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Gesamtkonzeption der Seniorenpolitik der Stadt Hainichen und der Ortsteile

Regionalkonzept Hainichen für Anlaufstellen für Senioren

Impressum

Herausgeber: Stadtverwaltung Hainichen Markt 1 09661 Hainichen

Autoren und Vervielfältigung: Verein Lebensräume e.V. An der Mühle 1 09661 Hainichen

Verantwortlich: Dipl. Soz.-Päd. (FH) Roland Koppka

Bildnachweis: Foto Bürgermeister – Stadtverwaltung Hainichen Alle anderen Fotos – Verein Lebensräume

Redaktionsschluss: Oktober 2014

Die Erarbeitung wurde gefördert durch das Programm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Gemäß den Vorgaben des Gender-Ansatzes der EU gelten die Funktionsbezeichnungen sowohl in männlicher als auch in weiblicher Form.

2 Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren, der demografische Wandel wird in den kommenden Jahrzehnten Deutschland in allen Lebensbereichen verändern. Diese Entwicklung bleibt nicht auf unsere Heimat beschränkt, die gesamte Europäische Union wird davon betroffen sein. Sie alle kennen die baumähnlichen Demografieabbildungen; der Anteil älterer Menschen steigt, gleichzeitig werden wir immer älter und es wachsen weniger junge Menschen in unserer Stadt auf. Die Lebensstile werden vielfältiger. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf unser Rentensystem. Auch in den Angeboten der Dienstleitungsunternehmen und den Erfordernissen der Wirtschaft, in den städtebaulichen Planungen und in Kultur- und Freizeitangeboten wird sich die Verschiebung der Altersstruktur bemerkbar machen.

Angesichts dieser Tatsachen freue ich mich, dass die Bewerbung des Vereins „Lebensräume e.V.“, eine solche Konzeption für die Stadt Hainichen unter Berücksichtigung unserer Ortsteile zu erstellen, durch den Begleitausschuss des Bundestages positiv beschieden wurde und wir damit ein solches Werk als Handlungsleitfaden für die zukünftige diesbezügliche Arbeit in Hainichen zur Verfügung haben. Es sind komplexe Bedarfe der zukünftigen älteren Generation zu berücksichtigen. Nicht nur die Stadt Hainichen wird gefragt sein bei der Bewältigung der Aufgaben und Umsetzung des Konzeptes, auch das Land Sachsen und die Bundesregierung werden ihren Teil beitragen müssen; die Koordination und die Aktion vor Ort allerdings werden wir selbst in die Hand nehmen müssen. Dazu benötigen wir engagierte Bürger, die sich, ihren Begabungen entsprechend, einbringen, um unsere Stadt auch in Zukunft lebenswert für alle Generationen zu machen. Dabei soll das Leitbild für unsere Seniorenarbeit heißen:

„Selbstbestimmtheit und Engagement des Einzelnen – auf dem Weg zur Solidarität der Generationen“. Ich danke allen, die zum Entstehen dieses Werkes beigetragen haben. Besonders bedanke ich mich bei Verein „Lebensräume e.V.“, unter dessen Federführung dieses Werk entstand.

In diesem Sinne wünscht Ihnen viele Anregungen und grüßt Sie herzlich

Ihr Dieter Greysinger Bürgermeister

3 Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Vorwort des Bürgermeisters 3

2. Einleitung 6

2.1. Konzeptionsziel 8 2.2. Aufbau 9 2.3. Demografische Entwicklung in der Stadt 9

3. Seniorenspezifische Arbeitsfelder

3.1. Infrastruktur

3.1.1. Bestandsanalyse 12 3.1.2. Perspektivische Handlungsfelder 26

3.2. Wohnen im Alter

3.2.1. Bestandsanalyse 27 3.2.2. Perspektivische Handlungsfelder 30

3.3. Gesundheit und Pflege

3.3.1. Bestandsanalyse 31 3.3.2. Perspektivische Handlungsfelder 34

3.4. Beratung und Verbraucherpolitik

3.4.1. Bestandsanalyse 34 3.4.2. Perspektivische Handlungsfelder 35

3.5. Gesellschaftliches und generationenübergreifendes Engagement und Ehrenamt

3.5.1. Hintergrund 35 3.5.2. Handlungsansätze 36

3.6. Interessenvertretung von Senioren 36

3.7. Arbeitsmarkt 37

4 3.8. Bildung, Sport , Kultur und Freizeit

3.8.1. Bestandsanalyse 37 3.8.2. Perspektivische Handlungsfelder 38

4. Schlussbetrachtungen und Fazit 39

5. Anhang und Literatur 41

5 2. Einleitung

Seit jeher sind das Altern und der Tod Gegenstand menschlicher Betrachtungen. Bereits im vorchristlichen Ägypten beschäftigten sich Alchimisten mit der Suche nach dem Stein der Weisen - der Unsterblichkeit. Altern, Alter und Tod auszutricksen, ist schon immer Ansporn für Forschung und Entwicklung gewesen. Der Markt für verjüngende Produkte wie Cremes und Hormongaben, aber auch für Schönheitschirurgie, wächst seit Jahren. Unsere Gesellschaft hat ein Leitbild des modernen Menschen entworfen, welches von Jugendlichkeit, Schönheit und Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist. Und so haben sich auch die Branchen besonders schnell entwickelt, die Produkte herstellen, welche diese Kriterien eines erfüllten Lebens unterstützen: Kommunikationstechnik, Medizintechnik und Automatisierungstechnik bis in die privaten Bereiche hinein. Die Markteinführung des PC für die breitere Masse mit Windows 1 ist erst 30 Jahre her. Die Veränderungen unseres Alltags, unserer familiären Umstände und unseres Lebensstiles sind so schnell geschehen, dass die politischen und gesellschaftlichen Reaktionen darauf oft weit hinterherhinken.

Das Phänomen, was wir heute als demografischen Wandel bezeichnen und welches von uns oft als bedrohlich empfunden wird, welches uns nun zum Handeln zwingt, aber auch neue Chancen eröffnet, ist an sich keine Erscheinung der jüngsten Zeit. Dieser Wandel in der Altersstruktur unserer Bevölkerung hat sich angekündigt, spätestens seit den 70-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts, ähnlich wie der Klimawandel. Aber nicht nur das Demografiegefüge wird sich ändern, sondern auch die ethnische Zusammensetzung unserer Bevölkerung. Familien mit Migrationshintergrund sind kinderreiche Familien, damit wird der prozentuale Anteil innerhalb der Gesellschaft steigen – so werden die Fragen der Heimatfindung in der deutschen Bürgergesellschaft nicht nur Fragen der Jugendgeneration sein, sonder auch zunehmend die der Seniorengeneration. Insofern werden wir nicht nur älter, sondern im Bevölkerungsquerschnitt auch bunter und insgesamt quantitativ auch weniger. Dies bringt nicht nur die Notwendigkeiten mit sich, den Besonderheiten des Alters Beachtung zu schenken, sondern zusätzlich die ethnische Spezifika von Teilen der Senioren zu berücksichtigen.

Es wird an dieser Betrachtung deutlich, dass Konzepte für die Zukunft, die sich auf den ersten Blick mit Senioren beschäftigen, einen weitergehenden Horizont, quasi einer systemischen Betrachtung bedürfen. So ist ein weiteres Kennzeichen des demografischen Wandels, dass viele Menschen nicht nur zu einem späteren Zeitpunkt in ihrer Biografie Eltern werden als noch vor 20 Jahren, sondern sich häufig auch für die Kinderlosigkeit entscheiden. Studien zeigen, dass kinderlose Erwachsene aber auch eine geringere Motivation zur beispielsweise ehrenamtlichen Tätigkeit haben.

Noch vor einhundert Jahren lebten die Alten überwiegend in mehr oder weniger konfliktbeladenen Großfamilien mit mehreren Generationen unter einem Dach. Die Versorgung der Großelterngeneration war sichergestellt, Pflegeleistungen wurden aus der Familie heraus erbracht, abwechselnd von den Jüngeren. Allenfalls zur medizinischen Versorgung kam die Gemeindeschwester vorbei. Die Betreuung der Alten führte so kaum zu der heute oft beobachtbaren Überforderung der Pflegepersonen, zumal sich auch die finanzielle Belastung auf mehrere Schultern verteilte.

6 Die Veränderungen in der Arbeitswelt der Menschen, insbesondere die Forderungen nach mehr Flexibilität und Mobilität führten auch zu Veränderungen der familialen Konstellationen. Junge Leute zogen der Arbeit hinterher, verließen ihre Heimatorte, die Dörfer überalterten. Oder sie fuhren auf Montage zu weit entfernten Arbeitsorten; nach der politischen Wende entwickelte sich das Phänomen der Pendler, die in langen Kolonnen sonntags abends gen Westen und freitags wieder zurück fahren. Wer kümmert sich in der Woche um die hilfebedürftige Großmutter? Ist die Versorgung innerhalb und aus familiären Ressourcen leistbar oder sollte sie doch in eine stationäre Pflegeeinrichtung ? Die Situation verschärfend kommt hinzu, dass unsere Lebenserwartung steigt; dem Zugewinn an Lebensjahren steht aber eine Abnahme der Geburten gegenüber. Dies liegt auch daran, dass sich Lebensentwürfe verändern, nicht nur der jüngeren Generationen, die sich öfter als früher für ein kinderloses Leben entscheiden, weil die Sinnerfüllung des eigenen Lebens nicht mehr an Eltern- und Nachkommenschaft, sondern beispielsweise an berufliches Weiterkommen gekoppelt ist.

Seit der Einführung der ersten sozialen Sicherungssysteme, insbesondere der Invaliditäts- und Alterssicherung im Jahr 1889 wurde in Deutschland versucht, auf diese veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu reagieren. So führte die politisch gewollte und beabsichtigte Absicherung der Rentner und Pensionäre aber andererseits dazu, dass bisherige Versorgungssysteme, nämlich großfamiliär fundierte Versorgung der älteren Generation, nicht mehr zwingend notwendig waren, um im Alter abgesichert zu sein. So wurde der zunehmende Übergang aus der privat organisierten Alterssicherung zur gesamtgesellschaftlich getragenen Altersicherung überhaupt erst möglich. Insofern ist die Einführung der Rentenversicherung ein gutes Beispiel dafür, wie politische Entscheidungen als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen wiederum gesellschaftliche Veränderung induzieren, die erneut eine politische Entscheidung erzwingen. Dieser Regel-Wirkungskreis zeigt aber auch auf, dass politisches Handeln im Voraus Chancen für gesellschaftliche Veränderungen eröffnet und so Rahmenbedingungen für Umdenkungsprozesse erschaffen kann.

Die Gestaltung der Seniorenpolitik in Deutschland ist aber nicht nur von den demografischen Notwendigkeiten geprägt. Auch das sich spätestens seit der Agenda 2010 abzeichnende andere Selbstverständnis eines modernen Sozial- oder Wohlfahrtsstaates führt neben den finanziellen Zwängen auch zu inhaltlich veränderten politischen Ansätzen. Die Maxime von Fördern und Fordern der Arbeitsmarktpolitik führt auch in den anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wie eben Seniorenarbeit, Kultur und Kunst, aber auch Sport und Jugendarbeit zur Ausweitung der Eigenverantwortung, der Stärkung von Selbsthilfestrukturen und der Zurücknahme staatlichen Engagements und Verstärkung des Subsidiaritätsprinzips. Auch hier zeigt sich insofern wieder die Wechselwirkung zwischen individuell gestalteten Lebensentwürfen und Lebensstilen als Forderung großer Bevölkerungsteile nach selbstbestimmterem Leben und der Reaktion des Staates mit der Forderung nach mehr Eigenverantwortung, am deutlichsten sichtbar im Rückzug der staatlichen Rentengarantien zugunsten und zunöten individueller Altersvorsorge.

Der zunehmende Rückzug des Staates auf die Grundsicherungsfunktionen der einzelnen biografischen Risiken ( Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter) erfordert eine Zunahme des Solidaritätsgedanken im Quartier bzw. des Wohngebietes oder Dorfes auch oder gerade zwischen den Generationen.

7 Diese Entwicklungen erfordern auch ein Umdenken in der Organisation von Angeboten und Unterstützungsmöglichkeiten in der Seniorenarbeit. Darauf wird im Punkt 3.5 noch genauer eingegangen.

2.1. Konzeptionsziel

Konzeptionen dienen zum Erfassen von Zielen vor dem Hintergrund einer umfassenden gedanklichen oder pragmatischen Zusammenschau welt- anschaulichen, philosophischen oder inhaltlichen Charakters. Aus diesen Zielen können Strategien und Maßnahmen abgeleitet werden. Konzeptionen enthalten somit einen Leitgedanken oder Leitideen. Der Leitgedanke dieser sollte sein: „Selbstbestimmtheit und Engagement des Einzelnen – auf dem Weg zur Solidarität der Generationen“. Durch den Anwender müssen Konzeptionen fortgeschrieben, also in sinnfälligen zeitlichen Abständen aktualisiert, aber auch zur Umsetzung in realistische Teilabschnitte bzw. Teilziele weiterentwickelt werden.

Entsprechend den Ausführungen in der Interessenbekundung soll die Konzeption mittelfristig dazu führen, dass regional bedeutsame Entscheidungs- und Leistungsträger ihren Fokus verstärkt auf die Belange und Bedürfnisse älterer Bürger richten. Dabei soll die systemische und nachhaltige Betrachtung unterstützt werden. Die vorliegende Konzeption kann dazu beitragen, dass alle gesellschaftlichen Bereiche, und hier insbesondere kommunale Entscheidungen, auch und dies zunehmend stärker, seniorenspezifische Bedingungen berücksichtigen. In der Beschreibung der Handlungsfelder wird auch der Schwerpunkt für Aufgabenbereiche einer Anlaufstelle für Senioren in der Stadt benannt. Wichtig ist dabei, dass es sich hier um eine neutrale und unabhängige Stelle handelt, die weder weltanschaulichen noch wirtschaftlichen Interessen verpflichtet ist.

Des Weiteren wird den Trägern der verschiedenster Projekte der Seniorenarbeit eine Grundlage für ihre inhaltlichen Planungen und Arbeitsintentionen an die Hand gegeben. Dies wird auch für die Beantragungen von Fördermitteln bedeutsam sein.

Nicht zuletzt sollte das vorliegende Papier als Agenda der Seniorenarbeit vom Stadtrat beschlossen werden und auf diese Weise als Richtschnur zukünftiger seniorenrelevanter Entscheidungen dienen. Dies kann dazu beitragen, dass:

- Belange der Seniorenarbeit besser als bisher in die öffentliche Diskussion getragen werden, also seniorenpolitische Handlungsfelder definiert werden können, - die verbesserte Planungssicherheit und der deutlich geäußerte nachvollziehbare politische Wille die Engagementsbereitschaft Einzelner oder von Gruppen erhöhen kann, - die Grundlage für einen zukünftigen Befragungsmonitor für den Stand der Seniorenarbeit in Hainichen und den Ortsteilen gelegt wird, - die Möglichkeit zum Erstellen einer Checkliste eröffnet wird, welche vor dem Beschluss öffentlicher Vorhaben, z.B. Infrastrukturmaßnahmen, prüfen könnte, ob alle relevanten Gesichtspunkte berücksichtigt wurden - Implementierung des eingangs genannten Leitgedanken bei den Bürgerinnen und Bürgern Die Konzeption erhebt keinen Anspruch auf vollständige Aufzählung aller seniorenrelevanten Angebote im Freizeit,- Pflege- und Gesundheitsbereich. Es werden lediglich exemplarische Grundtendenzen des Bestandes in Hainichen dargestellt. 8

2.2. Aufbau

Diese Konzeption wird in geringer Auflage als gedruckte Version, aber auch in Form einer CD, erhältlich sein. Auf der CD sind die Veröffentlichungen des Anhangs als PDF-Datei enthalten, in der Druckversion befinden sich die Internetadressen, unter denen die jeweiligen Anhänge auffindbar sind. In der Einleitung enthält die vorliegende Konzeption einen Abriss grundlegender Rahmenbedingungen mit Sicht auf aktuelle Entwicklungen, sowie eine Übersichtsdarstellung der demografischen Entwicklung der Region. Dem folgt die Darstellung seniorenspezifischer Arbeitsfelder, jeweils in den Punkten gegliedert nach einer Bestandseinschätzung und den perspektivisch möglichen Handlungsfeldern, beginnend mit der Systemebene des einzelnen Menschen bis hin zur Ebene des Gemeinwesens. Hier werden auch mögliche Handlungsfelder für eine Anlaufstelle für Senioren in Hainichen aufgezeigt. Im Anhang befindet sich u.a. die gesamte Fotodokumentation der 4 Senioren Quartiere.

2.3. Demografische Entwicklung in der Stadt Hainichen

Die Bundesrepublik Deutschland ist in 9 Demografietypen eingeteilt, diese sind : - Typ 1 – kleinere stabile ländliche Städte und Gemeinden z.B. Lübeck - Typ 2 - sozial heterogene Zentren der Wissensgesellschaft z.B. ,Jena - Typ 3 – prosperierende Kommunen im Umfeld dyn. Wirtschaftszentren z.B. Borsdorf b. - Typ 4 – stabile Kommunen im weiteren Umfeld größerer Zentren z.B. um - Typ 5 – Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen z.B. Landsberg in Sachsen-Anhalt - Typ 6 - Mittelgroße Kommunen geringer Dynamik im Umland von Zentren und im ländlichen Raum z.B. Wilsdruff, Lichtenau - Typ 7 – Urbane Zentren mit heterogener wirtschaftlicher und sozialer Dynamik z.B. Erfurt, - Typ 8 – alternde kleinere Kommunen mit Anpassungsdruck z.B. Hainichen, aber auch Cuxhafen - Typ 9 – stark schrumpfende Kommunen mit besonderem Anpassungsdruck z.B. Frankenberg, Flöha, aber auch , Dessau, Schwerin

Hainichen ist dem Typ 8 zugeordnet. Dieser Demografietyp ist durch folgende Charakteristika gekennzeichnet ( siehe auch nächste Grafik):

 Hoher Anteil älterer Menschen und Einpersonenhaushalte  Deutlicher Bevölkerungsrückgang  Geringe Kaufkraft und hohe Armutsquote  Prekäre Situation der Kommunalfinanzen

Die Situation wird zudem durch hohe Abwanderungsquoten vor allem in der Altersgruppe der 20 bis 35-jährigen Bewohner und in der moderaten Zuwanderung von Alterssitzsenioren verschärft.

9

Quelle: www.wegweiser-kommune.de

In der Darstellung der Bevölkerungspyramide von 2009 wird deutlich, dass die großen Seitenausbreitungen bei den 50 –Jährigen liegen, somit sind im Jahre 2020

10 diese Amplituden über 60 und damit im Rentenalter, während die Generation, die dann im Erwerbsleben steht, gerade mal quantitativ 50 % ausmacht.

Konkret auf die Stadt Hainichen und die Ortsteile in prozentualen Anteilen an der Gesamtbevölkerung ausgedrückt, ergibt sich folgende Tabelle ( Quelle: Einwohnermeldeamt)

Hainichen - Einwohner über 65 Jahre nach Ortsteilen

Stichtag: 27.01.2014

Einwohner gesamt über 65 Jahre Ort W M gesamt prozentual Hainichen 1177 795 1972 84,67% davon Hainichen, Ottendorfer Hang 90 42 132 6,69% Hainichen, Thomas-Müntzer-Siedl. 178 122 300 15,21% Hainichen, Fr.-G.-Keller-Siedl. 103 60 163 8,27% Hainichen, Gartenstadt 67 58 125 6,34% Hainichen OT Bockendorf 27 26 53 2,28% Hainichen OT Cunnersdorf 32 23 55 2,36% Hainichen OT Eulendorf 13 12 25 1,07% Hainichen OT Falkenau 16 13 29 1,25% Hainichen OT Gersdorf 19 20 39 1,67% Hainichen OT Riechberg 36 37 73 3,13% Hainichen OT Schlegel 37 33 70 3,01% Hainichen OT Siegfried 6 7 13 0,56% gesamt: 1363 966 2329 100,00%

Aus diesen Daten ist gut ersichtlich, dass es im Stadtgebiet selbst vier Quartiere gibt, deren Anteil an über 65-Jährigen signifikant höher ist, als die Quantitäten z.B. der Ortsteile. Damit kommt es zu einer zunehmenden Homogenisierung der Altersstruktur, dies kann jedoch eher zu negativen Auswirkungen (Ghettoisierung) führen, als Chancen (z.B. Konzentration von Hilfsangeboten) zu eröffnen.

Grafiken und Tabellen dieser Art verführen dazu, die dahinterstehende Problematik zu versachlichen, in Zahlen zu packen und damit gewissermaßen zu anonymisieren. In der Praxis bedeutet dies jedoch, dass Nachbarschaftshilfe immer schwieriger wird, der Dialog zwischen den Generationen zu verstimmen droht, die nette ältere Dame nicht mehr so einfach als Kinderbetreuung zur Verfügung steht und der junge Mann von nebenan nicht mal eben schnell die Glühbirne wechselt. Damit gehen nicht nur Beziehungen verloren, sondern es verschwinden auch Identifikationsvorbilder des autarken Älterwerdens für die jüngere Generation.

Nach der Entwicklung der Vorausschau ins Jahr 2030 (Statistische Daten in Wegweiser Kommune) wird Hainichen bis dahin weitere 23,9 % seiner Bevölkerung verloren haben, dies sind über 2000 Menschen.

11 Für Hainichen selbst liegen keine Angaben zur Pflegebedürftigkeit im Jahr 2030 vor, wahrscheinlich bewegt diese sich jedoch im Durchschnitt des Landkreises (2009 auf 2030):

 Der Anteil der über 80-Jährigen steigt von 6,4% auf 11%  Der Anteil der Pflegebedürftigen steigt von 3,2% auf 5,3%  Der Anteil der häuslichen Pflege sinkt von 38,5% auf 34,4%  Der Anteil der ambulanten Pflege steigt von 29,0% auf 30,2%  Der Anteil der stationären Pflege steigt von 32,6% auf 35,4%

3. Seniorenspezifische Arbeitsfelder

3.1. Infrastruktur

Unter dem Punkt „Infrastruktur“ werden die Wirkfelder Verkehrsanbindungen, insbesondere Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), die Qualität des Wegenetzes sowie die Struktur der Stadt hinsichtlich Handel, Dienstleistungen und die Kulturlandschaft eingeschätzt.

Hainichen hat von seiner geografischen Lage her eine gute, zentrale Position in Sachsen. Nahe dem Schnittpunkt der BAB 4 und 14 und mit Bahnanbindung an das Oberzentrum ( stündlich) und das Mittelzentrum Freiberg, welches auch Sitz der Landkreisverwaltung ist (vormittags stündlich, nachmittags aller 2 Stunden).

3.1.1. Bestandsanalyse

1. Verkehrsverbindungen zwischen Hainichen und seinen Ortsteilen

Durch einige Ortsteile führen mehrere Linien, was natürlich die Anzahl der Busverbindungen für die dortigen Bewohner erheblich steigert. Der OT Siegfried besitzt keinen eigenen Busanschluß. Er besteht nur aus ca.9 Häusern/Gehöfte. Die nächste größere Ortschaft ist Bräunsdorf, etwas weiter entfernt ist Riechberg. Zugverbindungen von Hainichen in die Ortsteile und zurück sind keine verfügbar. Alternativ zu öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es in Hainichen 3 Taxi-Unternehmen, die Personenbeförderungen aller Art anbieten. Außerdem bietet ein Fahrdienst seine Dienstleistungen an.

Übersicht über Busanbindungen an den Wochenenden aus den Ortschaften nach Hainichen

Uhrzeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Ortschaft Bockendorf Riechberg Eulendorf Cunnersdorf Gersdorf …………………4 Busse………………………. Falkenau …………………4 Busse………………………. 12 Schlegel

Übersicht über Busanbindungen in der Woche aus den Ortschaften nach Hainichen

Uhrzeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Ortschaft Bockendorf ……6 Busse……….. Riechberg ……..4 Busse………. Eulendorf …..6 Busse……….. Cunnersdorf …11 Busse.. Gersdorf ………10 Busse…… Falkenau ………..10 Busse..… Schlegel …………11 Busse………….

Übersicht über Busanbindungen an den Wochenenden aus Hainichen in die Ortschaften

Uhrzeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Ortschaft Bockendorf kein Anschluß Riechberg kein Anschluß Eulendorf kein Anschluß Cunnersdorf kein Anschluß Gersdorf ………4 Busse………………….… Falkenau ………4 Busse………………….… Schlegel kein Anschluß

Übersicht über Busanbindungen in der Woche aus Hainichen in die Ortschaften

Uhrzeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Ortschaft Bockendorf ……6 Busse……...….. Riechberg ……..20 Busse…………………...…. Eulendorf ……6 Busse………….. Cunnersdorf ……………20 Busse……………… Gersdorf ………...21 Busse……………………….…… Falkenau ….……..21 Busse………………………….… Schlegel …………19 Busse………….

Verteilung der Bushaltestellen in Hainichen

Im Stadtgebiet sind die ca. 20 Bushaltestellen relativ gleichmäßig verteilt.

13 Für Personen mit Gehbehinderungen oder anderen Einschränkungen könnte es aber unter Umständen schwierig sein, z.B. von einem Ortsteil zu bestimmten Einkaufsmärkten zu gelangen, die sich außerhalb der Innenstadt befinden. Die Innenstadt selbst ist gut zu erreichen. Der Bahnhof wird von fast jeder Buslinie angefahren. Der Friedhof der Stadt auf der Öderaner Straße hat eine eigene Bushaltestelle und damit ebenso der Stadtpark, der sich gegenüber dem Friedhof befindet. Diese beiden Örtlichkeiten liegen ebenfalls am Stadtrand, sind aber so durch ihre Verkehrsanbindung ebenfalls, auch von außerhalb, gut erreichbar.

Bilanz

Für Senioren, die in Hainichen wohnen und die über kein eigenes Fahrzeug verfügen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst fahren können, sind die Verkehrsanbindungen innerhalb der Stadt ausreichend. Die Busse fahren zu den verschiedensten Tageszeiten und in die verschiedenen Stadtteile. Für Senioren, die in den Ortsteilen wohnen, dürfte sich ein Besuch Hainichens schwieriger gestalten, von einer spontanen Unternehmung ganz abgesehen: Die einzige Möglichkeit, mit einem öffentlichen Verkehrsmittel nach Hainichen zu kommen, ist der Bus. In einigen Ortsteilen, die etwas abgelegen sind oder deren Einwohnerzahl sehr klein ist, sind die Möglichkeiten, Hainichen mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zu besuchen, gering. Am Wochenende sogar gar nicht vorhanden. Auch wenn in den anderen Ortschaften bis mittags Busse fahren, so ist eine Rückfahrt am Abend nicht abgesichert - man kann also nach Hainichen fahren, kommt aber nicht mehr zurück. In diesen Fällen dürfte dann nur eine privat organisierte Fahrdienstleistung in Frage kommen. Der Besuch einer Gaststätte, einer privaten Einladung oder einer kulturellen Veranstaltung muß demnach langfristig vorbereitet werden. Das Gleiche trifft natürlich auch auf ältere Personen zu, die kein Fahrzeug mehr haben oder führen dürfen, die aber in Hainichen wohnen und einen Ortsteil besuchen wollen.

2. Wegenetz und Fußwege in Hainichen

Von Interesse war für die Untersuchung hier, wie sicher und wenn möglich barrierefrei bzw. barrierearm Senioren, aber auch behinderte Menschen und Kinder in der Stadt unterwegs sein können. Insbesondere die Wege aus den 4 Seniorenschwerpunktquartieren „Gartenstadt“, „Ottendorfer Hang“, „Thomas Müntzer-Siedlung“ und „Kellersiedlung“ wurden abgeschritten und fotografisch dokumentiert. Gleichzeitig wurden die speziellen Dienstleistungsangebote aufgenommen. Grundsätzlich lässt sich einschätzen, dass in der Stadt die meisten relevanten Orte und Sehenswürdigkeiten über barrierearme Zugänge zu erreichen sind (außer die Bibliothek). Einige Wege, z.B. der Abzweig von der Oederaner Strasse in den Stadtpark sind aufgrund des Geländeprofils nicht barrierefrei gestaltbar und würden dementsprechend auch nicht genutzt werden.

14

Aufgang Park von Oederaner Strasse aus

Wohngebiet : Gartenstadt 1.Wegesituation Markt – Bahnhofstraße – Frankenberger Straße – Gabelsberger Straße Ende: Wohngebiet Gartenstadt Begehbarkeit, Barrierefreiheit sowie Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstraßen und Kreuzungen sind vorhanden und wurden fotografisch dokumentiert

2. Gewerbeansiedlung Ganz in der Nähe: Metalsa Automotive Hainichen GmbH Frankenberger Straße 9a

3. Freizeitangebote in der Nähe Gartenanlage, Verband der Kleingärtner Hainichen e.V. Gisela Lommatzsch Döbelner Str. 25 09661 Hainichen Verein: Förderverein Altstadt Hainichen e.V. Frankenbergerstraße 9b, Hainichener Imkerverein Gabelsberger Straße 6, Kegelsportverein 92 e.V. Gabelsberger Straße 11, Modellflieger Hainichen Gabelsberger Straße 10, Rehabilitationsverein Landkreis e.V. Gabelsberger Straße 35 Hainichen, Zupfensemble Goethestraße 39, machArt e.V. Lutz Dittrich Südstraße 15, Freunde und Förderer der Eduard-Feldner- Grundschule der Stadt Hainichen e.V. Südstraße 96,

4.Medizinische Einrichtungen Ärzte und Medizinische Einrichtungen sind im Wohngebiet nicht vorhanden Ganz in der Nähe: ca.15-30min bis zum Ärztehaus Ziegelstraße 25b , DRK-Sozialstation, Tagespflege, Betreutes Wohnen, Seniorenclub 5. Verkehrsanbindungen ca. 15-30min je nach Mobilität der Senioren bis zum Bahnhof City - Bahn bzw. Busbahnhof

15 abgesenkter Fußweg in der Gartenstadt

Fußwegabsenkung Frankenberger Strasse

16

Wohngebiet: Friedrich - Gottlob - Keller Siedlung 1.Wegesituation Markt-Gerichtsstraße-Wiesenstraße Ende: Wohngebiet Friedrich-Gottlob-Keller Siedlung Begehbarkeit, Barrierefreiheit sowie Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstrassen und Kreuzungen wurden fotografisch dokumentiert

2. Gewerbeansiedlung Ganz in der Nähe: Gartenbaubetrieb Andreas Martin Feldstr. 15, Weuro Außenwerbung und Handels GmbH Feldstr. 5A, Autoservice Glöß Wiesenstraße 1a

3. Freizeitangebote Prokus Friedrich-Gottlob-Kellersiedlung 97, Verein: Freie Wähler Hainichen e.V. Feldstr. 3

4. Medizinische Einrichtungen Im Wohngebiet sind keine Pflegedienste und Ärzte ansässig.

5. Verkehrsanbindungen Die Bushaltestelle in der Feldstraße 6 ist ganz in der Nähe und die Senioren brauchen ca.15 bis 30min zu Fuß.

Barrierefreier Fußweg in der Friedrich-Gottlob-Keller-Siedlung

17

Parkplatz für Menschen mit Behinderung in der Kellersiedlung

Wohngebiet Thomas -Müntzer Siedlung Ausgangspunkt: Markt-Brückenstraße-Neumarkt-Oederaner Straße Ende: Thomas-Müntzer-Siedlung Begehbarkeit, Barrierefreiheit sowie Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstrassen und Kreuzungen wurden fotografisch dokumentiert 2. Gewerbeansiedlung ganz in der Nähe Agrargenossenschaft Hainichen-Pappendorf e.G. Oederaner Str. 27, Autoservice Heckel Oederaner Str. 14B 3. Freizeitangebote im Wohngebiet und in der Nähe Vereine: Freizeittreff Verein Lebensräume e.V., Kleingartenverein „ Jägerberg „ e.V. Thomas-Müntzer-Siedlung 29, Rassekaninchenzüchterverein S 205 Hainichen und Umgebung e.V. Thomas-Müntzer-Siedlung 49 Vereinshaus Hainichener Karnelvalsklub 1981 e.V. Oederaner Straße 14, Modellbahnclub Hainichen „ Striegistalexpress“ e.V. Oederaner Straße 6 Stadtpark Hainichen-Alte Englische Gartenanlage-Dammwildgehege, Ziervögel- Volieren, Griechisches Restaurant Athos, Freilichtbühne, Gellert - Museum im Stadtpark Oederaner Straße 10, 4. Medizinische Einrichtungen Im Wohngebiet sind keine Ärzte und Pflegedienste ansässig 5. Verkehrsanbindungen Keine direkte Busverbindung bis ins Wohngebiet ca.30 min zu Fuß bis zur Bushaltestelle vor dem Vereinshaus des Hainichener Karnevalvereins je nach Mobilität der Senioren

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abgesenkter Fußweg in der Thomas-Müntzer-Siedlung

Wohngebiet Ottendorfer Hang 1.Wegesituation Ausgangspunkt: Markt-Marktstraße-Am Damm-Ottendorfer Straße Ende: Wohngebiet Ottendorfer Hang Begehbarkeit, Barierefreiheit sowie Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstraßen und Kreuzungen werden fotografisch dokumentiert

2.Gewerbeansiedlung in der Nähe Autohaus Bernhardt Nossener Straße 6Unternehmen aus Halsbrücke hat eine Niederlassung am Ende vom Ottendorfer Hang Saxonia Galvanik Hainichen Mühlweg 6, Name der Firma Saxonia Galvanik Halsbrücke GmbH Erzstraße 5 09633 Halsbrücke

3.Freizeitgestaltung im Wohngebiet und in der Nähe Verein Lebensräume e.V. Neues Projekt „ Hoch vom Sofa „ Grüne Freizeitecke am Rand vom Wohngebiet, Betreutes Wohnen und Seniorenbegegnungsstätte des DRK Ottendorfer Hang 3, Selbsthilfegruppe der Behinderten e.V. Hainichen Ottendorfer Hang 3 Wohnung Nr.605 Sportforum Pflaumenallee Drei-Felder-Sporthalle, Fußball-und Trainingsplatz alle Sprungsportarten, komfortable Umkleide-und Aufenthaltsräume, private Gaststätte im Sozialgebäude, Hallenbad - Lehrschwimmhalle im öffentlichen Badebetrieb Nossener Straße 24 a, Verein: Hainichener Fußballverein „ Blau-Gelb „ 1946 e.V. 19 Am Sportforum 2, Heimatverein e.V. Detlef Grell Nossener Straße 31, Jagdverband Hainichen e.V. Nossener Straße 55, Kleingartenverband Waldesblick e.V. Ottendorfer Hang 46

4. Medizinische Betreuung Pflegedienst „ Ihr Pflegepartner „ Ottendorfer Hang 34, Pflegewohnung für Kranken und Seniorenpflege im Erdgeschoss , Personenaufzug am Haus Ottendorfer Hang 34

5.Verkehrsanbindung: ca.10-30min je nach Mobilität der Senioren bis zur Bushaltestelle, Buslinie in die Stadt und von der Stadt bis ins Wohngebiet

auch im Winter zu begehen – abgesenkter Fußweg hinauf zum Wohngebiet

Im Bereich des Marktes sind die Bordsteine flacher als üblich. Dies führt generell zum barrierearmen Zugang und Überquerung des Marktbereiches. Der barrierefreie Zugang zum Rathaus ist über den Hintereingang möglich, die Geschäfte am Markt haben auf den ersten Blick teilweise deutlichen Nachholebedarf diesbezüglich. Inwieweit im Einzelfall durch das Personal Hilfsmittel wie Rampen oder schiefe Ebenen zur Verfügung gestellt werden, wurde nicht untersucht.

Im Innenstadtbereich Hainichens gibt es an 2 Kreuzungen Ampelanlagen, die auch den Fußgängerverkehr regeln. Dort ist das Überqueren der Straßen problemlos möglich. Die Grünphasen für Fußgänger wurden teilweise als zu kurz empfunden. Sowohl an den Hauptzufahrtsstrassen ins Zentrum (z.B. Frankenberger Strasse, Mittweidaer Strasse) als auch im Bereich des Marktes ( Kaufhaus Fischer/Brückenstrasse/Mühlstrasse und Bahnhofstrasse zur Sparkasse), aber auch 20 am Hagebaumarkt, fällt es Senioren und behinderten Menschen schwer, die zeitweise stark befahrenen Strassen zu überqueren, zumal die Einmündung Markt/Bahnhofstrasse spät einsehbar ist. Im Bereich der Gellertstrasse fällt auf, dass diese Einbahnstrasse stellenweise beidseitig beparkt ist, sodass sie zwischen den parkenden Autos hindurch besonders für Rollstuhlfahrer schwer zu überqueren ist.

Markt Hainichen mit tieferliegenden Bordsteinen zum Fußweg

In den Ortsteilen muss die Lage unterschiedlicher beurteilt werden. In einigen Ortsteilen, wie Bockendorf , Cunnersdorf und Schlegel gibt es Fußwege entlang der Hauptstrassen. Abseits dieser, wie ins Dorfzentrum von Schlegel hinein, gibt es Wege nur teilweise, auch in Riechberg und Falkenau. Die Fußgängerampel in Schlegel wurde leider wieder entfernt.

3. Handel und Dienstleistungen

Wie in allen kleineren Städten und im ländlichen Bereich haben seit 1990 Einzelhandelsgeschäfte schließen müssen, weil sie dem Preiskampf der großen Ketten nicht mehr standhalten konnten. Dies wirkt sich vor allem auf die ältere Bevölkerung aus, weil der Konsum im Dorf oder im Wohngebiet nicht nur Versorgungspunkt war, sondern auch Treffpunkt und Ort der Kommunikation. Heute sieht man mitunter wieder, wie sich die schwatzenden Senioren am Bäckerauto versammeln. In der folgenden Karte ist die Verteilung der Supermärkte und Geschäfte für Grundnahrungsmittel dargestellt. Deutlich ist zu erkennen, dass auf dem Ottendorfer Hang, in der Gartenstadt und in der Kellersiedlung keine Märkte angesiedelt sind. 21 Allein mit dem Nettomarkt an der Oederaner Strasse befindet sich eine Einkaufsmöglichkeit für die Bewohner der Thomas-Müntzer-Siedlung in der Nähe.

Legende 1: ( Zahl und B = Supermarkt mit integriertem Bäcker)

22 Supermarkt

0B Netto Oederaner Strasse 1B Penny Frankenberger Strasse 2B Netto Frankenberger Str. 3B Diska Frankenberger Strasse 4 Edeka Frankenberger Str. 5B Lidl Thälmannstrasse 6 Aldi Gewerbegebiet A4

Bäcker

7 Kirsten, Thälmannstr. 8 Lieberwirth, Markt 9 Kaden, Mittwiedaer Str. 10 Gellertstadt BW,Gewerbegebiet 11 Frankenberger BW, Bahnhofstr.

Fleischereien

12 Mehnert , Mittweidaer Str. 13 Friedrich, Gellertstr. 14 Scheffler, Poststr. 15 Hertel, Gewerbegebiet 16 Knorr, Bahnhofstr. 17 Fleischerei Ottendorfer GH 18 Memmendorfer, Penny 19

In der Legende 2 und der nachfolgenden Karte werden Dienstleistungen des täglichen Bedarfs und kleinere Gewerbeläden dargestellt:

HG – Hagebaumarkt

Blumenläden 1 Gellertstr. 2 Markt 3 Bahnhofsstr. 4 Brückenstr. 5 Gerichtsstr. 6 Thälmannstr.

Friseure 7 Gerichtsstr. 8 Bahnhofsstr. 9 Markt 17 Salzstr. (O-Hang)

Optiker 10 Mühlstr. 11 Markt

Krankenkassen 12 Barmer, Neumarkt 13 AOK , Mittweidaer Str.

Banken 14 Sparkasse Bahnhofstr. 15 Volksbank, Käthe-Kollwitz-Str.

23

24

Legende 3 – weitere Geschäfte des täglichen Bedarfs

Geschäfte mit Textilwaren

25 Obst und Gemüse

7 Gärtnerei Martin, Feldstrasse 8 Stadtbiblothek, Markt 9 Schugeschäft Markt

Zeitungen/ Lotto und Haushaltwaren und Elektrogeräte

10 Brückenstrasse 11 Bahnhofsstr. 12 Neumarkt 13 Bahnhofstr.

14 Juwelier, Mittweidaer Str. 15 Zoohandlung, Markt 16 Poststelle Neumarkt 17 Sanitätshaus im Ärztehaus

3.1.2. Perspektivische Handlungsfelder

1. Verkehrswege und Personennahverkehr

Ausgehend von der systemischen Betrachtung her beginnt die sichere Mobilität in der Wohnung. Bereits hier wird deutlich, dass wirkungsvolle seniorengerechte Gestaltung des öffentlichen Raumes nicht nur Aufgabe der öffentlichen Hand sein kann, sondern von allen Teilhabern des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens gemeinsam getragen werden muss. Die Politik und Verwaltung kann nur geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um Seniorenpolitik zu befördern. Zunehmend wird die gute Vermietbarkeit von Wohnraum, gerade bei abnehmenden Bevölkerungs- und damit auch Mieterzahlen, auch an der Seniorenfreundlichkeit gemessen werden. Hier sind demnach auch private Vermieter gefordert.

Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass grundsätzlich in Hainichen gute Voraussetzungen für barrierearme Mobilität im Stadtgebiet und teilweise in den Ortschaften gegeben ist. Es können dennoch folgende Anregungen gegeben werden:

 Jedes Bauvorhaben im öffentlichen Raum, auch Reparaturen usw., sollte anhand einer von Baufachleuten erstellten Checkliste auf Seniorenfreundlichkeit hin geprüft werden ( auch Gebäudezugänge z.B. Bibliothek)  An den Ausfallstrassen ( Frankenberger Strasse, Mittweidaer Strasse, Oederaner Strasse, Gellertstr. etc) wäre zu prüfen, inwieweit Fußgängerschutzwege (Zebrastreifen) zum sicheren Überqueren der stark befahrenen Strassen eingerichtet werden können.  Selbiges könnte auch rund um den Markt bzw. am Beginn der Bahnhofstrasse geprüft werden. Die Hinweise im Bestand sollten geprüft werden.  Die Einrichtung von Seniorenparkplätzen wird befürwortet. 

Regiobus GmbH und Citybahn als Hauptträger des ÖPNV werden zunehmend unter dem Kostendruck und den Gesichtspunkten der Rentabilität ihr Angebote gestalten. Hier wird es Aufgabe der Politik sein, geeignete Wege zu finden, wie die Mobilität der Senioren unterstützt werden kann. Perspektivisch werden jedoch mehr persönliches 26 Engagement aus der Familie und Nachbarschaft bzw. privatwirtschaftliche Fahrdienste die Mobilität absichern müssen. Inwieweit die technischen Veränderungen im Sektor des KFZ-Antriebs auch neue Konzepte der Mobilität im ländlichen Raum befördern kann, wurde hier nicht untersucht.

2. Handel und Dienstleistungen

Handel und Dienstleistungen, auch seniorenspezifische Dienstleistungen, folgen den Gesetzen des Marktes. Im Rahmen der Erarbeitung der Konzeption wurde eine Befragung unter den Gewerbetreibenden der Stadt durchgeführt. Insgesamt wurden 30 Fragebögen ausgegeben.

3. Handlungsfelder für eine Anlaufstelle für Senioren

Für eine Anlaufstelle könnten sich hier folgende spezielle Aufgaben ergeben:  Beratung von Senioren im Bezug auf mobile Hilfen, persönliche Schutzausrüstung und technische Hilfsmittel  Vermittlung von Fahrdiensten  Vermittlung von Einkaufshilfen  Bindeglied zwischen Senioren bzw. deren Interessenvertretungen und der Stadtverwaltung  Bildung von Netzwerken zur Effizienzerhöhung baulicher Maßnahmen im öffentlichen Bereich  Organisation von Verkehrsschulungen  Erarbeitung einer Winterdienstkarte, in welcher die zu räumenden Überquerungen verzeichnet sind

3.2. Wohnen im Alter

3.1.1. Bestandsanalyse

Die Wohnqualität ist mit entscheidend dafür, ob ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Wohnraum so lange wie möglich aufrechterhalten werden kann. Entscheidender Faktor ist, dass im Alter die tägliche Aufenthaltsdauer in der Wohnung zunimmt. Eine Bestandsanalyse ist schwierig durchzuführen, weil verlässliche Daten nur aus zugänglichem Wohnraum, also den ehemals der städtischen Wohnungsgesellschaft und der Wohnungsgenossenschaft gehörenden Beständen zu erfahren sind.

Es können verschiedene Kategorien von Wohnraum unterschieden werden, die für Senioren geeignet sind und sich vor allem in den Ausstattungsmerkmalen nach den gesundheitlichen Gegebenheiten und dem Grad der Unterstützungsbedürftigkeit unterscheiden. Insofern sind auch die Zugänge zum Wohnraum unterschiedlich. Wir sprechen von Barrierefreiheit, wenn die Wohnungen mit Rollstühlen ohne fremde Hilfe zu betreten bzw. zu befahren sind. Dazu zählen Auffahrrampen und unmittelbare Zufahrtsmöglichkeiten zu ihnen im Außenbereich; Türen die sich über elektrische Antriebe oder sensorgesteuert öffnen lassen und Aufzüge bis auf die jeweiligen Wohnungsetagen. Aber auch die Ausstattung der Wohnungen kann differieren. Die Küche erlaubt ein Unterfahren der Arbeitsflächen mit einem Rollstuhl, 27 die Schränke sind so angebracht, dass deren Inhalt vom Rollstuhl aus erreichbar ist. Bäder und WC sind rollstuhlgerecht mit ebenerdigen Duschen, die auch einer Pflegekraft ermöglichen, unterstützend mit in der Dusche anwesend zu sein. Pflegewohnungen zeichnen sich nochmals durch ein großzügigeres Raumangebot aus, welches erlaubt, beidseits zu begehende Pflegebetten aufzustellen. Oft begegnet uns der Begriff „altengerechte Wohnung“. Er ist nicht klar umrissen und wird unterschiedlich verwendet. Gemeint ist damit häufig, dass innerhalb der Wohnung Handläufe an den Wänden, den Badewannen und Toiletten angebracht sind und das sich keine Schwellen an den Innentüren und keine Treppen innerhalb der Wohnung befinden. Auch die Bezeichnung „ Betreutes Wohnen“ ist unterschiedlich definiert. Häufig ist damit ausgesagt, dass es in der unmittelbaren Nähe einen Pflegedienst oder andere unterstützende Dienstleistungsangebote gibt, die quasi mit der Wohnung „mitgemietet“ werden.

In Hainichen selbst finden sich folgende Angebote:

1. Betreutes Wohnen „ Goldener Löwe“ (Angaben nach Volkssolidarität Döbeln als Betreiber)

 20 barrierefreie und seniorengerechte 1 bis 3-Raumwohnungen mit schwellenlosem Zugang mit großem Lift  vollständig modern saniert mit textilem Fußboden im Wohn- und Schlafraum, Wände Rauhfaser weiß  Fliesen in Küche, Küche und Bad mit Fußbodenheizung und bodengleicher Dusche  Vorbereitung für Telefon und Fernsehanschluss  Fenster mit Sonnenschutz  Teilweise Balkon Die Gesamtanlage ist ausgestattet mit 2 Gemeinschaftsräumen mit Terrassen, Wäschetrockenraum, Büro des Sozialbetreuers und Kellerraum. Die Mieter können eigene Möbel mitbringen. Folgende Leistungen werden als Grundleistung vorgehalten:  Notrufanlage und Organisation von Erstversorgung  Sozialberatung an festgelegten Sprechzeiten  Hausmeisterdienste bis monatl. 30 Minuten Einsatzzeit für kleinere Reparaturen  Organisation von Freizeit, Geselligkeit und Reisen Wahlleistungen ( ambulanter Pflegedienst, hauswirt. Dienste, Pflegefachberatung, Mahlzeitendienst) können gegen Vergütung zugebucht werden.

2. Seniorenfreundliches Wohnen Ottendorfer Hang – ein Angebot der Hainichener Wohnungsgesellschaft mbH mit DRK Sozialstation ( Angaben von HWGmbH)

 1-Raum-Wohnungen bestehend aus Wohnzimmer, Schlafbereich, Kochnische  Bad gefliest mit WC und barrierefreier Dusche  Balkon mit Blick auf Hainichen  Kellerraum und Trockenraum  2 Aufzüge bis in die 5. Etage  Wohnungen mit Laminat und flexibler Elektroinstallation  Möbel können mitgebracht werden

Montags und mittwochs steht ein kostenloser Bustransfer zum Markt zu Verfügung. 28 Angebote der DRK-Sozialstation sind:  Gemeinschaftsraum mit gemeinsamen Mittagessen und Freizeitgestaltung  Spielenachmittage, Gedächtnistraining, Sport, Feste und Feiern  Schwesternsprechzeiten, Vermittlung von Arztterminen und Dienstleistungen  Unterstützung bei Behördengängen  Grundpflege und Hauswirtschaft, Beratung, Fahrdienst, Hilfsmittelverleih

Bad in Pflegewohnung Ottendorfer hang

Gleichfalls auf dem Ottendorfer Hang hat die Wohnungsgesellschaft ca. 8 Wohnungen als barrierearme Seniorenwohnungen umgebaut. Hier wird bei Bedarf fortlaufend weitergebaut.

3. Betreutes Wohnen Ziegelstrasse – im Gelände des DRK-Seniorenheimes

 49 Einzel –und 18 Doppelzimmer in 3 Etagen mit Aufzügen  Zimmer sind grundmöbliert, individuelle Gestaltung ist möglich 29  Fernsehen, Radio und Telefonanschluss vorhanden  Mehrer Gemeinschaftsräume, Terrassen, Balkone und barrierefreie Parkanlage stehen zur Nutzung zu Verfügung  Ärztehaus, Apotheke und Sanitätshaus in unmittelbarer Nachbarschaft  Persönliche Angebote wie Grundpflege, Demenzbetreuung, Alltagsbegleitung  Freizeitbeschäftigung und Kulturangebote  Gottesdienste und seelsorgerliche Beratung  Hauseigene Küche bietet täglich frische Mahlzeiten 5mal an  Wäscherei, Fußpflege und Friseur sowie Cafeteria im Haus

4. Seniorengerechtes Wohnen in der Thomas-Müntzer-Siedlung

Im Wohngebiet gibt es keine speziell seniorengerechten Wohnungen. Die Wohnungsgenossenschaft als Eigner der meisten Wohnungen hier hält jedoch eine professionell ausgebaute Pflegewohnung vor, falls Bewohner des Quartiers pflegebedürftig werden, aber im Gebiet wohnen bleiben wollen, um beispielsweise soziale Kontakte aufrecht zu erhalten.

3.2.2. Perspektivische Handlungsfelder für eine Anlaufstelle

Die Wohnsituation älterer Menschen ist zentrales Thema des demografischen Wandels. Der zu erwartenden Probleme scheinen nur dann händelbar zu sein, wenn es gelingt, Ältere so lange wie möglich im gewohnten Umfeld wohnen zu lassen. Dies entspricht nicht nur der persönlichen Intention des selbstbestimmten Lebens, sondern ist auch gesamtgesellschaftlich von Nutzen. Deutlich wird die Priorität der Thematik in dem Umstand, das die Bundesregierung in 2010 eigens ein Programm „Soziales Wohnen im Alter“ aufgelegt hat in welchem altersgerechter Umbau von Wohnraum, technikunterstütztes Wohnen, Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistungen zentrale Themenfelder sind. Bestandteil ist unter anderem eine gemeinsame Initiative mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, welches die Qualifizierung des Handwerks für die Umsetzung altersgerechten und barrierefreie Wohnens zum Inhalt hat. Insofern ist die Anpassung von Wohnraum an seniorenspezifische Bedürfnisse nicht nur im Interesse der öffentlichen Hand, sondern auch privater Vermieter, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Analyse zeigt, dass zwar auf den ersten Blick genügend Wohnungen mit seniorenspezifischen Ausstattungen vorhanden sind, aber sind auch die Entwicklungen der Bevölkerungszahlen entsprechend berücksichtigt ? Es sollte zudem berücksichtigt werden, dass nicht nur der Wohnraum an sich eine wichtige Voraussetzung für selbstbestimmtes und erfülltes Leben ist, sondern weitere Faktoren, wie Wohnumfeld, soziale Kontakte und Kultur- und Bildungsangebote genauso dazu beitragen, in Würde und mit Anspruch zu altern.

In der Anlaufstelle kann eine Beratung durchgeführt werden, die sich an den jeweiligen individuellen Bedürfnisse und vorhandenen Gegebenheiten des einzelnen älteren Menschen orientiert und hilfreiche Veränderungen trifft, vorerst ohne große Umbauten vorzunehmen, z.B.:

 Wie können Zimmer neu aufgeteilt werden ?

30  Wie können Möbel umgestellt werden, damit zusätzlicher Bewegungsraum gewonnen wird und Türen und Fenster leicht zugänglich werden?  Auf rutschfeste Beläge achten und Teppichbrücken fixieren  Stabile Sitzmöglichkeiten zum Schuhwechsel, aber auch in der Dusche  Sofa und Sessel erhöhen, um das Aufstehen zu erleichtern  Finanzierungshinweise für größere Umbauten ( Rampen, Treppenlifte, Raumaufteilung ändern)  Angebot bzw. Vermittlung wohnbegleitender Dienstleistungen

Im Zusammenhang mit dem Wohnungsumbau bzw. Wohnungswechsel in seniorengerechten Wohnraum entstehen für die Senioren oft psychisch belastete Situationen. Häufig muss Abschied genommen werden von liebgewordenem Hausrat, von vertrauten Möbeln; dies zieht oft eine verstärkte Konfrontation mit Erinnerungen nach sich. Die Anlaufstelle kann durch das Angebot einer therapeutischen Biografiearbeit unterstützend auch bei der Aufarbeitung belastender Lebensphasen wirksam werden, zumindest können unterstützende Fremdangebote vermittelt werden. Auch Konflikte mit Angehörigen sind möglich, z.B. wenn die Mutter in ein betreutes Wohnen umziehen will, den Kindern unter Umständen dann aber der Rentenanteil der Mutter zur Refinanzierung des Hauskredits fehlt. Auch hier sind unterstützende Angebote, in der Regel durch Vermittlung von Mediatoren, denkbar. Ein weiteres Tätigkeitsfeld der Anlaufstelle ist die Entwicklung von Konzeptionen alternativer Wohnformen im Alter. EU- und Bundesweit gibt es zahlreiche innovative hervorragende Ideen und Modellprojekte, wie Menschen im Alter zusammen wohnen können. Teilweise sind Rückwirkungen auf die Förderung der regionalen Wirtschaft entstanden, mehrere Generationen leben und arbeiten wieder zusammen.

3.3. Gesundheit und Pflege

3.3.1. Bestandsanalyse

Neben der Wohnsituation sind die gesundheitliche Betreuung und die Möglichkeiten bedarfsgerechte Pflegeangebote zu nutzen, die wichtigsten Kriterien für ein seniorengerechtes Umfeld und damit für die Attraktivität einer Stadt , nicht nur hinsichtlich der Wohnqualität der Senioren, sondern auch für die Lebensqualität junger Familien. Oft wollen junge Familien nicht unmittelbar im Wohnbereich der Elterngeneration wohnen, aber eine handhabbare Nähe wird oft gewünscht, nicht nur, weil die Großeltern als Babysitter gefragt sind, sondern auch ,wenn im Falle einer zunehmenden Versorgungsnotwendigkeit der Großeltern die Unterstützung der Kindergeneration gefragt bzw. gewünscht wird.

In Hainichen und den Ortsteilen sind unseren Recherchen nach derzeit ausreichend Pflegedienste aktiv, welche ein breites Spektrum an Leistungen, inclusive Beratung anbieten. Neben Sozialstationen, die über Wohlfahrtsverbände eng an stationäre und teilstätionäre Betreuungsformen gebunden sind, gibt es auch privatwirtschafltich geführte Unternehmen. Spezielle Angebote für demenzkranke Menschen gibt es von Deutschen Roten Kreuz in Mittweida in Form einer Tagesbetreuung. In Hainichen wird gerade ein Modell der Tagesbetreuung mit Inclusionscharakter untersucht. 31

Im Landkreis Mittelsachsen gibt es ein Pflegenetzwerk, welches eine vernetzte Pflegeberatung und die Weiterentwicklung pflegerischer Versorgungsstrukturen zum Ziel hat. Hier sollten sich Ressourcen bündeln. Derzeit sind aus Hainichen folgende Rechtsträger Netzwerkmitglieder: - Wohnungsgenossenschaft e.G. Hainichen - Pflegedienst „Ihr Pflegepartner“ Mittweida- Außenstelle Hainichen - DRK Kreisverband mit Sozialstation und Pflegeheim - SHG der Behinderten e.V.

Folgende Einrichtungen der Gesundheitspflege sind in Hainichen zu finden, die Verteilung ist in der Karte dargestellt.

Legende 4:

Allgemeinärzte Fachärzte

1 Praxis Roth, Thälmann-Str.1 18 Orthopädiepraxis Kaiser, Ziegelstr. 25 2 Praxis Gruner, H.-Heine-Str.4 19 Hautarztpraxis Riedel, Ziegelstr. 25 4 Praxis Stollberg, Ob.Stadtgraben 4 20 Gynäkolog. Praxis Bunge, Ziegelstr. 25 5 Praxis Pötschke, Karlstr. 2 21 Veterinärpraxis Neuber, Feldstr. 1

Zahnärzte Apotheken

6 Praxis Stollberg, Frankenb.Str. 20 22 Ärztehaus Ziegelstr. 25 7 Praxis Grießmann, Schulstr. 4 23 Bahnhofsapotheke, Bahnhofstr. 4 8 Praxis Leichsenring, Bahnhofstr. 1 24 Lutherapotheke, Lutherplatz 4 9 Praxis Bauer, Mühlstr. 5 25 Sanitätshaus, Zielgelstr. 25 10 Praxis Schmiedekamp, Gerichtsstr.5

Psychotherapeuten Physiotherapeuten

11 Praxis Nerlich / Noack-Thiessen 13 Praxis Brand, Frankenberger Str. 9 Mittweidaer Str. 35 mit Präventionszentrum Rehabil 12 Lutherplatz 4 14 Praxis Hoffmann, Oberer Mühlgr. 4 15 Praxis Schmiedekamp, Gartenstr.1 16 Praxis Rudolph, Kupferschmiedegasse 1 17 Praxis Reinhardt, Ziegelstr. 25

Ein wichtiges Angebot ist in Hainichen nicht verfügbar. Es gibt unserer Recherche nach keine Einrichtung der Hospizarbeit, weder ein Hospiz noch eine dementsprechend ausgerichtete Beratungsstelle.

32

Verteilung medizinischer Einrichtungen in Hainichen

33

3.3.2. Perspektivische Handlungsfelder für eine Anlaufstelle

Die Ansiedlung von Ärzten, Pflegediensten und anderen der Gesundheit dienlichen Versorgungseinrichtungen lässt sich kommunalpolitisch schwer beeinflussen. Auch hier greifen die Gesetze des Marktes mit ihren Regularien von Nachfrage und Angebot. Insofern wird eine Anlaufstelle wohl eher die Funktion einer zentralen Vernetzung haben können, insbesondere als Förderer von Öffentlichkeits- und Problembewusstsein und als Vermittlungsstelle von Hilfsangeboten Ein zukünftig neu zu erschließendes Handlungsfeld ist die Etablierung der Hospizarbeit in der Stadt

3.4. Beratung, Verbraucherpolitik und neue Medien

3.4.1. Bestandsanalyse

Beratung und Verbraucherpolitik umfassen nicht nur die Handlungsfelder Pflegeberatung, sondern insbesondere die allgemeine Sozialberatung mit dem Schwerpunkt Leistungsberatung zu den Sozialgesetzbüchern, Fördermittel für barrierefreies Umgestalten, aber auch Produktberatung und Gesundheitsberatung.

Fest etabliert hat sich mittlerweile das „Netzwerk für soziales Engagement“ in der Verantwortlichkeit einer Trägergemeinschaft, bestehend aus Deutschem Roten Kreuz, der Hainichener Wohnungsgesellschaft mbH, der Stadtverwaltung und der Firma Chemnitzer Webdesign. Es hat seine Beratungsstelle für ältere Menschen und deren Angehörige in der Mittweidaer Strasse 7. Ziel ist es Unterstützung zu geben rund um Fragen der Pflege, des seniorengerechten Wohnens und Ausfüllhilfe bei Anträgen.

Weitere Kontaktstellen für Beratungsangebote sind vom Verein Lebensräume betriebene Wohngebiets- und Freizeittreffs in Seniorenschwerpunktquartieren , der Thomas-Müntzer-Siedlung und dem Wohngebiet Friedrich-Gottlob-Keller-Siedlung.

Speziell zu Fragen rund um die Pflege stehen als Ansprechpartner auch die Geschäftstellen der Wohlfahrtsverbände und der Pflegedienste zur Verfügung, um über ihre Leistungen zu beraten.

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Beratungsarbeit liegt in der Nutzung der neuen Medien und der dazugehörigen Technik. Differenzierte Daten zur Ausstattung und Nutzung neuerer Medien durch Senioren liegen kaum vor. Dies liegt auch, wie oben beschrieben daran, dass der Umfrage- und Forschungsschwerpunkt bei den jüngeren Jahrgängen liegt, weil hier vermeintlich ein höherer Konsum zu erwarten sei. Insofern sind Senioren als kaufkraftträchtige Kunden bislang nicht in den Blick der Marktforscher gekommen. Dazu kommt, dass bei den Senioren kaum eine homogene Nutzerstruktur feststellbar ist, da nicht nur eine Klassifizierung nach Alter wichtig wäre, sondern auch nach Geschlecht, Bildungsgrad oder Einkommen. Und 34 selbst das Vorhandensein eines Computers sagt noch nichts über dessen Nutzungsspezifika aus. Ein Beratungsangebot zu neuen Medien liegt unseres Wissen gegenwärtig in Hainichen nicht vor.

3.4.2. Perspektivische Handlungsfelder einer Anlaufstelle

Die Beratung wird eines der Hauptaufgabenfelder der Anlaufstelle sein. Dabei wird es sicher nicht darauf ankommen, alle Beratungsangebote selbst vorzuhalten, vielmehr soll durch Vernetzung die Vermittlung kompetenter, spezialisierter und zielgerichteter Angebote eine erhöhte Effizienz erreicht werden. Der Bereich der neuen Medien und deren Nutzung durch ältere Menschen wird ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sein. Der Gebrauch des Internets eröffnet die Möglichkeit, dass Informationen zu spezifischen Fragen, aber auch Kommunikation über soziale Netzwerke, der kommunikativen Vereinsamung entgegenwirken können. Es gilt aber auch , die damit verbundenen Gefahren sichtbar zu machen. Virtuelle Kommunikation kann eben nicht die reale, körperliche Kommunikation ersetzen. Im N Onliner Atlas 2006 wird ausgeführt, dass das Durchschnittsalter der Menschen, die das Internet noch nicht nutzen, bei 61 Jahren liegt. Hier wird das Bildungspotential als gesellschaftliche Aufgabe deutlich, um Senioren an neue Informationsmedien heranzuführen. Dabei geht es vor allem darum, den älteren potentiellen Nutzern die Angst vor Hard- und Software zu nehmen. Dies kann erreicht werden, indem die Erstbegegnung mit Spaß und Neugier erfolgt. Das dies auch für die „Internetmacher“, aber z.B. auch für die Macher städtischer Websites oder gemeinnütziger Internetauftritte gilt, muss leider betont werden. Oft ist hier keine altersgerechte Nutzerfreundlichkeit festzustellen.

Leider wird immer wieder berichtet, dass Senioren auch in Fachgeschäften bzw. im Dienstleistungssektor zwar scheinbar gut beraten werden, die Inhalte der Beratung jedoch nicht verstehen, da zu oft unbekannte Fachbegriffe oder Anglismen verwendet werden. Hier besteht Aufklärungsbedarf, der über die Anlaufstellen organisiert und durchgeführt werden kann; Verbraucherzentralen kommen mit speziellen Beratungsinhalten auch vor Ort. Dabei geht es nicht nur darum, Verständnis für die ältere Generation oder behinderte Menschen zu haben, sondern fundiertes Wissen über die tatsächlichen Einschränkungen oder Andersartigkeiten der Ratsuchenden.

3.5. Gesellschaftliches und generationsübergreifendes Engagement und Ehrenamt

3.5.1. Hintergrund

In Demokratien westlicher Prägung ist das freiwillige Engagement der BürgerInnen wesentlicher Bestandteil und trägt zum sozialen Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft bei. Wir können es uns heute nicht mehr ohne freiwillige Feuerwehr, freiwillig geführte Fußball- und Sportvereine oder auch Hospizinitiativen vorstellen. Das bedeutet auch, dass es neue Anforderungen an die immer älter werdenden Akteure des Ehrenamts gibt. Der Vereinsvorstand hört nicht automatisch auf Vorstand zu sein, weil er das Rentenalter erreicht hat. Von ihm wird aber auch erwartet, wenn er denn seine Position inne behält, dass er sie verantwortungsvoll und leistungsbereit ausfüllt. Trotzdem sollte der „Alterspräsident“ einem besonderen 35 Schutz unterliegen, eben des Alters wegen. So müssen Verständnis und gesellschaftliche Solidarität neu bewertet werden, und zwar so, dass sie die Menschen des sogenannten „vierten Lebensalters“ in richtiger Weise würdigen. Allerdings befinden wir uns hier auf einer Gradwanderung zwischen der Forderung nach mehr ehrenamtlichen Engagement um finanzielle Engpässe oder unfinanzierbare Vorhaben trotz klammer Kassen umzusetzen, und der Tatsache, dass Ehrenamt nicht dazu missbraucht werden darf, gesellschaftliche oder staatliche Aufgaben auf bürgerschaftliches Engagement abzuwälzen. Engagement enthält nämlich immer auch Autonomiespielräume für den Einzelnen, der mit seinem Engagement nicht nur gesellschaftliche Defizite ausräumen will, sondern mit seinem Einbringen auch seine Persönlichkeitsentfaltung verwirklichen will, an der Tätigkeit Spaß haben möchte und Erfülltsein erleben oder einfach nur seinem Wunsch zu sinnvoller Kommunikation nachkommen will.

3.5.2. Handlungsansätze für Anlaufstellen und Kommunalverwaltung

Damit sich ehrenamtliches Engagement entfalten kann, müssen sowohl materielle als auch ideelle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Aufgabe der Anlaufstelle, aber auch der Stadtverwaltung könnte sein, ein gesellschaftliches und städtisches Klima zu schaffen, in welchem Initiativen bestmöglichst gefördert werden, die sich mit Fragen des Alters und des Alterns auseinandersetzen. Es wird in Zukunft wichtig sein, alterstypische Erscheinungen und auch Erkrankungen als zum Menschen gehörig zu kommunizieren. Wir müssen Bedingungen schaffen, die Andersartigkeit nicht abstempelt oder mit Vorurteilen belegt, sondern als bunte bereichernde Vielfalt menschlichen Sein anerkennt. Auch ein Leben mit schwerer Demenz muss als lebenswertes, würdiges Leben kommuniziert werden. „ Eine Gesellschaft, die Hochaltrigkeit nicht schätzen lernt, hat keine Kultur.“ ( Altersbilder in der Gesellschaft – 6. Bericht zur Lage der älteren Generation in der BRD, S.2) Inwieweit im Alter neue Ansätze von Sinnerfüllung, Neugier und Lust entwickelt werden, ist erst mal eine Entscheidung jedes älter werdenden Menschen. Aber es können in der Anlaufstelle Anstöße gegeben und „Begehrlichkeiten nach Weiterentwicklung“ geweckt werden. Welches Bild vom Alter als Lebensabschnitt in der Gesellschaft besteht, ist im Wesentlichen davon abhängig, wie Senioren auftreten. Dies wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie vor 20 Jahren, aber gebietsweise auch noch heute, über Sexualität im Alter gedacht wird.

Insofern ist es Aufgabe der Anlaufstelle, für eine Infrastruktur für bürgerschaftliches Engagement einzutreten.

3.6. Interessenvertretung von Senioren

Sollen Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen von Senioren in einer Kommune Gehör finden, so ist das nur über eine aktive Interessenvertretung zu realisieren. Nur wer eine Stimme hat und diese deutlich einsetzt, kann gehört werden. Bei den Recherchen zur Konzeption ist uns keine Interessenvertretung der Senioren bekannt geworden. Der Internetauftritt der Stadt Hainichen bietet keine Plattform. Nachhaltige Seniorenpolitik kann in einer Kommune nur umgesetzt werden, wenn es einen Vertreter, einen Verantwortlichen gibt, der umzusetzende Ziele formuliert. In diesem Aufgabenfeld sehen wir gegenwärtig die größte Aufgabe einer Anlaufstelle. 36 Sie muss zum Bindeglied zwischen den Senioren der Kommune und der Kommunalverwaltung werden, um langfristig die Anforderungen des Demografiewandels in Hainichen zu meistern. Dazu gehört auch die Überarbeitung des Internetauftrittes der Stadt unter Berücksichtung seniorenpolitischer Gesichtspunkte.

3.7. Arbeitsmarkt

Der Erfordernisse des Arbeitsmarktes und die zukünftigen Veränderungen im Gefüge der Erwerbsarbeit sind kaum Gegenstand und Zuständigkeit der Kommunalpolitik in Hainichen. Der Vollständigkeit halber sei hier als Diskussionsgrundlage für Interessiert auf den 6. Bericht zur Lage der älteren Generation in der BRD – Altersbilder in der Gesellschaft- Kapitel 6 verwiesen – zu finden auf der CD als PDF im Anhang.

Allerdings ist vorstellbar, dass sich die Anlaufstelle für Senioren als Plattform für Unternehmen profiliert, die sich über die Grenzen und Chancen der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer austauschen wollen.

3.8. Bildung, Sport, Kultur und Freizeit

3.8.1. Bestandsanalyse

Diese 4 Gegenstandsfelder seniorenpolitischer Arbeit haben in ihrer Bedeutung für den einzelnen älteren Menschen einen ähnlich hohen Stellenwert wie etwa die Wohn- und Gesundheitssituation. Bedingt durch die höhere Lebenserwartung und die verbesserte Gesundheit sind Senioren heute wesentlich aktiver als noch vor 30 Jahren und sie bringen aus ihrem vorhergehenden biografischen Lebensabschnitt wesentlich höhere Erwartungen und Anspruchshaltungen an die Gestaltung ihrer verbleibenden Lebenszeit mit.

Spezielle Bildungsangebote für Senioren, die ausgewählte Themen oder interessierende Fragestellungen zum Inhalt haben, konnten nicht recherchiert werden. Es sei vorausgeschickt, dass Senioren natürlich nicht nur spezielle Seniorenangebote nutzen, sondern ebenso allgemeine Angebote künstlerischen und kulturellen Inhalts wahrnehmen. Diese Inhalte sollen hier jedoch nicht näher beleuchtet werden Anderes sieht es bei den sportlich orientierten Angeboten aus. Neben den Möglichkeiten, die sich seit kurzem individuell im Zentrum Rehabil in der Physiotherapiepraxis Barth eröffnen gibt es zahlreiche Einzelinitiativen für Seniorensport und Wandern. Aber auch die beiden Senioren- und Freizeitreffs des Vereins Lebensräume, der ProKuS in der Keller-Siedlung und der FZT in der Thomas –Müntzer-Siedlung bieten neben Seniorengymnastik, Wassergymnastik und Wandern zahlreiche kreative Gestaltungsmöglichkeiten, Spielenachmittage, Begegnungsrunden und Kegeln an. Ähnliche Angebote werden auch von der DRK-Sozialstation und den Einrichtungen für betreutes Wohnen, vornehmlich für Bewohner, aber auch für Außenstehende, angeboten.

37 Zu erwähnen seien zahlreiche kleinere, clubähnliche Interessengemeinschaften wie Klöppel- und Töpferzirkel in den Ortsteilen, der sich leider auflösende Männerchor „Lyra“ mit über 115-jähriger Tradition und der Gellertchor. Mindestens monatliche Unternehmungen und Aktivitäten stehen auf dem Programm des Vereins „Seniorenglück“ der Ortsteile Cunnersdorf, Riechberg, Mobendorf, Hainichen. Allen Vereinen und Initiativen ist gemeinsam, dass sie dem Jahreslauf folgend ihre Veranstaltungen zum Ostern und Weihnachten, aber auch andere Jubiläen feiern. Zudem sind sie feste Bestandteile der sonstigen Festveranstaltungen der Ortschaften, aber auch der Hainichener Events, wie Weihnachtsmarkt, Parkfest, Fest an der Camera Obscura u.a. In den Ortsteilen scheint es noch, wie zu DDR- Zeiten üblich, Veranstaltungen der Ortschaftsräte speziell für die Rentner des Ortes zu geben. Zur 850 –ig Jahrfeier in Pappendorf wurde 2014 durch den Ortschaftsrat eine bunte Veranstaltung speziell für die Senioren des Ortes im Festzelt durchgeführt. In diesem Aufgabenfeld haben sich private Initiativen und Interessenvereinigungen gut engagiert. Hier findet sich auch ausreichend ehrenamtliches Engagement und breite Betätigungsfelder vor allem auch für Senioren. Diese Veranstaltungen werden teilweise von Senioren für Senioren durchgeführt, eher mit einem Selbsthilfecharakter. Explizit generationsübergreifende Veranstaltung mit dem Ziel der Generationenverständigung oder gesellschaftlich orientierte oder soziale Inhalte konnten nicht recherchiert werden.

Umfragen in den beiden Seniorentreffs ergaben, dass die Besucher gern die angebotenen Veranstaltungen konsumieren. Dabei stoßen die meisten Angebote auf zwar unterschiedlich starkes Interesse, kaum werden Angebote durch die Nutzer abgelehnt. Von den Nutzern kämen jedoch kaum eigene Vorschläge für neue Angebote oder Wünsche nach anderen Inhalten. Verändert hat sich auch die Einstellung zum „Kostenfaktor“ der Veranstaltungen. Hier hat sich im Laufe der Jahre eine deutliche Akzeptanz dafür eingestellt, dass Veranstaltungen nicht mehr kostenfrei durchgeführt werden können.

3.8.2 Perspektivische Handlungsfelder für die Anlaufstelle

Traditionsgemäß sind Freizeitgestaltung, sportliche Aktivitäten aber auch Kultur und Kunst Arbeitsfelder, sie stark von ehrenamtlichem Engagement getragen werden. Dies ist in der Arbeit mit Senioren nicht anders. Es ist auch wesentliches Kennzeichen selbstbestimmten Lebens, seine Freizeit zu gestalten, sich künstlerisch kreativ auszudrücken oder Kultur und Kunst als Erfahrungsstätte seiner Persönlichkeit zu entdecken. Insofern kann eine Anlaufstelle, neben ihrer Funktion als Netzwerkknotenpunkt für alle seniorenspezifischen Initiativen mit koordinierender und beratender Funktion, selbst Angebote aufstellen. Ein besonderer Augenmerk wird für die Anlaufstelle auf der Förderung und Unterstützung von ehrenamtlich tätigen Senioren, aber auch im Sinne des generationsüberschreitenden Ansatzes für Ehrenamtliche jeden Alters liegen müssen. Auch hier muss ein Überdenken der herkömmlichen Altersbilder erfolgen. Die Motivation, sich auch oder gerade im Alter zu engagieren, verändert sich wie unter Punkt 3.5. beschrieben zunehmend. Neben dem gesamtgesellschaftlich zunehmenden Trend, eher auch in der Freizeit zu konsumieren anstelle zu produzieren, wird auch im Bereich der Freizeitgestaltung die Nutzung neuer Medien 38 und Kommunikationsmöglichkeiten zunehmen. Dem sollte die Anlaufstelle Rechnung tragen, nicht nur in der Veränderung ihrer Angebotsstruktur, sondern auch in der Erschließung neuer Inhalte. Viele Senioren fühlen sich heute überfordert im Umgang mit neuer Technik. Ein lohnenswerter Ansatz wäre hier das verstärkte Anbieten von Bildungsangeboten. Aber auch ein Hausbesuchsdienst, der bei Computerproblemen bzw. Bedienungs- problemen vor Ort Hilfe leistet wäre denkbar. Dies würde erfahreneren Senioren die Möglichkeit geben, ihr Wissen einzubringen, dadurch Selbstwirksamkeit und Selbstbestätigung erfahrbar machen und zusätzlich Kommunikation fördern und Kontakte ermöglichen.

Noch die jetzige Seniorengeneration konnte größtenteils davon ausgehen, dass sich nach Abschluss von Schule und Lehre der institutionell gesteuerte Bildungsprozess beendet war. Die Berufsbiografien zeigen noch eine überwiegende Homogenität. Im Zuge der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und der Globalisierung des gesamten Lebens bis in die persönlichen Bereiche hinein wurde vom Europäischen Sozialfonds verstärkt der Ansatz des „lebenslangen Lernens“ gefordert und gefördert. Berufsbiografien werden heterogener, im Laufe seines Berufslebens müssen viele Menschen umschulen, weiterschulen, mindestens jedoch Weiterbildungen besuchen. Die Lernprozesse gehen bis ins hohe Alter und dies ist auch, wie wir aus der Hirnforschung wissen, biologisch auch möglich.

In unserer Konzeption, gesamtpolitisch und auch auf die Anlaufstelle bezogen, messen wir der Bildung als seniorenspezifisches Aufgabenfeld einen hohen Stellenwert zu. Dabei rücken wir, wie in anderen Bildungsbereichen auch, den Beziehungscharakter von Bildung in den Vordergrund. Dies bedeutet, dass Bildung, und damit meinen wir auch die Persönlichkeitsbildung, nur effektiv gelingen kann, wenn zwischen den beiden Teilnehmern am Prozess ( „Lehrer und Schüler“) eine tragfähige und belastbare interpersonelle Beziehung, oder Bindung, entstanden ist. Übertrage bedeutet dies, dass es inhaltliche Lernangebote geben muss, die zuvor einer Beziehungsbildung unterliegen. So wären auch Themen wie Biografiearbeit, Abschied, Trauer, Generationenkonflikte, Altersdepression und Wertewandel denkbar.

4. Schlussbetrachtungen

In der Konzeption wurde versucht darzustellen, dass sich das Selbstbild und das gesellschaftliche Altersbild von Senioren in den letzten Jahrzehnten völlig verändert hat. Die Alten treten aus der Familie und den örtlichen Rentnerclubs heraus, werden aktiver, haben mit den „Grauen Panthern“ eine eigene Partei. Aus der Bevölkerungs- schicht „Senioren“ erschließen sich zahlreiche Ressourcen, nicht nur finanzieller Art für die Marktforschung, sondern ideelle Ressourcen, die fürs Gemeinwesen nützlich sind und nutzbar gemacht werden wollen. Kommunale Konzepte zur Seniorenarbeit müssen also nicht nur besser, tiefgreifender und differenzierter werden, sondern vor allem in die öffentliche Diskussion kommen und breite Schichten der Bevölkerung ansprechen, es sollten die verschiedenen Altersbilder (siehe Anhang) diskutiert werden, neue Netzwerke geprüft und installiert und alle kommunalen Politikfelder alterskompatibel gestaltet werden. 39 Der Schwerpunkt der Seniorenpolitik in Hainichen sollte also in 2 Richtungen gehen:

1. Aufrechterhaltung und Ausbau der Sicherheits- und Schutzfunktion der Stadt bei besonderen, alterstypischen Bedarfen wie Krankheit, Hilfs,- Beratungs- und Pflegebedürftigkeit. Hier spielt das bereits vorhandene Pflegenetz im Landkreis Mittelsachsen eine führende Rolle. 2. Förderung der Selbstbestimmung und der Selbstständigkeit von Senioren unter besonderer Berücksichtigung der Selbstverantwortung der älteren Menschen. Auch hier bedeutet dies die Forderung an die Senioren, aus der Haltung der „versorgten Alten“ heraus zum selbstverantwortlich handelnden Mitglied der Gesamtgesellschaft hin, zu wachsen. Dies bedarf in der Stadt Hainichen nach unseren Recherchen und den Ergebnissen unserer Umfragen eine breite öffentliche, längerfristige Aufklärungsarbeit. Die Stadt Hainichen mit ihren Ortsteilen als Demografietyp 8, sowie die Nachbarstädte Frankenberg , Flöha und Mittweida ( Typ9) stehen vor ähnlichen Problemen. Die Abwanderung der jüngeren Menschen verstärkt das Bevölkerungsschrumpfungsproblem. Die Infrastruktur muss tiefgreifend umgebaut werden, um den Bedarfen gerecht zu werden und andererseits an Attraktivität als Wohnstandort nicht noch weiter abzubauen. Es scheint, als müssten sich städtische Netzwerkverbunde mit den umliegenden Kommunen bilden, gerade dafür sind z.B. solche Projekte wie der Schulstandort oder das Sportzentrum Pflaumenallee geeignet Ressourcen zu konzentrieren. Voraussetzung ist allerdings die Nutzbarmachung für umliegende Gemeinden, also ist der ÖPNV weiterhin Schwerpunkt der Betrachtungen.

Insofern kann es nur Anliegen dieser Konzeption sein, mit anderen Konzepten zum Stadtumbau, zum Industrie- und Verkehrsumbau zusammenzuwirken. Wichtig ist für die politischen Entscheidungsträger, dass die Strukturumwandlungen und die Folgen des Demografiewandels in der Öffentlichkeit, in die Stammtische und in die Vereinsarbeit getragen wird – bürgerschaftliches Engagement fördern Ohne eine Veränderung der Bewusstheit der Einwohner kann der Umbauprozess nicht gelingen. Insbesondere in der Familien- und Seniorenpolitik müssen Schritte getan werden:

- Bildungs- Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote vor Ort halten und ausbauen sowie Schwerpunkte auf die Alternsbildung legen. Hier sollte geprüft werden, inwieweit mögliche verschiedene Konkurrenten sich vernetzen könnten.

- Regionale Wertschöpfungsketten vor allem in der Energie- und Ressourcen- wirtschaft und der Landwirtschaft aufbauen. Erneuerbare Energien sind dezentrale Wohnortnahe Energieformen. - Generationsübergreifende Kommunikationen ermöglichen – die vielgepriesene Wissensgesellschaft ist nur über Kommunikation erreichbar - Überprüfen, ob sich ILE-Gebiet Klosterbezirk Altzella noch besser nutzen lässt.

In der Struktur von Versorgungssystemen sollte im sozialen Bereich geprüft werden: - Bündelung verschiedener Leistungen und Anbieter vor Ort ohne die Angebotsvielfalt zu beeinträchtigen - Verbesserte Bildungsangebote speziell für Senioren, um die Web-basierte Versorgung, insbesondere Antragswesen, zu verstärken.

40 - Ehrenamtliches Engagement stärken – insbesondere Microversorgung und wohnortnahe Dienstleistungen öffentlich würdigen - Interkommunale Netzwerke zur Sicherung der sozialen Infrastruktur bilden - Bildungsangebote sollen die Senioren dort abholen, wo sie stehen – sie müssen sich am individuellen Lebenslauf orientieren und auch Teilnahmechancen für bildungsferne ältere Menschen beinhalten.

5. Anhang und Literatur

Zur Weiterlesen und zum Ideesammeln empfehlen wir : „ Schöne Aussichten fürs Alter – Wie ein italienisches Dorf unser Leben verändern kann“ von Dorette Deutsch, erschienen bei Piper Verlag GmbH München, 2006, ISBN: 3-492-04873-0

Folgende Internetauftritte bieten lohnendes Informationsmaterial und interessante Studien und Umfragen: www. wegweiser-kommune. de www. bagso.de (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen)

In der PDF-Version auf CD befinden sich des Weiteren Auszüge aus dem 6. Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland – Altersbilder in der Gesellschaft sowie Broschüren der BAGSO zu Dienstleistung und Wohnen im Alter.

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