Verzeihung... zen gepackt und dazugestellt. Häufi g räumt es ihn aus, packt ihn wieder ein und hält ihn Das bekümmerte Gesicht der alten Frau, die nachdenklich in der Hand: Fortmüssen aus Unsicherheit, mit der sie sich auf dem spie- Eisersdorf? Aus diesem Hause, aus Großvaters gelnden Parkett in den Zimmern und auf den gutem Hause? Niemals! Alle Häuser, in denen glatten Böden in Küche und Bad bewegte, ihre wir früher wohnten, sind zerstört... Hilfl osigkeit, mit der sie moderne Küchenge- räte anfaßte, ihre Angst vor dem Elektroherd, Das Kalenderblatt zeigte den vierzehnten alle ihre Bewegungen verrieten, wie fremd sie Februar an, und dieser Tag ging auf irgendeine sich vorkam und daß sie sich nicht berechtigt Weise nie zuende. Die Sonne mochte seither fühlte, in diesem Hause zu wohnen. Auf ge- wer weiß wie wie oft auf- und untergegan- stampftem Lehmboden daheim hatte sie mehr gen sein, der vierzehnte Februar blieb. Es Sicherheit unter den Füßen verspürt. Doch die lag nicht allein daran, daß später niemandem Russen hatten sie von dort vertrieben. [...] mehr einfi el, ein weiteres Blatt vom Kalender abzureißen. Das war eher auf einen Zufall Man kann keine Lücke in die Zeit reißen. Weil zurückzuführen. Viel Zeit blieb ohnehin nicht, die Deutschen schlecht seien, haben die Polen alle Ereignisse begannen, sich zu überstür- gesagt, dürften sie Weihnachten nicht feiern. zen, so wie von einer gesprungenen Uhrfeder Vor allem bekämen sie keine Weihnachtsbäu- die Stund sausend abrollt und die Gewichte me. Die seien strengstens verboten.“ Bald aber fallen... heißt es: „Der einzige Weihnachtsbrief, der uns erreicht hat, denkt euch, ist der von Kosta“; Eines Morgens ist es so weit. ‚Zweiundzwan- und er wird – in nicht ganz einwandfreiem zigster Februar‘, sagt Herr Klix, obwohl das

24 Rundbrief 3/2016 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz

Kalenderblatt noch den vierzehnten zeigt. Aber Platz für jeden, um auf dem Boden hockend das ist jetzt Nebensache und auch zu spät, um an seinem Gepäck zu lehnen. Widerlicher noch in Ordnung gebracht zu werden. Es ist Gestank verbreitet Übelkeit... einfacher als man denkt. Jeder zieht sich warm an,... hängt den Rucksack über, nimmt die an- Aus den oberen Stockwerken werden inzwi- deren bereitgestellten Gepäckstücke und geht schen Hunderte zum Bahnhof getrieben. Dafür schweigend hinaus. Die Miliz versiegelt amtlich langt unten auf der Straße ein neuer Treck an. die Türen... Aus allen Eisersdorfer Häusern Es ist durchgesickert, daß sich nun die Eisers- kommen die Menschen schwer bepackt hervor. dorfer für den Abtransport fertigmachen müs- Diesseits und jenseits der Biele ziehen sie lang- sen. Ein Franziskanerpater geht von Raum zu sam über die Straßen und sammeln sich im Raum, spricht den Menschen Mut zu, teilt den Gasthof ‚Zum Eisernen Kreuz‘. Im Saal und Segen aus für den Gang ins Ungewisse, reicht in den anderen Räumen haben nicht alle Platz. die Wegzehrung für die bevorstehende Reise, Die meisten bleiben frierend im vereisten Hof, die irgendwo enden wird im Himmel oder auf wechseln sich hin und wieder ab, um sich der Erde... Niemand erfährt auch, wohin dieser drinnen aufzuwärmen. Die Stunden frieren Zug fahren wird. Irgendwohin! Wir wollen dahin... Gegen Abend wird überraschend das aber nirgendwohin! Heim wollen wir!“ Tor geöffnet. ‚Heimgehen! Ihr könnt bleiben!‘ gibt die Miliz bekannt. Mit dem freudigen Als Monika Taubitz Aufschrei jener, die es zuerst gehört haben, 1977 diesen ihren setzt sich die Nachricht in Wellen fort. Bewe- Roman veröffentlich- gung kommt unter die frierenden, mutlosen te, hatte sie selbst, Menschen. Sich umarmen, lachen und weinen. 1937 geboren, das ‚Wir dürfen nachhause!‘ vierte Lebensjahr- zehnt vollendet. Dazu ... Dreiundzwanzigster Februar neunzehn- fallen mir Verse von hundertsechsundvierzig, sechs Uhr früh. Die Foto: Theo Wieland Friedrich Rückert Miliz bricht überraschend in den Sonntag- ein, die Johannes Brahms im Jahre 1884 (als morgen, trommelt gegen die Türen, reißt die 50-Jähriger!) in Musik gesetzt hat. Sie seien Menschen aus dem Schlaf und brüllt: ‚Noch hier als Abrundung und Abschluss unserer zehn Minuten!‘ Dieses Mal ist es ernst, das notwendigerweise lückenhaften Werkswieder- spürt jeder. In unbeschreiblicher Verwirrung gabe angefügt: fahren sie in ihre Kleider, stopfen alles, was ihnen in die Hände gerät, in die leeren Säcke. Mit vierzig Jahren ist der Berg erstiegen, Viel Sinnloses, Unnötiges wird eingepackt, das Wir stehen still und schau’n zurück; Brauchbare, Wertvolle übersehen. Der Plan Dort sehen wir der Kindheit stilles liegen ist geglückt! Zu viel wird nicht mitgenommen Und dort der Jugend lautes Glück. werden können... Auf dem Schulhof drängen sich die Menschen, wartend und frierend, Noch einmal schau, und dann gekräftigt weiter bis alle Eisersdorfer versammelt sind... Dann Erhebe deinen Wanderstab! eine dunkle Lücke. Sich wiederfi nden auf der Hin dehnt ein Bergesrücken sich, ein breiter, vereisten Straße. Schritt für Schritt über das Und hier, nicht drüben geht’s hinab. aufgeschürfte Eis gehen. Das Ortsende ist noch Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu nicht erreicht. Acht Kilometer bis Glatz, und steigen, schon bleiben Gepäckstücke rechts und links Die Ebne zieht von selbst dich fort, am Straßenrand zurück... Das Finanzamt ist Dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen, bereits von Menschen überfüllt, als die Eisers- Und eh du’s denkst, bist du im Port. dorfer endlich ankommen. Sie werden in ein paar Räumen eingepfercht. Es ist gerade genug Gerhard Blaschke

Rundbrief 3/2016 25 Aus dem Glatzer Land

Oberhannsdorf Foto: Archiv Foto:

Oberhannsdorf liegt sieben Kilometer südöst- auch das Freirichtergut erwarb, verband er lich von Glatz am Hannsdorfer Wasser, einem diese beiden zu einem Hauptgut. Im Laufe rechten Nebenfl uss der Glatzer Neiße. Östlich der nächsten Jahrhunderte wechselte das Gut liegt das Reichensteiner Gebirge, westlich der immer wieder die Besitzer, sei es aufgrund 425 Meter hohe Galgenberg. fehlender Nachkommen oder durch Verkauf wegen fi nanzieller Verschuldungen. Von 1587 Das stattliche Bauerndorf wurde erstmals 1324 bis 1631 besaß die Stadt Glatz Ober- und Nie- erwähnt. Es wird in älteren Urkunden als das derhannsdorf, musste die Besitzungen jedoch oberste Hennigsdorf, Oberhanigsdorf und wegen Überschuldungen an mehrere Gläubiger lateinisch als Henningi villa bezeichnet. Die übertragen, sodass die einzelnen Bestandteile für Ende des 14. Jahrhunderts nachgewiesene der Güter wieder getrennt wurden. Kirche bildete zunächst gemeinsam mit Nie- derhannsdorf einen Kirchenverbund und erhielt Nach den Schlesischen Kriegen fi el Oberhanns- 1595 einen eigenen Pfarrer. Der Hauptsitz der dorf zusammen mit der Grafschaft Glatz 1763 Pfarrer wechselte lange Zeit immer wieder an Preußen. Für das Jahr 1798 sind in Ober- zwischen Ober- und Niederhannsdorf, bis im hannsdorf nachgewiesen: eine Pfarrkirche, ein Jahr 1672 schließlich beide Orte ihren eigenen Pfarrhaus, eine Schule, ein herrschaftliches Pfarrer erhielten. Der letzte deutsche Pfarrer Wohngebäude, ein Vorwerk, ein Kretscham von Oberhannsdorf war Josef Fischer, geboren (Dorfgasthof/Schenke), vier Mühlen, ein Frei- am 28. Juni 1900 in Neuwaltersdorf, im Amt gut, drei Freibauerngüter, 51 Bauern, 150 ab 1. Juli 1937. Seit 1946 war er Diasporaseel- Gärtner und Häusler. An Handwerkern waren sorger in Ziesar bei Magdeburg. 1957 verstarb vertreten: je ein Fleischer, Bäcker, Schuh- er in Berlin. macher, Schreiner, Schmied, Böttcher und Stellmacher. Die Einwohnerzahl betrug 1.500, Oberhannsdorf bestand aus mehreren Freibauer- es gab insgesamt 223 Häuser. anteilen, einem Freirichtergut sowie dem Ober- und Niederhof, der später als Schlosshof be- Während des Vierten Koalitionskrieges 1806/07 zeichnet wurde. Der Niederhof war ein Ritter- kam es auch bei Oberhannsdorf zu Gefechten. sitz, der zunächst aus mehreren Lehen bestand, Nach der Neugliederung Preußens gehörte das die zumeist verschiedene Besitzer hatten. Als Dorf seit 1815 zur Provinz Schlesien und war im Jahr 1499 der Glatzer Burggraf Hans Daniel von 1816 bis 1945 dem Landkreis Glatz einge- von Hennigsdorf zusätzlich zum Niederhof gliedert. 1939 zählte der Ort 1404 Einwohner.

26 Rundbrief 3/2016 Aus dem Glatzer Land

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ober- hannsdorf in Jaszkowa Górna umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neuen Bewohner waren zum Teil Heimatver- triebene aus Ostpolen. Heute gehört das Dorf zur Landgemeinde Glatz.

Pfarrkirche St. Nikolaus Die Kirche mit ihrer hohen Friedhofsmauer und dem 1706 errichteten Torturm baut sich von der Straße her wie eine Wehrkirche auf. In dem Torbau befi ndet sich eine Kapelle, deren Gewölbe Spuren von Fresken enthält. Eine Figur der Anna selbdritt stammt aus Renaissance-Herrenhaus Foto: zg. dem 18. Jahrhundert. Erstmals 1380 erwähnt, wurde die ursprünglich gotische Kirche 1777 Gutshofes einen Vorgängerbau hatte, ist nicht barockisiert. Sie hat im Langhaus ein Tonnen- bekannt. Der wohnturmartige nördliche Flügel gewölbe. Beiderseits des Chorraums wurde der wurde 1521 errichtet. Der Südfl ügel kam ver- Kirchenraum durch zwei Anbauten erweitert mutlich um 1570 hinzu. 1780 erwarb Anton und durch weitgespannte Bögen mit dem Chor Alexander Graf von Magnis mit Eckersdorf verbunden. Die Kanzel stammt aus der Re- auch das Gut Oberhannsdorf. Das als Inspek- naissancezeit. Zur Ausstattung gehören unter torensitz genutzte Herrenhaus blieb bis 1945 anderem eine gotische Skulptur der Mutter- im Besitz der Familie. 1945 wurde der durch gottes mit Kind aus dem 15. Jahrhundert, eine Plünderungen und Brandstiftung schwer in Maria Immaculata aus der ersten Hälfte des Mitleidenschaft gezogene Bau in den Besitz 18. Jahrhunderts sowie zwei Epitaphien von eines Staatsgutes überführt. Das Gebäude be- 1579 und 1600. fi ndet sich heute in einem schlechten baulichen Zustand und ist nicht zugänglich. N. v. Amsberg & P. Simon

Literatur: P. Güttler et al.: Das Glatzer Land. Ein Reise- führer, Düsseldorf 1995 A. Bartsch/L. Christoph (Hg.): Die Grafschaft Glatz, Band V, Brilon/Reinbek 1968 A. Franke/K. Schulze: Schlösser und Herren- häuser in der Grafschaft Glatz, Würzburg 2009

St. Nikolaus mit Torhaus Foto: zg.

Schlosshof Oberhannsdorf besitzt mit dem Niedergut oder „Schlosshof“ einen bemerkenswerten, in der äußeren Erscheinung noch weitgehend origi- nalen Renaissancebau. Ob das heutige dreige- schossige Gebäude des bereits 1499 erwähnten Gutshof Foto: zg.

Rundbrief 3/2016 27 Aus dem Glatzer Land Herbstfahrt mit dem Großdechanten

Großdechant Franz Jung hatte ehemalige Jun- in Altwaltersdorf den wiedergefundenen Grab- ge Grafschafter aus seiner Jugendzeit, denen stein des Großvaters von Georg Heinze als ein er sich immer noch verbunden fühlt, zu dieser Zeichen der Verbundenheit mit den heutigen Busreise Mitte September 2016 eingeladen. Einwohnern ein. Der Reisegruppe von 18 Teilnehmern gehörten aber auch einige erfahrene Wallfahrer sowie Wohltuend war das anschließende Kaffeetrin- Westfalen an, die zur positiven Stimmung in ken bei Hans-Peter Keuten in seinem Haus in dieser Woche beitrugen. Mit ihnen gemeinsam Wölfelsdorf. Er zeigte uns in einer Multimedia- bestieg Franz Jung als Ältester am ersten Tag präsentation seinen beeindruckenden Werde- die Heuscheuer – ein erster „Höhepunkt“. Die gang vom im Rheinland geborenen Jungen Anstrengung bei schönstem Sonnenschein einer Wölfelsdorferin bis zum in Polen aner- hatte sich gelohnt. kannten Gymnasiallehrer mit Beamtenstatus in Habelschwerdt. Bemerkenswert ist auch seine private Verbundenheit mit dem Kirchlein Maria Schnee, die er durch Ahnenforschung belegen kann.

Wallfahrtstag in Zuckmantel Die Teilnahme an der 21. Wallfahrt der Nationen zu Maria Hilf in Zuckmantel in Tschechien, die alljährlich am dritten Samstag im September stattfi ndet, bildete den nächsten Höhepunkt. Inmitten von etwa 2000 Gottesdienstteilnehmern feierten wir dieses dreisprachige Fest von Gläubigen aus Tschechien, dem polnischen In der Heuscheuer Foto: Reinhard Schindler Schlesien und Deutschen. Die Wallfahrtsmesse zelebrierten Bischof Frantisek Lobkowicz aus Albendorf Mährisch Ostrau, Weihbischof Pawel Strobrawa Beeindruckend bis befremdlich war der Besuch aus Opeln, Visitator Joachim Giela und unser eines Freilichtmuseums außerhalb von Alben- dorf, das ein unermüdlicher Sammler alten „Gerümpels“, bestehend aus alten landswirt- schaftlichen Gegenständen, Küchengeräten vergangener Zeiten und von Deutschen vor der Vertreibung vergrabenen Einweckgläsern, eingerichtet hat. In der Albendorfer Basilika konnten wir danach mit einem Marienlied Einkehr halten.

Maria Schnee, Altwaltersdorf und Wölfelsdorf Am nächsten Tag stand ein Besuch von Maria Schnee im Programm, wo wir gemeinsam mit der Heimatgruppe der Altwaltersdorfer einen Gottesdienst feierten. Am Nachmittag segneten der polnische Pfarrer und unser Großdechant Einzug des Klerus in Zuckmantel Foto: R. Schindler

28 Rundbrief 3/2016 Aus dem Glatzer Land

Großdechant. Der einsetzende kräftige Regen der Zeitschrift Ziemia Kłodzka/Nowa Ruda nach Ende des Hauptgottesdienstes drückte lei- herausgegeben. Der Präsident des Verlags, der ein wenig auf die Stimmung, sodass auch Julian Golak, schreibt darin in einem kurzen die Ansprache von Dr. Giela – zum letzten Mal Beitrag: „Der selige Kaplan Gerhard ist für als Visitator – in der abschließenden Andacht uns ein geistiger Führer und Schirmherr der kürzer als vorgesehen ausfi el. deutsch-polnisch-deutschen Versöhnung.“ Dem kann man nur zustimmen. Der Groß- 6. Jahrestag des Seligen Kaplan dechant hatte bei der Finanzierung geholfen Hirschfelder in Tscherbeney und überreichte die ersten Exemplare den In der Sonntagsmesse am 18. September, die Autoren und den bewährten Dolmetscherinnen gleichzeitig der Vorbereitung auf die Firmung Teresa Bazala und Irena Rogowska. Wegen von Jugendlichen der Gemeinde diente, wurde des abendlichen Regens fi el der Besuch des der Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirsch- Bad Altheider Kurparks sprichwörtlich „ins felder vor sechs Jahren im Dom zu Münster Wasser“, aber das fröhliche Singen vertrauter gedacht. Ein Vokalensemble umrahmte mit Lieder aus vergangenen Zeiten mit Ritas Gitar- geistlichen Liedern den Gottesdienst, den renbegleitung in unserer Pension Villa Jantar Großdechant Franz Jung und Pfarrer Prälat versöhnte ein wenig. Romuald Brudnowski konzelebrierten. Als Diakon nahm seitens der deutschen Gäste Enthüllung des Hirschfelderdenkmals Georg Olbrich teil. Es predigte Prof. Tadeusz in Habelschwerdt Fitych mit einem ausführlichen Lebensbild des Seligen, der auch in der heutigen Zeit als Vorbild dienen kann. Ein gemeinsamer Besuch am Grab von Gerhard Hirschfelder schloss sich an den Gottesdienst an. Dann konnten sich die vielen Gäste aus Polen, Tschechien und Deutschland dank der Organisation von Elisabeth Kynast und zahlreicher Helfer an Suppe, Bigos und Mohnkuchen stärken. Der Nachmittag der Begegnung im Hirschfelder- haus stand im Zeichen der Vorstellung des neu erschienenen Bildbandes über unseren gemein- samen Seligen. Zu den Ehrengästen zählte Foto: R. Schindler auch Waldemar Wieja, der vor zehn Jahren ein erstes polnisches Buch Am Montag, 19. September, wurde nach dem über Kaplan Gerhard feierlichen Gottesdienst in der St.-Michaels- Hirschfelder veröffent- Pfarrkirche in Habelschwerdt im Park vor dem lichte. Die neue zwei- Allgemeinbildenden Schulzentrum (ehemalige sprachige Ausgabe Hermann-Stehr-Aufbauschule) ein Hirsch- mit dem Titel „Seliger felder-Gedenkstein eingeweiht, an dem auch Kaplan Gerhard die Reisegruppe des Großdechanten teilnahm. Hirschfelder – ,Rubin Darüber gibt es auf den folgenden Seiten einen des Glatzer Landes‘. ausführlichen Bericht von Hans-Peter Keuten. Geschichte des Lebens und Dienstes in Am Nachmittag fuhren wir nach Lerchenfeld, Bildern“ (siehe auch wo uns Familie Fuglinska zu Kaffee, Mohn- Buchbesprechung S. und Blaubeerstreuselkuchen erwartete. Die 41) hat Prof. Tadeusz Prof. Tadeusz Fitych Sangesfreude der ehemals Jungen Grafschafter Fitych gemeinsam mit Foto: R. Schindler. lebte wieder auf und erfreute die Gastgeber.

Rundbrief 3/2016 29 Aus dem Glatzer Land

Am Denkmal Bolesław Kardinal Komineks, dem ersten polnischen Erzbischof von Breslau Foto: R. Schindler

Die Rückfahrt zu unserem Quartier in Bad Alt- an der Elisabethkirche. Dort sang gerade ein heide war eine „Tour der Denkmäler“, auf der duetscher Männerchor. Überhaupt waren viele wir auch durch Niederschwedeldorf kamen. Touristen zugegen, vor allem aus Japan. Nach Hier wies uns Franz Jung auf die völkerverbin- kurzem Halt am Bonhoefferdenkmal und dem dende Initiative des über 90-jährigen Helmut 2005 errichteten Denkmal für Kardinal Kominek Goebel hin. mit der Inschrift „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ führte uns der Großdechant auf Kulturhauptstadt Breslau die Dominsel. Dort zeigte er uns den Breslauer Mit rund 640.000 Einwohnern ist Breslau heute Dom, die Kathedrale St. Johannes der Täufer, die viertgrößte Stadt in Polen – und mit ihren die barocken Elisabethkapelle und das Grab- beeindruckenden Bürgerhäusern, gepfl egten mal von Kardinal Bertram. Die abendliche Parkanlagen und hübschen Plätzen auch eine Beleuchtung am Ring lud abschließend zu der schönsten. Das Stadtzentrum war am Ende einer gemeinsamen Runde in einem der vielen des Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört Lokale ein. und wurde in den Jahren danach mit viel Mühe und Sorgfalt nach historischem Vorbild wieder Während der Rückreise tags darauf erinnerte aufgebaut. 2016 spielt die Stadt nun eine ganz Franz Jung an seine Ernennung zum Großde- bsondere Rolle: sie ist neben dem baskischen chanten und Visitator vor genau 33 Jahren. San Sebastián Kulturhauptstadt Europas. Ein Besuch in Breslau bildete den Abschluss unserer Für September 2017 hat er seinen Freund und einwöchigen Reise mit vielen Höhepunkten. bewährten Busfahrer Alfons Heinsch erneut Ohne die vorgesehene Führerin mussten wir die mit der Reiseplanung beauftragt. Auf ein Neues! Stadt allein erkunden. Unser Fußmarsch begann Reinhard Schindler

30 Rundbrief 3/2016 Aus dem Glatzer Land

Einweihung des neuen Denkmals zu Ehren des Seligen Kaplans Gerhard Hirschfelder am Gymnasium in Habelschwerdt

Was lange währt, wird endlich gut: Dies gilt auch ist ein Verbrecher!“, die ihn wenig später ins für das Hirschfelderdenkmal in Habelschwerdt, Glatzer Gefängnis und danach ins KZ Dachau das am 19. September 2016 feierlich von Polen brachten, wo er am 1. August 1942 starb. und Deutschen eingeweiht wurde. Die ursprüngliche Idee eines Gedenksteins an Geplant und fi nanziert wurde das Projekt von der Stelle, an der die Untaten 1941 begangen Großdechant Franz Jung, dem Hirschfelder- wurden, also auf der Wustung zwischen Habel- Biografen Prof. Dr. Hugo Goeke aus Münster schwerdt und Hohndorf, wurde verworfen, weil mit einer höheren Spende sowie der deutschen der Ort sich kaum für Gedenkveranstaltungen Hirschfelder-Stiftung. Anlass war der 75. Jahres- eignet. Stattdessen wurde der Park vor dem tag der Schändung des Wegekreuzes und eines Allgemeinbildenden Schulzentrum in Habel- barocken Bildstocks durch die SS und die HJ, schwerdt (der ehemaligen Hermann-Stehr- die sich im Sommer 1941 auf der Wustungs- Aufbauschule) gewählt. promenade zwischen Habelschwerdt und Hohn- dorf ereignete und mit der der Leidensweg von Der DFK-Vorstand setzte alle Kräfte in Bewe- Kaplan Hirschfelder gewissermaßen seinen gung, um das Einverständnis der Schulleitung, Anfang nahm, da diese Untat der Nazis Kaplan der Bürgermeisterin sowie des Landratsamts Hirschfelder dazu bewegte, am 27. Juli 1941 von Glatz einzuholen. Da DFK-Schatzmeister der Kanzel der Habelschwerdter Pfarrkirche Heinz-Peter Keuten auch Lehrer an der vorge- die mutigen Worte zu sagen: „Wer der Jugend nannten Schule ist und der Vorsitzende Horst den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, Ulbrich die notwendigen behördlichen Geneh- migungen einholte, konnte während der Sommerschul- ferien mit der Errichtung des geplanten Denkmals begonnen werden. Nach Ferienende wurde ein Schülerwettbewerb über den Seligen Kaplan Gerhard Hirschfelder ausgerufen, an dem rund 70 Schüler der Mittel- und Oberstufe teilnahmen.

Am 19. September 2016 – auf den Tag genau sechs Jahre nach der Seligsprechung Kaplan Hirschfelders im Dom zu Münster – fand schließlich eine denkwürdige und unvergessliche Einwei- Neues Hirschfelderdenkmal in Habelschwerdt Foto: Horst Ulbrich hungsfeier statt. Lehrer

Rundbrief 3/2016 31 Aus dem Glatzer Land und Schüler der Schule hatten drei Wochen lang Gäste (unter Leitung von Großdechant Franz auf diesen Tag hingearbeitet, mit Proben, Über- Jung), der zwei Volkslieder „auf Pauersch“, setzungen, Szenarien und vielerlei anderen Vor- also in dem Dialekt, der zu Zeiten des Seligen bereitungen. Kaplans Hirschfelder in der Grafschaft Glatz gesprochen wurde, zu Gehör brachte. Für viele Die Feier begann in der St.-Michaels-Pfarr- polnische Gäste sicherlich das erste Mal, dass kirche zu Habelschwerdt mit einem zweispra- ihnen solche Töne zu Ohren kamen. chigen Festgottesdienst, zelebriert von Prof. Dr. Fitych, Großdechant Prälat Franz Jung Gegen Ende der Veranstaltung wurden die sowie Diakon Georg Olbrich aus Deutschland Gewinner des Hirschfelder-Wettbewerbs aus- und Kaplan Horowski. An diesem gezeichnet. Die Schüler hatten besonderen Gottesdienst nahmen rund 600 Schüler und Einsatz bei der Zeichnung von Bildern über Lehrer, viele geladene Prominente sowie eine das Leben des Seligen sowie bei einem Wis- Delegation von ca. 50 Gästen aus Deutschland sensquiz über Kaplan Hirschfelder gezeigt. teil. Die Predigt von Großdechant Franz Jung, Die Preise waren von der deutschen Hirsch- in der er sich besonders an die polnischen felder-Stiftung fi nanziert worden. Jugendlichen aus Habelschwerdt wandte, wurde in polnischer Sprache von Prof. Fitych Zum Schluss überreichte Großdechant Franz verlesen. Lesung, Evangelium und Fürbitten Jung der Schulleiterin, Krystyna Magierowska- wurden sowohl auf Deutsch als auch auf Kasza, ein großes Porträt des Seligen Kaplans Polnisch vorgetragen. Auch das Hirschfelder- Gerhard Hirschfelder zum Verbleib in der Lied wurde in deutscher sowie in polnischer Schule. Bei einem anschließenden Treffen im Sprache gesungen (was die polnischen Schüler engeren Organisatorenkreis wurde beschlossen, vorher im Religions-, Musik- und Deutsch- den Hirschfelder-Wettbewerb in den kommen- unterricht geübt hatten!). Während der Mess- den Jahren fortzuführen und möglicherweise feier waren die Schulstandarten und die Fahnen sogar auf Diözesanebene auszuweiten. der deutschen Delegation zugegen. Im Anschluss an die offi zielle Veranstaltung Anschließend begaben sich alle Teilnehmer in nutzten die deutschen Gäste die Zeit noch für einer Fahnenprozession durch die Stadt zum einen Rundgang durch Habelschwerdt unter Schulpark, wo nach Verlesung eines Gruß- Führung von Heinz-Peter Keuten. Nicht zuletzt wortes der polnischen Schulministerin Anna die beiden Geistlichen freuten sich – denn Ge- Zalewska, sowie den Ansprachen des Landrats org Olbrich, der selbst noch in Habelschwerdt Maciej Awiżen, der Bürgermeisterin Renata geboren ist, konnte sein Familienhaus unweit Surma sowie der Schulleiterin Krystyna Magie- des Willmannsturms besuchen, und auch Groß- rowska-Kasza der neue Gedenkstein feierlich dechant Franz Jung hatte hier gewissermaßen enthüllt und von Großdechant Franz Jung und ein „Heimspiel“, da sein Onkel Pius Jung Kaplan Gabriel Horowski eingeweiht wurde. von 1910 bis 1940 Pfarrer und Stadtdechant Mit dabei waren auch mehrere Pressevertreter, von Habelschwerdt war und auf dem hiesigen darunter das Glatzer Regionalfernsehen. deutschen Friedhof begraben liegt.

Nach der Einweihung hatten die Schüler ein Insgesamt ist die Einweihungsfeier des Hirsch- musikalisches Festprogramm vorbereitet, das felderdenkmals am Gymnasium ein denkwür- in der historischen Schulaula stattfand. Zwi- diges Ereignis für die Stadt Habelschwerdt und schen den musikalischen Darbietungen wurden die Hirschfelderverehrung in der gesamten Graf- Texte von und über Kaplan Hirschfelder auf schaft Glatz geworden. Zahlreiche Publikationen Deutsch und Polnisch gelesen. Einen origi- in der lokalen Presse, im Internet und im Fern- nellen Abschluss des Musikprogramms bot sehen zeugen davon. Es bleibt zu hoffen, dass der spontan entstandene Chor der deutschen das neue Denkmal mithilft, die Erinnerung an

32 Rundbrief 3/2016 Aus dem Glatzer Land

Kaplan Hirschfelder in der Stadt, in der er die Waldenburger Tracht. Dazu fanden sich weitere letzten drei Jahre als Jugendseelsorger der Graf- Exponate wie die Trachten der Tanz- und schaft Glatz verbrachte, wach und lebendig zu Gesangsgruppe „Glatzer Bergland“, und eine halten – als an einen mutigen Kämpfer für den moderne Tracht. Die Ausstellung, die mit christlichen Glauben und gegen das Unrecht, fi nanzieller Unterstützung des Bundesmini- der Vorbild für Deutsche und Polen zugleich steriums des Innern zustande kam, wurde im sein kann, gemäß dem Motto, das über dem Schaufenster der DFK-Geschäftsstelle in der Wirken des Seligen steht und mit dem Groß- Frankensteiner Straße 11 präsentiert. Auf diese dechant Franz Jung seine Predigt am 19. Sep- Weise wurde auch der DFK stärker von der tember schloss: „Seliger Kaplan Hirschfelder – Öffentlichkeit wahrgenommen. Hoffnungsträger, Mutmacher, Brückenbauer“. Heinz-Peter Keuten Die Ausstellung war bis Ende November zu sehen. Da es mehr Exponate gab, als man gleichzeitig zeigen konnte, wurden die Puppen Trachten – nur noch Geschichte? immer wieder umdekoriert. Es entwickelte sich eine rege Diskussion über die Bedeutung Der Deutsche Freundschaftskreis (DFK) Glatz und Zukunft der Tracht mit dem Fazit, dass befasste sich jüngst mit der Frage, ob das Tragen die Geschichte der Tracht noch nicht zu Ende einer Tracht noch zeitgemäß sei und welche geschrieben ist. Im Glatzer Land gibt es einige Bedeutung sie in der heutigen Zeit noch habe. Pioniere, die den „Mut“ zur Tracht haben, sich Antworten sollte u. a. eine Ausstellung liefern. damit wohlfühlen und akzeptiert werden. Auch Die Projektleiterin Maria Myszogląd und die die Veranstaltung von jährlichen Oktoberfesten Projektbetreuerin Renata Ulbrich fanden schnell trägt zu einer neuen Akzeptanz und Interesse Helfer, die sie bei der Vorbereitung unterstützten. bei. Die Projektbeteiligten waren jedenfalls Es wurden Schaufensterpuppen ausgeliehen, sehr mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen das Freilichtmuseum „Gottwaldhof“ in Winkel- zufrieden. Auf positive Art und Weise lenkten dorf stellte eine vollständige Glatzer Tracht mit die Mitglieder der Deutschen Minderheit durch der typischen Weißstickerei als Leihgabe zur das Projekt die Aufmerksamkeit der Bevölke- Verfügung, ein DFK-Mitglied brachte eine rung auf ihre Tätigkeit in der Stadt. hessische Tracht mit, ein anderes die Kopie einer Quelle: blog.grafschaft-glatz.de, 28.10.2016

Projektbetreuerin Renata Ulbrich brachte Trachten aus verschiedenen deutschen Regionen zu einer einmonatigen Ausstellung in der DFK-Geschäftsstelle in Glatz zusammen. Foto: Horst Ulbrich

Rundbrief 3/2016 33 Aus der Glatzer Stube in Telgte Johannes von Nepomuk Der heilige Johannes Nepomuk wurde in der Grafschaft Glatz sehr verehrt; in vielen Orten stand zumeist an oder auf einer Brücke seine steinerne Statue. Auf Gemälden ist er jedoch weitaus seltener dargestellt.

Unser Ölgemälde, 36 x 45 cm groß, trägt auf der Rück- seite den Hinweis: Grafschaft Glatz, barock.

Johann ne Pomuk, um 1345 geboren, war Generalvikar des damaligen Prager Erzbischofs. Der beliebte Predi- ger und Seelsorger wurde während der schweren Aus- einandersetzungen zwischen dem Erz-

bischof Johannes Güttler Peter Foto: von Jenzenstein und König Wenzel IV. gefangen genommen, sen, das noch durch Schließen gesichert ist. gefoltert und dann gefesselt in die Moldau Links erscheint ein kleiner Engel, der den hinabgestürzt und ertränkt. Finger auf den Mund legt und ihm einen Palm- zweig reicht. Um sein Haupt ist ein Kreis von Eine alte Tradition sieht Johannes als Märtyrer fünf Sternen (nach der Legende sollen fünf für die Bewahrung des Beichtgeheimnisses; er leuchtende Sterne auf der Wasseroberfl äche war Beichtvater der Königin. König Wenzel der Hinrichtungsstelle erschienen sein), oben wollte von ihm wissen, was seine Frau ihm rechts erscheint ein Lichtstrahl als Verheißung gebeichtet hatte. Trotz schwerer Folterung des himmlischen Lohns. Peter Güttler schwieg Johannes. Literatur: Unser Bild zeigt Johannes von Nepomuk im Lexikon der Grafschaft Glatz, Marx Verlag priesterlichen Gewand, in der linken Hand hält Roland Gröger/Marek Sikorski: An der Grenze er ein Kreuz, sein Arm hält ein Buch verschlos- der Legende und des Glaubens, Marx Verlag

34 Rundbrief 3/2016 Aus den Grafschafter Gruppen Grafschafter Gemeinschaft Wanderwoche in der Grafschaft Glatz vom 8. bis 16.10.2016

17 Grafschafter hatten sich aufgemacht, unter Am Sonntag, dem 9. Oktober, ging es dann fachkundiger Leitung von Michael Güttler endlich in die Wanderschuhe. Wir ließen uns eine Wanderwoche in der Grafschaft Glatz zu in Richtung Heidelkoppe bringen, von wo aus verbringen. Per Auto oder Flugzeug machte wir bei nasskaltem Wetter und grauem Himmel man sich auf den Weg in die alte Heimat der die überwiegend durch Wald verlaufenden Eltern. Die Flugzeugreisenden besuchten zu- Wanderwege durch das Glatzer Bergland bis nächst das zumindest in der Altstadt wunder- nach Travna (Tschechien) erwanderten und bar restaurierte Breslau. Ein Altstadtbummel, uns in Evas Gasthaus deren köstliche Knob- die Besichtigung des Ringes mit dem Rathaus lauchsuppe schmecken ließen. Glücklicher- und besonders die herrlichen Kirchen, die zum weise sind Grenzübertritte von Polen nach Verweilen einladen, waren eine gelungene Ein- Tschechien und umgekehrt seit deren Beitritt stimmung auf die folgenden Tage. zum Schengenabkommen Ende 2007 völlig unproblematisch. Nach unserer Rückkehr nach In der Grafschaft bezogen wir Quartier im Haus Lerchenfeld wartete schon ein sehr leckeres, Lerchenfeld und dem Gottwaldhof, der im ca. ausgiebiges Abendessen auf uns. drei Kilometer entfernten „gottverlassenen“ Winkeldorf liegt. Hier wäre selbst tagsüber das Unser Ziel am zweiten Tag (10. Oktober) waren Fallen einer Stecknadel zu hören gewesen. Be- die Saalwiesen, seit ca. 150 Jahren ein Natur- köstigt wurden wir in Lerchenfeld von Renata schutzgebiet, das Marianne von Oranien (die Czaplinska und ihrer Tochter Carina Fuglinska Frau des preußischen Landesfürsten) hatte an- sowie deren Ehemann Edward. legen lassen. Weiter durch die hügelige, wunder- bare Landschaft mit viel Wald, am Bielezu- Beginn und Abschluss unserer Wanderwoche sammenfl uss vorbei, ging es bis zu Schlesier- bildete je ein Wortgottesdienst im „Derhäme bauden in Tschechien. Hier ließen wir uns unter Häusla“ unter dem Leitgedanken „die Schöp- anderem Palatschinken (eine Art Pfannkuchen) fung Gottes“. gut schmecken. Den Abstieg machten wir in Richtung Stare Mesto, von wo aus wir nach Ler- chenfeld zurückkehrten.

Unser nächstes Tages- ziel (11. Oktober) waren die Hirtensteine, riesige Findlinge die auf einer Anhöhe stehen. Wir star- teten bei dichtem Nebel und ca. 4 Grad Kälte, gut ausgestattet mit Regen- schirmen und Regen- bekleidung, von Maria Schnee aus. Das beliebte Wallfahrtskirchlein wurde förmlich bewacht wie eine Maria Schnee wolkenumhüllt Foto: Martin Schneider Geheimnisstätte: Kameras

Rundbrief 3/2016 35 Aus den Grafschafter Gruppen

Die Wandergruppe vor der restaurierten Georgshalle im Krebsgrundtal Foto: Martin Schneider an allen Ecken und Aufpasser in der Kapelle. Der 13. Oktober führte uns nach Neugersdorf Zu Fuß ging es an der Hubertuskapelle vorbei, zum Grab von „Krümmelchen“, einem pol- über Steingrund, Weißwasser, an der Kir- nischen Priester, der sich auch bei den Deut- chenruine Martinsberg vorbei nach Konrads- schen einer sehr großen Beliebtheit erfreute. walde, unserem Ziel. Nach unserer Rückkehr Unsere Stationen waren heute: Neuwilmsdorf, mussten wir uns zunächst mit heißen Duschen Rothengrund mit dem Rochuskirchlein. Durch aufwärmen, dennoch war es ein sehr schö- das Krebsgrundtal gelangten wir zur Georgs- ner Tag. Liegt das daran, dass wir uns schon halle, einer Ausfl ugsgaststätte mit großem sehr lange kennen, Glatzer „Natzla sein“, am Saal, die noch aus der Vorkriegszeit stammt gemeinsamen Erinnern an die schöne Heimat und originalgetreu restauriert wurde. Von dort der Eltern? Ich habe dafür keine Begründung. aus gelangten wir nach einem sehr steilen Schön ist es in jedem Falle, mit den Grafschaf- Anstieg zur Teufelskanzel, einem prächtigen tern zusammen zu sein. Aussichtspunkt. Der Wettergott hatte auch heute kein Einsehen mit uns, es war recht Am Mittwoch ging es nach Glatz zu einer kühl, diesig und feucht, sodass die Aussicht Stadtbesichtigung. Der Wetterbericht hatte auf die umgebende Landschaft recht einge- nahezu nur Regen angekündigt, was auch der schränkt war. Vorbei an der Antoniuskapelle Fall war. Nach Besichtigung der Minoriten- gelangten wir schließlich nach Jauernig (heute: kirche begaben wir uns durch einen engen Tschechien) zum Schloss Johannesburg, das unterirdischen Gang von der Stadtpfarrkirche bis 1945 Residenz des Breslauer Bischofs bis zur Festung. Die Stadtpfarrkirche war gewesen ist. leider geschlossen. Nach dem Mittagessen in Bad Altheide machten wir uns auf den Weg Am Freitag starteten wir unsere Wanderung in nach Oberhannsdorf und Heinzendorf, um ein Bad Landeck. Vorbei an der Georgskapelle im Elternhaus zu besuchen. Freudig wurden wir Kurpark ging es zum „Dreiecker Felsenmeer“, dort aufgenommen. einer bizarren Felsenformation. Der Wettergott

36 Rundbrief 3/2016 Aus den Grafschafter Gruppen

Erster Schnee beim Aufstieg zum Schneeberg Foto: Martin Schneider zeigte sich etwas gnädiger und ließ uns sogar Mit einer Einkehr beschlossen wir unsere letzte ein wenig Sonne sehen. Weiter wanderten wir Wandertour und die ganze Wanderwoche. nach Karpenstein zur Kapelle, dem einzigen Überbleibsel des Dorfes. Von dort ging es zum Insgesamt war trotz des schlechten Wetters die Ausklang des Tages ins historische Landecker Woche ein Genuss. Wie lautet es doch: „Es gibt Marienbad. Richtig angenehm war es für die kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“. müden Wanderglieder, im warmen Solewasser Ein ganz dickes Lob gebührt Michael Güttler, zu baden. der die Gegend fast wie seine eigene Westen- tasche kennt und mit seiner fachkundigen Lei- Hauptziel unseres letzten Wandertages (15. Ok- tung sehr zur guten Stimmung beitrug. tober) war der 1425 Meter hohe Schneeberg. Von Oberjohannesberg ging es nach einer Pause „Michael, ho och schien Dank“ für die hervor- in der Schweizerei auf den Gipfel. Auf Höhe der ragende Organisation und Durchführung. Ein Schweizerei trafen wir auf den ersten Schnee, Dank gilt auch dem Hause Lerchenfeld für das der sich bis zum Gipfel auf eine Höhe von ca. Quartier und die hervorragende Beköstigung. 30 Zentimeter erhöhte. Der Aufstieg zum Gipfel durch den nassen Schnee war recht mühsam. Martin Schneider Oben umfi ng uns dichter Nebel. Wir mussten aufpassen, dass niemand verloren ging. Auf dem Gipfel taufte Michael alle bisherigen „Nichtschneebergbesteiger“ zu neuen „Gipfel- besteigern“, natürlich mit Schneebergwasser. Der Abstieg führte uns nach Tschechien, vor- bei an der Marchquelle, den Fundamentresten Redaktionsschluss für den nächsten der Lichensteinbaude, über Wege, die fast wie Rundbrief: 25. Februar 2017 kleine Rinnsale waren, bis zur Navrsi-Baude.

Rundbrief 3/2016 37 Jubiläen und Geburtstage

65 Jahre Jubiläen 03.01.1952 Diakon Martin Güttner (Eltern aus Bad Priesterjubiläen Reinerz), Königgrätzer Str. 42, 59067 Hamm/Westf. 25 Jahre 14.12.1991 Diakon Dr. Peter Dinter (Vater aus der Grafschaft), Eibenweg 12, 15.02.1952 Pfr. Hubertus 90451 Nürnberg-Eibach Schnakenberg (Mutter aus Glatz), Rathausstr. 6, 48465 Schüttorf

07.03.1992 Pfr. und Polizei- dekan Rolf Hannig (Vater aus Gläsendorf, Mutter aus 75 Jahre Oberschlesien), Mühlen- 18.12.1941 Prof. em. Dr. theol. Georg Hent- berg 9, 41751 Viersen schel aus Rengersdorf, jetzt: Geibelstr. 41, 99096 Erfurt

50 Jahre 80 Jahre 06.01.1967 Apostolischer 27.03.1937 Pfr. i. R. Leonhard Stanulla aus Protonotar Leonhard Neurode, jetzt: Fontaneweg 30, 58099 Hagen. Elsner aus Voigtsdorf b. Habelschwerdt, jetzt: Den Jubilaren und den Geburtstagskindern Am Dobben 3, 49377 Vechta herzliche Glück- und Segenswünsche.

11.03.1967 Pfr. i. R. Helmut Kintscher aus Schwesternjubiläen Altwilmsdorf Krs. Glatz, jetzt: Am Wrexener Bahnhof 16, 34414 Warburg-Scherfede 50 Jahre 02.02.1967 Sr. Annemarie (Margarete) Jung aus Glä- Priestergeburtstage sendorf, jetzt: Kaiserstr. 103, 41061 Mönchengladbach 50 Jahre 14.03.1967 Pfr. Markus Ratajski (Vater aus Seitenberg), Kölner Str. 31, 11.02.1967 Sr. Kunigunde Wolff aus 57439 Attendorn Breslau/Habelschwerdt, jetzt: Lüdinghauser Franziskanerinnen, Martin Niemöller-Str. 41, 48159 Münster

17.03.1967 Pfr. Martin 60 Jahre Karras (Mutter aus Wallis- 19.03.1957 Sr. Ermentrud (Gertrud) furth), Im langen Mühlen- Hoffmann aus Altweistritz, jetzt: Kloster feld 19, 31303 Burgdorf St. Trudpert, 79244 Münstertal

38 Rundbrief 3/2016 Heimgänge

65 Jahre 01.04.1927 Sr. M. Riccardi 19.03.1952 Sr. M. Lucretia (Maria) (Johanna) Macke aus Schramm aus Voigtsdorf Krs. Habelschwerdt, Albendorf, jetzt: Bahnhof- jetzt: Haus Maria Frieden, Sickingenstr. 35, str. 3, 82327 Tutzing 54296 Trier 27.03.1952 Sr. Ursula Schneider aus Schle- gel, jetzt: Kloster Strahlfeld, Am Jägerberg 2, 93426 Roding 05.04.1927 Sr. M. Boni- tura (Luzia) Nowak aus Neurode, jetzt: St.-Mauritz- Schwesterngeburtstage Freiheit 44, 48145 Münster

80 Jahre 03.02.1937 Sr. Luzia Spittel aus Wölfelsdorf, Den Jubilarinnen und den Geburtstagskindern jetzt: Missionsschwestern herzliche Glück- und Segenswünsche. Unserer Lieben Frau v. Afrika, Thielenbrucher Allee 29, 51069 Köln Heimgänge  28.03.1937 Sr. M. Beatrix (Maria) Bartsch aus Lö- wenberg/Glatz, jetzt: Mutter- Pallottinerpater Klaus Brauner † haus Immaculata, Augusti- nerstr. 46, 41464 Neuss Im Missionshaus der Pallottiner in Limburg verstarb am 7. Juli 2016 der am 13. Mai 1932 in Neurode geborene Pater Klaus Brauner. Er 85 Jahre war der Zwillingsbruder von Hans, der beim 14.03.1932 Sr. Ignata gemeinsamen Urlaub in Inzell 2001 plötzlich (Hedwig) Wolff aus Kessel- verstarb. Dörnikau Krs. Glatz, jetzt: Hans und Klaus kamen durch die Vertreibung Missionshaus Neuenbeken, 1946 nach Limbach/Sachsen. Sie baten, um Alte Amtsstr. 64, 33100 Priester zu werden, im Bischof-Vieter-Kolleg Paderborn im Limburg um Aufnahme. Dort machten sie ihr Abitur am Städtischen Gymnasium, legten 02.04.1932 Sr. Margret im April 1955 die erste Profess, im Jahre 1958 (Margarete) Gottwald aus die ewige ab. Am 16. Juli 1959 wurden die Altwaltersdorf, jetzt: Kloster Brüder zu Priestern geweiht. Danach trennten Heilig Kreuz, 66346 Püttlin- sich ihre Wege. Klaus wurde Kaplan in Ober- gen/Saar hausen, war Volksmissionar, Berufsschullehrer, Pfarrer in Oberhausen-Osterfeld, wurde 1985 Krankenhauspfarrer in Wiesbaden und 1999 in 90 Jahre Bensberg. 2007 siedelt er in das Missionshaus 22.12.1926 Sr. M. Alberta Limburg über. Er konnte sein Interesse an den (Christina) Plaschke aus Menschen durch seine unbekümmerte, herz- Karlsmarkt Kr. Brieg/Mittel- liche Art mit dem Evangelium gut verknüpfen. walde, jetzt: Kloster Brede, Gott vergelte ihm seine Sorge um die ihm Postfach 1162, 30026 Brakel anvertrauten Menschen. Franz Jung, Großdechant

Rundbrief 3/2016 39 Heimgänge | Sie gehören zu uns

Pfr. i. R. Manfred Gawlitza † Sie gehören zu uns Am 21. August 2016 starb in Dortmund der in Kohlfurt/Görlitz am 14. Januar 1925 geborene Hedwig Kuschel † Manfred Gawlitza. Zum Priester geweiht wurde er am 7. März 1954 in St. Aegidien zu Braun- Am 31. Oktober 2016 schweig. Leider lässt sich die Zugehörigkeit verstarb in Borken Hedwig zum Grafschaft Glatzer Klerus nicht aus den Kuschel (geb. Klein). Sie Akten ermitteln. war eine außergewöhnliche Viele Stationen hat der Verstorbene als Seel- Frau. Nachdem 1965 die sorger erlebt: Hannover, Salzgitter und Wolfen- erste Frau von Friedrich büttel als Kaplan, Eschede als Pfarrer, dann als Kuschel aus Wölfelsdorf bei der Geburt des Hausgeistlicher eines Altenheims im Erzbistum vierten Kindes gestorben war, gab der Witwer München. Von 1977 bis 1986 leitete er eine eine Annonce im Grafschafter Boten auf. Gemeinde in Fulda. Danach ließ er sich aus Hedwig Klein, geboren am 19. August 1925 in Gesundheitsgründen pensionieren und lebte in Wünschelburg, entschied sich im Alter von 40 Dortmund in der Nähe seiner Familie. Diese Jahren, sich des Witwers und seiner vier Kin- bestand aus einem türkischen Adoptivsohn, der der anzunehmen. 1966 folgten die Hochzeit aus einer großen Familie stammte und dem er und ein langes Leben in der großen Familie eine gute Ausbildung ermöglichte. Dessen Kuschel, ein Leben in liebevoller Verantwor- Sohn kümmerte sich in den letzten Jahren liebe- tung. Ehemann und Kinder dankten es ihr bis voll um seinen „Adoptivopa“; der Adoptivenkel zum letzten Tag. fuhr den alten Pfarrer regelmäßig im Rollstuhl Am Leben der Grafschafter nahm Frau Kuschel zum Gottesdienst. Bei der Beerdigung war die rege teil. Sie hielt Kontakt zu den Landsleuten Familie mit wenigen deutschen Gläubigen bei im Raum Stadtlohn, Borken und Coesfeld. Vor der Eucharistie und der Beisetzung gegenwär- 25 Jahren hatte sie erstmals zur Maiandacht tig: ein würdiges Zeichen zwischen Moslems im Wallfahrtskirchlein Hilgenberg in Stadt- und Christen. Franz Jung, Großdechant lohn eingeladen, an der damals 120 Gläubige teilnahmen. Wenn in den vergangenen 25 Jahren Maiandacht in Stadtlohn war, stand bei Sr. M. Elvira (Maria) Buchtel † Kuschels das Telefon nicht still. Möge der Herr ihr vergelten, was sie an Liebe, Am 4. November 2016 ver- nicht nur an ihre Familie, verschenkt hat. starb mit Sr. Elvira Buchtel Franz Jung, Großdechant die letzte der Borromäe- rinnen aus der Grafschaft. Herbert Gröger † Geboren am 8. August 1939 in Wölfelsdorf, legte sie am Am 31. August 2016 starb 5. Mai 1962 in Kloster Grafschaft/Sauerland mit Herbert Gröger (geboren ihre ewige Profess ab. Ihre Ausbildung machte am 12. November 1928 in sie als Altenpfl egerin. Sie wurde in Augsburg, Cosel/OS) eine bekannte Neu-Ulm, Essen und ab 1999 in Kloster Graf- Persönlichkeit Schlesiens, schaft eingesetzt. Sie hielt Kontakt zu ihrem die auch zu den Grafschaf- Geburtsort Wölfelsdorf und zur Heimat Graf- tern guten Kontakt pfl egte. Herbert Gröger schaft Glatz. Ihre liebenswerte Art der Alten- hat dem Großdechanten in der Studentenzeit pfl ege machte sie zu einer guten Schwester in ab 1958 wertvolle Hilfe bei der Vertriebenen- Altenheimen. arbeit geleistet. Zudem war er Brückenbauer Gott gebe ihr den Lohn dafür. zwischen Deutschen und Polen, langjähriger Franz Jung, Großdechant Vorsitzender der Diözesankommission zum

40 Rundbrief 3/2016 Buchtipps

Schutz des ungeborenen Lebens, deren Mitbe- gründer er 1974 war, langjähriges Mitglied des Pastoralrats der Breslauer Katholiken, stell- vertretender Vorsitzender des Heimatwerkes Schlesischer Katholiken e. V., Mitglied des Buchtipps katholischen Flüchtlingsrates in Deutschland sowie Diözesanvorsitzender der Arbeitsge- Seliger Kaplan Gerhard Hirschfelder meinschaft der katholischen Vertriebenenorga- Polnisch-deutsche Neuerscheinung nisationen. Für seine Verdienste um Kirche und Gesellschaft wurden ihm 1993 die Paulus- Zum 6. Jahrestag der Seligsprechung von Kaplan plakette vom Bistum Münster, das Bundesver- Gerhard Hirschfelder hat der polnische Professor dienstkreuz am Bande und 2007 der Päpstliche Tadeusz Fitych eine besondere Würdigung des Silvesterorden verliehen. Er pfl egte regen Kon- Seligen in polnischer Sprache mit deutscher takt zum Bistum Oppeln und Erzbischof Dr. Übersetzung geschrieben, herausgegeben von Alfons Nossol und stellte viele Hilfstransporte der Zeitschrift Ziemia Kłodzka. Gewidmet ist zusammen, die vor allem Kinder- und Alten- sie allen jetzigen und früheren Bewohnern von heimen, Schwesternhäusern und der Theologen- Niederschlesien, die sich als Brückenbauer um ausbildung im Bistum Oppeln zugute kamen. die deutsch-polnische Verständigung bemühen. Auch in Oppeln wurden Herbert Gröger meh- Die Einleitung verfasste Bischof Ignaz Dez rere Verdienstorden verliehen. von Schweidnitz. Verschiedene polnische Viele Landsleute begleiteten Herbert Gröger zur Beiträge, u. a. von Seminaristen mit spürbarem letzten irdischen Ruhestätte. Sein Sohn Johannes polnischem Pathos, sollen die Bedeutung des hielt eine bemerkenswerte Ansprache im Auf- ersten Seligen der Diözese bekannter werden erstehungsamt, in dem drei polnische Priester lassen. In mehreren Abschnitten werden der und Großdechant Jung konzelebrierten. Lebensweg Gerhard Hirschfelders behandelt, Möge Gott ihm den Frieden im Reich seiner der von ihm im Glatzer Gefängnis geschriebene Herrlichkeit schenken. Kreuzweg und die Kopien seines Todes in Franz Jung, Großdechant Dachau veröffentlicht. Das Kapitel „Der Weg zur Ehre der Altäre“ behandelt seine Seligspre- chung vom Beginn an bis zu den Feierlich- keiten in Münster und Kudowa am 10. Oktober Vorankündigung 2010. Die Pilgerfahrt zur KZ-Gedenkstätte in Dachau und ausführliche Hinweise auf die Neubeginn in der Fremde. Beispiele Gerhard-Hirschfelder-Route in der Grafschaft für die Integration der vertriebenen Glatz ergänzen die Neuveröffentlichung. Das Bevölkerung der Grafschaft Glatz Nachwort schrieben der Tscherbeneyer Pfarrer nach 1946 Prälat Romuald Brudnowsky, Großdechant Franz Jung und Julian Golak als Herausgeber. Aus Anlass des 80. Geburtstags von Großde- Eine umfangreiche Bibliographie über Gerhard chant Franz Jung erscheint im renommierten Hirschfelder von 1962 bis 2016 ergänzt diese Aschendorfverlag in Münster dieses umfang- empfehlenswerte Neuerscheinung mit zahl- reiches „Lesebuch“, herausgegeben von H. reichen Fotos. Reinhard Schindler A. Meißner. Auf 544 Seiten bietet es über 30 Beiträge von ca. 25 Autoren, zusammengestellt Tadeusz Fitych: Seliger Kaplan Gerhard Hirsch- vom Kirchengeschichtlichen Arbeitskreis des felder – Geschichte des Lebens und Dienstes in Großdechanten. Offi ziell vorgestellt wird das Bildern – „Rubin des Glatzer Landes“, 150 S., Buch beim Fest der Begegnung am Samstag, 10 Euro zzgl. Porto dem 4. März 2017. Nach Angaben des Verlags Bestellungen: Glatzer Büro, Ermlandweg 22, kostet das Buch 29,80 Euro. 48159 Münster, [email protected]

Rundbrief 3/2016 41 Buchtipps

Von „Deutschland“ nach Bischof von Danzig in schwerer Zeit Deutschland – ein Zeitzeugnis – Carl Maria Splett

„Im Oktober 1977 konnten wir endlich unseren Die Broschüre schildert das Leben und Wirken lang gehegten Plan in die Wirklichkeit umset- des zweiten Danziger Bischofs Dr. Carl Maria zen“, beginnt Joachim Straube, Nachkomme Splett, der 1938 als 40-Jähriger Bischof des einer Grafschafter Familie aus Winkeldorf, Freistaats Danzig wurde. In einem konzentrier- seine Erzählung über seine Flucht mit seinem ten historischen Überblick werden die Schwie- Cousin aus der DDR. Schnell nehmen die rigkeiten aufgezeigt, die diese brisante Aufga- Schilderungen über den Weg an die tschechisch- be während der NS-Zeit mit sich brachte, zu- deutsche Grenze den Leser in ihren Bann und mal er ab 1939 als Administrator der Diözese man fragt sich mit dem Autor, ob diese „Reise Kulm noch ein zweites Bistum zu führen hatte. ins Ungewisse ein gutes Ende nehmen würde?“ Ebenso werden die Umstände des vom polni- Kurze, ausdrucksstarke Sätze steigern die Span- schen Staat 1945/46 gegen Splett geführten nung bis zu dem Moment, an dem klar wird, Schauprozesses, seiner vorangegangenen dass auch dieser Fluchtversuch scheitern wird. Inhaftierung und der sich bis 1956 anschlie- Ein tschechisches Polizeiauto bringt die beiden ßenden unmenschlichen Einzelhaft geschildert. Republikfl üchtlinge in Handschellen in die Die drei abschließenden Kapitel sind Carl DDR zurück und den Leser in die längst ver- Maria Spletts bischöfl ichem Wirken zwi- gessenen Realitäten eines Willkürstaates. Wir schen 1957 und 1964 in der Bundesrepublik nehmen teil am Gefängnisalltag mit all seinen Deutschland – besonders in Düsseldorf, wo Schikanen und Demütigungen, an den men- er in der St.-Lambertus-Kirche auch begraben schenverachtenden Zuständen in den Zellen, wurde –, seiner Ausübung bischöfl icher Funk- der mörderisch schweren Arbeit im Betonwerk, tionen für die vertriebenen Danziger Katho- den Ängsten um den Prozessausgang und lernen liken, der Konzilsteilnahme 1963 sowie der die Beweggründe für den Fluchtversuch kennen. offenen Frage einer nötigen Rehabilitierung Schließlich führt uns Straubes Ausreiseantrag Spletts durch den polnischen Staat gewid- in die damals gängige Praxis des Häftlingsfrei- met. Die komplett zweisprachig gestaltete kaufs und wir treffen auch auf Rechtsanwalt Broschüre soll kompakt informieren und eine Vogel, der als Unterhändler für die DDR fun- bemerkenswerte Persönlichkeit des deutschen gierte. Vogel selbst war 1925 in Wilhelmsthal kirchlichen Lebens der ersten Hälfte des 20. geboren worden und auch er wurde mit seinen Jahrhunderts vorstellen, die im Grenzland Eltern nach Ostdeutschland vertrieben. Die zwischen Deutschen und Polen in politisch bri- komplette Dokumentation der Stasiakte von santen Zeiten wirkte. Bisher unveröffentlichte Joachim Straube macht das Buch zu einem Bilder und Dokumente aus dem Archiv des beeindruckenden Zeitzeugnis. Adalbertus-Werkes e. V. illustrieren den Text. Wer Straube persönlich bei der Vorstellung seines Buches erlebt, wird schnell von der ver- Gerhard Erb: Bischof von Danzig in schwerer gangenen Realität des DDR-Regimes gefangen Zeit – Carl Maria Splett. Hg. vom Adalbertus- genommen. Plötzlich spürt man, wie wichtig Werk e. V. – Bildungswerk der Danziger Katho- die Erinnerung ist und die Zeugnisweitergabe liken, Düsseldorf 2006, zweisprachig deutsch/ an die nächste Generation, die mittlerweile polnisch, 92 Seiten, ISBN 9783000193248, schon ohne „DDR“ aufgewachsen ist. 11,90 Euro inkl. Versandkosten (Deutschland), Brigitte Tondera zzgl. 3,00 Euro (sonstige Länder). Bestellungen: Verlag Wilczek, An der Vehlings- Joachim Straube: Von „Deutschland“ nach hecke 35, 40221 Düsseldorf, Fax 0211 153077, Deutschland, Ein Zeitzeugnis, hg. von Joachim [email protected] Berke, Books on Demand, Norderstedt 2016, 288 Seiten, ISBN 9783739234830, 10,95 Euro

42 Rundbrief 3/2016 Kurznachrichten Anschriften | Impressum

ANSCHRIFT DES HERAUSGEBERS

Aufgepasst! Großdechant Franz Jung, Mecklenbecker Str. 383, 48163 Münster, Tel. 0251 44888, Fax 0251 4808588, [email protected] ឣ Das Büro des Großdechanten ist diens- Büro des Großdechanten: Ermlandweg 22, 48159 Münster, tags und donnerstags in der Zeit von 8:00 bis Tel. 0251 46114, Fax 0251 4843644, [email protected] 12:30 Uhr besetzt. Tel. 0251 46114, Fax 0251 Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V., Vorstand: Elisabeth Brauner, 4843644, E-Mail: [email protected] Meisenweg 12, 48317 Drensteinfurt, Tel. 02538 8271, [email protected] ឣ Rundbriefwerbung. Wenn Sie eine/n Internet: www.glatzer-visitatur.de neue/n Leser/in gewonnen haben, senden Sie DIE GRUPPEN DES GROSSDECHANTEN uns bitte die Anschrift. Bestellungen nehmen UND IHRE SPRECHER entgegen: Büro des Großdechanten oder Rund- Junge Grafschaft: Annika Kraft, Beblostr. 6, 81677 München, briefversand (Adressen siehe Impressum). Tel. 089 37946238, [email protected] Bankverbindung: IBAN DE69 401 640 240 142 537 700, ឣ Rundbriefbezieher! Bei Wohnungswechsel BIC GENODEM1GRN (Volksbank Gronau-Ahaus eG) teilen Sie bitte Ludwig Adelt (Adresse siehe Grafschafter Gemeinschaft (Kontaktpersonen): Impressum) Ihre neue Anschrift mit. Es ist oft Christa Faber, Friedrichstr. 26, 48565 Steinfurt, Tel. 02552 997368, sehr mühsam, den Bezieher zu ermitteln, auch [email protected], und Bernhard Gellrich, Michelsbergstr. 16, 53913 Swisttal, Tel./Fax 02255 8081, [email protected] kostet das erneut Porto. Bankverbindung: IBAN DE96 4006 0265 0015 1001 02, BIC GENODEM1DKM (DKM Münster) ឣ Bankverbindung für Rundbriefbezieher und Kreis Grafschafter Familien: Reinhard Schindler, Behaimring 1, Spenden an das Heimatwerk Grafschaft Glatz: 45307 Essen, Tel. 0201 595232, [email protected] IBAN DE53 4006 0265 0015 1001 00, Grafschafter Chor: Georg Jaschke, Am Niesing 4, 48653 Coesfeld, BIC GENODEM1DKM. Bitte geben Sie den Tel. 02541 72978, [email protected] Verwendungszweck an. Spendenbescheini- Bankverbindung: IBAN DE74 4006 0265 0018 3564 00, BIC GENODEM1DKM (DKM Münster) gungen können ausgestellt werden! IMPRESSUM ឣ Die Junge Grafschaft ist im Internet unter www.jg.aktion-west-ost.de zu fi nden. Unsere Herausgeber: Großdechant Franz Jung E-Mail-Adresse hat sich auch geändert. Sie Redaktionsleitung: lautet: [email protected]. Nicola von Amsberg (v. i. S. d. P.), Perelsplatz 18, 12159 Berlin, Tel. 030 85962170, offi [email protected] Wir freuen uns über deine E-Post! Patricia Simon, Döllersfeldchen 12, 52379 Langerwehe, Tel. 02423 408352, [email protected] Redaktionsmitglieder: Es gibt erfülltes Leben trotz Geleitworte/Priesterschaft: Dr. Marius Linnenborn vieler unerfüllter Wünsche. Junge Grafschaft: Sabrina Faber, Industriestr. 1c, 48565 Steinfurt, “ „ Tel. 02552 7023110, [email protected] Grafschafter Gemeinschaft: Hildegard Gellrich, Michelsbergstr. 16, DIETRICH BONHOEFFER 53913 Swisttal, Tel./Fax 02255 8081, [email protected] Kreis Grafschafter Familien: Reinhard Schindler (Adresse s. o.) DIE RUNDBRIEFREDAKTION WÜNSCHT ALLEN Grafschafter Chor: Elisabeth Brauner, Meisenweg 12, 48317 Dren- LESERINNEN UND LESERN FROHE WEIHNACHTEN steinfurt, Tel. 02538 8271, [email protected] UND EIN GESEGNETES NEUES JAHR. Rundbriefversand: Ludwig Adelt, Dieninckstr. 18, 48167 Münster, Tel. 02506 7875 Bankverbindung für den Rundbrief: Heimatwerk Grafschaft Glatz, Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Auffassung der Redaktion übereinstimmen. IBAN DE26 400 602 650 015 100 101, BIC GENODEM1DKM Recht auf sinngerechte Kürzung und Bearbeitung Redaktionsschluss für den nächsten Rundbrief: 25.02.2017 eingereichter Manuskripte vorbehalten. Bildnachweise: Sofern nicht anders gekennzeichnet, Layout: News & Media · Nicola von Amsberg, 12159 Berlin stammen die Fotos aus dem Archiv des Rundbriefs Druck: Druckerei Köster, 49811 Lingen. – Nachdruck, auch auszugs- oder aus dem Archiv des Großdechanten. wei se, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Rundbrief 3/2016 43 TER MI NE

Großdechant, Grafschafter Klerus, Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V. und Heimatgruppen 03.12.2016 8.30 Uhr Roratemesse in der Andreaskapelle, Ermlandhaus, Ermlandweg 22, Münster 10.12.2016 8.30 Uhr Roratemesse in der Andreaskapelle, Ermlandhaus, Ermlandweg 22, Münster 11.12.2016 15.00 Uhr Adventsfeier der Heimatgruppe Grafschaft Glatz e. V. Münster in der Gaststätte „Zum Himmelreich“, Annette-Allee 9, Münster 17.12.2016 8.30 Uhr Roratemesse in der Andreaskapelle, Ermlandhaus, Ermlandweg 22, Münster 26.12.2016 10.30 Uhr Christkindlmesse mit Solisten im Katharinenkloster, Ermlandweg, Münster 08.01.2017 14.00 Uhr Pastoralmesse in F-Dur „Zur hl. Nacht“ von Ignaz Reimann mit dem Grafschafter Chor in St. Johann, Osnabrück 15.01.2017 14.30 Uhr Weihnachtsandacht mit Diakon Arnold Bittner in St. Johann, Kloster Oesede 04.03.2017 Nachfeier des 80. Geburtstages von Großdechant Franz Jung in Münster-Hiltrup (siehe beliegendes Sonderblatt) 10.30 Uhr Festmesse in C von Ignaz Reimann mit dem Grafschafter Chor 11.30 Uhr Fest der Begegnung in der Stadthalle 25.03.2017 10.00 Uhr Ortsverantwortlichentreffen im Pfarrheim St. Anna, Münster-Mecklenbeck 04.04.2017 15.00 Uhr Jahresversammlung der Glatzer Sammlungen e. V. in der Bauernstube des Heimatmuseums, Herrenstraße, Telgte 05.04.2017 14.00 Uhr Treffen der Heimatgruppe Frankfurt mit dem Großdechanten 06.04.2017 14.00 Uhr Gottesdienst der Heimatgruppe Mannheim, anschl. Treffen mit dem Großdechanten 08.04.2017 10.30 Uhr Gottesdienst der Heimatgruppe Ulm mit dem Großdechanten in der Kirche St. Michael zu den Wengen, Ulm 17.04.2017 10.30 Uhr Gottesdienst der Heimatvertriebenen in und um Münster im Katharinen- kloster, Ermlandweg, Münster 18.–21.04.2017 Osterwoche des Grafschafter Klerus im Priesterseminar zu Limburg 25.04.2017 25. Grafschafter Treffen in Dippoldiswalde 10.00 Uhr Gottesdienst in der kath. Pfarrkirche St. Konrad von Parzham, Heideweg 2, anschl. Mittagessen und gemütliche Stunden im Pfarrsaal 27.04.2017 21. Grafschafter Treffen in Buckow/Märkische Schweiz 10.00 Uhr Gottesdienst, anschl. Mittagessen und Treffen im Strandhotel am See

Junge Grafschaft 27.12.16–01.01.17 Woche der Begegnung in Hardehausen 02.–05.06.2017 Pfi ngsttreffen in Fulda/Rhön

Grafschafter Gemeinschaft 27.12.16–01.01.17 Jahresabschlusstreffen in Hardehausen Und wie immer gilt: Wir freuen uns, wenn neue Teilnehmende zu uns stoßen – oder auch Ehemalige wieder Zeit fi nden, bei den Treffen dabei zu sein!

Grafschafter Chor 08./09.04.2017 Singwochenende in Freckenhorst 14./15.10.2017 Singwochenende in Freckenhorst

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