Defiant Requiem
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Deutschlandpremiere im Konzerthaus Berlin 4. März 2014 Defiant Requiem Verdis Messa da Requiem im Ghetto Theresienstadt Impressum 1 Begrüßung 3 Grußworte 11 Programm Stiftung Jüdisches Museum Berlin Lindenstr. 9 – 14 14 10969 Berlin Tel. +49 (0)30 - 25993 300 Libretto www.jmberlin.de Direktor: W. Michael Blumenthal 18 Programmdirektorin: Cilly Kugelmann Dirigent & Ideengeber: Murry Sidlin Jenseits der Kirchenmusik: Production Management: Giuseppe Verdi und seine The Defiant Requiem Foundation Mark B. Rulison, Louisa Hollman »Messa da Requiem« Künstlermanagement: KD211 · Sonia Simmenauer, Ina Holthaus PR und Beratung: 20 maren borchers · for artists / Maren Borchers Programmnotizen zu Team Jüdisches Museum Berlin Projektleitung: Anja Butzek, Daniela Eck, »Defiant Requiem: Johanna Brandt Koordination: Stefan van Zwoll, Oliver Wobst, Verdi at Terezín« Hanna Wolf, Alexa Kürth, Simon Lindlar Begleitprogramm »Themenwoche Theresienstadt«: 22 Signe Rossbach; Nadja Mau, Gesa Struve Theresienstadt – Marketing: Sascha Perkins, Gesine Tyradellis, Katrin Möller, Anja Wittfoth Ghetto und Kulisse Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Katharina Schmidt-Narischkin, Sylvia Winkler, der NS- Propaganda Stefanie Alberding Webredaktion: Doreen Tesche 24 Programmheft Redaktion: Sascha Perkins, Anja Butzek Mitwirkende Lektorat & Text S. 22/23: Melanie von Plocki, www.freie-textwirtschaft.de Gestaltung: Hanno Dannenfeldt, 38 www.buerominimal.de Dank Bildnachweis Titel: Bedrˇich Fritta: Sammelunterkunft / Sammellager, Theresienstadt 1943, Aus- schnitt des Originalmotivs, © Jüdisches Museum Berlin, Dauerleihgabe Thomas Fritta-Haas, Foto: Jens Ziehe · S. 21: Rafael Schächter, mit freundlicher Genehmigung der Familie Schächter · S. 24: Murry Sidlin, © Defi- ant Requiem Foundation, Foto: Jeff Roffman · S. 25: Aga Mikolaj, © Wernicke · S. 26: Gerhild Romberger, © Christine Schneider · S. 28: Iris Berben, © Harald Hoffmann Photography · Ulrich Matthes, © Privat · S. 29: Frank Markowitsch, © Thomas Diehn · S. 30/31: Konzerthausorchester Berlin, © Felix Broede · S. 32/33: Chor des Jungen Ensembles Berlin, Foto: Stephan Röhl · S. 38: Großer Saal, Kon- zerthaus Berlin, Foto: Sebastian Runge Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Musikfreunde, liebe Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Berlin, die heutige Deutschlandpremiere des Konzert-Dramas »Defiant Requiem« ist Rafael Schächter gewidmet. Der tschechische Dirigent und Pianist inszenierte vor rund 70 Jahren im Ghetto Theresienstadt Verdis »Messa da Requiem«, gemeinsam mit einem Chor aus rund 150 Mithäftlingen. Der Abend bildet zugleich den musikalischen Abschluss unserer Pro- grammwoche zum Thema Theresienstadt. Damit möchten wir die Ge- schichte der Menschen, die in dem Ghetto unter schrecklichen Bedingun- gen leben mussten, einem größeren Publikum ins Bewusstsein bringen. 1 Von den etwa 140.000 Juden, die zwischen 1941 und 1945 in There- sienstadt inhaftiert waren, überlebten nur etwas mehr als 20.000 Menschen. Viele starben im Lager an Hunger und Krankheit; die meisten Häftlinge wurden weiter nach Osteuropa in die Vernichtungslager depor- tiert und dort ermordet. Dieses Schicksal teilten auch Rafael Schächter und die meisten »seiner« Sängerinnen und Sänger. Zusammen mit den verbliebenen sechzig Chormitgliedern wurde er am 16. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Die genauen Umstände seines Todes sind nicht bekannt, vermutlich starb er auf einem der Todesmärsche in der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges. Die Gefangenen in Theresienstadt kamen aus der Tschechoslowakei, Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Dänemark und anderen Staaten Mitteleuropas. Unter ihnen waren viele Künstler und Wissen- schaftler, die das kulturelle Leben im Ghetto prägten. Vorträge, Lesun- gen, Ausstellungen, Konzerte und eine Bibliothek trugen dazu bei, einen Rest von Würde zu wahren. Ohne Zweifel war das kulturelle Engagement in Theresienstadt für viele Häftlinge eine Art Überlebensstrategie, die half, die tägliche Todesdrohung wenn nicht zu vergessen, so doch zumindest zeitweise in den Hintergrund treten zu lassen. Die von der SS zugestandenen Freiräume waren aber auch Teil der NS-Propaganda, die Theresienstadt als »Heimstatt für ältere und kriegsversehrte Juden aus dem Reichsgebiet« anpries und damit nicht nur die Inhaftierten selbst, sondern auch die internationale Öffentlichkeit täuschte. Das »Defiant Requiem« wurde seit seiner Uraufführung 2002 bereits mehr als zwanzig Mal in den USA, Israel und Europa vor Tausenden von Gästen aufgeführt. Um die Produktion nun erstmals nach Deutschland zu holen, waren wir auf die Hilfe und finanzielle Förderung vieler angewie- sen. Unser besonderer Dank gilt dem Hauptstadtkulturfonds, der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« sowie dem Freundeskreis des Museums, dank deren Initiative wir zahlreiche institutionelle und private Spender gewinnen konnten. Mich persönlich freut besonders die breite gesellschaftliche Fürspra- 2 che, die wir erfahren haben: Sie reicht vom tschechischen Botschafter, über den Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Staatsministerin für Kultur bis hin zum Zentralrat der Juden und den beiden großen christ- lichen Kirchen in Deutschland, die durch ihren Namen und ihre heutige Anwesenheit die Themenwoche zu Theresienstadt so nachdrücklich unterstützen. Mit ihrer aller Hilfe konnte das Jüdische Museum Berlin dieses wich- tige Projekt nun endlich auch nach Deutschland holen, und zwar in das politische und kulturelle Zentrum dieses Landes, nach Berlin. Ich bin mir sicher, dass Ihnen der heutige Abend noch lange in Erinne- rung bleiben wird. W. Michael Blumenthal Direktor Jüdisches Museum Berlin Grußwort der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters MdB Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin »Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen un möglich ist«, so der französische Romancier Victor Hugo. Im Kontext der Aufführungen von Giuseppe Verdis »Messa da Requiem« durch jüdische Häftlinge im Ghetto Theresienstadt in den Jahren 1943/1944 gewinnen diese Worte eine weitreichende Bedeutung. Der tschechische Dirigent und Pianist Rafael Schächter, 1941 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, hatte dort, so unwahrscheinlich es klingen mag, einen Chor gegründet, mit dem er verschiedene musikalische Werke einstudierte und aufführte, so schließlich auch Verdis Requiem. Die Wahl dieses Musik- stücks, einer Totenmesse, war dabei – so legen es zumindest die Berichte überlebender Häftlinge nahe – nicht etwa ein Zeichen der Resignation, des sich Fügens in ein unausweichliches Schicksal. Vielmehr er scheint es als 3 ein Aufbäumen, ein Akt des Widerstandes und der Selbstbehauptung in ei nem von Erniedrigungen geprägten Alltag. Zur Musik Verdis riefen die Häftlinge mit den Worten des Requiems nach Freiheit und Gerechtigkeit und kündigten den »Tag des Zor nes« an, an dem die Mörder zur Rechen- schaft gezogen würden. »Wir können den Nazis ins Gesicht singen, was wir ihnen nicht sagen dürfen«, so soll es Rafael Schächter ausge drückt haben. Mit »Defiant Requiem« – aufsässige, trotzige Totenmesse – ist der heutige Abend so treffend überschrieben, der an die Menschen erinnern soll, die im Angesicht kaum vorstellbaren Leidens einen Weg gefunden haben, Hoffnung zu schöpfen und musikalisch Widerstand zu leisten. Die Stiftung Jüdisches Museum Berlin und ihr Direktor, Professor W. Michael Blumenthal, haben sich mit großem Engagement und Überzeugungskraft für die Realisierung dieses Konzertabends eingesetzt. Dafür gebührt ihnen besonderer Dank. Ich freue mich, dass der vom Bund finanzierte Hauptstadtkulturfonds es ermöglichen konnte, dass dieses außergewöhnliche und historisch be- deutende Konzert nach Stationen in Tschechien und den USA nun auch in Berlin aufgeführt werden kann. Gerne habe ich dafür die Schirmherrschaft übernommen. Ich wünsche allen Anwesenden einen bewegenden und unvergesslichen Abend. Grußwort Ambassador Stuart E. Eizenstat Board Chair, The Defiant Requiem Foundation On behalf of The Defiant Requiem Foundation, it is a special privilege to present Maestro Murry Sidlin‘s “Defiant Requiem: Verdi at Terezín” under the sponsorship of the Jewish Museum Berlin. This remarkable concert- drama honors the Jewish prisoner chorus in the Theresienstadt Concen- tration Camp who, under the leadership of prisoner/conductor Rafael Schächter, sang the Verdi Requiem as an act of cultural resistance to their Nazi captors. Presenting “Defiant Requiem” to a 21st century German audience with the Jewish Museum Berlin, has a special meaning for me on multiple levels. First, it re-unites me with one of my most valued and admired friends and former Carter Administration colleague, Michael Blumenthal, former 4 US Secretary of the Treasury. As the visionary founder and chairman of the Jewish Museum Berlin, Michael provides the kind of inspiration and leadership embodied in the “Defiant Requiem”. Second, I take a special pride in having this performance in Berlin, the capital of wartime Nazi Germany, which perpetrated the Holocaust and imprisoned Rafael Schächter and his fellow inmates, and is now the united capital of a new Germany. I have spent as much time as almost any American negotiating with the German government and German corporations to provide justice to Holocaust survivors and to the families of victims. I have been inspired by the degree to which Germany continues its commitment to helping elderly Survivors, mandating Holocaust education, banning hate speech and Na- zism symbols, and the erection