DIE EUROPAPOLITIK IN DEN MITGLIEDSTAATEN DER EG Bundesrepublik Deutschland MICHAEL GARTHE

Gemessen an ihren eigenen Parolen hätte man glauben können, in der deutschen Europapolitik sei 1986/87 die Zeit stehen geblieben. In Sachen Agrarpreisen war da von einer „Kriegserklärung" der Kommission an die Deutschen die Rede1. Die Bundesländer beklagten eine drohende Auszehrung ihrer Kompetenzen durch die EG2. Und gegen die Stahlsubventionen der EG kündigte Bonn eine „härtere Gangart"3 an. Hatte man ähnliches nicht 1985 schon einmal fast wort- gleich so vernommen4? Zugegeben: die zentralen Fragen aus dem Jahr 1985 waren noch nicht vom Tisch, woran die Bundesregierung nicht ganz schuldlos war. Aber während die Deutschen 1985 und davor bei den Verhandlungen um die Einheitliche Europä- ische Akte, um Eureka oder im deutsch-französischen Dialog noch integrations- politische Zeichen gesetzt hatten, fehlte ihnen 1986 offenbar jeder Elan zu neuen Initiativen. Bonn kämpfte an allen Fronten um die Wahrung seiner Interessen, da fehlte es an Zeit und Personal, die zukunftsorientierte, integrationsfreund- liche Seite bundesdeutscher Europapolitik unter Beweis zu stellen. Es war ein Vorwahljahr für die Regierenden in Bonn und so erlagen sie häufi- ger als üblich der Verlockung, sich mit stereotyp wiederholten Drohungen gen Brüssel gegenüber den eigenen Wählern schadlos zu halten. Ob Misere in der Landwirtschaft oder Krise in der Stahl- und Schiffbauindustrie, ob Flaute in der bundesdeutschen Exportkonjunktur, überfällige EG-Finanzreform oder unzurei- chende Umweltnormen: Bonn schoß giftige Pfeile in Richtung Brüssel, doch als Antwort darauf blies ihr von dort der europapolitische Wind scharf ins Gesicht: Abschaffung des Währungsausgleichs beim Agrarhandel, erneute Verlängerung bestimmter Stahlsubventionen, Widerstand gegen die Abschaffung verbleiten Normalbenzins5, aus deutscher Sicht überhöhte Finanzausstattungen für das neue Forschungs- und Technologieprogramm und das Austauschprogramm Erasmus6, Anfechtung der Subventionen des Landes Baden-Württemberg für den Bau ei- nes Daimler-Benz-Werkes bei Sindelfingen seitens der EG-Kommission7, Klage der Kommission gegen die Bundesrepublik wegen unterlassener Amtshilfe bei ei- ner Hausdurchsuchung der Firma Hoechst im Zusammenhang mit unerlaubten Preisabsprachen8, Urteil des Europäischen Gerichtshofs gegen die wettbewerbs- verletzenden Auswirkungen des deutschen Reinheitsgebot für Bier9, Kritik an der Preispolitik der bundeseigenen Lufthansa10. - War die Bundesrepublik 1986 europapolitisch gesehen nicht ein Verlierer auf der ganzen Linie?

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Agrarpolitik, Stahlsubventionen, Finanzreform: Die Bundesrepublik kämpft mit dem Rücken zur Wand Im Zeichen von Überproduktion und Lebensmittelvernichtung, von ,Baumster- ben' und Preisrückgängen wird die EG-Agrarpolitik für viele in der Bundesrepu- blik Deutschland immer mehr zum Synonym für das Versagen der Integration. Wie einseitig und emotional die Agrardebatte von den Betroffenen selbst geführt wird, das wird schlagartig deutlich, als aufgebrachte Bauern während einer Pro- testdemonstration zwei Strohpuppen verbrennen, die die beiden deutschen EG- Kommissare darstellen sollen". Die Kluft zwischen den Reformvorstellungen von Bonn und Brüssel wird 1986/87 immer größer. Während die Kommission über Preissenkungen zum Abbau der Überschüsse kommen will12, glaubt die Bundesregierung, das gleiche Ziel „sozial verträglich" nur mit Hilfe von Produk- tionsquoten, Stillegungsbeihilfen und zusätzlichen nationalen Stützungsmaßnah- men für die Bauern erreichen zu können13. Die Bundesregierung nimmt dabei gleich mehrere Widersprüchlichkeiten in Kauf: - Während sie seit Jahren im Chor mit den Bauernverbänden und so mancher Landesregierung14 gegen die Bürokratisierung der Agrarpolitik durch die Kommission zu Felde zieht, würde gerade die von ihr geforderte Kontingentie- rung zusätzlicher Produkte zu noch mehr Reglementierung und Verwaltung führen. - Während sie seit Jahren für Einsparungen im EG-Haushalt und eine Konsoli- dierung der nationalen Haushalte eintritt, trägt sie selbst mit ihrer andauern- den Hochpreispolitik maßgeblich zu dem Ausgabenfiasko im Agrarbereich bei. Neben den von ihr erkämpften Beihilfen aus Brüsseler Kassen hat sie ih- ren nationalen Agrar-Etat von 1984 bis 1987 um 33 Prozent erhöht, während der Gesamt-Haushalt des Bundes im gleichen Zeitraum nur um sechs Prozent gestiegen ist15. - Während sie seit Jahren in vielen Politikbereichen gegen EG-Subventionen protestiert, wendet sie selbst bei stark steigender Tendenz jährlich über 20 Mrd. Mark für deutsche Landwirte auf, nicht einberechnet die versteckten Subventionen in Höhe von weiteren 15 bis 20 Mrd. Mark16. Wieviel Pulverdampf zeitweilig zwischen Bonn und Brüssel in der Luft lag, do- kumentiert der Streit um den Abbau des Agrar-Währungsausgleichs. Obwohl Bundesernährungsminister Ignaz Kiechle angesichts des Preispakets der Kom- mission für das Wirtschaftsjahr 1987 von einem „Affront", dann sogar von einer „Kriegserklärung" gegen die Bundesregierung gesprochen und für sie ein „Not- wehrrecht" deklamiert hatte17, und sich Bundeskanzler Kohl in einem Gespräch mit Kommissionspräsident Jacques Delors persönlich in die Debatte einschalte- te18, sprach sich die Kommission am 15. Februar 1987 für die Abschaffung des Währungsausgleichs im Agrarbereich aus. Aufgabe dieses Mechanismus ist es, die negativen Folgen von Währungsänderungen innerhalb der EG auf das Preis- gefüge in der Bundesrepublik Deutschland möglichst zu minimieren19. Bundes-

Jahrbuch der Europäischen Integration 1986187 337 DIE EUROPAPOLITIK IN DEN MITGLIEDSTAATEN DER EG kanzler Kohl fühlte sich düpiert und schrieb zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen einen angesichts sonstiger diplomatischer Gepflogenheiten geradezu ge- harnischten Brief an Delors20. Die deutschen Bauern bezichtigten die beiden deutschen EG-Kommissare des Verrats an nationalen Interessen, weil sie sich bei der Abstimmung über den Abbau des Währungsausgleichs der Stimme enthalten hatten, und forderten ihren Rücktritt21. Trotz beiderseitiger Bemühungen konn- ten auch die ersten gemeinsamen Beratungen der Kommission mit der Bundesre- gierung am 1. April 1987 in Bonn nicht über diese tiefen Gegensätze zwischen Bonn und Brüssel in Sachen Agrarreform hinwegtäuschen22. Bonn hat sich hier- bei im Konzert der zwölf EG-Staaten selbst weitgehend isoliert. Immer problematischer wird der Kampf der Bundesregierung gegen nationale Stahlsubventionen in den EG-Staaten. Bundeskanzler Kohl kündigte Anfang 1987 im Einvernehmen mit den nationalen Gewerkschaften und den Stahlunter- nehmern an, daß die Bundesregierung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Rechtsmitteln gegen die Subventionszahlungen anderer Länder vorgehen werde, um Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen. Die Kommission reagierte darauf mit der Feststellung, daß sie lediglich in vier Fällen den Verdacht auf verbotene Subventionen habe, wobei zwei davon die Bundesrepublik selbst beträfen23. Tat- sächlich gerät die Bundesregierung immer stärker unter Druck, maroden Stahl- unternehmen zu helfen. Mit Arbed-Saarstahl, der oberpfälzischen Maxhütte und einigen Stahlerzeugern an der Ruhr sind genügend Kandidaten da, die auf eine neue Runde nationaler und regionaler Subventionen hoffen! Neues Konfliktpotential zwischen Brüssel und Bonn zeichnet sich auch im Zu- sammenhang mit dem sogenannten Delors-Plan für eine Finanzreform der Ge- meinschaft ab. Danach sollen die Eigeneinnahmen der Gemeinschaft durch eine schrittweise Umstellung von 1,4 Prozent der Mehrwertsteuer-Einnahmen auf 1,4 Prozent des Bruttosozialprodukts der Mitgliedstaaten bis 1992 um rund 20 Mrd. Mark erhöht werden. Der Beitrag der einzelnen Mitgliedsländer ergibt sich dann aus einer Kombination der bisherigen Mehrwertsteuerabführung und einem ,Wohlstandszuschlag', der vom Bruttosozialprodukt abhängt24. Obwohl noch kei- neswegs geklärt ist, wieviel Mehrbelastungen diese Regelung für die Bundesre- publik tatsächlich bringen wird, sind von der Bundesregierung bisher nur kriti- sche Stimmen zu hören. Finanzminister befürchtet, daß da- mit eine Schleuse für immer mehr Geld in die EG-Kassen geöffnet werde, ohne daß klar sei, wofür es ausgegeben werde. Außerdem wird kritisiert, daß dem Bonner Diktum einer Haushaltskonsolidierung in der EG mit diesem Konzept nicht Rechnung getragen werde: Statt die Etatnöte durch Einsparungen auf der Ausgabenseite zu lindern, werde das Schwergewicht auf eine Erhöhung der Ein- nahmen gelegt. Auch hierbei fehlt es allerdings an konstruktiven Vorschlägen aus Bonn, öffentlich zu hören war dort bisher nur der zweifelhafte Vorschlag, die Gemeinschaft solle sich durch Kreditaufnahmen auf den internationalen Finanz- märkten neue Mittel erschließen25.

338 Jahrbuch der Europäischen Integration 1986187 Bundesrepublik Deutschland

Die Ratifizierung der Einheitlichen Europäischen Akte: Ausverkauf der Länder versus Kleinstaaterei Auch 1986/87 wurde die Debatte um die Vereinbarkeit der Einheitlichen Euro- päischen Akte (EEA) mit dem bundesdeutschen Föderalismus mit unverminder- ter Härte fortgesetzt26. Die Gegenpole waren auf der einen Seite die bayerische Staatsregierung als Speerspitze der Bundesländer und auf der anderen Seite das Bonner Auswärtige Amt. Während der bayerische Staatsminister Peter Schmid- huber im Zusammenhang mit der EEA von einer „Kompetenzanmaßung der EG"27 sprach und der Leiter der Staatskanzlei in München, Edmund Stoiber, sie gar als ein „kurzatmiges Machwerk" und ein „Gemisch geschwätziger Unver- bindlichkeiten" abqualifizierte und scharf vor einer „Herabstufung der deut- schen Länder zu entmachteten und von Brüssel ferngesteuerten Provinzen" warnte28, hielt Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher dagegen, daß der deutsche Föderalismus an den Grenzen der Bundesrepublik enden müsse29. Die Bundesregierung insgesamt geriet so sehr zwischen die Fronten, daß der vorgese- hene Zeitplan mit einer Ratifizierung der EEA bis zum Jahresende 1986 gefähr- det war. Erst am 12. November 1986, also neun Monate nachdem der Bundesrat in einer Entschließung neben deutlicher Kritik an etlichen Bestimmungen der EEA verbesserte Mitwirkungsrechte für die Länder gefordert hatte30 und sechs Monate nachdem er eine Ergänzung des Ratifikationsgesetzes in seinem Sinne gefordert hatte31, konnte die Bundesregierung eine Stellungnahme vorlegen32. Sie akzeptierte darin ausdrücklich das Ersuchen des Bundesrates, seine Mitwirkung am EG-Entscheidungsprozeß rechtlich zu fixieren. Sie war aber nicht bereit, ihre Handlungsfähigkeit in den EG-Gremien nur aus Rücksichtnahme auf die Interes- sen der Länder in Frage stellen zu lassen. Dennoch konnte auf dieser Grundlage die EEA noch binnen Jahresfrist ratifiziert werden: Der stimmte am 4. Dezember, der Bundesrat am 19. Dezember 1986 zu33. Die Mitwirkung der Länder bei EG-Materien wurde in Artikel 2 des Gesetzes zur Einheitlichen Europäischen Akte festgeschrieben34. Darin verpflichtet sich die Bundesregierung, Bundesrat und Bundesländer umfassend über EG-Themen zu informieren. Die Bundesregierung „gibt vor ihrer Zustimmung bei Beschlüs- sen der Europäischen Gemeinschaften, die ganz oder in einzelnen Bestimmun- gen ausschließliche Gesetzgebungsmaterien der Länder betreffen oder deren we- sentliche Interessen berühren, dem Bundesrat Gelegenheit zur Stellungnahme binnen angemessener Frist", sie ist aber nicht grundsätzlich verpflichtet, diese Stellungnahmen abzuwarten. Der Bundesrat bekommt kein Weisungsrecht ge- genüber der Bundesregierung, soweit aber „eine Stellungnahme ausschließliche Gesetzgebungsmaterien der Länder betrifft, darf die Bundesregierung hiervon nur aus unabweisbaren außen- und integrationspolitischen Gründen abwei- chen". In diesem Fall muß sie dem Bundesrat die dafür maßgeblichen Gründe mitteilen. Auf Verlangen der Bundesländer soll die Bundesregierung „Vertreter der Länder zu den Verhandlungen in den Beratungsgremien der Kommission und des Rates" hinzuziehen.

Jahrbuch der Europäischen Integration 1986187 339 DIE EUROPAPOLITIK IN DEN MITGLIEDSTAATEN DER EG

Im Ausgang des Ratifizierungsstreites sahen das Europäische Parlament, die Kommission, aber auch einige EG-Partner einen Prüfstein für die europapoliti- sche Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik Deutschland35. Nur mit Mühen ist es der Regierung gelungen, diesen Prüfstein ohne zu großen Verlust an Handlungs- fähigkeit und Ansehen aus dem Weg zu räumen. Die Debatte um „Ausverkauf der Länder oder Kleinstaaterei in der EG" hat damit aber noch kein Ende gefun- den36.

Wo Bonn Pluspunkte sammelte Angesichts der sich häufenden Ungereimtheiten in der bundesdeutschen Europa- politik gerieten auch 1986/87 ihre Leistungen für die Integration ins Hintertref- fen. Da waren zum einen die Zugeständnisse der Bundesrepublik bei den Wech- selkursänderungen innerhalb des Europäischen Währungssystems. Sowohl beim Realignment am 6. April 1986 wie auch am 11. Januar 1987 akzeptierte die Bun- desregierung eine Aufwertung der DMark, auch wenn dadurch der Export deut- scher Güter spürbar beeinträchtigt wurde37. Da waren die unermüdlichen und schließlich erfolgreichen Bemühungen der Bundesregierung, einen Handelskrieg EG-USA bei verschiedenen Agrar- und Stahlerzeugnissen zu verhindern38. Und da ist neuerdings ein Aufweichen der ehedem unbeugsamen Haltung des Bun- desfinanzministers und der Deutschen Bundesbank gegenüber der privaten Ver- wendung der ECU festzustellen39. Eine positive Resonanz bei den Partnern darf die Bundesregierung auch für ihre Pläne zur Steuersenkung und für zusätzliche Sozialprogramme erwarten. Nach ihrer jahrelangen restriktiven Sparpolitik be- schreitet sie damit zwar einen neuen Weg, der Risiken in sich birgt; sie kommt damit aber auch jenen Forderungen der Teilnehmerstaaten des Weltwirtschafts- gipfels, der EG-Kommission und einiger EG-Länder einen großen Schritt entge- gen, wonach die wirtschaftlich potente Bundesrepublik die Funktion einer „Kon- junkturlokomotive" für die westliche Welt übernehmen müsse40. Zu erwähnen ist auch das ,Solange-II-UrteiP des Bundesverfassungsgerichts, in dem es die bundesdeutsche Gerichtsbarkeit ausdrücklich der Rechtsprechung des Europä- ischen Gerichtshofes nachordnet41. Blickt man auf die tatsächlichen Ergebnisse, dann war zwar 1986 nicht das von Bonn und Paris angekündigte „Jahr der deutsch-französischen Beziehungen"42. Angesichts der Mißverständnisse in den Jahren zuvor waren 1986/87 aber beide Seiten spürbar um eine Verdichtung ihrer Zusammenarbeit bemüht. Vor allem im kulturellen Sektor waren Fortschritte zu verzeichnen43 und auch bei verschie- denen Hochtechnologieprojekten im Bereich der Rüstung, des Flugzeugbaus und der Weltraumforschung zeichnete sich wieder eine Annäherung ab44. Daß in Fragen der Sicherheit und Abrüstung beide Partner nicht ohne vorherige intensi- ve Konsultationen endgültig Stellung beziehen, gehört längst zum politischen Alltag zwischen Paris und Bonn.

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Europa in der öffentlichen Debatte: Der tiefe Sturz einer Idee Als Fazit drängt sich auf, daß es Bonn kaum gelingt, seine Leistungen für die Eu- ropäische Einigung ins rechte Licht zu rücken. Stattdessen bleibt 1986/87 stärker als zuvor der Eindruck von Planlosigkeit, Fehleinschätzungen und Ungeschick- lichkeiten. Das färbt zwangsläufig ab auf die öffentliche Debatte über Europa. Sie geriet in ein tiefes Wellental: „Stoppt den EG-Irrsinn", verlangt eine Illu- strierte und warnt davor, daß bald „statt deutscher Qualität Chemiebier und Pla- stikwurst" auf bundesdeutsche Küchentische komme45. In ganzseitigen Anzeigen liest eine Handelskette „den Herren in Brüssel" - gemeint sind die Richter am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg! - die Leviten, weil sie den deutschen Verbrauchern ausländisches Bier, „versetzt mit Chemikalien", zumuten woll- ten46. Unzufriedene Winzer in Württemberg beschließen mit Nachdruck und oh- ne Rücksicht auf die Rechtslage ihren Austritt aus der Weinmarktordnung der EG47. Die von der Kommission beabsichtigten Billigverkäufe von Altbutter an die UdSSR erregen erneut die Gemüter. Die Kritik an der Verzögerung der „Aktion Winterhilfe", bei der Lebensmittel aus den überfüllten Lagerhäusern an Bedürftige abgegeben werden, verstummt erst als offenbar wird, daß insbe- sondere die deutschen Behörden Probleme mit der Verteilung haben48. Die Europäische Einigung hat in den letzten Jahren spürbar an ideeller Strahl- kraft verloren. Wo früher einmal ein Europäischer Bundesstaat oder gar eine weltumspannende Friedensordnung thematisiert wurden, sind heute überschau- bare Einheiten zum Zielpunkt von Wünschen und Visionen geworden: Die Re- gion wird entdeckt und gefeiert. Deutsche Geschichte gewinnt wieder an Stellen- wert, aber nicht selten wird sie geradezu beschworen und aus ihrem europäischen Kontext gelöst. Kaum zeichnen sich vage Umrisse einer neuen Phase der Ost- West-Entspannung in Europa ab, schöpfen viele wieder Hoffnung auf eine baldi- ge deutsche Wiedervereinigung. In gleichem Atemzug erlebt Mitteleuropa zu- mindest in den Köpfen Intellektueller eine Wiedergeburt. Die Distanz zum We- sten wird wieder einmal mit kulturellen Sehnsüchten gen Osten verbunden. Der Mitteleuropa-Gedanke geistert seit 1986 beharrlich durch den deutschen Blätter- wald49, ohne daß dabei die Frage beantwortet wird, wie er zum gegenwärtigen Zeitpunkt politisch nutzbar gemacht werden kann. Auf die Gemeinschaft selbst bezogen, spielen sich rückwärts gewandte Debat- ten ab: Als ob sich die kleinen europäischen Staaten allein gegen die den Welt- markt dominierenden Wirtschaftsmächte USA und Japan, gegen Aufstiegsmäch- te wie Südkorea oder Brasilien, gegen wirtschaftliche Zusammenschlüsse wie den RGW, gegen regionale Bündnisse wie ASEAN oder gegen Rohstoffkartelle wie die OPEC behaupten könnten, plädiert Fritz W. Scharpf für unabhängige euro- päische Nationalwirtschaften und gegen den „Sprengsatz" einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion50. Als ob die ökonomische und politische Inte- gration zwischen starken und schwachen Staaten ohne jeden Inflationsausgleich zu erlangen sei, warnt davor, die Stabilität der DMark auf dem Altar Europas zu opfern51. Als ob sich Europäische Integration bis zur Realisie

Jahrbuch der Europäischen Integration 1986187 341 DIE EUROPAPOLITIK IN DEN MITGLIEDSTAATEN DER EG rung eines Europäischen Bundesstaates ohne demokratische Mechanismen auf EG-Ebene vollziehen könne, hält Hans-Peter Schwarz den Ausbau der Mitwir- kungsrechte des EP zum gegenwärtigen Zeitpunkt für eine „Scheinalternative"52. Sind die Deutschen europamüde53? Trotz der anhaltend hohen Zustimmung zur Gemeinschaft54 ist nicht zu übersehen, daß die Begeisterung einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen ist. Nationale Interessen und Interessengruppen ge- winnen weiter an Macht. Europa muß zurückstecken, wenn es auf Bundes- oder Landesebene um die Erhaltung politischer Mehrheiten geht. Im Wahlkampf zum 11. Deutschen Bundestag spielte es keine Rolle und in der Regierungserklärung von Bundeskanzler Kohl waren ihm allgemeine Willenserklärungen, aber keine konkreten Forderungen gewidmet55. Das institutionelle Wirrwarr mit europapoli- tischen Kompetenzen im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt blieb un- angetastet. Und die den Außenminister stellende FDP wachte eifersüchtig dar- auf, daß sich im Bundestag kein ordentlicher Europa-Ausschuß konstituierte56. So war auch 1986/87 für genügend Irritationen bei den Partnern gesorgt. Ange- sichts der historischen Erfahrungen mit den Deutschen und angesichts ihrer lang- jährigen Rolle als europapolitischer Vorreiter, an die sich die Nachbarn gewöhnt haben, ist für sie der Weg vom Musterknaben zum Nein-Sager der Gemeinschaft immer noch kürzer als für andere EG-Staaten. Auch deshalb müssen deutsche Politiker auf europäischer Bühne „besondere Sorgfalt, Fingerspitzengefühl und Solidarität"57 walten lassen. Gelegenheit, diese Fähigkeiten unter Beweis zu stel- len, gibt es genug, wenn die Bundesrepublik im ersten Halbjahr 1988 die Präsi- dentschaft im Minsterrat übernimmt. Konzepte und Programme, wie die Regie- rung Kohl dann zu europapolitischen Erfolgen kommen will, sind allerdings bis- her noch nicht auszumachen.

Anmerkungen 1 Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle am 4 Ausführlich dazu Michael Garthe, Bundesre- 24. 2. 1987 in Brüssel, siehe FAZ v. publik Deutschland, in: Jahrbuch der Euro- 25. 2. 1987, S. 13. päischen Integration 1985, S. 324-334. 2 Siehe dazu u. a. Peter M. Schmidhuber, Bei 5 Siehe dazu FAZ v. 23. 3. 1987, S. 6. der EG-Reform einen Verfassungskonflikt 6 Siehe dazu FAZ v. 3. 12. 1987, S. 4. vermeiden! Die EG-Kommission muß bei ih- 7 Siehe dazu Hans Otto Eglau, Rastatt ist über- ren Vorschlägen die Hoheitsrechte der Län- all, Staatliche Hilfe für das geplante Daimler- der respektieren, in: EG-Magazin 3/1986, S. Werk will die EG-Kommission nicht mehr 5; Peter Julig, Die Länder pochen auf ihr dulden, in: Die Zeit v. 17. 10. 1986, S. 36. Recht, Föderalismus und Europäische Ge- 8 Siehe dazu u. a. FAZ v. 29. 1. 1987, S. 13, v. meinschaft, in: Das Parlament v. 28. 6. 1986, 21. 1. 1987, S. 13, v. 4. 2. 1987, S. 13, v. S. 8; Hans Jörg Sottorf, Streit über Mitspra- 26. 2. 1987, S. 13, und EG-Magazin 1-2/ cherecht der Länder bei den Bonner Europa- 1987, S. 8. Entscheidungen: Landauf und landab regt 9 Siehe dazu FAZ v. 13. 3. 1987, S. 13. sich Unmut, in: Handelsblatt v. 23. 4. 1986, 10 Siehe dazu FAZ v. 25. 3. 1987, S. 13. S. 3. 11 Siehe dazu FAZ v. 2. 4. 1987, S. 3. 3 Bundeskanzler am 31. 3. 1987 12 Ausführlich dazu: Heinz Blüthmann und in Bonn, siehe FAZ v. 1. 4. 1987, S. 1. Thomas Hanke, Europäischer Agrarmarkt:

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Keine Extrawurst für die Deutschen. Ein 3. 4. 1987, S. 3. Zeit-Interview mit dem Agrar-Kommissar 24 Siehe dazu FAZ v. 19. 1. 1987, S. 7, v. Frans Andriessen, in: Die Zeit v. 17. 4. 1987, 13. 2. 1987, S. 6, und v. 20. 2. 1987, S. 3; Die S. 27; Frans Andriessen, Reform der Agrar- Zeit v. 27. 2. 1987, S. 39, und Das Parlament politik: Perspektiven für die Gemeinschaft, v. 28. 3. 1987, S. 13. in: EG-Magazin 3/1987, S. 7-9; „In der 25 Siehe dazu und zu den kritischen Stimmen Agrarpolitik kann man es offenbar nieman- aus Bonn u. a. FAZ v. 15. 12. 1986, S. 13, dem recht machen", Jacques Delors im Ge- und Die Zeit v. 27. 2. 1987, S. 39. spräch mit Carl Weiss, in: EG-Magazin 26 Ausführlich zum Auftakt der Debatte: Mi- 3/1987, S. 30-31; Winfried von Urff, Agrar- chael Garthe, Bundesrepublik Deutschland, und Fischereipolitik, in diesem Band. in: Jahrbuch der Europäischen Integration 13 Zu den programmatischen Vorstellungen der 1985, S. 330 f; vgl. auch Wolfgang Wessels, Bundesregierung siehe u. a. Klaus Peter Europa in der wissenschaftlichen Debatte, in Krause, Die Agrarpolitik des Ignaz Kiechle, diesem Band. Ein Gespräch mit dem Bundesminister für 27 Schmidhuber am 16. 5. 1986 im Deutschen Landwirtschaft, in: FAZ v. 25. 10. 1986, S. 5; Bundesrat. Heinz Blüthmann, Der heimliche Sieger, 28 Bayern-Kurier v. 17. 5. 1986, S. 1-2. Agrarminister Ignaz Kiechle hat für die Bau- 29 FAZ v. 27. 10. 1986, S. 12. Eine ähnliche Po- ern viel herausgeholt, in: Die Zeit v. sition wie Genscher vertritt Theodor Eschen- 16. 1. 1987, S. 21. Kritisch zur Agrarpolitik burg, Bundesstaat im Staatenbund, in: Die der Bundesregierung: Jörg-Volker Schrader, Zeit v. 24. 10. 1986, S. 13. Wie viele Bauern braucht Europa? Allein der 30 Bundesrats-Drucksache 50/86 v. 21. 2. 1986. Markt sollte über die Preise entscheiden, in: 31 Bundesrats-Drucksache 150/86 v. 16. 5. 1986. Die Zeit v. 6. 3. 1987, S. 25; Klaus Peter 32 Bundestags-Drucksache 10/6418 v. 12. 10. Krause, Subventionen fürs Nichtstun. Ein 1986. neuer Irrweg der Agrarpolitik, in: FAZ v. 33 Siehe dazu die Auszüge aus den jeweiligen 25. 2. 1986, S. 13; ders., Wie die Bauern sich Ratifizierungsdebatten, in: Das Parlament v. schaden, in: FAZ v. 10. 5. 1986, S. 1. 10. 1. 1987, S. 1-3, und v. 20./27. 12. 1986, 14 So z. B. der Leiter der Bayerischen Staats- S. 17; Das vom Deutschen Bundestag am 4. kanzlei Edmund Stoiber, Einheitliche Euro- 12. 1986 verabschiedete „Gesetz zur Einheit- päische Akte: Warum Bayern jetzt nein sagt, lichen Europäischen Akte" ist abgedruckt als in: Bayern-Kurier v. 17. 5. 1986, S. 1-2. Dokument Nr. 7 in diesem Band; der Be- 15 Siehe dazu Klaus Peter Krause, über den schluß des Bundesrates zum „Gesetz zur Bauern wurde ein Füllhorn ausgeschüttet, in: Einheitlichen Europäischen Akte" ist ab- FAZ v. 28. 2. 1987, S. 14. gedruckt als Dokument Nr. 6 in diesem 16 Siehe ebenda und FAZ v. 10. 5. 1986, S. 1, Band. und v. 28. 2. 1987, S. 14. 34 Das „Gesetz zur Einheitlichen Europäischen 17 Kiechle nach der Ratssitzung in Brüssel am Akte" v. 19. 12. 1986 ist abgedruckt als Do- 23. 4. 1986, siehe dazu FAZ v. 24. 4. 1986, kument Nr. 7 in diesem Band. S. 13, und v. 25. 2. 1987, S. 13. 35 Siehe dazu u. a. FAZ v. 27. 10. 1986, S. 12. 18 Siehe dazu u. a. FAZ v. 11. 2. 1987, S. 13. 36 Ausführlich zu diesem Problemkomplex: Ru- 19 Zu den Hintergründen siehe FAZ v. dolf Hrbek, Die deutschen Länder in der EG- 3. 3. 1987, S. 13. Politik, in: Außenpolitik 2/1987, S. 120-132; 20 Siehe dazu FAZ v. 14. 3. 1987, S. 6. Rudolf Hrbek u. Uwe Thaysen (Hrsg.), Die 21 Siehe dazu FAZ v. 25. 3. 1987, S. 1. Länder und die Europäischen Gemeinschaf- 22 Siehe zu der gemeinsamen Sitzung u. a. FAZ ten, Baden-Baden 1986. v. 2. 4. 1987, S. 3, und v. 3. 4. 1987, S. 3; 37 Siehe zu den beiden Realignments: FAZ v. Hans-Peter Ott, Im Gerangel mit der EG- 5. 4. 1986, S. 13, v. 7. 4. 1986, S. 13, v. Kommission macht Bonn eine schlechte Fi- 12. 1. 1987, S. 1 und 9, v. 13. 1. 1987, S. 11, gur, in: Rheinischer Merkur/Christ und Welt und ausführlich Peter-W. Schlüter, Wäh- v. 3. 4. 1987, S. 10. rungspolitik, in diesem Band. 23 Siehe dazu FAZ v. 1. 4. 1987, S. 1-2, und v. 38 Siehe dazu FAZ v. 2. 1. 1987, S. 1 und 13, v.

Jahrbuch der Europäischen Integration 1986187 343 DIE EUROPAPOLITIK IN DEN MITGLIEDSTAATEN DER EG

3. 1. 1987, S. 2, v. 30. 1. 1987, S. 1, und aus- blockierte Vergangenheit, in: Nachdenken führlich Detlef Puhl, Außenbeziehungen, in über Mitteleuropa, in: FAZ v. 21. 2. 1987, diesem Band. Sparte Bilder und Zeiten; Adam Krzeminski, 39 So Stoltenberg auf einer Sitzung des Zentral- So oder so gehören wir zueinander! Warum bankrates der Deutschen Bundesbank am 6. „Mitteleuropa" mehr ist als nur ein politi- 3. 1987, siehe FAZ v. 7. 5. 1987, S. 13, und sches Phantom, in: Die Zeit v. 27. 3. 1987, S. Karl Otto Pohl am 19. 5. 1987 vor dem Club 64. Frankfurter Wirtschaftsjournalisten, siehe 50 Fritz W. Scharpf, Ein Sprengsatz für die Ge- FAZ v. 20. 5. 1987, S. 13. meinschaft, Plädoyer gegen eine Europäische 40 Zuletzt beim Weltwirtschaftsgipfel in Vene- Wirtschafts- und Währungsunion, in: Die dig Anfang Juni 1987, siehe dazu u. a. FAZ Zeit v. 12. 12. 1986, S. 32. Die Gegenposi- v. 5. 6. 1987, S. 15/16. tion dazu vertritt , Europa 41 Die Leitsätze zum Solange-II-Beschluß des braucht mehr Mut, Die wirtschaftliche Inte- BVerfG sind abgedruckt als Dokument Nr. 4 gration der Europäischen Gemeinschaft muß in diesem Band; siehe hierzu auch Eberhard vorankommen, in: Die Zeit v. 26. 12. 1986, Grabitz, Der Gerichtshof, in diesem Band. S. 23. 42 So Außenminister Genscher am 7. 1. 1986 in 51 Otto Graf Lambsdorff, Die Vision bleibt zu Paris, siehe FAZ v. 8. 1. 1986, S. 1. vage. Die mühsamen Erfolge der deutschen 43 Siehe dazu FAZ v. 28. 10. 1986, S. 1, und v. Stabilitätspolitik dürfen für die Einigung Eu- 3. 2. 1987, S. 2. Im Vorfeld des deutsch-fran- ropas nicht aufs Spiel gesetzt werden, in: Die zösischen Kulturgipfels in Frankfurt äußerten Zeit v. 13. 3. 1987, S. 39. sich kritisch: Alfred Grosser, Michel und Ma- 52 Hans-Peter Schwarz, Europas frustriertes rianne: Eine Liebe, die Rost ansetzt, in: Rhei- Scheinparlament, in: Rheinischer Merkur/ nischer Merkur/Christ und Welt v. Christ und Welt v. 28. 11. 1986, S. 3-4. Die 24. 10. 1986, S. 17; Roger de Weck, Mißtöne Gegenposition dazu vertritt Jürgen Wahl, und Verstimmungen, Cattenom wirft lange Die Eurokraten und ihre zwölf Scheinsouve- Schatten auf die deutsch-französische Freund- räne, in: Rheinischer Merkur/Christ und schaft, in: Die Zeit v. 24. 10. 1986, S. 4. Welt v. 12. 12. 1986, S. 4. Vgl. ergänzend da- 44 Siehe dazu FAZ v. 29. 10. 1986, S. 1. zu die Leserbriefe von Renate Hellwig, MdB, 45 Siehe dazu EG-Magazin 1/1986, S. 20. und Axel N. Zarges, MdEP, zur Rolle des 46 Siehe dazu EG-Magazin 6-7/1986, S. 2. Europäischen Parlaments in der FAZ v. 47 Siehe dazu FAZ v. 27. 2. 1986, S. 13. 26. 11. 1986, S. 8, bzw. 3. 12. 1986, S. 8. 48 Siehe dazu u. a. Dirk Kurbjuweit, Wie 53 Eine ähnliche Frage stellt auch Werner Wei- kommt der Butterberg in den Kühlschrank? denfeld, Wie europamüde ist Bonn? In: Die Winterhilfe der EG braucht Zeit bis Rheinischer Merkur/Christ und Welt v. Ostern, in: Die Zeit v. 13. 2. 1987, S. 26; Ro- 24. 4. 1987, S. 3. Ein Gespräch von Peter land Kirbach, Die Speisung der Armen. Die Hort mit EG-Kommissar Karl-Heinz Narjes, Aktion „Winterhilfe" für Bedürftige stößt abgedruckt in der FAZ v. 16. 10. 1986, S. 7, auf Kritik, in: Die Zeit v. 20. 3. 1987, S. 77. löste zu diesem Thema eine aufschlußreiche 49 Seit Herbst 1986 sind u. a. folgende befür- Kontroverse unter FAZ-Lesern aus, siehe da- wortende und ablehnende Artikel zu Mittel- zu die Leserbriefe in der FAZ v. 4. 11. 1986, europa erschienen: Thomas Kielinger, Die S. 9, v. 10. 12. 1986, S. 8, und v. 2. 4. 1987, Mogelpackung Mitteleuropa, in: Rheinischer S. 10. Merkur/Christ und Welt v. 19. 9. 1986, S. 3; 54 Siehe dazu den von der EG-Kommission her- , Ein Instrument der Entspan- ausgegebenen Euro-Barometer, Nr. 26/1987. nung, und Alexander Schwan, Eine politische 55 Die Regierungserklärung ist abgedruckt in: Seifenblase, in: Rheinischer Merkur: Christ Bulletin des Presse- und Informationsamtes und Welt v. 31. 10. 1986, S. 3; Michael Stür- der Bundesregierung, Nr. 27 v. 19. 3. 1987, mer, Gibt es ein Mitteleuropa? In: FAZ v. hier S. 216 f. 10. 12. 1986, S. 1; Hermann Rudolph, Erin- 56 Siehe dazu FAZ v. 9. 4. 1987, S. 12. nerungen an Mitteleuropa, in: Süddeutsche 57 Dies verlangt eine Arbeitsgruppe des Insti- Zeitung v. 31. 10. 1986; Karl Schlögel, Die tuts für Europäische Politik, deren Forderun-

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gen an Bundestag und Bundesregierung unter abgedruckt sind in: Europäische Zeitung Fe- dem Titel „Europapolitisch aktiver werden!" bruar 1987, S. 1 f.

Weiterführende Literatur Die europapolitische Rolle der Bundesrepublik Lützeler, Paul Michael: Western Europe in Deutschland aus der Sicht ihrer EG-Partner, Transition. West Germany's Role in the Euro- Deutscher Sonderweg oder europäische Mu- pean Community. Baden-Baden 1986. sterrolle. Zusammengestellt und eingeleitet May, Bernhard: Kosten und Nutzen der deut- von Gabriele Weber (Bd. 6 der Materialien zur schen EG-Mitgliedschaft. 2. Aufl., Bonn 1985. Europapolitik). Bonn 1984. Ungerer, Werner: Deutsche Interessen in und an Hrbek, Rudolf u. Wolfgang Wessels (Hrsg.): der Europäischen Gemeinschaft, in: Außenpo- EG-Mitgliedschaft: Ein vitales Interesse der litik 4/1986, S. 363-374. Bundesrepublik Deutschland? Bonn 1984.

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