ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES, Grauen Liste der EU gestrichen. In den Schlussfolgerungen | 97 vom Dezember zog der EU-Ministerrat vorbehaltlos posi- JUSTIZ UND KULTUR tive Schlüsse zu den Beziehungen mit und lobte die gute und dynamische Zusammenarbeit. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Im Menschenrechtsbereich fielen im Berichtsjahr die dritte Universelle Periodische Überprüfung (UPR) durch den Menschenrechtsrat in Genf sowie die Präsentation des Äusseres Berichts über die Umsetzung des UNO-Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau Die Aussenpolitik bewegte sich im Berichtsjahr erneut in (CEDAW) an. In internationalen Organisationen engagierte einem herausfordernden Umfeld. Kritische Entwicklungen sich Liechtenstein weiterhin aktiv für den Schutz und die wie der Druck auf multilaterale Organisationen und Ver- Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Rechts- tragswerke, zunehmender Nationalismus und Protektio- staatlichkeit. Die langjährigen und wirkungsvollen Enga- nismus, der Beginn einer neuen Aufrüstung sowie Span- gements im Bereich der internationalen Strafjustiz wurden nungen zwischen West und Ost setzten sich fort. Die fortgeführt. Mit der «Liechtenstein Initiative» wurde erfolg- Diskussionen in Europa waren zudem stark durch den reich eine Public-private-Partnership zur Bekämpfung von anstehenden Austritt des Vereinigten Königreichs aus der moderner Sklaverei und Menschenhandel lanciert. Europäischen Union (Brexit) geprägt, die auch das Mini- Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung sterium stark beschäftigten. Besonders erfreulich war der engagierte sich das Ministerium für das Totalverbot che- Abschluss der Verhandlungen mit dem Vereinigten König- mischer Waffen, das im Berichtsjahr weiter unter Druck reich über ein Austrittsabkommen. geraten ist. Die Zusammenarbeit mit der Internationalen Der Pflege und Vertiefung der bilateralen Beziehungen Atomenergieorganisation (IAEO) wurde mit dem Erhalt der kam wiederum ein zentraler Stellenwert zu. Im Vordergrund sogenannten «Broader Conclusion» auf eine neue Basis ge- standen dabei die Beziehungen mit den Nachbarstaaten stellt. Damit wurde bestätigt, dass Liechtenstein seinen Be- Österreich und Schweiz sowie Deutschland. Aufgrund des richterstattungspflichten voll nachkommt. Austrittsprozesses erfolgte auch ein reger Austausch mit Das Ministerium koordinierte im Berichtsjahr die Um- dem Vereinigten Königreich, den EWR / EFTA-Partnern setzung der UNO-Agenda 2030 für eine nachhaltige Ent- Norwegen und Island sowie der Europäischen Union. Fort- wicklung. Im Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung geführt wurde der zur Tradition gewordene Austausch mit waren zudem Beitritt zur europäischen Akti- dem aktuellen EU-Ratsvorsitz (im ersten Halbjahr Bulga- onsplattform für Emissionsrechte sowie die Mitarbeit in der rien, im zweiten Halbjahr Österreich). Der Austausch mit makroregionalen Strategie für den Alpenraum (EUSALP) dem EU-Ratsvorsitz und diversen weiteren EU-Mitglieds- wichtige Tätigkeitsbereiche. staaten wurde unter anderem dazu genutzt, um auf die Liechtenstein wendete im Berichtsjahr CHF 22'487'813 Anliegen EWR / EFTA-Staaten im Rahmen der Brexit-Ver- Mio. für die Internationale Humanitäre Zusammenar- handlungen aufmerksam zu machen. In bilateralen Tref- beit und Entwicklung (IHZE) auf. Diese Ausgaben be- fen wurden zudem gezielt liechtensteinische Interessen inhalteten Beiträge an den von Liechtenstein initiierten thematisiert, wie der Abschluss eines Doppelbesteue- Untersuchungsmechanismus für Syrien (IIIM) sowie die rungsabkommens oder steuerliche Beschränkungen. Die Finanzsektorkommission zu moderner Sklaverei und Men- Beziehungen mit Tschechien und den USA wurden im Be- schenhandel (Liechtenstein Initiative). Gemäss den aktu- richtsjahr wiederum intensiv gepflegt. Verstärkt wurde der ellsten Zahlen zum liechtensteinischen Bruttonationalein- bilaterale Austausch mit wirtschaftlich bedeutenden Staa- kommen (BNE) für 2016 wendet Liechtenstein 0.42 % des ten wie China und Indien. BNE für Entwicklungszusammenarbeit auf. Damit setzte Die Aussenwirtschaftspolitik war erneut ein zentraler sich die rückläufige Tendenz der Vorjahre in Bezug auf den Bestandteil der Arbeit des Ministeriums. Liechtenstein trat ODA-Prozentsatz fort. konsequent für ein regelbasiertes, auf Freihandel bauen- Im Berichtsjahr legte das Ministerium besonderes Au- des Wirtschaftssystem ein. Im Rahmen der Europäischen genmerk auf die Öffentlichkeitsarbeit. Unter dem Titel «In- Freihandelsassoziation (EFTA) wurden neue Freihandels- sight» wurde eine neue Publikationsreihe lanciert, die in abkommen mit Ecuador und Indonesien sowie ein moder- unregelmässigen Abständen kompakt über aktuelle aus- nisiertes Abkommen mit der Türkei unterzeichnet. In der senpolitische Themen informiert. Die ersten zwei Ausga- Welthandelsorganisation (WTO) waren Schutzzölle auf ben beschäftigten sich mit dem Brexit und dem 40-Jahr- Stahl und die Sicherstellung eines funktionierenden Streit- Jubiläum des Beitritts zum Europarat. Die Kommunikation beilegungsverfahrens zentrale Themen. Die DBA-Verhand- auf dem Twitter-Konto @MFA_LI wurde weitergeführt. Da- lungen mit Jersey, Litauen und den Niederlanden konnten neben wurden verschiedene, gut besuchte öffentliche Ver- abgeschlossen werden. anstaltungen durchgeführt. Auf europäischer Ebene waren verschiedene positive Entwicklungen zu verzeichnen: Im Oktober wurde Liech- tenstein aufgrund seiner Fortschritte von der sogenannten ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

98 | Europäische Zusammenarbeit errecht wurde Liechtenstein im Oktober von der Grauen Liste gestrichen. In der Folge haben einzelne EU-Staaten Der Brexit stellte im Berichtsjahr die EWR / EFTA-Staa- Steuerdiskriminierungen gegenüber liechtensteinischen ten Island, Liechtenstein und Norwegen unverändert vor Unternehmen aufgehoben. In den Schlussfolgerungen Herausforderungen. Nachdem die EU eine gemeinsame des EU-Ministerrats vom Dezember wurden die Bezie- Lösung mit den EWR / EFTA-Staaten abgelehnt hatte, be- hungen zu Liechtenstein als «sehr gut und dynamisch» gannen diese mit den Arbeiten an einem eigenen Aus- bezeichnet, im Rahmen von EWR und Schengen bestehe trittsabkommen mit dem Vereinigten Königreich (UK). eine «exzellente Zusammenarbeit». Besonders gewür- Das Abkommen lehnt sich an das Austrittsabkommen digt wurden Liechtensteins Anstrengungen in Bezug auf zwischen der EU und UK an und regelt neben den Bür- Steuertransparenz und faire Unternehmensbesteuerung. gerrechten weitere EWR-relevante Bereiche wie Daten- schutz, bereits in Verkehr gebrachte Waren und Gei- Aussenwirtschaftspolitik und Finanzplatz stiges Eigentum. Die Verhandlungen konnten Anfang Dezember abgeschlossen werden. Da bis Ende des Be- Fortschritte bei der Liberalisierung des Welthandels in richtsjahres keine Lösung zwischen der EU und UK für der Welthandelsorganisation (WTO) blieben im Berichts- einen geordneten Austritt vorlag, wurden die No-Deal- jahr weiterhin aus, zudem stieg der politische Druck auf Vorbereitungen intensiviert. Im Mittelpunkt stehen dabei das Streitschlichtungsverfahren der WTO. Die Aussen- der Schutz der liechtensteinischen Staatsangehörigen in wirtschaftspolitik konzentrierte sich dementsprechend UK sowie die Vermeidung von Nachteilen für liechten- auf die Erweiterung und Modernisierung von EFTA-Frei- steinische Unternehmen. handelsabkommen sowie den Abschluss neuer Doppel- Im Berichtsjahr fanden regelmässige Treffen mit der besteuerungsabkommen (DBA). Das Ministerium war an Kommission (TF 50) und weiteren Vertretern der EU statt. den Verhandlungen für DBA mit Jersey, Litauen und den Ein enger Austausch zum Brexit fand laufend mit UK, Niederlanden beteiligt, die im Berichtsjahr abgeschlos- den EWR / EFTA-Partnern sowie den Nachbar-und wei- sen werden konnten. Es wurden neue EFTA-Freihan- teren Partnerstaaten statt. Treffen mit den amtierenden delsabkommen mit Ecuador und Indonesien sowie ein EU-Präsidentschaften Bulgarien und Österreich wurden modernisiertes Freihandelsabkommen mit der Türkei genutzt, um die Interessen der EWR / EFTA-Staaten im unterzeichnet. Die EFTA-Minister bekundeten zudem Rahmen des Brexit zu platzieren und die enge Partner- ihren Willen, die Verhandlungen für neue Freihandels- schaft mit der EU zu bekräftigen. Im Dezember einigten abkommen mit Indien, Malaysia, Mercosur und Vietnam sich Liechtenstein und die EWR / EFTA-Partner Norwe- sowie für die Modernisierung bestehender Abkommen gen und Island mit UK darauf, gegenseitig die Rechte der weiter zu verstärken. Mit Kosovo wurde eine Zusam- Bürger zu schützen, die bis zu einem Stichtag die Perso- menarbeitserklärung unterzeichnet, zudem traten im Be- nenfreizügigkeit in Anspruch genommen haben. richtsjahr die Abkommen mit Georgien und den Philip- Im Berichtsjahr konnten mit 433 EU-Rechtsakten pinen für Liechtenstein in Kraft. Seit dem 1. September eine relativ hohe Zahl übernommen werden, wobei die stellt Liechtenstein erstmals den Stellvertretenden Gene- Datenschutz-Grundverordnung besonders hervorzuhe- ralsekretär der EFTA. ben ist. Per Ende November waren 612 Rechtsakte nicht Die Arbeiten in der WTO bestanden grossteils in der übernommen, was einem Rückstand (Backlog) von rund Weiterverfolgung der Entscheidungen, die an der WTO- 10 %entspricht. Rund die Hälfte davon fällt unter die Fi- Ministerkonferenz 2017 in Buenos Aires getroffen wor- nanzdienstleistungen. Ende des Jahres gelang ein Durch- den sind. Diese betrafen insbesondere Landwirtschaft, bruch bei den Verhandlungen über die Übernahme di- digitalen Handel, Investitionen und Entwicklung sowie verser Rechtsakte in diesem Bereich, die Anfang 2019 Mikro-, kleine und mittlere Unternehmen. Die Verhand- übernommen werden. lungen über ein plurilaterales Abkommen über den Han- Im Rahmen der Umsetzungsarbeiten für den EWR- del mit Dienstleistungen (Trade in Services Agreement, Finanzierungsmechanismus 2014-2021 wurden im Be- TiSA) lagen weiterhin auf Eis. Gegen die von den USA richtsjahr Konzeptnoten und Programmabkommen für eingeführten Zölle unter anderem auf Stahl und Alu- 13 von 15 Empfängerstaaten erarbeitet. Die Verhand- minium leiteten zahlreiche Staaten, unter anderem die lungen für das Memorandum of Understanding (MoU) Schweiz, Streitbeilegungsverfahren ein. Im Rahmen des mit Zypern konnten abgeschlossen werden, das MoU mit Zollvertrags vertritt die Schweiz dabei auch liechtenstei- Ungarn ist jedoch weiterhin hängig. Liechtenstein legt nische Interessen. Zusammen mit 70 anderen Ländern den Schwerpunkt auf Programme in den Bereichen Bil- forderte Liechtenstein in einem gemeinsamen Vorstoss dung, Kultur, Migration und gute Regierungsführung. die Einleitung des Nominationsprozesses für die vier Schwerpunktländer sind aus liechtensteinischer Per- freien Sitze der WTO-Berufungsinstanz. Dieser Prozess spektive Tschechien, die Slowakei, Polen und Ungarn. wurde jedoch von den USA blockiert. Vor diesem Hin- Die Beziehungen mit der EU entwickelten sich im Be- tergrund wurden Rufe nach einer Modernisierung der richtsjahr positiv. Aufgrund der raschen Umsetzung von WTO und insbesondere die Überwindung der Blockade EU-Empfehlungen in Bezug auf das Unternehmenssteu- im Streitbeilegungssystem lauter. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Im Bereich der Korruptionsbekämpfung koordinierte tion gegen Menschenhandel, die Liechtenstein 2016 ra- | 99 das Ministerium die Umsetzung der Empfehlungen tifiziert hat. Im November führten zwei Mitglieder der der Staatengruppe des Europarats gegen Korruption Expertengruppe des Europarats gegen Menschenhan- (GRECO) aus der dritten Evaluationsrunde und erarbei- del (GRETA) einen Monitoringbesuch in Liechtenstein tete als Ergebnis dieses Prozesses einen Bericht und An- durch. trag zur Abänderung des Gesetzes über die Ausrichtung Beim zehnten Dialog mit Nichtregierungsorganisati- von Beiträgen an die politischen Parteien. Zudem ver- onen (NGO-Dialog) im September wurden Migration und trat das Ministerium Liechtenstein in den internationa- Integration sowie der UNO-Migrationspakt thematisiert, len Gremien des Europarats (GRECO) und der UNO (UN- der im Berichtsjahr einige Ressourcen des Ministeriums CAC) zur Korruptionsbekämpfung. band. Neben den in New York geführten Verhandlungen war das Ministerium in die Erstellung des Berichts an den Menschenrechte Landtag und die Vorbereitung des Regierungsbeschlus- ses involviert. Es vertrat zusammen mit dem Ausländer- Liechtenstein setzte sich weiter aktiv für Menschen- und Passamt Liechtenstein an der hochrangigen Konfe- rechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein. Im UNO- renz zum Migrationspakt in Marrakesch im Dezember. Menschenrechtsrat konzentrierte sich Liechtenstein als Beobachterstaat auf die punktuelle Teilnahme an der Sicherheit und Verbrechensbekämpfung Universellen Periodischen Überprüfung (UPR) von Mit- gliedsstaaten des Rats, auf das Miteinbringen von Re- Das Ministerium übernahm die Vertretung Liechten- solutionen zu liechtensteinischen Schwerpunktthemen steins bei der Vertragsstaatenversammlung des UNO- sowie auf die Organisation von Veranstaltungen insbe- Übereinkommens gegen grenzüberschreitende, organi- sondere zu strafrechtlicher Verantwortung. Im Europarat sierte Kriminalität sowie in Gremien der UNO und des setzte sich Liechtenstein im Reformprozess des Systems Europarats zu Cyber-Kriminalität. Vor dem Hintergrund der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) der zunehmenden Unterwanderung des Verbots von für die Unabhängigkeit des Gerichtshofs für Menschen- Chemiewaffen beteiligte sich Liechtenstein an den Ver- rechte (EGMR) sowie den Schutz des Individualbe- tragsstaatenversammlungen der Chemiewaffenkonven- schwerderechts ein. tion, um die Mechanismen zur Bestimmung von Tätern Weitere Schwerpunkte in diesem Bereich waren die zu stärken und die Handlungsfähigkeit der Organisa- Bekämpfung von Straflosigkeit für schwerste Verbre- tion sicherzustellen. Durch den Erhalt der sogenannten chen gegen das Völkerrecht und die Bekämpfung von «Broader Conclusion» bestätigte die Internationalen Menschenhandel und moderner Sklaverei im Rahmen Atomenergiebehörde (IAEO) im Berichtsjahr erstmals der «Liechtenstein Initiative». Unter dieser Initiative offiziell, dass die liechtensteinische Berichterstattung als wurde im Berichtsjahr unter liechtensteinischer Führung wahrheitsgemäss und vollständig anerkannt wird und gemeinsam mit Australien sowie liechtensteinischen Un- dass nukleares Material nur zu friedlichen Zwecken ein- ternehmen und Stiftungen eine Finanzsektorkommission gesetzt wird. initiiert, die 2019 einen Bericht vorlegen wird, in dem konkrete Massnahmen des Finanzsektors zur Bekämp- Umwelt und nachhaltige Entwicklung fung von Menschenhandel und moderner Sklaverei auf- gezeigt werden. Liechtenstein engagierte sich weiter für Das Ministerium bereitete die Beschlussfassung der Re- den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) und die Über- gierung zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 für nach- führung des Untersuchungsmechanismus für Syrien haltige Entwicklung mit ihren 17 Entwicklungszielen (IIIM) in das reguläre UNO-Budget ab 2020. (Sustainable Development Goals, SDGs) vor. Die Regie- Die Berichterstattung zur Menschenrechtssituation in rung beschloss acht Schwerpunktziele und konkrete Um- Liechtenstein an Gremien der UNO und des Europarats setzungsprojekte für Liechtenstein. Im Rahmen dieses bildete im Berichtsjahr unverändert einen Schwerpunkt Prozesses wurde der Austausch mit Wirtschaft und Zi- der Arbeit des Ministeriums. Im Januar präsentierte eine vilgesellschaft gepflegt. Weiter war das Ministerium bei Delegation dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf den Liechtensteins Beitritt zur EU-Aktionsplattform für Emis- Länderbericht im Rahmen der dritten Universellen Peri- sionsrechte beteiligt und vertrat die liechtensteinischen odischen Überprüfung (UPR) Liechtensteins. Im Mai be- Interessen in der makroregionalen E-Strategie für den schloss die Regierung, dass 84 der dabei erhaltenen 126 Alpenraum (EUSALP). Empfehlungen angenommen werden. Im Juli stellte eine liechtensteinische Delegation den fünften Länderbericht Bilaterale Besuche und Arbeitsgespräche über die Umsetzung des UNO-Übereinkommens zur Be- seitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CE- Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein DAW) in Genf vor und nahm Empfehlungen zur Verbes- Am 15. Januar empfing Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick serung entgegen. Erstmals berichtete Liechtenstein im den maltesischen Aussenminister Carmelo Abela in Va- Berichtsjahr über die Umsetzung der Europaratskonven- duz. Im Zentrum des Arbeitsgesprächs standen die eu- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

100 | ropäische Migrationskrise und die aktuellen Herausfor- bekräftigte ihren Willen, die gute Zusammenarbeit mit derungen der EU sowie der Brexit. Auf dem Programm Liechtenstein weiter vertiefen zu wollen. Auf dem Pro- stand auch die Teilnahme an der Eröffnung des Euro- gramm stand zudem ein öffentlicher Vortrag an der Uni- päischen Jahrs des Kulturerbes auf Schloss Gutenberg. versität Liechtenstein zum Thema «Gute Nachbarschaft Der bulgarische Premierminister Bojko Borissow und in der Mitte Europas». die für die EU-Präsidentschaft zuständige Ministerin Lil- jana Pawlowa trafen sich am 25. Januar in mit Re- Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland gierungschef und Regierungsrätin Dr. Au- In Rom traf sich Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick am relia Frick. Der Premierminister zeigte sich gegenüber 18. Januar mit dem italienischen Aussenminister Ange- einem Doppelbesteuerungsabkommen mit Liechtenstein lino Alfano. Das Arbeitsgespräch konzentrierte sich auf positiv eingestellt. In den Gesprächen plädierten Regie- die bilaterale Zusammenarbeit insbesondere im Steuer- rungschef Hasler und Regierungsrätin Frick dafür, dass bereich, wobei Regierungsrätin Frick den Wunsch nach die EWR / EFTA-Staaten bei den Brexit-Verhandlungen der Aufnahme von Verhandlungen für ein Doppelbesteu- nicht vergessen werden dürfen. erungsabkommen platzierte. Während ihres Aufenthalts Die in Liechtenstein akkreditierten Botschafter von in Rom traf die Regierungsrätin zudem Albrecht Freiherr EU-Staaten sowie EU-Botschafter Michael Matthiessen von Boeselager, den Grosskanzler des Souveränen Mal- waren am 16. Mai am Rande des Europatags in Vaduz zu teserordens. Gast, um mit Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick über die Am 31. Januar traf Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick liechtensteinische Europapolitik, den EWR und die Per- in Stockholm die schwedische Aussenministerin Margot spektiven der EU zu diskutieren. Wallström. Bestimmende Themen waren das gemein- Die andorranische Aussenministerin Maria Ubach same Engagement für Menschenrechte und Rechtsstaat- Font weilte am 28. und 29. Mai mit einer Delegation in lichkeit in internationalen Organisationen. Bei einem Liechtenstein. Sie traf sich zu einem Arbeitsgespräch Treffen mit dem Staatssekretär für Finanzen, Leif Jakobs- mit Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick. Ausserdem infor- son, wurde zudem der Wunsch nach einem bilateralen mierte sich die andorranische Delegation in der Stabs- Doppelbesteuerungsabkommen deponiert. stelle EWR und dem Amt für Statistik über Liechtensteins In Luxemburg tauschte sich Regierungsrätin Dr. Au- Erfahrungen im EWR. relia Frick am 1. Februar mit Aussenminister Jean Assel- Im Rahmen des jährlichen Botschafterinformations- born, Finanzminister Felix Braz und dem Ausschuss für tags am 18. Juni empfingen Regierungschef Adrian Has- auswärtige und europäische Angelegenheiten, Verteidi- ler, Regierungschef-Stellvertreter Dr. und gung, Entwicklungshilfe und Einwanderungsfragen des Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick 72 Vertreter diploma- Abgeordnetenhauses aus. tischer Vertretungen in Vaduz. Der Informationstag fand Am 7. Februar war Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick an verschiedenen Orten statt; Regierungsrätin Frick stellte zu Gast beim ungarischen Aussenminister Péter Szijjártó in der Kunstschule in Nendeln die liechtensteinische Aus- in Budapest. Thematisiert wurden der Brexit und die Lö- senpolitik vor und diskutierte mit den Anwesenden. sung für die zukünftigen Beziehungen der EU zum Ver- Fünf Mitarbeiter demokratischer und republika- einigten Königreich sowie das Thema Steuerharmonisie- nischer Kongressabgeordneter aus den USA besuchten rung. Ende August während drei Tagen mehrere Institutionen Im Rahmen ihrer Teilnahme an der Münchner Si- und Unternehmen in Liechtenstein und trafen Vertreter cherheitskonferenz vom 16. bis 18. Februar führte Re- aus der liechtensteinischen Politik und Wirtschaft. Mit gierungsrätin Dr. Aurelia Frick bilaterale Gespräche mit Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick sprachen sie über die dem georgischen Aussenminister Mikhail Janelidze, dem möglichen Vorteile eines Doppelbesteuerungsabkom- katarischen Aussenminister Mohammed bin Abdulrah- mens zwischen den USA und Liechtenstein sowie über man al-Thani sowie dem mazedonischen Aussenminister aktuelle Initiativen Liechtensteins in der Aussenpolitik. Nikola Dimitrov. Aus Anlass des 25-Jahr-Jubiläums der Aufnahme di- Am Rande der 37. Hochrangigen Session des UNO- plomatischer Beziehungen zwischen Liechtenstein und Menschenrechtsrats in Genf am 27. Februar traf sich Re- Ungarn empfing Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick am gierungsrätin Dr. Aurelia Frick mit dem dänischen Aus- 18. September den ungarischen Justizminister László senminister Anders Samuelsen und dem isländischen Trócsányi zu einem Arbeitsgespräch. Justizminister Aussenminister Gudlaugur Thór Thórdarson. Während Trócsányi wurde zudem von S.D. Erbprinz Alois von im Gespräch mit dem dänischen Amtskollegen auf Ver- und zu Liechtenstein zu einem Höflichkeitsbesuch auf handlungen für ein Doppelbesteuerungsabkommen hin- Schloss Vaduz empfangen. gewirkt wurde, standen die Auswirkungen des Brexit auf Am 15. November war die österreichische Aussenmi- die EWR / EFTA-Staaten im Mittelpunkt der Gespräche nisterin Karin Kneissl zum ersten Mal in Liechtenstein zu mit dem isländischen Amtskollegen. Kurze Gespräche Gast. Sie traf S.D. Erbprinz Alois sowie Regierungschef fanden zudem mit dem schweizerischen Aussenminister Adrian Hasler und führte ein Arbeitsgespräch mit Regie- Ignazio Cassis und der norwegischen Aussenministerin rungsrätin Dr. Aurelia Frick. Aussenministerin Kneissl Ine Eriksen Søreide statt. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Am 7. März traf Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick in Österreich und der Schweiz, Karin Kneissl und Igna- | 101 Wien die österreichische Aussenministerin Karin Kneissl zio Cassis; der deutsche Aussenminister Heiko Maas und Gernot Blümel, den Kanzleramtsminister für EU, musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. Bestim- Kunst, Kultur und Medien. Die Diskussionen drehten mende Themen waren der Brexit, die Migration in Eu- sich vor allem um die wirtschaftliche Einbindung der ropa und die Zusammenarbeit in internationalen Orga- EWR / EFTA-Staaten in die EU, den Brexit und die Kon- nisationen. sequenzen der grauen Liste der EU für Liechtenstein. Im Rahmen der Teilnahme an der UNO-General- Vom 12. bis 14. März nahm Regierungsrätin Dr. Au- versammlung im September in New York führte Regie- relia Frick an der 62. Sitzung der UNO-Kommission über rungsrätin Dr. Aurelia Frick bilaterale Gespräche mit die Rechtsstellung der Frau (CSW) in New York teil. In folgenden Personen: Kersti Kajulaid, Präsidentin von diesem Rahmen traf sie sich mit der kanadischen Aus- Estland, Shahidul Haque, Aussenministerin von Bangla- senministerin Chrystia Freeland. desch, Sushma Swaraj, Aussenministerin Indiens, Simon Im Anschluss reiste Regierungsrätin Frick nach Coveney, Aussenminister Irlands, Behgjet Pacolli, stell- Washington, wo sie von Justizminister Jeff Sessions vertretender Ministerpräsident und Aussenminister des empfangen wurde. Besprochen wurden unter anderem Kosovo, Stefan Blok, Aussenminister der Niederlande, Massnahmen zur Bekämpfung von Finanz- und Steuer- sowie Vivian Balakrishnan, Aussenministerin von Singa- kriminalität, Rechtshilfe und die Bekämpfung von Men- pur. schenhandel und moderner Sklaverei. Zudem traf sie Am 12. Oktober wurde Regierungsrätin Dr. Aure- sich mit dem stellvertretenden Handelsbeauftragten für lia Frick vom deutschen Aussenminister Heiko Maas in Europa, Dan Mullaney, sowie mit hochrangigen Vertre- Berlin empfangen. Sie unterstrich die Bedeutung einer tern des Aussenministeriums. engen Partnerschaft mit Deutschland für Liechtenstein. Vom 16. bis 19. April besuche Regierungsrätin Beide waren sich einig, dass der Multilateralismus ange- Dr. Aurelia Frick gemeinsam mit einer Delegation der sichts von Konflikten und Fragmentierungen der Welt- Schweizer Direktion für Entwicklungszusammenarbeit gemeinschaft gestärkt werden muss. Die Aussenminister (DEZA) von Liechtenstein unterstützte Projekte in Li- unterhielten sich auch über Europa und die Herausforde- banon. Unter den besuchten Projekten befanden sich rungen des Brexit. zum einen drei Schulen im Norden des Landes, welche Am 19. November traf sich Regierungsrätin Dr. Au- von der DEZA mit liechtensteinischer Hilfe renoviert relia Frick in London zu Gesprächen mit Minister Chri- und modernisiert wurden. Ihren Aufenthalt in Libanon stopher Heaton-Harris vom Brexitministerium, Handels- nutzte Regierungsrätin Frick für Treffen mit dem liba- minister George Hollingbery sowie Richard Jones, Leiter nesischen Aussenminister Gebran Bassil, Justizminister der Menschenrechtsabteilung im Aussenministerium. Salim Jreissati sowie dem höchsten UNO-Vertreter in der Christopher Heaton-Harris sicherte zu, dass das Ver- Region, Mohamed Ali Alhakim. einigte Königreich die Rechte der liechtensteinischen Am 9. Mai wurde Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Staatsangehörigen, die bereits in UK leben, auf jeden von Brexit-Minister David Davis in London empfangen. Fall schützen wird. Im Zentrum des Treffens standen die Brexit-Verhand- Zusammen mit S.D. Erbprinz Alois und I.K.H. Erb- lungen und die konkreten Auswirkungen des Brexit auf prinzessin Sophie besuchte Regierungsrätin Dr. Aurelia Liechtenstein. Frick am 3. und 4. Dezember Südkorea. Das Besuchspro- Bei der Ministersession des Europarats am 17. Mai gramm umfasste ein Arbeitsfrühstück mit Vertretern von in Dänemark führte Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick bi- liechtensteinischen und schweizerischen Unternehmen, laterale Gespräche mit der kroatischen Aussenministerin die in Korea tätig sind, sowie Treffen mit Premiermini- Marija Pejčinovič Burič und dem stellvertretenden grie- ster Lee Nak-yeon und dem zweiten Stellvertretenden chischen Aussenminister Terens-Nikolaos Quick über Aussenminister Lee Taeho. Bestimmende Themen der Steuerthemen und DBA-Verhandlungen. Gespräche waren eine angestrebte Modernisierung des In Oslo traf sich Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick EFTA-Freihandelsabkommen mit Korea sowie ein bila- am 15. Juni mit der norwegischen Aussenministerin Ine terales Doppelbesteuerungsabkommen und der Konflikt Eriksen Søreide sowie dem isländischen Aussenminister mit Nordkorea. Gudlaugur Thór Thórdarson zu einem Gespräch über die Zusammenarbeit im EWR. Im Rahmen des Aufenthalts Multilaterale Zusammenarbeit: Besuche in Norwegen führte sie zudem ein bilaterales Arbeitsge- und Arbeitsgespräche spräch mit der norwegischen Aussenministerin, traf den norwegischen Justizminister Tor Mikkel Wara sowie die Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein norwegische Kulturministerin Trine Skei Grande. Rolf Wenzel, Gouverneur der Entwicklungsbank des Am 2. Juli nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Europarats (CEB), traf sich am 9. Juli in Vaduz mit Re- auf Einladung des luxemburgischen Aussenministers gierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch und Regie- am Treffen der deutschsprachigen Aussenminister in rungsrätin Dr. Aurelia Frick zu Gesprächen über aktuelle Luxemburg teil. Sie traf dort ihre Amtskollegen aus Themen und Herausforderungen rund um die CEB. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

102 | Der Präsident der UNO-Generalversammlung, Miros- (CSW) in New York. Schwerpunktthema waren «Frauen lav Lajčák, war am 24. August zu Gast in Liechtenstein. und Mädchen in ländlichen Gebieten». Am Rand der Sit- Im Arbeitsgespräch mit Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick zung traf sich die Regierungsrätin mit Amina Moham- zeigte er sich besorgt über die politischen Probleme des med, stellvertretende UNO-Generalsekretärin, Miroslav Internationalen Strafgerichtshofs (ICC); weitere Themen Jenča, stellvertretender UNO-Generalsekretär für poli- waren die Situation in Myanmar und Syrien sowie die tische Angelegenheiten, Miroslav Lajčák, Präsident der von Liechtenstein initiierte Initiative für eine Finanzsek- UNO-Generalversammlung, Purna Sen, Leiterin der Di- torkommission zu moderner Sklaverei. Der Präsident rektion Politik von UN Women, sowie Louise Arbour, der UNO-Generalversammlung wurde von S.D. Erbprinz Sondergesandte des UNO-Generalsekretärs für interna- Alois sowie Landtagspräsident Albert Frick empfangen tionale Migration. und hielt einen öffentlichen Vortrag zum UNO-Migrati- Bei der 128. Ministersession des Europarats in Hel- onspakt. singör (Dänemark) am 18. Mai forderte Regierungsrä- Aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums von Liechtensteins tin Dr. Aurelia Frick ein klares Bekenntnis zur Europä- Beitritt zum Europarat sowie vor dem Hintergrund seiner ischen Konvention für Menschenrechte (EMRK) von den zur Neige gehenden zweiten Amtszeit besuchte Thorb- Mitgliedsstaaten und sicherte Generalsekretär Thorb- jørn Jagland am 28. und 29. Oktober Liechtenstein. Das jørn Jagland Liechtensteins Unterstützung bei den ange- Programm umfasste Höflichkeitsbesuche bei Landtags- strebten Reformen des Europarats zu. Am Rand der Ses- präsident Albert Frick und Regierungschef Adrian Hasler sion traf sie sich mit Menschenrechtskommissarin Dunja sowie Arbeitsgespräche mit Regierungsrätin Dr. Aurelia Mijatović zu einem Gespräch. Frick sowie mit der Delegation des Landtags in der Par- Am 23. Mai nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick lamentarischen Versammlung des Europarats. am halbjährlichen Treffen des EWR-Rats in Brüssel teil. Am 16. November tauschten sich in Vaduz auf Ein- Sowohl die EU als auch die EWR / EFTA-Staaten zeigten ladung von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick im Rah- sich bei diesem Anlass zufrieden mit dem Funktionieren men des «Liechtenstein Accountability Retreat» füh- des EWR. Am Rand des EWR-Rats trafen sich die Mi- rende Experten für internationales Strafrecht aus. Unter nister der EWR / EFTA-Staaten mit EU-Brexit-Chefunter- den Teilnehmern waren unter anderem die Leiterin des händler Michel Barnier. Syrien-Mechanismus, der Leiter des Syrien-Untersu- Am 24. und 25. Juni vertrat Regierungsrätin Dr. Au- chungsmechanismus des Menschenrechtsrats, die stell- relia Frick Liechtenstein beim EFTA-Ministertreffen in vertretende Hochkommissarin für Menschenrechte so- Saudárkrókur (Island). Die EFTA-Staaten unterzeichne- wie ein Mitglied der Myanmar-Untersuchungsmission ten das Freihandelsabkommen mit Ecuador sowie das des Menschenrechtsrats. modernisierte und erweiterte Freihandelsabkommen mit der Türkei. Diskutiert wurden insbesondere der Brexit Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland und die Folgen der US-Handelspolitik auf die EFTA-Staa- Am 24. Januar leitete Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ten. die liechtensteinische Delegation bei der dritten Univer- Bei der Eröffnung der 73. UNO-Generalversammlung sellen Periodischen Überprüfung (UPR) durch den UNO- in New York in der Woche des 24. September unterstrich Menschenrechtsrat in Genf. Liechtenstein erhielt bei der Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick die Notwendigkeit ei- Überprüfung 127 Empfehlungen von insgesamt 60 Staa- ner starken UNO zur Bewältigung der grossen Heraus- ten, die dem Land eine insgesamt gute Menschenrechts- forderungen im Bereich der Sicherheit, der Rechtsstaat- bilanz attestierten. lichkeit und der nachhaltigen Entwicklung. Sie lancierte Vom 16. bis 18. Februar nahm Regierungsrätin Dr. in New York zudem die Finanzsektorkommission gegen Aurelia Frick an der Münchner Sicherheitskonferenz moderne Sklaverei und Menschenhandel und leitete eine teil. Sie nutzte diesen Anlass für Gespräche mit Fatou Veranstaltung zum Syrien-Mechanismus, der im Dezem- Bensouda, Chefanklägerin beim Internationalen Strafge- ber 2016 auf liechtensteinische Initiative hin geschaffen richtshof (ICC), Pierre Krähenbühl, Direktor des UNO- worden ist. Im Rahmen ihres Aufenthalts traf sie zudem Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten Frauncesco Rocca und Elhadj As Sy, Präsident bezie- (UNRWA), sowie mit Beatrice Fihn, Direktorin der Inter- hungsweise Generalsekretär der Internationalen Rot- national Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN). kreuz- und Rothalbmond-Bewegung (IFRC). Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick nahm am 27. Fe- Die Bemühungen um einen geregelten Austritt des bruar am hochrangigen Segment des UNO-Menschen- Vereinigten Königreichs (UK) aus der EU – und somit rechtsrats in Genf teil. Sie führte dabei Gespräche mit auch aus dem Europäischen Wirtschaftsraum – standen dem UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid im Mittelpunkt eines Besuches von Aurelia Frick in Brüs- Raad al-Hussein, sowie mit Vojislav Šuc, Präsident des sel am 21. November. Gemeinsam mit den Aussenmini- UNO-Menschenrechtsrats. stern Norwegens und Islands informierte sie EU-Chefun- Zwischen dem 12. und 14. März vertrat Regierungs- terhändler Michel Barnier über das geplante separate rätin Dr. Aurelia Frick Liechtenstein an der 62. Sitzung Abkommen zwischen den drei EWR / EFTA-Staaten und der UNO-Kommission über die Rechtsstellung der Frau UK. Anschliessend nahm sie am Treffen des EWR-Rates ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

teil. In einer Debatte über aktuelle Herausforderungen Internationale Humanitäre Zusammenarbeit | 103 des EWR-Abkommens verwies sie auf die besondere Si- und Entwicklung (IHZE) tuation Liechtensteins. Die EFTA-Minister trafen sich am 23. November un- Die Regierung hat im Berichtsjahr insgesamt CHF 22.5 ter dem Vorsitz von Bundesrat Johann Schneider-Am- Mio. für Projekte der Internationalen Humanitären Zu- mann in Genf. Liechtenstein war durch Regierungsrätin sammenarbeit und Entwicklung (IHZE) aufgewendet. Der Dr. Aurelia Frick vertreten. Anlässlich des Treffens un- Gesamtbetrag für die offizielle Entwicklungszusammen- terzeichneten die Minister eine Zusammenarbeitserklä- arbeit (Official Development Assistance, ODA) gemäss rung mit Kosovo sowie mit Indonesien eine gemeinsame OECD-Kriterien, in dessen Berechnung auch weitere an- Erklärung zum Abschluss der Verhandlungen über das rechenbare Beiträge an internationale Organisationen Freihandelsabkommen. sowie das entsprechende Engagement der liechtenstei- Zum 40-Jahr-Jubiläum von Liechtensteins Beitritt nischen Gemeinden und die Betreuung von Asylsuchen- zum Europarat besuchten S.D. Erbprinz Alois von und den im Inland einfliessen, beläuft sich auf CHF 25.8 Mio. zu Liechtenstein, I.K.H. Erbprinzessin Sophie von und Der letzte definitive ODA-Prozentsatz, welcher die of- zu Liechtenstein und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick fizielle Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis zum am 26. November den Europarat. Sie tauschten sich mit Bruttonationaleinkommen (BNE) aufzeigt, liegt für das Generalsekretär Thorbjørn Jagland, Menschenrechts- Jahr 2016 vor. Bei einem BNE von CHF 5'826 Mio. er- kommissarin Dunja Mijatović und der Präsidentin der gibt sich dabei für Liechtenstein ein ODA-Prozentsatz Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Lili- von 0.42 %. Im internationalen Vergleich befindet sich ane Maury Pasquier, aus. Regierungsrätin Frick unter- Liechtenstein damit auf dem elften Rang. zeichnete das Übereinkommen über Geld-wäscherei sowie Ermittlung, Beschlagnahme und Einziehung von Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent- Erträgen aus Straftaten und über die Finanzierung des satzes Terrorismus (Warschau-Konvention) sowie eine Verein- barung zu Liechtensteins Jubiläumsbeitrag in der Höhe Jahr BNE ODA– ODA-Prozentsatz von CHF 100'000 an den Aktionsplan zum Schutz von Mi- (in Mio. CHF) anrechenbare % granten- und Flüchtlingskindern des Europarats. Auch Ausgaben ein Besuch des Europäischen Gerichtshofs für Men- schenrechte stand auf dem Programm. 2000 4'112 13'451'090 0.33 % Am 16. Dezember unterzeichnete Regierungsrätin 2001 3'782 15'114'860 0.40 % Dr. Aurelia Frick in Jakarta zusammen mit den EFTA- 2002 3'698 14'010'065 0.38 % Partnern Schweiz, Norwegen und Island das Freihan- 2003 3'538 15'055'869 0.43 % delsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Indone- 2004 3'554 15'395'590 0.43 % sien. 2005 3'893 17'381'933 0.45 % 2006 4'397 18'843'051 0.43 % Corporate Governance 2007 4'946 21'563'049 0.44 % 2008 4'949 25'984'138 0.53 % Im Bereich des Äusseren ist der Liechtensteinische Ent- 2009 4'210 28'434'531 0.68 % wicklungsdienst (LED) dem Ministerium zugeordnet. Ge- 2010 4'470 27'772'298 0.62 % mäss den gesetzlichen Vorgaben hat die Regierung wie 2011 4'025 27'914'033 0.69 % jedes Jahr den Monitoring-Bericht des Berichtsjahres zur 2012 3'571 26'781'303 0.75 % Kenntnis genommen sowie das Budget des LED und den 2013 4'073 26'189'157 0.65 % Leistungsauftrag für das Folgejahr genehmigt. Zudem 2014 1) 4'924 25'021'456 0.51 % führte das Ministerium zwei ordentliche Gespräche mit 2015 4'968 23'310'270 0.47 % Vertretern des Stiftungsrates und der Geschäftsleitung 2016 5'826 24'204'500 0.42 % des LED, wobei das Ministerium insbesondere auch über 2017 nicht bekannt 24'515'243 nicht bekannt den vom Stiftungsrat initiiertem Prozess der Organisati- onsentwicklung und den jeweils aktuellen Stand infor- 2018 nicht bekannt 25'755'710 nicht bekannt miert wurde. Auf Grund der vom LED ausgesprochenen Kündigung gegenüber einem Projektleiter und der da- 1) Die Berechnungsmethode des BNE wurde für das Jahr 2014 von ESVG raus resultierenden personellen Situation fand im zwei- 95 auf ESVG 2010 umgestellt. ten Halbjahr ein regelmässiger Austausch zwischen dem Ministerium und dem Stiftungsratspräsidenten des LED statt. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

104 | Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent- IHZE-Beiträge 2018 nach Regionen satzes Im Berichtsjahr wurden 42 % der IHZE-Gelder in Afrika

Ausgaben in Mio. CHF ODA-Prozentsatz eingesetzt. Das grösste Engagement erfolgte dort in den Schwerpunktländern des LED, konkret in Burkina Faso, Mali, Mosambik, Niger, Sambia, Senegal und Simbabwe. 18 % der Mittel wurden für Entwicklungsprojekte in Zentral- und Südamerika, insbesondere in den LED- Scherpunktländern Bolivien und Peru, verwendet. Das Engagement in Europa nimmt 12 % der Gelder in Anspruch. Unterstützt werden Projekte in der Balkan- Region und im ärmsten Land Europas, in der Republik Moldau. Die Republik Moldau ist ebenfalls ein Scher- punktland des LED. In den Ländern des Balkans, haupt- sächlich im Kosovo und in Bosnien und Herzegowina, engagiert sich Liechtenstein im Rahmen der Internatio- nalen Flüchtlings- und Migrationshilfe. IHZE-Beiträge 2018 nach Kategorien Aufgrund des Syrien-Konfl ikts ist der Anteil der Pro- Die IHZE-Mittel werden bei der Budgetierung nach jekte im Nahen Osten mit 5 % nach wie vor relativ hoch. einem intern festgelegten Schlüssel auf die einzelnen Ka- Das Engagement in Asien beläuft sich auf lediglich 4 % tegorien aufgeteilt. Dabei gehen rund 65 % des Budgets der IHZE-Gelder. an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) 19 % der Mittel werden nicht projektspezifi sch aus- für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in aus- bezahlt oder länderübergreifenden Programmen zu- gesuchten Schwerpunktländern. Der LED berichtet sepa- geführt. Diese Beiträge, welche in der untenstehenden rat über die Verwendung dieser Gelder (www.led.li). Je Projektliste in der Länderspalte als «International» be- 11.5 % der Mittel gehen in die Not- und Wiederaufbau- zeichnet werden, sind essentiell, um grenzüberschrei- hilfe, die Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe tende Aktivitäten oder unterfi nanzierte Programme zu sowie in die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. unterstützen und die Grundkosten von Entwicklungsor- Für die Öffentlichkeitsarbeit wurden im Berichtsjahr ganisationen zu decken. 0.1 % der Mittel aufgewendet. 19% 0.1% 11.5% 11.5%

11.5% 5% 42%

12%

4% 65.3% 18% ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE): Projektliste 2018 | 105

Not- und Wiederaufbauhilfe (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Wasserversorgungsprojekt des Uganda ADA 60'000 60'000 Österreichischen Roten Kreuzes in Uganda über ADA Projekt «REZO» Haiti Build Change 50'000 50'000 Gesundheitsprojekt in Bangladesch Bangladesh DEZA 150'000 150'000 ICLA-Programm für syrische Libanon DEZA 150'000 150'000 Flüchtlinge in Libanon Tahaddi-Projekt (Gesundheit, Bildung, Libanon DEZA 150'000 150'000 Soziale Inklusion) in Libanon Übernahme Mietkosten und Transport- Bosnien-Herzegowina Div. Partner Kleinprojekte / 9'957 9'957 kosten Lazarus Hilfswerk Verdoppelungen Ankauf von Babywindeln und Damenbinden International Hilfswerk Liechtenstein 4'000 4'000 Ausbau des Zentrums für alleinstehende Ukraine Hilfswerk Liechtenstein 50'000 50'000 Mütter in Korotytsch Hilfsgüter / Weihnachtsaktion für die Ostukraine Ukraine Hilfswerk Liechtenstein 10'000 10'000 Jahresbeitrag International Hilfswerk Liechtenstein 20'000 20'000 Transportkosten International Hilfswerk Liechtenstein 63'270 63'270 Beitrag an das Nothilfeprogramm der Indonesien IFRC 100'000 100'000 Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) in Indonesien Beitrag an das Hilfsprogramm des IKRK Bangladesh IKRK 100'000 100'000 in Bangladesch Beitrag an das Hilfsprogramm des IKRK Demok.Republik Kongo IKRK 100'000 100'000 in der Demokratischen Republik Kongo Beitrag an die Hilfsprogramme des IKRK International IKRK 100'000 100'000 in der Sahelzone 50. Geburtstag von S.D. Erbprinz International IKRK 25'000 25'000 Alois von und zu Liechtenstein: Beitrag an das IKRK Hilfsprogramme für Minenopfer International IKRK 100'000 100'000 Jährlicher Beitrag an den IKRK-Hauptsitz International IKRK 200'000 200'000 Aufstockung der Spenden zum Jemen LRK 100'000 100'000 Weihnachtsaufruf «Hilfe für Jemen» Jahresbeitrag Katastrophenfonds International LRK 50'000 50'000 Medizinisches Nothilfeprojekt Demok.Republik Kongo MEDAIR 100'000 100'000 Allgemeiner Beitrag an Move-Ability International MoveAbility Foundation 50'000 50'000 Central Emergency Response Fund (CERF) International OCHA 200'000 200'000 Medizinische Grundversorgung in Simbabwe Simbabwe SolidarMed 50'000 50'000 WASH-Nothilfeprojekt in Zentralsulawesi Indonesien SolidarSuisse 75'000 75'000 Umsetzung Ottawa-Konvention International UNMAS 25'000 25'000 (Beitrag Minenräumung / Minenopferhilfe) Allgemeiner Beitrag an das UNO-Hilfswerk International; Palästina UNRWA 200'000 200'000 für Palästinaflüchtlinge Beitrag an das Welternährungsprogramm Zentralafrikanische Republik WFP 100'000 100'000 (WFP) zur Unterstützung von Hunger- leidenden in der Zentralafrikanischen Republik ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

106 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Nahrungsmittelhilfe Korea (demokratische WFP 100'000 100'000 Volksrepublik Korea) Nothilfefonds des Welternährungs- International WFP 100'000 100'000 programms (WFP)

Total 2'592'227 2'592'227

Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Inclusion of Roma through Education, Bosnien-Herzegowina Caritas CH 140'000 140'000 Employability / Employment, Socio-Economic Support PEACH: Pre-School Education for All Children Bosnien-Herzegowina Caritas CH 210'000 210'000 Roma Housing 2016-2017 (Abschlusszahlung) Bosnien-Herzegowina Caritas CH 137'366 137'366 Roma Housing 2018-2019 Bosnien-Herzegowina Caritas CH 220'000 220'000 Rural Income Generation Support Kosovo Caritas CH 40'000 40'000 SPHRESE: Verbesserung der Vorschulbildung Kosovo Caritas CH 160'000 160'000 SUREP: Sustainable Kosovo Caritas CH 200'000 200'000 Return of Repatriated Persons Migration und Entwicklung Armenien Caritas Vorarlberg 171'105 171'105 Developing Institutions to Prevent Myanmar Displacement Solutions 100'000 100'000 Climate Displacement and Land Conflict Jahresbeitrag an das Europäische Europa Europäische Kommission 40'556 0 Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) Allgemeiner Beitrag an IDMC International IDMC 100'000 100'000 Sportförderung für Flüchtlinge International Olympic Refuge Foundation 50'000 50'000 Bildungsprojekt für jugendliche Türkei RET 200'000 200'000 Flüchtlinge und Einheimische Beteiligung an Schweizer Bosnien-Herzegowina; Staatssekretariat für 500'000 500'000 Migrationspartnerschaften auf dem Kosovo; Mazedonien; Serbien Migration Westbalkan Hilfsprogramme des UNHCR-Syrien Syrien UNHCR 100'000 100'000 Hilfsprogramme des UNHCR-Irak Irak UNHCR 100'000 100'000 Hilfsprogramme des UNHCR-Zentral- Zentralafrikanische Republik UNHCR 50'000 50'000 afrikanische Republik Nicht-zweckgebundener Beitrag UNHCR International UNHCR 50'000 50'000 Forced Migration Review International Universität Oxford 10'000 10'000

Total 2'579'027 2'538'471

Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED) Für die Verwendung der Mittel wird auf die separate Berichterstattung des LED verwiesen. Betrag CHF ODA CHF

Total 14'690'000 14'690'000 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit | 107 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Betreuung und Reintegration von sexuell Mali; Demokratische Advocacy Project 20'000 20'000 missbrauchten Frauen (SOSFED) Republik Kongo Beitrag an Projekt zu sexueller und International All Survivors Project 85'000 85'000 geschlechterspezifischer Gewalt in Konflikten Programm zur Beseitigung von Landminen Kambodscha APOPO 40'000 40'000 Programm zur Tuberkulosebekämpfung Tansania APOPO 40'000 40'000 Folterprävention in Lateinamerika International APT 100'000 100'000 Förderung klimaresilienter und nachhaltiger Tadschikistan Caritas CH 200'000 200'000 Landwirtschaft Projekt zum Schutz des Urwaldes Georgien Community & Environment, 11'067 11'067 in Adscharien Tiflis Beitrag an das DCAF Program «Gender International DCAF 20'000 20'000 Equality in Security and Justice» Beitrag ans Genfer Zentrum für die demo- International DCAF 20'000 20'000 kratische Kontrolle der Streitkräfte Beitrag zur Förderung des Dialogs zwischen International Dialogue Advisory Group 25'000 0 Parteien in bewaffneten Konflikten Globales Beschleunigungsinstrument zur International Div. Partner Kleinprojekte / 5'000 0 Umsetzung der «Frauen, Frieden und Verdoppelungen Sicherheit» Agenda (WPHF) Internetplattform zum Schutz von Journalisten International Europarat 20'000 8'000 Projekt zur Unterstützung des Aktionsplans Ukraine Europarat 20'000 20'000 in der Ukraine Projekt zur Unterstützung des Aktionsplans Georgien Europarat 40'000 40'000 in Georgien Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen International GCERF 50'000 50'000 gewalttätigen Extremismus Beitrag an das Programm «Children and International Geneva Call 30'000 30'000 Armed non-State Actors» Beitrag für das Programm zum Schutz von International Geneva Call 30'000 30'000 Frauen in bewaffneten Konflikten Schulungskurse für Menschenrechts- International Geneva for Human Rights 10'000 10'000 verteidiger aus Entwicklungsländern Allgemeiner Beitrag Globaler Fonds gegen International Globaler Fonds gegen 100'000 100'000 HIV / Aids, Malaria und Tuberkulose HIV / Aids Förderung und Einbezug von Frauen International HD Centre 100'000 0 in Friedensmediationen Stretegieprojekt Klimawandel – Nèmasso Mali HELVETAS Swiss 100'000 100'000 Intercooperation Beitrag Ausbildung von Experten des International ICAR 150'000 150'000 International Centre for Asset Recovery Allgemeiner Beitrag International ISHR International Service 20'000 20'000 for Human Rights Beitrag zur Erreichung des dritten Ziels International ISHR International Service 25'000 25'000 der ISHR-Strategie 2017-2020 for Human Rights Programm gegen sexuelle und International Justice Rapid Response 25'000 0 genderbasierte Gewalt SAFIRE – Adaptierung an den Klimawandel Simbabwe LED 83'448 83'448 durch Erhaltung der Wälder und Aufforstung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

108 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Verbesserung des Schutzes und des International Martin Ennals Foundation 25'000 0 Eintretens für Menschenrechtsverteidiger Freiwilliger Beitrag International NGO Working Group on 10'000 0 Women, Peace and Security Trainingsprogramm zur Förderung der Südamerika OAS 20'000 20'000 Geschlechtergleichstellung Beitrag Anti-Corruption Network for International OECD 40'000 40'000 Eastern Europe and Central Asia Allgemeiner Beitrag International OHCHR 25'000 22'000 Beitrag an Studie zu Kindern International OHCHR 20'000 17'600 in Gefangenschaft Beitrag für die OHCHR-Abteilung für International OHCHR 40'000 35'200 Menschenrechtsübereinkommen Fonds für Folteropfer International OHCHR 25'000 22'000 OHCHR-Fonds für technische International OHCHR 40'000 35'200 Zusammenarbeit Allgemeiner Beitrag an die Weltorganisation International OMCT 20'000 20'000 gegen Folter Projekt zur Vermeidung von Folter an Kindern International OMCT 50'000 50'000 Beitrag an das «Human Rights and International OSZE 30'000 22'000 Anti-Terrorism Programme» des ODIHR Beitrag für den «Legislation Review Fund» International OSZE 50'000 37'000 des ODIHR Allgemeiner Beitrag an das Sekretariat International PCC SEE 20'000 20'000 der Polizeikooperation in Osteuropa Beitrag zur Finanzierung des internationalen, International; Syrien Syrien-Mechanismus (IIIM) 200'000 200'000 unparteiischen und unabhängigen Unter- suchungsmechanismus für Verbrechen, die in Syrien seit März 2011 begangen wurden Allgemeiner Beitrag International UN Women 70'000 70'000 UNO-Fonds zur Bekämpfung von Gewalt International UN Women 10'000 10'000 gegen Frauen Allgemeiner Beitrag International UNAIDS 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag an UNDP International UNDP 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UNFPA 25'000 25'000 Globales Programm zur Verbesserung der International UNFPA 15'000 15'000 Verfügbarkeit von Produkten im Bereich reproduktive Gesundheit Allgemeiner Beitrag International UNICEF 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UNITAR 10'000 10'000 Allgemeiner Beitrag International UNODC 25'000 25'000 Beitrag an den freiwilligen Trust Fund für International UNODC 10'000 10'000 Opfer von Menschenhandel Finanzsektorkommission zu Moderner International UNU 250'000 250'000 Sklaverei und Menschenhandel Leitungswasser trinken. Trinkwasser spenden. International Verein Drink & Donate 50'000 50'000 Polio Impfkampagne von UNICEF und WHO International; Afghanistan; WHO 25'000 25'000 Indien; Pakistan; Nigeria Beitrag an das «PeaceWomen» Programm International Women's International 5'000 0 League for Peace and Freedom Genereller Beitrag an den Doha Trust Fund International WTO 40'000 40'000

Total 2'594'515 2'348'515 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Öffentlichkeitsarbeit | 109 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Bilderausstellung zum Thema International Div. Partner 2'830 0 Nicht-Diskriminierung Konferenz zum Thema Menschenrechte Moldau Div. Partner 4'000 4'000 und Entwicklung Öffentliche Veranstaltung mit International Div. Partner 2'268 2'268 IKRK-Präsident Peter Maurer Präsentation von LiechtensteinLanguages International Div. Partner 1'686 1'686 beim GFMD Projektreise mit Regierungschef Moldau Div. Partner 2'766 2'766 Adrian Hasler in die Republik Moldau Projektreise mit Regierungsrätin Libanon Div. Partner 967 967 Dr. Aurelia Frick nach Libanon IHZE-Veranstaltung zum Weltwassertag International Verein Drink & Donate 8'219 8'219 Leitungswasser trinken. Trinkwasser International Verein Drink & Donate 5'000 5'000 spenden. Administrativkostenbeitrag Unterstützung einer Medienkampagne International Verein Drink & Donate 4'308 4'308 zum Waterfootprint Liechtenstein

Total 32'044 29'214

Sonstige ODA-anrechenbare Beiträge an internationale Organisationen (Amt für Auswärtige Angelegenheiten und diplomatische Vertretungen Liechtensteins)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Jahresbeitrag an das generelle Budget International CITES 410 410 der CITES Allgemeiner Beitrag an den Europäischen International Europarat 13'000 5'200 Gerichtshof für Menschenrechte zum Abbau der Beschwerden Beitrag an den Aktionsplan zum Schutz von Europa Europarat 100'000 100'000 Migranten- und Flüchltlingskindern Regulärer Beitrag Europarat International Europarat 438'773 175'509 Schule für politische Studien in Georgien Georgien Europarat 12'000 12'000 Freiwilliger Beitrag für die technische International IAEO 3'382 3'382 Zusammenarbeit IAEO Regulärer Beitrag IAEO International IAEO 33'831 11'164 Freiwilliger Beitrag an die International ICG 10'000 10'000 International Crisis Group Freiwilliger Beitrag ans International International ICTJ 10'000 10'000 Center for Transitional Justice Jahresbeitrag IRENA International IRENA 1'570 1'036 Regulärer Beitrag an ITU International ITU 159'000 28'620 Jahresbeitrag Internationale Union für die International IUCN 15'520 15'520 Erhaltung der Natur und ihrer natürlichen Ressourcen (IUCN) Jahresbeitrag Ramsar Konvention International IUCN 1'000 1'000 Sicherheits- und Menschenrechtsmonitor International Netherlands Helsinki 10'000 7'400 (SHRM) Committee ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

110 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Beitrag an das Projekt «Strategic International OSZE 10'000 7'400 Policy Support Unit» Beitrag an den slowakischen International OSZE 20'000 14'800 OSZE-Vorsitz 2019 Beitrag an den strukturierten Dialog International OSZE 10'000 7'400 zu Abrüstungsbestrebungen Beitrag an Registrierungssystem für International OSZE 5'000 3'700 ODIHR-Veranstaltungen Beitrag für Abschlussevent des Pilotprojekts International; Albanien OSZE 10'000 10'000 zu Jugend und Innovation auf dem Westbalkan Beitrag zur Errichtung von thematischen International OSZE 5'000 3'700 oder Analyse- und Forschungszentren in der 2. Dimension Kolloquium des OSZE-Vergleichs- und International OSZE 5'000 3'700 Schiedsgerichtshofs zum Thema «Conciliation» Projekt zur Sicherung eines Bosnien-Herzegowina OSZE 20'000 20'000 Waffen- und Munitionslagers Projekt zur Stärkung der Antworten auf International OSZE 15'000 15'000 durch den Klimawandel bedingte Sicherheits- risiken in Osteuropa, Südkaukasus und Zentralasien Regulärer Beitrag OSZE International OSZE 119'187 88'198 Stärkung demokratischer Prozesse in Ost- International OSZE 15'000 15'000 europa, dem Südkaukasus und Zentralasien Jahresbeitrag Wüstenbildungskonvention International UNCCD 602 602 Allgemeiner Beitrag an den EMEP Trust Fund International UNECE 817 727 Jahresbeitrag an die Quecksilber- International UNEP 353 353 Konvention (Minamata) Jahresbeitrag Basler Konvention International UNEP 413 413 Jahresbeitrag Biodiversitätskonvention International UNEP 1'191 1'191 Jahresbeitrag Bonner Konvention zum International UNEP 441 441 Schutz von Wandertieren (CMS) Jahresbeitrag Multilateraler Fonds des International UNEP 17'298 17'298 Montrealer Protokolls (Ozonfonds) Jahresbeitrag Rotterdamer Übereinkommen International UNEP 308 308 Jahresbeitrag Stockholmer Übereinkommen International UNEP 1'232 1'232 Jahresbeitrag UNEP bzw. Environment Fund International UNEP 9'287 9'287 Jahresbeitrag Klimakonvention International UNFCCC 1'882 1'148 Regulärer Beitrag UNO International UNO 166'220 29'920 Reguläre Beiträge an UNO-Peacekeeping International UNO 324'202 48'630 Missionen Allgemeiner Beitrag an die UNO Universität International UNU 5'000 5'000 Beitrag an die Weltpostunion (UPU) International UPU 47'707 7'633

Total 1'619'626 694'322 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

| 111 Betrag CHF ODA CHF

Total IHZE-Ausgaben 22'487'813 22'198'427 Sonstige Beiträge an internationale Organisationen 694'322 Flüchtlingsbetreuung im Inland 2'037'394 Katastrophenfonds Gemeinden 100'000 Weitere ODA-anrechenbare Beiträge der Gemeinden 725'567

Total ODA 25'755'710

Justiz erforderte auch die Anpassung von rund 120 Spezialge- setzen. Rechtsetzungsvorhaben Die europäische Datenschutzgrundverordnung wurde in der EU am 25. Mai 2018 verpflichtend anwend- (Teil-)Reform der Zivilprozessordnung und die Ab- bar. Die EU hat diese mit der Intention erarbeitet, sichere änderung weiterer Gesetze (Vereinfachung und Be- Rahmenbedingungen für das digitale Zeitalter zu schaf- schleunigung des Verfahrens) fen. Durch die EWR-Mitgliedschaft ist die Verordnung Seit ihrem Inkrafttreten vor mehr als 100 Jahren hat die auch in Liechtenstein anzuwenden. Um den spezifischen aktuelle liechtensteinische Zivilprozessordnung in ihrem Gegebenheiten des Landes zu entsprechen, wurde die Kernbestand keine grundlegenden Änderungen mehr europäische Datenschutzgrundverordnung in Liechten- erfahren. Mittlerweile genügt die Zivilprozessordnung stein mit nationalen Regeln ergänzt. Dabei sind spezi- allerdings dem Bedürfnis nach effizienten und kosten- fisch liechtensteinische Bedürfnisse in die Gesetzesvor- günstigen Gerichtsverfahren nicht mehr in allen Belan- lage mit eingeflossen. gen. Ziel der Vorlage war es, Zivilverfahren effizienter, Mit dieser Vorlage erfolgte zudem eine Neuzuord- rascher und kostengünstiger abzuwickeln. nung der unabhängigen Datenschutzstelle zu dem für Eine zentrale Aufgabe des Zivilprozesses ist es, den Geschäftsbereich Justiz zuständigen Ministerium. «Rechtsfrieden» zwischen den Parteien herzustellen. Der Landtag hat die Vorlage in der Oktober-Sitzung Hierbei kommt der Dauer von gerichtlichen Verfahren verabschiedet und tritt am 1. Januar 2019 in Kraft. eine wichtige Bedeutung zu. Je länger ein Verfahren dauert, desto teurer wird es. Und spätestens wenn sich Abänderung des Datenschutzgesetzes (Übergangsge- Rechtssuchende die Frage stellen müssen, ob sie sich ein setzgebung) Gerichtsverfahren überhaupt noch leisten können, wird Da zwischen der Übernahme der DSGVO in das EWR- die Verfahrensdauer auch eine Frage des Zugangs zum Abkommen und dem Inkrafttreten der Totalrevision des Recht. DSG einige Monate lagen, wurde das Datenschutzgesetz Die Vereinfachung der Zivilverfahren wurde durch für den Übergangszeitraum um einzelne Bestimmungen diverse Neuerungen erreicht. Dazu gehört zum Beispiel ergänzt, um Lücken in den wichtigsten Bereichen zu die eingeschränkte Anfechtbarkeit von Landgerichts- vermeiden. Unter anderem wurde die Datenschutzstelle beschlüssen sowie von Berufungsentscheidungen des ermächtigt, die Kompetenzen auf Basis der DSGVO Obergerichts. Weitere Änderungen betrafen beispiels- auszuüben, welche ihr ein Agieren im Rahmen der EWR- weise das Beweisverfahren oder die Erhöhung der Baga- rechtlichen Zuständigkeiten und Aufgaben erlauben. So tellgrenze. Zudem wurde die Reform dazu genutzt, ein- wurde zum Beispiel die gesetzliche Grundlage geschaf- zelne Bestimmungen an die aktuellen Entwicklungen der fen, damit die Datenschutzstelle ab Übernahme der Ver- liechtensteinischen Rechtsprechung und Gerichtspraxis ordnung in das EWR-Abkommen am Europäischen Da- anzupassen tenschutzausschuss teilnehmen und als federführende Die Vorlage wurde in der September-Sitzung vom Aufsichtsbehörde tätig sein konnte. Da sich der Schutz- Landtag verabschiedet und tritt am 1. Januar 2019 in bereich der DSGVO lediglich auf natürliche Personen Kraft. beschränkt, wurden zur Reduktion des Aufwands betrof- fene juristische Personen schon ab Übernahme der DS- Totalrevision des Datenschutzgesetzes sowie die Ab- GVO in das EWR-Abkommen vom Anwendungsbereich änderung weiterer Gesetze Abänderung der Exekuti- des Datenschutzgesetzes ausgenommen onsordnung sowie weiterer Gesetze Der Landtag hat die Vorlage in der Juni-Sitzung ver- Ziel der Gesetzesvorlage war es, das liechtensteinische abschiedet und trat gleichzeitig mit dem Beschluss des Datenschutzrecht an die neue europäische Datenschutz- Gemeinsamen EWR-Ausschusses betreffend die Über- grundverordnung anzupassen. Der neue Rechtsrahmen nahme der Verordnung (EU) 2016 / 679 in Kraft. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

112 | Abänderung der Verfassung und des Gesetzes über ren wurde die Selbständigkeit des Gerichtsvollziehers den Staatsgerichtshof (Abschaffung des Rotations- gestärkt. Das veraltete und umständliche Instrument des prinzips bezüglich der Ersatzrichter) «Offenbarungseides» wurde abgeschafft und durch die Das liechtensteinische Recht sah für den Staatsgerichts- Abgabe eines Vermögensverzeichnisses ersetzt. Zudem hof und den Verwaltungsgerichtshof für den Einsatz von wurde der veraltete Begriff des «Exekutors» durch die Ersatzrichtern zwingend das so genannte «Rotations- seit Längerem gebräuchliche Bezeichnung «Gerichts- prinzip» vor. Dieses Prinzip verhinderte, dass diese Ge- vollzieher» ersetzt. richte die Ersatzrichter flexibel oder entsprechend be- Die Vorlage wurde in der November-Sitzung vom sonderer Fachkenntnisse einsetzen können. Dies führte Landtag verabschiedet und tritt am 1. März 2019 in Kraft. mitunter zu Verzögerungen in der Fallerledigung, weil jener Ersatzrichter zum Zug kommt, der gerade an der Schaffung eines Gesetzes über das Verzeichnis der Reihe ist, und nicht jener, der den Fall am effizientesten wirtschaftlichen Eigentümer inländischer Rechtsträ- bearbeiten könnte. ger (VwEG) Mit der Abänderung der Verfassung und des Ge- Mit der Schaffung eines Gesetzes über das Verzeichnis setzes über den Staatsgerichtshof wurde das Rotations- der wirtschaftlichen Eigentümer inländischer Rechtsträ- prinzip beim Einsatz von Ersatzrichtern abgeschafft. ger (VwEG) soll die 4. EU-Geldwäscherei-Richtlinie ab- Dadurch wird ein flexiblerer Einsatz der Ersatzrichter schliessend umgesetzt werden. ermöglicht und hilft, die Verfahren vor dem Staatsge- Mit LGBl. 2017 Nr. 161 hat Liechtenstein die 4. EU- richtshof und dem Verwaltungsgerichtshof effizienter zu Geldwäscherei-Richtlinie aus dem Jahr 2015 grössten- gestalten. Durch die Abschaffung des Rotationsprinzips teils bereits umgesetzt. Die Richtlinie verpflichtet die wurde dieselbe Situation geschaffen wie bei den anderen Mitgliedstaaten auch zur Schaffung eines zentralen Ver- liechtensteinischen Gerichten. zeichnisses, welches die Angaben zu den inländischen Die Vorlage wurde in der November-Sitzung des Rechtsträgern enthält. Landtages verabschiedet und tritt am 1. März 2019 in Das neu beim Amt für Justiz zu errichtende Verzeich- Kraft. nis wird die wirtschaftlichen Eigentümer inländischer Rechtsträger (juristische Personen, Treuunternehmen Abänderung der Exekutionsordnung (EO) sowie wei- oder Treuhänderschaften) enthalten. Dieses Verzeichnis terer Gesetze dient ausschliesslich der Bekämpfung der Geldwäsche- Die auf das Jahr 1971 zurückgehende liechtensteinische rei, der Vortaten der Geldwäscherei und der Terroris- Exekutionsordnung entspricht nicht mehr den heu- musfinanzierung. Die Organe der Rechtsträger bzw. bei tigen Bedürfnissen. Um eine zeitgemässe Gesetzeslage Treuunternehmen oder Treuhänderschaften deren Sorg- zu schaffen, wird die Exekutionsordnung einer umfas- faltspflichtige haben die Angaben über die wirtschaftli- senden Reform unterzogen. chen Eigentümer erstmals innert sechs Monaten ab In- Das Exekutionsrecht ist eine wichtige Basis für die krafttreten des Gesetzes an das Amt für Justiz zu melden. Rechtsdurchsetzung in einem Rechtsstaat. Sinn und Als wirtschaftlicher Eigentümer einer juristischen Zweck des Exekutionsverfahrens ist es, den Rechts- Person gilt jede natürliche Person, die mehr als 25 % anspruch des Gläubigers durchzusetzen. Ein Ziel, das der Stimmrechte, des Kapitals oder des Gewinns eines durch ein möglichst einfaches, rasches und gerechtes Rechtsträgers direkt oder indirekt hält oder kontrolliert. Verfahren erreicht wird. Diese Anforderung nach einem Analoge Bestimmungen gelten für die wirtschaftlichen effektiven und zielgerichteten Verfahren kann die vor Eigentümer von Treuhänderschaften oder Stiftungen. 47 Jahren nach österreichischem Vorbild eingeführte Die FMA, die Stabsstelle FIU sowie die Staatsanwalt- liechtensteinische Exekutionsordnung nicht mehr erfül- schaft können im Rahmen der Bekämpfung der Geld- len. Denn während Österreich seine Rechtsgrundlagen wäscherei, deren Vortaten oder der Terrorismusfinan- in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach grundlegend zierung Einblick in das Verzeichnis nehmen. Banken überarbeitete, hat sich das Exekutionsrecht in Liechten- erhalten vom Amt für Justiz Einblick betreffend juristische stein nur punktuell fortentwickelt. Personen, wenn sie ihre Sorgfaltspflichten wahrnehmen. Diese Reform soll in drei Schritten erfolgen. Der Dritte können bei Nachweis ihres berechtigten Interes- erste Teil greift die aus praktischer Sicht dringlichsten ses die Offenlegung der Angaben von juristischen Per- Reformpunkte auf. Die Neuerungen haben das Ziel, dass sonen beantragen. Über einen solchen Antrag entschei- das Exekutionsverfahren schneller und unbürokratischer det die so genannte VwEG-Kommission nach Abwägung geführt werden kann. Gleichzeitig soll die Kostenbela- der Interessen der beteiligten Personen. stung für den Schuldner geringer werden. Mit der nun erfolgten Umsetzung wird – unter Wah- Konkret wurden im Rahmen der Revision der All- rung der legitimen Interessen der betroffenen Personen – gemeine Teil der Exekutionsordnung und die Bestim- eine wirksamere Bekämpfung der Geldwäscherei, deren mungen über die Exekution von beweglichen Sachen mo- Vortaten und der Terrorismusfinanzierung ermöglicht. dernisiert. Bei letzterer handelt es sich um das häufigste Die Vorlage wurde in der Dezember-Sitzung vom und damit praxisrelevanteste Rechtsmittel. Des Weite- Landtag verabschiedet und wird gleichzeitig mit dem ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Beschluss des Gemeinsamen EWR-Ausschusses betref- Mit dieser Abänderung des Strafgesetzbuches und | 113 fend die Übernahme der Richtlinie (EU) 2015 / 849 in der Strafprozessordnung trägt Liechtenstein den Anfor- Kraft treten. derungen des FATF-Standards Rechnung und steigert dadurch die Effektivität der Strafverfolgung in diesem Abänderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozess- Bereich. Für die nächste Länderprüfung Liechtensteins ordnung, des Gesetzes über die Zusammenarbeit mit werden damit die Voraussetzungen geschaffen, um zu- dem Internationalen Strafgerichtshof und anderen vor aufgezeigte Mängel bei der Bekämpfung von Geld- internationalen Gerichten sowie des Naturschutzge- wäscherei zu beseitigen. setzes Die Vorlage wurde in der Dezember-Sitzung in erster Bei dieser Abänderung handelt es sich um die erste Lesung vom Landtag beraten. grosse Anpassung des Strafrechts seit 1985. Damit er- folgt eine umfassende Modernisierung des Strafrechts, Abänderung des Strafgesetzbuches (Reisen für terro- basierend auf in Österreich in den vergangenen Jahren ristische Zwecke) bereits erfolgten Revisionen. Ziel der Vorlage ist es, das Reisen in einen anderen Staat Kern dieser umfassenden Revision ist die Anpassung mit dem Vorsatz, eine terroristische Straftat zu begehen des Strafrechts an die veränderten gesellschaftlichen oder zu deren Begehung beizutragen, unter Strafe zu Werthaltungen und technischen Rahmenbedingungen. stellen. Wesentliches Ziel der Reform ist insbesondere ein aus- Im österreichischen Strafgesetzbuch wurden im Be- gewogenes Strafverhältnis bei Delikten gegen «Leib und richtsjahr einzelne Strafbestimmungen im Zusammen- Leben» gegenüber den Vermögensdelikten. Dazu wird hang mit der Terrorismusbekämpfung ausgebaut und die Grundstrafdrohung bei bestimmten Delikten wie ein neuer Tatbestand des Reisens für terroristische Zwe- beispielsweise Körperverletzung, schwere Körperver- cke eingeführt. Diesen Änderungen soll auch in Liech- letzung, Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung erheb- tenstein gefolgt werden. Zugleich werden dadurch die lich angehoben. Bei Vermögensdelikten mit einer gerin- Voraussetzungen für eine mögliche Ratifikation des Zu- geren Schadenssumme ermöglichen die neu gefassten satzprotokolls zum Übereinkommen des Europarats zur Strafbestimmungen ein dem Schaden angemesseneres Verhütung des Terrorismus geschaffen sowie weitere Strafmass. Darüber hinaus werden neue Tatbestände internationale Standards umgesetzt. Mit dieser Abände- eingeführt, wie etwa die Zwangsheirat, die Verletzung rung des Strafgesetzbuches unterstreicht Liechtenstein der sexuellen Selbstbestimmung oder – im Hinblick auf die Bedeutung einer effektiven und effizienten Bekämp- technische Weiterentwicklungen – die Manipulation fung des Terrorismus und der Terrorismusfinanzierung. von EC- bzw. Kreditkarten oder das «Cybermobbing». Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht Die Vorlage verfolgt zudem das Ziel, den Umsetzungs- am 4. September 2018 verabschiedet. Die Vernehmlas- verpflichtungen aus verschiedenen völkerrechtlichen sungsfrist ist am 9. November 2018 abgelaufen. Übereinkommen nachzukommen. Durch die Einführung neuer Tatbestände wie «Verbrechen gegen die Mensch- Internationales lichkeit» oder «Verbrechen der Aggression» wird eine lü- ckenlose nationale Strafgerichtsbarkeit über die Tatbe- Treffen der deutschsprachigen Justizminister stände des Römer Statuts sichergestellt. Am 14. und 15. September 2018 trafen sich die Justiz- Die Vorlage wurde in der November-Sitzung in erster minister aus Luxemburg, Deutschland, Österreich und Lesung vom Landtag beraten. Liechtenstein zur diesjährigen Zusammenkunft der deutschsprachigen Justizminister in Luxemburg. Abänderung des Strafgesetzbuches und der Straf- In den zweitägigen Arbeitsgesprächen wurde über prozessordnung (Revision der Geldwäschereibestim- das Thema Korruptionsbekämpfung im Kontext von mungen) Rechtsstaatlichkeit diskutiert. Des Weiteren wurden Lö- Kern dieser Revision ist die Anpassung des Geldwäsche- sungsansätze im Umgang mit Hetze und gezielter Des- reitatbestands in § 165 des Strafgesetzbuchs. Der Vor- informationen im Internet erörtert. Das Spannungs- tatenkatalog von § 165 StGB wird analog der österrei- verhältnis zwischen der Einhaltung der Grundrechte, chischen Rezeptionsgrundlage angepasst, indem alle insbesondere der Meinungsfreiheit, und dem Schutz der Straftaten mit einer Strafdrohung von mehr als einjähri- Betroffenen stand dabei im Zentrum. Ferner wurde die ger Freiheitsstrafe Vortaten zur Geldwäscherei werden. Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung Ersparte Steueraufwendungen werden neu als Vermö- von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt thema- gensbestandteil und damit als Tatobjekt einer Geldwä- tisiert. Deutschland und Österreich haben diese bereits schereihandlung erfasst. ratifiziert. Aus der Sicht Liechtensteins waren die Erfah- Durch die Adaptierung von § 295 der Strafprozessord- rungen in der Umsetzung der Konvention von grossem nung ist auch in Geldwäschereiverfahren vor dem Krimi- Interesse, um die weiteren Schritte zu evaluieren. nalgericht eine Schlussverhandlung in Abwesenheit des Angeklagten bzw. ein Abwesenheitsurteil möglich. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

114 | Treffen mit Amtskollegen und Kultur begonnen, die Möglichkeiten und Chancen ei- Am 1. Februar 2018 traf Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ner Mitgliedschaft in der Organisation der Vereinten Na- den luxemburgischen Justizminister Felix Braz in Luxem- tionen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) burg. Im Fokus des Arbeitsgesprächs standen der Daten- aus heutiger Perspektive zu analysieren. Dabei wird ins- schutz, der elektronische Geschäftsverkehr im Bereich besondere der Aufwand und Nutzen eines UNESCO-Bei- der Rechtshilfe sowie gesellschaftsrechtliche Themen. trittes eruiert und gegenübergestellt sowie überprüft, Am 6. Februar 2018 traf Regierungsrätin Dr. Aurelia ob ein Beitritt aus einer kulturellen, bildungspolitischen Frick den ungarischen Justizminister László Trócsányi in sowie innen- und aussenpolitischen Sichtweise empfeh- Ungarn sowie am 18. September in Vaduz. Im Fokus der lenswert ist. In Paris wurden bereits Ideen und Möglich- Arbeitsgespräche standen der Datenschutz sowie die 25 keiten mit der UNESCO-Generaldirektion diskutiert. jährigen bilateralen Beziehungen Die bereits im Vorjahr begonnene Analyse zur Wei- Am 10. Februar 2018 traf Regierungsrätin Dr. Aure- terentwicklung Liechtensteins als Kunst- und Kultur- lia Frick den österreichischen Bundesminister für Ver- standort wurde abgeschlossen. Sie enthält Empfeh- fassung, Reformen, Deregulierung und Justiz, Dr. Josef lungen, wie über eine integral entwickelte Kunst- und Moser, zu einem ersten Arbeitsgespräch seit seinem Kulturintervention nachhaltig Impulse für die wirtschaft- Amtsantritt. Thema waren vor allem die neuen europä- liche Entwicklung und Positionierung des Landes auszu- ischen Datenschutzbestimmungen, welche einen digi- lösen sind. Es geht dabei auch um bestehenden Formate talen europäischen Binnenmarkt schaffen. und Plattformen, die im Sinne der Standortförderung Am 14. März 2018 weilte Regierungsrätin Dr. Au- besser genutzt werden könnten. relia Frick zu Arbeitsgesprächen in Washington D.C. Im Mai unterzeichneten Regierungsrätin Dr. Aurelia Sie tauschte sich als erste Vertreterin der liechtenstei- Frick und der Schweizer Bundespräsident Alain Berset nischen Regierung mit einem Mitglied der neuen ame- das Abkommen zwischen der Regierung des Fürstentums rikanischen Regierung, Justizminister Jeff Sessions, aus. Liechtenstein und dem schweizerischen Bundesrat über Hauptgesprächspunkt war die Bekämpfung von Finanz- die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der musikalischen und Steuerkriminalität. Ausserdem hat die Regierungs- Bildung, welches im September vom Landtag genehmigt rätin die Gelegenheit benutzt, um die Vorteile eines wurde. Ziel des Programms «Jugend und Musik» ist es, die Doppelbesteuerungsabkommens zwischen den USA und musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu Liechtenstein zu erläutern. fördern. Das Unterstützungsangebot umfasst Musikkurse und Musiklager für Kinder und Jugendliche sowie die Aus- Kultur und Weiterbildung von «J+M»-Leiterinnen und -Leitern. Die Regierung hat im August beschlossen, dass die Liechtenstein beteiligte sich im Berichtsjahr am Euro- Liechtensteinische Landesbibliothek im Post- und Ver- päischen Jahr des kulturellen Erbes, welches von der waltungsgebäude einen neuen Standort mitten im Zen- Europäischen Kommission ausgerufen worden war. Im trum von Vaduz erhalten soll. Durch die zentrale Lage Zentrum der nationalen Aktivitäten stand die Plattform und die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr #denkx18.li, die vom Amt für Kultur betreut wurde und eröffnen sich der Landesbibliothek neue Entwicklungs- zahlreichen Institutionen und Interessierten den Zugang möglichkeiten. Am neuen Standort mitten in Vaduz soll zum Themenjahr ermöglichte. Ziel des Kulturerbejahrs sich die Landesbibliothek zu einem attraktiven Lernort war es, auf die Bedeutung und den Schutz des Kultur- für alle Generationen, zu einem Begegnungsort mit Ver- erbes hinzuweisen und zu sensibilisieren. Regierungs- anstaltungen und Ausstellungen und zu einem Treffpunkt rätin Dr. Aurelia Frick eröffnete das Kulturerbejahr mit für die Bevölkerung weiterentwickeln. Die Räumlich- zahlreichen Kulturträgern auf Burg Gutenberg in Bal- keiten des Post- und Verwaltungsgebäudes bieten ge- zers. Den internationalen Auftakt im Europäischen Jahr mäss der Machbarkeitsstudie genügend Platz für die ver- des Kulturerbes machte ein Treffen der Kulturminister schiedenen Dienstleistungen einer modernen Bibliothek. Europas in Davos. Auf Einladung von Bundespräsident Die Kulturbeziehungen mit Österreich und der Alain Berset tauschten sich die Kulturminister über die Schweiz sowie mit verschiedenen Ländern Europas fe- Bedeutung der Baukultur als zentraler Teil des kulturel- stigte Liechtenstein mit bilateralen Arbeitstreffen. Re- len Erbes aus. An der Konferenz wurde die Davos De- gierungsrätin Dr. Aurelia Frick traf unter anderem den claration genehmigt, welche die Qualität von Baukultur österreichischen Bundesminister Gernot Blümel, den in Europa verbessern möchte. Das Thema Baukultur be- Schweizer Bundesrat für Kultur, Alain Berset, den deut- schäftigte die Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ebenfalls schen Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, während des Berichtsjahres. Unter anderem lud sie zur für Bau und Heimat, Gunther Adler, den Kulturminister Mittagstafel «Baukultur», die im Rahmen der LIHGA das von Mazedonien, Robert Alagjozovski, die norwegische Thema und die «Davos Declaration» Vertreterinnen und Kulturministerin, Trine Skei Grande sowie den Kulturmi- Vertretern der regionalen Architektur-, Kultur- und Me- nister von Estland, Indrek Saar. dienlandschaft näher brachte. Ebenfalls im Rahmen des Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick nahm an zahl- Kulturerbejahrs hat das Ministerium für Äusseres, Justiz reichen Kulturveranstaltungen teil, oft verbunden mit Be- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

grüssungs- und Eröffnungsansprachen. Dies umfasste dabei vor allem um den Wissens- und Erfahrungsaus- | 115 neben Veranstaltungen der liechtensteinischen Kultur- tausch zum Thema Baukultur sowie um geplante Kultur- institutionen auch Konzerte sowie Vernissagen und Aus- projekte. stellungen mit in- und ausländischen Künstlern oder Ak- tivitäten im Rahmen der Kulturaussenpolitik. Die wich- Ausstellung «Wegbereiter_Innen» tigsten davon sind im Folgenden exemplarisch aufgeführt. Im Rahmen der Ausstellung «Wegbereiter_Innen» traf sich Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick mit den aus- Projekte und Veranstaltungen stellenden Künstlerinnen und Künstlern im Kunstraum Engländerbau in Vaduz. Sie bedankte sich für ihre Eröffnung der Ausstellung Reservoir Moderne Schaffenskraft und ihren Einsatz für die Kunstszene in Die Ausstellung mit dem Titel «Reservoir Moderne» Liechtenstein. Visarte.Liechtenstein widmete den Künst- war die erste grosse Ausstellung im Rahmen des Euro- lerinnen und Künstlern über 70 eine Ausstellung. Aure- päischen Kulturerbejahrs. Regierungsrätin Dr. Aurelia lia Frick gratulierte den diesjährigen Jubilaren Sunhild Frick betonte in ihrer Rede, wie gross die Bedeutung der Wollwage (80 Jahre), Evi Kunkel (80 Jahre), Martin From- Staatlichen Kunstsammlung für das Kunstmuseum und melt (85 Jahre) und Hermy Geissmann (90 Jahre). für Liechtenstein ist: «Die Sammlung ist nicht nur Motor für das Ausstellungsprogramm des Kunstmuseum Liech- Liechtensteiner Auftritt an der Architekturbiennale in tenstein, sondern auch Impulsgeber für den Bildungsauf- Venedig trag des Hauses und für seine gesamte Weiterentwick- Liechtenstein beteiligte sich zum dritten Mal an der Ar- lung. Sie ist der Kern, das Herzstück des ganzen Hauses chitektur Biennale. Die Internationale Architekturaus- – das Reservoir. Und als solches hat sie grossen Wert für stellung stand unter dem Leitmotiv «Freespace – Frei- das Land Liechtenstein.» raum». Das Kuratorenteam aus Liechtenstein, Luis Hilti, Matilde Igual Capdevila und Ümit Mesci, widmeten sich Die Schönsten Bücher Liechtensteins in ihrem Projekt «The Line» der Verbindung zwischen Unter dem Motto «Liechtenstein gestaltet» fanden die Vaduz und Venedig. Die Linie oder «The Line» verlief Liechtensteiner Buchtage vom 19. Februar bis 23. April zwischen der Schweizer Grenze am Rhein, über die Alp statt. Eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe im Gemein- Sücka, bis zur österreichischen Grenze hinter dem Aug- desaal Triesen durch Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick. stenberg. Das Architekturprojekt der Universität Liech- Sie prämierte im Rahmen des Anlasses die Schönsten tenstein hatte Objekte und Skulpturen in der liechten- Bücher Liechtensteins des Jahres 2017. steinischen Landschaft platziert, die Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland dazu einluden, sich 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein mit ihrer natürlichen Umgebung näher auseinanderzu- Die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2019 liefen. setzen. «The Line» wurde am Eröffnungswochenende Unter anderem nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick der Biennale im Palazzo Trevisan in Venedig eröffnet. an der Pressekonferenz Ende März 300 Tage vor dem Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick betonte, wie wichtig Start der Feierlichkeiten am 23. Januar 2019 teil. es ist, sich auch mal Zeit zu nehmen und die Perspek- tive zu verändern, um die Dinge in einem neuen Licht Tag der offenen Kirchtürme zu sehen. Im Rahmen des Kulturerbejahrs nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick an zahlreichen Veranstaltungen teil. Eröffnung der Triennale Liechtenstein Unter anderem besuchte sie Ende April den Tag der of- Die Triennale ist die Leistungsschau des zeitgenös- fenen Kirchtürme. Im ganzen Land öffneten die Gemein- sischen Kunstschaffens in Liechtenstein, die im Berichts- den ihre Kirchtürme. jahr zum zweiten Mal stattfand. Visarte. Liechtenstein gab in sechs kommunalen Kulturhäusern, im Seiten- Spatenstich Ringofen Nendeln lichtsaal des Kunstmuseums und im Kunstraum Englän- Der Europa-Tag des Denkmals im Fürstentum Liech- derbau in Vaduz einen Einblick in die Arbeit der letzten tenstein stand im Kulturerbejahr ganz im Zeichen des drei Jahre von rund 40 Kunstschaffenden. Regierungsrä- «Hoffmann'schen Ringofens» in Nendeln. Die herrschaft- tin Dr. Aurelia Frick betonte in ihrer Rede, dass sich die liche Ziegelei in Nendeln wurde Mitte des 18. Jahrhun- Qualität der Liechtensteiner Kunstszene auch in der Welt derts errichtet und im Jahre 1881 um den Hoffmann'schen sehen lassen kann und dass es sich lohnt, mutig zu sein. Ringofen ergänzt. Im Berichtsjahr wurde der Ringofen zugänglich gemacht und saniert. Der Spatenstich mit Re- Eröffnung Bodeninstallation Klafter gierungsrätin Dr. Aurelia Frick fand Anfang Mai statt. Das Klafter wurde am 11. Mai 2017 endgültig durch den Quadratmeter abgelöst. Im Rahmen des Kulturerbe- Kulturgespräche jahres wurde dem Klafter eine Bodeninstallation in Va- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick lud Kulturhäuser und duz gewidmet, die Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick zu- Kulturinstitutionen zu einem Kulturgespräch ein. Es ging sammen mit Regierungsrat Dr. Daniel Risch eröffnete. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

116 | Verabschiedung Evelyne Bermann Besuch in Hamburg Nach zehn Jahren trat Evelyne Bermann als Vorsitzende der Im Rahmen ihrer Deutschlandreise im Herbst traf sich Fachkommission Kunstraum Engländerbau zurück. Regie- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick mit dem Deutschen rungsrätin Dr. Aurelia Frick bedankte sich im Namen der Aussenminister Heiko Maas in Berlin. Kulturell abge- Regierung bei Evelyne Bermann für die geleistete Arbeit. rundet wurde die Deutschlandreise unter anderem mit dem Besuch eines Konzerts des Esperanza Minifestivals Eröffnung Postmuseum in der Elbphilharmonie Hamburg. Das preisgekrönte Am 18. Dezember wurde das renovierte Postmuseum Liechtensteiner Ensemble Esperanza begeisterte als er- wiedereröffnet. Das mit am meisten besuchte Museum stes Musikensemble Liechtensteins an vier ausverkauf- Liechtensteins befasst sich mit der Post- und Philatelie- ten Konzerten in einer der berühmtesten Konzerthallen geschichte des Landes. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Deutschlands. überbrachte Grussworte der Regierung. Corporate Governance Besuche und Treffen Im Berichtsjahr wurden die zweimal jährlich geführten 800 Jahre Feldkirch Gespräche mit den vier zugeteilten öffentlich-rechtlichen Im Jubiläumsjahr der Stadt Feldkirch besuchte Regie- Institutionen abgehalten, namentlich mit der Kulturstif- rungsrätin Dr. Aurelia Frick unter anderem die Eröffnung tung, dem Kunstmuseum, der Landesbibliothek sowie der Jubiläumsausstellung «Von Hugo bis dato» im neu dem Landesmuseum. eröffneten Palais Liechtenstein in Feldkirch. Sie über- Aus Sicht der Liechtensteinischen Landesbibliothek brachte nachbarschaftliche Jubiläumswünsche an Bür- besonders hervorzuheben ist der Regierungsbeschluss, germeister Wilfried Berchtold. mit dem das Postgebäude in Vaduz als neuer Standort für die Landesbibliothek festgelegt wurde. Aus Sicht des Treffen mit dem Österreichischen Kulturminister Ger- Landesmuseums hervorzuheben ist die Wiedereröffnung not Blümel des neu renovierten Postmuseums. Am 6. und 7. März besuchte Regierungsrätin Dr. Aure- lia Frick Wien für Gespräche mit ihren neuen österrei- chischen Amtskollegen. Österreich hat seit Dezember 2017 eine neue Bundesregierung und übernahm in der zweiten Jahreshälfte 2018 den EU-Ratsvorsitz. Die Re- Amt für Auswärtige gierungsrätin unterstrich im Treffen mit dem Kanzler- Angelegenheiten amtsminister für EU, Kunst, Kultur und Medien, Gernot Blümel, die gute bilaterale Zusammenarbeit. Sie über- brachte Minister Blümel einen besonderen Kulturgruss Amtsleiter: Botschafter Dr. Martin Frick aus Liechtenstein in Form eines Sitzbocks zum Kulturer- bejahr 2018, das in Liechtenstein aber auch in Österreich Zu den wichtigsten aussenpolitischen Entwicklungen ge- begangen wird. Die beiden Minister sprachen über die hörten im Berichtsjahr der Austrittsprozess des Vereini- guten Kulturbeziehungen, zum Beispiel im Zusammen- gten Königreichs aus der Europäischen Union (Brexit), hang mit dem Artists-in-Residence-Programm. Sie wa- die zunehmende Polarisierung in internationalen Debat- ren sich einig, dass die Bedeutung des Kulturerbes für ten sowie die Wiedererstarkung nationalistischer und pro- ein Land nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. tektionistischer Tendenzen und die damit einhergehende Ausserdem betonten sie die enge wirtschaftliche Einbin- Schwächung multilateraler Organisationen. In diesem Um- dung der EWR / EFTA-Staaten in die EU und die Bedeu- feld setzte sich das Amt für Auswärtige Angelegenheiten tung eines lückenlos funktionierenden Binnenmarktes, auf bilateraler und multilateraler Ebene aktiv für die Inte- insbesondere nach dem Austritt Grossbritanniens aus ressen Liechtensteins ein. Hauptaufgaben waren die Un- der EU. Am Abend des 6. März traf Regierungsrätin terstützung der Aussenministerin bei der Koordination und Dr. Aurelia Frick im Rahmen eines von der liechtenstei- Ausrichtung der Aussenpolitik, die Vorbereitung von Re- nischen Botschaft in Wien gegebenen Abendessens im gierungs- und Landtagsgeschäften mit aussenpolitischem Stadtpalais Liechtenstein mit Vertretern aus Politik, Di- Bezug, die Pflege und Vertiefung bilateraler Beziehungen plomatie, Kultur, Justiz und Medien zusammen. sowie die Vertretung Liechtensteins in internationalen Gre- mien und an Konferenzen. Zudem erbrachte das Amt zu- Besuch von Staatssekretär Gunther Adler sammen mit dem den diplomatischen Vertretungen Liech- Der deutsche Staatssekretär Gunther Adler besuchte am tensteins im Ausland sowie weiteren Stellen innerhalb und 4. September Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick. Im Zen- ausserhalb der Verwaltung konsularische Dienstleistungen trum des Besuchs stand die Davos Deklaration für eine für Liechtensteiner und Liechtensteinerinnen im Ausland. hochwertige Baukultur sowie Liechtensteiner Best-Prac- Intensive bilaterale Beziehungen wurden insbesondere tice-Beispiele. mit der Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechien und ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

der USA gepflegt, wobei die politischen Dialoge mit der Die Arbeiten in Bezug auf Umwelt und nachhaltige | 117 Schweiz und Österreich weitergeführt wurden. Im Lichte Entwicklungen standen im Zeichen der UNO-Agenda 2030 des Brexit gab es ausserdem einen intensiven Austausch und der darin enthaltenen Entwicklungsziele (Sustaina- mit dem Vereinigten Königreich sowie den EWR / EFTA- ble Development Goals, SDGs). In diesem Bereich koor- Staaten Island und Norwegen. Die europäische Zusam- diniert das Amt die verwaltungsinternen Arbeiten und ist menarbeit stand ebenfalls im Zeichen des Brexit, der das in regelmässigem Austausch mit Wirtschaft und Nichtre- bestimmende Thema im EWR-Rat, bei EFTA-Ministertref- gierungsorganisationen. Weitere Schwerpunkte lagen auf fen und in Gesprächen mit Ministerkollegen und -kolle- dem Beitritt zur gemeinsamen Aktionsplattform von Emis- ginnen aus EU-Staaten war. sionsrechten der EU sowie der Mitarbeit an der makroregi- In der Aussenwirtschafts- und Finanzplatzpolitik betei- onalen EU-Strategie für den Alpenraum. ligte sich das Amt an Verhandlungen für Doppelbesteue- Das Amt sieht die Kommunikation der Aussenpolitik als rungsabkommen (DBA) mit Jersey, Litauen und den Nie- laufende Aufgabe. Im Berichtsjahr wurde der Twitter-Ac- derlanden, die im Berichtsjahr abgeschlossen werden count @MFA_LI weitergeführt. Ausserdem wurden im Rah- konnten. Ein weiterer Fokus lag auf der Korruptionsbe- men der neu aufgelegten Publikationsreihe «Insight» zwei kämpfung: In Bezug auf die Staatengruppe des Europa- Broschüren zum Brexit und zu Liechtensteins 40-Jahr-Ju- rats gegen Korruption (GRECO) stand die Umsetzung von biläum im Europarat publiziert sowie mehrere öffentliche Empfehlungen aus der dritten Evaluationsrunde im Mittel- Veranstaltungen durchgeführt. punkt, im Rahmen des UNO-Übereinkommens gegen Kor- ruption (UNCAC) nahm das Amt an Länderüberprüfungen Bilaterale Zusammenarbeit teil. Der Menschenrechtsbereich war insbesondere mit der Die Pflege der Beziehungen mit den Schwerpunktlän- Berichterstattung an internationale Menschenrechtsgre- dern Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechien und mien beschäftigt: Im Januar stellte sich Liechtenstein zum USA sowie mit weiteren Staaten war im Berichtsjahr er- dritten Mal der Universellen Periodischen Überprüfung neut eine der zentralen Aufgabe des Amtes. Besonders (UPR) durch den UNO-Menschenrechtsrat, im Juli präsen- mit Österreich und der Schweiz fand ein reger Austausch tierte eine liechtensteinische Delegation den Länderbericht auf allen Ebenen statt. Zudem wurde der Austausch mit über die Umsetzung des UNO-Übereinkommens zur Besei- dem Vereinigten Königreich und den EWR / EFTA-Part- tigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW). nern Island und Norwegen und weiteren EU-Mitglieds- Weiter beschäftigten das Amt die Überprüfung der Umset- staaten weiter intensiviert, um nachteilige Folgen eines zung der Europaratskonvention gegen Menschenhandel Brexit für Liechtenstein möglichst zu vermeiden und sowie die Weiterverfolgung von Empfehlungen aus dem eine gleichwertige Verhandlungslösung wie die EU zu Vorjahr. Im Rahmen des 70. Geburtstags der Allgemeinen erreichen. Erklärung der Menschenrechte der UNO organisierte das Mit der Schweiz wurden im Berichtsjahr verschie- Amt einen Jugendwettbewerb und eine Konferenz zur Si- dene Verhandlungen fortgeführt. Das Amt war dabei teil- cherstellung von Verantwortung für schwerste Verbrechen weise unterstützend, teilweise federführend tätig. Diese gegen das Völkerrecht. Gespräche betrafen die Bereiche Landwirtschaft, Kultur Die Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und und Zwangseinweisungen. Entwicklung (IHZE) war geprägt von Beiträgen für huma- Im Berichtsjahr fand ein reger Austausch mit der nitäre Krisen. Zudem wurde das finanzielle Engagement Tschechischen Republik statt. Das Mandat der liechten- in der internationalen Verbrechensbekämpfung und Straf- steinisch-tschechischen Historikerkommission wurde für justiz durch einen weiteren Beitrag an den von Liechten- zwei Jahre verlängert. Ein erstes liechtensteinisch-tsche- stein initiierten Syrien-Mechanismus gestärkt. Im Berichts- chisches Projekt konnte über den liechtensteinischen jahr wurde weiter die «Liechtenstein Initiative» zur Be- Beitrag am neuen EWR-Finanzierungsmechanismus fi- kämpfung von Moderner Sklaverei und Menschenhandel nanziert werden. Es dient als Beispiel dafür, wie die erfolgreich lanciert. Der Anteil von Ausgaben für die offi- von Liechtenstein (Norwegen und Island) bereitgestell- zielle Entwicklungszusammenarbeit am BNE (Official De- ten Fördergelder für die Stärkung der bilateralen Bezie- velopment Assistance, ODA) ist im Berichtsjahr weiter auf hungen zwischen Liechtenstein und den EU-Empfänger- 0.42 gesunken; der internationale Zielwert liegt bei 0.7 %. staaten genutzt werden können. Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung hat Eine Fortsetzung fand die Zusammenarbeit der die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) Liech- deutschsprachigen Länder auf Staatsoberhäupter- und tenstein im Mai mit der Erteilung der sogenannten «Broa- Ministerebene. Auch die quadrilaterale Zusammenar- der Conclusion» bestätigt, dass Liechtenstein die einschlä- beit (Österreich, Schweiz, Slowenien und Liechtenstein) gigen Abkommen umgesetzt hat und nukleares Material wurde fortgeführt. nur zu friedlichen Zwecken eingesetzt wird. Vor dem Hin- Im Berichtsjahr wurden multilaterale Foren wiede- tergrund der einleitend genannten Entwicklungen hat sich rum intensiv für bilaterale Kontakte genutzt. In diesen das Amt zudem stärker als in vergangenen Jahren im Ab- Gesprächen wurden Anliegen Liechtensteins wie die Auf- rüstungsbereich eingebracht. nahme von DBA-Verhandlungen oder die Abschaffung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

118 | von steuerrechtlichen Diskriminierungen zur Sprache Vorfeld wurden die Prioritäten bei einem Treffen zwi- gebracht. schen Regierungsrätin Frick und der österreichischen Das Amt war im Berichtsjahr wiederum für die in- Aussenministerin Karin Kneissl sowie Gernot Blümel, haltliche Vorbereitung von zahlreichen bilateralen Tref- Kanzleramtsminister für EU, Kunst, Kultur und Medien, fen im In- und Ausland verantwortlich. Das Amt war da- diskutiert. Zudem wurde der europapolitische Dialog mit bei in der Regel in der liechtensteinischen Delegation Österreich fortgeführt. Liechtenstein setzte sich dabei vertreten. Die bilateralen Kontakte wurden gezielt dazu für die Berücksichtigung von Anliegen der EWR / EFTA- genutzt, um liechtensteinische Anliegen und Positionen Staaten im Lichte der engen Partnerschaft ein. zu deponieren und für die Unterstützung liechtenstei- nischer Initiativen zu werben. Aussenwirtschafts- und Finanzpolitik Mit zusätzlichen vier Staaten wurden direkte diplo- matische Beziehungen aufgenommen. Zudem haben Im Berichtsjahr konnten neue EFTA-Freihandelsabkom- sich im Berichtsjahr der Austausch, die Aktivitäten und men mit Ecuador, Indonesien sowie das modernisierte Kontakte mit China vermehrt. Freihandelsabkommen mit der Türkei unterzeichnet werden. Europäische Zusammenarbeit Im Bereich der internationalen Bemühungen zur Kor- ruptionsbekämpfung stand im Berichtsjahr die Umset- Bestimmendes Thema im europäischen Kontext waren zung zentraler Empfehlungen und Kritikpunkte der Staa- im Berichtsjahr erneut der Brexit und insbesondere die tengruppe des Europarates gegen Korruption (GRECO) möglichen Auswirkungen auf Liechtenstein. Das Amt ar- aus der dritten Evaluationsrunde im Mittelpunkt. Hierzu beitete in der Koordinationsgruppe Brexit mit, welche erarbeitete das Amt, das den Vorsitz der verwaltungsin- die Arbeit der im Jahr 2017 gegründeten Fachexperten- ternen Arbeitsgruppe zur Korruptionsprävention innehat, stelle beim Ministerium für Äusseres, Justiz und Kultur einen Bericht und Antrag zur Abänderung des Gesetzes begleitet. über die Ausrichtung von Beiträgen an die politischen Der Brexit stand dementsprechend bei zahlreichen Parteien. Die Vorlage beinhaltet u. a. das Verbot ano- bilateralen und multilateralen Treffen auf Minister- und nymer Spenden oberhalb eines gewissen Betrages und Beamtenebene auf der Agenda. So wurde der Austritt eine erhöhte Transparenz der Jahresrechnung der poli- aus der EU beim EWR-Rat im Mai in Brüssel diskutiert. tischen Parteien in Bezug auf Einnahmen wie auch Aus- Am Rande dieses Anlasses trafen sich die Minister der gaben. Die erste Lesung der Vorlage durch den Landtag EWR / EFTA-Staaten mit EU-Chefunterhändler Michel fand im September 2018 statt. Liechtenstein fungierte Barnier. Auch bei den EFTA-Ministertreffen im Juni und zusammen mit Russland innerhalb der vierten GRECO- November wurden die Auswirkungen des Brexit thema- Evaluationsrunde als Berichterstatter von Österreich. tisiert. Im Rahmen des UNO-Übereinkommens gegen Kor- Bei einem Besuch in London im Mai traf sich Regie- ruption (UNCAC) nahm das Amt in Zusammenarbeit mit rungsrätin Frick mit Brexit-Minister David Davis, um ein der Staatsanwaltschaft an den Länderprüfungen Irlands mögliches Abkommen zwischen Liechtenstein und dem und Frankreichs zur Umsetzung ihrer Verpflichtungen Vereinigten Königreich zur Regelung der zukünftigen aus dem UNCAC-Übereinkommen teil. Hierzu fanden Beziehungen zu besprechen. Bei einem weiteren Besuch Länderbesuche in beiden Staaten statt. in London im November traf sich Aussenministerin Frick Das Amt beteiligte sich an den Verhandlungen zum mit Christopher Heaton-Harris vom Brexitministerium Abschluss von Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) und Handelsminister George Hollingbery. mit Jersey, Litauen und den Niederlanden. Mit allen drei Der Brexit war unter anderem auch ein Thema beim Staaten konnten die Verhandlungen im Berichtsjahr er- Treffen mit dem ungarischen Aussenminister Péter folgreich abgeschlossen werden. Im Falle von Jersey war Szijjártó im Februar, bei einem Treffen mit der norwe- das Amt zudem um die formellen Schritte für das Inkraft- gischen Aussenministerin Ine Eriksen Søreide sowie treten per Anfang 2019 besorgt. dem isländischen Aussenminister Gudlaugur Thór Thór- Weiter bereitete das Amt Hintergrundinformationen darson im Juni in Oslo, beim Treffen der deutschspra- und Gesprächspunkte zu Liechtensteins Positionierung chigen Aussenminister im Juli in Luxemburg sowie beim in der Aussenwirtschafts- und Finanzplatzpolitik für di- bilateralen Treffen mit dem deutschen Aussenminister verse politische Treffen auf bilateraler und multilateraler Heiko Maas in Berlin im Oktober. Ebene vor. Ziel dieser Gespräche war es, die Vertiefung Die mittlerweile etablierten Austausche mit den EU- der wirtschaftlichen Beziehungen als festen Bestandteil Vorsitzstaaten wurden im Berichtsjahr weitergeführt: der aussenpolitischen Aktivitäten zu etablieren und die Im Januar trafen der bulgarische Premierminister Bojko Aufnahme von Verhandlungen zu fördern. Borissow und die für die EU-Präsidentschaft zuständige Im Berichtsjahr vertrat das Amt Liechtenstein zudem Ministerin Liljana Pawlowa in Vaduz Regierungschef an Sitzungen des WTO-Ausschusses über das öffentliche Adrian Hasler und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick. Im Beschaffungswesen sowie im Gremium der Geberländer zweiten Halbjahr übernahm Österreich den Vorsitz; im des International Center for Asset Recovery (ICAR). ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Menschenrechte Stellungnahmen zu dringlichen Empfehlungen beider | 119 Komitees. Die Erarbeitung von Berichten, die Beantwortung von Das Amt war weiter federführend bei der Erarbei- Fragen zu bereits vorgelegten Berichten, die Präsenta- tung einer Stellungnahme zum Länderbericht, den die tion von Berichten vor Vertragsorganen sowie die Teil- Europäische Kommission gegen Rassismus und Intole- nahme an Vertragsstaatenkonferenzen internationaler ranz auf Basis ihres Länderbesuchs im September 2017 Menschenrechtsübereinkommen gehörten im Berichts- verfasst hatte. In der im Februar eingereichten Stellung- jahr zu den Hauptaufgaben in diesem Bereich. Zudem nahme wurde auf gewisse Schwierigkeiten bei der Da- verfolgte das Amt aktuelle Entwicklungen bezüglich tenerhebung aufmerksam gemacht und es wurden die Menschenrechte und führte Vorprüfungen noch nicht gesetzlichen und praktischen Grundlagen für die Migra- unterzeichneter oder ratifizierter Abkommen durch. tionspolitik klargestellt. Im UNO-Menschenrechtsrat präsentierte eine Dele- 2018 berichtete Liechtenstein zum ersten Mal über gation unter der Leitung von Regierungsrätin Dr. Au- die Umsetzung der Europaratskonvention gegen Men- relia Frick am 24. Januar zum dritten Mal den Bericht schenhandel, die Liechtenstein 2016 ratifiziert hat. Die über die Menschenrechtssituation in Liechtenstein im Antworten auf den im Mai 2018 erhaltenen Fragebogen Rahmen der Universellen Periodischen Überprüfung wurden vom Amt koordiniert und im August eingereicht. (UPR). Insgesamt 60 Staaten gaben auf Basis des 2017 Vom 20. bis 22. November besuchten zwei Mitglieder der eingereichten Länderberichts 126 Empfehlungen dazu Expertengruppe des Europarats gegen Menschenhandel ab, wie die Menschenrechtssituation weiter verbessert (GRETA) Liechtenstein, um sich ein Bild von der Situa- werden könnte. Ein besonderer Schwerpunkt lag da- tion vor Ort zu machen. Das Amt koordinierte die Treffen bei auf der Gleichstellung der Geschlechter und auf den mit Vertretern von Verwaltung, Gerichten, Staatsanwalt- Rechten von Menschen mit Behinderungen. Im Mai be- schaft und Landtag. schloss die Regierung, dass 84 Empfehlungen umgesetzt Am 24. September führte das Amt zum zehnten Mal werden sollen oder bereits umgesetzt sind. Das Amt er- den NGO-Dialog durch, an dem knapp 40 Organisationen hielt den Auftrag, einen Vorschlag dazu auszuarbeiten, der Zivilgesellschaft teilnahmen. Übergreifendes Thema wie ein ständiger, verwaltungsinterner Mechanismus waren Migration und Integration im nationalen und inter- zur Nachverfolgung von Empfehlungen internationaler nationalen Kontext. Das Amt nutzte die Gelegenheit, um Menschenrechtsgremien ausgestaltet sein könnte. Zu- die anwesenden Personen über aktuelle Entwicklungen dem wurde das Ministerium für Äusseres, Justiz und Kul- wie den UNO-Migrationspakt, die Umsetzung der UNO- tur damit beauftragt, eine Fortbildungsveranstaltung für Agenda 2030 sowie die Nachhaltigen Entwicklungsziele Landespolizei, Staatsanwälte, Rechtsanwälte und Richter zu informieren. über die Konsequenzen der 2016 erfolgten Revision von Nachdem die Verhandlungen für den Globalen Mi- § 283 des Strafgesetzbuchs zu organisieren. grationspakt (GCM) der UNO 2018 in New York geführt Am 30. Januar reichte Liechtenstein den fünften Län- wurden, war das Amt stark in die Beschlussfassung der derbericht über die Umsetzung des UNO-Übereinkom- Regierung involviert. Es bereitete einen Vermerk zum mens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung Vorgehen aus, arbeitete am Bericht an den Landtag mit der Frau (CEDAW) ein, den das Amt koordiniert hatte. und vertrat Liechtenstein gemeinsam mit dem Auslän- Eine liechtensteinische Delegation präsentierte den Län- der- und Passamt bei der Hochrangigen Konferenz zur derbericht am 5. Juli vor dem zuständigen UNO-Experten- Annahme des GCM am 10. und 11. Dezember in Mar- ausschuss in Genf. Liechtenstein erhielt unter anderem rakesch. die Empfehlungen, eine umfassende Geschlechtergleich- Im Berichtsjahr feierte die Allgemeine Erklärung der stellungspolitik und -strategie zu entwickeln, die natio- Menschenrechte der UNO ihren 70. Geburtstag. Das nalen Chancengleichheitsstrukturen zu stärken, eine Amt organisierte aus diesem Anlass einen Wettbewerb, bessere Vertretung von Frauen in Politik und Wirtschaft in dem Jugendliche aufzeigen konnten, was Menschen- zu fördern und weitere Massnahmen im Bereich Verein- rechte für sie bedeuten. Die Siegerinnen Ladina Schädler barkeit von Familie und Erwerb zu setzen. und Sophie Eberle reisten im September an den Men- Eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe prüfte un- schenrechtsrat in Genf, um einen Einblick in Liechten- ter Federführung des Amts im Berichtsjahr die Emp- steins internationalen Einsatz für Menschenrechte zu er- fehlungen, die Liechtenstein 2017 im Rahmen der Län- halten. Ebenfalls im Rahmen des Jubiläums organisierte derberichte zu den UNO-Pakten über wirtschaftliche, das Amt am 16. November den «Liechtenstein Accoun- soziale und kulturelle (Pakt I) sowie bürgerliche und po- tability Retreat» in Vaduz, an dem führende Experten für litische Rechte (Pakt II) erhalten hatte. Die Regierung internationales Strafrecht drängende Fragen zur Sicher- verabschiedete im September den Abschlussbericht der stellung von Verantwortung für schwerste Menschen- Arbeitsgruppe mit Einschätzungen der Umsetzung von rechtsverletzungen diskutierten. Empfehlungen. Das Amt wurde damit beauftragt, die Anfang des Jahres veröffentlichte das Amt gemein- Rücknahme von zwei Vorbehalten zu Pakt II zu prüfen. sam mit dem Fachbereich Chancengleichheit des Amts Zudem verfasste das Amt die im Berichtsjahr fälligen für Soziale Dienste den achten jährlichen Statusbericht ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

120 | zur Situation der Menschenrechte in Liechtenstein, schaft. Die Reise diente insbesondere dazu, sich vor Ort der in Papierform und digital verteilt wurde. Durch das ein Bild von der politischen und sozialen Lage in der Re- gleichzeitige Auslaufen der Leistungsvereinbarung mit gion sowie von der Wirkung der liechtensteinischen Pro- dem Liechtenstein-Institut stellte sich die Frage nach der jekte zu verschaffen. Im Zentrum der Projektreise stand Weiterführung des Berichts. Auf der Basis einer Umfrage die Besichtigung von Bildungsprojekten für Flüchtlinge unter den Adressaten des Berichts sowie nach einem in Beirut und im Norden des Landes. Zudem wurde in Austausch mit dem Liechtenstein-Institut beschloss die Zusammenarbeit mit dem Büro des UNO-Hochkommis- Regierung, eine Leistungsvereinbarung mit dem Liech- sars für Flüchtlinge (UNHCR) eine Flüchtlingssiedlung in tenstein-Institut für die Statusberichte 2018 bis 2022 ab- der Bekaa-Ebene nahe der syrischen Grenze besichtigt. zuschliessen. Neben den Projektbesuchen fanden Arbeitstreffen mit In internationalen Organisationen und insbesondere Aussenminister Gebran Bassil sowie Flüchtlingsminister im Europarat war das Amt in Expertenausschüssen ak- Mouin El Merheby statt. tiv. Vertreter und Vertreterinnen des Amtes beteiligten Das Amt war in den in seiner Zuständigkeit liegen- sich an einer Reihe von Konferenzen und Treffen zu den Kategorien der IHZE für die Zusammenarbeit mit Menschenrechten und zum humanitären Völkerrecht. den Projektpartnern, für die Vorbereitung und Auszah- Weiter tauschte sich das Amt mit gleichgesinnten Staa- lung von Projektbeiträgen sowie für das Monitoring und ten zu Menschenrechten aus. In diesem Zusammenhang die Evaluation der von Liechtenstein unterstützten Pro- ist vor allem die quadrilaterale Zusammenarbeit mit der jekte zuständig. Darunter fallen auch die im Rahmen der Schweiz, Österreich und Slowenien zu erwähnen: Im Be- Not- und Wiederaufbauhilfe gesprochenen Beiträge für richtsjahr fand am 5. Juni in Wien wiederum ein Treffen humanitäre Krisen. Zu diesen gehörten im Berichtsjahr der Menschenrechtsdirektoren in diesem Format statt. die Hungersnot in Afrika, der Bürgerkrieg in Jemen, der Ebenfalls in diesem Format trafen sich am 27. August auf anhaltende Konflikt in Syrien, die Erdbeben in Indone- Einladung der Schweiz zum zweiten Mal die UNO-Men- sien und die Flucht der Rohingya von Myanmar nach schenrechtsexperten. Bangladesch. Liechtenstein setzte sich zudem für ver- gessene Konflikte ein: Im Jahr 2018 betraf dies unter an- Internationale Humanitäre Zusammenarbeit derem die Konflikte in der Ostukraine, in Palästina und und Entwicklung (IHZE) in der Demokratischen Republik Kongo. Des Weiteren engagierte sich das Amt in der Staatengruppe für Good Das Amt koordinierte im Berichtsjahr die Internationale Humanitarian Donorship, die sich das Ziel gesetzt hat, Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE). die humanitäre Hilfe anhand von festgelegten Prinzipien Neben der Budgetierung und der Vorbereitung von re- und durch den gemeinsamen Austausch über Aktivitäten gelmässigen Koordinationstreffen der IHZE-Akteure zu verbessern. (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED, Auslän- Im Berichtsjahr wurde das finanzielle Engagement der- und Passamt und AAA) beinhaltet die Koordinierung im Bereich der internationalen Verbrechensbekämpfung auch den Bereich Öffentlichkeitsarbeit. und der Strafjustiz weiter gestärkt. Wie im Jahr 2017 hat Am 12. und 13. März besuchte Regierungschef Adrian die Regierung im Bereichsjahr den Syrien-Mechanismus Hasler die Republik Moldau. Ziel der Reise war es, einen mit CHF 200'000 unterstützt. Der Mechanismus wurde Einblick in die Berufsbildungsprojekte zu erhalten, wel- von Liechtenstein initiiert und von der UNO-Generalver- che der LED in der Moldau umsetzt. Der Besuch fiel mit sammlung am 21. Dezember 2016 verabschiedet. Im Be- dem zehnjährigen Bestehen des Abkommens zwischen richtsjahr setzte sich Liechtenstein dafür ein, dass die Fi- Liechtenstein und der Republik Moldau über die Huma- nanzierung des Mechanismus ins reguläre Budget der nitäre Hilfe und die Technische Zusammenarbeit zusam- UNO aufgenommen wird. Da der Mechanismus frühe- men. Das Abkommen trat am 13. März 2008 in Kraft und stens im Jahr 2020 in das reguläre Budget aufgenommen bildet die Grundlage für die langjährige Arbeit des LED werden kann, hat die Regierung im November 2018 be- vor Ort. Regierungschef Hasler besuchte zwei Berufs- schlossen, im Jahr 2019 einen weiteren freiwilligen Bei- schulen in Balti im Norden des Landes. Er hatte auch trag in Höhe von CHF 200'000 zu leisten. Gelegenheit, sich mit Jungunternehmern auszutauschen, Im Berichtsjahr wurde die «Liechtenstein Initiative» die eine vom LED unterstützte Berufsschule besucht hat- zur Bekämpfung von Moderner Sklaverei und Menschen- ten und sich mittels einer Startbeihilfe ein eigenes Ge- handel lanciert. Ziel der «Liechtenstein Initiative» ist die schäft aufbauen konnten. Im Rahmen der Projektreise Ausarbeitung eines Massnahmenkatalogs, welcher den fanden auch ein Höflichkeitsbesuch bei Premierminister globalen Finanzsektor in den Mittelpunkt der weltwei- Pavel Filip sowie ein Treffen mit Aussenminister Tudor ten Bemühungen zur Bekämpfung von Moderner Skla- Ulianovschi statt. verei und Menschenhandel stellt. Der Katalog soll an Vom 16. bis 19. April besuchte Regierungsrätin Dr. der kommenden hochrangigen Woche der UNO-Gene- Aurelia Frick mehrere von Liechtenstein unterstützte ralversammlung im September 2019 der internationalen Hilfsprojekte im Libanon und führte Gespräche mit Ver- Staatengemeinschaft vorgestellt werden. Die «Liechten- treterinnen und Vertretern von Politik und Zivilgesell- stein Initiative» ist eine liechtensteinische Public-private- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Partnership. Die liechtensteinische Regierung hat die gen. Das Amt nahm aktiv an den Verhandlungen teil und | 121 Initiative mit CHF 250'000 unterstützt. Die Hilti Famili- setzte sich für einen geringen administrativen Aufwand enstiftung, die LGT Bank, der Liechtensteinische Ban- und die Involvierung der Zivilgesellschaft ein. kenverband sowie die gemeinnützigen Stiftungen Me- Im «Safeguards Implementation Report for 2017» dicor und Tarom haben insgesamt CHF 250'000 für die der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) wurde Umsetzung der «Liechtenstein Initiative» aufgebracht. Liechtenstein im Mai 2018 erstmals unter den Staaten Im Rahmen der Internationalen Flüchtlings- und Mi- mit «Broader Conclusion» aufgeführt. Mit dieser Beurtei- grationshilfe wurde im Berichtsjahr das Engagement auf lung bescheinigt die IAEO Staaten, die mit der IAEO ein dem Westbalkan weitergeführt. Insbesondere im Kosovo Safeguards-Abkommen sowie ein Zusatzprotokoll abge- sowie in Bosnien und Herzegowina wurden Projekte im schlossen haben, dass ihre Berichterstattung als wahr- Umfang von rund CHF 1.8 Millionen unterstützt. Schwer- heitsgemäss und vollständig anerkannt wird und dass punkt dieser Projekte sind die Verbesserung des Migra- nukleares Material nur zu friedlichen Zwecken einge- tionsmanagements in der Region sowie die Linderung setzt wird. des Migrationsdrucks vor Ort durch die Verbesserung Im Rahmen der «Incident and Trafficking Database» von Einkommensperspektiven und die Verbesserung des (ITDB) der IAEO, der Liechtenstein 2017 beigetreten Zugangs zur Grundschulbildung für alle Gesellschafts- ist, organisierte das Amt im Oktober eine verwaltungs- gruppen. Des Weiteren standen Flüchtlingsprojekte ins- interne Informationsveranstaltung mit Experten des besondere im Syrien-Kontext im Vordergrund. schweizerischen Bundesamts für Energie. Die ITDB ist Im Berichtsjahr nahm der ODA-Prozentsatz weiter ein System zur Verbesserung der nuklearen Sicherheit, ab. Nachdem Liechtenstein für 2012 einen ODA-Pro- über das Vorfälle mit aufgefundenem oder geschmuggel- zentsatz von 0.75 % ausweisen konnte und damit zu den ten nuklearem Material gemeldet werden. wenigen Staaten gehörte, welche die internationale Ziel- vorgabe im Bereich der offiziellen Entwicklungszusam- Umwelt und nachhaltige Entwicklung menarbeit erreicht hatten, wurde im Berichtsjahr der ODA-Prozentsatz für das Jahr 2016 ausgewiesen: Mit Im Bereich der nachhaltigen Entwicklung nahm die 0.42 belegt Liechtenstein im weltweiten Vergleich den UNO-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und de- elften Platz. Der internationale Zielwert für den ODA- ren 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Prozentsatz liegt bei 0.7 %. Goals, SDGs) eine zentrale Rolle in den Aktivitäten des Amtes ein. Im Berichtsjahr beschloss die Regierung die Sicherheit und Verbrechensbekämpfung Umsetzung der SDGs und definierte dabei insgesamt acht Schwerpunktziele sowie konkrete Umsetzungspro- Das Amt deckte im Bereich Sicherheit und Verbrechens- jekte. Das Amt übernimmt im Rahmen der Umsetzung bekämpfung im Berichtsjahr diverse internationale Gre- der SDGs eine Koordinationsfunktion und ist dabei auch mien ab. Hervorzuheben sind die Organisation für das in regelmässigem Austausch mit der Privatwirtschaft Verbot chemischer Waffen und die Vertragsstaatenver- und der Zivilgesellschaft. sammlung des UNO-Übereinkommens gegen grenzü- Das Amt erarbeitete in Zusammenarbeit mit dem Amt berschreitende Kriminalität. für Umwelt sowie mit der Stabsstelle EWR einen Bericht Aufgrund des wiederholten Einsatzes von chemischen und Antrag Liechtensteins zur gemeinsamen Aktions- Waffen im syrischen Bürgerkrieg und der Vergiftung plattform von Emissionsrechten (Emissionszertifikaten) eines ehemaligen russischen Spions in Grossbritannien der Europäischen Union. Ohne diesen Beitritt könnte Anfang des Jahres gab es verstärkte Anstrengungen, Liechtenstein die Emissionsrechte, welche dem Land im die Einhaltung der Chemiewaffenkonvention zu stärken. Rahmen des Europäischen Emissionshandels zugeteilt Liechtenstein unterstützte die Einberufung einer ausser- sind, nicht versteigern und es entgingen entsprechende ordentlichen Vertragsstaatenkonferenz im Juni, bei der Einnahmen. Für den Beitritt ist der Abschluss von zwei beschlossen wurde, dass die Organisation für das Verbot Abkommen betreffend ein gemeinsames Vergabeverfah- chemischer Waffen in Zukunft nicht nur die eingesetzten ren sowie eine gemeinsame Auktionsaufsicht erforder- Chemikalien bestimmen, sondern soweit bekannt auch lich. Der Landtag stimmte diesen beiden Abkommen im die Täter benennen soll. Das Amt war bei der ordent- November 2018 zu. Eine Unterzeichnung sowie das In- lichen Vertragsstaatenversammlung im November ver- krafttreten sind aufgrund von Verzögerungen auf Seiten treten, um für das Budget der Organisation zu stimmen der Europäischen Union im Berichtsjahr noch nicht er- und so in einem schwierigen Umfeld einen Beitrag zu folgt. ihrer Handlungsfähigkeit zu leisten. Des Weiteren vertrat das Amt im Berichtsjahr die Vom 15. bis 19. Oktober fand die 9. Vertragsstaaten- liechtensteinischen Interessen im Rahmen der makro- versammlung des UNO-Übereinkommens gegen grenz- regionalen EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP). überschreitende organisierte Kriminalität statt. Dabei An der EUSALP sind Deutschland, Frankreich, Italien, konnten sich die Vertragsstaaten auf die Schaffung eines Österreich und Slowenien sowie Liechtenstein und die Überprüfungsmechanismus zum Übereinkommen eini- Schweiz beteiligt. Die Strategie soll die nachhaltige Ent- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

122 | wicklung des Alpenraums in den Bereichen Wirtschaft, treffend Zwangseinweisungen in ausländische Einrich- Umwelt und Vernetzung fördern. Sowohl im Februar als tungen und in der Arbeitsgruppe zur Umsetzung der auch im November fanden Generalversammlungen unter UNO-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. der Leitung des Tiroler Vorsitzes der EUSALP statt. In Das Amt arbeitete in folgenden Arbeitsgruppen und der gleichen Woche traf sich jeweils auch das Executive Kommissionen mit: in der Aussenpolitischen Kommis- Board der Strategie, in welchem ebenfalls das Amt als sion und dem Amtsleiterausschuss; im Bereich der Nach- Vertreter Liechtensteins fungiert. Im Berichtsjahr konnte barschaftspolitik in der Expertengruppe betreffend die der innerstaatliche Koordinierungsprozess unter der Lei- Vereinbarung mit der Schweiz zur Regelung der Beteili- tung des Amtes gestärkt werden. Ausserdem lancierte gung Liechtensteins an Markt- und Preisstützungsmass- Liechtenstein gemeinsam mit dem Land Tirol und der nahmen der schweizerischen Landwirtschaftspolitik, in Schweiz das Jugendprojekt «youth.shaping.EUSALP», den Gemischten Kommissionen zum Rahmenvertrag und mit dem die Perspektiven und Erfahrungen der Jugend- dem Währungsvertrag mit der Schweiz und der Waffen- lichen besser in die Arbeiten der EUSALP integriert wer- platzkommission; in sicherheitspolitischen Themen in den sollen. der Arbeitsgruppe PROTEGE (Non-Proliferation, Ter- rorismusfinanzierung und Geldwäscherei); in der Eu- Öffentlichkeitsarbeit ropapolitik in der Koordinationsgruppe Brexit; in den Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik in der Unter- Über den Twitter-Account @MFA_LI wurden über 200 arbeitsgruppe Sanktionen, der Arbeitsgruppe Doppel- Nachrichten zu Besuchen, Regierungs- und Landtags- besteuerungsabkommen (DBA), der Task Force «Be- geschäften mit aussenpolitischem Bezug sowie zu aktu- schränkungen von liechtensteinischen Unternehmen ellen Ereignissen an rund 4'500 Follower versendet. und Finanzplatzteilnehmern», in den Quartalsgesprä- Im August wurde unter dem Titel «Insight» zum ersten chen mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) und der Erfah- Mal eine kurze Broschüre zu einem aktuellen Thema der rungsgruppe Finanzplatz (ERFAG); auf dem Gebiet der liechtensteinischen Aussenpolitik veröffentlicht. Thema Menschenrechte am Runden Tisch zur Bekämpfung des war «Liechtenstein und der Brexit – Ausgangslage, stra- Menschenhandels, in der Arbeitsgruppe Integrations- tegische Ziele und Optionen». Die zweite Ausgabe von strategie, in der Vernetzungsgruppe Sichtwechsel für «Insight» wurde im November vorgestellt; sie beschäf- Menschen mit Behinderung und Unterstützungsbedarf tigte sich mit dem 40-Jahr-Jubiläum Liechtensteins im und in der Gewaltschutzkommission (GSK). Europarat und zeigte sowohl die historische Perspektive des Beitritts als auch das heutige Engagement Liechten- Diplomatische und konsularische steins in der Organisation auf. Beziehungen Zudem hat das Amt im Berichtsjahr mehrere öffent- liche Veranstaltungen organisiert, die sehr gut besucht Liechtenstein hatte per Ende 2018 diplomatische Bezie- waren: Am 22. März anlässlich des Weltwassertags ein hungen mit 118 Staaten sowie der Delegation der Eu- Anlass zum «Waterfootprint Liechtenstein» gemeinsam ropäischen Union und dem Souveränen Malteser-Ritter- mit Drink and Donate und der LIFE Klimastiftung; am Orden. Im Berichtsjahr wurden direkte diplomatische 22. August aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums von Liech- Beziehungen mit Afghanistan, Antigua und Barbuda, tensteins Beitritt zum Europarat ein Seminar zur Euro- Äquatorial Guinea sowie Benin aufgenommen. päischen Menschenrechtskonvention; am 24. August ein Von den 118 Staaten sind 81 mit einer nicht residie- Vortrag von Miroslav Lajčák, Präsident der UNO-Gene- renden Botschafterin bzw. mit einem nicht residierenden ralversammlung, zu Migration als Teil der Agenda 2030 Botschafter in Liechtenstein akkreditiert, 19 Botschafter- für nachhaltige Entwicklung; und am 15. November ein posten sind per Ende Berichtsjahr vakant, 17 der Staaten Vortrag der österreichischen Aussenministerin Karin haben noch keine Botschafterin / keinen Botschafter ak- Kneissl zum Thema «Gute Nachbarschaft in der Mitte kreditiert sowie ein Staat hat die Botschaft aufgrund der Europas». Pensionierung der Botschafterin geschlossen. Des Wei- teren gab es per Ende des Berichtsjahrs 47 konsularische Mitarbeit in Experten-, Koordinations- und Vertretungen in Liechtenstein: Arbeitsgruppen Berufskonsuln: Generalkonsuln 8 Der Amtsleiter und die Diplomatinnen und Diplomaten Konsuln 0 arbeiteten im Berichtsjahr aktiv in Experten-, Koordina- Honorarkonsuln: Honorargeneralkonsuln 7 tions- und Arbeitsgruppen sowohl auf bilateraler Ebene Honorarkonsuln 24 als auch innerhalb der Landesverwaltung mit. Vizehonorarkonsul 2 Das Amt hatte den Vorsitz in der Arbeitsgruppe Bre- Vakant 6 xit, in der Arbeitsgruppe Korruptionsprävention, in der Arbeitsgruppe Internationale Humanitäre Zusammenar- beit und Entwicklung (IHZE), in der Arbeitsgruppe be- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Konferenzen und Tagungen im Berichtsjahr 1. Sitzung des Antiterrorismuskomitees des Europa- | 123 rats (CDCT): 16. – 18. 5. in Strassburg EFTA (Domenik Wanger, Minister) EFTA-Ministerrat: 24. – 26. 6. in Sauðárkrókur, Island (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Peter 128. Session des Ministerkomitees: 18. 5. in Helsingör, Matt, Botschafterin Sabine Monauni, Kathrin Nescher- Dänemark Stützel, Mitarbeiterin der Regierung, Pascal Schafhau- (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Daniel Os- ser, Minister) pelt, Botschafter Marin Frick, Martin Hasler, Erster Se- kretär) EFTA-Ministerrat: 23. 11. in Genf (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Peter Konferenz «Zehn Jahre Europaratskonvention gegen Matt, Patrick Ritter, Minister, Panagiotis Potolidis-Beck, Menschenhandel»: 22. – 23. 5. in Strassburg Botschaftsrat, Beatrice Fankhauser, Erste Sekretärin) (Martin Hasler, Erster Sekretär)

Europäische Patentorganisation 89. – 90. Sitzung des Direktionskomitees für Men- 155. Tagung des Verwaltungsrats: 21. – 22. 3. in Mün- schenrechte (CDDH): 19. – 22. 6. / 27. – 30. 11. in Strass- chen burg (Ute Hammermann, Amt für Volkswirtschaft) (Martin Hasler, Erster Sekretär)

157. Tagung des Verwaltungsrats: 10. – 11. 10. in Mün- 19. – 20. Treffen des Ausschusses des Übereinkommen chen des Europarats über Computerkriminalität (T-CY): 9. – (Patrick Ritter, Minister) 10. 7. / 27. 11. in Strassburg (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) 158. Tagung des Verwaltungsrats: 12. – 13. 12. in Mün- chen 2. – 3. Plenarsitzung der Verhandlungen zum zweiten (Ute Hammermann, Amt für Volkswirtschaft) Zusatzprotokoll der Cybercrime-Konvention (T-CY): 11. – 13. 7. / 28. – 29. 11. in Strassburg Europarat (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) 79. – 80. Plenarversammlung der Staatengruppe ge- gen Korruption (GRECO): 19. – 23. 3. / 18. – 22. 6. in Konferenz zur «Stärkung der Transparenz und Re- Strassburg chenschaftspflicht mit dem Ziel der Integritätssiche- (Patrick Ritter, Minister) rung: vereint gegen Korruption» der Staatengruppe gegen Korruption (GRECO): 15. – 16. 10. in Šibenik, 55. – 56. Treffen des Komitees der Rechtsberater für Kroatien Völkerrecht (CAHDI): 22. – 23. 3. in Strassburg und 22. (Elena Klien, Erste Sekretärin) – 23. 9. in Helsinki (Domenik Wanger, Minister) Expertentreffen zur Reform des Systems der Europä- ischen Menschenrechtskonvention: 31. 10. – 2. 11. in 3. Verhandlungsrunde zum zweiten Zusatzprotokoll Kokkedal, Dänemark der Cybercrime-Konvention des Europarats (T-CY): (Martin Hasler, Erster Sekretär) 6. 4. in Wien (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) 22. Sitzung des Lanzarote-Komitees: 7. – 9. 11. in Den Haag Ministertreffen der Europaratsstaaten zu einer Konfe- (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) renz zur Verabschiedung einer Erklärung zur Reform des Systems der Europäischen Menschenrechtskon- 2. Sitzung des Antiterrorismuskomitees des Europa- vention (EMRK): 11. – 13. 4. in Kopenhagen rats (CDCT): 13. – 15. 11. in Strassburg (Botschafter Dr. Daniel Ospelt, Martin Hasler, Erster Se- (Karin Lingg, Ministerin) kretär) 81. Plenarversammlung der Staatengruppe gegen Konferenz zur Eröffnung der Umsetzungsphase der Korruption (GRECO): 3. – 7. 12. in Strassburg zweiten Gleichstellungsstrategie 2018 – 2023: 3. – 4. 5. (Elena Klien, Erste Sekretärin) in Kopenhagen (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Eutelsat – ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

124 | EWR 37. Session des Menschenrechtsrats: 26. 2. – 23. 3. in Genf EWR-Rat: 23. 5. in Brüssel (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Mar- (Regierungsrätin Aurelia Frick, Botschafter Martin Frick, tin Frick, Botschafter Dr. Peter Matt, Pascal Schafhauser, Botschafterin Sabine Monauni-Tömördy, Stefan Barriga, Minister, Beatrice Fankhauser, Erste Sekretärin, Claudio Minister) Nardi, Erster Sekretär)

EWR-Rat: 20. 11. in Brüssel 62. Session der Kommission über die Rechtsstellung (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Mar- der Frau (CSW): 12. – 14. 3. in New York tin Frick, Botschafterin Sabine Monauni-Tömördy, Ste- (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Christian fan Barriga, Minister, Esther Schindler, Ministerin) Wenaweser, Botschafter Dr. Martin Frick, Kathrin Nes- cher-Stützel, Mitarbeiterin der Regierung, Georg Spar- Internationale Fernmeldeunion (ITU) ber, Botschaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) 20. Konferenz der Regierungsbevollmächtigten der Internationalen Fernmeldeunion (ITU): 29. 10. – 16. 11. 4. Treffen der zwischenstaatlichen Expertengruppe in Dubai Cybercrime der UNODC: 3. – 5. 4. in Wien (Kurt Bühler, Amtsleiter, Amt für Kommunikation, Ver- (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) treter der Schweiz) 2. Women, Peace and Security (WPS) Focal Points Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Network Meeting: 9. – 10. 4. in Berlin Europa (OSZE) (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Treffen der «Freundesgruppe Rüstungskontrolle»: 19. 1. / 25. 4. in Berlin 27. Session der Kommission zu Verbrechensverhü- (Domenik Wanger, Minister) tung und Strafrechtspflege (CCPCJ): 14. – 18. 5. in Wien (Domenik Wanger, Minister, Dominic Sprenger, Zweiter Treffen der OSZE zur Umsetzung der Entscheidungen Sekretär) in der dritten Dimension (Menschenrechte) (HDIM): 10. – 21. 9. in Warschau 9. Session der Arbeitsgruppe zur Umsetzung der (Martin Hasler, Erster Sekretär) UNO-Konvention gegen Korruption (UNCAC IRG): 4. – 6. 6. in Wien OSZE-Ministerrat: 6. 12. in Mailand (Patrick Ritter, Minister) (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Domenik Wanger, Minister, Domi- 20. Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen zur nik Marxer, Botschaftsrat) Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau: 7. 6. in New York UNO (Botschafter Christian Wenaweser, Georg Sparber, Bot- 3. Runde des dritten Zyklus der UPR-Länderprüfungen schaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) (2017 – 2021): 24. 1. in Genf (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Mar- 36. Vertragsstaatentreffen des Internationalen Paktes tin Frick, Botschafter Dr. Peter Matt, Hugo Risch, Amts- über bürgerliche und politische Rechte: 14. 6. in New leiter, Amt für Soziale Dienste, Kathrin Nescher-Stützel, York Mitarbeiterin der Regierung, Andreas Schädler, Leiter (Botschafter Christian Wenaweser, Georg Sparber, Bot- der Kriminalpolizei, Landespolizei, Karin Lingg, Ministe- schaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) rin, Christian Blank, Ausländer- und Passamt, Eva-Maria Schädler, Schulamt) 17. Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes: 19. 6. in New York Erste formelle Konsultation zum Erstentwurf des «Glo- (Botschafter Christian Wenaweser, Georg Sparber, Bot- bal Compact on Refugees» (GCR): 13. – 14. 2. in Genf schaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) (Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat) 3. Überprüfungskonferenz des Aktionsprogramms zu Expertenworkshop zur Förderung und zum Schutz Kleinwaffen: 18. – 29. 6. in New York des Rechts auf Privatsphäre im digitalen Zeitalter: 19. (Botschafter Christian Wenaweser, Georg Sparber, Bot- – 20. 2. in Genf schaftsrat) (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) 4. Sondertagung der Konferenz der Vertragsstaaten des Chemiewaffenübereinkommens: 26. – 28. 6. in Den Haag (Stefan Barriga, Minister) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Präsentation des fünften Länderberichts zur UNO- 9. Versammlung der Vertragsstaaten des UNO-Über- | 125 Frauenrechtskonvention: 5. 7. in Genf einkommens gegen die grenzüberschreitende organi- (Botschafter Dr. Martin Frick, Botschafter Dr. Peter Matt, sierte Kriminalität (Palermo-Konvention): 15. – 19. 10. Daniela Clavadetscher, Amt für Soziale Dienste, Irene in Wien Kranz, Schulamt, Andreas Schädler, Leiter der Krimi- (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) nalpolizei, Landespolizei, Julia Walch, Ausländer- und Passamt, Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) 30. Konferenz der Vertragsparteien des Montrealer Protokolls über ozonschichtabbauende Stoffe: 5. – Quadrilaterale Gruppe, zweites Treffen der Menschen- 9. 11. in Quito, Ecuador rechtsrats-Experten: 27. 8. in Nyon (Vertretung durch die Schweiz) (Claudio Nardi, Erster Sekretär) 14. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkom- 37. Vertragsstaatentreffen zum Internationalen Pakt mens über die Biologische Vielfalt: 17. – 29. 11. in über bürgerliche und politische Rechte: 28. 8. in New Scharm El-Scheich, Ägypten York (Vertretung durch die Schweiz) (Botschafter Christian Wenaweser, Georg Sparber, Bot- schaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) 23. Konferenz der Vertragsstaaten des Chemiewaffen- übereinkommens (OPCW): 19. – 20. 11. in Den Haag 8. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über (Karin Lingg, Ministerin) Streumunition: 3. – 5. 9. in Genf (Botschafter Dr. Peter Matt, Patrick Ritter, Minister) 24. Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenüber- einkommens über Klimaänderungen (UNFCCC) sowie 2. Ausserordentlicher Kongress des Weltpostvereins 14. Konferenz der Vertragsparteien des Kyoto-Proto- (UPU): 3. – 7. 9. in Addis Abeba kolls sowie an der ersten Konferenz der Vertragspar- (Vertretung durch die Schweiz) teien des Übereinkommens von Paris: 2. – 14. 12. in Kattowitz, Polen 39. Session des Menschenrechtsrats: 10. – 28. 9. in (Regierungsrätin Dominique Hasler, Helmut Kindle, Genf Amtsleiter, Amt für Umwelt, Stephan Jäger, Mitarbeiter (Botschafter Dr. Peter Matt, Peter Ritter, Minister, Clau- der Regierung, Heike Summer, Amt für Umwelt) dio Nardi, Erster Sekretär, Beatrice Fankhauser, Erste Sekretärin) 5. Staatentreffen zur Stärkung des Respekts für das Humanitäre Völkerrecht: 3. – 5. 12. in Genf 62. Generalkonferenz der Internationalen Atomener- (Karin Lingg, Ministerin) gie-Organisation (IAEO): 17. – 21. 9. in Wien (Dominik Marxer, Botschaftsrat, Martin Hasler, Erster Treffen des Global Forum on Migration and Develop- Sekretär) ment (GFMD): 5. – 7. 12. in Marrakesch, Marokko (Mario Konzett, Amtsleiter, Ausländer- und Passamt, Erstes Treffen der Finanzsektorkommission gegen Arno Brändle, Verein Neues Lernen) Moderne Sklaverei und Menschenhandel: 20. – 21. 9. in Manhasset, USA 17. Versammlung der Vertragsstaaten des Römer Sta- (Claudio Nardi, Erster Sekretär) tuts des Internationalen Strafgerichtshofes (ICC): 5. – 12. 12. in New York 73. UNO-Generalversammlung: 24. – 29. 9. in New York (Botschafter Christian Wenaweser, Stefan Barriga, Mini- (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Chri- ster) stian Wenaweser, Botschafter Dr. Martin Frick, Domenik Wanger, Minister, Georg Sparber, Botschaftsrat, Myriam Hochrangige Konferenz zur Annahme der Globalen Oehri, Zweite Sekretärin) Migrationspakts (GCM): 10. – 11. 12. in Marrakesch, Marokko 7. Vertragsstaatentreffen zum Fakultativprotokoll (Botschafter Dr. Martin Frick, Mario Konzett, Amtsleiter, zum Übereinkommen gegen Folter und andere grau- Ausländer- und Passamt, Panagiotis Potolidis-Beck, Bot- same, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung schaftsrat) oder Strafe: 15. 10. in Genf (Botschafter Dr. Peter Matt, Patrick Ritter, Minister, Bea- WTO trice Fankhauser, Erste Sekretärin) Ausschuss für öffentliches Beschaffungswesen (GPA): 12. – 14. 3. / 27. 6. / 17. – 19. 10. in Genf (Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

126 | Zwischenstaatliche Organisation für den internationa- Treffen mit dem Internationalen Verband zum Schutz len Eisenbahnverkehr (OTIF) von Pflanzenzüchtungen (UPOV): 20. 9. in Genf Generalversammlung der Zwischenstaatlichen Orga- (Patrick Ritter, Minister, Daniel Batliner, Zweiter Sekre- nisation für den Internationalen Eisenbahnverkehr tär) (OTIF): 25. – 26. 9. in Bern (Christine Lingg, Ministerin) 7. Treffen der Versammlung der Vertragsparteien der Internationalen Anti-Korruptionsakademie (IACA): 27. Verschiedenes – 28. 9. in Wien Österreichische Koordinationsplattform der makrore- (Claudio Nardi, Erster Sekretär) gionalen Strategie für den Alpenraum (EUSALP): 30. 1. in Wien Hochrangiges Treffen der Good Humanitarian Donor- (Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) ship (GHD): 24. 10. in Genf (Botschafter Dr. Peter Matt, Elena Klien, Erste Sekretärin) Eröffnungsveranstaltung zum Tiroler Vorsitz der ma- kroregionalen EU-Strategie für den Alpenraum (EU- Generalversammlung und Jahresforum der makrore- SALP): 7. 2. in Igls bei Innsbruck gionalen Strategie für den Alpenraum (EUSALP): 20. (Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) – 21. 11. in Innsbruck (Kathrin Nescher-Stützel, Mitarbeiterin der Regierung, Hochrangiges Treffen der Gruppe Makroregionale Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) Strategien: 1. 3. in Brüssel (Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) Treffen der Geldgeber des International Center for As- set Recovery (ICAR): 27. – 28. 11. in Jersey Treffen mit dem Internationalen Verband zum Schutz (Claudio Nardi, Erster Sekretär) von Pflanzenzüchtungen (UPOV): 13. 3. in Genf (Pascal Schafhauser, Minister, Daniel Batliner, Zweiter Übereinkommen Sekretär) Europarat Treffen der Staats- und Generalsekretäre der Schweiz, – Unterzeichnung des Übereinkommens über Geldwä- Liechtensteins, Österreichs und Sloweniens: 23. 3. in scherei sowie Ermittlung, Beschlagnahme und Ein- Bled, Slowenien ziehung von Erträgen aus Straftaten und über die Fi- (Botschafter Dr. Martin Frick) nanzierung des Terrorismus (Warschau-Konvention): 26. 11. 2018 4. Staatentreffen zur Stärkung des Respekts für das Humanitäre Völkerrecht: 14. – 16. 5. in Genf Bilateral (Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) – Unterzeichnung der Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten von Amerika über den Austausch länderbezo- Quadrilaterale Treffen der Menschenrechtsdirek- gener Berichte (CAA-CbC-USA): 9. 5. 2018 toren: 5. 6. in Wien – Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem (Domenik Wanger, Minister) Schweizerischen Bundesrat und der Regierung des Fürstentums Liechtenstein über die Zusammenarbeit 38. Treffen der Versammlung der Vertragsparteien auf dem Gebiet der musikalischen Bildung (Programm der Internationalen Fernmeldesatellitenorganisation Jugend und Musik): 25. 5. 2018 (ITSO): 13. – 15. 6. in Washington D.C. – Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem Für- (Vertretung durch die Schweiz) stentum Liechtenstein und Jersey zur Beseitigung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Treffen des Anti-Korruptions-Netzwerks der OECD: 4. Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung – 5. 7. in Paris der Steuerverkürzung und -umgehung (Doppelbesteu- (Claudio Nardi, Erster Sekretär) erungsabkommen): 17. 8. 2018 – Notifizierung betreffend Vereinbarung mit den Verei- Treffen des Executive Board der EUSALP: 5. – 6. 7. in nigten Staaten von Amerika über den Austausch län- Pörtschach und 24. – 25. 10. in Innsbruck derbezogener Berichte (CAA-CbC-USA): 14. 12. 2018 (Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde zum Abkommen zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und Jersey Informelles Treffen über die Zusammenarbeit in kon- zur Beseitigung der Doppelbesteuerung auf dem Ge- sularischen Angelegenheiten: 11. 9. in Wien biet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Domenik Wanger, Minister) und zur Verhinderung der Steuerverkürzung und -um- gehung (Doppelbesteuerungsabkommen): 21. 12. 2018 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

EU / EFTA / EWR Amt für Justiz | 127 – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde betreffend das Abkommen über die Änderung von Protokoll 4 zum Abkommen zwischen den EFTA-Staaten zur Errich- Amtsleiterin: Dr. Graziella Marok-Wachter tung einer EFTA-Überwachungsbehörde und eines Gerichtshofes (ESA / Court Agreement): 24. 5. 2018 Das Amt für Justiz (AJU) setzt sich aus den Abteilungen – Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Grundbuch, Handelsregister, Justizwesen und der Stif- den EFTA-Staaten und der Türkei: 25. 6. 2018 tungsaufsichtsbehörde zusammen. Organisatorisch ist die – Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Opferhilfestelle ebenfalls dem AJU zugeordnet. den EFTA-Staaten und Ecuador: 25. 6. 2018 Im Berichtsjahr hat sich der bisherige Amtsleiter Dr. – Unterzeichnung des Abkommens zwischen den EWR / Bernd Hammermann beruflich neu orientiert. Bis zur Über- EFTA-Staaten und Australien zur Änderung des Ab- nahme der Tätigkeiten durch die neue Amtsleiterin im No- kommens zwischen den EWR / EFTA-Staaten und Aus- vember wurde das Amt von Thomas Ritter geleitet. tralien über die gegenseitige Anerkennung der Kon- Aufgrund der Rolle als Pilotamt für die Einführung des formitätsbewertung, der Bescheinigungen und der Liechtensteinischen elektronischen Verwaltungsaktes Kennzeichnungen: 21. 9. 2018 (LiVE) wurde in allen Abteilungen an der Implementierung – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde betreffend der des neuen Programms gearbeitet. am XXIV., XXV. und XXVI. Kongress des Weltpostver- eins in Genf 2008, Doha 2012 bzw. Istanbul 2016 ver- Ein weiteres Projekt des Amtes war die Schaffung der ge- abschiedeten Schlussakten: 22. 10. 2018 setzlichen Grundlagen für das «Verzeichnis der wirtschaft- – Unterzeichnung der Zusatzvereinbarung zum Abkom- lichen Eigentümer inländischer Rechtsträger». Die Führung men zwischen der EU und den Assoziierten Staaten be- dieses Verzeichnisses wird eine neue Aufgabe des AJU dar- treffend Teilnahme an der Europäischen Agentur für stellen. das Betriebsmanagement von IT-Grosssystemen im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (eu- Grundbuch LISA): 8. 11. 2018 – Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Projekte den EFTA-Staaten und Indonesien sowie des «Memo- Im Berichtsjahr wurden in der Gemeinde Gamprin die randum of Understanding» über wirtschaftliche Zu- periodische Nachführung und Homogenisierung der sammenarbeit und Kapazitätsaufbau, den «Record of amtlichen Vermessung – Operat 7, Mutation Nr. 481 Understanding» zum Patentschutz und den «Record (Kulturgrenzmutation), sowie in der Gemeinde Triesen- of Understanding» zum Anhang über Finanzdienstlei- berg die Erneuerung der amtlichen Vermessung Triesen- stungen: 16. 12. 2018 berg, Operate 13 – 16, Mutation Nr. 2521 (Kulturgrenz- mutation), ins Grundbuch übernommen. UNO Am 26. März 2018 erfolgte die Einführung des –  «Neuen Grundbuches» gemäss Sachenrecht in der Ge- meinde Eschen. Nun werden die Grundstücke in sämt- WTO lichen Gemeinden im elektronischen Grundbuch geführt. – 

Verschiedenes –  ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

128 | Zusammensetzung der Gebühren: Statistik Jahr 2018 Jahr 2017 Aus Handänderungen CHF 3'113'693.25 (72 %) Handänderungen 1'015 1'009 Aus Hypotheken CHF 785'895.80 (18 %) Schuldbriefe 1'168 1'103 Diverses CHF 290'643.55 (7 %) Grundpfandverschreibungen 122 198 Grundverkehrsgebühren CHF 165'100.00 (3 %) Zwangsweise Pfandrechtsbegründungen 18 30 Löschungen 1'307 1'362 Total CHF 4'355'332.60 (100 %) Begründung von Stockwerkeigentum 44 62 Baulandumlegungen 0 0 Baurechte 13 9 Grundverkehr Eigenheim-Darlehen 47 50 Im Berichtsjahr wurden insgesamt 776 Grundverkehrs- Einantwortungsurkunden 318 339 anträge bearbeitet. 42 Anträge wurden mit einer Auf- Dienstbarkeiten 421 446 lage bewilligt. Zehn Anträge wurden von den Antrag- Anmerkungen 312 348 stellenden zurückgezogen. Ein Antrag wurde abgelehnt. Vormerkungen 365 565 Gegen diesen wurde keine Beschwerde erhoben. Sämt- Tagebuchrelevante Belege 4'059 4'340 liche weiteren Anträge wurden genehmigt. Diese hohe Anzahl sämtlicher abgeschlossener Genehmigungszahl ist im Wesentlichen darauf zurück- Geschäfte 5'458 5'787 zuführen, dass in einer Vielzahl von Fällen die Klärung der Genehmigungsfähigkeit vor Einreichung des Antrags Summe der im Jahr 2018 erfolgt. eingetragenen Hypotheken CHF 968'066'055.61 Durch die Einführung des elektronischen Ver- Summe der im Jahr 2018 waltungsaktes (LiVE) wurden die Erwerbstypen neu gelöschten Hypotheken CHF 734'579'631.10 geregelt. Die Erwerbstypen Kauf / Schenkung und Hypothekenstand Ende Jahr 2018 CHF 10'523'945'210.67 Kauf / Tausch wurden ab April aufgehoben, woraus sich Hypothekenstand Ende Jahr 2017 CHF 10'290'458'786.16 die Unterschiede in der Statistik zwischen dem Jahr 2017 Grundbuchgebühren und 2018 ergeben. Vorschreibung 2018 CHF 4'355'332.60 Grundbuchgebühren Vorschreibung 2017 CHF 4'670'050.12

Auflistung Anzahl Grundstücke davon davon nach Gemeinden 2018 Beschwerden 2017 Beschwerden

Gemeinde Mauren 123 0 156 0 Gemeinde Schellenberg 76 0 59 0 Gemeinde Triesenberg 178 0 191 0 Gemeinde Balzers 184 0 179 0 Gemeinde Vaduz 201 0 187 0 Gemeinde Triesen 158 0 193 0 Gemeinde Schaan 186 0 292 0 Gemeinde Eschen 145 0 221 4 Gemeinde Ruggell 112 0 126 0 Gemeinde Planken 28 0 22 0 Gemeinde Gamprin 86 0 74 0

Total Grundstücke 1'477 0 1'700 4 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Handelsregister | 129 Auflistung nach Erwerbstypen 2018 2017 Projekte Baurecht 4 7 Das Projekt zur Einführung einer Internet-Plattform zum Dienstbarkeiten 3 1 Bezug von Registerauszügen und Registerakten (Web- Kauf 361 410 Shop) wurde abgeschlossen. Kauf / Schenkung 3 8 Das Projekt «Elektronische Nacherfassung» von Re- Kauf / Tausch 10 17 gisterdaten ist weitgehend abgeschlossen. Aus Wirt- Löschung 9 44 schaftlichkeitserwägungen wurden bestimmte Rechts- Miete 7 5 formen bei der Erfassung ausgeklammert bzw. werden Nutzniessung / Wohnrecht 14 1 diese nur im Falle eines konkreten Bedarfs ins elektro- Pacht 0 2 nische System übernommen. Schenkung 131 128 Im Berichtsjahr wurde zudem das Projekt zur Ein- Sonstiges 47 27 führung einer neuen Handelsregister-Software weiter- Tausch 45 39 verfolgt. Dieses wird voraussichtlich im dritten Quartal Verlassenschaft 140 151 2019 realisiert werden. Vor- / Kauf- / Rückkaufsrecht 1 2 Widmung 1 8 Statistik Jahr 2018 Jahr 2017

Total 776 850 Erstellung öffentlicher Urkunden 1'104 1'065 Gesamtanzahl der tagebuchpflichtigen Geschäfte 11'150 12'400 Gesamtanzahl der Geschäfte 12'254 13'465

Handelsregister-Gebührenvor- schreibung 2018 CHF 3'888'700 Handelsregister-Gebührenvor- CHF 4'053'250 schreibung 2017

Bei diesen Gebühreneinnahmen handelt es sich im Um- fang von 68 % um Eintragungs-, Hinterlegungs- und Än- derungsgebühren. Die restlichen 32 % setzen sich zu- sammen aus Beglaubigungsgebühren, Gebühren für die Ausstellung von Registerauszügen und Amtsbestä- tigungen sowie für die Durchführung von Öffentlichen Beurkundungen. Die Gebühren liegen um rund 23 % unter dem bud- getierten Betrag. Das Gebührenaufkommen hängt von exogenen Faktoren ab. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

130 | Die nachfolgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Bestandszahlen der einzelnen Rechtseinheiten an:

Rechtsform Stand Stand Neueinträge Löschung 31. 12. 2018 31. 12. 2017

Einzelfirma 549 544 29 24 Kollektivgesellschaft 19 23 0 4 Kommanditgesellschaft 26 29 3 6 Verein 340 326 19 5 Genossenschaft 21 17 4 0 Aktiengesellschaft 5'054 5'077 348 371 Kommanditaktiengesellschaft 1 1 0 0 Gesellschaft mit beschränkter Haftung 501 352 163 14 Europäische Aktiengesellschaft 13 11 2 0 Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung EWIV 1 1 0 0 Europäische Genossenschaft 5 5 0 0 Zweigniederlassung einer Unternehmung mit Hauptsitz im EWR 14 13 2 1 Zweigniederlassung einer Unternehmung mit Hauptsitz ausserhalb EWR 112 104 15 7 Anstalt 5'673 6'009 185 521 Eingetragene Stiftung 1'824 1'799 100 75 Eingetragene Treuhänderschaft 1'860 1'886 146 172 Treuunternehmen 770 848 7 85 Nicht eingetragene Treuhänderschaft 104 112 3 11 Nicht eingetragene Stiftung 10'166 11'200 278 1'312

Total 27'053 28'357 1'304 2'608

Aufgrund der elektronischen Nacherfassung von Regi- des Strafgesetzbuches und der Strafprozessordnung sterdaten sowie von Rechtsformumwandlungen kann es (Revision der Geldwäschereibestimmungen) zu geringfügigen Unschärfen bei den statistischen Wer- – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abände- ten in Bezug auf Jahresendvergleiche kommen. rung des Strafgesetzbuches (Reisen für terroristische Zwecke) Justizwesen – Bericht und Antrag Nr. 19 / 2018 betreffend die (Teil-) Reform der Zivilprozessordnung und die Abänderung Tätigkeit weiterer Gesetze (Vereinfachung und Beschleunigung Die Abteilung befasst sich insbesondere mit Gesetzge- des Verfahrens) bungsprojekten in folgenden Rechtsbereichen: Zivil- – Bericht und Antrag Nr. 36 / 2018 betreffend die Total- recht, einschliesslich Personen- und Gesellschaftsrecht; revision des Datenschutzgesetzes sowie die Abände- Strafrecht; Strafvollzug; Exekutions-, Nachlass- und Kon- rung weiterer Gesetze kursrecht; Verfahrensrecht; Mediation; Datenschutz. Zu- – Bericht und Antrag Nr. 51 / 2018 betreffend die Ab- dem werden in- und ausländische Rechtshilfeersuchen in änderung der Verfassung und des Gesetzes über den Zivil- und Strafsachen, einschliesslich Aus- und Durchlie- Staatsgerichtshof (Abschaffung des Rotationsprinzips ferung, bearbeitet. Des Weiteren ist die Abteilung für die bezüglich der Ersatzrichter) Anonymisierung von letztinstanzlichen rechtskräftigen – Bericht und Antrag Nr. 62 / 2018 betreffend die Abän- Entscheidungen und für Koordinationsarbeiten in den derung der Exekutionsordnung (EO) sowie weiterer Bereichen Amtshaftung und Justizverwaltung zuständig. Gesetze – Bericht und Antrag Nr. 90 / 2018 betreffend die Abän- Gesetzgebung derung des Strafgesetzbuches, der Strafprozessord- Von der Abteilung Justizwesen wurden im Berichtsjahr nung, des Gesetzes über die Zusammenarbeit mit dem die folgenden Vernehmlassungsberichte, Berichte und Internationalen Strafgerichtshof und anderen interna- Anträge bzw. Stellungnahmen verfasst: tionalen Gerichten sowie des Naturschutzgesetzes – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung – Bericht und Antrag Nr. 102 / 2018 betreffen die Abän- des Strafgesetzbuches und der Strafprozessordnung derung des Strafgesetzbuches und der Strafprozess- – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung ordnung (Revision der Geldwäschereibestimmungen) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

– Stellungnahme Nr. 61 / 2018 zu den anlässlich der er- | 131 sten Lesung betreffend die (Teil-)Reform der Zivilpro- Ersuchende Staaten: zessordnung aufgeworfenen Fragen – Stellungahme Nr. 69 / 2018 betreffend die Totalrevi- Schweiz 83 sion des Datenschutzgesetzes sowie die Abänderung Österreich 40 weiterer Gesetze aufgeworfenen Fragen Deutschland 27 – Stellungnahme Nr. 88 / 2018 zu den anlässlich der er- Polen 14 sten Lesung betreffend die Abänderung der Verfas- Slowenien 10 sung und des Gesetzes über den Staatsgerichtshof Russland 8 (Abschaffung des Rotationsprinzips bezüglich der Er- USA 8 satzrichter) aufgeworfenen Fragen Tschechien 7 – Stellungnahme Nr. 89 / 2018 zu den anlässlich der er- Ungarn 7 sten Lesung betreffend die Abänderung der Exekuti- Ukraine 6 onsordnung (EO) sowie weiterer Gesetze aufgewor- fenen Fragen

Die Entwürfe für folgende Verordnungen der Regierung Delikte, derentwegen von ausländischen Behörden um wurden erstellt: Rechtshilfe ersucht wurde (vereinfacht): – Datenschutzverordnung (DSV), LGBl. 2018 Nr. 415 – Verordnung über die Offenlegung bestimmter per- Geldwäscherei 80 sonenbezogener Daten durch die Gemeinden, LGBl. Betrug 76 2018 Nr. 454 Untreue 55 Veruntreuung 35 Internationale Rechtshilfe in Strafsachen Urkundendelikt 29 Bei den eingegangenen ausländischen Rechtshilfeer- Diebstahl 27 suchen ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz 24 16 % zu verzeichnen. Die liechtensteinischen Strafver- Kriminelle Vereinigung / Organisation 19 folgungsbehörden haben im Berichtsjahr insgesamt 387 Bestechung 19 Rechtshilfeersuchen an ausländische Behörden weiter- Konkursdelikte 11 geleitet. Das ist gegenüber dem Vorjahr ebenfalls ein Rückgang um knapp 10 %. Diese Darstellung zeigt, dass bei ausländischen Rechts- Ausländische Rechtshilfeersuchen an liechtensteinische Justiz- hilfeersuchen, wie schon in den vergangenen Jahren, behörden: Geldwäscherei sowie Vermögens- und Strassenverkehrs- Jahr 2018 2017 2016 2015 delikte im Vordergrund stehen. Bei dieser Statistik ist zu berücksichtigen, dass in einem ausländischen Ersuchen Anzahl Fälle 262 312 352 374 Rechtshilfe auch wegen mehrerer Delikte begehrt wer- den kann.

Liechtensteinische Rechtshilfeersuchen an das Ausland: Publikation von Gerichtsentscheidungen Jahr 2018 2017 2016 2015 Seit Inkrafttreten der Abänderung des Gesetzes über die Bezüge der Mitglieder der Regierung, der Gerichtshöfe Anzahl Fälle 387 433 450 365 und der Kommissionen (LGBl. 1982 Nr. 21) am 1. Januar 2015 ist das AJU zuständig für die Veröffentlichung letz- tinstanzlicher rechtskräftiger Gerichtsentscheidungen auf Aus der nachfolgenden Aufstellung sind die Staaten mit der Internetplattform www.gerichtsentscheidungen.li. den häufigsten Rechtshilfeersuchen an die liechtenstei- Im Berichtsjahr hat die Abteilung Justizwesen insge- nischen Behörden ersichtlich. Wie auch in den Vorjah- samt 328 Gerichtsentscheidungen anonymisiert und zur ren stammt der überwiegende Teil aller Rechtshilfeersu- Publikation freigegeben. chen aus Ländern, die Vertragsstaaten des Europäischen Übereinkommens über die Rechtshilfe in Strafsachen Stiftungsaufsichtsbehörde (STIFA) von 1959 (ERHÜ), LGBl. 1970 Nr. 30, sind. Die Schweiz, Österreich und Deutschland stellen schon seit vielen Jah- Tätigkeit ren die meisten Rechtshilfeersuchen an Liechtenstein. Zu Beginn des Berichtsjahres unterstanden 1'355 ge- meinnützige Stiftungen, fünf gemeinnützige Anstalten sowie freiwillig 20 privatnützige Stiftungen der Aufsicht. Ende des Berichtsjahres beaufsichtigte die STIFA 1'392 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

132 | gemeinnützige Stiftungen, unverändert fünf gemeinnüt- zige Anstalten sowie 21 privatnützige Stiftungen. 84 Stif- Beanstandungen der Revisionsstellen für das tungen wurden neu unter die Aufsicht genommen, 59 be- Geschäftsjahr 2017 (Vorjahre) 26 (48; 46; 30; 35) aufsichtigte Stiftungen wurden in Liquidation gesetzt und 50 aus dem Handelsregister gelöscht. Für jede der STIFA Vermögensverwaltung 2 (4; 2; 2; 2) unterstellte Stiftung oder Anstalt bestimmt das Landge- Vermögensverwendung 10 (19; 14; 9; 7) richt eine unabhängige Revisionsstelle. Diese erstattet Organisation 10 (16; 10; 9; 11) der STIFA Bericht über die Verwaltung und Verwendung Rechnungslegung 3 (7; 17; 10; 14) des Stiftungsvermögens. Ende des Berichtsjahres waren Gefährdung der Stiftung 1 (2; 3; 0; 1) 128 (im Vorjahr 141) Revisionsstellenberichte ausste- hend. Die Anzahl Beanstandungen und Hinweise für das Hinweise der Revisionsstellen für das Geschäftsjahr 2017 gemäss untenstehender Tabelle wird Geschäftsjahr 2017 (Vorjahre) 111 (115; 99; 91; 83) sich bis Ende März 2019 erfahrungsgemäss nochmals markant erhöhen. Ein Bericht ist für das Geschäftsjahr Bonität Darlehen 3 (3; 4; 4; 3) 2016 ausstehend; hier läuft ein Aufsichtsverfahren gegen Klumpenrisiko 1 (1; 1; 2; 2) den Stiftungsrat. Vermögensverwendung 35 (38; 30; 29; 35) Auf Antrag kann die STIFA gemeinnützige Stiftungen Vermögenslos / Überschuldet 11 (16; 16; 11; 11) und Anstalten von der Pflicht zur Bestellung einer Revi- Indirekte Tätigkeit über Tochtergesellschaft 4 (5; 5; 5; 6) sionsstelle befreien und nimmt dann die Prüfung in der Sitzverlegung 0 (1; 0; 0; 0) Regel alle drei Jahre selbst vor. Per 31. Dezember 2018 Kosten 3 (1; 0; 0; 0) waren 150 gemeinnützige Stiftungen von dieser Pflicht Organisation, Rechnungslegung 6 (3; 7; 10; 11) befreit. Zivilprozess 7 (10; 7; 8; 4) Im Vordergrund standen wie in den Vorjahren die Strafverfahren 2 (4; 3; 3; 1) Durchführung von Prüfungen durch die STIFA bei den Auflösung 39 (33; 24; 18; 8) befreiten Stiftungen (Art. 552 § 29 Abs. 3 PGR) und die Verspätete Eintragung im Register 0 (0; 1; 1; 2) Bearbeitung von Berichten der Revisionsstellen mit Be- anstandungen und Hinweisen bezüglich der Verwaltung Beanstandungen bei 58 Prüfungen durch die STIFA und / oder Verwendung des Stiftungsvermögens. In 13 (Vorjahre) 15 (7; 8; 15; 14) Fällen (Vorjahre: 12; 20; 15; 24) beantragte die STIFA aufsichtsrechtliche Massnahmen beim Landgericht. Vermögensverwaltung 0 (1; 1; 1; 1) Die Richtigkeit der Gründungs- und Änderungsanzei- Vermögensverwendung 8 (3; 3; 7; 1) gen von 86 nicht im Handelsregister eingetragenen pri- Organisation 6 (2; 3; 4; 1) vatnützigen Stiftungen (Art. 552 § 21 PGR) wurden stich- Rechnungslegung 0 (0; 0; 1; 2) probenweise bei insgesamt 16 Repräsentanten geprüft. Widerruf der Befreiung 1 (1; 1; 1; 9) Es erfolgten bei sechs Repräsentanten insgesamt 12 Be- anstandungen (Vorjahre 0; 3) und ein Hinweis (Vorjahre Hinweise bei 58 Prüfungen durch die STIFA 2; 1). In vier Fällen verhängte das Landgericht Ordnungs- (Vorjahre) 30 (24; 21; 21; 26) bussen wegen Verletzung der Anzeigepflicht. Die üb- rigen Verfahren wurden wegen Verjährung eingestellt. Vermögensverwendung 11 (7; 12; 8; 17) Vermögenslos / Auflösung 14 (11; 6; 12; 9) Organisation 1 (2; 3; 0; 0) Gemeinnützige Stiftungen per Ende 2018 Kosten 4 (4; 0; 0; 0) (in Klammern: Befreit von der Pflicht zur Vermögen 0 (0; 0; 1; 0) Bestellung einer Revisionsstelle) 1'392 (150) Verfahren zur Bestellung der Revisionsstelle 2017: 1'355 (156) (Vorjahre) 93 (95; 121; 120; 111) 2016: 1'323 (162) 2015: 1'286 (164) Verfahren auf Befreiung von der Pflicht 2014: 1'239 (166) zur Bestellung einer Revisionsstelle (Vorjahre) 23 (18; 28; 19; 18) Total neu unter Aufsicht (Vorjahre) 84 (80; 96; 103; 78)

Davon errichtet 2018 (Vorjahre) 56 (39; 45; 81; 39) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

«Besten» Stiftungspraxis in Zürich referierte die STIFA | 133 Aufsichtsverfahren nach Art. 552 § 29 Abs. 3 PGR, über die Aufsicht über die gemeinnützigen Stiftungen in Antragstellung durch STIFA (Vorjahre) Liechtenstein. An zwei Weiterbildungsveranstaltungen der Wirtschaftsprüfervereinigung informierte die STIFA Verfahren eröffnet 13 (12; 20; 15; 24; 23) über Aktuelles und die Berichterstattungen für das Ge- Verfahren abgeschlossen 12 (13; 22; 15; 22; 14) schäftsjahr 2017. Am Stiftungstag sowie im Rahmen des Verfahren pendent 2 (2; 2; 3; 4; 9) Executive Master of Laws (LL.M.) im Gesellschafts-, Stif- Davon pendent bei Rechtsmittelinstanzen 0 (1; 1; 0; 0; 0) tungs- und Trustrecht 2018 bis 2020 referierte die STIFA an der Universität Liechtenstein über aktuelle Entwick- Aufsichtsverfahren nach Art. 552 § 29 Abs. 4 PGR, lungen des Stiftungsaufsichtsrechts. Schliesslich wirkte Antragstellung durch Stiftungsbeteiligte die STIFA mit in verschiedenen Arbeitsgruppen. (Vorjahre) Opferhilfestelle Verfahren eröffnet 3 (6; 1; 2; 4) Verfahren abgeschlossen 5 (3; 4; 0; 0) Stellenleiterin Barbara Banzer Verfahren pendent 4 (6; 3; 5; 4) Davon pendent bei Rechtsmittelinstanzen 2 (1; 3; 1; 0) Tätigkeiten Im Berichtsjahr konnte die Opferhilfestelle auf zehn Verfahren nach Art. 552 § 33 und § 34 PGR, Jahre Tätigkeit zurückblicken. Den Auftakt für die Erar- Zweck- bzw. Statutenänderung beitung des liechtensteinischen Opferhilfegesetzes bil- (Vorjahre) dete eine parlamentarische Motion, die vom Landtag im Dezember 2001 einstimmig an die Regierung überwie- Verfahren eröffnet 4 (5; 1; 2; 4) sen wurde. Daraufhin wurde eine Gesetzesvorlage zur Verfahren abgeschlossen 4 (2; 0; 3; 4) Schaffung des Opferhilfegesetzes erarbeitet, die sich am Verfahren pendent 4 (4; 1; 0; 1) schweizerischen Recht orientierte. Das Opferhilfegesetz wurde am 22. Juni 2007 verabschiedet. Sachverhaltsmitteilungen an die Staatsanwalt- Pünktlich mit Inkrafttreten des Gesetzes am 1. April schaft wegen Unterlassung der Anzeige der 2008 war die Opferhilfestelle eingerichtet und konnte die Aufsichtspflicht, der Eintragungspflicht oder Beratungstätigkeit aufnehmen. In den zehn Jahren wur- falscher Zweckbestätigung (Vorjahre) 7 (1; 8; 0; 0) den 382 Fälle bearbeitet und mehr als 1'000 Menschen wurden beraten. Die Opferhilfe bietet bedarfsorientierte Amtshilfe nach Art. 36 Abs. 1 SPG an die FMA Unterstützung in Form von Beratung, finanzielle Hilfe, (Vorjahre) 0 (0; 3; 0; 0) psychosoziale Begleitung, Vermittlung von Fachper- sonen für alle Opfer von Straftaten sowie auch deren An- Prüfungen der Gründungs- und Änderungsanzeigen gehörige. Sie unterscheidet nicht nach Alter, Geschlecht, bei nicht eingetragenen Stiftungen, ethnischer Zugehörigkeit, religiöser, politischer oder se- Art. 552 § 21 PGR, bei 16 Repräsentanten 86 xueller Orientierung. Die Angebote sind vertraulich, ko- stenlos und freiwillig. Durch eine gute Vernetzung mit 2017: Prüfung bei 11 Repräsentanten 72 andern Organisationen, Therapeuten, Ärzten, Juristen 2016: Prüfung bei 6 Repräsentanten 60 etc. wird den hilfesuchenden Personen bestmögliche 2015: Prüfung bei 5 Repräsentanten 61 Unterstützung angeboten. 2014: Prüfung bei 3 Repräsentanten 50 In einer Medienkampagne, organisiert mit den Ver- netzungspartnern infra, FH, FCG, APA erschienen von In Form von Mittagsveranstaltungen suchte die STIFA April bis November in der Presse unterschiedliche Be- wie in den Vorjahren den Dialog und Austausch mit richte mit den Schwerpunkten Gewalt im öffentlichen Marktteilnehmern. Dem Erfahrungsaustausch und der Bereich, häusliche Gewalt und sexuelle Belästigung am Weiterbildung dienten Treffen mit der Vereinigung Arbeitsplatz. Die Eröffnung der Kampagne startete die liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen (VLGS), Opferhilfestelle mit der Darstellung ihrer Entstehung und der Wirtschaftsprüfervereinigung und der Ostschweizer den Tätigkeiten über zehn Jahre. Ergänzend wurde ein Regionalgruppe Aufsicht über Vorsorgeeinrichtungen neuer Folder mit den wichtigsten Hinweisen erstellt und und klassische Stiftungen. an Schlüsselstellen verteilt. Auf der Website sind die ak- Die STIFA nahm als Gast teil an der Jahresversamm- tuellen Infos und Kontaktdaten für alle Interessierten zu- lung der kantonalen Stiftungsaufsichtsbehörden und gänglich. am Treffen der Stiftungsreferenten am Deutschen Stif- Das Beratungsangebot wird zwischenzeitlich rege tungstag in Nürnberg. Im Sommer organisierte sie ein genutzt. Trotzdem besteht weiter Informationsbedarf, zweitägiges Treffen mit ostschweizerischen Stiftungs- denn es gibt immer wieder betroffene Personen, welche aufsichtsbehörden in Malbun. Anlässlich der Tagung zur die Opferhilfestelle nicht kennen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

134 | Die Mitarbeit in Fach- und Arbeitsgruppen verschie- der Istanbul-Konvention und der Umsetzung des Euro- dener Bereiche ist weiterhin eine wichtige Vernetzungs- paratsübereinkommens zur Bekämpfung von Menschen- arbeit und wird auch in den kommenden Jahren ein handel gearbeitet. wichtiges Thema bleiben. So wurde an der Umsetzung

Statistik Opferhilfestelle 2018 2017

Anzahl Fälle 39 33 Anzahl Beratungen 111 83 weibliche Personen 40 56 männliche Personen 10 15 Kontakte Anwälte, Fachpersonen 8 14 Beratungen im Büro 55 28 Beratungen Telefon, Mail 41 55 Anzahl Fälle mit finanzieller Hilfe 5 6

Verletzungen / Delikte f m Total f m Total

Körperverletzung (Gewaltdelikte) 6 1 7 6 2 8 Körperverletzung Strassenverkehr 3 0 3 1 0 1 Tötung (auch im Strassenverkehr) 0 0 0 0 0 0 Versuchte Tötung 1 0 1 0 0 0 Drohung / Nötigung 3 3 6 1 0 1 Häusliche Gewalt 5 1 6 2 1 3 Beharrliche Verfolgung / Stalking 4 0 4 1 1 2 Vergewaltigung 3 1 4 3 0 3 Sexuelle Gewalt 7 1 8 3 0 3 Raub, Überfall 1 0 1 0 0 0 Andere / ohne Opferstatus 13 4 17 9 3 12

Altersstufen f m Total f m Total

Unter 10 Jahren 0 0 0 0 0 0 10 bis 17 Jahre 0 3 3 1 0 1 18 bis 29 Jahre 6 2 8 9 1 10 30 bis 64 Jahre 22 8 30 12 5 17 über 64 Jahre 1 0 1 1 1 2

Mehrfachnennungen sind möglich. Bei anonymen Anfragen können nicht immer alle Daten erfasst werden.

Finanzielle Hilfe 2018 2017

Unaufschiebbare und längerfristige Hilfe 5'850 25'184 Schadenersatz 30'000

Total 5'850 55'184 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Amt für Kultur Zur Durchführung der Notgrabungen mussten er- | 135 neut mehrere Fachkräfte befristet angestellt werden. Ein Mitarbeiter wurde im Rahmen der Ausbildung zum Gra- Amtsleiter: Thomas Büchel bungstechniker mit eidgenössischem Fachausweis wei- ter betreut. Mehrere Praktikantinnen und Praktikanten Das Amt für Kultur befasst sich mit der kulturellen Ver- halfen bei der Aufarbeitung der Dokumentationen und gangenheit, Gegenwart und Zukunft Liechtensteins. Es er- bei der Freilegung auf Notgrabungen mit. In Zusammen- forscht, bewahrt und entwickelt das kulturelle Erbe wei- arbeit mit der ARGO-Stiftung des Kantons Graubünden ter. Mit der Organisation von Projekten werden darüber wurde einer portugiesischen Anthropologin ein Beruf- hinaus Impulse im Kulturbereich gesetzt. Das Amt besteht spraktikum ermöglicht. aus den vier Abteilungen Archäologie, Denkmalpflege, Der Leiter der Abteilung Archäologie ist Mitglied Landesarchiv und Kulturschaffen. Zudem ist die Fachstelle der Konferenz Schweizerischer Kantonsarchäologinnen LiVE (Liechtensteinische Aktenverwaltung), welche für die und Kantonsarchäologen (KSKA) sowie der Archäologie- fachlichen Grundlagen der Führung und Verwaltung von Kommission des Kantons Zürich. Er vertritt Liechten- Geschäftsunterlagen der Landesverwaltung zuständig ist, stein im «Comité directeur de la culture, du patrimoine dem Amt für Kultur zugeordnet. et du paysage» beim Europarat in Strassburg. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stand die Kampagne #denkx18, mit welcher Liechtenstein den Aufruf der Europä- Gesetzliche Grundlage / Archäologischer Perimeter ischen Kommission zum gemeinsamen Europäischen Jahr Am 1. Januar 2017 ist das Kulturgütergesetz in Kraft ge- des Kulturerbes 2018 auf nationaler Ebene umsetzte. Denk- treten. Es regelt den hoheitlichen Auftrag zum Schutz anstösse und Beispiele für einen verantwortungsvollen Um- des kulturellen Erbes. Ausgrabungen und die Verwen- gang mit dem Kulturgut sollten möglichst viele Menschen dung technischer Hilfsmittel zum Absuchen des Unter- für die Anliegen des kulturellen Erbes sensibilisieren. Das grunds nach archäologischen Objekten bedürfen einer Amt für Kultur übernahm hierbei eine wichtige Doppelfunk- Genehmigung des Amts für Kultur. Werden Bodenfunde tion: neben der Durchführung eigener Anlässe koordinierte bei Bau- und Grabungsarbeiten entdeckt, sind die Arbei- es alle Veranstaltungen, die in Liechtenstein im Rahmen ten unverzüglich einzustellen. Die Fundstelle darf nicht des Kulturerbejahres stattfanden. Als zentrales Instrument verändert und die Entdeckung muss dem Amt für Kultur wurde dafür die Plattform #denkx18.li aufgebaut, welche unverzüglich gemeldet werden. Bewegliche Funde von durch die Präsenz in den Printmedien und den sozialen Me- historischem Wert sind Eigentum des Landes und sind dien unterstützt wurde. Neben dem Amt für Kultur nutzten dem Amt anzuzeigen. Ein Entschädigungsanspruch be- zahlreiche weitere Initianten, darunter Gemeinden, Museen steht nicht. Der Archäologische Perimeter ist behörden- und Kulturinstitutionen, den Veranstaltungskalender für anweisend. Er dient der frühzeitigen Koordination von ihre eigenen Veranstaltungen. Gemeinsam konnte so ein archäologischen Untersuchungen und Bauarbeiten und Jahresprogramm mit über 30 Anlässen geschaffen werden. ist über das Geodatenportal der Landesverwaltung ab- rufbar, soweit er das Baugebiet betrifft. Archäologie Bauüberwachung / Archäologische Notgrabungen Aufgaben Im Berichtsjahr ist die Bautätigkeit gegenüber den Vor- Im Berichtsjahr hat die Bautätigkeit in den archäologisch jahren nur leicht zurückgegangen. Die Anzahl der ar- relevanten Zonen nicht nachgelassen. Es ist weiterhin chäologischen Interventionen entspricht hingegen dem mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nur be- Niveau von 2017. Insgesamt wurden 285 Baugesuche grenzt möglich, den gesetzlichen und völkerrechtlichen geprüft. Bei 205 Projekten erfolgte eine Kontrolle des Verpflichtungen gerecht zu werden. Die Gefahr, dass Aushubs. 21 Bauvorhaben lösten archäologische Mass- bei Bodeneingriffen archäologisches Kulturgut zerstört nahmen aus. Einige Baustellen konnten wegen der ho- wird, ist unvermindert gross. Mit jeder archäologischen hen Belastung durch laufende Untersuchungen nicht Intervention werden im Amt weitere «Altlasten» produ- überwacht werden. Die Notgrabungen und baubeglei- ziert, weil abschliessende Auswertungen innerhalb nütz- tenden Dokumentationen lagen zu zwei Dritteln in be- licher Frist nicht möglich sind. Die Rettung des Kultur- kannten archäologischen Fundzonen. guts vor der Zerstörung aller Art hat erste Priorität. Von März bis Dezember dokumentierte die Archä- ologie im Friedhof von Schaan über 200 Gräber sowie Verwaltung Mauerreste der alten Pfarrkirche St. Laurentius. Von Juni Die Abteilung Archäologie war im Berichtsjahr in Folge bis Oktober wurde an der Fürst-Johann-Strasse in Trie- des langen krankheitsbedingten Ausfalls ihres Leiters sen die Fortsetzung der schon von früheren Grabungen stark reduziert. Die Arbeiten wurden soweit möglich auf bekannten eisenzeitlichen Terrassierungsmauern und die Mitarbeitenden verteilt und durch die Leistung zahl- eines Wegs oder einer Strasse untersucht. Ganz über- reicher Überstunden abgefangen. Das Team war daher raschend kamen unter den baulichen Strukturen Reste stark beansprucht. einer menschlichen Bestattung mit einem Ohrring zum ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

136 | Vorschein. Sie stammen aus der Spätbronzezeit. Trotz Resten wie zum Beispiel Textilien in das Restaurierungs- der Lage inmitten des römerzeitlichen und mittelalter- labor. Alle Funde wurden materialspezifisch derart kon- lichen Dorfkerns wurden beim Aushub im Areal «Kreuz» serviert, dass sie die Zeit von der Restaurierung bis hin in Eschen nur der Brandschutt des Dorfbrandes von 1888 zur Inventarisierung unbeschadet überstehen sollten. und neuzeitliche Planierungen festgestellt. Hingegen ka- Die Behandlung konnte bei einigen Gegenständen be- men unerwartet unter dem modernen Boden der Alten reits abgeschlossen werden. Die Entsalzung von Eisen- Sennerei in Eschen mehrere Ziegelkanäle zutage, die funden wie auch die Restaurierung von Kleinfunden von auf eine handwerkliche oder gewerbliche Tätigkeit mit Altgrabungen wurde kontinuierlich weitergeführt. Feuer hinweisen. Während der Renovierungsarbeiten in Als Ergänzung zur im Liechtensteinischen Lan- der Scheune des Gamanderhofs in Schaan wurden Mau- desmuseum in Vaduz gastierenden Sonderausstellung ern aus der Zeit vor 1721 angeschnitten. Deren Funktion «Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee» wurden für und genaue Zeitstellung ist unbekannt. das Liechtensteinfenster unter dem Motto «Wie Perlen an einer Schnur» zahlreiche römerzeitliche Funde aus Archäologische Prospektion den einzelnen Gemeinden bereitgestellt, die Vitrinen ein- Da die Erhaltung und Erforschung des im Boden verbor- gerichtet und nach Ausstellungsende wieder abgebaut. genen Kulturguts im gesetzlichen Auftrag erfolgt, wer- den zum Schutz des Bodenarchivs und für das besser Anthropologie Verständnis der Anfänge menschlicher Siedlungstätig- Die Bearbeitung der menschlichen Gebeine, die an- keit vermehrt nichtinvasive digitale Methoden der Pro- lässlich der letzten auf dem Kirchhügel von Bendern spektion eingesetzt. Weil sich mit ihnen im Idealfall die 2015 / 2016 durchgeführten Notgrabungskampagnen ge- Zeugnisse aus früherer Zeit im freien Gelände erfassen, hoben wurden, ist abgeschlossen worden. Die Daten flos- ist die Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann In- sen in die archäologische Datenbank SPATZ 2 / IMDAS stitut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Ar- ein. Besondere Pathologien wurden fotografiert, die Ma- chäologie im Berichtsjahr fortgesetzt worden. Es er- nuskripterstellung ist im Gang. Über 200 Gräber wur- folgten feinere Messungen in Schaanwald, um die im den während der Notgrabung im Friedhof von Schaan Spätherbst 2017 aufgezeichneten Strukturen zu ergän- im Feld anthropologisch dokumentiert. Für die Publika- zen. Die Ergebnisse wurden im März 2018 in der Zuschg tion «Leben und Sterben in der Frühen Neuzeit» wurde in Schaanwald in einem öffentlichen Vortrag vorgestellt. ein Artikel über die neuzeitlichen Bestattungen im Land Da die Hangterrasse in Triesen auf der Flur «Meierhof- Liechtenstein verfasst. Die bronzezeitliche Kinderdop- Galga» durch verschiedene Notgabungen während der pelbestattung aus Mauren wird für die wissenschaftliche letzten 15 Jahre immer wieder Spuren der bronze- und Auswertung vorbereitet. eisenzeitlichen Besiedlung freigegeben hat, wurden die noch nicht überbauten Flächen in mehreren Etappen ge- Auswertungen und Publikationen scannt. Den Resultaten dieser Untersuchungskampagne Für den zweiten Teil der Auswertung der Grabungskam- widmet sich im Frühling 2019 ein öffentlicher Vortrag. pagnen auf dem Kirchhügel von Bendern wurden neben den 1'500 Glasfragmenten, den 700 Metallobjekten noch EDV-Projekte und Bibliothek 16'000 Ofenkachelbruchstücke in SPATZ 2 / IMDAS er- Die Ergebnisse der Bauüberwachung und Notgrabungen fasst und nach einer einheitlichen Systematik dokumen- wurden in der Datenbank SPATZ 2 / IMDAS erfasst. Die tiert. Die Auswertung der Materialgruppen Metall, Glas Zusammenarbeit mit dem Amt für Informatik innerhalb und Ofenkeramik aus den unter der Leitung von Georg der Landesverwaltung sowie den Partnern in Graubün- Malin durchgeführten Ausgrabungen ist damit abge- den, Zürich und im Thurgau bewährt sich. Die Fundda- schlossen. Der zeitliche Rahmen der Ofenkeramik spannt tenbank befindet sich technisch und wissenschaftlich auf einen Bogen über mehr als 800 Jahre. Damit ist an diesem aktuellem Niveau. Ort die Kachelentwicklung nachvollziehbar, auch bemer- Der Datenbestand der archäologischen Fachbibli- kenswerte Sonderformen und Dekore sind im Bestand othek wurde von einer Bibliothekarin der Universität erfasst. Die Textmanuskripte sind teilweise bereits redi- Liechtenstein im Auftragsverhältnis gepflegt. giert. Für druckfähige Abbildungen wurden Fotos gra- Digitale Dokumente wurden mit ihren Metadaten phisch bearbeitet. Zeitgleich erfolgten bereits Vorarbei- in das Programm IMS aufgenommen. Inzwischen ten für die Auswertung der letzten Grabungskampagnen sind dort ungefähr 35'000 Bilder und Pläne abgelegt. aus den Jahren 2015 / 2016. Da in einigen Gräbern gut er- Über eine Schnittstelle werden sie in der Datenbank haltene Textilreste vorhanden waren, wurde für die wis- SPATZ 2 / IMDAS den archäologischen Objekten direkt senschaftliche Bearbeitung eine Spezialistin beigezogen. zugewiesen. Für das Jahrbuch der Gesellschaft Archäologie Schweiz wurden Berichte über die Fundereignisse des Restaurierungslabor Jahres 2018 verfasst. Die Sonderausstellung «Stadt, Land, Von den aktuellen Grabungen kamen neben Funden aus Fluss – Römer am Bodensee» wurde zusammen mit dem Metall und Glas auch einige Objekte mit organischen Liechtensteinfenster «Wie Perlen an einer Schnur» am ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

14. März 2018 im Liechtensteinischen Landesmuseum in an geschützten Kulturgütern ohne entsprechende Ge- | 137 Vaduz eröffnet. Sie dauerte bis am 23. September 2018. nehmigung, was das Ergreifen von Massnahmen im Rah- Das Rahmenprogramm bot eine attraktive Vortragsreihe men der gesetzlichen Bestimmungen verlangt. mit sechs einheimischen und ausländischen Fachleuten. Unterschutzstellungen Illegale Grabungen Die bedeutendste Unterschutzstellung im Berichtsjahr Durch die Ereignisse der Vorjahre sensibilisiert, wur- betrifft den «Hoffmann'schen Ringofen» der ehema- den mehrere archäologisch bedeutende Fundstellen ligen Ziegelei in Nendeln. Der überregional einzigartige kontrolliert. Nachdem wieder Spuren widerrechtlicher Ringofen, der zur Ziegelherstellung verwendet wurde, Grabungen festgestellt worden sind, fanden mit Vertre- ist 1881 entstanden und gesamthaft über fünfzig Meter tern der Landespolizei an den gefährdeten Plätzen Be- lang. Seit dem Bau des darüber liegenden Wohnhauses gehungen statt. Da Raubgrabungen ein internationales war er über Jahrzehnte praktisch nicht mehr zugänglich, Problem darstellen, lud der Archivar von Nenzing in Schuttmaterial verhinderte den vollen Umgang durch die Vorarlberg zu einem Podiumsgespräch unter Beteili- ringförmige Stollenanlage. Das Ansinnen und die An- gung von zwei liechtensteinischen Archäologen ein. strengungen, das Industriedenkmal für die Bevölkerung zu öffnen, beschäftigten die Denkmalpflege seit dem Öffentlichkeitsarbeit Jahre 2010. Erst durch das Inkrafttreten des neuen Kul- Regelmässig wurden in Abstimmung mit dem zuständi- turgütergesetzes im Jahr 2017 konnten die berechtigten gen Ministerium Pressemitteilungen über die aktuellen Vorbehalte seitens der Eigentümerschaft zum fehlendem Notgrabungen und Projekte veröffentlicht. Es fanden elf Nutzen und zu den Kosten dank Überzeugungsarbeit Besichtigungen in den Räumlichkeiten der Archäologie entkräftet und gemeinsam eine Unterschutzstellung er- in Triesen, auf Notgrabungsstellen und an Fundplätzen wirkt werden. statt. Die Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung Um den vor dem Abbruch gefährdeten Schaaner Tor- Stein Egerta fand mit mehreren Führungen eine Fortset- kel nachhaltig zu retten, hat die Regierung das 1616 er- zung. Ein besonderer Höhepunkt war wieder die ganztä- baute Baudenkmal bereits 2016 formell unter Schutz gige Exkursion zu den mittelalterlichen Adelssitzen im gestellt. Das Unterschutzstellungsverfahren musste auf- Fürstentum Liechtenstein. grund des Beschwerdeganges durch die Eigentümer- schaft erneut aufgenommen werden, es erfolgte im Be- Denkmalpflege richtsjahr daher eine Unterschutzstellung nach neuem Kulturgüterschutzgesetz durch das Amt für Kultur. Das Schwerpunkte Verfahren ist noch nicht abgeschlossen und lässt damit Die Abteilung Denkmalpflege, die für eine «Zukunft mit die Zukunft des letzten Schaaner Torkels weiterhin un- Vergangenheit» steht und auf Grundlage des seit dem gewiss. 1. Januar 2017 in Kraft gesetzten Kulturgütergesetzes (KGG) im Einmannbetrieb Lösungen für Erhalt, Pflege Nutzungsstudien, Restaurierungskonzepte, Bau- und Nutzung der Baudenkmäler erarbeitet, begleitete gesuchsprüfungen etliche Baumassnahmen an Denkmalschutzobjekten Zahlreiche Sanierungs- und Nutzungskonzepte für Denk- und wachte über die genehmigten Subventionsbeiträge. malschutzobjekte und mobile Kulturgüter wurden bear- Zahlreiche Kulturgüter konnten restauriert, unter Schutz beitet und rund 60 Abbruch- und Baubegehren wurden im gestellt oder gar vor dem Abbruch gerettet werden. Rahmen der Baugesuchsprüfungen nach denkmalpflege- Konkret konnten die jeweils umfangreichen Instand- rischen Kriterien beurteilt. Hinzu kamen gegen 140 Bau- setzungs- und Umbaumassnahmen des Wohnhauses an beratungen zu erhaltens- und schutzwürdigen Gebäuden der Wingertgasse 2 in Vaduz, des Schuhmacher-Nägele- und über 60 Baukontrollen bei Denkmalschutzobjekten. Hauses in Planken sowie der Sennerei in Eschen fertig Es wurden zahlreiche Stellungnahmen zu neuen Bau- gestellt werden. Die beiden letzteren Objekte konnten fei- ordnungen, Ortsbildinventarisationen, Zonenplanrevisi- erlich der Öffentlichkeit übergeben wurden. Fachlich be- onen, neuen Richtplänen einzelner Gemeinden sowie zu gleitet wurden die Fassadenrestaurierungen der Kapelle Umweltverträglichkeitsberichten abgegeben. St. Peter und des Turmhauses in Balzers. Zahlreiche wei- tere Sanierungen privater, landes- und gemeindeeigener Forschung, Inventarisation, Dokumentation Häuser wurden eingeleitet oder abgeschlossen. Zudem Im Rahmen des Dokumentationsauftrags wurden fol- setzte sich die Denkmalpflege für die weitere Zukunft gende baugeschichtliche Gutachten, Baudokumentati- der denkmalgeschützten Dampflokomotive der Fürstlich onen und dendrochronologische Analysen in Auftrag ge- Liechtensteinischen Eisenbahn Romantik-Stiftung ein. geben und erstellt: Im Berichtsjahr waren zahlreiche Handänderungen – Balzers: Wohnhaus und freistehende Stallscheune, an Denkmalschutzobjekten und Gesuche zu baulichen Gässle 8 Veränderungen zu behandeln. Vermehrt festgestellt wird – Balzers: Dreifachhofstätte, Pralawisch 34 – 36 eine Zunahme von Baumassnahmen und Veränderungen – Balzers: Wohnhäuser und Stallscheunen, Prafatell 3 – 5 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

138 | – Balzers: Wohnhaus, Stallscheune und Torkel, Mälsner Öffentlichkeitsarbeit Dorf 34-36 Wichtige Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit waren Füh- – Eschen: Bauernhaus, Kappelestrasse 17 rungen in geschützten Kulturgütern (zum Beispiel auf – Eschen: Widumstall, Müssnen 27 Burg Gutenberg, Balzers), Experten-Gespräche, Referate – Gamprin: Wohnhaus und Stallscheune, Bühl 51 sowie die Zusammenarbeit mit den Medien. Zur Medien- – Gamprin: Wohnhaus und Stallscheune, Oberbühl 6 arbeit gehörten unter anderem die monatlichen Beiträge – Nendeln: Wohnhaus und Stallscheune, Churer Strasse 27 in der «Liechtensteiner Bau- und Hauszeitung» zu den – Triesenberg: Wohnhaus und Stallscheune, Bühel- denkmalgeschützten Kirchen und Kapellen in allen Ge- strasse 44 meinden des Landes. – Triesenberg: Wohnhaus und Stallscheune, Lavadina- Der Leiter der Denkmalpflege ist Mitglied zahlreicher strasse 13 Gremien, zum Beispiel des interdisziplinären Koordina- tionsgremiums des Schweizerischen Bundesamtes für Für die Erfassung und Aktualisierung der Inventardaten Umwelt BAFU zum «Erdbebenschutz von kulturhisto- in der Denkmalverwaltung «GemDat» musste aufgrund risch bedeutenden Mauerwerksbauten» oder der «Konfe- der knappen Personalressourcen auf externe Unterstüt- renz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmal- zung zurückgegriffen werden. Dies galt auch für die Auf- pfleger KSD». Er ist auch Stiftungsrat in der «Stiftung nahme des Bibliothekszuwachses in die elektronische Sommerlad». Datenbank ALEPH. Für das neue Kulturgüterregister wurden die Inven- Kulturgüterschutz (KGS) tarisationsarbeiten in der Gemeinde Vaduz durchgeführt Gemäss dem seit 1. Januar 2017 in Kraft gesetzten Kul- und mögliche Datenbanklösungen evaluiert. turgütergesetz (KGG) ist das Amt für Kultur für den Kul- turgüterschutz bzw. den Schutz von Kulturgütern bei Verlustbilanz: Abbrüche 2018 Schadensereignissen verantwortlich. Dieser Schutz um- Im Berichtsjahr konnten wiederum einige kulturge- fasst alle Massnahmen, die geeignet sind, die schädi- schichtlich und ortsbaulich wichtige Zeugnisse der liech- genden Auswirkungen eines Ereignisses zu verhindern tensteinischen Bau- und Siedlungsentwicklung nicht vor und Schäden bei Interventionen zu mindern. Zusammen dem Abbruch bewahrt werden. Nachfolgende Bauten mit einem externen Partner wurden im Berichtsjahr erst- mussten zum Abbruch freigegeben werden, wobei nicht mals die strukturellen, operativen und rechtlichen In- alle Gebäude im Berichtsjahr abgerissen wurden: strumente für einen einsatztauglichen Kulturgüterschutz – Balzers: Wohnhäuser, Obergass 9 / 11 in Liechtenstein entwickelt. In Workshops mit Kultur- (erbaut Mitte 19. Jh.) guteignern, diversen Kulturgutinstitutionen und Ein- – Balzers: Wohnhaus mit Stallscheune, Züghüsle 14 satzkräften wurden deren Erfordernisse bezüglich Not- (erbaut Anf. 20. Jh.) fallplanung und Katastrophenschutz erarbeitet. Darauf – Eschen: Bauernhaus, Kappelestrasse 17 aufbauend wird der Entwurf einer pragmatischen und (erbaut 1926-27) den liechtensteinischen Verhältnissen angepasste Kul- – Gamprin: Wohnhaus und Stallscheune, Oberbühl 6 turgüterschutz-Verordnung (KGSV) erstellt. (erbaut 1777) – Mauren-Schaanwald: Jugendstilvilla, Vorarlberger- Kulturerbejahr 2018 strasse 202 Besonderen Einsatz verlangten über das ganze Jahr hin- (erbaut 1920) weg die ausserordentlichen Anlässe zum internationalen – Schaan: Wohn- und Geschäftshaus, Bahnhofstrasse 9 Kulturerbejahr 2018. Unter dem Slogan und der Initia- (erbaut 1921) tive «#denkx18» war die Denkmalpflege für die Initiali- – Schaan: Wohnhaus, Fürst-Johannes-Strasse 58 sierung und Durchführung etlicher Veranstaltungen mit- (erbaut 1932, Arch. E. Hinderer) verantwortlich. Zusammen mit der Amtsleitung konnten – Schaan: Wohnhaus, Tröxlegass 19 die Auftakt- und Eröffnungsveranstaltung auf Burg Gu- (erbaut 1972, Arch. Franz Marok) tenberg in Balzers, der Tag der offenen Kirchtürme in – Vaduz: Wohnhaus und Stallscheune, Fürst Franz Liechtenstein, das Jugendprojekt «Baukultur entdecken» Josef-Strasse 28 im Madleni-Hus in Triesenberg, das Oldtimertreffen des (erbaut 1925 bzw. 1930) Motor-Veteranen-Clubs-Liechtenstein auf dem Peter- – Vaduz: Wohnhaus, Schützengasse 8 Kaiser-Platz in Vaduz, die Sonderschau Kulturpflanzen (erbaut 1946, Arch. E. Sommerlad) im LILA-Zelt an der LIHGA samt der Mittagstafel zur Baukultur und Davos Declaration, die Eröffnung Ringo- Die jährliche Verlustbilanz zeigt, dass in den letzten bald fens in Nendeln im Rahmen des Europa-Tags des Denk- zwei Jahrzehnten über 360 erhaltens- oder gar schutz- mals und die Schlussveranstaltung im Kulturhaus Rössle würdige Häuser abgebrochen worden sind. Die histo- in Mauren erfolgreich durchgeführt werden. rische Bausubstanz Liechtensteins ist dadurch erheblich Speziell erwähnt werden soll das Projekt «Baukultur dezimiert worden. entdecken», welches sich mit der Sensibilisierung von ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Kindern und Jugendlichen für das Thema Baukultur be- in Berlin bzw. in Rom gegenseitig für drei Monate zur | 139 schäftigte. Da sich diese am besten an einem praktischen Verfügung. Damit wird das Atelierangebot ohne zusätz- Beispiel erklären lässt, stand das Madleni Hus in Trie- lichen finanziellen oder organisatorischen Aufwand um senberg im Frühsommer für eine Primarschulklasse aus eine weitere Destination attraktiver. Erste Liechtenstei- Vaduz und eine Realschulklasse aus Triesen als Work- ner Stipendiatin im St. Galler Atelier in Rom war Jess shopobjekt zur Verfügung. Das Haus hat eine über 200 de Zilva, Bildende Kunst (Dezember 2018 bis Februar Jahre alte Bausubstanz, anhand derer die junge Genera- 2019). tion lernen konnte, wie ein altes Gebäude erbaut wurde und welche historischen, materiellen und ideellen Werte Liechtensteiner Buchtage 2018 damit verbunden werden. «Baukultur entdecken» wurde Die Liechtensteiner Buchtage 2018 fanden vom 19. Fe- in Kooperation mit der Universität Liechtenstein durch- bruar bis 23. April unter dem Motto «Liechtenstein ge- geführt, welche sich schon seit einigen Jahren mit der staltet» statt. Eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe im Architekturvermittlung an Schulen beschäftigt. Gemeindesaal Triesen. Das Auftaktprogramm fokusierte sich mit verschiedensten Beiträgen auf die Buchgestal- Europa-Tag des Denkmals tung. Das Abteilung Kulturschaffen war mit der Bekannt- Der 26. Europa-Tag des Denkmals im Fürstentum Liech- gabe der Preisträger des Wettbewerbs «Schönste Bücher tenstein stand im Kulturerbejahr 2018 ganz im Zeichen aus Liechtenstein 2017» sowie mit einem roten Teppich des «Hoffmann'schen Ringofens» in Nendeln. Im Rah- für die Schönsten Bücher Liechtensteins seit 2000 dabei. men einer würdigen Eröffnungsfeier konnte das einzig- artige Zeugnis der Industrie- und Sozialgeschichte Liech- Wettbewerb «Schönste Bücher aus Liechtenstein 2018» tensteins unter der ehemaligen Ziegelei an der Churer Für die Jurierung der schönsten Bücher aus Liechten- Strasse 63 (vis-à-vis Schaedler Keramik) dank aufwen- stein 2018 wurden 28 Publikationen eingereicht. Die diger Restaurierung- und Umbaumassnahmen erstmals Jury hatte einmal mehr nicht den Inhalt, sondern das für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Rund vorbildlich gestaltete Buch zu beurteilen. Massgebend 600 Interessierte haben den restaurierten Ringofen be- für die Beurteilung sind daher insbesondere die Idee sichtigt. Vor dem Rundgang und dem feierlichen Durch- und Konzeption, die grafische Gestaltung, die Typogra- schneiden des roten Bandes führten der Amtsleiter, die fie, die Qualität des Druckes, die Qualität des Einbandes, Eigentümerin und der Denkmalpfleger im Rahmen eines die verwendeten Materialien und der Gesamteindruck. Festaktes in dessen Geschichte ein und erläuterten die In- Dabei erhielten die Publikationen «Wegbereiter_innen» standsetzungsmassnahmen am Denkmal. Dem Publikum und «Werden und Wandel. Zur Geschichte des sakralen konnte ein wichtiges Zeitzeugnis der Industrialisierung in Kulturguts in Balzers» von der Jury eine Auszeichnung. Liechtenstein erhalten und näher gebracht werden. Die Publikationen «Glücksmomente – Zum 30-jährigen Jubiläum der Krebshilfe Liechtenstein», «New Schools of Kulturschaffen Thought» und «Peter Marxer …, so wie ich bin» wurden mit einer lobenden Anerkennung bedacht. Die Überrei- Aufgaben chung der Urkunden für Gestaltung, Druck, Buchbinde- Die Abteilung Kulturschaffen im Amt für Kultur ist eine rei und Verlag erfolgt am 19. Februar 2019 im Fürst Jo- Koordinationsstelle für kulturelle Anliegen und ist für die hannes Saal im Regierungsgebäude. Organisation und Durchführung kultureller Projekte zu- ständig. Cultural Compendium Das «Compendium of Cultural Policies and Trend in Eu- Europäisches Kulturerbejahr 2018 rope» wurde vom Europarat im Jahre 1998 lanciert und Im Berichtsjahr war die Abteilung mit dem Unterhalt der wird von diesem seither getragen. Die angespannte fi- Plattform #denkx18, der Organisation von Anlässen und nanzielle Situation sollte im Berichtsjahr mit der Grün- mit Kooperationen in den Liechtensteiner Beitrag zum dung eines Trägervereins, in welchem sich die beteili- Europäischen Kulturerbejahr eingebunden. gten Nationen zusammenschliessen, verbessert werden. Nachdem die Gründung im November erfolgt ist, sollte Atelier Berlin die Massnahme nun bereit für die Umsetzung sein. Die Stipendiaten im Liechtensteiner Künstleratelier in Berlin waren im Berichtsjahr Ingo Ospelt, Darstel- Arbeitsgruppen und Kommissionen lende Künste (Januar bis Juni), Karin Ospelt, Bildende Die Geschäftsleitung und das Personal des TAK Thea- Kunst / Musik (Juli bis September) und Luis Hilti, Urbani- ter Liechtenstein verzeichneten eine programmmässig stik / Skulptur (Oktober bis Dezember). erfolgreiche Spielzeit 2017 / 2018. Auch die Zuschauer- Auf Dezember 2018 kam erstmals der mit dem Kan- zahlen konnten zum Dritten Mal in Folge gesteigert wer- ton St. Gallen vereinbarte Atelieraustausch zum Tragen. den. Leider musste das betriebliche Ergebnis mit einem In Zukunft stellen sich die Projektpartner Liechtenstein Verlust in Höhe von gut 100'000 abgeschlossen werden, und St. Gallen jedes zweite Jahr ihre Auslandsateliers was mit dem Ausbleiben von budgetierten Spenden zu ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

140 | erklären ist. Der «Aufsichtsrat der Genossenschaft Thea- der je drei Kandidatinnen und Kandidaten sowie ein Ju- ter am Kirchplatz» stimmte aufgrund des negativen Be- rymitglied nominieren konnten. Das Kulturforum 2018 triebsergebnisses dem Ausgleich aus dem Eigenkapital fand am 27. April 2018 zu Thema «Freie Szene – Darstel- zu. Zudem wurden Massnahmen zur weiteren Einspa- lende Künste» in Dornbirn statt. rungen und der Neugewinnung von Sponsoren und Gön- nern in die Wege geleitet. Landesarchiv In der «EFTA-Working Group On Cultural Affairs» standen im laufenden Jahr keine wesentlichen Agenden Schwerpunkte zur Bearbeitung an. Im Berichtsjahr konnten die theoretischen Grundlagen Die «Kommission Kultur der Internationalen Bo- für ein digitales Archiv geschaffen werden. Das Bewer- denseekonferenz (IBK)» organisierte im Berichtsjahr tungsmanagement wurde ausgebaut, indem eine Über- die Vergabe der Förderpreisverleihung sowie das Kul- sicht über die ablieferungspflichtigen Stellen geschaf- turforum. Die Organisation der Förderpreisvergabe ob- fen wurde und erste Bewertungsmodelle erarbeitet lag dem Kanton Schaffhausen. Es wurden Preise in der wurden. Auch einige Altbestände konnten verzeichnet Sparte «Malerei» vergeben, wobei die zehn IBK-Mitglie- werden.

Die wichtigsten Kenndaten

2018 2017

Personal Anzahl bewilligte Stellen 6 6 Anzahl fest angestellte Personen 7 7

Gesamtumfang des Archivs Gesamtumfang des erschlossenen Archivguts in Lfm 4'808 4'762 Zuwachs von im Berichtsjahr erschlossenem Archivgut in Lfm 46.75 40.25 Gesamtanzahl der Verzeichnungseinheiten 1'613'606 1'788'839 Anzahl der im Berichtsjahr neu erstellten Verzeichnungseinheiten 16'960 35'458 Zuwachs von im Berichtsjahr abgelieferten Unterlagen in Lfm 288 205

Lfm des im Berichtsjahr abgelieferten staatlichen Archivguts 71 127 Lfm des im Berichtsjahr abgelieferten privaten Archivguts 4.40 13

Benutzung Anzahl Benutzer vor Ort (ohne LLV) 129 125 Anzahl Benutzungstage (ohne LLV) 224 298 Bestellte Archivalieneinheiten (ohne LLV) 6'154 9'963 Anzahl Benutzer LLV 114 119 Anzahl Benutzungstage LLV 86 63 Ausleihen an die LLV 1'246 2'438 Schriftliche Auskünfte 261 289

Archivfachliche Beratungen Bei Amtsstellen 6 27 Bei Privaten 6 8

Sicherung, Konservierung Anzahl erstellter Mikrofilme 208 314 Anzahl Scans 55'641 16'543

Öffentlichkeitsarbeit Anzahl geführter Gruppen 30 56 Anzahl geführter Personen 332 312 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Fachbereiche Für Illustrationen von Beiträgen in Zeitungen, Zeit- | 141 schriften und Fachpublikationen wurden zahlreiche Fo- Überlieferungsbildung tos angefragt. Im Berichtsjahr erhielt das Landesarchiv staatliches Ar- Vier Ausnahmebewilligungen zur Verkürzung der chivgut mit einem Gesamtumfang von 71 Laufmetern. Sperrfristen wurden gewährt. 261 Anfragen wurden Weitere 212 Laufmeter wurden dem Archiv zur Aufbe- schriftlich beantwortet. wahrung übergeben. Die Anzahl der Beratungen von Amtsstellen ging et- Technischer Dienst was zurück. Schwerpunkte der Beratungen waren die Der Technische Dienst setzte die Scanprojekte Plan- analoge Aktenverwaltung, Bewertung und Aufbereitung und Kartensammlung sowie Bildsammlung im Sinne des von abzuliefernden Akten. Der Verein «Frauen in guter Kundenservice und der Bestandserhaltung fort. Ausser- Verfassung» beabsichtigt dem Landesarchiv seine Un- dem digitalisierte der Technische Dienst im Auftrag des terlagen zu schenken, um später mit den bereits im Lan- Amts für Justiz mit 20'761 Scans wieder Grundbücher. desarchiv vorhandenen Beständen virtuell ein «Frauen- Der Technische Dienst erstellte im Rahmen der Be- archiv» zu bilden. standserhaltung und der Ersatzverfilmung 208 Mikro- Sowohl die Grafiksammlung als auch die audiovi- filme. Mit dem Durchlaufscanner wurden 884 Scans an- suellen Sammlungen erfuhren Zuwachs durch Schen- gefertigt; mit den Aufsichtsscannern 7'846, davon 1'413 kungen. Die Geburtenbücher des Landesspitals berei- als Benutzeraufträge. Mit den Flachbettscannern wurden chern als Schenkung die Handschriftensammlung. 26'150 Fotos eingescannt, davon 380 für Benutzer. Im Berichtsjahr wurde ein Soll-Konzept digitales Ar- chiv erarbeitet, welches den Ist-Zustand analysiert, die Öffentlichkeitsarbeit organisatorischen, technischen, archivfachlichen und Im Berichtsjahr fanden Führungen mit 30 Gruppen und gesetzlichen Anforderungen für ein digitales Archiv de- insgesamt 332 Personen statt. finiert und organisatorische, personelle und finanzielle Im Januar und im Februar 2018 wurde in Zusammen- Massnahmen zum Aufbau eines digitalen Magazins vor- arbeit mit der Erwachsenenbildung Stein Egerta Anstalt sieht. Ausserdem beteiligte sich das Landesarchiv am der Kurs «Auch Privatarchive wollen gepflegt werden» KOST-Projekt «Szenarien & Möglichkeiten für ein DLZA durchgeführt, an dem acht Personen teilnahmen. Zehn im Verbund». Personen besuchten den ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung Stein Egerta Anstalt aus- Erschliessung und Bestandserhaltung gerichteten «Handschriftenlesekurs: deutsche Schreib- Bei den im Berichtsjahr erschlossenen Altbeständen sind schrift». vor allen Dingen die Sonderfaszikel zu erwähnen, welche Im September 2018 besuchte der 55. Fachhochschul- den Regierungsakten zuzurechnen sind. Hier konnten lehrgang der Archivschule Marburg zusammen mit sei- konkret die Akten zu den Zollsachen wie zu den Schul- nem Mentor Dr. Karsten Uhde das Landesarchiv. angelegenheiten detailliert verzeichnet werden. Die Re- Im Rahmen des Kulturerbejahres wurde in Zusam- gierungsakten des Jahres 1866 wurden neuverzeichnet, menarbeit mit der Kunstschule und der Musikschule die so dass ihre Titel nun den Erschliessungsrichtlinien des Ausstellung «Musikalien im Landesarchiv» präsentiert. Landesarchivs entsprechen. Schliesslich wurde die Homepage komplett überar- Durch die Bereinigung der Archivdatenbank nahm beitet. die Gesamtanzahl der Verzeichnungseinheiten trotz Neuverzeichnungen ab. Kooperationen Im Sinne der Bestandserhaltung wurden verschie- dene Pläne und Karten restauriert, unter anderem Kata- Gemeindearchive sterpläne aus dem Jahr 1878. Der 22. Gemeindearchivtag zum Thema «Bewertung» Aus Gründen der Bestandserhaltung und der Lager- fand am 3. Mai 2018 im Landesarchiv statt. Auf Wunsch ökonomie wurde der Magazintrakt der Privatarchive neu der Gemeindearchive wurde der Gemeindearchivtag organisiert. vom Herbst auf das Frühjahr verlegt.

Kundendienst und Bibliothek Josef Gabriel Rheinberger-Archiv Im Berichtsjahr suchten 129 Personen (ohne Landesver- Der für das Rheinberger-Archiv zuständige Mitarbeiter waltung) an 224 Benutzungstagen das Archiv auf. Im Be- nahm als Vertreter des Archivs an acht Sitzungen der nutzerraum wurden 6'144 Archivalien vorgelegt. An die Internationalen Rheinberger Gesellschaft (IRG) teil und Landesverwaltung wurden 969 Akten ausgegeben. Die unterstützte die IRG in organisatorischen und buchhal- Forschungsschwerpunkte waren neben Ahnen- und Fa- terischen Fragen. Im Gegenzug erhielt das Rheinber- milienforschung auch die 300-Jahr-Feierlichkeiten. Ver- ger-Archiv die der IRG zugehenden Belegexemplare. schiedene Schulprojekte befassten sich mit der Kapelle St. Insgesamt verzeichnete das Rheinberger-Archiv vier Zu- Mamertus, dem Regierungsviertel und der Rotter-Affäre. gänge. Mit knapp 200 Compact-Discs mit Werken des ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

142 | liechtensteinischen Komponisten konnte die Dokumen- Aktenplan tation dank der Unterstützung von Hans-Jörg Rheinber- Der überarbeitete Aktenplan für die zukünftige Nutzung ger in Berlin bedeutend erweitert werden. in der Landesverwaltung ist in den ersten Teilen für die LiVE-Stellen in Kraft gesetzt worden. Weitere Teile wur- Fachschaft Geschichte des Liechtensteinischen Gym- den in Zusammenarbeit mit den betroffenen Amtsstellen nasiums ausgearbeitet. Diese Arbeit wird im künftigen Jahr wei- Zusammen mit der Fachschaft Geschichte des Liechten- tergeführt. steinischen Gymnasiums wurde das Projekt Geschichts- unterricht im Archiv aufgegleist. Schulklassen beantwor- Beratungen, Zusammenarbeit teten mit Hilfe von Archivgut Fragen zur im Unterricht Neben der Beratung der Amtsstellen zum Aktenplan und behandelten Rotter-Affäre. Dieses Projekt soll mit weite- in den LiVE-Einführungsprojekten wurden weitere An- ren Themen fortgesetzt werden. fragen aus der Verwaltung und verwaltungsnahen Orga- nisationen zu digitaler Aktenführung beantwortet. Stiftung Dokumentation Kunst in Liechtenstein Ein fachlicher Austausch mit anderen Verwaltungs- Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Dokumentation stellen, welche ebenfalls mit digitalen Akten arbeiten, hat Kunst in Liechtenstein ist seit 2005 mit Vertrag geregelt. stattgefunden.

Fachstelle LiVE Gesetzliche Grundlagen Eine neue Verordnung zur Führung und Verwaltung von Abschluss Pilotphase LiVE Akten wurde unter Mitarbeit der Fachstelle LiVE erarbei- LiVE steht für die digitale Aktenverwaltung in der Liech- tet und tritt per 1. Januar 2019 in Kraft. tensteinischen Landesverwaltung und wird als verwal- tungsübergreifendes Programm geführt. Die Pilotphase des Programms wurde im Berichtsjahr abgeschlossen und das LiVE-System in den Betrieb übergeben. Das Pilotamt Amt für Justiz hat als erste Amtsstelle Staatsanwaltschaft die organisatorischen Voraussetzungen sowie die LiVE- Software in Betrieb genommen. Führungskräfte und Fachpersonen zur Betreuung und Pflege des Systems Leitender Staatsanwalt: Dr. Robert Wallner wurden von der Fachstelle eng begleitet. Alle Mitarbei- tenden wurden geschult. Zudem wurde während der er- Im Berichtsjahr hat die Staatsanwaltschaft 3'417 neue sten Betriebszeit ein Support vor Ort sichergestellt. Strafsachen und 256 neue Rechtshilfeersuchen bearbeitet. Eine externe Evaluation hat bestätigt, dass LiVE be- Zum höchsten Arbeitsanfall seit Bestehen der Staatsan- reits nach den ersten Monaten der Einführung im Pilot- waltschaft kam verschärfend hinzu, dass ein Grossverfah- amt erfolgreich im Einsatz ist. ren im Bereich der Wirtschaftskriminalität angefallen ist.

Start Ausbreitung LiVE Fallzahlen Aufgrund des durchgeführten Piloten wurde die Umset- Die Gesamtzahl der Straffälle gegen bekannte und unbe- zung von LiVE in der restlichen Verwaltung ausgelöst. kannte Täter ist mit 3'417 im Vergleich zum Vorjahr um Insgesamt konnten im Berichtsjahr zwei Amtsstellen 566 Fälle stark gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg und eine Abteilung produktiv auf LiVE umgestellt wer- des Anfalls um knapp 20 %. Die hohe Anfallssteigerung den. Die Umsetzung in vier weiteren Amtsstellen konnte betrifft vor allem zusätzliche Anzeigen der Polizei ge- gestartet werden. Die Fachstelle begleitete alle Amtsstel- gen Schnellfahrer nach dem SVG. Nach dem trilateralen lenprojekte beratend und konzeptionell. Die organisato- Polizeivertrag kann die Polizei jetzt auch bei deutschen rischen und die technischen Schulungen wurden durch Kennzeichen den Fahrzeughalter ermitteln, was im Be- die Fachstelle entwickelt und durchgeführt. richtsjahr zu 482 zusätzlichen Anzeigen nach dem SVG geführt hat. Der Gesamtanfall stellt sich im Detail bei den Schulungen einzelnen Verfahrensarten wie folgt dar: Der Anfall bei den Verfahren wegen Übertretungen und Vergehen ist Art Anzahl von 2'013 im Jahr 2017 auf 2'545 gestiegen. Bei den ar- beitsintensiven Verfahren wegen Verbrechen und Ver- Schulungen «Aktenverwaltung» für neue Mitarbeitende LLV 6 gehen, die mit einer sechs Monate übersteigenden Frei- Schulungen LiVE-System 4 heitsstrafe bedroht sind, ist der Anfall von 573 auf 552 Schulungen LiVE-System Refresher 2 leicht gesunken. Bei den Straffällen gegen unbekannte Schulungen LiVE-System Administrator 4 Täter stieg der Anfall von 265 im Jahr 2017 auf 320. 2018 sind 256 Rechtshilfeersuchen aus dem Ausland einge- gangen; das sind 58 weniger als im Vorjahr. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Mit Ausnahme der SU-Verfahren, bei denen aus dem Straffälle UT gegen unbekannte Täter | 143 oben genannten Grund ein massiver Anstieg zu verzeich- (Vergehen mit Strafdrohung von sechs Monate nen war, sind die Schwankungen bei den Anfallszahlen bis drei Jahre Freiheitsstrafe und Verbrechen) Anzahl unauffällig. Besonders ins Gewicht ist allerdings gefal- len, dass im Berichtsjahr ein Grossverfahren im Bereich aus dem Jahre 2017 unerledigt übernommen 68 der Wirtschaftskriminalität neu angefallen ist. Im April im Berichtsjahr neu angefallen 320 wurde der Verwaltungsrat und Alleinaktionär einer Treu- Gesamtzahl der Straffälle 388 handgesellschaft wegen Verdachtes der Verbrechen der im Berichtsjahr von der StA erledigt 323 Untreue, des Betruges und der Geldwäsche verhaftet. unerledigt geblieben am 31. Dezember 2017 65 Die aufwändige Untersuchung konnte im Berichtsjahr durch Einbringung der Anklageschrift abgeschlossen werden. Bei der Rechtshilfe fällt auf, dass der Anfall im Straffälle SU gegen bekannte und unbekannte Täter Berichtsjahr um 58 Ersuchen zurückgegangen ist und (Übertretungen und Vergehen mit Strafdrohung damit erstmals seit vielen Jahren unter 300 gesunken ist. bis sechs Monate Freiheitsstrafe) Anzahl Auch im Berichtsjahr war festzustellen, dass sich sehr viele Rechtshilfeersuchen auf strafbare Sachverhalte be- aus dem Jahre 2017 unerledigt übernommen 219 ziehen, die mit dem Finanzplatz in Zusammenhang ste- im Berichtsjahr neu angefallen 2'545 hen. Gesamtzahl der Straffälle 2'764 Im Berichtsjahr hat die Staatsanwaltschaft beim im Berichtsjahr von der StA erledigt 2'482 Fürstlichen Landgericht 31 Anklageschriften, 122 Straf- unerledigt geblieben am 31. Dezember 2017 282 anträge und 1'126 Bestrafungsanträge eingebracht. In 18 Fällen wurde die Untersuchungshaft, in 16 Fällen die Ausschaffungshaft und in acht Fällen die Auslieferungs- Anklageschriften (ST) Anzahl davon haft verhängt, so dass im Berichtsjahr insgesamt 42 Haft- Haftfälle fälle angefallen sind. Staatsanwälte haben im Berichtsjahr insgesamt an Im Berichtsjahr neu eingebracht 31 9 347 (2017: 307) Verhandlungen oder Tagsatzungen vor dem Land- und Obergericht teilgenommen. Strafanträge (ST) Anzahl davon Die Zahlen im Einzelnen: Haftfälle Straffälle (Geschäfte) im Anzahl davon Berichtsjahr neu angefallen Haftfälle Im Berichtsjahr neu eingebracht 122 5

ST 552 18 Unter- suchungshaften Bestrafungsanträge (ST und SU) UT 320 8 Ausliefe- (Übertretungen und Vergehen mit Strafdrohung rungshaften bis sechs Monate Freiheitsstrafe) Anzahl SU 2'545 16 Ausschaf- fungshaften Im Berichtsjahr neu eingebracht 1'126

Gesamt 3'417 42 Einstellungen (ST und SU) Anzahl

Straffälle ST gegen bekannte Täter (Geschäfte) § 1 Abs. 2 StPO 7 (Vergehen mit Strafdrohung von sechs Monate bis § 21 Abs. 2 und Abs. 3 StPO 10 drei Jahre Freiheitsstrafe und Verbrechen) Anzahl § 22 Abs. 1 StPO 854 § 64 StPO 1 aus dem Jahr 2017 unerledigt übernommen 481 § 42 StGB 27 im Berichtsjahr neu angefallen 552 Gesamtzahl der Straffälle 1'033 im Berichtsjahr von der StA erledigt 524 Erledigungen anderer Art Anzahl unerledigt geblieben am 31. Dezember 2017 509 § 283 und 294 StPO (Abbrechungen) 1'080 Vereinigungen 95 «X» andere Erledigungen 26 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

144 | Rechtshilfeverfahren (RST) Anzahl oder Verbrechen nach Art. 20 BMG und 179 Übertre- tungen (Konsum oder Handlungen zum Eigenkonsum) Anfall im Berichtsjahr 256 nach Art. 21 Abs. 1 BMG, wobei teilweise Personen we- gen beider Tatbestände angezeigt wurden. Damit ist bei den Verfahren nach dem Betäubungsmittelgesetz eine Rechtsmittel (von StA eingebracht) Anzahl Anfallssteigerung festzustellen, aus der sich aber auf- grund der alljährlichen Schwankungen kein Trend ablei- Berufungen 15 ten lässt. Beschwerden 19 Im Berichtsjahr wurden insgesamt 145 Verfahren Revisionen 0 nach dem BMG endgültig erledigt (die Erledigungen be- Revisionsbeschwerden 5 treffen neue und alte Verfahren), und zwar wie folgt: Einspruch gegen Strafverfügungen 0 Drei Anklageschriften, 28 Strafanträge, 42 Bestra- fungsanträge, 32 Einstellungen, 30 Einstellungen nach Durchführung einer Diversion und zehn andere Erledi- Justizverwaltungssachen (JV) Anzahl gungen.

Anfall im Berichtsjahr 114 Beharrliche Verfolgung (Stalking) Im Berichtsjahr sind neun neue Anzeigen eingelangt. Diese wurden wie folgt erledigt: In einem Fall wurde Sonstige Geschäftsfälle (NST) Anzahl Strafantrag eingebracht, vier Verfahren wurden einge- stellt, zwei Fälle wurden diversionell erledigt und zwei Anfall im Berichtsjahr 53 Fälle sind noch pendent.

Personelles Ersuchen um Übernahme der Strafverfolgung Anzahl Die Staatsanwaltschaft bestand im Berichtsjahr aus dem Leiter und sechs Staatsanwälten, wobei jedoch eine Im Berichtsjahr gestellt 13 Stelle vom 1. Januar bis zum 31. Juli unbesetzt war. In der Geschäftsstelle standen 310 Stellenprozente aufge- teilt auf vier Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Eine wei- Diversion tere Mitarbeiterin war mit 100 Stellenprozenten befristet Im Berichtsjahr wurden 216 Diversionsangebote gemacht; angestellt. das ist eine Reduzierung um zwei Fälle im Vergleich zum Jahr 2017. Von diesen Diversionsangeboten entfallen 104 Mitarbeit in Kommissionen und Arbeitsgruppen der auf Zahlung eines Geldbetrages, 14 auf gemeinnützige Regierung Leistungen, 77 auf Einstellung nach Ablauf einer Probe- Der Leitende Staatsanwalt, sein Stellvertreter und andere zeit und 21 auf Durchführung eines aussergerichtlichen Staatsanwälte haben in zahlreichen Arbeitsgruppen der Tatausgleichs. Insgesamt 92 Fälle konnten erfolgreich Regierung mitgearbeitet. Unter anderem waren dies die abgeschlossen werden. 96 Fälle sind noch pendent; von Arbeitsgruppe zur Reform des Strafgesetzbuches, die diesen entfallen jedoch 77 auf Angebote zur Einstellung Arbeitsgruppe PROTEGE, die Gewaltschutzkommission, nach Ablauf einer Probezeit, welche erfahrungsgemäss in die Kommission für Suchtfragen, der Runde Tisch Inter- den allermeisten Fällen ebenfalls erfolgreich abgeschlos- vention bei drohender Gewaltanwendung und die Ar- sen werden können. In 28 Fällen ist die Diversion aus un- beitsgruppe Menschenhandel. Der Stellvertreter des Lei- terschiedlichen Gründen gescheitert, beispielsweise weil tenden Staatsanwaltes vertritt die Staatsanwaltschaft im das Angebot abgelehnt, Auflagen nicht eingehalten wur- Konsultativrat der Europäischen Staatsanwälte (CCPE). den oder der Verdächtige erneut straffällig geworden ist. Die Staatsanwaltschaft ist mit beträchtlichem Ressour- Insgesamt kann gesagt werden, dass die Diversion nach ceneinsatz in die regelmässigen Länderexamen im Be- erfolgreichem Start im Jahr 2007 inzwischen gut etabliert reich Geldwäsche und Korruption, insbesondere in die ist. Bei der Abwicklung der Diversion, insbesondere bei laufende Evaluation Liechtensteins durch MONEYVAL, der Durchführung des aussergerichtlichen Tatausgleichs, sowie in der Arbeitsgruppe National Risk Assessment wird die Staatsanwaltschaft von der Bewährungshilfe in engagiert. vorbildlicher Weise unterstützt. Arbeitsübereinkommen und Zusammenarbeit mit Strafverfahren nach dem Betäubungsmittelgesetz Eurojust (BMG) Gestützt auf das Abkommen über die Zusammenarbeit Im Berichtsjahr wurden 188 Personen (2017 waren es zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und Eurojust 181), davon 48 Jugendliche und 140 Erwachsene, nach (LGBl 2013 Nr. 376, LR 0.351.6) und den Assoziierungs- dem BMG angezeigt. 53 Anzeigen betreffen Vergehen vertrag Liechtensteins zum Schengen-Abkommen sind ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

bei der Staatsanwaltschaft im Berichtsjahr 13 Anfragen als Evaluator an den Länderprüfungen Frankreichs (21. | 145 über Eurojust und drei über das Europäische Justizielle bis 25. Mai) und Irlands (25. bis 29. Juni) zur Implemen- Netzwerk (EJN) eingegangen. Diese betrafen in zwei tierung der UNO-Konvention gegen Korruption fungiert. Fällen Fragen zur Rechtslage vor der Einreichung eines Eine Staatsanwältin hat im November an der Plenarver- Rechtshilfeersuchens, in acht Fällen die Nachfrage zu sammlung des Europäischen justiziellen Netzwerkes einem bereits gestellten Rechtshilfeersuchen (beispiels- (EJN) in Wien teilgenommen. weise zum Verfahrensstand) und in zwei Fällen wurde Liechtenstein zu einem Koordinationstreffen mit ande- Besuche ausländischer Delegationen ren Staatsanwälten am Sitz von Eurojust in Den Haag Im Berichtsjahr besuchten Delegationen der ukrai- eingeladen. Im Gegenzug wurden drei Anfragen an aus- nischen Generalstaatsanwaltschaft, des US-DOJ und ländische Kontaktstellen gesendet. der niederländischen Staatsanwaltschaft die Liechten- steinische Staatsanwaltschaft, um hängige Fälle zu be- Stellungnahmen zu Gesetzesvorschlägen und anderen sprechen. Am 19. November konnte der Leitende Staats- Vorhaben der Regierung anwalt den neuen bayrischen Generalstaatsanwalt Dr. Die Staatsanwaltschaft hat Stellungnahmen abgegeben: Reinhard Röttle zu dessen Antrittsbesuch in Liechten- Zur Abänderung des Strassenverkehrsgesetzes (SVG), stein begrüssen. Am 20. November war die Liechtenstei- zur Totalrevision des Datenschutzgesetzes samt Abände- nische Staatsanwaltschaft Gastgeberin des jährlichen rung weiterer Gesetze (Datenschutzgrundverordnung), Treffens der Leiter / innen der Staatsanwaltschaften und zur Revision des Strafgesetzbuches und zur Vorlage der Polizeichefs der erweiterten Bodenseeregion. über die Änderung der Geldwäschereibestimmungen im StGB. An der Ausarbeitung der beiden Gesetzesvorlagen Fortbildung zur Änderung des Strafgesetzbuches hat die Staatsan- Im Berichtsjahr haben Staatsanwälte und Staatsanwäl- waltschaft zudem intensiv mitgearbeitet. tinnen mehrere Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Datenschutz, internationaler polizeilicher Infor- Internationale Kontakte mationsaustausch und Kryptowährungen besucht. Die Staatsanwaltschaft ist bei Strafverfahren wegen Geldwäsche, Korruption oder anderen Wirtschaftsde- likten regelmässig mit Sachverhalten konfrontiert, de- ren Aufklärung die Kooperation mit Kollegen im Aus- land erfordert. Der internationalen Vernetzung kommt Liechtensteinische Botschaft daher immer grössere Bedeutung zu. In Europa ist die in Bern Liechtensteinische Justiz durch die Mitgliedschaft beim Europarat, durch die Assoziierung zu Schengen und Eu- rojust sowie durch die traditionell engen Beziehungen Leiterin: Botschafterin Dr. Doris Frick zu schweizerischen und österreichischen Staatsanwalt- schaften sehr gut vernetzt. Immer wichtiger werden Hauptaufgabe der Botschaft ist die Pflege der politischen, aber auch gute Kontakte zu Kollegen im aussereuropä- wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bezie- ischen Raum. Der Leitende Staatsanwalt war auch im hungen zwischen Liechtenstein und der Schweiz. Mit zahl- Berichtsjahr bemüht, die internationalen Kontakte zu reichen Besuchen auf höchster Ebene wurden die Bezie- pflegen und auszubauen. So hat er unter anderem die hungen mit der Schweiz weiter gefestigt. Aufgrund der Justizministerin im März bei ihrem Arbeitsbesuch im über 100 vertraglichen Verbindungen zwischen den zwei amerikanischen Justizministerium begleitet, Liechten- Nachbarstaaten und der engen Verflechtung der beiden stein an der von Präsident Macron einberufenen Konfe- Wirtschaftsräume fand eine enge Zusammenarbeit auch renz «No Money for Terror» im April in Paris vertreten, auf Amtsebene statt. Mit den für Liechtenstein zuständigen im September an der Jahreskonferenz der International über 80 Botschaften anderer Staaten mit Sitz in Bern stand Association of Prosecutors (IAP) in Johannesburg, im die Botschaft in regelmässigem Austausch. November an einer von der europäischen Kommission und der griechischen Generalstaatsanwaltschaft ver- Die Beziehungen zwischen Liechtenstein anstalteten Konferenz zur Gründung der europäischen und der Schweiz Staatsanwaltschaft (EPPO) sowie an den Jahreskonfe- renzen der österreichischen und der schweizerischen Die bilateralen Beziehungen Liechtensteins zur Schweiz Staatsanwälte in Kössen und Lugano teilgenommen. wurden im Berichtsjahr auf allen Ebenen der Politik Der Stellvertreter des Leitenden Staatsanwaltes ist im und Verwaltung regelmässig gepflegt. Im Berichtsjahr Berichtsjahr mehrfach nach Strassburg gereist, um dort fanden zahlreiche bilaterale Gespräche statt. Wich- an Sitzungen des Konsultativrates der europäischen tige Themen der bilateralen Beziehungen waren die Staatsanwälte und der Expertengruppe MONEYVAL teil- Landwirtschaft, die grenzüberschreitende Dienstlei- zunehmen. Darüber hinaus hat er im Auftrag der UNO stungserbringung, das Verhältnis zur EU, gemeinsame ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

146 | Entwicklungszusammenarbeit, Bevölkerungsschutz, Ge- Kontakte auf Regierungsebene sundheitswesen inklusive Zusammenarbeit im Bereich Am 23. Januar tauschten sich Regierungschef Adrian der psychiatrischen Zwangseinweisungen sowie Bil- Hasler und Bundesrat Ueli Maurer im Rahmen eines bila- dung und Kultur. Bei verschiedenen Treffen wurde zu- teralen Treffens in Davos zu Finanzfragen aus. Ein wich- dem der Umgang mit dem Brexit thematisiert. Aufgrund tiger Diskussionspunkt war unter anderem das Verhält- der engen vertraglichen Verbindungen zwischen Liech- nis der Schweiz zur EU. tenstein und der Schweiz ging es dabei unter anderem Am 25. Mai unterzeichneten Regierungsrätin Dr. Au- um die Berücksichtigung liechtensteinischer Interessen relia Frick und Bundesrat Alain Berset in Venedig – beide in den Verhandlungen zwischen der Schweiz und Gross- Kulturminister waren aufgrund der Biennale anwesend britannien. – das Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Ge- Im Mai unterzeichneten Regierungsrätin Dr. Aurelia biet der musikalischen Bildung (Abkommen J+M). Frick und Bundesrat Alain Berset das Abkommen über Am 14. Juni richtete die Botschaft den jährlich statt- die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der musikalischen findenden Liechtenstein-Empfang aus, welcher der Kon- Bildung. Künftig dürfen Kinder und Jugendliche aus taktpflege und der Aufrechterhaltung der guten nach- Liechtenstein zu den gleichen Bedingungen wie Kinder barschaftlichen Beziehungen dient. Liechtenstein wurde und Jugendliche aus der Schweiz am schweizerischen durch Regierungschef Adrian Hasler und Regierungsrä- Programm Jugend und Musik (J+M) teilnehmen. tin Dominique Hasler sowie verschiedene Amtsleiter der Die enge Zusammenarbeit mit der Schweiz fand nicht liechtensteinischen Landesverwaltung vertreten. Seitens nur bilateral, sondern ebenso im Rahmen multilateraler der Schweiz nahmen hochrangige Personen der Bundes- Organisationen statt. Gerade zu aktuellen internationa- verwaltung sowie National- und Ständeräte am Empfang len Themen wie der Migration oder allgemein der Ent- in der Residenz teil. wicklung des multilateralen Systems fand ein reger Aus- Am 29. Juni fand am Rande des Wirtschaftskonzils tausch statt. der IBK in Konstanz ein bilaterales Treffen von Regie- rungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch mit Bundesrat Kontakte auf Ebene Staatsoberhaupt Johann Schneider-Ammann statt. Themen des bilate- Beim offiziellen Besuch von Bundespräsident Alain Ber- ralen Treffens waren die Digitalisierung der Wirtschaft, set auf Einladung von S.D. Erbprinz Alois von und zu die allgemeine Wirtschaftslage (unter anderem vor dem Liechtenstein in Liechtenstein Anfang März haben die Hintergrund von US-Schutzzöllen), die Möglichkeit zur Schweiz und Liechtenstein ihre guten und langjährigen Marktöffnung im Bereich der Landwirtschaft mit Blick Beziehungen gewürdigt. auf die verschiedenen Freihandelsverhandlungen sowie Anlässlich von Besuchen von weiteren Staats- und die flankierenden Massnahmen der Schweiz im Verhält- Volksvertretern aus der Schweiz empfing S.D. Erbprinz nis zur EU und auch zu Liechtenstein (GDL). Alois von und zu Liechtenstein diese Gäste regelmässig Am 6. Juli fand ein Treffen von Oberzolldirektor Chri- auf Schloss Vaduz. stian Bock und zwei Vizedirektorinnen der Eidgenös- Am 5. / 6. September fand das Sechsertreffen der sischen Oberzolldirektion mit Regierungschef-Stellver- Staatsoberhäupter deutschsprachiger Länder im Obe- treter Dr. Daniel Risch und Regierungsrätin Dominique rengadin statt. Neben innen- und aussenpolitischen Ak- Hasler in Vaduz statt. Es wurde über die Neuorganisation tualitäten der beteiligten Staaten (wie die Bedeutung der der Oberzolldirektion sowie die parallel dazu laufende internationalen Zusammenarbeit) setzten sich die Staats- Digitalisierung der Zollabläufe informiert, welche auch oberhäupter mit dem Thema «kulturelle Teilhabe» aus- für Liechtenstein Auswirkungen haben wird. einander. Am 26. Oktober besuchte Bundesrat Guy Parmelin Re- gierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch und Regie- Kontakte des Landtages rungsrätin Dominique Hasler in Liechtenstein. Ebenso fand Am 21. / 22. März trafen sich die Delegationen des schwei- ein Mittagessen mit Regierungschef Adrian Hasler statt. zerischen National- und Ständerats und des liechtenstei- Wie jedes Jahr begegneten sich die liechtenstei- nischen Landtags in Bern und Neuchâtel. Sie tauschten nischen Regierungsmitglieder mit Schweizer Bundes- sich zu den aktuellen bilateralen Themen, insbesondere rätinnen und Bundesräten anlässlich der Treffen der der Gesundheitspolitik und der regionalen Verkehrspoli- deutschsprachigen Länder in den Bereichen Äusseres, tik im Raum Ostschweiz, Liechtenstein und Vorarlberg, Finanzen, Inneres, Justiz, Gesundheit, Umwelt und Wirt- aus. schaft sowie internationaler Konferenzen wie dem WEF Am 5. November fand ein gemeinsamer Besuch von und im Rahmen der EU oder UNO. Die liechtensteinische Nationalratspräsident Dominique de Buman und Stände- Regierung traf sich zudem mit verschiedenen Kantons- ratspräsidentin Karin Keller-Sutter in Liechtenstein statt. regierungen. Über kantonale Direktoren-Konferenzen Nach einem Arbeitsgespräch mit Landtagspräsident Al- (beispielsweise im Bereich der Volkswirtschaft, Bildung, bert Frick unter anderem zum S-Bahnprojekt FL.A.CH Justiz- und Polizeidirektoren) stehen die liechtenstei- und zum Migrationspakt empfing S.D. der Erbprinz die nischen Regierungsmitglieder zudem in regelmässigem Gäste auf dem Schloss. Austausch mit den kantonalen Regierungsvertretern. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Kontakte auf Amtsebene verträge und koordiniert alle Handelsfragen in Sachen | 147 Am 21. Februar fand in Bern das jährliche Delegations- Brexit mit dem Vereinigten Königreich. treffen zum Notenaustausch Landwirtschaft statt. Über Am 9. November tauschten sich Staatssekretärin Pas- diesen Notenaustausch ist Liechtenstein an den Markt- cale Baeriswyl, Botschafterin Dr. Doris Frick und Amts- und Preisstützungsmassnahmen der schweizerischen leiter Dr. Martin Frick beim Mittagessen zu Themen wie Landwirtschaftspolitik beteiligt. der Migrationspakt, das Rahmenabkommen und der Bre- Am 18. April traf Botschafterin Dr. Doris Frick mit xit aus. Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen und Staatsse- Am 14. Dezember fand der jährlich veranstaltete po- kretär Mario Gattiker zusammen. Themen waren unter litische Dialog Liechtenstein-Schweiz auf Botschaftere- anderem das Schweizer Rahmenabkommen mit der EU bene in Vaduz statt. und der Brexit. Zusätzlich zu den aufgeführten Treffen fand auch in Am 27. April tauschte sich eine liechtensteinische diesem Berichtsjahr eine Reihe weiterer Kontakte mit Delegation mit der Direktion für Entwicklung und Zu- Schweizer Behörden in einer Vielzahl von Bereichen sammenarbeit DEZA zu den aktuellen Projekten und den statt. allgemeinen Entwicklungen im Bereich der internationa- An der Botschaft wurden das ganze Jahr über Grup- len humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammen- pen aus Liechtenstein und aus der Schweiz empfangen. arbeit aus. So kommen beispielsweise jährlich Seniorengruppen Am 22. Mai traf sich eine liechtensteinische Delega- aus Liechtenstein nach Bern, ebenso wie Schulklassen, tion mit dem Bundesamt für Landwirtschaft in Bern zur HSG-Nachdiplomstudierende, Business-Vereinigungen, Besprechung der zukünftigen Zusammenarbeit im Be- Gemeinderäte oder diverse Vereine. Die Gruppen erhal- reich Sortenschutz mit Hinblick auf den geplanten Bei- ten jeweils Einblick in die Tätigkeiten der Botschaft so- tritt Liechtensteins zum «Internationalen Verband zum wie in die Beziehungen zwischen der Schweiz und Liech- Schutz von Pflanzenzüchtungen» (UPOV). tenstein. Botschafterin Dr. Doris Frick hielt im Rahmen Am 29. Mai fand die vierte Sitzung des Gemeinsamen von verschiedensten Einladungen in der Schweiz Vor- Ausschusses des Rahmenvertrags in Bern statt. Der Rah- träge über Liechtenstein. menvertrag deckt seit 2011 die Zusammenarbeit der Schweiz und Liechtensteins im Bereich des Visumsver- Kontakte mit Botschaften in Bern fahrens, der Einreise und des Aufenthalts sowie der poli- zeilichen Zusammenarbeit im Grenzraum ab. Die Pflege der Kontakte zu Botschaften von Dritt- Am 21. Juni fand an der Botschaft in Bern ein Tref- staaten, welche in Liechtenstein akkreditiert sind, war fen zwischen Staatssekretär Roberto Balzaretti und erneut ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Bot- Botschafterin Dr. Doris Frick, Amtsleiter Dr. Martin Frick schaft Bern. Dazu gehören die Entgegennahme und sowie die Leiterin der Fachexpertenstelle Brexit, Esther das Weiterleiten von Demarchen und Positionspapie- Schindler, zu Brexit und zur Schweizer EU-Politik statt. ren sowie damit verbundene Abklärungen, die Unter- Mitte Juni fand an der Botschaft in Bern ein Treffen stützung bei der Organisation von Besuchen in Liech- mit dem neuen Schweizer Botschafter für Liechtenstein, tenstein sowie bei Besuchen hoher liechtensteinischer Pietro Piffaretti, zu allen aktuellen Themen zwischen der Delegationen im Ausland. Massgeblich beteiligt war die Schweiz und Liechtenstein statt. Botschaft ausserdem beim Besuch von S.D. Erbprinz Am 14. August fand ein Treffen zwischen Staatsse- Alois von und zu Liechtenstein bei Indiens Präsident kretär Jörg Gasser, Generalsekretär Markus Biedermann Ram Nath Kovind und der indischen Aussenministerin und Botschafterin Frick an der Botschaft in Bern statt. Sushma Swaraj in Delhi im Oktober. Neben den bila- Themen waren die Agenda des Treffens der Deutsch- teralen Beziehungen im Allgemeinen waren ein bila- sprachigen Finanzminister Mitte August, die Revision terales Doppelbesteuerungsabkommen sowie die Rah- des Schweizer Steuergesetzes und die graue Liste der menbedingungen für liechtensteinische Unternehmen EU, die Anerkennung der Schweizer Börse durch die EU, bei ihren Tätigkeiten in Indien Thema der Gespräche. die internationalen Standards versus die Standards der Die Botschaft war auch beim Besuch von S.D. Erbprinz EU im Bereich der Finanzdienstleistungen sowie Block- Alois von und zu Liechtenstein und Regierungsrätin Dr. chain. Aurelia Frick beim südkoreanischen Premierminister Am 22. August fand eine Sitzung einer liechtenstei- Lee Nak-yeon in Seoul involviert. Beim Treffen in Süd- nischen Delegation mit der Oberzolldirektion in Bern korea wurde die Aufnahme der direkten diplomatischen statt. Es ging darum, wie im Falle eines No-Deal-Szena- Beziehungen vor 25 Jahren gewürdigt sowie die Mo- rios beim Brexit im Bereich Amtshilfe in Zollsachen im dernisierung des Freihandelsabkommens zwischen den gemeinsamen Zollgebiet Schweiz-Liechtenstein ein Re- EFTA-Staaten und Korea als auch der Wunsch Liech- gelungsgefälle vermieden werden kann. tensteins nach einem Doppelbesteuerungsabkommen Am 11. September fand an der Botschaft in Bern ein thematisiert. Treffen mit Botschafter Stefan Flückiger statt. Er ist der Ferner pflegt die Botschaft im Rahmen von Anläs- neue vom Bundesrat beauftragte Delegierte für Handels- sen wie beispielsweise Vorträgen die Beziehungen zu ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

148 | anderen Staaten und betont dabei auch Standpunkte verschiedenen Messen), wie auch Hintergrundgespräche des Landes bezüglich spezifischer Angelegenheiten und mit (aussen-)politischen Entscheidungsträgern und Medi- setzt sich damit stark für die Wahrnehmung liechtenstei- envertretern. nischer Interessen ein. Ein besonderer Schwerpunkt galt Das erste Halbjahr 2018 stand in Deutschland im Zei- wie bereits im Vorjahr der britischen Botschaft mit dem chen der Regierungsbildung. Diese dauerte fast fünf Mo- Ziel, die Anliegen Liechtensteins im Zuge des Brexit zu nate vom 24. September 2017 bis zur Wahl der Bundes- platzieren. kanzlerin am 14. März 2018. Keine Regierungsbildung Im Berichtsjahr hielten die Women Ambassadors in hat in der Geschichte der Bundesrepublik länger gedau- Bern zwei Zusammenkünfte. Im Februar trafen sie sich ert. Dies ist die vierte Amtsperiode von Angela Merkel und in Bern mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga, welche die dritte grosse Koalition unter ihrer Leitung seit 2005. einen Vortrag zum Thema Migrationsfragen hielt. Im No- Folgende Themen prägten im Berichtsjahr die deutsche vember erhielten die Women Ambassadors, initiiert von Politik: Asyl, Migration und Integration; Innere Sicherheit Botschafterin Dr. Doris Frick, eine umfassende Führung und Terrorismus; Europapolitik, insbesondere der Brexit durch die ETH Zürich. und das Verhältnis zu Frankreich; Digitalisierung und En- ergiewende. Das erste Thema, v. a. die Frage von Abwei- Konsularische Tätigkeit sungen von Flüchtlingen und Migranten an der deutschen Grenze, führte im Frühjahr beinahe zum Bruch zwischen Die Botschaft in Bern betreut die über 1'700 in der den Schwesterparteien CDU und CSU. Insgesamt scheint Schweiz und die über 1'060 in Drittländern gemeldeten sich eine gewisse »Merkel-Müdigkeit« im Land ausgebrei- liechtensteinischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger tet zu haben. Auch die Kanzlerin selbst strahlt nicht mehr im konsularischen Bereich. Neben der Betreuung der die frühere Präsenz aus. Ein erster personeller Wechsel Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner werden sämt- vollzog sich im Dezember mit der Übergabe des CDU-Par- liche Geschäfte aus der ganzen Welt, die einen Liechten- teivorsitzes von Angela Merkel an Annegret Kramp-Kar- stein-Bezug haben und über das konsularische Netzwerk renbauer. der Schweiz eingehen, vom EDA an die liechtensteinische Botschaft in Bern weitergeleitet. Dies betrifft in der Re- Das Jahr 2018 in den Beziehungen gel Angelegenheiten liechtensteinischer Staatsangehöri- Liechtenstein – Deutschland ger in Drittländern sowie von Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern, die im Ausland in eine Notsituation Kontakte auf Regierungsebene geraten, Rechtshilfeangelegenheiten in Straf- und Zivil- Liechtenstein nahm im Berichtsjahr erneut an zwei fällen sowie Beglaubigungen. Vereinzelt kann die Bot- Weltmessen in Berlin teil: Im Januar an der Internatio- schaft in Bern auch liechtensteinische Unternehmen bei nalen Grünen Woche (IGW) und im März an der Welt- der Lösungsfindung zu Problemen aufgrund ihrer inter- leitmesse des Tourismus (ITB). An der IGW tauschte nationalen Tätigkeiten unterstützen. sich Regierungsrätin Dominique Hasler mit Landwirt- schaftsminister Christian Schmidt (CSU) und dem Re- gierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) aus. An der Eröffnung des Liechtenstein-Stands nahm auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann teil. Liechtensteinische Botschaft in Im März besuchte Regierungschef-Stellvertreter Dr. Berlin Daniel Risch die Internationale Tourismus-Börse und nahm von ITB-Chef Ruetz eine Urkunde für die 20-jäh- rige Teilnahme Liechtensteins entgegen. Bei seinem Leiterin: Botschafterin Isabel Frommelt-Gottschald ersten Berlin-Besuch traf sich der Wirtschaftsminister mit Iris Gleicke, der parlamentarischen Staatssekretä- Die Hauptaufgaben der Botschaft lagen weiterhin in der rin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Pflege und im Ausbau der politischen, wirtschaftlichen, Er nutzte den Aufenthalt auch für bilaterale Treffen mit kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Berlins Bürgermeister Michael Müller und mit Joachim Liechtenstein und Deutschland. In Berlin galt es, die Kon- Lang, dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes takte zu neu in den Bundestag gewählten Abgeordneten der Deutschen Industrie (BDI). und zu neuen Entscheidungsträgern in den Ministerien Im Februar nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick herzustellen («Generationenwechsel»). Daneben spielen zum zweiten Mal an der Münchner Sicherheitskonferenz die guten Beziehungen auf Bundesländerebene eine wich- (MSC) teil. Dabei führte sie auch verschiedene bilaterale tige Rolle. Die Botschaft verfolgte kontinuierlich das Ziel, Gespräche mit ihren Amtskollegen aus Georgien, Ka- das Wissen über Liechtenstein in Deutschland zu vertiefen tar und Italien, dem Präsidenten der UNO-Generalver- und das Erscheinungsbild des Landes zu diversifizieren. sammlung und der Chefanklägerin des Internationalen Diesem Zweck dienten öffentliche Auftritte im wirtschaftli- Strafgerichtshofes zu liechtensteinischen Initiativen und chen und kulturellen Bereich (u. a. Finanzplatz-Events und Prioritäten wie den Syrien-Mechanismus und die Akti- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

vitäten rund um den Internationalen Strafgerichtshof. und auf den Herausforderungen bei der Besteuerung di- | 149 Die Schwerpunkte der bilateralen Treffen mit Norbert gitaler Unternehmen. Ebenfalls auf der Agenda standen Röttgen (Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses der erfolgreiche Abschluss des Screening-Prozesses der des Bundestags) und mit Nils Annen (aussenpolitischer EU-Code-of-Conduct-Gruppe, mit dem die volle Konfor- Sprecher der SPD) lagen bei der politischen Situation mität Liechtensteins mit den EU-Standards zur Transpa- Deutschlands. Beide Politiker zeigten grosses Interesse renz, Zusammenarbeit und zur Unternehmensbesteue- an den liechtensteinischen Initiativen. rung bestätigt wurde. Am 15. Mai besuchte eine Delegation unter der Lei- tung des stellvertretenden Ministerpräsidenten von Kontakte im Bereich Kultur und Bildung Rheinland-Pfalz, Dr. Volker Wissing, Liechtenstein auf Im März trat Liechtenstein zum fünften Mal an der Leip- Initiative seines Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, ziger Buchmesse mit einem eigenen Länderstand auf. Landwirtschaft und Weinbau. Dieses führt jährlich ein In traditioneller Kooperation mit dem Messeauftritt des umfangreiches Aussenwirtschaftsprogramm mit interna- Literatur- und Übersetzungsnetzwerks Traduki wur- tionalen Reisen durch. Aus dem Treffen in Liechtenstein den zwei junge liechtensteinische Autoren (Anton Beck ergab sich eine Gegeneinladung von Regierungschef und Ronnie R. Vogt) in das Leipziger Leseprogramm in- Adrian Hasler in die rheinland-pfälzische Landeshaupt- tegriert. Das Ergebnis war auch dieses Jahr sehr posi- stadt Mainz im Juni 2019. tives Besucher-Feedback und zahlreiche neu gewonnene Am 20. und 21. September besuchte Regierungschef Liechtenstein-Interessierte. Hasler das grösste deutsche Bundesland Nordrhein- Ende Februar bis Anfang März fand ein zweiwö- Westfalen (NRW) und traf zum Auftakt den Landtags- chiger Train-the-Trainer-Kurs in Liechtenstein Langu- präsidenten André Kuper. Auf der Agenda des Arbeits- ages (LieLa) für Berufsschullehrer in Dortmund statt. gesprächs mit Ministerpräsident Laschet standen der Der nordrhein-westfälische Regierungsbezirk Arnsberg Austausch über die politische Lage in Europa, die Migra- (3.6 Mio. Einwohner) hat sich entschlossen, LieLa flä- tionspolitik, die aktuellen Entwicklungen im Bereich der chendeckend an allen rund 50 öffentlichen Berufskollegs Finanztechnologie, insbesondere die Blockchain-Tech- einzuführen. Vom 22. bis 24. Juni fand im JUFA Hotel nologie sowie die Aktivitäten von Liechtenstein Langu- in Malbun der erste internationale LieLa-Kongress statt. ages (LieLa) in NRW. Regierungschef Hasler nutze den Über 100 aktive Sprachtrainer und Interessierte nahmen Besuch ausserdem zu einer Besichtigung der Zentrale teil, darunter auch eine grössere Gruppe aus dem Regie- von Thyssenkrupp. rungsbezirk Arnsberg. An der Botschaft in Berlin fand Vom 10. bis 12. Oktober nahm Regierungsrätin Dr. am 27. September ein Informationsabend zu LieLa mit Aurelia Frick verschiedene Termine in Deutschland 20 Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingshilfe im Bezirk wahr. In Hamburg fand ein Höflichkeitsbesuch beim Er- Schöneberg-Tempelhof statt. Das LieLa-Projekt zieht sten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) statt, der auch in der Hauptstadt immer weitere Kreise. So ist etwa Interesse am LieLa-Sprachkurs zeigte und von positiven die Ausweitung der Kooperation mit dem Sozialdienstlei- Integrationserfahrungen im Stadtstaat berichtete. Die ster tentaja geplant, der die Bildungsarbeit und Sprach- Ministerin referierte auch an einem aussenpolitischen vermittlung in der Notunterkunft am ehemaligen Flugha- Salon der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik fen Tempelhof organisiert. (DGAP) und nahm an einem Konzert des Liechtenstei- Das Berliner Residenzatelier für Künstler und Künst- ner Ensemble Esperanza in der Elbphilharmonie teil. In lerinnen aus Liechtenstein, das sich seit 2004 grosser Be- Berlin traf sie zum ersten offiziellen bilateralen Treffen liebtheit erfreut, muss aufgrund Vermieter-Eigenbedarf mit Aussenminister Heiko Maas (SPD) zusammen. Beide nach mehreren Jahren den Standort wechseln. Die Bot- unterstrichen dabei die Bedeutung einer engen Partner- schaft fand in enger Abstimmung mit dem Amt für Kul- schaft und den gemeinsamen Einsatz für ein stabiles, ge- tur eine Übergangslösung für das erste Halbjahr 2019. eintes Europa, einen starken Multilateralismus und die Die Existenz eines eigenen Ateliers erfüllt nicht nur für Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien. Maas sicherte die Stipendiaten ihren Zweck, sondern gibt auch der Liechtenstein die weitere Unterstützung des Syrien- Botschaft die Möglichkeit, sich im Dienste des deutsch- Mechanismus zu und prüft ein deutsches Engagement liechtensteinischen Kulturaustausches in der Kunst- und hinsichtlich der Überführung der Finanzierung ins regu- Kulturszene Berlins zu vernetzen. läre UNO-Budget im 6. Ausschuss. Ebenfalls prüfen wird Vom 11. bis 14. Oktober präsentierte sich Liechten- Deutschland das Engagement als Sicherheitsratsmitglied stein zum 21. Mal auf der Frankfurter Buchmesse. Neu für den Code of Conduct zur Zielerreichung von 129 Un- ist seit 2017 die Kooperation mit dem Schweizer Buch- terstützerstaaten. händler- und Verlegerverband (SBVV), die eine kollegi- Regierungschef Adrian Hasler und Bundesfinanzmi- ale Nachbarschaft mit namhaften Schweizer Verlagen nister Olaf Scholz (SPD) trafen sich am 22. November zu und der grossen Schweizer Förderinstitution Pro Helve- einem Arbeitsgespräch in Berlin. Der Schwerpunkt des tia ermöglicht. Im Berichtsjahr konnte die Kulturstiftung Finanzministertreffens lag auf Liechtensteins Initiative wieder ein beachtliches Bücherverzeichnis mit 59 Neu- für eine höhere Rechtssicherheit in der Token-Ökonomie erscheinungen vorlegen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

150 | Kommunikation über die Ausrichtung des Finanz- (MiFID II / MiFIR), die Übernahme der EU-Datenschutz- platzes Liechtenstein grundverordnung, Verhandlungen mit dem Vereinigten Vom 9. bis 11. Oktober führte die FMA Liechtenstein Ge- Königreich über die EWR-Dimension des Brexit, Fort- spräche in Berlin. Sie tauschte sich u. a. mit Mitgliedern schritte bei der Umsetzung der EEA Grants 2014-2021 des Deutschen Bundestags und Vertretern der Behörden sowie die Unterzeichnung des Zusatzabkommens zu sowie der Privatwirtschaft aus. Im Zentrum des Informa- Liechtensteins Teilnahme an der Europäischen IT-Agen- tionsbesuchs standen die aktuellen Entwicklungen auf tur (eu-LISA). Liechtenstein setzte zudem den Steuerdi- dem liechtensteinischen Finanzplatz sowie die Umset- alog mit der EU fort und erreichte im Oktober die Strei- zung europäischer und globaler Standards hinsichtlich chung von der sogenannten «Grauen Liste». Damit hat Regulierung und Aufsicht über die Finanzmärkte. Sehr sich das Steuerklima zwischen der EU und Liechtenstein grosses Interesse auf deutscher Seite fand die liechten- deutlich entspannt. steinische Blockchain-Gesetzesvorlage. lm Literaturhaus in Frankfurt am Main fand am Schlussfolgerungen des EU-Rates zu den Beziehungen 18. Oktober eine Präsentation des Finanzplatzes Liech- zu Liechtenstein tenstein unter dem Titel «Perspektive übermorgen» statt. Der EU-Ministerrat hat am 11. Dezember 2018 die Be- Hochkarätige Teilnehmende konnten sich dabei umfas- ziehungen zu den westeuropäischen Nichtmitgliedern send über die aktuellen Entwicklungen und zukünftige geprüft und sich zu Liechtenstein vorbehaltlos positiv Richtung des Finanzplatzes informieren. geäussert. Die Beziehungen seien «sehr gut und dyna- Am 28. November informierte Dr. Thomas Dünser misch» und hätten sich seit der letzten Überprüfung im (Mitarbeiter der Regierung) eine Expertengruppe in Jahr 2016 noch intensiviert. Der Rat hob die «exzellente Berlin über die Blockchain-Gesetzesvorlage in Liechten- Zusammenarbeit» in den Bereichen EWR und Schen- stein. Die zahlreichen Teilnehmenden aus dem Bundes- gen hervor. Besonders ausführlich würdigte der Rat den finanzministerium, dem Wirtschaftsministerium, dem liechtensteinischen Beitrag zur internationalen Steuer- Deutschen Bundestag, dem Bundesverband Deutscher transparenz und fairen Besteuerung von Unternehmen. Banken, Fachleute aus der Wirtschaft (FinTechs) und Er begrüsste die rasche innerstaatliche Umsetzung der Wissenschaft (FOM Hochschule für Ökonomie & Ma- EU-Empfehlungen im Bereich des Unternehmenssteu- nagement) sowie aus dem NRW-Wirtschaftsministerium errechts. Liechtenstein war daher bereits am 2. Oktober zeigten grosses Interesse am Thema, sodass ein Follow- 2018 von der sogenannten «Grauen Liste» gestrichen up im Jahr 2019 in Erwägung gezogen wird. worden (siehe unten). Auch die Zusammenarbeit bei aus- senpolitischen Agenden habe sich vertieft, insbesondere Liechtensteinische Honorarkonsulate zur Stärkung der Rechtsstaatlichkeit und der internatio- Die Honorarkonsulate in Frankfurt am Main (Honorar- nalen Strafjustiz, zum Schutz der Menschenrechte und konsul Christian Ratjen) und in München (Honorarkon- zum Kampf gegen Finanzverbrechen und Geldwäsche. sul Dr. Christian Waigel) unterstützten auch im Berichts- jahr die Arbeit der Botschaft. Übernahme von EU-Rechtsakten in den EWR (Binnen- markt) Die Mission vertritt Liechtenstein in den rechtssetzenden Organen des EWR. Im Berichtsjahr beschloss der Ge- meinsame EWR-Ausschuss die Übernahme von 433 EU- Mission bei der Europäischen Rechtsakten; ein relativ hoher Wert, jedoch weniger als Union in Brüssel im Jahr davor (über 500). Besonders hervorzuheben ist dabei die Datenschutz-Grundverordnung (GDPR), wel- che fast zeitgleich mit dem Inkrafttreten in der EU über- Leiterin: Botschafterin Sabine Monauni nommen wurde. Dadurch konnte sichergestellt werden, dass im Datenverkehr zwischen den EWR / EFTA-Staaten Hauptaufgabe der Mission ist die Wahrnehmung der und den EU-Staaten Rechtssicherheit herrscht. liechtensteinischen Interessen bei der Europäischen Zu den grössten Herausforderungen zählt weiterhin Union, insbesondere im Rahmen der Mitgliedschaft im der Rückstau an Rechtsakten, die noch nicht Bestandteil Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie der As- des EWR sind, aber bereits in der EU gelten (sog. Back- soziation mit Schengen / Dublin. Die Mission dient da- log). Somit entsteht ein Regelungsgefälle, das dem Ho- bei auch als Bindeglied für Amtsstellen ausserhalb des mogenitätsziel des EWR als gemeinsamer Markt wider- Aussenministeriums, darunter die Stabsstelle EWR, das spricht. Per Ende November waren rund 612 Rechtsakte Ministerium für Inneres (Schengen / Dublin) sowie das noch nicht übernommen. Zum Vergleich: Der Rechtsbe- Ministerium für Präsidiales und Finanzen (Finanzthe- stand im EWR beträgt über 6'000 Rechtsakte. An dieser men, Steuern). Zu den wichtigsten Entwicklungen im Zahl gemessen bewegt sich der Backlog somit um circa Berichtsjahr zählten der Durchbruch bei Verhandlungen 10 %. Rund die Hälfte des Backlogs fällt in den Bereich zur Übernahme von EU-Finanzdienstleistungsgesetzen der Finanzdienstleistungen. Hier gab es im Berichtsjahr ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

jedoch massive Fortschritte: So wurden 79 dieser Akte in auf den EWR. So beteiligte sich die Mission an den Ge- | 151 den EWR übernommen (im Jahr davor nur 12), darunter sprächen der EWR / EFTA-Staaten mit dem Vereinigten die 4. Geldwäscherei-Richtlinie, die Bankenabwicklungs- Königreich über ein EWR-Austrittsabkommen, das die richtlinie und die Investmentfonds-Richtlinie «UCITS V». Rechte jener Bürger schützt, die die Personenfreizügig- Zum Ende des Jahres gab es zudem einen Durchbruch in keit in Anspruch genommen haben. Der Abkommens- den Verhandlungen mit der EU über die Übernahme von entwurf behandelt u. a. Aufenthaltsrechte, Gesundheits- MiFID II / MiFIR (Märkte für Finanzinstrumente) bzw. versorgung, Rentenansprüche und die Anerkennung von CRR / CRD IV (Bankenkapital) sowie damit verbundener Berufsqualifikationen. Das Abkommen soll die Gleichbe- Rechtsakte. Damit werden Anfang 2019 über 150 Rechts- handlung der EWR / EFTA-Bürger mit EU-Bürgern ge- akte übernommen – ein regelrechter Durchbruch bei der währleisten und zum Zeitpunkt des EU-Austritts (frü- Reduktion des Backlogs. hestens Ende März 2019) in Kraft treten. Es behandelt auch andere Fragen des britischen EWR-Austritts, da- Sonstige Vertretung in EWR-relevanten Organen runter Datenschutz, Geistiges Eigentum und Aspekte des Das höchste politische Gremium des EWR, der EWR- Warenverkehrs. Zudem ist vorgesehen, dass auch die Rat, tagte im Berichtsjahr zweimal (23. Mai bzw. 20. No- EWR / EFTA-Staaten UK eine Übergangsphase bis Ende vember). Liechtenstein wurde dabei jeweils durch Re- 2020 gewähren, in der sich – wie auch im Verhältnis UK- gierungsrätin Dr. Aurelia Frick vertreten. Beim EWR-Rat EU – nichts ändern soll. treffen die zuständigen Minister Islands, Liechtensteins Die Mission beteiligte sich ausserdem an Vorberei- und Norwegens auf die jeweilige EU-Präsidentschaft tungsarbeiten für den Fall, dass UK Ende März 2019 (Bulgarien in der ersten Jahreshälfte, Österreich in der ohne Vertrag mit der EU aus der Union und damit auch zweiten), um das Funktionieren des EWR zu diskutie- aus dem EWR ausscheidet. Für diesen Fall müssen ge- ren. Dabei werden jeweils auch gemeinsame Schlussfol- wisse Notfallmassnahmen der EU innert äusserst kurzer gerungen angenommen. Wichtigste Themen dieser Sit- Frist in den EWR übernommen werden. Zudem ist gep- zungen im Berichtsjahr waren Brexit, der Backlog sowie lant, auch in diesem Szenario die Rechte der Bürger von die Reform der EU-Finanzaufsichtsbehörden. EWR / EFTA-Staaten durch ein bilaterales Abkommen mit Im Rahmen der EWR-Mitgliedschaft unterhalten Is- UK zu schützen. land, Liechtenstein und Norwegen auch politische Di- aloge mit der EU zu aussenpolitischen Themen (z. B. EWR-Finanzierungsmechanismus Afrika, Osteuropa und Zentralasien, Westlicher Balkan, OSZE / Europarat). Diese Gespräche finden zweimal jähr- Der EWR-Finanzierungsmechanismus ist das Pendant lich auf Ministerebene statt (am Rande des EWR-Rates) zum EU-Kohäsionsfonds und stellt den gemeinsamen und werden im Übrigen von der Mission abgedeckt. Beitrag Islands, Liechtensteins und Norwegens zur Ver- Zudem lädt die EU Liechtenstein regelmässig dazu ringerung des wirtschaftlichen und sozialen Ungleichge- ein, diverse Erklärungen zu aussenpolitischen Themen wichts innerhalb von Europa dar. Für die Periode 2014 mitzutragen (z. B. zu Myanmar, Venezuela, Gebrauch bis 2021 beträgt Liechtensteins Beitrag voraussichtlich chemischer Waffen). Die Mission koordiniert Liechten- 2.34 Millionen Euro pro Jahr, was rund 1.06 %der Ge- steins Position zu diesen Erklärungen, welche in der Re- samtkosten entspricht. Die Mission vertritt Liechten- gel mitgetragen werden. steins Interessen in den Leitungsgremien dieses auch als Ausserdem vertritt die Mission Liechtenstein in EEA Grants bekannten Programms (www.eeagrants.org). den Sitzungen jenes Gremiums, welches über Finanz-, Im Berichtsjahr standen Umsetzungsarbeiten der Budget- und Personalfragen des EFTA-Gerichtshofes EEA Grants für 2014 bis 2021 im Zentrum: So wurden sowie der EFTA-Überwachungsbehörde entscheidet Konzeptnoten und Programmabkommen erarbeitet für (ESA / Court Committee). Der Ausschuss beschloss die die einzelnen Programme in 13 der 15 Empfängerstaaten Budgets der beiden Institutionen für 2019. Während (Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Malta, Portugal, Est- sich das Budget des Gerichtshofes real leicht reduzierte, land, Tschechische Republik, Griechenland, Litauen, wurde jenes der ESA im Lichte wachsender Anforderun- Lettland, Slowenien, Polen und Kroatien). Am weitesten gen vor allem im Bereich Wettbewerbsrecht um rund fortgeschritten sind Rumänien, Bulgarien, die Slowakei, 5 % erhöht. Der Ausschuss bestellte Bernd Hammer- Portugal und Tschechien, wo bereits Ausschreibungen mann per 1. April 2018 zum liechtensteinischen Rich- für Projektfördermittel laufen. Auch liechtensteinische ter des EFTA-Gerichtshofes (Übernahme des Restman- Partner können sich für Projekte mitbewerben. Die Ver- dats von Carl Baudenbacher bis September 2019) und handlungen über das Memorandum of Understanding beschloss später, dieses Mandat um eine reguläre Man- (MoU) mit Zypern sind abgeschlossen, sodass auch datsperiode zu erweitern (6 Jahre ab September 2019). dort bald mit der Umsetzung begonnen werden kann. Das MoU mit Ungarn konnte dagegen noch nicht abge- Brexit schlossen werden, wodurch sich die Umsetzung verzö- Die Mission befasste sich weiter intensiv mit dem Brexit- gern wird. Die Mission setzt sich bei den Umsetzungs- Dossier und dabei insbesondere mit den Auswirkungen arbeiten vor allem für Schwerpunkte in den Bereichen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

152 | Bildung, Kultur, Migration und gute Regierungsführung kungen auf Liechtenstein haben können, werden diese ein. Schwerpunktländer für Liechtenstein sind Tsche- von der Mission aufmerksam verfolgt. Dazu gehören die chien, die Slowakei, Polen und Ungarn. Finanztransaktionssteuer, die gemeinsame konsolidierte Körperschaftssteuer-Bemessungsgrundlage sowie die Schengen- und Dublin-Assoziierung Digitalsteuer. Die Mission Brüssel nimmt im Bereich Schengen / Du- Regierungschef Adrian Hasler nahm am 6. November blin an Sitzungen einschlägiger EU-Gremien teil, die sich am Treffen der EU- und EFTA-Wirtschafts- und Finanz- mit dem Funktionieren und der Weiterentwicklung die- minister (EFTA-Ecofin) in Brüssel teil. Dieses stand im ses Rechtsbereichs befassen. Thematisch geht es um In- Berichtsjahr unter dem Motto «Fintech, Chancen und He- nen- und Sicherheitspolitik, insbesondere Polizeikoope- rausforderungen für den Finanzsektor und Wirtschafts- ration und Terrorismusbekämpfung, Visapolitik, Schutz wachstum». Regierungschef Adrian Hasler, der den der Aussengrenzen sowie Asyl und Migration. Im Be- Vorsitz der EFTA-Staaten innehatte, informierte seine richtsjahr konzentrierten sich die Arbeiten der Mission Amtskollegen und -kolleginnen über die Entwicklung der insbesondere auf die EU-Initiativen zur Vernetzung der Wirtschaft in Liechtenstein und präsentierte gleichzeitig Schengen / Dublin-Datenbanken (sog. Interoperabili- die Pläne der Regierung im FinTech-Bereich sowie das tät), die damit verbundenen neuen Grenzsicherungssy- neue Blockchain-Gesetz. Am Rande des EFTA-Ecofin traf steme (Entry-Exit-System bzw. das Reiseanmeldesystem der Regierungschef gemeinsam mit seinen EWR / EFTA- ETIAS) sowie die Stärkung der EU-Grenzschutzagentur Finanzministerkollegen den für Finanzmarktagenden zu- Frontex. Als Schengen / Dublin-Mitglied wird Liechten- ständigen EU-Kommissar Dombrovskis. Dabei wurde vor stein regelmässig auf höchster politischer Ebene zu den allem die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen zur Re- Treffen der EU-Innenminister eingeladen. Regierungs- duzierung des EWR-Backlogs im Finanzdienstleistungs- rätin Dominique Hasler nahm im Berichtsjahr an zwei bereich hervorgestrichen. solcher Treffen teil, die sich vor allem mit den Themen Migration, Aussengrenzschutz und Interoperabilität be- schäftigten. An weiteren drei Ministerratssitzungen wurde die Regierungsrätin durch die Mission Brüssel vertreten. Liechtensteinische Botschaft bei Im Berichtsjahr hat die EU 20 Rechtsakte beschlos- der Belgischen Krone sen, die den Schengen / Dublin-Besitzstand weiterentwi- ckeln und auch von Liechtenstein umzusetzen sind. Her- vorzuheben sind dabei die Einführung des erwähnten Leiterin: Botschafterin Sabine Monauni Entry-Exit-Systems (EES) sowie von ETIAS. Im Berichts- jahr wurden die bereits 2017 ausverhandelten liechten- Die Botschaft verfolgte aktuelle Entwicklungen in Belgien steinischen Abkommen mit der EU zu Prüm bzw. Euro- und berichtete darüber an die Regierung. Das Berichts- dac paraphiert; die Unterzeichnung wird im Frühjahr jahr stand in Belgien im Zeichen innenpolitischer Turbu- 2019 erwartet. Schliesslich konnte am 8. November das lenzen: So zerbrach im Dezember die Regierungskoalition Zusatzabkommen zu Liechtensteins Beteiligung an der im Streit über den UNO-Migrationspakt. Brüssel war zu- EU-Agentur für IT-Grosssysteme (eu-LISA) mit Sitz in dem Schauplatz zahlreicher Kundgebungen, insbesondere Tallinn unterzeichnet werden. Die Agentur verwaltet die jener der «Gelbwesten» (welche jedoch nicht die Intensität wichtigsten EU-Datenbanken im Bereich Sicherheit (u. a. der Proteste in Frankreich erreichten) sowie von Befürwor- SIS, VIS, Eurodac), zu welchen Liechtenstein aufgrund tern eines ambitionierteren Klimaschutzes. Die bilateralen seiner Schengen-Mitgliedschaft Zugriff hat. Aktivitäten der Botschaft hielten sich in Grenzen, da die Vertretung mit ihrer Tätigkeit als Mission bei der Europä- Finanzthemen und Steuerkooperation ischen Union ausgelastet ist. Die Botschaft ist zudem auch In Steuerdossier konnten im Berichtsjahr grosse Fort- für konsularische Angelegenheiten zuständig; im Berichts- schritte erzielt werden. Aufgrund der raschen innerstaat- jahr gab es dazu keine nennenswerten Aktivitäten. lichen Umsetzung der EU-Empfehlungen im Bereich der Unternehmenssteuern wurde Liechtenstein bereits am 2. Oktober von der «Grauen Liste» der EU gestrichen. Da- mit anerkennt die EU, dass Liechtensteins Steuergesetz- gebung die europäischen Standards vollständig erfüllt. In Folge haben einzelne EU-Mitgliedstaaten ihre noch bestehenden Steuerdiskriminierungen gegenüber liech- tensteinischen Unternehmen aufgehoben. In den übrigen Fällen werden die Gespräche mit den betroffenen Staa- ten sowie mit der EU-Kommission im 2019 fortgesetzt. Da weitere Steuerprojekte der EU bedeutende Auswir- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Liechtensteinische Botschaft beim ruhende Massnahmen ergriffen, um die Zuwanderung von | 153 Heiligen Stuhl Migranten und Flüchtlingen in die USA einzuschränken und irreguläre Aufenthalter aus den USA abzuschieben. Auf dem Gebiet der internationalen Sicherheitspolitik und des Leiter: S.D. Botschafter Prinz Stefan von und zu humanitären Engagements setzte die US-Regierung ihre im Liechtenstein Vorjahr eingeleitete Strategie der Distanzierung von multi- nationalen Institutionen und Regelungswerken fort, kündi- Nach der Akkreditierung im Dezember 2017 wurde An- gte eine Reduktion finanzieller Beiträge an internationale fang 2018 die weiterhin ehrenamtliche Arbeit als nicht- Organisationen und Programme an, verhängte nach einem residierender Botschafter aufgenommen. Dazu gehörten einseitigen Rückzug aus dem Nuklearabkommen mit dem gelegentliche Gespräche mit Kardinalstaatssekretär Pietro Iran erneut umfassende und extraterritoriale Sanktionen Parolin sowie mit dem für die Aussenbeziehungen des Hei- gegen das Land und stellte dem Regime in Nordkorea als ligen Stuhls zuständigen Erzbischof Paul Richard Gallag- Gegenleistung für einen Verzicht auf ein nukleares Waf- her. fenarsenal eine Aufhebung von Wirtschaftssanktionen in Im Juni hielt das Liechtenstein Institute on Self-Deter- Aussicht. Der künftige Handlungsspielraum von Präsident mination an der Princeton University in Rom ein Seminar Trump wurde durch den Ausgang der Zwischenwahlen zum im Rahmen der Reihe «Programme on Religion in Diplo- US-Kongress im November deutlich eingeschränkt, bei der macy and International Relations» ab. Der Heilige Stuhl die Demokraten wieder die Mehrheit im Repräsentanten- war durch den Undersecretary Monsignore Antoine Ca- haus errangen. Die Konfrontation des Kongresses mit dem milleri vertreten, den Stellvertreter von Erzbischof Gallag- Weissen Haus erreichte zum Jahresende ihren Höhepunkt, her. Am 1. Juli 2018 weilte der MGV Kirchenchor Ruggell als der Präsident sich entschloss, einen gemeinsamen Be- anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums in Rom. Dem schluss beider Kongresskammern zur vorübergehenden MGV Ruggell wurde die Ehre zuteil, eine Hl. Messe im Pe- Haushaltsfinanzierung bis zum 8. Februar 2019 abzuleh- tersdom, zelebriert von Kardinal Comastri, Erzpriester des nen und einen partiellen «Shutdown» der Regierung in Kauf Petersdoms, gesanglich zu gestalten. Im November wur- zu nehmen, weil die von ihm geforderten Mittel für eine den Gespräche mit dem für Flüchtlinge und Migration neu Grenzmauer zu Mexiko darin nicht enthalten waren. zuständigen Monsignore Michael Czerny, Abteilungsleiter in dem von Papst Franziskus gegründeten «Dikasterium Liechtenstein-Spezifisches für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen», geführt und das Sprachkursprojekt Liechtenstein Languages vor- Bewertungen Liechtensteins durch das US-Aussen- gestellt. Im November wurde der Schweizer Botschafter ministerium Pierre-Yves Fux verabschiedet. In einem im April veröffentlichten Bericht zur weltwei- ten Menschenrechtslage in nahezu 200 Staaten und Ter- ritorien hielt das US-Aussenministerium fest, dass in Liechtenstein zwar keine schwerwiegenden Menschen- rechtsverletzungen zu verzeichnen gewesen seien, aber Liechtensteinische Botschaft in mehrere Bereiche mit Verbesserungspotential bestün- Washington den. So wurde etwa auf diverse Kritikpunkte und Emp- fehlungen des Ausschusses des Europarats zur Verhü- tung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Leiter: Botschafter Kurt Jäger Behandlung oder Strafe (CPT) aufgegriffen, die sich auf die Verhältnisse in Haftanstalten und Gefängnissen so- Die Entwicklungen in den USA im Berichtsjahr waren stark wie auf die Festnahmeverfahren und Haftbedingungen geprägt vom zielstrebigen Bemühen der Regierung von für Gefangene in Liechtenstein bezogen. Erwähnt wur- Präsident Donald Trump, seine in 2016 abgegebenen, poli- den auch Kritikpunkte der liechtensteinischen Flücht- tischen Wahlversprechen gegen den Willen der demokrati- lingshilfe, wonach der Zugang von Asylantragstellern schen Minderheit im US-Kongress umzusetzen. Dabei ging zu angemessener Rechtsvertretung ungenügend sei. es einerseits darum, die bilateralen Handelsbeziehungen Hinsichtlich der Gleichbehandlung von Frauen wurde mittels einseitiger Massnahmen zum Vorteil der USA zu auf Mängel bei der Durchsetzung des Diskriminierungs- verändern, indem Handelspartner durch die Einführung verbots auf der Basis des Arbeitsrechts und des Chan- oder Androhung von Strafzöllen dazu gedrängt wurden, den cengleichheitsgesetzes hingewiesen. Bezüglich Rechts- USA Handelserleichterungen einzuräumen. Gleichzeitig di- verletzungen aufgrund der sexuellen Orientierung von stanzierte sich die US-Regierung von den Streitbeilegungs- Personen wurde kritisiert, dass homosexuelle Männer mechanismen der WTO dadurch, dass sie grundlegende von der Möglichkeit ausgeschlossen würden, Blut zu institutionelle und materielle Reformen des Welthan- spenden, und dass Tendenzen zu gesellschaftlicher Aus- delsrechts einforderte. Andererseits wurden zahlreiche, grenzung und Benachteiligung für Personen bestünden, grösstenteils auf Präsidialverfügungen des Präsidenten be- die ihre Homosexualität offenlegten. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

154 | Im einem im Juni veröffentlichten Bericht zur inter- (International, Impartial and Independent Mechanism, nationalen Glaubensfreiheit im Jahr 2017 fand Liechten- IIIM) für das Jahr 2019 zu werben. Auslöser war die für stein ebenfalls Erwähnung. Diesmal wurde auch auf einen den 22. November in Genf anberaumte Geberkonferenz Bericht des Liechtenstein-Instituts Bezug genommen, in zugunsten des IIIM. An der Démarche beteiligten sich dem u. a. festgestellt worden war, dass zwar eine Ab- die Botschaften von Deutschland, den Niederlanden, Dä- nahme in der Tätigkeit rechtsextremer Bewegungen zu nemark, der Schweiz und Liechtenstein. Vertreter des verzeichnen, aber die muslimische Bevölkerung wegen US-Aussenministeriums versicherten, dass man voll und der gesellschaftlichen Zurückhaltung gegenüber dem ganz hinter den Arbeiten des IIIM stehe und dass das islamischen Glauben mit Schwierigkeiten bei der Miete Ziel, die Täter von Verbrechen gegen die Menschlich- von Gebetsräumlichkeiten konfrontiert gewesen sei. Es keit in Syrien strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, wurde auch auf die im August 2017 in Kraft getretene, eine der Prioritäten der US-Regierung darstelle. Die USA revidierte Verordnung verwiesen, mit der das Schulamt würden aber wegen des Haushaltsgenehmigungsverfah- ermächtigt wurde, in öffentlichen Primarschulen einen rens nicht in der Lage sein, an der Geberkonferenz im islamischen Religionsunterricht als Wahlfach anzubieten November eine Zusage für einen Finanzierungsbeitrag und zu finanzieren, wobei die entsprechenden Lehrkräfte zugunsten des IIIM für das Jahr 2019 abzugeben. Das von drei muslimischen Religionsgemeinschaften bereit- Aussenministerium würde jedoch einen neuerlichen Fi- gestellt werden. Positiv vermerkt wurde zudem eine In- nanzierungsbeitrag der USA begrüssen. tensivierung der Gespräche zwischen Vertretern der muslimischen Glaubensgemeinschaft und der Regierung Anerkennung liechtensteinischer Führerscheine im und dass Erstere zu einem aktiven Dialog mit den christ- Bundesstaat Massachusetts lichen Kirchen aufgerufen haben. Schliesslich wurde der Nachdem in den vergangenen Jahren gelegentlich Fälle zweite periodische Bericht des UNO-Menschenrechts- zu verzeichnen waren, in denen im US-Bundesstaat Mas- ausschusses vom August 2017 zu Massnahmen erwähnt, sachusetts aufgrund fehlender entsprechender, gegen- die Liechtenstein ergriffen habe, um seinen Verpflich- seitiger Vertragsbeziehungen zwischen Liechtenstein tungen im Rahmen des Internationalen Pakt über bür- und den USA liechtensteinische Führerscheine nicht an- gerliche und politische Rechte nachzukommen. Trotz erkannt wurden und die Botschaft diesbezüglich bei den Anstrengungen der Regierung, eine Gleichberechtigung zuständigen Behörden in Massachusetts in den vergan- aller Glaubenszugehörigkeiten zu gewährleisten, gebe es genen Jahren mehrfach interveniert hatte, erliess Mas- Gründe zur Besorgnis wegen einer fehlenden Einigung sachusetts im Herbst eine Anpassung der geltenden Re- mit allen Gemeinden über eine entsprechende Verfas- geln über die Anerkennung ausländischer Führerscheine, sungsänderung. Der Bericht griff auch eine Schlussfol- um mehr Rechtssicherheit zu schaffen. Demnach werden gerung in einer von der Regierung in Auftrag gegebenen künftig auch gültige liechtensteinische Führerscheine in Studie vom Oktober 2017 auf, gemäss der muslimische Verbindung mit einem internationalen Führerausweis Frauen wegen des Tragens von Kopftüchern einer Diskri- oder einer offiziellen englischen Übersetzung des liech- minierung im Arbeitsmarkt ausgesetzt seien und musli- tensteinischen Ausweises in Massachusetts anerkannt. mische Kinder beim Ansuchen um Praktikumsstellen dis- kriminiert würden. Handelspolitik Im einem weiteren, ebenfalls im Juni herausgege- benen Bericht zum Menschenhandel (Trafficking in Per- Treffen der EFTA-Staaten mit dem US-Handelsbeauf- sons Report) wurde Liechtenstein selbst zwar nicht the- tragten matisiert, es wurden aber Liechtensteins Anstrengungen Am 18. Oktober trafen sich Vertreter der vier EFTA- zur Bekämpfung des weltweiten Menschenhandels und Staaten zum jährlichen Gedanken- und Informations- der modernen Sklaverei ausdrücklich lobend erwähnt. austausch mit dem Büro des US-Handelsbeauftra- Konkret genannt wurde die Studie zum Thema «25 Keys gen (USTR). Die liechtensteinische Delegation wurde to Unlock the Financial Chains of Human Trafficking & durch den Botschafter bei der WTO angeführt und Modern Slavery», die von der UN University und der durch den Botschafter in Washington begleitet. Die Ge- Ständigen Vertretung Liechtensteins bei den Vereinten sprächsrunde befasste sich u. a. mit technischen Han- Nationen veröffentlich wurde. delshemmnissen und regulatorischen Unterschieden zwischen den USA und den EFTA / EWR-Staaten auf Démarche beim US-Aussenministerium betreffend die dem Gebiet von technischen Standards und Konfor- Finanzierung des Syrien-Mechanismus (IIIM) mitätsüberprüfungen, guten Praktiken bei der Regel- Am 16. November beteiligte sich die Botschaft an einer setzung (Good Regulatory Practices), den Folgen des diplomatischen Démarche mehrerer Botschaften euro- Brexits, den Aussichten auf ein Handelsabkommen zwi- päischer Staaten beim Office of Global Criminal Justice schen den USA und der EU sowie die Zusammenarbeit (OGCJ) im US-Aussenministerium, um für die Unter- in Fragen der Einhaltung und Fortentwicklung von Re- stützung der USA zugunsten der Sicherstellung der Fi- geln für den internationalen Handel und Auslandsin- nanzierung des Budgets des sog. Syrien-Mechanismus vestitionen. Eine etwas überraschende Erkenntnis aus ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

den Gesprächen war der Umstand, dass der Unmut der Washington zuvor bereits mehrfach interveniert. Zum | 155 USA in Handelsfragen sich in erster Linie gegen China, Jahresende bestanden noch in fünf Bundesstaaten ähn- nicht Europa und andere Handelspartner, richtete und liche Gesetzesregelungen zu Steuerparadiesen (Mon- die neuen amerikanischen Handelssanktionen gegen tana, das Steuerparadiese namentlich noch bezeichnet, China schon seit längerem im Raum gestanden hatten. sowie Alaska, Connecticut, Rhode Island, West Virginia) Durch den US-Regierungswechsel Anfang 2017 haben sowie im District of Columbia. sich die USA lediglich dazu entschieden, zusätzlich auf den Einsatz konkreter, einseitiger Druckmittel zurück- Honorarkonsulate zugreifen, statt sich nur auf Streitbeilegungsverfahren im Rahmen der WTO zu stützen, um China zu einer Ein- Am 16. März erfolgte durch Regierungsrätin Dr. Aurelia haltung von WTO-Regeln zu zwingen. Die USA zählten Frick die offizielle Eröffnung eines weiteren liechtenstei- auf die Unterstützung westlicher Industrienationen bei nischen Honorarkonsulats, dieses mit Sitz in Houston, diesem Unterfangen. Texas, welches für die südwestlichen US-Bundestaaten Texas, Arkansas, Louisiana, New Mexico und Oklahoma Steuerpolitik zuständig ist. Der neue Honorarkonsul Dennis Houston wird sich in seinem Konsulatsbezirk v. a. den Bereichen Lockerung der Anwendung der Base Erosion and Öffentlichkeitsarbeit, Image- und Beziehungspflege Anti-Abuse Tax und Standortförderung widmen, wo auch verschiedene Die Anwendung der Ende 2017 im Rahmen der US-Un- Liechtensteiner Unternehmen wie beispielsweise Hilti ternehmenssteuerreform eingeführten Base Erosion and oder RiceTec vertreten sind. Anti-Abuse Tax (BEAT), die dazu bestimmt ist, der Ver- Vom 18. bis 21. Juni nahmen die liechtensteinischen kürzung steuerlicher Bemessungsgrundlagen und Steu- Honorarkonsuln in den USA erneut am alle zwei Jahre ermissbräuche durch multinationale Unternehmen ent- wiederkehrenden Treffen der Honorarkonsuln zu Ar- gegenzuwirken, und die für US-Tochtergesellschaften beitsgesprächen in Liechtenstein teil. Dem Treffen ausländischer Unternehmen eine erhebliche, steuerliche ging diesmal ein Besuch in Wien zu Gesprächen mit Mehrbelastung mit sich bringen kann, soll gemäss einer der Botschaft in Wien und zur Besichtigung diverser Ankündigung der US-Steuerbehörde (IRS) im Dezember Sehenswürdigkeiten mit Bezug zu Liechtenstein ein- durch Präzisierungen in Auslegungsrichtlinien gelockert schliesslich des Schlosses Eisgrub im tschechischen werden. Die Steuer selbst war mit dem Ziel verabschiedet Südmähren voraus. worden, multinationale Unternehmen daran zu hindern, diverse Aufwendungen ihrer US-Konzerngesellschaften Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in Form von Zins-, Patentgebühren-, Lizenzgebühren-, Miet- und Servicegebührenzahlungen an andere Kon- Jahresvollversammlung zerngesellschaften im Ausland dazu zu verwenden, um An der ordentlichen Vollversammlung der OAS vom 5. Unternehmensgewinne in den USA zu verkürzen. Neu und 6. Juni, an der Liechtenstein durch seinen Botschaf- soll künftig für die Ermittlung der BEAT-Steuer nicht der ter in Washington als Beobachter vertreten war, wurde jeweils gesamte Betrag dieser Zahlungen an eine auslän- eine Resolution verabschiedet, die unter anderem der dische Konzerngesellschaft massgebend sein, sondern Präsidentschaftswahl in Venezuela vom 20. Mai die Le- nur der Preisaufschlag bzw. die Marge. Dies stellt eine gitimität absprach und die dortigen systematischen Ver- erhebliche Erleichterung für US-Tochtergesellschaften letzungen der Verfassungsordnung und die Menschen- ausländischer Konzerne dar, bei denen üblicherweise rechtslage anprangerte. Der Resolutionsentwurf war am ein wesentlicher Teil der Betriebsaufwendungen aus sol- 5. Juni von den USA und sechs lateinamerikanischen chen Zahlungen an andere Gesellschaften der gleichen Staaten der aus 14 rechtskonservativen Regierungen Unternehmensgruppe im Ausland besteht. bestehenden Lima-Gruppe eingebracht worden. 19 der 34 OAS-Mitgliedsstaaten stimmten für die Resolution, Gesetzgebung in Bundesstaaten zur Diskriminierung womit die für einen sofortigen Ausschluss notwendige gegen Steueroasen qualifizierte Mehrheit von 24 Stimmen verfehlt wurde. Am 5. März verabschiedete das Parlament des Bundes- Unter anderem hatten die USA, Kanada und Brasilien be- staates Oregon ein Gesetz zur Aufhebung eines bishe- antragt, Venezuela die Mitgliedschaft zu entziehen. Die rigen Sondergesetzes über steuerliche Massnahmen zur Resolution stellte allerdings einen weiteren Schritt auf Bekämpfung von Steuervermeidungspraktiken in Steu- dem Weg zur Aussetzung der Mitgliedschaft Venezuelas erparadiesen, rückwirkend per 1. Januar 2017. Oregon in der OAS dar, nachdem das Land selbst bereits im April hatte im Jahr 2014 ein Gesetz erlassen, mit dem Un- 2017 sein Ausscheiden aus der Organisation beantragt ternehmen mit Sitz in sogenannten Steuerparadiesen hatte, was nach dem regulären Verfahren nach zwei Jah- steuerlich benachteiligt wurden. Eine diesbezügliche ren, d. h. im April 2019, zum Austritt führen wird. Um das «Schwarze Liste» hatte auch Liechtenstein als Steuer- Land aus der Organisation formell auszuschliessen, be- paradies aufgeführt. Hiergegen hatte die Botschaft in darf es aber einer ausserordentlichen Vollversammlung, ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

156 | an der 24 der 35 Mitgliedsstaaten einem Ausschluss Ve- Syrien (IIIM) zu werben sowohl die liechtensteinischen nezuelas zustimmen müssen. Anliegen zum Abschluss eines Doppelbesteuerungsab- kommens mit den USA darzulegen. Mit der stellvertre- Liechtensteinische Unterstützung der Interamerika- tenden Staatssekretärin für Europa und Eurasien im US- nischen Koalition für Frauen (CIM) Aussenministerium wurden ebenfalls Massnahmen zur Im Berichtsjahr gewährte Liechtenstein erneut eine fi- Bekämpfung von Menschenhandel und moderner Skla- nanzielle Beihilfe in Höhe von CHF 20'000 zugunsten des verei, der internationale Syrien-Mechanismus IIIM sowie Projektes «Strengthening Capacity of National Machi- die Auswirkungen des Brexits auf die USA und auf Liech- neries for the Advancement of Women in Participating tenstein erörtert. Ein Arbeitsgespräch mit dem amerika- Countries to Advance Gender Mainstreaming». Liechten- nischen Vize-Handelsbeauftragten zuständig für Europa stein unterstützt Projekte der Interamerikanischen Koali- und den Mittleren Osten war den aktuellen handelspoli- tion für Frauen (CIM), eine Institution innerhalb der OAS, tischen Zielsetzungen der USA sowie dem Handelsdialog bereits seit 2014. Die CIM wurde 1928 gegründet und ist zwischen den USA und den EFTA-Staaten gewidmet. Der eines der zentralen Foren für die Förderung der Gleich- Besuch bot der Aussenministerin zusätzlich die Gelegen- berechtigung in Lateinamerika. Die liechtensteinischen heit, die Eröffnungsrede an einer von der Organisation Beiträge dienen konkret der Förderung von Trainings- Women in International Security (WIIS) in Zusammen- programmen, die von der CIM organisiert werden. arbeit mit der Botschaft in Washington durchgeführten Diskussionsveranstaltung zum Thema der Geschlech- Hochrangige Treffen, Veranstaltungen und terdimension bei Migration, Flüchtlingskrisen und Men- Öffentlichkeitsarbeit schenhandel zu halten.

Insgesamt wurden im Rahmen von 23 Anlässen in den Kontakte zu US-Senatoren zur Zusammenarbeit bei Räumlichkeiten der Botschaft, in der Residenz sowie der Stärkung der Rolle der Finanzwirtschaft im Kampf an externen Standorten über 500 Gäste empfangen. gegen den Menschenhandel Des Weiteren nahm die Botschaft zwecks Beziehungs- Am 15. Mai traf sich die Botschaft mit den Stäben der pflege und Öffentlichkeitsarbeit an Diskussionen und US-Senatoren Elizabeth Warren (D-MA) und Marco Ru- Veranstaltungen zahlreicher in Washington ansässiger bio (R-FL), um über die Hintergründe und Aufgaben der Denkfabriken teil, um für Liechtenstein vertiefte Kennt- neu und u. a. auf Initiative Liechtensteins in Zusammen- nisse über politische Entwicklungen und Trends in den arbeit mit der UN University ins Leben gerufenen inter- USA zu gewinnen, die Wahrnehmung Liechtensteins in nationalen Finanzsektor-Kommission zur Bekämpfung Washington zu erhöhen und neue Kontakte zu relevanten von Geldflüssen zu informieren, die im Zusammenhang Entscheidungsträgern in der Verwaltung, im Kongress, mit Menschenhandel und moderner Sklaverei stehen. in der Privatwirtschaft und in akademischen Kreisen Die Senatoren waren Initiatoren einer Gesetzesvorlage aufzubauen. Die Botschaft verlängerte ihre bisherigen «End Banking for Human Traffickers Act», die zum Ziel Partnerschaften mit dem Center for Strategic and Inter- hat, die Rolle und Verantwortung der Finanzwirtschaft national Studies (CSIS), dem Peterson Institute for Inter- im Kampf gegen den Menschenhandel zu verstärken. Die national Economics (PIIE) und der Organisation Women gleiche Vorlage wurde von Ed Royce, dem Vorsitzenden in International Security (WIIS), um Zugang zu Analy- des Auswärtigen Ausschusses, im Repräsentantenhaus sen und Beratungsleistungen sowie die Möglichkeit der eingebracht und dort im April mit deutlicher Mehrheit Durchführung von Veranstaltungen mit Vertretern und gutgeheissen, während die Beratungen im Senat zum Delegationen aus Liechtenstein zu sichern. Im Laufe des Jahresende noch nicht abgeschlossen werden konnten. Berichtsjahres nahmen Vertreter der Botschaft insge- samt an gut 200 Arbeitsgesprächen und Veranstaltungen Besuch der liechtensteinischen FMA in Washington als auch Anhörungen im US-Kongress teil. Vom 6. bis 8. Juni weilten Mitglieder der Geschäftslei- tung der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht (FMA) Besuch von Aussen- und Justizministerin Dr. Aurelia in Washington, um an der 18. internationalen Jahres- Frick in Washington konferenz teilzunehmen, die jeweils von der Weltbank, Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick weilte am 14. und vom US Federal Reserve Board und vom Internationalen 15. März in ihrer Eigenschaft als Ministerin für Äusse- Währungsfonds (IWF) zu aktuellen politische Herausfor- res und für Justiz in Washington. Dabei traf sie sich zu derungen im Finanzsektor durchgeführt wird. Am Rande Arbeitsgesprächen mit US-Justizminister Jeff Sessions, der Veranstaltung trafen sich die Vertreter der FMA auch um mit ihm die Bekämpfung von Finanz- und Steuerkri- mit der liechtensteinischen Botschaft, um mehr über die minalität, die gegenseitige Rechtshilfe und die liechten- aktuellen Entwicklungen in den USA zu erfahren, deren steinischen Initiativen zur Bekämpfung von Menschen- mögliche Auswirkungen auf den Finanzplatz Liechten- handel und moderner Sklaverei zu erörtern sowie um stein zu erörtern und über aktuelle liechtensteinische für den von Liechtenstein mitinitiierten Internationalen, Themen im Zusammenhang mit den Systemrisiken der Unparteiischen und Unabhängigen Mechanismus für Geldwäscherei zu informieren. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Arbeitsgespräche der liechtensteinischen FIU in rem Interesse für die ausländischen diplomatischen | 157 Washington Vertretungen in den USA sind. Diese bilden Teil einer Vom 4. bis 7. November weilten der Leiter der liechten- seit mehreren Jahren organisierten Serie von Veranstal- steinischen Financial Intelligence Unit (FIU) und sein tungen in Kooperation der Botschaft mit der Denkfabrik. Stellvertreter für diverse Arbeitsgespräche mit US-Be- Das erste diplomatische Forum war dem Thema der Zwi- hörden und internationalen Organisationen in Washing- schenwahlen für den US-Kongress vom 6. November ton D.C. Die Treffen galten u. a. dem Financial Crimes gewidmet. Als Gastredner trat Charlie Cook auf, ein re- Enforcement Network (FinCen), dem US-Staatssekretär nommierter und parteiunabhängiger politischer Analyst, für Terrorismusfinanzierung, dem Office of Foreign As- der auf dem Gebiet politischer Trends und Wahlprogno- sets Control (OFAC) im US-Finanzministerium sowie dem sen in den USA spezialisiert ist. Der zweite Anlass vom Bureau of International Narcotics and Law Enforcement 17. Dezember galt dem Thema der zu erwartenden han- Affairs (INL) und dem Bureau of Economic and Busi- delspolitischen Agenda des neuen US-Kongresses und ness Affairs im US-Aussenministerium, der Weltbank der entsprechenden Auswirkungen auf das Handeln der und dem IWF. Ausserdem wurde in Zusammenarbeit mit US-Regierung. Gastredner waren Edward Alden, Senior Thomson Reuters (Refinity) eine Podiumsveranstaltung Fellow im Center for Foreign Relations (CFR), und Wil- zum Thema Menschenhandel und moderne Sklaverei liam A. Reinsch, Inhaber des Scholl Forschungsstuhls durchgeführt. Eines der Hauptanliegen der Gespräche beim CSIS. war die Vermittlung der Zielsetzungen und Arbeiten der kürzlich auf Initiative Liechtensteins ins Leben geru- Gemeinsame Veranstaltungsreihe mit Women in fenen, interdisziplinären Kommission, die sich mit dem International Security (WIIS) Missbrauch des Finanzdienstleistungssektors zum Zwe- Am 15. März, 26. April, 13. Juni und am 28. November cke der modernen Sklaverei und den Menschenhandels fanden vier weitere, in Zusammenarbeit der Botschaft in befasst, um konkrete Handlungsempfehlungen zu erar- Washington mit der Nichtregierungsorganisation WIIS beiten. Abgerundet wurde das Besuchsprogramm durch durchgeführte Diskussionsveranstaltungen zum Thema ein Arbeitsessen in der Botschaftsresidenz mit ausge- der Geschlechterdimensionen in der Politik statt. Die ein- wählten Experten, das den aktuellen Entwicklungen und zelnen Veranstaltungen widmeten sich den Themen «Ge- Herausforderungen im Bereich von Kryptowährungen schlechterdimension bei Migration, Flüchtlingskrisen gewidmet war. und Menschenhandel», den «Geschlechterdimensionen bei den Folgen des Klimawandels», den «Zusammenhän- Verhandlungen mit der Weltbank über die mögliche gen zwischen der UNO Agenda für Jugend, Frieden und Aufnahme Liechtensteins in den Doing Business Index Sicherheit und der UNO Agenda für Frauen, Frieden und Abklärungen der Botschaft bei der Weltbank auf Geheiss Sicherheit (WPS)» sowie der «Stellung von Frauen in der des Ministeriums für Präsidiales und Finanzen münde- Politik». Diese Veranstaltungen münden jeweils in veröf- ten am 20. November bei einem Treffen in Washington fentlichte Strategiepapiere. in das Zugeständnis der Weltbank, Liechtenstein in den Doing Business Index der Weltbank aufzunehmen, ob- Besuch von Studenten der Internationalen Musik- wohl das Land nicht Mitglied der Organisation ist. Er- akademie Liechtenstein in Washington forderlich hierfür war eine «Patronage» der Schweiz als Vom 12. bis 18. März weilten drei Studenten der Interna- Mitglied der Weltbank. tionalen Musikakademie Liechtenstein auf Einladung der Ryuji Ueno Foundation in Washington. Das nach 2016 Öffentliche Podiumsdiskussionsveranstaltung zum zum zweiten Mal durchgeführte Programm beinhaltete Thema Blockchain-Technologie u. a. Trainingsmodule, Vorlesungen, Coaching-Stunden Die Botschaft veranstaltete am 12. September in Zusam- und eine Studienreise an die Shenandoah University, menarbeit mit der Denkfabrik CSIS und in Anwesen- wo ein Austausch mit anderen Studenten samt gemein- heit von Medienvertretern eine öffentliche Podiumsdis- samem Konzert stattfand. Ein Kurzauftritt erfolgte auch kussion in Washington D.C., an der die regulatorischen im Rahmen eines Empfangs in der Botschaftsresidenz Herausforderungen im Umgang mit Blockchain-Tech- in Anwesenheit von Aussenministerin Dr. Aurelia Frick. nologien erörtert und die entsprechenden liechtenstei- Das Programm wurde mit einem Konzert im historischen nischen Initiativen erläutert wurden. Zu den Panellisten Anwesen Evermay in Georgetown vor 70 geladenen Gä- zählte auch Patrick Bont, Geschäftsleitungsmitglied und sten abgeschlossen. Leiter der Bankenabteilung an der Liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht (FMA). Aufführungen des Dokumentarfilms «Open Land» Am 28. und 29. März organisierte die Botschaft zwei Diplomatic Forum der Botschaft Vorführungen des Dokumentarfilms «Open Land» des Ebenfalls mit CSIS veranstaltete die Botschaft am 31. Ok- Ruggeller Filmemachers Arno Oehri. Der Film portrai- tober und 17. Dezember zwei Diskussionsrunden mit tiert das Leben des verstorbenen US-Jazzgitarristen eingeladenen Experten zu Themen, die von besonde- John Abercrombie, der auch schon in Liechtenstein ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

158 | aufgetreten war. Die Anlässe fanden im Goethe-Institut Liechtensteinische Botschaft in Washington und im Kulturtreffpunkt / Café «Busboys & Wien Poets» statt.

Besuch bei Neutrik USA Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Am 27. Juni stattete der Botschafter der US-Tochter- Prinzessin von Liechtenstein gesellschaft der liechtensteinischen Unternehmung Neutrik in Charlotte, North Carolina, einen Besuch ab, Der Schwerpunkt der liechtensteinischen Aussenpolitik liegt um sich mit der lokalen Geschäftsleitung und dem Ge- auf der Pflege der Beziehungen zu seinen beiden Nachbar- schäftsführer und Verwaltungsratspräsidenten des Mut- staaten. Die Botschaft vertritt die liechtensteinischen Inte- terunternehmens zu treffen, sich mit Geschäftstätigkeit ressen in Österreich. Das ausgezeichnete Verhältnis zu Ös- in den USA vertraut zu machen und konkrete Anliegen in terreich wurde weiter gefestigt. Durch zahlreiche Besuche den USA, insbesondere der bezüglich der Steuerpolitik, auf politischer und Verwaltungsebene während des ersten zu erörtern. Jahres der neuen ÖVP-FPÖ-Regierung und der EU-Rats- präsidentschaft Österreichs konnte die enge Zusammenar- Besuch von Mitarbeitenden des US-Kongresses in beit im Berichtsjahr weitergeführt werden. Im Vordergrund Liechtenstein standen Themen in den Bereichen Finanzplatz, Justiz, In- Vom 26. bis 28. August besuchte traditionsgemäss wie- neres, Äusseres, Bildung, Kultur, Verkehr und Gesund- der eine Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern heit. Die Botschaft nahm auch ihre Rolle als konsularische des US-Kongress auf Einladung des Aussenministeriums Anlaufstelle für liechtensteinische Staatsbürgerinnen und Liechtenstein. Die Delegation setzte sich diesmal aus den Staatsbürger in Österreich wahr. Stabschefs von vier demokratischen und einem republi- kanischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses zu- Die Beziehungen Liechtenstein – Österreich sammen. Der Besuch umfasste Treffen mit S.D. dem Erb- prinzen auf Schloss Vaduz, Aussenministerin Dr. Aurelia Das Berichtsjahr stand in Österreich im Zeichen des er- Frick, Vertretern der Universität Liechtenstein und der sten Jahrs der neuen ÖVP-FPÖ-Regierung und des ös- FIU sowie mit liechtensteinischen Experten und Behör- terreichischen EU-Ratsvorsitzes in der zweiten Jahres- denvertretern, bei denen liechtensteinische Anliegen ge- hälfte. Vor diesem Hintergrund wurde die bewährte und genüber politischen Veränderungen in den USA und die intensive Besuchsdiplomatie sowohl auf politischer wie besonderen Eigenheiten und Leistungen des Landes auf auch auf Verwaltungsebene weitergeführt. dem Gebiet der Wirtschaftspolitik, der Haushaltspolitik Im März weilte der österreichische Bundespräsident und internationalen Zusammenarbeit vermittelt wurden. Alexander Van der Bellen zu seinem ersten offiziellen Be- such in Liechtenstein. Der Besuch diente der Pflege der Weiterführung des Embassy Adoption Program bilateralen Beziehungen und der Diskussion aktueller 20 Fünftklässler der Partnerschule School Without Walls Fragen, insbesondere des EU-Ratsvorsitzes Österreichs. @ Francis-Stevens besuchten im Berichtsjahr die Bot- Neben dem Austausch mit S.D. Erbprinz Alois gehörten schaft und gaben in Kurzvorträgen und Sketches zum auch Gespräche mit den Spitzen des Landtags und der Besten, was sie über Liechtenstein gelernt haben. Zwi- Regierung zum Programm. schen November 2017 und März 2018 fanden vier Be- Regierungschef Adrian Hasler traf sich in März in suche seitens des Botschaftsteams in der Schule zu di- Wien mit Bundeskanzler Sebastian Kurz. Bei einem Ar- versen Themen wie Land und Leute, Natur, Umwelt etc. beitstreffen wurden schwerpunktmässig die freund- statt. Für das Schuljahr 2018 / 2019 wurde der Botschaft schaftlichen bilateralen Beziehungen gewürdigt sowie die Janney Elementary School zugeteilt, wo im Oktober europapolitische Themen besprochen. Weiter tausch- und Dezember bereits zwei Schulbesuche stattfanden. ten sich die beiden Regierungschefs über die Chancen Anstelle einer gesamten Schulklasse meldeten sich 17 und Risiken der Digitalisierung sowie die Erfahrungen individuelle Schüler und Schülerinnen freiwillig an, um mit E-Government in den beiden Staaten aus. Mitte Juni innerhalb eines Lunch Clubs mehr über Liechtenstein zu fand im Novomatic Forum in Wien eine Präsentation des lernen. Finanzplatzes Liechtenstein mit dem Titel «Perspektive übermorgen» statt. Ziel war es, den Teilnehmenden den Teilnahme an der Embassy Chef Challenge Finanzplatz Liechtenstein näher zu bringen. Der Regie- Am 17. Mai nahm die Botschaft zum ersten Mal an der rungschef stellte das Thema Blockchain als zukunftsori- sog. Embassy Chef Challenge teil – ein Food Festival, an entierte Perspektive dar. dem verschiedene Länder ortsübliche Speisen, Getränke Das Europäische Forum Alpbach im August stand un- und sonstige Spezialitäten offerieren. Liechtenstein war ter dem Generalthema «Diversität und Resilienz». Diese mit einem eigens kreierten Cocktail und «Vaduzerli»-Pra- Herausforderungen waren auch Gegenstand der Beg- linés vertreten, die bei den mehreren hundert Besuchern rüssungsworte von Regierungschef Hasler beim traditi- grossen Anklang fanden. onellen und sehr gut besuchten Liechtenstein-Empfang ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

im Zuge der Politischen Gespräche. Regierungschef- Vereinbarkeit von Familie und Beruf in beiden Ländern | 159 Stellvertreter Dr. Daniel Risch nahm im Rahmen der besprochen. Ende Juni traf Regierungsrat Pedrazzini die Wirtschaftsgespräche am Forum teil. Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Mitte September vertraten Regierungschef Hasler Konsumentenschutz, Beate Hartinger-Klein, zu einem und Regierungschef-Stellvertreter Risch die Regierung Arbeitsgespräch in Wien. Im Fokus lagen dabei der Er- beim beim traditionellen Liechtenstein-Empfang im Gar- fahrungsaustausch im Bereich Digitalisierung und Tele- tenpalais Liechtenstein in Wien. Der Empfang erlaubte medizin sowie die Möglichkeiten zur Verbesserung der es auch dieses Mal, hochrangigen Gästen aus der öster- Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen. reichischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Regierungsrätin Dominique Hasler traf sich Ende Fe- den Medien einen Austausch mit Gesprächspartnern aus bruar mit Bundesinnenminister Herbert Kickl zu einem Liechtenstein zu führen. Der Anlass war mit ca. 180 Gä- Arbeitsgespräch in Wien. Das Treffen diente dem gegen- sten gut besucht. seitigen Kennenlernen sowie einem Austausch zu den Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch be- Herausforderungen im Asylwesen sowie zu sicherheits- sprach bei einem Arbeitstreffen mit Bundesminister Nor- politischen Themen, wie der Terrorismusbekämpfung bert Hofer vor allem die Themenbereiche Bahn, Strassen- und der grenzüberschreitenden polizeilichen Zusam- verkehr, digitale Infrastruktur und Digitalisierung. Mitte menarbeit im Rahmen des trilateralen Vertrages zwi- September traf sich der Regierungschef-Stellvertreter in schen Liechtenstein, Österreich und der Schweiz. Mitte Wien zu bilateralen Arbeitsgesprächen mit Vizekanzler März verlieh Bildungsministerin Hasler den Liechten- und Bundesminister Heinz-Christian Strache sowie mit stein-Preis für wissenschaftliche Forschung an der Leo- Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digita- pold-Franzens-Universität Innsbruck. Mit dem Preis, der lisierung und Wirtschaftsstandort. Im Arbeitsgespräch 1983 erstmals vergeben wurde, werden hervorragende mit Wirtschaftsministerin Schramböck lag der Schwer- Arbeiten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- punkt auf dem Thema Digitalisierung sowie den jewei- lern ausgezeichnet. Der Liechtenstein-Preis ist für die ligen Strategien und Initiativen auf Regierungsebene mit jungen Forscher von grosser Bedeutung, da er internati- besonderem Augenmerk auf die KMU. Mit Vizekanzler onales Renommee geniesst. Strache besprach der Regierungschef-Stellvertreter vor Für Kontakte genutzt wurde im Berichtsjahr auch allem die Zusammenarbeit im Bereich Sport. das Format der deutschsprachigen Länder. So fanden Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick traf sich im Fe- Treffen auf Ebene der Staatsoberhäupter im Oberenga- bruar in Wien mit Dr. Josef Moser, Bundesminister für din, der Finanzminister in Hamburg, der Aussenminister Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz. Die in Luxemburg und der Gesundheitsminister in Lindau beiden Minister diskutierten u. a. die Umsetzung der mit liechtensteinischer Teilnahme statt. Auf hoher Be- Datenschutzgrundverordnung im EWR und tauschten amtenebene fand im März ein Vierertreffen der Staats- sich zu der von der österreichischen Bundesregierung und Generalsekretäre sowie Amtsleiter Sloweniens, der geplanten «Rechtsbereinigung» aus. Im Rahmen eines Schweiz, Österreichs und Liechtensteins in Bled statt. Wien-Besuchs im März traf die Regierungsrätin Dr. Au- Mit Dr. Elisabeth Bertagnoli wurde im Juli die neue relia Frick sowohl mit Aussenministerin Karin Kneissl österreichische Botschafterin in Liechtenstein mit Sitz in als auch mit Bundesminister Gernot Blümel, zuständig Wien akkreditiert. für EU, Medien und Kultur, zusammen. Neben dem ge- Im Zuge der österreichischen EU-Ratspräsident- genseitigen Kennenlernen wurden die Treffen genutzt, schaft im zweiten Halbjahr 2018 kam es zu einer Vielzahl um an die ausgezeichnete Zusammenarbeit anzuknüp- von Kontakten auf politischer und auf Beamtenebene. fen und um auf liechtensteinische Anliegen im Hinblick Im Vorfeld des Liechtenstein-Empfangs im September auf den österreichischen EU-Ratsvorsitz in der zweiten fand in Wien der Europapolitische Dialog zwischen Ös- Jahreshälfte 2018 hinzuweisen. Bundesministerin Dr. terreich und Liechtenstein unter Teilnahme des Regie- Kneissl weilte ihrerseits Mitte November zu Besuch in rungschefs statt. Dabei wurden die aktuellen Herausfor- Liechtenstein. Der Besuch stand im Zeichen der guten derungen in der EU und im EWR diskutiert. Besonderes Nachbarschaft zwischen Österreich und Liechtenstein. Augenmerk wurde den Themen Brexit, Wettbewerbsfä- In Vaduz fanden ein Arbeitsgespräch mit Aussenmini- higkeit der EU und Subsidiarität geschenkt. Zu letzterem sterin Frick sowie Höflichkeitsbesuche bei S.D. Erbprinz Schwerpunktthema fand im November eine Konferenz in Alois und bei Regierungschef Hasler statt. Aussenmini- Bregenz statt, an der Liechtenstein auf Beamtenebene sterin Kneissl hielt zudem einen Vortrag an der Univer- vertreten war. Regierungsrätin Dominique Hasler nahm sität Liechtenstein zum Thema «Gute Nachbarschaft in am informellen EU-Ministertreffen zu Justiz und Inneres der Mitte Europas». in Innsbruck im Juli (Schwerpunkte europäische Asyl- Regierungsrat Dr. Mauro Pedrazzini empfing im Mai politik und Grenzschutz) und am informellen EU-Innen- die Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend, ministertreffen Mitte September in Wien teil, bei dem die Juliane Bogner-Strauss, zu einem Arbeitsbesuch in Va- österreichischen Prioritäten Migration und Sicherheit im duz. Vor allem wurde die Finanzierung von ausserhäus- Zentrum standen. Ausserdem vertrat Regierungsrat Pe- licher Kinderbetreuung und Massnahmen zur besseren drazzini Liechtenstein im September beim informellen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

160 | EU-Gesundheitsministertreffen in Wien. Die Tagung be- pflegt. Die Arbeiten der liechtensteinisch-tschechischen Hi- schäftigte sich mit dem digitalen Datenaustausch und mit storikerkommission wurden fortgeführt und das Mandat der der europäischen Arzneimittelversorgung. Im Rahmen Kommission wurde um zwei Jahre verlängert. In den offe- des EU-Ratsvorsitzes ging auf Einladung Österreichs nen Fragen, die zwischen den beiden Staaten nach wie vor im Dezember die Abschlusskonferenz des Europäischen bestehen, wurden keine Fortschritte erzielt. Liechtenstein ist Jahrs des Kulturerbes 2018 unter dem Titel «#Europe- weiterhin um eine politische Lösung dieser Fragen bemüht. ForCulture» in Wien mit liechtensteinischer Teilnahme über die Bühne. Die Vergabe des EU-Literaturpreises, Die Beziehungen zwischen Liechtenstein und für den auch der liechtensteinische Autor Armin Öhri no- Tschechien miniert war, fand im November in Wien statt. Das Ziel der Festigung der Beziehungen zwischen Liech- Die enge Zusammenarbeit mit Österreich im Kultur- tenstein und Tschechien wurde im Berichtsjahr weiter bereich wurde beim Treffen von Kulturministerin Frick verfolgt. Die diesbezüglichen Bemühungen erwiesen mit Bundesminister Blümel im März in Wien gewürdigt. sich vor dem Hintergrund des laufenden Gerichtsverfah- Sie umfasst unter anderem das «Artist-in-Residence»- rens im Zusammenhang mit der Klage des tschechischen Programm, die Teilnahme Liechtensteins an den welt- Staates gegen die Fürst von Liechtenstein Stiftung wei- weiten «Österreich-Bibliotheken» sowie die liechtenstei- terhin als teilweise herausfordernd. Das Berichtsjahr war nische Präsenz beim «Poolbar-Festival» in Feldkirch. in Tschechien geprägt von der Regierungsbildung. Die Einen hohen Stellenwert für das kulturelle Angebot in neue Minderheitsregierung bestehend aus der Partei von Wien misst Österreich den Beiträgen bei, welche die Premierminister Andrej Babiš (ANO) und den Sozialde- Liechtenstein-Palais und die Sammlung Batliner in der mokraten (ČSSD) unter Duldung der kommunistischen Albertina darstellen. KSČM wurde Ende Juni nach längeren Verhandlungen Im Verein «The Connection» in Wien konnten im angelobt. Die Zusammenarbeit zwischen Tschechien Berichtsjahr weiterhin «Liechtenstein Languages»- und Liechtenstein wurde im Rahmen von zahlreichen Deutschkurse für Flüchtlinge angeboten werden. Liech- Projekten weitergeführt. Insbesondere das Interesse tenstein leistete somit erneut einen Beitrag zur Integra- einzelner Regionen und Städte Tschechiens an Liech- tion von Flüchtlingen in Österreich. tenstein widerspiegelt die jahrhundertelangen Verbin- Betreffend Konsularisches konnten die Kontakte zu dungen zwischen den beiden Ländern. Österreich vertieft werden. Im September fand in Wien Die Arbeiten im Rahmen der liechtensteinisch-tsche- eine Sitzung zur konsularischen Zusammenarbeit un- chischen Historikerkommission wurden fortgesetzt. Die ter Teilnahme Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Kommission traf sich im Mai und im November zu ih- Luxemburgs und Liechtensteins statt. Ende November rer siebten bzw. achten Sitzung. Das Treffen im Mai führte das österreichische Aussenministerium ein Tref- wurde im Rahmen des gut besuchten Tschechischen Ge- fen mit den Konsularzuständigen der ausländischen Bot- schichtstages in Liechtenstein abgehalten. Das Mandat schaften in Wien durch. der Kommission wurde für zwei weitere Jahre (ab 1. Ja- Wie in den Vorjahren vermittelte die liechtenstei- nuar 2019) verlängert. Die Kommission, die sich pari- nische Botschaft Kontakte zwischen Vertreterinnen und tätisch aus Mitgliedern beider Staaten zusammensetzt, Vertretern der Verwaltungen, der Verbände und dem kann somit ihre Popularisierungsarbeit fortsetzen. Privatsektor, insbesondere im Bereich des Finanzplatzes, Ende Januar wurde Alt-Regierungschef-Stellvertreter und richtete eine Reihe von Networkanlässen aus. Dr. zum Honorarkonsul der Tsche- chischen Republik in Liechtenstein ernannt. Die Eröff- nung eines Honorarkonsulats in Liechtenstein durch die Tschechische Republik stellt nach der Aufnahme diplo- matischer Beziehungen und der vielfältigen Zusammen- Liechtensteinische Botschaft in arbeit einen weiteren Schritt in den Beziehungen zwi- Tschechien schen den beiden Staaten dar. Ein weiterer positiver Schritt war die Gründung der Tschechisch-Liechtensteinischen Gesellschaft mit Sitz Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, in Prag im April. Die Gesellschaft bietet Liechtenstein- Prinzessin von Liechtenstein interessierten Personen eine Plattform zum Austausch und zum Knüpfen persönlicher Beziehungen. Der Er- Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Repu- öffnungsempfang in Prag fand in Anwesenheit von S.D. blik nahmen 2009 diplomatische Beziehungen auf. Im Jahr Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein statt. 2011 wurde eine nichtresidierende Botschaft eingerichtet. Im Februar lud Liechtenstein gemeinsam mit dem Im Berichtsjahr, das in Tschechien von der Regierungsbil- tschechischen Aussenministerium zu einem deutsch- dung geprägt war, wurde das Bestreben nach Festigung sprachigen Salongespräch in Prag ein. Die Salonge- dieser Beziehungen fortgesetzt. Auf Projektebene wurde die spräche rotieren unter den deutschsprachigen Botschaf- Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur und Bildung ge- ten und finden im tschechischen Aussenministerium ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

statt. Sie bieten den deutschsprachigen Mitarbeitern der Liechtenstein» in der Tschechischen Republik und der | 161 tschechischen Verwaltung und befreundeter Länder eine Botschaft organisiert. Von Seiten des liechtensteinischen Möglichkeit des informellen Austausches. Botschaftsrates wurde einleitend hervorgehoben, dass Anlässlich einer Ausstellung zur 300-jährigen Ge- Fürst Franz I. symbolisch für die gemeinsame Geschichte schichte des Hauses Liechtenstein in der Stadt Moravský der Tschechischen Republik, Österreichs und Liechten- Krumlov (Mährisch Krumau) besuchte die liechtenstei- steins steht. nische Botschafterin im Juni auf Einladung des Bürger- Ende November wurde im Rahmen einer Konfe- meisters die südmährische Stadt zu einem umfassenden renz in Prag das Bildungsprogramm des EWR-Finan- Liechtenstein-Tag. Ein Liechtenstein-Tag fand im Okto- zierungsmechanismus 2014-2021 lanciert. Bei dieser ber auch im südmährischen Břeclav (Lundenburg) im Veranstaltung wurde der Schüleraustausch zwischen Vorfeld des 300-Jahr-Jubiläums statt. dem Liechtensteinischen Gymnasium und dem Matyáš- Im Juni besuchten die liechtensteinischen Honorar- Lerch-Gymnasium in Brünn als herausragendes Beispiel konsuln in Deutschland und in den USA Wien und Süd- in diesem Bereich vorgestellt. Des Weiteren präsentierte mähren, um sich einen umfassenden Überblick über die die Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten Geschichte Liechtensteins und die Wurzeln des Fürsten- (AIBA) ihre Tätigkeit. hauses zu verschaffen. Bezüglich der offenen Fragen zwischen Liechten- stein und der Tschechischen Republik setzte sich Liech- tenstein im Berichtsjahr, auch vor dem Hintergrund des Gerichtsverfahrens zur Klage des tschechischen Staates Ständige Vertretung bei gegen die Fürst von Liechtenstein Stiftung, weiterhin mit der OSZE in Wien Nachdruck für zwischenstaatliche Verhandlungen und eine politische Lösung ein, welche im Interesse beider Staaten und ihrer Bürger steht. Mitte Dezember klagten Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, die Fürst von Liechtenstein Stiftung und S.D. Fürst Hans- Prinzessin von Liechtenstein Adam von und zu Liechtenstein sowie weitere Mitglieder des Fürstenhauses den Tschechischen Staat auf Heraus- Liechtensteins Mitarbeit erstreckte sich auf das gesamte gabe ihres 1945 von der Tschechoslowakei unrechtmäs- Spektrum der Organisation für Sicherheit und Zusam- sig beschlagnahmten Eigentums. Die Klagen wurden auf menarbeit in Europa (OSZE), die im Berichtsjahr unter Grund einer Frist notwendig, die vom tschechischen Ge- italienischem Vorsitz stand. Die Arbeiten der Organisa- setzgeber vorgegeben wurde und die Ende 2018 ablief. tion waren geprägt von den weiter zunehmenden sicher- heitspolitischen Spannungen im OSZE-Raum und der Kultur und Bildung Suche nach konsensfähigen Lösungen in diesem heraus- Die Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und Tsche- fordernden Kontext. Dies bezog sich auf den Umgang mit chien in den Bereichen Kultur und Bildung erwies sich den Konflikten, allen voran dem Ukraine-Konflikt, aber weiterhin als positiver Motor in den Beziehungen. auch auf andere Fragen in den drei Sicherheitsdimensi- Auch im Berichtsjahr leistete der Schüleraustausch onen der Organisation. In Bezug auf die erste (politisch- zwischen dem Liechtensteinischen Gymnasium und dem militärische) Dimension ist die Weiterführung des «Struk- Matyáš-Lerch-Gymnasium im südmährischen Brünn ei- turierten Dialogs» zu Sicherheitsherausforderungen und nen konkreten Beitrag zur Förderung der liechtenstei- -risiken im OSZE-Raum hervorzuheben. Die zweite Di- nisch-tschechischen Zusammenarbeit im Bildungsbe- mension (Wirtschaft und Umwelt) erwies sich erneut als reich Erstmals konnte dieser Schüleraustausch über den Bereich mit Kooperationspotenzial. Die Arbeiten in der EWR-Finanzierungsmechanismus (EEA Grants) finan- dritten (menschlichen) Dimension waren – zusätzlich zu ziert werden. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für den unterschiedlichen Ansichten der Teilnehmerstaaten die Nutzung der bereitgestellten Fördergelder für die zur Umsetzung der Verpflichtungen im Bereich der Men- Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen Liech- schenrechte und zur Rolle der OSZE-Institutionen – stark tenstein und den EU-Empfängerstaaten des EWR-Fi- geprägt von der ungelösten Frage des Zugangs von Zivil- nanzierungsmechanismus. Mitte September weilten die gesellschaftsorganisationen zu OSZE-Veranstaltungen. Die Schüler aus Brünn zu Besuch in Liechtenstein. Der Ge- beim Ministerrat in Mailand im Dezember 2018 erzielten genbesuch einer Schülergruppe der 5. und 6. Klassen Resultate sind angesichts der schwierigen sicherheitspoli- des Liechtensteinischen Gymnasiums fand Anfang Ok- tischen Ausgangslage als Erfolg zu werten. tober statt. Beide Schülergruppen besuchten auch die liechtensteinische Botschaft in Wien. Liechtensteinische Aktivitäten Im Oktober fand im Österreichischen Kulturforum Liechtenstein engagierte sich durch aktive Mitwirkung in Prag (ÖKF) ein Vortrag über das Leben des Fürsten sowie finanziell in allen drei OSZE-Dimensionen für die Franz I. von Liechtenstein statt. Die Veranstaltung wurde Sicherheit und Zusammenarbeit im Rahmen der Orga- vom ÖKF in Kooperation mit dem «Historischen Verein nisation. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

162 | Neben den Pflichtbeiträgen unterstützte Liech- Eine liechtensteinische Delegation war an den Ta- tenstein die langjährigen und bewährten Projekte des gungen der Parlamentarischen Versammlung der OSZE OSZE-Büros für Demokratische Institutionen und Men- in Wien und Berlin vertreten. schenrechte (ODIHR) in den Gebieten Rechtsgutachten, Menschenrechtsschutz bei der Terrorismusbekämpfung Italienischer OSZE-Vorsitz und Ministerrat in Mailand sowie demokratische Prozesse und Institutionen. Wei- Der OSZE-Ministerrat im Dezember in Mailand war ge- tere Projekte wurden zu den Themen Rüstungskontrolle prägt von wachsenden sicherheitspolitischen Span- und Förderung der Jugend im Westbalkan, «Struktu- nungen. Er bot Gelegenheit zu einer politischen Be- rierter Dialog» sowie Sicherheitsrisiken durch den Kli- standsaufnahme zur polarisierten, unvorhersehbaren, mawandel gefördert. instabilen und somit gefährlichen Sicherheitslage im Im Februar führte Liechtenstein den Vorsitz in der OSZE-Raum. Die Plenardebatte verlief konfrontativ, vor Schlusssitzung des jährlichen Treffens zur Beurteilung allem in Bezug auf Russland und dessen Rolle betreffend der Durchführung (Annual Implementation Assessment den Ukraine-Konflikt und die Entwicklungen im Asow- Meeting, AIAM) des Forums für Sicherheitskooperation schen Meer. (FSK) und berichtete im Anschluss im FSK über die Re- Die liechtensteinische Delegation wurde von Re- sultate des Treffens. Beim AIAM wurden die Implemen- gierungsrätin Dr. Aurelia Frick angeführt. Die Aussen- tierung des Austauschs militärischer Informationen und ministerin betonte auf Redeplatz Nr. 1 – im Lichte des des Wiener Dokumentes der OSZE sowie mögliche Ver- 300-Jahr-Jubiläums Liechtensteins 2019 – die Bedeu- besserungen von vertrauens- und sicherheitsbildenden tung der grundlegenden Normen und Prinzipien der Massnahmen besprochen. OSZE (u. a. Wahrung der Souveränität, Schutz der Men- Liechtenstein beteiligte sich weiterhin an den Arbei- schenrechte sowie Bedeutung guter Nachbarschaftsbe- ten der Berliner Freundesgruppe zur Rüstungskontrolle, ziehungen). Sie bekräftigte zudem Liechtensteins Be- in der jeweils auch der in der OSZE geführte «Struktu- kenntnis zu einem effektiven Multilateralismus und die rierter Dialog» besprochen wurde. Unterstützung für die OSZE als zentrales Forum für den Ende Oktober leistete Liechtenstein einen Redebei- Dialog zu europäischen Sicherheitsfragen. trag in der FSK-Sondersitzung unter schwedischem Beim Ministerrat konnte eine überraschend hohe Vorsitz zum Thema «18 Jahre Annahme der UNO-Si- Zahl von insgesamt zehn Ministerratstexten in allen drei cherheitsratsresolution 1325» zu Frauen, Frieden und Dimensionen der OSZE angenommen werden, darunter Sicherheit. der erste Beschluss in der menschlichen Dimension (zu Im September nahm Liechtenstein am jährlichen Im- Sicherheit von Journalisten) seit 2014. Weitere Themen, plementierungstreffen der OSZE in der menschlichen Di- zu denen eine Einigung gelang, waren Gewalt gegen mension (HDIM) in Warschau teil. Das liechtensteinische Frauen, Humankapitalentwicklung, digitale Wirtschaft, Statement in der Eröffnungssitzung verwies auf die zu- Kinderhandel, Jugend und Sicherheit, Sicherheit und Ko- nehmend kritische Situation der Menschenrechte in der operation im Mittelmeerraum, Klein- und Leichtwaffen OSZE-Region sowie die schwierigen Diskussionen inner- sowie Konfliktbeilegung in Transnistrien. Dieses Resultat halb der menschlichen Dimension. Ebenso wurde über ist als Erfolg für den italienischen Vorsitz zu werten, dem die Menschenrechtssituation in Liechtenstein berichtet es gelang, die bestehenden sicherheitspolitischen Span- und auf die Unterstützung von ODIHR-Programmen so- nungen zumindest teilweise zu umschiffen und den Mini- wie die Arbeit Liechtensteins in Bezug auf Finanzflüsse sterrat zu einem positiven Abschluss zu bringen. in Zusammenhang mit moderner Sklaverei hingewiesen. Das HDIM wurde aufgrund der weiterhin ungelösten Frage der Teilnahme (vermeintlich terroristischer) zivil- gesellschaftlicher Organisationen erstmals ohne formelle Agenda abgehalten. Ständige Vertretung bei den Bei einer von Österreich und der OSZE gemeinsam Vereinten Nationen in Wien organisierten Menschenhandelskonferenz Ende Okto- ber machte Liechtenstein auf die Finanzsektorkommis- sion gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel auf- Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, merksam. Prinzessin von Liechtenstein Aktiv verfolgte Liechtenstein weiterhin die Verhand- lungen zu einem neuen Berechnungssystem der Bei- Im Rahmen seiner Beteiligung an den Arbeiten der UNO träge zum regulären OSZE-Budget sowie die Arbeiten in Wien nahm Liechtenstein an den Sessionen der Sucht- zur Rechtspersönlichkeit der OSZE. stoffkommission und der Kommission für Verbrechensbe- Mit der stellvertretenden Landtagsabgeordneten kämpfung und Strafrechtspflege teil. Des Weiteren trug Helen Konzett beteiligte sich Liechtenstein an der OSZE- Liechtenstein zu den Arbeiten des UNO-Büros für Drogen- Wahlbeobachtung der Präsidentschaftswahlen in Geor- und Verbrechensbekämpfung, der Internationalen Atom- gien im Oktober. energiebehörde, der Organisation des Vertrags über das ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

umfassende Verbot von Atomtests sowie zum UNO-Über- Übereinkommen gegen die grenzüberschreitende | 163 einkommen gegen die grenzüberschreitende organisierte organisierte Kriminalität Kriminalität und der UNO-Konvention gegen Korruption Bei der Vertragsstaatenversammlung des Übereinkom- bei. Die Ständige Vertretung unterstützte dabei die jewei- mens gegen die grenzüberschreitende organisierte Kri- ligen Fachpersonen aus Liechtenstein. minalität (UNTOC) Mitte Oktober in Wien war Liechten- stein durch das Amt für Auswärtige Angelegenheiten Internationale Atomenergiebehörde vertreten. Nach zehn Jahren Verhandlungen gelang die Anfang Mai erhielt Liechtenstein von der Internationalen Einigung auf die Annahme eines UNTOC-Überprüfungs- Atomenergie-Organisation (IAEO) erfreulicherweise die mechanismus. Die entsprechende Resolution konnte im sogenannte «broader conclusion». Mit dieser Schlussfol- Konsens verabschiedet werden. gerung bestätigt die IAEO, dass ein Staat die Verpflich- tungen der nuklearen Non-Proliferation einhält und das Weitere Aktivitäten mit liechtensteinischer Beteiligung in diesem Staat vorhandene Nuklearmaterial ausschliess- An der 4. Sitzung der offenen zwischenstaatlichen Ex- lich der friedlichen Verwendung dient. pertengruppe des UNO-Büros für Drogen- und Verbre- Beim Trilateralen Treffen zwischen der IAEO, der chensbekämpfung (UNODC) zu Cyber-Kriminalität im Schweiz und Liechtenstein Ende Juni in Wien konnte April nahm Liechtenstein mit einem Experten teil. Beim auf dieser Grundlage eine durchwegs positive Bestands- Treffen wurde der Arbeitsplan für 2018 bis 2021 ange- aufnahme, einschliesslich der Zusammenarbeit mit der nommen und gesetzliche Bestimmungen und Rahmen- Schweiz (Berichterstattung für Liechtenstein durch das bedingungen wurden diskutiert. Teilweise eklatante Un- Bundesamt für Energie) vorgenommen werden. terschiede beim Zugang zum Thema Cyberkriminalität Die 62. Generalkonferenz der Internationalen Atom- wurden deutlich. energiebehörde (IAEO) fand Mitte September in Wien Im Rahmen der UNO-Konvention gegen Korruption statt. Den geopolitischen Rahmen bildeten die Diskus- (UNCAC) war Liechtenstein Anfang Juni durch das Amt sionen über die Entwicklungen im Iran und in Nordko- für Auswärtige Angelegenheiten beim Treffen der «Im- rea. In den Verhandlungen stand zudem das Thema Si- plementation Review Group» und der Arbeitsgruppe zur cherungsmassnahmen (Safeguards) im Vordergrund, zu Wiedererlangung von Vermögenswerten (Asset Reco- dem schlussendlich ein Kompromiss gefunden werden very) vertreten. konnte. Erneut konnte die spezifische Resolution zu Sa- Die jährliche Vertragsstaatenversammlung der Anti- feguards im Nahen Osten als einzige nicht im Konsens Korruptionsakademie (IACA) fand Ende September in angenommen werden. Wien statt. Hauptthemen waren die generellen Ziele und die Strategie der IACA unter Berücksichtigung der pre- Suchstoffkommission kären finanziellen Situation der Akademie, die Umset- Die 61. Sitzung der UNO-Suchtstoffkommission (CND) zung des IACA-Arbeitsprogramms sowie Verwaltungs- fand Mitte März in Wien statt. Die liechtensteinische De- ratswahlen. Liechtenstein leistete im Berichtsjahr einen legation wurde von der Drogenbeauftragten des Amtes freiwilligen Beitrag an das allgemeine IACA-Budget in für Soziale Dienste geleitet. Die Sitzung widmete sich ne- Höhe von CHF 100'000, erstmals unter dem Prinzip ben den regulären Arbeiten der Kommission vor allem «Let crime pay» (abgeschöpfte Gelder aus einem Beste- der Vorbereitung des CND-Ministersegments 2019. chungsfall). Liechtenstein unterstützte als Co-Sponsor eine Reso- lution zum Schutz gegen Drogenmissbrauch im Bil- dungsbereich, eine Resolution zur Implementierung des elektronischen internationalen Import- und Export-Auto- risierungssystems sowie eine Resolution zum Kampf ge- Europarat in Strassburg gen Stigmatisierung.

Kommission für Verbrechensverhütung und Straf- Leiter: Botschafter Dr. Daniel Ospelt rechtspflege Der thematische Schwerpunkt der 27. Session der UNO- Die Ständige Vertretung in Strassburg vertritt die Interes- Kommission für Verbrechensverhütung und Strafrechts- sen Liechtensteins beim Europarat. Der Ständige Vertre- pflege (CCPCJ) Mitte Mai in Wien war die Bekämpfung ter bringt die liechtensteinischen Standpunkte im Minister- von Cyberkriminalität. Liechtenstein leistete einen Bei- komitee ein und wirkt an den gemeinsamen Entschei- trag zum Recht auf Privatsphäre im digitalen Zeitalter im dungen mit. Der Ständige Vertreter verfolgt auch die Arbeit Rahmen der thematischen Debatte und fungierte als Co- der Organisation, der Parlamentarischen Versammlung sponsor einer Entscheidung zur Stärkung der Rolle der (PV) und des Kongresses der Gemeinden und Regionen CCPCJ bezüglich der Umsetzung der Agenda 2030 für Europas (KGRE) sowie des Europäischen Gerichtshofs für nachhaltige Entwicklung. Menschenrechte (EGMR). Aufgabe des Ständigen Vertre- ters ist es zudem, die Interessen Liechtensteins gegenüber ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

164 | den anderen 46 Mitgliedsländern sowie Beobachterstaaten Am Abend nahmen rund 170 geladene Gäste am Jubi- zu vertreten. läumsempfang zu Ehren des Erbprinzenpaares teil. Schwerpunkte der Arbeit der Ständigen Vertretung wa- ren die Vorbereitung und Durchführung des Besuchs des Besuch von Generalsekretär Jagland in Liechtenstein Erbprinzenpaares und der Aussenministerin in Strassburg Am 28. und 29. Oktober besuchte Generalsekretär, Thor- im Rahmen des 40-Jahr-Jubiläums von Liechtensteins Bei- bjørn Jagland, Liechtenstein. Anlass war das 40-jährige tritt zum Europarat, die Vorbereitung und Teilnahme an Jubiläum des liechtensteinischen Beitritts zum Europarat der Ministersession in Helsingör (Dänemark) und die Ver- am 23. November 1978. Vor dem Arbeitsgespräch mit handlungen zur Reform des EGMR, die in der Verabschie- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick absolvierte Generalse- dung einer Erklärung bei der hochrangigen Konferenz zur kretär Jagland Höflichkeitsbesuche bei Regierungschef Reform des EGMR in Kopenhagen mündete. Die Situation Adrian Hasler und Landtagspräsident Albert Frick. Zu- in der Türkei, Russland, Aserbaidschan, Georgien und Uk- dem führte er auch ein Arbeitsgespräch mit der Land- raine, die Flüchtlingskrise sowie die gegenwärtigen Kon- tagsdelegation in der Parlamentarischen Versammlung fliktsituationen in Europa (Ostukraine und Krim, Abchasien (PV). Bestimmendes Thema aller Gespräche war die der- und Südossetien sowie Bergkarabach) waren weitere The- zeitige finanzielle und politische Situation des Europa- men auf der Agenda des Ministerkomitees. rats. Der Europarat ist mit grossen finanziellen Schwierig- keiten konfrontiert, nachdem Russland als grosser Bei- Ministersession tragszahler die Beiträge an das Budget der Organisation Die 128. Ministersession fand am 18. Mai in Helsingör Mitte 2017 eingestellt und die Türkei als weiterer grosser (Dänemark) statt. Liechtenstein war durch Regierungs- Beitragszahler Anfang Januar 2018 die Budgetbeiträge auf rätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Martin Frick, Bot- den ursprünglich zu zahlenden Beitrag gekürzt hat. Der Or- schafter Dr. Daniel Ospelt und Martin Hasler vertreten. ganisation fehlen hohe Millionenbeträge. Die Ministersession nahm den fünften jährlichen Be- richt des Generalsekretärs zum Zustand von Demokra- Offizieller Besuch des Erbprinzenpaares in Strassburg tie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit in Europa Aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums von Liechtensteins sowie Berichte zum Konflikt in Georgien, zur Zusam- Beitritt zum Europarat besuchten S.D. Erbprinz Alois, menarbeit mit der EU und zum Europäischen Gerichts- I.K.H. Erbprinzessin Sophie und Regierungsrätin Dr. Au- hof für Menschenrechte (EGMR) zur Kenntnis. Zudem relia Frick am 26. November den Europarat. Die hochran- verabschiedete sie die modernisierte Version des Über- gige Delegation führte Gespräche mit Generalsekretär einkommens zum Schutz des Menschen bei der auto- Thorbjørn Jagland, Liliane Maury Pasquier, Präsidentin matischen Verarbeitung personenbezogener Daten. Auf der Parlamentarischen Versammlung, und Menschen- Vorschlag des dänischen Aussenminister Anders Samu- rechtskommissarin Dunja Mijatović. Hauptthemen der elsen wurde Generalsekretär Jagland der Auftrag erteilt, Gespräche waren die politische und finanzielle Situation bis zur Ministersession 2019 in Helsinki Vorschläge zur des Europarats und der drohende Ausschluss Russlands. Reform des Europarats auszuarbeiten. Am Ende der 127. S.D. der Erbprinz unterstrich in den offiziellen Gesprä- Ministersession am 18. Mai ging der Vorsitz von Däne- chen die historische Bedeutung des Beitritts für Liech- mark auf Kroatien über. Die Übergabe des Vorsitzes von tenstein und das Bekenntnis zu den Grundwerten des Eu- Kroatien auf Finnland fand am 21. November statt. roparats. Umgekehrt wurde Liechtensteins Engagement insbesondere von Generalsekretär Jagland gewürdigt; er Zustrom von Flüchtlingen betonte, dass klare Bekenntnisse zu multilateraler Zu- Im Berichtsjahr hat der Zustrom von Flüchtlingen gegen- sammenarbeit heute wichtiger sind denn je seien. über den Jahren 2015 bis 2017 etwas nachgelassen, weil Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick unterzeichnete das die Balkanroute praktisch geschlossen ist, Italien prak- Übereinkommen über Geldwäscherei sowie Ermittlung, tisch keine Mittelmeerflüchtlingen mehr an Land lässt Beschlagnahme und Einziehung von Erträgen aus Straf- und die Kämpfe in Syrien und dem Irak nachgelassen taten und über die Finanzierung des Terrorismus (War- haben. Auch das Abkommen der EU mit der Türkei zur schau-Konvention) und eine Vereinbarung zu Liechten- Aufnahme von Flüchtlingen hat dazu beigetragen, dass steins Jubiläumsbeitrag in der Höhe von CHF 100'000 weniger Flüchtlinge nach Griechenland kamen. Bot- an den Aktionsplan des Europarats zum Schutz von Mi- schafter Tomáš Boček kümmerte sich als Flüchtlingsbe- granten- und Flüchtlingskindern. auftragter des Europarats zusammen mit der Menschen- Zum Besuch beim Europäischen Gerichtshof für rechtskommissarin Dunja Mijatović weiterhin um eine Menschenrechte (EGMR) wurde die Delegation von menschenwürdige Betreuung und Unterbringung der EGMR-Präsident Guido Raimondi, Kanzleichef Roderick Migranten und Flüchtlingskinder und die Achtung ihrer Liddell und Richter Carlo Ranzoni empfangen. S.D. der Menschenrechte. Vor allem Minderjährige sowie Frauen Erbprinz gratulierte zum Erfolg des bisherigen EGMR- mit Kindern bedurften dabei besonderen Schutzes. Die Reformprozesses und erkundigte sich nach dem Stand Entwicklungsbank des Europarats (CEB) hat einen Son- der Reformmassnahmen. derfonds für die Unterstützung der Flüchtlinge aufgelegt ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

und finanzierte verschiedene Projekte zum Bau von Un- erster Linie Sache der Staaten sei, die Menschenrechte | 165 terkünften. Anlässlich der 40-jährigen Mitgliedschaft im zu schützen. Die bisherigen Bemühungen zur Reform Europarat unterstützte Liechtenstein den Aktionsplan für des Gerichtshofs haben zu dessen Entlastung beigetra- Flüchtlings- und Migrantenkinder in Europa (2017 bis gen und seine Rolle gestärkt. Die Zahl der am EGMR 2019) mit CHF 100'000. anhängigen Fälle wurde zwischen 2011 und 2017 von 152'000 auf 56'000 reduziert. Die an der Konferenz be- Russland schlossene Erklärung betont die geteilte Verantwortung Russland zahlt seit fast zwei Jahren keine Mitgliedsbei- zwischen dem EGMR und den Mitgliedsstaaten, um die träge an den Europarat und stürzte ihn dadurch in eine fi- Einhaltung der EMRK zu gewährleisten. Bekräftigt wer- nanzielle Krise. Grund dafür ist der Umstand, dass die PV den insbesondere die Prinzipien der Subsidiarität sowie Russland 2014 wegen der Annexion der Krim das Stimm- des Ermessensspielraums für Mitgliedsstaaten bei der recht entzogen hatte und seither keine Bereitschaft ein- Umsetzung der EMRK-Rechte. Liechtenstein engagierte zulenken zeigte. Russland macht geltend, dass Russland sich bei den Verhandlungen der Kopenhagen-Erklärung dadurch bedeutsame Mitgliedsrechte wie die Teilnahme für einen starken EGMR und den Schutz des Individu- an der Wahl von Generalsekretär, Menschenrechts- albeschwerderechts Durch die Ratifikation Frankreichs kommissar oder EGMR-Richtern entzogen würden. Die von Protokoll Nr. 16 zur EMRK bei der Kopenhagen-Kon- Rechtsabteilung des Europarats befand, dass der Entzug ferenz wurde die notwendige Zahl von zehn Ratifikati- des Stimmrechts in der Versammlung Russland nicht onen erreicht, damit das Protokoll am 1. August 2018 in hätte erfolgen dürfen. Bis Mitte des Jahres 2019 muss Kraft treten konnte. eine politische Lösung gefunden werden. Falls keine po- litische Lösung gefunden wird, droht ein Ausschluss und Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die die Bevölkerung Russland hätte keine Möglichkeit Es gab in im Berichtsjahr kein Urteil gegen Liechten- mehr, den EGMR anzurufen. Die meisten Fälle, mit de- stein. Ende 2018 waren 56'350 Fälle beim EGMR an- nen sich der EGMR im Berichtsjahr zu befassen hatte, hängig. Daraus ergibt sich folgendes Bild (in Klammern kamen aus Russland. Prozentsatz im Vergleich zu 2017): Einer richterlichen Instanz zugewiesene Beschwerden: 43'100 (-32 %); ge- Türkei richtliche Entscheidungen: 42'761 (-50 %); davon er- Die angespannte Lage hat sich im Berichtsjahr nicht we- lassene Urteile: 2'738 (-82 %); als unzulässige abge- sentlich geändert. Die nach dem fehlgeschlagenen Putsch wiesene oder gestrichene Fälle: 40'023 (-43 %); in der von 2016 getroffenen Massnahmen führten dazu, dass Vorprüfung befindliche Beschwerden: 9'750 (-23 %); Zehntausende von Beamten, Juristen, Hochschullehrern zur Stellungnahme an die betroffene Regierung über- entlassen und nicht wieder eingestellt wurden; viele von mittelte Fälle: 7'644 (+6 %); Anträge auf einstweilige ihnen sitzen unter dem Vorwurf der Unterstützung von Verfügung: 1'540 (-8 %); erlassene einstweilige Verfü- Terrorismus weiterhin in Haft. Die Presse-, Meinungs- gungen: 1'43 (+22 %); vorgezogene Schwerpunktfälle: und Versammlungsfreiheit blieb auch 2018 weitgehend 20'613 (+15 %, vor allem durch Beschwerden wegen eingeschränkt. Die kommunale Selbstverwaltung in den der Haftbedingungen in Russland und rechtswidriger kurdischen Landesteilen blieb überwiegend ausgehe- Inhaftierungen in der Türkei). 2018 stieg die Zahl der belt. Trotz aller Kritik des Europarats, über die sich die vorgezogenen Schwerpunktfälle. Die meisten Fälle be- Türkei verärgert gezeigt hatte, interessieren sich die tür- trafen folgende Staaten: Russland: 11'750 (20.9 %); Ru- kischen Behörden für eine verbesserte Zusammenarbeit mänien: 8'500 (15.1 %); Ukraine: 7'250 (12.9 %); Türkei: mit dem Europarat. Die im Rahmen der Notstandsmass- 7'100 (12.6 %); Italien: 4'050 (7.2 %); Aserbaidschan: nahmen eingesetzte Beschwerdekommission muss sich 2'050 (3.6 %); Armenien: 1'900 (3.4 %); Georgien: 1'850 offenbar mit Zehntausenden Beschwerden befassen. (3.3 %); Serbien: 1'800 (3.2 %); Polen: 1'300 (2.3 %); an- Falls diese Kommission keine Abhilfe schaffen würde, dere 37 Mitgliedsstaaten 8'800 (15.6 %). könnten diese Fälle an den EGMR gelangen. Die Türkei gehörte bis 2017 zu den grossen Beitragszahlern, zahlt Parlamentarische Versammlung (PV) und Kongress wegen der Kritik des Europarats jedoch seit Januar 2018 der Gemeinden und Regionen Europeas (KGRE) nur noch den deutlich geringeren ursprünglichen Bei- Über die Themen der vier Sessionen und zu den in- tragssatz. Dies führte zu einer weiteren Einschränkung haltliche Aspekten wird auf den Jahresbericht der PV- der Arbeiten des Europarats. Delegation verwiesen. Vom 22. bis 26. Januar fand die Wintersession statt. Für Liechtenstein nahmen die Ab- Kopenhagen-Konferenz zur Reform des Systems der geordneten Susanne Strub-Eberle (Delegationsleiterin) EMRK und Christoph Wenaweser teil. An der Frühjahrssession Vom 11. bis 13. April fand in Kopenhagen eine hochran- vom 23. bis 27. April nahmen die Abgeordneten Susanne gige Konferenz zur Reform der EMRK statt. Für Liechten- Strub-Eberle (Delegationsleiterin) und Christoph Wena- stein nahmen Botschafter Ospelt und Martin Hasler teil. weser teil. Vom 25. bis 29. Juni fand die Sommerses- Die Teilnehmer der Konferenz bekräftigten, dass es in sion statt. Es nahmen die Abgeordneten Susanne Strub- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

166 | Eberle (Delegationsleiterin), Christoph Wenaweser und weitere diverse Berichterstattergruppen des Ministerko- Günter Vogt teil. An der Herbstsession nahmen die Ab- mitees, an denen der Ständige Vertreter teilnahm. Als geordneten Susanne Strub-Eberle (Delegationsleiterin) Vorsitzender des Kunstausschusses (C-ART) leitete der und Günter Vogt teil.Kongress der Gemeinden und Re- Ständige Vertreter die Sitzungen desselben. Der Stän- gionen (KGRE) dige Vertreter nahm ausserdem an den Sitzungen des Vom 27. bis 29. März fand die Frühjahrssession des Verwaltungsrats und des Aufsichtsratsrats der Entwick- Kongresses statt. Für Liechtenstein nahmen Vorstehe- lungsbank des Europarats (CEB) in Paris sowie an einer rin Maria Kaiser (Ruggell) und Vizevorsteherin Sylvia gemeinsamen Sitzung beider Organe in Bratislava, Slo- Pedrazzini (Eschen) teil. Beherrschende Themen wa- wakei, teil. Eine Teilnahme erfolgte auch an den vier Ses- ren die Integration von Flüchtlingen auf kommunaler sionen der Parlamentarischen Versammlung (PV) und und regionaler Ebene im Rahmen einer dezentralisier- den zwei Sessionen des Kongresses der Gemeinden und ten Politik sowie das Budget des Kongresses für 2018 Regionen (KGRE). bis 2019. Am 28. März wurden die Monitoring-Berichte über Andorra, Monaco, San Marino und Liechtenstein Doyen des diplomatischen Corps in Strassburg behandelt. Mit der Funktion des dienstältesten Botschafters (Doyen) Erwartungsgemäss fiel der Bericht über Liechten- sind für den Ständigen Vertreter diverse protokollarische stein gut aus. Die liechtensteinische Kongressdelegation Aufgaben angefallen, insbesondere die zahlreichen An- unterstrich in ihrer Erklärung, dass in den Schlussfolge- tritts- und Abschiedsbesuche von Botschaftern. rungen bestätigt werde, dass die demokratischen Rechte und Selbstverwaltung auf lokaler Ebene im Vergleich zu anderen Mitgliedsländern in Liechtenstein auf sehr ho- hem Niveau umgesetzt seien. Vom 6. bis 8. November tagte die Herbstsession des Ständige Vertretung bei den Kongresses. Liechtenstein war durch die Vorsteher Do- Vereinten Nationen in New York nath Oehri (Gamprin, Delegationsleiter) und Norman Wohlwend (Schellenberg) vertreten Beherrschende The- men waren die Integrität und das ethische Verhalten ge- Leiter: Botschafter Christian Wenaweser wählter Kommunal- und Regionalpolitiker. Im Einzelnen ging es bei den Berichten um folgende Aspekte: Inte- Die Ständige Vertretung engagierte sich aktiv in den prio- ressenkonflikte auf kommunaler und regionaler Ebene; ritären Bereichen, mit besonderem Augenmerk auf Men- Transparenz in Verwaltung und Politik; kommunales und schenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Völkerrecht (Internati- regionales Wahlrecht für Ausländer und Heimatvertrie- onaler Strafgerichtshof, ICC), Abrüstung, UNO-Reform, bene als Beitrag zu ihrer Integration sowie Flüchtlings- finanzplatzrelevante Themen und nachhaltige Entwick- probleme. lung. Höhepunkte im Berichtsjahr waren die Lancierung der «Liechtenstein Initiative» für eine Finanzsektorkom- Freiwillige Beiträge für Projekte des Europarats mission gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel, Besondere Schwerpunkte der liechtensteinischen Aus- die Weiterführung der Initiative für einen Sicherheitsrats- senpolitik sind die Stärkung der Demokratie und Rechts- Verhaltenskodex bei Massenverbrechen und die Stärkung staatlichkeit sowie die Wahrung der Menschenrechte. des Mechanismus für strafrechtliche Verantwortung für Deshalb unterstützte Liechtenstein im Berichtsjahr fol- Verbrechen in Syrien (IIIM) sowie die Mitgliedschaft in der gende Projekte des Europarats mit finanziellen Beiträ- Kommission über die Rechtstellung der Frau. Angesichts gen: CHF 40'000 für den Aktionsplan des Europarats der weltpolitischen Lage und des wachsenden Drucks auf in Georgien; CHF 20'000 für den Aktionsplan des Eu- die internationale Rechtsordnung rückt für Liechtenstein roparats in der Ukraine; CHF 20'000 für die Plattform in zunehmendem Masse die grundsätzliche Verteidigung zum Schutz von Journalisten; CHF 12'000 zur Unter- des Multilateralismus, der UNO-Charta sowie der interna- stützung der «School of Political Studies» in Tiflis / Geor- tionalen Rechtsstaatlichkeit ins Zentrum der Aufmerksam- gien; CHF 13'000 für den EGMR. Ein Jubiläumsbeitrag keit. Mit zunehmenden Angriffen auf die UNO als Institu- in Höhe von CHF 100'000 erging an den Aktionsplan des tion sind auch die Errungenschaften, welche Liechtenstein Europarats zum Schutz von Migranten- und Flüchtlings- mit seinem UNO-Beitritt verbindet, darunter insbesondere kindern aus Anlass der 40-jährigen Mitgliedschaft beim auch die Sicherung der nationalen Souveränität, bedroht. Europarat. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick führte die liechtenstei- nische Delegation, welcher unter anderem die Aussen- Teilnahme an Sitzungen politische Kommission des Landtages angehörte, zur 73. Neben der 128. Ministersession in Helsingör (Dänemark) Session der UNO-Generalversammlung an und hielt in der fanden 31 Sitzungen des Ministerkomitees auf Botschaf- Generaldebatte eine Grundsatzrede, in welcher sie sich terebene statt, einschliesslich der sogenannten DH-Sit- für multilaterale Ansätze und gegen nationalistische Ten- zungen zur Umsetzung der Urteile des EGMR sowie denzen aussprach. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Prioritär behandelte Themen und Experten aus der Finanzwelt, FIUs, der UNO und | 167 der Zivilgesellschaft. Sie erarbeitet einen Massnahmen- Generaldebatte katalog für internationale Finanzinstitutionen zur Unter- Zentrales Thema der Generaldebatte der 73. Session der brechung von illegalen Finanzflüssen, die mit moderner Generalversammlung war die Relevanz des Multilatera- Sklaverei und Menschenhandel zusammenhängen. Die lismus bei der Lösung globaler Probleme. US-Präsident «Liechtenstein Initiative» erlaubt es, die Expertise des Trump eröffnete die Diskussion, indem er «Globalis- liechtensteinischen Finanzplatzes für eines der zentralen mus» und Patriotismus als gegensätzliche Konzepte dar- Menschenrechtsprobleme der Moderne und das Errei- stellte und sich klar gegen jegliche Form von globaler chen der UNO-Nachhaltigkeitsziele nutzbar zu machen Gouvernanz aussprach. Eine grosse Anzahl der Redner und leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der und Rednerinnen, angeführt vom französischen Präsi- Straflosigkeit sowie zur Verbrechensprävention. denten Macron, konterte mit einem klaren Bekenntnis Liechtenstein engagierte sich in der Global Gover- zum Multilateralismus und der zentralen Rolle der Ver- nance Group (3G), welche sich für eine transparentere einten Nationen. Häufig wiederkehrende Themen waren und inklusivere G20 einsetzt. Am 3G-Ministertreffen im dabei die Wichtigkeit des Pariser Klimaabkommens, die Rahmen der hochrangigen Woche der Generalversamm- Umsetzung der 2030 Nachhaltigkeitsagenda, das Nukle- lung unterstrich Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick die arabkommen mit Iran, Terrorismusbekämpfung und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen der G20 und Rolle von jungen Menschen und Frauen in der Bewäl- der UNO und präsentierte die «Liechtensteins Initiative» tigung der grössten Herausforderungen der Staatenge- zur Bekämpfung der modernen Sklaverei und des Men- meinschaft. Die bewaffneten Konflikte in Syrien und Je- schenhandels, die auch auf der G20-Agenda steht und men sowie die Lage in Myanmar und Venezuela wurden Potenzial für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen ebenso häufig thematisiert. UNO und G20 bietet. Ebenso informierte sie über Liech- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick führte die liech- tensteins Bemühungen in der Entwicklung einer der er- tensteinische Delegation an. In ihrer Rede verteidigte sten Blockchain Gesetzgebungen weltweit. sie eine regelbasierte internationale Ordnung mit der Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Verhand- UNO-Charta im Zentrum. Sie unterstrich dabei, dass glo- lungen zur Resolution zu illegalen Finanzflüssen im bale Herausforderungen im Bereich der Sicherheit, der Zweiten Ausschuss der Generalversammlung (Wirt- Rechtsstaatlichkeit und der nachhaltigen Entwicklung nur schafts- und Finanzthemen). In einem langwierigen und gemeinsam gemeistert werden können und einen funkti- intensiven Verhandlungsprozess setzte sich Liechten- onierenden Sicherheitsrat voraussetzten. Zudem betonte stein erfolgreich für eine bessere Balance und Verein- sie, dass es vor allem für die Straftaten in Syrien, Myan- barkeit des Textes mit der UNO-Konvention gegen Kor- mar und Venezuela keine Straflosigkeit geben dürfe. In ruption ein. diesem Zusammenhang hob sie die Rolle des Internati- Im Rahmen der 16. Session des Expertenausschusses onalen Strafgerichtshofs als wichtige Errungenschaft zur zu internationalen Steuerfragen, mit Teilnahme Liech- Stärkung des internationalen Rechts hervor. Wo der Si- tensteins durch die Steuerverwaltung, konnte Liechten- cherheitsrat seiner Verantwortung nicht nachkomme, die stein Erstgespräche unter anderem mit Brasilien, Ma- Straflosigkeit für schwerwiegende Verbrechen zu been- laysia und Mexiko zur Aufnahme von Verhandlungen zu den, könne auch die Generalversammlung einen entschei- Doppelbesteuerungsabkommen (DBAs) führen. denden Beitrag leisten, wie der Syrien-Mechanismus (IIIM) zeige. Schliesslich präsentierte die Aussenministe- Internationaler Strafgerichtshof (ICC) rin die von Liechtenstein gemeinsam mit Australien und Liechtenstein setzte sich weiter aktiv für die Belange des der United Nations University (UNU) geschaffene «Liech- Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) ein. Am 17. Juli tenstein Initiative» für eine Finanzsektorkommission ge- 2018 konnte das 20-jährige Jubiläum des Römer Statuts gen moderne Sklaverei und Menschenhandel. des ICC gefeiert werden. Am gleichen Tag wurde zudem die Gerichtsbarkeit des ICC über das Verbrechen der Finanzplatzrelevante Themen Aggression aktiviert. Damit hat zum ersten Mal seit dem Liechtenstein intensivierte seine Bemühungen im Kampf Zweiten Weltkrieg ein internationales Gericht Kompe- gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel. Regie- tenz, über Aggressionsverbrechen zu urteilen. Es han- rungsrätin Dr. Aurelia Frick lancierte zusammen mit der delt sich dabei um einen Meilenstein der internationa- United Nations University (UNU) und in Partnerschaft len Rechtsgeschichte und des Multilateralismus sowie mit Australien während der hochrangigen Woche der um den erfolgreichen Abschluss jahrzehntelanger Be- Generalversammlung die sogenannte «Liechtenstein mühungen Liechtensteins. Liechtenstein veranstaltete Initiative» für eine Finanzsektorkommission gegen mo- hochrangige Anlässe zum Thema, welchen auch Re- derne Sklaverei und Menschenhandel. Die als «public- gierungsrätin Dr. Aurelia Frick beiwohnte. Unterstützt private partnership» konzipierte Kommission unter dem von der liechtensteinischen Kampagne hatten per Ende Vorsitz von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick und Nobel- 2018 36 Staaten die Statuts-Zusätze zum Verbrechen preisträger Muhammad Yunus besteht aus Expertinnen der Aggression ratifiziert, zuletzt Irland. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

168 | Das von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick koordi- gige Nebenveranstaltung über die Auswirkungen von nierte informelle Ministernetzwerk zum ICC (IMN) traf moderner Sklaverei, Menschenhandel und Zwangsarbeit sich am Rande der hochrangigen Woche der General- auf Frauen. versammlung im September in New York zu einem Aus- Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Arbeiten tausch mit ICC-Chefanklägerin Fatou Bensouda. Über des Dritten Ausschusses der Generalversammlung (Men- 30 Ministerinnen und Minister des Netzwerks nahmen schenrechte), in enger Abstimmung mit gleichgesinnten eine von Liechtenstein vorbereitete Pressemitteilung Staaten. Im Mittelpunkt standen dabei Ländersituati- an, welche zur politischen Unterstützung des Gerichts onen (Syrien, Myanmar, Nordkorea, Iran und Krim) so- aufrief. In derselben Woche unterzeichneten zudem 35 wie die Resolutionen zu Kinder- und Frauenrechten, zur Ministerinnen und Minister ein weiteres von Liechten- Todesstrafe, zu aussergerichtlichen, summarischen oder stein vorbereitetes Statement mit derselben Stossrich- willkürlichen Exekutionen und zu Menschenhandel. Die tung. Die politische Unterstützung des Gerichts wurde USA setzten ihren Kurs unter der Trump-Administration mit zunehmend scharfen Angriffen auf den ICC konti- konsequent fort, attackierten breit abgestützte Errungen- nuierlich wichtiger und von Liechtenstein entsprechend schaften im Bereich der Gleichstellung und trugen zu ei- priorisiert. ner zunehmenden Politisierung und einer schwindenden Konsensfähigkeit im Dritten Ausschuss bei. Rechtsstaatlichkeit, Syrien-Mechanismus Liechtenstein engagierte sich intensiv in der Bekämp- Liechtenstein setzte sich in verschiedenen Foren für fung der modernen Sklaverei und des Menschenhandels. rechtsstaatliche Prinzipien ein und koordinierte im Prioritär sind dabei die Stärkung der strafrechtlichen Sechsten Ausschuss der Generalversammlung (Völker- Verantwortlichkeit, einschliesslich der Möglichkeit von recht) zusammen mit Mexiko erneut eine Resolution zu ICC-Untersuchungen von gravierenden Fällen moderner diesem Thema. Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit so- Liechtenstein setzte seine Führungsrolle zur Frage wie Kriegsverbrechen, und die Identifizierung und Un- der Verantwortlichkeit für die in Syrien begangenen Ver- terbrechung illegaler Finanzflüsse im Zusammenhang brechen fort und erreichte in der Resolution zu Syrien mit moderner Sklaverei (siehe auch finanzplatzrelevante im Dritten Ausschuss (Menschenrechte) eine deutliche Themen). Stärkung des Syrien-Mechanismus (IIIM) einschliesslich Basierend auf einem Verhandlungsmandat der Regie- die Ansiedlung der jährlichen IIIM-Berichterstattung in rung beteiligte sich Liechtenstein aktiv an den 18-mona- der regulären Debatte der Generalversammlung zur Kon- tigen Konsultationen zum Globalen Pakt für sichere, ge- fliktprävention. Zudem wurde die Überführung des IIIM- ordnete und reguläre Migration (GCM) – die erste globale Budgets in das reguläre UNO-Budget ab 2020 bestätigt. Übereinkunft zur Regulierung von internationaler Migra- Liechtenstein engagierte sich für verbesserte strafrecht- tion. Zu den liechtensteinischen Prioritäten zählten un- liche Verantwortlichkeit für die an der Rohingya-Ge- ter anderem die Reduzierung irregulärer Migration und meinschaft begangenen Verbrechen in Myanmar. deren Konsequenzen wie Menschenhandel und moderne Sklaverei, die Geschlechtergleichstellung und Förderung Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, Moderne von Migrantinnen, ein verstärkter Schutz für unbeglei- Sklaverei, Migration tete Minderjährige sowie mehr Kohärenz zwischen der Liechtenstein nutze erneut seine Mitgliedschaft in der Migrations- und Nachhaltigkeitsagenda. Die Verhand- Kommission zur Rechtstellung der Frau (CSW), um für lungen wurden im Juli abgeschlossen, das Abschluss- Geschlechtergleichheit einzustehen. Als wichtigstes dokument wurde an der internationalen Konferenz in Ergebnis wurden vereinbarte Schlussfolgerungen zur Marrakesch im Dezember angenommen. Liechtenstein Gleichstellung und Ermächtigung von Frauen und Mäd- – vertreten durch das Amt für Auswärtige Angelegenhei- chen in ländlichen Gebieten angenommen. In ihrer Rede ten und das Ausländer- und Passamt – dissoziierte sich in widmete sich Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, welche der Generaldebatte von gewissen Zielen des Paktes, die die liechtensteinische Delegation anführte, den besonde- in Liechtenstein noch nicht umgesetzt sind. Während der ren Herausforderungen für die Emanzipation von Frauen Annahme des Paktes in der Generalversammlung in New während der raschen Transformation Liechtensteins von York enthielt sich Liechtenstein der Stimme und wieder- einem ländlichen Agrarstaat zu einem Industriestand- holte seine Interpretation einzelner Ziele. ort mit starkem Finanzplatz. Sie zeigte sich zudem be- sorgt über moderne Sklaverei, Menschenhandel und Abrüstung Zwangsarbeit, von welchen Frauen und Mädchen über- Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Abrüstungsdis- proportional betroffen sind, und präsentierte das liech- kussionen in New York, die im Kontext steigender geopo- tensteinische Engagement in der Identifizierung und litischer Spannungen und einer sich beschleunigenden Unterbrechung von illegalen Finanzströmen als Beispiel Aufrüstungsspirale standen. An der Überprüfungskonfe- eines konkreten Beitrags zu deren Bekämpfung. Zusam- renz zum Aktionsprogramm für Kleinwaffen sprach sich men mit Argentinien, Bangladesch, Grossbritannien, Ke- Liechtenstein für einen entschiedeneren Kampf gegen nia und Nigeria organisierte Liechtenstein eine hochran- den illegalen Waffenhandel aus, der als zentraler Kon- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

flikttreiber und erodierender Faktor für Entwicklungsbe- senverbrechen verpflichtet, erfuhr mit mittlerweile 119 | 169 mühungen und den Schutz der Menschenrechte zu se- Unterzeichnerstaaten erneut wachsende Unterstützung. hen ist. Liechtenstein richtete im Namen der Unterzeichner- Im Rahmen des Ersten Ausschusses der Generalver- gruppe bzw. gemeinsam mit der Schweiz Briefe an den sammlung (Abrüstung) machte Liechtenstein seine Un- Sicherheitsrat und forderte eine angemessene Reaktion terstützung für die neue umfassende Abrüstungsagenda auf die Situationen in Syrien und Myanmar im Sinne des des UNO-Generalsekretärs deutlich, die unter anderem Verhaltenskodex. stärkere Massnahmen gegen Massenvernichtungswaf- Gemeinsam mit dem Liechtenstein Institute on Self- fen und neue Waffenkategorien im Bereich der künst- Determination (LISD) in Princeton wurden die Arbei- lichen Intelligenz fordert. Liechtenstein unterstützte ten zum Selbstbestimmungsrecht als ein Instrument zur den Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen (TPNW), Konfliktverhütung intensiviert. In zahlreichen bilateralen der Nuklearwaffen als letzte Kategorie von Massenver- Treffen auf Sekretariats- und Staatenebene wurde das nichtungswaffen einem umfassenden Verbot unterwirft liechtensteinische Projekt, Konflikte durch angemessene und die Idee der nuklearwaffenfreien Zone, die bereits Formen der Selbstverwaltung zu verhindern oder zu be- in weiten Teilen der Welt regional umgesetzt wird, auf enden, vorgestellt und konkretisiert. Im Rahmen einer eine globale Ebene hebt. Zudem stellte sich Liechten- Konferenz am LISD in Princeton kamen führende Exper- stein erstmals hinter Bemühungen, tödliche autonome ten zum Selbstbestimmungsrecht, UNO-Offizielle und Waffensysteme zu regulieren und insbesondere sicher- Diplomaten interessierter Staaten zusammen, um die Pu- zustellen, dass eine volle Autonomie solcher Systeme blikation eines Handbuchs zum Selbstbestimmungsrecht durch die Gewährleistung einer menschlichen Entschei- für Mediatoren vorzubereiten. dungskomponente verunmöglicht wird. Voll autonome Zum Thema Sicherheitsratsreform wurden unter der Waffensysteme stehen in grundsätzlichem Konflikt mit Verhandlungsleitung Rumäniens und Tunesiens keiner- bestehenden völkerrechtlichen Verpflichtungen, unter lei Fortschritte verzeichnet. Der Prozess ist weit von ei- anderem die Genfer Konventionen. ner eigentlichen Verhandlung entfernt. Liechtenstein Angesichts der drohenden Auflösung des amerika- propagierte seinen Kompromissvorschlag, neue lang- nisch-russischen Washingtoner Vertrags über nukleare fristige, wiederwählbare Sitze anstelle neuer Ständiger Mittelstreckensysteme (INF-Vertrag), welcher erfolg- Mitglieder zu schaffen. reich über drei Jahrzehnte die Stationierung boden- gestützter nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa Sicherheitsrat verhindert, sprach sich Liechtenstein für eine Streitbei- Liechtenstein verfolgte die Tätigkeit des Sicherheits- legung im Rahmen des bestehenden Vertrags aus. Der rats in Schwerpunktbereichen und aus der Perspektive INF-Vertrag ist ein wichtiger Pfeiler der europäischen eines Nicht-Mitglieds. Konflikte, bei welchen Zivilisten Sicherheitsarchitektur und eines der erfolgreichsten nu- schwersten Verbrechen ausgesetzt sind (z. B. Syrien, klearen Abrüstungsprojekte, von dessen Verlust direkte Myanmar und Jemen), Konflikte in Europa (insbeson- negative Auswirkungen auf die kontinentaleuropäische dere die Ukraine) und die signifikante Verschlechterung und damit auch liechtensteinische Sicherheitslage zu er- der Sicherheitslage im Nahen Osten standen dabei im warten sind. Zentrum. Liechtenstein nahm seine Berichterstattungs- pflichten im Zusammenhang mit Sicherheitsratssankti- UNO-Reform und Konfliktprävention onen fristgerecht wahr und beteiligte sich an zwölf offe- UNO-Generalsekretär António Guterres konnte mit der nen Debatten unter anderem zum internationalen Recht, Unterstützung der Mitgliedschaft zwei wichtige Reform- zum Schutz von Zivilisten, Frauen und Kindern in be- projekte abschliessen. Die UNO-Feldpräsenz im Entwick- waffneten Konflikten, zu Konflikten in Europa und im lungsbereich konnte neu strukturiert werden, wodurch Nahen Osten sowie zu Arbeitsmethoden des Rates. Zu- sich die UNO deutliche Effizienz- und Kohärenzsteige- dem nahm Liechtenstein aktiv in zahlreichen informellen rungen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele er- Debatten des Sicherheitsrates und sämtlichen Präsident- hofft. Auch die Umstrukturierung der Frieden- und schaftsabschlusstreffen statt, wo dies möglich war. Sicherheitsarchitektur gelang und führte zur budget- Als Mitglied der ACT-Gruppe erhielt Liechtenstein neutralen Schaffung eines neuen «Superdepartments» regelmässigen privilegierten Zugang zu den Agenden für politische und friedenserhaltende Angelegenheiten. zukünftiger Sicherheitsratspräsidentschaften und unter- Liechtenstein unterstützte den Generalsekretär unter an- hielt einen Dialog mit den gewählten zehn Sicherheits- derem bei seiner Initiative «Action for Peacekeeping» ratsmitgliedern zu Reformen der Arbeitsmethoden des und die Präventionsagenda des Generalsekretärs durch Rates. Liechtenstein setzte seinen Einsatz für bessere eigene Initiativen zum ACT-Verhaltenskodex und im Be- rechtsstaatliche Standards in den Sicherheitsrats-Sank- reich des Selbstbestimmungsrechts. tionsregimen fort. Der von Liechtenstein initiierte ACT-Verhaltensko- Als traditioneller Unterstützer der Sicherheitsratsa- dex, der Staaten während ihrer Mitgliedschaft im UNO- genden zu Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) und Sicherheitsrat zu entschlossenem Handeln gegen Mas- zu Kindern in bewaffneten Konflikten (CAAC) und im ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

170 | Rahmen seines Engagements gegen sexuelle und ge- Dienstleistungen (Domestic Regulation), den Abbau von schlechterbasierte Gewalt legte Liechtenstein beson- Fischereisubventionen, den digitalen Handel, Investitionen deres Augenmerk auf die stark tabuisierte, jedoch weit- und Entwicklung sowie um Mikro-, kleine und mittlere Un- verbreitete Problematik der sexuellen Gewalt gegen ternehmen und das öffentliche Beschaffungswesen. Ein Männer und Jungen in Konflikten. Liechtenstein ver- grosses Thema waren in der WTO die Zölle, welche von anstaltete gemeinsam mit dem All Survivors Project den USA auf verschiedene Produkte, vor allem Aluminium (ASP) – der ersten internationalen Menschenrechts- und Stahl, eingeführt wurden und zu Gegenmassnahmen NGO mit Sitz in Liechtenstein – und in Zusammenar- durch andere Mitgliedstaaten führten. Diesbezüglich wur- beit mit Marokko, der Schweiz und Spanien respektive den im Berichtsjahr mehrere WTO-Streitbeilegungsverfah- Finnland zwei Expertendiskussionen zur Problematik in ren eingeleitet. Ein weiterer Zankapfel in der WTO ist die der Zentralafrikanischen Republik respektive in Syrien generelle Blockadehaltung der USA gegen die Ernennung und thematisierte diese in Redebeiträgen sowohl im Si- von vier Mitgliedern der Berufungsinstanz für die Streit- cherheitsrat als auch im Dritten Ausschuss der General- beilegung. Dies führte zu Diskussionen und generellen Re- versammlung sowie in zahlreichen informellen Treffen. formbestrebungen in der WTO. Auch die Auswirkungen von Brexit waren in der WTO ein Thema. In ihrem Engagement für die Vereinten Nationen kon- zentrierte sich die Ständige Mission hauptsächlich auf die Mitarbeit im Rahmen des Menschenrechtsrats der Verein- Ständige Mission in Genf ten Nationen und hier im Speziellen auf die zweite Über- prüfung der Menschenrechtssituation in Liechtenstein durch den Menschenrechtsrat (UPR) im Januar 2018, an Leiter: Botschafter Dr. Peter Matt welcher Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick teilnahm. Regie- rungsrätin Dr. Aurelia Frick vertrat Liechtenstein zudem Die Ständige Mission in Genf nimmt die Beziehungen zu am Hochrangigen Segment des Menschenrechtsrats im allen internationalen Organisationen mit Sitz in Genf wahr. März 2018 in Genf. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Mit Priorität werden dabei die EFTA- und WTO-Agenden der Ständigen Mission nahmen aktiv an den Sessionen des sowie die Aktivitäten des Menschenrechtsrats der Verein- Rats sowie an der Überprüfung der Menschenrechtssitu- ten Nationen (UNO) mit Sitz in Genf behandelt. ation anderer Staaten im Rahmen der Universal Periodic In der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) in Review (UPR) teil. Genf stellt Liechtenstein per 1. September 2018 erstmals den Stellvertretenden Generalsekretär. Der Fokus der Tä- Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) tigkeit im EFTA-Bereich in Genf lag auch im Berichtsjahr weiterhin bei den EFTA-Drittlandbeziehungen. Dabei geht In intensiven Verhandlungen konnte erreicht werden, es im Wesentlichen um den weiteren Ausbau des Netz- dass Liechtenstein im neuen Management der EFTA ab werks an Freihandelsabkommen mit Drittstaaten sowie 1. September 2018 den Stellvertretenden Generalsekre- vermehrt um die Modernisierung und Erweiterung bereits tär in Genf (und gleichzeitiger Direktor Administration) abgeschlossener Freihandelsabkommen. Das Hauptaugen- stellen kann. Es ist das erste Mal, dass ein Liechtenstei- merk der Verhandlungen im Rahmen der EFTA ist weiter- ner die Stellung eines Stellvertretenden EFTA-General- hin auf Asien und den amerikanischen Kontinent gerichtet. sekretärs innehat. Im Berichtsjahr konnten drei Freihandelsabkommen, näm- Im Berichtsjahr waren die Aktivitäten im Drittland- lich mit der Türkei, Ecuador und Indonesien, modernisiert bereich in Genf wiederum sehr intensiv. Wie bereits in (Türkei) respektive abgeschlossen werden. Mit dem Kosovo den Vorjahren waren die Anzahl Verhandlungsrunden konnte eine Zusammenarbeitserklärung ausgearbeitet und und Treffen mit Drittstaaten und die dadurch erforder- unterzeichnet werden. Zudem traten im Berichtsjahr die liche Reisetätigkeit beträchtlich. Soweit dies möglich ist, Freihandelsabkommen mit Georgien bzw. den Philippinen finden Experten- und andere Treffen per Video- oder Te- für Liechtenstein in Kraft. Die Folgen des Austritts Gross- lefonkonferenz statt. Diese Kommunikationsform wurde britanniens aus der EU (Brexit) für die EFTA und den EWR im Berichtsjahr wiederum rege genutzt, so zum Beispiel, beschäftigten im Berichtsjahr das EFTA-Sekretariat in Genf um Verhandlungen voranzubringen und künftige Ver- und Brüssel wie auch die Ständige Mission in Genf weiter- handlungsrunden möglichst gut vorzubereiten. hin. Mögliche Konsequenzen wurden auf allen Ebenen dis- Bei den Drittlandaktivitäten der EFTA geht es haupt- kutiert und entsprechende Vorbereitungen getroffen. sächlich darum, das bestehende Netzwerk an Freihan- Im Rahmen der WTO befasste sich die Ständige Mis- delsabkommen mit Drittstaaten durch den Abschluss sion in der Berichtsperiode insbesondere mit der Umset- weiterer Freihandelsabkommen auszubauen. Es fanden zung von Beschlüssen, die anlässlich der Ministerkonfe- zudem wieder zahlreiche Treffen und Verhandlungsrun- renz von 2017 in Buenos Aires gefasst worden waren. Die den mit Partnerstaaten statt, mit denen bereits ein Frei- Diskussionen drehten sich hauptsächlich um die Themen handelsabkommen besteht. Diese Treffen haben in der Landwirtschaft (Abbau von Unterstützungszahlungen), Regel eine mögliche Modernisierung und Erweiterung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

der bereits bestehenden Freihandelsabkommen zum Ge- Die Entwicklungen bei den Verhandlungen mit In- | 171 genstand. Mit der EFTA-Drittlandpolitik soll vermieden dien, Vietnam und Malaysia verliefen auch im Berichts- werden, dass die liechtensteinischen Wirtschaftsakteure jahr eher zäh und das ursprüngliche Ziel, die Verhand- gegenüber wichtigen Konkurrenten, z. B. aus EU-Staa- lungen im Berichtsjahr abzuschliessen, konnte nicht ten, Benachteiligungen beim Zugang zu den Weltmär- erreicht werden. Mit Indien fanden diverse Treffen auf kten erfahren. Freihandelsabkommen spielen in diesem politischer Ebene wie auch Kontakte auf Verhandlungs- Zusammenhang eine wichtige Rolle. Im Berichtsjahr leiterebene statt, welche Ende des Berichtsjahres dazu konnten diesbezüglich einige Erfolge erzielt werden. führten, dass verschiedene Expertengespräche per Vi- So konnten die Verhandlungen über die Modernisie- deokonferenz geführt und die Verhandlungen weiter- rung und Ausweitung des Freihandelsabkommens mit geführt werden konnten. Die Verhandlungen mit Indien der Türkei sowie diejenigen mit Ecuador und Indonesien zählen bisher 17 Verhandlungsrunden. Mit Malaysia gab abgeschlossen werden. Die Freihandelsabkommen mit es im ersten Quartal ein Treffen der Verhandlungslei- der Türkei und Ekuador wurden von Regierungsrätin Dr. ter, insgesamt fanden bisher acht Verhandlungsrunden Aurelia Frick anlässlich des EFTA-Ministertreffens vom statt. Nach intensiven Verhandlungen im Vorjahr kam es 25. Juni 2018 in Saudárkrókur (Island) und jenes mit In- mit Vietnam im Berichtsjahr zu einer weiteren Verhand- donesien am 16. Dezember 2018 in Jakarta (Indonesien) lungsrunde in Oslo. Insgesamt führte die EFTA mit Viet- unterzeichnet. Zudem trat das Freihandelsabkommen nam bereits 15 Verhandlungsrunden. Fortschritte bei EFTA-Georgien für die Schweiz und Liechtenstein am den Verhandlungen mit Malaysia und Vietnam werden 1. Mai 2018 in Kraft (für Georgien, Island und Norwe- durch die Unsicherheiten bei der Umsetzung des Trans- gen trat das Abkommen bereits am 1. September 2017 pazifischen Partnerschaftsabkommens (CP-TPP) weiter- in Kraft). Das Freihandelsabkommen EFTA-Philippinen hin behindert. Im Falle Vietnams brachte der Abschluss trat am 1. Juni 2018 für die Philippinen, Norwegen, die des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Viet- Schweiz und Liechtenstein in Kraft, der Ratifikationspro- nam nicht den erhofften Schwung in die Verhandlungen zess in Island ist noch im Gange. Anlässlich des EFTA-Mi- mit den EFTA-Staaten. Es soll daher die Ratifikation und nistertreffens vom 23. November konnte Regierungsrätin Umsetzung dieses Abkommens sowie des CP-TPP ab- Dr. Aurelia Frick zudem eine Zusammenarbeitserklärung gewartet werden, um die Verhandlungen inhaltlich auf der EFTA-Staaten mit dem Kosovo mitunterzeichnen. die angepasste vietnamesische Gesetzeslage stützen zu Bis zum Abschluss der vorgenannten Verhandlungen können. Mit Malaysia gestaltete sich zudem die Termin- waren auch im Berichtsjahr viele Anstrengungen not- suche aufgrund der Parlamentswahlen respektive des wendig. Mit der Türkei wurde im ersten Quartal der Be- Regierungswechsels im Berichtsjahr schwierig. richtsperiode eine intensive rechtliche Überarbeitung Drei weitere Verhandlungsprozesse (Russland-Bela- der Vertragstexte mit diversen mehrtägigen Treffen rus-Kasachstan, Thailand, Algerien) sind aus politischen durchgeführt. Mit Ecuador konnten die letzten offenen Gründen weiterhin blockiert. Die EFTA-Minister haben Punkte der Verhandlungen über ein Freihandelsabkom- jedoch beschlossen, dass Gespräche mit Thailand nach men anlässlich eines Treffens der Verhandlungsleiter im den geplanten Wahlen im Frühjahr 2019 auf technischer Februar in Quito geklärt und die Verhandlungen somit Ebene aufzunehmen seien, wenn die politische Situa- abgeschlossen werden. Insgesamt bestanden die Ver- tion dies erlaubt. Algerien zeigt weiterhin kein Inte- handlungen mit Ekuador aus fünf Verhandlungsrunden resse, die Verhandlungen mit den EFTA-Staaten wieder und diversen Expertentreffen respektive Treffen auf De- aufzunehmen. legationsleiterebene. Liechtenstein hatte bei den Ver- Der laufende Prozess mit Mercosur verläuft dyna- handlungen mit Ecuador erstmals den Vorsitz in der misch. Im Berichtsjahr fanden insgesamt vier Verhand- Expertengruppe Dienstleistungen inne. Mit Indonesien lungsrunden, je zwei in Buenos Aires und in Genf, so- fanden während des ganzen Berichtsjahres intensive wie ein Treffen der Delegationsleiter in Genf statt. Mit Verhandlungen statt. Neben diversen Zwischentreffen Mexiko stocken die Verhandlungen derzeit aufgrund von in einzelnen Verhandlungsgruppen im Januar in Jakarta Differenzen in den Ambitionen betreffend der Moderni- wurde die 14. Verhandlungsrunde im Februar / März in sierung und Erweiterung des bestehenden Freihandels- Genf und die 15. Runde im April in Jakarta durchgeführt. abkommens, bisher gab es vier Verhandlungsrunden. Nach einem Treffen der Verhandlungsleiter im August Zudem nahm am 1. Dezember eine neue Regierung ihr in Genf und einer weiteren Verhandlungsrunde in Yog- Amt auf. Mit Kanada fand im Juni des Berichtsjahres jakarta (Indonesien) von Ende August sowie diversen ein weiteres Treffen der Delegationsleiter, zusammen Videokonferenzen und einer Abschlussrunde Ende Ok- mit Experten und Expertinnen, in Ottawa statt. Der- tober, konnte anlässlich des EFTA-Ministertreffens vom zeit gestalten sich die Gespräche schwierig, dies insbe- 23. November 2018 in Genf eine gemeinsame Minister- sondere wegen unterschiedlichen Ambitionen und den erklärung zum Abschluss der Verhandlungen unter- Auswirkungen der Neuverhandlung des NAFTA-Ab- zeichnet werden. Die eigentliche Unterzeichnung des kommens durch Kanada und die USA / Mexiko. Nach di- Abkommens fand anschliessend am 16. Dezember 2018 versen Treffen mit Chile in den Vorjahren wurde 2017 in Jakarta statt. beschlossen, Verhandlungen über die Erweiterung und ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

172 | Aktualisierung des Freihandelsabkommens aufzuneh- In der Berichtsperiode fand erstmals nach dem men. Diese verzögerten sich jedoch mehrmals. Im Be- Wechsel in der amerikanischen Administration nach den richtsjahr fanden lediglich einige Videokonferenzen mit Wahlen im Jahr 2016 ein Expertentreffen zwischen den Chile statt. Mit einer Aufnahme der Verhandlungen wird EFTA-Staaten und dem Büro des Handelsbeauftragten jedoch in Kürze gerechnet. Die Verhandlungen mit den der USA (USTR) unter dem handelspolitischen Dialog SACU-Mitgliedstaaten über eine Erweiterung und Mo- zwischen den EFTA-Staaten und den USA statt. dernisierung des bestehenden Abkommens konnten im Das EFTA-Netzwerk an Freihandelsabkommen um- Berichtsjahr aufgenommen werden. Es wurden drei Ver- fasst per Ende des Berichtsjahrs 28 Freihandelsabkom- handlungsrunden (je eine in Genf, Durban und Oslo) so- men mit insgesamt 39 Ländern und Territorien (ausser- wie verschiedene Videokonferenzen durchgeführt. Mit halb der EU). Es handelt sich damit um eines der weltweit Israel konnten die noch offenen (bilateralen) Punkte im grössten Freihandelsnetzwerke. Bereich Landwirtschaft bereinigt und die Verhandlungen Brexit war auch in diesem Berichtsjahr ein grosses abgeschlossen werden. Die entsprechenden bilateralen Thema in der EFTA. Für Liechtenstein und die EFTA- Landwirtschaftsabkommen wurden anlässlich des EFTA- Staaten steht die Frage im Vordergrund, wie der Markt- Ministertreffens vom 23. November 2018 in Genf durch zugang zu Grossbritannien auch nach dem Brexit auf die zuständigen Minister Israels, der Schweiz, Norwe- dem bisherigen Niveau gehalten werden kann. Zwischen gens und Islands unterzeichnet. Da das bilaterale Land- den EFTA-Staaten in Genf wurden im Berichtsjahr hierzu wirtschaftsabkommen Schweiz-Israel unter den Zollver- vor allem Informationen über den Stand der Brexit-Be- trag fällt, gilt dieses auch für Liechtenstein. mühungen in den jeweiligen Hauptstädten ausgetauscht. In den Verhandlungen stellt der Interessenausgleich Zudem wurden auf Beschluss der EFTA-Minister und zunehmend eine Herausforderung dar. Auch die EFTA- EFTA-Ministerinnen zwei weitere Treffen auf hoher Be- interne Koordination der Verhandlungspositionen erweist amtenebene zwischen den EFTA-Staaten in Genf und sich oft als zeitintensiv. Ein weiteres Problem ist, dass in Brüssel durchgeführt. neueren Abkommen – vor allem USMCA (vorher NAFTA), Im Berichtsjahr fanden zwei EFTA-Ministertreffen CP-TPP, CETA und auch TTIP – mit neuen Modellen ge- statt: Am 25. Juni unter isländischem Vorsitz in Saudár- arbeitet wird, welche sich teilweise stark vom Modell der krókur und unter Schweizer Vorsitz am 23. November in bisherigen EFTA-Freihandelsabkommen unterscheiden. Genf. Für Liechtenstein nahm Regierungsrätin Dr. Aure- Dies führt bei laufenden Verhandlungen zu Verzöge- lia Frick an beiden Treffen teil. Die EFTA-Minister und rungen. Die EFTA-Staaten versuchen, sich auf die neuen Ministerinnen trafen bei beiden Treffen auch mit Vertre- Gegebenheiten so gut wie möglich vorzubereiten, so z. B. terinnen und Vertretern des EFTA-Parlamentarierkomi- mit einem neuen Ansatz im Bereich Dienstleistungen und tees und des EFTA-Konsultativausschusses zusammen. Investitionen, der Bildung einer Arbeitsgruppe über nach- Im Weiteren fanden die üblichen monatlichen Treffen haltige Entwicklung und Geschlechtergleichstellung, wel- auf der Ebene der Botschafter und Botschafterinnen und che einen neuen Modelltext ausarbeiten soll, sowie der deren Stellvertreter respektive Stellvertreterinnen (De- Erstellung einer EFTA-Strategie. Die Arbeitsgruppe über puties) in Genf statt. Die zuständigen Mitarbeitenden der nachhaltige Entwicklung und Genderfragen traf sich im Mission nahmen jeweils auch an den Treffen des EFTA- Berichtsjahr insgesamt viermal, je einmal in Norwegen, Drittlandkomitees, der Gruppe EFTA-Plattform (Strate- Island, der Schweiz und in Liechtenstein. Die EFTA-De- gieplanung) und des EFTA-Budgetkomitees teil. puties trafen sich mehrmals zur Erarbeitung einer EFTA- Strategie, welche dem EFTA-Rat und anschliessend den Welthandelsorganisation (WTO) EFTA-Ministern und -Ministerinnen im November zur Kenntnis gebracht wurde. Nach den Beschlüssen der WTO-Minister und Ministe- Im Berichtsjahr fanden unter bestehenden Freihan- rinnen anlässlich der WTO-Ministerkonferenz vom De- delsabkommen Treffen der Gemeinsamen Ausschüsse zember 2017 in Buenos Aires stehen nach wie vor die mit Korea (in Seoul), Serbien (in Genf), Israel (in Genf) Gespräche im Landwirtschaftsbereich im Vordergrund, und unter der Zusammenarbeitserklärung mit Moldawien und dort wiederum die Frage nach dem Abbau von land- (in Chisinau) statt. Eine Zusammenarbeitserklärung mit wirtschaftlichen Unterstützungszahlungen (Domestic der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) befindet sich Support). Im Weiteren wurden die Verhandlungen über in Ausarbeitung und konnte im Berichtsjahr noch nicht den Abbau von Subventionen für illegale, unkontrollierte finalisiert werden. Weiter wurde beschlossen, mit Paki- und unregulierte Fischerei weitergeführt (daran nahm stan in einem ersten Schritt ein sogenanntes «Scoping die Ständige Mission nicht teil, da es dabei hauptsäch- Paper» auszuarbeiten, um Verhandlungen über ein Frei- lich um Hochseefischerei geht). Im Weiteren verfolgten handelsabkommen vorzubereiten. Die EFTA-Minister die Mitarbeitenden der Ständigen Mission die Treffen und EFTA-Ministerinnen beschlossen zudem, die Vorar- einer informellen Arbeitsgruppe zu «Domestic Regula- beiten zur Aufnahme von Freihandelsverhandlungen mit tion», welche aufgrund der Erklärung einer Reihe von Moldawien und dem Kosovo aufzunehmen, sofern dies Staaten (darunter Liechtenstein) in Buenos Aires einge- die Ressourcenplanung erlaubt. richtet wurde. Ziel bleibt, das Resultat dieser Gespräche ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

so bald wie möglich in die multilateralen Foren der WTO Konsens scheiterte wiederum am amerikanischen Ein- | 173 zu integrieren. Die Mitarbeitenden nahmen teilweise bei spruch. Drei formelle Vorschläge zur Reform der Beru- Treffen zu den anderen an der Ministerkonferenz ver- fungsinstanz sollen 2019 diskutiert werden. abschiedeten gemeinsamen Erklärungen teil, etwa zum Die Schwierigkeiten der WTO und die Blockade- digitalen Handel (E-Commerce), Investitionen und Ent- haltung der USA haben den Ruf nach Reformen lauter wicklung oder zu Mikro-, kleinen und mittleren Unter- werden lassen. Eine Gruppe von Staaten, unter ande- nehmen. Aus Kapazitätsgründen konnten diese Treffen rem die Schweiz, will Optionen zur Modernisierung der lediglich punktuell abgedeckt werden. Im Bereich E- WTO ausarbeiten. Sie beziehen sich auf drei Schlüssel- Commerce konnten im Berichtsjahr gute Fortschritte er- bereiche: Aktualisierung des Regelwerks für den interna- zielt werden. Die Regierung beschloss, eine gemeinsame tionalen Handel, um der globalen Wirtschaft von heute Ministererklärung zu unterstützen, mit welcher die Ab- Rechnung zu tragen, so z. B. im Bereich E-Commerce; sicht der beteiligten Länder zur Aufnahme von formellen Stärkung der Überwachungsfunktion der WTO sowie Verhandlungen im Rahmen der WTO bekräftigt wird. Überwindung der Blockade beim Streitbeilegungssy- Die Verhandlungen über ein so genanntes plurilate- stem der WTO. Die bisher geführten Diskussionen ste- rales Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen hen noch am Anfang. (Trade in Services Agreement, TiSA) lagen im Berichts- Im Zusammenhang mit dem Brexit wurden im Be- jahr weiterhin auf Eis. richtsjahr in der WTO ebenfalls Vorbereitungen getrof- Mitarbeitende der Mission nahmen im Berichtsjahr fen, so z. B. beim Übereinkommen über den Dienstlei- auch an Treffen des Ausschusses über das öffentliche stungshandel (GATS), wo das Vereinigte Königreich die Auftragswesen (GPA), insbesondere im Zusammenhang Einleitung der Verfahren zur Überführung seiner in den mit dem Beitritt Australiens, sowie an Treffen des Rates EU-Listen enthaltenen Verpflichtungen in rein nationale zuständig für den Bereich Dienstleistungen teil. Darüber Listen vorbereitet, sowie beim Übereinkommen über das hinaus werden in der Regel auch Vorbereitungstreffen öffentliche Beschaffungswesen, wo die Mitgliedstaaten der G10 im Landwirtschaftsbereich abgedeckt. im Berichtsjahr ihr grundsätzliches Einverständnis für Grosses Thema in der WTO, vor allem im General- einen Beitritt des Vereinigten Königreichs zum GPA ga- rat, waren im Berichtsjahr die von den USA eingeführten ben. Der endgültige Entscheid über den Beitritt ist im Zölle auf verschiedenen Produkten, vor allem auf Stahl Berichtsjahr allerdings noch nicht erfolgt. und Aluminium, mit der Begründung der Gefährdung der Auf Ersuchen des Vorsitzenden des Trade Policy Re- nationalen Sicherheit. Daraus resultierten in verschie- view Body (TPR) fungierte Botschafter Dr. Peter Matt denen Staaten Gegenmassnahmen, was zu einem in- als Berichterstatter (Discussant) im Rahmen der Über- ternationalen Handelsstreit führte, welcher zunehmend prüfung der Handelspolitik von Montenegro. Es war das negative Konsequenzen auf das Welthandelssystem und dritte Mal, dass sich ein liechtensteinischer Vertreter in das wirtschaftliche Wachstum hat. Die Erhebung von dieser Funktion an der Überprüfung der Handelspolitik Zöllen führte dazu, dass einige WTO-Mitgliedsstaaten, eines anderen WTO-Mitglieds beteiligte. Die Teilnahme unter anderem auch die Schweiz, bei der WTO gegen erfolgte in persönlicher Kapazität und nicht im Namen die USA ein Streitbeilegungsverfahren eingeleitet haben. Liechtensteins. Im Rahmen des Zollvertrags vertritt die Schweiz dabei auch die Interessen Liechtensteins. Bei der Beurteilung Die Vereinten Nationen (UNO) und andere von Beschwerden gegen Massnahmen, welche ein WTO- internationale Organisationen Mitglied wegen angeblicher Gefährdung der nationalen Sicherheit ergriffen hat, betritt die WTO rechtliches Neu- Im Mittelpunkt der Aktivitäten der Mission in Bezug auf land. Bis dato gibt es keine Entscheidung eines WTO- die Vereinten Nationen und andere internationale Orga- Panels über diese Frage. nisationen in Genf stand der UNO-Menschenrechtsrat. Ein weiterer grosser Zankapfel in der WTO im Be- Liechtenstein ist nicht Mitglied des aus 47 Staaten zu- richtsjahr war die Bestellung von neuen Mitgliedern der sammengesetzten Menschenrechtsrats, dieser gesteht Berufungsinstanz für die Streitbeilegung. Dieses aus sie- Nicht-Mitgliedern jedoch eine weitreichende Beobach- ben Mitgliedern bestehende Gremium beurteilt als zweite terrolle zu. Der Menschenrechtsrat trat im Berichts- Instanz auf Berufung einer Partei hin Entscheidungen jahr zu drei ordentlichen Sessionen (37. – 39. Session) des erstinstanzlichen Panels über Streitigkeiten zwischen und einer Sondersession zu den Ereignissen in Gaza WTO-Mitgliedern wegen Verstössen gegen WTO-Recht. zusammen. Diese folgte auf die Ereignisse in Gaza im Die USA blockieren seit längerem die Besetzung von (per Zusammenhang mit der Eröffnung der amerikanischen Ende 2018) vier neuen Mitgliedern der Berufungsinstanz. Botschaft in Jerusalem und nachdem die USA eine in- Zusammen mit 70 anderen WTO-Mitgliedern forderte ternationale unabhängige Untersuchung der Ereignisse Liechtenstein in einem gemeinsamen Vorstoss an der im Sicherheitsrat blockiert hatten. Liechtenstein trug den Sitzung des Streitschlichtungsmechanismus (DSB) vom Aufruf zur Einberufung der Sondersession gemeinsam November die Lancierung des Nominationsprozesses für mit 37 Beobachter- und 25 Mitgliedstaaten des Men- die vier vakanten Sitze der WTO-Berufungsinstanz. Der schenrechtsrats mit. Die vierwöchige Hauptsession des Menschenrechts- der Ermittlung von Menschenrechtsverletzungen mit. rats findet jeweils im März statt. Höhepunkt aus liechten- Ferner co-sponserte Liechtenstein ein Expertenseminar steinischer Sicht war die Rede von Regierungsrätin Dr. zum Thema der Menschenrechtserklärung, der Wiener Aurelia Frick anlässlich des hochrangigen Segments der Erklärung und der Modernisierung des Menschenrechts- Session. In ihrer Rede an den Rat dankte Regierungsrätin systems der Vereinten Nationen. An der dreiwöchigen Dr. Aurelia Frick dem abtretenden Menschenrechtskom- September-Session sprach die neue Hochkommissa- missar, Zeid Ra'ad Al Hussein, und lobte sein heraus- rin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, erstmals ragendes Engagement zum Schutz und zur Förderung zum Rat und gab ihr mündliches Update zur Situation der Menschenrechte. Sie unterstrich auch die Bedeutung der Menschenrechte weltweit. Aus liechtensteinischer der universellen periodischen Überprüfung für die Ver- Sicht ist die Schaffung eines internationalen, unabhängi- besserung der Menschenrechtsstandards. Im Weiteren gen und unparteilichen Mechanismus zu Myanmar nach verurteilte sie die Gräueltaten in Myanmar, Jemen, Bu- dem Vorbild des Syrien-Mechanismus die Haupterrun- rundi und Syrien und forderte den UNO-Sicherheitsrat genschaft dieser Session. In dieser 39. Session organi- abermals dazu auf, den Internationalen Strafgerichtshof sierte Liechtenstein gemeinsam mit dem All Survivors (ICC) mit dem Fall Syrien zu befassen. Anlässlich des Be- Project, der Schweiz und der EU-Delegation eine Ver- suchs in Genf organisierte Liechtenstein zusammen mit anstaltung zum Thema sexuelle Gewalt an Männern und den Niederlanden und Katar ein hochrangiges Briefing Jungen mit, insbesondere im Kontext des bewaffneten zum Syrien-Mechanismus (IIIM) für Minister und andere Konflikts in Syrien. Weiter organisierte Liechtenstein hochrangige Vertreter unter der Leitung von Regierungs- federführend zusammen mit Katar einen Event mit der rätin Dr. Aurelia Frick. Dieses Briefing war rege besucht Leiterin des Syrien-Mechanismus (IIIM), Frau Catherine und es wurden weitere Unterstützungszahlungen für den Marchi-Uhel. Ferner co-sponserte Liechtenstein eine IIIM Mechanismus zugesagt. Regierungsrätin Dr. Aure- Veranstaltung zur Rolle syrischer Opfer und deren Fami- lia Frick nahm ebenfalls als Podiumsgast an einem Side- lien sowie eine Nebenveranstaltung zur neuen Praxis der Event zur gewaltsamen Umsiedlung der Bevölkerung in syrischen Behörden, Todesurkunden für verschwundene Syrien teil. Zudem traf sie sich zu bilateralen Gesprächen oder getötete Personen zu erstellen. Zudem co-sponserte mit ihren Ministerkollegen und Ministerkolleginnen aus Liechtenstein eine Veranstaltung zu den jüngsten Trends Norwegen, Island, Dänemark und der Schweiz. Im Rah- bezüglich des Rechts auf Privatsphäre im digitalen Zeit- men einer auf Antrag Grossbritanniens durchgeführten alter. Schliesslich besuchten die Gewinnerinnen des Dringlichkeitsdebatte zur Belagerung und Bombardie- Wettbewerbs «DiplomatIn für einen Tag sein» den Men- rung von Ost-Ghouta wurde eine Resolution zur dortigen schenrechtsrat. Situation aufgelegt. Die Resolution, welche die Untersu- An allen drei regulären Sessionen des Menschen- chungskommission des Rates zu Syrien mit den Ermitt- rechtsrats im März, Juni sowie im September beteiligten lungen der Ereignisse in Ost-Ghouta beauftragt, wurde sich die Mitarbeitenden der Mission aktiv an der Arbeit bei der Abstimmung deutlich angenommen und von des Rats. Die Mission konzentrierte sich im Berichtsjahr Liechtenstein co-gesponsert. Liechtenstein beteiligte einerseits darauf, sich aktiv an den Resolutionsverhand- sich mit einer Rekordzahl von insgesamt zehn formellen lungen zu beteiligen, andererseits führte die Mission die Wortmeldungen an der Märzsession. Die Mission betei- in den letzten vier Jahren begonnene Praxis weiter, zu ligte sich auch an der Podiumsdiskussion anlässlich des prioritären Themen im Ratsplenum das Wort zu ergrei- 70-Jahr-Jubiläums der Universellen Erklärung der Men- fen. Bei beiden Aktivitäten trägt die Mission den aussen- schenrechte und forderte weitere Schritte zur vollstän- politischen Prioritäten Liechtensteins Rechnung. digen Umsetzung dieses zentralen Menschenrechtsdo- In thematischer Hinsicht konzentrierte sich die Mis- kuments. sion auf das Miteinbringen von Resolutionen in den fol- Während der 38. Session bildeten die Resolutionen genden Themenbereichen: Frauenrechte und Gewalt ge- zur Stärkung der Frauenrechte den Schwerpunkt. An gen Frauen und Mädchen, Todesstrafe, Kinderrechte, dieser Juni-Session wurde ein deutlicher Rückgang von Recht auf Privatsphäre, Schutz der Menschenrechte im angenommenen Resolutionen festgestellt, was unter an- Internet, Auswirkungen von Korruption auf die Men- derem auf den im Jahr 2015 initiierten Prozess zur Stei- schenrechte, Intern Vertriebene, Wirtschaft und Men- gerung der Effizienz des Rats zurückzuführen ist. Die schenrechte, extreme Armut und Menschenrechte, Recht 38. Session markierte die letzte Ratssession unter dem auf Bildung, Meinungs- und Religionsfreiheit, Menschen- Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad Al Hus- rechte und Umwelt, Recht auf sauberes Trinkwasser und sein, der dieses Amt seit 2014 innehatte und nicht für sanitäre Einrichtungen, Rechte von Minderheiten, Fol- eine zweite Amtszeit kandidierte. Zudem erklärten die ter, Demokratie und Rechtsstaat, nationale Menschen- USA bereits am zweiten Tag der Ratssession ihren Aus- rechtsinstitutionen, Terrorismus und Menschenrechte, tritt aus dem UNO-Menschenrechtsrat mit sofortiger Prävention von Völkermord sowie den Schutz von Men- Wirksamkeit. Liechtenstein organisierte einen Event zu schenrechtsverteidigern und Journalisten. In länderspe- erzwungenem Verschwindenlassen und willkürlicher In- zifischer Hinsicht brachte Liechtenstein im Berichtsjahr haftierung in Syrien sowie zur Rolle der Technologie in Resolutionen zu Myanmar, Iran, Nordkorea, Syrien, Süd ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Sudan, Georgien, Belarus, Eritrea, Venezuela, Jemen In einem vertraulichen und informellen Sondierungsver- | 175 und Burundi mit ein und beteiligte sich aktiv an den Ver- fahren innerhalb der WEOG-Gruppe in New York erhielt handlungen. Liechtenstein beteiligte sich zudem unter Island, das sich neben Liechtenstein ebenfalls für eine anderem am interaktiven Dialog mit der Untersuchungs- Kandidatur interessierte, mehr Zuspruch und reichte als kommission zu Syrien, mit der Sonderberichterstatterin einziges Land eine Kandidatur ein. Trotz des negativen zu Myanmar sowie mit der Sonderberichterstatterin zu Ausgangs hatte diese kurzfristige Kandidatur und das Menschenhandel und mit dem unabhängigen Exper- Lobbying für die Kandidatur Liechtensteins Profil auf al- ten über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidenti- len Ebenen gestärkt. tät. Anlässlich der Generaldebatte über den Bericht der Liechtenstein ist im Rahmen der Arbeiten im Men- neuen Hochkommissarin sowie an den interaktiven Dia- schenrechtsrat in eine Reihe von informellen Gruppie- logen mit der Sonderberichterstatterin zu Sklaverei, dem rungen zu verschiedenen Themen und in unterschied- Sonderberichterstatter zu Übergangsjustiz, der Unter- lichen Formationen eingebunden und beteiligt sich aktiv suchungsmission zu Myanmar und der Untersuchungs- an den Arbeiten und am gegenseitigen Austausch inner- kommission zu Syrien hielt Liechtenstein Statements. halb dieser Gruppierungen. Es sind dies unter anderem Wie üblich unterzeichnete Liechtenstein zudem eine die WEOG-Gruppe, die Juscanz-Gruppe, die Group of Reihe von gemeinsamen Statements von Ländergruppen Friends of the ICC (Internationaler Strafgerichtshof), die und schloss sich mehreren EU-Statements an. Group of Friends on Children and Armed Conflicts und Die grosse Anzahl von Resolutionen bringt nicht nur die Group of Friends on the Responsibility to Protect, die den Rat an seine Kapazitätsgrenzen, sondern auch die Gruppe kleiner Staaten (Group of Small States) sowie die Delegationen. Liechtenstein beteiligte sich während quadrilaterale Gruppe (Liechtenstein, Österreich, Slowe- des Berichtsjahres an diversen Konsultationsrunden nien und die Schweiz). über kurz- und längerfristige Massnahmen zur Steige- Die Mission beteiligte sich auch an den drei Sessi- rung der Effizienz des Menschenrechtsrats. Die Konsul- onen der UPR-Arbeitsgruppe (UPR steht für Universal tationen fanden unter slowenischer Führung (Ratsprä- Periodic Review) des UNO-Menschenrechtsrats. Die sidentschaft) statt. Die Konsultationen wurden zu den UPR ist eines der zentralen Elemente des Menschen- drei folgenden Themen durchgeführt: Verbesserung des rechtsrats. Bei diesem Mechanismus sprechen sich die jährlichen Arbeitsprogramms, Rationalisierung von Re- UNO-Mitgliedsstaaten gegenseitig Empfehlungen zur solutionen und Initiativen und moderne Technologien. Verbesserung ihrer innerstaatlichen Menschenrechtssi- Im Dezember wurde das Statement des Präsidenten prä- tuation aus. Gleich zu Beginn des Berichtsjahres tagte sentiert, welches eine Reihe von freiwilligen Massnah- die 29. Session der Arbeitsgruppe UPR des Menschen- men und zahlreiche andere Verbesserungsmassnahmen rechtsrats in Genf und Liechtenstein stellte sich zum drit- (Website, Verfügbarkeit von Dokumenten, elektronisches ten Mal der Überprüfung. Bei dieser Überprüfung der Co-Sponsoring etc.) vorsieht. Die getroffenen Massnah- Menschenrechte in Liechtenstein gab es ein überwie- men gelten bis Herbst 2019 und sollen anschliessend gend positives Feedback. Die liechtensteinische Delega- überprüft werden. tion wurde von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ange- Die liechtensteinische Delegation betreibt weiter- führt. Im Juni wurde der UPR-Bericht Liechtensteins vom hin eine Nischenstrategie. Der Fokus der Mission auf Menschenrechtsrat formell verabschiedet. Liechtenstein die wichtigsten Kernthemen hat sich auch im Berichts- präsentierte dabei seine Position zu den verschiedenen jahr bewährt. Daraus folgt, dass die für Liechtenstein Empfehlungen. Von den insgesamt 126 Empfehlungen, wichtigsten Vorschläge in den jeweiligen Resolutionen die im Januar von Staaten gemacht wurden, hat Liech- berücksichtig wurden. Die Konzentration auf und das tenstein gemäss Regierungsentscheid 82 akzeptiert und starke Engagement in gewissen Themen trug dazu bei, sich zu deren Umsetzung verpflichtet. dass Liechtenstein am Menschenrechtsrat weiterhin Liechtenstein beteiligte sich gemäss Strategie für eine gute Sichtbarkeit geniesst. Dieses Engagement war den zweiten UPR-Zyklus an der Überprüfung von Staa- Dank des Umstands möglich, dass die Mission während ten, die zum Zeitpunkt ihrer Überprüfung Mitglied des der Dauer der jeweiligen Sessionen durch einen Mitar- UNO-Menschenrechtsrats und der fünf ständigen Mit- beiter des Amtes für Auswärtige Angelegenheiten un- glieder des Sicherheitsrates (P5) sind. Mit dieser Vorge- terstützt wurde. Die Mission konnte zudem wiederum hensweise stellt Liechtenstein die Ratsmitglieder unter auf den Einsatz einer Praktikantin setzen. Ein weiteres besondere Beobachtung, da diese Staaten eine beson- zentrales Ereignis war die Kandidatur Liechtensteins für dere Verantwortung für den Schutz und die Förderung die Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat. Dies wurde der Menschenrechte haben. Im Berichtsjahr wurden möglich, da die USA zum Auftakt der 38. Session des Statements zu folgenden Staaten abgegeben: Frank- Menschenrechtsrats ihren Rückzug als Mitglied aus reich, Botswana, Burundi, die Vereinigten Arabischen dem Menschenrechtsrat per 19. Juni ankündigten. Der Emirate, Deutschland, Kuba, Russische Föderation, frei werdende Sitz im Menschenrechtsrat musste für die China, Mexiko, Nigeria, Saudi Arabien und Senegal. Den restliche Mandatsperiode bis Ende 2019 durch die Gene- Schwerpunkt der Empfehlungen legte Liechtenstein in ralversammlung der UNO in New York besetzt werden. den Bereichen rechtliche Gleichstellung der Frau so- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

176 | wie Gewalt gegen Frauen, Prävention von Folter, kör- am hochrangigen Segment der «Polio Partners Group perliche Bestrafung von Kindern, Zusammenarbeit mit der Global Polio Eradication Initiative (GPEI)» sowie am dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) sowie Ratifi- ersten Treffen der Botschaftergruppe für die 33. Konfe- kation des Römer Statuts ICC und der in Kampala ver- renz der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbe- handelten Änderungen des Römer Statuts, Abschaffung wegung teil. Die Mitarbeitenden der Mission vertraten der Todesstrafe, Ratifikation des Sicherheitsrats-Verhal- Liechtenstein ebenfalls an den zwei jährlich stattfin- tenskodex gegen Massenverbrechen sowie bürgerliche denden Treffen des Stiftungsrats des «Geneva Centre for und politische Rechte. Bei der UPR von Saudi Arabien the Democratic Control of Armed Forces (DCAF)» in Genf im November standen das Verschwinden und die Ermor- sowie an der vierten Session der «Open-ended intergo- dung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im vernmental working group on transnational corporations Fokus. Zahlreiche Delegationen äusserten ihr Entset- and other business enterprises with respect to human zen über dieses Verbrechen und forderten eine unab- rights (OEIGWG)». hängige Untersuchung und Bestrafung der Täter. Auch Im Oktober des Berichtsjahres weilte der Ständige Liechtenstein brachte seine Abscheu über diese Tat zum Vertreter der Mission Genf in New York und beteiligte Ausdruck und empfahl Saudi Arabien, alle vorhandenen sich an den Debatten des ersten und dritten Ausschusses Informationen in diesem Kontext offenzulegen und eine der Generalversammlung. Er nutzte den Aufenthalt für glaubwürdige und objektive Untersuchung durchzufüh- diverse bilaterale Treffen. ren, damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezo- Weiter gab es zahlreiche Treffen oder Besuche von gen werden können. Vertreterinnen und Vertretern von UNO-Sonderorganen, Zusätzlich reichte Liechtenstein für Rumänien, Bar- Nichtregierungsorganisationen sowie Antrittsbesuche bados, Tonga, Mali, Bahamas, Montenegro, Israel, von Botschaftern und Botschafterinnen, Teilnahmen an Serbien, Turkmenistan, Burkina Faso, Kap Verde, Us- Ausstellungen, Lancierungen von Publikationen usw. Zu bekistan, Tuvalu, Kolumbien, Djibouti, Kanada, Bangla- den Aktivitäten des Ständigen Vertreters und seines Stell- desch, Aserbaidschan, Kamerun, Kuba, Jordanien, Ma- vertreters gehört auch die Teilnahme an diversen gesell- laysia, die zentralafrikanische Republik, Monaco, Belize, schaftlichen Anlässen (Empfänge zu Nationalfeiertagen, Tschad und Kongo sogenannte Advanced Questions ein. Mittag- und Abendessen etc.) im Zusammenhang mit der Liechtenstein co-sponserte ein Panel des Centre for UNO und anderen internationalen Organisationen. Humanitarian Dialogue zu «Inclusive peace processes» an der Geneva Peace Week Anfang November. Unter Diverses dem Thema «Making inclusion work for peace» wurde über Erfahrungen in inklusiven Friedensprozessen in Ni- Per 1. September 2018 wechselte Pascal Schafhauser, geria und Kenia berichtet. bisheriger Stellvertretender Ständiger Vertreter, zur Die Ständige Mission organisierte am 22. Novem- EFTA und übernahm das Amt des Stellvertretenden Ge- ber zusammen mit Katar, Deutschland, den Niederlan- neralsekretärs in Genf / Direktor Administration. Zeit- den, Dänemark, Irland und der Schweiz eine Unter- gleich übernahm Patrick Ritter den Posten des Stellver- stützerkonferenz für den von Liechtenstein initiierten tretenden Ständigen Vertreters in der Ständigen Mission Syrien-Mechanismus (IIIM). Die Veranstaltung wurde Genf. Im Berichtsjahr wurde die Ständige Mission zudem von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick geleitet. Ziel der personell durch Praktikantinnen verstärkt. Selina Pfister Veranstaltung war es, die auf freiwilligen Beiträgen von war bis Ende April 2018 und im Juni 2018 in der Stän- Staaten beruhende Finanzierung des Mechanismus für digen Mission Genf tätig. Stefanie Gassner nahm ihre Tä- das Jahr 2019 sicherzustellen. Ab 2020 soll die Finanzie- tigkeit am 1. September 2018 auf und wird bis Ende Juni rung aus dem regulären Budget der UNO erfolgen. An 2019 in der Mission tätig sein. der Veranstaltung wurden Zusagen in der Höhe von rund USD 5.9 Mio. gemacht. Zahlreiche Staaten stellten Be- träge in Aussicht, ohne allerdings bereits konkrete Zah- len nennen zu können. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Mission vertraten Liechtenstein im Berichtsjahr an Konferenzen im Abrüstungsbereich, so an den Vertragsstaatentreffen der Konvention über Streumunition, des Fakultativpro- tokolls zum Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behand- lung oder Strafe sowie des UN-Übereinkommens über konventionelle Waffen. Im Weiteren nahmen die Mitar- beiter und Mitarbeiterinnen an der Vorstellung des Län- derberichts von Liechtenstein zur Frauenrechtskonven- tion (CEDAW) in Genf teil. Liechtenstein nahm ebenfalls ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Datenschutzkommission Prüfungskommission für | 177 Rechtspfleger Vorsitzende: RA lic. iur. Mirjam Amann Vorsitzender: lic.iur. Willi Büchel, Zusammensetzung Landgerichtspräsident Die drei Mitglieder und zwei Ersatzmitglieder der Daten- schutzkommission wurden vom Landtag gewählt. Es befindet sich erst seit Oktober 2017 eine Rechtspfleger- anwärterin in Ausbildung, sodass keine Prüfungen stattge- Zuständigkeit funden haben. Die Datenschutzkommission entscheidet als unabhän- gige, erste verwaltungsrechtliche Beschwerdeinstanz in Angelegenheiten des Datenschutzes.

Beschwerdefälle Schätzungskommission Im Berichtsjahr wurden insgesamt drei Entscheide – also in zwei im Berichtsjahr neu zugegangenen Fällen sowie in einem vom Vorjahr übertragenen Fall – ausgefertigt Vorsitzender: Karl Laternser und zugestellt (zwei Stattgebungen und eine Abweisung). Beschwerdeführer in diesen Fällen waren zwei Privatper- Schätzungen durch die Amtliche Schätzungskom- sonen und eine juristische Person des Privatrechts. mission Nachfolgende tabellarische Aufstellung zeigt die Anzahl der durch die Schätzungskommission durchgeführten Schätzungen (die Schätzungen des Vorsitzenden sind in dieser Aufstellung nicht eingeschlossen) Prüfungskommission für Rechtsanwälte Gemeinde Anzahl amtlicher Marktwert Schätzungen Wert

Vorsitzender: Dr. Hilmar Hoch Balzers 9 4'120'325 6'165'639 Triesen 13 8'840'699 14'385'751 Die Prüfungskommission für Rechtsanwälte hat im Be- Triesenberg 3 109'066 134'735 richtsjahr zwei Prüfungssessionen abgehalten, eine im Vaduz 7 6'391'172 9'077'172 Frühjahr und eine im Herbst. Schaan 26 34'120'675 52'857'081 Planken 3 2'603'958 3'746'760 Frühjahrssession 2018 Mauren / Schaanwald 7 4'449'104 6'359'290 Für die im Frühjahr abgehaltene Rechtsanwaltsprüfung Eschen / Nendeln 18 9'773'009 17'158'121 meldeten sich 17 Kandidaten an: 15 Kandidaten zur ge- Gamprin-Bendern 2 12'825 23'180 samten Rechtsanwaltsprüfung und zwei Kandidaten zur Schellenberg 1 13'200 24'000 EWR-Eignungsprüfung. Ruggell 12 8'855'893 12'611'270 Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 5. bis 12. März 2018 und die mündlichen Prüfungen am 3. April Total per 2018 101 79'289'926 122'542'999 sowie 2. und 3. Mai 2018 abgehalten. Zehn Rechtsan- waltsprüfungskandidaten und ein EWR-Prüfungskandi- Zusätzlich wurden für das ABI zwei Berichte erstellt. dat haben die Prüfung bestanden. Schätzungen durch den Vorsitzenden der Amtlichen Herbstsession 2018 Schätzungskommission Für die im Herbst abgehaltene Rechtsanwaltsprüfung Gemäss Art. 16 Abs. 2 des Schätzungsgesetzes wurden meldeten sich zehn Kandidaten an: Vier Kandidaten zur folgende Schätzungen durch den Vorsitzenden alleine gesamten Rechtsanwaltsprüfung, fünf Kandidaten zur durchgeführt: EWR-Eignungsprüfung sowie eine Kandidatin zur Wie- – Für die AHV 41 amtliche Schätzungen, drei Mietwert- derholung der mündlichen Prüfung. berechnungen ohne amtliche Schätzung sowie vier Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 10. bis Nutzniessungsberechnungen; 17. September 2018 und die mündlichen Prüfungen am – 88 Schätzungen für die Bestimmung der Anlageko- 5. und 6. November 2018 abgehalten. Drei Rechtsan- sten. waltsprüfungskandidaten und drei EWR-Prüfungskandi- daten haben die Prüfung bestanden. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

178 | Strafvollzugskommission

Vorsitzende: Mag. iur. Franziska Goop-Monauni, LL.M

Die Strafvollzugskommission hat gesetzeskonform im Sinne von Art. 17 StVG in regelmässigen Abständen dem Landesgefängnis Vaduz unangemeldete Besuche abge- stattet und die Haftbedingungen überprüft. Diese sind – wie auch in den vergangenen Jahren – gut. Reformbedarf besteht weiterhin einerseits bei der im Strafvollzug beste- henden kompetenzrechtlichen Überschneidung zwischen dem Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt sowie dem Ministerium für Äusseres, Justiz und Kultur und an- dererseits bei der fachgerechten Unterbringung von psy- chisch auffälligen Insassen. Hinsichtlich Letzterem wer- den gemäss Information der Strafvollzugskommission derzeit Abklärungen durch das Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt durchgeführt. Gemäss der seit 1. Ja- nuar 2018 implementierten strategischen Neuausrichtung des Landesgefängnisses werden seither nur mehr Unter- suchungs-, Ausschaffungs-und Auslieferungshaften sowie die Verbüssung von Ersatzfreiheitsstrafen vollzogen. Der Vollzug von kurzen und teilbedingten Freiheitsstrafen wird einzelfallabhängig in der offenen Strafanstalt Saxerriet ge- stützt auf eine diesbezüglich bestehende Kooperationsver- einbarung durchgeführt. Alle übrigen Strafhaften werden weiterhin gestützt auf den mit Österreich seit 1983 beste- henden Staatsvertrag betreffend die Übernahme von Häft- lingen in österreichischen Strafanstalten vollzogen. Der Nationalen Präventionsmechanismus (NPM) begrüsst die strategische Neuausrichtung des Landesgefängnisses auch nach dem ersten Jahr ihrer Umsetzung, da sie nach wie vor eine Verbesserung der Arbeits- und damit auch der Re- sozialisierungsmöglichkeiten der Insassen mit sich bringt, die aufgrund der beschränkten Infrastruktur im Landes- gefängnis nicht möglich wäre. Vor allem die Kooperation mit der offenen Strafanstalt Saxerriet wird positiv bewertet und konnte im Berichtsjahr bereits in drei Fällen umge- setzt werden. Darüber hinaus wird weiterhin empfohlen, bei Verlegungen in ausländische Strafanstalten jedenfalls eine den Gleichheitsgrundsatz wahrende Praxis auszu- üben, die auch eine Rechtsicherheit für die Insassen mit sich bringt. Zudem sollten, wenn möglich, Verlegungen in nahe gelegene Strafanstalten angestrebt werden, um den im Einzelfall für die Resozialisierung des Insassen nicht minder wichtigen Kontakt zu in Liechtenstein wohnhaften nahen Familienangehörigen bestmöglich zu gewährleisten. Weiterführende Ausführungen können dem Jahresbericht 2018 des liechtensteinischen National- und Präventions- mechanismus entnommen werden.