ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES, Finnland in der der Präsidentschaft des EU-Rats im zwei- | 97 ten Halbjahr, wurden die Anliegen der EWR / EFTA-Staa- JUSTIZ UND KULTUR ten im Rahmen des Brexit und anderer Agenden platziert. Liechtensteinische Anliegen wie Doppelbesteuerungsab- Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger kommen (DBA) und EFTA-Freihandelsabkommen sowie die Beseitigung steuerlicher Diskriminierungen wurden Der Bereich Äusseres war einmal mehr von folgenden Ent- in bilateralen Gesprächen gezielt angebracht. Auch die wicklungen geprägt: Druck auf internationale Organisati- Beziehungen mit Schwerpunktländern wie Tschechien, onen und multilaterale Verträge, handelspolitische Span- den USA und China wurden weiter gepflegt. nungen und Protektionismus, Aufrüstung, zunehmende Eine hohe Bedeutung kam unverändert der Aussen- Polarisierung und Instabilität sowie eine hohe Anzahl an wirtschaftspolitik zu. setzte sich sowohl in Konflikten. Innereuropäisch prägten unverändert die Ver- bilateralen Gesprächen als auch in multilateralen Foren handlungen um den Austritt des Vereinigten Königreichs wie der Welthandelsorganisation (WTO) für eine regelba- aus der Europäischen Union (Brexit) die Diskussionen. sierte Weltwirtschaft ein, die auf dem Prinzip des freien Liechtenstein konzentrierte sich in diesem Umfeld auf die Handels basiert. In der Europäischen Freihandelsassozia­ Pflege der bilateralen Beziehungen mit Nachbar- und wei- tion (EFTA) hatte Liechtenstein im ersten Halbjahr den teren Schwerpunktstaaten, die Aussenwirtschaftspolitik, Vorsitz und führte deshalb das Ministertreffen im Juni den EWR und die Beziehungen mit der EU, den Einsatz für in Malbun durch. Der grundsätzliche Abschluss der Ver- Menschenrechte, Sicherheit und Verbrechensbekämpfung handlungen mit MERCOSUR (Argentinien, Brasilien, Pa- sowie die Entwicklungszusammenarbeit und Nachhaltig- raguay, Uruguay) im Berichtsjahr war ein Meilenstein keit. in der Geschichte der EFTA. Der Landtag genehmigte Im Bereich Justiz standen diverse Gesetzgebungspro- im Berichtsjahr zudem neue EFTA-Freihandelsabkom- jekte im Fokus. Erwähnenswert ist dabei vor allem die Ab- men mit Ecuador und Indonesien sowie das moderni- änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozessordnung, sierte Freihandelsabkommen mit der Türkei. Hauptthe- des Gesetzes über die Zusammenarbeit mit dem Interna- men in der WTO waren die Reformbemühungen und tionalen Strafgerichtshof und anderen Internationalen Ge- die politischen Anstrengungen zur Aufrechterhaltung richten sowie des Naturschutzgesetzes. Bei dieser Abände- des Streitschlichtungsmechanismus. Die DBA-Verhand- rung handelt es sich um die erste grosse Anpassung und lungen mit Italien wurden abgeschlossen, während das umfassende Modernisierung des Strafrechts seit 1985. Mit DBA mit Litauen vom Landtag genehmigt wurde. In Be- der Schaffung eines Notariatsgesetzes per 1. 1. 2020 wurde zug auf Korruptionsbekämpfung standen die dritte und in Liechtenstein ein neuer Berufszweig geschaffen. Durch vierte Evaluationsrunde durch die Staa- die Einführung des Berufs des Notars wurde so die Mög- tengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) im lichkeit geschaffen, notarielle Beurkundungen und Beglau- Mittelpunkt. bigungen direkt im Land vorzunehmen. In den Beziehungen mit der EU waren im Berichts- Die Arbeiten im Geschäftsbereich Kultur standen ganz jahr insbesondere die Aktivitäten zum 25-Jahr-Jubiläum im Zeichen des Jubiläumsjahres 300 Jahre Fürstentum des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) von Bedeu- Liechtenstein. Zu den Höhepunkten in diesem Zusammen- tung. Bei der offiziellen Feier in Brüssel unterstrich EU- hang zählten unter anderem die Eröffnungsfeier im Januar, Ratspräsident Donald Tusk die Bedeutung des EWR als die Eröffnung der Sonderausstellung im Landesmuseum, gleichberechtigte Partnerschaft und Wertegemeinschaft. das Theaterprojekt «Identität Europa» sowie die Eröff- Aus liechtensteinischer Sicht besonders erfreulich ist die nung der Jubiläumsausstellung im Kunstmuseum Liech- hohe Zahl an übernommenen EU-Rechtsakten insbeson- tenstein, welche die grossen Liechtensteiner Sammlungen dere im Finanzdienstleistungsbereich. die Fürstlichen Sammlungen, die Sammlung Hilti und die In Bezug auf Menschenrechte konnte im Berichtsjahr Sammlung Batliner – in den Dialog mit der Staatlichen die erste Berichterstattungsrunde zur Konvention zur Kunstsammlung treten liess. Dies passierte das erste Mal Bekämpfung von Menschenhandel des Europarats abge- in der Geschichte des Landes Liechtenstein. schlossen werden. Zudem übermittelte Liechtenstein im Berichtsjahr die Länderberichte zum UNO-Übereinkom- Äusseres men gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT) und Ein Schwerpunkt der Arbeit im Ministerium lag in der zum Fakultativprotokoll vom 25. Mai 2000 zum Über- Pflege und Vertiefung bilateraler Beziehungen mit der einkommen über die Rechte des Kindes betreffend den erweiterten Nachbarschaft bestehend aus der Schweiz, Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution. In multila- Österreich und Deutschland. Auch der Austausch mit den teralen Organisationen setzte Liechtenstein das Enga- EWR / EFTA-Partnerstaaten Island und Norwegen, der Eu- gement für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Men- ropäischen Union (EU) sowie dem Vereinigten Königreich schenrechte fort, insbesondere in den Bereichen der wurde weiterhin intensiv gepflegt. Bei bilateralen­ Kontak- internationalen Strafjustiz und der Verantwortung für ten mit der EU sowie EU-Mitgliedsstaaten, unter anderem schwerste Verbrechen gegen das Völkerrecht. Die von ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

98 | Liechtenstein initiierte Finanzsektorkommission zur Be- liechtensteinische Aussenpolitik einzubringen. Im März kämpfung von moderner Sklaverei und Menschenhandel lud Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick zu drei öffentlichen schloss ihre Arbeit mit der Lancierung des sogenannten Vorträgen in , Balzers und Ruggell über 300 Jahre «Blueprint» ab. Die Ergebnisse werden in einer nächsten liechtensteinische Aussenpolitik. Phase unter dem Titel FAST (Finance Against Slavery and Trafficking) verbreitet und umgesetzt. Europäische Zusammenarbeit Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung setzte Liechtenstein die Arbeiten in der UNO und ande- Für Liechtenstein – genauso wie für die EWR / EFTA-Staa- ren internationalen Organisationen fort. Die Ergebnisse ten Island und Norwegen und die EU – war der Brexit der Finanzsektorkommission wurden unter anderem im weiterhin das zentrale Thema auf europäischer Ebene. Rahmen der UNO-Kommission für Verbrechenspräven- Im Dezember konnten die EWR / EFTA-Staaten die Ver- tion und Strafrechtspflege aufgegriffen. Liechtenstein en- handlungen über das Austrittsabkommen mit dem Verei- gagierte sich weiter für einen schlanken Überprüfungs- nigten Königreich abschliessen. Dieses spiegelt das Aus- mechanismus im Rahmen des UNO-Übereinkommens trittsabkommen zwischen der EU und UK. Es schützt die gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität so- Rechte der EWR / EFTA-Staatsangehörigen unter Wah- wie für eine Einhaltung des Verbots chemischer Waffen. rung der liechtensteinischen Personenverkehrslösung. Umwelt und nachhaltige Entwicklung gewannen im Mit der Unterzeichnung eines Protokolls im Februar Berichtsjahr weiter an Bedeutung. Hervorzuheben ist wurde ausserdem die Ausweitung des bilateralen Frei- die Einreichung des unter Federführung des Ministeri- handelsabkommens und des Agrarabkommens zwischen ums verfassten freiwilligen Umsetzungsberichts zu den der Schweiz und dem Vereinigten Königreich auf Liech- nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Develop- tenstein besiegelt. Eine hohe Priorität kam dem Brexit ment Goals, SDGs) der UNO, der im Juli in New York auch bei bilateralen Ministertreffen sowie beim halbjähr- vorgestellt wurde. Zudem beteiligte sich das Ministerium lich stattfindenden EWR-Rat zu. an den Verhandlungen bei der Vertragsstaatenversamm- Im Berichtsjahr wurden 708 EU-Rechtsakte in das lung zum UNO-Klimaübereinkommen in Madrid sowie EWR-Abkommen übernommen – ein Rekordwert. Be- an der makroregionalen EU-Strategie für den Alpenraum sonders hervorzuheben ist die Übernahme zahlreicher (EUSALP). Rechtsakte im Bereich der Finanzdienstleistungen, da- Liechtenstein investierte 2019 CHF 25'322'894 in die runter MiFID II / MiFIR (Märkte für Finanzinstrumente) Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Ent- und CRR / CRD IV (Bankenkapital) sowie über 100 damit wicklung (IHZE). Rund zwei Drittel dieser Beiträge gin- verbundener Rechtsakte. Der sogenannte Backlog, also gen im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammen- der Rückstau an EU-Rechtsakten, die noch nicht in den arbeit an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst EWR übernommen worden sind, verringerte sich somit (LED). Geografisch gesehen verteilten sich die IHZE-Bei- im Berichtsjahr von 600 auf 450. träge hauptsächlich auf Afrika (38 %), gefolgt von Süd- Im Rahmen des EWR-Finanzierungsmechanismus und Zentralamerika (18 %), Europa (15 %), dem Nahen 2014-2021 (sogenannte EEA Grants) wurden Konzept- Osten (5 %) und Asien (2 %). 2017 gab Liechtenstein noten und Programmabkommen für Programme in 14 im Berichtsjahr publizierten Zahlen 0.37 % des Brutto- der 15 Empfängerstaaten erarbeitet. In Rumänien, Bul- nationaleinkommens (BNE) für die IHZE aus. In Bezug garien, der Slowakei, Portugal, Tschechien und Estland auf den sogenannten ODA-Prozentsatz, der die Ausga- wurden bereits Fördermittel für Projekte ausgeschrie- ben für Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis zum ben, für die sich auch liechtensteinische Partner bewer- BNE setzt, ging die rückläufige Entwicklung der Vorjahre ben können. Das Memorandum of Understanding (MoU) damit weiter. mit Ungarn konnte im Berichtsjahr nicht abgeschlossen Das im Berichtsjahr gefeierte 300-Jahr-Jubiläum bot werden. Der Schwerpunkt Liechtensteins liegt in den Be- dem Ministerium sowohl im Inland als auch an den Ver- reichen Bildung, Kultur, Migration und gute Regierungs- tretungen zahlreiche Chancen, um Liechtenstein mit sei- führung. Geografisch liegt der Fokus für Liechtenstein ner Geschichte und Aussenpolitik bekannt zu machen. auf Tschechien, die Slowakei, Polen und Ungarn. Im Mai nahm der Landtag einen Bericht zu den Schwer- Die Zusammenarbeit mit der EU war im Berichtsjahr punkten und Prioritäten der liechtensteinischen Aus- weiterhin sehr gut. Im Berichtsjahr haben einzelne EU- senpolitik zur Kenntnis, der in der Folge grafisch aufbe- Länder (Litauen und Kroatien) Liechtenstein von natio­ reitet auf Deutsch und Englisch verteilt wurde. Mit der nalen Steuerlisten gestrichen. In Bezug auf weiterhin dritten Ausgabe des «Insight» zum EWR-Finanzierungs- bestehende Steuerhindernisse für liechtensteinische Un- mechanismus im Dezember wurde auch diese 2018 ins ternehmen in der EU wurde der Dialog mit der EU (Code Leben gerufene Reihe kurzer Publikationen zur Aussen- of Conduct Group) sowie betroffenen EU-Ländern fortge- politik weitergeführt. Die Kommunikation über das Twit- setzt. Im Rahmen des 25-Jahr-Jubiläums des EWR wurde ter-Konto @MFA_LI wurde fortgesetzt. Im Berichtsjahr das EWR-Abkommen als Grundlage für eine gleichbe- wurde zum ersten Mal eine Jugenddelegierte für Liech- rechtigte Partnerschaft und Wertegemeinschaft zwi- tenstein ernannt, um die Anliegen Jugendlicher in die schen der EU und den EWR / EFTA-Staaten gewürdigt. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Aussenwirtschaftspolitik und Finanzplatz gulierung des Handels mit Dienstleistungen und die Ver- | 99 handlungen über den digitalen Handel. Zudem beteiligte Die Erweiterung des Netzes von EFTA-Freihandelsab- sich die Liechtenstein an den Gesprächen im Landwirt- kommen sowie die Modernisierung bestehender EFTA- schaftsbereich. Intensive Diskussionen um die Reform Abkommen und der Abschluss neuer Doppelbesteue- der WTO führten zu keinem Ergebnis, was dazu führte, rungsabkommen bildeten weiterhin den Schwerpunkt dass der WTO-Streitschlichtungsmechanismus im De- der Aussenwirtschaftspolitik. Im Berichtsjahr wurden die zember aufgrund der Blockade des Selektionsprozesses Verhandlungen mit den MERCOSUR-Staaten (Brasilien, zur Ernennung neuer Mitglieder durch die USA entschei- Argentinien, Paraguay und Uruguay) grundsätzlich ab- dungsunfähig wurde. 114 WTO-Mitglieder, darunter geschlossen werden, was angesichts der relativ kurzen Liechtenstein, haben sich wiederholt für einen Beschluss Zeit für die Verhandlungen und des Ergebnisses ein Er- zur Einleitung des Bestellungsverfahrens eingesetzt, um folg ist. Der Landtag genehmigte im Berichtsjahr neue die Funktion des Mechanismus zu erhalten. EFTA-Freihandelsabkommen mit Ecuador und Indone- Im Rahmen der dritten Evaluationsrunde durch sien sowie das modernisierte Freihandelsabkommen GRECO war das Ministerium federführend bei der Um- mit der Türkei. Die EFTA-Verhandlungen mit Indien, setzung der Empfehlungen zur Korruptionsbekämpfung. Vietnam und Malaysia wurden weitergeführt. Verhand- In diesem Zusammenhang wurde das Gesetz betreffend lungen zur Modernisierung von EFTA-Freihandelsab- die Ausrichtung von Beiträgen an die politischen Par- kommen wurden mit den SACU-Staaten (Botswana, Le- teien im Berichtsjahr revidiert. Parallel dazu wurde die sotho, Namibia, Südafrika, Eswatini), Chile, Mexiko und vierte Evaluationsrunde mit dem Besuch eines GRECO- Kanada geführt. Zudem wurden die Aufnahme von Ver- Evaluierungsteams gestartet. Die vierte Runde beschäf- handlungen mit der Republik Moldau und Pakistan sowie tigt sich vor allem mit der Prävention von Korruption in die Wiederaufnahme des Prozesses mit Thailand vorbe- Parlament, Gerichten und Staatsanwaltschaft. Weiter reitet. Der Dialog mit bestehenden EFTA-Partnern sowie vertrat das Ministerium Liechtenstein bei Sitzungen zu mit den USA wurde weiterhin gepflegt. Korruptionsbekämpfung im Europarats- und UNO-Kon- Im ersten Halbjahr hatte Liechtenstein den EFTA- text. Vorsitz inne und führte im Juni das Ministertreffen in Malbun durch. Erstmals tauschten sich die Beratenden Menschenrechte Ausschüsse gemeinsam mit den Ministerinnen und Ministern aus, was mehr Raum für einen Dialog liess. Der Einsatz für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Beim EFTA-Ministertreffen wurde beschlossen, dass ab Demokratie in multilateralen Organisationen bildete im Juli 2020 ein ganzjähriger Vorsitz eingeführt und das Mi- Berichtsjahr erneut einen Schwerpunkt der liechtenstei- nistertreffen im Herbst abgeschafft wird. Zudem wurde nischen Aussenpolitik. Die Berichterstattung an Men- beim Ministertreffen ein EFTA-intern neu ausgehandel- schenrechtsgremien von UNO und Europarat in den Be- tes, aktualisiertes Modellkapitel über Handel und nach- reichen Menschenhandel, Folter und Kinderpornografie haltige Entwicklung unterbreitet. Neue Elemente des machte dabei einen grossen Teil der Arbeit des Ministe- Modellkapitels sind unter anderem Bestimmungen über riums aus. Zudem wurde auf Initiative des Ministeriums Handel und Geschlechtergleichstellung, Handel und Kli- die Arbeitsgruppe Menschenrechte eingesetzt, die sich mawandel, Handel und Biodiversität, verantwortungs- amtsübergreifend mit der Koordinierung und Weiterver- volles Geschäftsgebaren sowie die nachhaltige Nutzung folgung von Empfehlungen internationaler Menschen- von Wäldern und lebenden Meeresressourcen. Weiter rechtsgremien auseinandersetzt. gab es im Berichtsjahr Bemühungen zur Aktualisierung Im November wurde der elfte jährliche Dialog mit der EFTA-Konvention im Landwirtschaftsbereich. Ziel ist liechtensteinischen Nichtregierungsorganisationen im eine Anpassung der bestehenden Verpflichtungen vor Menschenrechtsbereich durchgeführt. Thema des NGO- dem Hintergrund der revidierten Landwirtschaftsabkom- Dialogs war das 30-Jahr-Jubiläum der UNO-Kinder- men Norwegens und Islands mit der EU. rechtskonvention (KRK). Unter den 45 Teilnehmern und Die DBA-Verhandlungen mit Italien wurden im Juli Teilnehmerinnen befanden sich auch Jugendliche, die bereits nach einer Verhandlungsrunde erfolgreich abge- sich aktiv an der Diskussion beteiligten. schlossen, ausserdem wurde die Grundlage für das In- International bildete die unter dem Titel «Liechten- krafttreten des DBA mit Litauen im Jahr 2020 gelegt. Die stein Initiative» lancierte Finanzsektorkommission zur DBA-Verhandlungen mit China wurden im Berichtsjahr Bekämpfung von moderner Sklaverei und Menschenhan- intensiviert. del einen Schwerpunkt der Arbeit im Menschenrechts- Da es in den multilateralen Verhandlungen inner- bereich. Mit der Präsentation eines umfassenden Mass- halb der WTO kaum Fortschritte gab, konzentrierte sich nahmenkatalogs für den globalen Finanzsektor an der Liechtenstein auf plurilaterale Verhandlungen, um Ver- UNO in New York wurde im September die erste Phase handlungen zu aktuellen Handelsthemen voranzutrei- der «Liechtenstein Initiative» erfolgreich abgeschlossen. ben. Dazu gehören insbesondere die Verhandlungen Im Berichtsjahr wurde weiter beschlossen, unter dem Ti- über internationale Standards für die innerstaatliche Re- tel «Liechtenstein Initiative for Finance Against Slavery ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

100 | and Trafficking» (FAST) die zweite Phase des Projekts Klimaübereinkommen in Madrid für robuste Regeln in einzuleiten. Diese legt den Schwerpunkt auf die globale den Bereichen Marktmechanismen und Transparenz ein Verbreitung des Massnahmenkatalogs und dessen Im- und vertrat Liechtenstein im Rahmen der makroregio- plementierung. Im Jahr 2021 ist eine Überprüfungskon- nalen EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP). ferenz geplant. Das Engagement für strafrechtliche Verantwortung Bilaterale Besuche und Arbeitsgespräche war weiterhin eine Priorität der liechtensteinischen Men- schenrechtspolitik. Mit Erfolg setzte sich Liechtenstein Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein für die Überführung des Untersuchungsmechanismus Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick empfing am 8. Januar für Syrien ins reguläre UNO-Budget ein. Zudem gelang den ungarischen Aussenminister Péter Szijjártó in Va- es, mit einer hochrangigen Veranstaltung im Rahmen duz. Zentrale Themen des Gesprächs waren der Brexit, der Brüssel-III-Syrien-Konferenz die strafrechtliche Ver- Migration und die Zusammenarbeit in internationalen antwortlichkeit zu thematisieren. In Bezug auf den In- Organisationen. ternationalen Strafgerichtshof (ICC) führte Liechtenstein Miroslav Lajčák, Aussenminister der Slowakei, be- die Kampagne zur Ratifikation der Statutszusätze zum suchte am 17. Januar Liechtenstein im Rahmen des zehn- Verbrechen der Aggression fort und steuerte die Bemü- ten Jubiläums der Aufnahme bilateraler Beziehungen. hungen der Gruppe von Unterstützerstaaten gegen den Themen des Arbeitsgesprächs mit Regierungsrätin Dr. zunehmenden politischen Druck auf den ICC. Aurelia Frick waren unter anderem die aktuellen Ent- In seiner Funktion als Beobachterstaat im UNO-Men- wicklungen in der EU inklusive Brexit und die gute Zu- schenrechtsrat konzentrierte sich Liechtenstein neben sammenarbeit in internationalen Organisationen. Re- den Sessionen vor allem auf die Abgabe von Empfeh- gierungsrätin Frick und Aussenminister Lajčák nahmen lungen im Rahmen der Universellen Periodischen Über- ausserdem gemeinsam am Liechtenstein Dialogue for prüfung (UPR) von Mitgliedsstaaten des Rats. Zudem Development teil. brachte Liechtenstein Resolutionen mit ein und orga- Am 8. Mai besuchte die Aussenpolitische Kommis- nisierte Nebenveranstaltungen zu Schwerpunktthemen sion des Ständerats Liechtenstein. Auf dem Besuchspro- der liechtensteinischen Menschenrechtspolitik. gramm standen neben einem Treffen mit der Aussenpoli- tischen Kommission des Landtags ein Höflichkeitsbesuch Sicherheit und Verbrechensbekämpfung bei S.D. Erbprinz Alois und ein Arbeitsessen mit Regie- rungsrätin Dr. Aurelia Frick. Das Ministerium vertrat Vertretung Liechtenstein bei der Ebenfalls am 8. Mai besuchte der indonesische Han- Vertragsstaatenversammlung des UNO-Übereinkom- delsminister Enggartiasto Lukita Liechtenstein, um mit mens gegen grenzüberschreitende, organisierte Krimi- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick die weiteren Schritte nalität sowie in Gremien der UNO und des Europarats zu zur Ratifikation des EFTA-Freihandelsabkommens mit Cyber-Kriminalität. Zudem beteiligte sich Liechtenstein Indonesien zu besprechen. Regierungsrätin Frick depo- an der Vertragsstaatenversammlung zur Chemiewaffen- nierte dabei auch Liechtensteins Interesse am Abschluss konvention, um die Funktionsfähigkeit der Organisation eines bilateralen Doppelbesteuerungsabkommens. zu erhalten und der Verbot von Chemiewaffen aufrecht- Am 14. Mai lud EU-Botschafter Michael Matthies- zuerhalten. Die Internationale Atomenergieorganisation sen zum traditionellen Empfang im Rahmen des Euro- (IAEO) bestätigte Liechtenstein im August den State- patags, der im Zeichen des 25-Jahr-Jubiläums des EWR level Safeguards Approach (SLA). Nach Erteilung der stand. Nach der Feier empfing Regierungsrätin Dr. Au- Broader Conclusion im Mai 2018 bedeutet dieser Schritt relia Frick die in Liechtenstein akkreditierten Botschaf- den Abschluss des Prozesses zur Umsetzung des liech- terinnen und Botschafter der EU-Staaten zu einem Dia- tensteinischen Safeguards-Abkommens mit der IAEO, log über die aussenpolitischen Prioritäten und Initiativen ohne dass sich dadurch Änderungen bezüglich Bericht- Liechtensteins sowie den Brexit und weitere europapo- erstattung ergeben. litische Fragen. Eine internationale Diplomatengruppe der mit dem Umwelt und nachhaltige Entwicklung deutschen Auswärtigen Amt zusammenarbeitenden «ifa Akademie» weilte am 21. Mai zu einem Besuch in Liech- Das Ministerium hatte die Federführung bei der Erstel- tenstein. Sie wurde von Regierungschef-Stellvertreter lung des ersten freiwilligen Umsetzungsberichtes über Dr. Daniel Risch und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick die UNO-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Der zu einem Gespräch empfangen. in Kooperation mit allen Ministerien verfasste Bericht Am 3. Juli weilte der erste stellvertretende Minister umfasst Informationen über aktuelle Trends sowie beste- für auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föde- hende und geplante Massnahmen in Bezug auf nachhal- ration, Vladimir Titov, zu Besuch in Vaduz. Er wurde tige Entwicklung. Der Bericht wurde im Juli an der UNO von S.D. Erbprinz Alois zu einem Höflichkeitsbesuch in New York vorgestellt. Weiter setzte sich das Ministe- auf Schloss Vaduz empfangen. Im Treffen mit Amtslei- rium bei der Vertragsstaatenversammlung zum UNO- ter Botschafter Dr. Martin Frick würdigten beide Seiten ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 25 Jah- Am 15. Mai eröffnete Regierungsrätin Dr. Aurelia | 101 ren, das 300-Jahr-Jubiläum Liechtensteins sowie die eta- Frick im Beisein von zahlreichen Vertretern und Ver- blierte Zusammenarbeit im Kulturbereich. treterinnen aus Politik, Wirtschaft und Kultur das neue Am 29. November empfing Regierungsrätin Dr. Katrin liechtensteinische Honorarkonsulat in London. Als Ho- Eggenberger gemeinsam mit Regierungschef Adrian Has- norarkonsulin wurde I.D. Gräfin Adelheid Coudenhove- ler und Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch Kalergi, Prinzessin von und zu Liechtenstein ernannt. die in Liechtenstein akkreditierten Botschafterinnen und Regierungsrätin Frick nutze den Aufenthalt in London Botschafter zum Botschafterinformationstag im Kunst- zudem für ein Treffen mit Lord Ahmad of Wimbledon, museum. Neben Ansprachen und dem gegenseitigen Staatsminister im Aussenministerium. Kennenlernen stand der Besuch der Jubiläumsausstel- Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick besuchte am 11. und lung «Liechtenstein. Von der Zukunft der Vergangen- 12. Juni 2019 Berlin, um sich mit der CDU-Vorsitzen- heit» auf dem Programm. den Annegret Kramp-Karrenbauer zu treffen und einem Empfang zum 300-Jahr-Jubiläum Liechtensteins beizu- Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland wohnen, der von der liechtensteinischen Botschafterin Zusammen mit Bundesrat Guy Parmelin und dem bri- gegeben wurde. Am 18. Juni nahmen Regierungschef tischen Handelsminister Liam Fox hat Regierungsrätin und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick am Dr. Aurelia Frick am 11. Februar in Bern das Protokoll Empfang der liechtensteinischen Botschaft in Bern teil. über die zukünftigen Handelsbeziehungen zwischen den Unter den Gästen waren Mitglieder des Schweizer Parla­ drei Staaten unterzeichnet. Am Rande der Unterzeich- ments sowie hochrangige Vertreterinnen und Vertreter nung führte die Regierungsrätin mit Handelsminister der Bundesverwaltung. Fox ein bilaterales Gespräch über die Regelung der zu- Am 19. Juni traf sich Regierungsrätin Dr. Aurelia künftigen Beziehungen nach dem Brexit. Frick in Bern mit Botschafterinnen und Botschaftern Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zwi- asia­tischer Länder, um sich mit ihnen über die aussen- schen dem 15. und 17. Februar traf sich Regierungsrätin politischen Prioritäten und Möglichkeiten stärkerer wirt- Dr. Aurelia Frick mit den Aussenministern von Armenien, schaftlicher Vernetzung auszutauschen. Georgien, Kirgistan, Kroatien und der Niederlande sowie Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger absolvierte mit Bundesrätin Viola Amherd. am 28. November ihren Antrittsbesuch bei Bundesrat Am 15. März nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Ignazio Cassis in Bern. Sie unterstrich die hohe Priorität, am Arab World Social Innovation Forum in Kairo teil. welche die Beziehung mit der Schweiz für Liechtenstein Dabei hielt sie eine Rede zum Thema: «Success and re- geniesst, und tauschte sich mit ihrem Amtskollegen über sponsibility: A small-country perspective on social inno- bilaterale Themen, die Europapolitik sowie die Zusam- vation». menarbeit in multilateralen Organisationen aus. Am 26. und 27. März 2019 weilte Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick in Wien, um Termine in ihrer Funktion Multilaterale Zusammenarbeit: Besuche als Regierungsrätin für Äusseres, Justiz und Kultur wahr- und Arbeitsgespräche zunehmen. An der diplomatischen Akademie sowie bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein Europa (OSZE) hielt sie Vorträge über die liechtenstei- Am 20. Januar eröffnete Regierungsrätin Dr. Aurelia nische Aussenpolitik. An einem Abendessen der liech- Frick die zweite Sitzung der unter dem Namen «Liech- tensteinischen Botschafterin zu Ehren der Regierungs- tenstein Initiative» lancierte Finanzsektorkommission in rätin in der Albertina begrüsste Regierungsrätin Frick Schaan. Das Treffen wurde neben der inhaltlichen Arbeit Persönlichkeiten aus Politik, Justiz, Kultur und Medien, dazu genutzt, um die liechtensteinische Bevölkerung im unter ihnen die österreichische Aussenministerin Karin Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung über die Arbeit Kneissl und der ehemalige Aussenminister der Tschechi- der Kommission zu informieren. Neben Regierungsrä- schen Republik, S.D. Fürst Karl Schwarzenberg. tin Frick hatten dabei die Kommissionsvorsitzende Fiona Am 3. April sind S.D. Erbprinz Alois von und zu Liech- Reynolds sowie S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein tenstein und eine hochrangige liechtensteinische Delega- eine aktive Rolle. tion, darunter Regierungschef Adrian Hasler, Regierung- Der neue EFTA-Generalsekretär Henri Gétaz sowie schef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch und Regierungsrätin sein Stellvertreter, der Liechtensteiner Pascal Schafhau- Dr. Aurelia Frick, in Bern vom Schweizerischen Bundes- ser, trafen im Rahmen ihres Antrittsbesuchs in Vaduz rat zum offiziellen Staatsbesuch empfangen worden. Der am 1. März Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick. Im Mittel- zweitägige Staatsbesuch ist eine Bekräftigung der engen punkt des Gesprächs standen die Freihandelspolitik der und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Liechten- EFTA und insbesondere die Verhandlungen mit MERCO- stein und der Schweiz. Am offiziellen Arbeitsgespräch SUR sowie die Modernisierung bestehender Abkommen. nahmen von Schweizer Seite Bundespräsident Ueli Mau- Unter dem Vorsitz von Regierungsrätin Dr. Aurelia rer, Bundesrat Ignazio Cassis und Bundesrätin Karin Kel- Frick fand am 24. Juni in Malbun das Ministertreffen der ler-Sutter teil. EFTA-Staaten statt. Island wurde durch Aussenminister ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

102 | Gudlaugur Thordarson vertreten, Norwegen durch mitarbeiter im Vorjahr wurden dem LED-Stiftungsrat zur Handelsminister Torbjørn Røe Isaksen und die Schweiz Kenntnis gebracht und anlässlich dieser Gespräche auf- durch Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Im Zentrum genommen. des Treffens standen die EFTA-Freihandelspolitik und aktuelle Entwicklungen im EWR. Daneben widmete sich Internationale Humanitäre Zusammenarbeit das diesjährige Treffen dem Thema Handel und nach­ und Entwicklung (IHZE) haltige Entwicklung. Die Regierung hat 2019 insgesamt CHF 22.6 Mio. für Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland Projekte der Internationalen Humanitären Zusammen­ Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zwi- arbeit und Entwicklung (IHZE) aufgewendet. Der Ge- schen dem 15. und 17. Februar traf sich Regierungsrätin samtbetrag für die offizielle Entwicklungszusammen- Dr. Aurelia Frick mit dem Generalkommissar des Hilfs- arbeit (Official Development Assistance, ODA) gemäss werks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge OECD-Kriterien, in dessen Berechnung auch weitere an- im Nahem Osten (UNRWA), Pierre Krähenbühl, sowie rechenbare Beiträge an internationale Organisationen mit Fatou Bensouda, Chefanklägerin am Internationalen sowie das entsprechende Engagement der liechtenstei- Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag. nischen Gemeinden und die Betreuung von Asylsuchen- Auf Einladung der EU-Aussenbeauftragten Fede- den im Inland einfliessen, beläuft sich auf CHF 25.3 Mio. rica Mogherini nahm Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Der letzte definitive ODA-Prozentsatz, welcher die of- zusammen mit Vertretern von rund 85 Staaten und in- fizielle Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis zum ternationalen Organisationen an der Syrien-Konferenz Bruttonationaleinkommen (BNE) aufzeigt, liegt für das in Brüssel teil. Regierungsrätin Frick nutzte die Veran- Jahr 2017 vor. Bei einem BNE von CHF 6'710 Mio. er- staltung insbesondere, um auf den Syrien-Mechanismus gibt sich dabei für Liechtenstein ein ODA-Prozentsatz aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit der Schweiz von 0.37. lud sie zu einer Veranstaltung zum Thema «Gerechtig- keit und internationaler Frieden in Syrien». Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent- Am 16. und 17. Mai vertrat Regierungsrätin Dr. Au- satzes relia Frick Liechtenstein bei der Ministersession des Eu- roparats in Helsinki, an der weitreichende Entscheide Jahr BNE ODA– ODA-Prozentsatz zur Zukunft der Organisation gefällt wurden. Am Rand (in Mio. CHF) anrechenbare % der Konferenz traf sie sich für bilaterale Gespräche mit Ausgaben dem finnischen Aussenminister Timo Soini zu einem Austausch über die Prioritäten der finnischen EU-Präsi- 2000 4'112 13'451'090 0.33 % dentschaft im zweiten Halbjahr 2019, dem slowenischen 2001 3'782 15'114'860 0.40 % Aussenminister Miroslav Cerar und dem griechischen 2002 3'698 14'010'065 0.38 % Aussenminister George Katrougalos. 2003 3'538 15'055'869 0.43 % Der EWR-Rat am 20. Mai in Brüssel stand im Zeichen 2004 3'554 15'395'590 0.43 % des 25-Jahr-Jubiläums des EWR. Das EWR-Abkommen 2005 3'893 17'381'933 0.45 % garantiere die vier Grundfreiheiten und habe dadurch In- 2006 4'397 18'843'051 0.43 % novation, Wettbewerbsfähigkeit und allgemeinen Wohl- 2007 4'946 21'563'049 0.44 % stand gefördert, betonte Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick 2008 4'949 25'984'138 0.53 % in ihrer Rede im Namen der drei EWR / EFTA-Staaten. 2009 4'210 28'434'531 0.68 % Am Rande des EWR-Rates trafen sich die EWR / EFTA- 2010 4'470 27'772'298 0.62 % Staaten mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst zum 2011 4'025 27'914'033 0.69 % aussenpolitischen Dialog. 2012 3'571 26'781'303 0.75 % 2013 4'073 26'189'157 0.65 % Corporate Governance 2014 1) 4'924 25'021'456 0.51 % 2015 4'968 23'310'270 0.47 % Im Bereich des Äusseren ist der Liechtensteinische Ent- 2016 5'899 24'204'500 0.41 % wicklungsdienst (LED) dem Ministerium zugeordnet. Ge- 2017 6'710 24'515'243 0.37 % mäss den gesetzlichen Vorgaben hat die Regierung wie 2018 nicht bekannt 25'755'710 nicht bekannt jedes Jahr den Monitoringbericht des Berichtsjahres zur Kenntnis genommen sowie das Budget des LED und den 2019 nicht bekannt 25'322'894 nicht bekannt Leistungsauftrag für das Folgejahr genehmigt. Zudem führte das Ministerium zwei ordentliche Gespräche mit 1) Die Berechnungsmethode des BNE wurde für das Jahr 2014 von ESVG Vertretern des Stiftungsrates und der Geschäftsleitung 95 auf ESVG 2010 umgestellt des LED. Die von der Geschäftsprüfungskommission (GPK) im Rahmen der Kündigungen mehrerer Projekt- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent- Aufgrund des Syrien-Konfl ikts ist der Anteil der Pro- | 103 satzes jekte im Nahen Osten mit 5 % nach wie vor relativ hoch.

Ausgaben in Mio. CHF ODA-Prozentsatz Das Engagement in Asien beläuft sich auf lediglich 2 % der IHZE-Gelder. 22 % der Mittel werden nicht projektspezifi sch aus- bezahlt oder länderübergreifenden Programmen zu- geführt. Diese Beiträge, welche in der untenstehenden Projektliste in der Länderspalte als «International» be- zeichnet werden, sind essentiell, um grenzüberschrei- tende Aktivitäten oder unterfi nanzierte Programme zu unterstützen und die Grundkosten von Entwicklungs- organisationen zu decken.

22%

IHZE-Beiträge 2019 nach Kategorien 38%

Die IHZE-Mittel werden bei der Budgetierung nach 5% einem intern festgelegten Schlüssel auf die einzelnen Ka- tegorien aufgeteilt. Dabei gehen rund 65 % des Budgets 15% an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in aus- gesuchten Schwerpunktländern. Der LED berichtet se- 2% 18% parat über die Verwendung dieser Gelder (www.led.li). 11.8 % der Mittel werden für die Internationale Flücht- lings- und Migrationshilfe und je 11.5 % für die Not- und Wiederaufbauhilfe sowie die multilaterale Entwicklungs- zusammenarbeit eingesetzt. Für die Öffentlichkeitsarbeit wurden im Berichtsjahr 0.2 % der Mittel aufgewendet.

0.2% 11.5% 11.5%

11.8%

65.0%

IHZE-Beiträge 2019 nach Regionen Im Berichtsjahr wurden 38 % der IHZE-Gelder in Afrika eingesetzt. Das grösste Engagement erfolgte dort in den Schwerpunktländern des LED, konkret in Burkina Faso, Mali, Mosambik, Sambia, Senegal, Simbabwe und Tan- sania. 18 % der Mittel wurden für Entwicklungsprojekte in Zentral- und Südamerika, insbesondere in den LED- Scherpunktländern Bolivien und Peru, verwendet. Das Engagement in Europa nimmt 15 % der Gelder in Anspruch. Unterstützt werden Projekte in der Balkan- Region und im ärmsten Land Europas, in der Republik Moldau. Die Republik Moldau ist ebenfalls ein Scher- punktland des LED. In den Ländern des Balkans, haupt- sächlich im Kosovo sowie in Bosnien und Herzegowina, engagiert sich Liechtenstein im Rahmen der Internatio- nalen Flüchtlings- und Migrationshilfe. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

104 | Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE): Projektliste 2019

Not- und Wiederaufbauhilfe (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Projekt «REZO» Haiti Build Change 50'000 50'000 Unterstützung Bildungsprojekt der Palästina Caritas CH 50'000 50'000 Caritas Schweiz in Gaza, Palästina Nothilfe nach Erdbeben in Albanien, Albanien Caritas FL 50'000 50'000 Caritas Liechtenstein CISP Verbesserung der humanitären Kolumbien; Ecuador; DEZA 250'000 250'000 Situation in den Grenzregionen von Venezuela Venezuela, Kolumbien und Ecuador Tahaddi-Projekt (Gesundheit, Bildung, Libanon DEZA 200'000 200'000 Soziale Inklusion) in Libanon Übernahme Mietkosten Lagerfläche und Kosovo Lazarus Hilfswerk 10'737 10'737 Transportkosten Unterstützung Projekte in Mosambik, Mosambik Div. Partner Kleinprojekte / 30'000 30'000 Internationales Hilfswerk Verdoppelungen Verbesserung der Umweltbedingungen in Bangladesch HEKS 100'000 100'000 und um das Rohingya Flüchtlingslager Jamtoli in Bangladesch Jahresbeitrag International Hilfswerk Liechtenstein 20'000 20'000 Transportkosten International Hilfswerk Liechtenstein 80'188 80'188 Wiederaufbauhilfe nach Zyklon Fani im Indien Hilfswerk Liechtenstein 40'000 40'000 Nordosten Indiens der Caritas Indien Beitrag an das Nothilfeprogramm der Mosambik IFRC 100'000 100'000 Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRK) in Mosambik Hilfsprogramm des Internationalen Jemen IKRK 100'000 100'000 Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Jemen Hilfsprogramm des Internationalen Libyen IKRK 50'000 50'000 Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Libyen Hilfsprogramm des Internationalen Südsudan IKRK 100'000 100'000 Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Südsudan Hilfsprogramm des Internationalen Syrien IKRK 100'000 100'000 Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Syrien Hilfsprogramm des Internationalen Ukraine IKRK 50'000 50'000 Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Ukraine Hilfsprogramme für Minenopfer International IKRK 100'000 100'000 Jährlicher Beitrag an den IKRK-Hauptsitz International IKRK 200'000 200'000 Aufstockung der Spendenaufruf Jordanien; Libanon; Syrien LRK 20'000 20'000 «Weihnachten für syrische Flüchtlingskinder», Liechtensteinisches Rotes Kreuz Jahresbeitrag Katastrophenfonds International LRK 50'000 50'000 Spende zum 30. Regierungsjubiläum International LRK 25'000 25'000 S. D. des Fürsten der Regierung, LRK Allgemeiner Beitrag an MoveAbility International MoveAbility Foundation 50'000 50'000 Central Emergency Response Fund (CERF) International OCHA 200'000 200'000 Medizinische Grundversorgung in Simbabwe Simbabwe SolidarMed 50'000 50'000 Beitrag an den «Haiti Cholera Response Fund» Haiti UNDP 24'000 24'000 Umsetzung Ottawa-Konvention (Beitrag International UNMAS 25'000 25'000 Minenräumung / Minenopferhilfe) Allgemeiner Beitrag an das UNO-Hilfswerk International; Palästina UNRWA 100'000 100'000 für Palästinaflüchtlinge ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

| 105 Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Nothilfemassnahme zur Eindämmung Äthiopien Welthungerhilfe 25'000 25'000 von Cholera in der Afar Region in Äthiopien, Deutsche Welthungerhilfe e. V. Beitrag an das Welternährungsprogramm Burkina Faso WFP 100'000 100'000 (WFP) zur Unterstützung von Hunger- leidenden in Burkina Faso Beitrag an das Welternährungsprogramm Demokratische Republik Kongo WFP 50'000 50'000 (WFP) zur Unterstützung von Hungerleidenden in der Demokratischen Republik Kongo Nahrungsmittelhilfe Korea (Demokratische WFP 100'000 100'000 Volksrepublik Korea) Nothilfefonds des International WFP 100'000 100'000 Welternährungsprogramms (WFP)

Total 2'599'925 2'599'925

Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

IGAS: Income Generation in the Bosnien-Herzegowina Caritas CH 150'000 150'000 Agricultural Sector PASURI: Prosper Agrarian Production in Kosovo Caritas CH 120'000 120'000 Kosovo by Sustainable Rural Investments PEACH: Pre-School Education for All Children Bosnien-Herzegowina Caritas CH 290'000 290'000 Roma Housing Bosnien-Herzegowina Caritas CH 212'000 212'000 SELLS: Socio-Economic and Livelihoods Bosnien-Herzegowina Caritas CH 125'000 125'000 Support in the Upper Drina Region of Eastern Bosnia and Herzegovina SPHRESE: Verbesserung der Vorschulbildung Kosovo Caritas CH 140'000 140'000 SUREP: Sustainable Return of Kosovo Caritas CH 240'000 240'000 Repatriated Persons Migration und Entwicklung Armenien Caritas Vorarlberg 50'000 50'000 Resettlement syrische Flüchtlinge Fürstentum Liechtenstein Div. Partner Kleinprojekte / 13'959 13'959 Verdoppelungen Inklusion von Roma in Serbien Serbien HEKS 100'000 100'000 Allgemeiner Beitrag an IDMC International IDMC 100'000 100'000 Bildungsprojekt für jugendliche Flüchtlinge Türkei RET 220'000 220'000 und Einheimische Beteiligung an Schweizer Migrations- Bosnien-Herzegowina; Kosovo; Staatssekretariat 500'000 500'000 partnerschaften auf dem Westbalkan Nord-Mazedonien; Serbien für Migration Hilfsprogramme des UNHCR Syrien UNHCR 100'000 100'000 Hilfsprogramme des UNHCR-Irak Irak UNHCR 100'000 100'000 Hilfsprogramme des UNHCR-Mittelmeerroute International UNHCR 100'000 100'000 Nicht-zweckgebundener Beitrag UNHCR International UNHCR 100'000 100'000

Total 2'660'959 2'660'959 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

106 | Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED) Für die Verwendung der Mittel wird auf die separate Berichterstattung des LED verwiesen. Betrag CHF ODA CHF

Total 14'690'000 14'690'000

Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Beitrag an Projekt zu sexueller und International All Survivors Project 85'000 85'000 geschlechterspezifischer Gewalt in Konflikten Beitrag ans generelle Budget von International APT 20'000 20'000 Association for the Prevention of Torture Implementierung des Fakultativprotokolls International APT 30'000 30'000 zum UNO-Übereinkommen gegen Folter Förderung klimaresilienter und Tadschikistan Caritas CH 200'000 200'000 nachhaltiger Landwirtschaft Analyse der Interamerikanischen Südamerika CEJIL 25'000 0 Rechtsprechung Beitrag an das Programm «Gender International DCAF 20'000 20'000 Equality in Security and Justice» Beitrag ans Genfer Zentrum für die International DCAF 20'000 20'000 demokratische Kontrolle der Streitkräfte Beitrag zur Förderung des Dialogs International Dialogue Advisory Group 25'000 0 zwischen Parteien in bewaffneten Konflikten Globales Beschleunigungsinstrument zur International Div. Partner Kleinprojekte / 5'000 0 Umsetzung der «Frauen, Frieden und Verdoppelungen Sicherheit»-Agenda (WPHF) Internetplattform zum Schutz von Journalisten International Europarat 20'000 8'000 Projekt zur Unterstützung des Armenien Europarat 20'000 20'000 Aktionsplans in Armenien Projekt zur Unterstützung des Ukraine Europarat 10'000 10'000 Aktionsplans in der Ukraine Projekt zur Unterstützung des Georgien Europarat 30'000 30'000 Aktionsplans in Georgien Stärkung der Widerstandsfähigkeit International GCERF 50'000 50'000 gegen gewalttätigen Extremismus Beitrag an das Programm «Children and International Geneva Call 30'000 30'000 Armed non-State Actors» Beitrag für das Programm zum Schutz von International Geneva Call 30'000 30'000 Frauen in bewaffneten Konflikten Schulungskurse für Menschenrechts- International Geneva for Human Rights 10'000 10'000 verteidiger aus Entwicklungsländern Beitrag an Zwangsarbeit-Analysewerkzeug International; Philippinen GFEMS 300'000 300'000 und Pilotprojekt auf den Philippinen Beitrag an den Grünen Klimafonds International Green Climate Fund 50'000 50'000 (Green Climate Fund) Förderung und Einbezug von Frauen International HD Centre 100'000 0 in Friedensmediationen Softwarelösung zur Sammlung und International Huridocs 25'000 25'000 Analyse von Menschenrechtsverletzungen Beitrag Ausbildung von Experten des International ICAR 150'000 150'000 International Centre for Asset Recovery ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

| 107 Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Allgemeiner Beitrag International IPCC 10'000 10'000 Allgemeiner Beitrag International ISHR International Service 20'000 20'000 for Human Rights Beitrag zur Erreichung des dritten Ziels International ISHR International Service 25'000 25'000 der ISHR-Strategie 2017-2020 for Human Rights Programm gegen sexuelle und International Justice Rapid Response 50'000 0 gender-basierte Gewalt Projekt zur Etablierung eines- Algerien; Kenia; Uganda; LISD 38'000 38'000 Nachhaltigkeitsstipendiums für Afrika Äthiopien; Lesotho; Malawi; Nigeria Erstellung eines Kommentars zum International Ludwig Boltzmann 25'000 25'000 Übereinkommen des Europarats zur Institut für Menschenrechte Bekämpfung des Menschenhandels Freiwilliger Beitrag International NGO Working Group on 10'000 0 Women, Peace and Security Trainingsprogramm zur Förderung Südamerika OAS 20'000 20'000 der Geschlechtergleichstellung Beitrag Anti-Corruption Network for International OECD 40'000 40'000 Eastern Europe and Central Asia Allgemeiner Beitrag International OHCHR 25'000 22'000 Beitrag an Portfolio zur Bekämpfung International OHCHR 40'000 35'200 von Menschenhandel Beitrag für die OHCHR-Abteilung für International OHCHR 40'000 35'200 Menschenrechtsübereinkommen Bekämpfung von Repressalien gegen International OHCHR 25'000 22'000 Menschenrechtsverteidiger Fonds für Folteropfer International OHCHR 25'000 22'000 Allgemeiner Beitrag an die Weltorganisation International OMCT 20'000 20'000 gegen Folter Projekt zur Vermeidung von Folter an Kindern International OMCT 50'000 50'000 Beitrag an das «Human Rights and International OSZE 30'000 30'000 Anti-Terrorism Programme» des ODIHR Beitrag für den «Legislation International OSZE 50'000 50'000 Review Fund» des ODIHR Allgemeiner Beitrag an das Sekretariat International PCC SEE 20'000 20'000 der Polizeikooperation in Osteuropa Projekt zu Strafjustizsystemen und International PRI 55'000 55'000 Naturkatastrophen Polio Impfkampagne International Rotary 10'000 10'000 Beitrag zur Finanzierung des internationalen, International; Syrien Syrien-Mechanismus (IIIM) 200'000 200'000 unparteiischen und unabhängigen Unter- suchungsmechanismus für Verbrechen, die in Syrien seit März 2011 begangen wurden Allgemeiner Beitrag International UN Women 25'000 25'000 Flaggschiffprogramm «Einkommens- International UN Women 40'000 40'000 sicherung für Frauen» UNO-Fonds zur Bekämpfung von Gewalt International UN Women 15'000 15'000 gegen Frauen Allgemeiner Beitrag International UNAIDS 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag an UNDP International UNDP 25'000 25'000 Studie Korruption und moderne Sklaverei International UNDP 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UNFPA 25'000 25'000 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

108 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Globales Programm zur Verbesserung der International UNFPA 15'000 15'000 Verfügbarkeit von Produkten im Bereich reproduktive Gesundheit Allgemeiner Beitrag International UNICEF 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UNITAR 10'000 10'000 Allgemeiner Beitrag International UNODC 25'000 25'000 Beitrag an den freiwilligen Trust Fund für International UNODC 10'000 10'000 Opfer von Menschenhandel FAST Massnahmenkatalog zu International UNU 60'000 60'000 moderner Sklaverei und Menschenhandel Leitungswasser trinken. Trinkwasser spenden. International Verein Drink & Donate 50'000 50'000 Polio Impfkampagne von WHO International; Afghanistan; WHO 25'000 25'000 Indien; Pakistan; Nigeria Beitrag an das «PeaceWomen»-Programm International Women's International 5'000 0 League for Peace and Freedom Genereller Beitrag an den Doha Trust Fund International WTO 40'000 40'000 Strategieprojekt Klimawandel – Nèmasso Mali HELVETAS Swiss 42'000 42'000 Intercooperation Climate Ledger Initiative International INFRAS 20'000 20'000 Allgemeiner Beitrag an die Klimaforschungs- International MRI 10'000 10'000 gruppe «Mountains Research Initiative»

Total 2'600'000 2'349'400

Öffentlichkeitsarbeit (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Broschüre «solidarisch»: International Div. Partner Kleinprojekte / 6'487 6'487 Bildung für Entwicklung Verdoppelungen IHZE-Website International Div. Partner Kleinprojekte / 3'690 3'690 Verdoppelungen Umsetzungsbericht UNO-Agenda 2030 International Div. Partner Kleinprojekte / 26'451 26'451 für nachhaltige Entwicklung Verdoppelungen Broschüre «Fighting modern slavery International Liechtensteinischer 3'000 3'000 and human trafficking» Bankenverband Leitungswasser trinken. Trinkwasser International Verein Drink & Donate 5'000 5'000 spenden. Administrativkostenbeitrag

Total 44'628 44'628 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Sonstige ODA-anrechenbare Beiträge an internationale Organisationen | 109 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten und diplomatische Vertretungen Liechtensteins)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Beitrag an das Sekretariat des International ATT 2'978 0 Internationalen Waffenhandelsvertrags (ATT) Jahresbeitrag an das generelle International CITES 397 397 Budget der CITES Beitrag an die Koalition für den ICC International Coalition for the ICC 10'000 0 Beiträge an die Organisation des Vertrags International CTBTO 8'632 0 über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) Deutscher Übersetzungsdienst der UNO International Div. Partner Kleinprojekte / 5'000 0 Verdoppelungen Jahresbeitrag an das Europäische Europa Europäische Kommission 29'533 0 Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) Freiwilliger Beitrag an die Berner Konvention International Europarat 1'500 600 Nachbarschafts- und Partnerschafts- Marokko; Tunesien Europarat 25'000 25'000 programme mit Marokko und Tunesien Regulärer Beitrag Europarat International Europarat 427'619 171'048 Freiwilliger Beitrag für die technische International IAEO 3'334 3'334 Zusammenarbeit IAEO Regulärer Beitrag IAEO International IAEO 32'639 10'770 Beitrag Internationaler Strafgerichtshof ICC International ICC 27'207 0 Opferfonds des ICC International ICC Victims Trust Fund 10'000 0 Freiwilliger Beitrag an die International International ICG 10'000 10'000 Crisis Group Freiwilliger Beitrag ans International International ICTJ 10'000 10'000 Center for Transitional Justice Freiwilliger Beitrag an das International IPA 5'000 0 International Peace Institute Jahresbeitrag IRENA International IRENA 1'595 1'053 Regulärer Beitrag an ITU International ITU 159'000 28'620 Jahresbeitrag Internationale Union für International IUCN 15'520 15'520 die Erhaltung der Natur und ihrer natürlichen Ressourcen (IUCN) Jahresbeitrag Ramsar Konvention International IUCN 1'000 1'000 Sicherheits- und Menschenrechts- International Netherlands Helsinki 10'000 7'400 monitor (SHRM) Committee Beitrag an die Organisation für das Verbot International OPCW 6'857 0 chemischer Waffen (OPCW) Beitrag an das Projekt «Strategic International OSZE 10'000 7'400 Policy Support Unit» Beitrag an den strukturierten Dialog International OSZE 15'000 11'250 zu Abrüstungsbestrebungen Beitrag an die Sonderbeobachter- Ukraine OSZE 10'000 7'400 mission (SMM) Projekt für einen menschenrechts- International OSZE 15'000 11'250 konformen und geschlechtergerechten Sicherheitssektor Projekt zu Frauen, Wohlbefinden und International OSZE 10'000 7'400 Sicherheit Projekt zu Wasserdiplomatie International OSZE 10'000 7'400 Projekt zur Sicherung eines Waffen- Bosnien-Herzegowina OSZE 25'000 25'000 und Munitionslagers ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

110 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Projekt zur Stärkung der Bemühungen zu International OSZE 10'000 7'400 Jugend und Sicherheit Regulärer Beitrag OSZE International OSZE 117'268 86'778 Allgemeiner Beitrag International Parliamentarians for 10'000 0 Global Action Freiwilliger Beitrag an die Organisation International SC Report 10'000 0 Security Council Report SECI / OSZE Projekt «Promoting Good International SECI 10'000 7'400 Governance and Enhancing Anti-Corruption Efforts» Jahresbeitrag Ständiges Sekretariat International Sekretariat 24'354 0 der Alpenkonvention Alpenkonvention Jahresbeitrag Wüstenbildungskonvention International UNCCD 590 590 Allgemeiner Beitrag an den EMEP Trust Fund International UNECE 408 363 Jahresbeitrag Genfer Konvention (Konvention International UNECE 385 343 über die weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung, EMEP) Jahresbeitrag an die Quecksilber- International UNEP 312 312 Konvention (Minamata) Jahresbeitrag Basler Konvention International UNEP 400 400 Jahresbeitrag Biodiversitätskonvention International UNEP 1'327 1'327 Jahresbeitrag Bonner Konvention zum International UNEP 439 439 Schutz von Wandertieren (CMS) Jahresbeitrag Multilateraler Fonds des International UNEP 16'750 16'750 Montrealer Protokolls (Ozonfonds) Jahresbeitrag Rotterdamer Übereinkommen International UNEP 299 299 Jahresbeitrag Stockholmer Übereinkommen International UNEP 463 463 Jahresbeitrag UNEP bzw. Environment Fund International UNEP 11'562 11'562 Jahresbeitrag Klimakonvention International UNFCCC 1'782 1'087 Jahresbeitrag Kyoto-Protokoll International UNFCCC 846 516 Reguläre Beiträge an UNO-Peacekeeping International UNO 678'532 101'780 Missionen Regulärer Beitrag UNO International UNO 237'917 42'825 Allgemeiner Beitrag an die UNO Universität International UNU 5'000 5'000 Beitrag an die Weltpostunion (UPU) International UPU 45'026 7'205 Regulärer Beitrag an die WIPO International WIPO 22'789 684

Total 2'104'260 655'365

Betrag CHF ODA CHF

Total IHZE-Ausgaben 22'595'512 22'344'912 Sonstige Beiträge an internationale Organisationen 655'365 Flüchtlingsbetreuung im Inland 1'534'688 Katastrophenfonds Gemeinden 100'000 Weitere ODA-anrechenbare Beiträge der Gemeinden 687'929

Total ODA 25'322'894 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Justiz gistern der EWR-Mitgliedstaaten. Mit BRIS wird keine | 111 zentrale Registerdatenbank auf europäischer Ebene ge- Rechtsetzungsvorhaben schaffen. Es werden lediglich bestimmte Informationen nicht mehr nur über das bestehende nationale Handels- Abänderung des Gesetzes über das Konkurs­ register bzw. den Firmenindex abrufbar sein, sondern verfahren und weiterer Gesetze (Reform des auch über das Europäische Justizportal. Konkret handelt Insolvenzrechts) es sich dabei um Angaben über Aktiengesellschaften, Kern der Neugestaltung ist die Schaffung eines attrak- Europäische Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit tiven und praxistauglichen Sanierungsverfahrens unter beschränkter Haftung und Zweigniederlassungen von dem Leitgedanken «Sanieren statt Liquidieren». Kapitalgesellschaften mit Sitz im EWR, die bereits heute Während das geltende Recht vornehmlich auf dem öffentlich zugänglich sind. Konkursverfahren basiert – also primär auf der Zerschla- Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht am gung eines Unternehmens und der Verwertung des Ver- 9. Juli 2019 verabschiedet. Die Vernehmlassungsfrist ist mögens – stellt die Reform das Sanierungsverfahren in am 27. September 2019 abgelaufen. den Mittelpunkt. Eine Sanierung liegt nicht nur im In- teresse des Unternehmers und der Wirtschaft, weil Ar- Abänderung des Rechtshilfegesetzes und des beitsplätze und Vertragsbeziehungen zu den Geschäfts- Gesetzes über das Strafregister und die Tilgung partnern erhalten bleiben, sondern auch im Interesse der gerichtlicher Verurteilungen (Vollstreckung von Gläubiger, weil sie so bessere Chancen haben, ihre An- ausländischen vermögensrechtlichen Anordnungen sprüche zu realisieren. Mit der Schaffung eines attrak- in Fiskalstrafsachen und Tilgung von vorbeugenden tiven und praxisorientierten Sanierungsinstruments soll Massnahmen) also dem Schuldner ein wirtschaftlicher Neubeginn er- Mit der Anpassung des Rechtshilfegesetzes wird die Vor­ möglicht werden. Hierfür wird das bisher praktisch un- aussetzung für die Vollstreckung einer rechtskräftigen genutzte Instrument des «Nachlassvertrags» durch ein ausländischen vermögensrechtlichen Anordnung in Fis- attraktives Sanierungsverfahren mit zeitgemässen Quo- kalstrafsachen, mit der beispielsweise aus einem Steuer- ten ersetzt. Unter gewissen Voraussetzungen soll ein Sa- betrug stammende Vermögenswerte für verfallen erklärt nierungsverfahren in Eigenverwaltung möglich sein. worden sind, geschaffen. Damit wird eine bestehende Der Fokus auf das Insolvenzverfahren soll – nach Vor- Lücke im Bereich der Rechtshilfe geschlossen. Diese An- bild der österreichischen Vorlage – künftig auch im Ge- passung entspricht einer Empfehlung von Moneyval aus setzestitel zum Ausdruck kommen und an die Stelle der der letzten Länderevaluationsrunde 2014 und ist auch «Konkursordnung» neu die «Insolvenzordnung» treten. im Hinblick auf die anstehende erneute Moneyval Eva- Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht am luation notwendig. Weiterhin nicht vollstreckbar sind 18. Juni 2019 verabschiedet. Die Vernehmlassungsfrist ausländische Entscheidungen in Fiskalstrafsachen, mit ist am 6. September 2019 abgelaufen. denen eine Geld- oder Freiheitsstrafe sowie eine vorbeu- gende Massnahme rechtskräftig ausgesprochen worden Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts sind. (Umsetzung der Bestimmungen über die Durch Änderungen im Strafregistergesetz werden Verknüpfung der Zentral-, Handels- und Gesell- Regelungen geschaffen, welche die Eintragung und schaftsregister der Richtlinie 2012 / 17 / EU) ­Tilgung von mit Freiheitsentziehung verbundenen vor- Diese EU-Richtlinie sieht unter anderem eine europa- beugenden Massnahmen – das sind insbesondere vom weite Verknüpfung der Zentral-, Handels- und Gesell- Gericht angeordnete Unterbringungen in einer Anstalt schaftsregister vor. Mit der gegenständlichen Vorlage für geistig abnorme Rechtsbrecher – ermöglichen. Da- wird die Gesetzesgrundlage geschaffen, um die dies- mit wird ebenfalls eine bestehende Gesetzeslücke ge- bezüglichen Richtlinienbestimmungen in Liechtenstein schlossen und in diesem Bereich Kongruenz zur öster- umzusetzen. reichischen Rezeptionsvorlage hergestellt. Um den Europäischen Wirtschaftsraum zu stärken, Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht am haben das Europäische Parlament und der Europäische 1. Oktober 2019 verabschiedet. Die Vernehmlassungs- Rat das gemeinsame Europäische System der Register- frist ist am 22. November 2019 abgelaufen. vernetzung – das sogenannte «Business Registers Inter- connection System», kurz BRIS – geschaffen. Davon um- Abänderung des Gesetzes über die Hemmung des fasst sind die Register der Mitgliedstaaten, die zentrale Fristenablaufes durch Samstage und den Karfreitag Europäische Plattform und das Europäische Justizpor- sowie die Abänderung weiterer Gesetze (Hemmung tal. BRIS erleichtert zum einen den grenzüberschreiten- des prozessualen Fristenablaufes) den Zugang zu Unternehmensinformationen, zum ande- Der Ablauf von Fristen im Verfahrensrecht (Zivilver- ren ermöglicht das System in bestimmten Fällen – wie fahren, Strafverfahren und Verwaltungsverfahren) wird beispielsweise bei einer grenzüberschreitenden Fusion durch Samstage, Sonntage oder Feiertage und den Kar- – eine automatische Kommunikation zwischen den Re- freitag gehemmt. In der Rechtspraxis kommt es immer ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

112 | wieder zu Unsicherheiten betreffend die Hemmung des überarbeitet und modernisiert. Diese Gesetzesänderung Fristenablaufes an bestimmten anderen Tagen, vor allem trat am 1. März 2019 in Kraft. an den sogenannten «Bankfeiertagen», wie beispiels- Wie beim ersten Teil der Gesetzesrevision ist es auch weise Maria Lichtmess. Aufgrund dieser Unsicherheiten das Ziel der aktuellen Änderungen, die Exekutionsord- wird eine einheitliche und klare Rechtsgrundlage für nung zu modernisieren. Das Exekutionsverfahren soll alle Verfahrensarten geschaffen, indem die fristenhem- damit für die Rechtsanwender vereinfacht und prakti- menden Tage abschliessend aufgelistet werden. kabler ausgestaltet werden. Schwerpunkte des zweiten Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht am Teils sind die Lohnpfändung und die Zwangsversteige- 3. Dezember 2019 verabschiedet. Die Vernehmlassungs- rung sowie die Zwangsverwaltung von Liegenschaften. frist läuft am 28. Februar 2020 ab. Mit den vorgesehenen Neuerungen wird insbesondere der Vollzugsvorrang der Lohnexekution vor der Fahrnis­ Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts exekution geregelt und zudem neu die Möglichkeit der (Einsichtnahme bei nicht im Handelsregister ein- Lohnexekution bei unbekanntem Arbeitgeber geschaf- getragenen Stiftungen sowie Einsichtnahme ins fen. Das bedeutet, dass künftig eine Exekution auch für Handelsregister durch Behörden im Abrufverfahren) den Fall ermöglicht wird, in welchem der betreibende Als Mitglied von Moneyval, dem Expertenausschuss des Gläubiger den Arbeitgeber des Verpflichteten – den so- Europarats für die Bekämpfung von Geldwäscherei und genannten Drittschuldner – nicht kennt. Der Arbeit­geber Terrorismusfinanzierung, ist Liechtenstein verpflichtet, soll in diesem Fall vom Gericht durch Einsichtnahme in die entsprechenden internationalen Standards umzu- das Zentrale Personenregister ermittelt werden. Beim setzen. Da im Hinblick auf die bevorstehende Länder- Zwangsversteigerungsrecht geht es vor allem darum, prüfung im Jahr 2021 Handlungsbedarf bezüglich der das Verfahren zu straffen und zu vereinfachen. Hinsicht- Transparenz von Stiftungen besteht, die nicht im Han- lich der Zwangsverwaltung von Liegenschaften wird nur delsregister eingetragen sind, wird das Personen- und eine kleine Ergänzung betreffend die Mitwirkungspflicht Gesellschaftsrecht (PGR) entsprechend angepasst. des Verpflichteten bei Übergabe des Grundstücks einge- Neu sollen grundlegende Informationen aus den führt. Gründungs- und Änderungsanzeigen von Stiftungen, die Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht am nicht im Handelsregister eingetragen sind, öffentlich ein- 10. Dezember 2019 verabschiedet. Die Vernehmlas- sehbar sein. Dafür muss nicht mehr – wie bis anhin – ein sungsfrist läuft am 6. März 2020 ab. berechtigtes Interesse glaubhaft gemacht werden. Per- sonen erhalten künftig auf Anfrage die in der Amtsbestä- Abänderung des Strafgesetzbuches und der tigung enthaltenen Angaben zu einer nicht im Handels- Strafprozessordnung (Revision der Geldwäscherei- register eingetragenen Stiftung. Das sind insbesondere bestimmungen) der Name, der Sitz, der Zweck und das Kapital der Stif- Kern dieser Revision war die Anpassung des Geldwä- tung, die Angaben über die Mitglieder des Stiftungsrates schereitatbestandes in § 165 des Strafgesetzbuches. Der sowie des Repräsentanten. Vortatenkatalog von § 165 StGB wurde analog der öster- Zur Verfahrensvereinfachung und Effizienzsteige- reichischen Rezeptionsgrundlage angepasst, indem alle rung der Verwaltung ist zudem vorgesehen, dass sämt- Straftaten mit einer Strafdrohung von mehr als einjähri- liche liechtensteinischen Behörden künftig direkt auf die ger Freiheitsstrafe Vortaten zur Geldwäscherei werden. Daten des Handelsregisters zugreifen bzw. diese einse- Ersparte Steueraufwendungen wurden neu als Vermö- hen können. Damit wird ein schnellerer Zugang zu den gensbestandteil und damit als Tatobjekt einer Geldwä- bereits heute öffentlichen Angaben erreicht. Den inlän- schereihandlung erfasst. dischen Strafverfolgungsbehörden, der Stabsstelle Fi- Der Strafrahmen bei der qualifizierten Tatbegehung nancial Intelligence Unit (FIU), der Finanzmarktaufsicht wurde auf Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren, Liechtenstein (FMA) sowie der Steuerverwaltung wird anstatt von bisher sechs Monaten bis zu fünf Jahren, er- zusätzlich der direkte Zugriff auf die Angaben von Stif- höht und damit ebenfalls wieder Kongruenz zur österrei- tungen und Treuhänderschaften, die nicht im Handelsre- chischen Rezeptionsgrundlage hergestellt. gister eingetragen sind, gewährt. Durch die Adaptierung von § 295 der Strafprozess- Die Regierung hat den Vernehmlassungsbericht am ordnung ist auch in Geldwäschereiverfahren vor dem 10. Dezember 2019 verabschiedet. Die Vernehmlas- Kriminalgericht eine Schlussverhandlung in Abwesen- sungsfrist läuft am 14. Februar 2020 ab. heit des Angeklagten bzw. ein Abwesenheitsurteil mög- lich. Abänderung der Exekutionsordnung (EO), Teil II Mit diesen Abänderungen des Strafgesetzbuches und Die Vorlage ist der zweite und damit zugleich letzte Teil der Strafprozessordnung wurde den Anforderungen des einer umfassenden Exekutionsrechtsreform. FATF-Standards Rechnung getragen und wird dadurch Mit dem ersten Teil der Exekutionsrechtsreform wur- die Effektivität der Strafverfolgung in diesem Bereich den der Allgemeine Teil der Exekutionsordnung und die gestärkt. Für die nächste Länderprüfung Liechtensteins Bestimmungen über die Fahrnisexekution grundlegend wurden damit die Voraussetzungen geschaffen, um zu- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

vor aufgezeigte Mängel bei der Bekämpfung von Geld- der Terrorismusbekämpfung ausgebaut und ein neuer | 113 wäscherei zu beseitigen. Tat­bestand des Reisens für terroristische Zwecke ein- Die Vorlage wurde im März vom Landtag verabschie- geführt. Diesen Änderungen wurde mit dieser Vorlage det und ist am 1. Juli 2019 in Kraft getreten. auch in Liechtenstein gefolgt. Zugleich wurden dadurch die Voraussetzungen für eine mögliche Ratifikation des Abänderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozess- Zusatzprotokolls zum Übereinkommen des Europarats ordnung, des Gesetzes über die Zusammenarbeit mit zur Verhütung des Terrorismus geschaffen sowie weitere dem Internationalen Strafgerichtshof und anderen internationale Standards umgesetzt. Internationalen Gerichten sowie des Naturschutz­ Die Vorlage wurde im Mai vom Landtag verabschie- gesetzes det und ist am 1. Oktober 2019 in Kraft getreten. Bei dieser Abänderung handelt es sich um die erste grosse Anpassung des Strafrechts seit 1985. Damit er- Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts folgte eine umfassende Modernisierung des Strafrechts, (Abänderung der Bestimmungen zur Offenlegung) basierend auf in Österreich in den vergangenen Jahren Sämtliche Aktiengesellschaften (AG), Europäische Akti- bereits erfolgten Revisionen. Kern dieser umfassenden engesellschaften (SE), Kommanditaktiengesellschaften Revision war die Anpassung des Strafrechts an die ver- und Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) änderten gesellschaftlichen Werthaltungen und tech- müssen ihre ordnungsgemäss gebilligte Jahresrech- nischen Rahmenbedingungen. nung und den Prüfungsbericht spätestens vor Ablauf des Wesentliches Ziel der Reform war ein ausgewogenes zwölften Monats nach dem Bilanzstichtag beim Amt für Strafverhältnis bei Delikten gegen «Leib und Leben» ge- Justiz einreichen. Gleiches gilt unter bestimmten Voraus- genüber den Vermögensdelikten. Dazu wurde die Grund- setzungen für Kollektiv- und Kommanditgesellschaften. strafdrohung bei bestimmten Delikten wie beispielsweise Die eingereichten Unterlagen sind öffentlich. Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Vergewal- Aufgrund EWR-rechtlicher Vorgaben müssen die of- tigung oder sexuelle Nötigung erheblich angehoben. fenzulegenden Unterlagen der Rechnungslegung über Bei Vermögensdelikten mit einer geringeren Schadens- ein System der Registervernetzung (sog. BRIS-System) summe ermöglichen die neu gefassten Strafbestim- zugänglich gemacht werden. Dies setzt voraus, dass die mungen ein dem Schaden angemesseneres Strafmass. betreffenden Unterlagen zeitgerecht, ausnahmslos und Darüber hinaus wurden neue Tatbestände eingeführt, elektronisch vorhanden sind. wie etwa die Zwangsheirat, die Verletzung der sexuel- Mit den geänderten Bestimmungen wird die tech- len Selbstbestimmung oder – im Hinblick auf technische nische Überwachung der Einhaltung der Verpflichtungen Weiterentwicklungen – die Manipulation von EC- bzw. zur Einreichung der Jahresrechnungen sichergestellt. Kreditkarten oder das «Cybermobbing». Dieses Phäno- Gleichzeitig werden neu die Ordnungsbussen bei Verlet- men bedeutet für die betroffenen Personen eine extreme zung der Offenlegungspflichten ausschliesslich über die Belastung. Der bisherige strafrechtliche Schutz war auf- säumige Gesellschaft und nicht wie bis anhin über die grund der breiten Öffentlichkeitswirkung, die mit den zur Einreichung verpflichteten Personen verhängt. Handlungen im Internet einhergehen kann, nicht ausrei- Die Vorlage wurde im September vom Landtag verab- chend. schiedet und tritt am 1. Januar 2020 in Kraft. Die Vorlage verfolgte auch das Ziel, den Umsetzungs- verpflichtungen aus verschiedenen völkerrechtlichen Abänderung des Richterdienstgesetzes und des Übereinkommen nachzukommen. Durch die Einführung Staatsanwaltschaftsgesetzes (Reform der Ausbildung neuer Tatbestände wie «Verbrechen gegen die Mensch- der Richteramtsanwärter und der Staatsanwalts- lichkeit» oder «Verbrechen der Aggression» wurde eine anwärter) lückenlose nationale Strafgerichtsbarkeit über die Tat­ Um Richter oder Staatsanwalt zu werden, ist grundsätz- bestände des Römer Statuts sichergestellt und wurde lich eine spezifische Ausbildung – der sogenannte Vorbe- damit die Bedeutung und Wichtigkeit der Weiterent­ reitungsdienst – zu absolvieren. Im Rahmen dieser zwei wicklung des Völkerstrafrechts unterstrichen. separaten Ausbildungen erwerben die Berufsanwärter Die Vorlage wurde im März vom Landtag verabschie- die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse, welche sie det und ist am 1. Oktober 2019 in Kraft getreten. optimal auf das Amt des Richters bzw. des Staatsanwalts vorbereiten. Ein wesentlicher Unterschied beider Ausbil- Abänderung des Strafgesetzbuches (Reisen für dungen bestand bis anhin allerdings darin, dass ein Rich- terroristische Zwecke) teramtsanwärter nach dem Vorbereitungsdienst sowohl Ziel der Vorlage war es, das Reisen in einen anderen die Erfordernisse für das Amt als Richter als auch für die Staat mit dem Vorsatz, eine terroristische Straftat zu be- Tätigkeit als Staatsanwalt erfüllte. Ein Staatsanwaltsan- gehen oder zu deren Begehung beizutragen, unter Strafe wärter hingegen erfüllte dadurch die Voraussetzungen zu stellen. für die Ernennung zum Richter nicht. Im österreichischen Strafgesetzbuch wurden 2018 Mit der gegenständlichen Abänderung wurden beide einzelne Strafbestimmungen im Zusammenhang mit Berufsausbildungen vereinheitlicht. Die bisher getrennten ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

114 | Vorbereitungsdienste werden zusammengelegt, sodass Gewerbe betreiben, können sich so künftig von der Prüf- der richterliche Vorbereitungsdienst sowohl der Ausbil- pflicht ihrer Abschlüsse befreien lassen. Eine freiwillige dung zum Richter als auch zum Staatsanwalt dient. Prüfung des Abschlusses bleibt jederzeit möglich. Die Vorlage wurde im September vom Landtag verab- Als Kleinstunternehmen gelten in Liechtenstein Un- schiedet und tritt am 1. Januar 2020 in Kraft. ternehmen, die mindestens zwei der folgenden Merk- male nicht überschreiten: Eine Bilanzsumme von Schaffung eines Notariatsgesetzes und die CHF 450'000, einen Umsatz von CHF 900'000 und zehn Abänderung weiterer Gesetze Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Durchschnitt In der Vergangenheit konnten in Liechtenstein keine no- des Geschäftsjahres. tariellen Beurkundungen und Beglaubigungen vorge- Die heimischen Gewerbebetriebe sollen durch diese nommen werden. Dies wirkte sich insbesondere für den Gesetzesvorlage spürbar entlastet werden. Gleichzeitig Wirtschaftsstandort sowie den Finanzplatz Liechtenstein sollen die Auswirkungen auf die bewährten Systeme im als Nachteil aus, da für die meisten Willenserklärungen Gesellschafts- und Steuerrecht möglichst gering gehal- und Rechtsgeschäfte mit internationalem Anknüpfungs- ten werden. punkt notarielle Formerfordernisse notwendig sind. Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Dezember- Folglich mussten betroffene Parteien in Liechtenstein Sitzung verabschiedet und tritt am 1. März 2020 in Kraft. bislang für die Abwicklung ihrer Rechtsgeschäfte zu No- Das Gesetz findet erstmals auf Geschäftsjahre Anwen- taren in den Nachbarländern ausweichen. dung, die am oder nach dem 1. Januar 2020 beginnen. Durch die Einführung des Berufs des Notars wird die Möglichkeit geschaffen, notarielle Beurkundungen und Verordnung vom 9. Juli 2019 über die Abänderung Beglaubigungen direkt im Land vorzunehmen. Zwin- der Schätzungsverordnung gend wird der Gang zum Notar dadurch aber nicht. Bür- Das amtliche Schätzungswesen wurde mit dem am ger bzw. Kunden können frei entscheiden, ob sie sich an 1. Januar 2017 in Kraft getretenen Schätzungsgesetz einen Notar wenden oder die Beurkundungen und Be- sowie der dazugehörigen Schätzungsverordnung von glaubigungen weiterhin durch das Fürstliche Landge- Grund auf erneuert. Seit Inkrafttreten der gesetzlichen richt oder das Amt für Justiz vornehmen lassen. Grundlagen hat sich herausgestellt, dass die Verordnung Das liechtensteinische Notariatswesen orientiert sich in einigen Punkten der Anpassung bzw. Ergänzung be- an der Grundidee der europäischen Anwaltsnotare. Das durfte. Dies betraf hauptsächlich einige Bestimmungen bedeutet, dass die Zulassung zum liechtensteinischen zu den Schätzungsregeln und Schätzungswerten, zum Notar über den Rechtsanwaltsberuf oder über eine ab- Teil aber auch die Bestimmung betreffend die Entschädi- geschlossene ausländische Notariatsausbildung erfolgt. gung des Vorsitzenden der Schätzungskommission bzw. Zur Qualitätssicherung und um internationalen Stan- die Gebührenbestimmung. dards zu entsprechen, wird für die Zulassung als Notar Die Verordnung ist am 1. August 2019 in Kraft ge- die Ablegung einer liechtensteinischen Notariatsprüfung treten. verlangt. Die Vorlage wurde im Oktober vom Landtag verab- Verordnung vom 19. November 2019 über die schiedet und tritt am 1. Januar 2020 in Kraft. Abänderung der Datenschutzverordnung Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sieht vor, Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts dass die Europäische Kommission nach der Beurteilung (Beantwortung der Motion zur Lockerung der der Angemessenheit des Schutzniveaus im Wege eines Reviewpflicht für Kleinunternehmen) Durchführungsrechtsaktes beschliessen kann, dass ein Alle Kleinunternehmen untersehen bislang einer ein- Drittland oder eine internationale Organisation ein ange- geschränkten Prüfpflicht hinsichtlich ihrer Jahresab- messenes Datenschutzniveau im Sinne der DSGVO bie- schlüsse. Diese sogenannte «prüferische Durchsicht» tet. Diese Beschlüsse zur Angemessenheit sind auch im wird gerade von Kleinstunternehmen als eine zusätz- Rahmen des EWR-Abkommens zu berücksichtigen. Das liche bürokratische und finanzielle Mehrbelastung wahr- Datenschutzgesetz sieht vor, dass die Regierung eine genommen. Liste jener Drittstaaten und internationalen Organisati- Im Rahmen einer Motion beauftragte der liechten- onen in Anhang 1 zur Datenschutzverordnung veröffent- steinische Landtag die Regierung im Februar 2018, eine licht, welche nach den Durchführungsbeschlüssen der Gesetzesvorlage auszuarbeiten, mit welcher für hei- Europäischen Kommission über ein angemessenes Da- mische Klein- und Kleinstunternehmen die Verpflichtung tenschutzniveau verfügen. zur Prüfung ihrer Jahresabschlüsse gelockert wird. Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2019 / 419 Zur Umsetzung dieser Motion orientierte sich die Vor- vom 23. Januar 2019 über die Angemessenheit des Da- lage am schweizerischen Modell. Die Schweiz kennt für tenschutzes in Japan hat die Europäische Kommission kleine Unternehmen die Möglichkeit eines Verzichts auf die Angemessenheit des Datenschutzes in Japan aner- die Prüfpflicht – das sogenannte Opting-out. Liechten- kannt. Mit Beschluss vom 27. September 2019 hat der steinische Kleinstunternehmen, die ein kaufmännisches Gemeinsame EWR-Ausschuss die Übernahme dieses ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Durchführungsbeschlusses in das EWR-Abkommen be- und in der Schulbildung erhöhen lässt. Denn Baukultur | 115 schlossen. Der Anhang 1 der DSV war deshalb um einen ist nicht nur Architektur, sondern ein Konzept von vielen Eintrag «Ziff. 6a» für Japan zu ergänzen. Einflüssen, die den sozialen Zusammenhalt, die Gesund- Die Verordnung trat am 23. November 2019 in Kraft. heit und somit das Wohlbefinden der Menschen prägt. Im Rahmen der Analyse zur Weiterentwicklung Notariatsprüfungsverordnung (NotarPV) vom Liechtensteins als Kunst- und Kulturstandort wurde das 19. November 2019 Ministerium für Äusseres, Justiz und Kultur beauftragt, Im Notariatsgesetz sind unter anderem die Vorausset- eine Arbeitsgruppe einzusetzen, welche die Weiterent- zungen für die Berufsausübung als Notar festgehalten. wicklung der Burg Gutenberg prüfen sowie einen Vor- Eine dieser Voraussetzungen ist die erfolgreiche Ab­ schlag für ein Nutzungskonzept und die Regelung der legung der liechtensteinischen Notariatsprüfung. Um Betriebsführung vorlegen soll. In diesem Sinne wurden die im Gesetz festgehaltenen, allgemeinen gesetzlichen vor allem verschiedene Berichte zur Weiterentwicklung Erfordernisse der Notariatsprüfung näher zu konkretisie- des Kulturstandorts Liechtenstein, sowie das Konzept ren, wurde eine Verordnung über die Notariatsprüfung der Gemeinde Balzers, welches im Dezember 2018 von erlassen. der Regierung zur Kenntnis genommen wurde, zusam- Die Notariatsprüfungsverordnung orientiert sich mengeführt. Dabei wurden die Gegebenheiten der Burg­ in Bezug auf Aufbau und Inhalt an der Rechtsanwalts­ anlage und die baulichen Auswirkungen der Nutzungs- prüfungsverordnung und regelt insbesondere die für die möglichkeiten berücksichtigt. Notariatsprüfung zu befolgenden Zulassungsmodali- Liechtenstein profitiert gemeinsam mit Norwegen täten, namentlich die Durchführung und den Inhalt der und Island seit mehr als 20 Jahren vom diskriminierungs- Notariatsprüfung sowie die Möglichkeit der Wiederho- freien Zugang zum EWR-Binnenmarkt. Gleichzeitig leis­ lung der schriftlichen und mündlichen Notariatsprüfung. ten die drei EWR / EFTA-Staaten einen Solidaritätsbei- Die Verordnung tritt am 1. Januar 2020 in Kraft. trag zur Reduktion wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ungleichheiten im EWR. Über den sog. «EWR-Finan- Internationales zierungsmechanismus 2014-2021» (bekannt unter «EEA Grants») werden dafür ca. EUR 1.5 Mrd. für Förder­ Treffen der deutschsprachigen Justizminister projekte in 15 EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung ge- Auf Einladung Liechtensteins trafen sich die Justizver- stellt. Liechtenstein trägt dazu rund EUR 16 Mio. bei. antwortlichen aus Deutschland, Luxemburg, Österreich, Seit Anfang 2019 ist Arno Oehri aus Ruggell Liechten- Liechtenstein und der Schweiz am 18. und 19. Septem- steins EEA-Grants-Koordinator im Bereich Kultur. Er ist ber 2019 zu Arbeitsgesprächen in Vaduz. die Ansprechperson für sämtliche EEA-Grants-Anliegen Bei der zur Tradition gewordenen Zusammenkunft im Bereich Kultur. Dank diesem Koordinator konnte sich der deutschsprachigen Justizministerinnen und Justiz- Liechtenstein vermehrt in Projekten einbringen und minister wurde über Themen wie die Digitalisierung der erste gemeinsame Projekte konnten mit Partnerländern Justiz, Aktionärsrechte, Medienrecht im Zeitalter der On- angeschoben werden. line-Medien und sozialen Netzwerke sowie die Verwal- Der Landtag hat im Mai beschlossen, dass die Liech- tung von gesperrten Vermögenswerten diskutiert. tensteinische Landesbibliothek einen neuen Standort mitten im Zentrum von Vaduz erhalten wird. Mit gros- Kultur ser Mehrheit hat der Landtag den Verpflichtungskredit für die zukünftige Nutzung des Post- und Verwaltungs- Anfang des Jahres wurde das Kulturerbejahr 2018 im gebäudes als Bibliotheksstandort genehmigt. Durch die Kulturhaus Rössle in Mauren mit einer Rückschau auf ein zentrale Lage und die gute Anbindung an den öffentli- Jahr im Zeichen des kulturellen Erbes aber auch der Da- chen Verkehr eröffnen sich der Landesbibliothek neue vos Declaration beendet, welche von der Schweiz Anfang Entwicklungsmöglichkeiten. Am neuen Standort mitten 2018 initiiert wurde und die Qualität von Baukultur in Eu- in Vaduz soll sich die Landesbibliothek zu einem attrak- ropa verbessern möchte. In diesem Zusammenhang or- tiven Lernort für alle Generationen, zu einem Begeg- ganisierte die Schweizer Botschaft in Rom zusammen mit nungsort mit Veranstaltungen und Ausstellungen und zu den Ländern Liechtenstein, Malta und San Marino eine einem Treffpunkt für die Bevölkerung weiterentwickeln. Konferenz für Baukultur in Malta. Im Zentrum des Kon- Die Räumlichkeiten des Post- und Verwaltungsgebäudes gresses standen Beispiele einer hochwertigen Baukultur bieten gemäss der Machbarkeitsstudie genügend Platz im alpinen und mediterranen Kontext, sowie das Ziel, die für die verschiedenen Dienstleistungen einer modernen gebaute Umwelt so zu gestalten, damit sich die gesamte Bibliothek. Bevölkerung wohlfühlt. Experten der Länder Malta, San Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Regierungsrat Dr. Marino, Liechtenstein und der Schweiz referierten und Mauro Pedrazzini, Kulturminister ad interim, und Re- diskutierten darüber, wie sich das Bewusstsein für eine gierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahmen an zahl- hochwertige Baukultur generell in der Raumplanung, reichen Kulturveranstaltungen teil, oft verbunden mit aber auch in der Wirtschaft, im Tourismus, in der Kultur Begrüssungs- und Eröffnungsansprachen. Dies umfasste ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

116 | neben Veranstaltungen der liechtensteinischen Kulturin- erste Gesandtschaft in Bern. Seit 100 Jahren vertritt die stitutionen auch Konzerte sowie Vernissagen und Ausstel- Schweiz Liechtenstein konsularisch im Ausland. Und vor lungen mit in- und ausländischen Künstlern oder Aktivi- fast 100 Jahren starteten die Verhandlungen zum Zoll- täten im Rahmen der Kulturaussenpolitik. Die wichtigsten vertrag zwischen der Schweiz und Liechtenstein. davon sind im Folgenden exemplarisch aufgeführt. Eröffnung Literaturhaus Projekte und Veranstaltungen Das Literaturhaus Liechtenstein fand im Juni ein neues Zuhause in Schaan. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Schlussveranstaltung Kulturerbejahr lobte bei der Eröffnung die Bedeutung der Kulturinstitu- Liechtenstein beteiligte sich 2018 am Europäischen Jahr tion, die seit knapp 20 Jahren besteht. des kulturellen Erbes, welches von der Europäischen Kommission ausgerufen worden war. Im Zentrum der Poolbar Festival nationalen Aktivitäten stand die Plattform #denkx18.li, Seit vielen Jahren ist Liechtensteins Musikszene am Pool- die vom Amt für Kultur betreut wurde und zahlreichen barfestival in Feldkirch zu Gast. Unter einem neuen Ku- Institutionen und Interessierten den Zugang zum The- rator bekommen die Liechtensteiner Musiker seit 2018 menjahr ermöglichte. Ziel des Kulturerbejahrs war es, eine noch grössere Plattform, um sich zu präsentieren. In auf die Bedeutung und den Schutz des Kulturerbes hin- der sogenannten Schaufensternacht schaute das Publi- zuweisen und zu sensibilisieren. Regierungsrätin Dr. Au- kum bei Konzerte von Liechtensteiner und Österreicher relia Frick beendete das Kulturerbejahr im Januar mit Nachwuchsbands nach Liechtenstein und auch nach einem Rück- und einem Ausblick, da verschiedene Pro- ­Österreich. jekte zum Thema weitergeführt werden. Eröffnung der Ausstellung «Von der Zukunft der Die Schönsten Bücher Liechtensteins Vergangenheit» im Kunstmuseum Liechtenstein Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick prämierte im Februar im Erstmals in der Geschichte Liechtensteins trafen die Regierungsgebäude die schönsten Bücher Liechtensteins. grössten Sammlungen des Landes aufeinander. Regie- Seit 2001 wird der Wettbewerb «Schönste Bücher aus rungschef Adrian Hasler lobte an der Eröffnung der Liechtenstein» veranstaltet. Teilnehmen können jeweils Ausstellung im September den besonderen Dialog der alle Buchgestalterinnen und Buchgestalter sowie die an Sammlungen, der Dank grossem Engagement vieler Be- der Buchproduktion beteiligten Institutionen und Firmen. teiligter entstanden war.

Eröffnung der Ausstellung «1719» im Liechtensteiner Waves Vienna Landesmuseum Erstmals beteiligten sich Musikerinnen und Musiker aus Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «1719» im Liechtenstein am Musikfestival Waves Vienna in Wien. Liechtensteiner Landesmuseum luden Landtagspräsi- Dieses Projekt konnte im Rahmen der Kulturaussen­ dent Albert Frick und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick politik in Zusammenarbeit mit der Botschaft in Wien und im Rahmen der 300-Jahr-Feierlichkeiten die Präsidenten Kurator Stefan Frommelt realisiert werden. des Landtags und die Regierungschefs der Nachbar- kantone St. Gallen und Graubünden sowie Vorarlberg Kongress zu Baukultur in Malta ein. Neben der neu eröffneten Ausstellung im Landes- Im Oktober nahm eine kleine Delegation aus Liechten- museum besichtigte die Delegation das Postmuseum stein an einer Konferenz für Baukultur in Malta teil. Im und die Schatzkammer. Zentrum des Kongresses standen Beispiele einer hoch- wertigen Baukultur im alpinen und mediterranen Kon- Liechtenstein an der Biennale text, sowie das Ziel, die gebaute Umwelt so zu gestalten, Im Rahmen der Kunstbiennale in Venedig veranstaltete damit sich die gesamte Bevölkerung wohlfühlt. Exper- das Kunstmuseum Liechtenstein im Museo Correr in Ve- ten der Länder Malta, San Marino, Liechtenstein und der nedig ein Symposium zum Thema «Art in Dataspace – In- Schweiz referierten und diskutierten darüber, wie sich side the Data Room: A Digitology of the Art Space». das Bewusstsein für eine hochwertige Baukultur gene- rell in der Raumplanung, aber auch in der Wirtschaft, Ausstellung «Liechtenstein in Bern in Liechtensein» im Tourismus, in der Kultur und in der Schulbildung er- Liechtensteinische Kunstschaffende trafen auf Kunst- höhen lässt. Liechtenstein wurde an der Konferenz von schaffende aus Bern. Gemeinsam präsentierten sie Fachexperten zum Thema Baukultur der Universität gleich zwei Ausstellungen mit dem Titel «LIECHTEN- Liechtenstein vertreten. STEIN in BERN in LIECHTENSTEIN». Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick eröffnete im Kunstraum Engländerbau Einweihung Denkmal für Ferdinand Nigg in Vaduz in Vaduz den ersten Teil der Ausstellung. Anlass für die Anfang Dezember wurde das Denkmal für den liechten- Ausstellung war die hundertjährige Verbundenheit mit steinischen Künstler Ferdinand Nigg in Vaduz vor dem der Schweiz. Vor 100 Jahren eröffnete Liechtenstein die ­Zivilstandsamt eingeweiht. Ferdinand Nigg lebte von ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

1865 bis 1949 und war der wichtigste liechtensteinische Amt für Auswärtige | 117 Künstler der Moderne. Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- Angelegenheiten berger würdigte das Leben und Wirken des Künstlers.

Kulturgespräch Amtsleiter: Botschafter Dr. Martin Frick Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger lud Kulturhäu- ser und Kulturinstitutionen zu einem Kulturgespräch Das Berichtsjahr war wiederum geprägt vom Austrittspro- ein. Es ging dabei vor allem um den Wissens- und Erfah- zess des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen rungsaustausch zum Thema Künstlernachlässe sowie um Union (Brexit) sowie der wachsenden Polarisierung im in- geplante Kulturprojekte. ternationalen Umfeld und der Schwächung multilateraler Organisationen, beides begründet in den zunehmend na- Besuche und Treffen tionalistischen und protektionistischen Tendenzen in vie- len Ländern. In diesem Umfeld setzte sich das Amt für Treffen mit der Regierung aus St. Gallen, Graubünden Auswärtige Angelegenheiten auf bilateraler und multila- und Vorarlberg teraler Ebene aktiv für die Interessen Liechtensteins ein. Im Rahmen Eröffnung der Ausstellung «1719» im Liech- Im Inland ermöglichte die Regierung mit dem Bericht über tensteiner Landesmuseum traf sich Regierungsrätin Dr. aussenpolitische Schwerpunkte und Ziele eine Diskussion Aurelia Frick mit Vertreterinnen und Vertretern der Re- über die strategische Ausrichtung der liechtensteinischen gierungen aus St. Gallen, Graubünden und Vorarlberg. Aussenpolitik. Der Bericht bringt zum Ausdruck, dass die Aussenpolitik einen wesentlichen Beitrag zu einem sou- Treffen mit dem Steering Committee Traduki veränen, glaubwürdigen und erfolgreichen Liechtenstein Mit dem Ziel, Staatsgrenzen und Grenzen im Denken hin- leistet. ter sich zu lassen, fand vom 14. bis 16. Mai die halbjähr- Zu den Hauptaufgaben des Amtes gehörten dieses Jahr liche Sitzung des Literatur- und Übersetzungsnetzwerks wiederum die Koordination und Ausrichtung der Aussen- Traduki in Liechtenstein statt. Bei der Arbeitskonferenz politik sowie die Vorbereitung von Regierungs- und Land- waren Teilnehmende aus elf Ländern anwesend. Regie- tagsgeschäften mit aussenpolitischem Bezug, die Pflege rungsrätin Dr. Aurelia Frick eröffnete die Traduki-Früh- und Vertiefung bilateraler Beziehungen und die Vertretung jahrssitzung im Landesmuseum Vaduz. In ihrer Rede Liechtensteins in internationalen Gremien und an Konfe- würdigte die Regierungsrätin die wertvolle Arbeit, die renzen. Neben der Unterstützung der Aussenministerin Traduki leistet, um das Verständnis zwischen den Mit- und des Aussenministers a.i. übernahm die Amtsleitung gliedsländern zu stärken. Das Fürstentum Liechtenstein vermehrt die Delegationsleitung an Konferenzen und Tref- ist seit 2013 Mitglied bei Traduki. Die Arbeitssitzungen fen. Zudem erbrachte das Amt zusammen mit dem den werden halbjährlich in einem der Mitgliedsländer abge- diplomatischen Vertretungen Liechtensteins im Ausland halten. sowie weiteren Stellen innerhalb und ausserhalb der Ver- waltung konsularische Dienstleistungen für Liechtensteiner Treffen mit dem Direktor von Pro Helvetia und Liechtensteinerinnen im Ausland. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick traf sich im Juni mit Die bilaterale Zusammenarbeit mit den Fokusländern dem Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechien und den Im Gespräch ging es vor allem um die Zusammenarbeit USA wurde im Berichtszeitraum intensiv gepflegt, wobei im Rahmen der Biennale in Venedig, sowie über mög- die politischen Dialoge mit der Schweiz und Österreich liche gemeinsame Projekte im Kulturbereich. besonders hervorzuheben sind. In Bezug auf Tschechien konnte die bilaterale Zusammenarbeit durch die Auswei- Treffen mit dem Bürgermeister von Feldkirch tung auf weitere Themenbereiche gestärkt werden. Be- Im Rahmen der 300-Jahr-Feierlichkeiten von Liechten- stimmendes Thema in diesem Bereich war jedoch weiter- stein veranstaltete die Stadt Feldkirch einen Empfang, hin der Brexit. Im Berichtsjahr fand ein kontinuierlicher um die Freundschaft und Verbundenheit mit Liechten- und enger Austausch mit dem Vereinigten Königreich und stein zu unterstreichen. In der Begrüssung lobte Regie- den EWR / EFTA-Staaten Island und Norwegen statt. Auch rungsrätin Dr. Aurelia Frick die Freundschaft und auch beim Austausch mit anderen europäischen Staaten war das die historische Verbundenheit mit Feldkirch. Thema Brexit regelmässig Teil der Agenda. In der Aussenwirtschafts- und Finanzplatzpolitik wur- Corporate Governance den im Berichtsjahr drei EFTA-Freihandelsabkommen vom Landtag genehmigt. Das Amt wirkte wiederum an den Im Berichtsjahr wurden die zweimal jährlich abzuhal- Verhandlungen für Doppelbesteuerungsabkommen mit. tenden Gespräche mit den vier zugeteilten öffentlich- Die Verhandlungsprozesse mit Italien und Litauen konn- rechtlichen Institutionen abgehalten, namentlich mit der ten im Berichtsjahr erfolgreich beendet werden. Im Be- Kulturstiftung, dem Kunstmuseum, der Landesbibliothek reich Korruptionsbekämpfung standen die Umsetzung der sowie dem Landesmuseum. Empfehlungen aus der dritten GRECO-Evaluationsrunde ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

118 | und die beginnende vierte GRECO-Evaluationsrunde im Bilaterale Zusammenarbeit Mittelpunkt. Das Amt war massgeblich an der Gesetzes- vorlage zur Anpassung des Parteienfinanzierungsgesetzes Die Pflege der Beziehungen mit den Schwerpunktländern beteiligt, die im Februar vom Landtag verabschiedet Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechien und USA wurde. Damit wurde eine zentrale GRECO-Empfehlung sowie mit weiteren Staaten war im Berichtsjahr erneut eine umgesetzt. der zentralen Aufgaben des Amtes. Besonders mit Öster- Der Bereich Menschenrechte befasste sich im Be- reich und der Schweiz fand ein reger Austausch auf allen richtsjahr erneut mit mehreren Berichterstattungen an in- Ebenen statt, wobei einer der Höhepunkte des Berichts- ternationale Gremien. Im Berichtsjahr wurde zudem der jahrs der Staatsbesuch Anfang April in Bern war. Auch Monitoringbericht über Liechtenstein zur Umsetzung der mit dem Vereinigten Königreich und den EWR / EFTA- Menschenhandelskonvention des Europarats durch die Partnern Island und Norwegen wurde die enge Zusam- Vertragsstaaten zur Kenntnis genommen. Im Juni wurde menarbeit in Bezug auf den Brexit fortgeführt. ein neuer, überarbeiteter Statusbericht Menschenrechte Mit der Schweiz wurden im Berichtsjahr verschie- veröffentlicht. Im Dezember nahm das Amt mit der Stän- dene Verhandlungen fortgesetzt. Das Amt war dabei teil- digen Vertretung am ersten Globalen Flüchtlingsforum weise unterstützend, teilweise federführend tätig. Diese teil und stellte zwei substanzielle Beiträge der Regierung Gespräche betrafen die Bereiche Landwirtschaft, Kultur zur Umsetzung des Globalen Flüchtlingspaktes vor: Einer- und Zwangseinweisungen. seits eine spürbare Beitragserhöhung an das UNO-Hoch- Die Durchführung von zwei politischen Dialogen mit kommissariat und andererseits ein vom Amt konzipiertes der Tschechischen Republik im Berichtsjahr zeugt vom Sprachlernprogramm für Flüchtlinge in der Türkei. intensiven Austausch. Die bilateralen Beziehungen konn- Die zwei Beiträge stehen im Einklang mit einer generel- ten auf eine breitere Basis gestellt werden, insbesondere len Stärkung von Aktivitäten vor Ort im Rahmen der Flücht- durch neue Projekte in den Bereichen Bildung und Kul- lings- und Migrationshilfe, einem der vier Bereiche der tur. Über den EWR-Finanzierungsmechanismus konnten Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Entwick- der zweite Schüleraustausch zwischen dem Liechtenstei- lung (IHZE). Diese war weiterhin geprägt von Beiträgen nischen Gymnasium und dem Matyáš Lerch Gymnasium für humanitäre Krisen sowie einem verstärkten finanziellen in Brünn, Tschechien, sowie ein Projekt der liechtenstei- Engagement im Bereich der internationalen Verbrechens- nisch-tschechischen Historikerkommission finanziert bekämpfung und Strafjustiz. Der Anteil von Ausgaben für werden. die offizielle Entwicklungszusammenarbeit am BNE (Offi- Eine Fortsetzung fand die Zusammenarbeit der cial Development Assistance, ODA) nahm im Berichtsjahr deutschsprachigen Länder auf Staatsoberhäupter- und weiter ab und ist auf 0.37 gesunken; der internationale Ministerebene. Auch die quadrilaterale Zusammenar- Zielwert liegt bei 0.7. beit (Österreich, Schweiz, Slowenien und Liechtenstein) Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung wurde fortgeführt. wurden diverse Gremien und Konferenzen, insbesondere Im Berichtsjahr wurden multilaterale Foren wieder- über Cyberverbrechen und Terrorismusbekämpfung, abge- um intensiv für bilaterale Kontakte genutzt. In diesen deckt. Angesichts des vermehrten Einsatzes von Chemie- Gesprächen wurden Anliegen Liechtensteins, wie die waffen in den vergangenen Jahren brachte sich das Amt Aufnahme von DBA-Verhandlungen oder die Abschaf- erneut verstärkt für die Einhaltung und Stärkung der Che- fung von steuerrechtlichen Diskriminierungen, zur Spra- miewaffenkonvention ein. che gebracht. Im Zentrum der Arbeiten in Bezug auf Umwelt und Das Amt war im Berichtsjahr wiederum für die inhalt- nachhaltige Entwicklung stand die Erarbeitung und Prä- liche Vorbereitung von zahlreichen bilateralen Treffen im sentation des ersten freiwilligen Umsetzungsberichts zu In- und Ausland verantwortlich. Das Amt war dabei in der den 17 Nachhaltigkeitszielen, der im Juni an der UNO in Regel in der liechtensteinischen Delegation vertreten. New York vorgestellt wurde. Weiteres Schwerpunktthema Die bilateralen Kontakte wurden gezielt dazu genutzt, war das Projekt «youth.shaping.EUSALP» zur verstärkten um liechtensteinische Anliegen und Positionen zu depo- Involvierung von Jugendlichen in der makroregionalen EU- nieren und für die Unterstützung liechtensteinischer In- Strategie für den Alpenraum, an der auch die Schweiz und itiativen zu werben. Liechtenstein beteiligt sind. Mit vier weiteren Staaten wurden direkte diploma- Das 300-Jahr-Jubiläum Liechtensteins bildete den Rah- tische Beziehungen aufgenommen. Im Berichtsjahr hat men vieler Kommunikationsmassnahmen im Berichtsjahr, sich der Austausch mit China zu diversen Themen weiter beispielsweise im Rahmen des jährlich stattfindenden Bot- intensiviert. schafterinformationstags. Im Berichtsjahr wurde erstmalig eine Jugenddelegierte ernannt, die die Anliegen Jugendli- Europäische Zusammenarbeit cher in die liechtensteinische Aussenpolitik einbringen soll. Neben der Weiterführung des Twitter-Kontos @MFA_LI Bestimmendes Thema im europäischen Kontext war im und der Publikationsreihe «Insight» beteiligte sich das Amt Berichtsjahr erneut der Brexit. Die EWR / EFTA-Staaten auch an einer Ausstellung zum Thema «Flucht». konnten die Verhandlungen über das Austrittsabkom- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

men Anfang Dezember 2018 erfolgreich abschliessen. fehlungen zentral. Hierzu gehörte insbesondere die Ab- | 119 Das Abkommen über den Austritt des Vereinigten König- änderung des Gesetzes betreffend die Ausrichtung von reichs (UK) aus dem EWR spiegelt das Austrittsabkom- Beiträgen an die politischen Parteien, die vom Landtag men zwischen der EU und UK. Es schützt die Rechte der im Februar verabschiedet wurde und am 1. Mai in Kraft EWR / EFTA-Staatsangehörigen in gleichem Umfang wie trat. Das Amt, das den Vorsitz der verwaltungsinternen die Rechte der EU-Staatsangehörigen, wobei die liech- Arbeitsgruppe zur Korruptionsprävention innehat, war tensteinische Personenverkehrslösung gewahrt bleibt. bei dieser Vorlage federführend. Mit dieser Abänderung Für den Fall eines No-Deal-Szenarios konnte zudem ein sind anonyme Spenden über CHF 300 nicht mehr zu- Bürgerrechtsabkommen ausverhandelt werden. Das Amt lässig. Ebenfalls wird die Transparenz der Jahresrech- unterstützte die Fachexpertenstelle Brexit in ihren Tätig- nung der politischen Parteien bezüglich Einnahmen und keiten und arbeitete in der verwaltungsinternen Koordi- Ausgaben erhöht. Parallel dazu startete für Liechten- nationsgruppe Brexit mit. stein die vierte GRECO-Evaluationsrunde. Sie behandelt Das Handelsabkommen, das die Schweiz im Rah- die Korruptionsprävention in Bezug auf Mitglieder des men ihrer «Mind-the-Gap-Strategie» mit UK abgeschlos- Parlaments, der Gerichte und der Staatsanwaltschaft. sen hat, konnte hinsichtlich des Freihandelsabkommens In diesem Zusammenhang stattete ein sechsköpfiges und des Agrarabkommens durch ein Protokoll auf Liech- GRECO-Evaluierungsteam (GET) im Juni Liechtenstein tenstein ausgedehnt werden. Die Unterzeichnung des einen Besuch ab. Ausserdem fungierte Liechtenstein zu- Protokolls erfolgte am 11. Februar in Bern. Es soll nach sammen mit Aserbaidschan innerhalb der vierten Evalu- Beendigung der Übergangsfrist in Kraft treten, also vor­ ationsrunde von Norwegen als Berichterstatter. aussichtlich am 1. Januar 2021. Im Rahmen des UNO-Übereinkommens gegen Kor- Der Brexit stand auch bei zahlreichen Treffen auf Mi- ruption (UNCAC) nahm das Amt an der Vertragsstaa- nister- und Beamtenebene sowie beim EWR-Rat im Mai tenkonferenz teil. Thematisch lag der Schwerpunkt des und im November auf der Agenda. Ein enger Austausch liechtensteinischen Engagements während der Kon- erfolgte insbesondere mit den EWR / EFTA-Partnern Is- ferenz in der Auslegung und Anwendung der UNCAC- land und Norwegen. Auch mit der Schweiz bestanden Bestimmungen zur Abschöpfung und Rückführung von regelmässige Kontakte. Korruptionsgeldern. Mit Österreich und Norwegen fand im Berichtsjahr Das Amt beteiligte sich an den Verhandlungen zum ein europolitischer Dialog statt. Der etablierte Austausch Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) mit der jeweiligen EU-Präsidentschaft wurde fortgeführt. mit Italien, die im Juli bereits nach einer Verhandlungs- Regierungsrätin Frick nutzte zudem ein Treffen mit der runde erfolgreich beendet werden konnten. Mit Litauen CDU-Bundesvorsitzenden, um diese über die liechten- konnten Ende Dezember zudem die formellen Schritte steinische Europapolitik zu informieren. Die Ausrichtung für das Inkrafttreten des DBA durch das Amt abgeschlos- der Europapolitik war auch Gegenstand des Bericht und sen werden, womit dieses im Laufe des Jahres 2020 in Antrags der Regierung an den Landtag über die aussen- Kraft treten und ab 2021 angewendet werden kann. Das politischen Ziele und Schwerpunkte Liechtensteins. Amt war ausserdem an den verstärkten Bemühungen zur Das Berichtsjahr stand ausserdem im Zeichen des Weiterführung der DBA-Verhandlungen mit China betei- 25-jährigen Bestehens des EWR. Das Jubiläum «25 Jahre ligt, welche bisher allerdings ohne Erfolg blieben. EWR» wurde am Rande des EWR-Rats im Mai mit einer Weiter bereitete das Amt Hintergrundinformationen öffentlichen Veranstaltung begangen. Die Veranstaltung und Gesprächspunkte zu Liechtensteins Positionierung war mit rund 300 Gästen sehr gut besucht. Regierungs- in der Aussenwirtschafts- und Finanzplatzpolitik für di- rätin Frick bekräftigte die Bedeutung des EWR für das verse politische Treffen auf bilateraler und multilateraler Land Liechtenstein und seine Wirtschaft. Ebene vor. Ziel dieser Gespräche war es, die Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen als festen Bestandteil Aussenwirtschafts- und Finanzpolitik der aussenpolitischen Aktivitäten zu etablieren und ins- besondere die Aufnahme von DBA-Verhandlungen zu Im Berichtsjahr wurden die neuen EFTA-Freihandelsab- fördern. kommen mit Ecuador und Indonesien sowie das moder- Im Berichtsjahr vertrat das Amt Liechtenstein zudem nisierte Freihandelsabkommen mit der Türkei vom Land- an Sitzungen des WTO-Ausschusses über das öffentliche tag genehmigt. Zudem konnten die Verhandlungen mit Beschaffungswesen sowie im Gremium der Geberländer Mercosur abgeschlossen werden. Eine möglichst baldige des International Center for Asset Recovery (ICAR). Unterzeichnung wird angestrebt. Im Bereich der internationalen Bemühungen zur Kor- Menschenrechte ruptionsbekämpfung standen im Berichtsjahr die dritte und vierte Evaluationsrunde von Liechtenstein durch Die Erarbeitung von Berichten, die Beantwortung von die Staatengruppe des Europarats gegen Korruption Fragen zu bestehenden Berichten, der Austausch zu Ak- (GRECO) im Mittelpunkt. In Bezug auf die dritte Evalua- tivitäten beim Besuch von Staatenvertretern in Liechten- tionsrunde war die weitere Umsetzung der GRECO-Emp- stein sowie die Teilnahme an Vertragsstaatenkonferenzen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

120 | internationaler Menschenrechtsübereinkommen sowie Bericht darüber ein, wie Liechtenstein die Rechte von an weiteren Konferenzen gehörten im Berichtsjahr zu Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter fördert den Hauptaufgaben in diesem Bereich. Zudem verfolgte und realisiert. das Amt aktuelle Entwicklungen bezüglich Menschen- Am 6. November organisierte das Amt den elften jähr- rechte und führte Vorprüfungen noch nicht unterzeich- lichen Dialog mit liechtensteinischen Nichtregierungs- neter oder ratifizierter Abkommen durch. organisationen im Menschenrechtsbereich. Thema des Die Vertragsstaaten der Menschenhandelskonven- NGO-Dialogs war das 30-Jahr-Jubiläum der UNO-Kinder- tion des Europarats nahmen bei ihrer Versammlung am rechtskonvention (KRK). Unter den 45 TeilnehmerInnen 18. Oktober den ersten Monitoringbericht über Liechten- befanden sich auf Einladung des Amtes hin auch diverse stein zur Kenntnis und verabschiedeten eine Liste von Jugendliche, die sich aktiv an der Diskussion beteiligten. Empfehlungen, über deren Umsetzung Liechtenstein bis Weiter organisierte das Amt am 21. November in Zusam- in zwei Jahren berichten sollte. Diese beziehen sich ins- menarbeit mit dem Haus Gutenberg und der Ombuds- besondere auf einen Aktionsplan gegen Menschenhan- stelle für Kinder und Jugendliche eine öffentliche Veran- del, eine bessere Prävention von Menschenhandel zur staltung aus Anlass des Jubiläums der KRK. Arbeitsausbeutung, die Verbesserung der Identifikation Aus Anlass des 70-Jahr-Jubiläums des Europarats wa- von Opfern von Menschenhandel sowie die Nichtbestra- ren Jugendliche in allen Mitgliedsstaaten dazu aufgeru- fung von Opfern von Menschenhandel für Handlungen, fen, sich Gedanken zur Europäer / -in der Zukunft zu ma- zu denen sie gezwungen worden sind. chen und diese Gedanken zu Papier zu bringen. Das Amt Am 5. Dezember reichte Liechtenstein seinen ers­ schrieb dazu einen nationalen Aufsatzwettbewerb aus. ten Länderbericht betreffend das Fakultativprotokoll Als Siegerin durfte Lorena Luque-Notaro aus Balzers vom 25. Mai 2000 zum Übereinkommen über die Rechte im Oktober an die Jubiläumsfeier des Europarats nach des Kindes betreffend den Verkauf von Kindern, die Strassburg reisen. Kinderprostitution und die Kinderpornographie beim Vom 16. bis 18. Dezember fand in Genf das erste der UNO-Kinderrechtsausschuss ein. Der liechtensteinische Umsetzung des Globalen Flüchtlingspakts (Global Com- Erstbericht thematisiert die nationale Umsetzung der Be- pact on Refugees, GCR) gewidmete Globale Flüchtlings- stimmungen des Fakultativprotokolls. forum (Global Refugee Forum, GRF) statt, an dem für Ebenfalls am 5. Dezember übermittelte Liechtenstein Liechtenstein die Ständige Vertretung in Genf und das seinen fünften Länderbericht über die Umsetzung des Amt teilnahmen. Dabei wurden zwei Zusagen zur Um- UNO- Übereinkommens gegen Folter und andere grau- setzung des GCR vorgestellt: Zum einen sprach die Re- same, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung gierung eine Anhebung des jährlichen Beitrags an das oder Strafe (CAT), dessen Erstellung das Amt koordiniert UNHCR um 33 % für die Jahre 2019 bis 2021. Als zweite hatte. Der Bericht informiert u. a. über die Neuausrich- Zusage wird die Regierung in den Jahren 2020 bis 2022 tung des liechtensteinischen Strafvollzugs, die Kompe- ein Sprachlernprojekt für syrische und türkische Flücht- tenzen des nationalen Präventionsmechanismus, Verfah- linge in der Südosttürkei mit den Projektpartnern Verein rensrechte, Freizeitgestaltung, medizinische Versorgung «Liechtenstein Languages» und der NGO «RET Interna­ und Resozialisierung liechtensteinischer Inhaftierter, wie tional» im Umfang von CHF 1.1 Mio. umsetzen und finan- auch über die unfreiwillige Unterbringung von Patienten zieren. Das Sprachlernprojekt war vom Amt konzipiert in Psychiatrie- oder Fürsorgeeinrichtungen. und aufgegleist worden und wird von diesem in den kom- Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums der Verabschie- menden Jahren betreut. dung der Sicherheitsratsresolution zu Frauen, Frieden Im Juni veröffentlichte das Amt den neunten jähr- und Sicherheit (Women, Peace and Security, WPS) im lichen Statusbericht zur Situation der Menschenrechte Jahr 2020 reichte Liechtenstein einen Bericht über seine in Liechtenstein, der in Papierform und digital verteilt Aktivitäten, welche der Umsetzung der Agenda dienen, wurde. Das Konzept des Berichts wurde in Zusammen- bei der UNO ein. Die WPS-Agenda ist seit vielen Jah- arbeit mit dem Liechtenstein-Institut angepasst, um ak- ren ein Schwerpunktthema der liechtensteinischen Men- tuelle Entwicklungen auf nationaler und internationaler schenrechtsaussenpolitik wie auch der IHZE. Der Be- Ebene zu Menschenrechten stärker zu reflektieren und richt diente der Verfassung des WPS-Berichts durch den den Bedürfnissen der Leserinnen und Leser noch besser UNO-Generalsekretär. gerecht zu werden. Zum Anlass des 25-Jahr-Jubiläums der Weltfrauen- In internationalen Organisationen und insbesondere konferenz sowie der Erklärung und Aktionsplattform von im Europarat war das Amt in Expertenausschüssen ak- Peking im Jahr 2020 waren die UNO-Mitgliedsstaaten ein- tiv. Vertreter und Vertreterinnen des Amtes beteiligten geladen, über die nationale Umsetzung zu berichten. Mit sich an einer Reihe von Konferenzen und Treffen zu der Erklärung und Aktionsplattform verpflichtete sich die Menschenrechten und zum humanitären Völkerrecht. Staatengemeinschaft zum Einsatz für Frauenrechte und Weiter tauschte sich das Amt mit gleichgesinnten Staa- die Gleichstellung der Geschlechter in den Bereichen ten zu Menschenrechten aus. In diesem Zusammenhang Bildung, Gesundheit, Gewalt, Menschenrechte, Me- ist vor allem die quadrilaterale Zusammenarbeit mit der dien und Umwelt. Das Amt verfasste und reichte einen Schweiz, Österreich und Slowenien zu erwähnen: Im Be- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

richtsjahr fand am 8. Mai in Bern wiederum ein Treffen Partnerschaft, an welcher die Regierung, die Hilti Fami- | 121 der Menschenrechtsdirektoren in diesem Format statt. lienstiftung, die LGT Bank, der Liechtensteinische Ban- Liechtenstein lud zudem die Expertinnen und Experten kenverband sowie die gemeinnützigen Stiftungen Medi- der Staatengruppe Mountains, bestehend aus Liechten- cor und Tarom beteiligt sind. Die Regierung sowie die stein, Schweiz, Norwegen, Island, Australien, Neusee- privaten liechtensteinischen Akteure haben im Berichts- land und Kanada, die bei Menschenrechtsverhandlungen jahr beschlossen, eine zweite Phase des Projektes unter an der UNO eng zusammenarbeiten, zu einem Austausch dem Titel «Liechtenstein Initiative for Finance Against am 24. / 25. Oktober in Vaduz ein. Slavery and Trafficking» (FAST) zu unterstützen. Ziel der zweiten Phase ist es, den Massnahmenkatalog global zu Internationale Humanitäre Zusammenarbeit verbreiten und dessen Implementierung zu unterstützen. und Entwicklung (IHZE) Im Jahr 2021 soll zudem eine Überprüfungskonferenz durchgeführt werden. Das Amt koordinierte im Berichtsjahr die Internationale Im Rahmen der Internationalen Flüchtlings- und Mi- Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE). grationshilfe wurden die Aktivitäten für die Unterstüt- Neben der Budgetierung und der Vorbereitung von re- zung von Flüchtlingen vor Ort verstärkt, wobei der Fo- gelmässigen Koordinationstreffen der IHZE-Akteure kus insbesondere auf Syrien und seine Nachbarstaaten (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED, Auslän- gelegt wurde. Unter anderem wurden die Beiträge an der- und Passamt und AAA) beinhaltet die Koordinierung das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge um 33 % auch den Bereich Öffentlichkeitsarbeit. erhöht sowie ein Sprachlernprogramm für Flüchtlinge in Das Amt war in den in seiner Zuständigkeit liegen- der Türkei lanciert. Einen weiteren Schwerpunkt bildete den Kategorien der IHZE für die Zusammenarbeit mit weiterhin das Engagement auf dem Westbalkan. Insbe- den Projektpartnern, für die Vorbereitung und Auszah- sondere im Kosovo sowie in Bosnien und Herzegowina lung von Projektbeiträgen sowie für das Monitoring und wurden Projekte im Umfang von rund CHF 1.8 Millionen die Evaluation der von Liechtenstein unterstützten Pro- unterstützt. Im Zentrum dieser Projekte stehen die Ver- jekte zuständig. Darunter fallen auch die im Rahmen der besserung des Migrationsmanagements in der Region Not- und Wiederaufbauhilfe gesprochenen Beiträge für sowie die Linderung des Migrationsdrucks vor Ort durch humanitäre Krisen. Zu diesen gehörten im Berichtsjahr die Verbesserung von Einkommensperspektiven und die Hungersnöte und die verschiedenen Notsituationen die Verbesserung des Zugangs zur Grundschulbildung in Afrika, der Bürgerkrieg in Jemen sowie der anhaltende für alle Gesellschaftsgruppen. Mit den vom Landtag für Konflikt in Syrien. Liechtenstein setzte sich zudem für das Berichtsjahr zusätzlich gesprochenen CHF 100'000 vergessene Krisen und Konflikte ein: Im Berichtsjahr be- für die Flüchtlings- und Migrationshilfe wurde ein neues traf dies unter anderem die Konflikte in der Ostukraine, Projekt zur sozialen Inklusion von Roma in Serbien un- in Palästina, der Demokratischen Republik Kongo sowie terstützt. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, Nordkorea. Des Weiteren engagierte sich das Amt in der dass vermehrt Asylgesuche von Roma aus Serbien in Staatengruppe für Good Humanitarian Donorship, die Liechtenstein eingereicht werden. sich das Ziel gesetzt hat, die humanitäre Hilfe anhand Der ODA-Prozentsatz nahm im Berichtsjahr weiter ab von festgelegten Prinzipien und durch den gemeinsamen und betrug für das Jahr 2017 0.37 (2016: 0.41). Diese Ab- Austausch über Aktivitäten zu verbessern. nahme erklärt sich insbesondere durch das starke Wachs- Im Berichtsjahr wurde das finanzielle Engagement tum des Bruttonationaleinkommens (BNE) von rund im Bereich der internationalen Verbrechensbekämpfung 13 %. Die internationale Zielvorgabe für die offizielle und der Strafjustiz weiter gestärkt. Wie im Jahr 2018 hat ­Entwicklungszusammenarbeit beträgt 0.7 % des BNE. die Regierung im Berichtsjahr den Syrien-Mechanismus mit CHF 200'000 unterstützt. Der Mechanismus wurde Sicherheit und Verbrechensbekämpfung von Liechtenstein initiiert und von der UNO-Generalver- sammlung am 21. Dezember 2016 verabschiedet. Im Be- Das Amt deckte im Bereich Sicherheit und Verbrechens- richtsjahr entschied die UNO-Generalversammlung, dass bekämpfung im Berichtsjahr diverse internationale Gre- der Mechanismus ab dem Jahr 2020 in das reguläre Bud- mien und Konferenzen ab. Dabei sind die Teilnahme an get der UNO integriert wird, was als aussenpolitscher Er- der UNO-Kommission für Verbrechensprävention und folg Liechtensteins zu bewerten ist. Strafrechtspflege und in Expertenausschüssen des Euro- Mit der Präsentation eines umfassenden Massnah- parats zu Cyberverbrechen und Terrorismusbekämpfung menkatalogs für den globalen Finanzsektor an der UNO hervorzuheben. in New York wurde am 27. September die erste Phase Während der 28. Session der UNO-Kommission für der «Liechtenstein Initiative» erfolgreich abgeschlos- Verbrechensprävention und Strafrechtspflege (CCPCJ) sen. Mit konkreten Handlungsempfehlungen wird auf- führte das Amt erstmals eine eigene Nebenveranstal- gezeigt, wie der Finanzsektor gegen moderne Sklaverei tung durch. Thema war die Finanzsektorkommission ge- und Menschenhandel vorgehen kann. Die «Liechtenstein gen Moderne Sklaverei und Menschenhandel (die soge- Initiative» ist eine liechtensteinische öffentlich-private nannte «Liechtenstein Initiative»). ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

122 | Im Berichtsjahr fanden diverse Vorbereitungstreffen sonders für robuste Regeln im Bereich Marktmechanis- zum Start des Überprüfungsmechanismus zum UNO- men und Transparenz ein, die den Anspruch des Pariser Übereinkommen gegen grenzüberschreitende organi- Abkommens sicherstellen. sierte Kriminalität statt. Das Amt setzte sich dabei für Des Weiteren vertrat das Amt im Berichtsjahr die einen geringen administrativen Aufwand und eine text- liechtensteinischen Interessen in der makroregionalen liche Kongruenz des Fragebogens zur Überprüfung mit EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP), an der dem Übereinkommen ein. Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Slowe- Aufgrund des wiederholten Einsatzes von chemischen nien sowie die Schweiz und Liechtenstein beteiligt sind. Waffen im syrischen Bürgerkrieg und des Nervengift-An- Gemeinsam mit den Projektpartnern Schweiz und Ti- schlags auf einen ehemaligen russischen Spion in Gross- rol arbeitete Liechtenstein massgeblich an der Weiter- britannien gab es 2018 verstärkte Anstrengungen, die entwicklung des Projekts «youth.shaping.EUSALP», das Einhaltung der Chemiewaffenkonvention zu verbessern, sich für mehr Jugendbeteiligung in der EUSALP einsetzt. die auch im Berichtsjahr nachwirkten. Um in einem wei- terhin polarisierten Umfeld die Handlungsfähigkeit der Öffentlichkeitsarbeit Organisation für das Verbot chemischer Waffen sicher- zustellen, nahm Liechtenstein auch im Berichtsjahr an Das 300-Jahr-Jubiläum bot im Berichtsjahr viele gute der Vertragsstaatenversammlung vom November in Den Gelegenheiten, die Geschichte Liechtensteins im In- und Haag teil, um sich für das Budget und die Aufnahme neu Ausland bekannt zu machen. Es diente als Aufhänger zu verbietender gefährlicher Nervengifte in das Abkom- bei Veranstaltungen wie dem Botschafterinformations- men einzusetzen. tag am 29. November. Ausserdem wurden die Spezial- Im August bestätigte die Internationale Atomener- ausstellungen in den liechtensteinischen Museen als kul- gieorganisation (IAEO) den Abschluss des Prozesses für turelles Rahmenprogramm bei Besuchen rege genutzt. Liechtensteins State-level Safeguards Approach (SLA). Auch der vom Amt verfasste Bericht der Regierung über Die Entwicklung eines SLA ist ein Standardprozess bei die Schwerpunkte und Ziele der liechtensteinischen Aus- der Umsetzung der Sicherungsmechanismen auf Basis senpolitik, der im Mai dem Landtag zur Kenntnisnahme bilateraler Safeguards-Abkommen mit der IAEO. Be- vorgelegt und in Folge in einer grafisch aufbereiteten züglich Berichterstattung durch Liechtenstein ergeben Version veröffentlicht wurde, führte in der Einleitung sich dadurch keine Veränderungen. Nach Erteilung der durch 300 Jahre erfolgreiche Aussenpolitik. Broader Conclusion im Mai 2018 bedeutet die Erteilung Über das Twitter-Konto @MFA_LI wurden über 200 des SLA den Abschluss des Prozesses zur Umsetzung Nachrichten zu Besuchen, Regierungs- und Landtags- des liechtensteinischen Safeguards-Abkommens mit der geschäften mit aussenpolitischem Bezug sowie zu aktu- IAEO. ellen Ereignissen versendet. Im Laufe des Jahres wuchs die Follower-Anzahl um über 10 % auf knapp 5'200 Fol- Umwelt und nachhaltige Entwicklung lower. Im Januar und Februar führte das Amt in Zusammen- Im Bereich der nachhaltigen Entwicklung nahm die arbeit mit dem «Waterfootprint Liechtenstein» sowie der UNO-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit LIFE Klimastiftung Liechtenstein eine Sensibilisierungs- den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development kampagne zum Thema nachhaltige Wassernutzung und Goals, SDGs) eine zentrale Rolle in den Aktivitäten des Solidarität durch. Im Zentrum standen die 17 Nachhal- Amtes ein. Das Amt war im Berichtsjahr federführend tigkeitsziele der UNO. Zum Abschluss der Kampagne bei der Erstellung des ersten freiwilligen Umsetzungs- fand anlässlich des Weltwassertages am 22. März eine berichtes der Regierung über die UNO-Agenda 2030 für gemeinsame Pressekonferenz statt. nachhaltige Entwicklung. In Zusammenarbeit mit allen Von April 2019 bis Januar 2020 fand im Historischen Ministerien konnte ein umfassender Bericht über aktu- und Völkerkundemuseum in St. Gallen die Ausstellung elle Trends sowie bestehende und geplante Massnahmen «Flucht» statt, an welcher das Amt beteiligt war. Die Aus- in Bezug auf die nachhaltige Entwicklung in Liechten- stellung wurde von der schweizerischen Direktion für stein erstellt werden. Der Bericht wurde am 18. Juli an Entwicklung und Zusammenarbeit, in Zusammenarbeit der UNO in New York durch eine Delegation bestehend mit dem Staatssekretariat für Migration sowie dem UNO- aus VertreterInnen der Ständigen Vertretung in New Hochkommissariat für Flüchtlinge konzipiert. Im Rahmen York, des Amtes und des Vereins für Menschenrechte der Ausstellung wurden Zahlen, Fakten und Beispiele (Claudia Fritsche) sowie der Jugenddelegierten Valerie über Flucht, Vertreibung und Asyl vorgestellt. Das Amt Nigg vorgestellt. stellte zusammen mit dem Ausländer- und Passamt Vom 2. bis 14. Dezember nahm das Amt an der Ver- Liechtenstein-spezifische Informationen bereit, die an der tragsstaatenversammlung zum UNO-Klimaübereinkom- Ausstellung aufgelegt wurden. Liechtensteinische Schul­ men in Madrid teil. Im Zentrum der Konferenz stand die klassen konnten die Ausstellung kostenfrei besuchen. Fertigstellung der Umsetzungsrichtlinien für das Klima­ Im Juli ernannte das Amt Valerie Nigg für die Dauer übereinkommen von Paris. Liechtenstein setzte sich be- eines Jahres als Jugenddelegierte. Ihre Hauptaufgabe ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

ist es, die Anliegen der Jugend in die liechtensteinische Diplomatische und konsularische | 123 Aussenpolitik einzubringen und dabei die liechtenstei- Beziehungen nische Jugend für aussenpolitische Themen zu sensibi- lisieren. Frau Nigg übt diese Position ehrenamtlich aus. Liechtenstein hatte per Ende des Berichtsjahrs diplo- Die Position stiess bei den Jugendlichen auf grosses In- matische Beziehungen mit 122 Staaten sowie der De- teresse, insgesamt erhielt das Amt 25 Bewerbungen von legation der Europäischen Union und dem Souveränen Jugendlichen zwischen 18 und 27 Jahren. Malteser-Ritter-Orden. Im Berichtsjahr wurden direkte Im Dezember wurde die dritte Ausgabe von «Insight» diplomatische Beziehungen mit Belarus, der Dominika- zum Thema «Solidarität in Europa: Liechtenstein und nischen Republik, Ghana und den Marshallinseln aufge- der EWR-Finanzierungsmechanismus» veröffentlicht. nommen. Sie gibt einen Einblick in die Möglichkeiten des EWR- Von den 122 Staaten sind 82 mit einer nicht residie- Finanzierungsmechanismus und soll es Interessierten in renden Botschafterin bzw. mit einem nicht residierenden Liechtenstein erleichtern, sich an Kooperationsprojekten Botschafter in Liechtenstein akkreditiert, 21 Botschafter- zu beteiligen. posten waren per Ende Berichtsjahr vakant, 19 der Staa- ten haben noch keine Botschafterin / keinen Botschafter Mitarbeit in Experten-, Koordinations- und akkreditiert. Des Weiteren gab es per Ende Berichtsjahr Arbeitsgruppen 41 konsularische Vertretungen in Liechtenstein:

Der Amtsleiter und die Diplomatinnen und Diplomaten Berufskonsuln: Generalkonsuln 7 arbeiteten im Berichtsjahr aktiv in Experten-, Koordina- Konsuln 0 tions- und Arbeitsgruppen sowohl auf bilateraler Ebene Honorarkonsuln: Honorargeneralkonsuln 7 als auch innerhalb der Landesverwaltung mit. Honorarkonsuln 24 Das Amt hatte den Vorsitz in der Arbeitsgruppe Bre- Vizehonorarkonsul 2 xit, in der Arbeitsgruppe Korruptionsprävention, in der Vakant 1 Arbeitsgruppe Internationale Humanitäre Zusammen- arbeit und Entwicklung (IHZE), in der Arbeitsgruppe Konferenzen und Tagungen im Berichtsjahr betreffend Zwangseinweisungen in ausländische Ein- richtungen, in der Arbeitsgruppe zur Umsetzung der EFTA UNO-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sowie in der Arbeitsgruppe Menschenrechte. Die Arbeitsgruppe EFTA-Ministerrat: 23. – 25. 6. in Malbun Menschenrechte war von der Regierung im Berichtsjahr (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Mar- als neue ständige Koordinations- und Steuerungsgruppe tin Frick, Botschafter Dr. Peter Matt, Botschafterin Sa- zur Nachverfolgung von Empfehlungen internationaler bine Monauni, Patrick Ritter, Minister, Panagiotis Poto- Gremien im Bereich der Menschenrechte geschaffen lodis-Beck, Botschaftsrat, Joël Grandchamp, Mitarbeiter worden. der Regierung, Bea Fankhauser, Erste Sekretärin, Alina Das Amt arbeitete in folgenden Arbeitsgruppen und Brunhart, Zweite Sekretärin) Kommissionen mit: in der Aussenpolitischen Kommis- sion; im Bereich der Nachbarschaftspolitik in der Exper- Europäische Patentorganisation tengruppe betreffend die Vereinbarung mit der Schweiz 159. Tagung des Verwaltungsrats: 27. – 28. 3. in zur Regelung der Beteiligung Liechtensteins an Markt- München und Preisstützungsmassnahmen der schweizerischen (Ute Hammermann, Amt für Volkswirtschaft) Landwirtschaftspolitik; in sicherheitspolitischen Themen in der Arbeitsgruppe PROTEGE (Non-Proliferation, Ter- 160. Tagung des Verwaltungsrats: 26. – 27. 6. in rorismusfinanzierung und Geldwäscherei); in der Eu- München ropapolitik in der Koordinationsgruppe Brexit; in den (Ute Hammermann, Amt für Volkswirtschaft) Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik in der der Ar- beitsgruppe Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), der 161. Tagung des Verwaltungsrats: 9. 10. in München Task Force «Beschränkungen von liechtensteinischen (Ute Hammermann, Amt für Volkswirtschaft) Unternehmen und Finanzplatzteilnehmern», in den Quartalsgesprächen mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) 162. Tagung des Verwaltungsrats: 11. – 12. 12. in und der Erfahrungsgruppe Finanzplatz (ERFAG); und München auf dem Gebiet der Menschenrechte am Runden Tisch (Ute Hammermann, Amt für Volkswirtschaft) zur Bekämpfung des Menschenhandels, in der Arbeits- gruppe Integrationsstrategie, in der Vernetzungsgruppe Sichtwechsel für Menschen mit Behinderung und Un- terstützungsbedarf und in der Gewaltschutzkommission (GSK). ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

124 | Europarat Erste Sitzung des Ad-hoc-Ausschusses für künstliche Konferenz über künstliche Intelligenz und Intelligenz des Europarats: 18. – 20. 11. in Strassburg Menschenrechte: 26. 2. – 27. 2. in Helsinki (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Martin Hasler, Erster Sekretär) Eutelsat 82. – 84. Plenarversammlung der Staatengruppe 41. Treffen der Versammlung der EUTELSAT- gegen Korruption (GRECO): 18. – 22. 3. / 17. – 21. 6. / 2. – Vertragsparteien: 10. – 11. 4. in Paris 6. 12. in Strassburg (Vertretung durch die Schweiz) (Elena Klien, Erste Sekretärin) EWR 57. Sitzung des Komitees von Rechtsberatern für EWR-Rat: 20. 5. in Brüssel Völkerrecht des Europarates (CAHDI) 21. – 22. 3. in (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Mar- Strassburg tin Frick, Botschafterin Sabine Monauni-Tömördy, Stefan (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Barriga, Minister)

3. / 4. Treffen des Europarat-Expertenkomitees gegen EWR-Rat: 20. 11. in Brüssel Terrorismus (CDCT; ehemals CODEXTER) in Strass- (Botschafterin Sabine Monauni-Tömördy) burg: 14. – 15. 5. / 19. – 21. 11. (Karin Lingg, Ministerin) Internationale Fernmeldeunion (ITU) 19. Versammlung für das Funkwesen, 21. – 25. 10. in 129. Session des Ministerkomitees: 16. 5. in Helsinki Sharm El Sheikh, Ägypten (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Da- (Vertretung durch die Schweiz) niel Ospelt, Botschafter Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Erster Sekretär) 19. Weltfunkkonferenz, 28. 10. – 22. 11. in Sharm El Sheikh, Ägypten Sitzung des Direktionskomitees für die Medien- (Rainer Schnepfleitner, Amtsleiter, German Bell, stell- und Informationsgesellschaft (CDSMI): 4. – 6. 6. in vertretender Amtsleiter, Farshad Hosseini, alle Amt für Strassburg Kommunikation, Vertreter der Schweiz) (Martin Hasler, Erster Sekretär) Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Hochrangige Konferenz zu «GRECO: past, present Europa (OSZE) & future» der Staatengruppe gegen Korruption Treffen der OSZE «Freundesgruppe Rüstungs­ (GRECO): 17. 6. in Strassburg kontrolle»: 23. 1. / 10. 5. in Berlin (Elena Klien, Erste Sekretärin) (Karin Lingg, Ministerin)

91. Sitzung des Direktionskomitees für Menschen- OSZE Anti-Terrorismus-Konferenz 25. – 26. 1. in rechte (CDDH): 18. – 21. 6. in Strassburg Bratislava (Martin Hasler, Erster Sekretär) (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär)

21. Treffen des Ausschusses des Übereinkommen des 19. Konferenz der OSZE-Allianz gegen Menschen- Europarats über Computerkriminalität (T-CY): 8. 7. in handel 8. – 9. 4. in Wien Strassburg (Martin Hasler, Erster Sekretär) (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) Konferenz «Effective Multilateralism in the fight 58. Sitzung des Komitees von Rechtsberatern für against torture: Trends in the OSCE region and the Völkerrecht des Europarates (CAHDI) 25. – 27. 9. in way forward»: 5. 6. in Wien Strassburg (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Domenik Wanger, Minister) Treffen der OSZE zur Umsetzung der Entschei- Hochrangige Konferenz zum 25. Jubiläum der dungen in der dritten Dimension (Menschenrechte) Europäischen Kommission gegen Rassismus und (HDIM): 16. – 27. 9. in Warschau Intoleranz: 26. – 27. 9. in Paris (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Treffen der OSZE «Freundesgruppe Rüstungs- 25. Sitzung des Lanzarote-Komitees: 16. – 18.10 in kontrolle»: 22. 10. in Berlin Nikosia, Zypern (Dominik Marxer, Botschaftsrat) (Claudio Nardi, Erster Sekretär) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

OSZE-Ministerrat: 12. 11. in Bratislava 18. Vertragsstaatenkonferenz des Überein- | 125 (Botschafter Dr. Martin Frick, I.D. Botschafterin Maria- kommens über den internationalen Handel mit Pia Kothbauer, Dominik Marxer, Botschaftsrat) gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES): 17. – 28. 8. in Genf OSZE Cyber-Konferenz – Treffen der OSZE-Cyber (Vertretung durch die Schweiz) Kontaktpunkte: 1. – 3. 7. in Wien (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) 63. Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO): 17. – 21. 9. in Wien UNO (I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Dominik Seminar zu Women, Peace and Security (WPS) Marxer, Botschaftsrat, Martin Hasler, Erster Sekretär) Agenda: 21. – 22. 2. in Berlin (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) 74. UNO-Generalversammlung: 23. – 27. 9. in New York Workshop zur Vorbereitung der Freiwilligen Bericht- (S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, Botschaf- erstattungen zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 ter Christian Wenaweser, Botschafter Dr. Martin Frick, für nachhaltige Entwicklung: 19. – 20. 2. in Bonn Georg Sparber, Botschaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Se- (Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat) kretärin)

63. Session der Kommission über die Rechtsstellung 3. Ausserordentlicher Kongress des Weltpostvereins der Frau (CSW): 11. – 22. 3. in New York (UPU): 24. – 25. 9. in Genf (Botschafter Christian Wenaweser, Karin Lingg, Ministe- (Rainer Schnepfleitner, Amtsleiter Amt für Kommunika- rin, Georg Sparber, Botschaftsrat, Myriam Oehri, Zweite tion, Reto Hermann, Liechtensteinische Post AG) Sekretärin) Konferenz über das Inkrafttreten des Kernwaffen­ 14. Konferenz der Vertragsparteien der Basler Kon- verbotsvertrags (CTBT): 25. 9. in New York vention über die Kontrolle des grenzüberschreitenden (Botschafter Christian Wenaweser, Botschafter Dr. Mar- Verkehrs mit Sonderabfällen und ihrer Beseitigung, an tin Frick. Georg Sparber, Botschaftsrat) der 9. Konferenz der Vertragsparteien des Rotterdamer Übereinkommens über den Import und Export von 17. Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen Chemikalien und an der 9. Konferenz der Vertrags- gegen Folter und andere grausame, unmenschliche parteien des Stockholmer Übereinkommens über per- oder erniedrigende Behandlung oder Strafe: 3. 10. sistente organische Schadstoffe: 29. 4. – 10. 5. in Genf in Genf (Vertretung durch die Schweiz) (Botschafter Dr. Peter Matt, Patrick Ritter, Minister, Da- niel Batliner, Zweiter Sekretär) 28. Session der Kommission zu Verbrechens­ verhütung und Strafrechtspflege (CCPCJ): 20. – 24. 5. Treffen der Arbeitsgruppe zur Einführung des in Wien Überprüfungsmechanismus der UNTOC-Konvention: (Karin Lingg, Ministerin, Dominic Sprenger, Zweiter Se- 9. – 11. 10. in Wien kretär) (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär)

Konferenz zum Stand der Umsetzung des 31. Konferenz der Vertragsparteien des Nachhaltigkeitsziels 16 der UNO-Agenda 2030: Montrealer Protokolls über ozonschichtabbauende 27. – 29. 5. in Rom Stoffe: 4. – 8. 11. in Rom (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Vertretung durch die Schweiz)

28. Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen zur 24. Konferenz der Vertragsstaaten des Chemie­ Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung: waffenübereinkommens (OPCW): 25. – 29. 11. in 21. 6. in New York Den Haag (Botschafter Christian Wenaweser, Georg Sparber, Bot- (Vertretung durch die Schweiz) schaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) 18. Versammlung der Vertragsstaaten des Römer Hochrangiges Politisches Forum über nachhaltige Statuts des Internationalen Strafgerichtshofes (ICC): Entwicklung: 18. 7. in New York 2. – 7. 12. in Den Haag (Botschafter Christian Wenaweser, Panagiotis Potolidis- (Botschafter Christian Wenaweser) Beck, Botschaftsrat, Myriam Oehri, Zweite Sekretärin, Claudia Fritsche, Verein für Menschenrechte, Valerie Nigg, Jugenddelegierte) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

126 | 25. Konferenz der Vertragsparteien des Rahmen­ Treffen des Lenkungsausschusses des Anti- übereinkommens über Klimaänderungen (UNFCCC) Korruptionsnetzwerks der OECD: 22. 3. in Paris sowie 15. Konferenz der Vertragsparteien des (Claudio Nardi, Erster Sekretär) Kyoto-Protokolls sowie an der zweiten Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens von Paris: Jahrestagung der Humanitären Hilfe der Schweiz und 2. – 15. 12. in Madrid des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe zum (Regierungsrätin Dominique Hasler, Stephan Jäger, Mit- Thema «Wasser in Krise»: 29. 3. in Bern arbeiter der Regierung, Heike Summer, Amt für Umwelt, (Elena Klien, Erste Sekretärin) Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) 2. Jugendworkshop zur aktiven Einbindung Jugend- Erstes Globales Flüchtlingsforum zur Überprüfung licher in die EUSALP: 29. – 30. 3. in Schaan der Umsetzung des Globalen Flüchtlingspakts: (Kathrin Nescher-Stützel, Erste Sekretärin) 16. – 18.12 in Genf (Botschafter Dr. Peter Matt, Panagiotis Potolidis-Beck, Drittes Treffen der Finanzsektorkommission gegen Botschaftsrat, Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Moderne Sklaverei und Menschenhandel: 11. – 13. 4. in Sydney, Australien 8. Versammlung der Vertragsstaaten der UNO- (Botschafter Christian Wenaweser, Claudio Nardi, Erster Konvention gegen Korruption (UNCAC): 16. – 20. 12. Sekretär) in Abu Dhabi, UAE (Claudio Nardi, Erster Sekretär) Erstes «Belt and Road Initiative Tax Administration Cooperation Forum» (BRITACOF): 18. – 20. 4. in WTO Whuzen, China Ausschuss für öffentliches Beschaffungswesen (GPA): (Bernhard Büchel, Amtsleiter Steuerverwaltung, Pana- 23. 10. in Genf giotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Mario Thöny, Mitar- (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) beiter der Regierung)

Zwischenstaatliche Organisation für den internatio- Quadrilaterales Treffen der Menschenrechts- nalen Eisenbahnverkehr (OTIF) direktoren: 8. 5. in Bern 14. Generalversammlung der Zwischenstaatlichen Or- (Karin Lingg, Ministerin) ganisation für den internationalen Eisenbahnverkehr: 27. 2. in Bern Jahrestreffen mit der Humanitären Hilfe der (Christine Lingg, Ministerin) schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA): 8. 5. in Masescha Verschiedenes (Botschafter Dr. Martin Frick, Christine Lingg, Ministe- 2. Liechtenstein Dialogue for Development: 17. 1. in rin, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Claudio Schaan Nardi, Erster Sekretär, Elena Klien, Erste Sekretärin) (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Botschafter Dr. Mar- tin Frick, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Clau- Konferenz zu sexueller Gewalt in humanitären dio Nardi, Erster Sekretär, Elena Klien, Erste Sekretärin) Krisen: 24. 5. in Oslo (Claudio Nardi, Erster Sekretär) Zweites Treffen der Finanzsektorkommission gegen Moderne Sklaverei und Menschenhandel: 20. – 22. 1. Treffen der Arbeitsgruppe Zwangseinweisung mit in Schaan der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) (Botschafter Christian Wenaweser, Botschafter Dr. Mar- Werdenberg: 19. 6. in Buchs SG tin Frick, Claudio Nardi, Erster Sekretär) (Domenik Wanger, Minister)

EUSALP Political Kick Off Meeting und 1. Executive 2. EUSALP Executive Board Meeting: 26. – 27. 6. in Board Meeting 28. 2. – 1. 3. in Mailand Mailand (Kathrin Nescher-Stützel, Erste Sekretärin) (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin)

Arab World Social Innovation Forum: 14. – 15. 3. in Viertes Treffen der Finanzsektorkommission gegen Kairo, Ägypten Moderne Sklaverei und Menschenhandel: 27. – 29. 6. (Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, Generalsekretär René in Den Haag Schierscher, Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Botschafter Christian Wenaweser, Claudio Nardi, Erster Sekretär) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Verhandlungen zwischen Liechtenstein und Italien Übereinkommen | 127 über den Abschluss eines Doppelbesteuerungs- abkommens: 8. – 10. 7. in Rom Europarat (Bernhard Canete, Steuerverwaltung, Panagiotis Potoli- – Unterzeichnung des Übereinkommen gegen die Mani- dis-Beck, Botschaftsrat, Ricarda Schusterreiter, Steuer- pulation von Sportwettbewerben (Magglinger Konven- verwaltung) tion): 21. November.

Treffen der Arbeitsgruppe Zwangseinweisung mit Bilateral Mitarbeitenden des Bundesamtes für Justiz: 19. 8. in – Unterzeichnung des Zusatzabkommens zwischen der Bern Schweizerischen Eidgenossenschaft, dem Vereinig­ (Domenik Wanger, Minister, Christine Lingg, Ministerin) ten Königreich von Grossbritannien und Nordirland und dem Fürstentum Liechtenstein über die Einbezie- Koordinationstreffen mit der Schweiz für Eusalp: hung des Fürstentums Liechtenstein in gewisse Be- 21. 8. in Bern stimmungen des Handelsabkommens zwischen der (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Vereini- gten Königreich von Grossbritannien und Nordirland: Politische und Rechtsgespräche am Europäischen 11. Februar. Forum Alpbach zum Thema «Freiheit und Sicher- – Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem Fürs­ heit»: 24. – 27. 8. in Alpbach tentum Liechtenstein und der Republik Litauen zur Be- (I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Botschafterin seitigung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Sabine Monauni, Dominik Marxer, Botschaftsrat, Elena Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Klien, Erste Sekretärin) Verhinderung der Steuerverkürzung und -umgehung:­ 15. Februar. Treffen über die Zusammenarbeit im Bereich – Unterzeichnung des Memorandum of Understanding Krisenmanagement mit der Schweiz, Deutschland, über Kooperationsabsichten zwischen der Ministerin Österreich und Luxemburg: 17. 9. in Bern für Äusseres, Justiz und Kultur des Fürstentums Liech- (Domenik Wanger, Minister, Christine Lingg, Ministerin) tenstein und dem Bundesminister für Verfassung, Re- formen, Deregulierung und Justiz der Republik Öster- The London Conference: Engaging with International reich: 26. März. Law: 3. – 4. 10. in London – Unterzeichnung der Vereinbarung über die Zusam- (Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) menarbeit zwischen der Regierung des Fürstentums Liechtenstein und dem Fonds zur Förderung der wis- Migrationsdialog zwischen Liechtenstein, der senschaftlichen Forschung (FWF): 12. September. Schweiz und Bosnien-Herzegowina: 9. – 10. 10. in – Unterzeichnung des Memorandum of Understanding Bern zwischen der Ministerin für Inneres, Bildung und Um- (Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Julia Walch, welt des Fürstentums Liechtenstein und der Bundes- Ausländer- und Passamt) ministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich zur Verlängerung und Ände- Eusalp Annual Forum und General Assembly und rung des Memorandums of Understanding zwischen informelles Executive Board Meeting: 27. – 29. 11. in der Bildungsministerin des Fürstentums Liechtenstein Mailand und der Bundesministerin für Bildung und Frauen der (Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat) Republik Österreich vom 14. Januar 2015 zum privaten österreichischen Oberstufengymnasium mit standardi- 33. Internationale Konferenz des Roten Kreuzes und sierter österreichischen Reifeprüfung an der formatio Roten Halbmonds: 9. – 12. 12. in Genf Bildungs-Anstalt: 16. September. (Botschafter Dr. Peter Matt, Karin Lingg, Ministerin, – Übermittlung der Ratifikationsurkunde an die Repu- Elena Klien, Erste Sekretärin, Daniel Batliner, Zweiter blik Litauen zum Abkommen zwischen dem Fürsten- Sekretär) tum Liechtenstein und der Republik Litauen zur Be- seitigung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Hochrangiges Treffen der Good Humanitarian Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Donorship (GHD) Initiative: 13. 12. in Genf Verhinderung der Steuerverkürzung und -umgehung: (Botschafter Dr. Peter Matt, Elena Klien, Erste Sekretä- 19. Dezember. rin) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

128 | EU / EFTA / EWR Amt für Justiz – Unterzeichnung des Abkommens mit dem die EWR- EFTA-Staaten der Vereinbarung über ein gemeinsames Vergabeverfahren zur Beschaffung gemeinsamer Auk- Amtsleiterin: Dr. Graziella Marok-Wachter tionsplattformen beitreten: 13. März. – Unterzeichnung des Abkommens mit dem die EWR- Das Amt für Justiz (AJU) setzt sich aus den Abteilungen EFTA-Staaten der Vereinbarung über ein gemeinsames Grundbuch, Handelsregister, Verzeichnis wirtschaftlicher Vergabeverfahren zur Beschaffung einer Auktions­ Eigentümer, Justizwesen und Stiftungsaufsicht zusammen. aufsicht beitreten: 13. März. Die Stabsstellen Recht und Zentrale Dienste unterstützen – Unterzeichnung des Abkommens über Bürgerrechte die Amtsleitung und die Abteilungen bei der Erfüllung ihrer zwischen Island, dem Fürstentum Liechtenstein, dem Aufgaben. Organisatorisch ist die Opferhilfestelle ebenfalls Königreich Norwegen und dem Vereinigten König- dem AJU zugeordnet. Insgesamt waren beim AJU Ende des reich Grossbritannien und Nordirland im Zusammen- Berichtsjahres 46 Personen beschäftigt. hang mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus Neben dem Tagesgeschäft standen im Berichtsjahr die der EU und dem EWR-Abkommen: 2. April. Umsetzung des Gesetzes über das Verzeichnis der wirt- – Unterzeichnung des Prüm Abkommens über die Ver- schaftlichen Eigentümer inländischer Rechtsträger (VwEG) tiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, sowie umfangreiche Vorbereitungsmassnahmen für das zur Bekämpfung des Terrorismus, der Kriminalität und bevorstehende Länderassessment von Moneyval betref- der illegalen Migration: 27. Juni. fend die Umsetzung der FATF-Vorgaben im Fokus. Zudem – Unterzeichnung des Protokolls zwischen der Europä- wurde die Implementierung des elektronischen Aktenver- ischen Union, der Schweizerischen Eidgenossenschaft waltungssystems (LiVE) weitergeführt. und dem Fürstentum Liechtenstein zum Abkommen Daneben gab es diverse, zum Teil sehr umfangreiche zwischen der Europäischen Gemeinschaft und der Projekte auf Abteilungsebene. Schweizerischen Eidgenossenschaft über die ­Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des zuständigen Grundbuch Staates für die Prüfung in einem Mitgliedstaat oder in der Schweiz gestellten Asylantrags betreffend den Projekte ­Zugang zu Eurodac für Gefahrenabwehr- und Strafver- Im Berichtsjahr wurden folgende amtlichen Vermes- folgungszwecke: 27. Juni. sungen durchgeführt: Gemeinde Triesenberg: Erneuerung der amtlichen UNO Vermessung Malbun (Operat 17) Mutation Nr. 2702 und – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Übereinkom- Homogenisierung der amtlichen Vermessung Steg Mu- men vom 11. April 1980 über Verträge über den inter- tation 2746. nationalen Warenkauf: 30. September. Gemeinde Vaduz: Periodische Nachführung und Homo­genisierung der amtlichen Vermessung (Operat WTO 10) Mutation Nr. 3997. –  Gemeinde Schaan: Periodische Nachführung und Homogenisierung der amtlichen Vermessung (Operat Verschiedenes 10) Mutation Nr. 2552. – Unterzeichnung der Schlussakten des 3. ausseror- dentlichen Kongresses des Weltpostvereins (UPU): 26. September. – Hinterlegung der Ratifikationsurkunde zum dem Mul- tilateralen Übereinkommen vom 24. November 2016 zur Umsetzung steuerabkommensbezogener Mass- nahmen zur Verhinderung der Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung: 19. Dezember. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Grundbuchgeschäfte | 129 Auflistung Anzahl Grundstücke Geschäftsarten 2019 2018 nach Gemeinden 2019 davon 2018 davon Beschwerden Beschwerden Handänderungen 1'076 1'015 Schuldbriefe 1'174 1'168 Gemeinde Mauren 174 0 123 0 Grundpfandverschreibungen 93 122 Gemeinde Schellenberg 57 0 76 0 Zwangsweise Pfandrechts- 15 18 Gemeinde Triesenberg 186 2 178 0 begründungen Gemeinde Balzers 227 0 184 0 Löschungen 2'001 1'307 Gemeinde Vaduz 156 0 201 0 Begründung von 48 44 Gemeinde Triesen 156 0 158 0 Stockwerkeigentum Gemeinde Schaan 177 0 186 0 Baulandumlegungen 0 0 Gemeinde Eschen 197 0 145 0 Baurechte 20 13 Gemeinde Ruggell 164 0 112 0 Eigenheim-Darlehen 42 47 Gemeinde Planken 8 0 28 0 Einantwortungsurkunden 162 318 Gemeinde Gamprin 113 0 86 0 Dienstbarkeiten 419 421 Anmerkungen 322 312 Total Grundstücke 1'615 2 1'477 0 Vormerkungen 404 365 Tagebuchrelevante Belege 4'080 4'059 Anzahl sämtlicher 5'637 5'458 abgeschlossener Geschäfte Auflistung nach Erwerbstypen 2019 2018

Kauf 423 361 Kauf / Schenkung – 3 Hypotheken 2019 2018 Kauf / Tausch – 10 CHF CHF Schenkung 141 131 Tausch 37 45 Eingetragene Hypotheken 989'259'142 968'066'055 Teilung 14 – Gelöschte Hypotheken 829'201'089 734'579'631 Verlassenschaft 134 140 Hypothekenstand 10'684'003'263 10'523'945'210 Widmung 0 1 Vor- / Kauf- / Rückkaufsrecht 28 1 Miete 3 7 Pacht 1 0 Grundbuchgebühren 2019 2018 Dienstbarkeiten 4 3 CHF In % CHF In % Baurecht 6 4 Nutzniessung / Wohnrecht 27 14 Handänderungen 2'947'675.25 71 3'113'693.25 72 Löschung / Auflagen 30 9 Hypotheken 692'383.50 17 785'895.80 18 Sonstiges 23 47 Diverses 353'864.95 8 290'643.55 7 Grundverkehr 188'000.00 4 165'100.00 3 Total 881 776

Total 4'181'923.70 100 4'355'332.60 100 Handelsregister

Grundverkehr Projekte Im Berichtsjahr wurden neben telefonischen Auskünften Im dritten Quartal wurde eine neue Handelsregister- und der Beratung von Kunden am Schalter insgesamt 881 Software implementiert. Dies war deshalb erforderlich, Grundverkehrsangelegenheiten bearbeitet. 39 Geschäfte da das Handelsregister die IT-Plattform der Schweizer wurden mit einer Auflage bewilligt. 13 Geschäfte wurden Handelsregister verwendet und dort eine Systemum- nach Rücksprache mit den betroffenen Parteien zurück- stellung erfolgt ist. Die neue Software erweitert die Aus- gezogen. Vier Geschäfte wurden abgelehnt. Gegen zwei wertungsmöglichkeiten und vereinfacht durch ein Mo- ablehnende Entscheidungen der Grundverkehrsbehörde dulsystem die systemtechnische Umsetzung von neuen wurde Beschwerde bei der Beschwerdekommission für gesetzlichen Vorgaben. Verwaltungsangelegenheiten erhoben, welche jeweils Das Handelsregister ist zentral in das Projekt «Zen- den Beschwerdeführern gefolgt ist und beide Entschei- trale Stammdaten (ZSD)» eingebunden. Dabei geht es dungen der Grundverkehrsbehörde aufgehoben hat. um die Konzeption und Einführung einer neuen, von der ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

130 | Regierung initiierten Applikation, welche das «Zentrale Bei diesen Gebühreneinnahmen handelt es sich haupt- Personen Register» (ZPR) ablösen soll. Das Handelsre­ sächlich um Eintragungs-, Hinterlegungs- und Än- gister ist in diesem Projekt die fachverantwortliche Stelle derungsgebühren. Es sind aber auch Beglaubi- für juristische Personen. Die Projektmitarbeit war mit gungsgebühren, Gebühren für die Ausstellung von sehr hohem zeitlichem Aufwand verbunden. Registerauszügen und Amtsbestätigungen sowie für die Durchführung von öffentlichen Beurkundungen darin Handelsregistergeschäfte enthalten.

Jahr 2019 Jahr 2018

Erstellung öffentlicher Urkunden 1'125 1'104 Gesamtanzahl der tagebuch- 12'936 11'150 pflichtigen Geschäfte Gesamtanzahl der Geschäfte 14'061 12'254

Gebührenvorschreibung CHF 3'890'790 3'888'700

Entwicklung der Geschäftsfälle einzelner Rechtseinheiten

Rechtsform Stand Stand Neueinträge Löschung 31. 12. 2019 31. 12. 2018

Einzelfirma 542 635 30 123 Kollektivgesellschaft 20 20 0 0 Kommanditgesellschaft 28 26 3 1 Kommanditärengesellschaft 2 – 1 0 Verein 352 335 24 7 Genossenschaft 24 20 4 0 Aktiengesellschaft 4'982 5'064 313 395 Kommanditaktiengesellschaft 2 1 1 0 Gesellschaft mit beschränkter Haftung 638 506 159 27 Europäische Aktiengesellschaft 14 13 3 2 Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung EWIV 1 1 0 0 Europäische Genossenschaft 5 5 0 0 Gemeinwirtschaftliche Unternehmung 3 – 0 0 Zweigniederlassung einer Unternehmung mit Hauptsitz im EWR 22 16 8 2 Zweigniederlassung einer Unternehmung mit Hauptsitz 112 110 16 14 ausserhalb EWR Repräsentanz gem. Art. 240 PGR 27 – 0 1 Anstalt 5'249 5'665 131 547 Öffentlich-rechtliche Anstalt 11 – 0 0 Eingetragene Stiftung 1'789 1'824 68 103 Öffentlich-rechtliche Stiftung 11 – 0 0 Eingetragene Treuhänderschaft 1'663 1'705 134 176 Kollektivtreuhänderschaft (Unit Trust) 448 – 44 36 Investmentfonds 9 – 4 1 Treuunternehmen 693 767 10 84 Nicht eingetragene Treuhänderschaft 97 107 8 18 Nicht eingetragene Stiftung 9'239 10'144 247 1'152

Total 25'983 27'464 1'208 2'689 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Aufgrund der Möglichkeiten der neuen Software wurde im Handelsregister sowie Zurück- bzw. Abweisungen von | 131 die Liste der Rechtseinheiten erweitert. Die teilweise Anträgen zur Eintragung im Handelsregister. Im Bereich abweichenden Zahlen der hier aufgelisteten Vorjahres- Grundverkehr handelte es sich regelmässig um Verfü- zahlen im Vergleich zum letztjährigen Bericht sind auf gungen im grundverkehrsbehördlichen Genehmigungs- Bereinigungen im Rahmen der Umstellung der Handels- verfahren. registersoftware und von weiteren Projekten zurückzu- Zudem erstellte die Stabsstelle Recht im Berichtsjahr führen. 34 Gegenäusserungen zu Vorstellungen bzw. Beschwer- den gegen Verfügungen des AJU, die wiederum die Ab- Verzeichnis wirtschaftlicher Eigentümer teilungen Handelsregister und Grundbuch einschliess- (VwE) lich Grundverkehr betrafen.

Tätigkeit Gesetzgebung Aufgrund des Gesetzes über das Verzeichnis der wirt- Von der Stabsstelle Recht wurden im Berichtsjahr die fol- schaftlichen Eigentümer inländischer Rechtsträger genden Vernehmlassungsberichte, Berichte und Anträge (VwEG) vom 6. Dezember 2018 wurde beim AJU die Ab- bzw. Stellungnahmen verfasst: teilung «Verzeichnis wirtschaftlicher Eigentümer (VwE)» – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung eingerichtet. Die Abteilung ist für die Führung des elek- des Personen- und Gesellschaftsrechts (Umsetzung tronischen Verzeichnisses zuständig, in das die Daten der Richtlinie 2012 / 17 / EU) zu den wirtschaftlichen Eigentümern von inländischen – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung Rechtsträgern eingetragen werden müssen. Das Ver- des Personen- und Gesellschaftsrechts (Einsichtnahme zeichnis dient der Bekämpfung von Geldwäscherei, de- ins Handelsregister im Abrufverfahren) ren Vortaten und der Terrorismusfinanzierung. – Bericht und Antrag Nr. 57 / 2019 sowie Stellungnahme Im Berichtsjahr wurden die Grundlagen für das elek- Nr. 73 / 2019 betreffend die Abänderung des Personen- tronische Verzeichnis in Zusammenarbeit mit dem Amt und Gesellschaftsrechts (Abänderung der Bestim- für Informatik erarbeitet und die Datenbank wurde akti- mungen zur Offenlegung) viert. Im Hinblick auf die Befüllung des Verzeichnisses, die bis Ende Januar 2020 zu erfolgen hat, wurden die Des Weiteren wurde der Entwurf für die Verordnung rund 25'000 betroffenen Rechtsträger angeschrieben über die Abänderung der Schätzungsverordnung er- und über ihre Eintragungspflicht informiert. Parallel dazu stellt. wurden insbesondere unter Involvierung von Verbänden diverse Informationsveranstaltungen durchgeführt und Justizwesen unterstützende Informationsunterlagen erarbeitet. Es wurden im Berichtszeitraum rund 300 per E-Mail Tätigkeit eingegangene Fragen sowie rund 500 telefonische An- Die Abteilung Justizwesen befasst sich insbesondere mit fragen beantwortet. den Bereichen Zivilrecht, einschliesslich Personen- und Gesellschaftsrecht; Strafrecht; Strafvollzug; Exekutions-, Stabsstelle Recht Nachlass- und Konkursrecht; Verfahrensrecht; Media- tion; Datenschutz; Rechtshilfe in Zivil- und Strafsachen Tätigkeit einschliesslich Aus- und Durchlieferung; der Anonymi- Die Stabsstelle Recht ist sowohl für die interne Rechts­ sierung von letztinstanzlichen rechtskräftigen Entschei- beratung der Abteilungen Grundbuch, Handelsre­gister dungen und Koordinationsarbeiten in den Bereichen und Verzeichnis wirtschaftlicher Eigentümer samt recht- Amtshaftung und Justizverwaltung. licher Begleitung der betreffenden Verwaltungsver­ fahren als auch für bestimmte allgemeine rechtliche Gesetzgebung Belange des AJU zuständig. Zudem ist die Stabsstelle Von der Abteilung Justizwesen wurden im Berichtsjahr Recht zuständig für die Vorbereitung von Gesetzesent- die folgenden Vernehmlassungsberichte, Berichte und würfen in den Bereichen Gesellschaftsrecht, Handels­ Anträge bzw. Stellungnahmen verfasst: registerrecht, Sachen­recht und Grundverkehrsrecht. – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung des Gesetzes über das Konkursverfahren und weiterer Verwaltungsverfahren Gesetze (Reform des Insolvenzrechts) Im Berichtsjahr verfasste die Stabsstelle Recht insge- – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung samt 281 Verfügungen (Vorjahr 147), die sich im We- der Exekutionsordnung (EO), Teil II sentlichen den Abteilungen Handelsregister und Grund- – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung buch (Bereich Grundverkehr) zuordnen lassen. Im Bereich des Gesetzes über die Hemmung des Fristenablaufes Handelsregister betrafen die Verfügungen insbesondere durch Samstage und den Karfreitag sowie die Abän- Nachtragsliquidationsverfahren, Einspruchsverfahren ge- derung weiterer Gesetze (Hemmung des prozessualen gen bereits erfolgte oder noch nicht erfolgte Eintragungen Fristenablaufes) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

132 | – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung Liechtensteinische Rechtshilfeersuchen an das Ausland: des Rechtshilfegesetzes und des Gesetzes über das Jahr 2019 2018 2017 2016 Strafregister und die Tilgung Gerichtlicher Verurtei- lungen (Vollstreckung von ausländischen vermögens- Anzahl Fälle 430 387 433 450 rechtlichen Anordnungen in Fiskalstrafsachen und Til- gung von vorbeugenden Massnahmen) – Vernehmlassungsbericht, Bericht und Antrag Nr. Aus der nachfolgenden Aufstellung ist ersichtlich, wel- 58 / 2019 sowie Stellungnahme Nr. 72 / 2019 betreffend che Staaten häufig Rechtshilfeersuchen an die liechten- die Abänderung des Richterdienstgesetzes und des steinischen Behörden gerichtet haben. Wie auch in den Staatsanwaltschaftsgesetzes (Reform der Ausbildung Vorjahren stammt der überwiegende Teil aller in Liech- der Richteramtsanwärter und der Staatsanwaltsan­ tenstein einlangenden Rechtshilfeersuchen aus Ländern, wärter) die Vertragsstaaten des Europäischen Übereinkommens – Bericht und Antrag Nr. 3 / 2019 sowie Stellungnahme über die Rechtshilfe in Strafsachen von 1959 (ERHÜ), Nr. 24 / 2019 betreffend die Abänderung des Straf­ LGBl. 1970 Nr. 30, sind. Die Schweiz, Österreich und gesetzbuches (Reisen für terroristische Zwecke) Deutschland stellen schon seit vielen Jahren die meisten – Bericht und Antrag Nr. 37 / 2019 sowie Stellungnahme Rechtshilfeersuchen an Liechtenstein. Nr. 98 / 2019 betreffend die Schaffung eines Notariats- gesetzes und die Abänderung weiterer Gesetze – Bericht und Antrag Nr. 97 / 2019 sowie Stellungnahme Ersuchende Staaten: Nr. 133 / 2019 betreffend die Abänderung des Per- sonen- und Gesellschaftsrechts (Beantwortung der Schweiz 72 Motion zur Lockerung der Reviewpflicht für Klein­ Österreich 42 unternehmen) Deutschland 32 – Stellungnahme Nr. 4 / 2019 zu den anlässlich der er- USA 11 sten Lesung betreffend die Abänderung des Strafge- Polen 8 setzbuches und der Strafprozessordnung (Revision der Niederlande 7 Geldwäschereibestimmungen) aufgeworfenen Fragen Tschechien 7 – Stellungnahme Nr. 14 / 2019 zu den anlässlich der ers­ Slowenien 6 ten Lesung betreffend die Abänderung des Strafgesetz- Spanien 5 buches, der Strafprozessordnung, des Gesetzes über Ukraine 5 die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafge- richtshof und anderen Internationalen Gerichtgen so- wie des Naturschutzgesetzes aufgeworfenen Fragen Delikte, derentwegen von ausländischen Behörden um Die Entwürfe für folgende Verordnungen der Regierung Rechtshilfe ersucht wurde (vereinfacht): wurden erstellt: – Verordnung über die Abänderung der Datenschutzver- Betrug 97 ordnung Geldwäscherei 76 – Notariatsprüfungsverordnung (NotarPV) Untreue 42 Veruntreuung 24 Internationale Rechtshilfe in Strafsachen Bestechung 21 Bei den eingegangenen ausländischen Rechtshilfe­ Urkundendelikt 21 ersuchen (246 Rechtshilfeersuchen) ist gegenüber dem Kriminelle Vereinigung / Organisation 19 Vorjahr ein Rückgang um 6 % zu verzeichnen. Die liech- Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz 19 tensteinischen Strafverfolgungsbehörden haben im Be- Diebstahl 15 richtsjahr insgesamt 430 Rechtshilfeersuchen an auslän- Konkursdelikte 15 dische Behörden weitergeleitet. Das ist gegenüber 2018 eine Steigerung um 12 %. Diese Darstellung der häufigsten Delikte für das Be- Ausländische Rechtshilfeersuchen an liechtensteinische Justiz- richtsjahr zeigt, dass die ausländischen Justizbehörden behörden: Liechtenstein auch weiterhin vorwiegend wegen Betrug Jahr 2019 2018 2017 2016 und Geldwäscherei sowie weiteren Vermögensdelikten um Rechtshilfe ersucht haben. Anzumerken ist, dass Anzahl Fälle 246 262 312 352 in einem einzigen ausländischen Ersuchen Rechtshilfe auch wegen mehrerer Delikte begehrt werden kann. Das schlägt sich dementsprechend auch in den absoluten Zahlen der obigen Statistik nieder. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Publikation von Gerichtsentscheidungen Stiftungen wurden in Liquidation gesetzt und 70 aus dem | 133 Das AJU ist zuständig für die Veröffentlichung letztin­ Handelsregister gelöscht. Erstmals seit dem Jahr 2011 stanzlicher rechtskräftiger Gerichtsentscheidungen auf lässt sich hinsichtlich der Anzahl der gemeinnützigen der Internetplattform www.gerichtsentscheidungen.li. Stiftungen eine leichter Rückgang feststellen (Reduktion Im Berichtsjahr hat die Abteilung Justizwesen insge- um 0.9 % im Vergleich zu 2018). samt 177 Gerichtsentscheidungen anonymisiert und zur Publikation freigegeben. Verfahren betreffend Revisionsstellen

Stiftungsaufsichtsbehörde (STIFA) 2019 2018 2017 2016

Tätigkeit Verfahren zur Bestellung 116 93 95 121 Im Zentrum der Tätigkeit der STIFA steht die Beaufsich- der Revisionsstelle tigung gemeinnütziger Stiftungen und Anstalten sowie Verfahren auf Befreiung von der 6 23 18 28 privatnütziger Stiftungen und Anstalten, die sich frei- Pflicht zur Bestellung einer Revisionsstelle willig der Aufsicht unterstellt haben. Sofern nicht eine Befreiung von der Revisionsstellenpflicht vorliegt, er- hält die STIFA für ihre Aufsichtszwecke jährlich einen Im Berichtsjahr wurde von 116 Stiftungen und Anstalten Revisionsstellenbericht über die zweckgemässe Verwal- die Bestellung der gesetzlich vorgeschriebenen Revi­ tung und Verwendung des Vermögens. Diese Berichte sionsstelle beim Landgericht beantragt. In diesen Ver- werden von der STIFA bearbeitet und basierend darauf fahren kam der STIFA jeweils Parteistellung zu. Von allenfalls aufsichtsrechtliche Massnahmen beim Land- sechs Stiftungen wurde im Berichtsjahr ein Antrag auf gericht beantragt. Bei den revisionsstellenbefreiten Befreiung von der Revisionsstellenpflicht an die STIFA Stiftungen und Anstalten führt die STIFA die Prüfungen gestellt (Art. 552 § 29 Abs. 3 PGR). in der Regel alle drei Jahre selbst durch. Des Weiteren steht im Auftrag der STIFA, bei privatnützigen, nicht im Prüfungen durch die Revisionsstellen Handelsregister eingetragenen Stiftungen die Richtig- keit der hinterlegten Gründungs- und Änderungsanzei- Geschäftsjahr 2018 2017 2016 2015 gen zu kontrollieren. Beanstandungen 21 26 48 46 Beaufsichtigte Hinweise 111 111 115 99

Stand per Jahresende 2019 2018 2017 2016 Am 31. Dezember 2019 waren noch 127 (im Vorjahr 128) Gemeinnützige Stiftungen 1'379 1'392 1'355 1'323 Revisionsstellenberichte ausstehend. Demgemäss wird (in Klammer: von Revisions- (134) (150) (156) (162) sich die oben angeführte Anzahl der Beanstandungen stellenpflicht befreit) und Hinweise betreffend das geprüfte Geschäftsjahr Gemeinnützige Anstalten 5 5 5 4 2018 bis zur vollständigen Einreichung der Berichte er- Privatnützige Stiftungen 25 21 20 19 fahrungsgemäss noch etwas erhöhen. Privatnützige Anstalten 17 0 0 0 Zu den von den Revisionsstellen betreffend das Ge- schäftsjahr 2018 festgestellten Beanstandungen ist anzu- Total neu unter STIFA-Aufsicht 1) 82 84 80 96 merken, dass diese zu einem wesentlichen Teil aufgrund nicht zweckgemässer Verwendung des Stiftungs­ davon neu errichtet 35 56 39 45 vermögens (z. B. Ausschüttungen an nicht begünstigte Organisationen; keine Ausschüttungen über einen län- 1) Darin enthalten sind gemeinnützige und privatnützige Stiftungen und geren Zeitraum) erfolgten. Darüber hinaus führten Män- Anstalten. gel in der Organisation (z. B. fehlende Dokumentation von Stiftungsratsbeschlüssen; mit den stiftungsrecht- Die wesentliche Veränderung bei den privatnützigen An- lichen Vorgaben oder den Statuten unvereinbare Anpas- stalten im Vergleich zu den Vorjahren resultiert daraus, sungen der Stiftungsdokumente) ebenso vermehrt zu Be- dass die STIFA im Berichtsjahr den Entscheid getroffen anstandungen. Hinsichtlich der von den Revisionsstellen hat, die für privatnützige Stiftungen vorgesehene Mög- mit­geteilten Hinweise betreffend das Geschäftsjahr 2018 lichkeit zur freiwilligen Beaufsichtigung analog auch zeigt sich zum Teil ein vergleichbares Bild, nämlich, dass für privatnützige Anstalten anzuwenden (Art. 551 Abs. sich ein Grossteil der mitteilungsbedürftigen Sachver- 2 i.V.m. Art. 552 § 29 Abs. 1 Satz 2 PGR). Neben den halte auf Mängel in der Ausschüttungspraxis bezog. 82 Stiftungen und Anstalten, welche im Berichtsjahr neu unter die Aufsicht genommen wurden, hat die STIFA vier Stiftungen aus ihrer Aufsicht entlassen, 69 beaufsichtigte ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

134 | Prüfungen durch die STIFA Weiteren wurden in vier Fällen von Stiftungsbeteiligten hinsichtlich der STIFA unterstellten Stiftungen und An- 2019 2018 2017 2016 stalten aufsichtsrechtliche Massnahmen beim Landge- richt beantragt. Der STIFA kam in diesen Fällen jeweils Beanstandungen 6 15 7 8 Partei­stellung zu. Darüber hinaus wurde die STIFA im Hinweise 35 30 24 21 Berichtsjahr aufgrund ihrer Parteistellung in sechs Fällen zur Äusserung betreffend beim Landgericht beantragte Zweckänderungen und Änderungen anderer Inhalte der Bei den revisionsstellenbefreiten Stiftungen und An- Stiftungsdokumente wie insbesondere der Organisation stalten (per Ende 2019: 134) nimmt die STIFA die Prü- aufgefordert. Zudem erstattete die STIFA in einem Fall fung in der Regel alle drei Jahre selbst vor. Insgesamt Anzeige an die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts hat die STIFA 67 (im Vorjahr 58) gemeinnützige Stif- möglicher Untreuehandlungen nach § 153 StGB durch tungen im Berichtsjahr einer eigenständigen Prüfung ein Mitglied des Stiftungsrates. unterzogen. Hinsichtlich der von der STIFA festgestell- ten Beanstandungen­ und Hinweise ist anzumerken, dass Prüfungen der Gründungs- und Änderungsanzeigen sich grundsätzlich ein analoges Bild zu den von den Revisions­stellen gemachten Beanstandungen und Hin- 2019 2018 2017 2016 weisen zeigt, nämlich, dass Mängel bzw. mitteilungsbe- dürftige Sachverhalte vorwiegend aufgrund nicht zweck- Geprüfte nicht eingetragene 107 86 72 60 gemässer Verwendung des Stiftungsvermögens sowie Stiftungen Mängel in der Organisation festgestellt wurden. Darüber (Klammer: Anzahl der (17) (16) (11) (6) hinaus wurde seitens der STIFA vermehrt auf unverhält- Repräsentanten) nismässig hohe Kosten der Stiftungsverwaltung hinge- wiesen. Bei insgesamt 17 Repräsentanten wurde im Berichtsjahr Aufsichtsverfahren und weitere Verfahren stichprobenweise die Richtigkeit der Gründungs- und Än- derungsanzeigen von nicht im Handelsregister eingetra- 2019 2018 2017 2016 genen, privatnützigen Stiftungen (Art. 552 § 21 PGR) ge- prüft. Bei den insgesamt 107 geprüften Stiftungen erfolgte Aufsichtsverfahren nach Art. 552 § 29 Abs. 3 PGR lediglich ein Hinweis hinsichtlich einer fehlenden Unter- Antragstellung durch STIFA schriftsbeglaubigung. Beanstandungen gab es keine. Verfahren eröffnet 16 13 12 20 Verfahren abgeschlossen 18 12 13 22 Opferhilfestelle Verfahren pendent 0 2 2 2 davon pendent bei 0 0 1 1 Tätigkeit Rechtsmittelinstanzen Die Nachfrage nach Beratungen ist tendenziell gestie- gen. Zudem ist eine Erhöhung der Komplexität der Aus- Aufsichtsverfahren nach Art. 552 § 29 Abs. 4 PGR gangslagen der Ratsuchenden erkennbar. Antragstellung durch Stiftungsbeteiligte Der Faktor Zeit spielt für Opfer von Straftaten eine Verfahren eröffnet 4 3 6 1 zentrale Rolle. Entschleunigung kann für die hilfesuchen- Verfahren abgeschlossen 4 5 3 4 den Personen sehr entlastend sein und die scheinbar Verfahren pendent 3 4 6 3 schwierige Situation kann schrittweise gelöst werden. Es davon pendent bei 1 2 1 3 ist klar erkennbar, dass mit zeitlich mehr Unterstützung Rechtsmittelinstanzen den Klienten nachhaltiger geholfen werden kann. Im Mai fand das internationale Netzwerktreffen zum Verfahren nach Art. 552 § 33 und 34 PGR Thema häusliche Gewalt in Innsbruck statt, an dem die Zweckänderung / Änderung anderer Inhalte Länder Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien (Süd­ Verfahren eröffnet 6 4 5 1 tirol) und Liechtenstein vertreten waren. Die Vernetzung Verfahren abgeschlossen 3 4 2 0 und der Austausch in Fach- und Arbeitsgremien bleibt Verfahren pendent 5 4 4 1 ein wichtiger Teil der Arbeit, insbesondere um das Fach- wissen stets aktuell zu halten und die Zusammenarbeit Sachverhaltsmitteilungen an 1 7 1 8 zu optimieren. die Staatsanwaltschaft Bei den in der Statistik erfassten Fällen handelt es sich um direkte Opfer und um deren nahe Angehörige, wie Partner, Eltern, Geschwister sowie Fachpersonen. In 16 Fällen beantragte die STIFA im Berichtsjahr auf- Aufgrund von anonymen Beratungen können nicht alle sichtsrechtliche Massnahmen beim Landgericht. Des Informationen erfasst werden. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Amt für Kultur | 135 Beratungen 2019 2018

Total Fälle in Bearbeitung 51 nicht erfasst Amtsleiter: Thomas Büchel Neue Fälle im Berichtsjahr 36 39 Fälle die im Vorjahr eröffnet wurden 15 nicht erfasst Das Amt für Kultur befasst sich mit der kulturellen Ver- Anzahl Beratungen 133 111 gangenheit, Gegenwart und Zukunft Liechtensteins. Es er- Weibliche Personen 42 40 forscht, bewahrt und entwickelt das kulturelle Erbe weiter. Männliche Personen 19 10 Mit der Organisation von Projekten werden darüber hinaus Anzahl Fälle mit finanzieller Hilfe 7 5 Impulse im Kulturbereich gesetzt. Das Amt besteht aus den vier Abteilungen Archäologie, Denkmalpflege, Landes­ Verletzungen / Delikte 2019 2018 archiv und Kulturschaffen. Die Archäologie ist für die ungeschmälerte Erhaltung, Körperverletzung (Gewaltdelikte) 11 7 den dauerhaften Schutz und die Erforschung des archäo­ Körperverletzung Strassenverkehr 3 3 logischen Erbes verantwortlich. Wo das archäologische Tötung / Versuchte Tötung 1 1 ­Bodenarchiv gefährdet ist, wird dieses wissenschaftlich Drohung / Nötigung 9 6 untersucht, dokumentiert und publiziert. Häusliche Gewalt 2 6 Der Denkmalpflege sind Erfassung, Dokumentation, Beharrliche Verfolgung / Stalking 2 4 Erhaltung, Pflege und Schutz von beweglichem und unbe- Vergewaltigung 1 4 weglichem Kulturgut anvertraut. Sexuelle Gewalt 6 8 Das Landesarchiv trägt die Verantwortung für die Ar- Raub, Überfall 1 1 chivierung der Unterlagen von allen staatlichen Behörden. Verdacht auf Menschenhandel, Prostitution 1 0 Es sichert zudem Archivgut von privaten Personen und In- Andere / ohne Opferstatus 16 17 stitutionen, sofern es für die Landesgeschichte relevant ist. Das Kulturschaffen ist eine Koordinationsstelle für kul- Altersstufen 2019 2018 turelle Anliegen und für die Organisation und Durchfüh- rung kultureller Projekte zuständig. Unter 10 Jahren 1 0 Die Fachstelle LiVE (Liechtensteinische Aktenverwal- 10 bis 17 Jahre 4 3 tung) ist für die fachlichen Grundlagen der Führung und 18 bis 29 Jahre 15 8 Verwaltung von Geschäftsunterlagen der Landesverwal- 30 bis 64 Jahre 26 30 tung zuständig. über 64 Jahre 4 1 Archäologie Finanzielle Hilfe 2019 2018 Aufgaben Unaufschiebbare und längerfristige Hilfe 21'860 5'850 Die Archäologie erfüllt mit den vorhandenen Ressour- Schadenersatz 0 0 cen bestmöglich die gesetzlichen und völkerrechtlichen Verpflichtungen zum Schutz und Erhalt des kulturellen Total 21'860 5'850 Erbes. Entgegen den Prognosen liess 2019 die Bau­ tätigkeit nur wenig nach. Damit wurden wieder zahl- reiche Einsätze notwendig. Die zeitintensiven Aktivi- täten verhindern die Aufarbeitung der bisher produ- zierten «Altlasten». Die Rettung des Kulturguts vor der Zerstörung hat Vorrang gegenüber der Publikation.

Verwaltung Auch in diesem Berichtsjahr war die Abteilung durch den langen krankheitsbedingten Ausfalls ihres Leiters perso- nell reduziert. Die Leistung zahlreicher Überstunden fing den erhöhten Anfall an Aufgaben ab. Die Nachbesetzung des Abteilungsleiters wurde in der ersten Jahreshälfte geregelt. Damit war gegen Ende Jahr eine reibungslose Übergabe möglich. Parallel dazu wurde eine Neubeset- zung der Stelle für die Auswertung Projekt Bendern III evaluiert. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

136 | Die Durchführung der verschiedenen Notgrabungen Von Januar bis März begleitete die Archäologie die seit Jahresbeginn erforderte erneut die befristete An- letzten Baumassnahmen im Friedhof von Schaan. Da- stellung mehrerer Fachkräfte. Zudem erhielten Prakti- bei wurden weitere Gräber und Mauerzüge dokumen- kantinnen und Praktikanten die Chance, bei den Feldar- tiert. Im März wurde in der Burg Gutenberg in Balzers beiten mitzuwirken. Die Ausbildung eines Mitarbeiters im Rosengarten eine neue Treppe zum «Schweizer Blick» zum Grabungstechniker mit eidgenössischem Fachaus- erstellt. Dadurch kamen sowohl Spuren der Grabungen weis fand mit der bestandenen Prüfung ihr erfolgreiches der 1980er Jahre als auch bisher ungekannte Mauerreste Ende. Dank des Einsatzes mehrerer Ferialpraktikan- und Funde zum Vorschein. Im Sommer dokumentierte tinnen und -praktikanten wurden einige Altlasten in die ein Team der Archäologie einen Sodbrunnen auf Salums Dokumentation der Sammlung und der Notgrabungen in Gamprin. abgebaut. In Zusammenarbeit mit der ARGO-Stiftung Vor allem Triesen stellte sich im Berichtsjahr als ar- des Kantons Graubünden wurde das Berufspraktikum ei- chäologischer Hotspot heraus. Von März bis November ner externen Anthropologin bis März verlängert. kamen bei zwei Notgrabungen an der Fürst-Johann- Der Leiter der Abteilung Archäologie ist Mitglied Strasse neue Befunde der bronze- und eisenzeitlichen der Konferenz Schweizerischer Kantonsarchäologinnen Siedlungen zum Vorschein. Es fand sich der zweite Hin- und Kantonsarchäologen (KSKA) sowie der Archäologie- weis auf eine Uferverbauung eines Baches als Schutz- Kommission des Kantons Zürich. Er vertrat bis Mitte Be- massnahme für ein urgeschichtliches Dorf. Weiters richtsjahr Liechtenstein im «Comité directeur de la cul- brachten Sanierungsmassnahmen der Werkleitungen um ture, du patrimoine et du paysage» beim Europarat in die Spoerry Fabrik Hinweise alte Wasserkanäle aus der Strassburg. Frühzeit der Industrialisierung ans Tageslicht.

Gesetzliche Grundlage Archäologische Prospektion Das am 1. Januar 2017 in Kraft getretene Kulturgüter- Die Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Insti- gesetz regelt den Schutz des kulturellen Erbes. Ausgra- tut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäo­ bungen und die Verwendung technischer Hilfsmittel logie Wien (LBI) wurde im Berichtsjahr fortgesetzt. Um zum Absuchen des Untergrunds nach archäologischen Anhaltspunkte über die Ausdehnung der urgeschicht- Objekten bedürfen einer Genehmigung des Amts für lichen Siedlungen in Triesen zu erhalten, scannte man Kultur. Werden Bodenfunde bei Bautätigkeit freigelegt, die Hangterrassen entlang der Südgrenze der Gemeinde sind die Arbeiten unverzüglich einzustellen. Die Fund- grossflächig mit Bodenradar. Zudem wurden auf Garnis stelle darf nicht verändert und die Entdeckung muss dem in Triesen im Umfeld der bekannten laténezeitlichen Amt für Kultur unverzüglich gemeldet werden. Beweg- ­Niederlassung weitere Parzellen gemessen. liche Gegenstände von historischem Wert sind Eigentum des Landes und sind dem Amt zu melden. Ein Entschädi- EDV-Projekte und Bibliothek gungsanspruch besteht nicht. Der Archäologische Peri- Die Ergebnisse der Bauüberwachung und Notgrabungen meter ist behördenanweisend. Er dient der frühzeitigen wurden in der Datenbank SPATZ 2 / IMDAS erfasst. Die Koordination von archäologischen Untersuchungen und Zusammenarbeit mit dem Amt für Informatik und den Bauarbeiten. Er ist über das Geodatenportal der Landes- Partnern in Graubünden, Zürich und im Thurgau be- verwaltung abrufbar, soweit die Flächen das Baugebiet währt sich. Die Funddatenbank befindet sich wissen- betreffen. schaftlich auf aktuellem Niveau. Als Weiterentwicklung ist eine webbasierte Version geplant, die für die Erfas- Bauüberwachung / Archäologische Notgrabungen / sung von Informationen auf den Grabungen und an Aus- Archäologischer Perimeter senstellen gedacht ist. Die Anzahl der geprüften Baugesuche (280) ist im Ver- Digitale Dokumente wurden in das Programm IMS gleich mit den Vorjahren kaum zurückgegangen. Bei 177 aufgenommen. Inzwischen sind dort ungefähr 45'000 Projekten erfolgte eine Kontrolle der Baggerarbeiten. Die Bilder und Pläne abgelegt. Über eine Schnittstelle wer- Meldungen und die Zusammenarbeit mit Architekten den sie in der Datenbank SPATZ 2 / IMDAS den archäolo- und Unternehmer haben sich, vermutlich aufgrund der gischen Objekten direkt zugewiesen. intensiven Anwesenheit von Mitarbeitenden der Archäo­ Die Bucherfassung der archäologischen Fachbiblio- logie auf den Baustellen, in den letzten Jahren deut- thek erfolgte durch eine Bibliothekarin der Universität lich verbessert. 23 Bauvorhaben lösten archäologische Liechtenstein im Auftragsverhältnis. Massnahmen aus. Ein Drittel davon fand an bisher un- bekannten Fundstellen ausserhalb des Archäologischen Restaurierungslabor Perimeters statt. Eine zeitgerechte Erledigung der um- Sensible Funde von Notgrabungen und von Bauüber- fangreichen Notgrabungen konnte auch in diesem Jahr wachungen wurden konserviert und in der Datenbank nur dank dem Einsatz von Notgrabungsteams ermög- erfasst. Für die Ausstellung «1719 – 300 Jahre Fürsten- licht werden. tum Liechtenstein» wurden archäologische Gegenstände konservatorisch aufbereitet und für die Präsentation in ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

den Vitrinen montiert. Durch die Restauratorin erfolgte Schellenberg. Er wurde bei der Staatsanwaltschaft ange- | 137 der Abbau und die Verpackung der liechtensteinischen zeigt. Die verursachten Schäden wurden durch Mitarbei- Leihgaben an den Stationen in St. Gallen und Bregenz im ter der Landespolizei und der Archäologie dokumentiert. Rahmen der internationalen Sonderausstellung «Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee». Öffentlichkeitsarbeit Regelmässig erfolgten in Abstimmung mit dem zustän- Anthropologie digen Ministerium Pressemitteilungen über die aktu- Die anthropologische Auswertung der bronzezeitlichen ellen Notgrabungen und Projekte. Über das gesamte Jahr Gräber aus Mauren und Triesen ist nahezu abgeschlos- verteilt führte die Archäologie elf Besichtigungen in der sen. Im Rahmen der Aufarbeitung prähistorischer Ske- Abteilung Archäologie, auf Notgrabungen, im Liechten- lette aus Liechtenstein wurden jene aus Ruggell un- steinischen Landesmuseum und an Fundplätzen durch. tersucht, die man bereits 1961 «Unterm Wissa Stein» Die Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung Stein freigelegt hat. Das Manuskript der früh- bis hoch­ Egerta fand in Form einer Führung zur römischen Villa mittelalterlichen Bestattungen vom «Runda Böchel» in in Nendeln ihre Fortsetzung. Die Archäologie war in den Balzers ist fertig. In der Publikation «300 Jahre Fürs­ Gemeinden Schellenberg und Gamprin durch Führungen tentum Liechtenstein. 1719-2019» erschien der Artikel und Informationsständen bei der Eröffnung des Liechten- «Leben und Sterben in der Frühen Neuzeit». Die Bear- stein-Wegs präsent. Für die Teilnehmer der Generalver- beitung und Manuskripterstellung der Grablegen vom sammlung der Schweizerischen Numismatischen Gesell- Kirchhügel in Bendern ist im Gange. Im Hinblick auf die schaft in Vaduz hielt eine Mitarbeiterin einen Vortrag über internationale Sonderausstellung über das Mittelalter im die keltischen und römischen Münzfunde des Landes. An- Bodenseeraum wurde mit der Auswertung der Skelette lässlich des Jubiläums «300 Jahre Fürstentum Liechten- des spätmittelalterlichen Friedhofs der Kapelle St. Florin stein» fand am 12. Mai ein Vortrag im Liechtensteinischen in Vaduz begonnen. Landesmuseum in Vaduz von zwei Mitarbeiterinnen der Von Januar bis März inventarisierte eine externe Abteilung statt. Im Oktober referierte der Leiter des LBI ­Anthropologin im Rahmen ihres Berufspraktikums die im Gasometer in Triesen über die ersten Erkenntnisse der Skelettreste der Grabungskampagnen auf dem Kirch­ letztjährigen archäologischen Prospektionen. hügel von Bendern der Jahre 2015 / 2016 und erfasste die Resultate in der Datenbank SPATZ 2 / IMDAS. Weiters Denkmalpflege arbeitete sie mit an der Freilegung und Dokumentation der bronzezeitlichen Kindergräber aus Mauren mit. Schwerpunkte Die Abteilung Denkmalpflege erarbeitete auf Grund- Auswertungen und Publikationen lage des Kulturgütergesetzes (KGG) im Einmannbetrieb Die Manuskripterstellung zu den Glas-, Metall- und prakti­kable Lösungen für Erhalt, Pflege und Nutzung der Ofenkeramikfunden des Kirchhügels in Bendern ist ab- Baudenkmäler, begleitete etliche Baumassnahmen an geschlossen. Die Kataloge und Tafeln sind fertig gestal- Denkmalschutzobjekten und wachte über die genehmig­ tet. Es folgen noch die abschliessenden Korrekturen. Der ten Subventionsbeiträge. Zahlreiche Kulturgüter konn- Druck der Bände IV und V ist 2020 vorgesehen. ten restauriert, unter Schutz gestellt oder gar vor dem Ab Juni erfasste ein Student der Universität Zürich Abbruch gerettet werden. im Vorfeld seiner Masterarbeit Fundobjekte zweier Gra- Konkret konnten u. a. die umfangreichen Instand­ bungen aus Mauren von 2016 in der archäologischen setzungs- und Umbaumassnahmen am Alten Pfarr- ­Datenbank SPATZ 2 / IMDAS. haus in Triesenberg (Instandsetzung Dach mit histo- Für das Jahrbuch der Gesellschaft Archäologie rischen Biberschwanzziegeln und Fassadensanierung), Schweiz erfassten Mitarbeiter Berichte über die Fund- am Pfarrhaus und am Pfarrstall in Bendern (Fassaden- ereignisse des Berichtsjahres. In den Informationsblät- sanierung bzw. Instandsetzung Fenster inkl. neuer tern von Triesen und Gamprin sind kurze Beiträge über Absturzsicherungen), beim Gamanderstall in Schaan die Ergebnisse der Notgrabungen in diesen Gemeinden (Konservatorische Instandsetzung und Einbau Treppe), erschienen. beim Turmhaus in Balzers (Innensanierung) und bei der Die Archäologie stellte für die digitalen Stationen des Spoerry-Fabrik in Triesen (Instandsetzung Fundament- Liechtenstein-Wegs Bilder und Informationen zur Verfü- mauerwerk und Fassadensockel) fertig gestellt werden. gung. Fachlich begleitet oder vorbereitet wurden ferner die umfangreiche Sanierung des Bahnhofs Schaan- Illegale Grabungen Vaduz mit Stationsgebäude und Frachtenmagazin, die Durch die Ereignisse der Vorjahre sensibilisiert, wurden Fassadenrestaurierung der Pfarrkirche St. Laurentius in mehrere archäologisch bedeutende Fundstellen kon- Schaan (Sockelbereich Eingangshalle), die Auffüllung trolliert und neuerlich Spuren von illegaler Grabungs- der Weiheranlage Nord im Ober Möliholz in Vaduz so- tätigkeit beobachtet. Die Landespolizei ertappte einen wie die Planung zur Instandsetzung und Erweiterung des Sondengänger auf frischer Tat bei der Unteren Burg Seminarzentrums Stein Egerta in der ehemaligen Villa ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

138 | Ruscheweyh in Schaan. In Zusammenhang mit der ge- Namentlich zu erwähnen ist die umfassende Mitarbeit planten Verlegung des Strassen- und Buskorridors der in der Arbeitsgruppe zum Nutzungskonzept von Burg Gu- Vorarlberger-Strasse in Schaanwald musste die Mög- tenberg. Der Bericht zur künftigen Nutzung des Baudenk- lichkeit einer Translozierung der geschützten ÖBB-Sta- mals konnte im März dem Ministerium für Äusseres, Justiz tion geprüft werden. Das Walsermuseum in Triesenberg und Kultur vorgelegt werden. Schliesslich war die Denk- erhielt von der Denkmalpflege historische Lampen zur malpflege auch in der Arbeitsgruppe sowie im Lenkungs- besseren Beleuchtung der Innenräume und für das neu ausschuss zum Raumkonzept Liechtenstein 2050 vertreten. gestaltete Industriezimmer im Liechtensteinischen Lan- desmuseum konzipierte die Denkmalpflege das modu- Forschung, Inventarisation, Dokumentation lare Wandkonzept. Im Rahmen des Dokumentationsauftrags wurden fol- Zahlreiche weitere Sanierungen privater, landes- und gende baugeschichtliche Gutachten, Baudokumenta­ gemeindeeigener Häuser wurden eingeleitet oder abge- tionen und dendrochronologische Analysen in Auftrag schlossen. Intensiv setzte sich die Denkmalpflege für die gegeben und erstellt: weitere Zukunft der denkmalgeschützten Dampfloko­ – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Obergasse 18 motive der Fürstlich Liechtensteinischen Eisenbahn – Balzers: Wohnhaus Frühmesser, Winkel 8 Romantik-Stiftung ein. – Nendeln: Wohnhaus und Stallscheune, Oberstädtle 46 Im Berichtsjahr waren zahlreiche Handänderungen – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Dorfstrasse 22 an Denkmalschutzobjekten und Gesuche zu baulichen – Triesenberg: Hütte, Grosssteg 62 Veränderungen zu behandeln. – Triesenberg: Hütte, Grosssteg 96 – Triesenberg: Wohnhaus, Rotenbodenstrasse 96 Unterschutzstellungen – Vaduz: Wohnhaus und Stallscheune, Zum Namhafte Unterschutzstellungen konnten im Berichtsjahr St. Johanner 7 umgesetzt werden. So wurden der «Bahnhof Schaan-Va- duz» mit Aufnahmegebäude, Zollamtsanbau und Frach- Für die Erfassung und Aktualisierung der Inventardaten tenmagazin in Schaan, die Weiheranlagen des ehem. in der Denkmalverwaltung «GemDat» musste aufgrund Kraftwerks der Spinnerei Jenny & Spoerry mit den beiden der knappen Personalressourcen auf externe Unterstüt- Weiheranlagen samt Schieberbecken im Ober Möliholz zung zurückgegriffen werden. Dies galt auch für die Auf- und dem Spoerry-Weiher beim Wildschloss in Vaduz so- nahme des Bibliothekszuwachses in die elektronische wie schliesslich die Villa Ruscheweyh bzw. das heutige Datenbank ALEPH. Seminarzentrum Stein Egerta in Schaan in das Kultur­ Für das neue Kulturgüterregister wurden die Inven- güterregister der geschützten Kulturgüter aufgenommen. tarisationsarbeiten in den Gemeinden Planken, Schaan Nach einer umfassenden Güterabwägung musste und Triesenberg durchgeführt und mögliche neue Da- schliesslich von einer Verfügung zur zwangsweisen Re- tenbanklösungen evaluiert. Leider zog sich die Evalua- gistrierung und Unterschutzstellung des 1932 von Archi- tion seitens der IT über ein Jahr hinweg, es wurde noch tekt Ernst Sommerlad erbauten Wohnhauses am Brandi- immer keine finale Lösung gefunden. serweg 15 in Vaduz abgesehen werden. Da einige grosse Restaurierungsmassnahmen an Verlustbilanz: Abbrüche 2019 unter Schutz gestellten Kulturgütern im Berichtsjahr Im Berichtsjahr konnten wiederum einige kulturge- noch nicht haben ausgeführt werden können, für wel- schichtlich und ortsbaulich wichtige Zeugnisse der liech- che namhafte finanzielle Beiträge budgetiert worden tensteinischen Bau- und Siedlungsentwicklung nicht vor waren, konnte das entsprechende Subventionsbudget dem Abbruch bewahrt werden. Nachfolgende Bauten leider auch nicht vollends ausgeschöpft werden. mussten zum Abbruch freigegeben werden, wobei nicht alle Gebäude im Berichtsjahr abgerissen wurden: Nutzungsstudien, Restaurierungskonzepte, – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Aviols 4 Bau­gesuchsprüfungen (erbaut letztes Viertel 19. Jh.) Zahlreiche Sanierungs- und Nutzungskonzepte für Denk- – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Obergasse 18 malschutzobjekte und mobile Kulturgüter wurden bear- (erbaut 1853) beitet und rund 90 Abbruch- und Baubegehren wurden – Eschen: Wohnhaus und Stallscheune, Müssnen 20 im Rahmen der Baugesuchsprüfungen nach denkmal- (erbaut 1927) pflegerischen Kriterien beurteilt. Gegen 150 Baubera- – Gamprin: Wohnhaus und Stallscheune, Ruggeller tungen zu erhaltens- und schutzwürdigen Gebäuden Strasse 142 und über 50 Baukontrollen bei Denkmalschutzobjekten (erbaut 1895) reizten die personellen Ressourcen vollends aus. Es – Schellenberg: Wohnhaus und Stallscheune, wurden zahlreiche Stellungnahmen zu neuen Bauord- Kappeleweg 6 nungen, Ortsbildinventarisationen, Zonenplanrevisi- (erbaut 1811) onen, neuen Richtplänen einzelner Gemeinden sowie zu – Schellenberg: Sticklokal, St. Georg-Strasse 33 Umweltverträglichkeitsberichten abgegeben. (erbaut 1909) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

– Triesen: Wohnhaus und Stallscheune, Letzanaweg 1 Europa-Tag des Denkmals | 139 (erbaut 1900) Der 27. Europa-Tag des Denkmals in Liechtenstein stand – Triesenberg: Wohnhaus und Heustall, Am Wanger- im Zeichen des Jubiläums zu 300 Jahre Fürstentum berg 26 Liechtenstein und fand im Gamanderhof in Schaan statt. (erbaut 1843 bzw. 1839) Der Gamanderhof wurde in der Folge der Erhebung der – Triesenberg: Wohnhaus und Stallscheune, Bühel- Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz zum strasse 44 Reichsfürstentum Liechtenstein im Jahre 1720 / 1721 als (erbaut 1854 bzw. 1911) fürstlicher Meierhof zur Bewirtschaftung der neuen Herr- – Vaduz: Wohnhaus, Brandiserweg 15 schaftsgüter in Schaan erbaut. Unter dem Titel «300 Jahre (erbaut 1932, Arch. E. Sommerlad) herrschaftlicher Meierhof Gamander ob Schaan» stand – Vaduz: Wohnhaus und Stallscheune, Zum die historische Anlage samt neu instand gestellter Stall- St. Johanner 7 scheune und der dortigen Ausstellung des Vereins ELF (erbaut 1840 bzw. 1917) zur Besichtigung offen. Über 120 Interessierte haben an den drei Führungen des Denkmalpflegers teilgenommen. Die jährliche Verlustbilanz zeigt, dass in den letzten zwei Jahrzehnten über 370 erhaltens- oder gar schutzwürdige Kulturschaffen Häuser abgebrochen worden sind. Die historische Bau- substanz Liechtensteins ist dadurch erheblich dezimiert Aufgaben worden. Die Abteilung Kulturschaffen im Amt für Kultur ist eine Koordinationsstelle für kulturelle Anliegen und ist für die Öffentlichkeitsarbeit Organisation und Durchführung kultureller Projekte zu- Wichtige Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit waren etliche ständig. Führungen in geschützten Kulturgütern (z. B. auf Burg Gutenberg, Balzers oder den Ruinen in Schellenberg Europäisches Kulturerbejahr 2018 anlässlich des Princely Liechtenstein Tattoo), Experten- Im Januar wurde der Liechtensteiner Beitrag zum Eu- Gespräche und diverse Referate (z. B. «Architekt Ernst ropäischen Kulturerbejahr mit einer Schlussveranstal- Sommerlad: Pionier der Moderne in Liechtenstein», Er- tung abgeschlossen. Mit einer kleinen Ausstellung im wachsenenbildung Stein Egerta) und Vorlesungen sowie Kulturhaus Rössle Mauren konnte an nicht weniger als die Zusammenarbeit mit den Medien. Im Nachgang zum 33 Veranstaltungen erinnert werden, welche das beson- Europäischen Kulturerbejahr 2018 erfolgte am 15. Ja- dere Jahr mit Leben gefüllt und gleichzeitig die Anliegen nuar die offizielle Abschlussveranstaltung der Kampagne des Europäischen Kulturerbejahrs sichtbar gemacht ha- #denkx18 im Kulturhaus Rössle. ben. Beeindruckende Projekte und Veranstaltungen von Der Leiter der Denkmalpflege vertritt Liechtenstein verschiedensten Veranstaltern im ganzen Land leisteten neu als Delegierter an den Sitzungen des Direktionsko- mit anregenden Denkanstössen und guten Beispielen ei- mitees für Kultur, kulturelles Erbe und Landschaft (CD- nen Beitrag zu einem verantwortungsvollen Umgang mit CPP) des Europarats. Er hat an der 8. Plenarsitzung in dem kulturellen Erbe. Strassburg vom 12. – 14. Juni teilgenommen. Zudem ist er Mitglied zahlreicher Gremien, z. B. des interdiszipli- Atelier Berlin nären Koordinationsgremiums des Schweizerischen Das Liechtensteiner Künstleratelier in Berlin erfreut sich Bundesamtes für Umwelt BAFU zum «Erdbebenschutz seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 grosser Beliebtheit. von kulturhistorisch bedeutenden Mauerwerksbauten» Doch die Wohnungsnot und die explodierenden Miet- oder der «Konferenz der Schweizer Denkmalpflege- preise haben auch vor dem Atelier nicht Halt gemacht. rinnen und Denkmalpfleger KSD». Er ist auch Stiftungs- Vertragskündigungen und Mieterhöhungen haben mehr- rat in der «Stiftung Sommerlad». fach einen Standortwechsel notwendig gemacht. So musste sich das Amt für Kultur zuletzt anfangs 2019 auf Kulturgüterschutz (KGS) die Suche nach einem neuen Standort machen. Für das Gemäss dem seit 1. Januar 2017 in Kraft gesetzten Kul- erste Halbjahr des Berichtsjahr konnte eine Zwischenlö- turgütergesetz (KGG) ist das Amt für Kultur für den Kul- sung an der Elbenfelder Strasse im Westfälischen Vier- turgüterschutz bzw. den Schutz von Kulturgütern bei tel gefunden werden. Im Mai erfolgte dann der Umzug Schadensereignissen verantwortlich. Dieser Schutz um- an den Mariendorfer Damm. Damit ist das Atelier neu fasst alle Massnahmen, die geeignet sind, die schädi- ­etwas stadtauswärts beheimatet, ist jedoch hervorragend genden Auswirkungen eines Ereignisses zu verhindern an den öffentlichen Verkehr angebunden. Zudem eignen und Schäden bei Interventionen zu mindern. Der Ent- sich die Räumlichkeiten am nunmehr fünften Standort wurf einer Kulturgüterschutz-Verordnung (KGSV) zum hervorragend als Arbeits- und Wohnort für den Auf- be­stehenden Gesetz liegt vor und deren Umsetzung ist in enthalt der Stipendiatinnen und Stipendiaten. Auch die Vorbereitung. Erste Materialanschaffungen für den prak- Nachbarschaft hat es in sich. Nicht weit entfernt befin- tischen Einsatz konnten zudem bereits getätigt werden. det sich der stillgelegte Flughafen Tempelhof, welcher ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

140 | als Europas grösstes Baudenkmal in den kommenden tionstools. Ein zunehmend grösserer Schwerpunkt in der Jahren zu einem Experimentierort und neuen Stadtquar- Arbeit des Kulturkoordinators ergab sich dann aus den tier für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft werden soll. eingehenden Kooperationsgesuchen und der damit ein- Die Stipendiaten im Liechtensteiner Künstleratelier hergehenden Kommunikation nach aussen, also zu den in Berlin waren im Berichtsjahr Thomas Kuratli (Aus- Gesuchstellern, zu den jeweiligen PO's (Programm Ope- tauschprojekt mit St. Gallen; Januar-März), Hansjörg rator) der Empfängerländer und auch zu den Verantwort- Quaderer (April-Juni), Andrea Simeon (Juli-September) lichen aus Norwegen und Island (DPP's, Donor Project und Michèle Steffen (Oktober-Dezember). Partner) sowie dem FMO (Financial Mechanism Office) in Brüssel, und der Kommunikation nach innen, also in Liechtensteiner Buchtage 2019 der direkten Ansprache von potenziellen Projektpartnern Die bisherigen Liechtensteiner Buchtage werden ab und der Begleitung derer Kommunikation mit den Ge- 2019 mit dem Projekt «BuchBar» weitergeführt. Die Trä- suchstellern. Die Arbeit lief gut an und zeigte erste Wir- gerschaft, zu der auch das Amt für Kultur zählt, verfolgt kungen in der Vermittlung von möglichen Projektpart- mit dem neuen Konzept in den kommenden drei Jahren nern. das Ziel, das Medium Buch mit seinen Inhalten (lokal Einen Koordinator als direkten Ansprechpartner zu und global) und in all seinen Ausprägungen ins Zentrum haben erweist sich wie erwartet als grosser Vorteil für die des Geschehens zu stellen. Am Internationalen Tag des Partizipation an den von Liechtenstein mitfinanzierten Buches fand der Auftakt mit dem «Lesemarathon Liech- EEA-Grants. tenstein» in der Landesbibliothek statt. Weitere Projekte folgten bis zum Abschluss am 14. Dezember im Kultur- Cultural Compendium haus Rössle in Mauren. Das «Compendium of Cultural Policies and Trend in Eu- rope» wurde vom Europarat im Jahre 1998 lanciert und Wettbewerb «Schönste Bücher aus Liechtenstein wird von diesem seither getragen. Liechtenstein hat sich 2019» am Compendium mit den geforderten Textbeiträgen be- Für die Jurierung der schönsten Bücher aus Liechten- teiligt. Die angespannte finanzielle Situation führte Ende stein 2019 wurden 12 Publikationen eingereicht. Die Jury 2019 zur Gründung eines Trägervereins. Es ist davon hatte einmal mehr nicht den Inhalt, sondern das vorbild- auszugehen, dass die eingeleiteten Massnahmen eine lich gestaltete Buch zu beurteilen. Massgebend für die Fortführung der Partizipation ab 2020 ermöglichen. Beurteilung sind daher insbesondere die Idee und Kon- zeption, die grafische Gestaltung, die Typografie, die Arbeitsgruppen und Kommissionen Qualität des Druckes, die Qualität des Einbandes, die Unter dem Spielzeitmotto «Der Vorhang stürzt. Wir bre- verwendeten Materialien und der Gesamteindruck. Da- chen auf» hat das TAK für die Spielzeit 2018 / 2019 posi- bei erhielten die Publikationen «… nach dem bedrohten tive Zuschauerzahlen und ein positives Finanzergebnis Vaterlande. – Josef Zwiefelhofer – Meine Kriegserleb- vorzuweisen. Das Ergebnis beläuft sich auf CHF 3'495. nisse 1914-1918» und «Warum der Käse wie der Mond Aber nicht nur finanziell konnte das TAK überzeugen, ausschaut» von der Jury eine lobende Anerkennung. sondern auch künstlerisch. Die Zuschauerzahl von Die Überreichung der Urkunden für Gestaltung, Druck, 28'682 zeugt von einer grossen, stabilen Akzeptanz des Buchbinderei und Verlag erfolgt am 11. Februar 2020 im TAK im Land wie auch in der Region. Mit viel Engage- Fürst Johannes Saal im Regierungsgebäude. ment bereitet sich das TAK auf das Jubiläum 50 Jahre TAK im Jahre 2020 vor. Jugend und Musik Die «EFTA-Working Group On Cultural Affairs» setzte Das Berichtsjahr wurde genutzt, um die Lancierung der sich im laufenden Jahr insbesondere mit der allfälligen Teilnahme Liechtensteins am Programm «Jugend und Beteiligung an der neuen EU-Programmrunde «Creative Musik» vorzubereiten. Dazu wurde in enger Zusammen- Europe Programme (2021 to 2027)» auseinander. arbeit und Abstimmung mit dem Schweizer Bundesamt Die «Kommission Kultur der Internationalen Boden- für Kultur vorgegangen, die Liechtenstein-bezogene Be- seekonferenz (IBK)» organisierte im Berichtsjahr die werbung (Grafik und Social Media) erarbeitet und die Vergabe der Förderpreisverleihung sowie das Kultur- Kick-Off-Veranstaltung vom 29. Januar 2020 in die Wege forum. Die Organisation der Förderpreisvergabe oblag geleitet. dem Kanton Thurgau. Es wurden Preise in der Sparte «Interpretation zeitgenössischer Musik» vergeben, wo- EEA Grants bei die zehn IBK-Mitglieder je zwei Kandidatinnen und Mit dem Kunstschaffenden Arno Oehri wurde eine Ver- Kandidaten sowie ein Jurymitglied nominieren konnten. einbarung als EEA Grants-Koordinator getroffen. In sei- Der Kannton Zürich zeichnete für die Ausrichtung des nem ersten Wirkungsjahr ging nebst dem Vertrautma- Künstlerbegegnung 2019 «Storytelling ohne Grenzen: chen mit den Tools und Mechanismen der jeweiligen vier Länder, drei Begegnungen» verantwortlich, an wel- Kulturprogramme sowie der Arbeitsweise des ganzen cher Liechtenstein mit seinen delegierten Kulturschaf- EEA Grant-Apparates, um den Aufbau der Kommunika­ fenden vertreten war. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Landesarchiv | 141

Schwerpunkte Ein Meilenstein war der Abschluss des Soll-Konzepts digitales Archiv, welches in Workshops mit externer Beglei- tung erarbeitet wurde. Der Ausbau des Bewertungsmanagements schreitet stetig voran. Zudem wurden mehrere Alt- bestände verzeichnet. Die Scanprojekte Plan- und Kartensammlung sowie Bildsammlungen wurden fortgesetzt und ein neues hausinternes Projekt begonnen. Die Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung Stein Egerta Anstalt wurde weiter ausgebaut.

Die wichtigsten Kenndaten

2019 2018

Personal Anzahl bewilligte Stellen 6 6 Anzahl fest angestellte Personen 7 7

Gesamtumfang des Archivs Gesamtumfang des erschlossenen Archivguts in Lfm 4'855 4'808 Zuwachs von im Berichtsjahr erschlossenem Archivgut in Lfm 46.00 46.75 Gesamtanzahl der Verzeichnungseinheiten 1'623'074 1'613'606 Anzahl der im Berichtsjahr neu erstellten Verzeichnungseinheiten 13'693 16'960 Zuwachs von im Berichtsjahr abgelieferten Unterlagen in Lfm 277 288

Lfm des im Berichtsjahr abgelieferten staatlichen Archivguts 104 71 Lfm des im Berichtsjahr abgelieferten privaten Archivguts 6 4.40

Benutzung Anzahl Benutzer vor Ort (ohne LLV) 129 129 Anzahl Benutzungstage (ohne LLV) 256 224 Bestellte Archivalieneinheiten (ohne LLV) 4'038 6'154 Anzahl Benutzer LLV 105 114 Anzahl Benutzungstage LLV 97 86 Ausleihen an die LLV 868 1'246 Schriftliche Auskünfte 257 261

Archivfachliche Beratungen Bei Amtsstellen 10 6 Bei Privaten 2 6

Sicherung, Konservierung Anzahl erstellter Mikrofilme 158 208 Anzahl Scans 571'213 55'641

Öffentlichkeitsarbeit Anzahl geführter Gruppen 7 30 Anzahl geführter Personen 98 332 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

142 | Fachbereiche Am meisten Archivgut wurde rund um die 300-Jahr- Feierlichkeiten angefragt. Recherchen für Beiträge von Überlieferungsbildung Vereinspublikationen befassten sich mit dem Reichs- Im Berichtsjahr übernahm das Landesarchiv 104 Lauf- fürstentum, religiösem und kirchlichem Leben sowie meter staatliches Archivgut. Weitere 167 Laufmeter wur- Fahrenden und Heimatlosen. Neben Ahnen- und Fami- den dem Archiv zur Aufbewahrung übergeben. lienforschung wurde auch über das staatliche Veteri- Bei zehn Amtsstellen fanden Beratungen vor Ort närwesen in Liechtenstein 1843-2018, die Münzwirren statt. In vielen Fällen ging es um die Festsetzung der Auf- 1874-1878 oder Friedrich Nottebohm geforscht. bewahrungsfristen für den Aktenplan 2018. Auch Fragen Zwei Schulklassen verlegten ihren Geschichtsunter- zum Umgang mit archivwürdigen Papierakten hinsicht- richt ins Landesarchiv. Zwei weitere Schulklassen re- lich der Umstellung auf die digitale Aktenführung wur- cherchierten in den Beständen des Landesarchivs für die den geklärt. Bewertung und Hinweise zur Aufbereitung Jubiläumszeitung, einer Wandzeitung des Liechtenstei- von abzuliefernden Akten rundeten die Beratungen ab. nischen Gymnasiums zum 300-Jahr-Jubiläum. Wie auch in der Vergangenheit schenkte Prinz Em- Auch in diesem Berichtsjahr wurden für Illustrationen meram von und zu Liechtenstein dem Landesarchiv von Beiträgen in Zeitungen, Zeitschriften und Fachpubli- verschiedene Fotos und Negative mit Motiven aus dem kationen zahlreiche Fotos angefragt. Land. Weitere Schenkungen Privater kamen unter ande- Es wurden sieben Ausnahmebewilligungen zur Ver- rem vom Verein «Wort des Jahres Liechtenstein» und von kürzung der Sperrfristen gewährt. 257 Anfragen wurden Ernst Geissmann zum Seilbahnprojekt Drei Schwestern schriftlich beantwortet. ins Haus. Eine Nachlieferung ergänzt nun den Nachlass . Der Bestand Privatarchiv Josef Gabriel- Technischer Dienst Rheinberger erhielt sechs Schenkungen. Der Technische Dienst setzte die Scanprojekte Plan- und Das bereits im Vorjahr entworfene Soll-Konzept digi- Kartensammlung sowie Bildsammlungen im Sinne des tales Archiv wurde mit externer Begleitung in Workshops Kundenservices und der Bestandserhaltung fort. Ausser- weiter ausgearbeitet und bildet die Basis für den umzu- dem schloss er vorerst die vom Amt für Justiz in Auftrag setzenden Aufbau des digitalen Archivs. gegebene Digitalisierung von Grundbüchern mit 24'391 Beim Bewertungsmanagement konnte zusammen Scans ab. mit der Steuerverwaltung eine Bewertungsvereinbarung Ein neues hausinternes Projekt beschäftigt sich mit abgeschlossen werden. Weitere Bewertungsvereinba- dem Scannen der Staatsvertragssammlung. rungen sind aufgegleist. Auch das Bewertungsmodell Im Rahmen der Bestandserhaltung und der Ersatz- Justizakten steht kurz vor dem Abschluss. verfilmung erstellte der Technische Dienst 158 Mi- krofilme. Mit dem Durchlaufscanner wurden 446'367 Erschliessung und Bestandserhaltung Scans angefertigt; mit den Aufsichtsscannern 73'611, Im Berichtsjahr konnten wiederum Altbestände erschlos- davon 112 als Benutzeraufträge. Mit den Flachbett­ sen werden. Dazu zählt der grösste Bestand der soge- scannern wurden 26'844 Fotos eingescannt, davon 101 nannten Sonderfaszikel, die Schulangelegenheiten. Auch für Benutzer. die den Sonderfaszikeln zuzurechnende Formularsamm- lung ist erschlossen. Die Neuverzeichnung der Regie- Öffentlichkeitsarbeit rungsakten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Im Berichtsjahr fanden Führungen mit sieben Gruppen wurde ebenso fortgesetzt wie die Erschliessung von Ak- und insgesamt 98 Personen statt. ten des Waldamtes und der Fotosammlung Volksblatt. In Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung Zudem wurden mit einer Ablieferung der Information Stein Egerta Anstalt wurden mehrere Kurse angeboten. und Kommunikation der Regierung die ersten digitalen Am erneut durchgeführten Kurs «Auch Privatarchive wol- Akten erschlossen. len gepflegt werden» nahmen acht Personen teil. Sechs Im Sinne der Bestandserhaltung wurde die Siegel- Personen besuchten den ebenfalls erneut ausgerichteten sammlung neu verpackt und einzelne Datensätze in der «Handschriftenlesekurs: deutsche Schreibschrift». Vier Datenbank ergänzt. Mit der Umbettung der Staatsver- Personen interessierten sich für den neu ins Programm tragssammlung in säurefreie Archivkartons wurde be- aufgenommenen Kurs «Archivale des Quartals». gonnen. Verschiedene Pläne, hauptsächlich aus dem Das Landesarchiv präsentierte in seinem Benutzer- Architekturnachlass Hans Rheinberger, wurden extern raum die Wandzeitung des Liechtensteinischen Gymna- restauriert. siums zum 300-Jahr-Jubiläum.

Kundendienst und Bibliothek Kooperationen Im Berichtsjahr besuchten 129 Personen (ohne Landes- verwaltung) an 256 Benutzungstagen das Archiv. Im Be- Gemeindearchive nutzerraum wurden 4'038 Archivalien vorgelegt. An die Der 23. Gemeindearchivtag zum Thema «Archivdaten- Landesverwaltung wurden 868 Akten ausgegeben. banken» fand am 6. Juni 2019 im Landesarchiv statt. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Josef Gabriel Rheinberger-Archiv Schulungen | 143 Der für das Rheinberger-Archiv zuständige Mitarbeiter nahm als Vertreter des Archivs an acht Sitzungen der Art Anzahl Internationalen Rheinberger Gesellschaft (IRG) teil und unterstützte die IRG in organisatorischen und buchhal- Schulungen «Aktenverwaltung» für neue 9 terischen Fragen. Im Gegenzug erhielt das Rheinber- Mitarbeitende LLV Schulungen LiVE-System 10 ger-Archiv die der IRG zugehenden Belegexemplare. Schulungen LiVE-System Refresher 4 Mit über 400 Schallplatten mit Werken des liechtenstei- Schulungen LiVE-System Administrator 6 nischen Komponisten konnte die Dokumentation dank der Unterstützung von Hans-Jörg Rheinberger in Berlin bedeutend erweitert werden. Aktenplan Der Aktenplan ist die Grundlage für die Ablage aller ge- Fachschaft Geschichte des Liechtensteinischen schäftsrelevanten Aufzeichnungen der Landesverwal- Gymnasiums tung. Die begonnenen Arbeiten am Aktenplan wurden Auch in diesem Berichtsjahr fand in Zusammenarbeit 2019 fortgesetzt und in Zusammenarbeit mit den Amts- mit der Fachschaft Geschichte des Liechtensteinischen stellen weiter entwickelt. Gymnasiums Geschichtsunterricht im Archiv statt. Ins- gesamt recherchierten vier Schulklassen in den Bestän- Beratungen, Zusammenarbeit den des Landesarchivs. Themen waren die Rotter-Af- Neben der Beratung der Amtsstellen zum Aktenplan und färe und Auswanderung. Auch für die Wandzeitung zum in den LiVE-Einführungsprojekten wurden weitere An- 300-Jahr-Jubiläum recherchierten zwei Schulklassen im fragen aus der Verwaltung und verwaltungsnahen Orga- Landesarchiv. nisationen zu digitaler Aktenführung beantwortet. Ein fachlicher Austausch mit anderen Verwaltungs- Stiftung Dokumentation Kunst in Liechtenstein stellen, welche ebenfalls mit digitalen Akten arbeiten, hat Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Dokumentation stattgefunden. Kunst in Liechtenstein ist seit 2005 mit Vertrag gere- gelt.

Fachstelle LiVE Staatsanwaltschaft Ausbreitung LiVE LiVE steht für die digitale Aktenverwaltung in der Liechtensteinischen Landesverwaltung und wird als Leitender Staatsanwalt: Dr. Robert Wallner verwaltungsübergreifendes Programm geführt. Im Be- richtsjahr wurden in neun Amtsstellen LiVE-Projekte Im Berichtsjahr hat die Staatsanwaltschaft 3'267 neue gestartet. In acht Amtsstellen konnten 2019 die LiVE- Strafsachen und 245 neue Rechtshilfeersuchen bearbeitet. Projekte zu einem Abschluss gebracht und das digitale Der Arbeitsanfall ist damit im Vergleich zum Jahr 2018, Aktenbearbeitungs- und -verwaltungssystem eingeführt in welchem der höchste Anfall seit Bestehen der Staatsan- werden. waltschaft verzeichnet worden war, leicht zurückgegangen. Die Fachstelle betreute alle Projekte fachlich und Bei den besonders arbeitsintensiven Verfahren wegen Ver- konzeptionell in allen Phasen. brechen und Vergehen, die mit einer sechs Monate über- In den Einführungsphasen organisierte die Fachstelle steigenden Freiheitsstrafe bedroht sind, ist der Anfall aller- jeweils Schulungen aller Mitarbeitenden und vertiefende dings um 42 Verfahren, das sind 7.6 %, gestiegen. Schulungen für die für LiVE zuständigen Personen. In der ersten Zeit nach der Einführung wurden die Amts- Fallzahlen stellen intensiv begleitet und der Übergang in einen Ta- Die Gesamtzahl der Straffälle gegen bekannte und unbe- gesbetrieb aufgegleist. kannte Täter ist mit 3'267 im Vergleich zum Vorjahr um 150 Fälle leicht gesunken. Dies entspricht einem Rück- Betrieb und Weiterentwicklung LiVE-System gang des Anfalls um 4.6 %. Der Gesamtanfall stellt sich Nach dem Produktivstart der ersten Amtsstellen 2018 im Detail bei den einzelnen Verfahrensarten wie folgt wurde der Betrieb im Berichtsjahr weitergeführt und dar: Der Anfall bei den Verfahren wegen Übertretungen ausgebaut. Die Benutzenden wurden in der Bedienung und Vergehen ist von 2'545 im Jahr 2018 auf 2'419 zu- und Optimierung der Anwendung unterstützt. Es fanden rückgegangen. Bei den arbeitsintensiven Verfahren we- Qualitätssicherungsmassnahmen statt. Die Weiterent- gen Verbrechen und Vergehen, die mit einer sechs Mo- wicklung der LiVE-Software wurde vorangetrieben und nate übersteigenden Freiheitsstrafe bedroht sind, ist der Neuerungen regelmässig getestet. Anfall von 552 auf 594 gestiegen. Bei den Straffällen ge- gen unbekannte Täter sank der Anfall von 320 im Jahr ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

144 | 2018 auf 254 im Berichtsjahr. 2019 sind 245 Rechtshil- Straffälle SU gegen bekannte und unbekannte Täter feersuchen aus dem Ausland eingegangen, das sind um (Übertretungen und Vergehen mit Strafdrohung elf weniger als im Vorjahr. bis sechs Monate Freiheitsstrafe) Anzahl Die Schwankungen bei den Anfallszahlen sind unauffäl- lig. Besonders ins Gewicht fallen aber mehrere anhängige Aus dem Jahre 2018 unerledigt übernommen 282 Grossverfahren im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Bei Im Berichtsjahr neu angefallen 2'419 der Rechtshilfe fällt auf, dass der Anfall im Berichtsjahr so Gesamtzahl der Straffälle 2'701 wie im Jahr 2018 unter der Zahl von 300 liegt. Auch im Im Berichtsjahr von der StA erledigt 2'439 Berichtsjahr war festzustellen, dass sich sehr viele Rechts- Unerledigt geblieben am 31. Dezember 2018 262 hilfeersuchen auf strafbare Sachverhalte beziehen, die mit dem Finanzplatz im Zusammenhang stehen. Im Berichtsjahr hat die Staatsanwaltschaft beim Anklageschriften (ST) Anzahl davon Fürstlichen Landgericht 41 Anklageschriften, 148 Straf- Haftfälle anträge und 1'143 Bestrafungsanträge eingebracht. In 14 Fällen wurde die Untersuchungshaft, in sieben Fällen Im Berichtsjahr neu eingebracht 41 9 die Ausschaffungshaft und in zwei Fällen die Ausliefe- rungshaft verhängt, so dass im Berichtsjahr insgesamt 23 Haftfälle angefallen sind. Strafanträge (ST) Anzahl davon Staatsanwälte haben im Berichtsjahr insgesamt an Haftfälle mehr als 300 Verhandlungen oder Tagsatzungen vor dem Land- und Obergericht teilgenommen. Im Berichtsjahr neu eingebracht 148 1'143

Die Zahlen im Einzelnen: Straffälle (Geschäfte) im Anzahl davon Bestrafungsanträge (ST und SU) Berichtsjahr neu angefallen Haftfälle (Übertretungen und Vergehen mit Strafdrohung bis sechs Monate Freiheitsstrafe) Anzahl ST 594 14 Unter- suchungshaften Im Berichtsjahr neu eingebracht 1'143 UT 254 2 Ausliefe- rungshaften SU 2'419 7 Ausschaf- Einstellungen (ST und SU) Anzahl fungshaften § 1 Abs. 2 StPO 5 Gesamt 3'267 23 § 21 Abs. 2 und Abs. 3 StPO 12 § 22 Abs. 1 StPO 93 § 64 StPO 1 Straffälle ST gegen bekannte Täter (Geschäfte) § 42 StGB 18 (Vergehen mit Strafdrohung von sechs Monaten bis drei Jahren Freiheitsstrafe und Verbrechen) Anzahl Erledigungen anderer Art Anzahl Aus dem Jahre 2018 unerledigt übernommen 509 Im Berichtsjahr neu angefallen 594 § 283 und 294 StPO (Abbrechungen) 890 Gesamtzahl der Straffälle 1'103 Vereinigungen 100 Im Berichtsjahr von der StA erledigt 601 «X» andere Erledigungen 24 Unerledigt geblieben am 31. Dezember 2018 502

Rechtshilfeverfahren (RST) Anzahl Straffälle UT gegen unbekannte Täter (Vergehen mit Strafdrohung von sechs Monaten Anfall im Berichtsjahr 245 bis drei Jahren Freiheitsstrafe und Verbrechen) Anzahl

Aus dem Jahre 2018 unerledigt übernommen 65 Im Berichtsjahr neu angefallen 254 Gesamtzahl der Straffälle 319 Im Berichtsjahr von der StA erledigt 254 Unerledigt geblieben am 31. Dezember 2018 5 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Rechtsmittel (von StA eingebracht) Anzahl den Verfahren nach dem Betäubungsmittelgesetz eine | 145 spürbare Anfallssteigerung festzustellen. Im Berichts- Berufungen 24 jahr wurden insgesamt 196 Verfahren nach dem BMG Beschwerden 22 endgültig erledigt (die Erledigungen betreffen neue und Revisionen 2 alte Verfahren), und zwar wie folgt: neun Anklageschrif- Revisionsbeschwerden 5 ten, 46 Strafanträge, 50 Bestrafungsanträge, 38 Einstel- Einspruch gegen Strafverfügungen 0 lungen, 40 Einstellungen nach Durchführung einer Di- version und 13 andere Erledigungen.

Justizverwaltungssachen (JV) Anzahl Beharrliche Verfolgung (Stalking) Im Berichtsjahr sind neun neue Anzeigen eingelangt. Anfall im Berichtsjahr 106 Diese wurden wie folgt erledigt: In vier Fällen wurde Strafantrag eingebracht, vier Verfahren wurden einge- stellt und ein Fall ist noch pendent. Sonstige Geschäftsfälle (NST) Anzahl Personelles Anfall im Berichtsjahr 66 Die Staatsanwaltschaft bestand im Berichtsjahr aus dem Leitenden Staatsanwalt und sechs Staatsanwälten. In der Geschäftsstelle standen 370 Stellenprozente aufgeteilt Ersuchen um Übernahme der Strafverfolgung Anzahl auf vier Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Der sehr grosse Arbeitsanfall konnte nur durch überdurchschnittlichen Im Berichtsjahr gestellt 21 Einsatz aller Mitarbeitenden bewältigt werden.

Mitarbeit in Kommissionen und Arbeitsgruppen der Diversion Regierung Im Berichtsjahr wurden 202 Diversionsangebote ge- Der Leitende Staatsanwalt, sein Stellvertreter und andere macht, das ist eine Erhöhung um 14 Fälle im Vergleich Staatsanwälte haben in zahlreichen Arbeitsgruppen der zum Jahr 2018. Von diesen Diversionsangeboten entfal- Regierung mitgearbeitet. Unter anderem waren dies die len 111 auf Zahlung eines Geldbetrages, sechs auf ge- Arbeitsgruppe PROTEGE, die Gewaltschutzkommission, meinnützige Leistungen, 15 auf Einstellung nach Ablauf die Kommission für Suchtfragen, der Runde Tisch Inter- einer Probezeit und 23 auf Durchführung eines ausser- vention bei drohender Gewaltanwendung und die Ar- gerichtlichen Tatausgleichs. Insgesamt 94 Fälle konnten beitsgruppe Menschenhandel. Der Stellvertreter des Lei- erfolgreich abgeschlossen werden. 83 Fälle sind noch tenden Staatsanwaltes vertritt die Staatsanwaltschaft im pendent, von diesen entfallen jedoch 58 auf Angebote Konsultativrat der Europäischen Staatsanwälte (CCPE). zur Einstellung nach Ablauf einer Probezeit, welche er- Die regelmässigen Länderexamen im Bereich Geld- fahrungsgemäss in den allermeisten Fällen ebenfalls er- wäsche und Korruption verursachen bei der Staatsan- folgreich abgeschlossen werden können. In 24 Fällen ist waltschaft einen beträchtlichen Arbeitsaufwand. Im Be- die Diversion aus unterschiedlichen Gründen geschei- richtsjahr war vor allem der Stellvertreter des Leitenden tert, beispielsweise weil das Angebot abgelehnt, Auf- Staatsanwaltes durch die laufende Evaluation Liechten- lagen nicht eingehalten wurden oder der Verdächtige steins durch Moneyval belastet. Die Staatsanwaltschaft erneut straffällig geworden ist. Insgesamt kann gesagt hat im Berichtsjahr wieder in der Arbeitsgruppe National werden, dass die Diversion nach erfolgreichem Start im Risk Assessment mitgearbeitet. Jahr 2007 inzwischen gut etabliert ist. Bei der Abwick- lung der Diversion, insbesondere bei der Durchführung Arbeitsübereinkommen und Zusammenarbeit mit des aussergerichtlichen Tatausgleichs, wird die Staats- Eurojust anwaltschaft von der Bewährungshilfe in vorbildlicher Gestützt auf das Abkommen über die Zusammenarbeit Weise unterstützt. zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und Eurojust (LGBl 2013 Nr. 376, LR 0.351.6) und den Assoziierungs- Strafverfahren nach dem Betäubungsmittelgesetz vertrag Liechtensteins zum Schengen-Abkommen sind (BMG) bei der Staatsanwaltschaft im Berichtsjahr elf Anfragen Im Berichtsjahr wurden 212 Personen (2018 waren es über Eurojust und sieben über das Europäische Justizi- 188), davon 38 Jugendliche und 150 Erwachsene, nach elle Netzwerk (EJN) eingegangen. Diese betrafen in neun dem BMG angezeigt. 88 Anzeigen betreffen Vergehen Fällen Fragen zur Rechtslage vor der Einreichung eines oder Verbrechen nach Art. 20 BMG und 186 Übertre- Rechtshilfeersuchens, in sechs Fällen die Nachfrage zu tungen (Konsum oder Handlungen zum Eigenkonsum) einem bereits gestellten Rechtshilfeersuchen (beispiels- nach Art. 21 Abs. 1 BMG, wobei teilweise Personen we- weise zum Verfahrensstand) und in zwei Fällen wurde gen beider Tatbestände angezeigt wurden. Damit ist bei Liechtenstein zu einem Koordinationstreffen mit anderen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

146 | Staatsanwälten am Sitz von Eurojust in Den Haag einge- Fortbildung laden. Im Gegenzug wurden zwei Anfragen an auslän- Eine laufende Weiterbildung ist für die Bewältigung der dische Kontaktstellen gesendet. Aufgaben der Staatsanwaltschaft unerlässlich. Der Lei- tende Staatsanwalt organisierte im Berichtsjahr Fort- Stellungnahmen zu Gesetzesvorschlägen und bildungsveranstaltungen zum Thema synthetische Dro- anderen Vorhaben der Regierung gen (am 06. Juni 2019 am Institut für Rechtsmedizin St. Die Staatsanwaltschaft hat Stellungnahmen abgegeben: Gallen) und Strafvollzug (Besuch der Strafanstalt Saxer- Zur Abänderung des Finanzmarktaufsichtsgesetzes, zur riet am 22. Oktober 2019 mit Vorträgen). An diesen Fort- Abänderung des Treuhändergesetzes, zur Abänderung bildungsveranstaltungen der Staatsanwaltschaft nah- des Rechtshilfegesetzes und des Strafregistergesetzes, men auch Landrichter und Polizisten teil. Nadine Kranz zur Schaffung eines Hypothekar- und Immobilienkredit- stellte in einem Vortrag am 14. November 2019 den gesetzes sowie zur Abänderung damit zusammenhän- Staatsanwälten und Staatsanwältinnen das neue Bedro- gender Gesetze. hungsmanagement vor. Der Leitende Staatsanwalt in- formierte sich am 14. Februar 2019 in Luzern über das Internationale Kontakte schweizerische Projekt zur Digitalisierung der Strafjustiz Die Staatsanwaltschaft ist bei Strafverfahren wegen («Justitia 4.0»). Geldwäsche, Korruption oder anderen Wirtschafts­ delikten regelmässig mit Sachverhalten konfrontiert, deren Aufklärung die Kooperation mit Kollegen im Aus- land erfordert. Der internationalen Vernetzung kommt daher immer grössere Bedeutung zu. In Europa ist die Datenschutzstelle liechtensteinische Justiz durch die Mitgliedschaft beim Europarat, durch die Assoziierung zu Schengen und Eurojust und durch die traditionell engen Beziehungen Leiterin: Dr. Marie-Louise Gächter zu schweizerischen und österreichischen Staatsanwalt- schaften sehr gut vernetzt. Immer wichtiger werden Nachdem 2018 die ersten Schritte der Umsetzung der Da- aber auch gute Kontakte zu Kollegen im aussereuro- tenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erfolgt sind, diente päischen Raum. Der Leitende Staatsanwalt war auch das Berichtsjahr den öffentlichen und privaten Stellen in im Berichtsjahr bemüht, die internationalen Kontakte Liechtenstein einer Konsolidierung und Auseinanderset- zu pflegen und auszubauen. So hat er u. a. im Mai am zung mit Detail- und Spezialfragen. Dies war auch in der Jahrestreffen des Netzwerkes der Europäischen Ge- Arbeit der Datenschutzstelle (DSS) als Datenschutz-Auf- neralstaatsanwälte in Tallin, im Juni an einem von der sichtsbehörde spürbar. Die im Berichtsjahr in Kraft ge- Münchner Generalstaatsanwaltschaft organisierten In- tretenen nationalen Datenschutzbestimmungen brachten formationsaustausch im Bereich Extremismus, im Sep- ebenfalls zahlreiche neue Aufgaben für die Verantwort- tember an der 24. Jahreskonferenz der Internationalen lichen und die DSS. Vereinigung der Staatsanwälte (IAP) in Buenos Aires, im November am Periodischen Treffen der Leitenden Allgemeines Staatsanwälte und Polizeichefs der erweiterten Boden- Die Strategie der DSS, Datenschutz als Gemeinschaftspro- seeregion in Feldkirch und ebenfalls im November an jekt zu verstehen, erwies sich auch im Berichtsjahr als der der 14. Plenar-Tagung des Konsultativrates der europä- richtige Ansatz. Eine Vielzahl an privaten und öffentlichen ischen Staatsanwälte (CCPE) in Paris teilgenommen. Der Institutionen, darunter auch zahlreiche Vereine, nahmen Stellvertreter des Leitenden Staatsanwaltes hat Liech- das Beratungsangebot der DSS an. Während die Anzahl tenstein in Strassburg an den Sitzungen der Experten- der Beratungsanfragen fast identisch mit jener des Vor- gruppe Moneyval vertreten und hat im November an der jahres war, konnte eine signifikante Steigerung der Kom- Delegiertenversammlung der schweizerischen Staats- plexität der Anfragen festgestellt werden. Kurze, einfach anwälte in Schaffhausen teilgenommen. Ein Staatsan- zu beantwortende Fragen blieben fast gänzlich aus. walt hat im Juni in Bukarest und eine Staatsanwältin im Die Zunahme der Sensibilität für den Datenschutz in November in Helsinki Liechtenstein an den Plenarver- der Bevölkerung zeigte sich in der zunehmenden Bereit- sammlungen des Europäischen Justiziellen Netzwerkes schaft der Bürgerinnen und Bürger, sich bei der DSS über (EJN) vertreten. Zwei Staatsanwälte haben im Septem- die ihnen zustehenden Rechte zu erkundigen und gege- ber an der Jahreskonferenz der österreichischen Staats- benenfalls auch eine offizielle Beschwerde einzubringen. anwälte teilgenommen. Um der in Art. 15 des Datenschutzgesetzes genannten Aufgabe der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Besuche ausländischer Delegationen Risiken, Vorschriften und Rechte im Zusammenhang mit Im Berichtsjahr besuchte am 30. September 2019 eine der Verarbeitung personenbezogener Daten und der be- amerikanische Delegation die Liechtensteinische Staats- sonderen Berücksichtigung spezifischer Massnahmen anwaltschaft, um einen hängigen Fall zu besprechen. für Kinder noch besser nachkommen zu können, organi- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

sierte die DSS Ende 2019 in Kooperation mit dem Liech- sie über die Arbeit der DSS zu informieren und über neu- | 147 tenstein-Institut eine Umfrage in der Bevölkerung zum este Grundsatzentscheide im In- und Ausland in Kenntnis Datenschutz. Die zahlreichen Rückmeldungen und die zu setzen sowie ihnen Gelegenheit zu geben, Fragen zu positive Einstellung der Mehrheit der Bevölkerung zeigt stellen und Bereiche ihrer täglichen Arbeit zu diskutieren. klar, dass die Umsetzung der Datenschutzbestimmungen Zusätzlich nahmen Mitarbeitende der DSS erneut an in Liechtenstein der richtige Weg ist. insgesamt 33 Informations- und Diskussionsveranstal- tungen als Referentinnen beziehungsweise Referenten Organisation teil oder hielten Vorlesungen oder Vorträge an Weiter- Die DSS ist die nationale Aufsichtsbehörde nach Art. 51 bildungsveranstaltungen. Beispiele waren Informations- DSGVO und Art. 41 der Richtlinie (EU) 2016 / 680. Sie veranstaltungen der Treuhandkammer, des Amtes für ist seit Januar 2019 organisatorisch dem Ministerium für Umwelt, des Vereins unabhängiger Vermögensverwal- Äusseres, Justiz und Kultur zugeordnet und verfügt über ter, des Roten Kreuzes oder ProIT Liechtenstein sowie einen Personalbestand von acht Stellen bzw. von 700 die Lehrgänge der Universität Liechtenstein im Bereich Stellenprozenten. Gemäss Art. 52 DSGVO handelt jede Datenschutz oder Internet und Recht sowie für Compli- Aufsichtsbehörde bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und ance Officers und der Privaten Universität im Fürstentum bei der Ausübung ihrer Befugnisse gemäss dieser Ver- Liechtenstein. Ein weiterer Schwerpunkt waren Informa- ordnung völlig unabhängig. Diese Unabhängigkeit war tionsveranstaltungen in sämtlichen Gemeinden. im Bereich der DSS im Berichtsjahr vollumfänglich ge- geben. Internetseite und Newsletter Zwei wesentliche Elemente der Öffentlichkeitsarbeit sind Öffentlichkeitsarbeit der seit Oktober 2018 völlig neu konzipierte Internetauf- Öffentlichkeitsarbeit nimmt einen zentralen Stellenwert tritt sowie der mindestens zweimal monatlich versandte in der Informationsvermittlung im Bereich Datenschutz Newsletter der Datenschutzstelle. Die beiden Elemente ein. Informationen und allgemeingültige datenschutz- sind jeweils miteinander verbunden, indem der Newslet- rechtliche Positionen der Aufsichtsbehörde sowie ande- ter mit einem kurzen Überblick zum jeweiligen Thema rer Akteure wie des Europäischen Datenschutzausschus- auf weiterführende Informationen auf der Internetseite ses oder nationaler und europäischer Gerichte sollen verweist. Erfreulicherweise stiegen die Zugriffszahlen allgemein bekannt und sowohl für Verantwortliche als im Berichtsjahr weiterhin deutlich an. Ende 2019 hatten auch betroffene Personen zugänglich gemacht werden. 1'014 Personen den Newsletter der DSS abonniert. Dies Für die Vermittlung von Fachinformationen nutzte entspricht einem Plus von 199 gegenüber dem Vorjahr. die DSS vor allem vier Kanäle: Veranstaltungen, News- 2019 hat die DSS insgesamt 25 Newsletter versandt, was letter, Internetseite und individuelle Beratungen. Insbe- einer Steigerung um 50 % entspricht. Im Schnitt über die sondere das Zusammenwirken der genannten Kommu- letzten 12 Jahre waren es 14 pro Jahr. Die meisten und nikationskanäle ermöglichte es, dass eine sehr grosse mehr als die Hälfte aller Zugriffe auf der Internetseite Zahl an Adressaten erreicht werden konnte. Einen be- wurden bei folgenden Beiträgen verzeichnet: Formulare deutenden Mehrwert brachte auch im Berichtsjahr wie- und Downloads (23.6 %), für Unternehmen (15.7 %), der die erfolgreiche und konstruktive Zusammenarbeit Veranstaltungen (7.3 %), berechtigtes Interesse (7.3 %) mit Verbänden, Gemeinden, Medien oder Universitäten. sowie Videoüberwachung / Drohnen (7.0 %). Neu umfasste die Informationsvermittlung im Berichts- jahr das Datenschutzgesetz, die Datenschutzverordnung, Kooperation mit den Universitäten in Liechtenstein die Datenschutzbestimmungen in den Spezialgesetzen Schwerpunkt der Kooperation mit der Universität Liech- sowie im Bereich der Gemeinden die Verordnung über tenstein war der im Berichtsjahr erneut zweimal durch- die Offenlegung bestimmter personenbezogener Daten geführte zweitägige Intensivkurs für betriebliche Da- durch die Gemeinden, welche allesamt am 1. Januar 2019 tenschutzbeauftragte. Die DSS konnte dabei den ersten in Kraft getreten sind. Teil mit den Grundsätzen der Datenverarbeitung unter der DSGVO übernehmen und dabei auch einen umfas- Veranstaltungen senden Einblick in die praxisrelevanten Fragestellungen Die DSS organisierte im Berichtsjahr zwei Veranstal- geben, die von der DSS im Berichtsjahr behandelt wur- tungen in Eigenverantwortung. Der Datenschutztag am den. Neu übernahm die DSS einen Vorlesungstag zum 29. Januar 2019 widmete sich dem Thema Meine Daten Datenschutz im Zertifikatsstudiengang Compliance- gehören mir! – Jetzt erst «Recht»! Der Gastreferent Chris­ Officer. Darüber hinaus beteiligte sich die DSS mit zwei tof Tschohl erläuterte den 250 Besuchern ihre Rechte Vorträgen an der Vortragsveranstaltung «Internet und und zeigte auf, wie sie ihre Schutzmöglichkeiten erkennen Recht» am 28. Mai 2019. Der erste Vortrag befasste und wahrnehmen können. Während das Zielpublikum am sich mit dem Thema Datenschutz von Kindern bei der Datenschutztag die breite Öffentlichkeit war, richtete sich Nutzung von Sozialen Medien, der zweite Vortrag führte das Vernetzungstreffen am 7. November 2019 an die Fach- in die «digitale Backstube» und erläuterte den Begriff experten, sprich die Datenschutzbeauftragten. Ziel war es, «Cookies» und deren Funktionsweise. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

148 | Am 17. Dezember 2019 fand an der Privaten Univer- getroffene Entscheidungen zurückzugreifen und diese sität im Fürstentum Liechtenstein eine eintägige Weiter- miteinander abzustimmen. bildungsveranstaltung zum Thema «Zwischenbilanz zur In Bezug auf die Herkunft der Fragesteller ist festzu- DSGVO. Was hat sich mit der DSGVO verändert?» statt. halten, dass diese dem Trend des letzten Jahres folgend Auch hier war die DSS mit zwei Vorträgen vertreten. zu einem grossen Teil aus der Privatwirtschaft stammten Der erste Vortrag diente einer Präsentation der Tätigkeit (49.5 %). Die Mehrheit dieser Anfragen wiederum kam der DSS sowie ihres Arbeitsansatzes, der zweite Vortrag von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Kleinst- befasste sich mit dem spezifischen Thema der gemein- unternehmen. An zweiter und dritter Stelle folgten die samen Verantwortlichkeit im Sinne des Art. 26 DSGVO Landesverwaltung und die Gemeinden (20.8 %), inter- unter besonderer Berücksichtigung der jüngsten Recht- nationale Anfragen (11 %) und die Vereine (7.8 %). Pri- sprechung des Europäischen Gerichtshofs. vatpersonen zeigten ebenso mit 7.6 % der anfragenden Stellen erneut grosses Interesse an den neuen Daten- Datenschutz in den Medien schutzbestimmungen. Lediglich die Medien waren im Im Berichtsjahr war der Datenschutz wieder prominent Berichtsjahr etwas zurückhaltender und stellten ein Drit- in den liechtensteinischen Medien vertreten, nur die tel weniger Anfragen als im Vorjahr. Themen änderten sich. Themen der knapp 20 Berichte in den Printmedien waren unter anderem der Datenschutz- Stellungnahmen zu Vorlagen und Erlassen tag 2019, Wildtierkameras, Drohnen, die Überwachung Besonderes Augenmerk schenkte die DSS der Revision am Arbeitsplatz, die Digitalisierung der Stammbücher, des Gesetzes über die Regierungs- und Verwaltungsor- die widerrechtliche Weiterleitung von Nutzerdaten von ganisation (RVOG). Mit dieser Revision wird unter an- Facebook, die Frage der Geldbussen unter der DSGVO in derem die Umsetzung des sogenannten Once-Only-Prin- Europa und Liechtenstein, Erfahrungsberichte der DSS zips angestrebt, welches in der Tallinn Declaration on mit der Umsetzung der DSGVO, Cyber-Sicherheit oder eGovernment vom Oktober 2017 seinen Niederschlag automatisierte Fahrzeuge. fand. Die DSS betonte in ihrer Stellungnahme, dass bei Auch im Ausland wurde die DSS wahrgenommen und Fehlen einer gesetzlichen Ermächtigung die Weiterver- so erschien in der Juni-Ausgabe der britischen Fachzeit- wendung der Daten der Bürger nur zulässig ist, wenn schrift «Privacy Laws & Business» ein zweiseitiger Be- der Bürger seine Einwilligung gegeben hat. Idealerweise richt über die Umsetzung der DSGVO im EWR-Staat sollte daher dem Bürger beim ersten Kontakt mit der Ver- Liechtenstein. waltung die Möglichkeit gegeben werden, etwa im Rah- Die Berichterstattung in den Medien sowie deren po- men eines Bürgerportals eine klare, unmissverständliche sitive Haltung gegenüber der Materie ist ein wertvoller Einwilligung abzugeben, die es den einzelnen Verwal- Beitrag zur Umsetzung des kommunikativen Konzepts, tungseinheiten erlaubt, seine Daten künftig verarbeiten da so die Information auch für Bürgerinnen und Bür- zu dürfen. Ein solches Bürgerportal muss zudem um- ger greifbar wird, die von Berufswegen weniger Berüh- fassende Informationen über die Datenverarbeitung im rungspunkte mit Datenschutz haben. Sinne des Art. 13 DSGVO beinhalten, damit der Bürger sich der Tragweite seiner Entscheidung bewusst ist. Beratung in Bezug auf konkrete Fragen Die DSS ist überzeugt, dass das Gefühl der Kontrolle Im Berichtsjahr verzeichnete die DSS 1'982 Anfragen über die eigenen Daten im Sinne einer tatsächlichen Da- von öffentlichen und privaten Institutionen. Im Vergleich tensouveränität zu Vertrauen und Offenheit der Bürger zu den im Vorjahr beantworteten 2004 Anfragen bedeu- gegenüber dem eGovernment führen und nur so das Pro- tet dies lediglich einen minimalen Rückgang. Was die jekt zu einem Erfolg werden kann. Diesen Grundsatz be- Qualität und die Komplexität der Anfragen betrifft, war tonte die DSS auch in ihrer Stellungnahme zur Abände- 2019 hingegen eine starke Steigerung zu beobachten. rung des E-Government-Gesetzes. Während im Vorjahr zahlreiche Fragen zur Geltung der Darüber hinaus verfasste die DSS inhaltliche Stel- DSGVO, dem Inkrafttreten des Datenschutzgesetz oder lungsnahmen zu weiteren sieben Vorlagen und Erlassen. der Bestellung eines Datenschutzbeauftragten innerhalb Die Prüfung von 14 Vorlagen ergab keine datenschutz- weniger Minuten beantwortet waren, gab es im Berichts- rechtlichen Bedenken. jahr kaum eine Frage, die mit einem Zeitaufwand von un- ter einer Stunde bearbeitet werden konnte. Personal Mehraufwand entstand auch dadurch, dass die ein- Das Team der DSS wurde im Berichtsjahr um eine Juris­ zelnen Rückmeldungen koordiniert zu erfolgen hatten, tin, einen Juristen und einen Techniker verstärkt. Dies um eine einheitliche Anwendung der DSGVO und des erlaubte es der DSS, die vor allem qualitativ gestiegenen Datenschutzgesetz zu gewährleisten. Hier erwies sich Anforderungen zu bewältigen und auch eigene Pro- einmal mehr das Aktenverwaltungsprogramm LiVE als jekte, insbesondere im Bereich Datenschutz und Kinder / ein unverzichtbares Instrument. Mittels Schlagwort- Jugendliche, in Angriff zu nehmen, die Beratung und verzeichnis und einer sehr guten Suchfunktion ist es Bearbeitung von Beschwerden im Bereich Videoüber- möglich, bei der Bearbeitung einer Anfrage auf bereits wachung zu gewährleisten, im Bereich Blockchain und ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Datenschutz tätig zu werden, die Arbeit in Bezug auf die Fällen zwei Rechtsfragen dem EFTA-Gerichtshof vor. In | 149 Beteiligung am Schengen-Raum wieder aufzunehmen diesen Verfahren ist eine Entscheidung voraussichtlich und auch aktiver auf Ebene des Europäischen Daten- nicht vor Ende 2020 zu erwarten. schutzausschusses sowie des Europarates tätig zu sein. Bei den verbleibenden Beschwerden konnte in allen Fällen mit der datenverarbeitenden Stelle eine Lösung Interne Organisation gefunden werden, die es erlaubte, die Rechte der Betrof- fenen zu gewährleisten. Strategische Ausrichtung im Berichtsjahr Auch im Berichtsjahr hielt die DSS an ihrem seit Anfang Internationale Beschwerden 2018 verfolgten kommunikativen Konzept fest. Die posi- Art. 56 DSGVO bestimmt, dass die Aufsichtsbehörde der tive Reaktion einer Vielzahl von privaten und öffentlichen Hauptniederlassung oder der einzigen Niederlassung Institutionen als auch aus der Bevölkerung bestärkt die des Verantwortlichen oder des Auftragsverarbeiters die DSS, dieses Konzept auch über das Berichtsjahr beizube- zuständige federführende Aufsichtsbehörde für die von halten. Nichtsdestotrotz musste festgestellt werden, dass diesem Verantwortlichen oder diesem Auftragsverarbei- nach wie vor eine beträchtliche Anzahl von Stellen die ter durchgeführte grenzüberschreitende Verarbeitung Umsetzung der Datenschutzanforderungen noch nicht ist. Wenn eine betroffene Person Beschwerde bei der bzw. nur rudimentär und mit mehr oder weniger grossen Aufsichtsbehörde an ihrem Wohnsitz einreicht, so leitet Lücken in Angriff genommen hat. Um auch diese Stel- diese Behörde die Beschwerde an die federführende Be- len zu erreichen, nahm die DSS Ende des Berichtsjahrs hörde im Sitzstaat des Verantwortlichen weiter. Im Rah- auch die proaktive Datenschutzüberprüfung in ihren Tä- men dieser Zusammenarbeit erhielt die DSS im Berichts- tigkeitsbereich auf. jahr drei Beschwerden deutscher Staatsangehöriger, die sich alle gegen ein liechtensteinisches Unternehmen Aufsicht und Beschwerden richteten. Die DSS entschied diese Beschwerden mittels Verfügung. Aufsicht Im letzten Quartal des Berichtsjahrs begann die DSS mit Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Projekten der Datenschutz-Überprüfungen von Unternehmen ohne Landesverwaltung konkreten Anlassfall. Die ersten zehn geprüften Unter- Im Berichtsjahr arbeitete die DSS bis September eng nehmen wiesen ein breites Spektrum an Umsetzungs- mit einer Vielzahl von Amtsstellen zusammen und un- stand auf. Während 60 % gut bis sehr gut abschnitten, terstützte zahleiche Projektvorhaben mit ihrer Expertise, war die Umsetzung bei 40 % mangelhaft bis gar nicht darunter auch das Projekt «Wallet», dem Anmeldeportal vorhanden. Die Prüfberichte und Entscheidungen wer- für ausserhäusliche Kinderbetreuungseinrichtungen des den Anfang 2020 den Unternehmen kommuniziert wer- Ministeriums für Gesellschaft. den. Seit September wird die Beratung der Landesverwal- Im Berichtsjahr erhielt die DSS 16 Meldungen von tung in Datenschutzfragen durch die behördliche Daten- Datenschutzverletzungen nach Art. 33 DSGVO, wovon in schutzbeauftragte gewährleistet, was zu einer Entlastung einem Fall auch eine Information der Betroffenen nach der DSS führte. Art. 34 DSGVO erfolgte. Die DSS unterstützt die Landesverwaltung bei Ge­ setzesvorhaben wie dem ZSD-Gesetz. Nationale Beschwerden Des Weiteren ist die Leiterin der DSS Mitglied der Art. 77 DSGVO gewährt jeder betroffenen Person das VwEG-Kommission, ihr Stellvertreter Ersatzmitglied. Recht auf Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde, wenn die betroffene Person der Ansicht ist, dass die Verarbei- Internationale Zusammenarbeit tung der sie betreffenden personenbezogenen Daten ge- Mit der DSGVO wurde die bisherige Rolle der DSS als gen diese Verordnung verstösst. Im Berichtsjahr erhielt ein autonomer Akteur in einem nationalen Umfeld mit die DSS 41 Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern, nur wenigen Berührungspunkten nach aussen abge- die sich gegen einen Verantwortlichen in Liechtenstein löst. Dank zusätzlicher personeller Ressourcen konnte wendeten. 13 Beschwerden wurden von ausländischen die DSS im Berichtsjahr ihre Mitarbeit in den Arbeits- Staatangehörigen eingebracht. gruppen des Europäischen Datenschutzausschusses in 12 Beschwerden wurden mit einer Verfügung ent- Brüssel verstärken. Insbesondere konnte die DSS in den schieden, wobei die DSS von ihren Befugnissen unter Bereichen Blockchain, Videoüberwachung, verbindliche Art. 58 Abs. 2 DSGVO weitreichend Gebrauch machte interne Datenschutzvorschriften und Sanktionen einen und Verwarnungen, Anweisungen, Beschränkungen und aktiven Beitrag leisten. Verbote aussprach. Geldbussen wurden hingegen keine Neben dem Europäischen Datenschutzausschuss verhängt. In vier Fällen erhob der Beschwerdegegner spielt auch der Europarat eine gewichtige Rolle für die Beschwerde an die Beschwerdekommission für Verwal- Etablierung der Harmonisierung des Datenschutzes in tungsangelegenheiten. Diese wiederum legte in zwei Europa und auch über die EU / EWR hinaus. Auch in ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

150 | diesem Gremium konnte im Berichtsjahr wieder ein Mit- zuständigen über 80 Botschaften anderer Staaten mit Sitz arbeitender der DSS teilnehmen. Dies bringt den grossen in Bern stand die Botschaft in regelmässigem Austausch. Vorteil, dass so Wissen aus erster Hand abgeholt werden kann, das für die Frage der künftigen Ratifizierung der Die Beziehungen zwischen Liechtenstein Konvention 108+ von grossem Vorteil gereichen kann. In und der Schweiz Bezug auf die Mitgliedschaft Liechtensteins am Schen- gen-Raum entsandte die DSS im Berichtsjahr in einem Höhepunkt im Berichtsjahr war der Staatsbesuch in der Fall einen Experten zwecks Evaluierung eines anderen Schweiz vom 3. / 4 April. S.D. Erbprinz Alois und I.K.H. Schengen-Staates. Dadurch konnten nicht nur wertvolle Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein wurden Erfahrungen für die Ende 2020 anstehende Überprüfung vom schweizerischen Bundespräsidenten Ueli Maurer der Umsetzung und Anwendung des Schengen-Rechts in und von allen weiteren Bundesrätinnen und Bundesrä- Liechtensteins gesammelt, sondern ebenso ein Beitrag ten sowie dem Bundeskanzler empfangen. Der liechten- für das ordnungsgemässe Funktionieren des bestehen- steinischen Delegation gehörten zudem Regierungschef den Kontrollmechanismus geleistet werden. Adrian Hasler, Regierungschef-Stv. Dr. Daniel Risch und Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick mit Gattinnen und Gat- Schlussbemerkung ten, Landtagspräsident Albert Frick und Landtagsvize- Einzelheiten zu den aufgeführten Tätigkeiten können im präsidentin Gunilla Marxer-Kranz mit Gatte sowie Bot- Tätigkeitsbericht 2019 der DSS, welcher der Regierung schafterin Dr. Doris Frick, Botschafter Dr. Martin Frick und dem Landtag separat vorgelegt wird, nachgelesen (Leiter des Amts für Auswärtige Angelegenheiten) und werden. Christine Lingg (Liechtensteinische Botschaft in Bern) an. Ein Staatsbesuch ist die höchste protokollarische Vi- site in der Schweiz. Wie dies üblich ist, empfingen der Gesamtbundesrat und der Bundeskanzler das liechten- steinische Staatsoberhaupt mit militärischen Ehren und Liechtensteinische Botschaft den Nationalhymnen auf dem Münsterplatz in Bern. Es in Bern folgten die offiziellen Reden von Bundespräsident Ueli Maurer und S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechten- stein im Rathaus Bern, das offizielle Arbeitsgespräch Leiterin: Botschafterin Dr. Doris Frick sowie am Abend das festliche Galadinner, an welchem zusätzlich zur offiziellen Delegation liechtensteinische Hauptaufgabe der Botschaft ist die Vertretung der Inte- Gäste aus dem öffentlichen Leben, aus Wirtschaft, Kul- ressen Liechtensteins in der Schweiz und damit verbun- tur, Sozialem und Sport sowie auf Schweizer Seite der den die Pflege der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Gesamtbundesrat mit Gattinnen und Gatten, der Bun- und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden deskanzler, Nationalratspräsidentin und Ständeratsprä- Nachbarstaaten. Mit zahlreichen Besuchen auf höchster sident sowie weitere Parlamentarier, zwei Staatssekre- Ebene, allen voran dem Staatsbesuch in der Schweiz vom tärinnen, der Präsident des Bundesgerichts sowie hohe 3. / 4. April, wurden die Beziehungen mit der Schweiz wei- Beamte teilnahmen. Das Besuchsprogramm des zweiten ter gefestigt. Aufgrund der über 100 vertraglichen Verbin- Tages stand im Zeichen von Forschung und Innovation dungen zwischen den zwei Nachbarstaaten und der en- und führte die liechtensteinische Delegation in die West- gen Verflechtung der beiden Wirtschaftsräume fand eine schweiz, wo das Forschungszentrum von Nestlé und die enge Zusammenarbeit auch auf Amtsebene statt. Betref- Eidgenössische Technische Hochschule in Lausanne fend das politische Umfeld in der Schweiz ist für das Be- (EPFL) besucht wurden. Der Staatsbesuch verlief sehr richtsjahr zu erwähnen, dass die eidgenössischen Wahlen positiv, die ausgezeichneten und freundschaftlichen bi- vom 20. Oktober eine nennenswerte Stärkung der grünen lateralen Beziehungen wurden gewürdigt und weiter ge- Kräfte im Parlament zum Resultat hatten. Dies hatte je- stärkt. In seiner offiziellen Rede betonte S.D. Erbprinz doch vorerst keine Auswirkungen auf die Zusammenset- Alois von und zu Liechtenstein die engen Verbindungen zung des Bundesrates. Ein wichtiges politisches Thema für Liechtensteins mit der Schweiz in allen Lebensbe- die Schweiz war im Berichtsjahr das Verhältnis zur Europä- reichen, welche sich auch in den persönlichen Erfah- ischen Union. Diese Thematik wurde von der Botschaft be- rungen der Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner sonders intensiv verfolgt, da mögliche Veränderungen im spiegeln. Der Erbprinz wies darauf hin, dass für das Verhältnis Schweiz-EU auch Auswirkungen auf Liechten- Fürstentum Liechtenstein das Jahr 2019 – nebst dem stein haben können. Im Berichtsjahr ist es der Schweiz und grossen Jubiläum 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein der EU nicht gelungen, sich darüber zu einigen, wie es mit – auch im Hinblick auf die Beziehungen zur Schweiz dem Institutionellen Rahmenabkommen weitergehen soll. ein Jahr der grossen Jubiläen war: Vor 100 Jahren hat Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit der Bot- Liechtenstein seine Gesandtschaft in Bern eröffnet, und schaft ist die Pflege der bilateralen Beziehungen zu einer seit 100 Jahren vertritt die Schweiz liechtensteinische Vielzahl von weiteren Staaten: Mit den für Liechtenstein Interessen im Ausland. Der Erbprinz betonte, dass die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Schweiz für Liechtenstein nicht nur ein guter und ver- nissage des zweiten Teils im Tramdepot Burgernziel in | 151 lässlicher Nachbar, sondern auch ein Garant für Stabi- Bern. Dabei hielten der Berner Stadtpräsident Alec von lität sei. Bundespräsident Ueli Maurer brachte in seiner Graffenried sowie Botschafterin Dr. Doris Frick die Er- offiziellen Rede seinen grossen Respekt vor Liechten- öffnungsansprachen. stein und der besonderen Staatsform Liechtensteins Auch abgesehen von diesen Höhepunkten waren zum Ausdruck. Er betonte das harmonische und ver- die Kontakte zwischen Liechtenstein und der Schweiz trauensvolle Verhältnis der beiden Staaten. Am offi- im Berichtsjahr wiederum sehr eng. Es fand eine Reihe ziellen Arbeitsgespräch, an welchem von schweize- von bilateralen Treffen auf Ministerebene statt, zudem rischer Seite nebst Bundespräsident Ueli Maurer auch trafen sich die Regierungsräte im Rahmen von weiteren Bundesrat Ignazio Cassis und Bundesrätin Karin Kel- Foren wie den Treffen der deutschsprachigen Minister ler-Sutter teilnahmen, würdigten beide Seiten die aus- mit mehreren ihrer schweizerischen Gegenparts. Im Be- gezeichneten und lebendigen bilateralen Beziehungen richtsjahr wurden die bilateralen Beziehungen zwischen und tauschten sich unter anderem zu den Herausfor­ Liechtenstein und der Schweiz wie üblich auch auf Ebene derungen und Chancen der digitalisierten Wirtschaft der Verwaltung gepflegt. Wichtige Themen in den bila- und der Blockchain-Technologie aus. Nebst bilateralen teralen Beziehungen waren Wirtschaft (u. a. Personalver- Themen wurden auch die Europapolitik beider Staaten, leih), das Doppelbesteuerungsabkommen, Finanzplatz die Herausforderungen durch Migration und durch inklusive Blockchain, Landwirtschaft, Bildung, Kultur, internationale Entwicklungen betreffend Finanz- und Sicherheit und Bevölkerungsschutz, aber auch das Ver- Steuerpolitik sowie die Zusammenarbeit in internatio- hältnis zur EU sowie der Umgang mit Grossbritannien nalen Organisationen diskutiert. Beide Seiten würdigten und dem Brexit. Zusammenarbeit fand unter anderem die beispielhafte, sich auf gemeinsame Werte stützende auch in der Entwicklungshilfe sowie in mehreren mul- Zusammenarbeit in internationalen Gremien, insbeson- tilateralen und internationalen Gremien statt, beispiels- dere in der EFTA und der UNO. Zur Europapolitik, in weise in der UNO, in der Organisation für Sicherheit und welcher die beiden Länder bekanntlich unterschiedliche Zusammenarbeit in Europa (OSZE) oder in der Europä- Wege eingeschlagen haben, fand ein wertvoller Erfah- ischen Freihandelsassoziation (EFTA). rungsaustausch statt. Während des offiziellen Arbeits­ gesprächs besuchten I.K.H. Erbprinzessin Sophie von Kontakte auf den Ebenen Staatsoberhaupt und und zu Liechtenstein und die Partnerinnen und der Regierung Partner der liechtensteinischen Landtags- und Regie- Vom 22. bis 25. Januar fand in Davos das World Economic rungsmitglieder das Haus der Religionen in Bern, ein Forum (WEF) statt, welches S.D. Erbprinz Alois von und einzigartiges Projekt, welches sich dem Dialog der Re- zu Liechtenstein sowie Regierungschef Adrian Hasler die ligionen und der Kulturen verschrieben hat. Der Land- Möglichkeit bot, sich u. a. mit den anwesenden Schwei- tagspräsident und die Landtagsvizepräsidentin trafen zer Bundesräten, der Nationalratspräsidentin, dem sich währenddessen mit Nationalratspräsidentin Marina Ständeratspräsidenten und den anwesenden Schwei- Carobbio Guscetti und Ständeratspräsident Jean-René zer Staatssekretärinnen und Staatssekretären auszutau- Fournier zu einem Arbeitsgespräch. Das Schweizer Fern- schen. Wichtiges Gesprächsthema war die Einschätzung sehen strahlte am 3. April eine rund eineinhalbstündige der Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen der Sondersendung zum Staatsbesuch Liechtensteins aus. Schweiz mit der EU (Institutioneller Rahmenvertrag). Die Jubiläen 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein sowie Re- sowie 100 Jahre Errichtung Gesandtschaft Bern und gierungschef Adrian Hasler nutzten das WEF ausserdem Vertretung durch die Schweiz im Ausland wurden im für eine Vielzahl von Begegnungen mit hohen Politikern Berichtsjahr intensiv genutzt, um an verschiedenen aus Staaten aus der ganzen Welt. Veranstaltungen, u. a. im Rahmen von Vorträgen, über Am 23. Januar nahm der Schweizer Bundespräsident Liechtenstein zu berichten und auf die vielfältigen Fa- Ueli Maurer, zusammen mit den Bundespräsidenten von cetten des Landes aufmerksam zu machen. Im Zeichen Österreich und Deutschland, in Schaan an der 300-Jahr- des Jubiläums 100 Jahre Eröffnung der liechtenstei- Feier Liechtensteins und am anschliessenden Abendes- nischen Gesandtschaft in Bern organisierte die Bot- sen auf dem Schloss teil. schaft in Zusammenarbeit mit u. a. dem Berufsverband Der zweitägige Staatsbesuch in der Schweiz vom Visarte Liechtenstein die Kunstausstellung «LIECHTEN- 3. / 4. April war der Höhepunkt der bilateralen Bezie- STEIN IN BERN IN LIECHTENSTEIN». Die aus zwei Tei- hungen Liechtenstein-Schweiz im Berichtsjahr (siehe len bestehende Ausstellung erlaubte es einerseits liech- dazu ausführlich weiter oben). tensteinischen Künstlerinnen und Künstlern, ihre Werke Am 11. Februar hat Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick in Bern auszustellen und andererseits Berner Kunst- in Bern zusammen mit Bundesrat Guy Parmelin und dem schaffenden, ihre Kunst in Liechtenstein zu präsentie- britischen Minister für internationalen Handel, Liam Fox, ren. Am 4. Juni eröffnete Kulturministerin Dr. Aurelia ein Zusatzabkommen unterzeichnet, um die einschlä- Frick den ersten Ausstellungsteil im Engländerbau in gigen Bestimmungen des Handelsabkommens Schweiz- Vaduz. Eine Woche darauf, am 13. Juni, folgte die Ver- UK aufgrund des Zollvertrags auf das Gebiet von Liech- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

152 | tenstein auszudehnen. Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick Kontakte des Landtages nutzte ihre Anwesenheit in Bern, um am gleichen Tag Am 25. April hielt Landtagspräsident Albert Frick auf zusätzlich bilaterale Gespräche mit Bundesrat Guy Par- Einladung der Botschaft Rumäniens (EU-Ratspräsident- melin, Bundesrat Ignazio Cassis und Bundespräsident schaft) einen Vortrag vor den Botschafterinnen und Bot- Ueli Maurer zu führen. Themen dieser Gespräche waren schaftern der EU-Staaten in Bern. die laufenden Freihandelsgespräche mit den Mercosur- Am 7. / 8. Mai weilten fünf Mitglieder der Aussenpo- Staaten, die EFTA-Organisation, der UNO-Migrations- litischen Kommission des Ständerates in Liechtenstein. pakt und das Rahmenabkommen Schweiz-EU. Sie trafen sich mit der Aussenpolitischen Kommission Regierungsrat Mauro Pedrazzini besuchte am 12. Juni des liechtensteinischen Landtags. Ausserdem fanden Bundesrat Alain Berset, das Bundesamt für Gesundheit ein Austausch mit Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick und und das Bundesamt für Sozialversicherungen in Bern. ein Höflichkeitsbesuch auf dem Schloss statt. Das Be- Am 18. Juni fand in der Residenz der liechtenstei- suchsprogramm umfasste zudem einen Besuch im Lan- nischen Botschaft in Bern der alljährliche «Liechtenstein desmuseum (Ausstellung zu 300 Jahre Liechtenstein) so- Empfang» mit Teilnahme und Eröffnungsansprachen wie zwei Firmenbesuche. von Regierungschef Adrian Hasler und Regierungsrätin Die Schweizer Nationalratspräsidentin Marina Carob- Dr. Aurelia Frick statt. Begleitet waren die Regierungs- bio Guscetti und Ständeratspräsident Jean-René Four- mitglieder von Amtsleiterinnen und Amtsleitern der nier besuchten am 21. November Liechtenstein. Nebst liechtensteinischen Landesverwaltung. Von Schweizer einem Treffen mit Landtagspräsident Albert Frick und Seite nahmen die Nationalratspräsidentin und mehrere Landtagsvizepräsidentin Gunilla Marxer-Kranz stand Parlamentsabgeordnete, Staatssekretär Balzaretti und auch ein Besuch bei S.D. dem Erbprinzen Alois von und viele hohe Beamte aus allen Bundesämtern, welche in zu Liechtenstein auf dem Programm. ihrer täglichen Arbeit mit Liechtenstein befasst sind, teil. Die Möglichkeit zum informellen Austausch wurde von Kontakte auf Experten- und Amtsebene allen über 120 anwesenden Gäste sehr geschätzt. Am 28. Februar fand auf Einladung des Tessiner Polizei- Am 16. September hielt S.D. Erbprinz Alois von und kommandanten Matteo Cocchi ein Besuch von Botschaf- zu Liechtenstein beim Club Politique de Berne einen Vor- terin Dr. Doris Frick, Polizeichef Jules Hoch und Staats- trag. Darin und in der anschliessenden Diskussion ging anwalt Robert Wallner in Bellinzona statt. Anlass war, er auf die Geschichte Liechtensteins ein, erläuterte das dass das Tessin und Liechtenstein immer wieder Fälle heutige Wirtschaftssystem und den Staatsaufbau und be- haben, die beide Regionen betreffen. Es fanden Treffen handelte Fragen zur Zukunft Liechtensteins. mit Regierungsrat Norman Gobbi, Polizeikommandant Am 21. Oktober traf sich Regierungschef Adrian Has- Matteo Cocchi und dem leitenden Staatsanwalt Andrea ler zu einem Arbeitsbesuch mit Bundespräsident Ueli Pagani statt. Maurer in Bern. Sie tauschten sich u. a. über die aktu- Am 22. März wurde das jährliche Delegationstreffen ellen Vorschläge der Organisation für wirtschaftliche Zu- Landwirtschaft mit der Schweiz in Vaduz durchgeführt. sammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Besteuerung Es wurde eine inhaltliche Überprüfung der im Jahr 2003 digitaler Geschäftsmodelle aus sowie über den Umgang abgeschlossen Vereinbarung zur Beteiligung Liechten- mit Kryptowährungen und über Ansätze zur Regulierung steins an den Markt- und Preisstützungsmassnahmen blockchainbasierter Geschäftsmodelle. beschlossen. Am 28. November traf sich Regierungsrätin Am 3. Mai trafen sich in Bern Vertreterinnen und Ver- Dr. Katrin Eggenberger mit Bundesrat Ignazio Cassis, treter der Botschaft, des Roten Kreuzes und von Liech- Vorsteher des Eidgenössischen Departements für aus- tenstein Languages (LieLa) zu einem Austausch über die wärtige Angelegenheiten, in Bern. Somit ging der erste Pilotphase des Roten Kreuzes mit LieLa in der Region offizielle Auslandsbesuch der neuen Aussenministerin, Bern. wie dies bereits Tradition ist, in die Schweiz. Im Arbeits- Am 8. Mai fand das jährliche Arbeitstreffen zwi- gespräch wurden nebst einer Würdigung der bilateralen schen Liechtenstein und der Humanitären Hilfe der Beziehungen die jeweilige Europapolitik sowie die He- DEZA statt. Bei dem Treffen, das dieses Jahr in Liech- rausforderungen im Zusammenhang mit dem Brexit be- tenstein durchgeführt wurde, wurden insbesondere die sprochen. Darüber hinaus ging es um die Zusammen- Verwendung der liechtensteinischen Gelder bzw. die arbeit in internationalen Gremien und insbesondere um von Liechtenstein unterstützten DEZA-Projekte disku- den Umgang der internationalen Gemeinschaft mit Digi- tiert. talisierungsthemen. Am 29. Mai unterzeichneten Botschafterin Dr. Doris Im Berichtsjahr trafen S.D. Erbprinz Alois von und Frick und der Direktor des Bundesamts für Bauten und zu Liechtenstein sowie die Regierungsmitglieder auch Logistik (BBL) Pierre Broye in Bern eine Verwaltungs- im Rahmen der traditionellen Treffen der deutschspra- vereinbarung zwischen dem liechtensteinischen Amt chigen Länder (Treffen der Staatsoberhäupter, Treffen für Volkswirtschaft und dem Bundesamt für Bauten und der Fachminister) mit ihren Schweizer Amtskolleginnen Logistik (BBL) über den Vollzug der Marktüberwachung und Amtskollegen zusammen. im Bereich der Bauprodukte. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Am 5. Juli erstattete der neue, unter anderem für Konsularische Tätigkeit | 153 Liechtenstein zuständige Zollkreisdirektor Thomas Zehn- der Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch und Die Botschaft in Bern betreut die über 1'700 in der Regierungsrätin Dominique Hasler einen Antrittsbesuch Schweiz und die über 1'060 in Drittländern gemeldeten und informierte über die neusten Entwicklungen, u. a. zur liechtensteinischen Staatsbürgerinnen und Staatsbür- Umstrukturierung der Eidgenössischen Zollverwaltung. ger im konsularischen Bereich. Nebst der Betreuung der Am 3. September besuchten Botschafterin Dr. Do- Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner werden sämt- ris Frick, Dr. Katja Gey und Daniel Keller (beide Amt für liche Geschäfte aus der ganzen Welt, die einen Liechten- Volkswirtschaft) die Eidgenössische Zolldirektion (EZV) zu stein-Bezug haben und über das konsularische Netzwerk einem Treffen mit Direktor Christian Bock. Er präsentierte der Schweiz eingehen, vom EDA an die liechtensteinische die Reorganisation der EZV und das Digitalisierungsprojekt Botschaft in Bern weitergeleitet. Dies betrifft in der Re- Dazit, welches sowohl die Wartezeiten am Zoll verringern gel Angelegenheiten liechtensteinischer Staatsangehöri- als auch das Marktüberwachungs- und Kontrollsystem ger in Drittländern sowie von Liechtensteinerinnen und (nötig aufgrund der EWR-Mitgliedschaft Liechtensteins Liechtensteinern, die im Ausland in eine Notsituation ge- und dem gleichzeitigem Verbleib in der Zollunion mit raten, Rechtshilfeangelegenheiten in Straf- und Zivilfäl- der Schweiz) vereinfachen soll. In weiteren Gesprächen len sowie Beglaubigungen. Vereinzelt kann die Botschaft mit den Fachexperten der EZV ging es darum, wie diese in Bern auch liechtensteinische Unternehmen bei der Lö- Vereinfachungen konkret realisiert werden können. sungsfindung zu Problemen aufgrund ihrer internationa- Am 17. September erfolgte in Bern ein Treffen über len Tätigkeiten unterstützen. die Zusammenarbeit im Bereich Krisenmanagement im Ausland (Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein). Die jährliche Sitzung des Gemischten Agraraus­ schusses Schweiz-EU wurde am 7. November in Bern Liechtensteinische Botschaft in durchgeführt. Liechtenstein ist über ein Zusatzabkom- Berlin men in das Abkommen der Schweiz mit der EU mit­ einbezogen und nahm deshalb an der Sitzung teil. Am 16. Dezember fand der politische Dialog zwi- Leiterin: Isabel Frommelt-Gottschald schen der Schweiz und Liechtenstein in Bern statt. Die liechtensteinische Delegation wurde angeführt von Bot- Das Berichtsjahr stand ganz im Zeichen des 300-Jahr- schafter Dr. Martin Frick, Leiter des Amts für Auswärtige Jubiläums Liechtensteins. Sämtliche Aktivitäten, Auftritte Angelegenheiten, die schweizerische Delegation von und Anlässe der Botschaft in Deutschland sowie die Kon- Botschafter Pietro Piffaretti. Die beiden Delegationen taktpflege auf politischer, wirtschaftlicher, kultureller und tauschten sich zu bilateralen Themen, zur Europapolitik gesellschaftspolitischer Ebene wurden dazu genutzt, das und zum Brexit sowie zur Zusammenarbeit in internatio- Verständnis für die Geschichte Liechtensteins, die Heraus- nalen Organisationen aus. forderungen des Kleinstaats, die Errungenschaften sowie seinen Platz in Europa im Bewusstsein deutscher Entschei- Kontakte mit Botschaften in Bern dungsträger und Einflussnehmer zu vertiefen. Hinsichtlich des Ausbaus der Beziehungen sind insbesondere die neuen Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Botschaft Bern ist und gestärkten Beziehungen zum Präsidenten und den Ab- die Pflege der Kontakte zu Botschaften von Drittstaaten, geordneten des Deutschen Bundestages hervorzuheben. welche in Liechtenstein akkreditiert sind. Dazu gehören Diesbezüglich war der Festakt «300 Jahre Fürstentum die Entgegennahme und das Weiterleiten von Demarchen Liechtenstein» in der Deutschen Parlamentarischen Gesell- und Positionspapieren sowie damit verbundene Abklä- schaft im ehemaligen Palais des Reichstagspräsidenten am rungen, die Unterstützung bei der Organisation von Be- 11. April ein Höhepunkt. Ebenfalls ein grosser Erfolg war suchen in Liechtenstein sowie bei Besuchen hoher liech- das Sommerfest in der Residenz anlässlich des Besuchs tensteinischer Delegationen im Ausland. Ferner pflegt die von Aussenministerin Dr. Aurelia Frick. Botschaft im Rahmen von Anlässen wie beispielsweise Vorträgen die Beziehungen zu anderen Staaten und be- Das Jahr 2019 in den Beziehungen tont dabei auch Standpunkte des Landes bezüglich spezi- Liechtenstein – Deutschland fischer Angelegenheiten und setzt sich damit stark für die Wahrnehmung liechtensteinischer Interessen ein. Kontakte auf Regierungs- und Landtagsebene So organisierte die Botschaft in Bern bspw. am Liechtenstein präsentierte sich im Berichtsjahr wieder 19. Juni ein Treffen für Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick traditionell an zwei Weltmessen in Berlin: Im Januar an mit den Botschafterinnen und Botschaftern der asia- der Internationalen Grünen Woche (IGW) und im März tischen Staaten in Bern, bei dem die liechtensteinische an der Weltleitmesse des Tourismus (ITB). An der Grü- Aussenpolitik erläutert wurde. nen Woche (18. bis 27. Januar) eröffnete Regierungsrätin ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

154 | Dominique Hasler das Festjahr «300 Jahre Liechten- schaftsforum der ZEIT-Verlagsgruppe in Frankfurt am stein» mit einem Empfang und verdeutlichte den Wandel Main auf. In seiner Rede thematisierte er die Wettbe- von 300 Jahren am Beispiel der Landwirtschaft. Sie nahm werbsfähigkeit Europas am Beispiel von Liechtenstein am 19. Januar am Ministertreffen des Global Forum for und dessen Integration im EWR. Am vorabendlichen Food and Agriculture (GFFA) unter der Leitung von Bun- Business Dinner nahmen Persönlichkeiten aus Politik, deslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner teil. An der Wirtschaft und Medien teil, darunter der FAZ-Herausge- ITB (6. bis 10. März) knüpfte Regierungschef-Stellver- ber Gerald Braunberger. treter Dr. Daniel Risch an das 300-Jahr-Thema an und lud zum Medien-Apéro ein, an dem der Parlamentarische Veranstaltungen unter dem Motto «300 Jahre Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Tho- Liechtenstein» mas Bareiss, teilnahm. Die Geschäftsführerin von Liech- Die Botschaft nutzte das Jubiläumsjahr, um auch medial tenstein Marketing, Michelle Kranz, stellte den Gästen auf Liechtenstein aufmerksam zu machen. Zum Jahres- das Jubiläumsprogramm und touristische Highlights wie auftakt erschien im Magazin «Business & Diplomacy» den Liechtenstein-Weg vor. Regierungschef-Stellvertre- die Titelstory «Mitten in Europa – 300 Jahre Fürsten- ter Dr. Risch nutzte seinen Berlin-Aufenthalt für ein Tref- tum Liechtenstein» mit einem Interview der Botschaf- fen mit dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands terin. Ende März erschien zur Eröffnung der Leipziger der Deutschen Industrie (BDI), Dr. Joachim Lang, und Buchmesse, eine Sonderbeilage in der Frankfurter All- besuchte ein Start-up-Unternehmen im Bereich innova- gemeinen Zeitung (FAZ), die von der Botschaft inhaltlich tive Mobilität. unterstützt und begleitet wurde. Schon an der Internati- Im Februar war Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick an onalen Grünen Woche im Januar und an der Internatio- der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) zu Gast. Sie nalen Tourismusbörse im März stand der Auftritt Liech- nutzte die Konferenz für bilaterale Gespräche zu aktu- tensteins unter dem Motto 300 Jahre. ellen Themen, liechtensteinischen Initiativen und Prio- Höhepunkt im Veranstaltungskalender bildete der ritäten. Sie traf ihre Amtskollegen aus Armenien, Geor- Festakt «300 Jahre Fürstentum Liechtenstein» am gien, Kirgistan, Kroatien, den Niederlanden, der Schweiz 11. April in der Deutschen Parlamentarischen Gesell- und die EU-Ratspräsidentschaft Rumänien sowie den schaft (DPG) in Berlin. Liechtenstein war mit S.D.I.K.H. Generalsekretär der Vereinten Nationen für Palästina- dem Erbprinzenpaar, dem Landtagspräsidenten Albert flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und die Chefan- Frick und mit Regierungschef Adrian Hasler hochran- klägerin des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC). Mit gig vertreten. Ehrengast auf deutscher Seite war Bun- dem Aussenminister von Litauen unterzeichnete sie ein destagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble. Die Schirm- Doppelbesteuerungsabkommen. Darüber hinaus trat die herrschaft übernahm die Abgeordnete Michaela Noll, Regierungsrätin als Rednerin an der Münchner Europa- Präsidentin der DPG und ehemalige Vizepräsidentin des konferenz auf, an der u. a. der bayerische Ministerpräsi- Deutschen Bundestags. Rund 100 Gäste aus Wirtschaft, dent Markus Söder, IWF-Chefin Christine Lagarde und Politik und Gesellschaft nahmen an dem festlichen An- die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karren- lass teil, der durch die Liechtensteiner Opernsängerin bauer teilnahmen. Sarah Längle, begleitet vom Kammerensemble der Deut- Regierungschef Adrian Hasler war am 13. Juni auf schen Oper Berlin, musikalisch umrahmt wurde. Einladung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Liechtensteins Auftritt an der Leipziger Buchmesse von Rheinland-Pfalz, Dr. Volker Wissing, Gastredner vom Ende März war ebenfalls mit einem besonderen am «Sommerabend der Aussenwirtschaft». Der Termin Programm verbunden. Unter dem Titel der Abendver- war der Gegenbesuch zum Besuch einer rheinland- anstaltung «Bin der Fremde, allen bekannt» setzten sich pfälzischen Wirtschaftsdelegation in Liechtenstein im Liechtensteiner Autoren und Musiker im Dialog mit süd- Mai 2018. Regierungschef Hasler nutzte seinen Auf- osteuropäischen Kollegen und Kolleginnen mit dem enthalt in Mainz für ein Treffen bei Ministerpräsidentin Schreiben im Dialekt auseinander. Am offiziellen Lese- Malu Dreyer und besuchte die Firma BioNTech. programm des traduki-Netzwerkes nahmen die beiden Vom 16. bis 18. Oktober reiste die Aussenpolitische Nachwuchsautoren Christiani Wetter und Gary Kauf- Kommission des Liechtensteinischen Landtags in die mann teil. Der Auftritt in Leipzig war erneut eine Koope- deutsche Hauptstadt und führte zahlreiche Gespräche ration zwischen der Kulturstiftung Liechtenstein und der mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Hierzu Botschaft Berlin. zählten Treffen mit Mitgliedern der Deutsch-Schwei- Am 11. Juni fand anlässlich des Jubiläums im Beisein zerischen Parlamentariergruppe, des Ausschusses für von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ein Sommerfest in Auswärtige Angelegenheiten, des Ausschusses für die der Residenz mit rund 120 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Angelegenheiten der Europäischen Union sowie ein Höf- Medien, Kunst und Kultur nahmen statt. Für jazzmusi- lichkeitsbesuch bei Bundestagspräsident Dr. Wolfgang kalische Begleitung sorgte das Stefan-Frommelt-Trio Schäuble. aus Liechtenstein. Die Regierungsrätin verband ihren Am 29. Oktober trat Regierungschef-Stellvertreter Dr. Besuch in Berlin mit einem Arbeitsgespräch mit der Daniel Risch als Keynote Speaker am Deutschen Wirt- CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

sowie der Teilnahme an der von der Atlantik-Brücke or- mungsbild aus beiden Parteien zu gewinnen. Ausserdem | 155 ganisierten Deutsch-Amerikanischen Konferenz zum traf sie sich mit verschiedenen Stiftungen und Think transatlantischen Verhältnis. Tanks in Berlin (u. a. Konrad Adenauer Stiftung, Fried- In der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt in Ber- rich-Ebert Stiftung, Stiftung Wissenschaft und Politik, lin war am 17. September das Jubiläumjahr Anlass für Aspen Institut). eine Gemeinschaftsveranstaltung zwischen dem Win- ckelmann-Museum in Stendal und dem Liechtenstei- Liechtensteinische Honorarkonsulate nischen Landesmuseum in Vaduz. Beide Museen pfle- Die Honorarkonsulate in Frankfurt am Main (Honorar- gen eine langjährige Kooperation und begaben sich vor konsul Christian Ratjen) und in München (Honorarkonsul einem interessierten Publikum auf die Spurensuche nach Dr. Christian Waigel) unterstützten auch im Berichtsjahr den Verbindungen zwischen Liechtenstein, Berlin und die Arbeit der Botschaft. Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahrhunderten. Schliesslich war das Jubiläum auch thematischer Liechtensteinisches Künstleratelier Leitfaden für den Liechtenstein-Auftritt an der Frankfur- Im Berichtsjahr unterstützte die Botschaft das Amt für ter Buchmesse vom 16. bis 20. Oktober. Kultur bei der Suche nach einem neuen Standort für das Ebenfalls im Oktober organisierte der Honorarkonsul bisherige Künstleratelier am Paul-Lincke-Ufer in Kreuz- in München, Dr. Christian Waigel, einen Liechtenstein- berg. Das neue Künstleratelier befindet sich am Marien- Empfang für das Konsularische Corps in der bayerischen dorfer Damm im Stadtbezirk Mariendorf. Landeshauptstadt. Dazu lud er Prof. Dr. Roland Müller, Präsident des Aufsichtsrats der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht (FMA) sowie die Botschafterin zu Impulsvorträgen ein. Mission bei der Europäischen Weitere deutsch-liechtensteinische Kontakte Union in Brüssel Von den diversen Kontakten im Laufe des Berichtsjahres seien nur die folgenden erwähnt. Im Februar empfing die Botschafterin den Vorsitzenden des Cybersicherheits- Leiterin: Botschafterin Sabine Monauni rates Deutschland zu einem Hintergrundgespräch in der Botschaft, um sich über die Problematik der Cybersicher- Hauptaufgabe der Mission ist die Wahrnehmung der liech- heit aus deutscher Sicht zu informieren. tensteinischen Interessen bei der Europäischen Union, Am 1. März sprach die Botschafterin vor dem insbesondere im Rahmen der Mitgliedschaft im Europä- Deutsch-Schweizerischen Wirtschaftsclub in Frankfurt ischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie der Assoziation mit am Main zum politisch-historischen Jubiläum sowie zu Schengen / Dublin. Die Mission dient dabei auch als Binde­ den aussenpolitischen Initiativen und Prioritäten Liech- glied für Amtsstellen ausserhalb des Aussenministeri- tensteins. ums, darunter die Stabsstelle EWR, das Ministerium für In Nürnberg fand im Mai eine Konferenz zum Thema Inneres (Schengen / Dublin) sowie das Präsidium (Finanz­ «Paving the Path of Human Rights: International Criminal themen, Steuern). Das Berichtsjahr stand ganz im Zeichen Law and UN Agenda 2030» statt, an der die Botschafte- des 25-Jahr-Jubiläums des EWR-Abkommens. Besonders rin teilnahm. Ebenfalls im Mai besuchte die Botschafte- hervorzuheben sind zudem die Rekordleistung bei der rin die Konferenz der Deutschen Stiftung für Zukunftsfra- Übernahme von EU-Rechtsakten in das EWR-Abkommen, gen und das Global Media Forum der Deutschen Welle erfolgreiche Vorbereitungsarbeiten auf den Brexit, Fort- (DW). Solche Teilnahmen geben u. a. die Möglichkeit, in schritte bei der Umsetzung der EEA Grants 2014-2021, Deutschland auf das multilaterale Engagement Liechten- sowie Liechtensteins Unterzeichnung der Abkommen zu steins aufmerksam zu machen. Prüm und Eurodac (Datenaustausch). Im Steuerbereich Im Oktober fand ein bilaterales Treffen mit dem wurden der Dialog mit der EU sowie einzelnen EU-Staaten Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deut- hinsichtlich bestehender Steuerhindernisse für liechten­ schen Industrie, Dr. Joachim Lang, in der Residenz statt. steinische Unternehmen fortgesetzt. Ende Oktober traten die LGT Young Soloists im Kam- mermusiksaal der Berliner Philharmonie auf. Die Bot- 25-Jahr-Jubiläum des EWR-Abkommens schaft nutzte den Anlass in Kooperation mit der LGT, um Zur Feier des 25-Jahr-Jubiläum des EWR-Abkommens ausgewählte Personen zu diesem hochklassigen Nach- haben die Regierungschefs von Liechtenstein, Island wuchskonzert einzuladen. und Norwegen am 22. März in Brüssel die Staats- und Im Berichtsjahr besuchte die Botschafterin die Jah- Regierungschefs der EU getroffen. Ratspräsident Donald restagungen des Bundesverbands der Deutschen Indus- Tusk unterstrich beim öffentlichen Teil der Veranstaltung trie (BDI) und der Vereinigung deutscher Arbeitgeber die Bedeutung des EWR als gleichberechtigte Partner- (BDA) sowie die Bundesparteitage der CDU in Leipzig schaft und Wertegemeinschaft. Regierungschef Adrian und der SPD in Berlin, um aus erster Hand ein Stim- Hasler bezeichnete das Jubiläum als Meilenstein der ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

156 | europäischen Integration. An weiteren feierlichen Anläs- Im Rahmen der EWR-Mitgliedschaft unterhalten Is- sen im Laufe des Berichtsjahres, darunter auf Minister­ land, Liechtenstein und Norwegen auch politische Dia­ ebene im Rahmen der Treffen des EWR-Rates im Mai und loge mit der EU zu aussenpolitischen Themen (z. B. November, zogen die Vertragsparteien durchwegs positiv Afrika, Osteuropa und Zentralasien, Westlicher Balkan, Bilanz. Das EWR-Abkommen garantiert die vier Grund- OSZE / Europarat). Diese Gespräche finden zweimal jähr- freiheiten und hat dadurch Innovation, Wettbewerbs­ lich auf Ministerebene statt (am Rande des EWR-Rates) fähigkeit und allgemeinen Wohlstand gefördert. Liech- und werden im Übrigen von der Mission abgedeckt. Zu- tenstein hat sich dabei als verlässlicher Partner bewiesen. dem lädt die EU Liechtenstein regelmässig dazu ein, di- Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden 2020 in Liechten- verse Erklärungen zu aussenpolitischen Themen mit- stein fortgesetzt, da der EWR-Beitritt des Landes nicht zutragen (z. B. zu den Protesten in Hong Kong, Irak, schon am 1. Januar 1994, sondern erst am 1. Mai 1995 er- Sanktionen gegen Venezuela oder Nicaragua). Die Mis- folgt war, nachdem die erforderlichen Anpassungen des sion koordiniert Liechtensteins Position zu diesen Erklä- Zollvertrags mit der Schweiz vereinbart waren. rungen, welche in der Regel mitgetragen werden. Ausserdem vertritt die Mission Liechtenstein in Übernahme von EU-Rechtsakten in den EWR den Sitzungen jenes Gremiums, welches über Finanz-, (Binnenmarkt) Budget- und Personalfragen des EFTA-Gerichtshofes Die Mission vertritt Liechtenstein in den rechtssetzenden sowie der EFTA-Überwachungsbehörde entscheidet Organen des EWR. Im Berichtsjahr traf der Gemeinsame (ESA / Court Committee). Der Ausschuss beschloss die EWR-Ausschuss 319 Beschlüsse, mit denen insgesamt Budgets der beiden Institutionen für 2020. Während sich 708 EU-Rechtsakte in das EWR-Abkommen übernom- das Budget des Gerichtshofes nur etwa im Rahmen der men wurden. Damit war 2019 das produktivste Jahr in Inflation erhöhte (rund 3 %), wurde jenes der ESA um der Geschichte des EWR. Besonders hervorzuheben ist über 8 % erhöht. Dadurch soll der gestiegenen Arbeits- dabei die Übernahme zahlreicher Rechtsakte im Bereich last – etwa durch zusätzliche Überwachungsaufgaben der Finanzdienstleistungen, darunter MiFID II / MiFIR wegen der Übernahme neuen EU-Acquis – sowie der (Märkte für Finanzinstrumente) und CRR / CRD IV (Ban- steigenden Komplexität der Tätigkeit der Behörde Rech- kenkapital) sowie über 100 damit verbundener Rechts- nung getragen werden. Der Ausschuss bestellte zudem akte. die Norwegerin Bente Angell-Hansen für weitere zwei Zu den grössten Herausforderungen des EWR zählt Jahre zur ESA-Präsidentin. seit Jahren der Rückstau an Rechtsakten, die noch nicht Bestandteil des EWR sind, aber bereits in der EU gelten Brexit (sogenannter Backlog). Somit entsteht ein Regelungsge- Die Mission befasste sich weiter intensiv mit dem Brexit- fälle, das dem Homogenitätsziel des EWR widerspricht. Dossier und dabei insbesondere mit den Auswirkungen Das Berichtsjahr brachte in dieser Hinsicht grosse Fort- auf den EWR. Die Gespräche der EWR / EFTA-Staaten mit schritte. Der Backlog konnte von über 600 Akten zu Jah- dem Vereinigten Königreich (UK) über ein EWR-Austritts- resanfang auf rund 450 zu Jahresende reduziert werden. abkommen, das u. a. die Rechte jener Bürger schützt, die Zudem ist zu bedenken, dass ein gewisser Rückstau bei die Personenfreizügigkeit in Anspruch genommen ha- der Übernahme von EU-Acquis systemimmanent ist, da ben, waren bereits Ende 2018 abgeschlossen worden. das Übernahmeverfahren in der Regel erst dann beginnt, In dem Zusammenhang ist auch vorgesehen, dass die wenn der entsprechende EU-Akt bereits publiziert ist. Es EWR / EFTA-Staaten UK eine Übergangsphase bis Ende sind allerdings weiterhin grosse Anstrengungen von Nö- 2020 gewähren, in der sich – wie auch im Verhältnis UK- ten, um das positive Momentum beizubehalten. EU – nichts ändern soll. Im Berichtsjahr lag der Schwer- punkt der Arbeiten auf Massnahmen für den Fall, dass UK Sonstige Vertretung in EWR-relevanten Organen ohne Vertrag mit der EU aus der Union und damit auch Das höchste politische Gremium des EWR, der EWR- aus dem EWR ausscheidet. Dazu wurde eine Reihe von Rat, tagte im Berichtsjahr zweimal (20. Mai bzw. 19. No- Notfallmassnahmen der EU in den EWR übernommen. vember). Liechtenstein wurde dabei jeweils durch Re- Zudem wurde ein weiteres Abkommen mit UK ausverhan- gierungsrätin Dr. Aurelia Frick bzw. durch Botschafterin delt, das auch im No-Deal-Szenario die Rechte der Bürger Sabine Monauni vertreten. Beim EWR-Rat treffen die zu- von EWR / EFTA-Staaten schützen würde. Der britische ständigen Minister Islands, Liechtensteins und Norwe- EU-Austritt erfolgte letztlich jedoch geregelt, sodass gens auf die jeweilige EU-Präsidentschaft (Rumänien in diese Massnahmen nicht zum Tragen kommen mussten. der ersten Jahreshälfte, Finnland in der zweiten), um das Funktionieren des EWR zu diskutieren. Dabei werden je- EWR-Finanzierungsmechanismus weils auch gemeinsame Schlussfolgerungen angenom- men. Wichtigste Themen dieser Sitzungen im Berichts- Der EWR-Finanzierungsmechanismus ist das Pendant jahr waren die Zukunft des Binnenmarktes (im Lichte des zum EU-Kohäsionsfonds und stellt den gemeinsamen Führungswechsels in den EU-Institutionen), der Klima- Beitrag Islands, Liechtensteins und Norwegens zur Ver- wandel, Brexit sowie der Backlog. ringerung des wirtschaftlichen und sozialen Ungleichge- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

wichts innerhalb von Europa dar. Für die Periode 2014 Hervorzuheben sind dabei die Einführung eines europä- | 157 bis 2021 beträgt Liechtensteins Beitrag voraussichtlich ischen Netzwerks von Verbindungsbeamten im Migra­ EUR 2.7 Mio. pro Jahr, was rund 1.33 % der Gesamt- tionsbereich, Rechtsakte zur Implementierung von EES, kosten entspricht. Die Mission vertritt Liechtensteins In- ETIAS und dem ISF-Borders-Fonds sowie die Umsetzung teressen in den Leitungsgremien dieses auch als EEA des Interoperabilitätsdossiers. Im Berichtsjahr wurden Grants bekannten Programms (www.eeagrants.org). die Abkommen zu Prüm und Eurodac unterzeichnet, die Im Berichtsjahr stand die Umsetzung der EEA Grants es Liechtenstein inskünftig erlauben, am Austausch dak- für 2014 bis 2021 im Zentrum: So wurden Konzeptno- tyloskopischer, DNA- sowie Fahrzeughalterdaten euro- ten und Programmabkommen erarbeitet für die einzel- paweit zu partizipieren. nen Programme in 14 der 15 Empfängerstaaten (Ru- mänien, Bulgarien, Slowakei, Malta, Portugal, Estland, Finanzthemen und Steuerkooperation Tschechische Republik, Griechenland, Litauen, Lettland, Am 8. November 2019 trafen sich die Wirtschafts- und Slowenien, Polen, Kroatien und Zypern). Am weitesten Finanzminister der EFTA und der EU (EFTA Ecofin), um fortgeschritten sind Rumänien, Bulgarien, die Slowakei, sich über finanzpolitische Themen auszutauschen. Das Portugal, Tschechien und Estland, wo bereits Ausschrei- Thema des Treffens war «Nachhaltige Finanzen». Liech- bungen für Projektfördermittel laufen. Auch liechtenstei- tenstein informierte über die Entwicklung der Wirtschaft nische Partner können sich für Projekte mitbewerben. in Liechtenstein und die Aktivitäten der Regierung und Das Memorandum of Understanding mit Ungarn konnte des Finanzplatzes im Bereich nachhaltige Finanzen. Be- noch nicht abgeschlossen werden, wodurch sich die Um- sonders erwähnt wurde die «Liechtenstein Initiative» ge- setzung verzögern wird. Die Mission setzt sich bei den gen moderne Sklaverei und Menschenhandel, welche Umsetzungsarbeiten vor allem für Schwerpunkte in den einen wichtigen Bestandteil von Liechtensteins Enga- Bereichen Bildung, Kultur, Migration und gute Regie- gement zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 darstellt. rungsführung ein. Schwerpunktländer für Liechtenstein Der von der Finanzsektorkommission ausgearbeitete sind Tschechien, die Slowakei, Polen und Ungarn. Aktionsplan für den globalen Finanzsektor befasst sich mit nachhaltiger und innovativer Finanzierung, verant- Schengen- und Dublin-Assoziierung wortungsvoller Kreditvergabe und nachhaltigem Invest- Die Mission Brüssel nimmt im Bereich Schengen / Dub­ ment sowie mit den Sorgfaltspflichten des Sektors. Im lin an Sitzungen einschlägiger EU-Gremien teil, die Anschluss an das Treffen diskutierten die EWR / EFTA- sich mit dem Funktionieren und der Weiterentwicklung Minister die Fortschritte bei der EWR-Übernahme im Fi- dieses Rechtsbereichs befassen. Thematisch geht es nanzdienstleistungsbereich. um Innen- und Sicherheitspolitik, insbesondere Polizei- Nachdem Liechtenstein im Oktober 2018 von der kooperation und Terrorismusbekämpfung, Visapolitik, «grauen» Steuerliste der EU gestrichen wurde, haben Schutz der Aussengrenzen sowie Asyl und Migration. Im 2019 einzelne EU-Länder (Litauen und Kroatien) eben- Berichtsjahr konzentrierten sich die Arbeiten der Mis- falls ihre nationalen Listen entsprechend korrigiert. Was sion insbesondere auf die Vernetzung der Datenbanken die verbleibenden Steuerhindernisse für liechtenstei- (sog. Interoperabilität), die damit verbundenen neuen nische Unternehmen in der EU anbelangt, so wurde 2019 Grenzsicherungssysteme (Entry-Exit-System EES bzw. der Dialog mit der EU (Code of Conduct Group) sowie mit das Reiseanmeldesystem ETIAS) sowie die Stärkung der den betroffenen EU-Ländern fortgesetzt. EU-Grenzschutzagentur Frontex. Ein weiterer Schwer- punkt waren die Verhandlungen für ein mehrjähriges EU-Instrument für Grenzmanagement und Visa (BMVI), welches die Schengen-Staaten bei der Umsetzung von Massnahmen im Grenzschutz finanziell unterstützt. Das BMVI ist Nachfolger des ISF-Borders-Fonds, an dem auch Liechtenstein derzeit teilnimmt. Als Schengen / Dublin-Mitglied wird Liechtenstein auch regelmässig auf höchster politischer Ebene zu den Treffen der EU-Innenminister eingeladen. Regierungs- rätin Dominique Hasler nahm im Berichtsjahr an vier solcher Treffen teil, die sich vor allem mit den Themen Migration, Aussengrenzschutz und Interoperabilität be- schäftigten. An den weiteren zwei Ministerratssitzungen wurde die Regierungsrätin durch die Mission Brüssel vertreten. Im Berichtsjahr hat die EU-27 Rechtsakte beschlos- sen, die den Schengen / Dublin-Besitzstand weiterent- wickeln und auch von Liechtenstein umzusetzen sind. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

158 | Liechtensteinische Botschaft bei ages vorgestellt wurde, wurde am 5. Oktober zum Kardi- der Belgischen Krone nal geweiht und stieg damit in dieses höchste Gremium der Kirche auf. Da die Funktion des nicht-residierenden Botschafters beim Heiligen Stuhl ehrenamtlich durchge- Leiterin: Botschafterin Sabine Monauni führt wird, finden pro Jahr durchschnittlich vier bis sechs Reisen nach Rom statt. Die Botschaft verfolgte aktuelle Entwicklungen in Belgien und berichtete darüber an die Regierung. Das Berichts- jahr stand in Belgien im Zeichen des innenpolitischen Still- stands: Die Parlamentswahlen vom Mai 2019 brachten in noch stärkerem Masse als zuvor die sprachlichen und re- Liechtensteinische Botschaft in gionalen Unterschiede zum Vorschein. Während Flandern Washington nach rechts rückte, bewegte sich Wallonien weiter nach links. Bis zum Ende des Berichtsjahres war aufgrund der zersplitterten Parteienlandschaft eine Regierungsbildung Leiter: Botschafter Kurt Jäger nicht möglich. Die bilateralen Aktivitäten der Botschaft hielten sich im Übrigen in Grenzen, da die Vertretung mit Das Berichtsjahr war in den USA vor allem von drei ihrer Tätigkeit als Mission bei der Europäischen Union aus- Entwicklungen geprägt: Die Einleitung eines Amtsent­ gelastet ist. Die Botschaft ist zudem auch für konsularische hebungsverfahren gegen den Präsidenten, eine Eskalation Angelegenheiten zuständig; im Berichtsjahr gab es dazu von internationalen Handelskonflikten und eine deutliche jedoch keine nennenswerten Aktivitäten. Ausweitung von internationalen Sanktionen durch die USA. Nach monatelangen Untersuchungen und Anhörungen wurde kurz vor Weihnachten im US-Repräsentantenhaus die Eröffnung eines formellen Amtsenthebungsverfah- rens gegen Präsident Trump und eine Überweisung von Liechtensteinische Botschaft beim zwei Anklagepunkten an den Senat zur Entscheidung be- Heiligen Stuhl schlossen, nämlich der Vorwurf des Amtsmissbrauchs und Behinderung des Kongresses in seinen Untersuchungen. Das Jahr war auch weitgehend bestimmt von einer konse- Leiter: S.D. Botschafter Prinz Stefan von und zu quenten Fortsetzung der Politik der US-Regierung, bilate- Liechtenstein rale Handelsbeziehungen durch einseitige Eingriffe in den Handelsverkehr zum Vorteil der USA zu verändern. Han- Auch im Berichtsjahr wurde die Pflege der informellen delspartner wurden durch die Einführung oder Androhung Kontakte mit Vertretern und Vertreterinnen des Heiligen von Strafzöllen dazu gedrängt, den USA Handelserleichte- Stuhls fortgesetzt. Dem liechtensteinischen Vertreter wird rungen einzuräumen oder Verpflichtungen zur Erhöhung dabei stets grosses Wohlwollen entgegengebracht. Weiter- des Imports von US-Gütern einzugehen. In einigen Fällen hin ist man beim Heiligen Stuhl auch zur Fortsetzung der war den USA hierbei auch Erfolg beschert. So konnten Gespräche über ein Konkordat bereit. neue Handelsabkommen oder signifikante Anpassungen bestehender Abkommen mit Kanada, Mexiko, Japan, Süd- In Verbindung mit dem Heiligen Stuhl darf als herausra- korea und China abgeschlossen werden. Die vermehrte gender Anlass im Jahr 2019 das Pontifikalamt am 8. Sep- Distanzierung der US-Regierung von multilateralen Insti- tember genannt werden, bei dem der päpstliche Nuntius tutionen und Vertragswerken zeigte sich auch mit Bezug Erzbischof Gullickson die Festpredigt hielt. Für Liech- auf die WTO. Die von anderen Mitgliedstaaten vorgeschla- tenstein war dabei von grösster Bedeutung, dass S.D. genen Reformen der WTO gingen den USA nicht weit ge- Erbprinz Alois die Weihe des Landes, die bereits Fürst nug, insbesondere um strukturelle Änderungen in Chinas Franz-Josef II. ausgesprochen hatte, im Beisein von Ver- Wirtschaftspolitik herbeizuführen. Die Gremien der WTO tretungen des Hohen Landtags und der Regierung er- seien nach Ansicht der US-Regierung nicht geeignet, um neuerte. Dies wurde beim Heiligen Stuhl und auch von Streitigkeiten mit Staaten beizulegen, deren Wirtschafts- Papst Franziskus persönlich mit grosser Freude wahr- system nicht auf marktwirtschaftlichen Prinzipien beruhe. genommen. Ein sehr guter Kontakt konnte im letzten Auch in der internationalen Sicherheitspolitik und beim Jahr mit dem Leiter der deutschsprachigen Abteilung humanitären Engagement hielt die US-Regierung weitge- im Staatssekretariat, Monsignore Winfried König, aufge- hend an ihrer Strategie der Distanzierung von multinatio- baut werden, der bestens über Liechtenstein Bescheid nalen Institutionen und Regelungswerken fest. Am 4. No- weiss. Monsignore Michael Czerny, Abteilungsleiter in vember reichte die US-Regierung, wie angekündigt, offiziell dem von Papst Franziskus gegründeten «Dikasterium für den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ein. die ganzheitliche Entwicklung des Menschen», dem im Die Kündigung tritt allerdings erst nach Ablauf einer Frist Jahr davor das Sprachkursprojekt Liechtenstein Langu- von einem Jahr in Kraft. Wie bereits im Vorjahr angedroht, ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

traten die USA auch aus dem Washingtoner Vertrag mit und angebliche Ablehnung eines Antrags auf Erteilung | 159 Russland über die Vernichtung landgestützter Flugkörper einer Aufenthaltsgenehmigung für einen Imam, während mit mittlerer und kürzerer Reichweite (INF-Vertrag) aus. die Regierung bestritten habe, dass solche Gesuche je Weitreichende neue Sanktionen ergriffen die USA gegen eingegangen seien. Im Vergleich zum Bericht zum Jahr den Iran, Venezuela, Kuba und Russland. Der US-Präsi- 2017 gab es diesmal allerdings keine Meldungen über dent kündigte zudem die Beteiligung seines Landes am un- Tätigkeiten rechtsextremer Bewegungen gegenüber re- terzeichneten, aber nicht ratifizierten internationalen Ver- ligiösen Minderheiten. Es soll lediglich ein Vertreter der trag über den Waffenhandel (United Nations Arms Trade muslimischen Gemeinschaft kritisierte haben, dass mus- Treaty, ATT) auf. Die Bemühungen der US-Regierung zur limische Frauen wegen des Tragens von Topftüchern ei- restriktiveren Ausgestaltung der Einwanderungs-, Visums- ner Diskriminierung im Arbeitsmarkt ausgesetzt seien. und Flüchtlingspolitik wurden ebenfalls konsequent voran- Ausserdem würden muslimische Frauen oftmals nur als getrieben. Reinigungskräfte eingesetzt. Positiv vermerkt wurden schliesslich eine 2017 in Kraft getretene, revidierte Ver- Liechtenstein-Spezifisches ordnung, mit der das Schulamt ermächtigt wurde, in öf- fentlichen Primarschulen einen islamischen Religions- Bewertungen zu Liechtenstein durch das US-Aussen- unterricht als Wahlfach anzubieten und zu finanzieren, ministerium wobei die Lehrkräfte von drei muslimischen Religions- Am 13. März veröffentlichte das US-Aussenministerium gemeinschaften bereitgestellt würden, ebenso wie eine seinen jährlichen Bericht zur Lage der Menschenrechte Intensivierung des aktiven Dialogs zwischen Vertretern in der Welt. Der Bericht analysierte und bewertete die Si- der muslimischen Glaubensgemeinschaft und der Regie- tuation der Menschenrechte in beinahe 200 Ländern und rung. Hoheitsgebieten. Das US-Aussenministerium konnte in Liechtenstein keine schwerwiegenden Verletzungen der Weiterhin ablehnende Haltung des US-Finanz- Menschenrechte feststellen, jedoch stellte der Bericht ei- ministeriums gegenüber dem Anliegen eines nige Bereiche heraus, in denen Liechtenstein noch Ver- Doppelbesteuerungsabkommens besserungspotential aufweise. Zunächst wiederholte der Am 17. Dezember traf sich die Botschaft mit Verantwort- Bericht Punkte, die schon im Vorjahr bemängelt worden lichen im US-Finanzministerium für Steuerfragen, um waren. Dabei handelte es sich um bereits bekannte Män- aktuelle Entwicklungen in der internationalen Steuerpo- gel im Jugendstrafrecht, Haftrecht, Asylrecht und bei der litik und die Aussichten auf eine Aufnahme von Verhand- Gleichbehandlung. Konkret nannte der Jahresbericht fol- lungen mit Liechtenstein über ein Doppelbesteuerungs- gende zwei neue Kritikpunkte, die im Vorjahresbericht abkommen zu erörtern. Hinsichtlich der Aussichten auf noch nicht vorhanden waren: Einerseits Mängel bei der ein Doppelbesteuerungsabkommen wurde erklärt, dass Durchsetzung des Arbeitnehmerschutzes und Gleich- sich an der bisher vertretenen Position des US-Finanzmi- behandlungsrechts und bei den personellen und finan- nisteriums nichts geändert habe. Ausschlaggebend für ziellen Ressourcen für Chancengleichheitsfragen in der die Bereitschaft der US-Regierung, ein solches Abkom- Verwaltung, andererseits unzureichende Wirksamkeit men mit einem Land abzuschliessen, sei in erster Linie der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben und Programme, die zu beseitigende Doppelbesteuerung von US-Unter- die Menschen mit Behinderung Zugang zu einem Ar- nehmen im Ausland aber auch die Frage, ob ein solches beitsplatz, Gebäuden, Informationen, Gesundheitsdiens- Abkommen unter dem Strich zu Einbussen bei US-Steu- ten, dem Justizsystem und Kommunikationsmitteln ver- ereinnahmen der USA führen würde. Mangels nennens- schaffen sollen. werter Niederlassungen von US-Unternehmen und einer Im Juni veröffentlichte das US-Aussenministerium fehlenden Quellenbesteuerung von Dividendenausschüt- ausserdem seinen jährlichen «Bericht zur Internationa- tungen in Liechtenstein sei auf absehbare Zeit nicht mit len Glaubensfreiheit» (International Religious Freedom einem Interesse der USA an einem Abkommen zu rech- Report) zum Jahr 2018, in dem erneut auch Liechtenstein nen. Die US-Regierung habe zudem keinen empirischen Erwähnung fand. Erwähnenswert war u. a. der kritische Nachweis dafür gefunden, dass als direkte Folge des Ab- Hinweis im Bericht, dass die muslimische Gemeinschaft schlusses von Doppelbesteuerungsabkommen mit ande- in Liechtenstein die Ablehnung eines Antrags zur Er- ren Staaten zusätzliche Direktinvestitionen in den USA richtung eines muslimischen Friedhofs durch die Behör- ausgelöst würden. den der Gemeinde Vaduz beanstandet habe. Der Bericht hielt fest, dass bereits im Jahr 2017 festgestellt worden Handelspolitik sei, dass die Schwierigkeiten bei der Errichtung eines muslimischen Friedhofs auf eine verbreitete Skepsis und Handelsbeziehungen USA – Schweiz Furcht in der Bevölkerung gegenüber dem Islam zurück- Am 11. April traf sich der Vorsteher des Eidgenössischen zuführen seien. Erwähnt wird auch die angeblich feh- Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung lende Beantwortung eines Gesuchs von Vertretern der (WBF), mit dem US-Handelsbeauftragten zu einem Ge- muslimischen Gemeinschaft für den Bau einer Moschee dankenaustausch über bilaterale Handelsbeziehungen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

160 | und internationale handelspolitische Fragen. Dabei ei- Treffen der EFTA-Staaten mit dem US-Handels­ nigte man sich darauf, die Gespräche über ein mögliches beauftragten Handelsabkommen zu vertiefen, nachdem der Schwei- Am 6. November trafen sich Vertreter der vier EFTA- zer Bundesrat schon seit Längerem entsprechende Be- Staaten zum jährlichen Gedanken- und Informations- strebungen unternommen hatte. Beide Seiten seien zur austausch mit dem Büro des US-Handelsbeauftragen Überzeugung gelangt, dass sowohl die USA als auch die in Washington DC. Die liechtensteinische Delegation Schweiz Nutzen aus einem Freihandelsabkommen zie- wurde durch den Botschafter bei der WTO angeführt und hen würden, weshalb beide Seiten die Absicht bekräf- durch den Botschafter in Washington begleitet. Die Dis- tigt haben sollen, jeweils auf ein formelles Verhand- kussionen konzentrierten sich auf den Informationsaus- lungsmandat hinzuarbeiten. Die bereits eingeleiteten tausch über Entwicklungen in den Handelsbeziehungen exploratorischen Gespräche auf Expertenstufe sollen zu Drittstaaten, mögliche Fortentwicklungen in den bi- weitergeführt und vertieft werden. Die Reichweite der lateralen Handelsbeziehungen zwischen der EFTA und angestrebten Verhandlungen und deren Zeitplan sollte den USA sowie jeweilige Einschätzungen zu politischen im Rahmen dieser Gespräche bestimmt werden. In den Massnahmen und Herausforderungen mit Bezug auf das USA müsste hierfür ein Verhandlungsmandat vom US- multilaterale Handelssystem (WTO). In mehreren Punk- Kongress erteilt werden. Liechtenstein wäre aufgrund ten baten die USA die EFTA-Staaten um Unterstützung der Zollunion mit der Schweiz unmittelbar auch vom An- ihrer Anliegen zur Reform von Regeln und Verfahren in wendungsbereich eines allfälligen Freihandelsabkom- der WTO und zur Disziplinierung von Staaten im Hinblick mens zwischen der Schweiz und den USA erfasst. Am auf die Einhaltung von Regeln des Welthandelsrechts. 16. Mai empfing dann der US-Präsident den Schweizer Die EFTA-Staaten brachten den Wunsch zum Ausdruck, Bundespräsidenten, Ueli Maurer, im Weissen Haus. Es dass die USA bei ihren Reformbemühungen im interna- war das erste Mal, dass ein Schweizer Bundespräsident tionalen Handelsrecht eine engere Zusammenarbeit mit von einem US-Präsidenten empfangen wurde. Das Tref- gleichgesinnten Staaten suchen. fen fand auf Einladung Trumps statt. An diesem Treffen wurde auch ein mögliches Freihandelsabkommen zwi- Steuerpolitik schen den beiden Ländern besprochen, allerdings keine Details. Lang ersehnte Ratifizierung mehrerer bilateraler Steuerabkommen durch den US-Senat Handelspolitische Beziehungen zur EU Nach mehrjähriger Verzögerung genehmigte der Senat Der US-Handelsbeauftragte veröffentlichte im Januar am 16. und 17. Juli mit überwältigender Mehrheit eine seine Verhandlungsziele für ein mögliches Freihandels- Reihe von Steuerabkommen, die während Jahren blo- abkommen zwischen den USA und der EU. Hauptziel ckiert gewesen waren, weil Senator Rand Paul mit ei- des Handelsabkommens für die USA sei es, tarifäre und ner Verfahrenstaktik eine Abstimmung aus Gründen des nicht-tarifäre Handelshemmnisse abzubauen, um besser Schutzes der Privatsphäre der Steuerzahler verhindert bezahlte Arbeitsplätze im Inland zu schaffen und die hei- hatte. Es handelte sich um Abänderungsprotokolle zu mische Wirtschaft zu stärken. Das Dokument umfasste den Doppelbesteuerungsabkommen der USA mit Spa- 25 Bereiche, u. a. den Marktzugang in der EU für US- nien, der Schweiz, Japan und Luxemburg. Noch ausste- Agrarprodukte und die Einführung von Ursprungsregeln. hend war zum Jahresende die Genehmigung der neuen Es sollten Anreize geschaffen werden, um die Produk- Doppelbesteuerungsverträge mit Chile, Ungarn und Po- tion in den USA anzukurbeln, und der Handelsbilanz­ len, die ebenfalls schon seit Jahren im Senat feststecken. überschuss der EU gegenüber den USA solle verringert Diese Abkommen konnten nicht im gleichen Zug verab- werden. Unterstützung für seinen Vorschlag erhielt der schiedet werden, weil die US-Regierung selbst in letzter Handelsbeauftragte aus dem US-Kongress, wo ebenfalls Minute mehrere Anpassungen zu den Abkommenstexten die Öffnung des EU-Agrarmarktes gefordert wurde. In eingebracht hatte, die eine Debatte im Senat erforderlich diesem Punkt herrschte aber Uneinigkeit mit der EU, da machen. der Agrarsektor explizit in einer Abmachung zwischen Die Aussagekraft der Ratifizierung der Vertragsan- dem EU-Kommissionspräsidenten und Donald Trump passung mit der Schweiz für die Aussichten auf die Auf- im Sommer 2018 von künftigen Verhandlungen ausge- nahme von Steuerverhandlungen der USA mit Liech- schlossen worden war und die EU-Kommission somit tenstein ist jedoch als gering zu werten, denn bei den auch kein Verhandlungsmandat für den Landwirtschafts- Anpassungen im Abkommen mit der Schweiz geht es fast sektor erhalten hatte. Die erste Runde bilateraler Han- ausschliesslich um die Aufnahme von Bestimmungen delsgespräche zwischen US- und EU-Unterhändlern be- über den Austausch von Steuerinformationen, nicht um gann Anfang Mai in Washington, bei der man sich dabei Entlastungen bei der Doppelbesteuerung. Im Jahr 2009, zunächst nur auf das Thema der regulatorischen Zusam- als diese Änderung ausgehandelt wurde, war das FATCA- menarbeit konzentrierte. Es folgten bis zum Jahresende Abkommen mit der Schweiz noch nicht in Kraft, und der mehrere Gesprächsrunden zwischen beiden Parteien, Weg über Regelungen im bestehenden Doppelbesteu- die jedoch zu keinem Verhandlungsdurchbruch führten. erungsabkommen war als geeignete Rechtsgrundlage ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

für eine Verbesserung des gegenseitigen Steuerinfor- lung, die wegen der Anerkennung der Interimsregierung | 161 mationsaustausches angesehen worden. Liechtenstein unter Juan Guaidó durch den Ständigen Ausschuss zuge- hat jedoch für diesen Zweck bereits alle erforderlichen lassen worden war, wurde von einigen Mitgliedsstaaten zwischenstaatlichen Rechtsgrundlagen mit den USA ge- beanstandet, aber dennoch mehrheitlich anerkannt. Eine schaffen. Orientierung zur Migrationskrise in Venezuela zeigte auf, dass es inzwischen bereits an die vier Millionen Mi- Neuerliche Vorstösse in US-Bundesstaaten zur granten und Flüchtlinge aus Venezuela gebe, was dem Diskriminierung von Steuerparadiesen zweitgrössten Flüchtlingsstrom in der Welt entspreche. Im Januar wurden in den Parlamenten von vier US- Die Migranten aus Venezuela stellten eine enorme Belas­ Bundesstaaten Gesetzgebungsvorschläge lanciert, die tung für die Nachbarstaaten dar. Auch die gewaltsame darauf abzielten, gegen die Vermeidung oder Verkür- Unterdrückung der politischen Opposition und Verlet- zung von lokalen Körperschaftssteuern vorzugehen. Be- zung von Menschenrechten in Nicaragua kam wie schon stimmte ausländische Jurisdiktionen sollten als «Steuer- im Jahr 2018 zur Sprache. Als wichtiges neues Thema paradiese» bzw. als steuerlich speziell zu behandelnde widmete sich die Vollversammlung diesmal einigen Re- Rechtsordnungen eingestuft werden, bezüglich derer formen zur institutionellen Stärkung der OAS und ihrer Unternehmen künftig keine Befreiung von der Offenle- Organe. gungspflicht für im Ausland erwirtschaftete Einkünfte mehr geltend machen könnten. Hinsichtlich der Dekla- Liechtensteinische Unterstützung der rierung ausländischer Einkünfte hatten einige Bundes- Interamerikanischen Koalition für Frauen (CIM) staaten bislang den örtlich steuerpflichtigen Unterneh- Im Berichtsjahr gewährte Liechtenstein erneut eine fi- men erlaubt, eine sogenannte «water's edge election» zu nanzielle Beihilfe in Höhe von CHF 20'000 zugunsten machen, anhand derer sie nur verpflichtet waren, solche des Projektes «Strengthening Capacity of National Ma- Erträge offenzulegen, wenn sie auch innerhalb der USA chineries for the Advancement of Women in Participating erwirtschaftet wurden. Dafür wurden die Unternehmen Countries to Advance Gender Mainstreaming». Liechten- allerdings einem etwas höheren Körperschaftssteuersatz stein unterstützt Projekte der Interamerikanischen Koali- unterstellt, als wenn auch Erträge im Ausland miteinbe- tion für Frauen (CIM), eine Institution innerhalb der OAS, zogen worden wären. Bei ähnlichen Vorhaben in der Ver- bereits seit 2014. Die CIM wurde 1928 gegründet und ist gangenheit hatten solche Regelungen zudem oft jeweils eines der zentralen Foren für die Förderung der Gleich- Bestimmungen enthalten, mit denen bestimmte aus- berechtigung in Lateinamerika. Die liechtensteinischen ländische Jurisdiktionen herausgegriffen und auf eine Beiträge dienen konkret der Förderung von Trainings- «schwarze Liste» gesetzt worden waren. Andere Bundes- programmen der CIM. staaten hatten jedoch auf solche Listen verzichtet und stattdessen einen Kriterienkatalog verwendet, anhand Hochrangige Treffen, Veranstaltungen und dessen eine Jurisdiktion einzustufen war. Die Gründe Öffentlichkeitsarbeit für diese Qualifikation hatten von ungenügender Steuer­ transparenz bis hin zu einem zu tiefen Körperschafts- Insgesamt wurden im Rahmen von mehr als 20 Anläs- steuersatz gereicht. Die Botschaft verfolgte diese neuen sen in den Räumlichkeiten der Botschaft und in der Resi- Entwicklungen zeitnah, um bei Bedarf intervenieren zu denz über 450 Gäste empfangen. An externen Anlässen, können. Montana ist bislang der einzige Bundesstaat, die von der Botschaft (mit)organisiert wurden, nahmen der an einer «schwarzen Liste» festgehalten hat. In meh- nochmals annähernd 500 Gäste teil. Des Weiteren nahm reren anderen Bundesstaaten waren in den Jahren zuvor die Botschaft zwecks Beziehungspflege und Öffentlich- jeweils Versuche, Sonderregime für bestimmte nament- keitsarbeit an Diskussionen und Veranstaltungen zahl- lich genannte Steuerjurisdiktionen einführen, in den Par- reicher in Washington ansässiger Denkfabriken und lamenten gescheitert. Dank zahlreicher Interventionen Organisationen teil, um für Liechtenstein vertiefte Kennt- von Unternehmensverbänden und ausländischer Ver- nisse über politische Entwicklungen und Trends in den tretungen, an denen sich auch die Botschaft beteiligte, USA zu gewinnen, die Wahrnehmung Liechtensteins in konnte die Verabschiedung der neuen Gesetzesvorlagen Washington zu erhöhen und neue Kontakte zu relevanten in allen vier Bundesstaaten abgewendet werden. Entscheidungsträgern in der Verwaltung, im Kongress, in der Privatwirtschaft und in akademischen Kreisen Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufzubauen. Die Botschaft verlängerte ihre bisherigen Partnerschaften mit dem Center for Strategic and Inter- Jahresvollversammlung national Studies (CSIS), dem Peterson Institute for Inter- Die 49. Vollversammlung der OAS vom 26. bis 28. Juni national Economics (PIIE) und der Organisation Women in Medellín, Kolumbien, war weitgehend bestimmt vom in International Security (WIIS), um Zugang zu Analy- innenpolitischen Konflikt und der inzwischen verhee- sen und Beratungsleistungen sowie die Möglichkeit der renden Menschenrechtslage und Flüchtlingskrise in Ve- Durchführung von Veranstaltungen mit Vertretern und nezuela. Die Vertretung Venezuelas an der Vollversamm- Delegationen aus Liechtenstein zu sichern. Im Laufe des ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

162 | Berichtsjahres nahmen Vertreter der Botschaft insge- zung mit den USA. Am 15. März bestritt der Botschafter samt an mehr als 160 Arbeitsgesprächen und Fachver- einen deutschsprachigen Vortrag im Cosmos Club von anstaltungen als auch Anhörungen im US-Kongress teil. Washington D.C. zur Geschichte, Staatsform und Aus- senpolitik Liechtensteins. Am 20. März präsentierte die Veranstaltungen aus Anlass des 300-Jahr-Jubiläums Botschaft bei einem Empfang für Studenten der George Liechtensteins Washington University, die an einem Advanced German Am 23. Januar wurde der traditionelle Neujahrsempfang Studies Program teilnehmen, im Rahmen von mehreren in der Botschaftsresidenz dem 300-Jahr-Jubiläum Liech- deutschsprachigen Vorträgen die Geschichte und Stand- tensteins gewidmet. Es waren gut 80 Gästen aus Poli- ortmerkmale Liechtensteins sowie die Ausgestaltung der tik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Medien und akade- Wirtschaftsbeziehungen des Landes zu den USA. Am mischen Institutionen anwesend. 16. Oktober hielt der Botschafter vor Mitgliedern der Aus Anlass des Jubiläumsjahres verlängerten fünf Interessensvereinigung Women's Diplomatic Series ei- Musiker und Musikerinnen der Internationalen Musik­ nen Vortrag über die Geschichte, das Bildungswesen, akademie Liechtenstein, die auf Einladung der Ryuji das Kulturschaffen und die Wirtschaft Liechtenstein mit Ueno Foundation in Washington für ein Weiterbildungs- einem anschliessenden Interview. programm weilten, ihren Aufenthalt, um am 8. April an der «Millennium Stage» im John F. Kennedy Center for Gemeinsame Veranstaltungsreihe mit Women in the Performing Arts in Washington aufzutreten. Das International Security (WIIS) ­Konzert wurde im Internet live übertragen. Am 6. März, 2. Mai, 11. und 25. Juli sowie 5. Dezember Vom 8. bis 15. September fand eine von der Bot- fanden fünf weitere, in Zusammenarbeit der Botschaft in schaft in Zusammenarbeit mit den liechtensteinischen Washington mit der Nichtregierungsorganisation WIIS Honorarkonsuln und der Mission in New York durchge- durchgeführte Veranstaltungen in der Vortrags- und führte Konzerttournee der liechtensteinischen Violini- Diskussionsreihe zu sicherheits- und geschlechterspe- stin Sara Domjanic in Boston, Chicago, New York City zifischen Herausforderungen statt. Die einzelnen Veran- und Macon / Georgia aus Anlass des 300-jährigen Jubilä- staltungen widmeten sich den Themen «Frauen in der ums Liechtensteins statt. Eines der Konzerte in Chicago Politik» mit Teilnahme der demokratischen Kongressab- wurde live im Radio übertragen. geordneten Abigail Spanberger (D-VI), «rechtsgerichte- Am 26. September wurde in Anwesenheit von S.D. ter und religiöser, gewaltsamer Extremismus», «Gender dem Erbprinzen in der Botschaftsresidenz ein feierlicher and Great Power Competition», «Internationale Sicher- Empfang aus Anlass des 300-Jahr-Jubiläums Liechten- heitsherausforderungen im 21. Jahrhundert» mit Rose steins mit Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Gottemoeller, frühere stellvertretender NATO-Generalse- Kultur und Forschung abgehalten. kretärin und US-Vize-Aussenministerin, als Gastrednerin Am 29. Oktober führte die Botschaft im Kapitol einen sowie «Umsetzung der Women, Peace & Security Agenda Liechtenstein-Empfang für US-Kongressabgeordnete in den USA». Zu diesen Veranstaltungen wurden Strate- und deren Mitarbeitende im Zusammenhang mit dem giepapiere veröffentlicht. 300-Jahr-Jubiläum durch. Fortsetzung der Mitarbeit im Embassy Adoption Besuch von Studenten der Internationalen Musik­ Program für Schulklassen akademie Liechtenstein in Washington Im ersten Halbjahr fand die Zusammenarbeit mit der Jan- Anfang April weilten fünf Stipendiaten der Internationa- ney Elementary School für das Schuljahr 2018 / 2019 im len Musikakademie Liechtenstein auf Einladung der Ry- Rahmen des Embassy Adoption Programms der Stadt uji Ueno Foundation in Washington, um zum dritten Mal Washington D.C. ihren Abschluss. Bei drei Besuchen im an einem Weiterbildungsprogramm teilzunehmen, das Klassenzimmer im Frühjahr wurde das Wissen der Schü- neben Vorlesungen und Coaching-Stunden auch einen lerinnen und Schüler über Liechtenstein vertieft, um ei- Besuch an der Shenandoah University umfasst, wo ein ner Delegation de Klasse zu ermöglichen, die liechten- Austausch mit anderen Studenten samt gemeinsamer steinischen Standpunkte zu Themen Klimawandel und Aufführung stattfand. Einen Höhepunkt bildete das Ab- Nachhaltigkeit an der Model UNO im Mai adäquat zu schlusskonzert im historischen Anwesen Evermay in vertreten. Höhepunkt war jedoch der Besuch der gesam- Georgetown vor 75 geladenen Gästen. ten Gruppe in der Botschaft am 22. Mai, bei dem die Schülerinnen und Schüler das Gelernte im Rahmen einer Vorträge über Liechtenstein witzigen und sehr durchdachten Abschlusspräsentation Am 5. März, anlässlich eines Empfangs für den Harvard vorstellten. Am 12. Dezember erfolgte ein erster Besuch Club, einer Vereinigung von Studienabgängern der Har- bei der 5. Klasse der Hyde-Addison Elementary School, vard University, hielt der Botschafter in der Residenz der Partnerschule für das Schuljahr 2019 / 2020. Mit 37 einen Vortrag zur liechtensteinischen Geschichte, zu Schülerinnen und Schülern ist dies die bislang grösste den geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedin- Gruppe, die die Botschaft unter dem Embassy Adoption gungen des Landes und dessen wirtschaftlicher Vernet- Programm betreut. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Wiederaufführung des Dokumentarfilms «Open Land» Diplomatic-Forum-Veranstaltung der Botschaft | 163 Am 29. April fand in Anwesenheit des liechtensteinischen Am 13. Dezember führte die Botschaft in Zusammen- Regisseurs und Produzenten Arno Oehri eine weitere arbeit mit dem Center for Strategic and International von der Botschaft organisierte Vorführung seines Do- Studies (CSIS) eine Diskussionsveranstaltung zu den kumentarfilms «open land» über den verstorbenen US- US-Präsidentschaftswahlen von 2020 durch, bei der Ta- Jazzgitarristen John Abercrombie statt. Die Aufführung mara Keith, Korrespondentin von National Public Radio erfolgte diesmal in Zusammenarbeit mit der Smithsonian beim Weissen Haus, als Gastrednerin auftrat. Dies war Institution, welche 2019 zum Jahr der Musik erklärt hatte Teil einer seit mehreren Jahren organisierten Serie von und in diesem Rahmen die «Music Movie Mondays»- Veranstaltungen in Kooperation der Botschaft mit dem Filmserie organisierte. Im Anschluss daran bot sich dem CSIS, bei denen Experten zu Themen referieren, die von sehr interessierten und engagierten Publikum die Gele- besonderem Interesse für die ausländischen diploma- genheit, in einer Diskussionsrunde Fragen an den Gast tischen Vertretungen in den USA sind. aus Liechtenstein zu richten.

Studienreise von Studenten der Universität Liechtenstein nach Washington Vom 8. bis 10. Mai weilten Studenten des Executive Liechtensteinische Botschaft in LL.M-Ausbildungsprogramms der Universität Liechten- Wien stein in Washington D.C., für diverse, von der Botschaft organisierte Treffen wie etwa mit Samuel Alito, Richter am Obersten Gerichtshof, Bruce Swartz, Deputy Assi- Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, stant Attorney General im US-Justizministerium, sowie Prinzessin von Liechtenstein dem Stabschef des demokratischen Kongressabgeord- neten Brendan Boyle aus Pennsylvania. Der Schwerpunkt der liechtensteinischen Aussenpoli- tik liegt auf der Pflege der Beziehungen zu seinen bei- Besuch von Mitarbeitenden des US-Kongresses in den Nachbarstaaten. Die Botschaft vertritt die liechten- Liechtenstein steinischen Interessen in Österreich. Das ausgezeichnete Vom 25. bis 27. August erfolgte erneut der traditionelle Verhältnis zu Österreich wurde weiter gefestigt. Die Be- Besuch von US-Kongressmitarbeitenden in Liechten- ziehungen standen im Berichtsjahr im Licht des 300-Jahr- stein. Die Delegation setzte sich diesmal aus den Mitar- Jubiläums, das Gelegenheit zu einer Reihe besonderer Ak- beitern von zwei demokratischen und einem republika- tivitäten und Begegnungen bot. In Österreich war das Jahr nischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses, einer geprägt von den innenpolitischen Entwicklungen und den Mitarbeiterin eines republikanischen Senators sowie vorgezogenen Nationalratswahlen im Herbst 2019. Durch eines Mitarbeiters des Finanzausschusses des Senats zu- zahlreiche Besuche auf politischer und Verwaltungsebene sammen. Die drei Mitarbeiter aus dem Repräsentanten- konnte die enge Zusammenarbeit weitergeführt werden. haus kamen alle aus Kongressbezirken, in denen liech- Im Vordergrund standen Themen in den Bereichen Fi- tensteinische Unternehmen vertreten sind. nanzplatz, Wirtschaft, Äusseres, Justiz, Kultur, Soziales, Gesundheit, Inneres, Bildung und Umwelt. Die Botschaft Besuch von S.D. dem Erbprinzen in Washington nahm auch ihre Rolle als konsularische Anlaufstelle für Vom 26. bis 27. September weilte S.D. Erbprinz Alois liechtensteinische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in v.u.z. Liechtenstein in Washington D.C., um als Redner Österreich wahr. an einer von der Botschaft und dem Center for Strategic International Studies (CSIS) durchgeführten, öffentlichen Die Beziehungen Liechtenstein – Österreich Veranstaltung zum Thema «Experience of Liechtenstein Das Berichtsjahr standen die Beziehungen zu Öster- with European Integration through the EEA and EFTA». reich im Zeichen des 300-Jahr-Jubiläums Liechtensteins und der innenpolitischen Entwicklungen in Österreich, Arbeitsbesuch der LIHK in Washington die zur vorgezogenen Nationalratswahl im Herbst 2019 Vom 9. bis 11. Dezember statteten Vertreter der Liech- führten (inkl. Übergangsregierung ab Juni nach dem tensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) Bruch der rechtskonservativen ÖVP-FPÖ-Regierung). Washington D.C. einen Arbeitsbesuch ab, bei dem di- Vor diesem Hintergrund wurde die bewährte und inten- verse von der Botschaft organisierte Treffen und Aus- sive Besuchsdiplomatie sowohl auf politischer wie auch sprachen mit Abgeordneten des US-Kongresses, dem auf Verwaltungsebene weitergeführt. Büro des US-Handelsbeauftragten (USTR), Experten des Am 23. Januar nahm Bundespräsident Alexander Petersen Institutes for International Economics (PIIE), Van der Bellen mit seiner Gattin Doris Schmidauer am Wirtschafts- und Steuerexperten der Schweizer Bot- offiziellen Festakt zu 300 Jahren Liechtenstein im SAL in schaft, US-Steuerrechtsexperten sowie Vertretern euro- Schaan sowie am Abendessen auf Schloss Vaduz auf Ein- päischer Unternehmen in den USA stattfanden. ladung S.D. Erbprinz Alois teil. In seiner Grussbotschaft ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

164 | an Liechtenstein und seine Bevölkerung hob Bundes- Vorfeld fand ein Arbeitsessen unter Teilnahme von Re- präsident Van der Bellen das liechtensteinische Engage- gierungschef Hasler und Regierungsrätin Hasler statt, ment für Bildung und Ausbildung, Integration, Umwelt, das dem Austausch mit Österreich zum Thema Europa Kultur und Forschung hervor, das zusammen mit dem di- gewidmet war. versifizierten Wirtschaftsstandort die Grundpfeiler einer Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch betei- grossartigen Erfolgsgeschichte darstelle. ligte sich beim Wiener Kongress «com.sult» zum Thema Im Zuge des 300-Jahr-Jubiläums kam Liechten- «Shaping the future» Ende Januar an einem Kaminge- stein in Österreich besondere Aufmerksamkeit zu. Von spräch / Panel mit der österreichischen Aussenministe- Februar bis Juni waren zwei Ausstellungen aus den rin Karin Kneissl und dem tschechischen Ex-Präsidenten Fürstlichen Sammlungen unter dem Titel «Rubens bis Václav Klaus zur künftigen Rolle Europas als «Soft Po- Makart» bzw. «Rudolf von Alt und seine Zeit» in der Al- wer» zwischen Ost und West. Zudem nahm er an einem bertina in Wien zu sehen. An der Ausstellungseröffnung runden Tisch zum Thema Innovation teil und sprach im nahmen S.D. Fürst Hans-Adam II., S.D. Erbprinz Alois Kongressplenum zur Frage eines «smarteren» Europas und I.K.H. Erbprinzessin Sophie sowie Regierungschef im Digitalzeitalter. Mit dem Präsidenten der Wirtschafts- Adrian Hasler teil. Im Zuge der Ausstellungen wurde kammer Österreich (WKÖ) und der Österreichischen von der liechtensteinischen Botschaft in Wien eine Ver- Nationalbank, Dr. Harald Mahrer, tauschte sich der Re- anstaltungsreihe mit insgesamt über einem Dutzend gierungschef-Stellvertreter zur Wirtschaftslage in Liech- Events mit verschiedenen Partnern und Stakeholdern tenstein und Österreich sowie zum Thema Digitalisie- durchgeführt. Das 300-Jahr-Jubiläum stiess in Öster- rung aus. Im Juli präsentierte sich Liechtenstein unter reich auf ein sehr positives Echo, was sich auch am In- Anwesenheit von Regierungschef-Stellvertreters Risch in teresse der Medien (TV und Print) an Beiträgen über Dornbirn als Gastland der 16. Weltgymnaestrada, dem Liechtenstein zeigte. grössten Breitensportereignis der Welt. Das Europäische Forum Alpbach im August stand un- Der Besuch von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ter dem Generalthema «Freiheit und Sicherheit». Diesem in Wien Ende März stand im Zeichen der Pflege der weit gefassten Begriffspaar trug Liechtenstein mit einem vielfältigen engen Beziehungen zu Österreich und des umfassenden Engagement beim Forum Rechnung. S.D. 300-Jahr-Jubiläums Liechtensteins. In ihrer Funktion als Erbprinz Alois sprach im neu geschaffenen informellen Justizministerin traf die Regierungsrätin den österreichi- Format «Unter uns gesprochen» zur Zukunftsstrategie schen Justizminister Dr. Josef Moser. Beim Arbeitstref- des Landes Liechtenstein und stellte sich den Fragen fen wurde eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit des Publikums zum Thema Nachhaltigkeit. Regierung- der beiden Justizministerien unterzeichnet und es wur- schef Adrian Hasler gab im Rahmen der Politischen Ge- den aktuelle Entwicklungen im Justizbereich bespro- spräche den traditionellen und sehr gut sowie hochran- chen. An der Diplomatischen Akademie in Wien hielt die gig besuchten Liechtenstein-Empfang. Unter den fast Aussenministerin einen sehr gut besuchten Vortrag zur 700 Forumsstipendiaten aus 94 Ländern waren mit dem liechtensteinischen Aussenpolitik unter dem Titel «300 Club Alpbach Liechtenstein auch fünf Stipendiatinnen years: The secret behind Liechtenstein's effective diplo- und Stipendiaten aus Liechtenstein vertreten. macy». Der Einladung zu einem Abendessen zu Ehren Regierungschef Adrian Hasler nahm am 28. März am von Regierungsrätin Frick in der Albertina folgten Per- Finanzplatzevent im Stadtpalais Liechtenstein in Wien sönlichkeiten aus Politik, Justiz, Kultur und Medien. Zu- unter dem Motto «Generationen verbinden – 300 Jahre dem nahm Regierungsrätin Frick als Gastrednerin auf Fürstentum Liechtenstein» teil. Bei der Veranstaltung auf Einladung des schweizerischen Vorsitzes des Forums für Einladung der liechtensteinischen Finanzplatzverbände Sicherheitskooperation (FSK) der OSZE am Sicherheits- stellte er die dynamischen Entwicklungen auf dem Fi- dialog zu Frauen, Frieden und Sicherheit teil. nanzplatz, v. a. im Bereich Blockchain, in den Kontext Regierungsrat Dr. Mauro Pedrazzini empfing im Mai der im Zuge der liechtensteinischen Geschichte entstan- die österreichische Bundesministerin für Frauen, Fami- denen Werte. Ende Januar nahm Regierungschef Hasler lien und Jugend, Juliane Bogner-Strauss, in Liechten- zudem am renommierten Ball des Techniker-Cercle (Ball stein. Im Rahmen eines Arbeitsmittagessens tauschten der Industrie und Technik) in Wien und an der Eröffnung sich die beiden Familienminister über die EU-Richtlinie der Bregenzer Festspiele im Juli teil. zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern Mitte September vertraten Regierungschef Hasler und deren Umsetzung in den beiden Ländern aus. Die und Regierungsrätin Dominique Hasler die Regierung Bundesministerin hielt die Eröffnungsrede am Frauen- beim traditionellen Liechtenstein-Empfang in Wien. Der Businesstag. Im September empfing Justizminister a.i. Empfang erlaubte es auch dieses Mal, hochrangigen Dr. Mauro Pedrazzini das Präsidium des Österreichischen Gäs­ten aus der österreichischen Politik, Verwaltung, Rechtsanwaltskammertages sowie den Präsidenten und Wirtschaft, Kultur und den Medien einen Austausch mit den Vizepräsidenten der Liechtensteinischen Rechtsan- Gesprächspartnern aus Liechtenstein zu führen. Die sehr waltskammer zu einem Höflichkeitsbesuch. Dabei wur- gut besuchte Veranstaltung stand vor dem besonderen den aktuelle Herausforderungen und Justizthemen in Hintergrund des 300-Jahr-Jubiläums Liechtensteins. Im Liechtenstein und Österreich erörtert. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Regierungsrätin Dominique Hasler nahm Ende März Liechtensteinische Botschaft in | 165 als Bildungsministerin an der feierlichen Überreichung Tschechien des Liechtenstein-Preises 2018 für wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universitäten teil. Im September unterzeichnete die Bildungsministerin in Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Wien gemeinsam mit Klement Tockner, Präsident des Prinzessin von Liechtenstein Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), eine Vereinbarung über die Weiterführung der Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Zusammenarbeit im Forschungsbereich. Ziel dieser Ver- Republik nahmen 2009 diplomatische Beziehungen auf. einbarung ist es, Forschungsprojekte in Liechtenstein zu Im Jahr 2011 wurde eine nichtresidierende Botschaft ein- fördern, den Austausch zwischen österreichischen und gerichtet. Im Berichtsjahr wurde das Bestreben nach Fes­ liechtensteinischen Forschenden anzuregen und die gut- tigung dieser Beziehungen fortgesetzt. Auf Projektebene nachbarschaftlichen Beziehungen im Hochschulwesen wurde die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur und zu würdigen. In ihrer Funktion als Umweltministerin ver- Bildung gepflegt. Die Arbeiten der liechtensteinisch-tsche- trat Regierungsrätin Hasler Anfang April die Regierung chischen Historikerkommission wurden fortgeführt. In den an der 15. Alpenkonferenz in Innsbruck. offenen Fragen, die zwischen den beiden Staaten nach wie Für Kontakte rege genutzt wurde im Berichtsjahr vor bestehen, wurden keine Fortschritte erzielt. Liechten- auch das Format der deutschsprachigen Länder. So fan- stein ist weiterhin um eine politische Lösung dieser Fra- den Treffen auf Ebene der Staatsoberhäupter in Linz, der gen bemüht. Finanzminister in Luxemburg, der Wirtschaftsminister und der Justizminister in Vaduz, der Sozialminister und Die Beziehungen zwischen Liechtenstein und der Gesundheitsminister in Zürich, der Innenminister Tschechien in Liechtenstein sowie der Umweltminister in Münster Das Ziel der Festigung der Beziehungen zwischen Liech- mit liechtensteinischer Teilnahme statt. Auf hoher Be- tenstein und Tschechien wurde im Berichtsjahr weiter amtenebene gab es im Juli ein Vierertreffen der Staats- verfolgt. Die diesbezüglichen Bemühungen erwiesen und Generalsekretäre sowie Amtsleiter Österreichs, der sich vor dem Hintergrund der laufenden Gerichtsverfah- Schweiz, Sloweniens und Liechtensteins im niederöster- ren und im Zusammenhang mit der Klage des tschechi- reichischen Krems. schen Staates gegen die Fürst von Liechtenstein Stiftung Das Österreichische Honorarkonsulat in Liechten- weiterhin als herausfordernd. Die Zusammenarbeit zwi- stein (Mauren) wurde im Berichtsjahr zu einem Hono- schen Tschechien und Liechtenstein wurde im Rahmen rargeneralkonsulat aufgewertet. von zahlreichen Projekten fortgeführt. Insbesondere das Die enge Zusammenarbeit mit Österreich im Kultur- Interesse einzelner Regionen und Städte Tschechiens an bereich wurde weiter vertieft. Dies bezieht sich unter Liechtenstein widerspiegelt die jahrhundertelangen Ver- anderem auf die Kooperation mit den sog. «Österreich- bindungen zwischen den beiden Ländern. Bibliotheken» und die Teilnahme liechtensteinischer Mu- Im April und im Dezember fanden in Vaduz bzw. Prag sikerInnen bzw. KünstlerInnen an Veranstaltungen in Ös- zwei Politische Dialoge mit Tschechien auf Ebene Vize- terreich wie dem deutschsprachigen Poetry Slam an der Aussenminister / Amtsleiter statt. Die Treffen dienten «BUCH Wien 2019», dem «Poolbar-Festival» in Feldkirch dem Austausch zu bilateralen und multilateralen The- und erstmals am «Waves-Vienna-Festival». Zudem nahm men. Das jährliche Abhalten eines Politischen Dialogs Liechtenstein im Oktober an der ORF Langen Nacht der zwischen den beiden Aussenministerien wurde in der Museen teil. Gemeinsamen Erklärung von 2009 festgelegt. Im Verein «The Connection» in Wien konnten im Die Arbeiten im Rahmen der liechtensteinisch- Berichtsjahr weiterhin «Liechtenstein Languages»- tschechischen Historikerkommission wurden fort- Deutschkurse für Flüchtlinge angeboten werden. Liech- gesetzt. Im November fanden in Brünn die Tage der tenstein leistete somit erneut einen Beitrag zur Integra- liechtensteinischen Geschichte in der Tschechischen tion von Flüchtlingen in Österreich. Republik statt. Veranstaltet wurde die Konferenz von Im Juli besuchten 40 Mitglieder der Österrei- der Historikerkommission in Zusammenarbeit mit dem chisch-Liechtensteinischen Gesellschaft aus Anlass des Institut für Geschichte der Philosophischen Fakultät der 300-Jahr-Jubiläums Liechtenstein. Masaryk-Universität, dem Mährischen Landesarchiv, Wie in den Vorjahren vermittelte die liechtenstei- dem Mährischen Landesmuseum, der Mährischen Lan- nische Botschaft Kontakte zwischen Vertreterinnen und desbibliothek und dem Historischen Verein für das Fürs­ Vertretern der Verwaltungen, der Verbände und dem tentum Liechtenstein mit Sitz in Tschechien. In einem Privatsektor, insbesondere im Bereich des Finanz- Seminar referierten Paul Vogt, Dr. Rupert Quaderer, Dr. platzes, und richtete Networkanlässe aus. Peter Geiger, Dr. Christoph Merki und Roland Marxer zu Phasen der Geschichte Liechtensteins und der Bezie- hungen zur Tschechischen Republik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. I.D. Botschafterin Kothbauer hielt einen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

166 | Abendvortrag zum Thema «Das Fürstentum Liechten- Kultur und Bildung stein in der heutigen Welt». Im Rahmen einer Lesung Die Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und Tsche- trat auch die liechtensteinische Autorin Sabine Bock- chien in den Bereichen Kultur und Bildung erwies sich mühl auf. weiterhin als positiver Motor in den Beziehungen. Die 2018 gegründete Tschechisch-Liechtenstei- Mitte November nahm Bildungsministerin Domi- nische Gesellschaft besuchte im Mai erstmalig im Rah- nique Hasler am «Prague Education Festival», einer men eines Vereinsausfluges Wien und Niederösterreich. grossen und renommierten Bildungsmesse, teil. Sie hielt Beim Besuch, dessen Schlusspunkt eine Besichtigung dort eine Grundsatzrede unter dem Titel «Wie und wa- der Sonderausstellungen der Fürstlichen Sammlungen rum das Bildungssystem verändern» und nahm an einer in der Albertina darstellte, wurde den 30 teilnehmenden Podiumsdiskussion zum Thema teil. Auch Liechtenstein Mitgliedern die Geschichte Liechtensteins in der Region Languages war mit einem eigenen Stand an der Messe näher gebracht. Im April organisierte die Gesellschaft vertreten. Im Rahmen der Teilnahme von Regierungsrä- aus Anlass des 300-Jahr-Jubiläums einen Vortrag über tin Hasler kam es zu einem Treffen mit Staatssekretär die Geschichte des Hauses Liechtenstein in der Region Jindrich Fryc im tschechischen Bildungsministerium. in der Prager Stadtbücherei. Dabei wurden aktuelle Herausforderungen beleuchtet Im Juni lud Liechtenstein gemeinsam mit dem tsche- sowie die Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und chischen Aussenministerium zu einem deutschspra- Tschechien im Bildungsbereich evaluiert und bekräftigt. chigen Salongespräch in Prag ein. Die Salongespräche Zudem besuchte die Bildungsministerin das DZS «Haus rotieren unter den deutschsprachigen Botschaften und der internationalen Zusammenarbeit» in Prag, um die finden im tschechischen Aussenministerium statt. Sie Zusammenarbeit im Rahmen von internationalen Bil- bieten den deutschsprachigen Mitarbeitenden der tsche- dungsprogrammen zu erörtern. Abgerundet wurde das chischen Verwaltung und befreundeter Länder eine Programm von einem Besuch einer «Scio-Schule», die Möglichkeit des informellen Austausches. das von Liechtenstein Languages entwickelte Früheng- Anfang April wurde in Wilfersdorf das über Interreg lisch einführt. finanzierte und in Partnerschaft zwischen niederösterrei- Auch im Berichtsjahr leistete der Schüleraustausch chischen und südmährischen Stellen ins Leben gerufene zwischen dem Liechtensteinischen Gymnasium und dem Projekt «Grenzenlose Liechtensteinregion» vorgestellt. Matyáš-Lerch-Gymnasium im südmährischen Brünn ei- Die Veranstaltung war aus Niederösterreich und Süd- nen konkreten Beitrag zur Förderung der liechtenstei- mähren hochrangig und sehr gut besucht. Das Projekt nisch-tschechischen Zusammenarbeit im Bildungsbe- fasst – hüben wie drüben – «liechtensteinische» Sehens- reich. Erneut konnte dieser Schüleraustausch über den würdigkeiten für touristische Zwecke auf sehr anschau- EWR-Finanzierungsmechanismus (EEA Grants) mitfi- liche Weise zusammen. nanziert werden. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel Mitte Juni fand in Mikulov (Nikolsburg) die erste für die Nutzung der bereitgestellten Fördergelder für die «Grenzüberschreitende Tafel» statt. Die Veranstaltung Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen Liech- wurde gemeinsam von der Weinviertler Regionalverwal- tenstein und den EU-Empfängerstaaten des EWR-Finan- tung und dem südmährischen Kreis anlässlich des Falls zierungsmechanismus. Anfang September weilten die des Eisernen Vorhanges vor 30 Jahren organisiert. Ziel Schüler aus Brünn zu Besuch in Liechtenstein. Der Ge- der Veranstaltung war es, den grenzüberschreitenden genbesuch einer Schülergruppe des Liechtensteinischen Austausch in der auch durch Liechtenstein geprägten Gymnasiums fand rund vier Wochen später statt. Beide Region zu verstärken und eine Rückschau auf erfolg- Schülergruppen besuchten auch die liechtensteinische reiche Partnerschaften zu bieten. Botschaft in Wien. Eine gut besuchte Auftaktveranstaltung Mitte Fe- Ende November wurde das Stück «Identität Europa» bruar in Prag diente der Lancierung des EWR-Finanzie- des Theaters am Kirchplatz (TAK) im Rahmen des Pra- rungsmechanismus (2014-2021) in der Tschechischen ger Theaterfestivals deutscher Sprache aufgeführt. Das Republik sowie der Bestandsaufnahme betreffend die Stück ist eine Koproduktion des TAK in Liechtenstein, Umsetzung der thematischen Programme und der Les Théâtres de la Ville de Luxembourg und dem Deut- Akti­vitäten im Rahmen des bilateralen Fonds. Das schen Nationaltheater Weimar. Die Umsetzung der Auf- Jahres­treffen mit Tschechien unter dem EWR-Finan- führung wurde durch die liechtensteinische Botschaft zierungsmechanismus fand im November in Mikulov unterstützt. I.D. Botschafterin Kothbauer und der Bot- (Nikolsburg) statt. schafter Luxemburgs in Prag, Gérard Philipps, luden Bezüglich der offenen Fragen zwischen Liechten- gemeinsam zum Theaterbesuch und einem anschlies- stein und der Tschechischen Republik setzte sich Liech- senden Empfang. tenstein im Berichtsjahr, auch vor dem Hintergrund der Gerichtsverfahren, weiterhin mit Nachdruck für zwi- schenstaatliche Verhandlungen und eine politische Lö- sung, welche im Interesse beider Staaten und ihrer Bür- ger steht, ein. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Ständige Vertretung bei Auf Einladung des schweizerischen Vorsitzes des | 167 der OSZE in Wien Forums für Sicherheitskooperation (FSK) sprach Regie- rungsrätin Dr. Aurelia Frick Ende März im Rahmen des Sicherheitsdialogs zum Thema «Frauen, Frieden und Si- Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, cherheit» (WPS). In ihrer Rede ging sie vor dem Hinter- Prinzessin von Liechtenstein grund des 300-Jahr-Jubiläums auf den Zusammenhang der liechtensteinischen Aussen- und Sicherheitspolitik Das Berichtsjahr in der Organisation für Sicherheit und ein. In Bezug auf die WPS-Agenda und die Umsetzung Zusammenarbeit in Europa (OSZE) war aus liechtenstei- von UNO-Sicherheitsratsresolution 1325 betonte die Re- nischer Sicht sehr produktiv. Der Höhepunkt im Frühjahr gierungsrätin die Bedeutung, die Liechtenstein diesem war die Rede von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick im Fo- Thema beimisst, und präsentierte konkrete Beispiele für rum für Sicherheitskooperation. Die zweite Jahreshälfte das aussenpolitische Engagement Liechtensteins in die- war geprägt von den Arbeiten zum Ministerrat und vom sem Bereich im Rahmen der UNO. Outreach zur FAST-Initiative zur Rolle des Finanzsektors Liechtenstein beteiligte sich weiterhin an den Arbei- bei der Bekämpfung von moderner Sklaverei und Men- ten der Berliner Freundesgruppe zur Rüstungskontrolle, schenhandel. Liechtensteins Mitarbeit erstreckte sich auf in der jeweils auch der in der OSZE geführte «Struktu- das gesamte Spektrum der OSZE, die im Berichtsjahr un- rierter Dialog» besprochen wurde. ter slowakischem Vorsitz stand. Die Arbeiten der Organi- Bei der Konferenz der Allianz gegen Menschenhan- sation waren weiterhin geprägt von den sicherheitspoli- del im April sowie einer Konferenz zum Thema «effek- tischen Spannungen im OSZE-Raum und der Suche nach tiver Multilateralismus im Kampf gegen Folter» im Juni konsensfähigen Lösungen in diesem herausfordernden in Wien war Liechtenstein auf Expertenebene vertre- Kontext. Dies bezog sich auf den Umgang mit den Kon- ten, ebenso beim ersten Jahrestreffen der sogenannten flikten, allen voran dem Ukraine-Konflikt, aber auch auf «CBM-8-Cyber Kontaktpunkte» im Juli. andere Fragen in den drei Sicherheitsdimensionen der Or- Im September nahm Liechtenstein am jährlichen ganisation. In Bezug auf die erste (politisch-militärische) Implementierungstreffen der OSZE in der menschli- Dimension ist die Fortsetzung des «Strukturierten Dia- chen Dimension (HDIM) in Warschau teil. Im liechten- logs» zu Sicherheitsherausforderungen und -risiken im steinischen Statement im Eröffnungsplenum wurde vor OSZE-Raum hervorzuheben. Die zweite Dimension (Wirt- dem Hintergrund des 300-Jahr-Jubiläums das Bekennt- schaft und Umwelt) erwies sich weiterhin als Bereich mit nis Liechtensteins zu Menschenrechten, Rechtsstaat- Kooperationspotenzial, auch wenn keine Einigung auf Mi- lichkeit und Demokratie sowie zum Multilateralismus nisterratsbeschlüsse gelang. Die Arbeiten in der dritten bekräftigt. Als aktuelle Schwerpunktthemen Liechten- (menschlichen) Dimension waren – zusätzlich zu den un- steins wurden Gewalt gegen Frauen und Menschenhan- terschiedlichen Ansichten der Teilnehmerstaaten zur Um- del hervorgehoben. Auch die Bedeutung des Themas setzung der Verpflichtungen im Bereich der Menschen- Folterprävention im OSZE-Raum wurde unterstrichen. rechte und zur Rolle der OSZE-Institutionen – erneut stark In einer zweiten Wortmeldung im Rahmen der Arbeits- geprägt von der ungelösten Frage des Zugangs von Zi- sitzung zum Thema Meinungsäusserungs-, Medien- und vilgesellschaftsorganisationen zu OSZE-Veranstaltungen. Informationsfreiheit wurde über aktuelle Aktivitäten be- Die geringe Zahl von Beschlüssen beim Ministerrat in treffend den Bereich Hassrede und die Rolle der Medien Bratislava im Dezember 2019 ist auf den mangelnden berichtet. Konsens in der OSZE zu einer Reihe von substanziellen Im November fand in der Wiener Hofburg eine politischen Fragen und eine abnehmende Kompromissbe- Launch-Veranstaltung zum OSZE-Papier «Following reitschaft zurückzuführen. the Money: Compendium of Resources & Step-by-Step Guide to Financial Investigations into Trafficking in Hu- Liechtensteinische Aktivitäten man Beings» statt. Dabei wurde der Liechtenstein-Initia- Liechtenstein engagierte sich durch aktive Mitwirkung tive bzw. Finance Against Slavery and Trafficking (FAST) sowie finanziell in allen drei OSZE-Dimensionen für die grosse Aufmerksamkeit und Interesse geschenkt, zumal Sicherheit und Zusammenarbeit im Rahmen der Orga- das OSZE-Papier einen spezifischen inhaltlichen Beitrag nisation. dazu darstellt. Insbesondere wurde auf den sogenannten Neben den Pflichtbeiträgen unterstützte Liech- «Blueprint»-Bericht als qualitativ hochstehendes Produkt tenstein die langjährigen und bewährten Projekte des hingewiesen, der als Grundlage für die Umsetzungs- OSZE-Büros für Demokratische Institutionen und Men- phase der Initiative dient. Auch im Ständigen Rat der schenrechte (ODIHR) in den Gebieten Rechtsgutachten OSZE wurde von Liechtenstein auf FAST und den OSZE- und Menschenrechtsschutz bei der Terrorismusbekämp- Beitrag dazu eingegangen. fung. Weitere Projekte wurden zu den Themen Rüstungs- Aktiv verfolgte Liechtenstein weiterhin die Verhand- kontrolle im Westbalkan, «Strukturierter Dialog», Jugend lungen zu einem neuen Berechnungssystem der Bei- und Sicherheit, Wasserdiplomatie sowie Bekämpfung träge zum regulären OSZE-Budget sowie die Arbeiten von Gewalt gegen Frauen gefördert. zur Rechtspersönlichkeit der OSZE. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

168 | Zu Beginn des Berichtsjahrs wurde von den OSZE- Die relativ konstruktive Stimmung im Plenum über- Botschaftern Italiens und Ungarns sowie der liechten- trug sich allerdings nicht auf die Schlussverhandlungen steinischen Botschafterin der «OSCE Club of Lions» ins zu den Beschlüssen und Erklärungen, so dass der dies- Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, jüngeren Diplo- jährige Ministerrat die Entkoppelung der Textverhand- maten und anderen Personen aus dem OSZE-Kontext lungen von den Debatten auf Ministerebene deutlich eine Plattform für einen informellen Austausch zu für zum Vorschein brachte. Insgesamt konnten nur sechs die Organisation relevanten Themen zu bieten. Im April Texte (Beschlüsse bzw. Erklärungen) verabschiedet wer- war Liechtenstein Gastgeber zum Thema «Die Rolle der den. Der für die Organisation wichtigste Beschluss war Geschichte in den heutigen europäischen Beziehungen». die Festlegung der OSZE-Vorsitze für die Jahre 2021 Eine liechtensteinische Delegation war an den (Schweden) und 2022 (Polen). Zum Grossteil der Text- Tagungen der Parlamentarischen Versammlung der vorschläge des slowakischen Vorsitzes konnte jedoch OSZE in Wien, Luxemburg und Marrakesch vertreten. kein Konsens erzielt werden.

Slowakischer OSZE-Vorsitz und Ministerrat in Bratislava Der OSZE-Ministerrat im Dezember in Bratislava war geprägt von den sicherheitspolitischen Herausforde- Ständige Vertretung bei den rungen und Spannungen zwischen den 57 Teilnehmer- Vereinten Nationen in Wien staaten. Das gut besuchte Treffen bot Gelegenheit zu einer sicherheitspolitischen Bestandsaufnahme. Der slo- wakische Aussenminister und Amtierende OSZE-Vorsit- Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, zende (CiO) Miroslav Lajčák lancierte einen Aufruf zur Prinzessin von Liechtenstein Rückbesinnung auf die OSZE-Prinzipien des Dialogs und zur Suche nach gemeinsamen Lösungen. Dieser «Bratis- Im Rahmen seiner Beteiligung an den Arbeiten der UNO lava Appeal» stellte eine in dieser Form neue Initiative in Wien nahm Liechtenstein an den Sessionen der Sucht- dar und wurde von über 40 Staaten (darunter Liechten- mittelkommission (CND) und der Kommission für Verbre- stein) unterstützt. Die Plenardebatte war weniger kon- chensbekämpfung und Strafrechtspflege (CCPCJ) teil. Bei frontativ als im Vorjahr (angesichts der Fortschritte im der CCPCJ organisierte Liechtenstein erstmals ein Side Ukraine-Konflikt und des bevorstehenden Gipfeltreffens Event. Des Weiteren trug Liechtenstein zu den Arbeiten des im Normandie-Format in Paris). Dies änderte jedoch UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UN- nichts daran, dass die Konflikte im OSZE-Raum (Ukra- ODC), der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), ine, Georgien, Moldau / Transnistrien und Bergkarabach) der Organisation des Vertrags über das umfassende Ver- und die Spannungen zwischen den Teilnehmerstaaten bot von Atomtests (CTBTO) sowie zum UNO-Übereinkom- (v. a. im Verhältnis zu Russland) im Zentrum der Diskus- men gegen die grenzüberschreitende organisierte Krimina- sionen standen. lität (UNTOC) und der UNO-Konvention gegen Korruption Der liechtensteinische Delegationsleiter Botschaf- (UNCAC) bei. Die Ständige Vertretung unterstützte dabei ter Dr. Martin Frick legte in seiner Rede die liechten- die jeweiligen Fachpersonen aus Liechtenstein. steinische Perspektive zu den aktuellen sicherheitspoli- tischen Fragen in der OSZE dar. Besonders betonte er Internationale Atomenergiebehörde die humanitären Aspekte und die Notwendigkeit, die Die 63. Generalkonferenz der Internationalen Atom­ Lage der Zivilbevölkerung in Konflikten zu berücksichti- energieorganisation (IAEO) fand Mitte September statt. gen. Angesichts des 300-Jahr-Jubiläums ging er auf die Liechtenstein wurde durch das Amt für Auswärtige An- Grundlagen für die Gestaltung der Souveränität Liech- gelegenheiten und die Vertretung in Wien vertreten. Den tensteins ein. Dazu gehört neben der Stabilität des poli- geopolitischen Rahmen für die Konferenz bildeten auch tischen Systems und den engen und freundschaftlichen dieses Jahr die Diskussionen über die Entwicklungen im Beziehungen zu den Nachbarn die bewusste Einbindung Iran und in Nordkorea. Der politische Schlagabtausch in europäische und globale Institutionen. Der OSZE bzw. zum Thema Iran bei der Generalkonferenz fiel angesichts der KSZE als ihrer Vorgängerin kam dabei eine beson- der Ausgangslage (inkl. Angriff auf saudi-arabische Erd- dere Rolle zu. Liechtenstein gehörte 1975 zu den Grün- ölanlagen am Tag vor Konferenzbeginn) aber relativ ge- dungsmitgliedern der KSZE. Mit ihrem umfassenden mässigt aus. Liechtenstein schloss sich im Plenum der Sicherheitskonzept ist die OSZE prädestiniert für einen Wortmeldung der Schweiz an und brachte die Resolu- wesentlichen Beitrag zu einem effektiven Multilatera- tionen zu (i) Nordkorea, (ii) nuklearer Sicherheit sowie lismus, für den sich Liechtenstein einsetzt. Die Organi- (iii) zu nuklearer und Strahlungssicherung als Co-Spon- sation leistet einen wertvollen Beitrag zu den Arbeiten sor mit ein. Die Verhandlungen zu den Resolutionen im im Rahmen der «Liechtenstein-Initiative» zur Rolle des «Committee of the Whole» konnten ungewöhnlich früh Finanzsektors bei der Bekämpfung von moderner Skla- bereits am zweiten Tag der Konferenz abgeschlossen verei und Menschenhandel (FAST). werden. In Bezug auf die Wahl der Mitglieder IAEO- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Gouverneursrats für 2019 bis 2020 war es im Vorfeld der Egmont Group und Leiterin der niederländischen FIU) | 169 Generalkonferenz nicht gelungen, sich in der West- und Daniel Thelesklaf (Leiter der Stabsstelle FIU) zusam- europa-Gruppe (Western Europe Group, WEG), der men. Liechtenstein angehört, auf eine neues mehrjähriges Rotations­schema für die Periode ab 2019 bis 2020 zu ei- Weitere Aktivitäten mit liechtensteinischer nigen. Allerdings verständigte sich die Gruppe darauf, Beteiligung die Kandidaturen Norwegens und Griechenlands für die Beim ersten Treffen der zwischenstaatlichen Experten- Periode 2019 bis 2020 zu unterstützen, so dass die Wahl gruppe, die sich mit dem neuen Überprüfungsmechanis- bei der Generalkonferenz ohne Zwischenfälle verlief. mus zum UNO-Übereinkommen gegen die grenzüber- Die Generalkonferenz fand vor dem Hintergrund des schreitende organisierte Kriminalität (UNTOC) befasst, Gedenkens an den verstorbenen IAEO-Generaldirektor war Liechtenstein im Oktober durch das Amt für Aus- Yukiya Amano und der Suche nach seiner Nachfolge wärtige Angelegenheiten vertreten. statt. Im Rahmen einer Sondergeneralkonferenz Anfang Im Dezember fand in Abu Dhabi das 8. Vertrags­ Dezember wurde der Argentinier Rafael Mariano Grossi staatentreffen des UNO-Übereinkommens gegen Kor- zum neuen Generaldirektor gewählt. ruption (UNCAC) statt. Für Liechtenstein nahm das Amt für Auswärtige Angelegenheiten teil. Suchmittelkommission Beim Ministersegment der UNO-Suchmittelkommission (CND) im März in Wien wurde Bilanz gezogen über die Umsetzung der Verpflichtungen, welche die Staaten­ gemeinschaft mit der Verabschiedung der Politischen Europarat in Strassburg Erklärung und des Aktionsplans für eine integrierte und ausgewogene Strategie zur Bekämpfung des welt­ weiten Drogenproblems im Jahr 2009 eingegangen war. Leiter: Botschafter Dr. Daniel Ospelt Am Anfang des Ministertreffens wurde eine Erklärung verabschiedet. Angesichts der unterschiedlichen Posi­ Die Ständige Vertretung in Strassburg vertritt die Interes- tionen des konservativen (Strafrechtsperspektive) und li- sen Liechtensteins beim Europarat. Der Ständige Vertre- beraleren Lagers (Betonung der gesundheits- und mensch­ ter bringt die liechtensteinischen Standpunkte im Minister­ rechtspolitischen Perspektive) der Mitgliedstaaten ent- komitee ein und wirkt an den gemeinsamen Entscheidungen spricht der mit der Erklärung erzielte Kompromiss einer mit, ebenso wie in den Organen der Entwicklungsbank des guten Balance. Im Rahmen der darauffolgenden regu- Europarats (CEB). Der Ständige Vertreter verfolgt auch die lären 62. CND-Session konnten alle zehn eingebrachten Arbeit der Organisation, der Parlamentarischen Versamm- Resolutionsentwürfe zu spezifischen Aspekten der Dro- lung (PV) und des Kongresses der Gemeinden und Regio­ genthematik angenommen werden. Die Befassung mit nen Europas (KGRE) sowie des Europäischen Gerichts- der Empfehlung der WHO zu Cannabis wurde vertagt. In hofs für Menschenrechte (EGMR). Aufgabe des Ständigen den Tagen vor dem Ministersegment tagte das UNODC- Vertreters ist es zudem, die Interessen Liechtensteins ge- Jugendforum zum Thema Suchmittelprävention, an dem genüber den anderen 46 Mitgliedsländern sowie Beobach- zwei sehr engagierte Jugendliche aus Liechtenstein teil- terstaaten zu vertreten. nahmen. Schwerpunkte der Arbeit der Ständigen Vertretung wa- ren die Vorbereitung und Durchführung der 129. Minister- Kommission für Verbrechensverhütung und session in Helsinki. Die Situation in der Türkei, Russland, Strafrechtspflege Aserbaidschan, Georgien und Ukraine, die Flüchtlingskrise Im Mai fand die 28. Session der UNO-Kommission für sowie die gegenwärtigen Konfliktsituationen in Europa Verbrechensverhütung und Strafrechtspflege (CCPCJ) in (Ostukraine und Krim, Abchasien und Südossetien sowie Wien statt. Das Hauptthema war die Verantwortung von Berg-Karabach) waren weitere Themen auf der Agenda Strafrechtssystemen bei der Bekämpfung von Intoleranz des Ministerkomitees. und Diskriminierung. Insgesamt wurden elf Resolu­ Der Europarat war mit finanziellen Schwierigkeiten tionen verabschiedet und ca. 120 Side Events veranstal- konfrontiert, nachdem Russland die Beiträge an das Bud- tet. Liechtenstein wurde durch das Amt für Auswärtige get der Organisation Mitte 2017 eingestellt hatte. Mitte des Angelegenheiten vertreten. Gemeinsam mit den Stän- Berichtsjahrs nahm Russland die Beitragszahlungen aber digen Vertretungen Australiens und der Niederlande or- wieder auf, um einen drohenden Ausschluss abzuwenden. ganisierte Liechtenstein sein erstes Side Event bei der CCPCJ. Es widmete sich dem Thema innovative Modelle Neue Generalsekretärin im Kampf gegen die moderne Sklaverei und den Men- Am 26. Juni wurde die kroatische Aussenministerin Ma- schenhandel. Das hochrangige Panel setzte sich aus Dr. rija Pejčinović Burić anlässlich der Sommersession von Benita Ferrero-Waldner (Vorsitzende des UNVTF Board der Parlamentarischen Versammlung zur Generalsekre- of Trustees), Hennie Verbeek-Kusters (Vorsitzende der tärin des Europarats gewählt. Die fünfjährige Amtszeit ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

170 | begann am 18. September. Schon im ersten Wahlgang Auf strategischer Ebene sollen die Rolle der Menschen- erhielt Frau Burić die absolute Mehrheit der abgege- rechtskommissarin und v. a. ihr voller uneingeschränkter benen Stimmen. Zugang zu allen Regionen der Mitgliedsstaaten gesichert sowie die Arbeit des Anti-Folter-Auschusses (CPT) ge- Ministersession stärkt werden. Die 129. Ministersession fand unter finnischem Vorsitz In einer anlässlich der Ministersession verabschie- am 16. und 17. Mai 2019 in Helsinki mit einer ausserge- deten Erklärung zur 70-Jahr-Feier des Europarats be- wöhnlich hohen Ministerbeteiligung statt: Mehr als 30 tonte das Ministerkomitee insbesondere die Wichtigkeit Aussenministerinnen und Aussenminister nahmen teil. seiner über 200 Übereinkommen sowie der Europä- Liechtensteins Delegation unter der Leitung der zustän- ischen Menschenrechtskonvention und der Europäischen digen Regierungsrätin umfasste ausserdem Botschafter Sozialcharta. Angesichts der Probleme der heutigen Ge- Dr. Martin Frick, Botschafter Dr. Daniel Ospelt sowie sellschaft bedarf es der europäischen Einheit in Viel- Martin Hasler, Stellvertreter des Ständigen Vertreters falt und der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit mehr beim Europarat. denn je. Schwerpunkte sind ferner der Kampf gegen Aufgrund der Gespaltenheit in der Russlandfrage ­Diskriminierung und Ausgrenzung sowie der Einsatz für konnte das Ministerkomitee die üblicherweise bereits Toleranz, Gleichberechtigung, Chancengleichheit, gutes im Vorfeld der Session verabschiedeten Entscheidungen Bildungswesen, Bewahrung des kulturellen Erbes. erst nach zahlreichen Zusatzsitzungen und nicht im Kon- sens verabschieden. Vor allem die Ukraine sowie die bal- Vorsitz im Ministerkomitee tischen Staaten stellten sich dagegen, dass das Recht Am Ende der 129. Ministersession am 17. Mai ging der aller Mitgliedsstaaten bekräftigt wurde, an allen statuta- Vorsitz von Finnland auf Frankreich über. Die Über- rischen Organen des Europarats gleichberechtigt teilzu- gabe des Vorsitzes von Frankreich auf Georgien fand am nehmen, was den Weg für Russland zurück in die Parla- 27. November statt. mentarische Versammlung (PV) ebnete. Der russischen Delegation war im Zuge der Krim-Annexion das Stimm- Republik Moldau recht in der PV entzogen worden, worauf Russland die Am 10. bis 12. Oktober besuchte der Ständige Vertreter Zahlung der Mitgliedsbeiträge im Sommer 2017 einge- mit anderen Botschaftern die Republik Moldau. Sie be- stellt hatte. In der Entscheidung bekräftigten die Minister sprachen u. a. den Stand des Aktionsplans 2017-2020 des weiter, sie würden es begrüssen, wenn alle Delegationen Europarats für Moldawien mit der Regierung. Schwer- in der Juni-Session der PV teilnehmen könnten. punkte des Aktionsplans sind die derzeitigen Reformen Der scheidende Generalsekretär Jagland machte in in Moldau. Themen waren die Bekämpfung der Korrup- seinem letzten jährlichen Demokratie-Bericht Vorschläge tion, die bevorstehenden Wahlen, die Reform der Ge- für die künftigen Prioritäten des Europarats. An der 129. richtsbarkeit und besonders der Jugendgerichtsbarkeit, Ministersession wurden folgende Punkte beschlossen: die Unabhängigkeit der Justiz, der Kampf gegen Diskri- – In den kommenden Jahren werden Machbarkeit und minierung und Volksverhetzung sowie gegen häusliche Inhalte einer Konvention geprüft, welche die Entwick- Gewalt, die Gleichberechtigung und Frauen- und Kinder- lung, Konzeption und Anwendung von Künstlicher In- rechte sowie die Reform des Wahlsytems. telligenz (KI) mit Prinzipien der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit vereinen soll; Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) – es wird untersucht, wie der Europarat in Zukunft Ende 2019 waren 59'800 Fälle beim EGMR anhängig. Da- Menschenhandel und Zwangsarbeit wirkungsvoller raus ergibt sich folgendes Bild (in Klammern die Verän- bekämpfen kann; derung im Vergleich zu 2018): Einer richterlichen Instanz – die Anstrengungen zur Unterstützung der Meinungs- zugewiesene Beschwerden: 44'500 (+3 %); gerichtliche freiheit werden verstärkt, u. a. auf Basis der von Liech- Entscheidungen: 40'667 (–5 %); davon erlassene Urteile: tenstein seit Jahren unterstützen Plattform zum Schutz 2'187 (–20 %); als unzulässige abgewiesene oder gestri- von Journalisten; chene Fälle: 38'480 (–4 %); in der Vorprüfung befind- – Herausforderungen im Zuge globaler Migration wer- liche Beschwerden: 8'800 (–10 %); zur Stellungnahme den angegangen; an die betroffene Regierung übermittelte Fälle: 6'442 – der Schutz sozialer Rechte wird durch die Förde- (–16 %); Anträge auf einstweilige Verfügung: 1'570; er- rung der Ratifikation der Sozialcharta vorangetrieben lassene einstweilige Verfügungen: 145 (+1 %); vorgezo- (Liechtenstein gehört zusammen mit der Schweiz, San gene Schwerpunktfälle: 24'424 (+18 %). Es gab im Be- Marino und Andorra zu den wenigen Staaten, die bis- richtsjahr kein Urteil gegen Liechtenstein. lang weder die ursprüngliche noch die modernisierte Version der Sozialcharta ratifiziert haben); Parlamentarische Versammlung (PV) – Geschlechtergleichstellung und insbesondere die Be- Über die Themen der vier Sessionen und zu den in- kämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher haltliche Aspekten wird auf den Jahresbericht der PV- Gewalt werden verstärkt. Delegation verwiesen. Vom 21. bis 25. Januar fand die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Wintersession statt. Für Liechtenstein nahmen die Ab- Liechtenstein getroffenen Massnahmen gegen Men- | 171 geordneten Susanne Eberle-Strub (Delegationsleiterin) schenhandel. Empfohlen wurden Fortbildungsveran- und Christoph Wenaweser teil. An der Frühjahrssession staltungen, um das Personal der Arbeitsaufsicht auf die vom 8. bis 12. April nahmen die Abgeordneten Christoph Probleme ausbeuterischen Menschenhandels und be- Wenaweser und Daniel Seger teil. Vom 24. bis 28. Juni sondere Risikobereiche aufmerksam zu machen. Wich- fand die Sommersession statt. Es nahmen die Abgeord- tig sei es auch, insbesondere unter Asylbewerbern die neten Susanne Eberle-Strub (Delegationsleiterin) und möglichen Opfer solchen Menschenhandels ausfindig zu Günter Vogt teil. An der Herbstsession vom 30. Septem- machen und zu schützen. Die Stellungnahme der Regie- ber bis 4. Oktober nahmen die Abgeordneten Susanne rung zu den GRETA-Empfehlungen ist in rund zwei Jah- Eberle-Strub (Delegationsleiterin) und Daniel Seger (an ren zu übermitteln. den ersten zwei Tagen) teil. Im Einvernehmen mit den Beschlüssen von Helsinki Freiwillige Beiträge für Projekte des Europarats und in Anbetracht der besonderen Situation (Entzug des Besondere Schwerpunkte der liechtensteinischen Aus- Stimmrechts der russischen Delegation 2015 und die fol- senpolitik sind die Stärkung der Demokratie und Rechts- gende Weigerung Russlands, seine Beiträge zu zahlen) staatlichkeit sowie die Wahrung der Menschenrechte. einigte sich die PV im Juni des Berichtsjahrs darauf, die Deshalb unterstützte Liechtenstein im Berichtsjahr fol- Parlamente von Mitgliedsstaaten, die derzeit nicht in der gende Projekte des Europarats mit finanziellen Beiträgen Versammlung vertreten sind (Russland), aufzufordern, aus der IHZE mit insgesamt CHF 105'000: CHF 30'000 für die derzeitige Sitzung Delegierte zu benennen. Durch für den Aktionsplan des Europarats in Georgien; die Annahme der neuen Verfahrensregeln wurde Russ- CHF 20'000 für den Aktionsplan des Europarats in Ar- land – trotz heftiger Proteste der ukrainischen Delegation menien, CHF 10'000 für den Aktionsplan des Europarats – wieder mit allen Rechten eingesetzt, weshalb wieder in der Ukraine; CHF 20'000 für die Plattform zum Schutz eine russische Delegation benannt und akzeptiert wurde von Journalisten. CHF 25'000 ergingen an die Nachbar- und an der Sitzung teilnahm. schaftsprogramme in Marokko und Tunesien.

Kongress der Gemeinden und Regionen (KGRE) Teilnahme an Sitzungen Vom 2. bis 4. April fand die Frühjahrssitzung des Kon- Neben der 129. Ministersession in Helsinki fanden 32 gresses zum Thema «Bürgermeister im Einsatz für die Sitzungen des Ministerkomitees auf Botschafterebene Demokratie» statt. Liechtenstein war durch Maria Kaiser- statt einschliesslich der sogenannten DH-Sitzungen zur Eberle und Sylvia Pedrazzini vertreten. Der Kongress be- Umsetzung der Urteile des EGMR. Auch an diversen Be- tonte, dass angesichts zunehmender Politikverdrossen- richterstattergruppen des Ministerkomitees nahm der heit es gerade auf die kommunale Ebene ankomme, um Ständige Vertreter teil. Als Vorsitzender des Kunstaus- im Rahmen grösserer Bürgernähe wieder Vertrauen in schusses (C-ART) leitete der Ständige Vertreter dessen die demokratisch gewählten Institutionen herzustellen. Sitzungen. Der Ständige Vertreter nahm auch an den Sit- Die türkischen Behörden wurden aufgefordert, auch im zungen des Verwaltungsrats und des Aufsichtsratsrats Südosten des Landes die bei den Kommunalwahlen am der Entwicklungsbank des Europarats (CEB) in Paris so- 31. März gewählten Bürgermeister in ihre Ämter einzu- wie an einer gemeinsamen Sitzung beider Organe in Lis- setzen, was offenbar vielfach aus politischen Gründen sabon teil, ferner an den vier Sessionen der Parlamenta- verweigert worden war. Marokko wurde als erstem Land rischen Versammlung (PV) und den zwei Sessionen des der Status eines Partners für lokale Demokratie zuer- Kongresses der Gemeinden und Regionen (KGRE) zur kannt. Die Zusammenarbeit mit Marokko soll weiter aus- Unterstützung der jeweiligen Delegationen. gebaut werden. Liechtenstein war an der Herbstsession des Kon- Doyen des diplomatischen Corps in Strassburg gresses vom 29. bis 31. Oktober durch Johannes Hasler Mit der Funktion des dienstältesten Botschafters (Do- (Gamprin, Delegationsleiter) und Rainer Beck (Planken) yen) waren für den Ständigen Vertreter diverse pro- vertreten. Wichtigste Themen waren die Rolle der Ge- tokollarische Aufgaben verbunden, insbesondere die meinden und Regionen bei der Betreuung Binnenvertrie- zahlreichen Antritts- und Abschiedsbesuche von Bot- bener; eine faire Verteilung der Steuern der Grenzgän- schaftern sowie zu klärende Angelegenheiten mit den ger in Grenzgebieten; die Beobachtung der türkischen französischen Behörden. Kommunalwahlen im März / Juni; die kommunale und re- gionale Demokratie in Russland; Schutz und Förderung von Ombudsman-Einrichtungen; Regeln guter Praxis für Bürgerbeteiligung an Entscheidungsprozessen.

Menschenhandel (GRETA) In ihrem Bericht über Liechtenstein begrüsste die Ex- pertengruppe gegen Menschenhandel (GRETA) die von ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

172 | Ständige Vertretung bei den aktiven Aussenpolitik und Diplomatie als Erfolgsfaktor. Vereinten Nationen in New York Er bekräftige dabei Liechtensteins Engagement für den Multilateralismus und die Einhaltung der Rechtsstaat- lichkeit als Fundament der UNO. Des Weiteren unter- Leiter: Botschafter Christian Wenaweser strich er die Wichtigkeit der Agenda 2030 und zeigte sich insbesondere über das grosse Engagement des liechten- Die Ständige Vertretung engagierte sich aktiv in den prio- steinischen Privatsektors bei der Erreichung der SDGs ritären Bereichen, mit besonderem Augenmerk auf Men- erfreut, z. B. zur Bekämpfung von Menschenhandel und schenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Völkerrecht (Internati- Sklaverei. Der Erbprinz lobte die aktive Beteiligung der onaler Strafgerichtshof, ICC), Abrüstung, UNO-Reform, liechtensteinischen Jugend an Nachhaltigkeitsfragen finanzplatzrelevante Themen und nachhaltige Entwick- und forderte Mitgliedstaaten auf, die Stimme der Jugend lung. Höhepunkt des Jahres des Berichtsjahrs war die für generationenübergreifende Gerechtigkeit ernst zu Teilnahme S.D. des Erbprinzen Alois an der Hochran- nehmen. Er betonte auch die Wichtigkeit des internatio­ gigen Woche der Generalversammlung aus Anlass des nalen Strafgerichtshofs für internationale Rechtsstaat- 300-Jahre Jubiläums Liechtensteins. Die Arbeiten im Rah- lichkeit und bezeichnete den IIIM als positives Beispiel men der «Liechtenstein Initiative» für eine Finanzsektor- dafür, dass die Generalversammlung eine wichtige Rolle kommission gegen moderne Sklaverei und Menschen- in Fragen von Frieden und Sicherheit einnehmen könne, handel konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Als wenn der Sicherheitsrat seinem Mandat nicht nach- «FAST» (Finance Against Slavery and Trafficking) trat die komme. Schliesslich verwies der Erbprinz auf das tra- Initiative in eine neue Phase zur Umsetzung der Ergeb- ditionelle liechtensteinische Engagement für das Selbst­ nisse. Liechtenstein präsentierte am Hochrangigen Poli- bestimmungsrecht. tischen Forum (HLPF) seinen ersten umfassenden Bericht zum Umsetzungsstand der UNO-Nachhaltigkeitsziele Nachhaltige Entwicklung und finanzplatzrelevante (SDGs). Mit der vollständigen Überführung des Mecha- Themen nismus für strafrechtliche Verantwortung für Verbrechen Am hochrangigen politischen Forum für nachhal- in Syrien (IIIM) in das reguläre UNO-Budget konnte die tige Entwicklung präsentierte Liechtenstein den ers­ Institutionalisierung des Mechanismus als Untergremium ten nationalen Überprüfungsbericht zur Umsetzung der Generalversammlung erfolgreich abgeschlossen wer- der UNO-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Auf der Grund- den. Mit zunehmenden weltpolitischen Spannungen und lage eines qualitativ hochstehenden und breit konsul- wachsendem Druck auf die internationale Rechtsordnung tierten Berichts konnte die liechtensteinische Delega- setzte sich Liechtenstein verstärkt für Multilateralismus, tion der UNO-Mitgliedschaft ein umfassendes Bild des die Einhaltung der UNO-Charta sowie die internationale nationalen Umsetzungsstandes bieten und Bereiche Rechtsstaatlichkeit ein. aufzeigen, in denen es weltweit führend ist, darunter Solarenergie und biologische Landwirtschaft. Zudem Prioritär behandelte Themen wurden mit dem «Waterfootprint Liechtenstein» sowie der «Liechtenstein Initiative» erfolgreiche öffentlich-pri- Generaldebatte vate Partnerschaften für die Umsetzung der SDGs vor- Die Generaldebatte der 74. Session der Generalver- gestellt. Gleichzeitig verwies Liechtenstein auf beste- sammlung stand unter dem Motto «Galvanizing multi- henden Handlungsbedarf, vor allem in den Bereichen lateral efforts for poverty eradication, quality education, Mobilität und Biodiversität. Die Vizepräsidentin des climate action and inclusion». Im Vorfeld veranstaltete Vereins für Menschenrechte, Claudia Fritsche, und die der Generalsekretär den Klimagipfel, an dem er die Mit- erste liechtensteinische Jugenddelegierte Valerie Nigg gliedstaaten zu konkreten Schritten zur Verringerung waren Teil der Delegation, was Liechtenstein viel Lob von Treibhausgasemissionen aufforderte. Weitere hoch- und Sichtbarkeit einbrachte. rangige Treffen fanden zur Umsetzung der 2030 Agenda Liechtenstein intensivierte seine Bemühungen im für nachhaltige Entwicklung (SDG Summit), zur univer- Kampf gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel sellen Gesundheitsversorgung, zur Entwicklungsfinan- und beendete die erste grosse Phase der «Liechtenstein zierung und zu kleinen Inselentwicklungsländern statt. Initiative» mit der Lancierung des Endproduktes der Fi- Das 30-Jahr-Jubiläum der Kinderrechtskonvention wurde nanzsektorkommission gegen moderne Sklaverei und ebenfalls mit einem hochrangigen Event gewürdigt. Zen- Menschenhandel, den sogenannten «Blueprint for Mobi- trales Thema der Generaldebatte der 74. Session der Ge- lizing Finance Against Slavery and Trafficking», während neralversammlung war die Relevanz des Multilateralis- der hochrangigen Woche der Generalversammlung. Die mus bei der Lösung globaler Probleme. «Liechtenstein Initiative» trat damit als «FAST» (Finance Die liechtensteinische Delegation wurde anlässlich Against Slavery and Trafficking) in eine neue Phase, um des 300-Jahr-Jubiläums von S.D. Erbprinz Alois geleitet. die Ergebnisse im Rahmen neuer Partnerschaften mit In seiner Grundsatzrede anlässlich des Jubiläums wür- Staaten und Finanzakteuren umzusetzen. Dabei gilt es digte der Erbprinz die liechtensteinische Tradition einer die Expertise des liechtensteinischen Finanzplatzes für ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

eines der zentralen Menschenrechtsprobleme und das des Römer Statuts auf Cyberkriegsführung und den sich | 173 Erreichen der UNO-Nachhaltigkeitsziele zu nutzen und daraus ergebenden völkerrechtlichen Fragen befasst. Die damit einen Beitrag zur Reduzierung der Straflosigkeit, Arbeit des Expertenrats soll einen Beitrag dazu leisten, zur Verbrechensprävention sowie zu nachhaltigen Inves­ die Bestimmungen des Römer Statuts im Lichte zukünf- titionen zu leisten. tiger Formen der Kriegsführung besser zu verstehen. Liechtenstein engagierte sich in der Global Gover- nance Group (3G), welche sich für eine transparentere Rechtsstaatlichkeit, Syrien-Mechanismus und inklusivere G20 einsetzt. Am 3G-Ministertreffen im Die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit stellte weiterhin Rahmen der hochrangigen Woche der Generalversamm- eine liechtensteinische Priorität dar, unter anderem im lung unterstrich Liechtenstein die Wichtigkeit der Zu- Kontext der Arbeiten zu Nachhaltigkeitsziel 16, wobei sammenarbeit zwischen der G20 und der UNO und prä- die Förderung von Rechtsstaatlichkeit, unabhängiger sentierte die «Liechtenstein Initiative» und den Kampf Justiz sowie die Bekämpfung der Korruption im Zen- gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel als Bei- trum standen. Liechtenstein führte seine Zusammenar- spiel für das Potential einer verstärkten Zusammenarbeit beit im Rahmen der Pilotgruppe «Pathfinders» fort und zwischen UNO und G20. Zudem wurden die Grundzüge steuerte die «Liechtenstein Initiative» als Leuchtturm- des neuen liechtensteinischen Blockchain-Gesetzes vor- projekt bei. gestellt, die auch im Rahmen einer spezifischen UNO- Liechtenstein setzte sich in verschiedenen UNO-Fo- Veranstaltung einem breiteren Staatenpublikum näher- ren für rechtsstaatliche Prinzipien ein und koordinierte gebracht wurden. im Sechsten Ausschuss der Generalversammlung (Völ- Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Verhand- kerrecht) zusammen mit Mexiko erneut eine Resolution lungen zur Resolution zu illegalen Finanzflüssen im zu diesem Thema. Zudem rückte verstärkt die prinzi- Zweiten Ausschuss der Generalversammlung (Wirt- pielle Verteidigung der internationalen Rechtsordnung, schafts- und Finanzthemen). In einem langwierigen und insbesondere der UNO-Charta und des darin enthaltenen intensiven Verhandlungsprozess setzte sich Liechten- Verbots der illegalen Gewaltanwendung, ins Zentrum stein erfolgreich für eine bessere Balance und Verein­ der liechtensteinischen Bemühungen. barkeit des Textes mit der UNO-Konvention gegen Liechtenstein setzte seine Führungsrolle zur Frage ­Korruption ein und konnte Bemühungen anderer Staaten der Verantwortlichkeit für die in Syrien begangenen hin zu einem globalen Besteuerungssystem abwehren. Verbrechen fort und konnte den Prozess der Institutio- nalisierung des Syrien-Mechanismus mit der vollstän- Internationaler Strafgerichtshof (ICC) digen Überführung des Syrien-Mechanismus (IIIM) ins Liechtenstein setzte sich weiter aktiv für die Belange reguläre UNO-Budget erfolgreich abschliessen. Voraus- des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) ein, der un- gegangen war dem eine erneute Stärkung des IIIM im ter verstärkten politischen Druck seiner Gegner kam. Rahmen der entsprechenden Resolution im Dritten Aus- Erstmals sprach mit den USA ein Staat Sanktionen ge- schuss (Menschenrechte) und eine erstmalige ordent- gen das Gericht aus, darunter auch gezielte Massnah- liche Debatte zum IIIM in der Generalversammlung an- men gegen die Chefanklägerin. Grund dafür waren die lässlich der Vorlage des Jahresberichts. Zudem gelang Arbeiten des ICC zu den Situationen Afghanistan und es, mit einer hochrangigen Veranstaltung im Rahmen Palästina. Liechtenstein steuerte die Bemühungen der der Brüssel-III-Syrien-Konferenz die strafrechtliche Ver- Gruppe der Unterstützerstaaten des ICC und setzte sich antwortlichkeit in der politischen Agenda für Syrien zu gleichzeitig dafür ein, dass der Gerichtshof einer unab- verankern. hängigen externen Expertenüberprüfung im Hinblick auf mögliche Verbesserungen der internen Abläufe und Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung der Rechtsprechung unterzogen wird. Die dazu notwen- Liechtenstein nutze seine auslaufende Mitgliedschaft in digen Beschlüsse konnten im Rahmen der Versamm- der Kommission zur Rechtstellung der Frau (CSW), um lung der Vertragsparteien gefällt werden, Liechtenstein für Geschlechtergleichheit einzustehen. Als wichtigstes setzte sich besonders für die Wahrung der gerichtlichen Ergebnis wurden vereinbarte Schlussfolgerungen zu Unabhängigkeit ein. Sozial­schutz, öffentliche Dienstleistungen und nachhal- Die laufenden Arbeiten im Rahmen der liechtenstei- tige Infrastruktur für Geschlechtergleichheit und die Er- nischen Kampagne für die Statuts-Zusätze zum Verbre- mächtigung von Frauen und Mädchen verabschiedet. chen der Aggression wurden fortgesetzt und durch die Liechtenstein thematisierte in der Generaldebatte den Ratifizierung dreier weiterer Staaten (Guyana, Paraguay, beschränkten Zugang von Frauen und Mädchen zu einer Ecuador) belohnt, wodurch die Anzahl Ratifizierungen qualitativ hochwertigen Ausbildung und die schädlichen auf 39 stieg. Im Zusammenhang mit dem Verbrechen der Geschlechterstereotypen, welche Frauen und Mäd- Aggression rückten verstärkt Fragen in den Vordergrund, chen den Zugang zum STEM-Bereich (Science, Tech- die sich aus der Digitalisierung der Kriegsführung erge- nology, Engineering und Mathematics) erschwerten. In ben. Liechtenstein lancierte dazu ein neues Projekt und diesem Zusammenhang wurde auch das liechtenstei- gründete einen Expertenrat, der sich mit der Anwendung nische pepperMINT Labor als erfolgreicher nationalen Lösungsansatz vorgestellt. Neben dem ungleichen Ge- den völkerrechtlichen Verpflichtungen, insb. den Gen- schlechterverhältnis im internationalen Justizsystem fer Konventionen, zu verbieten und sicherzustellen, dass zeigte sich Liechtenstein zudem besorgt über moderne jederzeit und in jedem Stadium eine menschlichen Ent- Sklaverei und Menschenhandel, von welchen Frauen und scheidungskomponente sichergestellt ist. Liechtenstein Mädchen überproportional betroffen sind, und präsen- schloss sich einer entsprechenden Initiative im Rahmen tierte die «Liechtenstein Initiative» als konkreten Beitrag der französisch-deutschen Allianz für den Multilateralis- zur Bekämpfung dieser Verbrechen und zur Umsetzung mus an. der Nachhaltigkeitsziele. Gemeinsam mit Partnerstaaten Erstmals nahm Liechtenstein auch an den Bera- veranstaltete Liechtenstein eine hochrangig besuchte tungen der Arbeitsgruppe über Cybersicherheit teil und Nebenveranstaltung zu effektiven Lösungsansätzen für unterstützte die Rechtsmeinung, dass das geltende Völ- Frauen und Mädchen, die von moderner Sklaverei und kerrecht vollumfänglich auf den Cyberspace anwendbar Menschenhandel betroffen sind. Neben Ministerinnen ist, insbesondere die UNO-Charta, das humanitäre Völ- und hochrangigen Vertretern des UNO-Sekretariats und kerrecht sowie die internationalen Menschenrechtsin- der Zivilgesellschaft war auch ein Vertreter der Finanz- strumente. sektorkommission vertreten. Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Arbei- UNO-Reform und Konfliktprävention ten des Dritten Ausschusses der Generalversammlung Die Arbeit der UNO wurde durch diverse negative Ent- (Menschenrechte), in enger Abstimmung mit gleichge- wicklungen beeinträchtigt, darunter eine kritische Ab- sinnten Staaten. Im Mittelpunkt standen dabei Ländersi- nahme der Liquidität verursacht durch schlechte Zah- tuationen (Syrien, Myanmar, Nordkorea, Iran und Krim) lungsmoral (Hauptschuldner USA) und eine zunehmend sowie die Resolutionen zu Kinder- und Frauenrechten, restriktive Haltung des Gaststaates in der Bewilligung zu Menschenhandel und Folter, und zu Menschenrechts- von Visa-Anträgen für spezifische Delegationen. Liech- verteidigern und Binnenvertriebenen. Die USA setzten tenstein gehört weiterhin zu den wenigen guten Bei- ihren Kurs unter der Trump-Administration konsequent tragszahlern und setzte sich für eine Einhaltung der fort und attackierten breit abgestützte Errungenschaften Gaststaatverpflichtungen ein. im Bereich der Gleichstellung. China und Russland trie- Der von Liechtenstein initiierte ACT-Verhaltensko- ben ebenfalls kontroverse, nationale Menschenrechts­ dex, der Staaten während ihrer Mitgliedschaft im UNO- agenden voran und trugen damit zu einer zunehmenden Sicherheitsrat zu entschlossenem Handeln gegen Mas- Politisierung und einer schwindenden Konsensfähigkeit senverbrechen verpflichtet, erfuhr mit mittlerweile 121 im Dritten Ausschuss bei. Unterzeichnerstaaten erneut wachsende Unterstützung. Liechtenstein machte den Kodex erneut in diversen Si- Abrüstung tuationen geltend, in denen der Sicherheitsrat zu ange- Liechtenstein beteiligte sich aktiv an den Abrüstungs- messenen Reaktionen angehalten gewesen wäre, insb. diskussionen in New York, die im Kontext steigender zu Syrien und Myanmar. Bei den weiteren Arbeiten der geopolitischer Spannungen und einer sich weiter be- ACT-Gruppe stand die Bewahrung der Fortschritte im schleunigenden Aufrüstungsspirale standen. Im Rah- Auswahlverfahren für den UNO-Generalsekretär, auch men des Ersten Ausschusses der Generalversamm- für den Fall einer sich abzeichnenden Wiederwahl 2022, lung (Abrüstung) bedauerte Liechtenstein die Erosion im Zentrum. bzw. den Verlust von zentralen Pfeilern der internatio­ Gemeinsam mit dem Liechtenstein Institute on Self- nalen sowie europäischen Sicherheit, insbesondere Determination (LISD) in Princeton wurden die Arbei- des Washingtoner Vertrags zwischen Russland und ten zum Selbstbestimmungsrecht als ein Instrument zur den USA über nukleare Mittelstreckensysteme (INF- Konfliktverhütung weitergeführt. In zahlreichen bilate- Vertrag). Liechtenstein rief zudem zu einer konstruk- ralen Treffen auf Sekretariats- und Staatenebene wurde tiven Haltung in Vorbereitung der Überprüfungskonfe- das liechtensteinische Projekt, Konflikte durch angemes- renz des Nichtverbreitungsvertrags (NPT) von 2020 auf, sene Formen der Selbst-Gouvernanz zu verhindern oder dessen sicherheitspolitische Errungenschaften durch zu beenden, vorgestellt und konkretisiert. Die Arbeiten ein erneutes Scheitern bedroht sind, ebenso wie durch für ein Handbuch zum Selbstbestimmungsrecht für Me- den möglichen Verlust anderer Rechtsinstrumente im diatoren wurden weitergeführt. Bereich der nuklearen Nichtverbreitung wie dem Iran- Zum Thema Sicherheitsratsreform wurden keinerlei Abkommen. Fortschritte verzeichnet. Liechtenstein propagierte sei- Liechtenstein machte seine fortlaufende Unterstüt- nen Kompromissvorschlag, neue langfristige, wieder- zung für den Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen wählbare Sitze anstelle neuer Ständiger Mitglieder zu (TPNW) deutlich, der Nuklearwaffen als letzte Katego- schaffen. Liechtenstein stellte die Fortführung des For- rie von Massenvernichtungswaffen einem umfassenden mats der sog. «zwischenstaatlichen Verhandlungen» in Verbot unterwirft. Zudem stellte sich Liechtenstein hin- Frage, da dieses zunehmend reformkritischen Delega­ ter Bemühungen des UNO-Generalsekretärs, tödliche tionen entgegenkommt, und forderte den Beginn text­ autonome Waffensysteme im Einklang mit bestehen- basierter Verhandlungen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Sicherheitsrat Ständige Mission in Genf | 175 Liechtenstein verfolgte die Tätigkeit des Sicherheits- rats in Schwerpunktbereichen und aus der Perspektive eines Nicht-Mitglieds. Konflikte, bei welchen Zivilisten Leiter: Botschafter Dr. Peter Matt schwersten Verbrechen ausgesetzt sind (z. B. Syrien, My- anmar und Jemen), Konflikte in Europa (insbesondere Die Ständige Mission in Genf nimmt die Beziehungen zu die Ukraine) und die signifikante Verschlechterung der allen internationalen Organisationen mit Sitz in Genf wahr. Sicherheitslage im Nahen Osten standen dabei im Zen- Mit Priorität werden dabei die EFTA- und WTO-Agenden trum. Angesichts der tiefen politischen Gräben und der sowie die Aktivitäten des Menschenrechtsrates der Verein- daraus resultierenden Paralyse im Sicherheitsrat sprach ten Nationen (UNO) mit Sitz in Genf behandelt. sich Liechtenstein wiederholt für die Stärkung der Ge- In Bezug auf die Europäische Freihandelsassoziation neralversammlung aus, insbesondere in Fällen, in denen (EFTA) konzentrierte sich die Tätigkeit der Mission im ers­ der Sicherheitsrat blockiert ist. In diesem Zusammen- ten Halbjahr vor allem auf die Wahrnehmung des liech- hang verstärkte Liechtenstein seine Bemühungen, die tensteinischen EFTA-Vorsitzes in Genf und die damit ver- Generalversammlung in solchen Fällen zu einer Debatte bundene Organisation, Koordination und Durchführung einzuberufen. des EFTA-Ministertreffens, welches vom 23. bis 25. Juni Liechtenstein nahm seine Berichterstattungspflich- unter dem Vorsitz von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick ten im Zusammenhang mit Sicherheitsratssanktionen in Malbun stattfand. Dort wurde u. a. beschlossen, ab Juli wahr und beteiligte sich an zwölf offenen Debatten u. a. 2020 auf einen Ganzjahres-Vorsitz überzugehen. Liech- zum internationalen Recht, zum Schutz von Zivilisten, tenstein wird somit den nächsten EFTA-Vorsitz in Genf Frauen und Kindern in bewaffneten Konflikten, zu Kon- vom 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023 innehaben. Ein wei- flikten in Europa und im Nahen Osten sowie zu Arbeits- terer Schwerpunkt der EFTA-Aktivitäten in Genf lag im Be- methoden des Rates. Zudem nahm Liechtenstein aktiv richtsjahr weiterhin auf den EFTA-Drittlandbeziehungen. in zahlreichen informellen Debatten des Sicherheitsrates Dabei geht es im Wesentlichen um den weiteren Ausbau und Präsidentschaftsabschlusstreffen statt. des Netzwerkes an Freihandelsabkommen mit Drittstaaten Als Mitglied der ACT-Gruppe erhielt Liechtenstein sowie vermehrt um die Modernisierung und Erweiterung regelmässigen privilegierten Zugang zu den Agenden bestehender Freihandelsabkommen. Im Berichtsjahr konn- zukünftiger Sicherheitsratspräsidentschaften und un- ten die Verhandlungen mit den MERCOSUR-Staaten (Bra- terhielt einen Dialog mit den gewählten zehn Sicher- silien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) nach nur zwei heitsratsmitgliedern zu Reformen der Arbeitsmetho- Jahren in der Substanz abgeschlossen werden, was als den des Rates. Liechtenstein setzte seinen Einsatz für Meilenstein in der Geschichte der EFTA-Staaten bezeich- bessere rechtsstaatliche Standards in den Sicherheits- net werden darf. Zudem wurde EFTA-intern ein neues Mo- rats-Sanktionsregimes fort und setzte sich für eine dellkapitel zum Thema Handel und nachhaltige Entwick- Ausweitung des Mandats der Ombudsperson für das lung ausgearbeitet. ­Al-Qaida-Sanktionenregime auf andere Sanktionen­ In der Welthandelsorganisation (WTO) standen wäh- regime ein. rend des Berichtsjahres – vor allem auch medial – die Re- Liechtenstein führte seine Unterstützung für die formbemühungen zur Stärkung der WTO im Allgemeinen thematischen Agenden des Sicherheitsrates fort, insb. sowie insbesondere in Bezug auf den WTO-Streitschlich- Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS), Kinder in bewaff- tungsmechanismus im Vordergrund. Dieser ist seit Ende neten Konflikten (CAAC), und der Schutz von Zivilisten des Berichtsjahres beschlussunfähig, da die USA – trotz in- (PoC). Im Rahmen seines Engagements gegen sexuelle tensiven Bemühungen von allen Seiten – den Selektionspro- und geschlechterbasierte Gewalt legte Liechtenstein be- zess zur Ernennung neuer Mitglieder der Berufungsinstanz sonderes Augenmerk auf die stark tabuisierte, jedoch blockierten. Im Hinblick auf die im Juni 2020 in Kasachstan weitverbreitete Problematik der sexuellen Gewalt gegen stattfindende Ministerkonferenz gingen die Verhandlungen Männer und Jungen in Konflikten – ein Einsatz der sich und Gespräche in den verschiedenen Verhandlungsgrup- in neuen Bestimmungen der Sicherheitsratsresolution pen weiter (z. B. Landwirtschaft). Da die multilateralen 2467 niederschlug. Verhandlungen jedoch nur wenig Fortschritte verzeich- Liechtenstein veranstaltete gemeinsam mit der liech- neten, konzentrierte sich die Mission im Berichtsjahr auf tensteinischen NGO All Survivors Project (ASP) und den plurilaterale Verhandlungen unter WTO-Mitgliedern, die UNO-Sonderbeauftragten für Kinder in bewaffneten sich gewissen Initiativen zu aktuellen Handelsthemen an- Konflikten bzw. für sexuelle Gewalt in Konflikten sowie geschlossen haben, so z. B. Verhandlungen über interna- mit dem Sicherheitsratsmitglied Deutschland und einem tionale Standards für die innerstaatliche Regulierung des Überlebenden eine Veranstaltung zu sexueller Gewalt Handels mit Dienstleistungen und die Verhandlungen über in syrischen Gefängnissen. Liechtenstein gründete eine den digitalen Handel. informelle Freundesgruppe gegen sexuelle Gewalt an In Bezug auf die Vereinten Nationen richtete die Stän- Männern und Jungen, um die Agenda innerhalb der UNO dige Mission ihr Engagement hauptsächlich auf die Mit- weiterzuentwickeln und zu festigen. arbeit im Rahmen des UNO-Menschenrechtsrates. Die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

176 | Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ständigen Mission Handel erarbeiten soll. Die Vertreter und Vertreterinnen nahmen aktiv an den Sessionen des Rates sowie an der dieser Arbeitsgruppe tauschten sich im Berichtsjahr ins- Überprüfung der Menschenrechtssituation anderer Staa- gesamt dreimal aus, zweimal via Videokonferenz und ten im Rahmen der «Universal Periodic Review (UPR)» teil. einmal im Rahmen eines Treffens in Genf. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) Die üblichen EFTA-Tätigkeiten im Drittlandbereich in Genf blieben weiterhin auf hohem Niveau. Mit der Der Tätigkeitsschwerpunkt der Mission lag im ersten EFTA-Drittlandpolitik soll vermieden werden, dass die Halbjahr auf dem liechtensteinischen EFTA-Vorsitz in liechtensteinischen Wirtschaftsakteure gegenüber wich- Genf. Neben den Vorsitzen bei den regelmässigen Tref- tigen Konkurrenten, vor allem aus EU-Staaten, Benach- fen (EFTA-Rat, Stellvertreter, Drittlandkomitee) umfasste teiligungen im Zugang zu den Weltmärkten erfahren. dies die inhaltliche Vorbereitung und vor allem die Or- Soweit dies möglich ist, finden Expertentreffen per Vi- ganisation, Koordination sowie Durchführung des bisher deo- oder Telefonkonferenz statt. Diese Kommunika­ traditionell im Vorsitzland durchgeführten EFTA-Minis­ tionsform wurde auch im Berichtsjahr wiederum rege tertreffens. Dieses fand vom 23. bis 25. Juni unter dem genutzt, so z. B. um Verhandlungen voranzubringen und Vorsitz von Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick in Malbun künftige Verhandlungsrunden möglichst gut vorzuberei- statt. Dabei kam es zu wichtigen Neuerungen im Format ten. Den grössten Erfolg verzeichneten die EFTA-Staa- der Treffen. Die beiden Beratenden Ausschüsse (Parla- ten im Berichtsjahr mit dem grundsätzlichen Abschluss mentarier- und Konsultativkomitee) tauschten sich im der Freihandelsverhandlungen mit MERCOSUR, beste- Kontext des EFTA-Ministertreffens erstmals gemeinsam hend aus Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. mit den Ministerinnen und Ministern aus, was mehr Zeit Ende August wurde in Buenos Aires auch ein Zeitplan für einen interaktiven Dialog liess. Die Minister und Mi- zur Finalisierung einiger offener Punkte und zur recht- nisterinnen fällten zudem den Beschluss, ab Juli 2020 lichen Überarbeitung der Vertragstexte vereinbart. Der einen ganzjährigen Vorsitz (anstelle von Halbjahresvor- Zeitplan konnte wegen des Regierungswechsels in Ar- sitzen) einzuführen und das informelle EFTA-Minister- gentinien allerdings nicht eingehalten werden. Teil des treffen im Herbst zu streichen. Ausserdem wurde Genf Abkommens ist auch ein Kapitel über Handel und nach- als üblicher Austragungsort für das EFTA-Ministertref- haltige Entwicklung, ergänzt mit Artikeln u. a. über Han- fen im Sommer bestimmt, es sei denn, der Vorsitz lädt del und Klimawandel, Handel und biologische Vielfalt ins Vorsitzland ein. Liechtenstein wird den EFTA-Vorsitz sowie Handel und nachhaltige Landwirtschaft und Er- nach der neuen Regelung erstmals vom 1. Juli 2022 bis nährungssysteme. Der Abschluss des Abkommens kann 30. Juni 2023 wieder übernehmen. Die neue Vorsitzre- als Meilenstein in der Geschichte der EFTA bezeichnet gelung führt auch dazu, dass die Treffen mit den Bera- werden. Dass die EFTA-Staaten innerhalb von zwei Jah- tenden Ausschüssen neu organisiert werden müssen. Im ren ein mit der EU vergleichbares Abkommensergeb- November fand erstmals ein Treffen des Ministerrats- nis erzielen konnten, ist angesichts des beschränkten vorsitzenden mit beiden Komitees zusammen in Brüs- Handlungsspielraums der EFTA-Staaten im Landwirt- sel statt. Der künftige Austausch und der von beiden Ko- schaftsbereich nicht selbstverständlich. Die Konzes- mitees gewünschte vermehrte Einbezug in Entscheide sionen im Warenbereich, und dabei vor allem bei den der EFTA-Staaten wurden mehrfach im EFTA-Rat dis- Landwirtschaftsprodukten, waren in den Verhandlungen kutiert. Ein endgültiger Beschluss steht diesbezüglich mit MERCOSUR zentral. Ein Datum für die Unterzeich- noch aus. Die Wichtigkeit des Austausches mit den bei- nung des Abkommens wird erst 2020 beschlossen. Die den Ausschüssen ist jedoch unbestritten. Am EFTA-Mi- Entwicklungen bei den Verhandlungen mit Indien, Viet- nistertreffen in Malbun konnte zudem ein EFTA-intern nam und Malaysia verliefen auch im Berichtsjahr eher neu ausgehandeltes, aktualisiertes Modellkapitel über zäh und das Ziel, diese Verhandlungen abzuschlies- Handel und nachhaltige Entwicklung den Ministern und sen, konnte nicht erreicht werden. Mit Indien wurde Ministerinnen unterbreitet werden. Neue Elemente des der Verhandlungsprozess durch im Berichtsjahr abge- Modellkapitels sind u. a. Bestimmungen über Handel haltene Parlamentswahlen verlangsamt. Daraus erga- und Geschlechtergleichstellung, Handel und Klimawan- ben sich auch diverse personelle Wechsel im Verhand- del, Handel und Biodiversität, verantwortungsvolles Ge- lungsteam. Es fanden jedoch mit Indien diverse Treffen schäftsgebaren sowie die nachhaltige Nutzung von Wäl- auf politischer Ebene wie auch Kontakte auf Verhand- dern und lebenden Meeresressourcen. lungsleiterebene statt. Im Oktober wurden erneut Video­ Ein anderes Thema, welches bei Freihandelsverhand- konferenzen in verschiedenen Verhandlungsbereichen lungen zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist der digi- durchgeführt, um eine mögliche Verhandlungsrunde im tale Handel (E-Commerce). Im Vergleich zur EU und den ersten Quartal 2020 vorzubereiten. Mit Vietnam konn- USA enthalten die Abkommen der EFTA bisher nur sehr ten trotz Bemühungen auf politischer Ebene inhaltlich wenige relevante Bestimmungen. Im Berichtsjahr wurde kaum Fortschritte erzielt werden. Ende November fand daher beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, in Hanoi ein Treffen der Delegationsleiter und Experten welche Modellbestimmungen der EFTA zum digitalen für den Schutz des Geistigen Eigentums statt. Dabei ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

einigte man sich auf eine weitere Videokonferenz An- Im Berichtsjahr fanden unter bestehenden Freihan- | 177 fang 2020, um den möglichen weiteren Verhandlungs- delsabkommen ausserdem Treffen von Gemeinsamen prozess zu diskutieren. In Bezug auf Malaysia gab es im Ausschüssen statt, und zwar je eines mit dem Golfkoope- Berichtsjahr die positive Antwort, dass die Regierung rationsrat (GCC; in Riad), mit Ägypten (in Kairo), mit der Malaysias die Wiederaufnahme der Freihandelsver- Palästinensischen Autonomiebehörde (in Ramallah; aus handlungen mit den EFTA-Staaten beschlossen hat. Die inhaltlichen Gründen ohne Beteiligung Liechtensteins), nächste Verhandlungsrunde ist für Ende Februar 2020 in mit Peru (in Lima) und mit Kolumbien (in Bogotá). Zu- Kuala Lumpur geplant. dem wurde ein Treffen des Subkomitees (Zollfragen) Die Modernisierung und Erweiterung von bestehen- zum Abkommen mit Südkorea in Seoul durchgeführt den Freihandelsabkommen ist weiterhin wichtig. Mit den (ohne Beteiligung Liechtensteins). SACU-Staaten, bestehend aus Botswana, Lesotho, Na- Die EFTA-Mitgliedsstaaten setzten sich im Berichts- mibia, Südafrika und Swasiland (neu Königreich eSwa- jahr auch mit weiteren Drittstaaten auseinander. Im tini), gab es diesbezüglich im Berichtsjahr zwei Verhand- Herbst trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der EFTA lungsrunden in Botswana und eine in Genf. Liechtenstein im Rahmen des handelspolitischen Dialogs ein weiteres nimmt an den Verhandlungen nicht teil, da vorwiegend Mal mit dem Büro des Handelsbeauftragten der USA Zollvertragsmaterie diskutiert wird. Mit Chile konnten (USTR) in Washington. Der Brexit war in diesem Be- die Verhandlungen über die Modernisierung und Er- richtsjahr wiederum ein wichtiges Thema, zu dem sich weiterung des Freihandelsabkommens Ende September die EFTA-Staaten in Genf regelmässig austauschten. endlich aufgenommen werden. Es fand eine erste Ver- Schliesslich gab es im Berichtsjahr auch Bemü- handlungsrunde in Santiago statt. Die zweite Runde ist hungen zur Aktualisierung der EFTA-Konvention im für April 2020 geplant. Bei den Verhandlungen mit Me- Landwirtschaftsbereich. Ziel der Gespräche ist eine An- xiko konnten keine Fortschritte erzielt werden, dies v. a. passung der bestehenden Verpflichtungen im Lichte der wegen der sehr unterschiedlichen Ambitionen der Ver- revidierten Landwirtschaftsabkommen Norwegens und handlungspartner in Bezug auf den Handel mit Land- Islands mit der EU. Ein entsprechendes Mandat konnte wirtschaftsprodukten. Bei den Gesprächen mit Kanada jedoch noch nicht verabschiedet werden. gibt es ebenfalls keine neuen Entwicklungen. Auch hier stellt der Landwirtschaftsbereich ein Hindernis dar, al- Welthandelsorganisation (WTO) lerdings mit umgekehrten Vorzeichen, weil Kanada über den Zugang für Käse und weitere Milchprodukte nicht Der Botschafter und weitere Mitarbeitende der Stän- verhandeln will. Zudem fanden in Kanada im Herbst digen Mission nahmen im Berichtsjahr an den regel­ Wahlen statt, was den Prozess für eine Weile zum Still- mässig stattfindenden Sitzungen des Allgemeinen Rates stand brachte. Ein Delegationsleitertreffen ist für Anfang sowie des Verhandlungsausschusses teil. Die Vorsitzen- 2020 vorgesehen. den der Verhandlungsgruppen berichteten dabei jeweils Im Berichtsjahr unternahmen die EFTA-Staaten wei- über den Stand der laufenden multilateralen Verhand- tere Schritte zur Aufnahme von Verhandlungen mit neuen lungen. Da die multilateralen Verhandlungen nur we- Partnerländern. Mit Moldawien wurden im Berichtsjahr nige Fortschritte verzeichneten, konzentrierte sich die Verhandlungsmodalitäten ausgearbeitet. Diese müssen Mission im Berichtsjahr auf plurilaterale Verhandlungs- noch finalisiert werden, bevor 2020 Verhandlungen auf- stränge unter WTO-Mitgliedern, die sich gewissen Initia- genommen werden können. Pakistan wurde ein Entwurf tiven zu aktuellen Handelsthemen angeschlossen haben. für ein so genanntes «scoping paper» unterbreitet. Eine Dazu gehören insbesondere die Verhandlungen über in- Reaktion darauf steht noch aus. Aufgrund der Strafzölle ternationale Standards für die innerstaatliche Regulie- von 100 %, welche Kosovo seit Ende 2018 auf allen Pro- rung des Handels mit Dienstleistungen (Domestic Regu- dukten aus Serbien und Bosnien-Herzegowina erhebt, lation) und die Verhandlungen über den digitalen Handel kommt eine Aufnahme von Verhandlungen mit Kosovo (E-Commerce). Daneben verfolgte die Mission auch die für die EFTA-Staaten derzeit nicht in Frage. Grundsätz- Gespräche im Landwirtschaftsbereich und beteiligte sich lich sind die EFTA-Staaten aber bereit, zu gegebenem an der Koordinierung der Positionen innerhalb der G10- Zeitpunkt Freihandelsverhandlungen mit Kosovo aufzu- Ländergruppe. Schliesslich beteiligte sich die Mission nehmen. Bei den aufgrund der politischen Lage lange auch an den Gesprächen zur Vorbereitung der (Wieder)- sistierten Verhandlungen mit Thailand zeichnet sich eine Aufnahme des Vereinigten Königreichs als eigenstän- Wende ab. Nach den Wahlen in Thailand mit der Ein- dige Vertragspartei des revidierten WTO-Abkommens setzung einer neuen Regierung zeigt Thailand Interesse, über das öffentliche Beschaffungswesen. die Verhandlungen mit den EFTA-Staaten wieder aufzu- Im Mittelpunkt der Diskussionen – sowie der medialen nehmen und diese parallel zu denjenigen mit der EU zu Aufmerksamkeit – standen während des Berichtsjahres führen. Ein Verhandlungsbeginn im ersten Quartal 2020 die Reformbemühungen in der WTO im Allgemeinen so- scheint möglich. Zwei weitere Verhandlungsprozesse wie insbesondere in Bezug auf die Berufungsinstanz des (Russland-Belarus-Kasachstan und Algerien) sind aus WTO-Streitschlichtungsmechanismus. Letztere gehen auf politischen Gründen weiterhin blockiert. die Weigerung der USA zurück, den Selektionsprozess ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

178 | zur Ernennung neuer Mitglieder der Berufungsinstanz zu jahr mehrere Treffen zur Koordinierung der Positionen unterstützen. Fast während des gesamten Berichtsjahres der G10-Gruppe (neben Liechtenstein noch die Schweiz, waren nur drei von sieben Stellen in der zweiten Instanz Norwegen, Island, Japan, Südkorea, Taiwan, Mauritius des Streitschlichtungsmechanismus besetzt. Seit Dezem- und Israel) statt. Ziel wäre es, im Bereich Landwirtschaft ber besteht die Instanz nur noch aus einem Mitglied und bis spätestens zur nächsten WTO-Ministerkonferenz im ist dadurch beschlussunfähig geworden. Botschafter Da- Juni 2020 in Kasachstan ein Abschlusspaket präsentie- vid Walker aus Neuseeland wurde am Anfang des Be- ren zu können. Als Netto-Importnationen von Landwirt- richtsjahres als Vermittler eingesetzt, um den Reform- schaftsprodukten mit herausfordernden topografischen prozess voranzubringen. Er hat sich während des ganzen Begebenheiten befinden sich die G10-Staaten in einer Jahres intensiv um eine Lösung des Konflikts bemüht. Ver- eher defensiven Position. Ob eine Einigung bei den Ver- schiedene Delegationen haben zudem Vorschläge einge- handlungen im Hinblick auf die WTO-Ministerkonferenz bracht, welche jedoch von den USA stets als ungenügend im Juni 2020 möglich ist, wird sich erst im ersten Halb- abgelehnt wurden. Die USA selber wurden kritisiert, weil jahr 2020 zeigen. sie keine eigenen Reformvorschläge gemacht haben. Es Angesichts der mangelnden Verhandlungsfortschritte fanden in diesem langen Prozess Konsultationen in ver- im multilateralen Kontext sowie der zunehmenden Kluft schiedenen Formaten statt, ohne dass sich jedoch eine zwischen multilateralen und regionalen Vereinbarungen Lösung abzeichnete. 114 WTO-Mitglieder, darunter auch über inländische Vorschriften zur Dienstleistungser- Liechtenstein, haben sich im Streitbeilegungsgremium bringung (domestic regulation) verabschiedete eine wiederholt für einen Beschluss zur Einleitung des Bestel- Gruppe von knapp 60 WTO-Mitgliedern (darunter alle lungsverfahrens eingesetzt. Die USA blockierten den Be- EFTA-Staaten, die EU, USA, Japan und China) im Mai schluss jedoch ohne Ausnahme. Die USA monieren eine des Berichtsjahres eine Gemeinsame Ministererklärung, wiederholte Nichteinhaltung der 90-tägigen Frist zur Fäl- mit der sie ihre Absicht bekunden, die seit der 11. WTO- lung eines Entscheids und vor allem, dass die Berufungs- Ministerkonferenz von Ende 2017 laufenden Gespräche instanz Rechte und Pflichten der WTO-Mitglieder expan- über Bestimmungen für Zulassungsverfahren im Dienst- siv auslege und neue Verpflichtungen schaffe, die von leistungshandel zu intensivieren. Ziel der Gespräche ist den WTO-Mitgliedern nie beschlossen worden seien. Ein es, internationale Normen zu definieren, um die Kohä- weiterer Kritikpunkt ist der Umstand, dass die Berufungs- renz der Rechtsvorschriften zu erhöhen und damit den instanz sowie die untergeordneten erstinstanzlichen Pa- grenzüberschreitenden Handel mit Dienstleistungen nels deren Entscheidungen als Präjudiz behandelten. zu erleichtern. Mehrere der behandelten Themen wa- Nach dem Scheitern des Beschlussentwurfs im Dezember ren bereits Gegenstand der seit 2016 auf Eis liegenden hat Generaldirektor Roberto Azevêdo intensive Konsulta- Verhandlungen über ein plurilaterales Übereinkommen tionen auf hoher politischer Ebene eingeleitet, um aus der über Dienstleistungshandel (Trade in Services Agree- Sackkasse zu finden. Die Lähmung der Berufungsinstanz ment, TiSA), an denen sich Liechtenstein ebenfalls betei- bedeutet jedoch nicht, dass die regelbasierte Streitbeile- ligt hatte. Mit der Erklärung bringen die unterstützenden gung der WTO beseitigt ist. Liechtenstein schloss sich im WTO-Mitglieder ihre Bereitschaft zum Ausdruck, die Dezember zusammen mit weiteren 58 WTO-Mitgliedern Verhandlungen über diese horizontalen WTO-Diszipli- einer von der Schweiz initiierten Erklärung an, mit der nen zur Dienstleistungserbringung weiterzuführen mit diese Länder ihre Entschlossenheit bekräftigten, die ver- dem Ziel, die Gespräche bis zur 12. WTO-Ministerkonfe- bindlichen Regeln der WTO in ihren Handelsbeziehungen renz im Juni 2020 abzuschliessen und deren Ergebnisse einzuhalten und Handelsstreitigkeiten in Übereinstim- in ihre nationalen Verpflichtungslisten unter dem WTO- mung mit der WTO-Streitbeilegungsvereinbarung beizu- Abkommen über den Dienstleistungshandel (GATS) auf- legen. Ausserdem unterstrichen sie ihr Engagement, kon- zunehmen. krete Lösungen für die festgestellten Probleme in Bezug Am Rande des WEF in Davos im Januar des Berichts- auf die Berufungsinstanz zu finden und betonten erneut, jahres veröffentlichten 76 WTO-Mitgliedsstaaten eine dass es dringend notwendig sei, alle derzeit offenen Stel- ­gemeinsame Ministererklärung, mit der sie ihre Ab- len in der Berufungsinstanz zu besetzen. sicht bekräftigten, WTO-Verhandlungen über handelsbe­ Im Berichtsjahr fanden intensive Gespräche im Aus- zogene Aspekte des elektronischen Geschäftsverkehrs schuss über Landwirtschaft statt, u. a. in einer Sonder- (E-Commerce) aufzunehmen. Zusammen decken die 76 session. Für viele WTO-Mitglieder hat der Abbau von Staaten über 90 % des Welthandels ab. Die EFTA-Staaten handelsverzerrenden Unterstützungszahlungen grösste beteiligen sich ebenfalls an dieser Initiative. Es fanden Priorität. Im Berichtsjahr fanden jedoch noch keine im Berichtsjahr sechs Verhandlungsrunden statt, dabei textbezogenen Verhandlungen statt. Das Thema ist für ging es um Themen wie z. B. Marktzugang, elektronische Liechtenstein aufgrund seiner eigenen landwirtschaft- Überweisungen, Nicht-Diskriminierung, Konsumenten- lichen Direktzahlungen und der Zahlungen der Schweiz schutz, Transparenz, innerstaatliche Regulierung und gestützt auf den Notenaustausch Landwirtschaft von Re- Zusammenarbeit, Cybersicherheit usw. Im Dezember levanz und wurde von der Mission mit grosser Aufmerk- wurde auch erstmals die rechtliche Form eines künf- samkeit verfolgt. Es fanden diesbezüglich im Berichts- tigen Abkommens diskutiert. Generell gibt es grosse ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Unterschiede in den Positionen der Delegationen, so kanten Rückgang im Gegensatz zu den 40 Resolutionen | 179 auch in dieser Frage. Ende Jahr wurde ein Zeitplan für im vorherigen Berichtsjahr entsprochen hat. die weiteren Verhandlungen bis zur 12. WTO-Minister- An der 41. Session des Menschenrechtsrats (24. Juni konferenz im Juni 2020 in Kasachstan festgelegt. bis 12. Juli) bildeten wie üblich die Resolutionen zur Stär- Der Ausschuss über das öffentliche Beschaffungs­ kung der Frauenrechte sowie Geschlechterthemen den wesen gewinnt weiter an Bedeutung. Im Berichtsjahr Schwerpunkt. Augenscheinlich war dabei der massive fanden zwei reguläre Sitzungen statt. Neu als Beobach- Widerstand (hauptsächlich von Russland, Ägypten, den ter mit dabei sind Ecuador und die Philippinen. Damit Golfstaaten, Pakistan und Brasilien) gegenüber der Stär- stieg die Zahl der WTO-Mitglieder, welche an den Bera- kung von Geschlechtergerechtigkeit und Rechten, insbe- tungen des Ausschusses als Beobachter teilnehmen, auf sondere gegenüber den Resolutionen zu Gewalt gegen 34, wobei neun der Beobachter derzeit dabei sind, ihren Frauen und Mädchen, Diskriminierung gegen Frauen Beitritt zum revidierten Abkommen auszuhandeln. Das und Mädchen, Kinder-, frühzeitige oder Zwangsheirat revidierte Abkommen zählt derzeit 48 Vertragsstaaten. sowie Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung Das Vereinigte Königreich wird nach dem Brexit eigen- und Geschlechteridentität. Erstmals wurden je eine Re- ständige Vertragspartei sein. Die entsprechenden Vorbe- solution zur Menschenrechtslage in den Philippinen, reitungen wurden im Berichtsjahr abgeschlossen. gleicher Bezahlung sowie neue und aufstrebende digi- tale Technologien eingebracht. Insgesamt verabschie- Die Vereinten Nationen (UNO) und andere dete der UNO-Menschenrechtsrat 26 Resolutionen an internationale Organisationen der dreiwöchigen Session. Im Vergleich zur Juni-Session im Vorjahr ist ein leichter Zuwachs von Resolutionen Im Mittelpunkt der Aktivitäten der Mission in Bezug auf feststellbar. Während der dreiwöchigen Session äusserte die Vereinten Nationen und andere internationale Orga- sich Liechtenstein in sieben formellen Wortmeldungen nisationen in Genf stand der UNO-Menschenrechtsrat. zu einzelnen Punkten der Traktandenliste und hat sich Liechtenstein ist nicht Mitglied des aus 47 Staaten zu- insgesamt 17 gemeinsamen Wortmeldungen zu unter- sammengesetzten Menschenrechtsrats, nimmt jedoch schiedlichen Agendapunkten angeschlossen, darunter eine aktive und weitreichende Beobachterrolle ein. Der auch die Wortmeldung der Quadrilateralen Gruppe (mit Menschenrechtsrat trat im Berichtsjahr zu drei ordent- Österreich, der Schweiz und Slowenien) zur Beseitigung lichen Sessionen (40. bis 42. Session) zusammen. Es hat aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen in keine Sondersession stattgefunden. der Arbeitswelt sowie zwei gemeinsame Wortmeldungen Die vierwöchige Hauptsession des Menschenrechts- in der Freundesgruppe zu «Responsibility to Protect». rats findet jeweils im März (25. Februar bis 22. März Zudem hat Liechtenstein zahlreiche Länder- und thema- 2019) statt. Liechtenstein beteiligte sich mit insgesamt tische Resolutionen mitgetragen, namentlich die Resolu- sechs formellen Wortmeldungen an der Märzsession. tionen zu den Menschenrechtssituationen in Eritrea, den Des Weiteren hat Liechtenstein als Unterstützerin di- Philippinen, Weissrussland, Syrien, die Resolution zur verse Resolutionen und Veranstaltungen mitgetragen, Eliminierung aller Formen von Diskriminierung gegen u. a. zu den länderspezifischen Resolutionen Sri Lanka, Frauen und Mädchen, zu den Konsequenzen von Kinder-, Nicaragua, Syrien, Iran, Südsudan, Nordkorea, Georgien frühzeitige und erzwungene Heirat, zum negativen Ein- und Myanmar sowie zu den thematischen Resolutionen fluss von Korruption auf den Genuss von Menschenrech- betreffend Menschenrechtsverteidiger im Umweltbe- ten, zu den neuen und aufstrebenden digitalen Technolo- reich, Förderung und Schutz der Menschenrechte und gien, gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, Eliminierung Grundfreiheiten bei der Bekämpfung des Terrorismus, aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen Religions- und Glaubensfreiheit sowie Kinderrechte. sowie zur sexuellen Orientierung und Geschlechter­ Ebenfalls hat Liechtenstein eine Nebenveranstaltung zu identität. Aus liechtensteinischer Sicht nennenswert war «Accountability» in Syrien in Zusammenarbeit mit der insbesondere das starke Engagement Liechtensteins be- UN-Untersuchungskommission zu Syrien (CoI) und dem treffend den Syrien-Mechanismus. Dank aktiver Beteili- Syrien-Mechanismus (IIIM) organisiert sowie weitere gung Liechtensteins konnte eine Referenz zum regulären Nebenveranstaltungen unterstützt. Liechtenstein hat UNO-Budget für den Syrien-Mechanismus in die Syrien- sich aktiv in die Verhandlungen der Resolutionen zu My- Resolution aufgenommen werden. Ein weiterer Höhe- anmar, Syrien, Menschenrechtsverteidigern im Umwelt- punkt der Session im Juni / Juli war die Präsentation des bereich und zum Einfluss von Geldern illegaler Herkunft Berichts zum «Accountability Retreat». Zusammen mit auf die Menschenrechte eingebracht, wobei aus liech- Kanada, den Niederlanden und der Schweiz präsentierte tensteinischer Sicht insbesondere die Verabschiedung Liechtenstein den Bericht des am 16. November 2018 in der Menschenrechtsverteidiger-Resolution im Konsens Vaduz stattgefundenen «Accountability Retreat» in einer sowie die Stärkung der Referenzen zum Internationalen Nebenveranstaltung. Der Bericht wurde zuvor als UNO- Strafgerichtshof in der Myanmar-Resolution als Erfolg Dokument veröffentlicht. Zudem bot die Veranstaltung der Session angesehen werden konnten. Insgesamt wur- die Gelegenheit, das Thema «Accountability» weiterzu- den 29 Resolutionen verabschiedet, was einem signifi- denken. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

180 | An der dreiwöchigen September-Session (9. bis rücksichtig wurden. Liechtenstein hat seine Sichtbarkeit 27. September) verabschiedete der UNO-Menschen- und sein Profil weiterhin durch eine aktive Mitarbeit an rechtsrat 37 Resolutionen und ein Statement des Präsi- einer Vielzahl von Resolutionen und der Organisation denten, was eine massive Zunahme gegenüber 24 Re- von Nebenveranstaltungen gestärkt. solutionen im Vorjahr markierte. Die 42. ordentliche Liechtenstein ist im Rahmen der Arbeiten im Men- Session des Menschenrechtsrats stand hauptsächlich im schenrechtsrat in eine Reihe von informellen Gruppie- Zeichen der Diskussionen um die Menschenrechtslagen rungen zu verschiedenen Themen und in unterschied- in Kaschmir und Venezuela. Liechtenstein beteiligte sich lichen Formationen eingebunden und beteiligt sich aktiv mit insgesamt sieben formellen Wortmeldungen zu ein- an den Arbeiten und am gegenseitigen Austausch inner- zelnen Punkten der Traktandenliste und brachte insge- halb dieser Gruppierungen. Es sind dies unter anderem samt 14 Resolutionen mit ein. Bei den thematischen Re- die WEOG-Gruppe, die Juscanz-Gruppe, die «Group of solutionen kann vor allem die Resolution zum Recht auf Friends of the ICC (Internationaler Strafgerichtshof)», Privatsphäre im digitalen Zeitalter hervorgehoben wer- die «Group of Friends on children and armed conflicts» den, bei der Liechtenstein in der Kerngruppe aktiv mit- und die «Group of Friends on the responsibility to pro- wirkte. Zusammen mit Brasilien, Deutschland, Mexiko tect», das Forum kleiner Staaten (Forum of Small States, und Österreich wurde die Resolution eingebracht, welche FoSS), die Mountains-Gruppe (informelle Gruppe beste- sich auf die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf hend aus Kanada, Island, Norwegen, der Schweiz, Neu- das Recht auf Privatsphäre konzentrierte. Die Resolution seeland, Australien und Liechtenstein) sowie die Quadri- wurde trotz ambitionierter Sprache im Konsens verab- laterale Gruppe (Liechtenstein, Österreich, Slowenien schiedet, was als grosser Erfolg gewertet werden darf. und die Schweiz). Zudem arbeitete Liechtenstein im Des Weiteren gehörten die Resolution zu Myanmar, der Berichtsjahr eng mit den Niederlanden zusammen, um Todesstrafe, Repressalien gegen Menschenrechtsvertei- eine Freundesgruppe zu «Accountability» zu etablieren. digerinnen und Menschenrechtsverteidiger, die mit der Zu diesem Zweck wurden Treffen auf Botschafter- und UNO zusammenarbeiten, sowie zu Terrorismus zu den Expertenebene organisiert. für Liechtenstein wichtigsten Resolutionen dieser Ses- Die Mission beteiligte sich auch an den drei Sessi- sion. Betreffend die Resolution zu Myanmar war es aus onen der UPR-Arbeitsgruppe des UNO-Menschenrechts- liechtensteinischer Sicht äusserst bedauernswert, dass rats. Die UPR (Universal Periodic Review) ist eines der der Resolutionstext massiv abgeschwächt wurde. Ins- zentralen Elemente des Menschenrechtsrats. Bei diesem besondere wurden die inhaltliche Schwächung und der Mechanismus sprechen sich die UNO-Mitgliedsstaaten intransparente Verhandlungsprozess von der Mission gegenseitig Empfehlungen zur Verbesserung ihrer in- kritisiert und die Resolution dementsprechend nicht un- nerstaatlichen Menschenrechtssituation aus. terstützt. Des Weiteren hat Liechtenstein in der Septem- Liechtenstein beteiligte sich gemäss Strategie der ber-Session ein gemeinsames Statement über Repressa- dritten Überprüfungsrunde mit Empfehlungen zu Staa- lien gegen Zivilgesellschaften und NGOs im Namen der ten, die zum Zeitpunkt ihrer Überprüfung Mitglied des Quadrilateralen Gruppe koordiniert und verlesen. UNO-Menschenrechtsrats und der fünf ständigen Mit- Ein weiterer Höhepunkt aus liechtensteinischer Sicht glieder des Sicherheitsrates (P5) sind. Mit dieser Vorge- war, dass die Sonderberichterstatterin zu zeitgenös- hensweise stellt Liechtenstein die Ratsmitglieder unter sischen Formen der Sklaverei die Liechtenstein-Initiative besondere Beobachtung, da diese Staaten eine beson- sowohl in ihrem Bericht als auch in ihrer Präsentation dere Verantwortung für den Schutz und die Förderung positiv hervorgehoben hat und die Staaten dazu aufrief, der Menschenrechte haben. Im Berichtsjahr wurden dem Beispiel solcher Initiativen zu folgen. Statements zu folgenden Staaten abgegeben: Afgha- An allen regulären drei Sessionen des Menschen- nistan, Chile, Eritrea, Slowakei, Uruguay, Kongo, Katar, rechtsrats im März, Juni / Juli sowie im September be- Italien, Fidschi, Angola, Irak und Ägypten. Aufgrund ei- teiligten sich die Mitarbeitenden der Mission aktiv an ner konkreten Anfrage wurden ausnahmsweise auch der Arbeit des Rats. Die Mission konzentrierte sich im Empfehlungen zu San Marino abgegeben. Den Schwer- Berichtsjahr einerseits darauf, sich aktiv an den Reso- punkt der Empfehlungen legte Liechtenstein in den Be- lutions-Verhandlungen zu beteiligen, andererseits führte reichen rechtliche Gleichstellung der Frau sowie Gewalt die Mission die in den letzten vier Jahren begonnene gegen Frauen, Prävention von Folter, Kinderrechte, Zu- Praxis weiter, zu prioritären Themen im Ratsplenum das sammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof Wort zu ergreifen. Bei beiden Aktivitäten trägt die Mis- (ICC) sowie Ratifikation des Römer Statuts des Interna- sion den aussenpolitischen Prioritäten Liechtensteins tionalen Strafgerichtshofs (ICC) und der in Kampala er- Rechnung. zielten Änderungen des Römer Statuts, Abschaffung der Die liechtensteinische Delegation betreibt weiterhin Todesstrafe, Ratifikation des Sicherheitsrats-Verhaltens- eine Nischenstrategie. Der Fokus der Mission auf die kodex gegen Massenverbrechen sowie bürgerliche und wichtigsten Kernthemen hat sich auch im Berichtsjahr politische Rechte. Im Weiteren stellte Liechtenstein fol- bewährt. Daraus folgt, dass die für Liechtenstein wich- genden Staaten vor ihren Prüfungen schriftliche Fragen tigsten Vorschläge in den jeweiligen Resolutionen be- (sog. «advanced questions»): Neuseeland, Vietnam, Je- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

men, Vanuatu, Mazedonien, die Komoren, Zypern, Kam- bereich durch das AAA vorgestellt sowie ein Austausch | 181 bodscha, Norwegen, Albanien, Elfenbeinküste, Portugal, mit dem Verein für Menschenrechte durchgeführt. Bhutan, Dominica, Nordkorea, Brunei Darussalam, ­Costa Ebenfalls nahmen die MitarbeiterInnen der Stän- Rica, Äquatorialguinea, Äthiopien, Nicaragua, El Salva- digen Mission im Dezember des Berichtsjahres an dor, Gambia, Bolivien, Kasachstan, Iran, Madagaskar, der 33. Internationalen Konferenz der Rotkreuz- und Slowenien sowie Bosnien und Herzegowina. Rothalbmondgesellschaften sowie am «Global Refugee Des Weiteren hat im Berichtsjahr ein Treffen zwischen Forum» teil. Im Rahmen seiner Aufgaben deckt die Stän- der Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Ba- dige Mission auch die Treffen des UN-Sonderprogramms chelet, und den beiden liechtensteinischen Botschaftern zur Bekämpfung von AIDS / HIV (UNAIDS) ab, welches von Genf und New York stattgefunden, bei dem sie ins- sich zweimal im Jahr zu Vollversammlungen trifft. Liech- besondere die kontinuierliche Unterstützung Liechten- tenstein tritt dort als Mitglied einer Staatengruppe mit steins am System der Vertragsorgane, die finanziellen Frankreich, Deutschland und Monaco in Erscheinung. Zuwendungen, das konstruktive Engagement während Weiter gab es unzählige Treffen oder Besuche von dem dritten Zyklus der UPR, die Schaffung einer natio­ Vertreterinnen und Vertretern von UNO-Sonderorganen, nalen Menschenrechtsinstitution, die Bemühungen Nichtregierungsorganisationen sowie Antrittsbesuche und Unterstützung der politischen Repräsentation von von Botschaftern und Botschafterinnen, Teilnahmen an Frauen würdigte sowie grosses Interesse an der Liech- Ausstellungen, Lancierungen von Publikationen usw. tenstein Initiative für eine Finanzsektor-Kommission ge- Zu den Aktivitäten des Ständigen Vertreters und seines gen moderne Sklaverei und Menschenhandel zeigte. Stellvertreters gehört auch die Teilnahme an diversen Die Mission organisierte anlässlich des Besuchs von gesellschaftlichen Anlässen (Empfänge zu Nationalfeier­ Botschafter Christian Wenaweser einen informellen tagen, Mittag- und Abendessen etc.) im Zusammenhang Austausch über den Syrien-Mechanismus (IIIM) unter mit der UNO und anderen internationalen Organisationen. gleichgesinnten Staaten, wobei insbesondere die finan- zielle Situation sowie die Budgetdiskussion des IIIM im Diverses Vordergrund standen. Anlässlich des «Forum on Business & Human Rights» Anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums des Fürstentums wurde von den Delegationen Liechtensteins, Austra­ Liechtensteins lud Botschafter Dr. Peter Matt die Bot- liens und Norwegens, in Kooperation mit dem «Freedom schafter und Botschafterinnen der in Genf ansässigen Fund and Walk Free Initiative» der Minderoo Foundation Ständigen Vertretungen, hohe Beamte von internationa- eine Nebenveranstaltung zum Thema «Modern Slavery len Organisationen und Behördenvertreter und -vertre- and Human Trafficking» organisiert, an welchem u. a. die terinnen Anfang Jahr zu einem Empfang in den Räum- Liechtenstein-Initiative durch Botschafter Dr. Peter Matt lichkeiten der WIPO in Genf ein. Es nahmen ca. 200 präsentiert wurde. Personen am Anlass teil. Ein weiterer Empfang zum Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Mission Jubiläumsjahr wurde anlässlich des EFTA-Vorsitzes für vertraten Liechtenstein im Berichtsjahr zudem an ver- das EFTA-Sekretariat in Genf in der liechtensteinischen schiedenen Konferenzen im Abrüstungsbereich, am Residenz durchgeführt. Auch sonst führte Botschafter 17. Vertragsstaatentreffen der UNO-Konvention gegen Dr. Peter Matt regelmässige Essen und Empfänge in den Folter und andere grausame, unmenschliche oder er- Räumlichkeiten der liechtensteinischen Residenz mit niedrigende Behandlung oder Strafe (CAT), am zweiten Vertretern und Vertreterinnen des internationalen Genfs Intersessionalen Seminar über den Beitrag des Men- durch. schenrechtsrats zur Vermeidung von Menschenrechts- Auch die anderen Missionsangehörigen trafen in der verletzungen, am Treffen der Arbeitsgruppe «Business & Berichtsperiode mit vielen Vertreterinnen und Vertretern Human Rights» betreffend die Rolle der nationalen Men- von Nichtregierungsorganisationen oder internationalen schenrechtsinstitutionen sowie an der fünften Session Organisationen zu Gesprächen zusammen. der «Open-ended intergovernmental working group on Zu Beginn des Berichtsjahres nahm ein zusätzlicher transnational corporations and other business enterpri- diplomatischer Mitarbeiter seine Arbeit in der Mission ses with respect to human hights (OEIGWG)». Genf auf. Die Mission wurde zudem bis Ende Juni von Ein weiterer Höhepunkt dieses Berichtsjahres war einer Praktikantin unterstützt. Nach den Sommermona- der Besuch der Mountains-Experten (informelle Gruppe ten nahm Anfang September eine neue Praktikantin ihre bestehend aus Kanada, Island, Norwegen, der Schweiz, Arbeit auf. Neuseeland, Australien und Liechtenstein) in Liechten- stein. Anlässlich des Besuchs wurden die Experten und Expertinnen von S.D. Erbprinz Alois von und zu Liech- tenstein auf Schloss Vaduz empfangen, vergangene und zukünftige Arbeit im Menschenrechtsrat sowie der Um- gang mit schwierigen Ländersituationen besprochen, aktuelle Probleme und Initiativen im Menschenrechts­ ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

182 | Prüfungskommission für Schätzungskommission Rechtsanwälte Vorsitzender: Karl Laternser Vorsitzender: Dr. Hilmar Hoch Schätzungen durch die Amtliche Schätzungs- Die Prüfungskommission für Rechtsanwälte hat im Ge- kommission schäftsjahr 2019 zwei Prüfungssessionen abgehalten, eine Nachfolgende tabellarische Aufstellung zeigt die Anzahl im Frühjahr und eine im Herbst. der durch die Schätzungskommission durchgeführten Schätzungen (die Schätzungen des Vorsitzenden sind in Frühjahrssession 2019 dieser Aufstellung nicht eingeschlossen). Für die im Frühjahr abgehaltene Rechtsanwaltsprüfung meldeten sich acht Kandidaten an: Sieben Kandidaten Gemeinde Anzahl amtlicher Marktwert zur gesamten Rechtsanwaltsprüfung und ein Kandidat Schätzungen Wert zur EWR-Eignungsprüfung. Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 4. bis Balzers 1 2'477'000 4'496'000 11. März 2019 und die mündlichen Prüfungen am 7. und Triesen 22 7'358'400 11'228'800 8. Mai 2019 abgehalten. Sechs Rechtsanwaltsprüfungs- Triesenberg 5 2'491'000 3'781'000 kandidaten haben die Prüfung bestanden. Vaduz 26 34'807'900 58'552'800 Schaan 14 14'253'563 21'921'563 Herbstsession 2019 Planken 1 852'000 1'546'000 Für die im Herbst abgehaltene Rechtsanwaltsprüfung Mauren / Schaanwald 1 26'000 42'000 meldeten sich neun Kandidaten an: Sechs Kandidaten Eschen / Nendeln 6 3'393'200 5'943'300 zur gesamten Rechtsanwaltsprüfung und drei Kandi- Gamprin-Bendern 5 12'096'700 16'886'400 daten zur EWR-Eignungsprüfung. Schellenberg 2 209'000 364'000 Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 9. bis Ruggell 0 0 0 16. September 2019 und die mündlichen Prüfungen am 4. und 5. November 2019 abgehalten. Vier Rechtsan- Total per 2019 83 77'964'763 124'761'863 waltsprüfungskandidaten und zwei EWR-Prüfungskandi- daten haben die Prüfung bestanden. Schätzungen durch den Vorsitzenden der Amtlichen Schätzungskommission Gemäss Art. 16 Abs. 2 wurden folgende Schätzungen durch den Vorsitzenden alleine durchgeführt: Prüfungskommission für – Für die AHV 61 amtliche Schätzungen, sieben Miet- Rechtspfleger wertberechnungen ohne amtliche Schätzung. – 128 Schätzungen für die Bestimmung der Anlage­ kosten. Vorsitzender: lic.iur. Willi Büchel, Landgerichtspräsident Bericht Die Schätzungskommission setzt sich wie folgt zusam- Die Prüfungskommission für Rechtspfleger besteht aus dem men: Präsidenten des Landgerichts als Vorsitzendem, einem – Karl Laternser (Vorsitzender Schätzungskommission) vom Landrichterkollegium namhaft gemachten Landrich- – Eric Marxer (Mitglied Oberland) ter und einem durch die Rechtsanwaltskammer namhaft – Anja Meier-Eberle (stellvertretendes Mitglied Oberland) gemachten Rechtsanwalt. Die Rechtsgrundlage bildet Art. – Hanno Hasler (Mitglied Unterland) 26 des Rechtspflegergesetzes. – Markus Ritter (stellvertretendes Mitglied Unterland)

Im Berichtsjahr wurde eine Rechtspflegerprüfung abge- halten, die schriftlichen Prüfungen vom 19. bis 21. Au- gust 2019 und die mündliche Prüfung am 30. August 2019. Die angetretene Kandidatin hat die Prüfung bestanden. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Strafvollzugskommission | 183

Vorsitzende: Mag. iur. Franziska Goop-Monauni, LL.M

Die Strafvollzugskommission hsat gesetzeskonform im Sinne von Art. 17 StVG in regelmässigen Abständen dem Landesgefängnis Vaduz unangemeldete Besuche abgestat- tet und die Haftbedingungen überprüft. Diese sind – wie auch in den vergangenen Jahren – gut. Reformbedarf be- steht weiterhin einerseits bei der im Strafvollzug bestehen- den kompetenzrechtlichen Überschneidung zwischen dem Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt sowie dem Ministerium für Äusseres, Justiz und Kultur und anderer- seits bei der fachgerechten Unterbringung von psychisch auffälligen Insassen. Die bezüglich der Unterbringung von psychisch auffälligen Insassen durch das Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt geführten Abklärungen konnten gemäss Information der Strafvollzugskommis- sion noch nicht abgeschlossen werden. Die seit 1. Januar 2018 bestehende Neuausrichtung des Landesgefängnisses wird von der Strafvollzugskommission nach wie vor be­ grüsst, da sie weiterhin zur Verbesserung der Arbeits- und damit auch der Resozialisierungsmöglichkeiten der Insas- sen beiträgt, die im Landesgefängnis aufgrund beschränk- ter Infrastruktur ansonsten nur vereinzelt gegeben sind. Insbesondere die Kooperation mit der offenen Strafanstalt Saxerriet wird sehr positiv bewertet. Darüber hinaus wird weiterhin empfohlen, bei Verlegungen in ausländische Strafanstalten jedenfalls eine den Gleichheitsgrundsatz wahrende Praxis auszuüben, die auch eine Rechtsicher- heit für die Insassen mit sich bringt. Zudem sollten, wenn möglich, Verlegungen in nahe gelegene Strafanstalten an- gestrebt werden, um den im Einzelfall für die Resoziali- sierung des Insassen nicht minder wichtigen Kontakt zu in Liechtenstein wohnhaften nahen Familienangehörigen bestmöglich zu gewährleisten. Darüber hinaus wird an- geregt, den im Rahmen der Unterbringung in einer aus- ländischen Strafvollzugsanstalt stattfindenden Kommuni- kationsablauf zwischen den involvierten Behörden einer Evaluation zu unterziehen und nötigenfalls zu standardi- sieren. Weiterführende Ausführungen können dem Jahres- bericht 2019 des liechtensteinischen National- und Präven- tionsmechanismus entnommen werden.