Walter Krause
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Walter Krause und die baden-württembergische Landespolitik in der Nachkriegszeit Von der Fakultät für Geschichts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Stuttgart zur Erlangung der Würde eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) genehmigte Abhandlung Vorgelegt von Georg Müller aus Schwäbisch Gmünd Hauptberichter: Prof. Dr. F. Quarthal Mitberichter: Prof. Dr. G. Hirschfeld Tag der mündlichen Prüfung: 14. September 2000 Historisches Institut, Abteilung für Landesgeschichte der Universität Stuttgart 2001 1 Meinen Kindern Larissa, Matthias und Katja 2 Inhaltsverzeichnis Seitenzahlen Zusammenfassung 4 Einleitung 9 Jugendjahre 18 Kindheit und Jugend 19 Studentenzeit 39 Politische Haltung während der NS-Zeit 56 Kriegszeit und erste Berufsjahre 68 Beruflicher Werdegang während der NS-Zeit 69 Soldat im Zweiten Weltkrieg 72 Die ersten Jahre nach dem Krieg 81 Politik zwischen Sieg und Niederlage 84 Beginn der politischen Laufbahn 85 Im Sog des Südweststaats 90 Die ersten Stufen auf der Karriereleiter 107 Verdienste in der Bildungspolitik 114 Hohes Ansehen als Bürgermeister in Mannheim 120 Aufstieg in den Fraktionsvorstand 126 Vorgeschichte und Lösung der Schulfrage 129 Die Nacht der langen Messer 149 Die Große Koalition von 1966 bis 1968 182 SPD-Landesvorsitzender - eine kurze Episode 185 Die SPD im historischen Umbruch 187 Die Landesdelegiertenkonferenz in Kehl und ihre dramatischen Folgen 211 Erfolgreicher Minister 243 Studentenproteste in Heidelberg 250 Die Verwaltungsreform 256 Das Ende der Großen Koalition 278 Krauses Wahlergebnisse als Abgeordneter 285 Oberbürgermeisterwahl in Mannheim 292 Vom Oppositionsführer zum Landtagsvizepräsidenten 302 3 Eppler statt Krause 307 Zum Menschen gehören auch seine Schwächen 329 Seltene bundespolitische Ambitionen 338 Krauses Unvollendete - die vereinte Kurpfalz 344 Pragmatiker mit Visionen 359 Ambivalentes Verhältnis zur eigenen Partei 363 Ein ungewöhnlicher Politiker 372 So sahen ihn andere 378 Krause über andere Politiker 386 Abseits der politischen Bühne 388 Zwischen Noten und Zahlen 389 Bilanz eines Lebens für die res publica 402 Anhang 416 1. Biographische Daten 417 2. Auszeichnungen 420 3. Veröffentlichungen von Walter Krause 422 4. Quellen 424 4.1 Schriftliche Quellen 424 4.1.1 Presseartikel 424 4.1.2 Nicht gedruckte Quellen 432 4.1.2.1 Bestände in Archiven 432 4.1.2.2 Anfragen/Schriftwechsel mit Archiven 435 4.1.3 Internet-Adressen 436 4.2 Mündliche Quellen 437 4.2.1 Möglichkeiten und Risiken der Arbeit mit mündlich überlieferter Geschichte 437 4.2.2 Gespräche mit Walter Krause 442 4.2.3 Gespräche mit Zeitzeugen 443 5. Kurzbiographien der befragten Zeitzeugen 444 6. Landtagswahlergebnisse 450 7. Literatur 454 8. Erklärung 475 9. Lebenslauf 476 4 Zusammenfassung Es ist an der Zeit, die Persönlichkeiten näher zu betrachten, die die Geschicke des Bun- deslandes Baden-Württemberg im 20. Jahrhundert in den Jahren nach dessen Grundsteinle- gung maßgeblich bestimmt haben. Dabei standen bislang die Ministerpräsidenten und die- jenigen im Mittelpunkt des Interesses, die ihr Renommee vor allem in der Bundespolitik erworben haben. Nun stellt sich die Aufgabe, sich jenen zuzuwenden, die dieses Land ge- prägt haben, ohne je in Bonn reüssiert zu haben. Unter den Landespolitikern, die die inne- ren Strukturen, den bildungspolitischen Rahmen und die verfassungsrechtlichen Grundla- gen des jungen Bundeslandes entscheidend gestaltet haben, spielte Walter Krause eine her- ausragende Rolle. Walter Krause hat Baden-Württemberg geprägt – bis heute und über den Tag hinaus. Hans Filbinger nannte ihn, den Vater der Kreis- und Gemeindereform, den „Innenarchitekten“ Baden-Württembergs.1 Gemeinsam haben beide die Schulfrage gelöst. Krause zählte ohne Zweifel zur ersten Reihe sozialdemokratischer Politiker im deutschen Südwesten – neben Alex Möller, Carlo Schmid, Fritz Erler und Erhard Eppler. Gemessen an den Wahlergeb- nissen war er der erfolgreichste in der 125jährigen Geschichte der Sozialdemokratie im deutschen Südwesten.2 Außerdem kann er von sich behaupten, daß er als einziger SPD- Politiker in diesem Jahrhundert Ministerpräsident von Baden-Württemberg hätte werden können - wenn er nur gewollt hätte. Dies sind nicht alle, aber die wichtigsten Gründe, die es rechtfertigen, sich mit der Figur Walter Krause näher zu befassen. Dabei entstand zunächst der Gedanke, dies in Form einer politischen Biographie zu tun. Doch was ist eine politische Biographie? Ist eine politische Biographie eine Biographie mit dem Schwerpunkt auf politischen Ereig- nissen, eine historische Arbeit, die die gegenseitige Abhängigkeit von politischen Ent- scheidungen und einem individuellen Lebenslauf aufzeigt? Natürlich hängt alles auf ir- gendeine Art miteinander zusammen und bedingt sich in bestimmter Weise gegenseitig. 1 Stuttgarter Nachrichten v. 20.12.97. Ebenso Dieter Spöri in einer Rede am 22.12.87 anläßlich eines Emp- fangs des SPD-Landesverbandes und der SPD-Landtagsfraktion zum 75. Geburtstag von Walter Krause, veröffentlicht im Pressedienst des SPD-Landesverbandes. 5 Doch es gibt Unterschiede im Maß dieser gegenseitigen Bedingtheit. Es gilt, die Abhängig- keit besonderer politischer Entscheidungen von bestimmten Charaktereigenschaften des Entscheidungsträgers herauszuarbeiten. Was die dargestellte Person im Alltag machte, hat für eine politische Biographie nur sekundären Erkenntniswert. Oder muß auch bei einer politischen Biographie die Darstellung persönlicher Eigenschaf- ten und Eigenheiten einen größeren Raum einnehmen, der Beschreibung und Analyse poli- tischer Ereignisse im Rang ähnlich? Diese beiden Ansichten lassen sich bei objektiver Betrachtung wohl nicht in die Kategorien richtig und falsch einordnen, vielmehr erscheint dies als eine Frage des Standpunkts. Bei Menschen wie Walter Krause kommt noch die Diskussion auf einer zweiten Ebene hinzu. Im Laufe der Arbeiten an dieser Dissertation stellte sich nämlich heraus, daß über Walter Krause nur wenig Persönliches bekannt ist, weil er trotz seiner Arbeit in der Öf- fentlichkeit relativ zurückgezogen lebte. Dagegen kann freilich eingewandt werden, daß Politik bei Walter Krause ein ganz wesentlicher Teil der Persönlichkeit war. Vielleicht gehörte Walter Krause zu jenen Menschen, für die ihr Beruf gleichzeitig Lebensinhalt war, für die speziell Politik so wichtig war, daß daneben nicht mehr viel Platz für andere Dinge blieb, mithin Politik selbst etwas sehr Persönliches darstellte. Entscheidend ist jedoch nicht, welches Etikett diese Arbeit im Untertitel trägt. Da die Dis- kussion darüber nicht die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der vorliegenden Dis- sertation überlagern soll, gibt der Titel präzise ihren Inhalt wieder: Walter Krause und die baden-württembergische Landespolitik in der Nachkriegszeit. Die Zielsetzung der Arbeit ist klar. Es geht in erster Linie darum, wie Walter Krause die baden-württembergische Nachkriegspolitik geprägt hat. Und in zweiter Linie darum, wie Walter Krause zu der Per- sönlichkeit geworden ist, die ihre Entscheidungen so und nicht anders getroffen hat. Des- halb liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf der Darstellung der ersten 20 Jahre baden- württembergischer Politik im vereinten Südwesten in Verbindung mit der Person Walter Krause. 2 Als Maßstab gelten die Wahlergebnisse der Sozialdemokraten auf Landesebene. 6 Die Einteilung in historische Perioden oder Phasen bleibt stets subjektiv. Dies gilt natürlich auch für die Landesgeschichte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Andererseits spricht einiges dafür, die Konsolidierungsphase des neuen Bundeslandes gerade mit dem Ende der Großen Koalition im Jahre 1972 unter Filbinger und Krause enden zu lassen. Im wesentlichen lassen sich dafür drei Argumente finden: Erstens votierte die badische Bevöl- kerung am 2. Juni 1970 mit überwältigender Mehrheit für den Erhalt des Bundeslandes Baden-Württemberg. Der badische Greif im großen Landeswappen, bislang an der Stirn- seite des Landtages nur angeschraubt, konnte nun fest angeschweißt werden.3 Zweitens schufen Krause und Filbinger mit der Kreis- und Gemeindereform die innere Struktur des neuen Bundeslandes, die die alte Ordnung völlig veränderte und in ihren wesentlichen Zü- gen bis heute Bestand hat. Und drittens fand mit der Großen Koalition eine Ära der Lan- desgeschichte ihren Abschluß, in der die großen politischen Kräfte über weite Strecken ge- meinsam Regierungsverantwortung trugen. Eine vom Konsens geprägte Ära ging über in die Zeit der politischen Konfrontation. Diese Phase des Grundkonsenses in der Landespolitik war sicher auch eine Folge des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistichen Herrschaft. Die maßgebenden Politiker waren geprägt von diesen Erfahrungen und dem Neubeginn. Nach ihren Erfahrungen in der Weimarer Republik und der NS-Zeit bedeutete für sie Demokratie auch die grundsätzliche Gemeinschaft der demokratischen Parteien gegen die, die die Demokratie beseitigen woll- ten. Aus diesem Grund werden die ersten 20 Jahre baden-württembergischer Politik, die auch Krauses wichtigste politische Jahre waren, als Ära der Nachkriegspolitik im deut- schen Südwesten bezeichnet. Das politische Wirken Walter Krauses, als Thema der Dissertation vor allem aus landesge- schichtlichem Interesse ausgewählt, erwies sich auch als ein parteigeschichtlich ergiebiges Thema. Der Wechsel von Krause zu Eppler in der Hauptrolle der baden-württembergischen SPD wirkte auf die Zeitgenossen wie eine Zeitenwende. Denn zusammen mit Krause wurde praktisch das gesamte Ensemble der führenden baden-württembergischen Sozialdemokra-