44 Weihnachten 2011 Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal

Denjenigen muss ich herzlich lieben, durch den ich bin, lebe und nach Weisheit strebe Bernhard von Clairvaux GRUSSWORTE TITELBILD Aleth unterrichtet ihren Sohn Bernhard Aus dem Freundeskreis Dr. Winfried Töpler 4 Ignaz Victorin Raab (?), 1772, Nordböhmen Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal, Schwesternchor Aus dem Konvent Sr. M. Rita Schatten OCist 5 (s. Titelgeschichte dieses Hefts) GEISTLICHES WORT Zur Mitte finden – in der Unruhe der vorweihnachtlichen Zeit 6 Eva Nees

IN DER TRADITION Ein Bild im Auftrag der Äbtissin Anastasia Rösler 7 Die Hl. Aleth unterrichtet ihren Sohn Bernhard Dr. Marius Winzeler Äbtissinnen Klara Mühlwenzel und Anastasia Rösler 9 Leibliche Tante und Nichte – Geistliche Mutter und Tochter Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist Zisterzienserstift Rein mit dem ähnlichen Bild 11 Klosterdörfer: Jauernick 13 Wiederbelebung der katholischen Gemeinde in Görlitz Thomas Maruck Ausstellung im Ostritzer Heimatmuseum 16 St. Marienthal aus der Feder von Adolf Schorisch Tilo Böhmer Behindertenwohnheim und –werkstatt des Klosters 18 Die fröhliche Truppe vom Pater-Kolbe-Hof feiert Gisela Rieck IMPRESSUM Persönlichkeiten aus der Nähe des Klosters: 20 Herausgeber: Freundeskreis der Abtei St. Marienthal Abt Bruno Heinrich und Prior Eugen Müller Anschrift: St. Marienthal 1, D-02899 Ostritz - zwei Zisterzienser aus St. Marienthal Telefon: 03 58 23 - 77 300 Fax: 03 58 23 - 77 301 Pfr. Dittrich [email protected] www.kloster-marienthal.de P. Eugen Müller in Zisterzienserstift Lilienfeld 22 Redaktion: Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, Gisela Rieck Layout & Druck: Görlitzer Werkstätten für Behinderte VORGESTELLT Abbildungen: Abtei St. Marienthal S. 1, 7, 8, 9, 10, 29, 33, 36; Dr. Winfried Töpler 23 Andreas Blaschke S. 19; Tilo Böhmer S. 16, 24; Michael Dittrich S. 20; Gisela Rieck Torsten Fechner S. 10, 18, 23, 25; Ansgar Florian S. 4; Magdalena Maruck S. 13, 14; Anna Menzel S. 22; AUS DEM FREUNDESKREIS Gisela Rieck S. 11 (mit P. August Janisch, Stift Rein), 12, 22, 30, 32; Mitgliederversammlung/Neuer Vorstand - Nachrichten – Daten 25 Michael Schlitt S. 35 Ausgaben: zweimal jährlich AUS ST. MARIENTHAL Preis: Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder freie Spende Nachrichten – Daten – Ankündigungen 29 Bankverbindung und Spendenkonto: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Konto-Nr. 8 29 13 22 BLZ 750 903 00 NAMENSPATRONE DER ST. MARIENTHALER GEBÄUDE Der Hl. Bernhard von Clairvaux 33 Alle Rechte liegen bei der Abtei St. Marienthal und den Verfassern Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist Grußwort aus dem Freundeskreis Grußwort aus dem Konvent

Liebe Freunde von St. Marienthal, So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag dem Wunsch, das Grußwort für das Heft zu schreiben, will ich gern folgen und die Gelegenheit (Lk 2,16) nutzen, Ihnen Neues aus Neuzelle zu berichten. Zur Zeit sind umfangreiche Baumaßnahmen im Gange. Finanziert werden sie aus einem mil - Liebe Freundes unseres Klosters! lionenschweren EU-Agrarfonds. Gerüste verhüllen den Westflügel der Klausur, Außenanlagen westlich und östlich der Klausur werden erneuert. Die Arbeiten an den Grundmauern der Kreuz - Menschen sind jeden Tag unterwegs, sie eilen und haben keine Zeit, weil alles schnell gehen kirche sind weitgehend fertiggestellt, die am Dach stehen bevor. Das Kutschstallgebäude ist ent - muß. Muß es das wirklich? Was ist mit den kranken und behinderten Menschen, die damit kernt worden und hat einen Teil seines Daches verloren. Davor türmt sich ein riesiger Sandberg leben müssen, dass es langsam geht? Sie sind Menschen, die doch auch ihre Würde haben. auf, der von der ‚Scheibe’ hinter dem Kutschstall stammt. In dem Gebäude und in einem z.T. Jetzt in der Weihnachtszeit bieten uns die Krippen an vielen Orten eine Gelegenheit anzuhalten unterirdischen Anbau im Scheibenberg soll bis 2014 ein Museum mit ausreichender Höhe für – eine Einladung an alle Menschen. Suchen wir uns eine Krippe aus, die uns am besten gefällt das Hl. Grab errichtet werden. und verweilen dort. Schauen wir uns die Figuren an, vielleicht entdecken wir eine, die jetzt für Das Neuzeller Hl. Grab ist eine Besonderheit von europäischem Rang. Es ist eine Darstellung der uns wichtig sein könnte, uns anrührt in unserem Herzen, und denken wir darüber nach, warum. Passionsgeschichte aus der Zeit um 1750 mit fünfzehn Szenen in fünf Bühnenbildern von bis zu Wir können in unseren Gedanken auch noch etwas weitergehen. Vielleicht haben wir einen sieben Metern Höhe, die an den Kartagen in der Kirche aufgebaut wurden. Mit den auf Holztafeln Lieblingsheiligen, den wir zur Krippe stellen möchten? Bei mir ist es der Hl. Franziskus. Ich mag gemalten fast lebensgroßen Figuren entstand ein stummes Theater; „gesprochen“ wurde durch ihn deshalb so, weil er die Natur liebt, die Schöpfung Gottes, und dies in seinen Gebeten aus - zahlreiche Bibelsprüche. Von den ursprünglich 242 Figurentafeln sind 220 erhalten. drückt. Das Bild von Kloster Neuzelle wird mit diesen Maßnahmen weiter verschönert und vervollstän - Wenn wir jetzt vor der Krippe im fürbittenden Gebet 'mal danken für die vielen guten Priester, digt. Mit seinen beiden Barockkirchen, dem barocken Klostergarten, den Repräsentationsge - die ihren Glauben so wunderbar leben. Oder wir beten für die Menschen, die diese Krippen mit bäuden und dem spätgotischen Kreuzgang, der das neue Klostermuseum beherbergt, ist ihren Händen aufgebaut haben. So können unsere Gedanken vor einer Krippe Kreise ziehen. Neuzelle eine der gut erhaltenen Klosteranlagen in Mitteleuropa und die bedeutendste Denk - Solltest du ein Mensch sein, der vor einer Krippe nichts spürt, dann warte, vielleicht kommt dir malanlage Brandenburgs. ein Mensch entgegen, der dir Mut macht und einfach Mensch für dich ist. Gott kam als Mensch Vor der Weihnachtskrippe in der Stiftskirche von Neuzelle wünsche ich dem St. Marienthaler auf die Erde - dieses Geheimnis der Geburt Christi ist etwas sehr Liebenswürdiges und Schö - Schwestern-Konvent und dem Freundeskreis gesegnete Weihnachten! nes für uns. Nehmen wir dieses weihnachtliche Geheimnis in unsere Herzen auf und bleiben Ihr Winfried Töpler wir Mensch für Gott und unseren Nächsten, denn wir alle sind von Gott geliebt.

Wenn du dich satt gesehen hast am schönen Kind in der Krippe, geht noch nicht fort. Mach seine Hände zu deinen Händen, sein Lächeln zu deinem Lächeln, und seinen Gruß zu deinem Gruß. Dann erkennst du in jedem Menschen deinen Bruder, deine Schwester. (Quelle unbekannt)

Im Namen aller Mitschwestern eine gesegnete Weihnachtszeit!

Ihre Sr. M. Rita Schatten OCist

4 5 Geistliches Wort In der Tradition

Zur Mitte finden – in der Unruhe der vorweihnachtlichen Zeit Ein Bild im Auftrag von Äbtissin Anastasia Rösler Aleth unterrichtet ihren Sohn Bernhard In diesen Wochen führt uns der Adventskranz zur Mitte. In den Mandalas ist der Kreis das Sym - bol für die Welt Gottes, während das Viereck für die Welt des Menschen steht. Im Adventskranz Aleth unterrichtet Bernhard – haben Darstellungen wie etwa von Sandro Botticelli, in denen sind die Welt Gottes und die Welt des Menschen zusammengefasst. Die vier Kerzen legen un - die Muttergottes das Jesuskind lehrt, und Autobiographisches der Auftraggeberin für dieses sichtbar das Viereck über den Kreis. Eine starke therapeutische Kraft geht von diesem Kranz aus, Bild unserer Titelgeschichte, der Äbtissin Anastasia Rösler, Einfluß auf das Motiv? Diesen Spu - die Kinder wie Erwachsene zentriert. Die Begegnung mit einer Mitte rührt die Menschen an und ren gehen die beiden Autoren unserer Titelgeschichte nach. tut ihnen gut. Der Hl. Bernhard, der von seiner Mutter unterrichtet wird, ist auch in der Zisterzienserkunst ein Tief in uns ist der Raum der Stille, in dem unsere Seele zu Hause ist. Teresa von Avila bedau - sehr seltenes Motiv. Dieses kleine Ölbild auf Leinwand aus unserer Abtei im Format 33,5 mal ert, dass so viele Menschen in ihrem Inneren gar nicht zu Hause sind. Einerseits werden sie von 29,5 cm stammt aus Nordböhmen aus dem Jahr 1772 und ist vermutlich von Ignaz Viktorin ihren Sorgen im eisernen Griff gehalten, andererseits fehlt ihnen der Mut, „in sich“ zu gehen. Raab gemalt. Es hat einen schwarzen Profilrahmen mit vergoldeter Karniesleiste. Rückseitig ist Wer sich aber darauf einlässt, merkt bald, dass er sanft und unwiderstehlich nach innen gezo - es bezeichnet mit einem Äbtissinnenstab und den Initialen AR (Anastasia Rösler), 1772. Die gen wird. Und dieses werbende Gezogenwerden ist stärker als die Beeinflussung durch die äu - Beschreibung hat uns Dr. Marius Winzeler aus dem Katalog zu der Ausstellung „Bernhard von ßere Welt. Von innen her zieht Gott uns zu sich. Gott ist immer in unserem Seelenhaus zugegen, Clairvaux. Der Zisterzienserheilige zur und in der Kunst“ in Kloster Eberbach im Rheingau zur nur wir sind so oft nicht da. Im Seelengrund erwartet uns Gott zur Begegnung. „Halt an, wo Verfügung gestellt. laufst du hin? Der Himmel ist in Dir! Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für“ ruft uns der schlesische Dichter Angelus Silesius zu. In einem offenen Raum, in barocker Inszenierung mit Draperie und einer Pfeilermauer mit Vasen, Teresa nennt diesen innersten Ort der Gottesbegegnung die „Seelenburg“. Katharina von Siena ist eine seltene Szene der Bernhardsvita dargestellt: Auf einem thronartigen Stuhl sitzt Aleth oder findet dafür das Bild von der „inneren Zelle“. spricht vom „verschlossenen Garten Aleidis, die selbst später heiligmäßig verehrte Mutter Bernhards, und unterrichtet ihren ju - der Seele“, und Anselm Grün erlebt ihn als „innere Einöde“. Dieser heilige Raum ist aus - gendlichen Sohn. Dieser kniet vor ihr, im Gewand eines kleinen Junkers, mit einem Hut, den zwei schließlich für Gott und mich reserviert. Nichts, was mir schadet, und niemand, der mich be - kecke rote und schwarze Federn schmücken. Rechts am Bildrand steht ein Tisch, darauf ein ge - droht, hat Zutritt. In diese innere Einöde kann ich mich zurückziehen, wenn alles um mich herum schlossener Foliant, der wohl Bibelkenntnis und Wissen andeutet, das Bernhard von seiner verrückt spielt, wenn ich keine Chance habe, irgendwo einen ruhigen Platz zu finden. Mutter vermittelt wurde. In diesen Tagen spricht der Trubel der adventlichen Anforderungen seine eigene Sprache. Ag - Nach verschiedenen Überlieferungen der gressiv und schonungslos werden wir in den lauten Weihnachtsrummel geworfen. Wie Fremd - Lebensgeschichte Bernhards zog seine linge gehen wir durch die aufdringliche „adventliche“ Welt. Ich bleibe aber nicht beim Bedauern fromme Mutter Aleth von Montbard ihn darüber stehen, dass es gerade im Advent so unerbittlich aus den Lautsprechern dröhnt. Ich und die übrigen Geschwister selbst auf gehe durch ein Kaufhaus oder durch eine überfüllte Fußgängerzone in dem Wissen, dass ich und überließ die Kinder nicht einer Amme. mich wirklich und eigentlich im innersten Zimmer meiner Seelenburg befinde, in dem ich ge - Sie unterwies sie im Glauben – Bernhards schützt bin. überlieferter Traum vom Christkind beim Das ist kein egoistisches Zurückziehen in die eigenen vier (Seelen-)Wände. Hier ist noch Raum nächtlichen Weihnachtsgottesdienst für ein Gebet für die vielen, die Advent „feiern“, ohne zu wissen, was Advent und Weihnachten (s. Titelbild ora et labora 38/W. 2008) ist bedeuten, die von einer unbestimmten Sehnsucht nach Licht und Geborgenheit getrieben wer - gewiß ein Ausdruck davon - und war ihnen den. Und hier ist Raum für ein Gebet für die vielen, die sich dem Terror der Dekoration und Wer - ein Vorbild in karitativer Hinsicht. Zudem bung unterwerfen, für die vielen, denen keine Atempause bleibt, für die, die an uns vorbeihasten überliefert Bernhards Biograph Gottfried oder die an der Kasse vor uns stehen, für die überforderten Kinder und die zögerlichen Alten. von Auxerre ausdrücklich, dass sie mit Ich empfehle sie Gott, damit sie nicht namen- und gesichtslose Menge bleiben. ihm, der als drittgeborener Sohn zum So gehe ich auf adventlichen Wegen mir selbst nicht verloren. So geht mir Gott nicht verloren. geistlichen Stand bestimmt wurde, auch So geht mir der Mensch nicht verloren, der gerade meinen Weg kreuzt. das Lesen übte. Als Bild gehört diese Episode jedoch nicht Eva Nees, Heidenau zu den gängigen Szenen aus Bernhards 6 7 In der Tradition In der Tradition

Kindheit und Jugend in den großen Zyklen. Eine Äbtissinnen Klara Mühlwenzel und Anastasia Rösler vergleichbare, ebenfalls barocke Wiedergabe der Leibliche Tante und Nichte: Geistliche Mutter und Tochter Szene ist bisher nur aus Stift Rein bei Graz be - kannt (s. S 11). Sie geht ebenso wie das Ge - mälde in St. Marienthal zurück auf ein Vorbild im Äbtissin Klara Mühlwenzel großen Geschichtswerk des „verteutschen Cister - Sie muss eine zierliche Frau gewesen sein, die Jungfrau Klara Mühlwenzel aus Eger (Cheb) in tium Bis-Tertium“ des Ossegger Zisterzienserpa - Böhmen, die am 21. September 1720 im Beisein zweier Äbte zur 39. Äbtissin von St. Marienthal ters Augustin Sartorius, erschienen 1708 in Prag: (1720-1736) gewählt worden war. Vielleicht war sie von daher besonders liebevoll, zärtlich, aber einen Kupferstich des Augsburger Stechers auch konsequent und energisch, denn es wird u.a. erzählt, dass sie ihre kleine Nichte Ursula be - Andreas Fridrich (1684-1751) nach einem Bild reits als Sechsjährige zur Erziehung ins Kloster aufnahm und persönlich heranbildete. Ihre Profeß des Prager Malers Johann Christoph Lischka (um hatte sie 22 Jahre vorher am 7. November 1698 in St. Marienthal abgelegt, so dass sie bei ihrer 1650-1712). Wahl etwa Mitte 40 gewesen sein dürfte; ihr Geburtsdatum ist nicht aktenkundig und auf ihrem Das Bild mit der Unterrichtung des Heiligen ziert Grabstein nicht mehr zu identifizieren. das Chorgestühl im Schwesternchor der Kloster - Nach dem vernichtenden Brand in der Abtei von 1683 fühlten sich offenbar alle Marienthaler Äb - kirche. Es gehört zu einer einheitlich ausgeführten tissinnen des ohnehin baufreudigen 18. Jahrhunderts dem Aufbau, wenn nicht der Neugestaltung und gerahmten Bilderfolge mit Darstellungen aus des Klosters verpflichtet. Im Klosterhof geht eine Reihe von Wirtschaftsgebäuden auf Äbtissin Klara der Bernhardsvita und aus dem Leben anderer zurück. So liess sie die nicht unbedeutende Brauerei (Chronogramm 1721 über dem Eingang), si - zisterziensischer Ordensheiliger, angebracht an cher den Pferdestall (1727) mit ehemaligen Nebenräumen und wohl auch die Wagenremise (heute der Rückwand der Stallen. Die Bezeichnung auf 'Haus der Familie') errichten. Es ist auch denkbar, dass sie das langgestreckte Beamtenwohnhaus der Rückseite des Gemäldes verweist auf die Auftraggeberin dieses Zyklus, Äbtissin Anastasia in seiner heutigen Form erbauen liess. Auch im Patronat Reichenau (Bogatynia) gibt es Bauwerke, Rösler aus Eger (Cheb) (reg. 1764-1784). die auf ihre Initiative hin entstanden. Ein weiteres Möglicherweise steht die Wahl des Themas in einem biographischen Zusammenhang, ist doch Werk Äbtissin Klaras darf nicht vergessen werden: überliefert, dass sie bereits mit sechs Jahren ins Kloster kam und von ihrer leiblichen Tante, der Die Anlage des Kreuzweges mit seiner monumenta - damaligen Äbtissin Klara II. Mühlwenzel (reg. 1720-1736), liebevoll erzogen und mit dem zis - len Kreuzigungsgruppe und den Sandsteinstelen auf terziensischen Geist vertraut gemacht wurde. Zeit ihres Lebens soll Äbtissin Anastasia Rösler dem Stationsberg (1728). ein besonderes Interesse an der Ordensgeschichte gehabt haben und eine große Bernhards - Im Kloster selbst verdankt vermutlich die Kirche ihr verehrerin gewesen sein. So war sie nicht nur Auftraggeberin des Ordenszyklus am Chorgestühl, im wesentlichen das heutige Aussehen. Sie wird sondern auch Stifterin eines Bernhardsaltars in der Klosterkirche. nicht nur den geschwungenen Turmaufbau, sondern Das souverän gemalte Bild entstand wohl in einer nordböhmischen Werkstatt, die auch für die auch den ganzen Kirchturm unter Einbeziehung alter Zisterzienserabtei Ossegg (Osek) tätig war. Wahrscheinlich handelte es sich um diejenige des Teile erbaut haben, trägt doch seine Wetterfahne die Jesuitenpaters und Malers Ignaz Viktorin Raab (1715-1787). Er und seine Mitarbeiter schufen Zeichen Äbtissin Claras (DCMAM 1734 – Domina vor allem im Auftrag der Jesuiten und Zisterzienser ein umfangreiches Werk, das den ausklin - Clara Mühlwenzel Abbatissa von Marienthal, s.S. genden böhmischen Barock repräsentiert und mitunter in der Qualität stark schwankt. In den 35). Möglicherweise war das 500jährige Klosterju - 1770er Jahren wirkte Raab in Mariaschein (Bohosudov), von wo aus er nicht nur Gemälde in biläum 1734 Anlass für dessen Errichtung. Ein sol - das nahe Ossegg lieferte, sondern 1771 bis 1773 auch mehrere zum Teil sehr großformatige ches Jubiläum feiern zu dürfen, ist gewiss eine Werke nach St. Marienthal schickte – die Äbtissin Anastasia Rösler hatte ihn u. a. mit der Aus - Gnade, und so etwas wird für das Kommende nicht schmückung der Propstei beauftragt. unwichtig sein. Wir werden darauf zurückkommen. Presbyterium und Sakristei sind beide 1736, also Dr. Marius Winzeler, Zittau noch kurz vor ihrem Tod am 13. Dezember des Jah - res, angebaut worden.

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Ein Wort der Benediktinerin Agape Menne aus der Chronik „Im Bannkreis Bernhards“ sollte über terjubiläum 1734, das sie als junges Mädchen hat erleben dürfen, zusammenhängt. Anlässlich des sie zum Nachdenken anregen: “Sie selbst ist fruchtbar in ihren Töchtern, fruchtbar vor allem in ihren 600jährigen Bestehens des Ordens 1698 gab es den Versuch des gelehrten Mönchs Augustin hochstehenden Nachfolgerinnen“. Zwei von ihnen kennen wir bereits, nämlich diejenige, die ihr un - Sartorius von Stift Ossegg (Osek), die Geschichte des Ordens samt aller ihm damals be - mittelbar folgen sollte: Theresia II. Senfftleben, und später Maria Theresia III. von H řzan und Harras kannten bestehenden und nicht mehr bestehenden Klöster der Zisterzienser zu beschrei - (s. ora et labora 42 und 43). ben. Mit vielen Kupferstichen geziert erschien dieses lateinische „Riesenwerk“ 1708 in Prag in deutscher Übersetzung. Ursula Rösler wird es als Schülerin ihrer hochwürdigen Lehrerin Äbtissin Äbtissin Anastasia Rösler, die „Röslerin“ Klara Mühlwenzel genau studiert haben, denn die meisten Vorlagen für die kleinen gleichformati - Sehr wichtig wurde für St. Marienthal das oben er - gen Ölgemälde stammen aus diesem Buch. wähnte kleine Mädchen Ursula Rösler, ebenfalls aus Trotz der äusserlich friedvollen Zeiten gab es während der Regentschaft Anastasias tiefgreifende Eger in Böhmen. Als Chornovizin Maria Anastasia Veränderungen in den kirchlichen Strukturen. Ostritz und die jetzt zu Polen gehörenden Ort - wurde es 1738 in das Kloster aufgenommen und schaften Grunau (Krzewina) und Königshain (Działozyn) sowie Seitendorf (Zatonie), die dem legte ein Jahr später die Profess ab. Sie wurde No - Kloster als Patronate direkt unterstanden, wurden von der Diözese Prag getrennt und der vizenmeisterin, was ein sehr verantwortungsvolles un mittelbaren Jurisdiktion des Bautzener Domdechanten unterstellt. Damit entzog die Kirche Amt innerhalb der Klosterfamilie ist. Bereits mit 44 diese Pfarreien dem Zugriff des Josephinismus, dem u. a. 1786 auch die mährische Frauen - Jahren, am 7. August 1764, wurde sie vom Konvent abtei Himmelpforten (Porta Coeli/Tišnov) zum Opfer gefallen war. zur Äbtissin erwählt (1764-1784), und auch sie fügt Als Anastasia am 6. April 1784 mit 64 Jahren verstarb, bemerkte der Reichenauer Chronist zu sich würdig in die Reihe der bedeutenden Stiftsre - ihrem Tod: “Am Charfreitag geschah die Ankündigung ihres Todes in unserer Kirche, wobei noch gentinnen des 18. Jahrhunderts ein. überdies eine Ermahnung an die Anwesenden erfolgte, dieser Vollendeten nachzufolgen, weil Weitere Neubauten entstanden. Darunter der grosse sie eine gnädige Domina gewesen und Gott zu bitten, wiederum eine treue Regentin zu geben.“ neue Kuhstall (1769), das heutige Celsa-Pia-Haus mit dem Speisesaal und Seminarraum, und daran Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, St. Marienthal anschliessend die sog. Gesindestube. Das Gäste - haus, zuvor am Eingang neben dem ersten Tor zum Klosterhof gelegen, liess Äbtissin Anastasia nun - um seine offizielle Funktion zu unterstreichen – Zisterzienserstift Rein in die Nähe von Propstei und Abtei setzen und mit repräsentativer Fassadenmalerei schmücken mit dem ähnlichen Bild (1771). Es ist das heutige Gästehaus St. Hedwig (ihre Wappenkartusche an der Südfassade, s.u.). Damit fanden die Baumassnahmen im Klosterhof zunächst ihr Ende. Oberhalb des direkten Klosterareals in der Nähe der Strasse wurde eine Schäferei eingerichtet. Mit Das Zisterzienserstift Rein, in dem wir das deren Bau kam Anastasia Rösler der von staatlicher Seite besonders angeregten planmässigen dem St. Marienthaler so ähnliche Bild „Aleth Schafzucht entgegen bzw. zuvor. Ebenfalls im Patronat Rei - unterrichtet Bernhard“ des Stiftsmalers Jo - chenau (Bogatynia) ist ihre Bautätigkeit nachweisbar. seph Amonte (Trientiner mit Bürgerrecht in Andererseits kümmerte sie sich ausdrücklich um die würdige Gratwein, † 1753 in Gratwein) im Medaillon Ausschmückung des Gottesdienstes. Nicht nur im eigenen Haus der Biedermeier-Kommode sehen konnten, ist richtete sie Altäre ein, sondern steuerte etwa zum Kirchenbau das älteste bestehende Zisterzienserkloster im Patronat Königshain (Działoszyn) einen Altar bei. der Welt. Wieweit das gesamte Chorgestühl der Nonnenempore auf sie Es liegt bei Gratwein in der Steiermark, 15 Kilo - zurückgeht, ist nicht sicher, aber zu seiner besonderen Ver - meter nordwestlich der Landeshauptstadt schönerung hat sie mit jener Bildfolge aus dem Leben der Or - Graz. Gegründet wurde es 1129 auf Initiative densheiligen beigetragen (s. S. 8). von Markgraf Leopold dem Starken von Steyr Es ist anzunehmen, dass ihre tiefe Liebe zu den Ordensvätern als 38. Zisterze des Ordens. von Cîteaux und dem hl. Bernhard mit dem 500jährigen Klos - Das Grab mit seinen Gebeinen wurde 2006 Ölgemälde von Amonte, ca. 1750 bei Renovierungsarbeiten gefunden und ist im Oval der Kommode (35x43cm) 10 11 In der Tradition In der Tradition

durch eine Glasscheibe im Fußboden der heute für die täglichen Gottesdienste genutzten Mari - Klosterdörfer: Jauernick enkapelle - mit den berühmten barocken Stuckengeln - zu sehen. Wiederbelebung katholischen Lebens in Görlitz Der erste Abt, Gerlach, kam mit den Mönchen aus Kloster Ebrach im Steigerwald, das seinerseits erst zwei Jahre zuvor von Morimond besiedelt worden war. Stift Rein hatte vier Tochterklöster, u. a. Die Geschichte Jauernicks als frühes Klosterdorf haben wir in ora et labora 28 (2005) vorge - Kloster Sittich/St ična in Unterkrain/Slowenien von 1136 (s. ora et labora 27/2008). In Slowenien stellt. Die damalige Autorin Josefine Schmacht endet mit dem Hinweis, dass die katholische liegt auch das Weingut von Stift Rein. Kirche des Orts zur Mutterkirche für die erste katholische Kirchengemeinde von Görlitz nach 1959 wurde das 700 Jahre alte südböhmische Zisterzienserstift Hohenfurth/Vyšši Brod mit Stift der Reformation geworden ist. Anknüpfend an unsere diesjährigen St. Marienthaler Gespräche Rein zum Stift Rein-Hohenfurth vereint, bis es 1991 seine Selbständigkeit wieder erlangte. über „Die Oberlausitz – Land der Toleranz“ geht Thomas Maruck dieser Frage nach. Seine heutige barocke Form erhielt Stift Rein im Zuge der Um- und Neubauten zwischen 1710 und 1747. Dabei wurde die bis 1737 erhaltene romanische Basilika weitgehend abgetragen und die Jauernick als früheste Pfarrei in der östlichen Oberlausitz neue Kirche zugunsten der Geschlossenheit der Klosteranlage ‚gewestet’, d.h. der Hochaltar wurde Bevor sich das Dorf Görlitz, als villa Gore - an die Westseite, der Eingang an die Ostseite verlegt. Und noch etwas Ungewöhnliches fällt in der liz 1071 erstmalig erwähnt, zur Stadt ent - Klosterkirche auf: Am Hochaltar ist alles für die in Zisterzienserkirchen übliche Darstellung Mariä wickelte, war Jauernick, zehn Kilometer in Himmelfahrt vorhanden, nur umrahmt es ein Weihnachtsgemälde mit der Anbetung der Hirten, von südwestlicher Richtung entfernt, das kirch - dem berühmten „Kremser-Schmidt“ Johann Martin Schmidt aus dem Jahr 1779. Man hat das wohl liche Zentrum der östlichen Oberlausitz. In weniger berühmte Himmelfahrtsbild, das immer noch verschollen ist, gegen dieses ausgetauscht. der „Oberlausitzer Grenzurkunde“, die Zu den Kostbarkeiten des Klosters gehört auch die Stiftsbibliothek mit ihren 100.000 Objekten, da - 1241 auf dem Königstein unterzeichnet runter 390 mittelalterliche Handschriften und 150 Inkunablen. Die Deckenfresken des Schau - worden ist, in weiten Textteilen aber bis raums der Bibliothek stammen ebenfalls von Joseph Amonte. zum Jahr 1213 zurückreicht, stoßen wir in Papst Johannes Paul II. hat die Stiftskirche 1979 zur Basilika Minor erhoben. Zusammenhang mit dem Bergdorf auf 20 Mönche gehören heute zu dem Konvent, fast die Hälfte von ihnen ist in der Seelsorge der ihnen eine antiqua strata contra Javornich . Die übertragenen Pfarreien tätig. P. Christian Feurstein, vormals Prior von Stift Heiligenkreuz bei Wien, Historiker haben sie als alten Wallfahrts - ist seit 2010 der 57. Abt von Stift Rein. weg zur Urpfarrei und als frühe Trasse der G.R. Via regia gedeutet. Für den jungen Zisterzienserinnen-Konvent von St. Marienthal war es erstrebenswert, in den Besitz dieses alten Dorfes zu kom - men, was 1242 beurkundet wird. Damit besitzen wir den ältesten schriftlichen Nachweis einer Kirche in Jauernick. Dass diese damals bereits viel älter gewesen sein muss, kann man aus den Decemlisten der Pfarrei herleiten. Möglicherweise war sie im 10./11. Jh. eine aus Böhmen eingerichtete Missi - onsstation, von der aus sich das Christentum in der Region ausbreiten sollte.

Reformation – die große Zäsur Nach der Einführung der lutherischen Reformation in Görlitz gab es annähernd 300 Jahre lang keine katholische Gemeinde in Görlitz. Gottesdienste waren verboten, katholische Pfarrer durf - ten nicht einmal in Görlitz übernachten. Die wenigen Katholiken der Stadt waren eingepfarrt bei der „evangelischen Haupt- und Pfarrkirche zu Peter und Paul“ und bezahlten dort ihre Stolge - bühren für jede Taufe, Trauung und jedes Begräbnis, selbst wenn sie dafür nicht den Pfarrer in Anspruch nahmen. 12 13 In der Tradition In der Tradition

In den drei Jahrhunderten bestand die Möglichkeit, sich an den katholischen Pfarrer an der Kir - 1832 19. Juni: Cabinetts-Ordre Friedrich Wilhelms III.: Anstellung eines kath. Pfarrers mit che Sankt Wenzeslaus in Jauernick zu wenden, was viele taten. Die Christen dieser uralten Dorf - Wohnsitz in Görlitz auf Kosten der Kirchkasse Jauernick. Einspruch der Evangelischen pfarrei waren seit den 1530er Jahren zwar überwiegend evangelisch, aber die Regelungen, die in Jauernick. Nach langen Verhandlungen mit dem Kloster als Patronat und der im Prager Frieden 1635 beim Übergang der Oberlausitz an Sachsen im sog. Traditionsrecess Bewilligung von 22.000 Thalern zum Bau einer ev. Kirche in Kunnerwitz Ende der festgeschrieben worden waren, besagten, dass an dem status quo nichts zu ändern sei. Und Stagnation der kath. Belange in Görlitz. so bezahlten umgekehrt die Evangelischen in Jauernick weiter ihre Stolgebühren dem katholi - 1833 im Sept.: erste katholische Taufe in der Görlitzer Kapelle schen Pfarrer, auch wenn sie sich an evangelische Gemeinden in der Nachbarschaft hielten. Eine 1834 Kaplan Carl Stiller wird kath. Seelsorger der Garnison Görlitz grundlegende Veränderung konnte sich erst nach dem Übergang der nördlichen und östlichen 1835 2. August Gründung der kath. Pfarrei Görlitz, Kaplan Stiller wird von der Äbtissin zum Oberlausitz an Preußen im Wiener Kongress 1815 entwickeln. Pfarrer berufen. Einrichtung der öffentlichen kath. Schule. Die katholischen Inseln Jauernick und Lauban (Magdalenerinnenkloster) wechselten 1821 in 1842 Visitation und Firmung durch Weihbischof Daniel Latussek, Breslau der kirchlichen Verwaltung vom Bautzener Domstift zum Bistum Breslau. Durch die Teilung der 1844 Nutzung der gotischen Annenkapelle an der Steinstraße bis 1865 Oberlausitz wurde Jauernick von seinem Patronatskloster St. Marienthal getrennt, das auf dem 1845 Kauf von Bauland für einen Kirchbau an der heutigen Struvestraße Gebiet der sächsischen Oberlausitz verblieb. (Entwurf: Architekt August Soller, ) Doch diese politische Grenzziehung erwies sich 1850 27. August: Grundsteinlegung als nicht so trennend. Denn die Äbtissin musste 13. Nov.: erste ökumenische Trauung durch Pfr. Stiller und Superintendent Bürger nun lediglich die Neubesetzung einer Pfarrstelle (Friedrich W.C. Prinz v. Hohenzollern-Hechingen/Löwenberg und in Jauernick und ab 1835 auch in Görlitz mit Freifräulein Amalie Schenk v. Geyern) der königlich-preußischen Verwaltung in Lieg - 1852 26. Sept.: Glockenweihe nitz bzw. Berlin absprechen. 1853 27. April: Weihe der Kirche „Zum Hl. Kreuz“ durch Weihbischof Daniel Latussek (anstelle des verstorbenen Kardinals v. Diepenbrock). Kirchenpatronat bei der Chronik der Wiederbelebung katholischen St. Marienthaler Äbtissin Agnes Hein. - Gemälde des hl. Wenzeslaus von Adolf Gottlob Lebens in Görlitz Zimmermann am linken Seitenaltar als Zeichen der Verbindung zur Mutterkirche. In der folgenden Übersicht wird deutlich, welch bedeutenden Anteil bei der Wiederbelebung ka - Weitere katholische Kirchen in Görlitz tholischen Lebens in Görlitz die Pfarrei Jauer - Von Hl. Kreuz aus werden St. Franziskus in Penzig (Weihe 1885), St. Jakobus (1900) und St. nick und ihre Seelsorger haben. Sie mündet in Bonifatius in Görlitz/Ost (1930) initiiert. Die Pfarrei in Jauernick dagegen gibt es nicht mehr, der Weihe der Kirche „Zum Hl. Kreuz“, der zwei - sie ist seit 2010 nur noch ein Teil der neuen Pfarrei St. Hedwig und St. Wenzeslaus Görlitz-Jau - ten nachreformatorischen katholischen Kirche ernick. im heutigen Bistum Görlitz; 1850 war als erste Die Jahrzehnte des 19. Jhs sind geprägt von mitunter großer Feindseligkeit gegen die Katholi - in Cottbus die „Zum guten Hirten“ geweiht wor - ken, auch von der Presse. Eine der Ausnahmen sei hier zitiert. Am 26. September 1852 schreibt den, ausgehend von Neuzelle. ein evangelischer Beobachter im „Görlitzer Anzeiger“ von der brüderlichen Atmosphäre bei der Glockenweihe für die neue katholische Kirche, und weiter: „Noch ist die Zeit nicht da, wo die 1821 In Görlitz ca. 200 Katholiken zzgl. Soldaten und Strafgefangene Spaltung der Christenheit in verschiedene Kirchparteien aufhören wird und die wahre Katholi - 1828 Kath. Privatschule in der Brüderstraße 17, später Krischelgasse 1-2 zität an die Stelle treten wird, aber sie kommt gewiß und umso früher, je mehr von allen Seiten 1829 König Friedrich Wilhelm III. erlaubt mit Auflagen die Einrichtung einer kath. Kapelle in die wahre Liebe erstrebt wird.“ dem Haus als Filiale der Pfarrkirche Jauernick. Die Kosten sind von der Kirchkasse Thomas Maruck, Jauernick Jauernick zu begleichen, Paramente und Geräte kommen aus dem Kloster Lauban. 25. Dez.: Erster kath. Gottesdienst nach der Reformation in Görlitz, Zelebrant Pfr. Franz Joseph Kretschmer, Jauernick. 1830 Der Jauernicker Kaplan Carl Stiller wird Seelsorger der Görlitzer Katholiken. 25. Dez.: erster katholischer Gottesdienst in der Haftanstalt.

14 15 In der Tradition In der Tradition

Ausstellung im Ostritzer Heimatmuseum schluß. Der Sinn der lateinischen Urkunde ist nach Richard Doehlers Buch “Die Urkunden des St. Marienthal aus der Feder von Adolf Schorisch Königlichen Jungfrauenstiftes und Klosters St. Marienthal“ folgender: „Königin Kunigunde von Böhmen schenkt unter Beirat ihres Gemahls, des Königs Wenzeslaus (des Einäugigen), und In der Frühjahrsausstellung des Ostritzer Heimatmuseums „Was ich sehe, zeichne ich – Bilder mit Zustimmung ihrer Kinder das Gut Seifersdorf (Syfridistorph) nebst Zubehör dem Zister - unserer Heimat von Elsa Merkel und Adolf Schorisch“ haben Marita und Tilo Böhmer auch eine zienserinnenkloster St. Marienthal zu ihrem und ihrer Eltern Seelenheil“ [3]. Die Urkunde ist auf Beschreibung mit Zeichnungen von St. Marienthal gezeigt. Es ist ein Blatt aus der Zittauer Mor - Pergament sehr gut geschrieben, das gelbe Wachssiegel der Königin hängt mit braunem Sei - genzeitung von 1931, worin der Zittauer Kunstpädagoge und Zeichner Adolf Schorisch in sei - denband an der Urkunde [4]. Die Zahl der Urkunden im Kloster St. Marienthal beläuft sich auf ner Reihe „Aus unserer schönen Heimat“ einen Besuch im Kloster St. Marienthal schildert. Wir fast 200. ... geben ihn hier in Auszügen wieder. Der Bau der Abtei in der jetzigen Form erfolgte in der Zeit von 1683 bis 1685 unter der Äbtis - sin Anna Friedrich. Den Namen des Baumeisters konnte ich nicht erfahren, aber ein großes Durch das Entgegenkommen der Äbtissin und Domina des Klosters St. Marienthal [1] ward es Bildnis, das sich im Besitz von Herrn Rechtsanwalt Dr. Apelt befindet, deutet mit allergrößter mir ermöglicht worden, den Waisenhaushof zu betreten, um das obige Hauptblatt zeichnen zu Wahrscheinlichkeit auf den Baumeister des Klosters hin ... [5]. können. Diese Erlaubnis wird sonst nicht er - Der Ordensregel der Zisterzienser entsprechend, ist das Kloster Marienthal in einer Niederung teilt, jede Bemühung wäre da vergebens. erbaut worden. Die beste Übersicht über die ganze Klosteranlage erhält man vom Stationsberg Der erste Eindruck hinter den Klostermau - aus. In einem grünen Kranz von Bäumen sieht man im Vordergrund die Dächer der Wirt - ern war höchst überraschend. Eine so ge - schaftsgebäude und im Mittelpunkt die um zwei Höfe sich gruppierende Abtei, links davon die waltige Barockfassade hatte ich nicht Klosterkirche und die Probstei, im Hintergrund gewahrt man die Häuser von Rusdorf, Königs - erwartet. Wohl sieht man von außen den hain und Blumberg. Der Kirchenansicht habe ich eine besondere Ansicht gewidmet [6]. oberen Teil des Baus, aber erst das Ge - Die interessante Zusammenstellung der vielen, gut im Verhältnis wirkenden Dächer, die nur samtbild der Fassade mit den hohen Säu - durch die senkrechte Linie des schlichten Kirchturms und der Fichten unterbrochen werden, len, den guten Verhältnissen zwischen haben mich von jeher gefesselt. In dem Barockhaus (links in der Zeichnung) befindet sich das Unterbau und Oberbau, die feine Schwei - Prioriat. ... fung des Vorbaues im Grundriß, das Spiel Tilo Böhmer, Ostritz der verkröpften Gesimse, kann uns restlos Anmerkungen erfreuen. Adolf Schorisch (*1881 in Nagymegyer/Ungarn, † 1966 in Jonsdorf) gehört zu den bedeutendsten Zeichnern der Während ich zeichne, gehen Waisenkinder Oberlausitz. Die Folgen 1-34 der Zeichnungen und Beschreibungen „Aus unserer schönen Heimat“ sind 1931 als über den Hof, höflichst grüßend, mustern gleichnamiges Buch erschienen. Die zweite Folge von 34 Beiträgen, wozu der abgedruckte als II.3 gehört, konnte kriegs - sie neugierig den Eindringling. Auf einer bedingt nicht mehr als Buch herausgegeben werden. Ein Reprint ist im Ostritzer Antiquariat erhältlich. [1] Äbtissin Roberta Anna Reime (1915-43) Bank, im wärmenden Sonnenlicht, sitzt eine [2] Die Figuren stellen Benedikt und Scholastika dar (Anm.d.Red.). Nonne und schält Äpfel, die jüngsten Wai - Gemeint ist C. Gurlitt, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. senkinder umlagern sie und lachen fröhlich, 29. Heft Amtshauptmannschaft Zittau (Land). Dresden 1906. wenn sie ein Apfelstück ergattern; ein Zug [3] Nach neuen Forschungen durch Dr. Lars-Arne Dannenberg handelt es sich bei der Urkunde um eine Besitzbestä - tigung. Zu diesem Zeitpunkt hat das Kloster bereits bestanden (vgl. Neues Lausitzisches Magazin NF Bd. 11, Görlitz echter guter Mütterlichkeit strömt aus diesem Vorgang; es ist mir, als bekämen die Kloster - 2008, S.89ff.) mauern dadurch einen helleren Schein. Von der Nonne erfahre ich, daß oben die beiden Figu - [4] s. Titelblatt von ora et labora 39/2009 ren auf den Gesimsen Benediktus und Bernhardus darstellen. Ich glaube ihr in diesem Fall [5] Das Gemälde befindet sich heute im Besitz der Städtischen Museen Zittau. mehr als Geheimrat Gurlitt, der die Figuren in seinem Werk als Äbtissinnen bezeichnet hat [2]. Anm. d. Red.: Bei dem Bild handelt es sich um Propst Bonifacius Procházka von einem unbekannten Maler, das ur - sprünglich im Besitz des Klosters St. Marienthal gewesen und 1945 aus dem Besitz von Dr. Franz-Ulrich Apelt in das Die baukünstlerische Ohnmacht und Gleichgültigkeit der Zeit um 1895 hat es zugelassen, die Zittauer Museum gelangt ist (s. ora et labora 42/2010). Es stellt also nicht den Baumeister aus der Zeit der Äbt. Anna obige Fassade durch die nüchternen Vorbauten von Waisenhaus und Schule zu verdecken; in Friedrich dar, sondern den etwa 60 Jahre später (1740-68) zur Zeit von Äbt. Theresia Senfftleben in St. Marienthal wir - den feinen Reiz der barocken Architektur ist dadurch ein großer Mißton gekommen. Die Inschrift kenden Propst aus dem böhmischen Kloster Saar/Žd’ár. oben in der Bekrönung weist in lateinischen Worten auf die Gründungszeit des Klosters hin. [6] s.S. 24 Noch besser gibt uns eine Urkunde vom 14. Oktober 1234 über die Anfänge des Klosters Auf - 16 17 In der Tradition In der Tradition

Behindertenwohnheim und –werkstatt des Klosters 2001 sind Heim- und Werkstattleitung getrennt worden, Martin Prescher, Ingenieur für Maschi - Die fröhliche Truppe vom Pater-Kolbe-Hof feiert nenbau und Sozialpädagoge, hat die Leitung der Werkstatt mit den vier Arbeitsbereichen Mon - tage und Verpackung, Holzwerkstatt, Garten- und Grünanlagepflege und Hauswirtschaft Sie hatten das Geheimnis so lange ‚gehü - übernommen. tet’, bis auch die Hauptperson davon wusste: Die Bewohner des Pater-Kolbe-Hofs Hoffest in Schlegel in Schlegel wollten das Hochamt am Tag Inzwischen ist der Pater-Kolbe-Hof gut in Schlegel integriert, die Dorfbewohner sind dankbar für der Goldenen Profeß von Äbtissin Sr. Re - diesen Arbeitgeber und haben ihre anfänglichen Vorbehalte gegen die behinderten Menschen gina, dem 19. Juni, in St. Marienthal in der weitgehend abgebaut. Größer hätte er nach Ansicht von Andreas Blaschke aber nicht werden Hofkapelle mit Musik und Gebeten mitge - dürfen, um nicht doch als ‚Störfaktor’ empfunden zu werden. Es sind persönliche Kontakte und stalten, und darum konnte es erst um 10 Freundschaften im Ort entstanden. Manche Bewohner besuchen die Nachbarn, und die Nach - Uhr beginnen. Strahlend sah die Jubilarin barn kommen zu ihnen, vor allem wenn gefeiert wird, wie im Mai bei dem traditionellen Hof - ‚ihre Kinder’ kommen und hörte sichtlich fest, das der Pater-Kolbe-Hof alle zwei Jahre veranstaltet. Die Werkstatt war zum Basteln bewegt ihre Chorgesänge, begleitet von dem Heimleiter Andreas Blaschke auf der Guitarre, und geöffnet, es gab Musik von der Pater-Kolbe-Hof-Band und den Schlegeler Blasmusikanten, die Lesung, die Inge mit fester Stimme vorn am Pult vortrug. Ein größeres Geschenk hätten sie der Spiele, Sport und Bewegung, eine Bilderschau, das Mäuseroulette, Besuch im Streichelgehege Äbtissin kaum machen können, hängt sie doch mit ganzem Herzen an denen, die sie einst und natürlich reichlich Gutes zu essen und zu trinken und viel fröhliche Stimmung. Die Andacht im Josefsheim in der Abtei betreut hat. in der Kapelle des Hofs hat das Fest beschlossen.

Aus dem Josefsheim nach Schlegel Gisela Rieck, St. Marienthal Seit 1999 wohnen alle Frauen des Josefsheims im Pater-Kolbe-Hof in Schlegel (s. ora et labora 28/Kr.2005). Nach fast 50 Jahren entsprach es nicht mehr der gesetzlichen Bauverordnung, und es war für das Kloster sinnvoller und günstiger, das schon seit 1978 für geistig behinderte Männer mit Wohn- und Werkstattplätzen eingerichtete Klostergut in Schlegel so um- und neu zu bauen, dass auch die Bewohnerinnen aus dem Kloster dort peu-à-peu einziehen konnten. Dies geschah nicht nur zur Freude der Frauen, die lieber in ihrer gewohnten Umgebung im Klos - ter bei den Schwestern geblieben wären, aber auch nicht der Männer, denen die immer in Gruppen auftretenden Frauen zu laut waren. Inzwischen hat sich das gemischte Wohnen gut ein - gespielt, der Umgang zwischen den Geschlechtern normalisiert. Zur Zeit sind von den 64 vor - handenen Heimplätzen in Schlegel 61 belegt, mit 25 Männern und 36 Frauen. Der Altersdurchschnitt ist relativ hoch, daher sind nur noch 38 von ihnen erwerbstätig.

Der Pater-Kolbe-Hof Die Trägerschaft des Pater-Kolbe-Hofs liegt jetzt bei dem Kloster. Der ehemalige Träger, der Caritas-Verband, gibt aber Hilfestellung z.B. bei den Pflegesatzverhandlungen. Für Andreas Blaschke ist das eine große Hilfe, entfernt ihn die tägliche Verwaltungsarbeit oft doch zu weit von den ihm Anvertrauten, für die er mehr Zeit haben möchte. Der Pater-Kolbe-Hof mit seinen 40 hauptamtlichen Mitarbeitern im Wohnbereich und fünf in der Werkstatt muß sich selbst tragen und tut es auch. Andreas Blaschke kennt den Hof seit 1983, als er dort als gelernter Elektrofacharbeiter aus dem Erzgebirge ein „soziales Jahr für Gott“ ver brachte. Der Caritas-Verband hat ihn gleich behalten, vier Jahre lang nach Freiburg zur Hedwig Günther aus Schlegel 4 Wochen vor ihrem Tod Fortbildung für Heim- und Werkstattleitung geschickt und ihm danach die Leitung anvertraut. beim Hoffest, mit der Äbtissin, Sr. Rita und Sr. Notburga 18 19 In der Tradition In der Tradition

Bekannte Persönlichkeiten aus der Nähe des Klosters Mönch, Prior, Abt und Pfarrer in Österreich Abt Bruno Heinrich und Prior Eugen Müller Offenbar gelockt von einer Art „Werbeaktion“ der Zisterzienser, ging Richard Heinrich 1927 nach Österreich und legte am Aufbaugymnasium Horn sein Abitur ab. 1934 trat er in das Zisterzien - - zwei Zisterzienser aus St. Marienthal serkloster Stift Stams in Tirol ein. 1937 wechselte er nach Stift Lilienfeld (NÖ), empfing 1939 im Dom zu St. Pölten die Priesterweihe und wurde Kaplan in Annaberg und Josefsberg. Dorthin „Wissen Sie eigentlich, dass aus Ostritz sogar ein Zisterzienser-Abt und ein Prior stammen?“, kehrte er 1945 nach der Entlassung aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück, war von fragte eines Tages Pfarrer Michael Dittrich, der selbst aus St. Marienthal gebürtig ist, und er - 1948 bis 1960 Prior und zumindest einige Jahre davon wohl auch gleichzeitig Novizenmeister. zählte von Abt Bruno und Pater Eugen. Im Hinblick auf Ordensnachwuchs waren diese Jahre für das Kloster ausnehmend gut. Darun - Wir setzen hiermit die Reihe bekannter Persönlichkeiten im kirchlichen und weltlichen Leben aus ter war auch Hermann Müller aus Marienthal, der Sohn seines Lehrmeisters, der als P. Eugen der Umgebung von St. Marienthal fort, in der wir u.a. schon über Henriette Sontag, Edmund OCist von 1960 an dem Lilienfelder Konvent angehört und viele Jahre Prior war (s.u.). P. Bruno Kretschmer, Joseph Bernhard Schönfelder, Julius Rolle, Georg Schröter geschrieben haben. hatte kein Geheimrezept, aber ein praktischer Ratschlag, den ich von ihm selbst hörte, war: „Wenn ich Novizenmeister bin, kann ich nicht bloß im Büro sitzen und warten, dass jemand kommt“. Es war in meiner Schulzeit – also in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts -, als mich mein Nach dieser Zeit ging P. Bruno als Prior nach Südtirol in das Priorat Untermais in Meran. Er hat Vater mit der Botschaft „beglückte“, sein Schulkamerad Richard Heinrich käme aus Österreich auf mir viel von seiner Arbeit dort erzählt, vor allem von seiner Bautätigkeit. 1968 wurde er zum 41. Heimaturlaub nach St. Marienthal. Er bliebe ca. vier Wochen, und da er als gut christkatholischer Abt von Stift Stams gewählt. Bereits nach zwei Jahren resignierte er freiwillig und arbeitete Priester vermutlich jeden Tag würde die Messe lesen wollen, sollte ich ihm bittschön ministrieren. fortan in der Pfarre Neukloster in Wiener Neustadt (NÖ) mit. Meine schönen Sommerferien! Denn damals begann die Konventmesse in St. Marienthal noch um 5.30 Uhr, und Gäste-Priester pflegten im Anschluss daran zu zelebrieren. Wiedersehen in Göttlesbrunn Wahrscheinlich hatte ich in den ersten Tagen einen Flunsch gezogen, aber binnen kürzester Zeit 1976 übernahm er die Pfarre Göttlesbrunn bei Bruck an der Leitha (NÖ), wo er segensreich wich ich diesem Gast nicht mehr von der Seite. Er konnte einen Schuljungen regelrecht faszinie - wirkte und von seiner Gemeinde hoch geachtet und sogar zum Ehrenbürger ernannt wurde. ren! Uns führten bald nicht nur Heilige Messe und anschließendes Frühstück zusammen, sondern In Göttlesbrunn, einer guten Weingegend, konnten wir 1986 Wiedersehen feiern. Ich durfte „zwi - ich durfte auch bei Ausflügen mitkommen und war selig. Damals lernte ich von ihm etwas, was schen den Jahren“ an der Österreichischen Pastoraltagung in Wien teilnehmen. P. Eugen chauf - heute zu meinem Handwerkszeug gehört: immer ein paar Standard-Fragen parat zu haben, um ein fierte mich von Stift Lilienfeld nach Göttlesbrunn. P. Bruno empfing uns am späten Vormittag in Gespräch in Gang zu bringen. seiner blauen Zimmermannsschürze; seine Werkstatt, die er sich im Pfarrhaus eingerichtet hatte und die er auch nutzte, zeigte er mir später. Am Silvesterabend feierten wir die Heilige Messe Richard Heinrich aus Altstadt in Konzelebration. Ich trug das Evangelium vor – und die Kinder in den ersten Bankreihen lach - Außer dem fast vergessenen Professbuch von Stift Lilien - ten sich halb kaputt über mein für ihre Ohren offenbar überaus seltsames Deutsch. feld, das P. Eugen Müller herausgegeben hat, habe ich nur Abt Bruno habe ich zum letzten Mal 1990 gesehen. Wir vier Ostritzer Priester, die im Bistum persönliche Erinnerungen zur Verfügung. Aber vielleicht zei - Dresden-Meißen tätig waren oder noch sind, haben uns seit Studienzeiten immer zu einem gen gerade sie den liebenswerten Menschen Abt Bruno. jährlichen „Ostritztreffen“ zusammengefunden. Nun hatten wir nach dem Geschenk der Freiheit Als Richard Heinrich wurde er als achtes von neun Kindern und der geöffneten Grenzen endlich die Gelegenheit, auch unsere beiden österreichischen Mit - am 30. Juni 1908 in Altstadt geboren. Sein Vater war dort brüder einzubeziehen. So trafen wir uns im Sommer 1990 in Stift Lilienfeld, und auch Abt Bruno Bürgermeister. An seinem Elternhaus, dem damaligen „Hein - konnte kommen! rich-Vorstand“ und heutigen „Heinrich-Gärtner“, führt jetzt Verstorben ist Abt Bruno am 3. Februar 1992 in Bruck an der Leitha. Den zentralen Platz von der „Lichterweg“ vorbei. Mein Vater erzählte von ihm, dass Göttlesbrunn hat man in „Abt-Bruno-Heinrich-Platz“ umbenannt. An seinem Rand steht ein er besonders im Sport zu den Besten seiner Klasse gehörte kleines Mausoleum, in dem er der Auferstehung der Toten entgegenruht. Ein Abt in Zimmer - und als einer der wenigen die Riesenfelge beherrschte. Nach mannsschürze – vielleicht beschreibt dies am besten diesen bescheidenen, sympathischen der Schulzeit erlernte er das Tischlerhandwerk bei der Firma Zisterzienser! Müller in Rusdorf. Nun liegen Altstadt und Rusdorf wirklich dicht beieinander, doch für den Lehr - Pfarrer Michael Dittrich, Löbau ling Richard müssen Welten dazwischen gewesen sein. Eines Abends hat er mir anvertraut, er sei manchmal so von Heimweh geplagt gewesen, dass er da gestanden hätte „wie ein Nachtscherben“.

20 21 In der Tradition Vorgestellt

P. Eugen Müller in Stift Lilienfeld Dr. Winfried Töpler

Pater Eugen Müller hat am 20. August im Wenn ein junger Mann aus Neuzelle erst Chemiefachar - Zisterzienserstift Lilienfeld seine Goldene beiter wird und dann als Historiker und Kunsthistoriker Ordensprofeß gefeiert. Geboren wurde Leiter des Görlitzer Bistumsarchivs, dann klingt das nach Hermann Müller, das zweitälteste der fünf einem Stück jüngster Zeitgeschichte, in der die Kirche und Kinder des Marienthaler Klostertischlers, die Zisterzienser eine entscheidende Rolle gespielt haben 1934 in Pethau bei Zittau. Er war im Klos - dürften. ter St. Marienthal beschäftigt, bis er als So ist es bei Dr. Winfried Töpler gewesen, der dem Freun - Zwanzigjähriger ‚abhaute’ und auf aben - deskreis lange schon angehört und durch Vorträge und teuerliche Weise nach Stift Lilienfeld in Veröffentlichungen über Neuzelle wohl bekannt ist. Wir Niederösterreich gelangte – die Russen haben immer wieder in ‚ora et labora’ über Neuzelle, das waren 1954 noch da - , eine weite Strecke lang mit Hilfe von P. Bruno Heinrich, der ihn auf dem vom 16. bis zum 18. Jh. den Visitator für St. Marienthal ge - Motorrad über die Berge fuhr. Im August 1960 wurde er in Stift Lilienfeld eingekleidet, ein Jahr stellt hat, berichtet (s. ora et labora 36, 40, 41). später legte er die Profeß ab, 1965 die ewigen Feierlichen Gelübde. In Salzburg studierte er 1962 wurde er in Neuzelle als mittleres von sechs Kin - Theologie, im Juli 1966 wurde er zum Priester geweiht. In Stift Lilienfeld wurde er Kanzleidirek - dern in eine Familie geboren, die es nach dem Krieg dahin tor, Novizen- und Klerikermagister, Bibliothekar und Archivar, Subprior und schließlich bis 2010 verschlagen hatte: die Mutter aus dem Kreis Schwiebus Prior. Außer dem von Pfr. Michael Dittrich erwähnten ‚Professbuch des Zisterzienserstifts Lilien - von der anderen Seite der Oder, den Vater aus Mittel - feld’ hat er auch eine Arbeit über die Wappen der Zisterzienseräbte von Lilienfeld seit 1587 ge - schlesien über Grimma und St. Marienthal, von wo Bischof schrieben und arbeitet weiterhin an Veröffentlichungen. Schaffran ihn nach Neuzelle als Landwirt und technischen Leiter des katholischen Schwes - Stift Lilienfeld ist der größte erhaltene mittelalterliche Klosterbau Österreichs und sogar die ternhauses und Kinderheims St. Florian-Stift holte. größte erhaltene zisterziensische Klosteranlage in Mitteleuropa. Es liegt bei St. Pölten in Nie - Winfried Töpler blieb bis zur 10. Klasse in Neuzelle, dann folgte eine dreijährige Berufsausbil - derösterreich, an dem alten Pilgerweg ‚Via Sacra’ von Wien nach Mariazell. Gestiftet wurde es dung mit Abitur als Chemiefacharbeiter in Schwarzheide bei Ruhland. Er arbeitete noch ein 1202 von Leopold VI. von Babenberg, Herzog von Österreich und der Steiermark, und besie - Jahr länger in dem Betrieb, um die Zeit bis zum vorgesehenen Beginn des Wehrdiensts als Bau - delt von Mönchen aus Heiligenkreuz bei Wien. Der Gründer wollte es ‚Mariental’ nennen, es soldat ohne Waffen zu überbrücken und ließ dafür auch den Studienplatz für Chemieanlagen - blieb aber bei dem vorhandenen Ortsnamen ‚Lilienvelt’. Im Siegel einer Urkunde des Klosters bau ruhen. Das nicht politisch gefärbte naturwissenschaftlich-technische Studium hätte er dem von 1230 taucht erstmalig das rot-weiß-rote Bindenschild auf, das von da an alle österrei - der Geschichte vorgezogen, auch wenn er sich eigentlich nur dafür und insbesondere für die Ge - chischen Herzöge und das Kaiserhaus führten und schließlich die Republik im Staatswappen schichte von Neuzelle interessierte, sogar so sehr, dass er schon als Schüler seine Freizeit in übernahm. Archiven verbrachte und, wie sich zeigte, nichts anderes wollte. Am Eingang zur Stiftskirche - Papst Paul VI. hat sie 1976 zur Basilika Minor erhoben - steht die Aber es ging anders weiter. Motiviert durch seinen Heimatpfarrer gab Winfried Töpler seiner frühgotische Portalnische aus der Entstehungszeit des Klosters mit barockem Umbau. In dem Neigung zum Priesterberuf und zum Kloster nach, begann in Erfurt Theologie zu studieren und großen Kreuzgang mit ca. 40 Meter Seitenlänge, erbaut zwischen 1230 und 1260, mit seinem trat nach dem Philosophikum als Novize in das Zisterzienserkloster Rosenthal bei St. Marien - vollständigen Brunnenhaus finden sich Glasbilder aus dem 14. Jh. Berühmt ist die barocke stern ein, wo damals noch vier Mönche lebten. Das Studium ließ er ruhen. Nach einem Jahr im Stiftsbibliothek mit ihren ca. 40.000 Neudrucken, 119 Wiegendrucken und 226 Handschriften, Kloster kehrte er aber in seinen Beruf als Chemiefacharbeiter zurück und wurde Ende 1988 obwohl viele der Bücher, ebenso wie Kunstschätze, 1789 bei der Aufhebung des Klosters durch schließlich in die Armee eingezogen und als Bausoldat nach Lehnin geschickt, wo er an einem Kaiser Joseph II. entfernt wurden und nicht zurück kamen, als sein Nachfolger schon ein Jahr Wohnheim für Offiziere mitbaute. später die Wiedererrichtung des Stifts verfügte. Doch dann kam plötzlich „die Wende“. Mitte November 1989 wurden er und seine Kameraden Die 25 Mönche von Stift Lilienfeld arbeiten zum Teil als Lehrer und Seelsorger in 19 Pfarreien, ohne Erklärung auf Lkws geladen, zur Industriearbeit nach Boxberg bei Weißwasser geschafft, aber legen aber auch besonderen Wert auf die Beherbergung von Pilgern und anderen Gästen. Abt schon am 8. Dezember, also fünf Monate früher als geplant, aus dem Wehrdienst entlassen. ist P. Matthäus Nimmervoll seit 1993. Von heute auf morgen war das ganze Leben völlig verändert – auch die Zukunft: Endlich konnte G.R. Winfried Töpler frei Geschichte studieren, ohne dem politischen System unterworfen zu sein. 22 23 Vorgestellt Aus dem Freundeskreis

An der FU Berlin ging er zu Prof. Kaspar Elm, dem Spezialisten für Ordensgeschichte, der seit 777 Jahre alt und kein bisschen müde der großen Ausstellung 1980 in Aachen vor allem für die Geschichte der Zisterzienser bekannt Bericht über die Mitgliederversammlung war, und belegte Geschichte, Theologie und Kunstgeschichte. Nach dem Magisterexamen mit der Arbeit „Der Konvent von Neuzelle“ bekam er im Bistum Görlitz eine Anstellung im Bistums - Der Freundeskreis der Abtei ist am 15./16. Oktober nach einem Jahr Pause wieder in St. Marien - archiv in Neuzelle. Dorthin war 1993, nach der Auflösung des Priesterseminars, das Bistums - thal zusammengekommen, unmittelbar nach dem Gründungstag der Abtei vor 777 Jahren. Schwer - archiv für Schlesien gebracht worden, das die Grüssauer Benediktiner in Bad Wimpfen geführt punkte der Tagesordnung waren die Neuwahl des Vorstands, der Vortrag über den seligen Alojs hatten. Winfried Töpler hatte es nun zu ordnen und zu verwalten. Gleichzeitig konnte er bei Prof. Andritzki und die Besichtigung des Klosters nach der Hochwasserkatastrophe. Elm seine Doktorarbeit über „Das Zisterzienserkloster Neuzelle (1268-1817) unter dem Einfluß weltlicher und geistlicher Mächte“ schreiben. 1999 zog er mit dem Archiv nach Görlitz, 2005 Aktiver wachsender Verein wurde er Ordinariatsrat und 2008 Leiter des Bistumsarchivs. Nach der Andacht in der ‚Hofkapelle’ mit Herrn Rektor Reichl versammelten sich gut 60 Freun - Die Sympathie für St. Marienthal, die der Vater schon gepflegt hat, hat Winfried Töpler vor allem deskreismitglieder im Celsa-Pia-Haus zur regulären Mitgliedersammlung. In den Grußworten durch sein Geschichtsinteresse vertieft. Auch für seine Doktorarbeit ist er in St. Marienthal ge - der Vorsitzenden Maria Michalk und der Äbtissin Sr. Regina Wollmann kam vor allem die Freude wesen. Seit er in Görlitz arbeitet, ist der Kontakt enger geworden. über das Wiedersehen nach längerer Pause, bedingt durch die Hochwasserkatastrophe im vo - rigen Sommer, zum Ausdruck. Frau Michalk und der Schatzmeister Stefan Vogt zeichneten ein Gisela Rieck, St. Marienthal positives Bild des Vereins, was die Aktivitäten und die wachsende Mitgliederzahl betrifft. Wir be - richten regelmäßig darüber. Eine große Sorge ist und bleibt die mangelhafte Beitragszahlung der Mitglieder. Trotz des relativ geringen Jahresbeitrags wird er von fast einem Drittel der Mit - glieder nicht oder nur mit großer zeitlicher Verzögerung bezahlt, so dass z.Zt. 2.500 € ausstehen.

Der neue Vorstand ist fast der alte Zur Wahl des Vorstands des Freundeskrei - ses waren bis auf den Beisitzer Bernhard Rafelt alle bisherigen Amtsinhaber wieder angetreten. Weitere Kandidaten waren nicht genannt und eine Umbesetzung in - nerhalb der Ämter von der vorgeschlage - nen Kandidatin abgelehnt worden. Der neue Vorstand ist also fast der alte geblieben: Vorsitzende Maria Michalk, Stellv. Vorsitzende Dr. Beata Bykowska, Schatzmeister Stefan Vogt, Schriftführe - rin Jana Weise, Beisitzer Torsten Fechner und Gisela Rieck. Bernhard Rafelt ist mit Dank für sein Mitwirken im Vorstand von Beginn des Vereins an verabschiedet worden.

Seliger Alojs Andritzki Adolf Schorisch, Klosterkirche St. Marienthal Angelehnt an die Seligsprechungen von Papst Johannes Paul II. und Kaplan Alojs Andritzki in diesem Frühjahr stand das Freundeskreistreffen unter dem Motto „Seid heilig, denn ich bin heilig, der Herr, Euer Gott“ aus dem Alten Testament. In seinem Vortrag zeichnete Pfr. Delan aus Radibor das Leben und das Martyrium des seligen Alojs Andritzki (s. ora et labora 43) nach. 1914 in Radibor in einer streng katholischen und gläu - bigen sorbischen Familie geboren, ist er in Radibor und aufgewachsen und zur Schule 24 25 Aus dem Freundeskreis Aus dem Freundeskreis

gegangen. Theologie hat er in studiert, das Pastoralseminar in Schmochtitz besucht. preist die „starke Frau“ (Spr 31,10-31). Die Abtei St. Marienthal war und ist ein Ort der star - 1939 ist er in Bautzen zum Priester geweiht worden, hat die Primiz in seiner Heimatkirche in ken Frauen. Und die Tapferkeit gehört zu den Kardinaltugenden. Radibor gefeiert und ist Kaplan in der Hofkirche in Dresden geworden. Anfang 1941 ist er ver - Ganz bestimmt war dieses Mitgliedertreffen geprägt vom Ernst der Situation und vom Respekt haftet worden, und aus den Akten geht hervor: „... es muß alles getan werden, daß es zu kei - vor dem Ausmaß der Aufgaben, die das Kloster zu bewältigen hat. Was könnten die Impulse die - nem Freispruch kommt. “ Alojs Andritzki hat sich unerschüttert zu seinem Primizspruch „Das ist ses Treffens gewesen sein? Dankbarkeit, dass wir beisammen sein und in der Hofkapelle, die der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube“ bis zu seinem elenden Tod im KZ in Dachau gerade in ihrer Schlichtheit so schön ist, Eucharistie feiern konnten? Vielleicht ein neuer Blick bekannt, wo er am 3. Februar 1943 durch die Giftspritze hingerichtet worden ist. darauf, was bleibt und trägt angesichts eines solchen Schadens? Trotz allen Ernstes waren die Begegnungen fröhlich. Ein pfingstlicher Sprachenaustausch wei - Nach der Verwüstung tete den Horizont des alltäglichen Umgangs. Die gute Vorbereitung, eine straffe Hauptver - Im Anschluß an das Hochamt am Sonntag morgen, das der Dresdner Weihbischof em. Georg sammlung, der bewegende Vortrag, das wunderbare Herbstwetter, der genius loci und nicht Weinhold mit Rektor Reichl und Pfr. Malachowski in der Hofkapelle zelebriert hat, haben Sr. Eli - zuletzt die schmackhaften Mahlzeiten trugen zum Gelingen des diesjährigen Freudeskreistref - sabeth und Sr. Anna die Teilnehmer des Freundeskreistreffens durch das Kloster geführt und fens bei. über den Stand der Sanierung nach der Hochwasserkatastrophe informiert. Eva Nees Was äußerlich schon seit einiger Zeit wieder ganz ordentlich aussieht, bietet innen an man - chen Stellen noch ein wüstes Bild. Insbesondere die Klosterkirche ist weit davon entfernt, wie - Neue Mitglieder der genutzt werden zu können. Die barocke Kreuz- oder Michaelskapelle, ein Höhepunkt aller Der Freundeskreis hat drei neue Mitglieder aufgenommen und heißt sie herzlich willkommen: Klosterführungen, lässt nur ahnen, wie schön sie eigentlich ist. Mit Hilfe reichlicher Fördergel - Joachim Rudolph, Jauernick, und Gabriele und Erich Heimbach, Augsburg. Damit ist die Mit - der und großzügiger Spenden gehen die Arbeiten aber sichtbar und hörbar voran. Der elegante gliederzahl auf 236 gestiegen. Festsaal des Klosters ist zur Restaurierungswerkstatt für die Gemälde aus dem Kreuzgang um - gewidmet – manche alte Schwester mag das vielleicht ein wenig an seine Nutzung im Zweiten Wir gedenken unserer Verstorbenen Weltkrieg als Lazarett erinnern. Die Sanierungsarbeiten werden zugleich auch zur Modernisie - rung genutzt, insbesondere von Gästezimmern in ehemaligen Zellen. Josef Barthuber Mit Dank und guten Wünschen hat die Äbtissin nach dem gemeinsamen Mittagessen ihre Gäste Josef Barthuber aus Burgkirchen an der Alz im Landkreis Altötting ist am 31. Mai mit 45 Jah - verabschiedet und die Hoffnung geäußert, dass das Kloster und der Freundeskreis weiterhin in ren gestorben. Dem Freundeskreis hat er seit 2004 angehört. gutem Kontakt miteinander bleiben. Die nächste Mitgliederversammlung des Freundeskrei - ses findet am 20./21. Oktober 2012 in St. Marienthal statt. Annegret Tekken Gisela Rieck Annegret Tekken, Freundeskreismitglied seit über zehn Jahren, ist am 23. Juli im Alter von 68 Jahren in Norden gestorben. Dort ist sie auf der Grabstelle ihrer Eltern beigesetzt worden. Sie Eindrücke vom Jahrestreffen ist uns von den Freundeskreistreffen, zu denen sie regelmäßig angereist kam, wohl bekannt. Die von der Insel Amrum gebürtige Diakonische Krankenschwester, von der evangelischen Schwes - ternschaft in ihrem Berufsleben hoch geehrt, ist im Jahr 2000 in Hannover zum katholischen Der Wald entlang der Neiße war nicht so bunt wie in den früheren Jahren. Der feuerrote Baum, Glauben konvertiert. Das Sakrament der Firmung hat ihr Herr Rektor Eckstein in St. Marienthal der mich an den „brennenden Dornbusch“ erinnerte, hatte noch seine frische Farbe. Die Bäume gespendet und sie damit voll in die katholische Kirche aufgenommen. Das ist ihr ganzes Glück bekamen durch den kräftigen Regen im Sommer so viel Wasser, dass sie ihr Grün länger fest - gewesen und hat ihr über viel Kummer und Leid im Leben hinweggeholfen. Bald danach ist sie halten können. So viel Wasser... dem Freundeskreis beigetreten. Gott vergelte ihr allen beherzten Einsatz mit dem ewigen Leben! Was im August 2010 über das Kloster hereingebrochen ist, habe ich erst jetzt richtig erfassen können. Über ein Jahr nach der Katastrophe ging es mir unter die Haut, als ich bei der Führung Oswald Springer durch die Gebäude vom Ausmaß der Schäden erfuhr und ihre Spuren sah. Am schlimmsten traf Am 7. Oktober ist Oswald Springer in Cuxhaven 90jährig gestorben. Er ist 1921 in Königshain mich das Aussehen der Kirche. „Wie die Zerstörung des Tempels“ – dachte ich voller Trauer. geboren, hat aber in Cuxhaven gelebt und von dort aus die Verbindung nach Ostritz gehalten Dann kam mir das Wort vom „Gräuel an heiliger Stätte“ in den Sinn (Matth. 24,15). Wie müs - und viel geholfen. Die Stadt hat ihn zu ihrem Ehrenbürger ernannt. sen die Schwestern gelitten haben, als sie ihrer Kirche beraubt waren. Und doch begegneten sie uns gefasst, aufgeschlossen, freundlich, ja sogar humorvoll. Das Buch der Sprichwörter Der Herr gebe ihnen die ewige Ruhe 26 27 Aus dem Freundeskreis Aus St. Marienthal / dem Orden / der Kirche

Silberhochzeit von Bernhard und Brundhilde Rafelt Aus St. Marienthal Bernhard und Brundhilde Rafelt haben am 19. Juli in Ostritz Silberhochzeit gefeiert. Am Schluß stand ein feierlicher Dankgottesdienst in der St. Marienthaler ‚Hofkapelle’ mit den Kindern und Goldene Profeß der Äbtissin Verwandten. Wir gratulieren dem Ehepaar Rafelt mit allen guten Wünschen für die weitere ge - Äbtissin Sr. M. Regina Wollmann hat am meinsame Zukunft. 19. Juni ihre Goldene Ordensprofeß gefeiert (s. S. 18). Im festlichen Hochamt am Prälat Hubertus Zomack 70 fol genden Sonntag, zelebriert von Altabt Der Generalvikar des Bistums Görlitz, Freundeskreismitglied Prälat Hubertus Zomack, ist am 30. Dr. Thomas Denter aus Marienstatt, hat September 70 Jahre alt geworden. Wir wünschen ihm viel Glück und viel Segen! sie im Beisein ihrer Familie und vieler Gäste ihre Profeß erneuert. Pfarrer Michael Dittrich nach Löbau Im nächsten Jahr, am 23. Mai, werden Sr. Pfarrer Michael Dittrich, Mitbegründer und erster Vorsitzender unseres Freundeskreises, ist zum M. Bernadette Steiner und Sr. M. Theresia 1. September Pfarrer von Mariä Namen in Löbau geworden. In den vergangenen zehn Jahren Lebsa ihre Goldene Profeß feiern. ist er Pfarrer von Mariä Heimsuchung und Dekan in Zittau gewesen. In Löbau tritt er die Nach - folge von Pfr. Roland Frosch an, der 14 Jahre lang dort Pfarrer gewesen und mit 70 Jahren in Rektor Josef Reichl 30 Jahre Priester den Ruhestand gegangen ist. Neuer Pfarrer in Zittau ist Bosco Marschner, bisher Pfarrer in Am 27. Juni hat Herr Rektor Reichl seiner Priesterweihe vor 30 Jahren gedacht (s. ora et labora Grimma. Unsere guten Wünsche sind mit ihnen. 42). Das Hochamt in der ‚Hofkapelle’, das ebenfalls Altabt Dr. Thomas Denter aus Marienstatt zelebriert hat, haben viele Marienthaler, Verwandte, Freunde und Mitglieder seiner alten Ge - 3. St. Marienthaler Gespräche 2012 meinde in Stollberg mit ihm gefeiert. Mit dem Schwerpunkt St. Marienthal und Böhmen bieten wir am 14. und 15. April 2012 die dritten „St. Marienthaler Gespräche – Zisterziensische Tradition und geistliches Leben in der Sr. M. Notburga 85 Oberlausitz“ an. Die Tagung unter der Leitung von Gisela Rieck und Dr. Marius Winzeler wird wie - Am 19. September ist Sr. M. Notburga Kretz, die beliebte Klosterbäckerin, 85 Jahre alt gewor - der gemeinsam mit dem Förderkreis des Internationalen Begegnungszentrums IBZ St. Marien - den (s. ora et labora 8, 14, 32, 38, 43). thal veranstaltet. Der Samstag, 14. April, soll mit Vorträgen und Gesprächen in St. Marienthal stattfinden. Für Der Freundeskreis gratuliert sehr herzlich und wünscht Sonntag, 15. April, ist eine Exkursion nach Kloster Sedletz/Sedlec, dem ersten Zisterzienser - den Jubilaren viel Glück und Gottes Segen! kloster Böhmens, und Kuttenberg/Kutná Hora vorgesehen. Damit wollen wir zugleich die Reihe der bisherigen Ausflüge auf der Via Sacra, deren auswärtige Stationen wir inzwischen allesamt Deutschland und Polen - gemeinsam für Europa besucht haben, fortsetzen. war das Thema des Gottesdienstes und der Akademietagung, die das IBZ St. Marienthal am Bitte melden Sie uns elektronisch unter der e-Mail-Adresse [email protected] Ihr Interesse 18. Juni in St. Marienthal anlässlich der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. (s. ora et an der Teilnahme. Wir werden Sie dann so bald wie möglich über Einzelheiten des Programms, labora 42) veranstaltet hat. Bischof Dr. Stefan Cichy von Liegnitz und Weihbischof em. Georg Organisatorisches und Teilnahmegebühren (wieder nur kostendeckend, also auch abhängig von Weinhold von Dresden-Meißen haben mit vielen Geistlichen aus Polen und Deutschland die Hl. der Teilnehmerzahl!) informieren. Messe im Klosterhof zelebriert, mit musikalischer Begleitung durch die Chöre „Non Nobis“ aus Zgorzelec und „Echo Bukowiny“ aus Luban. Anschließend ist an der Statue des Papstes ein Kranz niedergelegt worden. In der Akademietagung haben der Präsident des Europäischen Parlaments, der ehem. Polnische Ministerpräsident Prof. Dr. Jerzy Karol Buzek, und sein Vorgänger im Amt, Prof. Dr. Hans-Gert Pöt - tering, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, die großen Herausforderungen erörtert, vor denen beide Länder gemeinsam und in Abhängigkeit voneinander stehen - Energieversorgung, außen- und innenpolitische Rolle der EU, Sicherheit des Euro - und unter der Moderation von Dr. Fritz Brickwedde mit den Anwesenden diskutiert. 28 29 Aus St. Marienthal / dem Orden / der Kirche Aus St. Marienthal / dem Orden / der Kirche

Besuch der Ausstellung in Zittau Abt Thomas Denter in Himmerod Altabt Dr. Thomas Denter von Kloster Marienstatt, langjähriger Vaterabt von St. Marienthal, ist Eine der schönsten und anregendsten Kunst-Ausstellungen die - im Oktober zum Administrator in Kloster Himmerod in der Eifel berufen worden. Er soll in den ses Sommers, die in Zittau über „Für Krone, Salz und Kelch – kommenden zwölf Monaten die Neuausrichtung der 1134 von Bernhard von Clairvaux gegrün - Wege von Prag nach Zittau“ (s. ora et labora 43), haben die deten Abtei, von der Marienstatt abstammt, begleiten. Schwestern von St. Marienthal Ende Juli auf Einladung aus dem Freundeskreis besucht. Nicht mehr im Schatten der Männerklöster Museums-Direktor Dr. Marius Winzeler hat die Schwestern und Stehen die Zisterzienserinnen im Schatten der Männerklöster? einige weitere Gäste persönlich begrüßt. Er hat sie in der Klos - Um eine Antwort auf diese Frage, die wir uns im Frühjahr bei den St. Marienthaler Gesprächen terkirche am Museum bei einem kleinen Orgelkonzert und an - gestellt haben, haben wir den Generalprokurator des Ordens, P. Meinrad Tomann, in Rom ge - schließend an der hübsch gedeckten Kaffeetafel im Klosterhof beten. Er sagte uns dazu: auf die Besichtigung eingestimmt und durch die Ausstellung „Wir sind grundsätzlich ein einziger Orden. Im Generalkapitel sind alle Zisterzienser und Zis - im ehem. Franziskanerkloster geführt. Das wie für die Stirn - terzienserinnen gleichberechtigt. Dies gilt seit dem Jahr 2000, seit die Frauenklöster wahlbe - wand des Kreuzgangs geschaffene Kruzifix und der segnende rechtigt am Generalkapitel teilnehmen. In verschiedenen Bereichen haben die Frauen aber Auferstehungschristus, beides herausragende Leihgaben aus kein passives Wahlrecht, weil wir ein klerikaler Orden sind. Sie können also nicht zum Gene - St. Marienthal, haben dabei ihre besondere Aufmerksamkeit ralabt gewählt werden. Die ‚potestas regiminis’ kann nur ein Kleriker haben. Sonst sind wir in gefunden. allen Bereichen nicht unterschieden, unsere Frauenklöster stehen nicht mehr im Schatten der Männerklöster“. Wie anders klang das im 13. Jh., als in kurzer Zeit die Zisterzienserinnen-Klöster sehr zahlreich Aus dem Orden wurden. Da versuchten die Äbte und das Generalkapitel, die Gründung der Frauenklöster ein - zuschränken und ihre Inkorporation gar zu verbieten. In den Jahren nach 1210 erließen sie 800 Jahre Abtei Oberschönenfeld nicht nur Vorschriften für die Entfernung der Frauenklöster von denen der Männer, sondern auch Die Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld in Gessertshausen bei Augsburg erinnert in die - für eine sehr strenge Klausur: „Nonnen, die fürderhin dem Orden inkorporiert werden, ... sol - sem Jahr an die Entstehung des Klosters vor 800 Jahren. An dem Festgottesdienst am 28. Au - len gründlich eingeschlossen werden und kein Eigentum haben. ... Äbtissinnen dürfen aber mit gust mit Generalabt Mauro Guiseppe Lepori hat Äbtissin Sr. M. Regina teilgenommen. zwei (Nonnen) aus unvermeidlichen Gründen ausgehen, mit Erlaubnis, wenn möglich, des Das 1211 an der heutigen Stelle auf dem Schönenfeld errichtete Kloster – die älteste Urkunde, Abtes, dem sie anvertraut sind; es geschehe aber ganz selten und ehrenhaft ...“. die Bestätigung aller Ordensprivilegien durch Papst Innozenz IV., stammt von 1248 - ist im Lauf 1220, als dem Generalkapitel die Zahl der Frauenklöster offenbar zu groß geworden war, be - der Geschichte häufig schwer heimgesucht, verlassen und aufgelöst worden, aber immer wie - stimmte es: „Kraft der Autorität des Generalkapitels wird verboten, dass dem Orden in Hinkunft der neu entstanden. In seiner heutigen barocken Form ist es zwischen 1718 und 1721 erbaut eine Nonnenabtei inkorporiert wird. ... Unsere Nonnen sollen eingeschlossen werden, und jene, worden. Die Abtei gehört zur Mehrerauer Kongregation. Vaterabt ist Abt Andreas Range von Ma - die dies nicht wollen, sollen wissen, dass sie von der Obhut des Ordens eliminiert sind.“ rienstatt. Heute leben 25 Schwestern in der Abtei, deren 40. Äbtissin seit 2008 Sr. M. Gertrud Dies befolgte man aber nicht wirklich, weiterhin wurden Frauenklöster inkorporiert. Rigoroser äu - Pesch ist. ßerte sich das Generalkapitel 1228: „In Hinkunft sollen keine Nonnenklöster unter der Bezeichnung oder unter der Jurisdiktion un - Neue Äbtissin in St. Marienstern seres Ordens gebaut oder dem Orden vereint werden... Wenn aber ein Nonnenkloster, das dem Sr. M. Philippa Kraft ist am 9. August zur neuen Äbtissin von St. Marienstern gewählt worden. Orden noch nicht vereint ist oder erst gebaut wird, unsere Bräuche nachahmen will, dann ver - Die 36jährige bisherige Subpriorin, die 1995 in St. Marienstern eingetreten ist, tritt die Nach - bieten wir das nicht. Aber wir übernehmen nicht ihre cura animarum, noch üben wir ihnen ge - folge von Sr. M. Benedicta Waurick (s. ora et labora 18, 36, 43) an, die 25 Jahre lang das Amt genüber das Amt der Visitation aus...“. der Äbtissin ausgeübt und aus Altersgründen resigniert hat. Sr. Philippa ist die 43. Äbtissin des (zit. aus Abt Polykarp Zakar, Verfassungsgeschichte des Ordens). 1248 gegründeten Klosters, in dem 17 Schwestern leben. Die Benediktionsfeier zu ihrer Amts - Doch auch da gab es Ausnahmen, wie St. Marienthal zeigt, das 1237 (1235?) in den Orden inkorporiert worden ist. einführung hat am 18. September stattgefunden. - ck

30 31 Aus St. Marienthal / dem Orden / der Kirche Namenspatrone der Gebäude in St. Marienthal

Aus der Kirche Nicht von ungefähr trägt das alte Brauereigebäude von 1721 den Namen des hl. Bernhard (1090-1153), beherbergt es doch jetzt unsere Notkirche, die „Hofkapelle“, den Klostermarkt Wolfgang Ipolt neuer Bischof von Görlitz und sämtliche Büros des IBZ. Damit ist es so etwas wie eine Schaltzentrale, und dafür steht Lic. theol. Wolfgang Ipolt, Regens des Priesterseminars von Erfurt und Domkapitular des Erfur - St. Bernhard gerade richtig. ter Domkapitels, ist am 28. August in der Kathedrale St. Jakobus zum Bischof von Görlitz ge - weiht worden. Der erst am Tag zuvor in sein Amt eingeführte Berliner Erzbischof Dr. Rainer-Maria Wölki hat die Weihe im Rahmen eines Hochamts in der brechend vollen Kirche vorgenommen, Der Hl. Bernhard von Clairvaux assistiert von Bischof Dr. Konrad Zdarsa aus Augsburg, dem Vorgänger von Bischof Ipolt in Gör - Gedenktag 20. August litz, und Bischof Dr. Joachim Wanke, Wolfgang Ipolts Bischof in Erfurt, der die Predigt gehalten hat. Der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset und fünf weitere Bischöfe, Es ist ja nicht so, als wäre der hl. Bernhard unter ihnen auch Bischof Joachim Reinelt, haben konzelebriert. In Vertretung von Frau Äbtissin für unseren Freundeskreis ein Fremder! hat Sr. M. Alma mit Herrn Rektor an der Feier teilgenommen und dem neuen Bischof die Se - Schon im ersten Heft des Mitteilungsblatts genswünsche und Geschenke des Klosters überbracht. 'ora et labora' war ziemlich ausführlich die Wolfgang Ipolt ist 1954 in Gotha in einer Familie aus dem Sudetenland geboren. 1979 ist er Rede von ihm. Und dann kamen in den in Erfurt zum Priester geweiht worden und hat zehn Jahre als Kaplan und zwölf Jahre als Pfar - Heften etliche Male Bernhards Texte zum rer in verschiedenen Pfarreien gewirkt, bevor er Subregens und 2004 Regens des Priesterse - Tragen. minars in Erfurt geworden ist. Soviel sei noch einmal wiederholt: Um Sein Wahlspruch lautet: „Odorem notitiae Christi manifestare – Den Duft der Erkenntnis Christi 1090 in Burgund in eine Familie des fran - verbreiten“ (1 Kor 2,14) . zösischen Hochadels als drittes von sie - ben Kindern geboren, trat er 21jährig in Denkmal für die Vertriebenenseelsorge den jungen Zisterzienserorden ein, ange - Für Bischof Maximilian Kaller, Weihbischof Adolf Kindermann und zogen von dessen besonderer Strenge, P. Werenfried van Straaten hat in Königstein i.Ts. ein Freundes - und brachte - einmalig in der Ordensge - kreis ein Denkmal zur Erinnerung an die Vertriebenenseelsorge schichte - noch 30 Gefährten mit, teils nach dem 2. Weltkrieg errichtet. Der Kölner Erzbischof Joachim Verwandte, teils Freunde. Kardinal Meisner, aus Schlesien gebürtig, hat es am 1. Septem - 1115 sandte ihn Abt Stephan Harding zur ber eingeweiht. Neugründung des dritten Tochterklosters Zur Geschichte: Der 1946 zum ersten Vertriebenenbischof er - von Cîteaux in das “Wermutstal”, aus dem nannte Maximilian Kaller aus dem Ermland holte mit Prälat Kin - er bald „Clara Vallis“, das “helle Tal” dermann, dem ehem. Rektor des deutschen Priesterseminars in Ölgemälde des Hl. Bernhard, machte, und von dem er seinen Namen Prag, vertriebene Priester und Theologen nach dem 2. Weltkrieg 18. Jh. Refektorium der Abtei St. Marienthal. erhielt: Bernhard von Clairvaux! Er sollte nach Königstein, um ihnen das Theologie-Studium zu ermögli - für das Schicksal des jungen Ordens von chen (s. Prälat Birkner, ora et labora 41) und von hier aus Seel - so entscheidender Bedeutung werden, dass „Cîteaux die Geschichte Bernhards und Bernhard sorge für die Heimatvertriebenen zu leisten. In den leer stehenden die Geschichte von Cîteaux‘“ genannt zu werden verdient. Auch heute noch wird er gern fälsch - Königsteiner Kasernen entstanden das Priesterseminar, die Phi - lich als der Gründer des Zisterzienserordens angesehen. losophisch-Theologische Hochschule und das Gymnasium. Die Er wirkte massgeblich durch Wort und Schrift für die Verbreitung seines Ordens und dessen Muttergottes der Vertriebenen von Erich Jäkel machte die Kollegskirche zu einem Wallfahrtsort. Geistigkeit. Aber Bernhard stand nicht nur gleichsam an der Spitze seines Ordens, er stand Als Dritter kam der Prämonstratenser- ‚Speckpater’ Werenfried van Straaten dazu, der auf dem auch im Mittelpunkt der kirchlichen Geschichte und damit der mitteleuropäischen Politik im ers - Gelände die Zentrale seines internationalen Hilfswerks „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ ein - ten Viertel des 12. Jahrhunderts. Dennoch entsprang sein Einfluss auf Politik und Spiritualität richtete. der damaligen Gesellschaft nicht der Macht seines Ordens, sondern in erster Linie seinem re - - ck ligiösen Genie oder besser seiner tiefen Glaubenskraft. Und man sieht Bernhard nur richtig, 32 33 Namenspatrone der Gebäude in St. Marienthal

wenn man ihn als den großen Sohn seines Ordens versteht, auch wenn dieser Orden ihn als Ich interessiere mich für den Freundeskreis der Abtei seinen Vater verehrt. Seine Predigt für den 2. Kreuzzug (1146-48) auf Geheiß Papst Eugens III. St. Marienthal und bitte um kostenlose Zusendung folgender Materialien: darf nicht unerwähnt bleiben, denn sie trägt bis heute zum Missverständnis seiner ohnehin zwiespältigen Persönlichkeit bei. Durch Mißerfolge und körperliche Leiden aufgerieben starb Bernhard am 20. August 1153 in Informationsmaterial Clairvaux. Aufnahmeantrag zur Mitgliedschaft im Freundeskreis Das Motto für das Titelbild dieses Hefts, das den jungen Bernhard mit seiner Mutter Aleth (im aktuelle Satzung Deutschen bekannt als sel. Aleydis) darstellt, meint zunächst nicht Kindesliebe, sondern die Liebe zum Schöpfer, also zu Gott. Dennoch: Wenn gesagt wird, dass die mütterliche Zuwendung und Liebe, die dem Kind zuteil wird, sich später in dessen Leben bemerkbar macht, so kann dies an St. Bernhard aufgezeigt werden. Letztendlich ist seine Theologie mystische Theologie und damit eine Lehre der Liebe, festzumachen an seinen berühmten Predigten über das Ho - helied. Sein ganzes Werk ist von der Wertschätzung der Liebe durchzogen. In der 83. Anspra - che zum Hohenlied bringt er es auf den Punkt: ”Die Liebe ist sich selbst Verdienst und Lohn. ... Wenn das Geschöpf auch weniger liebt, weil es geringer ist (als Gott) – wenn es mit seinem gan - zen Sein liebt, fehlt nichts, weil da das Ganze ist. So lieben kommt einer Hochzeit gleich ...!”

“O Herr, es ist ein ständig Lassen, wenn man Dich will erfassen. O Herr, es ist wie Tod den Sinnen, wenn man Dich will gewinnen. O Herr, es ist ein ständig Sterben, Segensspruch wenn man Dich will erwerben. Und doch ist's wie Jubel von tausend Geigen, Der Herr segne dich. wenn Du mir wirst zu eigen!” Er erfülle dein Herz mit Ruhe und Wärme, deinen Verstand mit Weisheit, deine Augen mit Klarheit und Lachen, Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist, St. Marienthal deine Ohren mit wohltuender Musik, deinen Mund mit Fröhlichkeit, deine Nase mit Wohlgeruch, deine Hände mit Zärtlichkeit, deine Arme mit Kraft, deine Beine mit Schwung, deine Füße mit Tanz, deinen ganzen Leib mit Wohlbefinden. So lasse der Herr alle Zeit seinen Segen auf dir ruhen. Er möge dich begleiten und beschützen, dir Freude schenken ein Leben lang, dir Mut zusprechen in schweren Zeiten. Wetterfahne aus St. Marienthal mit dem Zeichen der 34 (aus Irland) Äbtissin Klara Mühlwenzel (s. S. 9) Absender:

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PLZ, Ort

Freundeskreis der Abtei St. Marienthal e. V.

St. Marienthal 1

D-02899 OSTRITZ

Geburt Jesu, kleines Ölgemälde, 18. Jh. Klosterstift St. Marienthal

Aller Augen warten auf dich, o Herr. Die Kleinen bitten um Brot. Keiner ist da, der es ihnen bricht. Gütiger Vater, brich du den Hungrigen dein Brot. Wenn du willst, nimm dazu meine Hände, aber tu es in deiner Kraft. Bernhard von Clairvaux