2 Äusseres, Justiz Und Kultur
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ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR MINISTERIUM FÜR ÄUSSERES, Äusseres | 101 JUSTIZ UND KULTUR Die internationalen Reisebeschränkungen ab März führten dazu, dass nach einem kurzen Unterbruch bis Regierungsrätin Dr. Katrin Eggenberger auf wenige Ausnahmen alle Termine im Bereich Äus- seres virtuell abgehalten wurden. Dennoch verlief die Im Bereich Äusseres verstärkte die Covid-19-Pandemie inhaltliche Arbeit auf gleichem und teilweise höherem die Entwicklungen, die sich bereits in den Vorjahren zu- Niveau wie im Vorjahr: Bi- und multilaterale Treffen wur- nehmend manifestiert hatten: Druck auf internationale den schnell auf digitale Plattformen verlegt und viele Organisationen, handelspolitische Spannungen und Pro- Akteure nutzten diese Möglichkeit, um zusätzliche Be- tektionismus, zunehmende Polarisierung und Instabilität sprechungen anzusetzen. Auch die Freihandelsverhand- sowie eine hohe Anzahl an Konflikten. Die Europapolitik lungen mit dem Vereinigten Königreich fanden ab März war durch die Verhandlungen um den Austritt des Verei- komplett online statt. Durch die Verhängung von teils nigten Kšnigreichs aus der Europäischen Union (Brexit) gravierenden Reisebeschränkungen und Einschrän- geprägt. Im Kontext der Covid-19-Pandemie kam der Zu- kungen der Bewegungsfreiheit weltweit zu Beginn der sammenarbeit mit den Nachbar- und weiteren Schwer- Covid-19-Pandemie war auch der Konsularbereich im punktstaaten, im Rahmen des EWR und mit der EU eine Berichtsjahr stark gefordert: Insgesamt wurden über besondere Bedeutung zu. Die Pandemie hatte insbeson- 80 Personen bei der Rückkehr nach Liechtenstein un- dere zu Beginn einen starken Anstieg an konsularischen terstützt. Aufgrund der unübersichtlichen und unter- Anfragen zur Folge. Auch das Engagement zur Stärkung schiedlichen Bestimmungen zum internationalen Reise- der multilateralen Zusammenarbeit, für Menschenrechte verkehr war das Aufkommen an Anfragen betreffend und für die Nachhaltigkeit sowie die Entwicklungszusam- Reisebeschränkungen auch im restlichen Berichtsjahr menarbeit standen im Zeichen der Pandemie. Schliesslich erhöht. investierte das Ministerium unverändert in die Aussen- Der Pflege und Vertiefung bilateraler Beziehungen wirtschaftspolitik. mit der erweiterten Nachbarschaft bestehend aus der Im Bereich Justiz standen diverse Gesetzgebungs- Schweiz, Österreich und Deutschland kam angesichts projekte im Fokus. Erwähnenswert sind vor allem die Ab- der Covid-19-Pandemie eine besondere Bedeutung zu. änderung des Gesetzes über das Konkursverfahren und Auch der Austausch mit den EWR / EFTA-Partnerstaaten weiterer Gesetze, die Totalrevision des Gesetzes über das Island und Norwegen und der Europäischen Union Verzeichnis der wirtschaftlichen Eigentümer inländischer (EU) wurde intensiv gepflegt. Nach mehreren Vorge- Rechtsträger sowie die Schaffung von Gerichtskanzleien sprächen zwischen den EWR / EFTA-Staaten und dem und wissenschaftlichen Diensten bei den Höchstgerichten. Vereinigten Königreich im ersten Halbjahr begann im Auch im Bereich Justiz wurden Massnahmen aufgrund zweiten Halbjahr eine intensive Verhandlungsphase für der Covid-19-Pandemie erforderlich: Mit der Schaffung ein umfassendes Freihandelsabkommen mit dem Ver- des Gesetzes über Begleitmassnahmen in der Verwaltung einigten Königreich. Bei bilateralen Kontakten mit der und Justiz in Zusammenhang mit dem Corona virus wur- EU sowie EU-Mitgliedsstaaten, unter anderem mit den den Schutzmassnahmen getroffen und der ordentliche Be- EU-Ratspräsidentschaften Kroatien und Deutschland, trieb der Gerichte und Verwaltungsbehörden soweit mög- wurden die Anliegen der EWR / EFTA-Staaten im Rah- lich gewährleistet. In der Folge wurde das Covid-19-VJBG men des Brexit und anderer Agenden platziert. Liech- angepasst und die Geltungsdauer wurde im Lichte der epi- tensteinische Anliegen wie Doppelbesteuerungsabkom- demiologischen Entwicklung mehrmals verlängert. men (DBA) und EFTA-Freihandelsabkommen sowie die Der Bereich Kultur stand im Berichtsjahr besonders im Beseitigung steuerlicher Diskriminierungen wurden in Zeichen der Covid-19-Pandemie. Die behördliche Schlies- bilateralen Gesprächen gezielt angebracht. Auch die sung diverser Veranstaltungs- und Kulturinstitutionen Beziehungen mit Schwerpunktländern wie Tschechien, im Frühling und Ende des Berichtsjahrs betraf die Kul- den USA und China wurden weiter gepflegt. turschaffenden in Liechtenstein stark. Das Ministerium Im August reichte die Regierung im Namen des Lan- stand in einem engen Austausch mit liechtensteinischen des Liechtenstein eine Staatenbeschwerde nach Art. 33 Kulturakteuren und engagierte sich für eine zielgerich- der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) tete Unterstützung der liechtensteinischen Kultur. Im gegen die Tschechische Republik ein. Das Ministerium Dezember- Landtag wurde ein Nachtragskredit von CHF erarbeitete in Zusammenarbeit mit dem Amt für Aus- 500'000 an die Kulturstiftung Liechtenstein beschlos- wärtige Angelegenheit, der liechtensteinischen Bot- sen, um Projekte zur Anpassung der Kulturlandschaft an schaft in Tschechien und der diplomatischen Vertre- die Covid-19-Pandemie zu fördern. Im Vergleich zu den tung in Strassburg die Staatenbeschwerde, begleitete Vorjahren war aufgrund der Covid-19-Pandemie die Teil- deren Einreichung kommunikativ, koordinierte die In- nahme an kulturellen Veranstaltungen und Treffen auch formation von relevanten Akteuren und relevanten Gre- im Ausland nur eingeschränkt möglich. mien und leitete die interne Koordinationsgruppe zur Staaten beschwerde. Hintergrund für die Einreichung ÄUSSERES, JUSTIZ UND KULTUR 102 | der Staatenbeschwerde ist die Konfiskation von Vermö- feierlichen Veranstaltung, an der der Schweizer Bun- genswerten von insgesamt mindestens 39 liechtenstei- desrat Cassis einen Gastvortrag hielt. Ausserdem wurde nischen Staatsangehörigen auf Basis der Dekrete des die vierte Ausgabe des «Insight» dem Mitgliedschafts- Präsidenten der Tschechoslowakei (sogenannte Beneš- jubiläum und dem 75-jährigen Bestehen der UNO ge- Dekrete) nach dem Zweiten Weltkrieg und die erneute widmet. Anwendung der Dekrete des Präsidenten durch tsche- Im Bereich Sicherheit und Verbrechensbekämpfung chische Behörden und Gerichten seit 2014. wurde in der Vertragsstaatenversammlung des UNO- Eine hohe Bedeutung kam unverändert der Aussen- Übereinkommens gegen grenzüberschreitende, organi- wirtschaftspolitik zu. Liechtenstein setzte sich sowohl in sierte Kriminalität die Hauptphase des Überprüfungs- bilateralen Gesprächen als auch in multilateralen Foren mechanismus des Übereinkommens und seiner drei wie der Welthandelsorganisation (WTO) für eine regel- Protokolle lanciert. Das Amt für Auswärtige Angelegen- basierte Weltwirtschaft ein, die auf dem Prinzip des heiten war zudem intensiv in die Vorbereitungen für die freien Handels basiert. Dominiert wurde die Aussenwirt- 2021 anstehende Überprüfung Liechtensteins durch schaftspolitik durch die Freihandelsverhandlungen der das Europaratsgremium MONEYVAL hinsichtlich der EWR / EFTA-Staaten mit dem Vereinigten Königreich. Im Umsetzung der 40 FATF-Empfehlungen im Bereich der Berichtsjahr trat das Freihandelsabkommen EFTA-Ecua- Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzie- dor per 1. November in Kraft. Hauptthemen in der WTO rung eingebunden. waren der Rücktritt des Generaldirektors Azevêdo und Im Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung war die Ernennung seiner Nachfolge sowie die Reformbe- Liechtenstein massgeblich an der Weiterentwicklung mühungen. Die Verhandlungen zum Revisionsprotokoll des Projekts «youth.shaping.EUSALP» beteiligt, das der DBAs mit der Schweiz respektive mit Deutschland sich für mehr Jugendbeteiligung in der makroregionalen konnten im Berichtsjahr abgeschlossen werden. Zudem EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP) einsetzt. wurde das DBA mit den Niederlanden unterzeichnet. Im Berichtsjahr investierte Liechtenstein CHF Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Korruptions- 26'323'669 in die Internationale Humanitäre Zusam- bekämpfung, insbesondere die dritte und vierte Evalua- menarbeit und Entwicklung (IHZE). Darin enthalten ist tionsrunde Liechtensteins durch die Staatengruppe des auch der Nachtragskredit in Höhe von CHF 1 Mio., wel- Europarats gegen Korruption (GRECO): Liechtenstein chen der Landtag für Covid-19-Nothilfe- und Entwick- wurde aus der dritten Runde entlassen und erhielt im lungsprojekte im September des Berichtsjahres bewil- Rahmen der vierten Evaluationsrunde 16 Empfehlungen ligt hatte. Knapp zwei Drittel der IHZE-Gelder gingen im für die Verbesserung der Korruptionsprävention von Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit Landtagsabgeordneten, Richtern und Staatsanwälten. an den Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED). Im Menschenrechtsbereich konnte im Berichtsjahr Geografisch gesehen verteilten sich die IHZE-Beiträge der Ratifikationsprozess des Übereinkommens des Eu- hauptsächlich auf Afrika (35 %), gefolgt von Süd- und roparats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt Zentralamerika (18 %), Europa (13 %), dem Nahen gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konven- Osten (6 %) und Asien (3 %). Im Rahmen der Interna- tion) angestossen werden. Auch wurde im Berichtsjahr tionalen Flüchtlings- und Migrationshilfe wurden die die UNO-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. Aktivitäten für die Unterstützung von Flüchtlingen vor Im UNO-Kontext ist das Treffen mit Generalsekretär Ort verstärkt: So wurde etwa ein Sprachlernprogramm Antonio Guterres besonders hervorzuheben. Nach Aus- für Flüchtlinge in der Türkei gemeinsam mit dem Ver-