Die steirischen Freiwilligen Feuerwehren im Nationalsozialismus

Die Umstrukturierung des österreichischen Feuerwehrwesens unter besonderer Berücksichtigung der Steiermark

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

eines Magisters der Philosophie

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Mario HÖRZER

am Institut für Geschichte

Begutachter: Konrad, Helmut, O.Univ.-Prof. Dr.phil. Dr.h.c.

Graz, 2012

1 2 Inhaltsverzeichnis

I Einleitung...... 7

II Das Feuerwehrwesen zwischen 1933 und 1938...... 13 1. Die Feuerwehren im Austrofaschismus...... 13 2. Die Feuerwehren im Deutschen Reich...... 19

III Das Feuerwehrwesen zwischen 1938 und 1945...... 25 1. Die Feuerwehren und der ...... 25 1.1. Gleichschaltung...... 25 1.2. Auflösung von Verbänden...... 29 1.3. Feuerwehr vs. SA...... 31 1.4. Sanitätsdienst...... 31 1.5. Reichspogromnacht...... 33 2. Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen...... 34 2.1. Das Reichsgesetz...... 34 2.2. Auswirkungen...... 36 2.3. Die Einführung in der Steiermark...... 37 2.4. Die Feuerwehren als Teil der Polizei...... 38 3. Durchführungsverordnungen...... 40 3.1. Organisation der Freiwilligen Feuerwehr...... 40 3.1.1. Auflösung der Vereinsfeuerwehren...... 41 3.1.2. Die Freiwillige Feuerwehr als gemeindliche Einrichtung...... 43 3.1.3. Die Aufnahme von Feuerwehrmitgliedern...... 45 3.1.4. Ausscheiden und Ausschluss von Mitgliedern...... 47 3.1.5. Wehrführer...... 48 3.1.6. Kreisführer und Bezirksführer...... 49 3.1.7. Feuerwehrschulen...... 51 3.2. Verhalten bei Brandfällen...... 51 3.2.1. Zusammenarbeit der Feuerwehren...... 52 3.2.2. Der Brandeinsatz...... 53

3 3.3. Organisation der Feuerschutzpolizei...... 55 3.4. Organisation der Pflichtfeuerwehr...... 57 3.5. Organisation der Werkfeuerwehr...... 58 3.6. Erstattung des Lohnausfalls...... 60 3.7. Amt der Freiwilligen Feuerwehren...... 61 4. Einheitsfeuerwehrmann...... 62 4.1. Ausbildung...... 63 4.1.1. Feuerwehrschulen...... 64 4.2. Ausrüstung...... 66 4.2.1. Kraftspritzen...... 66 4.2.2. Feuerlöschfahrzeuge...... 67 4.2.3. Schläuche und Hydranten...... 69 4.3. Uniform...... 70 4.4. Dienstgrade...... 71 4.5. Feuerwehrzeitung...... 72 5. Die Feuerwehren im Krieg...... 76 5.1. Untersteiermark...... 76 5.2. Personalprobleme...... 77 5.2.1. Personalersatz...... 77 5.2.2. Ausbildung...... 79 5.2.3. Führung...... 79 5.3. Feuerwehrscharen im HJ-Streifendienst...... 80 5.3.1. Rekrutierung...... 81 5.3.2. Ausbildung...... 82 5.3.3. Einsatzkleidung...... 84 5.4. Notdienstverpflichtungen...... 84 5.4.1. Rekrutierung...... 85 5.4.2. Ausbildung...... 85 5.4.3. Fernbleiben vom Dienst...... 86 5.5. Bereitschaftsdienst...... 87 5.6. Feuerwehrhelferinnen...... 88 5.6.1. Rekrutierung...... 88 5.6.2. Ausbildung...... 89 5.6.3. Einsatzkleidung...... 90

4 5.7. Vorbeugender Brandschutz...... 90 5.8. Kriegswirtschaft...... 92 5.8.1. Rüstungsindustrie...... 92 5.8.2. Rohstoffmangel...... 92 5.9. SS-Gerichtsbarkeit...... 94 5.10. Feuerwehren an der Front...... 95 5.10.1. Bombenkrieg...... 95 5.10.2. Volkssturmeinsatz...... 96 5.10.3. Die letzten Kriegstage...... 98 Ein Augenzeugenbericht...... 99 5.10.4. Opferzahlen...... 100

IV Das Feuerwehrwesen im Neuaufbau...... 101 1. Neubeginn...... 101 2. Feuerwehrverbände...... 102 3. Feuerwehren...... 105

V Schluss...... 107

Literaturverzeichnis...... 117

Archivquellen...... 120

Internet...... 121

Gesetzestexte aus dem Internet...... 121

5 6 I Einleitung

Im Mittelpunkt dieser Abhandlung stehen die steirischen Freiwilligen Feuerwehren im Nationalsozialismus. Auf der Suche nach einem Thema für meine Diplomarbeit fand ich lange Zeit keinen Themenbereich, der mir wirklich zugesagt hätte. Zufällig fiel mir dann ein Aufsatz über das österreichische Feuerwehrwesen in die Hände, der allerdings eine große Frage für mich aufwarf. Warum wurde die Zeit des Nationalsozialismus darin nur in wenigen Zeilen behandelt? Dies weckte mein Interesse und ich recherchierte nach passender Literatur zu diesem Thema. Da über die Zeit des Nationalsozialismus bereits über zahlreiche Aspekte gearbeitet wurde, erwartete ich mir rasch Antworten zu finden. Deshalb überraschte es mich umso mehr, dass sich die Literaturrecherche nicht besonders erfolgreich gestaltete. Aus diesem Grund weitete ich die Suche auch auf Deutschland aus, was ebenso wenig befriedigend verlief. Hier muss aber angemerkt werden, dass man sich in Deutschland mit diesem Thema etwas ausführlicher beschäftigt hat als in Österreich. Alles in allem wurde über die Feuerwehren im Nationalsozialismus aber wenig ausführlich geforscht, über die steirischen Feuerwehren so gut wie fast gar nicht. So besteht der Großteil der Literatur oftmals nur aus wenige Absätzen oder wenigen Seiten. Demnach stellte sich heraus, dass ich die Antworten auf meine Fragen anderweitig suchen muss. Außerdem wurde mir rasch bewusst, dass ich das im Zuge meiner Diplomarbeit machen kann, weshalb ich die steirischen Freiwilligen Feuerwehren im Nationalsozialismus in dieser Arbeit thematisiere.

Die Fragestellung, die die Basis der Überlegungen darstellt, befasst sich mit der Eingliederung der Wehren in das System des nationalsozialistischen Regimes. Inwiefern wurden die Freiwilligen Feuerwehren zu einem wirksamen Organ beziehungsweise zu einem wirksamen Instrument des Nationalsozialismus? Die Entwicklung sollte durch den Anschluss1 an das Deutsche Reich erwartungsgemäß einen anderen Weg gehen, als sie es davor getan hat. Oder bereitete die Staatsmacht im Austrofaschismus eine solche Entwicklung bereits vor, wodurch der Nationalsozialismus nur noch als Weiterentwicklung

1 In kursiv gehalten werden Begriffe, die durch ihren nationalsozialistischen Hintergrund als belastet gelten. Dem entsprechend werden politische Bezeichnungen wie „Gleichschaltung“ und „Anschluss“, geographische Vokabeln wie „Altreich“ oder „Ostmark“ oder rassistische Begriffe wie „Arier“ oder „Mischling“ in kursiv gesetzt, sofern diese nicht Bestandteil eines wörtlichen Zitats sind.

7 gesehen werden kann? Um diese Fragen beantworten zu können, stellte ich mich der Herausforderung und machte mich an diese Arbeit, die den Titel „Die steirischen Freiwilligen Feuerwehren im Nationalsozialismus. Die Umstrukturierung des österreichischen Feuerwehrwesens unter besonderer Berücksichtigung der Steiermark“ trägt.

Aufgrund der Sachlage, dass zum Inhalt der steirischen Feuerwehren im Nationalsozialismus bisher kaum genauer gearbeitet, sondern dieses eher nur gestreift wurde, fand in dieser Arbeit auch Literatur über andere Bundesländer Österreichs Verwendung. Allerdings wurde dieser Inhalt auch dort noch nicht ausführlich behandelt. Aus diesem Grund standen für gewisse Teile der Abhandlung vor allem Gesetzestexte und Archivquellen zur Verfügung. Im Gegensatz zu den Gesetzen, die beinahe ausschließlich über den digitale Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek für Gesetze (ALEX) bezogen wurden, gestaltete sich die Quellensuche im Archiv ungleich schwieriger. Die Quellen, die für diese Arbeit verwendet wurden, stammen allesamt aus den Beständen des Steiermärkischen Landesarchivs. Allerdings haben nur wenige Gemeinden entsprechendes Material in den Beständen des Archivs hinterlassen, die auch für diese Arbeit nützlich waren. Dies machte es auch kompliziert Quellenbeispiele aus den verschiedenen Regionen der Steiermark einfließen zu lassen. Schlussendlich reichte es dennoch, das Thema der steirischen Freiwilligen Feuerwehren zu behandeln.

Nachdem also kaum Forschungsarbeiten zu diesem Thema gemacht wurden, steht diese Arbeit über das Feuerwehrwesen in der Steiermark des Nationalsozialismus am Anfang genauerer Untersuchungen und stellt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Wesentlichen soll sie einen ersten Blick in das System der Feuerwehren dieser Zeit bieten und womöglich weiteren Forschungen als Anknüpfungspunkt dienen.

Die Arbeit besteht im Wesentlichen aus drei größeren Teilen, die bestimmte Zeiträume beschreiben: die Zeit vor dem Anschluss, die Zeit vom Anschluss bis zum Kriegsende und die Zeit des Aufbaus nach dem Krieg. Natürlich bildet der zweite Abschnitt den umfangreichsten Teil dieser Darlegung, allerdings ist es nicht möglich die Entwicklung vor dem Anschluss beziehungsweise nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unbeobachtet zu lassen, weshalb diese auch miteinbezogen werden.

8 Auf der Suche nach Antworten wird am Beginn die Überlegung stehen, wie die Entwicklung in Österreich und der Steiermark vor dem Anschluss 1938 ausgesehen hat. Wie ging man im Austrofaschismus mit dem Feuerwehrwesen und den Wehren um? Passte man sich möglicherweise bereits an das System im Deutschen Reich an oder wurde man vielleicht ungewollt angepasst? Hier sollen auch drei Beispiele von steirischen Feuerwehren zeigen, wie man im Ständestaat mit Personen und Organisationen umging, die nicht als politisch angepasst zu sehen waren. Auch soll untersucht werden, ob die Behörden es geschafft haben Einfluss zu erlangen und falls dies der Fall war, in welcher Form von diesem Gebrauch gemacht wurde.

Als nächstes soll betrachtet werden wie sich das Feuerwehrwesen im Deutschen Reich ab 1933 entwickelte. Gab es eine einheitliche Einwicklung oder musste erst eine solche etabliert werden? Wie sah das System eigentlich zum Zeitpunkt des Anschlusses im Altreich aus? Zu diesem Zweck wird untersucht werden, ob die politischen Entwicklungen im Staat sich auch auf die Feuerwehren auswirkten.

Im zweiten Teil wird die Entwicklung in Österreich und der Steiermark vom Anschluss bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges betrachtet werden. Die Fragen nach der Gleichschaltung von Staat und Feuerwehr, sowie die ersten Auswirkungen auf das Feuerwehrwesen nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht sollen eingangs dargestellt werden. Welche Auswirkungen hatten etwa die Auflösung von Verbänden oder die Errichtung des Deutschen Roten Kreuzes, das die sanitätsdienstlichen Aufgaben der Feuerwehren eigentlich übernahm. Bevor sich diese Arbeit den Gesetzestexten widmet, soll auch noch die Reichspogromnacht behandelt werden, da mit diesem Thema immer brennende Synagogen verbunden sein werden. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie die Feuerwehren und deren Mitglieder mit den Ereignissen dieser Nacht umgingen beziehungsweise welche Rolle sie selbst einnahmen.

Im Anschluss sollen die diversen Gesetzestexte behandelt werden, wobei das Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen als erstes Eingang in die Arbeit finden wird, da dieses auch alle weiteren Erlässe und Durchführungsverordnungen vorbereitete. Nicht nur das Gesetz, sondern auch dessen Auswirkungen und die Einführung in der Steiermark stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen dieses Abschnittes.

9 In weiterer Folge werden die sieben Durchführungsverordnungen genauer erläutert, da diese neben der Organisation der Feuerwehren auch die Brandbekämpfung, den Lohnausfall und das Amt der Freiwilligen Feuerwehren festlegten. Dabei wird allerdings die Chronologie der Durchführungsverordnungen insofern durcheinandergeworfen, als dass die dritte Verordnung als erstes behandelt werden wird, da diese die Organisation der Freiwilligen Feuerwehren zum Inhalt hat. Die anderen Durchführungsverordnungen werden in weiterer Folge ebenfalls betrachtet, wobei hier nur die wichtigsten Passagen ausgewählt werden, die auch für die Freiwilligen Feuerwehren von Wichtigkeit waren.

Da die rechtliche Seite des Feuerlöschwesens nun einigermaßen vertraut sein sollte, wird im anschließenden Kapitel der Feuerwehrmann an sich behandelt. Unter dem Titel „Einheitsfeuerwehrmann“ wird gezeigt werden, wie die Einsatzkräfte in Sachen Ausbildung in den Wehren und den Feuerwehrschulen, in Sachen Ausrüstung mit genormten Geräten sowie in Sachen Aussehen mit den neuen Feuerwehruniformen und Dienstgraden vereinheitlicht wurden. Weiters wird auch die fachspezifische Information für Feuerwehrmänner anhand der Feuerwehrfachzeitschriften gezeigt werden; welche Entwicklung diese nahmen und wie sie schlussendlich im gesamten Deutschen Reich vereinheitlicht werden sollten.

Nachdem die eigentliche Umstellung des Feuerlöschwesens in den Kapiteln davor ausgeführt wurde, soll nun ein ganz anderer Aspekt ins Auge gefasst werden. Im folgenden Abschnitt werden die direkten Auswirkungen des Krieges auf die Feuerwehren behandelt. Hier wird nicht nur die Eingliederung der historischen Untersteiermark gezeigt, sondern auch die großen Probleme mit dem Personalmangel angesprochen, der durch die Einberufungen zum Kriegsdienst in die Deutsche Wehrmacht verursacht wurde. Dabei drängt sich die Frage auf, wie die Feuerwehren mit dem Mangel an Einsatzkräften umgingen. Personalersatz durch Freiwillige wie Verpflichtete, durch HJ-Feuerwehrscharen oder Feuerwehrhelferinnen wird einer genaueren Betrachtung unterzogen werden, wobei auch auf die jeweilige Rekrutierung und Ausbildung oder eventuelle Einkleidung und Ausrüstung nicht vergessen werden soll. Engpässe beim Personal führten auch zu anderen Überlegungen, wie der verstärkten Etablierung des vorbeugenden Brandschutzes.

10 Aber nicht nur Personalprobleme stellten die Feuerwehren in Kriegszeiten vor große Probleme, sondern auch die Kriegswirtschaft. Durch die Umstellung der Fertigungen auf Kriegsmaterial und der Rohstoffmangel führte innerhalb des Feuerwehrwesens zu Komplikationen im alltäglichen Einsatz. Die Kriegswirtschaft bildet einen eigenen Abschnitt in dieser Abhandlung, in dem diese Aspekte genauer betrachtet werden sollen. Denn nicht nur Zivilpersonen waren von den Rationierungen und den Sammelaktionen betroffen, durch die man die Wirtschaft behaupten wollte, sondern auch die Feuerwehren.

Die folgende Passage behandelt die Unterstellung der Feuerwehren unter die SS- Gerichtsbarkeit, wodurch das Militär-Strafgesetzbuch für straffällige Feuerwehrmänner herangezogen wurde. Eine Militarisierung des Feuerwehrwesens war nun auf keinster Weise mehr von der Hand zu weisen, obwohl diese bereits davor klar erkennbar war. Außerdem soll in diesem Teil die Annäherung von SS und Feuerwehr behandelt werden, was auch durch äußerliche Angleichungen und neue Dienstgradbezeichnungen für jedermann erkennbar wurde.

Im letzten Kapitel dieses Abschnittes, der die Zeit bis zum Kriegsende beschreibt, sollen die Kriegserfahrungen an der Heimatfront gezeigt werden. Nicht nur der Bombenkrieg, der die Steiermark im Jahr 1944 erstmals erreichte, sondern auch der Volkssturmeinsatz werden dargelegt. Hier stellt sich die Frage, wie die Menschen mit der näherrückenden Front umgingen und inwiefern in den letzten Tagen des Krieges noch Befehle gegeben und befolgt wurden. Außerdem stehen in den letzten Kriegswochen in der Steiermark Fragen nach den Todesmärschen von jüdischen Schanzarbeitern nach Mauthausen im Raum. Dieses heikle Thema soll auch kurz angerissen werden.

Abschließend wird ein Augenzeugenbericht des Wehrführers aus Fischbach die Lage der letzten Tage des Krieges beziehungsweise die ersten Tage nach der Befreiung dokumentieren.

Im vierten Teil soll der Wiederaufbau nach dem Kriegsende diese Arbeit abrunden und einen Einblick geben, wie man mit dem Erbe des Nationalsozialismus umzugehen pflegte. Womöglich findet sich auch hier die Ursache, warum bis heute noch keine Arbeit zu diesem Thema verfasst wurde. Der Neuaufbau des gesamten Feuerlöschwesens in der

11 Steiermark – von den Ortsfeuerwehren über Bezirks- und Landesverbände bis hin zum Österreichischen Feuerwehrverband – führt schließlich zum Schluss dieser Abhandlung.

Am Schluss dieser Arbeit sollen dann Antworten gefunden werden, die auf der Frage basieren, ob die Freiwilligen Feuerwehren tatsächlich zu einem wirksamen Organ beziehungsweise zu einem wirksamen Instrument des Nationalsozialismus geworden sind.

An dieser Stelle soll auch angemerkt sein, dass der Inhalt dieser Arbeit im Wesentlichen auch auf andere Bundesländer Österreichs, ja sogar auf das gesamte Gebiet des Dritten Reiches übertragbar ist. Natürlich zeigen die Quellen Beispiele aus der Steiermark, die allerdings in dieser Form auch in anderen Gebieten Gültigkeit besitzen können.

Am Ende der Einleitung sei auch darauf hingewiesen, dass ein wesentlicher Teil des Feuerlöschwesens im Zweiten Weltkrieg, der Luftschutz, hier nicht genauer behandelt wurde. Zwar stellte dieser einen wichtigen Bereich innerhalb der Aufgaben der Feuerwehren im Krieg dar, jedoch würde eine ausführliche Einbeziehung des Luftschutzes den Umfang dieser Arbeit sprengen. Das Thema Luftschutzmaßnahmen bei den Feuerwehren im Nationalsozialismus würde genügend Stoff für eine eigenständige Arbeit bieten. Aus diesem Grund wurde dieser nur am Rande erwähnt.

12 II Das Feuerwehrwesen zwischen 1933 und 1938

1. Die Feuerwehren im Austrofaschismus

Der Entwicklung der steirischen Feuerwehren im Nationalsozialismus geht die Zeit im Austrofaschismus voran, in der gleichzeitig einige Schritte in die selbe Richtung gemacht wurden, wie in Deutschland unter dem Regime der Nationalsozialisten. Diese Zeit bereitete in gewissen Bereichen bereits den Anschluss des Feuerwehrwesens vor. Hier soll aber vorerst der Schwerpunkt auf Österreich im Allgemeinen und die Steiermark im Speziellen gelegt werden.

Nach der Parlamentskrise von 1933 kam es zur Etablierung des Ständestaates unter Engelbert Dollfuß. Dies wirkte sich nicht nur auf die politische Landschaft aus, sondern änderte auch das tägliche Leben in diversen Organisationen. Als am 20. Mai des Jahres 1933 die Vaterländische Front gegründet wurde, erging ein Aufruf unter anderem an die Feuerwehren und deren Verbände, in dem diese aufgefordert wurden der Vaterländischen Front korporativ beizutreten. Dieser Aufforderung zum Beitritt begegnete der Ausschuss des Österreichischen Verbandes für Feuerwehr- und Rettungswesen am 15. Oktober wie folgt: „Die Feuerwehren und ihre Verbände eignen sich, nach der bisherigen Gepflogenheit, infolge ihrer Zusammensetzung und ihres Zweckes nicht zum korporativen Eintritt in die Vaterländische Front! […] Die Teilnahme an politischen Veranstaltungen jeder Art ist ausnahmslos verboten. Ebenso das Tragen von Partei- oder Vereinsabzeichen an der Dienstkleidung.“2 Ein Missbrauch von Seiten der Politik wurde somit von der Führung des Verbandes abgelehnt. Man versuchte sich als un- sowie überparteiliche Organisation zu positionieren und achtete streng darauf sich keiner Partei zu verpflichten. Dies kam auch nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 zur Geltung, als die Feuerwehr dazu angehalten wurde illegale Propagandamaterialien wie Flugblätter oder Plakate zu beseitigen. Laut Beschluss des steirischen Landesfeuerwehrverbandes konnten Feuerwehren „nur zur Ausübung der ihnen satzungsgemäß auferlegten Pflichten herangezogen werden. Sind Geräte nötig, sind diese den Behörden zur Verfügung zu

2 Adolf Schinnerl, Verbandsgeschichte von den Anfängen bis 1938, in: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.), 120 Jahre Österr. Bundesfeuerwehrverband 1899-2009, Wien 2010, 74.

13 stellen. Die Mannschaften können nicht verpflichtet werden.“3 Als es am 12. Februar 1934 zu blutigen Zusammenstößen in Graz und den obersteirischen Industriegebieten kam, waren auch die zuständigen Feuerwehren insofern beteiligt, als dass die Rettungsabteilungen Verwundete versorgten und abtransportierten.4 Der Landesfeuerwehrverband distanzierte sich ein weiteres Mal von jeglichen politischen Angelegenheiten, nachdem die Regierung bei dieser Gelegenheit erneut die Feuerwehren für ihre Sache zu missbrauchen versuchte.5 Zwei Monate nach diesen Ereignissen verbot die Landesregierung, nach Antrag des Landesfeuerwehrverbandes, am 13. April die missbräuchliche Verwendung von Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen der Feuerwehr.6 Im ersten Jahr des Ständestaates konnten die Freiwilligen Feuerwehren und die Verbände ihre Unabhängigkeit offensichtlich behaupten. Da Vereine für die Behörden aber schwer zu kontrollieren waren und demokratische Organisationen ungern gesehen waren, versuchte man ganz gezielt Einfluss zu erlangen. Ziel dieser Einflussnahme war es das Führerprinzip nicht nur für Staat und staatsnahe Organisationen umzusetzen 7, sondern sich auch bei Vereinen gezielt gegen gewählte Funktionäre auszusprechen und diese durch geschulte und geprüfte Männer zu ersetzen, die von „oben“ eingesetzt werden sollten und das nötige Wissen in Führer-Kursen erlangen sollten.8 Dies versuchte die Regierung natürlich in allen Bundesländern, wobei man an der Idee des Führertums nicht immer auf taube Ohren stieß; eine Änderung der Vereinsstruktur kam allerdings nie in Frage. Früher oder später ging man allerdings überall daran, die Statuten zu ändern. 9 In den Monaten nach den Februarkämpfen war man auch in der Steiermark darum bemüht die Statuten des Feuerwehrverbandes zu ändern, wodurch eine politische Einflussnahme erleichtert wurde. Das Ergebnis war die Ausarbeitung der Einheitsstatuten des Jahres 1935, die für die Feuerwehren des Landesfeuerwehrverbandes gültig wurden.10 Die Aufgaben waren nun ganz klar in Feuerwehr- und Rettungsdienst geteilt und ein

3 Günter Treffer, Das große steirische Feuerwehrbuch, Wien/München 1984, 95f. 4 Bernhard A. Reismann, Feuerwehrchronik Steiermark, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 255. 5 Treffer, Feuerwehrbuch, 96. 6 Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.) Österreichisches Feuerwehrbuch, Wien 1952, 173. 7 Schinnerl, Verbandsgeschichte von den Anfängen bis 1938, 74. 8 Adolf Schinnerl, Ausbildung und Feuerwehrschulen, in: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.), 120 Jahre Österr. Bundesfeuerwehrverband 1899-2009, Wien 2010, 122. 9 Schinnerl, Ausbildung, 74. 10 Max Aufischer, Historische Entwicklung des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark, in: Landesfeuerwehrverband Steiermark (Hg.), Achtzehnsiebzig – Zwanzigzehn. 140 Jahre Landesfeuerwehrverband Steiermark, Graz 2010, 17.

14 Mindeststand von zehn ausübenden Feuerwehrmännern wurde vorausgesetzt. Ein Feuerwehrmann musste „unbescholtenen Ruf und ehrenhaften Charakter besitzen, deutscher Volksangehörigkeit und arischer Abstammung sein“. Unterstützende Mitglieder mussten hingegen nur unbescholten sein.11 Der steirische Landesfeuerwehrverband suchte bei der Sicherheitsdirektion Steiermark um die Genehmigung der neuen Statuten an, wobei darauf aufmerksam gemacht wurde, dass Änderungen hauptsächlich das Rettungswesen betreffen. Weiters wurde auch „dem Zuge der Zeit folgend, dem Führerstandpunkte, insoweit es unter Rücksichtnahme auf die freiwillige Dienstleistung tunlich erscheint, Rechnung getragen“.12 Das Ergebnis der neuen Statuten bezeichnete Max Aufischer als „österreichische Lösung“, da nicht ganz auf die Wahlen verzichtet wurde, wobei er auf den Tätigkeitsbericht von 1936 aufmerksam macht.13 Der Landesfeuerwehrverband bemerkte in diesem Bericht, dass mit der Änderungen der neuen Satzungen hinsichtlich dem Führerstandpunkt „vollauf Rechnung getragen“ wurde, wobei gleichzeitig auch „das alte Herkommen der Freiwilligkeit“ erhalten blieb. „Was den Führerstandpunkt anbelangt, so ist diesem mit der Ernennung und Abberufung der Unterführer Rechnung getragen. […] Alle übrigen Führer erlangen ihre Stellung in Anlehnung der Freiwilligkeit unserer Dienstleistung auf Grund des Ausdruckes des Vertrauens durch die Wahl.“14 Weiters versuchte man dem Führerprinzip durch die Umbenennung der Obmänner in „Führer“ zu genügen. So wurde aus dem Verbandsobmann der Landesfeuerwehrführer, aus dem Feuerwehrbezirksobmann der Bezirksfeuerwehrführer und aus dem Feuerwehrhauptmann der Wehrführer.15 Die Freiwilligen Feuerwehren bildeten ihre Vereine nun Anhand dieser im August beschlossenen Einheitssatzungen um und so erhielt etwa der „Freiwillige Feuerwehr und Rettungsabteilung in Fürstenfeld“ am 31. Oktober 1935 den Bescheid über die Umbildung des Vereines.16

Auch wenn die Landesfeuerwehrverbände die Feuerwehren von der direkten Einflussnahme der Behörden beschützen konnten, kam es doch zu politischen Verfolgungen, an deren Ende auch die Auflösung des Vereines stehen konnte, wie hier

11 StLA, LReg 206 Go – 082/1935 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung). 12 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 13 Aufischer, Entwicklung, 17. 14 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 15 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 16 StLA, LReg Fu – 053/1935 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

15 nun anhand zweier Beispiele aus der Oststeiermark und einem Fall aus Graz gezeigt werden soll. Die Bezirkshauptmannschaft Feldbach hat am 26. Mai 1935 „Anstände politischer Natur“ über die Freiwillige Feuerwehr Großhartmannsdorf17 an die Sicherheitsdirektion in schriftlicher Form übermittelt: „Feuerwehrhauptmann Anton Rosenberger war früher radikaler Landbündler, ist zwar der V.F. beigetreten, gilt aber weiter als politisch sehr unverlässlich.“ Die Reaktion der Sicherheitsdirektion Steiermark sah so aus, dass über Maßnahmen bis hin zur Auflösung nachgedacht wurde. Auch das Postenkommando Ilz bezeichnete Anton Rosenberger als „fanatischen Anhänger“ des ehemaligen Landbundes, was anscheinend „durch verschiedene Äußerungen“ belegbar war. Die „Vaterlandstreuen Personen aus Gr. Hartmannsdorf“ wünschten daher einen Ausschluss Rosenbergers als Funktionär. Anton Rosenberger ergriff allerdings selbst die Initiative, legte sein Amt als Feuerwehrhauptmann zurück und trat aus dem Verein aus. Abschluss fand dieser Fall erst Ende des selben Jahres, nachdem ein Schreiben des Postenkommandos Ilz an die Bezirkshauptmannschaft ging, das folgende Zeilen beinhaltete: „Gegen die weiteren Tätigkeiten obigen Vereines oder einzelner Funktionäre des selben obwalten vom staatspolizeilichen Standpunkte keine Bedenken, zumal sämtliche eine einflussreiche Funktion innehabenden Mitglieder vaterländisch eingestellt zu sein scheinen, was durch ihre Mitgliedschaft zur V.F. hervorgeht.“ Der Freiwilligen Feuerwehr ist offensichtlich eine Auflösung erspart geblieben, obwohl eine solche durch die politische Gesinnung einer Person „im Sinne der Verordnung der Bundesregierung vom 3. März 1934“ möglich gewesen wäre.

Eine Auflösung ist der Freiwilligen Feuerwehr Hartberg18 nicht erspart geblieben. Die Gründe dafür gehen aus einem Ende April 1934 verfassten Schreiben der Sicherheitsdirektion für Steiermark hervor: „Die gepflogenen Erhebungen haben ergeben, dass ein großer Prozentsatz dieses Vereines Mitglied des steirischen Heimatschutzes bezw. der N.S.D.A.P sind. Aus diesem Grunde sind in dem Vereine schon seit längerer Zeit Unstimmigkeiten entstanden, die den Vereinszweck zu schädigen geeignet sind.“ Aus diesem Grunde wurde dem Verein, „dessen Mitglieder zu einem grossen Teile das Bekenntnis zum Programme des Nationalsozialismus vertreten, eine der wesentlichen

17 sämtliche Akten zu diesem Fall stammen aus: StLA, LReg 206 Go – 082/1935 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung). 18 sämtliche Akten zu diesem Fall stammen aus: StLA, LReg 206 Ha – 045/1934 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

16 Bedingungen seines rechtlichen Bestandes entzogen. Der Verein musste daher aufgelöst werden.“ Nach langem Geplänkel und Zwist innerhalb des aufgelösten Vereines konnte erst am 30. Dezember 1935 eine erneute Bildung des Vereins „Freiwillige Feuerwehr und Rettungsabteilung in Hartberg“ von Seiten der Behörden genehmigt werden.

Zu politischen Streitereien innerhalb der Feuerwehr ist es auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Graz19 gekommen, was ein Mitglied dazu veranlasste Brandmeister und Hauptmannstellvertreter Karl Lambrecht bei der Sicherheitsdirektion am 15. Dezember 1934 zu melden: „Bisher hat sich niemand gefunden, der ihm das Handwerk legt. Die Angelegenheit ist jetzt zu einer Prestigefrage der vaterländisch gesinnten und Heimatschutzes geworden. Es besteht die Gefahr wenn Lambrecht bleibt, dass alle wirklichen und alten vaterländisch gesinnten dieses sozial eminent wichtige Institut teils verlassen müssen, da rot-brauner Terror jetzt unter einem vaterländischen Mäntelchen sie dazu zwingt.“ Aus diesem Grund erbat der Verfasser die Einsetzung eines Regierungskommissars, der die Geschäfte der Feuerwehr überwachen sollte. Schlussendlich wurde eine Überwachungsperson für die Freiwillige Feuerwehr von der Polizeidirektion nicht als notwendig erachtet, da Karl Lambrecht freiwillig ausgetreten ist. Eine weitere Überwachung wurde aufgrund der politischen Tätigkeiten der beiden Ausschussmitglieder Josef Steinbacher und Ladislaus Geyer überlegt. Aber nachdem Steinbacher „der soz. dem. Partei nur als Mitglied, nicht als Funktionär angehörte und sich anl. der Februarunruhen im Rahmen des Vereins hervorragend betätigt hat“ und der Verdacht gegen den Mediziner Ladislaus Geyer wegen „des Streuens von Papierhakenkreuzen“ nicht nachgewiesen werden konnte, konnten beide als Vereinsfunktionäre weiterhin tätig bleiben und eine Überwachung wurde dadurch nicht nötig. Somit fand dieser Fall im April 1935 ein Ende.

Nachdem 1936 die Möglichkeit der Einflussnahme von Seiten der Behörden bereits größer war, versuchte man diese Macht bei Wahlen ganz gezielt einzusetzen. So schreibt die Landesleitung Steiermark der Vaterländischen Front an die Sicherheitsdirektion am 18. Mai 1936: „Im Laufe des Jahres 1936 finden die Neuwahlen der Wehrleitung der steirischen Feuerwehren statt. Wir legen begreiflicher Weise Wert darauf, dass die Leitung der Feuerwehren durch politisch einwandfreie Personen besetzt werden und haben

19 sämtliche Akten zu diesem Fall stammen aus: StLA, LReg 206 Fe – 017/1936 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

17 diesbezüglich unsere Bezirks- und Ortsgruppenleitungen angewiesen, den notwendigen Einfluss auszuüben.“20 Diesem Schreiben ging ein Fall im Bezirksfeuerwehrverband Mürztal voran21, wo bei der Wahl der neuen Chefarztposten Dr. Walter Ackerl zum Chefarztstellvertreter gewählt wurde. Ackerl war allerdings der Kopf der nationalsozialistischen Agitation in Kindberg. Dies veranlasste den Baonskommandanten ein Schreiben an die Landesführung des österreichischen Heimatschutzes zu senden, in dem er wie folgt gegen Ackerl argumentierte: „Da aber der Feuerwehrverband doch keine ganz rein private Vereinigung ist, glaube ich dass es kein unbilliges Verlangen wäre, nur solche Funktionäre zuzulassen, die in Bezug auf politische Gesinnung vollständig einwandfrei sind.“ Schlussendlich wurde gegen Ackerl nichts veranlasst, da „seit seiner Rückkehr aus dem Anhaltelager“ keine politische Betätigungen für die NSDAP beobachtet werden konnten. Einen ähnlichen Fall gab es ebenfalls nach der Neuwahl der Funktionäre des steirischen Landesfeuerwehrverbandes am 12. April 1937 bei der Ing. Theophil Qurin zum Landesfeuerwehrführer und Franz Listin und Hans Heissler zu dessen Stellvertreter gewählt wurden. Hier schaltete sich sogar der Landeshauptmann persönlich ein, der eine Ernennung Hans Heisslers als Landesfeuerwehrverbandführer-Stellvertreter nicht empfahl. Grund dafür war dessen Teilnahme am Juliputsch 1934 und der Verdacht auf „versteckte Zugehörigkeit zur NSDAP“.22 Qurin sollte allerdings nicht lange in dieser Funktion tätig sein. Ing. Ernst Pichler benachrichtigte die Sicherheitsdirektion, dass Theophil Qurin am 14. Februar des Jahres 1938 sein Amt als Führer des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark zurückgelegt hat und er selbst dessen Nachfolge antritt.23 Aufgrund der politischen Veränderungen war Ernst Pichler als Landesfeuerwehrführer nicht nur eine kurze Amtszeit beschieden, sondern musste er auch die Rettungsabteilung an das Deutsche Rote Kreuz abtreten und die Auflösung des Landesfeuerwehrverbandes durchführen.24 Der Rücktritt Qurins war allerdings nicht politisch motiviert, denn er trat altersbedingt zurück.25 Mit seinem Rücktritt ging eine Ära des steirischen und österreichischen Feuerwehrwesens zu Ende. Theophil

20 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 21 sämtliche Akten zu diesem Fall stammen aus: StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 22 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 23 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 24 Max Aufischer, Landesfeuerwehrkommandanten, in: Landesfeuerwehrverband Steiermark (Hg.), Achtzehnsiebzig – Zwanzigzehn. 140 Jahre Landesfeuerwehrverband Steiermark, Graz 2010, 29. 25 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 174.

18 Qurins Amtszeit, die in den letzten Tagen der Monarchie begonnen hatte sollte nun wenige Wochen vor dem Untergang der Ersten Republik zu Ende sein.26

2. Die Feuerwehren im Deutschen Reich

Wenn man sich Gedanken zur Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehren in der Steiermark ab dem Jahr 1933 machen will, muss wohl auch ein Blick über die Grenze nach Deutschland gemacht werden. Einerseits aus politischer Sicht, da die Staatsführung häufig zu ähnlichen Mitteln zu greifen versuchte, andererseits aber auch aus feuerwehrtechnischer Sicht, da die Entwicklung in Deutschland das System vorbereitete, das auch im Österreich nach dem Anschluss eingeführt wurde. In diesem Teil soll nun die Entwicklung im Deutschen Reich zwischen der Machtergreifung der Nazis bis zum Anschluss Österreichs beleuchtet werden.

Nachdem Adolf Hitler im Januar 1933 das Amt des Reichskanzlers übernommen hatte, war man auch in der Spitze des Deutschen Feuerwehrwesens positiv gestimmt, da man hoffte die „Leidenszeit“ der Weimarer Republik nun hinter sich lassen zu können. 27 Denn wenn man das Feuerwehrwesen Deutschlands in der Zeit vor 1934 betrachtete, erkannte man rasch eine Uneinheitlichkeit im gesamten Staatsgebilde. Es gab verschiedene Uniformen, die auch in der Farbe nicht übereinstimmten; es gab keinen Standard für Geräte und die Mannschaften bestanden größtenteils aus freiwilligen Idealisten.28 Die ersten Ambitionen für eine reichseinheitliche Regelung des Feuerlöschwesens gingen von einer „Arbeits- und Interessengemeinschaft Deutscher Feuerwehrorgane“ aus, die hinsichtlich ihrer Aufgaben im Luftschutz, die sich seit 1933 rasch entwickelten, einen Antrag auf reichsgesetzliche Regelung an Hermann Göring schrieb. Hier wurde die bisherige unterschiedliche Entwicklung einzelner Feuerwehren kritisiert, eine Normung der Hilfsmittel nicht nur für Feuerwehrverbände, sondern einheitlich für das ganze Reich verlangt, sowie weitere Anregungen wie rechtlichen Stellung oder Organisation – darunter die Bildung eines Reichs-Feuerwehr-Beirates – an Hermann Göring gerichtet. Auch wenn die Vereinheitlichung der Wehren für das ganze 26 Treffer, Feuerwehrbuch, 97. 27 Tobias Engelsing, Im Verein mit dem Feuer. Die Sozialgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr von 1830 bis 1950, Diss. Konstanz 1990, 124. 28 C. A. W. Schnell, Abriss der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren (1933-1945), in: Hans G. Kernmayr (Hg.), Der goldene Helm. Werden, Wachsen und Wirken der Feuerwehren, München 1956, 275.

19 Reichsgebiet erwünscht war, war dies ohne die Länder vorerst nicht möglich, weshalb es weiterhin bei einer Vielfalt der Entwicklungen im Reich bleiben musste.29 Durch diese Vielfalt kam es auch zu großen Problemen im Zusammenwirken zwischen benachbarten Feuerwehren. 1933 ereignete sich ein großer Brand im baden- württembergischen Öschelbronn, wobei beinahe das ganze Dorf vernichtet wurde. Aufgrund von unterschiedlichen Schlauchverbindungen und verschiedenen Schlauchgrößen war eine Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren unmöglich und es konnte kein Löschwasser zum Brandort transportiert werden. Dieses Ereignis führte dazu, dass man sich ernsthaft mit dem Thema Vereinheitlichung befasste.30

Uniformität war zu dieser Zeit aber nicht nur im technischen Sinne ein großes Thema. Vielmehr war man auch an politischer und rechtlicher Sicht daran interessiert das Feuerwehrwesen zu vereinheitlichen. Dies war aber vorerst nicht ohne die Zustimmung der Länder möglich und so nahm Preußen eine Vorreiterrolle im gesamten Deutschen Reich ein. Am 15. Dezember 1933 wurde das „Preußische Gesetz über das Feuerlöschwesen“ verkündet, das mit der Durchführungsverordnung vom 5. Jänner 1934 in Kraft trat, wobei es zu einigen gravierenden Neuregelungen kam. Wahlen wurden ganz im Sinne der Regierung abgeschafft und durch das Führerprinzip ersetzt, Wehrführer, Löschzugführer und Halbzugführer wurden von nun an vom Ortspolizeiverwalter und dem Kreisfeuerwehrführer ernannt. Die Feuerwehr – die ab sofort als Verein im Vereinsregister geführt wurde31 – wurde der Ortspolizeiverwaltung unterstellt, wodurch die oberste Instanz der Chef der Deutschen Polizei war. Die politische Bevormundung war nun ganz klar teil des preußischen Feuerwehrwesens. Eine reichseinheitliche Funktion des Gesetzestextes war von Anfang an beabsichtigt, weshalb die Regierung Druck auf die Länder ausübte, damit diese das Gesetz ehemöglichst übernehmen. Hier stießen sie allerdings auf Widerstand, wodurch dieses Gesetz vorerst nur für Preußen gültig blieb.32 Das Führerprinzip wurde allerdings vom Deutschen Feuerwehrverband bereits im Vorhinein in einem Artikel der Hannoverschen Feuerwehr-Zeitung entschärft: „nicht das Verlangen, sondern die Leistung trägt die Berufung Führer zu sein, in sich.“ Weiters bemerkte der Führer des Deutschen Feuerwehrverbandes, dass „völlige Klarheit über das

29 Matthias Blazek, Unter dem Hakenkreuz. Die deutschen Feuerwehren 1933-1945, Stuttgart 2009, 16-20. 30 Lothar Garski, Normung als Ausdruck des Gemeinschaftswillens, in: Hans G. Kernmayr (Hg.), Der goldene Helm. Werden, Wachsen und Wirken der Feuerwehren, München 1956, 155. 31 Schnell, Abriss, 276. 32 Blazek, Hakenkreuz, 20-30.

20 Mindestmaß von Leistung und Eignung besteht, dass von einem Führer der Freiwilligen Feuerwehren verlangt werden muß.“33

Dass diese Kombination von Ideologie und Fachwissen für die führenden Positionen gewährleistet werden konnte, wurde durch die Vorgänge im Deutschen Reich allerdings erschwert, da viele Feuerwehrmänner ab 1933 zu den Parteiformationen wie SS, SA, NSKK, Fliegerkorps wechselten. Durch den Beitritt der männlichen Jugend zur HJ konnte auch ein mangelndes Interesse des Nachwuchses festgestellt werden. Dies führte zu einem Zwist zwischen Feuerwehren und den Parteiformationen – vor allem der SA – um die Mitglieder. Dieser Streit zog sich wie ein roter Faden durch die Jahre nach 1933.34 Andererseits wurde durch die politische Verfolgung eine linientreue Führung für das Regime erleichtert. Im Zuge der Gesetze über Gleichschaltung der Länder im März und April 1933 kam es zu Entlassungen von regimekritischen Beamten. Nach dem Reichtagsbrand am 27. Februar 1933 kam es zur Verfolgung und in weiterer Folge zur Errichtung des Einparteienstaates.35 Auf das sogenannten Ermächtigungsgesetz reagierte der Deutsche Feuerwehrverband selbst mit der aktiven, als nötig erachteten Ausgrenzung von Wehrmitgliedern und untergrub somit die eigene Neutralität, die bisher als ein wichtiger Pfeiler des Feuerwehrwesens gelten konnte. Die überparteiliche Harmonie und Zusammenarbeit der Wehren war somit beendet.36 Nach der „Verordnung zur Sicherung der Staatsführung“ vom 7. Juli 1933 war auch ehemaligen SPD-Mitgliedern nicht mehr gestattet Wehrführerposten zu besetzen. Ein Löschverbot für die Linken gab es bereits vor dieser Verordnung. Insgesamt war für Mitglieder regierungsfeindlicher Parteien kein Platz mehr in den Wehren und der Deutsche Feuerwehrverband sah die Entfernung dieser Mitglieder als „dringend notwendige Pflicht im Interesse unseres lieben Vaterlandes.“37 Auch die Beschneidung der Rechte für Nicht-Arier wurde oft – ohne Zwang – in den kleinsten Sport- und Gesangsvereinen sowie den Feuerwehren umgesetzt.38 Nicht-Ariern war eine Mitgliedschaft nur noch möglich, wenn sie seit 1914 ununterbrochen Mitglied der Feuerwehr waren, wenn sie im Ersten Weltkrieg als Frontkämpfer eingesetzt waren oder

33 Blazek, Hakenkreuz, 22. 34 Schnell, Abriss, 275. 35 Blazek, Hakenkreuz, 11f. 36 Engelsing, Verein, 125. 37 Blazek, Hakenkreuz, 20f. 38 Blazek, Hakenkreuz, 11.

21 Freicorps Soldaten waren.39 Im Oktober 1935 sollten Nicht-Arier per Erlass dazu gebracht werden freiwillig auszutreten.40 Durch Ausschluss und Austritt kam es zu einem ersten Personalmangel. Das Reichs- und Preußische Ministerium des Inneren reagierte darauf und verbot in einem Erlass am 15. August 1934 eine Mitgliedschaft von Feuerwehrmännern in der SS oder der SA, damit die Leistungsfähigkeit der Wehren aufrecht erhalten werden konnte. Alle Männer über 35 Jahren mussten der Feuerwehr den Vorzug geben, alle unter 35 der SA. 41 Wer bereits Mitglied war, dem war ein ehrenvolles Ausscheiden gestattet. Dadurch konnte die Feuerwehr eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber der Partei wahren, der politische Einfluss war aber weiterhin gegeben.42 Weitere Schritte hin zur Vereinheitlichung der Feuerwehren wurden per Gesetz gesichert, so wurde eine einheitliche blaue Uniform eingeführt,43 wobei die Dienstkleidung in Schnitt und Abzeichen mit der Polizeiuniform beinahe ident war.44 Der Deutsche Gruß wurde bis zum 14. September 1933 für alle Feuerwehrverbände eingeführt und bis 24. Oktober konnte das Führerprinzip sowohl für den Preußischen, wie auch für den Deutschen Feuerwehrverband etabliert werden.45

Eine technische Vereinheitlichung war im Zuge des neuen Feuerlöschgesetzes ebenso beabsichtigt. Die Feuerwehrtechnische Normenstelle setzte sich mit dem Problem der überörtlichen Zusammenarbeit auseinander und war für die einheitliche Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehren zuständig. Hindernisse wie zum Beispiel unterschiedliche Schlauchtypen oder Kupplungssysteme sollten aus dem Weg geschafft werden.46 Bis ins Jahr 1938 wurden die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände in Normblättern erfasst und die Schlaucharten auf 4 Typen mit jeweiliger Normkupplung – der Storzkupplung – reduziert. Da eine Normierung auch mit Ausgaben für die Feuerwehren im Zuge von Neuanschaffungen und Umbauten verbunden war und die Industrie ebenso Produktionen umstellen musste und eventuell mit sinkenden Absatzzahlen konfrontiert war, war diese Normenstelle bei Vertretern von Feuerwehr und

39 Engelsing, Verein, 125. 40 Engelsing, Verein, 145. 41 Engelsing, Verein, 128. 42 Blazek, Hakenkreuz, 36. 43 Schnell, Abriss, 276. 44 Blazek, Hakenkreuz, 32. 45 Blazek, Hakenkreuz, 21f. 46 Blazek, Hakenkreuz, 31.

22 Industrie wenig beliebt.47 Außerdem waren ab dem 11. September 1936 nur noch genormte Hydranten mit Storzkupplung erlaubt, worauf vorerst nur bei Neubeschaffungen Rücksicht genommen werden musste. Laut Runderlass vom 1. März 1937 durften Feuerwehrfahrzeuge nicht mehr wie bisher rot lackiert werden, sondern in tannengrün und mussten an Stelle des Stadtwappens das Hoheitsabzeichen der Polizei tragen.48

Nach dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg im August 1934 und die daraus resultierende „Einheit von Partei und Staat“ kam es auch zu weiteren Gleichschaltungen von Verbänden und Organisationen. Für die Feuerwehren der einzelnen Länder des Deutschen Reiches bedeutete die Gleichschaltung in den folgenden Jahren den Austausch der Wehrführer, Ausschluss von Juden und regimekritischen Parteimitgliedern, demonstrative Teilnahmen an vaterländischen Kundgebungen der Nazis, eine Militarisierung des Übungsdienstes durch die Einführung des sogenannten „Fußdienstes“ oder die Umbildung der Vereinsform mit etabliertem Führerprinzip bei den Vorständen. 49 Außerdem wurde unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst bestraft und eine straffe Organisation eingeführt. Im Dienst herrschte nun ein militärischer Ton, die Führer und Unterführer mussten mit dem Dienstgrad angesprochen werden und die Anrede „Herr“ entfiel bei der Verwendung des Dienstgrades.50 Die Gleichschaltung der Feuerwehren wurde durch einen Runderlass des Reichsministeriums des Inneren, in dem die nichtpreußischen Länder aufgefordert wurden die preußischen Neuordnung des Feuerlöschwesens zu übernehmen, 1936 durchgeführt.51 Dieser Weg der Zentralisierung und Vereinheitlichung wurde von außerpreußischen Wehren oft freiwillig gegangen, wodurch sie sich für Führerprinzip, Gleichschaltung und Unterstellung unter die Polizeibehörde aussprachen. Am 8. Mai folgte eine reichseinheitliche „Satzung der Freiwilligen Feuerwehren“. Zentralisierung und NS-Ideologie wie opferwillige Gefolgschaft, körperliche Ertüchtigung , arische Abstammung und Führerprinzip waren nun stark in der Organisation der Feuerwehren verankert.52 Die Dienstpläne wurden ebenfalls neu verfasst: Neben der herkömmlichen feuerwehrtechnischen Ausbildung stand nun auch militärische Formalausbildung sowie Fußdienst auf dem Pflichtprogramm. Weiters wurden

47 Garski, Normung, 156. 48 Blazek, Hakenkreuz, 49-52. 49 Blazek, Hakenkreuz, 12. 50 Blazek, Hakenkreuz, 34. 51 Blazek, Hakenkreuz, 44. 52 Engelsing, Verein, 131f.

23 Dienstgradeinteilungen sowie Uniformen und Helme vereinheitlicht.53 Allerdings formierte sich gegen einzelne Erlässe, wie etwa gegen Verstaatlichung, Neuuniformierung und Militarisierung Widerstand in den Wehren, wodurch es zu Protestaustritten kam. Von den Wehren wurde von Seiten des Verbandes allerdings Geschlossenheit gefordert. 54 Am 17. Juni des Jahres 1936 wurde Heinrich Himmler zum Chef der Deutschen Polizei ernannt und somit auch zur obersten Instanz der Feuerwehren. Einen weiteren wichtigen Schritt für das NS-Regime in Sachen Gleichschaltung der Wehren war nach Drängen des Ministeriums des Innern die Auflösung des Deutschen Feuerwehrverbandes am 11. Juli 1936, an dessen Stelle der Preußische Feuerwehrbeirat trat, in dem ab diesem Zeitpunkt alle Freiwilligen Feuerwehren, sowie alle Berufsfeuerwehren vertreten waren. 55 Dieser Feuerwehrbeirat fungierte als beratendes Organ für den Innenminister in Sachen Feuerlöschwesen und Feuerverhütung.56

Für alle Länder, die bis zu diesem Zeitpunkt die neuen Gesetze noch nicht übernommen haben wurden ausnahmslos in den folgenden Jahren dazu gedrängt. Die rechtliche Gleichschaltung und einheitliche Organisation der Feuerwehren war spätestens nach dem Reichsfeuerlöschgesetz 1938 für das ursprüngliche Reichsgebiet abgeschlossen.57 In der nächsten Phase sollten nun junge Nachfolger, die fest in der Ideologie des Regimes verankert waren eine systemkonforme Führung der Wehren sichern.58

53 Blazek, Hakenkreuz, 46f. 54 Engelsing, Verein, 132. 55 Blazek, Hakenkreuz, 48f. 56 Blazek, Hakenkreuz, 60. 57 Blazek, Hakenkreuz, 12f. 58 Engelsing, Verein, 130.

24 III Das Feuerwehrwesen zwischen 1938 und 1945

1. Die Feuerwehren und der Anschluss

1.1. Gleichschaltung

„Am Samstag den 12. März versammelte der Landesinspektor für Feuerwehr- und Rettungswesen Ingenieur Ludwig Wipler sämtliche Kurslehrer und Kursschüler [eines Wehrführerkurses] zu einem Appell, der mit der Hissung der Hakenkreuzfahne und dem Treuegelöbnis für den Führer Adolf Hitler beendet wurde.“ So wurde der Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich im Tätigkeitsbericht des steirischen Feuerwehrverbandes für das Jahr 1938 beschrieben. Aber nicht nur in der Schule reagierte man auf diese Weise, vielmehr „ging ein Brausen durch die steirischen Feuerwehren und allerorts wurde der Umsturz gefeiert und durch Abhaltung von Generalappellen dem Führer Adolf Hitler treue Gefolgschaft gelobt.“ Zumindest laut Tätigkeitsausweises des Landesfeuerwehrverbandes.59 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten führte innerhalb der österreichischen Feuerwehren im Allgemeinen und den steirischen im Speziellen anfangs zu keinen Veränderungen in der Organisation. Die Führungen auf Orts-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene blieben vorerst bestehen und erfüllten weiterhin ihre Aufgaben.60 Allerdings war von Seiten des Regimes geplant auch diese eigenverantwortlich geführte Organisation gleichzuschalten oder andernfalls zu zerschlagen. Die Feuerwehren in Österreich waren stark von Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Selbständigkeit und demokratischer Verfassung geprägt, was den Vorstellungen des Nationalsozialismus in keinster Weise entsprach.61 Alle, die damals das System im Altreich kannten, wussten, dass es auch dort keine einheitlichen Regelungen gab, das österreichische System aber nicht in der bisherigen Form weiterbestehen können werde. Die Rechtslage für die österreichischen Wehren war ungeklärt.62 Unklarheiten tauchten auch bei finanziellen

59 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 60 Peter Krajasich, Die Freiwilligen Feuerwehren im vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 200. 61 Blazek, Hakenkreuz, 85. 62 H.G. Müller, Das Feuerwehrwesen von 1938 bis 1945, in: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.), 120 Jahre Österr. Bundesfeuerwehrverband 1899 – 2009, Wien 2010, 89.

25 Fragen auf, die durch die rechtliche Neuordnung entstanden.63 Da es aufgrund der historischen Entwicklung des österreichischen Feuerwehrwesens unterschiedliche Systeme gab, war man rasch daran interessiert dieses zu vereinheitlichen. Dazu war allerdings die Erfassung und Aufstellung von Daten zum gesamten Feuerwehrwesen, sowie deren Finanzierung nötig. Dies wurde am 1. Juli vom veranlasst. Schriftlich wurde die Landeshauptmannschaft Steiermark – ebenso wie alle anderen Landeshauptmannschaften beziehungsweise der zuständige Magistrat in Wien – über den Plan einer reichseinheitlichen Finanzierung des Feuerwehrwesens unterrichtet und aufgefordert einige Daten einzuholen. Dabei sollte erhoben werden, wer grundsätzlich die Kosten für die Wehren trägt, wie es mit Beiträgen der Feuerversicherungsunternehmen aussieht, ob es von Seiten der Feuerversicherung Abgaben an den Feuerwehrfonds gibt und wie hoch die Gesamteinnahmen sind, sowie die gesetzlichen Vorschriften für die Finanzierung im Allgemeinen.64 Weiters war man an der „Erfassung der Feuerwehren der Ostmark, sowie an der „Erhebung der Feuerwehrkräfte und Geräte“ interessiert. Dazu wurde vom Staatssekretär für das Sicherheitswesen und Höhere SS und Polizeiführer am 10. August ein Musterformular versendet mit dessen Hilfe eine Gesamtaufstellung zu erfolgen hatte. Nach erfolgter Erhebung sollte bereits am 18. August eine Besprechung über die Erfassung beim Inspekteur der Ordnungspolizei in Wien stattfinden, an dem sowohl die Landesfeuerwehrführer als auch die Landesfeuerwehrinspektoren erscheinen mussten.65 Zügig ging man auch an weitere Anpassungen des Systems und so wurden nach dem Anschluss das Vereinsprinzip aufgelöst und die Wehren wurden zu Körperschaften öffentlichen Rechts umgewandelt.66 Die Wahl der Feuerwehrfunktionäre wurde durch das Führerprinzip abgelöst.67 Weiters wurden die Wehren zu Einrichtungen der politischen Gemeinde. Außerdem wurden sie der Ordnungspolizei und somit dem Chef der Deutschen Polizei unterstellt, die Bezeichnung „Versammlungen“ wurde von den „Appellen“ sowie der Gruß „Gut Wehr“ von „Heil Hitler“ abgelöst.68 Berufsverbote, Zwangsversetzungen, Schutzhaft und Konzentrationslager waren ab sofort – nicht nur in

63 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 64 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 65 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 66 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 67 Felix Schneider, Die Feuerwehr der „Ostmark“ im Dritten Reich. Organisation und Aufgabenstellung 1938 – 1945. in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 183. 68 Blazek, Hakenkreuz, 85.

26 der Feuerwehr – an der Tagesordnung.69 Ebenso versuchte man die Feuerwehren von der Kirche zu trennen und so wurde durch einen Erlass des Reichsführers SS und Chef der deutschen Polizei in Kenntnis gesetzt, dass die Teilnahme von Feuerwehrmitgliedern an kirchlichen Prozessionen „nicht statthaft ist.“70 Weiters gab der Inspekteur der Ordnungspolizei im April 1939 bekannt, dass eine dienstliche Teilnahme an „Veranstaltungen von Religionsgemeinschaften oder Weltanschauungsgemeinschaften“ verboten war, eine Teilnahme an religiösen Feiern in Uniform allerdings gestattet wurde wenn die „Veranstalter Behörden, Wehrmacht, die Partei, ihre Gliederungen oder ihr sonst angeschlossene Verbände sind.“71

Etwa zwei Monate nach dem Anschluss, am 17. Mai, kam es zu ersten Enthebungen von Feuerwehrfunktionären, die durch „parteiverläßliche“ Männer ersetzt wurden. Dies bedeutete das Ende des unpolitischen Charakters der Feuerwehren in Österreich.72 Das entfernen dieser Mitglieder war in der Sprache der Zeit „eine dringend notwendige Pflicht im Interesse unseres Vaterlandes.“73 Durch diesen Wechsel in den Führungspositionen konnten die Entscheidungen, die am 28. Mai von reichsdeutschen Funktionären getroffen wurden, einfacher umgesetzt werden. Diese Entscheidung führte dazu, dass die ostmärkischen Wehren dem Inspekteur der Ordnungspolizei im Staatssekretariat für das Sicherheitswesen in Wien, Oberst August Meyßner unterstellt wurden. Dieser gab den Landesregierungen – ohne mit ihnen zu verhandeln – einige Anweisungen, die von den Feuerwehrverbänden umgehend umgesetzt werden mussten. So waren alle Freiwilligen Feuerwehren einer Gemeinde zu einer Ortsfeuerwehr zusammenzulegen, sämtliche Kupplungen mussten auf die deutsche Einheitskupplung Storz – österreichweit gab es davor bereits ein einheitliches Kupplungssystem – umgestellt, neue Helme eingeführt, sowie neue Richtlinien für Fahrzeuge umgesetzt werden.74 Am 28. Juli wurde durch ein Schreiben vom Reichsstatthalter in Österreich die Einführung der sogenannten „Teichschau“ verordnet. Ab sofort sollte der „Vollzug der Beschau und Reinigung der Löschwasserstellen […] bis 20. November an die zuständigen Bezirkshauptmannschaften zu melden“ sein.75 Die Bezirkshauptmannschaften wurden in

69 Krajasich, Feuerwehren, 200. 70 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 71 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 72 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 174. 73 Engelsing, Verein, 125. 74 Müller, Feuerwehrwesen, 89. 75 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938.

27 weiterer Folge angehalten die Gemeinden darüber in Kenntnis zu setzen. Allerdings kam dies wohl für viele überraschend und so informierte etwa die Bezirkshauptmannschaft Leibnitz am 16. Dezember, dass die Teichbeschau zwar zeigte, das „im wesentlichen genügend Löschwasser zur Verfügung“ steht, jedoch: „Die Leistugsschwachen [sic] Gemeinden sind aber in absehbarer Zeit nicht in der Lage, die die [sic] erforderlichen Mittel aufzubringen.“ Deshalb erbat die Bezirkshauptmannschaft sowohl finanzielle Unterstützung als auch Hilfe durch den Reichsarbeitsdienst.76 Wie aus diesem Beispiel klar ersichtlich, wurden diverse Anweisungen und Änderungen nicht immer mit großer Freude zur Kenntnis genommen. Von Seiten der Feuerwehren war der Umbau nach Normierung der Hydranten überaus problematisch, da eine Neubeschaffung von Feuerlöschgeräten damit verbunden war, was einerseits eine große finanzielle Hürde darstellte und andererseits ein unkoordiniertes Umstellen auf Storzkupplungen die Schlagfertigkeit der Feuerwehren stark beeinträchtigt hätte, wenn umliegende Wehren beim alten System blieben. Dieses Problem ansprechend schrieb der Bürgermeister von Admont am 5. Juni 1939 an den Bezirksverband der Freiwilligen Feuerwehren in Liezen. Der Bezirksführer Hans Frauneder antwortete, dass eine „Inangriffnahme der Normung der Feuerlöschgeräteanschlüsse noch in diesem Jahre erwartet und sodann der Zeitpunkt der Normung für dort bekanntgegeben [werde].“ Dies sollte erst „nach der Beschaffung der hiezu erforderlichen Feuerwehrlöschgeräte für das ganze Land Steiermark“ erfolgen.77 Im Oktober 1940 konnte man in Admont allerdings nur neun genormte Hydranten vorweisen, die sich zur Gänze in einer Militärunterkunft befanden. Da die 21 übrigen Hydranten der Gemeinde noch nicht umgestellt waren bediente man sich auch weiterhin des alten Löschgerätes, wobei die Benützung der genormten Hydranten mittels Übergangsstücke sichergestellt wurde.78 Bereits im August wurden weitere „Erlasse auf das Land Österreich“ veröffentlicht, wo 16 Punkte neu geregelt wurden: 1.) Richtlinien für die Sicherstellung der Feuerlöschwasserversorgung für den Luftschutz, 2.) Richtlinien für den Bau von Feuerwachen, 3.) Leitung bei Bekämpfung von Bränden und anderen Katastrophen, 4.) Ausbildung der Feuerwehringenieure, 5.) Bestellung von Leitern der Berufsfeuerwehren, 6.) Liederbuch der Feuerwehr, 7.) Feuerwehrhelme, 8.) Hoheitsabzeichen, 9.) einheitliche akustische Warnzeichen und blaues Kennlicht für „Dienstfahrzeuge der Polizei und 76 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 77 StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941. 78 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940.

28 Feuerlöschpolizei“, 10.) Farbe der Feuerlöschfahrzeuge, 11.) Kennzeichen „Pol“ für Fahrzeuge, 12.) Feuermelder, 13.) Teichschau, 14.) Handfeuerlöscher, 15.) Dieselmotoren in Feuerwehrfahrzeugen, 16.) Normen für das Feuerlöschwesen.79 Man ging davon aus, dass die Ausdehnung von Erlässen „im allgemeinen keine besonderen Schwierigkeiten mit sich bringen, vorausgesetzt, dass der Umbau der öffentlichen Verwaltung und im besonderen die Überführung der Feuerwehren in Feuerschutzpolizei, bezw. Feuerhilfspolizeitruppe durchgeführt sind.“80 Zu einem einheitlichen Gesetz für das Feuerlöschwesen kam es aber erst im September 1939.81

1.2. Auflösung von Verbänden

Die landesrechtlichen Bestimmungen wurden sukzessive aufgehoben und dass die steirischen und österreichischen Interessen nicht weiter vertreten werden konnten, lag daran, dass die Verbände der Länder – allen voran die Steiermark unter Ludwig Wipler und Kärnten unter Franz Kohla82 – direkt in Kontakt mit der reichsdeutschen Stellen traten und somit mitunter dafür verantwortlich waren, dass der Österreichische Feuerwehrverband seine Funktionen weitgehend verlor.83 Eine dieser direkten Kontaktstellen war der Sachbearbeiter für das Feuerwehrwesen beim Reichsstatthalter in Österreich. Diese Position wurde vom Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei mit Ing. Ludwig Wipler, Inspekteur der Ordnungspolizei, besetzt. Im Tätigkeitsbericht des Jahres 1938 wurde Wipler als ein Mensch beschrieben, der durch seine „nationalsozialistische Weltanschauung“ und seine „Fachkenntnisse“ das Vertrauen der Feuerwehren genoss und aus diesem Grund als „Berater in allen feuerwehrlichen Angelegenheit“ gesehen wurde.84 Am 3. Juli 1938 kam es auf einer Führertagung des Österreichischen Feuerwehrverbandes in Salzburg zu dessen Auflösung, da man „eine Fachorganisation der einzelnen Feuerwehr-Verbände (die bisherigen Landesfeuerwehrverbände)“ als „hinfällig“ erachtet hatte.85 Diese Entscheidung wurde in

79 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 80 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 81 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 82 Schinnerl, Verbandsgeschichte von den Anfängen bis 1938, 74. 83 Peter Krajasich, Zur Geschichte des Österreichischen Bundesfeuerwehrverband (ÖBFV), in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 218. 84 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 85 Adolf Schinnerl, Salzburger Feuerwehrschule. Ausbildungskurse seit 1920, Salzburg 1999, 34.

29 der „Zeitschrift des Österreichischen Landesfeuerwehrverbandes“ bekanntgegeben.86 Die Landesverbände sollten erst in Folge des neuen Gesetzes über das Feuerlöschwesen 1939 aufgelöst werden – dies gilt auch für die Auflösung des Landesfeuerwehrkommandos Burgenland.87 Die Wehren wurden aufgrund des neue Gesetzes und dessen Dritten Durchführungsverordnung neu strukturiert und direkt auf das Reichsministerium des Innern in Berlin ausgerichtet.88

Am 1. Oktober 1938 trat das „Gesetz über Gebietsveränderungen im Lande Österreich“ in Kraft und löste das „ehemals österreichische Land Burgenland“ auf. Die Steiermark wurde nun um die Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf erweitert. 89 Durch diese Angliederung des burgenländischen Gebietes konnte die Steiermark 88 Wehren mehr zählen.90 In weiterer Folge wurden diese Bezirke durch die „Verordnung des Landeshauptmannes von Steiermark über die Einteilung des Landes Steiermark in Verwaltungsbezirke“ neu gegliedert.91 Laut dem sogenannten „Gebietsveränderungsgesezt“ verlor die Steiermark die Gemeinden des Gerichtsbezirkes Bad Aussee.92 Insgesamt kam es durch die Grenzverschiebungen zu einem Zuwachs der Feuerwehren in der Steiermark. In weiterer Folge tauchten einige Unklarheiten über den Landesfeuerwehrverband Burgenland auf, da dieser keinen klaren eigenen geographischen Wirkungsbereich mehr hatte. So war auch die steirische Landesregierung bestrebt die Feuerwehren der neuen Verwaltungsbezirke dem „Landesfeuerwehrverband und dem Landesinspektorat für das Feuerwehr- und Rettungswesen in Graz einzugliedern“. Eine Auflösung fand allerdings erst mit der „Übergabe der dortigen Geschäfte des Landesfeuerwehrkommandos“ statt. Dies erfolgte durch die Bestellung der Bezirksführer – so hieß nach neuem Gesetz der Landesführer – der Reichsgaue Steiermark und Niederdonau.93

86 Schinnerl, Verbandsgeschichte von den Anfängen bis 1938, 74. 87 Krajasich, Feuerwehren, 201. 88 Krajasich, Geschichte, 218. 89 Gesetz über Gebietsveränderungen im Lande Österreich. Vom 1. Oktober 1938, § 1, Abs. 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1511&size=49, 28.09.2012. 90 Reismann, Feuerwehrchronik Steiermark, 255. 91 Verordnung des Landeshauptmannes von Steiermark über die Einteilung des Landes Steiermark in Verwaltungsbezirke, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=lgm&datum=1938&page=213&size=45, 28.09.2012. 92 Gesetz über Gebietsveränderungen im Lande Österreich. Vom 1. Oktober 1938, § 1, Abs. 3 http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1511&size=49, 28.09.2012. 93 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938.

30 1.3. Feuerwehr vs. SA

Wie bereits aus dem Altreich bekannt, kam es auch in der Steiermark zu Auseinandersetzungen zwischen SA und der Feuerwehr. Einerseits argumentierten die Feuerwehren, dass durch die paramilitärischen Übungen die Ausbildungsziele zu kurz kommen würden, andererseits bezeichnete die SA die Abstellung von Kaderpersonen zu den Wehren als „Sabotage“.94 Man befand sich aber nicht nur im Streit, sondern auch in einer Art Konkurrenzkampf, in dem man um die Gunst der neutralen Personen kämpfte, aber auch die andere Partei von sich überzeugen wollte. So erhielt das Kommando der Feuerwehr Admont ein Schreiben, in dem darauf hingewiesen wurde, dass bei einer Schauübung, die im Zuge des Bezirksfeuerwehrtages im September 1938 stattfinden sollte, auch „Gliederungen der Partei wie S.A. und S.S. […] als Zuseher teilnehmen werden.“ Diese sollten von der Veranstaltung „den denkbar besten Eindruck […] mitnehmen.“95 Dr. Kurt Daluege – Chef der Ordnungspolizei – schaltete sich in diesen Streit ein und stellte sich auf die Seite der Feuerwehren. Die Wehren waren ab sofort ausschließlich für die Brandbekämpfung verantwortlich wobei jegliche paramilitärische Tendenz abgewendet wurde. Im Hintergrund dieser Entscheidung findet sich wohl auch die Tatsache, dass Daluege die SA gezielt schwächen wollte. Den Streit konnte er dadurch zwar beruhigen allerdings nicht zur Gänze beseitigen.96 Konflikte zwischen Feuerwehr und SA waren natürlich nicht überall zu finden. So half etwa die SA der Freiwilligen Feuerwehr Kirchbach ( Feldbach) beim Wiederaufbau und machte nach Vereinbarung mit der Wehr die Fußdienst-Ausbildung.97

1.4. Sanitätsdienst

Personelle Änderungen waren auch in anderer Form geplant. Durch den Anschluss an das Deutsche Reich und somit auch an das System des Feuerwehr- und Rettungswesen machte sich bereits im März 1938 die Angst breit, dass der Rettungsdienst den Feuerwehren entzogen werden könnte. Dies bewahrheitete sich bereits im August des selben Jahres, als klar gestellt wurde: „Der Träger des Rettungswesens der Ostmark ist für

94 Schneider, Feuerwehr, 184. 95 StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941. 96 Schneider, Feuerwehr, 184. 97 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939.

31 alle Zukunft nur das Deutsche Rote Kreuz.“ Die Zusammenarbeit in seiner bisherigen Form zwischen den Feuerwehren und dem Roten Kreuz wurde somit beendet – Krankentransporte sollten ab sofort ausschließlich Aufgabe des DRK sein 98 – und eine Umstrukturierung mit dem Vorbild des deutschen Modells war die Folge. Die „feuerwehrlichen Rettungsmännern“ konnten selbst entscheiden, ob sie als Helfer in das DRK übertreten wollten. Die Mannschaft mitsamt den Geräten und den Sanitätsmaterialien sollte bis September 1938 übergeben werden. Eine flächendeckende Übergabe konnte allerdings nicht über die Bühne gebracht werden, da der Aufbau beziehungsweise Ausbau der Infrastruktur für das Rote Kreuz noch nicht stattfinden konnte. Deshalb wurde im Oktober eine endgültige Regelung in Aussicht gestellt und so blieb die „Ausübung des Rettungsdienstes durch die FF-Rettungsabteilungen aufrecht“.99 Dies führte zu weiteren Missverständnissen weshalb man im Juni 1939 versuchte die Verhältnisse klarzustellen, wobei eine reichseinheitliche Regelung am Ende dieses Prozesses stehen sollte. In diesem Schreiben wurde geregelt, dass alle Feuerwehrmitglieder, die bereits zum DRK gewechselt waren, zur Wehr zurückkehren müssten, falls die Schlagfertigkeit der selben dadurch beeinträchtigt wurde. An Orten, wo der Rettungsdienst von feuerwehrlichen Rettungsabteilungen ausgeübt wurde, sollte dies so bestehen bleiben bis das Rote Kreuz den Rettungsdienst aufgebaut hat. Bar- und Sachwerte sollten an die Feuerwehren rückerstattet werden. Gleichzeitig sollte der Aufbau vom DRK erleichtert werden, indem Vorbereitung und Ausbildung des Sanitätspersonals durch das Rote Kreuz durchgeführt wurden.100 Als nächster Schritt wurde im Oktober 1939 eine Richtlinie für die Regelung des Rettungsdienstes zwischen Freiwilliger Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz verfasst. In zehn Punkten wurde der Sanitätsdienst geregelt: 1.) die Freiwilligen Feuerwehren sollten bis zum Aufbau des Roten Kreuzes weiter den Rettungsdienst ausüben, 2.) die Schlagkräftigkeit hatte bei der Ausbildung für den Rettungsdienst Vorrang, 3.) einer Übergabe des Dienstes an das aufgebaute DRK musste von der Landesstelle DRK, Landeshauptmann und dem Inspekteur der Ordnungspolizei zugestimmt werden, 4.) das Feuerwehrvermögen blieb unberührt, 5.) Werkfeuerwehren unterlagen einer eigenen

98 Peter Krajasich, Das Rettungswesen bei den Freiwilligen Feuerwehren in Österreich, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 225. 99 Adolf Schinnerl, Rettungswesen von den Anfängen bis 1939, in: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.), 120 Jahre Österr. Bundesfeuerwehrverband 1899-2009, Wien 2010, 87f. 100StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941.

32 Regelung, 6.) Feuerschutzgeräte und Rettungsgeräte waren der Gemeinde zu übergeben, die diese gesondert für Feuerwehr und Rettungsdienst verwalteten, 7.) bereits übergebene Bar- und Sachwerte sollten den Wehren wieder rückerstattet werden, 8.) falls die Schlagfertigkeit der Feuerwehr nicht gegeben war, sollten ehemalige Mitglieder aus dem DRK wieder ausscheiden und zur Wehr zurückkehren, 9.) bei Unklarheiten waren Weisungen der Landeshauptmannschaft einzuholen, 10.) für den Fall, dass es zu Störungen im Betrieb kam, waren die Landräte befugt „mit allen polizeilichen Mitteln der früheren Zustand wieder herzustellen und die betroffenen schuldtragenden Personen mit aller Strenge zur Verantwortung zu ziehen.“101 Die ausgearbeitete Richtlinie sollte allerdings in dieser Form nicht veröffentlicht werden, da ein weiterer Erlass bereits in Arbeit war.102 Klar formuliert war als „Endziel […] die Trennung von Feuerwehr- und Rettungswesen, bzw die Übernahme des öffentlichen Rettungsdienstes durch das DRK“.103 Die Überleitung sollte aufgrund des Krieges und den damit verbunden „besonderen Aufgaben“ der Feuerwehren schnell durchgeführt werden, damit die Wehren vom Rettungsdienst entlastet werden konnten.104 Aufgrund der unklaren Verhältnisse konnte aber eine endgültige Abgabe der Sanitätsaufgaben in der gesamten Steiermark an das DRK nie durchgeführt werden.105 Einige Gemeinden erreichten dieses Ziel und so konnte der Bürgermeister von Admont im April 1941 berichten, dass die „Rettungsabteilung der Freiw. Feuerwehr mit 26.1.1941 zu bestehen aufgehört hat.“106

1.5. Reichspogromnacht

In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 kam es reichsweit zu einem Abfall von den selbstgewählten Aufgabenpflichten der Feuerwehrmänner. In der Reichspogromnacht verweigerten die Wehren den jüdischen Mitbürgern ganz gezielt die Hilfe. Insgesamt wurden in dieser Nacht 267 Synagogen niedergebrannt und obwohl die Feuerwehren gemäß dem Feuerlöschgesetz zum Löschen verpflichtet gewesen wären, spielten sie doch eine wichtige Rolle in dieser Nacht. In einigen Fällen standen Feuerwehrmänner untätig an den Brandobjekten, ein anderes mal folgten sie den Löschverboten der Parteischergen, selten sah man sie sogar das Feuer aktiv – durch Benzin oder durch Öffnen von

101 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 102 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 103 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 104 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 105 Schinnerl, Rettungswesen 88. 106StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941.

33 Dachfenstern – zu schüren.107 In den meisten Fällen konzentrierte man sich allerdings ausschließlich auf das Sichern von Nachbargebäuden, wie auch das Beispiel aus Graz zeigt. Dem Bericht einer Augenzeugin zufolge ereignete sich der Synagogenbrand wie folgt: „Als es finster wurde, habe ich Schreie gehört: ,Feuer! Es brennt!' Ich ging zum Fenster und habe gesehen, dass es wirklich fürchterlich brennt. Mein Mann hat dann die Feuerwehr und die Polizei angerufen. Die war aber anscheinend bereits unterrichtet. Die Feuerwehr war auch sofort da und hat hauptsächlich unser Haus unter Wasser gesetzt.“108

Selbstverständlich gilt diese Darstellung nicht für alle Feuerwehrmänner, teilweise wurden sie von anderen Personen am Ausrücken oder am Löschen absichtlich gehindert.109 Berichten zufolge wurden „seitens der politischen Brandstifter“ die Löscharbeiten gezielt „unterbrochen und hintertrieben, so daß nur die Umgebung der Tempel einigermaßen geschützt werden konnten.“110 Der Hintergrund dieser Haltung war wohl selten ein antisemitischer, vielmehr führte die Angst vor Sanktionen und Befehlshörigkeit zur Missachtung des Berufsethos der Feuerwehren.111

2. Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen

2.1. Das Reichsgesetz

Bereits einige Tage nach der Reichspogromnacht wurde das Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen – kurz Reichsfeuerlöschgesetz – beschlossen. Zum Zeitpunkt des Beschlusses am 23. November 1938 war für die Steiermark diese Gesetzesänderung noch nicht von Bedeutung: „Die Inkraftsetzung dieses Gesetzes für das Land Österreich und für die sudetendeutsche Gebiete bleibt vorbehalten.“ 112

Nachdem das Feuerlöschwesen gemäß früherer Regelungen Sache der einzelnen Länder war, konnte nach „einigen […] vorbereitenden Erlassen für gewisse Teilgebiete des Feuerlöschwesens“ die neue Reichsgesetzgebung in Form des Gesetzes über das

107 Engelsing, Verein, 148-150. 108 Günther Jontes – Günter Schilhan, Vom Anschluss bis zum Staatsvertrag. Die Steiermark 1938-1955, Graz 2007, 32. 109 Blazek, Hakenkreuz, 58. 110 Bernhard Peill, „Historische“ Brände neuerer Zeit, in: Hans G. Kernmayr (Hg.), Der goldene Helm. Werden, Wachsen und Wirken der Feuerwehren, München 1956, 395. 111 Engelsing, Verein, 148f. 112 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 8, Abs. 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1841&size=45, 10. Oktober 2012.

34 Feuerlöschwesen ergehen. Das Feuerlöschgesetz war ein sogenanntes Rahmengesetz, das nur die wesentlichen Grundzüge regelte. Für weitere Regelungen waren Durchführungsverordnungen und Erlässe nötig.113 Das Ziel der neuen Gesetzgebung wurde im Gesetzestext eingangs erläutert: „Die wachsende Bedeutung des Feuerlöschwesens vor allem für den Luftschutz erfordert, daß schon seine friedensmäßige Organisation hierauf abgestellt wird. Hierzu ist nötig die Schaffung einer straff organisierten vom Führerprinzip geleiteten, reichseinheitlich gestalteten, von geschulten Kräften geführten Polizeitruppe (Hilfspolizeitruppe) unter staatlicher Aufsicht.“114

Das Gesetz bestand aus drei Abschnitten: 1. „Die Feuerschutzpolizei“, 2. „Die Feuerwehren“ und 3. „Gemeinsame Vorschriften“. Unter Feuerschutzpolizei verstand man die bisherigen Berufsfeuerwehren. Das Reichsministerium des Innern verfügte nun darüber welche Gemeinden eine Feuerschutzpolizei errichten beziehungsweise welche bestehenden Berufsfeuerwehren übergeleitet werden mussten. Beamte der Feuerschutzpolizei waren als Polizeivollzugsbeamte anzusehen, deren Altersgrenze mit 60 Jahren festgelegt wurde und für die die „allgemeinen beamtenrechtliche Vorschriften“ galten.115

Als Feuerwehren wurden drei Arten festgelegt: die Freiwilligen Feuerwehren, die Pflichtfeuerwehren und die Werkfeuerwehren. Die Gemeinden waren verpflichtet, eine den örtlichen Gegebenheiten angepasste Feuerwehr – Freiwillige Feuerwehr oder Pflichtfeuerwehr oder beides – aufzustellen, auch ein Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zu einem Feuerlöschverband war möglich.116 Weiters konnten neben einer Feuerschutzpolizei weitere Feuerwehren bestehen, was allerdings durch eine Aufsichtsbehörde bestimmt werden musste.117 Die unmittelbare Aufsichtsbehörde für die Freiwilligen Feuerwehren und die Pflichtfeuerwehren war der Landrat, wobei Kreis- und Bezirksführer der Feuerwehren die Aufsicht ausübten118. Falls dies der Fall war, bildeten diese eine Einheit, deren Führer der Leiter der Feuerschutzpolizei war.119 113 Heft 3240, Die Organisation des Feuerlöschwesens, Vorschriftensammlung für die Kommunalverwaltung, Stuttgart ²1941, 9. gefunden in: StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941. 114 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 115 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 116 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 117 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 4, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 118 Heft 3240, 12. 119 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 4, Abs. 2,

35 Die Finanzierung war so geregelt worden, dass die „Beschaffung und Unterhaltung der für die freiwilligen Feuerwehren und Pflichtfeuerwehren erforderlichen Löschgeräte, Bekleidung, Ausrüstung, Alarmeinrichtungen, Wasserversorgungsanlagen und Gerätehäuser […] Aufgabe der Gemeinden [war].“ Weiters mussten die Gemeinden auch die Kosten für die Teilnahme an Lehrgängen, sowie die fallweise Erstattung bei Lohnausfall bei Brand- und Katastrophenbekämpfung tragen. Das Ministerium des Innern regelte die Beteiligung von Ländern und Gemeindeverbänden an den Kosten des Feuerlöschwesens. Über notwendige Aufwendungen der Gemeinden für die Feuerwehren entschied die Aufsichtsbehörde.120 In § 6, Abs. 1 sollten die „von den Feuerwehren gebildeten Vereine und Verbände“ aufgelöst werden – der genaue Zeitpunkt der Auflösung war allerdings nicht Bestandteil dieses Gesetzes. „An Stelle der Vereine tritt eine nach Löscheinheiten gegliederte Hilfspolizeitruppe, deren Organisation der Reichsminister des Innern bestimmt. Der freiwillige Dienst in dieser Hilfspolizeitruppe ist ein ehrenvoller, opferbereiter Einsatz für die deutsche Volksgemeinschaft.“121 Im letzten Abschnitt – den gemeinsamen Vorschriften – wurde neben der Inkraftsetzung auch das Reichsministerium des Innern für das gesamte Feuerlöschwesen als zuständige Behörde genannt.122

2.2. Auswirkungen

Mit dem Feuerlöschgesetz wurde das Feuerlöschwesen im gesamten Reich reglementiert und durch weitere Runderlässe und Durchführungsverordnungen wurde das Feuerwehrwesen zur Gänze geregelt. So kam es zu Verordnungen über personelle und organisatorische Angelegenheiten. Es kam zu Anordnungen über den Bau von Feuerwehrfahrzeugen, zur Einführung verbindlicher Normen, zu Verordnungen über den vorbeugenden Brandschutz, die einheitliche Bekämpfung von Hochwasser-, Eisgefahr und Feuerschutz sowie über die einheitliche Führung von Wehrkassen. Weiters gab es auch Runderlässe die ein Rauchverbot in der Öffentlichkeit für Uniformträger, eine Beteiligung bei Kundgebungen, Aufmärschen und Feiern oder die Einführung des SS-Liederbuches für

http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 120 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 5, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 121 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, § 6, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, 10. Oktober 2012. 122 Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, §7, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1841&size=45, 10. Oktober 2012.

36 die Feuerwehren regelten.123 Bis September 1941 war das Feuerwehrwesen mit Gesetzen und Runderlässen in einem Umfang von 672 Seiten endgültig unter staatliche Aufsicht gestellt.124 Die wichtigsten Punkte sollen zu einem späteren Zeitpunkt noch einer genaueren Untersuchung unterzogen werden.

2.3. Die Einführung in der Steiermark

In Österreich sollte das Gesetz über das Feuerlöschwesen bereits am 1. Juli 1939 in Kraft treten. Auch von Seiten der steirischen Landeshauptmannschaft war man mit der Einführung des Gesetzes einverstanden, wobei man gleichzeitig auch auf die erhöhten Ausgaben, die den Gemeinden zufallen würden aufmerksam gemacht hat und um eine eventuelle Unterstützung durch Reichsmittel bat.125 Für Österreich trat dieses Rahmengesetz aber erst in Folge der „Verordnung über die Einführung des Gesetzes über das Feuerlöschwesen in der Ostmark und im Sudetenland“ vom 19. September 1939 in Kraft. In dieser Einführungsverordnung wurde von Reichsinnenminister Frick folgendes verordnet: „Das Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 23. November 1938 (Reichsgesetzbl. I S. 1662) wird mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 in der Ostmark und im in Kraft gesetzt.“126 Einigen Personen ging das allerdings zu langsam und so gab es etwa in Salzburg bereits am 12. Dezember 1938 den „Dienstbefehl Nr 16“ in dem die „Eingliederung aller freiwilliger Feuerwehren in die Polizei und zwar als Hilfspolizeitruppe“ verfügt wurde.127 Diese Bestrebungen änderten allerdings nichts an der Tatsache, dass die nötigen rechtlichen Schritte erst durch das Inkrafttreten des Feuerlöschgesetzes gemacht wurden.

Mit 1. Oktober galten die rechtlichen Regelungen nunmehr auch in der Steiermark. Der ehemalige Landesfeuerwehrführer DI Ludwig Wipler wurde zum kommissarischen Bezirksführer bestellt und in den Landkreisen wurden 18 Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren ernannt, sowie der Leiter der Feuerschutzpolizei des Landkreises Graz- Stadt als Führer der Freiwilligen Feuerwehren in Graz bestellt.128 Diese Bestellung wurde

123 Blazek, Hakenkreuz, 65. 124 Blazek, Hakenkreuz, 92. 125 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 126 Verordnung über die Einführung des Gesetzes über das Feuerlöschwesen in der Ostmark und im Reichsgau Sudetenland. Vom 19. September 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2101&size=45, 10. Oktober 2012. 127 Schinnerl, Feuerwehrschule, 35. 128 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939.

37 bereits im Laufe des Septembers durch eine provisorische Ernennung aller Bezirks- und Kreisführer durchgeführt, war aber erst mit Inkrafttreten des Gesetztes offiziell.129

Die Gemeinden waren nun für die finanziellen Mittel, „die die Organisation des Feuerlöschwesens [für Freiwillige und Pflichtfeuerwehren] erfordern“ verantwortlich.130 „Die Beschaffung und Unterhaltung der für die Freiwilligen Feuerwehren und die Pflichtfeuerwehren erforderlichen Löschgeräte, Bekleidung, Ausrüstung, Alarmeinrichtungen, Wasserversorgungsanlagen und Gerätehäuser ist Aufgabe der Gemeinde.“131 Diese Tatsache stellte die Gemeinden oftmals vor ein finanzielles Problem. Bezirksführer Wipler meldete der Gauverwaltung Steiermark, dass „eine Übernahme der Kosten des Feuerlöschwesens durch die Gemeinden derzeit im vollen Ausmasse [sic] sicherlich nicht durchzuführen sein wird“ und dass „dennoch in Vorbereitung dieser zukünftigen Regelung […] die Gemeinden schon jetzt auf ihre zukünftigen Aufgaben […] aufmerksam zu machen und anzuweisen“ sind, damit sie bei der Aufstellung der Haushaltspläne künftig mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der Feuerwehren nehmen konnte. Wipler schlug dafür das Modell des Altreiches vor, in dem pro Einwohner eine Reichsmark einkalkuliert wurde.132 Schlussendlich entschied nach Vorschlag des Wehrführers der Bürgermeister über die Höhe des Betrages, der im Haushaltsplan vorgesehen werden sollte. Bei Unklarheiten hatte der Landrat zu entscheiden.133

2.4. Die Feuerwehren als Teil der Polizei

Die Feuerwehren sollten also ein Teil der Polizei werden und die traditionelle Unabhängigkeit der örtlichen Feuerwehrvereine endgültig beseitigt werden.134 Die Feuerschutzpolizei wurde – vorerst noch nicht in Österreich – am 23. Dezember 1938 nach der Schutzpolizei des Reiches, der Gendarmerie und der Schutzpolizei der Gemeinde, als vierte Sparte der uniformierten Vollzugspolizei eingegliedert.135 Mit der ersten Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 27.

129 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband (Hg.), Die öberösterreichischen Feuerwehren. 140 Jahre Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband 1869-2009, Linz 2009, 71. 130 Heft 3240, 11. 131 Dr. Mang, Das Recht der Feuerwehren. Handbuch für die Bürgermeister, die Freiwilligen Feuerwehren, Pflichtfeuerwehren und Werkfeuerwehren, München/Berlin 1941⁴ , 50. gefunden in: StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941. 132 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 133 Heft 3240, 11f. 134 Blazek, Hakenkreuz, 140. 135 Blazek, Hakenkreuz, 59.

38 September 1939 wurde die Organisation der Feuerschutzpolizei geregelt. Die ehemaligen Berufsfeuerwehren waren nun „eine technische Polizeitruppe“, deren Aufgabe es war „Gefahren abzuwehren, die der Allgemeinheit oder dem einzelnen bei öffentlichen Notständen, insbesondere durch Schadenfeuer drohen.“ Weiters war der Luftschutz auch ein Teil des Aufgabenbereiches.136 Durch die Eingliederung in die Polizei kam es zur Überführung der Berufsfeuerwehrmänner zum Polizeibeamtengesetz, wodurch neue Vorschriften erlassen werden mussten137.

Die Feuerschutzpolizei und die Feuerwehren waren nun neben der uniformierten Polizei und der Technischen Nothilfe ein Teil des Organisationskörpers des Hauptamtes der Ordnungspolizei das dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler unterstellt war. Für Himmler war dies natürlich ein großer Machtzuwachs, wobei er durch die Stellung dieses Ressorts als Staatssekretariat nicht mit den Oberbefehlshabern von Marine und Heer als gleichrangig zu sehen war; man versuchte wohl Himmler keine dritte Säule im Militär errichten zu lassen.138 Chef der Ordnungspolizei war Obergruppenführer Dr. Kurt Daluege, der nun auch als Sachbearbeiter für die Feuerwehren verantwortlich war. Unter ihm standen die Bezirksführer – diese Position entsprach der der ehemaligen Landesführer – denen die Kreisführer – die ehemaligen Bezirksführer – folgten. Ab dem 21. Mai 1942 sollte weiters noch das Amt des Unterkreisführers errichtet werden.139 Aufgabe dieser Unterkreisführer war es, in größeren Landkreisen die Feuerwehren von acht bis zehn Gemeinden zu leiten.140 Unter den Kreisführern beziehungsweise den Unterkreisführern folgten in der Hierarchie der Feuerwehrverwaltung die Wehrführer in den einzelnen Feuerwehren, welche monatlich Arbeitsberichte und Arbeitspläne melden mussten.141

Anders als die Feuerschutzpolizei, waren die drei Arten von Feuerwehren – die Freiwillige Feuerwehr, die Pflichtfeuerwehr und die Werkfeuerwehr – keine Polizeitruppe. Die beiden ersten Feuerwehren waren Hilfspolizeitruppen, was bedeutet, das sie dem Ortspolizeiverwalter unterstanden aber deren Mitglieder keine Polizeibeamte waren; in

136 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2214&size=45, 17. Oktober 2012. 137 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 6, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2215&size=45, 17. Oktober 2012. 138 Blazek, Hakenkreuz, 92f. 139 Schneider, Feuerwehr, 184. 140 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband, Feuerwehren, 73. 141 Schneider, Feuerwehr, 184.

39 Ausnahmefällen konnten diese aber zu Hilfspolizeibeamten bestellt werden. Für die Werkfeuerwehren galten in dieser Hinsicht besondere Vorschriften.142

3. Durchführungsverordnungen

Das gesamte Feuerlöschwesen wurde im Deutschen Reich einheitlich reglementiert. Auf insgesamt 672 Seiten regelten neben dem Gesetzestext auch Runderlässe und Durchführungsverordnungen den Alltag der Feuerwehr. Insgesamt wurden zwischen dem 27. September 1939 und dem 17. September 1940 sieben Durchführungsverordnungen erlassen. Am 27. September 1939 wurde die „Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei)“ veröffentlicht. Darauf folgen nach dem in Kraft setzen des Gesetzes über das Feuerlöschwesen im gesamten Deutschen Reich am 1. Oktober 1939 eine ganze Reihe von Verordnungen. Die Durchführungsverordnung mit dem Inhalt „Verhalten im Brandfall“ wurde am 9. Oktober 1939, die Dritte und Vierte Durchführungsverordnung folgten beide am 24. Oktober 1939 und hatten die Organisation der Freiwilligen Feuerwehr und der Pflichtfeuerwehr zum Inhalt. Mit 6. November folgte die Verordnung zur Erstattung des Lohnausfalls, die sechste Durchführungsverordnung zum Amt der Freiwilligen Feuerwehr am 3. Januar 1940. Am 17. September 1940 wurde die letzte Verordnung erlassen, in der die Organisation der Werkfeuerwehr beschrieben wurde.143

In weiterer Folge sollen nun die wichtigsten Punkte dieser Verordnungen, die für die Freiwilligen Feuerwehren von Bedeutung waren, genauer betrachtet werden. Um ein besseres Verständnis für die Organisation der Freiwilligen Feuerwehren zu geben, soll an erster Stelle die Dritte Durchführungsverordnung besprochen werden.

3.1. Organisation der Freiwilligen Feuerwehr

Die Organisation der Freiwilligen Feuerwehren wurde durch die Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 27. Oktober 1939

142 Heft 3240, 10. 143 Blazek, Hakenkreuz, 90-92.

40 geregelt. In insgesamt zwanzig Paragraphen sind Dinge wie etwa die Auflösung der Vereine, deren Rechtsnachfolge, Finanzierung der Wehren, Voraussetzungen für Mitglieder, Pflichten der Feuerwehrmänner, Gliederung oder Wehrführung niedergeschrieben worden. In diesem Abschnitt soll die Organisation der Freiwilligen Feuerwehr anhand dieser Durchführungsverordnung gezeigt werden.

3.1.1 Auflösung der Vereinsfeuerwehren

„Die Schlagkraft der Feuerwehren kann […] weder durch Majoritätsbeschlüsse von Feuerwehrvereinen noch durch Majoritätsbeschlüsse von Verbänden gewährleistet werden.“ Auch aufgrund der Tatsache, dass sich mit dem Luftschutz der Aufgabenbereich der Wehren erheblich vergrößert hatte, war man davon überzeugt, eine straffere Organisation des Feuerlöschwesens einführen zu müssen.144 Die Auflösung der Vereine war also eine logische Schlussfolgerung und wurde in Paragraph sechs des Reichsfeuerlöschgesetzes bereits angekündigt. Ein weiterer Hintergrund dafür, dass Vereine und Verbände aufgelöst wurden, war „um die Freiwilligen Feuerwehren von allen Hemmungen einer vereinsmäßigen Verfassung, die mit dem Wesen einer Polizeitruppe nicht vereinbar sind, zu befreien.“145 Durch die Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 27. Oktober 1939 wurde die Auflösung schlussendlich auch vollzogen und alte demokratische Strukturen damit zerstört. Mit Inkrafttreten dieser Verordnung wurden „die von den Freiwilligen Feuerwehren gebildeten Vereine und Verbände (Kreis-, Provinzial-, und Landesfeuerwehrverbände, sowie der Feuerwehrbeirat) aufgelöst.“ Weitere Auflösungsbeschlüsse waren dafür nicht erforderlich.146 Die Kreisführer waren dazu verpflichtet die bisherigen Bezirksfeuerwehrverbände bis zum 15. November aufzulösen und ihr Vermögen an den zuständigen Landkreis abzuliefern.147 Auch der „Steiermärkische Landes-Verband für Feuerwehr- und Rettungswesen“ musste aufgelöst werden. Die Nachfolge des aufgelösten Verbandes trat die „Bezirksführung Freiwillige Feuerwehren im Reichsgau Steiermark“ an.148 Neben den Feuerwehrvereinen und den Verbänden des Reiches wurde auch der

144 Blazek, Hakenkreuz, 59f. 145 Mang, Recht, 11. 146 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 16, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2330&size=45, 17. Oktober 2012. 147 Krajasich, Feuerwehren, 202. 148 Aufischer, Entwicklung, 17.

41 Feuerwehrbeirat liquidiert. Dadurch konnte das gesamte Gerüst des Feuerlöschwesens neu aufgebaut werden.149 Die Auflösung der Vereine stieß auf wenig Gegenwehr und so war eine reibungslose Durchführung kaum gefährdet. Auf Ebene der Verbandsführung fühlte man sich gar geehrt nun ein Teil der Polizei zu sein. Falls es doch zu partikularen Interessen Einzelner in den Landesverbänden kam, dann wurden diese Personen mit allen Ehren in Ruhestand entsandt.150 „Die Vereinsfeuerwehren, die nirgends Freude und Anklang gefunden haben, weil sie mit ihrem Vereinscharakter nicht in den Geist unserer Zeit paßten, haben damit ihr Ende gefunden.“

Die neuen Freiwilligen Feuerwehren bildeten sich nun aus den bisherigen Vereinen, deren Vermögen nach der Auflösung an die Gemeinden zu übergeben war. Die Geldmittel der Verbände gingen ebenfalls auf die entsprechenden Gemeindeverbände, sowie an das Land über. Diese waren angehalten das Vermögen für Zwecke des Feuerlöschwesens zu verwenden.151 Dabei erfolgte die Aufteilung der Mittel anhand der Anzahl der Mitglieder.152 Darüber hinaus durften die „bisherigen Zuschußzahlungen“ an die Wehren nicht verringert oder eingestellt werden.153 Neben diesem Vermögen gab es aber auch noch diverse Unterstützungskassen und Sterbekassen. Diese mussten ebenfalls an Gemeinde, Gemeindeverbände und Länder abgegeben werden, die verpflichtet waren diese weiterzuführen.154 Falls es doch einmal zu Streitigkeiten bei der Auflösung kommen sollte, war die höhere Verwaltungsbehörde beziehungsweise der Reichsminister des Innern zuständig eine Lösung zu finden.155 Die Geldmittel, die nicht für die Ausrüstung zu verwenden waren, sondern der Kameradschaftspflege dienten, gingen an die Wehrkasse über.156

Für die Steiermark erging von Bezirksführer Wipler am 13. November 1939 ein Rundschreiben an alle Freiwilligen Feuerwehren in denen auf die Vereinsauflösung noch einmal hingewiesen wurde: „Nach der Dritten Durchführungsverordnung zum Gesetz über

149 Heft 3270, Bekämpfung von Bränden, Vorschriftensammlung für die Kommunalverwaltung, Stuttgart 1940, 13. 150 Blazek, Hakenkreuz, 140. 151 Heft 3240, 12f. 152 Mang, Recht, 36. 153 Mang, Recht, 51. 154 Heft 3270, 13. 155 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 16, Abs. 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2330&size=45, 17. Oktober 2012. 156 Mang, Recht, 36.

42 das Feuerlöschwesen, welche am 24. November 1939 in Kraft tritt, werden gem. § 16 die von den Freiwilligen Feuerwehren gebildeten Vereine aufgelöst.“157

3.1.2. Die Freiwillige Feuerwehr als gemeindliche Einrichtung

Die Freiwilligen Feuerwehren waren durch die Dritte Durchführungsverordnung „eine technische Hilfspolizeitruppe für Hilfeleistung bei öffentlichen Notständen aller Art.“158 Da die Wehren bei der Bekämpfung öffentlicher Notstände die Aufgaben des Staates zu erfüllen hatten, schien eine Überwachung für nötig und so wurden sie zu einer gemeindlichen Einrichtung.159 Sie waren nun im Auftrag des Ortspolizeiverwalters tätig, Gefahren durch Schadenfeuer abzuwehren.160 Für gewöhnlich war der Ortspolizeiverwalter einer Gemeinde zugleich auch deren Bürgermeister, andernfalls gab es festgeschriebene Vorgaben, wie die beiden Amtsinhaber gemeinsam zu Entscheidungen im Feuerwehrwesen kommen mussten.161 Außerdem war der Luftschutz auch ein wesentlicher Teil der Aufgaben der Feuerwehr. 162

Als gemeindliche Einrichtung war es die Aufgabe des Bürgermeisters eine Freiwillige Feuerwehr aufzustellen. Aufrufe „an die männlichen Einwohner der Gemeinde zum Eintritt in die Wehr“ von Seiten des Bürgermeisters erfolgten. Zur Aufstellung einer Freiwilligen Feuerwehr war eine Mindeststärke von achtzehn Mann erforderlich. Falls diese Zahl nicht erreicht werden konnte, bestand auch noch die Möglichkeit eine Pflichtfeuerwehr zu gründen.163 Für den Fall, dass es auch nicht möglich war eine Pflichtfeuerwehr aufzustellen, konnte bei kleinen Gemeinden eine Ausnahme gemacht werden, indem vierzehn Mann als unterste Grenze vorgegeben wurde.164 Hintergrund

157 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 158 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 159 Mang, Recht, 11. 160 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 161 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 7, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012. 162 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 163 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 164 Mang, Recht, 18.

43 dieser Mindestsollstärke war die Gewährleistung einer einsatzfähigen und schlagfertigen Hilfspolizeitruppe,165 deren Gliederung in festgelegten Löscheinheiten – in Gruppen und Zügen – erfolgte.166 Eine Gruppe bestand aus einem Gruppenkommandanten und acht Mann, ein Zug bestand aus zwei Gruppen. Die untere Grenze wurde folglich so festgelegt, dass eine Wehr aus mindestens einem Zug mit achtzehn Mitgliedern bestehen musste.167

Falls unter diesen Voraussetzungen eine Aufstellung einer Freiwilligen oder Pflichtfeuerwehr nicht möglich war, konnten mehrere Gemeinden zu einem Feuerlöschverband zusammengeschlossen werden.168 Der andere Fall war, dass mehrere Freiwilligen Feuerwehren in einer Gemeinde vorhanden waren. Da es allerdings nicht erlaubt war, dass mehr als eine Freiwillige Feuerwehr in der Gemeinde tätig war, wurde die Vereinigung dieser Wehren und die Errichtung von „Feuerwachen“ vorgeschrieben.169

Wenn es neben einer bestehenden Feuerschutzpolizei einen Bedarf an weiteren Wehren gab, konnte die zuständige Gemeinde eine Freiwillige Feuerwehr billigen.170 Außerdem bestand die Möglichkeit wenn eine Freiwillige Feuerwehr nicht vorhanden war oder nicht ausreichte, dass zusätzlich eine Pflichtfeuerwehr gegründet wurde. Die Organisation der Pflichtfeuerwehr wurde in der Vierten Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen am 24. Oktober 1939 geregelt.171 Für Werkfeuerwehren galten eigene Vorschriften.172

165 Heft 3240, 15. 166 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 10, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 167 Heft 3240, 15. 168 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, Abs. 1-3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 169 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 170 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, Abs. 1-3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 171 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2332&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2333&size=45, 17. Oktober 2012. 172 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, Abs. 4, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012.

44 3.1.3. Die Aufnahme von Feuerwehrmitgliedern

In der Durchführungsverordnung wurde in den Paragraphen drei und vier festgehalten, wer als potentielles Mitglied galt beziehungsweise wer vom Dienst ausgeschlossen werden musste. So durften „nur gesunde und kräftige Männer deutscher Staatsangehörigkeit aufgenommen werden“ deren Alter „nicht jünger als 17 Jahre und nicht älter als 55 Jahre“ war. Außerdem war es Feuerwehrmännern nicht erlaubt Mitglied bei der Technischen Nothilfe, dem Roten Kreuz oder einer Werkfeuerwehr zu sein.173 In Gemeinden bis 6000 Einwohner war eine gleichzeitige Mitgliedschaft in Feuerwehr und Rotem Kreuz erlaubt.174

Juden waren in der Feuerwehr nicht länger erwünscht und wurden somit vom Dienst ausgeschlossen. „Jüdische Mischlinge“ konnten unter Einschränkungen einer Feuerwehr beitreten, wobei sie nur die unteren Dienstränge bekleiden durften; Positionen als Vorgesetzte waren ihnen verboten. Jede Person, die einer Feuerwehr beitreten wollte, musste über den Begriff des Juden unterrichtet werden. Weiters musste folgende schriftliche Erklärung dem Aufnahmegesuch beigelegt werden: „Mir sind nach sorgfältiger Prüfung keine Umstände bekannt, die die Annahme rechtfertigen könnten, daß ich Jude bin. Über den Begriff des Juden bin ich unterrichtet worden. Mir ist bekannt, daß ich die sofortige Entlassung aus der Wehr zu gewärtigen habe, falls diese Erklärung sich als unrichtig erweisen sollte.“175

Das Aufnahmegesuch war nun im Dienstweg über den Wehrführer an den Bürgermeister zu leiten, der über die Aufnahme entschied. Eine Ablehnung bedurfte keiner weiteren Begründung, jedenfalls musste der Antragsteller aber über die Entscheidung benachrichtigt werden.176

Falls es zu einer Aufnahme eines neuen Mitglieds kam, musste dieses folgenden Eid auf den Führer leisten: „Ich schwöre: Ich will dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, die Treue wahren, ihm und meinen von ihm bestellten Vorgesetzten Gehorsam leisten und meine Dienstpflichten pünktlich und gewissenhaft erfüllen.“ Diese

173 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 174 Heft 3240, 17. 175 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 4, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 176 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 5, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012.

45 Vereidigung der Mannschaft geschah durch den Wehrführer, welcher zu seiner Funktion vom Ortspolizeiverwalter vereidigt wurde. Nach Ablegen des Schwures war man in die Feuerwehr aufgenommen. Alle Mitglieder erhielten eine Feuerwehrpass, in dem Vorfälle, Ernennungen und Auszeichnungen eingetragen wurden.177

Die Pflichten des Feuerwehrmannes wurden ebenfalls in dieser Verordnung festgehalten: „Das Gesetz zählt nicht die Rechte, sondern die Pflichten des Feuerwehrmannes auf.“178 Wehrmitglieder waren insgesamt zu sechs Punkten verpflichtet: 1.) die regelmäßige und pünktliche Teilnahme am Dienst, 2.) die unverzügliche Hilfeleistung bei Alarm, 3.) ein vorbildliches Verhalten in und außer Dienst, sowie sich „durch soldatisches Auftreten der Ehre würdig zu erweisen, Angehöriger einer uniformierten Hilfspolizeitruppe zu sein“, 4.) den anderen Feuerwehrmitgliedern ein guter Kamerad zu sein, 5.) die genaue Beachtung der Ausbildungsvorschriften und 6.) eine pflegliche Behandlung der Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände. Falls es zu Überschreitungen oder Zuwiderhandlungen gegen diese Pflichten kam, war der Wehrführer dazu berechtigt die Vergehen mit Ordnungsstrafen wie Mahnungen, Verweisen oder Geldbußen bis zu 20 Reichsmark zu ahnden.179

Mit der Vollendung des 60. Lebensjahres endete für Feuerwehrmänner der aktive Dienst und sie traten in die sogenannte Reserve über. Falls es im Dienst zu körperlichen Gebrechen gekommen war, die einen weiteren aktiven Dienst unmöglich machte, konnten Mitglieder auch bereits früher zur Reserve wechseln. Es war ihnen zwar erlaubt an Dienstversammlungen und Unterweisungen teilzunehmen, allerdings war ihnen das Tragen von Uniformen nicht gestattet.180 Hintergrund dieses Verbotes war die Befürchtung, dass durch unmilitärisches Verhalten der Uniformträger das Ansehen der Feuerwehr gefährdet werden könnte.181 Weiters war vorgesehen, dass Reservisten in Notzeiten in den

177 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 6, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012. 178 Heft 3240, 22. 179 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 7, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012. 180 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 8, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012. 181 Blazek, Hakenkreuz, 32.

46 Einsatz gehen sollten. In diesem Fall durften sie einen Helm tragen und sich mit Armbinden kennzeichnen.182

3.1.4. Ausscheiden und Ausschluss von Mitgliedern

Paragraph neun regelte die vier Möglichkeiten des Ausscheidens aus der Feuerwehr: 1.) durch Entmündigung oder durch das vorläufige unter Vormundschaft stellen, 2.) durch Bestrafung zu Zuchthaus, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter, 3.) durch Ausschluss und 4.) durch ehrenvolle Entlassung.

Ein Ausschluss konnte ausgesprochen werden, wenn sich ein Mitglied nachlässig im Dienst zeigte oder bei Alarm oder Übungen dreimal hintereinander „ohne ausreichende Entschuldigung“ fehlte. Weiters musste ein Feuerwehrmann ausgeschlossen werden, 1.) „wenn Tatsachen vorliegen, die den Verdacht staatsfeindlicher Einstellung rechtfertigen“, 2.) bei unehrenhafter Handlung, 3.) „bei schwerer Schädigung des Ansehens der Freiwilligen Feuerwehr“ und 4.) falls die Erklärung, in der man versicherte kein Jude zu sein, sich als unrichtig erwies. Über einen Ausschluss entschied auf Antrag des Wehrführers der Ortspolizeiverwalter.183 Für gewöhnlich war der Ortspolizeiverwalter ident mit der Person des Bürgermeisters. Falls dies nicht der Fall war, musste der Ortspolizeiverwalter im Benehmen mit dem Bürgermeister entscheiden.184

Eine ehrenvolle Entlassung konnte einem Feuerwehrmann gewährt werden, wenn er infolge körperlicher oder geistiger Gebrechen keinen Dienst mehr verrichten konnte, wenn der Wohnsitz in eine andere Gemeinde verlegt wurde oder „wenn ihm wegen seiner persönlichen oder beruflichen Verhältnisse nicht zugemutet werden kann, sich weiterhin im Feuerwehrdienst zu betätigen.“ Die Entscheidung über eine ehrenvolle Entlassung traf ebenfalls der Ortspolizeiverwalter – beziehungsweise im Benehmen mit dem Bürgermeister.185

182 Heft 3240, 26. 183 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 9, Abs. 1-4, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012. 184 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 9, Abs. 7, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 185 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 9, Abs. 5-7, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45,

47 3.1.5. Wehrführer

Paragraph elf behandelt die Ernennung eines Feuerwehrmannes zum Wehrführer. Dieser wurde von der unteren Verwaltungsbehörde ernannt und abberufen. Eine Ernennung und Abberufung erfolgte auf Vorschlag des Kreisführers der Freiwilligen Feuerwehren beziehungsweise in Stadtkreisen auf Vorschlag des Bezirksführers. Truppmänner, Obertruppmänner und Haupttruppmänner wurden vom Ortspolizeiverwalter auf Vorschlag des Wehrführers ernannt. Auch hier galt wieder, dass für den Fall, dass Ortspolizeiverwalter und Bürgermeister nicht die selbe Person waren, im Benehmen eine Entscheidung getroffen werden musste.186

Eine Mitgliedschaft in der NSDAP war keine Voraussetzung um als (Wehr-) Führer im Amt zu bleiben, allerdings durften keine staatspolitisch bedenklichen Personen eine Führungsposition übernehmen, außerdem musste man einen aufopfernden Einsatz für das Feuerwehrwesen garantieren. So konnten viele noch gewählte Ortskommandanten ihr Amt weiterhin ausüben.187

Der Wehrführer war dem Ortspolizeiverwalter gegenüber für Schlagkraft, Disziplin, Kameradschaft und Einsatzfähigkeit der Feuerwehr verantwortlich. Weiters beantragte er neue Ausrüstungen, musste einen Alarmplan erstellen und diesen laufend überprüfen und aktualisieren. Der Wehrführer hatte das Recht zu vereidigen, Ordnungsstrafen zu verhängen und Entlassungen vorzunehmen. Außerdem musste er Übungen vorbereiten und durchführen und hatte daneben auch die selben Aufgaben wie alle anderen Feuerwehrmänner.188 Die „nachgeordneten Führer“ waren verpflichtet diesem bei der Durchführung seiner Aufgaben zu unterstützen. Falls der Wehrführer verhindert war, ging die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr auf den „nächstrangältesten Führer“ über.189

Wenn in einer Gemeinde neben einer Freiwilligen Feuerwehr weiters auch noch eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt wurde, so übernahm der Wehrführer der Freiwilligen http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 186 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 11, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 187 Krajasich, Feuerwehren, 202. 188 Heft 3240, 21. 189 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 12, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012.

48 Feuerwehr die Leitung über beide Wehren. Falls es aber eine Feuerschutzpolizei in der Gemeinde gab, benötigte die Freiwillige Feuerwehr keinen Wehrführer, da sie vom Führer der Feuerschutzpolizei geleitet wurde.190

Hin und wieder konnte es nötig sein, dass man Befehlsgewalt über Personen ausüben können musste, die nicht der Feuerwehr angehörten. In diesem Fall wurden Feuerwehrmänner von der unteren Verwaltungsbehörde als Hilfspolizeibeamten bestellt, denen es gestattet war polizeiliche Anordnungen zu geben. Eine solche Bestellung musste in den Feuerwehrpass eingetragen werden.191

3.1.6. Kreisführer und Bezirksführer

Falls Mitglieder der Feuerwehr eine mindestens sechsjährige Praxis im Feuerlöschdienst sowie die „Gewähr, daß sie mit allen Fragen des Feuerlöschwesens vertraut sind“ vorweisen konnten, war es ihnen möglich zu Kreisführern ernannt zu werden.192 Die offizielle Bezeichnung dieses Ehrenbeamten war „Der Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehr als feuerwehrtechnischer Aufsichtsbeamter des Landrats in [Name des Landkreises]“.193 Der Kreisführer wurde auf Vorschlag des Bezirksführers der Freiwilligen Feuerwehren von der unteren Verwaltungsbehörde ernannt und abberufen. 194 Im September 1939 wurden alle Kreisführer provisorisch ernannt,195 die offizielle Ernennungen zum neuen Amt geschah am 28. Oktober, also bereits einen Tag nach der Veröffentlichung der Durchführungsverordnung „im Zuge der Neuordnung des Feuerwehrwesens“, etwa in Liezen, wo Hans Frauneder vom Landrat des Kreises Liezen zum Kreisführer ernannt wurde.196 Als Kreisführer war man „Vorgesetzter der Führer und Mannschaften aller Freiwilligen Feuerwehren im Bereich der unteren Verwaltungsbehörde.“ Dieser war für die Schlagkraft all dieser Freiwilligen Feuerwehren verantwortlich. Der Stellvertreter des Kreisführers war der nächstrangälteste Wehrführer,

190 Heft 3240. 21f. 191 Heft 3240, 22f. 192 Heft 3240, 30. 193 Mang, Recht, 26. 194 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 13. Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 195 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband, Feuerwehren, 71. 196StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941.

49 falls kein Stellvertreter eigens ernannt wurde. In Stadtkreisen, in denen keine Feuerschutzpolizei bestand, war der Wehrführer zugleich Kreisführer.197

In der Hierarchie eine Stufe höher stand der sogenannte Bezirksführer der Freiwilligen Feuerwehren, der anders als der Kreisführer eine zehnjährige Praxis im Feuerwehrwesen benötigte.198 Eine Ernennung als „der Bezirksführer der Freiwilligen Feuerwehr als feuerwehrtechnischer Aufsichtsbeamter beim Regierungspräsidenten in [Name des Bezirkes]“199 und dessen Abberufung erfolgte durch die höhere Verwaltungsbehörde – durch den Reichsstatthalter200 – nach Zustimmung des Reichsführers SS und Chef der der Deutschen Polizei. In diesem Amt war man Vorgesetzter der Kreisführer und aller Freiwilligen Feuerwehren im Bereich der höheren Verwaltungsbehörde. Der Stellvertreter war auch hier wieder der nächstrangälteste Kreisführer oder ein ernannter Stellvertreter.201 Im Reichsgau Steiermark wurde DI Ludwig Wipler, dem die Aufgaben ebenfalls bereits im September übertragen worden waren, zum Bezirksführer der Freiwilligen Feuerwehren ernannt.202 Dieses Amt musste er im Jahr 1943 aus gesundheitlichen Gründen an Hans Merl abgeben. Zu diesem Zeitpunkt war es die vorrangige Aufgabe Merls, die Feuerwehren einsatzfähig zu halten.203

Sowohl Kreis- als auch Bezirksführer wurden aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehren bestellt. Außerdem war vorgesehen, dass sie in dieser Funktion von der unteren Verwaltungsbehörde auch zu Hilfspolizeibeamten ernannt wurden. Sie waren befugt Ordnungsstrafen zu verhängen, wenn Wehrführer den Pflichten nicht entsprachen.204 Dieser Pflicht gingen Kreis- und Bezirksführer sowie deren Stellvertreter in der Funktion als feuerwehrtechnische Aufsichtsbeamte der unteren und höheren Verwaltungsbehörde nach.205 Für den Fall, dass Freiwillige Feuerwehren mit einer

197 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 13. Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 198 Heft 3240, 31. 199 Mang, Recht, 28. 200 Krajasich, Feuerwehren, 202. 201 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 13, Abs. 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 202 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband, Feuerwehren, 71. 203 Treffer, Feuerwehrbuch, 99. 204 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 13, Abs. 3f, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012. 205 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 14, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, 17. Oktober 2012.

50 Feuerschutzpolizei eine Einheit bildeten, gingen sämtliche Befugnisse von Kreis- und Bezirksführern automatisch auf den Leiter der Feuerschutzpolizei über.206

Die Aufgaben dieser höheren Feuerwehrführer war es die Feuerwehren zu überprüfen. Kreisführer mussten dazu jede Feuerwehr in ihrem Zuständigkeitsbereich einmal jährlich – angemeldet oder unangemeldet – überprüfen. Der Bezirksführer tat dies nur stichprobenartig. Bei diesen jährlichen Inspektionen wurden die Ausrüstung, die Sollstärke sowie die Gliederung und die Dienstgrade der Mannschaft überprüft. Weiters wurden Übungen und Unterrichte, Disziplin, Einsatzfähigkeit und die Schulungspflicht der Führer in den Wehren überprüft. Neben den Inspektionen wurde ebenfalls einmal im Jahr eine Alarmübung abgehalten.207

3.1.7. Feuerwehrschulen

In Paragraph siebzehn wurde die Errichtung und Erhaltung von Feuerwehrschulen behandelt. Laut Durchführungsverordnung war das Reich für die Reichsfeuerwehrschule verantwortlich für alle weiteren Feuerwehrschulen die Länder und Provinzen. Allerdings wurde vom Reichsminister des Innern bestimmt, welche Länder und Provinzen eine gemeinsame Feuerwehrschule errichten und erhalten müssen.208

3.2. Verhalten bei Brandfällen

„Im Zuge der Neuordnung des Feuerlöschwesens wurde auch das Verhalten in Brandfällen für das ganze Reich einheitlich geregelt.“209 Um eine klare Kompetenzverteilung im Falle eines Brandes und somit eine möglichst effiziente Brandbekämpfung zu gewährleisten wurde am 9. Oktober 1939 die „Zweite

206 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 15, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2330&size=45, 17. Oktober 2012. 207 Heft 3240, 31. 208 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 17, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2330&size=45, 17. Oktober 2012. 209 Heft 3270, 1. gefunden in: StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941.

51 Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen).“ erlassen.

3.2.1. Zusammenarbeit der Feuerwehren

„Die Leitung der Brandbekämpfung ist in der Regel Sache des Ortspolizeiverwalters bzw des Landrats. Die technische Leitung der Lösch- und Rettungsabteilung liegt dagegen bei einem der beteiligten Wehrführer.“ Dieses Zitat aus der Vorschriftensammlung für Kommunalverwaltungen zum Thema „Bekämpfung von Bränden“ zeigt ganz gut worum es im ersten Abschnitt der Durchführungsverordnung geht.210 Die Zusammenarbeit von Feuerwehren, genauer gesagt die technische Leitung – der taktische Einsatz der Geräte211 – im Einsatzfall, sowie die Hilfeleistung benachbarter Feuerwehren wurde in den ersten beiden Paragraphen geregelt. Diese technische Leitung wurde bei Lösch- und Rettungsarbeiten in Gemeinden ohne Feuerschutzpolizei vom Führer der Freiwilligen Feuerwehr oder Pflichtfeuerwehr übernommen. Für den Fall, dass auch benachbarte Wehren zum Einsatz kamen, konnte das Kommando an einen rangälteren Führer abgegeben werden. War die Wehr des Einsatzortes eine Pflichtfeuerwehr, so ging die Leitung an den Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr, die zuerst ankam.212

Wenn in der Gemeinde eine Feuerschutzpolizei bestand, so hatte deren Führer die technische Leitung inne. Falls weitere Feuerwehrkräfte – ob Freiwillige Feuerwehr oder eine weitere Feuerschutzpolizei – eingesetzt waren, ging die Leitung an den rangältesten Führer der eingesetzten Feuerschutzpolizei.213

Anders war es bei Bränden in Wald-, Moor- und Heidengebieten, denn hier übernahmen Forstbeamte die technische Leitung. Falls kein Beamter anwesend war, galten die selben Bestimmungen wie für andere Brandfälle.214

210 Heft 3270, 1. 211 Heft 3270, 5. 212 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 1, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2255&size=45, 18. Oktober 2012. 213 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 2, Abs. 1f, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2255&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 214 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 1, Abs. 2, § 2, Abs. 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2255&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012.

52 Neben der technischen Leitung, die ein Wehrführer im Einsatz übernahm, gab es auch noch die Oberleitung, die vom Ortspolizeiverwalter geführt wurde. Die Leitung der Bekämpfung von Bränden war Sache der Polizeibehörde, weshalb diese auch im Normalfall die Oberleitung inne hatte.215 Die Oberleitung entschied über Maßnahmen am Brandort wie etwa Sicherungsmaßnahmen und über Nachalarmierungen von Einsatzkräften und Geräten und übte dabei Befehlsgewalt gegenüber der Bevölkerung aus. Vor allem bei Großeinsätzen führte der Landrat, nachdem er vom Ortspolizeiverwalter verständigt wurde, die Oberleitung. Dieser konnte allerdings auch eine andere Person, wie den Kreisführer, damit beauftragen. Der Kreisführer übernahm gleichzeitig auch die technische Leitung, wenn nur Freiwillige Feuerwehren eingesetzt waren. Falls niemand die Oberleitung führte, hatte der Wehrführer sowohl die technische Leitung aber auch die Oberleitung inne. Sonderfälle gab es auch bei Wehrmacht, Eisenbahn und im Bergbau, dort wurde die Oberleitung von zuständigen Beamten geführt.216

Weiters wurde die nachbarliche Hilfeleistung geregelt. So waren Wehren im Umkreis von fünfzehn Kilometern verpflichtet unentgeltlich mit Mannschaft und Gerät in den Einsatz zu gehen, sofern die Sicherheit des eigenen Ortes dadurch nicht gefährdet wurde. Falls aber auch weiter entfernte Feuerwehren benötigt wurden, mussten auch diese – unter Rücksichtnahme der eigenen Feuersicherheit – dem Ersuchen um Hilfe nachkommen. Sie bekamen allerdings die entstandenen Kosten von der Gemeinde, in der der Einsatz stattgefunden hat, wieder erstattet.217

3.2.2. Der Brandeinsatz

Abschnitt zwei der Zweiten Durchführungsverordnung befasste sich mit dem Brandeinsatz. Wenn ein Mensch „ein Schadenfeuer bemerkt, das er nicht sofort selbst zu löschen vermag, ist [er] verpflichtet, unverzüglich die nächste Fernmeldestelle oder der Polizei davon Mitteilung zu machen.“218 Neben dieser allgemeinen Anzeigepflicht waren im Falle einer Alarmierung bestimmte Bürger einer Gemeinde verpflichtet sich mit ihren

215 Heft 3270, 4. 216 Heft 3270, Bekämpfung von Bränden, Vorschriftensammlung für die Kommunalverwaltung, Stuttgart ²1941, 16f. 217 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 4, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 218 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 5, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012.

53 Fahrzeugen am Alarmplatz einzufinden. Welche Gerätschaften die jeweiligen Personen zu stellen hatte, wurde im Voraus vom Ortspolizeiverwalter für ein Jahr festgelegt.219 Eine solche Verpflichtung überreichte etwa der Bürgermeister von Admont in schriftlicher Form: „Auf Grund des Gesetzes über das Feuerlöschgesetz werden Sie hiermit ersucht, in den Monaten Jänner, Februar und März 1945 im Ausrückungsfalle der Feuerwehr jeweils raschestens 1 Pferdegespann beistellen zu wollen.“220 Außerdem waren auch andere Besitzer von Fahrzeugen und Zugtieren dazu verpflichtet, diese auf Anforderung des Ortspolizeiverwalters kurzfristig zur Verfügung zu stellen.221 „Die Hilfeleistungspflicht des Feuerwehrmannes“ ging weiter und so musste er bei Alarm unverzüglich Hilfe leisten, sich unter die technische Leitung des Wehrführers stellen um das „Schadenfeuer einzudämmen und zu löschen.“222 Der Wehrführer war für die Stärke, die Ausrüstung und die Anfahrt verantwortlich und musste bei Kraftwagen über eigens geschulte Fahrer verfügen.223

Die vom Brand betroffenen Personen waren weiters dazu verpflichtet, den Löschkräften Zutritt zu ihrem Grundstück zu gewähren und Wasservorräte sowie Geräte für den Einsatz zur Verfügung zu stellen. Außerdem konnten Räumungen von Grundstücken oder Beseitigungen von Pflanzen, Einfriedungen, Gebäudeteilen und Gebäude angeordnet werden, wenn ein Ausbreiten des Schadenfeuers damit verhindert werden konnte. Ebensolche Verpflichtungen hatten die Besitzer der Grundstücke, die der Brandstelle angrenzten.224 Der Ortspolizeiverwalter konnte – weil die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedroht war – mit unmittelbarem Zwang alle Maßnahmen ergreifen, die die Bekämpfung eines Brandes erforderten.225

Es war möglich einen Ersatz für erlittene Schäden beim Träger der Polizeikosten des Ortspolizeibezirks zu verlangen. Dies galt allerdings nur für solche Schäden, die nicht durch Maßnahmen verursacht wurden, die dem „Schutze der Person, der Hausgenossen

219 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 6, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 220 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 221 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 6, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 222 Heft 3270, 4. 223 Heft ²3270, 18. 224 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 7, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 225 Heft 3270, 8.

54 oder des Vermögens der Geschädigten getroffen worden sind“. Entgangene Gewinne wurden allerdings nicht ersetzt.226

Nachdem ein Brand gelöscht werden konnte, hatte die Oberleitung darüber zu entscheiden, ob eine Brandwache nötig war, die dann durch den technische Leiter durchgeführt wurde.227 In diesem Fall trug die Gemeinde die Kosten. Falls die Oberleitung eine solche Brandwache nicht für nötig erachtete, konnte der Schadensleider diese selbst anordnen, wodurch die Kosten von ihm getragen werden mussten.228

Für den Fall, dass die Schadensleider, deren Anrainer und die Personen, die die Fahrzeuge und Zugtiere zur Verfügung zu stellen hatten, ihren Verpflichtungen nicht nach kamen, waren erhebliche Strafen vorgesehen.229

3.3. Organisation der Feuerschutzpolizei

Die Organisation der Feuerschutzpolizei wurde als erste durch eine Durchführungsverordnung geregelt. Diese erste Verordnung wurde am 27. September veröffentlicht. Anders als die Feuerwehren bildete sie eine „technische Polizeitruppe“, ansonsten hatte sie die selben Aufgaben.230

In der Ersten Durchführungsverordnung wurde bereits festgehalten, wo eine Feuerschutzpolizei zu errichten war beziehungsweise wo eine bestehende Berufsfeuerwehr in eine solche übergeleitet werden musste. Für die Steiermark war nur der Standort Graz für eine Errichtung vorgesehen.231 Genau genommen war die Feuerschutzpolizei in Graz einer dieser Fälle, in denen eine bestehende Berufsfeuerwehr

226 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 8, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 227 Heft 3270, 6. 228 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 9, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, 18. Oktober 2012. 229 Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, § 10, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2257&size=45, 18. Oktober 2012. 230 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2214&size=45, 17. Oktober 2012. 231 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2214&size=45, 17. Oktober 2012.

55 umgewandelt wurde.232 Der Reichsminister des Innern war befähigt weitere Gemeinden festzulegen, wo einzurichten war.233 Ein Beispiel für eine spätere Neugründung einer Feuerschutzpolizei war Klagenfurt. Im August 1941 wurde die Stadtgemeinde vom Ministerium aufgefordert eine Feuerschutzpolizei aufzustellen.234

Die Feuerwehrmänner waren als Polizeibeamte eingestuft und unterlagen somit dem Polizeibeamtengesetz, das ihre Pflichten und Rechte festhielt. Diesen Beamten der Feuerschutzpolizei war es nicht gestattet bei Feuerwehren Mitglied zu sein.235

Die Kosten, für Gebäude, Geräte, Wasserversorgungsanlagen, Ausbildung und der Gehalt der Beamten waren von der Gemeinde zu tragen, in der die Feuerschutzpolizei eingerichtet war.236

Es war zwar möglich, dass eine Feuerwehr neben einer Feuerschutzpolizei bestand, aber nur wenn Ergänzungskräfte für nötig erachtet wurden.237 Wenn dies der Fall war, übernahm der Führer der Feuerschutzpolizei auch die Leitung der Feuerwehr. 238 Für die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Graz kam diese Regelung zu tragen, und sie wurden unter die Führung des Leiters der Feuerschutzpolizei gestellt. 239 Durch die Eingemeindung der umliegenden Gemeinden im Jahr 1938 wuchs die Stadt auf die sechsfache Fläche an, was natürlich zahlreiche neue Freiwillige Feuerwehren im Gemeindegebiet zur Folge hatte.240

232 Geschichte, http://www.katastrophenschutz.graz.at/cms/ziel/2376384/DE/, 26. Oktober 2012. 233 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 2, Abs. 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2214&size=45, 17. Oktober 2012. 234 Aus der Geschichte II, http://www.berufsfeuerwehr.at/bf17/geschichte, 26. Oktober 2012. 235 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 5f, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2214&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2215&size=45, 17. Oktober 2012. 236 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, § 8, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2215&size=45, 17. Oktober 2012. 237 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, Abs. 1-3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012. 238 Heft 3240. 21f. 239 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 240 Hans G. Kernmayr (Hg.), Der goldene Helm. Werden, Wachsen und Wirken der Feuerwehren, München 1956, 420.

56 3.4. Organisation der Pflichtfeuerwehr

Zeitgleich mit der Dritten Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschgesetz vom 24. Oktober wurde auch die Vierte veröffentlicht. Diese hatte die Organisation der Pflichtfeuerwehren zum Inhalt. Der Grund warum diese beiden Verordnungen zeitgleich erlassen wurden, war eine gegenseitige Abhängigkeit, die bei der Aufstellung der beiden Wehren bestand. Denn eine Pflichtfeuerwehr, die die selbe Aufgaben hatte wie eine Freiwillige Feuerwehr,241 konnte nur gegründet werden, wenn eine Freiwillige Feuerwehr entweder nicht aufgestellt werden konnte oder wenn sie bereits bestand, aber keinen ausreichenden Feuerschutz garantierte. Für die Pflichtfeuerwehr galten die selben Auflagen, was die Mindeststärke – achtzehn beziehungsweise in Ausnahmefällen vierzehn Mitglieder – betraf.242

Falls in einer Gemeinde eine Pflichtfeuerwehr neben einer Freiwilligen Feuerwehr bestand, so bildeten diese eine Einheit deren Leiter der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr war. Beiden Wehren blieb dabei allerdings die Selbstständigkeit ihrer getrennten Verwaltung bestehen.243

Wie der Name dieser Art der Feuerwehr bereits suggeriert, waren die Mitglieder der Wehr nicht freiwillig beigetreten, sondern durch polizeiliche Verfügungen herangezogen worden.244 Zum Dienst konnte „jeder männliche Einwohner der Gemeinde“ verpflichtet werden. Da eine Pflichtfeuerwehr nur dann aufgestellt wurde, wenn eine Freiwillige Feuerwehr nicht zustande kam, war auch das Alter dieser Dienstpflichtigen etwas angepasst worden. Im Gegensatz zur Freiwilligen Feuerwehr lag das Rekrutierungsalter zwischen dem vollendeten siebzehnten und fünfundsechzigsten Lebensjahr.245

Für die Aufstellung war hier nicht die Gemeinde, sondern die untere Verwaltungsbehörde verantwortlich. Falls es sich um einen Stadtkreis oder eine Gemeinde

241 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, 19. Oktober 2012. 242 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, 19. Oktober 2012. 243 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, 19. Oktober 2012. 244 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 4, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, 19. Oktober 2012. 245 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 5, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, 19. Oktober 2012.

57 mit Feuerschutzpolizei handelte war die höhere Verwaltungsbehörde dafür zuständig.246 Aus diesem Grund war die Ernennung und Abberufung der Wehrführer ebenfalls Angelegenheit der unteren Verwaltungsbehörde.247

Abgesehen von diesen kleineren und größeren Unterschieden zur Freiwilligen Feuerwehr waren die Rechte und Pflichten für die Pflichtfeuerwehren und deren Mitglieder die selben.

3.5. Organisation der Werkfeuerwehr

Als letzte der drei Feuerwehren wurde die Organisation der Werkfeuerwehr behandelt. Die Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen wurde am 17. September 1940 erlassen und war somit die letzte dieser Verordnungen zum Feuerlöschgesetz. Die Werkfeuerwehr hatte mit den beiden anderen Feuerwehren eher wenig zu tun, da ihre Aufgabe erstrangig nicht darin lag die öffentliche Sicherheit zu wahren, sondern „Gefahren abzuwehren, die dem Betriebe […] drohen.“248 Hauptverantwortlich für die Aufstellung einer Werkfeuerwehr war die höhere Verwaltungsbehörde, die im Benehmen mit der zuständige Stelle der „Reichsgruppe Industrie“ die Betriebe, die solche Wehren benötigten, bestimmte.249 Die Werkfeuerwehr musste vom Führer des Betriebes unter der Leitung der Reichsgruppe Industrie aufgestellt werden. Bei gemeindlichen Unternehmen war der Werkleiter unter der verantwortlichen Leitung der Gemeinde dafür zuständig.250 Die Ernennung und Abberufung von Wehrführern und Unterführern wurde ebenfalls vom Leiter des Betriebes durchgeführt.251

246 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 2, Abs. 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, 19. Oktober 2012. 247 Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Pflichtfeuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 12, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2332&size=45, 19. Oktober 2012. 248 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1286&size=45, 19. Oktober 2012. 249 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 2, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1286&size=45, 19. Oktober 2012. 250 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 2, Abs. 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1286&size=45, 19. Oktober 2012. 251 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 9, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1288&size=45, 19. Oktober 2012.

58 Wenn ein Werk eine Wehr führen musste, so war auch hier die Mindeststärke von achtzehn Personen vorgegeben – ohne Ausnahme. Außerdem war es verpflichtend die Mannschaft mit einer Kraftspritze auszustatten.252

Bei Einsätzen in Betrieben, bei denen auch Feuerschutzpolizei, Freiwillige Feuerwehren oder Pflichtfeuerwehren eingesetzt waren, sollte die technische Leitung dem Führer der Werkfeuerwehr belassen oder übertragen werden, da dieser bessere Einblicke in die Betriebsvorgänge besaß.253

Werkfeuerwehren konnten auch für den Feuerschutz der Gemeinde, in der der Betrieb ansässig war übernehmen. Dies musste vom Reichsministerium des Innern verordnet werden, war aber nur in Ausnahmefällen möglich. Wenn dies geschah, hatten Wehrführer und Unterführer den selben Eid auf Adolf Hitler zu leisten, wie es bei der Freiwilligen Feuerwehren der Fall war. Die Gemeinde musste daraufhin einen Beitrag zum Erhalt der Wehr leisten und hatte sich an den „entstandenen Kosten, angemessen zu beteiligen.“254 Im Normalfall hatte natürlich der Betrieb alleine die Beschaffungs- und Unterhaltungskosten der Werkfeuerwehr zu tragen.255

Die Mitglieder, die nicht gleichzeitig auch einer Freiwilligen oder Pflichtfeuerwehr angehören durften, hatten die selben Pflichten auszuüben wie die Feuerwehrmänner der beiden anderen Feuerwehren.256 Die Tatsache, dass man nicht Mitglied in zwei Feuerwehren sein durfte, war bereits in der Dritten Durchführungsverordnung über die Organisation der Freiwilligen Feuerwehren festgehalten worden.257 Eine genaue Regelung zwischen Pflicht- und Werkfeuerwehr war bis dahin allerdings noch nicht verschriftlicht worden.

252 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 2, Abs. 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1286&size=45, 19. Oktober 2012. 253 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 3, Abs. 3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1287&size=45, 19. Oktober 2012. 254 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 5, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1287&size=45, 19. Oktober 2012. 255 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 11, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1286&size=45, 19. Oktober 2012. 256 Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, § 8, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1287&size=45, 19. Oktober 2012. 257 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 3, Abs. 2, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, 17. Oktober 2012.

59 3.6. Erstattung des Lohnausfalls

Am 5. November 1939 erschien die Fünfte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen und regelte in sieben Paragraphen die Erstattung des Lohnausfalls von Mitgliedern der drei Arten der Feuerwehr bei Einsätzen.

Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren und Pflichtfeuerwehren konnten im Einsatzfall ihren gewöhnlichen Lohn weiterhin beziehen. Dies galt sofern der Einsatz länger als zwei Stunden oder mehrere Einsätze einer Woche länger als vier Stunden dauerten und die versäumte Arbeitszeit somit nicht nachzuholen war. Die Erstattung war für bis zu zwei Arbeitstage möglich. Diese Obergrenze galt nicht für Personen die im öffentlichen Bereich tätig waren. Für diese gab es keine obere Grenze. Wenn der Einsatz allerdings die zwei Arbeitstage überstieg, war die Gemeinde, in der die Feuerwehr eingesetzt war, dazu verpflichtet die Löhne und sonstigen Bezüge zu bezahlen. 258 Auch der Fall, dass die Mitglieder der Feuerwehr länger als drei Tage im Einsatz sein mussten, wurde berücksichtigt. Dann regelte das Reichsministerium des Innern jeden Fall der Lohnerstattung gesondert.259 Eine eigene Regelung gab es für Personen, die einem freien Beruf angehörten. Die Erstattung eines nachweislichen Lohnausfalles, der durch einen mindestens vier Stunden dauernden Einsatz entstanden war, konnte durch das Stellen eines Antrages an die Gemeinde des Einsatzortes erfolgen.260

Für Mitglieder von Werkfeuerwehren galten die selben Vorschriften, sofern sie außerhalb des jeweiligen Betriebes eingesetzt wurden261.

258 Fünfte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Erstattung des Lohnausfalls an die Mitglieder der Feuerwehren). Vom 6. November 1939, § 1-3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2403&size=45, 19. Oktober 2012. 259 Fünfte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Erstattung des Lohnausfalls an die Mitglieder der Feuerwehren). Vom 6. November 1939, § 5, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2403&size=45, 19. Oktober 2012. 260 Fünfte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Erstattung des Lohnausfalls an die Mitglieder der Feuerwehren). Vom 6. November 1939, § 4, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2403&size=45, 19. Oktober 2012. 261 Fünfte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Erstattung des Lohnausfalls an die Mitglieder der Feuerwehren). Vom 6. November 1939, § 6, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2403&size=45, 19. Oktober 2012.

60 3.7. Amt der Freiwilligen Feuerwehren

Nachdem die Freiwilligen Feuerwehren ihre Verordnungen erhalten hatten und eine gewisse Zeit für die Umstellung und Eingewöhnung in die neuen Verhältnisse verstrichen war, wurde auch eine neues Amt geschaffen, das über alle Feuerwehren wachte. Dieses neue Spitzenorgan der Wehren, das als Körperschaft öffentlichen Rechts gegründet wurde, sollte Probleme, die durch die Auflösung der Verbände auftauchten, wieder ausgleichen.262 Dies geschah durch die Sechste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen am 3. Januar 1940. Aufgabe dieses Amtes war die einheitliche und selbstständige „Regelung von Fragen, die den inneren technischen Dienst und den Geschäftsbetrieb der Freiwilligen Feuerwehren betreffen.“263 Unter diese Regelungen vielen die Ausbildungsvorschriften, die Handhabung der Ausrüstungspflege, einheitliche Qualität bei Uniform und Ausrüstung, Bildung von Musikkorps, die Vereinbarung von Sammelbestellungen und Maßnahmen zur Anhebung des Ansehens der Feuerwehren. Um die Ergebnisse, die im Amt ausgearbeitet wurden, auch zu den Feuerwehren zu bringen, griff man zur Veröffentlichung von Richtlinien, die für die Freiwilligen Feuerwehren gültig waren.264 Der genaue Umfang der Fragen wurde vom Reichsministerium des Innern bestimmt, das mit dem neu geschaffenen Amt nun einen direkten Ansprechpartner in Angelegenheiten der Freiwilligen Feuerwehren hatte.265 Gleichzeitig unterstand das Amt dem Reichsminister des Innern, der den Chef des Amtes, sowie dessen Stellvertreter ernannte und abberief.266 Die Leitung des Amtes für Freiwillige Feuerwehren ging an den Provinzialfeuerwehrführer Walter Schnell.267

Die Finanzierung dieses Amtes wurde durch die Erhebung von Beiträgen sichergestellt, die für jedes Feuerwehrmitglied zu bezahlen waren. Die genaue Höhe war im Haushaltsplan festzulegen. Für das Jahr 1940 war ein Beitrag von 1,80 Reichsmark vorgesehen und musste – in der Ostmark – an die Kassenverwaltungsstelle beim

262 Schnell, Abriss, 280f. 263 Sechste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Amt der Freiwilligen Feuerwehren). Vom 3. Jänner 1940, § 1, Abs. 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=66&size=45, 19. Oktober 2012. 264 Mang, Recht, 33f. 265 Sechste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Amt der Freiwilligen Feuerwehren). Vom 3. Jänner 1940, § 1, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=66&size=45, 19. Oktober 2012. 266 Sechste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Amt der Freiwilligen Feuerwehren). Vom 3. Jänner 1940, § 2-3, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=66&size=45, 19. Oktober 2012. 267 Blazek, Hakenkreuz, 93.

61 Bezirksführer bezahlt werden.268 In der Regel sollten die Beiträge nicht bei den Feuerwehrmännern eingehoben werden sondern von der Gemeinde an die Wehrkasse überwiesen und von dieser für die gesamte Wehr weitergeleitet werden.269 Die Kreisführer gingen auch daran den Feuerwehren, denen sie vorstanden, darauf hinzuweisen, die Zahlung des Beitrages „pro Mitglied mit Stand vom 1. 4.“ zu leisten.270

Das Amt der Freiwilligen Feuerwehren errichtete eine zentrale Beschaffungsstelle für Uniformen und Ausrüstungen, die durch die Feuerschutzsteuer und durch Überbrückungsgelder des Reiches finanziert wurde.271

Im März 1942 wurde diese Körperschaft öffentlichen Rechts umbenannt und führte ab diesem Zeitpunkt den Namen „Reichsamt Freiwillige Feuerwehren“ – die Aufgaben des Amtes blieben die selben.272 Außerdem stieg die Anzahl der Mitarbeiter von zehn auf sechzig und das Amt übersiedelte in ein Haus in der Jägerstraße in Berlin, wo es hauptsächlich den Nachschub zu verwalten hatte. Im Sommer 1944 wurde dieser Sitz durch einen Bombenangriff zerstört.273

4. Einheitsfeuerwehrmann

Durch die Umsetzung des Feuerlöschgesetzes sowie der Durchführungsverordnungen wurden Ungleichheiten zwischen den Feuerwehren im gesamten Reichsgebiet wie der Aufbau der Wehren, deren rechtliche Stellung, die finanzielle Betreuung oder die einheitliche Kassenführung beseitigt. Der Abschluss der organisatorisch-juristischen Umformung der Feuerwehren führte zu einer reichseinheitlichen Neuordnung und der Zentralisierung des Feuerwehrwesens.274 Durch die zentrale Lenkung wurden sämtliche Dinge von Berlin aus geregelt und für die Wehren verpflichtend. So wurde etwa die Mannschaft neu organisiert, die Ausbildung genau vorgeschrieben, Ausrüstung und Uniform vereinheitlicht oder die Einheitlichkeit des Fuhrparks vorgegeben.

268 Mang, Recht, 35. 269 Heft 3240, 33f. 270 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Rechnungen. 271 Schnell, Abriss, 281. 272 StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941. 273 Schnell, Abriss, 284f. 274 Blazek, Hakenkreuz,140

62 4.1. Ausbildung

Die Neuordnung der Mannschaft erfolgte im Zuge der neuen „Ausbildungsvorschrift für den Feuerwehrdienst“ und machte die dreiteilige Brandbekämpfungstaktik Preußens zum Standard.275 Hintergrund war, dass die Löschgruppe bei kleinem Personalstand eine sehr effiziente taktische Einheit bildet.276 Unter Dr. Kurt Daluege wurden diese Ausbildungsvorschriften in Form von fünf kleinen schwarzen Heften veröffentlicht, in denen die Richtlinien festgeschrieben waren. Am 1. Januar 1939 erschienen die beiden ersten: „I. Teil: Der Löschangriff“ und „Abschnitt B: Die Gruppe.“277 Die Gruppe wurde hier als taktische Einheit festgelegt, in der dem Gruppenkommandanten ein Melder und ein Maschinist sowie, mit Angriffstrupp, Wassertrupp und Schlauchtrupp, drei Trupps zur Seite standen. Ziel der Ausbildung war es einen „multifunktionellen“ Feuerwehrmann zu schaffen, der jederzeit jede Position in den Trupps einnehmen konnte.278 Am 1. Februar 1939 folgte „Abschnitt E: Führungszeichen“ und am 1. Mai wurde die Organisation der Mannschaft mit „Abschnitt C: Der Zug“ abgeschlossen. Am 1. Dezember wurde mit „II. Teil: Der Gasschutz“ schließlich der letzte Teil der Reihe veröffentlicht.279

Die Ausbildung war mit Dienstplänen im ganzen Reich einheitlich gestaltet. So waren neben Feuerwehrübungen auch Appelle in Uniform und Ausrüstungsstücken, Fußdienst, Verteidigungsübungen nach Grundsätzen des Luftschutzes, Alarmübungen in der Dunkelheit, Planspiele über Alarmierung, sowie Gasschutz vorgesehen.280 Schulungen waren oft kaum noch als eine Vermittlung von technischer Materie anzusehen, sondern wurden oft zu Appellen mit Parteirednern für die NS-Ideologie umgeformt; „weltanschauliche Schulung“ war ab sofort Teil der Zusatzdienste. Weiters wurden den Schulungsappellen in der Freiwilligen Feuerwehr die Freiwilligkeit mehr oder weniger dadurch genommen, dass entschuldigtes Fehlen nur in Ausnahmefällen gestattet wurde und ein unentschuldigtes Fernbleiben mit harten Strafen geahndet werden konnte.281 Nicht nur waren Mitglieder zur Teilnahme an den Übungen verpflichtet vielmehr wurde die

275 Blazek, Hakenkreuz, 62. 276 Franz Mittermüller, Feuerwehrchronik Tirol ab 1918, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 287. 277 Schinnerl, Ausbildung, 122. 278 Schneider, Feuerwehr, 184. 279 Schinnerl, Ausbildung, 122. 280 Blazek, Hakenkreuz, 63. 281 Engelsing, Verein, 141.

63 Ausbildung generell viel militärischer und exerziermäßiger gestaltet. Man war der Ansicht, dass „ohne Disziplin, ohne Unterordnung und Einordnung“ eine wirksame Brandbekämpfung nicht möglich war.282 Im Jahr 1940 wurde sogar die Exerzierordnung der Infanterie für die Feuerwehr eingeführt.283 Trotz einheitlicher Übungsordnung musste man gewisse Kompromisse eingehen. Aufgrund der Unterschiede zwischen Feuerwehren am Land und in der Stadt – vor allem was die Weglänge der Wasserheranführung betraf – wurden einige Abweichungen geduldet.284 Auch wenn der Großteil der Ausbildung der Mannschaft in den Feuerwehren selbst statt fand, waren neben der Grundausbildung für (Wehr-) Führer noch ein Unterführerlehrgang beziehungsweise ein weiterer Führerlehrgang nötig.285 Bei diesen beiden Kursen, sowie anderen besonderen Schulungen war es notwendig die Feuerwehrschulen zu besuchen.

4.1.1. Feuerwehrschulen

In der Steiermark fand in Graz am 16. Dezember 1933 die Eröffnung der Feuerwehrschule in der Traungauergasse 12 statt.286 Nach dem Anschluss Österreichs blieben die Kurse vorerst noch gleich. Ab 1939 kam es allerdings zu Änderungen im Kursprogramm sowie in den Ausbildungsvorschriften und eine Vorbereitung auf den Krieg wurde erkennbar. So fand am 7. und 8. Januar 1939 ein „Kampfstofflehrgang“ für Feuerwehrführer in Wien statt.287 Im Feuerlöschgesetz wurde bereits die Trennung zwischen Reichsfeuerwehrschule und den Feuerwehrschulen, die von den Ländern und Provinzen errichtet und erhalten werden mussten, gemacht.288 Die Landeshauptmannschaft teilte dem Inspekteur der Ordnungspolizei am Tag nach der Dritten Durchführungsverordnung bereits mit, „dass im Reichsgau Steiermark eine Landesfeuerwehrschule in Graz besteht, die ausschliesslich [sic] vom Reichsgau erhalten wird.“289 Die Schuleinrichtung wurde nun zur „Gaufeuerwehrschule“ Steiermark, die die Ausbildung bis zum Unteroffiziersrang durchführte. Höhere Feuerwehroffiziere mussten dazu in der Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde (Brandenburg) die nötigen Kurse

282 Heft 3270, 10f. 283 Engelsing, Verein, 135. 284 Schnell, Abriss, 280. 285 Krajasich, Feuerwehren, 203. 286 Treffer, Feuerwehrbuch, 95. 287 Schinnerl, Feuerwehrschule, 34f. 288 Mang, Recht, 56. 289 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939.

64 besuchen.290 Es wurden Lehrgänge für Führer, taktische Einheiten oder Maschinisten geboten die je nach Art des Kurse um die acht Tage lang dauerten.291 Bei den Maschinistenkurse konnten die einberufenen Feuerwehrmänner eine spezielle Ausbildung an neu genormten Tragkraftspritzen erhalten. Weiters wurde das Lehrgangsprogramm an Kriegsnotwendigkeiten angepasst und zusätzliche Lehrgänge wie Gasschutz, Luftschutz als Hausfeuerwehr, Luftschutzwart oder Feuerwehrhilfspolizei wurden angeboten. Die Ausbildung fand auch hier exerziermäßig und streng militärisch statt.292

Die Wehrführer, die die nötige Ausbildung für ihre Position in der Feuerwehr benötigten, wurden von der unteren Verwaltungsbehörde bestimmt. Die Kursteilnehmer konnten sich über einer Fortzahlung ihrer Bezüge sicher sein. Die Kosten trug die Gemeinde. Während des Krieges sollten nicht nur die Wehrführer Kurse besuchen sondern auch Gruppen- und Zugsführer, sowie die stellvertretenden Führer, da so eine „Beschleunigung der Einheitlichkeit der Ausbildung“ erzielt werden sollte. Die Kosten der Teilnahme übernahm das Reich. Nicht nur der Lohn- und Verdienstausfall wurde berücksichtigt, sondern auch die Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung stellte die Gemeinde beziehungsweise während des Krieges das Reich.293

Nicht nur Feuerwehrmänner mussten hin und wieder die Schule besuchen, sondern auch der Lehrkörper der Feuerwehrschulen. Im Dezember 1938 besuchten Ing. Karl Brunner und Kursmeister Anton Waldert die Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde und kamen mit einem vernichtenden Bericht über diese wieder nach Graz zurück. „Auf Grund des nunmehr […] vorliegenden Berichtes über die Einrichtung der Reichsfeuerwehrschule, nach welchem diese Anstalt hinsichtlich ihrer Einrichtung nicht an die Einrichtung der Grazer Landesfeuerwehrschule heranreicht, wird von einer weiteren Entsendung von Kursteilnehmern Abstand genommen.“294

Natürlich wurden auch die Feuerwehrschulen den neuen Verhältnissen der Verwaltung angepasst und so wurde die Feuerwehrschule in Eisenstadt, deren Baugrund 1938 noch erschlossen wurde nicht errichtet. Die Feuerwehrmänner des aufgeteilten Bundeslandes Burgenland mussten daher in Graz beziehungsweise in Wiener Neustadt die Schulbank drücken.295

290 Schinnerl, Ausbildung, 122f. 291 Heft 3240, 34. 292 Schinnerl, Ausbildung, 122f. 293 Heft 3240, 34f. 294 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1612, 339/I – 1938. 295 Josef Bader, Ausbildung heute, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische

65 4.2. Ausrüstung

Durch zahlreiche Bestimmungen steckte man sich auch in Österreich und der Steiermark ab 1938 die technische Kompatibilität der Ausrüstung zum Ziel. Die Einheitlichkeit des Fuhrparks, der Kraftspritzen, der Schlauch- und Kupplungssysteme und anderer Ausrüstungsgegenstände wurde angestrebt und konnte in den folgenden Jahren umgesetzt werden. Am Ende dieser Entwicklung stand die Motorisierung und die Verbreitung moderner Geräte.296 Um eine gewisse Mindestbedingung zu erfüllen und gleichzeitig die Zusammenarbeit und Unterstützung zu gestatten, wurden nur noch genormte Geräte für Neu- und Ersatzbeschaffungen zugelassen.

4.2.1. Kraftspritzen

Bei den Kleinmotorspritzen wurde bereits ab 1933 eine neue Richtlinie ausgearbeitet und ein Jahr später in Form der Norm „FEN-E560“ definiert. Weitere wichtige Schritte zur Verbreitung von Kraftspritzen wurde durch die Aufgabe im Luftschutz gemacht. Das Reichsluftfahrtministerium forderte einheitliche Tragkraftspritzen, die sogenannten TKS 8. Um diese Spritzen auf dem höchsten Technikstand der damaligen Zeit zu bauen mussten die Firmen sämtliche Patente für Pumpen freigeben. Diese Patente konnten nun von allen Produzenten verwendet werden und ein Wettbewerb um die beste Konstruktion wurde ausgerufen. Fünf Pumpen wurden einem Dauertest unterzogen was schlussendlich zu einer einheitlichen Konstruktion führte. Nach diesen erarbeiteten Vorgaben bauten schließlich acht Firmen zwischen 1938 und 1942 die „RLM-Konstruktion TKS 8“, eine 230kg schwere Tragkraftspritze mit Zweitakt-Zweizylinder Motor mit 30PS. Im Laufe des Krieges musste allerdings bei den Rohstoffen gespart werden, was erst zu einer 175kg Pumpe und danach zu einer noch leichteren gusseisernen Pumpe führte. Bis Kriegsende wurden insgesamt 12.398 Stück dieser TKS 8 gebaut.297 Man legte besonders

Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 365f. 296 Schneider, Feuerwehr, 184. 297 Alfred Zeilmayr, Technische Entwicklung des österreichischen Feuerlöschwesens, in: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.), 120 Jahre Österr. Bundesfeuerwehrverband 1899-2009, Wien 2010, 160.

66 auf die Motorisierung der Feuerwehren auf dem Land wert. Das Ziel war es, alle fünfzehn Kilometer eine Kraftspritze positionieren zu können.298

Unter den Firmen, die diese Tragkraftspritzen herstellten war für den steirischen Raum die Firma Konrad Rosenbauer von großer Bedeutung, die die Kraftspritze der Type „R 80“ nach „Din Vornorm 560/II“ herstellte.299

4.2.2. Feuerlöschfahrzeuge

Wie für Kraftspritzen gab es auch für Feuerlöschfahrzeuge eine Vorgabe. Seit dem 16. Februar 1940 war eine einheitliche Fahrzeugbauvorschrift in Kraft, die zwischen drei Typen von Löschfahrzeugen unterschied. Neben den Typenbezeichnungen wurden weiters auch noch die Abkürzungen der Einsatzfahrzeuge festgelegt. 300 Die kleinste Variante war das Leichtes Löschgruppenfahrzeug (LLG), die nächstgrößere Bauart war das Schwere Löschgruppenfahrzeug (SLG) und die größte Ausführung der neuen Bauvorschrift war das Große Löschgruppenfahrzeug (GLG),.301

1943 erfolgte eine weitere kleine Änderung in den Richtlinien. Die Löschfahrzeuge trugen nun die Leistung der eingebauten Pumpen im Namen. So hieß das LLG ab diesem Zeitpunkt LF 8, da die Pumpe eine Nennförderleistung von 800 Litern hatte, das SLG wurde zum LF 15 und das GLG trug ab sofort den Namen LF 25; diese beiden hatten eine Pumpenleistung von 1.500 beziehungsweise 2.500 Liter.302 Aber nicht nur die Größe und Bezeichnung der Fahrzeuge wurde zentral festgelegt, sondern natürlich auch das Aussehen. Bei Kraftfahrzeugen musste das Fahrgestell, sowie die Räder und Kotflügel schwarz glänzend und der Aufbau dunkelgrün – genau genommen tannengrün303 – glänzend sein. Bei anderen Fahrzeugen hatten Fahrgestell und Beschläge schwarz glänzend zu sein, wobei die Holzteile dunkelgrün glänzend sein mussten. Auf den Türen hatte das Feuerwehrauto das Hoheitswappen zu führen.304 Außerdem waren Martinhorn

298 Mang, Recht, 52. 299 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Rechnungen. 300 Müller, Feuerwehrwesen, 91f. 301 Blazek, Hakenkreuz, 94. 302 Jörg Würzelberger, Der Siegeszug des Automobils. Zur Entwicklung der Motorisierung der Österreichischen Feuerwehren seit 1900, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April – 31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 308. 303 Blazek, Hakenkreuz, 52. 304 Mang, Recht, 52.

67 und blaues Kennlicht ebenso in den Bauvorschriften festgelegt.305 Die Einheitlichkeit des Fahrzeuges belief sich nicht nur auf die Lackierung sondern auch auf die Auswahl der Fahrgestelltype an sich. Für ein GLG waren etwa nur Fahrgestelle von Mercedes Benz und Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) erlaubt, wobei Ausnahmen gewährt werden konnten.

Wie streng die Vorgaben aber umgesetzt werden mussten, zeigt der Fall der Freiwilligen Feuerwehr Admont. 1940 wollte sich die Wehr ein 3,6 Tonnen Opel Blitz Fahrgestell als Löschfahrzeug anschaffen, bekam allerdings eine Absage, da nur noch genormte Fahrzeuge erlaubt waren. Daraufhin erteilte die Wehr im Dezember 1940 den Auftrag für „ein 1,5t Mercedes-Benz Vergaser Fahrgestell für ein Leichtes Löschgruppenfahrzeug“ mit der „Aufschrift: Polizeiadler ,Admont'.“306

Abgesehen von der Verbreitung von Löschfahrzeugen wurden auch bereits die ersten Tanklöschfahrzeuge gefertigt. War der Bedarf anfangs nur bei der Luftwaffe gegeben, wurde der Vorteil von mitgeführtem Wasser spätesten mit dem Beginn der Luftangriffe auf deutsche Städte und Industriestandorte erkannt, da der Ersteinsatz viel rascher durchgeführt werden konnte. Eine großflächige Verbreitung von diesen Kraftfahrzeugen war nicht umsetzbar und so wurden diese nur bei Feuerschutzpolizei und Feuerschutzpolizei-Regimentern eingesetzt.307

Neben Leistung und Aussehen wurde weiters auch die Ausstattung, die bei den selben Fahrzeugtypen auch identisch sein musste, in den Baurichtlinien festgelegt.308 Dies galt neben den Feuerlöschfahrzeugen auch für Schlauchfahrzeuge, die nach der Gesamtlänge der mitgeführten Schläuche gegliedert wurden sowie für Drehleitern, die man nach der Länge der Leiter in drei Klassen einteilte:309 Leichte Drehleiter (LDL), Schwere Drehleiter (SDL) und Große Drehleiter (GDL). Auch diese Abkürzungen wurden zu einem späteren Zeitpunkt geändert und so wurde aus LDL die neue Bezeichnung DL 17, aus SDL wurde DL 22 und was bisher noch GDL hieß trug ab sofort den Namen DL 32. Die Zahlen bei den neuen Bezeichnungen gaben die Länge der Leitern in Meter an.310

Anders als bei den Kraftspritzen konnte man die Ausstattung der Wehren mit Feuerlöschfahrzeugen nicht flächendeckend umsetzen. Man konzentrierte sich

305 Müller, Feuerwehrwesen, 89. 306 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 307 Zeilmayr, Entwicklung, 165. 308 Blazek, Hakenkreuz, 64. 309 Würzelberger, Siegeszug, 308. 310 Zeilmayr, Entwicklung, 168.

68 vorwiegend auf kriegswichtige Industriestandort und große Städte.311 Freiwillige Feuerwehren besaßen eher die kleineren Modelle wie LF 8 und LF 15, während Feuerschutzpolizei und große Werkfeuerwehren auch ein LF 25, sowie Sondergeräte oder Schlauchfahrzeuge ihr Eigen nennen konnten.312 Am 1. Oktober 1943 wurde eine Verordnung über die Mindestausrüstung von Feuerwehren erlassen. Die Ausrüstung richtete sich dabei nach der Einwohnerzahl der Gemeinde. So waren die Wehren, die für bis zu 200 Einwohner zuständig waren nur mit einer Handdruckspritze oder einer Kleinkraftspritze auszurüsten. Erst wenn die Gemeinde mehr Bürger zählte, war eine TS 8 mit Tragkraftspritzenanhänger vorgeschrieben. Löschfahrzeuge waren erst ab 2000 Einwohnern vorgesehen. Der letzte Einschnitt wurde bei 200.000 Personen gemacht, darüber musste die Ausrüstung je nach Gegebenheiten angepasst werden.313

Das größte Problem der einheitlichen Motorfahrzeuge zeigte sich vor allem in den alpinen Regionen. Viele Fahrzeuge waren nicht für steiles Gelände ausgelegt und waren in Höhenlagen somit oft unbrauchbar.314

4.2.3. Schläuche und Hydranten

Um das überörtliche Zusammenarbeiten einer großen, weitreichenden Hilfsorganisation wie der Feuerwehr zu garantieren setzte man auch in Sachen Schläuche auf Vereinheitlichung. Durch die Normierung des Kupplungssystems wurde die gegenseitige Unterstützung gewährleistet. Die Strorz-Schlauchkupplung war im Altreich bereits 1936 bei Neubeschaffungen verpflichtend, wobei eine Umstellung bis 1938 vorgesehen war.315 Durch den Anschluss an das Reich waren nun auch die steirischen Feuerwehren dazu angehalten. Die neue Frist für die reichsweite Umstellung wurde daher mit dem 31. März 1943 festgelegt. Für die Zeit bis zur Vereinheitlichung war die Benutzung von Übergangsstücken vorgesehen. Das selbe galt auch für Überflurhydranten, die nicht ausgewechselt werden mussten, sondern einfach mit Übergangsstücken verwendet werden konnten. Für Unterflurhydranten waren die Wehren allerdings verpflichtet sich ein neues Standrohr anzuschaffen, wobei das alte aufbewahrt werden sollte, damit dieses im Falle eines überörtlichen Einsatzes einer anderen Wehr zur Verfügung gestellt werden

311 Würzelberger, Siegeszug, 308. 312 Zeilmayr, Entwicklung, 166-168. 313 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband, Feuerwehren, 74. 314 Treffer, Feuerwehrbuch 99. 315 Blazek, Hakenkreuz, 49.

69 konnte.316 Diese Bestimmung über die Verwendung von Übergangsstücken bescherte natürlich den Feuerwehrausstattern ein gutes Geschäft, denn in Österreich gab es vor dem Anschluss bereits eine Einheitskupplung, für die nun Übergangsstücke auf die neue Storzkupplung besorgt werden mussten.317 Außerdem wurden auch die Hinweisschilder der Hydranten normiert.318

4.3. Uniform

Es kam in den Feuerwehren nicht nur durch Ausbildung, einheitliche Geräte oder durch die Äußere Erscheinung der Fahrzeuge zu einer Uniformierung des Feuerwehrwesens, sondern natürlich auch durch die Dienstkleidung der Feuerwehrmänner. Eine reichseinheitliche Uniformierung war lange Zeit nicht gegeben. Vor allem in Österreich vertröstete man von Seiten der Höheren SS und Polizeiführung lange auf vorläufige Richtlinien und wartete vorerst die Durchführungsverordnung und den Erlass vom Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei bezüglich der Uniformierung und Dienstgrade ab.319

Die neuen Uniformen wurden schließlich für das Gesamte Reich einheitlich gestaltet, wobei die tschechischen Feuerwehren im Sudetengau eine Ausnahme bildeten. Die neue Kleidung war für Freiwillige und Pflichtfeuerwehren, sowie Beamte der Feuerwehrschulen gleich. Einen Unterschied gab es, da auf der Uniform der Pflichtfeuerwehrmänner die Kragenspiegel entfielen. Es war nicht vorgesehen, dass der gesamte Bestand an Uniformen nach den neuen Richtlinien ausgetauscht wurde, sondern dass alte Uniformen restlos aufgebraucht werden sollten. Änderungen mussten jedoch an Achselstücken und Kragenspiegeln vorgenommen werden. Die neue Uniform bestand aus einem dunkelblauen Waffenrock, einer schwarzen Hose und einem schwarzblauen Mantel. 320 Die Feuerschutzpolizei hingegen wurde in grauen Uniformstoff gekleidet.321 Weiters

316 Mang, Recht, 53f. 317 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 318 Mang, Recht, 53f. 319 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 320 Mang, Recht, 73. 321 Jörg Würzelberger, Schmuck und Schutz. 130 Jahre Uniform und Schutzbekleidung der österreichischen Feuerwehren, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April – 31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 329.

70 waren das Polizeiabzeichen am Linken Ärmel und das Hakenkreuz rechts zu tragen.322 Das Abzeichentuch musste karmesinrot sein, die Knöpfe aluminiumfarbig gekörnt, das Lederzeug und die Schuhe schwarz. Der Feuerwehrhelm war ein schwarzer Metallhelm mit blankem, weißem Kamm und abknöpfbarem Nackenleder.323 Neben dem Helm gab es auch noch die „Arbeits- (Feld-) Mütze“, die wie der Waffenrock aus dunkelblauem Tuch mit karmesinrotem Besatztuch gefertigt werden musste. Diese Kopfbedeckung wurde ab dem Jahr 1942 allerdings nicht mehr reichseinheitlich getragen, denn Freiwillige Feuerwehren und Pflichtfeuerwehren „in den östlichen Gebieten und im Hochgebirge“ durften ab sofort die Feldmütze gegen die „Dienst- (Berg-) Mütze“ eintauschen. Zu diesen Gebieten wurde neben Oberdonau, Niederdonau, Kärnten, Salzburg, Tirol-Vorarlberg auch die Steiermark gezählt.324 Geregelt war neben den Uniformen auch die Trageweise von Gurten, Beilen, Faschinenmessern und Seitengewehren.325

Laut Dritter Durchführungsverordnung war den Feuerwehrmitgliedern, die bereits in den Reservestand gewechselt sind das Tragen der Uniform nicht gestattet.326 Man befürchtete, dass das Ansehen der Uniform durch unmilitärische Feuerwehrmänner gefährdet werden könnte.327 Im Einsatzfall konnten sie sich aber mit einem Helm ausrüsten und mussten sich mit einer Armbinde kennzeichnen beziehungsweise durften die alte Vereinsuniform tragen.328

4.4. Dienstgrade

Die Dienstgradabzeichen auf der Uniform, sowie deren Bezeichnung für die Feuerwehr, wurden per Runderlass vom 27. Dezember 1939 neu geregelt. 329 Die (militärischen) Schulterklappen und Kragenspiegel waren nach den Vorgaben der neuen Abzeichen anzupassen. Die Dienstgradabzeichen wurden in drei Kategorien unterteilt, wobei die Mannschaft die Dienstgrade Anwärter, Truppmann, Obertruppmann und

322 Müller, Feuerwehrwesen, 89. 323 Mang, Recht, 73. 324 StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941. 325 Würzelberger, Schmuck, 329. 326 Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, § 8, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, 17. Oktober 2012. 327 Blazek, Hakenkreuz, 32. 328 Heft 3240, 26. 329 Blazek, Hakenkreuz, 93.

71 Haupttruppmann erreichen konnte.330 Eine Beförderung hing dabei vom Dienstalter ab und so konnte man nach zwei Jahren zum Truppmann, nach sechs zum Obertruppmann und nach zwölf zum Haupttruppmann erhoben werden.331 Die zweite Gruppe war die der Führung und umfasste die Ränge Truppführer, Obertruppführer, Haupttruppführer und Zugführer. Hier waren nicht mehr Dienstjahre ausschlaggebend, sondern die Anzahl der taktischen Einheiten und die Ausrüstung entschieden über mögliche Beförderungen.332 Als Truppführer musste man einen sechstägigen Führerkurs ablegen und leitete dann eine Gruppe mit Handdruckspritze oder Hydrantengerät. Der Obertruppführer durfte nach zwei sechstägigen Kursen eine nicht motorisierte Löschgruppe mit Kraftspritze befehligen und ein Haupttruppführer war der Führer einer motorisierten Gruppe mit Kraftspritze und einer Kraftfahrspritze oder einem Kraftfahrzeug. Ein Löschzug, der aus zwei Gruppen bestand, wurde von einem Zugführer geleitet.333 Der Wehrführer nahm auch einen dieser vier Führungsränge ein, wobei er eine zusätzliche Sonderstellung erhielt. Zur dritten Gruppe wurde die höhere Führung gezählt und beinhaltete Kreisführer, Bezirksführer und – in Bayern, Preußen, Sachsen und dem Reichsgau Sudetenland – Abschnittsinspekteur.334

Je nach Dienstgrad war den Feuerwehrmännern auch das Tragen von Seitenwaffen erlaubt. So durften Mitglieder vom Anwärter bis zum Haupttruppmann ein Faschinenmesser oder ein Feuerwehrbeil tragen. Die Ränge Truppführer bis Haupttruppführer durften sich mit einem Faschinenmesser ausstatten, wobei ein Haupttruppführer mit besonderer Genehmigung auch eine Säbel tragen durfte.335 Ab dem 3. Juni 1940 war es dem Kreisführer erlaubt eine Faustfeuerwaffe zu führen.336

4.5. Feuerwehrzeitung

Feuerwehrfachzeitschriften waren in vielen Verbänden sehr beliebt und so wurden vor 1938 auch zahlreiche Zeitschriften von den Verbänden publiziert. Die Publikationen wurden von Seiten der Staatsführung als ein Ausdruck partikularer Selbstverwaltung der

330 Heft 3240, 25. 331 Heft 3240, 47. 332 Heft 3240, 25. 333 Heft 3240, 47. sowie: Heft 3240, 25. 334 Heft 3240, 25. 335 Mang, Recht, 74. 336 Müller, Feuerwehrwesen, 91.

72 Verbände angesehen und passte somit nicht in das Konzept des Regimes.337 In der Steiermark erschien seit April 1937 unter dem Namen „Zeitschrift für das Feuerwehr- und Rettungswesen in Steiermark“ eine monatliche Druckschrift. Diesem neuen Magazin war allerdings nur eine kurze Lebensdauer beschieden, denn der Anschluss führte auch in Österreich zum Einstellen von Verbandszeitschriften.338 Mit einem Schreiben des Chefs der Ordnungspolizei vom 10. Dezember 1938 wurde „das Erscheinen der ostmärkischen Feuerwehrfachzeitschriften, deren Herausgabe für Jänner 1939 vorbereitet wurde untersagt.“ Dieses Verbot Betraf die Feuerwehrzeitungen im Burgenland, Oberdonau, Salzburg und der Steiermark, die Mitteilungen in Zeitungsform in Kärnten, Tirol und Vorarlberg sowie die Zeitschrift des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes.339 Landesfeuerwehrinspektor DI Ludwig Wipler knüpfte daraufhin mit dem kärntner Landesfeuerwehrverband Kontakte um dennoch ein Druckwerk für die gesamte Ostmark herauszugeben.340 Wie im Tätigkeitsbericht des Jahres 1938 des steirischen Landesfeuerwehrverbandes ersichtlich, war man sich aber schon von Anfang an bewusst, dass das Erscheinen dieser neue Zeitschrift nicht von langer Dauer sein wird, „weil die Absicht besteht, die ,Zeitschrift Feuerlöschpolizei' als einheitliches Organ aller Feuerwehren des Deutschen Reiches auszugestalten.“341

Die Veröffentlichung war allerdings nicht so einfach umzusetzen, da von Seiten der Ordnungspolizei eine Fachzeitschrift für die gesamte Ostmark nicht gern gesehen war. Um die Herausgabe zu sichern setzte man sich sogar von Seiten des Staatssekretariats für das Sicherheitswesen und von Seiten der Höheren SS und Polizeiführung beim Chef der Ordnungspolizei ein. Es wurde argumentiert, dass durch das Erscheinen dieser für die Ostmark einheitliche Fachzeitschrift die „Unzahl von Feuerwehrzeitungen“ eingedämmt würde. Andererseits war man davon überzeugt, dass eine Umgestaltung der reichseinheitlichen Zeitschrift „Die Feuerlöschpolizei“ auf österreichische Belange noch nicht beendet werden konnte. Eine solche Überarbeitung der Gestaltung wurde vom Chef der Ordnungspolizei an die Redaktion herangetragen. Weiters sah man auch die Tatsache problematisch, dass Adressen von jenen Personen, die das neue Druckwerk erhalten sollten, noch nicht an die Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde, wo „Die Feuerlöschpolizei“ erschien, gesendet wurden. Tatsächlich war dies für die Steiermark

337 Engelsing, Verein, 185. 338 Rudolf Lobnig, 125 Jahre am Puls des Feuerwehrwesens, in: Blaulicht. Fachzeitschrift für Brandschutz und Feuerwehrtechnik, 06/2011, 6. 339 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 340 Lobnig, Jahre, 6. 341 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II.

73 schwer möglich, da die Landeshauptmannschaft Graz erst am 23. Dezember 1938 aufgefordert wurde den Landesfeuerwehrverband anzuweisen die Empfänger-Adressen der Schriftleitung in Eberswalde zur Verfügung zu stellen. Die Adressen konnten in dieser kurzen Zeit nicht erhoben werden und so hätten mehr als 4.700 Feuerwehren in der Ostmark die Januar-Ausgabe nicht erhalten können, wodurch die Bekanntgabe von Erlassen und Weisungen auf dem bisherigen Weg – durch die Feuerwehrzeitungen – unmöglich war. Als eine Lösung wurde nun die „Ostmärkische Feuerwehr-Fachzeitschrift. Zeitschrift für das gesamte Feuerlöschwesen der Ostmark“ präsentiert. Da dieses Medium bereits in Druck gegeben wurde und die Feuerwehren der Ostmark keine Fachzeitschrift erhalten würden, erging an den Chef der Ordnungspolizei die Bitte, die „Ostmärkische Feuerwehr-Fachzeitschrift“ publizieren zu dürfen.342

Auch Bezirksführer Ludwig Wipler versuchte noch am 11. Januar 1939 die Ordnungspolizei umzustimmen und schrieb, dass die „Freiw. Feuerwehren der Ostmark, welche durch Jahrzehnte hindurch monatlich ihre Feuerwehrzeitung zugestellt erhielten […] mit einem Schlage auf unbestimmte Zeit von jedweger Berichterstattung abgeschnitten“ wären. Außerdem machte er auf die fehlende Vorbereitung des reichseinheitlichen Druckwerks auf den österreichischen Markt in Sachen Werbung aufmerksam. Andererseits verwies er auch auf die hohen Bezugskosten, die mit 6,48 Reichsmark dreimal so hoch waren, wie die der ostmärkischen Feuerwehrzeitung. Daneben wies er den Inspekteur der Ordnungspolizei darauf hin, dass „lediglich die ostmärkischen Feuerwehren von jedweger Feuerwehrschrifttum ausgeschlossen“ wären, da im Altreich noch zahlreiche Feuerwehrzeitschriften mit ihrer Januar-Ausgabe erscheinen durften, was die „Dienstfreudigkeit der Freiw. Feuerwehren untergraben“ könnte. Schließlich argumentierte Wipler mit der Gestaltung der Ausgabe, da diese „im besonderen auf die Propaganda für den Tag der Deutschen Polizei eingestellt“ war und durch das Nichterscheinen Weisungen für die Wehren nicht erteilt werden könnten, „was letzten Endes nicht im Interesse des Winterhilfswerks“ sein konnte.343

Ergebnis all dieser Mühen war, dass die bereits versandbereit liegenden 7.500 Stück von „Ostmärkische Feuerwehr-Fachzeitschrift. Zeitschrift für das gesamte Feuerlöschwesen der Ostmark“ im Januar des Jahres 1939 doch noch versendet werden durfte.344 Diese erste Ausgabe des eigenständigen Druckwerks war zugleich auch die

342 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 343 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 344 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939.

74 letzte Ausgabe und „Die Feuerlöschpolizei“, die ab dem 1. November 1939 den Namen „Deutscher Feuerschutz“ trug, übernahm die Rolle des offiziellen Feuerwehrorgans und so wurde auch in dieser Hinsicht der letzte Rest österreichischer Gemeinsamkeit ausgelöscht.345 Die neue Feuerwehrfachzeitschrift wurde zweimal monatlich an die Empfänger im gesamten Reichsgebiet versendet.346

Die Zeitschrift „Die Feuerlöschpolizei“ erschien im Auftrag Heinrich Himmlers. Die Redaktion des neuen Mediums befand sich im Ministerium des Innern und sicherte somit die linientreue Politik. In der neuen Fachzeitschrift wurden feuerwehrspezifische Inhalte mit politischer Propaganda vermischt. Einsätze wurden gezielt propagandistisch ausgeschlachtet. „400 Kleinkinder wird allein durch die Untat des Angeklagten täglich die Milch entzogen“ findet sich in der vierzehnten Ausgabe in einem Bericht über einen Viehstallbrand. Durch dieses Medium verankerte das Regime ihr Weltbild, sowie deren Feindbilder und die Propaganda in den Feuerwehren und erfüllte somit ihren ideologischen Auftrag.347

Für viele war diese neue Fachzeitschrift dann dennoch kein Novum. Dieses Fachblatt erschien erstmals 1937348 und der Bezug war im Altreich seit dem 1. Oktober des selben Jahres für alle Gemeinden verpflichtend. Im Juni 1938 übermittelte die Reichsstatthalterei in Wien eine Weisung des Reichsführers SS und Chef der Deutschen Polizei an die Landeshauptmannschaften und den Magistrat der Stadt Wien. Laut dieser Weisung sollten sie ihren Gemeinden den Bezug der Zeitschrift „Die Feuerlöschpolizei – Amtliches Organ für das gesamte Feuerlöschwesen“ nahelegen. Dies wurde in weiterer Folge im Dienstweg über die Bezirkshauptmannschaften weitergeleitet, die die Gemeinden darüber informierten. Diesem Aufruf ging unter anderem auch die Gemeinde St. Lorenzen nach, die drei Exemplare der Zeitschrift orderte und dies auch an die Bezirkshauptmannschaft Judenburg meldete.349 Allerdings erfreute sich diese Zeitschrift nicht überall großer Beliebtheit und so kam es bald nach dem ersten Bezug auch wieder zu Abbestellungen.350

345 Rudolf Lobnig, Die steirische Feuerwehrzeitschrift, schwarze Lettern, roter Hahn, in: Landesfeuerwehrverband Steiermark (Hg.), Achtzehnsiebzig – Zwanzigzehn. 140 Jahre Landesfeuerwehrverband Steiermark, Graz 2010, 129. 346 Engelsing, Verein, 185. 347 Engelsing, Verein, 185-188. 348 Blazek, Hakenkreuz, 53. 349 StLA, Lorenzen St. bei Knittelfeld, Gemeinde, K 19, H 143. 350 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten.

75 5. Die Feuerwehren im Krieg

Nach Ausbruch des Krieges wurden die Feuerwehren ein wichtiger Bestandteil des Heimatschutzes. Durch das Inkrafttreten eines Erlasses zum Luftschutzgesetz wurden neue Dienstpläne und Ausbildungsmaterien verpflichtend. Anfangs hatte der Zweite Weltkrieg – abgesehen von schwindenden Mitgliederzahlen durch Einrückungen – keine Auswirkungen für die Feuerwehren.351 Der Polenfeldzug im September 1939 und der Feldzug gegen Frankreich im Mai und Juni des darauf folgenden Jahres wirkten sich für die Feuerwehren in der Steiermark ebenso nicht besonders aus. Erst durch den Jugoslawienfeldzug kam es zu Änderungen, die im Wesentlichen aber nur die Bezirksführung tatsächlich trafen. Nachdem der Vormarsch der Deutschen Wehrmacht allerdings vorbei war und die Alliierten schlussendlich auch in Bomberreichweite kamen, waren die Folgen immens. Ein weiterer großer Einschnitt vollzog sich durch das Vorrücken und die Einnahme von Reichsgebieten durch die alliierten Truppen.352

5.1. Untersteiermark

Nachdem die Deutsche Wehrmacht im Herbst 1939 in Polen einmarschierte und somit den Zweiten Weltkrieg auslöste, hatte dies für die steirischen Wehren wenig Auswirkungen, abgesehen von den ersten Einberufungen zum Kriegsdienst. Nach dem Jugoslawienfeldzug 1941 war die Steiermark direkt durch die Verschiebung der Grenzen betroffen, denn die historische Untersteiermark sollte „mit ihren historischen Grenzen [...] in deutsche zivile Verwaltung genommen werden.“ Dies bedeutete, dass die bestehenden siebzehn politischen Bezirke in fünf Landkreise und den Stadtkreis Marburg umgewandelt wurden.353 Die Einverleibung der Untersteiermark hatte für das steirische Feuerwehrwesen zur Folge, dass weitere 328 Wehren mit 7.705 Feuerwehrmännern unter die Leitung des Bezirksführers Ludwig Wipler kamen.354

351 Engelsing, Verein, 171. 352 Reismann, Feuerwehrchronik Steiermark, 255. 353 StLA, ZGS 42, Besetzung Untersteiermark April 1941. 354 Treffer, Feuerwehrbuch, 99.

76 5.2. Personalprobleme

„Der Ernst der Lage erfordert auch von uns die Zusammenfassung aller zur Verfügung stehenden Kräfte. Wir müssen insbesondere damit rechnen, dass ein Großteil unserer aktiven Mannschaften Einberufungen der Wehrdienststellen wird Folge leisten müssen und wir daher gezwungen sind, mit älteren Jahrgängen oder wenig wehrdiensttauglichen Kräften den öffentlichen Hilfsdienst, der keine Unterbrechung erleiden darf, weiter zu versehen. Die Zahl der hilfsbereiten und im Hilfsdienst geschulten Kameraden wird eine starke Minderung erfahren. Es ist daher erforderlich, dass alle Kräfte sparsam verwendet und nicht im gegenseitigem, sinnlosen Kampf vergeudet werden.“ Dies schrieben Ernst Pichler für den Landesfeuerwehrverband und Dr. Emil Kschir für das Deutsche Rote Kreuz in der Steiermark an alle Kreis- und Wehrführer in der Steiermark am 31. August 1939.355 Einen Tag später sollte der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen beginnen.

5.2.1. Personalersatz

Unmittelbar nach Kriegsbeginn, nämlich noch am 1. September 1939, erhielten die Landeshauptmannschaften von Oberdonau, Salzburg, Kärnten, Tirol, Vorarlberg und der Steiermark eine verschlüsselte Nachricht vom Inspekteur der Ordnungspolizei: „reichsführer ss verlangt sofort überprüfung des personalersatzes bei frewillig [sic] feuewehren für mobfall. falls nicht ersatz durch hitlerjugend oder partei möglich ist pflichtfeurwehr zu bilden“356

Man war sich an oberster Stelle natürlich bewusst, dass man durch die Mobilisierung des Heeres Personalprobleme beim Feuerschutz verursachen werde, weshalb man auch gleich an die Kompensierung möglicher Ausfälle ging. In den ersten Tagen wurde die Lage von Seiten der Landkreisverwaltungen noch nicht als problematisch eingeschätzt, wie die Antworten der Landräte beziehungsweise des Grazer Oberbürgermeisters auf die Anfrage zur Überprüfung des Personalersatzes zeigen. Man war sich einig, dass die Einsatzfähigkeit nicht gefährdet war. Der Landrat des Landkreises Hartberg bemerkte, dass es genügend Gemeindebürger gäbe, „die aller Wahrscheinlichkeit nach zu irgendwelchen Kriegsdienstleistungen nicht einberufen

355 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 356 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939.

77 werden, und somit zur Dienstleistung für die Pflichtfeuerwehr in Frage kommen.“ Der Landrat des Landkreises Fürstenfeld war sogar positiv gestimmt, dass durch die „Wiederheranziehung der Feuerwehrmänner von 45 bis 60 Jahren zum aktiven Feuerwehrdienst […] die freiwilligen Feuerwehren des Kreises Fürstenfeld wieder auf den Sollstand gebracht werden und entsprechend einsatzfähig [sind].“ Als großes Problem sah er allerdings die schwierige Zusammenarbeit zwischen den ehemals burgenländischen Gebieten und der ehemaligen Bezirksführung von Fürstenfeld, weshalb eine einheitliche Leitung gefordert wurde und der ehemalige Bezirksführer von Fürstenfeld mit den Geschäften des Kreisfeuerwehrführers betraut wurde.357 Ursache dieser Probleme in Fürstenfeld war, dass die Dritte Durchführungsverordnung, die die Auflösung der Vereine und in weiterer Folge die der von den Vereinen gebildeten Verbänden vorsah, zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht war. Aus diesem Grund bestanden in diesem Gebiet noch zwei Landes- und Bezirksverbände parallel. Auch die Organisation der Pflichtfeuerwehr, die im Falle des Personalmangels bei den Freiwilligen Feuerwehren gegründet werden sollten, wurden erst am 24. Oktober geregelt.

Doch sollten die Einberufungen zum Kriegsdienst die Mitgliederzahlen schnell schmelzen lassen, wodurch ein Funktionieren des Brandschutzes oft nicht mehr gesichert werden konnte.358 Die Freiwillige Feuerwehr Irdning musste ihren Bürgermeister über die fehlende Mannschaft in Kenntnis setzen, weshalb dieser die Bevölkerung im März 1940 aufrief sich der Feuerwehr anzuschließen. „Infolge der Einrückung zahlreicher Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr Irdning zur Kriegsdienstleistung ist die Zahl der ausübenden Mitglieder auf einen derartigen Tiefstand gesunken, dass die Schlagkraft der Wehr in Frage gestellt erscheint.“ Die Bürger sollten diese Lücken schließen, andernfalls wäre eine Pflichtfeuerwehr zu gründen, was der Bürgermeister tunlichst vermeiden wollte. Er appellierte an die Gemeindebürger, „dass es nationale Pflicht jedes Einzelnen ist, in dem Entscheidungskampfe des deutschen Volkes dieser ungemein wichtigen Einrichtung zur Verfügung zu stehen.“359 Nach erfolgtem Aufruf konnten am 8. Dezember des selben Jahres 34 Männer vereidigt werden.360

Da offensichtlich in viele Gemeinden eine Pflichtfeuerwehr nicht erstrebt wurde, ging man vorerst daran die Ersatzfähigkeit durch freiwillige Beitritte zu sichern, wie auch anhand des Beispiels von Admont zu sehen ist. Hier spricht ebenfalls der Bürgermeister 357 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 358 Engelsing, Verein, 171. 359 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 360 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Mitgliederverzeichnisse.

78 zu den Bewohner der Gemeinde, die nicht in der Feuerwehr sind, dieser selbst beizutreten oder jemand anders zu entsenden, denn „des Nächsten Hab und Gut zu schützen ist oberste Pflicht jedes Nationalsozialisten und Volksgenossen.“ Eine andere Möglichkeit des Personalersatzes bot auch die Rekrutierung von Mitgliedern der HJ und der Partei.361

5.2.2. Ausbildung

Weil viele neue Feuerwehrmänner die Aufgaben des Feuerschutzes erfüllen mussten, war eine rasche Grundausbildung von größter Bedeutung. Die Grundlage dafür war auch für die Ergänzungskräfte die Ausbildungsvorschrift, die die taktischen Einheiten Gruppe und Zug zum Inhalt hatten. Bei Übungsdiensten sollten die Schläuche nach Möglichkeit nicht unter Druck gesetzt werden, damit diese nicht getrocknet werden mussten und somit stets einsatzbereit waren. Außerdem sollten auch im Winter vier mal monatlich Übungen stattfinden.362

Weiters war auch die Führung von großer Bedeutung für das Gelingen bei Einsätzen, und so sah man auch die Ausbildung der Führer „namentlich in Kriegszeiten für den Einsatz und die Schlagkraft der Wehren von größter Bedeutung.“ Feuerwehrführer und deren stellvertretende Führer der taktischen Einheiten sollten schnell für Schulungen herangezogen werden. Die damit verbundenen vermehrten Ausgaben für die Führer- Schulungen übernahm für die Dauer des Krieges das Reich. Diese Regelung galt während der Kriegszeit auch für HJ-Führer, die Lehrgänge in den Feuerwehrschulen besuchten.363

5.2.3. Führung

Weiters wurden die Führer, sowie die dringendsten Chargen und Maschinisten für „UK“ (unabkömmlich) erklärt und konnten so einer Einberufung entgehen.364 Die Bezirks- und Kreisführer wurden bereits am 21. November 1939 von der Militärdienstleistung freigestellt. Am 29. November wendete sich Ludwig Wipler an alle Freiwilligen

361StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941. 362 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 363 Mang, Recht, 56f. 364 Bernhard A. Reismann, Feuerwehrchronik Niederösterreich, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April-31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 239.

79 Feuerwehren der Steiermark: „Zwecks Erhaltung der Schlagkraft der Freiw. Feuerwehren und ihrer luftschutzmäßigen Einsatzbereitschaft soll die Freistellung der Wehrführer oder des Stellvertreters und der mit der Bedienung der motorisierten Geräte der Feuerwehren beauftragten Personen erwirkt werden.“ Für die Freistellung sollten Formblätter zur Erfassung von Führer, Maschinisten und KFZ-Lenkern ausgefüllt und an den Kreisführer übergeben werden. Für den Fall, dass es mehrere Maschinisten gegeben hat, sollte der Name des Freizustellenden rot unterstrichen werden.365 Zahlreichen – noch gewählten – Wehrführern konnte so der Militärdienst im gesamten Zweiten Weltkrieg erspart bleiben wodurch diese bis Kriegsende beziehungsweise auch nach 1945 die Führung ihrer Wehr beibehalten konnten.366

5.3. Feuerwehrscharen im HJ-Streifendienst

Die Lücken, die durch die zahlreichen Einberufungen in die Feuerwehren gerissen wurden, versuchte man vorerst in Form von Ersatzkräften durch „bereits ausgeschiedene ältere Wehrmänner und Hitler-Jugend“ zu füllen.367 Es gab bereits in den Jahren davor Versuche die Jugend für den Feuerwehrdienst zu gewinnen und so wurden 30 Jugendliche zur Ausbildung bei den Feuerwehren Osnabrück und Celle aufgenommen. Trotz dieser Versuche mit Hitlerjungen in der Feuerwehr wurde eine Jugendfeuerwehr im Gesetz über das Feuerlöschwesen im November 1938 nicht berücksichtigt.368 Die Reichsjugendführung sah in der Hitlerjugend keine Nachwuchsorganisation für Feuerwehren und tendierte eher zur Betätigung im Luftschutz. Allerdings war bei den HJ- Führern das Interesse für das Feuerwehrwesen bereits geweckt worden.369

Am 21. April 1939 trafen Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler und der Reichsjugendführer Baldur von Schirach eine Vereinbarung über die Ausbildung der HJ im Feuerlöschdienst.370 Dieser Vereinbarung folgte am 28. Juni der „Erlaß über die Einführung der Hitlerjugend im Feuerlöschdienst“371 worin die Tätigkeiten der Hitlerjungen in den Wehren – sowohl Feuerwehren, aber auch Feuerschutzpolizei –

365 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 366 Krajasich, Feuerwehr, 202. 367 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 368 Blazek, Hakenkreuz, 115f. 369 Schnell, Abriss, 280. 370 Blazek, Hakenkreuz, 117. 371 Erlass gefunden in: Blazek, 135f.

80 geregelt wurden. Der Jugendführer des Deutschen Reiches stellt darin dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei „Hilfskräfte aus den Einheiten der HJ zur Verfügung.“

5.3.1. Rekrutierung

Für die Aufnahme zum Feuerlöschdienst wurde ein Mindestalter von fünfzehn Jahren, sowie eine Körpergröße von wenigstens 1,65 Metern festgelegt. Laut Erlass bildeten die „zum Feuerlöschdienst Kommandierten“, deren Zahl nicht über 100 Jungen liegen sollte, keine Sondereinheit innerhalb der HJ, wie es etwa bei der Nachrichten-HJ oder der Flieger-HJ der Fall war. Sie standen als Einheit unter einem HJ-Führer, der feuerwehrtechnisch ausgebildet war oder werden musste.372 Anstatt eine neue Sondereinheit zu bilden, wurden sie per Reichserlass am 12. August 1940 dem HJ- Streifendienst unterstellt.373 Die amtliche Bezeichnung, der auch als Feuerwehr-HJ oder HJ-Feuerwehrscharen genannten Einheit, lautete daher „Feuerwehrscharen im HJ- Streifendienst.“374

Anfangs hatte man in vielen Feuerwehren mit den Freiwilligen aus der HJ die eingerückten Kräfte ersetzen können.375 Aus diesem Grund machte man nicht an allen Orten von der Möglichkeit Gebrauch die Hitlerjungen bereits im Alter von fünfzehn Jahren für den Feuerwehrdienst zu rekrutieren. So sicherte etwa der Bürgermeister von Irdning die Einsatzfähigkeit der Wehr „durch die H.J. und sonstigen Jugendlichen über 16 Jahren.“ 376 Ebenso berichtete auch der Landrat von Judenburg über den Einsatz von HJ- Mitgliedern ab einem Alter von sechzehn Jahren.377

Falls ein Mitglied der HJ nun zu den Feuerwehrscharen kam, war ein vorzeitiges Ausscheiden vor Kriegsende nicht gestattet.378 Allerdings war es in Ausnahmefällen für HJ- Mitglieder möglich einer Heranziehung zum Feuerwehrdienst überhaupt zu verhindern. Ein Fall aus Admont zeigt, dass ein Vater Einspruch gegen die Heranziehung seines Sohnes erhob. Der Vater war der Meinung, dass sein Sohn, der neben der Schulausbildung in der Oberschule auch HJ-Mitglied war und bei HJ-Wettkämpfen in Schifahren und

372 Erlass nach Blazek, 135f. 373 Blazek, Hakenkreuz, 119. 374 Müller, Feuerwehrwesen, 91. 375 Schneider, Feuerwehr, 185. 376 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 377 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 378 Blazek, Hakenkreuz, 122.

81 Leichtathletik sportlich sehr aktiv war, keine Zeit für die Feuerwehr hatte. Der Bürgermeister gab dem Antrag des Vaters statt.379

Wenn auch anfangs noch mit den Freiwilligen das Auslangen gefunden werden konnte, wuchs der Bedarf an Ersatzkräften stetig, weshalb man 1941 bereits zu einer einheitlich geregelten Rekrutierung greifen musste.380 Daraufhin wurde im April eine Zwangszuteilung durch die Bannführer verordnet, wobei mit dem Ortspolizeiverwalter die Anzahl der benötigten Hitlerjungen vereinbart wurde. Ziel war es durch die Eingliederung der HJ in die Feuerwehren einerseits die Lücken zu schließen und einen jungen Stamm an Mitgliedern für die Zeit nach dem Krieg zu sichern. Im Erlass wurde festgehalten, dass es sich bei der Ausbildung der Feuerwehrscharen nicht um eine „Spielerei sondern um eine Kriegsaufgabe im Dienste der Landesverteidigung handelt, die dem Gesamtschutz und der Erhaltung des Volksvermögens dient.“ Bereits ein Jahr später wurde das Alter der Jugendlichen herunter gesetzt und es war vorgesehen, dass Schüler der achten Klasse Volksschule gemeinsam mit ihren Lehrern ausgebildet werden sollten um tagsüber eingesetzt werden zu können.381

Für eine Einheit der Feuerwehrscharen war der HJ-Führer verantwortlich. Dieser stellte die Hitlerjungen beim Übungsdienst und im Einsatzfall unter das Kommando des ausbildenden oder einsatzleitenden Führer der Feuerwehr. Bis zum Kriegsende wurden so im gesamten Reich etwa 300.000 Jugendliche für den Feuerlöschdienst herangezogen und ausgebildet.382

5.3.2. Ausbildung

Die Ausbildung der Hitlerjungen wurde auch auf die Einteilung in die gängigen taktischen Einheiten Gruppe und Zug vorgenommen und folgte somit den Ausbildungsvorschriften für den Feuerwehrdienst. Die Leitung der feuerwehrtechnischen Ausbildung hatte der örtliche Wehrführer, der in Zusammenarbeit mit dem Standortführer oder dem Standortbeauftragen der HJ Dienstpläne erstellen musste.383 Der Dienstplan sah 35 Doppelstunden pro Jahr vor und konnte von den Jungen für den HJ-Dienst

379 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 380 Schneider, Feuerwehr, 185. 381 Engelsing, Verein, 177f. 382 Schnell, Abriss, 281. 383 Erlass gefunden in: Blazek, 135f.

82 angerechnet werden. Obwohl der Dienst in der Verordnung nur für Luftschutzorte I. und II. Ordnung vorgesehen war, machten die Luftschutzorte III. Ordnung stärker Gebrauch von den HJ-Mitgliedern, da in diesen Orten die Wehren auch stärker von Einberufungen betroffen waren. Die so entstandenen Lücken wurden, obwohl eine entsprechende Weisung fehlte, trotzdem durch Hitlerjungen gefüllt.384 Bereits am 2. September 1939 wurde von Seiten der Ordnungspolizei „angeordnet, hinsichtlich der Aufstellung von Feuerlöschdienstreserven aus der Hitlerjugend und ihrer Ausbildung […] unverzüglich das Erforderliche zu veranlassen.“385

Die Ausbildung sah vor, dass zweimal monatlich ein zweistündiger Heimabend mit Dienstunterricht, sowie eine Feuerwehrtechnische Ausbildung in Theorie und Praxis im selben Umfang abgehalten werden sollten. Einmal im Monat, wobei hier der Sonntagvormittag vorgeschlagen wurde, sollte eine praktische Feuerwehrausbildung mit Übung stattfinden. Einen ganzen Sonntag im Monat war eine praktische K-Ausbildung und zweimal monatlich eine zweistündige theoretische K-Ausbildung vorgeschrieben. Bei der K-Ausbildung handelte es sich um die Ausbildung nach dem „Ausbildungsplan für Sondereinheiten für die Kriegszeit.“386

Die Hitlerjugend war bei den Wehren auch gerne für die Ergänzung herangezogen worden, so antworteten zahlreiche Landräte auf die Anfrage des Personalersatzes im Mobilisierungsfall immer wieder, dass HJ herangezogen werden sollte. Der Landrat des Landkreises Graz führte etwa die Hitlerjungen noch vor bereits ausgebildeten inaktiven Feuerwehrmännern. Der Landrat in Murau berichtete etwa am 13. Oktober 1939, dass die Schulung der Feuerwehrscharen im HJ-Streifendienst bereits begonnen habe.387

Die Schulungen der Feuerwehrscharen ging bei einigen Mitgliedern auch über die Grundausbildung und den vorgeschriebenen Dienstplan hinaus. Um die „beste Ausbildung der Führer […] in Kriegszeiten“ zu sichern, wurden HJ-Führer zu Kursen an den Feuerwehrschulen angemeldet, deren Kosten das Reich übernahm.388 So wurde Anfang des Jahres 1945 ein Hitlerjunge vom Admonter Bürgermeister zum „Besuch des Feuerwehrlehrganges an der Gaufeuerwehrschule Graz […] abgeordnet.“ Der Junge wurde darauf aufmerksam gemacht, dass eine Teilnahme „unbedingte Pflicht“ sei.389 Für

384 Blazek, Hakenkreuz, 117f. 385 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 386 Blazek, Hakenkreuz, 122. 387 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 388 Mang, Recht, 56. 389 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940.

83 Walter Schnell, den Chef des Amtes Freiwillige Feuerwehren war die Ausbildung von HJ- Mitgliedern ein großes Anliegen, da er in ihnen die zukünftigen Feuerwehrmänner sah: „Der Ausbildung der Hitlerjungen ist die größte Aufmerksamkeit zu widmen, da unbedingt erreicht werden muß, daß die Feuerwehrscharen auch nach dem Kriege bestehen bleiben, und die Jungen nach dem Ausscheiden aus der HJ in die Freiwillige Feuerwehren übertreten.“390

5.3.3. Einsatzkleidung

Die Einsatzkleidung der Feuerwehrscharen setzte sich aus dem Winteranzug der HJ, sowie der blauen HJ-Dienstmütze zusammen. Weiters mussten sie auch mit Stahlhelm, Hakengurt und Fangleine ausgestattet werden, die allesamt von der Gemeinde zu stellen waren.391 Seit März 1941 konnten die Feuerwehrscharen als ein zentraler Bestandteil der örtlichen Feuerwehren angesehen werden, weshalb sie auch anstelle ihres Winteranzugs, Dienströcke, wie die der Freiwilligen Feuerwehren, tragen durften.392 Anstelle der Dienstgrade an den Spiegeln und Achselstücken, sollten Schulterstücke aus Uniformtuch mit den Dienstgraden der HJ zu tragen sein. Außerdem waren sie durch eine HJ-Armbinde am linken Ärmel und ein HJ-Feuerwehrabzeichen gekennzeichnet. Für Hose und Schuhe gab es keine Vorschriften.393 Im Jänner 1942 wurde durch das Ministerium des Innern erlassen, dass die HJ für den Feuerwehrdienst durch Mittel der Feuerschutzsteuer eingekleidet werden sollten.394

5.4. Notdienstverpflichtungen

Im Laufe des Krieges waren durch die Einberufungen Plätze in den Feuerwehren immer wieder neu zu besetzen. Anfangs versuchte man dies mit der Rekrutierung in der Bevölkerung, durch Reaktivierung der Reservisten und mit der Aufnahme von Jugendlichen, die in Form der HJ-Feuerwehrscharen bei Feuerwehreinsätzen zur Stelle sein sollten. Nach einiger Zeit des Krieges waren allerdings keine Freiwilligen und keine HJ-Mitglieder mehr zu finden, die den Feuerwehrdienst absolvieren wollten oder konnten. 390 Blazek, Hakenkreuz, 124. 391 Blazek, Hakenkreuz, 118. 392 Blazek, Hakenkreuz, 123f. 393 Mang, Recht, 13. 394 Blazek, Hakenkreuz, 101.

84 5.4.1. Rekrutierung

Am 3. Juni 1942 erließ das Ministerium des Innern, dass die Feuerwehren um zwanzig Prozent über Friedensstärke aufgestockt werden sollten. Dafür waren natürlich viele Personen nötig, die der Feuerwehr beitreten mussten. Aus diesem Grund sollte man prüfen, ob die Möglichkeit der Rekrutierung bei der HJ bereits gänzlich ausgeschöpft war. Um das vorgegebene Ziel zu erreichen sollten alle Berufsstände in die Feuerwehr aufgenommen werden können, wobei Menschen, die nahe am Feuerwehrhaus wohnten beziehungsweise aufgrund ihrer Arbeitsstelle auch am Tag einsatzbereit waren. Da die Tatsache, dass viele Feuerwehrmänner außerhalb des Ortes arbeiteten, den Wehren zusätzlich zu schaffen machte, appellierte man an die Menschen, die auch tagsüber in Einsatz gehen konnten.395 Die Schüler der achten Klassen mit ihren Lehrern waren dafür ebenfalls heranzuziehen, falls das nötige Kontingent anders nicht erreicht werden konnte.396 Ende Oktober 1942 wurde für den Reichsgau Steiermark erlassen, dass es unverzüglich zur Heranziehung von Ergänzungskräften kommen sollte, wobei die Erfassung ohne Berücksichtigung vom „Ansehen der Person bzw. deren wirtschaftliche Stellung“ zu erfolgen hatte. Auch Ehrenämter waren nun für den Feuerwehrdienst kein Hinderungsgrund mehr.

5.4.2. Ausbildung

Die Grundausbildung dieser Kräfte sollte in acht bis zehn Doppelstunden absolviert werden, wobei ein wöchentlicher Ausbildungs- und Übungsdienst vorgesehen war.397 Alle vierzehn Tage sollte man die Handdruckspritze beüben, wöchentlich die Kraftspritze. 398 Der Kreisführer des Landkreises Liezen schrieb seinen Freiwilligen Feuerwehren – mit dem Hintergrund, dass jeder Feuerwehrmann die Arbeit in der Löschgruppe beherrschen musste – eine Ausbildung von mindestens zehn Doppelstunden vor.399

395StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869-1945, Feuerwehr und Feuerlöschwesen, 716/2.Teil. 1933-1941. 396 Blazek, Hakenkreuz, 101. 397 StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941. 398 Blazek, Hakenkreuz, 102. 399 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940.

85 Durch die ständig wechselnde Mannschaften wurden in den Wehren auch „viel mehr Übungen erforderlich als früher beim stets gleichen Stand, um die Feuerwehr jederzeit schlagkräftig zu erhalten.“ Daraus resultierte, dass diejenigen, die zur Übung vorgesehen waren, mit dem Hinweis, dass das Erscheinen verpflichtend sei, schriftlich eingeladen wurden:400 „Die Teilnahme an dieser Übung wird sämtlichen Volksgenossen die vom Wehrdienst enthoben oder zurückgestellt sind, zur Pflicht gemacht.“ So lautet etwa eine Ausschreibung der Freiwilligen Feuerwehr Irdning. Zu einer Übung, die am 19. April 1942 stattfinden sollte, waren 29 Männer „eingeladen“ worden.401

5.4.3. Fernbleiben vom Dienst

Allerdings hatten die Feuerwehren auch Probleme mit der Abwesenheit von Verpflichteten beim Feuerwehrdienst. So schrieb der Admonter Bürgermeister, dass „nicht ganz freiwillig herangezogene Kameraden“ oft dennoch am Dienst in der Feuerwehr Gefallen finden. Für die, die sich allerdings mit der Ausrede, dass sie keine Zeit für diesen Dienst hätten, drücken wollten, zitierte er Himmler und Daluege: „Feuerwehrdienst geht vor jeden anderen Dienst und alles hat sich danach auszurichten.“402

Nachdem aber das Fernbleiben der Kräfte zu Komplikationen in der Einsatzfähigkeit der Wehren führte, ging man zum Einsatz drastischerer Mittel über. Die Feuerwehr St. Lorenzen wendete sich an den Bürgermeister, weil „der zum aktiven Feuerwehrdienst einberufene Anwärter […] bis heute weder eine Übung noch einen Appell besucht“ hat, weshalb ersucht wurde „mit Nachdruck zu veranlassen, daß Genannter sich […] beim Rüsthaus zum Appell meldet.“ Der Bürgermeister schrieb an diesen Feuerwehrmann, dass für den Fall, dass er der Aufforderung zum Dienst erneut nicht nachkomme, „Meldung an den Landrat und Wehrbezirkskommando in Judenburg“ erstatten würde.403

Einige Wehren mussten neuverpflichtete Mitglieder an die untere Verwaltungsbehörde melden, wie dies zum Beispiel in Irdning der Fall war. Nach der Erhöhung des gesetzlichen Sollbestandes von 35 Personen auf 50 Mann musste der Bürgermeister dem Landrat eine Liste mit den Mitgliedern zukommen lassen. In diesem

400 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 401 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 402 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 403 StLA, Lorenzen St. bei Knittelfeld, Gemeinde, K 19, H 143.

86 Fall fanden sich unter den 50 Mann auch 12 „Ausgebildete HJ.“404 Anders als in Irdning wurde in Admont eine Liste verfasst auf der die Namen derer, die „Beitritt und Mitarbeit verweigern besonders zu kennzeichnen [waren].“405 Die Bürgermeister stellten für ihre Feuerwehrführer oftmals auch zahlreiche schriftliche Ermahnungen für Zwangsverpflichtete, die der Übung ferngeblieben waren aus, wobei der Name des Empfängers noch handschriftlich einzusetzen war. Der Text eines solchen Schreibens konnte wie folgt lauten: „Mit der polizeilichen Verfügung vom 22. Juli 1943 wurden Sie zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet und angewiesen, an der anberaumten Übung der Feuerwehr teilzunehmen. Da Sie dieser Erfordernis nicht nachgekommen sind, werden Sie aufmerksam gemacht, daß Sie sich bei der demnächst stattfindenden Übung der Feuerwehr Admont unbedingt einzufinden haben, ansonst über Sie eine empfindliche Polizeistrafe verhängt werden müßte. Sie werden zur nächsten Übung der Feuerwehr rechtzeitig eingeladen werden und muß auch von Ihnen erwartet werden, daß Sie sich dem kriegsbedingten Einsatz in der Feuerwehr widmen und fügen werden.“406

5.5. Bereitschaftsdienst

Neben der gewöhnlichen Verpflichtung zum Feuerwehrdienst wurden vor allem gegen Ende des Krieges Bereitschaftsdienste eingeteilt. Diese Einteilung wurde den jeweiligen Mitgliedern ebenfalls schriftlich mitgeteilt. So wurden auch zu diesem Anlass Blankoscheine vom Bürgermeister ausgestellt: „Die heutige Zeit erfordert die Aufstellung einer Brandwache im Gemeindegebiet Irdning.“ Person, sowie Datum und Uhrzeit waren frei geblieben und konnten nach Bedarf ausgefüllt werden.407 „Es wird hiemit [sic] angeordnet, daß in der Woche vom 19. bis einschl. 25. März [1945] nachstehend verzeichnete Volksgenossen bei jedem Fliegeralarm sofort nach Ertönen der Sirene sich beim Zeughause der Freiw. Feuerwehr Irdning zum Bereitschaftsdienst einzufinden haben.“ Weiters wurden für Nichtbefolgung strenge Strafen angedroht.408

404 StLA, Lorenzen St. bei Knittelfeld, Gemeinde, K 19, H 143. 405 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 406 StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869–1945, Feuerwehr und Löschwesen, 716/3. Teil, 1942-1945. 407 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 408 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten.

87 Außerdem wurden im Laufe des Jahres 1944 Löschposten eingerichtet. In Ortsteilen ab fünf Wohnhäusern wurden 3 Personen dazu eingeteilt und mit einer Kübel- oder Einstellspritze, zwei Wassereimern, einer Axt, einem Brecheisen, zwei Feuerpatschen und einer Laterne ausgerüstet. Aufgabe dieser Löschposten war es das Feuer bis zum Eintreffen der Feuerwehr in Schach zu halten.409

5.6. Feuerwehrhelferinnen

Joseph Goebbels beschrieb im März 1933 den Platz der Frau wie folgt: „Den ersten, besten und ihr gemäßesten Platz hat die Frau in der Familie, und die wunderbarste Aufgabe, die sie erfüllen kann, ist die, ihrem Land und Volk Kinder zu schenken, Kinder die Geschlechterfolgen fortsetzen und die Unsterblichkeit der Nation verbürgen.“410 Diese Reduzierung der Frau sollte aber nur wenige Jahre bestehen, da sie als Arbeitskraft in der Kriegsmaschinerie dringend benötigt wurde. So auch in den Feuerwehren, deren Mitglieder in der Zwischenzeit vorwiegend Greise und Jugendliche waren.411 Im Februar 1943, also knapp zehn Jahre nach der Bemerkung Goebbels, war von dieser Vorstellung nicht mehr viel übrig, denn nun hieß es, dass „überall dort, wo die verfügbaren männlichen Kräfte zur Auffüllung der Feuerwehrstände nicht mehr ausreichen, unverzüglich Frauen im kurzfristigen Notdienst für die Feuerwehr zu verpflichten sind.“412 Sehr gern gesehen waren besonders Führerscheinbesitzerinnen.413

5.6.1. Rekrutierung

Bis dahin war Feuerwehr eine reine Männersache. Frauen wurden nun aber aus Personalgründen als letzte Reserve zum Feuerwehrdienst herangezogen. Tobias Engelsing nannte die Tatsache, dass Frauen bei der aktiven Brandbekämpfung eingesetzt werden mussten, einen „Betriebsunfall der NS-Ideologie“.414 In einigen Gemeinden konnte man die Aufforderung von offizieller Seite gar nicht abwarten und so wurden im Landkreis Liezen Frauen und Mädchen vom Kreisführer bereits im Juni 1942 als potentielle

409 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband, Feuerwehren, 75. 410 Engelsing, Verein, 181. 411 Engelsing, Verein, 180f. 412 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 179. 413 Krajasich, Feuerwehren, 203. 414 Engelsing, Verein, 179-181.

88 Ergänzungskräfte genannt.415 Im April 1943 wurde die Organisation der Feuerwehrhelferinnen eingeführt, die vorsah, dass Frauen zwischen dem siebzehnten und vierzigsten Lebensjahr für den „kurzfristigen Notdienst“ verpflichtet werden.416 Die weibliche Bevölkerung wurden nun vom Bürgermeister aufgerufen, sich freiwillig zum Dienst in der Feuerwehr zu melden. Aufnahmekriterium war, dass sie tagsüber am Ort verfügbar waren. Die ersten weiblichen Feuerwehrkräfte waren vorwiegend solche Frauen, die bereits einen Bezug zur Wehr hatte. So wurden 1943 die ersten offiziellen Damenabteilungen gebildet, die vor allem in Orten mit weniger als tausend Einwohnern – also vorwiegend in Landgemeinden – die Brandbekämpfung übernahmen. Die offizielle Bezeichnung der Feuerwehrfrau lautete „Feuerwehrhelferin.“417

War der Eintritt in die Feuerwehr anfangs noch freiwillig, so kam es mit Fortschreiten des Krieges auch bei den Feuerwehrhelferinnen aufgrund von Personalmangel zu Notdienstverpflichtungen. Der Bürgermeister von Admont listete in einer polizeilichen Verfügung im Dezember 1944 zwölf Frauennamen auf, die zur Teilnahme einer Übung verpflichtet wurden.418 Zwangsverpflichtete Frauen mussten eine Einberufung erhalten, und mussten auch auf die Strafbestimmungen bei Verweigerung des Feuerwehrdienstes hingewiesen werden. Entschuldigungsschreiben mit dem Hinweis auf Erschöpfung zeigen, dass die Belastung, die die weibliche Bevölkerung bereits ertragen musste sehr groß war. Durch die Strafandrohung sollte die Gefahr der Versuchung, sich der Verpflichtung zu entziehen, wohl schon im Keim erstickt werden.419 Insgesamt waren in den Jahren 1944 und 1945 im gesamten Reichsgebiet etwa 275.000 Frauen und Mädchen bei Feuerwehr und im Luftschutz tätig.420

5.6.2. Ausbildung

Die Ausbildung sah im Wesentlichen gleich aus, wie die der HJ-Feuerwehrscharen und deckte alle Tätigkeitsbereiche des Brandschutzes und der Brandbekämpfung, mit Ausnahme des Atemschutzes, ab. Weiters war für diese Einheiten einmal pro Woche eine

415 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 416 Krajasich, Feuerwehren, 202. 417 Blazek, Hakenkreuz, 104. 418 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 419 Engelsing, Verein,182f. 420 Schneider, Feuerwehr, 185.

89 mehrstündige Ausbildung vorgeschrieben.421 Nach absolvierter Grundausbildung war vorgesehen, dass die Feuerwehrhelferinnen eine eigene Einheit innerhalb der Wehr bildeten, damit eine Vermischung der Geschlechter nicht möglich war.422 In den Einheiten sollte in jeder Gruppe ein Mädchen oder eine Frau als Führerin und Sprecherin agieren.423

5.6.3. Einsatzkleidung

Nach der Aufnahme wurden sie mit sehr einfacher Bekleidung ausgestattet. An und für sich war für die Feuerwehrhelferinnen eine einheitliche Dienstbekleidung vorgesehen, die aus einem „Kombinationsanzug, einem Schmalgurt, einem Feuerschutzhelm aus Ganzmetall und möglichst auch Schuhzeug“ bestand. Zusätzlich dazu sollte aus Schutz vor Funkenflug das Haar in einem Haarnetz getragen werden. Die Adjustierung war aber oft von eingerückten Ehegatten, Brüdern oder anderen nahestehenden Männern übernommen worden.424 In vielen Fällen arbeiteten sie alte Uniformen auf deutsches Konfektionsmuster um.425

5.7. Vorbeugender Brandschutz

Da das Problem der schwindenden Bevölkerung bereits früh erkannt wurde, sollte die Gefahr von Bränden während der Kriegszeit nicht nur durch Aufstockung des Personals in den Feuerwehren gewährleistet werden, sondern auch durch Brandverhütung. Aus diesem Grund wurden Bereitschaftsdienste eingerichtet und die Vorschriften im Brandschutz verschärft. Die Brandverhütung war im Wesentlichen landesrechtlich geregelt, trotzdem gab es auch allgemeine bau- und feuerpolizeiliche Vorschriften. Es gab Bauordnungen für Brandmauern, Brandabschnitte, Treppen und Ausgänge, die bei der Planung von Siedlungen berücksichtigt werden mussten. Weiters gab es auch besondere feuerpolizeiliche Bestimmungen für feuergefährliche gewerbliche Anlagen und besondere Vorschriften über die Betriebsführung, wenn feuergefährliche

421 Schneider, Feuerwehr, 185. 422 Engelsing, Verein, 181f. 423 Engelsing, Verein, 183. 424 Krajasich, Feuerwehren, 203. 425 Würzelberger, Schmuck, 329.

90 Materialien in der Produktion eingesetzt wurden. Dies führte etwa zur Einführung eines Rauchverbotes in solchen feuergefährlichen gewerblichen Betrieben.426

Weiters legte man auch großen Wert auf Brandvorbeugung durch strafrechtliche Bestimmungen. So wurden schwere Strafen für Versicherungsbetrüger erlassen. Brandstifter mussten gar mit der Todesstrafe rechnen. Nicht nur die absichtliche Brandlegung wurde hart bestraft, sondern auch fahrlässige Verstöße gegen den Feuerschutz beim Hantieren mit Feuer.427 Sogar die Fachzeitschrift „Deutscher Feuerschutz“ ruft in der ersten Ausgabe unter neuem Namen 1940 zur Wachsamkeit auf: „offenes oder hinterhältiges Brandlegen“ kann den Ausgang des Krieges beeinflussen.428

Neben den gewerblichen Betrieben wurde vor allem auf die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung geachtet. Für den Feuerschutz von Ernten setzte man zusätzliche Maßnahmen. So waren die Feuerwehren dafür zuständig, „daß beim Aufstellen der Schober auf mlichst [sic] gute Löschmöglichkeiten Rücksicht genommen wird.“ Die Bürgermeister wurden angewiesen „der Bekämpfung von Erntebränden […] ganz besonderes Augenmerk zuzuwenden und die Arbeit der Feuerwehr in dieser Hinsicht zu überwachen, bezw. zu unterstützen.“429 Die Bürgermeister führten dazu örtliche Besichtigungen von Getreidespeichern durch.430 Mit dem „Merkblatt zum Feuerschutz der deutschen Ernte“ wendete sich der Bezirksführer der Freiwilligen Feuerwehren im Reichsgau Steiermark Ludwig Wipler direkt an die Landwirte und Müller und gab ihnen Hinweise zum Brandschutz.431 Man war nicht nur darum bemüht, „dass die eingebrachte Ernte vor der Vernichtung durch Feuerwehr bewahrt wird“, sondern dass „die Wirtschaft von Brandschäden nicht betroffen wird.“432 Grund dafür war, dass es durch die Kriegswirtschaft bereits zu Engpässen bei diversen Gütern kam.

426 Heft ²3270, 7f. 427 Heft ²3270, 9. 428 Engelsing, Verein, 171. 429 StLA, Lorenzen St. bei Knittelfeld, Gemeinde, K 19, H 143. 430 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939. 431 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 432 StLA, LReg Go 1926-1976, K 1893, 339/I – 1939.

91 5.8. Kriegswirtschaft

5.8.1. Rüstungsindustrie

Natürlich spürten auch die Feuerwehren die Auswirkungen der Kriegswirtschaft. Die meisten Firmen, die Gerätschaften zur Brandbekämpfung produzierten, mussten auf die Fertigung von Rüstungsgütern umstellen. Man musste sich damit abfinden, „dass die Beschaffung von Feuerlöschgeräten aller Art während des Krieges nur in verhältnismässig [sic] geringem Umfange durchführbar sein wird, da die in Frage kommenden Firmen meist mit der Ausführung von Heeresaufträgen voll beschäftigt sind“.433

Feuerwehren erfuhren oft erst nach einer Bestellung schriftlich über die Umstellung von Werken: „Wir bedauern sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihren Auftrag nicht ausführen können da wir gegenwärtig in der Umstellung auf Fertigung von Wehrmacht- Kriegsgerät begriffen sind und unserer Feuerlöscherfabrikation erst wieder nach dem Kriege aufgenommen wird.“434 Außerdem hatte die Rüstungsindustrie zur Folge, dass in den letzten Kriegsmonaten keine Neubestellungen für Fahrzeuge mehr entgegengenommen wurden und dass zugesagte Fahrzeuge kaum mehr geliefert werden konnten.435

5.8.2. Rohstoffmangel

Nicht nur die Umstellung der Produktionsstätten auf die Fertigung von Rüstungsgütern, sondern auch die Einsparungen von Rohstoffen wurde offensichtlich. Bei den Feuerwehrfahrzeugen, die ab dem August 1942 gefertigt wurden, verwendete man laut Erlass aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr dunkelgrünen, sondern schwarz- graumatten – wehrmachtsgrauen – Lack.436 Ab März 1943 lieferte man keine Fahrzeuge mehr mit dem Polizei-Hoheitszeichen oder Aufschrift aus.437 So konnten neben den Rohstoffen auch die Arbeitszeit gespart werden. Im April des selben Jahres wechselten die

433 StLA, Lorenzen St. bei Knittelfeld, Gemeinde, K 19, H 143. 434 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 435 Reismann, Feuerwehrchronik Niederösterreich, 239. 436 Müller, Feuerwehrwesen, 92. 437 Blazek, Hakenkreuz, 102.

92 Feuerwehrfahrzeuge erneut aufgrund von Sparmaßnahmen die Farbe. Eine dunkelgelbe matte Lackierung, genau genommen eine sandfarbige Grundierung war die Folge.438

Eine Bestellung bei den verbliebenen Feuerwehrausrüstern konnte aufgrund des Rohstoffmangels zu einem aufwendigen Prozess werden. Da die Freiwillige Feuerwehr Irdning eine neue Motorspritze benötigte, musste erst die Gemeinde beim Kreisführer für die „notwendige Eisenkennziffer in der Höhe von 226kg“ ansuchen. Dieses Ansuchen musste an den Landrat weitergeleitet werden, der die Bewilligung erteilte.439

Die Rationierung traf die Feuerwehren ebenso wie die Zivilbevölkerung. Die Zuweisung von Treibstoff traf die Feuerwehren besonders hart, da die neuen Motorspritzen oft nicht mehr verwendet werden konnten. Die Zuweisung von Treibstoff hatte durch einen genauen „betriebsstundenmäßigen“ Nachweis zu erfolgen, wobei für Übungen kein Treibstoff mehr verwendet werden durfte.440 Ähnlich war es auch bei der Verteilung von Waschmitteln. Der Antrag für die Feuerwehr Irdning wurde vom Landrat im April 1941 abgewiesen. Dieser machte gleichzeitig darauf aufmerksam, dass Waschmittel „nur bei Verschmutzung in [sic] Brandfalle“ bewilligt werden konnte.441

Das Fehlen von Ressourcen machte sich aber auch auf ganz andere Weise bemerkbar. Die Firma Rosenbauer machte darauf aufmerksam, dass aufgrund der Holzknappheit die Holzverpackung von Feuerlöschgeräten unbeschädigt zurückgegeben werden sollte.442

Der Mangel an Rohstoffen machte sich nicht erst gegen Ende des Krieges bemerkbar, sondern war bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn zu erkennen. So wurde die Bevölkerung zur Sammlungen von kriegswichtigen Metallen aufgerufen. In weiterer Folge wurden die Feuerwehren am 15. März des Jahres 1940 per Erlass dazu verpflichtet ihre Gerätehäuser zu durchstöbern und Gegenstände aus Messing, Bronze und Kupfer abzugeben. Im Juli mussten die Aluminiumkämme der Feuerwehrhelme der Metallsammlung zugeführt werden.443 Nachdem auch die Kirchenglocken eingezogen

438 Müller, Feuerwehrwesen, 92. 439 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 440 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 441 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 442 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 443 Engelsing, Verein, 171.

93 wurden, musste man sogar die Alarmierung anders sicherstellen.444 Denn ab dem Jahr 1940 waren Sirenen nicht mehr für Feueralarm erlaubt, weshalb man mit Glockengeläut oder das Ertönen eines eintönigen Nebelhorns auf einen Einsatz aufmerksam machen musste.445

Die Sparmaßnahmen in den letzten Kriegsjahre machten sich nicht nur bei Materialien und Farben für Fahrzeuge, Feuerlöschpumpen und anderer Ausrüstung bemerkbar, sondern auch bei der äußeren Erscheinung der Einsatzkräfte. Neben dem Aluminiumkamm des Helmes wurden auch Kleidung, Wäsche und Schuhe für die kämpfenden Truppen gesammelt.446 Sogar die alten Uniformen der eingerückten Feuerwehrmitgliedern sollten bei den Sammelstellen abgegeben werden.447

5.9. SS-Gerichtsbarkeit

Ab 1942 kam es immer öfter vor, dass SS-Männer am Feuerwehrdienstanzug die Siegrunen trugen. Es wurden neue Schirmmützen und Dienstbezeichnungen eingeführt, sowie das Tragen von Degen erlaubt.448 Im Juni 1943 erhielten die Feuerwehrdienstgrade militärische Bezeichnungen. Um nur einige Beispiele zu nennen wurden aus Truppmann, Obertruppmann, Haupttruppmann und Truppführer die neuen Dienstgradbezeichnungen Unterwachtmeister, Rottwachtmeister, Wachtmeister und Hauptwachtmeister.449 Ab dem September 1943 wurden Feuerwehrangehörige, die im Dienst oder bei Luftangriffen starben mit militärischen Ehren und mit Abfeuern von Ehrensalven beerdigt.450 Im Dezember 1943 wurde die Uniformierung der Freiwilligen Feuerwehren geändert. An Stelle des Waffenrocks wurde nun eine Feldbluse eingeführt und die Produktion der alten Waffenröcke verboten. Aufgrund der schlechten Nachschublage kam es kaum zur tatsächlichen Einführung der neuen Feldbluse.451 Diese Maßnahmen führten in den letzten Jahren des Krieges zu einer optischen Angleichung der Feuerwehren und der SS.

444 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 445 Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband, Feuerwehren, 72. 446 Müller, Feuerwehrwesen, 94. 447 Müller, Feuerwehrwesen, 91. 448 Engelsing, Verein, 172. 449 Blazek, Hakenkreuz, 104. 450 Engelsing, Verein, 172. 451 Blazek, Hakenkreuz, 107.

94 Zur äußerlichen Annäherung der Feuerwehrkräfte passte auch die Unterstellung der männlichen Feuerwehrmitglieder unter die SS- und Polizei-Gerichtsbarkeit am 8. August 1942.452 Durch diese Änderung für Ordnungspolizei und Hilfskräfte wurden Strafen, die begangen worden sind, wenn man in Uniform gekleidet war oder im Dienst stand, nach dem Militär-Strafgesetzbuch verhängt.453 Vorerst galt diese Regelung nur für Männer, im Juni 1944 wurden allerdings auch die Feuerwehrhelferinnen unter SS- und Polizei- Gerichtsbarkeit gestellt.454 Verfehlungen von Seiten der Freiwilligen waren nicht so häufig, wie bei Notdienstverpflichteten, die öfters dem Dienst fernblieben. Vorgesetzte griffen bei Vergehen aber meist mildernd ein, wodurch schwere Urteile in den Reihen der Wehren nicht vorkamen.455

5.10. Feuerwehren an der Front

„Es ist Ehrenpflicht aller Fw-Kameraden im jetzigen Entscheidungskampf des Deutschen Volkes alles einzusetzen und in Gedanken, Worten und Werken jederzeit dahin zu wirken, dass auch die Heimat durch Schutz der Erzeugungs- u. Arbeitsstätten einsatz- und arbeitsfähig bleibt. […] Wenn jeder auch geringes beiträgt kann und wird uns der Erfolg nicht versagt bleiben.“ Diese Worte schrieb der Kreisführer an seine Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Liezen am 31. März 1945.456

5.10.1. Bombenkrieg

In den letzten Monaten des Krieges mussten die Feuerwehrleute nicht nur geringes beitragen; vor allem im Bombenkrieg. Ab 1942 kam es im Deutschen Reich regelmäßig zu Großangriffen auf Städte. Die Ostmark galt damals noch als „Reichsluftschutzbunker“, da sie außerhalb des Aktionsradius der alliierten Bomberflotten lag. Als die Alliierten allerdings auf Sizilien und in Italien landeten, waren auch österreichische Städte erreichbar.457 Am 13. August wurde mit dem Angriff auf Wiener Neustadt erstmals ein Ziel

452 Müller, Feuerwehrwesen, 92. 453 Engelsing, Verein, 171. 454 Müller, Feuerwehrwesen, 92. 455 Schnell, Abriss, 283. 456 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 457 Schneider, Feuerwehr, 186.

95 in der Ostmark angeflogen.458 Im Februar 1944 kam es zu den ersten Bombenangriffen in der Steiermark, wobei Graz und das obersteirische Industriegebiet um Knittelfeld und Bruck/Mur bombardiert wurden.459 Allein auf Graz kam es bis Kriegsende zu 2.158 Einsätzen nach Luftangriffen.460 Ende März 1945 wurde bei einem dieser Angriffe die Feuerwehrschule in der Traungauergasse beschädigt.461

Auch wenn man durch die Bombardierungen im Altreich bereits Ahnung von solchen Einsätzen hatte, so war eine erfolgreiche Brandbekämpfung doch ausgeschlossen. Man musste sich ausschließlich darauf konzentrieren, dass ein Übergreifen der Flammen auf unversehrte Gebäude verhindert werden konnte. Durch das Bombardement standen nicht nur ganze Straßenzüge und Viertel in Brand, auch freiliegende Gasleitungen stellten eine große Gefahr dar. Zusätzlich war die Wasserzufuhr durch die Angriffe oftmals zerstört worden, was die Löscharbeiten noch aussichtsloser machte.462 Durch großflächige Bombardierungen, einstürzende Häuser, Blindgänger und noch vielen weiteren Gefahren, die den Feuerwehrkräften am Einsatzort begegneten, kam es auch zu Opfern innerhalb der Mannschaft.

5.10.2. Volkssturmeinsatz

Eine Einbindung in den aktiven Kampf war bereits im September 1944 durch den Führererlass zur Bildung des Volkssturms vorauszusehen, laut dem alle männlichen Bürger zwischen dem sechzehnten und sechzigsten Lebensjahr waffenfähig waren.463 Feuerwehrmänner wurden häufig als Panzerjäger oder Flammenwerfer eingesetzt. 464 Auch wenn per Erlass des Feuerwehrmitglieder nicht zum Bau des Südostwalls – der Reichsschutzstellung Südost – herangezogen werden sollten, sondern nur die Gerätehäuser als Quartiere zur Verfügung gestellt werden mussten,465 waren diese ab 1944 ständig zum Bau von Schützengräben und Panzersperren herangezogen worden.466 Diejenigen, die in den einrückten, mussten natürlich ebenfalls wieder ersetzt 458 Müller, Feuerwehrwesen, 94. 459 Treffer, Feuerwehrbuch, 100. 460 Kernmayr, Helm, 420. 461 Adolf Schinnerl, Ausbildung und Feuerwehrschulen, http://www.bundesfeuerwehrverband.at/service/handbuch-zur-feuerwehrgeschichte/ausbildung-und- feuerwehrschulen/, 25. Oktober 2012. 462 Schneider, Feuerwehr, 187. 463 Blazek, Hakenkreuz, 110. 464 Müller, Feuerwehrwesen, 94. 465 Krajasich, Feuerwehren, 204. 466 Reismann, Feuerwehrchronik Niederösterreich, 240.

96 werden, wodurch Heimschüler oft die letzte Reserve der Feuerwehren waren. 467 Nach einer Rückkehr aus dem Volkssturmeinsatz oder dem Osteinsatz und Wallbau, wurden die Zurückgekehrten wieder sofort dazu verpflichtet sich in der Feuerwehr zu betätigen. 468 Personalmangel war in den letzten Monaten des Krieges ein ständiges Problem für die Wehren. In der Steiermark war durch die Einsätze nach Bombardements, durch Volkssturmeinsatz und durch Einsatz beim Bau des Südostwalls nur noch rund ein Drittel der Mannschaften für ihre Wehren übrig, die den „Ortsschutz“ aufrechterhalten sollten.469 Aufgrund der fehlenden Menschen wurde oft an die Selbsthilfe der Bevölkerung appelliert.

470

Die nahenden Frontkämpfe machte sich auch auf andere Weise bei den Feuerwehren in der Heimat bemerkbar. Um die Menschen auf etwaige Verteidigungsaufgaben vorzubereiten waren ab Mitte 1944 monatliche Schießübungen in den Dienstplan aufzunehmen.471 Dr. Kurt Daluege, Chef der Ordnungspolizei, war den Schießübungen gegenüber nie positiv gesinnt: „Mit diesen Maßnahmen kann ich mich nicht einverstanden erklären. Zweck der Feuerwehren ist die Brandbekämpfung. Allein hierauf ist der gesamte technische Dienst während des Krieges abzustellen.“472 Bereits im Juni 1943 schrieb der Kreisführer von Liezen an alle Feuerwehren in seinem Zuständigkeitsbereich, dass alle Übungen „in Rüstung und Stahlhelm nicht aber in Zivil abzuhalten [sind]. Die Gewöhnung an den Stahlhelm ist von Bedeutung!“473

Durchhalteparolen waren gegen Ende des Krieges natürlich auch im einzigen Medium der Feuerwehren, der Feuerwehrfachzeitschrift „Deutscher Feuerschutz“, zu finden. Hier wurde noch der „deutsche Volkszorn“ als stärkste Wunderwaffe des Reiches gepriesen. Anfang 1945 musste „Deutscher Feuerschutz“ allerdings aufgrund von Papiermangels eingestellt werden und die Feuerwehren des Reiches verloren ihre einzige Fachzeitschrift.474

467 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 468 StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940. 469 Reismann, Feuerwehrchronik Steiermark, 256. 470 Müller, Feuerwehrwesen, 94. 471 Blazek, Hakenkreuz, 86. 472 Engelsing, Verein, 172. 473 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 474 Engelsing, Verein, 188.

97 Ein weiteres dunkles Kapitel in den letzten Wochen des Krieges waren die Todesmärsche. Ungarische Juden, die am Südostwall arbeiten mussten, sollten wegen der nahenden Kriegsfront über die Steiermark nach Mauthausen gebracht werden. Für die Teilnahme von Feuerwehr an diesen Märschen wurden keine Hinweise gefunden. Natürlich war es möglich, dass Männer des Volkssturm, die auf diesen Todesmärschen als Wachpersonal eingesetzt waren, auch Feuerwehrmänner waren, allerdings wurde die Feuerwehr als Organisation nicht beauftragt Personen zur Verfügung zu stellen.

Auch wenn die Feuerwehr nicht für den Transport der jüdischen Schanzarbeiter mitverantwortlich scheinen, so waren aber im KZ Mauthausen in den letzten Kriegstagen Feuerwehrmänner der Feuerschutzpolizei Wien als Bewacher eingeteilt worden. Sie mussten diese Positionen übernehmen, nachdem die SS-Wachen vor den sich nähernden alliierten Truppen geflohen waren. Die Feuerwehrmänner der Wiener Feuerschutzpolizei wurden nach der Befreiung durch die amerikanischen Soldaten von den KZ-Insassen aber verteidigt und wurden in weiterer Folge von möglicher Schuld freigesprochen.475

Aber Feuerwehrmitglieder sind nicht immer ohne Schuld. Denn nach dem Ausbruch von Offizieren der Roten Armee aus dem KZ Mauthausen am 2. Februar 1945, waren neben SS, Gendarmerie, Wehrmacht, SA, Volkssturm, HJ und Zivilbevölkerung auch Feuerwehrmänner an der sogenannten „Mühlviertler Hasenjagd“ beteiligt.476

5.10.3. Die letzten Kriegstage

Doch trotz aller Propaganda, war der Kriegsverlauf nicht mehr zu ändern und die Front rückte immer näher. Damit die Feuerwehrfahrzeuge vor den anrückenden Truppen in Sicherheit gebracht werden konnten, befahl Heinrich Himmler im April 1945 für die ganze Steiermark, dass sämtliche Fahrzeuge nach Salzburg gebracht werden sollten, wobei der Befehl nicht von allen Wehren befolgt wurde.477 Die Fahrzeuge, die man zurückgelassen hatte, wurden von befreiten Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern verwendet um nach Hause zu fahren.478 Andere Löschfahrzeuge wurden von NSDAP-Funktionären für deren Flucht verwendet oder fanden im Zuge des Stellungsbaus Verwendung.479 Aufgrund der fehlenden Feuerwehrfahrzeuge war in zahlreichen Gemeinden eine Brandbekämpfung 475 Schneider, Feuerwehr, 187. 476 „Mühlviertler Hasenjagd“, http://www.mauthausen-memorial.at/db/admin/de/show_article.php? cbereich=1&cthema=36&carticle=50&fromlist=1, 25. Oktober 2012. 477 Reismann, Feuerwehrchronik Steiermark, 256. 478 Müller Feuerwehrwesen, 94.

98 unmöglich geworden. Durch diese Maßnahmen sollte allerdings auch der Wiederaufbau erschwert werden, da sich Fahrzeuge dadurch auf Territorien befanden, die von einer anderen Besatzungsmacht verwaltet wurden.480

Als die Rote Armee in die Orte einmarschierte, kam es häufig zu Plünderungen und Verwüstungen der Feuerwehrhäuser durch die Soldaten.481

Ein Augenzeugenbericht

Rudolf Fruhwirt482 aus Fischbach, Besitzer des Gasthofes Rosegger und „Feuerwehrkommandant, Leiter der Rettungsabteilung und Luftschutzleiter“ verschriftlichte seine Erlebnisse der letzten Kriegstage beziehungsweise der Tage nach der Befreiung durch die Rote Armee.

Als die Front immer näherrückte erschien es ihm aufgrund seine Funktionen wichtiger im Ort zu bleiben, als mit dem „zwecklosen Volkssturm mitzulaufen.“ Nachdem am 12. April die erste Granate auf seinen Heimatort viel, wollte er sich davon überzeugen, ob alles in Ordnung oder ob ein Einsatz der Wehr nötig war. Aus diesem Grund ging er zum Feuerwehrhaus mit dem Bewusstsein, dass er im Falle eines Brandes mit den verbliebenen sechs „alten Männern nicht viel würde richten können.“

Auch Rudolf Fruhwirt erlebte eine Überraschung, als er, nach dem Einmarsch der Roten Armee in Fischbach, bei anderer Gelegenheit wieder zum Feuerwehrhaus ging. „Da war die Bescherung! Die Tore aufgesprengt und alles kurz und klein geschlagen. Die Schläuche abgeschnitten, die Geräte zum großen Teil demoliert.“

Durch die äußere Angleichung an die SS kam es auch häufig zu Verwechslungen zwischen Feuerwehr und Wehrmacht oder SS. Auch Rudolf Fruhwirt erging es so, als Soldaten, die in seinem Gasthof einquartiert waren ein Foto sahen, auf dem er in Feuerwehruniform abgebildet war. „Und nun ging das Fragen los. Ob ich Nazi sei. Nein.

479 Adolf Schinnerl, Die Verbandsgeschichte von 1945 bis heute, in: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (Hg.), 120 Jahre Österr. Bundesfeuerwehrverband 1899-2009, Wien 2010, 95. 480 Schneider, Feuerwehr, 187. 481 Müller Feuerwehrwesen, 94. 482 Rudolf Fruhwirt verfasste einen Erlebnisbericht über die letzten Tage vor dem Krieg beziehungsweise nach der Eroberung durch die Rote Armee. Der Bericht wurde gefunden in: StLA, ZGS 43, Luftangriffe, Erlebnisberichte, Erlebnisbericht 1945 in Fischbach.

99 Ob ich Soldat sei. Nein. Aber es hängt ein Bild an der Wand wo ich in Uniform bin. Ja, Feuerwehr.“

5.10.4. Opferzahlen

In den sechs Jahren des Zweiten Weltkrieges mussten auch die steirischen Feuerwehren Mitglieder zu den Opfern des Krieges zählen. Bis zum 8. Mai 1945 fielen insgesamt 3.477 steirische Feuerwehrmänner, 1.263 wurden vermisst. Außerdem standen den Wehren 221 Kraftfahrzeuge, 135 Motorspritzen und etwa 70.000 Meter Druckschlauch für Brandbekämpfung nicht mehr zur Verfügung. Die Vorzeichen für einen Neuanfang waren nicht besonders gut.483

483 Treffer, Feuerwehrbuch, 100.

100 IV Das Feuerwehrwesen im Neuaufbau

1. Neubeginn

Noch bevor die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 in Kraft war und Graz in weiterer Folge am Tag darauf besetzt wurde, stellte man in der Provisorischen Staatsregierung unter Karl Renner, die am 27. April die Errichtung der Zweiten Republik proklamierte, die Weichen für den Wiederaufbau in Österreich.484 Im Juli 1945 wurde die Geltung der bisherigen reichsrechtlichen Bestimmungen von der neuen Regierung aufgehoben. Dies führte in den Reihen der steirischen Feuerwehren dazu, dass man versuchte eine Verbindung zwischen den Wehren und dem in der Zwischenzeit eingesetzten „Provisorischen Landes-Feuerwehrverband“ herzustellen. Die Feuerwehren wurden rechtlich auf den Stand vor dem Anschluss zurückgesetzt.485 Dies bedeutete, dass die Feuerwehren wieder zu Vereinsstatus und Vereinsrecht und somit zu demokratischen Verhältnissen zurückkehrten. Ausnahmen bildeten hierbei die Feuerwehren der Bundesländer Burgenland, Oberösterreich und Salzburg. Hier wurde die Wehren als Körperschaften öffentlichen Rechts weitergeführt, wobei natürlich auch demokratische Strukturen eingeführt wurden.486 Weiters schieden aus dem Feuerwehrverband 88 burgenländische und 371 untersteirische Wehren wieder aus.487

In der „Kundmachung der Provisorischen Staatsregierung vom 17. Juli 1945, betreffend die Aufhebung der deutschen Rechtsvorschriften auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens (17. Kundmachung über die Aufhebung von Rechtsvorschriften des Deutschen Reiches)“ wurde erlassen: „Alle deutschen Rechtsvorschriften über das Feuerlöschwesen sind für den Bereich der Republik Österreich mit 27. April 1945 außer Kraft getreten.“488 Aufgrund dieser Kundmachung waren „die landesgesetzlichen

484 Schinnerl, Verbandsgeschichte von 1945, 95. 485 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 181. 486 Schinnerl, Verbandsgeschichte von 1945, 95. 487 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 181. 488 Kundmachung der Provisorischen Staatsregierung vom 17. Juli 1945, betreffend die Aufhebung der deutschen Rechtsvorschriften auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens (17. Kundmachung über die Aufhebung von Rechtsvorschriften des Deutschen Reiches), http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe? Abfrage=Gesamtabfrage&Dokumentnummer=1945_86_0&ResultFunctionToken=81df9d8f-7c37-4394- bca2- b3c277ad3fdd&Position=1&SearchInAsylGH=False&SearchInBegut=False&SearchInBgblAlt=False&Sear chInBgblAuth=False&SearchInBgblPdf=False&SearchInBks=False&SearchInBundesnormen=False&Sea

101 Vorschriften über das Feuerlöschwesen nach dem Stand von 13. März 1938 wieder in Geltung getreten.“ Weiters war darauf zu achten, dass „ehemalige Angehörige der NSDAP in die Leitung […] nicht aufgenommen werden dürfen.“489

Die Feuerwehren nahmen rasch den Wiederaufbau selbst in die Hand. Aufgrund der Verluste in der Ausrüstung musste stellenweise die Brandbekämpfung sogar wieder mit Eimern durchgeführt werden. Außerdem wollten die heimkehrenden Wehrkameraden häufig von Uniformen und Kommandos nichts mehr wissen und die Jugend war vom Chaos, das zu dieser Zeit herrschte, enttäuscht und blieb ebenfalls der Feuerwehr fern. Ende 1945 zählten die steirischen Feuerwehren 10.119 Mitglieder.490 Im Vergleich dazu: 1938 waren noch 22.373 Feuerwehrmänner in den Wehren tätig.491 An dieser Stelle muss auch angemerkt werden, dass nach Kriegsende die Frauen trotz anhaltendem Personalmangels wieder entlassen wurden.492 Mit diesen Voraussetzungen konnte man eigentlich von einem Neuaufbau des Feuerwehrwesens in Österreich sprechen.

2. Feuerwehrverbände

Die Rechtsnachfolge der Kreisführer übernahmen kurzfristig neugegründete provisorische Feuerwehr-Bezirksverbände. Noch im Jahr 1945 kam es zu Wahlen der neuen Bezirksführer.493 Ing. Peter Stanke wurde zum Landesfeuerwehrinspektor ernannt und führte somit vorerst die Geschäfte des Bezirksführers weiter.494 Weiters musste „zur Sicherung des vorhandenen Vermögens […] ein öffentlicher Verwalter“ bestellt werden, womit ebenfalls Stanke durch die Landesregierung beauftragt wurde.495 Das Geld sollte für den Neuaufbau beziehungsweise für die Weiterführung eines neuen

rchInDok=False&SearchInDsk=False&SearchInEbm=False&SearchInEbmj=False&SearchInGemeindere cht=False&SearchInJustiz=False&SearchInLgbl=False&SearchInLrBgld=False&SearchInLrK=False&Sea rchInLrNo=False&SearchInLrOO=False&SearchInLrSbg=False&SearchInLrStmk=False&SearchInLrT=Fa lse&SearchInLrVbg=False&SearchInLrW=False&SearchInNormenliste=False&SearchInPvak=False&Sea rchInRegV=False&SearchInUbas=False&SearchInUmse=False&SearchInUvs=False&SearchInVerg=Fals e&SearchInVfgh=False&SearchInVwgh=False&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=100&Suchworte= feuerl%C3%B6schwesen, 25. Oktober 2012. 489 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 490 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 181f. 491 die Zahl entstammt dem Tätigkeitsbericht des steirischen Landesfeuerwehrverbandes 1938, gefunden in: StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 492 Engelsing, Verein, 184. 493 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Rechnungen. 494 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 182-184. 495 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II.

102 Landesfeuerwehrverbandes verwendet werden.496 Da ein Landesverband noch nicht gegründet war und durch den Einmarsch der Roten Armee die Kommunikation zwischen den Feuerwehren und einer Zentralstelle nicht möglich war, musste kurzfristig eine Lösung gefunden werden, die die fehlenden Strukturen ersetzen konnte.497 Zu diesem Zweck wurde der Feuerwehr-Beirat gegründet, dem 4 Bezirkskommandanten von Freiwilligen Feuerwehren angehörten und der den einheitlichen Wiederaufbau des Löschwesens vorantreiben sollte.498 Die Errichtung eines Landeskommandos wurde schließlich von der Landesregierung initiiert und Peter Neumann und Anton Waldert wurden mit der Neuerrichtung betraut.499 Erst am 7. Dezember 1948 kam es in Bruck/Mur zu einer Tagung bei der die Gründung eines provisorischen Landesverbandes beschlossen wurde. Die Gründung des „Provisorischen Landes-Feuerwehrverbandes“ unter der Leitung von Hans Malissa musste aber erst von der Landesregierung bestätigt werden, was am 25. Januar 1949 geschah.500

Am 20. November 1945 kam es in Salzburg zum Treffen mehrerer Landesfeuerwehrkommandanten beziehungsweise Landesfeuerwehrinspektoren. Hier wurden erstmals über eine „Schaffung von Grundlagen für einen Wiederaufbau eines einheitlichen österreichischen Feuerwehrwesen“ verhandelt. Bis zu einer Gründung des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands sollte es allerdings noch bis zum 19. November 1948 dauern. Steirischen Vertretern wurde es von Seiten der Militärverwaltung nicht erlaubt an der Sitzung teilzunehmen.501 Stattdessen sendeten diese ein Schreiben nach Salzburg, in dem sie ihre Standpunkte darlegten. In diesem Schriftstück rechneten sie mit dem System des Feuerwehrwesens im Nationalsozialismus ab. Die Ausbildungsinhalte wurden als „Bluff und Zauber“ bezeichnet, welche keinen praktischen Nutzen hatten. Sie sahen sich um einige Erfahrungen reicher und waren der Meinung, dass sie nun wussten „wie es nicht gemacht werden soll.“ Die Zukunft stellten sich die steirischen Vertreter wie folgt vor: „Wir Österreicher haben es nicht nötig, auch das Kleinste in punkto des Feuerlöschwesens aus Deutschland zu übernehmen, im Gegenteil, wir müssen trachten, alles was sich in Bezug auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens der

496 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 182. 497 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 180f. 498 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 182f. 499 Schinnerl, Verbandsgeschichte von 1945, 95. 500 StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II. 501 Schinnerl, Verbandsgeschichte von 1945, 96-98.

103 letzten 7 Jahre getan hat, verschwinden zu machen, damit uns ja nichts mehr an diese Zeit erinnert.“502

Dies entsprach nur bedingt der Wahrheit, denn die Jahre nach dem Friedensschluss zeigten, dass man vor allem in Sachen Ausbildung den Weg der deutschen Vorschriften weiter ging. Nachdem 1947 und 1948 die Feuerwehrausbildung wieder aufgenommen wurde und erst in den Bezirken und in weiterer Folge erst in den Feuerwehrschulen – in Graz waren anfangs noch Besatzungssoldaten einquartiert503 – durchgeführt wurden. Es wurden vorerst neben der Grundausbildung noch Gruppenkommandanten-, Brandmeister- und Maschinistenkurse angeboten. Die Ausbildung der Mannschaften erfolgte ab dem Oktober 1948 nach dem Heft 1 der Fachschriftenreihe für die österreichischen Feuerwehren und hatte die „Ausbildungsvorschrift für die Löschgruppe und den Löschzug“ zum Inhalt. Die Gruppe bestand aus neun oder sieben Mitgliedern. Durch die Veröffentlichung dieser Fachschriftenreihe wurde die Ausbildungsvorschrift von 1939 mehr oder weniger weitergeführt, mit dem Unterschied, dass es ab sofort an Stelle der Führer nun Kommandanten gab. Herausgegeben wurden diese Vorschriften in Form von kleinen Heften, die in den Farben rot grün oder blau erschienen sind.504

Auch wenn die Gesetze und Statuten aus der Zeit vor dem Anschluss wieder Gültigkeit hatten, etablierte sich der Sanitätsdienst nicht mehr in Form von Rettungsabteilungen in den Feuerwehren, sondern im Österreichischen Roten Kreuz. Die Landesverbände von Feuerwehr und Rotem Kreuz kamen weiters zum Entschluss, dass es ein geregeltes Nebeneinander geben sollte. Der Sanitätsdienst zum Schutz der eigenen Mannschaft blieb in den Wehren weiterhin bestehen.505

502 Adolf Schinnerl, Ausbildung und Feuerwehrschulen, http://www.bundesfeuerwehrverband.at/service/handbuch-zur-feuerwehrgeschichte/ausbildung-und- feuerwehrschulen/, 25. Oktober 2012. 503 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 182. 504 Schinnerl, Ausbildung, 124. 505 Schinnerl, Rettungswesen, 88.

104 3. Feuerwehren

Die Feuerwehren warteten allerdings nicht auf irgendwelche Beschlüsse und neue Impulse von Staat, Land oder den Verbänden. Man ging in den unteren Verwaltungsstrukturen daran, demokratische Verhältnisse wieder aufzubauen.506 In den Bezirksverwaltungsbehörden etablierten sich rasch provisorische Kommandostrukturen, die den Wiederaufbau der Feuerwehren koordinierten.507 Diese wendeten sich bald nach Kriegsschluss an die Freiwilligen Feuerwehren, wie es der „Abteilungsführer der Freiw. Feuerwehren der BH Liezen“ am 26. Mai 1945 tat. Es wurde auf die „Veränderungen der letzten Zeit“ eingegangen, die „nun auch an die Freiw. Feuerwehren herantreten.“ Alte und neue Feuerwehrkameraden sollten zum Dienst aufgerufen werden, heimkehrende Kameraden ehemöglichst wieder verpflichtet werden. Weiters sollte „das von den verschiedenen Formationen zurückgelassene Feuerwehrmaterial“ erfasst und sichergestellt werden. „Von den Feuerwehruniformen sind die Hoheitsabzeichen (Ärmelabzeichen und Mützenkokarden) zu entfernen. Dienstgradabzeichen bleiben einstweilen.“508

Der örtliche Brandschutz konnte relativ rasch wieder flächendeckend aufgebaut werden. Dies geschah nicht nur durch koordiniertes Vorgehen, sondern auch mit großem Improvisationsgeschick und unter der Aufsicht der Besatzungsmächte.509 Die Wehren konnten nach Kriegsende auch auf die Unterstützung der Alliierten setzen. Nachdem eine Vielzahl der dringend benötigten Feuerwehrfahrzeuge und der nötigen Ausrüstung entweder beschlagnahmt, geplündert oder zerstört wurden, bekamen die Feuerwehren Fahrzeuge und Geräte aus den Beständen von Feuerschutzpolizei-Regimentern, Wehrmacht und Luftschutzabteilungen. Auch wurden Armeefahrzeuge von Wehrmacht und der Besatzern durch einen Feuerwehraufbau zu Löschfahrzeugen umfunktioniert. Die Wehren, die keine Fahrzeuge bekamen und sich auch die Anschaffung von Gebrauchtwagen nicht leisten konnten, mussten improvisieren und bauten die

506 Schneider, Feuerwehr, 188. 507 Max Aufischer, Vom Feuerwehrbezirk über den Bezirksfeuerwehrverband zum Bereichsfeuerwehrverband. Eine 125-jährige regionale Erfolgsgeschichte. in: Blaulicht. Fachzeitschrift für Brandschutz und Feuerwehrtechnik, 09/2012, Steiermark 7. 508 StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten. 509 Schinnerl, Verbandsgeschichte von 1945, 95.

105 Löschausrüstung auf andere Transportmittel auf, wo neben dem Gerät auch noch Platz für die Löschgruppe war. So wurden etwa Tragkraftspritzenanhänger oder -wagen gebaut, die mit Zugtieren, Traktoren oder privaten Kraftfahrzeugen gezogen wurden.510

Da Feuerlöschgeräte erst ab 1946 wieder produziert wurden, waren Neuanschaffungen bis dahin nicht möglich.511 Wehren die einen Mangel an Ausrüstung beklagen mussten, konnten sich oft auf Feuerwehren anderer Gemeinden verlassen, die verhältnismäßig viel Gerät hatten. Die Wehr Irdning gab Anfang des Jahres 1946 je fünf Stück B- und C-Druckschläuche an die Wehr Wörschach, fünf Stück B-Schläuche an die Feuerwehr Pürgg sowie fünf C-Schläuche an die Kameraden in Donnersbach. Weiters wurde eine Abprotz-Spritze an die Gemeinde Klachau abgegeben.512

Durch den raschen erfolgreichen Neuaufbau stieg auch wieder das Interesse der Bevölkerung am Feuerwehrdienst. Außerdem stieg die Zahl der Mitglieder durch die heimgekehrten Feuerwehrkameraden. 1946 waren bereits wieder 19.478 Männer in den steirischen Feuerwehren tätig – noch bevor die 17 Wehren des Ausseerlandes im Juli 1948 wieder in die Steiermark eingegliedert wurden.513

510 Zeilmayr, Entwicklung, 168. 511 Zeilmayr, Entwicklung, 168. 512 StLA, Irdning, Gemeinde, K. 75, H. 459. 513 ÖBFV, Feuerwehrbuch, 183.

106 V Schluss

Wie nun ersichtlich wurde, ist die Rolle der Feuerwehr oft nicht eindeutig zu beschreiben. Die Frage nach der Eingliederung in das System des Dritten Reiches kann hingegen ziemlich genau beantwortet werden. Die Feuerwehren haben in Österreich in der Zeit des Austrofaschismus bereits die ersten Schritte in Richtung des Systems im Altreich mitgemacht, auch wenn anfangs noch ein kollektiver Beitritt aller Feuerwehrmitglieder zur Vaterländischen Front abgewehrt wurde und man sich als un- und überparteilich positionieren konnte. Diese neutrale Haltung war während der Februarkämpfe, in denen die Rettungsabteilungen der Wehren ihrer Aufgabe nachkamen, deutlich zu erkennen. Allerdings gelang es der Politik Einfluss zu erlangen, wodurch in den Einheitsstatuten von 1935 nicht nur die Voraussetzungen für einen Beitritt festgelegt wurden, laut denen man deutscher Volksangehöriger beziehungsweise arischer Abstammung sein musste, sondern es wurde auch das Führerprinzip in abgeschwächter Form etabliert, wodurch Obmänner zu „Führern“ wurden. Die Einflussnahme ging sogar schon so weit, dass danach gestrebt wurde, die Neuwahlen der Wehrleiter gezielt zu beeinflussen. Außerdem waren die Feuerwehren und deren Mitglieder von politischer Verfolgung nicht mehr gefeit, wie die Fälle aus Großhartmannsdorf, Hartberg und Graz zeigen.

Beim Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 konnten sich die Vertreter der Feuerwehren bereits ein Bild davon machen, welche Richtung das Feuerwehrwesen nun einschlagen würde. Denn bereits durch die Entwicklungen seit dem Jahr 1933 war der Weg in allen Teilen des Deutschen Reiches klar vorgegeben. Nicht nur die Abschaffung der Wahlen, die Einführung des Führerprinzips oder die Eingliederung in die Polizeiverwaltung, sondern auch eine reichsweite Vereinheitlichung der Ausrüstung und der Bekleidung gaben ein klares Bild über die zukünftige Entwicklung der österreichischen Wehren. Allerdings sollte den Wehren der Ostmark eine gewisse Übergangszeit gewährt werden.

Als beim Einmarsch der Deutschen Wehrmacht im März 1938 DI Ludwig Wipler zum Appell antreten lies und die Hakenkreuzfahne gehisst wurde, war das exakte Vorgehen zur Umstellung der Feuerwehren noch nicht klar vorgegeben. Auf jeden Fall versuchte man die Wehren der Ostmark ebenso vom Zentrum Berlin aus zu leiten. Der erste Schritt zur Zentralisierung war die Gesamterfassung aller Wehren auf dem Gebiet

107 des ehemaligen Österreich. In den ersten Wochen und Monaten wurde klar, welche Personen für die weitere Arbeit in der Leitung der Feuerwehren für das nationalsozialistische Regime qualifiziert waren beziehungsweise welche gehen mussten. Bereits im Mai kam es zu ersten Enthebungen und daraus resultierenden Einsetzung von linientreuen Feuerwehrmännern. Diese Linientreuen waren mitunter dafür verantwortlich, dass der Verband der Österreichischen Feuerwehren am 3. Juli 1938 in Salzburg aufgelöst wurde, was auch auf die zentrale Ausrichtung auf Berlin zurückzuführen war.

Außerdem kam es durch die Anpassung an das deutsche System auch zur Spaltung der Wehren, indem man Feuerwehr- und Rettungswesen voneinander trennen wollte. Die endgültige Trennung dieser Aufgabenbereiche konnte allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg umgesetzt werden, da die Übergabe des Sanitätsdienstes an das Deutsche Rote Kreuz eine gewisse Infrastruktur benötigte. Dadurch kam es in einigen Wehren, die die Überleitung der Rettungsabteilung zum DRK vollziehen konnten, zu einer erheblichen Reduzierung des Personals. Personalprobleme waren nicht nur in den Kriegsjahren durch Einberufungen ein großes Problem, sondern auch bereits davor. Feuerwehren hatten in den Parteiformationen große Konkurrenzorganisationen, was die Zahl der eintrittswilligen Personen erheblich schmälerte, wodurch ein Eingreifen zu Gunsten der Feuerwehren nötig wurde.

Zahlreiche Erlässe in den ersten beiden Jahren führten zur Anpassung an die Wehren des Altreiches, wodurch etwa „Heil Hitler“ als neuer Gruß der Feuerwehren vorgeschrieben wurde. Ein großer Einschnitt wurde aber erst durch das Inkrafttreten des neuen Feuerlöschgesetzes vollzogen. Am 23. November 1938 wurde das Reichsgesetz für das Deutsche Reich – ohne Ostmark und Reichsgau Sudetenland – veröffentlicht. Nun gab es neben der Feuerschutzpolizei drei Arten der Feuerwehren: die Freiwillige Feuerwehr, die Pflichtfeuerwehr und die Werkfeuerwehr. Sie alle waren ein Teil des Hauptamtes der Ordnungspolizei, wobei die Feuerschutzpolizei als technische Polizeitruppe aufgestellt wurde und somit die vierte Sparte der Vollzugspolizei bildete. Die Feuerwehren wurden zu Hilfspolizeitruppen, die dem Ortspolizeiverwalter unterstellt waren.

Für die Ostmark und somit auch für die Steiermark trat dieses Gesetz erst mit 1. Oktober 1939 in Kraft. Durch die „Verordnung über die Einführung des Gesetzes über das Feuerlöschwesen in Ostmark und im Reichsgau Sudetenland“ war der wichtigste Schritt in

108 Sachen Vereinheitlichung der Feuerwehren im gesamten Dritten Reich gesetzt worden. Im Monat vor dem Inkrafttreten wurden die Führer des Feuerwehrwesens bestimmt. Für die Steiermark wurde DI Ludwig Wipler zum Bezirksführer ernannt. Mit ihm wurden die ihm unterstellten Amtsträger – achtzehn Kreisführer sowie der Führer der Feuerwehren Graz – eingesetzt. Bis September 1941 sollten 672 Seiten an Durchführungsverordnungen und Erlässen das Feuerlöschwesen regeln und die Wehren unter zentrale staatliche Aufsicht stellen. Insgesamt ordneten sieben Durchführungsverordnungen das Feuerwehrwesen, wobei die Organisation von Feuerschutzpolizei und Feuerwehren, sowie Verhalten im Brandfall, Lohnausfall und das Amt der Freiwilligen Feuerwehren geregelt wurden.

Bereits das Rahmengesetz sah eine Auflösung der Feuerwehrvereine, sowie deren Verbände vor, was durch die Dritte Durchführungsverordnung endgültig umgesetzt wurde. Dadurch konnte die gesamte Organisation neu formiert werden. Diese Neuorganisation wurde konsequent durchgeführt und die Wehren verloren dadurch ihre Autonomie und wurden somit stark in das zentral gelenkte System des Nationalsozialismus verankert und unterlagen somit auch der Politisierung der Staatsmacht.

Diese Politisierung wird durch die Abhängigkeit von Führungspersonen der Wehren gegenüber den Behörden ganz gut gezeigt. Bereits der Wehrführer der Ortsfeuerwehren wurde von der unteren Verwaltungsbehörde ernannt und abberufen, nachdem er vom Kreisführer beziehungsweise in Stadtkreisen vom Bezirksführer vorgeschlagen wurde. Kreisführer wurden ebenfalls von der unteren Verwaltungsbehörde eingesetzt und die höhere Verwaltungsbehörde ernannte nach einer Zustimmung des Chefs der Deutschen Polizei die Bezirksführer. Eine von der Partei unabhängige Nominierung war dadurch unmöglich geworden. Außerdem war es bei Feuerwehrmännern vorgesehen, wenn ihnen eine staatsfeindliche Einstellung nachgesagt wurde, dass sie aus der Wehr ausgeschlossen werden mussten. Die Linientreue dem nationalsozialistischen Regime gegenüber, wurde in die neuen Vorgaben der Organisation festgeschrieben.

Weiters war die Verankerung im System auch bei den antisemitischen Aufnahmebedingungen von Feuerwehrmitgliedern ersichtlich. Juden waren ausgeschlossen und jüdischen Mischlingen waren nur untere Ränge erlaubt. Jedes Feuerwehrmitglied musste schriftlich versichern, dass es nicht jüdischer Abstammung war und falls sich das im Nachhinein als unwahr herausstellte, war dies ein Grund für einen Ausschluss. Der Antisemitismus des Regimes, den auch viele Menschen teilten, wurde

109 allerdings bereits vor der Verkündung des Reichsgesetzes ersichtlich. In der Reichspogromnacht im November 1938 zeigten auch die Feuerwehren, dass sie oftmals konform der Vorgaben der Staatsmacht und somit gegen ihre eigentliche Aufgaben und selbst auferlegten Pflichten handelten. Auch wenn Berichte über aktives Schüren des Feuers selten sind, so wurde eine passive Haltung bei den Löscharbeiten oft beschrieben.

Passend zu den Vorstellungen des Nationalsozialismus war auch die Uniformierung der Massen. Auf Seiten der Feuerwehr war dies anhand des Einheitsfeuerwehrmannes gut ersichtlich. Die Ausbildung war für das gesamte Reichsgebiet verpflichtend, wobei Gruppen und Züge die Grundlage der Taktik waren. Die Ausbildung wurde außerdem stark exerziermäßig und militärisch abgehalten, was in der Einführung der Exerzierordnung der Infanterie endete. Die Ausrüstung wurde ebenso wie die Ausbildung von Berlin ausgehend zentral vorgegeben. Durch die Festlegung von Normen wurden nicht nur die Schläuche, Hydranten oder Kupplungssysteme vereinheitlicht, sondern auch Tragkraftspritzen und Feuerwehrfahrzeuge. Die äußere Erscheinung der Fahrzeuge wurde ebenso genormt und so waren diese schwarz und grün zu lackieren und trugen das Hoheitswappen der Polizei auf den Türen. Die äußerliche Uniformierung war auch für die Feuerwehrmänner durch die Einführung der reichseinheitlichen Dienstkleidung genormt. Wobei man hier anmerken muss, dass gerade die Wehren der Ostmark ab 1942 ihre eigene Kopfbedeckung in Form der Bergmütze haben durften. Passend zu den einheitlichen Uniformen gab es auch reichsweit geregelte Dienstgradabzeichen und Bezeichnungen.

Dass die Feuerwehren der Steiermark rasch in das System des Reiches eingeführt wurden, zeigt auch die Publikation der eigenen Fachzeitschriften. Als im Dezember 1938 sämtliche Feuerwehrfachzeitschriften der Ostmark eingestellt werden sollten, machten sich vor allem die Vertreter der Wehren aus der Steiermark und aus Kärnten dafür stark, dass sie eine „Ostmärkische Feuerwehr-Fachzeitschrift“ verlegen dürfen. Eine Veröffentlichung dieser Zeitschrift gelang nur aufgrund der Tatsache, dass die Menschen der Ostmark andernfalls keine Fachzeitschrift bekommen hätten. Allerdings war das Schicksal der Publikation bereits besiegelt und es kam zu keiner zweiten Ausgabe. Reichsweit wurde nur noch „Die Feuerlöschpolizei“ beziehungsweise ab dem November 1939 „Deutscher Feuerschutz“ herausgegeben. Auch in diesem Fall konnte eine österreichische Gemeinsamkeit ausgelöscht werden. In allen Zeitschriften – natürlich auch in der einmaligen Ausgabe der „Ostmärkischen Feuerwehr-Fachzeitschrift“ – wurde die

110 Ideologie des Regimes in schriftlicher Form in die Feuerwehren gebracht. Propaganda war in diesen Fachzeitschriften stark verwurzelt, was auch nicht verwundert, da die reichseinheitliche Publikation im Auftrag Himmlers erschienen ist.

Die Feuerwehren des Dritten Reiches unterlagen außerdem auch einer Militarisierung. Dies äußerte sich nicht nur durch die streng hierarchische Struktur, die auch von der Partei abhängig war, sondern einerseits auch durch die Einführung von Exerzierdiensten, dem sogenannten Fußdienst, sowie durch die spätere Einführung der Exerzierordnung der Infanterie. Auch in Sachen Uniform wurden die Wehren dem Militär angeglichen. Sie führten nun militärische Schulterklappen, Seitenwaffen und Stahlhelme. Den Feuerwehren war es nur bei Veranstaltungen von Behörden, Wehrmacht, Partei und Parteiformationen erlaubt in Uniformen aufzutreten. In späteren Jahren kam es zu einer Annäherung von SS und Feuerwehr, da das Tragen der Siegrunen erlaubt wurde und auch andere äußerliche Anpassungen stattfanden. In weitere Folge wurden die Wehrmitglieder 1942 sogar der SS-Gerichtsbarkeit unterstellt, wodurch sie nach dem Militär- Strafgesetzbuch verurteilt werden sollten. Außerdem waren zur Mitte des Jahres 1944 Schießübungen in den Dienstplänen verankert. Nicht erst durch die nahende Front und einen eventuellen Verteidigungskampf wurden Maßnahmen hinsichtlich der Militarisierung vorgenommen, sondern wie dargestellt bereits vor Kriegsbeginn, gemäß den Vorstellungen des Nationalsozialismus.

Als der Krieg am 1. September 1939 mit dem Angriff auf Polen begonnen wurde, waren auch die Feuerwehren davon stark betroffen und erfüllten ihre Aufgaben weiterhin so gut wie möglich. Als die südlichen Teile des Burgenlandes durch die Gebietsveränderungen, sowie die Untersteiermark nach dem Jugoslawienfeldzug, Teile der Steiermark wurden, hatte der Bezirksführer zwar mehr Feuerwehrmitglieder in seinem Wirkungsbereich, allerdings änderte dies natürlich nichts an dem Personalmangel in den einzelnen Wehren, der durch die Mobilisierung der Wehrmacht und die weiteren Einberufungen verursacht wurde. Auch wenn anfangs die Probleme mit den Mannschaftszahlen noch nicht besonders groß waren, so wuchs sie doch mit fortlaufendem Kriegsverlauf. Die Einberufungen rissen ein großes Loch in die Feuerwehrmannschaften, das man erst durch neue Ausschreibungen und die Reaktivierung der Reservisten versuchte zu füllen; später auch durch

111 Zwangsverpflichtungen. Ebenso wie in anderen Bereichen der Heimatfront wurden im Laufe des Krieges auch die Jugendlichen der HJ für diverse Dienste herangezogen. Bereits im April 1939 trafen Heinrich Himmler und Baldur von Schirach die Vereinbarung, dass Hitlerjungen im Feuerlöschdienst ausgebildet werden sollen. Auch wenn sie eine eigenständige Truppe innerhalb der Feuerwehr waren, wurden sie im Laufe des Krieges zu einem unerlässlichen Teil der Mannschaft.

Nicht nur Jugendliche waren im Reich für die Aufrechterhaltung des alltäglichen Lebens von zentraler Wichtigkeit, sondern durch Abwesenheit großer Teile der männlichen Bevölkerung auch die Frauen. So waren ab dem Jahr 1943 auch die Bürgerinnen des Reiches zum Dienst in den Feuerwehren aufgerufen worden. Die ersten Feuerwehrhelferinnen waren noch freiwillig beigetreten und hatten einen Bezug zu den Wehren. Später mussten Frauen von den Behörden zum Feuerlöschdienst zwangsverpflichtet werden. Hinsichtlich der Ergänzungen der Mannschaften stellte auch die Feuerwehr keine Ausnahme dar, wenn es darum ging, die Vorgaben des nationalsozialistischen Regimes durchzuführen.

Bald nach Kriegsbeginn ging man zur Kriegswirtschaft über und versuchte somit die Rohstofflage im gesamten Dritten Reich zu regeln. Dies machte sich einerseits im privaten Bereich der Menschen oder der Wirtschaft bemerkbar, aber wirkte sich andererseits in weiterer Folge auch auf das Feuerlöschwesen aus. Durch die Rüstungsindustrie mussten zahlreiche Fabriken auf die Fertigung von Heeresmaterial umstellen, wodurch eine ausreichende Versorgung mit Löschgeräten nicht mehr gegeben war. Weiters machte sich auch der Rohstoffmangel bemerkbar und so wurden nicht nur Treibstoff und Waschmittel rationiert, sondern man sah bereits an der äußeren Erscheinung der Feuerwehr, dass gespart werden musste. Die Feuerwehrfahrzeuge änderten die Farbe und wurden, um Arbeitskräfte zu sparen, nicht mehr mit Polizeiwappen oder Aufschrift ausgeliefert. Auch die Feuerwehrmänner waren dazu angehalten worden, die Aluminiumkämme der Helme abzunehmen und der Metallsammlung zukommen zu lassen. Metallsammlungen waren bereits 1940 angeordnet worden, und die Feuerwehren mussten ihre Gerätehäuser durchstöbern. Diese kriegswirtschaftlichen Auswirkungen trafen die Feuerwehren offensichtlich hart, allerdings unterschieden sich die Einsparungen nicht von denen in der Bevölkerung. Die Feuerwehren waren hinsichtlich ihrer hierarchischen Verhältnisse einfacher zu erreichen und zu befehlen.

112 Als sich die Front der Heimat näherte, waren natürlich auch Feuerwehrmitglieder nicht von einem Einsatz im Volkssturm befreit. Laut Führererlass im September 1944 war die gesamte männliche Bevölkerung zwischen dem sechzehnten und sechzigsten Lebensjahr dafür heranzuziehen. In der Steiermark kam es auch zu Einsätzen für die Errichtung der Reichsschutzstellung Südost, für die neben dem Volkssturm auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter oder Juden eingesetzt wurden. Nachdem sich die Stellung aber als wirkungslos erwies, kam es zum Rückzug und zur Überführung von Teilen der ungarischen Juden in Richtung Steiermark. Diese Judenzüge sollten über das steirische Gebiet ins nächstgelegene Konzentrationslager in Mauthausen führen. Einen Hinweis darauf, dass auch Feuerwehren daran beteiligt waren, konnte nicht gefunden werden. Im KZ Mauthausen wurden, nachdem die SS-Wachen vor den amerikanischen Truppen flohen, Beamte der Wiener Feuerschutzpolizei für die Bewachung eingeteilt, die aber von den KZ-Insassen nach der Befreiung verteidigt und in weiterer Folge freigesprochen wurden. Eine aktive Rolle in der Tötung von Menschen kann den Feuerwehren in diesen Fällen somit nicht nachgesagt werden. Anders gestaltete sich dies allerdings bei der Mühlviertler Hasenjagd. Man kann womöglich sagen, dass die Verfolgung der sowjetischen Offiziere nicht vergleichbar sei, da hier mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung zur Verfolgung der Flüchtigen herangezogen wurde. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die Feuerwehr aktiv daran beteiligt war. Wie man hier ganz deutlich sieht, waren die Wehren sehr dienlich in das System des Nationalsozialismus eingebunden

Aktiven Dienst mussten die Mitglieder der Feuerwehren vor allem durch die näherrückende Front leisten und sich wieder verstärkt auf ihre Pflichten besinnen. Durch Angriffe von alliierten Bombern mussten sie ihre Einsätze oft aufgrund von einstürzenden Gebäudeteilen, frei liegenden Gasleitungen oder kaputten Wasserleitungen unter erhöhter Lebensgefahr leisten. Auch durch die Frontkämpfe auf dem Reichsgebiet kam es zu Einsätzen für die Wehren, die in diesen Tagen unter großem Personalmangel ihre Pflichten zu erfüllen versuchten.

Die Tatsache, dass zahlreiche steirische Feuerwehren dem Aufruf Himmlers im April 1945 nachkamen und die Löschfahrzeuge nach Salzburg brachten, zeigt, dass die Befehle in gewissem Umfang bis zuletzt ausgeführt wurden. Hintergrund war wohl nicht nur die Befehlshörigkeit, sondern auch die Angst vor der sich nähernden Roten Armee.

113 All das scheint zu beweisen, dass die Feuerwehren der Steiermark stark in das System des Nationalsozialismus eingefügt worden waren und bis zuletzt eine starke Verwurzelung aufwiesen. Allerdings muss auch angemerkt werden, dass es zu Distanzierungen kam. So bemerkte man im Deutschen Reich bereits vor dem Anschluss, dass Ideologie nicht für die Besetzung eines Amtes maßgeblich sein kann, sondern eine gewisse Eignung für den Feuerwehrdienst notwendig sei. Dies wurde auch tatsächlich so gehandhabt, wodurch es vielen Wehrführern der Ostmark möglich war, dass sie noch vor dem Anschluss gewählt wurden, ihren Dienst auch während des Krieges weiterführen konnten und auch nach 1945 im Amt blieben.

Weiters sprach sich auch der Chef der Ordnungspolizei Dr. Kurt Daluege immer wieder gegen die Militarisierung in den Wehren aus. Im Streit zwischen Feuerwehr und SA stellte er sich auf die Seite der Wehren und versuchte die paramilitärischen Tendenzen, die dadurch aufgekommen waren, wieder abzustellen. Auch wenn hier wohl ein machtpolitischer Gedanke dahinter steckte, der Daluege dazu veranlasste die Macht der SA gezielt zu mindern, versuchte er dennoch, dass sich die Feuerwehren auf ihre Aufgaben konzentrieren konnten.

Dies zeigt auch die Tatsache, dass er sich gegen die Schießübungen aussprach, da er den Zweck der Feuerwehren ausschließlich in der Brandbekämpfung sah und dies auch in Kriegszeiten nicht geändert werden sollte. Als Chef der Ordnungspolizei war es ihm wohl ein Anliegen, dass die Aufgaben der einzelnen Sparten innerhalb der Polizei klar festgelegt waren.

Nach Kriegsende ging man wieder rasch daran, die Verhältnisse im Feuerlöschwesen, wie sie vor dem Anschluss waren, wiederherzustellen. Personal- und Ausrüstungsmangel waren keine guten Vorzeichen für den Aufbau. Trotzdem wurde die Wiederherstellung des Feuerwehrwesens gleichzeitig von oben, wie von unten begonnen und einige Jahre nach der Befreiung durch die alliierten Truppen, waren alle Verbände wieder tätig und der Brandschutz war flächendeckend gegeben. Auch wenn die Meinungen über die Jahre im Dritten Reich meist vernichtend waren, behielt man doch einige Dinge, die auch heute noch teilweise gültig sind.

114 Abschließend kann gesagt werden, dass die Feuerwehren durch gezielte Zentralisierung, Politisierung, Uniformierung und Militarisierung stark in den nationalsozialistischen Staat integriert wurden und sich rasch dem System fügten. Allerdings muss auch angemerkt werden, dass sie sich ihrer Aufgaben und Pflichten im Wesentlichen immer bewusst waren und von diesen meist nicht weit abwichen. Feuerwehrmitglieder waren sich dessen bewusst, dass sie ihre primäre Aufgabe von anderen Organisationen unterschied. Wie uneindeutig aber die (äußerliche) Abgrenzung der Feuerwehrmänner gegenüber anderen Formationen sein konnte – vor allem für Außenstehende – zeigt der Bericht von Rudolf Fruhwirt, der von Rotarmisten verhört wurde: „Ob ich Nazi sei. Nein. Ob ich Soldat sei. Nein. Aber es hängt ein Bild an der Wand wo ich in Uniform bin. Ja, Feuerwehr.“514

514 StLA, ZGS 43, Luftangriffe, Erlebnisberichte, Erlebnisbericht 1945 in Fischbach.

115 116 Literaturverzeichnis

Max Aufischer, Historische Entwicklung des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark, in: Landesfeuerwehrverband Steiermark (Hg.), Achtzehnsiebzig – Zwanzigzehn. 140 Jahre Landesfeuerwehrverband Steiermark, Graz 2010, 12-20.

Max Aufischer, Landesfeuerwehrkommandanten, in: Landesfeuerwehrverband Steiermark (Hg.), Achtzehnsiebzig – Zwanzigzehn. 140 Jahre Landesfeuerwehrverband Steiermark, Graz 2010, 28-33.

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Jörg Würzelberger, Schmuck und Schutz. 130 Jahre Uniform und Schutzbekleidung der österreichischen Feuerwehren, in: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 (Kultur, Wissenschaft und Archiv) (Hg.), Feuerwehr gestern und heute. Burgenländische Landessonderausstellung 29. April – 31. Oktober 1998, Eisenstadt 1998, 324-332.

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119 Archivquellen

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StLA, Admont Markt, 672 (4)-716 (3), K 109, Jahr 1869–1945, Feuerwehr und Löschwesen, 716/3. Teil, 1942~1945.

StLA, Admont Markt, 716(4)-722, K 110, Jahr 1866-1945, Feuerwehr u. Feuerlöschwesen (Mercedes Benz), 716(4), 1940.

StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459.

StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Laufende Akten.

StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Mitgliederverzeichnisse.

StLA, Irdning, Gemeinde, K 75, H 459, Feuerwehr 1938-1945, Rechnungen.

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StLA, LReg 206 Fe – 017/1936 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

StLA, LReg 206 Go – 082/1935 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

StLA, LReg 206 Ha – 045/1934 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

StLA, LReg Fu – 053/1935 (Feuerwehr freiwillige und Rettungsabteilung).

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StLA, SiDi Fe – 018/1952 (Feuerwehr und Rettungswesen), Heft II.

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StLA, ZGS 42, Feuerlöschwesen 1941.

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120 Internet

Die hier verwendeten Artikel sind auf der beiliegenden CD zu finden.

Adolf Schinnerl, Ausbildung und Feuerwehrschulen, http://www.bundesfeuerwehrverband.at/service/handbuch-zur- feuerwehrgeschichte/ausbildung-und-feuerwehrschulen/, 25. Oktober 2012.

„Mühlviertler Hasenjagd“, http://www.mauthausen- memorial.at/db/admin/de/show_article.php? cbereich=1&cthema=36&carticle=50&fromlist=1, 25. Oktober 2012.

Aus der Geschichte II, http://www.berufsfeuerwehr.at/bf17/geschichte, 26. Oktober 2012.

Geschichte, http://www.katastrophenschutz.graz.at/cms/ziel/2376384/DE/, 26. Oktober 2012.

Gesetzestexte aus dem Internet (chronologisch)

Die hier verwendeten Gesetzestexte sind auf der beiliegenden CD zu finden.

Gesetz über Gebietsveränderungen im Lande Österreich. Vom 1. Oktober 1938, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1511&size=49, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1512&size=49, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1513&size=49, 28.09.2012.

Verordnung des Landeshauptmannes von Steiermark über die Einteilung des Landes Steiermark in Verwaltungsbezirke, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=lgm&datum=1938&page=213&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=lgm&datum=1938&page=214&size=45, 28.09.2012.

Gesetz über das Feuerlöschwesen. Vom 23. November 1938, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1840&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1938&page=1841&size=45, 10. Oktober 2012.

Verordnung über die Einführung des Gesetzes über das Feuerlöschwesen in der Ostmark und im Reichsgau Sudetenland. Vom 19. September 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2101&size=45, 10. Oktober 2012.

121 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Feuerschutzpolizei). Vom 27. September 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2214&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2215&size=45, 17. Oktober 2012.

Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Verhalten bei Brandfällen). Vom 9. Oktober 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2255&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2256&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2257&size=45, 18. Oktober 2012.

Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2327&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2328&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2329&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2330&size=45, 17. Oktober 2012.

Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Freiwilligen Feuerwehr). Vom 24. Oktober 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2331&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2332&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2333&size=45, 17. Oktober 2012.

Fünfte Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Erstattung des Lohnausfalls an die Mitglieder der Feuerwehren). Vom 6. November 1939, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1939&page=2403&size=45, 19. Oktober 2012.

Sechste Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Amt der Freiwilligen Feuerwehren). Vom 3. Jänner 1940, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=66&size=45, 19. Oktober 2012.

Siebente Durchführungsverordnung zum Gesetz über das Feuerlöschwesen (Organisation der Werkfeuerwehr). Vom 17. September 1940, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1286&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1287&size=45, http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1940&page=1288&size=45, 19. Oktober 2012.

122 Kundmachung der Provisorischen Staatsregierung vom 17. Juli 1945, betreffend die Aufhebung der deutschen Rechtsvorschriften auf dem Gebiete des Feuerlöschwesens (17. Kundmachung über die Aufhebung von Rechtsvorschriften des Deutschen Reiches), http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe? Abfrage=Gesamtabfrage&Dokumentnummer=1945_86_0&ResultFunctionToken=81df9d8f -7c37-4394-bca2- b3c277ad3fdd&Position=1&SearchInAsylGH=False&SearchInBegut=False&SearchInBgbl Alt=False&SearchInBgblAuth=False&SearchInBgblPdf=False&SearchInBks=False&Searc hInBundesnormen=False&SearchInDok=False&SearchInDsk=False&SearchInEbm=False &SearchInEbmj=False&SearchInGemeinderecht=False&SearchInJustiz=False&SearchInL gbl=False&SearchInLrBgld=False&SearchInLrK=False&SearchInLrNo=False&SearchInLr OO=False&SearchInLrSbg=False&SearchInLrStmk=False&SearchInLrT=False&SearchIn LrVbg=False&SearchInLrW=False&SearchInNormenliste=False&SearchInPvak=False&Se archInRegV=False&SearchInUbas=False&SearchInUmse=False&SearchInUvs=False&Se archInVerg=False&SearchInVfgh=False&SearchInVwgh=False&ImRisSeit=Undefined&Re sultPageSize=100&Suchworte=feuerl%C3%B6schwesen, 25. Oktober 2012.

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