ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES, Äusseres | 101

JUSTIZ UND KULTUR Die internationalen Reisebeschränkungen ab März führten dazu, dass nach einem kurzen Unterbruch bis Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger auf wenige Ausnahmen alle Termine im Bereich Äus- seres virtuell abgehalten wurden. Dennoch verlief die Im Bereich Äusseres verstärkte die Covid-19-Pandemie inhaltliche Arbeit auf gleichem und teilweise höherem die Entwicklungen, die sich bereits in den Vorjahren zu- Niveau wie im Vorjahr: Bi- und multilaterale Treffen wur- nehmend manifestiert hatten: Druck auf internationale den schnell auf digitale Plattformen verlegt und viele Organisationen, handelspolitische Spannungen und Pro- Akteure nutzten diese Möglichkeit, um zusätzliche Be- tektionismus, zunehmende Polarisierung und Instabilität sprechungen anzusetzen. Auch die Freihandelsverhand- sowie eine hohe Anzahl an Konflikten. Die Europapolitik lungen mit dem Vereinigten Königreich fanden ab März war durch die Verhandlungen um den Austritt des Verei- komplett online statt. Durch die Verhängung von teils nigten Kšnigreichs aus der Europäischen Union (Brexit) gravierenden Reisebeschränkungen und Einschrän- geprägt. Im Kontext der Covid-19-Pandemie kam der Zu- kungen der Bewegungsfreiheit weltweit zu Beginn der sammenarbeit mit den Nachbar- und weiteren Schwer- Covid-19-Pandemie war auch der Konsularbereich im punktstaaten, im Rahmen des EWR und mit der EU eine Berichtsjahr stark gefordert: Insgesamt wurden über besondere Bedeutung zu. Die Pandemie hatte insbeson- 80 Personen bei der Rückkehr nach un- dere zu Beginn einen starken Anstieg an konsularischen terstützt. Aufgrund der unübersichtlichen und unter- Anfragen zur Folge. Auch das Engagement zur Stärkung schiedlichen Bestimmungen zum internationalen Reise­ der multilateralen Zusammenarbeit, für Menschenrechte verkehr war das Aufkommen an Anfragen betreffend und für die Nachhaltigkeit sowie die Entwicklungszusam- Reisebeschränkungen auch im restlichen Berichtsjahr menarbeit standen im Zeichen der Pandemie. Schliesslich erhöht. investierte das Ministerium unverändert in die Aussen- Der Pflege und Vertiefung bilateraler Beziehungen wirtschaftspolitik. mit der erweiterten Nachbarschaft bestehend aus der Im Bereich Justiz standen diverse Gesetzgebungs­ Schweiz, Österreich und Deutschland kam angesichts projekte im Fokus. Erwähnenswert sind vor allem die Ab- der Covid-19-Pandemie eine besondere Bedeutung zu. änderung des Gesetzes über das Konkursverfahren und Auch der Austausch mit den EWR / EFTA-Partnerstaaten weiterer Gesetze, die Totalrevision des Gesetzes über das Island und Norwegen und der Europäischen Union Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigentümer inländischer (EU) wurde intensiv gepflegt. Nach mehreren Vorge- Rechtsträger sowie die Schaffung von Gerichtskanzleien sprächen zwischen den EWR / EFTA-Staaten und dem und wissenschaftlichen Diensten bei den Höchstgerichten. Vereinigten Königreich im ersten Halbjahr begann im Auch im Bereich Justiz wurden Massnahmen aufgrund zweiten Halbjahr eine intensive Verhandlungsphase für der Covid-19-Pandemie erforderlich: Mit der Schaffung ein umfassendes Freihandelsabkommen mit dem Ver- des Gesetzes über Begleitmassnahmen in der Verwaltung einigten Königreich. Bei bilateralen Kontakten mit der und Justiz in Zusammenhang mit dem Corona­virus wur- EU sowie EU-Mitgliedsstaaten, unter anderem mit den den Schutzmassnahmen getroffen und der ordentliche Be- EU-Ratspräsidentschaften Kroatien und Deutschland, trieb der Gerichte und Verwaltungsbehörden soweit mög- wurden die Anliegen der EWR / EFTA-Staaten im Rah- lich gewährleistet. In der Folge wurde das Covid-19-VJBG men des Brexit und anderer Agenden platziert. Liech- angepasst und die Geltungsdauer wurde im Lichte der epi- tensteinische Anliegen wie Doppelbesteuerungsabkom- demiologischen Entwicklung mehrmals verlängert. men (DBA) und EFTA-Freihandelsabkommen sowie die Der Bereich Kultur stand im Berichtsjahr besonders im­ Beseitigung steuerlicher Diskriminierungen wurden in Zeichen der Covid-19-Pandemie. Die behördliche Schlies- bilateralen Gesprächen gezielt angebracht. Auch die sung diverser Veranstaltungs- und Kulturinstitutionen Beziehungen mit Schwerpunktländern wie Tschechien, im Frühling und Ende des Berichtsjahrs betraf die Kul- den USA und China wurden weiter gepflegt. turschaffenden in Liechtenstein stark. Das Ministerium Im August reichte die Regierung im Namen des Lan- stand in einem engen Austausch mit liechtensteinischen des Liechtenstein eine Staatenbeschwerde nach Art. 33 Kulturakteuren und engagierte sich für eine zielgerich- der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) tete Unterstützung der liechtensteinischen Kultur. Im gegen die Tschechische Republik ein. Das Ministerium Dezember-­Landtag wurde ein Nachtragskredit von CHF erarbeitete in Zusammenarbeit mit dem Amt für Aus- 500'000 an die Kulturstiftung Liechtenstein beschlos- wärtige Angelegenheit, der liechtensteinischen Bot- sen, um Projekte zur Anpassung der Kulturlandschaft an schaft in Tschechien und der diplomatischen Vertre- die Covid-19-Pandemie zu fördern. Im Vergleich zu den tung in Strassburg die Staatenbeschwerde, begleitete Vorjahren war aufgrund der Covid-19-Pandemie die Teil- deren Einreichung kommunikativ, koordinierte die In- nahme an kulturellen Veranstaltungen und Treffen auch formation von relevanten Akteuren und relevanten Gre- im Ausland nur eingeschränkt möglich. mien und leitete die interne Koordinationsgruppe zur Staaten­beschwerde. Hintergrund für die Einreichung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

102 | der Staatenbeschwerde ist die Konfiskation von Vermö- feierlichen Veranstaltung, an der der Schweizer Bun- genswerten von insgesamt mindestens 39 liechtenstei- desrat Cassis einen Gastvortrag hielt. Ausserdem wurde nischen Staatsangehörigen auf Basis der Dekrete des die vierte Ausgabe des «Insight» dem Mitgliedschafts- Präsidenten der Tschechoslowakei (sogenannte Beneš- jubiläum und dem 75-jährigen Bestehen der UNO ge- Dekrete) nach dem Zweiten Weltkrieg und die erneute widmet. Anwendung der Dekrete des Präsidenten durch tsche- Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung chische Behörden und Gerichten seit 2014. wurde in der Vertragsstaatenversammlung des UNO- Eine hohe Bedeutung kam unverändert der Aussen- Übereinkommens gegen grenzüberschreitende, organi- wirtschaftspolitik zu. Liechtenstein setzte sich sowohl in sierte Kriminalität die Hauptphase des Überprüfungs- bilateralen Gesprächen als auch in multilateralen ­Foren mechanismus des Übereinkommens und seiner drei wie der Welthandelsorganisation (WTO) für eine regel- Protokolle lanciert. Das Amt für Auswärtige Angelegen- basierte Weltwirtschaft ein, die auf dem Prinzip des heiten war zudem intensiv in die Vorbereitungen für die freien Handels basiert. Dominiert wurde die Aussenwirt- 2021 anstehende Überprüfung durch schaftspolitik durch die Freihandelsverhandlungen der das Europaratsgremium MONEYVAL hinsichtlich der EWR / EFTA-Staaten mit dem Vereinigten Königreich. Im Umsetzung der 40 FATF-Empfehlungen im Bereich der Berichtsjahr trat das Freihandelsabkommen EFTA-Ecua- Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzie- dor per 1. November in Kraft. Hauptthemen in der WTO rung eingebunden. waren der Rücktritt des Generaldirektors Azevêdo und Im Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung war die Ernennung seiner Nachfolge sowie die Reformbe- Liechtenstein massgeblich an der Weiterentwicklung mühungen. Die Verhandlungen zum Revisionsprotokoll des Projekts «youth.shaping.EUSALP» beteiligt, das der DBAs mit der Schweiz respektive mit Deutschland sich für mehr Jugendbeteiligung in der makroregionalen konnten im Berichtsjahr abgeschlossen werden. Zudem EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP) einsetzt. wurde das DBA mit den Niederlanden unterzeichnet. Im Berichtsjahr investierte Liechtenstein CHF Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Korruptions- 26'323'669 in die Internationale Humanitäre Zusam- bekämpfung, insbesondere die dritte und vierte Evalua­ menarbeit und Entwicklung (IHZE). Darin enthalten ist tionsrunde Liechtensteins durch die Staatengruppe des auch der Nachtragskredit in Höhe von CHF 1 Mio., wel- Europarats gegen Korruption (GRECO): Liechtenstein chen der Landtag für Covid-19-Nothilfe- und Entwick- wurde aus der dritten Runde entlassen und erhielt im lungsprojekte im September des Berichtsjahres bewil- Rahmen der vierten Evaluationsrunde 16 Empfehlungen ligt hatte. Knapp zwei Drittel der IHZE-Gelder gingen im für die Verbesserung der Korruptionsprävention von Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit Landtagsabgeordneten, Richtern und Staatsanwälten. an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED). Im Menschenrechtsbereich konnte im Berichtsjahr Geografisch gesehen verteilten sich die IHZE-Beiträge der Ratifikationsprozess des Übereinkommens des Eu- hauptsächlich auf Afrika (35 %), gefolgt von Süd- und roparats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt Zentralamerika (18 %), Europa (13 %), dem Nahen gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konven- ­Osten (6 %) und Asien (3 %). Im Rahmen der Interna- tion) angestossen werden. Auch wurde im Berichtsjahr tionalen Flüchtlings- und Migrationshilfe wurden die die UNO-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. Aktivitäten für die Unterstützung von Flüchtlingen vor Im UNO-Kontext ist das Treffen mit Generalsekretär Ort verstärkt: So wurde etwa ein Sprachlernprogramm Antonio Guterres besonders hervorzuheben. Nach Aus- für Flüchtlinge in der Türkei gemeinsam mit dem Ver- bruch der Covid-19-Pandemie setzte sich Liechtenstein ein «Liechtenstein Languages» und «RET International» zusammen mit anderen gleichgesinnten Staaten für die lanciert, dessen tatsächlicher Start jedoch aufgrund der Betriebskontinuität und Handlungsfähigkeit der Organi- Pandemie verschoben werden musste. 2018 gab Liech- sation ein und brachte bereits im Frühjahr eine Resolu- tenstein im Berichtsjahr publizierten Zahlen zufolge tion mit einem Aufruf zu internationaler Solidarität und 0.37 % des Bruttonationaleinkommens (BNE) für die multilateraler Zusammenarbeit zur Bewältigung der IHZE aus. Liechtensteins sogenannter ODA-Prozent- Pandemie und ihrer Folgen in die Generalversammlung satz, der die Ausgaben für Entwicklungszusammen­ mit ein. Auch lancierte Liechtenstein einen Entscheid arbeit im Verhältnis zum BNE setzt, stagnierte damit im der Generalversammlung, der dieser künftig ermöglicht, Vergleich zum Vorjahr. per elektronischem Abstimmungsverfahren Beschlüsse zu fassen. International bildete die «Liechtenstein Initia- Europäische Zusammenarbeit tive for Finance Against Slavery and Trafficking» (FAST) weiterhin einen Schwerpunkt der Arbeit im Menschen- Für Liechtenstein – genauso wie für die EWR / EFTA- rechtsbereich. In mehreren Veranstaltungen konnte die Staaten Island und Norwegen und die EU – war der Initiative einem internationalen Publikum präsentiert Brexit weiterhin eines der zentralen Themen auf euro- werden. päischer Ebene. Ein zweites bestimmendes Thema war Das 30-Jahr-Jubiläum der liechtensteinischen die Covid-19-Pandemie: Die EWR / EFTA-Staaten wur- UNO-Mitgliedschaft beging das Ministerium mit einer den eng in das Krisenmanagement einbezogen, zudem ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

war die Pandemie Gesprächsthema bei vielen Treffen Zusammenarbeit mit dem Amt für Auswärtige Angele- | 103 auf europäischer Ebene. genheit, der liechtensteinischen Botschaft in Tschechien Zum Berichtsjahresende schied das Vereinigte Kö- und der diplomatischen Vertretung in Strassburg die nigreich endgültig aus der EU aus. Während des Be- Staatenbeschwerde, begleitete deren Einreichung kom- richtsjahres kam dem Austritt eine hohe Priorität bei munikativ, koordinierte die Information von relevanten bilateralen Ministertreffen, bei Treffen im Rahmen der Akteuren und Gremien und leitete die interne Koordina- EFTA sowie im halbjährlich stattfindenden EWR-Rat tionsgruppe zur Staatenbeschwerde. Der Einreichung zu, in welchem Liechtenstein im zweiten Halbjahr den ging eine umfassende Analyse voraus. Die Arbeiten im Vorsitz innehatte. Nach mehreren Vorgesprächen zwi- Zusammenhang gestalteten sich sehr zeitintensiv. Hin- schen den EWR / EFTA-Staaten und dem Vereinigten tergrund für die Einreichung der Staatenbeschwerde ist Königreich im ersten Halbjahr begann im zweiten Halb- die Konfiskation von Vermögenswerten von insgesamt jahr eine intensive Verhandlungsphase für ein umfas- mindestens 39 liechtensteinischen Staatsangehörigen sendes Freihandelsabkommen. Es wird insbesondere auf Basis der Dekrete des Präsidenten der Tschechoslo- den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel ein- wakei (sogenannte Beneš-Dekrete) nach dem zweiten schliesslich Finanzdienstleistungen sowie Investitionen Weltkrieg sowie die Bestätigung der Falschanwendung umfassen. Der Warenverkehrsbereich ist für Liechten- der präsidialen Dekrete in jüngster Zeit. Die falsche stein ausschliesslich durch das Zusatzabkommen zwi- Anwendung auf liechtensteinische Staatsangehörige schen der Schweiz, Liechtenstein und dem Vereinigten und deren Behandlung als Personen deutscher Natio- Königreich geregelt, das im Februar 2019 unterzeichnet nalität entspricht einer Missachtung der liechtenstei- wurde und am 1. Januar 2021 in Kraft trat. Das in letzter nischen Souveränität. Die Staatenbeschwerde dient vor Minute ausverhandelte Handels- und Kooperationsab- diesem Hintergrund der Verteidigung der Souveränität kommen zwischen der EU und dem Vereinigten König- Liechtensteins und ist zugleich ein Ausdruck der Aus- reich ist auf die EWR / EFTA-Staaten nicht anwendbar, übung des diplomatischen Schutzes der betroffenen die EWR / EFTA-Staaten wurden jedoch in eine Über- Personen durch das Land Liechtenstein. Mit der Staa- gangslösung zum Datenfluss EU-Vereinigtes Königreich tenbeschwerde wurden Verletzungen von Art. 6 EMRK eingebunden. (Recht auf ein faires Verfahren), Art. 8 EMRK (Recht auf Im Berichtsjahr wurden 370 EU-Rechtsakte in das Achtung des Privat- und Familienlebens), Art. 13 EMRK EWR-Abkommen übernommen, darunter unter ande- (Recht auf wirksame Beschwerde), Art. 14 EMRK (Dis- rem die fünfte Geldwäscherichtlinie. Diese deutliche kriminierungsverbot) sowie von Art. 1 des Ersten Zu- Reduktion gegenüber dem Vorjahr ist in erster Linie satzprotokolls (Schutz des Eigentums) geltend gemacht. Personalengpässen auf der EU-Seite geschuldet, die ge- gen Jahresende zumindest vorläufig behoben wurden. Aussenwirtschaftspolitik und Finanzplatz Der Rückstau an Rechtsakten, die noch nicht Bestand- teil des EWR sind, aber bereits in der EU gelten (sog. Die Erweiterung des Netzes von EFTA-Freihandelsab- Backlog), ist somit weiterhin beträchtlich. kommen sowie die Modernisierung bestehender EFTA- Im Rahmen des EWR-Finanzierungsmechanismus Abkommen und der Abschluss neuer Doppelbesteu­ 2014-2021 (sogenannte EEA Grants) traten Im Berichts- erungsabkommen bildeten weiterhin den Schwerpunkt jahr fast alle 97 Programme in 14 der 15 Empfänger- der Aussenwirtschaftspolitik. Diese Aktivitäten litten staaten in die Umsetzungsphase. Es fanden Ausschrei- aber teilweise unter den Reiserestriktionen aufgrund der bungen für Projektfördermittel statt, bei denen sich auch Covid-19-Pandemie. Gleichzeitig boten die virtuell statt- liechtensteinische Partner mitbewerben können. Auch findenden Treffen die Möglichkeit der Teilnahme von die Verhandlungen über die Halbzeitüber­prüfung in den verschiedenen liechtensteinischen Sachverständigen. Empfängerstaaten und damit verbundene Umschich- Im Berichtsjahr trat das Freihandelsabkommen EFTA- tungen von Geldern zwischen Programmen setzten Ecuador per 1. November in Kraft. Bei der Ratifikation im Berichtsjahr, mit Verspätung, ein. Am 21. Dezem- resp. dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit ber konnte nach langjährigen Verhandlungen das Me- Indonesien ergab sich aufgrund des Referendums in der morandum of Understanding mit Ungarn unterzeichnet Schweiz eine Verzögerung. Ebenfalls verzögert wurde werden, dem letzten der Empfängerstaaten. Besondere die Erweiterung des Freihandelsabkommen zwischen Schwierigkeiten bereiteten den Geberstaaten ­polnische den EFTA-Staaten und den zentralamerikanischen Staa- Provinzen und Gemeinden, die sich in politischen Er- ten auf Guatemala, da Guatemala die internen Verfahren klärungen gegen LGBTI-Personen richten. Es wurde noch nicht abschliessen konnte. Die Finalisierung des beschlossen, die Auszahlung von EEA-Grants an diese Abkommens mit den Mercosur-Staaten (Brasilien, Ar- Verwaltungseinheiten einzustellen. gentinien, Paraguay und Uruguay) wurde weiter voran- Im August reichte die Regierung eine Staaten- getrieben. Die Entwicklungen bei den Verhandlungen beschwerde nach Art. 33 der Europäischen Men- mit Indien, Vietnam und Malaysia verliefen im Berichts- schenrechtskonvention (EMRK) gegen die Tsche- jahr eher zäh. Verhandlungen zur Modernisierung von chische Republik ein. Das Ministerium erarbeitete in EFTA-Freihandelsabkommen wurden mit Chile und mit ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

104 | Mexiko geführt, wobei bei letzterem keine Fortschritte Dazu gehören insbesondere die Verhandlungen über erzielt werden konnten. Bezüglich der Modernisie- internationale Standards für die innerstaatliche Re- rung des EFTA-Freihandelsabkommens mit Kannada gulierung des Handels mit Dienstleistungen und die beschlossen die Schweiz (und Liechtenstein), mangels Verhandlungen über den digitalen Handel. Zudem be- Entgegenkommen seitens Kanadas im Landwirtschafts- teiligte sich Liechtenstein an den Gesprächen im Land- bereich nicht an den weiteren Verhandlungen teilzuneh- wirtschaftsbereich. Intensive Diskussionen um die men. Die Verhandlungen mit den SACU-Staaten (Bots- Reform der WTO führten nach wie vor zu keinem Er- wana, Lesotho, Namibia, Südafrika, Eswatini) konnten gebnis, der WTO-Streitschlichtungsmechanismus blieb im Berichtsjahr nicht vorangetrieben werden. Im De- entscheidungsunfähig. Die EU und weitere 16 WTO- zember wurden die Verhandlungsmodalitäten zu den Mitglieder einigten sich am WEF im Januar auf ein al- Freihandelsverhandlungen mit Moldawien finalisiert, ternatives Verfahren, um Berufungen gegen Entscheide die erste Verhandlungsrunde ist für Frühling 2021 ge- erstinstanzlicher Panels der WTO behandeln und damit plant. Auch in den Prozessen zur Aufnahme von Ver- Handelsstreitigkeiten beilegen zu können. handlungen mit Pakistan bzw. der Wiederaufnahme von Das Antikorruptionsgremium des Europarats Verhandlungen mit Thailand gab es Fortschritte. (GRECO) veröffentlichte im Dezember zwei Berichte Die meisten Verhandlungen und Treffen im Rahmen im Hinblick auf die Korruptionsprävention in Liechten- der EFTA wurden ab Mitte März virtuell durchgeführt, stein. Da Liechtenstein die GRECO-Empfehlungen in darunter auch die hochrangige Podiumsdiskussion zum der dritten Evaluationsrunde in hinreichendem Masse 60-Jahr-Jubiläum der EFTA und die EFTA-Ministertref- umgesetzt hatte, wurde Liechtenstein daraus entlassen. fen. Das offizielle Ministertreffen im Oktober stand im In der vierten Evaluationsrunde erhielt Liechtenstein 16 Zeichen der Covid-19-Pandemie, einer erhöhten Trans- Empfehlungen für die Verbesserung der Korruptions- parenz bei den Freihandelsverhandlungen und der prävention von Landtagsabgeordneten, Richtern und nachhaltigen Entwicklung. Im Weiteren wurden die Staatsanwälten. Das Ministerium ist federführend mit laufenden Freihandelsverhandlungen und das Modell­ der Umsetzung betraut. Weiter vertrat das Ministerium kapitel über den digitalen Handel diskutiert. Schliesslich Liechtenstein bei den Verhandlungen zu einer umfas- gab es im Berichtsjahr weitere Bemühungen zur Aktua­ senden politischen Erklärung zur Korruptionsbekämp- lisierung der EFTA-Konvention im Landwirtschafts­ fung, die im Juni 2021 in einer Sondersession der UNO- bereich. Ziel der Gespräche ist eine Anpassung der Generalversammlung verabschiedet werden soll. bestehenden Verpflichtungen im Lichte der revidierten Landwirtschaftsabkommen Norwegens und Islands mit Menschenrechte der EU. Ein entsprechendes Mandat konnte jedoch noch nicht verabschiedet werden. Der Einsatz für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Die Verhandlungen zum Revisionsprotokoll der Demokratie in multilateralen Organisationen bildete im DBAs mit der Schweiz respektive mit Deutschland Berichtsjahr erneut einen Schwerpunkt der liechtenstei- konnten im Berichtsjahr abgeschlossen werden. Zudem nischen Aussenpolitik. Die Berichterstattung an Men- wurde das DBA mit den Niederlanden unterzeichnet. schenrechtsgremien von UNO und Europarat, im Be- Die DBA-Verhandlungen mit der Ukraine begannen im richtsjahr insbesondere in den Bereichen Kinderrechte, Dezember. Die verstärkten Bemühungen zur Weiterfüh- Schutz nationaler Minderheiten sowie Diskriminierung rung der DBA-Verhandlungen mit China blieben im Be- und Intoleranz, machte dabei einen grossen Teil der Ar- richtsjahr ohne Erfolg. beit des Ministeriums aus. Im Juni wurde der Ratifika- In der WTO wurden nach einer Suspendierung aller tionsprozess des Übereinkommens des Europarats zur Treffen zu Beginn der Covid-19-Pandemie Anfang Juni Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen die Treffen zu einem grossen Teil wieder aufgenommen. und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention) ange­ Das WTO-Ministertreffen fand im Berichtsjahr jedoch stossen. Das Amt für Auswärtige Angelegenheiten ist mit nicht statt. Im Mai gab Generaldirektor Roberto Aze- der Leitung des Prozesses betraut. Ausserdem wurde im vêdo seinen Rücktritt per Ende August bekannt, ein Berichtsjahr die UNO-Behindertenrechtskonvention un- Jahr vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit. Aus dem terzeichnet sowie das modernisierte Übereinkommen Nominations- und Konsultationsprozess ging schliess- des Europarats zum Schutz des Menschen bei der auto- lich die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala als Siegerin matischen Verarbeitung personenbezogener Daten. hervor, die dem Generalrat zur Ernennung vorgeschla- Im UNO-Kontext setzte sich Liechtenstein zusam- gen wurde. Die USA kündigten an, dass sie sich dem men mit anderen gleichgesinnten Staaten für die Be- Konsens zur Ernennung von Okonjo-Iweala nicht anlies- triebskontinuität und Handlungsfähigkeit der Organisa- sen könnten. Bis Ende des Berichtsjahres gab es keinen tion ein und brachte bereits im Frühjahr eine Resolution Konsens über die Ernennung der neuen Generaldirek- mit einem Aufruf zu internationaler Solidarität und torin. Liechtenstein konzentrierte sich auf plurilaterale multilateraler Zusammenarbeit zur Bewältigung der Verhandlungen im Rahmen der WTO, um Verhand- Covid-19-Pandemie und ihrer Folgen in die Generalver- lungen zu aktuellen Handelsthemen voranzutreiben. sammlung mit ein. Weiter lancierte Liechtenstein einen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Entscheid der Generalversammlung, der dieser künftig Sicherheit und Verbrechensbekämpfung | 105 ermöglicht, per elektronischem Abstimmungsverfahren Beschlüsse zu fassen. Das Ministerium vertrat Vertretung Liechtenstein bei International bildete die «Liechtenstein Initiative for der Vertragsstaatenversammlung des UNO-Überein- Finance Against Slavery and Trafficking» (FAST) weiter- kommens gegen grenzüberschreitende, organisierte hin einen Schwerpunkt der Arbeit im Menschenrechts- Kriminalität, an der die Hauptphase des Überprüfungs- bereich. In mehreren Veranstaltungen, beispielsweise mechanismus des Übereinkommens und seiner drei am Weltwirtschaftsforum in Davos oder am Europä- Protokolle lanciert wurde. Liechtenstein hat alle vier In- ischen Forum Alpbach, konnte die Initiative einem inter- strumente ratifiziert, daher ist eine Teilnahme am Über- nationalen Publikum präsentiert werden. Ein weiterer prüfungsmechanismus für Liechtenstein verbindlich. Schwerpunkt lag auf Anti-Korruptionsprojekten, die Auch vertrat das Ministerium Liechtenstein in Gremien Verknüpfungen zu anderen Verbrechen herstellen, da- der UNO und des Europarats zu Cyberkriminalität, zu runter das «Green Corruption Program» des Basel Insti- Suchtmitteln und zur Verbrechensverhütung und Straf- tut of Governance. Auch lancierte Liechtenstein mit dem rechtspflege und an der Generalkonferenz der Internati- «Georgetown Institute for Women, Peace and Security» onalen Atomenergie-Organisation. Das Ministerium war ein Forschungsprojekt, um den Einfluss von Frauen auf zudem intensiv in die Vorbereitungen für die 2021 anste- die Einhaltung des humanitären Völkerrechts durch ihre hende Überprüfung Liechtensteins durch das Europarat- Beteiligung in den Streitkräften zu untersuchen. Gremium MONEYVAL hinsichtlich der Umsetzung der Das Engagement für strafrechtliche Verantwortung 40 FATF-Empfehlungen im Bereich der Bekämpfung von war weiterhin eine Priorität der liechtensteinischen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung eingebunden. Menschenrechtspolitik. Die vollständige Überführung des Untersuchungsmechanismus für Syrien ins regu- Umwelt und nachhaltige Entwicklung läre UNO-Budget konnte im Berichtsjahr erfolgreich ab- geschlossen werden. In Bezug auf den Internationalen Neben den bereits erwähnten Aktivitäten zur Bekämp- Strafgerichtshof (ICC) führte Liechtenstein die Kampa- fung von moderner Sklaverei und Menschenhandel und gne zur Ratifikation der Statutszusätze zum Verbrechen der Stärkung der Rechtsstaatlichkeit, die auch im Kon- der Aggression fort und lancierte ein Projekt zur Digi- text der UNO-Nachhaltigkeitsagenda zu sehen sind, talisierung der Kriegsführung. Zudem steuerte Liech- vertrat das Ministerium im Berichtsjahr die liechtenstei- tenstein die Bemühungen der Gruppe von Unterstützer- nischen Interessen in der makroregionalen EU-Strate- staaten gegen den zunehmenden politischen Druck auf gie für den Alpenraum (EUSALP). An dieser sind neben den ICC, der im Berichtsjahr durch die gezielten Sank- den EU-Mitgliedern Deutschland, Frankreich, Italien, tionen der USA gegen die Chefanklägerin Fatou Ben- Österreich und Slowenien auch die Schweiz und Liech- souda einen neuen Höhepunkt erreichte. tenstein beteiligt. Gemeinsam mit den Projektpartnern Der Menschenrechtsrat konnte seine geplanten Sit- Schweiz und Tirol arbeitete Liechtenstein massgeblich zungen – mit Unterbrüchen und teilweise im virtuellen an der Weiterentwicklung des Projekts «youth.shaping. oder hybriden Format (virtuelle und physische Präsenz) EUSALP», das sich für mehr Jugendbeteiligung in der – durchführen. In seiner Funktion als Beobachterstaat EUSALP einsetzt. im UNO-Menschenrechtsrat konzentrierte sich Liech- tenstein neben den Sessionen vor allem auf die Ab- Bilaterale Besuche und Arbeitsgespräche gabe von Empfehlungen im Rahmen der Universellen Periodischen Überprüfung (UPR) von Mitgliedsstaaten Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein des Rats. Zudem brachte Liechtenstein verschiedene Der 15. Holocaust-Gedenktag der liechtensteinischen Resolutionen mit ein. Liechtenstein beteiligte sich am Regierung widmete sich am 30. Januar der Frage, wel- von der Schweiz und der Nicht-Regierungsorganisation che Rolle Holocaust-Überlebenden in der Aufarbeitung Human Rights Group organisierten und prominent be- der Schoah zukommt und wie die Geschichte des Ho- suchten Glion Human Rights Dialogue. Im Dezember locaust ohne deren Erzählungen in Zukunft nachvoll- besuchte die Präsidentin des Menschenrechtsrat, die ziehbar bleibt. Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger österreichische Botschafterin in Genf Elisabeth Tichy- eröffnete die Gedenkfeierlichkeiten und verwies auf Fisslberger, Liechtenstein. die Verantwortung künftiger Generationen, auch ohne Im Rahmen des 75-Jahr-Jubiläums der UNO fand an die Zeitzeugen wahrheitsgetreu über den Holocaust zu der UNO in Genf ein Kunstwettbewerb zum Thema «The sprechen. Future We Want» statt. Liechtenstein beteiligte sich Am 14. Februar empfing Regierungsrätin Dr. Kat­ mit einer Illustration («Menschenmenge» – «Diversity rin Eggenberger den polnischen Aussenminister Jacek Crowd») des liechtensteinischen Künstlers Luigi Oliva- Czaputowicz Themen des Arbeitsgesprächs waren doti und belegte damit den zweiten Platz. Das Werk wird ­unter anderem die aktuellen Entwicklungen in der EU im Rahmen einer Sonderausstellung an der UNO in Genf sowie die Implementierung von Projekten im Rahmen gezeigt. des EWR-Finanzierungsmechanismus. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

106 | Vom 14. bis 16. Februar nahm Regierungsrätin könne, wenn sie im Dienst der UNO-Nachhaltigkeits- Dr. Katrin Eggenberger an der Münchner Sicherheits- ziele und im Zeichen des Multilateralismus stehe. konferenz teil. Sie nutzte die Konferenz für bilaterale Am 20. Juli sprachen Regierungsrätin Dr. Katrin Eg- Gespräche mit dem kroatischen Aussenminister Gordan genberger und die spanische Aussenministerin Arancha Grlić Radman, dem georgischen Aussenminister David González Laya über die Zusammenarbeit der beiden Zalkaliani, dem indischen Aussenminister Subrahma- Länder in internationalen Organisationen, über die Be- nyam Jaishankar als auch mit Chefanklägerin des ICC deutung des Binnenmarkts für Liechtenstein und Spa- Fatou Bensouda zu bilateralen Arbeitsgesprächen. nien und über bilaterale Anliegen. In letztere Angele- Am 18. März tauschten sich Regierungsrätin Dr. Kat­ genheit unterstrich die Regierungsrätin Liechtensteins rin Eggenberger und der österreichische Aussenminis­ Fortschritte in der internationalen Steuerkooperation ter Alexander Schallenberg nach Absage der geplanten und deponierte den Wunsch nach einer Löschung von Wien-Reise über die Massnahmen beider Länder zur der spanischen Liste der nicht-kooperierenden Länder. Eindämmung von Covid-19-Pandemie im Rahmen einer Auch sprach sie sich für ein Doppelbesteuerungsab- Telefonkonferenz aus. Beide Seiten unter­strichen die kommen zwischen Liechtenstein und Spanien aus. Bedeutung der grenzüberschreitenden nachbarschaft- Am 12. September nahm Regierungsrätin Dr. Katrin lichen Zusammenarbeit. Eggenberger an der Vernissage der Ausstellung «Global Nach Absage der geplanten Oslo-Reise telefo- Happiness» im Liechtensteinischen Landesmuseum teil, nierten die norwegische Aussenministerin Ine Eriksen nachdem die Ausstellung aufgrund der Massnahmen Søreide und Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger rund um die Covid-19-Pandemie zwei Monate verspätet am 20. März und griffen dabei Themen auf wie den Bre- eröffnet werden musste. xit, die liechtensteinische FAST-Initiative und den ICC Bundesrat Ignazio Cassis stattete am 25. September auf. Zugleich betonten sie die gute Zusammenarbeit Liechtenstein einen offiziellen Besuch ab und traf sich und Partnerschaft im EWR. zum Arbeitsgespräch mit Regierungsrätin Dr. Katrin Eg- Am 21. April trafen sich die fünf Aussenminister genberger. Die beiden Aussenminister thematisierten der deutschsprachigen Länder Heiko Maas (D) Ignazio dabei die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Cassis (CH), Alexander Schallenberg (AT), Jean Assel- Länder sowohl bei bilateralen Angelegenheiten als auch born (LUX) und Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber- im Rahmen von internationalen Organisationen. Am ger auf Einladung Deutschlands zu einer Videokonfe- Abend hielt Bundesrat Ignazio Cassis im Rahmen der renz anstelle des traditionellen jährlichen physischen 30-jährigen UNO-Mitgliedschaft Liechtensteins einen Treffens. Auf der Agenda standen vor allem der Um- Gastvortrag zur Bedeutung und Gestaltung der Schwei- gang mit der Covid-19-Pandemie und der Notwendig- zer Aussenpolitik sowie dem multilateralen Engagement keit einer abgestimmten Strategie bei Covid-19-Mass- der Schweiz im Rahmen der UNO. nahmen. Am 26. Oktober tauschte sich Regierungsrätin Dr. Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger und der Katrin Eggenberger per Videokonferenz mit ihrem deut- ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba führten schen Amtskollegen Heiko Maas aus. Im Zentrum des am 5. Mai ein Arbeitsgespräch per Telefon. Dabei ging Gesprächs standen der deutsche EU-Ratsvorsitz im es um aktuelle Themen in den Beziehungen zwischen zweiten Halbjahr 2020 sowie die enge Partnerschaft Liechtenstein und der Ukraine, um die Situation in zwischen beiden Ländern sowohl im bilateralen Bereich der Ostukraine sowie um Liechtensteins Wunsch nach als auch in internationalen Organisationen. einem Doppelbesteuerungsabkommen. Am 10. Juni tauschten sich Regierungsrätin Dr. Kat­ Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland rin Eggenberger und der irische Aussenminister Simon Bei einem Treffen am Rande des Weltwirtschaftforums Coveney per Telefon zur Covid-19-Pandemie und die Zu- thematisierten Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber- sammenarbeit beider Länder in der UNO aus. Die Regie- ger und der japanische Staatsminister für Wirtschaft, rungsrätin erneuerte Liechtensteins starkes Interesse Handel und Industrie, Herr Makihara Hideki, am 22. Ja- an einem Doppelbesteuerungsabkommen mit Irland. nuar die Reform der Welthandelsorganisation (WTO), Auf Einladung der Aussenminister Estlands und Sin- die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Digitalisie- gapurs nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger rung des Handels. Die Regierungsrätin setzte sich dafür am 1. Juli zusammen mit 40 weiteren Ministerin und ein, dass Liechtenstein auf die japanische weisse Liste Ministerinnen an einer virtuellen Ministerkonferenz zur aufgenommen wird, um den Import liechtensteinischer digitalen Antwort auf Covid-19-Pandemie teil. Im Zen- Güter nach Japan zu vereinfachen. Sie deponierte aus- trum stand die Frage, wie die Möglichkeiten der Digi- serdem Liechtensteins Interesse, ein Doppelbesteue- talisierung nachhaltig zur Überwindung der Pandemie rungsabkommen (DBA) mit Japan abzuschliessen. und zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Gesellschaft Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger unterzeich- genutzt werden können. Aussenministerin Eggenberger nete am 28. Januar in London das Austrittsabkommen betonte, dass die digitale Antwort auf Corona technische zwischen den EWR / EFTA-Staaten Island, Liechtenstein Innovation und Zugang zum Internet beschleunigen und Norwegen und dem Vereinigten Königreich (UK). ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Am Rande der Unterzeichnung hatte die Regierungsrätin Vom 10. / 11. September weilte Regierungsrätin Dr. | 107 Gelegenheit, sich mit ihren Kollegen, der norwegischen Katrin Eggenberger zu einem Arbeitsbesuch in Wien Aussenministerin Ine Søreide und dem isländischen Aus- und traf sich unter anderem mit dem österreichischen senminister Gudlaugur Thór Thórdarson, auszutauschen. Aussenminister Alexander Schallenberg zu einem Ar- Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger weilte vom beitsgespräch. Einen besonderen Schwerpunkt des 20. bis zum 22. Februar in Wien. Sie traf unter ande- Besuchs bildeten europapolitische Fragen, die auch rem den OSZE-Generalsekretär Thomas Greminger, den im Rahmen einer von der Vertretung der Europäischen Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis sowie die liech- Kommission in Österreich organisierte digitalen Veran- tensteinische und Schweizer Delegation bei der Parla- staltung mit dem Titel «Europäischer Wirtschaftsraum mentarischen Versammlung der Organisation für Sicher- – Warteraum der EU oder langfristige Alternative zur heit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Im Rahmen Mitgliedschaft?» diskutiert wurden. ihrer Teilnahme am Opernball, an dem sie auf Einladung von Aussenminister Alexander Schallenberg teilnahm, Multilaterale Zusammenarbeit: Besuche sprach die Regierungsrätin ausserdem mit Bundesprä- und Arbeitsgespräche sident Alexander Van der Bellen, Finanzminister Gernot Blümel, Europaministerin Karoline Edtstadler und Wirt- Besuche und Arbeitsgespräche in Liechtenstein schaftsministerin Margarete Schramböck, sowie mit EU- Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas. Kreuz (IKRK) Peter Maurer, besuchte am 20. Januar Im Rahmen ihres Besuchs der März-Session des Liechtenstein und traf sich unter anderem mit Regie- UNO-Menschenrechtsrates in Genf traf Regierungs- rungsrätin Dr. Katrin Eggenberger zu einem Arbeitsge- rätin Dr. Katrin Eggenberger den isländischen Aus- spräch. senminister Gudlaugur Thor Thordarson, den nieder- Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger vertrat ländischen Aussenminister Stef Blok, den Minister für Liechtenstein am 25. Mai beim halbjährlichen EWR- UNO-Angelegenheiten des Vereinigten Königreichs Rat. Die EWR / EFTA-Staaten Liechtenstein, Island und Lord Ahmad, den Aussenminister von San Marino Luca Norwegen tauschten sich mit der EU-Präsidentschaft Beccari, Schwedens Aussenministerin Ann Linde, UN- Kroatien über das Funktionieren des EWR aus. Im Mit- Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi, UN-General- telpunkt standen die Auswirkungen der Covid-19-Pan- direktorin Tatiana Valovaya, die Hochkommissarin für demie auf den gemeinsamen Binnenmarkt sowie die zu- Menschenrechte, Michelle Bachelet, IIIM-Leiterin Ca- künftigen Beziehungen zum Vereinigten Königreich. In therine Marchi-Uhel und die Präsidentin des Menschen- Anwesenheit des zuständigen Vizepräsidenten der EU- rechtsrats, Botschafterin Elisabeth Tichy-Fisslberger. Kommission, Frans Timmermans, diskutierte der EWR- Vom 7. bis zum 11. März 2020 weilte Regierungs- Ratz zudem den «Green Deal». rätin Dr. Katrin Eggenberger für Arbeitsgespräche mit EFTA-Generalsekretär Henri Gétaz und sein Stellver- hochrangigen Vertretern der Vereinigten Staaten in treter Pascal Schafhauser besuchten am 2. Juni Aussen- Washington DC. Im Mittelpunkt der Gespräche stan- ministerin Dr. Katrin Eggenberger in . Die Regie- den die Intensivierung der bilateralen Wirtschaftsbezie- rungsrätin und EFTA-Generalsekretär Gétaz tauschten hungen insbesondere über den Abschluss eines Doppel- sich u. a. über die Auswirkungen der Covid-19 Pande- besteuerungsabkommens sowie die Zusammenarbeit in mie auf die Aktivitäten der EFTA und die Bedeutung der internationalen Organisationen insbesondere bei der EFTA-Freihandelsabkommen für eine Diversifizierung Bekämpfung von Menschenhandel. Die Regierungs- der Lieferketten und die Erholung der Wirtschaft in den rätin traf sich in Washington mit dem US-Handelsbe- EFTA-Staaten aus. auftragten Robert E. Lighthizer, dem stellvertretenden Die EFTA-Staaten tauschten sich am 8. Juni im Aussenminister Stephen Biegun, dem Staatssekretär ­Rahmen einer Videokonferenz über den Stand der Frei- für Internationale Angelegenheiten Brent McIntosh, der handelsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich Kinder- und Jugendministerin Katherine Zappone, der und über die Zusammenarbeit mit der EU vor dem Hin- Verkehrs- und Transportministerin Elaine Chao, dem tergrund der Covid-19-Pandemie aus. Am informellen Kongressabgeordnetem Donald Beyer und dem Präsi- Treffen nahmen neben Regierungsrätin Dr. Katrin Eg- denten und CEO des Atlantic Council, Frederick Kempe. genberger der Schweizer Bundesrat Guy Parmelin, der Auf Einladung der Schweiz traf sich Regierungs- isländische Aussenminister Gudlaugur Thór Thórdarson ­rätin Dr. Katrin Eggenberger am 17. Juni mit ihren sowie die norwegische Staatssekretärin im Handels­ Amts­kollegen Bundesrat Ignazio Cassis und Aussenmi- ministerium, Lucie Katrine Sunde-Eidem, teil. nister Alexander Schallenberg sowie dem stellvertre- Am 10. Juni nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- tenden Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, berger auf Einladung des singapurischen Aussenminis­ Thomas Strobl, in Kreuzlingen. Die Minister tauschten ters Vivian Balakrishnan an einem virtuellen Treffen sich über die Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen des Kleinstaatenforums zum 75-Jahr-Jubiläum der Un­ auf die starken wirtschaftlichen und gesellschaftlichen terzeichnung der UNO-Charta teil. Weitere Teilnehmer Verflechtungen im Bodenseeraum aus. waren unter anderem der UNO-Generalsekretär António ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

108 | Guterres, die ehemalige irische Präsidentin Mary Ro- an dem Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger Liech- binson sowie Ministerkollegen aus Deutschland, der tenstein vertrat. Schweiz und zahlreichen weiteren Staaten. Das EFTA-Ministertreffen fand am 27.Oktober virtuell Am 26. Juni nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- und unter dem Vorsitz von Bundesrat Guy Parmelin statt. berger an der hochrangigen virtuellen Veranstaltung Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger tauschte sich zum 75-Jahr-Jubiläum der Unterzeichnung der Charta mit den zuständigen Ministerinnen und Ministern der der Vereinten Nationen (UNO) teil. Die Regierungsrätin EFTA-Staaten Island, Norwegen und der Schweiz über würdigte in ihrer Rede die UNO-Charta, die am 26. Juni aktuelle Entwicklungen der EFTA-Freihandelspolitik aus. 1945 in San Francisco von 50 Staaten unterzeichnet Am 4. November vertrat Regierungsrätin Dr. Kat­ wurde, als unverändert aktuelle und solide Grundlage rin Eggenberger Liechtenstein bei der virtuellen Mi- für Multilateralismus, internationale Zusammenarbeit nistersession des Europarats unter griechischem Vor- und Rechtsstaatlichkeit. sitz. In der Konferenz standen Themen wie wirksames Am 1. Juli vertrat Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- Krisenmanagement während der Covid-19-Pandemie, berger Liechtenstein auf Einladung der Europäischen die Stärkung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Union Liechtenstein an der per Video durchgeführten Menschenrechte in Europa sowie der 70. Jahrestag 4. Brüssel-Konferenz zu Syrien. Ziel der Veranstaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) war einerseits die fortgesetzte humanitäre Hilfeleistung im Mittelpunkt. Die Regierungsrätin betonte in ihrer für die syrische Bevölkerung. Aussenministerin Eggen- Rede Liechtensteins Bekenntnis zum Multilateralismus, berger betonte in ihrer Rede insbesondere die Notwen- zu den Grundwerten des Europarats und zum Europä- digkeit der strafrechtlichen Aufarbeitung der im Syrien- ischen Gerichtshof für Menschenrechte. Konflikt begangenen Verbrechen – eine langjährige Am 13. November nahm Dr. Katrin Eggenberger am Priorität Liechtensteins in der UNO, aus der unter ande- Expertenseminar zur Liechtenstein Initiative zur Be- rem der Syrien-Mechanismus hervorging. kämpfung moderner Sklaverei teil. Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahm am Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger und die 13. Juli im Rahmen des erstmalig virtuell durchge- UNHCR-Vertreterin für Schweiz und Liechtenstein Anja führten hochrangigen politischen Forums für nachhal- Klug erörterten im Rahmen eines virtuellen Arbeitsge- tige Entwicklung der UNO an der von Liechtenstein sprächs ebenfalls am 13. November den 70. Geburtstag veranstalteten Podiumsdiskussion zur Rolle des nach- der UNHCR und Liechtensteins Engagement und Bei- haltigen Finanzwesens in der Bekämpfung von moder- träge an UNHCR, wie die Erhöhung der Mittel um einen ner Sklaverei teil. Die Regierungsrätin informierte über Drittel als auch die FAST-Initiative zur Beendigung mo- die Erfolge der Initiative «Liechtenstein Initiative for Fi- derner Sklaverei und Menschenhandel. nance Against Slavery and Trafficking» (FAST), welche Ebenfalls am 13. November fand die virtuelle Jah- den globalen Finanzsektor mit konkreten Instrumenten resveranstaltung der Internationalen Humanitären Zu- für die Aufdeckung dieser Verbrechen ausstattet. sammenarbeit und Entwicklung (IHZE) mit mehr als 100 Die UNO-Generalversammlung fand vom 22. bis Zuschauerinnen und Zuschauern zum Thema «Für eine 27. September 2020 auf digitalem Wege statt. Zum Auf- sklavenfreie Welt» statt. Aussenministerin Dr. Katrin takt der Hochrangigen Woche lud Regierungsrätin Dr. Eggenberger stellte das staatliche Engagement zur Be- Katrin Eggenberger zum traditionellen Ministertreffen kämpfung moderner Sklaverei und Menschenhandel in zur Unterstützung des Internationalen Strafgerichtshofs den Kontext der IHZE und rief in ihrer Rede alle Akteure (ICC) ein. In ihrer Videobotschaft im Rahmen der Gene- zum Handeln auf. raldebatte der hochrangigen UN-Woche unterstrich Re- Am 18. November leitete Regierungsrätin Dr. Katrin gierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger am 27. September Eggenberger den halbjährlich stattfindenden EWR-Rat. die zentrale Rolle der Vereinten Nationen für eine ge- Gemeinsam mit Deutschlands Aussenminister Heiko meinschaftliche und nachhaltige Antwort auf die Covid- Maas als Vertreter der deutschen EU-Ratspräsident- 19-Pandemie. schaft diskutierten die Aussenminister Islands, Norwe- Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahm am gens und Liechtensteins über aktuelle europapolitische 1. Oktober am hochrangigen virtuellen Treffen der UNO- Themen. Generalversammlung zum 25-Jahr-Jubiläum der Erklä- Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger vertrat rung und Aktionsplattform von Peking teil. Das hoch- Liechtenstein beim 27. virtuellen Ministerrat der Orga- rangige Treffen fokussierte sich auf die Massnahmen für nisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eine «Beschleunigte Verwirklichung der Gleichstellung (OSZE), die vom 3. bis zum 4. Dezember stattfand. Im der Geschlechter und Stärkung aller Frauen und Mäd- Fokus der Konferenz standen die Auswirkungen der chen» 25 Jahre nach der Verabschiedung der Pekinger Covid-19-Pandemie auf die Sicherheit, die Konflikte und Aktionsplattform. Vor allem der pandemiebedingte An- Krisen im OSZE-Raum sowie institutionelle Fragen der stieg geschlechtsbasierter Gewalt stand dabei im Fokus. Organisation. In ihrer Rede ging die Regierungsrätin Am 19. Oktober fand ein informeller Austausch der auf die weitreichenden und vielfältigen Auswirkungen EFTA-Minister im Rahmen einer Videokonferenz statt, der Pandemie auf die Sicherheit ein. Sie unterstrich die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Notwendigkeit eines starken Multilateralismus und die Internationale Humanitäre Zusammenarbeit | 109 wichtige Rolle der OSZE als Dialogplattform für Sicher- und Entwicklung (IHZE) heit in Europa. Vom 17. / 18. Dezember 2020 stattete die Präsiden- Die Regierung hat im Berichtsjahr insgesamt CHF 23.6 tin des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen, die Mio. für Projekte der Internationalen Humanitären Zu- österreichische UNO-Botschafterin in Genf Elisabeth sammenarbeit und Entwicklung (IHZE) aufgewendet. Tichy-Fisslberger, Liechtenstein einen Besuch ab. Sie Darin enthalten ist auch der Nachtragskredit in Höhe traf sich mit Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger zu von CHF 1 Mio., welchen der Landtag für Covid-19-Not- einem Arbeitsgespräch, an welchem unter anderem die hilfe- und Entwicklungsprojekte im September des Be- aktuellen Entwicklungen am UNO-Menschenrechtsrat richtsjahres bewilligt hatte. Der Gesamtbetrag für die und die verschiedenen Initiativen Liechtensteins in der offizielle Entwicklungszusammenarbeit (Official Deve- UNO besprochen wurden. Am Abend hielt sie einen On- lopment Assistance, ODA) gemäss OECD-Kriterien, in line-Vortrag mit dem Titel «Menschenrechte im Rahmen dessen Berechnung auch weitere anrechenbare Bei- der UNO – Aktueller denn je oder überholt?». träge an internationale Organisationen sowie das ent- sprechende Engagement der liechtensteinischen Ge- Besuche und Arbeitsgespräche im Ausland meinden und die Betreuung von Asylsuchenden im Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger lud am 22. Ja- Inland einfliessen, beläuft sich auf CHF 26.3 Mio. nuar gemeinsam mit der Schweizer Staatssekretärin für Der letzte definitive ODA-Prozentsatz, welcher die internationale Finanzfragen Daniela Stoffel am Welt- offizielle Entwicklungszusammenarbeit im Verhältnis wirtschaftsforum (WEF) in Davos zu einer Veranstal- zum Bruttonationaleinkommen (BNE) aufzeigt, liegt für tung, die sich mit der Liechtenstein Initiative zur Be- das Jahr 2018 vor. Bei einem BNE von CHF 6'899 Mio. kämpfung moderner Sklaverei durch den Finanzsektor ergibt sich dabei für Liechtenstein ein ODA-Prozentsatz befasste. von 0.37. Am 12. März besuchte Regierungsrätin Dr. Katrin Eg- genberger die UNO in New York und traf sich mit UNO- Entwicklung des liechtensteinischen ODA-Prozent- Generalsekretär Antonio Guterres, mit UNICEF-Exeku- satzes tivdirektorin Henrietta Fore und mit der stellvertretenden Exekutivdirektorin von UN Women Anita Bhatia. Jahr BNE ODA– ODA-Prozentsatz Vom 30. bis zum 31. August nahm Regierungs- (in Mio. CHF) anrechenbare rätin Dr. Katrin Eggenberger an den Politischen Ausgaben Gesprächen am Europäischen Forum Alpbach teil. An- stelle des traditionellen Liechtenstein-Empfangs rich- 2000 4'112 13'451'090 0.33 % tete die Liechtensteinische Botschaft in Wien zu Ehren 2001 3'782 15'114'860 0.40 % der Regierungsrätin coronabedingt ein hochrangig be- 2002 3'698 14'010'065 0.38 % suchtes Mittagessen aus. An einer Podiumsdiskussion 2003 3'538 15'055'869 0.43 % stellten Regierungsrätin Dr. Eggenberger und Vertreter 2004 3'554 15'395'590 0.43 % der Finanzsektorkommission zur Bekämpfung von mo- 2005 3'893 17'381'933 0.45 % derner Sklaverei und Menschenhandel die Initiative vor. 2006 4'397 18'843'051 0.43 % Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger traf am 2007 4'946 21'563'049 0.44 % 7. Dezember die Generalsekretärin des Europarats 2008 4'949 25'984'138 0.53 % Marija Pejčinović Burić zu einem Arbeitsgespräch in 2009 4'210 28'434'531 0.68 % Strassburg. Zudem unterzeichnete die Regierungs­rätin 2010 4'470 27'772'298 0.62 % das modernisierte Übereinkommen zum Schutz des 2011 4'025 27'914'033 0.69 % Menschen bei der automatischen Verarbeitung perso- 2012 3'571 26'781'303 0.75 % nenbezogener Daten. 2013 4'073 26'189'157 0.65 % 2014 1) 4'924 25'021'456 0.51 % Corporate Governance 2015 4'968 23'310'270 0.47 % 2016 5'899 24'204'500 0.41 % Im Bereich des Äusseren ist der Liechtensteinische Ent- 2017 6'645 24'515'243 0.37 % wicklungsdienst (LED) dem Ministerium zugeordnet. 2018 6'899 25'755'710 0.37 % Gemäss den gesetzlichen Vorgaben hat die Regierung 2019 nicht bekannt 25'322'894 nicht bekannt wie jedes Jahr den Monitoringbericht des Berichts- jahres zur Kenntnis genommen sowie das Budget des 2020 nicht bekannt 26'323'669 nicht bekannt LED und den Leistungsauftrag für das Folgejahr geneh- migt. Zudem führte das Ministerium zwei ordentliche 1) Die Berechnungsmethode des BNE wurde für das Jahr 2014 von Gespräche mit Vertretern des Stiftungsrates und der ESVG 95 auf ESVG 2010 umgestellt. Geschäftsleitung des LED. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

110 | Ausgaben in Mio. CHF ODA-Prozentsatz hauptsächlich im Kosovo sowie in Bosnien und Herze- 40 0.8 gowina, engagiert sich Liechtenstein im Rahmen der Internationalen Flüchtlings- und Migrationshilfe. Eben- 35 0.7 falls engagierte sich Liechtenstein für Flüchtlinge in 30 0.6 Griechenland und Italien. 25 0.5 Aufgrund der vielen Konfl ikte ist der Anteil der Pro-

20 0.4 jekte im Nahen Osten mit 6 % nach wie vor relativ hoch. Das Engagement in Asien beläuft sich auf lediglich 3 % 15 0.3 der IHZE-Gelder. 10 0.2 25 % der Mittel werden nicht projektspezifi sch

5 0.1 ausbezahlt oder länderübergreifenden Programmen zugeführt. Diese Beiträge, welche in der untenstehen- 0 0.0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 den Projektliste in der Länderspalte als «International» bezeichnet werden, sind essenziell, um grenzüberschrei- IHZE-Beiträge 2020 nach Kategorien tende Aktivitäten oder unterfi nanzierte Programme zu Die IHZE-Mittel werden bei der Budgetierung nach unterstützen und die Grundkosten von Entwicklungs- einem intern festgelegten Schlüssel auf die einzelnen organisationen zu decken. Kategorien aufgeteilt. Dabei gehen grundsätzlich rund 65 % des Budgets an den Liechtensteinischen Entwick-

lungsdienst (LED) für die bilaterale Entwicklungszusam- 25% menarbeit in ausgesuchten Schwerpunktländern. Auf- 35% grund des Nachtragskredits, an welchem der LED nicht beteiligt war, fi el der tatsächliche Anteil des LED an den Gesamtausgaben mit 62.3 % etwas niedriger aus. 6% Der LED berichtet separat über die Verwendung dieser Gelder ( www.led.li). Jeweils 12.7 % der Mittel wurden für die Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe 13% sowie für die Not- und Wiederaufbauhilfe eingesetzt, 3% 18% während auf die Multilaterale Entwicklungszusammen- arbeit 12.3 % entfi elen. Für die Öffentlichkeitsarbeit wurden im Berichtsjahr 0.1 % der Mittel aufgewendet.

0.1% 12.7% 12.3% Not- und Wiederaufbauhilfe 12.6% Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe

Bilaterale Entwicklungs- zusammenarbeit

Multilaterale Entwicklungs- zusammenarbeit

Diverses

62.3%

IHZE-Beiträge 2020 nach Regionen Im Berichtsjahr wurden 35 % der IHZE-Gelder in Afrika eingesetzt. Das grösste Engagement erfolgte dort in den Schwerpunktländern des LED, konkret in Burkina Faso, Mali, Mosambik, Sambia, Senegal, Simbabwe und Tansania. 18 % der Mittel wurden für Entwicklungsprojekte in Süd- und Zentralamerika, insbesondere in den LED- Scherpunktländern Bolivien und Peru, verwendet. Das Engagement in Europa nimmt 13 % der Gelder in Anspruch. Unterstützt werden Projekte in der Bal- kanregion und im ärmsten Land Europas, in der Re- publik Moldau. Die Republik Moldau ist ebenfalls ein Schwerpunktland des LED. In den Ländern des Balkans, ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE): Projektliste 2020 | 111

Not- und Wiederaufbauhilfe (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Allgemeiner Beitrag an das UNO-Hilfswerk International; Palästina UNRWA 100'000 100'000 für Palästinaflüchtlinge Beitrag an das Welternährungsprogramm Jemen WFP 100'000 100'000 Beitrag an San Marino zur Bewältigung San Marino Zivilschutzbehörde 20'000 0 der Covid-19-Pandemie San Marino Beitrag Corona Nothilfeprogramm in Eswatini Eswatini SOS-Kinderdorf 10'000 10'000 Liechtenstein Central Emergency Response Fund (CERF) International OCHA 200'000 200'000 CISP Verbesserung der humanitären Kolumbien; Ecuador; DEZA 200'000 200'000 Situation in den Grenzregionen von Venezuela Venezuela, Kolumbien und Ecuador Covid-19-Nothilfe Sri Lanka Lankahelp Stiftung 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfe Rumänien YANA Charitable 10'000 0 Foundation Covid-19-Nothilfe Indien Together – Hilfswerk für 10'000 10'000 Indien Covid-19-Nothilfe Indien Hilfswerk Namaskar India 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfe Moldau Hilfswerk Liechtenstein 7'000 7'000 Covid-19-Nothilfe Nepal Basic Help for Nepal 6'500 6'500 Covid-19-Nothilfe Kenia Fumathoka Foundation 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfe Peru Stiftung Freundeskreis 15'000 15'000 Sr. Rebecca Covid-19-Nothilfe Indien Suppiah Charity 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfe Äthiopien Soroptimist International 7'000 7'000 Club Liechtenstein Covid-19-Nothilfe Südafrika Hospizbewegung 10'000 10'000 Liechtenstein Covid-19-Nothilfe Albanien SOS-Kinderdorf 15'000 15'000 Liechtenstein Covid-19-Nothilfe Indien Together – Hilfswerk für 10'000 10'000 Indien Covid-19-Nothilfe Ghana Chance for Children 9'500 9'500 Covid-19-Nothilfe Nicaragua Verein Lichtblick 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfe Nigeria One Agape - Sport & 10'000 10'000 Education Covid-19-Nothilfe Indien Indienhilfswerk «Hilfe 10'000 10'000 zur Selbsthilfe» Covid-19-Nothilfe Kolumbien Fundacion Choco Posible 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfe Burkina Faso Verein für Humanitäre Hilfe 10'000 10'000 Covid-19-Nothilfeprojekt: Nahrungs- Äthiopien Caritas Vorarlberg 10'000 10'000 mittelhilfe und Prävention Covid-19-Nothilfeprojekt Bangladesch Verein Hilfe für 10'000 10'000 Bangladesch Covid-19-Nothilfeprojekt: Kenia Pamoja 20'000 20'000 Bekämpfung von Hunger und Gewalt, Förderung von KMU Hilfsprogramm des IKRK Jemen IKRK 100'000 100'000 Hilfsprogramm des IKRK Südsudan IKRK 100'000 100'000 Hilfsprogramm des IKRK Syrien IKRK 100'000 100'000 Hilfsprogramme für Minenopfer International IKRK 100'000 100'000 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

112 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Humanitäres Covid-19-Nothilfeprojekt Bangladesch Verein Hilfswerk 10'000 10'000 Bangladesch IKRK physisches Rehabilitationsprogramm International IKRK 50'000 50'000 Jahresbeitrag International Hilfswerk Liechtenstein 20'000 20'000 Jahresbeitrag Katastrophenfonds International LRK 50'000 50'000 Jährlicher Beitrag an den IKRK-Hauptsitz International IKRK 200'000 200'000 Medizinische Grundversorgung in Simbabwe Simbabwe SolidarMed 50'000 50'000 Medizinisches Versorgungsprojekt Ukraine Hilfswerk Liechtenstein 10'000 10'000 Caritas-Spes Nahrungsmittelhilfe Korea (Demokratische WFP 100'000 100'000 Volksrepublik Korea) Nothilfe für Menschen auf der Flucht Sudan MEDAIR 65'000 65'000 im Sudan Nothilfe für Migranten in Griechenland Griechenland Caritas Vorarlberg 100'000 100'000 Nothilfe für Opfer der Hurrikans Belize; Guatemala; Honduras; UNICEF 100'000 100'000 Eta und Iota in Zentralamerika Nicaragua Nothilfeappell infolge der Explosionen Libanon IKRK 50'000 50'000 in Beirut Nothilfebeitrag infolge der Explosionen Libanon UNICEF 50'000 50'000 in Beirut Nothilfefonds des Welternährungsprogramms International WFP 100'000 100'000 Nothilfeprogramm in der Ukraine Ukraine IKRK 100'000 100'000 Prachodana Social Service Society Indien Hilfswerk Liechtenstein 10'000 10'000 Mahlzeitenprojekt Psycho-Soziale Unterstützung von Armenien Caritas Vorarlberg 24'000 24'000 Familien in Armenien Tahaddi-Projekt (Gesundheit, Bildung, Soziale Inklusion) in Libanon Libanon DEZA 250'000 250'000 Transportkosten International Hilfswerk Liechtenstein 75'998 75'998 Umsetzung Ottawa-Konvention International UNMAS 25'000 25'000 (Beitrag Minenräumung / Minenopferhilfe) Unterstützung der Nahrungsmittel- Simbabwe WFP 100'000 100'000 versorgung in Simbabwe Verbesserung der Ernährung und Umwelt- Bangladesch HEKS 100'000 100'000 bedingungen in Rohingya Flüchtlingslager durch Gemüsegärten Welternährungsprogramm Bekämpfung Covid-19-Pandemie International WFP 100'000 100'000

Total 2'999'998 2'969'998 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Internationale Flüchtlings- und Migrationshilfe | 113 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Allgemeiner Beitrag an IDMC International IDMC 100'000 100'000 Armutsbekämpfung durch Energieeffizienz Bosnien-Herzegowina Caritas CH 60'000 60'000 und erneuerbare Energien – Phase II Bildungsprojekt für jugendliche Flüchtlinge Türkei RET 220'000 220'000 und Einheimische Covid-19-Aufruf des UNHCR International UNHCR 100'000 100'000 Forced Migration Review International Universität Oxford 10'000 10'000 «Gemeinsam in die Sekundarschule» – Serbien Stiftung Kinderdorf 80'000 80'000 Bildungszugang für Roma-Kinder in Südserbien Pestalozzi Hilfsprogramm des UNHCR – Covid-19- Griechenland; Italien UNHCR 100'000 100'000 Zusatzbeitrag Hilfsprogramm für Flüchtlingskinder in International UNICEF 100'000 100'000 der Subsahara Hilfsprogramme des UNHCR Syrien UNHCR 100'000 100'000 Hilfsprogramme des UNHCR in West- International UNHCR 100'000 100'000 und Zentralafrika Inklusion von Roma in Serbien Serbien HEKS 100'000 100'000 Nicht-zweckgebundener Beitrag UNHCR International UNHCR 100'000 100'000 PASURI: Prosper Agrarian Production in Kosovo Caritas CH 100'000 100'000 Kosovo by Sustainable Rural Investments PEACH: Pre-School Education for Bosnien-Herzegowina Caritas CH 250'000 250'000 All Children Qualitativ hochwertige Bildung durch Mali Right To Play 95'000 95'000 Sport für binnenvertriebene Kinder Rechtsstudie zu Klimawandel und Migration International Displacement Solutions 100'000 100'000 SELLS: Socio-Economic and Livelihoods Support in the Upper Drina Bosnien-Herzegowina Caritas CH 250'000 250'000 Region of Eastern Bosnia and Herzegovina Spendenaufstockung für den Flüchtlingssonntag Griechenland Caritas FL 10'000 10'000 SPHRESE: Verbesserung der Vorschulbildung Kosovo Caritas CH 180'000 180'000 Sprachkurse für syrische und irakische Flüchtlinge Türkei RET / Liechtenstein 307'196 307'196 Languages SUREP: Sustainable Return of Kosovo Caritas CH 220'000 220'000 Repatriated Persons Verbesserter Schutz vor Covid-19 für Afghanistan NRC - Norwegian 100'000 100'000 Vertriebene Refugee Council Zugang zu Bildung für Flüchtlingskinder Bangladesch UNICEF 100'000 100'000 in Cox's Bazar während Covid-19 Zugang zu Bildung und zivilstands- Mali NRC - Norwegian 100'000 100'000 rechtlicher Dokumentation für vertriebene Refugee Council Kinder

Total 2'982'196 2'982'196

ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

114 | Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED) Für die Verwendung der Mittel wird auf die separate Berichterstattung des LED verwiesen. Betrag CHF ODA CHF

Total 14'690'000 14'690'000

Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Allgemeiner Beitrag International Ludwig Boltzmann Institut 20'000 20'000 für Menschenrechte Allgemeiner Beitrag International UNAIDS 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International Justice Rapid Response 20'000 0 Allgemeiner Beitrag International UNITAR 10'000 10'000 Allgemeiner Beitrag International IPCC 10'000 10'000 Allgemeiner Beitrag International Geneva Call 20'000 20'000 Allgemeiner Beitrag International UNICEF 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UN Women 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UNODC 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International UNFPA 25'000 25'000 Allgemeiner Beitrag International OHCHR 25'000 22'000 Allgemeiner Beitrag International ISHR International Service 20'000 20'000 for Human Rights Allgemeiner Beitrag an das Sekretariat International PCC SEE 20'000 20'000 der Polizeikooperation in Osteuropa Allgemeiner Beitrag an die Weltorganisation International OMCT 20'000 20'000 gegen Folter Allgemeiner Beitrag an UNDP International UNDP 25'000 25'000 Ausarbeitung von WPS-Instrumenten International OAS 50'000 50'000 Beitrag an das DCAF Program «Gender International DCAF 20'000 20'000 Equality in Security and Justice» Beitrag an das «PeaceWomen» Programm International Women's International 5'000 0 League for Peace and Freedom Beitrag an das Programm «Children and International Geneva Call 30'000 30'000 Armed non-State Actors» Beitrag an den freiwilligen Trust Fund für International UNODC 10'000 10'000 Opfer von Menschenhandel Beitrag an den Grünen Klimafonds International Green Climate Fund 50'000 50'000 (Green Climate Fund) Beitrag an Portfolio zur Bekämpfung von International OHCHR 40'000 35'200 Menschenhandel Beitrag an Projekt zu Korruption und International UNODC 40'000 40'000 Gesundheitsrisiken Beitrag an Projekt zu sexueller und International All Survivors Project 100'000 100'000 geschlechterspezifischer Gewalt in Konflikten Beitrag ans generelle Budget von International APT 20'000 20'000 Association for the Prevention of Torture Beitrag ans Genfer Zentrum für International DCAF 20'000 20'000 die demokratische Kontrolle der Streitkräfte Beitrag Anti-Corruption Network for International OECD 20'000 20'000 Eastern Europe and Central Asia ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF | 115

Beitrag Ausbildung von Experten des International ICAR 150'000 150'000 International Centre for Asset Recovery Beitrag für das Programm zum Schutz von International Geneva Call 30'000 30'000 Frauen in bewaffneten Konflikten Beitrag für den «Legislation Review Fund» International OSZE 80'000 80'000 des ODIHR Beitrag für die OHCHR-Abteilung für International OHCHR 40'000 35'200 Menschenrechtsübereinkommen Beitrag zur Erreichung des dritten Ziels International ISHR International Service 30'000 30'000 der ISHR-Strategie 2017-2020 for Human Rights Beitrag zur Förderung des Dialogs International Dialogue Advisory Group 25'000 0 zwischen Parteien in bewaffneten Konflikten Bekämpfung von Repressalien gegen International OHCHR 25'000 22'000 Menschenrechtsverteidiger Bereitstellung von Krediten für KMUs International UNCDF 150'000 150'000 in Entwicklungsländern Covid-19 Bereitschafts- und Aktionsplan International WHO 300'000 300'000 FAST Massnahmenkatalog zu moderner International UNU 90'000 90'000 Sklaverei und Menschenhandel Flaggschiffprogramm «Einkommens- International UN Women 40'000 40'000 sicherung für Frauen» Fonds für Folteropfer International OHCHR 25'000 22'000 Förderung und Einbezug von Frauen in International HD Centre 100'000 0 Friedensmediationen Freiwilliger Beitrag International NGO Working Group on 10'000 0 Women, Peace and Security Genereller Beitrag an den Doha Trust Fund International WTO 40'000 40'000 Globales Beschleunigungsinstrument zur International Div. Partner 10'000 10'000 Umsetzung der «Frauen, Frieden und Sicherheit» Agenda (WPHF) Globales Programm zur Verbesserung der International UNFPA 15'000 15'000 Verfügbarkeit von Produkten im Bereich reproduktive Gesundheit Implementierung des Fakultativprotokolls International APT 30'000 30'000 zum UNO-Übereinkommen gegen Folter Internetplattform zum Schutz von Journalisten International Europarat 20'000 20'000 Leitungswasser trinken. Trinkwasser spenden. International Verein Drink & Donate 73'150 73'150 Polio Impfkampagne Verdreifachung International Rotary 10'000 10'000 über Rotary Polio Impfkampagne von WHO International; Afghanistan; WHO 25'000 25'000 Indien; Pakistan; Nigeria Programm zur Reduktion des Risikos von Bangladesch; Indien; Vietnam GFEMS 150'000 150'000 verletzlichen Gruppen Projekt zu Korruption und Umwelt- International Basel Institute on 100'000 100'000 verbrechen Governance Projekt zur Bekämpfung von Hassreden International HRHF 20'000 20'000 und Verleumdungskampagnen Projekt zur Etablierung eines Algerien; Kenia; Uganda; LISD (LI Institute for 48'000 48'000 Nachhaltigkeitsstipendiums für Afrika Äthiopien; Lesotho; Strategic Development Malawi; Nigeria Projekt zur Sicherstellung von Rechenschaft International Justice Rapid Response 50'000 0 bei Verbrechen gegen Kinder Projekt zur Unterstützung des Armenien Europarat 30'000 30'000 Aktionsplans in Armenien Projekt zur Unterstützung des Georgien Europarat 30'000 30'000 Aktionsplans in Georgien ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

116 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Projekt zur Vermeidung von Folter an International OMCT 50'000 50'000 Kindern Schulungskurse für Menschenrechts- International Geneva for Human Rights 10'000 10'000 verteidiger aus Entwicklungsländern Softwarelösung zur Sammlung und International Huridocs 50'000 50'000 Analyse von Menschenrechtsverletzungen Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen International GCERF 50'000 50'000 gewalttätigen Extremismus Stärkung des Forschungsschwerpunktes International Ludwig Boltzmann Institut 25'000 25'000 «Menschenhandel» für Menschenrechte Strafjustizsysteme in Katastrophen International PRI 22'000 22'000 und Krisen Studie Korruption und moderne Sklaverei International UNDP 50'000 50'000 Trainingsprogramm zur Förderung der Südamerika OAS 20'000 20'000 Geschlechtergleichstellung UNO-Fonds zur Bekämpfung von Gewalt International UN Women 15'000 15'000 gegen Frauen WPS-Forschungsprojekt International GIWPS 50'000 50'000 Beitrag Mountain Research Initiative International MRI 10'000 10'000 Climate Ledger Initiative International INFRAS 20'000 20'000 Projekt zur Stärkung der Klimainformation International IFRC 50'000 50'000 im Pazifik

Total 2'888'150 2'659'550

Öffentlichkeitsarbeit (Amt für Auswärtige Angelegenheiten)

Projekt Partner Betrag CHF ODA CHF

Beitrag an die Ausstellung «Global Happiness» Div. Partner 5'170 5'170 IHZE-Veranstaltung zu moderner Sklaverei (virtuell) Div. Partner 8'029 8'029 IHZE-Website Div. Partner 31 0 Publikationsreihe «solidarisch» (2 Ausgaben) Div. Partner 8'053 8'053

Total 21'283 21'252 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Sonstige ODA-anrechenbare Beiträge an internationale Organisationen | 117 (Amt für Auswärtige Angelegenheiten und diplomatische Vertretungen Liechtensteins)

Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Allgemeiner Beitrag International Parliamentarians for 10'000 0 Global Action Allgemeiner Beitrag an die UNO Universität International UNU 5'000 5'000 Behebung von Sicherheitsrisiken von Bosnien-Herzegowina OSZE 15'000 11'100 Kleinwaffen in Bosnien und Herzegowina Beitrag an das Sekretariat des Inter- International ATT 2'248 0 nationalen Waffenhandelsvertrags (ATT) Beitrag an den strukturierten Dialog zu International OSZE 15'000 11'250 Abrüstungsbestrebungen Beitrag an die Koalition für den ICC International Coalition for the ICC 10'000 0 Beitrag an die Organisation für das Verbot International OPCW 6'720 0 chemischer Waffen (OPCW) Beitrag an die Weltpostunion (UPU) International UPU 46'000 7'360 Beitrag Internationaler Strafgerichtshof ICC International ICC 26'405 0 Beiträge an die Organisation des Vertrags International CTBTO 10'562 0 über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) Deutscher Übersetzungsdienst der UNO International Div. Partner 5'000 0 Forum für Sicherheitskooperation International OSZE 10'000 7'400 E-Learning Freiwilliger Beitrag an das International International IPA 5'000 0 Peace Institute Freiwilliger Beitrag an die International International ICG 10'000 10'000 Crisis Group Freiwilliger Beitrag an die Organisation International SC Report 10'000 0 Security Council Report Freiwilliger Beitrag ans International International ICTJ 10'000 0 Center for Transitional Justice Freiwilliger Beitrag für die technische International IAEO 4'730 4'730 Zusammenarbeit IAEO Jahresbeitrag an das generelle Budget der International CITES 528 528 CITES Jahresbeitrag Basler Konvention International UNEP 530 530 Jahresbeitrag Bonner Konvention zum International UNEP 485 485 Schutz von Wandertieren (CMS) Jahresbeitrag Genfer Konvention International UNECE 583 524 (Konvention über die weiträumige grenz- überschreitende Luftverunreinigung, EMEP) Jahresbeitrag Internationale Union für International IUCN 15'520 15'520 die Erhaltung der Natur und ihrer natürlichen Ressourcen (IUCN) Jahresbeitrag IRENA International IRENA 1'477 975 Jahresbeitrag Klimakonvention International UNFCCC 3'036 1'852 Jahresbeitrag Kyoto-Protokoll International UNFCCC 491 300 Jahresbeitrag Multilateraler Fonds International UNEP 17'167 17'167 des Montrealer Protokolls (Ozonfonds) Jahresbeitrag Ramsar Konvention International IUCN 1'000 1'000 Jahresbeitrag Rotterdamer Übereinkommen International UNEP 309 309 Jahresbeitrag Ständiges Sekretariat der International Sekretariat Alpenkonvention 19'210 0 Alpenkonvention Jahresbeitrag Stockholmer Übereinkommen International UNEP 483 483 Jahresbeitrag UNEP bzw. Environment Fund International UNEP 11'773 11'773 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

118 | Projekt Länder Partner Betrag CHF ODA CHF

Jahresbeitrag Wüstenbildungskonvention International UNCCD 727 727 Opferfonds des ICC International ICC Victims Trust Fund 10'000 0 Projekt zu Wasserdiplomatie International OSZE 20'000 14'800 Projekt zur Sicherung eines Waffen- und Bosnien-Herzegowina OSZE 10'000 10'000 Munitionslagers Projekt zur Stärkung der Bemühungen zu International OSZE 14'500 10'730 Jugend und Sicherheit Protecting Children Against Violence International Europarat 25'000 10'000 Including Sexual Exploitation and Sexual Abuse Reguläre Beiträge an UNO-Peacekeeping- International UNO 678'568 101'785 Missionen Regulärer Beitrag an die WIPO International WIPO 22'789 684 Regulärer Beitrag an ITU International ITU 159'000 28'620 Regulärer Beitrag Europarat International Europarat 426'346 170'538 Regulärer Beitrag IAEO International IAEO 41'602 13'729 Regulärer Beitrag OSZE International OSZE 117'219 86'742 Regulärer Beitrag UNO International UNO 232'255 109'160 Sicherheits- und Menschenrechts- International Netherlands Helsinki 10'000 7'400 monitor (SHRM) Committee Stärkung Konferenzmanagement ODIHR International OSZE 15'000 11'250

Total 2'057'263 684'451

Betrag CHF ODA CHF

Total IHZE-Ausgaben 23'581'627 23'322'996 Sonstige Beiträge an internationale Organisationen 684'451 Flüchtlingsbetreuung im Inland 1'531'169 Katastrophenfonds Gemeinden 100'000 Weitere ODA-anrechenbare Beiträge der Gemeinden 685'053

Total ODA 26'323'669 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Justiz Der Schuldner hat die Möglichkeit, bereits vor der | 119 Eröffnung eines Verfahrens einen Sanierungsplan vor- Rechtsetzungsvorhaben zulegen. In diesem Fall wird das Insolvenzverfahren «Sanierungsverfahren» genannt und die stigmatisie- Abänderung der Exekutionsordnung (Teil II) rende Wirkung eines Konkursverfahrens vermieden. Ziel dieses zweiten und letzten Reformschrittes war Liegen die Voraussetzungen eines Sanierungsverfah- die weitere Erhöhung der Effektivität des Exekutions- rens nicht vor, so heisst das Insolvenzverfahren «Kon- verfahrens bei Beibehaltung des gebotenen Schuldner- kursverfahren». Allerdings wird auch im Konkursverfah- schutzes. Schwerpunkte der Reform waren die Neu- ren die Sanierung gefördert, indem dem Schuldner ein strukturierung der Lohnpfändung sowie Neuerungen Weg zu einem Sanierungsplan aufgezeigt wird. im Zwangsversteigerungsverfahren und Änderungen Weiter wird die Fortführung des Unternehmens da- im Zwangsverwaltungsverfahren. durch unterstützt, dass Vertragspartner des Schuldners Im Zuge der Umstrukturierung wurde der Lohnexe- ihre Verträge grundsätzlich nicht mit sofortiger Wirkung kution der Vorrang vor der Fahrnisexekution einge- auflösen können. So kann beispielsweise das Unterneh- räumt und zudem die Möglichkeit der Lohnexekution men im gemieteten oder gepachteten Geschäftslokal bei unbekanntem Arbeitgeber geschaffen. Somit wurde weiter betrieben werden. Ein bedeutender Baustein zur eine Lohnexekution auch für den Fall ermöglicht, in wel- Erleichterung der Sanierung ist auch die Abschaffung chem der betreibende Gläubiger den Arbeitgeber des der Konkursklassen. Verpflichteten nicht kennt. Schliesslich bildete die Einführung eines besonderen Darüber hinaus dienten die Neuerungen im Zwangs- Verfahrens zur Entschuldung natürlicher Personen im versteigerungsverfahren vor allem der Straffung und Rahmen der so genannten «Privatkonkursregelungen» Vereinfachung des Verfahrens sowie der Anpassung eine wichtige Neuerung in der Gesetzesreform. Die in der – teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammenden – den meisten Fällen notwendige bzw. ratsame beratende Regelungen an die Gegebenheiten des modernen Wirt- Begleitung dieser Verfahren soll künftig von einer profes- schaftslebens. Das Verfahren wurde somit schneller sionellen Schuldenberatungsstelle angeboten werden. und effizienter gestaltet, wobei auf unnötige Formalis- Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Juni-Sitzung men verzichtet wurde. in erster Lesung beraten und in seiner Oktober-Sitzung Im Zwangsverwaltungsverfahren wurde eine Be- verabschiedet. Sie tritt am 1. Januar 2021 in Kraft. Die stimmung über die Mitwirkungspflicht des Verpflichte- Einführung des Privatkonkurses bedingt Vorbereitungen ten bei Übergabe des Grundstücks eingeführt, welche beim Landgericht und beim Amt für Soziale Dienste so- ebenfalls eine Verfahrensbeschleunigung erwirken soll. wie den Aufbau der Schuldenberatungsstelle. Aufgrund Schliesslich wurde die Reform dafür genutzt, die Exeku- dieser notwendigen Umstellung werden die Regelungen tionsordnung an die neueste oberstgerichtliche Recht- zum Privatkonkurs am 1. Januar 2022 in Kraft treten. sprechung anzupassen. Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Septem- Abänderung des Rechtshilfegesetzes und des Gesetzes ber-Sitzung in erster Lesung beraten und in seiner über das Strafregister und die Tilgung gerichtlicher November-Sitzung verabschiedet. Die Vorlage tritt am Verurteilungen (Vollstreckung von ausländischen 1. Januar 2021 in Kraft. vermögensrechtlichen Anordnungen in Fiskalstraf­ sachen und Tilgung von vorbeugenden Massnahmen) Abänderung des Gesetzes über das Konkurs­ Mit dieser Revision des Rechtshilfegesetzes wurde die verfahren und weiterer Gesetze (Reform des Vollstreckung einer rechtskräftigen ausländischen ver- Insolvenzrechts) mögensrechtlichen Anordnung – mit der beispielsweise Im Mittelpunkt der Gesetzesreform stand die Erleichte- aus einem Steuerbetrug stammende Vermögenswerte rung der Sanierung von Unternehmen. Eine Sanierung für verfallen erklärt worden sind – ermöglicht. Nach al- liegt nicht nur im Interesse des Unternehmers und der tem Recht konnte einer ausländischen Strafverfolgungs- Gesamtwirtschaft, weil Arbeitsplätze erhalten bleiben, behörde in einem derartigen Fall keine Rechtshilfe ge- sondern auch im Interesse der Gläubiger sowie der Ver- leistet werden, obwohl davor im Ermittlungsverfahren tragspartner des Schuldners. bereits Rechtshilfe geleistet wurde. Diese Lücke im Hierfür wurde der bis anhin kaum genutzte Nach- Bereich der internationalen Rechtshilfe in Strafsachen lassvertrag zu einem attraktiveren, modernen Instru- wurde geschlossen. Weiterhin nicht vollstreckbar sind mentarium umgestaltet – dem sogenannten Sanie- ausländische Entscheidungen in Fiskalstrafsachen, mit rungsplan, der dem Schuldner einen wirtschaftlichen denen eine Geld- oder Freiheitsstrafe sowie eine vor- Neubeginn ermöglicht. Konkurs- und Sanierungsver- beugende Massnahme rechtskräftig ausgesprochen fahren wurden in einem einheitlichen Insolvenzver- worden sind. fahren zusammengefasst, was sich auch begrifflich im Durch Änderungen im Strafregistergesetz wur- Titel des neuen Gesetzes, der «Insolvenzordnung», wi- den Regelungen geschaffen, welche die Eintragung derspiegelt. und Tilgung von mit Freiheitsentziehung verbundenen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

120 | vorbeugenden Massnahmen – das sind insbesondere Europäische Parlament und der Europäische Rat das ge- vom Gericht angeordnete Unterbringungen in einer An- meinsame Europäische System der Registervernetzung stalt für geistig abnorme Rechtsbrecher – ermög­lichen. – das sogenannte «Business Registers Interconnection Damit wurde ebenfalls eine bestehende Gesetzes­lücke System», kurz BRIS – geschaffen. Darin integriert sind geschlossen und in diesem Bereich Kongruenz zur die Register der Mitgliedstaaten, die zentrale Europä- ­österreichischen Rezeptionsvorlage hergestellt. ische Plattform und das Europäische Justizportal. BRIS Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Mai- erleichtert zum einen den grenzüberschreitenden Zu- Sitzung in erster Lesung behandelt und in seiner Sep- gang zu Unternehmensinformationen, zum anderen er- tember-Sitzung verabschiedet. Die Vorlage tritt am möglicht das System in bestimmten Fällen – wie bei ei- 1. Januar 2021 in Kraft. ner grenzüberschreitenden Fusion – eine automatische Kommunikation zwischen den Registern der EWR-Mit- Abänderung der Strafprozessordnung, des Rechts­ gliedstaaten. hilfegesetzes und weiterer Gesetze Mit der gegenständlichen Vorlage wurde die Ge- Die Vorlage steht im Zusammenhang mit der im Jahr setzesgrundlage geschaffen, um die entsprechende 2021 stattfindenden Moneyval-Länderprüfung Liech- EU-Richtlinie in Liechtenstein umzusetzen. Es wurde tensteins, in deren Rahmen der Fokus auf die Effektivi- aber keine zentrale Registerdatenbank auf europäischer tät der Bestimmungen des nationalen Rechts, unter an- Ebene geschaffen. Neu sind lediglich bestimmte Infor- derem auch im Straf- und Rechtshilfeverfahren, gelegt mationen nicht mehr nur über das bestehende natio- wird. nale Handelsregister bzw. den Firmenindex abrufbar, Durch die Neufassung und Abänderung von Bestim- sondern auch über das Europäische Portal. Konkret mungen in der Strafprozessordnung über die Beschlag- handelt es sich dabei um Angaben über Aktiengesell- nahme sowie die Durchsuchung und Beschlagnahme schaften, Kommanditaktiengesellschaften, Europäische von Papieren werden klarere gesetzliche Regelungen Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter für die Durchführung dieser Zwangsmassnahmen ge- Haftung und Zweigniederlassungen von Kapitalgesell- schaffen. Diese sollen letztlich auch ein effizientes und schaften mit Sitz im EWR, die bereits heute öffentlich speditives Strafverfahren ermöglichen. zugänglich sind. In der liechtensteinischen Strafprozessordnung feh- Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Mai-Sit- len bislang Bestimmungen für ein Verfahren zur frühzei- zung in erster Lesung beraten und in seiner Septem- tigen Verwertung von beschlagnahmten und gesperrten ber-Sitzung verabschiedet. Sie tritt am 1. Januar 2021 Vermögenswerten, die einem raschen Verderben oder in Kraft. einer erheblichen Wertminderung unterliegen. Mit dem Nachvollzug der korrespondierenden Normen aus der Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts österreichischen Rezeptionsvorlage wird diese Lücke (Einsichtnahme bei nicht im Handelsregister geschlossen. ein­getragenen Stiftungen sowie Einsichtnahme Für das Rechtshilfeverfahren wird eine neue Bestim- ins Handelsregister durch Behörden im Abruf- mung eingeführt, welche die Voraussetzungen für eine verfahren) vorläufige Übermittlung von beschlagnahmten Papieren Als Mitglied von Moneyval ist Liechtenstein verpflich- und Datenträgern an die ersuchende ausländische Be- tet, die internationalen Standards zur Bekämpfung von hörde festlegt. Damit kann auf entsprechend begründe- Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung umzu- ten Antrag der ersuchenden Behörde eine vertrauliche setzen. Die Financial Action Task Force (FATF) hat 40 Behandlung des Rechtshilfeverfahrens gewährleistet Empfehlungen als Mindeststandard zur Bekämpfung und so wesentlich den ermittlungstaktischen Anforde- von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung de- rungen des von der ersuchenden Behörde geführten finiert. Gemäss FATF müssen Basisinformationen zu Strafverfahrens Rechnung getragen werden. sämtlichen juristischen Personen – und somit auch zu Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Dezember- den Stiftungen, die nicht im Handelsregister eingetra- Sitzung in erster Lesung beraten. gen sind – öffentlich zugänglich sein. Angesichts dessen werden neu bestimmte Informa- Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts tionen über alle Stiftungen öffentlich zugänglich ge- (Umsetzung der Bestimmungen über die Verknüpfung macht, unabhängig davon, ob sie im Handelsregister der Zentral-, Handels- und Gesellschafts­register der eingetragen sind oder nicht. Das bedeutet, dass die in Richtlinie (EU) 2017 / 1132 des Europäischen der Gründungs- bzw. Änderungsanzeige enthaltenen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2017 über Angaben für jedermann einsehbar sind, ohne dass – bestimmte Aspekte des Gesellschaftsrechts) wie bis anhin – ein berechtigtes Interesse glaubhaft ge- Die Vorlage diente der Umsetzung einer EU-Richt­ macht werden muss. Zu diesen Informationen gehören linie, die eine europaweite Verknüpfung der Zentral-, unter anderem der Name der Stiftung, die Rechtsform, Handels- und Gesellschaftsregister vorsieht. Um den die Adresse und die Angaben über die Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraum zu stärken, haben das Stiftungsrates. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Zudem wird sämtlichen inländischen Behörden und Schliesslich enthält die Gesetzesvorlage als vierten | 121 Gerichten ein direkter Zugriff im Abrufverfahren auf die Schwerpunkt Bestimmungen hinsichtlich der Geschäfte, öffentlichen Daten des Handelsregisters gewährt. Inlän- welche Gesellschaften mit ihnen nahestehenden Unter- dische Strafverfolgungsbehörden, die Stabsstelle Finan- nehmen oder Personen tätigen. Dahinter steht der Ge- cial Intelligence Unit, die Finanzmarktaufsicht Liechten- danke, dass nahestehende Geschäftspartner ihre Posi- stein und die Steuerverwaltung erhalten zusätzlich auch tion zum Nachteil der Gesellschaft oder deren Aktionäre Zugriff auf die Daten der nicht im Handelsregister ein- ausnutzen können. Um dies zu verhindern, bedürfen getragenen Stiftungen und Treuhänderschaften. derartige Geschäfte künftig der Zustimmung des Auf- Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Septem- sichtsrates bzw. der Generalversammlung. ber-Sitzung in erster Lesung beraten und in seiner No- Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner November- vember-Sitzung verabschiedet. Sie tritt am 1. Februar Sitzung in erster Lesung beraten. 2021 in Kraft. Totalrevision des Gesetzes über das Verzeichnis der Abänderung des Personen- und Gesellschaftsrechts wirtschaftlichen Eigentümer inländischer Rechts- sowie des Bankengesetzes (Umsetzung der Richtlinie träger sowie die Abänderung des Sorgfaltspflicht- (EU) 2017 / 828 des Europäischen Parlaments und des gesetzes und des Beschwerdekommissionsgesetzes Rates vom 17. Mai 2017 zur Änderung der Richtlinie (Umsetzung der Art. 30 und 31 der Richtlinie (EU) 2007 / 36 / EG im Hinblick auf die Förderung der lang- 2018 / 843 des Europäischen Parlaments und des fristigen Mitwirkung der Aktionäre) Rates vom 30. Mai 2018 zur Änderung der Richtlinie­ Mit dieser Vorlage wird eine EU-Richtlinie umgesetzt, (EU) 2015 / 849 zur Verhinderung der Nutzung des welche die langfristige Mitwirkung der Aktionäre von Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und im EWR börsenkotierten Aktiengesellschaften zum der Terrorismusfinanzierung und zur Änderung der Ziel hat. Die EU-Richtlinie bezweckt, ein attraktives Richtlinien 2009 / 138 / EG und 2013 / 36 / EU) Umfeld für Aktionäre zu schaffen und ihre nachhaltige Mit dieser Vorlage wurden die Vorgaben der 5. EU Mitwirkung in börsenkotierten Aktiengesellschaften Geldwäscherei-Richtlinie in Bezug auf deren Art. 30 zu fördern. Mit der Umsetzung der Richtlinie soll die und 31 umgesetzt. Zur Verhinderung des Missbrauchs Transparenz erhöht und die Einflussnahme der Aktio­ von Rechtsträgern zum Zwecke der Geldwäscherei und näre auf bestimmte Vorgänge der Gesellschaft ver- Terrorismusfinanzierung wurden die Verpflichtungen in stärkt werden. Der Fokus liegt dabei auf vier Themen- Bezug auf den Inhalt und die Offenlegung der Daten des bereichen. Verzeichnisses erweitert. Um die Ausübung von Aktionärsrechten zu erleich- Der Begriff des wirtschaftlichen Eigentümers wurde tern und allfällige Hindernisse für ihre Mitwirkung zu im Zuge der Totaltrevision an den Begriff der wirtschaft- beseitigen, soll die Kommunikation zwischen Gesell- lich berechtigten Person gemäss der Sorgfaltspflicht­ schaften und ihren Aktionären verbessert werden. Hier- gesetzgebung angelehnt. Durch die Einheitlichkeit der für erhalten im EWR börsenkotierte Gesellschaften das Begriffe wird ein inhaltlicher Abgleich zwischen den Recht, von Intermediären Informationen zu ihren Aktio­ Daten möglich. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass nären zu erhalten. Entsprechend werden Intermediäre die neu erforderlichen Unstimmigkeitsmeldungen um- verpflichtet, Angaben über die Identität der Aktionäre gesetzt werden können, die bei unterschiedlichen Infor- auf Anfrage an die Gesellschaft oder den nächsten Inter- mationen zu den Daten von bestimmten Behörden und mediär in der Intermediärkette weiterzuleiten sowie be- Sorgfaltspflichtigen vorgenommen werden müssen. stimmte Informationen zwischen der Gesellschaft und Zudem wurden Eintragungspflichten unter be- ihren Aktionären zu übermitteln. stimmten Voraussetzungen auch für ausländische Treu- Als zweiten Schwerpunkt stellt die Gesetzesvorlage händerschaften vorgesehen. Des Weiteren wurden die erhöhte Anforderungen an die Transparenz von Vermö- Einsichtsmöglichkeiten in die Daten des Verzeichnisses gensverwaltern, institutionellen Anlegern und Stimm- erweitert und zusätzliche Kontrollen zur Sicherstellung rechtsberatern. Für diese Berufsgruppen gelten künftig der Richtigkeit der Eintragungen implementiert. Offenlegungspflichten in Bezug auf die Mitwirkung, das Die Vorlage wurde vom Landtag in seiner Septem- Anlageverhalten und das Geschäftsmodell. ber-Sitzung in erster Lesung beraten und in seiner Der dritte Themenbereich behandelt neue Rege- Dezember-Sitzung verabschiedet. Die Vorlage tritt am lungen zur Vergütung der Mitglieder von Unterneh- 1. April 2021 in Kraft. mensleitungen. Zum einen werden Gesellschaften verpflichtet, eine Vergütungspolitik zu erarbeiten und Schaffung eines Fristenablaufhemmungsgesetzes diese der Generalversammlung vorzulegen. Zum ande- sowie die Abänderung weiterer Gesetze ren müssen sie jährlich einen Vergütungsbericht in die Der Ablauf von Fristen in Zivilprozessen, Strafprozessen Generalversammlung einbringen, in welchem unter an- und im Verwaltungsverfahrensrecht wird durch Sams- derem die getätigten Zahlungen an die Mitglieder der tage, Sonntage und Feiertage gehemmt. Das bedeutet, Unternehmensleitung offengelegt werden. dass sich das Ende einer Frist auf den nächsten Werktag ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

122 | verschiebt, wenn der Ablauf der Frist auf einen dieser Die vorherrschende Covid-19-Pandemie und die damit Tage fällt. Unklar war bisher, ob die sogenannten Bank- verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens feiertage auch als fristenhemmende Tage im Sinne des – insbesondere durch Quarantänemassnahmen, krank- Prozessrechts gelten. heitsbedingte Ausfälle von Arbeitskräften oder Ab- Mit einem eigenständigen Fristenablaufhemmungs- standsregelungen – haben auch Auswirkungen auf die gesetz wurde eine einheitliche Rechtsgrundlage ge- liechtensteinischen Gerichte und Verwaltungsbehörden. schaffen, welche die fristenhemmenden Tage im Be- Mit dem Gesetz über Begleitmassnahmen in der reich des Zivil-, Straf- und Verwaltungsverfahrensrechts Verwaltung und Justiz in Zusammenhang mit dem Coro- abschliessend auflistet und damit die Rechtsanwendung navirus wurden Schutzmassnahmen getroffen und der erleichtert und für Klarheit sorgt. ordentliche Betrieb der Gerichte und Verwaltungsbe- Der Landtag hat die Vorlage in seiner Oktober-Sit- hörden soweit möglich gewährleistet. Die Gesetzesvor- zung in erster Lesung beraten und in seiner Dezember- lage ist am 8. April 2020 in Kraft getreten und sah eine Sitzung verabschiedet. Die Vorlage tritt am 1. März erstmalige Geltungsdauer bis zum 15. Juni 2020 vor. In 2021 in Kraft. der Folge wurde das Covid-19-VJBG angepasst und die Geltungsdauer zunächst bis zum 15. September 2020 Abänderung des Gesetzes über den Staats- und danach bis zum 31. Dezember 2020 verlängert. Auf- ­gerichtshof und weiterer Gesetze (Schaffung von grund des sprunghaften Anstiegs der Covid-19-Erkran- Gerichtskanzleien und wissenschaftlichen Diensten kungen im Herbst wurden die begleitenden Massnah- bei den Höchstgerichten) men erneut verlängert, und zwar bis zum 31. Mai 2021, Beim Staatsgerichtshof, beim Verwaltungsgerichtshof nachdem sich kein Ende der Pandemie abzeichnet und und beim Obersten Gerichtshof sind die Präsidenten erst nach Eröffnung des Landtages im Frühling 2021 sowie Richterinnen und Richter nebenamtlich tätig. Ge- weitere Beschlüsse des Landtages möglich sind. rade deshalb sind die Gerichtshöfe, insbesondere im Das Funktionieren des Rechtsstaats während der Hinblick auf die Qualität und Kontinuität ihrer Arbeit, Covid-19-Pandemie soll insbesondere durch die Mög- auf eine entsprechende Infrastruktur und ein gewisses lichkeit einer Erstreckung sämtlicher verfahrens- Mass an Institutionalisierung angewiesen. rechtlicher Fristen in allen gerichtlichen und verwal- Lediglich der Oberste Gerichtshof verfügte bislang tungsbehördlichen Verfahren gewährleistet werden. über ein Sekretariat; Staatsgerichtshof und Verwaltungs- Falls Rechts­anwälte oder Parteien erkranken oder gerichtshof griffen bisher bei ihrer Arbeit grossteils auf Quarantäne­massnahmen unterliegen, können durch die Infrastruktur ihrer Rechtsanwaltskanzleien zurück. eine Fristerstreckung alle Rechte in Verfahren gewahrt Mit der gegenständlichen Vorlage wurde jedem Höchst- werden. Zudem ist die Beschlussfassung in den kolle- gericht eine Gerichtskanzlei und ein wissenschaftlicher gial besetzten Gerichten und Verwaltungsbehörden Dienst zur Verfügung gestellt. Dies soll die administra- unter Verwendung geeigneter Kommunikationsmittel tiven Abläufe bei den Höchstgerichten entscheidend (z. B. Video- oder Telefonkonferenz) oder im Umlauf- verbessern und deren Institutionalisierung festigen. weg möglich. Des Weiterenn haben Verbandspersonen Der Landtag hat die Vorlage in seiner Juni-Sitzung in und Treuunternehmen die Möglichkeit, Versammlungen erster Lesung beraten und in seiner September-Sitzung ohne physische Anwesenheit der Teilnehmer abzuhalten verabschiedet. Die Vorlage tritt am 1. Januar 2021 in bzw. Beschlussfassungen mittels Zirkularbeschluss oder Kraft. im Wege einer schriftlichen Abstimmung zu treffen.

Gesetz über Begleitmassnahmen in der Verwaltung Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung und Justiz in Zusammenhang mit dem Coronavirus des Gesetzes über die amtliche Schätzung von Anfangs Januar wurde in China ein neuartiges Coro- Grundstücken und Gebäuden navirus entdeckt, welches von der Weltgesundheitsor- Um die privatwirtschaftlichen Anbieter nicht zu kon- ganisation (WHO) mit 2019-nCoV bezeichnet wird. Die kurrenzieren und die Mitglieder der Schätzungskom- durch diese Coronaviren verursachte Erkrankung wird mission zu entlasten, wurde vorgeschlagen, das Schät- Covid-19 (coronavirus disease 2019) genannt. Die WHO zungsgesetz dahingehend abzuändern, dass künftig hat am 30. Januar 2020 eine «gesundheitliche Notlage keine amtlichen Schätzungen mehr für private Zwecke von internationaler Tragweite» ausgerufen und vorläu- durchgeführt werden. Das bedeutet, dass insbesondere fige Empfehlungen gemäss den Internationalen Gesund- Marktwertschätzungen ausschliesslich in den Tätig- heitsvorschriften ausgesprochen. Am 11. März 2020 keitsbereich privatwirtschaftlich tätiger Experten fallen erklärte die WHO die durch das Virus verursachte Aus- sollen. Gleichzeitig soll dadurch eine Entlastung der ne- breitung von Coronaviren zur Pandemie. benamtlich tätigen Mitglieder der Schätzungskommis- Um die rasante Ausbreitung des Coronavirus in sion erfolgen. Liechtenstein einzudämmen und um die Bevölkerung Der Vernehmlassungsbericht wurde von der Regie- und die Gesundheitsversorgung zu schützen, hat die rung im Mai verabschiedet; die Vernehmlassungsfrist Regierung entsprechende Massnahmen beschlossen. ist am 17. August 2020 abgelaufen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Verordnung vom 28. Januar 2020 über das Verzeichnis 45 Abs. 3 vor, dass die Europäische Kommission nach | 123 der wirtschaftlichen Eigentümer inländischer Rechts- der Beurteilung der Angemessenheit des Schutzniveaus träger (VwEV) im Wege eines Durchführungsrechtsaktes beschliessen Mit dem Gesetz über das Verzeichnis der wirtschaft- kann, dass ein Drittland oder eine internationale Orga- lichen Eigentümer inländischer Rechtsträger (VwEG) nisation ein angemessenes Datenschutzniveau im Sinne wurden die Vorgaben der 4. Geldwäscherei-Richtli- der DSGVO bietet. Diese Beschlüsse zur Angemessen- nie nach deren Art. 30 und 31 umgesetzt. Es dient als heit sind auch im Rahmen des EWR-Abkommens zu be- Rechtsgrundlage für die Schaffung eines Verzeich- rücksichtigen. nisses, welches Angaben zu den wirtschaftlichen Ei- Das DSG sieht in Art. 85 Bst. c i.V.m. Art. 9 DSV gentümern inländischer Rechtsträger enthält. Mit der vor, dass die Regierung eine Liste jener Drittstaaten Verordnung über das Verzeichnis der wirtschaftlichen und internationalen Organisationen in Anhang 1 zur Eigentümer inländischer Rechtsträger (VwEV) wurden DSV veröffentlicht, welche nach den Durchführungs­ die notwendigen Durchführungsbestimmungen erlas- beschlüssen der Europäischen Kommission über ein sen. angemessenes Datenschutzniveau verfügen. Die Verordnung ist am 1. Februar 2020 in Kraft ge- Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2016 / 1250 treten. vom 12. Juli 2016 über die Angemessenheit des vom EU-US-Datenschutzschild gebotenen Schutzes hat die Verordnung vom 28. Januar 2020 sowie Verordnung Kommission die Gleichwertigkeit der USA im Rahmen vom 15. Dezember 2020 über die Abänderung der des EU-US-Datenschutzschildes anerkannt. Mit Be- Handelsregisterverordnung (HRV) schluss vom 7. Juni 2017 hat der Gemeinsame EWR- Aufgrund der Abänderung des Personen- und Gesell- Ausschuss die Übernahme dieses Durchführungsbe- schaftsrechts im Zusammenhang mit der Beantwortung schlusses in das EWR-Abkommen beschlossen. Mit der Motion zur Lockerung der Reviewpflicht für Klein­ Urteil der Grossen Kammer des Europäischen Gerichts- unternehmen musste auch die Handelsregisterverord- hofs (EuGH) in der Rechtssache C-311 / 18 Data Protec- nung entsprechend angepasst werden. Das Gesetz gibt tion Commissioner gegen Facebook Ireland Ltd. und Kleinstunternehmen im Sinne von Art. 1064 Abs. 1a Maximillian Schrems erklärte der EuGH den Durchfüh- PGR, welche ein nach kaufmännischer Art geführtes rungsbeschluss (EU) 2016 / 1250 über die Angemes- ­Gewerbe betreiben, mit Ausnahme von segmentierten senheit des vom EU-US-Datenschutzschild gebotenen Verbandspersonen und Aktiengesellschaften mit In- Schutzes allerdings für ungültig. Die Ungültigerklärung haberaktien, die Möglichkeit, im Rahmen eines so ge- des Durchführungsbeschlusses (EU) 2016 / 1250 wurde nannten «Opting-outs» auf die jährliche prüferische auch im EWR-Abkommen nachvollzogen. Durchsicht (Review) zu verzichten. Der Verzicht auf Aufgrund dessen musste auch das nationale Recht die Revisionsstelle muss im Handelsregister vermerkt zur Umsetzung dieser Bestimmung angepasst wer- ­werden. Entsprechend ergab sich durch die vollzogene den, sodass die USA aus Anhang 1 der DSV gestrichen Revision des PGR der Bedarf, das Opting-out, insbe- wurde. Die Verordnung trat am 12. Dezember 2020 in sondere das entsprechende Verfahren hinsichtlich sei- Kraft. ner Anmeldung und der einzureichenden Belege beim Amt für Justiz, in der Handelsregisterverordnung ent- Abänderung diverser Verordnungen im Zuge der sprechend abzubilden. Diese Verordnung ist am 1. März Reform des Insolvenzrechts 2020 in Kraft getreten. Im Zusammenhang mit der Reform des Insolvenzrechts Des Weiteren musste die Handelsregisterverord- wurden einschliesslich der Konkursordnung insgesamt nung infolge der Abänderung des Personen- und Ge- 50 Gesetze abgeändert. Aufgrund der Reform waren – sellschaftsrechts (Einsichtnahme bei nicht im Handels- insbesondere angesichts der Verwendung einer neuen register eingetragenen Stiftungen sowie Einsichtnahme Terminologie – entsprechende Abänderungen der fol- ins Handelsregister durch Behörden im Abrufverfahren) genden Verordnungen erforderlich: angepasst werden, und zwar in Bezug auf die Art. 91a – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die und 100a HRV, welche die Bekanntgabe von Informa- Abänderung der Verordnung über Identifikations­ tionen in Bezug auf nicht eingetragene Stiftungen und mittel und Frequenzen im Bereich der elektronischen Treuhänderschaften regeln. Diese Verordnung tritt am Kommunikation; 1. Februar 2021 in Kraft. – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- rung der Arbeitsvermittlungsverordnung; Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- Abänderung der Datenschutzverordnung rung der Amtsblattverordnung; Das Datenschutzgesetz (DSG) und die Datenschutz- – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- verordnung (DSV) stellen eine Ergänzung bzw. Durch- rung der Versicherungsaufsichtsverordnung; führung der Verordnung (EU) 2016 / 679 (Datenschutz- – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- grundverordnung, DSGVO) dar. Die DSGVO sieht in Art. rung der Treuhänderprüfungsverordnung; ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

124 | – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die Ab- Internationales änderung der Verordnung über die Tarifansätze der Entlohnung für Rechtsanwälte und Rechtsagenten; Antrittsbesuch bei der österreichischen Justiz­ – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- ministerin rung der Mehrwertsteuerverordnung; Am 21. Februar 2021 traf Justizministerin Katrin Eggen- – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die berger die österreichische Justizministerin Alma Zadić Abänderung der Verordnung zum Gesetz über die be- zu einem Arbeitstreffen. Die Ministerinnen tauschten triebliche Personalvorsorge; sich über aktuelle Entwicklungen im Justizbereich aus, – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- in dem die Beziehungen zu Österreich besonders eng rung der Sorgfaltspflichtverordnung; sind. So wurden beispielsweise Themen betreffend – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- Strafvollzug und Strafrecht sowie im Bereich des Zivil- rung der Grundbuchverordnung; rechts die Weiterentwicklung des Familien- und Ehe- – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die rechtes diskutiert. Abänderung der Verordnung über den schriftlichen Antrag auf Bewilligung der Verfahrenshilfe und über Austausch der Justizministerinnen aus Deutschland, das Vermögensbekenntnis zur Erlangung der Verfah- Österreich, der Schweiz und Liechtenstein über renshilfe; Herausforderungen der Justiz in der Covid-19-Pandemie – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die Am 19. Mai trafen die Justizministerinnen der deutsch- Abänderung der Verordnung über Sicherheits- und sprachigen Länder Deutschland, Liechtenstein, Öster- Verkehrsbewilligungen sowie Sicherheitsbescheini- reich und Schweiz in einer Videokonferenz zusammen. gungen für Eisenbahnunternehmen; Ziel des Treffens war ein Austausch über Heraus­ – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- forderungen der Justiz in der Covid-19-Pandemie. Die rung der Handelsregisterverordnung; deutsche Bundesministerin Christine Lambrecht, die – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- österreichische Bundesministerin Dr. Alma Zadić, die rung der Verkehrsversicherungsverordnung; Schweizer Bundesrätin Karin Keller-Sutter sowie die – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die liechtensteinische Justizministerin Dr. Katrin Eggen- Abänderung der Pensionsfondsverordnung; berger berichteten über die von den Justizverwaltungen – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- ergriffenen Massnahmen zum Schutz vor dem Virus rung der Arbeitslosenversicherungsverordnung; und zur Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit von – Verordnung vom 1. Dezember 2020 betreffend die Gerichten und anderen Justizeinrichtungen sowie über Abänderung der Verordnung über die Verwalter alter­ die zum Schutz von Verbrauchern und Kleinstunter- nativer Investmentfonds; nehmern ergriffenen Massnahmen. Weitere Themen, – Verordnung vom 1. Dezember 2020 über die Abände- über die sich die Justizministerinnen ­austauschten, rung der Regierungs- und Verwaltungsorganisations- waren krisenbedingte Herausforderungen der interna- verordnung. tionalen rechtlichen Zusammenarbeit und der Schutz persönlicher Daten beim Einsatz von Corona-Tracing- Die Verordnungen werden am 1. Januar 2021 in Kraft Apps. treten. Antrittsbesuch bei der deutschen Justizministerin Abänderung diverser Verordnungen im Zuge der Am 12. August traf Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- Abänderung der Exekutionsordnung (Teil II) berger in Berlin die deutsche Bundesministerin für Im Zuge der Abänderung der Exekutionsordnung (EO), Justiz und Verbraucherschutz, Christine Lambrecht. Teil II, wurden die Exekutionsordnung sowie gering­ Regierungsrätin Eggenberger und Bundesministerin fügig das Arbeitslosenversicherungsgesetz abgeändert. Lambrecht tauschten sich zu den Schwerpunkten der Aufgrund dessen waren auch geringfügige (Verweis-) deutschen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr Anpassungen in den beiden nachfolgenden Verord- 2020 aus, die einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung nungen erforderlich: von Hassrede und die Stärkung von Hassrede legte. Zu- Verordnung vom 15. Dezember 2020 betreffend die dem diskutierten sie die Herausforderungen, die sich Abänderung der Verordnung über die Tarifansätze der durch die Covid-19-Pandemie ergeben haben, insbeson- Entlohnung für Rechtsanwälte und Rechtsagenten; dere datenschutzrechtliche Fragen in Zusammenhang Verordnung vom 15. Dezember 2020 betreffend die mit Corona-Apps. Abänderung der Verordnung über die Festsetzung der pfändungsfreien Beträge bei Exekutionen auf Arbeits- Treffen der deutschsprachigen Justizministerinnen und Diensteinkommen. Justizministerin Dr. Katrin Eggenberger nahm am 24. Die Verordnungen werden am 1. Januar 2021 in September auf Einladung von Bundesjustizministerin Kraft treten. Christine Lambrecht am Justizministerinnentreffen in Heppenheim an der Bergstrasse (Hessen) teil. Gäste ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

waren auch die Justizministerinnen Luxemburgs, Sam das Nötigste zu beschränken, weniger Publikum einfin- | 125 Tanson, und Österreichs, Dr. Alma Zadić. Die Schweiz det als normalerweise, was unter dem Strich zu deutlich war durch Botschafter Dr. Paul R. Seger vertreten. niedrigeren Erträgen führen wird. ­Einen Schwerpunkt der Gespräche bildete der Aus- Zur weiteren Unterstützung der Kulturschaffenden tausch über die Frage, wie Kinder besser vor sexuali- in der Pandemie boten das Ministerium für Äusseres, sierter Gewalt geschützt werden können. Es fand eine Justiz und Kultur und die Gemeinde Vaduz zusammen intensive Diskussion darüber statt, mit welchen Mass- mit der Kulturstiftung durch das Projekt «Mit #Abstand nahmen dieser besonders verwerflichen Form der Kri- auf Kultour» eine Plattform, um die Kulturschaffenden minalität am wirksamsten begegnet werden kann. in der Öffentlichkeit wieder sicht- und spürbar zu ma- chen. Kultur Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger stand in der ersten wie in der zweiten Welle im direkten Dialog Liechtenstein stand im Berichtsjahr ganz im Zeichen mit den Kulturschaffenden. Unter anderem fanden am der Covid-19-Pandemie. Von März bis Mitte Mai und 26. Mai, am 26. Juni, am 12. November und am 1. De- per 22. Dezember hat die Regierung aufgrund der Ent- zember runde Tische mit Vertretern des Kultursektors wicklung der Pandemie Veranstaltungen behördlich un- bzw. mit der im September des Berichtsjahrs neu ge- tersagt sowie verfügt, dass u. a. Kultur-, Unterhaltungs- gründeten Interessensgemeinschaft Kunst und Kultur und Freizeitbetriebe in Innenräumen während dieser statt. Zudem konnten sich Kulturschaffende mit ihren Zeit geschlossen bleiben müssen. Unterstützungsanfragen direkt beim Ministerium mel- Neben dem unabhängig von der Covid-19-Pandemie den. Zur Unterstützung der liechtensteinischen Kultur- von Seiten des Landes zur Verfügung stehenden Unter- schaffenden in Covid-19-Zeiten setzte das Ministerium stützungsangebot wurden zusätzliche Massnahmen ge- für Äusseres, Justiz und Kultur einen Koordinator ein, setzt, um die liechtensteinischen Kulturakteure in die- der in Zusammenarbeit mit dem Ministerium Kultur- sem Jahr speziell zu unterstützen. Zum einen waren die schaffenden half, aus den diversen Unterstützungsan- Kulturakteure in den sogenannten Wirtschaftspaketen geboten des Landes die jeweils in Frage kommende für Unternehmer integriert, sofern sie die dafür beste- Leistung herauszufiltern und diesen beratend zur Seite henden Voraussetzungen erfüllten. stand. Zudem vermittelte er Kulturschaffende, die durch Zum anderen erliess die Regierung ein Reglement das Unterstützungsangebot des Landes nicht abgedeckt zur Ausrichtung von Unterstützungsbeiträgen für Insti- werden konnten, an die Gemeinden weiter. tutionen in den Bereichen Sport, Bildung und Kultur, die Am 18. Juni lud Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- aufgrund der staatlich angeordneten Massnahmen ge- berger Kulturhäuser und Kulturinstitutionen zu einem mäss Covid-19-Verordnung im Frühjahr in ihren Aktivi- Kulturgespräch ein. Es ging dabei vor allem um den täten eingeschränkt wurden und als direkte Folge davon Wissens- und Erfahrungsaustausch zum Thema Co- finanzielle Einbussen erlitten. Entschädigt wurden 50 % vid-19 und die Auswirkungen im Kulturbereich. des nachgewiesenen finanziellen Schadens bis maximal Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahm, so- CHF 25'000. weit möglich und unter Einhaltung der Schutzmass- In der Dezember-Sitzung hat der Landtag einen nahmen, an zahlreichen Kulturveranstaltungen teil, Nachtragskredit über CHF 500'000 an die Kulturstif- oft verbunden mit Begrüssungs- und Eröffnungsan­- tung Liechtenstein genehmigt. Durch diesen Nachtrags- sprachen sowie Podiumsdiskussionen. Dies umfasste kredit kann die Kulturstiftung 2021 weitere Projektbei- neben Veranstaltungen der liechtensteinischen Kultur­ träge in zwei Bereichen sprechen. Einerseits Beiträge institutionen auch Konzerte sowie Vernissagen und für die kreative Anpassung an die Covid-19-Pandemie Ausstellungen mit in- und ausländischen Künstlern. Zu- und eine Anschubfinanzierung von Projekten im Jahr dem besuchte Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger 2021, die darauf ausgerichtet sind, sich neuen Heraus- zahlreiche liechtensteinische Kulturhäuser. forderungen während und nach der Covid-19-Pandemie Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger traf sich zu- anzupassen, die also insbesondere eine strukturelle dem mit diversen Kulturakteuren, um aktuelle Themen Neuausrichtung der kulturellen Arbeit – also eine Er- zu besprechen. Unter anderem mit dem Liechtenstei- weiterung der kulturellen Tätigkeitsfelder sowie die nischen Blasmusikverband, mit Christine Böhmwalder, neue oder erweiterte Nutzung digitaler Medien oder die Leiterin der Philatelie Liechtenstein, sowie mit Vertrete- Wieder- und Neugewinnung von Publikum in Zeiten des rinnen des Gehörlosenvereins. Social Distancing zum Gegenstand haben. Andererseits Die Kulturbeziehungen mit Österreich und der sollen im Jahr 2021 geplante Projekte und Veranstal- Schweiz festigte Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber- tungen mit zusätzlichen Beiträgen gefördert werden, ger mit bilateralen Arbeitstreffen mit dem Schweizer da angesichts der aktuellen Ausgangslage davon aus- Bundesrat für Kultur, Alain Berset, am 13. Februar in zugehen ist, dass sich ihre Produktionen durch Schutz- Vaduz und der österreichischen Kunst- und Kultur- konzepte verteuern und dass sich durch Schutzkonzepte staatssekretärin Ulrike Lunacek am 21. Februar in oder aufgrund der Empfehlung, die Sozialkontakte auf Wien. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

126 | Projekte und Veranstaltungen Preisverleihung «Schönste Bücher aus Liechtenstein» Der Wettbewerb «Schönste Bücher aus Liechtenstein» Burg Gutenberg wird seit dem Jahr 2001 veranstaltet. Teilnehmen kön- Die Burg Gutenberg ist eines der bedeutendsten Wahr- nen Buchgestalterinnen und Buchgestalter sowie die zeichen des Fürstentums Liechtenstein. Seit dem Kauf an der Buchproduktion beteiligte Institutionen und Fir- im Jahr 1979 wurde die Burg laufend instandgesetzt. men. Die Anmeldung hat durch die Gestalterinnen und Zudem wurden verschiedene Nutzungskonzepte von Gestalter, Druckereien, Buchbindereien oder Verlage unterschiedlichen Parteien erstellt, vollständig umge- zu erfolgen, wobei mindestens einer der vier beteiligten setzt wurde bis heute jedoch keines dieser Konzepte. Partner in Liechtenstein tätig sein muss. Die eingereich- Deshalb wurde das Ministerium für Äusseres, Justiz und ten Publikationen werden jeweils von einer Fachjury be- Kultur mit RA 2018-1483 beauftragt, unterschiedliche urteilt. Im Zentrum der Jurierung steht dabei nicht der Möglichkeiten zu prüfen sowie einen Vorschlag für ein Inhalt eines Buches, sondern das vorbildlich gestaltete Nutzungskonzept und die Regelung der Betriebsfüh- Buch (Satz, Druck, Bild, Einband). Massgebend sind da- rung vorzulegen. Im Februar des Berichtsjahrs wurde her insbesondere die Idee und Konzeption, die grafische eine Diskussionsrunde mit diversen Beteiligten durch- Gestaltung (Grafik, Bild, Satz), die Typografie, die Qua- geführt, um mögliche Varianten für die Zukunft des lität des Druckes, die Qualität des Einbandes, die ver- Burghügels zu diskutieren. Im weiteren Verlauf des Be- wendeten Materialien und der Gesamteindruck. Dient richtsjahrs wurden zahlreiche weitere Gespräche und der Wettbewerb in erster Linie als Anerkennung und Konsultationen mit beteiligten Akteuren geführt, insbe- Anreiz im eigenen Land, so ist er gleichzeitig auch na- sondere mit Vertretern der Gemeinde Balzers. tionale Ausscheidung für die Teilnahme Liechtensteins am internationalen Wettbewerb «Schönste Bücher aus Nachlass von Josef Gabriel Rheinberger aller Welt» in Leipzig. Die ausgezeichneten Bücher aus Die Internationale Josef Gabriel Rheinberger Gesell- Liechtenstein werden jährlich für diesen Wettbewerb schaft (IRG) brachte die Idee ins Ministerium für Äus- eingereicht. Alle Bücher, die am internationalen Wett- seres, Justiz und Kultur ein, den Nachlass des Kompo- bewerb teilnehmen, werden zudem an der Buchmesse nisten, der sich heute im Besitz der Familie Rheinberger in Leipzig und an der Frankfurter Buchmesse ausge- befindet, im Geburtshaus von Josef Gabriel Rheinberger stellt. Am 11. Februar 2020 überreichte Regierungsrätin (heutige Musikschule in Vaduz) zugänglich zu machen. Dr. Katrin Eggenberger im Rahmen einer Präsentation Es handelt sich um rund 40 Objekte, die zum materiellen die Urkunden für die Schönsten Bücher aus Liechten- Nachlass von Josef Gabriel Rheinberger gehören. Die- stein 2019 an die Preisträger. Eingereicht worden sind ser Prozess wird 2021 weiterverfolgt. 12 Publikationen.

Kulturkanal Schweizer Theatertreffen Eine Vernissage eröffnete am 16. Juli auf dem Peter-Kai- Das für Mai in Graubünden und Liechtenstein ge- ser-Platz in Vaduz die Plakatausstellung von Künstlern plante Theatertreffen, das vom Ministerium für Äus- unter dem Titel «Kulturkanal». Diese vom Amt für Kultur seres, Jus­tiz und Kultur finanziell unterstützt worden in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Äusseres, ist, wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie vollstän- Justiz und Kultur sowie der Kulturstiftung ins Leben ge- dig abgesagt. rufene Projekt soll zur besseren Sichtbarkeit der liech- tensteinischen Kulturschaffenden beitragen. Jugend und Musik Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein hat be- Kulturgüterschutz-Verordnung reits am 25. Mai 2018 mit dem Schweizerischen Bun- Die bereits im Jahr 2018 von Seiten des Amtes für Kultur desrat ein Abkommen über die Zusammenarbeit auf begonnenen Entwurfsarbeiten einer Verordnung über dem Gebiet der musikalischen Bildung geschlossen. den Schutz von Kulturgütern (Kulturgüterschutz-Verord- Seit 13. Februar 2019 ergänzt daher das Schweizer nung; KGSV) zum seit dem 1. Januar 2017 in Kraft ste- Programm Jugend und Musik («J+M») das bestehende henden Kulturgütergesetz (KGG) konnten im Berichts- Angebot der musikalischen Bildung in Liechtenstein. jahr einen wesentlichen Schritt weitergebracht werden. Dieses Abkommen mit der Schweiz garantiert der Be- völkerung in Liechtenstein einen gleichgestellten Zu- Dampflokomotive gang zum Programm. Ziel des Programms ist es, die Das Amt für Kultur hat die Dampflokomotive No. 77249, musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu Baujahr 1927, die sich im Eigentum einer liechtenstei- fördern. Das Unterstützungsangebot umfasst Musik- nischen Stiftung befindet, bereits im Jahr 2005 unter kurse und Musiklager für Kinder und Jugendliche so- Denkmalschutz gestellt. Im Berichtsjahr konnte das Amt wie die Aus- und Weiterbildung von «J+M»-Leiterinnen für Kultur in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für und -Leitern. Zuständigen Stelle in Liechtenstein ist das Äusseres, Justiz und Kultur den Schutz der unter Denk- Amt für Kultur. Von den insgesamt sechs zugelassenen mal gestellten Lokomotive weiterverfolgen. Bewerbungen als J+M-Leitende aus dem Fürstentum ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Liechtenstein konnten drei Personen im Berichtsjahr Alexander Schallenberg im Berichtsjahr unterzeichnet | 127 das Grundmodul J+M absolvieren. haben.

«Kreatives Europa» Poolbar-Festival «Kreatives Europa» ist ein EU-Rahmenprogramm, das Im Rahmen des Poolbar-Festivals in Feldkirch fand am mit seinem Teilprogramm «Kultur» alle künstlerischen 31. Juli die sogenannte Schaufensternacht statt. Künst- Disziplinen und mit dem Teilprogramm «Media» die lerinnen und Künstler aus Liechtenstein und Vorarlberg audiovisuelle Branche fördert. Zusätzlich gibt es ei- spielten abwechselnd vor Publikum. Die Schaufenster- nen «sektorenübergreifenden» Förderungsbereich, der nacht des Poolbar-Festivals dient dazu, in beide Rich- insbesondere sektorübergreifende Förderungen, die tungen zu schauen – von Liechtenstein nach Vorarlberg länderübergreifende politische Zusammenarbeit, die und von Vorarlberg nach Liechtenstein – sowie den ­soziale Inklusion und die Unterstützung von Kontakt- grenzüberschreitenden kulturelle Austausch zu för- stellen beinhaltet. dern. Es soll Künstlerinnen und Künstlern eine zusätz- Liechtenstein hat in der vergangenen Programm­ liche Bühne bieten und deren Sichtbarkeit im Ausland periode nicht an diesen Programmen teilgenommen. erhöhen. Im Berichtsjahr durften der Liechtensteiner Am 2. Dezember hat der Landtag einen Verpflichtungs- Musiker Nicolaj Georgiev, Melting Mind, Suzie Candell kredit in Höhe von EUR 1 Mio. und einen Nachtrags- and the Screwdrivers und Momo Love in Feldkirch auf- kredit in Höhe von CHF 54'000 für die Beteiligung des treten. Fürstentums Liechtenstein im Rahmen des EWR-Ab- kommens am EU-Rahmenprogramm «Kreatives Europa Waves Vienna (2021-2027)» genehmigt. Beim Amt für Kultur wird nun Im Rahmen der liechtensteinischen Kulturaussenpolitik ein sogenannter «Creative Europe Desk» als Informa­ nahm die Musikerin Nadine Nigg alias Mayvie am Mu- tionsstelle eingerichtet. sic Showcase Festival «Waves Vienna» teil. Das Festival fand aufgrund der Covid-19-Pandemie als Streaming- EEA Grants Konzert statt. Das Ministerium für Äusseres, Justiz und Liechtenstein profitiert gemeinsam mit Norwegen und Kultur unterstützte die Teilnahme. Island seit mehr als 20 Jahren vom diskriminierungs- freien Zugang zum EWR-Binnenmarkt. Gleichzeitig Printemps des Poètes leisten die drei EWR / EFTA-Staaten einen Solidaritäts- Vlado Franjevic wurde von der österreichischen Bot- beitrag zur Reduktion wirtschaftlicher und gesellschaft- schaft in Luxemburg als Autor an das Poesiefestival licher Ungleichheiten im EWR. Über den sogenannten «Printemps des Poètes» eingeladen und durfte anläss- «EWR-Finanzierungsmechanismus 2014-2021» (auch lich dieses Festivals Lesungen halten. Das Ministerium bekannt als «EEA Grants») werden dafür ca. EUR 1.5 für Äusseres, Justiz und Kultur unterstütze die Teil- Mrd. für Förderprojekte in 15 EU-Mitgliedstaaten zur nahme. Verfügung gestellt. Liechtenstein trägt dazu rund EUR 16 Mio. bei. Wie schon 2019 bestand auch im Berichts- Liechtenstein-Regal in Österreich-Bibliotheken jahr zwischen dem Amt für Kultur und Arno Oehri aus Die 65 Österreich-Bibliotheken in mehr als 28 Staaten Ruggell eine Leistungsvereinbarung zur Koordination bestehen jeweils in Partnerschaft mit lokalen Einrich- der EEA Grants für Liechtenstein im Bereich Kultur. Die tungen. Sie stellen durch ihre Partnerschaft mit den Covid-19-Pandemie und die von den verschiedenen Län- örtlichen Universitäten und Forschungseinrichtungen dern getroffenen Massnahmen hatten auch Einfluss auf und weiteren Institutionen ein weitverzweigtes Wis- gemeinsame Projekte mit Partnerländern. Im Jahr 2020 senschaftsnetzwerk dar. Die operative Betreuung und kam eine Projektpartnerschaft zwischen liechtenstei- die administrative Unterstützung der Österreich-Biblio- nischen und ausländischen Kulturakteuren zustande. theken erfolgt durch die Botschaften und Kulturforen im Ein für November in Liechtenstein geplantes Treffen jeweiligen Gastland. Seit 2003 besteht eine Kooperation wurde über zwei Tage als Zoom-Meeting durchgeführt. mit dem Fürstentum Liechtenstein, in dessen Rahmen Das Ministerium für Äusseres, Justiz und Kultur nahm es in den Österreich-Bibliotheken ein «Liechtenstein- im Berichtsjahr an den Berichtssitzungen des Koordi- Regal» gibt. Das Ministerium für Äusseres, Justiz und nators teil. Kultur hat im Dezember ein weiteres Buch an die Öster- reich-Bibliotheken versendet. Dabei handelte es sich um Kulturaussenpolitik das Buch «Baby Palazoles» von Jens Dittmar. Die Liech- Seit 2009 engagiert sich Liechtenstein verstärkt im Be- tensteinische Kultur und vor allem Literatur strahlt auf reich der Kulturaussenpolitik. Zur weiteren Vertiefung diese Weise in die Welt. der Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und Öster- reich in der Kulturaussenpolitik trägt ein Memorandum Buchmessen Frankfurt und Leipzig of Understanding bei, das Regierungsrätin Dr. Katrin Die Frankfurter Buchmesse fand am 14. bis zum 18. Ok- Eggenberger und der österreichische Bundesminister tober aufgrund der Covid-19-Pandemie nur online statt. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

128 | Die Veranstaltung wurde – wie der grösste Teil der Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport. Haupt- Messe bis zum Sonntag – im Internet gestreamt. Liech- themen waren die kulturelle Zusammenarbeit auf Basis tenstein hat sich jedoch aufgrund der Unvereinbarkeit des Memorandum­ of Understanding aus dem Jahr 2015 der Online-Veranstaltungen für eine Nichtteilnahme sowie Digitalisierung, Denkmalschutz und das Artist- entschieden. Die Leipziger Buchmesse und «Leipzig in-Residence-Programm. Auch die Auswirkungen der liest» vom 12. bis 15. März mussten abgesagt werden. Covid-19-Pandemie auf den Kulturbereich sowie Mass- nahmen gegen negative Auswirkungen auf Kulturschaf- Biennale Architektur in Venedig fende wurden diskutiert. Der Covid-19-Pandemie fiel auch die im Berichtsjahr ge- plante Biennale im Bereich Architektur in Venedig zum Opfer. Diese soll nunmehr im Jahr 2021 stattfinden.

Corporate Governance Amt für Auswärtige Im Berichtsjahr wurden die zweimal jährlich abzuhal- Angelegenheiten tenden Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen Insti- tutionen im Kulturbereich abgehalten, namentlich mit der Kulturstiftung, dem Kunstmuseum, der Landes­ Amtsleiter: Botschafter Dr. Martin Frick bibliothek sowie dem Landesmuseum. Zu den Hauptaufgaben des Amtes gehörten dieses Jahr Besuche und Treffen wiederum die Koordination und Ausrichtung der Aussen- politik sowie die Vorbereitung von Regierungs- und Land- Treffen mit Bundesrat Alain Berset in Schaan tagsgeschäften mit aussenpolitischem Bezug, die Pflege Am 13. Februar traf Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- und Vertiefung bilateraler Beziehungen und die Vertre- berger sich im Rahmen seines Aufenthalts in Liech- tung Liechtensteins in internationalen Gremien und an tenstein mit Bundesrat Alain Berset zu einem Ar- Konferenzen. Die Tätigkeiten des Amtes im Berichtsjahr beitsgespräch. Der Themenschwerpunkt lag auf dem waren geprägt von den Auswirkungen der Covid-19-Pan- Kulturbereich. So tauschten sich der Bundesrat und demie und wie bereits in den Vorjahren vom Austrittspro- die Kulturministerin über die Erfahrungen rund um das zess des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Förderprogramm «Jugend+Musik» aus, an dem auch Union (EU). Die internationalen Reisebeschränkungen Liechtenstein teilnimmt. Ein weiteres Thema war die im März und April sorgten im Konsularbereich für eine Baukultur beziehungsweise die «Davos Deklaration», sehr hohe Anzahl an Anfragen um Hilfeleistungen. Auch die auf Initiative von Bundesrat Berset entstanden ist in den Folgemonaten kontaktierten viele Personen das und welche die Bedeutung hochwertiger Baukultur für Amt mit der Bitte um Auskünfte zu den jeweils gültigen Europa stärken soll. Nach dem Arbeitsgespräch luden Ein- und Ausreisebestimmungen in unterschiedlichen Regierungschef und Regierungsrätin Dr. Ländern. Die inhaltliche Arbeit des Amtes verlief nach Katrin Eggenberger Bundesrat Berset zum Arbeitsmit- einem kurzen Unterbruch auf gleich hohem und teilweise tagessen ein. höherem Niveau­ wie im Vorjahr: Bi- und multilaterale Treffen wurden schnell auf digitale Plattformen verlegt Treffen mit Staatssekretärin Ulrike Lunacek in Wien und viele ­Akteure nutzten diese Möglichkeit, um zusätz- Am 21. Februar traf sich Regierungsrätin Dr. Katrin Eg- liche Besprechungen anzusetzen. Auch die Freihandels- genberger mit der für Kultur zuständigen Staatssekre- verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich fanden ab tärin Ulrike Lunacek zu einem Arbeitsgespräch, bei dem März komplett online statt. die Zusammenarbeit der beiden Länder besprochen Die bereits im Vorjahr festgestellten Tendenzen zu wurde. Österreich und Liechtenstein unterhalten seit nationalistischen und protektionistischen Haltungen in fünf Jahren ein Memorandum of Understanding über die multilateralen Organisationen wurden einerseits ver- Zusammenarbeit im Bereich Kunst und Kultur. Darauf stärkt durch die Pandemie. Jedoch sorgte die weltweite basierend haben sich zahlreiche kulturelle Projekte ent- Herausforderung auch für eine intensivere Zusammen­ wickelt, welche die Verbundenheit der Nachbarländer arbeit der überzeugten Multilateralisten in Bereichen wie unterstreichen. Das Kulturprogramm wurde mit einem internationale Solidarität, Schutz der Menschenrechte Besuch der Sammlung Batliner in der Wiener Albertina oder wirtschaftliche Zusammenarbeit. Diese Bereiche und einem Austausch mit Museumsdirektor Klaus Alb- widerspiegeln langfristige aussenpolitische Prioritäten recht Schröder abgerundet. Liechtensteins, entsprechend konnte sich das Land auch als wichtiger und glaubwürdiger Partner in laufende und Treffen mit Staatssekretärin Andrea Mayer in Wien neue Prozesse einbringen. Am 10. September führte Regierungsrätin Dr. Katrin Die bilaterale Zusammenarbeit mit den Fokuslän- Eggenberger in Wien ein Arbeitsgespräch mit Andrea dern Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechien und Mayer, Staatssekretärin im Bundesministerium für den USA wurde im Berichtszeitraum weiter gepflegt; so ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

wurden beispielsweise mit der Schweiz, Österreich und dere Hilfsorganisationen mit zusätzlichen Geldern unter- | 129 Tschechien auf hochrangiger Ebene politische Dialoge stützt werden. Die Ausstellung «Global Happiness» und geführt. Die Einreichung der Staatenbeschwerde gegen die Zusatzausstellung «Solidarisch» in Zusammenarbeit Tschechien, mit der sich Liechtenstein gegen die man- mit dem LED, der Vereinigung Liechtensteinischer Ge- gelnde Respektierung seiner Souveränität wehrt, erfolgte meinnütziger Stiftungen und Trusts und dem Netzwerk für unter intensiver Mitarbeit des Amtes. Gleichzeitig erfuhr Entwicklungszusammenarbeit bildeten einen Höhepunkt die bilaterale Zusammenarbeit mit Tschechien in ande- im Bereich IHZE. Der Anteil von Ausgaben für die offizielle ren Bereichen eine weitere Stärkung. Ein bestimmendes Entwicklungszusammenarbeit am BNE (Official Develop- Thema im bilateralen Bereich war weiterhin der Austritt ment Assistance, ODA) betrug wie im Vorjahr 0.37. des Vereinigten Königreichs aus der EU: Nach mehreren Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung Vorgesprächen zwischen den EWR / EFTA-Staaten und mit wurden diverse Gremien und Konferenzen abgedeckt, be- dem Vereinigten Königreich im ersten Halbjahr begann sonders hervorzuheben ist die Vertragsstaatenversamm- im zweiten Halbjahr eine intensive Verhandlungsphase. lung des UNO-Übereinkommens gegen grenzüberschrei- Auch im Austausch mit anderen europäischen Staaten tende organisierte Kriminalität. An der Konferenz wurde war der Austritt regelmässig Teil der Agenda. die Hauptphase des Überprüfungsmechanismus lanciert, In der Aussenwirtschafts- und Finanzplatzpolitik trat an dem auch Liechtenstein verpflichtet ist, teilzunehmen. im Berichtsjahr das EFTA-Freihandelsabkommen mit Ausserdem war das Amt intensiv in die Vorbereitungen für Ecuador in Kraft, zudem nahm das Amt an mehreren di- die 2021 anstehende Überprüfung durch das Europarat- gital abgehaltenen EFTA-Treffen teil. Das Amt wirkte wie- Gremium MONEYVAL involviert. derum an den Verhandlungen für Doppelbesteuerungs- Im Zentrum der Arbeiten in Bezug auf Umwelt und abkommen mit. Dazu gehörten die Verhandlungen zum nachhaltige Entwicklung stand das Projekt «youth.sha- Abkommen mit der Ukraine sowie zur Revision der be- ping.EUSALP» zur verstärkten Involvierung von Jugend- stehenden Abkommen mit der Schweiz und Deutschland. lichen in der makroregionalen EU-Strategie für den Alpen- Das Doppelbesteuerungsabkommen mit den Niederlan- raum, an der auch die Schweiz und Liechtenstein beteiligt den wurde im Berichtsjahr unterzeichnet. Im Bereich Kor- sind. Seit Beginn des Jahres 2020 nimmt Liechtenstein ruptionsbekämpfung standen der Abschluss der dritten Einsitz in den Vorstand des Green Climate Fund. GRECO-Evaluationsrunde und die beginnende Umsetzung Aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten diverse der Empfehlungen der vierten GRECO-Evaluationsrunde Veranstaltungen für die Öffentlichkeit auf virtuelle For- im Mittelpunkt. Ebenso brachte sich das Amt im Bereich mate verlegt werden. Das Twitter-Konto @MFA_LI ver- Korruptionsbekämpfung in den UNO-Verhandlungen zu zeichnete erneut einen Zuwachs und wuchs um 15 % auf einer umfassenden politischen Erklärung aktiv ein. über 6'000 Follower. In der Publikationsreihe «Insight» Der Bereich Menschenrechte befasste sich 2020 er- wurde eine Ausgabe zur 30-jährigen UNO-Mitgliedschaft neut mit der Berichterstattung an internationale Gremien. Liechtensteins veröffentlicht. Im Berichtsjahr wurde zu- Im Berichtsjahr wurden die UNO-Behindertenrechtskon- dem mit Sarah Gross eine neue Jugenddelegierte ernannt. vention und das modernisierte Übereinkommen des Euro- parats zum Schutz des Menschen bei der automatischen Bilaterale Zusammenarbeit Verarbeitung personenbezogener Daten unterzeichnet. Das Amt begann ausserdem mit dem Ratifikationsprozess Wie in den Vorjahren bzw. noch verstärkt durch die für das Übereinkommens des Europarats zur Verhütung Covid-19-Pandemie lag ein Schwerpunkt der bilate- und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häus- ralen Zusammenarbeit im Berichtsjahr auf den Staa- licher Gewalt (Istanbul-Konvention), den es koordiniert. ten in der Nachbarschaft, sprich Schweiz, Österreich Aufgrund der bevorstehenden Landtagswahlen statteten und Deutschland. Es fanden eine Vielzahl von vir- zwei Experten des OSZE-Büros für Demokratische Insti- tuellen sowie wenige physischen Treffen statt. Do- tutionen und Menschenrechte Liechtenstein einen Be- minierende Themen waren die Konsequenzen und such ab, an dessen Vorbereitung und Durchführung sich Ausgestaltungen der Grenzschliessungen und grenz- das Amt beteiligte. Mehrere Veranstaltungen zum Thema sanitären Massnahmen sowie die Zusammenarbeit Menschenrechte fanden in hybridem oder komplett virtu- bei der Rückführung von in aller Welt gestrande- ellem Format statt, darunter auch der Besuch der Präsi- ten Staatsangehörigen während der ersten Corona­ dentin des Menschenrechtsrats 2020. welle im Frühjahr. Die Treffen fanden sowohl auf Die Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und Regierungs- als auch auf Fachebene und sowohl in Entwicklung (IHZE) war geprägt von Beiträgen für huma- bilateralen Formaten als auch in Formaten mit meh- nitäre Krisen und einem verstärkten finanziellen Engage- reren Ländern statt. Mit der Schweiz wurden im Be- ment im Bereich der internationalen Verbrechensbekämp- richtsjahr verschiedene Verhandlungen fortgeführt fung und Strafjustiz. Durch den vom Landtag genehmigten bzw. abgeschlossen. Abgeschlossen werden konnten Nachtragskredit in Höhe von CHF 1 Million für Projekte Mitte Berichtsjahr insbesondere die Verhandlungen zur Bekämpfung der Folgen der Covid-19-Pandemie in im Bereich Markt- und Preisstützungsmassnahmen Entwicklungsländern konnten liechtensteinische und an- Landwirtschaft, die zu einer Überführung des vorher ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

130 | geltenden Notenaustauschs in zwei neue Vereinba- Europäische Zusammenarbeit rungen führten. Weitere abgeschlossene Verhand- lungen betrafen die Bereiche Doppelbesteuerung und Mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs (UK) aus Innovationsförderung. Beim geplanten Abkommen zur der EU bzw. dem EWR am 31. Januar trat der Brexit- fürsorgerischen Unterbringung konnten die bishe- Prozess in die zweite Phase, in der die zukünftigen Be- rigen Gespräche weitergeführt werden. Das Amt war ziehungen mit UK geregelt werden. Liechtenstein hat bei den genannten Verhandlungsprozessen teilweise zusammen mit seinen EWR / EFTA-Partnern Norwegen unterstützend, teilweise federführend tätig. Mit Ös- und Island Verhandlungen für ein umfassendes Freihan- terreich konnte die Zusammenarbeit im Bereich Aus- delsabkommen mit UK begonnen. Es soll insbesondere landskulturpolitik vertieft und ein entsprechendes Me- den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel ein- morandum of Understanding abgeschlossen werden. schliesslich Finanzdienstleistungen sowie Investitionen Ein weiterer Schwerpunkt des Amtes in der bilate- umfassen. Der Warenverkehrsbereich ist für Liechten- ralen Zusammenarbeit war die Vorbereitung, Koordina- stein ausschliesslich durch das Zusatzabkommen zwi- tion, Einreichung und weitere Betreuung der liechten- schen der Schweiz, Liechtenstein und UK geregelt. Ziel steinischen Staatenbeschwerde gegen die Tschechische ist es, möglichst den gleichen Marktzugang wie die EU Republik. Diese Arbeiten gestalteten sich sehr zeitinten- sicherzustellen und eine Diskriminierung zu vermeiden. siv. Mit der Staatenbeschwerde wehrt sich die Regie- Die zukünftigen Beziehungen mit UK standen auch rung gegen die Missachtung der Souveränität Liech- bei zahlreichen Treffen auf Minister- und Beamtenebene tensteins durch tschechische Behörden und Gerichte. sowie beim EWR-Rat im Mai und im November auf der Gleichzeitig setzt sich Liechtenstein mit diesem Schritt Agenda. für die Interessen und Rechte der betroffenen Staats- Mit Österreich fand im Berichtsjahr erneut ein euro- angehörigen ein. Daneben wurde ein politischer Dialog papolitischer Dialog statt. Der etablierte Austausch mit mit der Tschechischen Republik abgehalten und das der jeweiligen EU-Präsidentschaft – 2020 waren dies Mandat der liechtensteinisch-tschechischen Historiker- Kroatien und Deutschland – wurde fortgeführt. Das Amt kommission erneuert. unterstützte zudem die Arbeiten zur Erstellung des Be- Auch die Pflege der Beziehungen zu weiteren richt und Antrags an den Landtag betreffend 25 Jahre ­Staaten wie USA und China, aber auch eine Reihe von Mitgliedschaft Liechtensteins im EWR. Aus Anlass des weiteren Staaten war Teil der Arbeiten des Amtes im Jubiläums erging im Juni ein Schreiben von Regierungs- Berichtsjahr. Das Amt war zuständig für die inhaltliche rätin Dr. Katrin Eggenberger an sämtliche EU-Aussen- Vorbereitung von zahlreichen bilateralen Gesprächen, minister und an den EU-Aussenbeauftragten, in wel- welche physisch, per Telefon oder per Videokonferenz chem die enge und dynamische Partnerschaft mit der stattfanden. Die bilateralen Kontakte wurden gezielt EU hervorgehoben wurde. dazu genutzt, um liechtensteinische Anliegen und Posi­ tionen zu deponieren und für die Unterstützung liech- Aussenwirtschafts- und Finanzpolitik tensteinischer Initiativen zu werben. Im Berichtsjahr trat das neue EFTA-Freihandelsabkom- Konsularische Angelegenheiten men mit Ecuador in Kraft. Das Amt nutzte die haupt- sächlich virtuell stattfindenden EFTA-Treffen, um an Zeitgleich mit der Verhängung von teils gravierenden internen Besprechungen der EFTA-Staaten und an Frei- Reisebeschränkungen und Einschränkungen der Be- handelsverhandlungen teilzunehmen. wegungsfreiheit weltweit Anfang März begannen im Im Bereich der internationalen Bemühungen zur Amt Anrufe einzugehen von Personen mit liechtenstei- Korruptionsbekämpfung standen im Berichtsjahr die nischer Staatsbürgerschaft oder einem liechtenstei- dritte und insbesondere die vierte Evaluationsrunde nischen Aufenthaltstitel, die sich mit unterschiedlichen von Liechtenstein durch die Staatengruppe des Euro- Herausforderungen konfrontiert sahen. Insgesamt wur- parats gegen Korruption (GRECO) im Mittelpunkt. Das den in den Monaten März und April über 80 Personen Amt hat den Vorsitz in der verwaltungsinternen Arbeits- bei der Rückkehr nach Liechtenstein unterstützt. Diese gruppe Korruptionsprävention inne, leitet die liechten- Unterstützung wurde durch kommunikative Massnah- steinische Delegation bei GRECO und koordiniert die men im Radio, in den Zeitungen und in den sozialen Berichterstattung sowie die innerstaatliche Umset- Medien begleitet. Aufgrund der unübersichtlichen und zung der Empfehlungen von GRECO. In Bezug auf die unterschiedlichen Bestimmungen zum internationalen dritte Evaluationsrunde war die weitere Umsetzung der Reiseverkehr in den Folgemonaten war das Aufkommen GRECO-Empfehlungen im Hinblick auf die Abänderung an Anfragen betreffend Reisebeschränkungen auch im des Gesetzes betreffend die Ausrichtung von Beiträgen restlichen Berichtsjahr erhöht. an die politischen Parteien zentral. Da Liechtenstein die Daneben betreute das Amt auch in diesem Berichts- GRECO-Empfehlungen hinreichend umgesetzt hatte, jahr diverse konsularische Fälle in anderen Angelegen- wurde Liechtenstein aus der dritten Evaluationsrunde heiten wie Visaprobleme etc. entlassen. Parallel dazu erhielt Liechtenstein im Zuge ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

der vierten GRECO-Evaluationsrunde 16 Empfehlungen das Amt aktuelle Entwicklungen im Menschenrechtsbe- | 131 betreffend Korruptionsprävention bei Parlamentariern, reich und führte Vorprüfungen noch nicht unterzeich- Richtern und der Staatsanwaltschaft, über deren Um- neter oder ratifizierter Abkommen durch. setzungsstand bis März 2022 berichtet werden muss. Anfang September bzw. Anfang Dezember wurden Ausserdem fungierte Liechtenstein, vertreten durch die UNO-Behindertenrechtskonvention und das moder- das Amt für Auswärtige Angelegenheiten, in der vierten nisierte Übereinkommen des Europarats zum Schutz Evaluationsrunde von Österreich gemeinsam mit Russ- des Menschen bei der automatischen Verarbeitung per- land als Berichterstatter. sonenbezogener Daten unterzeichnet. Weiter fand im Im Bereich Korruptionsbekämpfung brachte sich Berichtsjahr die zweite nationale Konferenz zur UNO- Liechtenstein zudem aktiv in die Verhandlungen zu ei- Behindertenrechtskonvention statt. Basierend auf der ner umfassenden politischen Erklärung ein, die im Juni Empfehlung der verwaltungsinternen Arbeitsgruppe 2021 in einer Sondersession der UNO-Generalversamm- Menschenrechte und in Umsetzung einer Empfehlung lung zu Korruption (UNGASS) in New York verabschie- des Ausschusses der UNO-Frauenrechtskonvention det werden soll. Das Amt koordinierte verwaltungsin- (CEDAW) beauftragte die Regierung im Juni das Amt tern die Ausarbeitung einer detaillierten Positionierung mit dem Ratifikationsprozess des Übereinkommens Liechtensteins. Inhalt dieser Positionierung und Ver- des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von handlungsgrundlage sind innen- und aussenpolitische Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul- Themen wie Vermögensabschöpfung, illegale Finanz- Konvention). Das Amt erstellte in der Folge in Zusam- flüsse oder der Einfluss von Korruption auf Menschen- menarbeit mit weiteren involvierten Stellen eine Vor- rechte und nachhaltige Entwicklung. lage zur Anpassung der Zivilprozessordnung und des Das Amt beteiligte sich an den Verhandlungen Ausserstreitgesetzes, da im Zuge der Ratifikation der zum Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens Opfer- und Zeugenschutz in Anlehnung an die österrei- (DBA) mit der Ukraine, die im Dezember stattgefun- chische Rezeptionsvorlage ausgebaut werden soll. Die den haben, sowie an den Verhandlungen zur Revision Vorlage wurde in die öffentliche Vernehmlassung ge- der DBAs mit der Schweiz und Deutschland. Ebenfalls schickt, worauf bis Ende Dezember 24 Stellungnahmen konnte das DBA mit den Niederlanden im Juni unter- eingingen. zeichnet werden. Das Amt war ausserdem an den ver- Im vergangenen Jahr reichte Liechtenstein mehrere stärkten Bemühungen zur Weiterführung der DBA-Ver- Berichte und weitere Dokumente im Rahmen seiner handlungen mit China beteiligt, welche bisher allerdings Verpflichtungen als Vertragsstaat von internationalen ohne Erfolg blieben. Menschenrechtsübereinkommen ein. Im Januar wurden Weiter bereitete das Amt Hintergrundinformationen die Antworten zum Fragebogen des Lanzarote Komi- und Gesprächspunkte zu Liechtensteins Positionierung tees zum Schutz von Flüchtlingskindern vor sexueller in der Aussenwirtschafts- und Finanzplatzpolitik für di- Ausbeutung eingereicht. Ende Juni folgte der fünfte verse politische Treffen auf bilateraler und multilateraler Länderbericht Liechtensteins unter der Rahmenkonven- Ebene vor. Ziel dieser Gespräche war es, die Vertiefung tion zum Schutz nationaler Minderheiten des Europa- der wirtschaftlichen Beziehungen als festen Bestandteil rats. Hierbei wurden besonders auch die Bemühungen der aussenpolitischen Aktivitäten zu etablieren und ins- Liechtensteins bei der Bekämpfung von Diskriminierung besondere die Aufnahme von DBA-Verhandlungen zu und Rassismus hervorgehoben. Der Zwischenbericht fördern. zur Umsetzung der dringlichen Empfehlungen der Euro- Im Berichtsjahr vertrat das Amt Liechtenstein zudem päischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz an Sitzungen des WTO-Ausschusses über das öffent- (ECRI) wurde im Oktober eingereicht. Dabei standen liche Beschaffungswesen, im Gremium der Geber­länder insbesondere Migration und Diskriminierung aufgrund des OECD-Antikorruptionsnetzwerks für Osteuropa und der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidenti- Zentralasien sowie des International Center for Asset tät im Vordergrund. Recovery (ICAR). Bei der Vorbereitung von internationalen Berichter- stattungen konnte das Amt auf den Analysebericht der Menschenrechte verwaltungsinternen Arbeitsgruppe Menschenrechte (AG) zurückgreifen. Die unter der Leitung des Amtes Die Erarbeitung von Berichten, die Beantwortung von stehende AG umfasst Vertreterinnen und Vertreter ver- Fragen zu bestehenden Berichten sowie das Eintreten schiedener Amtsstellen, die sich gemeinsam mit der für den Schutz der Menschenrechte auf internationa- Weiterverfolgung und Umsetzung von Empfehlungen ler Ebene an Vertragsstaatenkonferenzen internationa- internationaler Menschenrechtsgremien an Liechten- ler Menschenrechtsübereinkommen und an weiteren stein befassen. Im Berichtsjahr hat die AG insbesondere Konferenzen gehörten im Berichtsjahr zu den Haupt- die dringlichen Empfehlungen der ECRI sowie des CE- aufgaben in diesem Bereich. In internationalen Organi- DAW-Ausschusses behandelt. sationen und insbesondere im Europarat war das Amt Im April veröffentlichte das Amt zudem die zehnte zudem in Expertenausschüssen aktiv. Weiter verfolgte Ausgabe des jährlichen Statusberichts zur Situation der ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

132 | Menschenrechte in Liechtenstein, der in Papierform Internationale Humanitäre Zusammenarbeit und digital verteilt wurde. und Entwicklung (IHZE) Bei der Neubestellung des liechtensteinischen Mit- glieds beim Europäischen Komitee zur Verhütung von Das Amt koordinierte im Berichtsjahr die Internationale Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Be- Humanitäre Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE). handlung oder Strafe (CPT) unterstützte das Amt die Neben der Budgetierung und der Vorbereitung von Arbeit der Parlamentarierdelegation beim Europarat. ­regelmässigen Koordinationstreffen der IHZE-Akteure Besuche und Treffen fanden im Berichtsjahr meist (Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED, Auslän- im virtuellen oder hybriden Format statt. Die Men- der- und Passamt und AAA) beinhaltet die Koordinie- schenrechtsdirektorinnen und -direktoren der Aus- rung auch den Bereich Öffentlichkeitsarbeit. senministerien Liechtensteins, Österreichs, Slowe- Das Amt war in den in seiner Zuständigkeit liegen- niens und der Schweiz tauschten sich auf Einladung den Kategorien der IHZE für die Zusammenarbeit mit Liechtensteins am 26. Mai in einer Videokonferenz zu den Projektpartnern, für die Vorbereitung und Auszah- aktuellen Fragen aus. So standen insbesondere die lung von Projektbeiträgen sowie für das Monitoring und Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Men- die Evaluation der von Liechtenstein unterstützten Pro- schenrechte im Zentrum der Diskussion. Weiter wur- jekte zuständig. Im Rahmen der Not- und Wiederauf- den aktuelle Prioritäten und Initiativen sowie mögliche bauhilfe wurden Beiträge für humanitäre Krisen in ver- gemeinsame Aktivitäten der quadrilateralen Gruppe schiedenen Ländern und Regionen gesprochen. Unter besprochen. anderem wurden Hilfsprojekte in den von Bürgerkrie- Zwei Experten des OSZE-Büros für Demokratische gen gebeutelten Ländern Jemen, Syrien und Südsudan Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) statteten unterstützt. Nach der Explosion in Beirut, dem Brand Liechtenstein am 24. / 25. November einen offiziellen eines Flüchtlingslagers auf Lesbos und dem Wirbel- Besuch ab, um den Bedarf für eine internationale Wahl- sturm in Zentralamerika leistete Liechtenstein finan­ beobachtung im Hinblick auf die Landtagswahl 2021 ab- zielle Soforthilfe vor Ort. Wie in den vergangenen zuklären. Das Amt unterstützte die Regierungskanzlei Jahren wurde wieder ein besonderer Fokus auf die ver- bei der Vorbereitung und Durchführung des Besuchs, gessenen humanitären Krisen gelegt. Dazu zählten im bei dem sich die Experten mit Vertreterinnen und Ver- Berichtsjahr die Hungersnöte in Nordkorea und Sim­ tretern der Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und babwe sowie der bewaffnete Konflikt in der Ostukraine. Medien trafen. Des Weiteren engagierte sich das Amt in der Staaten- Die Öffentlichkeitsarbeit konzentrierte sich auf- gruppe für Good Humanitarian Donorship, die sich das grund der Covid-19-Pandemie auf ausgewählte An- Ziel gesetzt hat, die humanitäre Hilfe anhand von fest- lässe. Am 30. Januar fand der Holocaustgedenktag im gelegten Prinzipien und durch den gemeinsamen Aus- Kunstmuseum Liechtenstein statt. Im Rahmen des Ge- tausch über Aktivitäten zu verbessern. denkens an die Befreiung des KZ Ausschwitz-Birkenau Im Berichtsjahr wurde im Bereich der multilateralen vor 75 Jahren wurde eine Podiumsdiskussion über die Entwicklungszusammenarbeit das finanzielle Engage- Zeitzeugenschaft organisiert. Am 18. September fand ment für die internationale Verbrechensbekämpfung die Lancierung des von Liechtenstein unterstützten weiter gestärkt. Bei der «Liechtenstein Initiative for Fi- Handkommentars zum Internationalen Übereinkommen nance Against Slavery and Trafficking» (FAST) lag der zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung Fokus auf der internationalen Bekanntmachung, was (ICERD) statt. Hierbei standen sowohl der Inhalt des unter anderem durch Veranstaltungen am Weltwirt- Übereinkommens als auch die Menschenrechtspolitik schaftsforum und am Europäischen Forum Alpbach Liechtensteins im Fokus. Regierungsrätin Dr. Katrin erfolgreich umgesetzt werden konnte. FAST ist die Eggenberger hielt bei beiden Veranstaltungen die Er- liechtensteinische öffentlich-private Partnerschaft, an öffnungsrede. Am 20. November nahm Regierungsrätin welcher die Regierung, die Hilti Familienstiftung, die Dr. Katrin Eggenberger an der Informations- und Dis- LGT Bank, der Liechtensteinische Bankenverband so- kussionsveranstaltung der Kinderlobby Liechtenstein wie die gemeinnützigen Stiftungen Medicor und Tarom zum Tag der Kinderrechte 2020 teil und referierte über beteiligt sind. Des Weiteren wurde ein Fokus auf Anti- den Wert der Künste in unserer Gesellschaft. Korruptionsprojekte gelegt, die eine Verknüpfung zu Zum Abschluss der Präsidentschaft Österreichs anderen Verbrechen herstellen. Beispielsweise wird das im UNO-Menschenrechtsrat besuchte die amtierende «Green Corruption Program» des Basel Institute on Go- ­Präsidentin, Botschafterin Elisabeth Tichy-Fisselber- vernance unterstützt. Darüber hinaus wurde eine Studie ger, Liechtenstein am 17. / 18. Dezember. Neben einer beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in virtuellen Abendveranstaltung über die Bedeutung der Auftrag gegeben, die den Zusammenhang zwischen Kor- Menschenrechte und die Arbeit der UNO-Gremien fand ruption und den verschiedenen Formen von moderner ein Arbeitsgespräch mit Botschafterin Tichy-Fisselber- Sklaverei verdeutlichen soll. Im Rahmen der «Frauen, ger statt. Frieden und Sicherheit»-Agenda lancierte Liechten- stein in Zusammenarbeit mit dem «Georgetown Insitute ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

for Women, Peace and Security» ein Forschungsprojekt, internationale Zielvorgabe für die offizielle Entwick- | 133 um den Einfluss von Frauen auf die Einhaltung des hu- lungszusammenarbeit beträgt 0.7 % des BNE. manitären Völkerrechts durch ihre Beteiligung in den Streitkräften zu untersuchen. Sicherheit und Verbrechensbekämpfung Im Rahmen der Internationalen Flüchtlings- und ­Migrationshilfe wurden die Aktivitäten für die Unter- Das Amt deckte im Bereich Sicherheit und Verbrechens- stützung von Flüchtlingen vor Ort verstärkt, wobei der bekämpfung im Berichtsjahr diverse internationale Fokus insbesondere auf Syrien und seine Nachbar- ­Gremien und Konferenzen im Rahmen des Europarats, staaten gelegt wurde und das Engagement in West­ der OSZE und der UNO ab, wobei diese grösstenteils im afrika verstärkt wurde. So wurde etwa ein Sprachlern- digitalen Format abgehalten wurden. programm für Flüchtlinge in der Türkei gemeinsam mit Hervorzuheben ist die Teilnahme an der 10. Ver- dem Verein «Liechtenstein Languages» und «RET In- tragsstaatenversammlung des UNO-Übereinkommens ternational» lanciert, dessen tatsächlicher Start jedoch gegen die grenzüberschreitende organisierte Krimina- aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben werden lität. An dieser Konferenz wurde die Hauptphase des musste. Einen weiteren Schwerpunkt bildete weiterhin Überprüfungsmechanismus des Übereinkommens und das Engagement auf dem Westbalkan. Insbesondere seiner drei Protokolle lanciert. Liechtenstein hat alle im Kosovo sowie in Bosnien und Herzegowina wurden vier ­Instrumente ratifiziert. Daher ist eine Teilnahme Projekte im Umfang von rund CHF 1.8 Millionen unter- am Überprüfungsmechanismus für Liechtenstein ver- stützt. Im Zentrum dieser Projekte stehen die Verbesse- bindlich. Die Überprüfung findet in mehreren Phasen rung des Migrationsmanagements in der Region sowie in einem Zeitraum von 12 Jahren statt. Liechtensteins die Linderung des Migrationsdrucks vor Ort durch die Überprüfung, die von Finnland und Grenada durchge- Verbesserung von Einkommensperspektiven und die führt wird, startet im Herbst 2021. Liechtenstein, zusam- Verbesserung des Zugangs zur Grundschulbildung für men mit Rumänien, wurde für die Überprüfung von Nord- alle Gesellschaftsgruppen. Ebenfalls wurde im Berichts- mazedonien eingeteilt, welche im Herbst 2022 startet. jahr eine neue Partnerschaft mit dem «Norwegian Refu- Während des Berichtsjahrs wurden die Arbeiten gee Council» aufgebaut, dessen Projekte für Binnenver- an einem multilateralen Vertrag betreffend Rechts- triebene in Mali und Afghanistan unterstützt wurden. hilfe zwecks Strafverfolgung der schlimmsten interna- Der Landtag genehmigte im September einen Nach- tionalen Verbrechen (Genozid, Verbrechen gegen die tragskredit in Höhe von CHF 1 Million für Projekte zur Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Aggression) Bekämpfung der Folgen der Covid-19-Pandemie in Ent- vorangetrieben. Das Amt nahm an einer Verhandlungs- wicklungsländern. Hiervon wurden CHF 400'000 für runde teil und reichte in den anschliessenden Konsul- die Not- und Wiederaufbauhilfe eingesetzt, welche für tationen schriftliche Stellungnahmen ein. Dabei setzte Hilfsprojekte in der Ukraine und Simbabwe sowie für sich das Amt insbesondere für die Aufnahme des insgesamt 20 kleinere Covid-19-Nothilfeprojekte liech- ­Aggressionsverbrechens in den Text ein. tensteinischer Hilfsorganisationen verwendet werden Das Amt war zudem intensiv in die Vorbereitungen konnten. CHF 300'000 wurden im Rahmen der Interna- für die 2021 anstehende Überprüfung Liechtensteins tionalen Flüchtlings- und Migrationshilfe für Projekte in durch das Europarat-Gremium MONEYVAL hinsichtlich Afghanistan, Bangladesch sowie Griechenland und Ita- der Umsetzung der 40 FATF-Empfehlungen im Bereich lien eingesetzt. Schliesslich wurden CHF 300'000 für der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfi- Projekte in der Multilateralen Entwicklungszusammen- nanzierung eingebunden. Es arbeitete dabei an der Er- arbeit eingesetzt, mit welchen Projekte zur Stützung stellung des im Dezember eingereichten Umsetzungs- von KMUs in Entwicklungsländern in der Pandemie so- berichts sowie der Analyse- und Strategiepapiere mit. wie zur Verhütung von moderner Sklaverei und Men- Mit dem vom Amt vorbereiteten Nachvollzug der schenhandel unterstützt wurden. EU-Sanktionen gegenüber bestimmten Personen und Im Berichtsjahr wurde in Zusammenarbeit mit dem Organisationen zur Bekämpfung von Chemiewaffenein- LED sowie der Vereinigung Liechtensteinischer Gemein- sätzen reagierte Liechtenstein auf den Einsatz von che- nütziger Stiftungen und Trusts (VLGST) und dem Netz- mischen Nervenkampfstoffen und deren Verbreitung werk für Entwicklungszusammenarbeit die Ausstellung durch syrische und russische Personen und Organisa- «Global Happiness», inklusive der Zusatzausstellung tionen, welches eine schwerwiegende Völkerrechtsver- «Solidarisch», durchgeführt. Zudem konnten zwei Aus- letzung darstellt. Der Nachvollzug steht im Einklang mit gaben der Zeitschrift «solidarisch» zu den Themen «Bil- der bisherigen Politik Liechtensteins im Bereich inter- dung für Entwicklung» und «Für eine sklavenfreie Welt» nationaler Sanktionen. Um gegen Terrorismus und des- veröffentlicht werden. Schliesslich fand im November die sen Finanzierung vorzugehen, bereitete das Amt zudem IHZE-Jahresveranstaltung statt, welche trotz des virtu- die Umsetzung restriktiver Massnahmen gegenüber be- ellen Formats auf breites öffentliches Interesse stiess. stimmten Personen und Organisation zur Bekämpfung Der ODA-Prozentsatz betrug für das Jahr 2018 0.37 des Terrorismus vor. Es handelt sich dabei ebenfalls um und blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Die einen Nachvollzug von EU-Sanktionen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

134 | Umwelt und nachhaltige Entwicklung Mitarbeit in Experten-, Koordinations- und Arbeitsgruppen Das Amt vertrat im Berichtsjahr die liechtensteinischen Interessen in der makroregionalen EU-Strategie für den Der Amtsleiter und die Diplomatinnen und Diplomaten Alpenraum (EUSALP), an der Deutschland, Frankreich, arbeiteten im Berichtsjahr aktiv in Experten-, Koordina- Italien, Österreich und Slowenien sowie die Schweiz und tions- und Arbeitsgruppen sowohl auf bilateraler Ebene Liechtenstein beteiligt sind. Gemeinsam mit den Pro- als auch innerhalb der Landesverwaltung mit. jektpartnern Schweiz und Tirol arbeitete Liechtenstein Das Amt hatte den Vorsitz in der Arbeitsgruppe Bre- massgeblich an der Weiterentwicklung des Projekts xit, in der Arbeitsgruppe Korruptionsprävention, in der «youth.shaping.EUSALP», das sich für mehr Jugendbe- Arbeitsgruppe Internationale Humanitäre Zusammen- teiligung in der EUSALP einsetzt. Im Berichtsjahr wurde arbeit und Entwicklung (IHZE), in der Arbeitsgruppe ausserdem ein möglicher EUSALP-Vorsitz Liechten- betreffend Zwangseinweisungen in ausländische Ein- steins für das Jahr 2022 geprüft, wobei die Regierung richtungen, in der Arbeitsgruppe zur Vereinbarung mit auf der Basis der Abklärungen entschied, auf eine Vor- der Schweiz zur Regelung der Beteiligung Liechten- sitzübernahme zu verzichten. steins an Markt- und Preisstützungsmassnahmen der Die geplante UNO-Klimakonferenz für 2020, an der schweizerischen Landwirtschaftspolitik, in der Arbeits- das Amt teilgenommen hätte, wurde pandemiebedingt gruppe zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 für nach- auf 2021 verschoben. Das Amt vertritt Liechtenstein haltige Entwicklung sowie in der Arbeitsgruppe Men- seit Beginn des Jahres 2020 in einer Stimmgruppe im schenrechte. Vorstand des Green Climate Funds (GCF). Die Stimm- Das Amt arbeitete in folgenden Arbeitsgruppen und gruppe wird abwechselnd von der Schweiz und von Kommissionen mit: in der Aussenpolitischen Kommis- Finnland gleitet; ihr gehören ausserdem noch Monaco sion; in verschiedenen gemischten Kommissionen zu und Ungarn an. Der GCF ist der grösste Fonds, der Ent- bilateralen Abkommen mit der Schweiz (Gemischte wicklungsländer dabei unterstützt, ihre Klimaziele zu Kommissionen Rahmenvertrag, LSVA-Vertrag sowie erreichen. Er wurde 2010 von der UNO-Klimarahmen- in der Waffenplatzkommission); in der Koordinations- konvention gegründet. Liechtenstein beteiligt sich seit gruppe Staatenbeschwerde; in sicherheitspolitischen 2014 im Rahmen seiner Klimafinanzierung mit regelmä- Themen in der Arbeitsgruppe PROTEGE (Geldwäsche- ssigen Beiträgen an den Projekten des GCF. rei, Terrorismusfinanzierung und Non-Proliferation); in der Europapolitik in der Koordinationsgruppe Brexit; in Öffentlichkeitsarbeit den Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik in der der Arbeitsgruppe Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), Über das Twitter-Konto @MFA_LI wurden im Berichts- der Task Force «Beschränkungen von liechtenstei- jahr über 300 Nachrichten zu Besuchen, Regierungs- nischen Unternehmen und Finanzplatzteilnehmern», in und Landtagsgeschäften mit aussenpolitischem Bezug den Quartalsgesprächen mit der Finanzmarktaufsicht sowie zu aktuellen Ereignissen versendet. Im Laufe des (FMA) und der Erfahrungsgruppe Finanzplatz (ERFAG); Jahres wuchs die Follower-Anzahl um über 15 % auf und auf dem Gebiet der Menschenrechte am Runden über 6'000 Follower. Tisch zur Bekämpfung des Menschenhandels, in der Ar- Im August 2020 ernannte das Amt Sarah Gross für beitsgruppe Integrationsstrategie, in der Vernetzungs- die Dauer eines Jahres als neue Jugenddelegierte. Sie gruppe Sichtwechsel für Menschen mit Behinderung trat die Nachfolge von Valerie Nigg an, welche die An- und Unterstützungsbedarf und in der Gewaltschutz- liegen der Jugend in aussenpolitische Aktivitäten ein- kommission (GSK). brachte und Jugendliche für aussenpolitische Themen sensibilisierte. Frau Gross führt diese Aktivitäten weiter Diplomatische und konsularische und konnte sich an diversen Veranstaltungen und Kon- Beziehungen ferenzen aktiv einbringen. Sie übt diese Position ehren- amtlich aus. Liechtenstein hatte per Ende 2020 diplomatische Bezie- Im September wurde die vierte Ausgabe von hungen mit 125 Staaten sowie der Delegation der Euro- ­«Insight» zum Thema 30-jährige Mitgliedschaft Liech- päischen Union und dem Souveränen Malteser-Ritter- tensteins an der UNO und 75 Jahre UNO veröffentli- Orden. Im Berichtsjahr wurden direkte diplomatische cht. Die Publikation zeigt auf, wie sich Liechtenstein Beziehungen mit der Republik Honduras und der De- als ­aktives und präsentes Mitglied in der UNO für seine mokratisch Sozialistischen Republik Sri Lanka aufge- Kerninteressen einsetzt, wie sich die multilaterale Zu- nommen. sammenarbeit in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat Von den 125 Staaten sind 81 mit einer nicht residie- und wieso die bestimmenden Themen von heute nach renden Botschafterin bzw. mit einem nicht residierenden wie vor ein engagiertes und konsensorientiertes Mit­ Botschafter in Liechtenstein akkreditiert, 22 Botschafter- einander erfordern. posten waren per Ende Berichtsjahr vakant, 22 der Staa- ten haben noch keine Botschafterin / keinen Botschafter ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

akkreditiert. Des Weiteren gab es per Ende Berichtsjahr Europarat | 135 41 konsularische Vertretungen in Liechtenstein: Hochrangige Konferenz über Umweltschutz und Menschenrechte: 27. 2. in Strassburg, Frankreich Berufskonsuln: Generalkonsuln 7 (Dr. Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Konsuln 0 Honorarkonsuln: Honorargeneralkonsuln 6 Sitzung des Lanzarote-Komitees: 17. 6. / 21. 9. – 24. 9. / Honorarkonsuln 25 23. 11. online Vizehonorarkonsul 2 (Claudio Nardi, Botschaftsrat) Vakant 1 Informelle Sitzung zum EU-Beitritt zur EMRK Im Berichtsjahr konnten die liechtensteinischen Hono- (CDDH 47+1): 22. 6. online rarkonsulate in Singapur und in Chicago neu besetzt (Dr. Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) werden. Aktuell verfügt Liechtenstein über 10 Honorar- konsulate (fünf in den USA, zwei in Deutschland, eins Expertentreffen des Unterausschusses zur im Vereinigten Königreich, eins in Singapur und eins in Verbesserung der EMRK-Verfahren bei Staaten­ Hongkong). beschwerden (DH-SYSC IV): 9. 9. – 11. 9. online (Helen Lorez, Erste Sekretärin) Ausgewählte Termine im Berichtsjahr 85. Plenarsitzung der Staatengruppe des Europarats EFTA gegen Korruption (GRECO) / Behandlung des Berichts- Unterzeichnung Austrittsabkommen mit Steve ­­entwurfs zur 4. Evaluationsrunde Liechtensteins: Barclay, Secretary of State for Exiting the European 21. 9. – 25. 9. online Union, Gudlaugur Thór Thórdarson, Aussenminister (Dr. Elena Klien, Botschaftsrätin, Dr. Frank Haun, Island, Ine Eriksen Søreide, Aussenministerin Staatsanwaltschaft, Helen Lorez, Erste Sekretärin, Dr. Norwegen: 28. 1. in London, Vereinigtes Königreich Hilmar Hoch, Präsident Staatsgerichtshof, Dr. Wilhelm (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Ungerank, Obergericht, Thomas Vogt, Richterauswahl- Dr. Martin Frick, Esther Schindler, Ministerin) gremium, Josef Hilti, Landtagssekretär)

Freihandelsverhandlungen der EWR / EFTA-Staaten 86. Plenarsitzung der Staatengruppe des Europarats mit UK: ab März online gegen Korruption (GRECO): 26. 10. – 1. 11. online (Botschafter Dr. Peter Matt, Patrick Ritter, Minister, Es- (Helen Lorez, Erste Sekretärin) ther Schindler, Ministerin, Kathrin Nescher, Botschafts- rätin) 130. Session des Ministerkomitees: 4. 11. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Verhandlungen EFTA-FHA mit Chile: 27. 4. – 30. 4. / Domenik Wanger, Helen Lorez, Erste Sekretärin) 22. 6. – 24. 6. / 13. 10. – 16. 10. online (Botschafter Dr. Peter Matt, Patrick Ritter, Minister, 5. Treffen des Europarat-Expertenkomitees gegen Kath­rin Nescher, Botschaftsrätin, Daniel Batliner, Ers­ Terrorismus (CDCT): 17. 11. – 18. 11. online ter Sekretär) (Karin Lingg, Ministerin)

Besuch EFTA-Generalsekretär Henri Gétaz: 2. 6. in Verhandlungen EU-Beitritt zur EMRK (CDDH 47+1): Vaduz 24. 11. – 27. 11. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Helen Lorez, Erste Sekretärin) Dr. Martin Frick, Botschafter Dr. Peter Matt, Ständige Vertretung Genf) 24. Treffen des Ausschusses des Übereinkommens des Europarats über Computerkriminalität (T-CY): EFTA-Sommerministertreffen: 8. 6. online 30. 11. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Dominic Sprenger, Erster Sekretär) Dr. Peter Matt, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- rung, Patrick Ritter, Minister, Kathrin Nescher, Erste Arbeitsbesuch in Strassburg inklusive Treffen mit Sekretärin, Beatrice Fankhauser, Erste Sekretärin) Europarats-Generalsekretärin Pejčinović Burić: 7. 12. in Strassburg, Frankreich EFTA-Herbstministertreffen: 27. 10. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Dr. Martin Frick, Botschafter Domenik Wanger) Dr. Peter Matt, Alina Brunhart, Mitarbeiterin der Re- gierung, Patrick Ritter, Minister, Beatrice Fankhauser, Erste Sekretärin) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

136 | 93. Plenarsitzung des Direktionskomitees für OSZE-Vorbereitungskonferenz für Ministerrat: Menschenrechte (CDDH): 14. 12. – 16. 12. online 23. 11. online (Helen Lorez, Erste Sekretärin) (Karin Lingg, Ministerin, I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer) Sitzung des Europarat-Expertengremium für Künst- liche Intelligenz (CAHAI): 15. 12. – 17. 12. online Needs Assessment Mission des ODIHR / OSZE: (Noah Oehri, Zweiter Sekretär) 24. 11. – 25. 11. in Vaduz (Peter Sele, Leiter Regierungskanzlei, Botschafter Dr. EWR / Europäische Integration / EU Martin Frick und weitere Personen) 1. EUSALP-Generalversammlung und Treffen des EUSALP Executive Board: 4. 2. – 5. 2. in Lyon, OSZE-Ministerrat Tirana: 3. 12. – 4. 12. online Frankreich (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, I.D. Botschaf- (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) terin Maria-Pia Kothbauer, Botschafter Dr. Martin Frick, Karin Lingg, Ministerin, Dominik Marxer, Minister) Sitzungen des EUSALP Executive Board: 18. 5. / 1. 7. – 2. 7. / 29. 9. – 30. 9. online UNO (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) Tagung zur Umsetzung der UNO-Behindertenrechts- konvention in Deutschland und Österreich an der Uni EWR-Rat: 25. 5. online Innsbruck: 13. 2. in Innsbruck, Österreich (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) Dr. Martin Frick, Botschafterin Sabine Monauni, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regierung, Esther Schindler, Mi- WPS-Konferenz mit Grassroots Women: 19. 2. – 20. 2. nisterin, Dr. Stefan Barriga, Minister, Dr. Andrea Entner- in Wien, Österreich Koch, Leiterin Stabsstelle EWR) (Claudio Nardi, Botschaftsrat)

EWR-Rat: 18. 11. online Hochrangiges Segment der 43. Session des (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter UNO-Menschenrechtsrats und Treffen mit UNO- Dr. Martin Frick, Botschafterin Sabine Monauni, Alina Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi: Brunhart, Mitarbeiterin der Regierung, Esther Schind- 24. 2. – 25. 2. in Genf, Schweiz ler, Ministerin, Dr. Stefan Barriga, Minister, Dr. Andrea (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Entner-Koch, Leiterin Stabsstelle EWR) Dr. Peter Matt, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- rung, Patrick Ritter, Minister, Karin Lingg, Ministerin, 2. EUSALP Generalversammlung und Annual Forum: Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) 10. 12. online (Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) Videokonferenz – Modalitäten zu den Verhand- lungen eines UNO-Cybercrime Instruments: 16. 4. Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in online Europa (OSZE) (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) 13. / 14. Treffen der OSZE-Freundesgruppe Rüstungs- kontrolle: 26. 2. in Berlin, Deutschland / 19. 6. online Online-Konsultation des FACTI-Panels mit den (Dominik Marxer, Botschaftsrat) UNO-Mitgliedsstaaten: 24. 4. online (Botschafter Christian Wenaweser, Dr. Georg Sparber, Videokonferenz über Geschlechtergleichstellung Botschaftsrat, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, und Sicherheit: Gender-Perspektiven in Covid-19- Claudio Nardi, Botschaftsrat, Dr. Myriam Oehri, Zweite Krisen­reaktionen: 7. 4. online Sekretärin) (Dr. Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) Online-Konsultation des FACTI-Panels zu Steuer­ Informelle Arbeitsgruppe der OSZE zu Cyber­ fragen: 5. 5. online sicherheit: 15. 6. – 16. 6. / 3. 9. / 10. 11. online (Patrick Brunhart, Mitarbeiter der Regierung, Julia Pu- (Dominic Sprenger, Erster Sekretär) cher, Mitarbeiterin der Regierung, Panagiotis Potolidis- Beck, Botschaftsrat, Dr. Myriam Oehri, Zweite Sekre- OSZE-Konferenz zu Cybersicherheit: 7. 9. online tärin) (Dominic Sprenger, Erster Sekretär) Videokonferenz zur Auswirkung von Covid-19 auf OSZE-Konferenz zur Terrorismusbekämpfung: die WPS-Agenda: 13. 5. online 14. 9. – 15. 9. online (Dr. Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Karin Lingg, Ministerin) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Online-Konsultation des FACTI-Panels zu 10. Vertragsstaatenversammlung des UNO-Überein- | 137 Korruptionsfragen: 30. 5. online kommens gegen die grenzüberschreitende organi- (Claudio Nardi, Botschaftsrat) sierte Kriminalität (UNTOC): 12. 10. – 16. 10. online (Dominic Sprenger, Erster Sekretär, Martin Karl Frick, 38. Vertragsstaatentreffen zum Internationalen Pakt Referent) über bürgerliche und politische Rechte: 15. 6. in New York, USA 8. Vertragsstaatentreffen des Unterausschusses zur (Botschafter Christian Wenaweser, Dr. Georg Sparber, Verhütung von Folter (SPT): 22. 10. in Genf, Schweiz Botschaftsrat, Dr. Myriam Oehri, Zweite Sekretärin) (Botschafter Dr. Peter Matt, Daniel Batliner, Erster Se- kretär) Veranstaltung zur Liechtenstein Initiative mit der stellvertretenden UNO-Generalsekretärin im Rahmen 21. Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen des hochrangigen politischen Forums: 13. 7. online zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Martin Hasler, Frau (CEDAW): 9. 11. in New York, USA Mitarbeiter der Regierung, Claudio Nardi, Botschaftsrat) (Botschafter Christian Wenaweser, Dr. Georg Sparber, Botschaftsrat, Dr. Myriam Oehri, Erste Sekretärin) Sitzung der zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Umsetzung der UNO-Konvention Höflichkeitsbesuch der Leiterin des UNHCR-Büros gegen Korruption (UNCAC): 31. 8. online für Liechtenstein und die Schweiz, Anja Klug: 13. 11. (Claudio Nardi, Botschaftsrat) online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Alina Brun- Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen gegen hart, Mitarbeiterin der Regierung, Helen Lorez, Erste Korruption zur Vorbereitung der UNO-Sonder­ Sekretärin) session über Korruption (UNGASS): 2. 9. – 4. 9. in Wien, Österreich / 19. 11. – 21. 11. online Auslosungsrunden zum UNTOC-Überprüfungs­ (Claudio Nardi, Botschaftsrat) mechanismus: 23. 11. / 14. 12. online (Dominic Sprenger, Erster Sekretär) Verhandlungen zur Kyoto-Deklaration: 15. 9. – 16. 9. / 22. 10. – 23. 10. / 27. 10. – 6. 11. / 11. 11. – 12. 11. / 9. 12. – 18. Vertragsstaatentreffen zum Übereinkommen 10. 12. / 14. 12. – 18. 12. online über die Rechte des Kindes (CRC): 24. 11. in New (Dominic Sprenger, Erster Sekretär) York, USA (Botschafter Christian Wenaweser, Dr. Georg Sparber, IAEO Generalkonferenz: 21. 9. – 26. 9. in Wien, Botschaftsrat, Dr. Myriam Oehri, Erste Sekretärin) Österreich (I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Dominik 25. Vertragsstaatenversammlung der OPCW: Marxer, Minister, Alina Brunhart, Zweite Sekretärin) 30. 11. – 1. 12. in Den Haag, Niederlande (Vertreten durch die Schweiz) UNO-Generalversammlung in New York: 22. 9. – 27. 9. online 19. Vertragsstaatenversammlung des Römer Statuts (S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, Regie- (ICC ASP): 14. 12. – 16. 12. in Den Haag, Niederlande rungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Chri- (Dr. Stefan Barriga, Minister) stian Wenaweser, Botschafter Dr. Martin Frick, Dr. Ge- org Sparber, Botschaftsrat, Dr. Myriam Oehri, Erste Wiederaufgenommene Vertragsstaatenversammlung Sekretärin) des Römer Statuts (ICC ASP): 17. 12. – 23. 12. in New York, USA Veranstaltung zu 30 Jahre UNO-Mitgliedschaft (Botschafter Christian Wenaweser, Dr. Georg Sparber, Liechtenstein mit Vortrag von Bundesrat Ignazio Botschaftsrat) Cassis: 25. 9. in Vaduz (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Arbeitstreffen und Vortrag I.E. der Präsidentin des Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Generalsekretär, Bot- UNO-Menschenrechtsrats, Botschafterin Elisabeth schafterin Dr. Doris Frick, Alina Brunhart, Mitarbeiterin Tichy-Fisslberger: 17. 12. in Vaduz der Regierung, Christine Lingg, Ministerin) (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Generalsekretär, Bot- UNGASS-Verhandlungen für eine politische schafter Dr. Peter Matt, Alina Brunhart, Mitarbeiterin Deklaration gegen Korruption: 28. 9. – 29. 9. / 27. 10. – der Regierung, Karin Lingg, Ministerin) 28. 10. / 9. 11. – 10. 11. / 24. 11. – 25. 11. / 8. 12. – 9. 12. online (Claudio Nardi, Botschaftsrat) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

138 | WTO Videokonferenz der deutschsprachigen Sitzung des Ausschusses für öffentliches Aussenminister*innen auf Einladung des deutschen Beschaffungswesen (GPA): 24. 2. – 26. 2. in Genf, Aussenministers Heiko Maas: 21. 4. online Schweiz / 21. 7 / 5. 10 – 7. 10 / 26. 11. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Kathrin Nescher, Erste Sekretärin) Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- rung, Kathrin Nescher, Erste Sekretärin, Dr. Nuscha Bilaterale Treffen mit Beteiligung des Amtes Wieczorek, Zweite Sekretärin) Bilaterales Treffen mit Staatsminister Makihara Hideki, Ministerium für Wirtschaft, Handel und Videokonferenz mit dem britischen Handelsminister Industrie, Japan: 22. 1. in Davos, Schweiz (im Ranil Jayawardena: 18. 6. online Rahmen des WEF) (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Esther (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Schindler, Ministerin) Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- rung) Jahrestreffen mit der Humanitären Hilfe der Schweiz: 26. 8. in Zürich, Schweiz Treffen mit dem polnischen Aussenminister Jacek (Botschafter Dr. Martin Frick, Botschafterin Dr. Do- Czaputowicz: 14. 2. in Vaduz ris Frick, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Dr. (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Elena Klien, Botschaftsrätin) Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Re- gierung, Kathrin Nescher, Erste Sekretärin, Dominic Wien-Besuch: Treffen mit Bundesministerin Karoline Sprenger, Zweiter Sekretär, Alina Brunhart, Zweite Edtstadler und Bundesminister Alexander Schallen- Sekretärin) berg, Veranstaltung zu 25 Jahre EWR: 10. 9. – 11. 9. in Wien, Österreich Besuch des polnischen Staatssekretärs Szymon (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Martin Has- Szynkowski und Eröffnung polnisches Honorar­ ler, Generalsekretär, I.D. Botschafterin Maria-Pia Koth- konsulat: 21. 2. in Vaduz bauer, Botschafterin Sabine Monauni, Christine Lingg, (Botschafter Dr. Martin Frick) Ministerin)

Bilaterale Treffen mit dem isländischen Aussen­ Besuch von Bundesrat Ignazio Cassis: 25. 9. in Vaduz minister Gudlaugur Thor Thordarson, dem (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter niederländischen Aussenminister Stefan Blok, dem Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Generalsekretär, Bot- Aussenminister von San Marino Nicola Renzi und schafterin Dr. Doris Frick, Christine Lingg, Ministerin) der schwedischen Aussenministerin Ann Linde am Rande des hochrangigen Segments der 43. Session Videokonferenz mit dem britischen Handelsminister des UNO-Menschenrechtsrats: 24. 2. – 25. 2. in Genf, Ranil Jayawardena: 6. 10. online Schweiz (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Dr. Martin Frick, Botschafter Dr. Peter Matt) Dr. Peter Matt, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- rung, Patrick Ritter, Minister, Karin Lingg, Ministerin, Videokonferenz mit dem deutschen Bundesaussen­ Daniel Batliner, Zweiter Sekretär) minister Heiko Maas: 26. 10. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Telefonkonferenz mit dem österreichischen Aussen- Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Generalsekretär, Bot- minister Alexander Schallenberg: 18. 3. schafterin Isabel Frommelt-Gottschald) (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- Politischer Dialog mit der Tschechischen Republik: rung) 26. 11. online (Esther Schindler, Ministerin, I.D. Botschafterin Maria- Telefonkonferenz mit der norwegischen Aussen­ Pia Kothbauer, Dominic Sprenger, Erster Sekretär) ministerin Ine Eriksen Søreide: 20. 3. (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter Erste Verhandlungsrunde mit der Ukraine zum Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens: rung, Esther Schindler, Ministerin) 1. 12. – 3. 12. online (Bernhard Canete, Leiter Abteilung Internationales, Steuerverwaltung, DDr. Patrick Knörzer, Stv. Leiter Abteilung Internationales, Steuerverwaltung, Ricarda Schusterreiter, Abteilung Internationales, Steuerver- waltung, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat) ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Politischer Dialog mit Österreich auf Ebene Treffen der deutschsprachigen Aussenminister: 17. 6. | 139 Generalsekretär, Botschafter Launsky-Tieffenthal: in Kreuzlingen, Schweiz 10. 12. online (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Botschafter Dr. Martin Frick, I.D. Botschafterin Maria- Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- Pia Kothbauer, Esther Schindler, Ministerin, Christine rung, Botschafterin Dr. Doris Frick, Botschaft Bern) Lingg, Ministerin) Europäisches Forum Alpbach: 30. 8. – 31. 8. in Politischer Dialog mit der Schweiz: 11. 12. in Vaduz Alpbach, Österreich (Botschafter Dr. Martin Frick, Botschafterin Dr. Doris (Regierungsrätin Katrin Eggenberger, Martin Hasler, Frick, Esther Schindler, Ministerin) Generalsekretär, I.D. Botschafterin Maria-Pia Koth- bauer, Alina Brunhart, Mitarbeiterin der Regierung) Verschiedenes Besuch IKRK Präsident Peter Maurer: 20. 1. in Vaduz Vernissage der Ausstellung «Global Happiness»: (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter 12. 9. in Vaduz Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Re- (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Panagiotis gierung, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Dr. Potolidis-Beck, Botschaftsrat) Elena Klien, Erste Sekretärin) Vorstellung des Handkommentars zum internatio­ WEF-Nebenveranstaltung zur «Liechtenstein nalen Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form Initiative»: 22. 1. in Davos, Schweiz von Rassendiskriminierung (ICERD): 18. 9. in Vaduz (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Botschafter (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Alina Brun- Dr. Martin Frick, Martin Hasler, Mitarbeiter der Regie- hart, Mitarbeiterin der Regierung, Karin Lingg, Minis­ rung, Claudio Nardi, Erster Sekretär) terin, Noah Oehri, Zweiter Sekretär)

Informelle Konsultation zu einem multilateralen Nachhaltigkeitskonferenz Bodenseeregion: 22. 9. in Vertrag zu Rechtshilfe zwecks Strafverfolgung von Konstanz, Deutschland internationalen Verbrechen: 27. 1. – 29. 1. in Den (Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat) Haag, Niederlande (Dominic Sprenger, Zweiter Sekretär) Expertenseminar zur Liechtenstein Initiative zur Bekämpfung moderner Sklaverei: 13. 11. online Holocaust-Gedenktag anlässlich der Befreiung des (Claudio Nardi, Botschaftsrat) KZ Auschwitz vor 75 Jahren: 30. 1. in Vaduz (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Dr. Nuscha IHZE-Jahresveranstaltung: 13. 11. online Wieczorek, Zweite Sekretärin) (Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger, Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat) Vortrag und Diskussion «50 Jahre aktive Aussenpolitik: 1970 bis 2020»: 5. 3. in der Stein Egerta in Schaan 9. Vertragsstaatentreffen der Internationalen (Botschafter Dr. Martin Frick) Anti-Korruptionsakademie: 30. 11. online (Claudio Nardi, Botschaftsrat) Veranstaltung zum Nothilfeappell zur Covid- 19-Pandemie der internationalen Rotkreuz- und Übereinkommen Rothalbmondbewegung: 26. 3. online (Elena Klien, Erste Sekretärin) Bilateral – Inkrafttreten der Vereinbarung zwischen Liechten- Videokonferenz zur humanitärem Gender-Perspektive stein und der Schweiz zur Regelung der Beteiligung der Covid-19-Pandemie: 8. 4. / 29. 4. online Liechtensteins an Markt- und Preisstützungsmass- (Dr. Nuscha Wieczorek, Zweite Sekretärin) nahmen der schweizerischen Landwirtschaftspolitik: 1. Januar Videokonferenz der quadrilateralen Gruppe der – Inkrafttreten der Vereinbarung zwischen Liechten- Menschenrechtsdirektoren (LI, CH, AT, SI): 26. 5. stein und der Schweiz zur Regelung der Beteiligung online Liechtensteins an den Einnahmen aus der Versteige- (Karin Lingg, Ministerin, Claudio Nardi, Botschaftsrat) rung von Zollkontingenten: 1. Januar – Unterzeichnung Vereinbarung zur Änderung der Ver- Migrationsdialog mit Vertretern Kosovos und der einbarung vom 29. Januar 2010 zum Vertrag zwischen Schweiz: 27. 5. online dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweize- (Panagiotis Potolidis-Beck, Botschaftsrat, Julia Walch, rischen Eidgenossenschaft betreffend die Umweltab- Leiterin Abteilung Asyl, Ausländer- und Passamt) gaben im Fürstentum Liechtenstein: 27. Januar ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

140 | – Inkrafttreten des Abkommens zwischen dem Fürsten- EU / EFTA / EWR tum Liechtenstein und der Republik Litauen zur Be- – Inkrafttreten des Abkommens zur Änderung des Ab- seitigung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der kommens zwischen den EFTA-Staaten zur Errichtung Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur einer Überwachungsbehörde und eines Gerichtshofes Verhinderung der Steuerverkürzung und -umgehung: durch die Ergänzung von Art. 44a und Protokoll 9: 19. Februar 25. Juni – Unterzeichnung des Protokolls zur Abänderung des – Inkrafttreten des Abkommens zwischen Island, dem am 10. Juli 2015 in Vaduz unterzeichneten Abkom- Fürstentum Liechtenstein, dem Königreich Norwegen mens zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und und dem Vereinigten Königreich Grossbritannien und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermei- Nordirland über den Austritt des Vereinigten König- dung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der reichs aus der Europäischen Union, dem EWR-Ab- Steuern vom Einkommen und vom Vermögen: 14. Juli kommen und anderen Abkommen, die zwischen dem – Unterzeichnung des Protokolls zur Abänderung des Vereinigten Königreich und den EWR / EFTA-Staaten Abkommens vom 17. November 2011 zwischen dem aufgrund der Mitgliedschaft des Vereinigten König- Fürstentum Liechtenstein und der Bundesrepublik reichs in der Europäischen Union gelten: 14. Dezem- Deutschland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung ber. (vorläufige Anwendung seit 1. Februar) und der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steu- – Ratifikation des Zusatzabkommen zwischen der ern und vom Einkommen und vom Vermögen: 27. Ok- Schweizerischen Eidgenossenschaft, dem Vereini- tober gten Königreich von Grossbritannien und Nordirland – Übermittlung der Ratifikationsurkunde an das König- und dem Fürstentum Liechtenstein über die Einbezie- reich der Niederlande zum Abkommen zwischen dem hung des Fürstentums Liechtenstein in gewisse Be- Fürstentum Liechtenstein und dem Königreich der stimmungen des Handelsabkommens zwischen der Niederlande zur Vermeidung der Doppelbesteuerung Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Ver- auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom einigten Königreich von Grossbritannien und Nord­ Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkür- irland: 16. Dezember zung und -umgehung: 17. November – Unterzeichnung der Vereinbarung betreffend die UNO Unterstützung und Kontrolle der Katasterführung – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Abkommen des Katasters der öffentlich-rechtlichen Eigentums- über den Strassenverkehr vom 19. September 1949: beschränkungen (ÖREB-Kataster) des Fürstentums 2. März / Inkrafttreten am 1. April Liechtenstein zwischen der Regierung des Fürsten- – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Protokoll über tums Liechtenstein und dem Schweizerischen Bun- Strassenverkehrszeichen vom 19. September 1949: desrat: 17. November. 2. März – Beitrittserklärung zur Interkantonalen Vereinbarung – Hinterlegung der Beitrittsurkunden zur europäischen über die Beiträge an die Ausbildungskosten von uni- Zusatzvereinbarung zum Abkommen über den Stras- versitären Hochschulen (Interkantonale Universitäts- senverkehr und zum Protokoll über Strassenverkehrs- vereinbarung, IUV): 11. Dezember zeichen vom 16. September 1950: 2. März – Notenaustausch zur Änderung von Anlage IV zur Ver- – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Übereinkom- einbarung zum Vertrag zwischen dem Fürstentum men über den Strassenverkehr vom 8. November Liechtenstein und der Schweizerischen Eidgenossen- 1968: 2. März schaft betreffend die leistungsabhängige Schwerver- – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Übereinkom- kehrsabgabe (LSVA) im Fürstentum Liechtenstein: men über Strassenverkehrszeichen vom 8. November 18. Dezember 1968: 2. März – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum europäischen Europarat Zusatzübereinkommen zum Übereinkommen über – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum zweiten Zu- den Strassenverkehr vom 1. Mai 1971: 2. März satzprotokoll vom 8. November 2001 zum Europä- – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum europäischen ischen Übereinkommen über die Rechtshilfe in Straf- Zusatzübereinkommen zum Übereinkommen über sachen: 25. September Strassenverkehrszeichen vom 1. Mai 1971: 2. März – Unterzeichnung des Protokolls zur Änderung des – Hinterlegung der Beitrittsurkunde zum Protokoll über Übereinkommens zum Schutz des Menschen bei der Strassenmarkierungen zum Europäischen Zusatz­ automatischen Verarbeitung personenbezogener Da- übereinkommen zum Übereinkommen über Strassen- ten (Konvention 108+): 7. Dezember verkehrszeichen vom 1. März 1973: 2. März – Unterzeichnung des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen: 8. September ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Amt für Justiz Grundbuchgeschäfte | 141

Geschäftsarten 2020 2019 Amtsleiterin: Dr. Graziella Marok-Wachter Handänderungen 1'204 1'076 Das Amt für Justiz (AJU) setzt sich aus den Abteilungen Register-Schuldbriefe 1'319 1'174 Grundbuch, Handelsregister, Verzeichnis wirtschaftlicher Grundpfandverschreibungen 54 93 Eigentümer, Justizwesen und Stiftungsaufsicht zusammen. Zwangsweise Pfandrechts- 22 15 Die Stabsstellen Recht und Zentrale Dienste unterstützen begründungen die Amtsleitung und die Abteilungen bei der Erfüllung Löschungen 2'107 2'001 ihrer Aufgaben. Zudem ist die Opferhilfestelle organisa­ Begründung von Stockwerk- 54 48 torisch dem AJU zugeordnet. Insgesamt waren beim Amt eigentum für Justiz Ende des Berichtsjahres 46 Personen beschäftigt. Baulandumlegungen 1 0 Neben dem Tagesgeschäft standen die Umsetzung des Baurechte 16 20 Gesetzes über das Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigen- Eigenheim-Darlehen 30 42 tümer inländischer Rechtsträger (VwEG) samt Revision des Einantwortungsurkunden 136 162 entsprechenden Gesetzes sowie umfangreiche Massnah- Dienstbarkeiten 538 419 men im Hinblick auf das bevorstehende Länderassessment Anmerkungen 463 322 von Moneyval im Fokus. Diese Massnahmen beinhalteten Vormerkungen 408 404 insbesondere detaillierte abteilungs- und ämterüber­ Tagebuchrelevante Belege 4'473 4'080 greifende Analysen von Daten und Sachverhalten sowie Anzahl sämtlicher 6'635 5'637 spezifische Gesetzesprojekte zur Bekämpfung von Geld- abgeschlossener Geschäfte wäscherei, deren Vortaten und von Terrorismusfinan- zierung. Des Weiteren arbeiteten Vertreter des AJU mass- geblich beim «ZSD-Projekt» zur Optimierung der zentralen Stammdaten mit. Hypotheken 2020 2019 Daneben gab es diverse, zum Teil umfangreiche Pro- CHF CHF jekte auf Abteilungsebene. Eingetragene Hypotheken 1'177'476'109 989'259'142 Grundbuch Gelöschte Hypotheken 824'138'307 829'201'089 Hypothekenstand 11'037'341'066 10'684'003'263 Projekte Im Berichtsjahr wurden folgende amtlichen Vermes- sungen durchgeführt: – Gemeinde Balzers: periodische Nachführung und Ho- Grundbuchgebühren 2020 2019 mogenisierung der Amtlichen Vermessung – Operat CHF in % CHF in % 14, Mutation Nr. 2557 (Kulturgrenzmutation). – Gemeinde Gamprin: Baulandumlegung Luterschala, Handänderungen 3'714'784.10 71 2'947'675.25 71 Mutation 622 im Grundbuch eingetragen am 4. März Hypotheken 1'011'349.85 19 692'383.50 17 2020. Diverses 334'343.63 6 353'864.95 8 Grundverkehr 212'100.00 4 188'000.00 4

Total 5'272'577.68 100 4'181'923.70 100

Grundverkehr Im Berichtsjahr wurden neben telefonischen Auskünf- ten und der Beratung von Kunden am Schalter insge- samt 879 Grundverkehrsangelegenheiten bearbeitet. 49 Geschäfte wurden mit einer Auflage bewilligt. Zwei Anträge wurden nach Rücksprache mit der Grundver- kehrsbehörde zurückgezogen. Eine ablehnende Ent- scheidung der Grundverkehrsbehörde wurde nicht an- gefochten. Gegen zwei ablehnende Entscheidungen wurde Beschwerde bei der Beschwerdekommission für Verwaltungsangelegenheiten erhoben. In beiden Fäl- len wurde die Entscheidung der Grundverkehrsbehörde ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

142 | bestätigt. In einem Fall wurde die Entscheidung der Be- Kommunikation zwischen den nationalen Register­ schwerdekommission für Verwaltungsangelegenheiten behörden der EWR-Mitgliedstaaten über eine zentrale akzeptiert, im anderen wurde die Entscheidung beim Europäische Plattform und für den grenzüberschrei- Verwaltungsgerichtshof angefochten. Dieser Fall ist tenden Zugang zu Unternehmensinformationen über noch pendent. das Europäische Justizportal sowie die Umsetzung der Möglichkeit zum Verzicht auf die prüferische Durchsicht (Review) für Kleinstunternehmen. Auflistung Anzahl Grundstücke Daneben gab es diverse Initiativen zur Optimierung nach Gemeinden 2020 davon 2019 davon der Fachapplikation des Handelsregisters bzw. zur tech- Beschwerden Beschwerden nischen Unterstützung der Abläufe, insbesondere auch im Hinblick auf weitergehende Digitalisierungsprojekte. Gemeinde Mauren 139 0 174 0 Zudem wurden zur Unterstützung der Marktteil- Gemeinde Schellenberg 47 0 57 0 nehmer in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Recht Gemeinde Triesenberg 203 0 186 2 26 Merkblätter und 20 Wegleitungen neu erstellt oder Gemeinde Balzers 237 0 227 0 überarbeitet und teilweise auch auf Englisch übersetzt. Gemeinde Vaduz 163 0 156 0 Gemeinde Triesen 183 1 156 0 Handelsregistergeschäfte Gemeinde Schaan 230 0 177 0 Gemeinde Eschen 180 1 197 0 2020 2019 Gemeinde Ruggell 110 0 164 0 Gemeinde Planken 31 0 8 0 Erstellung öffentlicher Urkunden 1'181 1'125 Gemeinde Gamprin 115 0 113 0 Gesamtzahl der tagebuch- 13'231 12'936 pflichtigen Geschäfte Total Grundstücke 1'638 0 1'615 2 Gesamtanzahl der Geschäfte 14'412 14'061

Gebührenvorschreibung CHF 3'585'261 3'890'790

Auflistung nach Erwerbstypen 2020 2019 Bei diesen Gebühreneinnahmen handelt es sich Kauf 418 423 hauptsächlich um Eintragungs-, Hinterlegungs- und Schenkung 193 141 Änderungsgebühren. Es sind aber auch Beglaubi- Tausch 39 37 gungsgebühren, Gebühren für die Ausstellung von Re- Teilung 8 14 gisterauszügen und Amtsbestätigungen sowie für die Verlassenschaft 136 134 Durchführung von öffentlichen Beurkundungen darin Widmung 4 0 enthalten. Vor- / Kauf- / Rückkaufsrecht 28 28 Miete 4 3 Pacht 0 1 Dienstbarkeiten 0 4 Baurecht 11 6 Nutzniessung / Wohnrecht 39 27 Löschung / Auflagen 27 30 Sonstiges 38 23

Total 945 881

Handelsregister

Projekte Im Hinblick auf die Umsetzung von neuen gesetzlichen Bestimmungen waren in der Abteilung Handelsregister diverse technische und organisatorische Massnahmen erforderlich. Dies betraf insbesondere die Verschär- fung der Sanktionen bei Nichteinhaltung der Offenle- gungspflichten, die Umsetzung des «Business Register Interconnection Systems» (BRIS) zur automatisierten ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Entwicklung der Geschäftsfälle einzelner Rechtseinheiten | 143

Rechtsform Stand Stand Neueinträge Löschungen 31. 12. 2020 31. 12. 2019

Einzelfirma 543 542 24 23 Kollektivgesellschaft 21 20 1 0 Kommanditgesellschaft 27 28 3 4 Kommanditärengesellschaft 3 2 1 0 Verein 343 352 13 22 Genossenschaft 25 24 4 3 Aktiengesellschaft 4'917 4'982 319 384 Kommanditaktiengesellschaft 2 2 0 0 Gesellschaft mit beschränkter Haftung 778 638 167 27 Europäische Aktiengesellschaft 13 14 0 1 Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung EWIV 1 1 0 0 Europäische Genossenschaft 4 5 0 1 Gemeinwirtschaftliche Unternehmung 3 3 0 0 Zweigniederlassung einer Unternehmung mit Hauptsitz im EWR 22 22 4 4 Zweigniederlassung einer Unternehmung mit Hauptsitz ausserhalb EWR 123 112 16 5 Repräsentanz gem. Art. 240 PGR 26 27 0 1 Anstalt 4'983 5'249 131 397 Öffentlich-rechtliche Anstalt 11 11 0 0 Eingetragene Stiftung 1'759 1'789 53 83 Öffentlich-rechtliche Stiftung 11 11 0 0 Eingetragene Treuhänderschaft 1'692 1'663 144 115 Kollektivtreuhänderschaft (Unit Trust) 446 448 40 42 Investmentfonds 9 9 5 5 Treuunternehmen 631 693 5 67 Nicht eingetragene Treuhänderschaft 86 97 5 16 Nicht eingetragene Stiftung 8'693 9'239 256 802 Anteilsgesellschaft 1 0 1 0

Total 25'173 25'983 1'192 2'002

Verzeichnis wirtschaftlicher Eigentümer erinnert werden. In der Folge wurden 31 schriftliche (VwE) Stellungnahmen sowie diverse telefonische Rückfragen bearbeitet, 149 Strafverfügungen ausgestellt und fünf Tätigkeit / Projekte Rechtsmittel bearbeitet. Die Abteilung Verzeichnis wirtschaftlicher Eigentümer Parallel zu den Massnahmen im Hinblick auf die ist für die Führung des entsprechenden Verzeichnisses Erstbefüllung des Verzeichnisses wurden die weiteren zuständig. Das Verzeichnis wurde zur Bekämpfung von organisatorischen und technischen Voraussetzungen Geldwäscherei, deren Vortaten und Terrorismusfinan- für die Führung des Verzeichnisses geschaffen (An- zierung errichtet und beruht auf dem Gesetz über das tragsformulare für Offenlegungen, Mahnwesen etc.) Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigentümer von inlän- und die entsprechende Verordnung erstellt. dischen Rechtsträgern (VwEG). Im Berichtsjahr lief die Noch während der Umsetzung des Gesetzes musste Frist für die erste Befüllung des neu errichteten Ver- aufgrund der Vorgaben der 5. EU Geldwäscherei- zeichnisses ab. Rund 25'000 inländische Rechtsträger Richtlinie die Revision desselben anhand genommen waren verpflichtet, die Informationen zu ihren wirt- werden. Das revidierte Gesetz über das Verzeichnis schaftlichen Eigentümern online in das entsprechende der wirtschaftlich berechtigten Personen von Rechts- Verzeichnis einzutragen. In diesem Zusammenhang trägern (VwbPG) wurde im Dezember-Landtag verab- wurden rund 1'200 per E-Mail eingegangene Fragen be- schiedet und wird am 1. April 2021 in Kraft treten. Mit antwortet und über 2'500 telefonische Auskünfte erteilt. dieser Gesetzesänderung einher gingen die Planung 1'768 Rechtsträger mussten an ihre Eintragungspflicht von technischen und organisatorischen Massnahmen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

144 | im Hinblick auf die Umsetzung der neuen gesetzlichen Bereichen Gesellschaftsrecht, Handelsregisterrecht, Bestimmungen sowie die Erstellung des Entwurfs der Sachenrecht und Grundverkehrsrecht sowie in Bezug neuen Verordnung. auf das Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigentümer Bei den dargestellten Tätigkeiten wurde die Abtei- von Rechtsträgern. lung durch Mitarbeitende der Stabsstelle Recht, des Handelsregisters und der Stabsstelle Zentrale Dienste Verwaltungsverfahren unterstützt. Im Berichtsjahr verfasste die Stabsstelle Recht insge- samt 215 Verfügungen (Vorjahr 281), die sich hauptsäch- Offenlegung von Daten aus dem Verzeichnis lich den Abteilungen Handelsregister und Grundbuch Im Berichtsjahr gingen in Bezug auf Informationen aus (Bereich Grundverkehr) zuordnen lassen. Im Bereich dem Verzeichnis diverse Anfragen inländischer Finanz­ Handelsregister betrafen die Verfügungen insbeson- intermediäre sowie 16 Anfragen von ausländischen Fi- dere Nachtragsliquidationsverfahren, Einspruchsver- nanzintermediären und Pressevertretern ein. Aufgrund fahren gegen bereits erfolgte oder noch nicht erfolgte des Verweises auf die einschränkenden gesetzlichen Eintragungen im Handelsregister sowie Zurück- bzw. Vorgaben für die Einsichtnahme sowie die laufende Abweisungen von Anträgen zur Eintragung im Han- ­Gesetzesrevision haben sämtliche Stellen von einer delsregister. Im Bereich Grundverkehr handelte es sich ­formellen Antragstellung Abstand genommen. Somit regelmässig um Verfügungen im grundverkehrsbehörd- kam es bislang zu keinem Verfahren zur Offenlegung lichen Genehmigungsverfahren. von Daten aus dem Verzeichnis. Zudem erstellte die Stabsstelle Recht im Berichtsjahr 40 Gegenäusserungen (Vorjahr 34) zu Vorstellungen Auszüge an Rechtsträger bzw. Beschwerden gegen Verfügungen des Amtes für Ab März wurden auf Antrag von Rechtsträgern amtliche Justiz, die wiederum die Abteilungen Handelsregister Auszüge zu den von den Rechtsträgern selbst eingetra- und Grundbuch einschliesslich Grundverkehr betrafen. genen wirtschaftlichen Eigentümern erstellt. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Handelsregister erstellte die Stabsstelle Recht im Berichtsjahr ausserdem 2020 26 Merkblätter sowie 20 Wegleitungen. Zudem hat die Stabsstelle Recht die Abteilung Verzeichnis wirtschaft- Erstellung amtlicher Auszüge 136 licher Eigentümer in verschiedener Hinsicht unterstützt. Gebührenvorschreibung CHF 3'345 Gesetzgebung Bei diesen Gebühreneinnahmen handelt es sich um die Von der Stabsstelle Recht wurden im Berichtsjahr die Gebühren für die Erstellung und den Versand der Aus- folgenden Vernehmlassungsberichte, Berichte und An- züge. träge bzw. Stellungnahmen verfasst: – Bericht und Antrag Nr. 16 / 2020 sowie Stellungnahme Strafverfügungen (Verwaltungsübertretungen) zur Nr. 58 / 2020 betreffend die Abänderung des Per- Durchsetzung der Eintragungspflicht sonen- und Gesellschaftsrechts (Umsetzung der Be- stimmungen über die Verknüpfung der Zentral-, Han- 2020 dels- und Gesellschaftsregister der Richtlinie (EU) 2017 / 1132) Erlass von Strafverfügungen 149 – Vernehmlassungsbericht, Bericht und Antrag Nr. Gebührenvorschreibung CHF 43'900 60 / 2020 sowie Stellungnahme Nr. 110 / 2020 be- treffend die Abänderung des Personen- und Gesell- Bei diesen Gebühreneinnahmen handelt es sich um die schaftsrechts (PGR) Bussgelder einschliesslich der Entscheidungsgebühren – Vernehmlassungsbericht sowie Bericht und Antrag für die Ausstellung der Strafverfügungen. Nr. 111 / 2020 betreffend die Abänderung des Per- sonen- und Gesellschaftsrechts (PGR) sowie des Ban- Stabsstelle Recht kengesetzes (BankG) (Umsetzung der Richtlinie (EU) 2017 / 828) Tätigkeit – Bericht und Antrag Nr. 75 / 2020 sowie Stellung- Die Stabsstelle Recht ist sowohl für die amtsinterne nahme Nr. 132 / 2020 betreffend die Totalrevision des Rechtsberatung der Abteilungen Grundbuch, Han- Gesetzes über das Verzeichnis der wirtschaftlichen delsregister und Verzeichnis wirtschaftlicher Eigentü- Eigentümer inländischer Rechtsträger sowie die Ab- mer samt rechtlicher Begleitung der betreffenden Ver- änderung des Sorgfaltspflichtgesetzes und des Be- waltungsverfahren als auch für bestimmte allgemeine schwerdekommissionsgesetzes rechtliche Belange des Amtes für Justiz zuständig. Das – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung Zuständigkeitsgebiet der Stabsstelle Recht umfasst des Gesetzes über die amtliche Schätzung von Grund- zudem die Erstellung von Gesetzesentwürfen in den stücken und Gebäuden ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Zudem wurde der Entwurf für die folgende Verordnung – Bericht und Antrag Nr. 49 / 2020 sowie Stellungnahme | 145 bzw. Verordnungsabänderung der Regierung erstellt: Nr. 89 / 2020 betreffend die Abänderung des Gesetzes – Verordnung über die Abänderung der Handelsregister­ über das Konkursverfahren und weiterer Gesetze (Re- verordnung (HRV) form des Insolvenzrechts) – Bericht und Antrag Nr. 50 / 2020 sowie Stellungnahme Justizwesen Nr. 74 / 2020 betreffend die Abänderung des Gesetzes über den Staatsgerichtshof und weiterer Gesetze Tätigkeit (Schaffung von Gerichtskanzleien und wissenschaft- Die Abteilung Justizwesen befasst sich mit Gesetzespro- lichen Diensten bei den Höchstgerichten) jekten und Anfragen verschiedenster Art, insbesondere aus den Bereichen Zivilrecht, einschliesslich Personen- Die Entwürfe für folgende Verordnungen bzw. Verord- und Gesellschaftsrecht, Strafrecht, Strafvollzug, Exeku- nungsabänderungen der Regierung wurden erstellt: tions-, Nachlass- und Konkursrecht, Verfahrensrecht, – Verordnung über die Abänderung der Handelsregis­ Mediation, Datenschutz, Rechtshilfe in Zivil- und Straf- terverordnung sachen einschliesslich Aus- und Durchlieferung. Zudem – Verordnung über die Abänderung der Datenschutz- ist die Abteilung für Koordinationsarbeiten im Bereich verordnung Amtshaftung zuständig. Die Anonymisierung von letzt­ instanzlichen rechtskräftigen Entscheidungen gehört Im Zusammenhang mit der Reform des Insolvenzrechts ebenfalls zum Zuständigkeitsbereich der Abteilung. wurden einschliesslich der Konkursordnung insgesamt 50 Gesetze abgeändert. Aufgrund der Reform waren – Gesetzgebung insbesondere angesichts der Verwendung einer neuen Von der Abteilung Justizwesen wurden im Berichtsjahr Terminologie – entsprechende Abänderungen der fol- die folgenden Vernehmlassungsberichte, Berichte und genden Verordnungen erforderlich: Anträge bzw. Stellungnahmen verfasst: – Verordnung betreffend die Abänderung der Verord- – Vernehmlassungsbericht sowie Bericht und Antrag nung über Identifikationsmittel und Frequenzen im Nr. 133 / 2020 betreffend die Abänderung des Straf- Bereich der elektronischen Kommunikation gesetzbuches, der Strafprozessordnung, des Rechts- – Verordnung über die Abänderung der Arbeitsvermitt- hilfegesetzes und weiterer Gesetze lungsverordnung – Vernehmlassungsbericht betreffend die Abänderung – Verordnung über die Abänderung der Amtsblattver- des Gesetzes über die Hemmung des Fristenablaufs ordnung durch Samstage und den Karfreitag sowie die Ab- – Verordnung über die Abänderung der Versicherungs- änderung weiterer Gesetze; Bericht und Antrag Nr. aufsichtsverordnung 82 / 2020 sowie Stellungnahme Nr. 130 / 2020 betref- – Verordnung über die Abänderung der Treuhänder­ fend die Schaffung eines Fristenablaufhemmungsge- prüfungsverordnung setzes sowie die Abänderung weiterer Gesetze – Verordnung betreffend die Abänderung der Ver- – Vernehmlassungsbericht, Bericht und Antrag Nr. ordnung über die Tarifansätze der Entlohnung für 65 / 2020 sowie Stellungnahme Nr. 112 / 2020 betreffend Rechtsanwälte und Rechtsagenten die Abänderung der Exekutionsordnung (EO), Teil II – Verordnung über die Abänderung der Mehrwert­ – Bericht und Antrag Nr. 17 / 2020 sowie Stellungnahme steuerverordnung Nr. 62 / 2020 betreffend die Abänderung des Rechts- – Verordnung betreffend die Abänderung der Verordnung hilfegesetzes sowie des Gesetzes über das Strafre- zum Gesetz über die betriebliche Personalvorsorge gister und die Tilgung gerichtlicher Verurteilungen – Verordnung über die Abänderung der Sorgfalts- (Vollstreckung von ausländischen vermögensrecht- pflichtverordnung lichen Anordnungen in Fiskalstrafsachen und Tilgung – Verordnung über die Abänderung der Grundbuchver- von vorbeugenden Massnahmen) ordnung – Bericht und Antrag Nr. 30 / 2020 betreffend die Schaf- – Verordnung betreffend die Abänderung der Verord- fung eines Gesetzes über Begleitmassnahmen in der nung über den schriftlichen Antrag auf Bewilligung Verwaltung und Justiz in Zusammenhang mit dem der Verfahrenshilfe und über das Vermögensbekennt- Coronavirus (Covid-19) (Covid-19-VJBG); Bericht und nis zur Erlangung der Verfahrenshilfe Antrag Nr. 55 / 2020 betreffend die Abänderung des – Verordnung betreffend die Abänderung der Verord- Gesetzes über Begleitmassnahmen in der Verwaltung nung über Sicherheits- und Verkehrsbewilligungen und Justiz in Zusammenhang mit dem Coronavirus sowie Sicherheitsbescheinigungen für Eisenbahnun- (Covid-19) sowie Bericht und Antrag Nr. 83 / 2020 und ternehmen Bericht und Antrag Nr. 131 / 2020 betreffend die Abän- – Verordnung über die Abänderung der Handelsregis­ derung des Gesetzes über Begleitmassnahmen in der terverordnung Verwaltung und Justiz in Zusammenhang mit dem Co- – Verordnung über die Abänderung der Verkehrsver­ ronavirus (Covid-19) (Verlängerung der Geltungsdauer) sicherungsverordnung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

146 | – Verordnung betreffend die Abänderung der Pensions- Ausländische Rechtshilfeersuchen an liechtensteinische Justiz- fondsverordnung behörden – Verordnung über die Abänderung der Arbeitslosen- 2020 2019 2018 versicherungsverordnung – Verordnung betreffend die Abänderung der Verord- Anzahl Fälle 275 246 262 nung über die Verwalter alternativer Investmentfonds – Verordnung über die Abänderung der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung Liechtensteinische Rechtshilfeersuchen an das Ausland Im Zuge der Abänderung der Exekutionsordnung (EO), 2020 2019 2018 Teil II, wurden die Exekutionsordnung sowie gering­ fügig das Arbeitslosenversicherungsgesetz abgeändert. Anzahl Fälle 465 430 387 Aufgrund dessen waren auch geringfügige (Verweis-) Anpassungen in den beiden nachfolgenden Verord- nungen erforderlich: Aus der nachfolgenden Aufstellung ist ersichtlich, wel- – Verordnung betreffend die Abänderung der Ver- che Staaten häufig Rechtshilfeersuchen an die liechten- ordnung über die Tarifansätze der Entlohnung für steinischen Behörden gerichtet haben. Wie auch in den Rechtsanwälte und Rechtsagenten Vorjahren stammt der überwiegende Teil aller in Liech- – Verordnung betreffend die Abänderung der Verord- tenstein einlangenden Rechtshilfeersuchen aus Län- nung über die Festsetzung der pfändungsfreien Be- dern, die Vertragsstaaten des Europäischen Überein- träge bei Exekutionen auf Arbeits- und Dienstein­ kommens über die Rechtshilfe in Strafsachen von 1959 kommen (ERHÜ), LGBl. 1970 Nr. 30, sind. Die Schweiz, Öster- reich und Deutschland stellen schon seit vielen Jahren Internationale Rechtshilfe in Strafsachen die meisten Rechtshilfeersuchen an Liechtenstein. Bei den eingegangenen ausländischen Rechtshilfe­ ersuchen (275) ist gegenüber dem Vorjahr eine Stei- Ersuchende Staaten gerung um 12 % festzustellen. Die liechtensteinischen Strafverfolgungsbehörden haben im Berichtsjahr ins- 2020 2019 2018 gesamt 465 Rechtshilfeersuchen an ausländische Be- hörden weitergeleitet. Das ist gegenüber 2019 ebenfalls Schweiz 75 Schweiz 72 Schweiz 83 eine Steigerung um 8 %. Österreich 56 Österreich 42 Österreich 40 Deutschland 47 Deutschland 32 Deutschland 27 Polen 13 USA 11 Polen 14 Italien 8 Polen 8 Slowenien 10 Lettland 8 Niederlande 7 Russland 8 Ukraine 8 Tschechien 7 USA 8 Tschechien 7 Slowenien 6 Tschechien 7 Slowenien 6 Spanien 5 Ungarn 7 Grossbritannien 5 Ukraine 5 Ukraine 6 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Delikte, derentwegen von ausländischen Behörden um Rechtshilfe ersucht wurde (vereinfacht) | 147

2020 2019 2018

Betrug 95 Betrug 97 Geldwäscherei 80 Geldwäscherei 85 Geldwäscherei 76 Betrug 76 Untreue 45 Untreue 42 Untreue 55 Veruntreuung 29 Veruntreuung 24 Veruntreuung 35 Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz 23 Bestechung 21 Urkundendelikt 29 Urkundendelikt 20 Urkundendelikt 21 Diebstahl 27 Kriminelle Vereinigung / Kriminelle Vereinigung / Verstross gegen das Organisation 19 Organisation 19 Strassenverkehrsgesetz 24 Bestechung 17 Verstoss gegen das Kriminelle Vereinigung / Betäubungsmittelgesetz 19 Organisation 19 Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz 16 Diebstahl 15 Bestechung 19 Diebstahl 14 Konkursdelikte 15 Konkursdelikte 11

Diese Darstellung der häufigsten Delikte für das Be- gehört zum gesetzlichen Auftrag der STIFA, bei privat- richtsjahr zeigt, dass die ausländischen Justizbehörden nützigen, nicht im Handelsregister eingetragenen Stif- Liechtenstein auch weiterhin vorwiegend wegen Betrug tungen die Richtigkeit der hinterlegten Gründungs- und und Geldwäscherei sowie weiteren Vermögensdelikten Änderungsanzeigen zu kontrollieren. um Rechtshilfe ersucht haben. Zur Erklärung dieser Statistik wird angemerkt, dass einem ausländischen Projekte Rechtshilfeersuchen auch mehrere Delikte zugrunde Im Berichtsjahr hat die STIFA im Rahmen des Projekts liegen können und sich dies dementsprechend in den «Optimierung Stiftungsrecht» diverse Workshops mit absoluten Zahlen der jeweiligen Deliktskategorie nie- Vertretern des Privatsektors und von Behörden abge- derschlägt. halten. Diese Workshops dienten der Analyse von mög- lichem Optimierungsbedarf im Stiftungsrecht. Das Pro- Publikation von Gerichtsentscheidungen jekt wird im Jahr 2021 weitergeführt werden. Zudem Das Amt für Justiz ist zuständig für die Veröf- konnte im Berichtsjahr das IT-Projekt zur technischen fentlichung letztinstanzlicher rechtskräftiger Ge- Anbindung der Fachapplikation «STIFA Case Handling» richtsentscheidungen auf der Internetplattform an das LiVE abgeschlossen werden. www.­ gerichtsentscheidungen.li.­ Im Berichtsjahr hat die Abteilung Justizwesen insge- Beaufsichtigte samt 243 Gerichtsentscheidungen anonymisiert und zur Publikation freigegeben. Stand per Jahresende 2020 2019 2018

Stiftungsaufsichtsbehörde (STIFA) Gemeinnützige Stiftungen 1'362 1'379 1'392 (in Klammer: von Revisions- (125) (134) (150) Tätigkeit stellenpflicht befreit) Im Zentrum der Tätigkeit der STIFA steht die Beaufsich- Gemeinnützige Anstalten 5 5 5 tigung gemeinnütziger Stiftungen und Anstalten sowie Privatnützige Stiftungen 27 25 21 privatnütziger Stiftungen und Anstalten, die sich frei- Privatnützige Anstalten 18 17 0 willig der Aufsicht unterstellt haben. Sofern nicht eine Befreiung von der Revisionsstellenpflicht vorliegt, er- Total neu unter STIFA-Aufsicht 1) 49 82 84 hält die STIFA für ihre Aufsichtszwecke jährlich einen Revisionsstellenbericht über die zweckgemässe Verwal- davon neu errichtet 21 35 56 tung und Verwendung des Vermögens. Diese Berichte werden von der STIFA bearbeitet und basierend darauf 1) Darin enthalten sind gemeinnützige und privatnützige Stiftungen allenfalls aufsichtsrechtliche Massnahmen beim Land- und Anstalten. gericht beantragt. Bei den revisionsstellenbefreiten Stiftungen und Anstalten führt die STIFA die Prüfungen Neben den 49 Stiftungen und Anstalten, welche im in der Regel alle drei Jahre selbst durch. Des Weiteren Berichtsjahr neu unter die Aufsicht der STIFA gestellt ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

148 | wurden, sind 56 beaufsichtigte Stiftungen in Liquida- Hinsichtlich der von den Revisionsstellen mitgeteil- tion gesetzt und 63 aus dem Handelsregister gelöscht ten Hinweise betreffend das Geschäftsjahr 2019 zeigt worden. Der im Jahr 2019 erstmals verzeichnete Rück- sich zum Teil ein vergleichbares Bild, nämlich, dass gang in der Anzahl der gemeinnützigen Stiftungen hält sich ein Grossteil der mitteilungsbedürftigen Sachver- damit im Berichtsjahr weiterhin an (Reduktion um 1.2 % halte auf Mängel in der Ausschüttungspraxis bezog. im Vergleich zum Vorjahr). Die Anzahl der neu unter der Eine grössere Anzahl an Hinweisen erfolgte auch zum STIFA-Aufsicht stehenden gemeinnützigen Stiftungen Zweck, die STIFA über hängige Gerichtsverfahren oder liegt sohin unter der Anzahl der Löschungen. Dabei ist über eine buchmässige Überschuldung nach Art. 182e festzustellen, dass sich die Löschungen im Berichtsjahr und Art. 182f PGR zu informieren. auf dem Niveau der Vorjahre bewegen, während die Die STIFA hat die von den Revisionsstellen festge- Zahl der gemeinnützigen Stiftungen, die neu unter die stellten Beanstandungen und Hinweise geprüft und ba- STIFA-Aufsicht gestellt wurden, abgenommen hat. sierend darauf die gebotenen Massnahmen ergriffen.

Verfahren betreffend Revisionsstellen Prüfungen durch die STIFA

2020 2019 2018 2020 2019 2018

Verfahren zur Bestellung 67 116 93 Beanstandungen 12 6 15 der Revisionsstelle Hinweise 42 35 30 Verfahren auf Befreiung von der Pflicht 9 6 23 zur Bestellung einer Revisionsstelle Bei den revisionsstellenbefreiten Stiftungen und An- stalten (per Ende 2020: 125) nimmt die STIFA die Prü- Im Berichtsjahr wurde von 67 Stiftungen und Anstalten fung in der Regel alle drei Jahre selbst vor. Insgesamt die Bestellung der gesetzlich vorgeschriebenen Revisi- hat die STIFA im Berichtsjahr 45 (im Vorjahr 67) ge- onsstelle beim Landgericht beantragt. Darunter fallen meinnützige Stiftungen einer eigenständigen Prüfung auch jene Verfahren, in welchen ein Antrag auf Umbestel- unterzogen. lung oder Abberufung der Revisionsstelle gestellt wurde. Hinsichtlich der von der STIFA festgestellten Bean- In diesen Verfahren kam der STIFA jeweils Parteistellung standungen und Hinweise zeigt sich ein analoges Bild zu. Von neun gemeinnützigen Stiftungen wurde im Be- zu den von den Revisionsstellen gemachten Beanstan- richtsjahr ein Antrag auf Befreiung von der Revisionsstel- dungen und Hinweisen. Die Feststellungen erfolgten lenpflicht an die STIFA gestellt (Art. 552 § 27 Abs. 5 PGR). vorwiegend aufgrund nicht zweckgemässer Verwen- dung des Stiftungsvermögens, insbesondere fehlender Prüfungen durch die Revisionsstellen Ausschüttungen über einen längeren Zeitraum, sowie Mängeln in der Organisation (z. B. unzureichende Doku- Geschäftsjahr 2019 2018 2017 mentation von Beschlüssen; widersprüchliche Bestim- mungen in Statuten und Beistatuten). Darüber hinaus Beanstandungen 23 21 26 wurde seitens der STIFA analog zum Vorjahr vermehrt Hinweise 117 111 111 auf unverhältnismässig hohe Kosten für die Stiftungs- verwaltung hingewiesen. Die STIFA hat basierend auf den von ihr festgestell- Am 31. Dezember 2020 waren noch 83 (im Vorjahr 127) ten Beanstandungen und Hinweisen die gebotenen Revisionsstellenberichte betreffend das Geschäftsjahr Massnahmen ergriffen. 2019 ausstehend. Demgemäss wird sich die oben ange- führte Anzahl der Beanstandungen und Hinweise zum Geschäftsjahr 2019 bis zur vollständigen Einreichung der ausstehenden Berichte erfahrungsgemäss noch et- was erhöhen. Zu den von den Revisionsstellen betreffend das Geschäftsjahr 2019 festgestellten Beanstandungen ist anzumerken, dass diese zu einem wesentlichen Teil aufgrund nicht zweckgemässer Verwendung des Ver- mögens, insbesondere wegen fehlender Ausschüt- tungen über einen längeren Zeitraum, erfolgten. Darü- ber hinaus führten unverhältnismässig hohe Kosten für die Verwaltung der Stiftung oder Anstalt sowie Mängel in der Organisation (z. B. unzureichende Dokumentation von Beschlüssen) ebenso zu Beanstandungen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Aufsichtsverfahren und weitere Verfahren Von den insgesamt 122 geprüften Stiftungen wur- | 149 den bei drei Stiftungen von den beauftragten Prüfern 2020 2019 2018 Hinweise aufgrund organisatorischer Mängel der STIFA mitgeteilt. Die Mängel waren jedoch rein formeller Na- Aufsichtsverfahren nach Art. 552 § 29 Abs. 3 PGR tur, die keiner weiteren Massnahmen seitens der STIFA Antragstellung durch STIFA bedurften. Bei zwei Stiftungen wurde jeweils eine Bean- Verfahren eröffnet 17 16 13 standung festgestellt. Diese Beanstandungen erfolgten Verfahren abgeschlossen 12 18 12 aus dem Grund, dass die Stiftungen trotz ihrer Gemein- Verfahren pendent 5 0 2 nützigkeit nicht in das Handelsregister eingetragen und davon pendent bei Rechtsmittelinstanzen 0 0 0 folglich nicht der Aufsicht der STIFA unterstellt waren.

Aufsichtsverfahren nach Art. 552 § 29 Abs. 4 PGR Opferhilfestelle Antragstellung durch Stiftungsbeteiligte Verfahren eröffnet 2 4 3 Tätigkeit Verfahren abgeschlossen 3 4 5 Die Massnahmen im Rahmen der Covid-19-Pandemie im Verfahren pendent 4 3 4 Frühjahr und die damit verbundenen Einschränkungen davon pendent bei Rechtsmittelinstanzen 2 1 2 der persönlichen Kontakte führten von März bis Juni zu einem Rückgang von Anfragen seitens der Kunden. Verfahren nach Art. 552 §§ 33 und 34 PGR Dies ging einher mit deutlich weniger Anzeigen bei der Zweckänderung / Änderung anderer Inhalte Polizei, weniger Verkehrsunfällen und dem Wegfall von Verfahren eröffnet 4 6 4 Gerichtsverhandlungen. Die Beratungen und Unterstüt- Verfahren abgeschlossen 7 3 4 zungen fanden in diesem Zeitraum ausschliesslich per Verfahren pendent 2 5 4 E-Mail und Telefon statt. Viele hilfesuchende Personen zeigten sich erleichtert, als die Beratungen ab Mitte Sachverhaltsmitteilungen an 0 1 7 Jahr wieder vor Ort möglich waren. Ab Juli bis Jahres- die Staatsanwaltschaft ende wurden die Beratungen der Opferhilfe von betrof- fenen Personen wieder im üblichen Ausmass genutzt. Die Schutzmassnahmen wurden von den Ratsuchenden In 17 Fällen beantragte die STIFA im Berichtsjahr auf- problemlos akzeptiert. sichtsrechtliche Massnahmen beim Landgericht (Art. In Berichtsjahr wurden keine Weiterbildungen, Kon- 552 § 29 Abs. 3 PGR). Des Weiteren wurden in zwei Fäl- gresse und Jahresversammlungen besucht. Der Aus- len von Stiftungsbeteiligten hinsichtlich der STIFA un- tausch im fachlichen Bereich erfolgte durch Videokon- terstellten Stiftungen und Anstalten aufsichtsrechtliche ferenzen. Massnahmen beim Landgericht beantragt (Art. 552 § 29 Abs. 4 PGR). Der STIFA kam in diesen Fällen jeweils Parteistellung zu. Darüber hinaus wurde die STIFA im Berichtsjahr aufgrund ihrer Parteistellung in vier Fällen zur Äusse- rung betreffend beim Landgericht beantragte Zweck- änderungen und Änderungen anderer Inhalte der Stif- tungsdokumente wie insbesondere der Organisation aufgefordert (Art. 552 §§ 33 und 34 PGR).

Prüfungen der Gründungs- und Änderungsanzeigen

2020 2019 2018

Geprüfte nicht eingetragene Stiftungen 122 107 86 (Klammer: Anzahl der Repräsentanten) (22) (17) (16)

Bei insgesamt 22 Repräsentanten wurde im Berichts- jahr stichprobenweise die Richtigkeit der Gründungs- und Änderungsanzeigen von nicht im Handelsregister eingetragenen, privatnützigen Stiftungen (Art. 552 § 21 PGR) geprüft. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

150 | Amt für Kultur Statistik Opferhilfestelle 2020 2019 2018

nicht Total Fälle 48 51 erfasst Amtsleiter: Thomas Büchel Neue Fälle im Berichtsjahr 36 36 39 Anzahl Beratungen 177 133 111 Das Amt für Kultur befasst sich mit der kulturellen Ver- Weibliche Personen 39 42 40 gangenheit, Gegenwart und Zukunft Liechtensteins. Es er- Männliche Personen 11 19 10 forscht, bewahrt und entwickelt das kulturelle Erbe weiter. Anzahl Fälle mit finanzieller Hilfe 10 7 5 Mit der Organisation von Projekten werden darüber hinaus Impulse im Kulturbereich gesetzt. Das Amt besteht aus Verletzungen / Delikte (neue Fälle) 2020 2019 2018 den vier Abteilungen Archäologie, Denkmalpflege, Landes­ archiv und Kulturschaffen sowie der Fachstelle LiVE. Körperverletzung (Gewaltdelikte) 15 11 7 Die Archäologie ist für die ungeschmälerte Erhaltung, Körperverletzung Strassenverkehr 5 3 3 den dauerhaften Schutz und die Erforschung des archäo­ Tötung / Versuchte Tötung 1 1 1 logischen Erbes verantwortlich. Wo das archäologische Drohung / Nötigung 8 9 6 ­Bodenarchiv gefährdet ist, wird dieses wissenschaftlich Häusliche Gewalt 7 2 6 untersucht, dokumentiert und publiziert. Beharrliche Verfolgung / Stalking 2 2 4 Der Denkmalpflege sind Erfassung, Dokumentation, Vergewaltigung 2 1 4 Erhaltung, Pflege und Schutz von beweglichem und unbe- Sexuelle Gewalt 12 6 8 weglichem Kulturgut anvertraut. Sexuelle Gewalt an Kindern 6 – – Das Landesarchiv trägt die Verantwortung für die Archi­ Raub, Überfall 2 1 1 vierung der Unterlagen von allen staatlichen Behörden. Es Verdacht auf Menschenhandel, Prostitution 0 1 0 sichert zudem Archivgut von privaten Personen und Insti- Andere / ohne Opferstatus 6 16 17 tutionen, sofern es für die Landesgeschichte relevant ist. Das Kulturschaffen ist eine Koordinationsstelle für Einem Beratungsfall können mehrere Verletzungen / Delikte zu- ­kulturelle Anliegen und für die Organisation und Durch- grunde liegen. Sexuelle Gewalt an Kindern wird im Berichtsjahr führung kultureller Projekte zuständig. erstmals separat ausgewiesen. Die Fachstelle LiVE (Liechtensteinische Aktenver­ waltung) ist für die fachlichen Grundlagen der Führung Altersstufen (neue Fälle) 2020 2019 2018 und Verwaltung von Geschäftsunterlagen der Landesver- waltung zuständig. Unter 10 Jahren 1 1 0 10 bis 17 Jahre 6 4 3 Archäologie 18 bis 29 Jahre 10 15 8 30 bis 64 Jahre 32 26 30 Aufgaben Über 64 Jahre 5 4 1 Die Archäologie erfüllt mit den aktuell vorhandenen Ressourcen bestmöglich die gesetzlichen und völker- Finanzielle Hilfe (total) 2020 2019 2018 rechtlichen Verpflichtungen zum Schutz und Erhalt des kulturellen Erbes. Das Jahr 2020 verzeichnete trotz der Unaufschiebbare und längerfristige Hilfe 8'790 21'860 5'850 Covid-19-Pandemie keinen Einbruch in der Bautätigkeit. Schadenersatz 0 0 0 Die archäologische Baubegleitung und die damit ver- bundene korrekte Datenerfassung ist eine zeitintensive Tätigkeit. Die Aufarbeitung vieler «Altlasten» ist parallel dazu nicht möglich.

Verwaltung Nach über drei Jahrzehnten engagierten Einsatzes für die Archäologie verabschiedete sich der langjährige Leiter Hansjörg Frommelt per 1. April in den wohlver- dienten Ruhestand. Per 1. Januar 2020 trat Sarah Leib seine Nachfolge an. Hansjörg Frommelt prägte seit den frühen 1980er-Jahren die Archäologie in Liechtenstein. Durch die überlappende Nachbesetzung gelang eine rei- bungslose Übergabe. Parallel dazu wurde am 1. Januar die Neubesetzung der Stelle für die Auswertung Projekt Bendern III durchgeführt. Als Verstärkung wurde der Archäologe Philipp Heidegger gewonnen. Er widmet ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

sich in einem Pensum von 50 Prozent der wissenschaftli- ab dem ausgehenden Mittelalter bis in die Zeit der Früh- | 151 chen Aufarbeitung der Ausgrabungen am Kirchhügel in industrialisierung erhalten haben, begleitete das Team Bendern in den Jahren 2015 bis 2019. Simon Kaufmann der Archäologie die Bauarbeiten intensiv. wurde nach seinem Ausbildungsabschluss als Eidge- Im Sommer 2019 wurde in Gamprin-Salums bei nössisch diplomierter archäologischer Grabungstechni- Forstarbeiten ein trocken gemauerter, zum Zeitpunkt ker übernommen. Die Durchführung einer Notgrabung der Auffindung mit zwei grossen Steinplatten verschlos- in Schaan, St. Peterplatz, erforderte erneut die befris­ sener Brunnen dokumentiert. Der trocken gemauerte tete Anstellung mehrerer archäologischer Fachkräfte. Schacht ist 5.3 m tief und weist einen Durchmesser von Zudem erhielten Praktikantinnen und Praktikanten 1 m auf. Da der Brunnen sehr gut erhalten ist, wollte die Chance, bei den archäologischen und anthropolo- die Gemeinde mit einer ansprechenden Gestaltung für gischen Arbeiten mitzuwirken und Berufserfahrung zu Besucher sichtbar machen. Die dafür notwendigen Bau- sammeln. Nicht zuletzt dank der Unterstützung mehre- arbeiten wurden von Januar bis Mai archäologisch be- rer Ferialmitarbeitenden gelang es, die aktuelle Ausgra- gleitet. bung sowie einige Altlasten aufzuarbeiten. Die Gemeinde Mauren stellte 2017 und 2018 ihr Neubauprojekt der Turnhalle und des Kindergartens Gesetzliche Grundlage öffentlich vor. In der Umgebung der mitten im Dorf­ Das am 1. Januar 2017 in Kraft getretene Kulturgüter- zentrum gelegenen Parzelle entdeckte man bereits in gesetz regelt den Schutz des kulturellen Erbes. Aus- der 2. Hälfte des 19. Jh. Funde aus der Urgeschichte und grabungen und die Verwendung technischer Hilfsmittel der römischen Zeit. Daher wurden vom 26. bis 28. Feb­ zum Absuchen des Untergrunds nach archäologischen ruar zur Abklärung des Schichtaufbaus auf der Parzelle Objekten bedürfen einer Genehmigung des Amts für archäologische Sondierungen durchgeführt. Unter dem Kultur. Werden Bodenfunde bei Bautätigkeit freigelegt, Humus kamen vor allem geologische, natürlich entstan- sind die Arbeiten unverzüglich einzustellen. Die Fund- dene nacheiszeitliche Schichten wie Löss und Moräne stelle darf nicht verändert und die Entdeckung muss zum Vorschein. Hingegen in der Nordwestecke der Par- dem Amt für Kultur gemeldet werden. Bewegliche Ge- zelle waren knapp 1 m unter dem modernen Gehniveau genstände von historischem Wert sind Eigentum des Teile der Kellerräume der 1994 abgebrochenen Kaplanei Landes und sind dem Amt zu melden. Ein Entschädi- noch vorhanden. Während der Baggerarbeiten wurde gungsanspruch besteht nicht. Der Archäologische Peri- der gesamte Grundriss mit bis zu rund 1 m hohen Mau- meter ist behördenanweisend. Er dient der frühzeitigen ern freigelegt. Die vorhandenen Keramik- und Glasfrag- Koordination von archäologischen Untersuchungen und mente sowie Ziegelbruchstücke datieren ins 19. / 20. Jh. Bauarbeiten. Er ist über das Geodatenportal der Lan- Peter Rheinberger übergab am 5. November der desverwaltung abrufbar, soweit er die Flächen des Bau- Archäologie eine Sammlung aus sieben Tonmodeln. gebiets betrifft. Er fand diese in einer Kiste im Torkel im Roten Haus (­Vaduz). Sie dürften für die Herstellung von Wachs­ Bauüberwachung / Archäologische Notgrabungen / bildern eingesetzt worden sein. Eines der Model trägt Archäologischer Perimeter auf der Rückseite die Jahreszahl 1809. Die Anzahl der geprüften Baugesuche (211) ist im Ver- gleich zu den Vorjahren leicht gesunken. Bei 183 Pro- EDV-Projekte und Bibliothek jekten erfolgte eine Kontrolle der Aushubarbeiten. Dank Die archäologisch erfassten Daten der Bauüberwa- der guten Zusammenarbeit mit Architekten und Unter- chung und der Notgrabung wurden in der Fachdaten- nehmern in den letzten Jahren ist die Bereitschaft zur bank IMDAS erfasst. Die Zusammenarbeit mit dem Amt Meldung hoch. 23 Bauvorhaben lösten archäologische für Informatik und den Partnern in Graubünden, Zürich Massnahmen aus. Davon befanden sich 11 Fundstellen und im Thurgau bewährt sich. Als fünfter Partner wurde ausserhalb des Archäologischen Perimeters. im Berichtsjahr die Stadtarchäologie Zürich gewonnen. Von Mai bis November fand in Schaan, St. Peterplatz, Im Dezember wurde ein Assessment der Datenbank in eine Notgrabung statt. Diese konnte dank der Mithilfe Zusammenarbeit mit der AdNovum Informatik AG er- eines befristeten archäologischen Ausgrabungsteams folgreich abgeschlossen. Als Weiterentwicklung ist durchgeführt werden. Die Grabungen brachten 25 früh- eine webbasierte Version geplant. Digitale Dokumente bis hochmittelalterliche Bestattungen sowie römische, werden in das Programm IMS aufgenommen, das rund eisen- und bronzezeitliche Befunde und Funde zutage. 63'800 Bilder und Pläne umfasst. Der archäologische Hotspot Triesen stand auch im Im Dezember erfolgte der Auftakt zur digitalen Berichtsjahr wieder im Fokus der Bauüberwachung. Akten­verwaltung im Amt für Kultur. Der Prozess soll in Im unteren Teil der Dorfstrasse wurden zwischen Mai Zusammenarbeit mit dem Amt für Informatik und der und November des Berichtsjahrs neue Werkleitungen Fachstelle LiVE bis Sommer 2021 abgeschlossen sein. erstellt. Dabei kamen neben vor allem neuzeitlichen Die Bucherfassung der archäologischen Fachbiblio- Funden über 40 Fundamentmauern, z. T. mit dazugehö- thek erfolgte durch eine Bibliothekarin der Universität rigen Böden zum Vorschein. Da sich hier Gebäudeteile Liechtenstein im Auftragsverhältnis. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

152 | Restaurierungslabor Illegale Grabungen Die Arbeiten im Restaurierungslabor waren vor allem Wie bereits in den Vorjahren wurden auch im Jahr 2020 geprägt durch die Erfassung und Konservierung von mehrere archäologisch bedeutende Fundstellen gezielt Frischfunden der laufenden Notgrabung in Schaan, kontrolliert. Mit der Landespolizei wird eine sehr gute St. Peterplatz. Die im Labor eingetroffenen Objekte Zusammenarbeit gepflegt. wurden zuerst fotografisch dokumentiert und in der Da- tenbank IMDAS aufgenommen. Die notwendigen Kon- Öffentlichkeitsarbeit servierungs- und Restaurierungsarbeiten der ­Eisen- Über die aktuellen Notgrabungen und Projekte erfolgte und Buntmetallgegenstände fanden im Anschluss statt. regelmässig eine Berichterstattung in den Medien. Die Eine besonders reizvolle Aufgabe stellte die mecha- Archäologie ist an der internationalen archäologischen nische Freilegung einer spätbronzezeitlichen Sichel dar, Wanderausstellung zum Thema «Mittelalter am Boden- die erste ihrer Art in Liechtenstein. see. Wirtschaftsraum zwischen Alpen und Rheinfall» beteiligt. Sie stellte liechtensteinischen Leihgaben zur Anthropologie Verfügung und verfasste zwei Beiträge für den Begleit- Die anthropologische Auswertung der bronzezeitlichen band. Gräber aus Mauren und Triesen ist nahezu abgeschlos- In dem am 4. März erschienen Dokumentarfilm sen. Im Rahmen der Aufarbeitung prähistorischer Ske- «Entdeckung einer Landschaft» leistete die Archäolo- lette aus Liechtenstein wurden jene aus Ruggell un- gie ebenfalls einen Beitrag. Für die Beantwortung der tersucht, die man bereits 1961 «Unterm Wissa Stein» darin gestellten Fragen: Wie wird die Landschaft vom freigelegt hat. Die Bearbeitung und Manuskripter- Menschen genutzt und gestaltet und wohin führt in Zu- stellung der Gräber vom Kirchhügel in Bendern­ ist im kunft die Reise? trug die Archäologie mit ihren Quel- Gange. Im Hinblick auf die internationale Sonderaus- len v. a. für die Urgeschichte einiges bei. Um zukünftige stellung über das Mittelalter im Bodenseeraum wurde Generationen und die Zusammenarbeit mit angehenden mit der Auswertung der Skelette des spätmittelalter- Architektinnen und Architekten ging es bei einer Ring- lichen Friedhofs der Kapelle St. Florin in Vaduz begon- vorlesung an der Universität Liechtenstein. An zwei nen. Terminen im Mai hatte die Archäologie die Möglichkeit, Von August bis September war ein Anthropologie- den Blick der Studierenden auf historisches Kulturgut student (im Rahmen eines Ferialpraktikums) mit der zu lenken und für die Anliegen zu sensibilisieren. Zur Reinigung der Bestattungen von Schaan, Friedhof und Bewusstseinsbildung tragen ferner Geschichtslern- St. Petersplatz, und der Erfassung der Datenblätter der pfade wie jener am Schellenberg bei, bei dem histo- Grabung Vaduz, Florinsgasse, beschäftigt. Von Oktober rische und archäologische Themen von der Steinzeit bis bis November inventarisierte eine Archäologiestudentin heute vermittelt werden. Im Rahmen des Tags des Denk- im Rahmen ihres Berufspraktikums die Skelettreste der mals am 5. / 6. September, der im Zeichen des 150. Ge- Grabungskampagnen Vaduz Florinsgasse, erfasste die burtstags von Egon Rheinberger stand, bot das Amt für Resultate in der Datenbank SPATZ 2 / IMDAS und reini- Kultur mit einer Ausstellung, Lesungen und einer Film- gte die Bestattungen Schaan, St. Peterplatz als Vorbe- präsentation den Interessierten eine breite Palette an reitung für die Auswertung und Archivierung. Veranstaltungen an. Die Archäologie vermittelte durch Führungen und einer kleinen Ausstellung die Wichtig- Auswertungen und Publikationen keit dieses für Liechtenstein und darüber hinaus so be- Das Lektorat und Layout zum Manuskript der Glas-, deutenden Fundplatzes. Metall- und Ofenkeramikfunde des Kirchhügels in Ben- dern ist abgeschlossen. Die Publikation ist in Druck. Im Denkmalpflege Frühjahr des Berichtsjahrs wurde der Artikel «Das früh- und hochmittelalterliche Gräberfeld auf dem «Runda Schwerpunkte Böchel» in Balzers, Fürstentum Liechtenstein eine ver- Die Abteilung Denkmalpflege erarbeitete auf Grund- gleichende anthropologische Untersuchung» im Bulle- lage des Kulturgütergesetzes (KGG) im Einmannbetrieb tin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie praktikable Lösungen für Erhalt, Pflege und Nutzung publiziert (peer review). Ebenso gelang in Zusammen- der Baudenkmäler, begleitete etliche Baumassnahmen arbeit mit dem Schulamt der erfolgreiche Abschluss an Denkmalschutzobjekten und wachte über die geneh- der Lehrmittelreihe mit der Publikation «Steinzeit und migten Subventionsbeiträge. Zahlreiche Kulturgüter Bronze­zeit». konnten restauriert, unter Schutz gestellt oder gar vor Für das Jahrbuch der Gesellschaft Archäologie dem Abbruch gerettet werden. Schweiz erfassten Mitarbeitende Berichte über die Konkret konnten u. a. die jeweils umfangreichen In- Fundereignisse des Berichtsjahres. In den Informa­ standsetzungs- und Umbaumassnahmen des Bahnhofs tionsblättern von Triesen und Schaan sind kurze Bei- Schaan-Vaduz mit Stationsgebäude und Frachtenma­ träge über die Ergebnisse der Bauüberwachung und gazin in Schaan (Gesamtsanierung und Umnutzung), der Not­grabungen in diesen Gemeinden erschienen. Pfarrkirche St. Joseph in Triesenberg (Instandsetzung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Aussenfassaden und Dachdeckungen), des Küefer-Mar- Nutzungsstudien, Restaurierungskonzepte, | 153 tis-Huus in Ruggell (Restaurierung Aussenfassaden), Baugesuchsprüfungen der Evangelischen Kirche im Fürstentum Liechtenstein Zahlreiche Sanierungs- und Nutzungskonzepte für (Instandsetzung Eternitdach), der Pfarrkirche St. Lau- Denkmalschutzobjekte und mobile Kulturgüter wurden rentius in Schaan (Fassadenrestaurierung Sockel­ bearbeitet und rund 70 Abbruch- und Baube­gehren bereich Eingangshalle), des Verwalterhauses beim wurden im Rahmen der Baugesuchsprüfungen nach Anwesen Stein Egerta in Schaan (Instandsetzung und denkmalpflegerischen Kriterien beurteilt. Gegen 120 Umnutzung) sowie der diversen Gebäude des ehema- Bauberatungen zu erhaltens- und schutzwürdigen Ge- ligen Kraftwerks der Spinnerei Jenny & Spoerry beim bäuden und über 50 Baukontrollen bei Denkmalschutz- Spoerry-Weiher unterhalb des Wildschlosses in Vaduz objekten reizten die personellen Ressourcen vollends (Instandsetzung Aussenfassaden und Wasserspeicher) aus. Es wurden zahlreiche Stellungnahmen zu neuen fertig gestellt werden. Bauordnungen, Ortsbildinventarisationen, Zonenplan- Fachlich begleitet oder vorbereitet wurden ferner revisionen, neuen Richtplänen einzelner Gemeinden die Instandsetzungsmassnahmen auf Burg Gutenberg sowie zu Umweltverträglichkeitsberichten abgegeben. in Balzers, zum Kunstraum im Engländerbau in Vaduz Namentlich zu erwähnen ist auch die aktive Mit- sowie die weitere Planung zur Instandsetzung und Er- wirkung der Denkmalpflege bei der Vorbereitung und weiterung des Seminarzentrums Stein Egerta in der Jurierung des Studienwettbewerbs zur Restaurierung ehemaligen Villa Ruscheweyh in Schaan (Tend und und Umnutzung der gemeindeeigenen Liegenschaft Haupthaus). Intensiv begleitet wurde die Projektierung Hintergass 35 / 37 in Vaduz sowie des Projektwettbe- der Restaurierungs- und Umnutzungsmassnahmen der werbs zur Erweiterung des denkmalgeschützten Gym- Hofstätte Hintergass 35 / 37 in Vaduz, welche künftig öf- nasiums Mühleholz (SZM I+II) in Vaduz. Für die neuen fentlich und für Ferien im Baudenkmal zur Verfügung Strassengeländer und Absturzsicherungen der Fürst- stehen soll. Zahlreiche weitere Sanierungen privater, Franz-Josef-Strasse bzw. der alten Schlossstrasse zum landes- und gemeindeeigener Häuser wurden einge- Fürstlichen Schloss entwickelte und bemusterte die leitet oder abgeschlossen. Intensiv setzte sich die Denk- Denkmalpflege zusammen mit dem Amt für Bau- und malpflege auch im Berichtsjahr für die weitere Zukunft Infrastruktur (Infrastruktur Betrieb / Werkhof Vaduz) der denkmalgeschützten Dampflokomotive der Fürst- eine zeitgemässe Lösung, die der grossen Bedeutung lich Liechtensteinischen Eisenbahn Romantik-Stiftung der Schlosszufahrt Rechnung trägt. ein, trotz neuer Interessenten konnte indes noch keine Schliesslich konnte dank der Mitwirkung der Denk- abschliessende Lösung gefunden werden. malpflege nach etlichen Jahren auch eine Lösung für die Bei den beweglichen Kulturgütern kann auf die Nutzung und Restaurierung des denkmalgeschützten ­Begleitung und Subventionierung der Restaurierungs- Hagen-Hauses in Nendeln gefunden werden. So wird massnahmen bei der Barockorgel der Evangelisch-­ auf Initiative der Stiftung Hagen Haus bis 2024 die In- Lutherischen Kirche in Vaduz (neue Ornamentver- ternationale Musikakademie ihre Ausbildungsstätte für goldung) sowie der historischen Holzskulpturen (Hl. hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker im denk- Johannes; Hl. Paulus; Hl. Antonius; Hl. Josef; Kreuzi­ malgeschützten Haus samt Konzertsaal im ehemaligen gungsgruppe mit Christus, Maria und Hl. Johannes; Ökonomiebau beziehen können. Herz Jesu; Hl. Nikolaus von der Flüe) der Pfarrkirche St. Laurentius in Schaan verwiesen werden. Forschung, Inventarisation, Dokumentation Im Berichtsjahr waren wiederum zahlreiche Hand- Im Rahmen des Dokumentationsauftrags wurden fol- änderungen an Denkmalschutzobjekten und Gesuche gende baugeschichtliche Gutachten, Baudokumenta- zu baulichen Veränderungen zu behandeln. tionen und dendrochronologische Analysen in Auftrag gegeben und erstellt: Unterschutzstellungen – Balzers: Doppel-Wohnhaus und Stallscheune, Unterschutzstellungen von Kulturgütern erfolgten im Gässle 6 Berichtsjahr keine, indes konnten Liegenschaften in – Eschen: Wohnhäuser und Stallscheunen, Vaduz und Triesenberg im Sinne einer Registrierung Bongerten 4 / 6 in das Kulturgüterregister aufgenommen werden. Die – Eschen: Wohn- und Gewerbehaus, St. Luzi-Strasse 16 Zukunft des letzten Schaaner Torkels als liechtenstei- – Eschen: Wohnhaus, St. Martins-Ring 1 nisches Kulturgut (Gebäude und Presse) konnte im Be- – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Dorfstrasse 53 richtsjahr gesichert werden. Die Aufnahme des «Mad- – Triesen: Wohnhaus / Metzgerei, Dorfstrasse 9 leni-Hus» in Triesenberg in das Kulturgüterregister ist – Triesenberg: Wohnhaus mit Stallscheune und Schrei- trotz erfolgtem und positiven Studienauftrag zur Dorf- nerwerkstatt, Bühelstrasse 50 zentrumsentwicklung noch ausstehend. Auch konnte – Triesenberg: Hütte Nr. 144, Grosssteg 93 die Unterschutzstellung der Hofstätte Landstrasse 271 – Triesenberg: Hütte Nr. 134, Grosssteg 118 in Triesen im Berichtsjahr noch nicht umgesetzt wer- – Triesenberg: Berghaus, Machamguadstrasse 2 den. – Schaan: Wohn- und Geschäftshaus, Landstrasse 43 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

154 | Für die Erfassung und Aktualisierung der Inventar- Die jährliche Verlustbilanz zeigt, dass in den letzten daten in der Denkmalverwaltung «GemDat» musste zwei Jahrzehnten über 380 erhaltens- oder gar schutz- aufgrund der knappen Personalressourcen auf externe würdige Häuser abgebrochen worden sind. Die histo- ­Unterstützung zurückgegriffen werden. Dies galt auch rische Bausubstanz Liechtensteins ist dadurch weiter für die Aufnahme des Bibliothekszuwachses in die elek- dezimiert worden. tronische Datenbank ALEPH. Für das neue Kulturgüterregister wurden die Inven- Öffentlichkeitsarbeit tarisationsarbeiten in den Gemeinden Eschen-Nendeln Aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten mit einer und Gamprin-Bendern durchgeführt und als neue Da- Ausnahme der Führung zum denkmalgeschützten An- tenbanklösung «ArtPlus Denkmalpflege» evaluiert. wesen Stein Egerta in Schaan (in Zusammenarbeit Unter Federführung der Denkmalpflege konnte mit- mit der Erwachsenenbildung Stein Egerta) die aktiven tels einer befristeten Anstellung die Erfassung und di- Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit allesamt abgesagt gitale Inventarisierung des bildnerischen Werks der be- werden. Das Konzept für eine verstärkte Öffentlich- kannten Liechtensteinischen Künstlerin Evi Kliemand an keitsarbeit via Sozialer Medien konnte dafür weiter vo- die Hand genommen werden. Die Erstellung dieses wis- rangetrieben werden. senschaftlichen Inventars zu Werk und Werknachlass Der Leiter der Denkmalpflege vertritt Liechtenstein der im Bild- sowie im Textschaffen tägigen Künstlerin als Delegierter an den Sitzungen des Direktionskomi- umfasste die EDV-gestützte Inventarisation und Doku- tees für Kultur, kulturelles Erbe und Landschaft (CD- mentation zu Erstellung und Entstehungsgeschichte, zu CPP) des Europarats. Die Konferenzen fanden in diesem Herkunft und Erwerb der Sammlungsstücke sowie die Jahr ausschliesslich online statt. Zudem ist er Mitglied Sammlung von Informationen und Forschungsergeb- zahlreicher Gremien, z. B. des interdisziplinären Koor- nissen mit dem Ziel des Überblicks über alle Bestände. dinationsgremiums des Schweizerischen Bundesamtes In kürzester Zeit konnten modellhaft rund 1'000 Daten- für Umwelt BAFU zum «Erdbebenschutz von kultur­ sätze zu Malerei, Grafik und Zeichnung erstellt werden. historisch bedeutenden Mauerwerksbauten» oder der Die Arbeit ist indes noch nicht abgeschlossen, liefert «Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und aber wichtige Erkenntnisse für die Diskussion zum Um- Denkmalpfleger KSD». Er ist auch Stiftungsrat in der gang mit Künstler- und Sammlernachlässen. «Stiftung Sommerlad».

Verlustbilanz: Abbrüche 2020 Kulturgüterschutz (KGS) Im Berichtsjahr konnten wiederum einige kulturge- Gemäss dem seit 1. Januar 2017 in Kraft gesetzten Kul- schichtlich und ortsbaulich wichtige Zeugnisse der liech- turgütergesetz (KGG) ist das Amt für Kultur für den tensteinischen Bau- und Siedlungsentwicklung nicht vor Kulturgüterschutz bzw. den Schutz von Kulturgütern dem Abbruch bewahrt werden. Nachfolgende Bauten bei Schadensereignissen verantwortlich. Dieser Schutz mussten zum Abbruch freigegeben werden, wobei nicht umfasst alle Massnahmen, die geeignet sind, die schädi- alle Gebäude im Berichtsjahr abgerissen wurden: genden Auswirkungen eines Ereignisses zu verhindern – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Elgagass 10 und Schäden bei Interventionen zu mindern. Zusam- (erbaut 2. Hälfte 19. Jh.) men mit einem externen Partner wurden bereits 2018 – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Elgagass 12 erstmals die strukturellen, operativen und rechtlichen (erbaut Mitte 19. Jh.) Instrumente für einen einsatztauglichen Kulturgüter- – Balzers: Wohnhaus und Stallscheune, Stadel 35 schutz in Liechtenstein entwickelt. In zahlreichen Work- (erbaut 1924) shops mit Kulturguteignern, diversen Kulturgutinstitu- – Eschen: Wohnhaus und Stallscheune, St. Marins- tionen und Einsatzkräften wurden deren Erfordernisse Ring (erbaut 1888 / 89) bezüglich Notfallplanung und Katastrophenschutz er- – Ruggell: Wohnhaus und Stallscheune, Unterdorf­ arbeitet. Diese Vorarbeiten mündeten im Entwurf einer­ strasse 7 (erbaut 16. Jh., Translozierung 1748 / 49) pragmatischen und den liechtensteinischen Verhält- – Schaan: Restaurant und Hotel Linde, Feldkircher nissen optimal angepassten Kulturgüterschutz-Verord- Strasse 1 (erbaut 1889 / 90) nung (KGSV) zum bestehenden Gesetz. – Triesen: Wohnhaus / Metzgerei, Dorfstrasse 9 Im Rahmen der Budgetdebatte 2021 genehmigte (erbaut 1799 bzw. umgebaut 1950) der Landtag schliesslich eine neue 100 %-Stelle für eine – Triesenberg: Hütte Nr. 134, Grosssteg 118 Fachperson Kulturgüterschutz. Die Stelle konnte Ende (erbaut 1847) Jahr öffentlich ausgeschrieben werden. – Vaduz: Wohnhaus und Werkstatt, Fürst-Franz-Josef- Strasse 50 (erbaut 1921 bzw. 1931) Europa-Tag des Denkmals – Vaduz: Wohnhäuser, Heiligkreuz 24 / 26 / 28 Der 28. Europa-Tag des Denkmals in Liechtenstein (erbaut um 1900 bzw. 1954) stand ganz im Zeichen des 150. Geburtstags von Egon – Vaduz: Wohnhäuser (ehem. Ferienhäuser), Kirch- Rheinberger und fand unter dem Titel «Egon Rheinber- strasse 71 (erbaut 1934) ger (1870-1936) – Leben und Werk auf Burg Gutenberg» ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

in Balzers statt. Zur feierlichen Eröffnung konnte Regie- – drei Monate – Abbruch notwendig). Den Stipendiaten | 155 rungsrätin Dr. Katrin Eggenberger zusammen mit dem in Berlin konnte die Möglichkeit geboten werden, den Balzner Vorsteher Hansjörg den neuen Egon-Rheinber- abgebrochenen bzw. nicht angetretenen Aufenthalt im ger-Weg einweihen. Der bisher namenlose Fussweg Folgejahr nachzuholen. vom Gemeindezentrum mit Kirche und altem Gemein- dehaus bis zum Burgweg trägt nun den Namen des Liechtensteiner BuchBar 2020 grossen Künstlers, Bildhauers und Architekten. Die Trägerschaft «BuchBar», zu der auch das Amt für In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Balzers prä- Kultur zählt, war im Berichtsjahr in ihren Aktivitäten sentierte das Amt für Kultur mit seinen Abteilungen stark eingeschränkt. Mit viel technischem Aufwand Denkmalpflege, Archäologie und Landesarchiv am konnte am 10. November die Veranstaltung «Wer das ­Wochenende vom 5. / 6. September 2020 Leben und Netz hat, hat die Macht» mit einer LiVE-Zuschaltung Werk Rheinbergers, welcher die Burgruine 1905 er- von Ingrid Brodnig aus Wien als Livestream durchge- worben und nach eigenen Plänen wieder aufgebaut hat. führt werden. Unter Anwendung eines entsprechenden Schutzkon- zepts aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten Füh- Wettbewerb «Schönste Bücher aus Liechtenstein rungen in kleinen Gruppen durch die Burganlage und 2020» zur Archäologie sowie eine Ausstellung angeboten wer- Für die Jurierung der schönsten Bücher aus Liechten- den. Am Sonntagvormittag fand im Innenhof der Burg stein 2020 wurden 34 Publikationen eingereicht. Die eine Denkmalpflege-Matinée mit der Lesung von Enkel Jury hatte einmal mehr nicht den Inhalt, sondern das Hansjörg Rheinberger und seiner soeben neu erschie- vorbildlich gestaltete Buch zu beurteilen. Massgebend nenen Publikation zur Italienreise Egon Rheinbergers für die Beurteilung sind daher insbesondere die Idee und statt. Über 350 Interessierte haben die kulturellen An- Konzeption, die grafische Gestaltung, die Typografie, gebote der Denkmalpflege insgesamt wahrgenommen. die Qualität des Druckes, die Qualität des Einbandes, die verwendeten Materialien und der Gesamteindruck. Da- Kulturschaffen bei erhielten die Publikationen «Die wesentliche Eigen­ art aber liegt in der Blüte», «Häuser der schlafenden Aufgaben Gedichte» sowie «Hilti Art Foundation. Die Sammlung. Die Abteilung Kulturschaffen im Amt für Kultur ist eine Band 1 und Band 2» eine Auszeichnung und sind damit Koordinationsstelle für kulturelle Anliegen und ist für berechtigt, den Titel «Schönste Bücher aus Liechten- die Organisation und Durchführung kultureller Projekte stein, Auszeichnung 2020 zu führen». Zudem erhielten zuständig. die Publikationen «Upcycling – Wieder- und Weiterver- wendung als Gestaltungsprinzip in der Architektur», Atelierstipendien in Berlin und Rom «Vom Ziergarten zum Lebensraum – Kleines Praxis- Das Liechtensteiner Künstleratelier in Berlin erfreut buch für eine naturnahe Gartengestaltung» sowie «matt sich seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 grosser Beliebt- mullican (aus der sammlung 06)», «pamela rosenkranz heit. Diese Freude war auch im Berichtsjahr bei den (aus der sammlung 07)» und «bruno kaufmann (aus der Stipendiaten spürbar, welche ihren Aufenthalt anfangs sammlung 08)» als Reihe «Aus den Sammlungen» des Januar antraten. Aufgrund einer Absprache mit dem Kunstmuseums Liechtenstein von der Jury eine lobende Kanton St. Gallen kommt es zudem jedes zweite Jahr zu Anerkennung. einem Atelieraustausch, was bedeutet, dass Liechten- steiner Stipendiaten für drei Monate in Rom verweilen Jugend und Musik und umgekehrt die St. Galler in Berlin. So erfolgte an- Mit der Kick-Off-Veranstaltung vom 29. Januar konnte fangs März auch der Einzug im St. Galler Atelier in Rom das Programm Jugend und Musik in Liechtenstein offi­ durch Liechtensteiner Stipendiaten. ziell lanciert werden. Es war geplant, den Schwerpunkt Die Entwicklungen in Zusammenhang mit der Covid- im ersten Jahr auf die Ausbildung von J+M Leiterinnen 19-Pandemie in Italien und Deutschland wurden mit viel und Leitern zu legen. Diesbezüglich war auch vorge- Aufmerksamkeit verfolgt und mit den Stipendiaten ein sehen, am 6. Juni eigens ein Ausbildungslehrgang in enger Austausch gepflegt. Die Situation führte letztend- Vaduz anzubieten. Aufgrund der Covid-19-Pandemie lich im ersten Halbjahr zum Abbruch, zur Heimreise und musste ­allerdings darauf verzichtet werden. Generell freiwilligen Quarantäne. führten die Covid-19-Massnahmen zu einer Verzöge- Die Stipendiaten im Liechtensteiner Künstleratelier rung in der Umsetzungsplanung. in Berlin waren im Berichtsjahr Eliane Schädler und Adam Vogt (Bildende Kunst – sechs Monate – Abbruch Covid-19-Hilfe für Kulturbetriebe und Kultur­ notwendig), Nancy Barouk-Hasler (Literatur – drei Mo- schaffende nate – auf 2021 verschoben), Ursula Wolf (Bildende Das Berichtsjahr hat auch im Kulturbereich seine Spu- Kunst – drei Monate – durchgeführt) und für das St. Gal- ren hinterlassen und Kulturbetriebe sowie Kulturschaf- ler Atelier in Rom Klara und Ewald Frick (Bildende Kunst fenden in eine schwierige Situation gebracht. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

156 | Mit der Hilfeleistung durch die Beratung und Ver- Die «Kommission Kultur der Internationalen Boden- mittlung der Unterstützungsprogramme im Rahmen seekonferenz (IBK)» konnte im Berichtsjahr die Vergabe von «Wirtschaftshilfe auch für Kultur» erhielt das Amt der Förderpreise organisieren, auf die Durchführung für Kultur von der Regierung eine zusätzliche Aufgabe, des geplante Kulturforums hingegen musste verzichtet die sich für den Kulturbereich als sehr wichtig erwies. werden. Die Organisation der Förderpreisvergabe ob- Insbesondere wurde es dem Amt möglich, eingehende lag dem Land Vorarlberg. Es wurden Preise zu je CHF Gesuche zur Ausrichtung von Beiträgen gemäss Regle- 10'000 in der Sparte «Kuratieren» vergeben, wobei ment «Ausrichtung von Unterstützungsbeiträgen im Be- Liechtenstein als IBK-Mitglied zwei Kandidatinnen bzw. reich Sport, Bildung und Kultur in Zusammenhang mit Kandidaten sowie ein Jurymitglied nominieren konnte. den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus» zu prüfen Der Verein Schichtwechsel überzeugte die Jury mit sei- und Beiträge zu gewähren. Insgesamt konnten so rund ner Arbeit und wurde zu einem der sieben Preisträger CHF 145'000 an 18 antragstellende Organisationen aus- bestimmt. bezahlt werden. Zudem initiierte und organisierte das Amt für Kultur Landesarchiv im Sommer 2020 in Kooperation mit der Kulturstiftung Liechtenstein das Projekt KULTURKANAL. Eingeladen Schwerpunkte wurden professionelle bildende Kunstschaffende, je Ein Meilenstein war der Abschluss des Soll-Konzepts ein Werk zum Thema «Solidarität» für die eine Plakat- digitales Archiv, welches in Workshops mit externer aktion zur Verfügung zu stellen. Die Plakataus­stellung Begleitung erarbeitet wurde. Der Ausbau des Bewer- auf dem Peter-Kaiser-Platz in Vaduz dauerte vom tungsmanagements schreitet stetig voran. Zudem wur- 16. Juli bis 27. August und zeigte Werken von 54 bilden- den mehrere Altbestände verzeichnet. Die Scanprojekte den Kunstschaffen aus und in Liechtenstein. Nebst der Plan- und Kartensammlung sowie Bildsammlungen ­finanziellen Unterstützung war es mit dem Projekt auch wurden fortgesetzt. Die Archivdatenbank erfuhr eine möglich, das aktuelle bildende Kunstschaffen mass­ Überarbeitung und ist in der neuesten Version zugäng- nahmenkonform zurück in die öffentliche Wahrneh- lich. Die Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit mung zu bringen. der Erwachsenenbildung Stein Egerta Anstalt wurde weiter ausgebaut. EEA Grants Der EEA-Grants-Koordinator Arno Oehri vermittelte als Liechtensteiner Koordinator im zweiten Jahr seiner ­Tätigkeit zwischen eingehenden Projektanfragen von Gesuchstellern aus den Empfängerländern mit mög- lichen Projektpartnern in Liechtenstein. Zudem plante er die Durchführung eines Treffens in Liechtenstein. Dieses wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie in Eu- ropa abgesagt und in der Folge online durchgeführt. Trotz der Einschränkungen im Berichtsjahr hat sich der Nutzen eines Koordinators als direkten Ansprech­ partner als grosser Vorteil für die Partizipation an den von Liechtenstein mitfinanzierten EEA Grants erwiesen.

Arbeitsgruppen und Kommissionen Mit dem Spielzeitmotto «Die Welt ist oder ich verrückt» hat sich das TAK für die Spielzeit 2019 / 2020 viel vor- genommen und ein künstlerisch gehaltvolles Programm vorbereitet. Zumindest ein Teil der Veranstaltungen konnte dann unter vielen Vorsichtsmassnahmen durch- geführt werden, vieles musste aber abgesagt und wenn möglich umgebucht werden. Auch die geplanten An- lässe zum Jubiläum 50 Jahre TAK wurden aufgrund der Covid-19-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen. Die «EFTA-Working Group On Cultural Affairs» setzte im laufenden Jahr insbesondere mit der allfälligen Beteiligung an der neuen EU-Programmrunde «Creative Europe Programme (2021 to 2027)» auseinander. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Die wichtigsten Kenndaten | 157

2020 2019

Personal Anzahl bewilligte Stellen 6 6 Anzahl fest angestellte Personen 6 7

Gesamtumfang des Archivs Gesamtumfang des erschlossenen Archivguts in Lfm 4'934 4'855 Zuwachs von im Berichtsjahr erschlossenem Archivgut in Lfm 79.12 46.00 Gesamtanzahl der Verzeichnungseinheiten 1'628'942 1'623'074 Anzahl der im Berichtsjahr neu erstellten Verzeichnungseinheiten 7'934 13'693 Zuwachs von im Berichtsjahr abgelieferten Unterlagen in Lfm 241 277 Lfm des im Berichtsjahr abgelieferten staatlichen Archivguts 33 104 Lfm des im Berichtsjahr abgelieferten privaten Archivguts 22 6

Benutzung Anzahl Benutzer vor Ort (ohne LLV) 121 129 Anzahl Benutzungstage (ohne LLV) 288 256 Bestellte Archivalieneinheiten (ohne LLV) 13'562 4'038 Anzahl Benutzer LLV 122 105 Anzahl Benutzungstage LLV 91 97 Ausleihen an die LLV 756 868 Schriftliche Auskünfte 376 257

Archivfachliche Beratungen Bei Amtsstellen 13 10 Bei Privaten 6 2

Sicherung, Konservierung Anzahl erstellter Mikrofilme 877 158 Anzahl Scans 152'781 571'213

Öffentlichkeitsarbeit Anzahl geführter Gruppen 1 7 Anzahl geführter Personen 6 98

Fachbereiche Gegenstand der Beratungen. Des Weiteren interessier- ten sich die Amtsstellen für den Umgang mit archivwür- Überlieferungsbildung digen Papierakten im Hinblick auf die Umstellung hin Das Landesarchiv übernahm im Berichtsjahr 33 Lauf- zur digitalen Aktenführung. meter staatliches Archivgut, unter anderem vom Ver- Auch im Berichtsjahr bedachte Prinz Emmeram waltungsgerichtshof, dem Staatsgerichtshof, der Re- von und zu Liechtenstein das Landesarchiv mit Schen- gierungskanzlei, dem Amt für Volkwirtschaft und der kungen von Fotos. Weitere Schenkungen Privater er- Berufsmaturitätsschule Liechtenstein. Zur reinen Auf- hielt das Landesarchiv unter anderem von der Interna- bewahrung wurden dem Archiv weitere 183 Laufmeter tionalen Rheinberger Gesellschaft, dem Liechtensteiner übergeben. Alpenverein, dem Hilfswerk Liechtenstein und von ver- Es fanden bei 13 Amtsstellen archivfachliche Bera- schiedenen Privatpersonen. Dazu zählt auch der Teil- tungen statt, die aufgrund der Covid-19-Pandemie teils nachlass Felix Schmid. telefonisch erfolgen mussten. Mehrheitlich handelte es Die Arbeitsgruppe zur Erstellung des Soll-Konzept sich um Bewertungen von angebotenen Unterlagen und digitales Archiv traf sich auch in diesem Jahr mit exter- deren fachgerechte Aufarbeitung für die Übernahme. ner Begleitung. Das Soll-Konzept wurde abgeschlossen. Ebenso waren die Aufbewahrungsfristen sowohl für Im Rahmen des Bewertungsmanagements den Aktenplan 1995 als auch für den Aktenplan 2018 wurden die Bewertungsmodelle Justizakten und ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

158 | Fachanwendungen abgeschlossen. Die gemeinsam mit Scans für Kunden fertigte der Technische Dienst auch dem Liechtensteinischen Entwicklungsdienst erarbei- Scans von grossformatigen Plänen für Amtsstellen an. tete Bewertungsvereinbarung enthält konkrete Bewer- Im Rahmen der Bestandserhaltung und der Siche- tungskriterien für dessen Unterlagen. rungsverfilmung erstellte der Technische Dienst 877 Mikrofilme. Mit dem Durchlaufscanner wurden 99'647 Erschliessung und Bestandserhaltung Scans angefertigt; mit den Aufsichtsscannern 5'231, Laufende Erschliessungsprojekte wie die Neuverzeich- davon 522 als Benutzeraufträge. Mit den Flachbett­ nung der Regierungsakten aus der zweiten Hälfte des scannern wurden 47'903 Fotos eingescannt, davon 576 19. Jahrhunderts und die Erschliessung von Akten des für Benutzer. Waldamtes wurden fortgesetzt. Bei der Erschliessung von Altbeständen ist der Bestand des Sicherheitskorps Öffentlichkeitsarbeit besonders hervorzuheben. Mit der Bereinigung des Aufgrund der Covid-19-Pandemie fand im Berichtsjahr Bestandes der Landtagsprotokolle und der Sammlung nur eine Führung mit sechs Personen statt. Auf Anfrage Rechtsvorschriften wurde begonnen. Die Erschlies- der PH Vorarlberg gestaltete das Landesarchiv eine sung der Fotosammlung Volksblatt konnte ebenso ab- Lehrerfortbildung. geschlossen werden wie die der Fotosammlung Adolf Die Zusammenarbeit mit der Erwachsenenbildung Buck. Des Weiteren wurden unter anderem erschlossen Stein Egerta Anstalt wurde fortgesetzt und das Angebot die Geburtenbücher des Landesspitals, die Vereins­ weiter ausgebaut. Der Kurs «Auch Privatarchive wollen archive Delta Club Vaduz und Liechtensteiner Alpen­ gepflegt werden» wurde erneut angeboten und von sie- verein, der Teilnachlass Felix Schmid so wie die Nach- ben Personen besucht. Ebenfalls sieben Personen nah- lässe Berthold Konrad und Alfred Hilbe. men am bereits etablierten «Handschriftenlesekurs: Im Sinne der Bestandserhaltung wurden 711 Mikro- deutsche Schreibschrift» teil. Neu im Programm war der filmduplikate erstellt. Mit der Restaurierung von Katas­ Kurs «Einstieg in die Archivarbeit», für den sich sechs terplänen begann ein auf mehrere Jahre angelegtes Personen interessierten. Die «Archivale des Quartals» ­Restaurierungsprojekt. In Zusammenarbeit mit der GBL widmete sich im Berichtsjahr den Themen «Das erste Gubler AG wurden Glasplatten, Negative und Dias der Postauto – die Geschichte des öffentlichen Verkehrs in Fotosammlung Foto Gross AG digitalisiert. 60 Lauf­ Liechtenstein», «Wie die Alp Sücka eine Triesenberger meter Regierungsakten konnten entmetallisiert und in Alp wurde», «Mädchen-Bürgerschule auf Gutenberg säurefreie Aktenumschläge umgebettet werden. – Die kurzlebigste Schule in der Geschichte Liechten- steins?» und «Die Volkszählung von 1950 und die Ge- Kundendienst und Bibliothek schichte der Statistik». An diesen Veranstaltungen nah- Im Berichtsjahr besuchten 121 Personen (ohne Landes- men jeweils bis zu zehn Personen teil. verwaltung) an 288 Benutzungstagen das Archiv. 13'562 Archivalien wurden im Benutzerraum vorgelegt. 756 Kooperationen ­Akten wurden an die Landesverwaltung ausgegeben. Forschungsschwerpunkte waren die Fürsorge in Gemeindearchive Liechtenstein seit dem späten 19. Jahrhundert, die struk- Der 24. Gemeindearchivtag musste aufgrund der Covid- turelle Entwicklung der liechtensteinischen Behörden­ 19-Pandemie ausfallen. Der Austausch mit den Gemein- organisation seit 1921 bis in die Gegenwart und die dearchiven erfolgte auf bilateralem Weg. liechtensteinische Aussenpolitik seit den 1950er-Jahren. Weitere Themen waren Leerstände in Liechtenstein, ein Josef Gabriel Rheinberger-Archiv Werkkatalog zu Ernst Sommerlad und der Leseverein Der für das Rheinberger-Archiv zuständige Mitarbeiter Triesen. Wie in jedem Jahr erforschten Genealogen ihre nahm als Vertreter des Archivs an drei Sitzungen der Familiengeschichten. Andere setzten sich mit der Aus- Internationalen Rheinberger Gesellschaft (IRG) teil und wanderung in die USA auseinander. unterstützte die IRG in organisatorischen und buchhal- Auch in diesem Berichtsjahr wurden für Illustra- terischen Fragen. Im Gegenzug erhielt das Rheinberger- tionen von Beiträgen in Zeitungen, Zeitschriften und Archiv die der IRG zugehenden Belegexemplare. In der Fachpublikationen zahlreiche Fotos angefragt. deutschen Fachzeitschrift «Musik in Bayern» erschien Es wurden vier Ausnahmebewilligungen zur Verkür- ein Beitrag des zuständigen Mitarbeiters über «Wid- zung der Sperrfristen gewährt. 376 Anfragen wurden mungen – ein Schlüssel zum Verständnis von Leben schriftlich beantwortet. und Werk des liechtensteinischen Komponisten Josef Gabriel Rheinberger». Technischer Dienst Die Scanprojekte Plan- und Kartensammlung sowie Fachschaft Geschichte des Liechtensteinischen Bildsammlungen wurden im Sinne des Kundenservices Gymnasiums und der Bestandserhaltung fortgesetzt. Das Scanprojekt Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnte im Berichtsjahr Staatsvertragssammlung wurde abgeschlossen. Neben kein Geschichtsunterricht im Landesarchiv stattfinden. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Stiftung Dokumentation Kunst in Liechtenstein Aktenplan | 159 Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Dokumentation Der Aktenplan ist die Grundlage für die Ablage aller Kunst in Liechtenstein ist seit 2005 mit Vertrag gere- ­geschäftsrelevanten Aufzeichnungen der Landesver- gelt. waltung. Der neue Aktenplan wurde im Berichtsjahr fertig erarbeitet und in Kraft gesetzt. Fachstelle LiVE Beratungen, Zusammenarbeit Ausbreitung LiVE Neben der Beratung der Amtsstellen zum Aktenplan und LiVE steht für die digitale Aktenverwaltung in der in den LiVE-Einführungsprojekten wurden weitere Anfra- Liechtensteinischen Landesverwaltung und wird als gen aus der Verwaltung und verwaltungsnahen Organisa­ verwaltungsübergreifendes Programm geführt. Im Be- tionen zu digitaler Aktenführung beantwortet. Einige LiVE- richtsjahr wurden in neun Amtsstellen LiVE-Projekte Amtsstellen haben bereits mit Optimierungsprojekten im gestartet. In zehn Amtsstellen konnten die LiVE-Pro- Bereich der digitalen Aktenverwaltung begonnen. jekte zum Abschluss gebracht und das digitale Akten- bearbeitungs- und -verwaltungssystem eingeführt wer- den. Die Fachstelle betreute alle Projekte fachlich und konzeptionell, insbesondere bei der Gestaltung der Staatsanwaltschaft künftigen Prozesse und organisatorischen Regeln. Für die Einführungen selber führte die Fachstelle jeweils Schulungen aller Mitarbeitenden durch. Zudem Leitender Staatsanwalt: Dr. Robert Wallner wurden Mitarbeitende mit besonderen Verantwortlich- keiten vertieft auf ihre Aufgaben vorbereitet. In der er- Im Berichtsjahr hat die Staatsanwaltschaft 3'050 neue sten Zeit nach der Einführung wurden die Amtsstellen Strafsachen und 273 neue Rechtshilfeersuchen bearbeitet. intensiv betreut und der Übergang in einen Tagesbe- Der Arbeitsanfall ist damit im Vergleich zum Jahr 2019, trieb begleitet. in welchem der höchste Anfall seit Bestehen der Staatsan- waltschaft verzeichnet worden war, zurückgegangen. Bei Schulungen den besonders arbeitsintensiven Verfahren wegen Verbre- chen und Vergehen, die mit einer sechs Monate überstei- Art Anzahl genden Freiheitsstrafe bedroht sind, ist der Anfall aller- dings um 32 Verfahren, das sind 5.39 %, gestiegen. Schulungen «Aktenverwaltung» für neue Mitarbeitende LLV 7 Schulungen LiVE-System 10 Fallzahlen Schulungen LiVE-System Refresher 1 Die Gesamtzahl der Straffälle gegen bekannte und un- Schulungen LiVE-System Administrator 6 bekannte Täter ist mit 3'050 im Vergleich zum Vorjahr um 217 Fälle gesunken. Dies entspricht einem Rückgang des Anfalls um 6.64 %. Der Gesamtanfall stellt sich im Betrieb und Weiterentwicklung LiVE-System Detail bei den einzelnen Verfahrensarten wie folgt dar: Der Betrieb der LiVE-Software wurde weitergeführt Der Anfall bei den Verfahren wegen Übertretungen und und ausgebaut. Die Fachstelle nahm dabei die Rolle der Vergehen ist von 2'419 im Jahr 2019 auf 2'211 zurück- Fachverantwortung für Weiterentwicklungen der Soft- gegangen. Bei den arbeitsintensiven Verfahren wegen ware wahr. Neuerungen wurden getestet und freigege- Verbrechen und Vergehen, die mit einer sechs Monate ben. So konnten im Berichtsjahr einige Schnittstellen übersteigenden Freiheitsstrafe bedroht sind, ist der An- freigegeben werden, welche zu einer effizienteren Ar- fall von 594 auf 626 gestiegen. Bei den Straffällen ge- beitsweise und verbesserten Nutzung durch die Mitar- gen unbekannte Täter sank der Anfall von 254 im Jahr beitenden beitragen. 2019 auf 213 im Berichtsjahr. Im Berichtsjahr sind 273 Ein reger Support von Benutzenden in der Bedie- Rechtshilfeersuchen aus dem Ausland eingegangen; nung und Optimierung der Anwendung wurde durch die das sind um 28 mehr als im Vorjahr. Fachstelle sichergestellt. Des Weiteren wurden Quali- Somit sind die Zahlen bei Übertretungen und klei- tätssicherungsmassnahmen im Datenbestand durchge- nen Vergehen und bei den Anzeigen gegen unbekannte führt. Täter zurückgegangen. Bei den arbeitsintensiven Ver- fahren wegen Verbrechen und schwerer Vergehen ist Amtssignatur und Scanning der Anfall aber um 32 Verfahren gestiegen. Ebenso Im Berichtsjahr begleitete die Fachstelle die Einführung sind etwas mehr Rechtshilfeersuchen eingegangen. der Amtssignatur. Das Projekt zur Einführung einer in- Insgesamt sind das unauffällige und übliche Schwan- tegrierten Scanning-Schnittstelle wurde von der Fach- kungen und es kann gesagt werden, dass die Arbeits- stelle ebenfalls intensiv mitbetreut. belastung unverändert hoch geblieben ist. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

160 | Im Berichtsjahr hat die Staatsanwaltschaft beim Anklageschriften (ST) Anzahl davon Fürstlichen Landgericht 31 Anklageschriften, 151 Straf- Haftfälle anträge und 1'001 Bestrafungsanträge eingebracht. In 19 Fällen wurde die Untersuchungshaft, in sieben Fällen Im Berichtsjahr neu eingebracht 31 6 die Ausschaffungshaft und in vier Fällen die Ausliefe- rungshaft verhängt, so dass im Berichtsjahr insgesamt 30 Haftfälle angefallen sind. Strafanträge (ST) Anzahl davon Staatsanwälte haben im Berichtsjahr insgesamt an Haftfälle 357 Verhandlungen oder Tagsatzungen vor dem Land- und Obergericht teilgenommen. Im Berichtsjahr neu eingebracht 151 4

Die Zahlen im Einzelnen: Straffälle (Geschäfte) im Anzahl davon Bestrafungsanträge (ST und SU) Berichtsjahr neu angefallen Haftfälle (Übertretungen und Vergehen mit Strafdrohung bis sechs Monate Freiheitsstrafe) Anzahl ST 626 19 Unter- suchungshaften Im Berichtsjahr neu eingebracht 1'001 UT 213 4 Ausliefe- rungshaft SU 2'211 7 Ausschaf- Einstellungen (ST und SU) Anzahl fungshaften § 1 Abs. 2 StPO 7 Gesamt 3'050 30 § 21 Abs. 2 und Abs. 3 StPO 7 § 22 Abs. 1 StPO 812 § 64 StPO 2 Straffälle ST gegen bekannte Täter (Geschäfte) § 42 StGB 46 (Vergehen mit Strafdrohung von sechs Monaten bis drei Jahre Freiheitsstrafe und Verbrechen) Anzahl Erledigungen anderer Art Anzahl Aus dem Jahre 2019 unerledigt übernommen 502 Im Berichtsjahr neu angefallen 626 § 283 und 294 StPO (Abbrechungen) 598 Gesamtzahl der Straffälle 1'128 Vereinigungen 121 Im Berichtsjahr von der StA erledigt 578 «X» andere Erledigungen 22 Unerledigt geblieben am 31. Dezember 2020 550

Rechtshilfeverfahren (RST) Anzahl Straffälle UT gegen unbekannte Täter (Vergehen mit Strafdrohung von sechs Monaten Anfall im Berichtsjahr 273 bis drei Jahre Freiheitsstrafe und Verbrechen) Anzahl

Aus dem Jahre 2019 unerledigt übernommen 65 Rechtsmittel (von StA eingebracht) Anzahl Im Berichtsjahr neu angefallen 213 Gesamtzahl der Straffälle 278 Berufungen 13 Im Berichtsjahr von der StA erledigt 212 Beschwerden 26 Unerledigt geblieben am 31. Dezember 2020 66 Revisionen 2 Revisionsbeschwerden 3 Einspruch gegen Strafverfügungen 1 Straffälle SU gegen bekannte und unbekannte Täter (Übertretungen und Vergehen mit Strafdrohung bis sechs Monate Freiheitsstrafe) Anzahl Justizverwaltungssachen (JV) Anzahl

Aus dem Jahre 2019 unerledigt übernommen 262 Anfall im Berichtsjahr 185 Im Berichtsjahr neu angefallen 2'211 Gesamtzahl der Straffälle 2'473 Im Berichtsjahr von der StA erledigt 2'220 Unerledigt geblieben am 31. Dezember 2020 253 ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Sonstige Geschäftsfälle (NST) Anzahl grosse Arbeitsanfall konnte nur durch überdurchschnitt- | 161 lichen Einsatz aller Mitarbeitenden bewältigt werden. Anfall im Berichtsjahr 74 Mitarbeit in Kommissionen und Arbeitsgruppen der Regierung Ersuchen um Übernahme der Strafverfolgung Anzahl Der Leitende Staatsanwalt, sein Stellvertreter und an- dere Staatsanwälte haben im Berichtsjahr in zahlreichen Im Berichtsjahr gestellt 16 Arbeitsgruppen mitgearbeitet. Unter anderem waren dies die Arbeitsgruppe PROTEGE (Geldwäscherei / Terrorismusfinanzierung / Prolieferationsverletzungen), Diversion die Gewaltschutzkommission, die Kommission für Im Berichtsjahr wurden 226 Diversionsangebote ge- Suchtfragen, die Fachgruppe Medienkompetenz und macht; das ist eine Erhöhung um zehn Fälle im Ver- der Runde Tisch Menschenhandel. Der Stellvertreter gleich zum Jahr 2019. Von diesen Diversionsangeboten des Leitenden Staatsanwaltes vertritt die Staatsanwalt- entfallen 140 auf Zahlung eines Geldbetrages, sechs schaft im Konsultativrat der Europäischen Staatsan- auf gemeinnützige Leistungen, 52 auf Einstellung nach wälte (CCPE). Einen beträchtlichen Arbeitsaufwand hat Ablauf einer Probezeit und 28 auf Durchführung eines die Mitarbeit der Staatsanwaltschaft bei der laufenden aussergerichtlichen Tatausgleichs. Insgesamt 127 Fälle 4. Runde der Länderprüfung Liechtensteins durch den konnten erfolgreich abgeschlossen werden. 70 Fälle sind Europarat (Moneyval) verursacht. noch pendent; von diesen entfallen jedoch 49 auf Ange- bote zur Einstellung nach Ablauf einer Probezeit, wel- Arbeitsübereinkommen und Zusammenarbeit mit che erfahrungsgemäss in den allermeisten Fällen eben- Eurojust falls erfolgreich abgeschlossen werden können. In 29 Gestützt auf das Abkommen über die Zusammenarbeit Fällen ist die Diversion aus unterschiedlichen Gründen zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und Eurojust gescheitert, beispielsweise weil das Angebot abgelehnt (LGBl 2013 Nr. 376, LR 0.351.6) und den Assoziierungs- wurde, Auflagen nicht eingehalten wurden oder der Ver- vertrag Liechtensteins zum Schengen-Abkommen sind dächtige erneut straffällig geworden ist. Bei der Abwick- bei der Staatsanwaltschaft im Berichtsjahr 19 Anfragen lung der Diversion, insbesondere bei der Durchführung über Eurojust und fünf über das Europäische Justizielle des aussergerichtlichen Tatausgleichs, wird die Staats- Netzwerk (EJN) eingegangen. Diese betrafen in 15 Fäl- anwaltschaft von der Bewährungshilfe unterstützt. len Fragen vor der Einreichung eines Rechtshilfeersu- chens, in acht Fällen die Nachfrage zu einem bereits Strafverfahren nach dem Betäubungsmittelgesetz gestellten Rechtshilfeersuchen (beispielsweise zum (BMG) Verfahrensstand) und in einem Fall wurde Liechtenstein Im Berichtsjahr wurden 216 Personen (2019 waren es zu einem Koordinationstreffen mit anderen Staatsan- 212), davon 52 Jugendliche und 164 Erwachsene, nach wälten am Sitz von Eurojust in Den Haag eingeladen. Im dem BMG angezeigt. 97 Anzeigen betreffen Vergehen Gegenzug wurde eine Anfrage an ausländische Kontakt- oder Verbrechen nach Art. 20 BMG und 202 Übertre- stellen gesendet. tungen (Konsum oder Handlungen zum Eigenkonsum) nach Art. 21 Abs. 1 BMG, wobei teilweise Personen we- Stellungnahmen zu Gesetzesvorschlägen und gen beider Tatbestände angezeigt wurden. Im Berichts- anderen Vorhaben der Regierung jahr wurden insgesamt 207 Verfahren nach dem BMG Die Staatsanwaltschaft hat zu folgenden Vernehmlas- endgültig erledigt (die Erledigungen betreffen neue sungsberichten der Regierung Stellungnahmen abge- und alte Verfahren), und zwar wie folgt: Vier Anklage­ geben: Zur Abänderung des VWG und des SPG, zur schriften, 45 Strafanträge, 63 Bestrafungsanträge, 37 Abänderung des StGB, der StPO und des RHG, zur Ab- Einstellungen, 50 Einstellungen nach Durchführung ei- änderung des AIA-Gesetzes und weiterer Gesetze, zur ner Diversion und 14 andere Erledigungen. Abänderung AHV-Gesetzes und weiterer Gesetze und zur Abänderung des UWG. Beharrliche Verfolgung (Stalking) Im Berichtsjahr sind drei neue Anzeigen eingelangt. Ein Internationale Kontakte Verfahren wurde eingestellt und zwei Fälle sind noch Bei der Aufklärung von Geldwäscherei-, Korruptions- pendent. oder anderen Wirtschaftsdelikten ist die gute Koope­ ration mit Kollegen im Ausland unerlässlich. Daher Personelles ist internationale Vernetzung wichtig. In Europa ist Die Staatsanwaltschaft bestand im Berichtsjahr aus dem die liechtensteinische Justiz durch die Mitgliedschaft Leitenden Staatsanwalt und sieben Staatsanwälten. In beim Europarat, durch die Assoziierung zu Schen- der Geschäftsstelle standen 410 Stellenprozente aufge- gen und Eurojust und durch die traditionell engen Be- teilt auf fünf Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Der sehr ziehungen zu schweizerischen und österreichischen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

162 | Staatsanwaltschaften gut vernetzt. Im Berichtsjahr fand Organisation allerdings aufgrund der Covid-19-Pandemie keine inter- Die DSS ist die nationale Aufsichtsbehörde nach Art. 51 nationale Veranstaltung statt. Der Leitende Staatsanwalt DSGVO und Art. 41 der Richtlinie (EU) 2016 / 680. Sie traf sich am 27. Januar mit der luxemburgischen Gene- ist seit Januar 2019 organisatorisch dem Ministerium für ralstaatsanwältin und am 10. März mit dem Leiter der Äusseres, Justiz und Kultur zugeordnet und verfügte im Staatsanwaltschaft Graubünden zu einem Austausch. Berichtsjahr über einen Personalbestand von acht Stel- Die jährliche Sitzung des CCPE wurde am 18. / 19. No- len bzw. 700 Stellenprozenten. Zwischen September vember online durchgeführt. und Ende Dezember 2020 beschäftigte die DSS zusätz- lich in Teilzeit einen Rechtspraktikanten. Gemäss Art. 52 DSGVO handelt jede Aufsichtsbehörde bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und bei der Ausübung ihrer Befugnisse völlig unabhängig. Diese Unabhängigkeit war im Bereich Datenschutzstelle der DSS im Berichtsjahr vollumfänglich gegeben.

Öffentlichkeitsarbeit Leiterin: Dr. Marie-Louise Gächter Die Öffentlichkeitsarbeit nimmt einen zentralen Stellen- wert in der Informationsvermittlung im Bereich Daten- Kaum etwas hat das Berichtsjahr so sehr geprägt wie die schutz ein. Informationen und allgemeingültige daten- Covid-19-Pandemie. Auch für die Arbeit der Datenschutz- schutzrechtliche Positionen der Aufsichtsbehörde sowie stelle (DSS) war die Covid-19-Pandemie ein beherrschen- anderer Akteure, wie des Europäischen Datenschutzaus- des Thema und viele Anfragen und Datenschutzüberprü- schusses oder nationaler und europäischer Gerichte, sol- fungen bezogen sich auf diese Thematik. Nichtsdestotrotz len allgemein bekannt und sowohl für Verantwortliche als blieben auch die allgemeinen Anforderungen rund um die auch betroffene Personen zugänglich gemacht werden. Umsetzung der Datenschutzbestimmungen in öffentlichen Für die Vermittlung von Fachinformationen nutzte und privaten Institutionen hoch und forderten viel Einsatz die DSS vor allem vier Kanäle: Veranstaltungen, News- vom Team der DSS. letter, Internetseite und individuelle Beratungen. Be- dauerlicherweise mussten zahlreiche Veranstaltungen Allgemeines im Berichtsjahr aufgrund der Covid-19-Beschränkungen Die Strategie der DSS, Datenschutz als Gemein- abgesagt und Gesprächsrunden auf kleine Kreise be- schaftsprojekt zu verstehen, erwies sich auch im Be- schränkt bzw. auf Online-Kanäle ausgewichen werden. richtsjahr als der richtige Ansatz. Eine Vielzahl an privaten und öffentlichen Institutionen nahm das Be- Veranstaltungen ratungsangebot der DSS an. Während die Anzahl der Die letzte grosse Veranstaltung im Berichtsjahr war der Beratungsanfragen gegenüber dem Vorjahr rückläufig Datenschutztag am 30. Januar zum Thema «Wer kennt war, zeichnete sich das Berichtsjahr erneut durch eine dich am besten? Du selbst, deine Familie und Freunde signifikante Steigerung der Komplexität der Anfragen oder Facebook & Co.?» Die Gastreferenten Hans Kris­ aus. Kurze, einfach zu beantwortende Fragen blieben toferitsch und Boris Treml beschäftigten sich mit der fast gänzlich aus. Frage, was soziale Medien alles über die einzelnen Die Zunahme der Sensibilität für den Datenschutz (­privaten) Nutzer wissen, die oft und gerne freizügig in der Bevölkerung zeigte sich in der zunehmenden Informationen zu ihrer Person und ihrem Alltag auf Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich bei der Facebook, Instagram & Co. teilen. Die beiden Referen­ DSS über die ihnen zustehenden Rechte zu erkundigen ten erläuterten den 200 Gästen, wie sie damit umgehen und auch eine offizielle Beschwerde einzubringen. Mit können und wie sie sich vor diesem grossen Wissens­ 63 Beschwerden verzeichnete die DSS einen Rekord an durst der sozialen Medien schützen können. In der Beschwerden seit Einführung der europäischen Daten- ­Podiumsdiskussion zeigten zwei weitere Podiumsteil- schutz-Grundverordnung (DSGVO). nehmer auf, dass das Internet auch bewusst dazu ge- Auf europäischer Ebene waren vor allem das Urteil nutzt werden kann, um in kurzer Zeit ein breites Publi- des Europäischen Gerichtshofs vom 16. Juli 2020 in der kum für ein bestimmtes Anliegen zu erreichen. Rechtssache Schrems II zum internationalen Daten- Am 1. September fand in Kooperation mit dem Haus transfer sowie das Urteil des EFTA-Gerichtshofs vom Gutenberg eine Veranstaltung zum Thema Digitaler 10. Dezember 2020 in der Rechtssache Adpublisher zu Nachlass statt. Obwohl die Besucherzahl aufgrund der den Fragen der Anonymität von Beschwerden sowie Covid-19-Pandemie beschränkt war, fand das Thema Kos­ten im Beschwerdeverfahren für die betroffenen ­reges Interesse in der Bevölkerung. Aus diesem Grund Personen von weitreichender Bedeutung in Liechten- hat die DSS auf ihrer Internetseite ebenfalls Informa­ stein. Beide Gerichtsentscheide sind als klare Stärkung tionen sowie Checklisten dazu veröffentlicht. des Datenschutzes und der Rechte betroffener Per- Das für den 27. Oktober geplante Vernetzungs- sonen zu verstehen. treffen, mit dem sich die DSS alljährlich an die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Datenschutzbeauftragten richtet, musste abgesagt Mai des Berichtsjahres hätte beginnen sollen. Durch­ | 163 werden. An dessen Stelle wurden die hierfür geplanten geführt werden konnte hingegen am 28. September die Themen mittels Newsletter dem erwarteten Zielpubli- Veranstaltung zum Thema «Geheimnisschutz – Schutz- kum vermittelt. objekt Information», an der die DSS mit einem Vortrag Ein grosser Erfolg war eine neue Art der Veranstal- zum Thema Datenschutz im Homeoffice – Erfahrungs- tung, welche die DSS im Berichtsjahr erstmals organi- werte während des «Lockdown» vertreten war. Ebenso siert hat. So wurde jeweils ein Workshop zu den The- beteiligte sich die DSS am Themenabend am 5. März zur men Videoüberwachung und Beschäftigtendatenschutz Frage von «Datenschutzrecht und Dashcams». durchgeführt. Nach einer theoretischen Einführung Am 1. Dezember fand an der Privaten Universität im in die rechtlichen Voraussetzungen für Videoüber- Fürstentum Liechtenstein zum zweiten Mal in Folge eine wachungen bzw. die Verarbeitung von Arbeitnehmer­ eintägige Weiterbildungsveranstaltung zum Thema «Stol- daten erarbeiteten und diskutierten die Teilnehmenden persteine bei der Anwendung der DSGVO: was Unterneh- in Kleingruppen jeweils vier praktische Beispielfälle. men beachten sollten» statt. Der Vortrag der DSS im Rah- Dadurch sollte die Kompetenz der Teilnehmenden men der online durchgeführten Veranstaltung befasste praxis­nah gestärkt werden, die Zulässigkeit von Video­ sich mit dem aktuellen Thema Datentransfer in Dritt- überwachungssystemen bzw. der Verarbeitung von Be- staaten: Wie weiter nach dem EuGH Urteil Schrems II. schäftigtendaten aus Datenschutzsicht zu beurteilen. Zusätzlich nahmen Mitarbeitende der DSS an wei- Datenschutz in den Medien teren 16 Informations- und Diskussionsveranstaltungen Im Berichtsjahr war der Datenschutz wieder promi- als Referentinnen bzw. Referenten teil oder hielten Vor- nent in den liechtensteinischen Medien vertreten, aller- lesungen oder Vorträge an Informations- und Weiter- dings waren auch hier die Schwerpunkte mehrheitlich bildungsveranstaltungen. Beispiele waren Veranstal- von der Covid-19-Pandemie bestimmt. Themen der tungen von Unternehmen für ihre Lernenden, Kurse knapp 30 Berichte in den Printmedien waren neben für Gastwirte oder Sachbearbeiterinnen und Sachbear­ zahlreichen Berichterstattungen zu den Corona-Apps beiter, eine Veranstaltung von Amnesty Internatio- auch der Datens­chutztag 2020, Datenschutz im Home- nal sowie mehrere Veranstaltungen an verschiedenen Office, Drohnen, Blockchain, Datenschutz und Konten- Schulen. Dazu kamen eine Veranstaltung des Privacy- register oder das elektronische Gesundheitsregister. Rings in Wien und zwei Veranstaltungen in Zürich. Die Berichterstattung in den Medien sowie deren positive Haltung gegenüber der Materie ist ein wert- Internetseite und Newsletter voller Beitrag zur Umsetzung des kommunikativen Kon- Zwei wesentliche Elemente der Öffentlichkeitsarbeit zepts, da so die Information auch für Bürgerinnen und sind der Internetauftritt sowie der ca. zweimal monatlich Bürger greifbar wird, die von Berufswegen weniger Be- versandte Newsletter der DSS. Die beiden Elemente sind rührungspunkte mit Datenschutz haben. jeweils miteinander verbunden, indem der Newsletter mit einem kurzen Überblick zum jeweiligen Thema auf Beratung in Bezug auf konkrete Fragen weiterführende Informationen auf der Internetseite ver- Im Berichtsjahr verzeichnete die DSS 1'544 Anfragen weist. Die Zugriffszahlen stiegen im Berichtsjahr wei- von öffentlichen und privaten Institutionen sowie Pri- terhin deutlich an. Am Ende des Berichtsjahres hatten vatpersonen. Im Vergleich zu den im Vorjahr beant- 1'113 Personen den Newsletter der DSS abonniert. Dies worteten 1'982 Anfragen bedeutet dies einen Rück- entspricht einem Plus von 99 gegenüber dem Vorjahr. gang. Bereits im Vorjahr war jedoch eine deutliche Im Berichtsjahr hat die DSS insgesamt 23 Newsletter Steigerung der Komplexität der Anfragen zu verzeich- versandt. Mehr als die Hälfte aller Zugriffe auf der Inter- nen, welche im Berichtsjahr nochmals zunahm. Dies netseite wurde bei folgenden Beiträgen verzeichnet: Be- war einerseits den vielen Fragen geschuldet, die mit rechtigtes Interesse (21.9 %), Formulare und Downloads der Covid-19-­Pandemie verbunden waren und umfang- (18.1 %), Für Unternehmen (11.9 %), Videoüberwachung / reichere Evalua­tionen und Abklärungen erforderten, Drohnen (9.2 %) sowie Veranstaltungen (4.8 %). wie etwa die datenschutzrechtliche Zulässigkeit von Corona-Apps oder von Video- und Onlinekonferenz- Kooperation mit den Universitäten in Liechtenstein software, die Verarbeitung und Weitergabe von Daten Auch im Berichtsjahr war die Intention, schwerpunkt- durch den Arbeitgeber zum Zwecke der Krankheitsprä- mässig mit den beiden Universitäten in Liechtenstein vention oder Datenschutz im Home-Office. Anderer- zusammenzuarbeiten und gemeinsame Veranstaltun­ seits zeigte sich, dass der technische Fortschritt zahl- gen anzubieten. Die meisten Veranstaltungen mussten reiche neue und herausfordernde Fragen aufwirft, ob allerdings abgesagt werden oder sie konnten erst gar und inwieweit die jeweiligen technischen Systeme die nicht organisiert werden. Davon betroffen war auch Datenschutzanforderungen erfüllen können. Dies be- die Planung eines Zertifikatsstudienganges im IT- und traf nicht nur die viel diskutierten Corona-Apps, son- ­Datenschutzrecht, welcher von der Universität Liech- dern auch Forschungsprojekte im Gesundheitsbereich tenstein gemeinsam mit der DSS geplant war und im oder Fahrerassistenzsysteme. Auch der Einsatz von ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

164 | Videoüberwachungsanlagen durch Private oder Unter- Die positive Reaktion einer Vielzahl von privaten und nehmen forderte Kenntnisse im rechtlichen wie auch öffentlichen Institutionen als auch aus der Bevölke- technischen Bereich. rung bestärkt die DSS, dieses Konzept auch über das In Bezug auf die Herkunft der Fragesteller ist festzu- Berichtsjahr hinaus beizubehalten. Allerdings war die halten, dass diese dem Trend des letzten Jahres folgend DSS aufgrund der zunehmenden Anzahl an Beschwer- zu einem grossen Teil aus der Privatwirtschaft stamm- den auch gefordert, ihre Aufsichtstätigkeit stärker aus- ten (42.4 %). Nicht ganz die Hälfte dieser Anfragen wie- zuüben. Dies machte eine klare Trennung zwischen Be- derum kam von kleinen und mittleren Unternehmen so- ratung und Aufsicht durch die DSS erforderlich, was wie Kleinstunternehmen. An zweiter und dritter Stelle gerade bei Beschwerdegegnern nicht immer auf Ver- folgten internationale Anfragen (22 %) sowie die Lan- ständnis stiess, aus Sicht der DSS aber für eine Auf- desverwaltung und die Gemeinden (18.8 %). Privatper- sichtsbehörde unabdingbar ist. sonen machten 8.8 % der Fragesteller aus und zeigten damit erneut grosses Interesse am Datenschutz. Die An- Aufsicht und Beschwerden fragen von den Medien waren im Berichtsjahr auf dem Niveau des Vorjahres. Aufsicht Im letzten Quartal des Vorjahres begann die DSS mit Stellungnahmen zu Vorlagen und Erlassen Datenschutz-Überprüfungen von Unternehmen ohne Aus datenschutzrechtlicher Sicht die grösste Bedeu- konkreten Anlassfall. Der Stand der Umsetzung daten- tung hatte im Berichtsjahr die Totalrevision des Ge- schutzrechtlicher Pflichten wies bei den ersten zehn setzes über das Zentrale Personenregister (ZPRG). Die geprüften Unternehmen ein breites Spektrum auf. DSS war bereits an der Ausarbeitung des Gesetzesent- Während 60 % gut bis sehr gut abschnitten, war die wurfs beteiligt und setzte sich für eine datenschutz- Umsetzung bei 40 % mangelhaft bis gar nicht vorhan- konforme Ausgestaltung des Personenregisters ein. Im den. Die Prüfberichte und Entscheidungen wurden den Rahmen der Vernehmlassung wies die DSS vor allem auf Unternehmen zu Beginn des Berichtsjahres kommuni- die vielen unterschiedlichen Begriffe in Bezug auf die ziert. Im Falle eines Unternehmens, welches sich den Richtigkeit und Qualität der Daten hin. Neben der Ver- Anweisungen der DSS im Rahmen des Prüfverfahrens einheitlichung der unterschiedlichen Formulierungen mit Nachdruck widersetzte, verhängte die DSS eine empfahl die DSS auch eine klare inhaltliche Definition Geldbusse im Sinne des Art. 83 DSGVO. Im Zuge des des Begriffs der Datenqualität ebenso wie klare Aussa- Rechtsmittelverfahrens wurde die Geldbusse allerdings gen zur Gewährleistung der Datenqualität in der Praxis. von der Beschwerdekommission für Verwaltungsange- Des Weiteren stellte sich für die DSS die Frage, ob tat- legenheiten (VBK) aufgrund verfahrensrechtlicher Vor- sächlich die Möglichkeit der Löschung von personenbe- gaben aufgehoben. zogenen Daten ausgeschlossen werden kann. Gerade im Im Berichtsjahr lancierte die DSS eine zweite Reihe Falle einer Mehrfacherfassung sollte eine Löschung im an Datenschutz-Überprüfungen, diesmal fokussiert auf Register möglich sein. den Einsatz von Videoüberwachungssystemen in Su- Darüber hinaus verfasste die DSS inhaltliche Stel- permärkten. Bis Ende des Berichtsjahres konnten die lungsnahmen zu weiteren acht Vorlagen und Erlassen. Prüfberichte an die Verantwortlichen zugestellt, die Die Prüfung von 12 Vorlagen ergab keine datenschutz- Verfahren aber noch nicht formell abgeschlossen wer- rechtlichen Bedenken. den. Insgesamt zeigte sich, dass der rechtmässige Ein- satz von Videokameras für die meisten Betreiber eine Interne Organisation grosse Herausforderung darstellt und die Sensibilität dafür, wie weitreichend mit Videoüberwachungen in Personal die Privatsphäre der Individuen eingegriffen wird, nicht Die DSS konnte die an sie gestellten Anforderungen mit überall im erforderlichen Ausmass vorhanden ist. dem bestehenden Personal von 700 Stellenprozenten Im Berichtsjahr erhielt die DSS darüber hinaus 20 sehr gut erfüllen. Die Entscheidung, das Team im Vor- Meldungen von Datenschutzverletzungen nach Art. 33 jahr mit einem zweiten Techniker zu verstärken, erwies DSGVO, wovon in sieben Fällen die betroffenen Per- sich insbesondere im Berichtsjahr als richtig, denn die sonen über die Datenschutzverletzung benachrichtigt technischen Fragestellungen nahmen im Berichtsjahr wurden (Art. 34 DSGVO). deutlich zu. Zudem stellte sich heraus, dass selbst bei rechtlichen Fragen zunehmend technische Elemente in- Nationale Beschwerden volviert sind, die es bei der Beantwortung zu berück- Art. 77 DSGVO gewährt jeder betroffenen Person das sichtigen gilt. Recht auf Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde, wenn die betroffene Person der Ansicht ist, dass die Strategische Ausrichtung im Berichtsjahr Verarbeitung der sie betreffenden personenbezogenen Auch im Berichtsjahr hielt die DSS an ihrem seit An- Daten gegen diese Verordnung verstösst. Im Berichts- fang 2018 verfolgten kommunikativen Konzept fest. jahr erhielt die DSS insgesamt 63 Beschwerden von ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Privatpersonen. Zehn dieser Beschwerden wurden von Verfahren vor Rechtsmittelinstanzen erstreckt oder ob | 165 Personen aus anderen EWR-Staaten gegen Verantwort- dann eine Verpflichtung der betroffenen Person zur Tra- liche in Liechtenstein eingebracht. Eine Beschwerde gung von Verfahrenskosten entsteht. Der Gerichtshof wurde von einem Bürger in Liechtenstein gegen ein Un- stellte fest, dass aus Art. 77 Abs. 1 und 57 Abs. 3 DSGVO ternehmen in Grossbritannien eingebracht und von der hervorgeht, dass einer betroffenen Person, die Partei DSS an die federführende Behörde in Grossbritannien eines Verfahrens nach Art. 78 Abs. 1 DSGVO wird, weil weitergeleitet. ein Verantwortlicher Rechtsbehelf gegen eine Entschei- Die DSS machte von ihren Befugnissen nach Art. 58 dung der Aufsichtsbehörde eingelegt hat und ihr dieser Abs. 2 DSGVO weitreichend Gebrauch und sprach Ver- Status nach nationalem Recht automatisch zugewiesen warnungen, Anweisungen, Beschränkungen und Ver- wird, keinerlei Kosten im Zusammenhang mit diesem bote aus. Geldbussen wurden zwei verhängt, von denen Verfahren auferlegt werden dürfen. eine in Rechtskraft erwachsen ist, während die zweite von der VBK auf der Grundlage von Art. 40 Abs. 6 DSG Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Projekten der aufgehoben wurde. Nicht in allen Fällen bildete eine Landesverwaltung Verfügung den Abschluss des Verfahrens. Stattdessen Seit September 2019 wird die Beratung der Landesver- konnte in einigen Fällen mit der datenverarbeitenden waltung in Datenschutzfragen durch die behördliche Stelle eine (einvernehmliche) Lösung gefunden werden, Datenschutzbeauftragte gewährleistet, was zu einer die es erlaubte, die Rechte der Betroffenen zu gewähr- Entlastung der DSS führte. leisten. Im Berichtsjahr unterstütze die DSS die Landesver- waltung vor allem bei der Revision des ZPR-Gesetzes. Internationale Beschwerden Des Weiteren ist die Leiterin der DSS Mitglied der Art. 56 DSGVO bestimmt, dass die Aufsichtsbehörde VwEG-Kommission, ihr Stellvertreter ist Ersatzmitglied. der Hauptniederlassung oder der einzigen Niederlas- sung des Verantwortlichen oder des Auftragsverar- Internationale Zusammenarbeit beiters im EWR-Raum die zuständige federführende Ab März wurden die Sitzungen des Europäischen Da- Aufsichtsbehörde für die von diesem Verantwortlichen tenschutzausschusses (EDSA) sowie seiner Arbeits- oder diesem Auftragsverarbeiter durchgeführte grenz- gruppen ausschliesslich mittels Videokonferenzsystem überschreitende Verarbeitung ist. Wenn eine betroffene durchgeführt. Dies erlaubte der DSS die fast lücken- Person Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde an ihrem lose Teilnahme an allen Sitzungen des Ausschusses Wohnsitz einreicht und diese nicht mit der zuständigen sowie seiner Arbeitsgruppen. Obwohl die DSS bereits federführenden Aufsichtsbehörde identisch ist, so leitet im Vorjahr verstärkt an den Sitzungen in Brüssel teil- diese Behörde die Beschwerde an die federführende Be- genommen hatte, ist es doch mit einem kleinen Team hörde im Sitzstaat des Verantwortlichen oder Auftrags- nicht möglich gewesen, an allen Sitzungen anwesend zu verarbeiters weiter. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit sein. Die nahezu lückenlose Teilnahme im Berichtsjahr erhielt die DSS im Berichtsjahr zehn Beschwerden von zeigte jedoch klar die Wichtigkeit dieser Sitzungen und Personen aus anderen EWR-Staaten, die sich alle gegen des Wissens, das dort vermittelt wird. So ist dieses nicht liechtensteinische Unternehmen richteten. nur für die Umsetzung des Datenschutzes auf nationaler Im Vorjahr erhob ein Beschwerdegegner in vier in- Ebene von immenser Bedeutung, sondern bringt auch ternationalen Fällen Einsprache gegen die Entschei- gerade für die Beratung einen grossen Mehrwert. dungen der DSS an die VBK. Diese wiederum legte in Neben dem Europäischen Datenschutzausschuss zwei Fällen dem EFTA-Gerichtshof je zwei Rechtsfragen spielt auch der Europarat mit der Konvention 108 eine vor. Die anderen Fälle, die von der VBK bereits entschie- gewichtige Rolle für die Etablierung und Harmonisie- den wurden, bestätigten die Entscheidung der DSS. rung des Datenschutzrechtes sowohl in Europa als auch Über die dem EFTA-Gerichtshof vorgelegten Rechts- über die Grenzen des EWR-Raumes hinaus. An den Sit- fragen entschied der Gerichtshof am 10. Dezember zungen des Beratenden Ausschusses der Konvention 2020. Die erste Frage betraf die Möglichkeit der DSS, 108 konnte im Berichtsjahr ebenfalls wieder eine Mitar- die Identität des Beschwerdeführers gegenüber dem beitende der DSS teilnehmen. Auf diese Weise kann dort Beschwerdegegner geheim zu halten. Gemäss dem Ge- Wissen aus erster Hand abgeholt werden, welches für richtshof sollte das Zurückhalten der persönlichen An- die geplante Ratifizierung der Konvention 108+ durch gaben nicht bewilligt werden, wenn dadurch die Erfül- Liechtenstein von grossem Vorteil gereicht. lung der Verpflichtungen gemäss der DSGVO durch den In Bezug auf die Mitgliedschaft Liechtensteins am Beschwerdegegner oder die Ausübung seines Rechts Schengen-Raum entsandte die DSS im Berichtsjahr auf wirksamen gerichtlichen Rechtsbehelf und ein einen Experten zwecks Evaluierung eines anderen ordnungsgemässes Verfahren behindert würden. Die Schengen-Staates. Dadurch konnten nicht nur wertvolle zweite Frage bezog sich darauf, ob sich die Unentgelt- Erfahrungen für die Anfang 2021 in Liechtenstein an- lichkeit des Beschwerdeverfahrens vor einer Aufsichts- stehende Überprüfung der Umsetzung und Anwendung behörde nach Art. 77 DSGVO auch auf anschliessende des Schengen-Rechts gesammelt, sondern ebenso ein ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

166 | Beitrag für das ordnungsgemässe Funktionieren des Bereich des Immaterialgüterrechts, jene zur Förderung ­bestehenden Kontrollmechanismus geleistet werden. wissenschaftsbasierter Innovation und jene mit der ­internationalen Geldspielaufsicht (Gespa) zur Beauf- Schlussbemerkung sichtigung der Tätigkeiten von Swisslos. Zudem bewil- Einzelheiten zu den aufgeführten Tätigkeiten können im ligte sie eine Bereinigung der Anlage I zum Zollvertrag Tätigkeitsbericht 2020 der DSS, welcher der Regierung betreffend die Aktivitäten von Swisslos in Liechtenstein und dem Landtag separat vorgelegt wird, nachgelesen sowie eine Änderung des Anhangs zur Vereinbarung der werden. gegenseitigen Anerkennung von Fähigkeitszeugnissen und Berufsattesten der beruflichen Grundausbildung. Des Weiteren wurde die Anlage IV zum Vertrag zur leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) zwischen den beiden Nachbarstaaten angepasst, und Liechtensteinische Botschaft Liechtenstein teilte dem Eidgenössischen Departement in Bern für auswärtige Angelegenheiten seinen Beitritt zur ­Interkantonalen Universitätsvereinbarung (IUV) 2019 mit. Ausserdem wurde eine Verwaltungsvereinbarung Leiterin: Botschafterin Dr. Doris Frick zwischen dem Amt für Volkswirtschaft und dem Bun- desamt für Kommunikation über den Vollzug der Ver- Hauptaufgabe der Botschaft ist die Vertretung der Inte- ordnung über die elektromagnetische Verträglichkeit ressen Liechtensteins in der Schweiz und damit verbun- auf dem Staatsgebiet des Fürstentums Liechtenstein den die Pflege der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen unterzeichnet. sowie gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den bei- Die enge Zusammenarbeit mit der Schweiz fand den Staaten. Mit Besuchen auf höchster Ebene wurde die nicht nur bilateral, sondern auch im Rahmen multilate- Partnerschaft mit der Schweiz weiter gefestigt. Aufgrund raler Organisationen und internationaler Gremien statt. der über 100 vertraglichen Verbindungen zwischen den beiden Nachbarstaaten und der engen Verflechtung ihrer Kontakte auf den Ebenen Staatsoberhaupt und Wirtschaftsräume fand eine rege Zusammenarbeit auch Regierung auf Amtsebene statt. Mit den für Liechtenstein zuständigen Vom 20. bis 23. Januar tauschten sich S.D. Erbprinz rund 80 Botschaften anderer Staaten mit Sitz in Bern stand Alois von und zu Liechtenstein und Regierungschef die Botschaft ebenso regelmässig im Austausch. Adrian Hasler am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Da- Aufgrund der Situation sowie der Massnahmen in Zu- vos mit offiziellen Vertreterinnen und Vertretern der sammenhang mit der Covid-19-Pandemie wurden viele Schweiz, Schweizer Institutionen sowie einer Vielzahl Treffen auf allen Ebenen abgesagt, verschoben oder fanden von hochrangigen Politikerinnen und Politikern aus der in einem anderen Format als ursprünglich geplant statt. ganzen Welt aus. Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber- Liechtensteinische und Schweizer Regierungsmitglieder er- ger sprach im «House of Switzerland» mit der Schwei- örterten die Entwicklungen und Fragestellungen rund um zer Staatssekretärin Dr. Daniela Stoffel über die liech- die Covid-19-Pandemie in zahlreichen Telefonaten. Da das tensteinische Initiative zur Bekämpfung der modernen Schweizer Epidemiengesetz über den Zollvertrag auch für Sklaverei und der Rolle, die der Finanzsektor diesbezüg- Liechtenstein gilt, erstreckten sich die Gespräche ebenfalls lich einnehmen kann. auf Beamtenebene. Am 12. und 13. Februar stattete Bundesrat Alain Berset Liechtenstein einen offiziellen Besuch ab. Er Die Beziehungen zwischen Liechtenstein tauschte sich mit S.D. Erbprinz Alois von und zu Liech- und der Schweiz tenstein, Regierungschef Adrian Hasler, Regierungsrat Dr. Mauro Pedrazzini und Regierungsrätin Dr. Katrin Die bilateralen Beziehungen Liechtensteins zur Schweiz Eggenberger aus, wobei Themen aus dem Gesundheits- wurden im Berichtsjahr auf allen Ebenen der Politik und und Kulturbereich Schwerpunkte der Gespräche bil- Verwaltung gepflegt. Es fanden zahlreiche Gespräche, deten. insbesondere auch zu Covid-19 und den Auswirkungen Am 17. Juni nahm Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- der Pandemie, statt. Aktuelle Themen waren u. a. berger an einem offiziellen Treffen der Aussenminister Landwirtschaft, Sortenschutz, grenzüberschreitende der Schweiz, Österreichs und Liechtensteins, des In- Dienstleistungserbringung sowie fürsorgerische Unter- nenministers von Baden-Württemberg sowie Repräsen- bringung, das Verhältnis zur EU, Brexit, gemeinsame tanten der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) in Entwicklungszusammenarbeit, Bevölkerungsschutz, Kreuzlingen teil. Im Fokus standen Herausforderungen das Blockchain-Gesetz, Digitalisierung, Bildung und in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und die Kultur. starke Vernetzung der Länder über ihre Grenzen hinweg. Die Regierung genehmigte Vereinbarungen wie jene Am 3. September gab S.D. Erbprinz Alois von und zur Hilfeleistung der schweizerischen Zollbehörden im zu Liechtenstein am «Swiss Economic Forum» (SEF) in ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Montreux vor rund 900 Wirtschaftsvertreterinnen und SECO, zum geplanten Vorgehen in Bezug auf den Brexit | 167 -vertretern der Schweiz ein Interview. In diesem wur- und zu den Stützungsmassnahmen des Bundes für die den Fragen wie Liechtensteins Umgang mit der Covid- ­Schweizer Wirtschaft in Zusammenhang mit der Covid- 19-Pandemie, internationale Steuerthemen, die Rolle, 19-Pandemie aus. die das Fürstenhaus von Liechtenstein im Land ein- Am 13. Juli trafen sich Vertreterinnen und Ver- nimmt, die Innovationsfähigkeit und der Unternehmer- treter des Amtes für Bau und Infrastruktur mit ihren geist Liechtensteins erörtert. Pendants aus dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) Am 17. September tauschte sich Regierungschef zum jährlich stattfindenden Gespräch zur Zusammen- Adrian Hasler mit Bundesrat Ueli Maurer bei einem arbeit im Bereich der Zivilluftfahrt. Es wurde u. a. die ­Arbeitstreffen in Bern über die Massnahmen der bei- Abgeltung der Leistungen der Schweiz durch Liechten- den Nachbarstaaten zur Unterstützung der Wirtschaft stein thematisiert. ­infolge der Covid-19-Pandemie, internationale Steuer­ Am 14. Juli unterzeichneten Botschafterin Dr. Doris­ themen, die Digitalisierung und Erfahrungen in Bezug Frick und die Schweizer Staatssekretärin Dr. ­Daniela auf eine nachhaltige Finanzpolitik aus. Stoffel ein Revisionsprotokoll zum Doppelbesteue- Am 25. September weilte Bundesrat Ignazio Cassis rungsabkommen (DBA) zwischen Liechtenstein und der für ein Arbeitsgespräch mit Regierungsrätin Dr. Katrin Schweiz, das die Anpassung des DBA an die Mindest- Eggenberger in Vaduz. Die Aussenministerin und ihr standards aus dem «Base Erosion and Profit Shifting» Schweizer Pendant würdigten u. a. die ausgezeichneten (BEPS) der Organisation für wirtschaftliche Zusammen- bilateralen Beziehungen zwischen ihren Staaten und arbeit und Entwicklung (OECD) bewirkt. befassten sich mit den Möglichkeiten der grenzüber­ Am 26. August erfolgte das jährlich stattfindende schreitenden Zusammenarbeit im Bodenseeraum. Arbeitstreffen zwischen Liechtenstein und der Huma- ­Bundesrat Ignazio Cassis stattete auch einen Höflich- nitären Hilfe der DEZA in Zürich. Es wurden allgemeine keitsbesuch bei S.D. Erbprinz Alois von und zu Liech- Entwicklungen im Bereich der humanitären Hilfe be- tenstein ab. Ausserdem hielt er an der Veranstaltung sprochen und die Verwendung der liechtensteinischen zum 30-Jahr-Jubiläum des liechtensteinischen UNO- Gelder im Rahmen von Schweizer Projekten diskutiert. Beitritts einen Gastvortrag zur Bedeutung und Gestal- Am 10. September tauschten sich Botschafterin Dr. tung der Schweizer Aussenpolitik sowie dem multilate- Doris Frick und die Schweizer Botschafterin Nora Kro- ralen ­Engagement der Schweiz in der UNO. nig, Mitglied der Geschäftsleitung des Bundesamtes Am 3. November ging Regierungsrätin Dr. Katrin für Gesundheit (BAG), zur Beschaffung von Impfstoffen Eggenberger in ihren Schlussworten am «4th Swiss Glo- und Impfstoffzubehör innerhalb des EU-Systems «Joint bal Compact Dialogue» online auf die liechtensteinische Procurement Agreement of medical countermeasures» Initiative «Finance Against Slavery and Trafficking aus. (FAST)» und den «Waterfootprint Liechtenstein» ein. Am 18. September besprach Generalsekretär Ma- Am 6. November eröffnete Regierungsrätin Domi- nuel Frick mit Sang-Il Kim, dem Leiter der Abteilung nique Hasler per Videobotschaft die Preisverleihung Digitale Transformation und Mitglied der Geschäfts­ des Architekturpreises «Constructive Alps», einem Bei- leitung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), in Bern trag Liechtensteins und der Schweiz zur Umsetzung der Fragen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Alpenkonvention mit deren Klimaaktionsplänen. Generalsekretär Manuel Frick traf zudem den Schwei- zer Generalsekretär Lukas Gresch und erörterte mit ihm Kontakte auf Experten- und Amtsebene neben der Lage rund um die Covid-19-Pandemie auch Am 27. Januar unterzeichneten Botschafterin Dr. Doris Herausforderungen im Sozialversicherungsbereich. Frick und der Schweizer Botschafter Pietro Piffaretti in Am 28. September unterzeichneten Botschafterin Bern die Abänderung der Vereinbarung zum Vertrag Dr. Doris Frick und Christian Hofer, der Direktor des zwischen Liechtenstein und der Schweiz betreffend Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), zwei neue Ver- Umweltabgaben, die aufgrund von Anpassungen in den einbarungen im Bereich der Landwirtschaft, die den jeweiligen CO2-Gesetzen notwendig wurde. bisherigen Notenaustausch ersetzen. Am 5. März stellte Stabsstellenleiter Dr. Thomas Am 9. Oktober erfolgte ein von Luxemburg or- Dünser beim «Trade Councillor Lunch» in Bern das ganisiertes Online-Treffen mit Repräsentanten aus Blockchain-Gesetz vor und erklärte Liechtensteins Vi- Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und sion der Token-Ökonomie. Liechtenstein zur Zusammenarbeit im Bereich Krisen- Am 13. März tauschten sich Botschafterin Dr. Do- management im Ausland, an dem insbesondere die ris Frick und Brexit-Fachstellenleiterin Esther Schind- Lage, Rückholaktionen sowie Reisehinweise in Zusam- ler mit dem Schweizer Botschafter Stefan Flückiger, menhang mit der Covid-19-Pandemie, die Digitalisie- Leiter des Bereichs Aussenwirtschaftliche Fachdienste rung und politische Unruhen thematisiert wurden. und Mitglied der Geschäftsleitung des Staatssekreta- Am 11. Dezember fand der «politische Dialog zwi- riats für Wirtschaft (SECO), sowie Roger Gschwend, schen Liechtenstein und der Schweiz» unter den Dele- dem Ressortleiter Internationales Wirtschaftsrecht im gationsleitungen von Botschafter Dr. Martin Frick und ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

168 | vom Schweizer Botschafter Pietro Piffaretti in Vaduz Liechtensteinische Botschaft in statt. Im Zentrum des Austauschs standen bilaterale Berlin Themen, die regionale Zusammenarbeit sowie europä- ische Angelegenheiten und Herausforderungen im in- ternationalen Kontext. Leiterin: Isabel Frommelt-Gottschald Zusätzlich zu den aufgeführten Treffen fanden im Berichtsjahr etliche weitere Kontakte mit Schweizer Be- Das Berichtsjahr war von den Entwicklungen der Covid- hörden und Organisationen zu einer Vielzahl von The- 19-Pandemie in Deutschland geprägt. Sämtliche Mes- men wie den Steuerdiskussionen in der OECD, der Total- sen (u. a. ITB, Leipziger Buchmesse) und Konferenzen, revision des Zollgesetzes, dem Freihandelsabkommen die für Liechtenstein wichtige Präsentationsplattformen zwischen der Schweiz und der EU sowie dem Institutio- in Deutschland sind, wurden Ende Februar abgesagt. In nellen Rahmenabkommen statt. der zweiten Jahreshälfte wurden der Aktionsradius und der Gestaltungsspielraum für Aktivitäten der Botschaft Kontakte mit Botschaften in Bern durch die von der Bundesregierung beschlossenen Ein- dämmungsmassnahmen und die frühe Entscheidung Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Botschaft ist zu einem weiteren Lockdown weiter eingeschränkt. So die Pflege der Kontakte zu in Liechtenstein akkredi- konnten weder physische Treffen auf Regierungs-, Be- tierten Vertreterinnen und Vertretern von Botschaften amten- oder Botschafterebene stattfinden, noch waren von Drittstaaten mit Sitz in Bern. Dazu gehören das persönliche Begegnungen der Botschaft mit Entschei- Einstehen für liechtensteinische Interessen, die Entge- dungsträgern vor Ort möglich. Eine der Kernaufgabe der gennahme und Bearbeitung von Demarchen sowie Posi- Botschaft war es deshalb, die bilateralen Beziehungen tionspapieren und die Unterstützung bei der Organisa- durch Videokonferenzen zu pflegen. Gleichzeitig verla- tion von Besuchen in Liechtenstein wie auch bei Visiten gerten sich die Themenschwerpunkte auf politische Ein- hoher liechtensteinischer Delegationen im Ausland. schätzungen und Lagebeurteilungen der Covid-19-Pande- mie sowie auf die zahlreichen konsularischen Anfragen, Konsularische Tätigkeit die insbesondere mit den Grenzschliessungen und den unterschiedlichen nationalen Pandemiemassnahmen zu- Die Botschaft in Bern betreut die über 1'680 in der sammenhingen. Letztere blieben während des ganzen Schweiz und über 1'090 in Drittländern gemeldeten Jahres eine Herausforderung für die Botschaft. Die un- liechtensteinischen Staatsbürgerinnen und Staatsbür- terschiedlichen Regeln erforderten viele Abklärungen und ger im konsularischen Bereich. Sämtliche Geschäfte aus erschwerten die Planbarkeit­ von Aktivitäten einerseits der ganzen Welt, die über das konsularische Netzwerk der politischen Entscheidungsträger und der Diplomatie, der Schweiz eingehen und einen Bezug zu Liechtenstein andererseits aber auch der Wirtschaftsträger und Privat- haben, werden vom EDA an die liechtensteinische Bot- personen. Umso positiver zu werten sind im Berichtsjahr schaft in Bern weitergeleitet. Dies betrifft in der Regel deshalb der konstruktive und unkomplizierte Austausch Angelegenheiten liechtensteinischer Staatsangehöriger zwischen den liechtensteinischen und deutschen Behör- in Drittländern – insbesondere wenn diese in Notsitua- den und das gemeinsame Verständnis für pragmatische tionen geraten – und in Zusammenhang mit der Rechts- Lösungen. In dieser Hinsicht war die Covid-19-Pandemie hilfe in Straf- und Zivilfällen sowie Beglaubigungen. auch eine Bewährungsprobe für die guten bilateralen Vereinzelt kann die Botschaft in Bern auch liechtenstei- ­Beziehungen. Sie demon­strierte in besonderem Masse, nische Unternehmen bei der Lösungsfindung zu Pro- wie wichtig diese sind, nicht nur für die kontinuierliche blemen in Verbindung mit ihren internationalen Tätig- ­Zusammenarbeit in etablierten Bereichen, sondern auch keiten unterstützen. in einem «Pandemiejahr». Trotz der nationalen Ansätze Im Berichtsjahr war die Botschaft intensiv mit kon- der Pandemiebekämpfung ging es letztlich um die best- sularischen Fällen im Rahmen der Covid-19-Pandemie mögliche Koordination, um die enge wirtschaftliche u. a. betreffend die Rück- und Einreise nach Liechten- und gesellschaftliche Vernetzung und Verflechtung der stein befasst. deutschsprachigen Länder aufrecht zu erhalten

Das Jahr 2020 in den Beziehungen Liechtenstein – Deutschland

Kontakte auf Regierungs- und Landesebene Im Januar konnte sich Liechtenstein noch an der Inter- nationalen Grünen Woche (IGW) präsentieren, der welt- weit grössten Messe für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Mit einem «Bisschen Liechtenstein» prä- sentierte das Land kulinarische Erlebnisse entlang des ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Liechtenstein-Wegs und zeigte so die Synergien von für Multilateralismus, dem Syrien-Mechanismus und | 169 Landwirtschaft und Tourismus auf. Am Liechtenstein- dem Internationalen Strafgerichtshof zeigen. Regie- Empfang nahm auch der Schweizer Bundesrat Guy Par- rungsrätin Eggenberger informierte zudem über die melin teil. FAST-Initiative zur Bekämpfung moderner Sklaverei Vom 15. / 16. Februar war Regierungsrätin Dr. Katrin und Menschenhandel. Eggenberger an der Münchner Sicherheitskonferenz In Vertretung von Regierungsrätin Dominique (MSC) zu Gast und nutzte diese für bilaterale Gespräche ­Hasler nahm Botschafterin Isabel Frommelt-Gottschald zu aktuellen Themen, liechtensteinischen Initiativen und am 30. September am Europäischen Landwirtschafts- Prioritäten. Mit dem kroatischen Aussenminister Gor- ministertreffen in Berlin teil. dan Grlić Radman als Vertreter der EU-Präsidentschaft Am 27. Oktober hat Botschafterin Isabel Frommelt- tauschte sie sich über die Entwicklungen in Europa und Gottschald für Liechtenstein ein Revisionsprotokoll zum die enge Partnerschaft der EWR / EFTA-Staaten mit der Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Liech- EU aus. Beim Treffen mit ihrem georgischen Kollegen tenstein und Deutschland unterzeichnet. Durch die Re- David Zalkaliani standen die bilaterale und multilaterale vision wird das DBA an die Mindeststandards aus dem Zusammenarbeit sowie das Potenzial von Blockchain BEPS-Projekt (Base Erosion and Profit Shifting) der im Vordergrund. Beim indischen Aussenminister Sub- OECD / G20 angepasst. rahmanyam Jaishankar wurde Liechtensteins Bestre- ben eines Doppelbesteuerungsabkommens platziert. Weitere deutsch-liechtensteinische Kontakte und Der Fokus des Gesprächs mit ICC-Chefanklägerin Fatou Teilnahme an virtuellen Konferenzen Bensouda lag auf den Herausforderungen des Gerichts- Am 20. Februar informierte Dr. Thomas Dünser, Lei- hofs sowie Liechtensteins Anstrengungen, diesen auf ter der Stabsstelle für Finanzplatzinnovation, ein Fach- verschiedenen Ebenen zu stärken. Weitere Treffen mit publikum in Berlin über die Entwicklungen und Per- Vertretern von Deutschland, Norwegen, Japan, Frank- spektiven auf Grundlage des neuen TVTG-Gesetzes reich, der Niederlande und der EU-Kommission unter- («Blockchain»-Gesetz). Beim Experten-Briefing wurde stützten laufende Prozesse auf strategischer Ebene. auch aus deutscher Sicht deutlich, welches Potential die Im Rahmen einer Videokonferenz tauschte sich Re- Blockchain-Technologie für die Entwicklungen der glo- gierungschef Adrian Hasler mit Bundeskanzlerin Angela balen Ökonomie besitzt. Am Briefing nahmen Vertreter Merkel am 28. Mai über die nationalen und internatio- und Vertreterinnen aus dem Bundesfinanzministerium, nalen Herausforderungen der Covid-19-Pandemie aus. der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Ausserdem diskutierten sie über aktuelle europapoli- (BaFin), dem Bundeskanzleramt, dem Wirtschafts­ tische Themen, darunter die Entwicklung des gemein- ministerium, dem Auswärtigen Amt, dem Finanzaus- samen Binnenmarkts im EWR, das 25-jährige EWR- schuss des Deutschen Bundestages, der Bundesbank, Jubiläum Liechtensteins, den Brexit und die Prioritäten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Regierungschef privater Digitalverbände teil. Hasler schilderte der Kanzlerin den Hintergrund und Am 5. März fand das Schlachteessen der Mittel- die Zielsetzungen der Liechtensteinischen Blockchain-­ stands- und Wirtschaftsunion (MIT) in Thüringen statt, Gesetzgebung und den Stand der Digitalen Agenda. an dem über 500 Gäste teilnahmen und Liechtenstein als Ein persönliches Treffen konnte am 12. August zwi- Gastland eingeladen wurde. Nach der Eröffnungsrede schen Regierungsrätin Dr. Eggenberger und Justizminis­ durch den ehemaligen Bundestagspräsidenten ­Norbert terin Christine Lambrecht stattfinden. Schwerpunkte Lammert gab Botschafterin Isabel Frommelt-Gottschald des Gesprächs waren die Prioritäten der deutschen EU- eine Tour d'Horizon zur Geschichte des Landes, zur Ratspräsidentschaft, die Beziehungen Liechtensteins europäischen und internationalen Einbettung sowie den mit der EU sowie die Bekämpfung von Cyberkriminali- aktuellen Herausforderungen des Kleinstaats. tät und Hassrede. Ausserdem tauschten sie sich zu den Mit dem Staatssekretär Miguel Berger des Aus- datenschutzrechtlichen Herausforderungen der Covid- wärtigen Amts diskutierte Botschafterin Isabel From- 19-Pandemie aus. melt-Gottschald am 27. August die Prioritäten und He- Am 26. Oktober folgte eine Videokonferenz von rausforderungen der liechtensteinischen Aussen- und Regierungsrätin Dr. Eggenberger mit Aussenminister Aussenwirtschaftspolitik. Heiko Maas. Im Zentrum des Gesprächs standen eben- Am 8. / 9. September konnte die FMA unter der Lei- falls der deutsche EU-Ratsvorsitz und die enge Partner- tung ihres Präsidenten des Aufsichtsrats (Prof. Roland schaft zwischen beiden Ländern sowohl im bilateralen Müller) und des Vorsitzenden der Geschäftsleitung (Ma- Bereich als auch in internationalen Organisationen. rio Gassner) mit Botschafterin Isabel Frommelt-Gott- Beide würdigten die engen Verflechtungen und freund- schald zahlreiche Treffen mit Mitgliedern des Deutschen schaftlichen Beziehungen der beiden Länder, die weit Bundestags, hochrangigen Vertretern von Bundesmi- über den starken wirtschaftlichen Austausch hinaus­ nisterien, des Kanzleramts sowie der Privatwirtschaft gehen und sich insbesondere beim gemeinsamen Enga- durchführen. Die Gespräche dienten dazu, Wissen über gement im multilateralen Bereich wie bspw. der Allianz den Finanzplatz Liechtenstein zu vermitteln und die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

170 | Interessen Liechtensteins und der liechtensteinischen Mission bei der Europäischen Finanzintermediäre zu adressieren. Union in Brüssel Schliesslich konnte am 17. September der erste ge- meinsame Kulturabend der liechtensteinischen und der schweizerischen Botschaft mit dem Trio ANDERSCHT Leiterin: Botschafterin Sabine Monauni stattfinden. Dabei nahmen Gäste aus dem Kanzleramt, verschiedenen Ministerien und Abgeordneten des Bun- Hauptaufgabe der Mission ist die Wahrnehmung der liech- destags teil. Unter Einhaltung strenger Covid-19-Vor- tensteinischen Interessen bei der Europäischen Union, schriften konnte noch ein letzter erfolgreicher Netz- insbesondere im Rahmen der Mitgliedschaft im Europä- werkanlass durgeführt werden. ischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie der Assoziation mit Schengen / Dublin. Die Mission dient dabei auch als Bin- Teilnahme an virtuellen Konferenzen deglied für Amtsstellen ausserhalb des Ministeriums für Die Botschaft nahm im Berichtsjahr an zahlreichen Äusseres, Justiz und Kultur, darunter die Stabsstelle EWR, ­virtuellen Konferenzen und Veranstaltungsformaten das Ministerium für Inneres (Schengen / Dublin) sowie das teil. Dies waren unter anderem die Jahrestagungen Präsidium (Finanzthemen, Steuern). des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Das Berichtsjahr stand ganz im Zeichen der Covid- und des Deutschen Bankenverbands, der Wirtschafts- 19-Pandemie. Mit wenigen Ausnahmen fanden praktisch gipfel der süddeutschen Zeitung (SZ) und der Nato-Talk alle Aktivitäten der Mission online statt. Die EWR / EFTA- Berlin, die BitKom Hub.Berlin-Tagung, verschiedenen Staaten wurden eng in das Krisenmanagement der EU ein- Briefings zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft sowie bezogen und übernahmen zahlreiche Covid-19-Rechtsakte Veranstaltungen diverser Stiftungen und Think Tanks in in das EWR-Abkommen. Insgesamt ging die Zahl über- Berlin (u. a. Konrad Adenauer Stiftung, Friedrich-Ebert nommener Rechtsakte jedoch deutlich zurück. Im Bereich ­Stiftung, Stiftung Wissenschaft und Politik, Aspen Schengen stand, abgesehen von der Pandemie, der neue ­Institut). Vorschlag für einen Migrationspakt im Mittelpunkt. Im Rah- men der EEA Grants konnte das letzte noch ausständige Liechtensteinische Honorarkonsulate Memorandum of Understanding (mit Ungarn) abgeschlos- Die Honorarkonsulate in Frankfurt am Main (Honorar­ sen werden, sodass nun in allen 15 Empfängerstaaten konsul Christian Ratjen) und in München (Honorar­ ­Programme entwickelt und umgesetzt werden können. konsul Dr. Christian Waigel) unterstützten auch im Berichtsjahr die Arbeit der Botschaft. Ausserdem Übernahme von EU-Rechtsakten in den EWR wurde die Erweiterung des Honorarkonsulnetzwerks (Binnenmarkt) in Deutschland in die Wege geleitet, mit dem Ziel, 2021 Die Mission vertritt Liechtenstein in den rechts­ ein weiteres Honorarkonsulat zu eröffnen. setzenden Organen des EWR. Im Berichtsjahr traf der Gemeinsame EWR-Ausschuss 240 Beschlüsse, mit de- Liechtensteinisches Künstleratelier nen 370 EU-Rechtsakte in das EWR-Abkommen über- Trotz der Covid-19-Pandemie nutzten auch im Berichts- nommen wurden (darunter u. a. die 5. Geldwäscherei- jahr vier Kunstschaffende (Adam Vogt, Eliane Schädler, Richtlinie). Diese deutliche Reduktion gegenüber dem Sebastian Sele und Ursula Wolf) die Gelegenheit, sich Vorjahr ist in erster Linie Personalengpässen auf der im Künstleratelier in Berlin mit einem Tapetenwechsel EU-Seite geschuldet, die gegen Jahresende zumindest von der Vielfalt und Atmosphäre der Stadt inspirieren vorläufig behoben wurden. Der Rückstau an Rechts- zu lassen. Dadurch, dass auch die deutsche Hauptstadt akten, die noch nicht Bestandteil des EWR sind, aber pandemiebedingt eine gänzlich «andere» war, wurde bereits in der EU gelten (sog. Backlog), ist somit weiter- der Aufenthalt im Künstleratelier am Mariendorfer hin beträchtlich. Dieses Regelungsgefälle widerspricht Damm in gewissem Sinne auch ein einzigartiger und dem Homogenitätsziel des EWR. Im Berichtsjahr unter­ wird sich auch in künftigen Werken dieser Künstler stützte die Mission zudem die Vorbereitungen zur liech- widerspiegeln.­ tensteinischen Teilnahme an EU-Programmen 2021-2027. Der Landtag genehmigte im Dezember die Teilnahme an fünf Programmen: Erasmus, Solidaritätskorps, Binnen- marktprogramm, Digitales Europa, Kreatives Europa.

Sonstige Vertretung in EWR-relevanten Organen Das höchste politische Gremium des EWR, der EWR- Rat, tagte im Berichtsjahr zweimal (25. Mai bzw. 18. No- vember), wobei in der zweiten Jahreshälfte Liechtenstein den Vorsitz innehatte. Liechtenstein wurde dabei jeweils durch Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger vertre- ten. Beim EWR-Rat treffen die zuständigen Minister ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Islands, Liechtensteins und Norwegens auf die jeweilige Beitrag Islands, Liechtensteins und Norwegens zur Ver- | 171 EU-Präsidentschaft (Kroatien in der ersten Jahreshälfte, ringerung des wirtschaftlichen und sozialen Ungleich- Deutschland in der zweiten), um das Funktionieren des gewichts innerhalb von Europa dar. Für die nominelle EWR zu diskutieren. Wichtigste Themen dieser Sit- Periode 2014 bis 2021 (wobei Projektgelder noch bis zungen im Berichtsjahr waren der europäische «Green 2024 ausbezahlt werden) beträgt Liechtensteins Bei- Deal», der digitale Wandel, Brexit sowie der Backlog. trag voraussichtlich EUR 2.7 Mio. pro Jahr, was rund Im Rahmen der EWR-Mitgliedschaft unterhalten 1.33 % der Gesamtkosten entspricht. Die Mission ver- ­Island, Liechtenstein und Norwegen auch politische tritt Liechtensteins Interessen in den Leitungsgremien Dialoge mit der EU zu aussenpolitischen Themen (z. B. dieses auch als EEA Grants bekannten Programms Afrika, Osteuropa und Zentralasien, Westlicher Balkan, (www.­ eeagrants.­ org).­ OSZE / Europarat). Diese Gespräche finden zweimal jähr- Im Berichtsjahr traten fast alle 97 Programme in 14 lich auf Ministerebene statt (am Rande des EWR-­Rates) der 15 Empfängerstaaten in die Umsetzungsphase. Es und werden ansonsten von der Mission abgedeckt. Zu- fanden Ausschreibungen für Projektfördermittel statt, dem lädt die EU Liechtenstein regelmässig dazu ein, bei denen sich auch liechtensteinische Partner mit- diverse Erklärungen zu aussenpolitischen Themen mit- bewerben können. Auch die Verhandlungen über die zutragen (z. B. zum Konflikt in Berg-Karabach, zur Ver- Halbzeitüberprüfung in den Empfängerstaaten und da- giftung des russischen Oppositions­politikers Nawalny, mit verbundene Umschichtungen von Geldern zwischen zu Sanktionen gegen Weissrussland bzw. Syrien). Die Programmen setzten 2020, mit Verspätung, ein. Am Mission koordiniert Liechtensteins Position zu diesen 21. Dezember konnte nach langjährigen Verhandlungen Erklärungen, welche in der Regel mitgetragen werden. das Memorandum of Understanding mit Ungarn unter- Die Mission vertritt Liechtenstein in den Sitzungen zeichnet werden, dem letzten der Empfängerstaaten. jenes Gremiums, welches über Finanz-, Budget- und Besondere Schwierigkeiten bereiteten den Geber- Personalfragen des EFTA-Gerichtshofes sowie der staaten polnische Provinzen und Gemeinden, die sich EFTA-Überwachungsbehörde entscheidet (ESA / Court in politischen Erklärungen gegen LGBTI-Personen rich- Committee). Der Ausschuss beschloss die Budgets der ten. Es wurde beschlossen, die Auszahlung von EEA- beiden Institutionen für 2021. Während sich das Bud- Grants an diese Verwaltungseinheiten einzustellen. get des Gerichtshofes nur geringfügig erhöhte (0.2 %), wurde jenes der ESA um über 5 % erhöht. Dadurch wird Schengen- und Dublin-Assoziierung der zusätzlichen Belastung durch die Covid-19-Pande- Die Mission Brüssel nimmt im Bereich Schengen / Dub­ mie Rechnung getragen. lin an Sitzungen einschlägiger EU-Gremien teil, die sich mit dem Funktionieren und der Weiterentwicklung Brexit dieses Rechtsbereichs befassen. Der Schengen-Raum Die Mission befasste sich weiter intensiv mit dem garantiert neben der Reisefreiheit auch das praktische Brexit-Dossier und den Auswirkungen auf den EWR. Funktionieren des Binnenmarktes durch den Wegfall Das Vereinigte Königreich schied per Jahresende end- der Grenzkontrollen. Im Berichtsjahr nahm die Mis- gültig aus der Union aus und wurde damit zum Dritt- sion im sogenannten ICPR-Roundtable Einsitz, einem staat, nachdem es im Berichtsjahr aufgrund einer Krisenschutzgremium, welches die einzelstaatlichen Übergangsregelung in fast allen Bereichen noch als Coronamassnahmen beim Grenz- bzw. Gesundheits- ­EU-Mitglied behandelt wurde. Die Mission stand im schutz koordiniert. Ein weiterer Schwerpunkt waren ­engen Kontakt mit der UK-Taskforce der EU-Kommis- die Verhandlungen für ein mehrjähriges EU-Instrument sion. Das in letzter Minute ausverhandelte Handels- für Grenzmanagement und Visa (BMVI), welches die und Kooperationsabkommen zwischen der EU und UK Schengen-Staaten bei der Umsetzung von Massnah- ist auf die EWR / EFTA-Staaten nicht anwendbar; diese men im Grenzschutz finanziell unterstützt. Das BMVI ist verhandeln selbst über ein Freihandelsabkommen, das Nachfolger des ISF-Borders-Fonds, an dem auch Liech- zum Jahresende noch nicht abgeschlossen war. Die tenstein derzeit teilnimmt. Im zweiten Halbjahr wurde EWR / EFTA-Staaten wurden jedoch in eine Übergangs- durch den revidierten Vorschlag für einen EU-Migra­ lösung zum Datenfluss EU-UK eingebunden. Im Dezem- tionspakt ein weiterer Schwerpunkt gesetzt. ber fand zudem das erste Treffen des Gemeinsamen Als Schengen / Dublin-Mitglied wird Liechtenstein Ausschusses gemäss EWR-Trennungsabkommen (zwi- regelmässig zu den Treffen der EU-Innenminister ein- schen EWR / EFTA Staaten und UK) statt. Im Mittel- geladen. Regierungsrätin Dominique Hasler nahm im punkt stand dabei die «Trilateralisierung» der Sozialver- Berichtsjahr an drei solcher Treffen teil, die sich vor sicherungsrechte. allem mit den Themen Migration, Aussengrenzschutz und EU-Asylpolitik beschäftigten. An den weiteren Mi- EWR-Finanzierungsmechanismus nisterratssitzungen wurde die Regierungsrätin durch die Mission vertreten. Zusätzlich fand am 30. November Der EWR-Finanzierungsmechanismus ist das Pendant das erste Schengen-Forum statt, welches die Zukunft zum EU-Kohäsionsfonds und stellt den gemeinsamen des Schengen-Systems überdenken soll. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

172 | Im Berichtsjahr hat die EU 14 Rechtsakte beschlos- Liechtensteinische Botschaft beim sen, die den Schengen / Dublin-Besitzstand weiterent- Heiligen Stuhl wickeln und auch von Liechtenstein umzusetzen sind (rechtlich unverbindliche Covid-19-bezogene Rechts- akte sind dabei nicht mitgezählt). Leiter: S.D. Botschafter Prinz Stefan von und zu Liechtenstein Finanzthemen und Steuerkooperation Am 4. November tauschten sich die Wirtschafts- und Im Berichtsjahr waren die Kontakte zum Heiligen Stuhl ­Finanzminister der EFTA und der EU (EFTA / Ecofin- aufgrund der Covid-19-Pandemie auf ein Minimum einge- Treffen) über finanzpolitische Themen aus, insbeson- schränkt. Das Leben im Vatikan kam praktisch zum Still- dere im Kontext der Covid-19-Pandemie. Das Treffen stand. fand online statt und wurde vom deutschen Bundes- finanzminister Olaf Scholz geleitet. Die EFTA-Staaten Die Covid-19-Pandemie schränkte die Reisemöglich- betonten, wie wichtig es ist, bei der Bewältigung der keiten nach Rom und damit die direkten persönlichen Corona-Krise innerhalb Europas eng zusammenzu­ Kontakte mit Vertretern des Heiligen Stuhls massiv ein. arbeiten. Liechtenstein strich zudem die Bedeutung Ab Februar wurde alle Grossveranstaltungen deutlich der Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit des verkleinert oder ganz abgesagt. So auch eine Konfe- europäischen Wirtschaftsraums hervor und berichtete renz, zu der Bildungsministerin Dominique Hasler in über seine Erfahrungen mit dem Blockchain-Gesetz. Begleitung des Unterzeichners eingeladen war. Die Ab- In Sachen Steuerkooperation hat die Mission die Ent­ sage betraf auch alle grossen Feierlichkeiten, wie z. B. wicklungen zur Digitalsteuer auf europäischer Ebene die Karfreitags- und Osterliturgien sowie die Liturgien genau verfolgt und laufend darüber Bericht erstattet. in der Weihnachtszeit. Eine vergleichbare Situation gab es zuletzt wohl nur während der Pest in Rom vor fast vierhundert Jahren. Durch die ebenfalls geschlossenen Vatikanischen Museen entgingen dem Heiligen Stuhl grosse Teile der jährlichen Einnahmen zur Finanzierung Liechtensteinische Botschaft bei der weltweiten diplomatischen Tätigkeiten. der Belgischen Krone

Leiterin: Botschafterin Sabine Monauni Liechtensteinische Botschaft in Die Botschaft verfolgte aktuelle Entwicklungen in Belgien Washington und berichtete darüber an die Regierung. Fast eineinhalb Jahre nach den Parlamentswahlen vom Mai 2019 konnte auf Bundesebene eine neue Regierung gebildet werden. Leiter: Botschafter Kurt Jäger Die sogenannte Vivaldi-Koalition, bestehend aus Libe- ralen, Sozialisten, Grünen sowie Christdemokraten, nahm Das Berichtsjahr war in den USA von Themen mit gros- am 1. Oktober ihr Amt auf. Neuer Ministerpräsident ist der ser innerstaatlicher Tragweite geprägt, wie den US-Prä- flämische Liberale Alexander de Croo. Belgien war sehr sidentschafts- und Kongresswahlen, zahlreichen sozialen stark von der Covid-19-Pandemie betroffen, mit besonders und durch Rassismus ausgelöste Unruhen und den Be- hohen Todeszahlen. Durch verhältnismässig strikte Mass- mühungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie und nahmen wurde die Lage im Laufe des Jahres unter Kon- deren Folgen. Im Inland begann das Jahr damit, dass der trolle gebracht. Die bilateralen Aktivitäten der Botschaft US-Senat den Präsidenten im Amtsenthebungsverfahren hielten sich im Übrigen in Grenzen, da die Vertretung mit freisprach, das im Vorjahr durch das Repräsentantenhaus ihrer Tätigkeit als Mission bei der Europäischen Union aus- gegen ihn mit dem Vorwurf, seine Exekutivbefugnisse gelastet ist. Die Botschaft ist zudem auch für konsularische missbraucht und die Justiz in seinem Amtsenthebungsver- Angelegenheiten zuständig; im Berichtsjahr gab es dazu fahren behindert zu haben, eingeleitet worden war. Viele jedoch keine nennenswerten Aktivitäten. der politischen Agenden des Präsidenten und des Kon- gresses wurden durch die Folgen der Covid-19-Pandemie schnell in den Schatten gestellt. Ab Mitte März wurden in vielen Bundesstaaten Ausgangssperren und Betriebs- schliessungen angeordnet, was schwerwiegende Folgen für die US-Wirtschaft hatte. Im Laufe des Jahres geneh- migte der Kongress vier finanzielle Hilfspaket zur Abfe- derung der Pandemiefolgen und Stützung der Konjunktur mit einem Gesamtvolumen von mehr als USD 3 Billionen. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Im November wurde Joe Biden zum neuen Präsidenten US-Finanzministerium hebt Liechtensteins | 173 gewählt, und die Demokraten behielten nicht nur die FAST-Initiative in Bericht an den Kongress hervor Mehrheit im Repräsentantenhaus, sondern übernahmen Am 18. November führte das «Office of Terrorism and nach einigen kontroversen Stimmenauszählungen auch Financial Intelligence» im US-Finanzministerium seine die Mehrheit im Senat. Die US-Regierung verschärfte in- jährliche Partnerschaftsveranstaltung zum Thema Be- ternationale Handelskonflikte und erliess umfangreiche, kämpfung von Menschenrechtsverletzungen und Kor- neue internationale Handelssanktionen. Der Schwer- ruption durch. Die Veranstaltung vermittelte u. a. einen punkt der US-Bemühungen lag in einer Verbesserung von Überblick über einen Bericht der verwaltungsüber­ Handelsvorteilen für die USA und in Vergeltungsmass- greifenden Arbeitsgruppe des Präsidenten zur Über­ nahmen gegen Verletzungen von Handelsregeln Die US- wachung und Bekämpfung von Menschenhandel an den Regierung hielt auch an ihrer sehr kritischen und unnach­ US-Kongress. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Ver- giebigen Haltung gegenüber der WTO fest und blockierte tretern der Ministerien für Äusseres, Finanzen, Justiz damit die Funktionsweise der Handelsorganisation. Die und Inneres sowie der Agentur für Internationale Ent- USA reduzierten generell ihr Engagement in multilate- wicklung zusammen. In dem Bericht mit dem Titel «An ralen Gremien, humanitären Projekten und Abkommen, ­Analysis of Anti-Money Laundering Efforts Related to und zogen sich aus der Weltgesundheitsorganisation so- Human Trafficking of the National Defense Authoriza- wie dem Open-Skies-Abkommen zur Durchführung fried- tion Act for Fiscal Year 2020» wurden die Bemühungen licher Beobachtungsflüge zur Konfliktverhütung zurück. von US-Finanzintermediären zur Bekämpfung der Fi- Die US-Regierung brach auch ihre Beteiligung an den nanzierung von Menschenhandel hervorgehoben, ein- weltweiten Steuerverhandlungen in der OECD ab. Die schliesslich der vielen, die sich an der Arbeit im Rahmen USA verhängten zudem umfangreiche neue, politische der «Liechtenstein Initiative for Finance Against Slavery Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen als and Trafficking» (FAST) beteiligt hatten. Der Bericht Druckmittel gegenüber Staaten wie Russland, China, Iran, gab auch einen kurzen Überblick über den Massnah- die Türkei und Venezuela, oder gegen Unternehmen, die menkatalog für den globalen Finanzsektor zur Bekämp- an der russischen Nordstream 2-Pipeline nach Deutsch- fung moderner Sklaverei und Menschenhandel, der aus land beteiligt waren. Militärisch versuchten die USA, ihre den Arbeiten der Initiative zur Schaffung einer Finanz- in verschiedenen Ländern stationierten Truppen abzu- sektorkommission zum Kampf gegen moderne Sklaverei bauen, so etwa in Afghanistan, im Irak und in Deutsch- und Menschenhandel hervorgegangen war. land. Schliesslich hielten die USA weiterhin an ihrem Kurs zur restriktiveren Ausgestaltung der Einwanderungs-, Die USA ergreifen Sanktionen gegen Personal ­Visums- und Flüchtlingspolitik fest. des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) und Liechtenstein interveniert Liechtenstein-Spezifisches Im März beschloss die US-Regierung Visabeschrän- kungen gegen nicht näher bezeichnete Beamte des Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Arbeit Internationalen Strafgerichtshofs (ICC), die an den Af- der Botschaft ghanistan-Ermittlungen beteiligt waren. ICC-Beamten Mit Ausnahme des Botschafters arbeitete die Beleg- wurde ausnahmsweise weiterhin gestattet, in die USA schaft der Botschaft ab dem 17. März bis Anfang Juni einzureisen, um in New York an UNO-Treffen teilzu- mehrheitlich von zuhause aus (Homeoffice). Sämt- nehmen. liche Mitarbeitende verfügten über private Computer Am 2. April nahm die Botschaft an einer von der EU- und / oder Laptops und waren mittels eines installierten Vertretung in Washington D.C. durchgeführten Telefon- Softwareprogramms in der Lage, auf die elektronische konferenz mit Morse Tan, dem US-Sonderbotschafter Ablage und das eigene E-Mail-Konto zuzugreifen. für globale Strafgerichtsbarkeit, teil, um die von den Die telefonische Erreichbarkeit des Sekretariats der USA vertretene, ablehnende Position zur Entscheidung Botschaft wurde durch einen automatischen, telefo- des internationalen Strafgerichtshofes ICC vom 5. März nischen Beantwortungsdienst jederzeit gewährleistet. betreffend die Untersuchung von Kriegsverbrechen in Im ganzen Gebäude, in dem die Botschaft und die Re- Afghanistan zu erörtern und hinterfragen. Zur Verteidi- sidenz untergebracht sind, galt zudem bis zum Jahres- gung der Position der US-Regierung wurde angeführt, ende eine Maskentragepflicht. Im Einvernehmen mit dass sich die USA zwar für Gerechtigkeit und Verant- der Belegschaft wurde ab dem Übergang in die zweite wortlichkeit einsetzen würden, auch wenn es um die Phase der Lockerungen am 2. Juni, festgelegt, dass das Ahndung von Kriegsverbrechen gehe, doch man sei Botschaftspersonal abwechselnd jeweils an 1.5 Tagen nicht Vertragspartei des Römer Statuts zur Schaffung pro Woche die Arbeit im Büro verrichtet, währenddes- des ICC. Das zivile und militärische Justizsystem der sen jeweils die anderen Mitarbeitenden von zuhause USA sei selbst durchaus in der Lage, über allfällige, von aus arbeiteten. US-Staatsbürgern begangene Straftaten wirksam zu urteilen. Darüber hinaus falle für die USA ins Gewicht, dass selbst Afghanistan die Entscheidung des ICC zur ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

174 | Eröffnung einer Untersuchung in begangene Kriegsver- z. B. ausländischen Diplomaten). Eine ähnliche Regelung brechen im eigenen Land nicht unterstütze, da es über war schon zuvor für Reisende aus dem Iran und dem einen eigenen internen Prozess zur Behandlung solcher ­chinesischen Festland erlassen worden. Reisende auf Fälle verfüge. Man sei verärgert, dass die Entscheidung Flügen aus diesen Ländern, wenn sie zur Einreise in die des ICC gerade zu einem Zeitpunkt erfolgt sei, als die USA zugelassen werden (z. B. US-Bürger, Diplomaten USA im Begriff gewesen seien, einen Friedensplan in Af- und deren Angehörige, oder wenn die 14-tägige Aufent- ghanistan zu initiieren. Die Vertreter der EU und anderer haltsdauer in dem Ausreisestaat verstrichen ist), durften Botschaften wie jene Liechtensteins bekräftigten ihre nur noch über einen von 13 ausgewiesenen US-Flughäfen uneingeschränkte Unterstützung für den ICC als unab- einreisen, wo sie einem Gesundheits-Screening unterzo- hängige Institution, die keine politischen Ziele verfolge, gen werden. Für solche Personen galt zudem, dass sie sowie für die internationale Rechtsstaatlichkeit im Allge- sich für 14 Tage in den USA in eine Selbstquarantäne be- meinen. Sie äusserten sich enttäuscht über die Haltung geben müssen. Ab dem 23. April wurde auch die Aus- der US-Regierung und deren Sanktionierung eines inter- stellung neuer Niederlassungsbewilligungen bzw. dauer- nationalen Gerichts. Beide Seiten einigten sich jedoch hafter Aufenthaltsgenehmigungen – sogenannter Green darauf, den Dialog in dieser Angelegenheit fortzusetzen. Cards – durch die US-Regierung sistiert. Der Präsident Die US-Regierung ergriff am 11. Juni konkrete Sank- begründete diese Entscheidung mit den Bemühungen tionen gegen Angestellte und Hilfspersonen des Inter- seiner Regierung, den Wettbewerb auf dem US-Arbeits- nationalen Strafgerichtshofs (ICC), die an der Unter- markt zu reduzieren, bevor man die pandemiebedingten suchung angeblicher, durch US-Truppen begangener Einschränkungen für die Wirtschaft wieder lockere, aber Kriegsverbrechen in Afghanistan beteiligt sind. Am auch, um die knappen Ressourcen des US-Gesundheits- 2. September verkündete das US-Aussenministerium systems zugunsten von US-Einwohnern zu schonen. Am schliesslich auch die Ergreifung von Sanktionen gegen 22. Juni erliess der Präsident eine Proklamation, mit der die Chefanklägerin des ICC, Frau Fatou Bensouda, we- die Ausstellung bestimmter neuer Visa ausgesetzt wurde. gen ihrer laufenden Untersuchung in mögliche Kriegs- Am 16. / 17. Juli verkündete die US-Regierung Ausnahmen verbrechen von US-Streitkräften in Afghanistan. Sie von den Visabeschränkungen für bestimmte Reisende wurde mit den schon zuvor sanktionierten Personen in aus dem Schengen-Raum, dem Vereinigten Königreich die vom «Office of Foreign Assets Control» (OFAC) des und Irland. Damit konnten bestimmte Geschäftsrei- US-Finanzministeriums geführte Liste von bezeichne- sende, Investoren, Händler, Akademiker und Studenten, ten Staatsangehörigen und blockierten Personen auf- die ein gültiges Visum oder eine ESTA-Genehmigung genommen. Einzelpersonen und Organisationen, die (­Electronic System for Travel Authorization) beantragen mit Sanktionen belegte Personen weiterhin materiell oder bereits besitzen, sich unter Berufung auf nationale unterstützten, gingen damit ebenfalls das Risiko ein, Interessen für Ausnahmen von der Suspendierung der von US-Sanktionen erfasst zu werden. Am 8. Septem- Ausstellung bzw. Anwendbarkeit ihrer Visa oder ESTA- ber schloss sich Liechtenstein einem am 11. September Genehmigungen qualifizieren. Ausnahmen galten somit erneut überreichten, gemeinsamen Schreiben mit wei- für Reisende, die aus humanitären Gründen, im Dienst teren 44 Staaten an den US-Sonderbotschafter Morse der öffentlichen Gesundheit oder der nationalen Sicher- Tan an, in welchem die Absicht bekräftigt wurde, die heit in die USA einreisen möchten. Am 6. Oktober nahm im Römer Statut verankerten Grundsätze und Werte zu die US-Regierung nochmals wesentliche Änderungen in wahren und zu verteidigen, und dass man sich davon ihrer Visapolitik vor, die sich auf die Erteilung von Visa an nicht durch Massnahmen oder Drohungen gegen den hochqualifizierte, ausländische Arbeitskräfteauswirken. ­ ICC abschrecken lassen werde, wie dies bereits in der gemeinsamen Erklärung der Vertragsstaaten zum ICC- Gemeinsame Stellungnahme der EU- und EFTA- Statut vom 11. Juni zum Ausdruck gebracht worden sei. Staaten zu vorgeschlagenen Visaänderungen für Studenten und Medienvertreter Verschärfungen in der US-Einwanderungs-, Visums- Am 23. Oktober richtete die deutsche Botschafterin in und Flüchtlingspolitik gegenüber Europäern den USA als Vertreterin der amtierenden EU-Ratsprä- Am 11. März 2020 kündigte die US-Regierung aufgrund sidentschaft zusammen mit dem Leiter der EU-Delega- des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie vorübergehende tion in den USA im Namen aller EU-Mitgliedsstaaten Einreisebeschränkungen für Ausländer ohne ständigen eine Stellungnahme an den US-Heimatschutzminister Wohnsitz in den USA an, die sich 14 Tagen vor ihrer Ein- Chad Wolf zu den neuesten Vorschlägen der US-Regie- reise in die USA physisch im Schengen-Raum aufgehal- rung zur Änderung der Zulassungsfrist für Visaanträge ten hatten. Das Einreiseverbot trat am 13. März 2020 um von ausländischen Studenten, von Personen, die unter Mitternacht für zunächst 30 Tage in Kraft und wurde in Austauschprogrammen in den USA studieren oder vor­ Folge verlängert und erweitert. Die Beschränkung galt übergehend arbeiten wollen (Exchange Visitors), sowie nicht für rechtmässige, ständige Einwohner der USA, Vertretern ausländischer Medien. Die Botschafter der deren unmittelbaren Familienangehörigen und anderen, EFTA-Staaten Liechtenstein, Island, der Schweiz und namentlich erwähnten Kategorien von Personen (wie Norwegen schlossen sich dieser Stellungnahme an. In ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

der gemeinsamen Stellungnahme wurde zwar Verständ- Handelspolitik | 175 nis für die Notwendigkeit von Massnahmen zur Verrin- gerung der missbräuchlichen Einwanderung und zum Handelsbeziehungen USA – Schweiz Schutz der nationalen Sicherheit gezeigt, doch es wur- Während das US-Finanzministerium am 13. Januar in den im Detail auch einige Bedenken dargelegt, insbeson- seinem halbjährlich erscheinenden Wechselkursbericht dere hinsichtlich der schwerwiegenden Konsequenzen, seine zuvor im August 2019 vorgenommene Einstu- die sich aus den neuen Beschränkungen für individuelle fung Chinas als Währungsmanipulator wieder aufhob, Visa-Inhaber ergeben können, aber auch wegen der zu wurde die Schweiz hingegen wieder auf die Beobach- erwartenden Schwächung der Stabilität der Austausch- tungsliste gesetzt, nachdem es zuvor im Mai 2019 von programme zwischen Europa und den USA, der Ein- der Liste entfernt worden war. Grund für die Neuein- schränkung akademischer Entwicklungsmöglichkeiten stufung der Schweiz war, dass das Land zwei von drei und der Gefährdung des Geschäftsmodells und der Be- geltenden Schwellenwerten erreicht hatte, nämlich ei- richterstattung europäischer Medien in den USA. nen Leistungsbilanzüberschuss mit den USA im Umfang von 2 % des eigenen Bruttoinlandsprodukts und einen Neue liechtensteinische Honorarkonsulin in Chicago Handelsüberschusses mit den USA im Umfang von min- Nachdem Ende November das Mandat von Paul F. Do- destens USD 20 Mia. Die US-Regierung stufte dann am nahue, dem liechtensteinischen Honorarkonsul in Chi- 16. Dezember in einem weiteren Bericht die Schweiz ne- cago, zuständig für den Bezirk Illinois und den Mittle- ben Vietnam als Währungsmanipulator ein, womit sie ren Westen der USA, altersbedingt (77 Jahre) nach einer die beiden Länder zum ersten Mal beschuldigte, unan- zehnjährigen Amtsperiode zu Ende gegangen war, trat gemessen auf den Devisenmärkten interveniert zu ha- Julie Danis am 1. Dezember für eine erstmalige Amtspe- ben, und damit eine wirtschaftliche Konfrontation mit riode von vier Jahren die Nachfolge als neue Honorar- zwei Handelspartnern auslöste. Die Schweiz und Viet- konsulin Liechtensteins an. Frau Danis ist ausgebildete nam waren aufgefordert, Verhandlungen mit den USA Betriebswirtin mit umfassenden Berufserfahrungen in und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aufneh- den Bereichen Marketing, Kommunikation, Journalis- men, um allfälligen Sanktionen der USA zu entgehen. mus, Ausbildung und Publikation sowie mit einem gu- Dies war das dritte Mal, dass die US-Regierung unter ten Beziehungsnetz im akademischen, kulturellen und Donald Trump den ziemlich ungewöhnlichen Schritt un- publizistischen Umfeld in der Region von Chicago. Pan- ternahm, ein Land formell als Währungsmanipulator zu demiebedingt wurde die offizielle Verabschiedung des bezeichnen. Eine solche Einstufung war 2019 zum er- bisherigen Honorarkonsuls und die offizielle Einset- sten Mal seit 1994 auf China angewendet worden. Für zungsfeier für die neue Honorarkonsulin auf das fol- die neueste Währungsmanipulationseinstufung wurde gende Jahr verschoben. der Beobachtungszeitraum von Juli 2019 bis Juni 2020, einschliesslich einiger Monate vor Ausbruch der Co- Erwähnung Liechtensteins in Berichten des vid-19-Pandemie, herangezogen. Der entsprechende US-Aussenministeriums Bericht des US-Finanzministeriums hielt fest, dass die Am 11. März veröffentlichte das US-Aussenministerium Schweiz der sechzehnt-grösste Handelspartner der USA seinen jährlichen Bericht zur Lage der Menschenrechte sei und umfangreiche, einseitige Interventionen auf in der Welt. Darin wurde die Situation der Menschen- dem Währungsmarkt vorgenommen habe, die erheblich rechte in beinahe 200 Ländern und Hoheitsgebieten umfangreicher gewesen seien als in früheren Perioden, analysiert und bewertet. In Liechtenstein wurden wei- um der Aufwertung des Schweizer Frankens entgegen- terhin keine schwerwiegenden Verletzungen der Men- zuwirken und das Deflationsrisiko zu verringern. Wenn schenrechte festgestellt, jedoch wurden erneut einige die Bedenken des US-Finanzministeriums im Rahmen Bereiche erwähnt, in denen Liechtenstein noch Verbes- von Verhandlungen nicht ausgeräumt werden, kön- serungspotential aufweise. Das US-Aussenministerium nen die USA eine Reihe von Sanktionen einschliesslich stützt sich bei seiner Berichterstattung jeweils auf Infor- Strafzöllen verhängen. Der nächste Währungsbericht ist mationen von internationalen Regierungs- und Nicht­ im April 2021 fällig. regierungsorganisationen oder Denkfabriken sowie auf Daten, die von offiziellen Stellen (im Falle Liechtensteins Verschärfung von Kontrollen ausländischer die Landesverwaltung und teilweise Gemeindeverwal- Investitionen in den USA tungen) auf Anfrage geliefert werden. Gleiches gilt für Zur Umsetzung des 2018 verabschiedeten «Foreign In- den am 10. Juni veröffentlichten «International Religi- vestment Risk Review Modernization Act» (FIRRMA), ous Freedom Report» über das Jahr 2019, in dem erneut veröffentlichte das US-Finanzministerium am 13. Ja- auch Liechtenstein Erwähnung fand. Der Schwerpunkt nuar zwei Durchführungsverordnungen, mit denen wurde im Berichtsjahr auf den Zugang zum Religions­ die Kompetenzen des «Committee on Foreign Invest- unterricht, insbesondere von Muslimen, und den Auf- ment in the United States» (CFIUS) der US-Regierung bau religiöser Infrastrukturen wie einer Moschee oder zur Kontrolle von ausländischen Investitionen in den muslimischer Grabstätten gelegt. USA ausgeweitet wurden. In den Verordnungen wurde ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

176 | festgelegt, unter welchen Umständen und in welchen and Electoral Violence» gesprochen, bei dem es um Wirtschaftssektoren Investitionen künftig überprüft die Ausarbeitung von Instrumenten zur Umsetzung der und allenfalls verhindert bzw. untersagt werden kön- «Women, Peace & Security» Agenda in den OAS-Mit- nen. Nur Akquisitionen in den USA, die von Investoren gliedsstaaten mit einem Schwerpunkt auf Konfliktver- aus dem Vereinigten Königreich, Kanada, Australien meidung und -bewältigung sowie geschlechterspezi- und Neuseeland vorgenommen werden, bleiben wegen fische Gewalt geht. der engen Sicherheitszusammenarbeit dieser Staaten Am 20. März wurde im Rahmen einer Sondersession mit den USA (Five Eyes, FVEY) vom Überprüfungsvor- der Vollversammlung der Mitgliedsstaaten der OAS der behalt ausgenommen. Die neuen Vorgaben sollen den bisherige, seit 2015 amtierende Generalsekretär der Or- Überprüfungsprozess modernisieren und die nationale ganisation, der Uruguayer Luis Almagro Lemes, für wei- Sicherheit des Landes besser schützen. Die Verord- ter fünf Jahre wiedergewählt. Mexiko und mehrere Staa- nungen traten am 13. Februar in Kraft. ten der Karibik erhoben (erneut) Einspruch gegen die Tatsache, dass der von der Interimsregierung Venezue- Steuerpolitik las designierte Vertreter des Landes zur Vollversamm- lung zugelassen worden sei, nachdem es der OAS ihres In einem Brief an die Finanzminister der EU-Mitglieds- Erachtens gar nicht zustehe, über die Anerkennung der staaten vom 12. Juni kündigte der US-Finanzminister Regierung eines Mitgliedsstaates zu entscheiden. Die an, dass die USA eine Pause bei ihrer Teilnahme an den Vollversammlung wählte mit Akklamation auch den ein- OECD-Gesprächen einlegen würden, bei denen eine Ei- zigen Kandidaten für das Amt des beigeordneten Gene- nigung über eine Überarbeitung des globalen Steuer­ ralsekretärs (Assistant Secretary General), nämlich den systems angestrebt wird, um multinationale Unterneh- bisherigen Amtsinhaber, Herr Nestor Mendez, wieder. men – insbesondere grosse Technologiekonzerne – auch Die am 20. / 21. Oktober abgehaltene 50. Vollver- in jenen Ländern einer Körperschaftsbesteuerung zu- sammlung der Organisation Amerikanischer Staaten zuführen, in denen die Endabnehmer bzw. Verbraucher (OAS) wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie virtuell der Unternehmen ansässig sind. Pläne einzelner Staa- übertragen und war in besonderem Masse der Begeg- ten, einseitig ihre eigenen Digitalsteuern einzu­führen, nung der Herausforderungen von Covid-19 in der ame- hatten die USA bis anhin mit der Androhung von Straf- rikanischen Hemisphäre und Verfolgung eines kollabo- zöllen zu verhindern oder zu verzögern versucht. Die rativen Ansatzes zur Behebung von Sicherheitslücken USA streben eine breitere Wirkung bei einer neuen und zum Aufbau einer Resilienz in Krisenzeiten auf der Form der globalen Besteuerung von Unternehmen an, Grundlage der vier Säulen der OAS gewidmet. Ausser- nämlich eine, die nicht nur auf einen bestimmten Wirt- dem widmete die Vollversammlung, wie in den Jahren schaftssektor abzielt, der von US-Technologieunter­ zuvor, dem innenpolitischen Konflikt, der prekären nehmen beherrscht wird. Menschenrechtslage und Flüchtlingskrise in Venezuela sowie den Menschenrechtsverletzungen in Nicaragua Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) besondere Aufmerksamkeit. Am 9. Dezember lehnte der Rat der Ständigen Ver- Liechtenstein ist seit 2014 Beobachterstaat in der OAS treter in der OAS eine Anerkennung der Ergebnisse und nimmt in dieser Funktion an Treffen der Organisa- der am 6. Dezember in Venezuela abgehaltenen Parla- tion teil und unterstützt Projekte. Am 26. Juni wurden mentswahlen ab. Der Rat stellte fest, dass die Wahlen Beiträge Liechtensteins an zwei Projekten der Inter­ weder frei noch fair gemäss geltenden völkerrechtlichen amerikanischen Koalition für Frauen, einer Institution Bedingungen gewesen seien, und dass weder Unpar- der OAS, bewilligt. Einerseits handelte es sich um eine teilichkeit und Transparenz noch die Teilnahme aller Erneuerung eines seit 2014 geleisteten, jährlichen Bei- politischen Akteure und Bürger des Landes gewähr­ trages in Höhe von CHF 20'000 zugunsten des Pro- leistet worden sei. Darüber hinaus wurde das illegitime jektes namens «Strengthening Capacity of National Regime von Präsident Nicolás Maduro dafür kritisiert, Machineries for the Advancement of Women in Parti- keine politischen Gefangenen freigelassen, die Unab- cipating Countries to Advance Gender Mainstreaming», hängigkeit der Wahlbehörde nicht gewährleistet und welches das Ziel verfolgt, in den Mitgliedsstaaten der keine unabhängige und glaubwürdige internationale OAS ein Verfahren zur Überprüfung der Präsenz einer Wahlbeobachtung zugelassen zu haben. Geschlechterperspektive in der Organisation und in den Abläufen der öffentlichen Verwaltung einzuführen Hochrangige Treffen, Veranstaltungen und und einen konkreten Aktionsplan zur Umsetzung von Öffentlichkeitsarbeit Verbesserungen zu erstellen. Andererseits wurde eine erstmalige Beitragszahlung in Höhe von CHF 50'000 Angesichts der Covid-19-Pandemie und der ab Mitte zugunsten des Projekts namens «Tools to Implement März in der US-Hauptstadt geltenden Einschrän- the Women, Peace and Security Agenda in the Ame- kungen bei gesellschaftlichen Kontakten wurden in ricas, with an Emphasis on Contexts of Social Conflict der Botschaftsresidenz im Berichtsjahr nur wenige ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

gesellschaftliche Anlässe durchgeführt. Zum Jahres- Am 5. Februar gab James Cockayne, Direktor des | 177 ende war noch nicht absehbar, ab wann und inwieweit Zentrums für Politikforschung an der UN University und diese Einschränkungen gelockert werden. Abgesagt Leiter des Sekretariats der Liechtensten Intiative zur werden mussten etwa geplante Besuche der Aussen- Bekämpfung von moderner Sklaverei und Menschen­ politischen Kommission des Landtags, des Regierungs­ handel (FAST), zusammen mit zwei seiner Kollegen, chef-Stellvertreters sowie von Studenten der Interna­ Anthony Dursi und Rachel Seavey, in der Botschafts- tionalen Musikakademie Liechtensteins in Washington residenz für andere Botschaften in Washington D.C. D.C. als auch der traditionelle Besuch von Mitarbeite- ein Briefing über die von Liechtenstein angestossene rinnen und Mitarbeitern des US-Kongresses. Insge- FAST-Initiative. Zu den Teilnehmern gehörten Vertre- samt nahm die Botschaft an etwa 180 virtuell übertra- ter der Botschaften Australiens, der Niederlande, Nor- genen Fachveranstaltungen, Arbeitsgesprächen und wegens und der Schweiz. Ziel des Briefings war es, die Konferenzen teil. Damit wurde gewährleistet, dass die Botschaften über die Ziele von FAST zu informieren und öffentliche Wahrnehmung Liechtensteins in Washing- die Rolle darzulegen, die viele Regierungen und Private ton aufrechterhalten wird sowie aktuelle Kenntnisse bei der Förderung der Bemühungen zur Eindämmung über politische Entwicklungen und Trends in den USA der Finanzierung des Menschenhandels und der mo- gewonnen und Kontakte zu relevanten Entscheidungs­ dernen Sklaverei spielen können. Die Veranstaltung trägern in der Verwaltung, im Kongress, in der Privat­ bildete einen Teil einer Reihe von Treffen und Anläs- wirtschaft und in akademischen Kreisen gepflegt wer- sen in Washington, an denen die Experten der UN Uni- den konnten. Die Botschaft verlängerte ihre bisherigen versity teilnahmen, um andere öffentliche und private Partnerschaften mit dem «Peterson Institute for In- Interessengruppen über FAST zu informieren und das ternational Economics» (PIIE) und der Organisation Bewusstsein für die Mission des Projektes zu schärfen. «Women in International Security» (WIIS), um Zugang Die Durchführung der geplanten Ausstellungen von zu ­Analysen und Beratungsleistungen sowie die Mög- Exponaten der Fürstlichen Sammlung in Nordamerika lichkeit der Durchführung von Veranstaltungen mit Ver- (Ottawa, Seattle, Fort Worth und Washington D.C.) in tretern und Delegationen aus Liechtenstein zu sichern. 2020 und 2021 musste überraschenderweise Anfang Die Partnerschaft mit dem «Center for Strategic and Februar abgesagt werden. International Studies» (CSIS) wurde für das Berichts- Am 5. März fand der zweite Besuch bei den Fünft- jahr wegen künftig deutlich höheren Beitragskosten klässlern der Hyde-Addison Elementary School im letztmalig verlängert. Rahmen der Neuauflage des «Embassy Adoption» Pro- Im Berichtsjahr fanden im Rahmen einer neu auf- gramms statt, bei dem die 37 Schülerinnen und Schü- gelegten Serie mit der Nichtregierungsorganisaton ler Wissenswertes über Liechtensteins Natur und Land- «Women in International Security» (WIIS) fünf Podiums­ schaft lernten. diskussionen statt. Bei der ersten Veranstaltung am Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger stattete vom 5. Februar handelte sich um einen Policy Roundtable 7. bis 11. März Washington D.C. einen Arbeitsbesuch ab, mit geschlechtsspezifischen Dimensionen im Bereich um aktuelle Anliegen der liechtensteinischen Aussen­ der Terrorismusbekämpfung. Die Podiumsdiskussion politik zu vertreten und Beziehungen zu diversen Stel- vom 22. April wurde infolge der Covid-19-Pandemie vir- len der Verwaltung, des Kongresses und Denkfabriken tuell übertragen und widmete sich der Rolle von Frauen zu festigen und auszubauen. Sie traf sich mit dem stell- bei der Bekämpfung von Straftaten im Umweltschutz- vertretenden US-Aussenminister, Stephen Biegun, dem bereich. Die dritte Veranstaltung am 24. Juni war den Vizeminister für internationale Angelegenheiten im US- Perspektiven der Vereinten Nationen nach 75 Jahren Finanzministerium, Brent McIntosh, dem US-Handels- gewidmet. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer beauftragten (USTR), Robert Lighthizer, der US-Trans- Grundsatzrede von Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- portministerin, Elaine Chao, dem Co-Vorsitzenden des berger, in der die Unterstützung Liechtensteins für die Freundeskreises Liechtensteins im US-Kongress, dem Vereinten Nationen und andere multilaterale Institu­ Abgeordneten Don Beyer, sowie mit mehreren Vertre- tionen hervorgehoben und wichtige, künftige Heraus- tern von Denkfabriken und Nichtregierungsorganisatio­ forderungen in der multilateralen Zusammenarbeit auf- nen. Schwerpunkte der Unterredungen bildeten u. a. die gezeigt wurden. Am 26. Oktober erfolgte eine virtuell von Liechtenstein angestossene FAST-Initiative, die Be- übertragene Diskussion zur Relevanz von Geschlech- deutung der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen terrollen in Sicherheitsfragen und der Veröffentlichung für Liechtenstein, der Wunsch Liechtensteins nach der eines neuen Buches mit dem Titel «The Gender and Aufnahme von Verhandlungen über ein Doppelbesteue- ­Security Agenda – Strategies for the 21st Century», rungsabkommens mit den USA, das Vorhaben der OECD das von der Präsidentin von WIIS, Dr. Chantal de Jonge zur Reform internationaler Regeln zur Unternehmens- ­Oudraat, mit herausgegeben worden war. An der letz- besteuerung, die Bedeutung der Unabhängigkeit des ten Veranstaltung am 15. Dezember wurde das Thema ­Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) sowie das Enga- «Human Trafficking and Modern Slavery: The Roles of gement Liechtensteins im Hinblick auf die Umsetzung Finance and Technology» behandelt. der «Women, Peace & Security» (WPS) Agenda. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

178 | Am 19. Oktober führten die Botschaft und das CSIS Bilaterale Treffen mit Österreich fanden in redu- eine gemeinsame, öffentliche und virtuell übertragene ziertem Ausmass und in angepassten Formaten statt. Podiumsdiskussion zum Thema Mobilisierung des Dazu gehörten Treffen zur Covid-19-Pandemie auf poli- ­Finanzsektors gegen die moderne Sklaverei durch, an tischer und auf Verwaltungsebene sowie der Austausch der rund 80 Personen teilnahmen. Als Diskussionsteil­ mit regionalen Behörden. nehmer fungierten unter anderem James Cockayne, Der regelmässige Austausch mit Österreich zu Leiter des Sekretariats des FAST-Projekts, Amy Lehr, Steuer- und Finanzplatzfragen wurde auf Finanzmi- Direktorin und Senior Fellow der Menschenrechtsinitia- nisterebene fortgesetzt. Im Bereich der Aussenpolitik tive beim CSIS, sowie Eric Lorber, Senior Director beim und der justiziellen Zusammenarbeit gab es mehrere Center on Economic and Financial Power in Washing- Treffen auf Ministerebene und einen Europapolitischen ton D.C. Die Diskussion drehten sich um den FAST-Blue Dialog. In der Kultur wurde mit der Unterzeichnung print als Hilfe und Ressource für Finanzinstitute und In- eines Memorandums mit dem österreichischen Aussen­ vestoren, und um reale Anwendungen der Empfehlungen ministerium die Zusammenarbeit in der Auslandskultur in konkreten Situationen von Menschenrechtsverlet- auf eine neue Basis gestellt. Zudem fand der Kultur­ zungen, beispielsweise gegenüber den Uiguren in China. politische Dia­log statt. Am 15. Oktober fand eine weitere, virtuell abgehal- Im Konsularbereich war die Botschaft aufgrund der tene Diskussionsveranstaltung der Botschaft in Zusam- Covid-19-Pandemie mit einer deutlich erhöhten Anzahl menarbeit mit dem CSIS statt. Sie bildet einen Teil der konsularischer Anfragen befasst. Dabei ging es vorwie- seit 2008 durchgeführten Serie von sogenannten Diplo- gend um Fragen zur Ein- und Ausreise nach Liechten- matic Forum Veranstaltungen, die von der Botschaft stein bzw. Österreich sowie um Abklärungen in Bezug finanziert werden und bei denen Experten zu Themen auf Rückholaktionen aus dem Ausland in der ersten referieren, die von besonderem Interesse für die auslän- Phase der Pandemie. dischen diplomatischen Vertretungen in den USA sind. Das Erbprinzenpaar besuchte am 30. September Diesmal ging es um die US-Präsidentschafts- und Kon- Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine gresswahlen von 2020. Gastredner war Astead Herndon, Gattin Doris Schmidauer zu einem informellen Arbeits- nationaler politischer Reporter bei der New York Times, gespräch. Der Austausch fand im Rahmen einer Reihe der eine Einschätzung zu den Wahlaussichten auf der von Treffen statt, die der Bundespräsident mit den Grundlage seiner landesweiten Reporterarbeiten gab. Staatsoberhäuptern der Nachbarländer durchführte. Das vorrangige Ziel des Treffens war der Austausch über die Covid-19-Pandemie. Regierungschef Adrian Hasler nahm am 25. August am Treffen der deutschsprachigen Finanzminister in Liechtensteinische Botschaft in Wien teil. Die Finanzminister tauschten sich über die Wien wirtschaftlichen sowie finanz- und fiskalpolitischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie aus und disku- tierten die Zukunft der Steuersysteme. Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger besuchte Prinzessin von Liechtenstein Wien im Berichtsjahr mehrmals. Vom 20. bis 22. Feb­ ruar pflegte sie im Rahmen eines Antrittsbesuchs die Der Schwerpunkt der liechtensteinischen Aussenpolitik liegt Kontakte zur neuen österreichischen Bundesregierung. auf der Pflege der Beziehungen zu den Nachbarstaaten Auf Einladung von Aussenminister Alexander Schallen- und in der Region. Gerade im Jahr der Covid-19-Pande- berg nahm die Regierungsrätin am Wiener Opernball mie wurde die Bedeutung dieser engen Beziehungen und teil. Die beiden Minister besprachen zudem die Zusam- der konsequent aufgebauten Kontakte besonders deutlich. menarbeit in Bezug auf Rückholflüge im Zuge der Pan- Die Botschaft diente dabei als Anlaufstelle für Politik, Ver- demie. waltung und liechtensteinische Staatsangehörige. In bei- Bei einem Arbeitstreffen mit Justizministerin Alma den Nachbarstaaten war die Bewältigung der Pandemie Zadić wurde über jene Justizbereiche gesprochen, in das bestimmende Thema. Die von Österreich ergriffenen denen die Beziehungen zu Österreich besonders eng Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie, vor allem sind, wie Strafvollzug und Strafrecht. Am 21. Februar die Einreisebestimmungen, hatten weitreichende Folgen traf die Regierungsrätin zudem Ulrike Lunacek, Staats- für den Alltag in Liechtenstein. sekretärin für Kultur. Am 10. / 11. September reiste Regierungsrätin Dr. Die Beziehungen Liechtenstein – Österreich Eggenberger nach Wien zu einem Arbeitsbesuch mit Im Berichtsjahr waren die Beziehungen zu Österreich von Fokus auf die Bereiche Aussenpolitik und Kultur. Die der Covid-19-Pandemie geprägt. Die Bekämpfung von Regierungsrätin traf dabei Aussenminister Alexan- Covid-19 stand in Österreich innenpolitisch im ersten Jahr der Schallenberg zu einem Arbeitsgespräch zu bilate- der Koalitionsregierung ÖVP-Grüne klar im Mittelpunkt. ralen und multilateralen Themen. Mit Bundesministerin ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Karoline Edtstadler, zuständig für die Bereiche EU und Der Volksentscheid zur S-Bahn FL.A.CH. am 30. Au- | 179 Verfassung, führte Regierungsrätin Eggenberger ei- gust wurde in Österreich mit Bedauern zur Kenntnis nen Europapolitischen Dialog. Im Zentrum standen die genommen. Vertreter der Vorarlberger Regierung be- Beziehungen zwischen der EU und Liechtenstein im zeichneten die Entscheidung als Rückschlag für den Lichte des 25-Jahr-Jubiläums der Mitgliedschaft Liech- nachhaltigen Nahverkehr. tensteins im EWR. Zudem wurden der Umgang mit der Die bewährten Dialogformate auf hoher Beamten­ Covid-19-Pandemie (Aufbauplan Europa), der Brexit, ebene wurden im Berichtsjahr trotz der Einschrän- die Zukunft der EU, die Themen Rechtsstaatlichkeit und kungen durch die Pandemie fortgeführt. Am 10. De- Migration erörtert. In der Vertretung der Europäischen zember wurde der Politische Dialog zu aussen- und Kommission in Österreich fand am 11. September unter europapolitischen Fragen auf Ebene Generalsekretär Teilnahme von Regierungsrätin Dr. Eggenberger eine Peter Launsky-Tieffenthal bzw. Amtsleiter Dr. Martin von der Botschaft mitorganisierte Online-Live-Veran- Frick virtuell abgehalten. Als «roter Faden» zog sich die staltung mit dem Titel «Europäischer Wirtschaftsraum Covid-19-Pandemie durch das Gespräch. – Warteraum der EU oder langfristige Alternative zur Der Kulturpolitische Dialog fand am 9. September ei- Mitgliedschaft?» statt. In ihrer Funktion als Kultur­ nerseits mit dem Aussenministerium und andererseits ministerin traf sich Regierungsrätin Dr. Eggenberger mit dem Kulturministerium statt. Grundlage für die zu einem Arbeitsgespräch mit der neuen österreichi- beiden Termine sind die beiden Memoranda von 2015 schen Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer. Schwer- und 2020 zur kulturpolitischen Zusammenarbeit mit punkt des Austausches waren die Auswirkungen der Österreich. Der Kulturpolitische Dialog mit dem Aus- Covid-19-Pandemie auf den Kulturbereich sowie die senministerium war der erste seit Unterzeichnung des bilaterale kulturelle Zusammenarbeit, etwa im Bereich Memorandums im März. Ziel des Memorandums ist es, des Schutzes­ von Bodendenkmälern oder der Digitali- die Zusammenarbeit in der Aussenkulturpolitik auszu- sierung im Archivwesen. bauen. In der österreichischen Aussenpolitik spielt Kul- Der traditionelle Liechtenstein-Empfang in Wien im tur eine sehr wichtige Rolle, wovon ein weltweites Netz- September musste aufgrund der Covid-19-Pandemie ab- werk von Kulturforen zeugt. Das Memorandum bietet gesagt werden. Liechtenstein die Chance, dieses Netzwerk ebenfalls zu Am 30. / 31. August war Liechtenstein am Europä- nutzen, indem es liechtensteinischen Kunst- und Kultur- ischen Forum Alpbach (EFA) vertreten. Regierungs­ schaffenden Auftrittsmöglichkeiten an österreichischen rätin Dr. Eggenberger nahm an den Politischen Ge­ Botschaften und Kulturforen im Ausland ermöglicht. sprächen teil. Die Botschaft lud anlässlich des Besuchs Mit der Kultursektion des österreichischen Aussen­ der Regierungsrätin zu einem Mittagessen. Zu den ministeriums wurde ein Leitfaden zur Umsetzung des hochrangigen Gästen zählten Justizministerin Alma Memorandums ausgearbeitet. Mit der Unterzeichnung Zadić, Infrastrukturministerin Leonore Gewessler, Ver- des Memorandums wurde die Zusammenarbeit zwi- fassungsgerichtshofpräsident Christoph Grabenwarter schen Liechtenstein und Österreich im Kulturbereich und EFA-Präsident Franz Fischler. Liechtenstein orga- vertieft und im Bereich der Auslandskultur auf eine neue nisierte auch einen offiziellen Programmpunkt zur Rolle Basis gestellt. des globalen Finanzsektors bei der Bekämpfung von Von 7. Juli bis 19. August fand die Kulturveranstal- moderner Sklaverei und Menschenhandel. Teilnehmer tungsreihe «Sommer Rhapsodie im Garten» der Stiftung waren neben Regierungsrätin Eggenberger der CFO der Fürst Liechtenstein im Park des Gartenpalais Liechten- LGT Gruppe, Olivier de Perregaux und Fiona Reynolds, stein in Wien statt. Am 28. Juli wurde ein Liechtenstein- CEO der Principles for Responsible Investment. Regie- Abend mit Kunstschaffenden aus Liechtenstein veran- rungsrätin Eggenberger ging in ihrem Vortrag auf die staltet. Das gemeinnützige Projekt wurde mit dem Ziel liechtensteinische FAST-Initiative ein, die den globalen ins Leben gerufen, die schwer von der Covid-19-Pande- Finanzsektor ins Zentrum der Bekämpfung von moder- mie getroffene Kulturbranche zu unterstützen. Die Er- ner Sklaverei und Menschenhandel stellt. löse der von 1'800 Personen besuchten Veranstaltungs- Am 16. Januar richtete das österreichische Parla- reihe gingen an die Organisationen «Künstler helfen ment erstmals eine bilaterale Freundschaftsgruppe Künstlern» und «Superar Österreich». Österreich-Liechtenstein ein. Auf österreichischer Seite An der Schaufensternacht am Poolbar-Festival 2020 setzt sich die Gruppe aus Mandatarinnen und Manda- am 31. Juli nahmen erneut liechtensteinische Künst­ taren aller Parteien zusammen. Der Vorsitz fällt der Ab- lerinnen und Künstler teil. Die Veranstaltung wurde von geordneten Barbara Nessler (Grüne) zu. Stefan Frommelt organisiert und vom Ministerium für Am 23. Januar hielt Dr. Thomas Dünser, Leiter der Äusseres, Justiz und Kultur finanziell unterstützt. Stabsstelle Finanzplatzinnovation, einen Vortrag bei Beim Showcase-Festival «WAVES Vienna» von 10. der Österreichisch-Liechtensteinischen Gesellschaft in bis 12. September in Wien nahm die liechtensteinische Wien. Er gab den ca. 60 Teilnehmenden einen Überblick Singer-Songwriterin Nadine Nigg alias «Mayvie» teil. über den Themenbereich Blockchain sowie die diesbe- Dies war bereits der zweite Auftritt liechtensteinischer züglichen Innovationen in Liechtenstein. Kulturschaffender beim «WAVES Vienna» nach 2019. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

180 | Der 37. Preis des Fürstentums Liechtenstein für wis- jene auf ein faires Verfahren, auf Achtung des Privat- senschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universi- und Familienlebens (einschliesslich des individuellen täten ging im Berichtsjahr an Barbara Beikircher (Bo- Rechts auf die Bestimmung der eigenen ethnischen Zu- tanik), Eva Maria Hirzinger-Unterrainer (Fachdidaktik), gehörigkeit), den Schutz vor Diskriminierung und den Verena Hörtnagl-Seidner (Unternehmens- und Steuer- Schutz des Eigentums vor. Mit der Staatenbeschwerde recht) und Matthias Erlacher (Genomik und RNomik / ging ein reges mediales Interesse in Tschechien einher. Medizinische Universität). Ein wichtiges Instrument in den Beziehungen zwi- schen Liechtenstein und Tschechien stellt die unabhän- gige und paritätisch besetzte liechtensteinisch-tsche- chische Historikerkommission dar. Ihr Mandat wurde um zwei Jahre bis Ende 2022 verlängert. Die Kommis- Liechtensteinische Botschaft in sion wird sich unter dem neuen liechtensteinischen Tschechien Ko-Vorsitz von Arthur Brunhart Fragen widmen, die die Beziehungen zwischen den beiden Ländern im 20. Jahrhundert zum Inhalt haben, ebenso wie Fragen, die Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, sich im Zusammenhang mit der Staatenbeschwerde Prinzessin von Liechtenstein ergeben. Ein weiteres Ziel der Historikerkommission wird es sein, die Nutzbarkeit und die Bekanntheit der Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Repu- gemeinsamen Webseite der Historikerkommission zu blik nahmen 2009 diplomatische Beziehungen wieder auf. verbessern. Seit 2011 unterhält Liechtenstein eine nicht-residierende Der jährliche Politische Dialog zwischen den beiden Botschaft in der Tschechischen Republik. Im Berichtsjahr Aussenministerien fand am 26. November statt. Auf der konnte die Fortführung der liechtensteinisch-tschechischen Agenda standen die Evaluierung der bilateralen Bezie- Historikerkommission mit erneuertem Mandat und un- hungen und der Arbeiten der Historikerkommission, ter neuer Führung sichergestellt werden. In den seit Jahr- gemeinsame Projekte wie Liechtenstein Languages und zehnten bestehenden offenen Fragen konnten auf bila- der Schüleraustausch, aber auch europäische bzw. in- teralem Weg weiterhin keine Fortschritte erzielt werden. ternationale Themen wie der Brexit oder die Stärkung Im August reichte Liechtenstein eine Staatenbeschwerde des Multilateralismus. Das jährliche Abhalten eines Poli- gegen die Tschechische Republik beim Europäischen Ge- tischen Dialogs zwischen den Aussenministerien wurde richtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg ein, in der Gemeinsamen Erklärung von 2009 festgelegt. mit dem Ziel, die offenen Fragen in einem dafür zuständi- Im Laufe des Berichtsjahres nahm I.D. Botschafterin gen internationalen Gremium zu klären. Kothbauer eine Reihe von Terminen in Prag und Brünn wahr. Dazu zählten der Neujahrsempfang von Aussen- Die Beziehungen zwischen Liechtenstein und minister Tomáš Petříček, Treffen mit Mitgliedern des Tschechien Senats und des Abgeordnetenhauses sowie mit der Ver- Das Berichtsjahr war durch die Covid-19-Pandemie und waltung. die dadurch verminderten Besuchs- und Veranstal- Am 22. Januar sprach Dr. Thomas Dünser, Leiter der tungstätigkeiten gekennzeichnet. Dies erschwerte die Stabsstelle Finanzplatzinnovation, beim Brno Business Kontaktpflege zu Tschechien. Dennoch konnten die Be- Club, der regionalen Wirtschaftskammer in Brünn. Er ziehungen zwischen Liechtenstein und Tschechien wei- bot den Anwesenden einen Überblick über das Thema ter gepflegt und gemeinsame Projekte weiterverfolgt Blockchain und das Token- und VT-Dienstleister-Gesetz werden. sowie die liechtensteinische Expertise in diesem Be- Seit über 70 Jahren bestehen zwischen den bei- reich. den Staaten offene Fragen. Für diese konnten auf bi- Die Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und lateralem Weg keine Fortschritte erzielt werden. Im Tschechien in den Bereichen Bildung und Kultur er- August reichte Liechtenstein schliesslich eine Staaten- wies sich weiterhin als tragfähige Säule in den Bezie- beschwerde gegen die Tschechische Republik beim Eu- hungen. Sie war im Berichtsjahr allerdings durch die ropäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Covid-19-Pandemie beeinträchtigt. Der Schüleraus- in Strassburg ein. Dem vorausgegangen war ein Ent- tausch zwischen dem Liechtensteinischen Gymnasium scheid des tschechischen Verfassungsgerichtes. Damit und dem Matyáš-Lerch-Gymnasium im südmährischen waren die Rechtsmittel in Tschechien ausgeschöpft. Brünn konnte deshalb nicht stattfinden. In der Urteilsbegründung wurden erneut liechtenstei- Das Prager Theaterfestival deutscher Sprache, das nischen Staatsangehörigen Grundrechte mit der Be- in der Vergangenheit von Liechtenstein unterstützt gründung entzogen, sie hätten als Deutsche zu gelten. wurde, fand im Berichtsjahr virtuell statt. Die liechtensteinische Regierung geht mit der Staaten- beschwerde gegen die Verletzung von Grundrechten durch die tschechischen Behörden vor, insbesondere ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Ständige Vertretung bei Das Bekanntmachen der liechtensteinischen FAST- | 181 der OSZE in Wien Initiative zur Rolle des Finanzsektors bei der Bekämp- fung von moderner Sklaverei und Menschenhandel wurde in der OSZE fortgesetzt. Insbesondere wurde bei Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, der Konferenz der Allianz gegen Menschenhandel (ca. Prinzessin von Liechtenstein 800 Teilnehmende) im Juli auf die Initiative aufmerksam gemacht. Die Arbeiten in der Organisation für Sicherheit und Zusam- Der Cybersicherheit kam im Berichtsjahr aufgrund menarbeit in Europa (OSZE) standen im Berichtsjahr in- der internationalen Entwicklungen zunehmende Be- haltlich und organisatorisch im Zeichen der Covid-19-Pan- deutung zu. Es erfolgten Teilnahmen am «OSZE-Tag zu demie. Die Auswirkungen der Pandemie verschärften die Cybersicherheit» im Juni und in der Informellen Arbeits- Konflikte und Krisen im OSZE-Raum. Die im Sommer ent- gruppe der OSZE zu Cybersicherheit. standene institutionelle Führungskrise in der Organisation Zudem beteiligte sich Liechtenstein an den Arbei- konnte erst beim Ministerrat von Tirana im Dezember bei- ten der Organisation zur Bekämpfung von Korruption gelegt werden. Dies gelang mit der Neubesetzung der Posi- und Terrorismus sowie zum Thema Frauen, Frieden und tionen der OSZE-Generalsekretärin, des Direktors des Bü- Sicherheit.­ ros für demokratische Institutionen und Menschenrechte Liechtenstein nahm weiterhin an den Treffen der (ODIHR), der Beauftragten für Medienfreiheit (RFoM) und Berliner Freundesgruppe zur Rüstungskontrolle teil, in des Hochkommissars für nationale Minderheiten (HKNM). der jeweils der in der OSZE geführte «Strukturierte Dia- Liechtensteins Mitarbeit erstreckte sich auf das ge- log» besprochen wurde. Dieser Dialog widmet sich den samte Spektrum der OSZE, die im Berichtsjahr unter al- Sicherheitsherausforderungen und -risiken im OSZE- banischem Vorsitz stand. Die Arbeiten der Organisation Raum. Im Berichtsjahr standen die Auswirkungen der waren geprägt von den anhaltenden sicherheitspolitischen Covid-19-Pandemie auf die Sicherheit und das Thema Spannungen im OSZE-Raum und der schwierigen Suche hybride Bedrohungen im Vordergrund. nach konsensfähigen Lösungen. Dies bezog sich insbeson- Auch die Verhandlungen zu einem neuen Berech- dere auf den Ukraine-Konflikt, den im Berichtsjahr eska- nungssystem der Beiträge zum regulären OSZE-Budget lierten Bergkarabach-Konflikt und die Krise in Belarus. Die sowie die Arbeiten zur Rechtspersönlichkeit der OSZE unabhängigen Institutionen der OSZE (ODIHR, RFoM und wurden verfolgt. HKNM) setzten sich in der Krise für die Wahrung der Men- Das umfassende jährliche Implementierungstref- schenrechte und Grundfreiheiten ein und wiesen die Teil- fen der menschlichen Dimension (HDIM) wurde im Be- nehmerstaaten auf ihre diesbezüglichen Verpflichtungen richtsjahr aufgrund der Covid-19-Pandemie erstmals hin. abgesagt. Trotz monatelangen Verhandlungen gelang In der politisch-militärischen Dimension wurde der es nicht, eine Einigung auf ein Format zu erzielen, das «Strukturierte Dialog» zu Sicherheitsherausforderungen den HDIM-Modalitäten, insbesondere dem Einbezug und -risiken im OSZE-Raum fortgesetzt. Wirtschaft und der Zivilgesellschaft, gerecht geworden wäre. Als Er- Umwelt erwiesen sich weiterhin als Bereiche mit Koopera- satz wurden mehrere Webinare durchgeführt. tionspotenzial, denen bei der Bewältigung der Krisenfolgen Eine liechtensteinische Delegation nahm an der Win- erhöhte Aufmerksamkeit zukommen dürfte. Die Arbeiten tertagung der Parlamentarischen Versammlung (PV) in der dritten (menschlichen) Dimension waren inhaltlich der OSZE in Wien teil. Die für Sommer und Herbst ge- und organisatorisch stark geprägt von der Covid-19-Pan- planten PV-Tagungen wurden coronabedingt abgesagt. demie. Im Juli publizierte ODIHR einen vielbeachteten Be- Gemäss OSZE-Praxis reisten Ende November richt über die Auswirkungen der Covid-19-Massnahmen ODIHR-Experten im Vorfeld der Landtagswahlen 2021 der OSZE-Teilnehmerstaaten auf die Umsetzung ihrer Ver- nach Liechtenstein, um den Bedarf einer Wahlbeobach- pflichtungen in der menschlichen Dimension. tung abzuklären. Sie führten zahlreiche Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung, der Jus­ Liechtensteinische Aktivitäten tiz, der Parteien, der Medien und der Zivilgesellschaft. Liechtenstein engagierte sich inhaltlich wie finanziell in Der Bericht über die Bedarfsabklärungsmission stellte allen drei OSZE-Dimensionen für die Sicherheit und Zu- ein grundsätzlich positives Zeugnis in Bezug auf die sammenarbeit im Rahmen der Organisation. institutionellen Rahmenbedingungen für die Durch- Im Zuge ihres Wien-Besuches im Februar diskutierte führung von freien und fairen Wahlen in Liechtenstein Aussenministerin Dr. Katrin Eggenberger mit OSZE- aus. Wie bereits in der Vergangenheit kam ODIHR zum Generalsekretär Thomas Greminger, dem Schweizer Schluss, auf eine Beobachtung der Landtagswahlen zu Aussenminister Ignazio Cassis sowie der liechtenstei- verzichten. nischen und der Schweizer Delegation bei der Parla- Finanziell unterstützte Liechtenstein im Rahmen mentarischen Versammlung der OSZE auf Einladung der OSZE neben den Pflichtbeiträgen den langjährigen der Ständigen Vertretung über sicherheitspolitische und bewährten ODIHR-Fonds zur Überprüfung von Ge- Themen. setzesbestimmungen. Weitere Projekte wurden unter ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

182 | anderem zu den Themen Rüstungskontrolle (inkl. im Ständige Vertretung bei den Westbalkan), «Strukturierter Dialog», Jugend und Si- Vereinten Nationen in Wien cherheit sowie Wasserdiplomatie gefördert.

Albanischer OSZE-Vorsitz und virtueller Ministerrat Leiterin: I.D. Botschafterin Maria-Pia Kothbauer, Der OSZE-Ministerrat fand am 3. / 4. Dezember un- Prinzessin von Liechtenstein ter albanischem Vorsitz in Tirana im virtuellen Format statt. Im Fokus der Konferenz, bei der über 50 Staaten Im Berichtsjahr nahm Liechtenstein an den jährlichen auf Aussenministerebene vertreten waren, standen die Sessionen der Suchtmittelkommission (CND) und der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Sicher- Kommission für Verbrechensbekämpfung und Straf- heit, die Konflikte und Krisen im OSZE-Raum sowie rechtspflege (CCPCJ) teil. Diese fanden aufgrund der Co- insti­tutionelle Fragen der Organisation. vid-19-Pandemie eingeschränkt statt. Des Weiteren trug Für die Führung der Organisation war die Einigung Liechtenstein zu den Arbeiten des UNO-Büros für Dro- auf die Ernennung der vier OSZE-Leitungsfunktionen gen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), der Inter- von besonderer Bedeutung. Insgesamt konnten elf Be- nationalen Atomenergiebehörde (IAEO), der Organisation schlüsse bzw. Erklärungen in allen drei Dimensionen des Vertrags über das umfassende Verbot von Atomtests der OSZE angenommen werden. Dieses Resultat ist ein (CTBTO) sowie zum UNO-Übereinkommen gegen die Erfolg für den albanischen Vorsitz. grenzüberschreitende organisierte Kriminalität (UNTOC) Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger ging in ih- und der UNO-Konvention gegen Korruption (UNCAC) bei. rer Rede auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Die Ständige Vertretung unterstützte dabei die jeweiligen auf die Sicherheit ein. Sie unterstrich die Notwendigkeit Fachpersonen aus Liechtenstein. Aufgrund der Covid- eines starken Multilateralismus und die wichtige Rolle 19-Schutzmassnahmen verlagerten sich ab Anfang März der OSZE als Dialogplattform für Sicherheit in Europa. fast alle Tätigkeiten am UNO-Standort Wien in den vir­ Die Aussenministerin wies darauf hin, dass sich in der tuellen Raum. Pandemie die Herausforderungen im Bereich des Men- schenhandels verschärft haben, und betonte das liech- Suchmittelkommission tensteinische Engagement mit der FAST-Initiative. Die Die 63. Session der UNO-Suchtmittelkommission (CND) Regierungsrätin sprach den Bergkarabach-Konflikt, den vom 2. bis 6. März stand im Zeichen der Covid-19-Pan- Konflikt in der Ostukraine und die Menschenrechtsver- demie. Die Teilnahme der Delegationen war stark einge- letzungen in Belarus an. Sie zeigte sich besorgt über schränkt. Liechtenstein war durch die Ständige Vertre- die anhaltende humanitäre Krise, die die Konflikte im tung in Wien vertreten. Die CND-Session widmete sich OSZE-Raum für die Zivilbevölkerung bedeuten, und hob den regulären Arbeiten der Kommission, der Klassifi- die wichtige Arbeit des IKRK hervor, mit dem Liechten- zierung von Substanzen und der Ausarbeitung von Re- stein seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft in der solutionen. 12 neue Substanzen wurden unter die Kon- ­humanitären Hilfe verbindet. trolle der internationalen Drogenkonventionen von 1961 Der Findungsprozess zu den vier Leitungsfunktionen (Einheitsabkommen) und 1971 (Psychoaktive Substan- wurde von der Ständigen Vertretung in Wien unterstützt zen) gestellt. Die Neuklassifizierung von Cannabis und und stellte eine Hauptpriorität im Berichtsjahr dar. I.D. Cannabis-bezogenen Produkten, welche auf Empfeh- Botschafterin Maria-Pia-Kothbauer gehörte der vom lung der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgear- albanischen Vorsitz eingesetzten Freundesgruppe an, beitet wurde, wurde auf die CND-Sitzung im Dezember die das Auswahlverfahren begleitete. Die Leitungsfunk­ verschoben. Die beiden Lager «Strafrechtsperspektive tionen konnten schlussendlich wie folgt besetzt werden: versus gesundheits- und menschrechtspolitische Per- OSZE-Generalsekretärin: Helga Schmid (Deutschland); spektive» konnten sich zunächst nicht auf die Klassi- ODIHR-Direktor: Matteo Mecacci (Italien); RFoM: Ma- fizierung einigen. Im Rahmen der Dezember-Session ria Teresa Ribeiro (Portugal); HKNM: Kairat Abdrakh- wurde schliesslich eine der fünf WHO-Empfehlungen manov (Kasachstan). angenommen und Cannabis aus der Liste IV, der re- In den Verhandlungen zu den Ministerratsdoku- striktivsten aller Kategorien des Einheitsabkommen, menten brachte sich Liechtenstein bei der Bekämpfung gestrichen. Die Übernahme der neuen Klassifizierung des Menschenhandels und der Korruption sowie zur in natio­nales Recht ist Sache der Mitgliedstaaten. Stärkung des Multilateralismus ein. Kommission für Verbrechensverhütung und Strafrechtspflege Covid-19-bedingt fand die 29. Session der UNO-Kommis- sion für Verbrechensverhütung und Strafrechtspflege (CCPCJ) nicht im Frühjahr, sondern erst am 4. Dezem- ber statt. Behandelt wurden dabei nur die formal not- wendigen Agendapunkte. Es fanden keine inhaltlichen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Diskussionen statt. Liechtenstein war durch die Stän- UNO-Generalversammlung (UNGASS) zum Thema Kor- | 183 dige Vertretung in Wien an der Sitzung vertreten. ruption. Die Sondersession zur wird im Juni 2021 in New York stattfinden. Internationale Atomenergie-Organisation Am 17. Juni präsentierte die neue Exekutivdirek­ Die 64. Generalkonferenz der Internationalen Atom­ torin des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechens­ energie-Organisation (IAEO) fand vom 21. bis 25. Sep- bekämpfung (UNODC), Ghada Fatah Waly, eine neue tember in hybridem Format statt. Den geopolitischen Strategie für die Behörde. Die Strategie ist auf fünf Rahmen für die Konferenz bildeten erneut die Diskussi- Jahre ausgelegt. Ziel ist es, die Arbeiten des UNODC onen über die Entwicklungen im Iran und in Nordkorea. an die UNO-Nachhaltigkeitsziele zu binden, Bezug auf Die angespannte Situation in Bezug auf den Iran führte die globale Covid-19-Pandemie und die damit einher­ zu erzwungenen Abstimmungen zu normalerweise kon- gehenden (auch künftigen) Herausforderungen zu neh- sensualen Besetzungen von Konferenzgremien bzw. des men und Frauen und die Jugend speziell zu fördern. IAEO-Gouverneursrats. Die fünf Säulen der Strategie bilden die (i) Bekämpfung Liechtenstein schloss sich im Plenum der Wortmel- des globalen Drogenproblems, (ii) die Verhütung und dung der Schweiz an und brachte die Resolutionen zu Bekämpfung von organisiertem Verbrechen, (iii) die (i) Nordkorea, (ii) nuklearer Sicherheit sowie (iii) zu Verhütung und Bekämpfung von Korruption und Wirt- nuklearer und Strahlungssicherung als Co-Sponsor schaftskriminalität, (iv) die Verhütung und Bekämpfung mit ein. Die Westeuropa-Gruppe, der Liechtenstein von Terrorismus sowie (v) die Verbrechensverhütung angehört, konnte sich erneut auf kein neues mehrjäh- und Strafrechtspflege. Dabei sollen neue Technologien riges Rotationsschema für die Mitgliedschaft im IAEO-­ wie Künstliche Intelligenz und Big Data zum Einsatz Gouverneursrat für die Periode ab 2019 bis 2020 eini- kommen. Der Bekämpfung illegaler Finanzflüsse, unter gen. Dennoch konnten Österreich und die Schweiz ohne anderem im Zusammenhang mit der Korruption, soll Abstimmung für 2020 bis 2022 gewählt werden. vermehrte Aufmerksamkeit zukommen. Dabei soll die Vom 10. bis 14. Februar fand in Wien die dritte In- institutionelle Zusammenarbeit auf lokaler und interna- ternationale Konferenz über nukleare Sicherheit (ICONS tionaler Ebene gestärkt werden, insbesondere auch bei 2020) statt. Liechtenstein war an dieser hochrangigen der Rückgewinnung von Vermögenswerten. Konferenz beim Eröffnungssegment durch die Ständige Unter der Führung von Singapur traf das Klein­ Vertretung in Wien vertreten. staatenforum FOSS (Forum of Small States) im Berichts- jahr zu einer Reihe von Veranstaltungen zusammen. Weitere Aktivitäten mit liechtensteinischer Liechtenstein nahm dabei an einem Gedankenaus- Beteiligung tausch mit UNODC-Exekutivdirektorin Waly und mit Das Amt für Auswärtige Angelegenheiten und die Stän- IAEO-­Generaldirektor Rafael Mariano Grossi teil. dige Vertretung in Wien nahmen vom 12. bis 16. Ok- tober virtuell an der Vertragsstaatenkonferenz der Palermo-Konvention (UNTOC) gegen grenzüberschrei- tende organisierte Kriminalität teil. An der Auslosung im Rahmen des Überprüfungsmechanismus zum UNO- Europarat in Strassburg Übereinkommen gegen die grenzüberschreitende orga- nisierte Kriminalität war Liechtenstein am 23. Novem- ber und 14. Dezember durch das Amt für Auswärtige Leiter: Botschafter Domenik Wanger Angelegenheiten vertreten. Liechtenstein nahm an der Wahl des Exekutiv­ Die Ständige Vertretung in Strassburg setzt sich dafür ein, sekretärs der Organisation des Vertrages über das um- die liechtensteinische Politik voranzutreiben und die In- fassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) in der teressen Liechtensteins gegenüber den anderen 47 Mit- Sitzung der Vorbereitenden Kommission am 16. / 17. De- glieds- und Beobachterstaaten in den Kernbereichen des zember teil. Da keiner der beiden Kandidaten – weder Europarates zu vertreten: Demokratie, Schutz der Men- der Australier Robert Floyd noch der Amtsinhaber schenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Diese Interessen Lassina Zerbo (Burkina Faso) – die notwendige Zwei­ werden im Ministerkomitee, dem höchsten Entschei- drittelmehrheit erreichte, musste der Wahlprozess neu dungsgremium im Rat, vom Botschafter verteidigt, der geöffnet werden. Das Mandat von Exekutivsekretär die Aussenministerin vor Ort vertritt. Die Aussenministe- Zerbo läuft Ende August 2021 aus. Um eine Vakanz an rinnen und Aussenminister aller Mitgliedstaaten versam- der Spitze der CTBTO zu vermeiden, ist eine Entschei- meln sich einmal jährlich, um politische Fragen und die dung über die Besetzung des Exekutivsekretariats bei europäische Zusammenarbeit zu eruieren sowie notwen- der 56. PrepComm-Session im Juni 2021 notwendig. dige politische Impulse zu geben. Der Botschafter nimmt Die Ständige Vertretung in Wien unterstützte zudem Einfluss in den Organen der Entwicklungsbank im Berichtsjahr das Amt für Auswärtige Angelegen- des Europarats (CEB) und verfolgt die Arbeit der Orga- heiten bei der Vorbereitung der Sondersession der nisation, der Parlamentarischen Versammlung (PACE), ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

184 | des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedstaaten des (KGRE) sowie des Europäischen Gerichtshofs für Men- Europarates. Auch Premierminister Kyriakos Mitsotakis schenrechte (EGMR). hielt eine persönliche Ansprache. Schwerpunkte des Die Covid-19-Pandemie und deren Einschränkungen Treffens waren wirksames Krisenmanagement während beeinträchtigten die Arbeit im Europarat insofern, dass der Covid-19-Pandemie, die Stärkung von Demo­kratie, Verhandlungen mehrheitlich nur noch durch die Nutzung Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte in Europa digitaler Kommunikationstechnologien möglich waren. sowie der 70. Jahrestag der Europäischen Menschen- Die Generalsekretärin des Europarates, Marija Pejčinović rechtskonvention. Burić, hatte bereits am 7. April ein Handbuch (Toolkit) für Regierungen in ganz Europa zur Achtung von Menschen- Vorsitz im Ministerkomitee rechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit während In der Sitzung vom 15. Mai übergab Georgien den Vor- der Covid-19-Pandemie herausgegeben. Die Erklärung sitz sowie die Organisation der jährlichen Minister­ von Athen, die die Europarat-Mitgliedsstaaten dazu ver- session an Griechenland. Der griechische Vorsitz im pflichtet, die Grundsätze zur Gewährleistung der Achtung Ministerkomitee erstreckte sich bis November und war der Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit der erste vollständig virtuell geführte Vorsitz in der Ge- während einer Pandemie einzuhalten, wurde von Liech- schichte des Europarates. Die vom französischen Vorsitz tenstein und 45 Mitgliedsstaaten des Europarates an der lancierte Initiative zur Schaffung des Obser­vatoriums 130. virtuellen Ministersession verabschiedet. für den Geschichtsunterricht konnte vom griechischen Hervorzuheben sind des Weiteren die Staatenbe- Vorsitz weiter vorangetrieben werden. Zudem erarbei- schwerde gegen die Tschechische Republik, der Beitritt tete der griechische Vorsitz mit den Mitgliedsstaaten Liechtensteins in der «Group of Friends on the Safety of die Erklärung von Athen, die nun 46 Mitgliedsstaaten Journalists», die Vorbereitungen auf den Liechtenstei- verpflichtet, die Grundsätze zur Gewährleistung der ner Vorsitz im Ministerkomitee 2023 / 2024 sowie die Achtung der Menschenrechte, der Demokratie und der Zukunft der künstlichen Intelligenz in Europa. Einen zu- Rechtsstaatlichkeit in Zeiten einer Pandemie einzuhal- sätzlichen Meilenstein stellte das 70-jährige Bestehen der ten. Aufgrund der Blockade Ungarns konnte die Erklä- Europäischen Menschenrechtskonvention dar, eines der rung von Athen nicht im Konsens verabschiedet werden. wichtigsten internationalen Übereinkommen. Der Berg- Am 18. November übergab Griechenland den Vorsitz im Karabach-Konflikt, die Flüchtlingskrise sowie die aktu- Ministerkomitee an Deutschland. ellen Situationen in der Türkei, Russland, Aserbaidschan, ­Georgien und der Ukraine waren weitere Themen auf der Zweites Zusatzprotokoll zum Europäischen Überein- Agenda des Ministerkomitees. kommen über die Rechtshilfe in Strafsachen (ERHÜ) Am 17. Juni unterzeichnete Botschafter Domenik Wan- Botschafterwechsel ger für Liechtenstein das Zweite Zusatzprotokoll zum Am 30. April schied Botschafter Daniel Ospelt alters- Europäischen Übereinkommen über die Rechtshilfe in bedingt aus dem Staatsdienst aus. Auf Vorschlag der Strafsachen (ERHÜ). Derzeit haben 41 Staaten das Pro- Regierung ernannte S.D. der Erbprinz Domenik Wan- tokoll ratifiziert, darunter die Schweiz und Österreich. ger zum neuen Ständigen Vertreter beim Europarat in In Kraft getreten ist das Zweite Zusatzprotokoll bereits Strassburg, der seine Arbeit am 1. Mai aufnahm. 2004. Das ERHÜ wurde im Oktober 1969 ratifiziert und Per 31. Juli beendete auch der nichtresidierende ist für Liechtenstein im Januar 1970 in Kraft getreten. Stellvertretende Ständige Vertreter Martin Hasler seine Das Zweite Zusatzprotokoll lehnt sich an die in der Zwi- Tätigkeit beim Europarat und übergab seine Funktion schenzeit im EU-Raum geschaffenen Rechtshilfebe- an Helen Lorez. stimmungen an, um modernen Formen der Kriminalität besser begegnen zu können. Ministersession Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die für 15. Mai Protokoll 108+ geplante Ministersession in Tbilisi (Georgien) auf No- Anlässlich des Arbeitstreffens mit der Generalsekre- vember unter griechischem Vorsitz verschoben. Die tärin des Europarates am 7. Dezember in Strassburg 130. Ministersession fand daher am 4. November vir- unterzeichnete Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenber- tuell unter dem Motto «Schutz des menschlichen Le- ger das Protokoll zur Änderung des Übereinkommens bens und der öffentlichen Gesundheit» in Athen statt. zum Schutz des Menschen bei der automatischen Ver- Lediglich die Generalsekretärin, der Gerichtshofpräsi- arbeitung personenbezogener Daten (Protokoll 108+) dent und die Menschenrechtskommissarin des Euro- für Liechtenstein. Die modernisierte Konvention 108+ parates waren mit dem griechischen Aussenminister strebt einen universellen rechtlichen Standard für physisch vor Ort anwesend. Der Vorsitzende des Mi- Daten­schutz an, der nicht zuletzt beim grenzüber- nisterkomitees des Europarates, Miltiadis Varvitsiotis, schreitenden Datentransfer zwischen EU / EWR und eröffnete die Session mit einer Ansprache, gefolgt von Drittstaaten eine wichtige Rolle spielt. Bis anhin haben 44 Aussenministerninnen und Aussenministern sowie 38 Mitgliedstaaten des Europarates das Abkommen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

unterzeichnet, darunter Deutschland, Luxemburg, Ös- Im November wurde die Staatenbeschwerde an die | 185 terreich, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. fünfte Sektion des Gerichtshofes verwiesen, die beiden Parteien einen Fragekatalog zustellte. Für die schrift- Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte liche Stellungnahme wurde der tschechischen Republik (EGMR) eine Frist bis 28. Mai 2021 gewährt. Daraufhin wird Am Ende des Berichtsjahres waren 62'000 Fälle beim Liechtenstein fünf Monate Zeit haben, um ebenfalls EGMR anhängig – im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Stellung zu nehmen. Anstieg von rund 4 %. Rund ein Viertel dieser Anträge war gegen die Russische Föderation gerichtet. Die Zahl Klimafall der zugewiesenen Fälle überstieg jene der erledigten Im seit September beim EGMR hängigen sogenannten um etwas mehr als 2'500, weswegen der Bestand an zu- Klimafall haben sechs portugiesische Staatsbürger zwi- gewiesenen und beim Gericht anhängigen Anträge von schen acht und 21 Jahren gegen Portugal und 32 an- 59'800 auf 62'000 anstieg. Fast die Hälfte der Urteile dere Europaratsstaaten geklagt (u. a. Schweiz, Öster- betraf drei der 47 Mitgliedsstaaten, namentlich die Rus- reich, Luxemburg). Die Kläger bringen vor, dass durch sische Föderation, Türkei und Ukraine. Von der Gesamt- die Treibhausgasausstösse dieser Staaten, die zur Erd­ zahl der im Berichtsjahr ergangenen Urteile stellte der erwärmung beitragen, ihre Lebensumstände und ihre Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in 87 % Gesundheit beeinträchtigt werden. der Fälle mindestens eine Verletzung der Konvention durch den beklagten Staat fest. Staatenbeschwerde Georgien vs. Russland (II) Darüber hinaus wurden rund 37'300 Fälle vom EGMR Zwölf Jahre nach dem Kaukasuskrieg hat Georgien von für unzulässig erklärt oder gestrichen, was ver­glichen der Grossen Kammer des EGMR bestätigt bekommen, zum Vorjahr einem Rückgang von 3 % entspricht. Rund dass Russland nach den Kämpfen vom 8. bis 12. August 41'700 Beschwerden bzw. 6 % weniger als im Vorjahr 2008 wegen unmenschlichen Handlungen gegen geor- waren einer richterlichen Instanz zugewiesen worden gische Zivilisten verantwortlich ist. Russische Soldaten und für 1'900 Fälle wurde ein Urteil gefällt, was einer hätten u. a. Folter und Hinrichtung von Zivilisten durch Reduktion von rund 13 % verglichen zum Vorjahr ent- separatistische Milizen nicht verhindert. spricht. Trotz der Covid-19-Pandemie konnte der Ge- richtshof für Menschenrechte im Berichtsjahr 23 % Parlamentarische Versammlung (PACE) mehr Kammerurteile erlassen. Gegen Liechtenstein gab Zu den inhaltlichen Aspekten und Themen der Parla- es im Berichtsjahr kein Urteil. mentarischen Versammlung wird auf den Jahresbericht der PACE-Delegation verwiesen. Vom 27. bis 31. Januar Staatenbeschwerde Liechtenstein vs. Tschechische fand die Wintersession in Strassburg statt, in welcher Republik der Belgier Rik Daems als Nachfolger von Liliane Maury Am 19. August reichte Liechtenstein eine Staatenbe- Pasquier gewählt wurde. Die Frühjahrssession musste schwerde nach Art. 33 der Europäischen Menschen- aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagt werden. rechtskonvention gegen die Tschechische Republik ein, in der Liechtenstein die Verletzung der Rechte Wahlvorschläge des Ministerkomitees zuhanden der der Staatsangehörigen in Vermögensangelegenheiten Parlamentarischen Versammlung (PACE) geltend machte. Seit 1945 wird in der tschechischen An der Wahl zur Erstellung einer Shortlist für die Nach- Rechtsprechung die unzulässige Zuordnung liechten- folge der Stellvertretenden Generalsekretärin zuhanden steinischer Bürger als Personen deutscher Nationalität der PACE vom 26. Juni hatten die Mitgliedsstaaten des immer wieder als Basis für Urteile zu Ungunsten von Europarates aus einer Liste von neun Kandidatinnen Liechtensteinern angewandt. So auch in der abschlies- und Kandidaten auszuwählen. Nach mehreren Wahl- senden Entscheidung des tschechischen Verfassungs- gängen wurde schlussendlich eine Zweierliste mit dem gerichts vom 20. Februar des Berichtsjahrs, in der die norwegischen Kandidaten Björn Berge sowie der Türkin falsche Anwendung der Präsidialdekrete von 1945 und Leila Kayacik verabschiedet und zur endgültigen Wahl die irrtümliche Zuordnung von liechtensteinischen an die PACE weitergeleitet. Staatsbürgern zur deutschen Volkszugehörigkeit be- Analog der Wahl der Nachfolge der Stellvertretenden stätigte. Mit der Staatenbeschwerde wurden die Verlet- Generalsekretärin hatte das Ministerkomitee auch im zungen von Art. 6 EMRK (Recht auf ein faires Verfah- Prozess um die Wahl des Generalsekretärs bzw. der ren), Art. 8 EMRK (Recht auf Achtung des Privat- und Generalsekretärin der PACE eine Liste mit mindestens Familienlebens), Art. 13 EMRK (Recht auf wirksame zwei Personen zu erstellen und an letztere weiterzu- Beschwerde), Art. 14 EMRK (Diskriminierungsverbot) leiten. Amtsinhaber Generalsekretär Woyzeck Sawicki sowie von Art. 1 des Ersten Zusatzprotokolls (Schutz (Polen) stellte sich einer Wiederwahl. Herausgefordert des Eigentums) geltend gemacht. In Strassburg wurden wurde er von Despina Chatzivassiliou (Griechenland), weniger Rückmeldungen zur Staatenbeschwerde sowie die bis anhin einen Direktorenposten in der PACE be- zu gehaltenen Wortmeldungen erhalten als erwartet. setzte. Diese beiden Kandidierenden wurden am 8. Juli ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

186 | vom Ministerkomitee als unveränderte Zweierliste an Es wurden zwei Kandidaten (Belgien und Schweden) die PACE weitergeleitet. und drei Kandidatinnen (Deutschland, Niederlande und Schweiz), die Liechtenstein ab der ersten Wahlrunde Kongress der Gemeinden und Regionen (KGRE) unterstützte, in die Gruppe gewählt. Die folgenden acht Die Sessionen und Sitzungen der thematischen Aus- Sachverständigen wurden gewählt: Sergey Ghazinyan schüsse fanden via Videokonferenzen statt. Am 18. No- (Armenien); Peter van Hauwermeiren (Belgien); Helga vember wurde der Salzburger Dr. Andreas Kiefer zum Gayer (Deutschland); Georgios Vanikiotis (Griechen- dritten Mal zum Generalsekretär des Kongresses der land); Aurelijus Gutauskas (Litauen); Conny Rijken (Nie- Gemeinden und Regionen des Europarates bis 2025 ge- derlande); Thomas Ahlstrand (Schweden) und Dorothea wählt. Johannes Hasler (Gamprin) vertrat Liechtenstein Winkler (Schweiz). am 7. Dezember als Delegationsleiter beim Statutory Forum via Videokonferenz. Zudem wurde im Dezember Europäisches Komitee für Soziale Rechte die Initiative «Verjüngung der Politik» vom KGRE lan- Das Europäische Komitee für soziale Rechte überwacht ciert, die auserwählten Jugenddelegierten die Möglich- die Einhaltung der Europäischen Sozialcharta, die keit gibt, an der 40. und 41. Kongress-Session in Strass- Liechtenstein und andere Kleinstaaten bis heute nicht burg teilzunehmen. ratifiziert haben. Trotzdem konnten am 8. Dezember alle Vertreterinnen und Vertreter vom Ministerkomitee des Group of Friends on the Safety of Journalists Europarates ihre Stimmen abgeben. Die folgenden fünf Liechtenstein ist Mitglied der neu gegründeten «Group Sachverständigen wurden gewählt: Paul Rietjens (Bel- of Friends on the Safety of Journalists», die sich mit gien); Karin Mohl Larsen (Dänemark); Miriam Kullmann zehn weiteren Mitgliedstaaten des Europarats für den (Holland); George Theodosis (Griechenland) und Mario Schutz des Journalismus und die Sicherheit der Jour- Vinkovic (Kroatien). nalisten einsetzt. Die Gruppe verfolgt folgende Ziele: Das Problem der Sicherheit von Journalisten weiterhin Freiwillige Beiträge für Projekte des Europarats zu thematisieren; die Plattform vor denen zu schützen, Besondere Schwerpunkte der liechtensteinischen die versuchen den Einfluss der Plattform zu reduzieren Aussenpolitik sind die Stärkung der Demokratie und oder ihren Ruf zu schädigen; die Arbeit und Sichtbarkeit Rechtsstaatlichkeit sowie die Wahrung der Menschen- der Plattform zu verbessern. rechte. Deshalb unterstützte Liechtenstein im Be- richtsjahr folgende Projekte des Europarats mit finan- GRECO-Bericht ziellen Beiträgen aus der Internationalen Humanitären Das Antikorruptionsgremium des Europarats (GRECO) ­Zusammenarbeit und Entwicklung (IHZE) mit insge- veröffentlichte im Dezember zwei Berichte im Hinblick samt CHF 80'000: CHF 30'000 für den Aktionsplan des auf die Korruptionsprävention in Liechtenstein. Da Europarats in Georgien; CHF 30'000 für den Aktions- Liechtenstein die GRECO-Empfehlungen in der dritten plan des Europarats in Armenien; CHF 20'000 für die Evaluationsrunde in hinreichendem Masse umgesetzt Plattform zum Schutz von Journalisten. Über die frei- hatte, wurde Liechtenstein daraus entlassen. In der willigen Beiträge der Ständigen Vertretung wurden vierten Evaluationsrunde erhielt Liechtenstein 16 Emp- CHF 25'000 für den Schutz von Kindern vor Gewalt ein- fehlungen für die Verbesserung der Korruptionspräven- schliesslich sexueller Ausbeutung und sexuellem Miss- tion von Landtagsabgeordneten, Richtern und Staatsan- brauch ausgezahlt. wälten. Sie müssen bis März 2022 umgesetzt werden. Die GRECO-Empfehlungen betreffend Abgeordnete for- Vorbereitungen auf den liechtensteinischen Vorsitz dern etwa die Verabschiedung eines Verhaltenskodex, 2023 / 2024 die ad-hoc Offenlegung von Interessenskonflikten und Turnusgemäss wird Liechtenstein von Mitte November ein System zur Veröffentlichung von wirtschaftlichen 2023 bis Mitte Mai 2024 den Vorsitz im Ministerkomitee und finanziellen Interessen. GRECO-Empfehlungen zu innehaben. Damit bereitet Liechtenstein die jährliche Richtern betreffen unter anderem die stärkere Gewich- Ministersession im Mai vor, an deren Ende traditio­ tung der Justiz im Richterauswahlverfahren und die nellerweise der Vorsitz an das nächste Land, in diesem Einführung eines Verhaltenskodex. Auch die Staatsan- Fall Litauen, übergeben wird. Bislang hatte Liechten- waltschaft soll laut GRECO-Empfehlungen etwa einen stein zweimal, in den Jahren 1987 und 2001, den Vorsitz Verhaltenskodex erlassen und es sollen die Kriterien im Europarat inne. Erste organisatorische und inhalt- näher erläutert werden, wie die Integrität von Staatsan- liche Vorbereitungen für den Vorsitz 2023 / 2024 wur- wälten bewertet wird. den im Berichtsjahr unternommen, so beispielsweise die Schaffung einer sechsmonatigen Praktikumsstelle. Expertengruppe für Massnahmen gegen den Menschenhandel (GRETA) Teilnahme an Sitzungen Am 4. Dezember fanden die Wahlen von acht neuen Neben der 130. virtuellen Ministersession in Athen Sachverständigen der Expertengruppe GRETA statt. fanden 31 Sitzungen des Ministerkomitees auf Bot- ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

schafterebene einschliesslich der sogenannten DH- raldebatte der Jubiläumssession der Generalversammlung | 187 Sitzungen zur Umsetzung der Urteile des EGMR statt. wurde erstmals in der Geschichte der Vereinten Nationen Dabei handelte es sich um sechs Videokonferenzen virtuell und ohne physische Hauptstadtbeteiligung abge- und drei hybride Sitzungen. Zudem nahm die Ständige halten, das Programm der hochrangigen Woche wurde auf Vertretung an diversen Berichterstatter-Gruppen des bereits mandatierte Gipfel und hochrangige Treffen be- Ministerkomitees sowie an den Videokonferenzen des schränkt. S.D. Erbprinz Alois und Regierungsrätin Dr. Kat­ Verwaltungsrats und des Aufsichtsratsrats der Entwick- rin Eggenberger unterstrichen per Videobotschaft die zen- lungsbank des Europarats (CEB) teil. trale Bedeutung der Vereinten Nationen für Liechtenstein und die internationale Gemeinschaft.

Prioritär behandelte Themen

Ständige Vertretung bei den Die Covid-19-Pandemie Vereinten Nationen in New York Mit Beginn der strikten Lockdown-Massnamen Mitte März in New York traf die Ständige Vertretung Notfall- massnahmen zum Schutz der eigenen Mitarbeiterinnen Leiter: Botschafter Christian Wenaweser und Mitarbeiter. Die Ständige Vertretung war dank hochfrequenten Koordinationssitzungen in den Früh- Die Covid-19-Pandemie und die dadurch notwendigen lingsmonaten von Beginn an ganz in das schweizerische Anpassungen prägten die Arbeiten der Ständigen Vertre- Krisen- und Sicherheitsdispositiv eingebunden. Zu den tung und der Vereinten Nationen. Die Ständige Vertretung sofort getroffenen Massnahmen zählten u. a. die Anord- setzte in enger Koordination insbesondere mit der Schwei- nung von Homeoffice, die Empfehlung zur Repatriierung zer Vertretung die notwendigen Schritte zum Schutz der ei- nicht essentieller und besonders gefährdeter Mitarbei- genen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um, u. a. durch die terinnen und Mitarbeiter und die Erarbeitung und Um- zeitweise Anordnung von Homeoffice, vereinzelte Repatri- setzung strikter Sicherheits- und Hygieneprotokolle. Des ierungen sowie ein Sicherheits- und Hygienedispositiv, und Weiteren wurden Notfallplanungen für den Fall eines leistete vereinzelte konsularische Hilfestellung. Zusammenbruchs des Gesundheitssystems oder eines Am Hauptsitz der Vereinten Nationen kam es im Früh- Unterbruchs der Versorgungskette erarbeitet. Während jahr / Sommer zu einer vollständigen Einstellung aller phy- der ersten Phase der Covid-19-Pandemie fanden Treffen sischen Treffen, einer Schliessung des UNO-Gebäudes und der Vereinten Nationen ausschliesslich virtuell statt. Mit einer vollständigen Verlagerung der Arbeiten online, mit Rückgang der Fallzahlen in New York im Sommer und der den damit zusammenhängen Anpassungsschwierigkeiten Wiederaufnahme einer beschränkten Sitzungsaktivität und Verzögerungen. Liechtenstein setzte sich für Betriebs- am Hauptsitz der Vereinten Nationen ab September ging kontinuität der Vereinten Nationen in Krisenzeiten und die die Ständige Vertretung nach der Umsetzung entspre- Wahrung der Rechte und Pflichten der Mitgliedsstaaten chender baulicher und logistischer Massnahmen wieder ein. Insbesondere trug die Ständige Vertretung federfüh- zu regulärer Büropräsenz über, mit der Möglichkeit zu rend zu zwei Entscheidungen der Generalversammlung Homeoffice in Einzel- oder Ausnahmefällen. Publikums- bei: der ersten UNO-Resolution zur Förderung von inter- verkehr wurde lediglich in Ausnahmefällen ermöglicht. nationaler Solidarität in der Covid-19-Pandemie sowie der Liechtenstein setzte sich bei den zuständigen Stel- Entscheidung zur Schaffung eines Verfahrens für die elek- len der Vereinten Nationen und gemeinsam mit an- tronische Stimmabgabe in der Generalversammlung, falls deren Vertretungen für die Betriebskontinuität und physische Treffen nicht möglich sind. Als Büromitglied im Handlungsfähigkeit der Vereinten Nationen ein. Ne- Dritten Hauptausschuss der Generalversammlung (Men- ben entsprechenden Sicherheitsdispositiven umfasste schenrechte) kam Liechtenstein im Herbst eine besonders dies auch die Erarbeitung eines Entscheidungsverfah- wichtige Rolle in der Planung der Arbeiten unter Pande- rens für die Generalversammlung in Krisensituationen, miebedingungen zu. Nach der Rückkehr zu physischen wenn physische Treffen nicht möglich sind. Liechten- Treffen am Hauptsitz ab September, wenn auch in stark stein legte in diesem Zusammenhang im Verbund einer reduzierter Form und Anzahl, engagierte sich die Ständige Gruppe gleichgesinnter Staaten eine Entscheidung vor, Vertretung in den bekannten prioritären Bereichen, mit be- die es der Generalversammlung zukünftig ermöglicht, sonderem Augenmerk auf Menschenrechte, Rechtsstaat- per elektronischem Abstimmungsverfahren Beschlüsse lichkeit, Völkerrecht (Internationaler Strafgerichtshof, ICC), zu fassen. Die Entscheidung wurde von der Generalver- Abrüstung, Reformthemen, finanzplatzrelevante Fragen sammlung mit breiter Mehrheit, jedoch gegen lautstarke und nachhaltige Entwicklung. Opposition einer kleinen Gruppe von Staaten angenom- Im Lichte des 75-Jahr-Jubiläums der Vereinten Natio- men. In schneller Reaktion auf die Covid-19-Pandemie nen setzte sich Liechtenstein verstärkt für Multilateralis- gelang es Liechtenstein, zusammen mit der Laguna- mus, die Einhaltung der Charta der Vereinten Nationen Gruppe (CH, NOR, SING, GHA, INDO), bereits drei Wo- sowie die internationale Rechtsstaatlichkeit ein. Die Gene- chen nach Schliessung des UNO-Hauptquartiers eine ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

188 | erste Resolution zu Covid-19 im Konsens und mit re- und engagierte sich prioritär für die «FAST Initiative kordhoher Mitautorenschaft von 188 Staaten zu verab- - Finance Against Slavery and Trafficking». Dabei gilt schieden. Mit ihrem Aufruf zu internationaler Solidarität es, die Expertise des liechtensteinischen Finanzplatzes und multilateraler Zusammenarbeit gegen die Covid- für eines der zentralen Menschenrechtsprobleme der 19-Pandemie und ihrer Folgen sendete die Generalver- heutigen Zeit und das Erreichen der UNO-Nachhaltig- sammlung ein wichtiges Signal der Handlungsbereit- keitsziele zu nutzen und damit einen Beitrag zur Redu- schaft der internationalen Gemeinschaft in Krisenzeiten zierung der Straflosigkeit, zur Verbrechensprävention und setzte sich damit auch deutlich vom 15-köpfigen Si- sowie zu nachhaltigen Investitionen zu leisten. cherheitsrat ab, dem eine Stellungnahme zur Pandemie Liechtenstein engagierte sich in der Global Gover- erst Monate später gelingen sollte. nance Group (3G), welche sich für eine transparentere und inklusivere G20 einsetzt, was sich insbesondere im Generaldebatte gemeinsamen Kampf gegen die Covid-19-Pandemie als Die Generaldebatte der 75. Session der Generalver- wichtig erwies. sammlung fand aufgrund der Covid-19-Reisebeschrän- Ein Hauptaugenmerk galt der sog. FACTI (Finan- kungen in hybrider Form (physische und virtuelle Prä- cial Accountability, Transparency, Integrity) Initiative, senz) und ohne physische Hauptstadtbeteiligung statt. welche vom 74. Präsidenten der Generalversammlung Sie stand unter dem Motto «The future we want, the Uni- (Nigeria) und der 75. Präsidentin des Wirtschafts- und ted Nations we need: reaffirming our collective commit- Sozialrats (Norwegen) ohne Mandat der UNO-Mit- ment to multilateralism – confronting Covid-19 through gliedschaft ins Leben gerufen wurde. Sowohl die Zu- effective multilateral action». In seiner Eröffnungsrede sammensetzung des FACTI-Panels wie auch dessen betonte Volkan Bozkir (Türkei), Präsident der 75. Ses- Arbeitsfokus, u. a. Etablierung eines globalen Besteue­ sion der Generalversammlung, dass Multilateralismus rungssystem und Bekämpfung von Steueroasen und keine Option, sondern eine Notwendigkeit sei und dass illegaler Finanzflüsse, verfolgen klar revisionistische die Vereinten Nationen im Zentrum aller Bemühungen Ziele und untergraben das bestehende internationale stehen sollten. Die liechtensteinische Rede an der Gene- Regelwerk, weshalb sich Liechtenstein frühzeitig kri- raldebatte wurde von Regierungsrätin Dr. Katrin Eggen- tisch zur Initiative äusserte und gegen deren Einbettung berger gehalten, die sich ebenfalls klar für den Multila- in formelle UNO-Prozesse opponierte. teralismus und ein internationales Regelwerk aussprach. Im Vorfeld der Generaldebatte fand ein Gipfeltreffen Rechtsstaatlichkeit, Syrien-Mechanismus, Inter­ anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Vereinten Natio- nationaler Strafgerichtshof (ICC) nen am Internationalen Tag des Friedens statt. Die De- Die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit war weiterhin eine legation Liechtensteins wurde von S.D. Erbprinz Alois liechtensteinische Priorität, unter anderem im Kontext geleitet, der die 30-jährige UNO-Mitgliedschaft Liech- der Arbeiten zu Nachhaltigkeitsziel 16, wobei die Förde- tensteins würdigte und Liechtensteins Unterstützung rung von Rechtsstaatlichkeit, unabhängiger Justiz sowie für die Arbeit der Vereinten Nationen zusicherte, glo- die Bekämpfung der Korruption im Zentrum standen. bale Herausforderungen wie Klimawandel, Abrüstung, Liechtenstein führte seine Zusammenarbeit im Rahmen Menschenrechte, Konfliktprävention, nachhaltiger Ent- der Pilotgruppe «Pathfinders» fort und steuerte die wicklung, digitaler Transformation sowie öffentlicher «Liechtenstein Initiative» zu FAST als Leuchtturmpro- Gesundheit zu bewältigen. Am Jubiläumsgipfel wurde jekt bei. zudem die im Vorfeld verhandelte Gipfelerklärung ver- Liechtenstein setzte sich in verschiedenen UNO-Fo- abschiedet, in welcher sich Mitgliedstaaten zu den ren für rechtsstaatliche Prinzipien ein und koordinierte Grundwerten der UNO-Charta bekennen und sich für im Sechsten Ausschuss der Generalversammlung (Völ- Multilateralismus und internationale Zusammenarbeit kerrecht) zusammen mit Mexiko erneut eine Resolution in globalen Herausforderungen aussprechen. zu diesem Thema. Zudem nahm die prinzipielle Verteidi- Weitere hochrangige Treffen fanden u. a. zu Biodi- gung der internationalen Rechtsordnung, insbesondere versität (Rede S.D. des Erbprinzen), zur vollständigen der UNO-Charta und des darin enthaltenen Verbots der Beseitigung von Nuklearwaffen (Rede von Regierungs- illegalen Gewaltanwendung eine zentrale Rolle ein. rätin Dr. Katrin Eggenberger) sowie zum 25-Jahr-Jubi- Liechtenstein setzte seine Führungsrolle zur Frage läum der Weltfrauenkonferenz von Beijing (Rede der der Verantwortlichkeit für die in Syrien begangenen Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger) statt. Sämt- Verbrechen fort und konnte den Prozess der Institu­ liche Reden können als Text und Video auf der Home- tionalisierung des Syrien-Mechanismus mit der voll- page der Ständigen Vertretung abgerufen werden. ständigen Überführung des Syrien-Mechanismus (IIIM) ins reguläre UNO-Budget erfolgreich abschliessen. Nachhaltige Entwicklung und finanzplatzrelevante Liechtenstein setzte sich weiter aktiv für die Belange Themen des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) ein, der un- Liechtenstein intensivierte seine Bemühungen im ter verstärkten politischen Druck seiner Gegner, aber Kampf gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel auch von Seiten gewisser Vertragsparteien kam. Die ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

USA sprachen mit ihren Strafmassnahmen gegen den Abrüstung | 189 ICC, darunter auch gezielte Massnahmen gegen die Im Kontext hoher geopolitischer Spannungen und einer Chefanklägerin, als erster Staat überhaupt Sanktionen sich beschleunigenden Aufrüstungsspirale priorisierte dieser Art gegen eine internationale Organisation aus. Liechtenstein die Teilnahme an den Abrüstungsdis­ Liechtenstein steuerte die Bemühungen der Gruppe der kussionen in New York. Im Rahmen des Ersten Aus- Unterstützerstaaten des ICC und setzte sich des Wei- schusses der Generalversammlung (Abrüstung) be- teren dafür ein, dass der Gerichtshof einer unabhän- dauerte Liechtenstein die Erosion bzw. den Verlust von gigen externen Expertenüberprüfung im Hinblick auf zentralen Pfeilern der internationalen sowie europä- mögliche Verbesserungen der internen Abläufe und der ischen Sicherheit und rief zu einer Verlängerung des Rechtsprechung unterzogen wird, mit Betonung auf der New START Vertrags sowie zu einer konstruktiven Hal- Wahrung der gerichtlichen Unabhängigkeit. tung in Vorbereitung der Überprüfungskonferenz des Die laufenden Arbeiten im Rahmen der liechtenstei- Nichtverbreitungsvertrags (NPT) von 2021 auf. Zudem nischen Kampagne für die Statuts-Zusätze zum Verbre- setzte sich Liechtenstein für eine angemessene völker- chen der Aggression wurden fortgesetzt und durch die rechtliche Regulierung eines immer stärker militarisier- Erhöhung der Anzahl Ratifizierungen auf 39 belohnt. ten Cyberspace und technologischer Fortschritte im Im Zusammenhang mit dem Verbrechen der Aggres- ­Bereich der automatisierten Waffensysteme ein. sion rückten verstärkt Fragen in den Vordergrund, die Liechtenstein machte seine Unterstützung für den sich aus der Digitalisierung der Kriegsführung erge- Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen (TPNW) deut- ben. Liechtenstein lancierte ausserdem ein Projekt zur lich, der Nuklearwaffen als letzte Kategorie von Mas- Digitalisierung der Kriegsführung und gründete einen senvernichtungswaffen einem umfassenden Verbot Expertenrat, der sich mit der Anwendung des Römer unterwirft, und der in der Berichtsperiode die für ein Statuts auf Cyberkriegsführung und den sich daraus er- Inkrafttreten nötigen 50 Ratifikationen erreichte. gebenden völkerrechtlichen Fragen befasst. Liechtenstein nahm erneut an den Beratungen der Arbeitsgruppe über Cybersicherheit teil und unter- Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung stützte die Rechtsmeinung, dass das geltende Völker- Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die Kommission recht vollumfänglich im Cyberspace anwendbar ist, zur Rechtstellung der Frau (CSW) auf ein verkürztes, insbesondere die UNO-Charta, das humanitäre Völker- prozedurales Treffen ohne politische bzw. zivilgesell- recht sowie die internationalen Menschenrechtsinstru- schaftliche Teilnahme und ohne hochrangige Veran- mente. staltungen und Nebenveranstaltungen beschränkt. Das Hauptprodukt der CSW war eine politische Erklärung Sicherheit und Konfliktprävention zum Schwerpunktthema Beijing+25. Liechtenstein ge- Generalsekretär Guterres rief angesichts der Covid- lang es in einem schwierigen Verhandlungsprozess, Be- 19-Pandemie zu einem weltweiten Waffenstillstand stimmungen zum Kampf gegen moderne Sklaverei und auf, was zunächst auf überraschend positive Resonanz Menschenhandel sowie zum gleichberechtigten Zugang stiess, insbesondere auch bei einer Anzahl nicht-staat- zu Bildung und zum Justizsystem zu stärken. licher Akteure und Milizen. Demgegenüber konnte sich Hauptpriorität Liechtensteins im Dritten Ausschuss der Sicherheitsrat erst nach Monaten zu einer halbher- der Generalversammlung (Menschenrechte) war die zigen Unterstützung der Initiative durchringen, wo- Büromitgliedschaft von Myriam Oehri als Vertreterin durch diese mittelfristig ihre Dynamik einbüsste. Dem der Gruppe westlicher und anderer Staaten (WEOG). Sicherheitsrat gelang es auch in der Pandemie nicht, die Dem Leitungsgremium gelang es, effiziente Arbeitsmo- tiefen ideologischen Gräben zu überwinden. In der Iran- dalitäten für die aufgrund der Covid-19-Pandemie er- Frage, aber auch in der Nahostpolitik und der transat- schwerten Bedingungen zu entwickeln. Im Mittelpunkt lantischen Sicherheitspolitik war eine weitere Distan- des Interesses standen wie gewohnt Ländersituationen zierung zwischen den USA und Europa wahrzunehmen. (Syrien, Myanmar, Nordkorea, Iran und Krim) sowie die Liechtenstein verfolgte die Tätigkeit des Sicher- Resolutionen zu Kinder- und Frauenrechten, zum To- heitsrats in Schwerpunktbereichen und aus der Per- desstrafe-Moratorium und zu aussergerichtlichen Tö- spektive eines Nicht-Mitglieds. Konflikte, bei welchen tungen. Die USA setzten ihren Kurs unter der Trump- Zivilisten schwersten Verbrechen ausgesetzt sind (z. B. Administration konsequent fort und attackierten breit Syrien, Myanmar und Jemen), und Konflikte in Europa abgestützte Errungenschaften im Bereich der Gleich- (insbesondere die Ukraine) standen dabei im Zentrum. stellung. Russland und China trieben ebenfalls kontro- Liechtenstein beteiligte sich an 20 offenen Debatten u. a. verse, nationale Menschenrechtsagenden voran und zum internationalen Recht, zum Schutz von Zivilisten, trugen damit zu einer zunehmenden Politisierung und Frauen und Kindern in bewaffneten Konflikten, zu Kon- einer schwindenden Konsensfähigkeit im Dritten Aus- flikten in Europa und im Nahen Osten sowie zu Arbeits- schuss bei. Liechtenstein schloss sich einem überregio- methoden des Rates. Zudem nahm Liechtenstein aktiv nalen Statement gegen Menschenrechtsverletzungen in in zahlreichen informellen Debatten des Sicherheits- China an, das von 40 Staaten mitgetragen wurde. rates und Präsidentschaftsabschlusstreffen teil. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

190 | Liechtenstein führte seine Unterstützung für die the- gegen Massenverbrechen erfuhr mit mittlerweile 122 matischen Agenden des Sicherheitsrates fort, insbeson- Unterzeichnerstaaten erneut wachsende Unterstüt- dere Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) – welche ihr zung. Bei den weiteren Arbeiten der ACT-Gruppe stand 20-jähriges Jubiläum feierte -, Kinder in bewaffneten das Auswahlverfahren für den UNO-Generalsekretär im Konflikten (CAAC) und Schutz von Zivilisten (PoC). Im Zentrum. Rahmen seines Engagements gegen sexuelle und ge- Zum Thema Sicherheitsratsreform wurden keinerlei schlechterbasierte Gewalt legte Liechtenstein beson- Fortschritte verzeichnet. Aufgrund der Covid-19-Pande- deres Augenmerk auf die stark tabuisierte, jedoch weit- mie wurden die Diskussionen deutlich abgekürzt. verbreitete Problematik der sexuellen Gewalt gegen Die Arbeit der UNO wurde auch unter Covid-19 durch Männer und Jungen in Konflikten und organisierte mit kritische Engpässe in der Liquidität eingeschränkt, ver- der liechtensteinischen NGO All Survivors Project (ASP) ursacht durch schlechte Zahlungsmoral der Mitglieds- Veranstaltungen und Briefings zum Thema. Zur Stär- staaten, insbesondere der USA. Liechtenstein gehört kung des Partizipationspfeilers der WPS Agenda lan- weiterhin zu den wenigen Beitragszahlern, welche cierte Liechtenstein gemeinsam mit dem Georgetown pünktlich und komplett einzahlen. Institute on Women, Peace and Security (GIWPS) eine Studie zum Zusammenhang zwischen weiblichen Streit- kräften und dem Respekt des humanitären Völkerrechts. Gemeinsam mit dem Liechtenstein Institute on Self- Determination (LISD) in Princeton wurden die Arbeiten Ständige Mission in Genf zum Selbstbestimmungsrecht als Instrument zur Kon- fliktverhütung weitergeführt. Die Arbeiten für ein Hand- buch zum Selbstbestimmungsrecht für Mediatoren Leiter: Botschafter Dr. Peter Matt wurden abgeschlossen. Am internationalen Tag der Ver- einten Nationen trat S.D. Erbprinz Alois als Gastredner Die Ständige Mission in Genf nimmt die Beziehungen zu an einem vom LISD organisierten Event zum Selbstbe- allen internationalen Organisationen mit Sitz in Genf wahr. stimmungsrecht auf. Mit Priorität werden dabei die EFTA- und WTO-Agenden Im Kontext der Covid-19-Pandemie rief Liechten- sowie die Aktivitäten des Menschenrechtsrates der Verein- stein den Sicherheitsrat wiederholt dazu auf, sein ten Nationen (UNO) mit Sitz in Genf behandelt. enges, auf militärische Aspekte eingeschränktes Sicher- Im Berichtsjahr stellte die Covid-19-Pandemie auch in heitskonzept zu erweitern. Der Initiative einiger gewähl- Genf die Jahresplanung von Treffen, Konferenzen und Ver- ter Sicherheitsratsmitglieder, insb. Deutschland, ist es handlungen im Rahmen der Zusammenarbeit mit den in- zu verdanken, dass sich der Rat zumindest in offenen ternationalen Organisationen und anderen Akteuren völlig Debatten den Sicherheitsimplikationen der Pandemie, auf den Kopf. Erfreulich war jedoch, dass durch neue Ar- aber auch des Klimawandels, widmete. Im Rahmen sei- beitsmethoden und vor allem durch virtuelle Treffen nichts- ner Arbeiten zu Selbstbestimmung legte Liechtenstein destotrotz in vielen Bereichen Fortschritte erzielt werden einen stärkeren Fokus auf die Frage, wie sich der Kli- konnten. Jubiläumsanlässe zu 75 Jahre UNO und 60 Jahre mawandel und im Speziellen der Meeresspiegelanstieg EFTA konnten aber unter diesen Umständen nicht wie ur- auf das Selbstbestimmungsrecht der Staaten auswirkt. sprünglich geplant durchgeführt werden. In Bezug auf die Europäische Freihandelsassoziation UNO-Reform (EFTA) konzentrierte sich die Tätigkeit der Mission auf Liechtenstein verstärkte seinen Einsatz zur Stärkung die Drittlandaktivitäten. Zudem standen Themen wie di- der Generalversammlung, insbesondere im Verhältnis gitaler Handel (E-Commerce), nachhaltige Entwicklung zum Sicherheitsrat. Zu Beginn des Jahres trieb Liech- und Transparenz / Kommunikation vermehrt im Zentrum tenstein seine Initiative voran, die Generalversammlung der Diskussionen. Einen weiteren und zeitaufwändigen automatisch zu befassen, wenn der Sicherheitsrat durch Schwerpunkt bildete die Vorbereitung, Koordination und ein Veto blockiert ist. Nach vielversprechenden Vorkon- Aufnahme der Verhandlungen über ein Freihandelsabkom- sultationen wurden die Diskussionen wegen des Lock- men der drei EFTA- / EWR-Staaten Island, Norwegen und downs auf 2021 verschoben. Liechtenstein mit dem Vereinigten Königreich (UK). Als Mitglied der ACT-Gruppe erhielt Liechtenstein In der Welthandelsorganisation (WTO) standen wäh- regelmässigen privilegierten Zugang zu den Agenden rend des Berichtsjahres weiterhin die Reformbemühungen zukünftiger Sicherheitsratspräsidentschaften und un- zur Stärkung der WTO im Allgemeinen sowie insbesondere terhielt einen Dialog mit den gewählten zehn Sicher- in Bezug auf den WTO-Streitschlichtungsmechanismus im heitsratsmitgliedern zu Reformen der Arbeitsmethoden Vordergrund. Aufgrund des Rücktritts von Generaldirektor des Rates, unter anderem zu rechtsstaatlichen Stan- Roberto Azevêdo per Ende August des Berichtsjahrs stand dards im Sanktionsbereich. zudem das Auswahlverfahren resp. die Wahl einer neuen Der von Liechtenstein initiierte ACT-Verhaltens­ Generaldirektorin über Monate im Mittelpunkt, konnte kodex betreffend Handeln des UNO-Sicherheitsrats jedoch bis Ende des Berichtsjahrs nicht abgeschlossen ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

­werden. Die ursprünglich für Juni in Kasachstan geplante den digitalen Handel diskutiert. Die Ministerinnen und | 191 Ministerkonferenz musste aufgrund der Covid-19-Pande- Mi­nister beschlossen eine Reihe neuer Massnahmen, mie auf (voraussichtlich) 2021 verschoben werden. welche die Information der Öffentlichkeit und den Aus- In Bezug auf die Vereinten Nationen richtete die Stän- tausch mit dem EFTA-Parlamentarier- und Konsultati- dige Mission ihr Engagement hauptsächlich auf die Mitar- vausschuss verstärken sollen. Am 27. Oktober trafen beit im Rahmen des UNO-Menschenrechtsrates. Die Mit- sich die EFTA-Ministerinnen und Minister zudem wie arbeitenden der Ständigen Mission nahmen aktiv an den üblich mit den Vertreterinnen und Vertretern der bei- Sessionen des Rates sowie an der Überprüfung der Men- den Beratenden Ausschüsse. schenrechtssituation anderer Staaten im Rahmen der «Uni- Die üblichen EFTA-Tätigkeiten im Drittlandbereich versal Periodic Review (UPR)» teil. Ende Jahr besuchte die waren durch die Covid-19-Pandemie und die damit ver- Präsidentin des Menschenrechtsrates, die österreichische bundenen weltweiten Reise- und Quarantänerestrik­ Botschafterin Frau Elisabeth Tichy-Fisslberger, Liechten- tionen resp. Lockdowns stark beeinträchtigt. Mit neuen stein. Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der UNO konnte Arbeitsmethoden und -techniken konnten jedoch sehr von den ursprünglich geplanten Anlässen einzig ein Kunst- rasch viele Aktivitäten per Videokonferenz weiterge- wettbewerb via Online-Abstimmung durchgeführt werden. führt werden. Der liechtensteinische Beitrag des Künstlers Luigi Olivadoti Im Berichtsjahr trat das Freihandelsabkommen holte sich dabei den hervorragenden zweiten Platz. EFTA-Ecuador per 1. November in Kraft. Bei der Ratifika- tion resp. dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) mit Indonesien ergab sich aufgrund des Referendums in der Schweiz eine Verzögerung. Hinsichtlich der Ratifika- Die für das 60-Jahr-Jubiläum der EFTA geplanten An- tion des Beitrittsprotokolls zum Freihandelsabkommen lässe im Rahmen des EFTA-Ministertreffens unter zwischen den EFTA-Staaten und den zentralamerika- Schweizer Vorsitz konnten aufgrund der Covid-19-Pan- nischen Staaten hat Guatemala die internen Verfahren demie nicht durchgeführt werden. Im Oktober fand noch nicht abgeschlossen. Mit Guatemala fand ein Tref- stattdessen eine virtuelle, hochrangige Podiumsdiskus- fen statt, um die Situation bezüglich der in der Zwischen- sion zum Jubiläum statt. zeit in Kraft getretenen Zollunion zwischen Guatemala, Um während der Covid-19-Pandemie möglichst effi- Honduras und El Salvador zu klären. Nach dem grund- zient weiter arbeiten zu können, mussten innert Kürze sätzlichen Abschluss der Freihandelsverhandlungen mit neue Wege und Arbeitsmethoden gesucht und umge- MERCOSUR, bestehend aus Argentinien, Brasilien, Pa- setzt werden. Ab Mitte März wurden aufgrund der ver- raguay und Uruguay, vom Vorjahr konnte im Februar ein hängten lokalen und weltweiten Restriktionen im Zu- physisches Treffen zur juristischen Überarbeitung der sammenhang mit der Covid-19-Pandemie die meisten Verhandlungstexte in Buenos Aires durchgeführt wer- Treffen und Verhandlungen der EFTA virtuell durchge- den. Die weiteren offenen Punkte wurden anschliessend führt. Das EFTA-Sekretariat hat sich den Gegebenheiten während des Jahres in diversen Expertentreffen virtuell sehr rasch angepasst und die technischen Vorausset- diskutiert, ohne jedoch einen Abschluss zu erzielen. Die zungen für eine solche Arbeitsweise geschaffen (z. B. Entwicklungen bei den Verhandlungen mit Indien, Viet- Einführung einer neuen IT-Plattform). Auf diese Weise nam und Malaysia verliefen auch im Berichtsjahr eher konnten in den einzelnen Dossiers trotz schwieriger Ge- zäh. Mit Indien fanden vereinzelte Treffen auf politischer gebenheiten Fortschritte erzielt werden. Ebene wie auch ein Treffen auf Verhandlungsleiterebene Die Mitarbeitenden der Ständigen Mission nahmen im März in Bern statt. Der Prozess konnte jedoch u. a. im Berichtsjahr an den Treffen des EFTA-Rats auf Bot- auch aufgrund der Covid-19-Pandemie in Indien nicht schafterebene (acht) und der Stellvertreter und Stellver- weitergebracht werden. Mit Vietnam fanden diverse Ex- treterinnen (acht) sowie an den Treffen des Drittland- pertengespräche sowie Treffen auf Delegationsleitere- und Budgetkomitees (je zwei) teil. Zudem fanden zwei bene zu den offenen Fragen in den Bereichen Waren- per Videokonferenz durchgeführte Plattform-Treffen zur handel, Rechte an geistigem Eigentum und öffentliches Strategieplanung statt. Am 8. Juni fand ein inoffizielles Beschaffungswesen statt. Mit Malaysia fand nach drei Ministertreffen per Videokonferenz statt. Das offizielle Jahren Unterbruch im Februar in Kuala Lumpur noch die Ministertreffen wurde vom Sommer auf den Herbst ver- 9. Verhandlungsrunde physisch statt. Anschliessend kam schoben und fand schliesslich ebenfalls per Videokonfe- es in Malaysia zu einem Regierungswechsel und bis Ende renz am 27. Oktober statt (mit Vorbereitungstreffen am Jahr lag das neue Verhandlungsmandat noch nicht vor. 19. Oktober). Liechtenstein war an allen Ministertref- Die Modernisierung und Erweiterung von beste- fen durch Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger ver- henden Freihandelsabkommen ist weiterhin wichtig. treten. Das offizielle Ministertreffen stand im Zeichen Mit den SACU-Staaten, bestehend aus Botswana, Le- der Covid-19-Pandemie, einer erhöhten Transparenz sotho, ­Namibia, Südafrika und Swasiland (neu König- bei den Freihandelsverhandlungen und der nachhal- reich eSwatini), gab es diesbezüglich im Berichtsjahr tigen Entwicklung. Im Weiteren wurden die laufenden nichts Neues. Es geht vor allem auch um den Einbe- Freihandelsverhandlungen und das Modellkapitel über zug eines Kapitels über nachhaltige Entwicklung. Ein ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

192 | diesbezügliches Verhandlungsmandat für die SACU- Ein Thema, welches bei Freihandelsverhandlungen Staaten ist noch ausstehend. Liechtenstein nimmt zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist der digitale an den Verhandlungen nicht teil, da vorwiegend Zoll- Handel (E-Commerce). Im Vergleich zur EU, den USA vertragsmaterie diskutiert wird. Mit Chile führten die und weiteren Ländern enthalten die Abkommen der EFTA-Staaten erstmals in der 60-jährigen Geschichte EFTA bisher nur sehr wenige relevante Bestimmungen. der EFTA im April eine volle Verhandlungsrunde in Im Jahr 2019 wurde daher beschlossen, eine Arbeits- virtueller Form durch. In zwei weiteren Runden resp. gruppe einzusetzen, welche Modellbestimmungen der in vielen Expertentreffen per Videokonferenz konnten EFTA zum digitalen Handel erarbeiten sollte. Die Sach- in den verschiedenen Bereichen gute Fortschritte er- verständigen dieser Arbeitsgruppe tauschten sich im zielt werden. Dank der virtuellen Verhandlungsführung Berichtsjahr insgesamt zehn Mal aus. Wenige Punkte konnten mehrere liechtensteinische Sachverständige standen Ende Jahr noch aus. Die Arbeiten sollen 2021 an den Verhandlungen teilnehmen. Normalerweise ist abgeschlossen werden, so dass das neue Kapitel zum Liechtenstein bei EFTA-Verhandlungsrunden im Aus- digitalen Handel möglichst bald bei laufenden und / oder land nur mit einem Vertreter präsent. Bei den Verhand- neuen Freihandelsverhandlungen eingebracht werden lungen mit Mexiko konnten keine Fortschritte erzielt kann. werden, dies v. a. wegen der sehr unterschiedlichen Auch das Thema nachhaltige Entwicklung hat über Ambitionen der Verhandlungspartner in Bezug auf den die vergangenen Jahre an Bedeutung gewonnen. Die Handel mit Landwirtschaftsprodukten. Mit Kanada fand EFTA-Minister und Ministerinnen haben anlässlich des im Februar noch ein Treffen der Delegationsleiter in EFTA-Ministertreffens Bilanz über die Erfahrungen der Ottawa statt. Bei den Gesprächen gab es aber ebenfalls letzten zehn Jahre bei der Aushandlung und Umset- keine neuen Entwicklungen, so dass die Schweiz (und zung von Abkommensbestimmungen über Handel und Liechtenstein) beschlossen haben, nicht an Verhand- nachhaltige Entwicklung gezogen. Zudem begrüssten lungen zur Modernisierung des bestehenden EFTA- sie ein aktualisiertes Modellkapitel über Handel und Freihandelsabkommens teilzunehmen. Auch hier stellte nachhaltige Entwicklung, welches die gewachsene Be- der Landwirtschaftsbereich ein Hindernis dar, aller- deutung des Themas reflektiert. Dieses Kapitel wurde dings mit umgekehrten Vorzeichen, weil Kanada über im Berichtsjahr von der entsprechenden Arbeitsgruppe den Zugang für Käse und weitere Milchprodukte nicht finalisiert. verhandeln will. In einzelnen EFTA-Staaten sind Freihandelsverhand- Im Berichtsjahr unternahmen die EFTA-Staaten wei- lungen zu einem festen Gegenstand der nationalen po- tere Schritte zur Aufnahme von Verhandlungen mit neuen litischen Diskussionen geworden und unterliegen nicht Partnerländern. Mit Moldawien wurden im Berichtsjahr zuletzt im Hinblick auf Handel und nachhaltige Entwick- Verhandlungsmodalitäten ausgearbeitet und an einem lung einer eingehenderen innenpolitischen Debatte. Treffen im Dezember finalisiert. Die erste Verhandlungs- Eine Arbeitsgruppe Transparenz hat vor diesem Hinter- runde ist für Frühling 2021 geplant. Pakistan hat auf den grund im Berichtsjahr Vorschläge für zusätzliche Mass- Entwurf des «scoping papers» reagiert. Weitere Abklä- nahmen ausgearbeitet. Diese wurden anschliessend rungen zum Inhalt eines Freihandelsabkommens sind von den Ministerinnen und Ministern genehmigt. Die notwendig. An einem ersten Treffen des Gemeinsamen Massnahmen sollen die Information der Öffentlichkeit Ausschusses unter der Zusammenarbeitserklärung und den Austausch mit dem EFTA-Parlamentarier- und EFTA-Kosovo im November 2020 wurde beschlossen, Konsultativkomitee verstärken. in der zweiten Jahreshälfte 2021 Freihandelsverhand- lungen aufzunehmen. In die aufgrund der politischen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Lage lange sistierten Verhandlungen mit Thailand kam dem Vereinigten Königreich (UK) im Berichtsjahr Bewegung. Im März fand ein weiteres Die Vorbereitungen, Koordination – intern sowie unter Treffen zwischen den Delegationsleitern statt. Es ist ge- den drei EWR- / EFTA-Staaten – und die Verhandlungen plant, die Verhandlungen 2021 wieder aufzunehmen. über ein Freihandelsabkommen mit dem Vereinigten Im Berichtsjahr fanden unter bestehenden Freihan- Königreich (UK) haben die Ständige Mission Genf wäh- delsabkommen ausserdem Treffen (per Videokonfe- rend des Berichtsjahres intensiv beschäftigt. Vieles hing renz) von Gemeinsamen Ausschüssen statt, und zwar zudem von den Verhandlungen resp. dem Abschluss je eines mit Südkorea und Singapur. Im Oktober fand der Verhandlungen zwischen der EU und UK ab, wel- zudem ein informelles Treffen mit den Philippinen statt. cher schliesslich in extremis Ende Jahr zustande kam. Schliesslich gab es im Berichtsjahr weitere Bemü- In den ersten drei Monaten des Berichtsjahres trafen hungen zur Aktualisierung der EFTA-Konvention im sich die EWR / EFTA-Staaten Island, Liechtenstein und Landwirtschaftsbereich. Ziel der Gespräche ist eine An- Norwegen mehrmals, um ein mögliches gemeinsames passung der bestehenden Verpflichtungen im Lichte der Freihandelsabkommen mit dem Vereinigten König- revidierten Landwirtschaftsabkommen Norwegens und reich zu diskutieren (die Schweiz wollte den bilateralen Islands mit der EU. Ein entsprechendes Mandat konnte Weg fortführen). Nach der entsprechenden Einigung jedoch noch nicht verabschiedet werden. für ein gemeinsames Vorgehen fasste die Regierung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

am 17. März den formellen Beschluss zur Aufnahme fanden auch verschiedene Treffen zwischen den betrof- | 193 der Verhandlungen unter Ausschluss des Warenver- fenen Aussenministerien und Regierungsrätin Dr. Kat­ kehrs, der für Liechtenstein ausschliesslich durch das rin Eggenberger statt. Das anschliessende Auswahlver- ­Handelsabkommen zwischen der Schweiz und UK gere- fahren aus den eingegangenen Kandidaturen fand in gelt wird. Startschuss für ein möglichst ambitioniertes insgesamt drei Konsultationsrunden statt, an welchen Freihandelsabkommen sollte die Lösung EU-UK sein, sich Liechtenstein beteiligte. Aus der letzten Konsulta- welche aber erst Ende des Berichtsjahres gefunden tionsrunde ist die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala als werden konnte. Siegerin hervorgegangen, welche anschliessend dem Am 7. Mai fand ein erstes Treffen mit dem britischen Generalrat zur Ernennung vorgeschlagen wurde. Die Aussenministerium und am 11. Juni mit dem Handels- USA kündigten jedoch an, dass sie sich dem Konsens zur ministerium statt, am 16. Juli folgte ein Treffen mit dem Ernennung von Okonjo-Iweala nicht anliessen könnten. UK Foreign and Commonwealth Office. Das lange ver- Bis Ende des Berichtsjahres gab es keinen Konsens über sprochene Verhandlungsmandat von UK lag bei die- die Ernennung der neuen Generaldirektorin. sen Treffen noch nicht vor, was die Arbeiten sehr er- Das 12. WTO-Ministertreffen, welches ursprünglich schwerte. Parallel zu den Gesprächen mit UK führten im Juni 2020 in Nur-Sultan (Kasachstan) hätte stattfin- die EWR / EFTA-Staaten jeweils in zahlreichen Exper- den sollen, wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie auf tentreffen die internen Vorbereitungen zu den verschie- 2021 verschoben. Ort und Datum wurden aufgrund der denen Verhandlungskapiteln weiter. Auch die interne diesbezüglichen Unsicherheiten auch Ende 2020 noch Vorbereitung mit involvierten Regierungs- und Amts- nicht bestätigt. stellen sowie den Wirtschaftsvertreterinnen und -ver- Der Botschafter und weitere Mitarbeitende der tretern in Liechtenstein (z. B. LIHK) nahm im Berichts- Ständigen Mission nahmen im Berichtsjahr an den re- jahr viel Zeit in Anspruch. Es fanden auch mehrere gelmässig stattfindenden Sitzungen, teilweise vor Ort Treffen der Chefunterhändler statt. Für Liechtenstein oder virtuell, des Allgemeinen Rates der WTO sowie wurde Botschafter Dr. Peter Matt von der Regierung des Verhandlungsausschusses teil. Die multilateralen als Chefunterhändler für die Verhandlungen mit UK er- Verhandlungen waren aufgrund der Covid-19-Pandemie nannt. Als klar war, dass die Verhandlungen nicht im weitgehend lahmgelegt. Es fanden lediglich Treffen / Berichtsjahr abgeschlossen werden konnten, mussten Verhandlungen in den Bereichen Fischereisubven­ Übergangsmassnahmen ausgehandelt werden. Die Ver- tionen (ohne Beteiligung Liechtensteins) und Landwirt- handlungen sollen 2021 zügig fortgeführt und mög- schaft statt. Die Mission konzentrierte sich im Berichts- lichst rasch abgeschlossen werden. jahr weiterhin auf plurilaterale Verhandlungsstränge unter WTO-Mitgliedern, die sich gewissen Initiativen Welthandelsorganisation (WTO) zu aktuellen Handelsthemen angeschlossen haben. Dazu gehören insbesondere die Verhandlungen über In der WTO wurden die Treffen von März bis Ende Mai internationale Standards für die innerstaatliche Regu- suspendiert, mit Ausnahme des Generalrats, welcher lierung des Handels mit Dienstleistungen (Domestic sich im Mai zweimal traf. Vor der Wiederaufnahme der Regulations) und die Verhandlungen über den digitalen Treffen mussten mögliche Lösungsansätze (technische Handel (E-Commerce). Daneben verfolgte die Mission Details, Entscheidungsfindungsprozesse etc.) definiert auch die Gespräche im Landwirtschaftsbereich und be- werden, um die Arbeit der WTO während der Covid- teiligte sich an der Koordinierung der Positionen inner- 19-Pandemie so gut wie möglich weiterführen zu kön- halb der G10-Ländergruppe. nen. Viele Entwicklungsländer hatten zudem starke Bezüglich der Diskussionen um die Reformbe­ Vorbehalte gegenüber Initiativen zur Fortsetzung mühungen in der WTO im Allgemeinen sowie insbe- von Handelsliberalisierungen während der Pandemie. sondere in Bezug auf die Berufungsinstanz des WTO- Schliesslich konnten je Komitee individuelle Lösungs- Streitschlichtungsmechanismus ging die Blockade ansätze gefunden werden. Allerdings blieben gewisse durch die USA weiter. Seit Dezember 2019 besteht die Arbeiten weiterhin suspendiert. Instanz nur noch aus einem Mitglied und ist dadurch Im Mai gab der Generaldirektor der WTO, Roberto beschluss­unfähig geworden. Im Rahmen des Weltwirt- Azevêdo, seinen Rücktritt per Ende August bekannt, ein schaftsforums in Davos im Januar einigten sich die EU Jahr vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit. Der Nomi- und weitere 16 WTO-Mitglieder, u. a. auch die Schweiz nationsprozess wurde anschliessend in die Wege gelei- und Norwegen, auf ein alternatives Verfahren, um tet. An einer Sondersitzung im Juli hörte der Generalrat ­Berufungen gegen Entscheide erstinstanzlicher Panels alle acht Kandidatinnen und Kandidaten an. Anschlies- der WTO behandeln und damit Handelsstreitigkeiten send hatten die Kandidaten bis im September Zeit, sich beilegen zu können. den Delegationen vorzustellen. Diesbezüglich wurden Im Berichtsjahr fanden intensive Gespräche im diverse Kandidatinnen und Kandidaten vom Botschaf- Ausschuss über Landwirtschaft statt, vor allem in den ter der Ständigen Mission Genf in diversen bilateralen Sondersessionen, in denen die Weiterentwicklung Treffen, per Videokonferenz oder vor Ort, angehört. Es der geltenden Regeln besprochen wird. Aufgrund der ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

194 | Verschiebung der WTO-Ministerkonferenz hat sich die beteiligen sich ebenfalls an dieser Initiative. Von Juni Dynamik jedoch im Verlauf des Jahres geändert und bis Dezember fanden insgesamt sieben Verhandlungs- Fortschritte weniger dringlich gemacht. Für viele WTO- runden statt. Bis Ende Jahr gelang es, einen konsoli- Mitglieder hat der Abbau von handelsverzerrenden Un- dierten Verhandlungstext auszuarbeiten, welcher die terstützungszahlungen grösste Priorität. Das Thema Grundlage für die weiteren Verhandlungen im Jahr 2021 ist für Liechtenstein aufgrund seiner eigenen landwirt- bilden soll. schaftlichen Direktzahlungen und der Zahlungen der Im Ausschuss über das öffentliche Beschaffungs- Schweiz gestützt auf den Notenaustausch Landwirt- wesen fanden im Berichtsjahr vier reguläre Sitzungen schaft von Relevanz und wurde von der Mission mit statt – die Februar-Sitzung in Genf, die restlichen Sit- grosser Aufmerksamkeit verfolgt. Es fanden diesbezüg- zungen wurden virtuell abgehalten. Neu als Beobachter lich im Berichtsjahr mehrere Treffen zur Koordinierung im Ausschuss mit dabei ist die Elfenbeinküste. Damit der Positionen der G10-Gruppe (neben Liechtenstein stieg die Zahl der WTO-Mitglieder, welche an den Bera- noch die Schweiz, Norwegen, Island, Japan, Südkorea, tungen des Ausschusses als Beobachter teilnehmen, auf Taiwan, Mauritius und Israel) statt. Ziel vieler Staaten 36, wobei zehn der Beobachter – seit dem Berichtsjahr wäre es, im Bereich Landwirtschaft bis spätestens zur auch Brasilien – derzeit dabei sind, ihren Beitritt zum nächsten WTO-Ministerkonferenz im Jahr 2021 ein Ab- revidierten Abkommen auszuhandeln. Das revidierte schlusspaket präsentieren zu können. Als Netto-Import- Abkommen zählt derzeit 48 Vertragsstaaten, wobei die nationen von Landwirtschaftsprodukten mit herausfor- Schweiz und das Vereinigte Königreich am Ende des dernden geographischen Gegebenheiten befinden sich Berichtsjahres ihr Beitrittsinstrument hinterlegt hatten die G10-Staaten in einer eher defensiven Position. Im und somit für sie Anfang 2021 das revidierte Abkom- Weiteren wurden in der November-Session eine längere men in Kraft tritt. Im November kündigten die USA eine Debatte zu Exportrestriktionen und Nahrungsmittel­ weitreichende Änderung von Appendix 1 zum Überein- sicherheit geführt. Es ging dabei um die Schwierigkeit kommen an, die dessen Anwendung für die Beschaffung im Zugang zu Nahrungsmitteln, welche sich durch die von Gütern zur Bekämpfung jeglicher Bedrohungen Covid-19-Pandemie verschärft hat. chemischer, biologischer, radioaktiver oder nuklearer Liechtenstein beteiligte sich auch im Berichtsjahr an Art sowie von gesundheitlichen Notlagen ausser Kraft den Gesprächen zur Dienstleistungserbringung (Domes­ setzen würde. tic Regulation), einer Gruppe von mehr als 60 WTO- Mitgliedern (darunter alle EFTA-Staaten, die EU, USA, Vereinte Nationen (UNO) und andere Japan und China), welche im Mai 2019 eine gemein- internationale Organisationen same Ministererklärung verabschiedet hatten. Ziel der Gespräche dieser Gruppe ist es, internationale Normen Auch die UNO in Genf kämpfte im Berichtsjahr mit den zu inländischen Vorschriften zur Dienstleistungserbrin- Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie zusätzlich gung zu definieren, um die Kohärenz der Rechtsvor- mit Liquiditätsproblemen aufgrund von nicht bezahlten schriften zu erhöhen und damit den grenzüberschreiten- Mitgliederbeiträgen und gestiegenen Kosten. Durch den Handel mit Dienstleistungen zu erleichtern. Bis zur die Covid-19-Massnahmen, welche lokal und internatio­ nächsten Ministerkonferenz sollen die Gespräche abge- nal getroffen wurden (Lockdown, Reiserestriktionen, schlossen und deren Ergebnisse in die nationalen Ver- Grenzschliessungen etc.), wurde das «internationale pflichtungslisten unter dem WTO-Abkommen über den Genf» von einem Tag auf den anderen quasi lahmgelegt. Dienstleistungshandel (GATS) aufgenommen werden. Das Büro der Vereinten Nationen in Genf (UNOG) tat An einem Webinar im Juli, organisiert vom WTO- sich aufgrund veralteter Technik und fehlender Erfah- Ausschuss über den Handel mit Finanzdienstleistungen, rung anfangs schwer, geeignete Lösungen für die Ab- präsentierte der Leiter der Stabsstelle für Finanzplatz­ haltung virtueller Treffen bereitzustellen (v. a. virtuelle innovationen die Erfahrungen Liechtensteins mit dem Plattformen, Übersetzungsdienste). Mit unterschied- FinTech-Regulierungslabor. Dabei konnten die lang­ lichen Massnahmen, wie dem Abhalten von Meetings jährigen Bemühungen Liechtensteins um die Schaffung in hybrider (virtuelle und physische Präsenz) oder vir­ von innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen her- tueller Form, wurde versucht, trotz der schwierigen Si- vorgehoben werden. tuation ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Am Rande des WEF in Davos im Januar 2019 veröf- Einer der wenigen Anlässe zum 75-Jahr-Jubiläum fentlichten 76 WTO-Mitgliedsstaaten eine gemeinsame der Vereinten Nationen war ein Kunstwettbewerb zum Ministererklärung, mit der sie ihre Absicht bekräftigten, Thema «The Future We Want», bei welchem sich Liech- WTO-Verhandlungen über handelsbezogene Aspekte tenstein mit einer Illustration («Menschenmenge» – des elektronischen Geschäftsverkehrs (E-Commerce) «Diversity Crowd») des liechtensteinischen Künstlers aufzunehmen. In der Zwischenzeit nehmen 86 WTO- Luigi Olivadoti beteiligt hat. Der Kunstwettbewerb fand Mitglieder, die über 90 Prozent des Welthandels aus- via Online-Abstimmung statt und der Beitrag Liech- machen und alle wichtigen geografischen Regionen und tensteins holte dabei den hervorragenden zweiten Entwicklungsstufen umfassen, teil. Die EFTA-Staaten Platz. Die Generaldirektorin der UNO in Genf, Tatiana ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Valovaya, eröffnete die Kunstausstellung Ende Oktober über den Rückzug der Regierung von Sri Lanka aus dem | 195 im Palais des Nations u. a. in Anwesenheit des Künstlers vom Rat mandatierten Rekonziliationsprozess sowie zu Luigi Olivadoti. Diskriminierung von religiösen Minderheiten, vor allem Im Mittelpunkt der Aktivitäten der Mission in Be- die Diskriminierung von muslimischen Minderheiten in zug auf die Vereinten Nationen und andere internatio­ einigen asiatischen Ländern. nale Organisationen in Genf stand auch im Berichts- Nach dem Unterbruch am 13. März wurde die Ar- jahr der UNO-Menschenrechtsrat. Liechtenstein ist beit nach den ersten Lockerungen in der Schweiz durch nicht Mitglied des aus 47 Staaten zusammengesetzten den Bundesrat wieder aufgenommen und die Session Menschenrechtsrats, nimmt jedoch eine aktive und konnte nach einigem Ringen vom 15. bis 23. Juni zu weitreichende Beobachterrolle ein, was von der inter- Ende gebracht werden. Es wurden 38 Resolutionen nationalen Gemeinschaft sehr geschätzt wird. Der Men- verabschiedet. In der Zeit zwischen dem Unterbruch schenrechtsrat war im Berichtsjahr die einzige UNO- und der Wiederaufnahme des Rates haben die Staaten Entität, die ihr Arbeitsprogramm komplett erfüllen und ein President's Statement zur Auswirkung der Covid- die geplanten Sessionen 43, 44, und 45 durchführen 19-Pandemie auf Menschenrechte verhandelt und nach konnte. Abgesehen von der normal gestarteten 43. Ses- einigem Hin und Her verabschiedet. Liechtenstein hat sion Ende Februar bis zum Unterbruch Mitte März, fan- sich zusammen mit der sogenannten Mountains-Gruppe den die Sessionen (Wiederaufnahme der 43. Session im (informelle Gruppe bestehend aus Australien, Island, Juni, 44. Session im Juli und 45. Session im Septem- Kanada, Neuseeland, Norwegen, der Schweiz und ber / Oktober) im hybriden Format statt. Es kam zudem Liechtenstein) aktiv in die Verhandlungen eingebracht. auf Antrag der Afrikanischen Gruppe am 17. / 18. Juni zu Liechtenstein hat auch erstmals drei der Resolutionen einer Dringlichen Debatte zu Rassismus und Polizeige- zu den besetzten palästinensischen Gebieten, darun- walt aufgrund des Todes von George Floyd in den USA ter zu Accountability, Selbstbestimmung und illegalen und den nachfolgenden weltweiten Demonstrationen. Siedlungen, unterstützt. Auf Verlangen der EU fand am 18. September eine wei- Unter strengen Auflagen (Abstands- und Hygienevor- tere dringliche Debatte zur Menschenrechtssituation in schriften, Einschränkung der Delegierten vor Ort, Ver- Weissrussland statt. zicht auf Nebenveranstaltungen) wurde am 30. Juni die Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger nahm am 44. Session des UN-Menschenrechtsrats eröffnet. Liech- 24. / 25. Februar am hochrangigen Segment des UN- tenstein hat sich u. a. in einem Statement zum Bericht der Menschenrechtsrats in Genf teil. Neben ihrer Ansprache Hochkommissarin zur Menschenrechtslage in den Phi- vor dem Rat nutzte sie den Besuch zu bilateralen Tref- lippinen geäussert. Weitere eigenständige Statements fen mit dem UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi, zu unterschiedlichen Themen, darunter vor allem län- der UNOG-Generaldirektorin Tatiana Valovaya, der derspezifische Statements und zu Diskriminierung und UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Michelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen wurden gehalten. Bachelet, der Präsidentin des Menschenrechtsrates, Zudem haben die EU sowie UK in einem Joint Statement Österreichs Botschafterin Elisabeth Tichy-Fisslberger, mit 27 Staaten, darunter auch Liechtenstein, Bedenken sowie der Direktorin des IIIM (Syrien-Mechanismus), zur Situation in China, namentlich Xinjiang und Hong- Catherine Marchi-Uhel. Zudem traf sie sich mit den kong, geäussert. Insgesamt wurden am 16. und 17. Juli Aussenministern der Niederlande, San Marino, Island 23 Resolutionen verabschiedet, darunter drei länderspe- sowie dem Minister für Menschenrechte des Vereini- zifische Resolutionen (Eritrea, Syrien, Weissrussland), gten Königreichs. Die 43. Session stand aufgrund der und viele Mandatserneuerungen, u. a. zu Menschen­ budgetären Einschränkungen und der Covid-19-Pande- handel, Unabhängigkeit von Richtern und Anwälten so- mie resp. der damit einhergehenden Massnahmen (li- wie zu aussergerichtlichen Massen- und willkürlichen mitierte Personenzusammenkünfte, Reiserestriktionen Hinrichtungen. Liechtenstein hat zudem mit Costa Rica, später Lockdown) unter erheblichem Druck. Zum ers­ Peru, Marokko, Katar und der Schweiz eine Resolu- ten Mal kamen die im Dezember 2019 verabschiedeten tion zum 15. Jahrestag von «Responsibility to Protect» Effizienzsteigerungsmassnahmen zur Anwendung. (Schutzverantwortung) aufgelegt, welche eine Paneldis- Schliesslich musste die Session nach Ablauf der Frist kussion mandatiert. Diese wurde vom Rat angenommen. für die Einreichung von Resolutionen am 13. März un- Am 14. September eröffnete die UNO-Hochkom- terbrochen werden. In der ordentlichen 43. Session hat missarin für Menschenrechte Michelle Bachelet die 45. sich Liechtenstein mehrfach im Plenum des Rates ge- Session des Menschenrechtsrats, welcher wiederum äussert, darunter in einer Intervention zur Menschen- unter erschwerten Bedingungen – wie im Juni / Juli – rechtslage in Eritrea, zu einem Bericht der Hochkom- durchgeführt werden musste. Während der 45. Session missarin zu den Wurzeln des Konflikts in Myanmar, hat sich Liechtenstein neun Mal im Plenum des Rats mit in der Generaldebatte zu Länderberichten und münd- Statements geäussert. Dabei wurden unter anderem lichen Updates der Hochkommissarin, in welcher sich moderne Sklaverei und Repressalien sowie die Situation Liechtenstein besorgt zeigte über die zunehmenden in Syrien, Myanmar, Venezuela und Weissrussland kom- Repressalien gegenüber Menschenrechtsverteidigern, mentiert. In Zusammenarbeit mit Afghanistan, Kroatien ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

196 | und Costa Rica wurde zudem ein Joint Statement zu Ca- Kinderrechte, Zusammenarbeit mit dem Internationalen sualty Recording präsentiert, welchem sich 51 Staaten Strafgerichtshof (ICC) sowie Ratifikation des Römer Sta- angeschlossen haben. Liechtenstein hat sich nach Mög- tuts des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) und der lichkeiten aktiv an den Verhandlungen mehrerer Reso- in Kampala erzielten Änderungen des Römer Statuts, lutionen beteiligt und 14 Resolutionen miteingebracht. Abschaffung der Todesstrafe, Ratifikation des Sicher- Zudem hat Liechtenstein zusammen mit der Schweiz heitsrats-Verhaltenskodex gegen Massenverbrechen und Norwegen sowie der International Human Rights sowie bürgerliche und politische Rechte. Clinic der Harvard-Universität und der NGO All Survi- Am 26. November fand eine erste informelle Kon- vors Project eine informelle Nebenveranstaltung zum sultation zur Stärkung und Optimierung UPR statt. Die Thema «Principles on the Prevention of Conflict-Related Konsultation wurde von den Ko-Fazilitatoren Schweiz, Sexual Violence in Detention Settings» organisiert. Indonesien und Togo geleitet. Liechtenstein ist im Rahmen der Arbeiten im Men- Liechtenstein hat im Berichtsjahr den traditionell schenrechtsrat in eine Reihe von informellen Gruppie- von der Schweiz und der Nicht-Regierungsorganisation rungen zu verschiedenen Themen und in unterschied- Human Rights Group organisierten Glion Human Rights lichen Formationen eingebunden und beteiligt sich aktiv Dialogue mitorganisiert. Der Dialog fand in virtueller an den Arbeiten und am gegenseitigen Austausch inner- Form am 3. / 4. Dezember zum Thema «Human Rights halb dieser Gruppierungen. Es sind dies unter anderem in the Digital Age: Making Digital Technology Work for die WEOG-Gruppe, wo Liechtenstein 2021 den Vorsitz Human Rights» statt. Etwa 140 Teilnehmende, darun- inne haben wird, die Juscanz-Gruppe, die «Group of ter die Hochkommissarin für Menschenrechte Michelle Friends of the ICC (Internationaler Strafgerichtshof)», ­Bachelet, besprachen aktuelle Themen um neue Tech- die «Group of Friends on Children and Armed Conflicts» nologien und Menschenrechte. Regierungsrätin Dr. Kat­ und die «Group of Friends on the responsibility to pro- rin Eggenberger konnte in ihrer Eröffnungsrede pro- tect», das Forum kleiner Staaten (Forum of Small States, minent auf Liechtensteiner Initiativen und Positionen FoSS), die bereits genante Mountains-Gruppe sowie die aufmerksam machen. Die Glion-Dialoge sind wichtig für Quadrilaterale Gruppe (Liechtenstein, Österreich, Slo- Themen in Genf und die Mitarbeit verschafft Liechten- wenien und die Schweiz). Zudem hat Liechtenstein in stein eine grosse Visibilität. Zusammenarbeit mit den Niederlanden im Berichtsjahr Am 17. / 18. Dezember besuchte Botschafterin Eli- die Freundesgruppe zu «Accountability» ins Leben ge- sabeth Tichy-Fisslberger, Präsidentin des UN Men- rufen, welche sich auf Botschafter- und Expertenebene schenrechtsrats und Botschafterin Österreichs in Genf, getroffen und sich über aktuelle Initiativen zum Thema Liechtenstein. Neben einem Arbeitsgespräch mit Re- ausgetauscht hat. gierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger fand im Rahmen Die Mission nahm an den zwei Sessionen der Arbeits- des Besuchs eine öffentliche Veranstaltung mit dem gruppe des UNO-Menschenrechtsrats zur universellen Titel «Menschenrechte im Rahmen der UNO: Aktueller periodischen Überprüfung (Universal Periodic Review, denn je oder überholt?» statt. Im Weiteren standen ein UPR) teil. Die UPR ist eines der zentralen Elemente Höflichkeitsbesuch bei S.D. Erbprinz Alois von und zu des Menschenrechtsrates. Bei diesem Mechanismus Liechtenstein auf Schloss Vaduz sowie ein Treffen mit sprechen sich die UNO-Mitgliedsstaaten gegenseitig unterschiedlichen Nicht-Regierungsorganisationen auf Empfehlungen zur Verbesserung ihrer innerstaatlichen dem Programm. Menschenrechtssituation aus. Liechtenstein beteiligte sich gemäss Strategie der Teilnahme an anderen Konferenzen und dritten Überprüfungsrunde mit Empfehlungen zu Staa- Konsultationen ten, die zum Zeitpunkt ihrer Überprüfung Mitglied des UNO-Menschenrechtsrats und der fünf ständigen Mit- Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Mission ver- glieder des Sicherheitsrates (P5) sind. Mit dieser Vor- traten Liechtenstein im Berichtsjahr zudem an verschie- gehensweise stellt Liechtenstein die Ratsmitglieder denen Konferenzen, u. a. am Vertragsstaatentreffen des unter besondere Beobachtung, da diese Staaten eine Subkomitees zur UNO-Konvention gegen Folter und besondere Verantwortung für den Schutz und die För- ­andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende derung der Menschenrechte haben. Im Berichtsjahr Behandlung oder Strafe (OP-CAT) und an der General- wurden Statements zu folgenden Staaten abgegeben: versammlung der Weltorganisation für Geistiges Eigen- Armenien, Spanien, Bulgarien, Libyen, den Marschall- tum (WIPO). Im Weiteren nahm Liechtenstein auch an Inseln und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) der am 28. August und 2. September in Genf abgehal- sowie zu Weissrussland. Bei den weiteren überprüften tenen Konsultationsrunde zur Treaty Body Review teil. Staaten hat Liechtenstein im Vorfeld der Überprüfung schriftliche Fragen eingereicht. Den Schwerpunkt der Diverses Empfehlungen legte Liechtenstein gemäss seiner Stra- tegie auf die Bereiche rechtliche Gleichstellung der Botschafter Dr. Peter Matt führte, soweit es die Covid- Frau sowie Gewalt gegen Frauen, Prävention von Folter, 19-Vorschriften in Genf zuliessen, einige Essen in den ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

Räumlichkeiten der liechtensteinischen Residenz mit Prüfungskommission für | 197 Vertretern und Vertreterinnen des internationalen Genfs Rechtsanwälte durch. Andere repräsentative Anlässe wie Empfänge konnten ab März nicht mehr stattfinden. Botschafter Matt sowie die anderen Missionsange- Vorsitzender: Dr. Hilmar Hoch hörigen trafen sich in der Berichtsperiode aufgrund der Covid-19-Pandemie vorwiegend auf virtuellem Weg mit Die Prüfungskommission für Rechtsanwälte hat im Be- vielen Vertreterinnen und Vertretern von internatio­ richtsjahr zwei Prüfungssessionen abgehalten, eine im nalen Organisationen, anderen Ständigen Vertretungen Frühjahr und eine im Herbst. oder Nichtregierungsorganisationen. Die Mission wurde auch im Berichtsjahr bis Ende Frühjahrssession Mai von einer Praktikantin unterstützt. Anfang Septem- Für die im Frühjahr abgehaltene Rechtsanwaltsprüfung ber nahm neue Praktikantin ihre Arbeit auf. meldeten sich zehn Kandidaten an: Sieben Kandidaten zur gesamten Rechtsanwaltsprüfung und drei Kandi- daten zur EWR-Eignungsprüfung. Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 9. bis 16. März 2020 und die mündlichen Prüfungen am 2., 3. Prüfungskommission für Notare und 5. Juni 2020 abgehalten. Sechs Rechtsanwaltsprü- fungskandidaten und zwei EWR-Prüfungskandidaten haben die Prüfung bestanden. Vorsitzender: Dr. Fabian Rischka Herbstsession Gestützt auf die Notariatsprüfungsverordnung (NotarPV) Für die im Herbst abgehaltene Rechtsanwaltsprüfung besteht die Notariatsprüfung aus einer schriftlichen und ei- meldeten sich 15 Kandidaten an: Zwölf Kandidaten zur ner mündlichen Prüfung. Die Prüfungen finden bei Bedarf gesamten Rechtsanwaltsprüfung und drei Kandidaten im Frühjahr und im Herbst statt. Die Prüfungskommission zur EWR-Eignungsprüfung. legt die Prüfungstermine fest. Die Prüfungskommission Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 7. bis setzt sich aus je zwei Vertretern der Notariatskammer, der 14. September 2020 und die mündlichen Prüfungen am Rechtsanwaltskammer und des Fürstlichen Landgerichts 2., 3. und 4. November 2020 abgehalten. Ein Kandidat zusammen. Die aktuelle Mandatsperiode umfasst die Jahre für die EWR-Eignungsprüfung ist vor den Prüfungen 2020 bis 2024. zurückgetreten; eine Kandidatin für die Rechtsanwalts- prüfung ist wegen Erkrankung zur mündlichen Prüfung Im Berichtsjahr sind insgesamt 62 Kandidatinnen und nicht angetreten. Fünf Rechtsanwaltsprüfungskandi- Kandidaten zur Notariatsprüfung angetreten. Hiervon daten und zwei EWR-Prüfungskandidaten haben die haben insgesamt 62 Kandidatinnen und Kandidaten die Prüfung bestanden. Prüfung bestanden. Die Prüfungstermine im Sommer fanden am 2., 8. und 9. Juli 2020 sowie am 12. / 13. Au- gust 2020 statt (55 Antritte); die Prüfungstermine im Herbst fanden am 20. / 21. Oktober 2020 statt (sieben Antritte). Prüfungskommission für Rechtspfleger

Vorsitzender: lic. iur. Willi Büchel, Landgerichtspräsident

Die Prüfungskommission für Rechtspfleger besteht aus dem Präsidenten des Landgerichts als Vorsitzendem, einem vom Landrichterkollegium namhaft gemachten Landrich- ter und einem durch die Rechtsanwaltskammer namhaft gemachten Rechtsanwalt. Die Rechtsgrundlage bildet Art. 26 des Rechtspflegergesetzes.

Es befinden sich keine Rechtspflegerinnen und Rechts- pfleger in Ausbildung, so dass keine Prüfungen stattge- funden haben. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

198 | Schätzungskommission Strafvollzugskommission

Vorsitzender: Karl Laternser Vorsitzende: M.A. HSG Monika Büchel

Die Schätzungskommission setzt sich wie folgt zusammen: In Erfüllung ihrer Aufgaben hat die Strafvollzugskom­ – Karl Laternser (Vorsitzender Schätzungskommission) mission gemäss Art. 17 StVG in regelmässigen Abstän- – Eric Marxer (Mitglied Oberland) den dem Landesgefängnis Vaduz unangemeldete Besuche – Anja Meier-Eberle (stellvertretendes Mitglied Oberland) abgestattet und die Haftbedingungen überprüft. Vorab ist – Hanno Hasler (Mitglied Unterland) zu erwähnen, dass die Strafvollzugskommission bei allen – Markus Ritter (stellvertretendes Mitglied Unterland) ­Besuchen einen sehr positiven Eindruck vom Landesge- fängnis erhalten hat. Die Inhaftierten zeigten sich durch- Schätzungen durch die Amtliche Schätzungs- wegs zufrieden mit den Haftbedingungen und dem Um- kommission gang der Strafvollzugsbeamten mit den Inhaftierten. Diese Nachfolgende tabellarische Aufstellung zeigt die Anzahl Feststellungen resultieren insbesondere aus den diversen der durch die Schätzungskommission durchgeführten Gesprächen mit den Inhaftierten; eine Besichtigung der Schätzungen (die Schätzungen des Vorsitzenden sind Räumlichkeiten des Landesgefängnisses war im vergan- in dieser Aufstellung nicht eingeschlossen). genen Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie leider nicht möglich. Es darf in diesem Zusammenhang allerdings auf Gemeinde Anzahl amtlicher Marktwert die letztjährigen Jahresberichte der Strafvollzugskommis- Schätzungen Wert sion verwiesen werden, in denen über Jahre hinweg nie eine gröbere Beanstandung bezüglich Haftbedingungen Balzers 10 3'216'550 4'194'430 vorgelegen hat. Triesen 16 6'551'840 11'032'740 Die Covid-19-Pandemie hat das Landesgefängnis vor Triesenberg 34 8'150'400 13'609'000 sehr grosse Herausforderungen gestellt, die nach Ansicht Vaduz 34 32'732'770 52'996'390 der Strafvollzugskommission gut gemeistert wurden. Die Schaan 24 7'782'805 10'047'390 verschärften Hygieneregeln wurden ohne grosse Probleme Planken 7 2'277'500 3'576'400 implementiert. Zudem wurde, anders als beispielsweise Mauren / Schaanwald 4 2'227'000 3'799'000 in den österreichischen Gefängnissen, kein Besuchsstopp Eschen / Nendeln 33 6'814'000 11'650'030 verhängt, sondern den Inhaftierten weiterhin ermöglicht, Gamprin-Bendern 5 3'058'000 3'817'200 persönliche Besuche zu empfangen, indem ein Besucher- Schellenberg 6 2'108'300 3'253'300 raum eingerichtet wurde, bei dem der Besuchende und Ruggell 23 8'952'390 14'117'210 der ­Inhaftierte mittels Glasscheibe getrennt sind. Auf diese Weise konnten die für die Inhaftierten so wichtigen Sozial- Total per 2020 196 83'871'555 132'093'090 kontakte weiterhin aufrechterhalten werden. Die Besuche im Landesgefängnis haben gezeigt, dass die Strafvollzugsbeamten auf die Anliegen der Inhaftierten Schätzungen durch den Vorsitzenden der Amtlichen und die Verbesserungsvorschläge der Strafvollzugskom- Schätzungskommission mission unmittelbar eingehen und, soweit möglich, Ver- Gemäss Art. 16 Abs. 2 des Schätzungsgesetzes wurden besserungen direkt umsetzen. Kritisch sah die Strafvoll- folgende Schätzungen durch den Vorsitzenden alleine zugskommission, dass sich die medizinischen Akten der durchgeführt: Inhaftierten nicht im Landesgefängnis befinden, sondern in – Für die AHV 42 amtliche Schätzungen, zwei Miet- der Ordination des Anstaltsarztes in Österreich. Die Straf- wertberechnungen ohne amtliche Schätzung. vollzugskommission ist der Meinung, dass dadurch nicht – 129 Schätzungen für die Bestimmung der Anlage­ gewährleistet werden kann, dass die medizinischen ­Akten kosten. bei einem Notfall unverzüglich einsehbar sind. Diesbezüg- lich ist zu erwähnen, dass durch Gespräche mit der Re- gierung und den zuständigen Stellen insofern eine Lösung­ gefunden werden konnte, als die medizinischen Akten zu- künftig in einem verschlossenen Couvert im Landesge- fängnis deponiert werden. Zudem wird derzeit an einer softwarebasierten Lösung gearbeitet, was von der Straf- vollzugskommission sehr begrüsst wird. ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR

VwEG-Kommission | 199

Vorsitzender: Dr. Dietmar Baur

Die Kommission wurde in Umsetzung der 4. Geldwäsche- rei-Richtlinie mit dem Gesetz vom 6. Dezember 2018 über das Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigentümer inlän- discher Rechtsträger (VwEG), LGBl. 2019 Nr. 8, einge- richtet und hat sich nach Inkrafttreten des Gesetzes am 1. August 2019 in der Sitzung vom 12. Dezember 2019 konstituiert. Sie besteht aus drei Mitgliedern und drei Er- satzmitgliedern, die von der Regierung für eine Dauer von vier Jahren gewählt werden. Sie entscheidet über Anträge von Dritten nach Art. 12 VwEG auf Offenlegung von Daten aus dem Verzeichnis.

Geschäftsausweis Aufgrund der Übergangsfristen im VwEG wären Ge- schäftsfälle zu bearbeiten gewesen, die nach Februar 2020 an die Kommission hätten herangetragen werden können. Tatsächlich sind aber im Berichtsjahr keine Fälle anhängig geworden.