Deutscher Drucksache 15/5612 15. Wahlperiode 01. 06. 2005

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses (7. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten , Ernst Hinsken, Dr. , weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU – Drucksache 15/4387 –

Mineralölsteuerentwicklung und Tanktourismus

A. Problem Die Höhe der Mineralölsteuer in Deutschland liegt zum Teil beträchtlich über der steuerlichen Belastung von Kraftstoffen in der überwiegenden Zahl der Nach- barstaaten. Namentlich in den deutschen Grenzregionen zu Belgien, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen und Tschechien ist seit Einführung der Ökosteuer ein wachsender Tanktourismus deutscher Unternehmen und Pri- vatpersonen in die benachbarten Auslandsregionen zu verzeichnen. Als unmit- telbare Folge ist ein gestiegenes Verkehrsaufkommen in den Grenzregionen zu verzeichnen. Ferner komme es als wirtschaftliche Folge in den betroffenen Re- gionen auf deutscher Seite zu Umsatzeinbrüchen bei den Tankstellenbetreibern, dem Verlust von bis zu 5 000 Arbeitsplätzen und zu beträchtlichen Steuerausfäl- len bei der Mineralölsteuer von bis zu einer Mrd. Euro.

B. Lösung Mit dem Antrag wird angestrebt, die Bundesregierung aufzufordern, Maßnah- men gegen die im europäischen Vergleich hohe Energiebesteuerung in Deutsch- land zu ergreifen, den Steuerabfluss durch Tanktourismus in die Nachbarstaaten auf EU-Ebene einzudämmen und die Harmonisierung der Mineralölsteuer in Europa voranzutreiben. Ablehnung mit den Stimmen der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der Fraktionen der CDU/CSU und FDP

C. Alternativen Keine

D. Kosten Angaben zu den haushaltsmäßigen Auswirkungen der mit der Vorlage ange- strebten Maßnahmen sind dem Antrag nicht entnehmbar. Drucksache 15/5612 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen, den Antrag – Drucksache 15/4387 – abzulehnen.

Berlin, den 1. Juni 2005

Der Finanzausschuss

Christine Scheel Ingrid Arndt-Brauer Otto Bernhardt Vorsitzende Berichterstatterin Berichterstatter Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/5612

Bericht der Abgeordneten Ingrid Arndt-Brauer und Otto Bernhardt

I. Verfahrensablauf empfehlen jeweils mit den Stimmen der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Stimmen der Frak- Der Deutsche Bundestag hat den Antrag der Fraktion der tionen der CDU/CSU und FDP die Ablehnung des Antrags. CDU/CSU auf Drucksache 15/4387 in seiner 154. Sitzung am 27. Januar 2005 dem Finanzausschusszur federführenden Be- ratung sowie dem Haushaltsausschuss, dem Ausschuss für IV. Ausschussempfehlung Wirtschaft und Arbeit, dem Ausschuss für Verbraucher- Der Finanzausschuss empfiehlt mit der Mehrheit der Frak- schutz, Ernährung und Landwirtschaft, dem Ausschuss für tionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen die Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, dem Ausschuss für Um- Stimmen der Fraktion der CDU/CSU und der Fraktion der welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem Ausschuss für FDP die Ablehnung des Antrags. Tourismus und dem Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union zur Mitberatung überwiesen. Das Bundesministerium der Finanzen verweist hierzu auf die Die mitberatenden Ausschüsse haben die Vorlage in ihren Energiesteuerrichtlinie der Europäischen Union. Die danach Sitzungen am 11. Mai 2005 erörtert. Der Finanzausschuss nur zögerliche Angleichung der Mindeststeuersätze mit lan- hat den Antrag in seiner 96. Sitzung am 11. Mai 2005 gen Übergangsfristen sei der einzig gangbare Weg, um Fort- behandelt und seine Beratungen in der 99. Sitzung am schritte bei diesem Problem zu erreichen. Diese Fristen seien 1. Juni 2005 abgeschlossen. nicht veränderbar, da dies von den Mitgliedstaaten einstim- mig beschlossen werden müsse. Daneben bliebe für steuerli- che Regelungen auf nationaler Ebene kein Raum. Einziger II. Wesentlicher Inhalt der Vorlage Ausweg könne eine nichtsteuerliche Lösung sein, die sich In dem Antrag wird darauf hingewiesen, in den deutschen beispielsweise durch einen Ausgleich innerhalb der Mineral- Grenzregionen zu Belgien, Frankreich, Luxemburg, Nieder- ölwirtschaft realisieren ließe. Die hier auftauchenden kartell- lande, Österreich, Polen und Tschechien sei seit Einführung und europarechtlichen Bedenken würden zurzeit im Bundes- der Ökosteuer ein wachsender Tanktourismus deutscher ministerium für Wirtschaft und Arbeit geprüft. Unternehmen und Privatpersonen in die benachbarten Aus- Die Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN landsregionen zu verzeichnen. Ursächlich seien deutlich wiesen im Verlaufder Beratungen auf die im Ausschuss in der niedrigere Kraftstoffpreise im Ausland, die maßgeblich auf 79. Sitzung am 1. Dezember 2004 zur Ermächtigung Frank- eine geringere Besteuerung zurückgingen. Als wirtschaft- reichs zur Staffelung der Steuern auf Kraftstoffe geführte Er- liche Folgen für die betroffenen Regionen komme es auf der örterung hin. In der einstimmig angenommenen Entschlie- deutschen Seite zu Umsatzeinbrüchen bei den Tankstellenbe- ßung sei die Bundesregierungbereits aufgefordert worden, im treibern. Bundesweit seien bis zu 1 000 Tankstellen mit 5 000 Ministerrat keinen Regelungen zuzustimmen, die dem Tank- Arbeitsplätzen von der Betriebsaufgabe bedroht. Ferner sei tourismus förderlich oder die der angestrebten Harmonisie- mit beträchtlichen Steuerausfällen bei der Mineralölsteuer in rung der steuerlichen Wettbewerbsbedingungen gegenläufig einem Umfang von bis zu einer Mrd. Euro zu rechnen. Die seien könnten. Der Deutsche Bundestag habe die vom Finanz- Antragsteller verweisen zudem auf Ausnahmeregelungen in ausschuss empfohlene Entschließung am 27. Januar 2005 ein- norditalienischen Grenzregionen, in Frankreich sowie für die stimmig angenommen. Vordiesem Hintergrund bestehe keine osteuropäischen Beitrittsstaaten. Vor diesem Hintergrund Notwendigkeit, eine erneute Entschließung in diesem Sinne wird mit der Vorlage angestrebt, die Bundesregierung auf- zu fassen. Gleichzeitig verlaufe der grenznahe Tanktourismus zufordern, Maßnahmen gegen die im europäischen Vergleich in zwei Richtungen. In so weit profitierten deutsche Tankstel- hohe Energiebesteuerung in Deutschland zu ergreifen, den len von den im Vergleich zu den Nachbarstaaten niedrigen Steuerabfluss durch Tanktourismus in die Nachbarstaaten auf Preisen für Super-Kraftstoff. Man teile die Einschätzung des EU-Ebene einzudämmen und die Harmonisierung der Mine- Bundesministeriums der Finanzen, dass eine Lösung des Pro- ralölsteuer in Europa voranzutreiben. blems nur auf europäischer Ebene mit bedauerlicherweise langen Übergangsfristen gefunden werden könne. III. Stellungnahmen der mitberatenden Ausschüsse Die Fraktion der CDU/CSU hielt dagegen, dass die für eine Der Haushaltsausschuss, der Ausschuss für Wirtschaft und Harmonisierung der Mindeststeuersätze innerhalb der Euro- Arbeit, der Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und päischen Union vorgesehenen Zeiträume – teilweise bis in das Landwirtschaft, der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Woh- Jahr 2009 – zu lange seien. Im Hinblick auf die im Antrag nungswesen, der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Re- genannten Probleme, insbesondere den Verlust von Arbeits- aktorsicherheit, der Ausschuss für Tourismus und der Aus- plätzen, bestehe deshalb nach wie vor dringender Handlungs- schuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union bedarf.

Berlin, den 1. Juni 2005

Ingrid Arndt-Brauer Otto Bernhardt Berichterstatterin Berichterstatter Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Telefax (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0722-8333