Entwurf Landesentwicklungsplan Schleswig-Holstein 2009 für das Anhörungs- und Beteiligungsverfahren gemäß §7 Absatz 1 Landesplanungsgesetz Herausgeber: Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein Abteilung Landesplanung und Vermessungswesen Düsternbrooker Weg 92 24105

Ansprechpartner: Frank Liebrenz Tel. 0431 988-1734

Titelbild: dwaarsloeper.de, Kiel

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ISSN 0458-6913

Januar 2008

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Die Abteilung Landesplanung und Vermessungswesen im Internet: http://www.landesplanung.schleswig-holstein.de

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Abkürzungsverzeichnis ...... 7

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ...... 9

1. Einleitung ...... 10

2. Rechtliche Grundlagen und Geltungsrahmen ...... 12

3. Entwicklung Schleswig-Holsteins und seiner Regionen in Deutschland und Europa 15

3.1 Schleswig-Holstein in Europa ...... 15

3.2 Schleswig-Holstein und seine Regionen in Norddeutschland ...... 17

4. Demographische Entwicklung ...... 20

4.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 20

4.2 Erwerbspersonenentwicklung ...... 26

4.3 Haushaltsentwicklung ...... 28

4.4 Handlungserfordernisse ...... 29

5. Entwicklung der übergeordneten Raumstruktur des Landes ...... 32

5.1 Leitbild ...... 32

5.2 Küstenmeer und integrierte Küstenzonenentwicklung 32

5.3 Ordnungsräume ...... 34

5.4 Ländliche Räume 36

5.5 Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen 38

5.6 Landesentwicklungsachsen ...... 40

6. Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung ...... 42

6.1 Leitbild ...... 42

6.2 Zentralörtliches System ...... 42

6.2.1 Oberzentren ...... 45

6.2.2 Mittelzentren 46

6.2.3 Unterzentren ...... 47

 6.2.4 Ländliche Zentralorte 49

6.2.5 Stadtrandkerne 49

6.3 Besondere Funktionen von Gemeinden ohne zentralörtliche Einstufung ...... 50

6.3.1 Planerische Funktionen 50

6.3.2 Ergänzende überörtliche Versorgungsfunktion 50

6.4 Siedlungsachsen und Baugebietsgrenzen ...... 52

6.4.1 Siedlungsachsen ...... 52

6.4.2 Baugebietsgrenzen 53

6.5 Wohnungsversorgung 54

6.5.1 Wohnungsbedarf ...... 54

6.5.2 Rahmen der kommunalen Wohnungsbauentwicklung 57

6.6 Flächenvorsorge für Gewerbe- und Dienstleistungen ...... 61

6.7 Städtebauliche Entwicklung ...... 65

6.8 Einzelhandel ...... 69

7. Wirtschaftliche Entwicklung und wirtschaftsnahe Infrastruktur ...... 80

7.1 Leitbild ...... 80

7.2 Kompetenzfelder der Wirtschaft ...... 80

7.3 Wissenschaft, Forschung, Technologie ...... 81

7.4 Verkehr 82

7.4.1 Straßenverkehr 83

7.4.2 Schienenverkehr ...... 84

7.4.3 Häfen, Wasserstraßen, Schifffahrt 85

7.4.4 Luftverkehr 86

7.4.5 Öffentlicher Personennahverkehr und Radverkehr 87

7.5 Energieversorgung ...... 88

7.5.1 Allgemeines ...... 88

7.5.2 Windenergie ...... 89

7.6 Rohstoffsicherung ...... 95

7.6.1 Vorranggebiete für die Rohstoffsicherung ...... 98

7.6.2 Vorbehaltsgebiete für die Rohstoffsicherung ...... 99

7.7 Tourismus und Erholung ...... 100

7.7.1 Schwerpunkträume für Tourismus und Erholung ...... 100

7.7.2 Entwicklungsgebiete für Tourismus und Erholung 103

 7.7.3 Tourismus- und erholungsbezogene Infrastruktur ...... 103

7.8 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 106

8. Entwicklung der Daseinsvorsorge 109

8.1 Leitbild ...... 109

8.2 Bildung ...... 109

8.3 Kinder, Jugendliche und Familien ...... 112

8.4 Senioren ...... 113

8.5 Menschen mit Behinderung ...... 113

8.6 Gesundheit, Pflege, Betreuung und Sport ...... 114

8.7 Kultur 116

8.8 Ver- und Entsorgungsinfrastruktur ...... 117

8.9 Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, Post ...... 117

9. Ressourcenschutz und Ressourcenentwicklung 119

9.1 Leitbild ...... 119

9.2 Natur und Umwelt ...... 119

9.2.1 Vorranggebiete für den Naturschutz ...... 122

9.2.2 Vorbehaltsräume und Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft ...... 123

9.3 Regionale Grünzüge und Grünzäsuren 125

9.3.1 Regionale Grünzüge ...... 125

9.3.2 Grünzäsuren ...... 126

9.4 Grundwasserschutz ...... 127

9.4.1 Vorranggebiete für den Grundwasserschutz 127

9.4.2 Vorbehaltsgebiete für den Grundwasserschutz ...... 127

9.5 Binnenhochwasserschutz ...... 128

9.5.1 Vorranggebiete für den Binnenhochwasserschutz 128

9.5.2 Vorbehaltsgebiete für den Binnenhochwasserschutz ...... 129

9.6 Küstenschutz 130

10. Instrumente zur regionalen und interkommunalen Kooperation sowie zur städtischen Entwicklung 133

10.1 Regionale Entwicklungskonzepte und Kreisentwicklungskonzepte ...... 134

10.2 Regionalmanagement ...... 134

 10.3 Initiative AktivRegion 135

10.4 Städtenetze 135

10.5 Stadt-Umland-Konzepte ...... 136

10.6 Integrierte Stadtentwicklungskonzepte ...... 137

10.7 Kommunale Wohnungsmarktkonzepte ...... 138

Anhang

Anhang A 1 (zu Ziffer 5.3) Abgrenzungskriterien der Ordnungsräume 139

Anhang A 2 (zu Ziffer 5.3) Abgrenzung der Ordnungsräume ...... 141

Anhang A 3 (zu Ziffer 5.5) Abgrenzung der Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen ...... 144

Anhang A 4 (zu Ziffer 7.7.1) Abgrenzung der Schwerpunkträume für Tourismus und Erholung ...... 146

Umweltbericht ...... beiliegende CD-ROM

Hauptkarte

 Abkürzungsverzeichnis

u siehe auch Ziffer

Amtsbl. Schl.-H. Amtsblatt Schleswig-Holstein

AWZ Ausschließliche Wirtschaftszone

B Begründung

BauGB Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Dezember 2006 (BGBl. I S. 3316)

BauNVo Baunutzungsverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I S. 132), geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 22. April 1993 (BGBl. S. 466)

BBodSchG Bundes-Bodenschutzgesetz vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 9. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3214)

BGBl. I Bundesgesetzblatt Teil I

BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. September 2002 (BGBl. I S. 3830), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 23. Oktober 2007 (BGBl. I S. 2470)

EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

EG Europäische Gemeinschaft

EU Europäische Union

EUREK Europäisches Raumentwicklungskonzept

FAG Gesetz über den Finanzausgleich in Schleswig-Holstein in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. September 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 434)

FFH Fauna-Flora-Habitat

G Grundsatz der Raumordnung

GF Geschossfläche

GPK Generalplan Küstenschutz: Integriertes Küstenschutzmanagement in Schleswig-Holstein vom Dezember 2001

G/GR Prüfauftrag an die Regionalplanung: Die Regionalplanung kann abwägen, ob die Zielsetzung des Absatzes oder des Absatzteiles in der Regionalplanung umgesetzt werden sollte. Im Fall einer Umsetzung ist der Absatz oder der Absatzteil im Regionalplan als Grundsatz auszuweisen.

G/ZR Prüfauftrag an die Regionalplanung: Die Regionalplanung kann abwägen, ob die Zielsetzung des Absatzes oder des Absatzteiles in der Regionalplanung umgesetzt werden sollte. Im Fall einer Umsetzung ist der Absatz oder der Absatzteil im Regionalplan als Ziel auszuweisen.

GVOBl. Schl.-H. Gesetz- und Verordnungsblatt Schleswig-Holstein

IKZM Integriertes Küstenzonenmanagement

ISEK Integriertes Stadtentwicklungskonzept

KEK Kreisentwicklungskonzept

L Leitbild der Raumordnung

LaPlaG Gesetz über die Landesplanung (Landesplanungsgesetz) vom 10. Februar 1996 (GVOBl. Schl.-H. S. 232), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15. Dezember 2005 (GVOBl. Schl.-H. S. 542)

LEADER französisch: Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft

LEGG Landesentwicklungsgrundsätzegesetz in der Fassung vom 31. Oktober 1995 (GVOBl. Schl.-H. S. 364)

 LEP Landesentwicklungsplan

LNatSchG Gesetz zum Schutz der Natur vom 6. März 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 136)

LROPl 1998 Landesraumordnungsplan vom 4. Juni 1998 (Amtsbl. Schl.-H. S. 493) in der Fassung der Teilfortschreibung 2004 vom 17. Januar 2005 (Amtsbl. Schl.-H. S. 99)

LWG Wassergesetz des Landes Schleswig-Holstein (Landeswassergesetz) in der Fassung der Bekanntmachung vom 6. Januar 2004 (GVOBl. Schl.-H. S. 8), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. März 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 136)

MKRO Ministerkonferenz für Raumordnung

MSGF Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren Schleswig-Holstein

NN Normalnull

NSG Naturschutzgebiet

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

Pkw Personenkraftwagen

REK Regionales Entwicklungskonzept

ROG Raumordnungsgesetz vom 18. August 1997 (BGBl. I S. 2081, 2102), zuletzt geändert durch Artikel 10 des Gesetzes vom 9. Dezember 2006 (BGBl. I S. 2833)

SchulG Schleswig-Holsteinisches Schulgesetz vom 24. Januar 2007, verkündet als Artikel 1 des Gesetzes zur Weiterentwicklung des Schulwesens in Schleswig-Holstein vom 24. Januar 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 39); § 64 Absatz 2 korrigiert durch Berichtigung (GVOBl. Schl.-H. 2007 S. 276)

SchulG a.F. Schleswig-Holsteinisches Schulgesetz in der alten Fassung vom 1. August 1990 (GVOBl. Schl.-H. 1990 S. 451)

SH-Tarif Schleswig-Holstein-Tarif

SUK Stadt-Umland-Konzept

SUPG Gesetz zur Einführung einer Strategischen Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1746)

TEN-V Transeuropäisches Netz für Verkehr

TöB Träger öffentlicher Belange

UNESCO Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur

UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung in der Fassung der Bekanntmachung vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1757, 2797), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 23. Oktober 2007 (BGBl. I S. 2470)

WRRL Wasserrahmenrichtlinie: Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik

Z Ziel der Raumordnung

Z/GR Vorgabe der Landesplanung an die Regionalplanung: Die Zielsetzung des Absatzes oder des Absatzteiles muss in der Regionalplanung umgesetzt und im Regionalplan als Grundsatz ausgewiesen werden.

Z/ZR Vorgabe der Landesplanung an die Regionalplanung: Die Zielsetzung des Absatzes oder des Absatzteiles muss in der Regionalplanung umgesetzt und im Regionalplan als Ziel ausgewiesen werden.

 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

Tabellen

Tabelle 1: Definition von Zielen und Grundsätzen der Raumordnung ...... 13

Tabelle 2: Begriffsbestimmungen nach § 7 Absatz 4 Raumordnungsgesetz ...... 13

Tabelle 3: Einwohnerentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten bis 2025 ...... 22

Tabelle 4: Einwohnerinnen und Einwohner ab 60 Jahre nach Altersgruppen und Geschlecht ...... 24

Tabelle 5: Einwohnerinnen und Einwohner in den bildungsrelevanten Altersgruppen ...... 26

Tabelle 6: Wohnungsneubaubedarf in den Kreisen und kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein 2007 bis 2025 55

Abbildungen

Abbildung 1: Kooperationsräume der EU-Initiative INTERREG IV B 2007-2013 ...... 17

Abbildung 2: Schleswig-Holstein und seine Regionen ...... 18

Abbildung 3: Einwohnerentwicklung in Schleswig-Holstein bis 2025 ...... 20

Abbildung 4: Entwicklung von Sterbeüberschuss und Wanderungsgewinn 2007 bis 2025 ...... 21

Abbildung 5: Altersstruktur der Einwohnerinnen und Einwohner in Schleswig-Holstein 23

Abbildung 6 Anstieg der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner „75 Jahre und älter“ in den Kreisen und kreisfreien Städten 25

Abbildung 7: Entwicklung der Zahl der Erwerbspersonen in Schleswig-Holstein 2006 bis 2025 ...... 27

Abbildung 8: Entwicklung der Altersstruktur der Erwerbspersonen in Schleswig- Holstein ...... 27

Abbildung 9: Entwicklung der Zahl der Haushalte in Schleswig-Holstein 2006 bis 2025 28

Abbildung 10: Entwicklung der Altersstruktur der Haushalte in Schleswig-Holstein 2006 bis 2025 29

Abbildung 11: Strukturschwache ländliche Räume ...... 48

Abbildung 12: Genehmigte und beantragte Offshore-Windparks in der AWZ (Stand Oktober 2007) ...... 95

Abbildung 13: NATURA 2000-Gebiete (Stand Oktober 2007) ...... 125

Abbildung 14: Überschwemmungsgebiete in Schleswig-Holstein (Stand April 2007) 129

Abbildung 15: Hochwassergefährdete Küstenniederungen in Schleswig-Holstein ...... 132

 1. Einleitung

Die Landesregierung legt hiermit den Entwurf für einen sierten Energiemarkt, der Entwicklung einer integrierten Landesentwicklungsplan (LEP) vor, der den Landesraum- europäischen Meerespolitik und der global geführten ordnungsplan 1998 (LROPl 1998) ersetzen soll. Die mit Diskussion über den Klimawandel zu sehen. der Teilfortschreibung 2004 des LROPl getroffenen Fest- legungen zu Einkaufseinrichtungen größeren Umfangs Diese veränderten Rahmenbedingungen sind Herausfor- sowie zu Gebieten mit besonderer Bedeutung und Vor- derungen für die Raumordnung und die Gestaltung einer ranggebieten für den vorbeugenden Hochwasserschutz nachhaltigen Raumnutzung. Ihnen soll der Landesent- wurden aufgrund ihrer Aktualität jedoch beibehalten. wicklungsplan 2009 Rechnung tragen.

Der Landesentwicklungsplan ist Grundlage für die Vorrangiges Ziel der Landespolitik ist es, nachhaltiges räumliche Entwicklung des Landes bis zum Jahr 2025 Wachstum und Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig und Basis für die Fortschreibung der Regionalpläne in die Umwelt und ihre natürlichen Ressourcen zu schüt- Schleswig-Holstein. Er unterstützt aus Sicht der Raum- zen. Dazu müssen die Standortqualitäten des Landes ordnung die Umsetzung der landespolitischen Ziele, die im Sinne der Strategie „starke Regionen - starke Städte Entwicklung der Teilräume und die Stärkung der kommu- - starke Stadtregionen“ weiter verbessert werden. Die nalen Planungsverantwortung. Durch seinen integrativen Stärkung und Unterstützung der Regionen, Städte und Ansatz, der die verschiedenen Fachplanungen zu einem Stadtregionen eröffnet zugleich neue Entwicklungsim- räumlichen Gesamtkonzept zusammenfügt, ist der Lan- pulse auch für die ländlichen Räume. Gleichzeitig gilt es, desentwicklungsplan auch ein strategischer Plan, der die die wirtschaftliche Entwicklung sozial- und umweltver- Ziele des Landes für die nächsten Jahre aufzeigt. träglich zu gestalten. Aufgabe der Raumordnung ist es, im Sinne einer nachhaltigen Raumnutzung, des Ressour- Seit der Aufstellung des LROPl 1998 vor über 10 Jahren censchutzes und der Sicherung von Entwicklungspoten- haben sich auf internationaler und nationaler Ebene, aber zialen hierfür die räumlichen Voraussetzungen sicherzu- auch in Schleswig-Holstein selbst, die Rahmenbedin- stellen. Der Region kommt als Umsetzungsebene aller gungen für die Steuerung der räumlichen Entwicklung raumordnerischen Aktivitäten dabei eine besondere des Landes verändert: Bedeutung zu. • Wirtschaft und Arbeitsmarkt sind heute auch in Die Raumordnung koordiniert die vielfältigen Nutzungs- Schleswig-Holstein gekennzeichnet durch Globali- ansprüche an den Raum und muss dafür sorgen, dass sierung und eine Verschärfung des Wettbewerbs Raum- und Siedlungsstrukturen nachhaltig sind, indem der Unternehmen sowie der Standorte um Inves- sie ökonomisch und sozial sinnvoll gestaltet werden und titionen und Arbeitsplätze. Gleichzeitig setzt sich gleichzeitig im Einklang mit Natur und Umwelt stehen. der wirtschaftliche Strukturwandel im Land hin zu Erstmals bezieht der LEP auch den Küsten- und Mee- einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft resbereich sowie die Küstenzonenentwicklung syste- weiter fort. matisch in die übergeordnete Raumstruktur mit ein und • Die demographische Entwicklung wird in wenigen macht sie zu Querschnittsthemen des Plans. Jahren auch in Schleswig-Holstein zu sinken- den Einwohnerzahlen und einer sich gleichzeitig Die demographische Entwicklung stellt für die nächsten verändernden Altersstruktur führen. Dabei wird Jahren eine besondere Herausforderung dar, bei der es sowohl die Zahl der älteren Menschen als auch vor allem um die Sicherung der Daseinsvorsorge und die Zahl der Menschen mit alters- und behinde- gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Landesteilen rungsbedingtem Unterstützungsbedarf deutlich gehen wird. Die demographische Entwicklung ist daher zunehmen. Darüber hinaus wird es immer mehr ein weiteres zentrales Querschnittsthema des LEP mit Menschen mit Migrationshintergrund geben. Der Anknüpfungspunkten in mehreren Kapiteln. Besondere demographische Wandel wird in den nächsten Auswirkungen hat die demographische Entwicklung auf Jahren zu einer der wichtigsten Herausforde- den künftigen Rahmen der kommunalen Wohnungsbau- rungen für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. entwicklung, der mit diesem Plan neu festgelegt wird. • In Europa schreitet die Integration weiter voran Eine intakte Umwelt und ein funktionsfähiger Naturhaus- und fordert von den Regionen in Schleswig- halt sind unabdingbare Voraussetzungen für nachhaltig Holstein, sich mit ihrer Leistungsfähigkeit, ihren tragfähige wirtschaftliche und soziale Entwicklungs- Kompetenzen und ihren spezifischen Potenzialen möglichkeiten. Welche voraussichtlichen erheblichen national und europaweit zu profilieren. Umweltauswirkungen die Durchführung des LEP haben • Der staatliche Sektor muss auch im Rahmen von wird, zeigt die Umweltprüfung im Umweltbericht auf, Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung die gemäß der EU-Richtlinie zur Prüfung der Umweltaus- gewährleisten, dass staatliche Gestaltungsmög- wirkungen bestimmter Pläne und Programme (SUP-RL) lichkeiten erhalten bleiben. erstmals zusammen mit dem LEP zu erfolgen hat.

Weitere Veränderungen mit Auswirkungen auf die räum- Von besonderer Bedeutung für den LEP ist die im Rah- liche Entwicklung sind in der zunehmenden Metropoli- men der geplanten Verwaltungsstruktur- und Funktional- sierung des europäischen Städtesystems, dem liberali- reform vorgesehene Kommunalisierung der Regional-

10 planaufstellung und -feststellung. Auch wenn - anders Diese fachpolitikübergreifende Ausrichtung wird auch als bei der durchgeführten Verwaltungsstrukturreform deutlich in den Leitbildern „Wirtschaftliche Entwick- auf Ämterebene - zurzeit weder der regionale Zuschnitt lung“, „Daseinsvorsorge“ und „Ressourcenschutz und der künftigen Planungsräume noch die institutionelle -entwicklung“, die ergänzend zu den raumordnerischen Form der Verwaltungseinheiten, die zukünftig Träger Leitbildern zur „Übergeordneten Raumstruktur des der Regionalplanung sein werden, abschließend festste- Landes“ und zur „Siedlungsstruktur und -entwicklung“ hen, ist jedoch sicher: Es wird bei der Rahmensetzung dargestellt werden. Sie orientieren sich an den von für die räumliche Entwicklung eine neue Arbeitsteilung der Ministerkonferenz für Raumordnung im Juni 2006 zwischen dem Land und den Kommunen geben, bei der verabschiedeten Leitbildern der Bundesraumordnung. die regionale Ebene mehr Verantwortung erhält. Der Gleichwohl sind sie spezifisch für das Land Schleswig- LEP gibt der Regionalplanung im Interesse einer gleich- Holstein formuliert. wertigen und adäquaten Entwicklung aller Landesteile Rahmenbedingungen vor und formuliert Arbeitsaufträ- Schließlich betont der neue LEP ausdrücklich die ent- ge. Er gibt der kommunalen Ebene aber auch deutliche wicklungspolitische Komponente der Raumordnung. Gestaltungsspielräume - gepaart mit mehr regionaler Neben der Umbenennung des bisherigen Landesraum- und kommunaler Eigenverantwortung - für die regionale ordnungsplanes in Landesentwicklungsplan sind daher Entwicklung. So werden die Träger der kommunalisier- erstmals auch Instrumente der regionalen und kommu- ten Regionalplanung künftig zum Beispiel den Rahmen nalen Kooperation in den Plan aufgenommen worden, der kommunalen Wohnungsbauentwicklung sowie die im Sinne einer Umsetzung der Ziele und Grundsätze Windenergieeignungsgebiete und Entwicklungsgebiete der Raumordnung zu einer nachhaltigen Landes- und für Tourismus und Erholung festlegen. Regionalentwicklung beitragen sollen.

Da raumordnerische Festsetzungen zukünftig in Arbeits- teilung zwischen Land und Regionen erfolgen, bezieht der LEP stärker als der LROPl 1998 raumbedeutsame Fachpolitiken mit ein. Beispielsweise werden im Ver- gleich zum bisherigen Plan die Kompetenzfelder der Wirtschaft, die Bereiche Wissenschaft, Forschung und Technologie, die Energieversorgung, Land- und Forst- wirtschaft, Fischerei und Einrichtungen der Daseinsvor- sorge stärker berücksichtigt. Der LEP trägt damit der Erkenntnis Rechnung, dass insbesondere die Herausfor- derungen der Globalisierung und des demographischen Wandels, aber auch das Thema Klimawandel einer sek- torübergreifenden Betrachtung bedürfen. Er greift dazu die raumrelevanten generellen Leitvorstellungen und die von den Fachpolitiken beschriebenen Korridore auf und übersetzt sie in die räumliche Ebene. Ein Anspruch auf eine umfassende Darstellung aller Fachbereiche oder gar die Koordination der Fachpolitiken wird gleichwohl nicht erhoben.

11 2. Rechtliche Grundlagen und Geltungsrahmen

Der Landesentwicklungsplan (LEP) basiert auf folgenden • die Territoriale Agenda der EU (TA) sowie die gesetzlichen Grundlagen: LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäischen • § 8 Absatz 1 des Raumordnungsgesetzes (ROG) Stadt jeweils von 2007, vom 18. August 1997 (BGBl. I S. 2081, 2102), zu- • die von der Ministerkonferenz für Raumordnung letzt geändert durch Artikel 10 des Gesetzes vom (MKRO) am 30.6.2006 verabschiedeten Leitbilder 9. Dezember 2006 (BGBl. I S. 2833) sowie und Handlungsstrategien für die Raumentwick- • §§ 3, 5 und 7 des Gesetzes über die Landes- lung in Deutschland, planung (Landesplanungsgesetz, LaPlaG) in der • eine Vielzahl fachlicher Entschließungen der Fassung vom 10. Februar 1996 (GVOBl. Schl.-H. MKRO und der Konferenz Norddeutschland, S. 232), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15. • die Positionierung der Landesregierung zur Stär- Dezember 2005 (GVOBl. Schl.-H. S. 542). kung des Standorts Schleswig-Holstein („Schles- wig-Holstein - Ein starker Partner im Norden“) Der LEP ersetzt den Landesraumordnungsplan vom sowie 4. Juni 1998 (Amtsbl. Schl.-H. 1998 S. 493) in der Fas- sung der Teilfortschreibung 2004 vom 17. Januar 2005 • die trilateralen Vereinbarungen der Metropol- (Amtsbl. Schl.-H. S. 99). Er besteht aus Text und Karte. region .

Neben den Zielen der Raumordnung setzt der LEP Der LEP ist nach § 4 Absatz 1 LaPlaG in Verbindung auch die sonstigen raumordnerischen Grundsätze und mit § 3 Absatz 1 Satz 1 LaPlaG ein Rahmen setzender Erfordernisse fest, die das ganze Land einschließlich Leitplan. Alle Träger der öffentlichen Verwaltung sowie des schleswig-holsteinischen Küstenmeeres bis zur Personen des Privatrechts in Wahrnehmung öffentlicher Hoheitsgrenze (12-Seemeilen-Zone) betreffen oder für Aufgaben haben unbeschadet ihrer sachlichen und ört- die räumliche Beziehung der Landesteile untereinander lichen Zuständigkeit für seine Verwirklichung einzutreten wesentlich sind. Ziele und Grundsätze für das schleswig- und keine Planungen aufzustellen, bestehen zu lassen, holsteinische Küstenmeer werden aufgrund der Zustän- zu genehmigen, zu verwirklichen oder Maßnahmen digkeit des Landes ausschließlich im Landesentwick- durchzuführen, die nicht mit ihm in Einklang stehen. lungsplan festgelegt; die Darstellungen in der Hauptkarte Die Finanz- und Fachplanungen aller Planungsträger der sind in den Regionalplänen nachrichtlich zu übernehmen. öffentlichen Verwaltung sowie die kommunalen Ent- wicklungsplanungen sind an die Ziele der Raumordnung Die Ziele des LEP sind landesplanerische Letztent- gebunden. scheidungen, die unter Einbeziehung und Abwägung der Grundsätze des § 2 ROG sowie der Interessen der Die Aussagen des LEP werden ergänzt und konkretisiert Kreise, Städte und Gemeinden nach dem Gegenstrom- durch die Regionalpläne. prinzip getroffen wurden. Bei der Verbindlichkeit der raumordnerischen Aussagen Die Zielsetzungen berücksichtigen ist zwischen Zielen und Grundsätzen der Raumordnung zu unterscheiden (siehe Tabelle 1). Im Text werden Ziele • das Europäische Raumentwicklungskonzept (EU- und Grundsätze der Raumordnung durch Symbole ent- REK) von 1999, sprechend der Tabelle 1 kenntlich gemacht. Sie gelten • die Leitlinien für eine nachhaltige räumliche jeweils für die Textteile, denen sie zugeordnet sind. Entwicklung auf dem europäischen Kontinent (CEMAT) von 2000, Den Zielen und Grundsätzen ist jeweils eine Begründung • die europäischen Strategien für eine moderne und beigefügt, die durch das Symbol „B“ gekennzeichnet ist. dynamische Wirtschaftsentwicklung (Lissabon Das Symbol „L“ kennzeichnet die Leitbilder. Auch den 2000) sowie für eine nachhaltige Wirtschaftsent- Leitbildern kommt die Rechtsqualität von Grundsät- wicklung (Göteborg 2001), zen der Raumordnung zu. Sie sind zusammen mit den • die fortgeschriebenen Konzepte und Strategien Grundsätzen der Raumordnung nach § 2 Raumordnungs- der räumlichen Entwicklung im Ostsee- und Nord- gesetz und § 2 Landesentwicklungsgrundsätzegesetz seeraum (VASAB, NORVISION), übergeordnete Abwägungsmaßstäbe für die Festle- • die Empfehlung der Europäischen Union (EU) zum gungen in den einzelnen Fachkapiteln, die mit den Zielen Integrierten Küstenzonenmanagement (IKZM) und Grundsätzen der Raumordnung den verbindlichen (2002/413/EG vom 30.5.2002) und die nationale Rahmen für die künftige Entwicklung aufzeigen. IKZM-Strategie vom 22.3.2006, • das „Grünbuch“ der EU zur europäischen Mee- respolitik und die einschlägigen EU-Umweltricht­ linien einschließlich der derzeit in der Endabstim- mung befindlichen EU-Meeresstrategierichtlinie als Umweltsäule dieser Politik,

12 Z Ziele der Raumordnung sind verbindliche Vorgaben in Form von räumlich und sachlich bestimmten oder bestimmbaren, vom Träger der Landes- oder Regionalplanung abschließend abgewogenen textlichen oder zeichnerischen Festlegungen in Raumordnungsplänen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums (§ 3 Nr. 2 ROG). Sie sind keiner Abwägung mehr zugänglich und daher von den öffentlichen Stellen (§ 3 Ziffer 5 ROG) bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu beachten (§ 4 Absatz 1 ROG). G Grundsätze der Raumordnung sind allgemeine Aussagen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums in oder aufgrund von § 2 als Vorgaben für nachfolgende Abwägungs- oder Ermessens- entscheidungen (§ 3 Nr. 3 ROG). Die im LEP enthaltenen Grundsätze der Raumordnung einschließ- lich der Leitbilder ergänzen die Grundsätze nach § 2 ROG und konkretisieren die im Landesentwick- lungsgrundsätzegesetz enthaltenen generellen Aussagen zu bestimmten Fragen der räumlichen Entwicklung. Sie sind als Vorgaben für die öffentlichen Planungsträger im Rahmen von Abwägungen zu berücksichtigen. Z/ZR Vorgabe der Landesplanung an die Regionalplanung: Die Zielsetzung des Absatzes oder des Absatz- teiles muss in der Regionalplanung umgesetzt und im Regionalplan als Ziel ausgewiesen werden. Z/GR Vorgabe der Landesplanung an die Regionalplanung: Die Zielsetzung des Absatzes oder des Ab- satzteiles muss in der Regionalplanung umgesetzt und im Regionalplan als Grundsatz ausgewiesen werden. G/ZR Prüfauftrag an die Regionalplanung: Die Regionalplanung kann abwägen, ob die Zielsetzung des Ab- satzes oder des Absatzteiles in der Regionalplanung umgesetzt werden sollte. Im Fall einer Umset- zung ist der Absatz oder der Absatzteil im Regionalplan als Ziel auszuweisen. G/GR Prüfauftrag an die Regionalplanung: Die Regionalplanung kann abwägen, ob die Zielsetzung des Ab- satzes oder des Absatzteiles in der Regionalplanung umgesetzt werden sollte. Im Fall einer Umset- zung ist der Absatz oder der Absatzteil im Regionalplan als Grundsatz auszuweisen.

Tabelle 1: Definition der Ziele und Grundsätze der Raumordnung

Eine verbindliche unmittelbare Rechtswirkung gegen- über dem Einzelnen haben Ziele und Grundsätze nicht. Vorranggebiete (§ 7 Abs. 4 Nr. 1 ROG):

Die Festlegungen zur Raumstruktur werden durch Fest- Gebiete, die für bestimmte, raumbedeutsame Funk- legungen zu Vorrang-, Vorbehalts- und Eignungsgebieten tionen oder Nutzungen vorgesehen sind und andere ergänzt. Diese besonderen Gebietskategorien der Raum- raumbedeutsame Nutzungen in diesem Gebiet aus- ordnung sind in § 7 Absatz 4 ROG wie folgt definiert: schließen, soweit diese mit den vorrangigen Funkti- onen, Nutzungen oder Zielen der Raumordnung nicht vereinbar sind. Vorbehaltsgebiete (§ 7 Abs. 4 Nr. 2 ROG):

Gebiete, in denen bestimmten, raumbedeutsamen Funktionen oder Nutzungen bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen be- sonderes Gewicht beigemessen werden soll. Eignungsgebiete (§ 7 Abs. 4 Nr. 3 ROG):

Gebiete, die für bestimmte, raumbedeutsame Maß- nahmen geeignet sind, die städtebaulich nach § 35 Baugesetzbuch zu beurteilen sind und an anderer Stelle im Planungsraum ausgeschlossen werden.

Tabelle 2: Begriffsbestimmungen nach § 7 Absatz 4 Raumord- nungsgesetz

13 Für die gemeindliche Bauleitplanung besteht eine beson- und der Änderung des Landesplanungsgesetzes ders normierte Pflicht zur zwingenden Beachtung der (LaPlaG) im Zuge der geplanten Verwaltungsstruktur- Ziele der Raumordnung (gemäß § 1 Absatz 4 BauGB in und Funktionalreform können sich im Aufstellungsver- der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September fahren Änderungen im LEP ergeben. 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel I des Gesetzes zur Erleichterung von Planungsvorhaben Der Planungszeitraum des LEP geht bis zum Jahr 2025. für die Innenentwicklung der Städte vom 21. Dezember 2006 (BGBl. I S. 3316)).

Dies gilt auch für künftige Bebauungspläne, die aus einem rechtsgültigen Flächennutzungsplan entwickelt werden, der über den bis 2010 ausgerichteten Pla- nungszeitraum des Landesraumordnungsplans 1998 hinausgeht und bei dem der landesplanerische Sied- lungsrahmen gemäß Ziffer 7.1. Absatz 4 Landesraum- ordnungsplan 1998 entsprechend erweitert wurde. Die in den rechtsgültigen Flächennutzungsplänen noch aufgrund der Ziffer 7.1 Absatz 4 des Landesraumord- nungsplans 1998 dargestellten Flächen für die Wohn- bauentwicklung müssen dagegen nicht nachträglich an die gegenüber dem Landesraumordnungsplan 1998 geänderten Zielsetzungen zur Wohnungsbauentwicklung angepasst werden. Sie genießen insoweit Bestands- schutz.

Der in diesem LEP neu bestimmte Rahmen der kommu- nalen Wohnungsbauentwicklung für den örtlichen Bedarf ( u 6.5.2 Absatz 3) ersetzt nicht nur den allgemeinen Siedlungsrahmen seines Rechtsvorgängers, des Lan- desraumordnungsplans 1998, sondern modifiziert auch die Festsetzungen der derzeit gültigen Regionalpläne hierzu. Auf die Aufhebung der in den derzeit gültigen Regionalplänen festgelegten planerischen Funktionen gemäß Ziffer 6.2.1 Landesraumordnungsplan 1998 wird hingewiesen ( u 6.3.1).

Eine Prüfung über Auswirkungen des LEP auf die Um- welt hat stattgefunden (siehe hierzu Artikel 4 bis 9 der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Um- weltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme in Verbindung mit §§ 14a folgende des Gesetzes zur Einführung einer Strategischen Umweltprüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG und 2003/35/EG (SUPG) vom 25. Juni 2005 [BGBl. I S. 1746] in Verbin- dung mit § 11 Absatz 2 Nr. 2 des Landesgesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung in der Fassung des Gesetzes zur Einführung einer Strategischen Umwelt- prüfung und zur Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG und 2003/35/EG vom 17. August 2007 [GVOBl. Schl.- H. S. 426]). Der in diesem Zusammenhang stehende Umweltbericht ist integraler Bestandteil der Begründung des LEP. Er beschreibt und bewertet die voraussicht- lichen erheblichen Umweltauswirkungen, die die Durch- führung des LEP auf die Umwelt haben wird.

Aus Änderungen des Landesentwicklungsgrundsätze- gesetzes (LEGG in der Fassung vom 31. Oktober 1995 [GVOBl. Schl.-H. S. 364]) im Zusammenhang mit der anstehenden Überprüfung des Zentralörtlichen Systems

14 3. Entwicklung Schleswig-Holsteins und seiner Regionen in Deutschland und Europa

Modellregion für Schleswig-Holstein konsequent G 3.1 Schleswig-Holstein in auszubauen. Europa (3) Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Ost- seeregion, ihres territorialen Zusammenhalts und (1) Eine Stärkung des Standortes „Schleswig-Hol- ihrer nachhaltigen Entwicklung bleibt für Schles- stein in Europa“ erfordert eine weit über das wig-Holstein eine wesentliche Aufgabenstellung Land hinausweisende Entwicklungsperspektive. auch mit dem Ziel der eigenen Standortstärkung. Darüber hinaus bedarf es der Orientierung hin Nachdem sich in den vergangenen etwa 20 zu den anderen internationalen Wachstums- Jahren in der Ostseeregion ein engmaschiges und Absatzmärkten. Dabei muss die besondere Netzwerk selbst bestimmter Zusammenarbeit Lage Schleswig-Holsteins als nördlichstes Land entwickelt hat und die Ostsee selbst mit der EU- der Bundesrepublik Deutschland mit direkten Erweiterung im Mai 2004 faktisch zum „europä- Land- und Wasserverbindungen in den gesamten ischen Binnenmeer“ geworden ist, gilt es, diese Nord- und Ostseeraum berücksichtigt werden. Kooperationspotenziale aktiv zu nutzen und die Schleswig-Holstein soll noch stärker in das nord- Ostsee als wichtige Ressource und als attraktiven aber auch zentraleuropäische Umfeld eingebun- Lebensraum zu schützen. den werden, um dadurch die wirtschaftlichen und Ziel ist die Entwicklung des Ostseeraumes zur politischen Rahmenbedingungen zu verbessern. maritimen Modellregion Europas bis zum Jahr Das Land und seine Regionen müssen daher 2015 unter Einbeziehung der Kompetenzen und Landesgrenzen überschreitende Kooperationen in Vorarbeiten der bestehenden Ostseeorganisati- allen wichtigen Politikfeldern ausbauen und den onen. Austausch von Ideen, Fachleuten, kulturellen Ver- Im Ostseeraum stellt sich zudem die neue Her- anstaltungen, aber auch von Waren und Dienst- ausforderung, wie eine aktive Zusammenarbeit leistungen intensivieren. mit Partnern aus Nordwest-Russland durch das Ausgehend von dieser europäischen und globalen neue „Europäische Nachbar- und Partnerschafts- Perspektive soll sich Schleswig-Holstein immer instrument“ organisiert werden kann. mehr zur „Drehscheibe im Norden Europas“ Die künftige Zusammenarbeit soll das spezielle entwickeln. Steigender Außenhandel, zuneh- Profil der Ostseeregion weiter entwickeln und mende Seeverkehre, wachsende Kooperationen Impulse für Innovationen setzen. Daher müssen in Bereichen wie Forschung und Technologie, als besondere Standortbedingungen besonders Naturschutz und Nachhaltigkeit, Bildung und berücksichtigt werden: Hochschule, zivile Sicherheit sowie Kultur und Ju- • das hohe Qualifikationsniveau der Bevölkerung, gendbegegnung bieten geeignete Entwicklungs- ansätze. Diese Chancen für Schleswig-Holstein • der dichte Besatz mit Universitäten und For- zu nutzen, erfordert eine weitere Ausrichtung des schungseinrichtungen, Landes auf die Infrastrukturen und Netzwerke des • die weltweit führende Position in der Nutzung Ostsee- und des Nordseeraums. und Anwendung von Informations- und Kom- munikationstechnologien, (2) Schleswig-Holstein will bis 2015 maritime • die starke Verflechtung der nationalen Binnen- Modellregion in Europa werden. Das Land hat ökonomien sowie im Rahmen der europäischen Meerespolitik, die • die stetig wachsenden Transportvolumina quer auf EU-Ebene seit 2005 neu entwickelt wird, bei über die Ostsee und den europäischen Institutionen in Brüssel eine • die Besonderheiten der Meeresumwelt der hohe Reputation erlangt. Die breit angelegte Ostsee. Expertise Schleswig-Holsteins in den verschie- Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die denen maritimen Branchen einerseits, wie zum Öffnung der Märkte in Ost- und Mitteleuropa und Beispiel Forschung und Technologie, Schiffbau die nachholende wirtschaftliche Entwicklung in und Schiffssicherheit, Tourismus und Raumpla- den neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Uni- nung, Energie, Fischerei, und eine aktive Politik on (EU) die Gewichte innerhalb der erweiterten für die Meeresumwelt andererseits werden EU verschieben können. schon heute als beispielhaft wahrgenommen. Die Regierungsinitiative „Zukunft Meer“ und andere konkrete Initiativen des Landes wurden in eine (4) Vor diesem Hintergrund hat die Mitwirkung europäische „best practice“-Liste aufgenommen. Schleswig-Holsteins bei der zukünftigen Politikge- Es gilt, dieses Profil einer europäischen maritimen staltung in der Ostseeregion und die Weiterent-

15 wicklung der strategischen Zusammenarbeit im (7) Infrastrukturell hat für Schleswig-Holstein vor Rahmen des Projektes einer „Südwestlichen allem der weitere Ausbau der Transeuropä- Ostseeregion“ (STRING) hohe Priorität. Auf der ischen Verkehrsnetze herausragende Bedeu- Grundlage der zwischen allen Projektpartnern tung. So soll der Bau einer festen Fehmarnbelt- vereinbarten Vertiefung und Ausweitung der lang- querung die Wirtschaftsräume Norddeutschlands fristig angelegten Kooperation sollen die Themen und Südskandinaviens noch enger zusammen- Forschung und Wissenschaft, Biotechnologie, rücken lassen und zusätzliche wirtschaftliche Regionalpolitik, maritime Wirtschaft und erneu- Impulse setzen. Dabei muss mittelfristig ein Aus- erbare Energien sowie Klimaschutz im Zentrum bau der Nord-Süd-Verkehrswege in Schleswig- stehen. Im Ergebnis soll sich dieser Raum unter Holstein einschließlich einer neuen Querung der Einschluss der beiden Metropolregionen Ham- Elbe und des Nord-Ostsee-Kanals berücksichtigt burg und Öresundregion (Kopenhagen/Malmö) zu werden. Weiterhin kann der Standort Schleswig- einer starken europäischen Makroregion verfes- Holstein von einer Realisierung der Europatrassen tigen. Durch die gemeinsame Generierung von „Via Hanseatica“ (östlich an die Bundesautobahn neuen Kompetenzen, Kapazitäten und Potenzialen 20 anschließend und in Polen Richtung Danzig soll ein Entwicklungsprozess ausgelöst werden, verlaufend) und „Via/Rail Baltica“ (von Polen über der auch zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit die baltischen Staaten bis St. Petersburg verlau- Schleswig-Holsteins beiträgt. fend) aufgrund der besseren Verkehrsanbindung Richtung Osteuropa erheblich profitieren. (5) Auch der Nordseeraum ist für Schleswig-Hol- stein als „Drehscheibe im Norden Europas“ von (8) Einen Rahmen zur Wahrnehmung dieser wich- zunehmender Bedeutung. Dabei steht für Schles- tigen europäischen Entwicklungspotenziale und wig-Holstein im Vordergrund, die Interessen des Politikansätze bietet auch die europäische Raum- Landes im Ostsee- und Nordseeraum in den ordnungspolitik. Auf der Grundlage des 1999 be- nächsten Jahren stärker zu verzahnen. Spezielle schlossenen „Europäischen Raumentwicklungs- Zielsetzung für den Nordseeraum ist es, sich auf konzeptes“ (EUREK), das erstmals räumliche den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen Ziele und Leitbilder für die zukünftige Entwicklung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu des Territoriums der Europäischen Union formu- konzentrieren, die Fachkooperationen zu ver- lierte, wurde im Mai 2007 die „Territoriale Agenda stetigen und sich als Land zwischen den Meeren der EU“ verabschiedet. Dieses Strategiepapier auch in diesem maritimen Raum erfolgreich hat eine Vielzahl politischer Empfehlungen an die zu positionieren. Ansatzpunkte für eine solche Mitgliedstaaten gerichtet und einen Rahmen für Nordseestrategie des Landes sind der Ausbau die nationalen Raumentwicklungspolitiken festge- der bilateralen Zusammenarbeit mit einzelnen legt. Bei der Umsetzung der Agenda soll Schles- Nordseestaaten, die Beteiligung an multilateralen wig-Holstein durch eine integrierte Raumentwick- INTERREG-Projekten, die Einbringung schleswig- lungspolitik die Potenziale seiner Regionen und holsteinischer Interessen in die meerespolitischen Städte für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum Überlegungen und Konzepte der Region und die und mehr Beschäftigung mobilisieren. Weiterhin Integration in die Nordseeschutzkonferenz, die soll Schleswig-Holstein durch eine effiziente und Wattenmeerkooperation, die Nordseekommissi- innovative Nutzung seiner räumlichen Vielfalt on, die Konferenz der Peripheren Küstenregionen einen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähig- Europas sowie nordseeweite Kooperationen und keit Europas leisten. wichtige Netzwerke. Durch diese Kooperationen soll auch der Schutz des Ökosystems Nordsee (9) Zur Gestaltung und Umsetzung europäischer sichergestellt werden. Politikansätze ist für Schleswig-Holstein auch weiterhin eine ausreichende Finanzausstattung (6) Diese europäisch ausgerichtete Politik soll durch aus europäischen Förderansätzen erforderlich. Mit die gewachsene und weiterzuentwickelnde dem Zukunftsprogramm Schleswig-Holstein, den Zusammenarbeit Schleswig-Holsteins mit seinem transnationalen Förderprogrammen INTERREG IV Nachbarland Dänemark besonders unterstützt B (Ostsee- und Nordseeraum) sowie den grenz- werden. Sowohl mit der Region Süddänemark als überschreitenden Kooperationsräumen INTER- auch mit der Region Seeland und der Öresund- REG IV A (zu Süddänemark und Seeland) stehen region sind die grenzüberschreitenden Koope- in Schleswig-Holstein im Rahmen der aktuellen rationen zu intensivieren. Dazu sind geeignete europäischen Strukturfondsperiode bis 2013 viel- Kooperationsstrukturen aufzubauen und weiter- fältige Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Diese zuentwickeln, Felder einer längerfristigen thema- gilt es, durch geeignete Projekte zu nutzen. tischen Zusammenarbeit zu definieren, gemein- Das Zukunftsprogramm Schleswig-Holstein ist same Leitprojekte aufzubauen und strategische dabei Regionalentwicklungsansätze zu vereinbaren. 16 Abbildung 1: Kooperationsräume der EU-Initiative INTERREG IV B 2007-2013

das bisher größte Förderprogramm des Landes. Rund 1,4 Milliarden Euro an öffent- G 3.2 Schleswig-Holstein lichen Fördergeldern stehen für die Jahre 2007 bis 2013 bereit. Mit ihnen soll ein Investiti- und seine Regionen onsvolumen von mehr als 3 Milliarden Euro bewegt werden für die Wirtschaft und die Re- in Norddeutschland gionen in Schleswig-Holstein sowie für mehr Innovation, Wachstum und Beschäftigung. Es vereint die vier Einzelprogramme Zukunftspro- (1) Schleswig-Holsteins Entwicklungschancen beru- gramm Wirtschaft, Zukunftsprogramm Arbeit, hen in besonderem Maße auf einer erfolgreichen das Zukunftsprogramm Ländlicher Raum und norddeutschen Zusammenarbeit mit den das Zukunftsprogramm Fischerei unter seinem benachbarten Ländern. Zur Verstärkung dieser Dach. Perspektive sollen vorrangig die folgenden Aufga- ben umgesetzt werden: Im Einklang mit den Zielen der Lissabon-Strate- gie sollen sich die Förderansätze insbesondere • Identifizierung, Profilierung und Vermarktung auf die inhaltlichen Schwerpunkte „Innovati- gemeinsamer norddeutscher Branchen- und on“, „Wachstum“, „Wettbewerbsfähigkeit“, Technologiecluster; „Arbeitsmarkt“ und „Ausbau der spezifischen • Erarbeitung eines Struktur- und Entwicklungs- regionalen Potenziale“ konzentrieren. Bei der konzeptes mit einer schwerpunktmäßigen Nutzung der verschiedenen Förderprogramme Ausrichtung auf Forschung, Innovation und und der Bewilligung konkreter Projekte ist eine Qualifikation; enge Abstimmung zwischen den zuständi- • Vervollständigung der regionalen und überregi- gen Behörden erforderlich, um ein sinnvolles onalen Verkehrserschließung zur Anbindung an Ineinandergreifen der Förderungen zu gewähr- die Wirtschaftsräume in Europa; leisten. Dabei ist auch das Prinzip der Nachhal- • weiterer Ausbau der Verwaltungskooperation; tigkeit zu erfüllen (Göteborg-Strategie). • gemeinsame Vertretung norddeutscher Inter- essen im Bereich der Ostseezusammenarbeit, auch in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt. 17 Abbildung 2: Schleswig-Holstein und seine Regionen

(2) Schleswig-Holstein ist zur Absicherung seiner ven sollen dazu beitragen, die Standortattraktivität landesweiten Entwicklungschancen auch auf und Lebensqualität der Teilräume zu verbessern. starke und wettbewerbsfähige Teilräume Für die wichtigsten großräumigen regionalen Ent- angewiesen. Diese sollen zunehmend in die wicklungsinitiativen im Lande sind die folgenden Lage versetzt werden, ihre Aufgaben in eigener Perspektiven zu berücksichtigen. Verantwortung zu gestalten. Raumwirksame Planungen und Maßnahmen zur Entwicklung (3) Der Landesteil Schleswig soll als nördlichster des Landes sollen daher fachübergreifend und Teilraum Deutschlands eine besondere Transit- erforderlichenfalls Ländergrenzen überschreitend funktion zwischen Skandinavien und den übrigen auf Regionen ausgerichtet werden. Regionale europäischen Wirtschaftsräumen wahrnehmen. Kooperationen und regionale Entwicklungsinitiati- Die sich aus dieser Funktion sowie aus den

18 Potenzialen als Tourismus- und Ferienregion (5) Mit der Region Lübeck wurde im Grenzbereich ergebenden Chancen sollen für eine wirtschaft- der Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg- liche Weiterentwicklung genutzt werden. Die zu Vorpommern ein wichtiger Rahmen für eine abge- vervollständigende Infrastruktur für den internati- stimmte räumliche Entwicklung in der Region ge- onalen Verkehr soll die Rahmenbedingungen für schaffen. Insbesondere die vielfältigen regionalen Kooperation in der Region zusätzlich verbessern. und funktionalen Verflechtungen zwischen der Die Zusammenarbeit mit der Region Süddäne- Hansestadt Lübeck und ihrem Umland (wie die mark und insbesondere gemeinsame Aktivitäten zunehmenden stadtregionalen Pendler-, Einkaufs- und Projekte im deutsch-dänischen Grenzraum und Naherholungsbeziehungen) und die weitere sollen dem Landesteil Schleswig bedeutsame Verlagerung städtischer Funktionen erfordern, wirtschaftliche und technologische Entwicklungs- dass wesentliche Aufgaben der Kernstadt und impulse eröffnen und die Grenzregion insgesamt ihrer umliegenden Städte und Gemeinden noch als wettbewerbsfähigen Standort positionieren. umfassender in regionaler Zusammenarbeit erfüllt Der Vertiefung dieser nunmehr auf breiter gesell- werden. schaftlicher Basis getragenen Zusammenarbeit Zukünftig soll neben einer Aktualisierung der bis- kommt daher besondere Bedeutung für mehr herigen gemeinsamen räumlichen Entwicklungs- Wachstum und Beschäftigung im Landesteil vorstellungen sowie einer konkreten Umsetzung Schleswig zu. Schwerpunktaufgaben sind dabei der Leitbilder und Konzepte eine Erweiterung der die Umsetzung vereinbarter wichtiger Leucht- regionalpolitischen Zusammenarbeit um wirt- turmprojekte für beispielhafte und innovative schaftliche Handlungsstrategien und Aktivitäten Kooperationsergebnisse im Bereich alternativer im Vordergrund stehen. Hierzu soll die Region Energien, Logistik, Wissenschaft, Tourismus und Lübeck - über eine intensivere interkommunale Ernährungswirtschaft. Abstimmung hinaus - vor allem weitere wichtige regionale Akteure, wie die Kammern und Verbän- de der Wirtschaft, in die Kooperation einbeziehen. (4) Die Metropolregion Hamburg hat in den letzten Mit Blick auf die Metropolregion Hamburg soll Jahren ihre nationale und internationale Wettbe- die Region Lübeck strategisch noch intensiver werbsfähigkeit nachdrücklich gestärkt; aufgrund und thematisch breiter die vorteilhafte Nähe zur neuer Strukturen und Schwerpunktsetzungen bei benachbarten Region nutzen und auf geeigneten den Aufgaben konnte die Kooperation der drei Feldern projektbezogene Kooperationen vereinba- Landesregierungen und der Kommunen professi- ren. oneller und effizienter ausgerichtet werden. Auf dieser stabilisierten Grundlage soll die Metro- polregion in Zukunft ihre Innovationskraft und (6) Eine institutionalisierte Kooperation im räum- internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie ihre lichen Zentrum Schleswig-Holsteins – orientiert Selbstorganisationsfähigkeit weiter erhöhen, ihre am Gebietszuschnitt der K.E.R.N.-Region ein- Leitprojekte konsequent umsetzen und zugleich schließlich der Kreise Rendsburg-Eckernförde und die bestehenden teilräumlichen Binnenstrukturen Plön – ist sowohl für die dortige regionale Ebene zu regionsweiten Netzwerken zusammenführen. als auch für die Landesentwicklung Schleswig- Als wirtschaftliches Kraftzentrum in Norddeutsch- Holsteins insgesamt von zentraler Bedeutung. land hat die Metropolregion Hamburg herausra- Eine solche Region sollte als wettbewerbsfähiges gende Bedeutung für Wachstum, Arbeitsplätze Kraftfeld unter Einbeziehung der Landeshaupt- und überregionale Infrastruktur über den Ham- stadt Kiel zu einer ausgleichenden regionalen burger Randraum hinaus für ganz Schleswig-Hol- Struktur im Lande beitragen und als Brücke und stein. Damit zukünftig die Entwicklungsimpulse attraktiver Kooperationspartner zur Metropolre- dieser „wachsenden Metropolregion Hamburg“ gion Hamburg und zur Öresundregion fungieren. im Sinne eines regionalwirtschaftlichen Wachs- Mit besonderem Blick auf ihre maritimen Poten- tumspfades noch weiter und deutlicher - entlang ziale und technologiebezogenen Stärken soll sie der unter Ziffer 5.6 dargestellten Landesent- die bisherigen Netzwerke, Marketingaktivitäten wicklungsachsen - nach Norden reichen, sollen und wirtschaftlichen Kooperationsstrukturen des Kooperationen mit allen schleswig-holsteinischen K.E.R.N. e.V. aufgreifen und im Sinne einer Ver- Oberzentren und Teilräumen initiiert und beför- festigung, Intensivierung und Professionalisierung dert werden. Hierzu bietet sich auf der Grundlage ausbauen. der Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in Deutschland insbesondere der neue planerische Ansatz der großräumigen Zusammenarbeit mit der Metropolregion Ham- burg in „Überregionalen Partnerschaften“ im Rahmen eines Modellvorhabens der Bundesraum- ordnung an. 19 4. Demographische Entwicklung

(1) Der demographische Wandel ist die Herausfor- derung der nächsten Jahre. Im Planungszeitraum 4.1 Bevölkerungsentwicklung und darüber hinaus werden die Einwohnerzahlen im Land sinken und wird sich die Altersstruk- tur der hier lebenden Menschen so verändern, (1) Die Bevölkerungsentwicklung der nächsten Jahre dass immer mehr Schleswig-Holsteinerinnen wird mit sinkenden Einwohnerzahlen und einem und Schleswig-Holsteiner älter als 60 Jahre und stark steigenden Anteil älterer Menschen an der immer weniger jünger als 20 Jahre sein werden. Gesamtbevölkerung des Landes deutlich anders Dies gilt grundsätzlich für alle Bevölkerungsgrup- verlaufen als in den vergangenen Jahrzehnten. pen, unabhängig von ihrer ethnischen oder religi- Nach der Bevölkerungsvorausberechnung des ösen Zugehörigkeit, ihrem Geschlecht oder dem Statistikamtes Nord und der Landesplanung Vorliegen einer Behinderung. Die Veränderungen Schleswig-Holstein von 2007 wird die Zahl der werden sich auf nahezu alle Lebensbereiche aus- im Land lebenden Menschen zunächst allerdings wirken: auf Infrastruktur, Wirtschaft und Arbeits- noch etwa bis 2011 leicht steigen. Erst danach märkte, auf die Sozialversicherungssysteme, den wird die Einwohnerzahl zurückgehen und im Jahr technischen Fortschritt und die Finanzsituation 2015 voraussichtlich wieder so hoch sein wie der Gebietskörperschaften, auf Wohnungsmärkte, 2006. Bis 2025 wird sie dann auf 2.764.000 sin- Einzelhandel und Tourismus, auf Migration und ken und danach weiter zurückgehen. Nach einer Integration und auf das gesellschaftliche Mitein- Modellrechnung des Statistischen Bundesamtes ander. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft müssen könnten 2050 in Schleswig-Holstein rund 460.000 auf diese Veränderungen reagieren. Der demogra- Menschen weniger leben als heute. phische Wandel birgt Risiken, aber er bietet auch Chancen, wenn es gelingt, rechtzeitig darauf zu reagieren und Wettbewerbsvorteile zu sichern für ein starkes und attraktives Schleswig-Holstein.

Abbildung 3: Einwohnerentwicklung in Schleswig-Holstein bis 2025

20 (2) Ursache für die Entwicklung der kommenden Jah- re ist, dass die Zahl der Geburten weiter sinken und die Zahl der Sterbefälle deutlich zunehmen wird. Der jährliche Sterbeüberschuss (mehr Ster- befälle als Geburten) wird dadurch immer größer. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Wanderungs- gewinne des Landes (mehr Zuzüge als Fortzüge) weiter zurückgehen. Etwa ab dem Jahr 2011 werden sie nicht mehr ausreichen, den größer werdenden Sterbeüberschuss auszugleichen, so dass dann die Einwohnerzahlen sinken werden.

Abbildung 4: Entwicklung von Sterbeüberschuss und Wanderungsgewinn 2007 bis 2025

(3) Die Einwohnerentwicklung wird regional sehr • Zu den Regionen, in denen die Einwohnerzah- unterschiedlich verlaufen: len bis 2025 um mehr als 5 Prozent sinken, • Zu den Teilräumen des Landes, in denen die werden die kreisfreien Städte Lübeck und Einwohnerzahlen erst ab 2015 oder danach Neumünster sowie die Kreise , sinken werden, gehören die kreisfreien Städte Steinburg und Schleswig-Flensburg gehören. Flensburg und Kiel und die an Hamburg Hier gehen die Einwohnerzahlen bereits heute angrenzenden Kreise Herzogtum Lauenburg, zurück. , Segeberg und Stormarn. Hier wer- den die Einwohnerzahlen 2025 in etwa so hoch sein wie 2006 oder leicht darüber liegen. • In den Kreisen , Ostholstein, Plön und Rendsburg-Eckernförde werden die Einwohnerzahlen nur noch bis 2010 leicht ansteigen oder stagnieren. Danach werden sie zurückgehen und 2025 bereits bis zu 5 Prozent niedriger sein als 2006.

21 Einwohnerzahl Veränderung Veränderung am 31.12. absolut in Prozent Kreis / kreisfreie Stadt 2006 2015 2006 2006 2015 2006 2006 2010 2015 2025 bis bis bis bis bis bis 2015 2025 2025 2015 2025 2025

Flensburg 86.630 87.620 88.880 90.100 2.250 1.220 3.470 2,6 1,4 4,0

Kiel 235.370 236.720 238.510 238.550 3.140 40 3.180 1,3 0,0 1,4

Lübeck 211.210 209.280 206.490 199.530 -4.720 -6.960 -11.680 -2,2 -3,4 -5,5

Neumünster 77.940 76.690 75.020 71.600 -2.920 -3.420 -6.340 -3,7 -4,6 -8,1

Dithmarschen 136.830 135.710 133.570 127.460 -3.260 -6.110 -9.370 -2,4 -4,6 -6,8

Herzogtum Lauenburg 186.910 188.700 189.480 186.700 2.570 -2.780 -210 1,4 -1,5 -0,1

Nordfriesland 166.780 166.870 165.980 161.580 -800 -4.400 -5.200 -0,5 -2,7 -3,1

Ostholstein 205.950 206.280 204.920 196.790 -1.030 -8.130 -9.160 -0,5 -4,0 -4,4

Pinneberg 300.400 303.760 305.590 302.480 5.190 -3.110 2.080 1,7 -1,0 0,7

Plön 135.560 135.670 134.590 129.450 -970 -5.140 -6.110 -0,7 -3,8 -4,5

Rendsburg-Eckernförde 272.590 272.140 269.720 260.910 -2.870 -8.810 -11.680 -1,1 -3,3 -4,3

Schleswig-Flensburg 199.260 198.360 195.770 187.160 -3.490 -8.610 -12.100 -1,8 -4,4 -6,1

Segeberg 257.750 260.480 261.630 258.060 3.880 -3.570 310 1,5 -1,4 0,1

Steinburg 135.830 134.680 132.700 127.310 -3.130 -5.390 -8.520 -2,3 -4,1 -6,3

Stormarn 225.230 228.320 229.860 226.580 4.630 -3.280 1.350 2,1 -1,4 0,6

Schleswig-Holstein 2.834.250 2.841.290 2.832.710 2.764.270 -1.540 -68.440 -69.980 -0,1 -2,4 -2,5

Tabelle 3: Einwohnerentwicklung in den Kreisen und kreisfreien Städten bis 2025

(4) Die Altersstruktur der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner wird sich deutlich ver- ändern. Zukünftig werden im Land immer mehr ältere Menschen und immer weniger Jüngere le- ben. Dadurch steigt bis 2025 der Anteil der Men- schen ab 60 Jahren an der Gesamtbevölkerung von 26 auf 35 Prozent, und der Anteil der unter 20-Jährigen geht von 21 Prozent auf 16 Prozent zurück. Bis 2035 wird der Anteil der 60-Jährigen und Älteren auf 39 Prozent weiter ansteigen.

22 Abbildung 5: Altersstruktur der Einwohnerinnen und Einwohner in Schleswig-Holstein

(5) Die Gruppe älterer Menschen ist sehr heterogen, und in den verschiedenen Altersgruppen wird es phasenweise zu unterschiedlichen Entwicklungen kommen. Für Schleswig-Holstein insgesamt sind folgende Entwicklungen zu erwarten: • Die Zahl der „jungen Alten“ von 60 bis unter 70 Jahren wird zunächst zurückgehen und erst etwa ab 2015 wieder ansteigen. 2025 wird sie um 17 Prozent höher sein als 2006. • Die Zahl der 70- bis unter 80-Jährigen wird in den nächsten Jahren am stärksten steigen und 2014 fast 40 Prozent höher sein als 2006. Danach wird sie bis 2020 wieder leicht zurück- gehen und danach erneut ansteigen. • Den deutlichsten Anstieg bis 2025 wird es bei den älteren Menschen von 80 bis unter 90 Jahren geben. Ihre Zahl nimmt bis 2025 um fast 80 Prozent zu. • Einen starken Anstieg um mehr als 70 Prozent bis 2025 wird es auch bei den Menschen ab 90 Jahren geben. • Unter den älteren Menschen wird die Zahl der Männer stärker steigen als die der Frauen. In der Altersgruppe ab 70 Jahren wird es 2025 60 Prozent mehr Männer und 37 Prozent mehr Frauen geben als 2006.

23 Einwohnerinnen und Einwohner nach Altersgruppen und Geschlecht

Jahr 60 bis unter 70 bis unter 80 bis unter 90 Jahre (31.12.) 70 Jahre 80 Jahre 90 Jahre und älter

männ- weib- männ- weib- männ- weib- männ- weib- lich lich gesamt lich lich gesamt lich lich gesamt lich lich gesamt

2006 181.000 187.930 368.930 106.120 131.560 237.680 35.210 79.440 114.650 5.830 17.060 22.890

2010 166.250 174.680 340.930 136.670 159.150 295.820 43.890 84.680 128.570 5.350 16.750 22.100

2015 165.910 175.690 341.600 148.090 172.450 320.540 54.640 87.910 142.550 7.110 21.580 28.690

2020 179.090 191.310 370.400 136.180 159.650 295.830 78.390 114.420 192.810 9.450 22.940 32.390

2025 210.540 221.130 431.670 138.740 162.420 301.160 83.380 122.510 205.890 12.780 26.590 39.370

Verände- rung 2006 bis 29.540 33.200 62.740 32.620 30.860 63.480 48.170 43.070 91.240 6.950 9.530 16.480 2025 absolut

Verände- rung 2006 bis 16,3 17,7 17,0 30,7 23,5 26,7 136,8 54,2 79,6 119,2 55,9 72,0 2025 in %

Tabelle 4: Einwohnerinnen und Einwohner ab 60 Jahre nach Altersgruppen und Geschlecht

(6) Auch regional wird es deutliche Unterschiede in der Zunahme der Zahl älterer Menschen geben. Die höchsten Anstiege in der Altersgruppe ab 75 Jahren werden die Kreise im Umland von Hamburg sowie die Kreise Plön, Ostholstein, Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde verzeichnen. Die veränderten Ansprüche einer deutlich wachsenden Zahl älterer Menschen an Wohnen und Infrastruktur müssen daher vor allem die Kreise im Umland der Oberzentren berücksichtigen.

24 Abbildung 6: Anstieg der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner „75 Jahre und älter“ in den Kreisen und kreisfreien Städten

(7) In den für die Betreuungs- und Bildungsinfrastruk- • In der Altersgruppe 16 bis unter 19 Jahren, die tur relevanten Altersgruppen ( u Tabelle 5) wird für die Schülerzahlen in der Sekundarstufe II sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen wie sowie für die Nachfrage nach Ausbildungsplät- folgt verändern: zen relevant ist, wird die Zahl der Jugendlichen • Die Zahl der Kinder unter 3 Jahren wird bis nach 2015 deutlich zurückgehen. 2025 wird es 2015 um rund 10 Prozent zurückgehen, danach rund 26 Prozent weniger Jugendliche in dieser einige Jahre stagnieren und erst nach 2020 Altersgruppe geben als 2006. weiter sinken. 2025 wird es rund 13 Prozent • Die Zahl der jungen Erwachsenen im Alter weniger Kinder in dieser Altersgruppe geben von 19 bis unter 26 Jahren wird noch bis nach als 2006. Jahr 2010 um rund 8 Prozent ansteigen und • Die Zahl der Kinder im Alter von 3 bis unter 6 erst danach sinken. In dieser Altersgruppe, die Jahren („Kindergartenalter“) wird bis 2015 um insbesondere für die Nachfrage nach Ausbil- fast 15 Prozent sinken, danach ebenfalls einige dungs- und Studienplätzen relevant ist, wird es Jahre stagnieren und dann weiter zurückge- 2025 fast 14 Prozent weniger Einwohnerinnen hen. Insgesamt wird die Zahl der Kinder in die- und Einwohner geben als 2006. ser Altersgruppe bis 2025 um rund 16 Prozent abnehmen. • Bei den Kindern im Grundschulalter von 6 bis unter 10 Jahren wird es bis 2025 einen Rück- gang um rund 24 Prozent geben. • Die Kinderzahlen in der Altersgruppe 10 bis unter 16 Jahren (Sekundarstufe I) gehen bis 2025 um etwa 25 Prozent zurück.

25 Einwohnerinnen und Einwohner in bildungsrelevanten Altersgruppen Jahr (31.12.) unter 3 bis unter 6 bis unter 10 bis unter 16 bis unter 19 bis unter 3 Jahre 6 Jahre 10 Jahre 16 Jahre 19 Jahre 26 Jahre

2006 71.130 77.900 118.010 185.710 98.620 208.290

2010 65.970 71.570 105.300 180.860 94.160 219.390

2015 64.130 66.830 95.100 161.830 92.150 217.730

2020 64.000 66.030 90.380 145.560 80.450 203.560

2025 62.000 65.400 89.840 138.380 72.720 179.550

Veränderung 2006 bis 2025 absolut -9.130 -12.500 -28.170 -47.330 -25.900 -28.740

Veränderung 2006 bis 2025 in % -12,8 -16,0 -23,9 -25,5 -26,3 -13,8

Tabelle 5: Einwohnerinnen und Einwohner in den bildungsrelevanten Altersgruppen

4.2 Erwerbspersonenentwicklung

(1) Erwerbspersonen sind ein Teil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 70 Jahren. Je nach Alter und Geschlecht ist die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung unterschied- lich hoch, und im Planungszeitraum wird sie sich weiter verändern. Insbesondere die Erwerbsbe- teiligung von Frauen, vor allem in den mittleren Altersgruppen, wird weiter steigen, denn Frauen sind zunehmend gut ausgebildet, werden nach familienbedingten Unterbrechungsphasen früher als noch vor einigen Jahren ins Erwerbsleben zu- rückkehren oder durchgehend erwerbstätig sein. Durch die Heraufsetzung des Renteneintrittalters wird sich bis 2025 besonders die Erwerbsbetei- ligung der über 60-jährigen Frauen und Männer erhöhen.

(2) Die Zahl der Erwerbspersonen in Schleswig-Hol- stein und damit das Angebot an Arbeitskräften wird in den nächsten Jahren zunächst noch leicht steigen. Der Anstieg wird dabei ausschließlich aus einer Zunahme der weiblichen Erwerbspersonen resultieren, während die Zahl der Männer unter den Erwerbspersonen bereits zurückgeht. Etwa ab 2012 wird auch die Gesamtzahl der Erwerbs- personen in Schleswig-Holstein sinken. 2025 wird es in Schleswig-Holstein etwa 1.341.000 Erwerbspersonen geben und damit rund 67.000 weniger als heute.

26 Abbildung 7: Entwicklung der Zahl der Erwerbspersonen in Schleswig-Holstein 2006 bis 2025

(3) Wie bei der Bevölkerung insgesamt wird sich starke Anstiege bei den Erwerbspersonen ab auch bei den Erwerbspersonen die Altersstruktur 50 Jahren geben. Im Jahr 2025 werden bereits in den nächsten Jahren gravierend verändern. Es 38 Prozent aller Erwerbspersonen in Schleswig- wird deutliche Rückgänge bei den Erwerbsper- Holstein 50 Jahre und älter sein. sonen im Alter von 30 bis unter 50 Jahren und

Abbildung 8: Entwicklung der Altersstruktur der Erwerbspersonen in Schleswig- Holstein 27 4.3 Haushaltsentwicklung

(1) Die Entwicklung der Zahl der Haushalte ist maßgeblich für die Zahl der Nachfrager nach Wohnungen im Land. Nach einer Modellrech- nung des Statistikamtes Nord und der Landes- planung Schleswig-Holstein auf Grundlage der Bevölkerungsvorausberechnung bis 2025 wird die Zahl der Haushalte im Land zunächst weiter zunehmen. Der Anstieg resultiert dabei aus der Alterung der Bevölkerung. Da ältere Menschen in der Regel in kleineren Haushalten leben als junge, steigt die Zahl der Haushalte trotz sinkender Einwohnerzahlen auch nach 2011 zunächst weiter an. Erst ab 2020 wird sie zurückgehen. 2025 wird es in Schleswig-Holstein rund 53.000 Haushalte mehr geben als Ende 2006.

Abbildung 9: Entwicklung der Zahl der Haushalte in Schleswig-Holstein 2006 bis 2025

(2) Wie die Altersstruktur der Bevölkerung wird sich auch die Altersstruktur in den Haushalten bis 2025 deutlich verändern. Das wird Auswirkungen auf die Art der nachgefragten Wohnungen haben. Rückgänge um fast 30 Prozent wird es bei den Haushalten der Einwohnerinnen und Einwohner im Alter zwischen 30 und unter 45 Jahren geben. Diese Altersgruppe ist vor allem relevant für die Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Die Zahl der Haushalte mit älteren Menschen wird hinge- gen deutlich ansteigen. Bei den Haushalten der 70-Jährigen und Älteren wird es bis 2025 eine Zunahme von fast 50 Prozent geben.

28 Abbildung 10: Entwicklung der Altersstruktur der Haushalte in Schleswig-Holstein 2006 bis 2025

G 4.4 Handlungserfordernisse

(1) Den demographischen Wandel erkennen veränderten Bedarf überprüfen und anpassen. Um die demographischen Veränderungen im Dies wird sowohl bei der Bildungsinfrastruktur Land, in den Kommunen, Kreisen und Regionen (Schulen und Kindertageseinrichtungen, Einrich- erfolgreich bewältigen zu können, ist es zunächst tungen der Fort- und Weiterbildung) erforderlich erforderlich, sich ein Bild der Entwicklung in den werden ( u 8.2, 8.3), als auch bei Angeboten für kommenden Jahren zu machen. Die Bevölke- Senioren ( u 8.4) Einrichtungen für unterstüt- rungsvorausberechnung auf Landes- und Kreis- zungs- und pflegebedürftige ältere Menschen und ebene ( u 4.1) ist hier eine wichtige Grundlage, Menschen mit Behinderung ( u 8.5, 8.6), beim die zudem auch für Veränderungen auf kommu- öffentlichen Personennahverkehr ( u 7.4.5) sowie naler Ebene erste Anhaltspunkte liefern kann. Für bei der technischen Infrastruktur im Bereich größere Städte und Ämter sind darüber hinaus Ver- und Entsorgung ( u 8.8). Insbesondere bei kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnungen Gebäuden sollte auf multifunktionale Nutzungs- als Planungsgrundlage hilfreich. Auch eine möglichkeiten und Barrierefreiheit geachtet Analyse der heutigen Altersstruktur kann bereits werden. Im Rahmen von Anpassungsstrategien konkrete Hinweise auf zukünftige Entwicklungen bei der Daseinsvorsorge ist es sinnvoll, dass die geben. kommunalen Akteure regionale und sozialverträg- liche Standards festlegen und Instrumente der regionalen und interkommunalen Kooperation (2) Die Infrastruktur quantitativ und qualitativ an ( u 10.) nutzen. Auch die Akteure im Gesund- den veränderten Bedarf anpassen heitswesen müssen ihre Planungen ständig Da die zukünftige demographische Entwicklung quantitativ und qualitativ an sich verändernde in vielen Städten und Gemeinden des Landes Bevölkerungsstrukturen anpassen. anders verlaufen wird als in den vergangenen Jahren / Jahrzehnten, ist es erforderlich, dass die Kommunen ihre Infrastruktur im Hinblick auf den

29 (3) Mit dem Zentralörtlichen System Versorgung sich im nationalen und internationalen Wettbe- und Entwicklung auf Schwerpunkte werb um Investitionen, Arbeitsplätze und Einwoh- konzentrieren nerinnen und Einwohner behaupten können. Vor Bei rückläufigen Einwohnerzahlen werden zu- dem Hintergrund sinkender Einwohnerzahlen wird künftig nicht überall im Land in gleichem Umfang es immer dringlicher, sich mit kommunalen und wie heute wirtschaftlich tragfähige Versorgungs- regionalen Partnern zusammenzuschließen. Mit einrichtungen angeboten werden können. Umso der Verwaltungsstrukturreform auf der Ebene der wichtiger wird die Konzentration auf wenige, Ämter und amtsfreien Gemeinden wird ein erster aber leistungsfähige Schwerpunkte. Mit dem wichtiger Schritt getan. Zentralörtlichen System existiert bereits heute ein Netz von Standorten, das es allen Menschen im (7) Den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein Land ermöglicht, in vertretbarer Entfernung Ver- durch ein qualifiziertes Arbeitskräfteangebot sorgungseinrichtungen zu erreichen. Dieses Netz stärken von Schwerpunkten gilt es zu stabilisieren, indem Der Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein Entwicklungen vorrangig in diese Orte gelenkt braucht nicht nur ein bedarfsgerechtes Angebot werden ( u 6.2). an Gewerbeflächen und Infrastruktur, sondern ebenso ein gutes Angebot an qualifizierten (4) Einer quantitativ und qualitativ veränderten Arbeitskräften. Vor dem Hintergrund einer nach Wohnungsnachfrage Rechnung tragen 2012 sinkenden Zahl an Erwerbspersonen im Mit dem demographischen Wandel werden sich Land sowie dem steigenden Durchschnittsalter auch Art und Umfang der Wohnungsnachfrage der Erwerbspersonen sind Wirtschaft und Staat und mit ihr der Bedarf an Flächen für den Woh- gefordert, die Rahmenbedingungen zur Sicherung nungsbau verändern. Während die Nachfrage eines wettbewerbsfähigen Arbeitskräfteange- nach Einfamilienhäusern deutlich zurückgehen bots im Land zu verbessern. Hierzu zählen unter wird, nimmt die Nachfrage nach neuen Wohn- anderem die Sicherung von Ausbildung, Fort- und formen sowie generationsübergreifenden, alten- Weiterbildung sowie eine bessere Vereinbarkeit und behindertengerechten Wohnformen zu. Die von Familie und Beruf, die es insbesondere mehr Kommunen müssen sich mit ihrer Flächenvorsor- Frauen ermöglicht, erwerbstätig zu sein und ge, der Weiterentwicklung der Wohnungsbestän- die Zahl der qualifizierten Erwerbspersonen zu de, der Gestaltung des Wohnumfelds und des erhöhen. Infrastrukturangebots auf diese Veränderungen einstellen. Hierzu gehört auch, sich mit den (8) Produkte und Dienstleistungen auf die Infrastrukturfolgekosten der Wohnungsbauent- steigende Zahl älterer Menschen und wicklung auseinanderzusetzen. Insgesamt wird behinderter Menschen ausrichten der Wohnungsneubaubedarf in den kommenden Ältere Menschen fragen andere Produkte und Jahren deutlich zurück gehen ( u 6.5). Dienstleistungen nach als junge Menschen, darunter auch ganz neuartige. In einer speziellen (5) Kooperieren statt konkurrieren bei der Ausrichtung auf Konsumgüter und Dienstleistun- Planung gen für diese stark steigende Altersgruppe liegen Die Kräfte zu bündeln statt in Konkurrenz zu ein- daher Wachstumspotenziale für die schles- ander zu agieren wird für Kommunen bei rückläu- wig-holsteinische Wirtschaft, beispielsweise in figen Einwohnerzahlen und knapper werdenden den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Pflege Finanzmitteln immer wichtiger. Durch Kooperation und Betreuung, Tourismus, Freizeit und Kultur, und abgestimmtes Vorgehen können am besten haushaltsnahe Dienstleistungen oder auch Ser- bedarfsgerechte, qualitativ gute und gleichzeitig viceleistungen im Einzelhandel, beim Handwerk, kostengünstige Angebote sichergestellt werden. in der Wohnungswirtschaft oder bei Verkehrs- Dies gilt sowohl für die Infrastrukturversorgung unternehmen. Ähnliches gilt auch für Menschen als auch für die Flächenplanung für Wohnen und mit Behinderung, bei denen Zahl und Anteil der Gewerbe ( u 6.5, 6.6). Älteren ebenfalls größer werden. Zudem werden Menschen mit Behinderung zukünftig stärker selbst bestimmt und selbstständig leben, was (6) In größeren kommunalen und regionalen neben dem Umfang auch die Art der nachfragten Einheiten denken Produkte und vor allem Dienstleistungen verän- Auch die demographische Entwicklung macht es dert. erforderlich, über kommunale und regionale Gren- zen hinaus zu denken und zu handeln. Schleswig- Holstein braucht zukünftig große, leistungsstarke Regionen ( u 3.) und Verwaltungseinheiten, die

30 (9) Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilräumen des Landes sichern In allen Teilräumen des Landes muss auch unter den veränderten demographischen Vorzeichen eine angemessene Daseinsvorsorge gewährleis- tet werden, die gleichwertige Lebensverhältnisse für die Menschen im Land sicherstellt. Dies gilt insbesondere auch für Räume mit geringer Einwohnerdichte und Bevölkerungsrückgängen. Gleichwertige Lebensverhältnisse bedeuten aber nicht identische Lebensverhältnisse an jedem Ort, sondern Chancengleichheit und die Gewährleis- tung bestimmter Mindeststandards beim Zugang zu und dem Angebot an Daseinsvorsorge ( u 8.), Erwerbsmöglichkeiten und Infrastrukturausstat- tung, aber auch an Umweltqualitäten.

31 5. Entwicklung der übergeordneten Raumstruktur des Landes

• bei Verwaltung und Wirtschaft auf regio- 5.1 Leitbild naler Ebene Ressourcen organisatorisch und institutionell bündeln; • die Teilräume und Regionen durch den L (1) Was wollen wir? Aufbau von Informations- und Kommu- Wir wollen, dass die Teilräume des Landes nikationsstrukturen sowie gemeinsame • gleichberechtigt sind und für alle hier leben- Aktionsfelder stärker vernetzen; den Menschen gleichwertige Lebensver- • die Verkehrsverbindungen innerhalb und hältnisse bieten; zwischen den Teilräumen verbessern; • als Regionen international wettbewerbsfä- • den Biotopverbund weiter voranbringen. hig sind; • mit ihren besonderen Stärken zur Gesamt- entwicklung des Landes beitragen; • zu Innovation, Wirtschaftswachstum und der Entwicklung hin zu einer Wissensge- sellschaft beitragen; • zusammenarbeiten und solidarisch Ver- 5.2 Küstenmeer und antwortung für die Zukunftsfähigkeit des Landes übernehmen; integrierte • nachhaltig und umweltverträglich entwi- Küstenzonenentwicklung ckelt werden und die Entwicklung auf den Erhalt der natürlichen Ressourcen und der Lebensqualität abzielt. G (1) Die Potenziale des Küstenmeeres und des landseitigen Küstenbereichs (Küstenzone) sol- L (2) Wie kommen wir da hin? len genutzt und nachhaltig entwickelt werden. Indem wir • Entwicklungsstrategien und Handlungs- Z Das Küstenmeer von Nord- und Ostsee ist in ansätze erarbeiten, die raumübergreifend der Hauptkarte dargestellt. sind und an den spezifischen Stärken und Kompetenzen der Teilräume ansetzen; B Die Lage zwischen Nord- und Ostsee ist • die Innovations- und Wachstumspotenziale das herausragende Merkmal Schleswig-Hol- der Teilräume entwickeln und so ihre Wett- steins im Wettbewerb der Regionen. Land bewerbsfähigkeit verbessern; und Meer als integrative Bestandteile der • Ordnungsräume und ländliche Räume mit Küstenzone zeichnen sich durch besondere ihren unterschiedlichen Entwicklungspers- Dynamik, Vielfalt und Schönheit aus. Ziel ist pektiven gleichberechtigt fördern und hel- es daher, die Potenziale der Küstenzonen von fen, Defizite strukturschwächerer Räume Nord- und Ostsee bei gleichzeitigem Erhalt auszugleichen; der natürlichen Dynamik der Küstenökosyste- • die regionale Profilbildung verbessern und me zu nutzen und eine nachhaltige und um- Regionen stärker international ausrichten; weltverträgliche Entwicklung voranzutreiben. • die Zusammenarbeit zwischen den Teilräu- Das Küstenmeer, das gemessen von den men verbessern; Basislinien die maximale Küstenmeerbreite von 12 Seemeilen nicht überschreiten darf, • entlang der Landesentwicklungsachsen schließt sich seewärts an die inneren Ge- Wirtschaftsentwicklung „ins Land tragen“; wässer an. Die inneren Gewässer sind die • Kooperationen der Metropolregion Ham- landwärts der Basislinie des Küstenmeeres burg mit den Teilräumen und Regionen gelegenen Gewässer. Als Basislinie gilt in der Schleswig-Holsteins stärken; Ostsee die Küstenlinie sowie vor den Förden • die Ober- und Mittelzentren des Landes als eine Fördeabschlusslinie; in der Nordsee Entwicklungspole und in ihrer Funktion als ist mit Ausnahme der Sylter Westküste die regionale Verantwortungsträger unterstüt- Basislinie nach internationaler Übereinkunft zen; koordinatengestützt in einiger Entfernung seewärts der Inseln und Sandbänke definiert. Aufgrund der Festlegung gerader Basislinien

32 gehören die nordfriesischen Inselketten so- zonen als dynamischer, kontinuierlicher wie das Wattenmeer zu den inneren Gewäs- und sich wiederholender Prozess. sern. Das Management umfasst die Informations- Die Küstenzone schließt je nach Problem- sammlung und -verbreitung, die Planung im stellung die sich an das Küstenmeer (12 Sinne einer strategischen Entwicklung, die Seemeilen-Zone) anschließende Ausschließ- Entscheidungsvorbereitung und die Beglei- liche Wirtschaftszone (AWZ) sowie Teile des tung bei der Umsetzung sowie die Evaluie- Landesinneren mit ein. Aufgrund der unter- rung des Prozesses. schiedlichen funktionalen Zusammenhänge Durch diese Vorgehensweise ist es möglich, wird landseitig keine Abgrenzung vorgenom- Potenziale zu identifizieren und Projekte zu men. Die räumliche Ausdehnung kann daher generieren, potenzielle Konflikte schneller sehr unterschiedlich sein. zu klären, „Win-Win-Lösungen“ zu finden, Verfahren transparenter und effektiver zu G (2) Im Rahmen eines Integrierten Küstenzonenma- gestalten und insgesamt die Akzeptanz für nagements (IKZM) sollen die Planungen und Maßnahmen durch Infor- mation, Abstimmung und Zusammenarbeit zu • regionale Entwicklungsstrategien verbessern. ( u 10.1 und 10.2) entwickelt werden, um die Potenziale der Küstenzone von Nord- Durch die formulierten Grundsätze sollen und Ostsee zu identifizieren und nachhaltig IKZM-Prozesse in Schleswig-Holstein ge- zu nutzen sowie fördert werden und sowohl dem IKZM-Rah- menkonzept der Landesregierung von 2003 • bei den unterschiedlichen Raumnutzungs- als auch der EU-Empfehlung zum IKZM ansprüchen und Entwicklungen frühzeitig (2002/413/EG vom 30.5.2002) und der natio- Nutzungskonflikte vermieden und beste- nalen IKZM-Strategie Rechnung tragen. hende Nutzungskonflikte minimiert wer- den. Z (3) Die unterschiedlichen Raumnutzungsansprü- che in der Küstenzone sind aufeinander abzu- B Die Küstenzonen unterliegen in immer stärke- stimmen. Dazu gehört neben der Beachtung rem Maß einer intensiven Nutzung durch den beziehungsweise der Berücksichtigung von Menschen. Gleichzeitig stellen sie ökologisch Festlegungen für wertvolle und sensible Bereiche dar. Interes- senskonflikte zwischen Nutzung, Entwicklung • Siedlungsstruktur und Siedlungsentwick- und Schutz sind so vorprogrammiert. Zur lung ( u 6.), Nutzung der Entwicklungspotenziale einer- • Windenergieanlagen ( u 7.5.2), seits und zur Vermeidung von Nutzungskon- • Leitungstrassen ( u 7.5.2), flikten andererseits ist sowohl land- als auch • Rohstoffsicherung ( u 7.6), seeseitig eine koordinierte Vorgehensweise unumgänglich. Das Integrierte Küstenzonen- • Tourismus und Erholung ( u 7.7) sowie management (IKZM) ist als Kommunikations- • Natur und Umwelt ( u 9.2) prozess geeignet, alle raumbedeutsamen Ent- insbesondere die Berücksichtigung der wicklungen in der Küstenzone systematisch Belange zu steuern. IKZM stellt kein neues formales • der Sicherheit und Leichtigkeit des Seever- Planungsinstrument dar. Es zeichnet sich kehrs sowie der Häfen ( u 7.4.3), durch folgende Prinzipien aus: • der Erhaltung und Weiterentwicklung der • eine thematisch wie räumlich umfas- Fischerei ( u 7.8), sende und integrierte Betrachtungsweise in den Küstenzonen; • der Erhaltung von Kulturgütern ( u 8.7), • die gleichwertige Abwägung der wirt- • des Küsten-, Hochwasser-, Gewässer- und schaftlichen, ökologischen und sozialen Naturschutzes ( u 9.2, 9.4, 9.5, 9.6), Ansprüche an die Küstenzonen; • der maritimen Wirtschaft ( u 7.1) und • die frühzeitige Einbeziehung aller für die • der Verteidigung. Planungs- und Entwicklungsprozesse Planungen und Maßnahmen im Küstenmeer relevanten Akteure, gesellschaftlichen Schleswig-Holsteins sind mit den Planungen Gruppen, Verwaltungsstellen der ver- und Maßnahmen in den angrenzenden Küsten- schiedenen Ebenen und Politikbereiche meeren der Nachbarländer und -staaten sowie sowie mit denen der AWZ abzustimmen. • die systematische Steuerung der raumbe- deutsamen Entwicklungen in den Küsten-

33 B Der Nutzungsdruck auf das Küstenmeer alversicherungspflichtig Beschäftigte je Schleswig-Holsteins und die AWZ ist erheb- Hektar Gebäude- und Freifläche) und lich angestiegen. Es ist daher erforderlich, • die Arbeitspatzzentralität (mit den Krite- Nutzungskonflikte im Meer auch raumord- rien sozialversicherungspflichtig Beschäf- nerisch zu lösen. Im Sinne einer integrativen tigte am Arbeitsort je Einwohner und Betrachtung sind hier daher die relevanten Anteil der Auspendler an den sozialver- Fachbereiche sowie Festlegungen aufgeführt, sicherungspflichtig Beschäftigten am die zu berücksichtigen oder zu beachten sind Wohnort) zugrunde gelegt. (raumordnerisches Abstimmungsgebot im Zur Methodik der Abgrenzung siehe Küstenmeer). Anlage A 1. Eine raumordnerische Steuerung des Küs- tenmeeres Schleswig-Holsteins findet ausschließlich auf der Ebene dieses Landes- G (2) Die Ordnungsräume sollen als Schwerpunkt- entwicklungsplans statt. Für die AWZ stellt räume der wirtschaftlichen und baulichen der Bund eigene Raumordnungsziele auf. Die Entwicklung im Land gestärkt werden und Nachbarländer haben für ihre Küstenmeere dadurch auch Entwicklungsimpulse für die ebenfalls raumordnerische Festlegungen ländlichen Räume ( u 5.4) geben. Ihre Stand- getroffen. Vor dem Hintergrund der Zustän- ortvoraussetzungen für eine dynamische digkeit des Landes für das schleswig-holstei- Wirtschafts- und Arbeitsplatzentwicklung nische Küstenmeer werden hierfür Ziele und sollen weiter verbessert werden. Hierzu sollen Grundsätze auf der Ebene des LEP getroffen die Anbindung an die nationalen und internatio- ( u 2.). nalen Waren- und Verkehrsströme über Straße und Schiene sowie Luft- und Seeverkehrs- wege gesichert und bedarfsgerecht ausgebaut werden. Flächen für Gewerbe- und Dienstleis- tungsbetriebe sollen in ausreichendem Umfang vorgehalten werden. Bei der Gewerbeansied- lung soll insbesondere auch auf die Schaffung 5.3 Ordnungsräume von Arbeitsplätzen, den Flächenverbrauch und die Anbindung an das nationale Straßennetz sowie die Zukunftsfähigkeit und Umwelt- freundlichkeit der Betriebe geachtet werden. Z (1) Ordnungsräume sind um die schleswig-holstei- nischen Oberzentren Kiel und Lübeck sowie um Hamburg abgegrenzt. Sie umfassen die B Die Ordnungsräume profitieren von der Verdichtungsräume mit ihren Randgebieten. Wirtschaftsstärke und überregionalen Anzie- Ordnungsräume und Verdichtungsräume sind hungskraft der Oberzentren und sind daher in der Hauptkarte dargestellt. dynamische Wachstumsräume. Sie haben un- ter anderem eine hohe Wirtschaftskraft, nied- rige Arbeitslosigkeit, hohe Steuer- und Finanz- B Die Verdichtungsräume werden von der kraft, hohe Baufertigstellungen und steigende Ministerkonferenz für Raumordnung fest- Einwohnerzahlen und tragen in erheblichem gelegt und sind im Landesentwicklungsplan Maß zur Gesamtentwicklung des Landes bei. nachrichtlich dargestellt. Dort werden sie um Von ihrer dynamischen Entwicklung können weitere Gemeinden ergänzt, die so genann- durch Spill-over-Effekte (Überschwappef- ten Randgebiete der Verdichtungsräume. fekte) auch die ländlichen Räume profitieren. Verdichtungsräume und Randgebiete bilden Ein wesentlicher Standortvorteil der Ord- gemeinsam die Ordnungsräume, die rund 21 nungsräume gegenüber den Oberzentren ist Prozent der Landesfläche umfassen ihr Flächenpotenzial. Diesen Vorteil gilt es, ( u Anhang A 2.). In den Ordnungsräumen durch eine bedarfsgerechte Flächenauswei- lebten Ende 2005 1.445.100 Einwohnerinnen sung für Gewerbe zu nutzen. Gleichzeitig ist und Einwohner und damit 51 Prozent der Ge- es erforderlich, Gewerbebetriebe und Dienst- samtbevölkerung. Hier befinden sich zudem leistungsunternehmen gut an das nationale knapp 55 Prozent aller Arbeitsplätze im Land. und internationale Verkehrsnetz anzubinden Für die Abgrenzung der Ordnungsräume wur- und dem steigenden Verkehrsaufkommen den gerecht zu werden. • die Pendlerverflechtungen sowie • die Verdichtung einer Gemeinde (mit den G (3) Die Ordnungsräume haben bereits eine hohe Kriterien Siedlungsdichte, Siedlungsflä- Verdichtung und weisen aufgrund ihrer dyna- chenanteil sowie Einwohner und sozi-

34 mischen Entwicklung einen erheblichen Sied- achsen sind Schwerpunkte der Siedlungs- lungsdruck auf. Daher sollen unterschiedliche entwicklung. Sie werden in den Räumen Flächennutzungsansprüche hier besonders zwischen den Achsen durch Zentrale Orte als sorgfältig aufeinander abgestimmt werden. weitere Schwerpunkte ergänzt. Die Grund- richtungen der Siedlungsachsen und die äußeren Achsenschwerpunkte sowie die Zen- Z Die Siedlungsentwicklung ist durch Siedlungs- tralen Orte sind in der Hauptkarte dargestellt. achsen ( u 6.4) und Zentrale Orte ( u 6.2) Sie werden in den Regionalplänen räumlich sowie regionale Grünzüge und Grünzäsuren konkretisiert. Darüber hinaus werden in den ( u 9.3) besonders zu ordnen und zu struktu- Regionalplänen regionale Grünzüge und Grün- rieren. zäsuren als Instrumente der Freiraumplanung Die Siedlungsentwicklung in den Ordnungsräu- dargestellt. men erfolgt vorrangig auf den Siedlungsachsen Siedlungsachsen sollen einer ringförmigen ( u 6.4) und ist außerhalb der Siedlungsachsen Siedlungsentwicklung um große Zentren ent- auf die Zentralen Orte ( u 6.2) zu konzentrie- gegenwirken und sie stattdessen strahlenför- ren. mig entlang von Verkehrslinien, vorzugsweise des schienengebundenen Personennahver- G Diese Siedlungsschwerpunkte sollen gut an kehrs, von den Zentren ins Umland lenken. den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Die Verknüpfung der Siedlungsentwicklung angebunden sein. Städte und Gemeinden auf mit dem ÖPNV ist in den Ordnungsräumen den Siedlungsachsen sollen möglichst eine vor allem wegen des hohen Pendleraufkom- Anbindung an den schienengebundenen Perso- mens von Bedeutung. Die durch die räum- nennahverkehr haben ( u 7.4.5, 7.4.2). liche Trennung von Arbeiten im Oberzentrum und Wohnen im Umland erzeugten Verkehre sollen möglichst auf den ÖPNV gelenkt G Die Räume zwischen den Siedlungsachsen werden. Durch die Siedlungsachsen und sollen in ihrer landschaftlich betonten Struktur eine Konzentration der Wohnungsbau- und erhalten bleiben. Als Lebensraum der dortigen Arbeitsplatzentwicklung auf die Haltepunkte Bevölkerung, aber auch als Räume für Land- des ÖPNV kann dies gefördert werden. Auch und Forstwirtschaft, Naherholung und Ressour- die Siedlungsschwerpunkte in den Räumen censchutz sowie als ökologische Funktions- zwischen den Achsen sollen zur Reduzierung und Ausgleichsräume sollen sie gesichert des Individualverkehrs gut an den ÖPNV werden ( u 9.3). angebunden sein. Die Räume zwischen den Achsen sind Z/ZR In den Regionalplänen sind in den Ordnungs- weniger dicht besiedelt und sollen vor allem räumen regionale Grünzüge und auf den landschaftlich geprägt sein. Sie sind Räume Siedlungsachsen überörtlich bedeutsame Grün- für Land- und Forstwirtschaft, aber auch Nah- zäsuren darzustellen. Diese Freiräume sind als erholungsräume und stellen einen Kontrast Gliederungselemente und in ihren Funktionen zu den verdichteten und stark besiedelten für den Naturhaushalt und die Naherholung zu Achsen dar. sichern ( u 9.3).

G (4) In den Ordnungsräumen besteht für die Städte B Die Ordnungsräume sind durch hohe Ent- und Gemeinden bei Planungen für Wohnen, wicklungsdynamik und eine starke räum- Gewerbe, Einzelhandel, Infrastruktur und zur liche Belastung gekennzeichnet, die sich Freiraumgestaltung ein erhöhtes Abstim- in Flächenengpässen, einem wachsenden mungs- und gemeinsames Planungserforder- Verkehrsaufkommen und zunehmenden Nut- nis. Die Kommunen sollen daher verstärkt zungskonflikten zeigen. Die konkurrierenden zusammenarbeiten und dazu auch Instrumente Flächenansprüche für Wohnen, Arbeiten, der interkommunalen Kooperation ( u 10.) Land- und Forstwirtschaft, Infrastruktur, Nah- nutzen. erholung und Ressourcenschutz erfordern daher eine besondere Abwägung und Abstim- mung, um die wirtschaftliche Entwicklungs- B Wegen der hohen Siedlungsdichte, der inten- dynamik der Ordnungsräume zu stärken und siven räumlichen Verflechtungen und des er- gleichzeitig ihre Lebensqualität zu sichern. heblichen Siedlungsdrucks reichen vielerorts die Abstimmungen im Rahmen der Bauleit- Wesentliches Instrument zur Steuerung der planung nicht aus, der besonderen räum- Siedlungsentwicklung in den Ordnungsräu- lichen Situation, die beispielsweise durch men ist das Achsenkonzept. Die Siedlungs- baulich zusammenhängende Gemeinden oder

35 Stadt-Umlandwanderung gekennzeichnet ist, Räumen im Landesentwicklungsplan als Rechnung zu tragen. eigene Raumkategorie festgelegt und in der Hauptkarte dargestellt. Sie umfassen knapp 20 Prozent der Gesamtfläche der ländlichen G (5) Die demographischen Veränderungen, insbe- Räume. sondere die deutliche Zunahme der Zahl alter Menschen in den Ordnungsräumen, sollen Im Wesentlichen können in Schleswig-Holstein bei Planungen für Wohnen und Infrastruktur die ländlichen Räume außerhalb der Stadt- und besonders berücksichtigt werden ( u 4., 6.5). Umlandbereiche wie folgt unterteilt werden:

B Im landesweiten Vergleich sind die Ord- Ländliche Räume im Einzugsbereich der nungsräume die Räume mit der stärksten Oberzentren und deren Ordnungsräume: Alterung der Bevölkerung in den nächsten In diesen zentrumsnahen ländlichen Räumen Jahren. Diese Entwicklung muss bei der bestehen aufgrund der geringen Entfernung zukünftigen Planung von Wohnraum ebenso zu den wirtschaftsstärksten Räumen des berücksichtigt werden wie bei der sozialen Landes gute Entwicklungsvoraussetzungen. und technischen Infrastruktur. Gleichzeitig Bereits in der Vergangenheit konnten sie werden die Ordnungsräume auch weiterhin sich besser entwickeln als andere Teile der attraktiv für Zuwanderer, wie zum Beispiel ländlichen Räume, was Einwohner- und Wan- junge Familien sein, so dass sie länger als derungsgewinne, eine starke Bautätigkeit und andere Teilräume des Landes eine positive die Erwerbssituation unterstreichen. Diese Gesamteinwohnerentwicklung haben wer- Räume profitieren am ehesten von wirt- den. schaftlichen Überschwappeffekten (Spill-over- Effekten) der großen Zentren und der Metro- polregion Hamburg. Wo ein ausreichendes wohnortnahes Arbeitsplatzangebot fehlt, wird durch Berufspendeln in die Oberzentren ein vergleichsweise hoher Lebensstandard sichergestellt. 5.4 Ländliche Räume Zentrumsferne ländliche Räume: Diese ländlichen Teilräume des Landes liegen Z (1) Der Landesentwicklungsplan zählt zu den weiter entfernt von den Oberzentren oder ländlichen Räumen alle Städte und Gemeinden sind verkehrlich schlecht an diese ange- außerhalb der Ordnungsräume ( u 5.3). Die bunden. Durch den Strukturwandel in der ländlichen Räume sind in der Hauptkarte darge- Landwirtschaft gehen Erwerbsgrundlagen stellt. und damit immer mehr Arbeitsplätze in der Land- und Ernährungswirtschaft verloren. Gleichzeitig fehlen Erwerbsalternativen, B In der Abgrenzung des Landesentwick- insbesondere auch für Frauen und junge lungsplans umfassen die ländlichen Räume Menschen. Die Räume sind dadurch weni- in Schleswig-Holstein fast 80 Prozent der ger attraktiv für Zuwanderer, und es drohen Gesamtfläche des Landes. Für 49 Prozent der vielerorts langfristig Wanderungsverluste und Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig- Einwohnerrückgänge. Dies gefährdet wie- Holsteiner sind die ländlichen Räume Wohn- derum die wirtschaftliche Tragfähigkeit von und Lebensraum. Aufgrund ihrer landschaft- Versorgungseinrichtungen und verschlechtert lichen und kulturellen Besonderheiten, ihrer die Lebensqualität in diesen Räumen. wirtschaftlichen Ausgangssituation und ihrer Entfernung zu den großen Zentren weisen die ländlichen Räume allerdings zum Teil Ländliche Räume mit hohem touristischen deutliche Unterschiede auf. Innerhalb der Potenzial: ländlichen Räume gibt es Wachstumsräume, Die Küstenregionen des Landes, insbe- Räume mit Stabilisierungsbedarf und Räume sondere an der Westküste, sind aufgrund mit Strukturschwächen. Ein spezieller Teil- ihres landschaftlichen und infrastrukturellen raum der ländlichen Räume sind die Stadt- Potenzials teilweise weniger strukturschwach und Umlandbereiche ( u 5.5). Hier lebten als andere zentrumsferne ländliche Räume. Ende 2005 rund 48 Prozent aller Menschen Allerdings weisen sie durch den Tourismus in den ländlichen Räumen. Aufgrund ihrer eine einseitige Wirtschaftsstruktur auf und landesweiten Bedeutung sind sie zusammen die Arbeitsplätze sind oft saisonabhängig. Das mit den Ordnungsräumen und den ländlichen Infrastrukturangebot ist in diesen Teilräu-

36 men aufgrund des Tourismus besser als in ode 2007 bis 2013 ist das Zukunftsprogramm anderen ländlichen Räumen. Die Räume sind ländlicher Raum (ZPLR) mit den inhaltlichen zudem attraktive Zuwanderungsregionen, Förderschwerpunkten Stärkung der Wettbe- insbesondere auch für ältere Menschen. werbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft, Verbesserung der Umwelt und der Land- schaft (Kulturlandschaft) und Verbesserung G (2) Die ländlichen Räume sollen als attraktive und der Lebensqualität im ländlichen Raum. zukunftsfähige Lebens-, Wirtschafts-, Natur- Daneben gibt es einen vierten übergreifenden und Erholungsräume erhalten und weiterent- methodischen Schwerpunkt. Er beinhaltet wickelt werden und gleichberechtigt an der die Umsetzung der LEADER-Strategie als Gesamtentwicklung des Landes teilhaben. Der „Bottom-up“-Verfahren. Dies erfolgt im Vielfalt und Unterschiedlichkeit der ländlichen Rahmen der Initiative AktivRegion ( u 10.3), Räume soll durch teilräumliche Strategien und deren Ziel es ist, Regionen zu ermutigen, ihre Entwicklungskonzepte, die die endogenen Po- zukünftige Entwicklung „aktiv“ im Rahmen tenziale nutzen, Rechnung getragen werden. einer privat-öffentlichen Partnerschaft zu gestalten. Die Potenziale und Stärken sollen B Der weiter fortschreitende wirtschaftliche in allen Lebensbereichen optimal erschlossen Strukturwandel und die zukünftige demo- werden, um die ländlichen Räume zukunftsfä- graphische Entwicklung sind zusammen mit hig zu machen. Raumbedeutsame Planungen der Sicherung der natürlichen Ressourcen und Konzepte sollen im Rahmen von AktivRe- wichtige zu bewältigende Zukunftsaufgaben gionen gebündelt und abgestimmt werden. der ländlichen Räume. Vor allem der Verlust Neben dem ZPLR stehen bis 2013 für die an Arbeitsplätzen und die Schließung von Ver- ländlichen Räume Fördermittel aus den Zu- sorgungseinrichtungen in Folge von Einwoh- kunftsprogrammen Wirtschaft, Arbeit sowie nerrückgängen können sich langfristig negativ Fischerei zur Verfügung. auf die Lebensqualität in den ländlichen Räu- men auswirken. Es ist daher erklärtes Ziel, Z (4) Siedlungs-, Versorgungs- und Wirtschafts- die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Räume schwerpunkte in den ländlichen Räumen sind zu sichern und die dort lebenden Menschen die Zentralen Orte ( u 6.2). Die Siedlungs- und an der Gesamtentwicklung des Landes teilha- Wirtschaftsentwicklung sowie die Bereitstel- ben zu lassen. lung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge sind auf diese Orte zu konzentrieren. Sie wer- G (3) Die Entwicklung der ländlichen Räume erfor- den ergänzt durch die in den Regionalplänen dert eine intensive und übergreifende Zusam- festzulegenden Gemeinden mit einer ergän- menarbeit aller Politikbereiche und integrierte zenden überörtlichen Versorgungsfunktion Handlungsstrategien, deren Erarbeitung und ( u 6.3). Umsetzung verstärkt unter Beteiligung der Menschen in den ländlichen Räumen erfolgen G Versorgungseinrichtungen außerhalb dieser soll. Die Handlungsstrategien sollen den Struk- Schwerpunkte sollen das Angebot mit Waren turwandel unterstützen und helfen, die Folgen und Dienstleistungen der Grundversorgung er- des demographischen Wandels zu bewältigen, gänzen, aber möglichst nicht in Konkurrenz zu die Daseinsvorsorge langfristig zu sichern, den Schwerpunkten treten. Beim Verlust der Arbeitsplätze und Erwerbsmöglichkeiten, wirtschaftlichen Tragfähigkeit von Infrastruktur- insbesondere auch für Frauen und junge Men- einrichtungen in den ländlichen Räumen sollen schen, zu schaffen, die Wohnqualität und das vorrangig Einrichtungen außerhalb der Schwer- Wohnumfeld zu sichern und junge Familien an punkte ( u 6.2, 6.3) geschlossen werden. Ein die ländlichen Räume zu binden. Förderpro- Mindestmaß an Einrichtungen der Daseinsvor- gramme und Instrumente der regionalen und sorge ( u 8.) soll auch in dünn besiedelten und interkommunalen Kooperation ( u 10.) sollen abgelegenen ländlichen Räumen sichergestellt die Handlungsstrategien unterstützen. werden.

B Die Herausforderungen für die ländlichen Z Wohnungsbau ist auch außerhalb der Sied- Räume sind vielfältig. Die Europäische Union, lungsschwerpunkte möglich. Er ist jedoch auf der Bund und das Land Schleswig-Holstein die Deckung des örtlichen Bedarfs ( u 6.5.2) unterstützen die ländlichen Räume bei der begrenzt. Bewältigung dieser Herausforderungen durch eine Vielzahl von Förderprogrammen. Wichtigstes Programm in der EU-Förderperi-

37 B Bevorstehende Einwohnerrückgänge machen G (7) In den ländlichen Räumen sollen die Voraus- es immer wichtiger, die Siedlungsentwick- setzungen für eine flächenbezogen wirtschaf- lung sowie die Versorgungsinfrastruktur auf tende Landwirtschaft, die ökonomisch effizient die Schwerpunkte in den ländlichen Räumen und umweltgerecht produziert, erhalten und zu konzentrieren. Hier kann die wirtschaft- weiter verbessert werden. Dazu zählen die liche Tragfähigkeit am besten gewährleis- Sicherung geeigneter Produktionsflächen, tet und damit ein wesentlicher Beitrag zur die Anwendung von Verfahren der ländlichen Sicherstellung der Daseinsvorsorge geleistet Neuordnung nach dem Flurbereinigungsgesetz, werden. Insbesondere benachbarte ländliche betriebliche Investitionen, Maßnahmen zur Gemeinden werden von dieser Schwerpunkt- Stärkung und zum Ausbau überbetrieblicher bildung profitieren. Kooperationen sowie zur Weiterverarbeitung und Verbesserung der Direktvermarktung. Auch die Qualifizierung und Beratung der G (5) Bei der Siedlungsentwicklung sowie der Bereit- Erwerbstätigen in der Landwirtschaft sowie die stellung von Einrichtungen der Daseinsvor- Schaffung von Nebenerwerbsmöglichkeiten für sorge sollen die Gemeinden in den ländlichen landwirtschaftliche Betriebe sollen zur Verbes- Räumen verstärkt zusammenarbeiten. Auch serung der wirtschaftlichen Situation landwirt- kleinere Zentrale Orte sollen stärker als bisher schaftlicher Betriebe beitragen ( u 7.8). ihre Planungen mit anderen Zentralen Orten abstimmen oder gemeinsam Versorgungsauf- gaben wahrnehmen ( u 10.). B Trotz des fortschreitenden Strukturwan- dels ist die Landwirtschaft noch immer ein prägender Wirtschaftsbereich der ländlichen B Damit Investitionen wirtschaftlich sind und Räume. Die Voraussetzungen für eine leis- die Folgekosten für Kommunen tragfähig tungsfähige Landwirtschaft sind daher zu bleiben, müssen Flächenausweisungen und erhalten und weiter zu verbessern. die Bereitstellung von Versorgungseinrich- tungen zunehmend interkommunal oder regional geplant und abgestimmt werden. Vor G (8) Das ökologisch bedeutsame Potenzial der dem Hintergrund sinkender Einwohnerzahlen ländlichen Räume soll gesichert und weiterent- wird es in den nächsten Jahren verstärkt zu wickelt werden und die landschaftlichen Qua- einem Wettbewerb um neue Einwohnerinnen litäten als weiche Standortfaktoren gestärkt und Einwohner kommen. Dieser darf sich im werden. Interesse aller Gemeinden nicht zu einem ruinösen Wettbewerb entwickeln. B Die ländlichen Räume sichern die natürlichen Lebensgrundlagen und leisten einen Bei- G (6) Das Netz des öffentlichen Personennahver- trag zum Klimaschutz. Sie bewahren damit kehrs (ÖPNV) in den ländlichen Räumen soll Ressourcen und gestalten Kulturlandschaften erhalten und die Verkehrsbedienung auch unter dauerhaft. Dabei kommt der nachhaltigen, Nutzung neuer Angebotsformen gesichert wer- vielfältig strukturierten und multifunktionalen den. Um ihre überörtliche Versorgungsfunktion Land- und Forstwirtschaft eine große Bedeu- wahrnehmen zu können, sollen insbesondere tung zu. die Zentralen Orte gut über den ÖPNV ange- bunden sein ( u 7.4.5).

B Ein ÖPNV mit dichtem Streckennetz und kurzen Taktzeiten gestaltet sich in den länd- lichen und oft dünn besiedelten Räumen sehr schwierig, da vielerorts kein wirtschaftlicher 5.5 Stadt- und Betrieb möglich ist. Sinkende Einwohner- zahlen werden die Situation in den nächsten Umlandbereiche Jahren weiter erschweren. Gleichwohl sollen die ländlichen Räume auch weiterhin gut mit in ländlichen Räumen dem ÖPNV erreichbar bleiben. Vor allem für die steigende Zahl alter und weniger mobiler Z (1) Stadt- und Umlandbereiche in den ländlichen Menschen wird der ÖPNV an Bedeutung Räumen sind um folgende Ober- und Mittel- gewinnen. Er wird aber zunehmend durch zentren sowie Unterzentren mit Teilfunktionen alternative Angebotsformen wie zum Beispiel von Mittelzentren festgelegt: Bürgerbusse und Anruf-Sammeltaxis ergänzt werden müssen.

38 • Oberzentren: Anziehungskraft der Kernstädte. Kernstädte Flensburg, Neumünster und Umlandgemeinden sind gemeinsam • Mittelzentren: aufgrund ihrer Standortbedingungen regionale /, Brunsbüttel, Entwicklungsschwerpunkte in den ländlichen Eckernförde, Eutin, , Husum, , Räumen, die insbesondere auch im Hinblick Mölln, Rendsburg, Schleswig auf die Verbesserung der Entwicklung in den übrigen, meist strukturschwächeren länd- • Unterzentren mit Teilfunktionen von Mittel- lichen Räume gestärkt werden müssen. zentren: Neustadt in Holstein, Plön, Ratzeburg Die Stadt- und Umlandbereiche sind in der G (3) Die Standortbedingungen für die Wirtschaft Hauptkarte dargestellt. sollen durch das Angebot an Flächen für Gewerbe und Dienstleistungen und eine gute verkehrliche Anbindung an regionale und B Innerhalb der ländlichen Räume unter- überregionale Wirtschaftsverkehre verbessert scheiden sich die Ober- und Mittelzentren werden. Zur Sicherung eines ausreichenden mit ihren Umlandgemeinden in ihrer Sied- Angebots an qualifizierten Arbeitskräften sollen lungsstruktur und ihren Problemen von den Bildungseinrichtungen und Wirtschaft verstärkt kleineren Zentralen Orten (Unterzentren, zusammenarbeiten und vor dem Hintergrund ländliche Zentralorte) und den Dörfern. Dieser der demographischen Entwicklung einem Situation wird durch die Festlegung von absehbaren Mangel an Facharbeitskräften Stadt- und Umlandbereichen in ländlichen entgegenwirken. Räumen und der Formulierung von speziellen Zielen und Grundsätzen Rechnung getragen. B Um ihre Funktion als Wirtschaftsschwer- In die Stadt- und Umlandbereiche wurden ne- punkte zu stärken, müssen die Standort- ben dem großen Zentralen Ort als Kernstadt voraussetzungen für die Wirtschaft in den in der Regel die direkten Nachbargemeinden Stadt- und Umlandbereichen verbessert einbezogen sowie weitere Gemeinden, die werden. Die Maßnahmen müssen sich dabei zur Gebietskulisse bereits bestehender Stadt- sowohl auf die verkehrliche Anbindung, als Umlandkonzepte gehören oder in noch zu auch auf das Angebot an Flächen und Ar- erarbeitende Stadt- Umlandkonzepte einbe- beitskräften beziehen. Bei zukünftig sinken- zogen werden sollten ( u Anhang A 3). Die den Einwohnerzahlen droht ein Mangel an Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räu- Facharbeitskräften. Daher gilt es, besonders men umfassen rund 15 Prozent der Gesamt- junge Menschen gut auszubilden und ihnen fläche des Landes. Hier lebten Ende 2005 in den ländlichen Räumen auch zukünftig eine 665.200 Einwohnerinnen und Einwohner und Arbeitsplatz- und Lebensperspektive zu ge- damit rund 23 Prozent aller Schleswig-Hol- ben. Wegen der Konzentration von Betrieben steinerinnen und Schleswig-Holsteiner. und höheren Bildungseinrichtungen ist dies besonders eine Aufgabe in den Stadt- und G (2) Die Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Umlandbereichen. Räumen sollen als regionale Wirtschafts-, Versorgungs- und Siedlungsschwerpunkte in G (4) Zur Stärkung ihrer regionalen Versorgungsfunk- den ländlichen Räumen gestärkt werden und tion in den ländlichen Räumen sollen Infrastruk- dadurch Entwicklungsimpulse in den gesamten tureinrichtungen auf die Stadt- und Umlandbe- ländlichen Raum geben. reiche und hier vorrangig auf die Kernstädte konzentriert werden. Gleichzeitig sollen die B Die Stadt- und Umlandbereiche zeichnen Stadt- und Umlandbereiche für die Bevölkerung sich durch ein herausgehobenes Angebot an regional gut angebunden sein, und es soll eine Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie durch gute verkehrliche Anbindung zwischen Einpendlerüberschüsse aus und bieten im Kernstadt und Umlandgemeinden ( u 7.4) Vergleich zum übrigen ländlichen Raum ein bestehen. größeres Angebot an Infrastruktur, insbeson- dere für den gehobenen Bedarf. Arbeitsplätze B Eine gute verkehrliche Anbindung ist nicht und Infrastruktur befinden sich schwer- nur ein wichtiger Standortfaktor für die Wirt- punktmäßig in den Kernstädten, doch auch schaft, sondern sie soll auch sicherstellen, viele Umlandgemeinden sind zunehmend dass schnell und bequem Versorgungsein- Standorte von Unternehmen und Infrastruk- richtungen in den Stadt- und Umlandberei- tureinrichtungen. Das Umland profitiert chen und insbesondere in deren Kernstädten dabei von der regionalen und überregionalen

39 erreicht werden können. Dies gilt sowohl für die Einwohnerinnen und Einwohner in den 5.6 Landesentwicklungsachsen Stadt- und Umlandbereichen selber, als auch für weiter entfernt lebende Menschen. Vor dem Hintergrund der deutlich steigenden Zahl G (1) Landesentwicklungsachsen sind entlang der alter und weniger mobiler Menschen muss schleswig-holsteinischen Abschnitte der fol- eine gute verkehrliche Anbindung auch über genden überregionalen Verkehrswege festge- den ÖNPV gewährleistet werden. legt und in der Hauptkarte zum Landesentwick- lungsplan symbolisch dargestellt: • von Hamburg entlang der Bundesauto- G (5) Die Siedlungs-, Infrastruktur- und Freiraument- bahn 23 / Bundesstraße 5 Richtung wicklung in den Stadt- und Umlandbereichen Tondern und Süddänemark, soll geordnet und zwischen den Kommunen abgestimmt werden. Bei Planungen in den • von Hamburg entlang der Bundesautobahn Bereichen Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel, 7 / Bundesautobahn 215 über Neumünster Verkehr, technische und soziale Infrastruktur, Richtung Kiel beziehungsweise Richtung Freizeit, Kultur und Freiraumsicherung soll zu- Flensburg und Süddänemark, sammengearbeitet werden, insbesondere auch • von Hamburg entlang der Bundesauto- durch Nutzung von Instrumenten der interkom- bahn 1 / Bundesstraße 207 über Lübeck munalen Kooperation ( u 10.). und Puttgarden Richtung Kopenhagen und Malmö sowie G Vorrangige Schwerpunkte für Wohnen, Gewer- • von Hamburg entlang der Bundesautobahn be und Infrastruktur sind die Kernstädte. Beste- 24 Richtung Berlin. hen dort Flächenengpässe, kann der Bedarf Diese Landesentwicklungsachsen werden auch schwerpunktmäßig im Umland gedeckt durch eine Vielzahl zusätzlicher wichtiger Ver- werden. In einem gemeinsam zu erarbeitenden kehrswege, insbesondere in Ost-West-Rich- Stadt-Umland-Konzept ( u 10.5) sollen Kern- tung, ergänzt und bilden mit diesen zusammen stadt und Umlandgemeinden die Gemeinden eine dichte Netzstruktur im Land, die bedarfs- festlegen, die im Vergleich zu anderen die gerecht weiterzuentwickeln ist ( u 7.4). Möglichkeit einer stärkeren wohnbaulichen und gewerblichen Entwicklung haben sollen B Dargestellt sind nur Landesentwicklungsach- ( u 6.5.2, 6.6). sen, die für eine zukunftsfähige wirtschaft- liche und verkehrliche Entwicklung sowie die B Aufgrund der räumlichen Nähe und der engen Förderung von Kooperationen und Clusterbe- Verflechtungen sollen die Kommunen in den ziehungen vorrangig sind. Die vier benannten Stadt- und Umlandbereichen ihre Planungen Entwicklungsachsen entlang der Bundesau- aufeinander abstimmen. Dadurch sollen tobahn 23, , Bundesauto- konkurrierende Angebote bei Wohnen, Ge- bahn 1 und markieren werbe und Infrastruktur möglichst vermieden zentrale Entwicklungsstränge Schleswig-Hol- werden. Abgestimmte Planungen stärken die steins. Sie zeigen Wachstumsperspektiven Funktion der Stadt- und Umlandbereiche als für die durch diese Verkehrswege erschlos- Wirtschafts- und Versorgungsschwerpunkte senen Räume und Regionen auf. Sie sind mit in den ländlichen Räumen und sichern die einer Richtungsvorgabe nach Anfangs- und langfristige Tragfähigkeit von Infrastruktur bei Endpunkt bestimmt. Anders als die Sied- rückläufigen Einwohnerzahlen. Die Entwick- lungsachsen mit ihrer flächigen Funktion als lungen in den Stadt- und Umlandbereichen Schwerpunkträume sind die Landesentwick- müssen konzentriert werden, wobei die Kern- lungsachsen als lineare Achsen ausgestaltet städte vorrangige Schwerpunkte für Wohnen, und entsprechend symbolisch in der Haupt- Gewerbe und Infrastruktur sind. karte dargestellt. Die wird als wichtige Ost-West-Tangente die Landesentwick­ lungsachsen miteinander verbinden und da- durch deren verkehrliche und wirtschaftliche Bedeutung vergrößern. Insoweit werden län- gerfristige gewerbliche Entwicklungsperspek- tiven gerade im Bereich der Anschlussstellen der Autobahnkreuze (der Entwicklungsachsen mit der Bundesautobahn 20) zu prüfen sein.

40 G (2) Die Landesentwicklungsachsen entlang der stein in allen Landesteilen und insbeson- überregionalen Verkehrswege sollen zur dere im Verflechtungsraum um Hamburg Verbesserung der räumlichen Standortbe- über ausreichend verkehrlich hervorra- dingungen sowie zur Stärkung der Verflech- gend angebundene und qualitativ beson- tungsstrukturen Schleswig-Holsteins das ders hochwertige Gewerbestandorte von Zentralörtliche System und das System der überregionaler Bedeutung verfügen. Hier- Siedlungsachsen unter Berücksichtigung land- zu sind auch neue Standorte entlang der schaftsplanerischer Erfordernisse ergänzen. Landesentwicklungsachsen in Betracht Insbesondere sollen die Landesentwicklungs- zu ziehen. Sie sollen helfen, Standort- achsen nachteile aufgrund der Lage Schleswig- • ausreichend leistungsfähige, überregionale Holsteins nördlich des Elbtunnels und des Verkehrsverbindungen für einen großräu- Fördergefälles gegenüber Ziel 1-Gebieten migen Leistungsaustausch gewährleisten in Nachbarländern auszugleichen. Auf die ( u 7.4); in Ziffer 6.6 Absatz 5 genannten Anforde- rungen an Standorte für Gewerbegebiete • aufgrund ihrer verkehrsmäßig guten Anbin- von überregionaler Bedeutung wird hinge- dung als Orientierungspunkte für gewerb- wiesen. liche Standorte von überregionaler Bedeu- tung in Betracht gezogen werden ( u 6.6); • Eine verbesserte Anbindung des Nordens an die Metropolregion Hamburg und die • die Teilräume des Landes und die Ober- Erschließung und Vernetzung der Teilräu- zentren untereinander sowie mit der me sind für eine zukunftsfähige Entwick- Metropolregion Hamburg vernetzen. lung des Landes und zur Realisierung Dadurch sollen zusätzliche Standortvorteile gleichwertiger Lebensverhältnisse von ausgelöst und die Entwicklungsimpulse der besonderer Bedeutung. Diesen Aspekten Metropolregion Hamburg vermehrt auch tragen die Landesentwicklungsachsen in andere Regionen des Landes gelenkt Rechnung. Ziel, insbesondere der Ach- werden; sen in Süd-Nord-Ausrichtung, ist es, die • die Verflechtungen des Landes zu benach- wirtschaftlichen „Spill-over-Effekte“ barten Metropolräumen und die Integration einer „Wachsenden Metropolregion in die nationalen und transeuropäischen Hamburg“ gezielter als bisher auch in die Netze stärken. Regionen und Zentralen Orte nördlich ihrer förmlichen Gebietskulisse zu lenken. B Landesentwicklungsachsen werden mit dem Hierzu sind die Kooperationsbeziehungen Landesentwicklungsplan erstmals eingeführt. zwischen allen Teilräumen zu intensivie- Diese Achsen orientieren sich in erster Linie ren und gerade auch die wirtschaftlichen an überregionalen Autobahnen und Bundes- Kompetenzfelder zu nutzen. straßen sowie auch an bedeutsamen Schie- • Schleswig-Holstein ist Teil des „weiteren nenwegen. metropolitanen Verflechtungsraums“ der In Anbetracht der Internationalisierung der Metropolregion Hamburg; diese metro- Wirtschaft und der wachsenden Standort- politanen Bezüge sind für die Landesent- konkurrenz der Regionen in Europa sollen die wicklung von strategischer Bedeutung. Entwicklungsachsen als ein neues landespla- Zukünftig sollen aber auch die Entwick- nerisches Gestaltungselement die Wettbe- lungsperspektiven zu den anderen, werbsbedingungen des Landes und seiner angrenzenden Metropolregionen inten- Teilräume verbessern und Grundlage eines siviert und die Integration des Landes „Wachstumsmodells Schleswig-Holstein“ in die nationalen und transeuropäischen sein. Satz 2 konkretisiert die Zielsetzung für Netze gestärkt werden. Dabei haben die vier Teilbereiche: Verflechtungen in den Nord- und Ostsee- raum einen außerordentlichen Stellenwert • Um leistungsfähige überregionale Ver- für die Landesentwicklung und das Wirt- kehrsverbindungen zu gewährleisten, ist schaftswachstum und bedürfen daher – unabhängig von der wichtigen Fertig- guter räumlicher Rahmenbedingungen. stellung der im Bau befindlichen Bundes­ 20 – der weitere Ausbau der Verkehrswege unter Berücksichtigung der besonders wichtigen Landesentwick- lungsachsen sicherzustellen. • Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Standortattraktivität muss Schleswig-Hol-

41 6. Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung

6.1 Leitbild • Oberzentren, • Mittelzentren, • Mittelzentren im Verdichtungsraum, L (1) Was wollen wir? • Unterzentren mit Teilfunktionen von Mittel- Wir wollen in Schleswig-Holstein zentren, • eine nachhaltige Siedlungsstruktur und • Unterzentren, Siedlungsentwicklung, die wirtschaftlichen, • ländliche Zentralorte, ökologischen und sozialen Belangen ge- • Stadtrandkerne I. und II. Ordnung sowie recht wird; • Stadtrandkerne I. Ordnung mit Teilfunkti- • gute siedlungsstrukturelle Rahmenbedin- onen von Mittelzentren. gungen für die Wirtschaft; Die Zentralen Orte und Stadtrandkerne sind in • die natürlichen Ressourcen schützen; der Hauptkarte nachrichtlich dargestellt. • für alle Menschen ein angemessenes und differenziertes Angebot an Wohnungen; B Zentrale Orte und Stadtrandkerne werden auf • dass Einrichtungen der Daseinsvorsorge für der Grundlage von Kriterien im Landesent- alle Menschen in zumutbarer Entfernung wicklungsgrundsätzegesetz (LEGG, erreichbar sind. §§ 15 bis 20) eingestuft. Ihre Festlegung er- folgt gemäß § 14 Absatz 4 LEGG in einer Lan- L (2) Wie kommen wir da hin? desverordnung. Im Landesentwicklungsplan sind die Zentralen Orte und Stadtrandkerne Indem wir daher nur nachrichtlich dargestellt. Grundla- • die Siedlungsentwicklung auf Schwer- ge für die Darstellung in diesem Plan ist die punkte konzentrieren; Verordnung zum Zentralörtlichen System • durch die Siedlungsstruktur eine effiziente vom 16. Dezember 1997 (GVOBl. Schl.-H. und kostengünstige Infrastrukturversor- Nr. 5 1998, Seite 123). Die Überprüfung der gung gewährleisten; zentralörtlichen Einstufungen erfolgt gemäß • an geeigneten Standorten in ausrei- § 20 LaplaG einmal in jeder Legislaturperiode chendem Umfang die Ausweisung von im Rahmen eines Berichts an den Landtag. Flächen für Wohnen, Gewerbe und Dienst- Die nächste Überprüfung ist für 2008 geplant. leistungen ermöglichen; Ihre Ergebnisse werden in die Endfassung des Landesentwicklungsplans einfließen. • Städte und Umlandgemeinden als Stadtre- gionen und Stadträume begreifen, die ihre Flächenplanungen gemeinsam entwickeln G/ZR (2) In den Regionalplänen kann die Grundeinstu- und aufeinander abstimmen; fung der Zentralen Orte weiter differenziert • kompakte und Flächen sparende Siedlungs- werden. strukturen und Bauformen fördern und die Möglichkeiten des Umbaus und der Moder- B Gemäß § 14 Absatz 3 LEGG können die nisierung von Wohnungsbeständen stärker Grundeinstufungen der Zentralen Orte in den nutzen; Regionalplänen weiter differenziert werden, • unterschiedliche Nutzungsansprüche an um strukturellen Unterschieden im Land und Flächen miteinander in Einklang bringen; Übergängen von einer Zentralitätsstufe in • Freiräume in Städten und Dörfern erhalten. eine andere besser Rechnung zu tragen. Die Schlüsselzuweisungen für übergemeindliche Aufgaben richten sich allerdings nach der Grundeinstufung.

Z (3) Als Zentraler Ort ist das gesamte baulich zusammenhängende Siedlungsgebiet einer 6.2 Zentralörtliches System Gemeinde anzusehen. Innerhalb des baulich zusammenhängenden Siedlungsgebiets sind übergreifende Planungskonzepte der zentralört- Z (1) Das Zentralörtliche System in Schleswig-Hol- lich eingestuften Gemeinde zu beachten. stein umfasst Zentrale Orte und Stadtrand- kerne. Diese sind unterteilt in: Z/ZR Das baulich zusammenhängende Siedlungsge- biet ist in den Regionalplänen festzulegen. Es

42 sind solche Flächen einzubeziehen, die nach und verwaltungsmäßigen Beziehungen und der Bauleitplanung der Gemeinden für eine Be- der Tatsache, dass Einwohnerinnen und bauung vorgesehen sind oder für eine Bebau- Einwohner häufig Einrichtungen in mehre- ung geeignet erscheinen, soweit sie mit dem ren Zentralen Orten nutzen, erfolgt bei den baulichen Siedlungsgebiet im Zusammenhang Nahbereichen eine eindeutige Zuordnung, die stehen. sich an der überwiegenden Ausrichtung ori- entiert. Ihre Festlegung erfolgt in der Verord- nung zum Zentralörtlichen System. Darüber B Die genaue Bestimmung, was zum baulich hinaus werden sie in den Regionalplänen zusammenhängenden Siedlungsgebiet und dargestellt. Stadtrandkernen werden in der damit zum Zentralen Ort oder Stadtrandkern Regel keine Nahbereiche zugeordnet, da ihre gehört, ist für die planmäßige Siedlungsent- benachbarten Gemeinden überwiegend vom wicklung und insbesondere für die Zuordnung höherrangigen Zentrum versorgt werden und von zentralen Einrichtungen oder die Ansied- die Versorgungs- / Verflechtungsbereiche der lung von Einzelhandelseinrichtungen von Stadtrandkerne daher nicht über das eigene Bedeutung ( u 6.2 Absatz 6). Zum baulich zu- Gemeindegebiet hinausgehen. Eine Ausnah- sammenhängenden Siedlungsgebiet können me sind solche Stadtrandkerne, die aufgrund auch baulich angrenzende Flächen von Nach- ihrer Ausstattung und Lage erkennbar auch bargemeinden gehören. Die Teilhabe an der eine Versorgungsfunktion für Nachbarge- Entwicklung des Zentralen Ortes oder Stadt- meinden übernehmen oder eine zentralört- randkerns erfordert für Nachbargemeinden im liche Teilfunktion haben. Hinblick auf übergreifende Planungskonzepte (zum Beispiel Einzelhandelskonzepte, Woh- Mittelbereiche werden zusätzlich zu den Nah- nungsmarktkonzepte) eine enge Abstimmung bereichen um die Zentralen Orte und Stadt- mit der zentralörtlich eingestuften Gemeinde. randkerne der mittelzentralen Ebene (Unter- zentren mit Teilfunktionen von Mittelzentren, § 15 Finanzausgleichsgesetz, der regelt, wer Mittelzentren, Mittelzentren im Verdichtungs- Schlüsselzuweisungen für übergemeindliche raum und Stadtrandkerne I. Ordnung mit Aufgaben erhält, bleibt von der Ausweisung Teilfunktionen von Mittelzentren) sowie um des baulichen Siedlungszusammenhangs unbe- Oberzentren ausgewiesen und sind Bereiche rührt. zur Deckung des gehobenen, längerfristi- gen Bedarfs. Die Mittelbereiche sind in der Z (4) Jedem Zentralen Ort sind entsprechend seiner Hauptkarte des Landesentwicklungsplans zentralörtlichen Einstufung Verflechtungs- / nachrichtlich dargestellt. Versorgungsbereiche zugeordnet. Die Mittelbe- Oberbereiche, das heißt Verflechtungs- / Ver- reiche der Zentralen Orte der mittleren Ebene sorgungsbereiche um Oberzentren, werden sowie der Oberzentren sind in der Hauptkarte in Schleswig-Holstein nicht abgegrenzt, da nachrichtlich dargestellt. die derzeitigen Planungsräume Süd, Mitte, Ost und Nord die Versorgungsbereiche der Z/ZR Die Nahbereiche sind in den Regionalplänen schleswig-holsteinischen Oberzentren sowie darzustellen. den schleswig-holsteinischen Versorgungsbe- reich des Oberzentrums Hamburg widerspie- geln. G Die Verflechtungs- / Versorgungsbereiche Zentrale Orte höherer Stufe übernehmen sollen aufzeigen, welche Gemeinden aufgrund auch Versorgungsfunktionen für nachrangige des Angebots an Einkaufs-, Bildungs-, Ver- Zentrale Orte, das bedeutet, Oberzentren waltungs- und Freizeiteinrichtungen sowie an decken sowohl den Bedarf an Gütern und Arbeitsplätzen im Zentralen Ort mit diesem Dienstleistungen des spezialisierten höheren funktional verflochten sind. Sie sollen so abge- Bedarfs (zum Beispiel Universitäten und grenzt sein, dass der Zentrale Ort den Bereich Fachhochschulen) als auch des gehobenen möglichst gut versorgen kann. Bedarfs (zum Beispiel weiterführende allge- mein bildende Schulen oder berufsbildende B Bei den Verflechtungs- / Versorgungsberei- Schulen) und des Grundbedarfs (zum Beispiel chen wird zwischen Nahbereichen, Mittelbe- Grundschulen). reichen und Oberbereichen unterschieden. Nahbereiche sind Bereiche zur Deckung des Z (5) Zentrale Orte und Stadtrandkerne sind Schwer- Grundbedarfs und werden um jeden Zentra- punkte der wirtschaftlichen Entwicklung, der len Ort abgegrenzt. Trotz Überlagerungen Siedlungsentwicklung, der Versorgungs-, und Überschneidungen der wirtschaftlichen Verwaltungs- und Bildungsinfrastruktur sowie

43 des Angebots an Einrichtungen der sozialen heute schon dünn besiedelten und meist und kulturellen Infrastruktur und des Sports. ländlich geprägten Räumen finanziell zuneh- Als solche sind sie zu sichern und zu stärken. mend schwieriger werden wird. Daher ist es erforderlich, die Zentralen Orte als leistungs- fähige Standorte zu stärken und Infrastruk- G Für die Bevölkerung ihres Verflechtungs- / tureinrichtungen ebenso wie die Wohnungs- Versorgungsbereichs sollen die Zentralen Orte bauentwicklung dort zu konzentrieren. Dies und Stadtrandkerne die Versorgung mit Gütern unterstützt die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Dienstleistungen entsprechend ihrer Ein- von öffentlichen und privaten Versorgungs- stufung sicherstellen. einrichtungen. Art und Umfang der zentralörtlichen Einrich- Zentralörtliche Einrichtungen müssen sich in tungen sollen sich an der zu erwartenden ihrem Leistungsangebot an der absehbaren Bevölkerungsentwicklung im Verflechtungs- / Bevölkerungsentwicklung orientieren. Dort, Versorgungsbereich und an der wirtschaft- wo aufgrund von Einwohnerrückgängen lichen Tragfähigkeit ausrichteten. Sofern keine Reduzierungen des Angebots oder sogar ausreichende wirtschaftliche Tragfähigkeit Schließungen von Einrichtungen erforderlich gegeben ist, sollen Kooperationen mit anderen sind, sollen Zentrale Orte und Stadtrandkerne Zentralen Orten oder Gemeinden des eigenen stärker als bisher mit anderen Zentralen oder anderer Verflechtungsbereiche angestrebt Orten und Gemeinden außerhalb des bishe- werden. rigen Versorgungsbereichs kooperieren, um Neue zentralörtliche Einrichtungen in anderen im Interesse des Gesamtraums langfristig Gemeinden des Nahbereichs oder auch in überhaupt ein Versorgungsangebot aufrecht Zentralen Orten einer niedrigeren Stufe sollen zu erhalten. Eine Reduzierung von Einrich- nur dann entstehen, wenn sie nicht zu Lasten tungen der Daseinsvorsorge kann langfristig bereits bestehender Einrichtungen eines Zen- bei ungünstiger Bevölkerungsentwicklung tralen Ortes gehen und deren wirtschaftliche aber auch durch eine Konzentration auf das Tragfähigkeit gefährden. Zentralörtliche System nicht ausgeschlossen werden, so dass in Teilräumen des Landes B Zentrale Orte und Stadtrandkerne sind größere Entfernungen als bisher zu Versor- multifunktionale Schwerpunkte, die räumlich gungseinrichtungen entstehen werden. Ent- konzentriert entsprechend ihrer Einstufung scheidend ist, diese Entfernungen in einem ein Angebot an Einrichtungen der öffentlichen nach wie vor vertretbaren Rahmen zu halten und privaten Daseinsvorsorge bieten und und dem Grundsatz gleichwertiger Lebens- Schwerpunkte der wirtschaftlichen Entwick- verhältnisse Rechnung zu tragen. lung und des Wohnungsbaus im Land sind. Ihr Standortvorteil besteht in der Nutzung von G (6) Die Versorgungseinrichtungen der Zentralen Synergieeffekten. Durch die räumliche Kon- Orte und Stadtrandkerne sollen vorrangig im zentration von Wohnen, Arbeiten und Infra- engen räumlichen Siedlungszusammenhang struktur ist das Zentralörtliche System unter mit dem Siedlungskern bereitgestellt werden. wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten besonders leistungsfähig und stützt eine nachhaltige räumliche Ent- B Um eine wohnortnahe Versorgung der Bevöl- wicklung. Es wirkt einer dispersen Siedlungs- kerung zu ermöglichen, sollen sich zentralört- entwicklung entgegen und ist wesentlicher liche Einrichtungen im Siedlungskern des Baustein des Prinzips der dezentralen Kon- Zentralen Ortes oder im engen räumlichen zentration. Zusammenhang zu diesem konzentrieren. Räumlich wird der Siedlungskern im Wesent- Das Zentralörtliche System soll sicherstellen, lichen durch das baulich zusammenhängende dass die Bevölkerung Einrichtungen der Da- Siedlungsgebiet ( u 6.2 Absatz 3) dargestellt. seinsvorsorge in zumutbarer Entfernung und Die räumliche Konzentration der Infrastruktur- mit vertretbarem Zeit- und Kostenaufwand einrichtungen soll kurze Wege für die Nutzer erreichen kann. In Schleswig-Holstein ist das ermöglichen. Vor dem Hintergrund einer in Zentralörtliche System in seiner heutigen den nächsten Jahren deutlich steigenden Ausprägung hierfür hinreichend dicht ge- Zahl älterer und weniger mobiler Menschen knüpft. wird dieser Aspekt an Bedeutung gewinnen. Vor dem Hintergrund der zukünftigen demo- Gleichzeitig kann durch die Konzentration von graphischen Entwicklung ( u 4.1) muss die Versorgungseinrichtungen ein Beitrag zur Daseinsvorsorge aber auch langfristig gesi- Steigerung der Attraktivität der städtischen chert bleiben, was insbesondere in bereits und dörflichen Zentren geleistet werden.

44 In Ausnahmen kann es sinnvoll sein, zen- verwendet werden sollen, die den Einwoh- tralörtliche Einrichtungen nicht im Zentralen nerinnen und Einwohnern des gesamten Ort, sondern in einer dafür besonders geeig- Verflechtungs- / Versorgungsbereichs zugute neten Gemeinde im Verflechtungsbereich kommen. vorzuhalten. B Die Bereitstellung zentralörtlicher Einrich- Z (7) Die Zentralen Orte und Stadtrandkerne sind tungen und die Übernahme von Versor- Schwerpunkte der Wohnungsbauentwicklung gungsaufgaben für die Bevölkerung ihres ( u 6.5.2 Absatz 2). Verflechtungsbereichs verursacht bei den Zentralen Orten und Stadtrandkernen Kos- ten. Sie erhalten daher unterstützend für die G Sie sollen in bedarfsgerechtem Umfang Wahrnehmung dieser übergemeindlichen Flächen für Wohnen, Gewerbe und Infrastruk- Aufgaben Schlüsselzuweisungen aus dem tur zur Verfügung stellen. Zentrale Orte und Kommunalen Finanzausgleich (§ 15 FAG). Stadtrandkerne, die hierfür über keine ausrei- Diese Finanzmittel sollen für Maßnahmen im chenden Flächenpotenziale verfügen, sollen in Zentralen Ort verwendet werden, die den Ein- interkommunaler Zusammenarbeit mit ihren wohnerinnen und Einwohnern des gesamten Nachbargemeinden Flächen bereitstellen. Versorgungsbereichs zugute kommen. Bei Dabei soll ein fairer Nutzen-Lastenausgleich interkommunaler Kooperation besteht die angestrebt werden. Möglichkeit, hiervon abzuweichen. Beispiele für Maßnahmen zur Verwendung der zen- B Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass tralörtlichen Mittel sind: Wohnungsbau schwerpunktmäßig in Zentra- • die Einrichtung, Sicherung oder der len Orten und Stadtrandkernen stattfinden Ausbau von zentralörtlichen Einrichtungen kann, ist ein entsprechendes Flächenangebot wie Kultur-, Sozial-, Sport- und Erho- in diesen Orten. Gleiches gilt für die Kon- lungseinrichtungen sowie Verkehrs- und zentration von Versorgungseinrichtungen Verwaltungseinrichtungen; und die gewerbliche Entwicklung. Zentrale • die Schaffung attraktiver Standortvoraus- Orte sollen deshalb eine vorausschauende setzungen für die Entwicklung von Ge- Flächenvorsorge betreiben. Viele Zentrale werbe, insbesondere durch den Ausbau Orte und Stadtrandkerne, insbesondere die der wirtschaftnahen Infrastruktur und die der ober- und mittelzentralen Ebene, haben Bereitstellung ausreichender Gewerbeflä- zunehmend Schwierigkeiten, größere Flächen chen; für Wohnungsbau, vornehmlich den Einfamili- enhausbau, zu entwickeln. Neben objektiven • die Schaffung von bedarfsgerechtem Flächenengpässen erschweren oft auch Wohnraum durch die Bereitstellung von langwierige und schwierige Planungspro- ausreichendem Wohnbauland oder auch zesse eine bedarfsgerechte Ausweisung. Um durch städtebauliche Erneuerungs- und ihrer Bedeutung als Versorgungs- und Ent- Entwicklungsmaßnahmen; wicklungsschwerpunkte gleichwohl gerecht • eine umweltschonende Verkehrserschlie- werden zu können, sollen Zentrale Orte und ßung, auch durch Sicherung und Ausbau Stadtrandkerne insbesondere bei Flächeneng- des öffentlichen Personennahverkehrs; pässen in interkommunaler Zusammenarbeit • eine umweltgerechte und kostengünstige mit ihren Umlandgemeinden Flächen entwi- Ver- und Entsorgung; ckeln ( u 6.5.2 Absatz 6). Auch interkommu- • die Durchführung von Gebietsentwick- nale Zusammenarbeit bei anderen Aufgaben, lungsplanungen oder gemeindeübergrei- wie zum Beispiel der Ver- und Entsorgung fenden Strukturgutachten und Entwick- oder dem ÖPNV, kann zur besseren Funk- lungskonzepten. tionsfähigkeit des Zentralen Ortes und zur Stärkung von Zentralem Ort und Umland beitragen. 6.2.1 Oberzentren G (8) Zur Unterstützung ihrer übergemeindlichen Aufgaben erhalten Zentrale Orte und Stadt- Z (1) Die Oberzentren sind Versorgungs-, Wirt- randkerne Schlüsselzuweisungen aus dem schafts- und Arbeitsmarktzentren von überre- kommunalen Finanzausgleich, die für zen- gionaler Bedeutung. Sie versorgen die Bevöl- tralörtliche Einrichtungen im Zentralen Ort / kerung mit Gütern und Dienstleistungen des Stadtrandkern oder für sonstige Maßnahmen höheren spezialisierten Bedarfs und bieten ein großes und differenziertes Angebot an Arbeits-

45 und Ausbildungsplätzen. In diesen Funktionen Einrichtungen zu sichern und bedarfsgerecht sind sie zu stärken und weiterzuentwickeln. weiterzuentwickeln. Durch eine entspre- chende Verkehrsanbindung ist die Erreichbar- keit der Oberzentren auch für weiter entfernt G In den Oberzentren sollen die Standort- lebende Menschen sicherzustellen. Eine gute bedingungen so verbessert werden, dass Verkehrsanbindung, insbesondere an große diese Städte als bundesweit und international nationale und internationale Wirtschafts- bedeutsame Wirtschaftsstandorte gestärkt räume, trägt zudem zur Verbesserung der werden. Hierzu sollen ein bedarfsgerechtes wirtschaftlichen Standortvoraussetzungen der Flächenangebot und eine gute verkehrliche An- Oberzentren bei. bindung an andere nationale und internationale Wirtschaftsstandorte und -regionen beitragen.

B Aufgrund ihrer Infrastruktur- und Versor- 6.2.2 Mittelzentren gungseinrichtungen stellen die Oberzentren für große Teile des Landes Güter und Dienst- Z (1) Die Zentralen Orte der mittelzentralen Ebene leistungen bereit, die in anderen Zentralen Or- stellen regional für die Bevölkerung ihres Ver- ten nicht angeboten werden. Beispiele hierfür flechtungsbereichs die Versorgung mit Gütern sind: und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs sicher. Sie sind darüber hinaus regionale Wirt- • an das Abitur anschließende Bildungsein- schafts- und Arbeitsmarktzentren mit einem richtungen (Fachhochschule, Universität), breit gefächerten Angebot an Arbeits- und • schulische Berufsbildungszentren, Ausbildungsplätzen. In diesen Funktionen sind • überbetriebliche Einrichtungen der beruf- sie zu stärken und weiter zu entwickeln. lichen Ausbildung, • Einrichtungen für Fortbildung und Um- G Hierzu sollen ein bedarfsgerechtes Angebot schulung (Berufs- und Ausbildungs- an Flächen für Gewerbe und Dienstleistungen zentren), sowie eine gute verkehrliche Anbindung im • Spezialschulen mit überregionaler Bedeu- Verflechtungsbereich und an andere Mittel- tung, und Oberzentren im Land sowie nach Hamburg • Fachakademien, beitragen. Mittelzentren sollen über ein vielfäl- • Behörden der höheren Stufe, tiges und attraktives Angebot an Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen von regionaler • große Sporthallen und Sportstadien, Leis- Bedeutung verfügen. tungszentren für Sportarten mit beson- deren Schwerpunkten in der jeweiligen Region, B Mittelzentren, Mittelzentren im Verdichtungs- • große Hallen- und Freibäder, raum und Unterzentren mit Teilfunktionen von Mittelzentren sind Zentrale Orte der mit- • Theater, telzentralen Ebene. Sie nehmen für einzelne • Konzerthallen, Regionen im Land eine Versorgungsfunktion • Einrichtungen zur Durchführung von Kon- wahr und leisten einen wichtigen Beitrag zur gressen, Entwicklung der ländlichen Räume in Schles- • Einrichtungen zur Sozialbetreuung für wig-Holstein. Ihre Verflechtungsbereiche Ausländer, (Mittelbereiche) sollen mehrere Unterzentren, ländliche Zentralorte oder Stadtrandkerne • Krankenhäuser der Schwerpunkt- oder umfassen (§ 18 Absatz 2 LEGG). Sie bieten Zentralversorgung, Versorgungsmöglichkeiten für Güter und • Technologietransfereinrichtungen, Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs. • Versicherungen und größere Geldinstitu- Hierzu zählen beispielsweise: te, • weiterführende allgemein bildende Schu- • umfassende Einkaufsmöglichkeiten zur len, berufsbildende Schulen, Schulen für Deckung des spezialisierten höheren Wa- Menschen mit Behinderung, renbedarfs (zum Beispiel Großkaufhäuser, • Einrichtungen und Angebote der Weiter- Shopping Malls). bildung, Oberzentren haben eine überregionale sowie • Einrichtungen der Jugendarbeit (Jugend- teilweise sogar eine landesweite und über zentren), Schleswig-Holstein hinausgehende Bedeu- • Behörden der unteren Stufe, tung. Diese ist durch die zentralörtlichen

46 • Sport- und Freizeithallen mit Zuschauer- 6.2.3 Unterzentren einrichtungen, Z (1) Unterzentren stellen für die Bevölkerung ihres • erweiterte Leichtathletikanlagen, Verflechtungsbereichs die Versorgung mit • Theaterspielstätten, Gütern und Dienstleistungen des qualifizierten • Krankenhäuser der Regelversorgung, Grundbedarfs sicher. In dieser Funktion sind • Einrichtungen der offenen und stationären sie zu stärken und ihr Angebot ist bedarfsge- Behindertenhilfe, recht weiterzuentwickeln. • Wohnstätten für Menschen mit Behinde- rungen, G Ihre Ausstattung soll sich von den ländlichen • Einrichtungen für größere kulturelle und Zentralorten abheben. gesellschaftliche Veranstaltungen (zum Beispiel Kino, Museum, Kulturhaus), B Bei der Versorgung mit Gütern des Grund- • vielseitige Einkaufsmöglichkeiten zur bedarfs unterscheidet das schleswig-hol- Deckung des gehobenen Bedarfs (zum steinische Zentralörtliche System zwischen Beispiel Kaufhäuser, Fachgeschäfte), Unterzentren und den niedriger eingestuften • Beratungseinrichtungen (zum Beispiel ländlichen Zentralorten. In anderen Bundes- Erziehungs-, Sucht-, Arbeitslosen- und ländern sind vergleichbare Orte meist als Schuldnerberatung). Grundzentren eingestuft. Unterzentren und ländliche Zentralorte weisen vielerorts die gleichen zentralörtlichen Einrichtungen auf. Z (2) Unterzentren mit Teilfunktionen von Mittel- Da Unterzentren mit ihren Infrastruktur- und zentren üben für die Nahbereiche mehrerer Versorgungseinrichtungen aber den qualifi- ländlicher Zentralorte, Unterzentren oder zierten Grundbedarf decken, heben sie sich in Stadtrandkerne mindestens teilweise Versor- ihrer Ausstattung in der Regel von ländlichen gungsfunktionen für die Deckung des Bedarfs Zentralorten ab. mit Gütern und Dienstleistungen des geho- Zu den zentralörtlichen Einrichtungen des benen Bedarfs aus und sind in dieser Funktion qualifizierten Grundbedarfs zählen beispiels- zu stärken und weiterzuentwickeln. weise: • Haupt- und Realschulen (zukünftig Re- G Sie sollen in Teilräumen des Landes, die gionalschulen), Förderschulen und bei wegen ihrer peripheren Lage, ihrer großen Ent- entsprechender Größenordnung auch fernung zu Mittel- und Oberzentren oder deren die übrigen weiterführenden allgemein schwieriger Erreichbarkeit nur unzureichend bildenden Schulen sowie Fachschulen, versorgt sind, das Angebot auf der mittel- • hauptamtlich geleitete Kommunalverwal- zentralen Ebene ergänzen. Dieses soll sich an tungen, der Ausstattung von Mittelzentren orientieren. • öffentliche Büchereien, • Sportplätze und Sporthallen, B Unterzentren mit Teilfunktionen von Mit- telzentren nehmen in bestimmten Teil- • Freibäder oder Hallenbäder, räumen des Landes ergänzend zu reinen • Einrichtungen für gesellschaftliche Veran- Mittelzentren Versorgungsaufgaben auf der staltungen, mittelzentralen Ebene wahr. Ihre Einstu- • Bildungseinrichtungen (Volkshochschule, fungskriterien (§ 17 LEGG) sind gegenüber Familienbildungsstätte), reinen Mittelzentren herabgesetzt. In struk- • fachärztliche Versorgung, turschwachen ländlichen Räumen (siehe Ab- bildung 11) sind diese nochmals abgesenkt. • Einrichtungen der offenen Jugend- und Unterzentren mit Teilfunktionen von Mittel- Altenhilfe (Jugend- und Altenclubs, Ju- zentren haben eine besondere Funktion als gend- und Altentagesstätten), Entwicklungsschwerpunkte für die ländlichen • spezifische Einrichtungen für Frauen (zum Räume. Ihr Angebot an Gütern und Dienst- Beispiel Frauenberatungsstelle, Frauen- leistungen geht über das von Unterzentren treff), hinaus, entspricht vielerorts aber noch nicht • Einrichtungen der ambulanten und teilsta- dem reiner Mittelzentren. tionären Altenhilfe (Sozialstation, mobiler sozialer Dienst, Kurzzeit- und Tagespfle- ge),

47 • Einrichtungen der stationären Altenhilfe Einstufungskriterien für Unterzentren gegen- (Alten- und Altenpflegeheim), über den anderen Räumen herabgesetzt. • Einkaufsmöglichkeiten zur Deckung des Damit soll der besonderen Situation in diesen qualifizierten Grundbedarfs. Räumen Rechnung getragen werden. Unter- zentren sind hier wichtige Versorgungs- und In abgelegenen strukturschwachen länd- Entwicklungsschwerpunkte. lichen Räumen (siehe Abbildung 11) sind die

Abbildung 11: Strukturschwache ländliche Räume

48 6.2.4 Ländliche Zentralorte rien eingestuft werden (§ 15 Absatz 3 LEGG). Da bei sinkenden Einwohnerzahlen vor allem Z (1) Ländliche Zentralorte stellen für die Bevölke- die wirtschaftliche Tragfähigkeit von zen- rung ihres Verflechtungsbereichs die Versor- tralörtlichen Einrichtungen in nach Ausnah- gung mit Gütern und Dienstleistungen des mekriterien eingestuften ländlichen Zentral- Grundbedarfs sicher. Als Schwerpunkte der orten gefährdet erscheint, ist beabsichtigt, in Daseinsvorsorge sowie als wirtschaftliche und solchen Gebieten Neueinstufungen nur noch wohnbauliche Schwerpunkte in ländlichen Räu- bei Erfüllung der Kriterien gemäß § 15 Absatz men sind sie zu sichern und bedarfsgerecht 2 LEGG vorzunehmen. Die in der Hauptkarte weiterzuentwickeln. dargestellten dünn besiedelten abgelegenen Gebiete werden nach Änderung des § 15 B Als Zentrale Orte der untersten Stufe stellen Absatz 3 LEGG keine Bedeutung mehr für die die ländlichen Zentralorte den Grundbe- Einstufung von ländlichen Zentralorten haben. darf, das heißt den Bedarf an Gütern und Dienstleistungen des kurzfristigen, täglichen Bedarfs, sicher. Dieser wird beispielsweise durch folgende Einrichtungen gedeckt: 6.2.5 Stadtrandkerne • Grundschulen und bei entsprechender G (1) Stadtrandkerne sollen im engen räumlichen Größenordnung Haupt- und Realschulen Zusammenhang mit dem übergeordneten (zukünftig Regionalschulen), Zentralen Ort Versorgungsaufgaben wahrneh- • Kindertagesstätten, men. Ihre zentralörtlichen Einrichtungen sollen • Betreuungsangebote für Kinder im Grund- denen vergleichbarer Zentraler Orte entspre- schulalter, chen und in Abstimmung mit dem übergeord- neten Zentrum entwickelt werden. Wohnbau- • ärztliche Versorgung im Bereich der Allge- liche und gewerbliche Entwicklungen sollen in meinmedizin, Abstimmung mit dem Zentralen Ort erfolgen. • zahnärztliche Versorgung, • Apotheken, B In einem Umkreis von 10 Kilometern um • Spiel- und Sportstätten, Ober- und Mittelzentren sowie um Hamburg • Gasthöfe, werden keine Zentralen Orte, sondern Stadt- • Postfilialen, randkerne (I. und II. Ordnung oder I. Ord- • Zweigstellen von Geldinstituten, nung mit Teilfunktionen von Mittelzentren) festgelegt. Die 10 Kilometer-Umkreise sind • Einzelhandelsgeschäfte zur Deckung des in der Hauptkarte dargestellt. Die Stadtrand- Grundbedarfs, kerne nehmen im engen räumlichen Zusam- • Handwerks- oder private Dienstleistungs- menhang mit dem Zentralen Ort und für betriebe, einen begrenzten Bereich, der in der Regel • Einrichtungen der Amts- oder amtsfreien nur das eigene Gemeindegebiet umfasst, kommunalen Verwaltung. Versorgungsaufgaben wahr. In Einzelfällen Den ländlichen Zentralorten wird bei lang- sind in den 10 Kilometer-Umkreisen um fristig sinkenden Einwohnerzahlen eine Mittelzentren auch Zentrale Orte festgelegt wachsende Bedeutung zukommen. Zur worden, wenn diese vom Zentrum nicht Sicherstellung der Daseinsvorsorge in den unmittelbar versorgt werden und für mehrere ländlichen Räumen wird es noch stärker als ländliche Gemeinden vollwertige Versor- bisher notwendig sein, Versorgungs- und In- gungsaufgaben wahrnehmen. frastruktureinrichtungen auf Schwerpunkte zu Unter Berücksichtigung der besonderen Ver- konzentrieren. Die ländlichen Zentralorte sind hältnisse in Stadtrandgebieten entsprechen hierfür vorrangige Schwerpunkte, die es zu Stadtrandkerne I. Ordnung in ihrer Zentrali- sichern gilt. Sie sind darüber hinaus auch Ent- tätsfunktion Unterzentren und Stadtrandkerne wicklungsschwerpunkte für Wohnungsbau II. Ordnung ländlichen Zentralorten. Stadt- und wirtschaftliche Entwicklung in ländlichen randkerne I. Ordnung mit Teilfunktionen von Räumen. Mittelzentren sollen teilweise die Versorgung In Gebieten, die heute mehr als 10 Kilometer mit Gütern und Dienstleistungen des ge- von einem Zentralen Ort entfernt sind und hobenen Bedarfs decken und sind insofern in der Karte als dünn besiedelte abgelegene Mittelzentren vergleichbar. Gebiete dargestellt sind, können derzeit länd- Wegen der direkten Nähe zu einem überge- liche Zentralorte nach herabgesetzten Krite- ordneten Zentrum (Ober- oder Mittelzentrum) besteht bei den zentralörtlichen Einrichtungen

49 ein besonderer Abstimmungsbedarf. Auch wirkt, wenn es darum ging, diese Gemeinden die wohnbauliche und gewerbliche Entwick- in Stadt-Umland-Prozesse zu integrieren. Auf- lung soll in Abstimmung mit dem Zentralen grund ihrer durch die Regionalplanung vorab Ort erfolgen. Nach Möglichkeit sollte ein festgelegten Funktion als Siedlungsschwer- Interessensausgleich zwischen übergeord- punkte bestand für sie oft kein Anreiz, ihre netem Zentrum und Stadtrandkern erreicht Entwicklung mit den Kernstädten im Rahmen werden. von Stadt-Umland-Konzepten einvernehmlich abzustimmen. Die Landesplanung will durch die Aufhebung der planerischen Funktionen G (2) Stadtrandkerne in den Ordnungsräumen sollen diesen Anreiz jetzt erhöhen und damit die auf den Siedlungsachsen liegen. Ausgangsbedingungen für Vereinbarungen Stadtrandkerne sollen verkehrlich gut an das zur wohnbaulichen und gewerblichen Ent- Zentrum angebunden sein. wicklung zwischen Kernstädten und Umland- Die Stadtrandkerne sollen baulich so geordnet gemeinden verbessern. und gestaltet sein, dass ein städtischer Kern Gemeinden in den Stadt- und Umlandberei- erkennbar ist. chen in ländlichen Räumen können zukünftig über den örtlichen Bedarf B Ordnungsräume sind durch einen hohen Sied- ( u 6.5.2 Absatz 3, 6.6 Absatz 1) hinaus Flä- lungsdruck gekennzeichnet. Zur besseren chen ausweisen, wenn sie hierüber mit der Steuerung soll die Siedlungsentwicklung auf Kernstadt und möglichst auch allen anderen Siedlungsachsen konzentriert werden. Dafür Gemeinden im Stadt- und Umlandbereich ist es erforderlich, dass auch die Stadtrand- eine Vereinbarung treffen kerne als Siedlungsschwerpunkte in die ( u 6.5.2 Absatz 7 und Absatz 8). Für eine Siedlungsachsen einbezogen werden. Da die Entwicklung über den örtlichen Bedarf hinaus Versorgung in den Stadtrandkernen in Ver- eignen sich dabei insbesondere die Gemein- bindung mit dem übergeordneten Zentrum den, die bisher in den Regionalplänen eine erfolgt, soll zudem eine gute verkehrliche planerische Funktion haben. Anbindung an den Zentralen Ort erfolgen. Bei In den Ordnungsräumen, insbesondere im Pla- der städtebaulichen Gestaltung ist darauf zu nungsraum I (Schleswig-Holstein Süd), liegen achten, dass sich die zentralörtlichen Einrich- die Gemeinden mit einer planerischen Funktion tungen räumlich konzentrieren. überwiegend auf den Siedlungsachsen. Diese auf den Achsen liegenden Gemeinden sind daher auch nach Aufhebung ihrer planerischen Funktion weiterhin Schwerpunkte der Woh- nungsbauentwicklung und der gewerblichen Flächenvorsorge. 6.3 Besondere Funktionen von Gemeinden ohne 6.3.2 Ergänzende überörtliche zentralörtliche Einstufung Versorgungsfunktion G/ZR (1) In den Regionalplänen kann Gemeinden oder Ortsteilen von Flächengemeinden, die in den 6.3.1 Planerische Funktionen ländlichen Räumen außerhalb der Stadt- und Umlandbereiche liegen, eine ergänzende Z (1) Die in den derzeit gültigen Regionalplänen überörtliche Versorgungsfunktion zugewiesen festgelegten planerischen Wohnfunktionen werden. und/oder planerischen Gewerbe- und Dienst- Eine solche Funktionszuweisung kann erfol- leistungsfunktionen gemäß Ziffer 6.2.1 Landes- gen, wenn die Gemeinde oder der Ortsteil über raumordnungsplan 1998 werden aufgehoben. ein nennenswertes Angebot an Arbeitsplätzen In Regionalplänen werden zukünftig keine sowie Versorgungseinrichtungen für Güter und planerischen Funktionen mehr festgelegt. Dienstleistungen des kurzfristigen, täglichen Bedarfs verfügt. B Die planerischen Funktionen, insbesondere von Gemeinden in den Stadt- und Umlandbe- B Mit der Möglichkeit, in den Regionalplänen reichen in ländlichen Räumen, haben sich in Gemeinden eine ergänzende überörtliche Ver- der Vergangenheit oft kontraproduktiv ausge- sorgungsfunktion zuweisen zu können, kann

50 die Regionalplanung das Netz der Zentralen hinaus. Sie können daher den wohnbaulichen Orte ergänzen und zu einer wohnortnahen Entwicklungsrahmen für den örtlichen Bedarf Versorgung in den ländlichen Räumen überschreiten. Ihre Entwicklung soll aber außerhalb der Stadt- und Umlandbereiche nicht der eigentlichen Schwerpunktsetzung beitragen. Mit dieser Möglichkeit ist maßvoll im Zentralen Ort des Nahbereichs entgegen- umzugehen. laufen. Dies gilt auch für die gewerbliche Ent- Die Gemeinden mit einer ergänzenden wicklung. Da in weiten Teilen der ländlichen überörtlichen Versorgungsfunktion sollen wie Räume nur geringe Entwicklungsansätze auch die Zentralen Orte multifunktional sein, vorhanden sind, ist in besonderem Maße auf das heißt sie sollen gleichzeitig Standorte konzentrierte Entwicklungen und Synergie- für Wohnen, Arbeiten und Infrastruktur sein. effekte zu achten. Um die Tragfähigkeit von Ihr überörtliches Angebot an Arbeitsplätzen Infrastruktureinrichtungen zu sichern, insbe- in Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben sondere auch bei den absehbaren Bevölke- sowie an Versorgungseinrichtungen soll sich rungsrückgängen, soll eine Funktionsteilung deutlich von anderen ländlichen Gemein- mit dem Zentralen Ort angestrebt werden. den abheben. Die Gemeinden sollen nach Möglichkeit über eine Grundschule, eine Z (3) Die in den derzeit gültigen Regionalplänen fest- Kindertageseinrichtung, eine Postfiliale, eine gelegten ergänzenden überörtlichen Versor- Zweigstelle oder einen Geldautomaten eines gungsfunktionen der Gemeinden Bosau (Kreis Kreditinstituts, ein Lebensmittelgeschäft Ostholstein) und Langballig (Kreis Schleswig- und einen Gasthof verfügen. Zudem sollen Flensburg) werden aufgehoben. die Gemeinden eine gute ÖPNV-Anbindung haben. Da es in Teilen des Landes, wie zum Beispiel B Aufgrund ihrer Lage in den ländlichen Räu- im Kreis Ostholstein, auch Ortsteile von men außerhalb der Stadt- und Umlandbe- Flächengemeinden gibt, die zusätzlich zum reiche wurde den Gemeinden Bosau und Zentralen Ort eine Versorgungsfunktion für Langballig in den Regionalplänen II und V eine umliegende Ortsteile und Gemeinden wahr- ergänzende überörtliche Versorgungsfunktion nehmen, können ergänzende überörtliche zugewiesen. Im Landesentwicklungsplan Versorgungsfunktionen in den Regionalplänen wurden beide Gemeinden wegen ihrer Zuge- auch für einzelne Ortsteile festgelegt werden. hörigkeit zu den Stadt- und Umlandkonzepten Eutin beziehungsweise Flensburg jetzt den Stadt- und Umlandbereichen dieser Städte G (2) In Gemeinden oder Ortsteilen mit einer er- zugeordnet. Da die Entwicklung beider Ge- gänzenden überörtlichen Versorgungsfunktion meinden entsprechend der Vereinbarungen können über den wohnbaulichen Entwicklungs- in den Stadt- und Umlandkonzepten erfolgen rahmen für den örtlichen Bedarf soll, ist die Festlegung einer ergänzenden ( u 6.5.2 Absatz 3) hinaus Wohnungen gebaut überörtlichen Versorgungsfunktion und werden. Auch die Flächenvorsorge für Gewer- damit eines Schwerpunktes für Wohnen und be und Dienstleistungen sowie die Ansiedlung Gewerbe durch die Regionalplanung nicht und Erweiterung von Betrieben kann über den mehr erforderlich. Ergänzende überörtliche örtlichen Bedarf hinaus erfolgen Versorgungsfunktionen sollen zudem nur für ( u 6.6 Absatz 2). Die Entwicklungen bei Gemeinden außerhalb von Stadt- und Um- Wohnen und Gewerbe sollen jedoch nicht zu landbereichen in ländlichen Räumen festge- Lasten des Zentralen Ortes gehen, in dessen legt werden. Nahbereich die Gemeinde liegt. Der Abstim- mung und interkommunalen Zusammenarbeit mit dem Zentralen Ort kommt eine besondere Bedeutung zu. Auch bei Infrastruktureinrich- tungen soll vor dem Hintergrund der künftigen demographischen Entwicklung eine gemein- same Nutzung angestrebt werden.

B Gemeinden mit einer ergänzenden über- örtlichen Versorgungsfunktion eignen sich aufgrund ihrer Infrastruktur und ihres Bestan- des an Gewerbe- und Dienstleistungsbetrie- ben für eine wohnbauliche und gewerbliche Entwicklung über den örtlichen Bedarf

51 • die Ergebnisse abgestimmter Stadt-Um- 6.4 Siedlungsachsen und land-Konzepte insbesondere im Bereich der Mittelzentren entlang der Achsengrundrich- Baugebietsgrenzen tung sollen berücksichtigt werden; • die Siedlungsachsen sollen die engeren Einzugsbereiche der Haltepunkte / Bahnhö- 6.4.1 Siedlungsachsen fe insbesondere des schienengebundenen ÖPNV umfassen; Z (1) Die Siedlungsentwicklung in den Ordnungs- räumen ist vorrangig entlang von Siedlungs- • sie sollen dem überörtlichen Straßennetz, achsen auszurichten. Die Grundrichtungen der insbesondere den Autobahnanschlussstel- Siedlungsachsen sowie die äußeren Achsen- len zugeordnet und damit verknüpft sein; schwerpunkte sind in der Hauptkarte darge- • die ökologische und landschaftliche Ver- stellt. träglichkeit für eine weitere Siedlungsent- wicklung innerhalb der Siedlungsachsen soll gewährleistet sein; Z/ZR In den Regionalplänen ist die verbindliche Ab- grenzung der Siedlungsachsen gebietsscharf • zusammenhängende landschaftliche Frei- darzustellen. räume sollen erhalten werden und vernetzt bleiben. Die Siedlungsachsen sind durch die Auswei- sung von Grünzäsuren zu gliedern ( u 9.3.2). B Die Abgrenzung der Siedlungsachsen ge- genüber dem regionalen Freiraum soll unter B Um die Nachteile einer weitläufigen, ringför- Berücksichtigung städtebaulicher, infrastruk- migen Ausbreitung von Siedlungsflächen im tureller und landschaftlicher Belange erfolgen. Umland großer städtischer Zentren zu ver- Die Siedlungsachsen sollen durch eine dichte meiden, soll die Siedlungsentwicklung in den Folge von Siedlungsgebieten als punktaxiales Ordnungsräumen vorrangig auf Siedlungsach- Prinzip im Verlauf leistungsfähiger Verkehrs- sen erfolgen. Der Landesentwicklungsplan linien gekennzeichnet sein. Das Rückgrat gibt in der Hauptkarte lediglich die Grundrich- bilden dabei in der Regel die schienengebun- tung der Achsen und die Endpunkte vor. Der denen Linien des ÖPNV. Weitere leistungs- Radius der Achsen (Festlegung der äußeren fähige Verkehrslinien sind die regionalen Achsenschwerpunkte) ergibt sich dabei und überregionalen Straßenverbindungen, aus dem engeren Verflechtungsbereich der insbesondere die Autobahnen, die im Verlauf städtischen Zentren mit ihrem Umland. Die der Siedlungsachsen der Abwicklung des verbindliche Abgrenzung der Siedlungsach- Individualverkehrs zwischen Arbeitsstätte und sen als flächenhaft festgelegte Räume erfolgt Wohnung dienen, aber insbesondere auch für durch die Regionalplanung. die gewerblichen Verkehre von besonderer Für die innere Gliederung der Siedlungsach- Bedeutung sind. sen sind in den Regionalplänen Grünzäsuren festzulegen. Die Darstellung ist dabei nicht flächenmäßig exakt, sondern erfolgt als Z (3) Auf den Siedlungsachsen sind in bedarfsge- Symbol, das unter Berücksichtigung der rechtem Umfang Siedlungsflächen auszuwei- kommunalen Planung konkretisiert wird. Die sen. Die bauliche Entwicklung darf dabei nicht Festlegung der Grünzäsuren soll sich an vor- über die Abgrenzung der Siedlungsachsen handenen ökologischen Gegebenheiten (zum hinausgehen. Beispiel Bachläufen, Niederungsgebieten, bewaldeten Flächen) oder anderen besonde- G Die Siedlungs- und Freiraumentwicklung auf ren landschaftlichen Elementen orientieren. den Siedlungsachsen soll geordnet erfol- Die Ergebnisse der Landschaftsplanung sind gen. Die Entwicklung von Gemeinden ohne dabei zu berücksichtigen. zentralörtliche Einstufung soll dabei nicht zu Lasten der Zentralen Orte gehen. Der Abstim- G (2) Die Abgrenzung der Siedlungsachsen soll sich mung sowie der interkommunalen Zusammen- an folgenden Kriterien orientieren: arbeit der Gemeinden auf den Siedlungsachsen kommt insofern eine besondere Bedeutung zu. • Den Siedlungsachsen sollen größere bau- Es soll eine zeitlich aufeinander abgestimmte lich zusammenhängende Siedlungsgebiete Siedlungsentwicklung angestrebt werden. zugeordnet sein; • sie sollen über Flächenpotenziale für die siedlungsstrukturelle Entwicklung verfügen;

52 G Insbesondere in den engeren Einzugsbe- Z Eine planmäßige Erweiterung über den vor- reichen der Bahnhöfe und Haltepunkte des handenen baulichen Siedlungszusammenhang ÖPNV soll eine wohnbauliche Entwicklung in hinaus ist dabei nicht vorzusehen. ausreichendem Umfang und in angemessen Besondere Siedlungsräume dürfen innerhalb verdichteter Bauweise ermöglicht werden. ihrer Abgrenzung an einer Siedlungsentwick- Außerdem sollen hier Flächen für Gewerbebe- lung über den örtlichen Bedarf hinaus teilha- triebe und Dienstleister angeboten werden, die ben. auf zentrale und /oder wohnungsnahe Lagen angewiesen sind. B Insbesondere im Ordnungsraum Hamburg Flächen für überörtlich bedeutsame und gibt es kleinere Räume, die sich in der Ver- verkehrsintensive Gewerbegebiete sollen gut gangenheit in Verlängerung innerstädtischer an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden Nebenachsen baulich und wirtschaftlich sein. entwickelt haben. Sie besitzen nicht den Charakter der Siedlungsachsen, haben jedoch B In den Ordnungsräumen ist auch weiterhin traditionell an einer planmäßigen Entwicklung von einer hohen Nachfrage nach Wohn- und in begrenztem Rahmen teilgenommen. In Gewerbeflächen auszugehen. Die Gemein- den Regionalplänen sollten diese besonderen den / Ortsteile auf den Siedlungsachsen sind Siedlungsräume auch weiterhin benannt und daher aufgefordert, im Bereich der Achsen- räumlich konkret abgegrenzt werden. Eine räume eine vorausschauende Flächenvorsor- planmäßige Erweiterung über den vorhande- ge zu treffen. Aufgrund der dynamischen Ent- nen baulichen Siedlungszusammenhang hin- wicklung auf den Siedlungsachsen und der aus ist dabei nicht anzustreben. Vielmehr soll damit verbundenen hohen baulichen Verdich- die Ausweisung den ungesteuerten Prozess tung ist auch zukünftig darauf zu achten, dass einer Zersiedelung planerisch begrenzen. gesunde Wohn- und Arbeitsbedingungen und Freiräume mit einer hohen Aufenthaltsqualität erhalten bleiben. Um größere Konkurrenzen beim Wohnungsbau und der Gewerbeflä- 6.4.2 Baugebietsgrenzen chenentwicklung zu vermeiden, soll die Sied- lungsentwicklung auf den Siedlungsachsen G/ZR (1) In den Schwerpunkträumen für Tourismus zeitlich aufeinander abgestimmt werden. In und Erholung ( u 7.7.1. Absatz 4) können die diesem Zusammenhang ist die Abstimmung Regionalpläne Baugebietsgrenzen festlegen. und interkommunale Zusammenarbeit auf den Siedlungsachsen von besonderer Bedeu- G/GR Bei der Festlegung der Baugebietsgrenzen tung. sollen Um unter anderem möglichst vielen Be- • die Bauflächenausweisungen im aktuellen rufspendlern eine gute Erreichbarkeit ihrer Ar- Flächennutzungs- / Landschaftsplan der beitsplätze durch den ÖPNV zu ermöglichen, Gemeinde berücksichtigt werden; sollte insbesondere in den engeren Einzugs- • die ökologische Qualität und / oder die bereichen der Haltestellen und Bahnhöfe, Bedeutung der angrenzenden Flächen für insbesondere der Hauptstrecken des ÖPNV, die landschaftsbezogene Erholung gewahrt die Wohnraumversorgung in verdichteter bleiben; Bauweise erfolgen. Des Weiteren sollte hier eine Ansiedlung von Gewerbebetrieben und • eine bandartige Siedlungsentwicklung Dienstleistern, die auf zentrale Standorte entlang der Küstenbereiche vermieden angewiesen sind, planerisch sichergestellt werden. werden. Eine gute Erreichbarkeit ist für viele Außerdem soll durch die Baugebietsgrenzen Unternehmen eine wichtige Standortvoraus- eine Gliederung des Orts- und Landschafts- setzung. Größere Gewerbegebiete auf den bildes erfolgen. Achsen sollten insoweit in guter Zuordnung zu den Autobahnanschlussstellen ausgewie- Z Die gemeindliche Siedlungsentwicklung wird sen werden. durch die Baugebietsgrenzen begrenzt.

G/ZR (4) Die Regionalpläne können in den Ordnungsräu- B Mit dem Instrument der Baugebietsgrenzen men im unmittelbaren Siedlungszusammen- kann die Regionalplanung die Siedlungs- hang der Oberzentren besondere Siedlungs- tätigkeit in den Schwerpunkträumen für räume ausweisen, die verbindlich abzugrenzen Tourismus und Erholung ordnen und steu- und gebietsscharf darzustellen sind.

53 ern. Neben der Ausweisung von regionalen Grünzügen kann damit in den Regionalplänen 6.5 Wohnungsversorgung gebietsscharf auf die Flächenordnung in den stark durch Freizeit- und Tourismusnutzung sowie durch Siedlungsentwicklung bean- 6.5.1 Wohnungsbedarf spruchten Räumen Einfluss genommen werden. Die Baugebietsgrenzen stellen ein G (1) Zur Deckung des zukünftigen Wohnungsneu- wichtiges Instrument zur Gliederung der baubedarfs sollen im Zeitraum 2007 bis 2025 in Siedlungsentwicklung und zum Erhalt von Schleswig-Holstein rund 116.400 neue Woh- Freiräumen in den Tourismusschwerpunkten nungen gebaut werden. Dieser Bedarf verteilt des Landes dar. Touristische Nutzungen und sich wie folgt auf die Kreise und kreisfreien bauliche Entwicklungen im Bestand sind au- Städte: ßerhalb der Baugebietsgrenzen grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Bei der Festsetzung von Baugebietsgrenzen sind die Ergebnisse der Landschaftsplanung zu berücksichtigen.

54 Wohnungsneubaubedarf in den Kreisen und kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein 2007 bis 2025 Kreis / kreisfreie Stadt / Planungsraum Wohnungs- Neubedarf Ersatzbedarf Mobilitäts- neubaubedarf reserve insgesamt

Flensburg 3.340 2.250 480 6.070

Kiel 1.910 6.390 1.310 9.610

Lübeck -3.000 5.050 1.140 3.190

Neumünster -1.270 1.700 410 840

Dithmarschen 940 1.850 670 3.460

Herzogtum Lauenburg 6.100 2.660 820 9.580

Nordfriesland 3.970 2.730 900 7.600

Ostholstein 4.190 3.800 1.080 9.070

Pinneberg 10.360 5.200 1.430 16.990

Plön 2.130 1.980 620 4.730

Rendsburg-Eckernförde 3.460 3.780 1.230 8.470

Schleswig-Flensburg 3.030 2.510 880 6.420

Segeberg 8.630 3.940 1.160 13.730

Steinburg 1.620 2.010 640 4.270

Stormarn 7.810 3.500 1.040 12.350

Schleswig-Holstein 53.220 49.370 13.810 116.400

Planungraum I 32.900 15.310 4.450 52.660

Planungraum II 1.200 8.850 2.220 12.270

Planungraum III 6.230 13.860 3.570 23.660

Planungraum IV 2.560 3.870 1.310 7.740

Planungraum V 10.340 7.490 2.260 20.090

Tabelle 6: Wohnungsneubaubedarf in den Kreisen und kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein 2007 bis 2025

55 B Der zukünftige Wohnungsneubaubedarf setzt G (2) Bei der Entwicklung der Wohnungsbestände sich aus folgenden Bedarfskomponenten sowie der Ausweisung von Wohnbauflächen zusammen: und dem Bau neuer Wohnungen sollen die de- mographischen Veränderungen, insbesondere die Änderungen der Altersstruktur der Nachfra- Neubedarf: ger auf den Wohnungsmärkten, berücksichtigt Der Neubedarf entsteht durch die Zunahme werden. der Haushalte. Obwohl die Einwohnerzahlen im Land nur noch etwa bis zum Jahr 2011 Das Wohnungsangebot soll in ausreichendem steigen und danach zurückgehen werden, Umfang den qualitativen Wohnansprüchen von wird die Zahl der Haushalte und damit der Menschen, die 70 Jahre und älter sind, Rech- Nachfrager nach Wohnraum bis 2020 weiter nung tragen. Zudem soll durch die Bereitstel- ansteigen. Dieser Anstieg resultiert vor allem lung von behindertengerechtem Wohnraum aus der Alterung der Bevölkerung. Da alte sichergestellt werden, dass Menschen mit Menschen in der Regel in kleineren Haushal- Behinderung ihre Wünsche nach zunehmend ten leben als junge, sinkt die Belegungsdich- selbst bestimmten und selbständigen Lebens- te, und damit kann die Zahl der Haushalte formen verwirklichen können. Dies hat auch trotz sinkender Einwohnerzahlen zunächst Auswirkungen auf die Gestaltung der Wohn- weiter steigen. Nach 2020 ist dann landes- quartiere. weit von einem Rückgang der Haushalts- Auch die Bedürfnisse von Familien mit Kindern zahlen auszugehen. 2025 wird es in Schles- sollen beim Wohnungsbau und der Gestaltung wig-Holstein aber noch fast 53.000 Haushalte des Wohnumfelds besser berücksichtigt wer- mehr geben als Ende 2006. Der Einschätzung den. Dies gilt insbesondere für die Städte. der Entwicklung der Zahl der Haushalte bis Der deutliche Rückgang der Zahl der Haushalte 2025 liegt eine Modellrechnung zugrunde, die von Personen im Alter zwischen 30 und 45 auf der Bevölkerungsvorausberechnung aus Jahren soll bei der Planung und Ausweisung dem Jahr 2007 basiert ( u 4.3). von Flächen für Einfamilienhäuser beachtet werden. Ersatzbedarf: Durch Abriss, Zusammenlegung oder Um- B Die Altersstruktur der Haushalte und damit widmung von Wohnungen gehen bis 2025 der Nachfrager nach Wohnungen wird sich in fast 50.000 Wohnungen aus dem Bestand. den nächsten Jahren deutlich verändern Hierfür müssen neue Wohnungen gebaut ( u 4.3, Abbildung 10). Insbesondere die Zahl werden. Zur Einschätzung des Ersatzbedarfs der Haushalte von älteren Menschen und wurde pauschal davon ausgegangen, dass Menschen mit Behinderung wird deutlich dieser bei Ein- und Zweifamilienhäusern bei steigen. Das Wohnungsangebot muss daher jährlich 0,1 Prozent des Wohnungsbestandes zukünftig verstärkt auch deren Bedürfnis- Ende 2006 liegt und bei Mehrfamilienhäusern sen entsprechen. Welche Wohnformen alte aufgrund des durchschnittlich älteren Woh- Menschen und Menschen mit Behinderung nungsbestandes bei jährlich 0,3 Prozent. bevorzugen, hängt dabei wesentlich von ihrem Aktivitätsgrad und ihrem Versor- Mobilitäts- und Leerstandsreserve: gungsbedarf ab. Auch das für Wohnen zur Funktionierende Wohnungsmärkte erfordern Verfügung stehende Einkommen spielt eine einen Bestand an kurzzeitig leer stehenden wichtige Rolle. Typische Merkmale für alten- Wohnungen. Für den Aufbau einer Mobili- und behindertengerechte Wohnungen sind täts- oder Leerstandsreserve in Höhe von 1 beispielsweise barrierefreies Bauen, Betreu- Prozent des Wohnungsbestandes müssen ungsangebote, die in Verbindung mit einer bis 2025 rund 13.800 Wohnungen im Land Wohnung in Anspruch genommen werden gebaut werden. können, gute Anbindung an den ÖPNV oder kurze Wege zu Versorgungs- und Freizeit-

einrichtungen. Viele dieser Merkmale treffen Gegenüber dem Planungszeitraum des auch für familienfreundliche Wohnungen und Landesraumordnungsplans 1998 (1995 bis Wohngebiete zu. Zu alten- und behinderten- 2010) fällt der Wohnungsneubaubedarf im gerechten Wohnangeboten zählen aber auch Zeitraum 2007 bis 2025 deutlich geringer aus. Wohnungen für Wohngemeinschaften sowie Der durchschnittliche Bedarf liegt zukünftig generationsübergreifende Wohnprojekte. nur noch bei rund 6.100 Wohnungen jährlich Eine weitere wichtige Veränderung der gegenüber fast 12.000 Wohnungen pro Jahr Altersstruktur ist im Rückgang der Haus- 1995 bis 2010. halte von Personen im Alter von 30 bis 45

56 Jahren zu sehen. Diese Altersgruppe ist hinwirken und zu einer geordneten städtebau- eine Schwerpunktgruppe für die Bildung von lichen Entwicklung beitragen. Wohneigentum und hierbei insbesondere für den Bau und Erwerb von Einfamilienhäusern. B Haushalte mit niedrigem Einkommen, zu Die Zahl der Haushalte in dieser Altersgruppe denen oftmals solche von allein erziehen- wird in den nächsten Jahren deutlich sinken den Frauen und Männern, Empfängern von und zu einem Rückgang der Nachfrage nach Arbeitslosengeld II oder Menschen mit Migra- Einfamilienhäusern führen. tionshintergrund gehören, finden vielerorts trotz eines insgesamt entspannten Woh- G (3) Zur Deckung des zukünftigen Wohnungsbe- nungsmarktes kein Angebot. Über die soziale darfs tragen maßgeblich auch die Wohnungs- Wohnraumversorgung muss daher für diese bestände bei. Sie sollen nachfragegerecht Nachfragergruppe, deren Zahl in den nächs- weiterentwickelt werden. ten Jahren voraussichtlich leicht steigen wird, ein Angebot geschaffen werden. In den kom- menden Jahren besteht ein erhöhter Bedarf, B Der zukünftige Bedarf an Wohnungen im neue Sozialwohnungen zu schaffen. Hierfür Land soll nicht nur durch Neubau, sondern eignen sich auf entspannten Wohnungsmärk- verstärkt auch über die Weiterentwicklung ten insbesondere auch bereits vorhandene bereits bestehender Wohnungen gedeckt Wohnungsbestände. Aufgrund der Heraus- werden. Insbesondere die Wohnungsbestän- forderungen durch die demographische und de aus den 1950er, 60er und 70er Jahren ent- soziale Entwicklung bestehen hohe Anpas- sprechen häufig bei Zuschnitt, Ausstattung, sungsnotwendigkeiten der Wohnbestände energetischen Standards oder Wohnumfeld und der städtischen Quartiere, deshalb liegt nicht den heutigen Ansprüchen. Entspre- der Schwerpunkt der Wohnraumförderung in chend hoch sind auch die Leerstände solcher der Förderung von Umbaumaßnahmen. Wohnungen. Insbesondere in den Mittel- und Oberzentren gibt es teilweise deutliche Soziale Wohnraumförderung soll auch zur Überhänge an nicht mehr marktgerechten Stabilisierung und Strukturverbesserung Wohnungsbeständen. Zur Werterhaltung von von problembehafteten Quartieren genutzt Immobilien sowie für einen sparsamen Um- werden. Sie zielt daher über die investive gang mit Bodenflächen sollen daher verstärkt Förderung hinaus auf mittelbare Steuerungs- Wohnungsbestände durch Instandsetzung, effekte und Investitionsanreize, Kooperation Umbau oder auch Aufwertung des Wohn- der Akteure und auf das Erkennen städtebau- umfelds erhalten und ihre Vermietbarkeit licher und sozialer Wirkungszusammenhänge verbessert werden. Diese Maßnahmen sollen in den unterschiedlich strukturierten Woh- durch die Städte unterstützt werden. Dies gilt nungsmärkten. Städte werden unterstützt, auch für die Entwicklung von Strategien zum ihre Entwicklungsziele und Bedarfe anhand Rückbau nicht mehr marktgerechter Woh- von Wohnungsmarktkonzepten einschätzen nungsbestände. zu können.

G (4) Durch Wohnungsbestandsentwicklung und Wohnungsneubau soll auch ein Angebot für die Haushalte geschaffen werden, die ihren 6.5.2 Rahmen der kommunalen Bedarf nicht auf den allgemeinen Wohnungs- Wohnungsbauentwicklung märkten decken können. Wohnungsbestands- G (1) Jede Gemeinde kann entsprechend ihrer entwicklungen sollen mit dem Ziel gefördert Funktion einen Beitrag zur Deckung des werden, zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnungsbedarfs im Land leisten. Eine hierfür preiswertem Wohnraum und zu einer bedarfs- erforderliche vorausschauende kommunale gerechten Wohnraumversorgung für alle Bevöl- Bodenbevorratungspolitik soll die Weiterent- kerungsgruppen beizutragen. wicklung des Wohnungsbestandes ebenso Die Wohnraumförderung aus öffentlichen beachten wie die Funktionsfähigkeit des Na- Haushalten soll vorrangig in den Schwerpunk- turhaushaltes, die Sicherung und Entwicklung ten der Wohnungsbauentwicklung von Freiräumen ( u 9.2) sowie überörtliche und ( u 6.5.2 Absatz 2) konzentriert werden und städtebauliche Erfordernisse ( u 6.7). zur Verwirklichung der angestrebten Siedlungs- Flächenvorsorge und Wohnungsbestandsent- struktur beitragen. Sie soll darüber hinaus unter wicklung sollen sich in Qualität und Umfang anderem durch die Förderung verdichteter und am Bedarf der zukünftigen Wohnungsnach- dennoch individueller Bauformen auf ein mög- frager orientieren und die Auswirkungen der lichst Energie und Flächen sparendes Bauen

57 demographischen Entwicklung beachten. Bei • die Gemeinden auf den Siedlungsachsen der Ausweisung von neuen Wohngebieten ( u 6.4). sollen auch die Erschließungskosten sowie Die Schwerpunkte der Wohnungsbauentwick- die Folgekosten für die soziale und technische lung tragen eine besondere Verantwortung für Infrastruktur dargelegt und berücksichtigt wer- die Deckung des regionalen Wohnungsbedarfs den. und sollen daher über den örtlichen Bedarf ( u 6.5.2 Absatz 3) hinaus Wohnbauflächen zur B Grundsätzlich kann in allen Kommunen eine Verfügung stellen. bauliche Entwicklung erfolgen. Der Umfang Weitere Gemeinden für eine vorrangige Woh- dieser Entwicklung hängt zum einem davon nungsbauentwicklung sind die Gemeinden ab, ob die Kommune Schwerpunkt der Woh- mit einer in den Regionalplänen festgelegten nungsbauentwicklung ist oder nicht ergänzenden überörtlichen Versorgungsfunkti- ( u 6.5.2 Absatz 2). Zum anderen müssen on ( u 6.3). Kommunen bei der wohnbaulichen Ent- wicklung ökologische, städtebauliche und B Die Wohnungsbauentwicklung im Land soll infrastrukturelle sowie überörtliche Aspekte nach dem Prinzip der dezentralen Konzentra- beachten. In Gemeinden, die keine Siedlungs- tion erfolgen. Das heißt, der Wohnungsbau schwerpunkte sind, kann aufgrund solcher ist auf mehrere Schwerpunkte im Land zu Aspekte der wohnbauliche Entwicklungsrah- konzentrieren, die von der Raumordnung men auch unter dem örtlichen Bedarf liegen festgelegt werden. Die Eignung einer Ge- ( u 6.5.2 Absatz 3). meinde als Schwerpunkt der wohnbaulichen Kommunen müssen sich in den kommenden Entwicklung ergibt sich aus ihrer Infrastruk- Jahren verstärkt mit den Folgen der demogra- turausstattung, die deutlich besser sein soll phischen Entwicklung, insbesondere für den als in anderen Gemeinden, sowie aus ihrer Wohnungsmarkt und die Infrastruktur, ausein- räumlichen Lage, zum Beispiel aus ihrer Lage andersetzen und diese bei ihren Planungen auf einer Siedlungsachse. Da Gemeinden berücksichtigen. Damit soll zum einen eine mit einer ergänzenden überörtlichen Versor- bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung gungsfunktion in der Regel keine so gute vor Ort mit Wohnungen und Infrastruktur Infrastrukturausstattung haben wie zentrale sichergestellt werden. Zum anderen geht es Orte, nehmen sie die Funktion nur ergänzend um die finanziellen Folgen für die Kommu- zu den zentralen Orten wahr. Schwerpunkte nen. Daher sollen sie bei der Bauleitplanung der Wohnungsbauentwicklung müssen durch auch die voraussichtlichen Folgekosten für eine vorausschauende Bodenbevorratungspo- Infrastruktur (Erschließung und Unterhal- litik sowie ihre Bauleitplanung sicherstellen, tung) ermitteln und darstellen. Damit soll dass sie vorrangig den regionalen Wohnungs- die Wohnungsbauentwicklung nicht nur auf bedarf decken können. Dies kann auch in en- Schwerpunkte, sondern auch auf tragfähige ger Kooperation mit den Nachbargemeinden Strukturen ausgerichtet werden. erfolgen. Die Entwicklung bereits vorhandener Woh- nungsbestände muss in den kommenden Z (3) Gemeinden, die keine Schwerpunkte der Jahren stärker berücksichtigt werden. Auch Wohnungsbauentwicklung sind, decken den sie tragen zur Deckung des zukünftigen örtlichen Bedarf. In diesen Gemeinden kön- Bedarfs bei, müssen aber demographischen nen unter Berücksichtigung der Grundsätze Nachfrageveränderungen Rechnung tragen, in Ziffer 6.5.2 Absatz 1 im Zeitraum 2007 bis damit keine zu hohen Leerstände entstehen. 2025 bezogen auf den Wohnungsbestand am Durch Umbau und Modernisierung von Woh- 31.12.2006 neue Wohnungen im Umfang nungsbeständen wird zudem ein wichtiger Beitrag zu einer Flächen sparenden Woh- • von bis zu 13 Prozent in den Ordnungsräu- nungsbau- und Siedlungsentwicklung geleis- men ( u 5.3) und tet. • von bis zu 8 Prozent in den ländlichen Räu- men ( u 5.4) gebaut werden. Z (2) Die Wohnungsbauentwicklung im Land ist Die hierfür erforderlichen Flächenauswei- vorrangig auf Schwerpunkte auszurichten: sungen hängen maßgeblich von den Bebau- Schwerpunkte der Wohnungsbauentwicklung ungsmöglichkeiten im Innenbereich ab sind ( u 6.5.2 Absatz 5). • die Zentralen Orte und Stadtrandkerne ( u 6.2) sowie

58 G Die Realisierung von Flächen sowie der Bau rahmen bereits vollständig am Anfang des von Wohnungen sollen angemessen über den Planungszeitraums ausgeschöpft haben. Planungszeitraum verteilt werden. Zukünftig sollen Gemeinden die Auswei- sung und den Bau von Wohnungen mög- lichst über den gesamten Planungszeitraum Z Für Gemeinden mit einem hohen Anteil an verteilen. Damit soll sichergestellt werden, Ferien- und Freizeitwohnungen, insbesondere dass keine Flächenausweisungen über den in den Schwerpunkträumen und Entwicklungs- Bedarf hinaus erfolgen, da sie mit erheblichen gebieten für Tourismus und Erholung finanziellen Belastungen für die Kommunen ( u 7.7.1 und 7.7.2), ist der wohnbauliche verbunden sein können. Der örtliche Woh- Entwicklungsrahmen für den örtlichen Bedarf nungsbedarf soll außerdem zuerst auf bereits auf den baulichen Bestand zu beziehen, der für erschlossenen Flächen gedeckt werden Dauerwohnen genutzt wird. ( u 6.5.2 Absatz 5). Gemeinden können in Ausnahmefällen von einer über den Planungs- B Um sicherzustellen, dass der Wohnungsbau zeitraum verteilten Flächenausweisung ab- im Land vorrangig in den Schwerpunkten weichen, wenn zum Beispiel nachweislich ein der Wohnungsbauentwicklung erfolgt, ist es entsprechender Bedarf vorliegt oder wenn erforderlich, in den übrigen Gemeinden die Gemeinden nur einen sehr kleinen wohnbau- Entwicklung auf den örtlichen Bedarf zu be- lichen Entwicklungsrahmen haben und die grenzen. Ihr möglicher Entwicklungsrahmen Ausweisung ansonsten nicht wirtschaftlich orientiert sich an der aktuellen Wohnungsbe- wäre. darfsprognose ( u 6.5.1) für das Land sowie Der wohnbauliche Entwicklungsrahmen für an dem Anteil, der voraussichtlich in den den örtlichen Bedarf bezieht sich auf Dau- Schwerpunkten der Wohnungsbauentwick- erwohnungen. In Gemeinden mit einem lung gedeckt werden kann. Der im Vergleich erheblichen Anteil an Ferien- und Freizeitwoh- zum Landesraumordnungsplan 1998 redu- nungen sind diese daher nach Möglichkeit zierte wohnbauliche Entwicklungsrahmen sowohl aus dem Wohnungsbestand als auch für den örtlichen Bedarf trägt der Tatsache aus den Baufertigstellungen herauszurech- Rechnung, dass der Wohnungsneubaubedarf nen, da sie nicht dem Dauerwohnen dienen. in Schleswig-Holstein im Zeitraum 2007 bis Sofern hierüber keine statistischen Angaben 2025 nur noch etwa halb so hoch sein wird vorliegen, sollen die Kommunen die Anteile wie in den Jahren 1995 bis 2010 (Planungs- schätzen. zeitraum des Landesraumordnungsplans 1998). Da der Bedarf zudem in den ländlichen Räumen niedriger ist als in den Ordnungsräu- Z/ZR (4) Die Träger der Regionalplanung legen bei der men, wird der wohnbauliche Entwicklungs- Aufstellung eines Regionalplans auf der Grund- rahmen nach Raumkategorien differenziert. lage aktueller Wohnungsbedarfsprognosen für Aufgrund von ökologischen, städtebaulichen ihren Planungsraum einen wohnbaulichen Ent- und überörtlichen Aspekten kann er auch wicklungsrahmen für den örtlichen Bedarf fest, unter 8 Prozent in den ländlichen Räumen der von Ziffer 6.5.2 Absatz 3 Satz 2 abweichen und unter 13 Prozent in den Ordnungsräu- kann. Er soll den Entwicklungsperspektiven men liegen ( u 6.5.2 Absatz 1). Bei höherem des Planungsraums und der Leistungsfähigkeit Bedarf können Gemeinden im Rahmen einer der Schwerpunkte der Wohnungsbauentwick- Vereinbarung mit dem Zentralen Ort und lung ( u 6.5.2 Absatz 2) Rechnung tragen. Die gegebenenfalls weiteren Nachbargemeinden Festlegung erfolgt im Einvernehmen mit der ihren wohnbaulichen Entwicklungsrahmen Landesplanung. erweitern ( u 6.5.2 Absatz 7). Der wohnbauliche Entwicklungsrahmen für G/ZR Der wohnbauliche Entwicklungsrahmen für den örtlichen Bedarf von 8 Prozent in den den örtlichen Bedarf kann innerhalb des Pla- ländlichen Räumen und von 13 Prozent in den nungsraums differenziert werden. Ordnungsräumen ersetzt sowohl den allge- meinen Siedlungsrahmen des Landesraum- B Mit der Möglichkeit, einen von Ziffer 6.5.2 ordnungsplans 1998 als auch die Festsetzun- Absatz 3 Satz 2 abweichenden Entwicklungs- gen in den derzeit gültigen Regionalplänen. rahmen festlegen zu können, soll den Trägern Er gilt im Planungszeitraum so lange, bis die der Regionalplanung bei der Steuerung der Träger der Regionalplanung einen neuen kommunalen Wohnungsbauentwicklung Rahmen festlegen ( u 6.5.2 Absatz 4). zukünftig mehr Gestaltungsraum und regio- Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, nale Eigenverantwortung gegeben werden. dass einige Gemeinden ihren Entwicklungs- Außerdem kann so landesweit unterschied-

59 lichen Entwicklungen und regionalen Beson- Z/GR Werden Stadt-Umland-Konzepte erstellt, derheiten Rechnung getragen werden. Zur sollen diese in der Regel die Kernstadt und Sicherung einer bedarfsgerechten Entwick- alle Gemeinden des Stadt-Umlandbereiches lung soll sich der wohnbauliche Entwicklungs- einbeziehen. Jedoch sind auch Vereinbarungen rahmen für den örtlichen Bedarf an aktuellen zwischen der Kernstadt und nur einzelnen regionalen Wohnungsbedarfsprognosen ori- (siedlungsstrukturell geeigneten) Gemeinden entieren und mit der Landesplanung einver- möglich, wenn diese die Belange des gesamt- nehmlich abgestimmt werden. Durch aktuelle en Stadt- und Umlandbereichs mitberücksichti- Prognosen können neuere Entwicklungen gen. im Vergleich zum Landesentwicklungsplan berücksichtigt und der Planungszeitraum Z/ZR Für die Stadt-Umland-Konzepte ist von den zudem zeitgemäß angepasst werden. Der Trägern der Regionalplanung auf der Grundlage wohnbauliche Entwicklungsrahmen für den von Bedarfsprognosen ein quantitativer Rah- örtlichen Bedarf kann innerhalb des Planungs- men für den im Stadt- und Umlandbereich zu raums differenziert werden, um auch unter- deckenden Wohnungsneubaubedarf vorzuge- schiedliche Bedarfe sowie raumstrukturelle, ben. infrastrukturelle oder ökologische Gegeben- heiten zu berücksichtigen. Die Vereinbarungen in den Stadt-Umland-Kon- zepten sind zudem im Einvernehmen mit den Trägern der Regionalplanung zu treffen, und es Z (5) Die Innenentwicklung hat Vorrang vor der ist ein Interessenausgleich zwischen Kernstadt Außenentwicklung. Neue Wohnungen sind und Umlandgemeinde(n) vorzusehen. vorrangig auf bereits erschlossenen Flächen zu errichten. Vor der Ausweisung von neuen, nicht erschlossenen Bauflächen ist das Aus- B Die Situation in vielen Stadt- und Umland- schöpfen noch vorhandener Flächenpotenziale bereichen in ländlichen Räumen war in den darzulegen. letzten Jahren gekennzeichnet durch eine starke Bautätigkeit von Einfamilienhäusern, Als solche Potenziale gelten alle Baugrundstü- insbesondere in den Umlandgemeinden, cke durch Wanderungsverluste der Kernstädte • im Geltungsbereich rechtskräftiger Bebau- und sozialer Segregation zugunsten der Um- ungspläne nach § 30 BauGB; landgemeinden sowie durch ein Nebeneinan- • im Geltungsbereich von Bebauungsplänen, der von Flächenengpässen und wachsenden die nach § 33 BauGB zu beurteilen sind; Wohnungsleerständen in den Kernstädten. • in Bereichen gemäß § 34 BauGB. Um die Städte und Stadtregionen in Schles- wig-Holstein und damit das Land insgesamt Innerhalb von wirksamen Flächennutzungsplä- zu stärken, muss zukünftig die Wohnungs- nen sind bislang nicht durch Bebauungsplan bauentwicklung zwischen Kernstadt und rechtskräftig umgesetzte Reserveflächen in Umlandgemeinden intensiver abgestimmt städtebaulich integrierter Lage zu überprüfen. werden. Außerdem sollen hierüber vertrag- liche Vereinbarungen getroffen werden. B Der Vorrang der Innenentwicklung soll vor Die Abstimmungen sollen im Rahmen von dem Hintergrund der zukünftigen demogra- Stadt-Umland-Konzepten und auf der Grund- phischen Entwicklung zur Sicherung tragfä- lage von Bedarfsprognosen für den gesamten higer und kostengünstiger Siedlungsstruktu- Stadt- und Umlandbereich erfolgen. Für die ren sowie zur Vermeidung von Zersiedelung Kernstädte sollen Integrierte Stadtentwick- beitragen. Er soll jedoch nicht zu Lasten lungskonzepte ( u 10.6) oder Wohnungs- städtebaulicher Qualitäten gehen. marktkonzepte ( u 10.7) aufzeigen, welcher Bedarf quantitativ und qualitativ dort ge- G (6) In den Stadt- und Umlandbereichen in länd- deckt werden kann. Die Vereinbarungen zur lichen Räumen ( u 5.5) soll die wohnbauliche wohnbaulichen Entwicklung in den Umland- Entwicklung zwischen der Kernstadt und den gemeinden sollen die Flächenpotenziale der übrigen Gemeinden abgestimmt und hierüber Kernstädte entsprechend berücksichtigen. eine Vereinbarung getroffen werden. Dies soll Ein Interessenausgleich zwischen Kernstadt insbesondere im Rahmen von Stadt-Umland- und Umlandgemeinden soll eine einseitige Konzepten ( u 10.5) oder auf der Basis anderer Lastenverteilung vermeiden und den Stadt- geeigneter Instrumente der interkommunalen und Umlandbereich als Ganzes in seiner Leis- und regionalen Kooperation ( u 10.) erfolgen. tungs- und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Er soll helfen

60 • Flächenüberangebote und schädliche einbarung geschlossen werden, die sowohl Konkurrenzen zwischen den Kommunen bilateral zwischen der Kernstadt und einer durch eine abgestimmte Flächenentwick- einzelnen Gemeinde getroffen werden kann, lung zu vermeiden; als auch den gesamten Stadt- und Umlandbe- • den kommunalen Ressourceneinsatz vor reich umfassen kann ( u 10.5). dem Hintergrund von Finanzknappheit und demographischen Veränderungen G/GR (8) Neben Stadt- und Umlandbereichen in länd- durch interkommunale Zusammenarbeit lichen Räumen können im Einvernehmen mit und gemeinsame Projekte zu optimieren; den Trägern der Regionalplanung auch um • finanzielle Mittel für gemeinsame Pro- andere Zentrale Orte Bereiche festlegt werden, jekte und Maßnahmen zur weiteren in denen entsprechend Ziffer 6.5.2 Absätze 6 Entwicklung des Stadt- und Umlandbe- und 7 die Abstimmung der Wohnungsbauent- reichs zu bündeln, zum Beispiel durch wicklung erfolgen soll. den Aufbau eines Strukturfonds. B Nicht nur in den Stadt- und Umlandberei- G (7) Gemeinden in den Stadt- und Umlandberei- chen, sondern auch in anderen Teilräumen chen in ländlichen Räumen, die keine Schwer- des Landes, insbesondere in den Ordnungs- punkte der Wohnungsbauentwicklung räumen, kann es erforderlich sein, den ( u 6.5.2 Absatz 2) sind, können im Rahmen wohnbaulichen Entwicklungsrahmen für den von Vereinbarungen mit der Kernstadt auch örtlichen Bedarf für einzelne Gemeinden zu über den wohnbaulichen Entwicklungsrahmen erweitern, wenn der Wohnungsneubaubedarf für den örtlichen Bedarf ( u 6.5.2 Absatz 3) des Raums nicht ausreichend im Zentralen hinaus Wohnungen bauen. Hierfür eignen sich Ort gedeckt werden kann. In solchen Fällen vorrangig soll es Kommunen, die keine Schwerpunkte • Gemeinden, die im baulichen Siedlungs- der Wohnungsbauentwicklung sind, möglich zusammenhang ( u 6.2) mit der Kernstadt sein, in einer Vereinbarung mit dem Zentralen stehen oder Ort ihre zukünftige Wohnungsbauentwick- lung abzustimmen und dadurch auch über • Gemeinden, die über eine leistungsfähige den wohnbaulichen Entwicklungsrahmen für und tragfähige Infrastrukturausstattung, den örtlichen Bedarf hinausgehen zu können. eine gute verkehrliche Erschließung, insbe- Die Voraussetzungen für die Eignung der sondere eine gute ÖPNV-Anbindung, sowie Gemeinden, den Abstimmungsprozess und geeignete Flächenpotenziale verfügen. die zu treffende Vereinbarung entsprechen denen in Ziffer 6.5.2 Absätze 6 und 7. Für Z Der von der Regionalplanung vorgegebene Vereinbarungen in den Ordnungsräumen ist quantitative Rahmen zur Deckung des Woh- es erforderlich, geeignete Kooperationsräume nungsneubaubedarfs ( u 6.5.2 Absatz 6) ist bei abzugrenzen. den zu treffenden Vereinbarungen zwischen Kernstadt und Umlandgemeinde(n) einzuhal- ten.

B Die Stadt-Umlandbereiche werden auch in den kommenden Jahren aufgrund steigender Haushaltszahlen einen vergleichsweise 6.6 Flächenvorsorge für hohen Wohnungsneubaubedarf haben. Viele Kernstädte werden aufgrund von Flächeneng- Gewerbe- und pässen oder Planungshemmnissen diesen Bedarf aber nur zu einem Teil decken können, Dienstleistungen der übrige Teil wird auf die Umlandgemein- den entfallen. Deren wohnbaulicher Ent- wicklungsrahmen für den örtlichen Bedarf ist Z (1) Zur Deckung des örtlichen Bedarfs sind in allen gemäß Ziffer 6.5.2 Absatz 3 begrenzt. Um ei- Gemeinden die gewerbliche Entwicklung und nen höheren Bedarf decken zu können, wird Ansiedlung ortsangemessener Betriebe sowie die Möglichkeit gegeben, den Entwicklungs- die Erweiterung örtlicher Betriebe zulässig. rahmen in Abstimmung mit der Kernstadt zu erweitern. Hierzu soll auf der Grundlage G Für gewerbliche Flächen gelten die allgemei- eines von der Regionalplanung vorgegebenen nen städtebaulichen Grundsätze. Sie sollen Entwicklungsrahmens eine verbindliche Ver-

61 Wohnbauflächen räumlich und funktional staltung der Gebiete von Bedeutung. Durch sinnvoll zugeordnet sein, und es soll Flächen die Nutzung bereits erschlossener Gewerbe- sparend gebaut werden. Vorrangig vor einer standorte soll einer weiteren Zersiedelung Neuausweisung von Gewerbeflächen sollen der Landschaft entgegen gewirkt werden. siedlungs- und stadtstrukturell geeignete Altstandorte, Brachflächen und Konversions- Z (2) Größere Gewerbegebiete mit überörtlicher Be- flächen genutzt werden. Auf eine qualitativ deutung sind vorrangig in den Zentralen Orten hochwertige Gestaltung soll insbesondere an auszuweisen. exponierten Standorten geachtet werden ( u 7.1, 7.2). Neben den Zentralen Orten ist eine über den örtlichen Bedarf hinausgehende Ausweisung von Flächen für die Ansiedlung oder Erweite- B Grundsätzlich können alle Gemeinden in rung von Gewerbe- und Dienstleistungsbetrie- Schleswig-Holstein Flächen für örtliches Ge- ben auch möglich werbe vorhalten. Der vertretbare Umfang und • an Standorten für Gewerbegebiete von die Bedeutung der Gewerbeflächenvorsorge überregionaler Bedeutung hängen aber von der landes- und regionalpla- ( u 6.6 Absätze 4 bis 6) an den Landesent- nerischen Funktion der Kommune ab. Diese wicklungsachsen ( u 5.6); ergibt sich aus der Größe, Lage, Funktion, Struktur und Ausstattung der Standortge- • in Gemeinden auf den Siedlungsachsen in meinde, der Anzahl und Qualität der bereits den Ordnungsräumen ( u 6.4); vorhandenen Arbeitsplätze sowie der räum- • in Gemeinden mit einer ergänzenden lichen Zuliefer- und Absatzverflechtungen der überörtlichen Versorgungsfunktion in den ansässigen Betriebe. ländlichen Räumen( u 6.3). Gewerbegebiete von örtlicher Bedeutung bieten Flächen, die primär für ortstypische B Gewerbegebiete von überörtlicher und über- Betriebe bestimmt sind und in erster Linie regionaler Bedeutung dienen der Bereitstel- dazu dienen, ein ausreichendes Dienstleis- lung von Arbeitsplätzen für Einwohnerinnen tungsangebot für die ortsansässige Bevölke- und Einwohner aus der Standortgemeinde rung bereitzustellen. In Gemeinden, die keine sowie aus anderen Orten. Hier sollen eine landes- oder regionalplanerische Funktion planmäßige Erhöhung der Zahl der Beschäf- haben, soll sich die gewerbliche Entwicklung tigten und die Ansiedlung von Betrieben mit vorrangig auf ortsangemessene Betriebe be- über den Ort hinausreichender Ausstrahlung schränken. Hier sollen neue Gewerbeflächen stattfinden. Wegen ihrer Infrastrukturaus- in erster Linie für die Erweiterung örtlicher stattung und der Möglichkeit, Wohnen und Betriebe oder die Neuansiedlung ortsan- Arbeiten räumlich konzentrieren zu können, gemessener Betriebe ausgewiesen wer- sind insbesondere die Zentralen Orte geeig- den, das heißt für solche Betriebe, die sich nete Standorte. aufgrund ihrer Branche, ihres Angebotes und Darüber hinaus können weitere Gemeinden ihrer baulichen Ansprüche in die gewachsene oder Ortsteile wegen ihrer räumlichen und örtliche Siedlungsstruktur einfügen. Um ein infrastrukturellen Voraussetzungen für eine zu großes Angebot gewerblicher Flächenan- größere gewerbliche Entwicklung geeignet gebote zu vermeiden, bedarf es jeweils einer sein. Die Regionalplanung kann Gemeinden gründlichen Bedarfsabschätzung. in den ländlichen Räumen außerhalb der Um Erschließungskosten und weiteren Stadt- und Umlandbereiche eine ergänzende Flächenverbrauch möglichst gering zu halten, überörtliche Versorgungsfunktion zuordnen soll die Ausweisung neuer Gewerbestandorte und damit eine gewerbliche Entwicklung vorrangig dort erfolgen, wo die erforderliche unterhalb der zentralörtlichen Ebene ermög- Infrastruktur bereits vorhanden ist. lichen. Diese sollte jedoch nicht zu Lasten Zum Schutz des Bodens soll möglichst Flä- des Zentralen Ortes gehen. Darüber hinaus chen sparend gebaut werden. Dieser Zielset- kann die Regionalplanung an den Landesent- zung dient – soweit wirtschaftlich vertretbar - wicklungsachsen geeignete Standorte für auch die vorrangige Verwertung von Flächen, Gewerbegebiete von überregionaler Bedeu- die bereits in der Nutzung sind oder waren, tung ausweisen. Der Regionalplanung steht wie zum Beispiel industrielle Altstandorte insoweit ein umfassendes und sehr differen- oder Konversionsflächen, soweit dieses sied- ziertes Instrumentarium zur Steuerung der lungsstrukturell und wirtschaftlich sinnvoll ist. gewerblichen Entwicklung in ihrem Planungs- Für die Ansiedlung wertschöpfungsintensiver raum zur Verfügung. Betriebe ist eine qualitativ hochwertige Ge-

62 G (3) Gemeinden in den Stadt- und Umlandberei- nicht zu Lasten der Kernstadt erfolgt. Die chen in ländlichen Räumen, die keine Zentralen Festlegung entsprechender Gemeinden soll Orte sind, können über den örtlichen Bedarf dann erfolgen, wenn Gewerbeflächenbedarf hinaus Flächenvorsorge treffen, besteht, der in der Kernstadt aufgrund von • wenn hierüber zwischen Kernstadt und Flächenengpässen oder anderen Standort- Umlandgemeinden eine Vereinbarung auf nachteilen nicht hinreichend gedeckt werden der Grundlage eines Stadt-Umland-Kon- kann. Die Gemeinden müssen sich aufgrund zeptes ( u 10.5) getroffen wird oder ihrer Infrastruktur, ihrer räumlichen Lage, ihrer Flächenpotenziale sowie ihrer ökolo- • wenn zwischen der Kernstadt und einer gischen und siedlungsstrukturellen Gegeben- einzelnen geeigneten Umlandgemeinde heiten für eine entsprechende gewerbliche eine Vereinbarung zur interkommunalen Entwicklung eignen. Zusammenarbeit bei der gewerblichen Entwicklung geschlossen wird. Die Belange des gesamten Stadt- und Umlandbereiches G/GR (4) Neben Stadt- und Umlandbereichen in länd- sind dabei zu berücksichtigen. lichen Räumen können im Einvernehmen mit den Trägern der Regionalplanung auch um andere Zentrale Orte Bereiche festgelegt Z/ZR Die Vereinbarungen zwischen Kernstadt und werden, in denen die gewerbliche Entwick- Umlandgemeinde(n) sind im Einvernehmen mit lung dann entsprechend Ziffer 6.6 Absatz 3 zu den Trägern der Regionalplanung zu treffen, vereinbaren ist. und es ist ein Interessenausgleich zwischen Kernstadt und Umlandgemeinde(n) vorzuse- hen. B Nicht nur in den Stadt- und Umlandberei- chen, sondern auch in anderen Teilräumen des Landes, insbesondere in den Ordnungs- G Für eine gewerbliche Entwicklung über den räumen, kann es erforderlich sein, dass örtlichen Bedarf hinaus eignen sich Gemeinden Gemeinden über den örtlichen Bedarf hinaus • mit spezifischen Standortvoraussetzungen Flächen für Gewerbe und Dienstleistungen für Gewerbe- und Dienstleistungsunterneh- ausweisen, wenn der Bedarf des Raums men; nicht ausreichend im Zentralen Ort gedeckt • mit einer guten überörtlichen Verkehrsan- werden kann. In solchen Fällen können Kom- bindung, einschließlich einer guten ÖPNV- munen, die keine Schwerpunkte der gewerb- Anbindung der Arbeitsplätze; lichen Entwicklung nach Ziffer 6.6 Absatz 2 • mit einer guten räumlichen Zuordnung zur sind, in einer Vereinbarung mit dem Zentralen Kernstadt; Ort ihre zukünftige Flächenausweisung für Gewerbe und Dienstleistungen abstimmen • deren ökologische Gegebenheiten einer und dadurch auch über den örtlichen Bedarf weiteren gewerblichen Entwicklung nicht hinaus gehen. Die Voraussetzungen für die entgegenstehen; Eignung der Gemeinden, den Abstimmungs- • deren siedlungsstrukturelle Tragfähigkeit prozess und die zu treffende Vereinbarung gegeben ist. entsprechen denen in Ziffer 6.6 Absatz 3. Für Das Maß der gewerblichen Entwicklung Vereinbarungen in den Ordnungsräumen ist über den örtlichen Bedarf hinaus soll sich am es erforderlich, geeignete Kooperationsräume Gewerbeflächenbedarf im Stadt- und Umland- abzugrenzen. bereich und an den Entwicklungsmöglichkeiten der Kernstadt orientieren. G/ZR (5) In den Regionalplänen können entlang der Landesentwicklungsachsen Standorte für Ge- B Zur Stärkung der Stadt- und Umlandbereiche werbegebiete von überregionaler Bedeutung als Entwicklungspole der ländliche Räume festgelegt werden. kann in enger Abstimmung mit der Kernstadt Für die Festlegung muss die Regionalplanung und in der Regel auf der Grundlage eines zunächst den vorsorgenden, überregionalen Stadt-Umland-Konzeptes in besonders ge- Flächenbedarf und die Standortanforderungen eigneten Gemeinden eine über den örtlichen der weiteren gewerblichen Entwicklung Bedarf hinausgehende Gewerbe- und Dienst- feststellen. Dabei hat sie die entsprechenden leistungsentwicklung erfolgen. Eine Verein- Belange benachbarter Planungsräume zu be- barung mit der Kernstadt, die auch einen an- rücksichtigen und insbesondere die Planungen gemessenen Interessenausgleich zum Inhalt auf der jeweiligen Entwicklungsachse abzu- haben soll, soll sicherstellen, dass die über- stimmen. örtliche Entwicklung der Nachbargemeinde(n)

63 B Aufgrund seiner Maßstabsebene sind im nicht siedlungsnah untergebracht werden Landesentwicklungsplan selbst keine Stand- können beziehungsweise sollen; orte für Gewerbegebiete von überregionaler • es sollen vorrangig Standorte unter Einbe- Bedeutung entlang der Landesentwick- ziehung betroffener Zentraler Orte realisiert lungsachsen ausgewiesen. Die Möglichkeit, werden; solche Standorte an den Entwicklungsachsen • betroffene Zentrale Orte sollen in ihrer festzulegen, soll das Instrumentarium der Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt wer- Regionalplanung für eine gewerbliche Flä- den; chenvorsorge erweitern. Die Regionalplanung kann gewerbliche Entwicklungsschwerpunkte • eine bedarfsgerechte ÖPNV-Anbindung soll nicht nur in den Zentralen Orten oder auf den sichergestellt werden; Siedlungsachsen, sondern in begrenztem • die ökologische Verträglichkeit soll unter Umfang auch an den Landesentwicklungs- Berücksichtigung der Landschaftsplanung achsen vorsehen, zum Beispiel an raumord- gegeben sein. nerisch herausragend geeigneten Autobahn- standorten. Hierzu soll sie den vorsorgenden B Ziffer 6.6 Absatz 6 Satz 1 stellt klar, dass mit längerfristigen Bedarf (nicht den kurzfristigen der Festlegung zusätzlicher gewerblicher Bedarf aufgrund konkreter Anfragen nach Standorte an den Landesentwicklungsachsen Gewerbeflächen), die zu erwartenden wirt- von der Regionalplanung unter Berücksich- schaftlichen Struktureffekte und die Stand- tigung der Kriterien gemäß Satz 2 restriktiv ortanforderungen, wie zum Beispiel Lage, umzugehen ist und es keinesfalls zu einer Größe, verkehrliche Erreichbarkeit, ÖPNV- vielfältigen gewerblichen Überplanung der Anbindung, Vermarktbarkeit oder Ausrichtung bestehenden Autobahnanschlussstellen kom- auf spezielle Branchen, bewerten. Gerade für men darf. die Planung neuer, überregional bedeutsamer gewerblicher Flächen ist eine planungs- Die Regionalplanung kann von der Leitvor- raumübergreifende Betrachtung erforderlich. gabe des Landesentwicklungsplans, dass Die Regionalplanung hat sich daher bereits eine Konzentration auf besondere, punktu- bei der Bewertung des eigenen, planungs- ell auszuwählende Standorte erfolgen soll, raumrelevanten Bedarfs und der Festlegung nicht abweichen. Damit ist eine umfassende entsprechender Entwicklungsgebiete auf den gewerbliche Entwicklung entlang der Auto- Entwicklungsachsen mit den benachbarten bahnen nicht möglich. Der Regionalplanung Planungsräumen abzustimmen, sofern diese steht aber ein fachlicher Beurteilungs- und betroffen sind. Gestaltungsspielraum bei der Frage des wei- teren gewerblichen Flächenbedarfs und der Standortauswahl gemäß Ziffer 6.6 Absätze 5 G/ZR (6) Die Standorte für Gewerbegebiete von über- und 6 zu. Bei dieser konkreten Standortaus- regionaler Bedeutung an Landesentwicklungs- wahl hat die Regionalplanung neben den ge- achsen sind im jeweiligen Planungsraum auf werblichen Chancen und den zu erwartenden eine begrenzte Zahl herausragend geeigneter, wirtschaftlichen Struktureffekten auch die qualitativ hochwertiger und größerer gewerb- raumordnerischen Kriterien umfassend abzu- licher Entwicklungsschwerpunkte zu beschrän- wägen. Dabei sollen ökologisch bedeutsame ken. Räume freigehalten und neue Bauflächen möglichst Flächen schonend realisiert und gut G/GR Bei der Festlegung dieser Gebiete soll die Re- in die Landschaft eingebunden werden. Die gionalplanung unter Beachtung des regionalen Flächen sollen möglichst interkommunal mit Gewerbeflächenbedarfs die folgenden raum- betroffenen Zentralen Orten (zum Beispiel ordnerischen Kriterien berücksichtigen: durch Zweckverbandsvereinbarungen) entwi- ckelt werden. Soweit die in Absatz 6 genann- • Es soll eine besonders gute verkehr- ten materiellen Voraussetzungen erfüllt sind liche Anbindung an eine Landesent­ (wie dieses beispielsweise durch ein regio- wicklungsachse sowie eine verkehrlich nales Gewerbeflächenentwicklungskonzept gute Anbindung an benachbarte Siedlungs- dargestellt werden kann), können bereits schwerpunkte und Zentrale Orte gegeben im Vorwege von Regionalplanaufstellungen sein; Standorte für Gewerbegebiete von überre- • die Gebiete sollen insbesondere auf gionaler Bedeutung auf der Grundlage von verkehrsintensive, gewerbliche Branchen Zielabweichungsverfahren nach § 4 Absatz 3 ausgerichtet sein, die auf die überregionale LaplaG oder eines Raumplanerischen Abstim- Verkehrsanbindung angewiesen sind oder mungsverfahrens festgelegt werden.

64 Z/ZR (7) Bei der Festlegung von Standorten für Gewer- zielgenauen Einsatz der Instrumente des begebiete von überregionaler Bedeutung an Besonderen Städtebaurechts (Städtebauliche Landesentwicklungsachsen ist der Einzelhan- Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen, del auszuschließen ( u 6.8). Stadtumbaumaßnahmen und Maßnahmen der Sozialen Stadt) besondere Bedeutung zu. B Wegen der besonderen Ausrichtung der An- Stadterneuerung und Stadtentwicklung sollen siedlung von Einkaufseinrichtungen größeren dazu dienen, Umfangs am Zentralörtlichen System, der • Innenstädte und Ortsteilzentren in ihrer möglichen Beeinträchtigung der Innenstädte städtebaulichen Funktion unter besonde- und der Gefahr einer insgesamt raumunver- rer Berücksichtigung der Wohnraument- träglichen Entwicklung ist der Einzelhandel in wicklung sowie der Belange des Denk- Gewerbegebieten von überregionaler Bedeu- malschutzes und der Denkmalpflege zu tung an Landesentwicklungsachsen von der entwickeln; Regionalplanung auszuschließen. Ziffer 6.7 • der sozialen Polarisierung in den Städten Absatz 17 bleibt hiervon unberührt. entgegenzuwirken und die soziale Integra- tionskraft der Städte und problembelaste- ter Stadtteile zu stärken; • in von erheblichen städtebaulichen Funktionsverlusten betroffenen Gebieten Anpassungen zur Herstellung nachhaltiger 6.7 Städtebauliche städtebaulicher Strukturen vorzunehmen; • Brachflächen insbesondere in den Innen- Entwicklung städten für nachhaltige neue Nutzungen zu reaktivieren.

G (1) Aufgrund der demographischen Verände- G (2) Zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in rungen sind der Erhalt und die Stärkung Städten und Dörfern und zur Stärkung von leistungs- und tragfähiger Strukturen und der Stadt- und Ortsteilzentren sollen Maßnahmen Funktionen der Zentralen Orte von besonderer der integrierten Stadt- und Dorfentwicklung Bedeutung für die Landesentwicklung. Die durchgeführt werden. Zentralen Orte sollen insoweit Vorsorgestrate- Auf die Verhinderung drohender und die gien und städtebauliche Konzepte entwickeln, Beseitigung entstandener städtebaulicher und die die aus dem demographischen und wirt- sozialer Missstände sowie städtebaulicher schaftsstrukturellen Wandel resultierenden Funktionsverluste soll hingewirkt werden. städtebaulichen Anpassungserfordernisse Wesentliche Beeinträchtigungen der Bereiche aufzeigen. In diesen Konzepten sind auch die für Wohnen und Erholung insbesondere durch verfügbaren Flächenpotenziale aufzuzeigen, Gewerbe, Infrastruktur und Verkehr sollen, um im Hinblick auf eine rückläufige Sied- soweit möglich, vermieden werden. lungsentwicklung die Siedlungsstrukturen der Zentralen Orte auch künftig tragfähig zu halten. Die Konzepte sollen Grundlage der künftig B Mit dem Ziel der Stärkung und Stabilisierung verstärkt erforderlichen interkommunalen Ab- der Städte fördert das Land Schleswig- stimmung der weiteren Siedlungsentwicklung Holstein Prozesse und Maßnahmen der in der Region sein. nachhaltigen Stadtentwicklung durch den gebündelten Einsatz von Instrumenten der Städtebauförderung und Wohnraumförde- B Die Bau- und Siedlungstätigkeit soll den rung, insbesondere in den Mittel- und Ober- gesellschaftlichen Anforderungen an eine zentren. Denn als vorrangig zu entwickelnde nachhaltige, das heißt wirtschaftliche, soziale Wohn- und Wirtschaftsstandorte müssen die und ökologische Belange gleichermaßen Kernstädte als Impulsgeber für die Region berücksichtigende Stadt- und Ortsentwick- attraktiv und auch im Hinblick auf Schrump- lung Rechnung tragen. Auf der Grundlage fungsprozesse und rückläufige Bedarfe integrierter Ansätze und Konzepte der Stadt- leistungsfähig gehalten werden. Zu den Maß- und Ortsentwicklung sind die kommunalen nahmen der integrierten Stadtentwicklung städtebaulichen Planungen und Maßnahmen gehören die städtebauliche Erneuerung und mit privaten Investitionen der Bau- und Entwicklung, die soziale Stadtteilentwicklung Siedlungstätigkeit zu verknüpfen. Vor diesem und künftig die Aktivierung von Stadt- und Hintergrund kommt dem differenzierten und Ortsteilzentren.

65 Erschließungsformen realisiert werden. G (3) Eine Zersiedelung der Landschaft soll verhin- Die Umweltqualität in den Städten und Ge- dert werden. Neue Bauflächen sollen nur in meinden soll durch eine ökologisch orientierte guter räumlicher und verkehrsmäßiger Anbin- Innenentwicklung und Attraktivitätssteigerung dung an vorhandene, im baulichen Zusammen- verbessert werden, insbesondere durch Siche- hang bebaute tragfähige Ortsteile und in Form rung von Grünflächen und innerörtlichen Grün- behutsamer Siedlungsabrundungen ausgewie- achsen mit Übergang zur freien Landschaft. sen werden, um Eingriffe in Natur und Land- schaft zu minimieren und Gemeindegrenzen B Da Grund und Boden nicht vermehrbar sind, überschreitend freie Landschaft zu erhalten. ist ein sparsamer Umgang mit diesem Gut Auf eine gute Einbindung der Bauflächen in die ein besonderes Anliegen der Raumordnung. Landschaft soll geachtet werden. Die Nutzung vorhandener Baulandreserven trägt zur Erhaltung der Freiflächen und zur B Der Begriff der Zersiedelung ist nicht auf die Verringerung der Inanspruchnahme von ungeordnete oder unzusammenhängende Grund und Boden für Siedlungszwecke bei. Bebauung beschränkt. Als Zersiedelung kann In allen Regionen gibt es in erheblichem auch eine Bebauung verstanden werden, Umfang nicht genutzte Bauflächen. Daher soll die durch ihren Umfang und ihre Lage die zur Schonung der knapper werdenden Freiflä- freie Landschaft und das Ortsbild nachteilig chen und der Landschaft auf eine Aktivierung beeinflusst. Deshalb sollen neue Baugebiete von noch ungenutzten bebaubaren Flächen möglichst in Anbindung an bestehende Sied- und die Reaktivierung von Militär-, Gewerbe- lungseinheiten und in Form behutsamer Orts- und Infrastrukturbrachen hingewirkt werden. abrundungen ausgewiesen werden. Dadurch Der Begriff Innenentwicklung weist darauf kann bereits frühzeitig Konflikten, wie sie sich hin, dass der Nutzung von geeigneten Flä- in zunehmendem Maße zum Beispiel zwi- chen für Siedlungszwecke im vorhandenen schen Wohnsiedlungen und Landwirtschaft baulichen Zusammenhang Vorrang vor der ergeben, vorgebeugt werden. Zugleich wird Inanspruchnahme zusätzlicher Flächen im ein wirtschaftlicher Ausbau und Unterhalt der Außenbereich gegeben werden soll Versorgungseinrichtungen erreicht und die ( u 6.5.2 Absatz 5). Das bedeutet einerseits für die Einrichtungen der örtlichen Grundver- städtebauliche Erneuerung und Entwicklung sorgung erforderliche Zahl an Wohneinheiten sowie Wohnungsmodernisierung und ande- sichergestellt. Für neue Baugebiete kommen rerseits die Aktivierung der Umnutzung von insbesondere Siedlungseinheiten mit Einrich- Bauland und die Schließung von Baulücken. tungen der örtlichen Grundversorgung in Be- Eine Bebauung der ungenutzten und brach tracht, weil unter dieser Voraussetzung neue gefallenen bebaubaren Flächen verbessert in Grundversorgungseinrichtungen und ent- der Regel auch die Auslastung der bestehen- sprechende Flächen und Investitionskosten den Infrastruktur und vermeidet hohe Inves- eingespart oder minimiert werden können. titionskosten für die Erschließung von neuen Baugebieten. In diesem Zusammenhang ist G (4) Zur Verringerung der Inanspruchnahme von auch die Nutzung bestehender Bausubstanz, Grund und Boden insbesondere in den Stadt- und Dorfkernen von Bedeutung. Durch eine gezielte Umnut- • sollen Möglichkeiten einer städtebaulich zung kann der Flächenanspruch für neue Bau- angemessenen Verdichtung bestehender gebiete reduziert und zugleich ein Beitrag zur oder geplanter Bauflächen genutzt werden; Erhaltung und Verbesserung der Wohnquali- • sollen die Innenentwicklung einschließ- tät und Siedlungsstruktur geleistet werden. lich der Umnutzung von brachliegenden Die Funktionen des Bodens im Naturhaushalt ehemals baulich genutzten Flächen, werden durch Oberflächenversiegelungen insbesondere ehemals militärisch und beeinträchtigt. Flächen sparende und an öko- industriell-gewerblich genutzter Flächen im logische Bauweisen ausgerichtete Siedlungs- Siedlungsbereich vorangetrieben und die und Erschließungsformen können dem entge- Baulandreserven mobilisiert werden; genwirken. Hierzu sind geeignete bauliche • soll leer stehende oder leer fallende Konzepte für Stadt und Land erforderlich, um Bausubstanz in den bebauten Ortslagen, einerseits dem Bodenschutz und andererseits insbesondere in den Stadt- und Dorfkernen dem Wunsch nach großzügigerem Wohnei- modernisiert und angemessen genutzt gentum hinreichend Rechnung zu tragen. werden ( u 6.5.2 Absatz 5); Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungspo- • sollen Flächen sparende Siedlungs- und litik müssen zur ökologischen Regeneration

66 der Städte und Gemeinden beitragen. Dabei • Revitalisierung von Stadtteilen; sind drei Maßnahmenbereiche wesentlich: • Reduzierung der störenden Landschafts- • Verbesserung des Wohnumfeldes, nutzung in Außenbereichen; • Modernisierung von Wohnungen und • Verringerung betrieblicher Emissionen • Sicherung wohnungsnaher Arbeitsplätze. wegen höherer Anforderungen im Be- reich des Immissionsschutzes. Hauptanliegen der ökologisch orientierten Innenentwicklung beziehungsweise Stadtge- Die Nutzungsmischung gilt nicht nur für das staltung muss gleichzeitig die Sicherung und produzierende Gewerbe, sondern sie sollte Erhaltung noch vorhandener nicht besiedelter auch im Bereich öffentlicher und privater Flächen als Grünräume sein, soweit sie für Dienstleistungsunternehmen angestrebt das ökologische Gefüge in der Gemeinde und werden. die Erholung der Bevölkerung von Bedeutung sind. G (6) Die Siedlungsentwicklung soll mit den Erfor- dernissen einer günstigen Verkehrserschlie- G (5) In den Städten und Gemeinden soll im Sinne ßung und -bedienung durch öffentliche Ver- einer nachhaltigen Stadtentwicklung eine ver- kehrsmittel abgestimmt werden. Im Bereich stärkte Nutzungsmischung angestrebt werde. der Haltestellen des ÖPNV, insbesondere Wohnungen und Arbeitsstätten sowie private spurgebundener öffentlicher Nahverkehrsmit- und öffentliche Einrichtungen der Versorgung, tel, soll auf eine städtebauliche Verdichtung Bildung, Erholung, Gesundheitspflege, des hingewirkt werden. Sports, der Kultur und des Verkehrs sollen für Insgesamt soll eine stärkere interkommunale die Bevölkerung unter vertretbarem Zeit- und Abstimmung von Flächenausweisungen im Kostenaufwand erreichbar sein. Rahmen der Bauleitplanung mit verkehrsträger- übergreifenden Verkehrslösungen angestrebt werden. B Ein wichtiges Ordnungsprinzip ist der Zusam- menhang zwischen Wohnungen und Arbeits- plätzen. Dabei kommt es nicht allein auf eine B Die Zunahme der Verkehrsbeziehungen geringe Entfernung zwischen Wohnungen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz, Einkaufs- und Arbeitsplätzen an, vielmehr ist zugleich gelegenheiten, Schulort sowie Standorten anzustreben, dass von Wohnungen aus mög- zentraler Erholungseinrichtungen, aber auch lichst zahlreiche Arbeitsplätze mit einem ver- die Kosten eines leistungsfähigen Verkehrs- tretbaren Zeit- und Kostenaufwand und unter netzes, bedingen eine enge Koordination mit Nutzung des ÖPNV erreicht werden können. der Siedlungsentwicklung. Dieses Prinzip gilt selbstverständlich für alle In den Verdichtungsräumen ( u 5.3) und auf öffentlichen und privaten Einrichtungen. Über den Siedlungsachsen ( u 6.4.1) verlangt die diese Zuordnung können Verkehrsströme Anforderung einer günstigen Zuordnung von reduziert und damit eine Verbesserung der Wohn- und Arbeitsstätten eine konzentrierte Wohn- und Lebensqualität erreicht werden. Siedlungsentwicklung in unmittelbarer Nähe Die gewerbliche Entwicklung im Rahmen des der Haltestellen von Nahverkehrsmitteln, Städtebaus orientierte sich bislang überwie- insbesondere schienengebundener Nahver- gend am Leitbild der Funktionstrennung mit kehrsmittel. Für die anzustrebende räumliche der Folge häufiger Betriebsverlagerungen Zuordnung zu den Haltestellen sind in erster in den Außenbereich. Dies führte zu einem Linie die von den Fußgängern regelmäßig zu Mehrverbrauch von Flächen und Energie und bewältigenden Entfernungen maßgeblich. In zur Zunahme von Verkehr. Aus heutiger Sicht den ländlichen Räumen soll ebenfalls eine schließen sich Gewerbeentwicklung und öko- Siedlungsstruktur angestrebt werden, die logische Stadterneuerung nicht aus. Die mit einen leistungsfähigen Personennahverkehr der Nutzungsmischung verbundenen Vorteile ermöglicht. sind: Zur Minderung des Individual-Pendelverkehrs • Schaffung beziehungsweise Sicherung ist es notwendig, neue Wohnstandorte und von Arbeitsplätzen in innerstädtischen städtebaulich verträgliche Verdichtungen auf Gebieten; das Netz des ÖPNV auszurichten. Soweit • Schaffung beziehungsweise Sicherung möglich, sind interkommunal abgestimmte wohnungsnaher Versorgungsmöglich- Flächenausweisungen als Grundlage für keiten; verkehrsträgerübergreifende Nahverkehrslö- sungen anzustreben. • Veränderung der Verkehrsmittelnutzung;

67 G (7) Bei der Stadt- und Siedlungsentwicklung, bei B Die enge Verbindung der Denkmalpflege mit städtebaulichen Maßnahmen und Maßnahmen der Siedlungsentwicklung, vor allem mit der der Ortsentwicklung sollen die Erfordernisse Stadt- und Dorferneuerung beziehungsweise eines sparsamen, umweltfreundlichen Energie- -entwicklung, begünstigt die Verknüpfung von verbrauchs besonders berücksichtigt werden. Maßnahmen aus beiden Aufgabenbereichen. Energieoptimierte städtebauliche Strukturen Die Regionalpläne können durch das Aufzei- wie kompakte Bauweise, Windschutz und Aus- gen besonderer Situationen und Baudenk- richtung der Gebäude zur passiven Nutzung mäler über das Inventar des Landesamtes der Solarenergie sollten ebenso Beachtung fin- für Denkmalpflege und des Archäologischen den wie ein baulicher Wärmeschutz auf hohem Landesamtes zu einer stärkeren Berücksich- technischem Standard. Zur Wärmeversorgung tigung denkmalpflegerischer Interessensbe- von Wohn- und Betriebsstätten soll verstärkt reiche bei allen Planungen und Maßnahmen der Aufbau von Nah- und Fernwärmenetzen beitragen. vorgesehen werden. G (9) Lärmempfindliche Bereiche, wie Wohn-, Klinik-, B Zum nachhaltigen Schutz der Umwelt kommt Kur- und Erholungsgebiete sollen von Anlagen der Berücksichtigung eines sparsamen mit störenden Wirkungen auf die Umgebung Energieverbrauches besondere Bedeutung (zum Beispiel Industriegebieten) möglichst zu. Für die Siedlungsentwicklung ergeben freigehalten werden. Belastungen der Bevöl- sich daraus folgende Erfordernisse: kerung sowie von Natur und Umwelt durch Die Siedlungstätigkeit soll mit den Erforder- emissionsträchtige Anlagen oder andere Akti- nissen einer günstigen Verkehrserschließung vitäten sind so gering wie möglich zu halten. und Verkehrsbedienung abgestimmt werden Unvermeidbare Belastungen sollen durch abge- ( u 6.7 Absatz 5). stimmte Nutzungsregelungen oder geeignete technische Maßnahmen begrenzt werden. In verstärktem Maße werden zukünftig Hei- zungstechniken wie Fernwärme, Abwärme- nutzung, Erdgasnutzung, Solarnutzung und G/GR Zur wirksamen Abstimmung der Siedlungsent- so weiter zur Anwendung kommen müssen. wicklung mit den Belangen Lärm erzeugender Die dafür erforderlichen Investitionen und Be- Nutzungen sowie zur Lenkung der Bauleitpla- triebskosten setzen jedoch eine ausreichende nung können in den Regionalplänen nachricht- Anzahl angeschlossener Wohneinheiten und lich Lärmschutzbereiche sowie Bauschutzbe- damit eine Konzentration der Siedlungsent- reiche von Flughäfen übernommen werden. wicklung auf geeignete Siedlungseinheiten voraus. Außerdem ist bei konzentrierter B Lärmschutz dient der Gewährleistung eines Bebauung die Wärmeabgabe an die Umwelt hohen Gesundheits- und Umweltschutzni- wesentlich geringer als bei sehr lockerer veaus. Soweit kommt nicht nur dem aktiven Siedlungsweise. Lärmschutz, sondern bereits der planenden Vorsorge besondere Bedeutung zu. G (8) Gewachsene Siedlungsstrukturen und typische Baustile sollen im Sinne eines ganzheitlichen Z (10) Bau- und Siedlungsflächen auf dem Wasser baukulturellen Verständnisses unter Be- sind nur nach Prüfung ihrer Raumverträglich- rücksichtigung zeitgemäßer Anforderungen keit, insbesondere hinsichtlich der städtebau- bewahrt und weiterentwickelt werden. lichen, naturschutzfachlichen und erschlie- ßungstechnischen Auswirkungen sowie der G /GR Besonders erhaltens- und schützenswerte Auswirkungen auf das Landschafts- bezie- Ortskerne oder -teile und städtebauliche hungsweise Ortsbild und den Hochwasser- Situationen, Kultur-, Bau- und Bodendenkmale und Küstenschutz, zulässig. mit benachbarten Gebäuden und Anlagen (Ensembleschutz) sowie durch Verordnung G Bau- und Siedlungsflächen auf dem Wasser festgesetzte Denkmalbereiche sollen bei allen sollen im Hinblick auf den geringen Umfang Planungen und Maßnahmen berücksichtigt vorhandener Flächenpotentiale vorrangig ge- werden und können in den Regionalplänen werblich-touristischen Projektansätzen vorbe- aufgeführt werden. Ihr Umfeld soll unter halten sein. Beachtung denkmalpflegerischer und kultur- historischer Belange entsprechend gestaltet werden. B Die Wasserflächen von Küstengewässern, Seen und Flüssen können ein besonderes,

68 qualitatives Potenzial für Bau- und Siedlungs- funktion sowie an die Größe des jeweiligen flächen, insbesondere für gewerblich-touris- zentralörtlichen Verflechtungsbereiches tische Nutzungen, darstellen. An die Nutzung erreicht werden. Dabei sind Art, Umfang und dieser Wasserflächen für Bau- oder Sied- Einzugsbereich dieser Einrichtungen auch mit lungszwecke werden jedoch aufgrund ihrer der Ausstattung benachbarter Verflechtungs- Besonderheiten hohe Anforderungen an die bereiche in Beziehung zu setzen. Prüfung der Raumverträglichkeit gestellt. Art und Umfang der Nahversorgungsein- richtungen (Einzelhandelseinrichtungen mit Sortimenten zur Versorgung der örtlichen Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs) soll sich am örtlichen Bedarf (zum Beispiel Bevölkerungszahl und vorhandene Einzelhandelsstruktur) ausrichten. Dabei kann 6.8 Einzelhandel in begründeten Fällen von den Vorgaben der Absätze 3 und 5 abgewichen werden. In Mittel- und Oberzentren sind auch andere G (1) Grundsatz der Raumordnung ist es, eine aus- Größenordnungen vorstellbar, soweit die gewogene Handels- und Dienstleistungsstruk- Nahversorgungsstrukturen in der Standort- tur zur Versorgung der Bevölkerung und der gemeinde selbst oder in den zentralörtlichen Wirtschaft im Lande zu gewährleisten. Hierzu und gegebenenfalls auch anderen Nachbarge- ist ein breites Spektrum von Einrichtungen meinden nicht gefährdet werden. unterschiedlicher Größe, Betriebsarten und An- Die Sicherstellung der Nahversorgung in zu- gebotsformen erforderlich. Die Einrichtungen mutbarer Entfernung soll sich an den Entfer- sollen nach Größe und Angebot differenziert nungskriterien des verteilt mit Schwerpunkten in den Zentralen § 15 Absatz 2 Satz 2 LEGG orientieren, wo- Orten bereitgestellt werden. Die Verkaufsflä- nach die Entfernung zwischen einem Wohn- chengröße der Einzelhandelseinrichtungen soll platz und einem Zentralen Ort höchstens an der sortimentbezogenen örtlichen Versor- zehn Kilometer betragen soll. Bei Einrich- gungsfunktion der Standortgemeinde ausge- tungen des spezialisierten, höherwertigen richtet sein. Bedarfs kann diese Entfernung aufgrund der aperiodischen Nachfrage nach diesen Gütern G (2) In allen Gemeinden soll auf ausreichende, erheblich größer sein. wohnortnahe Einzelhandelseinrichtungen zur Deckung des täglichen Bedarfs, insbesondere Z (3) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit an Lebensmitteln (Nahversorgung) hingewirkt nahversorgungs- oder zentrenrelevanten Sor- werden. Dabei soll die Verkaufsfläche der timentstrukturen und Dienstleistungszentren Einzelhandelseinrichtungen zur Nahversorgung sind wegen ihrer besonderen Bedeutung für am örtlichen Bedarf ausgerichtet werden. Die die Zentralität nur in den Zentralen Orten Deckung des spezialisierten, höherwertigen ( u 6.2) vorzusehen (Zentralitätsgebot). Das sowie länger- und langfristigen Bedarfs bleibt gilt auch für mehrere kleinere Ladeneinheiten insbesondere den Zentralen Orten ( u 6.2) im räumlich-funktionalen Verbund, deren verschiedener Stufen vorbehalten. Gesamtgröße die Großflächigkeit erreicht und die örtliche Versorgungsfunktion überschreitet B Mit der Erhaltung einer bedarfsgerechten Ver- sowie die Erweiterung vorhandener Betriebe in sorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft die Großflächigkeit hinein. mit Einzelhandelsgütern und Dienstleistun- gen in erreichbarer Nähe beziehungsweise B Die Bereitstellung von großflächigen Einzel- zumutbarer Entfernung soll wesentlichen Be- handelseinrichtungen und die Versorgung einträchtigungen der Funktionsfähigkeit des mit höherwertigen Waren oder Gütern des Verkehrs- und Zentrengefüges einschließlich aperiodischen Bedarfs sollen in den Zentralen der hieran orientierten bestehenden oder Orten erfolgen. angestrebten zentralörtlichen Versorgungs- Das bedeutet, dass die zum jeweiligen struktur entgegengewirkt werden. Verflechtungsbereich eines Zentralen Ortes Das soll durch eine Koppelung der Regel- gehörenden Gemeinden aufgrund des Gebots größe dieser Einzelhandelseinrichtungen an der interkommunalen Rücksichtnahme die den Grad der zentralörtlichen Einstufung und Pflicht haben, bei ihrer Eigenentwicklung die damit an die zugeordnete Versorgungs- Versorgungsfunktionen des Zentralen Ortes

69 zu beachten. Insoweit werden dem Recht der oder der Erweiterung bestehenden Einzelhan- Nahbereichsgemeinden auf Eigenentwicklung dels oder der Umnutzung von anderweitiger dort inhaltliche Grenzen gesetzt, wo anderen- Fläche zu Einzelhandelsfläche erfolgt ab der falls zu befürchten wäre, dass die Zentralen Grenze der Großflächigkeit eine Bekanntgabe Orte durch Abzug von Einkaufseinrichtungen der Ziele der Raumordnung nach Maßgabe wesentliche Teile ihrer zentralörtlichen Aus- des Landesplanungsgesetzes im Falle von stattung und Funktionen verlieren könnten Bauleitplänen oder Einzelvorhaben. und damit unter Umständen kaum noch in Wesentlicher Prüfungsmaßstab für die der Lage sind, kostenintensive sonstige Ein- räumliche Verträglichkeit ist das Beeinträchti- richtungen der Daseinsvorsorge vorzuhalten. gungsverbot als Ziel der Raumordnung. Eine solche Entwicklung ginge letztlich auch Die Funktionsfähigkeit bestehender oder direkt zu Lasten der zu versorgenden Nahbe- geplanter Versorgungszentren benachbarter reichsgemeinden. Unter Bezug auf Absatz 2 Zentraler Orte und innerhalb der Standortge- sind im Bereich der Nahversorgungseinrich- meinde darf nicht wesentlich beeinträchtigt tungen allerdings Ausnahmen vom Zentrali- werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass tätsgebot möglich. die Funktion Zentraler Orte übergeordneter Unter den großflächigen Einzelhandelsein- Stufe über die Versorgungsfunktion nachge- richtungen sind in der Regel Einzelhandelsbe- ordneter Zentraler Orte hinausgeht. triebe mit mehr als mindestens 800 Quadrat- Großflächige Einzelhandelseinrichtungen kön- metern Verkaufsfläche, Einkaufszentren und nen eine zentrumsbildende Funktion anneh- vergleichbare Einrichtungen zu verstehen men und dadurch die zentralen Versorgungs- (Bundesverwaltungsgericht Aktenzeichen 4 bereiche, wie zum Beispiel die Innenstadt C 10.04, 4 C 14.04, 4 C 3.05 und 4 C 8.05, Ur- oder den Ortskern, aber auch die Nahversor- teile vom 24. November 2005). In die landes- gungsstandorte sowohl der benachbarten planerische Beurteilung werden auch solche Zentralen Orte als auch innerhalb der Stand- Planungen und Vorhaben einbezogen, mit ortgemeinde gefährden. Dadurch würden die denen ein vorhandener Betrieb erheblich oder Versorgungsstrukturen und die Funktionsfä- in die Großflächigkeit hinein erweitert wird higkeit der benachbarten Zentralen Orte und oder Agglomerationen in ihrer Gesamtgröße der Standortgemeinde beeinträchtigt. die Großflächigkeit erreichen. Das Bundes- verwaltungsgericht hat dazu mit Urteil vom Prüfungsmaßstab für das raumordnungs- 29. November 2005, Aktenzeichen 4 B 72.05, rechtliche Beeinträchtigungsverbot ist nicht klargestellt, dass die Pflicht zur Widerlegung uneingeschränkt die zum interkommunalen der Vermutungsregel des § 11 Absatz 3 der Rücksichtnahmegebot nach § 2 Absatz 2 Baunutzungsverordnung (BauNVO) für alle BauGB ergangene Rechtsprechung, da Einzelhandelsgroßprojekte gilt, unabhängig diese nur eingeschränkt auf die Ebene der davon, ob sie von vornherein in der zu beur- Raumordnung übertragbar ist. Das Bauge- teilenden Größe oberhalb der Schwelle zur setzbuch macht beim interkommunalen Großflächigkeit errichtet werden sollen oder Rücksichtnahmegebot keinen Unterschied als bereits bestehende großflächige Einzel- zwischen Zentralen Orten verschiedener handelsbetriebe mit einem neuen Bauantrag Einstufung und hebt auf Nachbargemeinden erweitert werden sollen. ab. Das raumordnungsrechtliche Beein- trächtigungsverbot betrachtet die struktu- rellen und funktionalen Auswirkungen einer Z (4) Bei der Ansiedlung großflächiger Einzelhan- großflächigen Einzelhandelseinrichtung im delseinrichtungen ist die wesentliche Beein- überörtlichen Raum und schützt im Rah- trächtigung der Funktionsfähigkeit bestehender men des Zentralörtlichen Gefüges auch die oder geplanter Versorgungszentren, insbeson- wahrgenommenen Versorgungsaufgaben dere an integrierten Versorgungsstandorten, von Orten unterschiedlicher Zentralität. Dabei innerhalb der Standortgemeinde zu vermeiden. ist darauf abzustellen, ob mit der Ansiedlung Darüber hinaus darf die Versorgungsfunktion einer großflächigen Einzelhandelseinrichtung beziehungsweise die Funktionsfähigkeit be- erhebliche negative Auswirkungen auf die stehender oder geplanter Versorgungszentren Funktion anderer Räume oder eine mit dem benachbarter Zentraler Orte nicht wesentlich Zentralörtlichen System nicht vereinbare beeinträchtigt werden Funktionsverschiebung zugunsten der Stand- (Beeinträchtigungsverbot). ortgemeinde verbunden sein kann. Das gilt auch für Beeinträchtigungen, die von einer B Bei Ansiedlung von großflächigen Einzelhan- Ansiedlung in einem Ort höherer Zentralität delseinrichtungen, also bei Hinzutreten neuer ausgehen, wenn sie die dem „niedrigeren“

70 Zentralen Ort zugewiesenen Funktionen Einkaufszentren und sonstige Einzelhan- beeinträchtigen. Inwieweit die Auswirkungen delsagglomerationen (zum Beispiel Fach- einer Einzelhandelseinrichtung in einem marktzentren) mit bis zu 15.000 Quadrat- Zentralen Ort höherer Stufe auf die übrigen metern Gesamtverkaufsfläche je Standort, Zentralen Orte im Verflechtungsbereich • mit bis zu 50.000 Einwohnerinnen und aufgrund der Einstufung des höherrangigen Einwohnern im Mittelbereich einzelne Ein- Zentralen Ortes bis zu einer bestimmten zelhandelseinrichtungen des aperiodischen, Grenze hinzunehmen sind, ist im Rahmen gehobenen, längerfristigen Bedarfs des Beeinträchtigungsverbotes im Einzelfall (Kaufhäuser, Fachgeschäfte oder Fach- zu ermitteln und zu gewichten. Als Indikator märkte) mit bis zu 8.000 Quadratmetern kommt die verbleibende sortimentsbezogene Verkaufsfläche je Einzelvorhaben sowie Kaufkraftkennziffer für den Zentralen Ort Einkaufszentren und sonstige Einzelhan- niedrigerer Stufe in Frage. Dabei kann eine delsagglomerationen (zum Beispiel Fach- Grenze für die zulässige Kaufkraftabschöp- marktzentren) mit bis zu 10.000 Quadrat- fung im Verhältnis zu den Nachbargemeinden metern Gesamtverkaufsfläche je Standort. nicht allein maßgeblich sein. Vielmehr kann das Beeinträchtigungsverbot auch schon verletzt sein, wenn bei geringen Kaufkraftab- Unterzentren mit Teilfunktionen eines flüssen die Funktionsfähigkeit bestehender Mittelzentrums oder geplanter Versorgungsbereiche anderer • mit mehr als 30.000 Einwohnerinnen Zentraler Orte tangiert ist. und Einwohnern im Mittelbereich über die Einkaufseinrichtungen zur Deckung des qualifizierten Grundbedarfs hinaus in Z (5) Art und Umfang solcher Einrichtungen müssen begründeten Einzelfällen Einzelhandelsein- dem Grad der zentralörtlichen Bedeutung der richtungen, Einkaufszentren und sonstige Standortgemeinde entsprechen; die Gesamt- Einzelhandelsagglomerationen zur Deckung struktur des Einzelhandels muss der Bevöl- des aperiodischen, gehobenen, längerfris- kerungszahl und der sortimentspezifischen tigen Bedarfs mit bis zu 8.000 Quadratme- Kaufkraft im Nah- beziehungsweise Verflech- tern Verkaufsfläche je Einzelvorhaben, tungsbereich angemessen sein (Kongruenzgebot). • mit bis zu 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Mittelbereich über die Dementsprechend vorbehalten sind Einkaufseinrichtungen zur Deckung des qualifizierten Grundbedarfs hinaus in Oberzentren begründeten Einzelfällen Einzelhandelsein- • einzelne Einzelhandelseinrichtungen des richtungen, Einkaufszentren und sonstige aperiodischen, höherwertigen, langfristigen Einzelhandelsagglomerationen zur Deckung oder spezialisierten Bedarfs (Großkauf- des aperiodischen, gehobenen, längerfris- häuser, Fachmärkte mit mehr als 10.000 tigen Bedarfs mit bis zu 6.500 Quadratme- Quadratmetern Verkaufsfläche je Einzelvor- tern Verkaufsfläche je Einzelvorhaben. haben), • Einkaufszentren und sonstige Einzelhan- Unterzentren delsagglomerationen (zum Beispiel Fach- • mit mehr als 15.000 Einwohnerinnen und marktzentren) mit mehr als 15.000 Quadrat- Einwohnern im Nahbereich Einzelhan- metern Gesamtverkaufsfläche je Standort. delseinrichtungen, Einkaufszentren und • Hersteller-Direktverkaufszentren (Factory- sonstige Einzelhandelsagglomerationen zur oder Designer-Outlet-Center) als besondere Deckung des qualifizierten Grundbedarfs Form des großflächigen Einzelhandels sind mit bis zu 5.000 Quadratmetern Verkaufs- nur in Oberzentren zulässig. Sie sind in die fläche je Einzelvorhaben, vorhandene Zentrenstruktur zu integrieren. • mit bis zu 15.000 Einwohnerinnen und Ein- wohnern im Nahbereich Einzelhandelsein- Mittelzentren richtungen, Einkaufszentren und sonstige Einzelhandelsagglomerationen zur Deckung • mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und des qualifizierten Grundbedarfs mit bis zu Einwohnern im Mittelbereich einzelne 4.000 Quadratmetern Verkaufsfläche je Einzelhandelseinrichtungen des aperi- Einzelvorhaben. odischen, gehobenen, längerfristigen Bedarfs (Kaufhäuser, Fachgeschäfte oder Fachmärkte) mit bis zu 10.000 Quadratme- ter Verkaufsfläche je Einzelvorhaben sowie

71 Stadtrandkernen I. Ordnung mit B Nach dem Kongruenzgebot darf das Einzugs- Teilfunktionen eines Mittelzentrums gebiet des anzusiedelnden großflächigen • den Unterzentren mit Teilfunktionen eines Einzelhandelsbetriebes den Verflechtungs- Mittelzentrums entsprechende Einkaufsein- bereich der Standortgemeinde nicht wesent- richtungen. lich überschreiten. Darüber hinaus müssen Gesamtstruktur des Einzelhandels und die Auf der Grundlage übergreifender Konzepte Bevölkerungszahl sowie die sortimentspezi- sind in Abstimmung mit der Kernstadt auch fische Kaufkraft des Verflechtungsbereiches höherwertige Einkaufseinrichtungen möglich. in einem angemessenen Verhältnis zueinan- der stehen. Stadtrandkernen I. Ordnung Der Verflechtungsbereich eines Zentralen • den Unterzentren entsprechende Einkaufs- Ortes ist in seiner räumlichen Ausdehnung einrichtungen. Maßgeblich sind die Einwoh- exakt (gemeindeflächenscharf) bestimmt nerzahlen des jeweiligen Versorgungsbe- durch die Verordnung zum Zentralörtlichen reiches. System vom 16. Dezember 1997 (Amtsblatt Auf der Grundlage übergreifender Konzepte Schleswig-Holstein, 19. März 1998, Seite sind in Abstimmung mit der Kernstadt auch 123). höherwertige Einkaufseinrichtungen möglich. Mit der Zuweisung von Versorgungsaufgaben und damit der Akquisitionsmöglichkeiten für Ländlichen Zentralorten alle Gemeinden abgestuft nach ihrer zen- tralörtlichen Bedeutung wird eine langfristige • mit mehr als 5.000 Einwohnerinnen und und nicht ausschließlich wettbewerbsge- Einwohnern im Nahbereich Einzelhandels- steuerte Konsumgüterbereitstellung in allen einrichtungen und sonstige Einzelhandels- Teilräumen des Landes sichergestellt. agglomerationen zur Deckung des Grund- bedarfs mit bis zu 2.000 Quadratmetern Die zulässige Größenordnung des Einzel- Verkaufsfläche je Einzelvorhaben, vorhabens soll mit dem Grundsatz des Erhalts einer möglichst vielfältigen örtlichen • mit bis zu 5.000 Einwohnerinnen und Angebotsstruktur noch vereinbar sein. Die Einwohnern im Nahbereich Einzelhandels- durch die Bauleitplanung definierte zulässige einrichtungen und sonstige Einzelhandels- Größenordnung der Einzelhandelseinrichtung agglomerationen zur Deckung des Grund- soll die Erfordernisse einer ausgewogenen bedarfs mit bis zu 1.500 Quadratmetern örtlichen Angebotsstruktur berücksichtigen Verkaufsfläche je Einzelvorhaben. und Größenordnungen, die das Bestehen vorhandener, kleinerer Einzelhandelseinrich- Stadtrandkernen II. Ordnung tungen, die ansonsten noch wirtschaftlich • den ländlichen Zentralorten entsprechende tragfähig wären, gefährden oder die Neuan- Einkaufseinrichtungen. Maßgeblich sind die siedlung von weiteren Betrieben behindern, Einwohnerzahlen des jeweiligen Versor- deutlich unterschreiten. gungsbereiches. Soweit schon erhebliche Flächenüberhänge (Verkaufsflächenausstattung einer Gemeinde, Auf der Grundlage übergreifender Konzepte die über die zugewiesenen Funktionen oder sind in Abstimmung mit der Kernstadt auch Verflechtungsbereiche der Standortgemeinde höherwertige Einkaufseinrichtungen möglich. hinausgehen) im betreffenden Sortiment be- stehen, soll durch Größen- und Sortimentsbe- Gemeinden ohne zentralörtliche Einstufung schränkungen in der Bauleitplanung sicherge- • Einkaufseinrichtungen mit höchstens 800 stellt werden, dass durch die Neuansiedlung Quadratmetern Verkaufsfläche je Einzelvor- oder Erweiterung bestehende Versorgungs- haben. strukturen in städtebaulich integrierter Lage nicht gefährdet werden. Neuansiedlungen In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 sind, von weiteren Flächen sind in diesem Fall nur soweit die Nahbereichsgröße das zulässt, auch integriert in das bestehende Zentrengefüge Einkaufseinrichtungen mit mehr als 800 Qua- zulässig. dratmetern ausnahmsweise möglich. Das gilt insbesondere für Gemeinden mit einer ergän- Aus dieser Zielsetzung ergeben sich folgende zenden überörtlichen Versorgungsfunktion Planungsgrundsätze zur Einzelhandelsent- ( u 6.3). wicklung: In begründeten Ausnahmefällen kann von den Für Oberzentren sind keine Obergrenzen für Schwellenwerten abgewichen werden. die Ansiedlung von großflächigen Einkaufs- einrichtungen landesplanerisch vorgegeben.

72 In diesen Städten sollte zur Erhaltung der Nebenzentren) entwickelt werden. gestuften Versorgung - vom täglichen Bedarf In Abgrenzung zu den Oberzentren sind für die innerörtliche kleinteilige Versorgung Mittelzentren je nach Anzahl der im gemäß bis hin zur Versorgung mit Gütern des der Verordnung zum Zentralörtlichen Sys- aperiodischen, höherwertigen, langfristigen tem vom 16. Dezember 1997 zugeordneten oder spezialisierten Bedarfs für einen ober- Mittelbereich (=Verflechtungsbereich) zu zentralen Einzugsbereich - ein gegliedertes versorgenden Einwohnerinnen und Einwoh- innerörtliches Zentrengefüge (City-Bereich, ner nach raumordnerischen Kriterien nur für Nebenzentren) entwickelt werden, das unter Einzelhandelseinrichtungen mit Gütern des Berücksichtigung der Versorgungsfunktionen aperiodischen, gehobenen, längerfristigen für das Umland und gegebenenfalls unter Bedarfs mit maximal 8.000 Quadratmetern Einbeziehung der Umlandgemeinden in städ- beziehungsweise maximal 10.000 Quadrat- tebaulich vertretbarer Weise sowohl Verbrau- metern Verkaufsfläche geeignet. Hinsichtlich cher- als auch Geschäftsinteressen berück- Einkaufszentren oder sonstiger Einzelhan- sichtigt und differenziert allen Betriebstypen delsagglomerationen sind Verkaufsflächen und Angebotsformen des Einzelhandels ange- mit maximal 10.000 Quadratmetern bezie- messenen Entwicklungsspielraum ermög- hungsweise maximal 15.000 Quadratmetern licht. Durch entsprechende Ausweisungen möglich. im Rahmen der Bauleitplanung kann ein Für Unterzentren mit Teilfunktionen eines solches Konzept rechtlich umgesetzt werden. Mittelzentrums gelten grundsätzlich die glei- Dadurch würde auch den zum Einzugsbereich chen Voraussetzungen wie für Unterzentren. gehörenden Städten und Gemeinden signa- Allerdings können in begründeten Einzelfällen lisiert, dass geeignete Schritte zur überge- je nach Anzahl der im Mittelbereich zu ver- meindlichen Versorgungssicherheit von dem sorgenden Einwohnerinnen und Einwohner dafür eingestuften Zentrum unternommen in Abstimmung mit der Raumordnung auch werden und so einer Unterversorgung entge- Einzelhandelseinrichtungen zur Deckung des gengewirkt werden kann. aperiodischen, gehobenen, längerfristigen Die räumliche Verteilung und Zuordnung der Bedarfs in einer Größenordnung von maxi- Standorte innerhalb des Oberzentrums ist mal 6.500 Quadratmetern beziehungsweise zwar überwiegend eine städtebauliche Auf- maximal 8.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gabe. Die Planung sollte jedoch im Interesse zugelassen werden. der Stadt selbst, aber auch des zu versor- Unterzentren nehmen schwerpunktmäßig genden Umlandes in enger Abstimmung - ebenso wie ländliche Zentralorte – Grund- mit der Raumordnung und den betroffenen versorgungsfunktionen wahr; sie sollen sich Nachbargemeinden (§ 4 Absatz 3 und aber auch aufgrund ihrer Größe durch eine § 7 Absatz 7 LEGG und u 10.5) aufgestellt bessere Ausstattung gegenüber ländlichen und in die verbindliche Bauleitplanung umge- Zentralorten hervorheben. Deshalb sind sie setzt werden. je nach Anzahl der im gemäß der Verord- Neue Wettbewerbsformen wie „Factory-Out- nung zum Zentralörtlichen System vom 16. let-Center“ oder „Designer-Outlet-Center“ Dezember 1997 zugeordneten Nahbereich zu als Einzelhandelsgroßprojekte mit besonderer versorgenden Einwohnerinnen und Einwoh- Zentrenrelevanz können aus landesplane- ner nach landesplanerischen Kriterien auch rischer Sicht unter Berücksichtigung der für Einkaufseinrichtungen des qualifizierten Entschließung der Ministerkonferenz für Grundbedarfs mit maximal 4.000 Quadratme- Raumordnung (MKRO) vom 3. Juni 1997 nur tern beziehungsweise maximal 5.000 Qua- in Großstädten/Oberzentren angesiedelt wer- dratmetern Verkaufsfläche geeignet. den. Bei ihnen sind die Auswirkungen auf die Ebenso wie für Ober- und Mittelzentren gilt urbanen Qualitäten der Innenstädte und der aber auch für Unterzentren, dass nur eine Stadtteilzentren besonders problematisch. ausgewogene Bauleitplanung, die auf der Dem Prozess einer Suburbanisierung ist hier einen Seite Angebote für derartige Einrich- in geeigneter Weise entgegenzuwirken. tungen schafft und auf der anderen Seite In Mittelzentren soll zur Erhaltung der gestuf- durch Restriktionen städtebaulichen Fehlent- ten Versorgung - vom täglichen Bedarf für die wicklungen vorbeugt, ein unter städtebau- innerörtliche kleinteilige Versorgung bis hin lichen und raumordnerischen Gesichtspunk- zur Versorgung mit Gütern des aperiodischen, ten funktionierendes Versorgungssystem gehobenen, längerfristigen Bedarfs für einen sichert. mittelzentralen Einzugsbereich – vergleich- In den ländlichen Zentralorten sind je nach bar mit den Oberzentren ein gegliedertes der im gemäß der Verordnung zum Zen- innerörtliches Zentrengefüge (City-Bereich,

73 tralörtlichen System vom 16. Dezember 1997 In allen anderen Gemeinden sollen Einzel- zugeordneten Nahbereich zu versorgenden handelsbetriebe für die Nahversorgung im Einwohnerinnen und Einwohner Einzelhan- Rahmen des örtlichen Bedarfs vorhanden delseinrichtungen zur Deckung des Grund- sein oder entstehen können; dabei sind die bedarfs mit maximal 1.500 Quadratmetern Gemeinden ohne zentralörtliche Einstufung beziehungsweise maximal 2.000 Quadratme- für Einkaufseinrichtungen von über 800 Qua- tern Verkaufsfläche (qualifizierte Nahversor- dratmetern Verkaufsfläche nicht geeignet. gung) zulässig. Ausnahmen sind in den Fällen des Absatzes Für Stadtrandkerne ist insbesondere Zif- 2 Satz 1 (Nahversorgungseinrichtungen) mög- fer 6.2.5 zu beachten. Die andersartigen lich, soweit im zugeordneten Nahbereich ein räumlichen Beziehungen und die tatsächlich entsprechender Bedarf besteht. wahrgenommenen Versorgungsfunktionen Bei den im Landesentwicklungsplan enthal- aufgrund der vorhandenen Ausstattung sind tenen Flächengrenzen für die Ansiedlung von bei der Beurteilung von Einzelhandelsvorha- großflächigen Einzelhandelseinrichtungen ben zu berücksichtigen. handelt es sich um Schwellenwerte als Dementsprechend differenziert sollte auch in Maßstab für die raumordnerische Beurteilung der Bauleitplanung bei der Ausweisung von von Planungen oder Vorhaben im Verhältnis Flächen für den Einzelhandel vorgegangen der Zentralen Orte zueinander, die in begrün- werden. Auf der Grundlage übergreifender deten Fällen über- oder auch unterschritten Konzepte, in Funktionsteilung und Abstim- werden können. Für das Verhältnis verschie- mung mit dem jeweiligen Oberzentrum oder dener Standorte innerhalb des Stadtgebietes Mittelzentrum und der Raumordnung kann insbesondere von Mittel- und Oberzentren auch ein Stadtrandkern I. Ordnung im Einzel- (städtebauliche Haupt- und Nebenzentren) ge- fall geeignet sein, Einzelhandelsflächen für ben sie nur bedingt einen Maßstab her; hier Betriebe mit mehr als 5.000 Quadratmetern ist weniger eine Regelung über die landespla- Verkaufsfläche vorzuhalten. Sonderentwick- nerischen Elemente erforderlich, als vielmehr lungen (zum Beispiel Sortimente mit gerin- eine in der Verantwortung der Kommunen gen Auswirkungen oder bereits vorhandene liegende städtebauliche Zentrenplanung mit sortimentsbezogene Schwerpunkte) werden unterschiedlichen Schwerpunkten ( u 6.2). angemessen berücksichtigt. Ansonsten sind Soweit eine Gemeinde mehrere räumlich ge- in den Stadtrandkernen I. Ordnung die glei- trennte Versorgungsbereiche aufweist, sind chen Einzelhandelseinrichtungen wie in den jeweils in den Grenzen der Schwellenwerte Unterzentren zulässig. Dabei ist abzustellen des Absatzes 5 Ansiedlungen entsprechend auf die Zahl der Einwohnerinnen und Einwoh- der zentralörtlichen Bedeutung unter Beach- ner im Versorgungsbereich des Stadtrand- tung des Absatzes 8 möglich. kerns I. Ordnung. Der Versorgungsbereich Ob Beeinträchtigungen bestehender oder eines Stadtrandkerns umfasst zunächst den geplanter Einkaufs-, Versorgungs- und Kom- Stadtrandkern selbst. In einigen wenigen munikationszentren durch andere Planungen Einzelfällen gehört auch ein durch die Verord- oder die Ansiedlung von Vorhaben ausge- nung zum Zentralörtlichen System zugeord- löst werden können, ist jeweils im Einzelfall neter Nahbereich zum Versorgungsbereich. insbesondere unter Beachtung der Größe In Stadtrandkernen II. Ordnung sind die und des Sortiments des Ansiedlungsvorha- gleichen Einzelhandelseinrichtungen wie in bens oder der Planung zu beurteilen. Bei den ländlichen Zentralorten zulässig. Dabei ist gleicher Betriebsgröße ist der Eingriff in das abzustellen auf die Zahl der Einwohnerinnen landesplanerische Verkehrs- und Zentrenge- und Einwohner im Versorgungsbereich des füge, der von einem Möbel- oder Baumarkt Stadtrandkerns II. Ordnung. Auf der Grund- ausgeht, geringer anzusetzen als der, den lage übergreifender Konzepte, in Funktions- zum Beispiel ein Betrieb zur Deckung des teilung und Abstimmung mit dem jeweiligen Bedarfs der Grundversorgung verursacht. Oberzentrum oder Mittelzentrum und der Gleichwohl kann aber bereits ein unterhalb Raumordnung kann auch ein Stadtrandkern II. der Schwellenwerte liegender Betrieb, zum Ordnung im Einzelfall geeignet sein, Einzel- Beispiel mit Artikeln der Unterhaltungselek- handelsflächen für Betriebe mit mehr als tronik, sehr wohl die Versorgungsstruktur für 2.000 Quadratmetern Verkaufsfläche vorzu- diese Branche in den benachbarten Zentralen halten. Sonderentwicklungen (zum Beispiel Orten beeinträchtigen. Eine Überschreitung Sortimente mit geringen Auswirkungen oder der Schwellenwerte ist dementsprechend bereits vorhandene sortimentsbezogene auch von der Zentrenrelevanz des Sortiments Schwerpunkte) werden angemessen berück- eines Vorhabens oder einer Planung abhän- sichtigt. gig. Diese Differenzierung auf der Grundlage

74 des landesplanerischen Ziels des Absatzes 4 Z (8) In Gemeinden mit mehreren Versorgungsbe- muss im Rahmen der Bauleitplanung berück- reichen muss der großflächige Einzelhandel auf sichtigt werden. Vorgelegte Planungen sind das innergemeindliche Zentrensystem ausge- auf ihre Eignung für die jeweilige zentralört- richtet sein. liche Einstufung der Ansiedlungsgemeinde hin, Bauvoranfragen oder Bauanträge sind B Mit der städtebaulichen Integration von hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf andere Einzelhandelsgroßprojekten wird die Verbrau- Zentrale Orte oder sonstige Gemeinden zu chernähe des Ansiedlungsvorhabens und da- beurteilen. mit die verbrauchernahe Versorgung der Be- Im Einzelfall muss geprüft werden, ob für völkerung gewährleistet. Weiterhin werden die Errichtung von Einkaufszentren, großflä- im Sinne einer nachhaltigen Siedlungsent- chigen Einzelhandelsbetrieben oder sonstigen wicklung die zentralen Versorgungsbereiche, großflächigen Handelsbetrieben ein Raum- das heißt die Innenstädte beziehungsweise ordnungsverfahren, ein Zielabweichungsver- Ortskerne sowie die Stadtteilzentren bezie- fahren oder ein Raumplanerisches Abstim- hungsweise Versorgungszentren in ihrer mungsverfahren erforderlich wird. Funktionsvielfalt gestärkt. Städtebaulich integrierte Standorte tragen zu einer funkti- Z (6) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit onsgerechten Nutzung der Infrastruktur bei nahversorgungsrelevanten Sortimenten sind und haben gegenüber städtebaulich nicht nur im baulich zusammenhängenden Sied- integrierten Standorten Erreichbarkeitsvor- lungsgebiet der Standortgemeinde zulässig teile, wodurch motorisierter Individualverkehr (siedlungsstrukturelles Integrationsgebot). verringert werden kann. Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit Städtebaulich integriert sind Standorte mit zentrenrelevanten Kernsortimenten sind nur zentrenrelevanten Kernsortimenten im räum- an städtebaulich integrierten Standorten im lichen und funktionalen Zusammenhang mit räumlichen und funktionalen Zusammenhang den Innenstadt- und Ortskernbereichen oder mit den zentralen Versorgungsbereichen der im Falle der Unter-, Mittel- oder Oberzentren Standortgemeinde zulässig auch mit den sonstigen Versorgungszentren (städtebauliches Integrationsgebot). der Standortgemeinde. Dabei handelt es sich um baulich verdichtete Bereiche mit wesent- Derartige Einzelhandelseinrichtungen sind lichen Wohnanteilen sowie Einzelhandel und ausnahmsweise außerhalb der zentralen Dienstleistungen. Wesentliche Kennzeichen Versorgungsbereiche im baulich zusammen- für einen städtebaulich integrierten Standort hängenden Siedlungsgebiet der Standortge- sind neben einer Anbindung an den öffent- meinde zulässig, soweit eine städtebaulich lichen Personennahverkehr (ÖPNV) auch integrierte Lage nachweislich nicht möglich ist, ein anteiliger fußläufiger (oder per Fahrrad die vorhandene Einzelhandelsstruktur weitere erreichbarer) Einzugsbereich, mit dem den sortimentspezifische Verkaufsflächenentwick- Mobilitäts- und Versorgungsanforderungen al- lungen zulässt, die zentralörtliche Bedeutung ler Bevölkerungsgruppen Rechnung getragen gestärkt wird und die Ansiedlung zu keiner we- wird. sentlichen Verschlechterung der gewachsenen Funktion der zentralen Versorgungsbereiche Prüfungsmaßstab für das Integrationsgebot der Standortgemeinde oder benachbarter Zen- ist also nicht allein das in den Regionalplänen traler Orte führt. Zentrale Versorgungsbereiche dargestellte baulich zusammenhängende sind regelmäßig die Innenstädte oder die Orts- Siedlungsgebiet, das als Mindestvorausset- kerne sowie in Unter-, Mittel- und Oberzentren zung für eine integrierte Lage anzusehen die sonstigen Stadtteil- und Versorgungs- ist. Vielmehr dürfen großflächige Einzelhan- zentren. delseinrichtungen mit zentrenrelevanten Sortimenten grundsätzlich nur noch im räumlichen und funktionalen Zusammen- Z (7) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit hang mit den zentralen Einkaufsbereichen nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten der Standortgemeinde, naturgemäß den sind auch außerhalb der städtebaulich inte- Innenstadt- und Ortskernen, angesiedelt grierten Lagen an verkehrlich gut erreichbaren werden. Ausnahmsweise ist eine Ansiedlung Standorten im baulich zusammenhängenden großflächiger Einzelhandelseinrichtungen mit Siedlungsgebiet ( u 6.2) des Zentralen Ortes zentrenrelevanten Sortimenten im baulich zulässig. Dabei sind regelmäßig nicht mehr als zusammenhängenden Siedlungsgebiet der 10 Prozent der Verkaufsfläche für zentrenrele- Standortgemeinde zulässig, soweit der Nach- vante Randsortimente zulässig. weis erbracht wird, dass im räumlichen und

75 funktionalen Zusammenhang mit den zentra- einer ungesteuerten Entwicklung von Einzel- len Einkaufsbereichen der Standortgemeinde handel auf der „grünen Wiese“ hingewiesen. eine Ansiedlung nicht möglich ist. Das gleiche Weiterhin wird auf die so genannte „Neu- gilt für großflächige Einzelhandelsvorhaben münsteraner Erklärung“ zur Zukunft der mit nahversorgungsrelevanten Kernsorti- Innenstädte für eine lebendige Innenstadt menten, die grundsätzlich siedlungsstrukturell vom 06. Oktober 1999 verwiesen. einzubinden sind, das heißt im baulich zusam- menhängenden Siedlungsgebiet anzusiedeln sind. Z (9) Lebensmitteldiscountmärkte mit mindestens 800 Quadratmetern Verkaufsfläche können Großflächige Einzelhandelseinrichtungen mit auch bei einer Geschossfläche von weniger als nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten sind 1.200 Quadratmetern negative Auswirkungen durchaus auch außerhalb der Innenstadt- und auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den Ortskernbereiche der Standortgemeinde im Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung baulich zusammenhängenden Siedlungs- in ihrem Einzugsbereich sowie auf die Ent- gebiet zulässig. Bei der Ansiedlung solcher wicklung zentraler Versorgungsbereiche in der großflächiger Einzelhandelseinrichtungen zur Gemeinde oder in anderen Gemeinden haben. Deckung des aperiodischen Bedarfs (zum Negative Auswirkungen im Sinne des Satzes Beispiel Möbel-, Teppich- oder Baumarkt 1 sind bei der Ansiedlung oder Erweiterung als Kernsortimente) müssen insbesondere solcher Märkte weitgehend zu vermeiden. hinsichtlich der Randsortimente - dies sind Lebensmitteldiscountmärkte mit mindestens die Sortimentsbestandteile, die nicht Kern- 800 Quadratmetern, die solche Auswirkungen sortimente sind - die Auswirkungen auf die haben, sind nach Maßgabe des geltenden zentralen Versorgungseinrichtungen der Planungsrechts außer in Kerngebieten nur in Standortgemeinde und der umliegenden Sondergebieten anzusiedeln. Zentralen Orte gewürdigt werden. Daher sind zentrenrelevante Randsortimente regelmäßig auf 10 Prozent der Verkaufsfläche zu begrenz- B Lebensmitteldiscountmärkte sind Supermärk- en. te mit einem sich rasch umschlagenden Sor- Außerhalb des baulich zusammenhängenden timent, die sich durch weitgehenden Verzicht Siedlungsgebietes sind großflächige Einzel- auf Dienstleistung, Service und Ladeneinrich- handelsansiedlungen nur dann zulässig, wenn tung charakterisieren lassen. Die Strategie sie aufgrund ihrer Größe oder ihres Sorti- ist auf das bei Massengütern vorwiegend ments nachweislich nicht zu einer Beeinträch- rational geprägte Einkaufsverhalten – im Ge- tigung der Versorgungsfunktion der zentralen gensatz zum Erlebniseinkauf – ausgerichtet. Versorgungsbereiche führen. Für den Fall der Der konsequent eingehaltene Sortimentmix peripheren Ansiedlung eines großflächigen aus regelmäßig nachgefragten schnelllebigen Einzelhandelsbetriebes kommt dem Vorteil- Produkten, hochwertigen Aktionsartikeln und Lasten-Ausgleich mit den betroffenen Ver- aktuellen Modeartikeln zu günstigen Preisen sorgungszentren der Standortgemeinde oder ist beim Verbraucher auf viel Gegenliebe der benachbarten Zentralen Orte eine hohe gestoßen. Die Verkaufsflächengrößen sind Bedeutung zu. sehr variabel, überschreiten jedoch meist kaum 1.500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die maximal zulässige Größenordnung soll Lebensmitteldiscountmärkte verfügen meist auf den gegebenen Verflechtungsbereich und zwischen 700 Quadratmeter und 1.200 Qua- eine vielfältige örtliche Angebotsstruktur ab- dratmeter Verkaufsfläche. Da viele Lebens- gestimmt werden. Flächenüberhänge sollen mitteldiscountmärkte aber häufig noch unter möglichst vermieden werden. der Schwelle der Großflächigkeit bleiben, ist Die Ausrichtung des Einzelhandels auf das in- deren Ansiedlung in Gewerbe- oder Mischge- nergemeindliche Zentrensystem nach Absatz bieten grundsätzlich möglich. Die Pflicht zur 8 sollte im Rahmen der Bauleitplanung, zum Ausweisung eines Sondergebietes nach Beispiel durch Darlegung städtebaulicher, § 11 Absatz 3 BauNVO greift in der Regel erst konzeptioneller Zielsetzungen, abgearbeitet ab einer Geschossfläche von 1.200 Quadrat- werden. metern (entspricht rund 800 Quadratmetern Die MKRO sowie die Konferenz der für das Verkaufsfläche, in bestimmten Fällen aber Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen zu- auch schon bis zu 1.000 Quadratmetern). ständigen Minister der Länder haben in ihrer Aufgrund der möglichen Auswirkungen eines Entschließung vom 29. März beziehungswei- Lebensmitteldiscountmarktes auf die Versor- se 21. Juni 1996 „Innenstädte als Einzelhan- gungsstrukturen der Standortgemeinde sollte delsstandorte erhalten“ auf die Problematik auch bei einer Geschossfläche von weniger

76 als 1.200 Quadratmetern aber einer Verkaufs- B Die Raumordnung wirkt darüber hinaus fläche von mindestens 800 Quadratmetern bei Gewerbegebietsplanungen darauf hin, die Ausweisung eines Sondergebietes vorge- dass der Einzelhandel und insbesondere sehen werden, um mögliche Auswirkungen der Lebensmitteleinzelhandel als generelle im Vorwege der Ansiedlung feststellen zu Nutzungsart ausgeschlossen wird und nur können, Möglichkeiten zur Bewältigung auf solche Fälle beschränkt wird, in denen der Auswirkungen zu finden, und Alterna- der Gewerbetreibende eine untergeordnete tivstandorte zu lokalisieren. Dabei ist zu Fläche braucht, um seine eigenproduzierten berücksichtigen, dass nicht in jedem Fall ein Waren zu präsentieren. In dieser Form und Lebensmitteldiscountmarkt in den zentralen Größenordnung ist Handel in Gewerbege- Versorgungsbereich einer Gemeinde passt. bieten ein produktiver Begleiter von Ansied- Durch die Regelung des Absatzes 9 soll die lungsvorhaben und schadet den Innenstadt- konsequente Umsetzung des vorhandenen strukturen und Ortskernen nicht. Planungsrechts des § 11 Absatz 3 BauNVO 1990 unterstützt und die bundesrechtliche Z (12) Für bestehende Einzelhandelsagglomerationen Regelung mit der Option der Sondergebiets- an nicht integrierten Standorten sind Bebau- pflicht auch unterhalb der Vermutungsgrenze ungspläne aufzustellen, um die vorhandenen, zum Regelprüffall erklärt werden, weil sich regionalen Versorgungsstrukturen in inte- im Falle von Lebensmitteldiscountmärkten grierter Lage zu sichern und weitergehende, aufgrund typisierender Merkmale bundes- nicht integrierte Entwicklungen auszuschlie- rechtskonform der Nachweis negativer Aus- ßen. wirkungen führen lässt. Mit der konsequenten Anwendung des vorhandenen Planungsrechts wird auch dem B Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Urteil Ergebnis der beim Bundesministerium für vom 17. September 2003 (Aktenzeichen: Wirtschaft gebildetem Arbeitsgruppe „Struk- 4 C 14/01) festgestellt, dass turwandel im Lebensmitteleinzelhandel und § 1 Absatz 4 BauGB eine gemeindliche § 11 Absatz 3 BauNVO“ vom 30. April 2002 Erstplanungspflicht begründet, wenn die Rechnung getragen. Verwirklichung von Zielen der Raumordnung bei Fortschreiten einer „planlosen“ städte- baulichen Entwicklung auf unüberwindliche Z (10) Lebensmitteldiscountmärkte gemäß tatsächliche oder rechtliche Hindernisse sto- Absatz 9 sind nur in Anbindung an bestehen- ßen oder wesentlich erschwert würde. Die de oder geplante Nahversorgungszentren in Ziele der Raumordnung wirken über integrierter Lage nach Maßgabe von Absatz 6 § 1 Absatz 4 BauGB im Rahmen der Bauleit- anzusiedeln. planung direkt auf das für eine Überplanung vorgesehene Teilgebiet einer Gemeinde. Ent- B Im Sinne der Erhaltung einer verbraucher- sprechend den Zielsetzungen der Ziffer 6.8 nahen Versorgung und zur Vermeidung von ( u 6.8) erfolgt eine differenzierte, am Zen- Fahrverkehr hat die Ansiedlung oder Erwei- tralörtlichen System orientierte landesplane- terung von Lebensmitteldiscountmärkten im rische Beurteilung. Rahmen der Bauleitplanung in Anbindung an Für einzelne Gebietskategorien der BauNVO bestehende oder geplante Nahversorgungs- bedeutet dies Folgendes: einrichtungen zu erfolgen. Hierzu ist Absatz 6 Durch die in Kleinsiedlungsgebieten, reinen, maßgeblich heranzuziehen, wobei in den dort allgemeinen und besonderen Wohngebieten aufgezeigten Grenzen auch eine Ansiedlung baurechtlich zulässigen Betriebe ist in der an anderer Stelle ausnahmsweise möglich Regel eine Beeinträchtigung des landesplane- sein kann. rischen Ziels des Aufbaus und der Erhaltung einer zentralörtlich ausgerichteten Versor- Z (11) Zur Sicherung des landesplanerischen Ziels gungsstruktur nicht zu befürchten. eines gestuften Versorgungssystems an geeig- In Dorf- und Mischgebieten sind baurechtlich neten Standorten sind bei der Aufstellung von alle Einzelhandelsbetriebe zulässig, die sich Bebauungsplänen, insbesondere mit Auswei- nach Art, Lage und Umfang auf die Verwirk- sung gewerblicher Bauflächen, Festsetzungen lichung der Ziele der Raumordnung oder auf zu treffen, die eine diesen Zielen zuwiderlau- die städtebauliche Entwicklung und Ordnung fende Entwicklung durch sukzessiv erfolgende nur unwesentlich auswirken können. Das Einzelhandelsansiedlungen (Einzelhandelsag- heißt, dass hier auch großflächige Betriebe glomerationen) ausschließen. (mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufs-

77 fläche) angesiedelt werden können, wenn die Basis eines regional abgestimmten Konzeptes Auswirkungen des § 11 Absatz 3 BauNVO (regionales oder Stadt-Umland-Einzelhandels- nicht zu erwarten sind. Grenzen sind einer konzept) ( u 10.1, 10.5) unter Berücksichtigung ungezügelten Einzelhandelsagglomeration der Erfordernisse der Raumordnung abgewi- aber dadurch gesetzt, dass in Mischgebieten chen werden. Wohn- und gewerbliche Nutzungen gleichge- wichtig vorhanden sein müssen. G/ZR (14) Die auf dieser Basis interkommunal abge- Die Kategorie der gewerblichen Bauflächen stimmten Einzelhandelskonzepte können als (Gewerbe- und Industriegebiete) unterschei- Ziele der Raumordnung in den Regionalplänen det sich von den Misch- und Dorfgebieten oder über raumordnerische Verträge verbind- aus landesplanerischer Sicht im Hinblick auf lich gemacht werden. den Einzelhandel insbesondere dadurch, dass hier keine ausgewogene Durchmischung von Nutzungstypen vorhanden sein muss. Da das B Aus raumordnerischer Sicht ist es erforder- Zusammenrechnen eines geplanten Ansied- lich, Standorte für die Ansiedlung von großflä- lungsvorhabens mit bereits vorhandenen Be- chigen Einzelhandelseinrichtungen möglichst trieben in der Einzelfallbeurteilung aber nicht auf geeignete Zentrale Orte zu konzentrieren zulässig ist, muss bereits bei der Aufstellung und angesichts der wachsenden Anteile der Bauleitpläne darauf hingewirkt werden, zentrenrelevanter Waren eine Abstimmung dass in diesen Gebieten keine Einzelhandels- sowohl mit den Interessen umliegender konzentrationen entstehen, die den landes- Zentraler Orte eines Mittelbereichs als auch planerischen Zielen zuwiderlaufen können. im Einzelfall mit den Interessen gleichran- giger oder höherrangiger betroffener Zen- In Abhängigkeit von der zentralörtlichen traler Orte benachbarter Mittelbereiche im Einstufung sind deshalb im Bebauungsplan Einzugsbereich der geplanten großflächigen Festsetzungen erforderlich, die eine den Einzelhandelseinrichtung vorzunehmen. Ob landesplanerischen Zielen entsprechende und inwieweit Zentrale Orte benachbarter Entwicklung sicherstellen. Solche Festsetzun- Mittelbereiche zu beteiligen sind, entscheidet gen können im Interesse der Durchsetzung die Raumordnung. kommunaler Planungsziele auch unter ande- rem Aspekt von erheblicher Bedeutung sein: Darüber hinaus bieten sich im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit Instru- Ohne die genannten Festsetzungen besteht mente zur freiwilligen und partnerschaftlichen nämlich insbesondere in Gewerbegebieten Zusammenarbeit (zum Beispiel Stadt-Um- mit bereits vorhandenen Einzelhandelsansät- land-Planungen oder Regionale Entwick- zen die Gefahr, dass die Ansiedlung weiterer lungskonzepte) an. Unter Berücksichtigung Einzelhandelsbetriebe mit hoher Flächenren- raumordnerischer Vorgaben sollten die betei- tabilität die Grundstückspreise derart in die ligten Kommunen gemeinsam ihre Situation Höhe treibt, dass eine von der Gemeinde analysieren, Lösungen möglicher Probleme angestrebte Umsiedlung von Handwerks- und entwickeln und vereinbaren. Produktionsbetrieben auf diese Flächen an den Kosten des Grunderwerbs scheitert und Im Rahmen solcher Konzepte kann im Einzel- deshalb diese Betriebe in städtebaulich nicht fall von den Vorgaben der Absätze 1 bis 10 geeigneten Lagen verbleiben oder sogar aus abgewichen werden. Darüber hinaus kön- der Gemeinde abwandern. nen die unter Beteiligung der Raumordnung gemeinsam erstellten und interkommunal Kerngebiete und die mit einer entspre- abgestimmten Konzepte als Ziele der Raum- chenden Spezifizierung versehenen Son- ordnung verbindlich gemacht werden. dergebiete stellen die spezialrechtliche Grundlage für die Ansiedlung von Einkaufs- In Frage kommen insbesondere sogenann- einrichtungen größeren Umfangs dar. te regionale Einzelhandelskonzepte (zum Beispiel kreisweite oder kreisübergreifende Konzepte) als auch Einzelhandelskonzepte im G (13) Die Ausweisung neuer Flächen für den groß- Rahmen der Stadt-Umland-Planung. flächigen Einzelhandel soll interkommunal zwischen den Zentralen Orten eines Mittelbe- reichs sowie im Einzelfall mit den gleich- be- G (15) Insbesondere in den Städten und Gemeinden, ziehungsweise höherrangigen Zentralen Orten bei denen das baulich zusammenhängende benachbarter Mittelbereiche im Einzugsbereich Siedlungsgebiet ( u 6.2) des Zentralen Ortes der geplanten großflächigen Einzelhandelsein- die kommunale Grenze überschreitet, sind für richtung abgestimmt werden. Von einzelnen Art und Umfang der in diesen Nachbargemein- Vorgaben der Absätze 1 bis 10 kann auf der den wahrgenommenen teilzentralen Aufgaben

78 der Versorgung die Zielsetzungen und Konzep- me die Durchführung eines Raumordnungs- tionen des Zentralen Ortes selbst maßgeblich. verfahrens nach §§ 14 folgende LaPlaG, eines Insoweit kann von den landesplanerischen Zielabweichungsverfahrens nach § 4 Absatz 3 Vorgaben für eine differenzierte räumliche Ver- LaPlaG oder eines Raumplanerischen Abstim- teilung von Einkaufseinrichtungen nur einver- mungsverfahrens. nehmlich abgewichen werden. B Bei der Ansiedlung oder Erweiterung von B Die im in den Regionalplänen dargestellten, Einzelhandelseinrichtungen spielt die Be- baulich zusammenhängenden Siedlungsge- rücksichtigung des vorhandenen Bestandes, biet eines Zentralen Ortes gelegenen Nach- insbesondere die Flächengrößen und Sorti- bargemeinden nehmen an der Versorgungs- mente, eine wichtige Rolle. Hinzu kommt die funktion des Zentralen Ortes teil. Maßgeblich je nach Branche oder Sortiment unterschied- sind dabei die Zielsetzungen und Konzepti- liche Intensität der möglichen Auswirkungen onen des Zentralen Ortes. Je konkreter die der hinzutretenden Flächen auf vorhandene Vorstellungen des Zentralen Ortes dabei sind, Einzelhandelsstrukturen. In jedem Fall ist desto genauer muss sich die benachbarte daher eine intensive Auseinandersetzung mit Gemeinde darin einpassen. Für den Fall, dass den Gegebenheiten des Einzelfalls erforder- keine konkreten Zielsetzungen oder Konzepti- lich. onen hinsichtlich der Versorgungsfunktionen des Zentralen Ortes vorliegen, sind dem bau- lich zusammenhängenden Siedlungsgebiet auf der Basis einer rechtsgültigen Bauleitpla- nung eigene Planungen zur Wahrnehmung teilzentraler Aufgaben der Versorgung zuzu- gestehen.

G (16) Großflächige Einzelhandelseinrichtungen und Dienstleistungszentren sollen in örtliche und regionale ÖPNV-Netze eingebunden werden.

B Neben der Beachtung der räumlichen Auswir- kungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe unterliegt deren Ansiedlung einer aktiven Steuerung durch ortsplanerische Vorgaben. Grundlage hierfür ist § 11 Absatz 3 BauNVO. Neben dem landesplanerisch wirksamen Kon- zentrationsgebot ist insbesondere das sich städtebaulich auswirkende Integrationsge- bot zu beachten. Auch gilt es, motorisierten Individualverkehr durch sinnvolle funktionale Zuordnung der Einzelhandelsbetriebe zu vermeiden und zu verlagern oder Versor- gungsdefizite für nichtmobile Bevölkerungs- schichten zu minimieren. Dies verlangt für großflächige Einzelhandelsbetriebe, die nicht funktional integriert werden können, die Ein- bindung in örtliche ÖPNV-Konzepte. Solche Konzepte gewinnen vor dem Hintergrund der Folgen des demografischen Wandels und des Energieverbrauchs zunehmend an Bedeu- tung.

G (17) Zur Sicherung eines ausgewogenen Versor- gungsgefüges ist eine Einzelfallbeurteilung von Planungen und Ansiedlungsvorhaben erforder- lich. In besonders gelagerten Fällen erfolgt vor Erstellung der landesplanerischen Stellungnah-

79 7. Wirtschaftliche Entwicklung und wirtschaftsnahe Infrastruktur

nerschaften mit den Regionen dort entwi- 7.1 Leitbild ckeln; • Bildung und Ausbildung verbessern und sie auf die Anforderungen einer modernen L (1) Was wollen wir? Wirtschaft ausrichten; Wir wollen, dass Schleswig-Holstein • die Verkehrsinfrastruktur ausbauen und • im nationalen und internationalen Stand- großräumig bedeutsame Verkehrsprojekte ortwettbewerb attraktive Rahmenbedin- zur besseren Anbindung des Landes voran- gungen für Investitionen, Wirtschafts- treiben; wachstum und Beschäftigung bietet; • an geeigneten Schwerpunktstandorten • eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung neue Gewerbegebiete ausweisen; hat, die neben ökonomischen Aspekten • das Förderinstrumentarium zur Finanzie- auch soziale und ökologische Belange rung der mittelständischen Wirtschaft und gleichrangig berücksichtigt; für Existenzgründer bedarfsgerecht ausbau- • sich als leistungsfähige europäische Region en und damit den Zugang zu den Kapital- im internationalen Standortwettbewerb märkten erleichtern; behauptet; • die Forschungsinfrastruktur ausbauen, den • seine Position als Tourismusland weiter Wissens- und Technologietransfer verbes- ausbaut; sern und die Zusammenarbeit der Hoch- • für die Menschen ein differenziertes und schulen in ganz Norddeutschland intensivie- ausreichendes Arbeitsplatzangebot bietet; ren; • attraktiver Standort für Unternehmen ist, • mehr Kooperationen von Wissenschaft, vor allem für solche mit zukunftsträchtigen Wirtschaft und öffentlichen Akteuren Wachstums- und Beschäftigungspotenzia- durchführen und dabei auch Public Private len; Partnership-Modelle nutzen; • eine maritime Modellregion in Europa ist; • neben den traditionellen Standortfaktoren • auch für die kommenden Generationen die auch kulturelle Milieus, Kreativität und Weichen für Arbeit und Wohlstand im Land gesellschaftliche Toleranz als wichtige wirt- stellt. schaftliche Rahmenbedingungen fördern; • Innovationen fördern und regionales Wissensmanagement durch den Ausbau L (2) Wie kommen wir da hin? virtueller Netze und der Kommunikationsin- Indem wir in Schleswig-Holstein frastruktur verbessern. • die Standortbedingungen für wirtschaftliche Tätigkeit verbessern und dabei insbeson- dere die Belange der Kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beachten; • eine Wirtschafts- und Strukturpolitik für Wachstum und eine ausgewogenen Ent- wicklung aller Landesteile betreiben; 7.2 Kompetenzfelder der • die Entwicklungschancen aus der expo- nierten Lage als „Land zwischen den Wirtschaft Meeren“ nutzen; • die Metropolregion Hamburg im internatio- nalen Wettbewerb weiter stärken und ge- G (1) Im Wettbewerb der Regionen um Standort- zielt die Standortbedingungen des schles- vorteile und Unternehmen werden Wissen, wig-holsteinischen Teilraums verbessern; Innovation und besondere wirtschaftliche Schwerpunkte zunehmend zu den entschei- • Kooperationen zu anderen Staaten, Regi- denden Faktoren. Zur Sicherung von Wachs- onen und Handelsstandorten ausbauen und tum und Beschäftigung soll Schleswig-Holstein mit unseren Partnern unsere Kompetenz- sich daher auf vorhandene und sich entwi- felder gemeinsam international vermarkten; ckelnde Stärken in den Kompetenzfeldern mit • die wirtschaftlichen Chancen im Nord- und den größten Entwicklungspotenzialen kon- Ostseeraum aktiv und umweltverträglich zentrieren und diese gezielt ausbauen. Zurzeit nutzen und strategische Projekte und Part- sind dies Life Sciences, Maritime Wirtschaft,

80 Erneuerbare Energien, Informations- und • die Kooperation von Wissenschaft und Kommunikationstechnologie, Mikro- und Na- Wirtschaft durch den Auf- und Ausbau notechnologie, Tourismus, Ernährung, Chemie bedeutsamer Kompetenzzentren, die För- und Mineralölverarbeitung sowie Luftfahrt und derung von Verbund-Projektforschung und Logistik. die Existenzgründung aus Hochschulen zu intensivieren und so die Innovationskraft der Unternehmen zu erhöhen; G (2) Mit einer abgestimmten und untereinander verknüpften Wirtschafts- und Wissenschafts- • die Zusammenarbeit von Hochschulen und politik soll der Innovationsprozess von der Forschungseinrichtungen – innerhalb des Forschung bis hin zu den Unternehmen noch Landes, aber auch mit geeigneten nati- gezielter und schneller unterstützt werden. onalen und internationalen Partnern - zu Insbesondere soll die regionale und überregio- verbessern; nale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, • qualitativ hochwertige und besonders wirtschaftsnahen Einrichtungen, Hochschulen Erfolg versprechende sowie das Profil des und Forschungseinrichtungen durch Koope- Landes schärfende Forschungs- und Tech- rationsnetzwerke und Clustermanagements nologiefelder zu fördern; gefördert werden. Anzustreben sind leistungs- • die Spitzenforschung und den Aufbau von fähige Netzwerke, die sich dauerhaft selbst Excellenz in Lehre und Forschung zu beför- tragen, den Know-How-Transfer zwischen Wis- dern; senschaft und Wirtschaft verbessern und so • themenspezifische, leistungsstarke Netz- nachhaltig zur Stärkung vorhandener Potenziale werke für Forschung, Technologietransfer wie auch zur Verbesserung der Wettbewerbs- und Innovationsunterstützung zu errichten fähigkeit Schleswig-Holsteins beitragen. und • vor allem die Anzahl der Studierenden und G (3) Bei der erforderlichen Ergänzung und Weiter- Hochschulabsolventen zu erhöhen. entwicklung der Schwerpunkte beziehungswei- se Cluster sind im Sinne von Konzentration und Bündelung vorhandene Ansätze, Netzwerke B Innovationspolitische Programme dienen und Infrastrukturen zu berücksichtigen. bisher überwiegend der Steigerung der öffentlichen Forschung. Sie sollen zukünftig vermehrt auch Anreize für die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft zur Erhö- hung entsprechender privater Forschungs- und Entwicklungsausgaben geben. Denn ein ausreichendes Volumen an Forschung und 7.3 Wissenschaft, Forschung, Entwicklung gerade auch in den privaten Un- ternehmen ist eine entscheidende Vorausset- Technologie zung für die Innovationsfähigkeit und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in Schleswig-Holstein. G (1) Schleswig-Holstein soll unter Beachtung inter- Zur Unterstützung des Transfers von For- nationaler Qualitätsstandards als attraktiver und schungs- und Entwicklungsergebnissen aus wettbewerbsfähiger Wissenschafts-, For- den öffentlich finanzierten Forschungsein- schungs- und Technologiestandort weiterent- richtungen in die Privatwirtschaft müssen wickelt werden. Hierzu sollen die vorhandenen Netzwerke initiiert und international konkur- Stärken und Innovationspotenziale des Landes renzfähige Cluster entwickelt werden. Dabei weiter erschlossen und genutzt werden. sollen Clustermanagement-Agenturen die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in Schwerpunktbereichen unterstützen. G (2) Zur Sicherung und Stärkung einer zukunftsfä- Eine regional differenzierte Weiterentwick- higen schleswig-holsteinischen Positionierung lung der bestehenden Forschungs- und Wis- im Bereich von Wissenschaft und Forschung senschaftslandschaft soll die vorhandenen sollen innovationspolitische Programme wie Potenziale entsprechend den jeweiligen Be- das Zukunftsprogramm Wirtschaft, der Schles- dürfnissen und Möglichkeiten weiter stärken. wig-Holstein Fonds oder der Innovationsfonds des Landes sowie konkrete Maßnahmen und Projekte darauf ausgerichtet sein, insbesonde- re

81 die Schiene und andere umweltfreundliche 7.4 Verkehr Verkehrsmittel, wie Bus, Schiff oder Fahrrad, angestrebt werden ( u 7.7).

G (1) Die Aktivitäten um ein verstärktes Zusammen- wachsen der Staaten Nord- und Mitteleuropas B Die letzte abgeschlossene Erweiterungsrun- sollen durch den Ausbau der Schleswig-Hol- de der Europäischen Union (EU), die notwen- stein betreffenden weiträumigen transeu- dige Anpassung der neuen Mitgliedstaaten ropäischen Verkehrsnetze flankiert werden. Da- an den gemeinsamen Rechtsrahmen des neben soll dafür Sorge getragen werden, dass Binnenmarktes der Europäischen Gemein- Schleswig-Holstein als nördlichstes deutsches schaft (EG) und eine engere Zusammenarbeit Land ausreichend leistungsfähige Anschlüsse mit den Anrainerstaaten Osteuropas führen nach Südwesten, Süden und Südosten erhält. zu einer intensiven Kooperation der europä- Dies gilt besonders für die hoch belasteten ischen Staaten im Ostseeraum. Dies bedingt überregionalen Verkehrswege im Raum der zugleich eine starke Zunahme der Verkehrs- Metropolregion Hamburg. beziehungen und Verkehrsströme zwischen Schleswig-Holstein und Skandinavien sowie durch Schleswig-Holstein, als wichtiges G (2) Im Zusammenhang mit den Überlegungen zum Bindeglied zwischen Nord- und Mitteleuropa Ausbau der transeuropäischen Verkehrsnetze sowie zwischen Ost- und Nordsee. sollen: Von besonderer Bedeutung in diesem Zusam- • die feste Fehmarnbeltquerung realisiert menhang ist zum einen die Entwicklung auf und die Einbindung der schleswig-holstei- der Jütlandlinie mit ihrer Querung über den nischen Häfen in die europäischen Mee- Großen Belt als Verbindung zwischen dem resautobahnen geprüft sowie Dreieck Stockholm, Oslo und Kopenhagen • ein adäquater Ausbau der regionalen über Jütland und Schleswig-Holstein nach Verkehrsinfrastruktur im Verbund mit den Hamburg; zum anderen die Entwicklung auf nationalen und europäischen Verkehrsinfra- der Vogelfluglinie über den Fehmarnbelt als strukturen angestrebt werden. Verbindung zwischen Stockholm - Malmö/ Kopenhagen über Lübeck nach Hamburg. Diese wichtigen Verkehrsachsen im trans- G (3) Verkehre sollen nach Möglichkeit – auch durch europäischen Verkehrsnetz (TEN-V) werden die Abstimmung der Verkehrsplanung mit der zunehmende Verkehre im Schienen- und Stra- Siedlungspolitik - vermieden werden und/oder ßenverkehr bewältigen müssen. auf öffentliche, insbesondere schienengebun- dene, Verkehrsträger verlagert werden. Daher Die Beseitigung der Engpässe zwischen genießen insbesondere in den bereits stark Pinneberg und und im Bereich der belasteten Ordnungsräumen Maßnahmen zur Rendsburger Hochbrücke über den Nord-Ost- Verbesserung der Bedienung durch den öffent- see-Kanal sind unerlässliche Voraussetzungen lichen Personennahverkehr (ÖPNV) grundsätz- dafür, dass die Jütlandlinie ihrer Funktion lich Vorrang vor dem Ausbau der Straßenver- als wichtigem Glied im europäischen Ver- kehrsinfrastruktur. kehrsnetz gerecht werden kann und dass die weitgehend parallel geführte Autobahn mit Engpässen insbesondere im Bereich der G (4) Die Bildung von – auch Verkehrsträger über- Elbquerung entlastet wird. Die zunehmenden greifenden - organisatorischen Netzwerken Verkehrsströme machen ebenfalls den Bau zur Erhöhung der Attraktivität des Logistik- einer Elbquerung für die Bundesautobahn 20 standortes Schleswig-Holstein soll gefördert erforderlich. Daneben gilt es, die Vogelflugli- werden. Die Möglichkeiten zur Verlagerung der nie als kürzeste direkte Verbindung zwischen Güterverkehre von der Straße auf die Schiene Hamburg, Lübeck und Kopenhagen/Malmö und die Schifffahrt sollen verbessert werden, vor allem auch für den Personenverkehr in wofür sich insbesondere in den Hafenstandor- ihrer Leistungsfähigkeit zu stärken durch ten Ansatzpunkte ergeben. • die Erhöhung der Streckengeschwindig- keit im bestehenden Netz (zügige Umset- G (5) Eine gute Erreichbarkeit von touristischen und zung der beschlossenen Elektrifizierung, tourismusgeprägten Angeboten ist anzustre- Begradigung einzelner Abschnitte); ben. Unter verkehrs-, umwelt- und tourismus- • den Einsatz schneller Fähren für Straßen- politischen Gesichtspunkten soll dabei eine und Eisenbahntransporte und bessere Anbindung der An- und Abreise des Urlaubs- und Erholungsverkehrs auch über

82 • längerfristig den Bau einer Fehmarnbelt- G (3) Das Netz der Bundesfernstraßen wird ergänzt brücke durch Landesstraßen, die überwiegend der in- • sowie die Verbesserung der Durch- bezie- neren Erschließung der Teilräume des Landes hungsweise Umfahrung Hamburgs. dienen. Die Kreisstraßen ergänzen das Netz der Landesstraßen und sollen im Wesentlichen Damit wären entsprechend den Anforde- der inneren Erschließung der Nahbereiche und rungen im transeuropäischen Verkehrsnetz der Anbindung der Gemeinden an die Zentra- (TEN-V) zwei gleichrangige leistungsfähige len Orte dienen. Bei der Ausgestaltung des feste Verbindungen nach Dänemark, Schwe- Landes- und des Kreisstraßennetzes sowie den und Norwegen geschaffen. der Verknüpfung untereinander und mit den Bei der Planung und Realisierung dieser Bundesfernstraßen hat die Ausrichtung auf die Maßnahme muss auch den damit verbunde- entsprechenden Zentralen Orte ( u 6.2) und nen Umweltauswirkungen Rechnung getra- deren Anbindung entsprechend ihrer Bedeu- gen werden, indem diese weitest möglich tung innerhalb des Zentralörtlichen Systems minimiert werden beziehungsweise unver- besonderes Gewicht. Darüber hinaus haben meidbare Eingriffe angemessen ausgeglichen die Landes- und Kreisstraßen auch zur Erschlie- werden. ßung von Erholungsgebieten eine Bedeutung. Weiterhin ist im Hinblick auf die regionale Für die Ordnungsräume wird im Zusammen- Siedlungs-, Wirtschafts- und Verkehrs­ hang mit der Ausgestaltung regionalplane- entwicklung eine besonders enge Zusam- rischer Konzeptionen durch ÖPNV-Maßnahmen menarbeit in den Ordnungsräumen Kiel, eine Entlastung des Straßennetzes angestrebt. Lübeck (dort gegebenenfalls auch mit dem Regionalen Planungsverband Westmeck- Z/GR (4) In den Regionalplänen sind neben dem über- lenburg) und Hamburg sowie im Bereich der regionalen Straßenverkehrsnetz auch wichtige kreisfreien Städte Flensburg und Neumünster Landes- und Kreisstraßen (regionales Straßen- erforderlich. Dies gilt insbesondere für die verkehrsnetz) darzustellen. Hafenkooperation und die Errichtung von Logistik- und Güterverkehrszentren, aber auch für die Entwicklung des Luftverkehrs im Z (5) Die linienbestimmte und zum Teil in Bau Bereich der Flughäfen Lübeck-Blankensee befindliche Bundesautobahn 20 von der Bun- und Hamburg-Fuhlsbüttel. desautobahn 1 in westliche Richtung bis nach Niedersachsen ist als „Nordwestliche Umfah- rung Hamburgs mit westlicher Elbquerung bei Glückstadt“ zu realisieren. 7.4.1 Straßenverkehr In der Hauptkarte ist die Trasse der Bundesau- tobahn 20 dargestellt. G (1) Trotz der hohen Bedeutung des Individual- verkehrs im Flächenland Schleswig-Holstein und erheblicher Verkehrszuwächse, die im Z (6) Im Übrigen werden im Planungszeitraum vor- Planungszeitraum noch zu erwarten sind, dringlich verfolgt: wird sich der weitere Neu- und Ausbau des • der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße bestehenden Straßennetzes auf Maßnahmen 404 zur von Stolpe bis beschränken, die für die Entwicklung Schles- Kiel, wig-Holsteins besondere Bedeutung haben. • der sechsstreifige Ausbau der Bundesauto- bahn 7 zwischen Bordesholm und Ham- G (2) Das Gerüst der überregionalen Straßenver- burg, kehrsverbindungen (Bundesautobahnen und • der vierstreifige Ausbau der Bundesstra- Bundesstraßen) ist in der Hauptkarte des ße 207 zur zwischen LEP dargestellt. Es kann seiner Funktion nur Oldenburg und Heiligenhafen Nord, gerecht werden, wenn es durch regionale Stra- • der Ausbau der Bundesstraße 207 zur vier- ßenverkehrsverbindungen mit den einzelnen streifigen Bundesstraße zwischen Heiligen- Räumen des Landes sinnvoll verbunden ist. hafen Nord und Puttgarden, Dazu gehören insbesondere auch die Straßen- züge, die zugleich Zubringer zu den Bundesau- • die verbesserte Anbindung des Wirt- tobahnen sind, die Querverbindungen in den schaftsraums Brunsbüttel und die Stärkung Ordnungsräumen zur Entlastung der Verdich- der Westküstenachse Bundesautobahn tungsräume sowie die für den Tourismus 23 / Bundesstraße 5 zwischen Heide und wichtigen ergänzenden Verbindungen. Bredstedt,

83 • die Verbesserung der Anbindung des Hamburg – Westerland, Hamburg – Flensburg, „Hamburger Raumes“ an die Bundesauto- Hamburg – Kiel, Hamburg – Lübeck – Kopen- bahn 7 und hagen und damit auch die Direktverbindungen • der Bau von verschiedenen Ortsumge- mit Berlin, West-, Süd- und Ostdeutschland hungen, wie zum Beispiel Bad Bramstedt, sollen gesichert und langfristig ausgebaut , Handewitt, Hattstedt - Bred- werden. stedt, Ratzeburg, Lübeck-Schlutup, Grundlage für die Bundesschienenwegepla- Schwarzenbek und Tating. nung ist das Bundesschienenwegeausbauge- Aufgrund der Bedeutung einer durchgängigen setz vom 15. November 1993, zu dem der Be- Bundesautobahn 21 zwischen Kiel und Nieder- darfsplan für die Bundesschienenwege Anlage sachen mit neuer östlicher Elbquerung ist nach ist. Neben dem Gerüst der überregionalen und Fertigstellung der westlichen Elbquerung die regionalen Schienenverkehrsverbindungen ist Realisierung der Ostumfahrung von Hamburg in der Hauptkarte der Ausbaubedarf dargestellt. zügig voranzutreiben. Grundlage für die Bundesfernstraßenplanung Z (3) Die erforderliche Beseitigung des Schienenver- ist das 5. Gesetz zur Änderung des Fernstra- kehrsengpasses Pinneberg - Elmshorn erfolgt ßenausbaugesetzes vom 16. Oktober 2004, zu durch den dreigleisigen Ausbau sowie Maß- dem der Bedarfsplan für die Bundesfernstra- nahmen zur Beschleunigung und Erhöhung ßen Anlage ist. der Kapazität der Durchfahrt durch Hamburg Die Maßnahmen des vordringlichen und wei- (insbesondere durch den Ausbau der ham- teren Bedarfs des Bundesverkehrswegeplans burgischen Güterumgehungsbahn). Für die 2003 sind in der Hauptkarte dargestellt. zügigere Querung des Nord-Ostsee-Kanals ist darüber hinaus langfristig ein Ersatzbauwerk für die Eisenbahnhochbrücke in Rendsburg B Der weitere Bau der Bundesautobahnen, ins- erforderlich. besondere der Bundesautobahn 20 von der Bundesautobahn 1 bei Lübeck mit einer Wei- terführung über Bad Segeberg in Richtung Z (4) Nach Fertigstellung der Ausbaustrecke Kiel (Bundesautobahn 21) beziehungsweise Hamburg – Büchen – Berlin einschließlich Westküste () und Rich- deren Elektrifizierung ist auch hier der Regio- tung Hamburg, Niedersachsen, Ruhrgebiet nalverkehr entsprechend den zunehmenden oder Niederlande/Belgien (Bundesautobahn Pendelverflechtungen und der angestrebten 22) ist erforderlich, um neben Regionalent- Siedlungsentwicklung zwischen Hamburg, wicklungseffekten auch eine Verkehrsent- Schwarzenbek, Büchen und Hagenow weiter lastung des Raumes zu bewirken. Hamburg zu verbessern. bleibt ein durch hohes Verkehrsaufkommen belasteter Verkehrsknotenpunkt. Daher ma- Z (5) Starke Pendlerverflechtungen sowie die chen die zunehmenden Verkehrsströme den angestrebte Siedlungsentwicklung machen Bau einer weiteren Umfahrungsmöglichkeit auch nach der im Bau befindlichen Elektrifizie- erforderlich. Die als vordringlich angesehenen rung der Strecke Hamburg – Lübeck weitere Ortsumgehungen sollen zu einer deutlichen Verbesserungen dieser Schienenverbindung Verkehrsentlastung in den Ortschaften der notwendig, insbesondere durch Schaffung aufgeführten Gemeinden beitragen. mehrgleisiger Abschnitte und die vollständige Modernisierung des Fahrzeugmaterials.

B Der Ausbau des Schienenpersonen- und 7.4.2 Schienenverkehr Schienengüterverkehrs ist angesichts der G (1) Der Schienenverkehr soll hinsichtlich der Struk- steigenden Verkehrsvolumina weiterhin ein tur und der Bedienung darauf ausgerichtet wichtiges Anliegen der Landesverkehrspoli- werden, dass er einen erheblichen Teil des zu tik. Daher wird die Umsetzung der geplanten erwartenden Verkehrszuwachses im Per- Projekte intensiv betrieben und die Verhand- sonen- und Güterverkehr bewältigen und einen lungen zur Implementierung mit den zuständi- möglichst hohen Pendleranteil zur Verkehrsent- gen Stellen auf Bundesebene fortgeführt. lastung insbesondere dicht besiedelter Gebiete übernehmen kann.

G (2) Die Fernverkehrsverbindungen von und nach Schleswig-Holstein auf den Strecken

84 7.4.3 Häfen, Wasserstraßen, Die Häfen Lübeck, Lübeck-Travemünde, Kiel, Brunsbüttel, Puttgarden, Flensburg und Schifffahrt Rendsburg sowie die überregionalen Fährver- G (1) Die Bewältigung des stetig wachsenden bindungen sind in der Hauptkarte dargestellt. Verkehrsaufkommens erfordert angesichts der Belastung und der nicht beliebig erweiter- Z/GR (5) Für die übrigen regional und lokal bedeutsamen baren Kapazitäten der Landverkehrswege eine Häfen wird eine an ihren Funktionen gemes- Optimierung des Gesamtverkehrssystems sene Bestandserhaltung und Bedarfsanpas- unter Einbeziehung aller Verkehrsträger und sung angestrebt. Sie sind in den Hauptkarten -wege. Die Schifffahrt soll bei freien Kapazi- der Regionalpläne darzustellen. täten auf den Wasserstraßen als kostengüns- tiger und umweltfreundlicher Verkehrsträger Textlich sind in den Regionalplänen die Bedeu- insbesondere im Gütertransport über größere tung der Häfen und in Einzelfällen konkret er- Entfernungen zu einer Entlastung von Straße forderliche Maßnahmen darzustellen; gegebe- und Schiene beitragen. Um dieser zuneh- nenfalls sollen auch Aussagen zur Bedeutung menden Bedeutung gerecht zu werden, soll der Häfen für den Sportbootverkehr getroffen die Leistungsfähigkeit der überregionalen werden. Wasserstraßen und Häfen mit ihren Hin- terlandverbindungen als Schnittstellen der Z (6) Bei allen raumbedeutsamen Planungen und Verkehrswege gesichert und gegebenenfalls Maßnahmen im Küstenmeer ist der rechtliche gesteigert werden. Bei Änderungen von Häfen Status der Seewasserstraßen zu beachten. soll geprüft werden, Häfen mit landseitigen Stromanschlüssen zu versehen, soweit dies B Die Sicherheit und Leichtigkeit des Seever- technisch und wirtschaftlich vertretbar ist. kehrs hat vor dem Hintergrund des bereits sehr hohen und künftig noch zunehmenden Z (2) Für die Sicherung und Entwicklung des über- Verkehrsaufkommens auf See und den regional bedeutsamen Hamburger Hafens ist ebenfalls zunehmenden verschiedenen die Anpassung von Unter- und Außenelbe an Nutzungsansprüchen im Meeresbereich die veränderten Anforderungen der Container- höchste Priorität. „Sicherheit und Leichtigkeit schifffahrt erforderlich. des Schiffsverkehrs“ bedeutet dabei, dass die Schifffahrt Seewasserstraßen möglichst G (3) Im Zusammenhang mit der verstärkten Zusam- störungsfrei und ohne komplizierte Manöver menarbeit im Ostseeraum kommt der Ent- benutzen kann. wicklung der Ostseehäfen mit überregionaler Die Bundeswasserstraßen erfahren durch Bedeutung (Kiel, Lübeck und Puttgarden) und das Wasserstraßengesetz (WaStrG) ihre der Verbesserung der Hinterlandverbindungen abschließende gesetzliche Widmung als eine besondere Rolle zu. Verkehrswege für die Schifffahrt. Neben den dem allgemeinen Verkehr dienenden Binnen- wasserstraßen gehören zu den Bundeswas- G (4) Die Transithäfen in Kiel und Lübeck haben sertraßen die Seewasserstraßen. Nach dem mit ihren zahlreichen Fährverbindungen und WaStrG erstrecken sich die Seewasserstra- ihren Hinterlandverbindungen weit über das ßen von der Küstenlinie (MThw) beziehungs- Land hinausgehende Bedeutung und Dreh- weise der Trennungslinie Binnen-/Seewasser- scheibenfunktion im Ost-West- und Nord-Süd- straße bis zur seewärtigen Begrenzung des Transfer für den Güter- und Personenverkehr. Küstenmeeres. Die Seewasserstraßen sind in Die Hafeneinrichtungen bedürfen aus Kapazi- ihrer ganzen Breite der Schifffahrt gewidmet tätsgründen in Anpassung an die technische und stehen ihr vollständig zur Verfügung. Entwicklung eines an der Verkehrszunahme Ausgenommen hiervon ist das Befahren der ausgerichteten Ausbaus. Dabei soll auch die Bundeswasserstraßen in Nationalparken und Kooperation mit der Hafenwirtschaft in Ham- Naturschutzgebieten (§ 5 Absatz 3 WaStrG). burg zunehmendes Gewicht erlangen. Durch Rechtsverordnung des Bundes kann Den Häfen in Brunsbüttel (Ölhafen und Hafen hier das Befahren eingeschränkt oder unter- Ostermoor am Nord-Ostsee-Kanal, Elbehafen) sagt werden, soweit dies zur Erreichung der kommt aufgrund der stark gestiegenen Ansied- Schutzzwecke erforderlich ist. lungsnachfrage für großindustrielle Anlagen Eine Überplanung der dem allgemeinen weiterhin ebenfalls überregionale Bedeutung Verkehr gewidmeten Bundeswasserstraßen zu. ist nur zulässig, wenn dadurch die Wahrneh- mung der hoheitlichen Aufgaben der Wasser-

85 und Schifffahrtsverwaltung (insbesondere scheibe eine Sammel- und Verteilfunktion Ausbau und Unterhaltung) nicht beeinträch- für Norddeutschland, Skandinavien und die tigt wird. osteuropäischen Ostseeanrainerstaaten bei- Vor dem Hintergrund der bestehenden behalten. rechtlichen Regelungen werden im LEP keine Die überregional bedeutsamen Häfen mit Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für die Schiff- Transitfunktion, Lübeck und Kiel, haben, um fahrt gesondert dargestellt. die längerfristig zu erwartenden Verkehrszu- nahmen bewältigen zu können, zusätzliche Hafenanlagen und Umschlagseinrichtungen Z (7) Die Leistungsfähigkeit des Nord-Ostsee-Kanals geschaffen. als eine der bedeutendsten künstlichen Was- serstraßen der Welt ist angesichts der großen Aufgrund des gestiegenen Interesses von Bedeutung der Seeschifffahrt und insbesonde- Unternehmen mit volumenstarkem Massen- re des überproportional wachsenden Feeder- gutumschlag beziehungsweise –bedarf kann verkehrs für den internationalen Güteraus- sich für die Häfen in Brunsbüttel ein zusätz- tausch zu verbessern. Hierzu dienen der von licher Bedarf an hafenseitiger Infrastruktur der Bundeswasserstraßenverwaltung bereits ergeben. eingeleitete Ausbau der Oststrecke des Kanals, Weiterer Ausbaubedarf kann sich für die dessen Durchführung bis 2015 vorgesehen ist, relevanten Standorte ergeben, wenn die und die Baumaßnahmen zur Verbesserung der derzeitigen Kapazitätsreserven ausgeschöpft Schleusensituation in Brunsbüttel bis 2013. sind und zum Beispiel im Zuge der Verbes- serung der Hinterlandanbindung zusätzliche Umschlagsvolumina ausgelöst werden. G (8) Für den Elbe-Lübeck-Kanal soll bei Ersatz- bauten von Schleusen und Brücken eine Zurzeit werden vor allem in den Lübecker und Option für die Anpassung dieser Binnenwas- Kieler Häfen neue Ausbauvorhaben durch- serstraße des Bundes an den Standard des geführt und geplant, um die in Teilbereichen deutschen Binnenwasserstraßennetzes offen angespannte Kapazitätssituation zu entlasten. gehalten werden.

B Neben der genannten Herstellung und Nutzung der festen Verbindungen zwischen 7.4.4 Luftverkehr Nord- und Mitteleuropa kommt auch dem Z (1) Der Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel wird als weiteren Ausbau der Fährverbindungen, ins- zentraler Flughafen auch künftig die überregio- besondere in der Ostsee, eine große Bedeu- nale Anbindung Schleswig-Holsteins sicherstel- tung zu. len. Seine Erreichbarkeit insbesondere auch Ein erheblicher Anteil der weiter zuneh- mit dem Schienenverkehr ist nachhaltig zu menden Güterströme aus den und in die verbessern. Ostseeanliegerstaaten soll unter anderem ebenfalls aus Gründen des Umweltschutzes G (2) Darüber hinaus soll im Interesse der Funktions- auch künftig durch den Schiffstransport über fähigkeit des internationalen Verkehrsflugha- die schleswig-holsteinischen Häfen fließen. fens Hamburg-Fuhlsbüttel geprüft werden, ob Dabei sollen jedoch durch geeignete Maßnah- zum Beispiel der Verkehrsflughafen Lübeck- men das Unfallrisiko durch das stetig zuneh- Blankensee – bei dem sich eine ansteigende mende Schifffahrtsaufkommen sowie die mit Entwicklung im Bereich des Low-Cost-Be- diesem Aufkommen gegebenenfalls verbun- triebes mit einer Anbindung an das innereuro- denen umweltschädlichen Emissionen oder päische Ausland zeigt - Verkehre der allgemei- Einträge minimiert werden. Beim Ausbau der nen Luftfahrt aufnehmen kann. Er ist in der Land- und Seeverbindungen auf der Grundla- Hauptkarte des LEP dargestellt. ge eines integrierten Verkehrskonzepts sind gleichermaßen die Fährlinien, Häfen (unter anderem mit Bereitstellung von Logistik- und G (3) Zur Sicherung der luftverkehrlichen Anbindung Gewerbeflächen) und Hafenhinterlandanbin- des Kieler Raums kommt dem Verkehrslande- dungen zu berücksichtigen. platz der Landeshauptstadt Kiel eine hohe Be- deutung zu. Er ist in der Hauptkarte dargestellt. Durch ihre Einbindung in das transeuropä- ische Verkehrsnetz und den Ausbau der Zu- und Ablaufstrecken der Bahn können die Z/GR ( 4) Der Verkehrsflughafen Sylt (u Hauptkarte) schleswig-holsteinischen Häfen aufgrund der und weitere Verkehrslandeplätze mit regionaler Lage des Landes als geographische Dreh- Bedeutung sind in den Regionalplänen darzu- stellen. 86 B Der Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel hat im • die Zentralen Orte ( u 6.2) sowie die norddeutschen Raum eine zentrale Bedeu- Gemeinden mit überörtlichen Versorgungs- tung für den Luftverkehr. Zur Verbesserung funktionen ( u 6.3) miteinander verbunden des Verkehrsanschlusses werden hier wich- werden; tige Maßnahmen auf Schiene (Stadtschnell- • eine gute Verknüpfung der Verkehrsnetze bahn-Anschluss von Hamburg Hauptbahnhof) (Bahn & Bus) sowie die Verknüpfung und Straße (Anbindung an die Bundesauto- zwischen öffentlichem Verkehr und Indi- bahn 7) umgesetzt. Der Flughafen Lübeck- vidualverkehr (zum Beispiel Park+Ride, Blankensee hat eine besondere Bedeutung Bike+Ride) in den Siedlungs-, Versorgungs- als regional bedeutsamer Verkehrsflugha- und Arbeitsplatzschwerpunkten, das heißt fen. Zur Verbesserung seines Verkehrs- auf den Verkehrsachsen oder in den Zen- anschlusses ist ein neuer Haltepunkt der tralen Orten und anderen Siedlungsschwer- Bahnlinie Lübeck - Lüneburg beim Flughafen punkten, sichergestellt wird; gebaut worden (Eröffnung: Mai 2008). • der sprunghafte Anstieg der Urlaubsgäste in den Monaten Mai bis Oktober eine zu- sätzliche wesentliche Bestimmungsgröße für die ÖPNV-Planung darstellt und 7.4.5 Öffentlicher • die Belange des Erholungs- und Urlaubsver- Personennahverkehr kehrs berücksichtigt werden. und Radverkehr G (1) Die Verbesserung der ÖPNV-Bedienung hat G Die auf der Basis des Schleswig-Holstein-Ta- vor allem in verdichteten Gebieten, in denen rifs (SH-Tarifs) geschaffene verkehrliche und es bereits erhebliche Engpässe im Straßen- tarifliche Kooperation soll weiter ausgebaut netz und unvertretbare Auswirkungen auf die werden. Stadtentwicklung gibt, eine große Bedeutung. In ländlichen Räumen kommt es auf eine gute G (3) Der Radverkehr soll weiterhin gefördert Verknüpfung des für abgelegene Bereiche werden. Die Attraktivität des Fahrradfahrens unverzichtbaren Personenkraftwagens (Pkw) im Alltag und in der Freizeit soll dabei erhöht mit dem ÖPNV-Netz, das heißt auf kombinierte und die Verknüpfung des Radverkehrs mit den Park+Ride-Anlagen mit Bus- und Schienenange­ anderen Verkehrsarten verbessert werden. boten, an. Hier können neue, flexible Bedie- nungsformen (Rufbusse, Anrufsammeltaxen) angemessene Lösungen darstellen. B Die Möglichkeiten der Verkehrsgestaltung und -entwicklung im Land sind mit der Neu- ordnung des Regional- und Nahverkehrs im G (2) Bei der Aufstellung der Nahverkehrspläne ist Zuge der Aufstellung von Nahverkehrsplänen zu berücksichtigen, dass erweitert worden. Durch strukturelle Maß- • insbesondere vor dem Hintergrund des nahmen wurden die Leistungsfähigkeit von prognostizierten Zuwachses der Zahl der Bus- und Bahnnahverkehrsnetzen gestärkt. Einwohnerinnen und Einwohner sowie der Zudem sollen durch intensive Abstimmungs- Erwerbspersonen vor allem in der Metro- prozesse zwischen der Verkehrs- und der polregion Hamburg sowie im Einzugsbe- Siedlungsentwicklung die Voraussetzungen reich der kreisfreien Städte den regionalen für die Stärkung des ÖPNV weiter verbessert Pendelverflechtungen im Berufs- und werden. Ein besonderer Abstimmungsbe- Ausbildungsverkehr sowie den Belangen darf über Landes- und Kreisgrenzen hinweg des Erholungsverkehrs Rechnung getragen ergibt sich im Hinblick auf die immer engeren wird; Wirtschafts-, Siedlungs- und Pendelverflech- • ältere Menschen und Menschen mit Behin- tungen in der Metropolregion Hamburg. derung für ihre Teilhabe am gesellschaft- Das sich aus den Regionalen Nahverkehrsplä- lichen Leben zunehmend auf den ÖPNV nen der Kreise und kreisfreien Städte sowie angewiesen sind. Der ÖPNV muss sich auf dem Landesweiten Nahverkehrsplan erge- diese Zielgruppe nicht nur durch Barriere- bende Gesamtsystem aus Schienen- und freiheit einstellen, sondern auch - vor allem Busverkehr wurde auf der Grundlage einer in den ländlichen Räumen - durch eine gute verkehrlichen und tariflichen Kooperation Erreichbarkeit. Von entsprechenden Kon- aller Verkehrsträger zu einem landesweit und zepten profitieren ebenso Kinder, Jugendli- mit den Nachbarländern (in der Metropolre- che und Familien; gion Hamburg unter Berücksichtigung des Verbundnahverkehrsplans des Hamburger

87 Verkehrsverbundes) abgestimmten Nahver- B Angesichts der globalen Erwärmung durch kehrsnetz verknüpft (SH-Tarif). klimaschädliche Gase, der Endlichkeit fossiler Aufgrund der weiterhin steigenden Pkw- Energieträger aber auch vor dem Hintergrund Dichte und des drohenden Verkehrsinfarktes eines weltweit immer mehr steigenden in den städtischen Ballungsräumen ist es Energiebedarfes und der damit verbundenen zudem notwendig, das Bewusstsein der Steigerung der Energiepreise werden die ver- Bevölkerung für die besondere Rolle des stärkte Nutzung regenerativer Energien und Fahrrads im Alltagsverkehr zu schärfen. Hier ein sparsamer Verbrauch fossiler Energieträ- bestehen erhebliche Umsteigepotenziale vom ger immer wichtiger. Die Ausschöpfung von Pkw, die gefördert werden müssen. Aber Energiesparpotenzialen und der Einsatz be- auch aufgrund der hohen Bedeutung des sonders effizienter Energieerzeugungs- und Radverkehrs für den Tourismus ergibt sich Verbrauchstechnologien sollen bei Planungen die Aufgabe, die Infrastruktur für den Radver- und Maßnahmen daher regelmäßig in die kehr weiter auszubauen und zu verbessern. Abwägung einbezogen werden. Die Frage der wirtschaftlichen Vertretbarkeit spielt hierbei jedoch immer eine wichtige Rolle und ist im Einzelfall zu bewerten. Energieeinsparung ist die Basis für eine zukunftsfähige Energiewirtschaft. Nur unter dieser Voraussetzung wird es möglich sein, 7.5 Energieversorgung den Anteil regenerativer Energien am gesam- ten Stromverbrauch maßgeblich zu steigern. Für den rationellen und sparsamen Umgang mit Energie kommen insbesondere in Be- 7.5.1 Allgemeines tracht: Z (1) Für die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit • energetische Optimierung von Neu- der heimischen Wirtschaft und die Versorgung bauten, der Bevölkerung im Gesamtraum ist eine • energiesparende Sanierungsmaßnahmen effiziente, bedarfsgerechte und umweltverträg- im Gebäudebestand, liche sowie kostengünstige Energieversorgung sicherzustellen. Dabei sind die verschiedenen • verstärkte Nutzung der Kraft-Wärme- Energieträger und moderne Anlagen und Tech- Kopplung, nologien so zu nutzen und zu entwickeln, dass • Erschließung von Energiesparpotenzialen eine nachhaltige und klimaverträgliche Energie- in der gewerblichen Wirtschaft. versorgungsstruktur ermöglicht wird. Durch Energieversorgungskonzepte sollen energetische Vorteile von Versorgungs- G (2) Bei allen Planungen und Maßnahmen ist – so- systemen einzelner Orte aber auch ganzer weit wirtschaftlich vertretbar – die Ausschöp- Regionen unter Ausnutzung örtlicher Ener- fung der Energiesparpotenziale und der Einsatz giepotenziale ausgeschöpft werden (zum besonders effizienter Energieerzeugungs- und Beispiel durch Bau von Nahwärmenetzen in Verbrauchstechnologien anzustreben. Verbindung mit Blockheizkraftwerken und zur Nutzung der Abwärme von Biomasseanla- gen). G (3) Zur Verbesserung des Energienutzungsgrades und im Interesse der Umwelt und des Klima- schutzes sollen Möglichkeiten der Kraft-Wär- G (5) Unter Berücksichtigung der regionalen Ge- me-Kopplung sowie der Nutzung industrieller gebenheiten soll die Nutzung regenerativer Abwärme ausgeschöpft werden. In Wohnge- Energiequellen wie Windenergie, Solarenergie, bieten ist der Einsatz von Blockheizkraftwerken Biomasse, Geothermie und anderer sowie von und Nahwärmenetzen anzustreben. Ersatzbrennstoffen verstärkt vorangetrieben werden. Die energetische Verwertung nach- wachsender Rohstoffe soll positive Ener- G (4) Kommunale und regionale Energieversorgungs- gie- und Ökobilanzen des Gesamtprozesses konzepte sollen einen wichtigen Beitrag zur erzielen. sparsamen und rationellen Energieversorgung im vorgenannten Sinne leisten. G/GR (6) Die Regionalplanung soll räumliche Leitbilder für die Nutzung geeigneter regenerativer Ener- giequellen erarbeiten.

88 B Nicht jede Region ist gleichermaßen für die lungsentwicklung und mit den Zielen des Nutzung jeglicher Form regenerativer Ener- Umweltschutzes, mit den Erfordernissen eines gien geeignet. Während beispielsweise die europäischen Energiemarktes sowie den Vor- Küstenbereiche aufgrund der Windhöffigkeit gaben des UCTE-Netzes in Einklang zu bringen. und der solaren Strahlungsintensität für Transportleitungen sollen Natur und Landschaft Windkraftanlagen und Photovoltaik prädesti- möglichst wenig beeinträchtigen. niert sind, können Geeststandorte im Bin- nenland für den Anbau von Energiepflanzen G Hochspannungsfreileitungen sind möglichst geeignet sein. Bei der Festlegung regionaler auf gemeinsamer Trasse zu führen. Leitungen Schwerpunkte für die Nutzung regenerativer sind, soweit technisch möglich und wirtschaft- Energien spielen aber gleichermaßen auch lich vertretbar, zu verkabeln. Aspekte der Landschaftspflege, des Arten- und Biotopschutzes, der Kulturlandschaft, des Beim erforderlichen Neubau von Hochspan- Tourismus und der Siedlungs- und Agrarstruk- nungsfreileitungen sind Belange der Siedlungs- tur eine Rolle. entwicklung und des Städtebaus sowie des Natur- und Landschaftsschutzes zu berück- Regenerative Energieerzeugung ist nur dann sichtigen. Möglichkeiten der Bündelung mit sinnvoll, wenn in den Gesamtprozess nicht anderen Leitungen und Verkehrswegen sind zu mehr Energie hineinfließt, als am Ende be- nutzen. reitgestellt wird (zu berücksichtigen ist zum Beispiel der Aufwand zur Wasserstoffproduk- tion oder zum Anbau und Transport von Ener- B Beim Bau neuer Hochspannungsleitungen giepflanzen oder zur Veredelung von Biogas soll, wo dies technisch machbar und wirt- zu Biomethangas in Erdgasqualität). Ebenso schaftlich vertretbar ist, Erdkabeln der zu beachten ist, dass nicht an anderer Stelle Vorrang eingeräumt werden, da sie die Umweltschäden entstehen, die den erwar- Landschaft schonen, den Tourismus und die teten Nutzen durch die klimaneutrale Energie- Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flä- gewinnung wieder relativieren (zum Beispiel chen nicht beeinträchtigen und bei extremen bei intensiven Energiepflanzen-Monokulturen Wetterereignissen eine bessere Versorgungs- oder bei Wasserstoffproduktion unter Einsatz sicherheit bieten. fossiler Energien). Die EU will grenzüberschreitende Strom- verbindungen ausbauen lassen, um einen G/ZR (7) In die Regionalpläne sind regional bedeutsame einheitlichen, offenen und wettbewerbsin- Planungen und Maßnahmen aufzunehmen, tensiven Energiebinnenmarkt zu schaffen. die eine Optimierung der Energieinfrastruktur Durch Entscheidung Nr. 1364/2006/EG des unterstützen. Europäischen Parlaments und des Rates vom 06.09.2006 zur Festlegung von Leitlinien für Dies betrifft sowohl den Aus- und Neubau von die transeuropäischen Energienetze wurden regional beziehungsweise überörtlich bedeut- Vorhaben, die grenzüberschreitend sind oder samen Erzeugungsanlagen sowie Leitungen erhebliche Auswirkungen auf die grenzüber- zur Elektrizitäts-, Fernwärme- und Gasver- schreitenden Übertragungskapazitäten haben, sorgung unter Anwendung der Kraft-Wärme- zu Vorhaben von europäischem Interesse Kopplung als auch die verstärkte Anwendung erklärt. von Technologien zur Nutzung regenerativer Die Union für die Koordinierung der Erzeu- Energien. gung und des Transports elektrischer Energie (UTCE) hat die Aufgabe die sichere Netzfüh- Z (8) Die Verstärkung und der Ausbau der Strom- rung durch die großen Übertragungsnetz- netze sind von strategischer Bedeutung betreiber zu gewährleisten. Die dafür erfor- für den weiteren Ausbau der erneuerbaren derlichen Netzmaßnahmen sind ebenfalls zu Energien in Schleswig-Holstein. Das Stromnetz ermöglichen. ist daher bedarfsgerecht auszubauen und zu ertüchtigen. Maßnahmen zur Netzverstärkung bei Nutzung vorhandener Trassen, gegebenenfalls durch 7.5.2 Windenergie Abbau alter Paralleltrassen, haben Vorrang vor G (1) Der Windenergie kommt sowohl unter energie- dem Neubau von Leitungen sowie der Inan- und umweltpolitischen als auch unter wirt- spruchnahme neuer Trassen. schaftlichen und räumlichen Gesichtspunkten Der Ausbau der Energietransportsysteme ist eine besondere Bedeutung zu. Der Ausbau der mit der angestrebten Wirtschafts- und Sied- Windenergienutzung soll unter Berücksichti-

89 gung aller relevanten Belange mit Augenmaß nisse und Anforderungen angepasst werden. fortgesetzt werden. Bei der Ausweisung neuer Eignungsgebiete ist insbesondere der Flächenbedarf für industriell- gewerbliche Entwicklung und Erprobung neuer G (2) Das in der Windenergie steckende Potenzial Windkraftanlagen zu berücksichtigen. soll unter Abwägung mit anderen öffentlichen Belangen wie Tourismus, Schiffssicherheit, Fischerei und Naturschutz - und hier insbeson- B Aus den bundes- und landespolitischen Ziel- dere mit dem Schutz von Vögeln und Fleder- vorgaben zur Nutzung erneuerbarer Energien mäusen - auch dazu genutzt werden, das Land ( u Begründung zu Absatz 2) leitet sich der technologisch und wirtschaftlich voranzubrin- erforderliche Flächenumfang ab, mit dem die gen. Dabei sollen die weitgehende Akzeptanz Windenergie zur klima- und umweltfreund- in der Bevölkerung erhalten und die Flächen lichen Energieerzeugung und zum Energiemix für diese umweltverträgliche Energiegewin- beitragen soll. Dieser Flächenanspruch be- nungsform natur- und landschaftsverträglich in läuft sich aufgrund der gestiegenen Flächen- Anspruch genommen werden. produktivität der Windkraftanlagen nach wie vor auf cirka ein Prozent der Landesfläche; das entspricht etwa 15.800 Hektar. B Die Bundesregierung hat die Verpflichtung aus der EG-Richtlinie vom 27. September In den derzeit geltenden Regionalplänen sind 2001 zur „Förderung der Stromerzeugung landseitig bereits circa 12.000 Hektar als aus erneuerbaren Energiequellen im Elek- Eignungsgebiete für die Windenergienutzung trizitätsbinnenmarkt“ durch das Gesetz für festgelegt. Darüber hinaus stehen Anlagen den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) in außerhalb der Eignungsgebiete. nationales Recht umgesetzt. Danach soll der Zwischen dem landesplanerischen Ziel, ein Anteil erneuerbarer Energien an der Strom- Prozent der Landesfläche für die Windenergie versorgung mittelfristig von 12,5 Prozent bis zur Verfügung zu stellen, und den bisher in 2010 auf mindestens 20 Prozent bis zum Jahr den Regionalplänen bereits festgelegten Ge- 2020 erhöht werden. Im Jahr 2005 lag der bieten ergeben sich demzufolge planerische Anteil der erneuerbaren Energien am Brutto- Gestaltungsspielräume. Diese planerischen stromverbrauch bundesweit bereits bei 10,2 Gestaltungsspielräume lassen eine Auswei- Prozent, so dass - bei gleichzeitig verstärktem sung neuer Windenergieeignungsgebiete Einsatz anderer erneuerbarer Energieträger im oben genannten Sinne zu und tragen den und der Ausschöpfung des Repoweringpo- energiepolitischen Zielen des Landes Rech- tenzials an Land - davon auszugehen ist, dass nung, die Windenergie mit Augenmaß, das die gesetzten Ziele erreicht werden. heißt unter Berücksichtigung anderer landes- In Schleswig-Holstein liegt der Anteil des politischer Zielsetzungen, zum Beispiel zum Stroms aus Windenergieanlagen am Brutto- Tourismus, zum Erhalt von Natur und Land- stromverbrauch schon heute rechnerisch bei schaft sowie der Lebensqualität des Raums gut 30 Prozent. für die Menschen, weiterzuentwickeln. We- sentlich für die moderate Weiterentwicklung der Flächenausweisung ist zum einen, dass Z/ZR (3) Zur räumlichen Steuerung der Errichtung von nicht jede Fläche des Landes, die theoretisch Windenergieanlagen sind in den Regionalplä- für die Windenergienutzung geeignet wäre, nen Eignungsgebiete für die Windenergienut- auch tatsächlich ausgewiesen werden muss. zung unter Berücksichtigung der nachstehend Zum anderen kommt es darauf an, dass mit formulierten landeseinheitlichen Kriterien den Raumordnungsplänen in ausreichendem festzulegen. Insgesamt sind circa ein Prozent Umfang Flächen für die Windenergienutzung der Landesfläche in den Regionalplänen als verfügbar gemacht werden, die der mit der Eignungsgebiete für die Windenergienutzung baurechtlichen Privilegierung der Windener- festzulegen. Dabei soll in den jeweiligen Pla- gie verfolgten Zielsetzung des § 35 Absatz 3 nungsräumen der Gesamtumfang der bisher in BauGB Rechnung tragen. den Regionalplänen der Jahre 1998-2005 fest- gelegten Flächen nicht unterschritten werden. Z/ZR (5) Die Konzentration von Windkraftanlagen auf die in den Regionalplänen ausgewiesenen G (4) Die Ausweisung neuer Flächen in den Regi- Eignungsgebiete ist Ziel der Landes- und Regi- onalplänen soll maßvoll und vorrangig durch onalplanung. Arrondierung vorhandener Flächen erfolgen. Außerhalb der festgelegten Eignungsgebiete Vorhandene Eignungsgebiete sollen überprüft ist die Errichtung von Windkraftanlagen im und können gegebenenfalls an neue Erkennt- Außenbereich - auch von Einzelanlagen - aus-

90 geschlossen. Vorhaben gemäß Ziffer 7.5.2 bildes, die der Windkraftnutzung an einigen Absätze 14 und 16 sind davon unberührt. Aus- Stellen ansonsten pauschal entgegenstehen genommen von dem Ausschluss sind Kleinst- würden, trotz Eignungsgebietsdarstellung anlagen als Einzelanlagen mit bis zu 20 Metern noch ausreichend berücksichtigt werden. Gesamthöhe und Nebenanlagen, die einem Vorhaben nach § 35 Absatz 1 Nummern 1, 2 Z/ZR (8) Die Festlegung von Eignungsgebieten für die oder 4 BauGB dienen. Windenergienutzung gemäß Ziffer 7.5.2 Absatz 3 ist in folgenden Gebieten nicht zulässig B Die naturraumtypischen Besonderheiten (Ausschlussgebiete): des Landes mit ihren vielgestaltigen und • im Gebiet des Nationalparks „Schleswig- (eingriffs-) empfindlichen Landschaftsformen Holsteinisches Wattenmeer“ sowie in der als Lebensraum und wesentliche Grundlage Nordsee bis zur Hoheitsgrenze; für den Tourismus in Schleswig-Holstein • auf den nordfriesischen Inseln und Halligen; erfordern eine sorgfältige raumplanerische Eingliederung der Windkraftanlagenstandorte. • in der Ostsee bis zur Hoheitsgrenze; Alle Windkraftanlagen sind deshalb als raum- • in der Elbe bis zur Hoheitsgrenze sowie bedeutsam einzustufen. Deshalb ist auch die auf sonstigen Wasserflächen (Seen und Errichtung von Einzelanlagen außerhalb der Flüsse); Eignungsgebiete ausgeschlossen. • in den Schwerpunkträumen für Tourismus Bei Kleinstanlagen mit bis zu 20 Metern und Erholung ( u 7.7.1); Gesamthöhe ist generell von geringen Um- • innerhalb der in den Regionalplänen fest- weltauswirkungen auszugehen, weshalb sie gelegten Siedlungsachsen, Besonderen nicht unter den raumordnerischen Vorbehalt Siedlungsräume sowie Entwicklungs- und gestellt werden. Entlastungsorte; Die Ausnahme für Windkraftanlagen bis • auf Vordeichflächen aller Art; zu einer Höhe von 50 Metern, die einem • in bestehenden Naturschutzgebieten sowie im Außenbereich privilegierten Betrieb als in Gebieten, die die Voraussetzungen für Nebenanlagen dienen, trägt zum einen der eine Unterschutzstellung nach gesetzlichen Privilegierung der Hauptanla- § 16 LNatSchG erfüllen, für die ein Ver- ge Rechnung. Zum anderen ist bei diesen fahren nach § 23 LNatSchG eingeleitet ist im Zusammenhang zu einem privilegierten oder die nach § 22 LNatSchG einstweilig Betrieb stehenden Anlagen grundsätzlich von sichergestellt sind; geringeren Auswirkungen auf die Umwelt auszugehen als bei Anlagen, die weder • in gesetzlich geschützten Biotopen und EU- Kleinstanlagen noch Nebenanlagen sind. Vogelschutzgebieten; • in geschützten flächenhaften Landschafts- bestandteilen, in vergleichbaren Schutz- Z/ZR (6) Bei der Festlegung von Eignungsgebieten gebieten sowie in den Gebieten von für Windenergie gelten die Regelungen der gemeinschaftlicher Bedeutung nach der entsprechenden Runderlasse zur Planung von FFH-Richtlinie; Windenergieanlagen in der jeweils aktuellen Fassung. • in Wäldern; • auf größeren, regelmäßig aufgesuchten bevorzugten Nahrungs- und Rastflächen G/ZR (7) In den Regionalplänen können auf der Grund- sowie im Bereich zugeordneter Vogelflug- lage naturschutzfachlicher, touristischer und felder. anderer Fachziele Eignungsgebiete benannt werden, in denen Windkraftanlagen nur bis zu einer definierten Gesamthöhe zulässig sind. B Unter größeren, regelmäßig aufgesuchten Rast- und Nahrungsgebieten werden dieje- nigen Teilräume des Landes verstanden, die B Mit dieser Formulierung sollen weitere Mög- traditionell insbesondere von den Wat- und lichkeiten für die Ausweisung von Eignungs- Wasservögeln als Rastgebiete aufgesucht gebieten geschaffen werden. Es soll auf der werden und die der Nahrungsaufnahme die- Ebene der Regionalplanung ermöglicht wer- ser Vögel dienen. Räumliche Schwerpunkte den, auch dort Eignungsgebiete festzulegen, sind die Küstengewässer von Nord- und wo dies ohne Höhenbegrenzung sonst nicht Ostsee, viele Binnenseen und Großteiche, möglich wäre. So können vor allem Belange die Unterläufe der größeren Flüsse (zum des Vogelschutzes und des Landschafts- Beispiel Elbe, Eider, Trave) und die ausge-

91 dehnten meist als Dauergrünland genutzten G (12) Über die Bauleitplanung sollte durch eine ge- Niederungsgebiete. Im Rahmen der konkre- eignete Anordnung von Windenergieanlagen in tisierenden Planung ist jeweils im Einzelfall Windparks eine Sperrriegelwirkung und damit zu prüfen, ob diese Gebiete sowie die unter eine Beeinträchtigung des Vogelflugs vermie- ihnen bestehenden funktionalen Wechselbe- den werden. ziehungen betroffen sind. G (13) Die Ausnutzung grenzübergreifender Eignungs- Z/ZR (9) In den folgenden Gebietstypen ist die Fest- gebiete sollte mit dem Ziel der städtebaulichen legung von Windenergieeignungsgebieten und landschaftspflegerischen Optimierung gemäß Ziffer 7.5.2 Absatz 3 zulässig, wenn die zwischen Kommunen planerisch abgestimmt Errichtung von Windkraftanlagen im Einzel- werden. fall mit dem Schutzzweck dieser Gebiete zu vereinbaren ist (Ausschlussgebiete mit der Z (14) Für zulässigerweise außerhalb der Eignungsge- Möglichkeit der Feinsteuerung auf der Regi- biete errichtete Windkraftanlagen (Altanlagen) onalplanebene): besteht unabhängig vom Altstandort unter • in den Regionalen Grünzügen der Ord- folgenden Voraussetzungen die Möglichkeit für nungsräume sowie in den Stadt- und ein Repowering bei gleichzeitiger Konzentrati- Umlandbereichen in ländlichen Räumen on der Anlagen: ( u 5.3, 5.5); • Die Altanlagen sind durch eine deutlich ver- • in Umgebungsbereichen Landschafts- und ringerte Anzahl neuer Anlagen zu ersetzen. Ortsbild prägender Kulturdenkmale und ge- • Die Fläche, auf der die neuen Anlagen schützter Ensembles; die Kartierungen von errichtet werden, liegt außerhalb der in Ausschlussgebieten durch das Landesamt Ziffer 7.5.2 Absätze 8 und 9 genannten für Denkmalpflege und das Archäologische sowie der gemäß Ziffer 7.5.2 Absatz 10 in Landesamt sind dabei zu berücksichtigen; den jeweiligen Regionalplänen festgelegten • in Pufferzonen entlang von Ufern und Landschaftsräume. Deichen an Gewässern (Seen, Flüssen und • Die in den Runderlassen zur Planung von Kanälen) sowie an den Meeresküsten und Windenergieanlagen in der jeweils aktu- im Bereich über Land führender Vogelzug- ellen Fassung getroffenen Regelungen wege als Leitstrukturen für den Vogelzug; werden eingehalten. • auf sonstigen Flächen für den Naturschutz • Das Orts- und Landschaftsbild wird nicht sowie im Bereich schützenswerter Geo- wesentlich mehr als bisher beeinträchtigt. tope (geologisch-geomorphologische Sonderformen, wie zum Beispiel Moränen- • Die künftige Siedlungsentwicklung der hügel, Tunneltalsysteme, Kleevkanten und Gemeinden wird nicht behindert. Steilufer), soweit sie in den noch geltenden • Eine verbindliche Vereinbarung des Rück- Landschaftsrahmenplänen beziehungswei- baus aller abzubauenden Windkraftanlagen se einem aktualisierten Landschaftspro- mit einer maximalen Übergangslaufzeit gramm dargestellt sind; von drei Monaten wird geschlossen; dabei • in Landschaftsschutzgebieten und Natur- sind bereits stillgelegte Anlagen nicht mit parken. einzurechnen. • Privilegierte Nebenanlagen zu landwirt- schaftlichen Betrieben und Kleinstanlagen G/ZR (10) Darüber hinaus können die Regionalpläne Ge- können nicht in ein Repowering einbezogen biete, die weitgehend durch die vorgenannten werden. Gebietstypen geprägt und in ihrer Gesamtheit unter Einschluss von Randgebieten und Puf- • Die Standortgemeinde erhebt gegen das ferzonen als besonderer prägender charakteris- Vorhaben keine Bedenken (Erteilung des tischer Landschaftsraum anzusehen sind, als Einvernehmens nach § 36 BauGB). Ausschlussgebiete festlegen. G/ZR (15) Gemäß Ziffer 7.5.2 Absatz 14 festgelegte Z (11) Die Ausnutzung der festgelegten Eignungs- Repowering-Flächen können im Rahmen einer gebiete richtet sich nach den Vorschriften des Teilfortschreibung als Eignungsgebiete in die Bauplanungsrechts beziehungsweise Immissi- Regionalpläne übernommen werden. onsschutzrechts. Die in den Runderlassen zur Planung von Wind- B Um dem Bündelungsgedanken der Landes- energieanlagen in der jeweils aktuellen Fas- und Regionalplanung Geltung zu verschaffen, sung getroffenen Regelungen sind einzuhalten.

92 sind Maßnahmen, die eine weitere Konzent- werden eingehalten. ration von Anlagenstandorten bewirken, erfor- • Die Standortgemeinde erhebt gegen das derlich. Vorhaben keine Bedenken (Erteilung des Mit der Vorgabe, dass das Orts- und Land- Einvernehmens nach § 36 BauGB). schaftsbild nicht wesentlich mehr als bisher beeinträchtigt werden darf, soll gewährleis- B Mit der vorstehenden Ausnahmeregelung tet werden, dass sich in der Bilanz Abbau wird das Ziel verfolgt, die industriell-gewerb- – Neubau ein ausgewogenes Verhältnis mit liche Forschung und Entwicklung neuer entsprechender Konzentrationswirkung und Windkraftanlagen im Land zu fördern. Damit ohne nennenswerte Mehrbelastung für Na- sollen vor allem die in Schleswig-Holstein tur- und Landschaft einstellt. ansässigen Unternehmen gestärkt werden. Zurzeit stehen insgesamt etwa 670 Wind- Maßgebliche Voraussetzung ist, dass der kraftanlagen außerhalb der Eignungsgebiete. Testcharakter der Anlagen vom Hersteller Für den weitaus größten Teil dieser Anlagen detailliert dargestellt wird. (circa 590) wäre ein Repowering am Alt- standort nicht zulässig, da die vorgenann- ten Bedingungen dort nicht vorliegen. Mit Z (17) Im schleswig-holsteinischen Küstenmeer dem Repowering-Ansatz „unabhängig vom wird die Windenergienutzung auf die Errich- Altstandort“ der Windkraftanlagen wird aber tung eines Offshore-Windparks als Test- und ein Anreiz geschaffen, auch diese Anlagen Demonstrationsanlage mit bis zu 55 Wind- möglichst vor Ablauf ihrer normalen Lebens- kraftanlagen in der Ostsee (Mecklenburger- / dauer abzubauen und an geeigneter Stelle Lübecker Bucht) begrenzt; die Fläche ist in der durch moderne Anlagen zu ersetzen. Der Hauptkarte nachrichtlich dargestellt. Flächenbedarf hierfür wird nach einer von der Landesplanung in Auftrag gegebenen Studie B Durch den Ausbau der Windenergie im vom Januar 2007 je nach Anlagen- und Pro- Offshore-Bereich kann der Anteil der erneuer- jektkonstellation auf circa 800 bis 900 Hektar baren Energien an der Bruttostromerzeugung landesweit geschätzt. weiter deutlich erhöht werden. Nebenanlagen zu landwirtschaftlichen Betrie- ben unterliegen grundsätzlich nicht der Steue- Küstenmeer rung durch die Raumordnung, da sie über Im Bereich der schleswig-holsteinischen Ho- § 35 Absatz 1 Nummer 1 BauGB privilegiert heitsgewässer von Nord- und Ostsee sowie sind. Aufgrund ihrer geringeren Größe und der Elbe sind bislang keine Eignungsgebiete der Nähe zu Hofstellen ist ihre Wirkung im für die Windenergienutzung dargestellt wor- Landschaftsbild kaum störend. Deshalb kön- den und sollen auch zukünftig keine festge- nen sie und auch andere nicht der raumord- legt werden. nerischen Steuerung unterliegende Anlagen nicht in ein Regionsrepowering einbezogen In der Nordsee sprechen weitestgehend werden. naturschutzfachliche Gründe gegen eine Windenergienutzung (Nationalpark Schles- wig-Holsteinisches Wattenmeer, Fauna-Flora- Z (16) Außerhalb der Eignungsgebiete ist die Errich- Habitat- und Vogelschutzgebiete), aber auch tung neuer Windkraftanlagen für die industri- Gesichtspunkte des Tourismus sowie Belan- ell-gewerbliche Entwicklung und Erprobung ge der Schiffssicherheit; darüber hinaus gilt unter folgenden Bedingungen ausnahmsweise für Nord- und Ostsee gleichermaßen, dass zulässig: andere, vorrangige Nutzungen und die Dichte • Es liegt ein Vertrag zwischen Hersteller der Nutzungskonkurrenzen für die Wind- und Betreiber vor, der den Testbetrieb mit energienutzung keinen Raum lassen. uneingeschränktem Zugriff des Herstellers Unberührt davon bleibt die im Rahmen eines auf die Anlagen sicherstellt. Raumordnungsverfahrens bewertete Fläche • Das Gebiet liegt außerhalb der in Ziffer in der Ostsee, auf der die Errichtung eines 7.5.2 Absätze 8 und 9 genannten sowie Offshore-Windparks mit bis zu 55 Windkraft- der gemäß Ziffer 7.5.2 Absatz 10 in den anlagen als Test- und Demonstrationsanlage jeweiligen Regionalplänen festgelegten unter raumordnerischen Gesichtspunkten als Landschaftsräume. zulässig eingestuft worden ist (siehe auch Ab- • Die in den Runderlassen zur Planung von schluss des Raumordnungsverfahrens vom Windenergieanlagen in der jeweils aktu- 16.12.2003). Das Gebiet ist in der Hauptkarte ellen Fassung getroffenen Regelungen nachrichtlich dargestellt.

93 Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ): der Stromleitungen zur Abführung der Strom- In der AWZ der Nordsee sind derzeit sechs mengen aus der AWZ erforderlich. Über die Windparks in der Pilotphase mit Netzanbin- Zulässigkeit weiterer Stromleitungen wird dung nach Schleswig-Holstein beantragt be- im Rahmen der im Einzelfall durchzuführen- ziehungsweise genehmigt ( u Abbildung 12). den Genehmigungsverfahren entschieden. Hierbei sind auch vorrangig Trassenverläufe ohne Querung des Nationalparks zu prüfen, Netzanbindung: um weitere Belastungen der Naturvorgänge Zur Ableitung der erwarteten Strompotenziale im Nationalpark zu vermeiden. sind verschiedene Netzausbaumaßnahmen im Bereich der Hoch- und Höchstspannungs- Die Möglichkeiten des Transports von Was- ebene erforderlich ( u 7.5.1 und 7.5.2). serstoff, der durch Elektrolyse unmittelbar im Offshorebereich hergestellt wird, sind auch unter raumordnerischen Aspekten zu prüfen. Z (18) Unter Berücksichtigung der Antragssituation für Offshore-Windparks in der AWZ und der in Schleswig-Holstein bestehenden Netzeinspei- semöglichkeiten sowie der genehmigten Stromleitungen sind die hierfür erforderlichen Kabelsysteme im Küstenmeer der Nordsee zu bündeln.

B Der bis 2015 zu erwartende Transport der in der AWZ der Nordsee durch Offshore- Windkraftanlagen erzeugten Energie erfolgt durch Seekabel. Die zurzeit den 12-Seemei- lenbereich Schleswig-Holsteins betreffenden Planungen umfassen die Pilotphasen der Offshoreparks „Butendiek“, „DanTysk“, „Nördlicher Grund“, „Sandbank 24“, „Am- rumbank/West“ und „Nordsee/Ost“ ( u Abbildung 12) mit einer Gesamtleistung von circa 2.300 Megawatt. In Schleswig-Holstein bestehen zurzeit zwei Netzeinspeisemöglichkeiten, die über die oben genannten Windparks den erzeugten Strom aufnehmen können. Diese liegen zum einen in Jardelund bei Flensburg und zum anderen in Brunsbüttel. Beide Netzeinspei- sepunkte können durch die oben genannten Projekte ihrer derzeitigen Aufnahmekapazität entsprechend genutzt werden. Derzeit sind für den 12-Seemeilenbereich Schleswig-Holsteins in der Nordsee für die Offshore Windparks „Amrumbank/West“, „Nordsee/Ost“, „Nördlicher Grund“ und „Sandbank24“ die Kabelanschlüsse geneh- migt worden. Sie verlaufen alle über eine südliche Trasse mit dem Anlandepunkt in Neuenkoog bei Büsum. Für die Offshore- Windparks „Butendiek“ und „Dan Tysk“ wird zurzeit das Genehmigungsverfahren für eine Kabelverlegung über Sylt zum Einspeisepunkt Jardelund durchgeführt. Um die Eingriffe in Natur und Umwelt insbesondere im Nationalpark Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer gering zu halten und die Sicherheit des Schiffsverkehrs zu gewährleisten, ist eine räumliche Bündelung

94 Abbildung 12: Genehmigte und beantragte Offshore-Windparks in der AWZ (Stand: Oktober 2007)

Flächenansprüchen verbunden. Aus diesen 7.6 Rohstoffsicherung Gründen sollen in den Raumordnungsplänen unter Abwägung mit anderen Nutzungen die nachhaltigen Voraussetzungen für eine langfris- G (1) Rohstofflagerstätten von wirtschaftlicher tige Rohstoffsicherung geschaffen werden. Bedeutung sollen für den zukünftigen Abbau von oberflächennahen und -fernen Rohstoffen gesichert werden. Dabei kommt auch der Er- Z (2) In den Regionalplänen sind Vorrang- ( u 7.6.1) kundung der Lagerstätten eine besondere Be- und Vorbehaltsgebiete ( u 7.6.2) für den Abbau deutung zu. Die langfristige Sicherstellung der oberflächennaher Rohstoffe (Rohstoffgewin- Gewinnbarkeit dieser Rohstoffe aus verbrau- nung) darzustellen. chernahen Abbaustellen hat für die heimische Wirtschaft eine besondere Bedeutung. Auch G (3) Der Abbau oberflächennaher Rohstoffe soll unter ökologischen Aspekten ist bei der Gewin- landseitig schwerpunktmäßig und vorrangig in nung von Baustoffen aus oberflächennahen folgenden Bereichen erfolgen: Rohstoffen und der Gewinnung von Erdöl die

Minimierung von Transportwegen und somit die Sicherstellung von lokalen beziehungs- Kreis Herzogtum Lauenburg: weise regionalen Kreisläufen sinnvoll. Auf der Hamwarde / Gülzow / Geesthacht (Hasenthal), anderen Seite sind jedoch mit dem Abbau von Groß Pampau / Büchen / Roseburg; Rohstoffen zumindest temporäre Eingriffe in den Naturhaushalt oder Konflikte mit anderen

95 Kreis Pinneberg: G (5) Zur Minimierung der Inanspruchnahme von Appen (Etz, Unterglinde); Abbauflächen sollen bestehende Möglichkeiten zur Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen verstärkt genutzt und weitere Verwendungs- Kreis Segeberg: möglichkeiten für Sekundärrohstoffe entwi- Lentföhrden / Nützen / Kaltenkirchen (Heid- ckelt werden. Gleichermaßen sollen Techniken katen), Stocksee / Negernbötel / Gönnebek, zur baustofflichen Verwertung von Feinsanden Wahlstedt / Wittenborn / Mözen / Bark; weiterentwickelt werden, die bei der Aufbe- reitung des Grobkornanteils für die Betonin- Kreis Stormarn: dustrie anfallen und derzeit zum Teil mangels Reinbek (Ohe) / Barsbüttel (Willinghusen) / Verwendbarkeit beziehungsweise Abnehmern Brunsbek (Kronshorst); in die Grube zurückverfüllt werden müssen. Abbaumaßnahmen sollten so durchgeführt Kreis Ostholstein: werden, dass über die notwendigen Ein- Malente (Kreuzfeld); griffe hinaus die natürlichen abiotischen und biotischen Faktoren so wenig wie möglich beansprucht und Beeinträchtigungen des Land- Kreis Plön schaftsbildes möglichst vermieden und, wo Rendswühren, Kalübbe, Bösdorf; dieses nicht möglich ist, minimiert werden. Nach Beendigung des Abbaus sollen die Kreis Rendsburg-Eckernförde: Flächen so hinterlassen oder gestaltet wer- Eisendorf / Emkendorf / Bokel; den, dass die mit dem Abbau verbundenen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und Kreis Dithmarschen: des Landschaftsbildes durch Ausgleichs- Hennstedt / Tellingstedt / Pahlen; maßnahmen und, soweit wie möglich, durch selbständige Renaturierungsprozesse (natür- liche Sukzession) ausgeglichen werden. In Kreis Steinburg Bereichen von großflächigen und zerstreuten Peissen / Poyenberg / Hohenlockstedt Bodenabbaumaßnahmen sollen die Bündelung (Hohenfiert), Lägerdorf; und zeitliche Abfolge von Bodenabbaumaßnah- men, die Qualität der landschaftspflegerischen Kreis Nordfriesland Wiederherstellung des Landschaftsbildes und Ahrenshöft / Viöl / Kolkerheide; die Folgenutzungen durch die Bauleitplanung gesteuert werden.

Kreis Schleswig-Flensburg Handewitt / Wanderup / Oeversee, Selk / G (6) Auch beim Abbau von Rohstoffen im Meeres- Klein-Rheide / Kropp. bereich soll der Eingriff in die Natur so gering wie möglich gehalten werden und gegebenen- falls durch Ausgleichsmaßnahmen kompen- In der LEP-Hauptkarte sind diese Schwerpunkt- siert werden. räume mit einem Symbol dargestellt. In den Meerseitig sind in der Nordsee ein Standort Regionalplänen sollen diese Bereiche durch die für Rohstoffabbau und eine Fläche für Sedi- Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltgebie- mententnahme in der Hauptkarte dargestellt. ten für die Rohstoffsicherung ( u 7.6.1, 7.6.2) Diese sind in die Regionalpläne nachrichtlich zu konkretisiert werden. Hierbei sind die Ergeb- übernehmen. nisse der Landschaftsplanung zu berücksichti- gen. G (7) Kulturdenkmäler und deren Umgebung sind bei der Ausweisung von Vorrang- und Vorbehalts- G (4) Da mineralische Rohstoffe nicht regenerierbar gebieten für die Rohstoffsicherung zu berück- sind und um die ökologischen Belastungen sichtigen. gering zu halten, soll die Nutzung der oberflä- chennahen Rohstoffe beziehungsweise die Soweit archäologische Kulturdenkmäler nicht dafür erforderliche Flächeninanspruchnahme erhalten werden können, sollen sie durch Aus- sparsam erfolgen. Abbaubereiche sollen grabungen geborgen, gesichert und dokumen- deshalb grundsätzlich vollständig abgebaut tiert werden. werden, sofern nicht ökologische oder wasser- wirtschaftliche Anforderungen dagegenspre- chen.

96 B Im Jahre 2004 wurden in Schleswig-Holstein aus der besonderen Qualität des Rohstoffes, etwa 13 Millionen Tonnen Sand und Kies, 2,4 der besonderen Empfindlichkeit von Ökologie Millionen Tonnen Kalkrohstoffe und knapp 0,5 und Landschaft im engeren Raum, aber auch Millionen Tonnen Ton abgebaut. Die Ge- aus der Knappheit des Rohstoffes in der Regi- winnung mineralischer Rohstoffe bildet den on ergibt, zu berücksichtigen. Anfang einer Wertschöpfungskette, die sich Um den durch die Rohstoffgewinnung ver- über die Herstellung von Baustoffen, zum ursachten Eingriff in Natur und Landschaft Beispiel Zement, Beton, Mörtel, Kalksandstei- gering zu halten, sollen so weitgehend wie ne und Ziegel, und über die Bauwirtschaft (in technisch möglich und wirtschaftlich ver- der 2004 51.000 sozialversicherungspflichtig tretbar Primärrohstoffe durch wiederaufbe- Beschäftigte tätig waren) bis hin zur Nutzung reitete Baustoffe (Sekundärrohstoffe) aus der Bauwerke erstreckt. Mineralische Roh- Abbruchmaterial ersetzt werden. stoffe bilden die Basis für den Erhalt und die Darüber hinaus soll der Abbau selbst so Weiterentwicklung der baulichen Infrastruk- gestaltet werden, dass unvermeidbare tur. Alle Bereiche der Gesellschaft - Private Beeinträchtigungen minimiert werden, zum (Wohnungsbau), Wirtschaft (Gewerbebau) Beispiel durch und insbesondere die öffentliche Hand (Ver- kehrswege, Kanalisation, Gebäude) als einem • volle Verwendung der Rohstoffe, der größten Rohstoffverbraucher - sind somit • abschnittsweisen Abbau, zwingend auf eine ausreichende Rohstoff- • vorgezogene Ausgleichs- und Ersatzmaß- versorgung angewiesen. Neben den ober- nahmen. flächennahen Rohstoffen kommt auch der Es ist zu empfehlen, dass Gemeinden bei Gewinnung von oberflächenfernen Rohstof- großflächigen und dispersen Abbaumaßnah- fen, wie Erdöl und zukünftig gegebenenfalls men im Gemeindegebiet prüfen, inwieweit auch Kohlenwasserstoffen, eine besondere sie durch die Ausweisung von Konzentrati- Bedeutung zu. Eine dauerhaft ausreichende onsflächen im Flächennutzungsplan (im Sinne Rohstoffgewinnung durch die Wirtschaft und von § 35 Absatz 3 BauGB) planerische Vorsor- die Ausweisung von Rohstoffsicherungs- ge für die Steuerung der zeitlichen Abfolge gebieten zur Sicherstellung der zukünftigen der Bodenabbaumaßnahmen, die landschafts- Rohstoffversorgung durch das Land, speziell pflegerische Gesamtgestaltung und mögliche durch die Landesplanung, sind somit von Folgenutzungen leisten können. großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. „Vor Ort“ allerdings treten bei neuen Abbauvorha- Im Bereich des schleswig-holsteinischen ben oder bei der planerischen Ausweisung Küstenmeeres ist für den marinen Sand- und von Rohstoffsicherungsgebieten zahlreiche Kiesabbau das genehmigte neun Quadratki- Konflikte mit den Zielen des Gewässer-, lometer große Gebiet Westerland II westlich Arten- und Biotopschutzes sowie dem Frei- von Sylt zu nennen, wo bereits seit längerer raumschutz und der Siedlungsentwicklung Zeit die Sandentnahme ausschließlich für auf. Zukünftig soll jedoch - auch aus Gründen Maßnahmen des Küstenschutzes erfolgt. Vor des Klima- und Ressourcenschutzes - ein grö- dem Hintergrund der bestehenden Geneh- ßerer Schwerpunkt auf die Nutzung erneuer- migung und der besonderen Bedeutung des barer Energieträger gelegt werden und somit Vorhabens für den Küstenschutz ist dieses in der Bedarf an nicht erneuerbaren Rohstoffen der Hauptkarte als Fläche für Sedimentent- weitest möglich reduziert werden. nahme ausgewiesen. Die rohstoff- und wirtschaftsgeologischen Im Meeresbereich der Nordsee lassen sich Fachdaten, die im Wesentlichen auf den die Vorkommen von Kohlenwasserstoffen auf Untersuchungen des Landesamtes für Natur der einen und die Gewinnung beziehungswei- und Umwelt als Staatlichem Geologischen se Entnahme von mineralischen Rohstoffen Dienst für Schleswig-Holstein basieren, sollen wie Sand und Kies sowie Öl auf der anderen die Informationsgrundlage für die Darstellung Seite unterscheiden. von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für den Seitdem die Ölförderung aus dem ersten Abbau oberflächennaher Rohstoffe in den deutschen Offshore-Feld Schwedeneck in Regionalplänen bilden. der Ostsee nach 16-jährigem Betrieb 2000 Bei der Abwägung der unterschiedlichen eingestellt wurde, findet im Schleswig-Hol- Nutzungsinteressen ist nicht allein von den steinischen Küstenmeer die Förderung von wirtschaftlich bedeutsamen Qualitätsmerk- Öl nur noch auf dem genehmigten Offshore- malen des jeweiligen Rohstoffs auszugehen, Feld Mittelplate A in der Nordsee bis 2011 sondern sie hat die Gesamtsituation des (Ende des geschlossenen Gewinnungsver- Lagerstättengebietes, die sich unter anderem trages) statt. Diese bedeutendste deutsche

97 Offshore-Bohrung in Gestalt eines Inselbau- nalplänen weitere Vorranggebiete für den Ab- werks liegt westlich von Friedrichskoog vor bau oberflächennaher Rohstoffe ausgewiesen der deutschen Nordseeküste im Nationalpark werden, Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Bis • bei denen die der Ausweisung zugrunde 2003 wurden 10 Millionen Tonnen aus der liegenden Lagerstätten rohstoff-geologisch Lagerstätte gefördert. Die Reserven werden hinsichtlich Mindestanforderungen an auf 100 Millionen Tonnen geschätzt, von Qualität, Menge und räumlicher Ausdeh- denen 35 Millionen Tonnen gefördert werden nung ihrer Rohstoffe ausreichend erkundet können. Vor dem Hintergrund der beste- worden sind und die für die Deckung des henden Genehmigung und der besonderen regionalen oder überregionalen Bedarfs von Bedeutung des Vorhabens Mittelplate A für Bedeutung sind; die Rohstoffsicherung ist dieses in der Haupt- • oder Ausweichmöglichkeiten für den Abbau karte als Standort für den Rohstoffabbau eines regional seltenen und knappen Roh- ausgewiesen. stoffs in vertretbarer Weise nicht geboten Im Meeresbereich hat bisher keine syste- werden können; matische Erkundung von Rohstoffen statt- und weiterhin gefunden. Der Nationalpark Schleswig-Hol- steinisches Wattenmeer ist Vorranggebiet • die ökologische und landschaftsräumliche für den Naturschutz ( u 9.2.1). Nach den Verträglichkeit gegeben ist; Schutzbestimmungen des Nationalparkge- • sowie günstige Transportwege (zwischen setzes sind neben der genehmigten Sand- Gewinnungs-, Aufbereitungs- und Weiter- entnahme Westerland II vor Sylt nur die verarbeitungsstätten sowie dem Endver- Sand- und Kiesfischerei für die Versorgung braucher) und eine gute Anbindung an die der Inseln und Halligen vor Sylt für Zwecke Verkehrsinfrastruktur gesichert sind. des Küstenschutzes zulässig sowie die Erdölbohrung und -förderung ausschließlich Z (3) In diesen Bereichen sind die Lagerstätten für von der genehmigten Bohr- und Förderinsel den Abbau langfristig zu sichern; sie sind von Mittelplate A. Aus diesen Gründen werden Nutzungen freizuhalten, die den Abbau we- neben dem Standort für Rohstoffabbau und sentlich erschweren oder verhindern würden. der Sedimententnahmefläche in der Nordsee Andere Nutzungen sind nur zulässig, wenn sie keine entsprechenden Rohstoffsicherungs- mit dem festgelegten Vorrang vereinbar sind. oder Abbauflächen im Meeresbereich darge- stellt. Für die weitere Erdölgewinnung ist es erforderlich, dass Untersuchungsarbeiten zur G/GR (4) In den Regionalplänen können Aussagen zur Aufsuchung vorhandener Lagerstätten durch- Folgefunktion in den Vorranggebieten getroffen geführt werden können. werden. Die Darstellung von Vorrang- und Vorbehalts- gebieten für den Abbau oberflächennaher B In den Gebieten, die nach Absatz 1 nachricht- Rohstoffe in den Regionalplänen bedeutet lich als Vorranggebiete darzustellen sind, ist nicht, dass Abbauvorhaben außerhalb dieser eine Abwägung mit anderen Belangen gemäß Gebiete den Zielen der Raumordnung von den fachrechtlich relevanten Verfahren be- vornherein widersprechen. reits erfolgt oder im laufenden Verfahren für geplante Vorhaben ist erkennbar, dass das Vorhaben genehmigungsfähig ist. Die geneh- migten Vorhaben Westerland II und 7.6.1 Vorranggebiete für die Mittelplate A ( u 7.6 Begründung) werden in Rohstoffsicherung der Hauptkarte als Fläche für Sedimentent- nahme und als Standort für Rohstoffabbau Z/ZR (1) Gebiete, in denen genehmigte Vorhaben zur dargestellt und sind als solche in den Regio- Nutzung verwertbarer Lagerstätten durchge- nalplänen nachrichtlich darzustellen. führt werden oder durchgeführt werden sollen, Die Festlegung von Vorranggebieten für den sind in den Regionalplänen nachrichtlich als Abbau oberflächennaher Rohstoffe nach Vorranggebiete für den Abbau oberflächennah- Absatz 2 setzt in der Abwägung mit ande- er Rohstoffe darzustellen. ren Nutzungsansprüchen voraus, dass die langfristige Sicherung einer Abbaumöglichkeit G/ZR (2) Über die in Absatz 1 dargestellten Gebiete Vorrang vor anderen Nutzungsinteressen hinausgehend können - um Vorsorge für den erhalten soll. In diesen Gebieten sollen daher langfristigen Bedarf zu treffen - in den Regio- alle Planungen und Maßnahmen unterblei-

98 ben, die einen Abbau wesentlich erschweren Rohstofflagerstätte bei der Abwägung mit oder verhindern würden ( u Tabelle 2). Vorha- konkurrierenden Nutzungsansprüchen ein ben zum Abbau oberflächennaher Rohstoffe besonderes Gewicht beigemessen werden; in Vorranggebieten entsprechen regelmäßig • können die Rohstofflagerstätten von ver- den Zielen der Raumordnung. Das schließt schiedenen anderen Nutzungen, die eine nicht aus, dass im Einzelfall auf kleinräumigen spätere Rohstoffgewinnung nicht aus- Teilflächen der Vorranggebiete öffentliche Be- schließen, überlagert sein. lange einem Abbau entgegenstehen können. Die Ausweisung eines Vorranggebietes und die positive landesplanerische Stellungnahme G/GR (3) Kriterien für die Ausweisung der Vorbehaltsge- zu einzelnen Abbauvorhaben ersetzen nicht biete sollen sein: die nach Fachvorschriften erforderlichen • Art, Häufigkeit und Verbreitung des Roh- Einzelabwägungen in den dafür vorgese- stoffs; henen rechtsförmlichen Genehmigungsver- • absehbarer Rohstoffbedarf; fahren. Häufig sind in Teilflächen bestehender • Abbauwürdigkeit der Vorkommen und Vorranggebiete bereits in der Vergangenheit Lagerstätten; Abbaugenehmigungen erteilt worden. • ökologische, landschaftsräumliche und Die Festlegung eines Vorranges für den denkmalpflegerische Verträglichkeit; Abbau oberflächennaher Rohstoffe ist zu rechtfertigen, wenn aufgrund einer vorausge- • günstige Transportwege zwischen Gewin- gangenen Bedarfsermittlung und besonderer nungs-, Aufbereitungs- und Weiterverarbei- Standortuntersuchung mit großer Wahr- tungsstätten sowie dem Endverbraucher; scheinlichkeit eine Realisierung des Abbaus • gute Anbindung an Verkehrsinfrastruktur; erwartet werden kann. Darüber hinaus muss • keine sonstigen konkurrierenden Nutzungs- mindestens eine Abstimmung mit der Land- ansprüche. schaftsplanung stattgefunden haben.

Eine Überlagerung mehrerer Vorranggebiete G (4) Bei größeren Abbauvorhaben innerhalb oder oder von Vorranggebieten und Vorbehalts- außerhalb der Vorbehaltsgebiete ist, sofern gebieten unterschiedlicher Nutzung ist nur diese nicht in Vorranggebieten liegen, die zulässig, soweit die festgelegten Nutzungen Durchführung eines Raumordnungsverfahrens miteinander vereinbar sind. zu prüfen.

B Die Festlegung von Vorbehaltsgebieten kenn- zeichnet die Rohstoffvorkommen oder solche Lagerstätten, bei denen eine Abwägung 7.6.2 Vorbehaltsgebiete für die mit anderen Nutzungsinteressen noch nicht Rohstoffsicherung abschließend erfolgt ist. Diese Vorbehalts- gebiete sind als Rohstoffreserve anzusehen. Z/GR (1) Als Vorbehaltsgebiete für den Abbau oberflä- Eine Ausnahme bilden die Lagerstätten, die chennaher Rohstoffe sind in den Regionalplä- ökologisch wertvolle Bereiche beinhalten. nen nach Maßgabe der Kriterien in Absatz 3 In diesen Fällen soll in den Regionalplänen darzustellen: dargestellt werden, ob die Rohstoffnutzung • Lagerstätten, für die noch kein Vorrang in diesen Gebieten zwingend notwendig und festgelegt worden ist; ökologisch verträglich durchführbar ist. • Gebiete mit noch nicht ausreichend unter- Eine Abwägung von konkurrierenden Ansprü- suchten Rohstoffvorkommen oder nicht chen im Vorbehaltsgebiet muss, insbesonde- genau bestimmbaren Rohstoffmengen, re bei Planungen und Maßnahmen, die den soweit sie von erkennbar regionaler oder Abbau auf Dauer wesentlich erschweren oder überregionaler Bedeutung sind. behindern könnten, im Einzelfall gegebenen- falls im Rahmen eines Raumordnungsverfah- G (2) In den Vorbehaltsgebieten rens nach §§ 14 folgende LaplaG erfolgen. • sollen die Rohstofflagerstätten vorsorglich für eine Rohstoffgewinnung von irreversib- len Nutzungen freigehalten werden; • sollen bei Vorhaben, die eine spätere Rohstoffgewinnung ausschließen oder wesentlich beeinträchtigen können, der

99 Vor diesem Hintergrund ist ein konzeptionell 7.7 Tourismus und Erholung unterfütterter, integrierter Ansatz von öffent- lichen und privaten touristischen Aktivitäten erforderlich, um den Erfolg touristischer Orte G (1) Auf der Grundlage der Tourismusstrategie des und Regionen sicherzustellen. Hierzu sind Landes Schleswig-Holstein sollen die touristi- örtliche und regionale touristische Konzepte schen Planungen und Maßnahmen im Land auf erforderlich, die auf der Tourismusstrategie einen Qualitätstourismus ausgerichtet werden. des Landes aufbauen. Diese sollen die Basis für eine zielgruppengerechte Fortentwicklung B Zur Stärkung des Tourismus in Schles- und Aufwertung des lokalen touristischen wig-Holstein hat die Landesregierung im Angebots (unter Einschluss eines korres- November 2006 eine Neuausrichtung des pondierenden städtebaulichen Umfeldes) Tourismus in Schleswig-Holstein beschlos- darstellen. Hierbei können auch Rückbaumaß- sen. Die Neuausrichtung basiert auf einem nahmen eine Rolle spielen. im Juli 2006 vorgelegten Handlungskonzept. Um die derzeitigen Schwächen und Defizite G (3) Die raumbedeutsamen Zielsetzungen der abzubauen und die Chancen des Schles- Tourismusstrategie des Landes (in der jeweils wig-Holstein-Tourismus stärker zu nutzen, geltenden Fassung) sind zugleich Grundsätze konzentriert sich die darin enthaltene Strate- der Raumordnung. gie auf qualitativ hochwertige Angebote, auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis sowie auf drei ökonomisch attraktive Zielgruppen. G/GR In den Regionalplänen können räumliche und inhaltliche Konkretisierungen für den jeweiligen Teilraum vorgenommen werden. G (2) Das private touristische Angebot (Beherber- gung, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen und so weiter), die kommunale Infrastruktur B Die im Handlungskonzept für die Neuausrich- sowie die Ortsbilder der Tourismusorte im tung des Tourismus in Schleswig-Holstein Land sollen qualitativ und zielgruppengerecht (Juli 2006) enthaltene Strategie ist vom Ka- aufgewertet werden. Hierbei sind auch in binett am 7.11.2006 als verbindliche Touris- ihrer Bedeutung anwachsende Zielgruppen in musstrategie des Landes festgelegt worden. den Blick zu nehmen, wie zum Beispiel ältere Um auch künftig den Entwicklungen im Menschen, Menschen mit Behinderung oder Tourismus Rechnung zu tragen, sind von Zeit Menschen mit Migrationshintergrund. Eine zu Zeit Anpassungen der jeweiligen Touris- gute Erreichbarkeit von touristischen Angebo- musstrategie erforderlich. Um Teilfortschrei- ten sowie tourismusgeprägten Orten auch mit bungen des LEP zu vermeiden, stellen die dem ÖPNV ist anzustreben ( u 7.4 Absatz 5). raumbedeutsamen Zielsetzungen der jewei- Durch eine räumliche Schwerpunktbildung von ligen Tourismusstrategie zugleich Grundsätze touristischen Einrichtungen soll die Auslas- der Raumordnung dar. tung der kommunalen Infrastruktur optimiert werden. Für eine touristische Infrastrukturpla- nung sollen auf Basis der Tourismusstrategie des Landes integrierte Tourismuskonzepte auf 7.7.1 Schwerpunkträume für örtlicher, möglichst auch auf regionaler Ebene Tourismus und Erholung entwickelt werden, die öffentliche und private Aktivitäten miteinander verknüpfen. Von den Z (1) Schwerpunkträume für Tourismus und Erho- Möglichkeiten der interkommunalen Kooperati- lung sind: on und der Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Trägern soll soweit wie möglich An der Nordsee: Gebrauch gemacht werden. • die Nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum, Größere touristische Einrichtungen sollen Föhr und Pellworm sowie Nordstrand und auf touristische Schwerpunktorte mit ausrei- die Halligen Hooge, Langeneß und Oland, chender Nachfrage konzentriert werden. • die Insel Helgoland, • die Räume um St. Peter-Ording, Büsum B Ortsbilder, die touristische Infrastruktur sowie und Friedrichskoog. das privatwirtschaftliche Angebot (vor allem im Beherbergungsbereich) weisen in Schles- wig-Holstein vielfach qualitative Defizite auf und sind nicht immer wettbewerbsfähig.

100 An der Ostsee: Angebot sowie die Bedeutung der Räume für • der Küstenraum Flensburgs sowie der die Naherholung und als Ausflugsziel ange- Raum um Glücksburg, messen berücksichtigt. • der Küstenraum von Gelting über Kappeln Grundlage für die Abgrenzung waren Daten bis Waabs, des Statistikamtes Nord sowie Zahlen, die im Sommer 2006 im Rahmen einer Auswer- • der Küstenraum der Kieler Förde (Strande, tung von Gastgeberverzeichnissen und einer Landeshauptstadt Kiel, Mönkeberg, Heiken- Fragebogenaktion bei ausgewählten Kommu- dorf, Laboe), nen erhoben wurden. Diese Erhebung war • der Küstenraum der Probstei von Stein bis notwendig, weil die amtliche Tourismussta- Stakendorf, tistik nur Beherbergungsstätten von neun • der Küstenraum von Behrensdorf bis Wei- und mehr Betten erfasst und somit nur ein ßenhaus, unvollständiges Bild des Tourismus in den • die Insel Fehmarn, Gemeinden bietet. • der Küstenraum von Heiligenhafen bis Durch die Fragebogenaktion wurde es auch Lübeck-Travemünde, möglich, die Standplätze auf Campingplätzen zu berücksichtigen, die einen nicht unerheb- • die Hansestadt Lübeck. lichen Teil des Tourismus in Schleswig-Hol- stein bestimmen. Die Zahl der Standplätze Im Landesinneren: ist mit dem Faktor 1 in die oben genannten • der Raum um Bad Malente und Eutin. Kennziffern eingegangen, obwohl davon auszugehen ist, dass ein Standplatz in der Regel von mehreren Personen genutzt wird. Die Schwerpunkträume für Tourismus und Dieses Vorgehen ist aus Sicht der Raumord- Erholung ( u Anhang A 4) sind in der Haupt- nung jedoch gerechtfertigt, um eine gewisse karte dargestellt. Sie umfassen auch Teile des Abstufung zu den Betten zu erreichen. Küstenmeeres. Die Abgrenzung der Schwerpunkträume erfolgte in der Regel nicht entlang von Z/ZR (2) Die Schwerpunkträume für Tourismus und Gemeindegrenzen, sondern es sind nur die Erholung sind in die Regionalpläne zu überneh- tatsächlich stark von Tourismus und Erholung men und inhaltlich wie räumlich zu konkretisie- und entsprechenden Einrichtungen geprägten ren. Gemeindeteile (zum Beispiel erweiterter Küstenbereich) ausgewiesen. B Die Auswahl der Gemeinden für die Festle- Für das Küstenmeer ist im Bereich der gung von Schwerpunkträumen für Tourismus landseitigen Schwerpunkträume vor dem und Erholung (Vorbehaltsgebiete Hintergrund der dort zumindest saisonal ( u Tabelle 2)) erfolgte anhand folgender stattfindenden Nutzungen (zum Beispiel angebotsorientierter Kriterien: Baden, Wattwandern, Wassersport) pau- • Gesamtzahl der touristisch genutzten Bet- schal ein Streifen mit einer Ausdehnung von ten und der Standplätze auf Campingplät- einem Kilometer Breite von der Küstenlinie zen > 1000, aus („Surfzone“) als Schwerpunktraum für Tourismus und Erholung festgelegt worden. • Gesamtzahl der touristisch genutzten Bet- Dies korrespondiert an der Westküste mit ten und der Standplätze auf Campingplät- den Regelungen des Nationalparkgesetzes, zen je Einwohner (31.12.2005) > 1, nach denen das Betreten des küstennahen • Gesamtzahl der touristisch genutzten Watts in der Schutzzone 1 im Einvernehmen Betten und der Standplätze auf Camping- mit den Gemeinden festgelegt werden kann. plätzen je Hektar Gebäude- und Freifläche (31.12.2005) > 10. G (3) In den Schwerpunkträumen für Tourismus und Eine Zuordnung zu den Schwerpunkträumen Erholung soll dem Tourismus und der Erholung erfolgte in der Regel, wenn die Gemeinden besonderes Gewicht beigemessen werden, mindestens zwei der drei Kriterien erfüllen. das bei der Abwägung mit anderen raum- Darüber hinaus wurde eine abschließende bedeutsamen Planungen, Maßnahmen und raumordnerische Bewertung hinsichtlich Vorhaben zu berücksichtigen ist. räumlicher Mindestgrößen und siedlungs- Maßnahmen zur Struktur- und Qualitätsverbes- struktureller Gesichtspunkte durchgeführt. serung sowie zur Saisonverlängerung sollen Dabei wurden auch Aspekte wie Übernach- hier Vorrang vor einer reinen Kapazitätserwei- tungs- und Gästezahlen, das touristische terung des Angebotes beziehungsweise dem

101 Bau neuer Anlagen haben. Zusätzliche Kapa- strukturen (zum Beispiel überwiegend Cam- zitäten sind denkbar, wenn sie eine Struktur- pingplätze), und insgesamt auf eine Struktur- und/oder Qualitätsverbesserung des Angebots verbesserung konzentrieren. bewirken. Um den Küstenraum als Gesamtraum erleb- Hochwertige Standorte, insbesondere in di- bar zu gestalten und die wassertouristische rekter Strand-, Wasser- oder Promenadenlage, Attraktivität zu erhöhen, sollen eine bessere für die die Aufstellung eines Bebauungsplanes Integration von see- und landseitigen Anlagen erforderlich wird, sollen zur Stärkung des und Angeboten angestrebt werden. Diese örtlichen und regionalen Tourismus hochwer- Nutzungen sollen dabei stets mit den Zielen tigen Tourismuseinrichtungen und -angeboten des Gewässer- und Naturschutzes vereinbar vorbehalten werden. sein. In den Räumen, die auch Teile des Küsten- Der Städtetourismus gehört zu den wachsen- meeres einschließen, soll die Attraktivität und den Marktsegmenten. Besondere Entwick- Erlebbarkeit dieser Räume für Wassersportler lungschancen für die großen Hafenstädte und andere Nutzergruppen unter Beachtung in Schleswig-Holstein ergeben sich aus den der jeweiligen Ziele des Gewässer- und Natur- Fährverbindungen nach Skandinavien und ins schutzes erhalten und verbessert werden. See- Baltikum sowie aus der steigenden Zahl von und landseitig sollen touristische Anlagen und Kreuzfahrtschiffen, die die Häfen Kiel und Angebote gezielt gebündelt und die einzelnen Lübeck-Travemünde anlaufen. Ein attraktives Schwerpunkte miteinander vernetzt werden. Stadtbild, gute Einkaufsmöglichkeiten, inter- Die Städte sollen durch Kultur- und Einkaufs- essante kulturelle Angebote und eine gute angebote, städtebauliche Maßnahmen und verkehrliche Erreichbarkeit wirken sich hier eine gute verkehrliche Anbindung ihre Entwick- positiv aus. lungschancen im Marktsegment Städtetouris- mus verbessern. Z/ZR (4) In den Regionalplänen sind in den Schwer- punkträumen für Tourismus und Erholung ent- B Die Schwerpunkträume für Tourismus und weder Grenzen für die Siedlungsentwicklung Erholung sind besonders geeignet für eine (Baugebietsgrenzen u 6.4.2) darzustellen, marktgerechte Entwicklung des Tourismus innerhalb derer sich die weitere bauliche Ent- sowie zur Umsetzung der tourismuspoli- wicklung vollziehen darf, oder es sind regionale tischen Zielsetzungen des Landes entspre- Grünzüge ( u 9.3.1) darzustellen, innerhalb chend der Tourismusstrategie des Landes derer keine planmäßige Siedlung stattfinden Schleswig-Holstein. Hier stehen Maßnahmen darf. zum gewerblichen Tourismus im Vorder- grund. Die mit der Festlegung dieser Räume G (5) Touristisch intensiv genutzte Küsten, Ufer- und verbundenen raumordnerischen Erforder- Strandabschnitte sollen sich mit landschaft- nisse leisten einen Beitrag, den Tourismus in lichen Freiräumen abwechseln. seiner herausragenden landes- und regional- wirtschaftlichen Bedeutung zu stärken und weiterzuentwickeln. Schwerpunkträume für B Die Schwerpunkträume für Tourismus und Tourismus und Erholung haben die Wirkung Erholung zeichnen sich wie die Ordnungsräu- von raumordnerischen Vorbehaltsgebieten. me ( u 5.3) durch einen erheblichen Sied- lungsdruck und eine hohe Siedlungsdichte Mit der Ausweisung von Schwerpunkträu- aus sowie ein, wenn auch nur zeitweilig, men für Tourismus und Erholung sollen die hohes Personenaufkommen aus. Darüber vorhandenen Einrichtungen und Angebote hinaus wird der Ferientourismus durch ein gesichert sowie die weitere touristische Ent- hohes Besucheraufkommen an Tagestouris- wicklung in diesen Räumen konzentriert und ten beziehungsweise Erholungssuchenden unterstützt werden. Insbesondere soll auf an den Wochenenden in erheblichem Maße eine qualitätsorientierte Weiterentwicklung überlagert. Die Schwerpunkträume erfordern des Tourismus hingewirkt werden, die so- daher ebenfalls ordnende Maßnahmen für die wohl die natürlichen Grundlagen als auch die Siedlungstätigkeit und zur Sicherung der für Wettbewerbsfähigkeit des schleswig-holstei- den Tourismus und die Erholung wichtigen nischen Tourismus sichert. Die Entwicklung Freiräume. in den Schwerpunkträumen soll sich daher in erster Linie auf eine Qualitätsverbesserung Bezüglich der Errichtung oder Erweiterung und stärkere zielgruppenorientierte Differen- von tourismus- und erholungsbezogener zierung der Angebotsformen, insbesondere Infrastruktur in diesen Räumen wird auf in Räumen mit relativ einseitigen Angebots- Ziffer 7.7.3 verwiesen.

102 7.7.2 Entwicklungsgebiete für In den Entwicklungsgebieten können durch regional oder interkommunal abgestimmte Tourismus und Erholung Handlungsempfehlungen und Maßnahmen G/GR (1) In den Regionalplänen können Entwicklungsge- geeignete Grundlagen für die Umsetzung biete für Tourismus und Erholung ausgewiesen bereits vorliegen oder diese sind für die Ent- werden. Dabei sind die im Landschaftspro- wicklungsgebiete als Basis für eine touristi- gramm Schleswig-Holstein in der jeweils sche Infrastrukturplanung anzustreben. neuesten Fassung dargestellten “Gebiete mit In diesen Gebieten sind neben tourismusbe- besonderer Bedeutung für die Bewahrung der zogenen Bau- beziehungsweise Ausbauvorha- Landschaft, ihrer Vielfalt, Eigenart und Schön- ben zum Beispiel Maßnahmen zur indirekten heit sowie als Erholungsraum“ und die in der Förderung des Tourismus (wie die Verbes- Hauptkarte dargestellten Naturparke zu berück- serung des kulturellen, gastronomischen, sichtigen. sportlichen und verkehrlichen Angebotes) sowie Infrastrukturmaßnahmen für die G (2) In den Entwicklungsgebieten für Tourismus landschaftsgebundene Erholung (wie Rad-, und Erholung soll eine gezielte regionale Reit-, Fahr- und Wanderwege, Erlebnispfade, Weiterentwicklung des Tourismus und der Badestellen, Aussichtspunkte, Infostellen, Erholung - auf der Basis von touristischen Natur-Informationszentren und andere) denk- Entwicklungskonzepten - angestrebt werden. bar. Ein Anspruch auf Förderung ist mit der Dabei soll vorrangig auf den vorhandenen (mit- Ausweisung dieser Gebiete nicht verbunden. telständischen) Strukturen aufgebaut werden. Größere touristische Einrichtungen sollen Darüber hinaus sollen diese Gebiete unter in der Regel auf die Schwerpunkträume für Berücksichtigung der landschaftlichen Funkti- Tourismus und Erholung konzentriert werden. onen durch den Ausbau von Einrichtungen für Bezüglich der Errichtung oder Erweiterung die landschaftsgebundene Naherholung weiter von tourismus- und erholungsbezogener erschlossen werden. Infrastruktur in diesen Räumen wird auf Ziffer 7.7.3 verwiesen. B Entwicklungsgebiete für Tourismus und Erholung sind raumordnerische Vorbehaltsge- biete, die sich aus regionaler Sicht aufgrund ihrer naturräumlichen und landschaftlichen 7.7.3 Tourismus- und erholungs- Voraussetzungen sowie ihrer Infrastruktur für bezogene Infrastruktur Tourismus und Erholung besonders eignen. Z (1) Für größere tourismusbezogene Bauvorhaben Durch ihre differenziertere Infrastruktur und mit Kapazitäten von in der Regel mehr als 150 ihr Angebot sowie ihre Landschaftspotenziale Betten, 100 Zimmern, 40 Ferien- / Wochenend- heben sich diese Bereiche von anderen häusern oder 80 Standplätzen auf Camping- Räumen (außerhalb der Schwerpunkträume plätzen oder für sonstige größere tourismus- für Tourismus und Erholung) ab. Wie bei bezogene Bauvorhaben ab einer Größe des den Schwerpunkträumen für Tourismus und Plangebietes von vier Hektar ist generell eine Erholung auch leisten die mit der Festlegung raumordnerische Abstimmung erforderlich. von Entwicklungsgebieten für Tourismus und Dieses gilt auch für Erweiterungen von vorhan- Erholung verbundenen Erfordernisse einen denen Einrichtungen in diese Größenordnung Beitrag, den Tourismus sowie die Erholung in hinein. ihrer regionalwirtschaftlichen Bedeutung zu stärken und weiterzuentwickeln. Die Entwicklungsgebiete für Tourismus und G (2) Größere tourismusbezogene Bauvorhaben Erholung können großräumige Bereiche wie dieser Art sollen vorrangig innerhalb der Naturparke, aber auch kleinräumige Erho- Schwerpunkträume für Tourismus und Erho- lungsgebiete umfassen. Sie können auch lung ( u 7.7.1) realisiert werden. Sie sollen an Schwerpunkträume für Tourismus und siedlungsstrukturell eingebunden werden und Erholung angrenzen. Damit soll eine weitere die Funktionsfähigkeit dieser Räume nicht Schwerpunktentwicklung des Tourismus beeinträchtigen. auf regionaler Ebene erreicht werden. Dies schließt die allgemeine Eignung der übrigen Z In den Vorbehaltsgebieten für Natur und Räume des Landes für Tourismus und Erho- Landschaft ( u 9.2.2) ist für die Errichtung oder lung nicht aus. Erweiterung dieser Einrichtungen - unabhängig von der Größe - grundsätzlich eine raumordne- rische Abstimmung erforderlich.

103 B Zu den größeren tourismusbezogenen Bau- in der Regel ein Raumordnungsverfahren vorhaben zählen Feriendörfer, große Hotels durchgeführt werden soll, wenn sie im Ein- und Hotelkomplexe, sonstige große Einrich- zelfall raumbedeutsam sind und überörtliche tungen für Ferien und Gästebeherbergung Bedeutung haben. (Ferienhäuser, Campingplätze) sowie Freizeit- Aufgrund der Schutzwürdigkeit einzelner Teil- anlagen (zum Beispiel Themenparks) ab den räume und Gebiete werden an die Errichtung dargestellten Größenordnungen, die sich mit neuer Hotels, Ferienhäuser und Campingplät- gewissen Aufschlägen an der allgemeinen ze in diesen Gebieten gewisse planerische Vorprüfung gemäß der Liste der „UVP-pflich- Anforderungen gestellt. In einigen Gebieten tigen Vorhaben (Anlage 1)“ des Gesetzes sind sie daher auch ganz ausgeschlossen. über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) orientieren G (3) Größere Hotels und Hotelanlagen sollen zur Aufgrund möglicher raumbedeutsamer Aus- Vermeidung einer Zersiedelung der Landschaft wirkungen bei diesen Vorhaben ist generell im Anschluss an vorhandene oder geplante im Land eine raumordnerische Abstimmung (gegebenenfalls auch touristisch geprägte) notwendig. Diese ist von den Trägern der Bauflächen vorgesehen werden; sie sollen das Regionalplanung gegebenenfalls unter Betei- Landschaftsbild so wenig wie möglich beein- ligung der Landesplanungsbehörde durchzu- trächtigen. führen. Mit der Abstimmung soll eine geordnete Freiraum- und Siedlungsentwicklung sicher- Z Bei isolierten Lagen ist - unabhängig von der gestellt werden, ohne damit die Entwicklung Größe der Gebiete - eine raumordnerische der gewerblichen Tourismusfunktion unver- Abstimmung erforderlich. hältnismäßig einzuschränken. Daher sollen neben dem Schutz von Natur und Landschaft B Zur Vermeidung der Zersiedelung der Land- auch die Ansprüche der Allgemeinheit an Er- schaft, um eine geordnete städtebauliche lebbarkeit und Zugänglichkeit von Natur und Entwicklung sicherzustellen und aufgrund der Landschaft berücksichtigt werden. Gleichzei- Schutzwürdigkeit einzelner Teilräume werden tig soll mit der Abstimmung auch Planungs- an die Errichtung neuer Hotels planerische sicherheit für Kommunen und Investoren Anforderungen gestellt. geschaffen werden. Diese Maßnahme soll schließlich zur Umsetzung der Tourismuskon- zeption beitragen. Z (4) Ferienhäuser dienen überwiegend und auf Dauer einem wechselnden Personenkreis zur Größere tourismusbezogene Bauvorhaben touristischen Nutzung. Dementsprechend ist dieser Art sind unter Berücksichtigung ihrer ihre Lage, Größe und Ausstattung auch für Funktionen in ihrer Baumasse und Gestaltung längere Erholungsaufenthalte auszurichten. mit der Landschaft und dem Ortsbild abzu- stimmen. Dabei sind auch Aspekte wie die Für Ferienhausgebiete muss ein Nutzungs- und Einbindung der Maßnahme in eine touristi- Betreiberkonzept vorliegen, das eine touris- sche Konzeption (zum Beispiel Kombination tisch-gewerbliche Nutzung gewährleistet und von touristischen Infrastrukturen / Attrak- ein Dauerwohnen ausschließt. Um einer Zer- tionen beziehungsweise Themenschwer- siedelung der Landschaft entgegenzuwirken, punkten) sowie Erreichbarkeit und Versor- sind diese Gebiete möglichst im Anschluss gung zu berücksichtigen. Die erforderlichen an vorhandene oder geplante (gegebenenfalls Prüfmaßstäbe und Unterlagen (zum Beispiel auch touristisch geprägte) Bauflächen vorzuse- Projektskizze, touristisches Leitbild, Touris- hen; sie sollen das Landschaftsbild so wenig musentwicklungskonzept, Machbarkeitsstu- wie möglich beeinträchtigen. Bei isolierten die, Betreiberkonzept, Verträglichkeitsprü- Lagen ist - unabhängig von der Größe der fung, landschaftsplanerische Bewertung, Gebiete - eine raumordnerische Abstimmung Verkehrsuntersuchung) sowie der Kreis der erforderlich. Außerdem dürfen sie sich nicht zu Beteiligenden sind in Abhängigkeit vom bandartig an den Küsten und den Ufern von Standort und vom Vorhaben mit den Trägern Flüssen, Seen und Kanälen entlang ziehen, der Regionalplanung abzustimmen. sondern sollen in die Tiefe gestaffelt werden. Im Übrigen sieht die Verordnung zu § 17 Absatz 2 des Raumordnungsgesetzes B Ferienhäuser sollen dem gewerblichen (Raumordnungsverordnung) vor, dass für Tourismus dienen. Daher soll bei Ferienhaus- Vorhaben ab 300 Betten / 200 Zimmern / 200 gebieten ein Nutzungs- und Betreiberkonzept Standplätzen auf Zelt- und Campingplätzen vorliegen, mit dem die touristisch-gewerb-

104 liche Nutzung (zum Beispiel mit vertraglicher 300 Meter tiefen Küstenstreifen. Auch bei und grundbuchlicher Absicherung) gewähr- Erweiterungen soll hier besonders zurückhal- leistet und ein Dauerwohnen in diesen tend verfahren werden beziehungsweise eine Gebieten ausgeschlossen wird. Aufgrund der Verlagerung der Standplätze ins Hinterland bereits vorhandenen hohen Konzentration an vorgenommen werden. Siedlungstätigkeit und touristischen Einrich- Zur Stärkung der Tourismusfunktion an den tungen in den Schwerpunkträumen für Tou- Küsten soll die Erweiterung von Campingplät- rismus und Erholung sowie der Schutzwür- zen mit qualitätsverbessernden Maßnahmen digkeit einzelner Teilräume beziehungsweise (wie hinreichend großen und eingegrünten Gebiete werden an die Errichtung neuer Standplätzen, Ausbau der Sanitäranlagen Ferienhausgebiete angemessene planerische sowie Ergänzung von Versorgungsmöglich- Anforderungen gestellt. keiten und Freizeitangeboten) einhergehen. Der hohen Zuwachsrate an Wohnmobilen im Z (5) Neue Campingplätze dürfen in den unmittel- Lande ist durch eine entsprechende Auswei- baren Küsten- und Uferzonen nicht ausgewie- sung ausreichender Stellplätze an geeigneten sen werden. Sie sind möglichst im Anschluss Standorten und auf Basis der Zelt- und Cam- an vorhandene oder geplante (gegebenenfalls pingplatzverordnung Rechnung zu tragen. auch touristisch geprägte) Bauflächen vorzuse- hen. Bei isolierten Lagen ist - unabhängig von Z (7) Wochenendhäuser dienen dem zeitlich der Größe - eine raumordnerische Abstimmung begrenzten Aufenthalt zur Naherholung. Um erforderlich. einer Zersiedelung der Landschaft entgegen- Bei Erweiterungen bestehender Campingplätze zuwirken, sind diese Gebiete im Anschluss an dürfen sich diese nicht bandartig an Küsten vorhandene oder geplante Bauflächen vorzu- und den Ufern von Flüssen, Seen und Kanälen sehen. Wochenendhausgebiete dürfen sich entlang ziehen, sondern sind in die Tiefe zu nicht bandartig an den Küsten und den Ufern staffeln. Darüber hinaus sind sie durch Frei- von Flüssen, Seen und Kanälen entlang ziehen, flächen zu gliedern und durch landschaftsge- sondern sollen in die Tiefe gestaffelt werden. rechte Umpflanzungen einzugrünen. Dieses gilt bei neuen Campingplätzen entsprechend. G (8) Neue Wochenendhausgebiete können grund- sätzlich überall im Land errichtet werden G (6) Bei neuen Campingplätzen und bei Erweite- rungen bestehender Plätze sollen mindestens 50 Prozent der neuen Standplätze für einen Z Hiervon sind ausgenommen: wechselnden Personenkreis (Touristikplätze) • Schwerpunkträume für Tourismus und bereitgestellt werden. Erholung ( u 7.7.1), Erweiterungen von Campingplätzen sollen mit • Vorranggebiete für Naturschutz ( u 9.2.1) einer Verlagerung von Standplätzen aus der und Vorbehaltsgebieten für Natur und Land- unmittelbaren Küsten- und Uferzone in den schaft ( u 9.2.2) sowie rückwärtigen Bereich sowie mit qualitätsver- • regionale Grünzüge und Grünzäsuren bessernden Maßnahmen auf dem Camping- ( u 9.3.1und 9.3.2). platz einhergehen. Hier dürfen keine neuen Wochenendhausge- Für Wohnmobile sollen auf den Campingplät- biete errichtet werden. Ausgeschlossen ist zen sowie an anderen geeigneten Standorten auch die Erweiterung bestehender Wochen- ausreichende Stellmöglichkeiten zur Verfügung endhausgebiete. gestellt werden.

G In den Entwicklungsgebieten für Tourismus B Der überwiegende Teil der Wohnmobil- und und Erholung ( u 7.7.2) sowie in den Ord- Campingplätze liegt an den Küsten des nungsräumen ( u 5.3) und den Stadt- und Landes, wobei die Ostseeküste für diese Umlandbereichen in ländlichen Räumen Erholungsform besonders attraktiv ist; zwei ( u 5.5) sollen in der Regel keine neuen Drittel aller Stellplätze entfallen auf den Ost- Wochenendhausgebiete errichtet und beste- seeküstenbereich. Vor dem Hintergrund die- hende Wochenendhausgebiete nicht erweitert ser hohen Konzentration sollen an den Küsten werden. Abweichungen können in den Regio- und Uferzonen keine neuen Campingplätze nalplänen bezeichnet werden. errichtet werden. Die Küsten- und Uferzone

besteht aus dem Strand oder dem Deich- vorland sowie einem daran anschließenden

105 Z Für größere Wochenendhausgebiete aus der jeweiligen Region – soll sichergestellt ( u 7.7.3 Absatz 2) ist generell im Land eine werden. raumordnerische Abstimmung erforderlich. G (3) Die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft soll G (9) Wochenendhausgebiete sollen das Land- insbesondere erhöht werden durch schaftsbild so wenig wie möglich beeinträch- • die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und tigen. Größere Wochenendhausgebiete sollen Wettbewerbsfähigkeit; durch ausreichende Grünzonen in überschau- • die Weiterentwicklung der Betriebs- und bare Einheiten gegliedert werden. Die Grund- Flurstrukturen; fläche von Wochenendhäusern soll 60 Quadrat- meter und die zulässige Geschossfläche (GF) • den Erhalt der bestehenden Ausbildungs- soll 80 Quadratmeter nicht überschreiten. und Arbeitsplätze. Dabei sollen ökonomische und ökologische Belange in Einklang gebracht werden. B Die Abwägung der verschiedenen öffent- lichen und privaten Belange, insbesondere der Natur, des Landschaftsschutzes, des Tou- G (4) Die Bewirtschaftung des Bodens als nicht rismus sowie der Gestaltung des Orts- und vermehrbares Naturgut soll standortangepasst Landschaftsbildes mit dem Wunsch vieler und umweltschonend erfolgen. Bewirtschaf- Menschen, ihre Freizeit in naturnaher Umge- tungsformen, durch die die Landwirtschaft eine bung zu verbringen, erfordert eine sorgfältige besondere Funktion für den Naturhaushalt, Planung der Wochenendhausgebiete. Dies die Landschaftspflege, die Erholung sowie die führt auch dazu, dass neue Wochenendhäu- Gestaltung und Erhaltung der ländlichen Räu- ser in bestimmten Raumkategorien nicht me hat, sollen gesichert und weiterentwickelt errichtet werden dürfen beziehungsweise werden. sollen. Über die Beschränkung der zulässigen Größenordnung der Grundfläche soll erreicht B Das Gesicht Schleswig-Holsteins ist in weiten werden, dass die Wochenendhäuser nicht als Teilen durch die Agrarlandschaft geprägt. Die Erst- oder Dauerwohnsitz genutzt werden. Land- und Forstwirtschaft ist mit einem Anteil Die Umwandlung von Wochenendhausge- von über 70 Prozent an der Gesamtfläche bieten in Dauerwohnnutzungen ist abhängig der größte Flächennutzer. In den einzelnen vom Vorhandensein städtebaulich tragfä- Teilräumen wirtschaften die Betriebe unter higer Strukturen und integrierter Lagen. Die sehr unterschiedlichen natürlichen und agrar- Doppelnutzung „Dauer- und Wochenend- strukturellen Betriebs- und Produktionsbedin- wohnen“ in Form von Sondergebieten ist nur gungen. Dementsprechend ist die Struktur bei gewachsenen - erkennbar verträglichen der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft - Nutzungsstrukturen möglich. vielfältig. Sie ist in allen ländlichen Kreisen ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor (zum Beispiel in den Kreisen Dithmarschen, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg), insbesondere als Basis für die Ernährungswirtschaft. Aber auch der im Hamburger Rand, in den Kreisen Pinnenberg und Steinburg gelegene, umfang- 7.8 Land- und Forstwirtschaft, reicher Dauerkulturanbau ist von wirtschaft- licher Bedeutung. Eine landwirtschaftlich Fischerei nachhaltige Nutzung leistet einen wesent- lichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft ( u 9.2 Absatz 3). G (1) Die Landwirtschaft soll in allen Teilen des Die künftige Entwicklung der landwirtschaft- Landes als ein raumbedeutsamer und die lichen Bodennutzung und Tierhaltung wird in Kulturlandschaft prägender Wirtschaftszweig starkem Maße durch die Reform der gemein- erhalten und weiterentwickelt sowie in ihrer samen Agrarpolitik der Europäischen Union sozioökonomischen Funktion gesichert wer- beeinflusst. Kern der Reform ist die Entkopp- den. lung der Direktzahlungen von der Produkti- on. Art und Umfang der Produktion werden G (2) Die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ danach im Wesentlichen nur noch am Markt hochwertigen Nahrungsmitteln – vorzugsweise bestimmt. Mit Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Räume sind die Vorausset- zungen für eine wettbewerbsfähige, nachhal-

106 tige sowie natur- und landschaftsverträgliche, Nachwachsende Rohstoffe bieten über ihren sich an den Ansprüchen der Gesellschaft gesamten Stoffkreislauf Vorteile, die sie im orientierende Landwirtschaft zu schaffen. Vergleich zu herkömmlichen Produkten auf Die Landwirtschaft ist stark exportorientiert: petrochemischer Basis ökologisch verträg- Der Wert der ernährungswirtschaftlichen licher machen. Produkte aus pflanzlichen Ausfuhr ins Ausland beträgt 1,3 Milliarden Rohstoffen setzen nach Gebrauch bei ihrer Euro und damit 11,5 Prozent der schleswig- Entsorgung durch Verbrennung oder Kompos- holsteinischen Gesamtausfuhr. Der Anteil der tierung nur die Menge an Kohlendioxid frei, Erwerbstätigen in der Landwirtschaft liegt die sie während des Wachstums aus der At- mit 3,4 Prozent deutlich über dem Bundes- mosphäre entnommen haben. Im Gegensatz durchschnitt (2,4 Prozent). Es gibt 18.500 zu fossilen Rohstoffen sind sie daher weitge- landwirtschaftliche Betriebe, davon 10.500 hend kohlendoixid-neutral und zeichnen sich Haupterwerbsbetriebe. Auch der Anteil der durch einen geschlossenen Stoff- und Ener- Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung giekreislauf aus. Nachwachsende Rohstoffe des Landes liegt mit 2,3 Prozent über dem leisten in dieser Hinsicht einen Beitrag zum Bundesdurchschnitt von 1,2 Prozent. Umwelt- und Klimaschutz. In der Regel erset- zen sie konventionelle Produkte auf petroche- Existenz und Einkommen von landwirtschaft- mischer Basis und schonen begrenzte fossile lichen Unternehmen werden auch in der Ressourcen. Die anhaltende Nachfrage nach Zukunft im Wesentlichen von ihrer Wettbe- Produkten natürlichen Ursprungs kann gerade werbsfähigkeit abhängen. Es bleibt daher ein für nachwachsende Rohstoffe neue, lukrative übergeordnetes Ziel, die Wettbewerbsfähig- Märkte öffnen. Durch die Erweiterung des keit der schleswig-holsteinischen Land- und Nutzungsspektrums sollen der Landwirt- Ernährungswirtschaft zu stärken, wobei die schaft zusätzliche Einkommensperspektiven Land- und Ernährungswirtschaft den Wettbe- eröffnet und die ländlichen Räume in ihrer werb vor allem über Qualität und Verbrauch- regionalen Wertschöpfung gestärkt werden ersicherheit suchen sollte. (Erhalt und Sicherung von Arbeitsplätzen). Konventionelle und ökologische Bewirt- schaftungsformen sind zu erhalten und zu entwickeln; das schließt auch den Anbau G (6) Die Erhöhung des Waldanteils auf zunächst nachwachsender Rohstoffe ein. Erwerbsal- 12 Prozent der Landesfläche wird weiterhin ternativen wie Direktvermarktung oder angestrebt. Der Wald soll so erhalten, bewirt- ländlicher Tourismus sind zu fördern. Dabei schaftet, gestaltet und gemehrt werden, dass ist der ländliche Tourismus ortsangepasst zu er zum nachhaltigen Arten- und Biotopschutz entwickeln. Aufgaben im Rahmen der Pflege beiträgt und seine Schutz-, Nutz- und Erho- von Kulturlandschaften als Beitrag für zum lungsfunktionen entsprechend den unter- Natur- und Umweltschutz, zur Erholung und schiedlichen regionalen Erfordernissen nach- zu anderen Funktionen (zum Beispiel Klima- haltig erfüllen kann. schutz, Grundwasserneubildung, Gewässer- schutz) gehören ebenfalls dazu. B Der Beitrag des Waldes als Rohstoffquel- le und Arbeitsort, zum Schutz des Klimas, G (5) Für die Nutzung land- und forstwirtschaftlicher zur Reinhaltung der Luft und des Wassers, Biomasse als nachwachsendem Rohstoff im zum Schutz des Bodens vor Erosionen, für stofflichen und energetischen Bereich sollen die Erholung und das Naturerleben sowie die betrieblichen und überbetrieblichen Voraus- als Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist setzungen gestärkt und ausgebaut werden. von unschätzbarer Bedeutung für Mensch und Umwelt. Der Erhalt der Waldfläche ist die Grundvoraussetzung für die dauerhafte B Im Rahmen einer ressourcenschonenden Sicherung der Waldfunktionen, weshalb und umweltgerechten Landbewirtschaftung vorhabensbedingte Eingriffe auf das unbe- sollen neben der klassischen Produktion von dingt notwendige Maß zu beschränken sind. Nahrungs- und Futtermitteln neue Verwer- Im waldarmen Schleswig-Holstein kommt tungsperspektiven für landwirtschaftliche dem Wald (10 Prozent der Landesfläche) Erzeugnisse erschlossen werden; dies gilt erhebliche Bedeutung zu. Neuer Wald soll auch in Bezug auf forstwirtschaftliche Roh- daher vor allem in den besonders waldarmen und Reststoffe. Die stoffliche Nutzung von Regionen und in strukturarmen Ackerland- nachwachsenden Rohstoffen für industriell- schaften der Geest und des Hügellandes technische Anwendungen spielt hierbei eine sowie in Wasserschon- und Wasserschutz- bedeutende Rolle. gebieten geschaffen werden. Darüber hinaus

107 sollen Neuwaldbildungen bevorzugt dort Aufgrund der weltweiten Überfischung vorgenommen werden, wo sie zugleich auch mariner Fischbestände und der begrenzten der Verbesserung der ökologischen Situation natürlichen Produktion in den Weltmeeren und dem Biotopverbund dienen. und den Binnengewässern kann allein der konsequente Ausbau einer umweltverträg- lichen Aquakultur langfristig die weltweit G (7) Die Fischerei in Nord- und Ostsee soll erhalten steigende Nachfrage nach aquatischen und ökosystemverträglich weiterentwickelt Produkten sichern. Produziert werden können werden. Dabei ist dem Anliegen der langfristi- Fische, Weichtiere und Algen als Nahrungs- gen Sicherung der Erträge und des Erhalts der mittel, aber auch Mikro- und Makroalgen Fischarten und -bestände und des Ökosystems sowie Schwämme als Zusatzstoffe für die Le- besonders Rechnung zu tragen. Die Fischerei bensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie. soll bei der Abwägung mit anderen Nutzungen Besondere Chancen werden für Unterneh- im Meeres- und Küstenbereich eine angemes- men gesehen, die technologische Anlagen sene Bedeutung erhalten. für Aquakultur entwickeln und gegebenenfalls exportieren. B Die Fischwirtschaft hat in den letzten Jahren Aquakulturanlagen können jedoch auch einen grundlegenden Strukturwandel erfah- zu erheblichen und nachteiligen Beein- ren. Probleme waren dabei: stark schwanken- trächtigungen des Naturhaushaltes und de Fischbestände und damit verbunden sehr des Landschaftsbildes führen. Nachteilige unsicher kalkulierbare Erträge und Erlöse, Umweltauswirkungen durch Austräge von zunehmende Importe von Fisch aus allen umweltrelevanten Stoffen oder Krankheitser- Regionen der Welt, ständige Anpassung der regern und Einschleppung von fremden Orga- Fischereiflotte an die Fang- und Ertragsmög- nismen sowie erhebliche Beeinträchtigungen lichkeiten und damit verbunden auch eine des Landschaftsbildes sind daher bei der Anpassung der Strukturen bei den Erzeuger- Errichtung und dem Betrieb von Aquakultur- organisationen zur Optimierung der Vermark- anlagen zu vermeiden. Unter diesen Voraus- tung, eine rasante Zunahme von regelnden setzungen bietet die Aquakultur durch ihre Eingriffen in die Fischerei durch die Gesetz- kontrollierte Produktion und die ganzjährige, gebung und ein grundsätzlicher Wandel der verbrauchernahe Versorgungsmöglichkeit EU-Fischereiförderpolitik. Vorteile gegenüber der traditionellen Fische- Die weiteren Perspektiven der schleswig-hol- rei. steinischen Fischerei sind im Wesentlichen Zur Ausweitung der wissenschaftlichen von den stark aus natürlichen und rechtlichen und technologischen Grundlagen wird ein Gründen schwankenden Fangmengen auf „Kompetenzzentrum marine Aquakultur“ zunehmend globalisierten Märkten gekenn- errichtet. Dort werden die wissenschaftlichen zeichnet. Dabei stellen sich im Bereich der Marikultur-Kompetenzen in Schleswig-Hol- Garnelenfischerei die Perspektiven günstiger stein gebündelt und ausgebaut. Partner sind: dar als beim Fischfang. die agrar- und ernährungswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts Universität zu G (8) Die Potenziale von umwelt- und landschafts- Kiel, die Fachhochschule Flensburg und das verträglichen Aquakulturanlagen im Meer und Leibniz-Institut für Meereswissenschaften auf dem Land sollen genutzt werden. IFM-GEOMAR.

B Unter Aquakultur wird die Aufzucht oder Haltung von Fischen und anderen Wasseror- ganismen mittels Techniken, die auf die Pro- duktionssteigerung über das unter natürlichen Bedingungen mögliche Maß hinaus aus- gerichtet sind, verstanden. Marikultur oder marine Aquakultur ist dabei eine Unterglie- derung der Aquakultur, bei der die Aufzucht und Haltung im Meerwasser erfolgt. Unter- schieden wird bei der Aquakultur zwischen offenen Systemen, also Teichen, Becken und Netzkäfigen, und geschlossenen Systemen, die auch Kreislaufsysteme genannt werden.

108 8. Entwicklung der Daseinsvorsorge

Die Verteilung der Schulstandorte soll sich am 8.1 Leitbild Zentralörtlichen System orientieren. Hiervon kann jedoch abgewichen werden, wenn da- durch kostengünstigere Angebote entstehen L (1) Was wollen wir? oder wenn gemeindeübergreifende Kooperati- Wir wollen in Schleswig-Holstein onen angestrebt werden. • gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Die Schulstandorte sollen von den Schüle- Teilräumen des Landes; rinnen und Schülern mit dem ÖPNV erreicht • für alle hier lebenden Menschen eine gute werden können. Dies soll im Rahmen der Versorgung mit Infrastrukturangeboten und verkehrlichen und wirtschaftlichen Möglich- Dienstleistungen der Daseinsvorsorge; keiten sichergestellt werden und bei allen standörtlichen Umstrukturierungsmaßnahmen • auch unter den Bedingungen des demo- als zentrales Kriterium beachtet werden. graphischen Wandels die Daseinsvorsorge generationenübergreifend langfristig sicher- stellen. B Die gleichwertige Versorgung der Bevölke- L (2) Wie kommen wir da hin? rung in allen Landesteilen mit Bildungseinrich- tungen ist eine landespolitische Leitlinie. Die Indem wir Sicherung eines wohnortnahen leistungsfähi- • durch das Zentralörtliche System Infrastruk- gen Schulangebots ist bei absehbar rückläu- turangebote räumlich bündeln und für alle figen Schülerzahlen (u 4.1) und angesichts Menschen im Land unter Berücksichtigung der Lage aller öffentlichen Haushalte eine zielgruppenspezifischer Belange in zumut- zentrale Aufgabe für das Land und die kom- barer Entfernung anbieten; munalen Schulträger. • stets berücksichtigen, welche besonderen Aus raumordnerischer Sicht ist das Zentralört- Bedürfnisse sich insbesondere aus dem liche System ( u 6.2) wichtigstes räumliches Alter, dem Geschlecht, der ethnischen Orientierungsgerüst für die Planung der Zugehörigkeit oder einem vorhandenen Schulstandorte, denn es ermöglicht unter Unterstützungsbedarf ergeben; sozialen (Gleichwertigkeit der Lebensbedin- • beim Aus- und Umbau der sozialen und gungen), wirtschaftlichen (Auslastung der technischen Infrastruktur den Aspekt der Infrastruktur) und ökologischen (Vermeidung langfristigen wirtschaftlichen Tragfähigkeit von Verkehr) Aspekten eine sehr gute Zu- ausreichend beachten; ordnung der Bildungseinrichtungen. Abwei- • bei der Daseinsvorsorge sozialen Belan- chungen vom Zentralörtlichen System sind gen gegenüber ökonomischen und öko- aus raumordnerischer Sicht insbesondere logischen Belangen ein angemessenes dann sinnvoll, wenn diese durch spezifische Gewicht geben; Standortkriterien gerechtfertigt sind, über die • sicherstellen, dass sich die verschiedenen der Zentrale Ort nicht verfügt. Auch organi- Infrastrukturbereiche in enger Abstimmung satorischen Lösungen, die zu wirtschaftlich miteinander weiterentwickeln; tragfähigen, in gemeindeübergreifender Ko- operation entwickelten Angebotsstrukturen • durch interkommunale Kooperationen und führen, steht das Zentralörtliche System nicht die Einbeziehung privater Akteure inno- grundsätzlich entgegen. Durch die Novellie- vative und kostengünstige Lösungen zur rung des Schulgesetzes (SchulG) sind nicht Sicherung der Daseinsvorsorge entwickeln. mehr grundsätzlich Zentrale Orte institutio- nelle Träger von Realschulen (§ 68 SchulG a.F.) oder von Sonderschulen (§ 71 SchulG a.F.), sondern auch die Umland- gemeinden sollen in die organisatorische und finanzielle Verantwortung genommen wer- den. Gleichwohl sollte angestrebt werden, 8.2 Bildung dass bei den erforderlichen räumlichen Um- strukturierungsmaßnahmen die Einordnung der Schulstandorte innerhalb der Hierarchie G (1) In allen Landesteilen soll der Bevölkerung ein des Zentralörtlichen Systems gegenüber gleichwertiges, wohnortnahes und leistungsfä- anderen Faktoren (wie zum Beispiel baulichen higes Schulangebot zur Verfügung stehen. Investitionen) ein herausragendes Gewicht bekommt.

109 G (2) Das Netz an allgemein bildenden Schulen soll • Gymnasien und/oder Gemeinschaftsschu- erhalten und bedarfsgerecht so weiterent- len sollen in allen Ober- und Mittelzentren wickelt werden, dass jedem Schüler / jeder sowie bei hinreichend großer Schülerzahl Schülerin je nach Begabung, Leistungsbereit- auch in Unterzentren und den Stadtrand- schaft und Bedürfnissen eine entsprechende kernen I. Ordnung zur Verfügung stehen; Bildungsmöglichkeit in angemessener Entfer- • Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt nung angeboten werden kann. Das Netz von Lernen sollen in allen Ober- und Mittel- Schulen soll den pädagogischen Erfordernis- zentren zur Verfügung stehen ( u 6.2.1; sen angepasst werden. Gleichzeitig soll ein 6.2.2); darüber hinaus können kleinere möglichst effizienter Ressourceneinsatz bei Förderzentren Bestandteil von anderen Unterrichtsversorgung, verlässlicher Grund- allgemein bildenden Schulen sein; schule, Vertretungsfonds, Investitions- und Be- • Förderzentren mit dem Schwerpunkt geis- triebskosten sichergestellt werden. Dazu sollen tige Entwicklung sollen in jedem Kreis und insbesondere Möglichkeiten des jahrgangs- in jeder kreisfreien Stadt an mindestens übergreifenden Unterrichts und der Ko- einem Standort zur Verfügung stehen. operation von Schulstandorten ausgeschöpft werden. B Ein dicht geknüpftes Netz von Grundschulen ist auch in den ländlichen Regionen unver- B Um den sich verändernden Bedingungen zichtbar, denn diese sichern das Schulange- beim Schüleraufkommen gerecht zu werden, bot und sind gleichzeitig Orte des kulturellen ist eine flexible Schulentwicklungsplanung Lebens. Darüber hinaus bieten sie Weiterbil- erforderlich, die auch weiterhin Raum für die dungs-, Sport- und Freizeitangebote in einer Erprobung neuer schulischer Angebote lässt. Gemeinde. Das Angebot an Grundschulen Das neue Schulgesetz Schleswig-Holstein soll gegebenenfalls im Wege von Außenstel- vom 24.01.2007 (GVOBl. Schl.-H. 2007, S. 39 len größerer Grundschulen aufrechterhalten folgende) enthält eine Reihe von Regelungen, werden. Bei Standortschließungen sollten die um ein pädagogisch hochwertiges und flä- Schulgebäude möglichst weiter für kulturelle chendeckendes Schulangebot bereitzustellen. Zwecke in den Gemeinden genutzt werden. Dazu zählen unter anderem die Betonung des Dies kann zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit individuellen Lernens und die Möglichkeit des der Gemeinden beitragen. jahrgangsübergreifenden oder bildungsgangs- übergreifenden Unterrichts (§ 5 SchulG). Im Zuge des demographischen Wandels Hinzu kommen die Profilbildung der einzelnen gehen die Schülerzahlen in den Grundschu- Schule und die weitgehend freie Auswahl der len vielerorts bereits jetzt deutlich zurück. In Schule durch die Eltern. Außerdem besteht den weiterführenden Schulen sind vergleich- das Gebot, im Nahbereich zu einer gemeinde- bare Rückgänge in den nächsten Jahren zu übergreifenden Kooperation von Schulstand- erwarten. Dies führt dazu, dass vor allem in orten innerhalb von Schulverbänden (§ 58 dünn besiedelten ländlichen Regionen das SchulG) zu kommen. Bei der Bestimmung der Schulangebot anders als bisher organisiert Schulstandorte sollen das erwartete Schüler- werden muss. Daher sollen Hauptschu- aufkommen sowie Möglichkeiten der Finan- len und Realschulen in der neuen Schulart zierung und der Schülerbeförderung beachtet „Regionalschule“ zusammengeführt werden. werden. Ein zentraler Aspekt ist die Abstim- Zusätzlich können Schulträger an geeigneten mung mit den Planungen der ÖPNV-Netze. Schulstandorten ihre Schulen zu „Gemein- schaftsschulen“ (neue Schulart im Bereich der Sekundarstufe I, die alle Bildungsgänge G (3) Für die Standorte von allgemein bildenden bis Jahrgangsstufe 10 umfasst, gegebenen- Schulen gelten folgende Grundsätze: falls auch mit gymnasialer Oberstufe) weiter- • Grundschulen sollen in den ländlichen Räu- entwickeln. men auch bei geringer Auslastung in allen Zentralen Orten zur Verfügung stehen G (4) Das Netz berufsbildender Schulen soll unter ( u 6.2), wenn möglich darüber hinausge- Berücksichtigung der bestehenden Angebote, hend auch in sonstigen Gemeinden; wie überbetrieblicher Berufsbildungsstätten, • Regionalschulen und/oder Gemeinschafts- bedarfsgerecht und fachlich differenziert wei- schulen sollten in möglichst allen Zentra- terentwickelt werden. Dabei soll den folgenden len Orten, das heißt bei entsprechender sich abzeichnenden Entwicklungen Rechnung Größenordnung also auch in den ländlichen getragen werden: Zentralorten, zur Verfügung stehen ( u 6.2);

110 • Bis etwa 2020 anhaltend hohe Zahlen von Anreize schaffen für erhöhte Aus-, Fort- und Schulabsolventen und ein wachsender Weiterbildungsteilnahme und einen Beitrag Anteil an Absolventen der Sekundarstufe II; leisten, die Innovationsfähigkeit der Betriebe zu • Neuordnung von Ausbildungsberufen, die erhöhen und die Beschäftigungsfähigkeit der im ersten Ausbildungsjahr Gemeinsam- Bürgerinnen und Bürger zu verbessern und zu keiten aufweisen und später eine größere erhalten. Spezialisierung erfordern. Weiterbildungseinrichtungen sollen vorzugs- Die Kreise und kreisfreien Städte können als weise an Zentralen Orten zur Verfügung Träger öffentlicher berufsbildender Schulen stehen. Die flächendeckende Vernetzung der diese in der Rechtsform einer rechtsfähigen Einrichtungen in regionalen Weiterbildungs- Anstalt des öffentlichen Rechts betreiben verbünden ist ein wesentlicher Bestandteil der („Regionales Berufsbildungszentrum“). Die Weiterbildungsinfrastruktur. Anstalt kann aus einer oder mehreren Schulen Die öffentliche Hand soll die Strukturentwick- eines oder mehrerer Schulträger entstehen. lung der Weiterbildung neben den gesetzlichen Regionale Berufsbildungszentren (RBZ) können Rahmenbedingungen auch durch Maßnahmen in Abstimmung mit regionalen Weiterbildungs- zur Sicherung und Entwicklung der Angebots- verbünden ( u 8.2) Angebote der beruflichen und Anbieterqualität, eines flächendeckenden Weiterbildung entwickeln und vorhalten. Grundangebotes, Transparenz des Weiterbil- dungsmarktes, flächendeckende Information und Beratung sowie Kooperation und Koordina- B Öffentliche berufliche Schulen als organisa- tion sicherstellen. torische Verbindung der Schularten Berufs- schule, Berufsfachschule, Berufsoberschule, Fachoberschule, Berufliches Gymnasium und B Der Weiterbildung, Qualifizierung und Um- Fachschule gibt es in allen Oberzentren und schulung im Sinne lebenslangen Lernens in allen Kreisen an einem oder zwei Stand- kommt eine Schlüsselrolle im wirtschaft- orten, zumeist in Mittelzentren. Zusätzlich lichen Wettbewerb und bei der Sicherstellung existiert eine Vielzahl von spezialisierten von Chancengleichheit zu. Dies bedingt ein beruflichen Schulen, teilweise in öffentlicher, vielfältiges nutzergerechtes Angebot, das teilweise in privater Trägerschaft. Die Kreise vor allem in den Zentralen Orten angeboten als Träger öffentlicher beruflicher Schulen werden soll, um allen Menschen im Land haben zukünftig die Möglichkeit, diese in zumutbarer Entfernung die Teilnahme zu Angebote in einem Regionalen Berufsbil- ermöglichen. dungszentrum zusammenzufassen (§§ 100 Anders als in den Bereichen Schule und folgende SchulG). Hochschule ist der Staat nicht Hauptanbie- ter von Weiterbildung. Vielmehr ist bei der G/GR (5) In den Regionalplänen sollen in Abstimmung Weiterbildung von geteilten Verantwortungen mit den aktuellen Schulentwicklungsplanungen auszugehen: der Kreise grundsätzliche Aussagen zu den Das Land, die Gemeinden und Gemeindever- Standorten von allgemein bildenden und bänden sind insbesondere für die allgemeine berufsbildenden Schulen getroffen werden. und politische Weiterbildung (Artikel 9 Absatz Hierbei sind die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV 3 Landesverfassung) verantwortlich sowie ( u 7.4.5) und die Orientierung am Zentralört- die Hochschulen für die wissenschaftliche lichen System ( u 6.2) zu berücksichtigen. Weiterbildung (§ 58 Hochschulgesetz). Die Wirtschaft und die Sozialpartner sind für die berufliche Weiterbildung der Beschäftigten G (6) In allen Teilräumen des Landes soll ein verantwortlich; der Bund, das Land und die bedarfsgerechtes Weiterbildungsangebot Kammern für die Regelungen der beruflichen bestehen. Es soll den Anforderungen des Fortbildung und die Bundesagentur für Arbeit technologischen Wandels ebenso Rechnung für die arbeitsmarktpolitisch begründete tragen wie der deutlich steigenden Zahl älterer Förderung der Weiterbildung. Verantwortung Erwerbspersonen, der zunehmenden Erwerbs- tragen aber auch die Europäischen Union, beteiligung von Frauen und der Integration von die für die Weiterbildung nutzbare Förder- Menschen mit Migrationshintergrund sowie programme anbietet, und jeder Einzelne für mit Behinderung in den Arbeitsmarkt. den persönlichen Beitrag zum lebenslangen Einrichtungen der Weiterbildung sollen ein Lernen. plurales Bildungsangebot und lebenslanges Die öffentliche Hand konzentriert sich auf Lernen für alle ermöglichen. Moderne, zu- Infrastrukturförderung (zum Beispiel Investiti- kunftsorientierte Berufsbildungsstätten sollen

111 onen in Stätten der Aus- und Weiterbildung, und Jugendlichen mit Migrationshintergrund flächendeckende Angebote der Volkshoch- Rechnung tragen. schulen, Weiterbildungsinformation und In allen Kreisen und kreisfreien Städten besteht -beratung) und auf die Innovations- und Ziel- in der Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände gruppenförderung. Das Netzwerk der Weiter- ein bedarfsgerechtes Angebot an Familienbil- bildungsverbünde realisiert im Unterschied dungsstätten, das durch finanzielle Förderung zu einer zentralen Planung des Landes einen durch das Land auch künftig flächendeckend regional- und nachfrageorientierten, selbst erhalten werden soll. Das Angebot von Fa- gesteuerten Ansatz der Weiterbildungskoordi- milienbüros soll flächendeckend ausgebaut nation, -information und -beratung. werden.

B Die Unterstützung von Familien und die soziale Integration von Jugendlichen sind eine wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund der schwie- 8.3 Kinder, Jugendliche und rigen Situation auf den Arbeitsmärkten. Durch abgestimmte Planungen und die Vermittlung Familien des gemeinsamen Bildungsauftrags von Elternhaus, Jugendhilfe und Schule sollen Familien gestärkt und die Chancen junger Menschen auf gesellschaftliche und soziale G (1) In allen Gemeinden, mindestens aber in allen Integration erhöht werden. Angebote für die Zentralen Orten und den weiteren Siedlungs- Freizeitgestaltung von Jugendlichen und für schwerpunkten, soll ein bedarfsgerechtes An- die Unterstützung von Familien sollen in allen gebot an Plätzen in Kindertageseinrichtungen Teilen des Landes möglichst wohnortnah vor- und an Tagespflegestellen zur Verfügung handen sein. Dies gilt insbesondere auch in stehen. Die Angebote sollen mit der Kreis- den ländlichen Räumen, wo solche Angebote planung abgestimmt werden. Frei werdende einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Kapazitäten durch Rückgänge bei den Kindern Lebensqualität und zur Sicherung der Zu- im Alter zwischen 3 und 6 Jahren sollen zur kunftsfähigkeit leisten. Erweiterung des Angebotes für Kinder unter 3 Jahren sowie für eine Intensivierung der Be- Das Land unterstützt aus Mitteln für den Ju- treuung genutzt werden. In dünn besiedelten gendstättenbau die Schaffung und den Erhalt ländlichen Regionen sollten auch bei nur gerin- eines flächendeckenden Angebotes an kom- ger Auslastung Angebote zur Kinderbetreuung munalen Jugendtreffs, Jugendfreizeit- und vorhanden sein. Jugendbildungsstätten einschließlich Jugend- herbergen. Bei Einrichtungen mit überregi- onaler und jugendtouristischer Bedeutung B Angebote für die Betreuung von Kindern sind ergänzen Mittel aus dem Schleswig-Holstein ein zentrales Element einer „familienfreund- Fonds zur Förderung des Jugendtourismus lichen“ Gemeinde und damit ein wichtiger die Tourismusstrategie des Landes ( u 7.7). Standortfaktor. Sie tragen für Eltern wesent- Ebenso fördert das Land Familienbildungs- lich zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf einrichtungen und die Schaffung von Fami- bei. Auch in dünn besiedelten ländlichen Räu- lienbüros. Erste Modellvorhaben dazu sind men sollte ein Angebot vorhanden sein, da eingerichtet oder in der Planung. es sowohl zu Verbesserung der beruflichen Chancen von Frauen in diesen Räumen bei- tragen kann, als auch generell die Zukunftsfä- higkeit von Gemeinden verbessert.

G (2) Die soziale Integration von Jugendlichen soll in allen Teilen des Landes sichergestellt werden. Einrichtungen für Jugendliche sollen mindes- tens in den Ober-, Mittel- und Unterzentren ( u 6.2.1, 6.2.2, 6.2.3) vorhanden sein. In den ländlichen Räumen soll auch bei zurückge- henden Nutzerzahlen ein möglichst wohnort- nahes Angebot bestehen. Insbesondere in den Städten sollen die Angebote auch Kindern

112 8.4 Senioren 8.5 Menschen mit Behinderung G (1) Seniorenpolitik soll den demographischen und sozialstrukturellen Veränderungen Rechnung tragen und an den Interessen, Fähigkeiten und G (1) Menschen mit Behinderung sollen selbst- Neigungen der älteren Generation ansetzen verständlich und selbst bestimmt an allen (Kompetenzmodell). Neben der Sicherstellung gesellschaftlichen Bereichen teilhaben. Dies der medizinischen und pflegerischen Versor- soll nach dem Grundgedanken der Inklusion er- gung älterer Menschen auf hohem Niveau folgen, das heißt ohne Teilung der Gesellschaft ( u 8.6) ist dem Aspekt der „Aktivierung“ in Menschen mit und ohne Behinderung. älterer Menschen und der Stärkung ihrer Selb- Angebote und Leistungen in allen Lebensberei- ständigkeit besondere Beachtung zu schenken. chen, insbesondere in den Bereichen Wohnen, Die älteren Menschen sollen ihre Ressourcen Arbeit, Freizeit, Kultur und Bildung sollen die sinnvoll in das gesellschaftliche Zusammenle- besondere Situation von Menschen mit Behin- ben einbringen können. derung berücksichtigen. Darüber hinaus sollen bedarfsgerechte Hilfen für Menschen mit B Die Familien- und Generationsbeziehungen Behinderung die Möglichkeiten zur Teilhabe unterliegen tiefgreifenden Veränderungen, eröffnen. die auch die Lebenssituation älterer Men- schen bestimmen. Allein arbeitsplatzbedingte B Menschen mit Behinderung sind eine wich- Wohnortwechsel haben zur Folge, dass die tige Zielgruppe für die Landesregierung. Sie Stabilität sozialer Netze abnimmt und bei sind Bürgerinnen und Bürger mit allen Rech- älteren Menschen Tendenzen zur Individuali- ten und Pflichten. Ihre Ansprüche auf Selbst- sierung verstärken. Zudem wird die Zahl der bestimmung, Autonomie, Partizipation und älteren Menschen, die keine Kinder haben, Entwicklung der Selbstkompetenz betreffen allmählich ansteigen und aus diesem Grund alle Lebensbereiche. andere Anforderungen an ihre sozialen Netz- Die Weiterentwicklung von Angeboten und werke und einen professionellen Unterstüt- Leistungen für Menschen mit Behinderung zungsbedarf stellen. ist vor dem Hintergrund der steigenden Zahl Ein moderner Staat, der im Sinne einer und der differenzierten Bedarfe und Wünsche Generationenpolitik die Interessen aller notwendig. Das Unterstützungssystem wird Altersgruppen im Blick hat, muss die Hand- hier vor neue Herausforderungen gestellt. lungspotentiale und Kompetenzen aller Doch oftmals kann schon durch Barriere- Bevölkerungsgruppen nutzen und deren freiheit von Leistungen und Angeboten den aktive und verantwortliche Beteiligung an der Bedürfnissen und Ansprüchen von Menschen Bewältigung der sozialen Herausforderungen mit Behinderung Rechung getragen wer- fördern. Eigeninitiative und bürgerschaftliches den. Hiervon profitieren im Grundsatz alle Engagement sind Ausdrucksformen dieser Menschen, unabhängig vom Vorliegen einer Beteiligung. Behinderung.

113 Ein besonderes Problem der Gesundheitsver- 8.6 Gesundheit, Pflege, sorgung könnte der sich mittel- bis langfristig abzeichnende Mangel an Ärzten in ländlichen Betreuung und Sport Regionen werden. Die stationäre Krankenversorgung soll durch ein abgestuftes System medizinisch G (1) In allen Landesteilen soll eine gleichwertige leistungsfähiger Standorte sichergestellt medizinisch leistungsfähige stationäre und werden. Die Standorte der Krankenhäuser ambulante Versorgung sichergestellt werden. sollen entsprechend ihrer jeweiligen Aufga- Die wohnortnahe ambulante Versorgung durch benstellung auf die zentralörtliche Gliederung Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte, Psychothe- ausgerichtet werden. Die Zukunftssicherung rapeuten und Apotheken sowie das Netz von der Krankenhaus-Versorgung der Bevölke- Krankenhäusern sollen bedarfsgerecht der de- rung und die Weiterentwicklung durch neue mographischen Entwicklung Rechnung tragen Versorgungsstrukturen mit medizinischen und sich am Zentralörtlichen System ( u 6.2) Versorgungszentren und Portalkliniken hat orientieren. für die Landesregierung besondere Priorität. In allen Zentralen Orten sollen Hausärzte und Der Krankenhausplan Schleswig-Holstein Zahnärzte vorhanden sein. Fachärzte sollen wird jeweils an die aktuellen Entwicklungen möglichst in Ober-, Mittel- und Unterzentren angepasst. Wichtig ist die Einrichtung von vorhanden sein. Insbesondere auch in den neuen interdisziplinären und integrierten ländlichen Räumen ist die medizinische Versor- Versorgungsangeboten in den Bereichen gung langfristig sicherzustellen. Notfallversorgung und Funktionsdiagnostik Krankenhäuser sollen vorrangig in den Ober- sowie durch ein gestuftes Versorgungsange- und Mittelzentren angesiedelt sein, wobei die bot im Bereich der Intensivmedizin. Dies führt Krankenhäuser der Schwerpunkt- oder Zen- zur Verbesserung der Patientenversorgung, tralversorgung eher in Oberzentren vorgehalten so dass trotz tendenziell steigender Fallzahlen werden sollen. deutlich weniger Krankenhausbetten benötigt Im Bereich der Palliativmedizin und Hospizver- werden. Krankenhausträger, Krankenkassen sorgung soll die Versorgung der Patientinnen und Gesundheitsministerium haben sich im und Patienten in Schleswig-Holstein optimiert Rahmen der Zwischenfortschreibung des werden. Dafür ist eine Verbesserung der Infra- Krankenhausbedarfsplans auf einen Bettenab- struktur in der flächendeckenden palliativme- bau von rund 1.100 Betten verständigt. dizinischen Versorgung durch die Vernetzung Schleswig-Holstein will im Bereich der Palli- vorhandener Angebote und die flächendecken- ativmedizin und der Hospizversorgung eine de Einrichtung von interdisziplinär zusammen- Vorreiterrolle übernehmen. Die Landesregie- gesetzten Palliativ-Care-Teams im Verbund mit rung unterstützt daher zielgerichtet alle Maß- den Akteuren der Hospizversorgung erforder- nahmen, die zu einer besseren Versorgung lich. der Patientinnen und Patienten in diesen Zur Suchtvorbeugung soll landesweit ein Bereichen beitragen. Hierzu gehört insbeson- differenziertes System an Einrichtungen für die dere eine bessere Vernetzung der Angebote. Suchtvorbeugung, -beratung und -hilfe vorge- Die Suchtvorbeugung ist eine wichtige Säule halten werden. im System der Gesundheitsvorsorge. Daher sollen landesweit Einrichtungen zur Vorbeu- gung, aber auch zur Beratung und Hilfe bei B Die steigende Zahl älterer Menschen und der Suchterkrankungen vorgehalten werden. medizinisch-technische Fortschritt werden zu einem steigenden Bedarf an medizinischer Betreuung führen, der mit den zur Verfügung G (2) In allen Teilräumen müssen die Altenhilfe und stehenden Finanzmitteln im Gesundheits- Altenpflege an die deutlich steigende Zahl system gedeckt werden muss. Durch eine älterer und teilweise auch pflegebedürftiger Orientierung der ambulanten und stationären Menschen angepasst werden. In zumutbarer Versorgung am Zentralörtlichen System kann Entfernung sollen in allen Landesteilen quan- am besten eine auf Schwerpunkte ausgerich- titativ und qualitativ ausreichende Angebote tete und gleichzeitig wohnortnahe medizi- sichergestellt werden. Vor allem in den länd- nische Versorgung im Land sichergestellt lichen Regionen sind abgestimmte Planungen werden. Allerdings obliegt die Zulassung von für ambulante und stationäre Angebote und Vertragsärzten in der Gesetzlichen Kranken- Einrichtungen der Altenpflege erforderlich. versicherung (GKV) der gemeinsamen Selbst- Angebote an offenen ambulanten Einrich- verwaltung von Ärzten und Krankenkassen. tungen zur Versorgung pflegebedürftiger Men-

114 schen sowie Unterstützungsangebote zum G (3) Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhalt der eigenen Häuslichkeit sollen bedarfs- Gesundheitsförderung, zum gesellschaft- gerecht und in zumutbarer Entfernung in allen lichen Miteinander und zur Integration. In allen Landesteilen vorhanden sein. Ihre Standorte Teilräumen des Landes sollen Menschen die sollen sich am Zentralörtlichen System orientie- Möglichkeit haben, in zumutbarer Entfernung ren. Sportstätten zu nutzen. Mindestens in allen Stationäre und teilstationäre Altenhilfe- und Zentralen Orten ( u 6.2) sollen Sportstätten -pflegeeinrichtungen sollen mindestens in vorhanden sein. Sportanlagen, die für einen den Ober-, Mittel- und Unterzentren sowie überörtlichen/regionalen Bedarf konzipiert sind möglichst auch in den ländlichen Zentralorten (Großsportanlagen), sollen in Ober- oder Mittel- vorhanden sein ( u 6.2). zentren angesiedelt sein. Die Einrichtungen der Altenhilfe sowie Ange- Kommunen sollen im Rahmen von Sport- bote für altengerechtes und betreutes Woh- stättenentwicklungsplanungen ein bedarfs- nen sollen an städtebaulich integrierten und gerechtes Angebot schaffen und dabei ins- siedlungsstrukturell geeigneten Standorten besondere auch interkommunal und regional angesiedelt werden. zusammenarbeiten. Das Angebot soll den demographischen Entwicklungen und den sich Die Versorgung geriatrischer Patienten soll verändernden Sportbedürfnissen gerecht wer- landesweit stationär über die Krankenhäuser den. Sportstätten sollen möglichst für mehrere und daran angeschlossene Angebote der Sportarten genutzt werden können. tages-klinischen Akutbehandlung sowie über ergänzende Maßnahmen im häuslichen Umfeld sichergestellt werden. B Der Sport im Land soll gestärkt werden, da er wichtige gesellschaftliche Aufgaben erfüllt. Vor dem Hintergrund knapper werdender B Der Bedarf an Unterstützungs-, Betreuungs- öffentlicher Mittel und sich verändernder und Pflegeangeboten wird aufgrund der Bedürfnisse beim Angebot und beim Umfang steigenden Zahl älterer Menschen und von von Sportstätten sind bedarfsgerechte Pla- Menschen mit Behinderung deutlich zuneh- nungen seitens der Kommunen erforderlich. men. Die Standorte dieser Angebote und Einrichtungen sollen sich am Zentralörtlichen System orientieren, da so am besten in allen G/GR (4) In den Regionalplänen sollen Aussagen zu den Landesteilen eine wohnortnahe Versorgung Bereichen Gesundheit, Pflege, Betreuung und gewährleistet werden kann. Städtebaulich Sport räumlich weiter konkretisiert werden. integrierte Standorte sollen dazu beitragen, dass die dort lebenden Menschen sich am B Räumlich weiter konkretisierte Aussagen in gesellschaftlichen Leben außerhalb der Ein- den Regionalplänen sollen eine bedarfsge- richtungen beteiligen können. rechte und wirtschaftlich tragfähige Versor- Das Gesundheitsministerium (MSGF) hat die gung unterstützen. Auch entsprechende Geriatrie in Schleswig-Holstein ins Zentrum Modellvorhaben der Raumordnung können des täglichen medizinischen Lebens der hierzu Anhaltspunkte liefern. Akutkrankenhäuser gestellt. Die älteren Menschen werden so dezentral, regional aus- gewogen sowie orts- und bürgernah durch eine Struktur von kleinen Krankenhäusern umfassend geriatrisch versorgt. Seit dem 01.01.2007 wird das bereits auf qualitativ hochwertigem Niveau bestehende zweipha- sige Versorgungsangebot im vollstationären und tagesklinischen Bereich durch die ambu- lante geriatrische Versorgung ergänzt. Dafür läuft an vier Krankenhäusern (Flensburg, Heide, Lübeck und Itzehoe) ein zweijähriges Modell für ein dreiphasiges geriatrisches Versorgungskonzept. Im aktuellen Kranken- hausplan sind insgesamt 598 Betten und 198 tagesklinische Plätze flächendeckend an 13 Standorten verankert.

115 gilt insbesondere für die Kulturarbeit nationaler 8.7 Kultur Minderheiten und Volksgruppen.

G (1) In allen Teilräumen des Landes soll möglichst B Schleswig-Holstein verfügt in allen Landes- vielen Menschen der Zugang zu den verschie- teilen über ein vielfältiges Kulturangebot. Vor denen Formen von Kunst und Kultur ermöglicht dem Hintergrund knapper finanzieller Mittel werden. Die Schaffung eines flächendecken- ist es erforderlich, die Ressourcen hierfür den, differenzierten, qualitätsvollen und allge- effizient zu nutzen und Schwerpunkte zu mein zugänglichen Kulturangebots ist dabei benennen. Zu den kulturellen Schwerpunkten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Für die von landesweiter und darüber hinausge- Arbeit der Künstlerinnen und Künstler sollen hender Bedeutung zählen die Stadt Lübeck günstige Rahmenbedingungen geschaffen als Teil des Weltkulturerbes der Organisa- werden. tion der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), das Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig B Zur Sicherstellung gleichwertiger Lebensver- mit Fürstengarten und Wikingerkulturerbe hältnisse gehört auch, dass in allen Teilen Haithabu und Danewerk, das Nolde Muse- des Landes die gleichen Chancen bestehen, um in Seebüll, die literarischen Museen und ein vielfältiges kulturelles Angebot zu nutzen. Gedenkstätten (Theodor Storm, Thomas und Die Schaffung eines solchen Angebots ist Heinrich Mann, Günter Grass, Friedrich Heb- dabei keine ausschließlich staatliche Aufgabe, bel), die Kieler Kunsthalle und der Flensburger sondern neben Bund, Ländern und Gemein- Museumsberg sowie Veranstaltungen des den tragen auch Wirtschaftsunternehmen, Schleswig-Holstein-Festivals, der JazzBaltica, öffentlich-rechtliche und private Stiftungen, der Eutiner Festspiele, der Karl-May-Spiele selbständige Künstlerinnen und Künstler und in Bad Segeberg, der Nordischen Filmtage in erhebliches ehrenamtliches Engagement Lübeck, der Kieler Woche und der Rum-Re- dazu bei. Ein reichhaltiges und vielfältiges gatta in Flensburg. kulturelles Angebot schafft Lebensqualität, bietet Bildung und Möglichkeiten sinnvoller und kreativer Freizeitgestaltung, Aufklärung G (4) Das kulturelle Potenzial des Landes soll durch und Unterhaltung. bessere Vermarktung für den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung stärker genutzt werden. G (2) Die kulturelle Infrastruktur mit Bibliotheken, Volkshochschulen, kommunalen Kulturzentren, Musikschulen, Theatern, Museen und Archiven B Schleswig-Holstein bietet nicht nur land- soll bedarfsgerecht und bürgerorientiert erhal- schaftliche Reize, sondern auch kulturelle ten und weiterentwickelt werden. Die Stand- Attraktionen wie Schlösser und Herrenhäu- orte der kulturellen Infrastruktur sollen sich am ser, Museen und Sammlungen, Kirchen und Zentralörtlichen System ( u 6.2) orientieren. Klöster, ein maritimes Erbe mit Museums- schiffen, Schleusenanlagen und Schifffahrts- Historische Sachgüter und Kulturdenkmale museen und eine lebendige und kreative sollen erhalten und gepflegt werden. Soweit Kulturszene. Kulturwirtschaft und Kulturtou- sie nicht in Privateigentum stehen, sollen sie rismus sind wachsende Wirtschaftsbereiche der Öffentlichkeit zugänglich sein. mit einem großen Entwicklungspotential, das zukünftig intensiver genutzt werden soll. B Auch die Standorte der kulturellen Infrastruk- tur sollen sich möglichst am Zentralörtlichen G (5) Das kulturelle Angebot soll auch demogra- System orientieren, damit sie für alle Men- phischen Veränderungen Rechnung tragen. schen im Land in zumutbarer Entfernung erreicht werden können. Städte und Gemeinden sollen bei ihrer Kultur- arbeit verstärkt ehrenamtliches Engagement, insbesondere auch älterer Menschen nutzen G (3) Kulturelle Schwerpunkte von landesweiter und und Möglichkeiten interkommunaler und regio- darüber hinausgehender Bedeutung sollen naler Kooperation ausschöpfen. Das kulturelle durch denkmalpflegerische, bauliche und orga- Angebot sollte stärker auch über Public Private nisatorische Maßnahmen gestärkt werden. Partnership gefördert und finanziert werden. Regional sind insbesondere solche kulturellen Einrichtungen der kulturellen Infrastruktur Ansätze zu unterstützen, die die lokale und re- sollten zunehmend multifunktional geplant gionale Identität der Bevölkerung betonen. Das werden, um Nutzungsänderungen zu ermögli- chen. 116 B Mit dem Rückgang der Zahl junger und der ausgegangen werden. Die größten Herausfor- Zunahme älterer Menschen wird sich die derungen der kommenden Jahre sind daher Nachfrage nach Kulturangeboten verändern. die Sanierung der Ver- und Entsorgungssys- Vor dem Hintergrund knapper werdender teme sowie die Anpassung an langfristig öffentlicher Mittel wird das kulturelle Angebot rückläufige Einwohnerzahlen. Wenn die Zahl in den Kommunen zudem immer wieder auf der Nutzer sinkt, werden die Kosten pro Kopf den Prüfstand gestellt werden. Interkom- vielerorts steigen. Daher ist bereits bei der munale und regionale Kooperationen bieten Planung besonders darauf zu achten, langfris- Synergieeffekte und können langfristig eben- tig kostengünstige Versorgungssysteme zu so zur Aufrechterhaltung eines attraktiven entwickeln. Die Form der Siedlungsentwick- Kulturangebotes beitragen wie stärkeres eh- lung und organisatorische Maßnahmen, wie renamtliches Engagement. Die Finanzierung zum Beispiel die Bildung von Zweckverbän- von kulturellen Angeboten soll verstärkt auch den, können maßgeblich zu langfristig kosten- mit Hilfe von Unternehmen und privaten För- günstigen Lösungen beitragen. derern ermöglicht werden. Dadurch ergeben sich mehr Chancen, das kulturelle Angebot G/GR (2) In den Regionalplänen sollen Aussagen zur Ver- aufrechtzuerhalten oder zu erweitern. und Entsorgung räumlich weiter konkretisiert werden.

B Räumlich weiter konkretisierte Aussagen in den Regionalplänen sollen eine bedarfsge- rechte und wirtschaftlich tragfähige Versor- 8.8 Ver- und gung unterstützen. Entsorgungsinfrastruktur

G (1) In allen Teilräumen des Landes ist die Ver- und Entsorgung sicherzustellen. Die hierfür erfor- derliche technische Infrastruktur soll bedarfs- 8.9 Informations- und gerecht unter Beachtung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit und ökologischer Belange aus- Kommunikationsinfrastruktur, und umgebaut werden. Bei der Planung der Ver- und Entsorgungsinfra- Post struktur ist insbesondere die demographische Entwicklung ( u 4.1) zu beachten. Daher soll die Siedlungsentwicklung auch vorrangig in G (1) Die Informations- und Kommunikationsin- den Siedlungskernen und auf Innenbereichs- frastruktur soll bedarfsgerecht und flächen- flächen erfolgen (u 6.5.2) . Bei neuen Wohn- deckend ausgebaut werden. Insbesondere gebieten ist auf kompakte Siedlungsformen in ländlichen Regionen mit bisher fehlenden zu achten. Verstärkt sollen auch dezentrale In- Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbindungen frastrukturlösungen angestrebt werden. Diese soll das Angebot verbessert werden. eignen sich insbesondere für Streusiedlungen Der Ausbau der Informations- und Kommuni- mit nur wenigen Einwohnerinnen und Einwoh- kationsinfrastruktur soll umwelt- und sozialver- nern oder für ländliche Räume mit geringer träglich erfolgen. Die technische Infrastruktur Siedlungsdichte und sinkenden Einwohnerzah- der Kommunikationsanlagen soll mit anderen len. räumlichen Nutzungen abgestimmt werden. Bei der Planung und Unterhaltung der Ver- und Orts- und Landschaftsbilder sollen möglichst Entsorgungsinfrastruktur sollen Kommunen die wenig beeinträchtigt werden. Vorhandene Vorteile interkommunaler Kooperationen und oder geplante Richtfunkstrecken sollen von der Bildung von Zweckverbänden nutzen. störender Bebauung freigehalten werden. Sendemasten und Antennenträger sollen von den verschiedenen Netzbetreibern möglichst B In Schleswig-Holstein kann von einer vollstän- gemeinsam genutzt werden. digen Versorgung der Bevölkerung bei Was- ser, Abwasser, Energie und Abfallentsorgung

117 B Der Zugang zu moderner Informations- und Kommunikationsinfrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftliche Entwick- lung. Er trägt zudem durch die Möglichkeit der Nutzung von Online-Angeboten zur Versorgung der Bevölkerung in Gemeinden und Teilräumen ohne wohnortnahe Ange- bote bei. In einigen ländlichen Regionen fehlen bisher insbesondere Hochgeschwin- digkeits-Breitbandverbindungen. Um daraus resultierende Standortnachteile für ansässige Unternehmen zu beseitigen, ist der Ausbau der Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbin- dungen zu unterstützen.

G (2) In allen Teilräumen des Landes soll in zumut- barer Entfernung die Versorgung mit Post- dienstleistungen sichergestellt werden. Alle Zentralen Orte ( u 6.2) sollen über Postfilialen verfügen. Darüber hinaus sollen möglichst auch Gemeinden mit einer ergänzenden über- örtlichen Versorgungsfunktion ( u 6.3) eine Postfiliale oder eine Postagentur haben.

B Auch Postdienstleistungen sind ein wichtiger Aspekt der Daseinsvorsorge. Daher ist der Zugang zu diesen Leistungen für alle Men- schen in Schleswig-Holstein in zumutbarer Entfernung sicherzustellen. Dies kann am besten durch eine Orientierung der Standorte am Zentralörtlichen System sowie in den ländlichen Räumen zusätzlich an den Gemein- den mit ergänzender überörtlicher Versor- gungsfunktion erfolgen.

G/GR (3) In den Regionalplänen sollen Aussagen zur Informations- und Kommunikationsinfrastruktur räumlich weiter konkretisiert werden.

B Räumlich weiter konkretisierte Aussagen in den Regionalplänen sollen eine bedarfsge- rechte und wirtschaftlich tragfähige Versor- gung unterstützen.

118 9. Ressourcenschutz und Ressourcenentwicklung

und durch verbesserte Möglichkeiten der 9.1 Leitbild naturverträglichen Gewinnung heimischer oberflächennaher und -ferner Rohstoffe sowie die Verwendung von nachwachsen- L (1) Was wollen wir? den Rohstoffe aus der Land- und Forst- Wir wollen in Schleswig-Holstein wirtschaft mehr heimische Energie und • die herausragende Vielfalt, Eigenart und Rohstoffe nutzen; Schönheit der Natur- und Kulturland- schaften bewahren; • sowohl landseitig wie im Meer die Funk- tionsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie die Artenvielfalt an Tieren, Pflanzen und Lebensgemeinschaften nachhaltig sichern, wiederherstellen und weiterentwickeln; 9.2 Natur und Umwelt • Luft, Boden und Wasser vor Beeinträchti- gungen schützen; G (1) Die Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts soll • einen Beitrag zur Begrenzung des weltwei- erhalten und wo erforderlich wieder herge- ten Klimawandels leisten. stellt werden. Die natürlichen Grundlagen des Lebens sind besonders zu schützen und zu L (2) Wie kommen wir da hin? entwickeln. Natur- und Umweltressourcen Indem wir in Schleswig-Holstein sind haushälterisch zu nutzen und pfleglich zu behandeln. • bei allen zukünftigen Planungen den Grund- satz beachten, die natürlichen Grundlagen Zur Regeneration und Stabilisierung des Natur- des Lebens nachhaltig zu sichern, und wo haushalts und zur Erhaltung der Artenvielfalt erforderlich und möglich, Maßnahmen zur ist der landesweite Biotopverbund weiter zu Sanierung und Regeneration der natür- entwickeln und durch geeignete Maßnahmen lichen Ressourcen einleiten; umzusetzen. • die Qualitäten und Funktionen von Natur- und Kulturlandschaften sichern und entwi- G (2) Tiere und Pflanzen und ihre Lebensgemein- ckeln; schaften sollen in ihrer gewachsenen Vielfalt • ein landesweites Biotopverbundsystem mit sowie in ihrer typischen Verbreitung und den NATURA 2000-Gebieten als zentralem natürlichen Entwicklung nachhaltig geschützt Element weiter auszubauen und damit ei- werden. Dieses gilt auch für die einzelnen nen wesentlichen Beitrag zu einem europä- Naturräume und Ökosysteme. Soweit nötig ischen Verbund von Schutzgebieten leisten; und möglich sollen sie regeneriert oder neu entwickelt werden. Dabei ist der Biotop- und • Maßnahmen ergreifen, um die Auswir- Ökosystemschutz umzusetzen, der letztlich kungen des Klimawandels durch Ände- auch Grundlage für den Schutz von Einzelarten rungen der Wassertemperaturen, des ist. Meeresspiegels und der Sturmtätigkeit auf Meeresräume und Küstenregionen einzu- dämmen; G (3) Die naturraumtypischen Landschaften so- • die Gewässer vor Beeinträchtigungen und wie Kulturlandschaften sollen in ihrer Viel- den Besitz der Menschen vor Hochwasser falt, Eigenheit und Schönheit geschützt schützen. und entwickelt werden. Zur Erhaltung der Kulturlandschaften soll neben Maßnahmen • den Waldanteil auf 12 Prozent der Landes- zur Strukturierung auch die standortgerechte fläche erhöhen; landwirtschaftliche Nutzung dienen. • den Boden in seinen Funktionen erhalten, Die kulturhistorischen und landschaftlichen schützen und sparsam neue Siedlungsflä- Besonderheiten der Küstenräume sollen als chen ausweisen; Identität stiftende Merkmale für die maritime • durch Verkehr vermeidende Siedlungsstruk- Landschaft erhalten werden. Der freie Blick auf turen und die Förderung des ÖPNV die das Meer und den unverbauten Horizont soll Belastungen der Luft reduzieren; weitgehend als Landschaftserlebnis erhalten • Energie rationell verwenden und sparsam werden. Die Meeresökosysteme sollen als verbrauchen; Wert an sich und als Lebensgrundlage der • durch den Ausbau regenerativer Energien Menschen in den Küstenregionen geschützt und erhalten werden.

119 Meeresküsten, Binnenseen und ihre Ufer, Wäl- der Landschaft (Landschaftsbild). der sowie sonstige Gebiete von besonderer In Schleswig-Holstein haben sich an Nord- Schönheit und Eigenart sollen für die Allge- und Ostsee unterschiedliche Natur- und Kul- meinheit zugänglich sein, soweit nicht andere turlandschaften entwickelt. Insbesondere das vorrangige Ziele entgegenstehen. Wattenmeer an der Westküste Schleswig- Holsteins stellt sich in seiner Art als ein auf B Zu den natürlichen Grundlagen des Lebens der ganzen Welt einmaliger Landschaftsraum zählen vor allem die in komplexen Ökosys- dar und ist als Nationalpark und Biosphärenre- temen zusammenwirkenden Naturgüter und servat geschützt. Er ist Zeuge einer beson- -kräfte, die auf Nutzungsansprüche sensibel deren Besiedlungsgeschichte, die durch die reagieren können. Nutzungen müssen so aus- Naturgewalten des Meeres bestimmt ist. gestaltet werden, dass die Funktionsfähigkeit Das Landschaftsbild, die Artenvielfalt und das des Naturhaushalts erhalten bleibt und eine Kulturgut dieses Raumes tragen wesentlich nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Naturgüter zur Identität der Bewohnerinnen und Bewoh- gewährleistet ist. Die Erhaltung der für den ner bei und haben eine hohe Attraktivität für Naturraum charakteristischen natürlichen Touristen. und naturnahen und über den Biotopverbund Schleswig-Holstein zeichnet sich insbesonde- miteinander vernetzten Ökosystemtypen re durch seine Lage zwischen zwei Meeren dient gleichzeitig der Artenvielfalt sowie dem aus. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist eine Schutz der Lebensräume. Die NATURA 2000- entscheidende Grundlage für verschiedene Gebiete bilden dabei die zentralen Bestandtei- Wirtschaftsbereiche, insbesondere den Tou- le des landesweiten Biotopverbundes. rismus. Es ist daher von großer Bedeutung, Um die heimischen Tier- und Pflanzenarten die Erlebnismöglichkeiten der maritimen dauerhaft erhalten zu können, sind die für sie Natur und Landschaft sowie des offenen notwendigen Lebensräume zu sichern und zu Meeres als charakteristisches Landschafts- entwickeln. Wegen der reichen Naturausstat- bild zu erhalten und vor Beeinträchtigungen tung des Landes bestehen neben nationalen, zu schützen. Der visuellen Empfindlichkeit insbesondere internationale Verpflichtungen dieser Eigenart gegenüber einer Verbauung (Fauna-Flora-Habitat Richtlinie, EU-Vogel- mit technischen Bauwerken soll insofern schutzrichtlinie, Wasserrahmenrichtlinie, Rechnung getragen werden, als für Bau- Helsinki- und OSPAR-Konvention, Trilaterale werke innerhalb des Küstenmeeres zu prüfen Wattenmeer-Zusammenarbeit, Ramsar-Kon- ist, ob bestimmte Abstände zu Schwerpunkt- vention) zum Erhalt der wertvollen Tier- und räumen für Tourismus und Erholung sowie zu Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume. geschützten Biotopen einzuhalten sind. Natur und Landschaft charakterisieren in ihrer Die Zugänglichkeit von besonderen Land- Eigenart und Vielfalt das Land. Der Schutz schaftselementen für die Allgemeinheit soll von Natur und Landschaft dient der Sicherung soweit möglich gesichert werden, um Natur der natürlichen Grundlagen des Lebens und und Landschaft in ihrer Eigenart, Vielfalt und damit auch der Lebensqualität der Menschen. Schönheit erleben zu können. Eingriffe in Natur und Landschaft sind daher auf ihre Notwendigkeit zu überprüfen und so G (4) Gewässer - einschließlich der Küstengewäs- gering wie möglich zu halten beziehungswei- ser - sollen mit ihren Ufern und gegebenenfalls se durch geeignete Maßnahmen auszuglei- mit ihren Überschwemmungsbereichen ge- chen. schützt und nachhaltig genutzt beziehungswei- Die heutige Kulturlandschaft und insbe- se bewirtschaftet werden. Dabei sollen auch sondere das heutige Landschaftsbild sind ihre Einzugsgebiete berücksichtigt werden. das Ergebnis von Naturprozessen, der vom Ihre biologische Eigenart und Vielfalt, natür- Menschen gestalteten Natur und Landschaft liche Strukturen, die ökologische und wasser- sowie der aktuellen Landnutzungsformen. wirtschaftliche Funktionsfähigkeit sowie die Sie bestimmen maßgeblich den Charakter Wasserqualität sollen erhalten oder so verbes- des Landes und bilden eine wichtige Grund- sert werden, dass ein guter ökologischer und lage für die Freizeit- und Erholungsnutzung chemischer Zustand für die Gewässer erreicht und stellen damit nicht nur ein ökologisch, wird. sondern auch ökonomisch wertvolles Poten- zial dar, das es zu erhalten und zu nutzen gilt. Hierzu dienen Maßnahmen zur Strukturierung der Landschaft, eine standortgerechte Land- wirtschaft sowie Maßnahmen zur Sanierung

120 Die Nutzung der Grundwasservorkommen soll Einleitungen von Radionukliden so weit wie im Rahmen der natürlichen Neubildungsrate, möglich vermieden beziehungsweise be- ihrer ökologischen Funktionen und der direkt kämpft werden. von ihnen abhängigen Landökosysteme im Die Europäische Kommission hat am Hinblick auf deren Wasserhaushalt erfolgen. 24.10.2005 eine thematische Strategie für Planungen und Maßnahmen, die zur Grund- den Schutz und die Erhaltung der Meeresum- wasserabsenkung und zu Veränderungen der welt (EU-Meeresstrategie, KOM[2005]504) Grundwasserbeschaffenheit führen, sollen zusammen mit einem Vorschlag für eine vermieden werden. Richtlinie zur Schaffung eines Ordnungsrah- Schadstoffbelastungen der Gewässer sollen mens für Maßnahmen der Gemeinschaft im vermieden und bereits bestehende Belastun- Bereich der Meeresumwelt (Meeresstrategie- gen sollen abgebaut beziehungsweise beseitigt Richtlinie, (2005/0211)) vorgelegt. Durch eine werden. Die diffusen Einträge von Nähr- und sektorübergreifende Politik mit einem ökosys- Schadstoffen in die oberirdischen Gewässer temaren Schutzkonzept (Integrationsprinzip) und die Küstengewässer sowohl auf dem soll in den europäischen Meeresgewäs- direkten Weg als auch über das Grundwasser sern (Ostsee, Nordostatlantik, Mittelmeer, sollen minimiert werden. Schwarzes Meer) bis zum Jahr 2021 ein guter Umweltzustand erreicht werden. B Gewässer sind ein wesentliches Element des Naturhaushalts und der Landschaft und G (5) Der Boden soll in seinen natürlichen Funkti- bilden zum Beispiel als Trinkwasserreservoir onen, seiner Funktion als Archiv der Natur- und eine wichtige Lebensgrundlage, die es gilt, Kulturgeschichte sowie in seinen Nutzungs- nachhaltig zu bewirtschaften. Mit der im Jahr funktionen nachhaltig gesichert, in seiner 2000 in Kraft getretenen Wasserrahmenricht- Entwicklung gefördert und erforderlichenfalls linie (WRRL) werden die Gewässer in ihrer wiederhergestellt werden. Daher sollen Nut- funktionalen Gesamtheit (Flusseinzugsge- zung und Inanspruchnahme von Boden durch biete / Flussgebietseinheiten) betrachtet. Versiegelung, Abgrabung und Aufschüttung Übermäßige Wasserentnahmen und Beein- schonend und sparsam erfolgen. trächtigungen der Wasserbeschaffenheit Bei der Nutzung des Bodens soll die Leis- belasten den Wasserhaushalt und die davon tungsfähigkeit und Empfindlichkeit des Bodens abhängigen Ökosysteme. Vor allem in stark berücksichtigt werden. Nutzungsbedingte Bo- wasserabhängigen Landschaftsteilen führen denerosion, Bodenverdichtung und der Verlust Grundwasserabsenkungen zu veränderten organischer Substanz sowie die Überlastung Standortbedingungen und damit zu einer der Regelungsfunktion des Bodens im Nähr- nachhaltigen Schädigung der auf hohen stoffhaushalt sollen durch landschaftsgestal- Grundwasserspiegel angewiesenen Pflanzen terische Maßnahmen und standortgerechte und Tierwelt ( u 9.4). Bodennutzung vermieden werden. Diffuse Die Gewässer haben eine besondere Bedeu- Schadstoffeinträge, insbesondere Einträge von tung als zentrale Elemente des landeswei- Schwermetallen, organischen Schadstoffen ten Biotopverbunds. Wenn Gewässer eine und Säurebildnern, in den Boden sollen durch besondere Bedeutung als Wasserstraßen Maßnahmen des Immissionsschutzes weiter oder für den Wassersport und -tourismus minimiert werden. haben, ist eine besondere Berücksichtigung Zukünftig nicht mehr baulich genutzte Flä- der daraus resultierenden Anforderungen bei chen sollen entsiegelt und Abgrabungen und der Planung von gewässerschonenden Unter- Aufschüttungen sowie entsiegelte Flächen haltungs-, Ausbau- und Neubaumaßnahmen rekultiviert oder renaturiert werden, so dass erforderlich. die Böden natürliche oder nutzungsbezogene Zum Schutz der Meere beziehungsweise der Funktionen erfüllen können. Schädliche Boden- Küstengewässer sollen die Meeresumwelt veränderungen und Altlasten sollen so saniert bedrohende Hauptfaktoren, wie zum Bei- werden, dass dauerhaft keine Gefahren, erheb- spiel Klimaänderungen, Verschmutzungen liche Nachteile oder erhebliche Belästigungen durch gefährliche Stoffe, Abfälle, Öl sowie für den Einzelnen oder die Allgemeinheit von Lärmbeeinträchtigungen, Auswirkungen der ihnen ausgehen. Durch eine vorrangige Altlas- Handelsfischerei, Einbringung nicht einheimi- tenbehandlung auf Industriebrachen soll deren scher (exotischer) Arten (hauptsächlich durch Wiedernutzbarmachung beschleunigt werden. Einleitung des Ballastwassers von Schiffen), Archäologische Denkmäler, die im Boden Nährstoffanreicherungen (Eutrophierung) und verborgen sind, sollen erhalten werden. Soweit dadurch bedingte Algenblüte sowie illegale dies nicht möglich ist, sollen sie geborgen,

121 gesichert und dokumentiert werden, um ihren besonderer Schwerpunkt soll hier der weitest wissenschaftlichen Wert zu erhalten. mögliche Ausbau und die Förderung regenera- tiver Energieträger sein. B Der Boden nimmt eine Vielzahl von Funkti- Die natürlichen Voraussetzungen zur Erhaltung onen im Naturhaushalt sowie für den Men- und Verbesserung der lokalen Klimaverhält- schen und die Gesellschaft wahr. Um Boden nisse sowie der Lufthygiene sollen bei allen als nicht vermehrbares Naturgut und Le- Planungen und Maßnahmen berücksichtigt bensraum zu bewahren, sind ein wirksamer werden. Bei der Inanspruchnahme von Flächen Schutz und eine schonende Bodennutzung für Bauvorhaben sollen Beeinträchtigungen erforderlich (Bundes-Bodenschutzgesetz – klimatischer Ausgleichsleistungen, insbesonde- BBodSchG). re der Luftaustauschbedingungen, vermieden werden. Die hohe Flächeninanspruchnahme verur- sacht unter anderem hohe Verluste bezie- Die Belastung der Luft mit Schadstoffen hungsweise Einschränkungen der Boden- einschließlich Staub und durch Lärm soll funktionen, die auch Auswirkungen auf vermindert beziehungsweise möglichst gering andere Bereiche des Naturhaushalts, wie gehalten werden. zum Beispiel das Rückhaltevermögen von Niederschlagswasser in den Einzugsgebieten B Das Land verfügt über günstige klimatische haben. Andererseits existieren zahlreiche und lufthygienische Voraussetzungen, die ehemals vom Menschen genutzte Stand- wichtig für den Menschen allgemein, aber orte, die nach fachgerechter Entsiegelung auch für bestimmte Wirtschaftszweige und beziehungsweise Rekultivierung wieder für den Biotop- und Artenschutz sind. Zur Bodenfunktionen übernehmen und somit zur Erhaltung dieser Situation beziehungsweise Kompensation der aktuellen Verluste von Bo- zur Verbesserung des Lokalklimas sind die denfunktionen beitragen können. Altstandorte Wälder, das Knicknetz und Feuchtgebiete in können nach fachgerechter Altlastenbehand- der Agrarflur, die Oberflächengewässer -so lung wieder Nachnutzungen wahrnehmen, wie innerörtliche Grünflächen als klimatische Bodenfunktionen erfüllen und/oder dem Regulationsfaktoren von großer Bedeutung. Flächenverbrauch entgegenwirken. In den Siedlungsbereichen liegt die Schad- Für einen sparsamen und schonenden stoffbelastung durch Stickstoffdioxid an Umgang mit dem Schutzgut Boden gewinnt einzelnen verkehrsbelasteten Standorten im die vorrangige Inanspruchnahme bereits Bereich oder sogar über den grenzwerten der versiegelter oder vorbelasteter Böden für EU. Für diese Standorte ist eine Senkung der Baumaßnahmen, die bessere Zuordnung der Verkehrsleistung erforderlich beziehungswei- Verkehrs- und Siedlungsnutzung im Raum se eine Steigerung nicht möglich. zur Reduzierung von Funktionstrennungen, die Bündelung von Trassen, die geringe und bedarfsgerechte Ausweisung und Nutzung von neuem Bauland und die Entsiegelung von nicht mehr benötigten Flächen zunehmend an 9.2.1 Vorranggebiete für den Bedeutung. Naturschutz Fachübergreifende Aufgaben des Boden- Z/ZR (1) Als Vorranggebiete für den Naturschutz sind in schutzes können durch die Raumordnung den Regionalplänen darzustellen: wahrgenommen werden, indem diese dazu • der Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches beiträgt, dass die Vielzahl von Ansprüchen an Wattenmeer“; den Boden koordiniert wird und der Boden in • bestehende Naturschutzgebiete (NSG); seiner Leistungsfähigkeit und als Fläche für Nutzungen aller Art nachhaltig gesichert oder • Gebiete über 20 Hektar, die die Vorausset- wieder hergestellt wird. zungen für eine Unterschutzstellung gemäß § 16 Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG) als Naturschutzgebiet erfüllen und die G (6) Zur langfristigen Vorsorge sollen Beeinträchti- einstweilig sichergestellt sind gungen des Klimas vermieden werden. Zum (§ 22 LNatSchG) oder bei denen ein Schutz des Klimas sollen die Emissionen von weitestgehender Anteil an gesetzlich Treibhausgasen durch eine auf Siedlungs- geschützten Biotopen (§ 25 LNatSchG) schwerpunkte ausgerichtete Siedlungsstruktur vorhanden ist; und geeignete technische und infrastrukturelle Maßnahmen, vor allem im Energie-, Bau- und Verkehrsbereich, reduziert werden. Ein

122 • gesetzlich geschützte Biotope nischen Küsten an Nord- und Ostsee sowie für (§ 25 LNatSchG) über 20 Hektar; die Uferbereiche der Unterelbe. • Gebiete des Netzes NATURA 2000 soweit diese Gebiete die Voraussetzungen für eine Z/GR (2) In den Regionalplänen sind diese Räume wei- Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet ter differenzierend als Vorbehaltsgebiete nach § 16 LNatSchG erfüllen und die einst- für Natur und Landschaft darzustellen. Im Ein- weilig sichergestellt sind (§ 22 LNatSchG) zelnen sind einzubeziehen und darzustellen: oder bei denen ein weitestgehender Anteil • Gebiete über 20 Hektar, die die Vorausset- an gesetzlich geschützten Biotopen (§ 25 zungen für eine Unterschutzstellung gemäß LNatSchG) vorhanden ist. § 16 LNatSchG erfüllen, soweit sie nicht Der Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches bereits als Vorranggebiet gemäß Wattenmeer“ ist in der Hauptkarte als Vorrang- Ziffer 9.2.1 Absatz 1 dargestellt sind; gebiet für den Naturschutz dargestellt. • NATURA 2000-Gebiete (soweit nicht Vor- ranggebiete für den Naturschutz); Z (2) In den Vorranggebieten für Naturschutz hat • Gebiete für den Biotopverbund (Schwer- der Schutz der Natur in ihrer Gesamtheit oder punktbereiche und Hauptverbundachsen); in einzelnen Teilen Vorrang vor allen anderen • Feuchtgebiete von internationaler Bedeu- Nutzungen soweit die oben genannten Vor- tung nach der Ramsar-Konvention und schriften keine Ausnahmen gestatten. • Geotope. Die Festsetzungen in den Regionalplänen kön- B Die Vorranggebiete stellen Bereiche für eine nen auch Flächen umfassen, die im LEP nicht überwiegend naturnahe Entwicklung dar. Die als Vorbehaltsräume nach Absatz 1 dargestellt Ausweisung bedeutet in der Regel nicht den sind oder derzeit unter einer Sondernutzung Ausschluss jeglicher anderer Ansprüche (im stehen. Sinne eines generellen Nutzungsverbotes), sondern lediglich derjenigen, die mit den Schutz- beziehungsweise den Erhaltungszie- G (3) Die Vorbehaltsgebiete sollen der Entwick- len nicht vereinbar sind. Bei den durch Ver- lung und Erhaltung ökologisch bedeutsamer ordnung bereits festgelegten Gebieten gelten Lebensräume und zur Sicherung der Funktions- die Bestimmungen der entsprechenden fähigkeit des Naturhaushalts dienen. Sie sollen Rechtsvorschriften. Für Gebiete nach Absatz räumlich so angeordnet werden, dass ein 1 dritter Boller, bei denen ein weitestgehen- räumlicher Verbund oder eine funktionale Ver- der Anteil an gesetzlich geschützten Biotopen netzung verschiedener Biotoptypen hergestellt gefordert wird, um diese Gebiete als Vor- wird. Dabei sind eine Erweiterung der Biotope ranggebiet auszuweisen, wird in der Regel um Entwicklungs- beziehungsweise Puffer- ein Anteil von rund 80 Prozent an gesetzlich zonen sowie die Entwicklung von naturraum- geschützten Biotopen vorausgesetzt oder typischen Biotopkomplexen anzustreben. Sie die Flächen in diesen Gebieten befinden sich sollen in ihrer typischen Landschaftsstruktur überwiegend im Eigentum der Stiftung Natur- möglichst erhalten bleiben. schutz. G (4) In diesen Gebieten sollen Maßnahmen und Planungen nur durchgeführt werden, wenn sie Naturhaushalt und Landschaftsbild nicht grund- 9.2.2 Vorbehaltsräume und Vorbehalts- legend belasten und nicht zu einer endgültigen gebiete für Natur und Landschaft Veränderung der Landschaftsstruktur führen. Derartige Eingriffe sind nur dann hinnehmbar, (1) Der LEP stellt in der Hauptkarte großflächig wenn sie im überwiegenden öffentlichen Vorbehaltsräume für Natur und Landschaft Interesse erforderlich sind und angemessen dar. Sie umfassen großräumige, naturraum- ausgeglichen werden. typische, reich mit naturnahen Elementen ausgestattete Landschaften sowie Biotopver- bundachsen auf Landesebene. Sie dienen als G (5) Die Vorbehaltsgebiete für Natur und Land- Planungsgrundlage für ganzheitliche Schutz- schaft sollen im Rahmen der kommunalen Pla- ansätze sowie zur Entwicklung großflächiger nungen berücksichtigt werden. Dabei soll eine naturbetonter Landschaftsbestandteile und überörtliche Abstimmung angestrebt werden. Kulturlandschaften mit ihren charakteristischen Lebensräumen und Lebensgemeinschaften. Dieses gilt auch für die schleswig-holstei-

123 B Zum Reichtum des Landes gehört auch die Vorbehaltsgebietskategorie zusammenge- Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten und ihrer fasst. Sie umfassen naturbetonte Lebensräu- Lebensräume, also die biologische Vielfalt. me zum Schutz der besonders gefährdeten Ihre Bedeutung ist dabei nicht ausschließ- Tier- und Pflanzenarten und zur Sicherung der lich naturschutzfachlicher Art, sondern sie Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts. besteht auch in wirtschaftlicher, gesellschaft- Die Festsetzungen in den Regionalplänen licher, kultureller, erzieherischer und ästhe- können aufgrund der differenzierteren Dar- tischer Hinsicht. Schleswig-Holstein trägt wie stellung auch Flächen umfassen, die im LEP alle anderen Regionen Europas Verantwor- nicht dargestellt sind oder die unter einer tung, die hier wildlebenden Tiere, Pflanzen (militärischen) Sondernutzung (zum Beispiel und die natürlichen und naturnahen Lebens- Standortübungsplätze) stehen, sofern hier räume zu bewahren, zu schützen, wiederher- hinreichende ökologische Flächenpotenziale zustellen und weiter zu entwickeln. bestehen. Damit soll eine raumordnerische Die EU-Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Ha- Sicherung dieser Flächen für Natur und Land- bitat Richtlinie (FFH-Richtlinie) sehen die Si- schaft für den Fall einer Aufgabe dieser (mili- cherung von Schutzgebieten vor. Gemeinsam tärischen) Liegenschaften bewirkt werden. bilden diese das zusammenhängende ökolo- Mit der Darstellung als Vorbehaltsgebiet für gische Netz NATURA 2000 (siehe Abbildung Natur und Landschaft sind unmittelbar keine 13). Mit diesem europaweiten Verbund von Nutzungseinschränkungen verbunden. So Schutzgebieten sollen die natürlichen Lebens- kann insbesondere nach wie vor ordnungs- räume sowie wildlebende Tiere und Pflanzen gemäße Land- und Forstwirtschaft betrieben in den Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft er- werden. Entsprechende Einschränkungen halten und gegebenenfalls wiederhergestellt können nur im Rahmen von Rechtsverord- werden. nungen erfolgen. Darüber hinausgehende Die NATURA 2000-Gebiete sind ein wesent- Nutzungsvereinbarungen können nur auf liches Element des angestrebten Biotopver- freiwilliger Grundlage einvernehmlich mit den bundes. Dieser stellt einen zentralen Teil der jeweiligen Grundeigentümern / Nutzungsbe- langfristig angelegten Strategie des Landes rechtigten getroffen werden. Jedoch ist in dar, um die biologische Vielfalt zu erhalten den Gebieten bei der Abwägung mit anderen und den Folgen einer Zerschneidung und Nutzungsansprüchen der Funktionsfähigkeit Verinselung für den Naturhaushalt entge- des Naturhaushalts besonderes Gewicht genzuwirken. Aus diesem Grund werden beizumessen. die marinen NATURA 2000-Gebiete auch in Die Kommunen sollen die entsprechenden die entsprechenden Schutzgebietsnetze der Flächen der Vorbehaltsgebiete für Natur und regionalen Meeresübereinkommen integriert Landschaft in der örtlichen Landschaftspla- und dabei die Anforderungen der zugehörigen nung weiter konkretisieren und durch eine EU-Richtlinien zugrunde gelegt. überörtliche Abstimmung sicherstellen, dass Die Festsetzung der Vorbehaltsräume für der Biotopverbund verwirklicht werden kann. Natur und Landschaft im LEP erfolgte daher auf der Grundlage der im Landschaftspro- gramm Schleswig-Holstein 1999 dargestell- ten Schwerpunkt- und Achsenräume des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems der landesweiten Planungsebene sowie der bestehenden und gemeldeten NATURA 2000-Gebiete in Schleswig-Holstein. Auf die Darstellung von Verbundachsenräumen in den Uferzonen der Küsten wurde bewusst verzichtet, da die Zielsetzungen hier generell gelten. Die Darstellung der Vorbehaltsgebiete für Na- tur und Landschaft in den Regionalplänen soll auf der Basis der in den noch gültigen Land- schaftsrahmenplänen dargestellten Schutzge- bietskategorien erfolgen, bis diese durch ein neues Landschaftsprogramm ersetzt werden. Die aufgezählten Elemente der Landschafts- planung werden in den Regionalplänen zur

124 Abbildung 13: NATURA 2000-Gebiete (Stand Oktober 2007)

• der Sicherung und Entwicklung wertvoller 9.3 Regionale Grünzüge und Landschaftsbereiche ( u 9.2); Grünzäsuren • dem Geotopschutz; • dem Grundwasserschutz ( u 9.4); • der Klimaverbesserung und Lufthygiene 9.3.1 Regionale Grünzüge sowie • der siedlungsnahen landschaftsgebunde- Z/ZR (1) In den Ordnungsräumen ( u 5.3) kommt dem nen Erholung ( u 7.7). langfristigen Schutz unbesiedelter Freiräume eine besondere Bedeutung zur Sicherung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen G/ZR (2) In den Schwerpunkträumen für Tourismus Siedlungsansprüchen und ökologischer Quali- und Erholung können regionale Grünzüge zum tätssicherung des Raums zu. Daher sind in den Schutz des Freiraums gegenüber einer planmä- Regionalplänen außerhalb der Siedlungsachsen ßigen Siedlungsentwicklung festgelegt werden und besonderen Siedlungsräume ( u 6.4) ( u 7.7.1 Absatz 3). Regionale Grünzüge auszuweisen. Diese dienen als großräumig zusammenhängende Z (3) In den regionalen Grünzügen darf nicht plan- Freiflächen mäßig gesiedelt werden. Es sind nur Vorhaben • der Gliederung der Ordnungsräume; zuzulassen, die mit den ökologischen Funkti- • dem Schutz der Landschaft vor einer groß- onen dieser Gebiete und einer landschaftsge- räumigen Zersiedelung; bundenen Erholung vereinbar sind oder die im überwiegenden öffentlichen Interesse stehen.

125 G (4) Zu regionalen Grünzügen können Gebiete mit Neben der Freiraumsicherung ist darüber folgenden Merkmalen gehören: hinaus auch eine qualitative Sicherung der • besondere Eignung für die Erholung Freiraumfunktionen notwendig. Landschafts- aufgrund der landschaftlichen Vorausset- nutzungen sollen möglich bleiben, sie dürfen zungen; jedoch nicht zu Beeinträchtigungen der Qualität der Freiräume führen. Die Abwägung • besondere Bedeutung für den Arten- und von Vorhaben, die im überwiegenden öffent- Biotopschutz (festgesetzte NSG oder lichen Interesse stehen, bezieht Standortal- Gebiete, die die Voraussetzungen für eine ternativen mit ein. Sofern Einrichtungen der Festsetzung als NSG besitzen, größere technischen Infrastruktur in den regionalen Biotope); Grünzügen unvermeidbar sind, sind diese so • besondere Bedeutung für den Grundwas- auszuführen, dass die Funktionsfähigkeit des serschutz; Grünzugs erhalten bleibt. • erhaltenswerte Geotope; In das zusammenhängende Freiraumsystem • zusammenhängende Waldgebiete; der regionalen Grünzüge sind insbesondere • zusammenhängende Freiräume. Flächen einzubeziehen, die aufgrund ihrer besonderen ökologischen und naherholungs- bezogenen Funktionen sowie aus raumstruk- G (5) Bei allen Planungen und Maßnahmen sollen tureller Sicht als besonders wertvoll einzustu- • sowohl die Funktionsfähigkeit der regio- fen sind. nalen Grünzüge insgesamt Für die regionalen Grünzüge besteht ein ge- • als auch die verschiedenen, sich teilweise nerelles Freihaltegebot. Dies bedeutet, dass überlagernden ökologisch bedeutsamen innerhalb der regionalen Grünzüge keine wei- Funktionen der Teilbereiche der Grünzüge tere Siedlungstätigkeit stattfinden soll (keine beachtet werden. Bodennutzungen sollen die planmäßige Besiedelung). Dazu gehören auch ökologischen Funktionen der regionalen Grün- die Ausweisung und Errichtung von Wochen- züge so wenig wie möglich beeinträchtigen. end- und Ferienhausgebieten, Campingplät- zen, großen baulichen Freizeiteinrichtungen und sonstigen landschaftsfremden baulichen G (6) Eine Verbindung der regionalen Grünzüge mit Einzelanlagen sowie großflächigen Infrastruk- überörtlich bedeutsamen Grünzäsuren tureinrichtungen ( u 7.7.3). Nicht privilegierte ( u 9.3.2) und mit örtlichen oder innerörtlichen Vorhaben im Sinne des § 35 Absatz 2 BauGB Grünbereichen soll im Rahmen der kommu- beeinträchtigen in der Regel die ökologischen nalen Landschafts- und Bauleitplanung an- Funktionen der regionalen Grünzüge. Privi- gestrebt werden. legierte Vorhaben im Außenbereich gemäß § 35 Absatz 1 BauGB bleiben hiervon un- B Regionale Grünzüge sind prinzipiell multifunk- berührt. Rohstoffgebiete, die in regionalen tional begründet, das heißt sie umfassen eine Grünzügen liegen, sollen die ökologischen größere Anzahl unterschiedlich geprägter Funktionen der Grünzüge möglichst wenig Freiraumfunktionen und deren Wechselwir- beeinträchtigen. kungen untereinander. Aus der höheren Siedlungsdichte, dem hö- heren Siedlungsflächenanteil, der stärkeren Arbeitsplatzkonzentration sowie der Entwick- 9.3.2 Grünzäsuren lungsdynamik der Ordnungsräume gegenüber Z/ZR (1) Zur Gliederung der Siedlungsentwicklung auf den ländlichen Räumen außerhalb der Stadt- den Siedlungsachsen in den Ordnungsräumen und Umlandbereiche resultieren besondere und zur Vernetzung regionaler Freiräume sind Anforderungen an die Freiraumsicherung in in den Regionalplänen überörtlich bedeutsame Ordnungsräumen. Mit dem regionalplane- Grünzäsuren auszuweisen. Sie dienen der orts- rischen Instrument der regionalen Grünzüge nahen Erholung sowie der Klimaverbesserung wird der Aufgabe der vorsorgenden Siche- und können darüber hinaus auch besondere rung von Freiräumen und Freiraumfunktionen Funktionen innerhalb eines Biotopverbundsys- in dicht besiedelten Räumen Rechnung ge- tems übernehmen. tragen. Darüber hinaus kommt auch innerhalb der Schwerpunkträume für Tourismus und Erholung dem Freiraumschutz eine besonde- G/ZR (2) Entsprechend zu Ziffer 9.3.2 (1) können in den re Bedeutung zu. Regionalplänen auch innerhalb der Stadt- und Umland-Bereiche in ländlichen Räumen

126 überörtlich bedeutsame Grünzäsuren ausge- wiesen werden. 9.4 Grundwasserschutz

Z (3) Die Grünzäsuren sind generell von einer Be- bauung freizuhalten. Die Ziele und Grundsätze 9.4.1 Vorranggebiete für den für regionale Grünzüge ( u 9.3.1) gelten hier Grundwasserschutz entsprechend. Z/ZR (1) Als Vorranggebiete für den Grundwasserschutz sind in den Regionalplänen bereits festgesetzte G (4) Gebiete können aufgrund folgender Merkmale Wasserschutzgebiete mit ihren äußeren Gren- zu überörtlich bedeutsamen Grünzäsuren gehö- zen (Schutzzone III) für die Einzugsbereiche ren: von Wassergewinnungsanlagen darzustellen. • ökologisch bedeutsame Niederungsgebiete und Bachläufe; Z (2) In den Vorranggebieten für den Grundwasser- • besondere Bedeutung für den Arten- und schutz sind zum Zweck der nachhaltigen Siche- Biotopschutz; rung der Trinkwasserversorgung alle anderen • Eignung für die wohnungsnahe Freiraum- Nutzungsansprüche der Sicherung der Qualität nutzung; und der Nutzungsmöglichkeit der Grundwas- • ortsnahe Waldflächen; servorkommen unterzuordnen. • Bedeutung für den überörtlichen Biotopver- Bei der Nutzung der Grundwasservorkommen bund. darf die Entnahmemenge die Neubildungsrate nicht übersteigen. Die Grundwasserförderung hat sich am regionalen Bedarf oder soweit B Grünzäsuren sollen das ungegliederte, band- erforderlich am überregionalen Bedarf zu orien- artige Zusammenwachsen einzelner Sied- tieren. lungskörper auf Siedlungsachsen verhindern. Sie sind insbesondere ein Gliederungsele- ment der Siedlungsachsen. Sie orientieren B Vorranggebiete für den Grundwasserschutz sich im Allgemeinen an vorhandenen Niede- umfassen bereits festgesetzte Wasser- rungsgebieten, Bachläufen, bewaldeten oder schutzgebiete. Sie sollen die Wasservorräte parkähnlichen Flächen oder anderen beson- sichern und die Versorgung der Bevölkerung deren landschaftlichen Elementen. In ihrer und Wirtschaft mit Trinkwasser sicherstellen. Wirkung entsprechen die Grünzäsuren den Der Vorrang gegenüber anderen Nutzungen regionalen Grünzügen im größeren Maßstab. nimmt entsprechend der Gliederung der In diesen Zonen können jedoch in der Regel Wasserschutzgebiete in Schutzzonen mit öffentliche Nutzungen vorgesehen werden, zunehmender Entfernung von der Wasser- die dem Charakter dieser für die Erholung der gewinnungsanlage ab. Für geplante Wasser- Bevölkerung und für das Stadtbild wesent- schutzgebiete kann wegen der nicht hinrei- lichen Grünräume entsprechen. Sie sollen chend determinierten Abgrenzung noch kein gleichzeitig Verbindungselemente zu Biotop- gesetzlich verbindlicher Vorrang gegenüber verbundachsen sein oder kleinklimatische anderen Nutzungen begründet werden. Die Funktionen (Frischluftschneisen) überneh- Verfahren zur Festsetzung von Wasserschutz- men. Die schematischen Darstellungen in gebieten sind daher zügig durchzuführen. Bei den Regionalplänen bedürfen einer Konkreti- den durch Verordnung festgesetzten Gebie- sierung in Landschaftsplänen beziehungswei- ten gelten die Bestimmungen der entspre- se Bauleitplänen der Gemeinden. chenden Rechtsvorschriften.

9.4.2 Vorbehaltsgebiete für den Grundwasserschutz Z/GR (1) Als Vorbehaltsgebiete für den Grundwasser- schutz (Wasserschongebiete) sind in den Re- gionalplänen solche Gebiete auszuweisen, die für die Sicherung der Trinkwasserversorgung sowie zur nachhaltigen Sicherung des Wasser- haushaltes, insbesondere des Grundwassers von Bedeutung sind.

127 B Die Vorbehaltsgebiete Grundwasserschutz mungsgebiete (siehe Abbildung 14). Sie umfassen die geplanten Wasserschutzge- werden in den Regionalplänen nachrichtlich biete und die Einzugsgebiete der Grund- dargestellt. wassererfassungen größerer öffentlicher Darüber hinaus sollen potenzielle, was- Wasserversorgungsunternehmen (Wasser- serrechtlich aber noch nicht festgesetzte schongebiete). In den Vorbehaltsgebieten faktische Überschwemmungsgebiete kommt neben der Sicherung der öffentlichen rechtzeitig raumordnerisch gesichert werden, Wasserversorgung dem Gesichtspunkt des um entgegenstehende Nutzungen frühzei- vorsorgenden Grundwasserschutzes bei der tig auszuschließen. Um diese Bereiche als Abwägung mit anderen Nutzungsansprüchen Vorranggebiete ausweisen zu können und sie ein besonderes Gewicht zu. Die Vorbehalts- damit einerseits als natürliche Überschwem- gebiete für den Grundwasserschutz sind nach mungsbereiche für Gewässer zu erhalten und dem jeweiligen hydrogeologischen Kenntnis- eine (intensivere) Nutzung solcher Flächen, stand abgegrenzt. zum Beispiel durch Siedlungsentwicklung, zu vermeiden sowie andererseits das Gefahren- und Gefährdungspotenzial in solchen hoch- wassergefährdeten Bereichen zu minimieren, bedarf es wasserwirtschaftlicher Vorarbeiten zur Grundlagenermittlung, Risikoeinschätzung 9.5 Binnenhochwasserschutz und Gebietsabgrenzung. Z (2) Die Vorranggebiete für den vorbeugenden Bin- nenhochwasserschutz sind in ihrer natürlichen 9.5.1 Vorranggebiete für den Funktion als Überschwemmungsbereiche zu Binnenhochwasserschutz erhalten und langfristig zu sichern. Durch die Ausweisung als Vorranggebiet wird der auf der Z/ZR (1) In den Regionalplänen sind als Vorranggebiete Maßstabsebene der Regionalpläne weitestge- für den vorbeugenden Binnenhochwasser- hend räumlich sowie sachlich konkretisierten schutz die zur Regelung des Hochwasserab- Nutzung für den vorbeugenden Hochwasser- flusses im Binnenland erforderlichen Flächen schutz der Vorrang eingeräumt. Andere Pla- (Überschwemmungsbereiche) auszuweisen. nungen und Maßnahmen können nur realisiert Hierzu gehören: werden, wenn sie mit dem vorbeugenden • durch Rechtsverordnung festgesetzte Hochwasserschutz vereinbar sind. Überschwemmungsgebiete; • Gebiete zwischen den Flüssen und ihren B Die Ausweisung als Vorranggebiet bedeutet Deichen, die nach dem Wasserrecht per in der Regel nicht den Ausschluss anderer Legaldefinition als Überschwemmungsge- Ansprüche im Sinne eines generellen Nut- biet festgesetzt sind zungsverbotes, sondern lediglich derjenigen, sowie die mit dem vorbeugenden Hochwasser- • weitere potenzielle Überschwemmungsge- schutz nicht vereinbar sind. biete. Bei den durch Verordnung festgelegten Über- schwemmungsgebieten gelten die Bestim- mungen der entsprechenden Verordnung. B Die raumordnerische Darstellung von Über- schwemmungsbereichen erfolgt in den Regionalplänen aufgrund des Planungsmaß- stabes nicht mit der Genauigkeit, wie sie zur wasserrechtlichen Festsetzung der Über- schwemmungsgebiete erforderlich ist. Die Überschwemmungsgebiete werden durch die ermittelte Hochwasserlinie eines statis- tisch einmal in hundert Jahren auftretenden Hochwasserereignisses abgegrenzt. Die Vorranggebiete für den vorbeugenden Binnenhochwasserschutz umfassen zum ei- nen die durch Rechtsverordnung beziehungs- weise durch das Landeswassergesetz (§ 57 LWG) festgesetzten Überschwem-

128 Abbildung 14: Überschwemmungsgebiete in Schleswig-Holstein (Stand April 2007)

9.5.2 Vorbehaltsgebiete für den Höhe des eintretenden Hochwassers und für hierdurch hervorgerufene Risiken beziehungs- Binnenhochwasserschutz weise Schäden sind neben der zeitlichen und G/GR (1) In den Regionalplänen sollen in Flussein- räumlichen Verteilung der Niederschläge die zugsgebieten auf der Grundlage wasserwirt- natürlichen Speicherkapazitäten von Ge- schaftlicher Erkenntnisse und Planungen wässernetz, Gelände und Boden. Als Folge Vorbehaltsgebiete für den vorbeugenden Bin- erhöhten Abflusses von versiegelten Flächen nenhochwasserschutz ausgewiesen werden. und des durch den Deichbau an Flüssen ein- Diese können auch anders genutzte Flächen geschränkten Vorlandquerschnitts haben sich einschließlich Siedlungsflächen umfassen. Der Speicherkapazitäten verringert. Die Hochwas- vorbeugende Hochwasserschutz ist in diesen sersituation wird hierdurch verschärft und Gebieten sowohl zur Sicherung natürlicher Hochwasser treten häufiger und erhöht auf. Überschwemmungsbereiche als auch zum In Flusseinzugsgebieten (durch Wasser- Schutz überflutungsgefährdeter Flächen und scheiden abgegrenzte Gebiete, aus denen Nutzungsbereiche von besonderer Bedeutung. Wasser einem bestimmten Ort zufließt) soll Bei der Abwägung mit anderen Nutzungsan- verstärkt auf den Rückhalt in der Fläche und sprüchen sowie Maßnahmen und Planungen auf den verlangsamten Abfluss des Wassers ist der Aspekt des vorbeugenden Binnenhoch- hingewirkt werden. In Siedlungsbereichen ist wasserschutzes besonders zu beachten. die Möglichkeit ortsnaher Versickerung von Niederschlagswasser zu nutzen. Flächennut- zungsänderungen sind auch auf ihre Relevanz B Hochwasser im Binnenland ist als Teil des für den Wasserabfluss zu prüfen. natürlichen Wasserkreislaufs grundsätzlich nicht zu vermeiden. Maßgebend für die

129 Zur Sicherung von Nutzungen vor Überflu- vergrößern. Die langfristige raumordnerische tungen wurden vielfach Hochwasserschutz- Sicherung schafft damit die planerischen anlagen errichtet. Diese genügen verein- Voraussetzungen für die nachfolgende Kon- zelt insbesondere aufgrund zunehmender kretisierung und Umsetzung durch fachliche Abflüsse im Gewässer nicht mehr den Planungen und Maßnahmen. Anforderungen des vorbeugenden Hochwas- serschutzes, so dass für die vorteilhabenden Flächen eine erhöhte Überflutungsgefahr besteht. Zum Teil sind in Gebieten neue, höherwertige Nutzungen entstanden, deren Sicherheitsanforderungen die derzeitigen Hochwasserschutzanlagen nicht mehr 9.6 Küstenschutz gerecht werden. Zur Minimierung des Scha- denspotenzials und unter dem Gesichtspunkt der raumordnerischen Risikovorsorge ist dem G (1) Zum Schutz vor Sturmfluten und Küstenrück- vorbeugenden Hochwasserschutz in die- gang sind an der West- und Ostküste Schles- sen Gebieten in erhöhtem Maße Rechnung wig- Holsteins sowie an der Unterelbe Schutz- zu tragen. Sie sollen daher als Gebiete mit maßnahmen erforderlich. Oberste Priorität für besonderer Bedeutung für den vorbeugenden den staatlichen Küstenschutz hat der Schutz Hochwasserschutz ausgewiesen werden. In von Menschen und ihren Wohnungen durch diesen Gebieten ist eine Nutzung einschließ- Deiche und Sicherungswerke. lich einer weiteren Siedlungsentwicklung nicht generell ausgeschlossen. Vielmehr soll das Bewusstsein für das Restrisiko auch in B Etwa ein Viertel der Landesfläche Schleswig- deichgeschützten Bereichen geschärft und Holsteins (rund 3.700 Quadratkilometer) ist eine entsprechend angepasste Raumnutzung Küstenniederungsgebiet. Ohne Küstenschutz- initiiert werden. Die konkrete Berücksichti- maßnahmen könnten diese Niederungen gung der Risiken ist Aufgabe kommunaler theoretisch bei jeder besonders schweren Planungen und den sich daraus ergebenden Sturmflut überflutet werden. In diesem Raum privaten und öffentlichen baulichen Maßnah- leben rund 345.000 Menschen und sind Sach- men. werte in Höhe von 47 Milliarden Euro vorhan- den. Etwa 172.000 Arbeitsplätze erzielen eine Bruttowertschöpfung in Höhe von circa 8,5 G (2) Die Vorbehaltsgebiete Binnenhochwasser- Milliarden Euro jährlich. Diese Zahlen kenn- schutz sollen zur Sicherung und Rückgewin- zeichnen die Bedeutung des Küstenschutzes nung von natürlichen Überschwemmungsflä- als einen wichtigen integrativen Bestandteil chen dienen, zur Risikovorsorge in potenziell der Raumplanung in Schleswig-Holstein. Für überflutungsgefährdeten Bereichen beitragen den Küstenschutz relevante Räume in Schles- und auf den Rückhalt des Wassers in der Flä- wig-Holstein sind die Landesflächen bis zur che von Flusseinzugsgebieten hinwirken. Normalnull (NN) +5 Meter Höhenlinie an der Westküste beziehungsweise bis zur NN +3 B Die Speicherwirkung des Gewässernetzes Meter Höhenlinie an der Ostküste sowie die ist im Flachland dort am größten, wo ausge- seewärtig anschließenden Bereiche bis zur dehnte Überflutungsräume vorhanden sind. NN –10 Meter Tiefenlinie. Sie ist umso wirkungsvoller, je eher das Ge- wässer in die angrenzenden Flächen ausufert. Z/ZR (2) Der Küstenschutz in Schleswig-Holstein ist Im Interesse des vorbeugenden Hochwasser- auf der Grundlage des „Generalplans Küsten- schutzes, der sowohl auf die Sicherung der schutz: Integriertes Küstenschutzmanagement natürlichen Überschwemmungsbereiche als in Schleswig-Holstein (GPK)“ in der jeweils auch auf den Schutz überflutungsgefährdeter gültigen Fassung zu gewährleisten. Die dort Flächen und Nutzungen gerichtet ist, sollen enthaltenen Entwicklungsziele sind zugleich daher auf der Grundlage wasserwirtschaft- Ziele der Raumordnung. licher Erkenntnisse und Planungen Gebiete In den Regionalplänen sind raumordnerische mit raumordnerischen Festlegungen dort Ziele für die einzelnen Küstenschutzmaßnah- gesichert werden, wo wasserrechtlich noch men und Deichlinien zu konkretisieren. keine Überschwemmungsgebiete festgesetzt sind, jedoch Notwendigkeiten bestehen und Möglichkeiten gesehen werden, verbliebe- ne Überschwemmungsgebiete wieder zu

130 Z (3) Bei Planungen und Maßnahmen im Küstenbe- Maßnahmen, wie zum Beispiel Beschrän- reich sowie in meerseitig hochwassergefähr- kungen der Siedlungsentwicklung, begegnet deten Küstenniederungen sind die Belange werden sollte. des Küstenschutzes zu beachten. Notwendige Küstenschutzeinrichtungen haben in der Abwä- Z (5) Nach dem GPK sind von den insgesamt 431 gung mit anderen Belangen stets Vorrang. Kilometern Landesschutzdeich ab 2007 noch 87 Kilometer vordringlich zu verstärken (West- G (4) Wo Küstenschutzanlagen nicht möglich sind, küste 57 Kilometer, Ostküste 30 Kilometer). müssen andere Sicherungsvorkehrungen ge- Schwerpunkte bilden die Inseln Föhr, Pellworm troffen werden. und Fehmarn. Siedlungen in hochwassergefährdeten Gebie- ten sollen nur bei ausreichend vorhandenen Schutzvorkehrungen weiterentwickelt werden.

B Gesetzliche Grundlage für den Küstenschutz ist das Landeswassergesetz (LWG) in der jeweils geltenden Fassung. Nach § 62 LWG in der Fassung vom 6. Januar 2004 (GVOBl. Schl.-H. S. 8), zuletzt geändert durch Gesetz vom 06. März 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 136) ist Küstenschutz eine Aufgabe derjenigen, die davon Vorteile haben. Nach § 63 LWG sind der Bau und die Unterhaltung von Deichen und Dämmen sowie die Sicherung der Inseln und Halligen, die im Interesse des Wohls der Allgemeinheit erforderlich sind, öffentliche Aufgaben. Die Strategie des Küstenschutzes ist derzeit im „Generalplan Küstenschutz: Integriertes Küstenschutzmanagement in Schleswig-Hol- stein (GPK)“ vom Dezember 2001 dargelegt. Sie muss die vielschichtigen Interessen und teilweise divergierenden Belange im Küsten- gebiet berücksichtigen. Dies wird durch das integrierte Küstenschutzmanagement umge- setzt. Es stellt eine Weiterentwicklung des bisherigen Planungsverfahrens dar, indem es • den Küstenschutz als räumliche Planungs- aufgabe betrachtet; • andere Ansprüche an das Küstengebiet bereits frühzeitig und gebührend in die Entwicklungsziele für den Küstenschutz integriert; • die Öffentlichkeit vermehrt am generellen Planungsprozess beteiligt und • den Klimawandel und die Unsicherheiten bei seiner Prognose verstärkt berücksich- tigt. Durch den künftigen Meeresspiegelanstieg - berücksichtigt werden im GPK 50 Zentimeter bis zum Jahre 2100 - werden die Meeresan- griffe auf die schleswig-holsteinischen Küsten stetig zunehmen. Gleichzeitig werden immer mehr Werte in den hochwassergefährdeten Küstenniederungen (siehe Abbildung 15) geschaffen. Dies führt zu Risikoerhöhungen, denen durch geeignete raumordnerische

131 Abbildung 15: Hochwassergefährdete Küstenniederungen in Schleswig-Holstein

132 10. Instrumente zur regionalen und interkommunalen Kooperation sowie zur städtischen Entwicklung

G (1) Durch eine bessere Verzahnung der Instrumen- phische Wandel fordert ein strategischeres te der regionalen und interkommunalen Koope- Agieren und ein besseres Miteinander der ration sowie der städtischen Entwicklung Kommunen. Die Auswirkungen der demo- sollen kleinräumige und sektorale Sichtweisen graphischen und wirtschaftsstrukturellen überwunden und die bedeutsamen Aufga- Veränderungsprozesse sind regional unter- benbereiche der Raumordnung, insbesondere schiedlich und innerregional teilweise so, der Regionalplanung und der Regionalpolitik, dass Schrumpfung und Wachstum in unmit- der integrierten Stadtentwicklungsplanung, telbarer räumlicher Nachbarschaft auftreten der Wohnraumförderung und der Entwicklung können. Dies erfordert eine Überprüfung der ländlicher Regionen enger zusammengeführt bisher oft einseitig kommunal ausgerichteten werden. Konzepte und eine intensivere Abstimmung Die verschiedenen Fachpolitiken sollen nach im übergemeindlichen und regionalen Kon- Möglichkeit bei ihren Planungen interkommu- text. nale und regionale Kooperationen berücksichti- Auch bei neuen, verbesserten Zuschnitten gen. von Ämtern und Kreisen durch die Verwal- tungsstrukturreform bleibt bei vielen The- men das Erfordernis einer interkommunalen B Für eine erfolgreiche Politik der Regionen und regionalen Abstimmung bestehen. Die mit ihren Städten und Gemeinden stehen Kooperationsstrukturen müssen einerseits verschiedene Instrumente zur Verfügung, die räumlich flexibel sein („variable Geome- interkommunale und regionale Kooperation trie“), um den unterschiedlichen Themen und sowie städtische Entwicklungen unterstüt- Aufgabenstellungen gerecht zu werden, und zen. Sie dienen vor allem andererseits ausreichend verbindlich sein. • der Verbesserung der wirtschaftlichen Knappe und möglicherweise weiter zurückge- Rahmenbedingungen sowie der Lebens- hende öffentliche Mittel zwingen zu effek- bedingungen allgemein; tiverem Einsatz von Förderprogrammen und • der strategischeren Ausrichtung der kom- -mitteln und zu effizienterem Handeln von munalen und regionalen Politik in einer Institutionen. Das bedeutet mehr Bündelung nachhaltigen Perspektive; der verschiedenen Fördermöglichkeiten der • der Förderung von Innovationen; EU, des Bundes, des Landes und der Kom- • der Verbesserung des Informationsaus- munen und mehr Qualitätsorientierung bei tausches und der Einbindung relevanter Förderentscheidungen. Die künftige Förder- Akteure; politik wird sich daher nicht zuletzt an den in interkommunaler Zusammenarbeit erstell- • der Beschleunigung von Entscheidungs- ten Stadt-Umland-Konzepten, Regionalen prozessen. Entwicklungskonzepten und AktivRegionen Zu den Instrumenten gehören neben den sowie an den strategisch ausgerichteten etablierten Formen öffentlich-rechtlicher Integrierten Stadtentwicklungskonzepten Kooperation (zum Beispiel Zweckverbände) und kommunalen Wohnungsmarktkonzepten Regionale Entwicklungskonzepte, Kreisent- orientieren. Darüber hinaus tragen diese wicklungskonzepte, Stadt-Umland-Konzepte Instrumente maßgeblich zur Umsetzung der und Städtenetze. Sie stehen in einem engen Leitbilder ( u 5.1, 6.1, 7.1, 8.1 und 9.1) bei. Zusammenhang mit Instrumenten anderer Viele interkommunale Kooperationen vollzie- Fachpolitiken, insbesondere den Integrierten hen sich im Rahmen bewährter öffentlich- Stadtentwicklungs- und kommunalen Woh- rechtlicher oder privat-rechtlicher Organisati- nungsmarktkonzepten sowie der neuen onsformen. Darüber hinaus sind auch neue Initiative AktivRegion. Diese Konzepte er- Formen und Instrumente der interkommu- möglichen vielfach eine vertiefende Ausein- nalen Kooperation und der regionalen Zusam- andersetzung mit anderen Fachpolitiken, wie menarbeit zu erproben. Die vertrauensvolle zum Beispiel Kindertagesstätten- und Schul- und von gegenseitigem Respekt geprägte entwicklungsplanung, ÖPNV und Energiever- Zusammenarbeit zwischen Zentralem Ort und sorgung. Umlandgemeinden ist als ein entscheidendes Zur Stärkung der Konkurrenz- und Leistungs- Element interkommunaler Zusammenarbeit fähigkeit des Landes und seiner Teilräume im zu entwickeln und zu pflegen. nationalen und europäischen Wettbewerb be- Das Zentralörtliche System ( u 6.2) wird darf es mehr Kooperationen von Kommunen durch interkommunale und regionale Koope- innerhalb räumlich und funktional verfloch- rationen sowie Instrumente der städtischen tener Regionen. Nicht zuletzt der demogra-

133 Entwicklung nicht in Frage gestellt, sondern Die Konzepte sollen im breiten gesellschaft- gestärkt. lichen Dialog, zum Beispiel unter Beteiligung von regionalen und kommunalen Akteuren, Wirtschafts- und Sozialpartnern und der Um- weltverbände, erarbeitet werden. Die projektbezogene Umsetzung der Konzepte kann durch ein gesondertes Regionalmanage- ment ( u 10.2) unterstützt werden. 10.1 Regionale Entwicklungskonzepte und Kreisentwicklungskonzepte 10.2 Regionalmanagement

G (1) Regionale Entwicklungskonzepte (REK) und G (1) Das Regionalmanagement dient der operativen Kreisentwicklungskonzepte (KEK) sind inte- Beförderung und Unterstützung von inter- und grierte überfachliche Entwicklungskonzepte auf intraregionalen Kooperationen, insbesondere regionaler Ebene. auch der Umsetzung von Regionalen Entwick- • Kreisentwicklungskonzepte sollen für lungskonzepten ( u 10.1), Stadt-Umland-Kon- Kreise beziehungsweise kreisfreie Städ- zepten ( u 10.5) sowie der Initiative Aktiv- te alle wesentlichen raumordnungs- und Region ( u 10.3). Es kann thematisch oder strukturpolitischen Entwicklungsaspekte querschnittsorientiert, regional oder teilräum- vereinen und die gemeinsamen Interessen, lich ausgerichtet sein. Leitvorstellungen und Handlungsansätze Das Regionalmanagement soll dazu beitragen, der kreisfreien Stadt oder des Kreises und seiner Gemeinden formulieren. • integrierte regionale Entwicklungsprozesse zu initiieren und vor allem integrierte regi- • Regionale Entwicklungskonzepte sollen onale Entwicklungskonzepte sowie Stadt- sich - bezogen auf die heutigen Kreise und Umland-Konzepte umzusetzen; kreisfreien Städte - auf mehrere Kreise beziehungsweise kreisfreie Städte oder • regionale Leit- und Entwicklungsprojekte zu kreisgrenzenübergreifend auf Teilräume identifizieren und zu befördern; von Kreisen beziehen. Vor dem Hintergrund • regionale Konsensbildungsprozesse in der laufenden Verwaltungsstrukturreform Gang zu setzen; wird diese Vorgabe gegebenenfalls anzu- • regionale Netzwerke, Bündnisse gesell- passen sein. schaftlicher und wirtschaftsnaher Gruppen, Die Konzepte sollen aufbauend auf einer Verbundprojekte, Innovationscluster und Analyse der regionalen Ausgangslage (Stärken- Ähnliches aufzubauen; Schwächen-Analyse) insbesondere • verborgene regionale Beschäftigungs- und • Entwicklungsziele, Schwerpunkte und Wachstumspotenziale zu mobilisieren und Handlungsprioritäten der Region festlegen; • ein regionales Marketing zu befördern. • die für die regionale Entwicklung besonders Regionalmanagements sollen ein Monitoring / wichtigen Maßnahmen der verschiedenen Controlling integrieren. Sie sollen auf finanzielle Politikbereiche aufeinander abstimmen; und organisatorisch selbst tragende Struktu- • vorrangige Entwicklungsprojekte benennen ren ausgerichtet sein (insbesondere auf Basis und hierfür Prioritäten, zeitliche Realisie- von Mitgliedsbeiträgen und Sponsorenein­ rungsvorstellungen und Verantwortliche werbung). festlegen; • eine geeignete umsetzungsorientierte Ergänzung zu landes- und regionalpla- nerischen Festlegungen darstellen und wichtige Hinweise für die Fortschreibung von Regionalplänen liefern und • Aussagen zum Monitoring / Controlling enthalten.

134 10.3 Initiative AktivRegion 10.4 Städtenetze

G (1) Mit der Initiative AktivRegion soll flächende- G (1) In Form von regionalen und überregionalen ckend in Schleswig-Holstein im Zukunftspro- Städtenetzen können Kommunen in einem gramm Ländlicher Raum in der neuen För- oder mehreren raumrelevanten Aufgabenbe- derperiode die LEADER-Methode umgesetzt reichen freiwillig und gleichberechtigt Maßnah- werden. Wichtige Voraussetzung für die men koordinieren, gemeinsam entwickeln und Bildung einer AktivRegion ist, dass sie 50.000 umsetzen. Städtenetze sollen sich vorrangig bis 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf kommunaler Eigeninitiative und Selbstor- umfasst. ganisation gründen. Sie sollen unter Wahrung Mit der Initiative sollen die Entwicklungspoten- der kommunalen Selbstverwaltung die endo- ziale der ländlichen Räume für alle dortigen genen Potenziale der regionalen Entwicklung gesellschaftlichen Gruppen besser erschlossen mobilisieren, damit sie durch eine Vernetzung werden. Private Akteure sowie Wirtschafts- an Effizienz gewinnen. Obwohl Städtenetze und Sozialpartner sollen neben den öffent- regionsübergreifend ausgerichtet sein können, lichen Akteuren in die Entscheidungsprozesse sollen sie dennoch die jeweiligen regionalen eingebunden werden. AktivRegionen sollen bei Bezüge der beteiligten Städte berücksichtigen. den Stärken der ländlichen Regionen anset- In erster Linie sollen Städtenetze dazu beitra- zen, um sie anzustoßen und zu aktivieren, ihre gen: zukünftige Entwicklung eigenverantwortlich zu • Kooperationen und Arbeitsteilung der Städ- gestalten. te zu befördern; • Standortvorteile von Stadtregionen besser G (2) Mit Hilfe des integrierten Ansatzes der Initiati- zur Entfaltung zu bringen; ve AktivRegion sollen Ziele und Maßnahmen • großräumige Infrastruktur besser zu nutzen gebündelt und vernetzt werden. Der ökono- sowie mische Bereich ist dabei im Zusammenhang • Entwicklungsimpulse über die engeren mit anderen Funktions- und Strukturbereichen, Regionalgrenzen hinaus zu tragen, insbesondere Wohnen, Infrastruktur, Touris- mus, Umwelt und Kultur zu betrachten. Die um somit zunehmende Standortkonkurrenzen Förderung der ländlichen Entwicklung soll so abzubauen. noch gezielter auf die Stärkung der regionalen Die Kooperation der Kommunen im Rahmen Wirtschaftskraft und die Sicherung und Schaf- eines Städtenetzes soll in einer vertraglichen fung von Arbeitsplätzen ausgerichtet werden. Vereinbarung mit Selbstbindungscharakter festgehalten werden. G (3) AktivRegionen sollen in gegebenenfalls vorhan- dene oder geplante Regionale Entwicklungs- konzepte ( u 10.1) integriert werden und mit den Zielsetzungen der Stadt-Umland-Konzepte ( u 10.5) abgestimmt sein.

135 ritätengestützten Siedlungsmodell „Woh- 10.5 Stadt-Umland-Konzepte nen / Gewerbe“ unter Berücksichtigung der Freiraumentwicklung. Dabei sollen die Auswirkungen (zum Beispiel Folgekosten) G (1) Stadt-Umland-Konzepte (SUK) sind freiwillige, auf die soziale und technische Infrastruktur integrierte, kooperativ abgestimmte und pro- berücksichtigt werden; zessuale Planungen zwischen Kernstädten und • Regelungen über Abweichungen und zur ihren Umlandgemeinden. Ihre Planungsebene Konfliktbewältigung sowie liegt oberhalb der vorbereitenden Bauleitpla- nung und unterhalb der Regionalplanung. SUK Z • Regelungen zu einem Interessenausgleich sollen unter Beachtung der landes- und regio- zwischen Kernstadt und Umlandgemeinden nalplanerischen Zielsetzungen für ihren Raum ( u 6.5.2 Absatz 6 und 6.6 Absatz 3). einen Entwicklungsrahmen für einen Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren festlegen sowie G (3) Die Vereinbarungen nach Ziffer 10.5 Absatz 2 Vorschläge zur Umsetzung und Anpassung sind verbindliche Grundlage für die örtlichen enthalten. Bauleitplanungen. SUK sollen auf der Basis qualifizierter Bedarfs- prognosen und Stärken-Schwächen-Profilen G (4) Die regionalplanerische Beurteilung der Sied- • überörtliche Konsensbildungsprozesse in lungstätigkeit soll sich an den Festlegungen Gang setzen; der SUK orientieren ( u 6.5.2 Absätze 6 und 7, • für den Kooperationsraum Entwicklungs- u 6.6 Absatz 3). Die Ergebnisse der Konzepte ziele und Handlungsprioritäten sowie Stra- sollen bei der Fortschreibung der Regionalplä- tegien zur Realisierung der gemeinsamen ne berücksichtigt werden. Ziele festlegen und SUK können mit Unterstützung durch Regional- • dabei insbesondere Themenschwerpunkte managements ( u 10.2) umgesetzt werden. und überörtliche Leitprojekte bestimmen, die kooperativ ein qualitatives wirtschaft- G (5) Die SUK sollen in enger Abstimmung mit Inte- liches Wachstum ermöglichen, sowie grierten Stadtentwicklungs- und kommunalen • zur Sicherstellung einer geordneten Sied- Wohnungsmarktkonzepten und umgekehrt lungs- und Freiraumentwicklung integrierte, ( u 10.6 und 10.7) im Kooperationsraum erar- flächenorientierte Entwicklungsvorstellun- beitet werden. Sofern solche Konzepte bereits gen beinhalten. vorliegen, sollen sie bei der Grundlagenerarbei- Einen Anhaltspunkt für die Abgrenzung geeig- tung und Zielformulierung der SUK angemes- neter Kooperationsräume stellen die in den sen berücksichtigt werden. SUK sollen sich in Raumordnungsplänen festgelegen Stadt- und vorhandene oder noch zu erarbeitende Regio- Umlandbereiche in ländlichen Räumen nale Entwicklungskonzepte ( u 10.1) integrie- ( u 5.5) dar. Darüber hinaus sind SUK in geeig- ren und mit den Ansätzen der AktivRegionen neten Kooperationsbereichen auch innerhalb ( u 10.3) abgestimmt sein. der Ordnungsräume ( u 5.3) anzustreben und unter Beachtung der oben genannten wirt- schaftlichen Zielsetzungen auch unterhalb der mittelzentralen Ebene ( u 6.2) möglich.

G (2) Auf der Grundlage eines SUK soll im Einver- nehmen mit den Trägern der Regionalplanung eine verbindliche Vereinbarung zwischen den Kooperationspartnern geschlossen werden, die folgende Punkte enthalten soll: • Regelungen zur Organisation, zu Ver- antwortlichkeiten und Finanzierung der Umsetzung sowie zum Monitoring und Controlling; • Grundsätze und Ziele der Zusammenarbeit; • Leitprojekte; • Regelungen zum Flächenmanagement durch quantitative und qualitative Aussagen sowie durch Darstellungen zu einem prio-

136 • Ermittlung der für die Maßnahmendurch- 10.6 Integrierte führung zweckmäßigen Gebietsabgrenzung und erforderlichen städtebaurechtlichen Stadtentwicklungskonzepte Instrumente; • Städtebauliches Planungskonzept (Rahmen- plan); G (1) Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (ISEK) sollen unter den Bedingungen des demogra- • integriertes Handlungs- und Maßnahmen- phischen, sozialen und wirtschaftsstrukturellen konzept zur Bündelung von Maßnahmen Wandels die strategische Planungsgrundlage der Kommunen und anderer Träger sowie für eine zeitgemäße Steuerung der Stadtent- von unterschiedlichen Fördermitteln; wicklung darstellen. • Kostenplan und Finanzierungskonzept für Über die städtebauliche Entwicklung hinaus die Städtebauförderung; sollen sie im Hinblick auf eine nachhaltige • Konzept für ein prozess- und beteiligungs- Stadtentwicklung die wichtigsten Aspekte orientiertes Durchführungsmanagement der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen einschließlich Kooperations- und Steue- Entwicklung einschließlich der dafür erforder- rungsgremien und lichen technischen und sozialen Infrastruktur • Aufbau eines Monitorings als indikatoren- integrieren sowie deren Auswirkungen auf die gestützte Erfolgskontrolle der durchgeführ- Stadtplanung und die Anforderungen an den ten und geförderten Maßnahmen. Städtebau berücksichtigen.

G (3) Die ISEK sollen bei interkommunal zu entwi- G (2) ISEK sollen eine gesamtstädtische und ge- ckelnden Strategien wie Stadt-Umland-Kon- bietsbezogene Maßstabsebene umfassen. zepten ( u 10.5) und Regionalen Entwick- Sie sollen eine Problemanalyse und Prognose lungskonzepten ( u 10.1) wie auch umgekehrt der stadtentwicklungsrelevanten Strukturverän- angemessen berücksichtigt werden. derungen (Entwicklung der letzten 10-15 Jahre, Ein wichtiger integraler Bestandteil von ISEK Status quo, Prognosezeitraum 10-15 Jahre) sind Kommunale Wohnungsmarktkonzepte enthalten. Dabei sind die wichtigsten demo- ( u 10.7). Sofern sie bereits vorher erstellt wur- graphischen, sozialen, wirtschaftsstrukturellen, den, muss das ISEK darauf aufbauen, an sie wohnungswirtschaftlichen, ökologischen und anknüpfen und ihre Ergebnisse integrieren. städtebaulichen Indikatoren zu untersuchen. Auf dieser Grundlage sollen • Stadtentwicklungsziele überprüft und neu bestimmt werden; • neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung entwickelt werden; • sachliche und räumliche Handlungsschwer- punkte festgelegt werden; • Prioritätsgebiete ermittelt und städte- baurechtlich instrumentiert werden, die einen Einsatz der Städtebauförderungspro- gramme erfordern, und • Maßnahmen ermittelt werden, die für eine Förderung mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen der „Nachhaltigen Stadtentwick- lung“ grundsätzlich geeignet sind. Die teilräumlichen Konzepte für die Maßnah- mengebiete der Städtebauförderung sollen folgende Punkte beinhalten: • Gebietsbezogene Struktur- und Substanz- untersuchung, Stärken-Schwächen-Analy- sen;

137 10.7 Kommunale Wohnungsmarktkonzepte

G (1) Kommunale Wohnungsmarktkonzepte (WMK) sind Bestandteile der strategischen Stadtent- wicklungsplanung für eine nachhaltige Stadt- entwicklung. Sie sollen die Wohnungsmärkte (Geschosswohnungsbau, Eigenheime, Eigen- tumswohnungen und Mietobjekte) innerhalb einer Kommune sowie die wohnungsmarkt- bezogenen Verflechtungen mit dem Umland darstellen und bewerten. Ziel der WMK ist es, den örtlichen Akteuren ein Bild des aktuellen und - soweit möglich - zu- künftigen Wohnungsmarktes in der Kommune zu vermitteln. Die Inhalte der WMK sollen sich dabei nicht allein auf förderfähige Tatbestände des sozialen Wohnungsbaus beziehen. Die Strategie- und Handlungsempfehlungen sollen aus einem analytischen Teil abgeleitet werden. Die WMK sollen Maßnahmen, zum Beispiel für Rückbau, Neubau, Bestandsentwicklung und soziale Wohnraumversorgung aufzeigen.

G (2) Die Untersuchung von Angebot und Nachfrage in den Teilmärkten des Wohnungsmarktes soll auf der Grundlage einer Bestandsanalyse er- folgen, auf der aufbauend dann eine Prognose erstellt werden soll. Entsprechend der „Arbeitshilfe 1: Erstellung kommunaler Wohnraumversorgungskon- zepte“, die im Auftrag des Innenministeriums durch das IfS (Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH) erstellt wurde, sollen die WMK folgende Punkte enthalten: • Wirtschaftliche Entwicklungstrends; • Bevölkerungsentwicklung; • Wohnungsangebot; • Marktentwicklung; • Ermittlung des künftigen Neubaubedarfs; • Analyse der Bestandsentwicklung; • Analyse der sozialen Wohnraumversor- gung; • Zusammenfassung der Analysen und Pro- gnosen.

G (3) WMK sind immer ein wichtiger integraler Bestandteil der Integrierten Stadtentwicklungs- konzepte ( u 10.6). Sie sollen außerdem bei Stadt-Umland-Konzepten ( u 10.5) und Regi- onalen Entwicklungskonzepten ( u 10.1) wie auch umgekehrt angemessen berücksichtigt werden.

138 Anhang A 1 (zu Ziffer 5.3) Abgrenzungskriterien der Ordnungsräume

In die Untersuchungen zur Abgrenzung der Ordnungsräume in Schleswig-Holstein wurden alle Gemeinden einbezo- gen, deren Auspendler vorrangig in die Kernstädte der Ordnungsräume, das heißt nach Kiel, Lübeck oder Hamburg auspendeln. In den weiteren Untersuchungsraum für den Ordnungsraum Hamburg wurden zudem einige Gemeinden einbezogen, aus denen überwiegend in die Mittelzentren Elmshorn und auspendelt wird.

Im Weiteren erfolgte die Abgrenzung der Ordnungsräume dann anhand der Indikatoren „Verdichtung“ und „Arbeits- platzzentralität“ .

I. Verdichtung

Für das Kriterium Verdichtung wurden folgende Kennziffern gebildet: • Siedlungsdichte (Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche), • Siedlungsflächenanteil (Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche), • Summe aus Einwohnern und Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten je Hektar Gebäude- und Freifläche.

Die Bewertung der einzelnen Kennziffern erfolgte über ein Punktbewertungsverfahren mit folgendem Schlüssel:

Siedlungsdichte: bis 10 Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche: 1 Punkt 11 bis 20 Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche: 2 Punkte 21 bis 30 Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche: 3 Punkte 31 bis 40 Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche: 4 Punkte 41 bis 50 Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche: 5 Punkte über 50 Einwohner je Hektar Gebäude- und Freifläche: 6 Punkte

Siedlungsflächenanteil: bis 5 % Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche: 1 Punkt 5 - 10 % Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche: 2 Punkte 11 - 15 % Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche: 3 Punkte 16 - 20 % Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche: 4 Punkte 21 - 25 % Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche: 5 Punkte über 25 % Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche: 6 Punkte

Einwohner plus Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort (Sozial. Besch. a. A.) je Hektar (ha) Gebäude- und Freifläche: bis 15 Einwohner + Sozial. Besch. a. A. je ha Gebäude- und Freifläche: 1 Punkt 15 – 20 Einwohner + Sozial. Besch. a. A. je ha Gebäude- und Freifläche: 2 Punkte 21 - 30 Einwohner + Sozial. Besch. a. A. je ha Gebäude- und Freifläche: 3 Punkte 31 - 40 Einwohner + Sozial. Besch. a. A. je ha Gebäude- und Freifläche: 4 Punkte 41 - 50 Einwohner + Sozial. Besch. a. A. je ha Gebäude- und Freifläche: 5 Punkte über 50 Einwohner + Sozial. Besch. a. A. je ha Gebäude- und Freifläche: 6 Punkte

II. Arbeitsplatzzentralität

Zur Analyse der Arbeitsplatzzentralität wurden die Kennziffern „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Ar- beitsort je Einwohner“ und „Anteil der Auspendler an den Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort“ berechnet. Je nach Wert erfolgte anschließend eine Zuordnung zu verschiedenen Gemeindetypen (Typen 1 bis 9).

 Verwendete Daten: Einwohner am 31.12.2005 Realnutzungsarten der Bodenflächen am 31.12.2004 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort und am Arbeitsort am 30.06.2005 Auspendler am 30.06.2005 Quellen: Statistikamt Nord, Bundesagentur für Arbeit

139 Arbeitsplatzzentralität Verdichtung Kennziffer Kennziffer Sozialversicherungs- Auspendler je Sozial- Mindestpunktzahl Gemeindetyp pflichtig Beschäftigte versicherungspflichtig für Zuordnung Arbeitsplatzzentralität am Arbeitsort je Beschäftigte am Ordnungsraum Einwohner Wohnort 10 bis unter 20 % unter 85 % Typ 1 14 unter 10 % unter 85 % Typ 2 14 unter 10 % 85 bis unter 95 % Typ 3 8 mehr als 20 % unter 85 % Typ 4 8 10 bis unter 20 % 85 bis unter 95 % Typ 5 8 unter 10 % 95 % und mehr Typ 6 7 mehr als 20 % 85 bis unter 95 % Typ 7 7 mehr als 20 % 95 % und mehr Typ 8 7 10 bis unter 20 % 95 % und mehr Typ 9 7

Der Raumkategorie Ordnungsraum wurden die Gemeinden in der Regel dann zugeordnet, wenn sie entsprechend ihres Gemeindetyps eine bestimmte Mindestpunktzahl bei der Verdichtung erreichten (siehe Tabelle).

Neben dem oben beschriebenen rechnerischen Verfahren für die Ordnungsraumabgrenzung waren zudem regional- planerische Aspekte sowie die Siedlungsentwicklung der vergangenen Jahre ausschlaggebend.

140 Anhang A 2 (zu Ziffer 5.3) Abgrenzung der Ordnungsräume

Ordnungsraum Kiel • Felm Verdichtungsraum Kiel • Gettorf (Unterzentrum) • Kiel (Oberzentrum) • Grevenkrug • Altenholz • Melsdorf (Stadtrandkern II. Ordnung) • Mielkendorf • Flintbek • Neudorf-Bornstein (Stadtrandkern II. Ordnung) • Neuwittenbek • Klausdorf • Noer • Kronshagen • Osdorf (Stadtrandkern II. Ordnung) • Ottendorf • Molfsee • Quarnbek • Mönkeberg • Rumohr • Raisdorf (Stadtrandkern II. Ordnung) • Schinkel • Schmalstede weitere Gemeinden im Ordnungsraum Kiel • Schwedeneck • Barsbek • Strande • Boksee • Techelsdorf • Brodersdorf • Tüttendorf • Fiefbergen • Wattenbek • Heikendorf (Stadtrandkern I. Ordnung) • Höhndorf Ordnungsraum Hamburg • Honigsee Verdichtungsraum Hamburg • Krokau • Ahrensburg (Mittelzentrum im Verdich- tungsraum) • Laboe • • Lutterbek (Stadtrandkern II. Ordnung) • Passade • Henstedt-Ulzburg • Pohnsdorf (Stadtrandkern I. Ordnung) • Prasdorf • Geesthacht (Mittelzentrum im Verdich- • Preetz (Unterzentrum) tungsraum) • Probsteierhagen • Glinde • Schellhorn (Stadtrandkern II. Ordnung) • Schönberg (Holstein) • Großhansdorf (Unterzentrum) (Stadtrandkern II. Ordnung) • Schönkirchen • Norderstedt (Mittelzentrum im Verdich- tungsraum) • Stein • Oststeinbek • Wendtorf • Pinneberg (Mittelzentrum im Verdichtungs- • Wisch raum) • Achterwehr • Reinbek (Stadtrandkern I. Ordnung mit • Blumenthal Teilfunktionen eines Mittelzentrums) • Böhnhusen • • Bordesholm • Schenefeld (Unterzentrum) (Stadtrandkern II. Ordnung) • Brügge • Wedel in Holstein (Mittelzentrum im Ver- • Dänischenhagen dichtungsraum) • Felde • Wentorf bei Hamburg (Stadtrandkern II. (Ländlicher Zentralort) Ordnung)

141 weitere Gemeinden im Ordnungsraum Hamburg • Hasloh • Aumühle • Heede • Basthorst • Heidgraben • Börnsen • Heist • • Hemdingen • Dahmker • Hetlingen • Dassendorf • Holm • Elmenhorst • Klein Nordende • Escheburg • Klein Offenseth-Sparrieshoop • Fuhlenhagen • Kölln-Reisiek • Grabau • Kummerfeld • Gülzow • Seester • Hamfelde • Langeln • Hamwarde • Lutzhorn • • Moorrege • Hohenhorn • Neuendeich • Kasseburg • Prisdorf • Köthel • Quickborn • Kollow (Stadtrandkern I. Ordnung) • Kröppelshagen-Fahrendorf • Raa-Besenbek • Kuddewörde • Seestermühe • Linau • Seeth-Ekholt • Möhnsen • Tangstedt • Mühlenrade • (Stadtrandkern II. Ordnung) • Sahms • Uetersen (Unterzentrum) • Schönberg • Alveslohe • Schretstaken • Ellerau • Schwarzenbek (Unterzentrum) • Groß Niendorf • Talkau • Heidmoor • Wiershop • Hüttblek • Wohltorf • Itzstedt (Ländlicher Zentralort zusammen mit Nahe) • Worth • Kaltenkirchen • Appen (Mittelzentrum) • Barmstedt (Unterzentrum) • Kattendorf • Bevern • Kayhude • Bilsen • Kisdorf • Bönningstedt • Lentföhrden • Bokholt-Hanreder • Nahe (Ländlicher Zentralort zusammen mit • Borstel-Hohenraden Itzstedt) • Bullenkuhlen • Oering • Ellerbek • Oersdorf • • Schmalfeld • Elmshorn (Mittelzentrum) • Seth • Groß Nordende • Sievershütten • Haselau • Struvenhütten • Haseldorf • Stuvenborn

142 • Sülfeld • Steinburg • Wakendorf II • Travenbrück • Winsen Ordnungsraum Lübeck • Altenmoor Verdichtungsraum Lübeck • Horst (Holstein) • Lübeck (Ländlicher Zentralort) • Bad Schwartau • Kiebitzreihe (Stadtrandkern I. Ordnung) • Bad Oldesloe • Groß Grönau (Mittelzentrum) • Krummesse • Bargfeld-Stegen • (Unterzentrum) weitere Gemeinden im Ordnungsraum Lübeck • Barnitz • Bliestorf • Barsbüttel • Groß Sarau (Stadtrandkern II. Ordnung) • Groß Schenkenberg • Braak • Klempau • Delingsdorf • Rondeshagen • Elmenhorst • Ratekau • Grabau (Stadtrandkern II. Ordnung) • Grande • Stockelsdorf (Stadtrandkern II. Ordnung) • Grönwohld • Timmendorfer Strand (Unterzentrum zu- • Großensee sammen mit Scharbeutz) • Hamfelde • Scharbeutz (Unterzentrum zusammen mit • Hammoor Timmendorfer Strand) • Hoisdorf • Badendorf • Jersbek • Hamberge • Köthel • Heidekamp • Lütjensee • Heilshoop • Meddewade • Klein Wesenberg • Neritz • Mönkhagen • Nienwohld • Rehhorst • Pölitz • Zarpen • Rausdorf • Feldhorst • Reinfeld (Holstein) • Wesenberg (Unterzentrum) • Rethwisch • Rümpel • Siek • Stapelfeld • Tangstedt • • Tremsbüttel • (Unterzentrum) • Witzhave • Brunsbek • Lasbek • Ammersbek

143 Anhang A 3 (zu Ziffer 5.5) Abgrenzung der Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen

Hinweis: im Planungsraum III Schleswig-Holstein Mitte Die Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen Stadt- und Umlandbereich Eckernförde umfassen in der Regel nur Teile der nachstehend ge- • Eckernförde (Mittelzentrum) nannten Gemeinden. • Barkelsby im Planungsraum I Schleswig-Holstein Süd • Goosefeld Stadt- und Umlandbereich Mölln • Gammelby • Mölln (Mittelzentrum) • Osterby • Alt Mölln • Windeby • Breitenfelde • Bälau Stadt- und Umlandbereich Neumünster • Grambek • Neumünster (Oberzentrum) • Bönebüttel Stadt- und Umlandbereich Ratzeburg • Boostedt • Ratzeburg (Unterzentrum mit Teilfunkti- onen eines Mittelzentrums) • Ehndorf • Römnitz • Großharrie • Bäk • Groß Kummerfeld • Einhaus • Großenaspe • Ziethen • Krogaspe • Mühbrook Stadt- und Umlandbereich Bad Segeberg / Wahlstedt • Padenstedt • Bad Segeberg (Mittelzentrum) • Tasdorf • Wahlstedt (Mittelzentrum zusammen mit • Wasbek Bad Segeberg)

• Stipsdorf Stadt- und Umlandbereich Plön • Fahrenkrug • Plön (Unterzentrum mit Teilfunktionen • Högersdorf eines Mittelzentrums) • Klein Gladebrügge • Ascheberg in Holstein • Klein Rönnau • Bösdorf • Negernbötel • Dörnick • • Grebin • Weede • Lebrade • Wittenborn • Rathjensdorf • Wittmoldt im Planungsraum II Schleswig-Holstein Ost Stadt- und Umlandbereich Eutin Stadt- und Umlandbereich Rendsburg • Eutin (Mittelzentrum) • Rendsburg (Mittelzentrum) • Bosau • Büdelsdorf (Stadtrandkern II.Ordnung) • Kasseedorf • Rickert • Malente (Stadtrandkern II. Ordnung) • Borgstedt • Süsel • Alt Duvenstedt • Fockbek Stadt- und Umlandbereich Neustadt in Holstein • Nübbel • Neustadt in Holstein (Unterzentrum mit • Schülp b. Rendsburg Teilfunktionen eines Mittelzentrums) • Westerrönfeld • Schashagen • Osterrönfeld • Sierksdorf • Jevenstedt

144 • Schülldorf • Dollerup • Schacht-Audorf • Freienwill • Glücksburg (Ostsee) • Großsolt im Planungsraum IV Schleswig-Holstein Süd-West • Grundhof Stadt- und Umlandbereich Brunsbüttel • Handewitt • Brunsbüttel (Mittelzentrum) • Harrislee (Stadtrandkern II.Ordnung) • Averlak • Hürup • Büttel • Husby • Eddelak • Jarplund-Weding • Landscheide • Langballig • Kudensee • Maasbüll • St. Margarethen • Munkbrarup • Oeversee Stadt- und Umlandbereich Heide • Ringsberg • Heide (Mittelzentrum) • Sankelmark • Hemmingstedt • Sieverstedt • Lieth • Tarp (Unterzentrum) • Lohe-Rickelshof • Tastrup • Nordhastedt • Wees • Ostrohe • Westerholz • Süderheistedt • Weddingstedt Stadt- und Umlandbereich Husum • Wesseln • Husum (Mittelzentrum) • Hattstedt Stadt- und Umlandbereich Itzehoe • Horstedt • Itzehoe (Mittelzentrum) • Mildstedt • Bekmünde • Rantrum • Breitenburg • Schwesing • Dägeling • Simonsberg • Heiligenstedten • Südermarsch • Heiligenstedtenerkamp • Wobbenbüll • Hohenaspe • Kremperheide Stadt- und Umlandbereich Schleswig • Krempermoor • Schleswig (Mittelzentrum) • Lägerdorf • Busdorf • Münsterdorf • Dannewerk • Oelixdorf • Fahrdorf • Oldendorf • Hüsby • Ottenbüttel • Jagel • Rethwisch • Lürschau • Neuberend • Nübel im Planungsraum V Schleswig-Holstein Nord • Schaalby Stadt- und Umlandbereich Flensburg • Selk • Flensburg (Oberzentrum) • Schuby • Ausacker • Tolk 145 Anhang A 4 (zu Ziffer 7.7.1) Abgrenzung der Schwerpunkträume für Tourismus und Erholung

Hinweis: • Friedrichskoog Die Schwerpunkträume für Tourismus und Erholung um- fassen in der Regel nur Teile der nachstehend genann- • Helgoland ten Städte und Gemeinden.

Insel Sylt • Flensburg • Hörnum (Sylt) • Glücksburg (Ostsee) • Kampen (Sylt) • List auf Sylt • Gelting • Rantum (Sylt) • Nieby • Sylt-Ost • Pommerby • Wenningstedt-Braderup • Kronsgaard • Westerland • Hasselberg • Maasholm • Kappeln Insel Föhr • Alkersum • Brodersby • Borgsum • Dörphof • Dunsum • Damp • Midlum • Waabs • Nieblum • Oevenum • Kiel • Oldsum • Mönkeberg • Süderende • Heikendorf • Utersum • Laboe • Witsum • Stein • Wrixum • Wendtorf • Wyk auf Föhr • Barsbek • Wisch • Schönberg (Holstein) Insel Amrum • Stakendorf • Norddorf • Schwartbuck • Nebel • Wittdün • Behrensdorf (Ostsee) • Hohwacht (Ostsee) • Hooge • Blekendorf • Langeneß • Wangels • Pellworm • Oldenburg in Holstein

• Elisabeth-Sophien-Koog • Insel Fehmarn • Nordstrand

• Heiligenhafen • Sankt Peter-Ording • Großenbrode • Neukirchen • Büsum • Heringsdorf • Büsumer Deichhausen • Grube • Westerdeichstrich • Dahme • Kellenhusen (Ostsee)

146 • Grömitz • Schashagen • Neustadt in Holstein • Sierksdorf • Scharbeutz • Ratekau • Timmendorfer Strand • Lübeck

• Malente • Eutin

147 148 149 150