ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES, USA weiter gepflegt. In den Beziehungen mit Tschechien | 97 trat das Doppelbesteuerungsabkommen in Kraft. Zudem BILDUNG UND KULTUR einigten sich und Tschechien auf eine Weiter- führung der unabhängigen Historikerkommission. Auf multilateraler Ebene stand neben den bereits er- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick wähnten Konflikten das Engagement für Menschenrechte im Vordergrund. So wurde Liechtenstein für die Jahre 2015 bis 2019 in die UNO-Kommission für Äusseres die Rechtsstellung der Frau (CSW) gewählt. Zudem setzte Liechtenstein die Kampagne für die Ratifikation der Kam- Auf europäischer Ebene waren neben der Flüchtlingskrise pala-Zusätze zum Römer-Statut über das Aggressionsver- die Verhandlungen über die Erneuerung des EWR-Finan- brechen fort. Auch die Verhinderung von Korruption sowie zierungsmechanismus sowie die Übernahme ausstehender die Verbrechensbekämpfung insbesondere im Terrorismus- Rechtsakte in das EWR-Abkommen die bestimmenden The- bereich standen auf der Agenda. Wichtige Entwicklungen men. Im Berichtsjahr wurden Anstrengungen unternom- im Menschenrechtsbereich waren die Ratifikationen des men, die Ende 2014 abgeschlossene Einigung zur Über- Europaratsübereinkommens zum Schutz von Kindern vor nahme der EU-Aufsichtsbehörden in den EWR umzusetzen, sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch (Lanza- wobei dieser Prozess trotz allen Anstrengungen nicht ab- rote-Konvention) sowie des Europaratsübereinkommens geschlossen werden konnte. Ende Oktober unterzeichne- zur Bekämpfung des Menschenhandels. Neben Men- ten Liechtenstein und die EU das Abkommen zum Automa- schenrechtsthemen gehörten im multilateralen Bereich der tischen Informationsaustausch (AIA) über Finanzkonten. Im Nachhaltigkeitsgipfel in New York und die Klimakonferenz Lichte dieser Entwicklung ging das Ministerium entschieden in Paris zu den Schwerpunkten. Beide Konferenzen wur- gegen die Nennung Liechtensteins in einer Liste angeblich den mit aus liechtensteinischer Sicht zufriedenstellenden unkooperativer Drittstaaten im Steuerbereich vor, die im Ergebnissen abgeschlossen. Juni von der EU veröffentlicht worden ist. Sowohl auf bila- Im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten setzte teraler als auch auf europäischer Ebene wurden Anstren- sich Liechtenstein wie bereits in den Vorjahren gegen die gungen unternommen, um Liechtenstein von nationalen Li- Straflosigkeit für schwerste Menschenrechtsverletzungen sten sowie der europäischen Liste streichen zu lassen. und für den Schutz der Zivilbevölkerung ein. Im Oktober Im Rahmen der EFTA nahm Liechtenstein an Gesprä- wurde zudem ein Verhaltenskodex für Mitglieder des UNO- chen zum Abschluss neuer beziehungsweise zur Moderni- Sicherheitsrats lanciert, in dem sich Staaten dazu verpflich- sierung bestehender Freihandelsabkommen sowie an ex- ten, die Handlungsfähigkeit des Sicherheitsrats im Fall von ploratorischen Gesprächen mit Drittstaaten teil. schwersten Verbrechen gegen das Völkerrecht nicht einzu- Die Pflege der bilateralen Beziehungen mit Partner- schränken. Mehr als 100 Staaten schlossen sich dem Ver- staaten war im Berichtsjahr ein weiterer wichtiger Teil der haltenskodex an, was als grosser diplomatischer Erfolg ge- Arbeit des Ministeriums. Das Ministerium konzentrierte wertet werden kann. Im Zusammenhang mit der Ukraine sich insbesondere auf die Beziehungen mit den Nachbar- trug Liechtenstein EU-Erklärungen mit und verlängerte ge- ländern, denen in der Aussenpolitik eine hohe Priorität zu- nauso wie die EU-Staaten die Wirtschaftssanktionen. kommt. Im Zentrum standen das Doppelbesteuerungsab- Zusätzlich unternahm Liechtenstein humanitäre An- kommen zwischen Liechtenstein und der Schweiz sowie die strengungen, um Menschen zu helfen, die von Konflikten Umsetzung des neuen schweizerischen Verfassungsarti- betroffen sind. Seit Ausbruch des Konflikts hat Liechten- kels zur Begrenzung der Zuwanderung, wobei die Anliegen stein Projekte in Syrien, Jordanien und Libanon mit insge- Liechtensteins wiederholt deponiert wurden. Im Austausch samt CHF 1.8 Millionen unterstützt, insbesondere durch mit Österreich standen Finanzplatz-, Steuer- und Verkehrs- Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche. Liechten- themen im Vordergrund. stein erklärte zudem seine Bereitschaft, freiwillig 43 Asyl- Auch bilaterale Treffen mit Ministern anstehender EU- suchende aus anderen europäischen Ländern zu überneh- Präsidentschaften, EWR / EFTA-Partnern und anderen eu- men. Projekte in der Ukraine wurden ebenfalls unterstützt, ropäischen Staaten standen auf der Agenda. Im Mittelpunkt unter anderem durch eine Spende an das Internationale der Gespräche standen neben den Herausforderungen des Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) von CHF 100'000. EWR und den Verhandlungen zum EWR-Finanzierungsme- Ein grosser Erfolg konnte bei den Gesprächen zwischen chanismus unter anderem die Herausforderungen Europas Liechtenstein, der Schweiz und der Internationalen Atom- durch die Flüchtlingskrise, die sicherheitspolitische Lage energieorganisation (IAEO) zur Meldepflicht unter dem und die multilaterale Zusammenarbeit. Im Gespräch mit Zusatzprotokoll verbucht werden. Die seit über zehn Jah- Vertretern von Staaten, mit denen Liechtenstein noch keine ren laufenden Diskussionen wurden mit einer Lösung ab- Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen hat, geschlossen, die dem Zollvertrag Rechnung trägt; in der wurde regelmässig die Aufnahme von Verhandlungen an- Folge hat Liechtenstein das Zusatzprotokoll ratifiziert. Die geregt, um den wirtschaftlichen Austausch zu fördern. Zu- Ausdauer und Hartnäckigkeit Liechtensteins in diesen Ver- sätzlich wurden die Beziehungen mit Deutschland und den handlungen hat sich ausgezahlt. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

98 | Die aussenpolitische Öffentlichkeitsarbeit wurde im Be- sicherten Liechtenstein ausserdem die Streichung von richtsjahr einerseits durch das 25-Jahr-Jubiläum des liech- ihren nationalen Listen zu. tensteinischen UNO-Beitritts geprägt, das genutzt wurde, Die zeitintensiven Verhandlungen zur Höhe der Fi- um die Aktivitäten Liechtensteins in der Weltorganisation nanzierungsbeiträge im Rahmen des EWR-Finanzie- bekannter zu machen und die aussenpolitische Bedeutung rungsmechanismus 2014 bis 2021 konnten im Sommer des UNO-Beitritts zu verdeutlichen. Andererseits wurde des Berichtsjahrs abgeschlossen werden. In der zweiten der Twitter-Account @MFA_LI erfolgreich weitergeführt Jahreshälfte mussten Abklärungen zur Verwaltung der und eine Informationsbroschüre zur liechtensteinischen NGO-Fonds in den Empfängerstaaten getroffen werden, Aussenpolitik veröffentlicht. hier konnte im November eine Einigung erzielt werden. Die alle fünf Jahre stattfindende, bereits 2014 fällige Europäische Integration Überprüfung der liechtensteinischen Sonderlösung im Bereich der Personenfreizügigkeit wurde im August des Bestimmendes Thema auf europäischer Ebene war im Berichtsjahrs abgeschlossen. Die EU-Kommission hielt Berichtsjahr die Migration von über 1.5 Millionen Asyl- abschliessend fest, dass sie keinen Bedarf sehe, die gel- suchenden nach Europa. Mit der Erklärung der freiwilli- tende Regelung zu überarbeiten. Mit der nächsten Über- gen Übernahme von 43 registrierten Asylsuchenden aus prüfung ist turnusgemäss 2019 zu rechnen. Griechenland und Italien hat sich Liechtenstein als asso- ziiertes Schengen-Mitglied solidarisch gezeigt. Aussenwirtschaftspolitik und Finanzplatz In den Beziehungen zwischen den EWR-Staaten und der EU war die Übernahme ausstehender Rechtsakte in Im Mittelpunkt der Aussenwirtschaftspolitik standen im den EWR wiederum ein zentrales Thema. Per Ende 2015 Berichtsjahr die Erweiterung des Netzes an EFTA-Freihan- belief sich der sogenannte Backlog auf 435 Rechtsakte, delsabkommen sowie die Modernisierung bestehender was ungefähr der Zahl des Vorjahrs entspricht und aus EFTA-Freihandelsabkommen. Hauptziel des Abschlusses Sicht des Europäischen Auswärtigen Diensts (EAD) wei- neuer Abkommen ist die Vermeidung von Benachteili- terhin zu hoch ist. Liechtenstein leistete zum Abbau des gungen von liechtensteinischen Unternehmen gegenüber Backlogs einen Beitrag, indem es sich schwerpunktmäs- Konkurrenten zum Beispiel aus EU-Staaten. Im Rahmen sig für die Übernahme der EU-Gesetzgebung im Finanz- des EFTA-Ministertreffens im Juni, das unter dem Vorsitz dienstleistungsbereich einsetzte; damit verbundene von Aussenministerin Aurelia Frick in Schaan stattfand, Rechtsakte machen etwa einen Drittel des Backlogs aus. wurden das Beitrittsprotokoll mit Guatemala zum Freihan- Nachdem sich die Finanzminister der EU-Mitglieds- delsabkommen mit den zentralamerikanischen Staaten staaten und der EWR / EFTA-Staaten im Oktober 2014 (Costa Rica und Panama) sowie die Zusammenarbeitser- auf eine Lösung zur Übernahme der EU-Finanzmarkt- klärung mit Ecuador unterzeichnet. Gute Fortschritte wa- aufsichtsbehörden in den EWR geeinigt hatten, arbei- ren bei den Verhandlungen für neue Abkommen mit den teten Experten auf beiden Seiten an der Übernahme Philippinen und Georgien zu verzeichnen. Verhandlungs- des sogenannten ersten Pakets. Die liechtensteinische runden für die Modernisierung von Abkommen wurden Regierung warb auf politischer Ebene intensiv dafür, mit der Türkei abgehalten, Gespräche mit Mexiko und dass Liechtenstein die Möglichkeit erhalten sollte, die Chile sollen 2016 aufgenommen werden. Rechtsakte im Finanzdienstleistungsbereich bereits vor Bei Gesprächen mit Vertretern des Büros des Han- der Übernahme in das EWR-Abkommen provisorisch delsbeauftragten der USA im Frühling sowie mit dem anwenden zu können. Ständigen Vertreter der USA bei der WTO, Botschaf- Bei der Unterzeichnung des Abkommens zum auto- ter Michael Punke, im November wurden die Entwick- matischen Steuerinformationsaustausch ab Anfang 2017 lungen in den Verhandlungen zur Transatlantischen im Oktober anerkannten der luxemburgische Finanzmi- Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zwischen nister Pierre Gramegna und der für Steuerfragen zustän- der EU und den USA erörtert. Exploratorische Gespräche dige EU-Kommissar Pierre Moscovici ausdrücklich die wurden geführt mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, gute Kooperation Liechtensteins im Steuerbereich. Dies Brasilien, Uruguay, Paraguay, Venezuela), der Ostafrika- war ein positives Signal, nachdem die EU-Kommission nischen Gemeinschaft (EAC, bestehend aus Kenia, Tan- im Juni eine Liste mit unkooperativen Drittstaaten im sania, Uganda, Ruanda und Burundi), ASEAN (Brunei, Steuerbereich publiziert hatte, auf der auch Liechten- Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, stein aufgeführt war. Das Ministerium unternahm auf Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) und Sub- bilateraler und europäischer Ebene intensive Anstren- Sahara Afrika (insbesondere Nigeria, Angola und Kenia). gungen, um Liechtensteins Fortschritten Anerkennung Im September hinterlegte Liechtenstein bei der Welt- zu verschaffen und die Streichung Liechtensteins von der handelsorganisation (WTO) die Ratifikationsurkunde Liste zu erreichen. Im Oktober reagierte die EU-Kommis- zum Abkommen über Handelserleichterungen, das in sion auf den Druck verschiedener Staaten und Organi- Kraft tritt, sobald zwei Drittel der WTO-Mitglieder das sationen – unter anderem der OECD – und entfernte die Abkommen ratifiziert haben. Das Abkommen soll die Liste von ihrer Internetseite. Einige EU-Mitgliedsstaaten Zollverfahren im grenzüberschreitenden Handelsver- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

kehr vereinfachen und harmonisieren. Diese Vereinfa- (EGMR) und den Internationalen Strafgerichtshof (Inter- | 99 chung des grenzüberschreitenden Handelsverkehrs ist national Criminal Court, ICC) ein. Im Rahmen des ICC- ganz im Sinne Liechtensteins als exportorientiertem Engagements führte Liechtenstein die Kampagne für die Industriestandort. Liechtenstein beteiligte sich zudem Ratifikation der Kampala-Zusätze zum Römer Statut über weiter an den Verhandlungen über ein Dienstleistungs- das Verbrechen der Aggression weiter. Per Ende des Be- abkommen (Trade in Services Agreement, TiSA), das auf- richtsjahrs haben 26 Staaten die Vertragszusätze ratifi- grund der mangelnden Fortschritte in der Doha-Runde ziert. Ausserdem leitete Regierungsrätin Aurelia Frick von einigen WTO-Mitgliedsstaaten lanciert worden ist. weiterhin das informelle Ministernetzwerk zur politi- Ziel der Teilnahme ist es, für liechtensteinische Dienst- schen Unterstützung des ICC. leistungsanbieter den Zugang zu ausländischen Märkten Im UNO-Menschenrechtsrat in Genf engagierte sich zu verbessern und Diskriminierungen zu verhindern. Im Liechtenstein unter anderem bei Themen wie Todes- Berichtsjahr fand ausserdem die 10. WTO-Ministerkon- strafe, Kinder- und Frauenrechte, Menschenrechte und ferenz in Nairobi statt. Nach schwierigen Verhandlungen Terrorismus, Auswirkungen von Korruption und Verhin- einigten sich die Mitgliedsstaaten schlussendlich auf ein derung von Genozid. Bei einer im März verabschiedeten neues plurilaterales Abkommen zur Liberalisierung des Resolution über das Recht auf Privatsphäre im digitalen grenzüberschreitenden Handels mit Gütern der Informa- Zeitalter, durch die ein Sonderberichterstatter über das tionstechnologie, ein Massnahmenpaket für Exportwett- Recht auf Privatsphäre eingesetzt wurde, trat Liechten- bewerb in der Landwirtschaft sowie ein Liberalisierungs- stein als Hauptsponsor auf. In der Arbeitsgruppe zur paket für die am wenigsten entwickelten Länder. Periodischen Überprüfung (Universal Periodic Review, Das Ministerium unterstützte Verhandlungen über UPR) des Menschenrechtsrats beteiligte sich Liechten- neue Steuerabkommen. In diesem Zusammenhang war stein insbesondere bei der Überprüfung der Mitglieds- das Ministerium durch das Amt für Auswärtige Angele- länder des Rates, namentlich von Kenia, den USA und genheiten in der Arbeitsgruppe Doppelbesteuerungsab- den Malediven. kommen (DBA) sowie in den Untergruppen DBA mit den Im Inland war das Ministerium federführend bei den USA und Frankreich vertreten. Zudem regte das Ministe- Ratifikationsprozessen von zwei Europaratsübereinkom- rium bei verschiedenen bilateralen Kontakten mit Vertre- men: Dem Übereinkommen zum Schutz von Kindern vor tern anderer Länder eine Vertiefung der wirtschaftlichen sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch sowie Beziehungen durch den Abschluss neuer DBAs an. dem Übereinkommen zur Bekämpfung des Menschen- handels. Zudem wirkte das Ministerium über das Amt Menschenrechte für Auswärtige Angelegenheiten in Arbeitsgruppen mit Bezug zu menschenrechtsrelevanten Themen mit und Die Förderung des Menschenrechtsschutzes ist eine Pri- präsentierte im Dezember die sechste Ausgabe des jähr- orität der liechtensteinischen Aussenpolitik, die im Be- lich erscheinenden Berichts zur Situation der Menschen- richtsjahr auf verschiedenen Ebenen verfolgt wurde. Das rechte in Liechtenstein. Amt für Auswärtige Angelegenheiten und verschiedene Auch das Gespräch mit Nichtregierungsorganisati- Aussenstellen engagierten sich insbesondere in den onen (NGOs) im Inland wurde im Berichtsjahr gepflegt. Bereichen Frauen- und Kinderrechte und bei der Be- Fast 40 Vertreterinnen und Vertreter nahmen am vom kämpfung von Straflosigkeit bei schwersten Verbrechen Amt für Auswärtige Angelegenheiten organisierten gegen das Völkerrecht. Liechtenstein wurde für die Peri- NGO-Dialog zum Thema «Chancengleichheit und Prä- ode von 2015 bis 2019 in die UNO-Kommission über die vention von Radikalisierung» teil. Zudem tauschten sich Rechtsstellung der Frau (Commission on the Status of ausgewählte NGO-Vertreterinnen und Vertreter im Rah- Women, CSW) gewählt, was die internationale Anerken- men eines Mittagessens mit dem Stellvertretenden UNO- nung von Liechtensteins Engagement in diesem Bereich Generalsekretär Jan Eliasson aus. untermauert. Die CSW ist das weltweit bedeutendste zwischenstaatliche Gremium mit dem Ziel, Geschlech- Verbrechensverhütung und Strafrechts- tergleichstellung und die Emanzipation von Frauen zu pflege fördern. Liechtenstein hat im Herbst einen Verhaltenskodex Schwerpunkt im Bereich der Verbrechensbekämpfung lanciert, der dazu beitragen soll, dass der UNO-Sicher- war im Berichtsjahr die Bekämpfung von Korruption und heitsrat effektiver auf schwerste Verbrechen gegen das Terrorismus. Im Korruptionsbereich wurde unter Feder- Völkerrecht wie beispielsweise Völkermord reagiert. führung des Ministeriums durch das Amt für Auswär- Über 100 Staaten, darunter der Grossteil der derzeitigen tige Angelegenheiten die Evaluation Liechtensteins im Ratsmitglieder inklusive der Vetomächte Frankreich und Rahmen des UNO-Übereinkommens gegen Korruption Grossbritannien, haben sich der Initiative per Ende des (UNCAC) abgeschlossen. Handlungsbedarf besteht der Berichtsjahrs angeschlossen. Evaluation zufolge vor allem im Korruptionsstrafrecht. Liechtenstein setzte sich zudem weiterhin für die Re- Zudem war das Land bei der 6. UNCAC-Vertragsstaaten- form des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte versammlung sowie bei Plenarversammlungen der Staa- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

100 | tengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) Aussenministerin Aurelia Frick ein Mittagessen mit Ent- vertreten. Im Rahmen der dritten Überprüfungsrunde scheidungsträgern aus der Wirtschaft. besuchte ein GRECO-Evaluationsteam Liechtenstein im Am 7. Mai besuchte der Aussenhandelsminister von Berichtsjahr. Ecuador, Diego Aulestia Valencia, Liechtenstein vor dem Überdies war das Ministerium durch das Amt für Hintergrund der Unterzeichnung einer Zusammenar- Auswärtige Angelegenheiten beim 13. UNO-Kongress beitserklärung zwischen den EFTA-Staaten und Ecuador zur Verbrechensbekämpfung sowie im Antiterrorismus- einen Besuch ab. Im Mittelpunkt des Arbeitsgesprächs komitee des Europarats (CODEXTER) vertreten. Zu den stand der verstärkte wirtschaftliche Austausch. bestimmenden Themen gehörten der radikal-islamisch Zu Ehren der kanadischen Botschafterin Jennifer Ma- motivierte Terrorismus und die Bekämpfung von «Fo- cIntyre gab Aussenministerin Aurelia Frick am 28. Mai reign Terrorist Fighters» durch strafrechtliche und prä- ein Mittagessen, bei dem vor allem das Thema Frauen in ventive Massnahmen. Zu erwähnen sind zudem die Ar- der Politik besprochen wurde. beiten im Rahmen der im vergangenen Jahr erfolgten Am 18. und 19. Juni weilte Mark E. Villiger, Rich- Ratifikation des Übereinkommens des Europarats über ter für Liechtenstein beim Europäischen Gerichtshof für die Computerkriminalität (Cyber Crime Convention). Menschenrechte (EGMR) in Strassburg, auf Einladung von Aussenministerin Aurelia Frick in Liechtenstein. Umwelt und nachhaltige Entwicklung Am 25. und 26. Juni waren die Stagiaires des schwei- zerischen diplomatischen und konsularischen Dienstes Die Bekämpfung des Klimawandels war im Berichtsjahr zu Gast in Liechtenstein. Sie wurden von S.D. Erbprinz ein zentrales Thema im Bereich Umwelt und nachhaltige Alois zu einem Besuch auf Schloss empfangen Entwicklung. Das Ministerium vertrat über das AAA in und tauschten sich mit Aussenministerin Aurelia Frick Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt die aus. Interessen Liechtensteins bei den Vorbereitungskon- Am 26. Juni weilte Bundesrat Didier Burkhalter im ferenzen für die Weltklimakonferenz in Paris (COP 21) Rahmen eines Arbeitsbesuchs in Liechtenstein. Bestim- sowie an der Klimakonferenz selbst. Das Pariser Ab- mendes Thema des Arbeitsgesprächs mit Aussenministe- kommen beinhaltet das programmatische Ziel einer Be- rin Aurelia Frick waren die Beziehungen Liechtensteins grenzung der globalen Erwärmung unter 2 Grad Celsius, und der Schweiz zur EU und die Umsetzung der Massen- die Verpflichtung zu konkreten Reduktionszielen für alle einwanderungsinitiative. In einer Pressekonferenz wür- Staaten sowie zur Einreichung von Berichten in Zwei- digten die beiden Aussenminister die engen und freund- jahresabständen. Liechtenstein hatte sich mit Erfolg für schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. einen robusten, aber grössenverträglichen Mechanismus Am 29. Juni weilten auf Einladung von Regierungs- zur Berichterstattung eingesetzt. rätin Aurelia Frick rund 90 in Liechtenstein akkreditierte Beim Nachhaltigkeitsgipfel in New York wurden im Botschafter in Vaduz, um sich über aktuelle Themen zu September die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustai- informieren. Im Zentrum standen das Verhältnis Liech- nable Development Goals, SDGs) der UNO verabschie- tensteins zu Europa sowie die Aussen- und Wirtschafts- det. In den Verhandlungen hatte sich Liechtenstein be- politik des Landes. Zu den Referenten gehörten neben sonders für Rechtsstaatlichkeit, Gleichstellung der Frau der Aussenministerin auch Regierungschef Adrian Has- und einen effizienten Überprüfungsmechanismus ein- ler und Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefel- gesetzt – Anliegen, die Eingang in die verabschiedeten hofer. Ziele fanden: Rechtsstaatlichkeit wird in den SDGs als Fünf leitende Mitarbeiter von amerikanischen Sena- essenziell für nachhaltige Entwicklung bezeichnet, die toren und Kongressabgeordneten weilten vom 23. bis Gleichstellung von Frauen und Mädchen ist eines der 17 24. August auf Einladung von Aussenministerin Aure- Entwicklungsziele, und beim Überprüfungsmechanis- lia Frick in Liechtenstein. Auf dem Programm standen mus wurde ein breiter Einbezug sichergestellt. neben einem Austausch mit der Aussenministerin Ge- spräche mit Vertreter aus Wirtschaft, Finanzplatz und Bilaterale Besuche und Arbeitsgespräche Aussenpolitik. Die Staatssekretärin des norwegischen Aussenmini- Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein steriums, Elsbeth Tronstad, besuchte am 17. September Am 30. März empfingen Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein. Bei einem Treffen mit Aussenministerin Liechtenstein, Regierungschef Adrian Hasler, Aussen- Aurelia Frick wurde vor allem die Berechnungsgrund- ministerin Aurelia Frick und Regierungsrat Mauro Pe- lage für Liechtensteins Beteiligung am EWR-Finanzie- drazzini den schweizerischen Bundesrat Alain Berset, rungsmechanismus thematisiert. der im Rahmen des Unternehmertags in Liechtenstein Ebenfalls am 17. September stattete der neue Refe- weilte. ratsleiter für Westeuropa im Europäischen Auswärtigen Am 16. und 17. April weilte die amerikanische Dienst (EAD), Claude Maerten, Regierungschef Adrian Botschafterin in der Schweiz und Liechtenstein, Su- Hasler und Aussenministerin Aurelia Frick einen An- zan LeVine, in Liechtenstein. Aus diesem Anlass gab trittsbesuch ab. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland Am 18. Juni trafen Regierungschef Adrian Hasler und | 101 Am 16. Januar traf sich Aussenministerin Aurelia Frick Aussenministerin Aurelia Frick in Bern Bundespräsiden- in Oslo mit dem norwegischen Aussenminister Borge tin Simonetta Sommaruga zu einem Arbeitsgespräch. Brende und EWR / EU-Minister Vidar Helgesen. Haupt- Bestimmende Themen waren die Umsetzung der Mas- themen waren neben gemeinsamen Herausforderungen seneinwanderungsinitiative sowie die Beziehungen zur der beiden EWR-Staaten aktuelle Entwicklungen in der Europäischen Union. EU und auf globaler Ebene. Am 16. August traf sich Regierungsrätin Aurelia Frick Vom 21. bis 23. Januar nahm Regierungsrätin Aurelia in Neuenburg mit den Aussenministern der deutschspra- Frick am World Economic Forum (WEF) in Davos teil. Sie chigen Ländern Didier Burkhalter, Frank-Walter Stein- nutzte den Aufenthalt unter anderem für ein Treffen mit meier und Sebastian Kurz. Hauptthemen waren ge- IKRK-Präsident Peter Maurer. Zudem sprach sie an einer meinsame Herausforderungen im Bereich der dualen Veranstaltung zum Thema «The Rule of Law: A Critical Berufsbildung, die Förderung der deutschen Sprache Driver of Investment and Sustainable Economic Growth». und die europäische Sicherheit. In einer gemeinsamen Am 19. Februar traf sich Aussenministerin Aurelia Erklärung vereinbarten die vier Aussenminister eine en- Frick in Wien mit dem österreichischen Aussenmini- gere Zusammenarbeit in der OSZE. ster Sebastian Kurz. Schwerpunkte des Gesprächs wa- Gemeinsam mit Regierungschef Adrian Hasler nahm ren die Situation in der Ukraine und die Rolle der OSZE, Regierungsrätin Aurelia Frick am 10. September am tra- die Schweizer Masseneinanderungsintiative, die Zusam- ditionellen Liechtenstein-Empfang der Botschaft in Wien menarbeit in der Entwicklungshilfe und der EWR-Finan- teil. Rund 150 hochrangige Vertreter der österreichi- zierungsmechanismus. schen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Medien Am 11. März traf Aussenministerin Aurelia Frick in sowie der internationalen Diplomatie folgten der Einla- Washington unter anderem Senator Ron Johnson. Er ist dung ins Gartenpalais Liechtenstein. Vorsitzender des Unterausschusses für Europa im Aus- Am 11. September traf sich Aussenministerin Aurelia senpolitischen Ausschuss des US-Senats. Hauptthemen Frick in Bratislava mit dem slowakischen Vizepremier- waren die Vorteile und Hintergründe eines Doppelbe- minister und Aussenminister Miroslav Lajcak. Hauptthe- steuerungsabkommens zwischen Liechtenstein und den men des Gesprächs waren die slowakische EU-Präsident- USA sowie die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von schaft im zweiten Halbjahr 2016 und die Zusammenarbeit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Die Aussen- zwischen Liechtenstein und der EU in verschiedenen Be- ministerin traf in Washington zudem Vertreter des Geor- reichen. Weiter traf sich Aussenministerin Frick mit Pre- getown Institute for Women, Peace and Security und des mierminister Robert Fico, Bildungsminister Juraj Draxler Center for Strategic and International Studies. und dem Staatssekretär für Kultur, Ivan Secik. Vom 19. bis 26. April weilte Aussenministerin Aure- Am 14. Oktober traf Aussenministerin Aurelia Frick lia Frick in Peru. Ziel der Reise war vor allem die Be- den niederländischen Aussenminister Bert Koenders in gutachtung von Projekten des Liechtensteinischen Ent- Den Haag. Hauptthema waren die niederländische EU- wicklungsdienstes (LED) in Lima, Moro und Iquitos. Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2016 und die Zu- Aussenministerin Frick traf ausserdem den peruanischen sammenarbeit zwischen den EWR-Staaten und der EU. Vize-Aussenminister Julio Martinetti Macedo, bei diesem Thematisiert wurde auch der Abschluss eines Doppelbe- Treffen wurde ein Memorandum of Understanding zur steuerungsabkommens zwischen Liechtenstein und den zukünftigen Zusammenarbeit unterzeichnet. Beim Ge- Niederlanden. Ihren Aufenthalt in Den Haag nutzte Aus- spräch mit Vize-Bildungsminister Flavio Figallo Rivade- senministerin Frick zudem für ein Treffen mit ICC-Präsi- neyra stand die Arbeit des LED im Bildungsbereich im dentin Silvia Fernández de Gurmendi. Vordergrund. Bei einem Besuch in der bulgarischen Hauptstadt So- Auf Einladung der bayerischen Staatsministerin für fia am 12. und 13. November eröffnete Aussenministe- Europaangelegenheiten und regionale Beziehungen, rin Aurelia Frick eine Ausstellung mit liechtensteinischen Beate Merk, besuchte Aussenministerin Aurelia Frick am Briefmarken und Fotos. Sie traf zudem Aussenminister 4. Mai die Eröffnung der Europawoche in Neuburg a.d. Daniel Mitow, Ministerpräsident Bojko Borissow und Fi- Donau. Im Rahmen des Festakts nahm sie an einer Po- nanzminister Wladislaw Goranow zu bilateralen Gesprä- diumsdiskussion zum Thema «Europa 2015 – Wichtiger chen. Dabei wurde zugesichert, dass Liechtenstein von denn je!» teil. der Liste der unkooperativen Staaten in Steuerfragen ge- Am 8. Juni traf Aussenministerin Aurelia Frick in strichen werde. Luxemburg Aussenminister Jean Asselborn. Während Asselborn die Prioritäten der luxemburgischen EU-Prä- Multilaterale Zusammenarbeit: Besuche sidentschaft vorstellte, machte die Aussenministerin vor und Arbeitsgespräche allem auf die Verhandlungen für einen neuen EWR-Fi- nanzierungsmechanismus und die Schwierigkeiten bei Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein der Übernahme von Rechtsakten in den EWR aufmerk- Botschafter William Lacy Swing, Generaldirektor der In- sam. ternationalen Organisation für Migration (IOM) besuchte ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

102 | am 29. Januar Liechtenstein. Auf seinem Programm OSZE-Sonderbeauftragter für die Ukraine. Auf seinem standen Höflichkeitsbesuche bei Regierungschef Adrian Programm standen Höflichkeitsbesuche bei S.D. Erb- Hasler, Regierungschef-Stellvertreter Thomas Zwiefel- prinz Alois, Aussenministerin Aurelia Frick und Regie- hofer sowie Regierungsrätin Aurelia Frick und Arbeits- rungschef Adrian Hasler. gespräche mit dem Ausländer- und Passamt. Am 26. Mai machte die Roadshow «Genf besucht die Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland Schweiz» Station in Vaduz. Sie wurde von einer Delega- Am 2. März nahm Aussenministerin Aurelia Frick an tion des Kantons begleitet. Ausserdem stattete Michael der Eröffnung der Hauptsession des UNO-Menschen- Mller, Generalsekretär der UNO in Genf, Liechtenstein rechtsrats in Genf teil. Sie nutzte diese Teilnahme für einen Besuch ab. Bei einer gemeinsamen Pressekonfe- ein Treffen mit Menschenrechts-Hochkommissar Zeid renz mit Aussenministerin Aurelia Frick wurde die Be- Ra'ad al-Hussein, der die Rolle Liechtensteins bei der deutung der liechtensteinischen UNO-Mitgliedschaft ge- Stärkung der internationalen Strafjustiz sowie bei der würdigt. Förderung der Menschenrechte würdigte. Die Aus- Am Montag, den 22. Juni fand unter dem Vorsitz von senministerin hatte ausserdem bilaterale Gespräche Regierungsrätin Aurelia Frick in Schaan das Ministertref- mit der schwedischen Aussenministerin Margot Wall- fen der EFTA-Staaten Island, Liechtenstein, Norwegen ström, dem niederländischen Aussenminister Bert Ko- und Schweiz statt. Das Treffen mit über 100 Teilnehmern enders und der georgischen Aussenministerin Tamar wurde im Rahmen des EFTA-Vorsitzes durchgeführt, den Beruchashvili. Liechtenstein in der ersten Jahreshälfte 2015 innehatte. Am 9. und 10. März weilte Aussenministerin Aure- Dabei unterzeichneten die EFTA-Staaten das Protokoll lia Frick anlässlich der hochrangigen Eröffnungssitzung über den Beitritt Guatemalas zum Freihandelsabkom- der UNO-Kommission für die Rechtsstellung der Frau men mit den zentralamerikanischen Staaten sowie eine (CSW) in New York. In ihrer Rede warnte sie vor der Zusammenarbeitserklärung mit Ecuador. Gefahr, hinter vorhandene Standards zurückzufallen Am 5. und 6. September trafen sich auf Einladung und betonte die Notwendigkeit struktureller Reformen, von Regierungsrätin Aurelia Frick Vertreter der Elders um den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen zu in Liechtenstein, um über zentrale Aspekte der UNO-Re- fördern. Aussenministerin Frick nahm zudem an einer form zu diskutieren. Im Zentrum der Diskussionen stan- von Liechtenstein organisierten Podiumsdiskussion am den insbesondere die Erweiterung des Sicherheitsrats, International Peace Institute teil, in dem die abschre- der Verhaltenskodex zum Stimmverhalten im Sicher- ckende Wirkung des Internationalen Strafgerichtshofs heitsrat sowie die 2016 stattfindenden Wahlen des UNO- (ICC) thematisiert wurde. Sie eröffnete zudem eine mit Generalsekretärs. der London School of Economics (LSE) organisierte Am 16. und 17. September traf sich das EFTA-Subko- Podiumsdiskussion zum Thema Frauen in Führungs- mitee in Liechtenstein. Diese Gelegenheit nutzte Claude positionen. Ihren Besuch in New York nutzte Aussen- Maerten, der neue Referatsleiter für Westeuropa im Eu- ministerin Frick zudem für Treffen mit Ministern aus ropäischen Auswärtigen Dienst (EAD), der zugleich für Neuseeland, Luxemburg, Costa Rica und Tschechien so- das EWR-Abkommen zuständig ist, um Antrittsbesuche wie mit dem Stellvertretenden UNO-Generalsekretär Jan bei Regierungschef Adrian Hasler und Regierungsrätin Eliasson, den sie aus Anlass des UNO-Jubiläums nach Aurelia Frick zu absolvieren. Liechtenstein einlud. Vom 26. bis 28. November weilte Jan Eliasson, Stell- Am 18. Mai nahm Aussenministerin Aurelia Frick am vertretender UNO-Generalsekretär, im Rahmen sei- halbjährlichen EWR-Rat in Brüssel teil, bei dem sie sich ner Mitwirkung an der UNO-Jubiläumsveranstaltung in gemeinsam mit den Amtskollegen aus Norwegen und Is- Liechtenstein. Er traf sich unter anderem mit der Aus- land mit der EU austauschte. Hauptthemen waren der senpolitischen Kommission des Landtags. Bei einem Ar- Rückstand bei der Übernahme von EU-Rechtsakten in beitsgespräch mit Aussenministerin Aurelia Frick wur- den EWR insbesondere im Bereich der Finanzdienstlei- den vor allem Liechtensteins Verhaltenskodex für den stungen sowie die Verhandlungen für den EWR-Finan- UNO-Sicherheitsrat und die Human-Rights-Up-Front- zierungsmechanismus. Initiative der UNO diskutiert. Jan Eliasson stattete S.D. Am 19. Mai nahm Regierungsrätin Aurelia Frick an Erbprinz Alois und Regierungschef Adrian Hasler Höf- der 125. Ministersession des Europarats in Brüssel teil. lichkeitsbesuche ab und traf Vertreter von Nichtregie- Neben der Situation in der Ukraine und in Georgien rungsorganisationen zu einem Mittagessen. Beim Fest- stand die Bekämpfung von Extremismus, Radikalisie- akt zum UNO-Jubiläum am 27. November in Schaan hielt rung und Terrorismus im Vordergrund. Weitere The- er einen Vortrag zum Thema: «70 Jahre UNO: Heraus- men waren die Sicherung der langfristigen Effizienz forderungen für Frieden, Entwicklung und Menschen- des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, rechte». die Nachbarschaftspolitik des Europarats sowie die Zu- Ebenfalls im Rahmen des UNO-Festakts weilte am sammenarbeit zwischen dem Europarat und der Euro- 27. November Martin Sajdik in Liechtenstein. Er ist ehe- päischen Union. maliger UNO-Botschafter Österreichs und seit Juni 2015 An der dritten Internationalen Konferenz über Ent- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

wicklungsfinanzierung, die zwischen dem 13. und Am 17. November vertrat Regierungsrätin Aurelia | 103 17. Juli in Addis Abeba stattfand, betonte Regierungsrä- Frick Liechtenstein am EWR-Rat in Brüssel. Sie setzte tin Aurelia Frick die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit sich erneut für eine möglichst baldige Übernahme des und Gleichberechtigung als Wegbereiter für nachhaltige EU-Finanzmarktaufsichtsrechts in den EWR und den Entwicklung. Den Aufenthalt in Äthiopien nutzte die Aus- EU-Marktzugang für liechtensteinische Finanzdienstlei- senminister für bilaterale Treffen mit den Aussenmini- ster ein. Zentrale Themen waren ausserdem der Backlog stern Lettlands, Kroatiens, der Slowakei und Lesothos bei der Übernahme von EU-Rechtsakten in den EWR, die sowie den Vizeaussenministern Polens und Estlands. Ein Binnenmarktstrategie der EU, die Flüchtlingskrise und weiteres Arbeitsgespräch fand mit dem Leiter des UNO- der Syrien-Konflikt. Büros in Afrika, Haile Menkerios, statt. Am 23. November nahm Regierungsrätin Aure- Vom 28. September bis 2. Oktober nahm Aussenmi- lia Frick am Herbstministertreffen der EFTA-Staaten in nisterin Aurelia Frick an der hochrangigen Woche der Genf teil. Besprochen wurden vor allem die Weiterent- UNO-Generalversammlung in New York teil. Sie nutzte wicklung des EFTA-Freihandelsnetzwerks, der Stand den Besuch insbesondere für Aktivitäten im Rahmen des laufender Verhandlungen und die Weiterentwicklung Internationalen Strafgerichtshofs, unter anderem für ein bestehender Abkommen. Auf der Agenda stand auch ein Arbeitsfrühstück des Ministernetzwerks zur Unterstüt- Austausch mit dem Stellvertretenden US-Handelsdele- zung des ICC, das die Aussenministerin leitet. Thema gierten, Botschafter Michael Punke, zu den potenziellen war vor allem die Ratifikation der Kampala-Zusätze zum Auswirkungen eines transatlantischen Investitions- und Aggressionsverbrechen. Aussenministerin Aurelia Frick Handelsabkommens (TTIP) auf Handelsakteure aus den hielt zudem Statements bei einer Sicherheitsratsdebatte EFTA-Staaten. zu Nahost und Nordafrika sowie bei Veranstaltungen zum Thema Frauen, Frieden und Sicherheit, beim IPI- Jubiläen der Beitritte zum EWR und Ministertreffen zum Nahen Osten sowie an einer von zur UNO Deutschland organisierten Veranstaltung zur Rolle des SR beim Menschenrechtsschutz. Bilaterale Gespräche Zwei aussenpolitisch bedeutsame Jubiläen fielen in das führte sie mit Vertretern und Vertreterinnen von Bots- Berichtsjahr: Einerseits der Beitritt zum Europäischen wana, Litauen, Neuseeland, Tunesien und dem Gene- Wirtschaftsraum (EWR) vor 20 Jahren, andererseits der ralsekretär von Amnesty International sowie der UNO- Beitritt zu den Vereinten Nationen (UNO) vor 25 Jahren. Sondergesandten für Kinder in bewaffneten Konflikten. Beide Jubiläen wurden mit öffentlichen Veranstaltungen Doppelbesteuerungsabkommen wurden mit Andorra so- und verschiedenen Aktivitäten vor allem im Bereich der wie den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet. Öffentlichkeitsarbeit gewürdigt. So wurde anlässlich des Zudem fand ein Treffen der EFTA-Staaten zum Thema EWR-Jubiläums eine repräsentative Umfrage vorgestellt, Migration statt. die der liechtensteinischen Mitgliedschaft ein positives Am 23. Oktober lancierte Aussenministerin Aurelia Zeugnis ausstellt. Vor dem Hintergrund des UNO-Jubi- Frick in New York den von Liechtenstein koordinierten läums wurden thematische Beilagen in den Landeszei- Verhaltenskodex für den Sicherheitsrat bei Massenver- tungen lanciert, Schulbesuche durch Expertinnen von brechen. Der Verhaltenskodex wurde zum Zeitpunkt UNO-Organisationen organisiert sowie eine Jubiläums- der Präsentation durch 104 Staaten unterstützt, die veranstaltung abgehalten. Veranstaltung war entsprechend gut besucht. Zu den Die Mitgliedschaft im EWR hat – abgesehen von den Sprechern gehörten Mogens Lykketoft, Präsident der rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aus- UNO-Generalversammlung, Zeid Ra'ad al-Hussein, wirkungen des Beitritts – einen wesentlichen Beitrag zu Hochkommissar für Menschenrechte, und Amnesty-In- einer eigenständigen Aussenpolitik geleistet. Nicht zu- ternational-Generalsekretär Salil Shetti. Die Zahl der Un- letzt dank diesem Schritt wird Liechtenstein heute in Eu- terstützer für den Verhaltenskodex wuchs bis Ende Jahr ropa und darüber hinaus als eigenständiger Akteur der auf 108 Staaten an, weitere sollen folgen. Bei ihrem Auf- Staatengemeinschaft wahrgenommen. Der UNO-Beitritt enthalt in New York schloss Aussenministerin Frick zu- wurde hauptsächlich angestrebt, um die Anerkennung dem die liechtensteinische Vorlesungsreihe zu Frauen, der liechtensteinischen Souveränität weltweit sicherzu- Frieden und Sicherheit ab. stellen. Der Beitritt und die seither praktizierte Mitar- Am 28. Oktober unterzeichnete Aussenministerin beit in der UNO haben erheblich zum Ansehen Liech- Aurelia Frick in Strassburg das Abkommen mit der EU tensteins in der internationalen Staatengengemeinschaft zum automatischen Informationsaustausch über Finanz- beigetragen. Liechtenstein gilt heute als verlässlicher konten. Vonseiten der EU wurde das Abkommen vom und anerkannter Partner und hat sich ein eigenständiges Luxemburger Finanzminister Pierre Gramegna als Ver- Profil erarbeitet. Diese aktive Gestaltung der UNO-Mit- treter der EU-Präsidentschaft und von Kommissar Pierre gliedschaft konzentrierte sich vor allem auf Frauen- und Moscovici als Vertreter der EU-Kommission unterzeich- Kinderrechte, Rechtsstaatlichkeit und die internationale net. Der globale AIA-Standard der OECD wurde vollstän- Strafjustiz. In diesen Bereichen gehört Liechtenstein dig in das neue Abkommen aufgenommen. heute zu den führenden Stimmen in der UNO. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

104 | Internationale Humanitäre Zusammenarbeit IHZE-Beiträge 2015 nach Kategorien und Entwicklung (IHZE) Die IHZE-Mittel werden bei der Budgetierung nach einem intern festgelegten Schlüssel auf die einzelnen Ka- Die Regierung hat im Berichtsjahr insgesamt CHF 21.9 tegorien aufgeteilt. Dabei gehen rund 65 % des Budgets Mio. für Projekte der Internationalen Humanitären Zu- an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) sammenarbeit und Entwicklung (IHZE) aufgewendet. für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in ausge- Der Gesamtbetrag für die offizielle Entwicklungszusam- suchten Schwerpunktländern. Der LED berichtet separat menarbeit (Official Development Assistance, ODA) ge- über die Verwendung dieser Gelder (www.led.li). Je rund mäss OECD-Kriterien, in dessen Berechnung auch das 10 % der Mittel gehen in die Not- und Wiederaufbau- entsprechende Engagement der Gemeinden, die Klima- hilfe, die Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe finanzierung sowie die Betreuung von Asylsuchenden im sowie in die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Inland einfliessen, beläuft sich auf CHF 23.3 Mio. Für die Öffentlichkeitsarbeit und die von Liechtenstein Der letzte definitive ODA-Prozentsatz, welcher die of- finanzierte Expertenstelle bei der Europäischen Agentur fizielle Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis zum für die operative Zusammenarbeit an den EU-Aussen- Bruttonationaleinkommen (BNE) aufzeigt, liegt für das grenzen (FRONTEX) sollen nicht mehr als 5 % der Mittel Jahr 2013 vor. Bei einem BNE von CHF 4'025 Mio. ergibt aufgewendet werden. sich dabei für Liechtenstein ein ODA-Prozentsatz von 0.65. Die internationale Zielvorgabe von 0.7 % konnte 11%

damit zwar nicht mehr erreicht werden, den internatio- 9% nalen Vergleich braucht Liechtenstein nach wie vor aber keineswegs zu scheuen.

Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent- satzes

Jahr BNE ODA– ODA-Prozentsatz (in Mio. CHF) anrechenbare Ausgaben IHZE-Beiträge 2015 nach Regionen Im Berichtsjahr wurden 39 % der IHZE-Gelder in Afrika 2000 4'112 13'451'090 0.33 % eingesetzt. Das grösste Engagement erfolgte dort in den 2001 3'782 15'114'860 0.40 % Schwerpunktländern des LED, konkret in Burkina Faso, 2002 3'698 14'010'065 0.38 % Mali, Mosambik, Niger, Sambia, Senegal und Simbabwe. 2003 3'538 15'055'869 0.43 % 18 % der Mittel wurden für Entwicklungsprojekte in Zen- 2004 3'554 15'395'590 0.43 % tral- und Südamerika, insbesondere in Bolivien und Peru, 2005 3'893 17'381'933 0.45 % verwendet. 2006 4'397 18'843'051 0.43 % Das Engagement in Europa nimmt 15 % der Gelder 2007 4'946 21'563'049 0.44 % in Anspruch. Unterstützt werden Projekte in der Balkan- 2008 4'949 25'984'138 0.53 % Region und im ärmsten Land Europas, in der Republik 2009 4'210 28'434'531 0.68 % Moldau. Die Republik Moldau ist ein Scherpunktland des 2010 4'470 27'772'298 0.62 % LED. In den Ländern des Balkans, hauptsächlich im Ko- 2011 4'025 27'914'033 0.69 % sovo und in Bosnien und Herzegowina, engagiert sich 2012 3'571 26'781'303 0.75 % das Ausländer- und Passamt im Rahmen der Internatio- 2013 4'025 26'189'157 0.65 % nalen Flüchtlings- und Migrationshilfe. 2014 Nicht bekannt 25'021'456 Nicht bekannt Das Engagement in Asien hat sich auf 5 % der IHZE- Gelder reduziert. Dies hängt insbesondere mit dem Aus- 2015 Nicht bekannt 23'310'270 Nicht bekannt stieg des LED aus den ehemaligen Schwerpunktländern Afghanistan und Kirgistan zusammen. Aufgrund des Syrien-Konflikts ist der Anteil der Pro- ODA-Ausgaben in Mio. CHFODA-Prozentsatz jekte im Nahen Osten auf 3 % angestiegen. Ein Fünftel der Mittel wird nicht projektspezifisch ausbezahlt oder länderübergreifenden Programmen zu- geführt. Diese Beiträge, welche in der untenstehenden Projektliste in der Länderspalte als «International» be- zeichnet werden, sind essentiell, um grenzüberschrei- tende Aktivitäten oder unterfinanzierte Programme zu unterstützen und die Grundkosten von Entwicklungsor- ganisationen zu decken. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

men der Klimafinanzierung. Es handelt sich dabei um | 105 20% Gelder in der Höhe von CHF 200'000, die vom Landtag zusätzlich zum IHZE-Budget gesprochen worden sind. 39% Bei der Verwendung dieser Gelder werden jedoch die bestehenden Strukturen der IHZE genutzt. Konkret be- deutet dies, dass im Berichtsjahr das Amt für Auswärtige Angelegenheiten für die Verwaltung des Budgets ver- antwortlich war. Für die Umsetzung und Begleitung der konkreten Projekte, waren je nach Projekt der LED oder das Amt für Auswärtige Angelegenheiten zuständig. Bei den ausgewählten Projekten ging es hauptsächlich um Klimafinanzierung die Steigerung der Energieeffizienz, aber auch um die In der nachfolgenden detaillierten Projektliste scheinen Förderung der Anpassung an den Klimawandel. Gemäss sämtliche IHZE-Beiträge auf, die im Berichtsjahr getätigt dem Entwicklungsausschuss der OECD ist es erlaubt, worden sind. Zusätzlich aufgeführt sind Beiträge im Rah- diese Projekte an die ODA anzurechnen.

Projektliste

Not- und Wiederaufbauhilfe (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Beitrag für die Nothilfe nach dem Erdbeben Nepal ADA 50'000 50'000 Nothilfe in Darfur Sudan Caritas CH 100'000 100'000 Nothilfeprojekt für bäuerliche Familien Äthiopien Caritas Vorarlberg 40'000 40'000 Schulbildung für syrische Flüchtlingskinder Jordanien DEZA 300'000 300'000 Wiederaufbau von drei Schulen Haiti DEZA 150'000 150'000 im Departement Ouest Jahresbeitrag International Hilfswerk Liechtenstein 20'000 20'000 Transportkosten International Hilfswerk Liechtenstein 101'453 101'453 Allgemeiner Beitrag an den International IKRK 50'000 50'000 IKRK-Sonderfonds für Behinderte Beitrag an das Programm International IKRK 100'000 100'000 «Health Care in Danger» Beitrag an die Regionaldelegation in Harare Malawi; Mosambik; Namibia; IKRK 100'000 100'000 Sambia; Simbabwe Hilfsprogramme des IKRK Jemen IKRK 100'000 100'000 Hilfsprogramme des IKRK Israel; Palästina IKRK 100'000 100'000 Hilfsprogramme des IKRK Ukraine IKRK 100'000 100'000 Hilfsprogramme für Minenopfer International IKRK 100'000 100'000 Jährlicher Beitrag an den IKRK-Hauptsitz International IKRK 200'000 200'000 Spendenaufstockung Kreuz des Südens Guinea; Guinea-Bissau; Kreuz des Südens 15'000 15'000 Mauretanien; Mali; Senegal Übernahme der Kosten für den Transport Kosovo Lazarus Hilfswerk 7'752 7'752 von Spitalbetten Jahresbeitrag Katastrophenfonds International LRK 50'000 50'000 Nothilfeprogramm nach dem Erdbeben Nepal MEDAIR 50'000 50'000 Central Emergency Response Fund (CERF) International OCHA 250'000 250'000 Medizinische Grundversorgung Simbabwe SolidarMed 40'000 40'000 Umsetzung Ottawa-Konvention International UNMAS 25'000 25'000 (Beitrag Minenräumung / Minenopferhilfe) Allgemeiner Beitrag an das UNO-Hilfswerk International UNRWA 100'000 100'000 für Palästinaflüchtlinge ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

106 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Nahrungsmittelhilfe Korea (demokratische WFP 100'000 100'000 Volksrepublik Korea) Nothilfefonds des Welternährungsprogramms International WFP 100'000 100'000 Nothilfeprogramm nach dem Erdbeben Nepal WFP 50'000 50'000

Total 2'399'205 2'399'205

Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe (Ausländer- und Passamt; Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Infrastruktur- und Entwicklungsprojekt für Kosovo Caritas CH 133'000 133'000 ethnische Minderheiten in Gjakova, Phase 1 Kindergartenprojekt in Drenas, Prizren Kosovo Caritas CH 70'000 70'000 und Djakova Projekt "Rural Income Generation Suport" Kosovo Caritas CH 350'000 350'000 Inklusion von Roma Bosnien-Herzegowina Caritas CH 100'000 100'000 Soziale und berufliche Integration Moldau Caritas CH 130'646 130'646 von Jugendlichen (Phase 5) Sozialer Wohnbau für Roma Bosnien-Herzegowina Caritas CH 110'996 110'996 Verminderung von Abwanderung Bosnien-Herzegowina Caritas CH 170'000 170'000 durch Beerenproduktion Projekt zur Vorbeugung Bosnien-Herzegowina CFD 25'000 25'000 genderspezifischer Gewalt Beitrag an Climate Displacement Law Project International Displacement Solutions 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag an IDMC International IDMC 100'000 100'000 Bildungsprojekt für Einheimische Libanon RET 300'000 300'000 und syrische Flüchtlinge im Libanon Schulbildungsprojekt für Roma-Kinder Mazedonien; Serbien Stiftung Kinder- 81'383 81'383 dorf Pestalozzi Hilfsprogramme des UNHCR – Nördliches Afrika UNHCR 100'000 100'000 Nördliches Afrika Hilfsprogramme des UNHCR – Westliches Afrika UNHCR 100'000 100'000 Westliches Afrika Hilfsprogramme UNHCR – Naher Osten International UNHCR 100'000 100'000 Nicht-zweckgebundener Beitrag UNHCR International UNHCR 50'000 50'000 Resettlement syrische Flüchtlinge Liechtenstein Diverse Partner 97'051 97'051

Total 2'043'076 2'043'076

Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED) Für die Verwendung der Mittel wird auf die separate Berichterstattung des LED verwiesen.

Betrag CHF ODA CHF

Total 14'690'000 14'690'000 ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit | 107 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Betreuung und Reintegration von sexuell Mali; Demok.Republik Kongo Advocacy Project 30'000 30'000 missbrauchten Frauen (SOSFED) Programm zur Tuberkulosebekämpfung Tansania APOPO 40'000 40'000 Programm zur Beseitigung von Landminen Kambodscha APOPO 40'000 40'000 Folterprävention in Lateinamerika International APT 200'000 200'000 Analyse der Interamerikanischen Südamerika CEJIL 25'000 0 Rechtsprechung Allgemeiner Beitrag International Child Soldiers International 15'000 15'000 Projekt zum Einbezug der Agenda International CIVIC 25'000 0 zu Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) Bekämpfung der Bodenerosion Georgien Community & Environment, 15'967 15'967 durch Windschutz Tiflis Projekt zum Aufbau eines Kindergartens Georgien Community & Environment, 48'933 48'933 in Muzhava Tiflis Projekt zum Einbezug der Agenda zu Frauen, Südsudan Concordis International 20'000 20'000 Frieden und Sicherheit (WPS) Beitrag ans Genfer Zentrum für die International DCAF 20'000 20'000 demokratische Kontrolle der Streitkräfte International Swiss U16 Cup – Indien Diverse 25'000 25'000 Gastteam Indien Beitrag an den Tschernobyl-Fonds zur Ukraine EBRD 20'000 20'000 Konstruktion des neuen Schutzmantels Internationales Beratergremium Ukraine Europarat 10'000 10'000 für die Ukraine Projekt zur Unterstützung des Aktionsplans Ukraine Europarat 70'000 70'000 in der Ukraine Beitrag an das Programm «Children and International Geneva Call 30'000 30'000 Armed non-State Actors» Beitrag für das Programm zum Schutz von International Geneva Call 30'000 30'000 Frauen in bewaffneten Konflikten Schulungskurse für Menschenrechts- International Geneva for Human Rights 10'000 10'000 verteidiger aus Entwicklungsländern Allgemeiner Beitrag International Global Center for the R2P 9'911 0 Initiative für mehr Rechtsstaatlichkeit International Global Compact 10'000 0 zur Stärkung der Wirtschaft Allgemeiner Beitrag Globaler Fonds International Globaler Fonds 100'000 100'000 gegen HIV / Aids, Malaria und Tuberkulose gegen HIV / Aids Förderung und Einbezug von Frauen International HD Centre 75'000 0 in Friedensmediationen Teilnahme und Analyse am OSZE-Workshop International HD Centre 10'000 0 über die Agenda zu Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) Beitrag ans generelle Budget des International ICAR 100'000 100'000 International Centre for Asset Recovery Beitrag Ausbildung von Experten des International ICAR 150'000 150'000 International Centre for Asset Recovery Expertenworkshop zur Umsetzung der International IPA 4'876 0 Agenda zu Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) Allgemeiner Beitrag International ISHR International Service 20'000 20'000 for Human Rights ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

108 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Ausarbeitung eines Modellgesetzes International ISHR International Service 25'000 25'000 über Menschenrechtsverteidiger for Human Rights Programm gegen sexuelle und gender- International Justice Rapid Response 25'000 0 basierte Gewalt Projekt zur Sicherstellung von Rechenschaft International Justice Rapid Response 25'000 0 bei Verbrechen gegen Kinder Smartphone-Applikationen für die Agenden International Lucid 5'500 0 zu Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) und Kinder in bewaffneten Konflikten (CAAC) Weiterentwicklung Smartphone-Applikation International Lucid 25'000 0 für die Agenda zu Kinder in bewaffneten Konflikten (CAAC) Freiwillige Beitrag International NGO Working Group on 10'000 0 Women, Peace and Security Trainingsprogramm zur Förderung der Südamerika OAS 22'163 22'163 Geschlechtergleichstellung Beitrag Anti-Corruption Network for International OECD 20'000 20'000 Eastern Europe and Central Asia Allgemeiner Beitrag International OHCHR 50'000 32'000 Beitrag für die OHCHR-Abteilung für International OHCHR 40'000 25'600 Menschenrechtsübereinkommen Fonds für Folteropfer International OHCHR 25'000 16'000 OHCHR-Fonds für technische Zusammenarbeit International OHCHR 40'000 25'600 Allgemeiner Beitrag an die Weltorganisation International OMCT 15'000 15'000 gegen Folter Beitrag an das «Human Rights and International OSZE 30'000 22'200 Anti-Terrorism Programme» des ODIHR Beitrag für den «Legislation Review Fund» International OSZE 50'000 37'000 des ODIHR Allgemeiner Beitrag an das Sekretariat International PCC SEE 20'000 20'000 der Polizeikooperation in Südosteuropa Allgemeiner Beitrag International UN Women 70'000 70'000 UNO-Fonds zur Bekämpfung von Gewalt International UN Women 10'000 10'000 gegen Frauen Allgemeiner Beitrag International UNAIDS 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag UNO-Kapital- International UNCDF 25'000 25'000 entwicklungsfonds CleanStart International UNCDF 50'000 50'000 Allgemeiner Beitrag International UNDP 25'000 25'000 Bekämpfung von Gewalt an Frauen und Moldau UNDP 50'000 50'000 Menschenhandel in Transnistrien Beitrag an das Korruptions- International UNDP 100'000 100'000 bekämpfungsprogramm Allgemeiner Beitrag International UNFPA 25'000 25'000 Globales Programm zur Verbesserung International UNFPA 15'000 15'000 der Verfügbarkeit von Produkten im Bereich reproduktive Gesundheit Allgemeiner Beitrag International UNICEF 25'000 25'000 Thematischer Fonds für «HIV / Aids und Kinder» International UNICEF 100'000 100'000 Allgemeiner Beitrag International UNITAR 10'000 10'000 Allgemeiner Beitrag International UNODC 25'000 25'000 Projekt zur Stärkung der Universellen International UPR Info 25'000 0 Periodischen Überprüfung (UPR) des Menschenrechtsrats ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF | 109

Beitrag an Aktivitäten zum Schutz International Watchlist on Children 15'000 0 von Kindern in bewaffneten Konflikten and Armed Conflict Briquette-Projekt in Dadaab Kenia WFP 145'782 145'782 Polio Impfkampagne von UNICEF und WHO International; Afghanistan; WHO 25'000 25'000 Indien; Pakistan; Nigeria Beitrag an das «PeaceWomen» Programm International Women's International 10'000 0 League for Peace and Freedom Genereller Beitrag an den Doha Trust Fund International WTO 40'000 40'000 Globale Kampagne für den Schutz International WWSF 10'000 10'000 von Kindern vor Missbrauch

Total 2'408'132 2'031'245

Öffentlichkeitsarbeit (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

IHZE-Klausur zum Thema SDGs International Diverse 957 0 IHZE-Veranstaltung zum Schwerpunkt Peru International Diverse 3'999 3'999 Jahresbericht IHZE International Diverse 15'618 15'618 Projektreise Peru Peru LED 13'655 13'655 Realisierung von Ausstellungen des LEDs Liechtenstein LED 10'000 10'000 in Primarschulen

Total 44'229 43'272

Secondments (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Secondment bei der Europäischen Agentur International FRONTEX 341'873 0 für die operative Zusammenarbeit an den EU-Aussengrenzen (FRONTEX)

Total 341'873 0 ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

110 | Sonstige ODA-anrechenbare Beiträge an internationale Organisationen (Amt für Auswärtige Angelegenheiten und diplomatische Vertretungen Liechtensteins)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Regulärer Beitrag Europarat International Europarat 379'634 151'854 Beitrag an die Internetplattform zum Schutz International Europarat 20'000 8'000 von Journalisten Regulärer Beitrag an die Internationale International IAEO 36'184 11'941 Atomenergie-Organisation Freiwilliger Beitrag für die technische International IAEO 7'684 7'684 Zusammenarbeit Freiwilliger Beitrag an die International International ICG 10'000 10'000 Crisis Group Freiwilliger Beitrag ans International Center International ICTJ 10'000 10'000 for Transitional Justice Regulärer Beitrag International ITU 159'000 28'620 Jahresbeitrag Internationale Union für die International IUCN 15'489 15'489 Erhaltung der Natur und ihrer natürlichen Ressourcen Jahresbeitrag Ramsar Konvention International IUCN 1'000 1'000 Regulärer Beitrag OSZE International OSZE 109'348 80'917 Schirmherrschaft über Kapitel VII der International OSZE 6'000 4'440 Publikation zum Verhaltenskodex über politisch-militärische Aspekte der Sicherheit in der OSZE Stärkung der regionalen Zusammenarbeit Asien OSZE 30'000 30'000 in der Korruptionsprävention in Zentralasien Förderung der Kooperation und Bereitschaft International OSZE 15'000 11'100 zur Bekämpfung von Entführungen zur Erpressung von Lösegeld Unterstützung des nationalen Dialogs für Ukraine OSZE 70'000 70'000 Reformen, Justiz und Entwicklung in der Ukraine Jahresbeitrag Wüstenbildungskonvention International UNCCD 708 708 Jahresbeitrag Basler Konvention International UNEP 488 488 Jahresbeitrag Biodiversitätskonvention International UNEP 1'315 1'315 Jahresbeitrag Bonner Konvention zum International UNEP 483 483 Schutz von Wandertieren (CMS) Jahresbeitrag Multilateraler Fonds des International UNEP 16'125 16'125 Montrealer Protokolls (Ozonfonds) Jahresbeitrag Rotterdamer Übereinkommen International UNEP 229 229 Jahresbeitrag Stockholmer Übereinkommen International UNEP 448 448 Reguläre Beiträge an UNO-Peacekeeping International UNO 598'445 41'891 Missionen Regulärer Beitrag UNO International UNO 253'710 45'668 Beitrag an das Projekt zu Mordener Sklaverei International UNU 10'000 10'000 der Universität der Vereinten Nationen Beitrag an die Weltpostunion International UPU 45'314 7'250

Total 1'796'604 565'650 ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Klimafinanzierung | 111 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten; Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Projekt zur Verbreitung energieeffizienter Kirgisistan; Tadschikistan Camp Alatoo 78'064 78'064 Technologien Adaptierung an den Klimawandel durch Simbabwe Diverse 44'640 44'640 Erhaltung der Wälder und Aufforstung Verbesserung der Klimaadaptierung durch Salomoninseln UNCDF 50'000 50'000 Unterstützung lokaler Regierungen

Total 172'704 172'704

Betrag CHF ODA CHF

Total IHZE-Ausgaben 21'926'515 21'206'798 Sonstige Beiträge an internationale Organisationen 565'650 Klimafinanzierung 172'704 Flüchtlingsbetreuung im Inland 1'097'967 Katastrophenfonds Gemeinden 50'000 weitere ODA-anrechenbare Beiträge der Gemeinden 217'151

Total ODA 23'310'270 ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

112 | Bildung an die weiterführenden Schulen und Universitäten im Ausland zu gewährleisten. Deshalb ist insbesondere die Im Berichtsjahr wurden die bisherigen Schwerpunkte in der Teilnahme Liechtensteins an den Treffen der Schweize- Bildungspolitik weitergeführt und weiterentwickelt. Insbe- rischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren sondere war die Stärkung der Berufsbildung ein wesent- (EDK) wichtig. Auch an den Sitzungen der Ostschweizer liches Thema. Im Berichtsjahr konnten vom 3. bis 5. Sep- Erziehungsdirektoren (EDK-Ost) wurde im Berichtsjahr tember die ersten next-step Berufs- und Bildungstage im teilgenommen. SAL in Schaan stattfinden. Die Wahl des Berufs ist eine der bedeutendsten und prägendsten Entscheidungen im Bilaterales Treffen Leben. Eine Entscheidung, bei der es wichtig ist, sich Zeit Regierungsrätin Aurelia Frick hat am 14. Januar die ös- zu geben, sich gut zu informieren und zu kommunizieren. terreichische Bundesministerin für Bildung und Frauen, Next-step bot die Gelegenheit, sich konzentriert an einem Gabriele Heinisch-Hosek, in Vaduz zu einem Arbeitsge- Ort einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten spräch empfangen. zur Aus- und Weiterbildung zu verschaffen. Die Ministerinnen befassten sich im Arbeitsgespräch neben den aktuellen Herausforderungen in der Bildungs- Allgemeine Projekte und Schwerpunkte politik auch mit der Thematik der frühkindlichen Bildung bzw. Frühförderung. Ebenso fand ein Austausch über Lehrplan 21 verschiedene Aspekte der Berufsbildung statt, insbeson- Die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz dere der Lehre mit Matura. Die Liechtensteiner Berufs- (D-EDK) hat den Lehrplan 21 nach breiter öffentlicher matura und die österreichische Berufsreifeprüfung wer- Konsultation im Jahr 2014 zur Einführung freigegeben. den gegenseitig anerkannt. Damit wird der allgemeine Mit diesem ersten gemeinsamen Lehrplan für die Volks- Hochschulzugang ermöglicht. Mit der Berufsmatura er- schule setzen die 21 deutsch- und mehrsprachigen Kan- halten Berufsleute somit eine gute Alternative zur gym- tone den Verfassungsauftrag um, die Ziele der Schule zu nasialen Matura. Im Rahmen des freundschaftlichen harmonisieren. Treffens wurde zudem das Memorandum of Understan- Liechtenstein hat sich nicht am Lehrplan 21 betei- ding mit der Republik Österreich zur Führung eines ös- ligt, ist aber Mitglied der D-EDK und orientiert sich stark terreichischen Oberstufengymnasiums an der formatio am schweizerischen Bildungswesen. Mit dem liechten- Bildungs-Anstalt um weitere vier Jahre verlängert. Die steinischen Lehrplan konnte Liechtenstein bis anhin die Privatschule formatio erweitert mit dem Angebot der ös- Anschlüsse zu Berufsbildungsangeboten insbesondere terreichischen Matura die liechtensteinische Bildungs- im Kanton St. Gallen, den weiterführenden Schulen wie landschaft. auch zu Schweizer Hochschulen und Universitäten ge- währleisten. Beiträge an Bildungseinrichtungen Um sich ein noch besseres Bild über den Lehrplan Liechtenstein hat im Berichtsjahr den «Preis des Für- 21 und dessen Vor- und Nachteile machen zu können, stentums Liechtensteins für die wissenschaftliche For- hat das Bildungsministerium die Lehrpersonen im April schung an der Leopold-Franzens Universität und der Me- zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Gastre- dizinischen Universität Innsbruck» verliehen. ferent Prof. Dr. Kurt Reusser von der Universität Zürich An den «Österreichischen Fonds zur Förderung der hat dabei den Lehrplan 21 vorgestellt und ist auf die Fra- wissenschaftlichen Forschung» wurde wie in den Vor- gen der Lehrpersonen eingegangen. jahren ein Beitrag in Höhe von CHF 250'000 entrich- Die Einführung des Lehrplans 21 in den deutsch- tet. Einen Betrag in derselben Höhe wurde auch an den schweizerischen Kantonen macht eine Überarbeitung Schweizerischen Nationalfonds geleistet. des liechtensteinischen Lehrplans oder die Übernahme Zudem wurde im Berichtsjahr wie in den vergange- des Lehrplans 21 notwendig. Zu diesem Zweck hat die nen Jahren ein Preis der Regierung für Nachwuchsfor- Regierung im Oktober eine Arbeitsgruppe eingesetzt, schung an der Universität Liechtenstein in Höhe von ins- welche die möglichen Szenarien anhand konkreter Bei- gesamt CHF 10'000 an drei Preisträger ausgerichtet. spiele evaluiert und die jeweiligen Konsequenzen eru- iert. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern des Schul- Neustrukturierung der Fachhochschulen im Kanton amtes, der Schulleiter der Gemeindeschulen sowie der St. Gallen – Projekt Trägerschaft Weiterführenden Schulen, der Lehrpersonen der Ge- Die Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs (NTB), meindeschulen, der Oberschulen, der Realschulen sowie die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) und die des Liechtensteinischen Gymnasiums. Fachhochschule St. Gallen (FHS) bilden gemeinsam mit der Hochschule für Technik Chur (HTW) den Verbund Konferenzen der Fachhochschule Ostschweiz (FHO). Liechtenstein Die Verbindung und Zusammenarbeit mit der Schweiz ist Mitträger der FHO. Zudem ist Liechtenstein seit dem und Österreich spielt eine wesentliche Rolle. Für Liech- Jahr 1968 zusammen mit den Kantonen St. Gallen und tenstein ist es zentral, einen reibungslosen Anschluss Graubünden Mitträger der NTB. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Das neue eidgenössische Hochschulförderungs- nagement bei Lehrpersonen an öffentlichen Schulen | 113 und -koordinationsgesetz (HFKG) ist am 1. Januar 2015 behandelt. Die Regierung stellte in ihrem Bericht klar, in Kraft getreten und hat das bisherige Fachhochschul- dass Stressfolge-Erkrankungen und andere psychische gesetz und das Universitätsförderungsgesetz abgelöst. Erkrankungen allgemein eine steigende Tendenz ver- Mit dem HFKG wird die institutionelle Akkreditierung zeichnen. Grundsätzlich ist keine Berufsgruppe von zur notwendigen Voraussetzung für das Bezeich- solchen Erkrankungen gefeit, statistisch sind aller- nungsrecht der Hochschule sowie für die Zuweisung dings Menschen in helfenden, sozialen, erziehenden von finanziellen Beiträgen des Bundes. Die FHO-Ver- und beratenden Berufen häufiger davon betroffen. In einbarung erfüllt nicht die Voraussetzungen für eine in- den vergangenen Jahren wurden vom Schulamt ver- stitutionelle Akkreditierung nach dem HFKG. Die Wei- stärkt Anstrengungen im Bereich der Prävention un- terführung der heutigen Struktur und Ausgestaltung ternommen, um die Lehrpersonen für die Thematik zu der FHO wird deshalb als nicht HFKG-tauglich und sensibilisieren und ihnen Wissen in die Hand zu geben, -kompatibel betrachtet. wie sie mit den beruflichen Belastungen umgehen und Liechtenstein ist bei der Ausarbeitung der neuen ihre persönlichen Ressourcen gezielter nutzen können. Struktur der Fachhochschulen im Kanton St. Gallen be- Mit einbezogen in die Überlegungen waren auch die teiligt. Liechtenstein strebt weiterhin eine Trägerschaft Schulleitungen im Bewusstsein, dass das Gesundheits- an. management eine wichtige Führungsaufgabe vor Ort ist. Trotz aller präventiven Massnahmen werden sich Landtagsvorlagen auch in Zukunft Krankheitsfälle nicht vollständig ver- Im März-Landtag wurde die Interpellationsbeantwortung meiden lassen. Ganz zentral in solchen Fällen ist ein zur Kindergartenpflicht fremdsprachiger Kinder behan- frühes Erkennen und Eingreifen, was viel persönliches delt. Im Bericht der Regierung wurde auf die Wichtigkeit Leid, Arbeitsausfälle und Krankheitskosten verhindern einer gut entwickelten Sprachkompetenz hingewiesen, kann. Eine wichtige Rolle spielen hier die Schullei- welche die Basis für erfolgreiches Lernen darstellt. Da- tungen im Zusammenwirken mit den zuständigen In- bei kommt der deutschen Sprache als Schulsprache eine spektoren. Aus den gesetzlichen Bestimmungen er- zentrale Bedeutung zu. gibt sich im Bereich des Absenzen-Managements und Es gibt vielfältige Bemühungen, fremdsprachige der Früherfassung eine gemeinsame Verantwortung Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren und von Schulleitungen und Schulamt. Beiden kommt im deren Sprachkompetenz in Deutsch zu fördern. Trotz- Bereich der Früherkennung eine zentrale Bedeutung dem haben viele Kinder unzureichende Deutschkennt- zu. Im Krankheitsfall von Lehrpersonen haben sie für nisse. Dies verhindert, dass Kinder sich so entwickeln, Stellvertretungslösungen zu sorgen, halten während wie es ihren eigentlichen intellektuellen Fähigkei- der Krankheit in gegenseitiger Absprache Kontakt zur ten und Begabungen entspricht. Die Regierung be- betroffenen Lehrperson und sind für die Vorbereitung grüsste die Absicht der Interpellanten, Massnahmen einer Reintegration der Lehrperson besorgt, allenfalls zur Verbesserung der Deutschkenntnisse von fremd- mit Unterstützung eines Case Managers der Kranken- sprachigen Kindern zu treffen. Die Einführung einer kasse. zweijährigen Kindergartenpflicht anstatt wie bisher ei- Im September wurde der Bericht und Antrag betref- ner einjährigen würde diesem Ziel jedoch kaum näher fend die Gewährung eines Staatsbeitrags an das Liech- kommen, zumal praktisch alle Kinder in Liechtenstein tenstein-Institut für die Jahre 2016 bis 2019 behandelt. den Kindergarten während zwei Schuljahren besuchen. Dem Liechtenstein-Institut werden auch für die kom- Die Regierung erachtete es als zielführender, bereits mende Finanzperiode von 2016 bis 2019 jährlich CHF 1 vor dem Kindergartenalter anzusetzen und mit einem Mio. zur Verfügung gestellt. Damit soll die Finanzierung geeigneten Angebot von bildungs-, sozial- und gesell- des Instituts im gleichen Umfang fortgesetzt werden, wie schaftspolitischen Massnahmen eine frühe Förderung in den vergangenen vier Jahren. Das Liechtenstein-Insti- zu erreichen. In diesem Lebensalter können die Grund- tut befasst sich mit liechtensteinrelevanten Fragen der lagen für einen optimalen Einstieg in die Schullaufbahn Fachbereiche Geschichte, Politik, Recht und Volkswirt- gelegt werden. schaft. Seit seiner Gründung im Jahre 1986 erbringt das Im Bereich dieser sogenannten Frühförderung be- Liechtenstein-Institut wichtige Beiträge zur Erforschung stehen bereits verschiedene Angebote mit unterschied- von für das Land wichtigen Fragen und den diesbezüg- lichen Konzepten. Schulamt und Amt für Soziale Dien- lichen Wissenstransfer. Das Liechtenstein-Institut ge- ste sind derzeit dabei, die bestehenden Angebote in niesst im In- und Ausland breite Anerkennung. Form einer Gesamtübersicht zu erheben und zu prü- fen, ob allenfalls weitere Angebote nützlich wären und Universität Liechtenstein wie sie vor Ort in den Gemeinden koordiniert werden Aufgrund einer Unterschreitung der erforderlichen Stu- könnten. dierendenzahlen wurde im Februar eine Anpassung Im Mai-Landtag wurde die Interpellationsbeant- der laufenden Leistungsvereinbarung mit der Univer- wortung zum Thema Früherfassung und Absenzen-Ma- sität Liechtenstein notwendig. Im Auftrag der Regie- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

114 | rung wurde zudem ein Strategieprozess durchgeführt Kultur mit dem Ziel, Anpassungen in der bisherigen Strate- gie vorzunehmen, um eine noch bessere Verankerung Die Arbeiten im Geschäftsbereich Kultur standen ganz in der Region zu bewirken und den Trend der rückläu- im Zeichen des Kulturjahres 2015. Zu den Höhepunkten figen Studierendenzahlen umzukehren. Die Universität zählten unter anderem die Eröffnung der Schatzkammer richtet ihr Aus- und Weiterbildungsangebot verstärkt Liechtenstein und die Eröffnung des Erweiterungsbaus des auf die Bedürfnisse der Liechtensteiner Wirtschaft und Kunstmuseums Liechtenstein, die Hilti Art Foundation. Da- Gesellschaft aus. Dieses wird um weitere für Liechten- neben beschäftigte den Geschäftsbereich Kultur die Vorbe- stein wichtige betriebswirtschaftliche Kompetenzbe- reitung des neuen Gesetzes über den Schutz, die Erhaltung reiche ausgebaut, welche in engem Austausch mit der und die Pflege von Kulturgütern (Kulturgütergesetz; KGG). regionalen Wirtschaft entwickelt werden und insbeson- Zusätzlich waren der erste liechtensteinische Auftritt an der dere für kleine und mittlere Unternehmen attraktiv sein Kunstbiennale in Venedig und der Abschluss von Absichts- sollen. Mit den neuen Angeboten wird die Universität erklärungen mit der Schweiz und Österreich wichtige kul- auch die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie turpolitische Projekte. erleichtern. Regierungsrätin Aurelia Frick nahm an zahlreichen Kul- Um die weitere finanzielle Planungssicherheit her- turveranstaltungen teil, oft verbunden mit Begrüssungs- zustellen, beschloss die Regierung, den Antrag betref- und Eröffnungsansprachen. Dies umfasste neben Veran- fend die Gewährung eines Staatsbeitrags für die Jahre staltungen der liechtensteinischen Kulturinstitutionen auch 2017 bis 2019 bereits im Berichtsjahr dem Landtag vor- Konzerte sowie Vernissagen und Ausstellungen mit in- und zulegen. Für die Universität Liechtenstein ist eine lang- ausländischen Künstlern oder Aktivitäten im Rahmen der fristige und verlässliche Planungsperspektive essentiell. Kulturaussenpolitik. Die wichtigsten davon sind im Fol- Der Landtag genehmigte an seiner Sitzung vom 2. De- genden exemplarisch aufgeführt, eine abschliessende Auf- zember den Antrag für einen Staatsbeitrag von jährlich listung findet sich im Bericht des Amtes für Kultur. CHF 14.8 Mio. für die Jahre 2017 bis 2019. Ende 2015 erfolgte nach einem intensiven Auswahl- Projekte verfahren die Wahl des neuen Rektors durch den Uni- versitätsrat der Universität Liechtenstein. Dr. Jürgen Eröffnung der Schatzkammer Liechtenstein Brücker (oec. HSG) wird am 1. Oktober 2016 die Funk- Am 30. März eröffnete Regierungsrätin Frick im Bei- tion des Rektors übernehmen. Der Universitätsrat hat sein zahlreicher Gäste das neue Museum Schatzkammer den Übergang zum neuen Rektor als längerfristigen Pro- Liechtenstein. Die Schatzkammer ist im Erdgeschoss des zess gestaltet und damit Kontinuität und langfristige Pla- Engländerbaus untergebracht. Unter dem Titel «Vom nung in den Vordergrund gestellt. Während einer Einar- Fürstentum über die Welt ins Weltall» zeigt die Schatz- beitungsphase wird ihn der bisherige Rektor begleiten, kammer eine repräsentative Auswahl von Kostbarkeiten der 2017 das Pensionsalter erreicht. der fürstlichen Sammlungen wie Kunstwerke aus wert- vollen Materialien, historische Waffen, repräsentative Berufsbildung Geschenke von Königen und Kaisern wie Friedrich II. dem Grossen und Kaiser Joseph II. Daneben werden be- Vom 11. bis 16. August fanden die 43. World Skills in sondere Schätze des Liechtensteiners Adulf Peter Goop São Paulo, Brasilien statt. Die jungen Liechtensteiner präsentiert. Herausragend dabei ist die Fülle an wert- Teilnehmer haben ausgezeichnet abgeschnitten: 1 Gold- vollen russischen Ostereiern, darunter das weltbekannte medaille, 1 Bronzemedaille, 6 Leistungsdiplome und ein «Apfelblütenei» von Fabergé. Einen weiteren Höhepunkt Zertifikat für die Berufsleute aus unserem Land. Stucka- bilden Mondgesteine der Apollo 11 und Apollo 17-Mis- teur-Trockenbauer, Plattenleger, Automobiltechnologen, sion. Natürlich fehlt auch nicht der berühmte Entwurf Maurer, Grafiker und viele andere junge Berufsfachleute von Koloman Moser für die erste Briefmarke von Liech- haben sich an diesem Wettbewerb mit der Welt gemes- tenstein. sen. Liechtenstein schnitt in der Nationenwertung mit dem hervorragenden 7. Platz ab. Eröffnung des Erweiterungsbaus des Kunstmuseums Liechtenstein, der Hilti Art Foundation Corporate Governance Am 19. Mai nahm Regierungsrätin Frick an der Eröff- nung des so genannten «Weissen Würfels» teil. Die in- Im Berichtsjahr wurden die zweimal jährlich abzuhal- ternational bekannte Sammlung der Hilti Art Founda- tenden Gespräche mit den fünf zugeteilten öffentlich- tion, die schon 2005 ausschnittweise im Kunstmuseum rechtlichen Institutionen abgehalten, namentlich der Liechtenstein gezeigt worden ist und auf grosses öffent- Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten, der liches Interesse stiess, erhielt damit ihr eigenes Ausstel- Stiftung Erwachsenenbildung, der Kunstschule, der Mu- lungsgebäude. Daneben wurde im Gebäude ein gross- sikschule sowie der Universität Liechtenstein. zügiges Atelier für die Kunstvermittlung eingerichtet, in dem nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen inno- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

vative Angebote für alle Altersstufen angeboten werden lia Frick, eine Absichtserklärung über die Zusammenar- | 115 können. beit in der musikalischen Bildung unterzeichnete. Die Absichtserklärung soll den Liechtensteiner Kindern und Botschafterinformationsveranstaltung Jugendlichen die Teilnahme am geplanten Programm Fast 90 in Liechtenstein akkreditierte Diplomatinnen und «Jugend und Musik» ermöglichen. Mit dem Programm Diplomaten nahmen am 29. Juni am Botschafterinforma- sollen Aus- und Weiterbildung von Kursleitenden sowie tionstag der Regierung teil, um sich von den Regierungs- Musiklager und Musikkurse für Kinder und Jugendliche mitgliedern über aktuelle Entwicklungen rund um Liech- unterstützt werden. tenstein zu informieren. Der Botschafterinformationstag stand ganz im Zeichen des Kulturjahres 2015. In diesem Treffen mit dem österreichischen Kulturminister Josef Jahr organisierte die Botschafterin der Republik Öster- Ostermayer reich, Maria Rotheiser-Scotti, den bereits zur Tradition Auf Einladung von Regierungsrätin Frick weilte der ös- gewordenen Kulturanlass. Es wurde im Takino Schaan terreichische Kulturminister Josef Ostermayer am 21. Juli der Film «Maconda» gezeigt, welcher von der Integrati- für bilaterale Gespräche in Liechtenstein. Die beiden Mi- onsthematik handelt. Gast im Takino war der Anwalt und nister unterzeichneten ein Kulturabkommen zwischen österreichische Integrationsbotschafter Kazim Yilmaz. Er Österreich und Liechtenstein, welches eine verstärkte und Aurelia Frick diskutierten im Anschluss an den Film Kooperation in unterschiedlichen Kulturbereichen vor- über besondere Integrationsthemen. sieht und institutionalisiert.

Polymorphe Liechtensteiniade Corporate Governance Das Ministerium für Äusseres, Bildung und Kultur lud am 19. Juli zum vierten Mal zur Polymorphen Liechtenstei- Im Berichtsjahr wurden die zweimal jährlich abzuhal- niade am Poolbar Festival Feldkirch ein. Regierungsrätin tenden Gespräche mit den vier zugeteilten öffentlich- Aurelia Frick und ihr Amtskollege, der Vorarlberger Kul- rechtlichen Institutionen abgehalten, namentlich mit der turlandesrat Christian Bernhard, trafen sich bei diesem Kulturstiftung, dem Kunstmuseum, der Landesbibliothek Festival und diskutierten über eine vertiefte regionale sowie dem Landesmuseum. Zusammenarbeit auf Kulturebene.

Erster liechtensteinischer Auftritt an der Kunstbien- nale in Venedig Liechtenstein nahm im Berichtsjahr zum ersten Mal als Amt für Auswärtige offizieller Partner an der Kunstbiennale in Venedig teil. Angelegenheiten Wie im vergangenen Jahr war das Fürstentum in Form eines sogenannten «Collateral Event» von 23. Oktober bis 1. November im Palazzo Trevisan degli Ulivi zu Gast, Amtsleiter: Botschafter Dr. Martin Frick welcher von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helve- tia betrieben wird. Der Auftritt wurde vom Kunstverein Zu den wichtigsten Aufgaben des Amts für Auswärtige Schichtwechsel kuratiert, die Projektleitung hatte das Angelegenheiten gehörten im Berichtsjahr die Vertretung Kunstmuseum Liechtenstein inne. Unter dem Titel «The liechtensteinischer Interessen im Ausland, die Unterstüt- Silver Lining» wurde in Venedig während zehn Tagen zung der Aussenministerin bei der Gestaltung und Koor- zeitgenössische Kunst aus Liechtenstein, Island, Luxem- dination der Aussenpolitik sowie die Vorbereitung von Re- burg und Montenegro gezeigt. gierungsgeschäften zu internationalen Übereinkommen und Staatsverträgen. Die Wahrung der Interessen Liech- Besuche und Treffen tensteins und seiner Bevölkerung geschieht im Rahmen der bilateralen und multilateralen Zusammenarbeit sowie Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Erbringung konsularischer Dienstleistungen. Da- Am 27. Januar jährte sich die Befreiung des Konzen- bei arbeitet das Amt mit den diplomatischen Vertretungen trations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau Liechtensteins im Ausland sowie verschiedenen Stellen und durch sowjetische Truppen zum 70. Mal. Regierungsrä- Institutionen innerhalb und ausserhalb der Landesverwal- tin Aurelia Frick nahm mit rund 40 Staats- und Regie- tung zusammen. rungschefs sowie Regierungsmitgliedern aus aller Welt Neben den eigentlichen Amtsaufgaben nahmen die Di- an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Begleitet wurde sie plomatinnen und Diplomaten des Amts im Berichtsjahr die von den Schülern Marouen Bürzle und Xenia Vogt. Stellvertretung des Ständigen Vertreters beim Europarat in Strassburg und des Botschafters in Berlin wahr. Treffen mit dem Schweizer Bundesart Alain Berset Zu den Zuständigkeitsbereichen des Amtes gehören Bundesrat Alain Berset weilte am 30. März für einen Be- die bilaterale und europäische Zusammenarbeit, die Inter- such in Liechtenstein, wo er mit Regierungsrätin Aure- nationale Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

116 | (IHZE) sowie die Zusammenarbeit auf multilateraler Ebene Informationen zur Aussenpolitik Liechtensteins, zur Fi- mit einem Schwerpunkt in den Bereichen Menschenrechte nanzplatzpolitik der Regierung, zum Wirtschaftsstandort und internationale Verbrechensbekämpfung. Ebenfalls sowie zu weiteren Themen zu vermitteln. Generell be- ein Arbeitsschwerpunkt des Amts sind die Bereiche Aus- steht ein hoher Informationsbedarf zu Liechtenstein. Die senwirtschaft und Finanzplatz. Neben der Teilnahme an Tatsache, dass eine steigende Anzahl an Staaten Hono- Verhandlungen und der Mitarbeit in Arbeitsgruppen und rarkonsulate in Liechtenstein eröffnet, stellt eine erfreu- Kommissionen ging es in diesen beiden Bereichen unter liche Entwicklung dar. anderem darum, im Ausland über die Politik der Regierung Besondere Beachtung wurde den Beziehungen mit und die Struktur des Wirtschaftsstandorts aufzuklären. den beiden Nachbarländern Schweiz und Österreich so- Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit konzen- wie mit Deutschland und Tschechien geschenkt. Mit den trierte sich das Amt hauptsächlich auf die Nachbarstaaten Aussenministerien der Schweiz, Österreichs und Tsche- Schweiz und Österreich. Die politischen Konsultationen chiens fanden auch in diesem Jahr politische Dialoge mit der Schweiz, Österreich und Tschechien wurden erneut statt. Mit Österreich fand erstmals ein gesonderter eu- durchgeführt. ropapolitischer Austausch statt. Schwerpunkt des Ge- Im konsularischen Bereich führte das Amt in Zusammen- sprächs zwischen dem Amt und dem österreichischen arbeit mit der Botschaft Bern und dem Eidgenössischen De- Aussenministerium bildeten die Erfahrungen Liechten- partement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) konsula- steins nach 20 Jahren EWR-Mitgliedschaft sowie aktuelle rische Fälle einer Lösung zu. Die Fälle betrafen unter anderem Herausforderungen im EWR und in anderen Bereichen Visa- und Einreiseprobleme, Verhaftungen, Adoptionen, die der Zusammenarbeit mit der EU. Verhinderung von Kindsverbringung durch einen Elternteil Insbesondere mit der Schweiz, aber auch mit Öster- beziehungsweise Hilfe bei bereits erfolgten Fällen sowie die reich, fanden zusätzlich zu diesen Kontakten Verhand- Rückführung bei Krankheit, Unfällen oder Tod im Ausland. lungen statt. Das Amt war dabei unterstützend tätig. Die Gemäss im Berichtsjahr veröffentlichten volkswirt- Verhandlungen mit der Schweiz betrafen den Zahlungs- schaftlichen Daten weist Liechtenstein trotz erheblicher verkehr, die Umsetzung der Swissness-Bestimmungen Sparmassnahmen im IHZE-Bereich aktuell einen ODA-Pro- in Liechtenstein sowie das Doppelbesteuerungsabkom- zentsatz von 0.65 aus. Trotz einer Reduktion im Vergleich men. Mit Österreich wurden Gespräche im Bereich Ver- zum Vorjahr und dem Nichterreichen des offiziellen Ziels kehr sowie im Rahmen des bestehenden Abkommens von 0.7 ist dies ein Spitzenwert, mit dem sich Liechtenstein über die automatische Anerkennung von in Österreich relativ gesehen unter die zehn grosszügigsten Staaten der zugelassenen Human- und Tierarzneimitteln geführt. Welt einreiht. Eine Herausforderung stellten für das Amt, Eine Forstsetzung fand die quadrilaterale Zusammen- das die IHZE koordiniert, die weiter steigende Anzahl an arbeit der deutschsprachigen Länder, unter anderem Konflikten sowie deren Intensität und der daraus resultie- durch das Viereraussenministertreffen in Neuenburg rende erhöhte Bedarf an humanitärer Hilfe dar. mit Vertretern Deutschlands, Österreichs, der Schweiz Neben der Berichterstattung im Zusammenhang mit und Liechtensteins. Das Treffen der deutschsprachigen Menschenrechtsübereinkommen stand die Ratifikation Staatsoberhäupter (Belgien, Deutschland, Liechtenstein, zweier Europaratsübereinkommen – jenem gegen Men- Luxemburg, Österreich und Schweiz) fand im Berichts- schenhandel und jenem gegen Computerkriminalität – im jahr in Vaduz statt. Vordergrund. Das Amt war im Berichtsjahr für die Vorbereitung Im Berichtsjahr wurde die Kommunikation zur Aus- von Besuchen im In- und Ausland verantwortlich. Beson- senpolitik weiter ausgebaut. Die Kommunikation über den ders mit Österreich und der Schweiz fand ein reger Aus- vom Amt betreuten Twitter-Account @MFA_LI wurde er- tausch auf Regierungsebene statt. Weitergeführt wurden folgreich weitergeführt. Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit auch die Besuche bei der künftigen EU-Präsidentschaft. sind zudem insbesondere die Konzeption und Erarbeitung Besonderes Augenmerk wird unverändert den Be- einer neuen Broschüre zur liechtensteinischen Aussenpo- ziehungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika ge- litik sowie die Aktivitäten aus Anlass der 25-jährigen Mit- schenkt. Neben regelmässigen Kontakten mit Vertretern gliedschaft Liechtensteins in der UNO zu erwähnen. der US-Botschaft und des State Department ist insbeson- dere der Besuch einer Gruppe von «US Congressional Bilaterale Zusammenarbeit Staffers» in Liechtenstein erwähnenswert. Die Pflege der bilateralen Beziehungen mit den Schwer- punktländern Schweiz, Österreich, Deutschland, Tsche- Europäische Zusammenarbeit chien und USA sowie mit weiteren Staaten war im Be- Im Berichtsjahr fanden Gespräche auf Ministerebene richtsjahr eine der zentralen Aufgaben des Amtes. Die mit der EU-Ratspräsidentschaft für das zweite Halbjahr Anzahl der Staaten, die an einem verstärkten Austausch 2015 (Luxemburg) und für das erste Halbjahr 2016 (Nie- mit Liechtenstein interessiert sind, hat in den letzten Jah- derlande) statt. Bei den Gesprächen mit der Ratspräsi- ren stetig zugenommen, was zu vermehrten bilateralen dentschaft und bei weiteren Treffen mit Aussenministern Kontakten führte. Diese wurden genutzt, um liechten- von EU-Staaten wurden jeweils die Verzögerungen bei steinische Anliegen und Positionen zu deponieren und der Übernahme der europäischen Finanzmarktaufsichts- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

behörden in den EWR thematisiert. Im ersten Halbjahr Im Berichtsjahr hatte das Amt eine federführende | 117 2015 wurde bei Treffen auf Ministerebene sowie bei Ge- Rolle bei der Vorprüfung, den rechtlichen Anpas- sprächen mit Botschaftern von EU-Staaten zudem die sungen und der Ratifikation des Europaratsabkom- Position Liechtensteins bei den Verhandlungen für einen mens zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeu- neuen EWR-Finanzierungsmechanismus dargelegt und tung und sexuellem Missbrauch (Lanzarote-Konvention), für eine Unterstützung dieser Position geworben. Ge- die Liechtenstein am 11. September ratifiziert hat. Am genstand von bilateralen Gesprächen auf Minister- und 30. November unterzeichnete Liechtenstein gemäss Re- Botschafterebene war auch die EU-Liste von im Steuer- gierungsbeschluss das Übereinkommen des Europarats bereich unkooperativen Staaten. Das Amt setzte sich – in zur Bekämpfung des Menschenhandels. Auch diese Un- Zusammenarbeit mit anderen Verwaltungsstellen – für terzeichnung und der Bericht und Antrag zuhanden des eine rasche Streichung Liechtensteins von den natio- Landtags wurden vom Amt koordiniert. Am 3. Dezember nalen Listen ein, welche die Basis für die EU-Liste bil- beschloss der Landtag die Ratifikation des Übereinkom- deten. Das Amt wirkte zudem bei der Erstellung des Be- mens gegen Menschenhandel, die Ratifikationsurkunde richts und Antrags 20 Jahre EWR Mitgliedschaft sowie wird Anfang 2016 hinterlegt. bei den Vorbereitungen für den öffentlichen Festakt mit, Das Amt koordinierte den zweiten und dritten Län- der aus Anlass des Jubiläums stattfand. derbericht zum Internationalen Pakt über wirtschaft- Erstmals fand im Berichtsjahr ein europapolitischer liche, soziale und kulturelle Rechte (Pakt I) sowie den Dialog mit Österreich statt. Dieser Dialog ergänzt die po- zweiten und dritten Länderbericht zum Internationalen litischen Konsultationen, die seit vielen Jahren zwischen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (Pakt II). Der dem Amt und dem österreichischen Aussenministerium Bericht zu Pakt I wurde im September beim zuständigen stattfinden. Das Amt war auch im Berichtsjahr an den UNO-Komitee eingereicht. Den Bericht zu Pakt II geneh- Verwaltungsratssitzungen der Europäischen Patentor- migte die Regierung im Dezember, er wird Anfang 2016 ganisation (EPO) vertreten, die sich vorwiegend mit der eingereicht. Wichtige Themen in der Berichterstattung Umsetzung der 2011 eingeleiteten ambitionierten Re- zur Umsetzung dieser Übereinkommen sind die Rechts- formpläne des Patentamts befassten. Der Verwaltungs- lage im Bereich der Nichtdiskriminierung vor allem der rat nahm eine Vermittlerrolle ein. Geschlechter, die Rechte von Ausländern, die Unabhän- gigkeit der Justiz und die Bekämpfung von Extremismus. Aussenwirtschafts- und Finanzpolitik Weiter koordinierte das Amt den Zwischenbericht zu- Im Zentrum der Aussenwirtschafts- und Finanzpolitik handen der Europäischen Kommission gegen Rassismus standen die Verhandlungen Liechtensteins zu Freihan- und Intoleranz (ECRI), der im April eingereicht wurde. dels- und Steuerabkommen. Das Amt war an einigen Ver- Berichte, die im Rahmen internationaler Menschen- handlungen beteiligt (zum Beispiel DBA mit der Schweiz, rechtsübereinkommen verfasst und eingereicht werden, TIEA mit Italien und DBA mit den Vereinigten Ara- sind auf der Homepage des Amts unter www.aaa.llv.li in bischen Emiraten sowie Freihandelsabkommen mit Viet- der Rubrik «Publikationen und Berichte» verfügbar. nam). Zuständig war das Amt für die Vorbereitung der Auf internationaler Ebene war das Amt in verschie- formellen Schritte bis zum völkerrechtlichen Abschluss denen Expertenausschüssen aktiv. Vertreter und Ver- der Abkommen. Daneben bereitete das Amt regelmäs- treterinnen des Amtes nahmen an einer Reihe von Kon- sig Hintergrundinformationen und Gesprächspunkte zu ferenzen, Seminaren und Treffen zum humanitären Liechtensteins Positionierung in der Aussenwirtschafts- Völkerrecht und zu Menschenrechtsthemen teil. Zudem und Finanzplatzpolitik vor, die bei diversen Treffen auf tauschte sich das Amt mit befreundeten Staaten zu Men- bilateraler und multilateraler Ebene verwendet wurden, schenrechtsthemen aus, wobei vor allem die quadrilate- um die Bereitschaft der Partnerländer zur Aufnahme von rale Zusammenarbeit mit Österreich, der Schweiz und Verhandlungen zu erhöhen. Slowenien erwähnenswert ist. Diese Kooperation führte Das Amt war ausserdem in der liechtensteinischen im Berichtsjahr unter anderem zu gemeinsamen Stel- Verhandlungsdelegation für den Abschluss eines Ab- lungnahmen in UNO-Gremien. kommens über den internationalen Dienstleistungshan- Im Zusammenhang mit Liechtensteins Engagement del (Trade in Services Agreement, TiSA) vertreten und für Frauenrechte und insbesondere für die Agenda für nahm für Liechtenstein an den Sitzungen des WTO-Aus- Frauen, Frieden und Sicherheit des UNO-Sicherheitsrats schusses über das öffentliche Beschaffungswesen teil. organisierte das Amt im Berichtsjahr einen Vortragsa- bend zum Thema «Kriegsreportage: Journalistinnen in Menschenrechte bewaffneten Konflikten». Die österreichische Kriegsre- Das Amt war im Bereich Menschenrechte einerseits mit porterin Petra Ramsauer berichtete dabei über ihre Er- den Verpflichtungen aus internationalen Menschen- fahrungen als Kriegsberichterstatterin im Nahen Osten rechtsübereinkommen beschäftigt, insbesondere mit und die besondere Verwundbarkeit von Frauen in Kon- der Erarbeitung von Berichten, andererseits mit der Un- flikten. terzeichnung und Ratifikation beziehungsweise mit der Um das Gespräch mit Nichtregierungsorganisati- Vorprüfung neuer Übereinkommen. onen im Inland zu fördern, organisierte das Amt bereits ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

118 | zum sechsten Mal den NGO-Dialog. Die Teilnehmerin- rauszustreichen. Seit Ausbruch der Krise konnten über nen und Teilnehmer wurden über aktuelle Entwick- CHF 1.8 Mio. für Projekte in Syrien und dessen Nachbar- lungen im Menschenrechtsbereich auf nationaler und staaten gesprochen werden. Neben der Aufnahme von internationaler Ebene informiert. Zudem hielten drei Re- Flüchtlingsfamilien aus Syrien hat Liechtenstein unmit- ferenten kurze Vorträge zum Schwerpunktthema «Chan- telbar vor Ort Hilfe geleistet. cengleichheit und Prävention von Radikalisierung» und Im Berichtsjahr wurde bereits zum dritten Mal ein stellten sich anschliessend einer Diskussion und Fragen. Klausurtag der IHZE-Akteure abgehalten. Der Fokus der Klausur am 30. Oktober wurde erneut auf die nachhal- Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Ent- tigen Entwicklungsziele (SDGs; Agenda 2030) gelegt. wicklung (IHZE) Zudem wurden die Flüchtlingssituation in Europa be- Das Amt übte im Berichtsjahr weiterhin die Koordinati- sprochen und die Entwürfe der Strategiepapiere für die onsfunktion innerhalb der Internationalen Humanitären IHZE-Kategorien beraten. Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE) aus. Neben der Budgetierung und der Vorbereitung von regelmä- Internationale Verbrechensbekämpfung ssigen Koordinationstreffen der IHZE-Akteure (Liech- Im Rahmen der Bekämpfung und Prävention internati- tensteinischer Entwicklungsdienst LED, Ausländer- und onaler Verbrechen und der internationalen Strafrechts- Passamt und AAA) beinhaltet die Koordinationsfunktion pflege standen im Berichtsjahr vor allem die Korrup- auch den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. tions- und Terrorismusbekämpfung im Fokus des Amts. Das Amt bereitete die Projektreise von Regierungsrä- Unter Federführung des Amts konnte das Über- tin Aurelia Frick nach Peru in Zusammenarbeit mit dem prüfungsverfahren zur Umsetzung des UNO-Überein- LED vor. Während der Reise vom 19. bis am 26. April kommens gegen Korruption (UNCAC) mit der Ver- wurden Projekte in Lima, Moro und Iquitos besucht, die öffentlichung der Gesamtergebnisse der Evaluation vom LED unterstützt werden. Zudem wurde der Aufent- Liechtensteins abgeschlossen werden. Dringlicher halt für Treffen mit dem peruanischen Vize-Aussenmini- Handlungsbedarf wurde insbesondere beim Korrupti- ster Julio Eduardo Martinetti Macedo und Vize-Bildungs- onsstrafrecht ausgemacht. Ebenfalls engagiert war das minister Flavio Felipe Figallo Rivadeneyra genutzt. Amt an der 6. UNCAC-Vertragsstaatenversammlung, an Am 22. Juni wurde der gemeinsame Jahresbericht der die Lancierung der zweiten Evaluationsrunde Mitte der IHZE-Akteure über das Jahr 2014 veröffentlicht. Der 2016 sowie die internationale Zusammenarbeit im Be- Bericht ist elektronisch unter www.llv.li/ihze verfügbar. reich der Einziehung und Rückführung illegal erwor- Er befasst sich schwerpunktmässig mit den nachhaltigen bener Vermögenswerte (Asset Recovery) im Vorder- Entwicklungszielen (SDGs) der UNO. Die jährliche IHZE- grund standen. Das Amt vertrat Liechtenstein zudem in Veranstaltung fand am 17. Dezember zum LED-Schwer- den Plenarversammlungen der Staatengruppe des Euro- punktland Peru in Balzers statt. Norma Frick – besser parats gegen Korruption (GRECO) und hatte den Vorsitz bekannt als Schwester Rebecca – berichtete von ihrem in der verwaltungsinternen Arbeitsgruppe zur Korrupti- Engagement im andinen Moro, der LED stellte seine Pro- onsprävention inne. In diesen Funktionen war das Amt jektarbeit in Peru vor. Der Anlass war mit ca. 130 Per- auch zuständig für die Vorbereitung und Durchführung sonen sehr gut besucht. des Besuchs eines GRECO-Evaluationsteams im Rahmen In den in seiner Zuständigkeit liegenden Kategorien der dritten Überprüfungsrunde. Diese Evaluation widmet der IHZE war das Amt für die Zusammenarbeit mit den sich dem Korruptionsstrafrecht und der Finanzierung Projektpartnern und für die Vorbereitung und Auszah- von politischen Parteien und Wahlkämpfen. Die verwal- lung der Projektbeiträge zuständig. Des Weiteren enga- tungsinterne Arbeitsgruppe zur Korruptionsprävention gierte sich das Amt als Vertretung der Regierung in der konzentrierte sich weiterhin auf die Vorbereitung der Staatengruppe für Good Humanitarian Donorship, die Umsetzung von Empfehlungen, die GRECO im Rahmen sich das Ziel gesetzt hat, die humanitäre Hilfe anhand der ersten und zweiten Evaluationsrunde an Liechten- von festgelegten Prinzipien und durch den gemeinsamen stein gerichtet hat. Austausch über Aktivitäten zu verbessern. Das Fazit der Teilnahme des Amts an der 4. Ver- Nachdem Liechtenstein für 2012 einen ODA-Pro- sammlung der Vertragsstaaten der 2011 gegründeten zentsatz von 0.75 ausweisen konnte und damit zu den Internationalen Korruptionsakademie (IACA) war einer- wenigen Ländern gehörte, welche die internationale seits, dass die noch junge Akademie ihre Aktivitäten Zielvorgabe im Bereich der offiziellen Entwicklungszu- ausbauen und ihren Bekanntheitsgrad insgesamt erhö- sammenarbeit erreicht hatten, wurde im Berichtsjahr der hen konnte, sie aber andererseits weiterhin unter einer ODA-Prozentsatz für 2013 ausgewiesen: Mit einem ODA- prekären Finanzlage steht. Von den mittlerweile 65 Ver- Prozentsatz von 0.65 belegt Liechtenstein im weltweiten tragsstaaten leisten nur wenige freiwillige Beiträge, da- Vergleich nach wie vor einen Spitzenplatz. Der interna- runter Liechtenstein. tionale Zielwert für den ODA-Prozentsatz liegt bei 0.7. Im Frühjahr nahm das Amt am 13. UNO-Kongress Das Engagement in Zusammenhang mit dem Syri- zur Verbrechensbekämpfung in Doha teil, der im Zei- enkonflikt ist für das Berichtsjahr erneut besonders he- chen der Verabschiedung der UNO-Nachhaltigkeitsziele ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

(SDGs) stand. In der Kongress-Erklärung wurde festge- unter dem Zusatzprotokoll erreicht werden. Die IAEO an- | 119 halten, dass das Fehlen umfassender Strategien zur Ver- erkennt, dass keinerlei zusätzliche Massnahmen erfor- brechensverhütung und zur effizienten Strafverfolgung derlich sind, wenn beide Staaten ein Zusatzprotokoll in zu höheren Verbrechensraten und Gewalt führt und da- Kraft haben und ihre Verpflichtungen unter dem Zusatz- mit die soziale und wirtschaftliche Entwicklung behin- protokoll vollständig erfüllen. Warentransfers zwischen dert. Ausserdem befasste sich der Kongress mit dem der Schweiz und Liechtenstein müssen nicht gemeldet radikal-islamisch motivierten Terrorismus («Foreign werden. Liechtenstein hat in der Folge das Zusatzproto- Terrorist Fighters»), dessen Finanzierungsquellen und koll am 25. November ratifiziert. der massiven Zerstörung von Kulturgut. Diese Probleme waren auch Gegenstand der darauf folgenden Sitzung Umwelt und nachhaltige Entwicklung der UNO-Kommission für Verbrechensbekämpfung und Im Bereich der Umweltaussenpolitik nahm die Be- Strafrechtspflege (CCPCJ), in der wichtige Ergebnisse kämpfung des Klimawandels eine zentrale Rolle in den betreffend Standardminimalregeln für die Behandlung Aktivitäten des Amtes ein. Das Amt beteiligte sich in von Gefangenen («Mandela-Regeln») und die Bekämp- Zusammenarbeit mit dem Amt für Umwelt aktiv am Ver- fung geschlechterbezogener Tötungen («Femicide») be- handlungsprozess für ein neues Klimaabkommen, der im schlossen wurden. Dezember an der Weltklimakonferenz in Paris (COP 21) Ein weiterer Schwerpunkt des Amts waren im Be- erfolgreich abgeschlossen wurde. Im Vorfeld zur COP 21 richtsjahr die Verhandlungen im Rahmen des Antiterro- war das Amt an der Ausarbeitung des liechtensteinischen rismuskomitees des Europarats (CODEXTER), das sich Klimaziels bis 2030 beteiligt, mit dem Liechtenstein eine der Ausarbeitung eines Zusatzprotokolls zum Überein- Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 % bis kommen zur Verhütung des Terrorismus widmete. Die- 2030 zusagt. Das Ziel wurde dem UNO-Klimasekretariat ses soll die Bekämpfung der «Foreign Terrorist Fighters» im April kommuniziert. Im Verhandlungsprozess setzte mit der Einführung neuer Straftatbestände und Präven- sich Liechtenstein für ein ambitioniertes Abkommen tionsmassnahmen verstärken. Mit der Verabschiedung mit einem möglichst robusten, effizienten und flexiblen dieses Zusatzprotokolls engagiert sich der Europarat Überprüfungsmechanismus ein, der für kleine Staaten prominent im Rahmen der Bekämpfung dieses Phä- grössenverträglich ist. Ausserdem setzte sich Liechten- nomens und trägt zur Umsetzung der entsprechenden stein unter anderem für eine Stärkung der Klimaanpas- UNO-Sicherheitsratsresolution 2178 (2014) bei. Das Amt sung sowie für die Berücksichtigung der Menschen- befasst sich intensiv mit den notwendigen innerstaatli- rechte bei der Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen chen Umsetzungsschritten, die 2016 finalisiert werden. ein. Die Verhandlungsziele der Regierung konnten mit Die zahlreichen Terroranschläge und der kontinu- der Verabschiedung des Pariser Klimavertrages an der ierliche Zustrom an Dschihadisten nach Syrien und Irak COP 21 erfüllt werden. führten zur Ausweitung der UNO-Sanktionen gegen Mit- Das Amt ist zudem im Bereich der Klimapolitik zu- glieder des Islamischen Staats, die Liechtenstein jeweils ständig für die Betreuung der Mittel der Klimafinan- umgehend umsetzte. Mit der Implementierung der ver- zierung im Gesamtumfang von CHF 600'000, die vom schiedenen Sanktionsregimes der UNO und der EU be- Landtag im Rahmen eines Verpflichtungskredits für die fasste sich das Amt auch im Berichtsjahr regelmässig. Periode 2013 bis 2015 genehmigt wurden. Diese Mittel In diesem Zusammenhang wurde Liechtenstein erst- werden für klimarelevante Projekte in Entwicklungslän- mals mit russischen Gegensanktionen belegt, nachdem dern eingesetzt, wobei die Projekte in Zusammenarbeit es sich einem EU-Statement zur Verlängerung der Russ- mit dem Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) landsanktionen angeschlossen hatte. Die Russlandsank- und dem Amt für Umwelt ausgewählt werden. tionen waren in Liechtenstein bereits seit längerem in Im Bereich der nachhaltigen Entwicklung war das Kraft. Unmittelbare Auswirkungen der Gegensanktionen Amt an der Ausarbeitung der EU-Strategie für den Al- Russlands waren nicht zu verzeichnen. penraum (EUSALP) beteiligt und nahm Einsitz im Stee- Hervorzuheben ist im Berichtsjahr die Ratifikation ring Committee. An der EUSALP sind Deutschland, des Übereinkommens über die Computerkriminalität Frankreich, Italien, Österreich und Slowenien sowie (Cyber Crime Convention) des Europarats, das Straf- Liechtenstein und die Schweiz beteiligt. Die Strategie taten, die mittels Internet oder sonstiger Computernetze soll die nachhaltige Entwicklung des Alpenraums in den begangen werden, ahndet und die internationale Zusam- Bereichen Wirtschaft, Umwelt und Vernetzung fördern. menarbeit stärkt. Das Amt war für den gesamten Umset- Für die Umsetzung der Strategie hat die EU-Kommission zungsprozess und die Vorbereitung der Entscheidungs- einen Aktionsplan mit verschiedenen Handlungsfeldern grundlagen zuständig. erstellt, der Ende 2015 verabschiedet wurde. Die Umset- zung der Strategie beginnt im Jahr 2016. Sicherheit und Abrüstung Im Berichtsjahr konnte der Durchbruch in den mehr als Öffentlichkeitsarbeit und Jubiläen zehn Jahre dauernden Diskussionen Liechtensteins und Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit ist einerseits auf die der Schweiz mit der IAEO zur Frage der Meldepflichten Betreuung des Twitter-Accounts zu verweisen, der auf ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

120 | grosses Interesse stösst. Per Ende 2015 verzeichnete der den Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik in der Account des Aussenministeriums, @MFA_LI, fast 2000 Arbeitsgruppe «Foreign Account Tax Compliance Act» Follower. (FATCA), der Unterarbeitsgruppe Sanktionen, der Ar- Das Amt war federführend bei der Erarbeitung der beitsgruppe Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), neuen aussenpolitischen Broschüre mit dem Titel «Die den Untergruppen DBA mit den USA und Frankreich, liechtensteinische Aussenpolitik: Verlässlich, engagiert, an den Quartalsgesprächen der Finanzmarktaufsicht solidarisch». Auf knapp 40 Seiten gibt die grafisch attrak- (FMA) und der Erfahrungsgruppe Finanzplatz (ERFAG); tiv gestaltete Broschüre in kurzen Texten und Grafiken im Bereich Sozialpolitik in der Arbeitsgruppe Sozialver- einen Überblick zu den Schwerpunkten der liechtenstei- sicherungsrecht / Vaduzer Konvention; auf dem Gebiet nischen Aussenpolitik. Die Broschüre ist auf Deutsch der Menschenrechte in der Arbeitsgruppe zur Schaf- und Englisch erschienen. fung eines Vereins für Menschenrechte, am Runden Im Rahmen des EWR-Jubiläums war das Amt an der Tisch zur Bekämpfung des Menschenhandels, in der Organisation der Jubiläumsveranstaltung am 11. Mai im Vernetzungsgruppe Sichtwechsel für Menschen mit Vaduzer Saal beteiligt. Behinderung und Unterstützungsbedarf und in der Ge- Im Rahmen des UNO-Jubiläums war das Amt feder- waltschutzkommission (GSK) und schliesslich zu LLV- führend bei der Organisation des Jubiläumsanlasses im internen Themen in der ständigen Arbeitsgruppe zur Schaaner SAL am 27. November. Zudem organisierte Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann in der das Amt Schulbesuche durch Expertinnen von drei Landesverwaltung. UNO-Organisationen: dem Welternährungsprogramm WFP, dem Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR Diplomatische und konsularische Beziehungen und dem Hochkommissariat für Menschenrechte OH- Liechtenstein hatte per Ende 2015 diplomatische Bezie- CHR. Die Schulbesuche stiessen auf grosses Interesse: hungen mit 109 Staaten sowie der Delegation der Eu- Fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler an den wei- ropäischen Union und dem Souveränen Malteser-Ritter- terführenden Schulen des Landes nahm an einer dieser Orden. Im Berichtsjahr wurden direkte diplomatische Präsentationen teil, bei der ein AAA-Mitarbeiter einlei- Beziehungen mit El Salvador, Guatemala und Guinea tend kurz auf die Bedeutung der UNO-Mitgliedschaft für aufgenommen. Liechtenstein und die liechtensteinische Aussenpolitik Von den 109 Staaten sind 70 mit einer nicht residie- einging. Zudem erschienen am 12. November in beiden renden Botschafterin bzw. mit einem nicht residierenden Landeszeitungen vom AAA koordinierte Beilagen, in de- Botschafter in Liechtenstein akkreditiert, 22 Botschafter- nen die UNO-Mitgliedschaft in Interviews und Berichten posten sind per Ende Berichtsjahr vakant, 17 der Staaten gewürdigt wurde. haben noch keine Botschafterin / keinen Botschafter ak- kreditiert. Des Weiteren gab es per Ende Berichtsjahr 49 Mitarbeit in Experten-, Koordinations- und Arbeits- konsularische Vertretungen in Liechtenstein: gruppen Der Amtsleiter und die Diplomatinnen und Diplomaten Berufskonsuln: Generalkonsuln 7 arbeiteten im Berichtsjahr aktiv in Experten-, Koordina- Konsuln 0 tions- und Arbeitsgruppen sowohl auf bilateraler Ebene Honorarkonsuln: Honorargeneralkonsuln 5 als auch innerhalb der Landesverwaltung mit. Das Amt Honorarkonsuln 28 hatte den Vorsitz in der Expertengruppe betreffend die Honorarvizekonsul 1 Vereinbarung mit der Schweiz zur Regelung der Beteili- Vakant 8 gung Liechtensteins an Markt- und Preisstützungsmass- nahmen der schweizerischen Landwirtschaftspolitik, in Konferenzen und Tagungen der Arbeitsgruppe Korruptionsprävention und in der Ar- beitsgruppe Internationale Humanitäre Zusammenarbeit EFTA und Entwicklung (IHZE). EFTA-Ministerrat: 21. bis 23.6. in Schaan Des Weiteren arbeitete das Amt in folgenden Arbeits- (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Peter Matt, gruppen und Kommissionen aktiv mit: in der Aussenpo- Botschafter Kurt Jäger, Botschafter Martin Frick, An- litischen Kommission und dem Amtsleiterausschuss; in drea Entner-Koch, Stabsstellenleiterin, Patrick Ritter, der Arbeitsgruppe Europäische Integration; im Bereich Minister, Pascal Schafhauser, Minister, Anne Cornu, der Nachbarschaftspolitik in den Gemischten Kommis- Botschaftsrätin, Domenik Wanger, Mitarbeiter der Re- sionen zum Rahmenvertrag und dem Währungsvertrag gierung, Martin Hasler, diplomatischer Mitarbeiter, Bea- mit der Schweiz, in der Arbeitsgruppe betreffend das trice Fankhauser, Erste Sekretärin) weitere Vorgehen zu «SWISSNESS», der Arbeitsgruppe grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr und der EFTA-Ministerrat: 23.11. in Genf Waffenplatzkommission; in sicherheitspolitischen The- (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Peter Matt, men in der Arbeitsgruppe PROTEGE (Non-Prolifera- Pascal Schafhauser, Minister, Beatrice Fankhauser, Erste tion, Terrorismusfinanzierung und Geldwäscherei); in Sekretärin, Darja Schildknecht, Projektleiterin) ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Europäische Patentorganisation für Kommunikation, Jésus Martin, technischer Experte, | 121 143. bis 146. Tagung des Verwaltungsrats: 25. bis 26.3. / 24. Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), Abteilung bis 25.6. / 14. bis 15.10. / 16. bis 17.12. in München Frequenzmanagement, Bern) (Isabel Frommelt, Botschaftsrätin) Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europarat Europa (OSZE) Konferenz zur Umsetzung der EMRK: 26. / 27.3. in Implementierungstreffen zu Fragen der menschlichen Brüssel Dimension (HDIM): 21. bis 23.9 in Warschau (Botschafter Daniel Ospelt, Manuel Frick, Erster Sekre- (Claudio Nardi, Erster Sekretär) tär) Ministerrat der OSZE: 3. bis 4.12. in Belgrad 125. Session des Ministerkomitees: 19.5. in Brüssel (Botschafter Martin Frick, I.D. Botschafterin Maria- (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Martin Frick, Pia Kothbauer, Domenik Wanger, Georg Sparber, Bot- Botschafter Daniel Ospelt, Manuel Frick, Erster Sekretär) schaftsrat)

Plenarversammlungen der Staatengruppe gegen Kor- UNO ruption (GRECO): 23. bis 27.3. / 15. bis 19.6. / 12. bis High-Level-Segment der 59. Session der Kommission 16.10. in Strassburg für die Rechtsstellung der Frau: 9. bis 10.3. in New York (Patrick Ritter, Minister) (Regierungsrätin Aurelia Frick, Stefan Barriga, Minister, Domenik Wanger, Mitarbeiter der Regierung, Kathrin Eutelsat Nescher, Zweite Sekretärin, Antonia Strachwitz, Berate- 39. Treffen der Versammlung der EUTELSAT-Ver- rin) tragsparteien: 22. bis 23.4. in Paris (Vertretung durch die Schweiz) 13. UNO Kongress zur Verbrechensbekämpfung: 11. bis 19.4. in Doha EWR (Isabel Frommelt, Botschaftsrätin) EWR-Rat: 18.5. in Brüssel (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Martin Frick, 24. Session der UNO-Kommission für Verbrechensbe- Botschafter Kurt Jäger, Dominik Marxer, Botschaftsrat, kämpfung und Strafrechtspflege (CCPCJ): 18. bis 22.5. Anne Cornu, Botschaftsrätin) in Wien (Isabel Frommelt, Botschaftsrätin, Georg Sparber, Bot- EWR High-Level Meeting: 1. bis 2.6. in Reykjavik schaftsrat) (Andrea Entner-Koch, Leiterin der Stabsstelle EWR, Anne Cornu, Botschaftsrätin) Besuch anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der liechten- steinischen UNO-Mitgliedschaft: 5. bis 6.6. in New York EWR-Rat: 17.11. in Brüssel (I.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, Botschaf- (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Martin Frick, ter Christian Wenaweser, Stefan Barriga, Minister) Botschafter Kurt Jäger, Dominik Marxer, Botschaftsrat, Anne Cornu, Botschaftsrätin) Vertragsstaatenversammlung des Ausschusses für die Beseitigung von Rassendiskriminierung (CERD): 25.6. Internationale Fernmeldeunion (ITU) in New York Versammlung für das Funkwesen (RA-15): 26. bis (Botschafter Christian Wenaweser, Stefan Barriga, Mini- 30.10. in Genf ster, Kathrin Nescher, Zweite Sekretärin) (Kurt Bühler, Amtsleiter, Amt für Kommunikation, Ger- man Bell, Amtsleiter-Stellvertreter, Amt für Kommunika- 1. Konferenz der Vertragsparteien des Waffenhan- tion, Markus Skarohlid, Rechtsexperte, Amt für Kommu- delsvertrags (ATT): 24. bis 27.8. in Cancún / Mexiko nikation, Farshad Hosseini, Frequenz-Management, Amt (René Holbach, Berater) für Kommunikation, Jésus Martin, technischer Experte, Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), Abteilung 59. Generalkonferenz der Internationalen Atomener- Frequenzmanagement, Bern) gie-Organisation (IAEO): 14. bis 18.9. in Wien (I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Georg Sparber, Weltkonferenz für das Funkwesen (WRC-15): 2. bis Botschaftsrat, Esther Schindler, Botschaftsrätin) 27.11. in Genf (Kurt Bühler, Amtsleiter, Amt für Kommunikation, Ger- UNO-Gipfel zu nachhaltiger Entwicklung: 25. bis 28.9. man Bell, Amtsleiter-Stellvertreter, Amt für Kommunika- in New York tion, Markus Skarohlid, Rechtsexperte, Amt für Kommu- (Regierungschef Adrian Hasler, Botschafter Christian nikation, Farshad Hosseini, Frequenz-Management, Amt Wenaweser, Stefan Barriga, Minister, Kathrin Nescher, ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

122 | Zweite Sekretärin, Christoph Frick, persönlicher Mitar- Zwischenstaatliche Organisation für den internationa- beiter des Regierungschefs) len Eisenbahnverkehr (OTIF) 12. Generalversammlung: 29. bis 30.9. in Bern 70. UNO-Generalversammlung: 27.9. bis 3.10. in New (Christine Lingg, Botschaftsrätin) York (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Martin Frick, Verschiedenes Botschafter Christian Wenaweser, Domenik Wanger, Weltkongress zum Jugendstrafsystem: 26. bis 30.1. in Mitarbeiter der Regierung, Stefan Barriga, Minister, Ka- Genf thrin Nescher, Zweite Sekretärin) (Botschafter Peter Matt)

15. Versammlung der Vertragsstaaten zum Über- Viertes Staatentreffen zur Initiative der Schweiz und einkommen gegen Folter und andere grausame, un- des IKRK zur Stärkung des Humanitären Völker- menschliche oder erniedrigende Behandlung oder rechts: 23. bis 24.4. in Genf Strafe: 8.10. in Genf (Botschafter Peter Matt, Martin Hasler, Zweiter Sekretär) (Beatrice Fankhauser, Erste Sekretärin) Generalversammlung und Eröffnung der 55. Serie der Präsentation des Verhaltenskodex des Sicherheits- Versammlungen der Weltorganisation für Geistiges rates zu Genozid, Verbrechen gegen die Menschlich- Eigentum (WIPO): 5. bis 6. Oktober in Genf keit und Kriegsverbrechen: 22. bis 24.10. in New York (Botschafter Peter Matt) (Regierungsrätin Aurelia Frick, René Schierscher, Ge- neralsekretär, Botschafter Christian Wenaweser, Stefan 7. Ministerkonferenz von «Forest Europe»: 20. bis Barriga, Minister, Kathrin Nescher, Zweite Sekretärin) 21.10. in Madrid (Helmut Kindle, Amtsleiter, Amt für Umwelt, Olivier Ne- 6. UNCAC-Vertragsstaatentreffen: 2. bis 6.11. in St. gele, Amt für Umwelt) Petersburg (Patrick Ritter, Minister, Isabel Frommelt, Botschaftsrä- 14. Versammlung der Vertragsstaaten des Römer Sta- tin) tuts des Internationalen Strafgerichtshofes: 18. bis 26.11. in Den Haag Präsentation des vierten Länderberichts unter der (Botschafter Christian Wenaweser, Stefan Barriga, Mi- UNO-Antifolter-Konvention: 9. bis 10.11. in Genf nister, René Holbach, Berater, Jörn Eiermann, Berater) (Botschafter Martin Frick, Botschafter Peter Matt, Pascal Schafhauser, Minister, Claudio Nardi, Erster Sekretär, 21. Vertragsstaatenversammlung der UNO-Klimarah- Uwe Langenbahn, Landespolizei, Christian Blank, Aus- menkonvention (UNFCCC) und 11. Vertragsparteien- länder- und Passamt) versammlung des Kyoto-Protokolls: 30.11. bis 11.12. in Paris Konferenz der Vertragsparteien des Protokolls V zum (Regierungsrätin Marlies Amann-Marxer, Helmut Kindle, Übereinkommen über konventionelle Waffen: 9. bis Amtsleiter, Amt für Umwelt, Panagiotis Potolidis-Beck, 10.11. in Genf Erster Sekretär, Stephan Jäger, Mitarbeiter der Regie- (Botschafter Peter Matt, Pascal Schafhauser, Minister) rung, Sven Braden, Amt für Umwelt)

Konferenz der Vertragsparteien des revidierten Pro- 32. Internationale Konferenz des Roten Kreuzes und tokolls II zum Übereinkommen über konventionelle des Roten Halbmonds in Genf: 8. bis 10.12. in Genf Waffen: 11.11. in Genf (Botschafter Peter Matt, Martin Hasler, Zweiter Sekretär) (Botschafter Peter Matt, Pascal Schafhauser, Minister) 4. Vertragsparteienversammlung der Internationalen Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens Antikorruptionsakademie (IACA): 9. bis 10.12. in Wien über konventionelle Waffen: 12. bis 13.11. in Genf (Isabel Frommelt, Botschaftsrätin) (Botschafter Peter Matt, Pascal Schafhauser, Minister) 13. Versammlung der Vertragsstaaten des Römer Viertes jährliches Forum zu Wirtschaft und Men- Statuts des Internationalen Strafgerichtshofes: 8. bis schenrechten: 16. bis 18.11. in Genf 17.12. in New York (Pascal Schafhauser, Minister, Christine Lingg, Bot- (Botschafter Christian Wenaweser, Stefan Barriga, Mini- schaftsrätin) ster)

WTO 10. Ministerkonferenz: 15. bis 19.12. in Nairobi (Botschafter Peter Matt) ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Übereinkommen Europäischen Union zur Festlegung der Modalitäten | 123 der Beteiligung am Europäischen Unterstützungs- Europarat büro für Asylfragen (European Asylum Support Office, – Landtagsbeschluss zur Ratifikation des Übereinkom- EASO): 15.12. mens über die Computerkriminalität: 3.9. – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde zur Übernahme – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde zum Überein- der Verordnung (EG) Nr. 883 / 2004 in die Vaduzer kommen des Europarats zum Schutz von Kindern vor Konvention: 16.12. sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch: 11.9. – Unterzeichnung des Übereinkommens des Europarats UNO zur Bekämpfung des Menschenhandels: 30.11. – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde betreffend die – Landtagsbeschluss zur Ratifikation des Übereinkom- Änderung des Protokolls von Kyoto zum Rahmenüber- mens des Europarats zur Bekämpfung des Menschen- einkommen der Vereinten Nationen über Klimaände- handels: 3.12. rungen (Kyoto II): 25.2. – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Übereinkom- Bilateral men über die Immunität der Staaten: 22.4. – Notenaustausch zur Änderung des Abkommens vom 8. April 1981 zwischen dem Fürstentum Liechtenstein WTO und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde zum Abkom- Zusammenarbeit auf dem Gebiet von «Jugend und men über Handelserleichterungen: 18.9. Sport»: 13.2. – Unterzeichnung des Abkommens über den Strassen- Verschiedenes verkehr zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und – Genehmigung der Änderung des Übereinkommens der Schweizerischen Eidgenossenschaft: 18.6. zur Gründung des Europäischen Büros für Kommuni- – Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem Für- kation (ECO) durch die Regierung: 13.1. stentum Liechtenstein und der Schweizerischen – Genehmigung der Änderung von Artikel XII (c) (ii) des Eidgenossenschaft betreffend die durch private Abkommens der Internationalen Fernmeldesatelliten- Versicherungsunternehmen betriebene Elementar- organisation (ITSO) durch die Regierung: 14.4. schadenversicherung: 10.7. – Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem Für- Personelles stentum Liechtenstein und der Schweizerischen Eid- Per 1. März beendete Sabine Schöpf ihren Mutterschafts- genossenschaft zur Vermeidung der Doppelbesteue- urlaub und trat ihre 50 %-Stelle im Sekretariat wieder an. rung auf dem Gebiet der Steuern von Einkommen und Der Rekrutierungsprozess für zwei diplomatische von Vermögen: 10.7. Mitarbeiter im AAA wurde im Herbst erfolgreich abge- – Unterzeichnung der Änderung des Abkommens zwi- schlossen. schen der Österreichischen Bundesregierung und der Im Berichtsjahr wurden die Mitarbeiterinnen und Regierung des Fürstentums Liechtenstein vom 31. Mai Mitarbeiter des Amts in ihrer Tätigkeit durch Praktikan- 2010 betreffend die automatische Anerkennung von in tinnen und Praktikanten unterstützt. Österreich zugelassenen bzw. registrierten Human- Die interne Weiterbildungsreihe zu den aktuellen und Tierarzneimitteln in Liechtenstein: 4.9. Entwicklungen im Völkerrecht, die das Amt 2013 begon- – Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen der Re- nen hat, wurde im Berichtsjahr weitergeführt. gierung des Fürstentums Liechtenstein und dem Schweizerischen Bundesrat über die Zusammenarbeit im Bereich der Zulassungsverfahren für Biozidpro- dukte gemäss der Verordnung (EU) Nr. 528 / 2012 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Be- Amt für Berufsbildung und reitstellung auf dem Markt und die Verwendung von Berufsberatung Biozidprodukten: 5.10.

EU / EFTA / EWR Amtsleiter: Werner Kranz – Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen den EFTA-Staaten und Bosnien-Herzegowina: 1.1. Beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung waren – Unterzeichnung des Protokolls über den Beitritt Gu- per Ende Berichtsjahr 12 Mitarbeitende tätig. Im Bereich atemalas zum Freihandelsabkommen zwischen den Berufsberatung berät das Amt Jugendliche und junge Er- EFTA-Staaten und den zentralamerikanischen Staaten: wachsene bis zum vollendeten 25. Lebensjahr individuell 22.6. in Berufs-, Studien-, Aus- und Weiterbildungsfragen. Zu- – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde zur Vereinba- dem betreut und leitet das Amt das Berufsinformationszen- rung zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und der trum (BIZ). Im Bereich Berufsbildung berät und begleitet ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

124 | das Amt Lernende und Lehrbetriebe in Fragen rund um die erfolgten Anpassung der verwendeten Kategorien für Ein- berufliche Grundbildung (Berufslehre). Im Bereich der be- zelberatungen nach Altersklassen zusammen, welche ins- ruflichen Mobilität ermöglicht das Amt lernenden Personen besondere zu einer Umverteilung von der Kategorie Be- und Berufsleuten, während eines Auslandpraktikums Be- rufsberatung hin zur Kategorie Laufbahnberatung führte. rufserfahrung zu sammeln, fremde Länder und Kulturen Durch die in der Fokussierung auf die staatlichen zu erleben sowie gegebenenfalls Fremdsprachenkennt- Kernaufgaben begründete Aufkündigung der Leistungs- nisse zu vertiefen. Im Bereich der Mobilität nutzen junge vereinbarung mit der Invalidenversicherung Liechten- Berufsleute und lernende Personen die Möglichkeit, ein stein per Dezember 2015 begann bereits im Jahr 2015 mehrmonatiges Berufspraktikum (MOJA) in Europa bzw. die Auslaufplanung der IV-Dienstleistungen, was zu ei- einen vierwöchigen Lernenden-Austausch (Xchange) im ner Reduktion der Fallzahlen im Bereich der IV-Klienten benachbarten Ausland zu absolvieren. geführt hat. Durchschnittlich wurden pro IV-Klient 7 Ein- Die laufende Weiterentwicklung der Berufsbildung und zelberatungstermine von ca. 1.5 Stunden Umfang in An- der Berufsberatung ist von zentraler Bedeutung, um den spruch genommen. Bedürfnissen und Anforderungen der Gesellschaft und der Wirtschaft gerecht zu werden. Im Berichtsjahr konn- Anzahl Klienten der Jahre 2011 bis 2015 ten, nebst dem Wahrnehmen des Tagesgeschäfts, wiede- 400 rum zahlreiche Massnahmen und Projekte umgesetzt wer- 355 350 335 den. Schwerpunktmässig konnten im Berichtsjahr folgende 324 315 300 276 Konzepte und Einzelmassnahmen umgesetzt bzw. einge- 251 250 238 241 führt werden: 198 206 Anzahl 200 – Umsetzung von Massnahmen resultierend aus der Ab- 150 106 96 85 änderung der Berufsbildungsgesetzes (BBG) im Bereich 100 72 76 76 59 46 der Laufbahnberatung; 50 37 35 0 – Weiterentwicklung des Berufsinformationszentrums 2011 2012 2013 2014 2015 (BIZ) und somit Durchführung von monatlichen Informa- tionsveranstaltungen zu aktuellen Themen im Bildungs- Jugendliche Erwachsene / Laufbahnberatungen wesen für Jugendliche und Erwachsene; Akademische Beratungen IV-Beratungen – Einführung des Mobilitätsprojekts «Go to Europe» (Be- rufspraktikum für Lernende und junge Berufsleute); – Mitarbeit bei der Umsetzung der ersten next-step Berufs- Begleitung von Jugendlichen im ersten Berufswahl- und Bildungstage in Liechtenstein sowie Teilnahme als entscheid Aussteller; Der Übergang von der Pflichtschule in die Arbeitswelt – Implementierung des BIZ-App (Instrument für interak- ist ein erster wichtiger Veränderungsprozess im Leben tive Berufswahl / Lehrstellensuche); eines jungen Menschen. Damit dieser Übergang optimal – Mitarbeit in verschiedenen ämterübergreifenden Pro- gelingt, bedarf es der Koordination innerhalb des Helfer- jekten, länderübergreifenden Arbeitsgruppen und Kom- systems (Eltern, Schule, Wirtschaft, Berufsberatung und missionen. Berufsbildung). Dieser Koordinationsaufgabe hat sich die Abteilung Berufsberatung auch im Jahr 2015 wieder Berufsberatung gestellt und die Berufswahlvorbereitung in den 3. und 4. Klassen der Ober- und Realschulen inkl. der Privat- Einzelberatung schule Formatio und der Waldorfschule, im Freiwilligen Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Amts 10. Schuljahr sowie im Liechtensteinischen Gymnasium für Berufsbildung und Berufsberatung verzeichnete im flächendeckend umgesetzt. Jahr 2015 insgesamt weniger Klienten, welche eine Ein- zelberatung in Anspruch genommen haben. Grund dafür Dazu gehören unter anderem die folgenden Aktivitäten: ist insbesondere eine Zunahme an E-Mail- und Telefon- – Einführung ins Berufsinformationszentrum (BIZ) für beratungen. Durchschnittlich wurden pro Klient 3 Ein- die 3. Klassen der Ober- und Realschulen, der Privat- zelberatungstermine im Umfang von ca. 1.5 Stunden in schule Formatio, der Waldorfschule sowie für die Klas- Anspruch genommen. sen des Freiwilligen 10. Schuljahres; Aufgeteilt nach Beratungsschwerpunkten stellt die – Eltern- / Schülerabende zum Thema «Berufswahlvor- Laufbahnberatung der 18 bis 25-Jährigen sowie der im bereitung» für die 3. Klassen der Ober- und Realschu- Berufsbildungsgesetz unter Art. 55 aufgeführten Sonder- len, der Privatschule Formatio, der Waldorfschule und gruppen die stärkste Klientengruppe dar. Dahinter folgt des Liechtensteinischen Gymnasiums; die erste Berufswahl für Jugendliche sowie an dritter – regelmässige Kurzberatungen an den Schulzentren für Stelle die Studienberatung für Gymnasiasten. Diese Ver- die 3. und 4. Klassen der Ober- und Realschulen, der änderung im Vergleich zum Vorjahr hängt auch mit der Privatschule Formatio, der Waldorfschule sowie für die im Rahmen der Abänderung des Berufsbildungsgesetzes Klassen des Freiwilligen 10. Schuljahres; ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

– Durchführung von Informationsveranstaltungen zu Anzahl EinzelbesucherInnen im BIZ der Jahre 2011 | 125 den Themen «Weiter zur Schule?» und «Zwischenjahr» bis 2015 für die SchülerInnen der 3. und 4. Klassen der Ober- 450 und Realschulen sowie der Privatschule Formatio und 422 400 der Waldorfschule; 350 320 – Durchführung von psychodiagnostischen Verfahren in 310 300 Einzel- und Gruppensettings; 256 250 241 – spezielle Betreuung von schulleistungsschwachen Ju- 200 179 Anzahl gendlichen mit Sonderschul-Status, welche sich ent- 145 135 143 150 123 weder in der Regelschule oder in einer Sonderschule 116 114 100 82 86 79 befinden; 50 31 25 – Klassenweise Informations- und Entscheidungsver- 23 22 21 0 anstaltungen zur «Profilwahl» in den 3. Klassen des 2011 2012 2013 2014 2015 Liechtensteinischen Gymnasiums; Erwachsene Jugendliche – Durchführung des Projekts «Betriebslehrpraktikum» Gymnasiasten Eltern und Jugendliche im Rahmen der Projektwoche der 3. Klassen des Liech- tensteinischen Gymnasiums; Die Eltern- / Schülerabende fanden im Berichtsjahr – Kurzseminare zur Einführung der 4. Klassen des Liech- hauptsächlich im BIZ statt. tensteinischen Gymnasiums in die Berufs- und Studi- Von den angebotenen BIZ-Einführungen und Info- enwahl. Veranstaltungen profitierten insgesamt etwas weniger BesucherInnen, was aber auch mit der Reduktion der Berufsinformationszentrum BIZ SchülerInnenzahl in den geburtenschwachen Jahrgän- Das Berufsinformationszentrum BIZ ist ein attraktives gen zusammenhängt. Wie bisher fanden wiederum für und gern besuchtes Informationszentrum für alle Fragen jede Klasse der öffentlichen und privaten weiterführen- rund um die berufliche Aus- und Weiterbildung sowie den Schulen in der 8. Schulstufe ein Elternabend sowie Studienmöglichkeiten. eine BIZ-Einführung statt. Auch wurden die Informati- Allgemein zeigte sich über alle Gruppen hinweg ein onsveranstaltungen «Weiter zur Schule» und «Brücken- Rückgang der Besucher im BIZ bei einem zeitgleichen angebote» im selben Ausmass wie in den Vorjahren an- Anstieg der digitalen Beratungshäufigkeit und -intensität geboten. über Telefon und E-Mail. Die sogenannten neuen Me- dien sind den Klienten immer vertrauter, weshalb ver- Anzahl BesucherInnen bei Gruppenveranstaltungen mehrt auch in der Berufs-, Studien- und Laufbahnbera- im BIZ 2015 tung auf sie zurückgegriffen wird. Das Bedürfnis nach Beratungen hat sich bei den Kli- 450 393 enten aber auch inhaltlich verändert, was ebenfalls zu 400 den niedrigeren Besuchszahlen im BIZ passt. Viele der 350 324 berufskundlichen Informationen können eigenständig 300 248 im Internet abgerufen werden, ohne dass eine physische 250 Präsenz bzw. der Besuch einer Informationseinrichtung 200 nötig ist. Die Klienten benötigen daher die Berufs-, Stu- 150 dien- und Laufbahnberatung vor allem als Hilfe zur Prü- 100 fung der gefundenen Alternativen und als Hilfestellung 45 50 in Bezug auf eine allfällige Entscheidungsfindung und 0 weniger zur Informationsgewinnung an sich. 2015

Koordinationsstelle Spitzensport Die Aufgabe der Koordinationsstelle Spitzensport be- steht vor allem darin, SchülerInnen und deren Eltern über die Vereinbarkeit von Lehre und Spitzensport auf- zuklären, über vorhandene Angebote zu informieren so- wie Herausforderungen dieses Modells zu kommunizie- ren. Im Berichtsjahr geschah dies einerseits im Rahmen eines Elternabends und andererseits im Rahmen von in- dividuellen Gesprächen mit der jeweiligen Absicht, dass (zukünftige) Spitzensportler nicht dazu gezwungen wer- den sollen, eine Entscheidung zwischen Ausbildung und ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

126 | Sport zu treffen, sondern eine für alle Parteien akzep- Berufswahlverhalten der Jugendlichen im Sommer table Vereinbarkeit von beruflicher Grundbildung und 2015 Sport zu schaffen. Ausserdem bietet die Koordinations- Berufswahlverhalten der 328 erfassten Schulabgänge- stelle Spitzensport auch eine Begleitung der lernenden rInnen (aus den Ober- und Realschulen, Privatschule SportlerInnen über die Ausbildungszeit hinweg an, so Formatio, Waldorfschule, Freiwilliges 10. Schuljahr): dass eventuelle Schwierigkeiten schon frühzeitig abge- – 61.5 % der SchulabgängerInnen wählten den dualen fangen und individuelle Lösungen zwischen Lernenden Berufsbildungszweig (202); und Betrieben gefunden werden können. – 15 % der SchulabgängerInnen wählten ein Brücken- angebot, wie beispielsweise das 10. Schuljahr, das So- Weitere Aktivitäten der Abteilung Berufsberatung zial- oder Hauswirtschaftsjahr (49); Die Berufsberatung arbeitet an der Nahtstelle zwischen – 9.5 % der SchulabgängerInnen wählten den Weg über Schule und Wirtschaft. Deshalb ist ein gutes Einverneh- eine Mittelschule oder ein Gymnasium (31); men mit Institutionen, die ebenfalls in diesen Bereichen – 7 % der SchulabgängerInnen entschieden sich für eine tätig sind, von zentraler Bedeutung. Im Berichtsjahr Zwischenlösung, wie beispielsweise ein Praktikum konnten diverse Aktivitäten in Zusammenarbeit mit fol- oder den direkten Einstieg in die Arbeitswelt, sowie genden Organisationen umgesetzt werden: für eine andere Lösung (23); – Wirtschaftskammer Liechtenstein, Liechtensteinische – 6 % der SchulabgängerInnen entschieden sich für den Industrie- und Handelskammer, Liechtensteinischer Besuch einer Vollzeitschule (MPA Buchs, Tourismus- Bankenverband, Liechtensteinische Treuhandkam- fachschule Bludenz usw.) (20); mer: Bündnispartnerschaft in Bezug auf die ersten – 1 % der SchulabgängerInnen verfügten anfangs Au- next-step Berufs- und Bildungstage; gust noch über keine Anschlusslösung (3). – Schulamt: Zusammenarbeit bei der Planung der Akti- vitäten im Bereich «Berufswahlvorbereitung» in der 8. Berufsbildung und 9. Schulstufe; enger Kontakt mit den Schulen auf Sekundarstufe I und dem Liechtensteinischen Gymna- Gesamtzahl der Lehrverhältnisse sium; Die Gesamtzahl aller Lehrverhältnisse per 31. Dezember – Studienwahlworkshops für die Maturaklassen des 2015 betrug 1176 in rund 110 verschiedenen Berufen. Liechtensteinischen Gymnasiums sowie der Privat- 36 % der Lernenden sind Frauen und 64 % Männer, was schule Formatio zur Unterstützung beim anstehenden exakt dem Wert der Vorjahre entspricht. Studienwahlentscheid; – Invalidenversicherung: Zusammenarbeit gemäss der Lehrstellensituation – Sommer 2015 bestehenden Leistungsvereinbarung sowie regelmäs- Bis zum 31. August 2015 sind insgesamt 391 Lehrver- sige Fallintervisionen und Vernetzungstreffen; träge beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung – Erwachsenenbildung Stein-Egerta: Mitwirkung am zur Genehmigung eingegangen. Im 2014 waren es total Workshop «Perspektiven in der Lebensmitte» und an 427 oder 9 % mehr genehmigte Lehrverträge, was aber Veranstaltungen der EFFECT Stiftung; durchaus im normalen Bereich liegt. Nach wie vor ist der – Kunstschule Liechtenstein: Workshop mit Information kaufmännische Sektor mit 84 genehmigten Lehrverhält- und Beratung zum Thema «Kreative Berufe – Ausbil- nissen der meistgewählte Lehrberuf. Die Berufswahl-Hit- dung und Studium»; liste gleicht – mit geringfügigen Änderungen – in etwa – Stabsstelle Chancengleichheit: Aktive Teilnahme in derjenigen der vergangenen Jahre. Per 31. August 2015 der Vernetzungsgruppe «Sichtwechsel»; waren 60 von den Lehrbetrieben angebotene Lehrstellen – Jugendinformationszentrum aha: Regelmässiger Kon- unbesetzt. takt mit Informationsaustausch; – Lernende der Landesverwaltung: Durchführung der Berufswahl-Hitliste Veranstaltung «Fit für den Arbeitsalltag»; Lehrbeginn Sommer 2015 (Stand: 31. August 2015) – Freiwilliges Soziales Jahr Liechtenstein: Information Total genehmegite LehrverträgeLehrbeginn Sommer = 2015 391 (Stand: (Vorjahr: 31. August 2015)427) Total genehmigte Lehrverträge = 391 (Vorjahr: 427 und Beratung zum Thema «Wie weiter?»; – Hilti AG: Zukunftsworkshop für die Lernenden im letz- Kauffrau/-mann 84 ten Lehrjahr; Detailhandel 24 – KBSB (Schweizerische Konferenz der Stellenleiten- Konstrukteur 22 Polymechaniker/in 20 den der kantonalen Berufsberatungsstellen): Mitglied- Fachfrau/-mann Gesundheit 18

schaft und aktive Teilnahme in der KBSB sowie ihrer Informatiker 15

ostschweizerischen Untergruppe; Automobilberufe 13

– Teilnahme an fachlichen Weiterbildungsveranstal- Fachfrau Betreuung 10

tungen des SDBB (Schweizerisches Dienstleistungs- Automatiker 9 zentrum Berufsbildung / Berufs-, Studien- und Lauf- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 bahnberatung) und des Kantons St. Gallen. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Aufteilung der Gesamtzahl an Lehrverhältnissen nach Entwicklung Anzahl Lernende in der beruflichen | 127 Wohnort Grundbildung 1973 bis 2014 Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil an Lernenden 1400 mit Wohnort Liechtenstein und Schweiz kaum verändert. 1232 1234 1233 1194 1199 1211 1217 1200 1176 Der Anteil lernender Personen aus Vorarlberg hat sich 1120 1110 1138 1135 1119 1000 auf 16 erhöht (Vorjahr: 10). 897 860 800

Anzahl Lernende – Liechtenstein / Schweiz / Österreich 600 540

1% 400

200

0 1973 1983 1993 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 31% A Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil an Lernenden CH bzw. die beim Amt registrierte Anzahl an Lehrverhältnis- sen um 4.6 % vermindert. 68% FL Lehrvertragsauflösungen Im Jahr 2015 wurden insgesamt 87 Lehrverhältnisse von- seiten der Lernenden und der Lehrbetriebe aufgelöst. Dies entspricht einer Auflösungsquote von 7.4 % (Vor- Aufteilung der Gesamtzahl an Lehrverhältnissen nach jahr: 7.8 %). Wirtschaftsbereich Die Aufteilung nach Anzahl an Lehrverhältnissen pro Nach der Lehrvertragsauflösung: Wirtschaftsbereich zeigt, dass die beiden grossen Be- – haben 29 lernende Personen die Lehre in einem ande- reiche «Gewerbe» und «Industrie» rund 70 % der ler- ren Betrieb fortgesetzt; nenden Personen in Liechtenstein ausbilden. – haben 4 lernende Personen den Lehrberuf gewechselt; – befanden sich 11 Jugendliche per Ende Geschäftsjahr Anzahl Lehrverhältnisse je Wirtschaftsbereich in berufsberaterischen Abklärungen im In- oder Aus- land; Wirtschaftsbereich Anzahl Lehrverhältnisse – haben sich 9 Lernende entweder für einen Praktikums- platz, ein Berufsvorbereitungsjahr, eine weiterfüh- Bank 74 6.3 % rende Schule oder ein Studium entschieden; Gastronomie 14 1.2 % – wählten 5 Jugendliche den direkten Einstieg in die Ar- Gemeinden und LV 47 4.0 % beitswelt; Gesundheit 83 7.1 % – hat 1 Person sich voll auf den Sport konzentriert; Gewerbe 450 38.2 % – sind dem Amt von 28 lernenden Personen die An- Haus- und Landwirtschaft 9 0.8 % schlusslösungen per Ende Geschäftsjahr nicht bekannt Industrie 377 32.0 % bzw. nahmen diese keine weiteren Dienstleistungen Kindertagesstätte 28 2.4 % des Amts in Anspruch. öffentlich-rechtliche Unternehmen 56 4.8 % Treuhand 34 2.9 % Abschlussprüfungen Versicherung 4 0.3 % Im Jahr 2015 haben gesamthaft 395 Lernende die Lehrab- schlussprüfung absolviert. 360 Lernende haben die Lehr- Total 1'176 100.0 % abschlussprüfung mit Erfolg bestanden, 35 Lernende ha- ben nicht bestanden. 31 Lernende haben gleichzeitig die lehrbegleitende Berufsmittelschule abgeschlossen (18 in kaufmännischen und 13 in technischen Lehrberufen).

Standortbestimmungen (Zwischenprüfungen) Im Jahr 2015 wurden insgesamt 75 Zwischenprüfungen abgenommen. 55 waren obligatorische Zwischenprü- fungen und 20 infolge Erstausbildung.

Teilprüfungen Im Sommer 2015 wurden 66 Teilprüfungen – Bestand- teil des Qualifikationsverfahrens (Lehrabschlussprü- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

128 | fung) – abgenommen. Diese Teilprüfungen wurden in Projekt «Kompass 3» (weiterentwickelte Amtssoftware) den Lehrberufen Anlage- und Apparatebauer / in FZ, Au- soll gemäss aktueller Projektplanung ab Sommer 2016 tomatiker / in FZ, Coiffeuse / Coiffeur FZ, Elektroniker / in produktiv eingesetzt werden können. FZ, Konstrukteur / in FZ, Baumaschinenmechaniker / in FZ, Multimediaelektroniker / in FZ, Polymechaniker / in Kommission und Konferenzen FZ, Produktionsmechaniker / in FZ, Schreiner / in FZ und Das Amt hat im Berichtsjahr an folgenden Anlässen teil- Zahntechniker / in FZ durchgeführt. genommen: – Die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins In- Eintragung ins «Goldene Buch» auf Schloss Vaduz teressengemeinschaft Informatik im Berufsbildungs- Die 42. Eintragung ins «Goldene Buch» auf Schloss Va- wesen (IGIB / GRIF) wurde am 11. März in Zürich ab- duz fand am 11. September 2015 statt. 33 junge Berufs- gehalten. Schwerpunkte der Versammlung waren der leute (17 Frauen / 16 Männer) durften sich ins «Goldene Jahresbericht und die Jahresrechnung, das Projekt Buch» eintragen. «Einführung Kompass 3» (Amtssoftware) sowie die Festsetzung der Mitgliederbeiträge für das Budget Anzahl LehrabsolventenInnen nach Berufen mit einem 2016. Gesamtnotendurchschnitt von ≥ 5.3 – Das Amt hat am 13. März zur Lehraufsicht Ost Tagung mit Themen rund um die berufliche Grundbildung Lehrberuf w m Total nach Liechtenstein eingeladen. – Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und In- Automatiker FZ 1 1 novation (SBFI) lud am 26. / 27. März zur Verbundpart- Dentalassistentin FZ 2 2 nertagung nach Bern ein. Vertreter der beruflichen Detailhandelsfachfrau / -mann FZ 2 2 4 Grundbildung tauschten sich zum Thema «Wie fit ist Fachfrau Betreuung FZ 1 1 die Berufsbildung?» aus. Fachfrau Gesundheit FZ 1 1 – Die diesjährige Verbundpartnertagung, mit Sicht auf Informatiker FZ 4 4 die duale Berufsbildung unter Berücksichtigung der Kauffrau FZ 9 9 Sekundarstufe I, der Gymnasien sowie der Hochschu- Konstrukteur FZ 4 4 len, wurde am 26. / 27. März in Bern abgehalten. Als Logistikerin FZ 1 1 zentrales Element lag der Austausch unter den Bil- Physiklaborant / in 1 1 2 dungsakteuren im Vordergrund. Dabei wurden aktu- Polymechaniker FZ 2 2 elle Themen und Fragestellungen zu den einzelnen Produktionsmechaniker FZ 1 1 Bildungsstufen und -wegen diskutiert und mögliche Strassenbauer FZ 1 1 Lösungen erarbeitet. – Am 31. März fand die jährliche Frühjahrstagung der Total 17 16 33 Berufsbildungsämter-Konferenz Deutschschweiz in Zürich statt, welche unter dem Motto «gefährliche Ar- beiten» stand. Dabei wurden die begleitenden Mass- Lehrstellenumfrage nahmen zur Umsetzung dieses Projekts vorgestellt und Für Lehrbeginn Sommer 2016 wurde im August 2015 bei diskutiert. den Lehrbetrieben die erste Lehrstellenumfrage durch- – Die Mitglieder der Lehrabschlussprüfungskommission geführt. Von den Lehrbetrieben wurden insgesamt 359 (LPK) des Gewerbeverbandes des Kantons St. Gallen Lehrstellen als frei gemeldet, was im Vergleich zum Vor- trafen sich am 15. April zur Frühjahrssitzung in Gos- jahr (317) eine Zunahme von rund 11 % bedeutet. sau; unter anderem wurden die Rechnung 2014 ge- nehmigt und die neuen Prüfungsexperten gewählt. Ausbildungsbewilligungen An der Herbstsitzung vom 5. November in St. Gallen Im Geschäftsjahr 2015 wurden 45 Ausbildungsbewil- wurde über die vergangene Prüfungsperiode berichtet ligungen in verschiedenen Lehrberufen erteilt. Zudem und das Budget 2016 genehmigt. konnten 18 neue Lehrbetriebe gewonnen werden. Aktu- – Am 6. Mai wurde der 7. interkantonale Tag der Berufs- ell sind beim Amt 615 Lehrbetriebe registriert, wovon bildung mit regionalen Radios durchgeführt. Radio L derzeit 327 Betriebe aktiv lernende Personen in verschie- sendete in Zusammenarbeit mit dem Amt und AGIL denen Lehrberufen ausbilden. (Arbeitsgruppe Industrielehre) den ganzen Tag Bei- träge zur Berufsbildung. Amts-EDV – Die Tagung der Schweizerischen Berufsbildungs- Liechtenstein ist seit 2007 Mitglied des Vereins Interes- ämter-Konferenz (SBBK) fand am 19. / 20. Mai in Ein- sengemeinschaft Informatik im Berufsbildungswesen siedeln statt. Nebst internen SBBK-Themen wurden (IGIB / GRIF). Im Berichtsjahr wurden eine Vielzahl von unter anderem die überbetrieblichen Kurskosten-Pau- technischen Anpassungen vorgenommen sowie Verbes- schalen, die Evaluation von Bildungsverordnungen serungen an der Amtssoftware umgesetzt. Das laufende und Bildungsplänen, die internationale Berufsbil- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

dungszusammenarbeit sowie verschiedene Projekte Xchange | 129 im Bereich der Berufsbildung thematisiert. 10 Lernende aus Liechtenstein waren für 4 Wochen in – Am 30. September wurde das 8. NQR-Ländernetzwerk- Ausbildungsbetrieben im benachbarten Ausland. 5 Ler- treffen «D-FL-A-CH» (NQR: Nationaler Qualifikations- nende aus dem grenzüberschreitenden Raum haben das rahmen) in Berlin abgehalten. Themenschwerpunkte Programm in Liechtenstein genutzt. waren der aktuelle Stand der NQR-Entwicklungen in den Ländern sowie die nationale Implementierung des Austausch von Lernenden: NQR. – Am 11. November fand die jährliche Erfahrungstagung Anzahl Beruf Ausbildungsbetrieb von nach der Interessengemeinschaft Informatik im Berufsbil- Personen dungswesen (IGIB / GRIF) in St. Gallen statt. Wie be- reits im Vorjahr stand die Einführung von «Kompass 1 Elektroniker Inficon AG FL D 3» seitens der Geschäftsstelle und der Firma Abraxas 1 Köchin Rist. Scolastico Supsi CH FL als Eigentümer der Software im Fokus der Tagung. Trevano – Die Herbsttagung der Prüfungsleiter erfolgte am 1 Chemie- Sückzucker AG D FL 12. / 13. November in Chur. Neben Informationen aus laborantin dem Schweizerischen Dienstleistungszentrum Berufs- 1 Chemielaborant Ivoclar Vivadent AG FL D bildung und Berufsberatung (SDBB) und dem SBFI 1 Kauffrau Swarovski D FL wurden Erfahrungen im Bereich des Lehrabschluss- (Deutschland) GmbH prüfungswesens ausgetauscht. 1 Informatiker Hirschvogel D FL – Anlässlich der Herbsttagung der Lehraufsicht am Umformtechnik 19. / 20. November in St. Gallen diskutierten Ausbil- 2 Kauffrau / Swarovski AG FL D dungsberatungspersonen aus der ganzen Schweiz und Kaufmann aus Liechtenstein in verschiedenen Foren Themen 2 Konstrukteur ThyssenKrupp FL D rund um die Berufsattest-Ausbildung. Presta AG 1 Polymechaniker ThyssenKrupp FL D Berufsbildungsbeirat Presta AG Der Berufsbildungsbeirat befasste sich im Geschäftsjahr 1 Anlagenführer ThyssenKrupp FL D 2015 an vier Sitzungen schwerpunktmässig mit Fragen Presta AG zur Stärkung der Bildung, insbesondere der dualen Be- 2 Werkstoff- Bodycote FL A rufsbildung. Des Weiteren tauschten sich die vertretenen techniker Wärmebe- Organisationen und Verbände traditionsgemäss über ak- handlung AG tuelle Fragen im Bildungswesen aus. Daraus resultierend 1 Recyclist Häusle GmbH A FL ergaben sich wertvolle Impulse und Synergien. Personell blieb die Zusammensetzung des Berufsbil- dungsbeirates im 2015 dieselbe wie im Vorjahr. Akademie für Ausbilder IBK Anlässlich der ersten next-step Berufs- und Bildungstage Mobilitätsprojekte im September 2015 wurde im Rahmen der Akademie für Ausbilder das Programm der Abendveranstaltung eröff- Moja net. Diese Impulsveranstaltung mit dem Titel «Ausbil- 9 ArbeitnehmerInnen aus Liechtenstein haben ihr Beruf- dungsbetriebe und ihre Bedürfnisse in der Berufsbil- spraktikum in Europa erfolgreich abgeschlossen. Wei- dung» richtete sich an Berufsbildner aus Liechtenstein, tere 3 ArbeitnehmerInnen befinden sich im Praktikum St. Gallen und Vorarlberg. und werden dieses im Frühjahr 2016 abschliessen. Die durchschnittliche Dauer eines Praktikums liegt bei 5.2 Monaten. Die Praktika wurden in England, Spanien, Ita- lien, Niederlande, Malta und Frankreich absolviert. Aus europäischen Fördermitteln wurden für das Jahr 2015 Amt für Kultur insgesamt EUR 60'177 und aus nationalen Mitteln EUR 6'354 ausbezahlt. Erstmals fand ein Gruppenaustausch von Lernenden Amtsleiter: Thomas Büchel aus Liechtenstein nach England statt. 4 Lernende aus unterschiedlichen Berufsfeldern haben während der Das Amt für Kultur befasst sich mit der kulturellen Ver- Herbstschulferien ein Berufspraktikum von 3 Wochen gangenheit, Gegenwart und Zukunft Liechtensteins. Es er- in unterschiedlichen Unternehmen absolviert. Dafür forscht, bewahrt und entwickelt das kulturelle Erbe weiter. wurden europäische Fördermittel in der Höhe von EUR Mit der Organisation von Projekten werden darüber hinaus 10'180 aufgewendet. Impulse im Kulturbereich gesetzt. Das Amt besteht aus den ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

130 | vier Abteilungen Archäologie, Denkmalpflege, Landesar- In Zusammenarbeit mit der Liechtensteinischen In- chiv und Kulturschaffen. dustrie- und Handelskammer und dem Historischen Ver- Die Archäologie ist für die ungeschmälerte Erhaltung, ein für das Fürstentum Liechtenstein veranstaltete das den dauerhaften Schutz und die Erforschung des archäolo- Landesarchiv ein Wirtschaftsarchiv-Symposium, um auf gischen Erbes verantwortlich. Wo das archäologische Bo- den Wert wirtschaftshistorischer Quellen und die Not- denarchiv gefährdet ist, wird dieses wissenschaftlich unter- wendigkeit ihrer Sicherung aufmerksam zu machen. sucht, dokumentiert und publiziert. Der Denkmalpflege sind Erfassung, Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit Erhaltung, Pflege und Schutz von beweglichem und unbe- Ausgewählte Quellen zur Landesgeschichte publizierte weglichem Kulturgut anvertraut. das Landesarchiv auch im Berichtsjahr im Internet un- Das Landesarchiv trägt die Verantwortung für die Archi- ter www.e-archiv.li. Für diese Online-Publikation werden vierung der Unterlagen von allen staatlichen Behörden. Es die Quellen transkribiert und editorisch aufbereitet. Ins- sichert zudem Archivgut von privaten Personen und Institu- gesamt wurden bislang 3078 Personen (Vorjahr 2918) tionen, sofern dieses für die Landesgeschichte relevant ist. und 360 Körperschaftsartikel (Vorjahr 337) verfasst. So- Die Abteilung Kulturschaffen ist eine Koordinations- mit stehen der Öffentlichkeit nun knapp 7'000 edierte stelle für kulturelle Anliegen und für die Organisation und Quellen zur Verfügung. Durchführung kultureller Projekte zuständig. Das im 2009 errichtete Verwaltungs- und Archivge- Im Berichtsjahr 2015 konnten wichtige Projekte in An- bäude stösst nach wie auf grosses Interesse. Es konnten griff genommen oder deren Fertigstellung vorangetrieben zwölf Führungen durchgeführt werden. werden. Dazu zählen die Mitarbeit am Kulturgütergesetz und am Sollkonzept Aktenverwaltung ebenso wie die Über- Forschungs- und Publikationstätigkeit arbeitung der Verordnung zur Archivbenutzung oder die Schwerpunkt der Forschungs- und Publikationstätigkeit Erstellung eines Grobkonzepts zu 300 Jahre Fürstentum war der Abschluss des Projekts «Quellenedition 1900 bis Liechtenstein im Jahre 2019. Die Empfehlungen zur Archi- 1928», das von Landesarchiv (Infrastruktur) und Histo- vierung von Privatarchiven sowie der Notfallplan Landes- rischem Verein (Personal und Finanzierung) getragen archiv liegen in gedruckter Form vor. Die Vorarbeiten für wurde. Am Projekt arbeiteten der Historiker Lukas Ospelt die Publikation zur Auswertung Altgrabung Kirche Ben- sowie der ehemalige Landesarchivar Paul Vogt mit. Am dern Teil I konnten zu einem grossen Teil abgeschlossen 1. Oktober konnte als Ergebnis das Buch «Wirtschafts- werden. krise, Nationalsozialismus und Krieg – Dokumente zur Im Oktober konnte das Amt für Kultur den ersten News- liechtensteinischen Geschichte zwischen 1928 und letter veröffentlichen. Mit dem elektronischen Informati- 1950» mit 225 Dokumenten präsentiert werden. Online onstool können die Abonnenten über Entwicklungen im stehen auf der Editionsplattform www.e-archiv.li 1'110 Amt und in dessen Abteilungen auf dem Laufenden gehal- Dokumente zur Verfügung. ten werden. Der Newsletter soll in Zukunft drei- bis viermal Die Kooperation mit dem Historischen Verein fand jährlich erscheinen. ihre Fortsetzung in einem neuen Projekt zur Edition von Dokumenten zur Auswanderung. Das Projekt startete im Landesarchiv Oktober. Als Projektmitarbeiter konnte der Historiker Lu- kas Ospelt gewonnen werden. Er wird von einer Exper- Schwerpunkte tenkommission begleitet, in welcher auch der Leiter des Die Arbeit in der Abteilung Landesarchiv stand im Be- Landesarchivs vertreten ist. richtsjahr im Zeichen der Reorganisation. Eine Aufga- Die Edition mit Quellen aus Wiener Archiven wird benanalyse durch das Amt für Personal und Organisation von Katharina Arnegger betreut. Im Fokus der Bearbei- mündete im Start in eine umfassende Prozessanalyse zur tung standen die Quellen zu den Hexenprozessen, die Definition und Abgrenzung der Schnittstellen und Pro- mit der Edition des Salzburger Gutachtens sehr umfang- zesse der Abteilung Landesarchiv innerhalb des 2013 reich waren. Ende des Jahres waren 239 Dokumente on- neu geschaffenen Amts für Kultur. line zugänglich. Ein weiteres Arbeitsthema des Landesarchivs war die Claudius Gurt bearbeitet im Auftrag des Historischen Überprüfung und Neudefinition der Erschliessungsricht- Vereins für das Fürstentum Liechtenstein das Liechten- linien und der Erschliessungsformulare. Der Fachbereich steinische Urkundenbuch (LUB). Er hat seinen Arbeits- Privatarchive und Sammlungen zeichnet verantwortlich platz im Amt für Kultur. Im Berichtsjahr lag der Schwer- für die Broschüre «Empfehlungen zur Archivierung von punkt auf der kritischen Edition der Urkunden aus dem Privatarchiven» sowie für ein Bewertungskonzept für Stadtarchiv Feldkirch. Der Liechtensteinische Landtag Sammlungen und Privatarchive. genehmigte mit dem Bericht und Antrag Nr. 45 / 2015 Der im Berichtsjahr in Zusammenarbeit mit der Ab- die Verlängerung dieses wichtigen Editionsprojekts bis teilung Denkmalpflege erarbeitete Notfallplan dient in zum Jahr 2022. Zukunft als Grundlage für die Digitalisierungs- und Si- Die Firma Filmfabrik erhielt den Auftrag, eine fil- cherungsstrategie des Landesarchivs. mische Jahresdokumentation mit wichtigen Ereignissen ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

aus Politik, Kultur und Sport des Jahres 2015 zu erstellen. Privatarchive | 131 Der Film wird Anfang 2016 im Landeskanal ausgestrahlt. Das Landesarchiv konnte im Berichtsjahr wertvolle Be- stände von nichtstaatlicher Seite übernehmen. Von Ju- EDV lius Bühler, Mauren, erhielt das Landesarchiv die Samm- Die Migration der Archivsoftware ScopeArchiv auf die lung von Briefen, Notizbüchern und Fotos der nach Version V5.1 und die Datenbank LASCO3 erfolgte zu Be- Amerika ausgewanderten Familie Alber. Von Dr. Peter ginn des Jahres 2015. Die Erschliessungsformulare in Rheinberger, Vaduz, kam eine Nachlieferung an Korre- der Datenbank wurden den neuen Erschliessungsricht- spondenzunterlagen für das Familienarchiv Rheinberger. linien angepasst. Mit einem Standardformular und we- Dr. Hans-Jörg Rheinberger, Berlin, übergab Textbücher niger Spezialformularen kann in Zukunft eine Vereinfa- und Korrespondenzen zu den Unterhaltungsabenden der chung der archivischen Erschliessung erreicht werden. Pfadfinder «(Tri)-Bühne der freien Meinung» sowie ein Konzept von Alois Büchel für ein Kleintheater für Liech- Archivbenutzung tenstein mit Anmerkungen von Hans-Jörg Rheinberger. Im Berichtsjahr suchten 150 (Vorjahr: 142) Personen Der Liechtensteinische Ornithologische Verband (ohne Landesverwaltung) das Archiv auf. Die Zahl der übergab seine Vereinsunterlagen. Der Zonta Club Vaduz Benutzertage lag bei 460 (Vorjahr: 369). Im Benutzer- sowie der Verkehr-Club Liechtenstein ergänzten ihre im raum wurden 1'604 (Vorjahr 1'298) Akten (ohne Fotos Landearchiv verwahrten Bestände mit Vorstandsunter- und Bildmaterialien) vorgelegt, an die Landesverwaltung lagen und Jahresberichten. Weitere Dokumentationen wurden 1'223 (Vorjahr: 904) Akten ausgegeben. Die For- stammten vom Liechtensteinischen ArbeitnehmerInnen- schungsschwerpunkte waren Schwabenkinder, Auswan- verband, vom «Silbernen Bruch – Landesgruppe Liech- derer, Rheinberger sowie Kunst im öffentlichen Raum. tenstein» sowie von der Freien Liste, deren Parteiarchiv Das Landesarchiv erteilte zwölf (Vorjahr: vier) Aus- sich im Landesarchiv befindet. nahmebewilligungen zur Verkürzung der Sperrfristen. Schriftlich wurden 343 Anfragen beantwortet. Sammlungen S.D. Prinz Emmeram von Liechtenstein überliess Vorarchivische Betreuung – digitale Aktenverwaltung dem Landesarchiv zwei wertvolle Stahlstiche über die Im Berichtsjahr erstellte das Landesarchiv eine Bedürf- Schlacht um Würzburg 1796 und die Stadt Feldsberg. nisanalyse zur Informationsverwaltung in der Liechten- Karl Gassner, Eschen, übergab dem Landesarchiv eine steinischen Landesverwaltung. Die Regierung beauf- politische Flugschrift. tragte in der Folge das Amt für Kultur und das Amt für Informatik mit der Ausarbeitung eines Sollkonzepts zur Erschliessung und Aktenrevision Aktenverwaltung. Dieses Konzept wurde unter dem Ti- Die Bestände des Landesarchivs werden detailliert auf tel «LiVE» (Liechtensteinische AktenVErwaltung) ent- Stufe Dossier erschlossen. Der Schwerpunkt liegt in der wickelt und anlässlich einer Informationsveranstaltung Aufarbeitung der Neuzugänge, von denen zwei Drit- den Amtsstellen zur Kenntnis gebracht. Am 16. Septem- tel bereits aufgearbeitet wurden. Insgesamt wurden im ber wurden alle Amtsstellenleitenden bzw. deren Vertre- Berichtsjahr 15'783 Metadatensätze in der Datenbank tungen zu einem Informationsanlass zum Soll-Konzept erfasst, weitere 21´204 Verzeichnungseinheiten waren eingeladen. Etwa 50 Personen nahmen an den Vorträgen elektronisch zu importieren. Die Archivdatenbank Scope und den anschliessenden Gruppendiskussionen teil. Wie enthält nunmehr 1'737'987 (Vorjahr: 1'701'000) Ver- die Veranstaltung zeigte, liegt die Zukunft der Aktenver- zeichnungseinheiten. waltung in der digitalen Akte, wobei es zur Umsetzung Bei der Erschliessung der Altbestände lag der Fokus noch einige Fragen zu klären gibt. Die Grundstimmung auf den Akten des Landgerichts und des Obergerichts. zum digitalen Primat war jedoch durchgehend positiv. Weiters wurden die Register und Indizes des ehemaligen Oberamts und des Grundbuchamts erschlossen. Die Auf- Aktenablieferungen, Schenkungen und Ankäufe arbeitung von Erschliessungsrückständen im Bereich der Sonderfaszikel konnte mit Hilfe einer Praktikantin Staatliche Bestände der Fachhochschule Potsdam begonnen werden. Im Berichtsjahr konnten 286 Zugänge verzeichnet wer- Im Bereich der Privatarchive und Sammlungen wur- den. Grössere Ablieferungen (d. h. mehr als fünf Lauf- den folgende Grundlagenarbeiten abgeschlossen: meter Akten) kamen von folgenden abliefernden Stellen: – Editionsrichtlinien Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Landespo- – Transkriptionsrichtlinien lizei, Staatsanwaltschaft, Landgericht, Amt für Justiz – – Broschüre «Empfehlungen für Privatarchive» Abt. Grundbuch- und Öffentlichkeitsregisteramt, Stän- – Policy zur Bewertung von Privatarchiven und Samm- dige Vertretung des Fürstentums Liechtenstein bei den lungen Vereinten Nationen in New York, Amt für Soziale Dien- ste, Stiftung Personalvorsorge, Ausländer- und Passamt, Die Foto- und Filmstelle verzeichnete 831 (Vorjahr: Landeskassa, Steuerverwaltung. 2'355) neue Einheiten und beantwortete 146 (Vorjahr: ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

132 | 133) Anfragen. Extern wurden 5'261 Scans von Bild-Ne- Die wichtigsten Kenndaten im Mehrjahresvergleich gativserien erstellt und fünf Filmrollen digitalisiert. In- tern wurden 16'591 (Vorjahr: 4032) Fotos digitalisiert. 2015 2014 2013 Für Benutzer erstellte die Foto- und Filmstelle 648 Scans und ergänzte Bildangaben in der Archivdatenbank. Personal Anzahl bewilligte Stellen 6.5 6.5 6.5 Mikrofilm- und Scannstelle Anzahl fest angestellte Personen 9 9 9 Die Mikrofilm- und Scannstelle scannte ausgewählte Be- Befristet angestellte Personen 1 stände (Briefe und Notendrucke von Josef Gabriel Rhein- berger, Plan- und Kartensammlung, Grabungspläne der Archivalienzugang Archäologie). Gesamtbestände in Laufmetern ca. 10'300 ca. 10'000 ca. 9'800 Anzahl Scans: 328 (Vorjahr: 77'130) Scans Durch- Zuwachs in Laufmetern 325 492 330 laufscanner, 11'477 (Vorjahr: 18'924) Scans mit dem A2- Anzahl der ablieferungs- 72 72 72 Aufsichtsscanner, davon 500 (Vorjahr: 476) als Benutze- pflichtigen Behörden raufträge. Anzahl Aktenbildner, die 51 43 34 abgeliefert haben Archivaliensicherung, Restauration Anzahl der Zugänge insgesamt 286 340 346 Im Bereich der Massenkonservierung wurden eineinhalb Tonnen Akten aus den Beständen des Landgerichts und Erschliessung der Altregistratur der Regierung entsäuert. Erschliessung insgesamt 1'737'987 1'701'614 1'668'109 Die Restauration besonders wertvoller Einzeldoku- (Verzeichnungs- mente betrifft zumeist Unterlagen aus den Privatarchi- einheiten in DB) ven. Restauriert wurden Auswandererbriefe und Zei- Neuerschliessung (VE in DB) 15'783 34'208 139'015 tungen. Zuwachs Handbibliothek (Titel) 112 162 97

Gemeindearchive Benutzung Der 18. Gemeindearchivtag fand am 26. November im Ge- Anzahl Benutzer (ohne LLV) 150 142 117 meindearchiv Triesen statt. Schwerpunkt der Tagung war Anzahl Benutzertage (ohne LLV) 460 369 443 die Erhebung der Anliegen der Gemeindearchivare sowie Ausnahmebewilligungen (Ansuchen) 12 4 3 der Zielsetzungen der Archivarstreffen. Die Neuausrich- Vorlage von Akten im 1'604 3'284 2'153 tung im Sinne einer aktiven Beteiligung aller Teilnehmer Benutzerraum (ohne LLV) wird sich in den kommenden Jahren bewähren müssen. Ausleihen an Landesverwaltung 1'223 904 1'231 Schriftliche Auskünfte 343 643 695 Josef Gabriel Rheinberger-Archiv Das Rheinberger-Archiv verzeichnete 13 (Vorjahr: 24) Sicherung, Konservierung Zugänge. Es waren 15 Anfragen zu bearbeiten. Arbeits- Erstellte 35-mm Mikrofilme 43 66 104 schwerpunkt bildete die Mitarbeit an der Ausstellung Aufnahmen 35-mm Filme 36'837 62'749 94'668 des Kulturzentrums Gasometer in Triesen «Schon von Erstellte 16-mm Mikrofilme 80 22 61 Franziska von Hoffnaass gehört? – Einblick in das Leben Aufnahmen 16 mm-Filme 202'845 54'853 152'484 und Werk der Königlichen Hofkapellmeisters- und Pro- Scans (Durchlaufscanner) 328 77'130 18'830 fessorengattin Franziska Alberta Rheinberger». Die Aus- Scans (Aufsichtscanner) 11'564 18'924 30'335 stellung erfolgte unter Federführung der Internationalen Massenentsäuerung (in kg) 1'556 1'620 943 Josef Gabriel Rheinberger-Gesellschaft. Sie wurde am 26. November 2015 eröffnet und ist bis zum 28. Februar 2016 im Gasometer zu sehen. Der begleitende Katalog Archäologie zeigt das künstlerische Werk der Frau des liechtenstei- nischen Komponisten Rheinberger. Die Exponate wur- Aufgaben den zum grössten Teil aus den Beständen des Landesar- Die Archäologie erfüllt mit dem bestmöglichen Erhalt chivs zur Verfügung gestellt. und Schutz des archäologischen Erbes sowie mit der wissenschaftlichen Erforschung, Dokumentation, Publi- Zusammenarbeit mit der Stiftung Dokumentation kation und Pflege archäologischer Funde und Befunde Kunst in Liechtenstein eine gesetzliche und völkerrechtliche Verpflichtung. Die Zusammenarbeit zwischen dem Landesarchiv und der Stiftung Dokumentation Kunst in Liechtenstein ist Bauüberwachung / Archäologische Notgrabungen / Ar- seit 2005 mit Vertrag geregelt. Im Berichtsjahr konnte chäologischer Perimeter mit der systematischen Digitalisierung der Bestände be- Insgesamt wurden im Rahmen der archäologischen gonnen werden. Bauüberwachung 353 Baugesuche geprüft. Bei 147 Pro- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

jekten erfolgte eine kontinuierliche Kontrolle der Aus- der anlässlich der Auswertung der Altgrabung «Kirche | 133 hubarbeiten. Zwölf Bauvorhaben lösten archäologische Bendern» erhobenen Daten wurde in die Wege geleitet. Interventionen aus. Diese erfolgten in Absprache mit den Bei Fragen und Problemen leistete das Amt für Informa- Baufirmen, den Architekten und der Bauherrschaft. Ent- tik wertvolle Unterstützungsarbeit. sprechend den neuen Entdeckungen wurde der Archäo- Der Datenbestand der archäologischen Fachbiblio- logische Perimeter in Mauren aktualisiert. Er kann über thek wurde von einer Bibliothekarin im Auftragsverhält- das offizielle Geodatenportal der Liechtensteinischen nis im Bibliotheksprogramm ALEPH auf aktuellem Stand Landesverwaltung eingesehen werden (http://www.gdi. gehalten. Eine Mitarbeiterin der Archäologie führte die llv.li). Dort ist das Funderwartungsgebiet dargestellt, das Erschliessung von Aufsätzen aus Monographien weiter. sich innerhalb der Bauzone befindet. Digitale Dokumente wurden mit den Metadaten im Die archäologischen Aktivitäten konzentrierten Rahmen der begrenzt zur Verfügung stehenden Ressour- sich im Berichtsjahr auf die Gemeinden Mauren, Gam- cen weiter in das Programm IMS aufgenommen. Inzwi- prin / Bendern und Triesen. Die Umgestaltung des Fried- schen sind ungefähr 4000 digitalisierte Schwarzweissne- hofs in Bendern löste eine Notgrabung von achtmona- gative und 15'000 Digitalbilder und -pläne dort abgelegt. tiger Dauer aus. Dabei dokumentierte das Team der Über eine Schnittstelle wurden sie in der Datenbank Archäologie 71 Bestattungen aus dem Hochmittelalter SPATZ 2 / IMDAS den archäologischen Objekten direkt und der Neuzeit. Einen besonderen Fund stellt ein karo- zugewiesen. lingischer Pfennig Ludwigs des Frommen dar, geprägt zwischen 822 und 840. Er kam in der Einfüllung eines Restaurierungslabor neuzeitlichen Grabs zum Vorschein. Zusammen mit den Das Hauptaugenmerk galt im Berichtsjahr der Entsal- beiden bereits in den 1960er-Jahren entdeckten karolin- zung von Eisenfunden. Die von den aktuellen Sondie- gischen Münzen (Denare Karls des Grossen und Lud- rungen und Notgrabungen stammenden Objekte wurden wigs des Frommen) unterstreicht er die Bedeutung die- dokumentiert, teilweise freigelegt und in die Entsal- ses Orts im frühen Hochmittelalter. zungsbäder überführt. In Balzers wurden im Ortsteil Winkel neue Werklei- Die Ende 2014 an der Wingertstrasse in Eschen als tungen und eine neue Brücke über den Kanal erstellt. Block geborgenen Keramikgefässe wurden freigelegt. Dabei kamen römische Funde zum Vorschein, die von Zahlreiche Fragmente konnten wieder zusammengefügt Rheinüberschwemmungen an diesen Ort verlagert wor- werden, was erst eine zeitliche Einordnung des Befunds den waren. In Mauren wurden auf der Bauparzelle des in die späte Bronzezeit ermöglichte. geplanten Altersheims Sondierungen durchgeführt, die Zwei Blockbergungen der Notgrabung «Eschen Ale- urgeschichtliche Keramik und eine Grube mit Holzkohle- mannenstrasse» wurden restauratorisch bearbeitet. Die konzentrationen zutage brachten. Auf der Parzelle des Grabbeigaben sind Teil der Sonderschau «Was blieb, als ehemaligen Gasthofs Freiendorf entstehen zwei Mehrfa- die Römer gingen», die im Jahr 2016 im Liechtenstei- milienhäuser. In der Baugrube wurde eine spätbronze- nischen Landesmuseum in der Ausstellung «Römer, Ala- zeitliche Kulturschicht angegraben. Die Funddichte und mannen, Christen. Frühmittelalter am Bodensee» gezeigt die bereits sichtbaren Strukturen werden dort 2016 zu ei- wird. Für die Präsentation wurden Texte für die Schauta- ner archäologischen Notgrabung führen. Baustellen auf feln und die Objektlegenden verfasst. der ersten Hangterrasse über dem Rheinschwemmland Der Eingang der zahlreichen Funde der Notgrabung gaben in Triesen weitere Hinweise auf die bronzezeit- auf dem Kirchhügel in Bendern wurde restauratorisch liche Siedlungsfläche preis. Ein eiserner Pfahlschuh, der betreut. auf einer Sandbank im Rhein zwischen Vaduz und Seve- len zum Vorschein kam, wurde vom Finder der Archäo- Anthropologie logie übergeben. Im Zentrum der anthropologischen Arbeit stand 2015 die archäologische Notgrabung auf dem Kirchhügel in Illegale Grabungen Bendern, bei welcher 71 Skelette und eine grosse Menge Auch im Berichtsjahr wurden erneut auf mehreren ar- Streuknochen zum Vorschein kamen. Nach der Freile- chäologischen Fundstellen Spuren widerrechtlicher Gra- gung und der vor Ort durchgeführten anthropologischen bungen festgestellt. Meldungen über Personen, welche In situ-Dokumentation wurden die Skelette im Labor be- den Boden auf Waldlichtungen mit Metallsonden ab- reits teilweise gereinigt und einer ersten Sichtung und suchten, wurden an die Landespolizei weitergeleitet. Mit Rekonstruktion unterzogen. Vertretern der Landespolizei fanden zudem Begehungen Für die im Liechtensteinischen Landesmuseum ge- an den gefährdeten Orten statt. plante Sonderausstellung «Was blieb, als die Römer gingen», wurden frühmittelalterliche Skelettfunde aus EDV-Projekte und Bibliothek Schaan, Eschen und Balzers bereitgestellt, Texte ver- Die Ergebnisse der archäologischen Bauüberwachung fasst und Vitrinen konzipiert. Das Manuskript über «Bal- und der Notgrabungen wurden, soweit möglich, direkt zers Runda Böchel» konnte fertiggestellt werden. Die Da- in der Datenbank SPATZ 2 / IMDAS erfasst. Die Migration tenerhebung und -auswertung zur Alemannenstrasse in ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

134 | Eschen (60 Skelette) wurde abgeschlossen und für Burg führung ist auf reges Interesse gestossen. Mehr als 70 Gutenberg in Balzers (40 Skelette) sowie für einige klei- Personen nahmen daran teil. nere Fundkomplexe wurden zusätzliche Daten an Rippen Die von der Archäologie mitkonzipierte Wechselaus- und Wirbeln zur Abschätzung der Tuberkulosehäufigkeit stellung «Römer, Alamannen, Christen – Frühmittelalter erhoben. Im Rahmen der Amtshilfe für den Kanton Grau- am Bodensee» war im Berichtsjahr zu Gast in Bregenz und bünden wurden drei Skelette aus Filisur untersucht. St. Gallen. Ab dem 17. Februar 2016 wird sie im Liechten- steinischen Landesmuseum in Vaduz zu sehen sein. Die Auswertungen und Publikationen Vorbereitung für eine eigens für Vaduz entworfene Soder- Der erste Teil der wissenschaftlichen Auswertung der ar- schau über Liechtenstein im Frühmittelalter läuft. chäologischen Altgrabung «Kirchhügel Bendern» konnte Am 11. / 12. November führte die Liechtensteinische abgeschlossen werden. Im Frühjahr 2016 werden die Landespolizei in Vaduz die «5. Tagung zum illegalen Kul- Untersuchungsergebnisse veröffentlicht. Eine Mitarbei- turgüterhandel» durch. Die Archäologie beteiligte sich terin hat im Berichtsjahr den zweiten Teil und Abschluss an der Veranstaltung mit einem Referat zur Problematik dieses umfangreichen Projekts in Angriff genommen und der illegalen Sondengeher und mit einer Führung in den sich in einer ersten Phase mit den Glasfunden befasst. Büro- und Laborräumen in Triesen. Die Philatelie Liechtenstein gibt eine Serie von Son- derbriefmarken mit archäologischen Fundstücken aus Verwaltung Liechtenstein heraus. Sven Beham hat die in einer Hei- Der Leiter der Abteilung Archäologie hat an den Ta- ssfolienprägung in Silber und mit einer mehrstufigen gungen der «Konferenz Schweizerischer Kantonsarchä- Hochprägung aufwendig produzierten Wertzeichen ge- ologinnen und Kantonsarchäologen» (KSKA) teilgenom- staltet. Die Serie mit Schmuckobjekten wurde im Be- men und Liechtenstein beim Europarat in Strassburg im richtsjahr veröffentlicht. Für jene mit Werkzeug wurden «Comité directeur de la culture, du patrimoine et du pay- die Begleittexte verfasst. Sie wird am 6. März 2016 er- sage» (CDCPP) vertreten. Er ist Mitglied der Archäolo- scheinen. Die drei Briefmarken, welche die Fundmün- gie-Kommission des Kantons Zürich. zen aus Liechtenstein zeigen, konnten zusammen mit den originalen Münzen in einer Sonderausstellung im Denkmalpflege Münzkabinett der Stadt Winterthur präsentiert werden. Dazu hat die Philatelie Liechtenstein einen Sonderbrief Aufgaben mit Sonderstempel veröffentlicht. Die Denkmalpflege im Fürstentum Liechtenstein steht Für das Jahrbuch der Gesellschaft Archäologie für eine «Zukunft mit Vergangenheit». Sie erarbeitet im Schweiz wurden die aktuellen Berichte über die Funder- Einmannbetrieb nachhaltige Lösungen für den Erhalt, eignisse des Jahres verfasst. In Zusammenarbeit mit der die Pflege und die Nutzung der Baudenkmäler. Dabei Kantonsarchäologie St. Gallen entstand für das rheinü- geht sie von einem Denkmalverständnis aus, das nicht berschreitende Projekt des Historischen Vereins für das nur den baugeschichtlichen und künstlerischen Wert Fürstentum Liechtenstein und der Historisch-Heimat- oder die architektonische Qualität und Ästhetik eines kundlichen Vereinigung der Region Werdenberg ein Objekts oder eines Ensembles betont, sondern auch die Aufsatz über die Siedlungsgeschichte des Alpenrheintals sozial-, wirtschafts- oder technikgeschichtliche Aussage- und über die Entwicklung der archäologischen Fachstel- kraft. Fachkompetente Beratung, Baubegleitung, Erar- len St. Gallens und Liechtensteins. Für das vom Liech- beitung von wissenschaftlich fundierten Inventaren und tensteiner Vaterland zum Staatsfeiertag herausgegebene Baudokumentationen sowie Öffentlichkeitsarbeit und Sonderheft wurden Fotos und Legenden zum Thema die Herausgabe von Publikationen sind Kernaufgaben «Feuer» zur Verfügung gestellt. der Denkmalpflege. Durch Anlässe wie die Europa-Tage des Denkmals soll das Verständnis für die historische Öffentlichkeitsarbeit, Führungen, Ausstellungen Bau- und Siedlungssubstanz des Fürstentums Liechten- An der vom österreichischen Bundesdenkmalamt in Bre- stein sowie für die Kulturgüter im Allgemeinen gefördert genz am 30. Januar durchgeführten Tagung «BeFundet» werden. Zum Schutz der Kulturgüter vor Beschädigung, konnte über aktuelle Ausgrabungen in Liechtenstein be- Zerstörung, Diebstahl und Verlust beschäftigt sich der richtet werden. In Zusammenarbeit mit der Erwachse- Fachbereich Kulturgüterschutz in Zusammenhang mit nenbildung Stein Egerta wurden wiederum Kurse und Katastrophen und Notlagen mit der Organisation wirk- Exkursionen durchgeführt. Eine interessierte Gruppe samer Präventions- und Schadensbewältigungsmass- wandelte während eines ganzen Tags auf den Spuren nahmen (Notfallkonzepte). Dem Leiter der Abteilung des Mittelalters durch Liechtenstein. Eine andere in- Denkmalpflege obliegt die Geschäftsführung der Denk- formierte sich unter der Pfarrkirche St. Peter und Paul malschutzkommission. in Mauren über die Ergebnisse der zwischen 1986 und 1988 durchgeführten Notgrabung. Die in Zusammenar- Schwerpunkte der denkmalpflegerischen Arbeit beit mit dem Liechtensteiner Unterland Tourismus auf Zahlreiche Denkmalschutzobjekte konnten restauriert, der Oberen Burg Schellenberg angebotene Feierabend- unter Schutz gestellt oder gar vor dem Abbruch geret- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

tet werden. Konkret konnte die Denkmalpflege die In- Forschung, Inventarisation, Dokumentation | 135 standsetzungen der Kapellen St. Wolfgang in Triesen Im Rahmen des Dokumentationsauftrags wurden von und St. Wendelin und Martin am Steg in Triesenberg rund 20 Objekten baugeschichtliche Gutachten, Baudo- begleiten. Das Turmdach der Kapelle St. Mamerten er- kumentationen und dendrochronologische Analysen in hielt unter ihrer Leitung eine neue Schindeldeckung. Auftrag gegeben und erstellt: Für die denkmalgeschützten Glocken der Pfarrkir- – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Iradug 60 / 62 che in Bendern konnte auf Intervention der Denkmal- – Balzers: Ökonomiebauten, Pralawisch 12 / 14 pflege im Rahmen der Friedhofserweiterung ein neues – Balzers: Wohnhaus, Höfle 49 Schutzdach errichtet werden. Durch die Denkmalpflege – Balzers: Wohnhaus, Winkel 1 / 3 wurden auch zahlreiche Sanierungen an denkmalge- – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Lettenstrasse 56 schützten Häusern begleitet. In Triesen konnte u. a. – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Oberweiler- die Restaurierung des durch einen Grossbrand stark strasse 39 zerstörten Wohnhauses an der Dorfstrasse 34 beendet – Schellenberg: Wohnhaus, Kappeleweg 6 und das Alte Vereinshaus im Winkel im Innern instand – Triesenberg: Heustall, Bleika gesetzt werden. In Mauren wurde das zum Kulturhaus – Triesenberg: Heustall, Leitawisstrasse umgebaute Gasthaus Rössle zu Beginn des Jahres fei- – Triesenberg: Hütte, Kleinsteg 90 erlich eingeweiht und im Verlaufe des Jahres mit der In- – Triesenberg: Wohnhäuser und Ställe Hinder-Profat- standsetzung des Tenns erweitert. In Ruggell erfuhr das scheng, Prufatschengerstrasse 41 / 43 grosse Bauernhaus samt Stallscheune an der Oberwei- – Triesenberg: Wohnhaus, Am Wangerberg 23 lerstrasse 8 die Erweiterung zum grosszügigen Wohn- haus und in Planken wurde das «Rechenmacherhaus» Die Erfassung und Aktualisierung der Inventardaten mit transloziert und umfassend restauriert. Vor dem Ab- der Denkmaldatenbank «Denkmalverwaltung GemDat» bruch gerettet konnte das ehemalige Arbeiterwohnhaus erfolgte aufgrund der beschränkten Personalressourcen im Mühleholz 34 dank der Denkmalpflege instand ge- nur in eingeschränktem Umfang, es musste hier auf ex- stellt werden. Zahlreiche Sanierungen privater, landes- terne Unterstützung zurückgegriffen werden. Die zahl- und gemeindeeigener Häuser wurden zudem einge- reichen Neueingänge in der abteilungseigenen Biblio- leitet oder abgeschlossen, viele Kulturobjekte wurden thek wurden ebenfalls durch externe Fachkräfte mit dem fachlich begleitet, wie beispielweise grenzüberschrei- Bibliotheksprogramm ALEPH inventarisiert. tend die Restaurierung der alten Spiersbachbrücke in Ruggell / Bangs. Verlustbilanz: Abbrüche 2014 Im Berichtsjahr konnten wiederum einige kulturge- Unterschutzstellungen schichtlich und ortsbaulich wichtige Zeugnisse der liech- Im Berichtsjahr sind das Haus Winkel 3 in Balzers, welches tensteinischen Bau- und Siedlungsentwicklung nicht vor ursprünglich Teil des spätmittelalterlichen «Ramschwag- dem Abbruch bewahrt werden. Nachfolgend verzeich- hauses» war und nach dem grossen Dorfbrand von 1795 nete wertvolle Bauten mussten zum Abbruch freigege- umgebaut worden ist, sowie die beiden Mosaike «Müh- ben werden, wobei nicht alle Gebäude bereits im Be- leholz Prozession» (1961) und «Ottilie» (1969) von Eugen richtsjahr abgerissen worden sind: Schüepp am Jägerweg 1 in Vaduz durch die Regierung – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Iradug 60 / 62 formell unter Schutz gestellt worden. Dem Antrag der (erbaut 1941 bzw. 1881) Denkmalschutzkommission auf Unterschutzstellung der – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Taleze 27 (er- Hofstätte Nr. 5, Popers 25 in Mauren, ist die Regierung baut 1930) indes nicht gefolgt, da diese zum Erhalt des aus dem Jahr – Balzers: Wohn- und Lagerhaus, Taleze 32 (erbaut 1943) 1729 entstandenen Gebäudes gegen den Willen der Ei- – Eschen: Wohnhaus mit Stallscheune und Waschhaus, gentümerschaft hätte ausgefertigt werden müssen. Essanestrasse 76 (erbaut um 1930 bzw. 1900) – Gamprin: Wohnhaus und Stallscheune, Badäl 129 (er- Nutzungsstudien, Restaurierungskonzepte, Bauge- baut um 1865) suchsprüfungen – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Lettenstrasse 56 Die Denkmalpflege erarbeitete zahlreiche Sanierungs- (erbaut 1739 bzw. 1682) und Nutzungskonzepte für Denkmalschutzobjekte und – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Oberweiler- mobile Kulturgüter und beurteilte im Rahmen der Bau- strasse 39 (erbaut 1795 bzw. 1897) gesuchsprüfungen über 80 Abbruch- und Baubegehren – Schaan: Wohnhaus, Kirchstrasse 1 (erbaut 1932) nach denkmalpflegerischen Kriterien. Gegen 200 Baube- – Schaan: Wohnhaus und Stallscheune, Landstrasse 53 ratungen zu erhaltens- und schutzwürdigen Gebäuden (erbaut um 1850) und über 50 Baukontrollen bei Denkmalschutzobjekten – Schaan: Wohnhaus, Tanzplatz 24 (erbaut 1955 / 56) reizten die personellen Ressourcen vollends aus. Es wur- – Schaan: Wohnhaus, Zollstrasse 23a (erbaut 1923) den zahlreiche Stellungnahmen zu neuen Bauordnungen – Triesen: Wohnhaus und Stallscheune, Büchele 9 (er- und Richtplänen einzelner Gemeinden abgegeben. baut vor 1810) ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

136 | – Triesenberg: Heustall, Leitawisstrasse (erbaut 1814) interessante Informationen zur Bau- und Siedlungsge- – Triesenberg: Wohnhaus mit Schopf, Am Wangerberg schichte. Umrahmt werden die Führungen durch kurze 23 (erbaut 1845) Theaterdarbietungen mit dem Team um Andy Konrad – Triesenberg: Wohnhaus und Heustall, Am Wanger- zum Walser Sagen Weg. Insgesamt über 160 Besuche- berg 26 (erbaut 1843 bzw. 1839) rinnen und Besucher nutzten trotz garstigen Wetterver- – Vaduz: Wohnhaus, Fürst-Johannes-Strasse 14 (erbaut hältnissen begeisternd die interessanten Angebote. In 1939) den Medien erlangte die Veranstaltung wiederum eine gebührende und sehr positive Berichterstattung. Die jährlich geführte Verlustbilanz zeigt auf, dass im letz- ten Jahrzehnt gegen 320 erhaltens- oder gar schutzwür- Denkmalschutzkommission dige Häuser abgebrochen worden sind. Die historische Der Denkmalpflege steht bei der Erfüllung ihrer Auf- Bausubstanz Liechtensteins ist erheblich dezimiert wor- gaben die Denkmalschutzkommission zur Seite. Diese den. setzt sich aus Expertinnen und Experten aus den Fach- bereichen Architektur, Geschichte, Kunstgeschichte und Mitarbeit in Fachgruppen Archäologie zusammen. Sie berät die Regierung in allen Der Denkmalpfleger ist Mitglied zahlreicher Fach- und Fragen des Denkmalschutzes. Die Kulturministerin ist Expertengremien, wie beispielsweise im interdiszipli- Kraft ihres Amtes Vorsitzende. nären Koordinationsgremium des Schweizerischen Bun- Im Berichtsjahr wurden durch die Denkmalschutz- desamtes für Umwelt BAFU zum «Erdbebenschutz von kommission in fünf Sitzungen über 50 Traktanden mit kulturhistorisch bedeutenden Mauerwerksbauten» oder Bau- oder Abbruchvorhaben an Denkmalobjekten be- der «Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und handelt. Dabei prüfte sie diverse Unterschutzstellungs- Denkmalpfleger KSD». anträge und gab die entsprechenden Empfehlungen an die Regierung ab. So sind im Berichtsjahr das Haus Win- Kulturgüterschutz kel 3 in Balzers, welches ursprünglich Teil des spätmit- Unter der gemeinsamen Leitung des Amtes für Bevöl- telalterlichen «Ramschwaghauses» war und nach dem kerungsschutz und des Amtes für Kultur wurden am grossen Dorfbrand von 1795 umgebaut worden ist, so- Samstag, 31. Oktober 2015, 25 Angehörige der Zivil- wie die beiden Mosaike «Mühleholz Prozession» (1961) schutzgruppen der Gemeinden und Mitglieder der Zivil- und «Ottilie» (1969) von Eugen Schüepp am Jägerweg 1 schutzorganisation Liechtenstein in einem erstmaligen in Vaduz durch die Regierung formell unter Schutz ge- Fachkurs über die Grundsätze und Aufgaben des Kul- stellt worden. Dem Antrag der Denkmalschutzkommis- turgüterschutzes geschult. Der wirkungsvolle Schutz des sion auf Unterschutzstellung der Hofstätte Nr. 5, Popers Kulturgutes ist eine Aufgabe, die letztlich nur in Koope- 25 in Mauren, ist die Regierung indes nicht gefolgt, da ration vieler Stellen gelingt. Gemeinsam wurde im Kurs diese zum Erhalt des aus dem Jahr 1729 entstandenen über die Möglichkeiten von Evakuations- und Schutz- Gebäudes gegen den Willen der Eigentümerschaft hätte massnahmen für Kulturgüter bei Schadenereignissen ausgefertigt werden müssen. diskutiert und zusammen mit den Zivilschützern die Für den vernachlässigten Torkel an der Obergasse in neue Notfallplanung des Landesarchivs praktisch geübt. Schaan beauftragte die Kommission die Abteilung Denk- Der Fachkurs sollte letztlich auch aufzeigen, wie die Zi- malpflege beim Amt für Kultur mit der umgehenden vilschutzkräfte die Kulturgüterinstitutionen zukünftig im Ausführung von vorsorglichen Massnahmen zum Erhalt Bedarfsfalle wirkungsvoll unterstützen können. der teilweise einsturzgefährdeten Bausubstanz. Sie be- schloss im Weiteren, dem Amt für Bau und Infrastruktur Europa-Tag des Denkmals die Verweigerung des Abbruchgesuchs gemäss Art. 58 Der 23. Europa-Tag des Denkmals im Fürstentum Liech- BauV zu empfehlen sowie Antrag auf Unterschutzstel- tenstein widmete sich unter dem Titel «Walser am Berg: lung des Objekts zu stellen. Die Siedlung Hinder Prufatscheng in Triesenberg» den Intensiv beschäftigte sich die Denkmalschutzkom- Zeugnissen der einstigen Besiedelung Triesenbergs. Das mission mit diversen Subventionsbegehren für Schutz- Amt für Kultur stellte am Samstag, 5. September 2015, in objekte. An die Gesamtrestaurierung der Häuser Winkel Kooperation mit der Gemeinde Triesenberg die Höhen- 1 und 3 in Balzers, die Errichtung eines neuen Schutz- siedlung auf «Hinder Prufatscheng» in den Mittelpunkt dachs für die denkmalgeschützten Glocken der Pfarr- des jährlichen Denkmal-Events in Liechtenstein. Eröff- kirche Bendern, den Ausbau des Tenns im Kulturhaus net wurde der unter dem Patronat des Europarats ste- Rössle in Mauren, die Sanierung der Trockenmauer auf hende Anlass durch Regierungsrätin Aurelia Frick und Gastelun in Eschen, die Restaurierung der alten Kirchen- den Triesenberger Gemeindevorsteher Christoph Beck. ausstattung der Schaaner Pfarrkirche, an die Restaurie- Im Rahmen von drei öffentlichen Führungen unter der rungsmassnahmen bei der Kathedrale Vaduz inkl. ehe- Leitung von Denkmalpfleger Patrik Birrer referierten der maliger Florinskapelle, der Pfarrkirche Schellenberg Leiter des Walsermuseum Josef Eberle über die Walser und der Kapelle St. Georg im Hinter-Schellenberg, an am Berg und der Bauhistoriker Peter Albertin lieferte die Instandsetzungen der Kapellen St. Wolfgang in Trie- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

sen und St. Wendelin und Martin am Steg in Triesenberg bildlich gestaltete Buch zu beurteilen. Massgebend für | 137 und der Kapelle St. Mamerten in Triesen, für Sanierungs- die Beurteilung der Bücher sind daher insbesondere die arbeiten bei der Mühle in Balzers, dem Roten Haus in Idee und Konzeption, die grafische Gestaltung, die Ty- Vaduz, dem Haus Feldstrasse 17 in Vaduz und weiteren pografie, die Qualität des Druckes, die Qualität des Ein- diversen privaten und gemeindeeigenen Wohnhäusern bandes, die verwendeten Materialien und der Gesamt- in Triesen und Triesenberg genehmigte die Regierung eindruck. auf Empfehlung der Kommission im Jahr 2015 namhafte Vier Bücher erhielten von der Jury einen Preis, davon Subventionsbeiträge und -nachträge in einer Gesamt- zwei eine Auszeichnung und zwei weitere eine lobenden höhe von CHF 1'233'272. Anerkennung. Die Präsentation der prämierten Bücher wird im Februar 2016 anlässlich des «Liechtensteiner Kulturschaffen Tag des Buches» stattfinden. Im Rahmen der öffentlichen Bekanntgabe der Preisträger werden für die prämierten Aufgaben Bücher Urkunden an Gestalter, Verlag, Druckerei und Die Abteilung «Kulturschaffen» im Amt für Kultur ist eine Buchbinderei abgegeben. Koordinationsstelle für kulturelle Anliegen und ist für die Organisation und Durchführung kultureller Projekte zu- Auszeichnung 2015 Nanas Gschechta ständig.  Stammbuch der Bürgerinnen und Bürger von Schaan Atelier Berlin Das Liechtensteiner Künstleratelier ist seit Oktober 2011 Lobende Die Kunstdenkmäler des Kantons am Paul-Lincke-Ufer in Berlin-Kreuzberg beheimatet. Anerkennung 2015 Wallis, Band IV. Der Bezirk Brig Künstlerinnen und Künstler erhalten die Möglichkeit,  Sagen und Märchen in Meister- für drei oder sechs Monate in Berlin, einem der aktu- werken Uraler Steinkünstler ellen Zentren der zeitgenössischen Kunst, zu leben und zu arbeiten. Die Atelierräumlichkeiten sind einfach aber Kultur und Bildung zweckmässig eingerichtet und eignen sich als Arbeits- Am 20 Mai. 2015 fand in Schaan die Internationale Mu- und Wohnort. Die Nutzung wird jeweils für einen gewis- sische Tagung IMTA statt. Die Abteilung Kulturschaffen sen Zeitraum zur Bewerbung ausgeschrieben und durch nahm an der Tagung mit einem Ausstellungstand zum eine Kommission vergeben. Berücksichtigt werden ein- Thema «Kulturelle Bildung» teil und organisierte den gereichte Konzepte, welche in erster Linie die Relevanz, Kulturstammtisch «Kultur und Bildung». Zweckmässigkeit und den nötigen Bezug zum Standort Das Zusammenwirken von Kultur und Bildung war Berlin erfüllen. auch Thema der Kinderlobby Liechtenstein. Das Amt für Die Stipendiaten im Jahre 2015 waren: Damiano Cur- Kultur war Kooperationspartner für die Informations- schellas, Bildende Kunst (Januar-März); Simon Egger, und Diskussionsveranstaltung «Kinder haben ein Recht Bildende Kunst (April-Juni); Benjamin Quaderer, Litera- auf Kunst & Kultur», welche am 4. November in der tur (Juli-September) und Lilian Hasler, Bildende Kunst Kunstschule Nendeln stattfand. (Oktober-Dezember). 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein Tag des Buchs Im Jahre 1719 vereinigte Kaiser Karl VI. mit Diplom Am Montag, 23. Februar 2015, drehte sich im Audito- vom 23. Januar die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft rium der Universität Liechtenstein in Vaduz alles um das Schellenberg und erhob das Gebiet zum Reichsfürsten- Buch. Das Amt für Kultur, die Kulturstiftung Liechten- tum Liechtenstein. Somit kann 2019 mit «300 Jahre Für- stein und die Liechtensteinische Landesbibliothek veran- stentum Liechtenstein» ein bedeutendes Jubiläum gefei- stalteten den ersten «Tag des Buches». Die Bekanntgabe ert werden. Feierlichkeiten dieser Grössenordnung sind der Preisträger des Wettbewerbs «Schönste Bücher aus eine einmalige Chance für eine vertiefte und gleichzei- Liechtenstein 2014» stand ebenso auf dem Programm tig breit angelegte Auseinandersetzung mit der Heimat. wie ein Einblick in den Auftritt Liechtensteins an der Sie dienen aber nicht zuletzt auch dem Zusammentreffen Frankfurter Buchmesse. Die fleissigste Leserin der Lan- der Bevölkerung und der Eigenwerbung des Landes. desbibliothek wurde mit dem «Bücherwurm 2015» aus- Das Amt für Kultur hatte von der Regierung den gezeichnet und Robert Allgäuer erhielt die erste Aus- Auftrag erhalten, bis Ende 2015 ein Konzept mit mög- zeichnung «Murmeltier» der IG Wort. lichen Inhalten, Partnerschaften sowie mit einem Or- ganisationsmodell und Überlegungen zur Finanzierung Wettbewerb «Schönste Bücher aus Liechtenstein der Feierlichkeiten vorzulegen. Um das Thema wie ge- 2015» wünscht in einem breit angelegten Prozess zu erarbei- Für die Jurierung der schönsten Bücher aus Liechten- ten, hat das Amt für Kultur im Jahre 2015 verschiedene stein 2015 wurden 32 Publikationen eingereicht. Die Gesprächsrunden organisiert und interessierte Stellen Jury hatte einmal mehr nicht den Inhalt, sondern das vor- zur Teilnahme eingeladen. Der daraus resultierende Be- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

138 | richt wurde bei der Regierung eingereicht. Es ist vor- Schulamt gesehen, dass diese anfangs 2016 darauf aufbauend die weiteren Beschlüsse zur Durchführung eines Jubiläums­ programms fasst. Amtsleiter: Arnold Kind

Cultural Compendium Die Hauptaufgaben des Schulamtes sind die Planung, Das «Compendium of Cultural Policies and Trend in Eu- Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des Bildungs- rope» wurde vom Europarat im Jahre 1998 lanciert und wesens im Kindergarten sowie im Schul- und Hochschul- wird von diesem seither getragen. Nationale Autorin für bereich. Dazu gehören die Aufsicht über die Schulen und das wichtige Instrument der länderübergreifenden Kul- Hochschulinstitutionen, die Verantwortung für das Lehr- turpolitik ist Kornelia Pfeiffer. Sie hielt das Länderprofil personal, das Schulleitungspersonal und das weitere Per- Liechtensteins auch im Berichtsjahr 2015 in enger Zu- sonal an den öffentlichen Schulen, die Erarbeitung von sammenarbeit mit der Abteilung Kulturschaffen und dem Rechts- und Planungsgrundlagen, die Verwaltung und der Institut ERICarts auf aktuellem Stand. Betrieb von Schulen und schulnahen Betrieben (Hallen- bad, Jugendhaus) sowie die damit zusammenhängende Arbeitsgruppen und Kommissionen Vorbereitung der Regierungsgeschäfte. Zentrale Aufgaben Der «Aufsichtsrat der Genossenschaft Theater am Kirch- ergeben sich zudem im Zusammenhang mit den Schulü- platz» steht unter der Leitung eines neuen Präsidenten. bertritten, der Gewährleistung der Durchlässigkeit und der Auch die künstlerische Leitung konnte neu bestellt wer- Anschlüsse an weiterführende Schulen und Hochschulen den. Das TAK startete im Herbst 2015 mit Thomas Spie- sowie bei der Zusammenarbeit auf nationaler, regionaler ckermann in die neue Spielzeit. Für die Finanzierung der und internationaler Ebene. Ein weiterer Aufgabenbereich Vaduzer Konzerte konnte für die kommenden drei Jahre bildet die Verwaltung des Stipendienwesens. eine Lösung mit einem neuen Partner gefunden werden. Wie bei den anderen Amtsstellen wurde eine Aufga- Somit ist die Weiterführung der Weltklasse-Konzertreihe benanalyse durchgeführt. Nachdem Ende 2014 die dazu zumindest für diesen Zeitraum gesichert. notwendigen Erhebungen stattgefunden haben, sind im Die «EFTA-Working Group On Cultural Affairs» kann Berichtsjahr Massnahmen abgeleitet worden. Ein Teil da- auf ein eher ruhiges Arbeitsjahr zurückblicken, da die von konnte bereits umgesetzt werden, während andere Prüfung der Übernahme des EU-Kulturförderprogramms noch in Bearbeitung sind. CREATIVE EUROPE abgeschlossen ist. Aufgrund der In Folge der Interpellationsbeantwortung betreffend die mangelnden Inanspruchnahme der bisherigen Pro- Früherfassung und das Absenzen-Management bei Lehr- gramme in Liechtenstein wurde von der Regierung im personen an öffentlichen Schulen wurden die Erfassung Oktober 2013 beschlossen, am aktuellen Förderpro- und das Meldesystem mit den Schulleitungen neu erar- gramm nicht mehr teilzunehmen und als Ausgleich ab beitet und die Abläufe angepasst. In der Interpellations- 2014 ausgewählte Kulturaustauschprogramme direkt zu beantwortung betreffend die Kindergartenpflicht fremd- unterstützen. sprachiger Kinder wurde aufgezeigt, dass Massnahmen im Die «Kommission Kultur der Internationalen Boden- Bereich der frühen Förderung und aus der Sicht der Schule seekonferenz (IBK)» hatte in diesem Jahr mit drei wich- insbesondere im Bereich der früheren Sprachförderung tigen Kulturanlässen ein hohes Arbeitspensum zu er- als sinnvoll erachtet werden. Zusammen mit dem Amt für ledigen. An den Sitzungen standen insbesondere die Soziale Dienste wurden die notwendigen konzeptionellen Organisation und Ausrichtung der Förderpreise 2015, Arbeiten aufgenommen. Bereits aktive Gemeinden bzw. des Kulturforums sowie der Künstlerbegegnung auf der Schulen werden in ihren Angeboten unterstützt. Arbeitsliste. Die Förderpreise der IBK wurden im Be- Insbesondere mit Blick auf die Zielgruppe Eltern gibt richtsjahr in der Sparte «Jazz» an junge Musikschaffende das Schulamt jährlich sechs Ausgaben des Newsletters vergeben. Liechtenstein war am Wettbewerb mit zwei «schule heute» heraus, um über aktuelle Themen des nominierten Musikern sowie mit Markus Gsell als Jury- Schul- und Bildungswesens zu informieren. mitglied vertreten. Das Kulturforum am 20. April widmet Vom 3. bis 5. September fanden im SAL in Schaan die sich der Bedeutung von Preisen in der Kulturförderung. Berufs- und Bildungstage «Next step» statt. Die Stipendien- Vom 25. bis 27. September fand in Bregenz die 13. Künst- stelle des Schulamtes, das Freiwillige 10. Schuljahr und die lerbegegnung der Internationalen Bodensee-Konferenz Berufsmaturitätsschule Liechtenstein informierten über (IBK) in der Sparte Dialekt statt. Auch Liechtensteiner ihre Angebote. Das Schulamt informierte über die vielfäl- Literaturschaffende waren im Programm vertreten. tigen Bildungswege, die den Schülerinnen und Schülern Die «Konferenz der Kulturbeauftragten für die Ost- aus Liechtenstein offen stehen. schweiz und das Fürstentum Liechtenstein (KBK-Ost)» Besonders erwähnenswert ist auch die erfolgreiche traf sich zu drei Sitzungen, in welchen das gemeinsame Durchführung der 59. Internationalen Musischen Tagung Förderprojekt «TanzPlan Ost», dessen Weiterführung so- (IMTA) am 20. Mai in Schaan, an der alle öffentlichen und wie der Informationsaustausch zu Fördergesuchen mit privaten Schulen, die Musik- und die Kunstschule beteiligt überregionalem Interesse im Vordergrund standen. waren. In 140 Projekten, Ausstellungen, Theaterstücken ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

etc. zum Thema «Zeit für Ideen, Musse, Träume und Akti- Inspektorat. Nach einer Einführung zum Thema Archivie- | 139 onen» wurde das breite Spektrum des aktuellen Schaffens rung in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv wurde im musischen Bereich aufgezeigt und der Wert der ganz- 2014 eine stufenübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, heitlichen Bildung unterstrichen. Über 3'500 Lehrerinnen die sich mit Fragen der Archivierung von Schulhausakten und Lehrer sowie weitere Interessierte aus dem ganzen befasst. Im Berichtsjahr erarbeitete die Arbeitsgruppe Bodenseeraum konnten in Liechtenstein begrüsst werden. eine gemeinsame Richtlinie, welche anlässlich der Schul- Die Flüchtlingsthematik beschäftigt auch die Schulbe- leiterkonferenz im Dezember vorgestellt wurde. hörden und die Schulen zunehmend. Zwar konnte dank der Der Dachverband der Elternvereinigungen (DEV) guten bestehenden Strukturen die zunehmende Zahl der steht als einzige institutionalisierte Elternvertretung des Schülerinnen und Schüler problemlos aufgenommen wer- Landes in regelmässigem Austausch mit dem Schul- den, jedoch musste der einjährige Intensivkurs Deutsch als amt. Im Berichtsjahr hat die Arbeitsgruppe «Elternmit- Zweitsprache (IKDaz) von einer Klasse auf drei Klassen wirkung», bestehend aus Vertretungen des DEV, der ausgeweitet werden. Schulleitungen und des Schulamtes, einen Leitfaden zur Eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe hat im Berichts- Elternmitwirkung erstellt. Gleichzeitig wurde die Home- jahr begonnen, sich mit konzeptionellen Arbeiten zu einer page www.elternmitwirkung.li aufgeschaltet. Leitfaden Schulbaustrategie zu befassen, welche ähnliche Überle- und Homepage dienen als Hilfsmittel, wenn Schulen und gungen wie die Strategie Verwaltungsbauten aufnehmen soll. Elternorganisationen die Elternmitwirkung am eigenen Standort aufbauen wollen. Öffentliche Schulen Die Arbeiten im Rahmen des Konzepts zur Technik- förderung wurden weiter geführt. Im Berichtsjahr wurde Im Schuljahr 2015 / 16 sind insgesamt 22 Schulleitungs- besonderes Augenmerk auf das Zusammenwirken mit der personen und 649 Lehrpersonen an den öffentlichen Wirtschaft gelegt. Die Realschulen haben hierzu mit der Schulen beschäftigt. Im Berichtsjahr traten 36 Personen Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer eine aus dem Schuldienst aus, 15 davon aus Altersgründen. spezielle Zusammenarbeitsvereinbarung abgeschlossen. 40 Neuanstellungen wurden vorgenommen, wovon 29 Die Gemeindeschulen Vaduz und die Realschule aus Liechtenstein stammen. Im Rahmen der lohnrele- Schaan wurden im Berichtsjahr vom Schulamt evalu- vanten Leistungsbeurteilungen wurden im Berichtsjahr iert. An beiden Schulen kamen Instrumente zur Beur- mit insgesamt 105 Lehrpersonen und den 22 Schullei- teilung des Wohlbefindens und des Schulklimas zur An- tungspersonen Personalgespräche durchgeführt. wendung. Ausserdem wurden die Zusammenarbeit der Im Berichtsjahr erliess das Schulamt ein Merkblatt Lehrpersonen und der Umgang mit Verhaltensauffäl- für die Lehrkräfte bezüglich sexueller Übergriffe sowie ligkeit im Fall der Gemeindeschulen Vaduz untersucht. neue Richtlinien über die Aufnahmevoraussetzungen Die Resultate beider Schulen zeigen von Seiten der El- an der Berufsmaturitätsschule Liechtenstein (s. u.). Des tern und Schülerinnen und Schüler eine hohe Zufrieden- Weiteren hat die Regierung die folgenden Verordnungen heit. Auch die Schulleitung, die Lehrpersonen und das abgeändert: weitere Personal (Hauswartung, Sekretariat, Gemein- – Schulorganisationsverordnung; deschulrat) stellen den Schulen ein gutes Zeugnis aus. – Lehrerdienstverordnung; Entwicklungsbedarf wurde unter anderem auf der Ebene – Besoldungsverordnung; des Austauschs zwischen den Lehrpersonen sowie im – Verordnung über die Aufnahme in die sowie die Pro- Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern festgestellt. motion und den Übertritt auf der Sekundarstufe I; Mit dem Begriff «Frühe Förderung» wird die sprach- – Verordnung über den Lehrplan, die Promotion und liche Förderung von Kleinkindern in der Altersgruppe von die Matura auf der Oberstufe des Liechtensteinischen 0 bis 4 Jahren in den Blick genommen. Diese Kinder ge- Gymnasiums; hören eigentlich nicht in den Zuständigkeitsbereich des – Verordnungen über die Berufsmittelschule. Schulamtes; allerdings wirkt eine qualitativ gute frühe Förderung entscheidend mit, wenn der Start im Kinder- Das Zusammenwirken und die Koordination der Auf- garten gelingen soll. Die «Sprachliche Frühförderung» an gaben im Schulbereich werden neben den bilateralen den Gemeindeschulen Eschen-Nendeln kann als erstes Kontakten jeweils durch gemeinsame Konferenzen der von einer Schule initiiertes Projekt bezeichnet werden. Es Schulleiterinnen und Schulleiter und auf Gemeindee- läuft derzeit im vierten Schuljahr und hat vor allem durch bene zusätzlich durch die Konferenz der Gemeindeschu- die sogenannten «Mach-Mit-Nachmittage» einen grös- lratsvorsitzenden bewerkstelligt. Die im Berichtsjahr seren Bekanntheitsgrad erreicht. In der Interpellations- neu bestellten Gemeindeschulräte wurden bei der Ein- beantwortung zur Kindergartenpflicht fremdsprachiger führung in ihre neue Tätigkeit vom Schulamt unterstützt. Kinder kommt der frühen Förderung eine zentrale Be- Seit 2014 haben die Schulleitungen den Auftrag, die deutung zu. Statt einer zweijährigen Kindergartenpflicht Jahresplanung und einen Rechenschaftsbericht nach ein- für fremdsprachige Kinder wird es als zielführender er- heitlichen Kriterien zu erstellen. Diese Dokumente bilden achtet, bereits vor dem Kindergartenalter anzusetzen und eine wichtige Grundlage für den Leistungsdialog mit dem mit geeigneten Angeboten im bildungs- und sozialpoli- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

140 | tischen Bereich bessere Grundlagen für einen optimalen Soziale Dienste dabei, die Akteure und Angebote im Be- Einstieg in die Schullaufbahn zu legen. Als klassisches reich der frühen Förderung zu erfassen, zu koordinieren Querschnittsthema sind das Schulamt und das Amt für und den Bedarf an weiteren Angebote zu klären.

Statistische Daten zum Schuljahr 2015 / 16

Anzahl Anzahl Anzahl Schüler* Schüler pro Lehrpersonen VZÄ Stufe Schulen Klassen männlich weiblich Gesamt Klasse (Vollzeitstellen)**

Gemeindeschulen 14 152 1369 1262 2631 17 Kindergarten - - 389 353 742 - 61.21 Primarschule - - 980 909 1889 - 191.98

Oberschule 3 32 227 160 387 12 67.87 Triesen 1 11 83 48 131 12 Vaduz 1 9 60 45 105 12 Eschen 1 12 84 67 151 13

Realschule 5 41 337 311 648 16 75.65 Balzers 1 6 38 54 92 15 Triesen 1 8 63 57 120 15 Vaduz 1 7 50 50 100 14 Schaan 1 8 77 36 113 14 Eschen 1 12 109 114 223 19

Gymnasium 1 41 312 431 743 18 73.73 1.-4. Klasse - 20 168 224 392 20 5.-7. Klasse - 21 144 207 351 17

Freiwilliges 10. Schuljahr 1 5 27 29 56 11 12.36 IKDaZ - 3 13 15 28 9 4.13 BMS 1 8 101 52 153 19 11.05 Time-out Schule ------1.0

Gesamt 25 282 2386 2260 4646 498.98

*Schülerstatistik per 15.11.2015 **Gemäss Beschluss der Regierung zum Stellenplan 2016 / 17, Beilage Soll / Ist 2015 / 16

Übertrittsverfahren 2015 – Schülerzuteilung von den Primar- in die Sekundarschulen

Oberschule Realschule Gymnasium Total 25.0 % 48.5 % 26.5 %

m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt 54 32 86 77 90 167 35 56 91 344

Übertritte innerhalb der Sekundarschulen (auf Beginn Schuljahr 2015 / 16)

1. OS1. RS 1. OS-2. RS 2. OS-2. RS 4. OS-4.RS* 1. RS-2. LG 2. RS-3. LG 3. RS-4. LG 4. RS-4. LG

ohne Prüfung 3 1 1 0 11 3 17* 13** mit Prüfung 0 0 0 0 0 1 0 0 Gesamt 3 1 1 0 11 4 17 13

* davon 6 Sportschüler aus der RS Schaan ** davon 2 Sportschüler aus der RS Schaan ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Umteilungen in eine andere Schulart auf der Sekundarstufe I (während / nach Schuljahr 2014 / 15) | 141

1. RS-1. / 2. OS 2. RS-2. / 3. OS 3. RS-3. / 4. OS 1. LG-1. / 2. RS 2. LG-2. / 3. RS 3. LG-3. / 4. RS

Freiwilliger Wechsel 1 1 0 0 0 0 Umteilung 11 7 1 2 2 3 Gesamt 12 8 1 2 2 3

Kindergarten und Primarschule besser begegnen zu können. Daraus entstand das Modell Der obligatorische Weiterbildungszyklus zum Thema der «Schulinsel», das zum Ziel hat, die Klassen-, Schüler- «Altersdurchmischtes Lernen» (ADL) für Lehrpersonen, und Lehrpersonenebene zu entlasten und den Schulall- die an einer Schule mit altersdurchmischten Klassen tag zu beruhigen. Das Projekt wird fortlaufend evaluiert tätig sind, konnte Ende des Berichtsjahres abgeschlos- und entsprechend angepasst. sen werden. Die ADL-Schulen können aber bei Bedarf Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wich- weiterhin auf Beratungsangebote der Pädagogischen tiges gesellschaftliches Anliegen. Neben bestehenden Hochschule St. Gallen zurückgreifen. Mit Beginn des Angeboten von Kindertagesstätten und betreuten Mit- Schuljahres 2014 / 15 erfolgte der Einstieg der Gemein- tagstischen sowie Gemeinden, die mit Tagesstrukturen deschule Schaan, nachdem der Kindergarten und die arbeiten, ist ein Tagesschulangebot eine wichtige Ergän- erste Klasse Primarschule zur sogenannten Basisstufe zung. Die beiden Tagesschulen Schaan und Vaduz ha- (KG1+KG2+PS1) zusammengeschlossen wurden. ben sich nach der Überführung in den Regelschulbetrieb Als Ziel-Sprachkompetenz für Lehrpersonen, welche erfolgreich etabliert. Im Schuljahr 2015 / 16 besuchen Englisch an der Primarschule unterrichten, wurde per 41 Schülerinnen und Schüler in zwei Klassen die Tages- Regierungsbeschluss vom 5. März 2008 das Niveau C1 schule Schaan und 33 Schülerinnen und Schüler in zwei gemäss Europäischem Referenzrahmen festgelegt. Lehr- Klassen die Tagesschule Vaduz. Auf Grund der begrenz- personen, die ab Beginn des Schuljahres 2008 / 09 neu an- ten Räumlichkeiten können trotz höherem Bedarf nicht gestellt werden, müssen für die Unterrichtsberechtigung mehr Kinder aufgenommen werden. im Fach Englisch spätestens bis zum Ende ihres Provisori- ums eine Sprachkompetenz auf Stufe C1 nachweisen. Da Oberschule wider Erwarten nicht alle Lehrpersonen ihre Ausbildung Nach wie vor sind die Oberschulen auf Öffentlichkeitsar- mit dem geforderten Niveau in Englisch abschliessen, ist beit angewiesen, um auf die Chancen hinzuweisen, die eine Nachqualifikation der betreffenden Lehrkräfte erfor- die Oberschule bietet und um die gesellschaftliche Ak- derlich. Die Pädagogische Hochschule St. Gallen wurde zeptanz zu verbessern. Die Schulen leisten diesbezüglich vom Schulamt beauftragt, ein entsprechendes Weiter- viel. So zeichnen sich gerade die Oberschulen dadurch bildungsangebot inklusive Zertifizierung zur Lehrbefähi- aus, dass sie sich an modernsten Unterrichtsmethoden gung zu entwickeln. Im November 2015 konnte mit dem orientieren und eine dynamische Weiterentwicklung ersten Qualifikationslehrgang Englisch gestartet werden. unter Einbezug aller Beteiligten generieren. Auch das Das Konzept «Klassenhilfe bei Schulischer Integra- Projekt «Oberschule macht Schule» wurde in Veranstal- tion (SiR) im Fürstentum Liechtenstein» wurde im Be- tungen zum Thema «… goes Oberschule» weitergeführt. richtsjahr evaluiert. Alle Schulischen Heilpädagoginnen, Positive Stimmen aus der Elternschaft bestätigen die alle Klassenhilfen und betreffenden Klassenlehrpersonen Oberschulen in ihrem Bestreben, einen optimalen Un- sowie die Schulleitungen wurden zu den folgenden The- terricht und umfassende Betreuung zu bieten. men befragt: Koordination / Kooperation, Unterstützung Die grosse Spannbreite an Leistungsniveaus, welche durch Klassenhilfen, Erhöhung der Akzeptanz bei In- die Oberschulen zu bewältigen hat, stellt die grösste He- tegrationen mit hohem Betreuungsaufwand, Optimie- rausforderung für die Oberschulen dar. Dazu gehören die rungsmöglichkeiten. Die Evaluationsergebnisse zeigen Integration leistungsschwacher und verhaltensauffälliger ein mehrheitlich positives Bild. In Bezug auf die kri- Jugendlichen wie auch die spezielle Förderung teillei- tischen Ergebnisse wurden entsprechende Massnahmen stungsbegabter Schülerinnen und Schüler. Eine wich- gesetzt (Klärung der Rollen, Definition der Aufgaben- tige Unterstützung bildet hier der Ergänzungsunterricht. schwerpunkte, Aus- und Weiterbildung der Klassenhil- Am 25. März fand in Gamprin die Jubiläums-Feier zum fen). Aufgrund der positiven Ergebnisse der Evaluation 20-jährigen Bestehen des Ergänzungsunterrichts statt. wird das Konzept im Schuljahr 2015 / 16 weitergeführt. Ein grösseres Augenmerk legten die Oberschulen An den Gemeindeschulen Triesen entwickelte eine im Berichtsjahr auf die Zusammenarbeit mit Betrieben Arbeitsgruppe unter Einbindung der pädagogischen Ar- in Liechtenstein. Damit soll den Schülerinnen und Schü- beitsstelle und des zuständigen Inspektorats ein Kon- lern der Weg in die Berufswelt erleichtert werden. Durch zept, um verhaltensauffälligen Kindern im Schulalltag die Vernetzung mit Schulen aus anderen europäischen ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

142 | Ländern im Zuge von Erasmus+-Projekten sind die Ober- Die Lehrpersonen engagieren sich stark bei der schulen zudem in regem Austausch mit Menschen ande- Lehrstellensuche ihrer Schülerinnen und Schüler und rer Kulturen, was das demokratische Verständnis erhöht, arbeiten eng mit dem Amt für Berufsbildung und Be- die Toleranz gegenüber anderen fördert und das Selbst- rufsberatung zusammen. Die Quote der erfolgreichen bewusstsein stärkt. Anschlusslösungen liegt konstant bei über 90 %.

Realschule Liechtensteinisches Gymnasium Die Realschule ist die grösste Schulart der Sekundarstufe Im Berichtsjahr wurden die Arbeiten zur Überprüfung I und umfasst rund 45 % der Schülerschaft. Entspre- der gymnasialen Oberstufe «ARGOS» weitergeführt. In chend heterogen ist die Zusammensetzung. Aus diesem mehreren Konzeptgruppen werden Vorschläge erarbei- Grund werden ab der 2. Klasse in den Fächern Mathe- tet, die als Grundlage und Vorbereitung für eine Ent- matik, Englisch und Französisch Leistungszüge geführt. scheidung im Februar 2017 dienen sollen. In den fol- Um den Schülerinnen und Schülern im Projektunter- genden Bereichen wurden Modelle erarbeitet: Führung richt und in der Berufswahlvorbereitung grösstmögliche der Klassen der Oberstufe in Stammklassen anstatt in Förderung zu bieten, haben die Realschulen in den vergan- Profilklassen; Stärkung der Naturwissenschaften; Neu- genen Jahren die Zusammenarbeit mit der Industrie- und organisation der Wahlpflichtkurse; Neukonzeption der Handelskammer sowie der Wirtschaftskammer verstärkt. Projektwochen und Überarbeitung der Promotionsord- Schülerinnen und Schüler, die sich nach der Real- nung. schule für eine berufliche oder allgemeinbildende Mit- Der mit Beginn des Schuljahres 2009 / 10 als Schul- telschule (WMI / WMS, BMS, FMS, Gymnasium) ent- versuch eingeführte bilinguale Unterricht wurde im Be- scheiden, werden im «Angebot der Schule» auf diese richtsjahr evaluiert. Der Abschlussbericht wird im Fe- Aufnahmeprüfungen vorbereitet. Eine Umfrage bei den bruar 2016 der Regierung vorgelegt. Schulleitungen ergab, dass rund 9 % der Schülerinnen Im November 2014 hat die Regierung einen Bericht und Schüler im Anschluss an die Realschule eine Lehre und Antrag auf Errichtung eines Schulraumprovisoriums mit integrierter Berufsmaturität beginnen. in den Landtag eingebracht. Der Landtag hat dem Antrag zugestimmt und die budgetierten Kosten genehmigt. Im Freiwilliges 10. Schuljahr Provisorium wurden zwei Unterrichtsräume für das tech- Im Schuljahr 2015 / 16 besuchen 56 Jugendliche in fünf nische Werken, ein Raum für das bildnerische Gestalten Klassen das «Freiwillige 10. Schuljahr». Da auch wäh- und ein Raum für die Musik realisiert. Die Bauarbeiten rend des Schuljahres immer wieder Jugendliche aufge- begannen nach den Sommerferien. Im Januar 2016 kön- nommen werden (z. B. Zuzug aus dem Ausland, Lehrab- nen die Unterrichtsräume bezogen werden. Das Schul- brüche, Wechsel aus stationärer Betreuung in normale raumprovisorium führt in einzelnen Bereichen zu einer schulische Tagesstruktur) sind Veränderungen der Schü- Verbesserung der Raumverhältnisse, wobei die ungenü- lerzahlen im laufenden Schuljahr möglich. gende Raumsituation im Allgemeinen bestehen bleibt. Neben den drei Klassen im Profil «Schulische Per- Sportschule Liechtenstein an der Realschule Schaan fektion» werden auch zwei Kleinklassen im Profil «Pra- und an der gymnasialen Oberstufe xis» geführt, in denen Jugendliche mit besonders hohem Im Berichtsjahr besuchten 98 Schülerinnen und Schü- schulischem, sozial- und heilpädagogischem Bedarf ge- ler aus 13 verschiedenen Sportfachverbänden die Sport- fördert werden können. Das Profil «Schulische Perfek- schule Liechtenstein. 61 Talente nutzten die schulische tion» wird mit den Schwerpunkten «Wirtschaft» und Sportförderung auf der Sekundarstufe I (Realschule «Technik» geführt. Mehrere Schülerinnen und Schüler, Schaan) und 37 auf der Sekundarstufe II (Liechtenstei- die erst seit kurzer Zeit in Liechtenstein sind, belegen nisches Gymnasium). Insgesamt sind 13 verschiedene das Angebot «Sprachbrücke» mit einer intensiven Förde- Sportarten an der Sportschule vertreten, wie die nachfol- rung in Deutsch als Zweitsprache. gende Tabelle zeigt.

Übersicht der Sportschüler 2015

Verband LFV LVB LRV LPSV SVPS LSV LTV SRCV SSV LSCHV LEIV LEV JVL

Fussball Volleyball Radsport Springreiten Springreiten Skisport Alpin Skisport Nordic Tennis Squash Squash Schwimmen Synchron Schwimmen Eishockey Eiskunstlauf Judo Gesamt

Realschule Schaan 22 1 4 0 0 16 6 2 1 1 1 2 1 0 4 61 Gymnasium Oberstufe 11 5 1 1 1 0 3 4 0 1 4 4 0 1 1 37 ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Berufsmaturitätsschule Liechtenstein übernehmen Kommunikations- und Vernetzungsaufga- | 143 Die Zahl der Bewerbungen um einen Studienplatz im ben gegenüber dem Schulamt und den Lehrpersonen der Vollzeitlehrgang an der Berufsmaturitätsschule (BMS) entsprechenden Fächer. Ausserdem finden regelmäs- Liechtenstein für das Schuljahr 2015 / 16 lag bei über 100 sige pädagogisch-didaktische Treffen mit den Sprachas- bei maximal 48 verfügbaren Plätzen. Die Anmeldezah- sistentinnen und statt. Im Berichtsjahr konnten zudem len für den berufsbegleitenden Lehrgang gingen leicht zu allen Teilbereichen vielfältige Weiterbildungskurse zurück. Der Unterrichtsstart erfolgte mit zwei Vollzeit- angeboten werden. lehrgängen und sechs berufsbegleitenden Lehrgängen. Besonders erwähnenswert ist der Intensivkurs Nach einer Verordnungsänderung und entspre- Deutsch als Zweitsprache (IKDaZ), in welchem neu ein- chender Anpassung der Richtlinien über die Aufnahme- gereiste Kinder und Jugendliche für ein Jahr in Deutsch voraussetzungen fanden per November verpflichtende und Allgemeinbildung unterrichtet werden. Im Schuljahr Aufnahmeprüfungen für alle Bewerberinnen und Bewer- 2015 / 16 besuchten 29 Kinder und Jugendliche diesen ber statt (bisher nur für Vollzeitlehrgang). Diese Mass- Intensivkurs in drei Klassen. nahme erfolgte auch als Unterstützende Massnahme im Derzeit wichtige Projekte im Bereich Sprachen sind Zuge der Verhandlungen mit dem Bildungsdepartement für den Teilbereich Fremdsprachen die Nachqualifika- des Kantons St. Gallen über die Kriterien für die Kosten- tion der Primarlehrpersonen in Englisch auf Niveau C1 übernahme von Schülerbeiträgen im Rahmen des Regi- und für den Teilbereich Deutsch die Koordination der onalen Schulabkommens Ostschweiz (RSA vom 1. März Evaluation des Projekts «Sprachliche Frühförderung» an 2011). Durch die Einführung von Aufnahmeprüfungen den Gemeindeschulen Eschen-Nendeln. wird ermöglicht, dass Bewerberinnen und Bewerber aus dem Kanton St. Gallen zugelassen werden können, ohne Religion dass sie zuvor die kantonseigenen BMS-Zulassungsprü- Die Kernaufgaben des Fachbereichs Religion umfassen fungen durchlaufen müssen. In Hinblick auf die Aufnah- die Koordination und Aufsicht über den Religionsunter- meprüfungen wurde in Zusammenarbeit mit der Erwach- richt an den Schulen sowie über das Lehrpersonal für das senenbildung Stein-Egerta das Angebot von Vorkursen Fach Religion und Kultur und – in Zusammenarbeit mit in Deutsch, Englisch und Mathematik erweitert. den jeweiligen Religionsgemeinschaften – für den konfes- Nach längeren Vorarbeiten wurde im August ein sionellen Unterricht. Im Berichtsjahr wurden Weiterbil- neues Daten- und Notenverwaltungsprogramm (Lehrer dungsveranstaltungen im Bereich Religion und Kultur und Office) in Betrieb genommen. Damit wurden die admini- für die Katechetinnen und Katecheten im Bereich Katho- strativen Abläufe wesentlich verbessert. lischer Religionsunterricht auf der Primarstufe angeboten. Mit dem Beschluss der Regierung im Januar wurde Das öffentliche Bildungswesen bietet einen vielfäl- der seit 2012 laufende Prozess der Lehrplanüberarbei- tigen Religionsunterricht an. Im Schuljahr 2015 / 16 er- tung abgeschlossen. Der überarbeitete Lehrplan wurde teilen insgesamt 54 Lehrpersonen Religionsunterricht. mit Beginn des Schuljahres 2015 / 16 gültig. Im Zuge der 19 Lehrpersonen unterrichteten dabei das konfessions- Lehrplanüberarbeitung und der erwähnten Einführung freie Fach Religion und Kultur, das auf der Sekundar- eines Aufnahmeverfahrens für alle Bewerberinnen und stufe I und II angeboten wird. Bewerber stellten sich weitere Fragestellungen zu un- Etwa 206 Schülerinnen und Schüler an den weiter- terrichtsbezogenen und organisatorischen Aspekten. Im führenden Schulen wählten den katholischen Religions- Berichtsjahr wurde daher eine Arbeitsgruppe bestehend unterricht; er wird von vier Lehrpersonen erteilt. Auf der aus vier Lehrpersonen damit beauftragt, sich mit notwen- Primarstufe besuchte der Grossteil der Schülerinnen und digen oder wünschenswerten Strukturveränderungen an Schüler den katholischen Religionsunterricht, der von 27 der BMS auseinanderzusetzen. Ein Ergebnisbericht soll Lehrpersonen erteilt wird. dem Schulamt Ende des Schuljahres 2015 / 16 vorgelegt Fragen der Zusammenarbeit werden in der Paritä- werden. Parallel zu diesem Schulentwicklungsprozess tischen Kommission Religionsunterricht, bestehend aus wurde mit dem Validierungs- und Anerkennungsprozess Vertretern der Regierung und dem Erzbistum Vaduz un- der Schweizerischen Berufsmaturitätskommission ge- ter der Leitung des Schulamts besprochen. mäss neuem Rahmenlehrplan 2012 begonnen. In sechs Gemeinden findet auf Primarschulebene evangelischer Religionsunterricht statt, der von zwei Schulartenübergreifende Fachkoordination Lehrpersonen erteilt wird. Auf der Sekundarstufe gibt es keinen evangelischen Religionsunterricht. Die evan- Sprachen gelische Kirche im Fürstentum Liechtenstein bietet aber Die Fachkoordination Sprachen umfasst die Teilbereiche für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I Deutsch als Erstsprache, Deutsch als Zweitsprache (DaZ) einen ausserschulischen Präparandenunterricht an, der und Fremdsprachen (v. a. Englisch, Französisch). Zwei von der Regierung finanziell unterstützt wird. Lehrpersonen übernehmen Koordinationsfunktionen in 68 Schülerinnen und Schüler nehmen am islamischen den Bereichen DaZ und Fremdsprachen. Sie organisie- Religionsunterricht teil, der von zwei Lehrpersonen er- ren Weiterbildungen, erfassen statistische Daten und teilt wird. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

144 | Sport Im Berichtsjahr fanden erstmals zwei Tages-Work- Die Aufgaben des Fachbereichs Schulsport sind die Qua- shops des Gesundheitsförderungsprogramms «Gorilla» litätssicherung und -entwicklung des Schulsports, die statt, welche zum Ziel hatten, das Bewegungs- und Ess- Wahrnehmung von Koordinationsaufgaben im Fachbe- verhalten positiv zu beeinflussen. Der erste Workshop reich sowie die Leitung der Kommission Sportschule. fand am 30. April an den Weiterführenden Schulen in Nach der definitiven Einführung des freiwilligen Triesen, der zweite – konzipiert als Inklusionsworkshop Schulsports im Kindergarten und in der Primarstufe im – fand am 3. September an der Sonderpädagogischen letzten Jahr konnten erstmalig 14 Kurse mit 150 Teilneh- Tagesschule in Schaan statt. merinnen und Teilnehmer durchgeführt werden. Auf der Für die Lehrpersonen wurden der Impulstagung «Ge- Sekundarstufe I wurden landesweit 5 Kurse mit 57 Schü- sundheit» sowie weitere Fortbildungsangebote organi- lerinnen und Schülern angeboten. Dieses fakultative An- siert und durchgeführt. gebot ergänzt den obligatorischen Schulsport und wird von den Schülerinnen und Schülern in ihrer Freizeit be- Private Schulen sucht. Es bietet eine gute Grundlage, um koordinative und konditionelle Fertigkeiten optimal zu entwickeln und Das Schulamt nimmt nach Massgabe der Gesetze die das Bewegungsrepertoire zu erweitern. Aufsicht über die privaten Schulen in Liechtenstein Die nationalen Schulsportmeisterschaften erfreuen wahr. Diese müssen von der Regierung bewilligt wer- sich weiterhin grosser Beliebtheit. Bemerkenswert ist den und demselben Lehrplan folgen wie die öffentlichen die Teilnehmerzahl an den Liechtensteiner Schulsport- Schulen. Das Schulamt prüft und genehmigt die Anstel- meisterschaften. Insgesamt gingen 1'006 Schülerinnen lung von Lehrpersonen und macht Unterrichtsbesuche. und Schüler im Alter von 10 bis 16 Jahren in sieben ver- Des Weiteren koordiniert es die Entrichtung der Subven- schiedenen Sportarten an den Start. tionen für Schülerinnen und Schüler im Pflichtschulalter und beaufsichtigt die Einhaltung der Leistungsvereinba- Gestalten und Haushaltskunde rungen mit Schulen, die im Auftrag der Regierung be- Die Fachstelle Gestalten und Haushaltskunde koordiniert sondere Aufgaben übernehmen. den Austausch im Fachbereich über die Stufen hinweg, leitet gemeinsame Projekte und organisiert fachrele- Stiftung für Heilpädagogische Hilfe in Liechtenstein vante Weiterbildungsangebote. Aktuell wird der seit Au- Auf der Basis von Leistungsvereinbarungen sind die Auf- gust 2014 in der Testphase befindliche Kompetenzraster gaben im Sonderschulbereich der Stiftung für Heilpäda- für die Fächer Technisches und Textiles Gestalten eva- gogische Hilfe in Liechtenstein (eh. Heilpädagogischen luiert. Zentrum des Fürstentums Liechtensteins) übertragen Ein Schwerpunkt im Berichtsjahr war die Projekt- worden. Die Vereinbarungen regeln die Leistungser- leitung zur Durchführung der Internationale Musischen bringung im Bereich der Sonderschulung durch die Tagung (IMTA), die am 20. Mai in Liechtenstein statt- Sonderpädagogische Tagesschule sowie im Bereich der fand. Aufgrund dieser Grossveranstaltung wurde im Be- pädagogisch-therapeutischen Massnahmen (Ambulato- richtsjahr auf die Durchführung des Aktionstags «handg- rium). macht» verzichtet. Die Sonderpädagogische Tagesschule bietet Kindern und Jugendlichen in den Förderklassen eine individu- Gesundheitskoordination elle Schulung und Förderung mit Vorbereitung auf die Die Stelle des Gesundheitskoordinators unterstützt die Berufswelt. Kinder mit einer erheblichen Sprach- bzw. Schulen und Lehrpersonen bei der Umsetzung von Ge- Sprechproblematik im normalen Begabungsbereich wer- sundheitsprojekten. Eine Hauptaufgabe ist dabei die den in den Sprachförderklassen unterrichtet. Die Förde- Betreuung, Qualitätssicherung und der Ausbau des re- rung der Schülerinnen und Schüler wird durch verschie- gionalen Netzwerks Gesundheitsfördernder Schulen dene Therapieformen ergänzt. Liechtenstein. Die Koordination der weiteren Projekte obliegt dem «Runden Tisch». In diesem interdiszipli- Schülerzahlen der Sonderpädagogischen Tagesschule nären Gremium sitzen Vertreter aus dem Amt für Sozi- in Schaan im Schuljahr 2015 / 16 ale Dienste, dem Amt für Gesundheit, dem Dachverband der Elternvereinigungen und aus verschiedenen Schul- Abteilung Total FL CH stufen. So entwickelte der Runde Tisch die Projektideen zu «Mein Körper gehört mir!» – ein interaktives Ausstel- Sprachförderklassen 38 15 23 lungsprojekt zur Prävention vor sexueller Gewalt – und Förderklassen 45 44 1 «Mit dem Rad zur Schule». Beim Projekt «Mein Körper gehört mir» nahmen im Berichtsjahr 13 Primarschulklas- Total 83 59 24 sen teil, beim Wettbewerb «Mit dem Rad zur Schule» ab- Anteil in % 100 71 29 solvierten 49 Teams von insgesamt acht weiterführenden Schulen ihren Schulweg mit dem Velo. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Der Bereich Therapie besteht aus den pädagogisch-thera- Therapiemethode in Anspruch zu nehmen. Der regelmäs- | 145 peutischen Massnahmen Logopädie, Psychomotorik und sige Kontakt zum Schulamt und zu den verschiedenen Äm- heilpädagogische Früherziehung sowie den medizinischen tern und Ärzten sowie die intensiven Besprechungen und Therapien Physiotherapie und Ergotherapie. Für einen Runden Tische in Schulen und Kindergärten gewährlei- grossen Teil der Kinder war es notwendig, mehr als eine steten auch in diesem Jahr eine sehr gute Zusammenarbeit.

Pädagogisch therapeutische Massnahmen im Kalenderjahr 2015

Abklärungen PTM-Förderung PTM-Förderung PTM-Förderung intern 1 intern 2 extern 3

Früherziehung 18 61 Logopädie 163 58 28 561 Psychomotorik 68 16 11 135 Gesamt 249 74 39 757

1 = Für Schülerinnen und Schüler der sonderpädagogischen Tagesschule mit Wohnsitz im Fürstentum Liechtenstein 2 = Für Schülerinnen und Schüler der sonderpädagogischen Tagesschule mit Wohnsitz in der Schweiz 3 = Für Schülerinnen und Schüler in Regelschulen des Fürstentums Liechtenstein

Waldorfschule dem liechtensteinischen und österreichischen Lehrplan Im Schuljahr 2015 / 16 sind 97 Kinder in acht Klassen und und schliesst mit der österreichischen Matura ab. Seit zwei Kindergärten an der Waldorfschule eingeschrie- dem Schuljahr 2015 / 16 wird an der formatio die öster- ben. Das Personal setzt sich aus sechs vollamtlichen und reichische standardisierte Reifeprüfung (Matura) durch- sechs teilzeitbeschäftigten Lehrpersonen sowie zwei geführt. Im Rahmen dieser Reifeprüfung müssen alle Kindergärtnerinnen zusammen. Die Waldorfschule bie- Kandidatinnen und Kandidaten eine vorwissenschaft- tet ausserdem eine Spielgruppe sowie eine Nachmit- liche Arbeit verfassen und ihre Ergebnisse in einer öf- tagsbetreuung an. Die pädagogische Arbeit basiert auf fentlichen Diskussion verteidigen. der Menschenkunde Rudolf Steiners mit Fokus auf der Die formatio ist Mitglied des internationalen UN- künstlerischen Unterrichtsgestaltung. Die Erziehung der ESCO-Schulnetzwerkes und begeht mit dem Schuljahr Kinder verlangt nach einem möglichst optimalen Zusam- 2015 / 16 ihr 20-jähriges Bestehen. menspiel von Schule und Elternhaus. Österreich setzt das Abschlusszeugnis der Waldorfschülerinnen und -schüler Hochschulen und hochschulähnliche nach dem 9. Schuljahr dem Hauptschulabschluss gleich. Einrichtungen Die Liechtensteinische Waldorfschule arbeitet im Projekt «Wege zur Qualität» mit der Arbeitsgemeinschaft der Ru- Das Schulamt unterstützt die Regierung bei der Wahr- dolf Steiner-Schulen der Schweiz zusammen. nehmung ihrer Aufgaben im Hochschulbereich gemäss Hochschulgesetz. Im Auftrag der Regierung nimmt ein formatio – Bilinguale Privatschule Vertreter des Schulamtes beratend an den Sitzungen Die formatio ist eine Privatschule mit Öffentlichkeits- der Leitungsorgane (Universitätsrat, Hochschulrat, Stif- recht. Sie wird als Tagesschule geführt und besteht aus tungsrat) der Hochschulen und Trägerhochschulen teil einer bilingualen Primar- und Sekundarschule sowie und vertritt Liechtenstein in regionalen und internatio- einem Oberstufengymnasium mit einem sprachlichen nalen Gremien wie beispielsweise der Fachhochschule Profil. Im Schuljahr 2015 / 16 besuchten 19 Kinder die Ostschweiz, der Kommission für Bildung, Wissenschaft Primarschule, 43 Schülerinnen und Schüler die Sekun- und Forschung der Internationalen Bodenseekonferenz darschule und 28 Jugendliche das Oberstufengymna- (IBK) und der Bologna-Follow-Up-Group. Zudem ist das sium. Die Schülerinnen und Schüler werden von insge- Schulamt Kontaktstelle für das In- und Ausland bei Fra- samt 25 Lehrpersonen unterrichtet und betreut. gen betreffend die Anerkennung akademischer Diplome In der Primarschule werden die Schülerinnen und und Abschlüsse. Schüler zu annähernd gleichen Teilen in deutscher und Alle in Liechtenstein und von Liechtenstein aus täti- englischer Sprache unterrichtet. Die Klassen werden gen Hochschulinstitutionen müssen von der Regierung jahrgangsübergreifend geführt. Der Übertritt von der Se- bewilligt werden und sind zu jährlicher Berichterstattung kundarschule ins Oberstufengymnasium ist mit entspre- verpflichtet. Der Hochschulbereich Liechtensteins um- chendem Notendurchschnitt nahtlos gegeben. Das Ober- fasst aktuell drei anerkannte Hochschulen und das Liech- stufengymnasium dauert vier Jahre, richtet sich nach tenstein-Institut als hochschulähnliche Einrichtung. Da- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

146 | neben zählt Liechtenstein, neben Schweizer Kantonen, Institut (ACQUIN) geleitet, welches bereits die beiden zu den Trägern der Interstaatlichen Hochschule für Doktoratsstudiengänge akkreditiert hat. Technik Buchs (NTB) sowie der Interkantonalen Hoch- Mit Stichtag 15. November 2015 waren an der UFL in schule für Heilpädagogik in Zürich. den beiden Doktoratsstudiengängen «Dr. iur.» und «Dr. Ein besonderes Ereignis im hochschulischen Bereich scient. med.» 111 Studierende eingeschrieben; 48 Stu- ist die alljährliche Vergabe der Liechtenstein-Preise zur dierende belegen das Studium «Dr. iur.» und 63 das Stu- Förderung von Forschungsleistungen in Innsbruck und dium «Dr. scient. med.». 14 % der Studierenden haben in Liechtenstein. Der Liechtenstein-Preis, der seit 1983 ihren Wohnsitz in Liechtenstein, 23 % in der Schweiz, an den beiden Innsbrucker Universitäten, der Leopold- 30 % in Österreich und 33 % in Deutschland. Im Be- Franzens-Universität und der Medizinischen Univer- richtsjahr schlossen vier Studierende erfolgreich das sität verliehen wird, gilt als eine der renommiertesten Doktoratsstudium «Dr. scient. med.» und drei Studie- Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung in In- rende das Doktoratsstudium «Dr. iur.» ab. nsbruck. Der mit gesamthaft EUR 7'500 dotierte Preis Per 1. Oktober hat Frau Dr. Barbara Gant die Rekto- wurde zu gleichen Teilen an Dr. Wilfried Posch von der renfunktion ad interim von Prof. Karl Sudi übernommen. Medizinischen Universität Innsbruck sowie an Dr. Katrin Anfang November wurde sie zudem vom Universitätsrat Amann-Winkel und Dr. Birgit Öhlinger, beide von der zur Prorektorin ernannt und mit der operativen Leitung Universität Innsbruck, verliehen. der UFL betraut. Der Liechtenstein-Preis für Nachwuchsforschende an Die UFL führte im Berichtsjahr sechs öffentlichen der Universität Liechtenstein wird seit 2010 verliehen. Vorträge im Rahmen der Vortragsreihe «Health and Dieser ist mit einer Gesamtsumme von CHF 10'000 do- Life Sciences», einen internationalen Spezialkongress tiert und erging 2015 an die folgenden Preisträger: Dr. «Update Cardiovascular Pharmacotherapy» sowie das Lars Kaiser, Dr. Sebastian Stöckl und Dr. Andrea Harr. jährliche Symposium «Gesundheitsrecht am Puls der Zeit» zum Thema «Grauzone Doping» durch. Die Ver- Internationale Akademie für Philosophie anstaltungen wurden von der Regierung finanziell un- Die Internationale Akademie für Philosophie im Fürsten- terstützt. tum Liechtenstein (IAP) wurde 1986 als staatlich aner- kannte liechtensteinische Hochschule gegründet. Nach Liechtenstein-Institut der vorübergehenden Sistierung des Lehrbetriebes Das Liechtenstein-Institut ist als Forschungsinstitut ge- (2007 bis 2012) erteilte die Regierung der IAP im Jahr mäss den entsprechenden Bestimmungen im Hochschul- 2013 die provisorische Bewilligung zur Wiederaufnahme gesetz als eine hochschulähnliche Einrichtung geführt. des Doktoratsstudiengangs. Es erhält auf der Grundlage des Finanzbeschlusses vom Derzeit sind sechs Studierende im Doktoratspro- 20. Oktober 2011 und einer Leistungsvereinbarung für gramm inskribiert: fünf ordentliche Studierende und die Jahre 2012 bis 2015 einen Staatsbeitrag von CHF ein Gaststudierender. Zudem arbeiten fünf ausländische 1 Mio. jährlich. Gastforschende an der IAP an ihren Magisterarbeiten Das 1986 gegründete Institut beschäftigt sich in For- und Dissertationen. schung und Lehre mit dem Fürstentum Liechtenstein, Einer der Dozenten nahm im Berichtsjahr neben mit der Region sowie mit anderen Kleinstaaten in den seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der IAP auch Fachbereichen Rechts-, Politik-, Wirtschafts- und Ge- Lehraufträge an der Universität Liechtenstein wahr. Des schichtswissenschaft. Im Berichtsjahr waren am Insti- Weiteren wurden Fachvorträge auf wissenschaftlichen tut acht grössere Forschungsprojekte und drei Disser- Kongressen sowie Vorträge für eine breitere Öffentlich- tationen in Bearbeitung. Im August konnte Dr. Herbert keit gehalten. Zudem erfolgten Veröffentlichungen (Zeit- Wille seine langjährige Forschungsarbeit zur liechten- schriftenaufsätze, ein Sammelband). steinischen Staatsordnung als Band 57 der Reihe «Liech- Im Berichtsjahr wurden weitere Kooperationsver- tenstein Politische Schriften» veröffentlichen. Ebenso einbarungen mit folgenden ausländischen Hochschulen erschien die monografische Forschungsarbeit von Anna- und Forschungsinstituten abgeschlossen: Szécheny Ist- Carolina Perrez über den Einfluss schweizerischer und ván University Györ, Ungarn (Studierendenmobilität); deutsch-österreichischer Richter 1938 bis 1945. Zudem Südwestliche Universität Blagoevgrad, Bulgarien (For- wurden zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften und schung, Lehre, Mobilität); Zeppelin Universität Fried- Sammelbänden oder als Arbeitspapiere veröffentlicht. richshafen (Tagungskooperation). Das Institut erarbeitet auch Auftragsstudien – beispiels- weise die Studie «Zukunftsradar Liechtenstein 2015» im Private Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL) Auftrag der Stiftung Zukunft.li – und arbeitet in interna- Im Berichtsjahr begann der Evaluationsprozess im Rah- tionalen Expertennetzwerken mit. men der gemäss Hochschulgesetz mindestens alle sechs Im Berichtsjahr fanden Vortragsreihen zu 20 Jahren Jahre durchzuführenden institutionellen (Re)-Akkreditie- EWR-Mitgliedschaft Liechtensteins, zur kaiserlichen Ad- rung. Die Evaluation wird durch das deutschen Akkre- ministration der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft ditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungs- Schellenberg 1684 bis 1699 / 1712 und zu 50 Jahren ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Zweites Vatikanisches Konzil statt. Ferner wurden ver- seien auch zahlreiche internationale Besuche. So waren | 147 schiedene Einzelvorträge veranstaltet. Ausserdem wur- u. a. diplomatische Delegationen aus den USA, aus Ka- den Kolloquien zur Vorbereitung auf die liechtenstei- nada und aus Deutschland sowie mehrere Studiengrup- nische Rechtsanwaltsprüfung durchgeführt. Erwähnt pen zu Besuch.

Dienste

Stipendienstelle

Anträge im Jahr 2015 neue Anträge Anzahl Personen

803 688

Entscheide im Jahr 2015

Anträge Ablehnungen zugesagte Stipendien zugesagte Darlehen in CHF in CHF

732 157 3'943'072 3'374'304

Ausgaben und Darlehensrückzahlungen für das Jahr 2015

Anzahl Veränderung in in CHF Veränderung in % zum Vorjahr % zum Vorjahr

Stipendien 547 -7.6 % 3'808'899 -9.1 % Darlehen 403 +6.6 % 2'538'892 +15.2 % in Rechnung gestellte Rückzah-lungsraten für Studiendarlehen 817 -2.6 % 2'775'766 +2.0 %

Die Auszahlungen für Stipendien und Darlehen setzten sich 2015 wie folgt zusammen:

Stipendien Darlehen

Hochschulen Universitäten, Fachhochschulen Doktorat 14'320 6'572 Bachelor, Master 2'952'433 1'968'873 Höhere Fachschulen 209'757 98'195 Berufsbildung Sek II Fachschulen 285'378 175'537 Berufslehren 115'564 119'185 Allgemeinbildung Sek II Gymnasium, BMS, DMS 21'392 37'804 Internate* 0 0 Weiterbildung 210'055 132'726

Total 3'808'899 2'538'892

* Internatsschulen werden nicht mehr unterstützt; Art. 23 StipG wurde aufgehoben durch LGBl. 2012 Nr. 263

Gemäss Art. 30 StipG kann gegen Entscheidungen und Verfügungen der Stipendienstelle Beschwerde bei der Be- schwerdekommission für Verwaltungsangelegenheiten erhoben werden. Im Berichtsjahr wurden insgesamt zehn Beschwerden eingereicht. Davon wurden neun Beschwerden abgewiesen bzw. von den Beschwerdeführern zurück- gezogen. Einer Beschwerde wurde teilweise stattgegeben. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

148 | Nebst der Bearbeitung und Verwaltung der Stipen- Besondere Schulbereiche dienanträge fanden im Berichtsjahr laufende Verbes- Zu den besonderen Schulbereichen zählen die besonderen serungen des seit 2014 eingeführten elektronischen schulischen Massnahmen (BSM), die pädagogisch-thera- Antragssystems statt. Zudem wurde ein EDV-Projekt ge- peutischen Massnahmen (PTM), die Sonderschulung in startet mit dem Ziel, die Schnittstellen zwischen Landes- der Regelschule sowie die Sonderschulung in Sonderschu- kasse und Fachapplikation so zu gestalten, dass die Dar- len. Zu den Aufgaben gehören die Bearbeitung von son- lehensverwaltung automatisiert werden kann. derpädagogischen Fragestellungen sowie die Steuerung und Administration der sonderpädagogischen Angebote. Pädagogische Arbeitsstelle Im Berichtsjahr wurde das im Jahr 2011 eingeführte Die Pädagogische Arbeitsstelle (PA) umfasst schwer- Standardisierte Abklärungsverfahren SAV auf der Grund- punktmässig die drei Bereiche Pädagogik (Erziehungs- lage der Evaluation der EDK überarbeitet und weiter den wissenschaften), Schulsozialarbeit und die Besonderen eigenen Arbeitsbedürfnissen angepasst. Das SAV ist ein Schulbereiche, zu welchen auch die Sonderschulung und förderdiagnostisches Instrument zur Ermittlung des Son- die Pädagogisch-therapeutischen Massnahmen gehören. derschulungsbedarfs auf Basis der Internationalen Clas- Im Bereich Pädagogik stehen das Erarbeiten von sification of Functioning (ICF) der Weltgesundheitsorga- Konzepten und die Projektarbeit im Vordergrund; es nisation. Insgesamt prägen ICF-basierte Instrumente ein werden aber auch Evaluationen durchgeführt oder Mo- ganzheitliches oder systemisches Verständnis von Lern- derationen in Lehrerteams sowie Projektbegleitung vor und Verhaltensproblemen. Aus konzeptioneller Sicht Ort an den Schulen angeboten. Im Berichtsjahr wurde dienen sie auch der Qualitätssicherung und -entwick- ein Handbuch für die Aufsicht der Privatschulen erstellt. lung. Etabliert haben sich das Schulische Standortge- Zudem wurde die neue Funktion der Klassenhilfe eva- spräch (SSG) sowie weitere Instrumente zur Einleitung, luiert und das Feinkonzept der Time-out Schule überar- Durchführung, Evaluation und Dokumentation der ein- beitet. Des Weiteren wurden Veranstaltungen an Schu- gangs erwähnten sonderpädagogischen Massnahmen. len zur Thematik «Eigenverantwortung der Schülerinnen Im Berichtsjahr wurde im Weiterbildungsangebot für und Schüler» moderiert. die Lehrpersonen dem Umgang mit schwierigem Verhal- Die Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen und ten bzw. Verhaltensauffälligkeit besondere Bedeutung Arbeitsgruppen zählen zu den weiteren Aufgaben des beigemessen. Bereichs Pädagogik. Sonderschulungen von Kindern und Jugendlichen im Schulsozialarbeit Berichtsjahr 2015 mit Vergleich zum Jahr 2014 Die Schulsozialarbeit (SSA) betreut alle Ober- und Re- alschulen, das Gymnasium sowie das 10. Schuljahr. An Bereich / Ort 2015 2014 all diesen Schulstandorten wurden im Berichtsjahr ins- gesamt 284 Einzelberatungen bei den Schülerinnen und Sonderschulungen in Regelschule (SiR) 81 95 Schülern durchgeführt (139 Mädchen / 145 Knaben). Diese Zahlen sind praktisch identisch mit jenen des Vor- Sonderschulung in einer Sonderschule (SiS) jahres. Folgende Themen waren aktuell: Soziales Verhal- Sonderpädagogischen Tagesschule Schaan (HPZ) 59 56 ten (59), Familie (44), Tabak (32), Klassenklima (29), Lern- Schweiz 12 7 organisation (24), Schulabsentismus (18), Soziale Medien Österreich 1 1 (18), Unstimmigkeiten (16), Freundschaft (13), Gewalt Total 152 159 (13), Cannabis (10) sowie Tod und Trauer (8). Die vier erstgenannten Beratungsthemen zählten auch im letzten Jahr zu den Spitzenreitern. Mobbing wurde im Berichts- Schulpsychologischer Dienst jahr nicht mehr als Einzelkriterium erhoben. Es fanden Bei den beiden Schulpsychologen gingen im Berichts- zusätzlich 132 Gruppenberatungen statt, also praktisch jahr insgesamt 241 Neuanmeldungen ein. Sie verteilen gleich viele wie im Vorjahr. Zudem liessen sich 67 Lehr- sich auf folgende Schularten: personen und 62 Eltern beraten, was eine Abnahme im Vergleich zum Vorjahr von 30 Beratungen bei den Lehr- personen und von 6 Beratungen bei den Eltern bedeutet. Kindergarten 46 10. Schuljahr 1 Die Schulsozialarbeit machte auch verschiedene An- Vorschule / EK 1 Heilpädagogisches Zentrum 31 gebote in den Bereichen Prävention, Früherkennung, Primarschulen 95 Waldorfschule 1 Intervention und Beratung. Mit Projektarbeit und Klas- Oberschulen 13 Privatschule Formatio 7 senunterricht wurden Themen wie Klassenregeln, Rau- Realschulen 5 Berufslehre 5 chen, Cyber-Mobbing, Alkohol, Straftaten, Partizipation, Gymnasium 2 Andere (Kleinkinder, 25 Essstörungen, Schulabsentismus und Gewalt angeboten Spielgruppe, Internate u. a.) und altersentsprechend mit den Jugendlichen erarbeitet Total 241 und diskutiert. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Die Gründe für eine Anmeldung waren bei den mei- Die Time-out Schule wird von einer Steuergruppe | 149 sten Kindern und Jugendlichen Lern- und Verhaltens- begleitet, welche sich aus Vertreterinnen und Vertretern probleme. Andere Anmeldegründe waren Fragen zur des Schulamts (Inspektorat, Pädagogische Arbeitsstelle, Schullaufbahn wie: Ist eine Sonderschulung angezeigt? Schulsozialarbeit) und dem Amt für Soziale Dienste zu- Soll das Kind eine Schulstufe überspringen? Soll es vor- sammensetzt. Auch in diesem Jahr fand eine Klausurta- zeitig eingeschult werden? Ist es schulfähig? Soll es vor- gung statt, in welcher das vergangene Jahr reflektiert zeitig in den Kindergarten eintreten? wurde und Massnahmen zur Verbesserung des Schul- Neben den erwähnten Abklärungen und Bera- betriebes beschlossen und umgesetzt werden konnten. tungen nahm der SPD im Berichtsjahr zusätzlich fol- gende Aufgaben wahr: Er hielt Vorträge zum Thema Zentrum für Schulmedien Schulfähigkeit und Gewissensentwicklung im Kin- Zum Zentrum für Schulmedien gehören die Didaktische des- und Jugendalter, informierte in den Medien, in Medienstelle und der Amtliche Lehrmittelverlag. Die Bi- Fachzeitschriften und an Weiterbildungen über kin- bliothek der Didaktischen Medienstelle wurde von den der- und jugendpsychologisch relevante Themen. Er Lehrpersonen gut genutzt. Während des letzten Schul- bot ein «Coolnesstraining» für Schülerinnen und Schü- jahres sind über 7'000 Medien physisch ausgeliehen ler an. Am Schweizer Heilpädagogik-Kongress in Bern worden. Dazu können die Lehrpersonen zusätzlich über stellte er mit einer Lehrperson der Einführungsklasse das Schulintranet auf mehr als 4'800 Medien online zu- ein Programm zur Förderung des prosozialen Verhal- greifen. Gesamthaft wurden im letzten Schuljahr ca. tens für die Primarschulstufe vor. Er führte ein Pro- 14'000 Medien online abgerufen. jekt zur Förderung der sozialen Kompetenz in einer Ebenfalls zu den Aufgaben des Zentrums für Schul- Einführungsklasse durch. Er nahm am fachlichen Aus- medien gehören die Begleitung von diversen Projekten, tausch mit Leiterinnen und Leitern der Schulpsycholo- die Beratung und die Weiterbildung der Lehrpersonen gischen Dienste der Schweiz und an Weiterbildungen im Umgang mit den Neuen Medien. Immer mehr Schu- teil. Er hatte Einsitz in der Gewaltschutzkommission len setzen auf mobile Geräte (Tablets) und sind daher auf der Regierung (bis Ende 2015) und in der Fachgruppe eine fachkundige Beratung und / oder Projektbegleitung Rechtsextremismus / Extremismus. Infolge der Stellen- angewiesen. kürzung von drei auf zwei Vollzeitstellen konnten die Die Aufgaben des Lehrmittelverlages umfassen den beiden Schulpsychologen nicht mehr alle ihnen zuge- termingerechten Ankauf und das Bereitstellen der Lehr- wiesenen Schulen regelmässig besuchen. Das nieder- mittel für alle Schulstufen. schwellige Beratungsangebot für Schülerinnen und Beim Zentrum für Schulmedien liegt auch die Schüler, Eltern, Lehrpersonen und Schulleitungen Hauptverantwortung für das Weiterbildungsprogramm wurde dadurch stark eingeschränkt. für die Lehrpersonen (WFL). Auch im vergangenen Jahr sind wieder zwei Kursprogramme erschienen, welche Time-out Schule auf regen Zuspruch der Lehrpersonen gestossen sind. Die Time-out-Schule ist eine sozialpädagogische Mass- Im Schuljahr 2015 / 16 konnten über 100 Kurse zu ver- nahme für Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihres schiedensten Themen und Fachbereichen durchgeführt Verhaltens vorübergehend aus der Regelschule genom- werden. Ab 2016 erscheint pro Jahr jeweils im Juni nur men werden müssen. Ziel ist die erfolgreiche Reintegra- noch ein Kursprogramm, welches sich über ein ganzes tion in die Stammklasse oder die Erarbeitung von alter- Schuljahr erstreckt. Dieses Programm enthält auch die nativen Anschlusslösungen. Diese Massnahme erfolgt in Kurse für die Weiterbildungswoche. Diese findet all- enger Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit. jährlich in der zweiten Osterferienwoche mit rund 15 Insgesamt wurden im Berichtsjahr 14 Jugendliche Kursen statt. betreut, im Jahr 2014 waren es 15 Schülerinnen und Schüler bei weniger Aufenthaltstagen. Das Verhältnis Verein Neues Lernen zwischen Mädchen und Buben lag bei 4:10. Die meisten Gemäss der Leistungsvereinbarung mit der Regierung Jugendlichen (11) stammten aus der Oberschule, die unterstützt der Verein Neues Lernen den Englischun- restlichen Drei aus der Realschule. terricht beginnend in der 1. Klasse der Primarschulen. Die Time-out Schule wurde von rund 35 Betrieben Zu diesem Zweck wurden geeignete Arbeitsmittel ent- und Firmen des Landes unterstützt. So konnten dort die wickelt und die Lehrpersonen für einen handlungsorien- Jugendlichen einen Teil ihres Time-outs als Arbeitsein- tierten Fremdsprachenunterricht aus- und weitergebil- satz ausserhalb der Schule absolvieren und dabei im Ar- det. In Zusammenarbeit mit der Kommission «Standards beitsprozess mit Erwachsenen eine andere Rolle einneh- für die Risikogruppe» entwickelte der Verein Neues Ler- men. nen im Berichtsjahr Unterrichtsmaterialien mit der Aus- Parallel zur Arbeit mit den Jugendlichen wird wö- richtung auf lebenspraktische Kommunikation für die chentlich mit den Eltern gearbeitet. Im Rahmen der so- schwächeren Schülerinnen und Schüler der Oberschule. genannten Multifamilienarbeit werden die Eltern darin Die hierfür entwickelten Lehrmittel für die 7. bis 9. Klasse bestärkt, ihren Beitrag zur Erziehungsarbeit zu leisten. werden derzeit getestet. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

150 | Der Verein Neues Lernen engagiert sich zudem für Hallenbad Schulzentrum Unterland die Frühförderung in Deutsch. Der Jahreskurs «Wir spie- Im Betriebsjahr hatten 79'328 Personen das Hallenbad len Deutsch» ist als Eltern-Kind-Kurs konzipiert. Der SZU besucht. Diese Eintritte verteilten sich auf 44'151 Verein Neues Lernen hat die Unterrichtsmaterialien ge- Erwachsene (56 %) und 35'177 Kinder (44 %). In den schaffen und führt die Weiterbildung der Kursleiterinnen Kindereintritten enthalten sind 17'450 Eintritte im Rah- durch. Nach einem Pilotkurs in Eschen findet auch ein men des Schulschwimm-Unterrichts (50 %). Eintritte von Kurs in Triesen statt. Vereinssportlern des In- und Auslands machten vom Ge- In Zusammenarbeit mit dem Liechtensteinischen samtergebnis rund 6'595 (8 %) aus. Entwicklungsdienst arbeitet der Verein Neues Lernen im Das Total der Eintritte generierte rund CHF 252'226, Rahmen eines Bildungsprojekts in Peru in der Lehrer- CHF 198'486 aus Erwachsenen- und CHF 52'433 aus er- weiterbildung. mässigten Eintritten sowie CHF 1'307 aus Mieten und Das Projekt Liechtenstein Languages (LieLa) will die Gebühren. Das Hallenbad war an 328 Tagen geöffnet, Sprachunterrichtsmethode Neues Lernen auch ausser- mit einem Tagesdurchschnitt von 241, einer Besucher- halb der Grenzen Liechtensteins bekannt machen. LieLa spitze von 473 Badegästen und einem Flop-Tag mit 36 hat einen speziellen Fokus auf Sprachförderung von Badegästen. Flüchtlingen. Im Sommer wurde ein Erlebniskurs Fran- Die Badmeister, deren Stellvertreter und die Reini- zösisch für Personen aus dem Bereich Sprachförderung gungs-Angestellten sorgten für einen störungsarmen von Migranten und Flüchtlingen aus D-A-CH-BE durch- Betrieb. Neben den 33 routinemässig geschlossenen Ta- geführt. Im Dezember fand ein Pilotkurs für Flüchtlinge gen waren vier Tage ohne Badebetrieb aufgrund Nach- in Liechtenstein statt. arbeiten der Sanierung bzw. technischer Störungen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Selbstkontrollen von Ab- Schülertransport klatsch- und Wasser-Proben gaben zu keinerlei Bean- Die LIEmobil organisiert alljährlich im Einvernehmen mit standungen Anlass. dem Schulamt für Schulen, deren Träger der Staat ist, die Schülerzubringerdienste. Für die der Schulpflicht unter- Jugendhaus Malbun stehenden Schülerinnen und Schüler trägt der Staat die Das Jugendhaus ist seit der Totalsanierung ein Jahr wie- Kosten des Zubringerdienstes. Zur Nutzung des Ange- der in Betrieb. bots des Schülerzubringerdienstes der LIEmobil erhal- Im Berichtsjahr haben total 38 verschiedene Be- ten die Schülerinnen und Schüler ein auf die Schultage suchergruppen das Jugendhaus für Seminare, Kurse, beschränktes Abonnement. Das Land Liechtenstein ver- Weiterbildung, Schul- und Ferienlager benützt (2 gütet dieses mit CHF 200. Die Schülerinnen und Schüler schweizerische, 1 slowenische, 1 tschechische, 8 liech- können für einen Aufpreis von CHF 80 ein in der Gültig- tensteinische Gruppen und 26 liechtensteinische Schu- keit unbeschränktes Jahresabonnement der LIEmobil er- len). Für diese rund 1'330 Gäste sind 11'125 Mahlzeiten werben. Die Kosten für ermässigte Schülerabonnemente zubereitet worden. Hinzu kommen noch 4'700 Über- im Jahr 2015 betrugen CHF 428'200. nachtungen mit Frühstück und diverse Zwischenverpfle- gungen. Das Budget konnte in allen Bereichen einge- Schulbauten halten werden. Die Rückmeldungen der Lagerleitungen Im Berichtsjahr fanden Sanierungsarbeiten beim belegen, dass die Infrastruktur des Jugendhauses, die Schulzentrum Unterland statt. Hinzu kamen mode- Arbeit der Hausverwaltung und der Betriebskommission rate, nutzungstechnisch bedingte Umbauten, wobei der wie in den vergangenen Jahren sehr geschätzt wurden. Schwerpunkt unter anderem bei der Umsetzung der be- darfsgerechten Gestaltung der Aula sowie der Lehrperso- Eurydice nenzimmer der Ober- und Realschule lag. Zudem konn- Liechtenstein beteiligt sich seit 1994 am europäischen ten durch die Umgestaltung der Räumlichkeit der alten Bildungsinformationsnetzwerk Eurydice. Eine wesent- Bibliothek zwei geräumige Ateliers geschaffen werden. liche Aufgabe bildet hier die Erstellung und regelmässige Im Jahr 2016 sollen die überalterten Beleuchtungen der Aktualisierung der umfassenden Beschreibung des liech- Klassenräume und Schulgänge durch eine zeitgemässe tensteinischen Bildungswesens, die regelmässige Aktu- und stromsparende LED-Beleuchtung ersetzt werden. alisierung der Daten zu Schlüsselzahlenberichten (z. B. Der Landtag hatte im November 2014 den Verpflich- Löhne von Lehrpersonal und Schulleitungen, Ferienka- tungskredit in der Höhe von CHF 1.5 Mio. für ein Schul- lender, Unterrichtszeiten usw.) sowie die Teilnahme an raumprovisorium beim Liechtensteinischen Gymnasium vergleichenden Studien zu aktuellen bildungspolitischen genehmigt. Dieses im Berichtsjahr umgesetzte Bauprojekt Themen. Die Teilnahme am Eurydice-Arbeitsprogramm deckt einerseits die dringendsten schulischen Bedürfnisse wird von der Europäischen Kommission über erhebliche für die Bereiche Gestalten und Musik ab, andererseits Zuschüsse im Rahmen der EU-Bildungsprogramme fi- wird zudem zeitlich sowie räumlich ein Puffer geschaffen nanziert. für die anstehende Diskussion um das weitere Vorgehen Aufgrund einer Revision des weltweiten Klassifi- bezüglich eines künftigen Ersatzbaus für den G-Trakt. kationssystems für Bildungsstatistiken (ISCED) wurde ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

eine umfassende Überarbeitung der Bildungssystembe- prozesses wurden im Berichtsjahr 37 Schülerinnen und | 151 schreibungen notwendig. Im Zuge dieser Überarbeitung Schüler an die Sportschule aufgenommen. Seit Bestehen wurde auch der Berufsbildung sowie der Weiterbildung der Sportschule am Liechtensteinischen Gymnasium mehr Bedeutung beigemessen. Für diese Überarbeitung konnte erstmalig eine eigenständige Sportklasse mit 15 sowie für den Aufbau einer neuen Online-Datenbank für Sportschülerinnen und Sportschülern geführt werden. die Bildungssystembeschreibungen (Eurypedia) wurde Die Sektion Eiskunstlauf hat sich vom LEIV gelöst und eine Vereinbarung mit dem Liechtenstein-Institut abge- wurde ein eigenständiger Verband (LEV). Die beste- schlossen. hende Leistungsvereinbarung wurde übernommen.

Diplomanerkennung Übersicht der aufgenommenen Sportschüler im Be- Als zuständige Behörde für die berufliche Anerkennung richtsjahr 2015 von Lehrberufen sowie Informationsstelle für akade- mische Anerkennungsfragen beantwortet das Schulamt Fragen von Einzelpersonen, Hochschulen, Behörden so-

wie Unternehmen im In-und Ausland, arbeitet Empfeh- Klassenstufe 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse Gesamt lungen aus und entscheidet über die Lehrbefugnis von Lehrpersonen an den öffentlichen sowie privaten Schu- Sportschule Schaan 17 4 1 0 22 len. Anfragen zu beruflicher Anerkennung anderer Be- Gymnasium Oberstufe 0 0 0 15 15 reiche werden an die zuständigen Stellen weitergeleitet (Amt für Gesundheit, Amt für Volkswirtschaft, FMA oder Rechtsanwaltskammer). Unterrichtskommissionen LG und BMS Im Berichtsjahr wurden rund 30 Anfragen im Bereich Die Unterrichtskommissionen für das Liechtensteinische der beruflichen Anerkennung für Lehrberufe sowie 50 Gymnasium und für die Berufsmaturitätsschule üben im Anfragen im Bereich der akademischen Anerkennung Auftrag der Regierung Beratungs- und Kontrollbefugnisse beantwortet. Am 3. November 2015 leitete das Schulamt aus. Neben Unterrichtsbesuchen umfasst die Tätigkeit der zudem ein Seminar zu Diplom-Anerkennungsfragen an Kommissionen die Zusammenarbeit mit den Fachschaf- der Universität Liechtenstein. ten in Fragen gemeinsamer Maturaaufgaben und Beurtei- lungskriterien sowie die Mitwirkung bei der schulinternen Kommissionen / Verbände Weiterbildung der Lehrpersonen. Die Unterrichtskom- mission für das LG überprüft auch die Unterrichtsqualität Übertrittskommission und die Einhaltung des Lehrplans am Oberstufengymna- Bei einer fehlenden Übertrittsempfehlung kann durch sium der Privatschule formatio. eine Prüfung der Leistungsstand der Schülerinnen und Die Kommissionen setzen sich zusammen aus Bil- Schüler festgestellt werden. Die Übertrittsprüfungen wer- dungsexperten aus Österreich, aus der Schweiz und aus den von einer Übertrittskommission vorbereitet, durch- Liechtenstein. Den Vorsitz hat jeweils der Leiter der Ab- geführt und ausgewertet. Die Übertrittskommission setzt teilung für Mittel- und Hochschulwesen inne. Die Kom- sich aus mindestens je einem Vertreter der Primar-, der missionen stellen sicher, dass sowohl Prüfungsstandards Ober-, der Realschule und des Gymnasiums zusammen. als auch das Ausbildungsniveau der Schulen laufend eva- Sie wird von der Regierung bestellt; als Vorsitzenden be- luiert, gesichert und weiterentwickelt werden. Die Jah- stimmt die Regierung einen Mitarbeiter des Schulamtes. ressitzungen der Unterrichtskommissionen fanden am Im Berichtsjahr traten 27 Schülerinnen und Schüler der 2. September (BMS) und am 5. September (LG) statt. Primarstufe sowie 37 Schülerinnen und Schüler (OS-RS: 18 / RS-LG: 19) auf der Sekundarstufe zu den Prüfungen Maturakommission an. Ein Schüler bestand die Übertrittsprüfung von der Die Maturakommission trägt zusammen mit dem Rekto- Primarschule ins Gymnasium, ein weiterer Schüler die rat die Verantwortung für die Durchführung der Matura- Übertrittsprüfung von der 2. Realschule in die 3. Stufe prüfungen am Liechtensteinischen Gymnasium. Wie in des Gymnasiums. Die geringe Bestehensquote erklärt den letzten Jahren wurden zusätzlich die Mitglieder der sich dadurch, dass die für die Realschule bzw. das Gym- Unterrichtskommission als Experten zu den mündlichen nasium geeigneten Schülerinnen und Schüler grundsätz- Prüfungen beigezogen. lich prüfungsfrei übertreten können, dies gestützt auf 103 Schülerinnen und Schüler traten im Zeitraum Empfehlungen der abgebenden Schulen. Mai und Juni an die Maturaprüfungen an: 15 im Profil «Kunst, Musik und Pädagogik», 21 im Profil «Mathema- Kommission Sportschule tik und Naturwissenschaften», 14 im Profil «Neue Spra- Im Berichtsjahr hat die Kommission Sportschule zwei chen», 21 im Profil «Neue Sprachen mit Latein» sowie 32 Sitzungen abgehalten. Schwerpunktthemen waren die im Profil «Wirtschaft und Recht». Überprüfung der Aufnahmegesuche sowie der sport- 49 Maturandinnen und 51 Maturanden konnten an lichen Verbleibekriterien. Im Rahmen des Aufnahme- der Maturafeier ihre Maturazeugnisse entgegennehmen. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

152 | Sechs Maturandinnen wurden mit dem Maristen-Ma- – Zusammenarbeit mit dem Amt für Berufsbildung und turapreis geehrt. Zusätzlich wurden 20 Maturandinnen Berufsberatung (Anschlussfragen und Laufbahnbera- und Maturanden mit einem Maturadurchschnitt von 5.0 tung) und Amt für Soziale Dienste (Schulschwierig- und besser ausgezeichnet. keiten und familiäre Probleme, Frühförderung und El- ternarbeit) sowie den Wirtschaftsgremien; Berufsmaturakommission – Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern Die Berufsmaturakommission leitet und beaufsichtigt der Wirtschafts-, Industrie- und Technikbetriebe. zusammen mit dem Rektorat das Verfahren zur Erlan- gung der Berufsmaturität. Zu ihren wichtigsten Aufga- Im Bereich der regionalen Zusammenarbeit ist die Ein- ben zählen die Expertentätigkeit bei den mündlichen Ab- sitznahme in den Gremien und die Mitarbeit in den Fach- schlussprüfungen, das Genehmigen und Festsetzen der gruppen der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Prüfungs- und Abschlussnoten, der Entscheid über die Erziehungsdirektoren (EDK) zu erwähnen sowie in der Erlangung der Berufsmaturität und Entscheide über be- Interkantonalen Lehrmittelkonferenz (ilz) und der Ar- sondere Anträge von Kandidatinnen und Kandidaten. beitsgemeinschaft Schulevaluation (Argev), beides Gre- An den beiden Prüfungs-Sessionen im Juni und Au- mien der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Kon- gust traten insgesamt 112 Kandidatinnen und Kandi- ferenz (D-EDK). daten an: 44 im Vollzeitlehrgang (davon 23 Schwerpunkt Durch die direkte Beteiligung an Bildungseinrich- «Technik» und 21 Schwerpunkt «Wirtschaft»), 68 im tungen (NTB Buchs, HfF Zürich, ISME Sargans / St. berufsbegleitenden Lehrgang (davon 21 Schwerpunkt Gallen) und in Vereinbarungen (Regionales Schulabkom- «Technik», 18 Schwerpunkt «Wirtschaft», 8 Schwer- men, Interkantonale Vereinbarungen für Fachhochschu- punkt «Gestalten», 21 Schwerpunkt «Gesundheit und So- len und Universitäten, Diplomanerkennungen) wird zu- ziales»). dem der Zugang zu Ausbildungsstätten in der Schweiz 83 der 112 Kandidatinnen und Kandidaten erhielten sichergestellt. ein Berufsmaturazeugnis; 29 bekamen ein Zertifikat für Das Schulamt ist ausserdem vertreten in der Kom- den Abschluss in einzelnen Fächern. Zwei Maturanden mission Bildung, Wissenschaft und Forschung der Inter- durften einen Preis der Hilti AG und der LIHK für die be- nationalen Bodenseekonferenz. Als ein Vorzeigeprojekt ste Maturaprüfung im Vollzeitlehrgang und im berufsbe- für den Bildungs- und Forschungsbereich gilt die Inter- gleitenden Lehrgang entgegennehmen. nationale Bodenseehochschule (IBH), der die Universi- tät Liechtenstein sowie die Internationale Akademie im Kommission zur Prüfung von provisorisch angestell- Fürstentum Liechtenstein (IAP) angehören. Die IBH fei- ten Lehrpersonen erte am 23. November in Kreuzlingen ihr 15-jähriges Ju- Die Prüfungskommission ist für die Durchführung und biläum. Bewertung der schriftlichen und mündlichen Prüfungen Im Berichtsjahr haben Schulamtsmitarbeitende wie- über die Schulgesetzgebung und die Landeskunde ver- derum Vertretungsaufgaben in diversen bildungspoli- antwortlich. tischen Gremien des Europarates und der Europäischen Insgesamt haben 46 Kandidatinnen und Kandidaten Kommission wahrgenommen: im Berichtsjahr die schriftlichen Prüfungen in Geschichte – EFTA Working Group for Education Training and (Prüfung vom 22. April), in Staatskunde (Prüfung vom Youth 26. August) sowie in Schulgesetz / Schulrecht (Prüfung – Steering Committee for Educational Policy and Prac- vom 30. September) erfolgreich abgelegt. Eine Lehrper- tice (CDPPE) son hat die Prüfung in Schulgesetzgebung am 25. No- – EFTA Working Group on Mutual Recognition of Pro- vember in mündlicher Form nachgeholt. fessional Qualifications – Koordinationsgruppe und Ausschuss für die europä- Aussenkontakte und Zusammenarbeit ische Richtlinie 2005 / 36 / EC – ENIC / NARIC Netzwerk der Nationalagenturen für Di- Im Berichtsjahr hat sich das Schulamt wiederum in di- plomanerkennung versen Gremien, Kommissionen und Arbeitsgruppen auf – 5-Länderkonferenz der deutschsprachigen ENIC / NA- nationaler, regionaler und europäischer Ebene betätigt, RICs mit dem Ziel, die Qualität und die Anschlussfähigkeit des – Bologna-Follow-Up Group liechtensteinischen Bildungswesens zu gewährleisten – Direktionskomitée des Europäischen Sprachenzen- und relevante Entwicklungen mitzugestalten. trums in Graz Auf nationaler Ebene sind insbesondere die folgenden – Eurydice-Bildungsinformationsnetzwerk Ebenen der Zusammenarbeit von grosser Wichtigkeit: – Elternvereinigungen; Zu erwähnen sind die Sitzungen der EFTA Working Group – Gemeinden bzw. Gemeindeschulräte als Träger der on Mutual Recognition of Professional Qualifications, an Primarschulen und Kindergärten (u. a. Genehmigung welchen die Übernahme der Richtlinie 2013 / 55 / EU des Stellenplan); europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Novem- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

ber 2013 zur Änderung der Richtlinie 2005 / 36 / EG über den für Liechtenstein zuständigen knapp 80 Botschaften | 153 die Anerkennung von Berufsqualifikationen und der Ver- anderer Staaten mit Sitz in Bern stand die Botschaft in re- ordnung (EU) Nr. 1024 / 2012 über die Verwaltungszu- gelmässigem Austausch, unter anderem zu Themen wie sammenarbeit mit Hilfe des Binnenmarkt-Informations- Steuerdiskriminierung. systems («IMI-Verordnung») in das EWR-Abkommen beraten wurde. Im Berichtsjahr hat die Regierung eine Die Beziehungen zwischen Liechtenstein Arbeitsgruppe eingesetzt, welche die Implementierung und der Schweiz dieser Richtlinie vorbereitet. Des Weiteren war Liechtenstein an der Bildungs- Die bilateralen Beziehungen Liechtensteins zur Schweiz ministerkonferenz des Bologna-Prozesses für höhere wurden im Berichtsjahr auf allen Ebenen der Politik und Bildung am 14. und 15. Mai in Yerevan / Armenien ver- Verwaltung regelmässig gepflegt. Die enge Zusammen- treten. Delegiert wurden der Leiter der Abteilung Mit- arbeit mit der Schweiz findet nicht nur bilateral, sondern tel- und Hochschulwesen Daniel Miescher sowie Klaus auch im Rahmen multilateraler Organisationen statt. Zu- Näscher als Rektor der Universität Liechtenstein und Fa- sätzlich zu den in der Einleitung genannten Themen, bian Meier von der Universität Liechtenstein als Studie- die unmittelbar Auswirkungen für Liechtenstein haben, rendenvertreter. Von Juli bis Dezember hatte Liechten- waren die Beziehungen respektive die Verhandlungen stein zudem zusammen mit Luxemburg den Vorsitz der der Schweiz zur EU im Allgemeinen, der Umgang der Bologna-Follow-Up Group inne. In diesem Zusammen- Schweiz und Liechtenstein mit den Migrationsströmen, hang weilte der Vorstand der Bologna Follow-Up Group die nationalen Herausforderungen durch die Terror- am 29. und 30. Juniin Vaduz. Die sogenannte Bologna- bedrohung, die Gesetzgebung Liechtensteins und der Follow-Up Group besteht aus Delegierten der 48 Mit- Schweiz im Bereich der Finanzdienstleistungen und zum gliedstaaten der Bologna-Deklaration. Diese treffen sich Automatischen Informationsaustausch, die Parlaments- zwei bis vier Mal jährlich zur Weiterentwicklung des Bo- wahlen in der Schweiz im Oktober und der damit ein- logna-Prozesses und zur Vorbereitung der alle drei Jahre hergehende sogenannte Rechtsrutsch, der Rücktritt von stattfindenden Ministerkonferenz. Bundesrätin Evelyn Widmer-Schlumpf sowie die Neu- wahl von Bundesrat Guy Parmelin wiederholt Gesprächs- themen zwischen den Gesprächspartnern Liechtensteins und der Schweiz.

Liechtensteinische Botschaft Kontakt auf Ebene Staatsoberhaupt in Bern S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein traf sich am 17. September mit den Staatsoberhäuptern von Belgien, Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz in Leiterin: Botschafterin Dr. Doris Frick Liechtenstein. S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein empfing Hauptaufgabe der Botschaft ist die Pflege der politischen, am 30. März Bundesrat Alain Berset und am 27. Novem- wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bezie- ber Bundesrat Ueli Maurer auf dem Schloss. hungen zwischen Liechtenstein und der Schweiz. Mit zahl- Am 23. Juni empfing S.D. Erbprinz Alois von und reichen Besuchen auf höchster Ebene wurden die Bezie- zu Liechtenstein die Mitglieder der Liechtensteinisch- hungen in all diesen Bereichen mit der Schweiz weiter Schweizerischen Freundschaftsgruppe der Parlamenta- gefestigt. Aufgrund der über 100 vertraglichen Verbin- rier. dungen zwischen den zwei Nachbarstaaten und der engen Verflechtung der beiden Wirtschaftsräume fand eine enge Kontakte des Landtages Zusammenarbeit auch auf Amtsebene statt. Inhaltlich la- Am 23. und 24. Juni traf sich die Liechtensteinisch- gen die Schwerpunkte beim bilateralen Austausch auf Schweizerische Freundschaftsgruppe mit der Delega- der Umsetzung des neuen Schweizer Verfassungsartikels tion der Eidgenössischen Räte für die Beziehungen zum über die Masseneinwanderung, den Auswirkungen des Landtag des Fürstentums Liechtenstein in Vaduz. Die De- starken Schweizerfrankens aufgrund der Aufgabe des Min- legationen wurden seitens der Schweiz von Nationalrätin destkurses gegenüber dem Euro und dem Doppelbesteu- Susanne Leutenegger-Oberholzer und seitens Liechten- erungsabkommen Liechtenstein-Schweiz. Die Möglichkeit steins von Landtagspräsident Albert Frick präsidiert. Dis- zur Beibehaltung der gleichen Zahlungsverkehrsmöglich- kutiert wurden unter anderem der Franken-Euro-Kurs, keiten im gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraum die Auswirkungen der Abstimmung über die Massein- trotz neuer internationaler Regulierungen war im Berichts- wanderung, das Doppelbesteuerungsabkommen Liech- jahr Teil intensiver bilateraler Gespräche. Die flankie- tenstein-Schweiz, die Sicherung der Altersvorsorge, der renden Massnahmen der Schweiz beim grenzüberschrei- Zugang zu den Gesundheitsmärkten, das Projekt FL-A- tenden Dienstleistungsverkehr im Zusammenhang mit CH und die 90-Tage-Regelung der grenzüberschreiten- Liechtenstein wurden ebenfalls regelmässig diskutiert. Mit den Dienstleistungserbringung. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

154 | Kontakte auf Regierungsebene Die Entwicklungen auf den Finanzplätzen Schweiz Am 30. März traf sich Bundesrat Alain Berset mit Re- und Liechtenstein sowie die internationalen Regulie- gierungschef Adrian Halser, Regierungsrätin Dr. Aurelia rungen für Finanzplätze waren Themen des bilateralen Frick und Regierungsrat Dr. Mauro Pedrazzini in Vaduz. Arbeitstreffens von Regierungschef Adrian Hasler und Thematisiert wurden die Gesundheitspolitik und die Al- Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf am 10. Juni in tersvorsorge der beiden Staaten. Zusammen mit Regie- Vaduz. Sie unterzeichneten das Doppelbesteuerungsab- rungsrätin Frick unterzeichnete Bundesrat Berset eine Ab- kommen Liechtenstein-Schweiz sowie das Abkommen sichtserklärung zu «Jugend und Kultur». Bundesrat Berset über Elementarschadensversicherungen. referierte anschliessend am Unternehmertag in Vaduz. Ende Juni wurde die Schweizer Botschafterin für Ein Jahr nach der Absage Liechtensteins zur Teil- Liechtenstein, Florence Tinguely Mattli, nach Tansania nahme am Zürcher Sechseläuten wurde Regierungsrätin versetzt. Am 13. August überreichte der neue Schweizer Dr. Aurelia Frick als Ehrengast der Stadtzunft eingela- Botschafter für Liechtenstein, Olaf Kjelsen, Regierungs- den. Einige weitere Liechtensteinerinnen und Liechten- rätin Dr. Aurelia Frick sein Beglaubigungsschreiben. steiner waren bei verschiedenen Zünften als Ehrengäste Am 20. August traf Regierungschef-Stellvertreter Dr. und Redner beim Sechseläuten 2015 dabei. Bundesrat Schneider-Ammann und Am 27. Mai tauschten sich Regierungschef-Stellver- Bundesrätin Widmer-Schlumpf in Bern. Diskutiert wur- treter Dr. Thomas Zwiefelhofer und Walter Steinmann, den die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Liechtenstein Direktor des Bundesamtes für Energie in Vaduz, zur En- und der Schweiz, die Zusammenarbeit mit dem Schwei- ergiepolitik der beiden Staaten aus. zer Grenzwachtkorps und die Möglichkeit der engeren Am 18. Juni fand in Bern ein Arbeitstreffen von Re- Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Innovation. gierungschef Adrian Hasler mit Nationalratspräsident Am 28. August traf Regierungschef-Stellvertre- Stéphan Rossini statt. Dabei wurden insbesondere die ter Dr. Thomas Zwiefelhofer Staatssekretär Mauro möglichen Auswirkungen der Umsetzung des neuen Dell'Ambroggio in Bern. Es folgte ein Abendessen mit Verfassungsartikels über die Masseinwanderung auf dem Präsidenten des Arbeitgeberverbandes, Valen- Liechtenstein sowie die Aufgabe des Mindestkurses für tin Vogt, mehreren Botschaftern und dem Leiter Wirt- den Schweizer Franken diskutiert. schaftspolitik des SECO, Eric Scheidegger. Ebenfalls am 18. Juni trafen sich Regierungschef Am 8. Oktober nahm Regierungsrätin Marlis Amann- Adrian Hasler und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick mit Marxer an der Eröffnung der OLMA in St. Gallen teil und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Neben der traf sich dort mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann. möglichen Umsetzung des Artikels zur Masseneinwan- Am 9. Oktober wurde dem Waldbrand vor 30 Jahren derung waren auch die Erfahrungen Liechtensteins im auf dem Waffenplatz St. Luzisteig gedacht. Regierungs- EWR sowie die Migrationsströme Richtung Europa Ge- chef-Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefelhofer und Bundes- sprächsthemen. Regierungschef Hasler und Bundesprä- rat Ueli Maurer nahmen am Anlass teil. Der aufgeforstete sidentin Sommaruga unterzeichneten das Strassenver- Wald wurde der Gemeinde Balzers übergeben. kehrsabkommen Liechtenstein-Schweiz. Am 25. November fand ein Arbeitstreffen zwischen Am gleichen Tag besprachen die zwei Regierungsmit- Regierungschef-Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefelhofer glieder mit Prof. Thomas Stocker, einem renommierten und economiesuisse-Präsident Heinz Karrer in Liechten- Klimaforscher, das Thema Klimawandel. Anschliessend stein statt. Regierungschef Hasler empfing Herrn Karrer gab es ein Gespräch mit EU-Botschafter Richard Jones zu einem Höflichkeitsbesuch. Themen waren die Sorgen zu der am Vortag erschienen «schwarzen Liste nicht-ko- der Wirtschaft aufgrund der Frankenstärke, der Rück- operativer Staaten in Steuerfragen» der EU. gang von Neuansiedelungen, der laufende Stellenabbau Im Rahmen des Liechtenstein-Empfangs tausch- und die Folgen der fortschreitenden Digitalisierung re- ten sich am 18. Juni Regierungschef Adrian Hasler und spektive Deindustrialisierung. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Amtsleiterinnen und Am 27. November empfing Regierungschef-Stellver- Amtsleiter sowie Vertreter der liechtensteinischen Wirt- treter Dr. Thomas Zwiefelhofer Bundesrat Ueli Maurer schaft an der Botschaft mit Schweizer National- und zu einem bilateralen Besuch in Liechtenstein. Diskutiert Ständeräten sowie hohen Beamten der Bundesverwal- wurden der Bevölkerungsschutz, die Kooperation bei tung aus. Dieser Austausch und die Vertiefung persön- Katastrophen, Terrorismus und die Flüchtlingssituation. licher Kontakte bildet eine Basis für eine erfolgreiche Zu- Vorgängig fand ein Höflichkeitsbesuch bei Regierungs- sammenarbeit zwischen Liechtenstein und der Schweiz. chef Adrian Hasler statt. Am 26. Juni fand ein bilaterales Arbeitstreffen zwi- Am 27. November traf Regierungschef Adrian Hasler schen Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick und Bundesrat Nationalbankpräsident Thomas Jordan zu einem Arbeits- Didier Burkhalter in Vaduz zur Zusammenarbeit zwi- gespräch in Vaduz. schen beiden Staaten und der Aussenpolitik Liechten- Wie jedes Jahr, trafen sich die liechtensteinischen steins und der Schweiz statt. Bundesrat Burkhalter traf Regierungsmitglieder mit den Schweizer Bundesrä- sich mit Regierungschef Adrian Hasler zu einem Höflich- tinnen und Bundesräten im Rahmen der Treffen der keitsbesuch. deutschsprachigen Länder in den Bereichen Äusseres, ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Finanzen, Inneres, Justiz, Gesundheit, Umwelt und Wirt- mittelindustrie können ihre Produkte weiterhin unter | 155 schaft als auch anlässlich von internationalen Konfe- Schweizer Labels vermarkten. renzen wie beispielsweise dem WEF, der UNO oder der Am 7. Dezember fand der politische Dialog Schweiz- EU. Die liechtensteinische Regierung traf sich zudem Liechtenstein auf Botschafter-Ebene in Bern statt. An- mit verschiedenen Kantonsregierungen. Über kantonale lässlich dieses jährlich stattfindenden Treffens werden Direktoren-Konferenzen (beispielsweise im Bereich der alle bilateralen Anliegen sowie die Zusammenarbeit im Volkswirtschaft, Bildung, Justiz- und Polizeidirektoren) Rahmen internationaler Organisationen besprochen. stehen die liechtensteinischen Regierungsmitglieder zu- Zusätzlich zu den aufgeführten Treffen fand auch in dem in regelmässigem Austausch mit den kantonalen diesem Berichtsjahr ein reger Austausch mit Schweizer Regierungsvertretern. Behörden in einer Vielzahl von Bereichen statt. Im Rah- men von Arbeitsgesprächen an der liechtensteinischen Kontakte auf Amtsebene Botschaft in Bern fanden Diskussionen mit diversen Im Februar und März fanden Verhandlungen über ein Bundesämtern statt. Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Liechtenstein An der Botschaft wurden das ganze Jahr über Gruppen und der Schweiz statt. Das Abkommen wurde im Juli un- aus Liechtenstein und aus der Schweiz empfangen. So terzeichnet. kommen jährlich Seniorengruppen aus Liechtenstein. Es Am 11. Februar fand ein Austausch zwischen Vertre- kommen aber auch Schulklassen, HSG-Nachdiplomstu- terinnen und Vertretern des Bundesamtes für Gesund- dierende, Business-Vereinigungen, Gemeinderäte oder heit, des Bundesamtes für Sozialversicherungen und des diverse Vereine. Diese Gruppen erhalten einen Einblick Amtes für Gesundheit an der Liechtensteinischen Bot- in die Tätigkeiten der Botschaft sowie in die Beziehungen schaft in Bern statt. zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Botschafterin Von März bis Juni fanden drei Arbeitstreffen auf Be- Dr. Doris Frick hielt im Rahmen von verschiedensten Ein- amtenebene zwischen Liechtenstein und der Schweiz ladungen in der Schweiz Vorträge über Liechtenstein. zum Thema Zahlungsverkehr statt. Es konnten Lösungen Am 10. Juli gewann die Schweiz in Thun im Rahmen gefunden werden, damit trotz revidierter Standards der des Fussball-Freundschaftsspiels Liechtenstein-Schweiz FATF der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr zwi- mit 0:3. schen der Schweiz und Liechtenstein mittels orangen Einzahlungsscheinen sichergestellt ist. Kontakte mit Botschaften in Bern Am 6. Mai fand ein Austausch zwischen der SIFA und dem Staatssekretariat für Finanzen (SIF) an der Botschaft Die Pflege der Kontakte mit anderen Botschaften in Bern zur Diskussion der Länderberichte beim Global Forum im Rahmen von Anlässen an der liechtensteinischen Bot- statt. schaft selbst oder bei den anderen Botschaften stellt ei- Am 30. Juni informierte Botschafter Manuel Bessler, nen wichtigen Bestandteil der Arbeit dar. Abklärungen Delegierter für Humanitäre Hilfe im DEZA, über die ak- zu Positionen, die Erklärung liechtensteinischer Interes- tuellen Herausforderungen in der Humanitären Hilfe der sen oder die Organisation von Besuchen von Ministe- Schweiz sowie die Zusammenarbeit in diesem Bereich rinnen und Ministern anderer Staaten in Liechtenstein mit Liechtenstein in Schaan. oder von Mitgliedern des Fürstenhauses oder Regie- Am 12. Oktober konnte anlässlich eines Besuchs rungsmitgliedern in anderen Ländern sind Beispiele die- des Stv. Generaldirektors der IAEO, Tero Varjoranta, in ser Zusammenarbeit. Liechtenstein nach zehnjähriger Diskussion eine Lösung Im Berichtsjahr fanden von Seiten Liechtensteins in- für den Zollvertrag Liechtenstein-Schweiz im Rahmen tensive Konsultationen mit den Vertretungen anderer der IAEO-Vertragswerke vereinbart werden. Länder in Bern statt. Die wichtigsten Themen waren die Am 30. Oktober fand die Preisverleihung «Construc- «schwarze Liste» der EU, steuerliche Diskriminierungen tive Alps 2015» in Bern statt. Der vom Schweizer Bundes- liechtensteinischer Unternehmen im Ausland und die amt für Raumentwicklung und dem liechtensteinischen Unterstützung des «Code of Conduct regarding Security Amt für Umwelt ausgeschriebene Architekturpreis zeich- Council against genocide, crimes against humanity or net nachhaltige Architekturprojekte in den sieben Alpen- war crimes». ländern aus. Am 24. April besuchten 14 Botschafterinnen und Bot- Ende November verliess Oberzolldirektor Rudolf schafter lateinamerikanischer Staaten Liechtenstein. Sie Dietrich nach 21 Jahren die Oberzolldirektion. Direktor trafen sich mit S.D. dem Erbprinzen und Regierungschef- Dietrich war während diesen Jahren auch für den Zoll- Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefelhofer. Sie erhielten um- vertrag zwischen Liechtenstein und der Schweiz zustän- fassende Informationen zum Wirtschaftsstandort und dig. Sein Nachfolger wird sein Amt im April 2016 antre- zum Steuersystem Liechtensteins. Es folgte ein Besuch ten. im Innovationszentrum der Hilti AG in Schaan. Am 1. Dezember fand eine Sitzung zur Anwendung Am 29. Juni fand ein Informationsanlass für alle in der neuen «Swissness»-Gesetzgebung für Liechtenstein Liechtenstein akkreditierten Botschafterinnen und Bot- in Bern statt. Liechtensteinische Bauern und die Lebens- schafter in Liechtenstein statt. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

156 | Am 13. Oktober traf sich an der Botschaft eine liech- stein und Deutschland. Im Jahr 2015 konnten die bilate- tensteinische Delegation (FIU, SIFA, FMA) mit dem ame- ralen Beziehungen auf Bundesebene weiter vertieft wer- rikanischen Kongressabgeordneten Jeb Hensarling, Vor- den. In dieser Hinsicht war der bilaterale Besuch des sitzender des Ausschusses des Repräsentantenhauses deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck in Liech- für Finanzdienstleistungen, sowie einer von ihm ange- tenstein ein Höhepunkt. Hervorzuheben sind auch Begeg- führten Delegation von weiteren sechs Kongressabge- nungen auf hoher Ebene mit einigen Bundesländern, be- ordneten. Das Treffen wurde unter anderem genutzt, um sonders mit Bayern und Sachsen. Ein besonderer Akzent die Vorteile eines Doppelbesteuerungsabkommens zwi- wurde auch in den kulturellen Beziehungen gesetzt. schen Liechtenstein und den USA aufzuzeigen. Weitere Kontakte mit den in Liechtenstein akkre- Das Jahr 2015 in den Beziehungen Liech- ditierten Botschafterinnen und Botschaftern fanden tenstein – Deutschland im Rahmen des Neujahrsempfangs im Januar und des Staatsfeiertags im August in Vaduz statt. Kontakte auf Regierungsebene Liechtenstein präsentierte sich im Berichtsjahr an zwei Konsularische Tätigkeit Weltmessen in Berlin. Im Januar an der Internationalen Die Botschaft in Bern betreut die über 1700 in der Schweiz Grünen Woche und im März an der Weltleitmesse des und die über 730 in Drittländern gemeldeten liechtenstei- Tourismus (ITB). An der Grünen Woche (15. bis 25. Ja- nischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger im konsu- nuar) vertrat Regierungsrätin Marlies Amann-Marxer das larischen Bereich. Das EDA leitet ausserdem sämtliche Land und lud zu einem Empfang am Liechtenstein-Stand Geschäfte aus der ganzen Welt, die einen Liechtenstein- am 16.1. Sie nahm am 17. Januar an der Ministerses- Bezug haben und über das konsularische Netzwerk der sion des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) Schweiz eingehen, an die liechtensteinische Botschaft teil. An der ITB (4. bis 8. März) wurde an einem Medie- in Bern weiter. Dies betrifft in der Regel Angelegenhei- nempfang am 4. März den Gästen schwerpunktmässig ten von liechtensteinischen Staatsangehörigen in Dritt- das Kulturland Liechtenstein präsentiert. Regierungs- ländern sowie von Liechtensteinerinnen und Liechten- chef-Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefelhofer besuchte am steinern, die im Ausland in eine Notsituation geraten, 7. März den Stand und verband seinen Berlin-Aufenthalt Rechtshilfeangelegenheiten in Straf- und Zivilfällen sowie mit einem Besuch bei diversen Berliner Start-up-Unter- Beglaubigungen. Damit auch künftig liechtensteinische nehmen im Internetbereich. Staatsangehörige ohne Visum in die USA einreisen kön- Am 4. Februar traf Regierungschef Adrian Hasler den nen, fanden im Berichtsjahr umfangreichere Abklä- bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) rungen statt. Die Häufigkeit der konsularischen Anfragen zu einem Arbeitsbesuch in München. Vor dem Arbeits- hielt sich im Rahmen der vergangenen Jahre. mittagessen auf Einladung des Ministerpräsidenten im Prinz Carl Palais wurde die Vertriebszentrale der Hoval Internationale Organisation für Deutschland in Aschheim bei München besucht. Im Die Botschaft vertrat Liechtenstein an der 12. General- Anschluss fand ein Hintergrundgespräch mit 14 Journa- versammlung der Zwischenstaatlichen Organisation für listinnen und Journalisten des Bayerischen Rundfunks den Internationalen Eisenbahnverkehr (OTIF), die am 29. statt. und 30. September in Bern stattfand. Der amtierende Ge- Am 4. Mai nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick neralsekretär François Davenne wurde für die nächsten auf Einladung der bayerischen Staatsministerin für Eu- drei Jahre wiedergewählt. Es wurde über den Haushalts- ropaangelegenheiten und regionale Beziehungen, Beate rahmen von CHF 3.65 Mio. pro Jahr bis 2018 entschie- Merk, an der Eröffnung der Europawoche in Bayern teil. den. Ein Diskussionspunkt war die Vision eines einheit- Sie fand dieses Jahr in Neuburg an der Donau, nahe In- lichen Eisenbahnnetzes für Europa und Asien. golstadt, statt. Am 19. Mai besuchte der sächsische Ministerpräsi- dent Stanislaw Tillich (CDU) offiziell Liechtenstein und traf neben Gesprächen mit Regierungschef Hasler und mit Landtagsvertretern auch mit S.D. Erbprinz Alois von Liechtensteinische Botschaft in Liechtenstein zusammen. Mehrere liechtensteinische Berlin Unternehmen haben in den letzten Jahren im Freistaat Sachsen investiert; darunter besonders Hoval und Oer- likon Balzers. Für wesentliche Produktionsstätten der Leiter: S.D. Botschafter Prinz Stefan von und zu ThyssenKrupp in Sachsen findet die gesamte Forschung Liechtenstein und Entwicklung in Liechtenstein bei der Presta statt. Der Besuch war ein Gegenbesuch zu den Besuchen in Hauptaufgaben der Botschaft sind die Pflege und der wei- Sachsen im Mai und Oktober 2014. tere Ausbau der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick nutzte am 8. Juni und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Liechten- die Veröffentlichung der Beilage «Weltkunst» in der Wo- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

chenzeitung «Die Zeit» als Gelegenheit, in Berlin das stein über Leipzig nach Berlin» ein Leseabend mit Stefan | 157 liechtensteinische Kulturjahr 2015 sowie die beiden Sprenger und Patrick Boltshauser organisiert (18. No- neuen Museen in Vaduz vorzustellen. Sie verband ihren vember). Aufenthalt mit politischen Gesprächsterminen, darunter Musik: Am 23. Juni besuchte das zehnköpfige Kam- ein Treffen mit dem Vorsitzenden des Auswärtigen Aus- mermusikensemble «Classic» der Deutschen Oper Berlin schusses des Deutschen Bundestags, Dr. Norbert Rött- das Fürstentum Liechtenstein zu einem Gastspiel im TAK gen, MdB (CDU), sowie mit dem Vorsitzenden des Innen- Theater Liechtenstein. Neben Musik von Josef Gabriel ausschusses, Wolfgang Bosbach, MdB (CDU). Rheinberger wurden auch dessen Lehrer und Schüler Höhepunkt des Jahres aus Sicht der liechtenstei- mit ausgewählten Werken vorgestellt. Bemerkenswert nisch-deutschen Beziehungen war der bilaterale Besuch waren die Stücke der beiden zeitgenössischen liechten- von Bundespräsident Joachim Gauck und Frau Dani- steinischen Komponisten Marco Schädler und Jürg Han- ela Schadt am 16. September in Liechtenstein auf Ein- selmann. ladung S.D. des Erbprinzen. Auf Schloss Vaduz wurden Zusammenarbeit der Museen: Der Direktor des der Bundespräsident und Frau Schadt mit protokolla- Kunstmuseums Liechtenstein, Dr. Friedemann Malsch, rischen Ehren empfangen. Nach Gesprächen auf Schloss und seine drei Co-Kuratoren erhielten am 30. April in Vaduz fanden ein Besuch der Hoval und ein Abendessen der Akademie der Künste den Justus-Bier-Preis für ihre im Bergrestaurant Masescha statt. Am 17. September gemeinsam konzipierte Ausstellung «lens-based sculp- fand das Treffen der Staatsoberhäupter der deutschspra- ture». Dies ist der einzige Kuratorenpreis im deutsch- chigen Länder auf Einladung S.D. des Erbprinzen in Va- sprachigen Raum. duz statt, an dem neben den Präsidenten Deutschlands, Sonderprojekte in der Aussenkultur- und Bildungs- Österreichs und der Schweiz auch der König der Belgier politik: Initiative «Liechtenstein Languages». Die in und der Grossherzog von Luxemburg teilnahmen. Liechtenstein seit den 1990er-Jahren gepflegte und stets weiterentwickelte Sprachunterrichtsmethode «Neues Kontakte in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Lernen» wurde in einem Demonstrationskurs Anfang Kultur August Experten im Bereich der Sprachförderung aus Die Unterstützung und Vorbereitung von aussenkultur- Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgestellt. Mit politischen Aktivitäten stellt einen wichtigen Schwer- dieser Methode gelingt es in der Regel, in nur vier bis punkt jeder bilateralen Botschaft dar. So konnten auch sechs Wochen eine Basissprechfähigkeit oder Erstorien- 2015 wieder mehrere Projekte durchgeführt werden. tierung in einer neuen Sprache zu erlangen. Die Initiative Film: Im März wurde ein im Auftrag des Bayerischen «Liechtenstein Languages» will diese Methode im Aus- Rundfunks produzierter Film über die Jesus-von-Naza- land bekannt machen und damit einen Beitrag zum Leit- reth-Bücher von Papst Benedikt XVI. im Vatikan im Bei- thema in Europa – Migration und Flüchtlinge – leisten. sein des emeritierten Papstes uraufgeführt. Das Filmpro- Aufgrund des Interesses wurde in der Folge ein eigener jekt wurde von der liechtensteinischen Stiftung Propter Deutschkurs speziell für Flüchtlinge entwickelt und auch Homines gefördert. in einem Pilotkurs mit Flüchtlingen in Liechtenstein er- Literatur: Am 10. Februar fand in der Literaturwerk- probt. Daran nahmen Experten aus Deutschland als Be- statt Berlin ein Leseabend mit Lyrik aus Liechtenstein obachter teil. Er diente als Erfahrungskurs für einige im statt. Evi Kliemand und Hans-Jörg Rheinberger trugen Jahr 2016 in Deutschland und Österreich geplante Kurse. aus ihren Arbeiten vor. Richard Pietrass, deutscher Lyri- Die Regierung unterstützte diese Aktivitäten und I.K.H. ker und 2004 bis 2005 Landesschreiber in Liechtenstein, die Erbprinzessin übernahm die Schirmherrschaft über übernahm die Einführung. die Initiative. Im März war Liechtenstein zum zweiten Mal an der Leipziger Buchmesse mit einem eigenen Länderstand Weitere deutsch-liechtensteinische Kontakte vertreten. In enger Kooperation mit dem Messeauftritt Von den diversen Kontakten mit Vertreterinnen und des Literatur- und Übersetzungsnetzwerks Traduki wur- Vertretern des Deutschen Bundestags sei hier Bundes- den auch zwei liechtensteinische Autoren in das Leip- tagsabgeordneter Klaus Brähmig, MdB (CDU), erwähnt, ziger Leseprogramm integriert: Patrick Boltshauser und der sich im Oktober als neuer Berichterstatter seiner Stefan Sprenger stellten ihre aktuellen Texte und Bücher Fraktion zu Liechtenstein vorstellte. Klaus Brähmig ist vor. Stefan Sprenger war im Spätherbst der zweite liech- seit 1990 für die CDU Sachsen Mitglied des Bundestags. tensteinische Stipendiat im Literarischen Colloquium Er wurde in seinem Wahlkreis direkt gewählt. Der Ab- Berlin. Die Frankfurter Buchmesse war auch dieses Jahr geordnete ist seit Jahren auch im Tourismusausschuss, wieder eine Gelegenheit zur Vorstellung Liechtensteins derzeit als stellvertretender Vorsitzender. Herr Brähmig als Literaturstandort; am 16. Oktober fand am Liechten- war bisher bereits Berichterstatter für die Tschechische stein-Stand ein Empfang der Botschaft und der Kultur- Republik und Österreich; Liechtenstein kam auf seinen stiftung statt. Ausserdem wurde in Berlin Prof. Hans Jörg eigenen Wunsch hinzu. Rheinberger als Lyriker, diesmal im Brecht-Haus, vorge- Die liechtensteinische Finanzmarktaufsicht FMA stellt (13. Oktober) und unter dem Motto «Von Liechten- stellte Mitte April in München und Ende November in ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

158 | Berlin in Hintergrundgesprächen die jüngsten Entwick- halte, die schlechte Konjunkturlage und die hohe Arbeits- lungen des liechtensteinischen Finanzplatzes vor. Urs losigkeit haben den finanziellen Handlungsspielraum der Philipp Roth-Cuony, Präsident des Aufsichtsrates, und Mitgliedsstaaten für wirksame Massnahmen zur Bewäl- Mario Gassner, Vorsitzender der Geschäftsleitung, in- tigung dieser neuen Herausforderungen markant einge- formierten über die laufenden Umsetzungsmassnahmen schränkt und die Lösungssuche erschwert. Dies ist auch aus Sicht der Aufsicht. auf ein Erstarken souveränitätspolitischer Vorbehalte ge- Ende April besuchte der Internationale Liechtenstei- genüber Kompetenzübertragungen der Mitgliedsstaaten nische Presseclub (LPC) mit einer 20-köpfigen Gruppe an die EU zurückzuführen. Die Schwierigkeiten, sich auf Berlin. dringend erforderliche Lösungen zur Krisenbewältigung Veranstaltungen zum Finanzplatz Liechtenstein in zu einigen, fanden ihren Niederschlag in einer unge- Düsseldorf und München am 9., 12. und 24. November wöhnlich hohen Sitzungskadenz der Staats- und Regie- leiteten Aktivitäten dieser Art auch für das Jahr 2016 rungschefs und des Ministerrats der EU. Allein der Ju- ein. An der Veranstaltung am 24. November in München stiz- und Innenministerrat tagte acht Mal in der zweiten nahm Regierungschef Adrian Hasler als Ehrengast und Jahreshälfte. Hauptredner teil. Bereits im März 2014 in Frankfurt und Im EWR bekam Liechtenstein die schwierige Lage, in im Februar 2015 in München hatte der Regierungschef der sich die EU befindet, unter anderem im Zusammen- vor ausgewähltem Publikum zu diesen Themen und der hang mit den Verhandlungen über einen neuen EWR- damals noch geplanten Umsetzung referiert. Finanzierungsmechanismus zu spüren. Es brauchte gut Der Oberbürgermeister von Osnabrück, Wolfgang eineinhalb Jahre, um die Verhandlungen abschliessen zu Griesert (CDU), lud den Botschafter in Berlin zum Frie- können. densfest am 15. Oktober ein. Im Friedenssaal des histo- Im Berichtsjahr fanden insgesamt acht Sitzungen rischen Rathauses würdigte der Oberbürgermeister das des Gemeinsamen EWR-Ausschusses (EEA Joint Com- Projekt «Liechtenstein Languages». Osnabrück hatte im mittee) statt. Das EEA Joint Committee hat im Berichts- August seine Integrationsbeauftragte zu dem Demons- jahr insgesamt 321 Beschlüsse gefasst und damit 483 trationskurs in der Methode «Neues Lernen» nach Liech- Rechtsakte in den EWR übernommen. Dies entspricht tenstein entsandt. dem drittbesten Resultat in den letzten 15 Jahren, was Liechtenstein Marketing und das Amt für Volkswirt- die Zahl der Rechtsakte betrifft. Dennoch befand sich die schaft organisierten den dritten Auftritt Liechtensteins Zahl der hängigen, nicht rechtzeitig in den EWR über- am Mittelständischen Unternehmertag MUT in Leipzig nommenen EU-Rechtsakte (sogenannter Backlog) Ende am 29. Oktober. Die parlamentarische Staatssekretärin 2015 mit 435 auf praktisch demselben Niveau wie ein Iris Gleicke, MdB (SPD, BM Wirtschaft, Beauftragte für Jahr zuvor, als 428 hängig waren. die neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus) In der Berichtsperiode fanden verschiedene Treffen sowie der Präsident des Bundesverbandes Mittelstän- des liechtensteinischen Regierungschefs und Finanzmi- dische Wirtschaft, Mario Ohoven, besuchten den Stand. nisters Adrian Hasler sowie der liechtensteinischen Aus- senministerin Dr. Aurelia Frick mit Spitzenvertretern der Liechtensteinische Honorarkonsulate EU-Kommission, Amtskollegen der EWR / EFTA-Staaten Die Honorarkonsulate in Frankfurt am Main (Honorar- sowie mit Vertretern der luxemburgischen EU-Ratspräsi- konsul Christian Ratjen) und in München (Honorarkon- dentschaft und der Niederlande (EU-Ratspräsidentschaft sul Dr. Christian Waigel) unterstützten auch im Jahr 2015 im ersten Halbjahr 2016) im Rahmen des EWR-Rates und die Arbeit der Botschaft. bei speziellen Arbeitstreffen statt. Dabei standen aktuelle EWR- und EU-Themen im Vordergrund, bei welchen je- weils wichtige Anliegen Liechtensteins vorgetragen wur- den. Die beim EAD im Berichtsjahr vorgenommenen Mission bei der Strukturanpassungen und Personalwechsel haben auch Europäischen Union in Brüssel zu einem Austausch der für Liechtenstein zuständigen Personen geführt. Im Rahmen des Gemeinsamen EWR-Ausschusses Leiter: Botschafter Kurt Jäger fanden im Berichtsjahr mehrere Briefings der EU-Seite zum Thema TTIP statt. Die EWR / EFTA-Staaten nutzten Beziehungen Liechtensteins zur Europäischen Union in Brüssel insbesondere dieses Forum, um den Dialog Im Berichtsjahr stellten die Flüchtlingskrise und der mit der EU zu diesem Thema zu pflegen und sich re- Konflikt in der Ukraine, die sich zur weiterhin bestehen- gelmässig über den Stand der TTIP-Verhandlungen zwi- den Finanz- und Wirtschaftskrise gesellten, die EU neu- schen der EU und den USA zu informieren. erlich vor eine beträchtliche Zerreisprobe. Zum Jahres- Am 9. Juni und 6. Oktober fanden auf Einladung des ende wurde die Lage zusätzlich durch eine Erhöhung der EFTA-Sekretariats informelle Treffen der Vertretungen Terrorgefahr verschärft. Die stark belasteten Staatshaus- der EWR / EFTA-Staaten mit den Mitgliedern der EFTA- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Arbeitsgruppe des EU-Rates statt. Im Mittelpunkt der reicht werden. Per 18. November 2015 lag der Backlog | 159 Treffen standen aktuelle EWR-Themen wie etwa der bei 435 Rechtsakten obwohl im Berichtsjahr mit insge- Backlog oder der EWR-Finanzierungsmechanismus samt 321 Beschlüssen und 483 in den EWR übernommen 2014 bis 2021. Die Organisation dieser Veranstaltungen Rechtsakten das drittbeste Resultat in den letzten 15 Jah- war Teil der laufenden Bemühungen der EWR / EFTA- ren erzielt werden konnte, was die Zahl der Rechtsakte Staaten, den regelmässigen Kontakt zur EFTA-Gruppe betrifft. zu pflegen. Die Veranstaltungen stiessen auf ein posi- Wie in einem im Herbst präsentierten Bericht des tives Echo. EFTA-Sekretariats aufgezeigt wurde, haben die im Ok- tober 2014 eingeführten Verfahren zwar zu einer Be- EWR-Rat schleunigung der Bearbeitungszeit auf der EFTA-Seite Die halbjährlichen Sitzungen der Aussenministerinnen beigetragen (v. a. aufgrund der Einführung des Fast- und Aussenminister der EWR / EFTA-Staaten mit ih- Track-Verfahrens und des früheren Beginns des Über- ren Partnern auf der EU-Seite im EWR-Rat fanden am nahmeprozesses). Allerdings weist der Bericht auch da- 18. Mai und am 17. November in Brüssel statt. Bei bei- rauf hin, dass es keinen klaren Zusammenhang zwischen den Treffen wurde die liechtensteinische Delegation von dem Inkrafttreten der neuen Verfahren und der Entwick- Aussenministerin Dr. Aurelia Frick angeführt. lung des Backlog gibt. Dies hat unter anderem damit zu Ein weiterer Diskussionspunkt war der EWR-Finan- tun, dass die neuen EFTA-internen Verfahren auf Rechts- zierungsmechanismus für die Periode nach 2014, da sich akte, die schon seit längerer Zeit hängig sind (d.h. auf die Verhandlungen mit der EU im ersten Halbjahr 2015 den sogenannten alten Backlog), keine Anwendung fin- schwierig gestaltet hatten. den. Gerade bezüglich dieser alten Rechtsakte stellt sich Der politische Dialog im Rahmen des EWR-Rats wid- der Backlogabbau also weiterhin als grosse Herausforde- mete sich einer breiten Palette von Themen, darunter rung dar, zumal diese Akte oft aus politischen Gründen Ukraine und Russland, Östliche Partnerschaft, Syrien, blockiert sind. Irak, Libyen und der Islamische Staat sowie die Bekämp- Der EAD äusserte vor diesem Hintergrund im Be- fung von Radikalisierung und extremistischer Gewalt in richtsjahr regelmässig erhebliche Bedenken bezüglich Europa. der Höhe des Backlog. Während das im Jahr erzielte Re- Der Rückstand bei der Übernahme von EU-Rechts- sultat (483 übernommene Rechtsakte) vom EAD als Er- akten in den EWR, insbesondere im Bereich der Finanz- folg anerkannt wurde, sei bezüglich des Backlog-Abbaus dienstleistungen, war erneut ein zentrales Thema bei (v. a. betreffend den alten Backlog) noch viel zu tun, um der EWR-Ratssitzung vom 17. November. Es wurde zur für eine bestmögliche Homogenität des Binnenmarktes Kenntnis genommen, dass die Ausarbeitung der Über- zu sorgen. nahmebeschlüsse des Gemeinsamen EWR-Ausschus- Bezüglich der Zahl der Beschlüsse, bei denen die ses zu den wichtigsten EU-Rechtsakten in diesem Ge- Sechsmonatsfrist für die Erfüllung der verfassungsrecht- biet trotz der grundsätzlichen Einigung im Oktober 2014 lichen Zustimmungsvorbehalte von EWR / EFTA-Staaten noch nicht abgeschlossen wurde. Die notwendigen tech- abgelaufen war, war im Verlauf des Jahres eine anstei- nischen Arbeiten der EWR / EFTA-Staaten mit der EU für gende Tendenz erkennbar. Dieser Trend konnte aller- die Übernahme wurden zwar mit Hochdruck vorange- dings gegen Ende des Jahres wieder umgedreht werden trieben, waren aber wesentlich aufwendiger und kom- und es konnte ein deutlicher Rückgang der Zahl der Be- plexer als erwartet. Im Zentrum des Politischen Dialogs schlüsse verzeichnet werden, bei denen die Sechsmo- mit der EU im Rahmen des EWR-Rats standen die ak- natsfrist für die Erfüllung der verfassungsrechtlichen tuelle Flüchtlingskrise und der Syrien-Konflikt. Ein Aus- Zustimmungsvorbehalte von EWR / EFTA-Staaten abge- tausch fand auch zur Situation in der Ukraine und zur laufen ist. Rolle Russlands statt. Die Diskussionen standen unter Der Anteil des Bereichs Finanzdienstleistungen am dem Eindruck der Terroranschläge in Paris zu Beginn Backlog belief sich Ende 2015 auf etwa ein Drittel. Die des Monats. Übernahme der EU-Gesetzgebung über die Europä- Im Anschluss an den EWR-Rat nahm die Aussenmini- ischen Finanzaufsichtsbehörden (ESAs) stellte einen sterin am Treffen mit dem Parlamentarischen Ausschuss Hauptschwerpunkt des Engagements Liechtensteins im der EFTA-Staaten und dem Beratenden EFTA-Ausschuss Berichtsjahr dar. teil. Ausweitung der EU-Finanzmarktregulierung auf den Rückstände bei der Übernahme von EU-Recht in den EWR EWR («Backlog») Die Anzahl Rechtsakte im Bereich Finanzmarktaufsicht, Der Backlog war wie schon in den Jahren zuvor eine die auf der EU-Seite schon anwendbar bzw. umgesetzt der grossen Herausforderungen, mit denen sich die sind, aber noch nicht in den EWR übernommen wurden, EWR / EFTA-Staaten im Berichtsjahr konfrontiert sahen. belief sich per Ende 2015 auf mehr als 140 Rechtsakte. Im Vergleich zum Vorjahr (428 hängige Rechtsakte per Seit der im Oktober 2014 erzielten politischen Eini- 19. November 2014) konnte keine weitere Reduktion er- gung unter den Finanzministerinnen und Finanzmini- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

160 | stern der EU-Mitgliedsstaaten und der EWR / EFTA-Staa- marktaufsichtsregulierung die Möglichkeit eingeräumt ten (ECOFIN / EFTA-Treffen) über die Grundsätze einer wird, dass die entsprechenden JCDs auf Wunsch eines Lösung zur Übernahme der EU-Finanzmarktaufsichts- EWR / EFTA-Staates provisorisch angewendet werden behörden in den EWR, arbeiteten die Expertinnen und können, bis sie nach der Erfüllung sämtlicher innerstaat- Experten der EWR / EFTA-Staaten in enger Kooperation licher Zustimmungsverfahren formell in Kraft treten. mit der EU-Kommission (insbesondere der Generaldi- Präsident Juncker pflichtete bei, dass die Notwendigkeit rektion Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Ka- bestehe, so rasch wie möglich eine geeignete Lösung zu pitalmarktunion; GD Fisma) an der Erstellung der not- finden, um dem Anliegen Liechtensteins zu entsprechen, wendigen Entwürfe für Beschlüsse des Gemeinsamen dass die EU-Rechtsvorschriften im Rahmen des EWR- EWR-Ausschusses (JCD-Entwürfe) zur Übernahme der Abkommens ohne weiteren Verzug gegenüber Liechten- Rechtsakte des sogenannten ersten Pakets, d.h. der stein angewendet werden können. Rechtsakte, deren Übernahme grösstenteils die Zustim- Bis Mitte Dezember konnte schliesslich auf Experten- mung einer Dreiviertelmehrheit im norwegischen Parla- stufe unter den EWR / EFTA-Staaten eine Einigung auf die ment erfordert. Das erste Paket enthält neun JCDs, mit fünf verbleibenden Beschlussentwürfe des ersten Pakets denen insgesamt 31 Rechtsakte ins EWR-Abkommen in- erzielt werden. Sie betreffen die Übernahme der Verord- korporiert werden sollen. nung zur Errichtung der Europäische Aufsichtsbehörde Nach zahlreichen Verhandlungsrunden zwischen für das Versicherungswesen und die betriebliche Alters- EWR / EFTA- sowie EU-Expertinnen und Experten der EU- versorgung, der Verordnung über die Finanzaufsicht Kommission konnte man sich schliesslich Ende Oktober der EU auf Makroebene und zur Errichtung eines Eu- über die Beschlussentwürfe zur Übernahme der ESMA- ropäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB), der Verordnung und der CRA-Verordnungen sowie der de- Verordnung über Leerverkäufe und bestimmte Aspekte legierten Verordnungen und Durchführungsbeschlüsse von Credit Default Swaps sowie damit verbundener de- betreffend Kreditrating-Agenturen einigen. Eine Aus- legierter Verordnungen (Short Selling) und schliesslich nahme bildete die für Liechtenstein wichtige Frage der der Richtlinie über die Verwalter alternativer Investment- vorläufigen Anwendung der JCDs ab dem Zeitpunkt der fonds und damit verbundene delegierte und Durchfüh- Annahme durch den Gemeinsamen EWR-Ausschuss, die rungsverordnungen (AIFM). vom Rechtsdienst der EU-Kommission als mit dem EWR- Am 16. Dezember trafen sich die EWR / EFTA-Exper- Abkommen unvereinbar taxiert worden war. Am 21. Ok- tinnen und Experten zum siebten Mal mit Vertreterinnen tober traf sich Regierungschef Adrian Hasler in Brüssel und Vertretern der GD Fisma, um die noch offenen mit dem für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Punkte in den zwei letzten Beschlussentwürfen des er- die Kapitalmarktunion zuständigen EU-Kommissar, Jo- sten Pakets zu erörtern (Beschlüsse zur Übernahme der nathan Hill, zu einem Arbeitsgespräch. Hauptthema des Verordnungen zur Errichtung der Europäischen Banken- Treffens war das liechtensteinische Anliegen, dass ein aufsichtsbehörde [EBA] sowie zur Übernahme der Ver- Weg gefunden werde, um eine möglichst baldige An- ordnung über Over-the-Counter Derivate, zentrale Ge- wendung der EU-Verordnungen über die neuen EU-Fi- genparteien und Transaktionsregister [EMIR]). nanzmarktaufsichtsbehörden im EWR zu gewährleisten. Um das Verfahren zur Annahme der JCDs zu be- Regierungschef Adrian Hasler betonte insbesondere die schleunigen und ein schnelleres Inkrafttreten der JCDs Notwendigkeit einer provisorischen Anwendung der von zu ermöglichen, stellten die Regierungen aller drei Joint-Committee-Beschlüssen für Liechtenstein, noch EWR / EFTA-Staaten in Aussicht, ihre nationalen Par- bevor diese für alle EWR / EFTA-Staaten in Kraft getre- lamente mit Beschlussentwürfen in der Version zu be- ten sind, um dem Bedarf der liechtensteinischen Finanz- fassen, in der sie dem EAD übermittelt werden anstatt platzakteure nach rascher Rechtssicherheit zu entspre- zuzuwarten, bis die Beschlüsse vom Gemeinsamen EWR- chen. Trotz der bisher erhobenen rechtlichen Einwände Ausschusses angenommen wurden, wie dies normaler- der EU-Kommission gegen die Möglichkeit einer vor- weise der Fall ist. sorglichen bzw. provisorischen Anwendung von Rechts- übernahmebeschlüssen des Gemeinsamen EWR-Aus- Überprüfung der Sonderlösung für die Personen- schusses auf Liechtenstein, bevor diese formell in Kraft freizügigkeit für Liechtenstein getreten sind, sicherte der Kommissar zu, dieses Anlie- Die im Jahr 2014 fällig gewordene und alle fünf Jahre gen nochmals vertieft zu prüfen. vorzunehmende Überprüfung der liechtensteinischen Am 7. Dezember traf sich der Regierungschef in Sonderlösung im EWR im Bereich des Personenver- Brüssel mit dem Präsidenten der EU-Kommission, Jean- kehrs konnte Ende August in einem für Liechtenstein er- Claude Juncker, um auf höchster Ebene in der EU-Exe- folgreichen Sinne abgeschlossen werden. Es ist Liech- kutive Unterstützung für konkrete liechtensteinische An- tenstein gelungen, die EU-Kommission von ihrem im liegen zu gewinnen. Konkret ging es erneut primär um Vorjahr angekündigten Vorhaben abzubringen, die Son- den Wunsch der drei EWR / EFTA-Staaten, dass bei der derlösung in Frage zu stellen. Die EU-Kommission ver- bevorstehenden Übernahme der seit mehreren Jahren öffentlichte am 28. August eine Mitteilung zuhanden des hängigen neuen EU-Rechtsakte im Bereich der Finanz- EU-Rates und des Europäischen Parlamentes, in der sie ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

unter anderem festhielt, dass sie keinen Bedarf sieht, die Brende fand ein Austausch über aktuelle weltpolitische | 161 geltende Regelung zu ändern. Entwicklungen statt, insbesondere in der Ukraine und im Am 30. Oktober nahm der Gemeinsame EWR-Aus- Nahen Osten. schuss das Resultat der abgeschlossenen Überprüfung Aussenministerin Dr. Aurelia Frick reiste am 8. Juni bezüglich der liechtensteinischen Sonderlösung im Be- zu einem Arbeitsbesuch nach Luxemburg. Im Zen- reich des Personenverkehrs zur Kenntnis. trum eines Gesprächs mit Aussenminister Jean Assel- born stand die EU-Präsidentschaft Luxemburgs in der EFTA-ECOFIN-Ministertreffen zweiten Hälfte des Berichtsjahres. Die Aussenministe- Am 10. November nahm Regierungschef Adrian Has- rin traf zudem Kulturministerin Maggy Nagel und Ly- ler am gemeinsamen, alljährlich stattfindenden Treffen dia Mutsch, Ministerin für Chancengleichheit. Liech- der Finanzminister der EU- und EFTA-Staaten (EFTA- tenstein und Luxemburg pflegen sowohl auf bilateraler ECOFIN-Sitzung) in Brüssel teil. Das Treffen stand un- Ebene als auch in internationalen Organisationen eine ter dem Vorsitz von Luxemburgs Finanzminister Pierre enge Zusammenarbeit, die durch regelmässige Besuche Gramegna. Die Schweiz, vertreten durch Bundesrat Jo- auf Ministerebene unterstrichen und gestärkt wird. Beim hann Schneider-Ammann, hatte dieses Jahr den Vorsitz Gespräch der beiden Aussenminister standen vor allem unter den EFTA-Staaten. Die Ministerinnen und Minister europapolitische Themen im Zentrum. Während Jean As- führten anlässlich des Treffens einen Informations- und selborn die Prioritäten der luxemburgischen EU-Präsi- Meinungsaustausch zum Thema «Wirtschaftswachstum dentschaft präsentierte, warb Aussenministerin Aurelia und strukturelle Reformen». Darüber hinaus nutzte der Frick für Verständnis bei Anliegen, die Liechtenstein be- Regierungschef das Treffen für bilaterale Gespräche schäftigen. Aurelia Frick und Jean Asselborn thematisier- mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann und den an- ten ausserdem die aktuellen Herausforderungen durch wesenden Ministerinnen und Ministern aus der EU. Re- Flüchtlingsströme nach Europa. gierungschef Hasler legte den EU-Finanzministerinnen Schliesslich traf sich Aussenministerin Aurelia Frick und Finanzministern die strukturellen Reformen Liech- am 14. Oktober mit dem niederländischen Aussenmi- tensteins sowie die wirtschaftspolitischen Aussichten dar nister Bert Koenders zu einem Arbeitsgespräch in Den und informierte über den Stand der schleppenden Um- Haag. Thematisiert wurden unter anderem die Prioritä- setzung der Lösung für die Übernahme der EU-Rechts- ten der niederländischen Ratspräsidentschaft 2016 Jahr, akte zu den drei Europäischen Aufsichtsbehörden EBA, die Probleme und Verzögerungen bei der Übernahme ESMA und EIOPA ins EWR-Abkommen. des EU-Finanzmarktaufsichtsrechts in den EWR und der Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens Politische Beziehungen zu EWR / EFTA-Staaten und (DBA). Aussenministerin Frick informierte über breite EU-Mitgliedsstaaten in Ratspräsidentschaft Akzeptanz der aktuellen liechtensteinischen Europapoli- Am 16. Januar traf sich Aussenministerin Dr. Aurelia tik in der Bevölkerung und Wirtschaft. Gleichzeitig wies Frick zu einem Arbeitsbesuch in Oslo mit dem norwe- sie auf die unerwünschten zeitlichen Verzögerungen bei gischen Aussenminister Borge Brende und dem norwe- der Übernahme der europäischen Finanzmarktaufsichts- gischen EWR / EU-Minister Vidar Helgesen. Besprochen behörden in den EWR hin. Die gute Zusammenarbeit, wurden neben gemeinsamen Herausforderungen der die die Behörden beider Staaten auf Basis des Steuerin- beiden EWR-Staaten auch aktuelle Entwicklungen in der formationsabkommens von 2009 etabliert haben, sowie EU und auf globaler Ebene. Norwegen ist für Liechten- die aktive Rolle Liechtensteins bei der Umsetzung des stein neben Island ein zentraler Partnerstaat im EWR. Mit Automatischen Informationsaustausches wurden beid- EWR / EU-Minister Vidar Helgesen wurden insbesondere seitig gewürdigt. Liechtenstein plädierte allerdings für aktuelle, gemeinsame Herausforderungen im EWR be- den Abschluss eines DBA, da dieses mehr Rechtssicher- sprochen, unter anderem der Rückstand der Übernahme heit schaffen und die positive Entwicklung der gemein- von EU-Rechtsakten in den EWR. Auch die Verhand- samen wirtschaftlichen Beziehungen weiter begünstigen lungen über die künftigen Beiträge der EWR / EFTA-Staa- würde. ten im Rahmen des EWR-Finanzierungsmechanismus für die Periode nach 2014, aktuelle Themen in Bezug auf die EWR-Finanzierungsmechanismus 2009 bis 2014 Organisation der EFTA-Institutionen und Arbeiten zur Die Hauptthemen des Financial Mechanism Committee Übernahme bestimmter EU-Rechtsakte in den EWR (u. a. (FMC) mit Bezug auf den EWR-Finanzierungsmechanis- betreffend die EU-Finanzmarktaufsichtsbehörden, die mus der Periode 2009 bis 2014 im Berichtsjahr waren Dritte Postrichtlinie und das Dritte Energiepaket) wur- der Stand der Umsetzungsarbeiten in den Empfänger- den thematisiert. Ausserdem standen die Auswirkungen staaten und die Diskussionen über eine mögliche Auf- der Schweizer Masseneinwanderungsinitiative auf die hebung der seit Juni 2014 suspendierten Zahlungen an Personenfreizügigkeit zwischen den EFTA-Staaten und Ungarn. die Verhandlungen zwischen der EU und den USA über Im Zuge der Flüchtlingskrise erwuchs im Berichts- die Transatlantische Handels- und Investitionspartner- jahr auch eine Diskussion über die Umverteilung von schaft (TTIP) auf der Agenda. Mit Aussenminister Borge Geldern des EWR-Finanzierungsmechanismus zugun- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

162 | sten der Themen Asyl und Migration. In der Periode dem paraphierten Protokoll, nämlich die Verwaltung der 2009 bis 2014 ist dies primär für Griechenland relevant. NGO-Fonds in den Empfängerstaaten. Schliesslich ge- So wurde Griechenland im Dezember über die Bereit- lang es am 13. November, in Form eines Briefwechsels schaft der Geberländer informiert, eine Umverteilung eine Einigung mit der EU-Seite über eine kleinere Anpas- von Geldern zugunsten des Asylbereichs vorzunehmen. sung der Bestimmungen zur Verwaltung der NGO-Fonds Bevor diese Umverteilung finalisiert werden kann, muss zu erzielen. Vor diesem Hintergrund konnte das EU-in- aber noch die Zustimmung Griechenlands abgewartet terne Genehmigungsverfahren betreffend das Abkom- werden. men über den EWR-Finanzierungsmechanismus 2014 Mit besonderem Interesse verfolgte Liechtenstein im bis 2021 lanciert werden. Mit einer Unterzeichnung des Jahr 2015 auch wieder die Umsetzungsarbeiten in der Abkommens ist gemäss Informationen der EU-Seite frü- Tschechischen Republik. Die zuvor bestehenden starken hestens im Mai 2016 zu rechnen. Verzögerungen in der Umsetzung des Mechanismus in Parallel zu diesen Entwicklungen wurden im Berichts- Tschechien konnten mittlerweile deutlich verringert wer- jahr die Arbeiten betreffend die Umsetzungsverordnung den. Ausserdem wird die Tschechische Republik in Be- zum neuen EWR-Finanzierungsmechanismus sowie zu zug auf die schlussendliche Absorbierung stark von der dessen Programmbereichen weitergeführt. Seit Oktober Fristverlängerung betreffend die Förderfähigkeit von Ko- werden Fragen betreffend den EWR-Finanzierungsme- sten profitieren. chanismus 2014 bis 2021 im neu geschaffenen Financial Mechanism Interim Committee (FMIC; unter liechten- EWR-Finanzierungsmechanismus nach 2014 steinischem Vizevorsitz) diskutiert. Der Beginn des Ver- Die Verhandlungen mit dem Auswärtigen Dienst der handlungsprozesses betreffend die bilateralen Memo- EU (EAD) betreffend den EWR-Finanzierungsmechanis- randa of Understanding mit den Empfängerstaaten zum mus für die Periode nach 2014 (wie auch betreffend den EWR-Finanzierungsmechanismus 2014 bis 2021 wurde neuen, bilateralen norwegischen Finanzierungsmecha- auf die erste Hälfte 2016 angesetzt. nismus) waren am 22. Januar 2014 aufgenommen wor- den. Im Verlauf des Jahres 2014 konnten zwar einige be- Politische Dialoge mit der EU scheidene Verhandlungsfortschritte und eine gewisse Im Berichtsjahr fanden insgesamt sechs politische Dia- Annäherung bezüglich der Vorstellungen der EU und loge der EWR / EFTA-Staaten mit der EU statt. Diese Dia- der EWR / EFTA-Staaten zur Höhe der künftigen Fi-nan- loge wurden in folgenden Formaten veranstaltet: COEST zierungsbeiträge erzielt werden (nachdem die EU-Seite (Osteuropa und Zentralasien; 23. Januar und 9. Oktober), anfänglich eine Erhöhung um insgesamt 82 % gefordert COAFR (Afrika; 5. Februar), COWEB (Westlicher Balkan; hatte). Anfang 2015 lagen die Verhandlungspositionen, 4. März und 20. November) sowie COSCE (Themen be- insbesondere bezüglich der Höhe der Finanzierungsbei- treffend die OSZE und den Europarat; 29. Januar). Im träge, jedoch noch weit auseinander. Rahmen der politischen Dialoge fand ein offener Aus- Am 17. Juli konnte nach langen Verhandlungsrun- tausch zwischen der EU und den EWR / EFTA-Staaten den über die Einzelheiten der beiden Finanzierungsme- betreffend die entsprechenden Themengebiete statt, der chanismen (EWR-Finanzierungsmechanismus und nor- von beiden Seiten sehr geschätzt wird. Liechtenstein en- wegischer Finanzierungsmechanismus) sowie über die gagierte sich im Rahmen dieser Dialoge jeweils aktiv zu beiden damit verbundenen bilateralen Abkommen zwi- Themen, die für Liechtenstein von besonderem Interesse schen der EU einerseits und Island und Norwegen ande- sind (v. a. Themen aus den Bereichen Rechtsstaatlichkeit, rerseits, das neue Protokoll 38C zum EWRA betreffend Menschenrechte und strafrechtliche Verantwortlichkeit). den EWR-Finanzierungsmechanismus 2014 bis 2021 pa- Die Ukraine-Krise und Russland waren auch in den po- raphiert werden. litischen Dialogen (hauptsächlich COEST und COSCE) Das Verhandlungsergebnis entspricht einer Erhö- weiterhin ein wichtiges Thema. Für weitere Details zum hung der Beiträge im EWR-Finanzierungsmechanismus Inhalt der politischen Dialoge wird auf die jeweils sepa- von EUR 993.5 Mio. in der Periode 2009 bis 2014 auf rate Berichterstattung der Mission verwiesen. EUR 1'548.1 Mio. in der neu auf sieben Jahre ausge- Weiterhin erhielt Liechtenstein regelmässig vom EAD legten Periode 2014 bis 2021. Bei einem Vergleich der mit Anfragen betreffend das Mittragen («alignment») von bisherigen Beitragshöhe in fünf Jahren mit ebenfalls nur EU-Erklärungen zu verschiedenen aussenpolitischen fünf Jahren in der neuen Periode beträgt die Erhöhung Themen. Besonders erwähnenswert waren dabei auch 11.3 %. In diesem Gesamtbetrag sind bereits Mittel in in diesem Jahr mehrere Anfragen bezüglich der Beteili- Höhe von EUR 55.25 Mio. enthalten, die für Massnah- gung an Sanktionen der EU im Zusammenhang mit dem men im Rahmen regionaler Kooperationsprogramme be- Konflikt in der Ukraine. stimmt sind, die wiederum zu 70 % (d. h. EUR 38.7 Mio.) zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit einzusetzen Arbeiten im EFTA-Überwachungs- und Gerichtsaus- sind (vgl. Art. 7 Protokoll 38C zum EWR-Abkommen). schuss Die zweite Jahreshälfte war dann geprägt von Diskus- Das ESA / Court Committee (ECC), d. h. der Ausschuss der sionen über vor allem ein Thema im Zusammenhang mit Botschafter der drei EWR / EFTA-Staaten, der sich mit Fi- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

nanz-, Budget- und Personalfragen der EWR / EFTA-In- wiederum in Paris im November der Kampf gegen den | 163 stitutionen, dem EFTA-Gerichtshof (Gerichtshof) und der Terrorismus und das Phänomen der sogenannten Fo- EFTA-Überwachungsbehörde (ESA) befasst, beschloss reign Terrorist Fighters sowie die aufgrund der zahl- im April, die Löhne der Mitarbeiter des EFTA-Gericht- reichen Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer und der hofs und der ESA nachträglich um 0.3 % zu erhöhen. Zu- explosionsartig gestiegenen Flüchtlingszahlen, die über vor wurden für das Jahr 2015 nur eine Lohnerhöhung die West-Balkanroute die EU erreichen, die bessere Steu- von 1.4 % statt 1.7 % gewährt, wie von den «Co-ordina- erung der Migrationsströme und mögliche Lösungen für ted Organisations» für empfohlen, um eine im Jahr 2014 die anhaltende Migration. nicht erfolgte Lohnherabsetzung um 0.3 % zu kompen- sieren, die von den «Co-ordinated Organisations» an- ISF-Borders-Fonds geregt worden war. Damit sollte die Einleitung eines Nach einer ersten Verhandlungsrunde am 20. Oktober Verfahrens vor dem Gericht der Internationalen Arbeits- 2014 fanden im Berichtsjahr in Brüssel formelle Verhand- organisation (ILO) durch die Belegschaft der ESA abge- lungstreffen der assoziierten Schengen-Staaten mit der wendet werden. EU-Kommission (DG HOME) zur Teilnahme am «Fonds Im Juli wurde Herr Sven Erik Svedman per 1. Sep- für die Innere Sicherheit – Komponente Aussengrenzen tember als neues Mitglied und Präsident der ESA er- und Visa» (ISF-Borders) statt, bei dem sich die Delega- nannt. Er ersetzte in diesen Funktionen Frau Oda Helen tionen zu den meisten noch offenen Fragen sowie über Sletnes, die seit Herbst als norwegische Botschafterin den Grundsatz des Abschlusses separater bilateraler Ab- bei der EU fungiert. kommen zwischen der EU-Kommission und jedem ein- Im Dezember wurden wichtige Abänderungen ei- zelnen assoziierten Staat einigen konnten. Demnach niger Regeln der «Staff Regulations» des Gerichtshofs sollten die generellen Bestimmungen in allen vier Ab- und der ESA angenommen, um die Arbeitsbedingungen kommen gleich lauten, sodass es keine inhaltlichen Un- beim Gerichtshof und bei der ESA jenen beim EFTA-Se- terschiede zwischen den Abkommenstexten gibt. Betref- kretariat anzugleichen. fend den ISF-Borders-Fonds kann Liechtenstein nach Die Budgets des EFTA-Gerichtshofes und der ESA für erfolgter Zustimmung des Landtags im Dezember der EU das Jahr 2016 wurden angenommen. Das Budget des Ge- Anfang 2016 die Erfüllung der verfassungsrechtlichen richtshofes steigt gegenüber dem letzten Jahr um 6.5 % Voraussetzungen bezüglich der Übernahme der beiden und beträgt nun insgesamt EUR 4'838'500. Für Liech- relevanten EU-Verordnungen notifizieren, womit einer tenstein bedeutet dies einen Beitrag von EUR 96'770 im Unterzeichnung des für die Teilnahme am Fonds nötigen Jahr 2016. Das Budget der ESA steigt gegenüber dem Zusatzabkommens zwischen der EU und Liechtenstein letzten Jahr um 6.4 % und beträgt nun insgesamt EUR im Verlauf des Jahres 2016 nichts mehr im Wege steht. 14'015'800. Für Liechtenstein bedeutet dies einen Bei- trag von EUR 279'486 im Jahr 2016. Diese Steigerungen Weitere Abkommen mit Bezug zur Schengen-Assozi- hängen vor allem mit der Einführung der neuen SRR zu- ation sammen. Nachdem der Landtag Anfang November der Vereinba- rung zwischen der EU und Liechtenstein zur Festlegung Schengen- und Dublin-Assoziierung der Modalitäten einer Beteiligung Liechtensteins am Eu- Zu den Meilensteinen für Liechtenstein im Berichtsjahr ropäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO; im Bereich der Schengen-Mitgliedschaft zählen einerseits European Asylum Support Office) zugestimmt hatte, no- die freiwillige Beteiligung des Landes am Neuansied- tifizierte Liechtenstein die EU am 15. Dezember über den lungspropramm (Resettlement) der EU für Flüchtlinge Abschluss seines internen Genehmigungsverfahrens. Da aus Syrien und den beiden Umsiedlungsprogrammen die EU den Abschluss ihrer internen Verfahren schon im (Relocation) für Flüchtlinge aus Italien und Griechen- Mai 2014 notifiziert hatte, bestätigte das Generalsekre- land. Mit der Übernahme von 20 syrischen Flüchtlin- tariat mit Note vom 23. Dezember das Inkrafttreten der gen aus der Türkei und bis zu 43 bereits in Griechenland Vereinbarung per 1. Januar 2016. und Italien registrierten Flüchtlingen oder schutzbedürf- Die Verhandlungen zum Abkommen zur Teilnahme tigen Personen zeigt Liechtenstein einerseits internatio- Liechtensteins (wie auch der anderen Assoziierten nale Solidarität, andererseits leistet es im Rahmen seiner Schengen-Staaten Island, Norwegen und Schweiz) an Möglichkeiten einen Beitrag zu einer besseren Lasten- der EU-Agentur für IT-Grosssysteme (eu-LISA) blieben verteilung unter den Schengen-Partnerstaaten. im Berichtsjahr lange Zeit wegen eines unerwarteten Regierungschef-Stellvertreter und Innenminister Dr. Streitpunktes blockiert. Der Punkt betraf die Vorrechte Thomas Zwiefelhofer nahm in der Berichtsperiode an und Befreiungen von Beamten der EU-Agentur in den mehreren EU-Ministerratssitzungen im Bereich Justiz assoziierten Staaten, weil die EU-Seite den neuen Stand- und Inneres teil, zu denen die vier Assoziierten Staaten punkt einnahm, dass in solchen Abkommen über Beteili- ebenfalls eingeladen werden. Die beherrschenden The- gungen an EU-Agenturen explizit die Bestimmungen des men der EU-Ratstreffen waren nach den Terroranschlä- EU-Vertragsrechts übernommen werden müssten und gen in Paris und Kopenhagen Anfang des Jahres sowie ein reiner Verweis in solchen Abkommen auf die EU-Be- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

164 | stimmungen nicht (mehr) zulässig sei. Am 1. Dezember Die Europäische Kommission verabschiedete am konnte schliesslich eine Einigung über die Prinzipien zu 17. Juni einen Aktionsplan, der das Ziel hat, missbräuch- den Vorrechten und Befreiungen zwischen Expertinnen lichen Steuergestaltungen von Unternehmen entge- und Experten der Assoziierten Staaten und der GD Home genzuwirken. Kernpunkte des Aktionsplans sind eine getroffen werden, wonach die Details (wie z. B. der Be- Neuauflage des Vorschlags zur Einführung der gemein- trag, ab welchem die Mehrwertsteuer zurückerstattet samen konsolidierten Körperschaftsteuer-Bemessungs- werden muss, oder die Frage, ob es einen Erlass oder grundlage (GKKB) und eine Regelung, die die effektive eine Erstattung der Beträge der indirekten Steuern gibt) Besteuerung am Ort der Wertschöpfung (nicht am Sitz zwar in Anlagen zum Anhang zum Abkommen aufgeführt der Unternehmung) sicherstellen soll. Ausserdem veröf- werden, diese aber durch eine Notifikation des betref- fentlichte die Kommission erstmals eine EU-Liste von 30 fenden assoziierten Staates einseitig wieder abgeändert Drittstaaten und Gebieten, die als in Steuerangelegen- werden können. Alle assoziierten Schengen-Staaten ga- heiten nicht kooperativ eingestuft werden. Es handelte ben vor Jahresende ihre Zustimmung zum Text des Ab- sich um Länder, die auf Listen von mindestens zehn EU- kommens ab. Die Bestätigung der Zustimmung der EU- Mitgliedsstaaten als in Steuerangelegenheiten unkoope- Kommission stand jedoch zum Jahresende noch aus. rative Drittstaaten aufgeführt sind. Die Kommission star- Liechtenstein plant zusammen mit der Schweiz, im tete zudem eine öffentliche Konsultation zur Frage, ob Jahr 2016 Verhandlungen mit der EU-Kommission über Unternehmen zur Offenlegung bestimmter steuerlicher eine Teilnahme an der «Prümer Zusammenarbeit» sowie Informationen verpflichtet werden sollen. Gerade die zum Zugriff der Strafverfolgungsbehörden auf europä- Veröffentlichung der «schwarzen Liste» löste weltweit ische Asyldaten (Eurodac) aufzunehmen. Die Regierung grossen Unmut aus. verabschiedete im Herbst dazu zwei Verhandlungsman- Am 12. Oktober passte die EU-Kommission schliess- date und hat der Landespolizei die Verhandlungsleitung lich auf öffentlichem Druck hin der Publikation auf ih- übertragen. Ausstehend waren zum Jahresende noch die rer Webseite zum Thema «Verantwortungsvolles Han- entsprechenden Verhandlungsmandate des EU-Rat an deln im Steuerwesen weltweit aus der Sicht von EU die EU-Kommission. Ländern» an und entfernte dabei die im Juli veröffent- lichte schwarze Liste von insgesamt 30 Drittstaaten, Steuerkooperation mit der EU einschliesslich Liechtenstein. Neu wurden aktualisierte Am 28. Oktober unterzeichnete Regierungsrätin Dr. Au- Informationen zu allen Drittstaaten auf einer Weltkarte relia Frick in Strassburg im Namen der Regierung zu- gegeben. Die EU-Kommission strebt aber für die Zukunft sammen mit dem luxemburgischen Finanzminister, Pi- an, einheitliche Kriterien in der EU zu schaffen, anhand erre Gramegna, und dem für Steuerfragen zuständigen derer bewertet werden kann, wie Länder und Übersee- EU-Kommissar, Pierre Moscovici, das Abänderungspro- Territorien Standards zu verantwortungsvollem Handeln tokoll zum bestehenden Zinsertragsbesteuerungsab- im Steuerwesen, wie z. B. bezüglich Transparenz, Aus- kommen zwischen der EU und Liechtenstein, mit dem tausch von Informationen und fairem Steuerwettbewerb, anstelle der Zinsertragsbesteuerung der automatische anwenden. Steuerinformationsaustausch eingeführt wird. Die bei- Liechtenstein gehört zu den Staaten, die umgehend den hohen Vertreter der EU lobten Liechtenstein bei der und vehement die Veröffentlichung der Liste durch die Unterzeichnung ausdrücklich für die gute Kooperation EU-Kommission beanstandet haben. Mit zahlreichen De- im Steuerbereich und machten deutlich, dass dieses Ab- marchen, auch seitens der Regierung, wurde das Vorge- kommen die Grundlage schaffe, um die Zusammenarbeit hen der Kommission kritisiert. der EU-Mitgliedsstaaten mit Liechtenstein auf diesem Am 21. Oktober traf sich eine Delegation Liechten- Gebiet zu vertiefen. Die EU-Kommission wolle Liechten- steins unter der Leitung der Steuerverwaltung und Be- stein helfen, von nationalen Steuerlisten von Mitglieds- teiligung der SIFA in Brüssel mit der sogenannten Code staaten wegzukommen. Auch die EWR-Mitgliedschaft of Conduct Group des ECOFIN-Ministerrats der EU, Liechtensteins und die sich daraus ergebende Rechts- die sich mit dem EU-Verhaltenskodex zu schädlichen stellung des Landes als Teil des Binnenmarktes wurden Praktiken im Bereich der Unternehmensbesteuerung von Gramegna hervorgehoben. Beide kündeten zudem befasst. Es ging um eine Anhörung Liechtensteins vor öffentlich an, dass sie Liechtenstein gemeinsam einen dem Plenum der Vertreter aller Mitgliedstaaten, bei offiziellen Besuch abstatten wollen, um dieses wichtige der Liechtenstein seine internationale Steuerstrate- Ereignis gebührend zu markieren. gie, das liechtensteinische Steuersystem mit Bezug Am 8. Dezember notifizierte der EU-Rat der liechten- auf einige von der EU im Vorfeld als kritisch einge- steinischen Mission in Brüssel die Ratifikation des Ab- stufte Vorschriften und die liechtensteinischen Anlie- kommens, und Liechtenstein notifizierte seinerseits die gen gegenüber der EU und den EU-Mitgliedsstaaten Ratifikation der EU am 15. Dezember. Mit Verbalnote im Steuerbereich präsentierte. Zu den Anliegen zäh- vom 22. Dezember bestätigte schliesslich das General- len insbesondere die Aufhebung von steuerrechtlichen sekretariat das Inkrafttreten des Abkommens per 1. Ja- Marktzugangsbeschränkungen und Diskriminierungen nuar 2016. im Binnenmarkt, die Ausweitung der Anwendung von ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

EU-Richtlinien zur Vermeidung der Doppelbesteu- Bei den Verhandlungen zur Neuordnung der Bezie- | 165 erung von Unternehmungen sowie die Streichung hungen von Kirche und Staat in Liechtenstein, an denen Liechtensteins von den nationalen «schwarzen» Län- die Botschaft beteiligt ist, konnten bei neun Gemeinden derlisten. Vereinbarungen abgeschlossen werden. Die Delegationen Am 8. Dezember fasste der EU-Rat der Finanzmini- Liechtensteins und des Heiligen Stuhls konnten die subs- ster (ECOFIN) Schlussfolgerungen zur Unternehmens- tanziellen Verhandlungen zum Hauptabkommen sowie zu besteuerung und zur Zukunft des 1997 verabschiedeten den Anhängen, vorbehaltlich einer Einigung zu den zwei EU-Verhaltenskodex über schädliche Steuerpraktiken. noch offenen Gemeindevereinbarungen, abschliessen. Darin bestätigte der Rat, dass sich die bereits begon- nenen Arbeiten zur Zukunft und zur Stärkung des Ver- haltenskodex auf eine bessere Nutzung des geltenden Mandats der Verhaltenskodex-Gruppe und zur Prü- fung der Möglichkeiten und Modalitäten für eine Man- Liechtensteinische Botschaft in datserweiterung sowie die Aktualisierung der Kriterien Washington und eine mögliche Änderung der Verwaltung des Ko- dex konzentrieren sollen. Der Rat begrüsste ausdrück- lich den laufenden Dialog mit Liechtenstein und ersuchte Leiterin: Botschafterin Claudia Fritsche die Verhaltenskodex-Gruppe, Dialoge mit einschlägigen Drittländern zu eröffnen sowie die Umsetzung früherer Die Botschaft konzentrierte sich im Berichtsjahr auf ihre Vereinbarungen zu überwachen. Inskünftig sollen ihre Hauptaufgabe, nämlich die Pflege und Erweiterung der Be- Ergebnisse der Arbeiten der Gruppe – insbesondere ihre ziehungen zwischen Liechtenstein und den USA in den Be- halbjährlichen Berichte – der Öffentlichkeit systematisch reichen Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien und Gesellschaft. zugänglich gemacht werden. Die Reformen sollen wäh- Die Vertiefung der Beziehungen erfolgte unter anderem im rend des niederländischen EU-Ratsvorsitzes bis Mitte Rahmen verschiedener Kontakte mit Vertretern des Kon- 2016 abgeschlossen werden. gresses und der Regierung, grösstenteils mit dem Ziel, das Anliegen des Abschlusses eines Doppelbesteuerungsab- kommens zu deponieren. In diesem Zusammenhang wur- den die Gesprächspartner detailliert über die liechtenstei- nische Wirtschaft und die Handelsbeziehungen mit den USA Liechtensteinische Botschaft informiert. Auch der handelspolitische Dialog zum Thema bei der Belgischen Krone TTIP (Transatlantische Handels- und Investitionspartner- schaft), an welchem Liechtenstein zusammen mit den wei- teren EFTA-Staaten teilnimmt, gab dazu Gelegenheit. Leiter: Botschafter Kurt Jäger Finanzplatzrelevante Entwicklungen Der Botschaft verfolgte die Wirtschafts-, Asyl- und Sicher- Die Botschaft verfolgte wie in den vergangenen Jahren heitspolitik der Belgischen Krone und leistete Berichter- diverse Gesetzesentwürfe auf Bundesstaatenebene be- stattung dessen an die Regierung. Im Zentrum des Be- treffend die Besteuerung von amerikanischen Unter- richtsjahres standen unter anderem das von der Regierung nehmen, die in Niedrigsteuerländern angesiedelt sind. verabschiedete Stabilitätsprogramm zur Sanierung des Diese sogenannten Steueroasen-Gesetze verbreiten sich Gesamthaushalts, wiedereingeführte Grenzkontrollen, Dis- stark – im Berichtsjahr gab es unter anderem Vorstösse kussionen zu Asylreformen sowie die Anti-Terroraktionen in Alabama, Colorado, Connecticut, Illinois, Kentucky, in Brüssel. Louisiana, Oregon, Massachusetts, Maine, Michigan, New Hampshire, New Jersey, Pennsylvania, Vermont und Washington, DC. Sie zielen darauf ab, US-Unterneh- men zu verpflichten, ihre im Ausland erzielten Gewinne in den USA zu versteuern. Um der potenziellen Steu- Liechtensteinische Botschaft beim erhinterziehung entgegenzuwirken, wird versucht, die Heiligen Stuhl diesbezüglichen Gesetzesvorstösse mit Listen von an- geblichen Steueroasen zu versehen. Es gibt keinen ein- heitlichen Ansatz für die Definition dieser Steueroasen, Leiter: S.D. Botschafter Prinz Nikolaus von und zu und in vielen Bundesstaaten wird auf veraltete Informa- Liechtenstein tionen zurückgegriffen. Die Botschaft wendet sich in der Regel telefonisch und schriftlich an die Legislative in den Der Botschafter weilte mehrmals für Repräsentations- Bundesstaaten, um eine Streichung Liechtensteins von pflichten und Kontakte in Rom, wobei auch Besuchsgrup- der Liste zu erwirken. In den meisten Fällen blieben die pen aus dem Land begrüsst werden konnten. Entwürfe in den Ausschüssen stecken, in Michigan war ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

166 | jedoch Ende 2014 ein Gesetz verabschiedet worden, das mit den USA (Informationsaustausch etc.) liefern, anson- im Berichtsjahr in Kraft trat (mit Liechtenstein auf der Li- sten wird eine Streichung von der Liste erwägt. ste). Im Falle von Washington, DC und Connecticut war die Intervention der liechtensteinischen Botschaft (und Kongress Botschaften weiterer betroffener Länder) erfolgreich. Im Berichtsjahr fanden folgende Treffen statt, ausnahms- Bilaterale Beziehungen Liechtenstein-USA los zum Thema Doppelbesteuerungsabkommen: Im Rahmen des im Jahr 2014 erstellten Aktionsplans ar- beitete die Botschaft auf verschiedenen Ebenen, um zu- Senat sammen mit den in den USA ansässigen liechtenstei- 11. März Senator Ron Johnson (R-Wisconsin) nischen Unternehmen um Unterstützung für ein DBA zu im Rahmen des Besuchs von Aussen- werben. Es fanden Besprechungen mit 18 der 19 Mitglie- ministerin Dr. Aurelia Frick der des aussenpolitischen Ausschusses des Senats statt, 6. Oktober Senator Ron Johnson (R-Wisconsin) des weiteren Treffen auf Ministerebene mit einfluss- im Rahmen des Besuchs von Regie- reichen Senatoren (darunter Senator Ron Johnson, Vor- rungschef-Stellvertreter Dr. Thomas sitzender des Unterausschusses für Europa, und Sena- Zwiefelhofer tor John McCain), Dutzenden von Treffen der Botschaft Senator John McCain (R-Arizona) mit Mitgliedern des Repräsentantenhauses und ihren im Rahmen des Besuchs von Regie- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit Vertreterinnen rungschef-Stellvertreter Dr. Thomas und Vertretern des Aussenministeriums, mit Mitarbeite- Zwiefelhofer rinnen und Mitarbeitern des United States Trade Repre- sentative und des wirtschaftspolitischen Beratungsteams Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senatoren oder von Präsident Obama. Die liechtensteinischen Unterneh- Senatsausschüssen men unterstützten die Lobbyarbeit der Botschaft auf lo- 26. Februar Rob Strayer, Senator Bob Corker (R- kaler Ebene. Nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten Tennessee) richteten 17 Mitglieder des Repräsentantenhauses am Andy Olson, Senate Committee on Fo- 16. Dezember einen Brief an den US-Finanzminister reign Relations zwecks Unterstützung eines DBA zwischen Liechtenstein 12. März Abigail Adams, Senator Chris Murphy und den USA. Die Unterschriftensammlung begann am (D-Connecticut) 20. Oktober und geschah in enger Zusammenarbeit mit 13. März Josh Lucas, Senator Jean Shaheen (D- drei Co-Vorsitzenden des Congressional Friends of Liech- New Hampshire) tenstein Caucus, insbesondere mit Congressman Larry Chris Socha, Senator James Risch (R- Bucshon aus Indiana, in dessen Wahlkreis sich Thyssen- Idaho) Krupp Presta befindet. Obwohl schlussendlich der Senat John Ryan, Democratic Staff, Senate und nicht das Repräsentantenhaus für eine Ratifizierung Committee on Foreign Relations von DBAs zuständig ist, ist dieser Brief eine bedeutende Steve Rice, Senator David Perdue (R- symbolische Geste der Unterstützung. Die Lobbyarbeit Georgia) der Botschaft konzentrierte sich auf die Mitglieder des 23. März Ryan Doherty, Senator Chris Coons (D- Liechtenstein-Caucus sowie auf jene Mitglieder, mit de- Delaware) nen ein besonders freundschaftliches Verhältnis besteht Amber Bland, Senator John Barrasso und / oder in deren Wahlkreis liechtensteinische Unter- (R-Wyoming) nehmen angesiedelt sind. Es fanden insgesamt 39 Tref- 15. April Chris Farrer, Senator John Boozman fen statt. Die überparteiliche Unterstützung resultierte in (R-Arkansas) 17 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern (10 Republi- 22. April Scott Parkinson, Senator Marco Rubio kaner, 7 Demokraten). (R-Florida) Nach den Anschlägen in Paris verschärften die USA Margaret Dougherty, Senator Marco ihre Einreisebestimmungen. Reisende aus den visumsbe- Rubio (R-Florida) freiten Ländern (darunter Liechtenstein) müssen künftig 26. April Ron Storhaug, Senator Tim Kaine (D- deklarieren, ob und wann sie Staaten besucht haben, die Virginia) einen «sicheren Hort für Terroristen» darstellen (unter Nicole Porreca, Senator Tim Kaine (D- anderem Irak, Syrien). In diesem Fall müssen sie ein Vi- Virginia) sum beantragen. Ausnahmen gelten für Militärpersonal, 27. April Claire Sanderson, Senator John Cornyn Regierungsangestellte, Geschäftsleute und weitere Per- (R-Texas) sonen. Auch ist die Einreise künftig nur noch mit einem Jonathan Hiler, Senator Tom Cotton elektronischen oder mit biometrischen Daten versehenen (R-Arkansas) Reisepass möglich. Visumsbefreite Länder müssen wei- Courtney Asbill, Senator Ted Cruz (R- terhin den erwarteten Stand der guten Zusammenarbeit Texas) ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Mitglieder des Repräsentantenhauses 4. November Andy Taylor, Rep. Sean Duffy (R-Wis- | 167 1. Mai Congressman Richard Neal (D-Mas- consin) sachusetts) Kelli McMorrow, Rep. Randy Neuge- 21. Oktober Congressman Randy Weber (R-Texas) bauer (R-Texas) Congressman Rick Crawford (R-Arkansas) Kyle Jackson, Rep. Jeb Hensarling (R- 27. Oktober Congresswoman Alma Adams (D- Texas) North Carolina) 6. November Matt Hodge, Rep. Austin Scott (R-Ge- Congresswoman Debbie Dingell (D- orgia) Michigan) Eduardo Lerma, Rep. Loretta Sanchez 28. Oktober Congressman Alan Lowenthal (D-Cali- (D-California) fornia) 16. November David Grossman, Rep. Brian Higgins Congresswoman Michelle Grisham (D- (D-New York) New Mexico) Ben Rhodeside, Rep. Tammy Duck- worth (D-Illinois) Mitarbeiter von Mitgliedern des Repräsentanten- Roberto Sada, Rep. Ruben Hinojosa hauses oder dessen Ausschüssen (D-Texas) 27. Mai Treffen mit Mitarbeitern der Co-Vorsit- Stan White, Rep. Robert Brady (D- zenden des Pennsylvania) Congressional Friends of Liechten- 23. bis Besuch von Kongressmitarbeitern in stein Caucus: 26. August Liechtenstein Jeffrey Lucas, Rep. Larry Bucshon (R- Stephanie Hall, General Counsel, Se- Indiana) nator John McCain (R-Arizona) Zach Cafritz, Rep. Don Beyer (D-Virgi- Lori Prater, Tax Counsel and Policy Di- nia) rector, Rep. Mike Kelly (R-Pennsylva- Todd Washam, Rep. Jim Sensenbren- nia) ner (R-Wisconsin) Tiffany Smith, Senior Democratic Tax Jeremy Woodrum, Rep. Joe Crowley Counsel, Senate Committee on Fi- (D-New York) nance 21. Oktober Morley Greene, Rep. Michael Turner Rob Strayer, Legislative Director, Se- (R-Ohio) nator Bob Corker (R-Tennessee) Chris Gorud, Rep. Carolyn Maloney (D- John Sandy, Chief of Staff, Senator Jim New York) Risch (R-Iowa) 23. Oktober Martha Lishout, Rep. Mark Meadows (R-North Carolina) Wirtschaft Sarah Round, Rep. Suzanne Bonamici (D-Oregon) Am 13. und 14. April besuchte die EFTA-Parlamentarier- Richard Pecanntte, Rep. Lacy Clay (D- delegation in Begleitung von EFTA-Beamten (darunter Missouri) Assistant Secretary-General Georges Baur) Washington, Lauren Johnson, Rep. Steve Womack um das Thema TTIP auf verschiedenen Ebenen zu dis- (R-Arkansas) kutieren. Von Seiten Liechtensteins nahmen die Land- Tim Tarpley, Rep. Ted Poe (R-Texas) tagsabgeordneten Elfried Hasler und Harry Quaderer 26. Oktober Ryan White, Rep. David Schweikert (R- sowie Sandra Gerber-Leuenberger, Delegationssekretä- Arizona) rin / Parlamentsdienst, teil. Das Programm begann mit Erin Helling, Rep. Mike Thompson (D- einem Arbeitsfrühstück in der Schweizer Botschaft, bei California) dem die Botschafterinnen und Botschafter der vier EFTA- Dennis Wirtz, Rep. Bill Shuster (R- Staaten Briefings zu verschiedenen Themen abgaben. Es Penssylvania) folgte eine Zusammenkunft mit Vertreterinnen und Ver- Diana Cloutier, Rep. Jeff Fortenberry tretern der US-Handelskammer. Im Rahmen eines Mit- (R-Nebraska) tagessens des European Institute konnten EFTA-Parla- 28. Oktober Eric Bohl, Rep. Vickey Hartzler (R-Mis- mentarier ihre Überlegungen zu TTIP präsentieren. Ein souri) Treffen mit dem TTIP-Chefunterhändler Dan Mullaney Blake Adami, Rep. Blake Farenthold bildete den Abschluss des ersten Programmtags. Am (R-Texas) Abend fand in der liechtensteinischen Botschaftsresi- 29. Oktober David Eiselsber, Rep. Sam Johnson (R- denz ein Buffet-Empfang für alle Delegationen und Gä- Texas) ste aus Washington statt. Kontakte mit Abgeordneten Robert Edmonson, Rep. Nancy Pelosi des US-Kongresses bildeten den Auftakt des zweiten (D-California) Besuchstages. Der Landtagsabgeordnete Elfried Hasler ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

168 | sprach in seiner Eigenschaft als Vizevorsitzender des einen sehr gut besuchten Vortrag über den Internatio- EFTA-Parlamentarierausschusses, anschliessend folgten nalen Strafgerichtshof und die Straftat der Aggression kurze Interventionen von drei der vier Co-Vorsitzenden im neuen National Center for Civil and Human Rights des Congressional TTIP-Caucus. Es folgten Besuche von hielt und das Carter Center besuchte. Leodis Matthews, wichtigen Washingtoner Institutionen, einschliesslich Honorarkonsul in Los Angeles, begleitete Prof. Schurr der Library of Congress und dem Kapitol. Die EFTA-Par- von der Universität Liechtenstein zu einem Anlass im lamentarier unterstrichen, dass TTIP dramatische Aus- Zusammenhang mit der LIFE Klimastiftung Liechten- wirkungen auf die EFTA-Staaten haben könnte. stein, organisierte für eine Gruppe von MBA-Studenten Im Rahmen des vor zwei Jahren eingeführten han- der Universität Liechtenstein in New York verschiedene delspolitischen Dialogs zwischen der EFTA und dem US- Treffen und betreute in vorbildlicher Weise während Ta- Handelsbeauftragten kamen am 11. Mai Vertreterinnen gen die liechtensteinische Delegation, die Ende Juli an und Vertreter beider Seiten in Washington zusammen. den Special Olympics teilnahm. Mary-Jean Thompson, Dieser Dialog soll neue Wege finden, wie der Handel Honorarkonsulin in Portland, Oregon, hat sich beson- zwischen beiden Seiten verbessert werden könnte, als ders verdient gemacht durch die Vermittlung von Prak- auch eine Plattform bieten, um das geplante TTIP-Ab- tika für Architekturstudenten der Universität Liechten- kommen zu diskutieren. Von EFTA-Seite nahmen Mitar- stein. Der Austausch findet sowohl auf der Ebene der beiterinnen und Mitarbeiter des Sekretariats in Genf teil, Studenten als auch der Fakultät statt. In Chicago be- unter anderem Generalsekretär Kristinn Arnason sowie fasste sich Honorarkonsul Paul Donahue vor allem mit Vertreter der vier EFTA-Staaten. Liechtenstein wurde der Pflege der guten Kontakte mit verschiedenen Uni- durch Botschafter Peter Matt und Matthew Keller ver- versitäten (es bestehen bereits Verbindungen zur Uni- treten. Dan Mullaney, der stellvertretende US-Handels- versität Liechtenstein, sowohl auf Studenten- als auch beauftragte und Chefunterhändler für TTIP, traf sich mit Fakultätsebene). der Gruppe und gab einen Überblick über den Stand der Im Juni trafen die Honorarkonsuln S.D. Prinz Alois Verhandlungen. Die EFTA-Vertreterinnen und Vertreter von Liechtenstein in New York, der den Vereinten Na- brachten die weitreichenden Auswirkungen von TTIP tionen aus Anlass der 25-jährigen Mitgliedschaft einen zur Sprache und dass diese unter Umstände für jene Besuch abstattete. Sie hatten Gelegenheit, am Vortrag EFTA-Länder diskriminierend sein könnten, die zugleich S.D. des Erbprinzen im UNO-Gebäude sowie an einem EWR-Mitglied sind. Dies, da sie gezwungen wären, alle Empfang in der Residenz teilzunehmen. regulatorischen Änderungen ebenfalls zu übernehmen. Am 3. November fand ein Treffen mit allen vier Ho- Es wurde vorgeschlagen, ein Treffen für Experten in Sa- norarkonsuln in der Botschaft in Washington statt. Nebst chen Regulierungsthemen zu planen, um diese Frage im Informationen über Entwicklungen des laufenden Jahres Detail zu diskutieren. Es sind derzeit mehrere Studien im in Liechtenstein konnten die Honorarkonsuln an einem Gange, welche zeigen sollen, wie die Wirtschaft der je- von der Botschaft gesponserten Anlass zum Thema Um- weiligen EFTA-Staaten auf das TTIP-Abkommen reagie- weltkonferenz Paris (COP 21) im Center for Strategic and ren wird. Herr Mullaney wurde darüber informiert, dass International Studies (CSIS) teilnehmen. dies ein äusserst schwieriges Unterfangen ist, nachdem zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal feststeht, wie Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) TTIP letzten Endes aussehen wird. Ein Konsens ist in vielen Bereichen noch völlig offen. Von Seiten Liechten- Die wöchentlichen Treffen des Permanenten Rats wur- steins wurde darauf hingewiesen, dass durch die Zollu- den von der Botschafterin im Rahmen der zeitlichen nion mit der Schweiz viele liechtensteinische Exportgü- Möglichkeiten abgedeckt. Dies bot auch Gelegenheit, ter mit dem Label «Made in Switzerland» versehen sind die Kontakte mit Mitgliedern und Beobachtern der OAS und dass Schweizer Agrarnormen und -regulationen von zu pflegen. Liechtenstein übernommen wurden. Am 30. März fand im Amt für Auswärtige Angele- genheiten ein Treffen mit einem Vertreter von CEJIL Honorarkonsulate (Center for Justice and International Law), statt. Bei CE- JIL handelt es sich um die aktivste und einflussreichste Die vier in den USA tätigen Honorarkonsuln haben ih- Menschenrechtsorganisation in Latein- und Südame- ren Sitz in Macon (Atlanta), Los Angeles, Chicago und rika. Eine erste Kontaktnahme war mit der Botschaft in Portland, Oregon. Ihre Tätigkeit besteht darin, Liechten- Washington einige Wochen nach der Erlangung des Be- stein besser bekannt zu machen, Visibilität zu erreichen obachterstatus Liechtensteins bei der OAS erfolgt. CE- durch Vorträge, die regelmässige Teilnahme an den JIL engagiert sich im Rahmen des Inter-amerikanischen Veranstaltungen des jeweiligen konsularischen Corps Menschenrechtssystems (Kommission und Gerichtshof) sowie die Schaffung Austauschmöglichkeiten in den Be- für Einzelfälle, wenn das lokale Rechtssystem und die re- reichen Kultur und Bildung zu. Honorarkonsul Dr. Bruce gionalen NGOs ihre Mittel erschöpft haben. CEJIL wurde Allen bereitete einen Besuch von Botschafter Christian im Berichtsjahr erstmals von Liechtenstein mit einem Wenaweser in Atlanta vor, im Rahmen dessen dieser Beitrag unterstützt. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Der Jahresbericht 2015 über die strategischen Part- erfolgte ein Gedankenaustausch über die spezifischen | 169 nerschaften mit den Ständigen Beobachterstaaten zeigte liechtensteinischen Interessen, das liechtensteinische auf, dass der Bereich Menschenrechte die grösste Un- Engagement in der Hemisphäre sowie die Zusammenar- terstützung erhält (rund 30 %), gefolgt von Justiz (24 %) beit zwischen den Permanenten Mitgliedern und den Be- und integraler Entwicklung (18.9 %). Innerhalb der obachterstaaten. Seitens des ASG wurden einige seiner Menschenrechtsinstitutionen der Hemisphäre kam die Prioritäten besprochen, darunter Bildungsprogramme Interamerikanische Menschenrechtskommission in den für Jugendliche, virtuelle Kommunikation und Trans- Genuss von 56 % der Beiträge, 29 % gingen an den In- portfragen in der Karibik (in den meisten Fällen wird der teramerikanischen Menschenrechtsgerichtshof, 15 % an effektive Postverkehr zwischen den karibischen Staaten das Interamerikanische Menschenrechtsinstitut und le- über Miami abgewickelt) sowie die bessere Bekanntma- diglich 0.35 % an die Interamerikanische Frauenkom- chung der im OAS-eigenen Museum beheimateten Kunst- mission. Liechtenstein hatte im vergangenen Jahr ein vir- schätze. ASG Méndez bekundete besonderes Interesse tuelles Trainingsprogramm «Gender Justice for Women's für die liechtensteinischen Prioritäten und bedankte sich Rights» unterstützt. Im Berichtsjahr wurde ein Beitrag für das Engagement und die bisher geförderten Projekte. von USD 25'000 für das Projekt «Strengthening Capacity Aufgrund des vor kurzem von den Mitgliedsstaaten ver- of National Machineries for the Advancement of Women abschiedeten Reformprogramms befindet sich die Orga- in participating countries to Advance Gender Mainstrea- nisation in einer Umstrukturierung, sodass die Verwirkli- ming» ausgerichtet. chung der neuen Ziele wohl noch einige Zeit in Anspruch Uruguays ehemaliger Aussenminister Luis Almagro nehmen wird. übernahm am 26. Mai offiziell das Amt des Generalsekre- Am 6. November fand eine Sondersitzung des Per- tärs der Organisation Amerikanischer Staaten. Er löste manenten Rates zur Begehung des 30. Jubiläums der José Miguel Insulza (Chile) ab. Der neue Generalsekre- Inter-Amerikanischen Konvention zur Verhütung und tär will die OAS erneuern und spricht von «notwendi- Bestrafung von Folter statt. Von Seiten Liechtensteins gen und starken Mechanismen». Seine Amtszeit werde wurde die Gelegenheit genutzt, um zum Thema Folter unter dem Motto stehen «mehr Rechte für mehr Men- eine kurze Erklärung abzugeben und auf die liechtenstei- schen». Die Welt habe genug vom «Ausgeschlossenwer- nische Unterstützung des APT-Regionalbüros in Panama den», von politischen, ökonomischen und sozialen Rech- hinzuweisen. ten für nur einige, aber nicht für alle, von Rassismus, Verfolgung, von Vorurteilen und sterilen Antagonismen, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit sagte Almagro in seiner Antrittsrede vor den Botschaf- tern der 34 Mitgliedsländer und der Ständigen Beobach- Im Rahmen von über 40 Anlässen wurden im Berichts- terstaaten. jahr in der Botschaftskanzlei und in der Residenz sowie Bei einem Treffen mit dem Exekutivsekretär der Inter- an Drittorten mehr als 730 Gäste empfangen (Mittag- Amerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) und Abendessen, Informationsveranstaltungen, kleinere konnten am 23. Juni die aussenpolitischen Prioritäten und grössere Empfänge). Liechtensteins im Menschenrechtsbereich dargelegt werden. Exekutivsekretär Emilio Alvarez-Icaza gab ei- 18. bis 22. Januar Besuch von Studenten der Internati- nen Überblick über die Geschichte und Arbeitsweise der onalen Musikakademie in Washing- IACHR. Es wurde vereinbart, dass Liechtenstein künftig ton mit zwei Konzerten. Aufgrund des zu den Treffen mit jenen OAS-Beobachterstaaten einge- erfolgreichen Besuchs erfolgte eine laden wird, die sich besonders engagieren. Einladung der Förderstiftung S&R Ein weiteres Treffen fand mit der Exekutivsekretä- Foundation an die IMA für einen ein- rin der Inter-Amerikanischen Frauenkommission (CIM), wöchigen Besuch in Washington für Botschafterin Carmen Moreno, am 24. Juni statt. Sie Trainingsmodule und Auftritte (gep- bedankte sich unter anderem dafür, dass Liechtenstein lant für März 2016) seine beiden ersten Beiträge an Projekte entrichtete, die 22. Januar Roundtable im International Student sich mit Frauenförderung befassen. House betreffend Diplomatie von Am 23. Juli lud die Botschaft zu einem Arbeitsfrüh- Kleinstaaten stück ein, an dem zehn OAS-Beobachterstaaten teilnah- 23. Januar Besuch in der Thomas Jefferson High men und das dem Zweck diente, die von CEJIL (Center School for Science & Technology mit for Justice and International Law) im September geplante Vortrag vor den Studenten und an- Lancierung der «GQUAL»-Initiative zu unterstützen. Die schliessender Fragestunde Initiative zielt auf Geschlechterparität in internationalen 27. Januar gemeinsame Veranstaltung von CSIS Gremien ab. (Center for Strategic and International Die Botschafterin traf sich am 17. September mit Studies) / Liechtensteinische Botschaft dem neuen stellvertretenden Generalsekretär (vorher im Rahmen des Diplomatic Forum zum Botschafter von Belize in den USA), Nestor Méndez. Es Thema Aussenpolitik der USA ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

170 | 4. Februar gemeinsame Veranstaltung von SAIS Leadership Conference mit Kurzvor- (School of Advanced International Stu- trag über Liechtenstein dies) / Liechtensteinische Botschaft im 23. Juli gemeinsame Frühstücksveranstaltung Rahmen der Serie Championing Women CEJIL (Center for Justice & Internatio- Globally mit Botschafterin Catherine M. nal Law) zum GQUAL-Projekt Russell, US-Aussenministerium 1. September Kurzvortrag mit Fragestunde und Emp- 4. Februar Mentor-Veranstaltung, organisiert von fang für eine internationale Besucher- der Women's Foreign Policy Group gruppe der Universität Zürich (LLM- 20. März Besuch in der Botschaft einer Gruppe Programm) Studenten im Rahmen der «Modell- 18. September 16. Liechtenstein Lounge UNO»-Konferenz in Washington inkl. 30. September Abendessen in der Residenz für den Kurzvortrag über Liechtenstein diplomatischen Beirat der USAFMC 21. März Vortrag vor weiblichen Teilnehmern (US Association of Former Members of eines von der Georgetown University Congress) organisierten Leadership-Training 19. Oktober Empfang in der Residenz für Stabchefs 30. April Mittagessen in der Residenz zum und weitere leitende Kongressmitar- Thema Djihad-Rekrutierung beiter 1. Mai 15. Liechtenstein Lounge 23. Oktober Abendessen in der Residenz für Teil- 6. Mai Besuch in Worcester, MA (Boston) auf nehmer der C200-Konferenz (Commit- Einladung des dortigen World Affairs tee of 200 ist eine internationale Or- Councils inkl. Vortrag ganisation weiblicher Führungskräfte; 12. Mai gemeinsame Veranstaltung von CSIS die Unternehmen der über 400 Mitglie- (Center for Strategic and International der generieren zusammen einen jähr- Studies) / Liechtensteinische Botschaft lichen Umsatz von mehr als USD 1.4 im Rahmen des Diplomatic Forum zum Billionen) Thema Cyber-Security 29. Oktober Empfang in der Botschaft mit Vortrag 13. Mai Vortrag vor einer Gruppe Exil-Tibeta- über Liechtenstein für Teilnehmer des ner im Rahmen einer Trainingsveran- Nuala Pell Leadership Program an der staltung, organisiert vom Institute for Salve Regina University in Rhode Is- Multi-Track Diplomacy land 3. Juni Besuch in Frederick, MD, auf Einla- 16. November Besuch einer Gruppe von 25 Mitglie- dung des UNESCO Center for Peace; dern des Belvoir Officers' Spouses Vortrag vor Studenten und Lehrer- Club in der Botschaft schaft der Frederick High School, Höf- lichkeitsbesuche beim Bürgermeister, Liechtensteinische Besuche in den USA Polizeichef und Präsidenten des Fre- derick Community College Aussenministerin Dr. Aurelia Frick weilte am 17. März in 4. Juni Besuch von Mitgliedern der nationalen Washington, wo sie sich unter anderem mit Senator Ron und internationalen Komittees des Na- Johnson traf, dem Vorsitzenden des Unterausschusses tional Museum of Women in the Arts für Europa im Aussenpolitischen Ausschuss des US-Se- 8. bis 14. Juni Besuch in North & South Dakota – nats, um die Vorteile und Hintergründe für das von Liech- Höflichkeitsbesuche bei den Gouver- tenstein angestrebte Doppelbesteuerungsabkommen mit neuren beider Bundesstaaten, dem den USA darzulegen. Zudem besuchte die Regierungs- Justizminister von North Dakota, der rätin zwei Forschungsinstitutionen, mit denen Liechten- Bürgermeisterin von Pierre, SD, di- stein seit mehreren Jahren enge Beziehungen unterhält verse Interviews mit Medien und Vor- (Georgetown Institute for Women, Peace & Security und trag vor dem World Affairs Council in Center for Strategic and International Studies). Brookings, SD Die Absolventen des LLM-Programms der Universi- 29. Juni Abendessen in der Residenz für Vor- tät Liechtenstein hielten sich am 14. und 15. Mai unter standsmitglieder der Women's Foreign der Leitung von Prof. Francesco Schurr zu einem Besuch Policy Group anlässlich des 20-jäh- in Washington auf. Das von der Botschaft organisierte rigen Jubiläums Programm umfasste einen Besuch im US Supreme Court 16. Juli Abendessen in der Residenz für Vor- und eine Begegnung mit Justice Antonin Scalia, eine Dis- stands- und weitere Mitglieder des kussionsveranstaltung und Austausch mit MBA-Absol- German American Business Council venten der Georgetown University Mc Donough School 20. Juli Besuch einer Gruppe Studenten im of Business, Treffen mit Congressman Jim Sensenbren- Rahmen der Summer International ner und Vertreterinnen und Vertretern des US-Justizmi- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

nisteriums sowie ein Briefing über die Arbeit der Bot- und Vertretern der Politik und Verwaltung auf allen Ebe- | 171 schaft mit abschliessendem Empfang in der Residenz. nen zuzuschreiben. Mit den Mitgliedern der österreichi- Eine Delegation aus Liechtenstein, angeführt von schen Bundesregierung fanden Treffen zu Steuer- und I.D. Prinzessin Nora von und zu Liechtenstein, nahm an Finanzplatzfragen, zur Aussenpolitik und zur justiziellen den Special Olympics World Games in Los Angeles teil, Zusammenarbeit sowie zu den Themen innere Sicher- die vom 25. Juli bis 2. August stattfanden. Rahmenpro- heit, Migration, Kultur, Gesundheit, Familie, Gesellschaft gramm und Unterstützung vor Ort wurden vom dortigen und Verkehr statt. Honorarkonsul Leodis Matthews geboten (weitere Be- Regierungschef Adrian Hasler traf Bundeskanzler richterstattung unter dem Kapitel «Honorarkonsulate»). Werner Faymann (SPÖ) für ein Gespräch unter vier Au- Regierungschef-Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefel- gen über Finanzplatzfragen und empfing Finanzminister hofer weilte vom 5. bis 7. Oktober in den USA. Nebst Dr. Hans Jörg Schelling (ÖVP) in Vaduz, um nationale einem Firmenbesuch bei Ivoclar Vivadent in Amherst, und internationale Entwicklungen im Steuerbereich zu NY, lag der Schwerpunkt des Besuchs bei Treffen mit diskutieren. Der Regierungschef lud zum traditionellen den Senatoren Ron Johnson und John McCain auf der Liechtenstein-Lunch am Europäischen Forum Alp- Diskussion eines möglichen Doppelbesteuerungsabkom- bach, bei dem unter anderem die Vize-Präsidentin der mens zwischen den beiden Ländern. Weitere Programm- EU-Kommission, Kristalina Georgieva, und Österreichs punkte umfassten ein Referat am Center for Strategic Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (ÖVP) teil- and International Studies mit anschliessender Frage- nahmen. stunde und eine Diskussionsrunde mit Mitgliedern des Regierungschef-Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefel- wirtschaftlichen Beratungsteams von Präsident Obama. hofer tauschte sich wiederholt mit Bundesjustizminister Ende Oktober weilten mit Leo Kranz und Stefan Dr. Wolfgang Brandstetter (ÖVP) über aktuelle Entwick- Marxer zwei Vorstandsmitglieder des Liechtenstei- lungen im Justizbereich aus, insbesondere im Strafrecht. nischen Olympischen Komitees in Washington, um an Mit Bundesinnenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) der 20. Generalversammlung der Vereinigung Nationa- fanden ebenfalls mehrere Treffen statt, um die polizei- ler Olympischer Komitees teilzunehmen. Aus diesem An- liche Zusammenarbeit und die Herausforderungen an- lass fand am 27. Oktober in der Residenz ein Mittagessen gesichts der Flüchtlings- und Migrationskrise zu bespre- mit weiteren Vertretern des Österreichischen als auch chen. des Europäischen Olympischen Komitees statt. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick folgte einer Einla- dung von Bundesaussenminister Sebastian Kurz (ÖVP) zu einem Arbeitsgespräch über die gesamte Breite der bilateralen Agenda sowie über gemeinsame europä- ische und internationale Themen. Mit Kulturminister Dr. Liechtensteinische Botschaft in Josef Ostermayer (SPÖ) unterzeichnete die Regierungs- Wien rätin ein Memorandum of Understanding zur verstärk- ten Zusammenarbeit im Kulturbereich. Auf Einladung der Regierungsrätin reiste Bundesministerin Gabriele Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Heinisch-Hosek (SPÖ) für Gespräche über Bildungspoli- Prinzessin von Liechtenstein tik nach Vaduz. Das Memorandum of Understanding zur Führung eines österreichischen Oberstufengymnasiums Der Schwerpunkt der liechtensteinischen Aussenpolitik liegt in Triesen wurde bei dieser Gelegenheit erneuert. auf der Pflege der Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten. Für Regierungsrätin Marlies Amann-Marxer stan- Die Botschaft vertritt die liechtensteinischen Interessen in den im Austausch mit ihren österreichischen Kollegen Österreich im Sinne einer nachhaltigen Politik der Zusam- Verkehrsthemen und der Sport im Vordergrund. Sie traf menarbeit. Das gute Verhältnis zu Österreich konnte weiter Bundesverkehrsminister Alois Stöger zu Gesprächen gefestigt werden. Für anhaltenden Austausch sorgten Fi- über die S-Bahn FL-A-CH und vertrat die liechtenstei- nanzplatz-, Steuer- und Verkehrsthemen. Durch zahlreiche nische Position zum Stadttunnel Feldkirch gegenüber Besuche auf politischer und Verwaltungsebene konnte die der vorarlbergischen Landesregierung. Im Rahmen der enge Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern weiter gemeinsam mit Vorarlberg ausgerichteten Jugendolym- vertieft werden. Die Botschaft nahm auch ihre Rolle als piade (EYOF) und des Fussballländerspiels zwischen Ös- konsularische Anlaufstelle für liechtensteinische Staatsbür- terreich und Liechtenstein tauschte sich die Regierungs- gerinnen und Staatsbürger in Österreich wahr. rätin mit Bundessportminister Gerald Klug (SPÖ) aus. Regierungsrat Dr. Mauro Pedrazzini unterzeichnete Die Beziehungen Liechtenstein – Österreich mit Bundesgesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhau- ser (SPÖ) eine Änderung des Abkommens betreffend die Die guten bilateralen Beziehungen zwischen Liechten- automatische Anerkennung von in Österreich zugelas- stein und Österreich sind zu einem wesentlichen Teil senen bzw. registrierten Human- und Tierarzneimitteln dem regelmässigen Austausch zwischen Vertreterinnen in Liechtenstein. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

172 | Die Aussenpolitische Kommission des Landtags be- Liechtensteinische Botschaft in suchte unter der Leitung von Landtagspräsident Albert Tschechien Frick Wien und Südmähren und erhielt einen Einblick in die Tätigkeit der Botschaft. Es fanden Treffen mit dem Zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf (ÖVP), Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer dem südmährischen Kreishauptmann Dr. Michal Hašek Prinzessin von Liechtenstein und UNO-Vize-Exekutivdirektor Aldo Lale-Demoz statt. Der traditionelle Liechtenstein-Empfang in Wien zu Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Repu- Ehren von Regierungschef Adrian Hasler und Regie- blik nahmen 2009 diplomatische Beziehungen auf. Im Be- rungsrätin Dr. Aurelia Frick bot wie in der Vergangen- richtsjahr konnte die Fortführung der 2010 eingesetzten, heit Gelegenheit zum Austausch mit führenden Vertre- unabhängigen liechtensteinisch-tschechischen Historiker- terinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Medien kommission mit neuem Mandat und in neuer Zusammen- und Wirtschaft. Rund 150 hochrangige Gäste aus Öster- setzung sichergestellt werden. In den offenen Eigentums- reich und Tschechien folgten der Einladung zum Net- fragen konnten keine Fortschritte erzielt werden. Das working mit leitenden Beamten der liechtensteinischen liechtensteinisch-tschechische Doppelbesteuerungsabkom- Verwaltung. men trat in Kraft und stellt die wirtschaftliche Zusammen- Erneut wurde das Format der deutschsprachigen arbeit beider Länder auf eine neue Grundlage. Länder intensiv genutzt, wodurch Liechtenstein in zen- tralen innen- und aussenpolitischen Themen einen privi- Die Beziehungen zwischen Liechtenstein und Tsche- legierten Zugang zu seinen wichtigsten Partnerländern chien erhält. S.D. Erbprinz Alois lud die Staatsoberhäupter Ös- Die Botschaft war um die Stärkung der Beziehung zwi- terreichs, Deutschlands, der Schweiz sowie Belgiens und schen Liechtenstein und Tschechien bemüht. Vermehrt Luxemburgs nach Liechtenstein ein. Gegenstand der Ge- rückte die Zusammenarbeit im Bereich Wirtschaft und spräche waren die Flüchtlings- und Migrationskrise so- Justiz in den Vordergrund. Nach Abschluss der inner- wie die Auswirkungen der digitalen Revolution. Deutsch- staatlichen Verfahren für das Inkrafttreten des liechten- sprachige Treffen fanden auch unter Umweltministern, steinisch-tschechischen DBA trat dieses noch vor der Justizministern, Aussenministern, Finanzministern, Ge- Weihnachtspause in Kraft. sundheitsministern, Innenministern und Wirtschaftsmi- Intensive Bemühungen von Seiten Liechtensteins nistern statt. führten zu einer Einigung auf die Weiterführung der Auf hoher Beamtenebene wurden ein aussenpoli- unabhängigen liechtensteinisch-tschechischen Histori- tischer und ein europapolitischer Dialog durchgeführt. kerkommission. Die Kommission wird sich in neuer Zu- Die Botschaft vermittelte wie in Vorjahren Gespräche sammensetzung der Popularisierung der in acht Bänden zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Verwal- publizierten Erkenntnisse sowie der weiteren Forschung tungen und dem Privatsektor, insbesondere im Bereich zu Themen der gemeinsamen Geschichte widmen. In der Finanzplatzpolitik. den offenen Eigentumsfragen konnten keine Fortschritte erzielt werden. Erstmals nach der politischen Wende Kultur 1989 befasste sich ein tschechisches Gericht mit diesen Fragen. Für Liechtenstein steht weiterhin eine politische Die Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und Öster- Lösung der offenen Eigentumsfragen im Zentrum der reich im Kulturbereich wurde vertieft und mit dem Me- Bemühungen. morandum of Understanding auf eine neue Basis gestellt. S.D. Fürst Hans-Adam II. reiste bei zwei Gelegen- In Liechtenstein fand ein erster Expertendialog zur Kul- heiten nach Tschechien. Auf Einladung des Oberbürger- turvermittlung statt, der in Österreich fortgeführt wird. meisters der Stadt Troppau, Martin Víteček, wohnte der Im Rahmen des Artist-in-Residence-Programms wurde Landesfürst einer Buchpräsentation von Pavel Jurik über die österreichische Fotografin und Bildhauerin Annelies die Familie Liechtenstein bei. Zudem reiste der Landes- Oberdanner vom österreichischen Kulturministerium für fürst zur Weihung der restaurierten Familiengruft ins einen Arbeitsaufenthalt nach Liechtenstein entsandt. südmährische Wranau. Die Besuche zeigten eine starke Erstmals fand an der Buch-Wien ein Poetry Slam der Liechtensteinverbundenheit in jenen tschechischen deutschsprachigen Länder statt, bei dem Liechtenstein Kommunen, die ein gemeinsames geschichtliches und mit dem Autor Daniel Batliner vertreten war. Gleichzei- kulturelles Erbe mit Liechtenstein aufweisen. tig organisierte die österreichische Botschaft in Liech- Mit dem Besuch des tschechischen Justizministers tenstein insgesamt sechs Veranstaltungen. Dr. Robert Pelikán (Ano) bei Regierungschef-Stellver- treter Dr. Thomas Zwiefelhofer konnte die bereits beste- hende gute Zusammenarbeit im Justizbereich weiter ge- festigt werden. Amtsleiter Dr. Martin Frick führte den jährlichen po- litischen Dialog auf Einladung des stellvertretenden Aus- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

senministers Ivo Šrámek in Prag. Bei dieser Gelegen- men verstärkt auf die OSZE-Agenda. Zahlreiche bilaterale | 173 heit richtete Liechtenstein Salongespräche aus, die der Konflikte im OSZE-Raum und die Polarisierung zwischen deutschsprechenden diplomatischen Gemeinschaft in dem Westen und Russland schränkten die Konsensfähig- Prag ein Format bieten, um sich zu aktuellen Themen keit der Organisation deutlich ein. auszutauschen. An der Wirtschaftsuniversität in Prag wurde ein Liechtensteinische Aktivitäten Liechtenstein Business Day unter Beteiligung der Bot- Liechtenstein beteiligte sich an den Arbeiten der OSZE schaft und der in Tschechien tätigen liechtensteinischen in allen drei Dimensionen der Sicherheit: der politisch- Firmen Hilti und Hoval ausgerichtet. Liechtenstein war militärischen Dimension, der Wirtschafts- und Umwelt- auf hoher Beamtenebene an einem Forum zur Doppelbe- dimension sowie der menschlichen Dimension. Am Tref- steuerung an der Wirtschaftsuniversität in Prag vertreten fen der deutschsprachigen Aussenministerinnen und und nahm mit Staatsanwalt Dr. Robert Wallner an einer Aussenminister wurde eine gemeinsame Erklärung ver- internationalen Konferenz zur Korruptionsbekämpfung abschiedet, die in verschiedenen Bereichen der OSZE in Prag teil. Die Konferenz wurde über den EWR-Finan- eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland (Vor- zierungsmechanismus ausgerichtet, den Liechtenstein sitz 2016), Österreich (Vorsitz 2017), der Schweiz (Vor- mitfinanziert. Erneut nahm ein südmährisches Unterneh- sitz 2014) und Liechtenstein in Aussicht stellte. men am Liechtensteiner Investitionsmarkt teil. An den drei regulären Treffen der Parlamentarischen Versammlung nahm jeweils eine Delegation des Liech- Kultur und Bildung tensteinischen Landtags teil, bestehend aus Karin Rüdis- Im Bildungsbereich stellte die deutsche Sprache er- ser-Quaderer, Helen Konzett Bargetze und Sandra Ger- neut ein starkes verbindendes Element dar. Die Bot- ber-Leuenberger. Der Präsident des liechtensteinischen schaft empfing die Gewinner des Preisausschreibens Jugendrates, Brian Haas, beteiligte sich an den OSZE- der «Freundschaft», einer tschechischen Zeitschrift mit Aktivitäten zum Schutz der Jugend vor Radikalisierung. deutschsprachigen Ausgaben für Deutschschülerinnen Neben den Pflichtbeiträgen an die OSZE unterstützte und Deutschschüler, in Wien. Die Zeitschrift hatte Liech- Liechtenstein ausserbudgetäre Aktivitäten der OSZE. tenstein insgesamt fünf Ausgaben gewidmet, in denen Anlassgegeben lag wie in den letzten Jahren ein be- die Geschichte, Kultur und Landschaft Liechtensteins sonderer Fokus auf der Ukraine. Liechtenstein beteili- vorgestellt wurden. Zudem reiste eine Schulklasse des gte sich insbesondere an einem Projekt zur Förderung deutschsprachigen Matyáš-Lerch-Elitegymnasiums aus des nationalen Dialogs in der Ukraine in den Bereichen Brünn auf Einladung des Ministeriums für Äusseres, Bil- Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Men- dung und Kultur nach Wien und Liechtenstein. Es han- schenrechte, um die laufenden Reformbemühungen im delte sich um einen Gegenbesuch, nachdem eine liech- Land auf eine solide Basis zu stellen. Zudem wurde ein tensteinische Schülergruppe im Vorjahr nach Südmähren regionales Projekt zur Korruptionsbekämpfung in Zen- gereist war. Aus kultureller Sicht ist die erstmalige Teil- tralasien unterstützt. Mit liechtensteinischer Beteiligung nahme Liechtensteins an der Prager Quadriennale, dem fand ein Expertentreffen zu Entführungen zum Zweck grössten internationalen Festival für Szenographie und der Lösegelderpressung statt. Eine von Liechtenstein Performance Design mit rund 180'000 Besuchern, als mitgetragene Publikation zum OSZE-Verhaltenskodex Höhepunkt zu nennen. Liechtenstein war mit Künstler zu politisch-militärischen Aspekten der Sicherheit wird Arno Oehri vertreten. derzeit ausgearbeitet.

Serbischer OSZE-Vorsitz und Ministerrat in Belgrad Unter serbischem Vorsitz gewann die OSZE als Akteu- rin in der Ukraine-Krise weiter an Profil und Bedeutung, Ständige Vertretung bei wenn auch die Gräben zwischen Russland und dem We- der OSZE in Wien sten unverändert tief sind. Das 40-jährige Jubiläum der Organisation konnte nicht zur Überwindung dieser Dif- ferenzen genutzt werden. Ein im Vorjahr eingesetztes Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer hochrangiges Expertenpanel forderte eine Rückkehr zu Prinzessin von Liechtenstein einer robusten Diplomatie im Rahmen der OSZE, was jedoch erst mit der Überwindung der Ukraine-Krise zu Liechtenstein beteiligte sich in vielfältiger Weise an den Ar- nachhaltigen Resultaten führen könne. Serbiens Vorsitz- beiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenar- jahr stand am Beginn wie auch am Ende im Zeichen von beit in Europa (OSZE). Das OSZE-Jahr stand weiterhin im terroristischen Anschlägen und war in der zweiten Jah- Zeichen der Ukraine-Krise. Die Sonderbeobachtermission reshälfte von der massiven Flüchtlings- und Migrations- in der Ukraine wurde um ein weiteres Jahr verlängert. Mit bewegung geprägt. Damit rückten Kernfragen der inne- der Flüchtlings- und Migrationsbewegung sowie den Ter- ren Sicherheit verstärkt ins Zentrum der europäischen roranschlägen im OSZE-Raum drängten auch diese The- Sicherheitspolitik im Rahmen der OSZE. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

174 | Die liechtensteinische Delegation am Ministerrat in ble Umsetzung des Safeguards-Zusatzprotokolls erlaubt. Belgrad wurde von Amtsleiter Dr. Martin Frick ange- Liechtenstein hinterlegte seine Ratifikationsurkunde in führt. Die hohe Ministerpräsenz, darunter die Aussenmi- unmittelbarer Folge. Damit wurde die Zusammenarbeit nister der USA, Russlands und die Hohe Vertreterin der mit der IAEO vertraglich auf den neuesten Stand ge- EU, zeugten von der anhaltenden Bedeutung der OSZE bracht und ein Beitrag zur Universalisierung des IAEO- als Dialogplattform. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Kontrollregimes geleistet. in Belgrad deutlich weniger Beschlüsse gefällt (6 gegen- An der 59. IAEO-Generalkonferenz brachte Liechten- über 18 im Vorjahr). Dies repräsentiert die politische stein die Resolutionen zur Umsetzung des Kontrollab- Lage im OSZE-Raum, die von zahlreichen bilateralen kommens zwischen der IAEO und Nordkorea und zu und regionalen Konflikten geprägt ist und angesichts nuklearer Sicherheit mit ein. Zudem unterstütze Liech- der grossen sicherheitspolitischen Herausforderungen tenstein die Resolution zur Anwendung von Sicherungs- keinen Normalbetrieb zulässt. Im Konsens wurden unter massnahmen im Nahen Osten. Die Konferenz stand auch anderem Entscheidungen zur Terrorismusbekämpfung, im Zeichen der erfolgreichen Verhandlungen der fünf zu Jugend und Sicherheit sowie zu gewalttätigem Ex- Ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates und tremismus und Radikalisierung gefällt. Keine Entschei- Deutschland mit Iran über eine umfassende Einigung dungen kamen in der Menschlichen Dimension und der zum iranischen Atomprogramm. Die Einigung ist als Umwelt- und Wirtschaftsdimension zustande. wichtiger diplomatischer Erfolg zu werten.

Implementierungstreffen zur Menschlichen Dimen- Suchstoffkommission sion Die 58. Sitzung der Suchtstoffkommission war von den Am jährlichen zweiwöchigen Überprüfungstreffen der Vorbereitungen der Sondersession der UNO-General- Verpflichtungen der OSZE-Staaten in der Menschli- versammlung zu Drogen 2016 in New York geprägt. chen Dimension präsentierte Liechtenstein sein Engage- Eine erste Entscheidung wurde zu den Modalitäten der ment für Menschenrechte und Demokratie. In der Folge Sondersession gefällt. Zu Kontroversen führte der Ver- wurde eine Einladung an den Direktor des Büros für De- such, gegen den Willen der Weltgesundheitsorganisa- mokratische Institutionen und Menschenrechte, Michael tion das Schmerzmittel Ketamin auf eine internationale Link, nach Liechtenstein ausgesprochen. Zudem rich- Verbotsliste zu setzen. Eine solche Massnahme hätte die tete Liechtenstein zusammen mit anderen Staaten eine Verfügbarkeit des Mittels gerade in humanitären Not- gut besuchte Nebenveranstaltung zur Umsetzung der situationen stark eingeschränkt und konnte erfolgreich «Frauen, Frieden und Sicherheit»-Agenda des UNO-Si- verhindert werden. cherheitsrates aus. Kommission für Verbrechensverhütung und Straf- rechtspflege Die 24. Session der Kommission für Verbrechensverhü- tung und Strafrechtspflege einigte sich unter anderem Ständige Vertretung bei den auf eine Neufassung der Standardminimalregeln zur Vereinten Nationen in Wien Behandlung von Gefangenen («Mandela-Regeln»), die in der Folge von der UNO-Generalversammlung verab- schiedet wurde. Liechtenstein brachte diesen Text mit Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer ein und beteiligte sich aktiv an den Verhandlungen zu Prinzessin von Liechtenstein geschlechtsbezogenen Tötungen von Mädchen und Frauen. Gemeinsam mit der EU und anderen gleichge- Liechtenstein beteiligte sich an den Arbeiten der UNO in sinnten Staaten sprach sich Liechtenstein für die Ab- Wien, insbesondere in der Suchtstoffkommission und der schaffung der Todesstrafe aus. Kommission für Verbrechensbekämpfung und Strafrechts- pflege. Liechtenstein trug auch zu den Arbeiten des UNO- Internationale Anti-Korruptionsakademie Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, der In- Das vierte Vertragsstaatentreffen der Internationalen ternationalen Atomenergiebehörde, der Organisation des Anti-Korruptionsakademie, die ihre Arbeit 2012 in La- Vertrags über das umfassende Verbot von Atomtests sowie xenburg bei Wien aufgenommen hatte, fand mit liech- der Internationalen Anti-Korruptionsakademie bei. tensteinischer Beteiligung in Wien statt. Die IACA ist ein österreichisches Prestigeprojekt, an dem Liechtenstein Internationale Atomenergiebehörde seit Beginn als Mitglied sowie finanziell beteiligt ist. Der Stellvertretende Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Tero Varjoranta, besuchte Liechtenstein. Bei dieser Gelegenheit konnte eine ein- vernehmliche Lösung mit der IAEO und der Schweiz er- zielt werden, die Liechtenstein die zollvertragskompati- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Ständige Vertretung beim Bekämpfung von Extremismus und Radikalisierung | 175 Europarat in Strassburg Seit den Anschlägen von Paris legte das Ministerkomi- tee grössten Wert auf die Bekämpfung von Extremismus und Radikalisierung, die zu terroristischen Akten führen Leiter: Botschafter Dr. Daniel Ospelt können. Ein Unterausschuss des Expertenkomitees ge- gen Terrorismus (CODEXTER) arbeitete in der Folge ein Die Ständige Vertretung in Strassburg vertritt die Interes- Zusatzprotokoll zum Übereinkommen zur Verhütung des sen Liechtensteins beim Europarat. Der Ständige Vertreter Terrorismus aus, das sich mit dem Thema «Foreign Terro- bringt die liechtensteinischen Standpunkte im Ministerko- rist Fighters» befasst. Dieses Protokoll hat die 125. Mini- mitee ein und wirkt an den Beschlüssen mit. Er verfolgt stersession formell verabschiedet. Nebst der Stärkung der auch die Arbeit der anderen Organe der Organisation, rechtlichen Instrumente geht es im Aktionsplan, der eben- wie des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte falls an der Ministersession verabschiedet wurde, insbe- (EGMR), der Parlamentarischen Versammlung (PV) und sondere um konkrete Massnahmen gegen Radikalisie- des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas rung im Bildungswesen, in Strafanstalten und im Internet. (KGRE). Aufgabe des Ständigen Vertreters ist es zudem, die Interessen Liechtensteins gegenüber den anderen 46 Vorsitz im Ministerkomitee Mitgliedsländern sowie Beobachterstaaten zu vertreten. Am Ende der 125. Ministersession hat Belgien den Vor- Der Europarat sieht sich neuen Herausforderungen ge- sitz im Ministerkomitee an Bosnien-Herzegowina über- genüber, wobei die Krise in der Ukraine weiterhin regel- geben. Die Übergabe des Vorsitzes der Ministersession mässig auf der Tagesordnung steht. Zu den neuen Heraus- November bis Mai an Bulgarien fand am 10. November forderungen gehören neben der fehlenden Unabhängigkeit in Strassburg statt. der Justiz in zahlreichen Mitgliedsstaaten auch die Bedro- hung der Pressefreiheit und der Sicherheit von Journalisten Hochrangige Konferenz zur besseren Umsetzung der sowie freie Meinungsäusserung. Akute Themen waren wei- EMRK ter die Flüchtlingskrise und Migration sowie Bekämpfung Am 26. und 27. März fand in Brüssel eine hochrangige des Terrorismus. Konferenz zur besseren Umsetzung der EMRK statt. Für Weitere wichtige Themen waren unter anderem die Liechtenstein nahmen der Ständige Vertreter beim Euro- Weiterverfolgung der Reform des EGMR, die Nachbar- parat, Botschafter Dr. Daniel Ospelt, sowie sein Stellver- schaftspolitik gegenüber den Mittelmeeranrainern und treter, Manuel Frick, teil. Zentralasien sowie die Kooperationsprogramme, die Ein- Liechtenstein beteiligt sich seit Längerem auf poli- gliederung der Roma, die Gleichberechtigung von Frauen tischer und auf Expertenebene an den Arbeiten zur Re- und LGBTI, Kinderrechte, der Kampf gegen Korruption, die form des EGMR. Liechtenstein unterstrich in Brüssel die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit und der Kampf gegen In- Wichtigkeit der Reform des EGMR, der einen zentralen toleranz und Volksverhetzung. Pfeiler des Menschenrechtsschutzes in Europa darstelle. Liechtenstein betonte aber auch, dass die Reformbe- Ministersession mühungen nicht nur beim Gerichtshof ansetzen dürfen, Die 125. Ministersession des Europarats fand am 19. Mai sondern auch die Umsetzung der EMRK und der EGMR- in Brüssel statt. Die liechtensteinische Delegation wurde Urteile verbessert werden müssten. Die nationale Umset- von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick angeführt. Das zung der EMRK in den Vertragsstaaten stelle die wich- Hauptthema der Diskussion während des formellen Teils tigste mittel- und langfristige Massnahme zur Entlastung der Ministersession war die «Geteilte Verantwortung für des EGMR dar. Liechtenstein wies ferner auf seine frei- die demokratische Sicherheit in Europa». Als Hintergrund willigen Beiträge an den EGMR zur Reduktion der Anzahl dienten sowohl der zweite Bericht von Generalsekretär hängiger Fälle sowie für die deutsche Übersetzung des Jagland zum Stand der Demokratie, der Menschrechte Leitfadens zu den Zulässigkeitskriterien hin. und der Rechtsstaatlichkeit in Europa sowie die Erklä- An der Konferenz wurde die Erklärung von Brüssel rung und der Aktionsplan zur Bekämpfung von Extremis- verabschiedet. Sie enthält einen Aktionsplan, der sowohl mus und Radikalisierung, welche zu Terrorismus führen. beim EGMR als auch bei der nationalen Implementie- Während der Ministersession konnte das Zusatzprotokoll rung der EMRK und der Überwachung der Umsetzung zum Übereinkommen zur Verhütung des Terrorismus be- der EGMR-Urteile im Ministerkomitee ansetzt. Inhaltlich treffend «Foreign Terrorist Fighters» verabschiedet wer- wurde erstmals festgehalten, dass der EGMR bei Unzu- den. Zudem wurde der Situation in der Ukraine und in lässigkeits-Entscheiden eine Begründung abgeben soll, Georgien grosse Bedeutung beigemessen. warum die entsprechende Beschwerde als unzulässig Im informellen Teil der Ministersession wurden Be- klassifiziert wird. schlüsse zur Sicherung der langfristigen Effizienz der Europäischen Menschrechtskonvention (EMRK), zur Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Nachbarschaftspolitik des Europarates sowie zur Zusam- Im Berichtsjahr fällte der Gerichtshof 2'441 Urteile, 2 % menarbeit mit der Europäischen Union gefasst. mehr als 2014. Insgesamt wurden 45'576 Fälle juristisch ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

176 | erledigt, 47 % weniger als 2014. Es ergingen 36'314 Ent- zum Schutz der Menschenrechte, die Gleichbehandlung scheidungen durch Einzelrichter, 54 % weniger als im von Mann und Frau, die Rechte von gleichgeschlechtli- vorangegangen Jahr. Die Anzahl hängiger Fälle konnte chen Paaren, Fremdenfeindlichkeit sowie Rassismus und weiter reduziert werden. Ende des Berichtsjahres waren Volksverhetzung. 64'850 Beschwerden hängig, das sind 7 % weniger als Thematische Berichte des Kommissars betrafen die Ende 2014. Gegen Liechtenstein wurden im Berichtsjahr parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste sowie die 13 Beschwerden einer richterlichen Formation zugeteilt, Rechte von intersexuellen Menschen. davon sind nun sechs vor einer richterlichen Formation hängig. Im Berichtsjahr sind zwei Urteile gegen Liech- Europäische Kommission für Demokratie durch Recht tenstein ergangen: A.K. gegen Liechtenstein und Beker- (Venedig-Kommission) man gegen Liechtenstein. Am 3. Juni legte die Venedig-Kommission dem Minister- Nach Ablauf der Mandatsperiode des bisherigen Prä- komitee ihren Jahresbericht für 2014 vor. Als 60. Mit- sidenten aus Luxemburg, Dean Spealmann, wurde Rich- glied ist Kosovo der Venedig-Kommission beigetreten. ter Guido Raimondi aus Italien zum neuen EGMR-Präsi- Die Venedig-Kommission hat Armenien, Bosnien- denten ab dem 1. November gewählt. Herzegowina, Georgien, Mazedonien, Rumänien und die Die Amtszeit des Richters für Liechtenstein, Prof. Dr. Ukraine bei Verfassungsreformen beraten. In der Ukra- Mark E. Villiger, lief am 31. August ab. Der neue Richter ine geht es vor allem um das Zugeständnis einer gewis- für Liechtenstein, Carlo Ranzoni, hat seine Tätigkeit am sen Autonomie für die Ostregionen. 1. September aufgenommen. Die Kommission untersuchte Gesetze und Gesetzvor- haben zum Funktionieren der demokratischen Instituti- Thematische und länderspezifische Debatten onen, zum Schutz der Grundrechte und zur Unabhängig- Im Berichtsjahr gab es thematische Debatten zu Mei- keit und Effizienz der Justiz. nungsfreiheit im Internet, zu Bekämpfung von Extremis- Zudem veröffentlichte die Venedig-Kommission fol- mus und Radikalisierung, die zu Terrorismus führen, zu gende allgemeine Stellungnahmen und Berichte: Schutz Versammlungs- und Vereinsfreiheit zur Flüchtlingskrise der Kinderrechte: internationale Normen und nationale und den Migrationsströmen sowie zur Umsetzung des Gesetzgebung; Richtlinien zur Vereinsfreiheit; Richt- Aktionsplans gegen Extremismus und Radikalisierung. linien zur Rechtspersönlichkeit von Religionsgemein- Der Europarat behandelte ausserdem die länderspe- schaften; Bericht zur Frage der Aufhebung der par- zifischen Situationen der Ukraine, Georgiens sowie der lamentarischen Immunität; Bericht zur Verankerung Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. internationaler Menschenrechtsnormen im nationalen Recht und zur Rolle der Gerichte hierbei. Menschenrechtskommissar Die Venedig-Kommission hilft beim Ausbau der Ver- Der Kommissar war von Seiten der EU gebeten worden, fassungsgerichtsbarkeit, berät die Verfassungsgerichte über Grundrechtsverletzungen in den EU-Staaten zu be- und verteidigt ihre Unabhängigkeit. richten. Die häufigsten Menschenrechtsverletzungen Die Kommission äusserte sich zur Wahlgesetzgebung betrafen nach seinen Feststellungen das Recht auf Le- in Bulgarien, Kirgistan und der Republik Moldau und be- ben, das Verbot der Folter und das Fehlen effizienter riet die Parlamentarische Versammlung bei ihren Wahl- Untersuchungen sowie das Recht der Opfer, ihren Fall beobachtungen. Die Kommission erstellte Gutachten vor Gericht zu bringen. Viele Haftanstalten sind über- zum Parteiengesetz von Malta und Serbien. füllt, die Haftbedingungen menschenunwürdig. Einige Die Kommission beriet Jordanien, Marokko und Tu- EU-Länder zeigten wenig Bereitschaft, Menschenrechts- nesien bei der Gesetzgebung und half Tunesien bei der verletzungen anlässlich der geheimen Unterbringung neuen Verfassung. Ägypten, Libanon und Libyen zeigten und Folter von Terrorverdächtigen durch den ameri- sich interessiert. Auch Kasachstan, Kirgistan, Tadschiki- kanischen Geheimdienst CIA auf ihrem Hoheitsgebiet stan und Usbekistan suchten den Rat der Venedig-Kom- nachzugehen. Probleme gab es auch bei der Unterbrin- mission. Mit Turkmenistan gab es eine gewisse Zusam- gung und Achtung der Rechte von illegalen Einwander- menarbeit. Die Kommission arbeitet zudem mit Ländern ern und Asylbewerbern, der Benachteiligung der Roma, in Lateinamerika zusammen. den Rechten von Behinderten und Kindern. Menschen mit geistigen oder psychischen Behinderungen wurden Europäische Kommission gegen Rassismus und Into- mancherorts in Anstalten weggesperrt. Kinder würden leranz (ECRI) oft Opfer von Gewalt. Die EU könnte nach Meinung des In ihrem vom Ministerkomitee am 16. September zur Kommissars mehr tun, auch wenn ihre Grundrechts- Kenntnis genommenen Jahresbericht 2014 äusserte agentur in Wien an sich gute Arbeit leistet. Bei Besu- ECRI Besorgnis über gewisse Entwicklungen und Ten- chen in zahlreichen Europaratsländern ging es eben- denzen: Volksverhetzung im Internet; ungenügende fi- falls um solche Probleme, darüber hinaus auch um die nanzielle und personelle Ausstattung der Dienststellen, Medienfreiheit, die Einschränkung der Menschenrechte die Rassismus und Intoleranz bekämpfen sollen sowie im Kampf gegen den Terrorismus, nationale Strukturen mitunter deren Zusammenlegung mit Dienststellen, die ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

über die Menschenrechte wachen, weil dadurch Fach- Mit Kirgistan wurden Gespräche aufgenommen. In ihrer | 177 kompetenz verloren gehe; ungenügende Erfassung von vierten Evaluierungsrunde untersuchte GRECO die Vor- Fällen von Rassismus und Intoleranz, da viele Opfer sich kehrungen gegen Korruption in Aserbaidschan, Bulga- scheuen, Anzeige zu erstatten, um nicht ausgewiesen rien, Deutschland, Griechenland, Irland, Litauen, Malta, zu werden; Mängel in der Erziehung der Jugend zur To- Montenegro, Serbien und Ungarn. Für folgende Länder leranz und ungenügende Bemühungen, das Bewusst- wurden die Ergebnisse der Überprüfung in Berichtform sein von Journalisten, Polizisten und Staatsanwälten zu veröffentlicht: Albanien, Aserbaidschan, Belgien, Däne- wecken; missbräuchliche Berufung auf Gesetze gegen mark, Irland, Kroatien, Litauen, Malta und Norwegen. Volksverhetzung, um bestimmte Bevölkerungsgruppen Schwerpunkt der Arbeit war das Bemühen, das Bewusst- zu diskriminieren; wachsender Antisemitismus und Ne- sein von Parlamentsabgeordneten, Staatsanwälten und onazi-Gruppen; unbegründete Ängste vor einer Islami- Richtern zu stärken, da ihnen beim Kampf gegen Korrup- sierung Europas; Ablehnung von LGBTIs; fortdauernde tion eine Schlüsselfunktion zukommt. Die Feststellungen Diskriminierung der Roma; ungenügende Bereitschaft, von GRECO ergaben, dass es in fast allen europäischen die wachsende Flut von Flüchtlingen über das Mittel- Ländern nach wie vor zu Korruption kommt, obwohl die meer und aus dem Nahen Osten aufzunehmen; Befürch- gesetzlichen Vorschriften zur Bekämpfung von Korrup- tung angesichts der Wirtschaftskrise, dass Flüchtlingen tion aufgrund internationaler Normen und internationa- als billige Arbeitskräfte den Einheimischen die Arbeits- len Drucks in vielen Ländern erheblich verschärft, aber plätze wegnehmen; Zunahme rechtsextremer Parteien, leider nicht immer umgesetzt wurden. Auf einer von Ös- die Einwanderung ablehnen. terreich, Monaco und der Antikorruptionsakademie IACA unterstützten Konferenz in Laxenburg (Österreich) wur- Expertenausschuss zur Bewertung von Massnahmen den bisher festgestellte Tendenzen erörtert. Es wurde gegen Geldwäsche und Terrorismus-Finanzierung betont, dass ethisches Verhalten nicht nur die Einhaltung (MONEYVAL) von Verboten, sondern vielmehr die innerliche Bejahung Am 17. Juni legte Anton Bartolo, der Vorsitzende von bestimmter Wertvorstellungen bedeute. MONEYVAL, dem Ministerkomitee seinen Jahresbericht GRECO bemüht sich derzeit um eine klarere gesetz- für 2014 vor. liche Definition von Interessenkonflikten, eine deut- Von den seit Beginn des Jahres 2014 evaluierten 33 lichere Beschreibung korruptionsanfälliger Situationen, Rechtssystemen wurden 22 aktiv überprüft. Es ist MO- eindeutige Regelung von Parteienfinanzierung, die Ein- NEYVAL gelungen, in seinen Mitgliedsstaaten eine bes- führung einer Pflicht für Politiker und bestimmte Berufs- sere Anpassung der Rechtsvorschriften an internationale gruppen, ihre Vermögensverhältnisse offenzulegen, so- Normen zu erreichen, um Geldwäsche und Terrorismus- wie die Zulassung der Möglichkeit, sich von dritter Seite finanzierung zu verhindern. Die tatsächliche Anwendung in Korruptionsfragen beraten zu lassen. der einschlägigen Vorschriften lässt aber noch zu wün- Die fünfte Evaluierungsrunde zielt auf die Bekämp- schen übrig, auch wenn viel getan wurde, um die Konten fung von Korruption in Regierungskreisen und in der ört- von Personen einzufrieren, die dem IS nahestehen. Poli- lichen Verwaltung. zei und Staatsanwaltschaft sind aufgefordert, wesentlich mehr zu tun, um Dritte vor Gericht zu bringen, die im Parlamentarische Versammlung (PV) Auftrag anderer Geld waschen, und um eine Konfiszie- Über die Themen der vier Sessionen und zu den inhalt- rung der Gelder zu erreichen. liche Aspekten wird auf den Jahresbericht der PV-Dele- Angesichts des IS-Terrors geniesst der Kampf gegen gation verwiesen. Der Landtagsabgeordnete Gerold Bü- Terrorismusfinanzierung derzeit höchste Priorität. Alle chel (Delegationsleiter) und die Landtagsabgeordnete Mitglieder wurden gebeten, zu berichten, was sie dage- Judith Oehri nahmen an den Sessionen teil soweit sich gen unternommen haben und ob sie der UNO Personen keine Überschneidung mit den Landtagssitzungen er- gemeldet haben, die das Land verlassen haben, um sich gab. Andernfalls vertrat der stellvertretende Landtagsab- dem IS anzuschliessen. Es soll ferner berichtet werden, geordnete Rainer Gopp den Delegationsleiter. welche Regelungen getroffen wurden für den Fall, dass In der Januarsession verurteilte die Versammlung den Terroristen Lösegelder gezahlt wurden. erneut die russische Unterstützung der Separatisten in Vom 8. bis am 11. Dezember fand die 49. Plenarsit- der Ostukraine und bestätigte den bereits an der April- zung von MONEYVAL statt. An dieser wurde Daniel The- session 2014 beschlossenen Entzug des Stimmrechts lesklaf, Leiter der Stabsstelle Financial Intelligence Unit der russischen Delegation. Zudem darf Russland nicht (FIU), zum neuen Vorsitzenden ernannt. im Präsidium der Versammlung und in bestimmen Ko- mitees vertreten sein, keinen Berichterstatter ernennen, Staatengruppe gegen Korruption (GRECO) nicht an Wahlbeobachtungen teilnehmen und weder die Am 17. Juni legte Marin Mrčela, der Vorsitzende von Versammlung in Gremien des Europarats noch in ande- GRECO, dem Ministerkomitee seinen Jahresbericht für ren externen Institutionen vertreten. Neben rund 20 Be- 2014 vor. GRECO hat derzeit 49 Mitglieder: die 47 Staa- dingungen wurde Russland insbesondere aufgefordert, ten des Europarats plus die USA und Weissrussland. die inhaftierte ukrainische Pilotin und PV-Abgeordnete ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

178 | Nadija Sawtschenko umgehend freizulassen. An den fol- senansturm von Flüchtlingen dürfe nicht zu politischen genden Sessionen wurden diese Sanktionen bestätigt. In Zwecken ausgenutzt werden. der Folge verzichtete die russische Delegation freiwillig Die sonstigen Punkte der Plenarsitzung betrafen un- auf eine Teilnahme an der Arbeit der Versammlung. ter anderem Richtlinien zur Verhütung von Radikalisie- An der Sommersession wurde die bisherige Stellver- rung und Volksverhetzung auf kommunaler und regio- tretende Generalsekretärin des Europarats, Frau Gabri- naler Ebene; Förderung aktiver Bürgerbeteiligung durch ela Battaini-Dragoni, für eine fünfjährige Amtszeit ab Partnerschaften mit Vereinen der Zivilgesellschaft; Be- dem 1. September wiedergewählt. An der Herbstsession mühungen um eine verständlichere Sprache der Ge- wurde Wojciech Sawicki als Generalsekretär der Ver- meinden und Regionen gegenüber jungen Menschen; sammlung wiedergewählt. Folgen der Herabsetzung des Wahlalters auf 16 auf die Beteiligung Jugendlicher auf kommunaler und regio- Kongress der Gemeinden und Regionen (KGRE) naler Ebene; Bekämpfung der wachsenden Frauenar- Vom 24. bis 26. März hielt der Kongress seine Früh- mut; Kinderrechte in Zeiten sparsamer Budgetpolitik; jahrssession ab. Liechtenstein war durch Frau Susanne Arbeitsbedingungen kommunaler und regionaler Wahl- Eberle-Strub (Vizebürgermeisterin Vaduz) sowie durch beamten; geänderte Spielregeln für Politiker durch neue Frau Eva Johann-Heidegger (Vizevorsteherin Triesen) elektronische Hilfsmittel. vertreten. Generalsekretär Andreas Kiefer wurde für eine Die Kammer der Gemeinden nahm zudem Berichte weitere Amtsperiode per Akklamation wiedergewählt. über die Kommunalwahlen in Albanien und der Repu- Die beherrschenden Themen waren das Bemü- blik Moldau sowie Berichte über den Stand der kommu- hen um Achtung der Menschenrechte auf kommunaler nalen Selbstverwaltung in Luxemburg und Montenegro Ebene, die Eingliederung von Zuwanderern sowie die und neue Formen kommunaler Verwaltung zur Kenntnis. Verhütung von Diskriminierung und sozialer Ausgren- zung. Weitere Punkte waren: Budget des Kongresses für Weltforum für Demokratie 2016 bis 2017; Dezentralisierungsaussichten im Verei- Vom 18. bis 20. November fand in Strassburg das vierte nigten Königreich; Teilnahmeberechtigung von im Aus- Weltforum für Demokratie statt. Das Thema lautete: land lebenden Staatsbürgern an Kommunal- und Regio- «Frieden statt Kontrolle: für eine demokratische Ant- nalwahlen; die Verantwortung der Städte und Regionen wort». Es ging darum, in einer vom Terrorismus be- Europas für die Achtung der Rechte von LGBTI; Dring- drohten demokratischen Gesellschaft ein Gleichgewicht lichkeitsdebatte betreffend die Reaktion auf zunehmende zwischen Sicherheit und Freiheit zu finden. Kann die De- Radikalisierung in den Städten und Regionen Europas: mokratie wachsenden Ängsten in der Bevölkerung wirk- Bekämpfung von Terrorismus, Antisemitismus, Islamo- sam durch aktive verantwortungsvolle Bürgerbeteiligung phobie und Volksverhetzung; kommunale und regionale begegnen? Lassen sich Gefahren für die öffentliche Si- Demokratie in Griechenland, Polen und Norwegen; Kri- cherheit eindämmen, ohne individuelle Freiheitsrechte terien für Bewerber um ein Amt in der Gemeinde oder einzuschränken. Fast 2'000 Teilnehmer aus etwa 100 Region. Ländern waren gekommen: Politikerinnen und Politiker, Themen der Kammer der Gemeinden waren: Bewah- Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft und rung jüdischer Friedhöfe – eine kommunale Aufgabe der Medien sowie Jugendliche. sowie eine Dringlichkeitsdebatte zum Thema «Europas Städte angesichts der terroristischen Bedrohung». Gedenkfeiern Vom 20. bis 22. Oktober fand die Herbstsession des Am 26. Januar wurde in einer Gedenkfeier der Befrei- Kongresses statt, an der für Liechtenstein die Vorsteher ung des Konzentrationslagers Ausschwitz gedacht. Ge- Donath Oehri (Gamprin) und Norman Wohlwend (Schel- neralsekretär Jagland betonte die Bedeutung dieser Ge- lenberg) teilnahmen. Hauptthemen waren die Reaktion denkveranstaltung, da es vermutlich das letzte Mal sein der Kommunen auf die Flüchtlingskrise sowie Bemü- werde, dass Überlebende des Vernichtungslagers der hungen zur Vermeidung von Diskriminierung und zur Nachwelt berichten konnten und weil ein Zeichen ge- gesellschaftlichen Integration aller Bevölkerungsgrup- gen den zunehmenden Antisemitismus gesetzt werden pen. Zur Aufnahme von Flüchtlingen in Europa betonte müsse. der Kongress in einer Erklärung, dass alle Staaten Euro- Am 26. April fand die 70-Jahrfeier der Befreiung des pas die Flüchtlingskrise solidarisch unter Achtung des Konzentrationslagers Natzwiller-Struthof in Anwesen- Asylrechts und der Menschenwürde gemeinsam bewäl- heit von Präsident Hollande statt. Der Struthof war das tigen müssen. Vor allem an der Aufnahme der syrischen einzige KZ auf französischem Boden. An dieser sehr be- Kriegsflüchtlinge müsse sich Europa voll beteiligen. Den wegenden Zeremonie nahmen auch ehemalige Inhaf- Gemeinden und Regionen in ganz Europa obliege es in tierte teil. erster Linie, mit Hilfe der Zivilgesellschaft für die Un- Am 29. April erinnerte Generalsekretär Jagland das Mi- terbringung und Betreuung von Flüchtlingen zu sorgen nisterkomitee an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 und dadurch die Nachbarländer Syriens und die Grenz- Jahren, was schliesslich zur Gründung des Europarats und gemeinden auf der Balkanroute zu entlasten. Der Mas- zur Ausarbeitung der EMRK geführt habe. Unter Bezug ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

auf die zahlreichen Gedenkveranstaltungen aus Anlass der Reform. Höhepunkte im Jahr 2015 waren Liechtensteins | 179 Befreiung Europas vom Nationalsozialismus im Mai 1945 erfolgreiche Initiative für einen Sicherheitsrats-Verhaltens- würdigte der Generalsekretär auch den Anteil der sowje- kodex bei Massenverbrechen, das Gipfeltreffen zur nach- tischen Streitkräfte am Sieg über Nazi-Deutschland. haltigen Entwicklung, Fortschritte bei der Ratifikation der Am 9. Mai gedachte der Europarat in einer Zeremo- ICC-Statutszusätze zum Verbrechen der Aggression sowie nie vor dem Europapalais an das Ende des Zweiten Welt- der Abschluss der Vorlesungsreihe zum Thema «Frauen, kriegs. Frieden und Sicherheit». Zu diesen und anderen Anlässen, insbesondere zum 25. Jubiläum des UNO-Beitritts, waren Freiwillige Beiträge für Projekte des Europarats Besuche hochrangiger liechtensteinischer Vertreterinnen Besondere Schwerpunkte der liechtensteinischen Aus- und Vertreter in New York zu verzeichnen. senpolitik sind die Stärkung der Demokratie und Rechts- staatlichkeit sowie die Wahrung der Menschenrechte. Finanzplatzrelevante Themen Deshalb unterstützte Liechtenstein im Berichtsjahr fol- Liechtenstein setzte sich im Rahmen der Gruppe gleich- gende Projekte des Europarats mit finanziellen Beiträgen gesinnter Staaten weiterhin für mehr Transparenz und aus der IHZE mit insgesamt CHF 80'000: CHF 70'000 faire Verfahren im Rahmen der diversen Sanktionenre- zur Unterstützung des Aktionsplans in der Ukraine und gimes des Sicherheitsrates ein. Die Gruppe konnte den CHF 10'000 für das Internationale Beratergremium für Sicherheitsrat zum Jahresende dazu bewegen, die Posi- die Ukraine zur Untersuchung der Vorfälle auf dem Mai- tion der Ombudsperson der ISIL- / Al-Qaida-Sanktionen dan-Platz und in Odessa. Zudem wurde ein Beitrag von zu verbessern. Die Gruppe fordert ausserdem, dass bei CHF 20'000 zur Einrichtung einer internationalen Platt- anderen Sanktionen ebenfalls die hohen rechtsstaatli- form zum Schutz von Journalisten gewährt sowie CHF chen Standards des Systems der Ombudsperson ange- 5'000 für ein spezielles IT-Projekt der PV. wendet werden sollen. Fragen der internationalen Ko- operation in Steuerangelegenheiten spielten in diesem Teilnahme an Sitzungen Jahr nur eine geringe Rolle und beschränkten sich in Neben der 125. Ministersession in Brüssel fanden 36 Sit- erster Linie auf die Diskussionen zur neuen Agenda für zungen des Ministerkomitees auf Botschafterebene ein- nachhaltige Entwicklung. Liechtenstein nahm an gele- schliesslich der Sitzungen zur Umsetzung der Urteile des gentlichen Treffen der Global Governance Group (3G) EGMR statt. Als Vorsitzender des Kunstausschusses (C- teil, die sich für mehr Transparenz in den Arbeiten der ART) leitete der Ständige Vertreter drei Sitzungen des- G-20 einsetzt. Die Ständige Vertretung startete zudem selben. Er nahm ausserdem an vier Sitzungen des Ver- eine Initiative zur Stärkung der Zusammenarbeit von waltungsrats und drei Sitzungen des Aufsichtsratsrats Staaten mit dem Internationalen Strafgerichtshof im Be- der Entwicklungsbank des Europarats (CEB) in Paris so- reich Finanzuntersuchungen. Dazu wurde unter ande- wie an einer gemeinsamen Sitzung beider Organe in Ber- rem ein Workshop in Den Haag organisiert, an dem die lin teil. Eine Teilnahme erfolgte auch an den vier Sessi- liechtensteinische Financial Intelligence Unit teilnahm. onen der PV und an den zwei Plenarsessionen des KGRE sowie am vierten Weltforum für Demokratie. Nachhaltige Entwicklung (Gipfeltreffen) Am Nachhaltigkeitsgipfel im September verabschie- Doyen des diplomatischen Corps in Strassburg deten die Mitgliedstaaten die Agenda 2030 für nachhal- Mit der Funktion des dienstältesten Botschafters (Doyen) tige Entwicklung. Liechtenstein war durch Regierung- ist für den Ständigen Vertreter eine Vielzahl von proto- schef Adrian Hasler vertreten. In den Verhandlungen kollarischen Aufgaben angefallen, einschliesslich der zur Agenda setzte sich Liechtenstein besonders bei den Antritts- und Abschiedsbesuche von Botschaftern. Themen Rechtstaatlichkeit und Gleichstellung der Frau ein sowie für einen effektiven Mechanismus zur Über- prüfung der Umsetzung der Agenda. Mit Erfolg: Rechts- staatlichkeit wurde in der Agenda als «essenziell» für die Realisierung von nachhaltiger Entwicklung bezeichnet Ständige Vertretung bei den und in mehreren konkreten Zielvorgaben verankert. Die Vereinten Nationen in New York Gleichstellung von Frauen und Mädchen wurde als eines der 17 Nachhaltigkeitsziele definiert. Betreffend Über- prüfung wurden erste Weichen gestellt, um sicherzustel- Leiter: Botschafter Dr. Christian Wenaweser len, dass diese nicht nur den Regierungen überlassen wird, sondern dass UNO-Organisationen und andere in- Die Ständige Vertretung engagierte sich aktiv in den prio- ternationale Organisationen sowie Vertreter der Zivilge- ritären Bereichen mit besonderem Augenmerk auf finanz- sellschaft, der Privatwirtschaft und weiterer Interessens- platzrelevante Entwicklungen, nachhaltige Entwicklung, gruppen gleichermassen teilnehmen können. Menschenrechte, Völkerrecht (Internationaler Strafge- Wichtiger Bestandteil der Agenda 2030 ist die Addis- richtshof ICC), den Schutz von Zivilisten und die UNO- Abeba-Aktionsagenda für Entwicklungsfinanzierung. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

180 | Diese betont die Notwendigkeit offizieller Entwicklungs- teren Ländern statt (Afghanistan, Irak, Kolumbien, Ge- hilfe, mahnt jedoch auch stärkere Effizienz in der Ver- orgien, Guinea, Nigeria, Ukraine und Palästina). Im Be- wendung der Mittel ein und fordert die Staaten auf, die richtsjahr wurden zwei Verdächtige überstellt, der seit Rahmenbedingungen für private Investitionen zu verbes- vielen Jahren gesuchte LRA-Kommandanten Dominic sern. Ongwen (Uganda, angeklagt wegen Kriegsverbrechen), sowie Ahmad Al Faqi Al Mahdi (Mali, Zerstörung von Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung Kulturgütern). Nach dem Rückzug der Anklage gegen Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Arbeiten des Kenias Präsidenten Kenyatta geriet auch das Verfahren Dritten Ausschusses der Generalversammlung, der sich gegen Vizepräsident Ruto ins Stocken. mit Menschenrechten befasst. Im Mittelpunkt standen Die ICC-Vertragsstaatenversammlung (ASP) stand dabei erneut die Resolutionen zur Situation in einzel- erneut im Zeichen starker Kritik am Gericht, insbeson- nen Ländern (insbesondere Syrien); auch die Reso- dere seitens Kenias, das gewisse Änderungen der Ver- lution zum Thema Folter sowie jene zum Schutz von fahrensregeln forderte. Liechtenstein nahm in den Ver- Menschenrechtsverteidigern sorgten für schwierige Ver- handlungen zu diesem Thema eine aktive Rolle ein handlungen. Das Thema Sexualität sorgte bei mehreren (insbesondere als Sprecher der westlichen Staaten). Resolutionen für langwierige Diskussionen: Während Aufgrund von Austrittsdrohungen afrikanischer Staa- Formulierungen zu sexueller und reproduktiver Gesund- ten mussten letztendlich formell grosse Zugeständnisse heit und reproduktiven Rechten in der Generalversamm- gemacht werden, die jedoch in der Praxis des Gerichts lung allmählich konsensfähig werden, blieben Forde- keine Auswirkungen haben dürften. Langwierige Bud- rungen nach umfassender Sexualerziehung umstritten. getverhandlungen führten zwar zu einem Budgetzu- Liechtenstein unterstützte das Büro des UNO-Hoch- wachs gegenüber dem Vorjahr (plus 6.8 %), den die Zi- kommissars für Menschenrechte in dem Bemühen, die vilgesellschaft und das Gericht aber als unzureichend Budgetkrise des Büros in den Griff zu bekommen, das kritisierten. Liechtenstein organisierte zwei erfolgreiche nur zur Hälfte durch Pflichtbeiträge der Mitgliedstaaten Nebenveranstaltungen (zu den Themen Aggressionsver- finanziert wird. Das Büro plant ausserdem, seine Arbei- brechen bzw. Finanzermittlungen). ten stärker zu dezentralisieren. Mehrere Staaten fürch- Liechtenstein setzte sich weiter stark für die Ratifi- teten den Abbau der bereits bestehenden Regionalbü- kation der Statutszusätze von Kampala zum Verbrechen ros, andere sahen den Vorschlag als nicht ausreichend der Aggression ein. Die Zahl der Ratifikationen stieg auf begründet. Eine Entscheidung über die Initiative wurde 26 (zuletzt Finnland, Litauen, Schweiz). Die noch ausste- daher auf 2016 verschoben. henden vier Ratifikationen, die für die Aktivierung der Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick vertrat Liechten- Gerichtsbarkeit des ICC über Aggressionsverbrechen ge- stein bei der Eröffnung der Kommission über die Rechts- braucht werden, sollten im ersten Halbjahr 2016 erreicht stellung der Frau, dem weltweit wichtigsten und grössten werden. Bei einer von Liechtenstein einberufenen Stra- Gremium zum Thema Frauenrechte. Im Mittelpunkt tegiebesprechung an der Universität Princeton im Som- stand das 20-jährige Jubiläum der Aktionsplattform von mer diskutierten gleichgesinnte Staaten das weitere Vor- Beijing, das detaillierte Vorgaben für Staaten, die UNO gehen. und andere Akteure enthält, um Diskriminierung aufzu- Das von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick koordi- heben und frauenfördernde Programme zu etablieren. nierte informelle Ministernetzwerk zum ICC (IMN) traf Die Ständige Vertretung setzte ihre seit fast drei Jah- sich erneut am Rande der Generalversammlung in New ren andauernde Veranstaltungsserie zur Sicherheits- York. Die 30 Mitglieder des Netzwerks nahmen einen ratsagenda zu Frauen, Frieden und Sicherheit fort; im von Liechtenstein vorbereiteten Aktionsplan an, der zur Oktober wurde sie anlässlich des 15. Jubiläums von Re- weltweiten Ratifikation des Römer Statuts aufruft und die solution 1325 des Sicherheitsrats abgeschlossen. Eine Minister und Ministerinnen anregt, sich dafür in bilate- vom Generalsekretär in Auftrag gegebene Globale Studie ralen Zusammenkünften einzusetzen. Am 17. Juli (Tag zur Umsetzung der Resolution 1325 forderte unter ande- der internationalen Justiz) gelang es, einen Zeitungsar- rem stärkere Massnahmen gegen Gewalt gegen Frauen tikel im Namen von Aurelia Frick und 15 weiteren Mini- sowie eine bessere Teilhabe von Frauen an Friedensver- sterinnen und Ministern in der deutsch-, italienisch- und handlungen. französischsprachigen Presse zu platzieren sowie online in der Huffington Post. Internationaler Strafgerichtshof (ICC), Rechtsstaat- Liechtenstein setzte sich in verschiedenen Foren lichkeit stark für rechtsstaatliche Prinzipien ein, und koordinierte Liechtenstein setzte sich weiter aktiv für die Belange im Sechsten Ausschuss der Generalversammlung ge- des Internationalen Strafgerichtshofes (ICC) ein. Der Ge- meinsam mit Mexiko, die Resolution zu diesem Thema. richtshof unterhielt 2015 aktive Untersuchungen zu neun Situationen in verschiedenen afrikanischen Ländern (un- UNO-Reform ter anderem Kenia, Libyen, Demokratische Republik Inhaltlicher Höhepunkt des Jahres war Liechtensteins Kongo, Sudan). Voruntersuchungen fanden in acht wei- Initiative für einen Sicherheitsrats-Verhaltenskodex bei ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Massenverbrechen. Die Ständige Vertretung leitete die werden. Sie forderte stärkere Unterstützung für den In- | 181 Arbeiten am Entwurf des Textes und koordinierte die ternationalen Strafgerichtshof (ICC) und nahm zur Mi- Lobbying-Arbeit mit gleichgesinnten Staaten. Regie- grationskrise Stellung. Dabei betonte die Aussenministe- rungsrätin Dr. Aurelia Frick lancierte den Kodex am rin, dass diese letztlich nicht regional, sondern nur global 23. Oktober in New York anlässlich des 70-jährigen Ju- zu lösen sei. Die grosse Mehrheit der vertriebenen Men- biläums der UNO-Charta. 104 Staaten waren dem Ko- schen halte sich in Ländern nahe den jeweiligen Krisen- dex zu diesem Zeitpunkt beigetreten, darunter die Veto- gebieten auf. mächte Frankreich und Grossbritannien. Diese Staaten Das Thema Flüchtlingsströme trat zunehmend in den bekennen sich dazu, zeitnahe Massnahmen gegen Mas- Mittelpunkt der Arbeiten der Generalversammlung. Das senverbrechen zu unterstützen und insbesondere nicht UNO-Sekretariat traf erste Vorbereitungen für den im gegen dementsprechende Sicherheitsrats-Resolutionen Mai 2016 stattfindenden humanitären Weltgipfel, der zu stimmen. Liechtenstein wird sich weiterhin für mehr zu neuen Lösungsansätzen führen soll. Weltweit waren Unterstützung und für die Umsetzung des Kodex ein- 2015 über 60 Millionen Menschen auf der Flucht. In zahl- setzen. reichen Konflikten werden grundlegende Standards des Die Verhandlungen zur Erweiterung der Mitglied- humanitären Völkerrechts routinemässig ignoriert. schaft des Sicherheitsrates waren geprägt von der Dy- namik des neuen Verhandlungsleiters (Botschafter Ja- Sicherheitsrat maikas), die letztlich zu seinem Rücktritt führten, da reformskeptische Staaten seinen Elan für unangebracht Liechtenstein ist nicht Mitglied im Sicherheitsrat, beo- hielten. Im kommenden Jahr sind keine Fortschritte zu bachtet dessen Tätigkeit jedoch intensiv – insbesondere erwarten. Liechtenstein propagierte weiterhin seinen zu Konflikten, bei welchen Zivilisten schwersten Verbre- Kompromissvorschlag (neue langfristige, wiederwähl- chen ausgesetzt sind (wie zum Beispiel Syrien). Die Stän- bare Sitze anstelle neuer Ständiger Mitglieder). dige Vertretung nimmt bei passenden Gelegenheiten Liechtenstein setzte sich erfolgreich dafür ein, mehr (zum Beispiel bei offenen Debatten) auch an den Diskus- Transparenz in den Wahlmodus der nächsten UNO-Ge- sionen teil. Konflikte im Nahen Osten und Afrika domi- neralsekretärin oder des nächsten Generalsekretärs (ab nierten die Agenda des Sicherheitsrates im Berichtsjahr. 2017) zu bringen. Bislang wurde dieser in erster Linie Im Dezember verabschiedete der Rat die erste Resolu- in geheimen Verhandlungen unter den fünf Ständigen tion zu einer politischen Lösung des syrischen Bürger- Mitgliedern des Sicherheitsrates bestimmt. Kandida- krieges und legte den Grundstein für Friedensgespräche turen sollen nun öffentlich präsentiert werden, Kandi- in Genf. Der Rat richtete ausserdem einen Mechanismus daten stellen sich der UNO-Mitgliedschaft in informellen ein, um die Verantwortlichen für den Einsatz von Che- Treffen vor. Liechtenstein setzt sich zudem dafür ein, die miewaffen in Syrien ausfindig zu machen. Der Krieg in nächste Generalsekretärin oder den nächsten Generalse- Syrien ist ein wesentlicher Grund für die anhaltenden kretär nur für eine einzelne Amtszeit von sieben Jahren Flüchtlingsströme nach Europa. Auf Initiative der EU au- ohne Möglichkeit einer Wiederwahl zu ernennen. Dies torisierte der Rat im Oktober den Einsatz von Gewalt ge- würde die Unabhängigkeit in der Ausübung des Amtes gen Menschenschmuggler in internationalen Gewässern stärken, insbesondere gegenüber den Ständigen Mitglie- vor der Küste Libyens. Die EU-Militärmission kann nun dern des Sicherheitsrats. Boote ohne Zustimmung des Flaggenstaates betreten, beschlagnahmen und die Schlepper verhaften. Generaldebatte der Generalversammlung Als Konsequenz der Pariser Terroranschläge be- schloss der Rat eine effektivere Bekämpfung von ISIS, Die Generaldebatte der Generalversammlung stand im insbesondere im Rahmen des bestehenden Sanktionen- Zeichen des 70-jährigen Jubiläums der Gründung der regimes. Vereinten Nationen. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Die Situation in Jemen war nach Ansicht des UNO- unterstrich in ihrer Rede das Bekenntnis des Landes zu Sekretariats mit jener in Syrien vergleichbar. Waffen- den Vereinten Nationen, die seit ihrer Gründung viel er- stillstände wurden nicht eingehalten und Friedensge- reicht haben, insbesondere bei der humanitären Hilfe, spräche in Genf platzten. Der Rat agierte nur zögerlich, der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Schutz von selbst nach mehrfachen skandalösen Luftangriffen der Menschenrechten. Die Organisation werde jedoch be- von Saudi Arabien angeführten Koalition auf Spitäler und sonders an der Leistung des Sicherheitsrates gemessen, andere zivile Einrichtungen. gerade bei massiven Verbrechen gegen die Zivilbevöl- Burundi stand nach der Wiederwahl des Präsident kerung. Sie forderte die Mitgliedstaaten daher auf, dem Nkurunziza am Rande eines neuen Bürgerkrieges und von Liechtenstein präsentierten Verhaltenskodex beizu- vor der akuten Gefahr eines Genozid. Appelle an die treten. Sie unterstützte den von Generalsekretär Ban Ki- burundische Regierung, eine Friedensmission der Afri- moon lancierten Aufruf, Frauen besser in die Konflikt- kanischen Union zuzulassen verhallten ungehört. Man- lösung einzubeziehen. Frauen und Mädchen müssten gels Einigkeit im Rat konnten auch keine Sanktionen be- zudem besser vor sexueller Gewalt in Kriegen geschützt schlossen werden. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

182 | Hochrangige Besuche Im Rahmen der WTO befasste sich die Ständige Mis- sion in der Berichtsperiode erneut hauptsächlich mit der Im Berichtsjahr konnte die Ständige Vertretung mehrere seit 2001 laufenden Welthandelsliberalisierungsrunde hochrangige Vertreter Liechtensteins in New York emp- (Doha-Runde). Das zweite Halbjahr der Berichtsperiode fangen. Im Juni besuchte S.D. Erbprinz Alois von und stand ganz im Zeichen der 10. Ministerkonferenz der WTO, zu Liechtenstein aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums welche vom 15. bis 19. Dezember in Nairobi / Kenia statt- des liechtensteinischen UNO-Beitritts das UNO-Haupt- fand. Anlässlich dieser Ministerkonferenz konnte eine Eini- quartier; er hielt eine Ansprache vor Vertreterinnen und gung erzielt werden, wobei die Ministerinnen und Minister Vertreter der UNO-Mitgliedstaaten und traf unter ande- ein neues plurilaterales Abkommen zur Liberalisierung des rem Generalsekretär Ban Ki-moon. Im September weilte grenzüberschreitenden Handels mit Gütern der Informati- Landtagspräsident Albert Frick anlässlich der Weltkon- onstechnologie, ein Massnahmenpaket für Exportwettbe- ferenz der Parlamentssprecher in New York. Wie oben werb in der Landwirtschaft sowie ein Liberalisierungspaket erwähnt, hielten sich ausserdem Regierungschef Adrian für die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) verab- Hasler (Nachhaltigkeitsgipfel) sowie Regierungsrätin Dr. schiedeten. Besonders das Abkommen im Bereich Infor- Aurelia Frick (Kommission zur Rechtsstellung der Frau; mationstechnologie dürfte auch für die liechtensteinische Generaldebatte; Lancierung des Verhaltenskodex) zu Industrie von Bedeutung sein. In einer Erklärung der Mi- kurzen und arbeitsintensiven Besuchen in New York auf. nisterinnen und Minister wurde aber zum ersten Mal das Doha-Mandat nicht bekräftigt, sondern lediglich die diver- gierenden Positionen der verschiedenen Parteien festge- halten. Ein Abschluss der Doha-Runde ist deshalb in weite Ferne gerückt. In der Berichtsperiode hat Liechtenstein zu- Ständige Mission in Genf dem dem WTO-Generaldirektor die Ratifikationsurkunde Liechtensteins zum Abkommen über Handelserleichte- rungen übergeben. Am Rande der WTO nahm Liechten- Leiter: Botschafter Dr. Peter Matt stein weiterhin an den Verhandlungen über ein plurilate- rales Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen Die Ständige Mission in Genf nimmt die Beziehungen zu (TiSA – Trade in Services Agreement) teil. Diesbezüglich allen internationalen Organisationen mit Sitz in Genf wahr. gibt es Fortschritte, doch konnten die Verhandlungen noch Mit Priorität werden dabei die EFTA- und WTO-Agenden nicht abgeschlossen werden. sowie die Aktivitäten des Menschenrechtsrates der Verein- In Bezug auf die Vereinten Nationen richtete die Stän- ten Nationen (UNO) mit Sitz in Genf behandelt. dige Mission ihr Engagement hauptsächlich auf die Mit- In Bezug auf die Europäische Freihandelsassoziation arbeit im Rahmen des UNO-Menschenrechtsrates. Die (EFTA) lag der Fokus der Tätigkeit im ersten Halbjahr vor Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ständigen Mission allem bei der Wahrnehmung des liechtensteinischen EFTA- nahmen aktiv an den Sessionen des Rates sowie an der Vorsitzes in Genf und der damit verbundenen Organisa- Überprüfung der Menschenrechtssituation anderer Staa- tion, Koordination und Durchführung des EFTA-Minister- ten im Rahmen der «Universal Periodic Review (UPR)» treffens, welches vom 21. bis 23. Juni unter dem Vorsitz teil. von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick in Schaan stattfand. Liechtenstein erarbeitete als Vorsitz unter anderem Vor- Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) schläge zur Lösung diverser EFTA-interner Angelegenhei- Der Tätigkeitsschwerpunkt der Mission lag im ersten ten, insbesondere betreffend die Bestellung des EFTA Se- Halbjahr auf dem liechtensteinischen EFTA-Vorsitz in nior Managements sowie zur überfälligen Überarbeitung Genf. Neben den Vorsitzen bei den üblichen Treffen des EFTA-Entlöhnungssystems. Ziel dieser zwei Initiativen (zum Beispiel Rat, Stellvertreter, Drittlandkomitee) be- war die Gleichbehandlung der Mitarbeiterinnen und Mit- inhaltete dies die inhaltliche Vorbereitung und vor allem arbeiter in Genf, Brüssel und Luxemburg sicherzustellen. die Organisation, Koordination sowie Durchführung des Nebst dem Vorsitz lag der Schwerpunkt der EFTA-Akti- traditionell im Vorsitzland stattfindenden EFTA-Minister- vitäten in Genf im Berichtsjahr weiterhin auf den EFTA- treffens. Am EFTA-Ministertreffen in Schaan wurde das Drittlandbeziehungen. Dabei geht es im Wesentlichen um Beitrittsprotokoll mit Guatemala zum Freihandelsabkom- den weiteren Ausbau des Netzwerkes an Freihandelsab- men mit den zentralamerikanischen Staaten (Costa Rica kommen mit Drittstaaten sowie vermehrt um die Moder- und Panama) sowie eine Zusammenarbeitserklärung mit nisierung und Neuaushandlung bereits abgeschlossener Ecuador unterzeichnet. Die EFTA-Ministerinnen und Mi- Freihandelsabkommen. Im Berichtsjahr konnten bei den nister trafen sich bei dieser Gelegenheit auch mit den laufenden Verhandlungen teilweise gute Fortschritte er- Mitgliedern des Parlamentarier- und Konsultativkomi- zielt werden, doch gab es auch solche, die sich verzöger- tees. Zudem wurde für die Gäste aus den EFTA-Mit- ten oder noch nicht wieder aufgenommen werden konnten. gliedsstaaten sowie den geladenen Drittstaaten ein at- Das Hauptaugenmerk der Verhandlungen im Rahmen der traktives Rahmenprogramm organisiert, um ihnen Land EFTA ist weiterhin auf Asien gerichtet. und Leute etwas näher zu bringen. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Die üblichen EFTA-Tätigkeiten im Drittlandbereich fanden zwei Verhandlungsrunden mit der Türkei statt. | 183 in Genf blieben weiterhin auf sehr hohem Niveau. Mit Die Verhandlungen gerieten jedoch im zweiten Halb- der EFTA-Drittlandpolitik soll vermieden werden, dass jahr ins Stocken, aufgrund von Forderungen der Türkei die liechtensteinischen Wirtschaftsakteure gegenüber im Bereich Strassenverkehr, die EFTA-intern vor allem wichtigen Konkurrenten, zum Beispiel aus EU-Staaten, in Norwegen genauer diskutiert und abgeklärt werden Benachteiligungen im Zugang zu den Weltmärkten er- mussten. Norwegen hat zwischenzeitlich das notwen- fahren. Wie bereits in den Vorjahren war die Anzahl der dige Mandat erhalten, um die Verhandlungen fortzu- Verhandlungsrunden und Treffen mit Drittstaaten sowie setzen. Mit Kanada fanden im Berichtsjahr zwei Treffen die damit verbundene Reisetätigkeit beträchtlich. Das auf Ebene Verhandlungsleiter statt. Die für Ende 2015 Freihandelsabkommen mit Bosnien-Herzegowina trat vorgesehene Aufnahme formeller exploratorischer Ge- am 1. Januar in Kraft und das Beitrittsprotokoll für Gua- spräche über eine mögliche Erweiterung und Moderni- temala zum Freihandelsabkommen mit den zentralame- sierung des bestehenden Freihandelsabkommens ver- rikanischen Staaten (Costa Rica und Panama) wurde am zögerte sich aufgrund der Parlamentswahlen und des 22. Juni in Schaan unterzeichnet. Mit Ecuador konnte Regierungswechsels in Kanada. Auch mit Mexiko und gleichentags eine Zusammenarbeitserklärung unter- Chile fanden Gespräche über die Aufnahme von Ver- zeichnet werden mit dem Ziel, Verhandlungen in der handlungen über eine Erweiterung und Modernisierung zweiten Hälfte 2016 aufzunehmen. Die EFTA-Staaten der bestehenden Abkommen statt. Mit Mexiko wurde die verfolgten in der Berichtsperiode neun Verhandlungen Aufnahme solcher Verhandlungen bereits beschlossen. über den Abschluss neuer Freihandelsabkommen. Da- Auch im Hinblick auf die Aktualisierung der bestehenden von waren zwei (Indien, Indonesien) nach den Wahlen Abkommen mit Israel und Hongkong fanden Treffen auf im Jahr 2014 trotz intensiver Bemühungen um eine Wie- Expertenebene statt. deraufnahme nach wie vor inaktiv. Mit einer baldigen Die laufenden Verhandlungen unterscheiden sich Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Indien ist nicht wesentlich von den in der Vergangenheit geführten. zu rechnen. Mit Indonesien fand im Mai ein Treffen der Die neuen Partnerstaaten liegen geografisch weiter ent- Verhandlungsleiter in Jakarta statt. Zwischenzeitlich hat fernt und haben oft einen nicht vergleichbaren Entwick- Indonesien signalisiert, die Verhandlungen im kommen- lungsstand oder ungleiche Wirtschaftsstrukturen und den Jahr wieder aufnehmen zu wollen. Die Infrastruktur Handelstraditionen. Die Interessen der Entwicklungs- des EFTA-Sekretariats wurde ausserdem aufgebessert, und Schwellenländer unterscheiden sich teilweise sehr dass Expertentreffen vermehrt per Video- oder Telefon- stark von denjenigen der EFTA-Staaten. In den Verhand- konferenz durchgeführt werden können. Diese Kommu- lungen über Freihandelsabkommen stellt der Interessen- nikationsform wurde im Berichtsjahr rege genutzt, so ausgleich somit zunehmend eine Herausforderung dar. zum Beispiel, um Verhandlungen voranzubringen und Auch die EFTA-interne Koordination der Verhandlungs- künftige Verhandlungsrunden möglichst gut vorzuberei- positionen erweist sich oft als zeitintensiv. ten. Im Berichtsjahr fanden unter bestehenden Freihan- Drei Prozesse (Russland-Belarus-Kasachstan, Thai- delsabkommen zudem Treffen der Gemeinsamen Aus- land, Algerien) sind aus politischen Gründen blockiert. schüsse mit dem Golfkooperationsrat (GCC), der Südafri- Im März des Berichtsjahres wurden Verhandlungen mit kanischen Zollunion (SACU), Serbien und Palästina statt. den Philippinen aufgenommen. In den ersten vier Ver- Mit Serbien und Albanien konnte zudem je ein neues handlungsrunden konnten bereits beträchtliche Fort- Kapitel über Handel und nachhaltige Entwicklung unter- schritte erzielt werden. Auch mit Georgien wurde in zeichnet werden. der zweiten Hälfte des Berichtsjahres Verhandlungen Die EFTA umfasst per Ende des Berichtsjahrs 25 Frei- über ein Freihandelsabkommen aufgenommen. Es fan- handelsabkommen mit insgesamt 36 Ländern ausser- den bereits zwei Verhandlungsrunden statt. Ziel ist der halb der EU. Es handelt sich damit um eines der weltweit Abschluss der Verhandlungen im ersten Halbjahr 2016. grössten Freihandelsnetzwerke. Südostasien bildet weiterhin einen Schwerpunkt der Ver- Die EFTA-Mitgliedsstaaten setzen sich auch aktiv mit handlungstätigkeit der EFTA-Staaten. Mit Vietnam und weiteren Drittstaaten auseinander. In der Berichtsperi- Malaysia fanden im Berichtsjahr drei respektive zwei ode fand im Frühling im Rahmen des politischen Dialogs Verhandlungsrunden statt. Zusätzlich fanden jeweils di- mit dem Büro des Handelsbeauftragten der USA (USTR) verse Expertentreffen und Video- / Telefonkonferenzen ein weiteres Treffen in Washington statt. Anlässlich des zwischen den eigentlichen Verhandlungsrunden statt. Herbstministertreffens vom 23. November 2015 in Genf Der Fortschritt mit beiden Ländern hängt jedoch stark trafen sich zudem die EFTA-Ministerinnen und Minister mit den im Berichtsjahr abgeschlossenen Verhandlungen mit dem Stellvertretenden US-Handelsbevollmächtigten über die Transpazifische Partnerschaft (TPP) respektive und Ständigen Vertreter bei der WTO, Botschafter Mi- den abgeschlossenen Verhandlungen über ein Freihan- chael Punke. Am Treffen wurden die neuesten Entwick- delsabkommen zwischen der EU und Vietnam ab. lungen in den Verhandlungen zur Transatlantischen Die Modernisierung und Pflege bestehender Abkom- Handels- und Investitionspartnerschaft (Trade and In- men hat weiterhin grosse Bedeutung. Im Berichtsjahr vestment Partnership, TTIP) zwischen den USA und der ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

184 | EU, aber auch zum Abschluss der Verhandlungen zur werden sollen. In der zweiten Hälfte des Berichtsjahres Transpazifischen Partnerschaft (Transpacific Partner- konzentrierten sich die Verhandlungen der WTO-Mit- ship, TPP) diskutiert. Es wurde dabei beschlossen, dass gliedsstaaten auf Themen, bei denen eine Einigung im künftige Treffen zwischen den EFTA-Mitgliedsstaaten Hinblick auf die 10. WTO-Ministerkonferenz vom 15. bis und dem Büro des Handelsbeauftragten der USA kon- 19. Dezember in Nairobi, Kenia realistisch erschien. Die kretere Inhalte zum Gegenstand haben sollten. Konsultationen waren sehr schwierig und lange sah es Was mögliche neue Partnerstaaten anbelangt, sind nach einem Scheitern der Runde aus. Nach schwierigen insbesondere die Mercosur-Staaten zu erwähnen. Un- Konsultationen und Verhandlungen gelang es den Mi- ter liechtensteinischem Vorsitz konnten ein Treffen des nisterinnen und Ministern am Ende der Konferenz eine Gemeinsamen Ausschusses in Brasilia sowie ein erstes Einigung durch eine gemeinsame Abschlusserklärung Treffen zum exploratorischen Dialog in Genf durchge- zu erzielen. Sie verabschiedeten ein neues plurilaterales führt werden. Abkommen zur Liberalisierung des grenzüberschreiten- Mit den Staaten der Ostafrikanischen Gemeinschaft den Handels mit Gütern der Informationstechnologie, ein (EAC) wurde im Berichtsjahr eine Zusammenarbeitser- Massnahmenpaket für Exportwettbewerb in der Land- klärung ausgearbeitet, welche aber noch nicht unter- wirtschaft sowie ein Liberalisierungspaket für die am we- zeichnet werden konnte. Im Weiteren wurden mit ASEAN nigsten entwickelten Länder (Least developed countries, und Sub-Sahara Afrika (vor allem Nigeria, Angola und LDCs). Bei Letzteren geht es unter anderem um die Vor- Kenia) Kontakte gepflegt. Mit Nigeria wurde bereits vor zugsbehandlung für Dienstleister aus den am wenigsten zwei Jahren eine Zusammenarbeitserklärung ausgehan- entwickelten WTO-Mitgliedsstaaten sowie um Verbesse- delt, diese konnte jedoch im Berichtsjahr weiterhin nicht rungen der Ursprungsregeln für Waren aus LDCs. Die unterzeichnet werden. Verpflichtung zur Gewährung von Vorzugsbehandlung Im Berichtsjahr fanden zwei EFTA-Ministertreffen für Dienstleister aus LDCs geht auf einen Beschluss der statt: Unter liechtensteinischem Vorsitz am 22. Juni in WTO-Ministerkonferenz von 2011 zurück, welche in Bali Schaan und unter norwegischem Vorsitz am 23. Novem- 2013 bekräftigt wurde. Die liechtensteinische Regie- ber in Genf. Die EFTA-Ministerinnen und Minister trafen rung hat die Gewährung entsprechender Präferenzen dabei auch mit Vertreterinnen und Vertreter des EFTA- beschlossen. Die Präferenzen bewegen sich im Rahmen Parlamentarier- und des EFTA-Konsultativausschusses der bereits in EFTA-Freihandelsabkommen eingegangen zusammen. Im Weiteren fanden die üblichen regelmäs- Verpflichtungen und sind auf 15 Jahre begrenzt. Im Wei- sigen Treffen auf Ebene der Botschafter und Stellvertre- teren wurden an der Ministerkonferenz mit Liberia und ter in Genf statt. Unter liechtensteinischem Vorsitz konn- Afghanistan zwei neue LDCs als WTO-Mitglieder aufge- ten nebst einer Lösung für sämtliche offenen Fragen im nommen. Bemerkenswert ist, dass an der 10. WTO-Mi- Zusammenhang mit der Bestellung des EFTA Senior nisterkonferenz zum ersten Mal das Doha-Mandat nicht Managements auch inhaltliche Vorschläge zur Überar- bekräftigt, sondern lediglich die divergierenden Positi- beitung des EFTA-Entlöhnungssystems mit dem Ziel der onen der verschiedenen Parteien festgehalten wurden. Gleichbehandlung der Mitarabeiterinnen und Mitarbei- Ein Abschluss der Doha-Runde ist deshalb weiterhin ter an den Arbeitsorten Genf, Brüssel und Luxemburg nicht in Reichweite. Der Umstand, dass das Doha-Man- erarbeitet werden. Basierend auf den liechtensteinischen dat zum ersten Mal seit 2001 nicht bekräftig worden ist, Vorschlägen konnte das neue System Ende Jahr erfolg- eröffnet der WTO aber auch die Möglichkeit, Konsultati- reich verabschiedet werden. Die zuständigen Mitarbeite- onen darüber zu führen, wie und worüber in Zukunft ver- rinnen und Mitarbeiter der Mission nahmen jeweils auch handelt werden soll. Für Liechtenstein ist die WTO nach an den Treffen des EFTA-Drittlandkomitees, der Gruppe wie vor von grösster Bedeutung. «EFTA-Plattform» (Strategieplanung) und des EFTA- Im Rahmen eines Massnahmenpakets zum Export- Budgetkomitees teil. wettbewerb in der Landwirtschaft einigten sich die Mi- nisterinnen und Minister auf einen Fahrplan zum Abbau Welthandelsorganisation (WTO) von Exportsubventionen. Für die Industriestaaten sieht Die Ständige Mission war im Berichtsjahr im Hinblick auf die Entscheidung einen sofortigen Abbau der Exportsub- ihre Tätigkeiten im Rahmen der WTO überaus aktiv. Ne- ventionen vor, für Entwicklungsländer bis 2018. Bei Ex- ben der Wahrnehmung der üblichen institutionalisierten portsubventionen für verarbeitete Landwirtschaftspro- Sitzungen (WTO-Generalrat, Verhandlungsausschuss) dukte gilt jedoch für Industriestaaten eine Übergangsfrist standen nach wie vor die Verhandlungen im Rahmen der bis 2020, sofern der Export nicht in LDC-WTO-Mitglieds- laufenden Doha-Welthandelsrunde im Mittelpunkt der staaten erfolgt. Die Schweiz unterhält ein System von Tätigkeit der Ständigen Mission. Trotz intensiver Kon- Ausfuhrbeiträgen, das unter dem Namen «Schoggi-Ge- sultationen und Verhandlungen konnten sich die WTO- setz» bekannt ist: Die Schweiz verbilligt durch Ausfuhr- Mitgliedsstaaten lange nicht auf ein Arbeitsprogramm beiträge Milch- und Getreidegrundstoffe, die in landwirt- zur Fortsetzung der Verhandlungen zur Doha-Runde ei- schaftlichen Erzeugnissen verarbeitet werden und in den nigen. Gemäss Beschluss der Ministerkonferenz in Bali Export gehen. Vom System können via Zollvertrag auch 2013 hätte das Programm bis Ende 2014 verabschiedet liechtensteinische Unternehmen profitieren, die damit ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

ebenfalls vom Abbau betroffen sind. Die Schweiz prüft Liechtenstein ist zwar nicht Mitglied des aus 47 Staaten | 185 Ersatzmassnahmen. zusammengesetzten Menschenrechtsrats, nimmt jedoch Am 18. September übergab Botschafter Dr. Peter eine weitreichende Beobachterrolle ein. Der Rat trat im Matt dem WTO-Generaldirektor die Ratifikationsurkunde Berichtsjahr zu drei ordentlichen Sessionen und zwei Liechtensteins zum Abkommen über Handelserleichte- Sondersessionen zusammen, nämlich zur Bedrohung rungen. Dieses tritt erst in Kraft, wenn zwei Drittel aller durch Boko Haram und zur Menschenrechtssituation in WTO-Mitgliedstaaten das Abkommen ratifiziert haben. Burundi. Zudem wurden durch das Büro des Menschen- Das Abkommen klärt und verbessert relevante Bestim- rechtsrats zwei Sondertreffen auf Anfrage Palästinas mungen im Bereich der Zollverfahren und führt zu mehr resp. Venezuelas einberufen. Einmal wandte sich der Transparenz, Vorhersehbarkeit und Rechtssicherung. Es palästinensische Präsident Mahmed Abbas und einmal ist deshalb für den Industriestandort Liechtenstein von der venezolanische Präsident Nicolás Maduro an den Rat grosser Bedeutung. Das Abkommen findet über den Zoll- (Debatten fanden keine statt). vertrag mit der Schweiz auf Liechtenstein Anwendung. Die vierwöchige Hauptsession des UNO-Menschen- Da Liechtenstein jedoch selbständiges Mitglied der WTO rechtsrats findet jährlich im März statt. Höhepunkt aus ist, musste das Abkommen ebenfalls ratifizieren werden. liechtensteinischer Sicht war die Rede von Regierungs- Aufgrund der mangelnden Fortschritte in den Dienst- rätin Dr. Aurelia Frick anlässlich des High-Level-Seg- leistungsverhandlungen im Rahmen der Doha-Runde ha- ments der Hauptsession. Sie traf sich zudem mit dem ben 2012 eine Reihe von Mitgliedsstaaten – darunter die neuen Menschenrechts-Hochkommissar Zeid Ra'ad Al EU, die USA, Australien und die Schweiz – eine Initia- Hussein und nahm die Gelegenheit zu bilateralen Treffen tive zur Aushandlung eines so genannten plurilateralen mit ihren Amtskolleginnen und Amtskollegen aus Geor- Abkommens (Teilnahme freiwillig) über den Handel mit gien, der Niederlande und Schweden wahr. Auch an den Dienstleistungen am Rande der WTO lanciert. Seit Juli weiteren regulären, dreiwöchigen Sessionen des Men- 2013 nimmt Liechtenstein an diesen Verhandlungen schenrechtsrats im Juni sowie im September beteiligte über ein Dienstleistungsabkommen, das so genannte sich die Mission aktiv. Die Mission konzentrierte sich ei- TiSA (Trade in Services Agreement), teil. Da auch an der nerseits darauf, die informellen Verhandlungen zu Reso- WTO-Ministerkonferenz im Bereich Dienstleistungen lutionen, die Liechtenstein als Co-Sponsor mitträgt, mit- keine Fortschritte erzielt werden konnten, wird die Be- zuverfolgen und sich aktiv daran zu beteiligen. deutung von TiSA künftig wohl zunehmen. Mit einer Teil- Die Ständige Mission engagierte sich zu den Themen nahme an TiSA wird das Ziel verfolgt, den Marktzugang Todesstrafe, gleichberechtigte Teilnahme in politischen und die Rechtssicherheit für die liechtensteinischen und öffentlichen Angelegenheiten, Kinderrechte, Frau- Dienstleistungsanbieter in ausländischen Märkten zu enrechte und Gewalt gegen Frauen (besonders häusliche verbessern und die Gefahr möglicher Diskriminierungen Gewalt), Menschenrechte und Terrorismus, Auswir- gegenüber ihren Hauptkonkurrenten auf diesen Märk- kungen von Korruption auf die Menschenrechte, Recht ten zu vermeiden. Im Berichtsjahr fanden insgesamt fünf auf Privatsphäre und Verhinderung von Genozid. Spe- intensive Verhandlungsrunden in Genf statt, die jeweils ziell herauszuheben ist das Engagement Liechtensteins eine Woche oder länger dauerten. Die Vor- und Nach- in der Gruppe der Hauptsponsoren zur Resolution über bearbeitung (unter anderem auch die Koordination mit das Recht auf Privatsphäre im digitalen Zeitalter, die an- den zuständigen Stellen in der Landesverwaltung) der lässlich der März-Session verabschiedet wurde und mit jeweiligen Verhandlungsrunden nahm viel Zeit in An- der ein Sonderberichterstatter über das Recht auf Privat- spruch. Da stets in zwei parallelen Arbeitsgruppen ver- sphäre eingesetzt wurde. In länderspezifischer Hinsicht handelt wurde und sich auch die Botschafterinnen und brachte Liechtenstein im Berichtsjahr Resolutionen des Botschafter regelmässig trafen, nahm Liechtenstein an Menschenrechtsrates zu Syrien, Sri Lanka, Weissruss- diesen Verhandlungen mit zwei bis drei Personen teil. land, Südsudan, Eritrea, Myanmar, Iran und zur Ukraine Die Ständige Mission wurde dabei durch einen Mitar- mit ein. Zudem beteiligte sich die Mission sowohl am beiter des Amts für Auswärtige Angelegenheiten sowie interaktiven Dialog mit der Untersuchungskommission einmal durch einen Mitarbeiter des Amts für Kommuni- zu Syrien sowie am Dialog mit dem Sonderberichterstat- kation unterstützt. ter zu Nordkorea. Weiter trat die Mission als Co-Sponsor eines Side-Events zu Syrien auf. Die Vereinten Nationen (UNO) und andere internatio- Die Mission beteiligte sich an den drei Sessionen der nale Organisationen Arbeitsgruppe zur UPR (Universal Periodic Review) des Der Däne Michael Møller wurde im Berichtsjahr vom UNO-Menschenrechtsrats. Die UPR ist eines der zen- UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zum neuen General- tralen Elemente des Menschenrechtsrats. Bei diesem direktor des Büros der Vereinten Nationen in Genf be- Mechanismus sprechen sich die UNO-Mitgliedstaaten stellt (vorher war er Generaldirektor ad interim). gegenseitig Empfehlungen zur Verbesserung ihrer in- Im Mittelpunkt der Aktivitäten der Mission in Bezug nerstaatlichen Menschenrechtssituation aus. Liech- auf die Vereinten Nationen und andere internationale Or- tenstein beteiligte sich für den zweiten UPR-Zyklus an ganisationen in Genf stand der UNO-Menschenrechtsrat. der Überprüfung von drei Mitgliedern des Rates (Ke- ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

186 | nia, USA, Malediven) mit eigenen Interventionen. Den nahm Liechtenstein am 4. Staatentreffen für die bessere Schwerpunkt der Empfehlungen legte Liechtenstein in Einhaltung des humanitären Völkerrechts, am 4. jähr- den Bereichen rechtliche Gleichstellung der Frau sowie lichen Forum zu Wirtschaft und Menschenrechten sowie Gewalt gegen Frauen, körperliche Bestrafung von Kin- an der Eröffnung des Weltkongresses zum Jugendstraf- dern, Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafge- system in Genf teil. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richtshof (ICC) sowie staatliche Überwachung der digi- der Ständigen Mission waren auch Teil der Delegation talen Kommunikation (Recht auf Privatsphäre). zur Vorstellung des liechtensteinischen Berichts über die Im Mai nahm Liechtenstein auf Einladung des Prä- Folterkonvention, die dem zuständigen UNO-Gremium sidenten des Menschenrechtsrats, Botschafter Joachim im Berichtsjahr in Genf präsentiert wurde. Sie nahmen Rücker (Deutschland), an einem Treffen der Mitglieder auch an der 32. Konferenz der Internationalen Föderation des Menschenrechtsrats der UNO in Berlin teil. Themen der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften teil. dieses Treffens waren die Arbeitsmethoden des Rats, Im Oktober weilte der Ständige Vertreter der Mission die Sonderberichterstatter, die Beteiligung der Zivilge- Genf zudem in New York und beteiligte sich an den De- sellschaft am Rat sowie die UPR. Liechtenstein war im batten des ersten und dritten Ausschusses der General- Frühling ebenfalls am «Glion Human Rights Dialogue» versammlung. Unter anderem nahm er am interaktiven vertreten. Diese Initiative, welche unter anderem von der Dialog des Hochkommissars für Menschenrechte mit Schweiz und Norwegen lanciert wurde, ermöglicht den dem Dritten Ausschuss teil. Der nutzte den Aufenthalt direkten, informellen Informationsaustausch zwischen für diverse bilaterale Treffen. dem Hochkommissar für Menschenrechte und dem Der Ständige Vertreter nahm erstmals an der Gene- Menschenrechtsrat betreffend dringliche Menschen- ralversammlung und Eröffnung der 55. Serie der Ver- rechtsangelegenheiten. sammlungen der Weltorganisation für Geistiges Eigen- Die Mission nahm auch an mehreren Konsultations- tum (WIPO) in Genf teil. runden zu «Safe Schools» teil, den sogenannten Lucens Liechtenstein nahm an der in Genf durchgeführten Guidelines. Dies sind die «Guidelines for Protection of Verleihung des neuen und mit CHF 120'000 dotierten Schools and Universities from Military Use during Armed Innovationspreises für globale Sicherheit des Geneva Conflicts». Diese Deklaration wurde am 1. Juni in Oslo Center for Security Policy an SWP-Berlin, eine deutsche verabschiedet. Die Idee hinter den «Lucens Guidelines» Forschungseinrichtung für aussen- und sicherheitspoli- ist, praktische Vorgaben für den besseren Schutz von Bil- tische Fragen, und LUCID Berlin, eine Informatikfirma, dungseinrichtungen in bewaffneten Konflikten zu geben. teil. Sie erhielten den Preis für das Projekt zur Weiterent- Die Mission verfolgte im Berichtsjahr auch die an Auf- wicklung der Smartphone Applikation zu Kinder in be- merksamkeit und Intensität zunehmenden Diskussionen waffneten Konflikten (CAAC-App). Liechtensteins Enga- zum Themenbereich Wirtschaft und Menschenrechte. So gement bei diesem Projekt wurde mehrfach betont. war Liechtenstein sowohl am jährlichen Forum zu Wirt- Zu den Aktivitäten des Ständigen Vertreters und sei- schaft und Menschenrechten als auch an der ersten Ses- nes Stellvertreters gehörte schliesslich die Teilnahme an sion der «open-ended intergovernmental working group diversen gesellschaftlichen Anlässen (Empfänge, Mittag- on transnational corporations and human rights» in Genf und Abendessen, etc.) im Zusammenhang mit der UNO vertreten. Ziel ist die Ausarbeitung einer Konvention zu und anderen internationalen Organisationen. transnationalen Unternehmen und Menschenrechten. Liechtenstein ist einer Konvention wie andere westliche Diverses Staaten kritisch eingestellt. Im November statteten S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein ist im Rahmen der Arbeiten im Men- Liechtenstein und I.K.H. Erbprinzessin Sophie von und schenrechtsrat in eine Reihe von informellen Gruppie- zu Liechtenstein dem Internationalen Komitee vom rungen zu verschiedenen Themen und in unterschied- Roten Kreuz (IKRK) in Genf einen offiziellen Besuch ab. lichen Formationen eingebunden und beteiligt sich aktiv Anlass des Besuchs war die Übernahme des Präsidiums an den Arbeiten sowie am gegenseitigen Austausch in- des Liechtensteinischen Roten Kreuzes durch I.K.H. Erb- nerhalb dieser Gruppierungen. Es sind dies unter ande- prinzessin Sophie am 12. Mai des Berichtsjahres. Das rem die WEOG-Gruppe, die Juscanz-Gruppe sowie die Erbprinzenpaar nutzte den Aufenthalt in Genf neben dem quadrilaterale Gruppe (Liechtenstein, Österreich, Slowe- Treffen mit IKRK-Präsidenten Peter Maurer auch zu wei- nien und die Schweiz), die Group of Friends of the ICC, teren Gesprächen, so zum Beispiel mit Michael Møller, die Group of Friends on Children and Armed Conflict und Generaldirektor der UNO in Genf, und Kristinn F. Árna- die Group of Friends on the Responsibility to Protect. son, Generalsekretär der EFTA. Am 16. November fand Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ständigen zu Ehren S.D. des Erbprinzen und I.K.H. der Erbprinzes- Mission vertraten Liechtenstein im Berichtsjahr an ver- sin ein Empfang mit ausgewählten Persönlichkeiten (un- schiedenen Konferenzen im Abrüstungsbereich sowie am ter anderem IKRK-Präsident Peter Maurer, UNO-Gene- 15. Treffen der Vertragsstaaten der UNO-Konvention ge- raldirektor Michael Møller und diverse Botschafterinnen gen Folter und andere grausame, unmenschliche oder er- und Botschafter) in der liechtensteinischen Residenz niedrigende Behandlung oder Strafe (CAT). Im Weiteren statt. ÄUSSERES, BILDUNG UND KULTUR

Die Missionsangehörigen trafen sich in der Be- | 187 richtsperiode zudem mit vielen Vertreterinnen und Ver- tretern von Nichtregierungsorganisationen oder interna- tionalen Organisationen zu Gesprächen zusammen.