Wortprotokoll
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25094 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 227. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Juni 2009 Katja Mast (A) sind: keine Studiengebühren in Berlin, Mecklenburg- Um in Bildung investieren zu können, wollen wir et- (C) Vorpommern, Brandenburg und Bremen. was mehr von den Steuern derjenigen, die sich das leis- ten können. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Schles- wig-Holstein!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) – Auch Schleswig-Holstein. – Lassen Sie uns jetzt noch Dafür fehlt heute noch die Mehrheit. Aber das ist Bil- anschauen, wie es beim sozialdemokratischen Bildungs- dungspolitik, die den jungen Menschen, die heute strei- champion Rheinland-Pfalz aussieht, wo die SPD alleine ken und ihr Zukunftsrecht einfordern, die Chancenge- regiert: keine Studiengebühren und noch in diesem Jahr rechtigkeit gibt, die sie brauchen, damit sie den für Kinder ab drei Jahre überhaupt keine Kita-Gebühren Generationenvertrag erfüllen können. Jedem streikenden mehr Jugendlichen rufe ich zu: Denkt am 27. September auch daran, wenn ihr zur Wahl geht! Bildungspolitik braucht (Beifall bei der SPD) jede Stimme. und für Kinder ab zwei Jahre ab nächstem Jahr keine Glück auf! Kita-Gebühren mehr. Das ist konkrete Bildungs- und (Beifall bei der SPD) Aufstiegspolitik. Aber das Thema Bildung betrifft nicht nur Kindergar- Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: ten, Schule und Hochschule, sondern auch die Berufs- Damit schließe ich die Aussprache und beende die ausbildung. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir brau- Aktuelle Stunde. chen gerade in der Finanz- und Wirtschaftskrise Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 6 c sowie 6 a mindestens 600 000 neue Ausbildungsverträge. und b auf: (Beifall bei der SPD) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hubert Hüppe, Beatrix Philipp, Dr. Norbert Lammert Das erwarten wir von der Wirtschaft; denn die Ausbil- und weiterer Abgeordneter dung der Fachkräfte ist zuallererst ihre Aufgabe. Aber ganz so einfach machen wir uns das nicht. Wir helfen, Gesetzliche Überregulierung der Patienten- wo es geht – ab morgen hoffentlich unbürokratisch auch verfügung vermeiden den sogenannten Insolvenzauszubildenden; denn mor- gen beschließen wir das entsprechende Gesetz. Die Aus- – Drucksache 16/13262 – (B) zubildenden können nichts dafür, wenn ihre Ausbildung a) – Zweite und dritte Beratung des von den Abge- (D) nicht weitergeführt werden kann, weil die Firma insol- ordneten Joachim Stünker, Michael Kauch, vent geht. Wir helfen ihnen über die Bundesagentur für Dr. Lukrezia Jochimsen und weiteren Abge- Arbeit, die ihnen einen Ausbildungsbonus geben kann. ordneten eingebrachten Entwurfs eines Drit- Das hilft in der Krise, das hilft den jungen Menschen, ten Gesetzes zur Änderung des Betreu- und das hilft, eine Zukunft im Betrieb zu haben. ungsrechts Jetzt denkt sicher jeder: Was hat das mit dem Men- – Drucksache 16/8442 – schenrecht auf Bildung, wie es bei der SPD heißt, zu tun? – Zweite und dritte Beratung des von den Abge- Sehr viel; denn Rechte werden in konkreten Taten gemes- ordneten Wolfgang Bosbach, René Röspel, sen und nicht auf dem Papier. Hier eröffnet die Große Ko- Katrin Göring-Eckardt und weiteren Abge- alition auf sozialdemokratische Initiative hin neue Hil- ordneten eingebrachten Entwurfs eines fen, um einen Schutzschirm für Ausbildungsplätze zu Gesetzes zur Verankerung der Patienten- spannen. Das wurde in dieser Legislaturperiode oft deut- verfügung im Betreuungsrecht (Patienten- lich, und zwar besonders im Verantwortungsbereich un- verfügungsgesetz ! PatVerfG) seres sozialdemokratischen Bundesministers Olaf Scholz, der sich für die Bildung sehr einsetzt. – Drucksache 16/11360 – (Beifall bei der SPD) – Zweite und dritte Beratung des von den Abge- ordneten Wolfgang Zöller, Dr. Hans Georg Zum Beispiel haben wir für jeden das lebenslange Recht Faust, Dr. Herta Däubler-Gmelin und weite- auf Nachholen des Hauptschulabschlusses eingeführt, ren Abgeordneten eingebrachten Entwurfs zum Beispiel den Ausbildungsbonus für Altbewerber ge- eines Gesetzes zur Klarstellung der Ver- schaffen und zum Beispiel das Schulbedarfspaket für bindlichkeit von Patientenverfügungen Kinder in Arbeitslosengeld-II-Empfänger-Haushalten in (Patientenverfügungsverbindlichkeitsge- Höhe von jährlich 100 Euro beschlossen. setz ! PVVG) Bildung für alle statt Privilegien für wenige – das ist – Drucksache 16/11493 – die Richtschnur unseres Handelns. Wir wollen aber Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus- mehr. Wir wollen eine Stärkung der Schulsozialarbeit schusses (6. Ausschuss) und Berufsorientierung an jeder Schule und für alle über 20 Jahre eine garantierte Berufsausbildung. – Drucksache 16/13314 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 227. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Juni 2009 25095 Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (A) Berichterstattung: ist: Wer noch heute, nachdem wir mindestens seit 2003, (C) Abgeordneter Ute Granold seit einem berühmten Urteil des Bundesgerichtshofs, Joachim Stünker ernsthaft über die Frage der Reichweite und der Wirkung Christoph Strässer von Patientenverfügungen streiten, sagt: #Wir brauchen Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kein Gesetz, wir brauchen keine Regulierung$, der hat Wolfgang Ne!kovi mindestens die Diskussion der letzten sechs Jahre ver- Jerzy Montag schlafen und sollte sich angesichts dessen einmal besin- nen. b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be- richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP, dem Antrag der Abgeordneten Michael Kauch, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser- GRÜNEN) Schnarrenberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Ich möchte in aller Kürze auf den sogenannten Stünker-Entwurf – aufgrund der Debatten, die wir hier Patientenverfügungen neu regeln ! Selbstbe- geführt haben, sind noch einige Veränderungen vorge- stimmungsrecht und Autonomie von nichtein- nommen worden – eingehen. Ich glaube – das ist meine willigungsfähigen Patienten stärken feste Überzeugung und auch die der Kolleginnen und – Drucksachen 16/397, 16/13314 – Kollegen, die diesen Entwurf unterstützen –, dass er dem Ziel, das in vielen Debatten geäußert worden ist, zuletzt Berichterstattung: in der Sachverständigenanhörung vor wenigen Wochen Abgeordnete Ute Granold in diesem Hause, und das die meisten in diesem Hohen Joachim Stünker Hause erreichen wollen, nämlich ein selbstbestimmtes Christoph Strässer Sterben, Selbstbestimmung und Menschenwürde am Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Ende eines Lebens zu ermöglichen, am nächsten kommt Wolfgang Ne!kovi und die beste Form der Umsetzung darstellt. Jerzy Montag Die wichtigste und zentrale Botschaft – ich lasse die Dazu werden wir später mehrere namentliche Ab- Punkte, in denen es Übereinstimmung gibt, wie Form- stimmungen durchführen. vorschriften und Regelungen im Betreuungsrecht, außen Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll ein- vor –, die von diesem Gesetzentwurf ausgeht, ist nach einviertel Stunden debattiert werden. Diese Zeit soll meiner Überzeugung: Wir nehmen den Willen von Men- schen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Zustand (B) nach dem Stärkeverhältnis der Unterstützer der vier (D) Gruppeninitiativen verteilt werden. – Dazu sehe ich kei- der vollen Entscheidungsfähigkeit eine Entscheidung für nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. die Zukunft getroffen haben, ernst, auch wenn sie aktuell in einer Situation sind, in der sie nicht mehr selber ent- Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem scheiden können. Das ist die Kernbotschaft unseres Ge- Kollegen Christoph Strässer für die Gruppe Stünker und setzentwurfes. Er entspricht dem Grundsatz der Selbst- andere. bestimmung und der Beachtung der Menschenwürde (Beifall des Abg. Rolf Stöckel [SPD]) auch am Ende eines Lebens am meisten. Das ist meine Überzeugung. Christoph Strässer (SPD): (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP, Frau Präsidentin" Meine Damen und Herren" Liebe der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE Kolleginnen und Kollegen" Dieser Tag könnte ein guter GRÜNEN) Tag werden, nicht nur für den Deutschen Bundestag Ich möchte den Kernunterschied, den es aus meiner – das wäre schon sehr schön –, sondern auch für Millio- Sicht zum sogenannten Bosbach/Röspel-Entwurf gibt, nen von Menschen, von Bürgerinnen und Bürgern in die- darstellen, weil ich glaube, dieser Punkt ist maßgeblich sem Land, die darauf warten, dass wir – ich sage es ein- dafür, zu welcher Entscheidung man sich in diesem Ho- mal etwas platt – endlich zu Potte kommen in diesem hen Hause auch unter Einbeziehung Ihres Entwurfes, Hohen Hause. Herr Kollege Zöller, durchringen wird. Der Kernpunkt (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP unseres Entwurfs ist, dass die Patientenverfügung, der und der LINKEN) entweder schriftlich oder durch Auslegung eines mut- maßlichen Willens festgestellte Wille, auch dann gelten Ich sage ganz klar, dass ich für viele der Debatten muss, wenn die Krankheit, um die es geht, und der großes Verständnis habe; denn wir reden wirklich über Krankheitszustand, um den es geht, nicht irreversibel ziemlich fundamentale Fragen. Kein Verständnis mehr zum Tode führen. Das ist die klare Botschaft. Ich betone: habe ich hingegen dafür, dass es nach einer Debatten- Ich will keine Zweiklassenwillenserklärung, keine Zwei- dauer von vielen Jahren in diesem Land noch relevante klassenselbstbestimmung. Es soll gelten, was jemand Gruppen gibt – in diesem Hause, aber zum Beispiel auch aufgeschrieben hat. in Gestalt der Bundesärztekammer –, die sagen, wir bräuchten keine Regelung, weil alles klar sei und weil