THEMENSCHWERPUNKT SOLOKONZERT Die Gattung Boomt: Neue Werke 2017/18
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NR. 81 HERBST 2017 WWW.BOOSEY.DE THEMENSCHWERPUNKT SOLOKONZERT Die Gattung boomt: neue Werke 2017/18 Außerdem im Heft: Highlights Bühne & Konzert Jubiläen | Neue Kinderopern | Jacques Offenbach aktuell THEMA: NEUE SOLOKONZERTE THEMA: NEUE SOLOKONZERTE Gipfelstürmer Euphorisierend Weitere Novitäten Post von der Seidenstraße Neue Werke von Johannes Boris Borowski HK Grubers wienerische Virtuosität Auf eine Reise entlang der Seidenstraße führt Elena Kats-Chernins Cembalokon- zert Ancient Letters, uraufgeführt im Mai 2017 von Mahan Esfahani und dem Mel- In seiner Freizeit steigt er wie Pierre Boulez persönlich ihm Borows- eben seiner Oper Geschichten aus Grubers neueste Schöpfung ist sein ers- bourne Symphony Orchestra. Die titel- gerne auf hohe Berge – auch ki als herausragenden Komponisten ans dem Wiener Wald, nach der Bre- tes (!) Konzert für Klavier und Orchester, gebenden „alten Briefe“ sind historische Herz gelegt hatte. Barenboim war Boulez’ N genzer Uraufführung 2014 bislang entstanden im gemeinsamen Auftrag des Zeugnisse des zentralasiatischen Volks musikalisch hat Johannes Empfehlung gefolgt und hatte den jungen auch in Wien, Berlin und Hagen gezeigt, trat New York Philharmonic (Musikdirektor der Sogden. Sie lebten im 4. Jahrhundert Boris Borowski schon einige Wahlberliner mit zwei Aufträgen betraut. HK Gruber in jüngster Zeit mit zwei groß - Alan Gilbert), der Berliner Philharmo- im heutigen Usbekistan – dem Geburts- Gipfel erklommen. Stretta, formatigen Konzertwerken an die Öffent- niker, des Königlich Philharmonischen land Kats-Chernins. Erst 1907 wurden Im Juni ging es auf Johannes Boris Bo- lichkeit. into the open ... für Percussion Orchesters Stockholm und der Tonhalle diese Briefe entdeckt, weit entfernt von geschrieben zu Daniel Baren - rowskis Gipfelkurs weiter: Das Minguet und Orchester schuf der Komponist im Zürich. Das einsätzige Werk ist ein Virtuo- der Hauptstadt Samarkand auf der Route boims 75. Geburtstag, mar- Quartett spielte bei „attacca“ in Stutt- Gedenken an David Drew – der 2009 senstück für den Solisten Emanuel Ax, nach China. Handel und Gewerbe, aber kiert einen besonderen Höhe- gart erstmals das neue Streichquartett verstorbene Musikwissenschaftler wirkte der es zu Beginn dieses Jahres in New auch Liebe, Sehnsucht und die Einsam- Nr. 2 ebenso wie das Streichquartett Nr. 1. über viele Jahre als Leiter des Bereichs York aus der Taufe hob und im März die keit der Wüste sind die Themen der kost- punkt: Der Maestro selbst Letzteres erklang im Juli ebenfalls mit Neue Musik bei Boosey & Hawkes London Deutschlandpremiere bestritt, siehe Foto. baren Schriftstücke. Der erste Satz kreist übernimmt den Klavierpart, dem NeoQuartet bei den Randspielen und war dort Grubers Mentor und Ver- Aufführungen schließen sich an in Zürich um die Zeugnisse einer mutigen Frau, die Zepernick. Der Jahresgipfel wird am trauter. Anders als Rough Music („Raue (10.11.2017, Dirigent: Lionel Bringuier), allein zurückgelassen wird. Der zweite am Pult der Staatskapelle Daniel Barenboim & Johannes Boris Borowski Berlin steht Zubin Mehta. 15.11.2017 mit der Uraufführung von Musik“), Grubers erstem Schlagzeugkon- Stockholm (16.11.2017, Sakari Oramo), bei Satz versprüht die Aromen einer quirligen Stretta erreicht. Das über 20-minütige zert von 1983, hat das fast halbstündige den Wiener Symphonikern (13.03.2018, Marktszene. „Die Melodie zum letzten Werk für Klavier und Orchester wird von dieses Phänomen elf Bergsteiger am K2 neue Stück eher introvertierten, rituellen Louis Langrée) sowie dem Orchestre Phil- Satz ‚Goodbye Samarkand‘ kam zu mir, n diesem Jahr hat Johannes Boris Daniel Barenboim, „seiner“ Staatskapelle das Leben. Ein Unglück, das den passio- Charakter: „Eine gebrochene Melodie harmonique de Radio France (23.03.2018, als ich mir vorstellte, in einen Wüstenho- Borowski bereits eine eindrucksvolle Berlin und seinem Freund Zubin Mehta nierten Bergsteiger Borowski sehr be- bildet sich heraus und formt einen Klage- Joshua Weilerstein). Indem das Werk star- rizont zurückzuschauen und zu verstehen, I Wegstrecke zurückgelegt. Der März in der Berliner Philharmonie präsentiert. wegte. Auf programmatische Details oder gesang, der immer wieder unterbrochen ke Einfl üsse von Jazz und Swing zeigt und dass das Leben nun für immer anders sah die Uraufführung seines Ersten Kla- Anlass ist das Festkonzert zu Daniel Ba- eine künstlerische „Nachzeichnung“ der wird“, so Gruber. Zur Besetzung des Solos zugleich mit Elementen von Serialismus sein wird: eine Mischung aus Zweifel und vierkonzerts mit Florent Boffard und dem renboims 75. Geburtstag. „Das ist eine Tragödie war er jedoch nicht bedacht. gehören Instrumente, die im symphoni- und Wiener Romantik spielt, erweist es Hoffnungen.“ Kats-Chernin verwebt vor WDR Sinfonieorchester unter Manuel riesige Freude und Ehre“, sagt Johannes schen Bereich selten anzutreffen sind wie sich als „typischer Gruber“, der das Pub- allem in der Melodik orientalische Einfl üs- Nawri. Im April folgte die japanische Erst- Boris Borowski. „Schon bei der Probenar- Auch dockt Borowskis feinnervige, höchst Cencerros, Howl Gongs und Cajon. „Alles likum „unmittelbar anspricht“ (New York se mit ihrem typischen Idiom von pulsie- aufführung seines Klaviertrios mit dem beit zu Encore hat Daniel Barenboim mei- durchdachte musikalische Sprache nicht vollzieht sich mit Leichtigkeit in diesem Classical Review). render Rhythmik und mitreißendem Elan Trio Steuermann. Der Mai brachte die Ur- ner Musik größte Präzision und Aufmerk- bei Strauss oder neoromantischen Bewe- Stück, das sich mehrfach langsam schwe- – ein sehr persönliches Stück der Wahl- aufführung von Encore für das Boulez En- samkeit geschenkt. Als junger Komponist gungen an. Nachzuhören ist dies aktuell lend zu euphorisierenden Höhepunkten Schwerpunkte sind HK Gruber als Kom- australierin. semble, präsentiert im nagelneuen Pierre eine solche Gelegenheit und ein solches auf der CD „Klangrede“ des jungen La- steigert“, befand der „Independent“ an- ponist/Dirigent in der Spielzeit 2017/18 Boulez Saal in Berlin. Daniel Barenboim Vertrauen zu erhalten, ist ein Traum.“ bels bastille musique mit dem Berliner lässlich der Uraufführung 2015 mit Colin gewidmet bei der Deutschen Staatsphil- hatte den Auftrag erteilt und dirigierte das Zafraan Ensemble unter Leitung von Titus Currie und dem BBC Philharmonic unter harmonie Rheinland-Pfalz, unter anderem Stück auch selbst – und das sogar zwei- Nach seinem Studium bei Hanspeter Ky- Engel mit zwei Werken: dem Klaviertrio John Storgårds; „das Ende konzentriert mit der deutschen Erstaufführung seiner mal: Er wiederholte Encore mit geänder- burz an der Hochschule für Musik Hanns mit „sich umschlingenden oder einander sich mit zauberhafter Erfi ndungsgabe auf Northwind Pictures (06.12.2017), sowie ter Blickrichtung der Musiker. In einer Eisler Berlin und bei Marco Stroppa am abstoßenden Figuren, die ihre Wurzeln in die Schönheit des Verklingens.“ beim Schwedischen Kammerorchester. Mediterran und elegant kleinen Ansprache beschrieb Barenboim, Conservatoire de Paris wurde der 1979 einem modernen Redegestus haben“ und in Hof geborene Komponist schon früh dem „die Kontraste zwischen statischen Das Repertoire für Harfe ist um ein von prominenten Förderern unterstützt. und energetischen Strukturen“ erkunden- klangvolles Stück reicher: Detlev Glanerts Unser Titelbild Das Votum von Pierre Boulez brachte ihm den Ensemblestück Dex, das „klangliche Konzert für Harfe und Orchester feier- bereits 2008 eine Uraufführung beim Lu- Fundstücke mit assoziativen Verweisen te am 11.07.2017 im Rahmen des World Matthew McDonald (vorn li.) und cerne Festival. Es folgten Kompositionen auf die Natur einbezieht“, wie Stefan Harp Congress in Hong Kong seine Pre- Kees Boersma waren nur zwei für das Ensemble intercontemporain, das Drees in „Das Orchester“ schreibt. miere. Die Solistin Florence Sitruk, zu- Mitglieder der Solistengruppe bei Chicago Symphony Orchestra und das gleich Auftraggeberin der Novität, wurde der Uraufführung von Elena Kats- Klavier-Festival Ruhr. 2015 fand sein Do- Nachdem die Pianistin Nadezda Tseluy- begleitet vom City Chamber Orchestra of Chernins The Witching Hour im naueschingen-Debüt statt: Peter Eötvös kina im September die Miniaturen beim Hong Kong unter Yang Jiao. Detlev Gla- Herbst 2016 unter der Leitung von dirigierte das SWR Sinfonieorchester für Berliner Festival „Pyramidale“ spielt, geht nert spürt in dem pausenlosen dreisätzi- Alexander Briger. Das viersätzige Borowskis 25-minütiges Orchesterwerk es im November im Pierre Boulez Saal mit gen Werk der mythischen Vergangenheit magisch-mystische Konzert für Sérac. Bei der Pausenplauderei nannte ein dem Klaviertrio weiter, interpretiert von der Harfe nach, die als eines der ältesten acht Kontrabässe und Orchester renommierter Kritiker Sérac liebevoll „die Daniel und Michael Barenboim und Kian Instrumente der Welt gilt und ursprüng- dürfte das erste und bislang ein- neue Alpensymphonie“ – was hinsichtlich Soltani. Weitere Aufträge führen Johan- lich im antiken Mittelmeerraum beheima- zige für diese Besetzung sein. Die der eindrucksvollen Orchesterbesetzung nes Boris Borowski in naher Zukunft zum tet war. Mediterranes Flair klingt in der Komponistin schrieb es für die vir- und einer „alpinen“ Inspiration zunächst ECLAT Festival Stuttgart, zum Ensemble fl irrend-eleganten Instrumentation an, tuosen Musikerinnen und Musiker naheliegt: Séracs sind turmartige Forma- intercontemporain und erneut zum WDR die den französischen Impressionisten des Australian World Orchestra. tionen aus Gletschereis,