ROTE SEITEN: GEMEINNÜTZIGE STIFTUNGEN IN

Sonderausgabe 2015

Das Magazin für Nonprofit- Management und -Marketing www.stiftung-sponsoring.de

DAS FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN – PHILANTHROPIE-HUB IM HERZEN EUROPAS

GESPRÄCH AKTUELLES SCHWERPUNKT zur Chance Die zu Jahresbeginn einge- Mit neuem Stiftungsrecht und , sich internatio- führte „PCC“ erlaubt die Auf- ausgewogenem Kontrollsys- nal als führender, innovativer teilung einer Dachstiftung in tem entwickelt sich das Fürs- Standort für Gemeinwohl und strikt getrennte, jeweils haf- tentum zu einem attraktiven Nachhaltigkeit zu positionieren tungsbeschränkte Segmente Platz moderner Philanthropie Fürstliche Momente

www.liechtenstein.li Editorial 3

VIELSEITIGKEIT BRAUCHT NICHT VIEL PLATZ

Liebe Leserin, lieber Leser, das Fürstentum Liechtenstein, eingebettet im Herzen der Alpen zwischen der Schweiz und Österreich, ist mit 160 km² Fläche der sechstkleinste Staat der Welt. In der konstitutionellen Erbmonarchie auf demokratisch-parlamentarischer Grund- lage tragen Fürst und Volk die staatliche Gewalt gemeinsam. Staatsoberhaupt Fürst Hans-Adam II. und seine Familie leben auf Schloss , welches malerisch über dem liechtensteinischen Hauptort thront; seit 2004 übt Erbprinz Alois als Stellver- treter des Fürsten alle ihm zustehenden Hoheitsrechte aus. Der vom Volk gewählte Landtag besteht aus 25 Abgeordneten. Die Regierung aus Regierungschef und vier Regierungsräten ist das oberste Exekutivorgan. Rund 37.000 Einwohner zählen die elf Gemeinden des Landes; es ist klein, aber keinesfalls unbedeutend.

Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jh. war Liechtenstein ein armes Agrarland, Burg Gutenberg in Balzers heute gehört es zu den höchstindustrialisierten Ländern der Erde und ist zu einem international bedeutenden Finanzplatz geworden. Die Gründe liegen in einer großen innen- und außenpolitischen Stabilität, aber auch in den auf die Bedürf- nisse eines Kleinstaates zugeschnittenen steuerlichen und rechtlichen Rahmenbe- dingungen, die zum Ziel hatten, Liechtenstein für ausländisches Kapital attraktiv zu machen. Auf dieser Grundlage entwickelten sich die in Liechtenstein tätigen Unternehmungen positiv, sie führte aber auch zu einem Zustrom von Gesellschaf- ten und Stiftungen und dem Ausbau von international kompetitiven Banken, Vermögensverwaltern und Treuhändern.

Im Zusammenhang mit der weltweiten Diskussion über die Steuerflucht kam auch Liechtenstein in die Kritik. Das Land hat mit großer Konsequenz auf diese Verän- derung reagiert, entsprechende internationale Standards umgesetzt und zahlreiche Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen. Insbesondere wurde das Stiftungs- recht total revidiert; es gilt heute in verschiedener Hinsicht als beispielhaft: Die gemeinnützige Stiftung wurde klar definiert. Zentrale Anliegen waren die Wah- rung der Stifterrechte, ein liberaler Rahmen für die individuelle Ausgestaltung, die Hans Brunhart, Präsident des Vorstands der VLGS Stärkung der Stiftungsaufsicht sowie die Definition wesentlicher Elemente der Foun- dation Governance. Inzwischen bietet das Land auch Philanthropen ganz im Sinne eines Slogans des Standortmarketings „fürstliche Entfaltungsmöglichkeiten“.

Aus tiefen Wurzeln der Gemeinwohlorientierung und beflügelt durch die rechtliche Modernisierung entwickelt sich ein attraktiver Platz für philanthropische Initia- tiven. Liechtenstein stellt sich dem europäischen Wettbewerb der Stiftungsstandorte, so dass es an der Zeit schien, nach der Schweiz (S&S 4/2008) und Österreich (S&S 5/2012) mit dieser Sonderausgabe die Porträts deutschsprachiger Stiftungsstandorte abzurunden. Der Schwerpunkt des Heftes liegt auf der Darstellung zivil- und steuer- rechtlicher Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Stiftungen in Liechten- stein. Darüber hinaus geben Stiftungsporträts und Berichte zum Engagement von Unternehmen lebendige Einblicke in die Stiftungswelt des Fürstentums. Diese wird durch die Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen (VLGS) repräsentiert, die am 15.12.2010 gegründet wurde. Sie hat die Verwirklichung dieses Vorhabens erst möglich gemacht. Allen Beteiligten gilt unser besonderer Dank. Bergsommer in Liechtenstein Ihr Dr. Christoph Mecking, Berlin Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Stiftungsberatung Sonderausgabe 2015 4

Editorial

Für VLGS-Präsident Hans Brunhart ist Philanthropie heute ein Feld der 3 Christoph Mecking Innovation und des Wettbewerbs Vielseitigkeit braucht nicht viel Platz der Standorte. Hier sieht er Liechten- 6 Kaleidoskop stein mit international kompatib- len Bedingungen auf gutem Weg. Dies gelte sowohl für das neue Stif- Akteure & Konzepte tungsrecht wie für die gut gestaltete Aufsicht und zunehmendes Know- 8 S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein how am Platz. Auch Geleitwort in der internationalen Zusammenarbeit in 9 Was meint …? Steuerangelegen- Fürstlicher Rat Hans Brunhart, Präsident des Vorstandes der heiten habe sich das Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen e.V. (VLGS) Fürstentum neu posi- Ein dynamischer und innovativer Standort tioniert. Als wichtigen 12 Dagmar Bühler-Nigsch globalen Trend be- Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen e.V. – VLGS. nennt er die zuneh- Förderung des Stiftungsstandorts Liechtenstein mende Regulierung im 14 Roland Altmann Rahmen der Foundati- Schnittstelle zum Treuhandwesen. Die Liechtensteinische Treuhandkammer on Gouvernance. Seite 9 Kommunikation & Sponsoring

Liechtenstein eignet 16 Steffen Klatt sich in besonderer Wei- Unternehmen übernehmen Verantwortung. Liechtensteiner Banken wollen se als Standort für mit ihren Stiftungen sozialen Nutzen schaffen Philanthropie. Dies 18 Christine Rhomberg zeigen beeindruckende Werte verbinden. Das gemeinnützige Engagement der Hilti Foundation Beispiele von Liechten- steiner Unternehmen, Organisation & Finanzen die über ihre Stiftun- gen Projekte im In- und 20 Ausland verwirklichen. Einblicke in den Wirtschaftsstandort Liechtenstein. Eine „integrierte Fi- Liechtenstein – ein „Wirtschaftswunder“? nanzplatzstrategie“ 22 Adrian Hasler bietet hier auch dem Philanthropie aus Liechtenstein. „modernen“ Philanthropen, der durch nachhaltige Geldanlagen Gutes tun Rechts- und Planungssicherheit über Generationen will, ein geeignetes Umfeld. Wie ein 24 Oliver Oehri entsprechendes ESG-Investment- Vermögensverwaltung im Wandel. Reporting und -controlling aus- Die 360°-Berichterstattung für Stiftungen sehen kann und wie sich Haftungs- 26 Jürg Meier risiken reduzieren lassen, verdeut- Investment Controlling. Ein Instrument zur Risiko- und lichen weitere Beiträge im Heft. Haftungsbegrenzung für Vorstände gemeinnütziger Stiftungen Seite 16, 18, 20, 22, 24, 26

· Überprüfung der Stiftungsidee · Entwicklung eines Stiftungsprofils · Nachfolgelösungen · Errichtung neuer Stiftungen · Strategische Begleitung · Umstrukturierungen · Satzungsänderungen · Gutachten · IMPRESSUM Verlag: Stiftung&Sponsoring Verlag GmbH Bezugsmöglichkeiten: S&S erscheint sechsmal jähr- (Anzeigen-Service, Vertrieb, Herstellung, lich. Jahresabonnement 126,80 € inkl. MwSt. und Ver- Sonderdrucke, Nachdrucke, Print) sand (Portopauschale Ausland), Einzelheft 22,00 € inkl. Unter den Ulmen 10a, 33330 Gütersloh, MwSt., zzgl. Versand; Nachlässe für Buchhandlungen/ Stiftung&Sponsoring – Das Magazin für Tel. 05241 2329788, Fax 05241 2329735 Bibliotheken (15 %), Redaktionen (20 %), Studierende TRAGFÄHIGE STIFTUNGSLÖSUNGEN [email protected] (40 %) und für jedes weitere Abonnement (50 %). Sonderausgabe · Mai 2015 18. Jahrgang · ISSN 1438-0617 Abonnenten- u. Leserservice: Anzeigenpreise: Gültige Liste vom 1.1.2015 Dach-, Gemeinschafts- oder Verbundstiftungen können Bleichestraße 305, 33415 Verl www.stiftung-sponsoring.de/top/mediadaten.html Herausgeber: Dr. Christoph Mecking, Magda Weger Tel. 05246 92510-0, Fax 05246 92510-10 Bildnachweise: S. 46 o.: Klaus Schädler; S. 26: iQon- (Institut für Stiftungsberatung – Dr. Mecking & Weger besondere Vorteile bieten. Wir erstellen individuelle Konzepte [email protected] cept/Fotolia; S. 30: Sven Bähren/Fotolia GmbH), Erich Steinsdörfer (Deutsches Stiftungszent- Redaktion: Eisenacher Straße 29a, 10781 Berlin rum im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) Titelbild: Blick von den Drei Schwestern in das Rhein- und beraten Sie gerne! Tel. 030 26393763, Fax 030 26393767 tal © Liechtenstein Marketing Redaktion: Dr. Christoph Mecking (Chefredakteur) [email protected] V.i.S.d.P., Anke Meis, Magda Weger Weitere Bildnachweise u. Nutzungsrechte können bei Online-Redaktion: Björn Quäck der Redaktion erfragt werden. Namentlich gekennzeich- Dächer errichten. Redaktionsassistenz: Sarah Fehrmann [email protected] nete Beiträge liegen in der Verantwortung der Autoren. Redaktionsbeirat: Arndt P. Funken, Deutsche Leserbriefe: an die Redaktion oder an Für dieses Magazin haben wir Papier Gemeinschaft stiften. Bank AG (Frankfurt am Main), Dr. Roland Kaehl- [email protected] aus vorbildlich bewirtschafteten brandt, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frank- Produktion: PER.CEPTO mediengestaltung Wäldern unter Einhalten von ökolo- Fundamente sichern. furt am Main, Ulrike Posch, Fachhochschule des Königstraße 28, 48366 Laer gischen und sozialen Minimumstan- Mittelstands (FHM) (Bamberg), Dr. K. Jan Schiffer, Tel. 02554 917921, Fax 02554 917922 dards verwendet. Schiffer & Partner (Bonn), Harald Spiegel, Dr. Mohren [email protected] diation bei Kooperationsprojekten · Intere & Partner (München), Dr. Volker Then, CSI – Cent- Diese Sonderausgabe wurde unter- lung · Me ssenvertre vermitt tung · rum für Soziale Investitionen der Universität Heidel- Druck: Westmünsterland Druck GmbH & Co. KG, rsonal stützt und finanziell gefördert von it · Pe van-Delden-Straße 6-8, 48683 Ahaus sarbe berg, Linda Zurkinden-Erismann, StiftungsZentrum. der Vereinigung liechtensteinischer hkeit www.stiftung-sponsoring.dewww.stiftungsreport.de | lic ch (Bern) · ffent Verwendete Abkürzungen sind erklärt unter gemeinnütziger Stiftungen e.V. Progra ing · Ö mmpla Coach Zitiervorschlag: S&S www.stiftung-sponsoring.de/top/service.html (VLGS) nung · P klung · Berlin + 030 263 93 76-0 rojektman alentwic : agement · Organisations- und Person www.stiftungsberatung.dewww.stiftungsberatung.deGütersloh + 05241 2329788 5

Recht & Steuern Mit dem 2009 in Kraft getrete- nen neuen Stiftungsgesetz wurden 28 Peter Prast in Liechtenstein die internen und Stifterfreiheit. Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung externen Aufsichtssysteme für 30 Bernhard Büchel gemeinnützige Stiftungen op- Gemeinnützigkeit nach liechtensteinischem Steuergesetz. timiert. Innerhalb klarer Corporate- Voraussetzungen der Steuerbefreiung Governance-Strukturen und unter 32 Bernd Hammermann Zusammenwirken verschiedener Kontrollinstanzen lässt ein Dachstiftung – aber richtig! libera- ler Rechtsrahmen viel Spielraum Das Modell der gemeinnützigen Stiftung PCC in Liechtenstein für individuelle Entfaltungsmöglich- 34 Dominique Jakob / Goran Studen keiten. Das Modell Privatautonomie und Governance. Das liechtensteinische Stiftungsrecht als der „Protected Cell gelungenes Modell einer freiheitlichen Foundation Governance? Company“ bietet mit 36 Thomas Ritter seinen haftungsmäßig Die liechtensteinische Stiftungsaufsichtsbehörde. getrennten Segmen- Tragender Pfeiler der Foundation Governance in Liechtenstein ten unter einer Dach- stiftung eine effizien- 38 Wilhelm Ungerank te Gestaltungsoption Gewaltentrennung bei der Aufsicht. auch für kleinere Stif- Zusammenspiel von Revisionsstelle, Stiftungsaufsicht und Gericht tungsvermögen. 40 Johannes Gasser Seite 28, 30, 32, 34, Privilegierte Haftung für Verwaltungsorgane. 36, 38, 40 Die Kodifizierung der Business Judgment Rule als Haftungsmaßstab 42 Wilhelm Ungerank Einen umfassenden Aktuelle Rechtsprechung Francesco A. Schurr, Vaduz Einblick in Tradition, GEMEINNÜTZIGE STIFTUNGEN IN LIECHTENSTEIN aktuellen Stand und Bücher & Aufsätze Tradition und aktuelle Entwicklungen Entwicklung gemein- 43 Angelika Layr nütziger Stiftungen in Liechtenstein bieten Das Fürstentum Liechtenstein – 1. EINLEITUNG 3.9.2 Interne Foundation Governance 3.9.3 Mehrdimensionaler Aufsichtsmechanismus 2. AKTUELLE ENTWICKLUNGEN 3.10 Transparenz des Stiftungsvermögens 3. DIE LIECHTENSTEINISCHE STIFTUNG 4. FRAGEN DES INTERNATIONALEN PRIVATRECHTS die Roten Seiten. 3.1 Definition 4.1 Gemeinnützige Stiftungen 3.2 Stiftungszweck 4.2 Exkurs: Anerkennung von Stiftungen Philanthropie-Hub im Herzen Europas außerhalb des Gemeinnützigkeitsbereichs 3.3 Beziehung zwischen Stiftungsvermögen und Zielen 3.4 Ursprung, Entwicklungen und Zahlen 5. SCHUTZ DER VERMÖGENSWERTE 3.5 Zweistufiger Gemeinnützigkeitsbegriff 6. NEUESTE ENTWICKLUNGEN: 3.6 Stiftungserrichtung und Rechtspersönlichkeit Anschaulich erläutert PROTECTED CELL COMPANY ALS DACHSTIFTUNG 3.7 Stiftungsorgane 3.7.1 Stiftungsrat 7. KURZ & KNAPP 3.7.2 Weitere Organe 3.8 Arten von Begünstigten und Informationsrechte 3.9 Foundation Governance als Schlüsselelement MIT 9 STIFTUNGSPORTRÄTS der Transparenz Seite 10-15 Schurr rechtliche und Service & Aktuelles 3.9.1 Externe Foundation Governance steuerliche Modali-

Sonderausgabe 2015 täten etwa zur Stif- 45 Nachrichten & Vermischtes ROTEROTE SEITENSEITEN 45 Personen & Veränderungen tungsgründung und 45 Preise & Auszeichnungen -organisation sowie zu 47 Termine & Veranstaltungen Verwaltungsstrukturen und Kontroll- mechanismen – auch in Abgrenzung Rote Seiten zur privatnützigen Stiftung und in rechtsvergleichender europäischer Francesco A. Schurr Perspektive. Ergänzt wird der Bei- Gemeinnützige Stiftungen in Liechtenstein. trag durch lebendige Stiftungs- Tradition und aktuelle Entwicklungen porträts, die einen Einblick in das vielfältige Wirken liechtensteinischer Stiftungen geben. Rote Seiten Anzeige

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AKTEURE & KONZEPTE res Vermögen zukommen zu lassen und Partnern im In- und Ausland an. Sie Zuwendungen Dritter zur Verfügung zu ergänzt und verstärkt liechtensteini- Stiftung Zukunft.li stellen. Die Stiftung verfügt beim Start sche Institutionen und Interessenver- über jährliche Mittel von 875.000 CHF tretungen, die sich punktuell ähnlichen nimmt Arbeit auf in Form von Stiftungsvermögen und Zielen verpflichtet fühlen. fest zugesagten Gönnerbeiträgen. Ihre Projekte erarbeitet und lanciert ünf Persönlichkeiten aus Liechten- Die Stiftung ist von Staat, Parteien die Stiftung selbst aufgrund eigener Fstein haben am 22.10.2014 die und Interessenverbänden unabhän- Einschätzungen und Erhebungen. Eine gemeinnützige Stiftung Zukunft.li gig und verfolgt das Ziel, die Mei- unabhängige und selbstständige gegründet, die sich als liberaler und nungsbildung in gesellschafts- und wirt- Arbeit hat höchste Priorität, damit unabhängiger Think-Tank mit wirt- schaftspolitischen Fragen zu objektivie- die Glaubwürdigkeit der Institution und schaftlichen und gesellschaftlichen Fra- ren und neue Denkansätze zu liefern. ihrer Repräsentanten fest in Liechten- gestellungen des Landes auseinander- Die Finanzierung stammt ausschließlich stein verankert werden kann. Dies ist setzen wird. Sie wird den operativen Betrieb im Sommer 2015 aufnehmen. Aus privatem Engagement für die nach- haltige Entwicklung des Landes wid- men die Stifter Jürgen Hilti (Toni Hilti Familientreuhänderschaft), Fürstlicher aus privaten Quellen und wird transpa- einerseits gewährleistet durch eine auf Justizrat Dr. Peter Marxer [s. S&S rent offengelegt. Die Geldgeber haben mehrere Jahre im Voraus gesicherte und 4/2008, S. 36 f.], Michael Hilti (Hilti keinen Einfluss auf die Ergebnisse der vom operativen Betrieb entkoppel- Familienstiftung), Heiner Hilti und Dr. wissenschaftlichen Arbeit. te Finanzierung sowie durch klare Wilhelm Klagian (Morscher Famili- Die Stiftung will als Impulsgeber und Corporate Governance-Regeln, die enstiftung) der Stiftung Zukunft.li ein Initiator von zukunftsfähigen Ideen eine Beeinflussung der Arbeitsweise und Vermögen von jährlich je 100.000 CHF zielgerichtet eine öffentliche Diskussion -ergebnisse ausschließen. Andererseits auf fünf Jahre. Sie beabsichtigen, in Gang setzen und mit Denkanstößen bürgt die Einsetzung eines wissenschaft- der Stiftung zur Verwirklichung ihres zum Finden nachhaltiger Lösungen bei- lichen Beirats sowohl für die Qualität Zwecks über die eigens dafür gegrün- tragen. Dabei strebt sie Kooperationen wie auch für die Unabhängigkeit der dete „Förderstiftung Zukunft.li“ weite- mit der Wissenschaft sowie anderen Arbeit. www.stiftungzukunft.li

ORGANISATION & FINANZEN den und informativen „Single Point of Welt sollen in der Lage sein, sich schnell Entry“. und einfach einen Überblick über den Finanzplatz Liechten- Ziel der Inititative ist es, die Eigen- Standort, seine Akteure und vielseitigen heiten und Stärken des Finanzplatzes Möglichkeiten zu machen. stein auf einen Blick Liechtenstein im Sinne eines einheitli- In der neuen Initiative haben sich alle chen und gemeinsamen Auftritts noch wichtigen Verbände, Organisationen und m Februar 2015 haben die Akteure mehr sichtbar zu machen. Damit soll Institutionen zusammengeschlossen. Zu Iauf dem Finanzplatz Liechtenstein ein weiterer Beitrag zur Schärfung des den Initianten gehören: die Stabs- im Rahmen einer gemeinsamen Initi- internationalen Profils und zur Image- stelle für Internationale Finanzplatza- ative die Internet-Plattform www. förderung des Finanzplatzes im In- und genden der Regierung des Fürstentums finance.li lanciert. „Finance.li“ bün- Ausland geleistet werden. Anleger, ins- Liechtenstein (SIFA), der Liechtensteini- delt die Dienstleistungen und Akteure titutionelle Investoren und Privatkun- sche Anlagefondsverband (LAFV), der auf einer Homepage und übernimmt den sowie Medienschaffende und die Liechtensteinische Bankenverband (LBV), damit die Funktion eines umfassen- breite Öffentlichkeit aus der ganzen der Liechtensteinische Pensionskassen- verband (LPKV), die Liechtensteinische Rechtsanwaltskammer (LIRAK), die Liech- tensteinische Treuhandkammer (THK), die Liechtensteinische Wirtschaftsprüferver- einigung (WPV), der Liechtensteinische Versicherungsverband (LVV), die Vereini- gung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen (VLGS), der Verein unabhängi- ger Vermögensverwalter in Liechtenstein (VuVL), die Universität Liechtenstein, die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) v.l.n.r. Clemens Laternser (THK), Mag iur. Stefan Ritter (LIRAK), Dagmar Bühler-Nigsch (VLGS), Patrick Brunhart (SIFA), Caroline Voigt (LVV), David Gamper (LAFV), Herbert Bischof (WPV), Markus Amann sowie die CFA Society Liechtenstein. (IKR), Prof. Martin Wenz (Uni FL), Marcel Müller (VuVL), Simon Tribelhorn (LBV) und Bruno Matt (LPKV) www.finance.li

Sonderausgabe 2015 Kaleidoskop 7

KOMMUNIKATION & SPONSORING der Privatwirtschaft ihre Emissionen zu senken und Schutzmaßnahmen vor Gemeinsames den Folgen des Klimawandels umzuset- zen. Viele Entwicklungsländer müssen Engagement gegen in Zukunft vermehrt mit Naturkata- strophen rechnen, obwohl sie selbst den Klimawandel geringe Emissionen verzeichnen und ihre historische Verantwortung für den eit vielen Jahren setzt sich Liech- Klimawandel sehr klein ist. Die Indust- Stenstein auf internationaler Ebene riestaaten und die großen Emittenten für eine Reduktion der globalen Treib- stehen in einer besonderen Verantwor- hausgasemissionen und für einen ver- tung, sich solidarisch zu zeigen und besserten Klimaschutz ein. Die Rati- entsprechende Klimaprojekte in Ent- fikation des Kyoto-Protokolls [s.a. S&S- wicklungsländern zu finanzieren. Auf Sonderausgabe 2012 „Stiftungen und internationaler Ebene wird gefordert, und die Vereinigung liechtensteinischer Klimawandel“] sowie dessen Verlänge- dass neben den Staaten auch der Pri- gemeinnütziger Stiftungen (VLGS) sind rung bis 2020 unterstreichen dieses vatsektor Mittel für Klimaprojekte deshalb im Gespräch, um im Bereich Engagement. Liechtenstein engagiert zur Verfügung stellen solle. der Klimafinanzierung den Austausch sich zudem für einen neuen Klimaver- Internationale Solidarität spielt für und die Kooperation zu verstärken und trag für die Zeit nach 2020, welcher das Liechtenstein in der Klimapolitik eine allenfalls gemeinsam Projekte durch Kyoto-Protokoll ersetzen soll. Der neue zentrale Rolle. Seit 2011 hat die Regie- den Staat und gemeinnützige Stiftun- Klimavertrag soll verbindliche und ambi- rung insgesamt 1.3 Mio. CHF für Kli- gen zu fördern. Von einer derartigen tiöse Ziele für alle Vertragsstaaten der maprojekte in Entwicklungsländern Zusammenarbeit können sowohl der UNO Klimarahmenkonvention beinhal- bereitgestellt. Auch der Privatsektor in Staat wie auch die Stiftungen profi- ten, damit die globale Klimaerwärmung Liechtenstein ist im Bereich der Philan- tieren, da dieses Engagement auf den und deren Folgen auf ein beherrschba- thropie stark engagiert. Ein Teil der von UNO Klimakonferenzen präsentiert und res Niveau begrenzt werden können. liechtensteinischen gemeinnützi- somit ein positives Image des Landes Nicht alle Staaten sind in der Lage, ohne gen Stiftungen geförderten Projekte und seines Privatsektors generiert wer- Unterstützung anderer Staaten oder ist dabei klimarelevant. Die Regierung den kann. (Martin Frick)

www.pwc.ch

RECHT & STEUERN sen zukunftsträchtigen Sektor. Die Funk- Steuern sowie die tionsweise und die organisatorischen Prüfung durch Revi- PwC-Broschüre Anforderungen an eine gemeinnützige sionsgesellschaften Die gemeinnützige Stiftung in Stiftung sind ebenso beschrieben wie bzw. die Steuerver- Liechtenstein zur gemeinnützigen die rechtlichen und steuerlichen waltung dargestellt Ein Pfeiler der Finanzplatzstrategie Rahmenbedingungen. – ergänzt durch des Fürstentums Stiftung Seit im Jahr 2008 das Stiftungsrecht eine vergleichende total revidiert wurde, hat sich in Liech- Gegenüberstellung m März 2015 ist die Broschüre „Die tenstein vieles verändert. So ist die Zahl und Kommentierung Igemeinnützige Stiftung in Liech- der gemeinnützigen Stiftungen in von PwC-Experten tenstein – Ein neuer Pfeiler der den letzten Jahren kontinuierlich um aus Deutschland, Finanzplatzstrategie des Fürsten- jeweils etwa 3 % auf inzwischen über Österreich und der tums“ erschienen. Dem Vorstand der 1.200 angewachsen. Der Trend – so Schweiz. Vereinigung liechtensteinischer gemein- die Analyse – gehe ganz klar weg von Daten und Informa- nütziger Stiftungen (VGLS) [s. in dieser der traditionellen privatnützigen Stif- tionen zur interna- Ausgabe insbes. S. 12 f.] war es ein tung, deren Zahl stetig abnehme. Neben tionalen Vernetzung der Stiftungs- Anliegen, die Vorteile der Gründung Zahlen zum Stiftungsmarkt werden die standorte geben einen Einblick in einer gemeinnützigen Stiftung in Liech- rechtlichen Grundlagen zur Stiftungs- den stark wachsenden internationalen tenstein in rechtlicher und praxisbezoge- gründung und -organisation sowie zum Stiftungsmarkt, seine Akteure, Entwick- ner Hinsicht in einem zusammenfassen- Aufsichts- und Kontrollsystem gemein- lungen, Herausforderungen und Unter- den Papier darzustellen. nütziger Stiftungen vorgestellt [s. dazu schiede. Interviews mit Persönlichkeiten Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungs- ausführlich in dieser Ausgabe insbes. der Liechtensteiner Stiftungsszene, die gesellschaft PriceWaterhouseCooper unter der Rubrik „Recht & Steuern“ auch in dieser Ausgabe zu Wort kom- (PwC) hat dieses Anliegen unterstützt sowie in den Roten Seiten]. men, sowie praktische Hilfestellungen und den Stiftungsstandort Liechten- Weiterhin werden die Voraussetzun- wie Kontaktadressen runden die Aus- stein analysiert. Die Broschüre gibt gen für die Befreiung gemeinnüt- führungen der Broschüre ab. einen umfassenden Überblick über die- ziger Stiftungen von den direkten www.pwc.ch

Sonderausgabe 2015 8

Tradition und Innovation

Liebe Leserin, lieber Leser,

Philanthropie und Gemeinnützigkeit haben in Liechtenstein eine lange Tradition und sind wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft. Sie tragen dazu bei, die Bindung innerhalb der staatlichen Gemeinschaft zu stärken und weisen auf die Wichtigkeit der Werte dieser Gemeinschaft hin. Gemeinnützige Stiftungen erhalten Bewährtes, unterstützen Soziales, fördern aber ebenso Neues. So steht ihre Tätigkeit in einem ergänzenden Sinne neben derjenigen der öffentlichen Hand und schon heute leisten gemeinnützige Stiftungen in Bereichen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und des Umweltschutzes erhebliche Beiträge. In einer Zeit, in der die Rolle des Staates zurückhaltender definiert wird, wird die Bedeutung der gemeinnützigen Stiftungen und des philanthropischen Einsatzes jedes Einzelnen noch zunehmen.

Liechtenstein ist ein kleines Land, in dem der Einsatz für das Gemeinwohl einen großen Stellenwert hat und in welchem auch durch die Rechtssetzung eine Tradition und eine Kompetenz im Hinblick auf den Einsatz von gemeinnützigen Stiftungen bestehen. Es bemüht sich mit Erfolg, den Bereich der Philanthropie neu zu positionieren. Ein modernes Stiftungsrecht, verbunden mit dem Bekenntnis zur Steuerkonformität, bildet eine wichtige Grundlage dieser Zielsetzung.

Die Kommunikation und die objektive Information über diese Bestrebungen und den Stiftungsstandort Liechtenstein halte ich für wichtig und deshalb begrüße ich auch diese Sonderausgabe.

S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein Akteure & Konzepte WAS MEINT ...? 9

FÜRSTLICHER RAT HANS BRUNHART, PRÄSIDENT DES VORSTANDES DER VEREINIGUNG LIECHTENSTEINISCHER GEMEINNÜTZIGER STIFTUNGEN E.V. (VLGS) EIN DYNAMISCHER UND INNOVATIVER STANDORT

IM GESPRÄCH MIT CHRISTOPH MECKING, STIFTUNG&SPONSORING

S&S: Das Fürstentum Liechtenstein haben Sie als „Philan­ sowohl für Banken wie für Vermögensverwalter. Seit einigen thropie-Hub im Herzen Europas“ beschrieben. Wie begrün- Jahren besteht an der Universität Liechtenstein zudem ein det sich diese Charakterisierung des Stiftungsstandorts, mit Lehrstuhl, der sich schwerpunktmäßig mit Stiftungsrecht der die Sonderausgabe dieses Magazins betitelt ist? beschäftigt.

Brunhart: Philanthropie und gemeinnützige Stiftungen S&S: Die Zielsetzungen des Fürstentums sind auch nach haben in Liechtenstein eine lange Geschichte. Auch hierzu- außen gerichtet. Liechtenstein wird also auch für Stifter lande setzen sich seit jeher entsprechende Initiativen unab- aus dem Ausland attraktiv sein müssen, um die für einen hängig von ihrer Rechtsstruktur für „menschenfreundliche Stiftungsstandort notwendigen Volumina zu erreichen. Anliegen“ ein. Ihre Rolle etwa als Förderer von Wissenschaft, Liechtensteinische Stiftungen haben im Zusammenhang mit Bildung, Kultur, Medizin oder Umweltschutz ist zurzeit von den Diskussionen der vergangenen Jahre über das Bankge- großer Aktualität, da sich der Staat von Aufgaben zurück- heimnis und die fehlende Rechtshilfe in Steuerangelegen- zieht. Philanthropie ist heute ein Feld der Innovation und heiten immer wieder im Fokus der medialen Öffentlichkeit des Wettbewerbs der Standorte. In vielen Ländern wird gestanden. Behindert diese nachhallende Diskussion die neu reguliert, um dieses Engagement vor allem im Rahmen Positionierung Liechtensteins als Philanthropie-Hub im Her- gemeinnütziger Stiftungen zu ermöglichen. zen Europas?

Die liechtensteinische Regierung hat mit Recht in ihren stra- Brunhart: Gemeinnützige Stiftungen haben dabei keine tegischen Zielsetzungen die Förderung der Philanthropie zentrale Rolle gespielt. Die Diskussionen haben sich eher im als wichtigen Pfeiler definiert. Sie sieht darin nicht nur ein Zusammenhang mit privatnützigen Stiftungen ergeben, ein Element des Finanzplatzes, sondern ein gesellschaftliches Bereich, der im Stiftungsrecht ebenfalls neu geregelt wurde. Erfordernis mit zukunftsorientierter Wirkung. Für die Errei- Zudem haben sich die aufgeworfenen Fragen weniger auf chung dieser Ziele sind die Rahmenbedingungen im Inland das Stiftungsrecht, sondern vor allem auf das Steuerrecht, und gegenüber dem Ausland maßgebend. bzw. die internationale Zusammenarbeit in Steuerangele- genheiten bezogen. Heute ist die Position des Fürstentums S&S: Mit Rahmenbedingungen sind ja vor allem rechtliche dazu klar: Es wird zusammen mit vielen anderen Staaten den Regulierungen gemeint. Es gibt aber auch andere wichtige automatischen Informationsaustausch in Steuerangelegen- Voraussetzungen für einen „Philanthropie-Hub“. Kann Liech- tenstein in dieser Beziehung mit anderen Standorten mithal- ten, hat es sogar bessere Voraussetzungen?

Brunhart: Ich möchte vorerst drei Elemente nennen, die zei- gen, dass Liechtenstein in dieser Beziehung seine Hausaufga- ben gemacht hat und international kompatible Bedingungen aufweist. Das gilt einmal für das Stiftungsrecht: Liechtenstein hat vor fünf Jahren ein neues Stiftungsrecht geschaffen, das durch klare Definitionen und Abgrenzungen überzeugt und international eine ausgezeichnete Reputation hat. Wenn man die Rechtsentwicklung in anderen Ländern betrachtet, kann man sogar sehen, dass Regelungen aus dem liechtenstei- nischen Recht dort übernommen werden. Im Rahmen des neuen Stiftungsrechts wurde auch eine gut ausgestaltete Aufsicht eingerichtet – ein wichtiges Element in der Beurtei- lung der Qualität von Finanzplätzen. Und drittens konnte sich das Know-how am Platz kontinuierlich entwickeln. Dies gilt

Sonderausgabe 2015 10 Akteure & Konzepte

gemeinnütziger Stiftungen, kurz VLGS, ergeben, dass im Jahre 2012 von den 82 teilnehmenden Stiftungen über 110 Mio. CHF ausgeschüttet worden sind. Dabei sind auch Ein- richtungen in Deutschland immer wieder in den Genuss der Förderungen gekommen.

S&S: Was genau ist das Anliegen der VLGS?

Brunhart: In einem Kreis gemeinnütziger Stiftungen wurde vor einigen Jahren festgestellt, dass zur Entwicklung Liech- tensteins als Standort für Philanthropie die Bildung einer Interessenvertretung notwendig ist. Die VLGS zählt heute bereits über 40 Mitglieder – ausschließlich gemeinnützig tätige Förderstiftungen mit eigenem Kapital – und hat sich im Inland als Partner von Behörden und anderen Ver- bänden sowie als Dienstleister für ihre Mitglieder etabliert. Ein besonderes Augenmerk legt sie auf den Austausch mit ihren Mitgliedern, auf Anlässe wie den Stiftungsrechtstag, regelmäßige Treffen mit Behörden zur Diskussion aktueller Probleme und der Kommunikation im Ausland. Mit dem heiten gemäß dem OECD-Standard 2017 einführen. Neben Bundesverband Deutscher Stiftungen und SwissFoundations dem neuen Stiftungsrecht bildet das die zweite, tragfähige besteht eine gute Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebe- Grundlage für die künftige Positionierung Liechtensteins. nen. Zudem ist die VLGS Mitglied des Donors and Founda- Zudem haben wir mit einer größeren Anzahl von Staaten, tions Networks in Europe (DAFNE) und beteiligt sich so am u.a mit Deutschland und Österreich, Doppelbesteuerungsab- Erfahrungsaustausch und an den Diskussionen um die Wei- kommen geschlossen und stehen mit verschiedenen anderen terentwicklung der Rahmenbedingungen für Philanthropie Ländern in Verhandlungen. und gemeinnützige Stiftungen in den einzelnen Ländern und auf europäischer Ebene. Die Kapitalverkehrsfreiheit, wie sie aufgrund des EWR-Vertra- ges auch für Liechtenstein anwendbar ist, bildet eine weitere S&S: Die Aktivitäten der VLGS als Interessenvertretung und wesentliche Basis, auch wenn in einzelnen Mitgliedstaaten gewissermaßen als „Fahnenträger“ für die Idee, Liechten- immer wieder in einzelnen Verfahren Versuche festzustel- stein stärker als Philanthropie-Hub zu positionieren, scheint len sind, dies zu relativieren. Meiner Meinung nach müsste angesichts der begrenzten Ressourcen des Verbandes eine die „Durchlässigkeit“ international gegeben sein. Dies gilt ambitiöse Aufgabe zu sein. Inwieweit werden diese Zielset- sowohl für die Einlage von Mitteln in Stiftungen, wie für zungen von der Politik und weiteren Playern des Finanzplat- die Ausschüttung. Dass das aber nicht so einfach ist, zeigt zes mitgetragen? der Leidensweg bei der Erarbeitung des Rechtsinstituts der Europäischen Stiftung. Brunhart: Dieser Plan entspricht der Strategie von Regie- rung und Branchenverbänden, so etwa des Bankenverban- S&S: Der liechtensteinische Finanzplatz befindet sich in einer des und der Treuhandkammer. Wir sind überzeugt, dass die großen Transformation, die sowohl von den Entwicklungen VLGS einen starken und nachhaltigen Beitrag dazu liefern bei der internationalen Zusammenarbeit in Steuerfragen, kann, dass alle Kräfte in die gleiche Richtung gebündelt konkret der Abschaffung des Bankgeheimnisses, als auch werden. Dies ist gerade bei einem kleinen Standort not- durch die Globalisierung im Bereich der Finanzintermediäre wendig, hier aber auch leichter als in größeren Staaten. geprägt ist. Können gemeinnützige Stiftungen hier einen Grundsätze wie der Beitrag des Bürgers zum Staat, freiwil- Ausgleich schaffen? Und wie wichtig ist dieser Bereich heute liges Engagement oder gesellschaftliche Verantwortung, für den Finanzplatz? spielen in einem kleinen Land eine wichtige Rolle. Kleine Gesellschaften kommen ohne den persönlichen Einsatz Ein- Brunhart: In der Tat gehen Regierung und Branchenver- zelner oder von einzelnen Institutionen bei der Erledigung bände davon aus, dass die große Dynamik dieses Bereichs auch staatlicher Leistungen nicht aus. Mit anderen Worten: auch eine große Innovation mit sich bringt. Das ist eine Eine kleine Gesellschaft vermag die Bedeutung freiwilligen Chance für Standorte, die kompetente Marktteilnehmer Engagements als notwendiges Element des Zusammenle- und Behörden haben und internationale Regulierungen bens deutlich aufzuzeigen. Deshalb glaube ich, dass das schnell und pragmatisch ins nationale Recht übertragen Verständnis für dieses Engagement groß ist und die Ziele als können. Die derzeit 1.200 liechtensteinischen gemeinnüt- positiv gesehen werden. Die Zunahme der Zahl gemeinnüt- zigen Stiftungen spielen schon seit Jahrzehnten eine maß- ziger Stiftungen in Liechtenstein zeigt, dass zusammen mit gebliche Rolle bei der Förderung gesellschaftlicher Werte der Qualität der Regulierung auch die Einbettung der Idee und von Einrichtungen in Liechtenstein sowie im Ausland. in das Selbstverständnis des Landes und Wirtschaftsstand- So hat eine Umfrage der Vereinigung liechtensteinischer ortes gegeben ist.

Sonderausgabe 2015 Akteure & Konzepte 11

S&S: Stiftungen gelten als Institutionen, die „für die Ewigkeit“ gemacht sind. Auf der anderen Seite bezeichnen Sie den Stiftungssektor als von großer Dynamik gekennzeichnet und erwähnen das Wort „Innovation“. Was meinen Sie damit?

Brunhart: Ich habe als VLGS-Präsident in den letzten Jahren nicht nur in Liechtenstein selbst, sondern vor allem im inter- nationalen Bereich in Organisationen, an Universitäten und in Diskussionen erlebt, dass die Dynamik, sowohl im Hinblick auf die Regulierung wie auch auf das Selbstverständnis der Branche, sehr groß ist. Es gibt wichtige Tendenzen, die international festzustellen sind und denen sich Verbände wie einzelne Stiftungen stellen müssen. Die Regulierung nimmt tendenziell zu; aber das ist keine spezifische Situation der Stiftungen. Im Zusammenhang mit der Debatte um die Foundation Governance werden Stiftungsregelungen in den einzelnen Ländern neuen Erfordernissen angepasst. Der Wille zur Selbstverpflichtung ist ausgeprägt und scheint mir auch wichtig, sinnvoller jedenfalls als die simple Klage, dass die staatliche Regulierung überhandnehme. Die Thematik der Governance spielt, gerade bei gemeinnützigen Stiftungen, eine wichtige Rolle, da in der Regel keine genau definierten S&S: Die VLGS ist der wesentliche Partner dieser Sonderaus- Begünstigten vorhanden sind, welche eine „Oberaufsicht“ gabe. Was hat sie dazu bewogen? über das Gebaren der Stiftungsverantwortlichen wahr- nehmen könnten. Diese Funktion kommt weitgehend der Brunhart: Wir kennen das Magazin schon seit Jahren staatlichen Aufsicht zu, wird aber sinnvoll unterstützt durch und wissen um seine Reputation und Verbreitung in den Selbstregulierungsgrundsätze. Dies betrifft in zunehmendem deutschsprachigen Ländern. Wir sehen diese Publikation als Maße auch die Vermögensverwaltung. Impact Investing, eine ausgezeichnete Gelegenheit, den Philanthropie- und Responsible Investing, Mission Related Investing spielen eine Stiftungsstandort Liechtenstein in kompakter Art und Weise immer wichtigere Rolle, schaffen viele kreative Ansätze und umfassend darzustellen, denn es besteht ein berechtigter neue, zweckbezogene Formen des Mitteleinsatzes. und großer Bedarf nach einer objektiven Darstellung der aktuellen Situation. Wir freuen uns und sind überzeugt, dass Es wird immer deutlicher, dass die Begriffe Stiftung und auch die Leserinnen und Leser dieser Sonderausgabe sich Nachhaltigkeit „Geschwister“ sind, denn Stiftungen sollten nach der Lektüre ein besseres Bild machen werden. grundsätzlich nachhaltig wirken. Liechtenstein hat die Chan- ce, sich international als führender und innovativer Standort S&S: Ich danke Ihnen für das zu positionieren, der die Gedanken der Philanthropie, der Gespräch!  Gemeinnützigkeit und der Nachhaltigkeit näher zusammen- bringt und ihre gemeinsame Wirkung verstärkt. Bereits heute gibt es ausgezeichnete Beispiele von Stiftungen, über welche nachhaltige Initiativen im Bereich von Mikrofinanzierung, Kli- maschutz und verantwortungsvollen Finanzprodukten ange- ZUR PERSON strebt und umgesetzt werden. Hinzu kommt, dass immer mehr Stifter sich schon zu ihren Lebzeiten aktiv einbringen Hans Brunhart, Jahrgang 1945, verheiratet, 3 Kinder. wollen. Auch dieses führt zu innovativen Ideen im Zusam- Germanistikstudium in Freiburg und Basel. Seit 2010 Prä- menhang mit dem Vermögenseinsatz, der Erfolgsmessung sident der Vereinigung liechtensteinischer gemeinnützi- des Stiftungsengagements und anderen Elementen, die aus ger Stiftungen (VLGS). 1972 Bestellung zum Leiter der der Unternehmenswelt übernommen werden. Dies wieder- Liechtensteinischen Landesbibliothek und des Landes- um stellt eine Herausforderung nicht nur für die Organisation archivs. 1974 Ernennung durch Fürst Franz Josef II. zum und das Management dar, sondern auch für die Behörden. Regierungschef-Stellvertreter, 1978 zum Regierungschef Umso wichtiger sind ein regelmäßiger Austausch und eine Liechtensteins. 1993 Verleihung des Titels „Fürstlicher konstruktive Zusammenarbeit. Rat“ durch S.D. Fürst Hans Adam II. Von 1996 bis 2012 Präsident des Verwaltungsrates der VP Bank in Vaduz Die dargestellte Dynamik und Innovation hat auch zur Kon- und Mitglied des Verwaltungsrates mehrerer internati- sequenz, dass Stiftungsmanagement immer mehr Kenntnisse onal tätiger Industrieunternehmen. Gründer der Bera- und Kompetenzen erfordert und so qualifizierte Arbeitsplät- tungsfirma ECAG Euroconsult AG und Senator h.c. der ze schafft. Deshalb setzt sich die VLGS dafür ein, in Zusam- Universität Innsbruck; Engagement in mehreren gemein- menarbeit mit Partnern im In- und Ausland, die Ausbildung nützigen Stiftungen und Vereinen. in diesem Bereich auszubauen.

Sonderausgabe 2015 12 Akteure & Konzepte

VEREINIGUNG LIECHTENSTEINISCHER GEMEINNÜTZIGER STIFTUNGEN E.V. – VLGS Förderung des Stiftungsstandorts Liechtenstein

von Dagmar Bühler-Nigsch, Vaduz

Die im Dezember 2010 gegründete Vereinigung liech- nischer gemeinnütziger Stiftungen zeigte, dass im Jahr 2012 tensteinischer gemeinnütziger Stiftungen (VLGS) ist von den 82 an der Umfrage beteiligten Stiftungen Förde- die Interessenvertretung der gemeinnützigen Stiftun- rungen i.H.v. 110 Mio. CHF etwa für kulturelle und soziale gen in Liechtenstein und zählt derzeit 41 Mitglieds- Projekte, Bildungseinrichtungen und ökologische Anliegen stiftungen. ausgeschüttet wurden [s. Abb. 1]. 9 % der Fördergelder wurden in der Region Liechtenstein/Rheintal und 91 % international im Ausland vergeben [s. Abb. 2].

Die Regierung ist bestrebt, Philanthropie als wichtiges Stand- bein der Standortpolitik zu entwickeln. Diese Bestrebungen werden von der VLGS wesentlich unterstützt.

Im Rahmen ihrer Zielsetzungen tritt sie als Partner für Behör- INTERNATIONALE PARTNERSCHAFT den und Organisationen auf und fördert die Reputation des liechtensteinischen Stiftungsstandorts nach außen. Sie Die Vereinigung pflegt eine enge Partnerschaft mit Swiss- arbeitet mit an der Rechtsentwicklung und fördert die wis- Foundations, der Organisation schweizerischer Förderstif- senschaftliche Bearbeitung von stiftungsrechtlichen Themen. tungen, dem Bundesverband Deutscher Stiftungen, wie auch Kontakte zu anderen nationalen Stiftungsverbänden. NATIONALER BEITRAG Eine Zusammenarbeit besteht mit dem Lehrstuhl für Gesell- schafts-, Stiftungs- und Trustrecht der Universität Liechten- Für die positive Entwicklung des Philanthropiestandorts stein und dem Centre for Philanthropy Studies (CEPS) der Liechtenstein sind die Rahmenbedingungen in politischer, Universität Basel. rechtlicher und steuerlicher Hinsicht von großer Bedeutung. Ihnen gilt die Aufmerksamkeit der VLGS ebenso wie der Ent- Die VLGS ist Mitglied von DAFNE (Donors and Foundations wicklung von anerkannten Standards des Stiftungsmanage- Networks in Europe). Die liechtensteinischen gemeinnützi- ments. Zu diesem Zweck will die VLGS ein Stiftungsnetzwerk gen Stiftungen sind damit in der maßgeblichen europäischen aufbauen und die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden Organisation vertreten. im In- und Ausland fördern. SCHWERPUNKTE Schon heute hat die Fördertätigkeit liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen im Inland eineAuswertung große Bedeu- Von besonderer Bedeutung ist die Kommunikation über den tung. Auch im Ausland trägt sie erheblich zur positiven Stiftungsstandort im Ausland, wobei stets eine Koordination AuswertungWahrnehmung des Standorts bei. Eine 2014 erstmalsAuswertung mit Behörden und anderen Verbänden angestrebt wird. Das durchgeführte Erhebung des Fördervolumens liechtenstei- bisherige Engagement der VLGS macht deutlich, dass die Auswertung Aufteilung nach Regionen Total Fördervolumen AufteilungFördervolumen nach Regionen 2012 120.000.000 Fördervolumen 2012

100.000.000 9% Aufteilung nach Regionen9% 80.000.000

Fördervolumen 2012 Regional 2012 60.000.000 International 2012

in CHF Regional 2012

40.000.000 9% International 2012 91%

20.000.000

91% Regional 2012 0 Total 2011 Total 2012 International 2012 Volumen CHF 106.994.546 110.093.491 Anzahl Stiftungen 71 82

Abb. 1 Abb.91% 2

Mitgliederversammlung 2014 3 Mitgliederversammlung 2014 2 Sonderausgabe 2015

Mitgliederversammlung 2014 2

Mitgliederversammlung 2014 2 Akteure & Konzepte

AUSGEZEICHNET ALS gemeinnützigen Stiftungen einen signifikanten Beitrag zur positiven Außenwahrnehmung des Standorts leisten können. „Praxispublikation Die VLGS beobachtet die internationale Entwicklung im Bereich der Philanthropie und eruiert das Verbesserungs- des Jahres 2014“ potenzial im Inland. Sie fördert die systematische Aus- und Weiterbildung der in diesem Bereich tätigen Akteure (Stif- tungsräte, Anwälte, Treuhänder, Banken, Revisoren) etwa durch regelmäßige Veranstaltungen zu aktuellen Themen.

MITGLIEDER UND PARTNER

Die VLGS-Mitgliedschaft steht gemeinnützigen Stiftungen nach liechtensteinischem Recht offen, die ihren Sitz in Liech- tenstein haben, ausschließlich und unwiderruflich gemein- nützig sind, über eigenes Vermögen verfügen, dieses oder Erträge daraus für gemeinnützige Zwecke einsetzen, eine Revisionsstelle gemäß dem Stiftungsrecht besitzen und für ihre Aktivitäten grundsätzlich nicht auf Spendengelder oder Sammeltätigkeit angewiesen sind.

Gemeinnützige Stiftungen nach liechtensteinischem Recht, Berit Sandberg (Hrsg.) welche die Mitgliedschaftsbedingungen nicht erfüllen oder die aus anderen Gründen keine Mitgliedschaft anstreben, Arbeitsplatz Stiftung können von der Vereinigung als Assoziierte Partner Nutzen ziehen. Sie können an den Veranstaltungen der VLGS teil- Karrierewege im nehmen und profitieren von Dienstleistungen und Weiterbil- dungsveranstaltungen. Stiftungsmanagement Personalmanagement in Stiftungen Bd. 3

Mitglieder und Assoziierte Partner bezahlen einen einmali- ISBN 978-3-9812114-3-6, 262 Seiten, 39,90 € gen Eintrittsbeitrag sowie jährliche Mitgliederbeiträge.

KURZ & KNAPP Die Auszeichnung erfolgte nach der einstimmigen Entscheidung des stiftungsrecht-plus-Teams. Die VLGS vertritt die Interessen der gemeinnützigen Stif- Hier ein Auszug aus der Würdigung: tungen in Liechtenstein. Sie tritt als Partner für Behörden und Organisationen auf und fördert die Reputation des „[...] Solche Literatur aus der Wissenschaft für die Praxis wollen liechtensteinischen Stiftungsstandorts. Sie arbeitet mit an wir noch viel mehr. In diesem Sinne soll die Auszeichnung aus- der Rechtsentwicklung und fördert die wissenschaftliche drücklich auch Ansporn sein. Bearbeitung von stiftungsrechtlichen Themen. Dazu baut sie ein Netzwerk zwischen den Stiftungen auf und arbeitet mit Der Dank und die Auszeichnung für das Buch, das das Dritte Verbänden im In- und Ausland zusammen.  in einer Reihe ist [...] , geht natürlich nicht nur an die Heraus- geberin Sandberg, sondern an alle Autoren, d. h. an Michael ZUM THEMA Alberg-Seberich, Roland Bender, Lea Buck, Dr. Matthias Dreyer, Brunhart, Hans: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- Jörg Eisfeld-Reschke, Hannah Kerber, Tobias Leipprand, Prof. Dr. stein. Vorurteile unangemessen: ein Blick ins Nachbarland, in: StiftungsWelt 02-2013, S. 44-45 Gabriele Moos, Thomas Müller, Anke Pätsch, Dr. Ekkehard Priller, Brunhart, Hans / Schurr, Francesco A.: Der liechtensteinische Prof. Dr. Berit Sandberg, Alexander Schirm, Claudia Schmeißer, Stiftungssektor. Neueste Entwicklungen im Überblick, in: Eck- hardt, Beate / Jakob, Dominique / v. Schnurbein, Georg (Hrsg.): Dr. Gesa Schönermark, Alexander Thamm, Wilhelm-Friedrich Der Schweizer Stiftungsreport 2013, 2013, S. 28-30 Uhr und Johanna Teresa Vertkersting. im Internet : www.dafne-online.eu Herzlichen Glückwunsch und großen Dank an alle für all' die Ar- www.efc.be www.vlgs.li beit im Dienste des Stiftungswesens! "

Dagmar Bühler-Nigsch ist seit Oktober 2013 Geschäftsfüh- Die ausführliche Laudation von K. Jan rerin der VLGS – Vereinigung liechtensteinischer gemein- nütziger Organisationen e.V., [email protected], www.vlgs.li Schiffer finden Sie online unter www. stiftungsrecht-plus.de/fuer-sie-gelesen- und-praxispublikation-des-jahres/artikel/ article/-c435bb0799/index.html?tx_ttnew s[backPid]=14&cHash=d6ff877d10 Sonderausgabe 2015 14 Akteure & Konzepte

SCHNITTSTELLE ZUM TREUHANDWESEN Die Liechtensteinische Treuhandkammer

von Roland Altmann, Vaduz

Die Treuhandbranche ist einer der wichtigsten Pfeiler des sich die Kammer für Beständigkeit, Stabilität und Vielfalt der liechtensteinischen Finanzplatzes und hat darüber hin- Treuhandbranche im Fürstentum ein. aus als Arbeitgeberin, Steuerzahlerin und aufgrund ihres Beitrags zur Wertschöpfung eine zentrale Bedeutung Die Standeskommission der Treuhandkammer ist erste Instanz für das Fürstentum. Der Erfolg der Treuhandbranche im Disziplinarverfahren und somit Hüterin über die Pflichten, gründet im Besonderen auf dem ausgesprochen liberal die im Standesrecht niedergelegt sind. Einen weiteren Fokus ausgestalteten Gesellschaftsrecht. Hier nimmt wieder- setzt die Kammer auf die Sicherung und die stetige Verbesse- um das liechtensteinische Stiftungsrecht eine wichtige rung der Dienstleistungsqualität, der Aus- und Weiterbildung Bedeutung ein. 1926 eingeführt, wurde es über die Jahre sowie die laufende Anpassung der geltenden Berufsstandards. angepasst und 2009 grundlegend revidiert und moder- nisiert. Das liechtensteinische Stiftungsrecht ist auch ein FACHKOMPETENZ IM DIENSTE DES KUNDEN erfolgreiches „Exportprodukt“ und diente zahlreichen internationalen Jurisdiktionen als Vorbild, darunter auch Das Berufsbild des Treuhänders ist historisch bedingt sehr umfas- Österreich, Jersey, Malta und Panama. send. Das Treuhändergesetz erlaubt den Berufsangehörigen, verschiedenste Dienstleistungen zu erbringen. Dazu gehören die Die liechtensteinische Stiftung kann sowohl für gemeinnüt- treuhänderische Gründung von Stiftungen, Gesellschaften und zige als auch privatnützige Zwecke eingesetzt werden. Zur Trusts sowie deren Betreuung und Verwaltung. Der Fokus liegt Sicherstellung höchster Ansprüche an Qualität und Kunden- dabei oft auf der langfristigen Sicherung des Vermögens über schutz darf die Errichtung einer Stiftung oder eines anderen den Tod des Einzelnen hinaus. Da der Treuhänder an sein Berufs- Rechtsträgers in Liechtenstein geschäftsmäßig nur durch geheimnis gebunden ist, kann sich der Kunde stets auf ein größt- einen Treuhänder oder eine Treuhandgesellschaft erfolgen. mögliches Maß an Diskretion verlassen. Gerade für Stiftungen erbringen Treuhänder nach deren Gründung verschiedene STRINGENTE AUFSICHT FÜR EIN HÖCHSTMASS Dienstleistungen: Sie übernehmen die professionelle Verwal- AN KUNDENSCHUTZ tung, erledigen die Rechnungslegung und können ferner für Dritte unter Einhaltung des Grundsatzes der Unabhängigkeit Liechtenstein gehört zu den weltweit führenden Standorten die prüferische Durchsicht (Review) vornehmen, soweit dies in der Vermögensstrukturierung und setzt dabei einen hohen nicht Wirtschaftsprüfern vorbehalten ist. Zunehmend wichti- ethischen und professionellen Maßstab an. Der Treuhänderbe- ger werden die grenzüberschreitende Steuerberatung sowie ruf ist deshalb schon seit Jahrzehnten gesetzlich geregelt und die umfassende Sicherstellung der Due Diligence. streng beaufsichtigt. Zu seiner Ausübung bedarf es einer Bewil- ligung durch die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA). Sie KURZ & KNAPP wird nur an Personen erteilt, welche die nötige Fachkompetenz durch eine fundierte Ausbildung sowie mehrjährige qualifi- Der Liechtensteinischen Treuhandkammer obliegen die Wah- zierte Praxis im Treuhandbereich erworben und die gesetzlich rung der Ehre, des Ansehens und der Rechte wie auch die vorgeschriebene Prüfung mit Erfolg abgelegt haben. Überwachung der Pflichten des Treuhänderstandes. Als einer der wichtigsten Finanzdienstleistungsverbände setzt sich die Liechtensteinische Treuhänder und Treuhandgesellschaften Kammer als Schnittstelle zum Treuhandwesen für die Bestän- unterstehen zudem strengen Sorgfaltspflichten, deren Einhal- digkeit, Stabilität und Vielfalt der Branche ein. Die von der tung durch die FMA konsequent kontrolliert wird. Die FMA Finanzmarktaufsicht bewilligten und beaufsichtigten Treu- stellt darüber hinaus fortlaufend die Einhaltung der Bewilli- händer und Treuhandgesellschaften bieten ein umfassendes gungsvoraussetzungen sicher. Dienstleistungspaket auf höchstem Niveau für eine internati- onale Kundschaft an. Der Fokus liegt dabei oft auf der Struk- DIE LIECHTENSTEINISCHE TREUHANDKAMMER turierung und der langfristigen Sicherung des Vermögens, oftmals über Generationen hinweg.  Alle in Liechtenstein zugelassenen Treuhänder und Treuhand- gesellschaften – derzeit rund 380 – sind in der Liechtenstei- Roland Altmann, lic.oec. HSG, ist stellvertretender nischen Treuhandkammer, einer Körperschaft des öffentlichen Geschäftsführer der Geschäftsstelle der Liechtensteini- Rechts, zusammengeschlossen. Sie besteht in ihrer heutigen schen Treuhandkammer, [email protected], www.thk.li Form seit Erlass der gesetzlichen Grundlage im Jahre 1992. Als einer der wichtigsten Finanzdienstleistungsverbände setzt

Sonderausgabe 2015 PERSONALMANAGEMENT IN STIFTUNGENAkteure +++ & Konzepte PERSONALMANAGEMENT IN STIFTUNGEN +++ PERSONALMANAGEMENT IN STIFTUNGEN15 +++

Berit Sandberg Führungskräfte in Stiftungen zwischen Ehrenamt und Spitzengehalt Die Vergütungsstudie 2014 Personalmanagement in Stiftungen Band 4

Wie viele Führungskräfte sind in Vorständen, in Geschäftsführungen und in Stiftungsräten freiwillig tätig? Ist das Ehrenamt im Stiftungswesen noch das klassische unbezahlte Ehrenamt? Welche Honorare können Ehrenamtliche verlangen? Wer verdient in welcher Führungsposition wie viel? Wo beginnt bei hauptamtlichen Führungskräften die Kategorie „Spitzengehalt“ und ist diese Kategorie legitim? Welche Vergütung ist für Top-Manager in Stiftungen angemessen? Zahlen Förderstiftungen besser als operative? Wie groß sind die „Branchenunterschiede“? PERSONALMANAGEMENT IN STIFTUNGEN PERSONALMANAGEMENT Die erweiterte Neuaufl age der einzigen Vergütungsstudie im deutschen Stif- tungswesen ist da!

ZUM INHALT Berit Sandberg BESTELLUNG Führungskräfte in Stiftungen Rechtliche und steuerliche Rahmenbedin- zwischen Ehrenamt und Spitzengehalt _____ Exemplare ISBN 978-3-9812114-5-0 gungen – Vergütungspolitik bei haupt- und Die Vergütungsstudie 2014. »Führungskräfte in Stiftungen ehrenamtlichen Vorständen, Geschäftsfüh- Personalmanagement in Stiftungen Band 4 zwischen Ehrenamt und Spitzengehalt. rern und Stiftungsratsmitgliedern – Aus- Mit einem Beitrag von Christoph Mecking Die Vergütungsstudie 2014« zum Recht der Vergütung lagenersatz, Aufwandsersatz und Ehren- ______amtspauschale – Fixe und variable Vergü- Essen 2015 [im Erscheinen] Name tung bei Hauptamtlichen – Materielle und ISBN 978-3-9812114-5-0 immaterielle Zusatzleistungen – Leistungs-, ______e Institution personen- und funktionsbezogene Kriterien 149,90 für die Vergütungshöhe – Vergütungsunter- e 119,90 für Abonnen- ______schiede nach Stiftungstyp ten des Magazins Straße Stiftung&Sponsoring ______e bei Bestellung bis zum 98,90 PLZ/Ort DIE AUTOREN 18.5.2015 Prof. Dr. Berit Sandberg forscht seit über ______20 Jahren zu betriebswirtschaftlichen Erhältlich auch in Ihrer Buchhandlung Datum/Unterschrift Fragen des Stiftungswesens. Die Autorin ist Professorin für Public und Nonprofi t- Management an der Hochschule für Technik Bestellungen per Telefon, Fax oder eMail an und Wirtschaft (HTW) Berlin. Stiftung&Sponsoring Verlag Bleichestr. 305, 33415 Verl Rechtsanwalt Dr. Christoph Mecking ist Tel.: 05246 92510-0 geschäftsführender Gesellschafter des Fax: 05246 92510-10

Instituts für Stiftungsberatung, Berlin. www.stiftung-sponsoring.de Mail: [email protected] nach Lieferung innerhalb von 2 Wochen Sie haben das Recht, die ungeöffnete Ware zurückzusenden. Rechtzeitige Absendung genügt (Datum des Poststempels) an den Verlag

Sonderausgabe 2015 +++ SONDERPREIS FÜR ABONNENTEN +++ SONDERPREISE FÜR ABONNENTEN +++ SONDERPREISE FÜR ABONNENTEN +++ SONDERPREISE FÜR ABONNENTEN 16 Kommunikation & Sponsoring

UNTERNEHMEN ÜBERNEHMEN VERANTWORTUNG Liechtensteiner Banken wollen mit ihren Stiftungen sozialen Nutzen schaffen

von Steffen Klatt, Zürich (Schweiz) / Vaduz

Solaranlagen wären für Afrika die ideale Lösung Verantwortung und eine Verantwortung für die Umwelt“, für die drängendsten Energieprobleme. Die Anla- begründet er die Entscheidung. Das Stiftungskapital kam gen lassen sich rasch installieren und brauchen kein ursprünglich von der Familie und der Bank. LGT Venture Stromnetz. Die Energie ist sauber und billiger als die Philanthropy bewegt sich im Zwischenbereich zwischen der vielfach verwendeten Kerosinlampen. Das Problem: Gewinnorientierung von Risikokapitalgebern und der traditi- Viele Konsumenten haben kein Geld, um sich die Anla- onellen Philanthropie. „Es gibt durchaus Möglichkeiten, eine gen zu kaufen. M-KOPA Solar löst dieses Problem. Das gute soziale Wirkung mit Profitabilität zu kombinieren. Es Unternehmen mit Sitz in der kenianischen Hauptstadt gibt aber auch andere Bereiche, wo Profitabilität schwierig ist, finanziert die Solaranlagen; zurückbezahlt wird über aber trotzdem Kapital nötig ist“, sagt Prinz Max. die tägliche Nutzung. M-KOPA ist im Oktober 2012 gestartet. Als die ersten 400 Anlagen installiert waren, Von dem Stiftungskapital sind laut Oliver Karius inzwischen stieg LGT Venture Philanthropy mit einer Eigenkapital- 42 Mio. CHF in insgesamt 47 Organisationen und Unterneh- investition von 37.500 US-$ und einem Darlehen von men in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa geflossen. Die 500.000 US-$ ein. Inzwischen hat M-KOPA 150.000 Themenschwerpunkte reichen von Gesundheit und Bildung Anlagen in Kenia, Uganda und Tansania installiert, über Ernährung bis zu Wasser und Energie. Pro Organisation jeden Tag kommen 500 Anlagen hinzu. Und: M-KOPA reicht das Engagement von 200.000 bis zu 10 Mio. US-$. beschäftigt über 500 Mitarbeiter im von Arbeitslosig- Dabei werde immer darauf geachtet, ob die Empfänger auch keit geplagten Ostafrika. über die Managementqualitäten verfügten, um das gesetz- te Ziel auch zu erreichen: dauerhafte soziale Wirkung für Neben der LGT Bank engagieren sich auch die Liechtensteini- benachteiligte Menschen. Ob dabei ein Profit erzielt werde sche Landesbank und die VP Bank u.a. über gemeinnützige oder nicht, sei weniger wichtig, so Karius. Stiftungen für verschiedenste Anliegen im Fürstentum und weltweit und tragen so nachhaltig zur Lösung sozialer und AUCH LGT-MITARBEITER ENGAGIEREN SICH ökologischer Herausforderungen und damit zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung bei. LGT Venture Philanthropy engagiert sich dabei intensiv. Die eigenen Investment Manager seien in den lokalen Märkten DIE LGT VENTURE PHILANTHROPY – verankert. „Unsere Teammitglieder stammen aus 21 Nationen“, SKALIERBARE LÖSUNGEN GESUCHT sagt Natija Dolić, Kommunikationschefin von LGT Venture Philanthropy. Jeder Investment Manager betreue drei bis vier Für Oliver Karius ist M-KOPA Solar ein Musterbeispiel für das Organisationen. Dank des ICats Programms – von „impact Engagement der LGT Venture Philanthropy. „Wir skalieren catalysts“, zu Deutsch „Wirkungsbeschleuniger“ – kann LGT soziale Lösungen, die funktionieren“, sagt der Geschäftsfüh- Venture Philanthropy seinen Partnerorganisationen zusätzliche rer der LGT Venture Philanthropy. Dabei gehe es weder um Experten und Ressourcen zur Verfügung stellen. Diese Experten Projektfinanzierungen noch um Startups – „es gibt genug engagieren sich für bis zu einem Jahr freiwillig, um Manage- Innovationen“, sagt Karius. Es gehe darum, solche Unterneh- mentkapazitäten in den Unternehmen und Organisationen men zu unterstützen, die bereits gezeigt hätten, dass sie die auszubauen. Seit Beginn des Programms wurden so über hun- Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern. LGT Ven- dert Experten entsandt. Auch Mitarbeiter der LGT engagieren ture Philanthropy helfe, mit diesen Lösungen eine große Zahl sich im Rahmen des ICats-Programms. So hat sich der Chefju- von Menschen zu erreichen. Dabei steige sie in einer früheren rist der Gruppe für vier Wochen in einer Organisation in Südaf- Wachstumsphase ein als traditionelle Investoren. Das Engage- rika engagiert, die HIV-positiven Müttern hilft, gesunde Kinder ment der LGT Venture Philanthropy gilt dabei als Gütesiegel, auf die Welt zu bringen. „Die Mitarbeiter der Bank wollen sich die Gründlichkeit ihres Prüfprozesses ist bekannt. So wird an der Lösung sozialer Probleme beteiligen. Dazu setzen sie M-KOPA nun auch von einer kenianischen Bank finanziert. ihre fachlichen Stärken und Erfahrung bei jenen Organisatio- nen ein, bei denen zwar dringender Bedarf nach Fachkräften ZWISCHEN RISIKOKAPITAL UND PHILANTHROPIE besteht, die vor Ort aber weder vorhanden sind noch für die Organisation bezahlbar wären“, sagt Oliver Karius. LGT Venture Philanthropy wurde 2007 gegründet – eine der ersten Initiativen von Prinz Max von Liechtenstein, nachdem Auch sonst gibt es immer mehr Schnittpunkte mit der gesam- er 2006 die LGT als CEO übernommen hatte. „Nicht nur Ein- ten Gruppe. So haben die Kunden der Bank ebenfalls die Mög- zelpersonen, sondern auch Unternehmen tragen eine soziale lichkeit, sich über LGT Venture Philanthropy zu engagieren.

Sonderausgabe 2015 Kommunikation & Sponsoring 17

Inzwischen kommen bereits 30 % der Mittel von ihnen. Ursula nützige Stiftung gegründet. Sie beging 2011 ihr 150-jähriges Finsterwald sieht darin eine Bereicherung des Angebots für Jubiläum unter dem Leitspruch „150 Jahre Zukunft“. Daraus die Kunden. „Wir können damit den Kunden die ganze Palette ging dann auch die „Zukunftsstiftung der Liechtensteinischen möglicher Anlagen anbieten, von ‚normalen‘ Investitionen Landesbank“ hervor. Das Gründungskapital betrug 3 Mio. bis hin zu reiner Philanthropie“, sagt die LGT-Gruppenverant- CHF. Jährlich vergibt die Stiftung 130.000 bis 160.000 CHF. wortliche für Nachhaltigkeit. Gerade für institutionelle Anleger Im vergangenen Jahr flossen davon 70.000 CHF an soziale würden Nachhaltigkeitskriterien immer wichtiger. Organisationen im Land. Mit weiteren 65.000 CHF wurden einzelne Projekte unterstützt. DIE VP BANK STIFTUNG – ZIELGERICHTETE FÖRDERUNG UND STARTHILFE FÜR INITIATIVEN Gefördert werden solche Projekte und Engagements, die eine sichtbare und nachhaltige Wirkung haben. „Im Zentrum ste- So stark sind die Wechselwirkungen zwischen der VP Bank hen dabei Personen und Organisationen, die sich erfolgreich Stiftung und der VP Bank nicht. Die VP Bank Stiftung richtet für das gesellschaftliche Leben einsetzen und deren Wirken ihre Tätigkeit unabhängig von der Bank aus. Eine Verbindung Vorbildcharakter hat“, sagt Roland Matt, Vorsitzender der gibt es etwa über die Charity Tranche des Strategiefonds der Geschäftsleitung der Landesbank und Stiftungsratspräsident. Bank, womit die Organisation SolidarMed in ihrem Einsatz Diese Zuwendungen können auch der Grundfinanzierung für die medizinische Versorgung in Afrika unterstützt wird. und Langfristigkeit der jeweiligen Organisation dienen. Ein Ebenfalls international wirksam ist die Unterstützung der Projekt, das Roland Matt besonders am Herzen liegt, ist das Stiftung „pro natura – pro ski“, welche ein Verfahren für Freiwillige Soziale Jahr Liechtenstein, das 2013 gestartet ist. ein Öko-Audit in Wintersportgebieten konzipiert hat. Aber Junge Menschen können ein professionell organisiertes und für Fredy Vogt sind die Erfahrungen wichtig, die er mit der begleitetes Sozialjahr absolvieren. „Das Freiwillige Soziale Stiftung macht. „Besonders beeindruckt mich, wie stark sich Jahr Liechtenstein ermöglicht den Jugendlichen Einblicke in die Menschen im sozialen Bereich einsetzen, um sich um verschiedene Arbeitsfelder und persönliche Entwicklungs- diejenigen zu kümmern, die Hilfe nötig haben“, sagt der möglichkeiten“, sagt Matt. „Es schafft gleichzeitig Mehrwert Verwaltungsratspräsident der VP Bank und gleichzeitig einer für die eingebundenen Institutionen.“ der beiden Stiftungsräte. „Das ist eine schöne Ergänzung zu meiner Arbeit als Verwaltungsratspräsident.“ Die Stiftung ersetzt nicht die umfassenden Sponsoring-Aktivi- täten. Unter anderem wird der FC Vaduz, der in der obersten Die Bank, deren größter Hauptaktionär selbst eine gemein- Schweizer Liga spielt, ebenso gesponsert wie das Filmfest nützige Stiftung ist, hatte die Stiftung 2006 zu ihrem 50. Vaduz und die Konzertreihe „Sommer im Hof“. Geburtstag eingerichtet. Die Stiftung, die mit 10 Mio. CHF dotiert ist, fördert Projekte, Institutionen und Personen in KURZ & KNAPP einem weiten Spektrum von Interessengebieten. Diese rei- chen von der Kunst und der Wissenschaft bis in den sozialen Seit einigen Jahren engagieren sich die drei großen Banken Bereich. Die meisten unterstützten Projekte haben aber einen Liechtensteins über gemeinnützige Stiftungen im Land und Bezug zu Liechtenstein. So hat die Stiftung den Aufbau einer in der Welt. Mit der LGT Venture Philanthropy bietet die LGT Professur für Stiftungsrecht an der Universität Liechtenstein Bank seit 2007 ihren Kunden gesellschaftliches Engagement unterstützt. Im Rahmen der Aktion Lichtblick erhalten sozi- im Zwischenraum zwischen Risikokapital und traditioneller ale Einrichtungen im Land eine maßgebliche Unterstützung. Philanthropie. Darüber hinaus bindet die Bank gezielt ihre Künstler werden auch unbürokratisch mit Beiträgen bedacht, Mitarbeiter in die Stiftungsarbeit ein und erhöht durch so Vogt. Jeweils für mehrere Jahre werden Schwerpunkte fest- Erfahrungs- und Wissensaustausch die Leistungsfähigkeit der gelegt, so z.B. aktuell Projekte im Bereich der frühkindlichen Projektpartner vor Ort. Entwicklung und der Literaturförderung. Die 2006 zum 50-jährigen Bestehen der VP Bank gegründete Der unbürokratische Charakter ist wichtig für Vogt. Dies ist gleichnamige Stiftung fördert bevorzugt Projekte mit Bezug besonders bei kreativen Projekten von jungen Kunstschaf- zum Fürstentum. Dabei wird auf eine unbürokratische För- fenden bedeutsam, welche ohne umfangreiche Dokumenta- derpraxis Wert gelegt. International engagiert sich die Bank tionen auskommen müssen. So leistet die VP Bank Stiftung zudem über die Stiftung „pro natura – pro ski“. eigentliche Starthilfe. Er und sein Stiftungsratskollege Hans Brunhart, sein Vorgänger als Verwaltungsratspräsident und Ihr bisheriges gesellschaftliches Engagement ergänzt die ehemaliger Regierungschef, verlangen zwar Transparenz von Liechtensteinische Landesbank seit vier Jahren durch die den unterstützten Organisationen. Aber die Entscheidungen Zukunftsstiftung. Neben der Finanzierung etwa des Freiwil- können schnell getroffen werden – der Vorteil der Nähe. ligen Sozialen Jahres Liechtenstein fördert die Stiftung auch institutionell. 

DIE ZUKUNFTSSTIFTUNG DER LIECHTENSTEINISCHEN LAN- Steffen Klatt ist Gründer der Café Europe Textagentur DESBANK – FREIWILLIGES SOZIALES JAHR ERMÖGLICHT GmbH, zuvor war er als Journalist für verschiedene Deutschschweizer Zeitungen sowie als EU-Korrespondent tätig, [email protected], cafe-europe.info Auch die älteste Bank des Landes, die Liechtensteinische Landesbank, hat anlässlich ihres Geburtstages eine gemein-

Sonderausgabe 2015 18 Kommunikation & Sponsoring

WERTE VERBINDEN Das gemeinnützige Engagement der Hilti Foundation

von Christine Rhomberg, Schaan

Die Hilti Foundation und die weltweit tätige Hilti Grup- Unterstützt werden Projekte, die folgenden Kriterien genügen: pe stehen in einem intensiven Dialog miteinander. Was 1. Fokussiertes Engagement in den Schwerpunktbereichen die Stiftung und das Unternehmen verbindet, sind die Gesellschaftliche Entwicklung, Bezahlbarer Wohnraum, gleichen Grundwerte und das Ziel, innovative, nach- Katastrophenhilfe, Soziales Unternehmertum, Kultur, Wis- haltige Lösungen für Probleme zu finden. senschaft und Bildung, Berufliche Aus- und Weiterbildung 2. In Dialog und Teamarbeit Ziele gemeinsam angehen: Die Wenn die Männer mit dem roten Hilti-Koffer auf die Bau- Umsetzung der Projekte erfolgt durch eine offene und stelle kommen, dann freuen sich die Kunden. Es gibt nicht konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Hilti Foundati- viele Unternehmen, die das von ihren Vertriebsmitarbeitern on, den Partnerinstitutionen und den lokalen Organisatio- behaupten können. Der liechtensteinische Werkzeughersteller nen der Hilti Gruppe. ist bekannt dafür, dass er ein Ohr für die Wünsche seiner 3. Sich sinnvoll vernetzen: Um die Bedürfnisse der ärmsten Abnehmer hat. Diese partnerschaftliche Beziehung ist kein Bevölkerungsschichten zu verstehen und geeignete Lösun- Zufall, sondern das Ergebnis einer konsequent gepflegten, gen zu entwickeln, arbeitet die Hilti Foundation mit ausge- ungewöhnlichen Firmenkultur. So gehören zu den Grund- wählten Organisationen zusammen. Voraussetzung für die werten des Unternehmens Teamwork, Integrität, persönliches Zusammenarbeit ist die Übereinstimmung der Zielsetzun- Engagement und der Mut zur Veränderung. gen sowie der Wirkungsgrad der jeweiligen Organisation. 4. In die Zukunft denken: Die Hilti Foundation unterstützt JAHRELANGER LERNPROZESS innovative und replizierbare Ideen, die langfristig zur ganzheitlichen Lösung gesellschaftlicher Probleme beitra- In diesem Kontext agiert auch die Hilti Foundation. Die Stif- gen und damit die Lebensqualität von möglichst vielen tung wurde 1996 errichtet, damals ausschließlich ausgestattet Menschen verbessern. mit Geldern aus dem Martin Hilti Family Trust. Ursprünglich 5. Nicht nur Geld: Die Hilti Foundation unterstützt ihre Part- ging es darum, die philanthropisch orientierten Aktivitäten nerorganisationen nicht nur finanziell, sondern auch mit der Familie Hilti zu koordinieren und zu strukturieren. Inzwi- Know-how sowie Sozialwissen, z.B. Zugang zu Netzwer- schen hat ein Lernprozess stattgefunden, den Egbert Appel, ken bzw. Institutionen. Präsident des Stiftungsrates, folgendermaßen beschreibt: 6. Nutzen nachweisen: Zusammen mit ihren Partnern will die Stiften wirkt. „Wir wollten die Arbeit der Stiftung breiter abstützen und Hilti Foundation Standards entwickeln, die eine langfris- thematisch stärker fokussieren. Seit 2007 ist die Hilti Gruppe tige, transparente und vergleichbare Wirkungsmessung an den Projekten der Hilti Foundation beteiligt, finanziell, aber erlauben. auch mit dem Know-how und dem persönlichen Engagement Wer stiftet, möchte etwas bewirken. Viele Stifter geben deshalb die Verwaltung ihrer unserer Mitarbeiter. Gleich geblieben ist aber die philan­ KURZ & KNAPP thropische Ausrichtung. Natürlich kommunizieren wir unsere Stiftung in treue Hände – nicht ohne Grund oft in unsere. Projekte an unsere Kunden und lassen sie, wo immer möglich, Der Entwicklungsprozess hin zu einer thematischen Fokussie- Wir betreuen über 600 rechtsfähige und nichtrechtsfähige Stiftungen mit einem daran teilhaben. Wir verfolgen aber mit der Hilti Foundation rung der Arbeit der Hilti Foundation hat zu Footprint-Projek- Anlagevermögen von 2,5 Milliarden Euro. Maßgeschneiderte Stiftungskonzepte in keine geschäftlichen Interessen.“ ten mit einem hohen Wiedererkennungswert geführt. Dass Kunst & Kultur, Wissenschaft & Bildung und Sozialem, ein professionelles Vermögens- die Hilti Foundation klar definiert ist, beeinflusst jedoch nicht und Stiftungsmanagement sowie ein weit gefächertes Netzwerk in die Stiftungs- und HILFE, DIE BLEIBT nur den Projekterfolg, sondern auch die Qualität der Gesuche: die Förderlandschaft verhelfen den stifterischen Zielen zu einer effizienten Umsetzung. Die Anfragen, welche die Hilti Foundation erhält, sind zuneh- Die Hilti Foundation setzt sehr stark auf nachhaltige Förderung. mend themen- und inhaltszentriert. Dies leistet nicht zuletzt Wir beraten Sie von der ersten Stiftungsidee an, helfen Ihnen bei der Gründung So werden vornehmlich Projekte unterstützt, die es Menschen einen sinnvollen Beitrag an die Effizienz der Stiftung.  und unterstützen Sie bei der täglichen Stiftungsarbeit – seit mehr als 55 Jahren. erlauben, ihr Leben aus eigener Kraft positiv zu verändern. Oberste Maxime für unsere Arbeit ist der Stifterwille. Zu erwähnen sind etwa das Projekt BASE Bahay, das neue, ZUM THEMA nachhaltige Bautechnologien mit Bambus entwickelt; das im Internet : Engagement der Hilti Foundation u.a. bei „El Sistema“ in Vene- www.hiltifoundation.org, www.base-builds.com Möchten Sie mehr Informationen? zuela und „Sinfonía por el Perú“ sowie anderen Initiativen, die www.ieasm.org DSZ – Deutsches Stiftungszentrum / Tel.: (02 01) 84 01 - 168

sozialen Wandel anstreben, indem sie Kindern aus ärmeren Dr. Christine Rhomberg ist Geschäftsführerin der Hilti www.deutsches-stiftungszentrum.de / [email protected] Schichten eine vertiefte Beschäftigung mit Musik ermögli- Foundation in Schaan, [email protected], Essen · Berlin · Hamburg · München chen. Bemerkenswert ist überdies das langfristige Engagement www.hiltifoundation.org bei den unterwasserarchäologischen Forschungen von Franck Goddio und seinem Team vor der Küste von Ägypten.

Sonderausgabe 2015 Stiften wirkt.

Wer stiftet, möchte etwas bewirken. Viele Stifter geben deshalb die Verwaltung ihrer Stiftung in treue Hände – nicht ohne Grund oft in unsere. Wir betreuen über 600 rechtsfähige und nichtrechtsfähige Stiftungen mit einem Anlagevermögen von 2,5 Milliarden Euro. Maßgeschneiderte Stiftungskonzepte in Kunst & Kultur, Wissenschaft & Bildung und Sozialem, ein professionelles Vermögens- und Stiftungsmanagement sowie ein weit gefächertes Netzwerk in die Stiftungs- und die Förderlandschaft verhelfen den stifterischen Zielen zu einer effizienten Umsetzung. Wir beraten Sie von der ersten Stiftungsidee an, helfen Ihnen bei der Gründung und unterstützen Sie bei der täglichen Stiftungsarbeit – seit mehr als 55 Jahren. Oberste Maxime für unsere Arbeit ist der Stifterwille.

Möchten Sie mehr Informationen? DSZ – Deutsches Stiftungszentrum / Tel.: (02 01) 84 01 - 168 www.deutsches-stiftungszentrum.de / [email protected] Essen · Berlin · Hamburg · München 20 Organisation & Finanzen

EINBLICKE IN DEN WIRTSCHAFTSSTANDORT LIECHTENSTEIN Liechtenstein – ein „Wirtschaftswunder“?

von Thomas Zwiefelhofer, Vaduz

Liechtensteins Bevölkerung ist seit dem Jahr 1930 um BREIT DIVERSIFIZIERTE VOLKSWIRTSCHAFT den Faktor 3,73 gewachsen; im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Beschäftigten in Liechtenstein um den Die liechtensteinischen Unternehmen sind Spezialisten in Faktor 7,89 angestiegen. vielen Hightech-Bereichen und Nischenprodukten. Wichtige Wirtschaftszweige der Industrie und des warenproduzieren- Dieser Anstieg der Beschäftigtenzahl belegt eindrücklich die den Gewerbes sind der Maschinenbau, der Gerätebau, die Entwicklung Liechtensteins vom einstigen Agrarland zum Herstellung von Dentalprodukten und Nahrungsmitteln, der Industriestandort. Speziell nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrzeugbau und das Baugewerbe. nahm die industrielle Entwicklung, deren Anfänge auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückgehen, rasant Fahrt auf. Die liechtensteinische Volkswirtschaft ist international ver- Heute ist Liechtenstein ein hoch industrialisiertes Land mit netzt und Teil der heutigen Globalökonomie. Das Geschehen einem starken Finanzplatz. Das Triple-A-Rating von Standard auf den Weltmärkten wirkt sich unmittelbar auf die liechten- & Poor's und viele Standortvorteile machen Liechtenstein zu steinische Volkswirtschaft aus; dank der breiten Diversifikati- einem stabilen und attraktiven Unternehmensstandort. on können wirtschaftliche Turbulenzen abgefedert werden. Die liechtensteinischen Unternehmen haben die weltweiten ECKDATEN DER LIECHTENSTEINISCHEN VOLKSWIRTSCHAFT Wirtschaftskrisen der letzten Jahre gut bewältigt und zu Neustrukturierungen genutzt. Sogar in den Krisenjahren Die wirtschaftliche Entwicklung Liechtensteins ist kein „Wun- 2008/2009 ist die absolute Zahl der Arbeitsplätze leicht der“, sondern das Ergebnis von Innovation, Weitsicht und gestiegen. Aktuell dämpft der starke Franken das Wachstum. Mut der Wirtschaftsakteure. Es sind bemerkenswerte Zah- len, die die liechtensteinische Volkswirtschaft definieren: In HOHE WERTSCHÖPFUNG Liechtenstein leben 37.129 Menschen (Stand: 31.12.2013). Mit 36.224 erreicht die Zahl der Beschäftigten beinahe die Das liechtensteinische Bruttoinlandsprodukt belief sich im Einwohnerzahl. Ihnen stehen insgesamt 37.805 Voll- und Jahr 2012 auf 5,1 Mrd. CHF. Absolut betrachtet ist das Teilzeitarbeitsplätze zur Verfügung – Liechtenstein hat also nicht allzu viel. Das schweizerische BIP ist rund 110-mal und mehr Arbeitsplätze als Einwohner! 53 % aller Beschäftig- das österreichische rund 75-mal größer. Das deutsche BIP ten pendeln täglich aus der Schweiz, Österreich und dem übertrifft das liechtensteinische gar um das 650-fache. Die süddeutschen Raum nach Liechtenstein. Rund 1,5 Mrd. CHF liechtensteinische Volkswirtschaft weist jedoch mit 170.000 gehen jährlich als Lohneinkommen in die Nachbarländer. CHF eine hohe Wertschöpfung pro Vollzeitbeschäftigten auf.

Der liechtensteinische Arbeitsmarkt nimmt eine Zentrums- funktion in der Rheintalregion ein. Liechtenstein ist ein Werkplatz, der viele berufliche Chancen bietet und die Arbeitslosigkeit im Land mit durchschnittlich 2,5 % (2013) konstant tief hält.

Liechtenstein weist eine rekordverdächtige Unternehmens- quote auf: Auf der Landesfläche von 160 km² sind 4.165 Unternehmen tätig. Bezogen auf die Bevölkerungszahl kommt ein Unternehmer auf neun Einwohner. In den USA liegt diese Quote bei 1 zu 15, in der Schweiz bei 1 zu 24 und in Deutschland bei 1 zu 27. Die rund 4.000 Betriebe sind in Industrie, Handel, Dienstleistung und Handwerk tätig; dies in jeglicher Größe vom Einmann- bis zum Großbetrieb. 86,9 % der Betriebe sind Kleinstunternehmen mit einem bis neun Mitarbeitenden. Nur 17 Unternehmen (2,4 %) weisen mehr als 250 Mitarbeitende auf; auf diese entfällt allerdings ein Drittel aller Arbeitsplätze. Von den 17 großen Unternehmen zählen acht zum Industrie- und neun zum Dienstleistungs- sektor, davon 4 zum Finanzdienstleistungsbereich.

Sonderausgabe 2015 Organisation & Finanzen 21

Die Bruttowertschöpfung der Liechtensteiner Volkswirt- schaft betrug rund 5,2 Mrd. CHF. Den höchsten Anteil an der Wertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen hat die Industrie mit 38 %, gefolgt von den allgemeinen Dienstleistungen mit 29 % und den Finanzdienstleistungen mit 24 %. Landwirt- schaft und Haushalte tragen mit 9 % zur Wertschöpfung bei.

STARKER INDUSTRIESEKTOR

Liechtensteins Volkswirtschaft ist stark industriell geprägt. Diese Prägung lässt sich nicht nur mit dem Anteil an der Wertschöpfung, sondern auch mit dem Anteil an den Arbeitsplätzen belegen: Auf die Industrie und das waren- produzierende Gewerbe entfallen per Ende 2013 38 % der Arbeitsplätze. Das ist im Vergleich mit anderen europäischen Ländern außerordentlich hoch. In der Schweiz, in Österreich und Deutschland beispielsweise liegt dieser Anteil jeweils im Bereich von etwa 25 %. schaftsstandorts zu stärken, Nachteile abzubauen und neue Einige der großen liechtensteinischen Industriebetriebe sind Chancen zu nutzen. In diesem Sinne werden drei mögliche Technologie- und Weltmarktführer. Ihre Namen wie bei- wachstumsfördernde Stoßrichtungen in den Bereichen Tech- spielsweise Hilti, ThyssenKrupp Presta, Oerlikon Balzers, nologie und Dienstleistungen sowie innerhalb des Gesund- Hoval oder Ivoclar sind weltweite Botschafter für den Wirt- heitsmarktes genauer evaluiert. schaftsstandort Liechtenstein und wichtige Arbeitgeber im In- und Ausland. Die in der Liechtensteinischen Indus- Ein wichtiger Aspekt der Wirtschaftspolitik ist die Förderung trie- und Handelskammer zusammengeschlossenen rund von Forschung und Entwicklung, die sich in drei Bereiche 30 Industriebetriebe beschäftigen in Liechtenstein 9.200 gliedert: finanzielle Unterstützung von Forschungseinrich- Mitarbeitende und weitere 41.000 Mitarbeitende in ihren tungen und Fonds, Unterstützung und Ausrichtung von Auslandsniederlassungen in 65 Ländern der Welt. Forschungspreisen sowie Vergabe von Innovationsschecks an KMU. Liechtenstein und der Kanton St. Gallen haben zudem EXPORTORIENTIERTE WIRTSCHAFT gemeinsam das Forschungszentrum „RhySearch“ aufgebaut, das seit April 2013 operativ tätig ist, um Forschung und Inno- Aufgrund des kleinen Binnenmarktes ist die liechtensteini- vation zum Nutzen der heimischen Wirtschaft zu betreiben. sche Wirtschaft zu beinahe 100 % exportorientiert. Liech- tenstein gehört über den Zollvertrag mit der Schweiz KURZ & KNAPP sowie über das EWR-Abkommen zwei Wirtschaftsräumen an. Die liechtensteinischen Warenexporte werden von der Liechtensteins Volkswirtschaft ist breit diversifiziert, stark Eidgenössischen Zollverwaltung an der Außengrenze des industriell geprägt und aufgrund des kleinen Binnenmarktes gemeinsamen Zollgebiets erfasst, d.h., dass die Warenex- beinah zu 100 % exportorientiert. Die großen Industriebe- porte Liechtensteins in die Schweiz nicht statistisch erfasst triebe in Liechtenstein sind wichtige Arbeitgeber im In- und werden. Die direkten Warenexporte Liechtensteins in Länder Ausland und in ihren Bereichen zum Teil Technologie- und außerhalb des gemeinsamen Zollgebiets beliefen sich 2012 Weltmarktführer. Die Zahl der Arbeitnehmer ist annähernd auf 3,4 Mrd. CHF. gleich hoch wie die Zahl der Einwohner, die Arbeitslosigkeit mit durchschnittlich 2,5 % sehr tief. Liechtenstein gehört 60 % der direkten Warenexporte gehen in europäische über den Zollvertrag mit der Schweiz sowie über das EWR- Länder, 18 % nach Asien und 19 % nach Amerika. Zu den Abkommen zwei Wirtschaftsräumen an. Die Wirtschaftspoli- wichtigsten europäischen Exportländern zählen neben der tik fokussiert auf Standortförderung sowie die Förderung von Schweiz Deutschland, Österreich und Frankreich. Bei den Forschung und Entwicklung.  asiatischen Ländern sind dies China, Japan und Honkong, und in Amerika sind es die USA. Es ist davon auszugehen, ZUM THEMA dass durch die Aufgabe des Euro-Mindestkurses die Exporte im Internet : in den Euro-Raum mittelfristig wert- und mengenmäßig www.liechtenstein-business.li zurückgehen werden, eine Herausforderung, die es von Poli- www.as.llv.li tik und Wirtschaft zu bewältigen gilt. www.avw.llv.li

Dr. Thomas Zwiefelhofer ist Regierungschef-Stellvertreter WIRTSCHAFTSPOLITIK und Wirtschaftsminister des Fürstentums Liechtenstein, [email protected], www.regierung.li Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein setzt auf eine Standortförderung mit dem Ziel, die Vorteile des Wirt-

Sonderausgabe 2015 22 Organisation & Finanzen

PHILANTHROPIE AUS LIECHTENSTEIN Rechts- und Planungssicherheit über Generationen

von Adrian Hasler, Vaduz

Liechtenstein zeichnet sich durch eine institutionel- Jahren zweifellos erreicht werden und unter dieser Prämisse le und politische Beständigkeit, Verlässlichkeit und steht auch die politische Arbeit in Zukunft. Rechtssicherheit aus. Seine professionellen, kunden- orientierten Dienstleister eigenen sich in hervorra- Kurzfristiges Reagieren kann aber den Blick auf die Notwen- gender Weise für die Umsetzung philanthropischer digkeit des langfristigen Agierens verstellen. Dies gilt glei- Vorhaben. Ihre Ideen und Projekte werden in einem chermaßen für die Politik wie die Wirtschaft. Liechtenstein stabilen Umfeld langfristig umgesetzt. zeichnet sich in diesen Zeiten der Umwälzungen besonders aus durch Vertrauen, Stabilität, eine Politik mit Augenmaß, Liechtenstein ist ein international anerkannter und verlässli- Rechtssicherheit sowie starke Unternehmen und Produkte, cher Partner. Die liechtensteinischen Finanzdienstleister ver- die an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet sind. fügen über umfassendes und jahrzehntelanges praktisches Know-how und kennen die Bedürfnisse der Kunden. Ange- Innerhalb der integrierten Finanzplatzstrategie ist Philanthro- sichts der internationalen Entwicklungen und der zunehmen- pie ein wichtiges Thema. Die Regierung ist überzeugt, dass den Komplexität bei der grenzüberschreitenden Vermögens- die liechtensteinischen Strukturen auch für internationale planung wird diese Expertise immer wichtiger. Philanthropieprojekte einen sehr guten Rahmen bieten. Die Regierung setzt sich deshalb auch auf internationaler Ebene, PHILANTHROPIE ALS TEIL DER INTEGRIERTEN z.B. im Rahmen von Verhandlungen über den Abschluss von FINANZPLATZSTRATEGIE Doppelbesteuerungsabkommen, für die Stärkung des Phil- anthropiestandortes ein. Hier zeigt sich, dass Liechtenstein Mit der integrierten Finanzplatzstrategie gibt es in Liech- als stabil, verlässlich und zukunftsorientiert wahrgenommen tenstein einen gemeinsamen Orientierungsrahmen, eine wird. Navigationskarte, mit der wir in die Zukunft steuern. Unsere Strategie ist Programm und Prozess zugleich. Sie wird von PHILANTHROPIE ALS GLOBALER TREND den Wirtschaftsverbänden und der Regierung gemeinsam getragen. Die Umsetzung der Strategie zur konzentrierten Philanthropie bedeutet im Wortsinn Menschenfreundlich- Stärkung des Finanzplatzes erfolgt in einem fortlaufenden keit oder Menschenliebe. Menschen, die etwas Gutes für Prozess. andere Menschen tun, werden als Philanthropen bezeich- net. So unterschiedlich diese Titelträger sind – von Mutter Die Aufgaben sind sehr komplex und anforderungsreich. Theresa bis hin zu Bill Gates –, so unterschiedlich ist auch Gerade deshalb ist das zentrale Merkmal der Strategie, näm- das Verständnis von Philanthropie. Das Centre for Philanth- lich das „integrierende“, von hoher Bedeutung. Es geht dabei ropy Studies (CEPS) der Universität Basel umschreibt Philan- um eine gemeinsame Ausrichtung auf strategischer Ebene thropie mit einem einfachen Satz: „Philanthropie umfasst und nicht um die Entwicklung von neuen Produkten. Das jede private freiwillige Handlung für einen gemeinnützigen erfordert eine stetige Abstimmung zwischen den Marktteil- Zweck“. nehmern und der Politik. Dies konnte in den letzten beiden

Sonderausgabe 2015 23

Philanthropie aus Liechtenstein: Beispielsprojekte der Hilti Foundation – „Bauen mit Bambus“ auf den Philippinen (links) und „Sinfonia por el Peru“ (rechts) (s. Beitrag in dieser Ausgabe S. 18)

Nachhaltiges, verantwortungsvolles Investieren ist ein glo- In verschiedenen europäischen Rechtsordnungen hat sich baler Trend. Das neue Philanthropieverständnis berücksich- zunehmend die Organisationsform der Dachstiftung etab- tigt zusätzlich nachhaltige und verantwortungsvolle Inves- liert, so insbesondere in Deutschland und der Schweiz. In titionen mit einer positiven Kapitalwirkung. Damit nutzt die Liechtenstein besteht diese Möglichkeit nun in einem ein- neue Generation an Philanthropen vermehrt nicht nur die heitlichen Rahmen ebenfalls. So hat das liechtensteinische Form der Spende, sondern die der Geldanlage, um Gutes Parlament vor Kurzem die Schaffung der sog. segmentierten zu tun. Nachhaltige Investmentansätze werden zunehmend Verbandsperson bzw. Protected Cell Company (PCC) verab- hinsichtlich der Mittelbarkeit ihrer Auswirkungen in Bezug schiedet. Diese neue Organisationsform für gemeinnützige auf ethische, soziale, ökologische und Governance-Aspekte Stiftungen wird Liechtenstein als Philanthropiestandort noch beurteilt und wachsen damit immer mehr über den Bereich attraktiver machen. Der Vorteil der Dachstiftung besteht von Anlagestilen und -produkten hinaus. Vor allem sog. darin, dass eine große Stiftungsorganisation viele kleine Mission Related und Program Related Investments erfreuen Einzelstiftungen verwalten kann. Damit können auch philan- sich in der Welt der Stiftungen einer steigenden Beliebtheit thropische Vorhaben kleinen Ausmaßes unter Wahrung der und dienen als Sammelbegriffe für die Bemühungen der notwendigen Individualität der Einzelstiftung kostenadäquat Stiftungen, ihre Mittelverwendung mit der Kapitalanlage in verwaltet werden. So wird auch mehreren kleineren Phil- Einklang zu bringen. anthropieprojekten mithilfe einer klar geregelten Haftungs- diversifikation die Möglichkeit einer kollektiven Umsetzung LIECHTENSTEIN ALS STANDORT eingeräumt. FÜR PHILANTHROPISCHE PROJEKTE KURZ & KNAPP Die Tradition gemeinnütziger Tätigkeiten in und aus Liechten- stein ist groß. Verschiedene international tätige Stiftungen Liechtenstein eignet sich in hervorragender Weise als Stand- zeichnen sich durch eine hohe Professionalität und nachhal- ort für die Verwirklichung philanthropischer Vorhaben. Der tige Investitionen aus. moderne Philanthrop findet hier ein besonderes Umfeld zur Verwirklichung seiner Ideen: Die integrierte Finanzplatz- Das liechtensteinische Stiftungsrecht bildet für philanthro- strategie schafft für Liechtenstein einen umfassenden und pische Ziele einen ausgezeichneten Rahmen. Das hohe Maß gemeinsamen Rahmen für die Zukunft des Finanzplatzes. Der an Kontinuität und Rechtssicherheit, eine langjährige Recht- Philanthropie kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. sprechung, die vielseitige Expertise der liechtensteinischen Nachhaltige, rechtlich gesicherte Lösungen werden gemäß Dienstleister, eine wirksame Stiftungsaufsicht und klare den Anforderungen an das Projekt erarbeitet und können Regeln für die Foundation Governance gewährleisten pas- durch die kurzen Wege und die starke Vernetzung der Akteu- sende Voraussetzungen für philanthropische Projekte. Der re schnell umgesetzt werden.  gemeinnützigen Stiftung als Mittel zur Umsetzung entspre- chender Vorhaben wurde in der Revision des Stiftungsrechts im Jahr 2009 besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ZUM THEMA ist festzustellen, dass die liechtensteinischen Rahmenbedin- in Stiftung&Sponsoring gungen international hohe Beachtung finden und anerkannt Hammermann, Bernd: Dachstiftung – aber richtig! Das Modell sind. der gemeinnützigen Stiftung PCC in Liechtenstein, in dieser Ausgabe S. 32-33 Ende 2014 befanden sich über 1.200 gemeinnützige Stiftun- Marxer, Peter: In Liechtenstein: Ein bewährtes Instrument mit Zukunft, S&S 1/2008, S. 52 gen unter der Aufsicht der liechtensteinischen Stiftungsauf- sichtsbehörde. Deren Anzahl hat sich in den vergangenen Adrian Hasler, lic.oec HSG, ist seit dem 27. März 2013 vier Jahren von rund 1.000 im Jahr 2010 stetig erhöht. Nebst Regierungschef des Fürstentums Liechtenstein, www. der positiven Bestandsentwicklung ist zu beachten, dass es regierung.li dabei nicht um die Quantität geht, sondern um die Qualität der einzelnen Projekte.

Sonderausgabe 2015 24 Organisation & Finanzen

VERMÖGENSVERWALTUNG IM WANDEL Die 360°-Berichterstattung für Stiftungen

von Oliver Oehri, Vaduz

Stiftungen sind dank ihrer gemeinnützigen Arbeit Stiftungen können damit bereits heute ein entsprechendes eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Allein in ESG-Investment-Reporting auf Basis der bestehenden Ver- Deutschland und der Schweiz sind über 30.000 Stif- anlagung ihres Stiftungsvermögens erstellen. Dieses erlaubt tungen mit ganz unterschiedlichen Förderschwer- einer Stiftung u.a. die Widerspruchsfreiheit zwischen ins- punkten aktiv. Viele Stiftungen stehen heute aber titutionellem Selbstverständnis und Anlagepolitik voranzu- vor der großen Herausforderung, attraktive Ren- treiben, verborgene Reputationsrisiken zu vermeiden, und diten zu erwirtschaften. Vor diesem Hintergrund letztendlich das bestehende Risikomanagement zu erweitern diskutieren Experten häufig über das Verhältnis zwi- sowie die Kapitalerträge zu stabilisieren. schen Stiftungsvermögen und den effektiv für den Stiftungszweck eingesetzten Mitteln. Tatsächlich Die umfassende Überwachung des Stiftungsvermögens ist werden derzeit oft weniger als 5 % des gesamten für jede Stiftung geeignet, welche Vermögen in den Kapi- Stiftungsvermögens für den gemeinnützigen Zweck talmarkt veranlagt. Dies ermöglicht der Stiftung mit ihrem eingesetzt, während 95 % in den Kapitalmarkt inves- Vermögen einen aktiven Sozial- bzw. Umweltbeitrag zu leis- tiert sind. ten als auch ein erweitertes Risikomanagement zu etablieren – die 360°-Überwachung ihres Stiftungsvermögens. Immer häufiger stellt sich die Frage, ob und wie diese „ineffiziente“ Vermögensaufteilung verbessert und damit Ein proaktives Verhalten ist ebenso möglich, wenn die die Wirkung der Stiftungsarbeit erhöht werden könnte. Die Stiftung respektive ihre Vermögensverwaltung die ESG- Herkunft der Kapitalerträge und damit einhergehend die Kriterien bereits vor der Investitionsentscheidung einbe- Wirkung des investierten Stiftungskapitals erlangen zuse- ziehen – Einsatz von Nachhaltigen Geldanlagen oder ESG- hends mehr Aufmerksamkeit und damit gerät die strikte Integration. Trennung zwischen Anlage- und Förderpolitik unter Kritik. Die angestrebte Wirkung der Stiftungsarbeit wird immer MYTHEN UND MÄRCHEN mehr als ein Faktor identifiziert, der auf beiden Aspekten basiert – Mittelverwendung sowie -beschaffung. Die Einhal- ESG-Integration und die Wirkung auf das Rendite/Risiko- tung der Widerspruchsfreiheit zwischen der Anlagepolitik Profil lässt sich gut anhand eines Eisberg-Beispiels erläutern. und dem Stiftungszweck wird damit zur Mindestanforde- Ein Eisberg kann insbesondere dadurch charakterisiert wer- rung. Das Reporting des Nachhaltigkeitsgehalts des ver- den, dass ein Teil aus dem Wasser hervorragt und damit anlagten Stiftungsvermögens entwickelt sich zunehmend für alle sichtbar ist und ein weitaus größerer Teil unter dem zu einem integrierten Bestandteil der Vermögensüberwa- Meeresspiegel verborgen bleibt. Es ist nun für alle einleuch- chung. tend, dass je mehr man den ganzen Eisberg erfassen kann, desto eher kann man die Gefahren und Möglichkeiten in DER BLICKWINKEL VERÄNDERT SICH sein Handeln einbeziehen. Nun stellen wir uns vor, dass dieser Eisberg ein Investment darstellt – ein Wertpapier, ein Viel zu oft ist die aktuelle Stiftungsdiskussion noch einseitig Investmentfonds oder ein Stiftungsanlagemandat. Auch hier auf Schlagworte wie Impact Investing oder Mission Investing ist es ratsam, das große Bild zu sehen, sprich den ganzen fokussiert. Der Großteil des Stiftungsvermögens wird aber Eisberg wahrzunehmen. Genau hier setzt das Anlagekonzept kaum in diese Anlagekonzepte, sondern nach wie vor in den von ESG-Integration ein. Es bezieht neben den geläufigen konventionellen Anlagemarkt investiert. Die adäquate Frage Fundamentaldaten zusätzlich auch Daten aus den Bereichen sollte daher sein: Wie können gemeinnützige Stiftungen Umwelt, Soziales und Governance ein. Dadurch können Positives mit ihren bestehenden Anlagestrategien bewirken Chancen und Gefahren der zu investierenden Unternehmen oder mindestens negative gesellschaftliche Folgen verhin- frühzeitig berücksichtigt werden. Zahlreiche empirische Stu- dern? dien bekräftigen, dass Investoren mit diesem Anlagekonzept gerade bei negativen Markteinflüssen besser aufgestellt sein Eine Antwort ist mittlerweile möglich. Im Zentrum steht können. die Ermittlung und Einbindung sog. Umwelt-, Sozial- sowie Governance- (engl. ESG-)Kriterien. Je nach ESG-Ausprägung Aber auch kritische Haltungen werden in Stiftungsunter- kann nun ein bewertetes Unternehmen ein entsprechendes suchungen laut: So werden Bedenken hinsichtlich einer Nachhaltigkeitsrating erlangen, welche in den konventionel- geringeren Renditeerwartung geäußert. Zahlreichen Publi- len Anlageprozess einbezogen werden kann. kationen und Lehrwerke widerlegen dies und können damit

Sonderausgabe 2015 Organisation & Finanzen 25

viele Mythen und Märchen aufklären, die meist auf Halbweis- heiten und Missverständnissen basieren. Desweiteren wird das Argument von erhöhten Kosten oder eines immensen Kapazitätsaufwands gerne angeführt.

Grundsätzlich scheint es, dass die Informationslage über ESG-Investing als auch Impact Investing noch sehr dünn und geprägt von Vorurteilen ist. Experten sind sich einig, dass bei Stiftungen mit dem steigenden Bewusstsein für das Thema „Finanzen“, vermehrt auch Prozesse zur Professionalisierung in der Anlagepolitik Einzug halten werden.

Praxisnahe Instrumente und entsprechende Ausbildungen müssen daher gezielt bereitgestellt werden, um Stiftungen in der Erweiterung ihrer Vermögensverwaltung und -über- wachung unterstützen zu können.

ÜBERPRÜFUNG PER KNOPFDRUCK

Eine kosteneffiziente und kapazitätsfreundliche Lösung für spürbar. Stiftungen werden verstärkt eine entsprechende Stiftungen, sich in den verschiedenen Angeboten zurecht Überprüfung ihres konventionellen Vermögens mittels ESG- zu finden, bietet yourSRI.com. Die Online-Plattform umfasst Investment-Reporting aufnehmen (müssen). In Zukunft wird finanzielle und nicht-finanzielle Informationen sowie eine der Einsatz von ESG-Investing und -Controlling immer weni- breite Palette an Such-, Vergleichs-, Bewertungs- und Scree- ger eine Frage des Anlageangebots oder der Kosten sein, ning-Funktionen. Dies ermöglicht einen tiefgehenden Ver- sondern vermehrt eine Frage des Verankerungsgrades in der gleich von Investments – sowohl aus finanzieller Perspektive Stiftungsanlagepolitik.  wie auch aus Sicht der Nachhaltigkeit. Die Seite bietet heute eine globale Abdeckung für rund zehntausend Unterneh- men, Anlageprodukte als auch für eine Vielzahl an Studien und Forschungsunterlagen. Die Online Datenbank ermög- ZUM THEMA licht dabei innerhalb von Sekunden die Antwort auf eine Vielzahl von Fragen, etwa zur Standortbestimmung (Wo Oehri, Oliver / Dreher, Christoph / Jochum, Christoph: For- men der modernen Philanthropie: Neue Perspektiven für Stif- steht heute das eigene Anlageportfolio oder ausgewählte tungen, 2013 [kostenfrei abrufbar unter www.myimpact.li] Anlagefonds unter dem Aspekt der ESG-Bewertung?) oder im Internet zum ESG-Investment-Reporting (Wie hat sich das eigene : Online Video-Bibliothek für gemeinnützige Stiftungen: Anlageportfolio oder der ausgewählte Anlagefonds in den www.familyoffice-academy.li letzten Monaten unter dem Aspekt der ESG-Bewertung Online Datenbank mit u.a. 1.500 Studien: verändert?). www.yourSRI.com in Stiftung&Sponsoring AUSBILDUNG BEQUEM VON ZU HAUSE Güldner, Jens: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Damit „Alternative Investments“ nicht zur (Rendite)Falle werden, Ein professionelles Vermögensmanagement braucht aus- S&S 2/2014, S. 16-17 gebildete Stiftungsmitarbeiter. FOA – die Family Office Güldner, Jens: Orientierung an ESG. Begrenzung von Risiken durch ethisch-nachhaltige Vermögensanlagen, S&S 3/2012, Academy ermöglicht Stiftungen einen einfachen Zugang zu S. 24-25 Wissen, indem sie Aus- und Weiterbildung online anbietet. Jakob, Dominique / Picht, Peter: Vom Stiftungszweck zur So können Stiftungen selbst das Lerntempo und die Kurs- Anlagestrategie. Stiftungsrechtliche Überlegungen zu nach- inhalte bestimmen – egal an welchem Ort und zu welcher haltigen und verantwortlichen Investitionen in Stiftungen, S&S 6/2012, S. 26-28 Zeit. Derzeit können über 70 Lernvideos zu Themen der Phi- Poser, Jan A.: Sustainable Alpha, sustainable Beta. Neues lanthropie, Vermögensverwaltung oder Governance gewählt Denken in der Finanzanalyse und nachhaltigen Vermögensan- werden. Auch die Themen ESG-Investing, Mission Investing lage von Stiftungen, S&S 2/2014, S. 18-19 oder Impact Investing sind bereit gestellt und können einen Wettlauffer, Frank: Die Psychologie ist schuld. Warum ein aktiven Beitrag leisten, allfällige Mythen und Märchen abzu- verkleinertes Universum nachhaltiger Kapitalanlagen vorteil- bauen. haft ist, S&S 3/2012, S. 22-23

KURZ & KNAPP Oliver Oehri, lic.oec. HSG, ist Gründungspartner der CSSP AG. Die CSSP AG unterstützt ihre Kunden insbesondere Das Bedürfnis nach mehr gesellschaftlicher Verantwortung, bei der Überprüfung und Überwachung ihrer Anlagever- mögen im Hinblick auf ESG- sowie Impact-Themen und nach mehr Transparenz, aber auch die Weiterentwicklung begleitet gemeinnützige Stiftungen in ihrer Aus- und des heutigen Vermögensrisikomanagements ist deutlich Weiterbildung, [email protected], www.cssp-ag.com

Sonderausgabe 2015 26 Organisation & Finanzen

INVESTMENT CONTROLLING Ein Instrument zur Risiko- und Haftungsbegrenzung für Vorstände gemeinnütziger Stiftungen

von Jürg Meier, Schaan

Im Zuge der Finanzmarktkrise haben nicht nur die OBJEKTIVITÄT UND UNABHÄNGIGKEIT Schadensfälle im Zusammenhang mit der Vermögens- ALS VORAUSSETZUNG veranlagung an Zahl und Höhe zugenommen, es sind auch die daraus resultierenden Haftungsrisiken für die Bei der Vermögensbewirtschaftung stehen der Optimierung verantwortlichen Organe deutlich gestiegen. der Anlagerenditen die Ertragsmaximierungsabsichten von Banken und Vermögensverwaltern gegenüber. Dies führt Insbesondere wenn es sich – wie bei gemeinnützigen Stif- unvermeidlich zu Interessenkonflikten, die durch aufsichts- tungen – um treuhänderisch zur Verwaltung überlassenes rechtliche Regelungen wie z.B. die Europäische Richtlinie Vermögen handelt, ist seitens der Organe höchste Sorgfalt „Markets in Financial Instruments Directive“ (MiFID) nur angebracht. Investment Controlling unterstützt bei der Pla- zum Teil beseitigt werden können. Obwohl die unterschied- nung, Kontrolle und Steuerung der Vermögensveranlagung. lichen Interessen erkennbar und dem Anleger auch bewusst Es schafft Transparenz und trägt als Frühwarnsystem entschei- sein sollten, werden die Auswirkungen in der Praxis oft dend zur Reduktion von Risiko und Haftung aus der Vermö- unterschätzt. Um tatsächlich ausschließlich im Interesse des gensveranlagung bei. Kunden agieren zu können, ist die voll- ständige Unabhängigkeit und Objek- WARUM INVESTMENT tivität des Investment Controllers eine CONTROLLING? unabdingbare Voraussetzung.

Spätestens mit den heftigen Verwer- Die Grundlage einer nachhaltig erfolg- fungen an den Kapitalmärkten nach reichen Veranlagung wird mit der dem Konkurs der US-amerikanischen­ Wahl der geeigneten Anlageorganisa- Investmentbank Lehman Brothers ist tion gelegt. Dem Investment Controller die Verunsicherung privater und ins- kommt bei der Definition der Anla- titutioneller Anleger spürbar gestie- gerichtlinien, der Investmentstrategie gen. Die zunehmende Komplexität sowie des Überwachungskonzeptes von Finanzprodukten mit versteckten und der Berichtswege eine beratende Risiken und Kosten hat dabei nicht Funktion zu. unwesentlich zu dieser Krise beigetra- gen. Zudem reagieren Finanzmärkte Die operative Umsetzung der Anlage- teilweise heftig auf Überraschungen. strategie wird in der Praxis in vielen Als Beispiel können die Aufhebung des Euro-Mindestkurses Fällen – nicht zuletzt aus Kompetenz- und Haftungsgründen – durch die Schweizerische Nationalbank 2015 oder auch der an professionelle Vermögensverwalter delegiert. Um ein opti- Flash Crash im Jahr 2010 genannt werden. Die Währungs- males Ergebnis zu erzielen, kann der Investment Controller hüter und Finanzmarktaufsichten tun ihr Bestes, die Folgen bei deren Auswahl im Rahmen einer Mandatsausschreibung der Finanzkrise abzufedern. Die Liquiditätsspritzen der Zen- Unterstützung leisten. Den Bewerbern sind klare Ziele und tralbanken verzerren jedoch die Finanzmärkte und drücken die wesentlichen Kriterien der Veranlagung vorzugeben. Die die Zinsen teilweise bereits in den negativen Bereich. Die Auswahl hat aufgrund objektiv nachvollziehbarer Kriterien zu Regulatoren ihrerseits setzen mit neuen Gesetzen und Regeln erfolgen und ist zu dokumentieren. Bei der Ausgestaltung Bandbreiten und versuchen die Marktakteure besser zu kont- der Verträge ist auf die Formulierung eindeutiger und zielo- rollieren. Dieses Umfeld erhöht die Anforderungen an die für rientierter Aufträge zu achten, um anschließend im Rahmen die Vermögensanlage zuständigen Entscheidungsträger. der Vermögensanlage eine klare Grundlage für die laufende Kontrolle sicher zu stellen. Um mögliche Haftungsrisiken zu minimieren, ist eine Profes- sionalisierung der Prozesse im Rahmen der Vermögensbe- DIE RICHTIGEN FRAGEN STELLEN wirtschaftung notwendig. Investment Controlling unterstützt bei der Festlegung der optimalen Anlageorganisation, der Die Überwachung der auftragskonformen Umsetzung der Auswahl der geeigneten Vermögensverwalter, überwacht Anlagestrategie und die Kontrolle der Abrechnungen stellen die Implementierung der Anlagestrategie, gewährleistet die eine Kerntätigkeit des Investment Controllers dar. Neben laufende Überwachung und Kontrolle der Anlagetätigkeit und der Unabhängigkeit erfordert die Ausübung dieser Funktion sorgt für ein empfängerorientiertes Berichtswesen. fachspezifisches Wissen und langjährige Erfahrung, eine

Sonderausgabe 2015 Organisation & Finanzen 27

entsprechende professionelle Infrastruktur und ein ständiges Darüber besteht das Gesamtvermögen neben Finanz-Vermö- kritisches Hinterfragen. genswerten oft auch aus anderen Vermögensklassen (z.B. Immobilien und Kunstgegenständen). Auch diese sind – um Der Investment Controller überwacht insbesondere eine Gesamtvermögenssteuerung zu ermöglichen – in die Berichterstattung mit einzubeziehen. ƒƒ die Einhaltung der Anlagerichtlinien und Anlagerestrik- tionen, KURZ & KNAPP ƒƒ die Diversifikation und Gegenparteirisiken, ƒƒ die Spesen- und Gebührenbelastungen, Die verantwortlichen Organe einer Stiftung sind für die ƒƒ die Marktkonformität der Transaktionsabrechnungen laufende Überwachung und Kontrolle des gesamten Ver- und mögensbewirtschaftungsprozesses zuständig. Aufgrund der ƒƒ die indirekten Kosten der eingesetzten Finanzinstru- steigenden Komplexität von Finanzprodukten, der hohen mente (insbesondere bei Fonds, Derivaten und struktu- Volatilität an den Kapitalmärkten sowie der oftmals fehlenden rierten Produkten). Transparenz nehmen die diesbezüglichen Herausforderungen laufend zu. Um Kosteneffizienz gewährleisten zu können, hat die Kont- rolle der Spesen-, Gebühren- und Transaktionsabrechnungen Um mögliche Haftungsrisiken reduzieren zu können, emp- lückenlos zu erfolgen. Hinweisen auf verdeckte Kosten ist fiehlt es sich, geeignete Prozesse für die Auswahl der Vermö- gesondert nachzugehen. In der Praxis sind dabei v.a. folgende gensverwalter und die laufende Überwachung und Kontrolle Punkte zu hinterfragen: von Ertrag, Risiko und Kosten zu etablieren. Ein zeitnahes und empfängerorientiertes Berichtswesen schafft Klarheit ƒƒ Wurde bei der Auswahl der Investmentfonds nach einem und sorgt für eine solide und nachvollziehbare Entschei- nachvollziehbaren „Best-in-class“-Ansatz vorgegangen? dungsgrundlage. Investment Controlling bietet die dafür ƒƒ Wie hoch ist der Anteil von Eigenprodukten und wie erforderlichen Methoden und Instrumente und leistet damit hoch sind ihre Gebühren? einen entscheidenden Beitrag zum Risikomanagement sowie ƒƒ Gibt es Doppelbelastungen bei den Verwaltungsgebüh- zur Haftungsbegrenzung. ren, z.B. durch den Einsatz von Strategiefonds? ƒƒ Werden beim Einsatz von Anlagefonds institutionelle Ein unabhängiger Investment Controller versteht sich als Fondsklassen (kostenoptimiert) berücksichtigt? „Sparringspartner“ des Kunden und vertritt dessen Interessen ƒƒ Gibt der Vermögensverwalter mögliche Rabatte und gegenüber Vermögensverwaltern und Banken im gesamten allfällige Retrozessionen ausnahmslos an den Kunden Prozess der Vermögensbewirtschaftung, stellt die Auftrags- weiter? konformität sicher und schließt mögliche Interessenskonflikte ƒƒ Ist die Verwaltungsgebühr marktkonform? von vorn herein aus.  ƒƒ Wird nach einem Pauschalgebühren-Modell oder trans- aktionsbasierend abgerechnet? ZUM THEMA Ein leistungsfähiges Investment Controlling ermöglicht die Häni, Markus / Meier, Jürg: Anspruchsvolles Umfeld für Pensi- Erfassung sämtlicher Transaktionen sowie eine Bewertung der onskassen – Standortbestimmung erlaubt überlegtes Handeln, Positionen auf täglicher Basis. Durch diese zeitnahe Überwa- in: Schweizer Personalvorsorge 8/2012, S. 68-69 chung und Kontrolle hat Investment Controlling die Funktion Kargl, Stefan: Investment Controlling in der Praxis, in: Auf- sichtsrat aktuell 4/2014, S. 24-29 eines Frühwarnsystems und kann eventuelle Fehlentwicklun- in Stiftung&Sponsoring gen unmittelbar aufzeigen, um entsprechende Gegenmaß- Dreyer, Matthias: Controlling – Notwendiges Instrument effizi- nahmen rechtzeitig ergreifen zu können. enten Stiftungsmanagements, S&S 3/2002, S. 7-10 Etterer, Alexander: Risikomanagement, Controlling und Prü- TRANSPARENTE ENTSCHEIDUNGSGRUNDLAGE fung. Instrumente zur effizienten Steuerung von Stiftungen, S&S RS 2/2006 Investment Controlling hat im Rahmen seiner Informations- Glück, Thomas / Franck, Kirein: Langfristige Risiken erkennen. Strategisches Risikomanagement bei der Anlage von Stiftungs- funktion den verantwortlichen Personen jene Informationen vermögen, S&S 6/2006, S. 36-37 zur Verfügung zu stellen, die sie für die Steuerung des Vermö- Hölzer, Sven / Budinsky, Ralf / Venzke, Uwe: Die Mischung gens benötigen. Dies hat zeitnah und in einem aussagekräfti- macht den Unterschied. Innovative Strategien zur Risiko- und gen Format zu erfolgen. Ertragsoptimierung, S&S 2/2007, S. 32-34 Saschek, Dagmar S. / Grouwet, Carl: Zum systematischen Umgang mit budgetrelevanten Risiken. Risikomanagement am In der Praxis wird die Veranlagung größerer Vermögen – zur Beispiel einer Kulturstiftung, S&S 3/2013, S. 28-29 Diversifizierung des Risikos – meist auf mehrere (Depot-)

Banken und Vermögensverwalter aufgeteilt. Die Berichte Jürg Meier ist Gründungspartner und Vorsitzender der von Banken bzw. Verwaltern unterscheiden sich hinsichtlich Geschäftsleitung der LMM Investment Controlling AG. Aufbau, Inhalt und Qualität deutlich. Eine einheitliche Aufbe- Er verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich des Private Banking, der Vermögensverwaltung reitung der Daten ermöglicht transparente Benchmark- und und dem Investment Controlling, [email protected], Peergroup-Vergleiche. www.lmm-ic.com

Sonderausgabe 2015 28 Recht & Steuern

STIFTERFREIHEIT Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung

von Peter Prast, Vaduz

Ausgangspunkt der Gestaltung einer Stiftung bilden eines bestimmten Unternehmens bezwecken. Zur Erreichung der Stifterwille und dabei namentlich der vom Stifter ihres gemeinnützigen Zweckes darf eine Stiftung ein nach bestimmte Zweck. Das liechtensteinische Stiftungs- kaufmännischer Art geführtes Gewerbe betreiben. Allge- recht trägt dem Bedürfnis nach privatautonomer mein hat der Stifter dabei die Verantwortung, die wesent- Gestaltung und damit dem grundrechtlich zu schüt- lichen Elemente des Stiftungserrichtungsgeschäfts selbst zu zenden Prinzip der Stifterfreiheit in besonderem bestimmen. Der in der Stiftungsurkunde enthaltene Wille des Maße Rechnung. Liechtenstein setzt mit dem am Stifters, eine Stiftung zu errichten, die Widmung zumindest 1.4.2009 in Kraft getretenen neuen Stiftungsrecht des gesetzlichen Mindestkapitals in Höhe von 30.000 CHF/€/ seine liberale Tradition fort und eröffnet dem Stifter US$ sowie die Zweckbestimmung bilden die unverzichtbaren mannigfaltige Ausgestaltungsmöglichkeiten. So kann Kernelemente einer Stiftung und fallen in die ausschließliche sich der Stifter auch nach dem neuen Stiftungsrecht Entscheidungszuständigkeit des Stifters. Der in den Stif- maßgebliche Gestaltungsrechte vorbehalten, die dem tungsdokumenten gleichsam erstarrte Stifterwille ist dabei Bedürfnis nach Flexibilisierung eines an sich starren Richtschnur jeglichen Stiftungshandelns. Rechtsinstituts und damit einem modernen Stiftungs- verständnis Rechnung tragen. STIFTERRECHTE

Vor rund 25 Jahren hat sich der liechtensteinische Oberste Der Stifter kann sich gemäß Art. 552 § 30 Abs. 1 Personen- Gerichtshof (OGH) ausführlich mit der Schweizer Rezepti- und Gesellschaftsrecht (PGR) das Recht zum Widerruf der onsgrundlage der Art. 80 bis 89 ZGB auseinandergesetzt Stiftung oder zur Änderung der Stiftungserklärung in der und die beiden Stiftungsrechte miteinander verglichen. Stiftungsurkunde vorbehalten. Will sich der Stifter diese Der OGH hat damals betont, dass das liechtensteini- Rechte vorbehalten, müssen sie zwingend in die Stiftungsur- sche Stiftungsrecht vom Grundsatz der „Stiftungsfreiheit“ kunde aufgenommen werden. Freilich können diese Rechte beherrscht wird und auf die Bedürfnisse wirtschaftlich den- weder abgetreten noch vererbt werden. Ist der Stifter eine kender und handelnder Menschen zugeschnitten ist. Auch juristische Person, kann er sich das Recht zum Widerruf der mit der Totalrevision im Jahre 2009 hat der liberale Geist Stiftung oder das Änderungsrecht nicht vorbehalten. des liechtensteinischen Stiftungsrechts im Ergebnis keine Einschränkungen erfahren. Mit dieser Gesetzesbestimmung hebt sich das liechtenstei- nische Stiftungsrecht vom Idealtypus der Stiftung in Europa FREIHEIT UND VERANTWORTLICHKEIT DES STIFTERS teilweise erheblich ab. Idealtypisch kann eine Stiftung als eigentümerloses Zweckvermögen verstanden werden, dem Der Stifter hat das (Grund-)Recht, eine Stiftung zu errichten korporative Elemente fremd sind. Das Recht zum Widerruf und kann den Zweck der Stiftung im Rahmen der guten der Stiftung und zur Änderung der Stiftungsdokumente stel- Sitten und des Gesetzes frei bestimmen. Eine Förderung len indes körperschaftsrechtliche Elemente dar, welche das der Allgemeinheit ist nach dem liechtensteinischen zivil- Trennungs- und Erstarrungsprinzip durchbrechen. rechtlichen Gemeinnützigkeitsbegriff stets dann gegeben, wenn eine Stiftung auf karitativem, religiösem, humanitä- Inhaltlich kann der Stifter die Grenzen des Änderungsrechtes rem, wissenschaftlichem, kulturellem, sittlichem, sozialem, weiter oder enger ziehen. Hat sich der Stifter ein unbe- sportlichem oder ökologischem Gebiet tätig ist. Selbst wenn schränktes Änderungsrecht vorbehalten, sind Änderungen mit der entsprechenden Tätigkeit nur ein bestimmter Per- des Zwecks, der Organisation und des Begünstigtenkreises sonenkreis gefördert wird, ist die Stiftung als gemeinnützig möglich. Ist eine gemeinnützige Stiftung allerdings von der anzusehen. So kann die Stiftung etwa ausschließlich die persönlichen Steuerpflicht befreit, ist eine Zweckänderung finanzielle Unterstützung von in Not geratenen Mitarbeitern nur im Rahmen der Gemeinnützigkeit zulässig. Für den Fall der Auflösung infolge Widerrufs der Stiftung muss das verbleibende Vermögen ausschließlich für die statutarisch S&S-SAMMLUNGEN VERVOLLSTÄNDIGEN vorgesehenen gemeinnützigen Zwecke verwendet werden. Nutzen Sie zur Nachbestellung zurückliegender Jahrgänge oder Ein Rückfall des Vermögens an den Stifter ist nicht zulässig. Einzelhefte die Preisnachlässe unserer Sonderaktion! Näheres erfahren Sie im Internet unter Die für eine bestimmte Zeit festgelegte Verfolgung privatnüt- www.stiftung-sponsoring.de/nachbestellung ziger Zwecke und anschließende Verfolgung gemeinnütziger Zwecke ist in der Stiftungspraxis ein häufig anzutreffendes

Sonderausgabe 2015 Recht & Steuern 29

Stifterbedürfnis. Sollten etwa die Kinder des Stifters bis zur Stiftung erfüllen. Der Kreis der Personen, denen eine Förde- Erreichung eines bestimmten Lebensalters unterstützt oder rung zukommt, darf dabei nicht wie im liechtensteinischen überhaupt nur der Stifter zu seinen Lebzeiten begünstigt Gemeinnützigkeitsrecht geschlossen sein. werden und anschließend die Stiftung ausschließlich oder überwiegend gemeinnützig tätig werden, kann der Stifter Die mittlerweile zahlreichen EuGH-Entscheidungen zur Nie- diese Zwecksetzung in den Statuten vorsehen, ohne dass die derlassungsfreiheit von juristischen Personen haben bewirkt, Einräumung von Stifterrechten überhaupt notwendig wäre. dass liechtensteinischen Stiftungen Bestandsschutz gewährt Die Stiftung ist in diesem Fall als gemischte Familienstiftung wird. Das Auseinanderfallen zwischen effektivem Verwal- zu qualifizieren. Sollte nicht feststehen, ob eine Stiftung tungssitz und statutarischem Sitz kann grundsätzlich nicht in einem bestimmten Zeitpunkt ganz oder überwiegend mehr dazu führen, dass eine liechtensteinische Stiftung zivil- privatnützigen Zwecken zu dienen bestimmt ist, so ist sie rechtlich nicht anerkannt wird. Die international-privatrechtli- als gemeinnützige Stiftung anzusehen. Der Gestaltung von che Frage der Anerkennung einer liechtensteinischen Stiftung Stiftungen mit philanthropischem Einschlag sind zivilrechtlich kann sich somit im Einzel- und Ausnahmefall im Lichte des praktisch keine Grenzen gesetzt. Mögliche Grenzen werden (nationalen) ordre public entzünden. Dass dabei die Mess- indes von den Steuerrechtsordnungen des Stifters, potenziel- latte deutlich hoch anzusetzen ist, zeigt beispielsweise der ler Zustifter und Begünstigten bestimmt. deutsche ordre public. Dieser verlangt, dass die Anwendung ausländischen Rechts zu einem Ergebnis führt, das mit den ORGANISATION wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts (insbeson- dere den Grundrechten!) offensichtlich unvereinbar ist. Auch Art. 552 § 28 PGR ist Ausdruck der konsequent libera- len Ausrichtung des liechtensteinischen Stiftungsrechts. Der KURZ & KNAPP Stifter kann weitere Organe, insbesondere zur Feststellung eines Begünstigten, zur Feststellung von Zeitpunkt, Höhe Die liechtensteinische Stiftung zeichnet sich in besonderem und Bedingung einer Ausschüttung, zur Verwaltung des Maße durch vielfältige Ausgestaltungsmöglichkeiten aus. Vermögens, zur Beratung und Unterstützung des Stiftungs- In diesem Sinne führt das 2009 in Kraft getretene neue rates, zur Überwachung der Stiftungsverwaltung, zum Vor- Stiftungsgesetz eine bewährte, liberale Tradition fort. Denn behalt von Zustimmungen oder zur Erteilung von Weisungen nur in einer liberalen Rechtsordnung können sich wirtschaft- sowie zur Interessenswahrung Stiftungsbeteiligter vorsehen. lich denkende und handelnde Menschen frei entfalten und Selbstverständlich kann der Stifter ebenso wie er Mitglied soziale Verantwortung gerade im Bereich der Philanthropie des Stiftungsrates sein kann, auch Mitglied eines von ihm eigenverantwortlich übernehmen.  vorgesehenen zusätzlichen Organs sein. Auch der organi- sationsrechtlichen Ausgestaltung sind damit zivilrechtlich praktisch keine Grenzen gesetzt. Die konkrete Ausgestaltung ZUM THEMA einer Stiftung sollte im Lichte des Stifterwillens, der Höhe des Prast, Peter: Anerkennung liechtensteinischer juristischer Per- sonen im Ausland. Europarechtliche und international-pri- gewidmeten Vermögens und des konkreten Tätigkeitsberei- vatrechtliche Aspekte im Internationalen Gesellschaftsrecht ches der Stiftung maßgeschneidert erfolgen. Deutschlands und der Schweiz, in: ZVglRWiss 111/2012, S. 391- 427, auch veröffentlicht in: LJZ 4/2012, S. 119-135, sowie in: ZLR Liechtenstein hat zu Beginn dieses Jahres mit Art. 243 ff. PGR 2013, Bd. 3, S. 13-58 neue gesetzliche Bestimmungen in Kraft gesetzt, welche die Schurr, Francesco A.: Die gemeinnützige Stiftung in Liechten- stein – Potential für die Zukunft, in: Universität Liechtenstein segmentierten Verbandspersonen regeln. Gemeinnützige (Hrsg.): Gemeinnützige Stiftung und Stiftungsmanagement, Stiftungen können nunmehr etwa einzelne Projekte in haf- 2010, S. 63-98 tungsrechtlich getrennten Segmenten verfolgen. Mit dieser in Stiftung&Sponsoring Neuerung wird dem in Europa häufig anzutreffenden Modell Büchel, Bernhard: Gemeinnützigkeit nach liechtensteinischem der Dachstiftung begegnet, bei dem die Unterstiftungen Steuergesetz. Voraussetzungen der Steuerbefreiung, in dieser Ausgabe S. 30-31 regelmäßig als unselbstständige Stiftungen ausgestaltet und Hammermann, Bernd: Dachstiftung – aber richtig! Das Modell deren Vermögen haftungstechnisch nicht getrennt sind. der gemeinnützigen Stiftung PCC in Liechtenstein, in dieser Ausgabe S. 32-33 GRENZEN DER GESTALTUNG Lorenz, Bernhard: Moderne Kontur. Reform des Stiftungs- AUS INTERNATIONALER SICHT rechts in Liechtenstein, S&S 6/2007, S. 38-39 Marxer, Peter: Neues aus Liechtenstein. Generalrevision des Stiftungsrechts, S&S 4/2008, S. 36-37 Liechtensteinische Stiftungen können sich aufgrund des Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- EWR-Abkommens auf die Kapitalverkehrs- und Niederlas- stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderausga- sungsfreiheit berufen. Gleichwohl kann die Anerkennung der be Liechtenstein RS Gemeinnützigkeit an nationalen Steuervorschriften schei- tern. Prominentes Beispiel ist der in der deutschen Abga- Dr. iur. Peter Prast, HSG, MBA (Chicago), ist Berater im benordnung definierte Gemeinnützigkeitsbegriff. Damit eine Allgemeinen Treuunternehmen (ATU), einer der ältesten und renommiertesten Treuhandgesellschaften in Liech- Spende an eine liechtensteinische Stiftung abzugsfähig wird, tenstein, Vorstandsmitglied der Liechtensteinischen Treu- muss die liechtensteinische Stiftung dieselben gemeinnüt- handkammer sowie Exekutiv- und Universitätsrat der UFL, Private Universität im Fürstentum Liechtenstein, info@atu. zigkeitsrechtlichen Voraussetzungen wie etwa eine deutsche li, www.atu.li

Sonderausgabe 2015 30 Recht & Steuern

GEMEINNÜTZIGKEIT NACH LIECHTENSTEINISCHEM STEUERGESETZ Voraussetzungen der Steuerbefreiung

von Bernhard Büchel, Vaduz

Das liechtensteinische Steuergesetz befreit gemein- Privatnützige Stiftungen, insbesondere Familienstiftungen, nützige Stiftungen von der Ertragssteuer, der Grün- sind hingegen nicht als gemeinnützige Stiftungen i.S.d. dungsabgabe sowie der Grundstückgewinnsteuer. Definition anzusehen, auch wenn der Zweck der Stiftung Gemeinnützige Stiftungen, welche im Inland weniger z.B. die soziale Förderung ihrer Begünstigten ist, wie etwa als 150.000 CHF Umsatz erzielen, sind zudem von die Unterstützung notleidender Familienmitglieder oder die der Mehrwertsteuerpflicht befreit, sofern sie nicht Ausbildung von Familienmitgliedern. auf die Befreiung von der Steuerpflicht verzichten. Spenden von natürlichen und juristischen Personen Des Weiteren wird Uneigennützigkeit gefordert. Die Tätigkeit an gemeinnützige steuerbefreite Stiftungen sind in der Stiftung darf nicht mit eigenen persönlichen Interessen einem gewissen Umfang steuerlich abzugsfähig. Ziel der Stiftung, des Stifters oder ihrer Organe verbunden, son- dieser Maßnahmen ist es, gemeinnütziges Engage- dern hat auf das Wohl Dritter gerichtet zu sein. ment auch steuerlich zu fördern. AUSSCHLIESSLICHE Um als gemeinnützig nach liechtensteinischem Steuerrecht GEMEINNÜTZIGE ZWECKVERFOLGUNG anerkannt zu werden, muss eine Stiftung verschiedene Vor- aussetzungen erfüllen, deren Einhaltung durch die Steuerver- Der Zweck der Stiftung hat ausschließlich gemeinnützig zu waltung jährlich überprüft wird. sein, was in den Statuten festzulegen ist. Die Ausschließlichkeit der gemeinnützigen Zweckverfolgung war dem Gesetzgeber GEMEINNÜTZIGER ZWECK bei der Totalrevision des Steuergesetzes im Jahre 2011 ein gro- ßes Anliegen. Im Rahmen der Gesetzgebung wurde diskutiert, Als gemeinnützige Zwecke sind nach liechtensteinischem dass ein untergeordneter Teil des Ertrages bzw. Vermögens Steuerrecht sowie dem Personen- und Gesellschaftsrecht der gemeinnützigen Stiftung dazu verwendet werden können (PGR) Zwecke zu verstehen, durch deren Erfüllung die Allge- soll, um in angemessener Weise den Stifter und seine Angehö- meinheit gefördert wird. Eine Förderung der Allgemeinheit rigen zu unterhalten und ihr Andenken zu erhalten. Diese Idee liegt insbesondere vor, wenn die Tätigkeit dem Gemeinwohl wurde jedoch vom Gesetzgeber schließlich verworfen. Liech- auf karitativem, religiösem, humanitärem, wissenschaftli- tenstein hat sich somit für eine ohne Ausnahme ausschließlich chem, kulturellem, sittlichem, sozialem, sportlichem oder gemeinnützige Mittelverwendung entschieden. ökologischem Gebiet nützt, auch wenn durch die Tätigkeit nur ein bestimmter Personenkreis gefördert wird. Als Beispiel UNWIDERRUFLICHE der Beschränkung eines bestimmten Personenkreises kann GEMEINNÜTZIGE ZWECKVERFOLGUNG etwa die finanzielle Unterstützung eines konfessionellen Krankenhauses angeführt werden, in dem ausnahmslos nur Die gemeinnützige Zweckverfolgung muss unwiderruflich, Angehörige einer bestimmten Religionsgemeinschaft kosten- d.h., die der steuerbefreiten Zwecksetzung gewidmeten los behandelt werden. Mittel müssen statutarisch immer gemeinnützigen Zwecken verhaftet sein. Eine Zweckänderung ist nur insoweit zulässig, als dieser gemeinnützig bleibt. Bei einer allfälligen Auflö- sung der Stiftung ist das verbleibende Stiftungsvermögen erneut ausschließlich für einen gemeinnützigen Zweck zu verwenden; ein Rückfall des verbleibenden Vermögens an nicht gemeinnützige Institutionen oder Privatpersonen, z.B. an solche, die Vermögen in die Stiftung eingebracht haben, ist nicht zulässig.

TATSÄCHLICHE ZWECKVERFOLGUNG

Die Stiftung ist verpflichtet, i.S.d. Zweckbestimmung auch tatsächlich tätig zu sein. Bloße Vermögensverwaltung mit keinen oder mit im Verhältnis zum Eigenkapital oder den Erträgen geringen Mittelverwendungen für gemeinnützige Zwecke sind nicht ausreichend für die Steuerbefreiung.

Sonderausgabe 2015 Recht & Steuern 31

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Die Kosten der Vermögensverwaltung sowie die für die Orga- Band 2 ne bzw. Beauftragten der Stiftung bezahlten Honorare und andere Vergütungen müssen unter Berücksichtigung von Auf- gaben, Funktion, zeitlichem Aufwand usw. angemessen sein.

KEINE ERWERBSABSICHTEN Berit Sandberg (Hrsg.) Die Stiftung darf keine Erwerbsabsicht verfolgen. In Nachfolge im beschränktem Umfang soll der Stiftung jedoch erlaubt sein, Stiftungsvorstand Erträge aus einem von ihr gehaltenen Geschäftsbetrieb zu Herausforderungen und Handlungsempfehlungen erzielen, ohne dass dies ihre Steuerbefreiung beeinträch- für das Gremienmanagement. tigt. Dem Geschäftsbetrieb darf ggf. nur die Funktion eines Personalmanagement in Stiftungen Band 2 Hilfsbetriebes zukommen; er darf somit nicht die einzige ISBN 978-3-9812114-1-2, 276 Seiten, 39,90 Euro wirtschaftliche Grundlage der Stiftung darstellen. 29,90 e für Abonnenten von Stiftung&Sponsoring Sofern die aus dem von der Stiftung unterhaltenen wirtschaft- lichen Geschäftsbetrieb erzielten Einnahmen den Betrag von 300.000 CHF p.a. übersteigen, unterliegt der Reingewinn aus dieser wirtschaftlichen Tätigkeit der Ertragssteuer. Diese Juristische Personen können Spenden im Umfang von 10 % Grenze dient der Wahrung der Wettbewerbsneutralität mit des steuerpflichtigen Reinertrages (vor Verlustverrechnung) anderen Wirtschaftsteilnehmern. als geschäftsmäßig begründete Aufwendungen in Abzug bringen. KONTROLLE DER GEMEINNÜTZIGEN ZWECKVERFOLGUNG In Abzug gebracht werden können Zuwendungen an gemein- nützige juristische Personen mit Sitz im Europäischen Wirt- Die Befreiung von der Steuerpflicht wegen Gemeinnützigkeit schaftsraum oder in der Schweiz, sofern diese im Hinblick auf wird von der Steuerverwaltung auf Antrag gewährt. Dem ausschließlich und unwiderruflich gemeinnützige Zwecke im Antrag sind Unterlagen wie z.B. Statuten beizulegen, damit Sitzstaat von der Steuerpflicht ausgenommen sind. eine Beurteilung des Zwecks und der Tätigkeit erfolgen kann. Bei gemeinnützigen Stiftungen, die eine Revisionsstelle KURZ & KNAPP bestellt haben, prüft die Revisionsstelle die zweckkonforme Mittelverwendung im Rahmen ihrer Prüfungstätigkeit. Diese Gemäß liechtensteinischem Steuerrecht muss eine gemein- Stiftungen haben jährlich den Prüfungsbericht der Revisions- nützige Stiftung folgende Voraussetzungen erfüllen, damit stelle bei der Steuerverwaltung einzureichen. Zudem haben sie von der Steuerpflicht befreit wird: sie eine Zusammenstellung einzureichen über die Aktiva und Passiva, die getätigten Zuwendungen sowie die entrichteten ƒƒ gemeinnütziger Zweck: Tätigsein im Allgemeininteresse Honorare für die Mitglieder des Stiftungsrates, die Vermö- und Uneigennützigkeit gensverwaltung sowie eventuelle übrige Berater über die ƒƒ ausschließliche und unwiderrufliche gemeinnützige vergangenen fünf Jahre. Zweckverfolgung ƒƒ tatsächliche Zweckverfolgung Gemeinnützige Stiftungen, die keine Revisionsstelle bestellt ƒƒ keine Erwerbsabsichten: (wirtschaftlicher Geschäftsbe- haben, reichen jährlich die Jahresrechnung bzw. Vermögens- trieb lediglich als Hilfsbetrieb ohne nennenswerten zusammenstellung bei der Steuerverwaltung ein; zudem Wettbewerb zu Wirtschaftunternehmen) haben sie ihre Mittelverwendung zu gemeinnützigen Zwe- cken detailliert offenzulegen und mit entsprechenden Unter- Spenden an gemeinnütze Stiftungen sind i.H.v. 10 % des lagen zu dokumentieren. steuerpflichtigen Erwerbs bzw. des steuerpflichtigen Reiner- trages steuerlich absetzbar.  Wird im Rahmen der Überprüfung festgestellt, dass die Mit- telverwendung nicht nach den Gesetzesvorschriften erfolgt ist, wird die bisher gewährte Steuerbefreiung rückwirkend ZUM THEMA widerrufen. in Stiftung&Sponsoring Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- ABZUGSFÄHIGE SPENDEN stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderausga- be Liechtenstein RS

Natürliche Personen, welche Spenden an steuerbefreite Bernhard Büchel ist Leiter der liechtensteinischen Steuer- gemeinnützige Stiftungen tätigen, können diese im Umfang verwaltung, [email protected], www.stv.llv.li von bis zu 10 % des steuerpflichtigen Erwerbs in Abzug bringen. Ausgenommen sind Einzelzuwendungen, die den Betrag von 100 CHF nicht erreichen.

Sonderausgabe 2015 32 Recht & Steuern

DACHSTIFTUNG – ABER RICHTIG! Das Modell der gemeinnützigen Stiftung PCC in Liechtenstein

von Bernd Hammermann, Vaduz

Die Ausgangslage klingt vertraut: Eine Person verfügt über ein gewisses Vermögen und möchte damit etwas „Gutes“ tun. Man möchte „sein“ Projekt unterstützen – gerne auch längerfristig. Der Entscheid ist schnell gefällt: Eine Stiftung soll errichtet werden.

Doch bald schon tauchen die ersten Hindernisse auf: Die Stiftungserrichtung bedingt organisatorische Maßnahmen und die Erarbeitung von Statuten, Reglementen etc. Ange- sichts des zur Verfügung stehenden Stiftungsvermögens stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. Das Ende ist bekannt: Aufgrund der Kosten bleibt es bei der Idee – der „Stifter in spe“ spendet bestenfalls eine Teilsum- me an eine andere gemeinnützige Organisation. Bei dieser wie auch anderen vergleichbaren Ausganglagen kann eine gemeinnützige Stiftung PCC nach Liechtensteinischem Recht die Lösung sein.

KENNZEICHEN DER SEGMENTIERTEN VERBANDSPERSON

Seit dem 1. Januar 2015 können in Liechtenstein Segmen- tierte Verbandspersonen, sog. Protected Cell Companies, für im Gesetz normierte Zwecke errichtet werden. Auch gemeinnützige Stiftungen in dieser Form sind zulässig (Art. 243 PGR). Dem Stiftungsnamen muss dann der Zusatz „Seg- mentierte Verbandsperson“ bzw. „SV“ oder „Protected Cell Company“ bzw. „PCC“ angefügt werden (Art. 243b PGR).

Kennzeichen einer PCC ist die organisatorische Aufgliede- rung einer juristischen Person in einen Kern (core) und ein oder mehrere Segment(e), (Zelle(n) oder cell(s)), die einem bestimmten, in den Statuten oder einem Reglement näher zu beschreibenden Tätigkeitsbereich unterworfen sein müs- sen (Art. 243 Abs. 3 Satz 1 PGR). Für eine Stiftung, die Kinderheime in einzelnen Ländern Europas fördern möchte, Abb. 1: Beispielhafte Verbandsstruktur einer Kinderheim-Stiftung könnte eine entsprechende Verbandsstruktur wie in Abb. 1 dargestellt aussehen. tischen Rechtsbeziehung. Vereinfacht formuliert: Bei vertrag- Das Vermögen ist zwischen dem Kern und den einzelnen lichen Beziehungen haftet primär das verpflichtete Segment Segmenten strikt getrennt zu halten, wobei jedem Segment (Art. 243f Abs. 2 PGR), bei einer deliktischen Haftung primär bestimmte Vermögenswerte ausdrücklich und ausschließlich der Kern (Art. 243f Abs. 3 PGR). zugeordnet sein müssen (Art. 243 Abs. 2, 243e Abs. 1 und 4 PGR). Rechtspersönlichkeit kommt nur der Verbandsperson Sollten sich Schwierigkeiten in einem Segment ergeben – selbst zu, nicht einem einzelnen Segment (Art. 243 Abs. 3 drohen etwa im erwähnten Beispiel z.B. Haftungsklagen aus Satz 2 PGR). Vertrag oder die Schließung eines von der Stiftung geführ- ten Kinderheimes mangels Geldmittel – haftet primär nur HAFTUNGSVORTEILE das Vermögen des entsprechenden Landes-Segments. Das Kernvermögen der „Europa Kinderheim Stiftung PCC“ haftet Es bestehen unterschiedliche Haftungsregime, basierend auf nur nachrangig, sollte das entsprechende Segmentvermögen der Unterscheidung zwischen einer vertraglichen oder delik- nicht ausreichen (Art. 243f Abs. 2 PGR).

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Berit Sandberg / Christoph Mecking

Primär haftet das Kernvermögen der Stiftung nur im Fall Vergütung haupt- von außervertraglichen Ansprüchen Dritter gegenüber der und ehrenamtlicher Stiftung. Reicht das Kernvermögen nicht aus, um die For- Führungskräfte in Stiftungen derungen zu befrieden, haftet nachrangig das Segment, in Die Ergebnisse dessen Tätigkeitsbereich der Anspruch verursacht wurde der Vergütungsstudie 2007 (s. Art. 243f Abs. 3 PGR). Auf keinen Fall trifft die weiteren 149 Seiten, Broschur unbeteiligten Segmente irgendeine Haftung: Deren Seg- ISBN 978-3-9812114-0-5 mentvermögen bleiben dem Zugriff der Gläubiger entzogen. Zum Einstieg in die Thematik und zu Vergleichszwecken! Ähnlich verhält es sich im Konkursfall: Fällt ein einzelnes nur € 49,90 Segment in Konkurs, berührt dies die weiteren Segmente und den Kern nicht (Art. 243f Abs. 4 PGR) – die juristische Berit Sandberg (Hrsg.) Person als solche kann weiterbestehen. Auch im Kon- Nachfolge im kurs der Gesellschaft selbst bleibt das einzelne Segment Stiftungsvorstand geschützt, da die Segmentvermögen nicht der Konkurs- Herausforderungen und Handlungs- masse der segmentierten Verbandsperson zugeschlagen empfehlungen für das Gremien- werden (Art. 243f Abs. 5 PGR). Gesetzliche Bestimmungen management über das Mindestkapital der PCC und das verfügbare Reser- 276 Seiten, Broschur, € 39,90 vekapital jedes Segmentes (Art. 243e Abs. 2 PGR) dienen ISBN 978-3-9812114-1-2 dem Gläubigerschutz. Sonderpreis für Abonnenten des Magazins Stiftung&Sponsoring KURZ & KNAPP € 29,90

ƒƒ Die gemeinnützige Stiftung PCC ermöglicht die Errich- Berit Sandberg (Hrsg.) tung von „Unterstiftungen“ für z.B. die Umsetzung Arbeitsplatz Stiftung spezifischer Projekte, ohne Gefährdung der Stiftung als Karrierewege im solche oder anderer Projekte der Stiftung. Stiftungsmanagement ƒƒ Spezifische Haftungsbestimmungen erlauben einen Aus- 262 Seiten, Broschur, € 39,90 gleich zwischen dem Anliegen des Stifters und allfälligen ISBN 978-3-9812114-3-6 Gläubigern. Sonderpreis für Abonnenten des ƒƒ Es handelt sich hierbei um ein eigentliches Dachstif- Magazins Stiftung&Sponsoring tungsmodell, welches auf klaren rechtlichen Beziehun- gen basiert.  € 29,90

ZUM THEMA Berit Sandberg Regierung des Fürstentum Liechtenstein: Stellungnahme Führungskräfte in der Regierung an den Landtag des Fürstentum Liechtenstein zu den anlässlich der ersten Lesung betreffend die Abände- Stiftungen zwischen Ehren- rung des Personen- und Gesellschaftsrechts aufgeworfenen amt und Spitzengehalt Fragen (Segmentierte Verbandsperson/Protected Cell Com- Die Vergütungsstudie 2014 pany), Nr. 100/2014 [abrufbar unter http://bua.gmg.biz/BuA/ default.aspx?nr=100&year=2014&content=473564902&erw Broschur, € 149,90 eitert=true] ISBN 978-3-9812114-5-0 im Internet Sonderpreis für Abonnenten des : Magazins Stiftung&Sponsoring www.gesetze.li www.stifa.li € 119,90 in Stiftung&Sponsoring bei Bestellung bis zum 18.5.2015 Mecking, Christoph / Weger, Magda: Stiftungsverwaltun- gen. Verbundstiftungsmodelle zwischen Stifterbetreuung € 98,90 und Mittelbeschaffung – mit S&S-Anbieterüberblick, S&S RS 6/2006 Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderaus- gabe Liechtenstein RS

Dr. Bernd Hammermann ist Direktor des Amtes für Justiz im Fürstentum Liechtenstein, dem u.a. die Stiftungsauf- sichtsbehörde wie auch das Handelsregister zugeordnet ist, [email protected], www.aju.llv.li Bestellungen und Informationen: Tel. 05246 92510-0 | Fax 05246 92510-10

[email protected] www.stiftung-sponsoring.de 34 Recht & Steuern

PRIVATAUTONOMIE UND GOVERNANCE Das liechtensteinische Stiftungsrecht als gelungenes Modell einer freiheitlichen Foundation Governance?

von Dominique Jakob und Goran Studen, Zürich (Schweiz)

Vor dem Hintergrund des im Jahr 2009 modernisier- Aufsichtssystem und pragmatische (mitunter jedoch zöger- ten Stiftungsrechts und in Verbindung mit dem stabi- liche) Aufsichtsbehörden aus. Zum Schutz der Stiftungs- len politischen und wirtschaftlichen Umfeld im Fürs- beteiligten mit einem berechtigten Interesse steht diesen tentum bietet die liechtensteinische Stiftung auch eine sog. Stiftungsaufsichtsbeschwerde zur Verfügung, um ausländischen Stiftern ein interessantes Vehikel zur das Handeln der Stiftungsorgane einer behördlichen bzw. Verfolgung philanthropischer Ziele. Dazu trägt das gerichtlichen Überprüfung zu unterziehen. System der Stiftungsaufsicht bei. LIECHTENSTEINS VERKNÜPFUNG Die gestiegene Attraktivität der liechtensteinischen gemein- VON PRIVATAUTONOMIE UND GOVERNANCE nützigen Stiftung spiegelt sich in einer gewandelten Stif- tungsstruktur wider. Während der Anteil gemeinnütziger Neben diesen klassischen Ausrichtungen einer Stiftungs- Stiftungen beim Inkrafttreten des reformierten Stiftungs- aufsicht hat sich in Liechtenstein ein Governance-Modell rechts bei rund 1 % aller Stiftungen lag, sind aktuell mehr etabliert, welches der Privatautonomie auch im Hinblick auf als 5 % aller liechtensteinischen Stiftungen gemeinnütziger die Kontrolle der Stiftung eine neue Bedeutung zuweist. Dies Natur. Dieser Trend zur Stärkung des Gemeinnützigkeitssek- steht in einer Linie mit der traditionell weit reichenden pri- tors ist nicht zuletzt einer fein austarierten und konsequent vatautonomen Gestaltungsfreiheit des Stifters, die bisweilen an privatautonom-liberalen Grundsätzen ausgerichteten Stif- über die Grenzen des traditionellen Stiftungsbegriffs hinaus tungsrechtsordnung zu verdanken, die insbesondere im geht (z.B. Stifterrechte auf Zweckänderung und Widerruf der Vergleich zu den Nachbarstaaten eine zeitgemäße und an Stiftung gem. Art. 552 §§ 30 und 31 Personen- und Gesell- den Bedürfnissen der Stiftungspraxis orientierte Foundation schaftsrecht, PGR). Governance etabliert hat. Eine erste Weichenstellung kommt bereits der Ausgestaltung DIE „KLASSISCHEN“ des Stiftungszwecks und hierbei dem Begriffspaar gemein- GOVERNANCE-MODELLE nützig/privatnützig zu. Je nach „Überwiegen“ gemeinnützi- ger oder privatnütziger Zwecke folgen Errichtung und Auf- Wirft man einen Blick auf die internationale Stiftungsland- sicht nämlich einem anderen System. Von zentraler Bedeu- schaft, lassen sich verschiedene Governance- bzw. Auf- tung ist hierbei die zivilrechtliche Definition der Gemeinnüt- sichtssysteme identifizieren. So verfolgt etwa Deutschland zigkeit (Art. 107 Abs. 4a PGR), aber auch die Gestaltungsfrei- einen Top-down-Ansatz: Hier ist neben dem Erfordernis heit des Stifters bei der maßgeschneiderten „Mischung“ des eines konstitutiven behördlichen Verwaltungsakts zur Aner- Stiftungszwecks (Art. 552 § 2 Abs. 2 und 3 PGR). kennung der Stiftung eine externe – und grundsätzlich exklusive – behördliche Rechtmäßigkeitskontrolle vorge- Folge dieser Kanalisierung ist eine unterschiedliche Behand- schrieben. Mit dieser starken Stellung der Aufsichtsbehörde lung (überwiegend) privatnütziger und gemeinnütziger Stif- geht indes häufig ein Rechtsschutzdefizit auf Seiten der tungen: Gemeinnützige Stiftungen sind eintragungspflichtig übrigen Stiftungsbeteiligten (insbesondere der Begünstig- (Art. 552 § 14 Abs. 4 PGR) und unterstehen einer externen ten) einher, welche keine Möglichkeiten haben, sich durch staatlichen Kontrolle durch die liechtensteinische Stiftungs- Anträge oder Beschwerden an die Behörden zu wenden. aufsichtsbehörde (Art. 552 § 29 PGR), deren Tätigkeit durch Auch im Übrigen sind Ein- und Mitwirkungsrechte der eine (grundsätzlich obligatorische) Revisionsstelle flankiert Stiftungsbeteiligten (allen voran des Stifters) tendenziell wird (Art. 552 § 27 PGR). Bei privatnützigen Stiftungen schwach ausgeprägt. hingegen obliegt die Kontrolle vornehmlich den Begüns- tigten (Art. 552 § 9 PGR), wobei es dem Stifter freisteht, Andere Stiftungsrechtsordnungen, zu denen etwa die die Begünstigtenrechte durch wiederum privatautonome Schweiz zählt, betonen in stärkerem Maße die Stifterfreiheit: Einsetzung eines internen Kontrollorgans zu reduzieren Der Stifter hat dabei das Recht (aber gleichzeitig auch die (Art. 552 § 11 PGR) oder etwa im Falle der fakultativen Pflicht), für „seine“ Stiftung einen geeigneten Gestaltungs- Unterstellung unter die Stiftungsaufsicht (Art. 552 § 12 PGR) und Organisationsrahmen vorzusehen, welcher dann von auszuschließen. einer Aufsichtsbehörde (unter Mitwirkung einer Revisions- stelle) kontrolliert wird. Der schweizerische, am Primat des In dieser durchaus innovativen Systematik offenbart sich Stifterwillens orientierte Governance-Ansatz zeichnet sich Liechtensteins Verständnis von einer Foundation Governance i.d.R. durch ein an den Bedürfnissen der Praxis ausgerichtetes als privatautonomem Gestaltungsanliegen: Innerhalb der

Sonderausgabe 2015 Recht & Steuern 35

gesetzlichen Schranken liegen Ausgestaltung und Akteure gewähren die gesetzlich verankerten Beteiligtenrechte und des Kontroll- und Aufsichtssystems im Verantwortungsbe- ihre gerichtliche Durchsetzbarkeit ein im Ausland unbekann- reich des Stifters. tes Maß an individuellem Rechtsschutz. Löst man sich von einer – bisweilen verengten – traditionell-historischen Pers- Als weitere Ausprägung des subtilen Ineinandergreifens von pektive, wird der Blick frei auf ein Aufsichts-, Kontroll- und Aufsichtsmechanismen und Governance-Elementen haben Konfliktlösungssystem, welches im internationalen Vergleich die Stiftungsbeteiligten zur Durchsetzung ihrer Rechtsposi- interessante Elemente und Ansätze für eine konzeptionelle tionen spezifische Antragsrechte an das Gericht. Während Neujustierung der Foundation Governance anhand moder- in klassischen Stiftungsrechtsordnungen ein reines verwal- ner, privatautonomer und damit nicht zuletzt freiheitlicher tungsrechtliches Über-/Unterordnungsverhältnis existiert, bei Grundsätze enthält und durchaus als Vorbild für andere dem die Aufsichtsbehörden die notwendigen (präventi- Rechtsordnungen dienen kann.  ven oder repressiven) Aufsichtsmittel durch Verwaltungsakt (Verfügung) selbst anordnen, hat die liechtensteinische Stiftungsaufsicht die gewünschten Maßnahmen stets beim Gericht zu beantragen. Hierdurch wird eine unabhängige justizielle „Kontrolle der Kontrolleure“ gewährleistet; ferner ZUM THEMA werden Kontrollierende und Kontrollierte „auf Augenhöhe“ Jakob, Dominique: Ein Stiftungsbegriff für die Schweiz. Gut- gehoben, was einem modernen Schutzkonzept entspricht. achten zum Schweizerischen Juristentag 2013, in: ZSR 2013 II, S. 185-340 „FREIHEITLICHE GOVERNANCE“ Jakob, Dominique: Der Schutz des Stifterwillens, in: Jakob, Dominique / Orelli, Lukas v. (Hrsg.): Der Stifterwille. Ein Phä- ALS ERFOLGSMODELL FÜR EINE MODERNE nomen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Ewigkeit, STIFTUNGSRECHTSORDNUNG 2014, S. 61-80 Jakob, Dominique: Die liechtensteinische Stiftung. Eine struk- Die vorstehenden Ausführungen münden letztlich in fol- turelle Darstellung des Stiftungsrechts nach der Totalrevision gende Erkenntnis: Elementar für die zukünftige Ausrichtung vom 26. Juni 2008, 2009 Jakob, Dominique: Das neue System der Foundation Gover- und damit den langfristigen Erfolg jeder Stiftungsrechtsord- nance – interne und externe Stiftungsaufsicht im neuen liech- nung sind die Eckpfeiler „Freiheit“ und „Governance“. Eine tensteinischen Stiftungsrecht, in: LJZ 4/2008, S. 83-89 „Freiheit ohne Governance“, also eine von jeglicher (interner Schurr, Francesco: Die Foundation Governance als Schlüssel- oder externer) Aufsicht enthemmte Stiftungsrechtsordnung, element im Wettbewerb der Stiftungsrechtsordnungen, in: würde den Stifter bzw. spätestens nach dessen Tod das Die Privatstiftung 2/2010, S. 64-72 Studen, Goran: Switzerland: Rights and duties: the founder's oberste Stiftungsorgan von einer wichtigen Verantwortungs- position under Swiss foundation law, in: Trusts&Trustees ebene entbinden und die zweckgemäße Stiftungstätigkeit 2014, S. 626-629 zulasten der Begünstigten der Willkür der Handelnden in Stiftung&Sponsoring aussetzen. Umgekehrt wird ein Stiftungsstandort, der auf Büchel, Bernhard: Gemeinnützigkeit nach liechtensteini- „Governance ohne Freiheit“ setzt, keine nachhaltige Perspek- schem Steuergesetz. Voraussetzungen der Steuerbefreiung, tive haben, da die Bereitschaft zur Errichtung von Stiftungen in dieser Ausgabe S. 30-31 unter Einsatz privaten Vermögens umso geringer ist, je weni- Lorenz, Bernhard: Moderne Kontur. Reform des Stiftungs- rechts in Liechtenstein, S&S 6/2007, S. 38-39 ger Einfluss der Errichter auf die künftige Ausgestaltung und Marxer, Peter: Neues aus Liechtenstein. Generalrevision des Tätigkeit „seiner“ Stiftung nehmen kann. Stiftungsrechts, S&S 4/2008, S. 36-37 Ritter, Thomas: Die liechtensteinische Stiftungsaufsichtsbe- Jenseits dieser beiden Extreme gilt es daher, die legitimen hörde. Tragender Pfeiler der Foundation Governance in Liech- Interessen der verschiedenen Stiftungsbeteiligten in Einklang tenstein, in dieser Ausgabe S. 36 Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- zu bringen, des Gemeinwesens, der Begünstigten und ande- stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderaus- rer „Stakeholder“; aber eben auch diejenigen des Stifters. gabe Liechtenstein RS Hierbei sind Freiheit und Governance keine gegensätzlichen Schurr, Francesco A.: Neuer mehrdimensionaler Aufsichts- Begriffe und sie schließen sich nicht aus, sondern gehen im mechanismus. Gemeinnützige Stiftungen im Fürstentum Idealfall eine Symbiose ein und bilden damit die Grundlage Liechtenstein, S&S 5/2010, S. 26-27 für ein modernes Stiftungsverständnis, das Raum schafft für Ungerank, Wilhelm: Gewaltentrennung bei der Aufsicht. Zusammenspiel von Revisionsstelle, Stiftungsaufsicht und die Entfaltung neuer (z.B. unternehmerisch geprägter) Ideen, Gericht, in dieser Ausgabe S. 38-39 ohne jedoch die traditionellen Vorzüge der Rechtsform aus den Augen zu verlieren. Prof. Dr. Dominique Jakob, M.I.L. (Lund), KURZ & KNAPP ist Ordinarius für Privatrecht und Leiter des Zentrums für Stiftungsrecht an der Universität Zürich, er fungiert als Bera- Das liechtensteinische Stiftungsrecht zeigt, dass eine (parti- ter auf dem Gebiet des Stiftungsrechts und der internationalen Vermögens- elle) Einbindung des Stifters im Sinne einer privatautonomen und Nachlassplanung, dominique. Verantwortung für die Ausgestaltung des Kontrollsystems [email protected], www.zentrum-stiftungsrecht.uzh.ch; Dr. Goran Studen, nicht zwangsläufig eine Absenkung des Rechtsschutzniveaus LL.M. (Cambridge), ist Oberassistent und Habilitand an der Universität Zürich sowie im nationalen und internationalen Erbrecht und Stiftungsrecht prak- für die Stiftungsbeteiligten zur Folge hat. Im Gegenteil tizierender Rechtsanwalt in Zürich, [email protected], www.uzh.ch

Sonderausgabe 2015 36 Recht & Steuern

DIE LIECHTENSTEINISCHE STIFTUNGSAUFSICHTSBEHÖRDE Tragender Pfeiler der Foundation Governance in Liechtenstein

von Thomas Ritter, Vaduz

Mit Inkrafttreten der Totalrevision des Stiftungsrechts VON DER REVISIONSSTELLENPFLICHT am 1. April 2009, LGBl. 2008 Nr. 220, wurde neben BEFREITE STIFTUNGEN der Neuordnung der rechtlichen Rahmenbedingun- gen zum materiellen Stiftungsrecht auch eine neue Der Aufsicht der STIFA unterstehen heute insgesamt gut Stiftungsaufsichtsbehörde (kurz: „STIFA“) geschaffen. 1.200 Stiftungen. Rund 170 Stiftungen machen von ihrem Recht Gebrauch, sich von der Pflicht zur Bestellung einer Gemäß § 29 Abs. 1 Stiftungsgesetz (StiG) unterstehen der Revisionsstelle befreien zu lassen. Die Befreiung erfolgt durch Aufsicht der STIFA von Gesetzes wegen alle gemeinnützigen Verfügung der STIFA, hauptsächlich bei geringen Vermögen Stiftungen i.S.d. Art. 107 Abs. 4a i.V.m. Art. 552 § 2 Abs. 2 bis 750.000 CHF. Solche Stiftungen werden von der STIFA Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR). Darüber hinaus regelmäßig direkt vor Ort auf statuten- und gesetzeskonfor- beaufsichtigt die STIFA auch privatnützige Stiftungen hin- me Mittelverwaltung und -verwendung geprüft. sichtlich ihrer Mittelverwaltung und -verwendung, die durch eine Bestimmung der Stiftungsurkunde der STIFA freiwillig KURZ & KNAPP unterstellt sind. Die STIFA gewährleistet ihrem gesetzlichen Auftrag nach die zweckkonforme Verwaltung und Verwen- Die Stiftungsaufsichtsbehörde gewährleistet insbesondere dung des Stiftungsvermögens der ihrer Aufsicht unterstellten bei gemeinnützigen Stiftungen i.S.d. Art. 107 Abs. 4a i.V.m. Stiftungen („Foundation Governance“). Art. 552 § 2 Abs. 2 PGR eine zweckkonforme Mittelverwal- tung und -verwendung („Foundation Governance“). Die DIE AUFSICHTSPRAXIS jährlich einzureichenden Revisionsstellenberichte bilden die Grundlage der Aufsichtstätigkeit. Kleinere Stiftungen haben Jede aufsichtspflichtige Stiftung verfügt gemäß § 27 das Recht, sich von der STIFA direkt prüfen zu lassen. Die StiG über eine qualifizierte und unabhängige Revisi- STIFA leistet mit ihrer Aufsichtstätigkeit einen wesentlichen onsstelle. Die Revisionsstelle wird durch das Fürstliche Beitrag zur Qualitätssicherung und zum erfreulichen Wachs- Landgericht im Außerstreitverfahren bestellt. Die Stif- tum des Philanthropiestandortes Liechtenstein.  tung hat dabei ein Antragsrecht, die STIFA Partei- stellung. Die gerichtlich bestellte Revisionsstelle ist sodann verpflichtet, einmal jährlich an die STIFA zu ZUM THEMA berichten, ob der Stiftungsrat das Vermögen in Über- Jakob, Dominique: Die Liechtensteinische Stiftung. Eine struk- einstimmung mit den Stiftungsdokumenten und dem turelle Darstellung des Stiftungsrechts nach der Totalrevision vom 26. Juni 2008, 2009 Gesetz verwaltet und verwendet hat. Die Prüfung Schauer, Martin (Hrsg.): Kurzkommentar zum liechtensteini- erfolgt anhand einer Richtlinie der Wirtschafts- schen Stiftungsrecht, 2009 prüfervereinigung zur Prüfung gemein- Gasser, Johannes: Liechtensteinisches Stiftungsrecht, Praxis- nütziger aufsichtspflichtiger Stiftungen, kommentar, 2013 die in Zusammenarbeit mit der STIFA im Internet : erstellt wurde. Informationen zur Stiftungsaufsicht, zum Stiftungsrecht und zum Philanthropiestandort Liechtenstein: www.stifa.li in Stiftung&Sponsoring Bei Beanstandungen oder Hinweisen Hof, Hagen: Stifter, Stiftung, Stiftungsaufsicht – Verhaltens- in Bezug auf die Stiftungstätigkeit, und Regelungsspielräume imd ihre Grenzen. Teil 1, S&S 1/2003, strebt die STIFA – soweit opportun S. 21-24; Teil 2, S&S 2/2003, S. 17-21; Teil 3, S&S 3/2003, – eine Klärung bzw. Bereinigung der S. 22-25 Hinweise oder Beanstandungen auf Schönfeld, Heike: Die Staatliche Stiftungsaufsicht – Aufgaben und Selbtsverständnis, S&S 2/2000, S. 6-7 direktem Wege mit dem verantwort- Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- lichen Stiftungsorgan an. Ist eine Bereini- stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderausga- gung der Hinweise bzw. Beanstandungen be Liechtenstein RS auf diesem Wege nicht möglich oder zweck- dienlich, beantragt die STIFA die Anordnung auf- Thomas Ritter, lic. iur., M.B.L.-HSG, ist seit August 2011 sichtsrechtlicher Maßnahmen bei Gericht. Die Anordnung Leiter der Stiftungsaufsichtsbehörde. Zuvor war er über viele Jahre als Head Group Legal & Compliance bei einer aufsichtsrechtlicher Maßnahmen (im Jahre 2014 in 24 Fällen) liechtensteinischen Privatbank tätig, [email protected], erfolgt sodann durch das Fürstliche Landgericht. www.stifa.li.

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GEWALTENTRENNUNG BEI DER AUFSICHT Zusammenspiel von Revisionsstelle, Stiftungsaufsicht und Gericht

von Wilhelm Ungerank, Vaduz

In Liechtenstein errichtete gemeinnützige Stiftungen Ausgenommen davon sind gemeinnützige Stiftungen, denen befinden sich in einem aus der Revisionsstelle der Stif- die STIFA eine Ausnahmegenehmigung erteilt, was v.a. in Fäl- tung, der Stiftungsaufsichtsbehörde und dem Landge- len geringen Vermögens der Fall ist. Zur Ausübung der Funk- richt gebildeten aufsichtsrechtlichen Wirkungsdreieck. tion einer Revisionsstelle sind ausschließlich Wirtschaftsprüfer Eines der zentralen Anliegen der im Jahre 2009 in Kraft und Revisionsgesellschaften sowie natürliche und juristische getretenen Stiftungsrechtsrevision war es, die laufen- Personen mit einer Treuhänderbewilligung befugt. de Kontrolle durch eine Behörde und die Revisionsstel- le mit der Neutralität und Unabhängigkeit des Richters DIE BESTELLUNG DER REVISIONSSTELLE zu vereinen. Ob und wie dies gelungen ist, zeigt die im Folgenden dargestellte Aufsichtspraxis. Die Bestellung der Revisionsstelle erfolgt in Form eines (anfecht- baren) Gerichtsbeschlusses. Die Stiftung kann dem Landgericht DIE EINZELNEN RECHTSAKTEURE zwei Vorschläge für die zu bestellende Revisionsstelle unterbrei- ten. Das Gericht ist an diese Vorschläge jedoch nicht gebun- Beim Fürstlichen Landgericht in Vaduz sind 14 vollamtliche den, wenn auch – im Regelfall – der Präferenz der Stiftung Richter tätig. Die liechtensteinische Landesverfassung garan- nachgekommen wird. Maßgeblich ist, dass die Revisionsstelle tiert ihre Unabhängigkeit. Die von den Richtern autonom von der Stiftung absolut unabhängig ist: Sie darf keinem Stif- beschlossene Geschäftsverteilung weist die sog. außerstrei- tungsorgan angehören, in keinem Arbeitsverhältnis zur Stif- tigen Geschäfte nach dem Personen- und Gesellschaftsrecht tung stehen, keine engen verwandtschaftlichen Beziehungen (PGR) einem der Landrichter zur Erledigung zu. Darunter zu Mitgliedern von Stiftungsorganen haben, nicht Begünstigter fallen auch die dem Landgericht nach dem Stiftungsgesetz der Stiftung sein und i.S.d. europäischen Abschlussprüfer- (StiG; gemeint sind damit die §§ 1 bis 41 des Art 552 PGR) richtlinie (RL 2006/43/EG) keine unmittelbare oder mittelbare zukommenden Kompetenzen („Aufsichtsgericht“). Verfah- finanzielle oder geschäftliche Beziehung, kein Beschäftigungs- rensrechtlich ist das Ausserstreitgesetz (AussStrG) anzuwen- verhältnis und keine sonstige Verbindung zur Stiftung unterhal- den, welches sich auf österreichische Rezeptionsvorlage grün- ten, aus der ein objektiver, verständiger und informierter Dritter det und für welches somit reichhaltige Judikatur und Literatur den Schluss ziehen würde, dass ihre Unabhängigkeit gefährdet aus dem Nachbarland vorliegt, was zu Rechtssicherheit in ist. Das Unabhängigkeitskriterium wird vom Landgericht in verfahrensrechtlichen Fragen führt. Gegen Entscheidungen ständiger Praxis sehr streng ausgelegt. Die zu bestellende des Landgerichtes sind Rechtsmittel an das Obergericht, Revisionsstelle hat ihre Unabhängigkeit durch Abgabe einer an den Obersten Gerichtshof und – im Falle der Verletzung entsprechenden schriftlichen Erklärung zu bestätigen. Zudem verfassungsmäßig gewährleisteter Rechte – an den liechten- ist das Gericht befugt, alle zur Beurteilung der Unabhängigkeit steinischen Staatsgerichtshof als Verfassungsgericht zuläs- zusätzlich erforderlich erscheinenden Auskünfte einzuholen, sig. Sämtliche Gerichte sind zudem befugt, zur Auslegung und zwar auch von Drittpersonen und Behörden. anwendbarer EWR-rechtlicher Bestimmungen (z.B. in Fragen der Kapitalverkehrsfreiheit) beim EFTA-Gerichtshof in Luxem- Der STIFA kommt im Verfahren zur Bestellung einer Revisions- burg eine bindende Vorabentscheidung einzuholen. stelle Parteistellung zu und sie kann etwa gegen eine gericht- liche Entscheidung, mit welcher eine Revisionsstelle bestellt Die Stiftungsaufsichtsbehörde (STIFA) ist organisatorisch eine würde, deren Unabhängigkeit zweifelhaft ist, Rekurs an das Abteilung des Amtes für Justiz, einer dem Ministerium für Obergericht erheben. Stiftung und vorgeschlagene Revisions- Justiz zugeordneten Amtsstelle. Gegen behördliche Entschei- stelle haben keine Möglichkeit, eine derartige Rechtsmittel- dungen der STIFA sind Rechtsmittel an die unabhängige erhebung zu verhindern. Werden gegen die Bestellung einer Beschwerdekommission für Verwaltungsangelegenheiten, an Revisionsstelle keine Rechtsmittel erhoben, so erwächst dieser den Verwaltungsgerichtshof und auch an den liechtenstei- Beschluss binnen vier Wochen ab Zustellung in Rechtskraft, nischen Staatsgerichtshof zulässig. Die STIFA ist in allen worauf die Revisionsstelle bei der entsprechenden Stiftung gerichtlichen Aufsichtsverfahren, die gemeinnützige Stiftun- ins öffentlich zugängliche Handelsregister eingetragen wird. gen betreffen, Amtspartei. Sie ist zur Antragstellung befugt, hat ein Anhörungs- und Beweisantragsrecht und kann gegen Um eine Revisionsstelle ihres Amtes zu entheben, ist wieder- gerichtliche Entscheidungen Rechtsmittel ergreifen. um ein begründeter Gerichtsbeschluss erforderlich, da es zu verhindern gilt, dass eine Stiftung eine gründlich prüfende Für jede in Liechtenstein errichtete gemeinnützige Stiftung ist und damit möglicherweise als lästig empfundene Revisions- vom Landgericht zwingend eine Revisionsstelle zu bestellen. stelle „einfach so“ loswerden kann.

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LAUFENDE AUFSICHT UND REAKTIONSMÖGLICHKEITEN ƒƒ Erstattung einer Strafanzeige an die Staatsanwalt- schaft. Die Revisionsstelle hat einmal jährlich zu überprüfen, ob das Stiftungsvermögen den Stiftungszwecken gemäß verwaltet Ergebnis dieser Maßnahmen kann jeweils sein, dass die Stif- und verwendet wird, und darüber der STIFA binnen neun tungsräte nicht mehr als zuverlässig angesehen werden, wor- Monaten nach Abschluss des Geschäftsjahres schriftlich auf sie vom Aufsichtsgericht mittels Beschluss zu entheben Bericht zu erstatten. Enthält der Bericht Beanstandungen, so sind. In gravierenden Fällen, etwa wenn der Verdacht einer kann die STIFA entweder im eigenen Wirkungsbereich Abhilfe strafbaren Handlung besteht, können die Stiftungsräte vom schaffen, etwa indem sie von der Revisionsstelle und/oder von Aufsichtsgericht mit sofortiger Wirksamkeit abberufen wer- der Stiftung weitere Informationen einholt, Fristen zur (wei- den. Sie werden umgehend durch neutrale Stiftungsräte, die teren) Berichterstattung setzt oder ihre begründete Rechts- vom Richter ausgewählt werden, ersetzt, sodass die Stiftung meinung mitteilt. Dies wird dann der Fall sein, wenn es sich jedenfalls handlungsfähig bleibt. um geringfügige Beanstandungen handelt oder mutmaßliche Irrtümer vorliegen. Kann die STIFA im eigenen Wirkungsbe- UND WIE KOMMEN DIE BEGÜNSTIGTEN reich keine Abhilfe schaffen oder liegt keine geringfügige ZU IHREM RECHT? Beanstandung vor, so kann sie z.B. folgende Maßnahmen beim Aufsichtsgericht beantragen: Die STIFA ist verpflichtet, allen Missstandsvorwürfen, die an sie herangetragen werden, nachzugehen. Begünstigte einer ƒƒ Die Revisionsstelle erstattet den Bericht ohne Angabe gemeinnützigen Stiftung können aber auch direkt den Richter von Gründen nicht fristgerecht. anrufen, der dann sämtliche oben aufgeführte Maßnahmen ergreifen kann. Auch diesem Aufsichtsverfahren ist die STIFA Mögliche Maßnahme: kurze gerichtliche Fristsetzung zwingend beizuziehen. gegenüber der Revisionsstelle. Im Falle der neuerlichen Fristversäumnis Enthebung der Revisionsstelle mittels KURZ & KNAPP Gerichtsbeschluss und Erstattung einer Sachverhaltsmit- teilung an die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA), in Das Zusammenwirken, aber auch die wechselseitige Kontrolle welcher auf die Unzuverlässigkeit der Revisionsstelle hin- von Revisionsstelle, STIFA und Aufsichtsgericht haben sich in gewiesen und wodurch die Zulassung der Revisionsstelle der Praxis bewährt. Die gemeinnützige Stiftung wird nicht in Frage gestellt wird. durch bürokratische Hemmnisse eingeschränkt. Zugleich kön- nen tatsächliche Missstände aufgedeckt und kann adäquat ƒƒ Die Revisionsstelle erstattet den Bericht nicht oder nicht reagiert werden. Der unabhängige Richter, der in die laufende fristgerecht, da ihr die Stiftung die notwendigen Unter- Kontrolle nicht eingebunden ist, verfügt über ein ausgewoge- lagen vorenthält. nes und wirksames Reaktionsinstrumentarium; nur er kann gravierende Maßnahmen aussprechen.  Mögliche Maßnahme: kurze gerichtliche Fristsetzung gegenüber der Stiftung. Im Falle der neuerlichen Untä- tigkeit der Stiftung Enthebung des Stiftungsrates mittels Gerichtsbeschluss und Erstattung einer Sachverhaltsmit- ZUM THEMA teilung an die FMA, in welcher auf die Unzuverlässigkeit Ungerank, Wilhelm: Aktuelle Rechtsprechung zum Stiftungs- der Stiftungsräte (sofern es sich dabei um Personen mit recht, in: Schurr, Francesco A. (Hrsg.): Tagungsbände zu den einer Treuhänderbewilligung handelt) hingewiesen und liechtensteinischen Stiftungsrechtstagungen 2011, S. 27-43; wodurch die Zulassung der Treuhänder in Frage gestellt 2012, S. 1-21; 2013, S. 15-27 und 2014 (erscheint im Laufe wird. des Jahres 2015) im Internet : ƒƒ Im Bericht der Revisionsstelle wird darauf hingewie- Handelsregister: www.firmenindex.llv.li sen, dass das Stiftungsvermögen nicht seinen Zwecken in Stiftung&Sponsoring Ritter, Thomas: Die liechtensteinische Stiftungsaufsichtsbe- gemäß verwaltet und verwendet wird. hörde. Tragender Pfeiler der Foundation Governance in Liech- tenstein, in dieser Ausgabe S. 36 Abgestufte Maßnahmen (können auch kumuliert wer- Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- den): stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderaus- gabe Liechtenstein RS Schurr, Francesco A.: Neuer mehrdimensionaler Aufsichts- ƒƒ Aufforderung an die Stiftungsräte, sich binnen einer mechanismus. Gemeinnützige Stiftungen im Fürstentum gerichtlich festzusetzenden (kurzen) Frist schriftlich Liechtenstein, S&S 5/2010, S. 26-27 zu rechtfertigen, oder

ƒƒ Einvernahme der Stiftungsräte oder des Revisors im Dr. Wilhelm Ungerank, LL.M., war jahrelang als Fürstlicher Rahmen einer öffentlichen (oder nicht-öffentlichen) Landrichter für die außerstreitigen Angelegenheiten nach Verhandlung oder dem PGR („Aufsichtsgericht“) zuständig und ist nunmehr Richter am Fürstlichen Obergericht in Vaduz, wilhelm. ƒƒ Anordnung einer Sonderprüfung durch gerichtlich [email protected], www.gerichte.li bestellte Sachverständige bei der Stiftung oder

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PRIVILEGIERTE HAFTUNG FÜR VERWALTUNGSORGANE Die Kodifizierung der Business Judgment Rule als Haftungsmaßstab

von Johannes Gasser, Vaduz

Der liechtensteinische Gesetzgeber nahm im Zuge der wicht zwischen der Vermeidung unverhältnismäßiger Risiken Stiftungsrechtsrevision im Jahre 2009 die Gelegenheit und dem Ergreifen möglicher Chancen anstreben. wahr, die Sorgfaltspflichten der Organe von Verbands- personen neu zu regeln. Dabei wurde in Art. 182 Des Weiteren liegt der BJR auch die Überlegung zugrunde, dass Abs. 2 Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) die aus Geschäftsentscheide nur deshalb mit Zurückhaltung von den dem US-amerikanischen Gesellschaftsrecht stammen- Gerichten überprüft werden sollen, weil Richter im Regelfall de Business Judgment Rule (BJR) kodifiziert. weniger geeignet sein werden, Geschäftsentscheide zu treffen, als die für diese Aufgaben auserkorenen Verwaltungsorgane. Die BJR beschreibt die Voraussetzungen, unter denen ein Verwaltungsorgan bei einer fehlerhaften Entscheidung von DIE BUSINESS JUDGMENT RULE IM EINZELNEN der persönlichen Haftung befreit ist. Obwohl anlässlich der Stiftungsrechtsreform eingeführt, gilt die BJR nicht nur für Der liechtensteinische Gesetzgeber hat sich mit der Kodifi- Stiftungen, sondern ganz allgemein für Verwaltungsorgane zierung in Art. 182 Abs. 2 PGR bewusst zur BJR bekannt. Sie aller Verbandspersonen, also z.B. auch für Verwaltungsräte bestimmt, dass ein Mitglied der Verwaltung im Einklang mit von Aktiengesellschaften und Anstalten. Die liechtensteini- den Grundsätzen einer sorgfältigen Geschäftsführung und schen Gerichte wenden die BJR aber auch auf Treuhänder Vertretung handelt, wenn es sich bei seiner unternehmeri- einer liechtensteinischen Treuhänderschaft an. schen Entscheidung nicht von sachfremden Interessen leiten ließ und vernünftigerweise annehmen durfte, auf der Grund- GRUNDGEDANKE lage angemessener Informationen zum Wohle der Verbands- person zu handeln. Damit hängen die Anwendbarkeit der BJR Hinter der von der US-amerikanischen Rechtsprechung ent- und das damit verbundene Haftungsprivileg von folgenden wickelten BJR steht v.a. der Gedanke, dass die Geschäfts- vier Voraussetzungen ab: führung nicht der Gefahr einer ständigen Nachprüfung ihrer unternehmerischen Entscheidung durch die Gerichte VORLIEGEN EINER UNTERNEHMERISCHEN ENTSCHEIDUNG ausgesetzt werden darf. Denn würde eine Rechtsordnung jeden unternehmerischen Misserfolg im Nachhinein als Sorg- Die BJR findet nur Anwendung bei unternehmerischen Ent- faltspflichtverstoß sanktionieren, bestünde die Gefahr, dass scheidungen („business judgments“). Der Stiftungs- bzw. Verwaltungsorgane nur zögerlich, zu spät oder gar keine Verwaltungsrat muss im konkreten Fall über einen Ermessens- Entscheidungen fällen. Dies würde aber wiederum jedem spielraum („judgment“!) verfügen. Kein „business judgment“ modernen Verständnis der Notwendigkeit von wirtschaft- liegt deshalb vor, wenn eine Entscheidung gegen Gesetz, Sta- lichen Risiken, ohne die Erfolg und Prosperität undenkbar tut oder Reglemente verstößt, da in diesen Fällen kein Ermes- sind, widersprechen. Damit das Risiko einer Haftung nicht zu sensspielraum besteht. So ist beispielsweise die Entscheidung, einer solchen Lähmung der unternehmerischen Initiative der das gesamte Stiftungsvermögen an die Begünstigten auszu- Geschäftsführung führt, die nicht nur für die Gesellschaft und schütten, dann nicht von der BJR gedeckt, wenn dadurch die Teilhaber, sondern letztlich auch für die Volkswirtschaft Ansprüche von Gläubigern der Stiftung geschmälert werden. insgesamt von Nachteil wäre, wurde die BJR entwickelt. Denn eine derartige voreilige Vermögensausschüttung würde Wurden bei der Fällung eines Entscheids die Voraussetzun- gegen die gesetzlich verankerte Pflicht des Stiftungsrats zur gen der BJR eingehalten, haften die Handlungsorgane auch Kapitalerhaltung verstoßen. dann nicht, wenn sich ihre Einschätzungen und Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen und der Entscheid Ebenfalls nicht in der haftungsfreien Zone befindet sich, wer einen Schaden für die Gesellschaft bewirkt hat. Stiftungsvermögen statutenwidrig anlegt; sind hochriskante Investitionen von den Statuten ausdrücklich verboten, ist der Damit schafft die BJR eine haftungsfreie Zone, in der die Stiftungsrat nicht von der persönlichen Haftung befreit, wenn Geschäftsführungsorgane frei von jedem Haftungsrisiko ihren daraus Verluste entstehen. Rechten und Pflichten nachgehen können. Diese Zone wird der amerikanischen Terminologie folgend auch als „sicherer Der Begriff „unternehmerisch“ ist weit auszulegen und Hafen“ („safe harbor“) bezeichnet. Die Gewährung eines sol- umfasst jegliche Entscheidung des Stiftungs- oder Verwal- chen sicheren Hafens soll jedoch keineswegs unvernünftiges tungsrates, die sich auf die Mittelverwaltung oder -ver- oder verantwortungsloses Handeln schützen, sondern viel- wendung bezieht. So ist insbesondere die Bestimmung der mehr dazu beitragen, dass Verwaltungsorgane ein Gleichge- Begünstigten oder die Festlegung der Art und Höhe der

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Ausschüttungen durch den Stiftungsrat in Ausübung seines von ihnen vorgenommenen Handlungen im besten Interesse statutarischen Ermessens als unternehmerische Entscheidung der Verbandspersonen seien. Wenn hingegen durch eine Ent- i.S.d. BJR zu werten. scheidung, für die es überhaupt keinen vernünftigen Grund zu geben scheint, oder die sonst unvertretbar oder grob KEINE INTERESSENKOLLISION verantwortungslos war, der Verbandsperson ein Schaden entsteht, können sich die verantwortlichen Handlungsorgane Der Stiftungs- bzw. Verwaltungsrat darf sich bei seiner nicht auf die BJR berufen. unternehmerischen Entscheidung „nicht von sachfrem- den Interessen leiten“ lassen, d.h., er muss ausschließ- ENTSCHEIDUNG AUF GRUNDLAGE lich im Interesse der Verbandsperson handeln und sowohl ANGEMESSENER INFORMATION seine eigenen, als auch die Interessen anderer Personen zurückstellen. So ist etwa auch ein Stiftungsrat, der zwar Der Stiftungs- bzw. Verwaltungsrat hat sich im Voraus über die nicht sich selbst, aber Dritte, die nicht Begünstigte sind, mit Grundlagen seiner Entscheidung angemessen zu informieren der Unternehmensentscheidung begünstigen will, befangen und diese erst nach Abwägung aller Sach- und Rechtsfragen und lässt sich von sachfremden Interessen leiten. und eingehender Erörterung derselben zu treffen. Je nach Art und Gewicht der Entscheidung sind vorher Erkundigungen HANDELN NACH TREU UND GLAUBEN einzuholen und allenfalls auch Fachberater (Sachverständige, ZUM WOHLE DER VERBANDSPERSON Rechtsanwälte, Finanzexperten etc.) beizuziehen.

Ein Verwaltungsorgan befindet sich nur dann im „sicheren KURZ & KNAPP Hafen“, wenn es „vernünftigerweise annehmen durfte, zum Wohle der Verbandsperson zu handeln“. Da der Begriff „ver- Die BJR schafft eine haftungsfreie Zone, in der sich die Verwal- nünftigerweise“ dem liechtensteinischen Recht völlig fremd tungsorgane einer Verbandsperson jeder Sorge der persönli- ist, wird er in der Praxis mit dem wichtigen Rechtsgrundsatz chen Haftung entledigen, frei bewegen und entfalten sowie von Treu und Glauben gleichgesetzt. Danach haben die Orga- ihren Rechten und Pflichten ungestört nachgehen können. ne die Geschäfte im aufrechten Glauben zu führen, dass die Bewegt sich ein Stiftungs- oder Verwaltungsrat darin, haftet er für eine fehlerhafte Entscheidung nicht persönlich. Ein Richter wird nur prüfen, ob seine Entscheidung wohl vorbe- reitet, plausibel begründet und i.S.d. allgemeinen Grundsat- zes von Treu und Glauben vertretbar, verantwortungsbewusst, vernünftig und zum Wohle der Verbandsperson war. 

ZUM THEMA Gasser, Johannes: Neue Pflichten und Gestaltungsmöglich- keiten des Stiftungsrats, in: Hochschule Liechtenstein, Institut für Finanzdienstleistungen (Hrsg.): Das neue liechtensteini- sche Stiftungsrecht, 2008, S. 155-189 Gasser, Johannes: Liechtensteinisches Stiftungsrecht. Praxis- kommentar, 2013 in Stiftung&Sponsoring Elmenhorst, Lucas / Decker, Pascal: Unruhige Zeiten für Gremienmitglieder? Zur Haftung von Kuratoriumsmitgliedern für pflichtwidriges Handeln eines Stiftungsvorstands, S&S 3/2014, S. 32-33 Peiniger, Gunhild: D&O Versicherung. Fallstricke bei Versi- chererwechsel, S&S 6/2011, S. 32-33 Schiffer, K. Jan / Pruns, Matthias: Ein guter Tag für alle, die sich ehrenamtlich engagieren? Das Gesetz zur Haftungsbe- grenzung für Vereinsvorstände, S&S 4/2009, S. 38-39 Schurr, Francesco A.: Gemeinnützige Stiftungen in Liechten- stein. Tradition und aktuelle Entwicklungen, S&S-Sonderaus- gabe Liechtenstein RS Stolte, Stefan: Grundlagen der Stiftungspraxis: Haftung von Stiftungsorganen, S&S 2/2014, S. 34 Werner, Rüdiger: Revision zugelassen. Zur Insolvenzhaftung des Stiftungsvorstands, S&S 1/2010, S. 46-47

Dr. Johannes Gasser, LL.M., ist Rechtsanwalt und Partner im Advokaturbüro Batliner Gasser Rechtsanwälte, gasser@ batlinergasser.com, www.batlinergasser.com

Abb.: BJR-Prüfschema bei einer Fehlentscheidung des Stiftungsrates

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Gerichtsentscheidungen stellerin die Abänderung des Beistatuts 2,5 % pro Jahr würde die Stiftung derzeit dahingehend, dass die im Beistatut vorge- rund 22.500 € erwirtschaften, wovon nach sehene „Sperrfrist“ (bis 31.12.2034) ebenso Abzug durchschnittlicher Verwaltungskos- Unzulässigkeit einer Selbstzweckstif- ersatzlos aufgehoben werde wie sonstige ten i.H.v. rund 6.500 € ein Betrag von tung, Fürstliches Landgericht, Beschluss Bestimmungen des Beistatuts, die von der 16.000 € verbleiben würde, von dem 75 %, vom 5.8.2011, GZ 05.HG.2010.611-22 „Sperrfrist“ betroffen seien. Inhaltlich ver- das sind 12.000 €, ausgeschüttet werden trat die Antragstellerin den Standpunkt, könnten. Wird der Betrag von 16.000 € Die Errichtung einer sog. Selbstzweck- dass eine Bestimmung in den Stiftungsdo- jedoch jährlich dem Kapital zugeschlagen, stiftung, d.h. einer Stiftung, deren Zweck kumenten, die eine dauernde Thesaurie- so wird sich das Stiftungsvermögen bis zum ausschließlich in der Verwaltung ihres rung von Vermögenswerten einer gemein- Jahr 2035 auf rund 1,3 Mio. € erhöht haben, eigenen Vermögens und somit in der nützigen Stiftung – oder auch eine über was bei einer Performance von 2,5 % zu Aufrechterhaltung ihrer eigenen Exis- Jahrzehnte dauernde Blockade im Bereich einem jährlichen Ertrag von 32.500 € führt, tenz besteht, ist unzulässig. Zulässig ist der Mittelverwendung – vorsehe, mit den wovon bei Abzug von rund 6.500 € für jedoch die Thesaurierung der Erträgnis- Grundsätzen des Stiftungsrechts nicht ver- Verwaltungskosten ein Betrag von 26.000 € se für einen bestimmten Zeitraum, wenn einbar sei. verbleiben wird, wovon 19.500 € ausge- es dadurch der Stiftung voraussichtlich schüttet werden können (also ca. ein Drit- ermöglicht wird, auf Dauer höhere Aus- Die Antragsgegnerin beantragte, den Antrag tel mehr als derzeit ausgeschüttet werden schüttungen vorzunehmen. der STIFA kostenpflichtig abzuweisen und könnte). Die „Sperrfrist“ ist somit durchaus wendete zusammengefasst ein, dass sie die sinnvoll und führt jedenfalls nicht zu einer Die Stiftungsaufsichtsbehörde als Ver- Vermögenswerte nicht dauerhaft thesaurie- dauerhaften Thesaurierung der Erträge. fahrenspartei ist nur dann zum Kos- re. Die Aufschiebung des Zeitpunktes der Damit erweist sich das Begehren der STIFA tenersatz zu verpflichten, wenn sie variablen Ausschüttungen mache in wirt- als unberechtigt, weshalb deren Antrag aussichtslose oder offenbar mutwillige schaftlicher Hinsicht Sinn, da ihr Vermögen abzuweisen war. Anträge stellt. eher gering sei. Es könne nach ihrem Zweck lediglich der Reinertrag des Vermögens für Zur Kostenentscheidung: Die STIFA trifft Die im Handelsregister eingetragene Ausschüttungen herangezogen werden, keine Kostenersatzpflicht. Voraussetzung Antragsgegnerin ist eine gemeinnützige weshalb bis 31.12.2034 ein entsprechender wäre nämlich, dass sie gegenüber der Stiftung nach liechtensteinischem Recht Vermögenszuwachs (und damit ein höherer Antragsgegnerin „entgegengesetzte“ Inter- mit Sitz in Vaduz, deren Zweck nach Arti- ausschüttungsfähiger Reinertrag) zu erwar- essen i.S.d. Art. 78 Abs. 2 AussStrG verfolgt kel 3 der Statuten vom 5.7.1990 in der ten sei. Ihr Stiftungszweck sei keineswegs hätte. Dies ist jedoch nicht der Fall, vertrat Verwaltung des Stiftungsvermögens und unerreichbar, unerlaubt oder vernunftwidrig doch die STIFA mit durchaus beachtlichen dessen Erträgen und in der Verwendung geworden. Argumenten die Auffassung, dass die von des Reinertrages, der durch diese Verwal- ihr beantragte Abänderung der Beistatuten tung realisiert wurde, zur Unterstützung Das Landgericht stellte, soweit hier maßgeb- „im Interesse“ der Antragsgegnerin wäre. und Förderung der Ausbildung derjenigen lich, fest, dass die Antragsgegnerin ein Ver- Kostenersatz könnte der Antragsgegnerin Personen (Begünstigte), die der Stiftungs- mögen von rund 900.000 € aufweist, seit lediglich dann zugesprochen werden, würde beirat bezeichnet, besteht. Nach einem vom dem Jahre 2006 eine Performance von jähr- die STIFA aussichtslose oder offenbar mut- Stiftungsrat im Mai 2004 entsprechend dem lich jeweils mehr als 2,5 % erzielte und in willige Anträge stellen. Die Gerichtsgebüh- Willen des (nunmehr verstorbenen) Stifters den Jahren 2007 bis 2009 jährlich zwischen ren (Eingabengebühr und Entscheidungsge- erlassenen Beistatut werden die Nettoerträ- 5.500 und 7.000 € für die Verwaltung der bühr) verbleiben beim Land (Art. 10b GGG). ge vom investierten Kapital sofort in Kapital Stiftung (Verwaltungskosten i.e.S., Abgaben umgewandelt und investiert, wobei bis zum und Steuern) aufwendete. Anmerkung: Dem Aufsichtsgericht 31.12.2034 keine auch wie immer gearte- kommt gemäß § 33 Abs. 1 StiG die Kom- ten Ausschüttungen, und zwar weder vom Den Antrag der STIFA wies es mit folgender petenz zu, bei gemeinnützigen Stiftungen Stiftungsvermögen noch von den Erträgen, Begründung ab: Mit der Antragstellerin den Zweck zu ändern, wenn dieser uner- vorgenommen werden dürfen. Ab dem Jahr ist davon auszugehen, dass gemäß § 1 reichbar, unerlaubt oder vernunftwidrig 2035 legt der Stiftungsrat am Anfang eines Abs. 1 StiG (Art. 552 § 1 PGR) ein Stiftungs- geworden ist oder sich die Verhältnisse so jeden Kalenderjahres ein Viertel der im vor- zweck, der in der dauernden Thesaurierung geändert haben, dass der Zweck eine ganz angegangenen Jahr erzielten Nettoerträge von Erträgen bestehen würde, tatsächlich andere Bedeutung erhalten hat, so dass die beiseite, um diese in Kapital umzuwan- unzulässig wäre. Dies ist hier jedoch nicht Stiftung dem Willen des Stifters entfremdet deln und zu investieren, und verteilt die der Fall. Die noch rund 25 Jahre dauernde ist. Beim hier gegenständlichen Sachverhalt restlichen drei Viertel des Reingewinns an Thesaurierung der Erträge macht – i.S.d. war es ausdrücklicher Wille des Stifters die Begünstigen, das sind Studenten oder Ausführungen der Antragsgegnerin – Sinn, gewesen, für einen Zeitraum von 30 Jahren Personen in einer höheren Ausbildung an wenn man bedenkt, dass die Antragsgegne- keine Ausschüttungen vorzunehmen, um einem öffentlich anerkannten College oder rin ab dem Jahre 2035 75 % der Reinerträge dadurch das Stiftungsvermögen zu erhö- an einer öffentlich anerkannten Universität. ausschütten wird und die Anhäufung von hen, und nach Ablauf dieser Frist, und zwar Kapitalien bis dahin zu einer beträchtlichen dann auf Dauer, höhere Ausschüttungen Mit Antrag vom 23.9.2010 begehrte die Stif- Erhöhung der Ausschüttungen führen wird. vornehmen zu können. Somit konnte von tungsaufsichtsbehörde (STIFA) als Antrag- Bei einer angenommenen Performance von einer maßgeblichen Änderung der Umstän-

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de bzw. einer Entfremdung nicht die Rede wie sie etwa im Sachenrecht (Nutznießung legungen (Risiko möglicher Kostenfälligkeit) sein. Aber auch eine Selbstzweckstiftung gemäß Art. 220 Abs. 2 SR oder selbständi- behindert werden. Allerdings werden auch (die gerichtliche Änderungskompetenz ges Baurecht gemäß Art. 251k SR) oder im die Gerichtskosten in einem derartigen Fall ergibt sich hier aus § 34 StiG) lag nicht vor, Falle von Verschollenheit (§ 7 Abs. 2 und § nicht der Stiftung auferlegt, sondern vom wurde doch keine dauerhafte Thesaurie- 10 Abs. 1 SchlTPGR) vorgesehen sind. Jeg- Land getragen. rung, sondern bloß die Vermehrung des liche darüberhinausgehende Thesaurierung Vermögens für einen bestimmten Zeitraum (ohne Ausschüttungen vorzunehmen) wäre Erlauben Sie uns an dieser Stelle den angestrebt. Die Dauer der „Sperrfrist“ von mit dem Verbot von Selbstzweckstiftungen Hinweis, dass wir diese Rubrik mit gro- ursprünglich 30 und restlich 25 Jahren wohl nicht vereinbar. ßer Sorgfalt erstellen, sie aber nur einen wurde im Verhältnis zu der damit realisti- grundlegenden Hinweis auf die aktuelle scher Weise erzielbaren Vermehrung des Letztlich ist diese Entscheidung auch noch Rechtsprechung geben kann. Sie kann Vermögens (und damit dauerhaften Erfül- deshalb von Bedeutung, weil sie klarstellt, eine individuelle Rechtsberatung nicht lung des Stiftungszwecks) als angemessen dass die Stiftungsaufsichtsbehörde nur dann ersetzen. Eine Haftung kann daher, trotz angesehen. Ob viel längere Fristen zulässig kostenfällig werden soll, wenn sie offen- sorgfältiger Bearbeitung, nicht übernom- wären, war nicht zu beurteilen. Man würde bar mutwillige oder aussichtslose Anträge men werden. sich dabei an anderen (langen) gesetzlichen stellt, was hier selbstredend nicht der Fall Fristen zu orientieren haben z.B. an der war. Damit soll die Stiftungsaufsichtsbe- Abkürzungen sind erklärt unter www.stiftung-sponsoring.de/top/ längsten Verjährungsfrist von 40 Jahren hörde in die Lage versetzt werden, die an : service.html (§ 1485 ABGB), an der Höchstdauer von sie herangetragenen Sachverhalte objektiv

Konzessionen von 50 Jahren (Art. 6 Rohrlei- prüfen und ggf. entsprechende Anträge Für Sie recherchiert von Dr. tungsG bzw. Art. 5 Abs. 4 EisenbahnG) oder bei Gericht stellen zu können, und nicht Wilhelm Ungerank, Fürstlicher an der urheberrechtlichen Schutzdauer von die mögliche eigene Kostenfälligkeit mit- Landrichter und Präsident der FMA-Beschwerdekommission, 50 oder 70 Jahren (Art. 44 URG). Absolute berücksichtigen zu müssen. Eine wirksame Vaduz, wilhelm.ungerank@ Höchstfrist werden wohl 100 Jahre sein, Aufsicht darf nicht durch sachfremde Über- lg.llv.li, www.gerichte.li

Bücher & Aufsätze

Das Fürstentum Liechtenstein – Philanthropie-Hub im Stiftungsbereich auf. So hält etwa die Schweizer Familienstiftung Herzen Europas derzeit meist nur unbefriedigende Lösungsansätze zur Strukturierung von Familienvermögen bereit, weshalb sich auch die Frage nach mög- Wer sich philanthropisch betätigen möchte oder nach Möglichkei- lichen Alternativen stellt. ten für die Strukturierung von Familienvermögen sucht, findet im Fürstentum Liechtenstein beste Voraussetzungen vor. Der Kleinstaat Folglich ist es nicht verwunderlich, dass über 180 nationale und inter- kann nicht nur mit einer einzigartigen geographischen Lage im Her- nationale Experten, Wissenschaftler und Praktiker der Einladung von zen Europas punkten, sondern auch mit unvergleichlicher politischer Dominique Jakob [in dieser Ausgabe S. 34 f.] gefolgt sind und sich Stabilität. Die liechtensteinische Rechtsordnung bietet neben einem beim 3. Zürcher Stiftungsrechtstag am 13.6.2014 [hierzu S&S 4/2014, modernen Stiftungsrecht, das vor fünf Jahren einer Totalrevision S. 52] dem Thema „Stiftung und Familie“ gewidmet haben. Aus den unterzogen wurde, auch die Möglichkeit, Trusts nach angelsächsi- Vorträgen und Diskussionen ist ein durchwegs gelungener und lesens- schem Vorbild zu errichten. Neben dem liberal gestalteten und einzig- werter Tagungsband entstanden, der dem Leser einen Überblick über artigen Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) hat auch die Nähe zur aktuelle Entwicklungen und Trends im Schweizerischen Stif- Schweiz essenziell zum Erfolg Liechtensteins als anerkannter Standort tungssektor bietet und auch einen Blick in die Stiftungslandschaft für Vermögensstrukturen beigetragen. Die gegenseitige „Befruch- des benachbarten Auslands wirft. tung“ der beiden Rechtsordnungen kommt auch in den Beiträgen des Tagungsbandes zum 3. Zürcher Stiftungsrechtstag zum Ausdruck. Mittels Darstellung der sozioökonomischen und empirischen Grund- lagen wird der Leser in die Thematik eingeführt. Gerhard Schwarz Stiftung und Familie beleuchtet in diesem Zusammenhang das Spannungsfeld zwischen Die generationenübergreifende Strukturierung und der Erhalt von Privateigentum als liberales Grundprinzip und den aktuellen Familienvermögen ist ein Thema von fortwährender Aktualität [vgl. Forderungen nach Umverteilung und ruft zu „weniger Neid und u.a. Schindler, S&S 1/2014, S. 22 f.; Schiffer/Pruns, S&S RS 5/2011; mehr Bescheidenheit“ auf. Georg v. Schnurbein [zuletzt in S&S RS Fritsch/Kilian, S&S RS 3/2008; zu weiterer Literatur u.a. S&S 2/2014, S. 5/2010] schließt mit Zahlen, Fakten und Trends im schweizerischen 44 ff.]. Unvorbereitete Übergaben an die nachfolgenden Generationen Philanthropiesektor an und hält fest, dass das Stiftungswesen in der sollen möglichst vermieden werden, was eine proaktive und umsich- Schweiz [vgl. S&S 4/2008 zum Schwerpunkt Schweiz] floriert, sich tige Nachfolgeplanung erforderlich macht. Neben der Vermögens- aber Anzeichen einer Konsolidierung von Stiftungen mehren. und Nachfolgeplanung nehmen vermehrt familiäre Strategien, Werte, Integration, Verantwortung, Nachhaltigkeit und Governance [Schlecht/ Der erste Themenblock mit dem Schwerpunkt auf dem Zusammen- Schlecht/Mecking, SS&S 1/2014, S. 24 f.] einen wichtigen Stellenwert spiel von „Familie und Philanthropie“ wird durch den Aufsatz von Tina in der Nachfolgegestaltung ein. Dies erhöht die Anforderungen an die Wüstemann eingeleitet. Die Autorin beschreibt die rechtlichen Heraus- Vehikel zur Planung der Nachfolge und wirft neue Problemfelder im forderungen und Chancen der Familienpartizipation bei gemeinnüt-

Sonderausgabe 2015 44 Bücher & Aufsätze

zigen Stiftungen. In diesem Zusammenhang werden unter anderem Jakob, Dominique (Hrsg.): Stiftung und Familie (Schriften zum Aspekte des Ehegüter-, Erb- und Steuerrechts sowie Problemstellun- Stiftungsrecht 5), Basel (Helbing Lichtenhahn) 2014 (156 S.) gen im internationalen Kontext diskutiert. Das Thema der Corporate 65,45 € (ISBN 978-3-7190-3578-5) Social Responsibility in Familienunternehmen [schon Backhaus- Maul/Braun, S&S RS 5/2007; Doktor, S&S 2/2012, S. 26 f.] steht im Praxiskommentar zum liechtensteinischen Stiftungsrecht Fokus des Beitrags von Lukas Richterich, welcher festhält, dass Profit Der neue Kommentar zum liechtensteinischen Stiftungsrecht [vgl. alleine keine Überlebensgarantie mehr ist. Den Abschluss des Themen- schon S&S 6/2014, S. 47 f.] arbeitet über 300 teilweise unver- blocks bildet der englischsprachige Beitrag von Etienne Eichenberger, öffentlichte Entscheidungen liechtensteinischer und auslän- Maurice Machenbaum und Brigitte Sion, welcher sich mit der Profes- discher Höchstgerichte systematisch auf und ist daher für Stifter, sionalisierung der Philanthropie in Familien beschäftigt. Begünstigte, Stiftungsräte und für alle mit Stiftungsrecht konfron- tierten Berufsträger ein sehr hilfreiches Werk. Dem Autor ist es mit Der zweite Themenblock, der sich Familienstiftungen und möglichen diesem Werk vollends gelungen, der Praxis die erforderliche Stütze bei Alternativen widmet, wird mit einem Beitrag von Dominique Jakob der Lösung komplexer Probleme zu geben. Gasser [in dieser Ausgabe eingeleitet. Nach einführenden Worten zu den Grundparametern der S. 40 f.] schöpft dabei nicht nur aus seinen bisherigen Publikationen, Schweizer Stiftung und deren Einordnung in Europa geht der Autor in denen er bereits wissenschaftlich fundiert zahlreiche Probleme des auf die abgeschriebene Motion Luginbühl und die momentanen Gesellschafts- und Stiftungsrechts beleuchtet und gelöst hat, sondern Problemfelder der Schweizer Familienstiftung ein. Er beschränkt sich auch aus seiner praktischen Erfahrung als liechtensteinischer und nicht nur darauf, das Bedürfnis nach Veränderungen in diesem Bereich österreichischer Rechtsanwalt. Der Autor stellt die abweichenden hervorzuheben, sondern hält Lösungsansätze bereit, welche von der Rechtslagen für alt- und neurechtliche Stiftungen von der Urfassung liberaleren Auslegung des Art. 335 ZGB bis zur Schaffung eines neuen 1926 bis zur Stiftungsrechtsnovelle 2008 klar und verständlich gegen- Rechtsinstituts reichen und dem Leser als Gedanken- und Diskussions- über. Die Kommentierung jedes Paragraphen enthält Hinweise auf die grundlage dienen. Jakob hebt in seinem Beitrag eindrücklich hervor, bislang erschienene Literatur. Dem Leser wird so der Zugang zu den warum das Credo eines Stiftungsrechts der Zukunft „Freiheit durch Besonderheiten des liechtensteinischen Stiftungsrechts erheb- Governance“ [auch Jakob/Studen, in dieser Ausgabe S. 34 f.] sein lich erleichtert. Der Abdruck der amtlichen Merkblätter im Anhang könnte. Lukas v. Orelli schließt mit Kritik an der derzeitigen (steuer-) sowie ein sehr ausführliches Stichwortverzeichnis runden das Werk ab. rechtlichen Situation der Familienstiftungen in der Schweiz an. Er fordert eine umfassende Förderung und Steuerentlastung von Famili- Bekanntlich sind die rechtlichen Auseinandersetzungen rund um liech- enstiftungen, damit diese zu einem freiwilligen vierten Standbein des tensteinische Stiftungen in den letzten Jahren enorm angestiegen. Schweizer Vorsorgesystems werden können. Goran Studen zeigt in Dadurch haben sich die Anzahl der Entscheidungen und damit die seinem Beitrag Gründe auf, weshalb die Restriktionen im Hinblick auf Auslegungsdichte drastisch erhöht. Dieser Anstieg ist grundsätzlich Familienstiftungen nicht „vorschnell über Bord geworfen“ werden soll- erfreulich, hat aber auch zur Verunsicherung unter den Berufsträgern ten. In diesem Zusammenhang stellt der Autor den gesellschaftlichen Liechtensteins und seiner Nachbarstaaten geführt. Für die liechten- Wertekanon im Wandel der Zeiten dar und hält abschließend fest, steinische Praxis war es insoweit dringend nötig, dass ein Kommentar dass er sich nicht generell gegen Unterhaltskonstruktionen wende, auf den Markt kommt, der die ältere und neue Rechtsprechung syste- eine pauschale Liberalisierung jedoch langfristig die Gefahr von neo- matisiert und diese zu den einschlägigen Gesetzesbestimmungen und feudalen Strukturen berge, was zu vermeiden sei. Andreas Richter Literaturmeinungen in Bezug setzt. Dem Verfasser ist die Systema- [S&S RS 2/2008] beleuchtet die Nachfolgeplanung von Familienun- tisierung der Rechtsprechung vortrefflich gelungen. Mit seinem ternehmen und betont in diesem Zusammenhang, dass die „Enkel- gewohnt klaren und eleganten Stil findet Gasser bei jedem der behan- Fähigkeit“ von entscheidender Bedeutung für die Wahl der geeigneten delten Detailfragen jeweils zu einem eindeutigen Ergebnis und weist Rechtsform sei. Den Abschluss des Tagungsbands bildet ein Blick über dabei auch die rechtsdogmatischen Stärken und Schwächen der die Schweizer Grenze in Richtung Liechtenstein: Francesco A. Schurr einzelnen Entscheidungen auf. Hinsichtlich der noch nicht ausjudi- [Autor der RS dieser Ausgabe] wendet sich nach einleitenden Worten zierten Rechtfragen bietet der Autor eigene Lösungsansätze, denen zum Stiftungsstandort Liechtenstein einem Vergleich der Stiftung mit die Rechtsprechung in der Zukunft zumindest teilweise folgen dürfte. dem Trust zu. In diesem Zusammenhang beleuchtet er unter anderem Das Werk ist allen stiftungsrechtsinteressierten Personen im Fragen des Internationalen Privatrechts und der Asset Protection im deutschsprachigen Raum wärmstens zu empfehlen. heutigen Umfeld. Des Weiteren bietet er einen Ausblick auf die mitt- lerweile in Kraft getretene neue Gesetzgebung zur Segmentierten Ver- Gasser, Johannes: Liechtensteinisches Stiftungsrecht. Praxis- bandsperson [vgl. Hammermann, in dieser Ausgabe S. 32 f.], welche kommentar, Bern / Wien (Stämpfli / Manz) 2013 (508 S.) 81 € auch für Stiftungen spannende Gestaltungmöglichkeiten bereithält. (ISBN 978-3-7272-7999-7)

Im vorliegenden Tagungsband werden die aktuellen Brennpunkte HINWEIS im Schweizer Stiftungsrecht im Zusammenhang mit der Strukturie- Aufsätze und Bücher zum Themenkreis dieses Fachmagazins können gerne an die Redaktion gesandt werden; sie werden im Rahmen der Möglich- rung von Familienvermögen sowie dem Themenkreis Familie und : keiten in diese Rubrik aufgenommen. Die bibliografischen Angaben von Philanthropie­ anschaulich dargestellt. Des Weiteren liefern die Aus- „Bücher & Aufsätze“ sind im Internet abrufbar unter führungen der Autoren Lösungsansätze, wie mit den derzeitigen www.stiftung-sponsoring.de. Herausforderungen umgegangen werden kann. Das Werk stellt eine durchweg sehr empfehlenswerte Lektüre sowohl für Praktiker als auch Für Sie zusammengesellt und kommentiert von Angelika für Wissenschaftler dar und ist allen an aktuellen Entwicklungen im Layr, Projektmitarbeiterin am Lehrstuhl für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht (Prof. Dr. Francesco A. Schurr), Stiftungswesen interessierten Lesern zu empfehlen. Universität Liechtenstein, Vaduz, E-Mail, www.uni.li

Sonderausgabe 2015 Service & Aktuelles 45

Nachrichten & Vermischtes

Family Office Academy gestartet Management und Philanthropie bieten soll. für die Begleitpersonen unter dem Namen Zusätzlich bietet die Family Office Aca- BEPO ein dazu passendes Vortragspro- Das Beratungsunternehmen Center for demy seinen Nutzern die Möglichkeit in gramm angeboten. Für die vier Vorlesungen Social and Sustainable Products (CSSP) hat kleinen Online-Sitzungen mit Experten zu im Sommersemester 2015 konnte nun die zusammen mit mehreren Partnern die Fami- sprechen und sich auszutauschen. LIFE Klimastiftung als neuer Partner ly Office Academy ins Leben gerufen, eine der Kinder-Uni Liechtenstein gewonnen digitalisierte Plattform zum Wissens- Die Family Office Academy wird von meh- werden. austausch und Netzwerken. reren Partnern unterstützt und startet mit über 60 Experten. Die Serviceleistungen „Als wir im September letzten Jahres die „Die Family Office Academy ist die erste der Family Office Academy sind exklusiv für Anfrage auf Unterstützung der Kinder-Uni Plattform für Family Offices und Stiftun- registrierte Benutzer. Der Zugang für Family erhielten, war uns im Stiftungsrat schnell gen, die Wissensvermittlung, internationale Office und für Stiftungen ist kostenlos. klar, dass es wichtig ist, diese Initiative zu Netzwerke und Ausbildung des Nachwuchs www.familyoffice-academy.li unterstützen“, erklärte Stiftungsratspräsi- mit den Möglichkeiten des Digitalisierungs- dent Adrian Hasler [s. auch in dieser Aus- zeitalters in Einklang bringt“, erklärt Oliver Life Klimastiftung gabe Seite 22-23] das Engagement der LIFE Oehri, Gründungspartner der CSSP [s. auch unterstützt Kinder-Uni Klimastiftung. Beiden Partnern war es ein in dieser Ausgabe Seite 24-25], die Ziele großes Anliegen, die Vorlesungen der Kin- der Gründung. Das Angebot umfasst eine An der Universität Liechtenstein werden der-Uni 2015 unter das Schwerpunktthema Online-Learning-Bibliothek, die Zugang zu seit 2005 Fachthemen aus Architektur und „Nachhaltigkeit“ zu stellen. vielen Informationen zu den Themen Family Wirtschaftswissenschaften kindgerecht auf- www.klimastiftung.li Office, Governance, Legal Structures, Asset bereitet. Parallel dazu wird seit 2007 auch

Immer aktuell im Internet Personen & Veränderungen www.stiftung-sponsoring.de :

Die am 15.12.2010 gegründete Vereini- gung Liechtensteinischer Gemeinnüt- ziger Stiftungen (VLGS) [s.a. S&S 1/2011, S. 53] zählt inzwischen 41 Mitgliedsstiftun- gen [s. in dieser Ausgabe Seite 12]. Dem Vorstand gehören folgende Mitglieder an: Hans Brunhart als Präsident [s. in dieser Ausgabe S. 9 ff.], Egbert Appel, Dr. Peter Goop, Angelika Moosleithner und Christian v.l.n.r. Egbert Appel, Dr. Peter Goop, Dagmar Bühler-Nigsch (Geschäftsführerin), Verling. Geschäftsführerin ist Dagmar Hans Brunhart (Präsident), Angelika Moosleithner, Christian Verling Bühler-Nigsch.

Preise & Auszeichnungen

Binding-Preis wortlich. Es will mit der Auswahl des Preis- I., Bischof Erwin Kräutler) zu Umweltethi- für Natur- und Umweltschutz trägers bestimmte Umweltakzente setzen. kern (Hans Ruh), Wissenschaftlern (Hans Die Vorschläge des Kuratoriums müssen Christoph Binswanger, Michael Succow, Der Binding-Preis für Natur- und Umwelt- durch den Stiftungsrat genehmigt werden. Werner Konold) zu Umweltaktivisten (Bruno schutz wird von der Binding Stiftung, Manser, Gallus Cadonau) und zu Persönlich- gegründet von Dr. Karl und Sophie Bin- Die Gewinner keiten, die sich mit Nachhaltigkeitsfragen ding, seit dem Jahre 1986 verliehen – am des Grossen Binding-Preises (Klaus Töpfer [Töpfer / Lorentz, S&S 2/2010, 6.11.2015 zum 30. Mal. Der Grosse Bin- Mit der Zuerkennung des Grossen Binding- S. 18 f.], Paola Ghilani, Mathias Wackerna- ding-Preis ist mit 50.000 CHF dotiert und Preises für Natur- und Umweltschutz soll die gel) auseinandersetzen. besitzt eine starke internationale Ausrich- Auseinandersetzung mit Umweltpro- tung. In der Regel werden drei weitere blemen in der Öffentlichkeit gefördert In der Regel werden Einzelpersonen mit Binding-Preise mit 10.000 CHF vergeben, werden. Die zu würdigenden Leistungen großem persönlichen Engagement und die eine vorwiegend regionale Prägung auf- können im weitesten Sinn zur Erhaltung Passion bevorzugt, Institutionen werden weisen. Es wurden bisher 29 Grosse und der natürlichen Lebensgrundlagen in allen erst in zweiter Priorität ausgezeichnet. Es 90 Binding-Preise vergeben. Die Ausgaben Bereichen der Umweltvorsorge erbracht werden weniger lebenslange Verdienste betrugen insgesamt 5,8 Mio. CHF, im Durch- worden sein. Demgemäß breit ist der fach- gewürdigt, denn vorzugsweise Leistungen schnitt rund 200.000 CHF pro Jahr. Für die liche Hintergrund der Preisträger. Er reicht in ihrer Innovation über die tägliche Rou- Auswahl der Preisträger ist ein internationa- von der Wirtschaft (Michael Otto) über geis- tine hinaus. Mit seiner Dotation und der les Kuratorium mit fünf Mitgliedern verant- tige Würdenträger (Patriarch Bartholomaios feierlichen Preisverleihung in Vaduz wird

Sonderausgabe 2015 46 Service & Aktuelles

Preise & Auszeichnungen

men des diesjährigen Ideenkanals vergeben. Mit dem Sonderpreis wird diejenige Idee aus dem Bereich Klima- und Umweltschutz prämiert, welche die LIFE Klimastiftung zu überzeugen vermochte und die nach der Stiftung zur Lösung gesellschaftlicher, wirt- schaftlicher und/oder ökologischer Heraus- forderungen am meisten beiträgt. Preisträ- ger ist das Team um Simon Egger (Rug- gell) für ihre Idee der Free-Velo-Points. Das Team erhält 2.000 CHF, womit die Realisierung der Idee finanziell unterstützt Verleihung des Grossen Binding-Preises am 6. Dezember 2002 an Seine Allheiligkeit Bartholomaios I., werden soll. Erzbischof von Konstantinopel, dem neuen Rom und Ökumenischer Patriarch, Istanbul

Bei der Idee der Free-Velo-Points sollen bis eine europäische Ausstrahlung mit anschlie- zogen, indem Regierungsvertreter der vier nächstes Jahr zunächst fünf Fahrradständer ßender Ankündigung in den Fachmedien Gebietskörperschaften an der Veranstaltung in fünf Gemeinden im Ober- und Unterland angestrebt. teilnehmen. So wird auch eine regionalpo- mit jeweils fünf Fahrrädern kostenlos zum litische Kenntnisnahme gesichert. Über die Verleih angeboten werden. Die Idee ist Die Gewinner der Binding-Preise Fachkreise erhält der Binding-Preis seine geleitet von dem Gedanken, immer und Mit den Binding-Preisen werden z.B. Impul- internationale Anerkennung und Resonanz. überall ein Fahrrad zur Verfügung zu haben. se gewürdigt, die in Gemeinden und Er ist heute einer der bekannten Umwelt- Somit soll vermehrt auf das Auto ver- Regionen vorbildlich als „Leuchttürme“ preise in Europa. zichtet und stattdessen auf das Fahrrad wirken. Die Mehrzahl dieser Preise wurden zurückgegriffen werden. im Alpenrheintal in den vier Gebietskörper- Die jährliche Veranstaltung der Preisverlei- schaften Liechtenstein, den schweizerischen hung steht im Mittelpunkt der Aktivitäten. „Das Projekt konnte uns mit Blick auf seinen Kantonen Graubünden und St. Gallen sowie Sie wird im Frühling mit der Herausgabe und nachhaltigen Nutzen am meisten über- dem österreichischen Bundesland Vorarl- dem Versand der Binding-Broschüre über zeugen“, erklärt Sven Braden, stellvertreten- berg verliehen. Häufig sind sie mit konkreten die letzte Preisverleihung vorangekündigt. der Geschäftsführer der LIFE Klimastiftung. beispielhaften Umsetzungen verbunden. Die Veranstaltung selbst wird feierlich und „Mit den Free-Velo-Points wird ein klarer festlich mit Musik begleitet und schließt Anreiz in der ganzen Bevölkerung gesetzt, Auch hier ist die Palette der Preisträger mit einem regionalen Buffet zur Begegnung vermehrt auf das Fahrrad umzusteigen. breit angesetzt, vom Journalisten, Künst- unter Gleichgesinnten. Für viele Teilnehmen- Jeder kann somit einen kleinen aber feinen ler, Umwelt-Arbeitsgruppen und Aktivisten, de ist das ein „Jour fixe“ in ihrem Jahreska- Beitrag dazu leisten, dass sich der Individu- Jugendgruppen, beispielhaften Projektver- lender. www.binding.li alverkehr im Land in die richtige Richtung wirklichungen, erfolgreichen Bürgeriniti- (Dr. Peter Goop, Präsident der Binding Stif- entwickelt.“ „Zudem regen die Fahrradstän- ativen, Firmen, beispielgebende Umwelt- tung, Vaduz) der dazu an, sich ständig Gedanken darüber forschung, Gemeindebemühungen etc. Es zu machen, ob ich nicht auch das Fahrrad ist offensichtlich, dass diese Preisträger in Sonderpreis der LIFE Klimastiftung benutzen kann, um von A nach B zu kom- ihrem Wirken mit der Auszeichnung durch an Finalisten des Ideenkanals men“, so Braden weiter. den Binding-Preis nicht nur gewürdigt, son- dern in ihrem künftigen Wirken am Ort Am 13.3.2015 hat die LIFE Klimastiftung Immer aktuell im Internet : ihres Einsatzes gestärkt werden. Liechtenstein ihren Sonderpreis im Rah- www.stiftung-sponsoring.de

Gesamtwürdigung 14. SCHWEIZER STIFTUNGSSYMPOSIUM Die Preisträger des Binding-Preises für Natur- und Umweltschutz werden jeweils erst am Abend der Preisverleihung bekannt gege- ben. Dieses Vorgehen besitzt für das regio- OHNE WIRKEN KEINE WIRKUNG nale Publikum ein Spannungsmoment, stellt WIE STIFTUNGEN IHRE ZIELE ERREICHEN aber einen Nachteil in der Medienarbeit dar. Das Veranstaltungspublikum ist äußerst treu und die Mehrheit der Teilnehmenden MITTWOCH, 3. JUNI 2015 trifft sich regelmäßig auf dieser Veranstal- 9.00 – 17.00 UHR, GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT, RÜSCHLIKON tung. Es rekrutiert sich mehrheitlich aus der Mit Podiumsdiskussionen und Workshops zu verschiedenen Wirkungsfragen im Stiftungsalltag. Großregion. Umweltbewegte, Verwaltungs-

verantwortliche und weitere Personen aus Das Stiftungssymposium ist eines der wichtigsten Branchentreffen Wissenschaft, NGOs und Wirtschaftskreisen Simon Egger (r.) bei der Vorstellung der Idee der Free-Velo-Points am 6. März im TAK in Schaan. der Schweizer Stiftungsszene und ein Must für alle Stiftungsinteressierte. sind vertreten. Auch die Politik wird einbe-

Programm und Anmeldung: Sonderausgabe 2015 WWW.STIFTUNGSSYMPOSIUM.CH Service & Aktuelles 47

Termine & Veranstaltungen

TERMIN ORT THEMA VERANSTALTER / INFOS 18.-19.5.2015 Freiburg/CH Wege zu Management Excellence Institut für Verbands-, Stiftungs- und Intensiv-Lehrgang (SL) Genossenschaftsmanagement (VMI) Tel. 0041 (0)26 300 84 00, Fax 0041 26 300 97 55 [email protected], www.vmi.ch 3.6.2015 Rüschlikon 14. Schweizer Stiftungssymposium SwissFoundations Tel. 0041 44 440 00 10 [email protected] www.swissfoundations.ch 15.6.2015 Erscheinungstermin Stiftung&Sponsoring Ausgabe 3/2015 Schwerpunktthema: Zu festgelegt? Zwischen Stabilität und Flexibilität 22.6.2015 Vaduz Zertifikatslehrgang Trustrecht Universität Liechtenstein, Institut für Finanzdienstleistun- (Anmelde- gen, Lehrstuhl für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht schluss) Tel. 00423 265 11 94, Fax 00423 265 11 12 (Start: gesellschaftsrecht@ uni.li 1.9.2015) www.uni.li/gesellschaftsrecht 20.-25.9.2015 Notwill Freiburger Management-Modell für NPO Institut für Verbands-, Stiftungs- und Intensiv-Lehrgang (SL) Genossenschaftsmanagement (VMI) Tel. 0041 (0)26 300 84 00, Fax 0041 26 300 97 55 [email protected], www.vmi.ch 1.10.2015 Zürich Impact Forum Europe – CSSP AG – Impact Forum Zürich Center for Social and Sustainable Products AG Tel. 00423 235 03 99, Fax 00423 235 03 90 www.impactforum.eu, www.cssp-ag.com 4.-9.10.2015 Saanenmöser/CH Rechnungswesen und Controlling in NPO Institut für Verbands-, Stiftungs- und Intensiv-Lehrgang (SL) Genossenschaftsmanagement (VMI) Tel. 0041 (0)26 300 84 00, Fax 0041 26 300 97 55 [email protected], www.vmi.ch 8.10.2015 Salzburg Impact Forum Europe – CSSP AG – Impact Forum Salzburg Center for Social and Sustainable Products AG Tel. 00423 235 03 99, Fax 00423 235 03 90 www.impactforum.eu, www.cssp-ag.com 20.10.2015 Vaduz 8. Liechtensteinischer Stiftungstag Universität Liechtenstein/VGLS – Vereinigung Liechtensteinischer Gemeinnütziger Stiftungen Tel. 00423 265 11 85, Fax 00423 265 11 12 stiftungsrecht@ uni.li www.uni.li/stiftungsrechtstag 26.-30.10.2015 Saanenmöser/CH Strategie und Leadership Institut für Verbands-, Stiftungs- und Intensiv-Lehrgang (SL) Genossenschaftsmanagement (VMI) Tel. 0041 (0)26 300 84 00, Fax 0041 26 300 97 55 [email protected], www.vmi.ch 9.11.2015 Vaduz Zertifikatslehrgang Treuhand-wesen (Abschluss: Universität Liechtenstein, Institut für Finanzdienstleistun- (Anmelde- Liechten-steinischer Treuhand-Sachverständiger) gen, Lehrstuhl für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht schluss) Tel. 00423 265 11 94, Fax 00423 265 11 12 (Start: gesellschaftsrecht@ uni.li 15.1.2016) www.uni.li/gesellschaftsrecht 15.-20.11.2015 Saanenmöser/CH Verbands-/NPO-Management Institut für Verbands-, Stiftungs- und Diplomlehrgang (DAS) Genossenschaftsmanagement (VMI) (Modul 1 von 4 Modulen) Tel. 0041 (0)26 300 84 00, Fax 0041 26 300 97 55 [email protected], www.vmi.ch 16.-21.11.2015 Saanenmöser/CH Executive MBA in NPO-Management Institut für Verbands-, Stiftungs- und (Modul 1 von 14 Modulen) Genossenschaftsmanagement (VMI) Tel. 0041 (0)26 300 84 00, Fax 0041 26 300 97 55 [email protected], www.vmi.ch Anzeige

14. SCHWEIZER STIFTUNGSSYMPOSIUM OHNE WIRKEN KEINE WIRKUNG WIE STIFTUNGEN IHRE ZIELE ERREICHEN MITTWOCH, 3. JUNI 2015 9.00 – 17.00 UHR, GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT, RÜSCHLIKON Mit Podiumsdiskussionen und Workshops zu verschiedenen Wirkungsfragen im Stiftungsalltag.

Das Stiftungssymposium ist eines der wichtigsten Branchentreffen der Schweizer Stiftungsszene und ein Must für alle Stiftungsinteressierte.

Programm und Anmeldung: Sonderausgabe 2015 WWW.STIFTUNGSSYMPOSIUM.CH 2016 - 2018

Executive Master of Laws im GESELLSCHAFTS-, STIFTUNGS- UND TRUSTRECHT LL.M. (Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht) www.uni.li

Modul 1 6 Tage, 5 ECTS-Punkte Modul 2 6 Tage, 5 ECTS-Punkte

Grundlagen des FL-Rechtssystems; PGR, GmbH-Recht, Aktienrecht und Liechtensteinisches Stiftungs- und Anstaltsrecht, Schiedsgerichtsbarkeit Societas Europaea; Prozessuales, EWR-Recht und Stiftungsaufsichts- sowie Registerrecht; Case Studies

Modul 3 6 Tage, 5 ECTS-Punkte Modul 4 6 Tage, 5 ECTS-Punkte

Schweizer, Österreichisches, Deutsches und Europäisches Stiftungsrecht; Treuhänderschaft; Trust und Treuhänderschaft; Case Studies zu Trust und Case Studies Treuhänderschaft; Angloamerikanisches Trustrecht

Modul 5 6 Tage, 5 ECTS-Punkte Modul 6 6 Tage, 5 ECTS-Punkte

Wahlmodul: Studienreise nach USA, Vorlesungen und Workshops an Univer- Internationales Prozessrecht; Internationales Gesellschaftsrecht; Geldwä- sitäten, internationalen Organisationen sowie in renommierten Rechtsan- schereibekämpfung; Sorgfaltspflichtenrecht; Justizielle Zusammenarbeit in waltskanzleien Straf- und Zivilsachen sowie UK-Gesellschaftsrecht

Modul 7 6 Tage, 5 ECTS-Punkte Modul 8 6 Tage, 5 ECTS-Punkte

Wahlmodul: gemeinsame Studienreise nach Hongkong und Singapur; Internationales Erb- und Ehegüterrecht; Internationales Insolvenz- und Workshops zu Fragen des International Private Wealth Management sowie Anfechtungsrecht; Möglichkeiten der Asset Protection des HK- und Singapur-Trustrechts

Modul 9 6 Tage, 5 ECTS-Punkte Thesis 6 Monate, 15 ECTS-Punkte

International Private Wealth Management: Finance, Recht und Steuern - Masterthesis zu Themen des nationalen und internationalen Gesellschafts-, Grenzüberschreitende Fallstudien Stiftungs- und Trustrecht

Zeitraum Wissenschaftliche Studiengangsleitung Ab September 2016, 3 Semester und Thesis, Unterricht Prof. Dr. Francesco A. Schurr, Inhaber des Lehrstuhls für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht 1 × pro Monat, jeweils Donnerstag bis Samstag ganztags Studiengangsmanagerin Dr. Alexandra Butterstein, LL.M., wissenschaftliche Mitarbeiterin und Postdoktorandin

Informationen www.uni.li/llm-gesellschaftsrecht und [email protected], Telefon + 423 265 11 82