UID 1982 Nr. 29, Union in Deutschland

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UID 1982 Nr. 29, Union in Deutschland Z 8398 C 'nformationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in . Deutschlandm Bonn, den 1. Oktober 1982 Ein neuer Anfang mit Bundeskanzler Helmut Kohl D«e Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler der Bundesrepu- blik Deutschland und die bevorstehende Bildung einer neuen Weder handlungsfähigen Bundesregierung unter seiner Füh- r "ng markieren den neuen Anfang, den unser Land so dringend t braucht. Damit geht eine lange Periode der Krisen und Unsi- cherheit zu Ende, die unserem Volk großen Schaden zugefügt hat. Die Regierung Schmidt hat unser Land in die schwerste Wirtschaftliche und soziale Krise der Nachkriegszeit geführt und darüber hinaus unsere internationale Position gefährdet und ge- schwächt. Die Wahl Helmut Kohls zum Bundeskanzler gibt den Menschen neue Hoffnung durch eine neue Politik. 256 Abgeordnete des Deutschen Bundestages hatten bei 235 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen für folgenden Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und pDP nach Artikel 67 des Grundgesetzes gestimmt: „Der Bundestag wolle be- schließen- Der Deutsche Bundestag spricht Kanzler Helmut Schmidt das Miß- trauen aus und wählt als seinen Nachfolger den Abgeordneten Dr. Helmut Kohl 2um Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Der Bundespräsident Wird ersucht, Bundeskanzler Helmut Schmidt zu entlassen." Noch am Freitag wurde Helmut Kohl als neuer Bundeskanzler vereidigt. Am Montag wird er sein neues Kabinett vorstellen und die Regierungsgeschäfte übernehmen. UiD 29 • 1. Oktober 1982 • Seite 2 Ander gerufen, wir haben das respektiert als De- mokraten, weil das Grundrecht der Gewis- Regierungsunfähigkeit sensfreiheit der Abgeordneten der erste Rang in diesem Staat sein muß. der SPD ist die Es kann niemand übersehen, und wie Koalition zerbrochen haben dies ja schon in früheren De- batten ausgeführt, daß die Soziaide' mokratische Partei Deutschlands re- Rainer Barzel hatte den Antrag be- gierungsunfähig geworden ist. Trotz- gründet: Hier muß mit aller Klarheit dem findet sie den traurigen Mut, auf und Deutlichkeit festgehalten wer- uns zu schimpfen, die wir nun wieder den, daß Sie, die Sozialdemokraten, in Ordnung bringen müssen, was Sie verantworten, was nun zur Rettung hinterlassen. Sie hinterlassen geplün- leider getan werden muß. Nicht die, derte Kassen. Sie hinterlassen Mas* welche den Karren aus dem Dreck senarbeitslosigkeit und die um die ziehen müssen, sind schuld, sondern bessere Zukunft geprellten Men* die, die ihn so weit in den Schlamm sehen. gefahren haben. Aber Sie verunglimpfen uns. Sie machten Unser Volk arbeitet hart in allen seinen krank, und nun wird man schimpfen auf Schichten, und es leistet Großes. Es die Ärzte und die Schwestern und die hat deshalb einen Anspruch auf eine ent- Pfleger, die da ankommen, um das wieder sprechende Politik. Mit der faulen Ausre- in Ordnung zu bringen. Sie sind verant- de, regt euch nicht auf, woanders ist es wortlich für das Übel. Sie kamen, und das schlimmer, kommt auf die Dauer keiner war Ihr lautstarkes Versprechen, um das durch. Wie wir heute sehen, auch kein moderne Deutschland zu bauen. Nun ge' Bundeskanzler der Bundesrepublik hen Sie, weil Sie ein blühendes Gemein- Deutschland. wesen, das Sie übernahmen, in ein krisen- Dieses Volk, dem wir dienen und für geschütteltes Land verwandelt haben- das zu handeln wir gewählt sind, die- Das ist die Lage. ses Volk hat Anspruch auf eine Regie- rung mit einer Mehrheit und mit einer Hut ab vor Genscher, qualitativen Leistung. Die alte Mehr- heit zerbrach. CDU/CSU und FDP ha- der gehandelt hat ben durch gemeinsame Antworten auf Egal, wie Sie nun darauf reagieren, ich sa- anstehende Fragen eine neue Mehr- ge von dieser Stelle: Hut ab vor Herrn heit gebildet. Genscher, der gehandelt hat, damit nicht Wenn wir also heute einen anderen Bun- alles noch schlimmer wird und weiter deskanzler wählen, so machen wir legiti- bergab geht. Hätten Sie, Herr Bundes- men Gebrauch vom Artikel 67 des Grund- kanzler, mit gleicher Konsequenz und mit gesetzes. Auf eben diese Weise hat die gleicher Härte die verabredete Politik in SPD im Lande Nordrhein-Westfalen, das Ihrer Partei durchzusetzen versucht, Sie eine ähnliche Verfassung hat wie der wären nicht an dem Tag, den Sie heute er- Bund, früher die CDU-Ministerpräsidenten leben müssen. Karl Arnold und Franz Meyers ersetzt Wer gestern abend die Nachrichten durch die SPD-Ministerpräsidenten Stein- hörte und sah, konnte unschwer er- hoff und Kühn. Wir haben da nicht Verrat kennen, warum auch aus außenpoliti- UiD 29 • 1. Oktober 1982 • Seite 3 sehen Gründen die alte Koalition zer- hin und her, ihn sichern. Auch die Ost- brach. Hier Brandt und Eppler — da verträge gelten. Wir werden sie als In- Schmidt und Wischnewski. So kann strumente einer aktiven, nüchternen, Deutschland nicht gut regiert werden. friedfertigen Politik nutzen. Wie ge- sagt, die Füße fest im Westen und die ^a gibt man dem Bündnis sein Wort und Hand ausstrecken nach Osten. tammt nach Hause und macht aus seiner Zusage ein Fragezeichen. Das ist doch Herr Bundeskanzler, Sie sagen, der Friede keine verläßliche Politik. Auf diese Weise muß insbesondere gestiftet werden zwi- lst der Friede nicht sicherer geworden. schen solchen Staaten, die sich gegensei- tig mißtrauen und sich gegenseitig bedro- hen. Wen bedrohen wir? An dieser Stelle Wer die Abschreckung hat der Präsident der USA gesprochen beschädigt, gefährdet und hat feierlich versichert: Der erste Schuß wird kein NATO-Schuß sein. Wir den Frieden bedrohen niemand. Dies gleichsetzen ist unerträglich, Herr Bundeskanzler. ändert sogenannte lokale Kriege mit 35 Millionen Kriegstoten gab es rund um die Welt seit dem Zweiten Weltkrieg, also Die neue Mehrheit steht n*ch 1945. Hier in Europa gab es das n'cht, weil in seinem freien Teil unter Ade- zu einem gesicherten nauer eine europäische Friedensordnung 9eschaffen wurde, die einen Krieg im Frieden und zu sozialer freien Europa untereinander oder gegen- Gerechtigkeit einander nicht nur undenkbar, sondern unmöglich macht. Und weil, auch unter Die konkreten Antworten, soweit sie nicht Adenauer, die auf der militärischen Anwe- in den Koalitionsverabredungen schon senheit der USA beruhende Abschrek- vorliegen, wird die neue Bundesregierung, kung hier Frieden sichert. eine Koalition der Mitte, alsbald in der Re- Solange wir kontrollierte Abrüstung, gierungserklärung konkret und präzise, die wir wollen, nicht haben, brauchen berechenbar, nachprüfbar, solide, verläß- wir Frieden durch Abschreckung. Wer lich mit zukunftsweisender Perspektive diese Abschreckung beschädigt, ge- hier im Hause abgeben. Und dann können fährdet den Frieden. wir diskutieren, und dann können wir ent- Unser Platz ist nicht zwischen Ost und scheiden. West. Nur aus dem Westen können wir auf Auf die Frage der Menschen draußen: Ausgleich wirken. Mit beiden Füßen im Traut ihr euch zu, einen neuen Anfang Westen stehend, wollen wir nach Osten zu mehr Freiheit durch soziale Ge- d<e Hand reichen: die Hand, aber nicht rechtigkeit, wie zum gesicherten Frie- das Standbein. Wer die mögliche Abrü- den zu machen, auf diese Frage ant- stung verhindert oder erschwert, indem er worten wir gewissenhaft: Ja, wir trau- die westliche Position unterläuft, der ver- en uns das zu. Mit Hilfe aller verant- ändert nicht nur die Abrüstung, der er- wortungsbewußten Deutschen. Mit höht die Gefahr. dem Dienst dieser Koalition der Mitte Frieden wird bleiben. Am besten ist er wird Deutschland wieder dahin kom- gesichert, wo Freizügigkeit für Men- men, wohin es gehört, nach vorn. Wir schen, Informationen und Meinungen wählen den neuen Anfang. UiD 29 • 1. Oktober 1982 • Seite 4 Wir müssen das Vertrauen der Bürger in unsere Demokratie neu festigen Heiner Geißler erklärte in der Debat- plott oder Machenschaften kompromittie' te: Die Wahl eines neuen Bundes- ren. kanzlers nach Artikel 67 des Grund- Die SPD ist eine traditionsreiche, "0 gesetzes ist ein schwerwiegender unsere Demokratie verdiente Partei' Vorgang im Leben unseres Landes. doch wer gibt ihnen das Recht, von Aber die Unionsfraktionen und die Verrat zu sprechen, wo doch in Wirk' Freien Demokraten stellen diesen lichkeit Ihre Politik gescheitert ist? Antrag, weil sie der Auffassung sind, Wer gibt der SPD das Recht, von daß die jetzige Bundesregierung Komplott zu reden, während in Wirk' nicht mehr in der Lage ist, die Pro- lichkeit sie selber, die eigene Partei, bleme unseres Landes zu meistern ihren Kanzler im Stich gelassen hat und unser Land aus der Krise her- Die alte Koalition ist an der Zerrissen- auszuführen. heit, der Uneinigkeit und der Illoyalität der SPD zerbrochen. Ich möchte hier sagen, welche Aufgaben diese neue Regierung zu erfüllen hat. Es Dieser Bundestag und geht darum: niemand sonst hat Helmut 1. das Vertrauen der Bürger in die parla- Schmidt gewählt. Und dieses mentarische Demokratie neu zu festi- gen, Parlament hat das 2. unser Land aus der schwersten Wirt- verfassungsmäßige Recht, schafts- und Sozialkrise der Nach- diesen Kanzler, wenn seine kriegszeit wieder herauszuführen, Politik gescheitert ist, wieder 3. die geistigen und moralischen Grundla- gen unseres Zusammenlebens zu er- abzuwählen. neuern, 4. unserer Jugend wieder Hoffnung für ei- Wir sind für Neuwahlen ne lebenswerte Zukunft zu geben. im nächsten März Herr Wehner, Sie haben von der Manipula- tion gesprochen. Ich sage: Wir müssen Wir stimmen überein, daß die Fragen der das Vertrauen in die parlamentarische De- Neuwahlen zu einem wichtigen Punkt der mokratie neu festigen. Dieses Vertrauen Glaubwürdigkeit der politischen Parteien der Bürger in die parlamentarische Demo- geworden ist.
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