Münchener Kammerorchester MÜNCHENER KAMMERORCHESTER Oskar-von-Miller-Ring 1, 80333 München Telefon 089. 46 13 64-0, Fax 089. 46 13 64-11 ALEXANDER LIEBREICH www.m-k-o.eu JENSEITS 0910

4. Abonnementkonzert | 21.1.2010

Hauptsponsor des MKO Öffentliche Förderer Medienpartner Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren.

Søren Kierkegaard

Musik ist bewusst ausgelöste Vibration Musik ist bewusst ausgelöste Vibration von Luft. Jenseits davon bekommt man von Luft. Jenseits davon bekommt man von ihr bisweilen feuchte Augen. von ihr bisweilen feuchte Augen. feuer.ag feuer.ag

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071009_Anz_105x210_Muenchner_Kammerorchester.indd 1 07.10.2009 17:50:31 Uhr 071009_Anz_105x210_Muenchner_Kammerorchester.indd 1 07.10.2009 17:50:31 Uhr 4. Abonnementkonzert 21. Januar 2010, 20 Uhr, Prinzregententheater

Alexander Lonquich Klavier Alexander Liebreich Dirigent

Richard (1813–1883) Mark Andre (*1964) ›-Idyll‹ E-Dur WWV 103 (1870) ›kar‹ für Streichorchester (2009) Auftragswerk des Münchener Kammerorchesters Ruhig bewegt [Uraufführung] Henri Dutilleux (*1916) Maurice Ravel (1875-1937) ›Mystère de l’instant‹ für 24 Streicher, Cimbalom Konzert für Klavier und Orchester G-Dur (1929-31) und Schlagzeug (1985–89) Allegramente Appels Adagio assai Échos Presto Prismes Espaces lointains Litanies 19.10 Uhr Konzerteinführung: Dr. Meret Forster im Choral Gespräch mit Mark Andre Rumeurs Soliloques Métamorphoses (sur le nom Sacher) Embrasement

Pause

Das heutige Konzert wird vom Bayerischen Der Kompositionsauftrag an Mark Andre erfolgt mit Rundfunk mitgeschnitten. freundlicher Unterstützung der 4 5

GEHEIMNISSE DES AUGENBLICKS ›symphonischen Geburts- tagsgrußes‹ – in Tränen war Wagner – Dutilleux – Andre – Ravel ich, aber auch das ganze Haus; auf der Treppe hatte Was ich eigentlich von der Musik will: Dass sie R. sein Orchester gestellt heiter und tief ist, wie ein Nachmittag im Oktober. und so unser auf : Nietzsche contra Wagner, ›Intermezzo‹, 1888 ewig geweiht!« Rund 15 Musiker umfasste das Ad- ›Einen Faden spinnen …‹ hoc-Ensemble aus Mitglie- Am Ende wollte er nur noch Sinfonien schreiben. Nachdem dern des Zürcher Tonhalle- das theatralische Werk abgeschlossen war, beschäftigte sich Orchesters, unter die sich im Winter 1882/83 just mit jener Gattung, auch Wagners Assistent in der, wie er stets behauptet hatte, doch eigentlich Beetho- Hans Richter gemischt hat- vens ›Neunte‹ den historischen Endpunkt markiert hatte, und te, der zwischen Bratsche die mit seinem längst ›aufgehoben‹ war – im He- und Trompete alternierte. gelschen Sinne überwunden, transformiert und deshalb der Während Wagner die reduzierte Besetzung des Stücks eher Idee nach bewahrt. So zumindest lautete die Argumentation als Notbehelf betrachtete und bald Aufführungen in großer der Zürcher Kunstschriften um 1850. Doch die neu gewon- Besetzung zuließ, bestand Cosima auf dem privaten Charak- nene Freiheit der Motiventwicklung im Anschluss an ›Götter- ter des Geburtstagsgrußes – »seine holden Töne sind unse- dämmerung‹ und ›‹ ließ den Siebzigjährigen nochmals re Schutzgeister«, schrieb sie einmal – und war strikt gegen die eigenen Postulate hinterfragen. Was ihn nun interessier- die Veröffentlichung. Nur unter dem Druck größerer finanzi- te, war eine vegetativ sich entfaltende Musik, ein ungebun- eller Schwierigkeiten gab sie 1878 schließlich nach. Erst von den freies Schwingen. Jenseits des Zwangs zum konzisen nun an wurde das ›Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang Argument oder zur gerichteten Form. »Keine Gegenüber- und Orange-Sonnenaufgang‹, von dem die persönliche Wid- stellung von Themen, das hat Beethoven erschöpft, sondern mung sprach, offiziell als ›Siegfried-Idyll‹ tituliert. einen melodischen Faden spinnen, bis er ausgesponnen ist; nur nichts von Drama«: So stellte er sich, im Gespräch mit Die Meinungsverschiedenheiten der Eheleute spiegeln den Schwiegervater Liszt, in den letzten Monaten seine einsätzi- Doppelcharakter des ›Idylls‹: Einerseits steckt es voller pri- gen Sinfonien vor. Bekanntlich ist es dazu nicht mehr gekom- vater Botschaften – schließlich war der gemeinsame Sohn men. Eine annähernde Vorstellung, welchen Weg Wagner Siegfried Weihnachten 1870 gerade anderthalb Jahre alt, nach dem ›Parsifal‹ möglicherweise verfolgt hätte, vermittelt und erst im August des Jahres hatte die Hochzeit des Paares am ehesten das ›Siegfried-Idyll‹ für kleines Orchester, das er stattgefunden. Interessanterweise entstammen die beiden bereits einige Jahre früher, zum 33. Geburtstag seiner zwei- zentralen Themen ursprünglich auch gar nicht dem musik- ten Frau, komponiert hatte. dramatischen Zusammenhang des ›Rings‹. Zwar begegnen sowohl die eröffnende so genannte ›Friedens-Melodie‹ als Private Botschaften auch das ›Weltenhort‹-Thema – vorgestellt wird es zu Beginn Im Tagebuch schildert Cosima die Uraufführung in Tribschen, des bewegteren Mittelteils von der Klarinette – im Schluss- dem Luzerner Haus der neu gegründeten Patchwork-Fami- teil des dritten ›Siegfried‹-Akts. Doch schon Ernest Newman lie, am Morgen des 25. Dezember 1870: »Wie ich aufwachte­, hat bemerkt, dass diese beiden Ideen in der Tetralogie quasi­ vernahm mein Ohr einen Klang, immer voller schwoll er an, folgenlos­ bleiben; in Brünnhildes Gesang nehmen sie sich nicht mehr im Traum durfte ich mich wähnen, Musik erschall- eher wie Zitate aus. Offenkundig sind sie genau dies: Im Mai te und welche Musik! Als sie verklungen war, trat R. mit den 1869, während der Arbeit am dritten Akt, spricht Wagner fünf Kindern zu mir ein und überreichte mir die Partitur des gegenüber Cosima von der Freude darüber, dass »mehrere 6 7

Themen, welche in der ›Starnberger Zeit‹ entstanden, und So glücklich sich Wagners private Lebensumstände um die wir scherzend zu Quartetten und Symphonien bestimmt 1870 gestalten, so aggressiv artikuliert er in den Monaten haben, jetzt ihre Bestimmung finden (›Ewig war ich, ewig bin des preußisch-französischen Kriegs seine Ressentiments ich‹)«. Am Starnberger See, in einem von König Ludwig II. ei- gegen das westliche Nachbarland, dem er vor allem das gens für Wagner gemieteten Haus, hatten der Meister und Pariser ›Tannhäuser‹-Debakel von 1861 nicht verzeihen die damals noch mit Hans von Bülow verheiratete Cosima im mag. Paradox: Eben dieser theaterpolitisch angezettelte Sommer 1864 ihren vorerst illegitimen Bund besiegelt. Die Skandal fiel ja zusammen mit der Geburtsstunde des fran- Musik des ›Idylls‹ erinnerte Wagners zweite Frau somit an die zösischen ›Wagnérisme‹. Charles Baudelaires synästheti- von Glück ebenso wie von quälenden Gewissensnöten erfüll- sches Verständnis des Wagnerschen Gesamtkunstwerks im te Frühphase dieser Schicksalsbeziehung. Sinne der Décadence übte einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf die symbolistische Dichtung aus und prägte die Private Idylle – politisches Ressentiment frühe Pariser Moderne insgesamt. Noch Henri Dutilleux hat Kompositorisch stellt das kunstvolle kleine Werk eine Art sin- sich intensiv mit Baudelaires Wagner-Schriften auseinan- fonischer Dichtung über Motive aus dem zweiten Tag der dergesetzt – ohne darüber allerdings zum Anhänger des ›Ring‹-Tetralogie dar. Früh schon gesellt sich das punktiert Bayreuther Meisters zu werden. Dabei kommen die zarten absteigende ›Feuerzauber‹-Motiv kommentierend der Frie- Reminiszenzen des ›Siegfried-Idylls‹ der Ästhetik des Fran- densmelodie hinzu. Nach der ersten Kombination der bei- zosen sicherlich entgegen. Baudelaire und Proust, zwei den Hauptthemen – im ›Siegfried‹ macht Wagner von dieser Dichter, die geradezu obsessiv dem Geheimnis der unwil- kontrapunktischen Möglichkeit keinen Gebrauch – erscheint lentlichen Erinnerung nachspüren, dienen als wichtigste ein C-Dur-Hornthema aus der ekstatischen Schlussphase des Inspirationsquellen des Komponisten. Dutilleuxs Werk ver- dritten Akts, und auch die wogenden Triolenfiguren, die die bindet das scheinbar Konträre: Die romantische Imaginati- zweite Zusammenführung der Hauptthemen einleiten, ent- on einer Gegenwelt des Traumes und des Spirituellen mit stammen diesem Kontext. Auf den ›Waldvogel‹ (zweiter dem genuin modernen Anspruch auf konstruktive Logik Akt) beziehen sich die in der Kulminationsphase des ›Idylls‹ und technische Stimmigkeit. Musik sei eine Wissenschaft, aufblitzenden Trompetenfanfaren. Dagegen ist die betont keine Improvisation, hat Dutilleux einmal gesagt. Jeder Ar- schlichte Weise, die als Schlussgruppe der beiden Außenteile beitsschritt bedürfe der Rechtfertigung und habe einem fungiert, ein ›Schlaflied‹ aus dem Jahre 1868. Statt sich nach nachvollziehbaren Organisationsprinzip zu gehorchen. etablierten Formschemata zu richten, demonstriert Wagner die Kunst der scheinbar freien, in Wahrheit souverän gelenk- Kettenreaktionen der Sinne ten motivischen Assoziation: Während der Verlauf im Ganzen Als kompromissloser, extrem selbstkritischer Einzelgänger eine Dreiteilung erkennen lässt, werden gliedernde Zäsuren hat sich der heute knapp 94-Jährige nie einer Schule oder überwiegend vermieden. Wie nahtlos verwoben, schließen Gruppe angeschlossen. Auch in der Hochzeit der strikten­ sich die Gedanken zu einem engmaschigen Netz von Erinne- Reihenkomposition zu Beginn der 50er Jahre, als Pierre rungen und Allusionen zusammen. Boulez­ jeden nicht seriell arbeitenden Kollegen schlichtweg­ für ›überflüssig‹ erklärte, hielt Dutilleux unbeirrt an der Dutilleux’ Schaffen gestaltet eine moderne Musik Verbindung­ zur Tradition fest. Diametral zum Geist des ra- nach den Idealen der Schönheit auf eine dikalen Neubeginns schrieb er zwei Sinfonien, in denen so- mehrschichtige, auch Schattenseiten implizierende gar tonale Schwerpunkte auszumachen waren – in Avantgar- Weise, so dass sie weltweit vom Publikum dekreisen seinerzeit ein absolutes Tabu. Doch auf das span- geschätzt und verehrt wird. nungsfördernde Prinzip des unterschiedlichen harmonischen Gewichts der Töne innerhalb einer Skala und auf erkenn- Aus der Begründung zur Verleihung des Ernst von Siemens bare Ausdruckspolaritäten wollte Dutilleux nicht verzich- Musikpreises an Henri Dutilleux im Jahr 2005. ten. Seine spezifische Poetik verlangte nach Scharnier­tönen 8 9

und -klängen­ und nach zyklisch bindenden Momenten, die gen‹ habe er hier in kleinen, in sich abgeschlossenen Ein- nachvollziehbare formbildende Prozesse ermöglichten. So heiten arbeiten wollen. Bewusst habe er das für ihn so zen- beschwor das berühmte Cellokonzert 1970 ›Tout un mon- trale Thema der Erinnerung zugunsten purer Gegenwärtig- de lointin‹ herauf – eine ›ganze Welt in der Ferne‹. Die Ti- keit einmal komplett ausgespart, bekannte er im Gespräch telformulierung entstammte dem Gedicht ›La Chevelu- mit Claude Glayman. Zehn kurze, attacca aufeinander fol- re‹ aus den ›Fleurs du Mal‹: In Baudelaires Versen löst der gende Sätze für 24 Streicher, Cimbalom und Perkussion ex- Geruch üppigen­ Frauenhaares lawinenartige Erinnerungs- ponieren jeweils eine klare klangliche Versuchsanordnung. ›Appels‹, angeregt durch den Eindruck der Rufe zahlloser Vögel an einem Juni-Abend, führt eine beständige Verbrei- terung und Füllung des Klangraums vor. ›Prismes‹ präsen- tiert unablässig neue Brechungen eines Pizzikato-Motivs, während die ›Espaces lointins‹ titelgemäß mit weit ausei- nander liegenden Registern arbeiten. Der melodischen Expressivität einer solistischen Bratschenlinie in ›Litanies‹ steht in ›Choral‹ die gedeckte Farbe des vierstimmigen Cellosatzes gegenüber. Komplett im Glissando verlaufen die ›Rumeurs‹, während die solistischen Selbstgespräche (›Soliloques‹) virtuose Entladungen bringen. ›Métamorpho- ses‹ verwandelt ein aus den Namensbuchstaben des Wid- mungsträgers Sacher entwickeltes Sechston-Motiv. In ›Em- brasement‹ schließlich bereitet die Glut einer rhythmischen und dynamischen Steigerung die Vereinigung des Orches- ters in einem lakonischen Schlussstatement vor. schübe aus und weckt Gelüste auf ›die Gluten Afrikas und So wie es möglich ist, klangliche Impulse mit Asiens schwüles Leben‹. Der Haarschopf bei Baudelaire, die Ausklängen oder ›Antworten‹ zu versehen, wäre es in den Lindenblütentee getauchte Madeleine bei Proust: Du- schön, wenn es gelänge, dass die Botschaft Christi tilleux folgt beiden Dichtern in der Suche nach dem magi- in meiner Musik als ›Nachhall‹ vernehmbar wäre. schen Moment, in dem sich unverhofft die Tür zu tieferen Be- Mark Andre wusstseinsschichten öffnet.

Den isolierten Augenblick selbst – der das Wesenhafte Klangruinen und ihre Bewohner enthüllende ›Moment décisif‹ des Fotografen Henri Car- Dutilleux begnügt sich nicht mit der Wiedergabe statischer tier-Bresson ist ein verwandtes Phänomen – thematisier- Momente: In jedem der Sätze führt er subtil austarierte Ent- te Henri Dutilleux später in seinem Streicherstück für Paul wicklungen vor. Die Unterteilung in kleine Einheiten wird Sacher. Der Dirigent und unermüdliche Förderer der Mo- kompensiert, indem wenige Übergangstakte jeweils zwi- derne brachte es 1989 mit dem Collegium Musicum Zürich schen dem Material der Sätze vermitteln. Dass, wie immer zur Uraufführung. Während Dutilleux offenbar verschwieg, bei Dutilleux, letztlich spirituelle Erfahrungsebenen ange- dass der Titel dem 1949 erschienen Buch des Philosophen sprochen werden, ist schon anhand der oft auf Kultisches und Musikwissenschaftlers Vladimir Jankélévitch über ›De- verweisenden Satztitel erkennbar. Wiederholt hat Dutilleux bussy et le mystère de l’instant‹ entliehen war, hat er sich bekannt, im Grunde schreibe er letztlich immer sakrale Mu- mehrfach zur besonderen Stellung des kleinen Werks in sik. Für seinen Landsmann Mark Andre gilt dies im unmit- seinem Œuvre geäußert. Gegen seine ›natürlichen Neigun- telbar christlichen Sinne. Wobei auch der Lachenmann- 10 11

Schüler die Organisation des Materials und den geistigen Druck der die Saite berührenden Finger kennt fünf ver- Gehalt seiner­ Musik stets unmittelbar aufeinander bezieht. schiedene Stärken. Statt den zu erwartenden Klang anzu- Seine fragilen Klick-, Knack-, Rausch- und Pfeiflaute an der geben, verwendet Andre überwiegend eine Aktionsnota- Grenze zur Unhörbarkeit stellten, so Andre, implizit stets tion als Anleitung zu seiner Hervorbringung. Die Umset- auch die Frage, wie es sich anhörte, »wenn man die Bot- zung der technisch ungeheuer anspruchsvollen Vorgaben schaft der Bergpredigt« ernst nähme. Und wenn am Ende überwacht Andre von der ersten Probe an persönlich. Die seines im Auftrag des Münchener Kammerorchesters ent- von ihm geforderte ›Virtuosität im Kleinsten‹ strebt nach standenen Stückes ›kar‹ die beiden Bassisten zwei betont der maximalen Transparenz von Zusammenklängen, die er einfache, leise rauschende Funkgeräte betätigen, dann soll nach komplexen Permutationsverfahren generiert. Oftmals damit nicht nur eine klangliche Nuance abgerufen werden, erscheinen sie nach Art eines Akkords übereinander ge- sondern auch der Nachhall eines weit zurückliegenden Im- schichtet – an die Stelle der von verschiedenen­ Instrumen- pulses: Andre denkt an die fossile Strahlung als ›Ausklang‹ ten beigesteuerten Tonhöhen treten die Farbwerte der des Urknalls, an eine aus undenkbarer Ferne herübertö- Geräusche. Dass Andre die Streichorchester-Besetzung in nende ›Stimme Gottes‹. der Fantasie vor allem mit langsamen Sätzen von Gustav

1964 in Paris geboren, stammt Andre – den Accent auf dem letzten Buchstaben seines Nachnamens lässt er inzwischen weg – aus einer protestantischen elsässischen Familie. Nach dem Studium bei Gérard Grisey und einer musikwis- senschaftlichen Promotion über die Ars subtilior um 1400 fand er in den späten achtziger Jahren in Helmut Lachen- mann einen Geistesverwandten. Die Begegnung mit des- sen ›Ausklang‹, einer ›Musik für Klavier und Orchester‹ von 1985, wurde für Andre, wie er selbst sagte, zu einem ›Scho- ckerlebnis‹. Lachenmann eröffnete ihm eine neue künstle- rische Perspektive jenseits der drei damals führenden fran- zösischen Schulen um die Spektralisten, Dutilleux und Bou- lez. Beim anschließenden Studium in Stuttgart erlebte der Franzose den knapp dreißig Jahre älteren Lachenmann als einen ›Meister der Strenge, Konsequenz und Demut‹, mit dessen Ethik er sich sofort identifizieren konnte. In einer Laudatio auf seinen einstigen Schüler hat Helmut Lachen- Mahler in Verbindung bringt, ist kaum direkt hörbar: An mann seinerseits 2006 von der ›utopischen Perspektive‹ Mahlers Streichersatz fasziniert ihn insbesondere die ext- der Klänge Andres gesprochen: »So schön sie sind, sie ver- reme Dehnung harmonischer Ereignisse im sehr verbreiter- weisen auf Anderes, Unfassbares«. ten Tempo und das sukzessive Zerfallen ursprünglich kohä- renter Klangereignisse. Derartige Zeitlupenartige Dekom- Durchgänge zum Transzendenten positionsprozesse sind auch in ›kar‹ zu verfolgen. Zunächst sind sie jedoch mit geradezu naturwissenschaft­ licher Präzision ausgewählt und vorgeordnet. Drei Sei- Den Ablauf beschreibt Andre als eine ›Reise in verschiede- ten umfasst die Legende zur technischen Ausführung der ne klangliche Regionen‹. Zu Beginn erklingen Impulse na- auf allen erdenklichen Teilen der Streichinstrumente her- türlicher Flageoletts, also noch unmittelbar vom Grundton vorgebrachten Klänge und Geräusche. Das Maß des Bo- abgeleitete Klänge. Bald folgen weiter entfernte Obertö- gendrucks ist in einer zehnstufigen Skala angegeben, der ne, und sukzessive werden unharmonische, geräuschhafte 12 13

Elemente eingeführt. Zwischen den auch rhythmisch an- spruchsvoll organisierten Impulsen hört man das ›Atmen des Materials‹, so Andre – eine Folge von Aktionen, Aus- klängen, Stille. Die weiteren Stationen sind relativ deut- lich markiert: Einer gleichsam­ ›homophonen‹ Passage des ganzen Orchesters folgt ein strenger Kanon über ein rhyth- misch distinktes Thema, das mit harten Plektren gezupft wird. Bald setzen die Violinen mit unhörbar einschwingen Liegenoten ein, während die tiefen Streicher den Kanon weiter fortführen. Die Schlussphase basiert auf immateriel- len Arco-Klängen. In ihr feines Rauschen tönt der reine und harmonische Klang der Stimmgabeln wie ein bedeutungs- volles Signal hinein. ›kar‹ meine ›Klangräume und Klangru- inen‹, sagt Andre. Doch natürlich verweist der Titel auch auf Karfreitag und Christi Tod am Kreuz. Nicht umsonst be- nennt Andre seine Kompositionen gerne mit Präpositionen wie ›durch‹ oder ›...zu...‹: Gemeint sind die Transitbereiche der Existenz, Stadien zwischen Diesseits und Jenseits, Er- ren und ging seither regelmäßig renommierte Komponisten fahrung und Erleuchtung. um Aufbauhilfe für sein Repertoire an. So entstanden parallel zwei denkbar gegensätzliche Konzerte, wobei das beidhän- Ravel allein ist der Meister der klingenden Masken. dige G-Dur-Stück interessanterweise sehr viel durchsichtiger Kein Stück aus seiner Hand ist buchstäblich gemeint; und offensichtlich bewusst ›dünner‹ instrumentiert wurde als keines aber bedarf zur Erklärung eines anderen das dramatische Schwesterwerk für die linke Hand. außerhalb seiner selbst: in seinem Werk haben Ironie und Form zu glücklichem Schein sich versöhnt. Gleich fünf einprägsame Themen präsentiert die Exposi- tion des ›Allegramente‹-Kopfsatzes, drei von ihnen verra- Theodor W. Adorno, 1930 ten Ravels Sympathie für den Jazz. Allerhand ›Blue Notes‹, Glissando- und Flatterzungeneffekte und der delikate Ein- Schwanengesang ohne letzte Gedanken satz der Schlaginstrumente verdichten die zauberische At- Eine Peitsche knallt, im bitonalen Gegeneinander von G- und mosphäre. Einen Höhepunkt dieser Farbenspiele bilden Fis-Dur wogen die Klaviertriolen auf und ab, und die Pic- die harfenartigen Arpeggien der Holzbläser zum ausge- coloflöte pfeift ein baskisches Lied: Ausgelassen, ganz und setzten Hornsolo unmittelbar vor der Klavierkadenz – da gar diesseitig legt Ravels G-Dur-Klavierkonzert los. Es sei klingt der ›Lever du jour‹ aus der zweiten Suite zu ›Daphnis im »Geist der Konzerte Mozarts und Saint-Saëns’ geschrie- und Chloé‹ noch einmal an. 35 Takte lang spannt Ravel das ben«, bemerkte der Komponist nach Abschluss der Arbeit: E-Dur-Thema des Mittelsatzes; _- und 6/8-Takt überlagern »Die Musik eines Solokonzerts muss meiner Meinung nach sich in einem an Saties ›Gymnopédies‹ erinnernden Klavier- leicht und brillant sein und darf weder auf Tiefe noch auf dra- monolog, bevor die solistischen Holzbläser antworten. Die matische Effekte abzielen.« Schon um 1913 hatte sich Ravel Wiederkehr des Themas­ im Englischhorn wird vom Klavier mit dem Gedanken an ein Klavierkonzert getragen. Als er ihn mit eleganten 32tel-Figu­ren umspielt. Im Schluss-Presto Ende der zwanziger Jahre dann endlich in die Tat umzuset- dann Stravinsky’sche Zirkusatmosphäre­ von atemloser Bril- zen begann, erreichte ihn überdies noch der Auftrag des Pi- lanz: Erregter Trommelwirbel, eine schrill-dissonant in die anisten Paul Wittgenstein. Der vermögende Bruder des Phi- Höhe fahrende Es-Dur-Klarinette, laszive Posaunenglissan- losophen hatte im ersten Weltkrieg den rechten Arm verlo- di. Dazu launige Synkopen, derbe Marschrhythmen. Und 14 NACHTMUSIK DER

über allem das rasende Perpetuum mobile der Klaviersech- MODERNE 09|10 zehntel. In kaum vier Minuten ist die Ziellinie übertreten. MÜNCHENER KAMMERORCHESTER Ravel plante, das Konzert auf Tournee selbst zu spielen, doch ›unter dem Druck entsetzlicher Schmerzen: Durch- blutungsstörungen des Gehirns, Neurasthenien etc.‹ muss- te er sich zur Ruhe zwingen. Marguerite Long besorgte im Januar 1932 schließlich die Pariser Uraufführung, Ravel di- rigierte. Die anschließende Tour geriet zum glänzenden Er- folg. Doch Ravels Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide. Dass das Klavierkonzert sein letztes großes Werk sein würde, mochte er lange nicht hinnehmen.

Anselm Cybinski

6.3.2010 | ERKKI-SVEN TÜÜR (*1959) 22.00 Uhr | Pinakothek der Moderne, München PEDRO CARNEIRO Marimba ALEXANDER LIEBREICH Dirigent ›Insula deserta‹ für Streicher (1989) ›Symbiosis‹ für Violine und Kontrabass (1996) ›The Path and the Traces‹ für Streicher (2005) ›Lighthouse‹ für Streicher (1997) ›Ardor‹ Konzert für Marimba und Orchester (2001) 21.00 Uhr Einführungsgespräch mit Erkki-Sven Tüür und Alexander Liebreich

19.6.2010 | PAUL HINDEMITH (1895–1963)

Kartenvorverkauf MKO [email protected], T (089) 46 13 64-30 MünchenTicket T (089) 54 81 81 81 (zzgl. Vvk.)

In freundlicher Zusammenarbeit PalaceAd105x210 MKO_sw:PalaceAd 06.10.2008 14:38 Uhr Seite 1

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Alexander Lonquich

Alexander Lonquich ist einer ­ der führenden Interpreten unserer Zeit, sowohl als So- list wie auch als Kammer- musiker. Wegen seiner be- rührenden Musikalität, be- eindruckenden Virtuosität und fulminanter Unmittel- H OT E L barkeit der Wiedergabe ist Bar · Restaurant er regelmäßig zu Gast bei internationalen Festivals wie Salzburger Festspie- le, Mozartwoche Salzburg, Edinburgh Festival, Kam- mermusikfest Lockenhaus, Mondsee Tage, Schuberti- ade Schwarzenberg, Menuhin Festival Gstaad, Schleswig- Holstein Musik-Festival, Klavierfestival Ruhr, Lucerne Festi- val, Cheltenham Festival, Ludwigsburger Schlossfestspie- le, Beethoven Fest Bonn und Warschau, Kissinger Sommer etc. Ferner konzertiert er in den wichtigsten Konzertzent- ren Europas, der USA, Japans und Australiens.

Als Solist spielte er mit den Wiener Philharmonikern, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Royal Philharmonic Or- chestra, den Düsseldorfer Symphonikern, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, dem hr Sinfonieorchester, We manage your dreams. dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und vielen anderen, unter der Leitung von Dirigenten wie Claudio Abbado, Heinz Holliger, Manfred Honeck, Ton Ko- Trogerstr. 21 · D-81675 München · Fon +49.89. 419 71-0 opman, Emmanuel Krivine, Mark Minkowski, Kurt Sander- www.muenchenpalace.de ling, Sándor Végh u.a.

Neben seiner herausragenden Karriere als Solist begeistert Alexander Lonquich auch in der künstlerische Zusammen- arbeit mit Partnern wie Joshua Bell, Gautier und Renaud Capuçon, Veronika Hagen, Heinz Holliger, Steven Isserlis, Leonidas Kavakos, Isabelle van Keulen, Sabine Meyer, Boris Pergamenschikow, Heinrich Schiff, Christian Tetzlaff, Jörg Widmann, Frank Peter Zimmermann, dem Auryn Quartett, dem Tokyo Quartett, Ruth Ziesak u.v.a. 18

Alexander Lonquichs Einspielungen (EMI) wurden mit vie- len bedeutenden Preisen wie Diapason d’Or, Premio Ab- bati und Edison Preis bedacht. Bei ECM Records erschien 2004 seine Solo CD ›Plainte Calme‹, welche bei der inter- nationalen Presse höchste Anerkennung fand. Eine weitere Solo CD beim selben Label folgt in 2009/10.

Ein weiterer Interessenschwerpunkt von Alexander Lon- quich gilt der Doppelfunktion als Dirigent und Solist. Gran- diose Erfolge feierte er mit Orchestern wie Camerata Salz- burg, Mahler Chamber Orchestra, Deutsche Kammer­ philharmonie Bremen, hr Sinfonieorchester Frankfurt, Kammerorchester­ Basel, Orchestra da Camera di Mantova, Stuttgarter Kammerorchester, Gidon Kremers Kremerata Baltica, dem Mozarteum Orchester u.a.

Alexander Lonquich ist in Trier geboren, studierte bei Astrid ­Schmid-Neuhaus, Paul Badura-Skoda, Andreji Jasin- ski und Ilonka Deckers und begann seine Laufbahn 16jäh- rig als erster Preisträger des internationalen Klavierwettbe- werbes ›Casagrande‹ in Terni, Italien.

Die künstlerischen Höhepunkte in der nächsten Saison sind ausgedehnte Konzerttourneen mit der Camerata Salzburg, dem Orchestre Champs-Elysée, neuerliche Einladungen zu den Salzburger Festspielen, der Mozartwoche Salzburg, Solokonzerte in ganz Europa und Nordamerika, sowie Kam- mermusikprojekte mit Christian Tetzlaff, Carolin Widmann und Tabea Zimmermann. 20 21

Alexander Liebreich AZ-Stern des Jahres 2009 für Alexander Liebreich

Alexander Liebreich, schrieb die Frankfurter Allgemeine »Dass die Leute immer das Gleiche hören wollen, Sonntagszeitung, steht für eine junge Generation von Di- wird vom Münchener Kammerorchester regelmäßig rigentenstars, für die der Grenzgang zwischen großen widerlegt: Seit 2006 mischen die Programme des Symphonieorchestern und kleineren, flexiblen Ensembles künstlerischen Leiters Alexander Liebreich Bekanntes so selbstverständlich ist wie die Verbindung von künstleri- mit unbekanntem und Neuem. Dem gebürtigen scher Höchstleistung und sozialem Engagement. Sein ›an- Regensburger gelingt es wie keinem anderen gestammtes‹ Repertoire – klassische und romantische Sym- Dirigenten in München die Frische Beethovens phonik von Beethoven bis Strauss, mit Schwerpunkten auf wiederherzustellen. Mit dem ›Aids-Konzert‹ und Bruckner, Wagner und Mahler –, hat den gebürtigen Re- anderen Projekten beweist er mit seinen Musikern gensburger seit dem Gewinn des Kondraschin-Wett­bewerbs soziale Verantwortung.« 1996 ans Pult zahlreicher bedeutender Orchester wie dem Concertgebouw in Amsterdam, dem Radio Filharmonisch len Festivals und Tourneen in Europa und Asien. Eine erste Orkest Holland, dem Orchestre National de Belgique, dem gemeinsame CD-Produktion mit dem MKO mit Sympho­ Osaka Philharmonic Orchestra, dem Orchestre­ Philharmo- nien von Haydn und der Kammersymphonie von Isang­ Yun, nique de Strasbourg, dem BBC Symphony Orchestra­, der die Anfang 2008 bei ECM erschien, wurde international von Auckland Philharmonia, dem Mozarteum Orchester Salz- der Presse gefeiert; im Frühjahr 2010 wird eine mit Span- burg, den Münchner Philharmonikern und dem Symphonie- nung erwartete Bach-Aufnahme mit Hilary Hahn, Christine orchester des Bayerischen Rundfunks geführt. Schäfer und Matthias Goerne bei Deutsche Grammo­phon veröffentlicht. Die Schlagzeile ›München feiert Liebreich‹, mit der die Ab 2011 übernimmt Alexan­der Liebreich zudem die Künst- Welt am Sonntag ein Port- lerische Leitung des Tongyeong International Music Festi- rät des Dirigenten beti­telte, val (TIMF) in Südkorea, das zu den größten und wichtigsten bezieht sich auf Liebreichs Festivals im asiatischen Raum zählt. Bereits in den letzten sensationelle Erfolge­ mit Jahren widmete sich Liebreich der kulturellen Vermittlungs- dem Münchener­ Kammer­ arbeit zwischen Deutschland und Korea im Rahmen einer orchester, das er im Herbst Gastprofessur des DAAD in Pyongyang 2005, die im hol- 2006 als Künstle­ri­scher Lei- ländischen Film ›Pyongyang Crescendo‹ dokumentiert ist. ter und Chefdirigent über- nommen hat. Bereits nach Im Dezember 2008 wurde Alexander Liebreich in die Mit- dem Antrittskonzert erkor gliederversammlung des Goethe-Instituts berufen, die als die Süddeutsche Zeitung wichtigstes Gremium nach dem Präsidium gilt und sich aus Liebreich zum ›wohl span- bedeutenden Persönlichkeiten des kulturellen und sozialen nendsten Dirigenten Mün- Lebens der Bundesrepublik Deutschland zusammensetzt. chens‹. Inzwischen wird das innovative, wegen seiner spannungsvollen Programma- tik zwischen Barock und Neuer Musik ebenso wie seiner außer­gewöhnlichen Klangkultur vielfach ausgezeichnete Ensemble mit seinem Chefdirigenten nicht nur in München gefeiert, sondern auch bei Auftritten in den großen euro- päischen Musikmetropolen, Gastspielen bei internationa- 22 23

Münchener Kammerorchester wechselbares Profil. Seit der Saison 2006/07 ist Alexander Liebreich Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des MKO. Das Münchener Kammerorchester hat eine einzigartige Pro- grammatik zu seinem Markenzeichen gemacht und dafür in Im Zentrum des künstlerischen Wirkens des Orchesters steht den letzten Jahren internationale Anerkennung gefunden. In die Reihe der Abonnementkonzerte im Münchener Prinzre- seinen hochgelobten Konzertprogrammen kontrastiert das gententheater sowie eien Reihe von Sonderkonzerten wie MKO zeitgenössische Musik – teilweise in Uraufführungen – die ›Nachtmusiken‹ in der Pinakothek der Moderne, das jähr- mit klassischen Werken. Damit glückt dem Ensemble immer liche Münchener Aids-Konzert, das ›concert sauvage‹ ohne wieder eine aufregende Balance zwischen Traditionspflege Ankündigung des Programms oder des Solisten, die ›carte und dem intensiven Engagement für Neue Musik. blanche‹, die in loser Folge an bedeutende Persönlichkei- ten der Kulturwelt vergeben wird, sowie das ›Projekt Mün- Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen diese Auffassung der chen‹, das mit verschiedenen Konzerten, Workshops, einer Programmgestaltung klassischer Musik und unterstreichen Orchester­patenschaft mit dem Puchheimer Jugendkammer­ das Selbstverständnis des Orchesters als deren Botschaf- orchester und anderen Aktivitäten eine Zusammenarbeit mit ter: der Preis des Deutschen Musikverlegerverbandes für Institutionen im Jugend- und Sozialbereich zum Ziel hat. das beste Konzertprogramm in der Saison 2001/2002 und erneut in 2005/06, der Musikpreis der Landeshauptstadt Das Orchester vergibt in jeder Spielzeit mehrere Komposi- München (2000), der Cannes International Classical Award tionsaufträge, so in jüngster Zeit an Erkki-Sven Tüür, Samir (2002), der Preis der Christoph und Stephan Kaske-Stiftung Odeh-Tamimi, Nikolaus Brass, Tigran Mansurian, Thomas (2002), der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung Larcher, Georg Friedrich Haas, Bernhard Lang, Mark Andre (2001–2003) und der Preis Neues Hören der Stiftung ›Neue und Roland Moser. Komponisten wie Iannis Xenakis, Wolf- Musik im Dialog‹ für die gelungene Vermittlung zeitgenössi- gang Rihm und Jörg Widmann haben Werke für das MKO scher Musik (2008). geschrieben.

Das Ensemble ist in rund 60 Konzerten pro Jahr auf Konzert- Mit dem Label ECM Records verbindet das Münchener Kam- podien in aller Welt zu hören. Seit 1995 trat das Münchener merorchester eine langfristig angelegte Zusammenarbeit. Kammerorchester in den Vereinigten Staaten, in China und Die Anfang 2008 erschienene Aufnahme mit Werken von Japan sowie in den Musikzentren Osteuropas und Zentrala- Joseph Haydn und Isang Yun unter der Leitung von Alex- siens auf. Einige Konzertreisen fanden in enger Zusammen- ander Liebreich erhielt international hervorragende Kritiken. arbeit mit dem Goethe-Institut statt, zuletzt zwei gefeier- Im Dezember 2008 wirkte das MKO unter seinem Chefdiri- te Tourneen nach Südkorea in 2007 und erneut im Frühjahr genten zudem an einer Bach-Aufnahme der Geigerin Hilary 2009. Das Orchester gastiert regelmäßig bei wichtigen eu- Hahn mit Christine Schäfer und Matthias Goerne mit, die im ropäischen Festivals wie dem Menuhin-Festival Gstaad, dem Frühjahr 2010 bei Deutsche Grammophon erscheinen wird. Ludwig van Beethoven Osterfestival in Polen, dem Rheingau Musikfestival und dem Schleswig-Holstein Musikfestival. Das MKO hat 25 fest angestellte Musiker und wird von der Stadt München, dem Land Bayern und dem Bezirk mit öf- Das Münchener Kammerorchester wurde 1950 von Christoph­ fentlichen Zuschüssen gefördert. Seit der Saison 2006/07 Stepp gegründet und im Jahr 1956 von Hans Stadlmair über- ist die European Computer Telecoms AG (ECT) offizieller nommen. Dieser leitete und prägte es bis in die 90er Jahre Hauptsponsor des Orchesters. hinein. 1995 übernahm Christoph Poppen als Nachfolger von Stadlmair die künstlerische Leitung des Orchesters und verlieh ihm innerhalb von wenigen Jahren ein neues, unver- News 24

Besetzung Interviews Violinen Flöten Esther Hoppe, Henrik Wiese* Konzertmeisterin Desirée Wolff* Gesa Harms Konzert- Eli Nakagawa-Hawthorne Oboen kritiken Mario Korunic Vilem Veverka* Romuald Kozik Florian Adam* Nina Zedler Ingrid Friedrich* Klarinetten KlassikInfo.de Verena Giovanazzi* Olivier Patey* Oliver Klenk* Das Online-Magazin für Max Peter Meis, Stimmführer Fagott klassische Musik, Theresa Bokany Michael von Schönermark* Oper und Konzert Bernhard Jestl Ruth Gimpel* Ulrike Knobloch-Sandhäger Viktor Konjaev Hörner … bietet allen an klassischer Musik Interessierten eine kompe- Julia Zyzik* Franz Draxinger* tente und ansprechende Möglichkeit, sich über aktuelle Alexander Boruvka* Ereignisse in der Welt der klassischen Musik zu informieren: Violen schnell, fundiert, anschaulich, kostenlos, zu jeder Zeit, und Kelvin Hawthorne, Trompete an (fast) jedem Ort. Stimmführer Antonio Marti* Jano Lisboa Opern- kritiken Nancy Sullivan Posaune Stefan Berg Uwe Schrodi*

Violoncelli Pauke Porträts Bridget MacRae, Charly Fischer* Stimmführerin Peter Bachmann Schlagzeug Michael Weiss Thomas Hastreiter* Benedikt Jira Johannes Potzel* Buch- Tipps Kontrabass Harfe Onur Özkaya, Marlies Neumann* Stimmführer CD-Tipps Jost Butzko* Cimbalom Bruno de Souza Barbosa*

* als Gast [email protected] 26 27

UNSER HERZLICHER DANK GILT … den Mitgliedern des Freundeskreises

Dr. Brigitte Adelberger | Margit Baumgartner | Markus­ den öffentlichen Förderern Berger | Ursula Bischof | Paul Georg Bischof | Dr. Markus Brixle | Alfred Brüning | Marion Bud-Monheim | Bernd Landeshauptstadt München Degner | Dr. Jean B. Deinhardt | Barbara Dibelius | Dr. Werner Kulturreferat Fellmann | Dr. Andreas Finke | Guglielmo Fittante | Gabriele Bayerisches Staatsministerium für Forberg-Schneider | Dr. Martin Frede | Dr. Dr. h.c. Werner Wissenschaft, Forschung und Kunst Freiesleben | Eva Friese | Renate Gerheuser | Dr. Monika Bezirk Oberbayern Goedl | Thomas Greinwald | Dr. Ursula Grunert­ | Lisa Hallancy | Rosemarie Hofmann | Peter Prinz zu Hohenlohe- dem Hauptsponsor des MKO in der Saison 2008/09 Oehringen | Ursula Hugendubel | Dr. Reinhard Jira | Dr. Marshall E. Kavesh | Michael von Killisch-Horn | Felicitas European Computer Telecoms AG Koch | Gottfried und Ilse Koepnick | Martin Laiblin | Dr. Stefan Madaus | Dr. Reinhold Martin | Johann Mayer-Rieckh den Projektförderern Antoinette Mettenheimer | Dr. Michael Mirow | Udo Philipp Constanza Gräfin­ Ressé­guier | Dr. Angie Schaefer | Dr. Ursel BMW Group Schmidt-Garve | Pascal Schneider | Dr. Christoph Schwingen­ European Computer Telecoms AG stein | Heinrich Graf von Spreti­ | Wolfgang Stegmüller Siemens AG Maleen Steinkrauß | Angela­ Stepan | Gerd Strehle | Josef Mercedes Benz Niederlassung München Weichselgärtner | Hanns W. Weidinger | Swantje von Werz Prof. Georg und Ingrid Nemetschek Martin Wiesbeck | Caroline Wöhrl | Horst-Dieter Zapf Markus Berger | E & S – Your Adviser Martin Laiblin und Dr. Marshall E. Kavesh Petra Heyer und Hans Huber Andrea von Braun Stiftung Münchener Kammerorchester e.V. Vorstand: Ruth Petersen, Dr. Rainer Goedl, den Mitgliedern des Orchesterclubs Dr. Christoph-Friedrich Frhr. von Braun, Michael Zwenzner Künstlerische Leitung: Alexander Liebreich Roland Kuffler GmbH, Hotel München Palace Geschäftsführung: Florian Ganslmeier Künstlerischer Beirat: Manfred Eicher, Heinz Holliger, Prof. Dr. Peter Ruzicka More & More AG Kuratorium: Dr. Jürgen Radomski, Dr. Cornelius Baur, Chris Brenninkmeyer, Canon Business Center München West Dr. Rainer Goedl, Dr. Stephan Heimbach, Stefan Kornelius, Udo Philipp, (vormals Schulz Bürozentrum GmbH) Heinrich Graf von Spreti Chris J. M. und Veronika Brenninkmeyer Wirtschaftlicher Beirat: Dr. Markus Brixle, Maurice Lausberg, Dr. Balthasar Frhr. von Campen­hausen Dr. Marshall E. Kavesh Impressum Johann Mayer-Rieckh Redaktion: Anne West, Florian Ganslmeier | Gestaltung: Bernhard Zölch Prof. Georg und Ingrid Nemetschek Satz: Christian Ring | Druck: Steininger Offsetdruck GmbH Redaktionsschluss: 18. Januar 2010, Änderungen vorbehalten Textnachweis Der Text zu Wagner, Dutilleux, Andre und Ravel von Anselm Cybinski ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Nachdruck nur mit Genehmigung des Autors und des MKO. Bildnachweis Umschlagfoto: Hiroshi Sugimoto; S.11: Manu Theobald; S.21: Marek Vogel 28

KonzertVorschau

22.01.10 Ravensburg, Konzerthaus Alexander Lonquich, Klavier Alexander Liebreich, Dirigent

31.01.10 Ultraschall – Festival für neue Musik Berlin, Radialsystem Beate Zelinsky, Klarinette David Smeyers, Klarinette Alexander Liebreich, Dirigent

26.02.10 4. Münchener Aids-Konzert München, Prinzregententheater Martin Fröst, Klarinette Pieter Wispelwey, Violoncello Claron McFadden, Sopran Alexander Liebreich, Dirigent

06.03.10 Komponistenporträt Erkki-Sven Tüür München, Pinakothek der Moderne Pedro Carneiro, Marimba Alexander Liebreich, Dirigent Musik ist bewusst ausgelöste Vibration 18.03.10 Musik ist bewusst ausgelöste Vibration 5. Abonnementkonzert von Luft. Jenseits davon bekommt man München, Prinzregententheater von Luft. Jenseits davon bekommt man von ihr bisweilen feuchte Augen. Maki Namekawa, Klavier von ihr bisweilen feuchte Augen. Dennis Russell Davies, Dirigent feuer.ag feuer.ag

Wir danken ›Blumen, die Leben‹ am Max-Weber-Platz 9 für die freundliche Blumenspende. Hauptsponsor des Münchener Kammerorchesters Hauptsponsor desmko.ect-telecoms.com Münchener Kammerorchesters mko.ect-telecoms.com

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4. Abonnementkonzert | 21.1.2010

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