Einen Anfang Finden! : Kurt Georg Kiesinger in Der Aussen- Und Deutschlandpolitik Der Grossen Koalition / Dirk Kroegel
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Dirk Kroegel Einen Anfang finden ! Studien zur Zeitgeschichte Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte Band 52 R. Oldenbourg \ferlag München 1997 Dirk Kroegel Einen Anfang finden ! Kurt Georg Kiesinger in der Außen- und Deutschlandpolitik der Großen Koalition R. Oldenbourg \erlag München 1997 Die Deutsche Bibliothek CIP-Einheitsaufnahme - Kroegel, Dirk: Einen Anfang finden! : Kurt Georg Kiesinger in der Aussen- und Deutschlandpolitik der Grossen Koalition / Dirk Kroegel. München : Oldenbourg, 1997 - (Studien zur Zeitgeschichte ; Bd. 52) Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1991 ISBN 3-486-56163-4 NE:GT © 1997 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer- halb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und straf- bar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein- speicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf, München Satz: Meiereder Druck und Bindung: R. Oldenbourg, Graphische Betriebe, München ISBN 3-486-56163-4 Inhalt Vorwort . 7 Einleitung. 11 I. Die Gründungsväter und die Entstehung der Großen Koalition . 19 1. Kiesingers Weg ins Kanzleramt . 19 2. Wehner treibt seine Fraktion in die Große Koalition . 37 3. Der ehemalige Kommunist und der ehemalige Pg . 46 //. Kiesinger und die Frankreichpolitik . 59 1. Grundlagen der Außenpolitik: Kiesinger muß sich gegen Adenauer behaupten . 59 2. Kiesinger und de Gaulle: zwei Staatsmänner zwei Zielsetzungen . 76 - 3. Außenpolitik gegen Adenauer Neuer Streit mit den Gaullisten über den - Nichtverbreitungsvertrag im Februar 1967 . 90 III. Das Bündnis beruht auf einem Mißverständnis Kiesinger, Wehner und der Versuch einer gemeinsamen Deutschlandpolitik- 115 . 1. Wehners Deutschlandkonzept . 115 2. „Einen Anfang finden" Neue Ansätze in der Deutschlandpolitik: vom - Stoph-Brief bis zur Deutschlandrede Kiesingers am 17. Juni 1967. 141 IV. Brandts erste vorsichtige Schritte in Richtung Ostpolitik und seine aussichtslose Position gegenüber Kiesinger . 169 1. Kiesinger und Brandt Versöhnung und Distanz zwischen dem Parteigenossen und dem- Emigranten. 169 2. Kiesingers Kampf gegen die Politik des Auswärtigen Amtes. 178 V. Zäsur im März/April 1968: Die SPD zwingt den Kanzler noch stärker an die Seite seiner Fraktion . 199 1. Die Abkehr der SPD vom Mehrheitswahlrecht Kiesinger spielt die Bedeutung der Frage herunter.- 199 2. Vertrauensbruch oder legitimer Alleingang? Die SPD bahnt sich den Weg nach Ost-Berlin über den Brenner . 212 Inhalt VI. Kurze Rückkehr in den Kalten Krieg Kleine Berlin-Krise und - Ende des Prager Frühlings . 225 1. Kiesingers geschickte Isolierungspolitik gegenüber der DDR . 225 2. Kiesinger verhindert die Unterzeichnung des Atomsperrvertrages durch die Bundesrepublik . 235 VII. Die Außenpolitik der Großen Koalition unter dem Druck der innenpolitischen Ereignisse. 265 1. Die innerparteiliche Entwicklung in der CDU/CSU: Kiesinger und die Stimmung in der Union gegen die Fortsetzung der Großen Koalition . 265 2. Der Anfang vom Ende: Kiesinger verläßt die Grundlage des Bündnisses mit Wehner Die Chance des Durchbruchs in der Ostpolitik im Frühjahr 1969.- 284 3. Zwischen Minimalkonsens und Parteiegoismus Kambodscha und andere - Krisenfälle in der letzten Phase der Koalition . 310 Schluß . 331 Quellen und Literatur . 341 I. Ungedruckte Quellen . 341 II. Gedruckte Quellen . 343 III. Literatur . 349 Abkürzungen . 359 Personenregister 363 Vorwort Kurt Georg Kiesinger erlebte den Höhepunkt seiner Popularität während seiner Zeit als Bundeskanzler. Schon im ersten Jahr erreichte er einen Beliebtheitsgrad in öffentlichen Umfragen, wie ihn Konrad Adenauer nur in seinen besten Zeiten aufweisen konnte. Al- lein während seiner Amtszeit erschienen zwei Biographien. Kiesinger förderte noch zu- sätzlich das Interesse an seiner Person. Er sorgte dafür, daß das Bundespresseamt seine autobiographische Schrift Schwäbische Kindheit an Redaktionen und Verlage verteilte. Nach seiner Kanzlerzeit, als man ihm immer weniger Aufmerksamkeit schenkte, hat er sich um einen angemessenen Platz in der Geschichtsschreibung bemüht. Aber über viele Jahre schien die Historiographie ihn nicht zu beachten. Erst 1984 fand er sich und seine Rolle in einem Buch Klaus Hildebrands1 richtig beschrieben. Als der Verfasser Kiesin- ger im Herbst 1985 kurz sprach, meinte dieser zufrieden, man müsse eben nur alt genug werden, dann stelle sich die rechte geschichtliche Würdigung schon noch ein. Aber auch Hildebrands Buch konnte nicht verschleiern, daß die Amtszeit Kiesingers in der Geschichte der Bundesrepublik nur ein Zwischenspiel war. Schon der Titel macht dies deutlich: Von Erhard zur Großen Koalition 1963 -1969. Anders als Ludwig Erhard ist es Kiesinger versagt geblieben, daß sein Name die Amtsperiode einer Regierung prägt. Die Regierungskoalition und nicht der Kanzler blieb in der Erinnerung haften. Marion Gräfin Dönhoff hat daher die Große Koalition einfach unter die Ostpolitik Willy Brandts eingeordnet2. Das Bündnis der beiden großen Parteien sei in gewisser Weise eine Vor- bereitung auf die Ostpolitik gewesen, und sie habe es aus diesem Grund unter der fol- genden Regierung abgehandelt, meint die Publizistin. Eine Umfrage im geeinten Deutschland 1990 ergab, daß gerade 2 Prozent der Westdeutschen Kiesinger für den be- sten Bundeskanzler hielten; in den neuen Bundesländern fiel offenbar niemandem sein Name ein3. Zuletzt hat man Kiesinger den „vergessenen Kanzler" genannt4. Als Grund dafür verweist Michael Kraft, neben der Kürze der Regierungszeit von zwei- dreiviertel Jahren, auf das Fehlen einer nachträglichen Lobby für die Große Koalition: Alle Parteien hätten sie im Rückblick negativ beurteilt oder ihre Bedeutung nur gering eingeschätzt. Die Sozialdemokraten hätten das Bündnis nur als Vorspiel zur Verwirkli- chung ihrer Ziele in der Außen- und Innenpolitik betrachtet. Die FDP habe schließlich das Zusammengehen der beiden großen Parteien von Beginn an mit großer Skepsis be- trachtet. Sie habe wegen der drohenden Einführung des Mehrheitswahlrechts um ihr Über- leben kämpfen müssen. Aber die wenig guten Erinnerungen der Parteien an diese Zeit reichen als Begründung für den blassen Eindruck noch nicht aus, den Kiesinger hinterlassen hat. Wie könnte sonst das hohe Ansehen etwa Helmut Schmidts erklärt werden, dessen Regierungskoalition in der Spätphase besonders umstritten war? Offenbar wird die starke und souveräne Per- sönlichkeit Schmidts weit höher eingeschätzt als die tatsächlich vorweisbaren politischen Ergebnisse seiner Regierungszeit. Was Kiesinger fehlte, scheint daher auch jene bedin- gungslose Hingabe an sein Amt gewesen zu sein, die viele bei Schmidt so nachhaltig be- ' Vgl. Hildebrand, Erhard. 2 Vgl. Dönhoff, Von Gestern. 3 Vgl. Spiegel-Spezial, 1991, S. 13 (Das Profil der Deutschen); Adenauer erhielt im Westen 37, im Osten 11 %; Erhard 6 bzw. 4 %; Brandt 12 bzw. 23 %; Schmidt 32 bzw. 37 %; Kohl 10 bzw. 20 %. 4 Kraft, Der vergessene Kanzler, S. 83 ff. 8 Vorwort eindruckt hat. Als politischer Intellektueller, als Homme de lettres, schien Kiesinger bis- weilen zu distanziert vom Tagesgeschäft, und noch schlimmer: Er erweckte im Laufe der Zeit immer stärker den Eindruck, als wüchsen ihm die Probleme der Koalition über den Kopf. Da half es auch nicht, daß der Schwabe bei seinem Amtsantritt den Ruf eines klu- gen Außenpolitikers, glänzenden Debattenredners und souveränen Landesvaters von Ba- den-Württemberg genoß. Zu seinem Nachteil wirkte sich außerdem aus, daß das Kabinett mit kompetenten und hochkarätigen Politikern besetzt war und die Fraktionsvorsitzenden die öffentliche Auf- merksamkeit auf sich zu lenken verstanden. Hier waren alle Politiker versammelt, wel- che die politische Geschichte der Bundesrepublik bis in die achtziger Jahre hinein prä- gen sollten: Rainer Barzel, Willy Brandt, Gustav Heinemann, Karl Schiller, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß und Herbert Wehner. Dennoch kann sich die außenpoliti- sche Bilanz Kiesingers sehen lassen. In der Großen Koalition stand sein ostpolitisches Konzept dem deutschlandpolitischen Wehners gegenüber: Wehner verfolgte die Annäherung an das SED-Regime, Kiesinger setzte auf ein verbessertes Verhältnis zur Sowjetunion. Wehner nicht Brandt, der seine Ostpolitik erst noch entwickeln mußte - war daher der eigentliche Kontrahent Kiesingers in der Großen Koalition. Die Wie- dervereinigung- Deutschlands im Oktober 1990 hat aber Kiesingers Zielsetzung nachträglich recht gegeben. Dies zu zeigen, ist das Anliegen der Dissertation. Die Studie entstand auf Anregung von Kiesinger selbst. Anfang der 1980er Jahre über- ließ er dem Lehrstuhl Baring die Einsicht in die in seinem persönlichen Büro in Bonn untergebrachten Materialien. Nach der Wahlniederlage 1969 waren diese in aller Eile zu- sammengesucht und im Bundestagsbüro untergebracht worden. Bis zum Tode Kiesin- gers archivierte Reinhard Schmoeckel das Material und betreute die Übergabe an die Kon- rad-Adenauer-Stiftung. Ihm bin ich für seine zahlreichen Hinweise und seine kenntnis- reiche Unterstützung sehr dankbar. Kiesinger hat zwar weder Tagebuchnotizen hinterlassen, noch ist er in seinen Memoiren auf die Zeit der Großen Koalition eingegangen. Dennoch lassen sich über die vielen Ar- tikel, Reden, Interviews und Hintergrundgespräche die Entstehung und Vervollkomm- nung seiner politischen Philosophie beinahe lückenlos verfolgen. Als besonders wert- voll hat sich seine private Korrespondenz erwiesen. Kiesinger