August/September 2011

www.kolping.de magazin

Väter-Kinder-Freizeit im Diözesanverband München Gemeinsame Abenteuer

■ Papstbesuch Staat-Kirche-Verhältnis • Seite 14

■ Jugend Bedrohlich: kritischer Konsum • Seite 32

Köln – Ausgabe A Ausgabe – Köln 50667 5–11,

■ Partnerschaft Heiraten? Ja bitte … oder? • Seite 34 Kolpingplatz Kolpingwerk,

Inhalt

titelthemen EdItorIal Väter und Kinder unter sich Ein Wochenende nur für Väter und Kinder ist etwas Besonderes. liebe leserin, Deshalb war die diesjährige lieber leser! Kanutour auf der Pegnitz auch wieder schnell ausgebucht. Über anz nah dran bei der Väter-Kinder ihr Vater-Kind-Verhältnis haben Freizeit des Diözesanverbandes die Teilnehmer nicht gesprochen; München und Freising waren sie hatten einfach drei schöne Fotografin Barbara Bechtloff und Redakteur 6 G gemeinsame Tage. Georg Wahl. Der erfahrene Ruderer, der wöchentlich auf dem Rhein trainiert, machte die Erfahrung, dass Paddelboote ganz an- Eine ungehaltene rede eckt an dere Eigenschaften auf dem Wasser haben: Der bevorstehende Papstbesuch Zweimal genoss er unfreiwillig das Bad in lenkt den Blick auf das Verhältnis der Pegnitz. Barbara Bechtloff hatte sich eine 14 von Staat und Kirche. Atheisten weniger stürmische Besatzung ausgesucht fordern eine Trennung, die im und gelangte mit ihrer teuren Fotoaus- Ergebnis den Atheismus zur rüstung trockenen Fußes ans Ufer. Staatsreligion macht. Zunehmend versuchen sie, in den Parteien Ein- Thomas Dörflinger, der Bundesvorsitzende fluss zu nehmen. In der SPD und des Kolpingwerkes Deutschland, hat sich bei den Grünen brodelt es. bereits vor Erscheinen des Berichtes im Kolpingmagazin (Juli 2011) für das bedrängte Kloster Mor im Südosten der Türkei Bedrohlich: Kritischer Konsum eingesetzt. In einem persönlichen Brief an Was bei der diesjährigen Diözesan- Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte er konferenz der Kolpingjugend in darauf hingewiesen, dass die juristische Freiburg ablief, war mehr als span- Auseinandersetzung des türkischen Staates nend. Ein Drohbrief, eine ominöse mit dem christlichen Kloster ernsthafte Entführung und eine detektivische Zweifel am Schutz religiöser Minderheiten Spurensuche. Entscheidende zulässt und in den laufenden Beitrittsver- Frage: Wer hat ein Interesse, dass handlungen zwischen der Europäischen nicht über kritischen Konsum Union und der Türkei Fragen provoziert, die nachgedacht wird? 32 bislang unbeantwortet geblieben sind. Der Kanzleramtsminister hat ihm inzwischen sehr wohlwollend geantwortet (S. 4). August/septemberthemen Bereits im vergangenen Jahr ist mit Präses Gerhard Hirschfelder ein Kolpingmitglied, 4 nachrichten pingjugend im Diözesanverband das im KZ Dachau umgekommen war, selig- Die Kanzlerin sorgt für das Kloster Köln. – Nichts für Weicheier. gesprochen worden. Im Juni wurden Alojs Mor Gabriel – Bundestag: Die Andritzki und Eduard Müller in und Mehrheit lässt PID zu. – Sozial- 34 heiraten? Lübeck seliggesprochen. Auch sie sind Mär- wahl: Anzahl der Mandate gehalten. Ja bitte … oder? tyrer der nationalsozialistischen Ideologie und Gewaltherrschaft. Wir berichten über ihr 12 ratgeber 37 Seligsprechungen Leben und zeigen Fotos von der Seligspre- Alojs Andritzki und Eduard Müller. chung. 19 leserbriefe, tipps 40 Eine Welt Herzlichen Gruß und Treu Kolping 20 Millenniumsziele Bildung kennt keine Altersgrenzen: Euer Noch ist die Armut nicht besiegt. Die Kolpingsfamilie Lviv hat die erste Volkshochschule für Senioren 24 regional in der Ukraine gegründet. Neues aus den Diözesan verbänden.

Chefredakteur 42 Verbandsnachrichten [email protected] 28 Kolpingjugend Neuigkeiten aus dem Kolpingwerk,

Titelfoto: Barbara Bechtloff Barbara Titelfoto: Die „Sonntagsfahrer“ der Kol- Impressum.

Kolpingmagazin 8–9/2011 3 NachrichteN Fotos: dpa Fotos:

Kanzlerin sorgt für Mor Gabriel 3. September tag des handwerks undeskanzlerin Angela Merkel setzt auch weiter thematisieren“, schreibt Pofalla. sich für das vom türkischen Staat Der Kanzleramtsminis ter betont, die Bun- as deutsche Handwerk wirbt seit gut bedrängte Kloster Mor Gabriel ein. desregierung weise bei Gesprächen mit Ent- einem Jahr für seine Leistungen. Dies- „DasB Kloster Mor Gabriel war auch Gegen- scheidungsträgern in Ankara immer wieder jähriger Höhepunkt einer aufwen- stand der Gespräche der Bundeskanzlerin auf die notwendige Beachtung der Rechte digenD und auf fünf Jahre angelegten Werbe- mit dem türkischen Ministerpräsidenten der syrisch-orthodoxen Christen hin. kampagne ist der 3. September. Zum ersten Erdogan am 28. Februar in Hannover“, be- „Ich versichere Ihnen, dass die Lage der Mal findet dann der „Tag des Handwerks“ richtet Kanzleramtsminister Ronald Po- Christen in der Türkei wie auch das Kloster statt. Er steht unter dem Motto „Deutsch- falla in einem Brief an den Vorsitzenden Mor Gabriel weiterhin fester Bestandteil des land ist handgemacht“. In Deutschland gibt des Kolpingwerkes Deutschland, Thomas politischen Dialogs der Bundesregierung es 975.000 Handwerksbetriebe, eine Wirt- Dörflinger MdB. „Die Bundesregierung mit der Türkei bleiben wird“, so der Kanz- schaftsmacht von nebenan. wird ebenso wie die Europäische Union die leramtsminister in dem Antwortbrief an Am „Tag des Handwerks“ präsentieren Entwicklungen um das Kloster Mor Gabriel Thomas Dörflinger. @ sich unter dem Dach des Zentralerbandes des deutschen Handwerks regional die Kammern, Innungen und Kreishandwerker- schaften mit vielfältigen Aktionen. Auch viele Sozialwahl: Mandate gehalten Betriebe öffnen den Besuchern an diesem Tage ihre Werkstüren. Der Tag des deutschen Handwerks wird auch von der Kommission Die arbeitsgemeinschaft christlicher arbeitnehmerorganisationen Handwerk im Kolpingwerk Deutschland (aca) hat bei den Sozialwahlen 2011 genau so viele Mandate begleitet. Er bietet eine gute Gelegenheit, in erzielt wie bei der letzten Sozialwahl im Jahr 2005. Bei der Deut- den Betrieben das Themenfeld Arbeitswelt innerhalb der Imagekampagne des Kolping- schen rentenversicherung Bund erzielte die aca 5,0 Prozent und werkes vorzustellen. Der Begriff „Teamgeist“ erhielt ein Mandat. Bei der Barmer ersatzkasse erhielt die aca als Motto in der Kolpingkampagne passt 4,49 Prozent der Stimmen (zwei Sitze) und bei der techniker genau zum Handwerk. Werbematerial zur Imagekampagne kann im Kolpingshop be- Krankenkasse (tK) 4,43 Prozent (ein Sitz). im Verwaltungsrat der stellt werden, www.kolpingshop.eu oder Tel. DaK ist die aca mit zwei Sitzen vertreten (6,06 (0221) 20701-128. @ Prozent der Stimmen). Ulrich Benedix, Vorsitzender der Kommission„Soziale Selbstverwaltung“: „Das ergebnis ist ein erfolg, da sich stellenweise die Mandate in den Verwaltungsräten halbiert haben und sich durch Fusionen der Kreis der wahl- berechtigten Personen erhöht hat.“ @ Eine gerechte Arbeitswelt. Persönliche Entfaltung. Arbeit im Team. Dafür setzen wir uns ein. Sie auch? Mehr Infos unter www.wirsindkolping.de.

4 Kolpingmagazin 8–9/2011 NachrichteN

Die meisten Befürworter bei FDP und SPD KUrZ GEMELDET

Die Mehrheit lässt PiD zu ■ tintelott kritisiert Hubert Tintelott, europapo- ie Abstimmung über die be- Mehrheit: 70 stimmten zu, 154 lehnten PID litischer Sprecher des Zen- schränkte Zulassung der Präimplan- vollständig ab, darunter auch Bundeskanz- tralkomitees der deutschen tationsdiagnostik (PID) am 7. Juli lerin Angela Merkel. Katholiken (ZdK), hat die Ent- Dim Bundestag erfolgte ohne Fraktionszwang. Unter den Kolpingmitgliedern im Deut- scheidung der EU Arbeits- und In drei Parteien fand die vom Kolpingwerk schen Bundestag gab es eine fast 90 prozen- Sozialminister kritisiert, die abgelehnte Reform eine Mehrheit: 87 FDP- tige Ablehnung. Nur Klaus Brandner (SPD), von Europäischer Kommission Abgeordnete stimmten zu, fünf dagegen. In Glos (CSU) sowie Karl Lamers und und Europäischem Parlament der SPD stimmten 103 Abgeordnete zu, 36 Katherina Reiche (beide CDU) stimmten für vorgelegten Vorschläge zur votierten dagegen. Bei den Linken waren 39 die PID. Die Kirchen und das Kolpingwerk Verbesserung des Mutter- dafür, 29 dagegen. In der Fraktion der Grü- hatten sich sehr deutlich gegen das Vorhaben schutzes auf europäischer nen überwog die Ablehnung: 27 stimmten ausgesprochen, über menschliches Leben zu Ebene auf Eis zu legen. @ dafür, 36 dagegen. Nur in der CDU/CSU- verfügen, es zu selektieren und anschließend Fraktion fanden die Ablehner eine deutliche zu töten. @ ■ Jahr der Freiwilligen Im europäischen Jahr der Frei- willigentätigkeit laden die Kir- chen zu einem ökumenischen holz und Metall: Wahl ab august Kongress ein, der ganz im Zei- chen des Kompetenzerwerbs am 5. Oktober wird erstmals die Vertreterversammlung der neuen durch und für ehrenamtliches Berufsgenossenschaft holz und Metall gewählt. Sie gleicht in ihrer Engagement steht. Die Tagung „Kompetent und qualifiziert: Funktion einem Parlament und bestimmt z. B. über Satzung, Wir engagieren uns!“ findet Unfallverhütungsvorschriften, Gefahrtarif sowie den haushalts- vom 30.9. bis 1.10.2011 in Erfurt plan und wählt den Vorstand. insgesamt sind rund 4,3 Millionen statt. Kolping präsentiert sich bei dieser Veranstaltung. Das Versicherte zur Wahl aufgerufen. Sie erhalten ihre Wahlunterlagen detaillierte Programm und in der Zeit vom 16.8. bis 15.9.2011 von ihrem arbeitge- weitere Informationen finden ber. Das Kolpingwerk kandidiert gemeinsam mit sich unter www.wir-engagie- ren-uns.org. @ dem Bundesverband evangelischer arbeitnehmer- organisationen (BVea), der Katholischen arbeitneh- ■ eU-anwalt zum embryo mer-Bewegung (KaB) auf Listenplatz Nr. 3. Spitzen- Der Generalanwalt beim kandidat des Kolpingwerkes ist Jürgen Peters Europäischen Gerichtshof Yves Bot hat in einem aktu- (Foto). @ ellen Schlussantrag bekräftigt, dass nach Europarecht dem menschlichen Embryo ab dem Zeitpunkt der Befruchtung Menschenwürde zukommt. Umfrage zur Seniorenfreundlichkeit Auf diesen Sachverhalt wies der gesundheitspolitische Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seni- Befragung sollen den Seniorenorganisati- Sprecher der größten Fraktion oren-Organisationen e.V. (BAGSO) als In- onen eine Grundlage geben, um vor allem im Europäischen Parlament teressenvertretung der älteren Menschen in auf kommunaler Ebene positive Verände- (EVP/Christdemokraten), Peter Deutschland führt eine Befragung zur „al- rungen einzufordern und dafür konkrete Liese, vor der Abstimmung zur tersfreundlichen“ Gestaltung unserer Städ- und praxis taugliche Vorschläge zu machen. Präimplantationsdiagnostik te durch: Wie altersfreundlich sind unsere Der Fragebogen kann auf der Homepage im Deutschen Bundestag hin. Städte? der BAGSO (www.bagso.de) online ausge- Bei dem Verfahren am Europä- Die Befragung wendet sich vor allem an füllt werden. Gedruckte Exemplare können ischen Gerichtshof geht es um ältere Menschen, gemäß der Devise: Seni- – auch in einer größeren Anzahl – über die die Frage, ob menschliche Em- orinnen und Senioren sind die besten Ex- BAGSO-Internetseite oder telefonisch unter bryonen patentierbar sind. @ perten in eigener Sache. Die Ergebnisse der 0228 / 24 99 93-0 angefordert werden. @

Kolpingmagazin 8–9/2011 5 Ohne große Worte: Beim gemeinsamen Kanufahren erleben Väter und Kinder, dass sie sich aufeinander verlassen können.

6 Kolpingmagazin 8–9/2011 TheMa

TEXT Georg Wahl FOTO Barbara Bechtloff Ohne Mütter Ein Wochenende nur für Väter und Kinder ist etwas Besonderes. Deshalb war die diesjährige Kanutour auf der Pegnitz auch wieder schnell ausgebucht. Über ihr Vater-Kind-Verhältnis haben die Teilnehmer nicht gesprochen; sie hatten einfach drei schöne gemeinsame Tage.

äter und Kinder schenkten sich auf dem Wasser nichts: Wer von beiden zuerst das meiste Wasser im Boot hatte, der kenterte und musste ans rettende Ufer schwimmen. Doch die Wasserschlacht war nur eine willkommene Abwechslung, bei der alle Beteiligten ihre Kräfte maßen und vor allem Spaß hatten. Einige Teilnehmer sind in den vergangenen neun Jahren bei allen Vater-Kind-Wochenen- den mitgefahren, die das Familienforum des Diözesanverbandes München und Freising angeboten hat. Andere waren bei der TheMa

Das ist jetzt unsere Imagekampagne FamiliE neunte Fahrt in Folge. Bundesweit engagieren sich 2.600 Kolpingsfamilien für ein familienfreundliches Klima vor Ort. Sie verstehen sich als generationsübergreifend, und sie wirken als Auch dieses Mal ist Solidargemeinschaft in der praktischen Nachbarschaftshilfe. das Inte resse groß; Kolpingmitglieder unterstützen sich Kolping bietet in acht Familienferien­ gegenseitig durch Hilfe und Austausch, stätten Familien erholung für alle an. denn Väter und Kinder Solidarität und gemeinsames Handeln – In Erziehungs­ und Alltagsfragen generationenübergreifend. helfen sich die Mitglieder durch gegen­ wissen : Es wird wie Familie ist in jeder Phase vom Staat seitigen Erfahrungsaustausch. immer wieder schön, besonders zu schützen! Als Verband Kolpingsfamilien und verbandliche setzen wir uns aktiv für den Schutz Einrichtungen sind Träger von Kinder­ auch wenn es der Familie sowie für eine gerechte gärten und Kindertagesstätten, sie Familienförderung ein, damit Leben mit org a nisieren Nachmittagsbetreuung an vielleicht regnet. Kindern besser gelingen kann. Schulen. Klaus Bermeier, Familienforum

diesjährigen Kanutour zum ersten Mal terfragen; sondern im Vordergrund stand als Team, ein Vater hängt die nasse Wäsche dabei. Bei der abendlichen Vorstellungs- einfach ein schönes Wochenende und eine seiner Tochter auf, ein anderer Vater macht runde auf dem Campingplatz erzählten zwei gelungene Kanutour. mit seinem Sohn den Abwasch, Väter unter- Väter, dass sie eigentlich von ihren Frauen halten sich beim Bier, Jugendliche bei einer für das Wochenende angemeldet wurden: Stolz auf die Kinder Limo, alle feiern am Samstag gemeinsam „Die meinten, das tue uns mal ganz gut.“ Gottesdienst, und wenn es regnet, spannen Was ist das Besondere an einem Vater- Erst die vielen kleinen unscheinbaren Bege- alle zusammen eine Plane auf und arbeiten Kind-Wochenende? Diese Frage stellen benheiten im Überblick zeigen, wie viel in so als Gemeinschaft. Beobachter gerne. Doch darauf fiel Vätern einer gemeinsamen Fahrt steckt: Gruppen Es war halt ein Wochenende ohne große und Kindern keine Antwort ein. Schließlich von Vätern und Kindern unterhalten sich Fragen, aber mit vielen schönen gemein- ging es bei dieser Veranstaltung auch nicht miteinander, rudern gemeinsam, versenken samen Erlebnissen. Und dass Väter auf darum, sich tiefgreifend miteinander zu sich, helfen sich, Väter paddeln gemein- ihre Kinder stolz sind und Kinder manch- beschäftigen und seine Beziehung zu hin- sam mit ihren Kindern und erleben sich mal auch auf ihre Väter, erkannte man

Bilder unten im Uhrzeigersinn: Die Kinder malen ein neues Bild auf die Kolpingfahne, die bei jeder Fahrt gehisst wird. ein gekenterter Vater wärmt sich auf. Vater und Tochter erkunden gemeinsam ein Wehr in der Pegnitz. Nach der Kanutour bilden alle gemeinsam mit Winkelhölzern eine Murmelbahn. Nur wenn alle konzentriert mitmachen, fällt die Murmel nicht auf die Wiese.

8 Kolpingmagazin 8–9/2011 Bilder oben: Die Wasserschlacht ist fester Bestandteil und höhepunkt jedes Vater-Kind-Wochenendes. Bilder unten: Danach hängen die Väter auch bereit- willig die nasse Wäsche ihrer Kinder auf. Beim Tragen der Boote und beim abpaddeln müssen alle im Team arbeiten, sonst werden die Boote beschädigt bzw. die Mannschaft kentert, noch bevor sie in der Flussmitte ist.

manchmal in einem ganz kurzen Blick- 14 Ehren amtliche jedes Jahr ein anspruchs- reichen Lebens phase angesprochen werden, wechsel. Als einzige Frau ist Irmi Bergmei- volles Programm für Familien zusammen. scheinen diese Wochenenden sehr interes- er mitgefahren. „Damit die Mädchen bei Die Vater-Kind-Wochenenden sind schon sant und bereichernd zu sein. Bedarf einen eigene Ansprechpartnerin Tradi tion. Bemerkenswert sei auch ein Irmi Bergmeier ist seit einigen Jahren haben“, erklärt sie. „Wir haben vor zwölf Mutter-Tochter-Wochenende mit Mädchen auch Kursleiterin für die Kess-Erziehungs- Jahren mit dem Familienforum begonnen“, im Alter von 12 bis 14 Jahren. Gerade weil kurse. Was in diesen Kursen passiert, steht sagt Irmi Bergmeier. Seitdem stellen bis zu Mütter und Töchter in einer oft spannungs- auf den folgenden beiden Seiten … TheMa

Verstehen sie Ihre Kinder nicht? Ärgern sie sich oft über deren Verhalten? Glauben Sie, in der Erziehung zu versagen? Keine Sorge, anderen Eltern geht es genauso! Helfen kann der Elternkurs „Kess erziehen“; er ermutigt die Eltern und verbessert deren Verhältnis zu ihren Kindern.

em gehört das Problem? Wer sich (sozial ). Die Eltern sollen frei werden und Vorbereitung der Veranstaltung und bietet diese Frage immer wieder stellt, nicht „nach Lehrbuch“ erziehen, sondern Werbematerial an. kann sich oft Wut und Enttäu- die persönlichen Möglichkeiten und Ziele schungenW ersparen. Welche Eltern kennen von Eltern und Kindern berücksichtigen edelsteinmomente helfen nicht die folgende oder eine vergleichbare (situationsorientiert). Situation: Zwei ihrer Kinder wollen den Das Kolpingwerk Deutschland ist AKF- In den Kursen setzen sich Eltern zunächst letzten Joghurt aus dem Kühlschrank haben. Mitglied, und verschiedene Kolping- mit typischen Verhaltensweisen ihrer Kin- Sofort geht der Streit los: „Ich war zuerst Diözesan verbände bieten Kess-Kurse an. der auseinander. „Wenn Kinder zum Bei- da!“ „Immer nimmst Du mir alles weg“. Im In der Diözese Augsburg koordiniert Katja spiel ihre Mutter andauernd bei einem Tele- Nu tobt der Streit vor dem offenen Kühl- Weh-Gleich das Kolping-Angebot. Sie ver- fongespräch unterbrechen, heißt das nicht, schrank. Um die Situation zu lösen, greift sie mittelt Referentinnen und Referenten unter dass das Kind seine Mutter ärgern will“, ein und trifft dann anstelle der Kinder eine anderem an Kolpingsfamilien, die diesen erklärt Katja Weh-Gleich. Oft steckt dahin- Entscheidung. Oft ist sie dann die Dumme, Kurs anbieten möchten. Sie hilft bei der ter die falsche Annahme des Kindes, dass die sich den Ärger beider Kinder zuzieht. Im Elternkurs „Kess erziehen“ lernen Eltern, wie sie sich in dieser oder einer vergleich- baren Situation anders verhalten können. Kinder brauchen Ermutigung, vor Eigentlich ist es der Mutter egal, wer den allem dann, wenn sie an sich zweifeln. letzten Joghurt bekommt. Das Problem ge- hört eindeutig den Kindern. Deshalb sollten Damit helfen Eltern ihren Kindern, sich die Eltern aus dem Streit heraushalten ihr Selbstvertrauen zu stärken. und höchstens moderieren, damit die Ge- schwister eigenständig eine Lösung finden. Katja Weh-Gleich koordiniert die Kess-Kurse im DV augsburg

eltern lernen, die Kinder zur echten Selbstständigkeit zu ermutigen DiE GrunDhalTunG vOn k ess erzI ehen Das Kurskonzept wurde von der Arbeitsge- meinschaft für katholische Familienbildung Kess erziehen vermittelt E wie ermutigend: Die achten, dass sie die (AKF) entwickelt. Die Kurse werden bun- praktische anregungen Selbstständigkeit der Bedürfnisse der Eltern desweit von verschiedenen kirchlichen Trä- für den erziehungs- Kinder und Jugendlichen und Erziehenden respek­ gern angeboten. Die Abkürzung Kess steht alltag – und, noch wich- fördern. Ihnen zumuten, tieren. für K wie kooperativ, E wie ermutigend, S tiger, eine einstellung, die Verantwortung für wie sozial und S wie situationsorientiert. die das Zusammenleben ihr Handeln zu über­ S wie situationsorien- Dahinter steckt die Idee, dass Eltern und mit Kindern erleichtert. nehmen. tiert: Die im Moment Kinder gemeinsam für ein gutes Familien- gegebenen äußeren klima sorgen und Konflikte so lösen, dass K wie kooperativ: Ge­ S wie sozial: Die Bedürf­ Bedingungen berück­ keiner zu kurz kommt (kooperativ). Eltern mein sam für ein gutes nisse der Kinder und sichtigen und achtsam lernen, ihre Kinder zu ermutigen und ihre Klima und ein gutes Mit­ Jugendlichen nach Halt sein für die vorhandenen Selbstständigkeit zu fördern (ermutigend). einander sorgen . Regeln und Zuwendung wie Möglichkeiten beim Eltern lernen, die Bedürfnisse ihres Kin- vereinbaren. Konflikte nach Eigenständigkeit Kind, bei der Mutter des nach Zuwendung und Mitbestimmung so lösen, dass keiner zu und Mitbestimmung und dem Vater, bei den zu erfüllen und achten darauf, dass das kurz kommt. erfüllen. Und darauf Erziehenden. Kind die Bedürfnisse der Eltern respektiert Quelle: AKF – Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung für katholische AKF – Arbeitsgemeinschaft Quelle:

10 Kolpingmagazin 8–9/2011 TheMa

Sabine Kerkenbusch und ihre Tochter anna haben der Kolping-Imagekampagne ihr Gesicht geliehen. Sie stehen für Lebensfreude in der Familie. Sabine Kerkenbusch bietet als ehren- amtliche Referentin Kess-Kurse an, damit auch andere eltern und Kinder gemeinsam mehr Lebensfreude haben.

Stammtisch ihres ersten Kurses. Zusätzlich zu dem in diesem Beitrag beschriebenen Kess-Kurs (Basiskurs) gibt es Angebote für andere Zielgruppen: Der Kurs „Von Anfang an“ soll Väter und Mütter von Kindern im es plötzlich keine Zuwendung mehr von nach Kess: Das Kind handelt nicht unange- Alter bis zu drei Jahren helfen, die Eltern- seiner Mutter erhält. Reagiert die Mutter messen, um die Eltern zu ärgern, sondern Kind-Bindung zu stärken. Der Elternkurs immer wieder genervt und unterbricht sie weil es ein soziales Bedürfnis hat. Im dritten „Abenteuer Pubertät“ wendet sich an Eltern das Tele fonat, um ihr Kind zurechtzuweisen, Schritt sollten Eltern das störende Verhal- mit Kindern in der Zeit des Umbruchs. Für kann ein Kind lernen, dass es nur von sei- ten – nicht das Kind – ignorieren (I) und Eltern, die die seelische Entwicklung ihres nen Eltern wahrgenommen wird, wenn es dann selbst handeln (S). Das heißt, sie sol- Kindes auch in spiritueller Hinsicht unter- sich störend verhält. Das Kind wird auch in len möglichst aus der drohenden Eskalation stützen möchten, bietet sich der Kurs „Stau- Zukunft stören, und die Mutter ist verzwei- aussteigen und gleich oder bald darauf dem nen – Fragen – Gott entdecken“ an, und im felt, weil sie mit ihren Zurechtweisungen Bedürfnis des Kindes entgegenkommen, z. Kurs mit dem Titel „Hand in Hand“ kom- nicht weiter kommt. In den Kess-Kursen B. durch gezielte Aufmerksamkeit. men Eltern und Großeltern miteinander ins wird dies als Kreislauf der Entmutigung Gespräch. > bezeichnet. Das Kind sendet eigentlich nur Das Familienleben ist nach dem Kess- das Warn signal der „ungebührlichen Auf- Kurs viel entspannter geworden merksamkeit“. Katja Weh-Gleich erklärt die Hintergründe: „Eigentlich möchte das Sabine Kerkenbusch von der Kolpings- eltern hanDbuch Kind sagen: ‚Ich möchte beachtet werden familie Peißenberg steht ganz plakativ für und dazugehören. Bitte helft mir, mich zu Familie; sie ist gemeinsam mit ihrer Toch- Kursteilnehmer erhalten für die beteiligen‘.“ Und wer weiß, warum das Kind ter auf dem Familienplakat der Kolping- arbeit im Kurs und für zuhause so reagiert, kann auch auf seine Ängste und Themen kampagne zu sehen. Auf dem Plakat das elternhandbuch. Bedürfnisse eingehen. Hier empfehlen die steht in großen Buchstaben „Lebensfreude“. Referenten schon am ersten Kursabend, so Die Mutter einer sechsjährigen Tocher und Dieses Handbuch genannte Edelsteinmomente ins Familien- eines dreieinhalbjährigen Sohnes, bringt begleitet die Eltern leben zu integrieren. Das sind Momente, in diese Lebensfreude auch beim Telefon- durch den Kurs. denen das Kind die ungeteilte Aufmerksam- interview mit dem Kolpingmagazin rüber. Ausführlich werden keit eines Kindes bekommt. Sie bietet Elternkurse an, auch in ihrer eige- die Inhalte der fünf „Eltern, die wissen, was hinter dem schwie- nen Kolpingsfamilie, und sie wendet das, Kursabende erläu­ rigen Verhalten ihrer Kinder steckt, können was sie selbst lehrt, auch bei der Erziehung tert. Beispiele für ihre Reaktion und ihr Handeln verändern ihrer Kinder an. „Unser Familienleben ist das Verhalten von und so ihren Kindern aus einem Kreislauf seitdem viel entspannter“, sagt sie. Kindern werden be­ der Entmutigung heraushelfen“, sagt Katja Zwischen den einzelnen Kursabenden schrieben. Außerdem haben die Weh-Gleich. Für kritische Situationen emp- können die Eltern Strategien aus dem Kess- Autoren die fünf „Kreisläufe der fiehlt Kess die so genannte IRIS-Strategie: Kurs ausprobieren und ihre Erfahrungen Entmutigung“ anschaulich be­ Auf ein unangemessenes Verhalten ihres beim nächsten Treffen mit der Referentin schrieben. Anhand der Grafiken Kindes sollten Eltern nicht sofort – aus ih- und den anderen Eltern diskutieren. Nach wird deutlich, wo und wie Eltern rer momentanen Wut heraus – reagieren, Abschluss eines Kurses gründen manche ihren Kindern helfen können. sondern innehalten (I). Dann sollten sie Teilnehmer einen Elternstammtisch, um Auch nach dem Ende des Kurses respektieren (R), dass ihr Kind ein Bedürf- sich weiter über ihre Erfahrungen bei der ist dieses Handbuch für Eltern nis hat, zum Beispiel nach Aufmerksamkeit Erziehung ihrer Kinder auszutauschen. eine wertvolle Arbeitshilfe. oder Mitsprache. Denn, so die Überzeugung Sabine Kerkenbusch geht heute noch zum

Kolpingmagazin 8–9/2011 11 RATGeBeR

Sie fragen – die Kolping- Was müssen wir bei der Planung Experten antworten! einer Nachtwanderung beachten? achtwanderungen sind ein fester Bestand- teil bei Freizeiten oder Gruppenaktivitäten. FragenWie hoch soll das Taschengeld Je genauer die Leitung die teilnehmenden für meine Kinder sein? KinderN und Jugendlichen kennt, umso besser kann sie einschätzen, was sie den Teilnehmenden zutrauen aschengeld ist wichtig, um den Umgang mit kann. Gerade bei neuen Teilnehmenden sollte genau Geld früh zu erlernen, finanzielle Prioritäten überlegt werden, ob und in welchem Maße gewisse setzen zu lernen sowie Verantwortung für das „Gruseleffekte“ eingebaut werden, um die besondere eigeneT Geld zu übernehmen. Es ist ein Schritt zu Spannung zu steigern. Um Gefahrenquellen bei der mehr Eigenverantwortung. Spätestens zum Schulein- Nachtwanderung auszuschließen, muss die Strecke tritt ist es Zeit für das erste Taschengeld. Dann kön- vorher bei Tageslicht auf etwaige Verletzungsgefahren, nen Kinder schon kleinere Beträge nachrechnen und wie Felsen, Gräben, Gewässer, dorniges Gestrüpp etc. in etwa den Dingen einen Wert zuordnen. Die Höhe überprüft werden. Zudem ist zu klären, ob die Wan- des Taschengeldes müssen sich Eltern individuell derstrecke durch ein wildreiches Gebiet oder über überlegen, schließlich ist das auch stark abhängig Tierweiden führt. Die Wettervorhersage ist unbe- vom Gesamt-Familienbudget. Das Alter des Kindes dingt zu beachten. Nicht zu vergessen sind aktuelles ist aber genauso ausschlaggebend. Die deutschen Kartenmaterial, Taschenlampen, Mobiltelefone und Jugendämter empfehlen bestimmte Beträge, z. B. für Proviant bei längeren Nachtwanderungen. Bei der sechsjährige zwei Euro wöchentlich, für zehnjähri- Ausrüstung sind festes Schuhwerk und dem Wetter ge 15 Euro monatlich und für 14-Jährige 25 Euro angemessene Bekleidung wichtig. Sonja Bradl monatlich. Aktuelle Listen stehen im Internet. Eltern stehen mit Rat und Tat zur Verfügung, aber nur nach Aufforderung des Kindes. So erfahren die Kinder, dass man ihnen den Umgang mit Geld zutraut. Das Beispiel der Eltern ist wichtig, d. h. wie sie mit ihrem Gesamtbudget umgehen, ob sie z. B. regelmäßig für den kommenden Urlaub sparen oder ein finanzielles War Adolph Kolping wirklich der Polster für Notfälle einrichten. Michael Griffig Gründer des Gesellenvereins?

r gründet den Gesell’nverein – Vater Kolping lebe hoch!“ singen wir in unserem Kolpinglied, aber hat Adolph Kolping den Gesellenverein wirklichE gegründet? Nein, denn der erste katholische Gesellenverein wurde am 6. November 1846 auf Initiative des damals 26-jährigen Elberfelder Lehrers Johann-Gregor Breuer als „Junggesellenverein“ gegründet. Kolping wurde 1847 dessen Präses und erkannte schnell die Chancen, die dieser neue Verein bot, wenn man auch anderenorts gleichermaßen Gesellenvereine gründete und diese zu einem Verband zusammenschloss. So ließ er sich 1849 nach Köln versetzen, um aus der Metropole heraus zunächst im Rheinland, später im gesamten deutschsprachigen Raum Gesellenvereine zu gründen. Am 20. Oktober 1850 schließen sich die ersten drei Gesellen- vereine zum Rheinischen Gesellenbund zusammen – die Geburtsstunde unseres Verbandes, dem heutigen Kolpingwerk. Ulrich Vollmer Fotos: iStockphoto.com © Dinesh Kumar, © Samantha Grandy, Bilderbox.com, Kolping International Kolping Bilderbox.com, Grandy, © Samantha © Dinesh Kumar, iStockphoto.com Fotos:

12 Kolpingmagazin 8–9/2011 RATGeBeR

Wann erreicht meine Spende ein entwicklungshilfeprojekt?

olping International ist daran interessiert, die geplanten Projekte zügig zu finanzieren. Schließlich liegen, zumindest bei neuen Pro- jekten,K vor der Bitte um Spenden schon Monate der Planung, in denen das Projekt entwickelt, ausgear- beitet und auf Nachhaltigkeit geprüft wurde. Auf der anderen Seite kann nicht jede Spende einzeln überwiesen werden, das wäre zu teuer und in der Abwicklung zu aufwändig. Kolping International überweist in der Regel einmal pro Quartal Geld in die Partnerländer. Projektkosten werden komplett oder – bei kostenintensiven Projekten – in größeren Teilbeträgen überwiesen. Danach wird das Geld im Partnerland von den Koordinatoren vor Ort an den Projektpartner weitergeleitet. In der Regel kann eine Spende innerhalb eines halben Jahres eingesetzt wer- den. Dann kann es losgehen, zum Beispiel mit einem Ziegenprojekt in Tansania. Annette Fuchs

Wie werden Kindererziehungszeiten auf meine Rente angerechnet?

inder erziehungszeiten sind die Zeiten der Erziehung eines Kindes in den ersten drei Le- Was versteht man bensjahren bei Geburten ab dem 1.1.1992 bzw. unter Sakramentalien? imK ersten Lebensjahr bei Geburten vor dem 1.1.1992. Die Feststellung einer Zeit als Kindererzie- akramentalien – nicht zu verwechseln mit hungszeit muss bei dem zuständigen Rentenver- Sakramenten – sind heilige Zeichen oder heilige sicherungsträger beantragt werden. Wird keine Handlungen, in denen Segen gespendet wird. anderweitige Erklärung von den Eltern ab- BekannteS Sakramentalien sind Aschenkreuz, Fuß- gegeben, so werden die Zeiten bei der Mutter waschung, Verwendung von Weihwasser, Tischsegen, angerechnet. Sollen sie dem Vater übertra- Speisenweihe, Bittgänge, die Ablegung der Gelübde gen werden, muss die übereinstimmende Erklärung in Ordensgemeinschaften… beim Rentenversicherungsträger abgegeben werden. Bundespräses Ottmar Dillenburg Auch für Adoptiv- oder Pflegekinder können Kinder- erziehungszeiten ab der Adoption bzw. Aufnahme im Haushalt angerechnet werden. Die Zeiten werden der leiblichen Mutter zugeordnet. Jürgen Peters

Sie fragen – die Kolping-experten antworten! Senden Sie Ihre Frage an: Unsere experten Redaktion Kolping magazin, Kolpingplatz 5–11, 50667 Köln oder per Mail an [email protected].

arbeit Jürgen Peters familie Michael Griffig jugend Sonja Bradl eine welt Annette Fuchs glaube Ottmar Dillenburg verband Ulrich Vollmer

Kolpingmagazin 8–9/2011 13 14 Thema Kolpingmagazin 8–9/2011 des Bundestages vor demPlenuminBerlin. XVI.dikt auf Deutschlandundspricht Vom 22. bis25. Papst Bene Septemberbesucht e inladung -

Fotos: Credits © Ud dolorercil dit prat atum nosr se eugiamcor Thema

Von Martin Grünewald atheismus ist keine Staatsreligion Der bevorstehende Papstbesuch in Deutschland lenkt den Blick auf das Verhältnis von Staat und Kirche. Atheisten fordern eine striktere Trennung. Zunehmend versuchen sie, in den Parteien Einfluss zu nehmen.

ie Rede ist noch gar nicht ge- tagesstätten und Schulen sowie Behörden . halten, doch sie sorgt schon ff Die Abschaffung des Religions- für Streit. Es geht um die An- unterrichtes als Bekenntnisunterricht. sprache, die Papst Benedikt ff Die Ablösung von Staatsleistungen an die XVI. bei seinem Deutschland- Kirchen. Besuch am 22. September vor dem Bundes- ff Kirchen sollen nicht länger Körper- tag haltenD wird. Der Bundestagsabgeordnete schaften des öffentlichen Rechts sein, und frühere Staatsminister Rolf Schwanitz sondern mit anderen Vereinen gleich- forderte in einem Brief seine Fraktions- gestellt werden. kollegen auf, der Ansprache fernzubleiben. ff Die Abschaffung der theologischen Fa- Die Papstrede sei mit dem „Grundsatz der kultäten an staatlichen Hochschulen. religiösen Neutralität des Staates unverein- ff Gottesdienste und Andachten sind kein bar“, heißt es in seinem Text. Der Bundestag Bestandteil von SPD-Parteitagen und werde als „schmückendes Beiwerk und als werden im offiziellen Programm nicht Wir werden uns an diesem medialer Verstärker für die theologische Rede“ aufgeführt. Ereignis nicht beteiligen. … des Papstes „missbraucht“. Der Bundestag sei kein „Ort der religiösen Missionierung“. Der Parteiführung der SPD gefiel das über- Die Rede ist mit dem Grund­ Rolf Schwanitz ist in der SPD kein Unbe- haupt nicht. Rasch schritt sie ein und un- satz der religiösen Neutra­ kannter. In dem Onlinemagazin „Diesseits“ tersagte die Verwendung des Parteinamens. des Humanistischen Verbandes Deutsch- Im Mai beschloss der SPD-Parteivorstand lität des Staates unvereinbar. lands () bekennt er sich ausführlich als einstimmig, die offizielle Anerkennung als Atheist. Gemeinsam mit Ingrid Matthäus- Arbeitskreis der Partei zu verwehren. Rolf Schwanitz (SPD), Bundestagsabgeordneter Maier gründete er im vergangenen Herbst einen Arbeitskreis für Laizistinnen und auch in anderen Parteien gab es Laizisten in der SPD. Auf dem Bundes- Kritik an der geplanten Papstrede minierenden Priviligierung der christlichen treffen am 16. Oktober 2010 in Berlin be- Großkirchen in Deutschland“. Der 32. Bun- schlossen die anwesenden Genossinnen Auch in anderen Parteien gab es Kritik an desdelegiertenkonferenz der Grünen im No- und Genossen erste Grundsätze und Ziele. der geplanten Papstrede im Bundestag. So vember 2010 in Mannheim lagen mehrere Darin wird betont: Mehr als ein Drittel der stellte der Fraktionsgeschäftsführer der kirchen- und religionskritische Anträge vor. deutschen Bevölkerung gehöre keiner Re- Grünen im Bundestag, Volker Beck, im ver- Ein Antrag ist mit den Worten überschrie- ligionsgemeinschaft mehr an. Verlangt wird gangenen Dezember kritische Fragen zur ben: „Trennung von Staat und Kirche“. eine klare Trennung von Staat und Religion. vorgesehenen Papstrede im Bundestag. Darin wird erklärt, dass das Religionsver- Unter anderem wird dazu verlangt: Aber nicht nur Papst Benedikt XVI. be- fassungsrecht einer grundlegenden Überar- ff Das Entfernen religiöser Symbole in findet sich in der Angriffslinie: Wie bei beitung bedürfe. Der konfessionsgebundene Ge richten, Parlamenten, Rat häusern, Schwanitz fordern auch Antragsteller bei Religionsunterricht gehöre der Vergangen- öffentlichen Krankenhäusern, Kinder- den Grünen eine „Abschaffung der dis kri- heit an; stattdessen solle ein gemeinsamer

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Man muss nicht alle Über­ wahren und als Hüter des Pluralismus auf- treten.“ zeugungen des Papstes teilen, Diese Aussage kann unterschiedlich ver- aber auf die Auseinander­ standen werden, beispielsweise als Belei- digung der großen Kirchen, mit denen der setzung mit diesen Über­ Staat gleiche Distanz halten soll wie zu ob- zeugungen sollte man sich skuren Sekten oder radikalen muslimischen Verbänden. Vor allem hält sich die grüne in jedem Fall freuen. Parteiführung selbst nicht an dieses Postu- lat: Jährlich zwei Mal gratulierte sie den Muslimen in Deutschland in öffentlichen Sigmar Gabriel, SPD-Bundesvorsitzender Erklärungen zum Ramadan oder begrüßte das muslimische Opfer- und das Nowruz- „religionskundlicher Unterricht“ einge- die Kirchensteuer durch eine „Kulturabga- Fest. „Die islamische Religion ist eine Berei- führt werden. Andere religiöse Gruppen be“ ersetzen will. In der Begründung ist von cherung für Kultur und Gesellschaft in un- dürften sich nicht durch die Privilegierung einer Gleichstellung der Weltanschauungs- serem Land“, hieß es beispielsweise in einer der christlichen Kirchen vom Staat diskri- gemeinschaften die Rede, die auf alle Be- Pressemitteilung. Zum christlichen Weih- miniert fühlen. reiche, in denen traditionell Religion und nachtsfest gab es Schweigen, und zu Ostern Kirche eine Rolle spielen, durchdekliniert gab es nur für die politischen Ostermärsche „Die Grünen setzen sich für einen werden müsse. eine Wertschätzung. Papst Benedikt XVI. säkularen Staat ein.“ Diese Bundesdelegiertenkonferenz tagt in wurde allerdings thematisiert und kritisiert, Baden-Württemberg, und das Land befin- ebenfalls die Missbrauchsfälle. Einzige wei- Die herausgehobene Stellung der Kirchen det sich im Wahlkampf. Der Parteivorstand tere Themen mit Bezug zur Katholischen sei nicht zeitgemäß. Im Schlusssatz wird gar bringt einen eigenen Antrag ein, der alter- Kirche in den vergangenen zwei Jahren wa- gefordert: „Bündnis 90/Die Grünen setzen nativ behandelt wird und damit die Dis- ren der Ökumenische Kirchentag und der sich für einen säkularen Staat ein.“ kussion über die weiteren kirchenkritischen 75. Geburtstag von Kardinal Karl Lehmann. Diese drastischen Forderungen haben Anträge erstickt. Auch dieser Text, der mehr- Ob sich die ursprünglichen Antragsteller offenbar innerparteilich für Diskussionen heitlich beschlossen, aber ausdrücklich als mit der Strategie der Parteiführung dauer- gesorgt und die „Bundesarbeitsgemein- „vorläufig“ bezeichnet wird, hat es in sich. haft zufrieden geben werden, ist offen. Denn schaft Christinnen und Christen“ bei den Darin wird der Forderung nach einer christ- auch bei der „Grünen Jugend“ wird sehr Grünen auf den Plan gerufen. Die Gruppe lich geprägten Leitkultur hierzulande ent- kritisch über das Staat-Kirche-Verhältnis hat einen Alternativantrag für den Parteitag schieden widersprochen. Außerdem heißt nachgedacht. Deren Bundeskongress be- formuliert, der etwas gemäßigter wirkt, aber es: „In seinem Umgang mit religiösen und fasste sich im vergangenen Jahr mit dem ebenfalls eine zeitgemäße Überarbeitung weltanschaulichen Gemeinschaften und Antrag „Säkularismus neu denken“. Darin des Religionsverfassungsrechts fordert und Verbänden muss der Staat gleichen Abstand wird die ersatzlose Streichung des Gottes-

Die 32. Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Freiburg (19.-21. November 2010) befasste sich mit dem Staat-Kirche-Verhältnis.

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StaatSleiStungen an die Kirchen

Jährlich leisten die deutschen Bundesländer Zahlungen in höhe von 460 millionen euro an die beiden großen Kirchen. Dies wird immer wieder kritisch angefragt. Bereichern sich die Kirchen auf Kosten der Steuerzahler? Welche Gründe haben diese Staatsleistungen? Die antwort ist theoretisch einfach:

Der Staat ist in waltet, kennt dieses System, die katholischen die Rechtsnachfolge das bis in die Gegenwart Bischöfe ihre kirchlichen Vermögens spürbar ist. welt lichen Herrschaftsrechte getreten. Mit den heu- und -gebiete. Gleichzeitig wurden – für die tigen Staatsleistungen Nach der Reformation (im Kirchen unfreiwillig – auch alle kirchlichen wirken sich diese recht- Bild unten Martin Luther) Stiftungen und Klöster mit deren Grund- lichen Verpflichtungen gab es eine erste, freiwilli- eigentum eingezogen. Der Staat übernahm aus, indem die Erlöse ge Säku larisierung. Dabei die damit verbundenen Rechtspflichten der jährlich ausgezahlt wurde das kirchliche Grund- früheren Stiftungen, also die Unterhalts- werden. Der Staat kommt also regelmäßig vermögen in protestantischen Gebieten zahlungen für die Geistlichen. In der Verpflichtungen nach, die er vor langer Zeit an den weltlichen Landesherrn als den Be- Weimarer Reichsverfassung und im Bonner übernommen hat. Das begann bereits nach schützer der neuen Glaubensrichtung über- Grundgesetz werden diese Verpflichtungen der Reformation in den protestantischen tragen. Der Landesherr übernahm auch das erwähnt. In Konkor daten, also Verträgen Gebieten. Seit der Zeit des Frankenkönigs Kirchenregiment, also Aufgaben, die dort zwischen Kirchen und Bundesländern, Pipin (Bild oben: Pipin mit Karl dem Großen) zuvor die katholischen Bischöfe ausübten. wurde dies in den letzten Jahren und Jahr- finanziert sich die Kirche auf zweierlei Wei- Die Eigentums übertragung bildete also zehnten aktualisiert. se: über den „Zehnten“, mit der heutigen keine Schenkung an den Staat, sondern das Kirchensteuer vergleichbar, und über Stif- Vermögen diente der Sicher- Vorgesehen ist in der Weimarer tungen, die aus Schenkungen von Grund- stellung des Lebensunter- Reichs verfassung eine Ablösung stücken gebildet werden. Die Errichtung haltes der evangelischen dieser Regelung. Da sich eine einer Pfarrkirche setzte seit dem 9. Jahrhun- Geistlichen. Rückgabe der ursprünglich dert ein Grund vermögen von wenigstens kirchlichen Vermögenswerte 30 Morgen Landfläche voraus, aus dessen Mit dem Reichsde- praktisch als undurchführbar Erträgen der Pfarrer bezahlt wurde. Wer putationshauptschluss erwiesen ist, hat der Gesetzge- heute als Mitglied eines Kirchenvorstandes des Jahres 1803 (Bild ber niemals versucht, dies in die das Vermögen seiner Pfarrgemeinde ver- oben rechts) verloren Tat umzusetzen. Abb. Kasten: Medienarchiv Wikimedia Commons, gemeinfrei Commons, Wikimedia Medienarchiv Kasten: Abb.

bezugs aus der Präambel des Grundgesetzes Jugend“ wird vom Bundeskongress aufge- nis von Staat und Kirche vertrauensvoll, gut gefordert und stattdessen eine weltanschau- fordert, den Antrag zu überarbeiten und und in hohem Maße einvernehmlich“. Wei- ungsneutrale, laizisitische Grundordnung erneut vorzulegen. Auch in FDP und Links- ter hebt er hervor: „Unser Land ist christ- des Staates gefordert. Die Kirchen sollen partei rumort es immer wieder beim Thema lich geprägt. Das ist weithin sichtbar – von durch das Diskriminierungsverbot gezwun- Staat-Kirche-Verhältnis. den vielen Kirchen und Klöstern bis zu den gen werden, homosexuelle und intersexuelle Kreuzen in Klassenzimmern, in den Amts- Paaren kirchlich zu trauen. Außerdem wird In münchen heißt es: stuben, in den Privathäusern und in der darauf hingewiesen, dass dem Staat jährlich „Gott mit dir, du Land der Bayern“ freien Natur. In der Präambel unserer Ver- Steuereinnahmen in Milliardenhöhe ent- fassung und in der Präambel des Grundge- gehen, weil die Kirchensteuer als Spende Ganz anders äußert sich Ministerpräsident setzes ist der Gottesbezug festgeschrieben .“ steuerlich geltend gemacht werden kann. Horst Seehofer (CSU) beim Bayerischen Der Erzbischof von München und Freising , Gefordert wird auch die sofortige Beendi- Verfassungstag in München. Er beginnt sei- Kardinal Reinhard Marx, hat öffent lich der gung jeglicher entwicklungspolitischen Zu- ne Rede mit Hinweis auf die erste Zeile der Ansicht widersprochen, Religion sei reine sammenarbeit mit der katholischen Kirche, offiziellen Bayernhymne: „Gott mit Dir, Du Privatsache. In einem Interview mit dem da diese falsche moralische Überzeugungen Land der Bayern.“ Zuvor hat er betont, „bei Online-Magazin „Maximilianeum“ sagt er: verbreite. Der Bundesvorstand der „Grünen aller Neutralität des Staates ist das Verhält- „Der Staat ist auf das Wertethos seiner

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Der Papst ist ein ge­ Eigenschaften der modernen Entwicklung“, sagte er im Januar bei einem Besuch des laden, das ist in Instituts für Staatskirchenrecht in Bonn. Staat und Kirche sollen in Unabhängigkeit Ordnung so. Da gehen und Autonomie partnerschaftlich zusam- menwirken. wir hin – und Bundesministerin Annette Schavan, stell- zwar respektvoll. vertretende CDU-Vorsitzende, hat in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ das Staat-Kirchen-Verhältnis Renate Künast, Grünen-Fraktionschefin im Deutschen Bundestag gegen eine verzerrte Darstellung des Reli- gionsverfassungsrechtes verteidigt: Der Staat sei religiös-weltanschaulich neutral und of- Bürger angewiesen. Er muss darauf ver- gescheitert sei, könnten heute nur die Kir- fen für alle Religionen und Konfessionen. trauen, dass sie sich für das Gute entschei- chen verbindliche Moralregeln vermitteln. Er wolle für alle Bürger Heimat sein. Diese den. Religion schafft die Voraussetzung für Die Gesellschaft brauche ein religiöses Fun- Neutralität verbiete es, die Bürger auf eine das Entstehen eines Wertehorizonts. Sie dament, so Gregor Gysi. Der grüne Poli tiker bestimmte Religion oder ein spezifisches trägt damit zu den Grundlagen von Staat Joschka Fischer schrieb schon 1992: „Eine Gottesbild zu verpflichten. Andererseits be- und Gesellschaft bei. In besonderem Maße Verantwortungsethik ohne religiöse Fundie- deute die im Grundgesetz garantierte Glau- tut dies bei uns in Deutschland das Chris- rung scheint (...) einfach nicht zu funktio- bensfreiheit eine Absage an die Vorstellung, tentum. So sind auch die Wurzeln unseres nieren.“ der Atheismus sei Staatsreligion. Damit Grundgesetzes christlich.“ Und er betonte: widerspricht Annette Schavan der Ansicht, „Der Staat ist nicht verpflichtet, alle Reli- Die unabhängigkeit der Staat dürfe oder müsse die Religion aus gionen vollständig gleich zu behandeln.“ wollen beide Seiten dem öffentlichen Leben verdrängen: „Das Kardinal Reinhard Marx spricht von einem Christentum gehört vielmehr zum kultu- Kooperationsverhältnis von Staat und Kir- Dass Staat und Kirchen grundsätzlich rellen Fundament unserer Gesellschaft und che, von einer „positiven Neutralität des voneinander unabhängig sind, wird von nimmt den Staat in die Pflicht, die religiösen Staates“. katho lischer Seite nicht in Frage ge- Wurzeln der eigenen Kultur zu achten.“ Dabei handelt es sich nicht um eine stellt. Dies betont auch der Vorsitzende er Atheismus als Staatsreligion wird im Er- Privat meinung des Münchener Erzbischofs, deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof gebnis aber von den Laizisten in der SPD, sondern um eine Sichtweise, die bislang Robert Zollitsch: „Die Trennung von Reli- bei Teilen der Grünen und der Linkspartei parteiübergreifend angewandt wird. Eine gion und Politik gehört zu den wichtigsten gefordert. > zentrale Aussage des früheren Richters am Bundesverfassungsgericht, Ernst-Wolfgang Böckenförde, hat seit 1976 breite Anerken- nung gefunden: „Der freiheitliche, säkula- aus dem deutschen GRuNDGeSeTZ risierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das artikel 4 Religionsgesellschaft ordnet und große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, (1) Die Freiheit des Glaubens, des Ge- verwal tet ihre Angelegenheiten eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann wissens und die Freiheit des religiösen selbständig innerhalb der Schranken er einerseits nur bestehen, wenn sich die und weltanschaulichen Bekenntnisses des für alle geltenden Gesetzes. Der Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von sind unverletzlich. Sonntag und die staatlich anerkannten innen her, aus der moralischen Substanz des (2) Die ungestörte Religionsausübung Feiertage bleiben als Tage der Arbeits- einzelnen und der Homogenität der Gesell- wird gewährleistet. ruhe und der seelischen Erhebung schaft, reguliert.“ gesetzlich geschützt. artikel 140 Diese Ansicht vertritt selbst der Fraktions- Soweit das Bedürfnis nach Gottes- Die Bestimmungen der Artikel 136, 137, vorsitzende der „Linken“ im Bundestag, dienst und Seelsorge im Heer, in 138, 139 und 141 der deutschen Verfas- Gregor Gysi. „Auch als Nichtgläubiger Krankenhäusern, Strafanstalten oder sung vom 11. August 1919 sind Bestand- fürchte ich eine gottlose Gesellschaft“, sagte sonstigen öffentlichen Anstalten be- teil dieses Grundgesetzes. Gysi am 13. Mai 2005 bei der Tagung des steht, sind die Religionsgesellschaften „Politischen Clubs“ der Evangelischen Aka- aus der Weimarer Verfassung: zur Vornahme religiöser Handlungen demie Tutzing. Da die politische Linke im Es besteht keine Staatskirche. Jede zuzulassen … letzten Jahrhundert mit ihren Ent würfen Fotos: dpa/picture allianz (6), Wikipedia (3) Wikipedia allianz (6), dpa/picture Fotos:

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Buch Ti p p

Matthias Matussek: Das katho- lische Abenteuer. Eine Provokati- on. 358 Seiten, DVA.

Das Wochenmagazin „Spiegel“ ist alles andere als ein katho- lisches Kampfblatt. Matthias Matussek, dessen langjähriger Korrespondent und Autor, hat die Glaubens- und Kirchenkritik wachgerüttelt. Der ehemalige Marxist erinnert sich an seine katho- lische Kindheit und Gemeinsames Beten. Christliche Nächstenliebe. Der Glaube an Gott. reagiert. Parteiisch. Das macht uns stark. Sie auch? Mehr Infos unter www.wirsindkolping.de. Katholisch, gewiss nicht zu katholisch. Ein Zitat: „Heutzu- tage beginnt das Poster und Postkarten zur Kampagne Spaßpublikum zu hyperventilieren, estellen kann jedes Mitglied das Ma- pro Set: 0,40 Euro. Außerdem sind dieses wenn es in einer Talkshow einen terial der Imagekampagne im Kol- und die vier weiteren Motive der Serie als schwarzen Talar sieht und einen pingshop unter www.kolpingshop.eu, Kampagnen-Themenposter (DIN A 3), er- Mann, der zölibatär lebt.“ @ oderB telefonisch unter (0221) 20 701-128. hältlich. Ein Set besteht aus fünf Motiven (s. Das abgebildete Motiv gibt es als Kam- o.). Preis pro Set: 1,- Euro. Im Onlineshop pagnen-Themenpostkarte (Format DIN gibt es noch elf weitere Material-Angebote A 6,) im Set bestehend aus fünf Motiven: zur Themenkampagne. Außerdem werden Gewinnerin des Juni-Rätsels (Schwenk- „Teamgeist“, „Glücksgefühl“, „Lebensfreu- die Angebote in Idee & Tat, Nr. 3/2011, der grill) ist Manuela Jäger aus 52146 Würselen. de“, „Frohsinn“, „Glaubensstärke“. Preis Zeitschrift für Leitungskräfte, vorgestellt. @

kation von Menschen geht, sehr unter- Türkei Urlaub machen. Mit jedem Euro, Leserbriefe schiedlich! der dorthin hin fließt, wird indirekt die Wenn Herr Hans Maier das so undiffe- antichristliche Politik unterstützt. Liebe Leser, wir freuen uns auf Ihre renziert sagt und tatsächlich auch so Es erzähle mir niemand, mit einem Be- Post und wünschen uns an dieser denkt, dann irrt er gewaltig! such würde man sich mit den dortigen Stelle eine rege Diskussion über die Es geht dabei auch nicht ausschließlich Christen solidarisieren. Das mag im Themen des Kolpingmagazins. Wir um den Respekt der Kirchenoberen vor Heiligen Land der Fall sein. Hier ist das veröffentlichen Ihre Texte unabhängig den übrigen Kirchenmitgliedern, son- nur eine billige Ausrede, praktisch das von Meinungen der Redaktion. Aus dern um den beiderseitigen Respekt! moralisch Mäntelchen. Platzgründen müssen wir uns Sinn Der Dialog muss auf Augenhöhe statt- Für die Türkei als Reiseland gilt nur bil- wahrende Kürzungen vorbehalten. An- finden, erfordert aber den besonderen lig, billig, billig. Und natürlich auch die schrift der Redaktion: Postfach 100841, Respekt vor der persönlichen Sachkom- Naturschönheiten dort. Auf die müsste 50448 Köln, Fax: (02 21) 20 70 1-186, petenz der jeweiligen Gesprächspartner. man allerdings konsequenterweise E-Mail: [email protected]. Unter dieser Voraussetzung muss dann verzichten. Dialogfähigkeit auch sicher an vielen Als Christ kann ich mich nicht einfach in Orten der Kirche noch eingeübt werden. einem Land vergnügen, in dem mei- Norbert Füting, 45327 Essen ne Glaubensschwestern und -brüder Kolpingmagazin Juli: unterdrückt, ihre Rechte missachtet und „Mehr Dialogfähigkeit“ Kolpingmagazin Juli: sie ihres Lebens wegen ihrer Religion Bedrängtes Kloster Mor Gabriel nicht sicher sind, umgekehrt aber ich Ich muss der pauschalen Kritik an der mit meinem Geld diese Politik noch Dialogfähigkeit der Kirche widerspre- Für mich ist es, unverständlich wie unterstütze. Das gilt übrigens nicht nur chen. Die Dialogfähigkeit in der Kirche gerade auch Christen – von den anderen für die Türkei. ist wie überall, wo es um die Kommuni- kann man es ja nicht erwarten – in der Horst Duhme, 63263 Neu-Isenburg

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Noch ist die armut nicht besiegt … Von Georg Wahl

2015 wollen die Vereinten Nationen acht Millenniums-Entwicklungsziele erreicht haben. Unter anderem soll bis dahin die Zahl der Menschen in extremer Armut halbiert sein. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Kolpingwerk will deshalb den guten Ansätzen Nachdruck verleihen.

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In der brasilianischen Favela Tonato, im Großraum São Paulo, versuchen die menschen aus ihrer armut heraus­ zukommen. hilfe finden sie im wenige hundert meter entfernten Kolpinghaus.

Einkommen weniger als einen US­Dollar pro Tag beträgt (Ziel 1). Im selben Zeitraum soll auch der Anteil der hungernden Men­ schen auf die Hälfte sinken. Und bis 2015 sollen auf der ganzen Welt Mädchen und Jungen eine Primarschulbildung vollständig abschließen können (Ziel 2). Bis 2015 soll auch die Ausbreitung von AIDS gestoppt sein (Ziel 6). Das sind wahrhaftig große Ziele, und wer­ den sie erreicht, dann können wir uns in vier Jahren auf viele gute Nachrichten im Fern­ sehen und in den Zeitungen freuen.

Die entwicklungsziele sind vielen menschen nicht bekannt

Doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus. So steht im Bericht 2010 der Vereinten Nationen zu den Millenniumszielen: „Ob­ wohl Fortschritte verzeichnet wurden, wa­ ren sie ungleichmäßig. Ohne einen großen Vorstoß werden viele der Millenniums­ Zielvorgaben wohl verfehlt werden. Alte und neue Herausforderungen drohen die Fortschritte auf einigen Gebieten weiter zu verlangsamen oder bereits Erreichtes wieder zunichte zu machen.“ So steige die Zahl der Unterernährten weiter an, und 2005 hätten immer noch schätzungsweise 1,4 Milliarden Menschen in extremer Armut gelebt. Gerade bei der letzten Weltwirtschafts­ krise haben sich die Industrienationen ver­ stärkt auf ihre eigenen Probleme konzen­ triert, und den Entwicklungsländern immer weniger Beachtung geschenkt. Heute sind die Millenniumsziele vielen Menschen nicht n vier Jahren soll es den Menschen auf größten Gipfeltreffen der Vereinten Natio­ bekannt, und auch in der Politik scheint der Welt deutlich besser gehen. Das nen erstmals konkrete Ziele beschrieben, um das Interesse abzunehmen, das Versprechen, haben 189 Staaten schon im Jahr 2000 die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts das den armen Menschen mit der Formu­ beschlossen, als sie acht sogenannte zu bewältigen. 21 Zielvorgaben beschreiben lierung der Ziele gegeben wurde, einzuhal­ Millen niumsentwicklungsziele for mu­ diese Ziele genauer und machen sie mess­ ten. Kolping in der Region Freiburg gab sich lier ten (siehe Kasten auf Seite 22). Damit hat bar. So soll zwischen 1990 und 2015 der damit allerdings nicht zufrieden. Um das die StaatengemeinschaftI bei dem bis dahin Anteil der Menschen halbiert werden, deren Thema auch im gesamten Kolpingwerk

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Die mIllennIumSzIele Der Vereinten n ationen

am 9. September 2000 verabschiedeten 189 mitgliedsstaaten der Vereinten natio­ nen mit der millenniumserklärung einen Katalog grundsätzlicher, verpflichtender zielsetzungen für alle un­mitgliedstaaten. aus der erklärung wurden später acht gung von Armut und Hunger, indem wir internationale entwicklungsziele, die millenniumsentwicklungsziele, abgeleitet: Maßnah men zur Berufsbildung unterstüt­ zen. Außer dem helfen wir den Menschen, 1 Den Anteil der Weltbevölkerung, 5 Die Gesundheit der Mütter z. B. mit Kleinkreditprogrammen, sich der unter extremer Armut leidet, verbessern. eine Erwerbsmöglichkeit aufzubauen und halbieren. sich zu bilden“, sagt er. „Denn Menschen, 6 Bekämpfung von HIV/AIDS, die etwas gelernt haben und eigene Ideen 2 Allen Kindern eine Grundschul­ Malaria und anderen übertrag- ausbildung ermöglichen. baren Krankheiten. verwirklichen, können auch für sich selbst sorgen.“ Josef Mersch nennt eine Beson­ 3 Die Gleichstellung der 7 Umweltschutz und nachhaltige derheit, die Kolping von vielen anderen Geschlechter fördern und die Nutzung natürlicher Ressourcen. Organisationen unterscheidet: „Wir sind Rechte von Frauen stärken. 8 Aufbau einer weltweiten eine Mitglieder organisation, die weltweit 4 Die Kindersterblichkeit verringern. Entwicklungs partnerschaft. Verbandsstrukturen aufbaut. Das bedeutet, dass es zum Beispiel in Uganda wie auch in Bis 2015 will die Staatengemeinschaft diese acht ziele erreichen. anderen Ländern Verbandseinrichtungen mit inländischen Mitarbeitern gibt, die die Mitglieder der Kolpingsfamilien vor Ort auf die Tagesordnung zu bringen, formu­ lungspolitischen Anspruch des Verbandes betreuen und mit ihnen gemeinsam sinn­ lierte der DV Freiburg einen Antrag an den verbunden sind. „Wenn Kolpingsfamilien volle, den örtlichen Bedürfnisse angepasste Bundeshauptausschuss des Kolpingwerkes am Wochenende eine Altkleidersammlung Projekte entwickeln. Damit leistet Kolping Deutschland, der breite Zustimmung fand. durchführen oder auf dem Stadtfest Kuchen in der Praxis ganz viel, was dem Erreichen Daraufhin beauftragte der Bundeshaupt­ verkaufen, um damit den Bau von Wasser­ wichtiger Millenniumsziele dient.“ Doch ausschuss den Bundesvorstand, „die Inhalte zisternen in Uganda zu unterstützen, tun sie das sei den Menschen nicht immer bewusst, der Millenniumsziele auf allen Ebenen des viel für die Menschen, ohne sich mit den ho­ meint Mersch. „Deutsche Kolpingsfamilien Verbandes zu thematisieren und sich für die hen entwicklungspolitischen Ansprüchen leisten mit ihrer Projektarbeit großes; doch Erreichung derselben einzusetzen“. Ende der Vereinten Nationen befasst zu haben“, ich glaube, die theoretische Auseinanderset­ Dezember informierte der Bundesvorsitzen­ sagt er. zung mit entwicklungspolitischen Fragen ist de Thomas Dörflinger die Bundeskanzlerin für viele nicht so interessant.“ in einem Brief über diesen Beschluss und Der aufbau von Kolping­national­ Innerhalb des deutschen Kolpingwerkes forderte sie im Namen des Kolpingwerkes verbänden ist ein Schlüssel zum erfolg wünscht sich Mersch eine stärkere Aus ein­ auf, die Millenniumsziele „wieder zu einem andersetzung mit entwicklungs politischen Schwerpunkt der künftigen Arbeit zu ma­ Mersch ist Mitglied im Kolping­Bundes­ Fragestellungen. „Wirtschaftliche und poli­ chen“. fachausschuss „Verantwortung für die Eine tische Entscheidungen der Industrie na tio­ Josef Mersch aus dem DV Münster zeigt, Welt“. Er hebt die Stärken der weltweiten nen beschränken oder beeinträch tigen die wie eng die Partnerschaftsprojekte deut­ Kolpingarbeit hervor: „Wir fördern indi­ Entwicklungsmöglichkeiten der ärmeren scher Kolpingsfamilien mit dem entwick­ rekt Projekte zur nachhaltigen Beseiti­ Länder. Solche Entwicklungen aufzu zeigen,

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Kolpingmitglieder züchten Bäume für die Wiederaufforstung und Obst­ bäume. So wollen sie den Boden vor erosion schützen.

Wir sind eine Mitglieder­ organisation, die weltweit Verbandsstrukturen aufbaut. Inländische Mitarbeiter ent wickeln gemeinsam mit den Kolpingmit gliedern

bekannt zu machen und Alternativen zu sind es kleine Maßnahmen, zum Beispiel sinn volle Projekte. Damit entwickeln gehört für mich zur Eine­Welt­ die Landwirtschaftskurse in Tansania aber leistet Kolping viel, Arbeit im Kolpingwerk Deutschland“, sagt auch große Einrichtungen. In Chile etwa Mersch und verweist auf Satz 90 des Leit­ qualifiziert Kolping in einem großen Aus­ was dem Erreichen bildes des Kolpingwerkes Deutschland. bildungszentrum und in sieben Außen­ wichti ger Millen­ Dort steht: „Kolping ist davon überzeugt, stationen jährlich 1.900 junge Menschen für dass vor allem durch gerechte Welthandels­ verschiedene Berufe. Dort ist Kolping einer niums ziele dient. und Finanzstrukturen die Kluft zwischen der größten Bildungsträger des Landes. armen und reichen Völkern überwunden Josef mersch, mitglied im Bundesfachausschuss werden kann. Daher fördern wir das Be­ Philippinische Kolpingmitglieder be­ „Verantwortung für die eine Welt“ wusstsein und den Einsatz für die interna­ fassen sich mit biologischem landbau tionale Zusammenarbeit.“ Deshalb bietet Mersch Seminare für Kolpingsfamilien an, Der Diözesanverband Osnabrück baut seine Von einem aktuellen Beispiel gelungener die mehr über die Zusammenhänge in der neue Partnerschaft mit Kolping in den Phi­ Partnerschaftsarbeit berichtet auch Markus Entwicklungspolitik wissen wollen. lippinen aus. Auch hier stehen Begegnungen Essig, Diözesansekretär des Diözesanverban­ Josef Mersch wagt auch eine kritische und praktische Projektarbeit vor theore­ des Freiburg: Der Diözesanvorstand hat Gegenüberstellung von Kolpingarbeit und tischer entwicklungspolitischer Bildungs­ vor zwei Jahren eine CO2­Abgabe für alle Millenniumszielen. Die Vereinten Nationen arbeit. „Doch die Millenniumsziele sind für Fahrten mit dem Auto und alle Flüge ein­ versprächen zwar allen Kindern eine abge­ uns immer wieder ein Thema“, sagt André geführt, die im Zusammenhang mit der schlossene Primarschulausbildung, „aber Rolfes, Diözesanleiter für Internationale Verbandsarbeit durchgeführt werden. Pro zur beruflichen Bildung sagen sie nichts“. Partnerschaftsarbeit im DV Osnabrück. „Es gefahrenen Autokilometer wird ein Cent Das sei Kolping offensichtlich weiter als ist erstaunlich, wie gut die Projekte auf den berechnet, bei Flügen wird die Abgabe mit die Weltpolitik. „Weltweit investiert Kol­ Philippinen zu den Zielen passen.“ Zum einem sogenannten Klimarechner ermittelt. ping in berufliche Bildung“, ergänzt er. Oft Beispiel beschreibt der Arbeitskreis Inter­ Alle Reisen, die im Rahmen der Verbands­ nationale Partnerschaftsarbeit in seinem arbeit getätigt werden, sollen so klima­ Projekt katalog die ökologischen Initiativen neutral sein. Das angesparte Geld wird im auf den Philippinen. Eine philippinische Partnerland Chile in ein nachhaltiges Wie­ Kolpingsfamilie hat Schulungen zur Bio­ deraufforstungsprojekt bzw. in die Nutzung landwirtschaft erhalten und die Produktion erneuerbarer Energien investiert. So plant von Biodünger erlernt. Das deckt sich mit der südamerikanische Verband zunächst den dem Ziel Nr. 7: „Umweltschutz und nach­ Bau einer Photovoltaikanlage für die Kol­ haltige Nutzung natürlicher Ressourcen“. ping Therme San Louis. Mit den Einkünf­ Und André Rolfes stellt fest, „dass wir bei ten der Therme finanziert das Chilenische Kolping schon in einigen Bereichen, den Kolpingwerk Kolpingprojekte, und mit der Zielen entsprechend gehandelt haben, lange Solaranlage will der Verband umweltfreund­ bevor diese im Jahr 2000 von der UN for­ lich Strom produzieren und für eine klima­ muliert wurden“. neutrale Energieversorgung werben. >

Bilder unten v.l.: mit seinen Projekten bekämpft das Kolpingwerk uganda armut und Krankheiten: eine Frau hat mit einem Kolping­Kleinkredit ein Schuhgeschäft eröffnet – saubere Wasserstellen schüt­

Fotos: © Bechtloff, Wahl, privat Wahl, © Bechtloff, Fotos: zen vor Krankheiten – ein ugander finanzierte mit einem Kleinkredit eine erdnuss­Schälmaschine.

Kolpingmagazin 8–9/2011 23 Aus den Regionen regional ... Diözesanverband Münster neuer Präses für Münster Veranstaltungen Franz Westerkamp ist zum diözesanpräses gewählt worden Kindertag 2011: Beim Diözesan-Kinder-Aktionstag am 18. September in Osterwick von ab September leitender Pfarrer in Osterwick 9.30 bis 16.30 Uhr können sich wird. Westerkamp wird das Amt des Diöze- Kinder zwischen sechs und elf sanpräses mit einer halben Arbeitsstelle aus- Jahren auf den Weg füllen. Er teilt sich die Seelsorge-Aufgaben nach Kanesien, mit Diözesanseelsorgerin Ursula Hüllen, die dem Zukunftsland für weitere sechs Jahre in ihrem Amt bestä- der Kolpingjugend tigt wurde. machen, span- Westerkamp wurde 1965 im ländlichen nende Abenteu- Visbek geboren. Der Bankkaufmann wurde er erleben und nach seinem Theologiestudium 2002 zum erfahren, wie Priester geweiht. Nach der Kaplanszeit in andere Men- Münster-Gievenbeck ist der bald 46-Jährige schen leben. seit 2008 leitender Pfarrer in Sankt Nikolaus Infos und in Münster-Wolbeck. Für seine neue Aufga- Franz Westerkamp ist neuer diözesanpräses. Gruppenanmeldungen be als Diözesanpräses fühlt er sich gut ge- bei Birgit Vormann (02541)803- rüstet. „Ich bin mit Kolping groß geworden 471 oder [email protected]. Von Rita Kleinschneider und wäre ohnedem wohl beruflich nicht dort, wo ich jetzt bin“, sagt Westerkamp. exerzitien auf Wangerooge: ranz Westerkamp, derzeit noch leiten- Froh ist Kolping-Diözesanvorsitzender Das Kolping-Bildungswerk der Pfarrer in Sankt Nikolaus in Müns- Bernd Krämer, ohne Vakanzzeit das Amt des DV Münster lädt zu Gemein- ter-Wolbeck, wurde einstimmig zum Diözesanpräses besetzen zu können. „Wir schaftsexerzitien für Ehepaare neuenF Präses des Kolpingwerkes Diözesan- verstehen das als große Unterstützung sei- und Alleinstehende „Runder- verband Münster gewählt. Westerkamp tritt tens der Bistumsleitung für unseren großen neuert“ vom 17. bis 21. Oktober die Nachfolge von Dirk Holtmann an, der katholischen Sozialverband.“ @ auf Wangerooge ein. Infos unter (02541)803-473 oder wuebbe- [email protected]. Diözesanverband Münster Diözesanverband Münster Tankstelle Familienarbeit: Am 7. und 8. Oktober können in Kolping weltweit Für Vorsitzende der Familienarbeit Engagierte oldenburger Kolpingtag in Vechta Präses Holtmann nimmt Abschied neue Ideen für die örtliche Familienarbeit sammeln. Die ie Kolpingsfamilie Vechta-Zentral ie eigentlich für den 18. Juni in Co- Veranstaltung findet in der richtet anlässlich ihres 125-jähriges esfeld geplante Tagung der Vorsit- Kolping-Bildungsstätte Coesfeld Bestehens vom 26. bis 28. August ein zenden im Kolpingwerk Diözesan- statt. Infos unter (02541)803-473 FestD aus, das am Sonntag mit dem 106. Ol- verbandD Münster ist auf den 3. September und [email protected]. denburger Kolpingtag seinen Höhepunkt- verschoben worden. Die Vorsitzendenta- nimmt. Diözesanbischof Felix Genn wird gung ist die zentrale Austauschplattform für diözesankonferenz: Vom 14. den Festgottesdienst halten. Freitags eröffnet alle Vorsitzenden in den Kolpingsfamilien, bis 16. Oktober findet die Diöze- der 17. Jugendtag auf dem BDKJ-Jugendhof Bezirks- und Kreisverbänden. Vorsitzende sankonferenz der Kolpingjugend den Festreigen. Samstags finden Aktionspro- sind von 9.30 bis 15 Uhr zur Vorsitzenden- Diözesanverband Münster in gramme statt. Den Festvortrag zum Thema tagung in das St. Pius-Gymnasium Coesfeld der Kolpingbildungsstätte in „Kolping weltweit“ hält Klaus Töpfer, Exeku- eingeladen. In Workshops sollen aktuelle Coesfeld statt. Infos unter www. tivdirektor des Umweltprogramms der Ver- Fragen besprochen werden. Im Anschluss kolpingjugend-ms.de/angebote/ einten Nationen in Nairobi und ehemaliger der Vorsitzendentagung wird Dirk Holt- diko. Bundesumweltminister. @ mann als Diözesanpräses verabschiedet. @ Fotos – DV Münster: Johannes Norpoth; DV Essen: Klaus Käutner Essen: DV Johannes Norpoth; Münster: – DV Fotos

24 Kolpingmagazin 8-9/2011 Aus den Regionen

Diözesanverband Essen Diözesanverband Priesterweihe Kompetent Veranstaltungen Kolpingbruder feiert Primiz Vorstandsschulung dV essen: Zum Tagesseminar für erfolgreiche Presse- und Öffentlich- keitsarbeit im Ehrenamt lädt das acher, Teamer, Alleskönner – die Kolpingwerk DV Essen am Samstag, Erwartungen an die Vorsitzenden 17. September, nach Essen-Werden von Kolpingsfamilien sind hoch, ein. Der Journalist Werner Krebber mancheM entpuppen sich aber durchaus als wird den Teilnehmern wertvolle leistbar, zumal es seitens des Verbandes viel Tipps und Hilfen anbieten, damit Unterstützung gibt. Texte und Bilder gelingen und von Mit diesem Eindruck fuhren 23 Vor- der Lokalpresse veröffentlicht wer- standsmitglieder von Kolpingsfamilien aus den können. Weitere Informationen dem Diözesanverband Paderborn nach bei Marcel Simon, Diözesange- einer Schulung im Juli nach Hause. Un- schäftsstelle, Telefon: (0201)50223- ter der Leitung des Diözesanvorsitzenden 42, [email protected]. Stephan Stickeler, des Diözesansekretärs Christian schulte bei seiner Primiz. Thomas Müller und des Kolping-Bildungs- dV essen: Anlässlich des 20-jäh- referenten Sascha Dederichs befassten sich rigen Jubiläums der Seligsprechung hristian Schulte, seit 1984 Mitglied die Kolpingmitglieder mit Moderation, Adolph Kolpings lädt der Diözesan- der Kolpingsfamilie Hattingen- Konfliktumgang und Schriftführung. Die vorstand Essen die Mitglieder des Niederwenigern, ist am 10. Juni von Reaktionen der Teilnehmer waren positiv, Diözesanverbandes zu einer Wall- BischofC Franz-Josef Overbeck im Hohen berichtet Thomas Müller: „Mit einem sol- fahrt am 16. Oktober nach Köln ein. Dom zu Essen zum Priester geweiht worden. chen Angebot stärken wir unsere Ehrenamt- Dort werden die Wallfahrer an ver- Kolpinggeschwister aus Niederwenigern lichen und damit die Arbeit der Kolpingsfa- schiedenen Orten den Stationen im und Vertreter des Bezirksverbandes Enne- milien insgesamt.“ Neben den inhaltlichen Leben Adolph Kolpings nachspüren. pe-Ruhr und des Diözesanverbandes Essen Anregungen profitierten die Vorsitzenden Der Tag beginnt mit einer heiligen nahmen an der feierlichen Weihe als Eh- auch vom gegenseitigen Austausch. „Wenn Messe um 10 Uhr in der renovierten renformation mit Bannerträgern teil. Seine alle Vorsitzenden so kompetent zu Werke Minoritenkirche. Danach sind die Primiz feierte der 45-jährige Kolpingbruder gehen wie die Teilnehmer hier im Seminar, unterschiedlichen Stationen wähl- am Pfingstsonntag im Dom zu Niederweni- mache ich mir keine Sorgen um die Sache bar. Die Kosten für Programm und gern. @ Kolpings!“ resümierte Stephan Stickeler. @ Mittagessen betragen 15 Euro pro Person. Die Anfahrt nach Köln kann der Diözesanvorstand organisa- torisch nicht gewährleisten und Diözesanverband Paderborn überlässt sie daher den Kolpings- familien bzw. den Mitgliedern. senioren in die Kita mitnehmen Anmeldungen bei Frank Gößmann Attraktive Veranstaltungen anbieten unter (0201)502230, E-Mail: info@ kolping-dv-essen.de. Von Claudia Auffenberg Kindertageseinrichtungen zu „Ansprech- partnerinnen für Senioren“ auszubilden. dV Paderborn: Seit Monaten enn ein Kindergarten zum Fa- Im Juli fand ein weiteres Treffen statt. Dort klettert der Preis für Arabica-Kaffee milienzentrum wird, ändert sich konnte mit den Teilnehmern und den Kol- an der New Yorker Börse. Preiserhö- auch die Zielgruppe. Dann ist die pingsfamilien, welche das Projekt ehrenamt- hungen waren bei allen Händlern EinrichtungW für alle da, auch für Senioren. lich begleiten und verschiedene Angebote unumgänglich. Auch für fairen Wie diese angesprochen werden können, für Senioren einbringen wollen, der Verlauf Kaffee dient der Weltmarktpreis war im Juni Thema eines Pilotseminars des besprochen werden. Hauptsächlich ging als Berechnungsgrundlage für die Kolping-Bildungswerkes Paderborn. Etwa es bei diesem Treffen darum, Ideen für zu- Rohkaffeeeinkaufspreise. Damit 30 Einrichtungsleiterinnen aus dem Kreis künftige Veranstaltungen mit und für Seni- auch in Zukunft die Lieferung des Paderborn nahmen daran teil. Das Kolping- oren zu sammeln. Eine erste Veranstaltung, hochwertigen Fair Trade Bio Tatico Bildungswerk ist führender Anbieter von die inhaltlich an das Projekt „Seniorenbil- Kaffees sichergestellt werden kann, Fortbildungen für Erzieherinnen in der dung in Familienzentren“ angebunden ist, wurde der Preis zum 1. Juli 2011 um Region und entwickelt derzeit ein entspre- wird am 29. September im Hotel Aspethera 1,20 Euro pro Kilo angehoben. chendes Angebot, um Mitarbeiterinnen in in Paderborn stattfinden. @ Fotos – DV Münster: Johannes Norpoth; DV Essen: Klaus Käutner Essen: DV Johannes Norpoth; Münster: – DV Fotos

Kolpingmagazin 8-9/2011 25 Aus den Regionen

Diözesanverband Paderborn Diözesanverband Aachen Hoch geehrt Asterix und obelix bei Kolping Alois schröder erhält Medaille Pfingstzeltlager mit buntem Programm

Monsignore Alois schröder. spaß und Action beim Pfingstzeltlager der Kolpingjugend im diözesanverband Aachen.

Von Claudia Auffenberg as Thema des Pfingstzeltlagers der ten. Bei weitestgehend gutem Wetter gab es Kolpingjugend im Diözesanverband ein kunterbuntes Programm für jede Alters- ompastor Alois Schröder erhält die Aachen lautete „Asterix und Obelix klasse: Workshops, Disco, Lagerabend, Ral- höchste Auszeichnung des Kolping- beiD den Kolpingern“. Und so verbrachten ley und Stationsspiel. werkes im Erzbistum Paderborn, die die 150 Teilnehmer das Pfingstwochenen- Teilgenommen haben junge Kolpingmit- Konrad-Martin-Medaille.D Damit ehrt der de mit den beiden bekannten Galliern und glieder aus insgesamt sieben Kolpingsfami- Verband seinen langjährigen Diözesanprä- dem verloren gegangenen Idefix. Dieses Jahr lien, wobei die Jugendlichen aus Elmpt und ses für seinen herausragenden Einsatz im führte die Kinder, Jugendlichen und jungen Odenkirchen die glücklichen Gewinner des Sinne Adolph Kolpings. Schröder war von Erwachsenen der Weg nach Wuppertal auf Wettbewerbs wurden, weil sie die meisten 1988 bis 1996 Diözesanpräses in Paderborn das Gelände des Spielplatzhauses Reppkot- neuen Teilnehmer mitbrachten. @ und danach bis 2008 Bundespräses des Kol- pingwerkes in Köln. „Viele Menschen im Erzbistum Paderborn verbinden nach wie vor Kolping mit ihm“, Diözesanverband Aachen sagt sein Nachfolger Diözesanpräses Ansgar Wiemers. Weit mehr als vom Amt her ge- Mit Mut und Tatkraft in den fordert, identifiziere sich Schröder mit der die neue Jugendreferentin Meike Kempkens stellt sich vor Leitidee Adolph Kolpings, nach der Christen entsprechend ihrer Berufung als Priester oder als Laien Kirche und Gesellschaft mit- ein Name ist Meike Kempkens Honorarkräften zum Thema Fairer Handel gestalten können. Auch methodisch folge und ich bin seit dem 1. Juni für und Ökologie Schulen besuche. @ Schröder dem Verbandsgründer: „Adolph den Diözesanverband Aachen die Kolping war ein unermüdlicher Publizist. So neueM Jugendreferentin. Unter dem Motto der wie er nutzt auch Monsignore Schröder die Imagekampagne starte ich auch mit Freude Medien“, so Wiemers. Schröder ist Verfasser bei der Kolpingjugend in Aachen. Keine Wo- mehrerer Bücher, er schreibt für einige Zei- che im Job ging es schon ins Pfingstzeltlager, tungen, zum Beispiel für die Kirchenzeitung welches ich als alte Verbandlerin mit Begeis- „Der Dom“, und veröffentlicht unter der Ru- terung erleben durfte. Zum Motto „Asterix brik „Klick am Sonntag“ Texte im Internet. und Obelix bei den Kolpingern“ konnte ich Der Festakt zur Verleihung der Konrad- auch tatkräftig die zahlreichen Ehrenamtler Martin-Medaille findet am 16. Dezember unterstützen. im Kolping-Forum in Paderborn statt. Mit Meine Aufgabe im Verband wird es sein, der Medaille werden Persönlichkeiten ge- die Gruppen vor Ort zu stärken und ihnen ehrt, die sich dem Diözesanverband Pa- Mut zu machen, Neues auszuprobieren. derborn sich durch besonderes Wirken im Verantwortung übernehme ich beim Pro-

Sinne Kolpings verdient gemacht haben. @ jekt Fair Mobile, bei dem ich zusammen mit Meike Kempkens. Weise Bettina Köln: – DV Fotos

26 Kolpingmagazin 8-9/2011 Aus den Regionen ... regional Diözesanverband Köln Kommentar Thementag: Arbeit neu begreifen „Kinderlärm ist Zukunftsmusik!“ Friedhelm Hengsbach gegen „Aberglaubenssätze“ Eine gute Nachricht: Der Bundesrat hat einer Änderung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes zuge- der Finanzkrise gezeigt habe. Weder Moral stimmt, so dass Anwohner in Zu- noch Religion hätten da als Steuerung funk- kunft nicht mehr gegen Kinderlärm tioniert. klagen können. Kinderlärm soll Auch der Satz „Der schlanke Staat ist der in Zukunft vor Gericht nicht mehr beste aller möglichen Staaten“ gilt Hengs- als „schädliche Umwelteinwirkung“ bach als Aberglauben. Gegenwärtig liefere gewertet werden können. Kinder- sich der Staat den Lobbyisten aus, sagte er. gärten, Tageseinrichtungen und Genauso kritisch sah Hengsbach den Glau- Tagesmütter können aufatmen. Als benssatz des „Vorrangs der Arbeit vor dem Erzieherin weiß ich, wie wichtig es Kapital“. Stattdessen forderte er den „Vor- ist, dass Kinder sich austoben kön- rang des Lebens vor der Arbeit“. „Schafft nen. Wissenschaftlich ist bewiesen, Wachstum denn Lebensqualität?“ Lebens- dass körperliche Bewegung auch qualität sei seiner Meinung nach, ein eigen- das Gehirn trainiert. Die Entwick- ständiges Leben zu führen, einem eigenen Lebensentwurf zu folgen sowie eine funkti- lung der Grobmotorik, Feinmotorik onierende Partnerschaft zu leben, statt stän- und der kognitiven Fähigkeiten – all dig zu pendeln. das protokollieren Erzieherinnen das Kolpingbildungswerk war gastgeber und er- für jedes Kind. Genauso schauen freute die gäste mit einem empfang im innenhof. wir auch darauf, wie sich das Kind Familien und erwerbsarbeit Ein weiterer Aberglaubenssatz ist für Hengs- sozial entwickelt. Kann es „nein“ Von Bettina Weise bach „Sozial ist, was Arbeit schafft.“ Arbeit sagen? Kann es sich nach einem könne jedoch nicht von ihren Trägern ge- Streit wieder versöhnen? Konflikte in altes Franziskanerkloster mitten in löst werden. „Deshalb haben Flächentarif- müssen ausgetragen werden, ruhig der Kölner Südstadt: Hier fand am verträge ihre Logik!“ Außerdem forderte auch mal lautstark! Es ist eine 9. Juli der Thementag „Arbeit neu Hengsbach die „Rückkehr zu einem ande- Illusion, zu erwarten, dass Kinder begreifen“E des Diözesanverbandes Köln ren Gleichgewicht zwischen Erwerbsarbeit Konflikte in aller Stille lösen. Wer statt. An diesem Standort des Kolping-Bil- und der Arbeit am Menschen. Männer sol- von uns Erwachsenen schafft das dungswerkes referierte Friedhelm Hengs- len sich stärker in den Familien engagieren, denn immer? Unsere Kinder haben bach, Jesuit und Sozialethiker, zum Thema: Frauen stärker in die Erwerbsarbeit gehen.“ ein Recht auf Freiräume. Es ist an „Welche Visionen lassen sich auf Basis der Die Denkanstöße von Hengsbach sorgten uns, die Bedingungen dafür zu Katholischen Soziallehre für die Zukunft für Diskussionen beim anschließenden schaffen, dass jedes Kind in einem entwickeln?“ Einleitend kamen nachdenk- Empfang im Innenhof. Gastgeber war das toleranten und respektvollen Um- liche Worte von Martin Rose, dem Diö- Kolpingbildungswerk, das am Standort An- feld heranwachsen kann. Das neue zesanvorsitzenden: „Haben wir nicht das kerstraße Jugendliche auf eine Ausbildung Gesetz ist ein Signal für eine kinder- Thema verfehlt? Die Zeitungen jubeln über in den Bereichen Handel, Kosmetik und freundlichere Gesellschaft. Kinder- gute Arbeitsmarktzahlen, und wir sorgen Gastronomie vorbereitet. Die Jugendlichen lärm wird zwar auch in uns weiterhin um Missstände.“ Aber auch stellten ihr Können mit tollem Essen und Zukunft von manchen wenn die Wirtschaftsdaten gut aussähen, die exzellentem Service unter Beweis. als ohrenbetäubende Probleme wie Leih- und Zeitarbeit seien ja Martin Rose sah viele Gemeinsamkeiten Ruhestörung wahr- nicht verschwunden. zwischen den Thesen Hengsbachs und den genommen werden. Im Kern seines Vortrags räumte Hengs- Positionen des Diözesanverbandes. „Auch Aber die Chancen bach mit vier Glaubenssätzen der Ökono- für uns ist das alleinige Wirtschaftswachs- steigen, dass die mie auf, die er „Aberglaubenssätze“ nannte. tum nicht das Maß der Dinge. Das Wachs- Betroffenen sich Dem ersten Satz „Vertraue auf die Selbsthei- tum löst die Probleme ja nicht, die wir nach gütlich einigen lungskräfte der Marktwirtschaft!“ hielt er wie vor auf dem Arbeitsmarkt haben. Auch werden. sabine Terlau. entgegen, dass die Sprache der Märkte eine die Aufwertung der Familienarbeit ist für

Fotos – DV Köln: Bettina Weise Bettina Köln: – DV Fotos Sprache der Macht sei, was sich besonders in uns enorm wichtig.“ @

Kolpingmagazin 8-9/2011 27 Aus den Regionen regional ... Diözesanverband Osnabrück neue Freizeit für benachteiligte Familien In Salzbergen hat Klaus, allein erziehender Vater, mit seinen drei Kindern Urlaub gemacht. Ohne die Hilfe von Kolping wäre das nicht möglich gewesen.

Rittertag auf der Burg Bentheim oder der Kutschfahrt zum Kutschenmuseum in Salz- bergen – konnten sich Kinder und Eltern gemeinsam erholen. Klaus (Name geändert), allein erziehen- der Vater von drei Kindern, war begeistert von diesen tollen Tagen. „Als allein erzie- hender Vater ist ein normaler Urlaub für uns finanziell nicht machbar. Die Tage im

Markus silies, Heike geers und Ansgar Kolping-Bildungshaus waren super und die stuckenberg verkauften 24 Puzzleteile für je 150 Kinder und ich konnten mal richtig durch- euro, um die Familienfreizeit zu finanzieren. atmen“. Auch Ulrike war mit ihrer Tochter dabei. Durch schwierige Situationen in der Ver- eit dem vergangenen Jahr bietet das (niedriges Lohnniveau, Arbeitslosigkeit gangenheit hat sich der Schuldenberg so Kolpingwerk Diözesanverband Osna- usw.) dazu geführt, dass für immer mehr angehäuft, dass jetzt die Privatinsolvenz ein- brück eine neue Freizeit für benach- Familien das Geld knapper wird, um in den geleitet wurde. Auch Ulrike und ihre Tochter teiligteS Familien an. In diesem Jahr haben Sommerferien einige Tage auszuspannen erlebten diese Tage als gelungene Erholung, über 70 Kinder, Mütter und Väter daran und in den Urlaub zu fahren. In diesem um von den Alltagssorgen abzuschalten. teilgenommen. Punkt greift das Kolpingwerk den Familien Die Idee für diese Freizeit ist im Arbeits- „unter die Arme“ und bietet eine Freizeit die Finanzierung 2012 ist offen kreis Familie entstanden. Grundüberlegung für benachteiligte Familien im Kolping- Um so eine Freizeit zu ermöglichen, ist ne- für dieses Angebot: In den letzten Jahren Bildungshaus-Salzbergen an. Bei einem ab- ben dem ehrenamtlichen Engagement des haben die gesellschaftlichen Veränderungen wechselungsreichen Programm – wie dem Arbeitskreises Familie auch die finanzielle Unterstützung der Kolpinger erforderlich. Im vergangenen Jahr wurde die Familien- freizeit mit zwei Kollekten unterstützt, in diesem Jahr haben 24 Kolpingsfamilien oder Einzelpersonen ein Puzzleteil für je 150 Euro erworben, um somit die Freizeit zu finanzieren. Hierfür sagt der Diözesanver- band herzlich „Danke“. Im Jahr 2012 soll die Freizeit für benach- teiligte Familien wieder stattfinden. Die Fi- nanzierung ist noch offen. Falls Sie dieses Anliegen unterstützen möchten, bitten wir um Ihre Spende (Sparkasse Osnabrück; Konto: 209 106; BLZ: 265 501 05; Betreff: Familienfreizeit 2012). Bei Fragen wenden Sie sich an das Kol- pingwerk Diözesanverband Osnabrück, Emslandbüro, Kolpingstraße 4 in 48499 Salzbergen, Tel: (05976) 94 94-0, E-Mail: ein Plakat mit Fingerabdrücken war das herzliche „danke“ der Teilnehmer der Familienfreizeit. [email protected]. @

24 Kolpingmagazin 8-9/2011 Aus den Regionen

Hochschullehrerin für Psychologie Katery- na Ostrowska, stellt den deutschen Gästen das Projekt vor: „Wir sind hier in angemie- teten Räumen. Wir träumen aber von einem eigenen Zentrum, in dem die Kinder und Jugendlichen auch dauerhaft wohnen kön- nen.“ Konzeptionelle Hilfe bekommt sie von Vasyl Savka, dem Nationalsekretär des Kolpingwerkes in der Ukraine. Seine Kon- takte und Deutschkenntnisse ermöglichen es ihm, Anträge in Deutschland zu stellen. Für jedes Kind in der Einrichtung wird eine Diagnose erstellt und dann eine indivi- duelle Therapie entwickelt. Auch begleitend finden Beratung und – bei Bedarf – eine Weitervermittlung an Psychotherapeuten statt. Daneben unterhält die Kolpingsfa- milie eine Beratungsstelle für Familien mit autistischen Kindern, und zwar unabhän- gig davon, ob diese auch die Tageseinrich- tung nutzen oder nicht. Auch ein Buch mit im Aufenthaltsraum der privaten Tagesstätte für autistische Kinder in Lemberg lernte die deutsche Tipps und Hilfestellungen für das Leben mit delegation auch die eltern und die Therapeutinnen kennen. einem autistischen Kind hat die Kolpingsfa- milie bereits herausgebracht. So gibt sie ihr Diözesanverband Hildesheim gewonnenes Wissen auch an andere Betrof- fene weiter. Lebenshilfe für autistische Kinder „Wir sind einerseits beeindruckt von dem ungeheuren ehrenamtlichen Engagement In der Ukraine betreuen Kolpingmitglieder autistische der Kolpingmitglieder. Andererseits hat uns aber auch die bereits entwickelte Professio- Kinder. Nach dem Besuch einer Delegation aus Hildesheim nalität ihrer Projekte überrascht“, resümiert Martin Knöchelmann, Beauftragter für In- ist klar: Der Diözesanverband wirbt um Unterstützung! ternationale Partnerschaftsarbeit, diese erste Begegnungsreise. Nun sollen Kolpingsfami- lien aus der Diözese Hildesheim für Partner- Unsicher, aber gespannt betreten zehn Mit- Diözesangeschäftsführer, vom Engagement schaften mit Kolpingsfamilien in der Ukra- glieder der Delegation des Kolping-Diö- der Kolpingsfamilie angetan. Auch zwei Jah- ine gewonnen werden, wofür Knöchelmann zesanverbandes Hildesheim die Wohnung respraktikanten aus Deutschland arbeiten in mit Nachdruck wirbt: „Wir haben nicht nur in einer schlichten Plattenbausiedlung der der Einrichtung mit. hier in Lemberg gemerkt, dass wir sehr viel ukrainischen Stadt Lemberg: Hier unterhält Die Vorsitzende der Kolpingsfamilie, die voneinander lernen können.“ @ die Kolpingsfamilie eine Tageseinrichtung für autistische Kinder. Aus persönlicher Be- troffenheit einiger Mitglieder entstand eine Initiative, die inzwischen zu einem professi- onellen Projekt geworden ist. Mehrere Stunden am Tag werden die au- tistischen Kinder von drei hauptberuflichen Therapeutinnen betreut. „Für die Eltern ist diese Entlastung ein Segen“, sagt Annette Stasche, stellvertretende Hildesheimer Di- özesanvorsitzende. Staatliche Zuschüsse erhält die Kolpingsfamilie nicht, denn Au- tismus ist in der Ukraine nicht als Behinde- rung anerkannt. Unterstützt werden die Therapeuten von Ehrenamtlichen aus der Kolpingfamilie, zum Beispiel von Senioren. „Die Aktivitäten der Altersgruppen sind hier sehr gut ver- drei Mitglieder der Kolpingsfamilie Celle st. Hedwig gemeinsam mit Verantwortlichen der Kolpingsfa- netzt“, zeigt sich Walter Kovar, Hildesheims milie Lemberg und Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte.

Kolpingmagazin 8-9/2011 25 Aus den Regionen

termine DV HambuRg

Diözesanverband Hamburg 10. August und 14. September ab 18.30 Uhr „Kolpingjugend stamm- tisch“ im Hofbräuhaus Hamburg, Aktive Partnerschaftsarbeit Esplanade 6. Infos: Andrea und Dirk Vorwerk 0172-4058204 oder mit Tansania seit der gründung [email protected]. 27. August Ü 18-Aktionstag der Kolpingjugend mit einem Besuch in „Hamburgs unterwelten“ und im Spielcasino. Info und Anmel- dung Tel.: (040) 22721634, E-Mail: info@kolpingjugend-dv-hamburg. de. 30. September bis 3. Oktober: „Eine-Welt-Familie“ Familienwo- chenende im Ferienland Salem.

„Eine Welt-Familie“, bei dem die Teilnehmer spielerisch auf Weltreise gehen werden und auch das Partnerland Tansania eine wichtige Mit der Gründung des Diözesanverbandes besucht Walter Mahr, Beauftragter für Inter- Rolle spielt. Im kommenden Frühjahr (12. Hamburg wurden die Beziehungen nach nationale Partnerschaftsarbeit im Diözesan- Mai) wird der Bezirksverband Elmshorn Tansania aufgenommen und durch mehrere vorstand, die Kolpingsfamilien im Bistum im Rahmen des Diözesanprojektes „Aktion gegenseitige Besuche gepflegt. und berichtet über das Partnerland. Sein Kompass“ zu einer Veranstaltung über un- Neben kleineren Projektunterstützungen Anliegen bei den Informationsbesuchen ist sere Partnerschaft und die Verantwortung hat der Diözesanverband Hamburg den Bau es, neben der Werbung für die finanzielle für die Eine Welt einladen. Zur General- oder Ausbau einer Krankenstation, einer Unterstützung gemeinsamer Projekte zu versammlung des Internationalen Kolping- Grundschule und eines Ausbildungszen- einer politischen Bewusstseinsbildung bei- werkes im nächsten Jahr in Deutschland trums gefördert und das Kleinkreditsystem zutragen. Wie sind nun unsere Perspektiven werden Freunde aus Tansania erwartet, die zur Förderung beruflicher Selbständigkeit in nächster Zeit? Vom 30. September bis 3. auch Hamburg besuchen sollen. Kontakt: unterstützt. Zurzeit liegt der Förderschwer- Oktober veranstaltet der Diözesanverband Walter Mahr, Tel. (040) 43 29 09 70, E-Mail: punkt beim Bau von Wasserprojekten. Gern ein Familienwochenende unter dem Motto [email protected]. @

Region Ost termine Region o st Berggottesdienst in der sächsischen schweiz 17. bis 20. August 2011 – Kolping-Kin- der-Tage des DV Erfurt auf der Bleibe in Heiligenstadt. 2. bis 4. September 2011 – Workcamp der Kolpingjugend DV Berlin in der Mahn- und Gedenkstätte Ravens- brück. 4. September 2011 – Kolpingwallfahrt des DV Erfurt in Worbis. 9. bis 11. September 2011 – Ju- gendbildungswochenende „Natur“ der Kolpingjugend des DV Dresden- Meißen. 24. September 2011 – Kleider- sammlung zu Gunsten der Kolping- m 19. Juni 2011 fand unterhalb der Brand-Baude – dem sogenannten Aussichtsbalkon hilfe im DV Erfurt. der Sächsischen Schweiz – der erste Berggottesdienst in diesem Gebirge statt. Geladen 7. bis 8. Oktober 2011 – Bildungs- hatte das Kolpingwerk Region Ost, dass seit Jahren die Tradition der Berggottesdienste tage der Region Ost: „Föderalismus“. pflegt.A Der ehemalige Regionalpräses Pfarrer Johannes Johne predigte über die Dreifaltigkeit des einen Gottes. Foto: Klaus Pfaller @

26 Kolpingmagazin 8-9/2011 Aus den Regionen ... regional Region Ost seligsprechung und evangelischer Kirchentag Großereignisse im Juni in Dresden: Kolping war jedesmal auffällig dabei.

er Juni 2011 bescherte Dresden mehrere Großereignisse. Neben der Frauen-Fußball-WM waren es Dgerade zwei kirchliche Highlights, zu denen tausende Gläubige in die Stadt kamen und das Stadtbild prägten. Vom 1. bis 5. Juni 2011 fand der 33. Deutsche Evangelische

Kirchentag in der von Diaspora geprägten Kolpinger in orange beim 33. evangelischen Kirchentag in dresden. eine gruppe aus dem diözesanver- Landeshauptstadt statt. band Münster half mit (Foto: stephan degen). - Bild unten: Bei der seligsprechung Andritzkis. Unter der Losung „…da wird auch dein Herz sein“ (das biblische Wort stammt aus

der Bergpredigt Jesu im Matthäusevangeli- kumentiert: „Wir erklären kraft Unserer sein Fest am 3. Februar, an dem er für den um Kapitel 6, Vers 21) gab es ein beeindru- Apostolischen Autorität und der Uns ver- Himmel geboren wurde, an den Orten und ckendes und vor allem auch ökumenisch ge- liehenen Vollmacht, dem Wunsch Unseres in der vom Recht festgelegten Weise jährlich prägtes Programm. Und Kolping war dabei Bruders Joachim Friedrich Reinelt, Bischof gefeiert werden kann.“ – auf dem Markt der Möglichkeiten. des Bistums Dresden-Meißen, sowie meh- Anschließend wurde unter dem Beifall der Der Diözesanverband Dresden-Meißen rerer anderer Mitbrüder im Bischofsamt Gläubigen ein Porträtbild Andritzkis über hat mit Unterstützung der Region Ost und und vieler Christgläubiger und dem Rat der dem Hauptportal der Kathedrale enthüllt. des Kolpingwerkes DV Münster einen oran- Kongregation für die Heiligsprechungen An die Eucharistiefeier schloss sich ein genen Stand auf der Freifläche im Ostrage- entsprechend, dass der Ehrwürdige Diener großes „Fest der Begegnung“ mit Unterhal- hege auf Kolping aufmerksam gemacht. Das Gottes Alojs Andritzki, Priester und Märty- tungsprogramm auf zwei Bühnen und vie- einachsige Segway war der Renner – aber rer, ein Hirte nach dem Herzen des Herrn len Informations- und Mitmach-Angeboten auch die anderen Materialien der Image- , unerschrocken in der Verkündigung rund um die Kathedrale an. Auch hier war kampagne kamen gut an. Die fleißigen des Reiches Gottes, das ein Reich der Wahr- Kolping mit zwei Ständen dabei. Besonders Standbetreuer bekamen oft zu hören: „Toll, heit und des Lebens, der Heiligkeit und gut wurde dabei der frisch gebrühte Tatico- dass ihr von Kolping hier vertreten seid“! Gnade, der Gerechtigkeit, der Liebe und des Kaffee angenommen. Mit einer Festandacht Der zweite kirchliche Höhepunkt war Friedens ist, als Seliger bezeichnet wird, und endete am Nachmittag dieser Feiertag. @ die Seligsprechung des sorbischen Priesters Alojs Andritzki, der in Dresden auch Präses der Kolpingsfamilie war und am 3. Febru- ar 1943 im Alter von nur 29 Jahren im KZ Dachau umgebracht wurde. Mehr als 11 000 Gläubige verfolgten den festlichen Gottes- dienst. Kolping war mit zahlreichen Banner- abordnungen dabei. Der römische Kardinal verlas am Morgen bei bestem Seligspre- chungswetter im Auftrag des Papstes im lateinischen Original auf dem Dresdner Schlossplatz den Text dieses Apostolischen Schreibens, das die Seligsprechung des ers- ten Sorben und gebürtigen Sachsen do-

Kolpingmagazin 8-9/2011 27 Aus den Regionen

regionalDiözesanverband Mainz ... Portugalreise Besuch bei den Patenkindern nfang Mai kamen die drei Fahrer der Kolpingsfamilie Ober-Roden und Günther Staudt (Referat Eine Welt imA DV Mainz) von ihrem Hilfstransport in den Nordosten Portugals nach rund 5000 gefahrenen Kilometern zurück. Sie hatten dort die vorher gespendeten Hilfsgüter für die Armen in den Bergdörfern rund um die Bistums-Hauptstadt Lamego überreicht, wo es seit 25 Jahren eine Partnerschaft mit dem dortigen Kolpingwerk Portugal gibt. Unter anderem betreuen die Kolpinger über den Diözesanverband Mainz auch rund 100 Kinder-Patenschaften, wie den elfjährigen Edgar aus Tarouca, den die Kolpingsfamilie Ober-Roden als Pate unterstützt. Koordiniert wurde der Transport von Markus Wehner, der zur selben Zeit als Rei- seleiter mit einer Gruppe von Pateneltern in Portugal war und gemeinsam mit den Fahrern und Pateneltern die Patenkinder besuchte. So erfreute die Kolpingsfamilie auch ihr Patenkind Edgar mit einem neuen Fahrrad, das er für seinen Weg zur Schu- le gut gebrauchen kann. Die Spenden der Fahrer wurden dem Kolpingwerk Portugal zur weiteren Verteilung überreicht – in der Während ihres Aufenthaltes in Portugal besuchten Kolpingmitglider die Patenkinder ihrer Kolpingsfa- Hauptsache waren dies Schulranzen, Roll- milien. die Paten bezahlen im durchschnitt 30 euro pro Monat. damit werden vor allem Kleidung und stühle, Zelte und Musikinstrumente. Um Medizin, aber auch schulsachen und Lebensmittel für die betroffenen Familien bezahlt. die Stadt Lamego gibt es im Umkreis von 50 Kilometern rund 40 Kolpingsfamilien in immer noch ärmlichen Bergdörfern, die ihre Lebensverhältnisse langfristig verbes- sern möchten. Zugleich freudig als auch bedrückend verliefen die Besuche der Pa- teneltern bei „ihren Patenkindern“. So war Uta Settili-Eckert entsetzt über die Lebens- verhältnisse des Patenkindes der Kolpings- familie Nierstein. Das Kind lebt mit seiner Familie in eine notdürftig gebauten Hütte. Die Paten finanzieren mit ihren durch- schnittlich 30 Euro pro Monat vor allem Kleidung und Medizin, aber auch Schulsa- chen und Lebensmittel. Die Gruppe hat aus Portugal Portwein mitgebracht, den der Diözesanverband über sein Büro im Kolpinghaus Offenbach zugunsten seines Hilfsprojekts bei seinen Veranstaltungen verkauft. @

24 Kolpingmagazin 8–9/2011 Aus den Regionen

Diözesanverband Speyer Warum sind Kolpinghäuser so wichtig? der diözesanverband speyer unterstützt den Bau zweier Kolpinghäuser im brasilianischen Bundesstaat Tocantins n Deutschland werden Kolpinghäuser ge- schlossen, in Brasilien werden sie gebaut. Dort sind sie geradezu Voraussetzung für einenI erfolgreichen Verbandsaufbau. Von den bestehenden sechs Kolpingsfamilien in Tocantins haben erst zwei ein Haus. In bei- den Häusern herrscht „blühendes Leben“: Kurse der schulischen und beruflichen Bil- dung, Schwerpunkte Handwerk und Land- wirtschaft, PC-Kurse, aber auch soziale, medizinische und religiöse Bildung. Und Jugendarbeit findet hier statt, Filmabende mit Gespräch über die Filminhalte, eine Theatergruppe gibt es und eine Malschule. „Die Kolpingsfamilie ist die einzige Gemein- schaft, die sich um uns Alte kümmert“, sagt eine Frau. Der Seniorentanz in Esperantina das Kolpinhaus in esperantina nach seiner Fertigstellung im Jahr 2009. ist ein großer Erfolg. Und die Jugend tanzt hier mit. Haus für Veranstaltungen vermieten und Aufrufe in den Kolpingsfamilien, bei Got- Die Kolpingsfamilien Palmas und Espe- hat damit eine wichtige Einkommensquel- tesdiensten und Veranstaltungen des Di- rantina nehmen aufgrund ihrer Häuser eine le, um ihr Haus zu finanzieren. Von den vier özesanverbandes erfolgen. Die Altkleider- gute Entwicklung; es gibt wachsende Aktivi- Kolpingsfamilien ohne Haus sind die Kol- sammlung im September wird zugunsten täten und wachsende Mitgliederzahlen. Vor pingsfamilien Axixá und Riachinho in der der Kolpinghäuser Axixá und Riachinho allem auf dem Land sind die Häuser wichtig. Lage, ein Gebäude zu errichten. Die Grund- durchgeführt. In den Dörfern mit ihrer bedrückenden Ar- stücke sind bereits vorhanden. Hier will der Spenden können überwiesen werden auf mut gibt es im Regelfall keine öffentlichen Diözesanverband Speyer helfen. das Aktionskonto des Kolping DV Speyer, Räume, in denen Versammlungen stattfin- Die Einwerbung der notwendigen Mittel Konto 65243, Kreissparkasse Kaiserslautern, den können. Die Kolpingsfamilie kann ihr soll in den kommenden Monaten durch BLZ: 540 502 20, Stichwort: Tocantins. @

Diözesanverband Trier Auf zur Fiesta Boliviana! der dV Trier bereitet sich auf das 30-jährige Jubiläum seiner Partnerschaft mit dem Kolpingwerk Bolivien vor ie Partnerschaft des Kolpingwerkes haben wir ein spezielles Projekt gestartet Entsprechend dem Motto der Heilig-Rock- Trier mit dem Kolpingwerk Bolivien und bitten die Kolpingsfamilien um Un- Wallfahrt „…und führe zusammen, was jährt sich im nächsten Jahr zum terstützung dieses Vorhabens. Das interna- getrennt ist“ werden diese Stücke zu einer 30. D Mal. Dazu haben sich die Trierer etwas tionale Kolpingwerk hat bereits seine Hilfe gemeinsamen Fahne zusammengefügt. besonderes einfallen lassen: Im Rahmen zugesagt.“ „Wir fordern alle Kolpingsfamilien im Di- der Heilig-Rock-Wallfahrt feiern sie am Zur Einstimmung auf das Jubliäum star- özesanverband Trier auf, sich in irgendeiner 22. April 2012 eine „Fiesta Boliviana“. Nach tete Elke Grün, Leiterin des Vorbereitungs- Weise mit unserem Partnerland Bolivien zu einem Gottesdienst gibt es eine Prozession teams, bei der Diözesanversammlung am 28. beschäftigen“, sagt Elke Grün. „Im Koffer zum Dom und zum Heiligen Rock. Neben Mai eine Art Vorbereitungsjahr unter dem ist zum Beispiel eine CD mit einer Präsen- einem bunten Rahmenprogramm soll ein Motto „Vamos a la Fiesta Boliviana!“ („Auf tation für die Kolpingsfamilie. Wer möchte, Partnerschaftsvertrag unterzeichnet wer- zur Fiesta Boliviana!). Alle 19 Bezirke be- kann auch bei den Büros nach Referenten den. Schon am Vorabend gibt es ein kleines kamen einen Materialkoffer mit Informati- fragen.“ Programm für aus der Ferne angereiste Kol- onen zum Land Bolivien, mit Spielmaterial, Die Koffer sind bei den Bezirksvorsitzenden pingfreunde und die Kolpingjugend. Rezepten, Sorgenpüppchen, Fühlsäckchen abzurufen. Auch in jedem Büro steht ein Koffer „Wir möchten auch einige Bolivianer nach mit Kaffee, Reis und Quinoa. Außerdem bereit. Dort gibt es auch Nachschub an Ma- Deutschland einladen“, sagt Diözesange- enthalten die Koffer Stoff-Stücke für jede terial. Infos: DV Trier, Tel. (0651)9941042, schäftsführerin Julia Semmling. „Darum Kolpingsfamilie, die gestaltet werden sollen. E-Mail: [email protected].

Kolpingmagazin 8–9/2011 25 Aus den Regionen

Diözesanverband Limburg Aus einer Karnevalsidee wurde eine große Hilfsaktion 21 Jahre Rumänienhilfe der Kolpingsfamilie obererbach ls nach einer Karnevalsveranstaltung wurden allein Medikamente im Wert von 1990 der Erlös von 4500 Mark für einer Million Euro gespendet. Empfänger rumänische Kinderheime gespen- sind Kinderheime, Kindergärten, Roma- detA wurde, dachte niemand von den Orts- kinder- und Straßenkinderprojekte sowie vereinen in Obererbach, dass daraus eine eine Poliklinik und eine Armenapotheke der Daueraufgabe werden würde. Nachdem Caritas Satu Mare. Alle zwei Jahre begleiten die Verantwortlichen der Kolpingsfamilie Mitglieder der Kolpingsfamilie einen Trans- Oberer bach das Elend der Heimkinder je- port und überprüfen die Verteilung und die doch selbst in Augenschein genommen Projekte, z.B. eine von der Kolpingsfamilie hatten, war klar, dass die Hilfe weitergehen unterstützte kleine Landwirtschaft, in der musste. Die Kolpingsfamilie hat bis heute behinderte Jugendliche Beschäftigung fin- selbst Transporte durchgeführt und sich den. an weiteren Transporten beteiligt. Dabei Als neues Projekt unterstützt die Kol- die Kolpingsfamilie obererbach bezahlt Medika- mente für Kinder in Rumänien. pingsfamilie die Arbeit eines jungen deut- schen Ehepaares: Jenny Rasche und ihr Ehe- re, keine Krankenversicherung, und somit mann kümmern sich um 45 Zigeunerkinder. gehen viele Kinder auch nicht zur Schule. Rund um die rumänischen Großstädte le- Sollten sie doch in die Schule gehen, wer- ben Zigeuner in Slums. Die dort lebenden den sie von den Lehrern sehr häufig igno- Meldungen Menschen existieren offiziell nicht; sie ha- riert. Um all diese Dinge kümmert sich die ben keine Geburtsurkunden, Ausweispapie- 28-jährige Jenny Rasche. Bruno Schneider @ DV Mainz Vom 8. bis 26. August ist das Kolping-Kampagnenmobil auf seiner Deutschland-Tour im Diözesanbüro in Offenbach sta- Menschen bei Kolping tioniert und kann von Kolpings- familien von dort für örtliche da bleibt die Zeit stehen Veranstaltungen ausgeliehen werden. Interessierte Kolpings- n meinem Leben bin ich schon oft dem familien können unter der Tod begegnet. Das Thema hat mich im- Telefonnummer (069)829754-0 mer wieder umgetrieben“, sagt Andrea nach der Ausleihe fragen. BrennerI von der Kolpingsfamilie Neres- heim (DV Rottenburg-Stuttgart). Men- DV Speyer schen in schwerer Krankheit, am Ende ihres Diakon Andreas W. Stellmann Lebensweges begleiten – das hat sich die aus Heßheim ist neuer Landes- 45-Jährige zur Aufgabe gemacht. Im öku- vorsitzender des Landesver- menischen Hospizdienst Aalen e.V. absol- bandes Rheinland-Pfalz. Andrea Brenner begleitet Menschen in Hospizen. vierte sie zunächst einen Ausbildungskurs. Landesverband Hessen Dort haben sich die Teilnehmer intensiv Das Kolping-Familienferienwerk mit Sterben, Tod und Trauer auseinander- Im Gebet schöpft die Mutter dreier Kin- LV Hessen lädt vom 9. bis gesetzt und auch mit der Frage: „Kann ich der (20, 15 und 7 Jahre) Kraft für ihre Auf- zum 14. Oktober zur fünften das aushalten?“ Ihre Antwort hat Andrea gabe. Stärkung findet sie auch bei den regel- Familien-Erlebniswoche in das Brenner gefunden. Sie steht als ehrenamt- mäßigen Treffen des Vereins, bei denen das Kolping-Feriendorf Herbstein liche Begleiterin im Hospizverein Men- Gedenken an die Menschen und die Fort- ein. Angesprochen sind Familien, schen in ihren schwersten Stunden zur Sei- bildung eine wichtige Rolle spielen. Auch aber auch Großeltern mit ihren te. Mit den Menschen führt sie Gespräche, Adolph Kolping ist ein Vorbild für Andrea Kindern bzw. Enkelkindern. hört zu, betet mit ihnen und für sie und ist Brenner, die 1998 in Neresheim die Kol- manchmal einfach nur an ihrer Seite. Da- pingjugend gründete und heute im Fachar- Infos und Anmeldung: bei geht es oft „um Gott und die Welt“. Die beitskreis „Junge-Familien-Arbeit“ des DV DV Mainz: Tel. (069)829754-0, Begegnungen erlebt Andrea Brenner als be- aktiv ist. „Für mich ist Adolph Kolping prä- und beim DV Fulda: sonders intensiv und geradezu „entschleu- sent in dem, was er wollte. Dass der Mensch (0661)10000, Internet: www. nigend“. „Da bleibt die Zeit stehen. Nichts im Mittelpunkt steht und wie er seinen Weg Kolpingwerk-DV-Fulda.de. anderes ist mehr wichtig“, sagt sie. gegangen ist im Vertrauen auf Gott“. @

26 Kolpingmagazin 8–9/2011 Aus den Regionen ... regional Diözesanverband Fulda Annahmestelle für Altkleider TerMine Bürger können ihre Kleiderspenden an verschiedenen stellen abgeben DV Limburg 20.8.: Frauentag in Hofheim. leidersammlungen vom Diözesanver- derkalbach. Hier werden immer am ersten 9. bis 11.9.: Strategietagung in band Fulda werden seit Jahrzehnten Samstag im Monat in der Zeit von 10 bis Frankfurt. durchgeführt. Viele kennen die große 12 Uhr Kleiderspenden persönlich entge- 23. bis 25.9.: Mutter-Kind-Wo- FrühjahrssammlungK mit dem Titel „Aktion gen genommen. Die Annahmestelle befin- chenende in Herbstein. Brasilien“ und unterstützen diese mit un- det sich in einer Garage in der Lindenstraße zähligen Kleiderspenden. So kamen allein und wird von Werner Reck betreut. 24.9.: Kleidersammlung. in diesem Jahr rund 150 Tonnen in der Re- „Wer am ersten Samstag im Monat seine DV Mainz gion Fulda zusammen. Immer wieder wur- Kleiderspende abgibt, kann sich gleichzeitig 6.8.: Pateneltern- und Freundes- den die Kleidersammlungen ausgeweitet, über die vielfältigen Aufgaben und Projekte kreistreffen Projekt Portugal, 15 um den Bürgern eine ständige Abgabe von des Kolpingwerkes informieren“, berichtet Uhr, Kilianskeller in Nierstein. Kleiderspenden zu ermöglichen. Vielerorts Werner Reck. 19.8.: Kolpingjugend-Stamm- stehen orange Sammelcontainer bereit, und Davon überzeugte sich kürzlich auch der tisch mit dem Kolping-Kampag- die Bürger wissen, dass ihre Kleiderspenden Bürgermeister der Gemeinde Kalbach Dag nenmobil, 19 Uhr, Kolpinghaus bei Kolping gut aufgehoben sind. Das Kol- Wehner. Offenbach. pingwerk finanziert aus den Erlösen viele Ansprechpartner für die Kleidersammel- 25.8.: Der Mainzer Weihbischof Projekte in Deutschland und in der ganzen stelle: Werner Reck, Weiherstr. 4, Niederkal- Neymayer besucht das Diöze- Welt. Einen besonderen Service für die Bür- bach, Tel.: (06655)1410, E-Mail: Werner- sanbüro in Offenbach. ger gibt es seit dem Jahr 2008 auch in Nie- [email protected]. @ 10.9.: Diözesan-Kleidersamm- lung im Bistum Mainz, mit der Diözesanverband Freiburg Kolping- Recycling GmbH. 17.9.: Workshop der Kolpingju- seit 1935 ist Hermann Fichter bei Kolping gend im Kolpinghaus Offenbach. DV Speyer Die Erinnerungen kommen langsam. Kno- Bauernhof auf. Früh mit anpacken, lautet die 2.8.:. Diözesanseniorentag, Dahn. chenarbeit und Kriegswirren, Krankheit Devise. „Da waren die Feste von Kolping und und Alter, 75 lange Jahre muss er überbrü- der Pfarrgemeinde immer eine willkom- 12. bis 14.8.: Zeltlager der Kol- cken. Doch dann ist Hermann Fichter an- mene Unterbrechung des Alltags.“ Mitte der pingjugend in Schönau. gekommen in dieser fernen Zeit. „1935, mit dreißiger Jahre erreicht die Schreckensherr- 3.9.: Altkleidersammlung des 15 Jahren, bin ich zu Kolping“, schaft der Nazis Breisach mit Kolpingwerkes (nur Zuladestati- sagt er. „Meine Brüder waren voller Macht, und 1940 geht onen Deidesheim und Grün- auch da, irgendwann bin ich mit der Deportation der letz- stadt) und am 17. September. mitgegangen.“ Ein Bild an ten Juden aus der Stadt die DV Trier der Wand zeigt drei junge 700-jährige Geschichte der jü- 26. bis 28.8.: Bildungs- und Männer in Wehrmachtsuni- dischen Gemeinde in Breisach Besinnungswochenende für form. Ein Bruder ist in Russ- zu Ende. Hermann Fichter ist Frauen „Hildegard von Bingen“, land gefallen, der andere bei da bereits im Krieg. Er über- Oberwesel. Stalingrad vermisst. „Viele lebt den Russland-Feldzug 2. bis 4.9: Wanderwochenende Mitglieder sind nicht mehr und ist im Juni 1945 wie- „Mit der Bibel im Rucksack“, Kell zurückgekommen, die ganze der zu Hause, steht vor dem am See. Kolpingsfamilie wurde nach zerstörten elterlichen Hof. 9. bis 10.9.: Vorständeschulung dem Krieg neu gegründet.“ Hermann Fichter. Bei der Neugründung der Vor dem Krieg ließen die Kolpingsfamilie Anfang der „Kolping bricht auf – wohin?“, Nazis die Mitglieder des Gesellenvereins in fünfziger Jahre ist er wieder dabei und ist Warsberger-Hof in Trier. Ruhe; zunächst jedenfalls. „Es war eine harte bis heute Mitglied geblieben. Die Urkunde Anmeldung jeweils im Büro Tri- Zeit, wir haben viel gearbeitet, Freizeit hat- für seine 75-jährige Mitgliedschaft hat einen er: Dietrichstr. 42, 54290 Trier, Tel. ten wir nicht.“ Hermann Fichter, seine Brü- Ehrenplatz in seinem Zimmer. (0651)9941042, E-Mail: info@ der und seine Schwester wuchsen auf einem Rainer Ruther @ kolping-trier.de.

Kolpingmagazin 8–9/2011 27 Aus den Regionen regional ... Diözesanverband Bamberg Trotz Vollzeitarbeit an der Armutsgrenze Unter dem Motto „Kolping für eine menschenwürdige Zukunft“ beschäftigt sich der Diözesanverband Bamberg seit November 2010 intensiv mit dem Thema „Armut“. Das Kolping-Bildungswerk hat eine Stiftung zur Förderung von Bildung gegründet.

Arm trotz Arbeit? Dies erscheint auf den Familien kein ausreichendes Einkommen ben schnell ausgeschlossen. Inzwischen ers ten Blick ein Widerspruch in sich zu sichern. Selbst die Mittelschicht gerät inzwi- droht Armut in vielen Familien sogar von sein. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, schen finanziell immer mehr unter Druck. einer Generation auf die nächste „vererbt“ dass es auch in Deutsch- Allmählich schwindet zu werden. land eine wachsende Zahl der bescheidene und Der Diözesanverband Bamberg beschäf- an Menschen gibt, die in hart erarbeitete Wohl- tigt sich seit 2010 intensiv mit dem Thema Voll zeit erwerbstätig sind stand. „Armut” unter dem Motto „Kolping für eine und dennoch an oder sogar Diese Situation führt menschenwürdige Zukunft”. unter der Armutsgrenze die Betroffenen im Al- Entsprechend dieses Mottos und den leben. Lange Zeit wurde ter dazu, dass Renten Grundsätzen der katholischen Soziallehre diese Entwicklung nicht bezogen werden, wel- macht der Diözesanverband auf soziale Pro- wahrgenommen, man ging che zum Leben kaum bleme im Diözesangebiet aufmerksam. Über selbstredend davon aus, genügen. Die eingangs die Kolpingsfamilien bietet er viele Projekte dass Arbeit den Lebensun- gestellte Frage „Arm mit Lösungen und Handlungsalternativen terhalt – auch den der Fam- trotz Arbeit?“ führt für Betroffene und ihre Familien an. Die fi- ilien – gewährleistet. somit zu der nächsten nanzielle und gesellschaftliche Lage „armer Der hierfür verwand- Frage „Arm trotz Ren- Erwerbstätiger“ als auch „armer Rentner“, te Begriff „Working Poor“ te?“ Die „Armut“ wirkt aber auch die Folgen zunehmender Einkom- Bernd Riedl, geschäftsführer im diöze- (arbeitende Arme) galt als sanverband Bamberg. sich darüber hinaus mens- und Rentenarmut stehen auch 2011 ein fernes, ausländisches auf viele Bereiche des im Fokus. Hierzu sollen die Arbeitshilfe mit Phänomen, welches in Deutschland allen- täglichen Lebens aus. Bildung, Gesundheit dem Thema „Was tun wir gegen die Kluft falls eine kleine Randgruppe betraf. Doch und soziale Teilhabe stehen in einem engen zwischen Arm und Reich?“ und die Fort- mit der Arbeitslosigkeit und der Verschie- Verhältnis. Wer aus einer armen Familie führung unserer Projektkampagne „Kolping bung von geregelten Festanstellungen in die kommt, hat schlechtere Bildungs- und Auf- für eine menschenwürdige Zukunft“, welche Leiharbeit gibt es auch bei uns in Deutsch- stiegschancen als Menschen aus Familien ihren nächsten Höhepunkt im Diözesantag land eine wachsende Zahl von Arbeitsver- mit ausreichendem Einkommen, ist oftmals am 13. November 2011 in Bamberg finden hältnissen, die Erwerbstätigen und ihren häufiger erkrankt und ist vom sozialen Le- wird, mit beitragen. @

einsatz für sozial schwache Kolpingsfamilie erlangen-Büchenbach hilft Familienstützpunkt in erlangen Erlangen zählt zu den Städten mit dem höch- Kolpingwerkes Bamberg – an einer „men- und Familien. Die Kolpingsfamilie spen- sten Pro-Kopf-Einkommen in Deutsch land. schenwürdigen Zukunft“ mitzuarbeiten. dete 1 150 Euro, um einen Bauwagen für das In der Stadt leben aber auch Menschen, die Die Kolpingsfamilie Erlangen-Büchen- soziale Projekt anschaffen zu können. Der nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sor- bach unterstützt deshalb ein kommunales Bauwagen dient als Übergangslösung, bis gen. Projekt für sozial schwache Familien, das das Gebäude im Herbst 2011 fertiggestellt Gerade hier sieht Irene Kreiner, Vorsit- von der Stadt Erlangen getragen wird. Er- wird. Darüber hinaus planen die Kolping- zende der Kolpingsfamilie, die Chance und langen errichtet einen „Familienstützpunkt mitglieder, sich am Angebot des Familien- die Verpflichtung Kolpings, sich zu engagie- Büchenbach-Süd“ als Betreuungszentrum stützpunktes zu beteiligen, zum Beispiel ren und – ganz im Sinne der Kampagne des und Treffpunkt für Kinder, junge Menschen durch EDV- oder Nähkurse. @

24 Kolpingmagazin 8–9/2011 Aus den Regionen

Diözesanverband Bamberg Für eine menschenwürdige Zukunft Kolpingwerk Bamberg stellt sich bei diözesanversammlung dem Thema Armut

Die diesjährige Diözesanversammlung des les sei, was wir lassen oder loslassen. Armut Konkrete Hilfen des Kolpingwerkes Kolpingwerkes Diözesanverband Bamberg ohne die Liebe, Verzicht ohne die Liebe, Die Delegierten der Diözesanversammlung stand unter dem Motto „Gemeinsam gegen seien wert-, nutz- und sinnlos. verabschiedeten anschließend eine Pres- Armut“. Dazu referierten der bekannte Pfar- seerklärung, in der sie einen Gesinnungs- rer und Publizist Roland Breitenbach und Wertschätzung armer Menschen wandel in der Armutsbekämpfung in Staat, Miriam Ofen von der Schuldnerberatung Miriam Ofen gab im Anschluss daran ei- Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche fordern des Kolping-Bildungszentrums Schweinfurt. nen interessanten Einblick in die Arbeit der und ihre Mitglieder dazu aufrufen, konkrete Kolping-Schuldnerberatung in Schweinfurt. Hilfen anzubieten. Mit Kopf und Herz handeln Pfarrer Breitenbach erläuterte anhand von sieben Kernsätzen seine Überlegungen zum gesellschaftlichen Problem der Schere zwischen Armut und Reichtum – einer Schere, die heute immer weiter ausein- anderklafft. Dass ein Ausgleich für mehr Gerechtig- keit nur dort funktioniere, wo ein Mensch wirklich gut ist zu sich selbst, lautete eine These von Pfarrer Breitenbach. Was nütze es, wenn wir uns nur Zahlen und Statistiken genüsslich anhörten, uns selbst in den Ses- sel zurücklehnten und Gerechtigkeit für alle Menschen forderten, stellte er als provo- kante Frage in den Raum. „Nicht die anderen sollen es nur machen, sondern wir selbst“, forderte er alle Teilneh- mer auf. Bei der ehrung (von links): Wolfgang simon, Wilfried Wittmann, Rudolf Weißmann, georg nitzl, Rai- Jesus richte an uns die Forderung: „Mit mund Burgis, Magdalena Karpe, Fritz Flanse, norbert Feierabend, Leo seewald, Christoph Huber. dem Herzen sehen, was der andere braucht, um mit Kopf und Herz handeln zu können“, Die kostenlose, anonyme und freiwillige Als Beispiele nennen sie ihre eigenen sagte er. Beratung diene in erster Linie der Existenz- Hilfsprojekte in Nicaragua und die hervor- sicherung, biete Hilfe beim Umgang mit ragenden Qualifizierungsmöglichkeiten des den Armen gehört der Vorrang Gläubigern sowie psychologische Betreu- Kolping-Bildungswerkes durch berufliche In der Verkündigung Jesu hätten die Ar- ung, gebe Ratschläge zur Prävention und Aus- und Weiterbildung. men den Vorrang vor den Reichen, führte zeige politisches Engagement, indem sie Reichenbach aus und verwies dabei auf die Verantwortliche in Politik und Gesellschaft ehrungen durch den Landespräses Bergpredigt nach Lukas: „Selig, die Armen, auf Missstände aufmerksam mache. Nach dem Gottesdienst ehrten Landes- denn ihnen gehört das Reich Gottes.“ „In Deutschland ist zwar eine Grundver- präses Christoph Huber, der Diözesanvor- Einem Bittsteller sollte neben der Gabe sorgung gegeben, aber sie allein reicht nicht. sitzende Rudolf Weißmann und Diözesan- auch der nötige Respekt und die Achtung Der Mensch muss wieder mehr Wertschät- präses Wilfried Wittmann die langjährigen dazu geschenkt werden, sagte er. zung erfahren, seine Arbeitskraft soll sich Mitglieder Präses Leo Seewald, Norbert Fei- Abschließend betonte Pfarrer Breitenbach, wieder lohnen, d. h. Mindestlöhne sind ge- erabend, Magdalena Karpe, Raimund Burgis, dass die Liebe das einzige Kriterium für al- boten“, stellte Miriam Ofen fest. Fritz Flanse und Georg Nitzl. @

Kolping-Bildungs-stiftung Im November 2010 hat das Kolping-Bildungswerk Bamberg eine Stiftung zur Förderung von Bildung gegründet – die Kolping-Bildungs- Stiftung. Das deutsche Bildungssystem ist zwar gut ausgebaut, eine individuelle Förderung von Schwächeren kommt jedoch häufig zu kurz. An diesem Punkt will die Kolping-Bildungs-Stiftung ansetzen. Ziel der Stiftung ist es, die nachhaltige Integration von Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss zu unterstützen. Förderprogramme sowie aktive Begleitung und Förderung auf Basis christlicher Werte sollen Menschen so qualifizieren, dass sie im Berufsleben Fuß fassen können.

Kolpingmagazin 8–9/2011 25 Aus den Regionen

Diözesanverband Eichstätt „Lesen ist wie Reisen im Kopf“ Literatur-Lesung mit Judith schalansky im eichstätter spiegelsaal „Ich bin mit dem Atlas groß geworden. Und Geschichten erzählt. Denn dass die Wirk- als Atlas-Kind war ich natürlich nie im Aus- lichkeit des Insellebens meist anders aus- land“, so lauten die ersten Zeilen von Ju- sieht, als wir es uns hinter dem Wort „Insel“ dith Schalansky Buch mit dem Titel „Atlas vorstellen, sei auch der Autorin erst bei den der abgelegenen Inseln. Fünfzig Inseln, auf Recherchen zu ihrem Buch richtig deutlich denen ich nie war und niemals sein werde“. geworden. Aber dennoch: „Eine Schatzsu- Das Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk cher- und eine Liebesgeschichte durften na- Diözesanverband Eichstätt hatte die vielfach türlich nicht fehlen“, stellte Schalansky fest. ausgezeichnete Buchautorin in den Spiegel- Bei Schalanskys Buch „Atlas der abgele- saal des Landratsamtes zu einer Autorenle- genen Inseln“ handelt es sich nicht um ein sung geladen. Sachbuch, sondern um ein poetisches Werk. Judith Schalansky ist – wie sie selbst be- Dies glaubt man ihr sofort, wenn man tont – ein „Kind der DDR“. Schon seit ihrer ihre Geschichten hört – Geschichten um Kindheit sei sie fasziniert von Atlanten, in Inseln mit dem Namen „Robinson Cru- denen man „mit dem Finger“, die Welt berei- soe“, „Bäreninsel“ oder „Einsamkeit“. Doch sen könne. In ihrem Buch hat sie 50 Inseln während der Lesung zogen nicht nur die abgebildet, zu denen sie meist schreckliche Geschichten selbst die Zuhörer in Bann. Judith schalansky las im eichstätter spiegelsaal Auch die Erzählungen um den Entstehungs- aus ihrem aktuellen Roman. prozess ihrer Geschichten weckten Begeis- Das Buch „Atlas der abgelegenen terung. Am Ende freute sich die Autorin, den sich als Enkel des Archaeopterix-Find- Inseln“ von Judith Schalansky erhielt dass sie auch von Eichstätt eine Geschichte ers entpuppte, war Schalansky sofort hellauf 2009 den Preis der Stiftung Buch- mitnehmen konnte: In ihrem neuesten Werk, begeistert. Die Zuhörer, die besonders die kunst und 2011 den Designpreis in das im Herbst erscheint, kommt der ausge- familiäre Atmosphäre der Lesung genossen, Silber der Bundesrepublik. storbene Urvogel Archaeopterix vor, für den ließen sich anschließend die erstandenen Eichstätt bekannt ist. Als einer der Anwesen- Bücher von der Autorin signieren. @

Diözesanverband München und Freising

Wenn die Kinder flügge werden Kolping in ehepaare bekommen Tipps für den Lebensabschnitt ohne Kinder Südafrika Die jährliche Kooperationsveranstaltung Kinder mit all seinen Wünschen, Hoff- führt seit zwischen dem Kolping-Diözesanverband nungen und vielleicht auch Krisen, gemein- vielen Jahren München und Freising und der Hanns- sam zu meistern. erfolgreich Seidel-Stiftung wurde in diesem Jahr dem Anschließend machte Eva Ruppert, Bu- Programme Thema „Wenn Kinder flügge werden“ ge- chautorin, Coach und Kniggetrainerin deu- zur Qua- widmet. Das Thema lockte viele Ehepaare tlich, wie man es üben kann, sich stets ins lifizierung nach Wildbad Kreuth, wo das diesjährige rechte Licht zu setzen. Ihr Motto „Souverän- von Jugendlichen durch. Wochenende stattfand. ität ist kein Gott gegebenes Talent, sondern Ein Work-Opportunity-Programm Zu Beginn der Veranstaltung verschaffte von jedem Menschen erlernbar“ gab sie als und ein Kolping-Training-Center gibt Beate Minsel vom Staatsinstitut für Früh- Tipp an die Teilnehmer weiter. Jugendlichen die Möglichkeit, einen pädagogik den Teilnehmern einen kurzen Die Pflege der eigenen bzw. der Schwie- Einstieg ins Berufsleben zu erhalten, Überblick über die Phasen, die jede Familie gereltern wurde als nächstes Thema behan- um damit dem Teufelskreis der Ar- durchläuft: von der „Paarphase ohne Kin- delt. Mit Susana Hofer, erfahrene Kolping- mut zu entkommen. Die Augsburger der“ bis hin zur sogenannten „empty nest frau im Bereich der Seniorenarbeit, konnten Kolpingstiftung Rudolf-Geiselberger Phase“. Sehr praktisch und gepaart mit viel sich die Paare nun ganz persönlich mit den ist auf der Suche nach Bildungspaten. Humor ging es mit dem Therapeuten-Ehe- unterschiedlichen Aspekten dieses Tabuthe- Durch die Bildungspaten soll noch paar Schleimer im Themenbereich „Part- mas auseinandersetzen. Abschließendes vielen anderen bedürftigen Jugendli- nerschaft“ weiter. Die Therapeuten zeigten Fazit war: Ohne klärende und deutliche chen die Chance gegeben werden, anschaulich, wie es einem Paar mit Hilfe Gespräche mit allen Familienmitgliedern sich aus der Spirale der Armut konstruktiver Kommunikationsmethoden sind Konflikte, Leid sowie Stress und Über- befreien zu können. Weitere Infos unter: www.kolpingstiftung.de. gelingt, diesen neuen Lebensabschnitt ohne forderung vorprogrammiert. @

26 Kolpingmagazin 8–9/2011 Aus den Regionen ... regional Diözesanverband Passau Diözesanverband Regensburg soziales netzwerk am Puls der Zeit Tag der ehe Kolpingsfamilie Regen feiert 150-jähriges Bestehen Über 400 Paare feieren ehejubiläum „Von eurer Gemeinschaft ist sehr viel Gutes Staatsminister Helmut Brunner. Dieses En- 25, 40 und 50 Jahre Ehejubiläum – gibts das ausgegangen. Ihr redet nicht nur, sondern gagement sei „Sozialpolitik von unten“, so heute überhaupt noch? Der Tag der Eheju- packt an!“ Dieses Lob bekam die Kolpings- wie Adolph Kolping sie im 19. Jahrhundert bilare in Regensburg hat dies ausdrücklich familie Regen vom Diözesanvorsitzen- angestoßen habe, sagte er. Ernst Hinsken, seit bewiesen. Zu dem Festtag, der heuer bereits den Gerhard Alfranseder. Anlass war das kurzem Vorsitzender des Wirtschaftsaus- zum dritten Mal stattfand, kamen weit über 150-jährige Bestehen der Kolpingsfamilie schusses im Bundestag, kommt selbst aus 400 Paare in die Donau-Metropole. Der Regen. Mit rund 360 dem Handwerk und Dom und das Kolpinghaus platzten aus al- Mitgliedern ist sie die ist seit 48 Jahren bei len Nähten. größte in der Diözese Kolping. Er betonte: Der Tag begann mit einem festlichen Passau − und eine der „Kolping ist aktuel- Pontifikalgottesdienst im Dom zu Regens- aktivsten. ler denn je“. Auch burg mit Diözesanbischof Gerhard Ludwig Eine weitere Beson- Bundesvorsitzender Müller und Weihbischof Reinhard Pappen- derheit kennzeichnet Thomas Dörflinger berger. Am Ende erhielten alle den Segen die Regener Kolpings- war angetan von den der Bischöfe. Festliche Stimmung herrschte familie. Dies stellte die Leistungen der Kol- auch beim gemeinsamen Mittagessen im Bürgermeisterin Ilse pingsfamilie und er- Kolpinghaus. Kolping Regensburg hatte bei Oswald heraus: Sie ist innerte an den Satz diesem Tag kräftig mitgewirkt. Wie bereits bundesweit die einzige des Gründervaters: in den vorigen Jahren, spielte eine Kolping- Bundesvorsitzender Thomas dörflinger (l.) Kolpingsfamilie, die ein überreichte Heinz degen das ehrendiplom. „Die Nöte der Zeit Kapelle im Saal. Diesmal die Kolping-Musik Berufsbildungszentrum werden euch leh- aus Cham unter der Leitung von Reinhard als örtliche Einrichtung unterhält. Dieses ren, was zu tun ist“. Dies ist in Regen auf Lesinski. @ Berufsbildungszentrum, das jährlich rund wunderbare Weise gelungen, bestätigte der 200 Jugendliche beim Start ins Berufsle- Bundesvorsitzende, der das Ehrendiplom ben unterstützt, ist in den 56 Jahren seines des Kolping werkes Deutschland an den Vor- internetAdressen Bestehens ständig erweitert worden, sagte sitzenden Heinz Degen überreichte. @

Weitere informationen über Diözesanverband Würzburg die diözesanverbände und Termine finden sie im internet: Jubiläumsfeier in Bad Brückenau DV Bamberg: www.kolpingwerk- bamberg.de Kolpingsfamilie Bad Brückenau besteht seit 150 Jahren DV München und Freising: Mit einem Bannerzug, angeführt von den „Die Probleme unserer Zeit können nur ge- www.kolping-dv-muenchen.de Georgi-Bläsern, drei Dutzend Kolpingban- löst werden durch Menschen, die eine Über- DV Passau: nern aus den Diözesen Würzburg und Ful- zeugung haben und danach handeln“, sagte www.kolping-dv-passau.de da, begannen die Feierlichkeiten zum 150. der Landespräses. Gründungsjubiläum der Kolpingsfamilie Beim anschließenden Festakt fand Land- DV Augsburg: Bad Brückenau. Den anschließenden Fest- tagspräsidentin Barbara Stamm in ihrer www.kolping-augsburg.de gottesdienst zelebrierte Landespräses Chris- Festrede ähnliche Worte wie Huber. „Wir DV Eichstätt: toph Huber. benötigen eine Werteorientierung mit dem www.kolping-eichstaett.de In seiner Predigt blickte er im Sinne Kol- Mensch im Mittelpunkt, denn der Markt al- DV Regensburg: pings positiv nach vorne: „Gott hat die Welt lein kann die Probleme der Zeit nicht regu- www.kolping-regensburg.de gemacht und ihr eine Zukunft gegeben, da lieren“, betonte Stamm. „Schon Kolping hat dürfen wir Menschen nicht skeptisch und Perspektiven mit Nachhaltigkeit gegeben“, DV Würzburg: ängstlich sein, sondern müssen positiv nach sagte sie und lobt die Kolpingbewegung, die www.kolpingwerk-mainfranken.de vorne schauen“. Gemäß der Lesung forderte ein dichtes Netz an Bildungsträgern bietet Internetportal Kolping in Bayern: er, mehr denn je für das Richtige und somit und sich so der Herausforderung stellt, jun- www.kolping-Bayern.de

auch für die Sache Kolpings einzustehen. gen Menschen und Familien zu helfen. @ Ingrid Frisch Foto

Kolpingmagazin 8–9/2011 27 jugend

TEXT Ally Clock FOTOS Tobias Campe Immer wieder sonntags … … kommt in diesem Fall nicht „die Erinnerung“, wie es in einem alten Schlager so schön heißt, sondern besuchen die „Sonntagsfahrer“ der Kolpingjugend im Diözesan- verband Köln verschiedene Ortsgruppen der Kolpingjugend. Und das manchmal sogar freitags.

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die Sonntagsfahrer wie Stephanie Wertmann sind „on tour“, hier in Bonn-Poppelsdorf: Bei Kreisspie- len und beim Basteln von Colla- gen geht es um den „perfekten Sonntag“.

onntags-Ei“, ruft Gruppenteil - im Allge- auch wir sammeln jetzt die nehmerin Antonia laut in den meinen mit ganzen Collagen von den Kreis hinein. Woraufhin Klaus von dem Sonntag Kindern und Jugendlichen den beiden neben ihm stehenden verbindet“, er- ein, scannen sie und wollen Personen fast umarmt wird und klärt der MedienMedien-- am Ende ein buntes Buch daraus eine Handbewegung macht, als würde er gestalter Alexander machen.“ Aber die bunten Ikons sich S die Kehle durchschneiden. Die Kinder Volberg (26), einer der und die ebenfalls zum „Kolpingjugend lachen, und Stefanie Wertmann (26) erklärt Sonntagsfahrer neben Stefanie. Darunter macht Sonntag“-Projekt gehörige SMS- schmunzelnd:. „Die beiden stellen den Eier- sind zum Beispiel eine Kirche, eine Kaffee- Aktion hätten sie sich in DV schon selbst becher dar, und Klaus tut so, als wäre er ein tasse, Spielfiguren, Schmetterlinge, ein Fahr- ausgedacht. Und im Zeitalter der Handy- geköpftes Frühstücks-Ei. Das Ganze ist die radsymbol, ein Bett, Kopfhörer und vieles Generationen komme es durchaus gut an, Abwandlung eines Kreisspieles – in die- mehr. Die Kinder und Jugendlichen dür- jeden Sonntag eine Kurznachricht auf das sem Fall mit Sonntagsbegriffen.“ – Passend fen diese kleinen Bildchen nun auf einem Telefon mit einem kleinen Impuls zum Tag ausgedacht zum Jahresthema der Kolping- weißen Blatt Papier aufkleben und darum zu erhalten. jugend im Diözesanverband Köln: „Kol- herum schreiben, malen sowie etwas aus Bei der Gruppenstunde in Bonn und pingjugend macht Sonntag“ also. Was aber Zeitungen ausschneiden und aufkleben; der Vorstellung der bunten Bilder wird verbirgt sich nun dahinter genau? alles, was ihnen zum „Sonntag“ einfällt. schließlich etwas deutlich: Das kleine Kir- Prompt bricht Chaos in der Bonn-Poppels- chen-Symbol findet sich auf fast jedem Bild eine Kennenlerntour durch die dorfer Gruppe aus. Zwischen all den aufge- wieder – ebenso wie auf Sport Kolping-Ortsgruppen regten Fragen „müssen wir etwas schreiben verweisende Aktivitäten – oder können wir auch einfach etwas malen“, vom Fahrrad, über das „Wir im Diözesanverband haben uns ge- „dürfen wir die Bilder fest aufkleben“ und Wander-Symbol bis dacht, wir würden in diesem Jahr gerne ein- „können wir auch mehrere Bilder malen“, zum Fußball. Und mal viele Ortsgruppen kennenlernen. Und wirken die Sonntagsfahrer Patricia Acht- außerdem sind sich zwar nicht einfach nur so: Warum nicht ein mann (30), Stefanie und Alexander wie Fel- alle Sonntagsfah- Thema mitbringen, mit dem man sich dann sen in der Brandung. Stefanie mischt sich rer und Teilneh- gemeinsam beschäftigt?“ Stefanie Wert- unter die Kinder, ein Blatt Papier zur Hand mer einig: Der mann, von Beruf bald Lehrerin, ist an die- nehmend und in bunten Farben „Sonntag, „perfekte Sonntag“ sem Freitag in Bonn-Poppelsdorf jedenfalls Sonntag, Sonntag, Sonntag …“ schreibend. ist ein Tag der Er- in ihrem Element: Gut gelaunt scheucht sie „Für mich ist ja ganz oft in diesem Jahr Sonn- holung von Schule, die zehn- bis vierzehnjährigen Mädels der tag“, erklärt sie lachend. „Immer wenn ich in Stress und Arbeit – Gruppe „Kolping-Girls“ und einige andere so eine Gruppe fahre und mich zusammen und das am Besten im zu der Veranstaltung erschienenen Kolping- mit den Teilnehmern mit diesem Thema be- Kreis der Familie. > Kinder vom Innenhof der Sankt-Sebastian- schäftige.“ Gemeinde in den Gruppenraum hinein, da es zu regnen beginnt. In einer Kreisrunde Inspiration auf dem Ökumenischen folgen nun eine Meditation und kurze Ge- Kirchentag in München SonntagS InFO spräche über den „perfekten Sonntag“. Dann beginnt der Hauptteil der mitgebrachten Stefanie gesteht, dass ihr die Idee für das Wer Interesse hat, auch ein- Gruppenstunde: Jeder Anwe- Jahresthema auf dem Ökumenischen mal von den Sonntags fahrern sende darf eine Buchseite Kirchentag im vergangenen Jahr Besuch zu erhalten, oder weitere gestalten zum Thema in München gekommen sei. Informationen über die SMS- „das ist mein perper-- Dort habe es einen Stand Aktion haben möchte, meldet fekter Sonntag“. zum Thema „Mach sich bei der Kolpingjugend im „Wir haben uns mal Sonntag“ gegegege- Diözesanverband Köln unter selbst Ikons, also ben – eine ProjektProjekt- (0221) 2839521 oder unter kleine Symbole vorstellung, an deren info@kolpingjugend-macht- und Bilder, aus- Ende ein Buch ge- sonntag.de. gedacht, die man standen habe. „Und

Kolpingmagazin 8–9/2011 29 jugend ünfundzwanzig junge Leute aus dem Diözesanverband nichts für Weicheier Speyer trafen sich, um aufF bis 20 Metern Höhe in den Baumwipfeln zu klettern. In 70 Übungen konnten sie sich im Hochseilgarten K1 bei Kaisers- lautern von Baum zu Baum han- geln. Es kostete große Überwin- dung, um sich von der sicheren Plattform am Baum loszulassen und zu klettern oder zu rutschen. Auf Stelzen, Seilen, Schlingen, Fässern und Skatebords spra- chen sich die Teilnehmenden Mut zu, um die verschiedenen Parcours zu überwinden. Mus- keln, die sonst nicht groß beansprucht wurden, mussten Leistung zeigen. Der Ausflug der Kolpingjugend Speyer war nichts für Weicheier, denn der Hochseilgarten K1 in Kaiserslautern war eine große körperliche und mentale Herausforderung. Darum war das Picknick danach auch dringend notwendig.

Wer sind die jungen erwachsenen? TerminTipp Diese Frage stellt die Zeitschrift der Kolping- jugend im Diözesanverband Paderborn. Auf XX Seiten lässt die Redaktion die Betrof- fenen zu Wort kommen, beschreibt die Sinus-Milieus, berichtet aus dem Arbeitskreis JE der Kolping jugend („In der Rushour Vom 28.12.2011 bis 1.1.2012 des Lebens“), gibt einen spirituellen Impuls findet das 34. Europäische und Medientipps. Das Heft kann im Internet Taizé-Jugendtreffen in Ber- als PDF heruntergeladen werden: lin statt. Es richtet sich an www.kolpingjugend-dv-paderborn.de/filead- junge Erwachsene zwischen min/user_upload/Palette/Palette_je_MB.pdf > 17 und 35 Jahren. Das Pro- gramm des Treffens: www. taize.fr/de_article9960. html. Eine fantastische Mein Religionsprofil Gelegenheit, um neue Zu- Wie misst man religiöse Hingabe? gänge zu Glaube und Gebet Dieser Frage versucht ein Projekt zu finden und um Freunde der Bertelsmann Stiftung auf aus anderen Ländern den Grund zu gehen. Nach einem kennenzulernen. Näheres 10-minü tigen Fragekanon hat man zur Teilnahme: www.taize. es schwarz auf weiss: Religiöse fr/de_article9976.html. Unterkunft in (Privat-) Kernkompetenz, religiöse Gefühle Quartieren in Berlin und und gelebte Religion in den unter- Umgebung. Kostenbeitrag schiedlichsten Lebensbereichen für Jugendliche aus dem stehen auf dem Prüfstand. Neben Fragen zu Lebenshaltung und deutschsprachigen Raum: politischer Ausrichtung geht es ans konfessionell Eingemachte. etwa 80 Euro. Neugierige finden unter www.religionsmonitor.com die komplette Frage- und Antwortrunde. >

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nobody‘s perfect Ein irres Spiel: Bei Nobody‘s perfect werden die PorTräT­ komischsten und haarsträubendsten Geschichten erzählt. Aber nur die Spieler, die ihre Mitspieler über- Lisi Maier zeugen können, den erfundenen Quatsch zu glauben, (26) werden am Ende gewinnen. Reihum liest ein Landes- Spieler eine Frage vor. In der Regel weiß leiterin niemand die richtige Antwort, also heißt Bayern es sich irre Geschichten auszudenken, die die anderen Spieler aufs Glatteis führen. Das beliebte Spiel von Ravensburger kostet etwa 30 Euro (Brettspiel). > ehr als steil bergauf ging die Karriere, die Lisi Maier bei Kol- M ping hingelegt hat: Verbands- Im Praktikum über den Tellerrand schauen … mitglied ist sie seit 18 Jahren, Suchst Du einen Praktikumsplatz? Im Internet kannst Du unter schon mit 14 Jahren leitete sie www.praktikum.info fündig werden. Immerhin 12.867 Stellen- ihre ersten Gruppenstunden angebote gibt es dort in den Katego- und Jugendfreizeiten bei ihrer rien Praktika, Jobs, Abschlussarbeiten Kolpingjugend zu Hause in und Ausbildungsplätze. Willst Du zum Irschenberg. Sieben Jahre lang Beispiel ein ein- bis dreimonatiges war sie dort als Jugendleiterin Praktikum in der deutschen Redaktion tätig, bevor sie zur Bezirkslei- einer französischer Zeitung machen? terin bei der Kolpingjugend Oder in Peking in einer Buchhaltung Bad Tölz-Wolfratshausen- arbeiten? Solche Praktika gehören Miesbach gewählt wurde. zum Angebot der Praktikumsbörse. > Die zwei Schwerpunkte in ihrer Arbeit wählte sie schon damals bewusst: „Das Thema ‚Junge Menschen in Hamburer Kolping-Jugend der Arbeits welt‘, aber auch die Frage nach einer stärkeren Vernetzung der Verbände jagt Mister X… in meinem Heimatdekanat Miesbach“, erzählt sie. Vier ünfzig junge Leute aus dem Jahre engagierte sie sich deshalb im Vorstand des Diözesanverband Osna- BDKJ (Bund der deutschen brück haben am erste Juli- katholischen Jugend). In ihrer Wochenende F Scotland Yard ge- zweijährigen Amtszeit spielt und den geheimnisvollen als Diözesanleiterin Mister X in Hamburg gesucht . der Kolpingjugend München und Freising Nach einer Begegnung mit der Kolping jugend und der setzte sie sich dann vor Kolpingfamilie Wilhelsburg machten sich sechs allem für die Förderung Gruppen auf die spannende Suche. Mister X einer verstärkt politi schen wurde um 15:20 Uhr an der Halte stelle Teilhabe junger Menschen Warmbek rechtzeitig vor dem in der Arbeitswelt ein. „Besonders Gottes dienst mit Diözesan- eindrucksvoll jugendpräses Daniel Brinker erlebte ich den von der blauen Gruppe Bayerischen gepackt . Lars Hanschen Kolping(jugend)tag 2008“, schwärmt Lisi. „Ich war be- und André Balken hol geistert, wie unser Verband in der Rolle des Gesuch ten diözesan- und generationenü- waren ganz schön außer Puste. Ein bergreifend über Monate und buntes Rahmen programm machte das Jahre zusammengearbeitet hat. “ istockphoto.com: © JamesRoman, © Agustin Croxatto © Agustin © JamesRoman, istockphoto.com: Abbildungen: photocase.com: © kallejipp; Ravensbuger Verlag; Verlag; Ravensbuger © kallejipp; photocase.com: Abbildungen: Wochenende perfekt. >

Kolpingmagazin 8–9/2011 31 Leute schnelll, Hiiielfeee, Marcel wird entführt!

TEXT Maria Steber FOTO Fedor Zimmermann Tatort DiKO Freiburg Was bei der diesjährigen Diözesan konferenz der Kolpingjugend Freiburg ablief, war mehr als spannend. Ein Drohbrief, eine ominöse Entführung und eine detektivische Spurensuche ...

eute schneeell, wir müssen helfen, der Arbeitsgruppe „Nach haltiger Konsum“ warum und weshalb? Verwirrung perfekt Marcel wird abtransportiert“, ruft ist – jener Arbeitsgruppe, die sich auch um bei den Teilnehmern der Diko, was ist bisher Katrin, rennt aus der Tür, den drei den Studienteil zum Thema „Nachhaltiger passiert, überlegen sie. schwarzL maskierten Männern hinterher, Konsum“ auf der diesjährigen Diko in Gen­ Kann denn ein „faires Frühstück“ mit „Hiiiilfe, lasst mich los“, mehr ist nicht mehr genbach gekümmert hat. saisonalen und regionalen Produkten der zu hören, die Tür vom Kofferraum fällt ins Grund für eine Bedrohung sein? Oder der Schloss, „Peng“, Autoreifen quietschen, Dro­ Eine „Bedrohung“: Studienteil zu Nachhaltigkeit und kriti­ hung wahr gemacht. kluger und kritischer Konsum schem Konsum, der im Anschluss an das Drohung wahr gemacht? Welche Dro­ Frühstück am Samstagmorgen stattgefun­ hung denn? Und wer steckt denn hinter die­ „Wir warnen euch, stoppt eure Belehrungen den hat? Vielleicht die unterschiedlichen ser ominösen Entführung von Marcel, dem zu nachhaltigem Konsum sofort. Solltet ihr Work shops, mit den vielen neuen Infos zur Diözesanleiter der Kolpingjugend Freiburg? dies nicht tun, wird es schreckliche Konse­ Nachhaltigkeit? Nein, das kann doch nicht „Wir müssen überlegen, warum uns Kolpin­ quenzen haben“, so lautete der Drohbrief, sein?! Oder vielleicht doch? „Wir müssen gern aus dem DV gedroht werden könnte, der die Power­Point­Präsenta tion zum The­ auf jeden Fall herausfinden, warum uns wir müssen uns fragen, was wir auf unserer ma „Kluger und kritischer Konsum“ mit gedroht wird“, spornt Matthias die Jugend­ Diözesankonferenz bisher gemacht haben, einem Flimmern ganz plötzlich unterbro­ lichen mit gespieltem Ernst weiter zum was Anstoß erregen könnte und vor allem chen hatte. Die Kolpingjugend aus dem DV Nachdenken an. „Die meisten wissen gar bei wem?“, sagt Matthias, der Mitglied in Freiburg scheint in konkreter Gefahr. Doch nicht, was Nachhaltigkeit und kritischer

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endlich!

gegen die Entführer hat Marcel keine Chance. Er wird im Kofferraum abtransportiert. Mitten im gebüsch entdecken die delegierten Marcel, das entführte Opfer.

Konsum eigentlich genau bedeuten. Diesen kritisch konsumiert und manchmal wieder dem mit dem Thema „Kritischer Konsum“ Fragen wollten wir nachgehen“. genau das Gegenteil – waren Punkte, die die – und so auch Kolping im Diözesan verband Und der Drohbrief? „Natürlich gefaked, ein Teilnehmer in den verschiedenen Workshops Freiburg. In konkreten Aktio nen und bei kleiner Gag zur Auflockerung“, löst er den als Botschaft mit nach Hause nehmen konn­ Kolpingveranstaltun gen setzen sie es direkt Schwarzwaldkrimi schmunzelnd auf. „Wir ten. „Ich war beim Workshop „Müll“ und hab’ um: Mit der Nutzung von Bahn und Bus wollen bei der Diko auf keinen Fall den mo­ dort was gelernt, was ich nicht für möglich oder dem Einkauf regionaler und saisonaler ralischen Zeigefinger erheben und sagen, auf gehalten hätte: Eine Plastiktüte soll rentabler Lebensmittel beispielsweise. diese oder jene Weise konsumiert man rich­ sein als eine Baumwolltasche, ich kann’s im­ Den Bauern um die Ecke hat auch Luisa tig. Für jeden ist etwas anderes ökologisch mer noch nicht glauben“, sagt Jakob aus der für ihren Back­Workshop bei der Diko be­ oder ökonomisch schlimm“, sagt Matthias. Kolpings familie Sulz. sucht: Eier, Rhabarber, Milch und Mehl. „Al­ TEXT Maria Steber FOTO Fedor Zimmermann „Wir wollen einfach auf bestimmte Dinge les ganz frisch und regional“, erzählt sie. Ihre aufmerksam machen und das Bewusstsein BdKJ-Aufruf zum Coca-Cola-Boykott weiße Schürze ist voller Flecken, die Rühr­ schärfen“, fügt Katrin Siegwolf als Erklärung war das Startsignal besen laufen heiß. noch hinzu. „Nachhaltiges Handeln ist immer Und ach ja, apropos heiß: Was wurde relativ: zum Beispiel eine Großbäckerei, die Und auch Florian ging es da ganz ähnlich. eigent lich aus der heißen Suche nach Mar­ für ihr Brot Körner aus der Region verarbei­ „Was? Das soll die echte Coca­Cola sein? Die cel? Wer steckt denn nun hinter dieser rätsel­ tet und ihre Mitarbeiter fair behandelt, macht ist ja pappsüß“, sagt er, nippt noch einmal am haften Entführung? Die Spurensuche der durch ihre Wirtschaftsstruktur nichtsdesto­ Becher mit der braunen süßlichen Flüssigkeit Diko­Delegierten war auf jeden Fall erfolg­ trotz kleinere Bäckereien kaputt. Man muss und kann nicht glauben, dass er beim „blin­ reich: „Als erstes haben wir eine Plastiktüte Tatort DiKO Freiburg sich entscheiden: Ökologie oder Ökonomie, den Geschmackstest“ verschiedener Cola­ gefunden, dann eine Keksverpackung und was ist mir wichtiger “, erklärt sie. Dass man Sorten versagt hat. Der Workshop griff den mitten im Wald eine Tüte vom Biomarkt. im Alltag oftmals abwägen muss und sich für Coca­Cola­Boykott auf, der vom BDKJ im Den Marcel haben wir dann schreien hören, einen Weg des kritischen Konsums entschei­ Jahr 2007 ausgerufen wurde. Immer mehr er war mitten im Gebüsch an einen Baum den muss, dass man oftmals unbewusst ganz Gruppen und Verbände befassen sich seit­ gefesselt“, erzählt Florian und lacht. >

Beim Workshop „Müll“ lernen die Teilnehmer viel neues. doch die Präsentation wird jäh durch einen drohbrief unterbrochen …

Ein Kuchen aus regionalen und saisonalen Produkten. die Zubereitung ist einfach: Rhabarber und Eier und Mehl: alles vom Bauern um die Ecke …

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ür Solveig, 25, und Harald Schwarz, 27, war schnell klar: „Wir wollen niemals auseinan­ der gehen.“ Nach knapp zwei Jahren Part­ nerschaft standen die beiden Münchner im August 2009 vor dem Traualtar, Solveig ich einem anderen Menschen eine festere in einem schlichten, champagnerfarbenen Zu sage gemacht als in diesem Moment vor Seiden kleid, Harald in einem bordeaux­ Gott und der Kirche. Ich habe die ganze roten Anzug. „Meine Stimme zitterte, als Tragweite unserer Entscheidung gespürt. ich mein Eheversprechen gab“, erzählt die Das hat mich sehr berührt.“ Und Harald er­ blond gelockte Solveig. „Noch nie habe innert sich: „Ich bin eigentlich nicht der Typ, der nahe am Wasser gebaut hat. Doch als wir uns die Ringe ansteckten, standen mir Trä­ nen in den Augen.“ Er legt einen Arm um Solveig. „Es ist ein großes Glück, dass ich eine Frau gefunden habe, zu der ich sagen kann: Mit dir will ich für immer zusam­ men bleiben.“ Doch warum heiraten? „Die Ehe festigt unsere Liebe“, sagt Solveig und Heiraten? schmiegt sich eng in Haralds Arm. Ja bitte … Von Sylvie­Sophie Schindler oder? Heirat ist nicht mehr selbst­ verständlich. Aber die Ehe ist kein Auslaufmodell, meint die Mehrzahl. Und sie ist etwas ganz Großes. THema

Die beiden haben Mut. Denn: immer weni­ Während die traditionelle Ehe an Attrak ti­ ger junge Männer und Frauen wagen sie, vität verliert, sind neue Lebensformen die die Ehe. „Die Deutschen verlieren die Lust Gewinner: Familien mit einem Elternteil, am Heiraten“, sagt der Statistiker Jürgen nichteheliche Lebensgemeinschaften und Dorbritz vom Bundesinstitut für Bevölke­ lockere Beziehungen, bei denen die Partner rungsforschung. Laut einer Prog nose des nicht zusammenleben. Doch das hat seinen Instituts wird die Heiratswilligkeit un­ Preis, wie der Paar­ und Familientherapeut ter den jüngeren Jahrgängen dramatisch Roland Weber weiß: „Alternative Bezie­ zurückgehen: Jede dritte Frau und sogar hungen bergen ein hohes Trennungsrisiko. knapp vierzig Prozent der Männer wer­ Besonders groß ist es, wenn die Partner gar gemeinsames Eigentum investiert, zusam­ den niemals heiraten. Damit hat sich die nicht zusammenleben.“ Fest steht: es reicht men Projekte beginnt. „Es geht darum, für Heiratswahrscheinlichkeit gegenüber 1980 nicht aus, sich nur auf gute Gefühle für­ den anderen sichtbar ein Risiko einzugehen, halbiert. „Besonders die Männer im Osten einander zu verlassen. „Wer sich nicht mit damit er sieht, dass man sich aufeinander scheuten den Schritt in die Ehe“, berichtet dem traditionellen Rahmen identifizieren verlassen kann.“ Dorbritz. Während dort 1980 zwölf Prozent mag, wer die Ehe ablehnt, der muss für ei­ Die Ehe ist dennoch kein Auslauf modell. lebenslang unverheiratet blieben, seien es nen anderen Halt sorgen. Alles andere ist Daran glauben laut einer Umfrage des Bun­ mittlerweile 41 Prozent. fahrlässig“, so Weber. Möglicher Halt könne desinstituts für Bevölkerungsforschung geschaffen werden, indem man beispiels­ siebzig Prozent der Deutschen. Was aber weise miteinander Nachwuchs zeugt, in ist es, was Ehe auch heute noch so attraktiv macht, dass so viele Menschen den Glauben an sie nicht verlieren wollen? „Heiraten ist ein Bekenntnis, füreinander einzustehen.

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ist also nur ein Bruchteil des Originals. Im Alten Testament gilt die Erschaffung der Frau aus der Rippe als Grundlage der Ehe: „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, Vermählungsspruch und sie werden ein Fleisch.“ (Genesis 2,24). Mehrere Definitionen der Ehe finden sich „Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine im Neuen Testament, beispielsweise bei Frau (meinen Mann). Ich verspreche dir die Treue Markus 10, 2­9. Dort spricht Jesus: „… von in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, Beginn der Schöpfung an hat Gott sie ge­ schaffen als Mann und Frau. Darum wird bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, ein Mann seinen Vater und seine Mutter achten und ehren alle Tage meines Lebens.“ verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So Der Ring wird angesteckt … sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein „Trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue: Fleisch. Was Gott nun zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Aus Sicht der katholischen Kirche bildet die Ehe ein Sakrament. Dazu gehören die Freiwilligkeit, die Überzeugung von der Un­ auflöslichkeit, Treue, der Wille zur Eltern­ Das macht Paare beispielsweise unab­ schaft sowie die Zuwendung Gottes. Im hängig von staatlichen Leistungen“, erklärt Traugottesdienst spendet sich das Paar das Weber . „Eine kirchliche Heirat zeigt außer­ auch Ehemann Rudi: „Es gab Zweifel, es Sakrament der Ehe gegenseitig. Der Münch­ dem an, dass die Partner sich und ihre Be­ gab tiefe Täler, doch mich zu trennen, da­ ner Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Ein ziehung nicht mehr als Individualisten, son­ ran dachte und denke ich nie. Wir haben Eheversprechen ist aber kein Scheck für dern als kollektive Einheit verstehen. Das einander versichert, dass wir zusammen Lebensglück. Es geht nicht darum, sich ab­ eigene, öffent lich vorgetragene Eheverspre­ bleiben, bis der Tod uns scheidet. Und so zusichern, sondern darum, ein Bekenntnis chen hat eine stärkere Kraft als die noch so soll es sein. Deshalb haben wir schließlich abzulegen. Zu zeigen: Schaut her, was wir charmant vorgetragene Rede des Standes­ geheiratet: weil wir gespürt haben, dass es tun.“ Und was sagt er denen, die vor einem beamten.“ für immer ist.“ Die Beziehung, so erzählt er, „Für immer und ewig“ zurückschrecken? Das empfinden auch Gudrun, 51, und werde enger, je älter man werde. „Wir ha­ „Bis dass der Tod euch scheidet, ist im Grun­ Rudi Cermak, 54, so. Die beiden Münch­ ben einander viel zu sagen, wir fühlen uns de ein Bekenntnis zum Leben. Hier wird ner haben sich vor bald 30 Jahren das miteinander wohl. Ich freue mich einfach, spürbar, dass es nur eine einzige Kraft gibt, katholische Eheversprechen gegeben. In wenn ich zuhause bin und meine Frau ist da. die diese Liebe sichtbar trennen kann“, sagt Tracht, mit Orgelmusik, die Leute in der im­ Ihre Herzlichkeit und ihre Wärme tun mir Schießler. „Es ist etwas ganz Großes, dass es posanten Münchner Ludwigskirche standen gut.“ Lebenslange Liebe – davon träumen Menschen gibt, die sich auf so etwas ein­ dicht an dicht. „Das, was wir uns am Altar viele. Doch inzwischen wird jede dritte Ehe lassen.“ > gesagt haben, ist fest in meinem Kopf ver­ in Deutschland geschieden. Kein Wunder, ankert“, sagt Gudrun Cermak. „Besonders wie Rudi Cermak findet. „Viele gehen da zu in schwierigen Situationen, die es in jeder leichtfertig ran. Wer heiratet, sollte vorher Ehe gibt, besonders dann, wenn man denkt, sehr genau prüfen, ob der Partner der Rich­ man würde am liebsten alles hinschmei­ tige ist und nicht aus einer Schwärmerei he­ ßen, da hat es mir gut getan, mich auf das raus vor den Traualtar treten.“ zu besinnen, was wir einander versprochen Begibt man sich auf Spurensuche, so haben.“ Der Vermählungsspruch habe sie findet man erstmals im 11. Jahrhundert beruhigt. Er sei Halt gewesen, wenn die einen Hinweis auf den heutigen Vermäh­ Beziehung ins Wanken geriet. Das bestätigt lungsspruch. Er stammt aus angelsächsisch­ normannischer Tradition. Ursprünglich ist der Text ausführlicher. Er umfasst sämtliche Geschichten des Lebens, die guten wie die schlechten. Er listet im Detail auf, vor wel­ che Prüfungen Ehepartner gestellt werden können. Was wir also heute daraus zitieren, Fotos: photocase.com/.:: db ::., shutterstock/Katarzyna Krawiec; Illustrationen: shutterstock/notkoo Illustrationen: Krawiec; shutterstock/Katarzyna db ::., photocase.com/.:: Fotos:

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Oben: an der Seligspre- chungsfeier in Dresden nahmen Kolpingmitglieder aus vielen Teilen Deutsch- lands teil, hier eine Gruppe aus Bayern. – Rechts oben: Die Bischöfe bei der Selig- sprechung.

Links: Spalier durch die Kolpingbanner in Lübeck. Die Region ehrt die vier Glaubenszeugen.

Zwei Kolpingmitglieder

selig gesprochen Am 25. Juni 2011 wurde Eduard Müller , Präses der Kolpingsfamilie m Pfingstmontag (13. Juni Lübeck, seliggesprochen. Der Präfekt für 2011) wurde Alojs Andritzki Selig- und Heiligsprechungen, Angelo in Dresden seliggesprochen. Kardinal Amato, verlas den von Papst Kolpingmitglieder hatten Benedikt XVI. unterzeichneten Text ein Gefäß mit Erde aus zur Seligsprechung der drei Lübecker der Dachauer KZ-Plantage zur Seligspre- Kap läne. Johannes Prassek, Hermann chung von Alojs Andritzki in die Hof- Lange und Eduard Müller wurden am 10. kirche nach Dresden gebracht. 20 Kol- Novem ber 1943 hingerichtet, gemein- pinggruppen aus ganz Deutschland sam mit dem protestantischen Pastor nahmen an der Feier teil und waren mit Karl Friedrich Stellbrink. Alle vier Geist- ihren zahlreichen Bannerabordnungen lichen hatten die Verbrechen der Natio- deutlich sichtbar. Der römische Kar dinal nalsozialisten angeprangert, insbesonde- Angelo Amato verlas im Auftrag des re die Vernichtung von Menschen, deren Papstes auf dem Dresdner Schlossplatz Leben als Behinderte angeblich lebens- den Text des Apostolischen Schreibens, unwert war. Rund 7 500 Gäste nahmen das die Seligsprechung des ersten Sorben an der Open-Air-Messe in der Altstadt und gebürtigen Sachsen dokumentiert. von Lübeck teil, darunter mehr als 20 Mehr als 11 000 Gläubige beteiligten katholische und evangelische Bischö- sich an dem festlichen Gottesdienst in fe sowie viele Banner abordnungen des Dresden. Kolpingwerkes.

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Mehr als 8 000 katholische Geistliche wurden in der NS-Zeit bestraft, 110 starben im KZ und 59 weitere wurden hingerichtet. Zwei Glaubensmärtyrer – beides Kolpingmitglieder – wurden jetzt seliggesprochen.

urch das Fallbeil wurden am 10. Dinge. Nach dem Abitur-Abschluss November 1943 im Hamburger studierte er ab 1935 in Münster. Dort Gefängnis vier Geistliche hinge- wurde er bald in die Auseinandersetzung richtet.D Im Abstand von jeweils nur drei des mutigen Bischofs Clemens August Minuten starben die katholischen Kaplä- Graf von Galen mit den Nationalsozia- ne Eduard Müller, Johannes Prassek und listen hineingezogen. Im Sommer 1939 Hermann Lange sowie der evangelische wechselte er ins Priesterseminar nach Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Sie hat- Osnabrück. ten öffentlich und bei den ihnen anver- Wenige Wochen nach der Priester- trauten Gläubigen gegen die Verbrechen weihe bekam Eduard Müller seine erste des Nazi-Regimes Stellung bezogen. Der Stelle in Lübeck und wurde dort Präses nationalsozialis tische Volksgerichts- der Kolpingsfamilie (Katholischer hof hatte sie im Sommer 1943 wegen Gesellenverein). Seine Jugendarbeit „Wehrkraftzersetzung, Heimtücke, war eine Konkurrenz zur Hitler-Jugend Feindbegünstigung und Abhören von (HJ). Müller profilierte seine Arbeit Feindsendern“ zum Tode verurteilt. Die im bewussten Kontra: Seine Ausflüge Vier haben die trennenden Grenzen der am Sonntagvormittag nach der Messe Konfessionen überwunden und wurden in die Umgebung bildeten eine direkte zum Beispiel gelebter Ökumene. Am Alternative zu den HJ-Aktivitäten. Seine Eduard Müller * 20. 8.1911 † 10. 11. 1943 25. Juni 2011 wurden die katholischen freundliche und unautoritäre Art war Kapläne seliggesprochen. auch ein Gegensatz zum Führerstil der Bei einer -Vernehmung Hitlerjugend. Die Jugendlichen liebten sagte Eduard Müller, er sei „eigentlich ihn geradezu. Beliebt war er auch unter unpolitisch“. Aber was heißt schon „un- Handwerkern und Arbeitern, zumal er politisch“ in einem totalitären Regime? gern mit anpackte. Bereits nach seiner Priesterweihe im Eduard Müller und die drei weiteren Jahre 1940 hatte er eine dunkle Ah- Lübecker Märtyrer verbreiteten die nung: Er werde bestimmt noch einmal regimekritischen Schriften des Bischofs Bekannt schaft mit einem KZ machen. von Münster, Clemens August Graf In Neumünster 1911 als das jüngste von Galen, die sich gegen die Vernich- von sieben Kindern geboren, erlebte tung „lebensunwerten Lebens“ wandten. er eine karge Jugend. Der Vater verließ Eduard Müller ließ bei den Gesellen- die Familie und zahlte nur gelegentlich abenden kritisch über das NS-Regime Alimente, die gläubige Mutter schlug diskutieren. Sein kurzes Priesterleben sich als Stundenhilfe und Waschfrau war in sich ein entschiedener Wider- durch. Nach dem Besuch der Volksschu- spruch zur herrschenden Ideologie der le absolvierte er eine Tischlerlehre. Er Unbarmherzigkeit, des Hasses und der wurde Mitglied der Kolpingsfamilie und Gewalt. engagierte sich als Schriftführer. Schon bald spürte er den Wunsch, Priester Weitere Informationen: zu werden. Ein Kaplan und andere www.luebeckermaertyrer.de. Helfer aus der Gemeinde in Neumünster erteilten ihm Unterricht und ermög- lichten dem eifrigen Ministranten und glaubensfreudigen Tischlergesellen eine theologische Ausbildung in einem Spät- berufenenseminar. Dennoch fehlte ihm manchmal das Geld für die nötigsten

38 Kolpingmagazin 8–9/2011 Thema

n Pfingstmontag diesen Jahres wurde der im Jahre 1943 im Kon- zen trationslager Dachau ermor- deteA Priester und Kolpingpräses Alois Andritzki in Dresden selig gesprochen. Alojs Andritzki wurde am 2. Juni 1919 in Radibor als Sohn eines tiefreligiösen hatte und in diesem Zusammenhang die sorbischen Lehrerehepaars geboren. Er Unvereinbarkeit von Katholizismus und gehörte damit zu jener Volksgruppe, die Nationalsozialismus beschrieb. im Gebiet östlich von Dresden noch Im Konzentrationslager von Dachau heute ihre eigene Sprache und eigene waren Hunderte von Priestern inter- Kultur pflegt. Er wuchs zusammen mit niert. Hunger und Krankheiten gras- drei Brüdern und zwei Schwestern auf. sierten und schwächten die Häftlinge. Alle Söhne studierten Theologie. Drei – Die Pries ter mussten darüber hinaus darunter Alojs – wurden schließlich zahlreiche weitere Schikanen erdulden, Priester. Zuvor besuchte Alojs Andritzki zum Beispiel litten sie darunter, wo- in die domstiftliche katholische chenlang keine heilige Messe feiern zu Oberschule und studierte nach Ablegung dürfen. Alojs Andritzki beschloss daher, seines Abiturs von 1934 bis 1937 in mit einigen anderen Priestern täglich Paderborn Philosophie und katholische zu beichten, um aus diesem Sakrament Theologie. 1938 trat er in Schmochtitz Kraft zu schöpfen. Körperlich schon bei Bautzen ins Priesterseminar ein. stark geschwächt, erkrankte Alojs Alojs Andritzki * 2. 7.1919 † 3. 2.1943 Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges Andritzki im Januar 1943 an Typhus am 30. Juli 1939 wurde er im St.-Petri- und wurde daraufhin ins Krankenrevier Dom zu Bautzen zum Priester geweiht eingeliefert. Diese Verlegung kam allge- und trat danach seine erste Kaplansstelle mein einem Todesurteil gleich, deshalb an der Hofkirche in Dresden an. Dort erbat Alojs Andritzki den Empfang der übernahm der als fröhlich, unkompli- Sterbesakramente und der hl. Kommu- ziert und engagiert beschriebene junge nion. Die zynische Antwort des nati- Priester auch die Funktion des Präses der onalsozialistischen Schergen wird wie Dresdner Kolpingsfamilie. Durch sein folgt beschrieben: „Christus will er, eine unermüdliches Engagement gelang es Spritze bekommt er.“ Am 3. Februar ihm schnell, eine enge Bindung insbe- 1943 wurde Alojs Andritzki durch eine sondere zu den Jugendlichen aufzubauen. Giftspritze ermordet. Die Urne mit Die Heimatabende der Kolpingsfamilie seinen sterblichen Überresten wurde an fanden zum Teil im Pfarrhaus statt, in die Verwandten übersandt und am 15. dem Alojs Andritzki auch wohnte. April 1943 auf dem inneren katholischen In der Weihnachtszeit 1941 kam es um Friedhof in der Friedrich straße in Dres- ein Weihnachtsspiel, das er mit Kindern den beigesetzt. Unter großer Beteiligung und Jugendlichen in der Gemeinde von Kolpingschwestern und Kolping- aufführte, zum Streit mit der Gestapo. brüdern wurde am 5. Februar 2011 die Er wurde wegen staatsfeindlicher Hetze Urne von Alojs Andritzki feierlich in verhaftet und nach einem halben Jahr die Dresdner Kathedrale übertragen. aus der Haft entlassen, von der Gestapo Die Feier der Seligsprechung fand am sofort wieder festgenommen und in das Pfingstmontag (13. Juni 2011) in der Konzentrationslager Dachau gebracht. Kathedrale in Dresden statt. Die Anklageschrift führte auf, dass Als Kolpingwerk sind wir sehr stolz, Alojs Andritzki im Advent 1940 die dass ein so junger Mann seine christ- Kolpingsfamilie über die Einlieferung lichen Ideale auch in der schwersten Zeit zweier oberschlesischer Priester ins selbstverständlich und tapfer vertreten Konzentrationslager informiert habe. hat und so sein Vorbild für die Jugend Auch habe er sich als Präses wiederholt damals und auch heute werden konnte. gegen Anordnungen und gegen führende Msgr. Ottmar Dillenburg, Persönlichkeiten des Staates ausgespro- Bundespräses chen. Er wurde wegen „heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei“ angeklagt, weil er eine noch stärkere Verfolgung der katholischen Kirche vorausgesagt Fotos: Stephan Degen, Bernhard Wolfrum, Kolpingwerk Diözesanverband Hamburg, Archiv des Kolpingwerkes Deutschland des Kolpingwerkes Archiv Hamburg, Diözesanverband Kolpingwerk Wolfrum, Bernhard Stephan Degen, Fotos:

Kolpingmagazin 8–9/2011 39 intErnational Eine Welt

Das ist was ganz neues in der Ukraine: Ältere Menschen, die sich weiterbilden. trotz gr0ßer nachfrage sind die angebote unzureichend. Gerade deswegen sind die Kurse der Kolping-Volkshochschule so begehrt. Bildung kennt keine altersgrenzen Die Kolpingsfamilie lviv hat die erste Volkshochschule für Senioren in der Ukraine gegründet. Schon im ersten Jahr haben sich 215 Senioren angemeldet, und die nachfrage ist groß. Einige der teilnehmer sind so von Kolping begeistert, dass sie inzwischen bei Kolpingprojekten mitarbeiten.

Von Gregor Federhen kannt, dass das systematische Übersehen Bereits im ersten Schuljahr haben sich 215 alter Menschen in den Familien, der Politik Kursteilnehmer für die Kurse angemeldet, lte Leute sind unproduktiv und da- und der Gesellschaft für die Entwicklung und die Nachfrage steigt rapide. Parallel zu mit ein nutzloser Teil der Gesell- in den Transformationsländern äußerst diesen Weiterbildungskursen hat sich ein schaft. Dieses Denken ist typisch für bedenklich ist. Und so setzt sie sich dafür Kolping-Seniorenclub gegründet, der sich Aeine postkommunistische Gesellschaft wie ein, dass die Potenziale älterer Menschen, eher der geselligen Freizeitgestaltung wie in der Ukraine. In der marxistischen Ideo- ihr Erfahrungswissen, ihr praktisches Kön- Basteln, Tanzen, Musizieren oder anderen logie wurde der Wert des Menschen durch nen und ihre sozialen Kompetenzen von praktischen Tätigkeiten widmet. seine Produktivität und seinen Beitrag für der Politik stärker zur Kenntnis genommen Sowohl in der Senioren-Volkshochschule die Gesellschaft bestimmt: Alt sein wurde werden. Im Oktober vergangenen Jahres hat als auch im Seniorenclub werden die be- schnell assoziiert mit „dumm, macht- und die Kolpingsfamilie in Kooperation mit der tagten Menschen aktiv bei der Gestaltung nutzlos sein“. Um das sogenannte unpro- Universität des Dritten Lebensalters Bres- ihrer Lebensverhältnisse mit einbezogen duktive Leben – sei es krank, alt oder behin- lau die erste Volkshochschule für Senioren und erhalten die Möglichkeit, Neues zu ler- dert – kümmerte sich die Gesellschaft nicht. in der Ukraine gegründet. Sie bietet Kurse nen, Vergangenes aufzuarbeiten, praktische Gegen diese auch heute noch verbrei- in 17 Disziplinen an, darunter Weiterbil- Kenntnisse aufzufrischen oder neue zu er- tete Mentalität wehrt sich Kolping: Die dungen im Bereich Fremdsprachen, Selbst- werben. Es wird in kleinen Gruppen gear- Kolpingsfamilie in Lviv (Lemberg) hat er- management, Geschichte und Computer. beitet, und das Lerntempo richtet sich nach

40 Kolpingmagazin 8–9/2011 intErnational den Bedürfnissen und Fähigkeiten der jewei- gration die älteren Menschen immer we- ligen Gruppe. Die Angebote fördern zudem niger auf die traditionelle Solidarität der kolping Ukraine die geistige und körperliche Beweglichkeit Familie und Verwandtschaft verlassen. Das und geben Anregungen zur Alltagsbewälti- Ukrainische Kolpingwerk setzt daher auf Das Kolpingwerk in der Ukraine gung und zur unabhängigen Lebensgestaltung. den Aufbau einer neuen freiwilligen Soli- existiert seit 1998. Heute gehö- Auch der bisherige Arbeitsschwerpunkt daritäts- und Hilfekultur, denn nur so kann ren 24 Kolpingsfamilien mit 450 der Kolpingsfamilie Lemberg profitiert von auf Dauer die soziale Unterversorgung der Mitgliedern zum Verband. Die der Senioren-Volkshochschule: Einige Seni- Alten verbessert werden. Ausbreitung des Kolpingwerkes oren engagieren sich nun auch im Projekt Alte Menschen waren lange Zeit ein blin- beschränkt sich auf den Westen zur Unterstützung autistischer Kinder, das der Fleck in der Entwicklungszusammenar- des Landes, der historisch eng die Kolpingsfamilie Lemberg seit einigen beit, sie tauchten in den Berichten der Hilfs- mit Europa verbunden ist und stark durch Polen und Öster- Jahren betreibt. Die älteren Menschen er- organisationen kaum auf und waren kein reich-Ungarn geprägt wurde. fahren hier, dass sie gebraucht werden, und Thema für die Politiker. Die Kolpingsfamilie Kolping Ukraine engagiert sich die behinderten Kinder erhalten persön- in Lemberg zeigt jedoch, dass es ein Fehler in den katholischen Pfarrge- liche Zuwendung und Hilfe zur Bewälti- ist, auf das Potential der alten Menschen meinden und bietet erfolgreich gung ihres Alltags. Und der Erfolg mit der zu verzichten und es besser ist, auch sie an Bildungskurse an, um die Men- Senioren-Volkshochschule kommt auch der der wirtschaftlichen und sozialen Entwick- schen zu stärken und für den Kolpingsfamilie zugute: Bereits 15 Kursteil- lung teilhaben zu lassen. Für die Bildung Arbeitsmarkt zu qualifizieren. In nehmer sind der lokalen Kolpingsfamilie gibt es in der Regel keine Altersgrenze, und Lviv (Lemberg) hat die örtliche beigetreten und unterstützen nun auch die Weiterbildung hält die Senioren fit, lässt sie Kolpingsfamilie ein Pilotprojekt sozialen Projekte. aufblühen und bringt sie mit Menschen zu- zur Unterstützung von auti- Das bisherige Bild von den osteuropä- sammen, die ähnliche Interessen haben. Das stischen Kindern aufgebaut, und ischen Transformationsländern als junge generationenübergreifende Band der Kol- in Czernowitz unterhält die Kol- Gesellschaften stimmt so nicht mehr; auch pingsfamilie in Lemberg ist ein guter Rah- pingsfamilie eine Sozialküche hier verändert der demographische Wan- men, in dem sich die Selbsthilfe der Seni- für besonders bedürftige alte del das Gesicht der Städte und Gemeinden. oren entfalten und sich auch alte Menschen Menschen. Ein weiterer Schwer- Auch in der Ukraine können sich aufgrund als aktive Träger von Entwicklungsprozes- punkt ist die Jugendarbeit. der hohen Arbeitslosigkeit und Arbeitsmi- sen bewähren können.

projekt des Monats

Solidarische Spargruppe nur gemeinsam kommen wir voran – diese Philoso- phie haben die Kolpingsfamilien im jungen Verband in timor-leste verinnerlicht. So ist eines ihrer ersten Projekte ein Mikrofinanzsystem mit Spargruppen.

Im vergangenen Jahr wur- fen, sowie dringend benö- de das Sparsystem eingeführt, tigtes landwirtschaftliches und schon sind die ersten Gerät und Werkzeuge. Der Erfolge zu sehen: Die 18 Mit- Gewinn aus dem verkauften glieder der Kolpingsfamilie Gemüse soll dann zum Teil Mauchiga haben bereits 150 wieder in die Spareinlage Dollar angespart, die 21 Mit- der Gruppe einfließen. Lang- glieder der Kolpingsfamilie fristig wollen die Mitglieder Bei-Hati Hatuquero 125 Dollar. beider Kolpingsfamilien mit Zu diesem für sie beträcht- ihrem Sparkapital wetter- Spenden lichen Sparvermögen sollen feste Häuser für ihre Familien Finanziell können Sie dieses Projekt unter dem Stichwort sie nun von Kolping einen Zu- bauen. Bei allen Aktivitäten „Spargruppen timor-leste“ unterstützen: schuss bekommen, mit des- und Plänen steht die gegen- sen Hilfe sie ihr Einkommen seitige Solidarität im Mittel- Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V., steigern wollen. Um mehr punkt: Beim Bestellen der Konto 15 640 014, BLZ 370 601 93, Pax Bank eG Köln. Gemüse und andere Sorten Felder, dem Gemüseverkauf Informationen zu diesem Projekt und zu Spendenmöglich- anbauen zu können, wollen und beim Hausbau packen keiten finden Sie unterwww.kolping.net. sie Saat- und Pflanzgut kau- alle an. Fragen beant worten wir Ihnen unter (02 21) 20 701-199.

Kolpingmagazin 8–9/2011 41 VeRBAndSnAcHRIcHten

Beilagenhinweis Einem Teil dieser Ausgabe ist eine Beilage von Meyer Mode, 95441 Bayreuth beigefügt.

kolpingmagazin 8–9/2011 Die nächste Ausgabe erscheint am 1. Oktober 2011.

oldenburg feiert gottesdienstbausteine IMPReSSUM Anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens Der Bundesfachausschuss „Verantwortung kolpingmagazin richtet die Kolpingsfamilie Vechta vom 26. für die Eine Welt“ lädt alle Kolpingsfamilien Mitglieder- und Verbandszeitschrift des Kolpingwerkes Deutschland bis 28. August ein Fest aus. Höhepunkt des ein, sich an der Fairen Woche 2011 zu be- Für Mitglieder des Kolpingwerkes Wochenendes ist der 106. Oldenburger Kol- teiligen und sich in dieser Zeit an den reich ist der Bezug des Kolpingmagazins pingtag am Sonntag, dem 28. August auf gedeckten fair gehandelten Tisch zu set- im Mitgliedsbeitrag enthalten. Mitglied des Katholischen Medien- wirdem Zitadellenplatz in Vechta. Der Olden- zen. Die Faire Woche findet in diesem Jahr verbandes e.V. (KMV) burger Kolpingtag beginnt um 10 Uhr. Die vom 16. bis zum 30. September statt. Ziel ist Erscheinungsort: Köln Eröffnungsansprache hält Prof. Klaus Töpfer, es, über den Fairen Handel zu informieren. Erscheinungsweise: monatlich, da- von jährlich drei Doppelausgaben Bundesumweltminister a. D. Im Anschluss Kolpingsfamilien oder -einrichtungen kön- Herausgeber und Verleger: daran gibt es ein buntes Rahmenprogramm nen eigene Aktion zur Fairen Woche veran- Kolpingwerk Deutschland, für Kinder, Jugendliche und Familien sowie stalten, z. B. faire Frühstücke, oder faire Me- Ulrich Vollmer, Bundessekretär Gesprächsforen zu verschiedenen Themen. nüs in der Kantine. Infomaterialien können Kolpingplatz 5–11, 50667 Köln Eines der Forumsthemen lautet: Präimplata- kostenlos online bestellt werden unter www. Redaktion kolpingmagazin: Kolpingplatz 5-11, 50667 Köln tionsdiagnostik – Segen oder Fluch? fairewoche.de. Das Kolpingwerk Deutsch- [email protected] Das Festhochamt am Nachmitag zele- land hat gemeinsam mit dem EED, Brot für Telefon (0221) 20701-195 Telefax (0221) 20701-186 briert Diözesanbischof Felix Genn. Danach die Welt, Misereor, dem Kindermissions- Martin Grünewald (Chefredakteur), endet das Programm mit einem Festumzug. werk sowie den Sternsingern ökumenische Georg Wahl (-196), Kontakt für Rückfragen und weitere Aus- Gottesdienst bausteine gestaltet. Es gibt auch Maria Steber (-177). künfte: Kolpingwerk Land Oldenburg, An- eine Vorlage für die Gestaltung von Schul- Vertrieb: Joachim Flieher dreas Bröring, Kolpingstr. 14, 49377 Vechta, und Familiengottesdiensten. Die Vorlagen Buchhaltung: Ingrid Henz Tel. (04441)872-273, E-Mail: Kolpingwerk@ können im Internet heruntergeladen werden Alle: Kolpingplatz 5–11, Postfach 100841, 50448 Köln, bmo-vechta.de unter: www.kolping.de/einewelt/materialien. Telefon (0221) 20701-0

Anzeigenverwaltung: Joh. Heider Verlag GmbH Paffrather Straße 102–116, 51465 Bergisch Gladbach

Anzeigenabteilung: Christine Fassbender, Susanne Krausewitz, Tel. (02202) 9540-35, Telefax (02202) 21531, „Die Religion ist die höchste Gabe des [email protected] druck und Versand: Himmels, durch sie ist der Mensch - Bechtle Druck&Service, Esslingen gültige Anzeigenpreisliste: Christ - das was er ist.“ Adolph Kolping Mediadaten 2011 druckauflage: 1. Quartal 2011: 173851

Verbreitete Auflage: 1. Quartal 2011: 171435 Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

Internet: http://www.kolping.de Außerdem erscheint im Kolping - totengedenken werk vierteljährlich eine Zeitschrift für Leitungskräfte: „Idee & Tat“. Für die Verstorbenen unserer gemeinschaft feiern wir am 10. August und am 14. September um 9 Uhr die Heilige Messe in der Minoriten- kirche in köln. Foto Kolping-Reliquiar in St. Martinus, Kerpen: Bechtloff Kerpen: Martinus, in St. Kolping-Reliquiar Foto

42 Kolpingmagazin 8–9/2011 Verbandsnachrichten

tatico-Preis steigt Ja zum Einmalbetrag Seit Monaten klettert der Preis für hoch- wertigen Arabica-Kaffee an der New Yor- ker Börse. Auch für fair gehandelten Kaffee Ich gehöre immer dazu dient der Weltmarktpreis als Berechnungs- „Ich finde es gut, Anstatt ihres jährlichen Beitrages grundlage für die Rohkaffeeinkaufspreise. das Kolpingwerk können Mitglieder auch eine einmali- Zusätzlich zum Weltmarktpreis kommen und seine Arbeit ge Zustiftung an die Gemeinschafts- dann noch Zuschläge für Bio-Anbau und dauerhaft zu stiftung des Kolpingwerkes zahlen. soziale Aufgaben der Kooperation hinzu. unterstützen; Gegen eine Zustiftung in Höhe von deshalb habe ich 1500 Euro erfolgt eine unbegrenzte Der Verkaufspreis des Kolpinkaffees „Tatico“ den Zustiftungs- Beitragsfreistellung. Ehepaare zahlen wurde zum 1. Juli um 1,20 Euro pro Kilo an- betrag gezahlt. einmalig einen Betrag von 2250 Euro. gehoben. Das 250-Gramm-Päckchen kostet So habe ich für Der Zustiftungsbetrag kann auch ver- deshalb nun vier Euro statt bisher 3,70 Euro. mich besiegelt, teilt auf drei Jahresraten gezahlt wer- dass ich immer zu Kolping dazugehö- den. Mit der Zustiftung an die re. Das ist mein Verband! Ich habe Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Bibel im Rucksack nicht nachgerechnet, ob sich das für Deutschland wird ein Kapitalstock mich rentiert. Zwar konnte ich den aufgebaut. Von den Erträgen zahlt die Der Diözesanverband Trier bietet vom 2. Zustiftungsbetrag auch in meiner Stiftung stellvertretend für das Mit- bis 4. September eine Wanderwoche unter Steuererklärung geltend machen, das glied an die Kolpingsfamilie und das dem Motto „Mit der Bibel im Rucksack“ war aber nicht ausschlaggebend. Kolpingwerk einen Zuschuss. an. Tagungsort: Kreisjugendhaus Kell am Auch finde ich es gut, dass meine Kol- See. Teilnehmergebühr: 85 Euro, im Dop- pingsfamlie dadurch sogar über mei- Informationen: Kolpingwerk Deutsch- pelzimmer mit Vollpension. Anmeldungen nen Tod hinaus Geld aus der Zustif- land, sind kurzfristig noch möglich: Kolpingwerk tung erhält.“ Dagmar Hoseas Klaus Bönsch, Tel. (0221)20701-118, DV Trier, Dietrichstr. 42, 54290 Trier, Tel. Kolpingsfamilie Hannover-Ricklingen Guido Mensger, Tel. (0221)20701-170. (0651)9941042, E-Mail: marianne.thesen@ kolping-trier.de.

Integrative Freizeit Der Diözesanverband München und Frei- sing lädt Kinder im Alter von 12 bis 15 Jah- ren mit geistiger und körperlicher Behinde- rung zur Teilnahme an einem integrativen Wochenende ein. Termin: 2. bis 4. Dezember, in Schliersee, Jugendhaus Josefstal. Info und Anmeldung: Kolpingjugend DV München und Freising, Tel. (089)4809222-20, E-Mail: [email protected]. gutscheine eingelöst 30 Kolping-Jubilare haben ihre Gutscheine Bei den 36. Deutschen Kolpingfußballmeisterschaften hat bei den Damen das Team der Kol- eingelöst, die sie für ihre langjährige Mit- pingsfamilie Miesbach (Foto) den Titel geholt. Bei den Herren gewann die Mannschaft der Kol- gliedschaft erhalten hatten. Sie verbrachten pingsfamilie Bilshausen, bei der Jugend das Team der Kolpingsfamilie Schifferstadt und bei den fünf Tage in der Kolping-Ferienstätte Salem. alten Herren die Kolpingsfamilie Langen. Die Kolpingsfamilie Schifferstadt war vom 1. bis 3. Während der fünf Tage wurde den Teilneh- Juli Gastgeber des Turniers. Es nahmen 33 Mannschaften teil. Das nächste Turnier findet vom 10. bis 12. August 2012 in Beesten (bei Lingen) statt. mern ein buntes Programm geboten.

Auszeichnung Weltgebetstag 2011 Der Diözesanverband (DV) Paderborn hat Der Weltgebetstag des Internatio- Die Unterlagen zur Vorbereitung dem langjährigen Kolping-Diözesan- und nalen Kolpingwerkes am 27. Oktober können im Internet heruntergeladen Bundespräses Alois Schröder mit der Kon- eines jeden Jahres erinnert an die werden unter www.kolping.net, dort rad-Martin-Medaille in diesem Jahr die Seligsprechung Adolph Kolpings am unter „Internationaler Verband“, und höchste Auszeichnung des DV verliehen. 27. Oktober 1991. dann unter „Aktuelles“.

Kolpingmagazin 8–9/2011 43 VeRBAndSnAcHRIcHten

Festakademie dokumentiert „Das Herz zum Pfande eingesetzt“, unter diesem Thema stand die Festakademie am Kolpinggedenktag, 4. De- zember 2010 im Kolpinghaus International sowie in der Minoritenkirche aus Anlass des 80. Geburtstages von Generalpräses a. D. Prälat Heinrich Festing. Dazu ist jetzt eine 48-seitige Dokumentation in der Reihe „Kölner Schriften des Kolpingwerkes Deutschland“ er- schienen. Sie enthält ein Vorwort des Bundesvorsitzen- den Thomas Dörflinger, Hinweise zur Person Heinrich Festings, die Referate von Bundessekretär a. D. Michael Hanke und von Generalsekretär Hubert Tintelott, die Predigt von Joachim Kardinal Meisner sowie zahlreiche Farbfotos. Gegen Einsendung von 1,45 Euro in Brief- marken kann das Heft im Sekretariat der Verbands- leitung, Kolpingwerk Deutschland, Postfach 100841, 50448 Köln, Tel. (0221)20701-133 bestellt werden.

Die Kolpingfamilie Ostritz hat im vergangenen Jahr für die von der August-Flut Be- troffenen großzügige finanzielle Hilfe erhalten, die je nach Schwere der Schäden und Bedürftigkeit an zehn Kolpingmitglieder verteilt werden konnte. Spenden kamen vom Bezirksverband Dortmund, dem Diözesanverband Dresden-Meißen, den be- Bikertreffen erfolgreich freundeten Kolpingsfamilien Lohr am Main, Dirmstein in der Pfalz, Dortmund-Bö- Auf ein erfolgreiches Wochenende blicken die Ausrich- vinghausen und Berlin-Spandau-Haselhorst. Die Kolpingsfamilie Ostritz und beson- ter des 11. Kolping-Biker-Treffens in Helmstedt zurück. ders die Betroffenen danken den Spendern für dieses Zeichen der Solidarität. 140 Biker auf 100 Motorrädern aus ganz Deutschland und den Niederlanden trafen sich am Fronleichnams- Wochenende zu einer Grenzlandfahrt der besonderen Art. Auf dem Programm standen ein Ausflug auf den Brocken, die Besichtigung des Kraftwerk Buschhaus so- wie ein Besuch im Zonengrenzmuseum. Ein Höhepunkt des Wochenendes stellte die gemeinsame Ausfahrt am Samstag dar. Das 12. Treffen findet Anfang Juni 2012 in Bobingen bei Augsburg statt.

Strom vom dach Eine Photovoltaikanlage wurde auf das Dach des Kol- pinghauses in Neuenkirchen installiert. Mit einem Teil der erzeugten Energie werden das Kolpinghaus, das gleichzeitig als Pfarrheim dient, und die verpachtete Gaststätte versorgt. Seit sechs Jahren wird das Gebäude zudem mit einer energetisch modernisierten Gasanlage beheizt, wodurch der Energieverbrauch um 38 Prozent gesenkt wurde.

Die neue Solaranlage in Neuenkirchen.

44 Kolpingmagazin 8–9/2011 Umbruch_Anzeigen_210908.qxp 19.07.2011 12:56 Seite 45

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Kolpingmagazin 8–9/2011 45 Umbruch_Anzeigen_210908.qxp 19.07.2011 12:58 Seite 46

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TAUNUS

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REISEMARKT

ODENWALD INLAND ÖSTERREICH

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ÖSTERREICH

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