FÜR DEUTSCHLAND

126. Jg. 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 1,80 Euro, 2063 Wallfahrtsort der Sorben Vom liebevollen Onkel Ritter, Pilger, Heiliger: feiert den Glauben zum Heiligen Vater Ignatius von Loyola Rosenthal in der Lausitz (Foto: „Er wirkte etwas aristokratisch, Nach einer schweren Verwundung Kirschke) ist der wichtigste Wall- dennoch lebhaft“, beschreibt schwor Ignatius von Loyola dem fahrtsort der Sorben. An diesem Papst-Nichte Chiara Montini ihren Rittertum ab und wurde zum Pilger. Wochenende feiert das Dorf Onkel. Paul VI. war zugleich ein Der Ignatiusweg führt heute auf den Glauben laut und bunt: moderner und vor allem mobiler seinen Spuren durch Nordspa- beim „Gigfestival“. Seite 15 Papst (Foto: KNA). Seite 6/7 nien (Foto: gem). Seite 23

Vor allem … Die Chemie Liebe Leserin, lieber Leser muss stimmen ft ist dieser Tage vom Pfl e- Ogenotstand die Rede: Zu we- eben der p egerischen Arbeit muss die emotionale nige Pfl eger und Betreuer, heißt Seite zwischen Patient und P egekraft stimmen, es, kommen auf zu viele Pfl ege- N bedürftige und Senioren, die ih- sagt P egeexpertin Gabriele Tammen-Parr. Vor allem ren Haushalt nicht mehr alleine bei einer 24-Stunden-Betreuung zu Hause sei es wich- führen können. Mit Fachkräften tig, auch auf die Bedürfnisse der P egekräfte zu ach- aus dem Ausland, insbesondere ten. Diese sind oft unerlässlich, um Familien bei der aus Osteuropa, will man dem P ege eines kranken Angehörigen zu entlasten. Insbe- Mangel begegnen (Seite 24). sondere Kinder und Jugendliche mit einem erkrankten Unser „ ema der Woche“ zeigt einen besonderen Fall der Pfl ege: Elternteil leiden schwer unter einer solchen Situation. Die 15-jährige Lana kümmert Seite 2/3 und 24 sich um ihren schwerkranken Vater – und nebenher um Haus- halt und Schule (Seite 2/3). Ähnlich geht es in Deutschland mehreren Hunderttausend Kin- dern und Jugendlichen. Ein anderes  ema, das derzeit die Gemüter bewegt, ist die See- notrettung im Mittelmeer. Spä- testens seit der Festnahme der deutschen Kapitänin Carola Ra- ckete ist die Gesellschaft gespal- ten: in jene, die private Seenot- retter als Helden verehren, und jene, die sie als Handlanger der Schleuser brandmarken. Fürstin Gloria von  urn und Taxis sieht die Seenotrettung in ihrem Gastkommentar von vie- len Fragezeichen begleitet (Seite 8). Nothilfe ist immer richtig, schreibt sie. Aber: Wer sind jene Menschen, die buchstäblich Ka- pital aus der Not schlagen?

Ihr  orsten Fels, Chef vom Dienst Foto: imago/blickwinkel 2 THEMA DER WOCHE 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Freizeit kennt Lana Rebhan nicht: Wenn sie nicht in der Schule ist oder ihren Vater versorgt, kümmert sich die 15-Jährige um den Haushalt. Fotos: Brüwer

PFLEGENDE JUGENDLICHE Die Last eines Lebens Neben der Schule kümmert sich die 15-jährige Lana um ihren kranken Vater

Lana Rebhan ist 15 Jahre alt und dass ich monatelang den ganzen sie erst zurückhaltend, erzählt dann sein könnte“, erklärt Katharina Reb- führt in ihrer Familie den Haus- Haushalt quasi alleine führe“, sagt aber immer lebhafter von jungen han. In diesem Fall könne sie ihrer halt fast allein. Ihr Vater ist schwer- Lana. Tagsüber ist dann niemand Pflegenden. Ein Thema, das einen Tochter eine ihrer Nieren spenden. krank, ihre Mutter muss arbeiten. da, der ihr hilft oder zuhört, wenn großen Teil ihres Alltags einnimmt. Durch die Schmerzen habe ihr Sie ist mit diesem Schicksal nicht sie sich Sorgen macht. Ihre Mutter Hobbys, sagt sie, habe sie keine; Vater häufig schlechte Laune und allein. Hunderttausende Kinder muss bis abends arbeiten. Treffen mit ihren Freundinnen seien streite sich mit ihr, erzählt Lana. und Jugendliche in Deutschland Lana lebt mit ihrer Mutter und schwer planbar und oft kaum mög- Sie könne dann kaum einschätzen, kümmern sich um pflegebedürfti- ihrem Vater in der bayerischen lich – schon gar nicht über Nacht, ob das an seinen Schmerzen liege ge Angehörige. Kleinstadt Bad Königshofen und ist da sich in dieser Zeit niemand um oder ob sie etwas falsch gemacht eine junge Pflegende. Young Carer ihren Vater kümmern würde. habe. „Natürlich belastet und stresst Lanas Mutter Katharina steht lautet der englische Fachbegriff für Jürgen Rebhans Zystennieren das einen noch zusätzlich“, sagt die früh morgens am Bett ihrer Tochter. Menschen wie sie – Kinder und Ju- sind eine Erbkrankheit, durch die 15-Jährige. Trotzdem stehen Mutter, „Papa hatte einen Herzinfarkt“, sagt gendliche, die sich regelmäßig und die Nieren anschwellen und mit Vater und Tochter eng zusammen. sie. Dass ein Krankenwagen kommt intensiv um pflegebedürftige Fami- Zysten übersät sind. Sie funktionie- Durch die Krankheit hat sich die und ihren Vater mitnimmt, kennt lienmitglieder kümmern. ren nicht mehr richtig und drücken Rollenverteilung in der Familie ver- die Schülerin. „So schlimm das jetzt auf andere Organe wie Speiseröhre ändert. Lana sei erwachsener und klingt: Man gewöhnt sich an alles. Ein Kind pro Schulklasse oder Darm. Seitdem der Familien- verantwortungsbewusster geworden, Und daran auch“, sagt die 15-Jähri- vater 2012 mit Nierenversagen sagt ihre Mutter. Auch die Rollen der ge. An diesem Morgen im September Nach einer Studie des Zentrums ins Krankenhaus gebracht wurde, Eltern haben sich gewandelt. Früher 2018 weiß sie schon, dass sie sich in für Qualität in der Pflege versorgen gehören längere Aufenthalte dort arbeiteten beide, Katharina als Ver- den nächsten Wochen und Monaten und pflegen rund fünf Prozent der zu seinem Leben. Im vergangenen käuferin und Jürgen als Lagerist. Seit um den Haushalt kümmern muss – Kinder und Jugendlichen zwischen September lag der 52-Jährige nach sechs Jahren ist er Frührentner. meist allein und immer in Sorge um zehn und 17 Jahren regelmäßig einem Herzinfarkt zwei Monate auf ihren kranken Vater Jürgen. Er lei- ihre Angehörigen. Hochgerechnet der Intensivstation. Bis er sich voll- Sozialhilfe keine Lösung det an Zystennieren, und die Krank- sind das 230 000 junge Menschen ständig erholt hatte, dauerte es bis heit hat massive Auswirkungen auf in ganz Deutschland – statistisch Mitte März. Als die Krankheit begann, gab seinen ganzen Körper. gesehen also etwa ein Kind in jeder Dreimal in der Woche muss er auch seine Frau ihren auf, um Wenn Lana von der Schule Schulklasse. Ein Bericht des Bundes- zur Dialyse, danach muss er sich sich um ihre Familie kümmern zu nach Hause kommt, putzt, kocht, ministeriums für Gesundheit schätzt ausruhen. An seinem eingefallenen können. Die Rebhans lebten von wäscht oder bügelt sie. An guten die Zahl der jungen Pflegenden in Gesicht und den müden Augen Hartz IV. Doch Katharina merk- Tagen, wenn ihr Vater Jürgen wenig der Altersgruppe zwischen zehn und kann man erkennen, wie geschafft te, dass dieses Modell auf Dauer Schmerzen hat, kann er ihr helfen 19 Jahren sogar auf 479 000. er durch die Behandlung ist. Fast schwierig wird: „Dann gehen die zu kochen oder ans Telefon gehen. Die Aufgaben dieser jungen Men- ohne Körperspannung sitzt er am einen Probleme weg und die ande- An schlechten Tagen verbringt er schen können ganz unterschiedlich Küchentisch. „Seitdem eine Nie- ren kommen. Es nutzt nichts, wenn die meiste Zeit auf dem Sofa in der sein. „Manche müssen bei ihren El- re raus ist, ist es wieder okay – erst wir alle drei auf dem Sofa sitzen und kleinen Wohnküche und schafft es tern auch die Windeln wechseln“, mal“, sagt Jürgen Rebhan. Er steht dann das Auto kaputt geht und wir ohne fremde Hilfe nicht einmal, die sagt Lana. Das bleibt ihr erspart. auf keiner Spenderliste, er wollte das können es nicht bezahlen.“ wenigen Schritte zur Küchenzeile zu Die 15-Jährige sieht aus wie viele nicht. Auch eine Spenderniere seiner Seit drei Jahren hat sie nun gleich gehen. Sein Zustand kann jederzeit Mädchen in ihrem Alter: schmale Frau will Rebhan nicht. „Es gibt eine zwei Jobs: Die 39-Jährige arbeitet so schlecht werden, dass er ins Kran- Figur, schulterlange glatte Haare, Restwahrscheinlichkeit, dass Lana in einem Immobilienbüro und als kenhaus muss. Dann „kann es sein, Zahnspange. Im Interview wirkt auch von der Erbkrankheit betroffen Heilpraktikerin für Psychothera- 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 THEMA DER WOCHE 3

pie. Oft kommt sie erst gegen 18 Steuerfachangestellte, um gleichzei- Jahren selbst nach Beratungsstellen von jungen P egenden bekannt ma- Uhr oder später nach Hause. Lana tig eine Berufsausbildung und den suchte, um mit jemandem zu spre- chen. Sie sei dabei auf einem guten und ihre Mutter kochen dann ge- Realschulabschluss zu machen. chen und nicht allein zu sein, habe Weg, sagt sie selbst. Im März sprach meinsam und haben Zeit, sich zu Ihr Traum wäre es, später Vorträ- sich niemand für sie zuständig ge- sie als Sachverständige im Bayeri- unterhalten. Anschließend kann ge über das  ema junge P egende fühlt, sagt die 15-Jährige. schen Landtag über ihre Situation. die 15-Jährige ihre Hausaufgaben zu halten und damit Kindern und „Young Carer verdienen Respekt „Vielen Politikern war das  ema machen. Meistens scha e sie alles, Jugendlichen in der häu g einsamen von der Gesellschaft“, sagt die Schü- überhaupt nicht bewusst, sie haben sagt sie: „Manchmal fällt aber auch und anstrengenden Situation zu hel- lerin und klingt dabei fast wie eine sich aber sehr betro en gezeigt“, etwas hinten runter, was nicht hin- fen, sagt Lana. Als sie vor einigen Politikerin. Ihr Ziel: die Probleme sagt Lana. Konkrete Konsequenzen ten runterfallen sollte. Einfach, weil seien aber nicht beschlossen wor- es zeitlich nicht mehr klappt“, sagt den, bedauert sie. Doch sie bleibt sie. Ihre Lehrer hätten Verständnis optimistisch: „Dass man das einfach für ihre Situation. mal angesprochen hat, ich denke, das wird schon was ändern“, sagt sie. Drohendes Schul-Aus Lana weiß, wie mühsam Ver- änderungen sein können. Und sie Die achte Klasse des Gymna- weiß auch, wie sehr sie manchmal siums hat Lana Rebhan wiederholt, schmerzen. Die Krankheit ihres weil ihr Vater eine Niere entfernt be- Vaters ist nicht aufzuhalten. Die kommen hatte. Eine Operation, die Zysten an seinen Nieren könnten sie „komplett aus der Bahn gewor- jederzeit aufplatzen und er innerlich fen hat“, sagt sie. Sie konnte sich aus verbluten. Auch eine Blutvergiftung Sorge um ihren Vater nicht mehr und Herzinfarkte oder Schlaganfälle konzentrieren. Noch einmal sitzen aufgrund des zu hohen Blutdrucks bleiben dürfe sie nicht, da man in seien möglich. 2012 haben Ärzte Bayern das Gymnasium verlassen prognostiziert, dass Jürgen Rebhan müsse, wenn man dasselbe Schul- vielleicht noch drei Jahre leben wer- jahr zweimal nicht scha t, sagt ihre de. „Papa wird irgendwann mal da- Mutter. Lana aber droht genau das. ran sterben“, sagt Lana. „Man kann Daher sucht sie nach Ausbildungs- die Krankheit nicht wegmachen.“ stellen in Teilzeit, beispielsweise als Die Krankheit von Vater Jürgen ist eine große Belastung für Familie Rebhan. Christoph Brüwer Wenn Kinder zu Pfl egern werden Caritas-Expertin spricht über Jugendliche, die sich um kranke Angehörige kümmern

Die P ege von Angehörigen kann Was ist Kindern zumutbar – und nen sein. Andererseits können sie Welche Folgen hat die Überforde- Kinder und Jugendliche überfor- ab welchem Alter? auch nicht ganz gegen eine Erkran- rung noch? dern. Nora Roßner (Foto: privat), Eine Altersgrenze möchte ich kung oder P egebedürftigkeit in der P egende Kinder und Jugendli- Referentin für P ege beim Deut- nicht festlegen. Wie belastend die Familie abgeschirmt werden. Ich che fühlen sich häu g allein gelassen schen Caritasverband, fordert, das P ege ist, hängt davon ab, welche würde deswegen nicht sagen, dass und haben das Gefühl, mit nieman- Problem auch in Schulen anzu- Aufgaben die Kinder und Jugend- etwa ein sechsjähriges Kind nicht in dem über ihre Ängste und Sorgen sprechen. lichen übernehmen und wie die begrenztem Maße Aufgaben im Zu- reden zu können. Das liegt nicht nur gesamte P egesituation aussieht. sammenhang mit P ege überneh- daran, dass sie keine sozialen Kon- Frau Roßner, wieso ist so wenig Auf keinen Fall dürfen Kinder und men und auch unterstützen kann. takte haben, da die P ege viel Zeit über die Situation p egender Jugendliche die Hauptp egeperso- Aber sein Alltag sollte nicht durch beansprucht. Oft wollen sie auch Jugendlicher in Deutschland be- die P ege dominiert werden. mit niemandem reden. Häu g gibt kannt? es auch schulische Folgen: Die be- Es ist schwierig, konkrete Zahlen Was sind die psychischen Folgen, tro enen Kinder und Jugendlichen und Angaben zur Situation p e- wenn Kinder überfordert werden? können sich nicht richtig konzen- gender Kinder und Jugendlicher zu Eine Überlastung kann Stress- trieren, ihre Leistungen verschlech- bekommen. Das liegt zum einen reaktionen, Gefühle der Hilf- tern sich, sie scha en es nicht, ihre daran, dass man bei Erhebungen im- losigkeit, Ängste, Scham und Hausaufgaben zu machen. Manche mer auf die Auskunft der Betro e- Depressionen auslösen, bei- gehen nicht oder nur eingeschränkt nen angewiesen ist. Für junge Men- spielsweise die Angst, dass zur Schule. schen mit P egeverantwortung ist der p egebedürftige Eltern- ihre Situation aber ein sehr sensib- teil nicht mehr zu Hause Kann die P ege für die Kinder les  ema, das sie nicht gerne nach bleiben kann, in ein Heim und Jugendlichen auch Vorteile außen tragen. Zum anderen gibt es muss oder stirbt. Häu g haben? keine einheitliche De nition, wann übernehmen Kinder und Ju- Ja, durchaus. P egende Kinder Kinder und Jugendliche tatsäch- gendliche P ege in großem Um- und Jugendliche berichten von posi- lich p egen und wann sie lediglich fang ja gerade in den Familien, tiven Erfahrungen wie einem gestei- Unterstützung im Haushalt leisten. die sie nicht wirklich unter- gerten Selbstwertgefühl, weil sie vie- Es ist schließlich ein Unterschied, stützen – beispielswei- les selbstständig regeln können und ob ein Jugendlicher einmal in der se wenn ein alleiner- dadurch das Gefühl haben, gut auf Woche für die Großmutter einkauft ziehender Elternteil das Leben vorbereitet zu sein. Au- oder ob er täglich die komplette schwer krank ist ßerdem erzählen sie, dass die Familie Körperp ege bei einem p egebe- und das soziale durch die P ege enger zusammen- dürftigen Elternteil übernimmt. Netz fehlt. rückt. Interview: Christoph Brüwer 4 NACHRICHTEN 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Kurz und wichtig

Nothilfe-Rekord Das Auslandshilfswerk des Deutschen Caritasverbands, Caritas international, hat 2018 so viele Nothilfe- und Ent- wicklungsprojekte gefördert wie nie zuvor. Unterstützt wurden 715 Vorha- ben in 78 Staaten, erklärte Caritasprä- sident Peter Neher bei der Vorstellung des Jahresberichts der Hilfsorganisa- tion. Auch der Gesamthilfsetat stieg auf den Rekordwert von 81,08 Millio- nen Euro. Davon stammten 37 Pro- zent aus Spenden, 45 Prozent aus staatlichen Mitteln und neun Prozent aus kirchlichen Etats. Hinzu kommen Matteo Bruni, im Bild mit Papst Franziskus auf dem Flug von Rom nach Sofia im Für Kinderrechte unter anderem Mittel aus der Europä- Mai 2019, ist nun zum Vatikansprecher ernannt worden. Foto: KNA ischen Union. Fußballprofi Julian Draxler (25; Foto: imago/foto2press) engagiert sich Impfpflicht FAST ALLE POSTEN BESETZT mit Unicef für die Rechte von Kin- dern. In einem in den Sozialen Me- Ein Impfschutz gegen Masern soll dien veröffentlichten Video ruft der künftig in Kitas, Schulen und bei Mehrsprachig und engagiert Nationalspieler Mädchen und Jungen der Kindertagespflege verpflichtend Papst ernennt Matteo Bruni zum neuen Vatikansprecher dazu auf, eine eigene Meinung zu sein. Das Kabinett hat einen entspre- vertreten. „Nur wenn ihr sagt, wo chenden Gesetzentwurf beschlossen, ROM – Der Papst hat einen neu- ren Arbeitsplatz“ bei Vatican News, euch der Schuh drückt, können Ver- der auch für alle gilt, die dort arbei- en Sprecher. Der Italiener Matteo dem Nachrichtendienst des Vati­ besserungen erreicht werden“, rät der ten. Andernfalls droht ein Bußgeld Bruni ist in Großbritannien gebo- kans. Dort wird er dem Chefredak­ Weltmeister von 2014 und ruft Kinder von bis zu 2500 Euro. Nichtgeimpfte ren, spricht mehrere Sprachen und teur Andrea Tornielli als Vize­Chef­ dazu auf, bei einer Unicef-Umfrage Kinder können vom Besuch der Kin- arbeitete bisher beim vatikani- redakteur zur Seite stehen. mitzumachen. Zum 30. Geburtstag dertagesstätte ausgeschlossen wer- schen Pressedienst. Er löst den Ita- „Mit der definitiven Besetzung der UN-Kinderrechtskonvention am den. Der Impfnachweis ist bis zum liener Alessandro Gisotti ab, der der Leitung des Pressedienstes, die 20. November fragt das Kinderhilfs- 31. Juli 2021 zu erbringen. Das Gesetz seit Dezember die vatikanische noch mit dem stellvertretenden Di­ werk der Vereinten Nationen Zehn- soll am 1. März 2020 in Kraft treten. Pressestelle in Vertretung leitete. rektor abgeschlossen werden soll, ist bis 17-Jährige, wie sie die Umsetzung Es bedarf nicht der Zustimmung des die neue Kommunikationsstruktur ihrer Rechte einschätzen. Die Umfra- Bundesrats. Die Impfpflicht umfasst Bruni ist 43 Jahre alt, verheira­ nun nahezu abgeschlossen“, erklärte ge läuft noch bis zum 30. September. des weiteren Asylbewerber- und tet und Vater einer Tochter. Er war der Präfekt der vatikanischen Kom­ Flüchtlingsunterkünfte. bisher für die Akkreditierungen der munikationsbehörde, Paolo Ruffini. Geburtsort Petri? Journalisten beim vatikanischen Wer Vizesprecher des Papstes wer­ Grüner Knopf Pressesaal zuständig, außerdem seit den soll, sei noch unklar, fügte er Bei Grabungen im nordisraelischen 2013 für die Journalisten, die den hinzu. Al-Araj am See Genezareth haben Die eigentlich für Juli geplante Einfüh- Papst bei Auslandsreisen begleiteten. Im Gespräch für diesen Posten Archäologen möglicherweise den rung eines „Grünen Knopfs“ als Gü- Neben seinem Beruf engagiert er war bereits eine nicht­italienische Geburtsort des Apostels Petrus ge- tesiegel für fair produzierte Kleidung sich nach Vatikanangaben in kirch­ Journalistin. Doch das vatikanische funden. Die Funde einer großen by- wird auf September verschoben. Meh- lichen humanitären Projekten und Personalbüro hat diese Kandidatin zantinischen Kirche neben Überresten rere Dutzend Firmen hätten Interesse, in der Altenhilfe. Sein Vorgänger abgelehnt. Die Suche geht also wei­ einer römischen Siedlung bestärken beim Start dabei zu sein, und müssten Gisotti wechselt zu seinem „frühe­ ter. Mario Galgano die These, dass es sich bei Al-Araj um nun erst einmal geprüft werden, die antiken Städte Bethsaida und Ju- sagte ein Sprecher des Entwicklungs- lias und damit um die Heimatstadt ministeriums. Angesichts der Vielzahl der drei Apostel Petrus, Philippus und von Anfragen sei die Einführung ver- Statistik „besorgniserregend“ Andreas handelt. schoben worden. Starker Anstieg von Austritten bei beiden großen Kirchen

BONN/HANNOVER (KNA) – Evangelischen Kirche in Deutsch­ Die beiden großen Kirchen in land vorige Woche veröffentlichten Deutschland haben 2018 deutlich Daten hervor. Mit Hund und in Schuhen mehr Kirchenaustritte verzeichnet Bei den Kirchenaustritten lag die Indonesien: Psychisch kranke Frau wegen Blasphemie verhaftet als 2017. Auch der demografische evangelische Kirche mit 220 000 Wandel trug dazu bei, dass die weiterhin höher als die katholische JAKARTA (KNA) – In Indonesi- die Familie von zwei verschiedenen Zahl der Kirchenmitglieder um mit 216 078. Allerdings müssen die en ist eine mutmaßlich psychisch Krankenhäusern erstellte Diagnosen 700 000 auf 44,14 Millionen ge- Katholiken mit einem Plus von 29 kranke muslimische Frau von der zu ihrer psychischen Erkrankung sunken ist. Prozent eine stärkere Zunahme der Polizei wegen Blasphemie verhaf- vorgelegt habe. Moscheen dürfen Austrittszahlen hinnehmen als die tet worden. nur ohne Schuhe betreten werden, Damit gehörten 53,2 Prozent EKD mit 11,6 Prozent. Für die Ka­ Hunde gelten im Islam als unreine der Gesamtbevölkerung den beiden tholiken ist es die zweithöchste Zahl Ihr wird vorgeworfen, mit ei­ Tiere. Kirchen an. Insgesamt sind rund 23 an Austritten seit dem Mauerfall. nem Hund und in Schuhen eine Blasphemie ist im mehrheitlich Millionen Bundesbürger Mitglied Der Sekretär der Bischofskonferenz, Moschee in Bogor betreten zu ha­ islamischen Indonesien eine Straf­ der katholischen und 21,14 Millio­ Pater Hans Langendörfer, sprach ben, berichtete die „Jakarta Post“. tat. Im Juli 2018 scheiterte vor dem nen Mitglied der evangelischen Kir­ von einer „besorgniserregenden“ Die Frau befindet sich laut Polizei­ Verfassungsgericht eine Petition zur che. Das geht aus den von der Deut­ Statistik und betonte die Bereit­ angaben in Gewahrsam, obgleich Abschaffung des Blasphemiegesetzes. schen Bischofskonferenz und der schaft zur Suche nach neuen Wegen. 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 MENSCHEN 5

WIE EIN SECHSER IM LOTTO Seelsorge im Batik-Hemd Kasimir Fatz leitet die deutschsprachige Gemeinde in Indonesiens Hauptstadt Jakarta

JAKARTA – Kasimir Fatz hat sei- durchaus problematisch sein könne. nen Traumjob gefunden. In Jakar- „Aktivitäten jeder Art unterliegen ta kümmert sich der Priester, der hier der Verkehrslage. Wir haben fast 30 Jahre in Deutschland ge- als Gemeinde einen Einzugsbe- lebt hat, um die deutschsprachige reich von rund 20 Kilometern. Die Gemeinde. Im August wird er dort Durchschnittsgeschwindigkeit des in ganz besonderer Weise geehrt. Autoverkehrs liegt zwischen fünf und zehn Kilometern pro Stunde.“ Fatz trägt mit Vorliebe traditio- Gleichwohl sind die sonntägli- nelle Batik-Hemden – äußeres Zei- chen Gottesdienste im Pfarrhaus chen seiner Liebe zu Indonesien. immer gut besucht. 50 oder mehr Die Hemden sind dem Pfarrer der Gläubige kommen dann zusam- deutschsprachigen katholischen Ge- men. Gertrud Moeljono, Urgestein meinde in Jakarta auf den Leib ge- und Mitbegründerin der Gemein- schneidert. Fatz streicht sich lachend de, kennt den Grund. „Wer einmal über seinen Bauch und sagt: „In hier war, kommt wieder“, sagt die meiner Größe gibt es die Hemden 76-Jährige im rheinischen Singsang. nicht von der Stange.“ 1973 hatte die aus Stolberg stam- Seit seinen Studententagen haben mende Frau ihren späteren indone- es dem gebürtigen Polen Religions- sischen Ehemann kennengelernt, wissenschaft und Ethnologie ange- der in Aachen studierte und nach tan. „Ich war in über 60 Ländern“, dem Studium nach Jakarta zurück- erzählt Fatz bei einem Plausch im kehrte. Die seit einem Unfall im Garten seines Pfarr- und Gemeinde- Rollstuhl sitzende Mutter von zwei Kasimir Fatz im Garten seines Pfarrhauses in Jakarta. Den markantesten Punkt des hauses in Südjakarta. Angesichts der erwachsenen Kindern ist auch nach Gartens bildet eine aus Metallstücken geschweißte Christusfi gur des Künstlers Teguh vielen ethnologischen Artefakte im dem frühen Tod des Gatten in Ja- Ostenrik. Unten: Die Wolkenkratzer sind Jakartas Markenzeichen. Fotos: KNA, gem Pfarrhaus muss der im polnischen karta geblieben: „Wenn man lange Pommern bei den Steyler Missiona- im Ausland gelebt hat, gibt es kein ren ausgebildete Fatz seine Neugier Zurück mehr.“ kommunionsunterricht für Kinder, Dank großzügiger Spenden sei- auf andere Länder, Kulturen und aber auch für fröhliche Grillpartys. ner früheren deutschen Gemeinden Religionen eigentlich gar nicht be- „Ein Stück Heimat“ Zudem sind Haus und Garten of- – zuletzt war er im baden-würt- tonen. „Meine Sammlung umfasst fen für Treff en der katholischen Ge- tembergischen Sigmaringendorf 1000 Stücke“, sagt er stolz. In Bangkok oder Singapur beste- meinden der Franzosen und Polen – konnte Fatz katholischen Ge- hen die deutschsprachigen katho- in Jakarta sowie für ökumenische meinden in seiner indonesischen 1987 nach Deutschland lischen Gemeinden hauptsächlich Feiern mit der deutschsprachigen Wahlheimat kleine Projekte wie den aus Deutschen, Österreichern und evangelischen Gemeinde. Bau einer Wasserleitung auf der In- Nach Deutschland kam der heu- Schweizern, die es berufl ich auf Zeit Das Gemeindehaus hinter ho- sel Flores oder die Anschaff ung von te 63-Jährige 1987, um seine Dok- in den Fernen Osten verschlagen hen Mauern werde von manchen Schnellbootmotoren für die indige- torarbeit zum ema „Was hat die hat. In Jakarta hingegen sind es vie- Gemeindemitgliedern auch als nen Dayak in Kalimantan fi nanzie- Christianisierung in Indonesien und le deutsch-indonesische Paare und Zufl uchtsort in unsicheren Zeiten ren. Die Unterstützung einer Ge- Papua Neuguinea den Völkern dort auch katholische Indonesier, die sich gesehen, erzählt Fatz. Seit der Prä- meinde der Toraja im Hochland von gebracht?“ zu schreiben. Daraus seit ihrem Studium in Deutschland sidentschaftswahl im April dieses Sulawesi wird Fatz bald in ganz be- wurde jedoch nichts. Denn er ent- der deutschen Kultur verbunden Jahres ist die politische Situation sonderer Weise gedankt: Im August schloss sich, als Spätaussiedler ganz fühlen. „Das Pfarrhaus ist ein Stück in Indonesien angespannt. Islamis- wird er vom Volk der Toraja nach in Deutschland zu bleiben und dort Heimat“, sagt Kasimir Fatz. Das tische Anhänger von Wahlverlierer uralten Ritualen als Ehrenmitglied Seelsorger zu werden. liegt auch an dem großen tropischen Prabowo Subianto protestieren in aufgenommen. Lenz Dass das Katholische Auslands- Garten mit der riesigen, aus Me- den Straßen Jakartas anhaltend und sekretariat der Deutschen Bischofs- tallstücken zusammengeschweißten gewaltsam gegen einen angeblichen konferenz Fatz 2015 zum Pfarrer liegenden -Statue des Künstlers Wahlbetrug. der deutschsprachigen Gemeinde Teguh Ostenrik. in Jakarta bestellte, war für den In- Garten und Pfarrhaus sind ideal donesien-Liebhaber wie ein Sechser für das übliche gemütliche Beisam- im Lotto. „Ich fühle mich hier sehr mensein nach den Gottesdiensten, wohl“, sagt er, obwohl der Alltag für kulturelle und religiöse Akti- in der indonesischen Hauptstadt vitäten wie Religions- oder Erst- 6 ROM UND DIE WELT 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Papst macht ernst mit Weltkirche Modern und mobil: Als erster Pontifex besuchte Paul VI. vor 50 Jahren Schwarzafrika

KAMPALA – Der „Spiegel“-Kor- respondent gri für seinen Ein- stieg ganz tief in die Klischeekis- te: „Trommeln dröhnten, Hör- ner kreischten, Bantu-Neger im Lendenschurz tanzten nach exo- tischen Rhythmen.“ Kampalas Erzbischof Emmanuel Kiwanuka Nsubuga soll sogar seine Lands- leute vorsorglich ermahnt ha- ben: „Versucht euch zu benehmen, wenn Seine Heiligkeit kommt!“ Jedenfalls war der Empfang für Paul VI. in Uganda königlich, als er am 31. Juli 1969 als erster Papst Schwarzafrika besuchte.

Das Begleit-Szenario mutet heu- te, wo das Reisepapsttum bereits ein halbes Jahrhundert alt ist, nicht mehr so schlagzeilenträchtig an. Doch damals war all das ungeheuer neu: eine junge Krankenschwester, Gott ist auch in Afrika zu Hause, sagte Paul VI. bei der ersten Reise nach Schwarzafrika, die je ein Papst unternommen hat. die in der Nacht vor dem Papstbe- Damit zeigte er, dass er es wirklich ernst meint mit der Weltkirche. Foto: KNA such in Kampala ihren Erstgebore- nen „Paul“ zur Welt gebracht hatte und ihn nun dem Namensgeber schen geht; der nicht nur im Vatikan gewesen, in dem der Vatikan seit zu vermitteln. Die hochrangigen zum Segnen hinhielt; ein verkrüp- residiert und erwartet, dass der, der den 1920er und 30er Jahren ent- Delegationen der Kon iktparteien pelter Greis, der sein ganzes Vermö- etwas von ihm will, sich gefälligst schieden auf einheimische Priester und mehrerer Nachbarstaaten gin- gen – einen Shilling – dem „großen auch zu ihm nach Rom bewegt; der und Bischöfe setzte. gen ohne jede Annäherung ausein- weißen Vater“ vermachen wollte, ernst macht mit der katholischen 1939 war hier mit Kiwa- ander. Vor dem ugandischen Parla- der für so viele Kinder auf der Welt Weltkirche; der sie besucht, sich nuka der erste einheimische Bischof ment räumte Paul VI. ein, er sei als zu sorgen hatte; Arbeiter, die tage- selbst ein Bild macht. Und der ein des lateinischen Ritus in Afrika seit Kirchenoberhaupt „schwach und lang auf ihren Lohn verzichteten, Botschafter, auch ein politischer, des den Zeiten des heiligen Augustinus klein“. um Löcher in den Straßen zu füllen; Evangeliums ist. (354 bis 430) geweiht worden. Sym- Ende 2015 hat mit Franziskus Lastwagen, die Tonnen Bananen Kurz zuvor hatte Paul VI. seine bolisch setzte Paul VI. beim ersten zuletzt ein Papst Uganda besucht. heranscha ten, um all die Pilger zu Entwicklungsenzyklika „Populorum Papstbesuch in Schwarzafrika diese Während Menschenrechtler bekla- versorgen; ein eigens komponierter progressio“ verö entlicht. In ihrem Missionsstrategie fort: In Kiwanu- gen, auch seit dieser Visite habe sich Papst-Cha-Cha-Cha, den Radio Sinne predigte er auch in Ugan- kas früherer Kathedrale weihte er in Uganda nicht viel zum Guten ver- Uganda rauf und runter spielte. da: Gott leitet die gesamte Mensch- neue afrikanische Bischöfe, zwölf an ändert, hat sich Langzeitpräsident heit. Er ist nicht mehr nur ein wei- der Zahl wie einst die Apostel. Den Yoweri Museveni nun ein besonde- Papst als Botschafter ßer Gott der Europäer. Er ist längst afrikanischen Kirchenführern rief er res Stück Symbolpolitik ausgedacht. auch in Afrika zu Hause. zum Abschied zu: „Nun seid ihr eure Zum 50. Jahrestag des Papstbesuchs Die überall greifbare Exotik die- Das ostafrikanische Uganda war eigenen Missionare!“ von 1969 – zugleich das 50. Jubi- ser ersten Schwarzafrika-Reise über- in diesem Sinne gut gewählt. Es war läum des Afrikanischen Bischofs- haupt überlagerte zwar vieles – doch unter dem (freilich autokratisch re- Vergebliche Vermittlung rates Secam – kündigte Museveni damals drangen doch noch zumin- gierenden) Milton Obote nicht nur an, den Bischöfen Afrikas eine neue dest die zentralen Botschaften des politisch leidlich stabil – noch war In einer Hinsicht scheiterte Paul Amtstracht spendieren zu wollen. Papstes medial durch. Giovanni Bat- nicht abzusehen, dass sich kaum VI. in Kampala komplett – und Der Traum vieler Afrikaner damals tista Montini, der Konzilspapst Paul 18 Monate später mit Idi Amin er ging auch o ensiv mit diesem wie heute ist dagegen immer noch VI. (1963 bis 1978), wollte ganz der „Schlächter von Afrika“ an die Scheitern um: Bis zuletzt versuchte unerfüllt: „Der Papst war hier – jetzt bewusst ein „moderner“ (und mo- Macht putschen würde. Uganda war er vergeblich, politisch im Bürger- kann auch der Frieden kommen!“ biler) Papst sein, der zu den Men- auch das erste Land des Kontinents krieg zwischen Nigeria und Biafra Alexander Brüggemann 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 ROM UND DIE WELT 7

PAPST-NICHTE ERZÄHLT Synodenpapier jetzt Die Gebetsmeinung auch auf Deutsch „Mein Onkel, Paul VI.“ AACHEN/ESSEN (KNA) – Von ... des Papstes im der Amazonas-Synode im Oktober Persönlicher Einblick ins Leben eines Pontifex erho en sich die beiden kirchlichen Monat Juli Hilfswerke Misereor und Adveniat Dass jene, die in der Justiz tätig ROM – Chiara Montini verbrach- ein „Signal des Aufbruchs“. Das sind, rechtschaffen te in ihrer Kindheit viel Zeit bei Tre en solle zeigen, „dass Wandel arbeiten, damit ihrem Onkel im Vatikan: Papst in Politik, Wirtschaft, Technik und das Unrecht Paul VI. In ihrem Buch „Mein nicht zuletzt auch in Kirche möglich dieser Welt Onkel, Paul VI.“, das bisher nur ist“, schreiben die Hauptgeschäfts- nicht das auf Italienisch erschienen ist, er- führer der beiden Werke, Pirmin letzte zählt sie aus dieser Zeit. Spiegel und Michael Heinz, in ei- Wort hat. nem Vorwort zur deutschen Über- „Ich habe heute noch seine Ge- setzung der Konferenz-Agenda. Die- stalt gut vor Augen: Er wirkte et- se ist ab sofort auf den Internetseiten was aristokratisch, dennoch lebhaft, der beiden Hilfswerke abrufbar. großgewachsen und vor allem erin- nere ich mich an seine grauen Au- gen, die leicht ins Blaue neigten“, Stellenangebot beschreibt Montini ihren Onkel heute. Sein Gesicht „strahlte Ruhe und tiefen Frieden“ aus. Die Heiligsprechung von Paul VI. ver- Wollen Sie Journalist/in werden und suchen Sie nach ersten Erfahrungen In ihrem Buch ö net die Autorin anlasste Papst-Nichte Chiara Montini, die im Zeitungs- oder Online-Journalismus eine solide Ausbildung in einem die Schublade ihrer Erinnerungen Erinnerungen, die sie an ihren Onkel hat, Volontariat? Wir sind ein mittelständisches Medienunternehmen im Zen- und erzählt von ihrer Kindheit, den mit anderen zu teilen. Foto: KNA trum von Augsburg mit Engagements in den Bereichen konfessionelle Feiertagen im Vatikan, den Spielen Printprodukte, Radio, Fernsehen und Internet. in den Vatikanischen Gärten und Für die Redaktion der Katholischen SonntagsZeitung und der Neuen der Freude am Glauben. Das Buch habe er auch ein „typisches Merk- Bildpost in Augsburg suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n bietet ein liebevolles Porträt eines mal einiger Mitglieder der Monti- Menschen, der viel dazu beigetragen ni-Familie“ vorgewiesen, verrät die hat, die Geschichte der Kirche zu Papst-Nichte: Humor, gepaart mit verändern. Das ist der Papst-Nich- einer Ader subtiler Ironie. te bewusst. Mit der Seligsprechung Nachdem ihr Onkel zum Nach- und anschließend der Heiligspre- folger Petri gewählt worden war, chung von Paul VI. fühlte Chiara hatte er nicht mehr ganz so viel Zeit „die P icht, ihre Erinnerungen mit für sie wie vorher. Mit dem Tod sei- denen zu teilen, die nicht die Freude nes Bruders Francesco 1971, des Va- und das Glück hatten, ihn persön- ters von Chiara, war Paul VI. „trotz lich zu kennen, ihn zu tre en, ihn 1000 wichtiger Dinge und weitaus Volontär/in. zu besuchen“. größerer Verantwortung immer ein Die zweijährige Ausbildung zum/zur Zeitungsredakteur/in erfolgt unter Als Giovanni Battista Montini – aufmerksamer und liebevoller On- Einbeziehung externer Fortbildungskurse und Hospitanzen bei Fernseh- wie Paul VI. mit bürgerlichem Na- kel, der versuchte, die Lücke zu fül- und Radiosendern. Überdurchschnittliches Engagement, Gespür für men hieß – noch Erzbischof von len, die der Tod seines Bruders hin- kirchliche, gesellschaftliche und politische Themen und den Wunsch, in Mailand war, verbrachten Chiara terlassen hatte“. einem motivierten Team mit modernster Technik zu arbeiten, sollten Sie und ihre Familie mit ihm die Som- Nichte des Papstes zu sein, hatte mitbringen. Erste journalistische Erfahrungen (z. B. Freie Mitarbeit bei merzeit in der Schweiz. „Er sprach auch seine Schattenseiten: Chia ra Tageszeitung, Radio oder TV) und PC- bzw. Mac-Kenntnisse sind wün- oft mit uns über den Pfarrer von erlebte in den Jahren des Protests ge- schenswert. Interessiert? Ars, er empfand große Verehrung gen den Papst und seine Enzyklika Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf, Zeugnissen und Bewunderung für diesen Heili- „Humanae vitae“ manch „peinliche, und Foto (gerne per E-Mail) an: gen“, erzählt Montini. schmerzhafte und dramatische Si- Sankt Ulrich Verlag GmbH, Bereichsleiterin Personal, Frau Melanie Ihr Onkel sei ein sehr beschei- tuationen, in denen ich mich nicht Schmid, Henisiusstraße 1, 86152 Augsburg, Telefon: 0821/50242-58, dener Mensch gewesen. Seine immer gegen ironische Äußerungen [email protected]. Freundlichkeit war ein Ausdruck und beißende Witze verteidigen der Zuneigung und des Respekts konnte“. Sie fühlte sich verletzt von KATHOLISCHE gegenüber allen Mitmenschen. „Er den Angri en auf ihren Onkel. Mit hatte unendliche Geduld mit uns, all dem konfrontiert, verbarg sie als FÜR DEUTSCHLAND und seine Worte waren immer klar Studentin beinahe ihre Herkunft. und verständlich“, fügt sie an. Doch Mario Galgano 8 MEINUNG 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Aus meiner Sicht ...

Bernd Posselt Das darf sich nicht wiederholen! Vor 40 Jahren erlebte ich in Straßburg als Bei der diesjährigen Europawahl, die kutierte Bundesministerin als Kommissions- Assistent des großen Europäers Otto von Spitzenkandidat Manfred Weber zu Recht als präsidentin. Habsburg mit, wie die französische Schrift- „Fest der Demokratie“ bezeichnete, war alles Auch wenn Ursula von der Leyen sicher Bernd Posselt ist seit stellerin und Paneuropäerin Louise Weiss das ganz anders. Entgegen pessimistischer Vor- über Erkenntnisse und Erfahrungen verfügt Jahrzehnten in der erste direkt gewählte Europaparlament der hersagen gelang es, die rechts- und linksex- und durch ihren, wenn auch knappen, Ab- Europapolitik tätig Geschichte eröff nete. Ihre Ansprache über die tremistischen Nationalisten in die Schranken stimmungserfolg im Europaparlament nun und Sprecher der Sudetendeutschen prägenden Persönlichkeiten des Abendlandes zu weisen und die Wahlbeteiligung stark zu demokratisch legitimiert ist, gilt es zu ver- Volksgruppe. und die Ideen, die unseren Kontinent ge- erhöhen, in München etwa auf 66 Prozent. hindern, dass sich Derartiges wiederholt. formt haben, gehört in jedes Geschichtsbuch. Doch statt diese positiven Signale aufzu- Entweder muss sich der Rat wie der deutsche Damals hatte die Straßburger Volksvertre- nehmen und für die immer wichtiger wer- Bundespräsident künftig mit einem protokol- tung keine Kompetenzen, aber kämpferischen dende europäische Einigung zu nutzen, hat larischen Vorschlagsrecht begnügen, oder dem Mut. Heute besitzt sie mehr Zuständigkeiten der Rat der Staats- und Regierungschefs die- von den Bügern direkt gewählten Parlament als Bundestag und Landtage zusammen. In sen Erfolg nur sechs Wochen nach dem ein- muss durch Vertragsänderung ermöglicht den vergangenen Jahren wirkte sich das aber drucksvollen Europa-Bekenntnis der Bürger werden, zwischen mehreren Kandidaten aus auf die meist recht mickrige Beteiligung an einfach zertrümmert: Er erkor nicht den seiner Mitte, die die Fraktionen vorschlagen, den Europawahlen kaum aus. Wahlsieger, sondern eine vorher niemals dis- frei auszuwählen.

Gloria von Thurn und Taxis Die Gaben der Barmherzigkeit Seenotrettung! Das Wort ist in aller Mun- 10 000 Dollar kann man mit einem Char- Kinder dort häufi g Opfer von Gewalt und de. Menschen in Not zu helfen, ist immer ter-Schiff um die ganze Welt fahren. So teuer Willkür sind. richtig. Menschen in Not zu bringen, nicht! müsste die Überfahrt also gar nicht sein. Aber Anderes Beispiel: Den US-Publizisten Steve Fürstin Gloria führt Genau darum geht es aber. Wer bringt Men- hier sind ganz andere Kräfte im Spiel. Und Bannon als Rassisten zu bezeichnen, ist ein das Haus Thurn und schen dazu, für viel Geld ein Schlauchboot wehe dem, der darauf aufmerksam macht! probates Mittel, jegliche Auseinandersetzung Taxis in Regensburg. zu besteigen, um damit übers Mittelmeer Zu den sieben Gaben der geistigen Barm- mit dieser Person zu verhindern. Wer sieht Sie bekennt sich zum christlichen Glauben ins „gelobte Europa“ zu gelangen? Wer kas- herzigkeit zählt es, Irrende zurechtzuweisen sich schon ein Interview mit einem Rassisten und zur katholischen siert 10 000 US-Dollar und mehr, um diese und Unwissende zu belehren. Weist man aber an? Dabei würde man schnell feststellen, dass Lehre. Menschen in Lebensgefahr zu bringen? Wem darauf hin, dass Kindesmissbrauch am häu- Bannon etwa für die Rechte der Steuerzahler nutzt es? Hier werden Menschen ausgebeutet, fi gsten in der Familie vorkommt oder dass eintritt, die das Rückgrat der Gesellschaft bil- um linksideologischen Zielen zu dienen, de- eine „Watsche“, eine Ohrfeige, früher eine den. Und er ist gegen multinationale Konzer- ren Auswirkungen völlig ungewiss sind. übliche pädagogische Maßnahme war, gilt ne, die mal eben ihre Büros in andere Länder Wenn ein Konsens bestehen würde, Mil- das bereits als Bagatellisierung. verschieben, um Steuern zu entgehen. lionen von Menschen bei uns aufzunehmen, Niemand darf Kindesmissbrauch baga- Vorurteile und Schnellschüsse sind nie ge- wäre es dann nicht angebracht, richtig ausge- tellisieren! Aber niemand würde auf die Idee eignet, die Probleme dieser Welt zu benennen stattete Schiff e zur Verfügung zu stellen? Für kommen, die Familie abzuschaff en, obwohl und auf diese aufmerksam zu machen.

Wolfgang Ockenfels Politik trennt – Religion eint? Ob Jesus Christus, käme er wieder auf die Diese Mischung ist nicht ungefährlich. Macht- und Interessenpolitik einerseits und Welt, Kirchen- oder Katholikentage besuchen Oft wirkt sie aggressiv und explosiv. Sie ist den religiösen Glaubenshoff nungen ande- würde? Auf diese Frage gab der Ex-Domini- gefährlich für eine rationale Realpolitik, rerseits proklamiert. Beide Sphären werden Wolfgang Ockenfels kaner und satirische Schriftsteller Hans Con- weil diese sich nicht von utopischen Visionen voneinander unterschieden, aber nicht völlig ist emeritierter rad Zander schon vor einigen Jahrzehnten überfordern lassen kann. Und sie gefährdet getrennt. Miteinander verbunden werden Professor für die knappe Antwort: wohl kaum. den Glauben der Frommen, für die Christus sie durch ein rationales Naturrechtsdenken, Christliche Sozial- wissenschaft an der Inzwischen ist die Kritik am Rummel- nicht Mensch geworden ist, um eine politi- wie es in den Zehn Geboten kultur- und reli- Theologischen und Eventcharakter religiöser Massenver- sche Weltverbesserungsbewegung oder einen gionsübergreifend zum Ausdruck kommt. Fakultät in Trier. anstaltungen nicht geringer, sondern eher christlichen Staat zu gründen. Denn sein Mir scheint es heute an dieser Unterschei- stärker geworden. Das lässt sich auch an den Reich ist „nicht von dieser Welt“. dung und Verbindung der Geister von Politik abnehmenden Besucherzahlen ablesen. „Ka- Die Illusion eines christlichen Glaubens- und Religion zu fehlen. Wenn Politik religiös tholische“ Kirchentage und „evangelische“ staats hatte sich spätestens Papst Leo XIII. im aufgeladen und Religion politisiert wird, ist Katholikentage sind heute austauschbar ge- 19. Jahrhundert abgeschminkt. Ihm wird eine vernünftige Verständigung kaum mehr worden. Und sie eignen sich in besonderer der Satz zugeschrieben: Politik trennt, Re- möglich. Dann geht es nur noch um heftige Weise zur problematischen Vermischung von ligion eint. Damit war keineswegs die end- Gefühle, die sich mit aller Kraft durchsetzen Religion und Politik. gültige Harmonie zwischen konfl iktorischer wollen. 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 MEINUNG 9

Leserbriefe

Aktion sorgt für Verwirrung Zu „Frauen ins Priesteramt?“ Da muss ich unwillkürlich an das Je- (Leserbriefe) in Nr. 27: sus-Wort denken: Wenn ihr nicht wer- det wie die Kinder. Zu der Frage in der Überschrift der Leserbriefe ein eindeutiges Nein! Bei Herbert Petrasch, 91781 Weißenburg der Priesterweihe sind nur Männer zugelassen. So soll es bleiben. In den anderen Konfessionen ist es etwas an- Aufgabe des Priesters ist es, den Op- deres: Die evangelischen Christen – ob fertod Jesu Christi nachzuvollziehen. Mann oder Frau – sind nicht im ka- Das muss der Zelebrant in der „Ich- tholischen Sinn geweiht. Das ist doch form“ tun – als sei er Christus selbst. ein Riesenunterschied! Würde eine Frau das Messopfer an Gegen den Priestermangel helfen Stelle Christi, der ja ein Mann ist, fei- ausländische Kleriker. Diese Priester, ern, würden ihr dazu zwei männliche egal von welchem Kontinent sie stam- Fähigkeiten fehlen: die des „aktiven men, sind eine Bereicherung. Man sich Hingebens“ und des „Drängens Ein kirchliches Kinderheim der 1960er Jahre. Foto: KNA kann sie hervorragend verstehen. Ich zum großzügigen Aussäen des Wortes“. habe schon verschiedene Predigten ge- Die Frau ist nämlich von ihrer Natur hört, von Afrikanern, Indern, Polen. her auf „Empfangen“ und auf „Be- Gewagte Aussage Leben“ führen konnten und unfähig Da ging mir immer das Herz auf. Die wahren“ festgelegt. waren zu arbeiten „und damit auch meisten haben die deutsche Sprache in Würde eine Frau versuchen, sich Zu „Geld heilt nicht alle Wunden“ nie eine vernünftige Rente erwirt- so kurzer Zeit gelernt, dass man aus diese männlichen Fähigkeiten anzu- in Nr. 26: schaften“, ist in meinen Augen schon dem Staunen nicht herauskommt. eignen, müsste sie ihren weiblichen recht gewagt. Wie viele der Opfer, die Charme unterdrücken, und sie wür- Dass es Unrecht, Skandale und Ver- inzwischen alt und grau geworden Brigitte Darmstadt, de es dennoch nicht schaffen. In An- säumnisse gab und leider immer noch sind, haben die Leiden ihrer Kindheit 87600 Kaufbeuren betracht dieser fundamentalen Un- gibt, ist elend. Dass so manches Kind längst vergessen, ein normales Leben terschiede zwischen dem Wesen des eine unschöne Kindheit hatte, ist wohl geführt und ihre eigenen Kinder hof- Mannes und dem der Frau ist es leicht unbestritten. Die Aussage aber, dass fentlich anders behandelt? Der Frauenbund begrüßt Frauen am nachvollziehbar, weshalb Jesus nur Hunderttausende ehemalige Heim- Altar! Da frage ich mich dann: War- Männer mit der Feier des Messopfers kinder kein „einigermaßen normales Siegfried Bösele, 87452 Altusried um bin ich noch in dem Verein? Die beauftragt hat. katholische Kirche zu bestreiken ist keine Lösung. Frauen am Altar – das Wilhelm Dresbach, 86152 Augsburg stelle ich mir komisch vor. Eine Frau hält die sakralen Gegenstände in den Händen – wo bleibt da die Ehrfurcht? Johannes Paul II. hat unmissverständ- Für mich ist ein Geistlicher eine Art lich zu der Sache Frauenpriestertum „Stellvertreter Gottes“, eine Respekts- erklärt: Die Debatte ist abgeschlossen. person, zu der man aufschauen kann. Auch Papst Franziskus hat es hervorra- Oder nehmen wir die Vorstellung ei- gend auf den Punkt gebracht: Es wer- ner Frau im Beichtstuhl: unmöglich! de niemand gezwungen, katholisch zu All dieser Zirkus um Maria 2.0 schreit sein. Offenbar ist es inzwischen Mode, nach Kirchenaustritt! dass man alles erzwingen will und je- der überall mitreden will. Wie wäre Margareta Nies, 59652 Waldsassen es, wenn die Frauen ihre Zeit mehr dem Gebet widmen und jede Woche eine gewisse Zeit vor dem Allerheiligs- Dem Leserbrief von Frau Holme ten verbringen würden? kann man nur zustimmen. Mit kla- Den Mord am CDU-Politiker Walter Lübcke – im Bild die Trauerfeier – nahm Marian ren und einfachen Worten kann man Helmuth Hüttl, 87439 Kempten Offman in seinem Kommentar zum Anlass, vor dem Rechtsextremismus zu warnen. auch komplexe Situationen erklären Der Leserbriefschreiber teilt Offmans Sorgen nicht. Foto: imago/Hartenfelser und jeder versteht, was gemeint ist – ohne theologischen Schnickschnack. Die Aktion „Maria 2.0“ hat Verwir- rung hervorgerufen. Schon der Name Übertrieben verschonen Sie mich mit solchen Aus- Maria wird dabei missbraucht. Jesus fällen! hat seine Mutter, die ja die würdigste Zu „Gegen rechte Ausfälle Leserbriefe sind keine Meinungs- aller Frauen ist, nicht zum Priester- machtlos?“ in Nr. 26: Wigbert Bücker, äußerungen der Redaktion. Die tum berufen, sondern den Aposteln 40885 Ratingen Redaktion behält sich das Recht auf dieses Amt übertragen. Für Frauen Ich hatte schon gehofft, Herr Offman Kürzungen vor. Leserbriefe müssen gibt es in der Kirche so viele Aufga- mit seinen unsäglichen Kommentaren mit dem vollen Namen und der Ad- ben, die diese übernehmen können. wäre endlich ausgemustert worden. So erreichen Sie uns: resse des Verfassers gekennzeich- Vielleicht sollten die unzufriedenen Aber nein: Wieder bekam er die Ge- Katholische SonntagsZeitung net sein. Wir bitten um Verständ- Frauen wieder mehr die wunderbare legenheit, gegen den „Dammbruch“ bzw. Neue Bildpost nis, dass Leserbriefe unabhängig Fähigkeit entdecken, in Familie und von „Rechts“ kräftig auszuteilen. Sei- Postfach 11 19 20, 86044 Augsburg von ihrer Veröffent lichung nicht Gesellschaft mütterlich zu wirken. ne Untergangsszenarien sind voll von Telefax: 08 21 / 50 242 81 zurückgeschickt werden. Übertreibungen, Larmoyanz, Ver- E-Mail: [email protected] oder Christine Foierl, 95643 Tirschenreuth dächtigungen und Intoleranz. Bitte [email protected] 10 LITURGIE 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Frohe Botschaft

17. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C Erste Lesung Siehe, ich habe es unternommen, Zweite Lesung dig ist. Und führe uns nicht in Ver- Gen 18,20–32 mit meinem Herrn zu reden, ob- Kol 2,12–14 suchung! wohl ich Staub und Asche bin. Viel- Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer In jenen Tagen sprach der Herr zu leicht fehlen an den fünfzig Gerech- Schwestern und Brüder! Mit Chris- von euch einen Freund hat und um : Das Klagegeschrei über ten fünf. Wirst du wegen der fünf tus wurdet ihr in der Taufe begraben, Mitternacht zu ihm geht und sagt: Sodom und Gomórra, ja, das ist die ganze Stadt vernichten? mit ihm auch auferweckt, durch den Freund, leih mir drei Brote; denn ei- angeschwollen und ihre Sünde, ja, Nein, sagte er, ich werde sie nicht Glauben an die Kraft Gottes, der ner meiner Freunde, der auf Reisen die ist schwer. Ich will hinabsteigen vernichten, wenn ich dort fünfund- ihn von den Toten auferweckt hat. ist, ist zu mir gekommen und ich und sehen, ob ihr verderbliches Tun vierzig finde. Ihr wart tot infolge eurer Sünden habe ihm nichts anzubieten!, wird wirklich dem Klagegeschrei ent- Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Viel- und euer Fleisch war unbeschnitten; dann der Mann drinnen antwor- spricht, das zu mir gedrungen ist, leicht finden sich dort nur vierzig. Gott aber hat euch mit Christus zu- ten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist oder nicht. Ich will es wissen. Da sprach er: Ich werde es der vier- sammen lebendig gemacht und uns schon verschlossen und meine Kin- Die Männer wandten sich ab von zig wegen nicht tun. alle Sünden vergeben. der schlafen bei mir; ich kann nicht dort und gingen auf Sodom zu. Ab- Da sagte er: Mein Herr zürne nicht, Er hat den Schuldschein, der gegen aufstehen und dir etwas geben? raham aber stand noch immer vor wenn ich weiterrede. Vielleicht fin- uns sprach, durchgestrichen und sei- Ich sage euch: Wenn er schon nicht dem Herrn. den sich dort nur dreißig. Er entgeg- ne Forderungen, die uns anklagten, deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, Abraham trat näher und sagte: nete: Ich werde es nicht tun, wenn aufgehoben. Er hat ihn dadurch ge- weil er sein Freund ist, so wird er doch Willst du auch den Gerechten mit ich dort dreißig finde. tilgt, dass er ihn an das Kreuz gehef- wegen seiner Zudringlichkeit aufste- den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht Darauf sagte er: Siehe, ich habe es tet hat. hen und ihm geben, was er braucht. gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: unternommen, mit meinem Herrn Darum sage ich euch: Bittet und es Willst du auch sie wegraffen und zu reden. Vielleicht finden sich dort Evangelium wird euch gegeben; sucht und ihr nicht doch dem Ort vergeben we- nur zwanzig. Er antwortete: Ich Lk 11,1–13 werdet finden; klopft an und es wird gen der fünfzig Gerechten in ihrer werde sie nicht vernichten um der euch geöffnet. Denn wer bittet, der Mitte? Fern sei es von dir, so etwas zwanzig willen. Jesus betete einmal an einem Ort; empfängt; wer sucht, der findet; und zu tun: den Gerechten zusammen Und nochmals sagte er: Mein Herr als er das Gebet beendet hatte, sag- wer anklopft, dem wird geöffnet. mit dem Frevler töten. Dann ginge zürne nicht, wenn ich nur noch ein- te einer seiner Jünger zu ihm: Herr, Oder welcher Vater unter euch, den es ja dem Gerechten wie dem Frev- mal das Wort ergreife. Vielleicht fin- lehre uns beten, wie auch Johannes der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ler. Das sei fern von dir. Sollte der den sich dort nur zehn. Er sprach: seine Jünger beten gelehrt hat! Da ihm statt eines Fisches eine Schlange Richter der ganzen Erde nicht Recht Ich werde sie nicht vernichten um sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, oder einen Skorpion, wenn er um üben? der zehn willen. so sprecht: ein Ei bittet? Da sprach der Herr: Wenn ich Vater, geheiligt werde dein Name. Wenn nun ihr, die ihr böse seid, eu- in Sodom fünfzig Gerechte in der Dein Reich komme. Gib uns täglich ren Kindern gute Gaben zu geben Stadt finde, werde ich ihretwegen das Brot, das wir brauchen! Und er- wisst, wie viel mehr wird der Vater dem ganzen Ort vergeben. lass uns unsere Sünden; denn auch im Himmel den Heiligen Geist de- Abraham antwortete und sprach: wir erlassen jedem, was er uns schul- nen geben, die ihn bitten.

Gedanken zum Sonntag

es notwendig ist, sich Zeiten für das Gebet zu geben, Zeiten, in denen Beten – wie geht das? nichts anderes geschieht als hin- zuhören. Natürlich kann es auch Zum Evangelium – von Schwester Laetitia Eberle CBMV hilfreich sein, in die Worte früherer Beter einzuschwingen, von den alt- Die Jünger Alle Erlebnisse lösen Gefühle und ich dankbar – und in Sorge, wenn testamentlichen Psalmen bis zu Tex- bitten Jesus, Gedanken aus. Wenn ich mir diese ihn etwas bedrückt. Ich freue mich ten der heutigen Lebenswelt. ihnen zu erklä- in der Gewissheit der Gegenwart an ihm und leide auch mit ihm. Mit Das Gebet wird zum Ausdruck ren, wie man Gottes bewusstmache, entsteht ein einem geliebten Menschen möchte meines Glaubens und Vertrauens, betet, und er ins Schweigen mündendes Zwie- ich Zeit teilen, ihm zuhören und wenn ich selbst dann noch beten deutet es ganz gespräch mit Gott, ausgesprochen von mir erzählen, sein Rat bedeutet kann „Dein Wille geschehe“, wenn einfach: Sie oder still. Mein Blick weitet sich auf mir viel. Von einem Freund darf ich Gott nicht meine Wünsche, sondern sollen das Be- meine Herkunft und mein Ziel, auf etwas erwarten, ohne Berechnung. seine Verheißung erfüllt. Ich traue ten nicht so meine Heimat in Gott. Innere Nähe und Vertrauen prägen Gott zu, dass er mich durch alle sehr als Hand- Gebet geschieht immer beglei- unsere Beziehung. Passagen führt, die mir das Leben lung, sondern als Haltung sehen. tend und wechselseitig. „Denn mei- abverlangt. Er fordert mich heraus, Gott als Gott anerkennen, der jen- ner Meinung nach ist inneres Beten Gott – meine Gegenwart in Stille und Schweigen, im Staunen seits der sichtbaren Welt lebt, dem nichts anderes als Verweilen bei ei- und Genießen meine Sinne für seine ich mein Leben verdanke, der mit nem Freund, mit dem wir oft allein Und doch ist es Gott allein, der Gegenwart zu schärfen. mir unterwegs ist und mich auf ewig zusammenkommen, einfach um bei mich vollkommen kennt und der Der schweigende Gott und der bei sich aufnimmt. ihm zu sein, weil wir sicher wissen, weiß, was wirklich gut für mich ist. schweigende Mensch können ein- Der tief mit Gott verbundene dass er uns liebt“ (Teresa von Ávila). Während ich ihn draußen suchte, ander sehr nahe sein. Solches Beten Theologe Dietrich Bonhoeffer sagte Beten ist demnach keine Metho- war er in meinem Innern, er, der macht uns selbst- und gottbewuss- es so: „Die Kraft des Menschen ist de, sondern eine Beziehung, Vor- mir innerlicher ist als mein Inners- ter. Und so kann ich, in Freund- das Gebet. Beten ist Atemholen aus aussetzung, um ein im Sinne Jesu tes, beschrieb ihn der heilige Augus- schaft mit Christus verbunden, den Gott; beten heißt, sich Gott anver- glaubender Mensch zu sein. An ei- tinus. Leistung und Gebetspensum Menschen und meinen Aufgaben in trauen.“ nen Menschen, den ich liebe, denke sind hier fehl am Platz, wenngleich der Welt zugewandt sein. 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 LITURGIE 11

Gebet der Woche

Besuch in der Kirche

Ich kann verweilen in deiner Stille, ohne zu sagen, was mir gebricht. Gott kennt meine Gedanken, und es ward mir Licht.

Eva-Maria Brachmann

Glaube im Alltag von Pater Cornelius Bohl OFM issen Sie, ich habe so viel von dem bekommen, da will ich alles Gute W wenigstens etwas zurück- kommt“, geben.“ Ein toller Satz! Er fi el kürz- sch reibt lich eher nebenbei in einem Ge- Franzis- spräch mit einem Mann, der mir kus in der von seinem ehrenamtlichen Enga- ersten Re- gement in einer Initiative für Ge- gel. fl üchtete erzählte. Das gefällt mir: Die entscheiden- Dieser Satz klingt so ganz anders de Motivation, mich nicht nur um als die moralischen Imperative, die mich selbst zu drehen, ist weder Die althochdeutsche „Abrogans“-Handschrift mit dem ältesten Vaterunser in deut- gerade wir Christen oft im Hinter- Pfl ichterfüllung noch moralischer scher Sprache, um 790, Stiftsbibliothek St. Gallen. Foto: gem kopf haben: Man müsste und sollte Druck oder gar die Sorge, wie ich … Ich sollte mehr Zeit haben für vor anderen dastehe. Die entschei- meine Familie, mich aktiver ein- dende Motivation ist Dankbarkeit. Woche der Kirche bringen in einem Projekt unseres Pfl ichten können schwer belas- Viertels, mich stärker in der Ge- ten. Druck beugt nieder. Ange- Schriftlesungen und liturgische Hinweise für die kommende Woche meinde engagieren. Aber was soll strengte Imagepfl ege macht oft hart Psalterium: 1. Woche, 17. Woche im Jahreskreis ich denn sonst noch alles machen? und eng. Dankbarkeit dagegen wei- Es wird mir doch jetzt schon vieles tet und lockert das Herz und macht Sonntag – 28. Juli Donnerstag – 1. August zu viel. Am Ende bleibt dann oft frei. 17. Sonntag im Jahreskreis Hl. Alfons Maria von Liguori eine ungute Mischung aus dem Ge- Locker zu sein, gilt nicht gerade Messe vom Sonntag, Gl, Cr, Prf Priesterdonnerstag fühl der Überforderung und einem als klassische christliche Tugend. So, feierlicher Schlusssegen Messe vom hl. Alfons Maria (weiß); schlechten Gewissen. Eine verkrampfte Frömmigkeit aber (grün); 1. Les: Gen 18,20–32, APs: Ps Les: Ex 40,16–21.34–38, Ev: Mt 13,47– Das Gute, das Gott mir ge- entspricht ganz sicher nicht dem 138,1–2b.2c–3.6–7b.7c–8, 2. Les: Kol 52 oder aus den AuswL; Messe um schenkt hat, zurückerstatten – für Geist des Evangeliums. „Ich bin 2,12–14, Ev: Lk 11,1–13 geistliche Berufe (weiß); Les und Ev Franz von Assisi ist das ein ganz nicht dankbar, weil ich glücklich vom Tag oder aus den AuswL wichtiger Gedanke. Er fi ndet sich bin“, formuliert es der Benediktiner Montag – 29. Juli oft in seinen Schriften. „Selig der Steindl-Rast, „sondern ich Hl. Marta von Betanien Freitag – 2. August Mensch, der alles Gute Gott, dem bin glücklich, weil ich dankbar Messe von der hl. Marta (weiß); Les: Hl. Eusebius von Vercelli Herrn, zurückerstattet“, schreibt er bin.“ Gerade der Urlaub kann eine Ex 32,15–24.30–34 oder aus den Aus- Hl. Petrus Julianus Eymard einmal. Zeit sein, sich wieder einmal be- wL, Ev: Joh 11,19–27 oder Lk 10,38–42 Herz-Jesu-Freitag Ich mache mir etwas vor, heißt es wusst beschenken zu lassen. Messe vom Tag (grün); Les: Lev sinngemäß an anderer Stelle, wenn Großzügig sein aus Dankbarkeit Dienstag – 30. Juli 23,1.4–11.15–16.27.34b –37, Ev: Mt es mir nur darum geht, „den Buch- – so etwas kann man einüben. Zu Hl. Petrus Chrysologus 13,54–58; M. vom hl. Eusebius/vom staben zu wissen“ und ihn anderen den guten alten Formen von Glau- Messe vom Tag (grün); Les: Ex 33,7– hl. Petrus/vom Herz-Jesu-Freitag, zu erklären und mir dann auf diese ben im Alltag gehört ein Augenblick 11; 34,4b.5–9.28, Ev: Mt 13,36–43; Prf Herz-Jesu (jew. weiß); jew. Les geistliche Erkenntnis auch noch et- der Stille am Ende des Tages. Dabei Messe vom hl. Petrus (weiß); Les und Ev vom Tag oder aus den AuswL was einzubilden, so, als wäre das muss die erste Frage nicht lauten: und Ev vom Tag oder aus den AuswL meine Leistung. Was ist heute schiefgelaufen? Was Samstag – 3. August Ein Leben im Geist zeigt sich habe ich falsch gemacht? Mittwoch – 31. Juli Marien-Samstag – Herz-Mariä-Sa vielmehr darin, dass ich versuche, Wie wäre es stattdessen mit die- Hl. Ignatius von Loyola Messe vom Tag (grün); Les: Lev Gott durch mein Leben das zurück- sem Rückblick: Was habe ich heute Messe vom hl. Ignatius (weiß); Les: 25,1.8–17, Ev: Mt 14,1–12; Messe zuerstatten, was er mir durch die Be- Gutes erlebt? Womit wurde ich heu- Ex 34,29–35, Ev: Mt 13,44–46 oder aus Unbefl ecktes Herz Mariä, Prf Maria gegnung mit seinem Wort schenkt. te beschenkt? „Ich habe so viel be- den AuswL (weiß); Les u. Ev v. Tag oder aus ML V „Alles Gute wollen wir dem Herrn kommen, da will ich wenigstens et- zurückerstatten und ihm danken, was zurückgeben.“ 12 DIE SPIRITUELLE SEITE 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

WORTE DER HEILIGEN: Heiliger der Woche GERHARD HIRSCHFELDER Gerhard Hirschfelder

geboren: 17. Februar 1907 in Glatz (heute Kłodzko) gestorben: 1. August 1942 im KZ Dachau „Weil seliggesprochen: 2010 Gedenktag: 2. August

Hirschfelder war wesentlich geprägt durch den ka- tholischen Jugendbund „Quickborn“. Seine uneheli- Christus che Geburt machte es ihm nicht leicht, Priester zu werden. 1932 wurde er dennoch geweiht und 1939 Diözesanjugendseelsorger für die Grafschaft Glatz. In seiner Tätigkeit erfolgreich und als Kritiker des Nationalsozialismus kam er bald ins Visier der Ge- nicht zu stapo. Bei einer Jugendwallfahrt im Juni 1941 sagte er: „Ich kann nicht schweigen, wenn ich sehe, was auf die Kirche zukommt.“ Nach der Zerstörung eines Marienbildstocks äußerte er in einer Predigt: „Wer töten ist“ der Jugend den Glauben an Christus aus dem Her- zen reißt, ist ein Verbrecher.“ Wenig später wurde er verhaftet und nach einem kurzen Aufenthalt im Gefängnis von Glatz ins Konzentrationslager Dachau „In der Einsamkeit der Gefängniszelle“ in aufrichte und ihnen ‚geistige Kost‘ gebe, ja den gebracht, wo er ein halbes Jahr später erschöpft Glatz, vier Wochen vor seiner Einlieferung sie selber als geistige Kost erleben.“ durch Hunger und Schikanen starb. red ins KZ, beginnt Hirschfelder seine Gedanken „Den anderen selbstlos lieben, ohne dass er über „das Priestertum des heiligen Völker- es weiß und danke sagen kann.“ apostels Paulus“ niederzuschreiben. Liebe zur Gemeinde: „Wir dürfen den Men- auszieht aus der Leidenschaft der Ich-Kultur. schen weder Herz noch Hand verschließen. Wenn wir darum durch Leid ‚äußerlich‘ aufge- ichtige Gesichtspunkte darin sind: Unsere Augen müssen stets voll Liebe blicken, rieben werden, können wir ‚innerlich‘ erneuert Einsatz voll Eifer: „Von einem Tage- auch wenn vorher unsere eigene Sorge übergroß werden.“ Wwerk ‚mit heißem Bemühen‘ müssten wurde. Jeden mit derselben Freundlichkeit, ja „Gott hat den Menschen viele Kräfte wir an jedem Abend reden können. Nichts wie ein Vater (1 ess 2,11), wie eine Mutter gegeben, die aber erst geweckt werden müs- dürften wir scheuen, selbst das eigene Opfer des (Gal 4,19) müssen wir den Ersten wie den sen: Glaube, Hoff nung, Liebe werden nicht Lebens nicht, nicht die Leiden und Misshand- Letzten aufnehmen.“ zur Tugend, wenn sie nicht erprobt werden. lungen, nicht den äußeren Misserfolg, nicht die Tadel aus Liebe: „Oft verschweigt ein Glaubenshelden sind geworden in der Zeit der Mühe der Kleinarbeit, an jedem Einzelnen zu Priester, der seine Gemeinde nicht beleidigen Prüfungen.“ arbeiten wie ein Vater an seinen Kindern.“ will, manches, was gesagt werden müsste. Das Fröhlichkeit: „Unseren wirklichen seelischen Vorbild sein: „Es ist doch eigentlich recht ist falsch, die Gemeinde hat so den größten Reichtum kann ja die Welt nicht erkennen. gefährlich, etwas predigen oder im Beichtstuhl Schaden. Tadelnde Worte müssen freilich sehr Man denkt, man nehme uns alles, wenn man fordern zu müssen, was man selbst nicht hält, überlegt werden, dann werden sie zwar der uns irdische Besitztümer raubt, aber gerade da- oder vielleicht ist es noch gefährlicher, wenn Gemeinde wehtun, aber nicht verletzen.“ mit erwerben wir uns ja den großen Reichtum. ‚man‘ es sagt und die Leute wissen genau, wie Leid: „Christsein ist stärkstes Selbstloswer- Und so kann der Christ, besonders der Priester, schlimm es damit beim Priester selbst steht.“ den. Kann man das, ohne im Leid zu stehen? der immer fröhliche Mensch sein, weil Chris- Nächstenliebe: „Gerade die, die nieder- Also sind wir doch Gott zu höchstem Dank tus, für den wir leben, nicht zu töten ist.“ gedrückt seien, brauchten den Priester, der verpfl ichtet, wenn er uns durchs Leid her- Abt em. Emmeram Kränkl; Fotos: gem, oh

Gerhard Hirschfelder finde ich gut … Zitate von Gerhard Hirschfelder „Man nimmt ihm alles, aber er „Gott braucht uns manchmal auf einem recht schwierigen Platz.“ bewahrt seine Würde. Indem er gibt, was man ihm nimmt, reift er gera- „Weil es Dein Wille ist, will ich am Ort des Leidens bleiben, dezu zu menschlicher und christlicher solange Du willst.“ Größe. Das fi ndet Ausdruck darin, „Lasst uns immer wieder aufs Neue unser ‚Ja, Vater‘ sprechen, wenn es dass er seine Zeit im Gefängnis und auch manchmal schwer ist … Aber all das sind immer kleine Übungsstun- im Konzentrationslager nicht als eine den, um reifer zu werden für alles, was Gott von uns fordert“ verlorene Zeit ansieht. Auch diese Zeit (Dachau, 14. Dezember 1941). ist für ihn gefüllt, erfüllt von segens- reichem Leben und Leiden für andere. „Gott lenkt schon unser Leben zu unserem Besten, unser Gebet hilft. – Als So reift sein menschliches Leben und Gottes Kinder stehen wir alle in seiner Hut“ (Dachau, 12. Februar 1942). Leiden zu höchster Vollendung. Und er erliegt nicht sinnlosem Leben und „Treue im Leid ist Feuerprobe für den Menschen. Nicht die Eltern sind Sterben.“ die besten, die nie tadeln, sondern die, die auch streng sein können, die etwas vom Kind verlangen. Also ist das Leid, das Gott uns schickt, auch ein Pfarrer Prof. em. Hugo Goeke 2010 in Zeichen seiner besonderen Liebe zu uns.“ Habelschwerdt, wo Gerhard Hirsch- felder die Worte sprach, die ihm zum Verhängnis wurden 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 NACHRICHT UND HINTERGRUND 13

KIRCHENMANN AUS AVIGNON Französisches Finanzgenie Papst Johannes XXII. trug für Kirche und Arme Gelder zusammen – und war verhasst

rechtmäßig sei. Diese Auseinander- und Grillon hinzu und erhält drei setzung wird in Umberto Ecos Ro- Jahre später auch die wohlhabende man „Der Name der Rose“ thema- Templer-Komturei von Richeren- tisiert. ches aus der „Erbmasse“ des aufge- Scharfsinn, eine au ällige Unhöf- lösten Ordens. lichkeit und Strenge, Vetternwirt- Clemens VI., einer von Johannes’ schaft und institutionelle Ra gier Nachfolgern, schließt 1344 mit dem – bei zugleich totaler persönlicher Kauf von Visan das kleine Territo- Anspruchslosigkeit – machen Jo- rium zur „Enclave des Papes“ ab. Bis hannes XXII. bei vielen politischen 1791 Revolutionstruppen einmar- Herrschern wie auch bei Kirchen- schieren, gehört die „Enclave“ über vertretern verhasst. In puncto Nepo- fast ein halbes Jahrtausend nicht zu tismus setzt er neue Maßstäbe; fünf Frankreich, sondern zum Kirchen- seiner Verwandten macht er zu Kar- staat. dinälen. Seiner Heimatstadt Cahors, die in dieser Epoche ebenfalls wirtschaft- Brotlaibe für die Armen lich oriert, bleibt Johannes XII. lebenslang verbunden. So beauftragt Gleichzeitig gibt Johannes XXII. er etwa die Ausmalung der Kuppeln einen beträchtlichen Teil der nun in der Stephans-Kathedrale. Nur die riesigen Einnahmen des Papstes an der westlichen Kuppel haben sich die Armen. In Avignon scha t er bis heute erhalten. dafür eigens das Almosenamt – das Johannes’ Nachfolger verbauten zuletzt unter Papst Franziskus wie- und verjubelten alles, was das Fi- „Fuchs von Cahors“ nannte man Papst Johannes XXII. Listig soll er schon beim der zu größerer Bedeutung gelangt nanzgenie an Gütern angehäuft hat- Konklave gewesen sein: Als die Wahl dauerte, spielte er den Sterbenden. ist. Aufzeichnungen belegen tägliche te. Benedikt XII., als Zisterzienser Mahlzeiten für die Armen und die von Haus aus eigentlich der Armut Verteilung von Zehntausenden Lai- verp ichtet, begann 1335 den Bau CAHORS/AVIGNON – Das süd- eine Zeit moralischen Niedergangs. ben Brot pro Woche, von Kleidung des gigantischen Papstpalastes in französische Cahors feiert am Wie aber kam Rom an die Rhô- und Arzneien. Avignon – nachdem seine versuch- 27. Juli den 900. Jahrestag seiner ne? Frankreichs König Philipp IV., Zugleich legt der „Fuchs von te Rückkehr nach Rom an dortigen Kathe drale -Étienne. Ihre (1268 bis 1314), genannt der Schö- Cahors“ den Besitz der Päpste in der Adelsfehden scheiterte. Und der Seccomalereien in der westlichen ne, hat seinen Rivalen Papst Bonifaz Region zusammen: 1317 kauft er prunksüchtige Clemens VI. ließ Be- Kuppel gab Johannes XXII. in VIII. mit Gewalt zum Sterben ge- zur päpstlichen Grafschaft Venais- nedikts schmucklosen, aber standes- Auftrag. Die Altarweihe ist eine bracht. Dessen Nachfolger Clemens sin die benachbarten Dörfer Valreas gemäß massiven „Alten Palast“ sogar gute Gelegenheit, dem einstigen V., einen kränklichen und willens- durch den „Neuen“, wesentlich lu- Papst in Avignon, dem gewieften schwachen Franzosen, zwingt er in xuriöseren erweitern – zum größten Politiker und Finanzgenie sowie seinen Ein ussbereich. Gebäude des Mittelalters. dem berühmtesten Sohn der Stadt Als König Philipp IV. stirbt, rückt Alexander Brüggemann einen Besuch abzustatten. eine Rückkehr des Papsttums nach Rom in den Bereich des Möglichen. Johannes XXII. (1316 bis 1334) Doch obwohl der Dichter Dante gehörte zu den prägnantesten Papst- Alighieri die sieben italienischen Die Kathedrale Saint gestalten seiner Zeit. Bis er 1900 von Kardinäle beschwört, können diese Étienne muss im späten Leo XIII. und jüngst vom emeritier- gegen die inzwischen 17 Franzosen elften Jahrhundert begon- ten Benedikt XVI. überholt wurde, im Kollegium nichts ausrichten. nen worden sein. Sie ist Teil war er über Jahrhunderte der älteste 1316 einigt man sich wieder auf ei- des Unesco-Weltkulturerbes aller Petrus-Nachfolger. Im hohen nen Gascogner: Jacques Duèze. „Jakobsweg in Frankreich“. Alter von 72 Jahren wurde Jacques Arnaud Duèze, Sohn eines kleinen Enorm tatkräftig Handwerkers aus Cahors, gewählt; dennoch regierte er über 18 Jahre. Kränklich und klein von Wuchs, Als vormaliger Bischof von Avignon agiert dieser als Johannes XXII. lei- verlegte er den päpstlichen Sitz dau- denschaftlich und enorm tatkräftig. erhaft dorthin. Der gewiefte Jurist und Verwal- „Ubi papa, ibi Roma“ – wo der tungsexperte baut die päpstlichen Papst ist, da ist Rom, lautete eine Finanzinstrumente wie den Pfrün- weit verbreitete Devise des hohen den- und Ablasshandel entschlossen Mittelalters. Die südfranzösische aus. Sein Spitzname lautet: „Fuchs Kleinstadt Avignon wurde ab 1309 von Cahors“. für rund 70 Jahre Schauplatz des Der Kirchenrechtler streitet sich „Exils“ oder der „Babylonischen Ge- mit dem Franziskanerorden und fangenschaft“ der Päpste. Bis heute Kaiser Ludwig dem Bayern um die verbindet die Kirchengeschichts- Frage der Armut Christi und ob

Fotos: gem, Saga70/Wikimedia Commons/lizenziert unter CC BY-SA 4.0 (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39151589) BY-SA CC gem, Saga70/WikimediaFotos: Commons/lizenziert unter schreibung mit Avignon vor allem weltlicher Besitz der Kirche daher 14 NACHRICHT UND HINTERGRUND 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Teufels- gegen Kreuzzeichen? Nein! Zahlreiche Besucher des Heavy- Metal-Festivals in Wacken suchen Andacht und Ge- spräche mit Seelsorgern.

Foto: imago/Eibner

MUSIK, TEUFELSZEICHEN UND GLAUBEN „Die leben, was wir predigen“ Wacken Open Air: Kirche schenkt Heavy-Metal-Fans Andacht und Seelsorge

WACKEN – Stille? Nein. An- die Texte der Heavy-Metal-Musik sie sich einfach die Gesangsbücher zwischenmenschlichen Kon ikten“, dacht? Ja. Anfang August strömen handeln oft von Tod und Gewalt genommen und spontan ‚Danke für sagt Hattenbach. Einige Besucher rund 80 000 Musik-Fans zum und kritisieren die Religion. Die diesen guten Morgen‘ angestimmt.“ nutzen die Anonymität des Festivals Wacken Open Air, dem größten Anhänger tragen Shirts mit der Beim Festival dabei zu sein, zeige gezielt für ein Gespräch. Heavy- Metal-Festival der Welt. Teufelszahl 666 oder umgedrehten die O enheit der Kirche, sagt Schnei- Häu ger breche auf dem Festival Mitten unter der ohrenbetäuben- Kreuzen. Das Teufelszeichen, aus der. Nach einer Trauung auf dem Ge- etwas auf, das die Menschen über- den Kulisse, die oft religionskriti- kleinem Finger und Zeige nger ge- lände vor einigen Jahren habe ein Fan fordert. Beru iche oder familiäre schen Inhalt liefert: die Kirche. formt, ist das Erkennungszeichen sie in einer großen Menschenmenge Probleme. „Viele Menschen fahren der Szene. Trotzdem engagiert sich wiedererkannt: „Der sagte: ‚Ey, cool, allein zum Wacken. Sie feiern, ste- Einmal im Jahr wird aus der die evangelische Kirche mit der Sie sind doch die Pastorin, die das hen den ganzen Tag unter Vollspan- evangelisch- lutherischen Heiligen- „Metal Church“ und einer Festival- Paar getraut hat. Das war stark!‘“, nung und abends geht jeder in sein Geist-Kirche in der Gemeinde Seelsorge. berichtet Schneider. „Die Menschen Zelt und auf einmal sind sie allein. Wacken in Schleswig-Holstein die „Ich bin nicht immer mit den auf dem Festival nehmen wahr, dass Manche kommen mit dieser Situati- „Metal Church“. Dann ist das Got- Texten einverstanden. Auch das die Kirche zu den Menschen geht, on nicht klar und möchten darüber teshaus bis auf den letzten Platz Teufelszeichen will ich überhaupt um für sie da zu sein.“ sprechen“, sagt Hattenbach. mit schwarz-gekleideten und ver- nicht verharmlosen“, sagt Pastorin Die Seelsorger versuchen dann, schlammten Hard-Rock-Fans be- Schneider. „Aber warum dürfen wir Ein Ohr für Sorgen die Eindrücke zu ordnen und Mög- setzt. Sie feiern gemeinsam eine An- nicht beten, dass die Menschen ein lichkeiten aufzuzeigen. „Wir möch- dacht und hören anschließend ein schönes Festival haben? Dass nie- Das hat auch Björn Hattenbach ten den Menschen wieder Ho nung Rockkonzert. mand verletzt wird?“ Dennoch gibt sofort angesprochen. „Ich nde es geben und sie so weit wieder t ma- es für sie Grenzen. Bei Rammstein spannend, Kirche an einem anderen chen, dass sie für sich entscheiden Umgedrehte Kreuze etwa. „Die spielen mir zu extrem Ort zu erleben, da zu sein, wo man können, ob sie auf dem Festival blei- mit Symbolen, auch mit rechtsradi- sie vielleicht nicht vermutet, und ben und es weiter genießen können Es kommen aber nicht nur die kalen Andeutungen. Die würden bei dort Hilfsangebote zu machen. Ge- oder ob sie abbrechen wollen“, sagt Festival-Besucher: „Auch Seniorin- mir in der Kirche kein Konzert ge- rade auch für Menschen, die mit der Hattenbach. Insgesamt nutzen in nen aus meiner Gemeinde sitzen ben.“ Und Bier und Zigaretten sind Kirche sonst nichts am Hut haben“, den Festivaltagen mehr als 100 Be- dann in der Kirche“, sagt Pasto- im Gotteshaus verboten. sagt der 40-jährige Diakon, der seit sucher das Angebot. rin Petra Judith Schneider, die seit Natürlich gebe es auch kritische 2011 zum Team der Festivalseelsor- Die Kirche auf dem Wacken, 13 Jahren in der Gemeinde wirkt. Stimmen zum kirchlichen Engage- ge beim Wacken gehört. zwischen lauter Musik und wild „Anschließend holen sie ihren Oh- ment. In ihrer Gemeinde ist die Seit zehn Jahren sind  eologen, feiernden Menschen. Beide Seel- renschutz aus der Handtasche.“ „Metal Church“ aber akzeptiert. Die Sozialpädagogen und Psychologen sorger sind sich einig: Das passt gut Für Leute außerhalb des Dorfs sei Pastorin sieht auf dem Wacken eine von 13 Uhr bis fünf Uhr früh täg- zusammen. „In einem Jahr sind wir das vermutlich kaum zu glauben, Chance. „Etliche der Besucher sind lich auf dem Festivalgelände unter- vor lauter Regen völlig abgeso en. aber Gemeindemitglieder und Me- kirchena n. In der Andacht spüre wegs. Sie bieten Gespräche in zwei Da haben ein paar kräftige Männer tal-Fans freuen sich gemeinsam auf ich eine große Neugierde für Lieder, großen Zelten an. Auch über ein Gehbehinderten schnell geholfen das Konzert. „Da gibt es keine Be- Gebete und Predigt. Auch das Vater- Notfalltelefon sind die Seelsorger und Rollstühle aus dem Schlamm rührungsängste“, sagt Schneider. unser beten alle mit“, sagt Schnei- für Besucher erreichbar. gezogen“, erinnert sich Schneider. Seit sechs Jahren lädt die Gemein- der. Sicherlich kämen manche nur „Wir versuchen, für die Men- „Ich sage immer: Die leben hier de die Musikfans in ihr Gotteshaus zum Konzert, aber: „In einem Jahr schen da zu sein, mit ihren Le- häu g das, was wir sonntags predi- ein. Auf den ersten Blick scheinen mussten die Besucher warten bis das bensfragen und Ängsten, bei Über- gen“, sagt Hattenbach. die dort nicht hinzugehören, denn Konzert beginnen konnte. Da haben forderung, Depressionen oder bei Kerstin Ostendorf 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 NACHRICHT UND HINTERGRUND 15

statt. „Regelmäßig führen Wallfahr- ten nach Rosenthal“, sagt Pfarrer Delan. Am Dienstag nach Ostern kommen bis zu 1000 Osterreiter. Sie feiern mit kraftvollem Gesang und tiefen Gebeten ihren Dankgot- tesdienst. Am P ngstmontag führt die P ngstwallfahrt viele Familien in den Ort. An diesem Wochenende nun n- det wieder das „Gigfestival“ auf der Wallfahrtswiese statt. Das christliche Musikfest entstand 2014. Erstmals wurde es – noch als „Alojs-Andritz- ki-Festival“ – zum 100. Geburtstag Er kennt sich aus in Rosenthal: Michael Scholze ist seit 40 Jah- An diesem Wochenende feiert Rosenthal das „Gigfestival“. des sorbischen Seligen und ihm zu ren Lektor in der Wallfahrtskirche „Unsere liebe Frau zur Linde“. Hunderte Musikfans werden erwartet. Foto: gigfestival.de Ehren in Radibor veranstaltet. 150 begeisterte Teilnehmer wurden ge- zählt. Im Folgejahr waren es bereits WOHIN DEUTSCHLANDS SLAWEN PILGERN 300 Jugendliche. 2016 fand das Festival erstmals in Rosenthal statt und erstmals unter dem neuen Namen „Gigfestival“. Ein Gnadenort wird laut „Gig“ steht für „Gott ist gut“. Das Festival will durch Musik, Gebet, „Gigfestival“ in Rosenthal: Wallfahrtsziel nicht nur für Sorben Katechese und Gemeinschaft Ju- gendliche in ihrem Christsein stär- ken. Sie sollen anderen Menschen ROSENTHAL – Der Glaube aus Holz gefunden haben. Ein heller wiedererrichteten und 1947 geweih- die Freude und den Mut des Glau- schenkt den Menschen ein erfüll- Lichtschein habe sie umgeben. ten Kirche eingefügt. Das etwa 30 bens weitergeben. tes Leben, sagt Stephan Delan. Die älteste historisch nachweis- Zentimeter hohe Standbild aus Lin- Seit 2015 amtiert der katholi- bare Nachricht von einer Kapelle denholz, das die Muttergottes mit Festival-Eintritt frei sche Geistliche als Pfarrer von zur Verehrung Marias in Rosenthal Jesuskind und Birne zeigt, entstand Ralbitz westlich von . Zu nennt 1516 eine „Capella Beatae um 1480. Ein Original aus Lucians Das „Gigfestival“ soll dazu für seiner Gemeinde gehört Rosen- Mariae Virginis“. 1537 entstand ne- Zeit, so es denn je existiert hat, blieb Raum und Atmosphäre sorgen. thal – für Deutschlands slawische ben der Kapelle ein erstes massives nicht erhalten. Jahr für Jahr ndet es Ende Juli in Minderheit, die Sorben, ein zen- Kirchlein. Die heutige dreischi ge Rund 250 Einwohner leben Rosenthal statt. In den Tagen zuvor traler Wallfahrtsort. An diesem Wallfahrtskirche entstand 1778 im heute in Rosenthal. Nur noch die war es bereits in drei anderen Orten Wochenende wird es an dem be- italienischen Rundbogenstil. Sie 88-jährige Maria Lippitsch geht täg- des Glaubens zu Gast: im badischen schaulichen Ort der Einkehr laut: trägt den Namen „Unsere liebe Frau lich in sorbischer Tracht. „Das war Kloster Waghäusel (wir berichteten Rosenthal feiert das „Gigfestival“. zur Linde“. in meiner Kindheit anders“, erzählt in Nr. 28), auf dem „Erfahrungsfeld 1945 brannte das Gotteshaus bis Michael Scholze. Der 68-Jährige ist Schön und Gut“ in Siegen und im Um 1350 wurde der Ort erstmals auf die Grundmauern nieder. Im seit 40 Jahren Lektor in der Pfarr- Schönstattzentrum Kösching. Der urkundlich erwähnt. Als Wallfahrts- letzten Augenblick konnte das Gna- gemeinde. Früher, erinnert er sich, Eintritt zu den Festivals ist frei. ort ist Rosenthal seit der zweiten denbild gerettet werden. Es ist heu- habe Sorbisch den Pfarrer Delan, der Hälfte des 15. Jahrhunderts be- te in den hölzernen Hochaltar der Alltag geprägt. Das im nahen Pansch- kannt. Eine Legende besagt: Um das Leben war von tiefer witz-Kuckau aufge- Jahr 800 sahen Soldaten bei Baut- Religiosität und har- wachsen ist, kennt zen eine schöne Frau. Der sorbische ter Arbeit bestimmt. Rosenthal seit seiner Edelmann Lucian verfolgte sie zu Auch Scholzes Leh- Kindheit. Oft lief er Pferd. Bei einer Linde verschwand rerin Maria Retschke bei Wallfahrten mit. die Erscheinung. In diesem Baum ging in Tracht. Sie „Das steckt immer soll Lucian eine kleine Marien gur war die Schwester des O  G noch sehr lebendig in ersten sorbischen Se- mir“, erzählt er. Ro- ligen: Alojs Andritzki, senthal schätzt Delan der 1943 im KZ Dachau ermordet als Ort der Gnade, des Trosts, der wurde. Einkehr und der vielfältigen Begeg- „Alle zwei Jahre war in den Som- nungen. Die Sorben, macht er deut- merferien Jugendwallfahrt“, erin- lich, besuchten hier ihre geistliche nert sich Scholze. „In den 1960er Mutter Maria. Jahren kamen 2000 bis 3000 Teil- Ab 1974 bestand an der Wall- nehmer. In den 1970er Jahren wa- fahrtskirche ein Männerkloster. Ei- ren es noch mehr. Das war mit Ab- nige Jahre steht es nun schon leer. stand die größte Wallfahrt im Ort. Delan ho t, dass bald wieder neues Für uns Einheimische war das stets Leben durch junge Priester einzieht. ein besonders freudiges Ereignis. Als Mit viel Idealismus sollen sie „Glau- Ministranten waren wir sozusagen ben und Gemeinschaft vorleben“ im Dauereinsatz. Viele Rosenthaler – ganz so, wie es das „Gigfestival“ Familien nahmen junge Wallfahrer bereits tut. Andreas Kirschke zur Übernachtung auf.“ Das Glaubensleben im Ort ist Hinweis bis heute vielfältig. Jeden Sonntag Eine für Smartphones optimierte ndet der erste Gottesdienst auf „WebApp“ zum „Gigfestival“ fi nden Sie Blick auf die Wallfahrtskirche Rosenthal. Fotos: Kirschke (2) Sorbisch, der zweite auf Deutsch unter: www.gigfestival.app. 16 NACHRICHT UND HINTERGRUND 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Vor 100 Jahren wurde das Reichstagsgebäude Sitz des Parlaments der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Die Weimarer Reichs- verfassung bestimmte, dass staatliche Zahlungen an die Kirchen eingestellt werden – eigentlich.

100 JAHRE REICHSVERFASSUNG Staatsleistungen und kein Ende? „Ablösebefehl“ sollte Zahlungen an die Kirchen stoppen – Bis heute nicht umgesetzt

BERLIN – Vor 100 Jahren, am 31. Herrschaftsgebiete mit geschätzt 3,2 „2,2 Prozent am Gesamthaus- Welche Reichtümer genau der Juli 1919, wurde die Weimarer Millionen Einwohnern, etwa einem halt, das sind ungefähr 270 bis 280 Kirche 1803 weggenommen wurden Reichsverfassung beschlossen, am Siebtel der damaligen reichsdeut- Millionen Euro“, rechnet Dutz- und wie viel diese noch wert sind, 11. August trat sie in Kraft – und schen Bevölkerung, ihren Herrscher. mann vor, machen die Dotationen kann auch die Kirche nicht sagen. mit ihr der „Ablösebefehl“, der bei den deutschen Protestanten aus. „Unmittelbare Zahlungen von Bi- die sogenannten Dotationen an Selbst in der DDR gezahlt Das sei aber je nach Landeskirche schofsgehältern an die Begünstigten die Kirchen eigentlich beenden sehr unterschiedlich: „Zum Beispiel gab es bis 2012 wohl nur noch in sollte. 100 Jahre später zahlen die Preußen war einer der großen hat die Evangelische Kirche in Mit- Bayern. Nach wie vor werden diese Bundesländer noch immer rund Gewinner. Das Land erhielt zum teldeutschland einen viel höheren Gehälter aber vom Freistaat Bayern 550 Millionen Euro an die katho- Ausgleich für die linksrheinischen Anteil ihres Haushalts, den sie aus gezahlt, sodass sie sich nicht völlig lischen Bistümer und die evangeli- Gebiete, die es an Napoleon verlor, Staatsleistungen decken muss, als ununterscheidbar in Pauschalleis- schen Landeskirchen – Gelder, die fünf Mal so viele rechtsrheinische etwa die Evangelische Kirche im tungen au ösen, wie dies in anderen in Seelsorge, Krankenversorgung Flächen. Mit einem Schlag wuchs Rheinland.“ Ländern der Fall ist“, heißt es bei der oder Kinderbetreuung ießen. die Bevölkerung Preußens um eine Deutschen Bischofskonferenz. halbe Million Menschen. Für die So weit – so juristisch einwand- Grund für den Geld uss ist die verlorengegangenen Bistümer und Das Zitat frei. Nur gibt es seit genau 100 Jah- größte Gebietsumverteilung in der Ländereien erhielten die Kirchen ren den Auftrag, die Dotationen deutschen Geschichte. Am 25. Fe- fortan Ausgleichszahlungen. Selbst abzulösen, also letztlich zu beenden. bruar 1803 beschlossen die Reichs- im „Dritten Reich“ und in der be- Artikel 138 Absatz 1 der Weimarer Das steht seit 1919 in Artikel 138 stände im Reichsdeputationshaupt- tont säkularen DDR wurden diese Reichsverfassung besagt: „Die auf der Weimarer Reichsverfassung, der schluss die Entschädigung für die Leistungen nicht eingestellt. Gesetz, Vertrag oder besonderen so auch ins Grundgesetz übernom- an Frankreich verlorenen linksrhei- „Die Zahlen steigen von Jahr zu Rechtstiteln beruhenden Staats- men wurde (siehe Kasten „Das Zi- nischen Gebiete. Kirchliche Besit- Jahr“, sagt  eologe Andreas Fincke, leistungen an die Religionsgesell- tat“). Nur: Geschehen ist seitdem zungen wurden säkularisiert. Terri- Leiter der Evangelischen Stadtakade- schaften werden durch die Landes- nichts. Keine deutsche Regierung torium und landesherrliche Gewalt mie in Erfurt. „Seit der Gründung gesetzgebung abgelöst.“ Absatz 2 hat sich je daran gemacht, diesen von 112 rechtsrheinischen Reichs- der Bundesrepublik Deutschland bestimmt: „Die Grundsätze hierfür „Ablösebefehl“ zu erfüllen. ständen wurden weltlichen Fürsten- sind etwa 20 Milliarden Euro an die stellt das Reich auf. Das Eigentum „Wir müssten als Gegenwert das tümern übertragen. beiden Kirchen ge ossen.“ Auf die- und andere Rechte der Religions- bekommen, womit wir die aktuellen Ein weltliches und zwei geistliche se Dotationen wollen die Kirchen gesellschaften und religiösen Ver- Zahlungen ersetzen können“, sagt Kurfürstentümer, 19 Reichsbistü- nicht verzichten, bestätigt Prälat eine an ihren für Kultus-, Unter- Jörg Antoine, Präsident des Kon- mer, 44 Reichsabteien und 45 von Martin Dutzmann, Bevollmäch- richts- und Wohltätigkeitszwecke sistoriums der Evangelischen Kir- 51 Reichsstädten waren betro en. tigter des Rates der Evangelischen bestimmten Anstalten, Stiftungen che -Brandenburg-schlesische Ohne Widerstand der Bevölkerung Kirche in Deutschland bei der Bun- und sonstigen Vermögen werden Oberlausitz. „Das hängt davon ab, oder der Kurie wechselten rund desrepublik Deutschland und der gewährleistet.“ was man uns gibt. Gibt man uns 10 000 Quadratkilometer geistlicher Europäischen Union. Grundstücke? Aktien? Geld? Dann 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 NACHRICHT UND HINTERGRUND 17

kann man gucken, was daraus finan­ bestehen? Der Erfurter Theologe ziert werden kann.“ Andreas Fincke ist sich da nicht so Es müsste ein Angebot sein, mit sicher: „In der öffentlichen Wahr­ dem beide Kirchen zufrieden sind. nehmung ist schwer vermittelbar, Bei der Deutschen Bischofskonfe­ dass wir eine mehr als 200 Jahre alte renz heißt es: „Wie die Höhe der Regelung haben, nach der die Kir­ konkreten Ablösungssumme zu chen Geld bekommen. Im polemi­ berechnen ist, ist seit jeher strittig. schen Diskurs werden Leute immer Nicht zuletzt ist unklar, ob die Höhe die Augen verdrehen und sagen, die der Ablösung sich auf vollen Wert­ Kirchen kriegen wohl nicht genug.“ ersatz richtet oder lediglich eine an­ Das sieht Prälat Dutzmann an­ gemessene Entschädigung geschul­ ders: Gesetz ist Gesetz, Vertrag ist det wird.“ Vertrag und gilt für alle, sagt er – ob Die diskutierten Ablösezahlungen Kirchenmitglied, Atheist oder kon­ reichen vom zehnfachen der jährli­ fessionslos. „Weil ich als Atheist, chen Dotationen – so ein Gesetzent­ wenn ich denn deutscher Staatsbür­ wurf der Linkspartei – „bis hin zu ger bin, Teil dieser Bundesrepublik anderen Größen wie beispielsweise Deutschland bin, die eine Rechtsver­ dem Ablösungsfaktor 40“. Die Kir­ pflichtung gegenüber den Kirchen che, heißt es weiter bei der Bischofs­ hat“, sagt Dutzmann. „Der Vertrag konferenz, werde sich einer Lösung gilt und ist nicht deswegen hinfällig, Karitative Tätigkeiten der Kirchen wie Krankenpflege werden durch Staatsleistun- nicht verschließen, wenn und soweit weil er alt ist.“ Thomas Klatt gen mitfinanziert. Diese kommen damit der Allgemeinheit zugute. Fotos: KNA, gem diese ausgewogen ist. Legt man etwa die Bestimmun­ gen von Paragraf 13 Absatz 2 des Ludwig Kaas: Sein Ziel war das Konkordat Bewertungsgesetzes über den Kapi­ talwert von „immerwährenden Nut­ zungen oder Leistungen“ zugrunde, Vor 100 Jahren verabschiedete die verloren dieses Ziel nie aus den Augen. Ausgrabungen, die schließlich 1950 müsste der Staat spontan rund zehn in Weimar tagende Nationalver- 1926 bis 1930 vertrat Kaas das Deut- zur Entdeckung des Petrusgrabs führ- Milliarden Euro bereitstellen. Da­ sammlung die „Verfassung für das sche Reich beim Völkerbund in Genf. ten. 1938 war er an der Abfassung ran scheint die Bundesregierung in Deutsche Reich“. Einer, der daran Die Zen trumspartei wählte ihn 1928 der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ Zeiten der schwarzen Null gar nicht mitwirkte, war Ludwig Kaas, katho- als Kompromisskandidaten zum Vorsit- beteiligt, an der auch der Münchner zu denken. Und so ist ein Ende der lischer Geistlicher und später Vorsit- zenden. Man kann wohl sagen, dass er Kardinal Michael Faulhaber und der jährlichen Dotationen auch 100 zender der Zentrumspartei. Prälat dieser Aufgabe nicht gewachsen war, Rottenburger Bischof Joannes Baptista Jahre nach dem „Ablösebefehl“ der Ludwig Gschwind blickt zurück auf denn er war mehr Wissenschaftler als Sproll mitarbeiteten. Reichsverfassung nicht Sicht. das Leben eines umstrittenen Kir- Politiker. Adolf Hitler und den Natio- 1933 wurde zum Wendepunkt der chenmanns. nalsozialismus unterschätzte er. Statt deutschen Geschichte: Hitlers Expan- Einseitige Bevorzugung? seine Partei zu führen, zog er sich zu- sionswille löste den Zweiten Weltkrieg Ludwig Kaas kam 1881 in Trier zur nehmend in sein Südtiroler Domizil zu- aus, Millionen Menschen starben oder Bei sogenannten Humanisten Welt. Nach dem Abitur, das er als bes- rück. Wichtige Sitzungen fanden ohne wurden ermordet. Man darf anneh- und Freidenkern steht das seit Jah­ ter seines Jahrgangs ablegte, trat er ins ihn statt. men, dass Ludwig Kaas das Versagen ren in der Kritik. Sie sehen in dem Priesterseminar ein. 1904 erwarb er in von 1933 stärker belastete, als er es Geldfluss eine einseitige Bevorzu­ Rom den Titel eines Doktors der Phi- Die Diktatur ermöglicht sich anmerken ließ. Er erreichte sein gung der christlichen Kirchen ge­ losophie, 1907 den eines Doktors der Ziel, ein Konkordat des Deutschen genüber anderen Religionsgemein­ Theologie. Bereits im Jahr zuvor hatte Als die Nazis Kaas zu verstehen gaben, Reichs mit dem Heiligen Stuhl – aber schaften. Für den Kirchenkritiker er die Priesterweihe empfangen. 1908 sie würden ein Reichskonkordat unter- es hatte einen allzu hohen Preis. Carsten Frerk ist das ein Unding. wurde er Kaplan in Rom. Zwei Jahre stützen, sah sich der Prälat am Ziel sei- Kaas überlebte den Krieg und starb am Er kritisiert, dass jeder Bürger – ob später übertrug ihm der Trierer Bischof ner Wünsche. Er war sogar bereit, sich 15. April 1952 in Rom. Man bestattete Katholik, Protestant, Muslim oder die Leitung eines Waisenhauses in und seine Partei dafür zu opfern. So ihn in den Grotten von St. Peter. Spä- ungläubig – mit seinen Steuern die Koblenz. 1918 wurde er Professor für kam es, dass die Zentrumsfraktion im ter erhielt er ein Grab auf dem Campo Geistlichen der beiden großen Kir­ Kirchenrecht in Trier. Reichstag dem Ermächtigungsgesetz Santo Teutonico. Die Grabplatte in den chen mitfinanzieren muss. Bald nach Ende des Ersten Weltkriegs zustimme, das die NS-Diktatur erst er- Grotten blieb erhalten. „Die Zuschüsse zur Pfarrerbe­ schloss Kaas sich dem Zentrum an. Sei- möglichte. soldung und zu den Ruhegehältern ne Partei schickte ihn in die National- Viele der Versprechungen, die Hitler ist eine Fortführung des Staatskir­ versammlung, wo er sich vor allem um dem Zentrumsvorsitzenden gemacht chentums“, sagt Frerk und sieht die Rechte der Kirche verdient machte. hatte, um ihn zur Zustimmung zum darin „skandalträchtige Elemen­ So erwarb er sich das Vertrauen des Ermächtigungsgesetz zu bewegen, te“. Schließlich habe die Weimarer vatikanischen Nuntius Eugenio Pacelli, waren vergessen, kaum dass die Na- Reichsverfassung die Trennung von des späteren Papstes Pius XII., der ihn tionalsozialisten ihre Macht gefestigt Staat und Kirche bis heute gültig in rechtlichen Fragen zu Rate zog. Seit hatten. Zwar schloss das NS-geführte festgeschrieben. 1920 Mitglied des Reichstags profilier- Deutsche Reich tatsächlich noch 1933 Schon längst, klagt „Humanist“ te Kaas sich an der Seite Gustav Strese- ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl Frerk seit Jahren, hätten die Kirchen manns als Außenpolitiker. ab. In den nächsten Jahren aber wurde genug Dotationen für ihre einstigen 1924 wurde Kaas Domkapitular in es seitens des braunen Regimes im- Verluste vom Staat erhalten: „Die Trier und war wesentlich daran betei- mer wieder verletzt. Bestimmungen von 1919 waren als ligt, das Staatskirchenrecht auf eine Das Zentrum – durch den Druck der Übergangslösung gedacht und alle neue rechtliche Grundlage zu stellen. neuen Machthaber gezwungen – lös- Ansprüche, die die Kirchen noch Schwierige Verhandlungen mündeten te sich auf. Kaas ging nach Rom. Der hatten, sind durch die bisherigen in das Preußenkonkordat von 1929, Papst fand für den Prälaten eine neue Zahlungen abgelöst. Das heißt, die­ das zur Gründung des Bistums Berlin Aufgabe, in der er völlig aufging: Er se Zahlungen sind zu beenden.“ führte. Nun war es der Wunsch von wurde als Domherr von St. Peter Lei- Ludwig Kaas (rechts) neben Papst Ob sich die Kirchen einen Ge­ Kaas und Nuntius Pacelli, auch ein ter der Dombauhütte. Auf seine Ver- Pius XII. am Eingang der vatikanischen fallen tun, wenn sie auf die ihnen Reichskonkordat abzuschließen. Sie anlassung hin erfolgten umfangreiche Grotten im Juni 1950. zustehenden staatlichen Zahlungen 18 NACHRICHT UND HINTERGRUND 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

DEUTSCH-TSCHECHISCHE BEGEGNUNGSTAGE Europa von unten aufbauen Ackermann-Chef Martin Kastler im Interview: Nationalismus ist der falsche Weg

Europa steckt in der Krise, heißt Sensibilität für die historischen Prä- es fast täglich in den Schlagzeilen. gungen und Verletzungen. Eine Für Frieden und Versöhnung setzt solche Kultur des Dialogs sollte ei- sich die Ackermann- Gemeinde gentlich selbstverständlich sein, ist ein. Vom 1. bis 4. August tref- sie aber leider nicht. Wir müssen fen sich (sudeten-)deutsche uns nur anschauen, wie abfällig in und tschechische Katholiken in Deutschland über die Länder Po- Landshut zu Begegnungstagen. len, Tschechien, Slowakei und Un- Die rund 400 Teilnehmer erwar- garn gesprochen wird oder wie die ten dort Gottesdienste, Vorträ- Diskussionen über Migration oder ge, Podiumsdiskussionen, eine ökologische Fragen bei uns von Exkur sion und die „Bayerisch- unseren Nachbarn verständnislos Böhmische Kulturnacht“. Im kommentiert werden. Europa muss Interview spricht der Bundes- von unten aufgebaut werden, in der vorsitzende Martin Kast ler Begegnung zwischen den Menschen über die deutsch-tschechische und im Dialog. Hierzu tragen wir Nachbarschaft und darüber, wie als Christen bei. die Gemeinschaft an der Einheit Europas mitwirken will. Wie steht es aktuell um das Ver- hältnis – oder kann man sagen: Herr Kastler, Anfang August die Freundschaft und Aussöhnung kommt die Ackermann-Gemeinde – zwischen Deutschen und Tsche- in Landshut zu ihren zentralen chen? deutsch-tschechischen Begegnungs- Es gab viele Gesten der Versöh- tagen zusammen. Warum haben nung, von beiden Seiten. Von den Sie die niederbayerische Metropole Worten des neuen tschechoslowaki- für das Treffen gewählt? schen Präsidenten Václav Havel im Unsere Begegnung, zu denen Januar 1990 in München über die Deutsche und Tschechen kom- Wortmeldungen von Bischöfen und men, findet alle drei Jahre statt. Christen bis zum „Jahre der Ver- Die Städte dafür suchen wir im Martin Kastler ist Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde. Foto: Bauer söhnung“ in Brünn/Brno 2015, aus Wechsel dies- und jenseits der dem das Festival „Meeting Brno“ deutsch-tschechischen Grenze aus. entstanden ist. Das Festival wer- Nach Pilsen, Bautzen und Bud- in Deutschland und Tschechien, in Die Ackermann-Gemeinde will den wir zum Abschluss mit unserer weis war diesmal eine Stadt in Europa und auch weltweit, wie im- aktiv an der Einheit Europas mit- Versöhnungsmedaille auszeichnen. Bayern an der Reihe. Landshut ist mer häufiger nationale Antworten wirken. Worin sehen Sie konkret Es zeigt, wie man sich konstruktiv, aufgrund seiner Größe und seiner auf die drängenden Fragen der Zeit ihre Verantwortung für Europa? ohne Tabus, souverän und zukunfts- Lage an der Zugstrecke zwischen formuliert werden. Dies ist aber der Die Europäische Union wird im orientiert seiner eigenen Geschichte München und Prag bestens geeig- falsche Weg. Alltag nur funktionieren, wenn es ei- stellen kann. net. Die sehr schöne Altstadt gibt nen Geist des Miteinanders zwischen dem Treffen auch einen besonderen Was wäre denn ein richtiger Weg? Nachbarländern gibt. Unser Schwer- Worin sehen Sie gegenwärtig noch Rahmen. Zudem wurden wir von Wir müssen gemeinsam aktiv punkt liegt auf der deutsch-tsche- Handlungsbedarf? Oberbürgermeister Alexander Putz werden, sonst können wir als Euro- chischen Nachbarschaft. Hier sind Die Deutsch-Tschechische Erklä- und Stiftspropst Franz Joseph Baur päer im globalen Wettbewerb nichts wir seit Jahrzehnten aktiv. Dabei rung über die gegenseitigen Bezie- herzlich aufgenommen und in der bewegen. Auch die aktuellen Dis- ist ein Netzwerk entstanden, aus hungen und deren künftige Entwick- Vorbereitung sehr unterstützt. Ein kussionen und das Postengeschacher dem heraus wir neue Impulse set- lung von 1997 hat sich als fruchtbar schönes Zeichen ist auch, dass der auf europäischer Ebene machen kei- zen können. Wir bringen Menschen erwiesen. Der Zukunftsfonds und Bayerische Ministerpräsident Mar- ne Hoffnung auf einen neuen Auf- zusammen: Christen bei Wallfahr- das Gesprächsforum wirkten und kus Söder die Schirmherrschaft bruch. Es braucht mehr Zuversicht ten, junge Menschen bei Jugendbe- wirken positiv. Die aktuelle Heraus- übernommen hat. und eben Mut zur Zukunft. gegnungen, Kulturinteressierte bei forderung sehe ich darin, das Inter- Kulturwochen. Mit Ausstellungen esse aneinander wachzuhalten und Ihr Motto „Europa 1989 – Europa Haben die Deutschen und die bieten wir positive Anknüpfungs- neue Menschen für die Mitarbeit in 2019: Mut zur Zukunft“ blickt auf Tschechen dabei eine besondere punkte aus der Geschichte für die der Nachbarschaft zu gewinnen. den Fall des Eisernen Vorhangs vor Rolle? Gegenwart und Zukunft an. Interview: Markus Bauer 30 Jahren zurück. Gleichzeitig for- Gerade Deutsche und Tschechen dert es Mut zur Zukunft. Gibt es könnten auf europäischer Ebene an Wie geht die Ackermann-Gemein- Information Mut angesichts von Nationalismus einem Strang ziehen. Sie sind sich de mit den Unterschieden und Vor- Am 2. August bietet die „Bayerisch- und Populismus? doch in vielen Bereichen und in urteilen der Staaten um? Böhmische Kulturnacht“ in Landshut Nach dem Fall des Kommunis- ihren Interessen sehr nahe. Europa Bei den Symposien und Foren Theater, Lesungen, Konzerte und mus im Herbst 1989 herrschten hat das Potential, zu einer wirksa- pflegen wir eine echte Kultur des Mitmach-Aktionen. Im Mittelpunkt steht eine Aufbruchsstimmung und ein men globalen und sozialen Frie- Dialogs. Dazu gehört die Bereit- das Nachbarland Tschechien. Die Kultur- Glaube an eine gemeinsame Zu- densmacht zu werden. Davon sind schaft, sich auf den anderen einzu- nacht beginnt um 19 Uhr in der Altstadt. kunft in Freiheit und Frieden. Heu- wir in der Ackermann-Gemeinde lassen und dessen Haltungen ver- Der Eintritt ist frei. Das Programm gibt te ist vielerorts Ernüchterung ein- überzeugt. Dies wollen wir auch in stehen zu wollen. Zudem braucht es unter www.ackermann-gemeinde. gekehrt. Zugleich beobachten wir Landshut deutlich machen. es mehr Wissen übereinander, auch de/kulturnacht.html. 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 MAGAZIN 19

ZUM 200. GEBURTSTAG und religiös geprägt. Melville aber schrieb gegen einen Protestantismus an, der in jenen Jahren zunehmend eine wirtschaftliche Prägung erhielt. Kritiker des Literatursystems Den amerikanischen Fortschritt als Synonym für Gottes Werk der Er- US-Schriftsteller Herman Melville wurde von den Zeitgenossen verspottet lösung zu deuten, erschien ihm als Pervertierung des Christentums. Melville hatte schnell genug von Mit „Moby Dick“, zwei Jahre den Bedingungen an Bord. Bei der zuvor erschienen, war es Melville ersten Gelegenheit desertierte er und nicht besser ergangen. Der Roman gelangte auf abenteuerlichen Wegen beruht auf einer wahren, vielfach aus der Südsee zurück in die USA. dokumentierten Begebenheit. Im Er verarbeitete seine Erfahrungen 20. Jahrhundert wurde er als Meis- in seinen ersten Romanen „Taipi“ terwerk gefeiert, bei der zeitgenössi- und „Omu“. Die kamen gut an und schen Kritik aber fiel er durch. Nur machten den Autor gewissermaßen 3000 Exemplare wurden zu Mel- über Nacht berühmt. villes Lebzeiten davon verkauft. Auch privat musste der Autor Nur anfangs erfolgreich Schicksalsschläge erleben. Seine bei- den Söhne begingen Selbstmord. Ab In dieser Zeit meinte das Leben es 1866 arbeitete er als Zollinspektor gut mit Herman Melville. Er heira- im New Yorker Hafen. Er schrieb tete, wurde Vater von vier Kindern immer weiter, aber auch sein Spät- und zog mit seiner Familie auf eine werk, kürzere Prosatexte wie „Bartle- Farm bei Pittsfield in Massachu- by der Schreiber“ oder „Billy Budd“, setts. Bei diesen Anfangserfolgen fand erst nach seinem Tod Anerken- Melvilles bekanntester Roman „Moby Dick“ wurde bereits mehrfach verfilmt, unter blieb es. Den Bauernhof hatte der nung. Birgitta Negel-Täuber anderem 1956 mit Gregory Peck als Kapitän Ahab. Foto: imago/United Archives Schwiegervater bezahlt. Der finan- zierte auch eine Erholungsreise, als Melville 1856 schwer an Rheuma Sein „Moby Dick“ gilt heute als das geprägt war von Erfolgen, vor erkrankte. Bis nach Palästina kam er Meisterwerk der amerikanischen allem aber von Niederlagen. in dieser Zeit. Später reiste er nach Literatur. Zu seinen Lebzeiten Dabei ist über den Privatmann Europa oder arbeitete als Seemann. aber hatte Herman Melville kaum Melville wenig bekannt. Seine fi- Die meiste Zeit aber verbrachte er Erfolg. Sogar als Fall für die Psy- nanzielle Situation war von Kind- mit Schreiben, trotz ausbleibender chiatrie wurde er bezeichnet. heit an schwierig. Sein Vater, ein Anerkennung. Seine nächsten Werke Banker, musste Konkurs anmelden. empfand die Kritik schlicht als Zu- Der fanatische Kapitän Ahab auf Das bedeutete für den Zwölfjäh- mutung. Er sei ein Fall für die Psy- der Jagd nach Moby Dick, dem wei- rigen das Ende der Schulzeit. Fast chiatrie, meinten die Rezensenten ßen Wal – mit dieser Figur hat sich noch ein Kind, arbeitete er mal hier, übereinstimmend, als im Jahr 1852 Herman Melville ins Gedächtnis der mal dort. Mit 20 Jahren heuerte er „Pierre oder die Doppeldeutigkeit Literatur- und Filmbegeisterten ein- als Schiffsjunge an, erst auf einem der Dinge“ erschien. Das vernich- geschrieben. Vor 200 Jahren, am 1. Postschiff, später auf einem Walfän- tende Urteil lag aber vor allem da- August 1819, wurde er in New York ger. Der Walfang war ein Rückgrat ran, dass sich darin Melvilles Oppo- geboren. Dort starb er auch 72 Jah- der amerikanischen Wirtschaft, wo- sition zum Literaturbetrieb der Zeit Ein Porträt Melvilles von Joseph Oriel re später. Dazwischen lag ein Leben, bei vor allem das Öl wichtig war. offenbarte. Der war stark moralisch Eaton aus dem Jahr 1870. Foto: gem

Foto-Aktion

der renovierten Pfarrkirche St. Martin in Illerberg. Pater Antony Pullokaran freu- te sich, die Kinder seiner ehemaligen Kinder Ministranten zu taufen. Die Namen der Neugetauften sind Theo Maximilian, Gottes Karl Rasmus und Rebecca Isidora (Foto: privat). Namen, von wem und wo das Kind ge- Unter dem Motto „Kinder Gottes“ veröf- tauft wurde. Wenn sich eine hübsche fentlicht die Redaktion Fotos von Neu- Begebenheit bei der Taufe ereignet geborenen und Kindern bei ihrer Taufe. hat, sollten Sie uns diese nicht vorent- Die Eltern des Täuflings erhalten -kos halten. Zudem benötigt die Redaktion tenlos ein dreimonatiges Abonnement die Postanschrift der Eltern. der Katholischen SonntagsZeitung oder der Neuen Bildpost. Das Abo, das auf Katholische SonntagsZeitung/ Wunsch auch als E-Paper verschickt Neue Bildpost wird, endet automatisch. Redaktion Wer mitmachen will, kann – vorausge- Stichwort „Kinder Gottes“ setzt, die Eltern sind damit einverstan- Henisiusstraße 1 Zwischen Mitte Dezember 2018 und Da die jungen Familien sehr weit aus- den – ein Foto von der Taufe per Post 86152 Augsburg Anfang Februar 2019 wurden in der Fa- einander wohnen, wünschten sie sich oder per E-Mail an die Redaktion schi- milie Harder drei Enkelkinder geboren. eine gemeinsame Taufe am 19. Mai in cken. Darauf sollte stehen, auf welchen E-Mail: [email protected] 20 MAGAZIN 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

UTOPIE UND PASSION „Zwei sehr starke Ideologien“ Ausstellung beleuchtet Spannung zwischen Kloster Neuzelle und Eisenhüttenstadt

Ausstellung „Utopie und Passion“: Das Motiv der Utopie beziehe sich auf Eisenhüttenstadt, jene stalinisti­ sche Idealplanstadt, deren Anspruch es gewesen sei, „die perfekte soziale Lebensform zu finden“. Von dieser Utopie sei nichts mehr zu spüren – im Gegenteil: Es liege eine „beson­ dere Tragik“ in dem Ort. Die Utopie sei „umgekippt“. „Neuzelle und Eisenhüttenstadt, sind aus einer Idee heraus entstan­ den“, erklärt der evangelische Pfar­ rer Martin Groß. Die „Stalinstadt“ sei nun ein riesiges Denkmal. „Per­ fekt restauriert, aber von der Idee ist nichts mehr da. Es herrscht eine depressive Stimmung“, fasst es der Pfarrer zusammen, einer der Grün­ der des Neuzeller Kunstvereins, der die Ausstellung verantwortet. Künstlerin Alexandra Hopf nahm dankbar die Themenvorgabe von Wie von einer anderen Welt wirken die kubusförmigen Kunstinstallationen in der barocken Klosteranlage von Neuzelle. Unter Kurator Nitschke auf und setzte sich dem Titel „Utopie und Passion“ setzen sich die Künstler mit der geografischen Nähe zwischen dem Kloster und der sozialistischen mit den neuen Mönchen im alten Planstadt Eisenhüttenstadt auseinander. Fotos: Thiede Kloster in ihrer Arbeit auseinander – „weil ich gesellschaftliche Uto pien schätze“. In ihrem blauen Kubus NEUZELLE – Normalerweise rei- „Diese kleine Figur repräsentiert „in enger Verbindung zum Himm­ befindet sich eine Figurenkonstella­ sen Gläubige und Touristen nach unsere Kultur“, erklärt die in Tiflis lischen Theater, aber auch zum tion: Es sind fünf Schaufensterpup­ Neuzelle, um sich von barocker geborene Künstlerin Tamara Ke. wiederbelebten Klosterbau“. Es ist pen. Sicher ist es kein Zufall, dass Pracht und Fülle beeindrucken Sie nennt die Figur einen „Super­ ein Raum im Raum. Die eine Au­ ihre Silhouetten an Mönche mit zu lassen oder Ruhe im Gebet zu helden“: Big Joe. Dem Werk hat sie ßenwand des Raums durchstößt die großer Kapuze denken lassen. finden. Jetzt gibt es in dem Wall- den Namen „Craving for wind and andere und trägt ein Bild, das von Michael Hofstetter aus München fahrtsort bei Eisenhüttenstadt honey“ (Verlangen nach Wind und beiden Seiten gemalt ist: eine so­ nennt sein Kunstwerk „Inkarnation etwas buchstäblich „Neues“ zu Honig) gegeben. genannte Kulissengrabdarstellung. (Black Box) Entzückung“ und hat sehen: moderne Kunst. „Utopie „Das ist die Pietà“, sagt Hartenstein, Bezüge zur christlichen Mystik her­ und Passion“ ist die Ausstellung Menschliches Verlangen „wie sie auch in den Passionsdarstel­ gestellt. Er will damit an die Kom­ überschrieben. Sie setzt sich mit lungen zu sehen ist, aber ohne Figu­ munikation zwischen Menschen der Nachbarschaft von Kloster Seit gut neun Monaten beten und ration, ohne Christus, ohne Maria und Gott erinnern. und stalinistischer Planstadt aus- arbeiten wieder Mönche in Neuzel­ Magdalena.“ einander. le, Zisterzienser. Die Kunst sei eine Hartenstein liefert auch gleich Mehr als eine tolle Kulisse Reaktion darauf, meint Tamara Ke seine Erklärung für den Titel der „Sind hier Ufos gelandet?“, fragt und spricht von „etwas Süßlichem „Es ist schön, dass ältere Men­ einer der Besucher. Wer den Innen­ und etwas Frischem, was gut zum schen herkommen und sich freuen hof des Klosters in Neuzelle betritt lebendigen Kloster passt“. „Klos­ an diesem Ort“, sagt Pfarrer Groß. und die vier großen blauen Kuben ter und das geistige Leben sind ein „Aber Neuzelle ist mehr als eine tol­ sieht, könnte tatsächlich an etwas menschliches Verlangen nach etwas, le Kulisse.“ Dem stimmt Pater Ki­ Außerirdisches denken. Ungewöhn­ was uns aus der Geschichte hinter­ lian zu, der als Mönch dem neuen lich sind sie allemal, die Installatio­ herläuft“, sagt die Künstlerin. Kunstverein spontan beitrat: „Ich nen von vier internationalen Künst­ Kurator Niklas Nitschke platzier­ glaube, dass die Kirche und auch ge­ lern, die hier bis 1. September zu te die moderne Kunst ganz bewusst rade Klöster und die Kunst grund­ sehen sind. vor den Eingang des Klostermuse­ sätzlich eine Verbindung mitein­ Der eine Kubus hat eine Schau­ ums, wo Kulissen barocker Passions­ ander haben, die jahrhundertelang fensterfront mit Figuren dahinter, theater gezeigt werden. „Die Idee zurückreicht.“ einer ist zum Betreten gedacht, der dazu ist mindestens zwei Jahre alt“, Die moderne Kunst scheint die dritte irgendwie in sich aufgelöst, erklärt Nitschke. Am Anfang habe idyllische Einheit dieser barocken durchlöchert. Das Innere möchte die Frage gestanden: „Wie geht man Anlage zu stören, „aber sie verstört nach außen und umgekehrt. Das mit diesem leeren Stiftsplatz um, der und zerstört nicht“. Der Mönch vierte Kunstwerk steht kompakt, fast wie ein Vakuum ist?“ Schließ­ glaubt, „dass diese Spannung zwi­ fast verschlossen, wie der Bug eines lich habe es nichts mit dem Kloster schen Neuzelle und Eisenhütten­ Schiffs, vor den Betrachtern. Nur zu tun, „wenn da zum Beispiel Old­ stadt, zwischen zwei sehr starken eine kleine, rund 40 Zentimeter timer oder Jahrmarktbuden stehen“. Ideologien“, Spuren hinterlassen hohe Bronzeplastik auf dem Dach Der Düsseldorfer Maler Armin Maler Armin Hartenstein vor seiner hat, die durch die moderne Kunst gibt einen optischen Akzent. Hartenstein gestaltete sein Werk Kulissengrabdarstellung. sichtbar wird. Rocco Thiede 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 MAGAZIN 21

Der monumentale Rundbau des Panorama-Museums bei Bad Frankenhausen beherbergt das „Bauernkriegspano- rama“. Geschaffen hat das Großgemälde der DDR-Künstler Werner Tübke (kleines Bild).

Fotos: imago/Werner Otto, imago/epd

„BAUERNKRIEGSPANORAMA“ Atemberaubendes Rundgemälde Mit der „Sixtina des Nordens“ lieferte DDR-Künstler Werner Tübke sein Meisterstück

Er gilt als einer der bedeutendsten kes intimsten Werken. Der Künstler revolutionäres Bauernheer im Mai noramas“ fi el die Mauer – und die Künstler der DDR. Mal wurde er selbst nannte die Darstellung einmal 1525 dem Feind. Müntzer wurde DDR raste schneller denn je auf ih- politisch hofi ert, dann wieder ab- „ein Bild der Versöhnung und des gefangengenommen, gefoltert und ren unvermeidlichen Untergang zu. gestraft. Stets blieb er ein Unbe- Heils für die Nachwelt“. hingerichtet. Womöglich wollte Tübke sogar quemer auf Distanz zu den Mäch- Tübkes bedeutendstes Werk in- Im Herbst 1987 schloss Tübke genau das mit seinem Werk zum tigen im SED-Staat. An diesem des, sein „Magnum Opus“, weist sein Großprojekt ab. Erst zwei Jahre Ausdruck bringen: eine Allegorie Dienstag wäre Werner Tübke, der nicht nur künstlerisch ins 16. Jahr- später, im September 1989, wurde auf den zum Scheitern verurteilten am 27. Mai 2004 in Leipzig starb, hundert. Das Frankenhausener der Prestigebau, der die notorisch SED-Staat. Kritiker sehen in der 90 Jahre alt geworden. Tübkes „Bauernkriegspanorama“ stellt ge- klamme DDR mehr als 50 Millio- Darstellung jedenfalls ein Zeichen Hauptwerk, das „Bauernkriegs- wissermaßen die Quintessenz dessen nen Ost-Mark gekostet hatte, fei- für die Vergänglichkeit des Seins. panorama“, lockt Jahr für Jahr dar, was das frühe 16. Jahrhundert erlich mit sozialistischer Polit-Pro- Propaganda im Sinne des Regimes Zehntausende in die thüringische in Deutschland auszeichnete: Refor- minenz eröff net: Die Staatsführung hatte Tübke damit sicher nicht im Kleinstadt Bad Frankenhausen. mation, Bauernkrieg, Aufbruch in hatte  omas Müntzers 500. Ge- Sinn. orsten Fels die Neuzeit – verfremdet in Tübkes burtstag zum Anlass genommen Mit dem „sozialistischen Realis- surreal-historisierendem Malstil. und das Jahr 1989 zum Gedenkjahr Informationen mus“, jener ideologisch begründe- Das Werk, das offi ziell mit „Früh- erklärt. Keine zwei Monate nach zu Werner Tübke und seinem Werk im ten Stilrichtung von teils kitschiger bürgerliche Revolution in Deutsch- der Eröff nung des „Bauernkriegspa- Internet: www.panorama-museum.de Gegenständlichkeit und Wirklich- land“ überschrieben ist, entstand ab keitsnähe, die in den Staaten des 1976 im Auftrag des Kulturministe- Ostblocks politisch erwünscht war riums der DDR. Es sollte eines der und gefördert wurde, hatte Tüb- größten Kunstprojekte des 20. Jahr- ke nichts am Hut. Der am 30. Juli hunderts werden. Elf Jahre arbeite- 1929 in Schönebeck (Elbe) gebore- ten Tübke und seine Assistenten an ne Maler bediente sich ausgiebig bei dem monumentalen Rundgemälde. der Renaissance, bei Vorbildern wie Mit seinen 14 Metern Höhe und Lucas Cranach und Albrecht Dürer. atemberaubenden 123 Metern Um- Sein Alterswerk, gewissermaßen fang darf es zu Recht als „Sixtina des sein künstlerisches Vermächtnis, Nordens“ gelten. stellt der Flügelaltar dar, den er 1993 Mit dem „Bauernkriegspano- bis 1996 für die evangelische Kirche rama“ wollte die DDR-Führung St. Salvatoris in Clausthal-Zellerfeld an den Deutschen Bauernkrieg gestaltete. Mit seinen eindringlichen von 1525 und seinen Protagonis- Darstellungen von Tod und Aufer- ten  omas Müntzer erinnern, in stehung Christi, der Muttergottes, dessen revolutio näre Tradition sich des Abendmahls und des Gartens die SED-Diktatur zu stellen beab- Eden wirkt der Altar, als stamme er sichtigte. Der Ort, an dem Tübkes aus dem 16. Jahrhundert. Kritiker Meisterwerk entstehen sollte, war sehen in dem Alterswerk aufgrund Symbolik pur: Auf der Anhöhe über der religiösen Motive eines von Tüb- Frankenhausen unterlag Müntzers Besucher vor Tübkes „Bauernkriegspanorama“. Foto: imago/fotokombinat 30 FORTSETZUNGSROMAN 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Ich wusch mir Ge- ich mich wieder meiner Schmugg- sicht und Hände, lergruppe an, zu der auch einer mei- 55 entfernte die Tannen- Sommererde ner Cousins gehörte. Bisher war es nadeln so weit wie mir stets gelungen, dieses Doppel- möglich von mei- Eine Kindheit als Magd leben vor meiner Mutter geheim ner Jacke und trank einen Ka ee. zu halten. Es genügte, dass sich Dann telefonierte ich nach Glurns meine P egemutter aufregte, wenn mit dem alten Schmuggler Edl. ihr Sohn und ich unterwegs waren. Ich bat ihn, mich mit seinem Auto Meiner Mutter wollte ich in dieser abzuholen, damit ich Proviant für Hinsicht tunlichst jede Aufregung meine Kollegen einkaufen könne. ersparen. Sie hatte es ohnehin in ih- Aber noch wichtiger war der Anruf rem Leben schwer genug. auf die Lichtenberger Höfe hinauf. Mitte April 1972 kehrte ich mit Bei der Familie vom Karl erkundig- Lois erfolgreich von einer Schmug- te ich mich, ob die Luft rein sei. Zu geltour zurück. Wen traf ich da in meiner großen Beruhigung bekam der Küche meiner P egemutter an? ich die Antwort, es sei „alles sau- Maria, meine leibliche Mutter, die ber“. ihrem Sohn einen Besuch abstatten Nachdem ich im Dorf Lichten- wollte. Nun ließ sich mein illega- berg meine Einkäufe getätigt hatte, les Handwerk nicht mehr vor ihr brachte mich der Edl mit meinem verbergen. Ihre entsetzte Reaktion „neuen Wissen“ und den Lebens- und ihr trauriger Blick gingen mir mitteln über den Reschenpass nach so nahe, dass ich von Stund’ an der Österreich und von dort in die Schmuggelei abschwor. Nun wollte Schweiz nach Schulz und über den ich ihr beweisen, dass ich auch auf Ofenpass wieder nach Santa Ma- Nach dem Krieg blüht im Vinschgau das Schmugglerhandwerk. ehrlichem Wege etwas zu leisten ver- ria. Der Edl musste mit mir diesen Das ist der großen Armut der Bevölkerung geschuldet. Aber selbst mochte. großen Umweg machen, weil er als als es den Menschen wirtschaftlich wieder besser geht, reizt das Schon bald meldete ich mich bei alter Schmuggler auf der Liste der Schmugglerhandwerk viele junge Männer. Auch Marias Sohn der Meisterschule in Baden bei Wien Finanzpolizei ziemlich weit oben Ernst kommt auf den Geschmack. 1969, mit erst 18 Jahren, startet an. Das ist in Österreich die Meis- stand. Vor allem wollte er vermei- er eine beachtliche Schmugglerlaufbahn. Dass diese „Karriere“ terschule für Maler. Dort lernte ich den, dass auf mich, den Jungspund, nicht ungefährlich ist, zeigt seine Erzählung von einer solchen sehr eißig, legte eine gute Prüfung ein Verdacht  el, wenn man mich Tour im Winter 1970. ab und verdiente bald als selbststän- mit dem bekannten Schmugg- diger Malermeister den Lebensun- ler sah. Noch heute bin ich dem Als Jüngster stapfte ich am Ende der ich unversehrt geblieben und wan- terhalt für mich und meine Familie. – leider schon vor langer Zeit ver- Reihe. Plötzlich gab es einen Krach, derte bald, als ob nichts gewesen Im Jahr 1973 war es dann mit der storbenen – Edl dankbar für seine und ich spürte eine Abwärtsbewe- wäre, mit den anderen in dem tie- Schmuggelei eh vorbei. Der Wech- Umsicht und seine Hilfe, für die er gung. Ich schrie wie von Sinnen, fen Schnee quer durch die Bergseite selkurs zwischen dem Schweizer nichts verlangte. denn im Bruchteil einer Sekunde Richtung „Goaswald“ hinüber, von Franken und der Italienischen Lira In Santa Maria zog ich wieder wurde ich gewahr, dass ich mit ei- dort das Vitéa-Tal hinunter bis zu hatte sich so verschlechtert, dass für meine Bergschuhe an. Dann schritt nem „Schneebrett“ in die Tiefe saus- den Lichtenberger Höfen und wei- den Schmuggler keine Gewinnspan- ich im Eiltempo, so weit es das Ge- te. Zum Glück ist es zur Lichtenber- ter im Schutz des Waldes. ne mehr blieb. wicht meines Proviants – bestehend ger Seite hin abgebrochen, schoss Voller Aufmerksamkeit und An- Für alle Toten, die es beim aus Wein, Käse, Speck und Brot – es mir durch den Kopf. Dann hast spannung erreichten wir am Abend Schmuggeln gegeben hatte, und zuließ, durch den Schnee hinauf zu du eine Chance! Nach der anderen das Tal außerhalb des Dorfes, wo auch für die noch lebenden ehema- meinen Kameraden. Sie erwarteten Seite hin wäre ich unrettbar verloren wir an unserem üblichen Platz das ligen Schmuggler habe ich im Jah- mich schon ungeduldig, weil sie ei- gewesen, da ging es über 1000 Me- Schmuggelgut sorgfältig versteck- re 2013 am Rifair Schartl – einer nen Bärenhunger hatten und begie- ter in die Tiefe. ten. Von dort würde die Ware wie kleinen Höhle, dem sogenannten rig waren zu erfahren, dass die Luft Tatsächlich, nach etwa 100 Me- immer bei günstiger Gelegenheit Schmuggler- oder Finanzerloch – auf den Berghöfen und in unserem tern kam das Brett auf einer grö- von einem Lieferwagen abgeholt auf 2455 Metern über dem Meeres- Heimatdorf Lichtenberg sauber ßeren ebenen Fläche zum Stehen, und an unsere Abnehmer verteilt spiegel, wo es vielfach zu unange- schien. Mir selbst war eine kurze und ich steckte mitten im Schnee. werden, die sich in Mailand und nehmen Begegnungen zwischen Verschnaufpause vergönnt. Wie ein Ertrinkender ruderte ich Rom befanden. Gott sei Dank! Schmugglern und Finanzern ge- Kaum gestärkt von unserer Brot- mit Armen und Beinen um mein Diesmal waren wir der Finanzpa- kommen war, eine Gedenktafel an- zeit, nahmen wir die schweren Säcke Leben. Alles war so schnell gegan- trouille entgangen und alle gesund bringen lassen. Um die Erinnerung mit den Zigaretten und dem ver- gen, und ich hatte so zu kämpfen, und ohne größere Verletzungen an diese Zeit wachzuhalten, wurde bliebenen Proviant wieder auf den mit meinem Kopf nicht unter den heimgekommen. Diesmal hatten drei Jahre später an dieser Stelle zu- Rücken und stapften auf dem har- Pulverschnee zu geraten, dass ich wir Träger die 15 000 Lire, für jeden sätzlich ein Gedenkkreuz errichtet schen Schnee auf Schweizer Seite in gar nicht zum Nachdenken kam, ob von uns, wirklich verdient! – als Ho nungszeichen zum Schutz Serpentinen hinauf auf den hohen mein letztes Stündlein etwa schon Nach diesem Abenteuer aß ich und Segen für alle Bergwanderer Piz Chavalatsch. Nach mehreren geschlagen haben könnte. die beste Suppe meines Lebens. Die und Hirten. Stunden kamen wir total erschöpft Meine Kameraden, die das hatte meine P egemutter eigens für oben an, machten Rast und stürzten Schneebrett noch getragen hat- ihren Sohn und mich gekocht. Das uns auf unsere Vorratsreste. Sodann te, schauten sich ruckartig um, als Schönste, als wir unsere Ware end- Fortsetzung folgt erkundeten wir mit bloßem Auge sie meinen Schrei vernahmen. Mit lich in Sicherheit wussten, war, dass von diesem höchsten Grenzpunkt Entsetzen hatten sie meinen Absturz ich mich nach dem stundenlangen aus genauestens die vor uns liegende beobachtet und erleichtert aufgeat- Gehen mit der schweren Last frei Bergwelt. Schon nach wenigen Me- met, als sie sahen, wie ich landete fühlte wie ein Vogel und sogar eine Sommererde tern würden wir auf „gefährlichem und wild im Schnee ruderte. Karl Weile zu schweben glaubte. Roswitha Gruber Boden“, italienischem Gebiet, sein. war sofort übers Grat hinabgestie- Wer jetzt denkt, nach dieser für © Rosenheimer Im Gänsemarsch gingen wir den gen und in einer Viertelstunde bei mich lebensgefährlichen Tour hätte Verlagshaus GmbH & schmalen Grat entlang in Richtung mir, um mich aus meiner bedroh- ich das Schmuggeln aufgegeben, der Co. KG Rosenheim Munwarter, auch Vitéa Spitz ge- lichen Schneehülle zu befreien. Zu irrt. Zunächst leistete ich meinen 2018, ISBN: nannt, 2621 Meter über dem Meer. meiner eigenen Überraschung war Wehrdienst ab und danach schloss 978-3-475-54716-4 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 ORTSTERMIN 31

GEDENKTAG AM 31. JULI Auf den Spuren des Ignatius Den Pilgerweg durch Nordspanien ist der Ordensgründer einst selbst gegangen

Um sich der „Sache mit Gott“ si- Aufbruch zu sein …“. Im Februar Biozkornia auf 1202 Meter. Dafür cher zu werden, hat Ignatius von 1522 macht er sich auf den Weg, werden sie am Abend im Marien- Loyola 1522 eine Pilgerreise auf und im Verlauf der Pilgerschaft wird wallfahrtsort Arantzazu überaus sich genommen. In den vergange- er sich immer klarer darüber, dass er belohnt. Ein überwältigender avant- nen Jahren haben die Jesuiten den zukünftig ein Leben führen will, das gardistischer Bau aus Beton tut sich Weg des Heiligen rekonstruiert auf Gott hin ausgerichtet ist. vor den Pilgern auf. Der Überliefe- und für heutige Pilger erschlossen. rung nach soll hier Maria im Jahr Der Ignatiusweg führt auf einer Weiße Sonne auf Orange 1468 einem Schäfer erschienen sein. Länge von rund 680 Kilometern Die sakralen Gebäude wirken auf in ungefähr 30 Tagesetappen von Wer heute auf den Spuren des den ersten Blick überdimensioniert. Loyola im spanischen Baskenland heiligen Ignatius wandeln will, be- Doch sobald man die Kirche betritt, nach Manresa in Katalonien. ginnt seinen Pilgerweg zumeist mit spürt man, dass hier ein intensiv spi- dem Besuch der Heiligen Messe in ritueller Ort entstanden ist. Ignatius wurde 1491 als 13. Kind der Kapelle de la Conversion in Am Anfang des Ignatiuswegs, im in Azpeitia, auf dem Landsitz der Azpeitia. Gestärkt mit dem Baskenland, ist nicht viel los. Insge- Loyolas, geboren. Bis zu seiner Ver- Pilgersegen geht es los – im- samt führt der Pilgerweg durch fünf wundung im Kampf um Pamplo- mer das Logo des Pilgerwe- spanische Regionen: Baskenland, na lebte er ein sorgenfreies und ges suchend: eine weiße Rioja, Navarra, Aragon, Katalonien. fröhliches Ritterleben. In der Sonne auf orangefarbe- Man hat das Gefühl, ganz Spanien langen Genesungszeit setzt nem Hintergrund. kennenzulernen. Vom rauen, bergi- In dieser Höhle in Katalonien verweil- eine innere Wandlung ein, Die erste Etappe gen und nicht so heißen Norden te Ignatius zum Gebet. Sie ist heute das hin zu Gott. So schreibt er im im Baskenland ver- geht es weiter in die Weinre gion Ziel des Pilgerwegs. Fotos: Wieser „Bericht des Pilgers“: „Als er langt den Pilgern eine Rioja. Weinberge, soweit das Auge wieder einige Lebenskraft in ordentliche Portion reicht. Hier beginnt auch der We- sich verspürte, schien es ihm Kondition ab, vor al- gabschnitt, der dem spanischen Ja- wird zu Ehren des heiligen Rochus vielmehr an der Zeit zum lem der lange Anstieg kobsweg entgegenläuft. ein riesiges Weihrauchfass durch hinauf zum Pass Ab Navarrete ist deutlich mehr den Kirchenraum geschwenkt, im los, und die „Ignatianer“ müssen nächsten Ort wird Fiesta mit Musik, sich die Unterkünfte mit den vie- Tanz und Knallfeuerwerk gefeiert. len Jakopspilgern teilen, die in die entgegengesetzte Richtung laufen. Entscheidung für Jesus Ruhe, Stille und Einsamkeit sind nun vorbei. Doch man gewöhnt Allmählich rückt das Ende des sich langsam an den Trubel. Wei- Weges näher. Wahrhaft beeindru- ter im Süden ändert sich die ckend sind die Felsformationen des Lage wieder: Hier sind nur Montserrat, wenn man sie zum ers- mehr wenige Pilger un- ten Mal erblickt. Am Abend kann terwegs. man in der Basilika auf dem Mont- Der Weg führt serrat dem Chorgebet der Mönche vorbei an Äckern mit lauschen und einen persönlichen Mais, Weizen und Pilgersegen erhalten. Jetzt haben die Grün, vorbei an Stäl- Pilger nur noch eine Tagesetappe len voller Rinder, nach Manresa, dem Ziel des Weges, Schweinen und Ge- vor sich. Hier verweilte Ignatius in fl ügel – und das riecht einer Höhle zum Gebet, um seine man auch. Weiter Lebensbeichte abzulegen und sich südlich wechseln sich dann endgültig für Jesus zu ent- Pfi rsiche, Nektarinen, scheiden. Ulrike Wieser Kirschen, Aprikosen, Äpfel, Birnen, Man- Hinweis deln und Quitten am Zur Vorbereitung auf den Ignatiusweg Wegesrand ab. Ein empfi ehlt unsere Autorin den Pilger- Fest für alle Sinne. führer „Der Ignatiusweg“ von José Luis So bietet jeder Tag Iriberri SJ und Chris Lowney, erschienen neue Eindrücke: Ein- im Tyrolia Verlag. Dieser Pilgerführer mal treiben die Ein- bietet nicht nur Informationen zum wohner bei der „Fies- Streckenverlauf (Karten), den Unter- ta Major“ ein Kalb künften und Sehenswürdigkeiten, durch die Stadt, dann sondern ist im dritten Teil den ignatia- nischen vierwöchigen Exerzitien nach- empfunden. So kann der Ignatiusweg für jeden Pilger zu einem persönlichen Der Pilgerweg beginnt spirituellen Weg werden. Daneben gibt bei der Ignatiusbasilika es die informative Internetseite www. in Loyola. caminoignaciano.org. 32 GESUND UND FIT 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 „Gute Beziehung ist das A und O“ 24-Stunden-Pflege: Expertin über Chancen, Probleme und Lösungsmöglichkeiten

Aus vielen Haushalten sind sie immer mal wieder vorbeischauen nicht mehr wegzudenken – ost- und regelmäßig telefonieren. europäische Haushaltshilfen be- treuen deutsche Senioren in ihrem Und was ist, wenn kein Ansprech- Zuhause. Aber nicht alles klappt partner vor Ort ist und man ein auf Anhieb. Im Interview spricht mulmiges Gefühl hat? Gabriele Tammen-Parr, Projekt- Dann sollte man sich überlegen, leiterin bei der diakonischen Be- ob eine 24-Stunden-Pflege über- ratungsstelle „Pflege in Not“, über haupt das Richtige ist. Dann ist ein Chancen, Probleme und Lösungs- Umzug in ein Heim vielleicht die möglichkeiten bei der 24-Stun- bessere Lösung. den-Pflege. Wenn etwas schief läuft, wird oft Frau Tammen-Parr, osteuropäi- erstmal die Perspektive des zu Pfle- sche Haushaltshilfen sind für viele genden gesehen. Wie ergeht es den Senioren die letzte Lösung vor dem 24-Stunden-Kräften? Altenheim. Was können diese leis- Manche müssen nur den Haus- ten – und was nicht? halt führen, bei kleineren Hilfestel- Sie leben mit im Haushalt und lungen zur Hand gehen und kön- erledigen dort alle anfallenden Ar- nen mit dem alten Menschen noch beiten. Diese 24-Stunden-Kräfte Spaziergänge und kleine Ausflüge decken eine Lücke ab, die wir in unternehmen. Das kann für beide Deutschland mit keinem Pflege- Seiten ein sehr schönes Miteinander dienst ausfüllen können. Nach sein. Oft sind die Pflegekräfte aber deutschen Pflegesätzen ist das für viel mehr gefordert; die Frauen wer- niemanden bezahlbar. den mitunter sehr ausgenutzt. Verbraucherschützer kritisie- Ob im Seniorenheim oder bei einer 24-Stunden-Pflege in den eigenen vier Wän- ren zu Recht, dass das Modell der den: Die Chemie zwischen Senior und Pflegekraft sollte stimmen. Foto: KNA Angehörige sollten sich also auch 24-Stunden-Betreuung eigentlich für das Wohl der Pflegekraft inte- dem Arbeitsschutzgesetz zuwider- ressieren? läuft, auch wenn die Frauen legal jemand liebevoll ist, kann man über Menschen einstellen und nicht ein- Unbedingt. Sie müssen ein of- kommen. Dennoch sind wir auf- vieles andere hinwegsehen. Wenn es fach ungefragt alles umorganisieren fenes Ohr haben und sollten die grund des Pflegenotstands auf die- menschlich nicht passt, wird eine und umräumen. Das sollte auch Person regelmäßig fragen: Wie geht sen „Markt“ der ausländischen Kräf- seriöse Vermittlung eine andere Per- ein Punkt beim Erstgespräch sein: es ihr? Kommt sie mit ihrer Arbeit te angewiesen. Obwohl diese Frauen son schicken. Man möchte, dass die Pflegekraft noch zurecht, oder wird es zu viel? eigentlich nicht pflegen dürfen, ma- die Häuslichkeit des zu Pflegenden Kann sie nachts ohne Störung schla- chen sie es oft trotzdem – die Über- Gibt es etwas, das Angehörige im respektiert und sich auf seine Ge- fen, erholt sie sich genug? Als Ange- gänge sind fließend. Einen Toilet- Vorfeld tun können, damit die wohnheiten und Eigenarten ein- höriger hat man auch die Pflicht zu tengang zu begleiten, Mobilisierung künftige 24-Stunden-Kraft einen stellt – und nicht einfach darüber schauen, ob die anfallenden Tätig- oder Hilfestellung beim Duschen guten Start hat? weggeht. keiten überhaupt von einer Person fällt für mich unter Pflege. Ich würde der Pflegekraft eine alleine gestemmt werden können. Liste machen, was wichtig ist. Sie Wie wichtig ist es, dass die Pflege- Denn bei starker Überforderung Wie kommt man an eine solche sollten ihr ein ehrliches, realisti- kraft gut deutsch spricht? rea giert jeder anders – mit Aggres- Kraft? sches Bild vermitteln, wie viel Pflege Wenn gar keine Verständigung sionen, innerlichem Rückzug, Ar- Derzeit gibt es allein in Deutsch- die zu betreuende Person wirklich möglich ist, dann sollte man es beitsverweigerung oder Vernachläs- land rund 250 Vermittlungsagen- braucht und wie sie als Person ist. lassen. Ohne ein Mindestmaß an sigung des alten Menschen. turen. Im Internet findet man auch Dann kann sie sich darauf einstel- Kommunikation ist das für beide offizielle polnische Anbieter. Man len. Man sollte aber auch schauen: Seiten eine Quälerei – vor allem Die 24-Stunden-Betreuung hat sollte einen registrierten Vermittler Was wünscht sich die Frau, welche für den Pflegebedürftigen, wenn er also Licht- und Schattenseiten ... wählen. Dadurch hat man eine Ab- Vorlieben hat sie? Was braucht sie, keine Wünsche äußern kann, nicht Die meisten Menschen möchten sicherung, wenn es Probleme gibt. um sich wohlzufühlen? Jede Pflege- sagen kann, was ihm fehlt oder was in ihrem vertrauten Umfeld blei- kraft hat täglich ein Anrecht auf freie er gerne hätte. ben. Die 24-Stunden-Betreuung ist Aber auch ein legaler Anbieter Zeit. Wichtig ist, dass sie diese auch eine wunderbare Gelegenheit, dem kann nicht garantieren, dass die nehmen kann. Das muss man orga- Die erwachsenen Kinder leben oft alten Menschen diesen Wunsch Chemie zwischen dem Senior und nisieren. Es ist auch sinnvoll, die ers- nicht am gleichen Ort wie die zu zu erfüllen. Zudem ist sie immer der Pflegekraft stimmt ... ten ein, zwei Tage dabeizubleiben, pflegenden Eltern. Wie kann man noch günstiger als ein Platz im Al- Das stimmt. Man sollte deshalb bis die Person mit den Abläufen und aus der Ferne feststellen, ob es ih- tenheim. Dort leben viele demente dem Vermittler vorab möglichst dem Haushalt vertraut ist. nen gut geht mit der Pflegekraft? Menschen. Wenn man nur körper- umfassende Informationen über den Die alten Menschen sind natür- liche Einschränkungen hat, findet zu betreuenden Menschen, seine Die neue Person führt den Haus- lich sehr darauf angewiesen, dass man dort mitunter keinen adäqua- Persönlichkeit und Vorlieben geben. halt vielleicht ganz anders, als es das jemand ordentlich und liebevoll ten Ansprechpartner. Da fühlt man Man ist darauf angewiesen, dass eine der alte Mensch gewohnt ist. Führt macht. Wenn man selbst nicht am sich zu Hause – im vertrauten Um- nette, zugewandte Person kommt, das nicht gerade bei dementen gleichen Wohnort lebt, sollte man feld mit einer persönlichen Betreue- die zu dem Senior passt. Neben der Menschen zu Verwirrung? überlegen, ob eine andere vertraute rin – oft besser. Warum dieses Mo- pflegerischen Arbeit muss die emo- Es ist ein Anpassungsprozess für Person regelmäßig nach dem Rech- dell also nicht für ein paar Monate tionale Seite, die Beziehung, stim- beide Seiten. Die Pflegeperson soll- ten schauen kann, vielleicht eine ausprobieren? Dann schaut man, ob men – das ist das A und O. Wenn te sich auf den pflegebedürftigen Nachbarin. Man sollte auch selbst es passt. Interview: Angelika Prauß 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 MITEINANDER 33

Was einer Frau nicht mehr passt oder gefällt, kann für eine andere perfekt sein. Das Interesse an gut erhaltenen Mode-Schnäppchen wächst – besonders bei Schülern und Studenten. Foto: Ulrike Mai/pixabay Alter Hut und neuer Trend Mode aus dem Second-Hand-Laden ist nachhaltig, umweltfreundlich und preiswert

T-Shirts sind Vielflieger. Ihre Roh- Von der Wegwerfmentalität in Rolli“ – und findet eigentlich im- zess, an dessen Ende größere Ver- stoffe und sie selbst reisen bis zu Sachen Kleidung müssten sich die mer etwas. Heute sind zwei Kleider änderungen stehen.“ Zum Beispiel vier Mal um die Welt, bevor sie Konsumenten dringend verabschie- und Nachtwäsche in ihrem Korb Verbesserungen für die Näherinnen auf den Ladentisch kommen. Und den, sagt Wilfried Wunden, Experte gelandet. „Ich möchte gerne meiner in Bangladesch, weil die Kunden in landen dann oft rasch im Müll. für fairen Handel beim Bischöfli- kleinen Tochter ein Vorbild sein. Sie den Industrienationen bereit sind, Abhilfe leisten da zum Beispiel Se- chen Hilfswerk Misereor. „Kleider ist anderthalb und soll lernen, dass durch höhere Preise bessere Arbeits- cond-Hand-Läden. müssen wieder als Wertgegenstän- man nicht ständig neue Sachen kau- bedingungen zu finanzieren. de angesehen werden“, fordert er. fen muss.“ Erika Jäger geht einmal im Monat Gerade die Textilindustrie sei eine Der individuelle Stil und das Be- Transparente Lieferketten auf die Pirsch: Im Second-Hand-La- Branche, in der die wahren sozialen wusstsein für Nachhaltigkeit – gera- den „Rock und Rolli“ des Sozial- und ökologischen Folgekosten nicht de bei jungen Leuten könnte sich das „Man hat aber leider gemerkt, dienstes katholischer Frauen im in die Produkte eingepreist würden. zu einem Trend entwickeln, beob- dass die Firmen, die die Bedingun- nordrhein-westfälischen Ratingen Wer sich also einmal Gedanken über achtet Daniela Pilipic, die bei „Rock gen für die Arbeiterinnen verbes- hält sie Ausschau nach schönen, den ökologischen Fußabdruck der und Rolli“ arbeitet. „In jüngster Zeit sern, Schwierigkeiten bekommen, günstigen Kleidungsstücken. Die trendigen Klamotten aus den Läden kommen vermehrt Schüler und Stu- konkurrenzfähig zu bleiben“, be- Räume sind wie ein richtiges Be- angesagter Mode-Labels macht, der denten zu uns und schauen sich um.“ klagt Misereor-Experte Wunden. kleidungsgeschäft mit Umkleiden kann leicht ins Grübeln kommen. Sicher sei bei vielen Jugendlichen das Er hält neue Gesetze für die Textil- ausgestattet, alles hängt ordentlich Aber der Umwelt zuliebe auf Trends Geld knapp und ein Schnäppchen industrie dringend für nötig, zum auf Bügeln und ist etikettiert. Es verzichten? Gold wert, überlegt sie. Aber die Ge- Beispiel, dass Unternehmen ihre gibt eine separate Schuhabteilung neration Fridays for Future scheint Lieferketten vom Baumwollfeld bis – und wer Zeit hat, kann zwischen- Individuell und günstig auch das Thema Second Hand auf zur Konfektionierung transparent durch auf der Terrasse einen Kaffee dem Schirm zu haben. machen müssen. Damit diese dann trinken. „Ich trage lieber meinen indivi- Eine Verhaltensänderung kann im besten Fall, Umwelt und Mensch „Es ist wirklich schön eingerichtet duellen Style“, sagt die 26-jährige erst eintreten, wenn ein Sachverhalt zuliebe, nicht mehr vier Mal um die hier“, sagt die Seniorin und lächelt. Daniela. Lange schwarze Haare, überhaupt bewusst ist. Natürlich Welt gehen. Sie ist eine Kundin der ersten Stun- geblümtes Sommerkleid, Sanda- werden „individuelle Verhaltensän- Die Lieferkette von Erika Jägers de: Seit 20 Jahren gibt es den Laden; len. „Und wo sonst finde ich Vin- derungen nicht sofort etwas bewir- Kleidern ist wesentlich kürzer. Sie seit 20 Jahren kommt sie hierhin, tage-Klamotten und dazu fast neue ken“, sagt Thomas Seibert von der reicht von einem Schrank in den aus Überzeugung. Denn auch wenn Sachen in ein- und demselben La- Hilfsorganisation Medico internati- nächsten. Denn sie erweitert das Nachhaltigkeit Ende der 1990er den?“ Die Kleidung sei einwandfrei, onal. „Sie sind mehr eine Art ethi- Prinzip Second Hand noch einmal: noch kein so akutes Thema war – versichert sie. Teilweise sind hoch- sche Akrobatik. Aber wenn Leute „Wenn ich dann zu Hause meinen ihr ist schon lange wichtig, „dass die wertige Stücke dabei, die sie für ein fragen, woher die Kleidung kommt, Kleiderschrank aufräume, bringe ich Sachen aufgebraucht und nicht ein- paar Euro mitnehmen kann. Sie unter welchen Bedingungen sie her- die Sachen, die mir nicht mehr gefal- fach weggeworfen werden“. stöbert regelmäßig bei „Rock und gestellt wird, dann beginnt ein Pro- len, wieder hierhin.“ Sabine Just 34 DIE WOCHE 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Historisches & Namen der Woche

27. Juli Fenster. Sie hatten das Neustädter Natalia, Pantaleon Rathaus in Prag gestürmt, um gefan- gene Glaubensgenossen zu befreien. Mit John Dalton Die Gestürzten, darunter der Bür- starb vor 175 Jah- germeister, töteten sie mit Waffen. ren ein bedeutender britischer Naturfor- scher. Weil er die 31. Juli Atomtheorie grund- Ignatius von Loyola legend untersuchte, Unter dem Namen gilt er als Wegbereiter der Chemie. Sergius IV. trat der Ein großer Flieger und ein kleiner Prinz: Das Kunstmärchen – hier abgebildet in Dalton entdeckte auch die „Rot- Schuhmacher-Sohn der US-amerikanischen Erstausgabe – machte Antoine de Saint-Exupéry weltberühmt. Grün-Schwäche“, einen Augen- Pietro da Albano defekt, an dem er selbst litt. 1009 sein Pontifikat an. Er schuf die Re- gel, dass Päpste einen neuen Namen 28. Juli wählen müssen. Vor Beatus und Bantus 75 Jahren Arp Schnitger war der bedeutendste Orgelbauer seiner Zeit. Aus seinen 1. August Werkstätten gingen etwa 3000 Re- Alfons, Petrus Faber Der verschollene Prinz gister hervor. Schnitger wurde 1719 Vor 175 Jahren wurde der Berli- Antoine de Saint-Exupéry starb wie ein Romanheld begraben. ner Zoo eröffnet. Gegründet hatte ihn der preußische König Friedrich Über Jahrzehnte hinweg war es ein erland abermals ab, wurde schwer Wilhelm IV. auf Initiative des Zoo- Mysterium: Am 31. Juli 1944 star- verletzt und lag zeitweise im Koma. 29. Juli logen Martin Hinrich Lichtenstein tete eine französische Lockheed Sein 1939 erschienener Sammelband Martha, Maria, Lazarus und des Naturforschers Alexander P-38 von Bastia auf Korsika zu „Terre des hommes“, mit deutschem In London erschien vor 65 Jahren von Humboldt. Der älteste Tierpark einem Aufklärungsflug über das Titel „Wind, Sand und Sterne“, ein der erste Band von J.R.R. Tolkiens Deutschlands zeigt weltweit den Mittelmeer mit Ziel Grenoble – und Hohelied auf das Flieger ethos von Trilogie „Der Herr der Ringe“. In größten Artenreichtum (Foto unten). verschwand spurlos. Was war dem Kameradschaft, selbstlosem Mut und Deutschland fand das Werk lange Piloten zugestoßen, dem legen- menschlicher Solidarität, wurde ein keinen Zuspruch. Für den Klett- dären Flieger und Schriftsteller preisgekrönter Weltbestseller. Cotta Verlag war der Erwerb der 2. August Antoine de Saint-Exupéry? Nach Ausbruch des Zweiten Welt- deutschen Rechte ein Glücksgriff: Eusebius, Eymard kriegs sah es Saint-Exupéry als Eh- Als Verkaufserfolg sanierte „Der 1819 begannen die „Hep-Hep-Un- Für den am 29. Juni 1900 in Lyon rensache an, in die französische Herr der Ringe“ das Unternehmen. ruhen“ in Würzburg. Sechs Jahre geborenen Spross einer Adelsfami- Luftwaffe zurückzukehren. Diese nach dem Bayerischen Judenedikt lie war das Fliegen zur Leidenschaft hielt ihn eigentlich für zu alt und zu beschimpften Handwerker, Händler geworden, seit er als Zwölfjähriger krank, doch mit seiner von Kugeln 30. Juli und Studenten die nun gleichge- einige Runden im Aeroplan eines durchsieb ten Maschine lieferte er Ingeborg, Petrus Chrysologus stellten jüdischen Bürger, bedrohten Flugpioniers drehen durfte. Der 1940 wichtige Luftbilder von Wehr- Während des Konzils von Konstanz und misshandelten sie. Außerdem ebenso rebellische wie kunstsinnige machtsoperationen. war der böhmische Theologe Jan griffen sie deren Synagogen, Ge- Anto ine , der schon als Kind Gedichte Im New Yorker Exil schrieb er 1943 Hus als Ketzer verbrannt worden. schäfte und Wohnungen an und schrieb, wurde über Umwege Militär- das Büchlein „Der kleine Prinz“. Die Beim Ersten Prager Fenstersturz zerstörten sie teilweise. pilot, ehe er ab 1926 in das Corps der märchenhafte Erzählung voller Chif- warfen seine Anhänger, die Hussi- Post- und Frachtflieger aufgenommen fren und Anspielungen, versehen mit ten, 1419 zehn Personen aus dem Zusammengestellt von Lydia Schwab wurde und auf der Route Toulouse- eigenhändigen Zeichnungen, sollte Casablanca- Dakar flog. sein bekanntestes Werk werden. Von Als Chef eines einsamen Nachschub- seinem letzten Flug wollte der an flugplatzes rettete er zahlreiche ab- Depressionen erkrankte Dichter nach gestürzte Piloten aus der Wüste und einem ungenehmigten Umweg wert- aus der Geiselhaft der Berber. In der volle Luftbilder mitbringen. Doch er Abgeschiedenheit der Sahara schrieb kehrte nie zurück. er 1928 seinen ersten Roman „Südku- 1998 tauchte in der Nähe von Mar- rier“. Ein Jahr später wechselte er nach seille – weit entfernt von seiner Flug- Südamerika, um dort ein Luftpostnetz route – ein Armband Saint-Exupérys in Das Elefantentor aufzubauen. einem Fischernetz auf. 2004 konnten ist einer der Als er einen Rekord auf der Strecke Wrackteile am Meeresboden seiner Haupteingänge Paris-Saigon aufstellen wollte, ver- Maschine zugeordnet werden. Re- des Berliner Zoos. schwand Saint-Exupéry im Dezember cherchen brachten ans Licht, dass Das orientalisch 1935 ein erstes Mal: Er und sein Me- sein unbewaffnetes Flugzeug am 31. anmutende chaniker hatten in der ägyptischen Juli 1944 vom deutschen Jagdflieger Bauwerk Wüste eine Bruchlandung hingelegt. und späteren ZDF-Sportreporter Horst entstand 1899. Um mehr Sprit laden zu können, hat- Rippert abgeschossen wurde. Anfangs wegen ten sie auf ihr Funkgerät verzichtet Dieser hätte nicht gefeuert, wenn er seines „fremdlän- und irrten fünf Tage durch die Dünen, geahnt hätte, wer der Pilot war: Saint- dischen Stils“ ehe eine Karawane sie rettete. Exupéry genoss tiefe Verehrung bei kritisiert, wurde 1938 stürzte Saint-Exupéry bei einem Fliegern aller Nationalitäten und über das Tor bald zu Rekordflug von New York nach Feu- die Fronten hinweg. Michael Schmid einem Wahrzei-

chen des Zoos. 2.0 (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24668582) BY CC Dalbéra/Wikimedia Jean-Pierre Commons/lizenziert unter Keystone, gem (3), imago/ZUMA Fotos: 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 PROGRAMMTIPPS 27

SAMSTAG 27.7. Für Sie ausgewählt ▼ Fernsehen 20.15 RBB: Geheimnisvolle Orte. Die politische Lage des geteilten spiegelt sich in der Geschichte des Zoos. Doku. 20.15 3sat: Bayreuther Festspiele 2019. Richard Wagners Tannhäuser. ▼ Radio 6.20 DKultur: Wort zum Tage. Winfried Haunerland (kath.). SONNTAG 28.7. ▼ Fernsehen  9.30 ZDF: Katholischer Gottesdienst aus Sankt Nikolaus in Herrsching am Ammersee. Zelebrant: Pfarrer Simon Rapp. 17.30 ARD: Eltern in der Krise. Leben mit einem behinderten Kind. 20.15 Sat.1: Honig im Kopf. Amundus zeigt zunehmend Anzeichen von Alzheimer. Als er in ein Pflegeheim kommen soll, reißt die elfjährige Tilda mit ihrem Opa aus. Tragikomödie, D 2014. 20.15 Arte: Selma. Um der Diskriminierung von Afroamerikanern ein Ende zu setzen, begibt sich Martin Luther King auf einen schwierigen Protestmarsch. Drama. ▼ Radio 8.35 DLF: Am Sonntagmorgen. Kirche und Bauhaus: Inspiration und Herausforderung. Von Harald Schwillus (kath.). 10.00 Horeb: Heilige Messe vom Gigfestival in Rosenthal bei . Zelebrant: Pater Paulus Maria Tautz. Ein Autounfall mit Folgen Die frisch pensionierte Beamtin Helene Offer verursacht angetrunken ei- MONTAG 29.7. nen Verkehrsunfall, bei dem ein Mann schwer verletzt wird. Notgedrun- ▼ Fernsehen gen kümmert sie sich um dessen Tochter Michalina, eine junge Frau mit 20.15 Sat.1: Keinohrhasen. Klatschreporter Ludo muss Sozialstunden Down-Syndrom. Zunächst ist Helene komplett überfordert. Doch nach in einer Kita leisten. Seine dortige Chefin Anna nutzt die und nach nähern sich die beiden Frauen an und begreifen immer mehr die Chance, sich an ihm zu rächen. Denn als Kind hat Ludo sie Welt des anderen. Michalina will ihren Freund heiraten, doch das wird ihr immer gepiesackt. Komödie mit Til Schweiger, D 2007. vom Staat verwehrt. Schließlich zieht Helene für Michalina in den Kampf ▼ Radio für ein selbstbestimmtes Leben: „So wie du bist“ (ARD, 31.7., 20.15 Uhr). 6.35 DLF: Morgenandacht. Pfarrer Detlef Ziegler (kath.), Münster. Foto: MDR/ORF/Anjeza Cikopano Täglich bis einschließlich Samstag, 3. August. DIENSTAG 30.7. ▼ Fernsehen Doku: Deutschlands  21.50 Arte: Kolumbien. Der lange Weg zum Frieden. Doku, D 2018. Rolle in der Nato 22.45 Arte: Rachels Rettungsdienst. Ultraorthodoxe Jüdinnen in New York wollen einen rein weiblichen Rettungsdienst gründen. Die Welt ist unsicherer geworden: ▼ Radio Abrüstungsverträge werden gekün- 19.15 DLF: Das Feature. Die Spuren des IS. Wie der Krieg in den Köpfen digt, bestehende Allianzen bröckeln, weitergeht. ein neues Wettrüsten droht. Sicher- heitsstrategen in Deutschland sehen MITTWOCH 31.7. sich großen Widersprüchen gegen- ▼ Fernsehen über: einerseits Ausrüstungsmängel 11.45 Arte: Magische Orte. Rom – auf der Spur der ersten Christen. bei der Bundeswehr, andererseits  19.00 BR: Stationen. Am Schluss wirds bunt. Drei Nationen unter eine Nato, die von Deutschland einem Dach. mehr Einsatz fordert. Die Doku-  20.15 BR: Igel unter uns. Doku über das gefährdete Tier, D 2019. mentation „Alte Bündnisse – neue ▼ Radio Bedrohungen“ (ZDF, 1.8., 22.15 19.30 DKultur: Zeitfragen. Feature. Wo der Wandervogel überlebt hat. Uhr) analysiert die deutsche und in- 100 Jahre Alternativferien in Klappholttal auf Sylt. ternationale Verteidigungsarchitek- 20.10 DLF: Aus Religion und Gesellschaft. Märtyrer oder Verräter? tur und Sicherheitsstrategie – aus- Der Mord an verändert England. Sinti und Roma gehend vom Status quo: Wie ist die DONNERSTAG 1.8. in Deutschland Bundeswehr aktuell aufgestellt und ▼ Fernsehen wie passt sie sich den neuen, welt- 20.15 Tele 5: Die Luftschlacht um England. Kriegsfilm, GB 1969. Als „Zigeuner“ beschimpft, verfolgt, weiten Herausforderungen an?  22.10 WDR: Menschen hautnah. Klassentreffen, 25 Jahre nach dem Abi. von den Nazis ermordet und ausge- grenzt bis heute: „ZDF-History“ ▼ Radio Senderinfo 19.30 DKultur: Zeitfragen. Feature. Der Sand wird knapp. Warum viele (ZDF, 28.7., 23.45 Uhr) blickt an- Strände schrumpfen. hand bewegender Schicksale auf die Geschichte der Sinti und Roma in katholisch1.tv FREITAG 2.8. Deutschland. Vor 75 Jahren leis- im Internet www.katholisch1.tv, ▼ Fernsehen teten sie im „Zigeunerlager“ von Satellit Astra: augsburg tv (Sender- 20.15 ARD: Zaun an Zaun. Kenan, ordnungsliebender Witwer mit tür- Auschwitz Widerstand gegen ihre kennung „a.tv“), sonntags 18.30 kischen Wurzeln, und Lissi, lebensfrohe Bestsellerautorin, drohende Vernichtung. Sie konnten Uhr; TV Allgäu (Senderkennung raufen sich zusammen, als die Zwangsversteigerung ihres sie aufschieben, aber nicht verhin- „Ulm-Allgäu“), sonntags 19.30 Uhr. Doppelhauses droht. Komödie. dern. Einer, der den Völkermord ▼ Radio überlebte, war Otto Rosenberg. Tief Radio Horeb 10.00 Horeb: Lebenshilfe. Von der guten Hoffnung zum Lebensrisiko – geprägt von der Verfolgung riet er im Internet www.horeb.org; über Schwangerschaft im 21. Jahrhundert. Von Alexandra Linder. seiner Tochter, der Sängerin Ma- Kabel analog (UKW): Augsburg 19.30 DKultur: Zeitfragen. Literatur. Poetischer Brückenschlag zwischen rianne Rosenberg (Foto: ZDF/Heinz 106,45 MHz; über DAB+ sowie Sa- den Welten. 200 Jahre Goethes „West-Östlicher Divan“. Wieseler), noch Jahre später, ihre tellit Astra, digital: 12,604 GHz. : Videotext mit Untertiteln Herkunft besser zu verschweigen. 20 GUTE UNTERHALTUNG 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

franz. türk. Ge- dt. US- polizei- Ihr Gewinn Panto- Teil des Groß- Normen- Körper- Schau- sangs- liches mime (†, Kopfes grund- zeichen teil spieler M S L O V Marcel) herr stück (Abk.) (Richard) Verhör A L T A I D R A G E E inner- Medika- F R E I G E B I G E R asia- C R A D N A R R E N tisches menten- Gebirge form F E I N N I E T E Insel- griechi- A B U A H gruppe scher B U R E K O M im Buch- E I H I N D U Pazifik stabe C N N U E N Spaß- H N C A K A G groß- Turn- macher K I E S E L O N K E L zügig übung (Mz.) 2 C R L O B B Y L T H O E H L E E O H I O Witz der Woche R I I P R E S E N T E A S T I N E I G E Richtiges Reisen 8 4 B E N U T Z E N E M I R Als Benjamin zum Ministrieren Ausruf Laufe- der ist eine Kunst filigran in die Sakristei kommt, schüttelt Fehllos PANTHEON rei der Pfarrer den Kopf: „Benja- Überra- Urlaubsreisen gehören zu schung min, du hast dein Gesicht wieder den seltenen Dingen, die wir nicht gewaschen. Man sieht ganz kampf- Handel, ausschließlich zu unserem unfähig Geschäft deutlich, dass du heute schon ein Vergnügen unternehmen. (Abk.) (engl.) Ei gegessen hast!“ „Reingefallen, Daran scheitern wir jedoch weißer Salat- Herr Pfarrer“, strahlt Benjamin, oft. Wir haben verlernt zu Süd- pflanze „das war vorgestern!“ staunen. Reisen, so denken afrikaner wir, ist doch eine simple Sa- US-TV- Angeh. Eingesendet von Alfons Neisber- einer Stadt in che, bei der man nur etwas Sender ger, 92421 Schwandorf. Welt- Bayern Geld investieren muss. (Abk.) 3 religion Doch das wahre Reisen ist rundge- afrik. dt. griechi- niederl. wasche- Streich- Dick- scher eine Kunst, die erlernt wer- Spiel- Küsten- ner musiker blatt- Buch- den will. Alain de Botton hat Stein gewächs karte stabe schiff mit „Die Kunst zu reisen“ ei- männ- nen Reiseführer ins eigene licher Verstor- Ich geschrieben. Sein Buch Ver- bener wandter hilft nicht nur auf der Suche chem. Vorraum Buch Zwerg nach dem richtigen Urlaubs- Zeichen des der der ort und erklärt, was man al- für Parla- Bibel Chrom ments () Edda les unternehmen kann und warum Hotelzimmer so be- warme US- Pastete Bundes- freiend wirken können: Vor (engl.) staat allem leitet es an zum Aben- 7 5 großer engl.: teuer des Entdeckens. Hohl- Schmerz- Ge- raum im laut schenk Wir verlosen drei Bücher. Wer Felsen 1 gebrau- Ge- gewinnen will, schicke eine chen, Stadt im tränke- Postkarte oder E-Mail mit ver- Piemont rest dem Lösungswort des Kreuz- wenden im Glas 6 worträtsels und seiner Adres- arabi- scher se an: Fürsten- titel DEIKE-PRESS-201930 Katholische SonntagsZeitung bzw. Neue Bildpost 1 2 3 4 5 6 7 8 Rätselredaktion Henisiusstraße 1 86152 Augsburg E-Mail: [email protected] Lösung aus den Buchstaben 1 bis 8: Antikes Bauwerk in Rom Jubel- militä-Einsendeschluss:Flug- 31. Juli Auflösung aus Heft 29:SCHWEDEN röm. beson- klöster- serb. Statt- dere Reiz- Aschen- Roman- welle im rischer hafen englisch: liches halter Bega- leiter gefäß cier † Stadion Wende-Über dievon Balkon-Boxauf aus P N U bung Stift (Danilo) (La ...) in Judäa befehlHeft Nr.Tel 28 Avivfreuen sich: I T A L E R K O L L O Bewoh- Trans- L A B E R N I L I O N ner des port-, Ramona Tränkner, A L T V E R S A N D antiken T E E K E Italiens 7 Stückgut 68804 Altlußheim, U N I W E S E N antiker Manuela Rieder, „Könnten Sie mir Unsinn A S T D U N G Name 87637 Seeg, das Ding am reden von F K I M H (ugs.) Troja Josef Härtl, V F L S N E Wochenende mal 92249 Vilseck. leihen? Ich muss Form des R O T A T I O G E R nicht für 48 Personen Waren- kleinlich L G O R D E N N Z neu vertriebs Herzlichen Glückwunsch! L A G U N E L A I Rührkuchen Die Gewinner aus6 Heft machen!“ Ball- amerika- Kfz-Z. B E E I B L E U G halter Cha- nischer Nr. 29 gebenEnnepe- wir in der L H S C H U E R Z E beim rakter Erfinder, nächstenRuhr- Ausgabe bekannt. H U R R A A B I I N E Illustration: Golf 5 † 1931 Kreis T E N N E I N T A K T Jakoby ein- SCHWEDEN farbig 4 1

Stall- Fahne mist

Kfz-Z. deutsche Baum- Pferde- Franken- Pop- teil rasse thal sängerin 3 Fußball- Roman chem. klub in von Zeichen Bochum Kipling für Neon herbe Insel- Riese im Limo- euro- franz. nade päer Märchen

Gerichts- Aus- Blüten- Frauen- hof der zeich- stand name Kurie nung Rufname flacher Lied des Faser- Meeres- in der Boxers pflanze teil Scholz † Bretagne ‚heilig‘ nord- englisch: in span. ein deutsch: Biene Städte- Farbton namen Knecht Film von Jubel- Küchen- Steven ruf kleidung Spiel- 2 berg Hoch- Frauen- schul- reife kurz- (Kw.) name 8

Dresch- funktio- raum nierend

DEIKE-PRESS-201929 1 2 3 4 5 6 7 8 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 GUTE UNTERHALTUNG 37

Urlaubsgeplauder

„Das Leben ist gar nicht so, es ist ganz anders“, ���ä�lungschrieb Kurt Tucholsky hintergründig. Und den- noch: Manchmal ist das Leben ge- nau so und nicht anders, nämlich genau wie im Kino, im Fernsehen oder in einem Unterhaltungsroman. In diesen Fällen mag man sich die Frage stellen: Wer hat von wem ab- geschrieben, das Leben vom Roman oder der Roman vom Leben? Da trifft man jemanden im Ur- laub, ein Ehepaar mittleren Alters, sympathisch, aufgeschlossen. Man setzt sich ein bisschen zusammen und plaudert. Und dann – man traut seinen Ohren kaum – klingt plötzlich alles so unwirklich: Er ist Architekt, der an seinem Beruf vor allem das Krea tive liebt. Sie betreibt eine Kunstgalerie. Beide haben sich auf dem Land mit das ganze aufwendige Dekor weg- mit anderen Menschen keine gro- sel aus der halboffenen Waggontür eigener Hände Arbeit ein Fachwerk- denkt, das so penetrant im Trend ßen Umstände zu machen braucht. schwenkte. Oder die wandernden haus ausgebaut, im Garten wachsen liegt. Und wenn man sich erst ein- Der nette Schweizer Eisenbahner Kröten, die eine Schranke lahmleg- italienische Küchenkräuter, gele- mal durch diese ganze Selbstdarstel- zum Beispiel, der sich keineswegs ten und damit beinahe eine Katast- gentlich töpfern sie in der Toskana lung hindurchgeschaufelt hat, wird seines schlichten Beamtendaseins rophe heraufbeschworen hätten. oder restaurieren alte Möbel … es richtig gemütlich. Nach dem schämt und der eine bemerkenswer- Man kann überall nette Leute Und wenn jetzt noch ein solches dritten Glas Wein wissen wir alle, te Kreativität in der Darstellung des treffen, und im Urlaub braucht ja Klischee kommt, kriege ich einen dass wir hinter unserem seelischen Eisenbahnerlebens entfaltet. Es ist auch nicht immer alles gleich in die Schreikrampf, denke ich. Das darf Schaufenster alle nur Menschen schon erstaunlich, was ein Schwei- Tiefe zu gehen. Übrigens sind wir in doch nicht wahr sein! Und doch ist sind, die sich irgendwie im Leben zer Eisenbahner aus seinem Alltag jenes Fachwerkhaus auf dem Lande es Wirklichkeit. Aber jeder, der so behaupten müssen. so alles zu berichten weiß. mit der Galerie herzlich eingeladen etwas erfinden würde, müsste da- Einfacher ist es allerdings – und Zum Beispiel die Geschichte worden. Aber alte Spruchweisheit mit rechnen, von Kritikern in den das nicht nur bei Urlaubsbekannt- von dem Elefanten, der den ganzen weiß: Nur selten hält stand, was der Boden gestampft zu werden. schaften –, wenn man auf jemanden Eisenbahnverkehr durcheinander- Urlaub verband. Und dabei sind es doch wirklich trifft, der so viel Selbstwertgefühl brachte, weil er während des Zir- Text: Sebastian; nette Leute, wenn man sich mal besitzt, dass er bei der Begegnung kustransportes ständig seinen Rüs- Foto: gem

5 1 3 2 6 9 7 4 8 Sudoku 4 6 9 8 7 1 2 5 3 7 2 8 3 5 4 9 1 6 3 9 2 7 4 8 5 6 1 Die Zahlen 1 8 5 6 9 3 4 2 7 von 1 bis 9 6 7 4 1 2 5 3 8 9 sind so einzu- 8 4 1 9 3 2 6 7 5 tragen, dass 2 3 6 5 1 7 8 9 4 sich jede die- 9 5 7 4 8 6 1 3 2 ser neun Zahlen nur einmal in ei- nem Neunerblock, nur einmal auf der Horizontalen und nur einmal auf der Vertikalen befindet. Oben: Lösung von Heft Nummer 29.

3 4 2 1 5 4 9 4 9 2 6 2 8 5 6 9 7 1 9 5 8 6 9 1 8 7 8 6 4 2 6 9 8 3 30 GLAUBEN WISSEN 27./28. Juli 2019 / Nr. 30

Hingesehen

Nazareth Illit, die weitge- hend von Juden bewohnte Oberstadt von Nazareth, hat ihren Namen geändert und heißt nun Nof HaGalil (Aussicht von Galiläa). Es sei ständig zu Verwechslungen gekommen, daher hätten sich die Bewohner für eine unabhängige Identität ent- schieden, zitierte die „Jeru- salem Post“ Bürgermeister Ronen Plott. Das mehrheit- lich von arabischen Christen und Muslimen bewohnte Nazareth unterhalb von Illit gilt als der Wohnort Jesu und seiner Familie (im Bild die Altstadt von Nazareth mit der Verkündigungs basilika). Mit mehr als 70 000 Ein- wohnern ist es die größte arabisch besiedelte Stadt in Israel. Die Einwohner des 1957 gegründeten Nazareth Illit – jetzt Nof HaGalil – wer- den mit rund 45 000 ange- geben. Text/Foto: KNA

Wirklich wahr Zahl der Woche Impressum

Katholische SonntagsZeitung Gültig ist zurzeit die Thomas Gottschalk (69), zehn Pfennig einwerfen, und für Deutschland Anzeigenpreisliste Nr. 36 vom TV- und Radiomoderator, dann kam das Jesulein auf ‚ ‚ 1.1.2019. pilgerte als gebürtiger Ober- so ner Schiene aus so ner 40 Sankt Ulrich Verlag GmbH Henisiusstraße 1, 86152 Augsburg Anzeigen schluss: 10 Tage vor franke mit Hütte raus- Erscheinen seinen Eltern gefahren und Prozent der Deutschen haben Telefon: 08 21/5 02 42-0 www.katholische-sonntagszeitung.de Mediendesign und Marketing: einst regel- hat gesegnet.“ im vergangenen Jahr kein Cornelia Harreiß-Kraft mäßig nach Nachdem ei- einziges Mal eine Kirche be- Geschäftsführer: Telefon: 08 21/5 02 42-39 Vierzehnhei- nen das Jesu- treten. Dies hat eine Emnid- Johann Buchart Druck und Repro: ligen. „Das lein dann ge- Umfrage für das evangelische Herausgeber: war toll“, segnet habe, Magazin „Chrismon“ erge- Presse-Druck- und Verlags-GmbH Sankt Ulrich Verlag GmbH Curt-Fren zel-Straße 2 schwärmte „ging man ben. Die regionalen Unter- 86167 Augsburg. der beken- fromm wieder schiede sind allerdings groß: Redaktion nende Katho- nach Hause“. In Bayern waren drei Viertel Bankverbindung: lik in seiner Die be- der Menschen in einem Got- Chefredakteur: Johannes Müller LIGA Bank eG Radioshow rühmte Wall- teshaus, in Berlin nicht mal Chef vom Dienst: Thorsten Fels Konto-Nr. 115800, BLZ 75090300 IBAN DE51750903000000115800 im Bayerischen Rundfunk fahrtsbasilika Vierzehnhei- jeder dritte Befragte. Redaktion: BIC GENODEF1M05 (BR). ligen wurde von Balthasar Auf die Frage, warum sie Dr. Peter Paul Bornhausen, Victoria Fels (Nachrichten), In Erinnerung geblieben Neumann erbaut. Sie steht in den vergangenen zwölf Leserservice und Vertrieb ist ihm dabei eine besondere bei Bad Staffelstein. KNA Monaten in einer Kirche wa- Romana Kröling, Simone Sitta Foto: imago/Future Image Vertrieb: Karola Ritter Attraktion: „Da konnte man ren, antworteten 39 Prozent, Nachrichten: Postfach 11 19 20, sie seien auf einer Hochzeit, Katholische Nachrichtenagentur 86044 Augsburg Wieder was gelernt Taufe oder Beerdigung ein- (KNA), Evangelischer Pressedienst geladen gewesen. Etwa ein (epd), Deutsche Presse-Agentur Telefon: 0821/50242-13 Drittel (34 Prozent) nahm an (dpa), eigene Korrespondenten. Fax: 0821/50242-80 1. Wann wurde die Verkündigungsbasilika geweiht? E-Mail: [email protected] einem Gottesdienst teil, 31 A. 1789 Prozent waren zu Weihnach- Der Verlag haftet nicht für unver- Bezugspreis: B. 1848 ten in der Kirche. langt ein ge sand te Manuskripte, Vierteljährlich EUR 22,35. C. 1917 Fotos und Ähnliches. Auch um zu beten (26 Einzelnummer EUR 1,80. D. 1969 Prozent), eine Kerze anzu- Die Zei tung und alle in ihr enthal- Bestellungen nimmt der zünden (23 Prozent), zur Be- tenen Beiträge und Abbildungen Abonnentenservice entgegen. 2. Was soll sich einst an ihrer Stelle befunden haben? sichtigung (22 Prozent) oder sind urheberrechtlich ge schützt. A. Die Zimmermannswerkstatt Josefs um sich still hinzusetzen (21 Abbestellungen sind sechs Wochen vor Quar talsende schriftlich an den B. Das Haus Mariens Prozent) fanden Menschen Mediaberatung Verlag zu richten. C. Der Spielgarten Jesu den Weg in ein Gotteshaus. Astrid Sauerwein (verantwortlich Im Falle höherer Gewalt und bei

D. Der Tempel der Schriftgelehrten Lediglich 13 Prozent gaben für den Anzeigenteil), Arbeitskampf besteht kein B 2 D, 1 Lösung: an, für ein Konzert eine Kir- Telefon: 08 21/5 02 42-25 Belieferungs- oder Entschä di gungs - che besucht zu haben. epd Telefax: 08 21/5 02 42-83 an spruch. 27./28. Juli 2019 / Nr. 30 GLAUBEN LEBEN 39

Warnt Jesus deshalb im Evange- lium so sehr vor dem Blick zurück? Die Hand am Pflug „Lasst die Toten ihre Toten beerdi- gen, schaut am Pflug nicht zurück“, Optimismus: Wenn der Blick nach vorne bessere Furchen zieht heißt es im Evangelium (siehe Lk 9,60 ff.). Gerade in großen Krisen – und eine solche erwartet Jesus, ie Zukunft war früher auch da er den „festen Entschluss fasste, besser“, hat es der genia- nach Jerusalem zu gehen“ – scheint Dle Münchner Komiker Karl der Blick in die Vergangenheit fatal. Valentin einmal auf den Punkt Weil dieser Blick zurück die Vorstel- gebracht. Früher war vieles bes- lungskraft bindet, weil er Energie ser. Früher haben wir noch auf der und Emotionen beansprucht. All Straße gespielt ohne Telefon, waren das, was man jetzt braucht. stundenlang im Wald unterwegs. Jetzt ist eine „blank list“, ein wei- Die Kirchen waren voll und Lehrer ßes Blatt Papier notwendig: Noch und Priester noch Autoritäten. So in nichts ist beschrieben, keine Erwar- etwa? tungen, keine Ahnung – totale Of- Inzwischen glaube ich, dass „Frü- fenheit für die Zukunft. Keine ver- her“ ein viel utopischerer Ort ist als klärte Vergangenheit, der gegenüber die Zukunft. „Utopie“, schreibt das eine Zukunft nur ein „Weniger“, ein Online-Kinderlexikon, „ist ein Ort, „Schlechter“ sein kann. den es nicht gibt. Meistens denkt man bei der Utopie an etwas beson- Zukunft mitgestalten ders Schönes oder Wünschenswer- tes. Die Utopie ähnelt also ein we- „In Zukunft wird auch die Ver- nig dem Paradies oder dem Himmel gangenheit besser“ – was würde bei den Christen.“ Wir Menschen der Eingangssatz denn umgekehrt leben eigentlich meistens entweder bedeuten? So klingt er sehr opti- in der Vergangenheit – wir denken mistisch: dass wir uns zutrauen, die zurück, bereuen und schwelgen in Ereignisse der Vergangenheit als Si- Erinnerungen. Oder wir bewegen gnale in eine gute Zukunft zu sehen uns gedanklich in der Zukunft – wir Bauer beim Pflügen seines Feldes nahe Zell am Harmersbach, 1966. Das Bild – keine Stoppschilder oder Warnsig- befürchten, hoffen, ersehnen. macht alle nostalgisch – nur den Landwirt nicht. Foto: imago/snapshot nale, sondern Führungslichter, Hin- weisschilder. Gegenwart: Fehlanzeige Ich sehe, wie viele Wandlungspro- mit ein Ort, den es nicht gibt. Es ist Ehen ein Riesenproblem waren. zesse die Kirche in der Vergangen- Die Gegenwart dauert psycho- meine gedeutete Erfahrung, meine Und wir haben totgeschwiegen heit schon durchgemacht hat. Wie logisch gesehen drei Sekunden. Al- Erinnerung der Welt. Vergangenheit und weggesehen, dass es Folgen der viele andere Mitarbeitende in der les Wissen und alle Erfahrung vor ist damit immer subjektiv und indi- Machthierarchien gab und Miss- Kirche schule auch ich mich in Sa- diesen drei Sekunden haben früher viduell. brauch in der Kirche. Manchmal er- chen Prävention und bin froh, dass stattgefunden, sind schon Vergan- Gleichzeitig bewegt sich meine schüttert ein ehrlicher Blick auf die das Thema in der Kirche inzwischen genheit. Wir feiern Gottesdienst Erinnerung in einem Rahmen, der Vergangenheit die Gegenwart in ih- so wichtig ist und sie verändert. Die und singen jetzt ein Lied. Aber schon von meiner Umwelt gesetzt wird. ren Grundfesten und macht erst so Kirche hat weiterhin eine frohe Bot- das Nachdenken über einen Satz der Ob ein Ereignis als gute Erinnerung eine bessere Zukunft möglich. schaft zu verkünden, davon bin ich Predigt etwa ist Vergangenheit. Wir im Gedächtnis bleibt, hängt auch überzeugt. Und ich vertraue darauf, veranstalten gerade ein Fest – schon von der Gesellschaft ab: War die Fataler Blick zurück dass sie ihren Platz an der Seite der am Abend beginnt das Erinnern. Rede passend? Ein Skandal? Total Armen in dieser globalen Welt wie- Und so ist die Vergangenheit schon veraltete Moral? Und eines ist noch Wenn ich über die Vergangen- derfinden und zukünftig ausfüllen Deutung, schon Verarbeitung durch typisch: Wir neigen dazu, Negatives heit rede, mache ich vor allem eines wird. das Gehirn: Beim Erinnern sortieren auszublenden, uns Gutes zu mer- deutlich: nach welchen Kriterien ich Ich weiß nicht, was sich in den wir aus, halten Momente fotogra- ken, und so verklären wir fast auto- ein gelungenes Leben beurteile und nächsten 20 Jahren in meinem fisch fest, deuten gesprochene Worte matisch viele Ereignisse. In der Erin- welche Sorgen ich vor der Zukunft Leben und in meiner Ordensge- oder Zeichen. Vergangenheit ist da- nerung war der Himmel im Urlaub habe. Ist mir die neue Kommuni- meinschaft getan haben wird. Aber immer blau. kation über das Internet fremd oder gerade jetzt, im Kontakt mit den Ju- Was sind dann die „guten alten vertraut? Habe ich Sorge, durch sie gendlichen, sehe ich meine Verant- Zeiten“? Die Zeiten, die wir in der „außen vor“ zu sein? Befürchte ich, wortung: Ich gestalte die Zukunft Vergangenheit verklären, in der alles dass es bald keine Kirchen mehr ge- mit – und das gelingt besser mit schön war. Wir blenden aus, dass es ben wird? Weil ihre Botschaft nicht Optimismus, Mut und Offenheit als in der Kindheit auch Konkurrenz- mehr wichtig ist? Oder weil ihre mit Befürchtungen und Vergleichen kämpfe gab und dass der Mathema- Verantwortlichen nicht mehr glaub- aus der Vergangenheit. Wie wäre es tikunterricht nervig war. Dass die haft scheinen? Weil aus der Erschüt- denn, wenn wir alle in 20 Jahren Briefe immer erst lange unterwegs terung keine Konsequenzen folgen? stolz sein können auf das, was wir waren und bei Anrufen im Ausland Wie bewerte ich Veränderungen jetzt geschafft haben? immer die Geld-Uhr getickt hat. im Alltag für mich? Mit Sorge? Mit Wir verdrängen, dass in der Kir- Hoffnung? Die Zukunft war früher che etwa konfessionsverschiedene auch besser. „Das Gegenteil von Utopie ist die Dystopie: Das ist ein Verschiedenes Land oder eine Zukunft, in der es Witwe, 70+, 1,70 gr., schl., würde gerne e. christl. Herrn kennenl. – nur zu freundsch. Treffen. Unsere Autorin: sehr schlimm zugeht“, schreibt das Er sollte groß, intellig. u. humorv. sein. Ich selbst Schwester Birgit Stollhoff CJ ist Juristin, Online-Lexikon. Kinder kennen war berufst. b. z. Rente, als Kneipp- u. Physio- therapeutin. Liebe schwimmen im Hallenb., sakr. studiert Theologie im Fernstudium jetzt den Unterschied. Zukunft ist Musik, singen, beten, lesen u. natürl. viele inte- und leitet im Auftrag ihres Ordens das res. Gespr. üb. Gott u. unsere Welt! Zuschr. unt. der Ort, an dem es nur schlechter Kath. SonntagsZeitung, Nr. CF 0054, Postfach jugendpastorale Zentrum in Hannover. wird. 111920, 86044 Augsburg. In der gesamten Bibel kommen 188 Frauen vor. 93 davon sagen etwas. 49 von ihnen tragen einen Namen. © Andreas Hermsdorf_pixelio.de © Andreas

Sonntag, 28. Juli Donnerstag, 1. August sus erzählen und auf viel Unverständnis Jesus betete einmal an einem Ort; als In jener Zeit sprach Jesus auch: Mit dem stoßen. So werden wir Jesus ähnlich in er das Gebet beendet hatte, sagte einer Himmelreich ist es wie mit einem Netz, unserer Nachfolge. seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns das ins Meer ausgeworfen wurde und in beten, wie auch Johannes seine Jünger dem sich Fische aller Art fi ngen. Samstag, 3. August beten gelehrt hat! (Lk 11,1) Dienstag, 30. Juli (Mt 13,47) Zu dieser Zeit hörte der Tetrárch He- Dann werden die Gerechten im Reich rodes, was man von Jesus erzählte. Vielen fällt es schwer, die richtigen ihres Vaters wie die Sonne leuchten. In diesen Sommertagen hören wir ver- (Mt 14,1) Worte beim Beten zu fi nden. Beten will Wer Ohren hat, der höre! (Mt 13,43) schiedene Bildreden vom Himmelreich. gelernt sein. Die Kommunikation mit Jesus greift Situationen auf, die wir im Nur wenn jemand etwas erzählt, können Gott ist lebensnotwendig. Schauen wir Wie die Sonne alles in ihrem Glanz er- Urlaub auch erleben können. Doch es andere davon erfahren. Fassen wir heu- auf Jesus, wie er uns das Beten lehren strahlen lässt, so strahlen Menschen, die gilt: Ich muss mich für Jesus und sein te den Mut, anderen von unseren Glau- will, und richten wir unseren Blick auf von Gottes Liebe erfüllt sind, Licht in die Reich immer wieder entscheiden. Ich benserfahrungen mit Jesus zu erzählen, den liebenden Vater! Dunkelheit vieler Sorgen und Ängste. Hö- kann mein Leben auch in die falsche wenn sich die Gelegenheit ergibt! So ren wir auf Gottes Wort! Richtung laufen lassen. werden wir zu Jüngern Jesu und bringen Montag, 29. Juli andere mit ihm in Berührung. In jener Zeit legte Jesus der Menge ein Mittwoch, 31. Juli Freitag, 2. August weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit In jener Zeit sprach Jesus zu den Men- Und sie nahmen Anstoß an ihm. Da dem Himmelreich ist es wie mit einem schen: Mit dem Himmelreich ist es wie sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Senfkorn, das ein Mann auf seinen mit einem Schatz, der in einem Acker Prophet ohne Ansehen außer in seiner Acker säte. Es ist das kleinste von allen vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn. Heimat und in seiner Familie. (Mt 13,57) Sr. M. Petra Grünert ist Franziska- Samenkörnern. (Mt 13,31) (Mt 13,44) nerin von Maria Stern im Ju- In seiner Heimatstadt ist Jesus gendwohnheim St. Hildegard Die Sommertage der Ferien locken uns in Das ist ja wie im Himmel! Fragen wir nicht angesehen, wenn er am Dom in Augsburg (www. die Natur. Betrachten wir doch die Bäu- uns: Was oder wer ist mein Schatz in die Botschaft Gottes ver- franziskanerinnen-am-dom.de) me und Felder und staunen, was Gott meinem Herzen? Hat Gott hier auch den kündet. Viele erleben und in der Klinikseelsorge tätig. aus den kleinsten Samenkörnern Großes Platz, der ihm zusteht? Wohnt Gott in heute Ähnliches, wenn machen kann! meinem Herzen? sie begeistert von Je-

Unser Angebot für Abonnenten:

Die SonntagsZeitung 椀倀愀搀

FÜR DEUTSCHLAND

126. Jg. 20./21. Juli 2019 / Nr. 29 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 1,80 Euro, 2063 Mysterienspiele für „Magna Charta“ der Vor 75 Jahren: Mit der eine Märtyrerin Arbeiterbewegung Bombe gegen Hitler Weil sich die heilige Christina zum Bischof Wilhelm Emmanuel von Für den Anschlag auf Adolf Hitler gilt Christentum bekannte, ließ ihr Kettelers Bericht „Die Fürsorge Claus Schenk Graf von Stauff enberg Vater sie foltern und hinrichten. der Kirche für die Fabrikarbei- (Foto: gem) mal als Vorbild, mal als In der italienischen Stadt Bolsena ter“ von 1869 gilt als „Magna Verräter. In einem Buch untersucht immer mit dabei! stellen die Menschen ihre Marter Charta der christlichen Arbeiter- seine Enkelin die Beweggründe des nach (Foto: Schenk). Seite 14 bewegung“ (Foto: KNA). Seite 5 Widerständlers. Seite 2/3 und 8

Vor allem … in kleiner Schritt für den Men- Liebe Leserin, Eschen, aber ein großer Sprung lieber Leser Die ersten für die Menschheit“: Wer kennt sie nicht, diese Worte von Neil Arm- ie müssen lange mit sich ge- Fußspuren auf strong? 50 Jahre ist es nun her, dass Srungen haben: die Verschwö- rer des 20. Juli 1944 um Claus er als erster Mensch den Mond be- Schenk Graf von Stau enberg, dem Mond trat. Ganz gespannt verfolgte einer Für nur 1 Euro mehr im Monat erhalten Sie das Generäle, Diplomaten, Politiker. das Geschehen vor dem Fernseher, Ist ein Mord, fragten sie sich, ein von dem man es so vielleicht nicht Verbrechen also, gerechtfertigt, erwartet hätte: Papst Paul VI. Er um ein verbrecherisches Regime zu stürzen, um Recht und Frei- war ein großer Fan der Apollo- 11- heit zurückzugewinnen? Ange- Mission. Seite 6 und 26 sichts zahlreicher Diktaturen weltweit ist die Frage nach wie vor aktuell. Obwohl für Stau enberg und viele seiner Mitverschwörer die katastrophale Lage an der Front ePaper zusätzlich zur gedruckten Zeitung! ausschlaggebend gewesen sein dürfte – auch die Verbrechen des Nazi-Regimes waren ihnen nicht verborgen geblieben: die Massaker im Osten, die Gräu- el in den Konzentrationslagern (Seite 16/17). Ein Regime, das die Menschenrechte derart mit Füßen trat, hatte jegliches Recht verspielt. Am Ende der Erwägungen stand für die Männer und Frauen des Widerstands fest: Es muss gehan- delt werden! Vor genau 75 Jah- So können Sie jederzeit die Katholische SonntagsZeitung lesen, ren zündete „Hitler-Attentäter“ Stau enberg匀愀洀 瀀im氀攀 Führerhaupt- quartier „Wolfsschanze“ in Ost- preußen seinen Sprengsatz. Der Ausgang ist bekannt: Das Atten- tat schlug fehl, die Verschwörer auch wenn Sie nicht zu Hause sind. wurden hingerichtet (Seite 2/3). Ihr  orsten Fels, Chef vom Dienst

Foto: imago/Cinema Publishers Collection Profi tieren Sie von den Vorteilen der digitalen Version: schnelles und unkompliziertes Navigieren und eine bessere Lesbarkeit durch Bildschirmbeleuchtung und stufenlose Vergrößerung. Für nur Falls Sie die Katholische SonntagsZeitung nur als ePaper abonnieren 1 Euro möchten, erhalten Sie diese zum günstigen Preis von EUR 63,60 im Jahr! mehr!

Jetzt sofort bestellen: [email protected] oder Tel. 0821/50242-53

©Kaspars Grinvalds - stock.adobe.com