Thema

n Pfingstmontag diesen Jahres wurde der im Jahre 1943 im Kon- zen trationslager Dachau ermor- deteA Priester und Kolpingpräses Alois Andritzki in selig gesprochen. Alojs Andritzki wurde am 2. Juni 1919 in Radibor als Sohn eines tiefreligiösen hatte und in diesem Zusammenhang die sorbischen Lehrerehepaars geboren. Er Unvereinbarkeit von Katholizismus und gehörte damit zu jener Volksgruppe, die Nationalsozialismus beschrieb. im Gebiet östlich von Dresden noch Im Konzentrationslager von Dachau heute ihre eigene Sprache und eigene waren Hunderte von Priestern inter- Kultur pflegt. Er wuchs zusammen mit niert. Hunger und Krankheiten gras- drei Brüdern und zwei Schwestern auf. sierten und schwächten die Häftlinge. Alle Söhne studierten Theologie. Drei – Die Pries ter mussten darüber hinaus darunter Alojs – wurden schließlich zahlreiche weitere Schikanen erdulden, Priester. Zuvor besuchte Alojs Andritzki zum Beispiel litten sie darunter, wo- in die domstiftliche katholische chenlang keine heilige Messe feiern zu Oberschule und studierte nach Ablegung dürfen. Alojs Andritzki beschloss daher, seines Abiturs von 1934 bis 1937 in mit einigen anderen Priestern täglich Philosophie und katholische zu beichten, um aus diesem Sakrament Theologie. 1938 trat er in Schmochtitz Kraft zu schöpfen. Körperlich schon bei Bautzen ins Priesterseminar ein. stark geschwächt, erkrankte Alojs Alojs Andritzki * 2. 7.1919 † 3. 2.1943 Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges Andritzki im Januar 1943 an Typhus am 30. Juli 1939 wurde er im St.-Petri- und wurde daraufhin ins Krankenrevier Dom zu Bautzen zum Priester geweiht eingeliefert. Diese Verlegung kam allge- und trat danach seine erste Kaplansstelle mein einem Todesurteil gleich, deshalb an der Hofkirche in Dresden an. Dort erbat Alojs Andritzki den Empfang der übernahm der als fröhlich, unkompli- Sterbesakramente und der hl. Kommu- ziert und engagiert beschriebene junge nion. Die zynische Antwort des nati- Priester auch die Funktion des Präses der onalsozialistischen Schergen wird wie Dresdner Kolpingsfamilie. Durch sein folgt beschrieben: „Christus will er, eine unermüdliches Engagement gelang es Spritze bekommt er.“ Am 3. Februar ihm schnell, eine enge Bindung insbe- 1943 wurde Alojs Andritzki durch eine sondere zu den Jugendlichen aufzubauen. Giftspritze ermordet. Die Urne mit Die Heimatabende der Kolpingsfamilie seinen sterblichen Überresten wurde an fanden zum Teil im Pfarrhaus statt, in die Verwandten übersandt und am 15. dem Alojs Andritzki auch wohnte. April 1943 auf dem inneren katholischen In der Weihnachtszeit 1941 kam es um Friedhof in der Friedrich straße in Dres- ein Weihnachtsspiel, das er mit Kindern den beigesetzt. Unter großer Beteiligung und Jugendlichen in der Gemeinde von Kolpingschwestern und Kolping- aufführte, zum Streit mit der . brüdern wurde am 5. Februar 2011 die Er wurde wegen staatsfeindlicher Hetze Urne von Alojs Andritzki feierlich in verhaftet und nach einem halben Jahr die Dresdner Kathedrale übertragen. aus der Haft entlassen, von der Gestapo Die Feier der Seligsprechung fand am sofort wieder festgenommen und in das Pfingstmontag (13. Juni 2011) in der Konzentrationslager Dachau gebracht. Kathedrale in Dresden statt. Die Anklageschrift führte auf, dass Als Kolpingwerk sind wir sehr stolz, Alojs Andritzki im Advent 1940 die dass ein so junger Mann seine christ- Kolpingsfamilie über die Einlieferung lichen Ideale auch in der schwersten Zeit zweier oberschlesischer Priester ins selbstverständlich und tapfer vertreten Konzentrationslager informiert habe. hat und so sein Vorbild für die Jugend Auch habe er sich als Präses wiederholt damals und auch heute werden konnte. gegen Anordnungen und gegen führende Msgr. Ottmar Dillenburg, Persönlichkeiten des Staates ausgespro- Bundespräses chen. Er wurde wegen „heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei“ angeklagt, weil er eine noch stärkere Verfolgung der katholischen Kirche vorausgesagt Fotos: Stephan Degen, Bernhard Wolfrum, Kolpingwerk Diözesanverband Hamburg, Archiv des Kolpingwerkes Deutschland des Kolpingwerkes Archiv Hamburg, Diözesanverband Kolpingwerk Wolfrum, Bernhard Stephan Degen, Fotos:

Kolpingmagazin 8–9/2011 39