2 Äusseres, Justiz Und Kultur
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ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES, Grauen Liste der EU gestrichen. In den Schlussfolgerungen | 97 vom Dezember zog der EU-Ministerrat vorbehaltlos posi- JUSTIZ UND KULTUR tive Schlüsse zu den Beziehungen mit Liechtenstein und lobte die gute und dynamische Zusammenarbeit. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Im Menschenrechtsbereich fielen im Berichtsjahr die dritte Universelle Periodische Überprüfung (UPR) durch den Menschenrechtsrat in Genf sowie die Präsentation des Äusseres Berichts über die Umsetzung des UNO-Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau Die Aussenpolitik bewegte sich im Berichtsjahr erneut in (CEDAW) an. In internationalen Organisationen engagierte einem herausfordernden Umfeld. Kritische Entwicklungen sich Liechtenstein weiterhin aktiv für den Schutz und die wie der Druck auf multilaterale Organisationen und Ver- Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Rechts- tragswerke, zunehmender Nationalismus und Protektio- staatlichkeit. Die langjährigen und wirkungsvollen Enga- nismus, der Beginn einer neuen Aufrüstung sowie Span- gements im Bereich der internationalen Strafjustiz wurden nungen zwischen West und Ost setzten sich fort. Die fortgeführt. Mit der «Liechtenstein Initiative» wurde erfolg- Diskussionen in Europa waren zudem stark durch den reich eine Public-private-Partnership zur Bekämpfung von anstehenden Austritt des Vereinigten Königreichs aus der moderner Sklaverei und Menschenhandel lanciert. Europäischen Union (Brexit) geprägt, die auch das Mini- Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung sterium stark beschäftigten. Besonders erfreulich war der engagierte sich das Ministerium für das Totalverbot che- Abschluss der Verhandlungen mit dem Vereinigten König- mischer Waffen, das im Berichtsjahr weiter unter Druck reich über ein Austrittsabkommen. geraten ist. Die Zusammenarbeit mit der Internationalen Der Pflege und Vertiefung der bilateralen Beziehungen Atomenergieorganisation (IAEO) wurde mit dem Erhalt der kam wiederum ein zentraler Stellenwert zu. Im Vordergrund sogenannten «Broader Conclusion» auf eine neue Basis ge- standen dabei die Beziehungen mit den Nachbarstaaten stellt. Damit wurde bestätigt, dass Liechtenstein seinen Be- Österreich und Schweiz sowie Deutschland. Aufgrund des richterstattungspflichten voll nachkommt. Austrittsprozesses erfolgte auch ein reger Austausch mit Das Ministerium koordinierte im Berichtsjahr die Um- dem Vereinigten Königreich, den EWR / EFTA-Partnern setzung der UNO-Agenda 2030 für eine nachhaltige Ent- Norwegen und Island sowie der Europäischen Union. Fort- wicklung. Im Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung geführt wurde der zur Tradition gewordene Austausch mit waren zudem Liechtensteins Beitritt zur europäischen Akti- dem aktuellen EU-Ratsvorsitz (im ersten Halbjahr Bulga- onsplattform für Emissionsrechte sowie die Mitarbeit in der rien, im zweiten Halbjahr Österreich). Der Austausch mit makroregionalen Strategie für den Alpenraum (EUSALP) dem EU-Ratsvorsitz und diversen weiteren EU-Mitglieds- wichtige Tätigkeitsbereiche. staaten wurde unter anderem dazu genutzt, um auf die Liechtenstein wendete im Berichtsjahr CHF 22'487'813 Anliegen EWR / EFTA-Staaten im Rahmen der Brexit-Ver- Mio. für die Internationale Humanitäre Zusammenar- handlungen aufmerksam zu machen. In bilateralen Tref- beit und Entwicklung (IHZE) auf. Diese Ausgaben be- fen wurden zudem gezielt liechtensteinische Interessen inhalteten Beiträge an den von Liechtenstein initiierten thematisiert, wie der Abschluss eines Doppelbesteue- Untersuchungsmechanismus für Syrien (IIIM) sowie die rungsabkommens oder steuerliche Beschränkungen. Die Finanzsektorkommission zu moderner Sklaverei und Men- Beziehungen mit Tschechien und den USA wurden im Be- schenhandel (Liechtenstein Initiative). Gemäss den aktu- richtsjahr wiederum intensiv gepflegt. Verstärkt wurde der ellsten Zahlen zum liechtensteinischen Bruttonationalein- bilaterale Austausch mit wirtschaftlich bedeutenden Staa- kommen (BNE) für 2016 wendet Liechtenstein 0.42 % des ten wie China und Indien. BNE für Entwicklungszusammenarbeit auf. Damit setzte Die Aussenwirtschaftspolitik war erneut ein zentraler sich die rückläufige Tendenz der Vorjahre in Bezug auf den Bestandteil der Arbeit des Ministeriums. Liechtenstein trat ODA-Prozentsatz fort. konsequent für ein regelbasiertes, auf Freihandel bauen- Im Berichtsjahr legte das Ministerium besonderes Au- des Wirtschaftssystem ein. Im Rahmen der Europäischen genmerk auf die Öffentlichkeitsarbeit. Unter dem Titel «In- Freihandelsassoziation (EFTA) wurden neue Freihandels- sight» wurde eine neue Publikationsreihe lanciert, die in abkommen mit Ecuador und Indonesien sowie ein moder- unregelmässigen Abständen kompakt über aktuelle aus- nisiertes Abkommen mit der Türkei unterzeichnet. In der senpolitische Themen informiert. Die ersten zwei Ausga- Welthandelsorganisation (WTO) waren Schutzzölle auf ben beschäftigten sich mit dem Brexit und dem 40-Jahr- Stahl und die Sicherstellung eines funktionierenden Streit- Jubiläum des Beitritts zum Europarat. Die Kommunikation beilegungsverfahrens zentrale Themen. Die DBA-Verhand- auf dem Twitter-Konto @MFA_LI wurde weitergeführt. Da- lungen mit Jersey, Litauen und den Niederlanden konnten neben wurden verschiedene, gut besuchte öffentliche Ver- abgeschlossen werden. anstaltungen durchgeführt. Auf europäischer Ebene waren verschiedene positive Entwicklungen zu verzeichnen: Im Oktober wurde Liech- tenstein aufgrund seiner Fortschritte von der sogenannten ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR 98 | Europäische Zusammenarbeit errecht wurde Liechtenstein im Oktober von der Grauen Liste gestrichen. In der Folge haben einzelne EU-Staaten Der Brexit stellte im Berichtsjahr die EWR / EFTA-Staa- Steuerdiskriminierungen gegenüber liechtensteinischen ten Island, Liechtenstein und Norwegen unverändert vor Unternehmen aufgehoben. In den Schlussfolgerungen Herausforderungen. Nachdem die EU eine gemeinsame des EU-Ministerrats vom Dezember wurden die Bezie- Lösung mit den EWR / EFTA-Staaten abgelehnt hatte, be- hungen zu Liechtenstein als «sehr gut und dynamisch» gannen diese mit den Arbeiten an einem eigenen Aus- bezeichnet, im Rahmen von EWR und Schengen bestehe trittsabkommen mit dem Vereinigten Königreich (UK). eine «exzellente Zusammenarbeit». Besonders gewür- Das Abkommen lehnt sich an das Austrittsabkommen digt wurden Liechtensteins Anstrengungen in Bezug auf zwischen der EU und UK an und regelt neben den Bür- Steuertransparenz und faire Unternehmensbesteuerung. gerrechten weitere EWR-relevante Bereiche wie Daten- schutz, bereits in Verkehr gebrachte Waren und Gei- Aussenwirtschaftspolitik und Finanzplatz stiges Eigentum. Die Verhandlungen konnten Anfang Dezember abgeschlossen werden. Da bis Ende des Be- Fortschritte bei der Liberalisierung des Welthandels in richtsjahres keine Lösung zwischen der EU und UK für der Welthandelsorganisation (WTO) blieben im Berichts- einen geordneten Austritt vorlag, wurden die No-Deal- jahr weiterhin aus, zudem stieg der politische Druck auf Vorbereitungen intensiviert. Im Mittelpunkt stehen dabei das Streitschlichtungsverfahren der WTO. Die Aussen- der Schutz der liechtensteinischen Staatsangehörigen in wirtschaftspolitik konzentrierte sich dementsprechend UK sowie die Vermeidung von Nachteilen für liechten- auf die Erweiterung und Modernisierung von EFTA-Frei- steinische Unternehmen. handelsabkommen sowie den Abschluss neuer Doppel- Im Berichtsjahr fanden regelmässige Treffen mit der besteuerungsabkommen (DBA). Das Ministerium war an Kommission (TF 50) und weiteren Vertretern der EU statt. den Verhandlungen für DBA mit Jersey, Litauen und den Ein enger Austausch zum Brexit fand laufend mit UK, Niederlanden beteiligt, die im Berichtsjahr abgeschlos- den EWR / EFTA-Partnern sowie den Nachbar-und wei- sen werden konnten. Es wurden neue EFTA-Freihan- teren Partnerstaaten statt. Treffen mit den amtierenden delsabkommen mit Ecuador und Indonesien sowie ein EU-Präsidentschaften Bulgarien und Österreich wurden modernisiertes Freihandelsabkommen mit der Türkei genutzt, um die Interessen der EWR / EFTA-Staaten im unterzeichnet. Die EFTA-Minister bekundeten zudem Rahmen des Brexit zu platzieren und die enge Partner- ihren Willen, die Verhandlungen für neue Freihandels- schaft mit der EU zu bekräftigen. Im Dezember einigten abkommen mit Indien, Malaysia, Mercosur und Vietnam sich Liechtenstein und die EWR / EFTA-Partner Norwe- sowie für die Modernisierung bestehender Abkommen gen und Island mit UK darauf, gegenseitig die Rechte der weiter zu verstärken. Mit Kosovo wurde eine Zusam- Bürger zu schützen, die bis zu einem Stichtag die Perso- menarbeitserklärung unterzeichnet, zudem traten im Be- nenfreizügigkeit in Anspruch genommen haben. richtsjahr die Abkommen mit Georgien und den Philip- Im Berichtsjahr konnten mit 433 EU-Rechtsakten pinen für Liechtenstein in Kraft. Seit dem 1. September eine relativ hohe Zahl übernommen werden, wobei die stellt Liechtenstein erstmals den Stellvertretenden Gene- Datenschutz-Grundverordnung besonders hervorzuhe- ralsekretär der EFTA. ben ist. Per Ende November waren 612 Rechtsakte nicht Die Arbeiten in der WTO bestanden grossteils in der übernommen, was einem Rückstand (Backlog) von rund Weiterverfolgung der Entscheidungen, die an der WTO- 10 %entspricht. Rund die Hälfte davon fällt unter die Fi- Ministerkonferenz 2017 in Buenos Aires getroffen wor- nanzdienstleistungen. Ende des Jahres gelang ein Durch- den sind. Diese betrafen insbesondere Landwirtschaft, bruch bei den Verhandlungen