karlsruhe 2020: integriertes stadtentwicklungs- konzept 2 | 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

Impressum:

Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung (Koordination) Zähringerstraße 61 76133 Karlsruhe

Projektleitung: Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig

Bearbeitung: Christian Fulda Steffen Miles

Mitglieder des Innovationsteams: Dr. Susanne Asche, Kulturamt Joachim Frisch, Schul- und Sportamt Norbert Hacker, Umwelt- und Arbeitsschutz Klaus Hoffmann, Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH Norbert Käthler, Stadtmarketing Karlsruhe GmbH Michael Kaiser, Wirtschaftsförderung Helmut Kern, Gartenbauamt Dr. Harald Ringler, Stadtplanungsamt Josef Seekircher, Sozial- und Jugendbehörde Gerhard Strack, Dezernat 1 Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig, Amt für Stadtentwicklung Bernd Wnuck, Presse- und Informationsamt in Zusammenarbeit mit dem Büro scheuvens + wachten Friedenstraße 18 44139 Dortmund

Layout: Stadt Karlsruhe, Stefanie Groß

Druck: Stadt Karlsruhe, Hauptamt Papier: 100% Recycling

Bildquellen: Stadt Karlsruhe, Roland Fränkle Volkswohnung GmbH (Seite 103)

Bearbeitungsstand: Karlsruhe, September 2012 stadt Karlsruhe | 3

Vorwort

Im Jahr 2007 hat der Karlsruher Gemeinderat den „Karlsruhe richtigen Weg sind. Rund 400 Karlsruherinnen und Karlsruher Masterplan 2015“ als flexiblen Orientierungsrahmen beschlos- haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Nun gilt sen. Er hatte zum Ziel, Perspektiven aufzuzeigen, wie sich es, diesen Dialog mit der Bürgerschaft bei der Ausarbeitung Karlsruhe bis zum Jahr 2015 - seinem 300. Stadtgeburtstag und Umsetzung konkreter Projekte weiter zu nutzen und zu - entwickeln kann. Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, Institu- verstetigen. tionen, Vereine und Verbände waren auf vielfältige Weise am Entwicklungsprozess beteiligt. Das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ bündelt alle Strategien ressortübergreifend. Es ist somit Stand- Mit der Fortschreibung des „Karlsruhe Masterplan 2015“ ortbestimmung und Wegweiser zugleich. Der integrierte An- zu einem „Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe satz des Stadtentwicklungskonzepts nimmt die ökonomische, 2020“ wird der Blick über das Jubiläumsjahr 2015 hinaus die ökologische, die soziale und die kulturelle Dimension in gerichtet. Die Stadt Karlsruhe muss sich in vielen gesellschaft- gleicher Weise in den Blick und stellt ein tragfähiges Gleichge- lichen Bereichen mit neuen Herausforderungen und Bedürf- wicht her. Wir setzen mit den integrierten Leitvorhaben Prio- nissen auseinandersetzen und für Karlsruhe angemessene ritäten und leiten räumliche Schwerpunkte daraus ab, um die Antworten finden. Zu den Herausforderungen gehören unter vielfältigen Potenziale der Stadt im Sinne einer nachhaltigen anderem die neuen Erwartungen an Partizipation und lokale Stadtentwicklung optimal zu nutzen. Demokratie, steigende Konkurrenz um Unternehmen, Arbeits- plätze und Fachkräfte, eMobilität, Trend zurück in die Stadt, Durch die Umsetzung der integrierten Leitvorhaben wollen wir soziale Integration, Krippenplätze und Schulkindbetreuung, in den kommenden Jahren die Lebensqualität für die Karlsru- Klimawandel und Energiewende. herinnen und Karlsruher verbessern, die Attraktivität der Stadt erhöhen und die Zukunftsfähigkeit stärken. Zu zahlreichen Themen hat der Karlsruher Gemeinderat in den vergangenen Jahren die Verwaltung beauftragt, zukunftswei- sende Strategien und Projektansätze zu erarbeiten. Die Erar- beitung erfolgte meist mit begleitenden Bürgerbeteiligungsver- fahren, wie zum Beispiel beim Verkehrsentwicklungsplan, beim Integrationsplan und beim Kulturkonzept. Zudem wurden alle Strategien in fünf öffentlichen Zukunftsforen vorgestellt und diskutiert. Dabei wollten wir von den Bürgerinnen und Bürgern weitere Anregungen einholen und eine Rückmeldung Heinz Fenrich erhalten, ob wir mit unseren strategischen Vorhaben auf dem Oberbürgermeister

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inhalt

1. VORWORT 3

2.  ERLÄUTERUNGEN ZUM FORTSCHREIBUNGSPROZESS 7

3.  AKTUELLE UND KÜNFTIGE HERAUSFORDERUNGEN 15

Globaler Wettbewerb Wirtschaft, Technologie und Arbeit Demografischer Wandel Milieus und Lebensstile Sozialer Zusammenhalt, Integration und Bildung Kultur Freizeit und Sport Bürgergesellschaft und lokale Demokratie Umwelt, Klimawandel und Energiewende Finanzielle Rahmenbedingungen

4. STRATEGIEN UND PROJEKTE 29

 Image der Stadt Karlsruhe 32  Wirtschaft und Arbeit 34  Hochschulen, Wissenschaft, Forschung und innovative Technologien 42  Regionale und überregionale Kooperation 48

 Sozialer Zusammenhalt und Bildung 54  Kultur 66

 Sport, Freizeit und Gesundheit 80  Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün 84

 Städtebau 98  Zukunft Innenstadt und öffentlicher Raum 104  Mobilität 110

 Bürgergesellschaft 120

5.  INTEGRIERTE LEITVORHABEN UND RÄUMLICHE ENTWICKLUNGSSCHWERPUNKTE 125

6.  WEITERES VORGEHEN 145

6 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt Karlsruhe | 7 erläuterungen zum fortschreibungs- prozess

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Was ist ein integriertes WIE IST DAS INTEGRIErTE stadtentwicklungskon- sTADTENTWICKLUNGS- zept und wozu dient es? KONZEPT AUFGEBAUT?

In einem breit angelegten Beteiligungsprozess haben Bürger- schaft, Politik, Verwaltung, Institutionen, Vereine und Verbän- de in den Jahren 2005/2006 über die Zukunft von Karlsruhe nachgedacht und den „Karlsruhe Masterplan 2015“ erarbei- tet. Seither werden viele Leitprojekte des „Karlsruhe Master- plan 2015“ umgesetzt.

Da es sich bei der Stadtentwicklung vor dem Hintergrund demografischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Ver- änderungen um einen dynamischen Prozess handelt, bedarf es der regelmäßigen Anpassung bzw. Fortschreibung beste- hender Planungen. Aus diesem Grund wurde der bereits 2007 beschlossene „Karlsruhe Masterplan 2015“ nun zu einem „Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ fortgeschrieben. Der Blick wird somit über das Jubiläumsjahr 2015 hinaus gerichtet und der „Karlsruhe Masterplan 2015“ weiterentwickelt.

Ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept bündelt alle wich- tigen Strategien sowie viele Projekte der Stadtentwicklung für Herausforderungen die kommenden Jahre. Es unterliegt keinen Vorschriften und kann maßgeschneidert auf die Belange der Stadt eingehen. Es Seit dem Startpunkt der Erarbeitung des „Karlsruhe Master- entfaltet jedoch beispielsweise im Gegensatz zu einem Bebau- plan 2015“ Ende 2005 haben sich in nur sechs Jahren zum Teil ungsplan keine rechtlichen Bindungen. durchgreifende neue Herausforderungen abgezeichnet, wie zum Beispiel neue Erwartungen an Partizipation und lokale Durch die gemeinsame Erarbeitung von Bürgerschaft, Gemein- Demokratie, steigende Konkurrenz um Unternehmen, Arbeits- derat und Verwaltung dient es als Orientierungsrahmen für plätze und Fachkräfte, eMobilität, Trend zurück in die Stadt, Bürgerinnen und Bürger, die politischen Entscheider und die soziale Integration, sehr hohe Nachfrage nach Krippenplätzen Fachressorts der Verwaltung. und Schulkindbetreuung, Klimawandel und Energiewende. Es dient der Stadt Karlsruhe somit als grundsätzliche Positio- nierung: Eine langfristige strategische Perspektive mit räum- lichen und thematischen Schwerpunkten. Integriert werden dabei alle städtischen Belange: Wirtschaft, Soziales, Kultur, Städtebau, Ökologie etc. stadt Karlsruhe | 9

Handlungsfelder Strategien

Grundlage für die Fortschreibung bilden die 12 Handlungs- felder, die weitestgehend dem „Karlsruhe Masterplan 2015“ entsprechen, und die darin formulierten Ziele: Um den künftigen Herausforderungen unter Beachtung der Finanzressourcen angemessen zu begegnen, ist es notwendig,  Image der Stadt Karlsruhe für die Stadtentwicklung in Karlsruhe wegweisende Strategi-  Wirtschaft und Arbeit en und einen ressortübergreifenden Orientierungsrahmen bis  Hochschulen, Wissenschaft, Forschung und innovative 2020 zu erarbeiten. Dabei sollen insbesondere Zielkonzepte Technologien und Strategien in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept  Regionale und überregionale Kooperation aufgenommen werden, die dazu beitragen, die mit den Bürge- rinnen und Bürgern erarbeiteten übergeordneten Ziele in den  Sozialer Zusammenhalt und Bildung Handlungsfeldern des „Karlsruhe Masterplan 2015“ für die  Kultur Zukunft bis 2020 weiter zu entwickeln. Strategien beschreiben das geplante Vorgehen und dienen als Instrumente, um die  Sport, Freizeit und Gesundheit Ziele zu erreichen.  Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün Das Bemühen um integrierte Handlungsprioritäten durch die  Städtebau fachübergreifende Perspektive erfordert es, dass die kommu-  Zukunft Innenstadt und öffentlicher Raum nal relevanten Bereiche Soziales, Integration, Kultur, Wirt-  Mobilität schaft, Bildung, Sport, Grünflächen, Umwelt, Wohnen, Ver- kehr, Sicherheit, Sauberkeit, Städtebau, Stadtmarketing u.a.m.  Bürgergesellschaft mit ihren Fachzielen und ‑strategien ausgewogen einbezogen werden.

Viele Strategien sind bereits in den gemeinderätlichen Gremien vorgestellt und in fachbegleitenden Bürgerbeteiligungsforma- ten diskutiert worden, wie zum Beispiel das Klimaschutzkon- zept, die Strategie der Wirtschaftsförderung oder die Leitlinien zur Bekämpfung der Kinderarmut u.v.a.m.

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Projekte Integrierte leitvorhaben und räum- liche Entwicklungsschwerpunkte

In der Summe der Einzelprojekte materialisiert sich die Umset- zung der verschiedenen Strategien für die Stadt Karlsruhe. Um den Anspruch eines Integrierten Stadtentwicklungskon- zepts zu erfüllen, ist es notwendig, sich dem Versuch einer Dabei soll der Aspekt der Realisierbarkeit nicht aus dem Blick fachübergreifenden Integration von Entwicklungszielen und geraten. Schließlich geht es nicht um das Bauen von „Luft- Strategien zu stellen. Handlungsstrategien und Projekte wer- schlössern“, sondern um das Identifizieren von Projektideen, den dazu im Abschlusskapitel zu intergrierten Leitvorhaben die für die Entwicklung der Stadt Karlsruhe von besonderer und Schwerpunkträumen der Stadtentwicklung gebündelt. Bedeutung sein können und zu denen bereits konkrete Reali- Dies können Räume sein, in denen besondere Chancen für sierungsabsichten formuliert wurden. eine Entwicklung liegen oder in denen sich verschiedene Her- ausforderungen in besonderer Weise stellen. Dabei soll die Bei der Auswahl der Projekte wurde außerdem auf Nachhaltig- ökonomische, die ökologische, die soziale und die kulturelle keit sowie sozialverträgliche Planungsaspekte einschließlich In- Dimension in gleicher Weise in den Blick genommen und ein klusion, Teilhabe, Antidiskriminierung, Gender Mainstreaming tragfähiges Gleichgewicht in diesen Entwicklungsräumen ge- und Integrationschancen geachtet. schaffen werden.

Räumliche Entwicklungsschwerpunkte besitzen eine besondere Ausstrahlung und Impulswirkung. Sie haben gesamtstädtische Bedeutung, verknüpfen integrative Themenfelder und haben Vorbildcharakter.

Das Büro „scheuvens + wachten“ aus Dortmund hat den Fortschreibungsprozess in enger Abstimmung mit dem In- novationsteam begleitet, das mit den Leitungen folgender Dienststellen und Gesellschaften besetzt ist: Amt für Stadtent- wicklung, Dezernat 1, Gartenbauamt, Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH, Kulturamt, Presse- und Informationsamt, Schul- und Sportamt, Sozial- und Jugendbehörde, Stadtmar- keting, Stadtplanungsamt, Umweltamt und Wirtschaftsförde- rung. Das Büro hat das Innovationsteam inhaltlich beraten, hat die Dienststellen und Gesellschaften bei der Ausarbeitung der Strategien und Projekte unterstützt, hat die Zukunftsforen moderiert, Verwaltung und Gemeinderat bei der Ausarbeitung der Zielkonflikte beraten und Vorschläge für die Auswahl der Strategien, Projekte sowie der räumlichen Entwicklungs- schwerpunkte gemacht. stadt Karlsruhe | 11

BÜRGERBETEILIGUNG Die sechs Zukunftsforen Karlsruhe 2020

Sport, Freizeit Image der Stadt Karlsruhe | Bürgerumfrage und Gesundheit Hochschulen, Wissenschaft, | Umwelt, Forschung und innovative Klimaschutz Technologien | Wirtschaft und Dem Bürgerbeteiligungsprozess wurde eine Bürgerumfrage zu Auftakt und Stadtgrün | Arbeit | Regionale und über- Karlsruhe 2020 Stadt am Rhein regionale Kooperation den Zukunftsfragen von Karlsruhe vorgeschaltet. Im Sommer 27.10.2011 25.01.2012 26.09.2012

2011 hatten repräsentativ ausgewählte Karlsruherinnen und 1 2 3 4 5 6 Karlsruher in einer Online-Bürgerbefragung die Möglichkeit, 28.09.2011 24.11.2011 15.02.2012 Sozialer Zusam- Städtebau | Zu- Abschluss verschiedene vorgegebene Vorhaben und Ziele der Stadt in menhalt und Bil- kunft Innenstadt Karlsruhe 2020 dung | Kultur und öffentlicher Bezug auf ihre Wichtigkeit zu bewerten. Aus den Antworten Raum | Mobilität lässt sich eine gewisse Priorisierung der zukünftigen Aufga- benbereiche aus Sicht der Bürgerschaft ableiten. Die Frage lautete: Sowohl dem Gemeinderat als auch der Verwaltung war es wichtig, bei der Erarbeitung des „Integrierten Stadtentwick- „Ziel der Stadt Karlsruhe ist es, die Zukunftsperspektiven der lungskonzepts Karlsruhe 2020“ die Bürgerinnen und Bürger Stadt und die Lebensqualität stetig zu verbessern. Dazu wur- sowie die Fachöffentlichkeit zu beteiligen. Deshalb wurde de vor fünf Jahren mit zahlreichen engagierten Bürgerinnen in fünf öffentlichen Zukunftsforen den Karlsruherinnen und und Bürgern der „Karlsruhe Masterplan 2015“ erarbeitet. Um Karlsruhern die Möglichkeit geboten, Ziele, Strategien und neue Impulse für die Zukunft aufzunehmen, wird der Master- Projekte zu erörtern sowie Anregungen einzubringen. plan derzeit zu einem Integrierten Stadtentwicklungskonzept 2020 weiterentwickelt. Wie wichtig sind in den nächsten Jah- Zu den fünf Foren wurden Bürgerinnen und Bürger aus ren bis 2020 Ihrer Meinung nach die folgenden Vorhaben und dem Masterplanprozess, 200 zufällig ausgewählte junge Ziele?“ Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren (ab dem 3. Zukunfts- forum), die 40 Mitgliedsverbände des Stadtjugendausschusses Die größte Wichtigkeit (0 gar nicht wichtig bis 100 sehr wich- e.V. Karlsruhe (ab dem 3. Zukunftsforum) sowie rund 100 Ver- tig) sehen die Befragten bei dem Schuldenabbau der Stadt treterinnen und Vertreter von Institutionen, Vereinen und Ver- Karlsruhe (Bewertungsziffer 79). Dennoch wird auch kostenin- bänden eingeladen. Darüber hinaus wurden die Termine der tensiven Vorhaben wie dem Ausbau der Ganztagsbetreuung in öffentlichen Foren über die Presse und das Internet veröffent- Kitas und Schulen (78) und der Instandhaltung und Sanierung licht. Bei den Foren nahmen im Schnitt 50 Bürgerinnen und von Straßen (76) eine sehr hohe Bedeutung zugemessen. Da- Bürger sowie 30 Institutionen teil. Entsprechend den themati- mit bestätigen die Befragten die hohe Priorität, die von Politik schen Zukunftsforen waren auch die zuständigen Mitarbeite- und Verwaltung auf Bildung und Betreuung gelegt wird. Er- rinnen und Mitarbeiter der Dienststellen bzw. Gesellschaften gänzt wird dies durch die hohen Bewertungen für die Zusam- anwesend, um als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner menarbeit zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen in den Arbeitsgruppen zur Verfügung zu stehen. und allgemein bildenden Schulen (76) sowie für die Stärkung der Stadt als Forschungsstandort (76). Wichtig sind den Be- Der Stadtverwaltung war es wichtig, von den Teilnehmenden fragten auch die Sauberkeit (76), die öffentliche Sicherheit eine Rückmeldung zu erhalten, ob sie mit ihren strategischen (75), die Unterstützung von Unternehmen in Karlsruhe (75) Vorhaben auf dem richtigen Weg ist. Deshalb wurden die und eine attraktive Innenstadtgestaltung (75). vorgesehenen Strategien zunächst im Plenum präsentiert, um für die Arbeitsgruppen eine Diskussionsgrundlage zu haben. In den Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmenden die Möglich- keit, weitere Themen, Ideen und Anregungen einzubringen.

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Das erste Forum stellte den Auftakt dar und diente der Infor- Was passiert mit den Bürgerideen? mation über den anstehenden Prozess. Die Foren zwei bis fünf waren den Handlungsfeldern thematisch zugeordnet. Die Fülle der in den Zukunftsforen Karlsruhe 2020 erarbeiteten Projektideen und Anregungen sind in den Entwurf des Inte- Das sechste Forum ist als Abschlussveranstaltung konzipiert. grierten Stadtentwicklungskonzepts Karlsruhe 2020 eingeflos- In dieser wird das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept sen und werden mit den gemeinderätlichen Gremien weiter Karlsruhe 2020“ vorgestellt und ein Ausblick auf zukünftige diskutiert. Entwicklungen in Karlsruhe gegeben. Daran anschließend sind jährliche Zukunftsforen geplant, die über aktuelle Entwicklun- Alle Anregungen und Ideen wurden geprüft und mit kurzen gen informieren und zur Zukunftsdiskussion anregen (s. auch Stellungnahmen versehen im Internet veröffentlicht. Vorschlä- S. 120 f. „Systematische Bürgerbeteiligung“). ge, die nicht in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept auf- genommen werden konnten, fließen nach Möglichkeit in die weitere Arbeit der Stadtverwaltung ein. Internetseite und „Mitmach-Forum“

Im Internet wird unter www.karlsruhe.de/2020 über den Pro- zess des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts informiert. Auf einen Blick findet man dort Termine, Informationen zu den 12 Handlungsfeldern, Strategien und Projekten. Zusätz- lich gab es die Möglichkeit, eigene Ideen und Anregungen einzubringen. Diese wurden ausgewertet und in den Prozess eingebracht.

stadt Karlsruhe | 13

Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020: Ablauf der Fortschreibung

26. September 2012 6. Zukunftsforum: Vorstellung der Ergebnisse für Vertreter aus Politik, Institutionen und die Bürgerschaft

18. September 2012 Vorlage Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 im Gemeinderat

Vorlage Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 11. September 2012 im Hauptausschuss

17. Juli 2012 Workshop mit dem Hauptausschuss

Klausurtagung des Gemeinderats 4./5. Mai 2012 (fachübergreifende Integration von Entwicklungszielen und Strategien, Lösung von Konflikten, Festlegung der Projekte sowie der Entwicklungsschwerpunkte der Stadt- bzw. Stadtteilentwicklung)

6. Dezember 2011 Bearbeitungsstand im Hauptaussschuss

Beteiligung der Öffentlichkeit 9/2011-2/2012 in Fachforen: Parallel:

Kontinuierliche 5. Zukunftsforum „Wirtschaft, Begleitung 15. Februar 2012 Wissenschaft, reg. Kooperation“ des Prozesses durch das verwaltungsinterne 25. Januar 2012 4. Zukunftsforum „Städtebau, öffentlicher Raum, Verkehr“ Innovationsteam.

Beratung 3. Zukunftsforum der Strategien 24. November 2011 „Freizeit, Stadtgrün, Umwelt“ in den gemeinderätlichen Fachausschüssen. 27. Oktober 2011 2. Zukunftsforum „Soziales, Bildung, Kultur“

1. Zukunftsforum: Auftaktveranstaltung mit Vertretern aus 28. September 2011 Politik, Institutionen und der Bürgerschaft

Auftaktveranstaltung unter Vorsitz von OB Fenrich für 6. Juli 2011 Gemeinderat, Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger aus dem Masterplanprozess

Hauptausschuss: Erster Vorschlag für 7. Juni 2011 Strukturierung und Vorgehensweise 14 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt Karlsruhe | 15

AKtUELLE UND KÜNFTIGE Herausforderungen

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Finanzströme sind extrem renditeorientiert. Kapitalgesell- Vorbemerkung schaften sind immer weniger in einer Region verankert. Inve- stitions- und Standortentscheidungen können in kürzester Zeit Nichts ist so beständig wie der Wandel. Die Worte des Heraklit getroffen oder auch wieder revidiert werden. Es besteht die haben auch nach 2500 Jahren Bestand und sind aktuell wie eh Gefahr, dass soziale oder ökologische Aspekte bei der unter- und je. Umbrüche und Veränderungen sind Voraussetzung für nehmerischen Neuorientierung vernachlässigt werden. Geschichte und haben Menschen und Gesellschaften immer vor neue Herausforderungen gestellt. Im Laufe der Zeit hat Die Arbeitsteilung erhält internationale Dimension, Produkti- sich die Halbwertzeit der jeweiligen Epoche verringert, ist ihre onsprozesse sind nicht an einen Standort gebunden. Produkte Frequenz verkürzt - die Zeit der Anpassung an Neues und die werden entlang weltumspannender Produktionsketten ge- Gestaltung der Gegenwart ist immer intensiver auch mit dem fertigt. Die Wahl der Standorte berücksichtigt die Kosten der Blick in die Zukunft verbunden: Nur wer heute weiß, wo er Arbeitskraft, zunehmend aber auch die Belastungen durch morgen sein will, kennt die Richtung, in die er gehen muss. Steuern und Abgaben.

In der Bundesrepublik Deutschland entfaltet sich vor allem in Prognosen gehen davon aus, dass die Gewinner dieser den Kommunen das soziale Miteinander, die Bildungs- und die Entwicklungen bei weiterhin kontinuierlichem Wirtschafts- Innovationsfähigkeit, die wirtschaftliche Leistungsstärke und wachstum China, Indien und der asiatische Raum sein werden. das kreative Potenzial der Gesellschaft. Die Städte bieten die Um die Abwanderung von Fachwissen in die dort entstehen- räumlichen und oft auch finanziellen Grundlagen für ein Zu- den neuen Gravitationszentren und das Wegbrechen ganzer sammenleben in Freiheit, in Demokratie und in sicherem und Branchen zu verhindern, müssen die westlichen Industrielän- lebenswertem Umfeld. Die Kommunen gewährleisten Grund- der ihre Innovationskraft entscheidend stärken, um im globa- leistungen der Daseinsfürsorge, der Infrastruktur, der Bildung len Wettbewerb attraktiv zu bleiben. sowie der Kultur für alle. Sie betreiben mit Unterstützung von Bund und Land Kliniken und Sportanlagen, bauen Schulen, Was für die Industrie gilt, trifft auch für den Handel zu. Schon Theater und Museen, Kindertageseinrichtungen und Alten- heute prägen internationale Konzerne das Gesicht des Ein- heime. Sie fördern bürgerschaftliches Engagement, schaffen zelhandels in den Städten, gleichen sich die Angebote in den Grundlagen für wirtschaftliche Neuansiedlungen und geben Einkaufszonen immer mehr an. Institutionelle Anleger agieren einen Rahmen für die Entwicklung neuer zukunftsweisender überregional und sind schwerer in lokale Prozesse einzubezie- Ideen. Zugleich sichern sie das historische Erbe. Damit schaf- hen. Großhandels- und Logistikkonzepte gehen zudem nicht fen die Kommunen die Grundlagen für die Zukunftsfähigkeit selten mit zunehmendem Verkehr einher. der Gesellschaft. In wachsendem Maße jedoch stehen die Kommunen im Wettbewerb miteinander. Mit Blick auf die Im Zeichen der Globalisierung verschärft sich auch für die gesellschaftlichen Veränderungen müssen die kommunalpoliti- Stadt und die TechnologieRegion Karlsruhe der Wettbewerb schen Ziele immer wieder überprüft werden. um Investitionen sowie um Fach- und Führungskräfte. Ent- scheidende Faktoren, um darin zu bestehen, sind u. a. Infra- Im Folgenden sollen daher die Entwicklungen und Rahmen- strukturausstattung, Bildungsangebote und Lebensqualität. bedingungen skizziert werden, die Einfluss auf Konzepte und Projekte zur Gestaltung von Karlsruhes Zukunft haben. Zen- trale Herausforderungen können dabei international, national Konsequenzen für Karlsruhe und auch regional oder lokal sein. Neben den in erster Linie nach innen wirkenden sektoralen Politikfeldern (Wirtschaft, Städtebau, Soziales, usw.) muss sich Karlsruhe gleichzeitig auch dem globalen Wettbewerb stellen - mit einer als Querschnittsaufgabe verstandenen Internatio- Globaler Wettbewerb nalisierungsstrategie. Die internationale Wahrnehmung wird sich realistisch betrachtet vor allem durch Kooperationen mit Der Prozess der Globalisierung schreitet voran, seine Dynamik Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und (Nachbar-) ist ungebrochen. Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommu- Kommunen erreichen lassen. nikation - die weltweite Verflechtung spart keinen Bereich aus und verändert unser Leben von Grund auf. Der Wandel macht Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den dabei nicht auf der Ebene der Nationalstaaten halt, sondern Strategien im Bereich "Image" sowie "Regionale und Überre- zeigt Auswirkungen auch auf Regionen und Kommunen. gionale Kooperation“ dargestellt. stadt Karlsruhe | 17

Wirtschaft, Erwerbstätige am Arbeitsort Karlsruhe nach ausgewählten Technologie und Arbeit Wirtschaftsbereichen (Messziffer 2003 = 100)

Im Übergang zur Wissensökonomie ersetzt der Input von 115 Ideen, Know-how und Kreativität zunehmend die Bedeutung 110 von Kapital und Rohstoffen. Das bleibt nicht ohne Auswir- 105 kungen auf die Organisation von Arbeit und Unternehmen: 100 Flexible Netzwerke und Teamstrukturen lösen überkommene Hierarchien ab, befristete Arbeitsverhältnisse und Selbststän- 95 digkeit treten an die Stelle fester Arbeitsverträge. Unterneh- 90 men kooperieren immer häufiger in gemeinsamen Projekten, 85 um flexibler und mit geteilten Kosten und Risiken auf die 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 gestiegenen Anforderungen der globalen Märkte reagieren zu können. Die effektive Nutzung des Wissens bedeutet einen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die bislang vorhandenen Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Systeme zur Wissensgenerierung müssen daher den neuen Baugewerbe Anforderungen angepasst werden. Handel, Gastgewerbe und Verkehr Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleist. Dennoch werden auch die Bereiche Produktion, Handwerk Öffentliche und private Dienstleister und Distribution eine große Bedeutung für den Erhalt einer stabilen und zukunftsfähigen Wirtschaftsstruktur behalten: In- dustrielle und technologieorientierte Arbeitsplätze bilden den Karlsruhe befindet sich in einer guten Ausgangsposition. Die Kern, um den sich in der Folge Dienstleistungsunternehmen Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung gehen davon aus, dass ansiedeln. Daneben sind die produzierenden Unternehmen die Wirtschaftsleistung und das Angebot an Arbeitsplätzen Treiber für Forschung und Entwicklung und stärken so den in Karlsruhe auch künftig weiter zunehmen werden. So wird Wirtschaftsstandort in seiner Innovationsfähigkeit. prognostiziert, dass die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Karlsruhe bis 2025 um 13.700 Personen oder Grundsätzlich ist in Europa künftig schon auf Grund der de- 8,7 Prozent steigt. mografischen Entwicklung von einem Arbeitskräftemangel bei hoch qualifizierten Arbeitskräften auszugehen: Die Zahl der Rund 80 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeits- Arbeitskräfte zwischen 35 und 45 Jahren sank von 2000 bis plätze finden sich mittlerweile im Dienstleistungssektor, der 2010 um 15 Prozent. Um die besten Kräfte entfaltet sich in damit zum Motor der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt vielen Branchen ein „War for Talents“. wird. Demgegenüber wird die Nachfrage nach niedrig qualifi- zierten Arbeitskräften in Karlsruhe insbesondere im gewerbli- chen Bereich voraussichtlich weiter sinken.

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Konsequenzen für Karlsruhe Demografischer Wandel Für Wachstum und Exzellenzförderung wird eine strategische „Eine anhaltend niedrige Geburtenrate, der erfreuliche Anstieg Fokussierung auf ausgewählte Kompetenzfelder für Karls- der Lebenserwartung und die damit verbundene Alterung der ruhe daher immer wichtiger. Neue Wachstumstreiber in den Bevölkerung sowie der hohe Bevölkerungsanteil von Migran- ausgewählten Branchen gilt es bereits in der Initiierungs- und ten“ wird die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Aufbauphase frühzeitig zu fördern. Eine wichtige Rolle für in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten zunehmend neue Impulse in die Unternehmerschaft, den Gründungsbe- beeinflussen, sagt der Demografiebericht des Bundesministeri- reich und die forschungsintensiven Industrien werden daneben ums des Innern von 2011. Wirtschaftlich starke Regionen und zunehmend das Karlsruher Institut für Technologie und die Städte in Deutschland werden auch künftig Bevölkerungszu- anderen Hochschulen einnehmen. Gerade durch gezielten wächse verzeichnen, während andere Regionen mit Rückgän- Technologietransfer von Forschungs-Know-how muss die gen konfrontiert sind. Kompetenz Karlsruhes weiter gestärkt und ausgebaut werden. Als Hochtechnologiestandort mit stark IT-geprägter Unter- Insgesamt geht die 12. koordinierte Bevölkerungsprognose des nehmensstruktur ergibt sich zudem die Notwendigkeit, eine Statistischen Bundesamtes in der mittleren Variante von einem entsprechende Netzinfrastruktur auf höchstem Standard flä- Rückgang der Gesamtbevölkerung in Deutschland von heute chendeckend bereitzustellen. 82,0 Millionen auf 80,4 Millionen bis 2020 aus. Rückgänge werden vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen bis Die Stadt Karlsruhe sieht sich vielfältigen Erwartungen gegen- 20 Jahre (von 15,6 Millionen auf rund 13,7 Millionen) und über: Neben der Bereitstellung von Gewerbeflächen, in noch stärkerem Maße bei den jüngeren Erwerbsfähigen Begleitung in Verwaltungsverfahren und Existenzgründungs- im Alter zwischen 20 und 50 Jahren (von 34,2 Millionen auf beratung erwarten Unternehmen auch Unterstützung in den voraussichtlich 28,8 Millionen) prognostiziert. Demgegenüber Fragestellungen des Fachkräftebedarfs, dem Auf- und Ausbau steigt die Zahl der älteren Erwerbsfähigen zwischen 50 und 65 von Kompetenznetzwerken und der Vereinbarkeit von Familie Jahren von 15,5 Millionen auf 19,3 Millionen und die Zahl der und Beruf. Schon heute sind dies entscheidende unternehme- Hochbetagten ab 80 Jahre aufgrund der höheren Lebenser- rische Kriterien, die über die Zukunftsfähigkeit von Unterneh- wartung von 4,1 Millionen auf rund 6 Millionen an. mensstandorten und somit Wirtschaftsstandorten entscheiden. Für das Land -Württemberg geht die Bevölkerungs- Bürgerinnen und Bürger in Karlsruhe erwarten zudem zuneh- vorausrechnung bis 2020 von einem leichten Bevölkerungs- mend technologieunterstützte Dienstleistungen der Stadt und rückgang um 1,2 Prozent auf 10,6 Millionen aus. Im gleichen unkomplizierte Möglichkeiten, mobil zu kommunizieren, sich Zeitraum geht der Anteil der Personen unter 20 Jahren von über Sachverhalte zu informieren und auch an Entscheidungen derzeit 19,8 auf voraussichtlich 17,7 Prozent zurück, während mitzuwirken. der Anteil der über 60-Jährigen von 24,9 auf 28,8 Prozent Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den ansteigen wird. Strategien im Bereich "Wirtschaft und Arbeit" dargestellt. Karlsruhe gehört aufgrund seiner Attraktivität als Bildungs- und Wirtschaftsstandort zu den wenigen wachsenden Groß- städten in Deutschland. Die Nettozuwanderung wird hier auch künftig voraussichtlich die Verluste aus der natürlichen Bevöl- kerungsbewegung (Geburten minus Sterbefälle) mehr als aus- gleichen. Die stadteigene Bevölkerungsvorausrechnung geht daher von einem Bevölkerungswachstum von derzeit 301.000 Wohnberechtigten um 2,8 Prozent auf 309.000 Wohnberech- tigte im Jahr 2020 aus, das sich auch danach fortsetzen wird. stadt Karlsruhe | 19

Die Zahl älterer Menschen über 65 Jahre wird zwar von der- Bevölkerungsentwicklung Karlsruhe 1996 bis 2030 bei zeit zirka 55.700 auf rund 57.200 im Jahr 2020 ansteigen, ihr prosperierendem Szenario Anteil an der Gesamtbevölkerung der Fächerstadt wird jedoch aufgrund der Zuwanderung jüngerer Menschen konstant bei - Bestand und Vorausrechnung - 18,5 Prozent bleiben. Erst danach ist durch die steigende 320.000 2011: 303.066 Wohnberechtigte Lebenserwartung und durch den Eintritt der geburtenstarken 2010: 300.850 Wohnberechtigte Jahrgänge der Babyboomer (1955 bis 1964) in das Rentenalter 310.000 ein leichter Anstieg des Anteils der Personen ab 65 Jahren auf 20,2 Prozent bis 2030 zu erwarten. 300.000 2020: 309.200 Wohnberechtigte 290.000 Bevölkerungsgewinn/-verlust nach Altersgruppen in Karlsruhe

2030: 314.900 Wohnberechtigte 2010 bis 2030 bei prosperierendem Szenario 280.000 Gewinn/Verlust 2010 - 2030 Bestandsentwicklung 270.000 85 und älter 1.180 1.754 2.934 Prognose

65 bis unter 85 396 4.588 4.984 260.000

96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 45 bis unter 65 -3.124 4.588 1.464 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20

-316 Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung, 2/2012 30 bis unter 45 2.142 1.825

18 bis unter 30 -837 1.580 743

Die demografische Alterung in Karlsruhe entwickelt sich 10 bis unter 18 -6 496 489 aufgrund des Zuzugs junger Bevölkerungsgruppen bis 2020 vergleichsweise moderat. Die Bevölkerung Karlsruhes wird 6 bis unter 10 309 349 658 Gewinn/Verlust insgesamt dadurch 2020 im regionalen Vergleich eine sehr günstige 3 bis unter 6 326 188 2010-2020: 8.375 Personen 514 Altersstruktur aufweisen. Der bereits heute mit 14,2 Prozent 2020-2030: 5.658 Personen sehr niedrige Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 18 0 bis unter 3 319103 2010-2030: 14.033 Personen 422 Jahren (typisch für Universitätsstädte) wird konstant bleiben. -4.000 -3.000 -2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 Die absolute Zahl der Kinder und Jugendlichen steigt leicht von 42.700 im Basisjahr 2010 auf etwa 43.700 im Jahr 2020. Gewinn/Verlust 2010 bis 2020 Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung 01/2012 Gewinn/Verlust 2020 bis 2030 Auch bis 2030 wird voraussichtlich die Zahl der unter 18-Jäh- rigen weiter ansteigen, so dass Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen in Karlsruhe insgesamt keine rückläufige Nachfrage zu erwarten haben. Konsequenzen für Karlsruhe

Gleichzeitig sorgen die großen Zuwanderungsgewinne unter Der Bevölkerungszuwachs wird den Druck auf dem ohnehin Auszubildenden, Studierenden und Berufsanfängern dafür, angespannten Karlsruher Wohnungsmarkt erhöhen. Um die dass die Zahl der potenziell Erwerbsfähigen zwischen 18 und zuziehenden jüngeren Bevölkerungsgruppen dauerhaft in der 45 Jahren von derzeit 125.900 auf 127.000 und die der älte- Stadt zu halten und damit die Altersstruktur zu stabilisieren, ren Erwerbsfähigen zwischen 45 und 65 Jahren von 76.600 ist neben attraktiven Arbeitsplätzen ein differenziertes und auf 81.200 ansteigen wird. Bleibt der Arbeitsmarkt in Karlsru- betont familientaugliches Angebot an Wohnraum erforderlich. he breit diversifiziert und zukunftsfähig, ist dennoch mit struk- Gleichzeitig wird die Stadtgesellschaft lebendiger, multikul- turellem Fachkräftemangel zu rechnen. tureller und vielfältiger in den Lebensstilen und Ansprüchen.

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Das bedeutet weitere Anstrengungen für eine gelungene In- Sinus-Milieus in Karlsruhe 2020 tegration der Zuziehenden - vor allem auch aus dem Ausland. Derzeit wohnen in Karlsruhe rund 68.000 Migrantinnen und Migranten; das entspricht rund einem Viertel der Gesamtbe- völkerung. Dieser Anteil wird in den nächsten 10 Jahren vor- aussichtlich leicht steigen.

Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den Strategien im Bereich "Sozialer Zusammenhalt und Bildung" sowie "Städtebau" dargestellt.

Milieus und Lebensstile

Drei dominante gesellschaftliche Grundtendenzen werden nach Analysen der Sinus Sociovision GmbH (2011) die Ge- sellschaft in deutschen Städten langfristig verändern: Höhere Bildung, neue Kommunikationsmöglichkeiten und zunehmen- de Mobilität vergrößern individuelle Entfaltungsspielräume und Wahlmöglichkeiten. Gleichzeitig führt wachsende Über- Quelle: microm 2010 forderung und Verunsicherung durch den technologischen, soziokulturellen und ökonomischen Wandel und die Entstan- dardisierung von Lebensläufen zu Orientierungslosigkeit und Die modernen Performer, als junge, unkonventionelle Lei- Sinnverlust. Die Suche nach Halt und Vergewisserung wächst. stungselite mit einem beruflich wie privat intensiven Leben, Tendenzen der Entgrenzung und Segregation sind zu beobach- ständiger Multi-Optionalität, Flexibilität und Multimedia- ten sowie eine wachsende sozialhierarchische Differenzierung. Begeisterung bilden zusammen mit den Experimentalisten Daraus ergeben sich soziale Deklassierungsprozesse, die Ero- als extrem individualistische neue Boheme mit ungehinderter sion der Mitte sowie das Entstehen einer neuen kosmopoliti- Spontaneität, Leben in Widersprüchen, Selbstverständnis als schen Elite. Die Menschen schotten sich zunehmend innerhalb Lifestyle-Avantgarde in zehn Jahren mit einem Anteil von über ihrer sozialen Schicht bzw. ihres Milieus ab1 . einem Drittel aller Haushalte die kreative Klasse in Karlsruhe. Die Anforderungen der zukünftigen Stadtgesellschaft, insbe- Eine Prognose der Sinus-Milieu-Lebensstile für Karlsruhe zeigt, sondere der kreativen urbanen Milieus, an ihren Wohnstandort dass bis zum Jahr 2020 die heutigen Leitmilieus (Moderne sind inspirierende Lebens- und Arbeitsumfelder, vielfältige Performer, Postmaterielle als aufgeklärtes Nach-68-er-Milieu, Kulturangebote und Freizeitmöglichkeiten sowie eine offene Etablierte, Experimentalisten) ihren Anteil von heute 57 auf und tolerante Stadtgesellschaft. 66 Prozent deutlich ausbauen werden. Dagegen nehmen die traditionellen Milieus (Traditionsverwurzelte, Bürgerliche Mitte, Veränderungen in der Milieulandschaft reflektiert die jüngste Konservative) in zehn Jahren ab auf nur 18 Prozent. Analyse der Sinus Sociovision GmbH (2011): Demnach ist das adaptiv-pragmatische Milieu als zielstrebige, junge Mitte Untere Einkommensgruppen, wie Konsum-Materialisten und der Gesellschaft mit ausgeprägtem Lebenspragmatismus und Hedonisten werden dagegen weiterhin jeden fünften Haushalt Nutzenkalkül neu hinzugekommen. Die zuvor als postmate- stellen. rielles Milieu bezeichnete Gruppe wird nunmehr unter leicht veränderten Vorzeichen als sozialökologisches Milieu bezeich- net (konsumkritisch, globalisierungsskeptisch, ausgeprägtes ökologisches und soziales Gewissen). Dieses von Lebensstilfor- schern auch als LOHAS (Lifestyle of Health und Sustainability) bezeichnete Milieu richtet seine Lebensweise an den Kriterien Gesundheit und Nachhaltigkeit aus und findet hierfür in der nutzungsgemischten Stadt der kurzen Wege bessere Rahmen- bedingungen als am Stadtrand. Neue Technologien werden im Sinne der Nachhaltigkeit eingesetzt und vernetzt (Smart Grid, Green IT etc.). Darüber hinaus gibt es Bestrebungen, lokale Verantwortungsgemeinschaften und regionale Stoffkreisläufe zu stärken.

1 Wenzel, E. et al. 2012: Die Zukunftsmatrix, S. 192. Bonn. stadt Karlsruhe | 21

Konsequenzen für Karlsruhe Die Renaissance der citynahen Quartiere wird auch von den in Karlsruhe tätigen Bauträgern und Immobilienmaklern be- Die Diskussion um Klimawandel, Luftverschmutzung und stei- stätigt. Berufstätige Singles sowie Paare oder Familien, in gende Energiepreise lässt vor allem in Großstädten ein verän- denen beide Partner berufstätig sind, schätzen zunehmend die dertes Mobilitätsverhalten erkennen. Als Statussymbol verliert kompakte nutzungsgemischte Stadt mit ihrer hohen Interakti- das Auto unter jungen Leuten an Bedeutung. Nicht der Besitz onsdichte und mit kurzen Wegen zwischen Wohnung, Arbeit, eines Autos ist wichtig, sondern der Zugang zu Mobilität. Für Kinderbetreuung, Einkauf, Kultur, Freizeit und Erholung. Aber verschiedene Wege werden unterschiedliche Verkehrsmittel auch ältere Menschen bevorzugen vermehrt Wohnstandorte in gewählt. Das Einkaufen auf der grünen Wiese verliert an integrierter Lage mit guter Infrastruktur. Attraktivität, eine fußläufige Nahversorgung gewinnt an Be- deutung bei der Entscheidung für einen Wohnstandort. Der Die wachsende Nachfrage nach zentrumsnahen Wohnungs- Einzelhandel stellt sich mit Konzepten für integrierte Lagen angeboten erhöht zum einen den Druck auf dem Wohnungs- darauf ein (z.B. City-Markt und Nahkauf bei REWE). markt. Zum anderen erfordern neue Nachfragepräferenzen von den Wohnungsmarktakteuren eine Ausweitung und Qua- Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den lifizierung des Angebots jenseits des Durchschnitts: attraktive Strategien im Bereich "Sozialer Zusammenhalt und Bildung", Miet- und Eigentumswohnungen mit großen Balkonen und "Kultur", "Sport, Freizeit und Gesundheit" und "Mobilität" barrierefreiem Zugang für die Generation 50-Plus, günstige dargestellt. Mietwohnungen für hochmobile kreative urbane Milieus, Mietmöglichkeiten für Haushalte in der Ausbildungsphase, be- zahlbare und attraktive urbane Mietwohnungen für Haushalte Trend zurück zur Stadt in der Familiengründungsphase, Bebauung von Baulücken oder Altbausanierung durch Wohngruppen, gemeinschaftliche Die Stadt Karlsruhe erfährt seit rund 10 Jahren einen quantita- Wohnformen oder Mehrgenerationenhäuser als Antwort auf tiven und qualitativen Trend zurück in urbane Wohnquartiere. Individualisierung und Vereinsamung, Boardinghäuser inklu- Nicht nur Zuwandernde aus dem Ausland, Auszubildende sive Serviceleistungen für hochqualifizierte zeitlich befristet und Studierende zieht es in die Stadt. Auch das Eigenheim im tätige Fachkräfte, Loftwohnungen mit großzügigen flexiblen Grünen verliert an Anziehungskraft, wenn es an Infrastruktur Grundrissen für Wohnen und Arbeiten u.v.a.m. Insgesamt wird vor Ort fehlt - nicht zuletzt wegen langer Wege und Kosten die Zahl der verschiedenen Lebensstile und Lebensentwürfe für Zweit-Pkw und Treibstoff2. Insbesondere eine (gehobene) zunehmen und damit auch die Nachfrage nach verschiedenen Mittelschicht mit überdurchschnittlichem Bildungsniveau findet Wohnformen. neuen Gefallen an städtischen Wohnformen. 60 Prozent der aus Karlsruhe in das Umland fortziehenden Haushalte hätten lieber ein Haus oder eine Wohnung im Stadtgebiet gefunden3. Konsequenzen für Karlsruhe Vor allem Familien mit Kindern und 45- bis 60-jährige Paare hätten etwas Passendes in der Stadt bevorzugt. Dass sie den- Es gilt, den Trend „Zurück in die Stadt“ zu nutzen, um die noch in die Region gezogen sind, ist vor allem auf das Fehlen Zunahme der Zersiedelung und der Verkehrsbelastungen durch geeigneter und günstiger Angebote in der Stadt zurückzufüh- Einpendler zu bremsen - auch wenn sich die Ausweisung ren. neuer Baugebiete nicht beliebig fortsetzen lässt. Für die stra- tegische Stadtentwicklung Karlsruhes wird es darauf ankom- men, sich frühzeitig auf die verschiedenen Nachfragetypen an Wohn- und Lebensformen einzustellen. Diese neuen Ansprü- che bei begrenztem Flächenangebot in urbanem Umfeld zu realisieren, die soziale Durchmischung zu gewährleisten und hohe Freiraumqualitäten zu erhalten, wird eine der künftigen

2 Brühl, H. et al 2005: Wohnen in der Innenstadt – eine Renaissance? Herausforderungen sein. 3 Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung 2011: Zurück in die Stadt – Motive der Zu- und Fortziehenden 2010, S. 19.

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Neue Konzepte sind gefragt, wenn es darum geht, Kitas als Sozialer Zusammenhalt, frühkindliche Bildungseinrichtungen zu etablieren und sie per- sonell sowie materiell auf steigende Anforderungen im Bereich Integration und Bildung Integration und Förderung von Chancengleichheit vorzuberei- ten. Dies geht einher mit neuen Betreuungsarrangements, die auf die zunehmend flexiblen Arbeitszeiten der Eltern Rücksicht Familie und Gemeinschaft nehmen müssen.

Die Gesellschaft unterliegt einem steten Wandel. Lebenspla- Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den nungen ändern sich. Was heute allgemeine Gültigkeit besitzt, Strategien im Bereich "Sozialer Zusammenhalt und Bildung" kann morgen überholt sein. Einstellungen zu Ehe und Kindern, dargestellt. Selbstverwirklichung und Karriere sind mitunter abhängig von der Entwicklung des Einkommens und der Beschäftigung bis hin zur Steuergesetzgebung. Ging man bislang von einer zu- Armut nehmenden Singularisierung der Gesellschaft aus, gibt es erste Anhaltspunkte dafür, dass Werte wie Vertrauen, Verantwor- Armut und wachsende soziale Gegensätze stellen in Deutsch- tung und Verlässlichkeit in der Gesellschaft eine Renaissance land trotz des derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwungs erleben und generationsübergreifende Familienbindungen an weiterhin große Herausforderungen dar. Die Schere zwischen Zahl und Bedeutung zunehmen werden. Das muss nicht die höchsten und niedrigsten Einkommen geht weiter auseinan- Rückkehr zur traditionellen Kernfamilie mit Großeltern, ver- der, die Mittelschicht schrumpft (Datenreport 2011 des Stati- heirateten Eltern, Alleinverdienern und ein bis zwei Kindern stischen Bundesamtes). Der Anteil der Personen mit Armuts- bedeuten. Dem stehen schon steigende Anforderungen an die risiko ist gegenüber den beiden vorhergehenden Jahrzehnten räumliche Mobilität und Flexibilität im Erwerbsleben entgegen. gestiegen4. Besonders gefährdet sind Menschen mit Migra- Neue Formen des Zusammenlebens gewinnen an Bedeutung tionshintergrund und Alleinerziehende. Gravierend sind die - in sozialen Netzwerken (Stichwort „Generationen übergrei- Auswirkungen von Kinderarmut: Häufig entwickelt sich daraus fendes Wohnen“), in nichtehelichen Lebensgemeinschaften, in ein Unterstützungsbedarf im Erwachsenenalter. Patchworkfamilien, als Single oder allein erziehend. Auch die Zahl von (Eltern-) Paaren, bei denen beide Partner erwerbstätig Ältere Menschen sind derzeit noch wenig von Einkommens- sind, wird vermutlich weiter ansteigen. Und ältere Menschen armut betroffen. Das kann sich in Zukunft aber ändern: Un- werden ihren Alltag häufiger ohne verwandtschaftliche Hilfe in terbrochene Erwerbsbiografien, atypische Beschäftigungsver- der Nähe bewältigen müssen. hältnisse und Anstieg des Renteneintrittsalters lassen sinkende Alterseinkünfte erwarten. Der Erhalt und die Schaffung von Augenfällig sind die Veränderungen in vielen jungen Familien: Arbeitsplätzen für ältere Menschen sind sowohl im Hinblick Die Einführung des Elterngeldes, der offene Arbeitsmarkt und auf das steigende Renteneintrittsalter als auch im Hinblick auf die verbesserten Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter den Fachkräftemangel von großer Bedeutung. Gleichzeitig er- drei Jahren haben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für scheinen Unterstützungsprogramme für immer mehr Seniorin- viele Frauen und Männer bereits heute Wirklichkeit werden nen und Senioren in prekären Lebenssituationen erforderlich. lassen. Eine weitere Erkenntnis: Wer erst einmal in Armut lebt, kann sich immer schwerer daraus befreien. Der Abstand zur Ar- Konsequenzen für Karlsruhe mutsschwelle ist gewachsen. Die Kluft zwischen arm und reich wird auch in Bereichen wie Gesundheit, Wohnen und Die Politik begleitet und gestaltet diesen Wandel weiter aktiv Bildung deutlich. Verschärfen sich die sozialen Gegensätze im mit. So besteht ab dem Jahr 2013 für alle Kinder vom ersten Zusammenhang mit der Schulden- und Währungskrise weiter, Lebensjahr an ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer könnte dies das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft und Kindertagesstätte und bis zum Ende des Jahrzehnts soll die die Problemlösungskompetenz der Demokratie nachhaltig Ganztagsschule die Regelschule sein. Dieser grundlegende erschüttern. Richtungswechsel in der Familienpolitik hat Konsequenzen für Karlsruhe und für die sozialen Beziehungen insgesamt: Zum ei- nen müssen erhebliche Mittel in den Ausbau der Kindertages- stätten und in die räumliche Infrastruktur der Ganztagsschulen investiert werden. Zum anderen ändert die Ganztagsschule den Tagesrhythmus der Familien und stellt gleichzeitig eine 4 Die Armutsrisikoquote ist definiert als Anteil der Personen in Herausforderung für die offene Jugendarbeit und das Vereins- Haushalten, deren bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen leben insgesamt dar. weniger als 60% des Mittelwertes (Median) aller Personen beträgt.

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Konsequenzen für Karlsruhe Trotz erheblicher Anstrengungen in den vergangenen Jahren besteht auch künftig ein großer Bedarf an Investitionen in Vergleicht man etwa die Anzahl der Menschen, die in Schulgebäude. Die energetische Verbesserung der Bestandsge- Deutschland Grundsicherung (SGB II) erhalten, dann schneidet bäude bildet dabei einen Schwerpunkt künftiger Bauprogram- der Süden vergleichbar gut ab: Lag der Anteil der Personen me. mit SGB II-Bezug im Juli 2011 deutschlandweit bei 9,8 Pro- zent, wies Baden-Württemberg mit 5,2 Prozent die zweitnied- Gleichzeitig wechseln immer mehr Schülerinnen und Schüler rigste Quote im Ländervergleich auf. In Karlsruhe erreichte in Karlsruhe nach der Grundschule auf das Gymnasium und die SGB II‑Quote im gleichen Zeitraum 8,2 Prozent und damit die Realschule, Haupt- bzw. Werkrealschule werden immer einen Rückgang gegenüber 9,2 Prozent im Juli 2006. Auch die weniger nachgefragt. Die Landesregierung beabsichtigt, mit Arbeitslosenquote ging von 5,8 Prozent im Dezember 2010 der Einführung der Gemeinschaftsschule eine Alternative an- auf 5,3 Prozent im Dezember 2011 zurück. Zwischen den zubieten, die Antworten auf pädagogische Fragestellungen Stadtteilen bestehen allerdings erhebliche Differenzen. Eine wie z.B. die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft zusätzliche Herausforderung ist die Versorgung einkommens- geben soll. armer Haushalte mit Wohnraum angesichts des steigenden Mietniveaus in Karlsruhe. Alle Schularten werden künftig Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen aufnehmen, die bislang in Sonderschulen un- Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den terrichtet werden. Mit der Umsetzung der Inklusion können Strategien im Bereich "Sozialer Zusammenhalt und Bildung" Erziehungsberechtigte wählen, ob ihr Kind eine allgemeine dargestellt. Schule oder ein sonderpädagogisches Bildungs- und Bera- tungszentrum besucht. Die Stadt Karlsruhe wird dabei für die bauliche Barrierefreiheit, die Organisation der Schülerbeförde- Bildung und Betreuung rung und adäquate pädagogische Betreuungsangebote sorgen müssen. Bildung, Ausbildung und Qualifikation bilden zunehmend zentrale Voraussetzungen für ein auskömmliches Einkommen Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den und eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe. Kindergarten Strategien im Bereich "Sozialer Zusammenhalt und Bildung" und Schule als Lern- und Lebensorte sehen sich vor diesem dargestellt. Hintergrund wachsenden Aufgaben und neuen pädagogi- schen Anforderungen ausgesetzt. Fakt ist aber auch: Gerade in Deutschland ist der Bildungserfolg in hohem Maße vom Bildungsstand und vom sozioökonomischen Status der Eltern Kultur abhängig. Kunst und Kultur waren von Anbeginn an prägende Elemente der Karlsruher Stadtentwicklung (Hoftheater, fürstliche Samm- Konsequenzen für Karlsruhe lungen, später Bürgerkultur). An der Bedeutung von Kunst und Kultur hat sich seitdem nichts verändert. Kunst und Kultur Das bisherige Ganztagsangebot in Karlsruhe durch Horte hat machen die Stadt attraktiver und gestalten das gesellschaftli- die Kapazitätsgrenze erreicht. Weitere Hortgruppen können che Miteinander. Die Begegnung mit Kunst, Kultur und histori- nicht eingerichtet werden. Schulgebäude sind nicht auf einen schem Wissen wirkt wertesetzend und persönlichkeitsbildend. Ganztagsbetrieb ausgelegt, Mensen und Aufenthaltsbereiche In den letzten Jahren entwickelte sich die Kultur im Wettbe- müssen neu eingerichtet werden - etwa in freiwerdenden werb der Städte in wachsendem Maße zu einem Image- und Räumen ehemaliger Hauptschulklassen. Standortfaktor. Die unverwechselbare Identität einer Stadt,

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ihre Attraktivität definieren sich stark über ihr kulturelles An- unter anderem auch als Standortfaktor auszubauen. Bei den gebot und auch Erbe - auch wenn künstlerische Kreativität rasanten Entwicklungen in diesem Bereich gilt es, nicht den einerseits und das allgemeine Verständnis von Kunst und Kul- Anschluss zu verlieren. tur andererseits einem grundlegenden Wandel unterworfen war. Faktoren wie Demografie, Digitalisierung, Medienorien- Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den tierung, Internationalisierung gepaart mit kultureller Vielfalt, Strategien im Bereich "Kultur"dargestellt. zunehmende Mobilität, wachsende Individualisierung, Verlust von „Beheimatung“ und Schwächung traditioneller Bindungen hatten und haben ihre Wirkungen hinterlassen. Freizeit und Sport Der europäische Kulturbegriff entwickelt sich zu einem inter- kulturellen Dialog, die künstlerische Produktion und Vernet- Gewandelte Lebensstile und neue urbane Milieus besitzen zung wird immer globaler. Gleichzeitig besteht die Gefahr, ein verändertes Freizeitverhalten und stellen unterschiedliche dass durch die Auflösung des herkömmlichen Kultur- und Ansprüche und Erwartungen an Freizeiteinrichtungen und Bildungskanons zunehmend mehr Menschen den Zugang zu -angebote. Individualität, Selbstentfaltung und die Abkehr von Kulturgütern verlieren. festen Organisationsstrukturen werden das Nutzerverhalten immer stärker prägen. Konsequenzen für Karlsruhe Konsequenzen für Karlsruhe Kulturarbeit in Karlsruhe muss auf diese Veränderungen reagieren und sowohl den Karlsruherinnen und Karlsruhern Das öffentliche Grün und die Freiräume in Karlsruhe müssen als auch den regionalen und internationalen Gästen ein ent- auf die neuen Ansprüche weiter entwickelt werden, sollen sie sprechendes Angebot bieten sowie Räume für künstlerisches attraktiv bleiben. Bewegungsräume in allen Stadtteilen gewin- Schaffen unter veränderten Bedingungen ermöglichen. Ein nen an Bedeutung, und zwar sowohl für Kinder und Jugend- vielfältiges Kulturangebot auf hohem Niveau kann weiterhin liche, für die größer werdende Gruppe der Seniorinnen und nur durch Förderung, Vernetzung und Zusammenarbeit aller Senioren, aber auch für die steigende Zahl der beruflich stark Akteure im Kultur- und Kreativbereich gewährleistet werden. eingebundenen, aber individualistisch ausgerichteten jungen Die Öffnung der Kultureinrichtungen hin zu Aufenthaltsorten, „Urbaniten“. In Karlsruhe wird es darauf ankommen, Versor- die rund um die Uhr zugänglich sind, wird den neuen Lebens- gungsunterschiede zu egalisieren und Defizite in benachteilig- stilen entsprechend an Bedeutung gewinnen. Daneben muss ten Stadtteilen auszugleichen. Dazu gehört vor allem auch die das kulturelle und geschichtliche Erbe der Stadt und Region Versorgung mit höherwertig ausgestatteten Ballspielplätzen, bewahrt, den heutigen Formen entsprechend überliefert und Fahrrad-, Skateboard- und Inlinerparcours, Bouleplätzen und der Bevölkerung ansprechend zugänglich gemacht werden. Fitnessparcours. Dazu zählen auch der Erhalt der Bausubstanz und die Sanie- rung von Kultureinrichtungen, die nicht mehr den modernen Konflikte zwischen dem Wunsch nach einem verträglichen Baubestimmungen entsprechen. Miteinander verschiedener Freizeitaktivitäten im gleichen Raum (etwa Spazierengehen, Radfahren, Skaten, Hund aus- Darüber hinaus soll der wachsenden Bedeutung der Kul- führen) und dem ausgeprägten Verlangen der Bürgerschaft tur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe verstärkt Rechnung nach Ruhe, Sauberkeit und Sicherheit werden sich nicht ver- getragen werden. Hier wird Karlsruhe sich der überregionalen meiden lassen. Der Bedarf über Moderationsverfahren zu Konkurrenz um die Beheimatung der kreativen Klasse sowie einem einvernehmlichen Interessenausgleich und/oder einer der kreativen Köpfe stellen und ihr die notwendigen Freiräume Priorisierung zu kommen, wird voraussichtlich deutlich zunehmen. zur kreativen Gestaltung bieten müssen. Dabei spielt die Ver- bindung von Kunst und Technologie als Karlsruher Markenzei- chen, prominent vertreten durch das international anerkannte ZKM, sowie die zahlreichen Hochschulen eine entscheidende Rolle. Diese Stärke und die damit verbundenen internatio- nalen, nationalen, regionalen und lokalen Netzwerke sind stadt Karlsruhe | 25

Bürgergesellschaft und lokale Demokratie

Trend- und Zukunftsforscher konstatieren eine verstärkte Sehn- sucht der Menschen nach Sinnstiftung und lokalen Bezügen: Angesichts einer als unübersichtlich empfundenen globalisier- ten Wirtschaft und einer schwer durchschaubaren Bürokratie finden die Rückbesinnung auf Gemeinschaft und moralische Werte, auf Gemeinwohl und Solidarität zunehmend Beach- tung5. Mit der gewachsenen Skepsis gegenüber Staat und Wirtschaft gehen Zweifel an der Legitimität politischer Ent- scheidungen einher sowie die Forderung der Bürgerinnen und Bürger nach mehr Mitsprache6. Gleichzeitig entwickelt sich die Wahlbeteiligung als klassische Form der politischen Betei- Parallel gilt es, die derzeitige Freizeitinfrastruktur (etwa Bäder ligung rückläufig. Seit den 1980er Jahren sind immer weniger oder Sportstätten) sowie Angebot und Struktur der 215 Sport- Bürgerinnen und Bürger in politischen Parteien organisiert. vereine zu überprüfen, zu modernisieren und neu auszurichten Derzeit besitzen nur noch zwei von 100 Bundesbürgern ein - bei gleichzeitig steigender Konkurrenz durch kommerzielle Parteibuch7. Auch die Bindungskraft von Verbänden, Gewerk- Anbieter, wie Fitnessclubs. Bei der Vielzahl an Grün- und schaften, Vereinen und Kirchen nimmt ab. Freiräumen, Wegen, Bädern und Sportanlagen müssen bei Unterhaltung, Modernisierung und Neubau Prioritäten gesetzt Spätestens die Protestbewegung gegen Stuttgart 21 hat ande- werden. rerseits deutlich gemacht, dass Bürgerinnen und Bürger eine stärkere direkte Beteiligung an politischen Entscheidungspro- Insbesondere die Sportvereine stehen in den kommenden Jah- zessen einfordern - man will mitreden, ohne dazugehören zu ren durch die Veränderungen der Schullandschaft (8-jähriges müssen8. Die Folge: Bundesweit wird eine neue Beteiligungs- Gymnasium, Ausbau der Ganztagsschulen) vor ganz neuen kultur und Bürgerorientierung gefordert und konzeptionell Herausforderungen. Die frei verfügbare Nachmittagszeit von erarbeitet (vgl. beispielsweise den vhw-Kongress „Vom Veto Schülerinnen und Schülern für Sport- und Bewegungsaktivi- zum Votum: mehr Dialog für mehr Demokratie!“ am 6. Ok- täten wird immer knapper. Das wird einerseits neue, flexible tober 2011 oder die Arbeitsgruppe Bürgermitwirkung des Modelle der Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen Städtetags Baden-Württemberg). Bund und Länder wollen die erfordern. Andererseits wird sich den Karlsruher Sportvereinen Öffentlichkeitsbeteiligung bei Großvorhaben stärken. mit 80.000 Mitgliedern die grundsätzliche Frage stellen, wie sie durch eine stärkere Zusammenarbeit mit Institutionen im Stadtteil (etwa Jugendheime, Senioreneinrichtungen, Ärzte, Kirchen oder Schulen) weiter attraktiv bleiben können. Eine Möglichkeit könnte die Öffnung der Sportanlagen für die Freizeitgestaltung und Naherholung der Bevölkerung und die 5 Wenzel, Eike et al in Kooperation mit dem Institut für Trend- und Anbindung der Sportanlagen an Angebote, wie beispielsweise Zukunftsforschung (ITZ) 2012: S. 190. 6 81% der Deutschen wünschen sich mehr Beteiligungs- und Laufstrecken, sein. Mitspracherechte (vgl. Bertelsmann Change, Das Magazin der Bertelsmann Stiftung, Ausgabe 2/2011 Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den 7 Quelle: www.demokratie-deutschland-2011.de/partizipation-und- engagement.php am 09.08.2011 Strategien im Bereich "Sport und Freizeit" sowie "Umwelt, 8 Sarcinelli, Ulrich 2011: Politische Kommunikation in der Bürgergesellschaft, Klimaschutz und Stadtgrün" dargestellt. Vortrag vhw-Verbandstag in Berlin am 6. Oktober 2011.

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Der Begriff Bürgergesellschaft steht dabei für umfassendere Neben Maßnahmen auf Grundlage gesetzlicher Regelwerke demokratische Teilhabe auf der Basis von Eigeninitiative und sind für die Zukunft daher Strategien erforderlich, die zu einer Selbstorganisation außerhalb von unmittelbaren staatlichen Minderung des Verkehrsaufkommens führen und gleichzeitig und wirtschaftlichen Einflüssen. Bürgerschaftliche Aktivitäten uneingeschränkte Mobilität ohne negative Begleiterscheinun- können sich dabei zum einen auf das gemeinsame Engage- gen ermöglichen. ment von Bürgerinnen und Bürgern zur Lösung von Problemen beziehen, die vom Staat, vom Markt oder von den Familien Neue Bauflächen für Wohnen und Gewerbe, Bau von Ver- nicht ausreichend lösbar sind („mit anpacken“) und zum an- kehrstrassen und der Klimawandel führen in Deutschland zu deren auf die politische Einflussnahme der Bürgerschaft auf einem Verlust von heimischen Tier- und Pflanzenarten. Markt und Staat („mitbestimmen“)9. Eine wachsende Gruppe stellen dabei Personen in der Phase nach der Berufstätigkeit Konsequenzen für Karlsruhe dar: Für einen Großteil der Menschen verlängert sich dieser Lebensabschnitt – bei guter Gesundheit, gutem Einkommen Übergeordnetes Ziel muss es auch in Karlsruhe sein, den und positiver Lebenseinstellung. Dies eröffnet den Kommunen Flächenverbrauch in freier Landschaft erheblich zu reduzie- die Chance, wertvolle Ressourcen für die Gemeinschaft zu ren und den Schwerpunkt der städtebaulichen Entwicklung aktivieren. weiterhin auf die Innenentwicklung zu lenken. Aufgrund der wachstumsbedingt starken Konkurrenz unterschiedlicher Nut- Konsequenzen für Karlsruhe zungsarten (Wohnen, Wirtschaft, Freizeit, Infrastruktur) um die begrenzten Flächen in der Stadt geraten dabei allerdings Für die Stadt Karlsruhe gilt es daher, sowohl bürgerschaftliches Grün- und Freiflächen im Stadtgebiet unter Druck. Engagement zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen als auch Bürgerbeteiligung im Sinne von Information, Mitwir- Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in kung und Mitbestimmung noch stärker zu ermöglichen und den Strategien im Bereich "Umwelt, Klimaschutz und damit lokale Demokratie zu fördern. Stadtgrün"dargestellt.

Ansätze für zukünftiges Handeln sind insbesondere in den Strategien im Bereich "Bürgergesellschaft"dargestellt.

Umwelt, Klimawandel und Energiewende

Die für den Klimawandel verantwortlichen Treibhausgas- Emissionen haben ihren historisch höchsten Wert erreicht. Die globalen Auswirkungen des Klimawandels machen sich deutlich schneller und stärker bemerkbar als ursprünglich an- genommen. Auch in Karlsruhe werden die Auswirkungen in zahlreichen (derzeit noch vielfach unbekannten) Lebensberei- chen deutlich werden.

Deshalb sind auf lokaler Ebene bereits intensive Bemühungen angelaufen, mit Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Aus- stoßes zum Schutz des Klimas beizutragen. Die eingeleitete Energiewende erhöht zusätzlich den Druck, beim Ausbau erneuerbarer Energien und der Steigerung der Energieeffi- zienz rasche Fortschritte zu erreichen. Parallel hierzu wird untersucht, mit welchen Maßnahmen eine Anpassung an den Klimawandel erfolgen kann.

Daneben steigen in den Ballungsräumen die Schadstoffbe- lastung der Luft und die Belastung durch Lärm stetig an. Normwerte, die die Bevölkerung vor gesundheitlichen Schäden schützen sollen, werden verbreitet überschritten. In erster Linie ist hierfür der PKW- und Schwerlastverkehr verantwortlich.

9 Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Zivilgesellschaft, http://de.wikipedia.org/ wiki/Bürgergesellschaft. stadt Karlsruhe | 27

Bund und Ländern den Druck auf die Kommunalfinanzen Finanzielle Rahmen- weiter erhöhen. Beispielsweise könnte etwa das Land Baden- Württemberg im Bemühen um eine Sanierung des Landes- bedingungen haushalts Zuschüsse an die Kommunen kürzen. Die Kommunen profitieren derzeit von der guten wirtschaftli- Neben den laufenden Aufwendungen schlägt das investive chen Lage in Deutschland und deren positiven Auswirkungen „Pflichtprogramm“ für Schulen, Straßen und Stadtentwässe- auf den Arbeitsmarkt. Im Wesentlichen macht sich dies bei der rungsanlagen zu Buche. Hinzu kommen Projekte, deren Finan- Gewerbesteuer, dem Anteil an der Einkommens- und Umsatz- zierung bis ins Haushaltsjahr 2020 reicht - so zum Beispiel der steuer sowie speziell in Baden-Württemberg am kommunalen Umbau des Tullabads in ein Exotenhaus, Sanierungs- und Um- Finanzausgleich bemerkbar. Darüber hinaus erhalten die Kom- baupläne aus dem Bäderkonzept, der Neubau der Feuerwache munen zukünftig höhere Kostenansätze durch den Bund für mit Rettungsleitstelle, der Aus- und Umbau des Badischen die Grundsicherung im Alter und Erwerbsminderung sowie Staatstheaters und des Wildparkstadions, neue Räumlichkeiten für die Kosten der Unterkunft. Das Land Baden-Württemberg für das Badische Konservatorium, der Aus- und Umbau des beteiligt sich mit einem höheren Kostenanteil an der Kleinkin- Prinz-Max-Palais, die Sanierungsmaßnahmen am ZKM oder die derbetreuung der 0- bis 3-Jährigen. Diese Umstände führen Übernahme von Straßenbauwerken aus der Kombilösung. auch in Karlsruhe zu einer verbesserten Finanzlage. Wurden in den vergangenen Jahren Investitionen im Wesent- Dennoch hat die Finanz- und Wirtschaftskrise der jüngsten lichen durch vorhandene liquide Mittel finanziert, ist für die Vergangenheit ihre Spuren in den kommunalen Kassen hinter- Umsetzung künftiger Vorhaben eine Bruttoneuverschuldung lassen. Und die Auswirkungen der gegenwärtigen Turbulenzen nicht auszuschließen. Mit Rücksicht auf kommende Genera- im Euro-Raum sind noch nicht mit Sicherheit kalkulierbar, was tionen lautet die Devise: Nicht alles Wünschenswerte lässt sich eine langfristige Finanzplanung erschwert. Trotz der aktuell auch finanzieren. guten Wirtschaftsdaten muss die Haushaltskonsolidierung landauf, landab weiter fortgeführt werden, um die angehäuf- Die Verwaltung hat die Herausforderung einer stetigen Auf- ten Schulden abzubauen und den kommenden Generationen gabenkritik angenommen: Abläufe werden analysiert, Pro- Gestaltungsspielräume zu ermöglichen. zesse verbessert und Synergien angestrebt, die Infrastruktur optimiert und das Leistungsangebot qualitativ wie quantitativ Konsequenzen für Karlsruhe auf den Bedarf ausgerichtet. Ohne die langfristige Sicherung ausreichender Gewerbesteuereinnahmen werden die Konso- Auch in Karlsruhe kann trotz der aktuell guten Finanzsituation lidierungsmaßnahmen innerhalb der Verwaltung aber nicht noch keine Entwarnung gegeben werden. Neben der unsiche- ausreichen, der Stadtentwicklung in allen Bereichen dynami- ren wirtschaftlichen Entwicklung könnte auch die vereinbarte sche Impulse zu ermöglichen. Schuldenbremse zur Begrenzung der Neuverschuldung von

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image der stadt karlsruhe profilierung der stadt karlsruhe

len Themen auf seine Vorreiterrolle als Sitz vieler herausragen- Ausgangslage der Institutionen und bei den emotionalen Themen auf sein durch badische Gelassenheit geprägtes Lebensgefühl. Für die Profilierung einer Stadt ist die Definition eines klaren Profils - eines Leitmotivs - von entscheidender Bedeutung. Ziel Innerstädtische Freiräume, citynahe Waldgebiete sowie hoch- der Profilierung ist es, die besondere Eigenart der Stadt besser wertige Kunst- und Kulturangebote sprechen für die Lebens- sichtbar zu machen. Einerseits dient dies zur Stärkung der qualität in Karlsruhe. Daneben werden eine diversifizierte Bil- Stadtidentität nach innen und andererseits zur besseren Wahr- dungslandschaft und interessante Arbeitsplätze in Wirtschafts- nehmbarkeit der Stadt nach außen. Mit dem Leitmotiv werden und Forschungsunternehmen geboten. die relevanten Aspekte von Karlsruhe unter einem zusammen- fassenden Blickwinkel kommuniziert. Für das Leitmotiv der Basis für die Innovation ist bereits die Geschichte der Stadt: Stadt wird mit dem Stadtjubiläum 2015 die Chance genutzt, Aus einer Idee geboren und am Reißbrett erfunden, war be- eine solche nachhaltige Neupositionierung von Karlsruhe nach reits mit ihrer Gründung die Innovation verbunden. Dieser innen aufzubauen und nach außen zu kommunizieren. Charakter setzt sich fort durch bedeutende aus der Stadt hervorgegangene Erfinderpersönlichkeiten sowie bis heute in Grundlage für das Leitmotiv sind die folgenden vier Stärken relevanten Technologien, Künsten und demokratischen Prozes- Karlsruhes: sen die weltweit Anwendung finden.

. Technologie und Wissenschaft, Dieses Vorreiter-Image wird ausgewogen und positiv vermittel- bar, wenn die besonders guten Lebensbedingungen und die . Kunst und Kultur, landschaftlich schöne Lage mit der emotionalen Gelassenheit . Demokratie und Recht, gleichermaßen kommuniziert werden.

. Lebensqualität. Für Karlsruhe besteht die Chance, sich bundesweit und inter- national zu positionieren. Hierzu tragen verschiedene Projekte Karlsruhe profiliert sich als Stadt mit seiner einzigartigen Kom- aus allen Handlungsfeldern des „Integrierten Stadtentwick- bination von wissenschaftlicher und künstlerischer Innovation lungskonzepts Karlsruhe 2020“ bei. sowie hoher Lebensqualität. Damit setzt Karlsruhe bei rationa- stadt karlsruhe | 33

. Kunstaustellung „Globale“ des ZKM Ziele Start der Ausstellung zum Stadtjubiläum 2015. Technische Innovationen, allen voran das Internet, bilden die Voraus- . Überregionale, bundesweite und internationale Profilie‑ setzung für eine weltweite Vernetzung, die sich auch im rung, um für Unternehmen, Investoren, Fachkräfte, Studie- Kunstschaffen spiegelt. Die Ausstellung wird von zahl- rende und Touristen interessant zu sein (Außenwahrneh- reichen Veranstaltungen im Stadtraum begleitet. Die mung), „Globale“ knüpft in neuer Form an die Tradition der . Stärkung der Identifikation der Bürgerinnen und Bürger international renommierten „Multimediale“ an und ist mit der Stadt (Innenwahrnehmung), wiederkehrend angelegt.

. einheitliche Vermarktung der Karlsruher Stärken . Wissenschaftsfestival unter einer Dachmarke. Mit dem Titel EFFEKTE präsentiert sich ein neues Format, das im zweijährigen Turnus stattfinden soll. Die enge Zusammenarbeit der Karlsruher Wissenschaftsein- richtungen mit ihren spezifischen Stärken, gepaart mit einer bürgernahen Konzeption, dient dem Ziel, aus Strategische Ansätze EFFEKTE eines der eindrucksvollsten Wissenschaftsfestivals . Strukturierte Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei in Deutschland zu machen. Das Festivalkonzept gewann der Imageentwicklung. im Jahr 2012 für Karlsruhe den Titel „Stadt der Wissen‑ schaft 2013“. . Kooperativer Ansatz unter Beteiligung von Unternehmen, Kulturinstitutionen sowie Forschung und Hochschulen. . 300 Jahre Karlsruhe Das Jubiläum 2015 ist Ziel- und Kristallisationspunkt für die städtische Imagebildung um das Begriffspaar Innovation und Lebensqualität. Durch innovative hochwertige Inszenierungen im öffentlichen Raum, wie auch die Projekte aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger sowie . Stadtgeburtstage der in Karlsruhe ansässigen Institutionen, sollen die Um den 17. Juni, dem „Tag der Grundsteinlegung der Akzente und Formate des Festivalsommers (vom 17. Juni Stadt“, wird ein Wochenende ein Fest der Bürgerschaft bis 24. September 2015) nachhaltig in der Stadtgesell- veranstal­tet. Wichtig ist hierbei der unkommerzielle Cha- schaft verankert bleiben. Die Größenordnung des Festival- rakter der Veranstaltung. Zu einem stadtrelevanten Thema sommers soll der Stadt nationale, und in ausgesuchten engagieren sich Vereine, Institutionen und Künstler zu Spezialthemen internationale, Aufmerksamkeit sichern. diesem traditionell durch das Stadtmarketing konzipierten . Kommunikation des strahlenförmigen Stadtgrundrisses. Ereignis. Das Fest dient der nachhaltigen Identifikation der Bürgerschaft mit „ihrer“ Stadt und der Zusammenfüh- . Alle innovativen Projekte aus Karlsruhe. rung von Stadt und Region. 34 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

Wirtschaft und arbeit zukunftsfähiger wirtschaftsstandort

Know-How-Transfer zwischen Wissenschaft, Forschung und Ausgangslage Unternehmen bieten unternehmerische Mehrwerte, die für Karlsruhe prägend sind und zur positiven Entwicklung beitra- Der Wirtschaftsraum Karlsruhe und die TechnologieRegion gen. Die Herausforderung wird sein, sich im Wettbewerb der sind derzeit gut aufgestellt. Dies belegen die Wirtschafts- Regionen als Wirtschaftsstandort weiterhin zu behaupten. strukturdaten und die Rückmeldungen von Unternehmen. Es Regionale, nationale und globale Mitbewerber haben enorme wird jedoch auch deutlich, dass Karlsruhe sich im globalen Entwicklungssprünge hinter sich und werden zukünftig mit Standortwettbewerb befindet und somit Antworten auf welt- großen Schritten an den bisherigen Marktführern vorbei zie- weite Entwicklungen wie lokale Anforderungen finden muss, hen, die sich nicht entsprechend weiterentwickeln. Für Karlsru- um seine Position zu festigen und auszubauen, damit auch he und die TechnologieRegion bedeutet dies, sich gemeinsam zukünftig Perspektiven für die Bevölkerung im Rahmen der verstärkt den wirtschaftlichen Herausforderungen zu stellen Daseinsvorsorge geboten werden können. Der Einklang von und Instrumente zu entwickeln, die Wachstum und Wohlstand Lebens- und Wirtschaftsraum ist dabei im Besonderen zu be- der Region im internationalen Standortwettbewerb langfristig achten. Deshalb sind Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der sichern. Handlungsrahmen, in dem sich die gegenwärtige und zukünf- tige Entwicklung bewegt und der auch für die Wirtschaftsför- derung Karlsruhe Richtschnur ist. Die Positionierung Karlsruhes als High-Tech-Schmiede, For- Ziele schungs- und Wissenschaftsstandort und Innovationszentrum, ohne die wichtige industrielle und handwerkliche Basis zu . Wichtigstes Ziel der Strategie ist die Verbesserung der vernachlässigen, hat zu einem stabilen wirtschaftlichen Fun- ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der dament geführt, das auch die jüngsten Krisenzeiten bravourös Bevölkerung am Standort Karlsruhe durch die Sicherung gemeistert hat. Diese Stärken gilt es auch zukünftig auszubau- und Verbesserung des Arbeitsplatzangebotes. en und mit neuen Entwicklungskomponenten zu versehen. . Erhöhung der Wirtschaftsfreundlichkeit auf allen Ebenen. Auch in Zukunft wird die Stadt Karlsruhe Themen wie Be- standspflege, Erhöhung wirtschaftsfreundlicher Rahmenbedin- . Zudem hat die Stadt Karlsruhe mit ihren Partnern aus gungen, Infrastrukturausbau und Steigerung der Attraktivität Forschung und Wirtschaft das Ziel formuliert, durch für potenzielle Investoren intensiv abdecken. Frühzeitig wurde den effizienten Einsatz neuester Technologien die jedoch erkannt, dass ein moderner Wirtschaftsstandort mehr Lebensqualität für die Menschen und die Innovations- als die klassischen Dienstleistungen bieten muss. Aktionsfelder fähigkeit der Unternehmen in der Stadt zu steigern, wie Cluster- und Netzwerkaufbau, Steigerung der Attrakti- innovative Geschäftsmodelle mit Leuchtturmcharakter zu vität für Fach- und Nachwuchskräfte, Unterstützung beim entwickeln und internationale Strahlkraft zu erzeugen. stadt karlsruhe | 35

. Karlsruhe sollte mit seinen Stärken ein Testfeld für die 2. Ansiedlungs- und Standortmarketingstrategie Ideen der Zukunft werden und sich somit als einer der Innovationsschwerpunkte in Deutschland empfehlen. . Ansiedlung von Unternehmen und Institutionen sowie Unterstützung von Investoren, . Es gilt national und international die Sichtbarkeit Karlsruhes als herausragenden Wissenschafts- und . Vermarktung des Wirtschaftsstandorts Karlsruhe, Technologiestandort auszubauen. . Regionale Zusammenarbeit. . Verbesserung der Rahmenbedingungen für Existenzgrün‑ Der „zukunftsfähige Wirtschaftsstandort Karlsruhe“ ist für die dungen als Investition in und wesentliche Entwicklungs‑ Stadt Karlsruhe keine ausschließliche Aufgabe der Wirtschafts- größe für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts förderung Karlsruhe. Vielmehr sind Akteure z.B. aus Verwal- Karlsruhe. tung, Politik, Institutionen und nicht zuletzt der Unternehmer- schaft aufgerufen, die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts im Sinne der Daseinsgrundfunktionen zu unterstützen und zu Strategische Ansätze gestalten.

Für einen zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort gilt es, zwei übergeordnete strategische Handlungsansätze zu verfolgen: Projekte 1. Bestandsentwicklungsstrategie Neben den nachfolgend aufgeführten Projekten finden sich . Förderung des Wachstums der Karlsruher Unternehmen weitere Inhalte das Themenfeld „Wirtschaft und Arbeit“ durch Unterstützung entlang des gesamten Unterneh‑ betreffend in den Kapiteln „Hochschulen, Wissenschaft, For- menszyklus, schung und innovative Technologien (SmarterCity Karlsruhe)“ sowie „Regionale und überregionale Zusammenarbeit“. . Förderung von Existenzgründungen durch aktive Beratung und Begleitung, . Ressourcenoptimiertes Gewerbeflächenangebot Entwicklung, Aktivierung und Vorhalten eines flexiblen, . Aktivierung und Schaffung optimaler räumlicher Entwick- differenzierten und optimal auf die Bedürfnisse der lungsmöglichkeiten für Unternehmen, Unternehmen zugeschnittenen Angebots an Gewerbeflä‑ . Steigerung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der chen und -immobilien durch Innenentwicklung, Neuaus‑ Unternehmen durch Förderung von Innovation sowie weisung von Flächen und ressourcensparenden Industrie- Wissens- und Technologietransfer, bau. Mögliche Standorte werden aufgrund der Nachfrage- präferenzen der Unternehmen insbesondere entlang der . Gezielte Weiterentwicklung der vorhandenen Stärken und Autobahn A5 geprüft. Die Stadt Karlsruhe strebt zudem Kompetenzen des Wirtschaftsraums Karlsruhe in ausge‑ interkommunale Gewerbegebiete an. Potenziale werden wählten Branchen durch Cluster und Netzwerke, hierfür insbesondere in den Bereichen , Ettlin- gen, und gesehen. . Internationale Aktivitäten ausbauen, Karlsruhe ist ein prosperierender Wirtschaftsstandort. . Förderung des innerstädtischen Einzelhandels, der Diesen positiven Entwicklungen muss Rechnung getragen Attraktivität der Innenstadt und Stärkung des Oberzen ‑ werden, indem es den Unternehmen adäquate Entwick‑ trums sowie der Nahversorgung in den Stadtteilen, lungs- und Ansiedlungsmöglichkeiten in Form von gewerb‑ lichen Flächen mit entsprechenden Serviceeinheiten . Unterstützung von Unternehmen bei der Bewältigung des (z.B. Kinderbetreuungseinrichtungen) oder Immobilien Fachkräftebedarfs sowie der Vereinbarkeit von Familie und bietet. Optimierung von Entwicklungsperspektiven im Beruf. Bereich Gewerbe- und Industriestandorte (markt- und nutzungsorientierte Flächengrößen und -qualitäten) sowie Verortungen auch im interkommunalen Kontext sind dabei im Einklang mit den städtebaulichen Zielen der Stadtent‑ wicklung zu schaffen. Der Innenentwicklung kommt hier- bei ein besonderer Stellenwert zu. 36 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

. Regionale Fachkräfteallianz Neue Chancen bietet das Branchenfeld der Kreativwirtschaft. Der Fachkräftemangel entwickelt sich derzeit zu einem Gemeinsam mit dem Kulturamt und der Fächer GmbH hat die ernstzunehmenden wirtschaftlichen Wachstumshemmer. Wirtschaftsförderung das Ziel, die Kreativwirtschaft als poten- Nach Strukturwandel und Arbeitslosigkeit ist in jüngster ziellen Wachstumstreiber zu unterstützen. Dabei sind folgende Zeit die Nachfrage nach Arbeitskräften deutlich gestiegen. Ziele wesentlich: In einigen Berufszweigen werden die Fachkräfte in Karlsruhe bereits knapp. Die enge Zusammenarbeit und - Vernetzung der Kreativwirtschaft untereinander und mit Verzahnung der Akteure im Arbeitsmarkt ist daher sinnvoll etablierten Branchen, und notwendig und sollte in gemeinsamen Aktionen und - Bereitstellung von Beratungsangeboten, Projekten im Rahmen einer regionalen Fachkräfteallianz zum Ausdruck kommen. Daneben trägt die Vereinbarkeit - Verbesserung der Sichtbarkeit der Kreativwirtschaft in von Familie und Beruf dazu bei, die Anzahl der arbeitenden Karlsruhe und des Standortes selbst, Familienmitglieder zu erhöhen. Familienfreundlichkeit kann zum Markenzeichen einer Stadt werden und sich positiv - Förderung von Existenzgründungen. auf Zuzüge von außen auswirken. . Zukunftsfeld eMobilität . Gezielte Weiterentwicklung der vorhandenen Stärken eMobilität ist eines der großen Zukunftsfelder. Karlsruhe und Kompetenzen des Wirtschaftsraums Karlsruhe in kann durch seine hohe Technologiekompetenz (KIT, ausgewählten Branchen durch Cluster und Netzwerke Fraunhofer ICT, ISI) und die innovativen Unternehmen des Cluster werden zunehmend als Kristallisationskerne von Kompetenzfeldes an den komplexen Entwicklungen Teil Innovationen und Wachstum gesehen, die durch räumliche haben und die Zukunft der Mobilität mitgestalten. Nähe und Vernetzung die Qualität und Wettbewerbsfähig‑ keit der beteiligten Wirtschaftsakteure fördern und den Getrieben durch die Initiative „SmarterCity Karlsruhe“ hat Wirtschaftsstandort insgesamt durch aktiven Standort- sich bereits der „Runde Tisch eMobilität“ formiert. Das neu und Strukturwandel zukunftsfähig und seine Exzellenz eröffnete eMobilitätszentrum Karlsruhe sorgt schon heute sichtbar machen. für eine gemeinsame Verortung wichtiger eMobilitäts- Player und macht das Zukunftsfeld auch für die Bevölke‑ Durch gezielte Weiterentwicklung der vorhandenen Stär‑ rung greifbar. ken und Wachstumstreiber kann die Stadt diesen Prozess durch konsequente Förderung in der Initiierungs- und Auf- Die Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Projekten bauphase unterstützen. hat sich zudem in zwei eingereichten Projekten im Bereich von Flottenversuchen im Wettbewerb „Neue Schaufenster“ Dabei steht im Wesentlichen die gezielte Unterstützung der Bundesregierung niedergeschlagen. Sie sind somit und Förderung folgender Kompetenzfelder im Fokus: Ausdruck für die zukünftigen Möglichkeiten, die sich Karlsruhe und der Region bieten. - CyberForum (Cluster Informations- und Kommunikationstechnologien), . Regionale Zusammenarbeit in der Wirtschaftsförderung - Spitzencluster des BMBF „Embedded Software“, Karlsruhe und die TechnologieRegion sind Teil der trinatio‑ nalen Metropolregion Oberrhein. In dieser grenzüberschrei‑ - Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative, tenden Kooperation liegt das Potential für die internatio- - Automotive Engineering Network (Cluster Automotive), nale Strahlkraft und Sogwirkung der Region im globalen Wettbewerb mit anderen Regionen. - EnergieForum (Cluster Energie und Umwelt), Das Zusammenspiel der Stadt Karlsruhe mit der Technolo‑ - eMobilität (Netzwerk), gieRegion Karlsruhe, aber auch mit den Nachbarn im El- sass im Gebiet der Wirtschaftsförderung soll stärker ausge- - Weiterentwicklung Kreativwirtschaft mit dem Kultur- und baut werden. Es gilt dabei, die bestehenden regionalen Kreativwirtschaftsbüro „K3“. Initiativen zu unterstützen, die gemeinsame Strukturen zur stadt karlsruhe | 37

Verbesserung der Standortbedingungen schaffen, die enge Als Prototypen für die weitere erfolgreiche Zusammen- wirtschaftliche Verflechtungen der Unternehmen in einer arbeit können internationale Projekte wie „CLOE-Clusters Region unterstützen und die bereits jetzt aktiv in die Linked over Europe“ und „IT2Rhine“ oder der regionale Schaffung und den Ausbau von zukunftsfähigen Arbeits‑ Ansatz des eMobilitätszentrums genannt werden. plätzen investieren. 38 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

messe- und kongressstadt karlsruhe

reiche Kongressakquise dar. Aus diesem Grund wurde von der Ausgangslage KMK die Erstellung eines Nutzungskonzepts für das Kongress- zentrum am Festplatz beauftragt. Aufbauend hierauf soll in Karlsruhe hat eine lange Tradition als Kongress-Standort. Zen- einem ersten Schritt im Sommer 2012 die Realisierung der tral innerstädtisch gelegen sind mit den Jahren verschiedene innenarchitektonischen Aufwertung der Stadthalle durch die Bauabschnitte realisiert worden, die dem Messegeschäft ne- städtischen Gremien beschlossen werden. ben dem klassischen Kongress- und Veranstaltungsgeschäft Rechnung getragen haben. Ein Meilenstein für den Standort Für eine erfolgreiche Kongress- und Messeakquise ist neben Festplatz war der Bau und die Einweihung des Kongresshotels den infrastrukturellen Rahmenbedingungen (Faszilitäten, mit direkter Anbindung an die Stadthalle im Jahr 2002. Catering, Hotellerie, Verkehrsanbindung) das Image einer De- stination, auch im touristischen Bereich, relevant. Hier gilt es, Das Kongressgeschäft liegt nahezu ausschließlich in den Hän- weiterhin konsequent am Innen- und Außenbild Karlsruhes zu den von oftmals wiederkehrenden Veranstaltern. Standortaffi- arbeiten. ne Themen sind Akquise-Aufhänger für Veranstalter, wie z.B. medizinische Gesellschaften, wissenschaftliche Einrichtungen, Verbände, politische und andere Institutionen, Einzelfirmen und professionelle Kongress- und Veranstaltungsorganisatoren (PCOs). Auch das Messegeschäft lag in der Vergangenheit in Ziele der Hand von Gastveranstaltern. Übergeordnete Ziele: Große Anstrengungen, besonders in der jüngsten Vergangen- . Messen und Kongresse müssen als strategisches Kommuni- heit, zeigen jedoch Wirkung. Die Messe gewinnt an Stärke kationsinstrument der Stadt wahrgenommen werden. In und ist dabei, der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung und durch Messen können standortaffine Themen trans‑ Rechnung zu tragen. portiert und ambitionierte Themen aus Karlsruher Projek‑ Die Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH (KMK) ist heute ten zu Umwelt, Verkehr etc. mit befördert werden. mit einem breit gefächerten Portfolio an Fachmessen und . Stadt, Bürger, Wissenschaft und Wirtschaft sollen Messen Special-Interest-Messen am Markt, das es gemeinsam mit und Kongresse gemeinsam als Bühne für ein innovatives Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken und weiter auszu- Karlsruhe nutzen. bauen gilt. Mit der Messe Karlsruhe hat die TechnologieRegion ein Schaufenster, einen Marktplatz für die neuesten, innova- . Gezielte Kommunikation und positive Besuchererlebnisse tivsten Produkte und Dienstleistungen. Gleichermaßen ist sie sollen zur Identifikation der Stadt sowie ihrer Mitbürger- ein Erlebniszentrum für die Karlsruher Bürgerinnen und Bürger. innen und Mitbürger mit ihrer Kongress- und Messestadt führen. Hochwertige Fachveranstaltungen konnten für Karlsruhe ge- wonnen werden. Sie sind Plattform für Politik, Wissenschaft, . Das Kongresszentrum am Festplatz soll als zentrales Forum Wirtschaft und Handel. Veranstaltungen wie beispielsweise die für den Wissens- und Forschungsstandort Karlsruhe ausge‑ IG Metall Gewerkschaftstage und der CDU-Parteitag bedeuten baut werden, um eine bessere Außen- und Innenwahrneh‑ immer auch eine besondere Aufmerksamkeit für die Technolo- mung von Karlsruhe als Kongress- und Wissenschaftsstadt gieRegion Karlsruhe. zu erreichen.

750.000 Besucher jährlich bei über 300 Veranstaltungen ma- . Die KMK möchte ihr Image als professioneller Veranstal‑ chen die KMK heute zum größten „Ort für Kommunikation“ tungspartner für zukunftsorientierte Themen mit höchster in Karlsruhe und der Region. Um diese Entwicklung weiterhin Kundenorientierung weiter ausbauen. sicherzustellen sind jedoch mittelfristig Investitionen nötig. Der nicht mehr zeitgemäße Zustand der Stadthalle und des Festplatzgeländes stellt ein deutliches Problem für eine erfolg- stadt karlsruhe | 39

Konkrete Ziele: Stadt: . eine steigende Auslastung der Faszilitäten, . Schärfung des Karlsruher Profils als Messe- und Kongressstadt. . hohe Besucher- und Ausstellerzahlen, . Durch die Umsetzung des „Nutzungskonzepts Festplatz“ . eine zunehmende Überregionalität bzw. Internationalität und durch den Umbau und die Modernisierung der der Veranstaltungen, Stadthalle sollen die städtischen Hallen als langfristiger Standort für das Kongressgeschäft der KMK gestärkt . eine wirtschaftliche Verbesserung des Unternehmenser‑ werden. gebnisses, . Auch vor dem Hintergrund, dass die Messe Stuttgart . eine noch intensivere Vernetzung mit Politik, Wirtschaft zukünftig über eine direkte ICE-Anbindung verfügt, muss und Wissenschaft, die verkehrstechnische Anbindung der Messe Karlsruhe . eine positive Außendarstellung und damit einhergehend an Bahnhof und Innenstadt sowie zum Baden-Airport durch die Stadt forciert werden. Dies ist eine unabdingbare . eine Verbesserung des KMK-Image. Voraussetzung für eine Expansion am Standort Messe.

. Auf die Verbesserung der Hotelsituation ist dringend hinzuwirken (weitere 4-Sterne-Hotels und ein 5-Sterne- Strategische Ansätze Haus im Stadtzentrum sowie ein „Messe-Hotel“). . Schaffung eines veranstaltungsfreundlichen und unbüro‑ KMK: kratischen Umfeldes seitens der städtischen Einrichtungen . Gezielte Informations- und Kommunikationsstrategie zur und ihrer Verantwortlichen. positiven Wahrnehmung der KMK und ihrer Veranstaltun‑ . Aktives Bewerben der Messe- und Kongressstadt gen innerhalb Karlsruhes und der Region. Karlsruhe durch städtische Funktionsträger in Gremien, . Durch die hohe kommunikative Streuwirkung sowohl in Verbände, Institutionen und Politik hinein. die Region als auch in internationaler Branchenfachpresse werden Themen aus der Region für den Weltmarkt trans‑ portiert. Projekte . Ausbau bestehender Kooperationen wie KMK-KIT und KMK-Städtisches Klinikum. . Die KMK ist mit Messen und Kongressen Multiplikator und Präsentationsplattform für Themen des Integrierten . Zusammenarbeit mit weiteren Initiativen und Clustern, Stadtentwicklungskonzepts Karlsruhe 2020, wie zum national wie international (z.B. SmarterCity Karlsruhe). Beispiel der IT-Trans, der WTT Expo mit EnergieForum, dem Deutschen Anwaltstag 2016, der jährlichen Verbraucher‑ . Getreu dem KMK-Motto „Ideen verbinden“ und durch die messe offerta, der artKARLSRUHE etc. enge Kooperation mit Forschung und Wirtschaft sollen zukunftsweisende Themen aufgegriffen und in Fachmessen . Umbau und Modernisierung der Stadthalle. und -kongressen umgesetzt werden.

. Umsetzung des Nutzungskonzepts Festplatz. 40 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

hafenstadt karlsruhe

Ausgangslage Ziele

Die Karlsruher Rheinhäfen zählen zur Spitzengruppe in Europa. . Stärkung des Hafens als logistische Drehscheibe für die Mit einem Gesamtumschlag von rund 6 Millionen Tonnen im Region am Mittleren Oberrhein. Jahr gehören sie zu den bedeutendsten Binnenhäfen Europas. Seit 1901 verbinden sie den Wirtschaftsraum Karlsruhe mit . Intensivierung der Vermarktungsaktivitäten. der internationalen Rheinschifffahrt. Sie sind Mittler zwischen . Schärfung des Profils der Rheinhäfen, z.B. durch Ansied‑ den verschiedenen Verkehrsträgern und Bindeglied zwischen lung von Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen. Erzeuger und Verbraucher. So haben sie eine wesentliche Vor- aussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Karls- . Nachhaltige Sicherung des Standortes für Logistik und ruhe und ihres Umlandes geschaffen. Industrie mit einer vielfältigen Angebotspalette. Die Weiterentwicklung der Rheinhäfen wird stark von der mangelnden Flächenverfügbarkeit begrenzt. Bei der Erkun- dung von Flächenreserven bzw. Erweiterungsmöglichkeiten bedürfen geplante Ausweisungen von Schutzflächen für den Strategische Ansätze Naturschutz sowie Emissionskonflikte im Bereich Lärm und . Gerüche einer besonderen Abstimmung. Neben den Vorteilen Raum schaffen für Unternehmen mit entsprechendem für die Stadt Karlsruhe, die die Hafenentwicklung birgt (u.a. Wertschöpfungspotenzial durch aktives Flächenmanage- Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze, etc.), hat der Karlsruher ment und Hafen nicht nur eine regionale sondern auch überregionale . Erschließen von zusätzlichen Flächen durch Optimierung Bedeutung. der Infrastruktur (z.B. durch den Bau von Spundwänden, Zur Stärkung und Weiterentwicklung der Rheinhäfen wurde die Optimierung von Straßen, Schienenverläufen sowie ein Hafenentwicklungskonzept erarbeitet. Auf Basis einer Verladeeinrichtungen und Kais). Detailanalyse des Hafens, seiner Anlieger, der vorhandenen . Ausbau der Kooperation mit dem Hafen Wörth und Suprastruktur sowie weiterer interner und externer Fakto- Nutzung von Synergien. ren wurden dabei konkrete Handlungsempfehlungen für die Rheinhäfen Karlsruhe erarbeitet. Bereits heute lässt sich fest- . Erarbeiten eines Kommunikationskonzepts zur Profilierung halten, dass für die Hafenregion Karlsruhe/Wörth von einer der Häfen nach innen und außen. Steigerung des jährlichen Umschlags von bis zu 2,9 Mio t bis 2025 ausgegangen werden kann. Daraus ergeben sich für die Rheinhäfen die nachfolgenden Ziele. stadt karlsruhe | 41

Projekte

. Die Projekte zur Umsetzung der oben genannten Strategie‑ ansätze werden auf Basis des Hafenentwicklungskonzepts derzeit entwickelt. Weiterhin erfolgt die Teilnahme an einer Arbeitsgruppe der deutschen, französischen und schweize‑ rischen Oberrheinhäfen in einem EU-geförderten Projekt zu den transeuropäischen Netzen (TEN-T). Dieses dient der Verbesserung der Verbindung der Häfen untereinander sowie dem besseren Anschluss der Oberrheinhäfen an die Seehafenhinterlandverkehre. 42 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

hochschulen, wissen- Schaft, forschung und Innovative technologien smartercity karlsruhe

ersten Testfeldern in einer SmarterCity Karlsruhe angewendet Ausgangslage werden. Es befinden sich bereits mehrere Projekte in der Um- setzung bzw. sind bereits abgeschlossen, so z.B. das eMobili- Es existiert bereits eine gute Vernetzung der Akteure aus For- tätszentrum (eMoKa), die Kultur-App und die Baustelleninfor- schung, Wirtschaft und Politik in Karlsruhe und der Technolo- mation zur Kombilösung. Die dadurch mögliche internationale gieRegion. Zusätzlich befinden sich Netzwerke und Koopera- Strahlkraft kann auch zukünftige Investitionen, neue Arbeits- tionen in den Kompetenzfeldern Informationstechnologie (Cy- plätze und innovative Unternehmen generieren. berForum), Automotive / Mobilität (Automotive Engineering Network AEN), Energie (EnergieForum) und Kreativwirtschaft Die Strategie SmarterCity Karlsruhe ist eine Initiative der Stadt in der Weiterentwicklung und Internationalisierung. Karlsruhe und ihrer Partner aus Forschung und Wirtschaft mit Die technologische und wissensbasierte Basis von Karlsruhe dem Ziel, durch den effizien­ ­ten Einsatz neuester Technolo­ ­ durch KIT, die renommierten Hochschulen und Forschungsein- gien die Lebens­qua­lität für die Menschen und die Innovati­ ­ richtungen treffen auf ein seit vielen Jahren entwickeltes un- onsfähigkeit der Unter­neh­men in der Stadt zu steigern. ternehmerisches und gründungsunterstützendes Umfeld. Bürgerschaft, Unternehmen, Studierende - alle sind aufgeru- Neue Lösungen und ganzheitliche Lösungsansätze bei den fen, Ideen zu einer SmarterCity einzubringen. Damit ist ein wichtigen Themen wie Mobilität, Lebensqualität oder Energie- transparenter und innovativer Prozess zur ständigen Weiter- versorgung können in Zukunft aus Karlsruhe kommen und in entwicklung der Stadt gegeben. stadt karlsruhe | 43

Zukunft. Alle Facetten der Elektromobilität wie Energiever- Ziele sorgung, Fahrzeuge, Infrastruktur und Nutzung werden zu einem klaren Profil für die Öffentlichkeit aufbereitet. . Förderung nachhaltiger Innovationen. Die Mobilitätsplattform zum Thema GreenMobility ermög‑ . Effizienter Einsatz neuester Technologien zur Steigerung licht eine CO -reduzierte und umweltfreundliche Anreise der Lebensqualität für die Menschen. 2 zu einem Veranstaltungsort. Die Internetpräsenz bietet

. Steigerung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen in zudem einen CO2-Rechner, welcher die individuellen der Stadt. Emissionen für jede Fahrt berechnen kann. Eine „Ich-Fahr- App“ für SmartPhones erlaubt es, kurzfristig Fahrten mit . Karlsruhe als Testfeld für neue Technologien, Anwen- dem eigenen Auto anzubieten oder Fremdfahrten zu dungen und Geschäftsmodelle der Zukunft ausbilden. finden und ist ein Beispiel, wie neue Technologien Mobili‑ tät in Zukunft umweltfreundlicher gestalten können. Dar- . Nationale und internationale Sichtbarkeit für Karlsruhe über hinaus könnte eine Fahrrad-App entwickelt werden. erhöhen (Investoren, ansiedlungswillige Unternehmen bzw. Kooperations- oder Technologiepartner). . Public Services Die intelligente Interaktion in der Stadt mit Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern steht hier im Vordergrund. Eine Sicherheits- bzw. Nofall-App für DAS FEST, als eine Strategische Ansätze der wichtigsten Großveranstaltungen, soll eine neue zu- kunftsgerichtete Sicherheitsarchitektur im Projekt 7 Cloud . Zusammenarbeit der Stadt Karlsruhe mit Partnern aus der realisieren. Forschung und Wirtschaft, organisiert in dem Innovations‑ kreis SmarterCity. Durch die Zentralisierung des Anmeldeprozesses für Kin‑ dertagesplätze werden vor allem Effizienzsteigerung . Wirtschaftsförderung als Koordinator. und Kostensenkung bei Planungs- und Meldeprozessen erreicht; die Aktualität vorliegender Daten wird über eine . Vergabe eines Labels für SmarterCity-Projektideen an Hand einheitliche IT-Plattform verbessert. So profitieren die Trä- eines einheitlichen Katalogs. ger der Kindertagesstätten, die Eltern, die Kinder und schließlich die Stadt. . Kooperation mit Partnern der SmarterCity-Initiative, um innovative Pilotanwendungen und tragfähige Geschäfts- . Kombilösung modelle nach außen sichtbar zu machen und sowohl na‑ Unter Einsatz innovativer Medien auf den Informations- tional als auch international zu vermarkten. tafeln und Bauzäunen stellt die Stadt Karlsruhe Informa- tionen zur Kombilösung mit mobilem Tagging und Projekte 2D-Barcodes zur Verfügung. Das Projekt der Zukunft Kombilösung verbindet seine Informationskanäle mit . SmartHouse / Mieterserviceportal neuester Informationstechnologie. Über ein Mieterserviceportal werden sämtliche Vorgänge rund um das Wohnen der Zukunft gebündelt. Durch die . Kultur-App Integration verschiedener Services können beispielsweise Die Karlsruher Kultur-App ist mehr als nur eine Alternative Schadensmeldungen abgesetzt, der Energieverbrauch kon‑ zum Papier-Stadtplan. Mit der Kultur-App steht jedem trolliert sowie Apotheken-Services oder Gesundheitsdienst- SmartPhone-Besitzer die Kulturlandschaft der Stadt Karls‑ leistungen angeboten werden. ruhe mit allen Terminen und Veranstaltungen immer aktuell zur Verfügung. . SmartMobility Der Bereich intelligente Mobilität bietet mit dem e-Mobili‑ . Energie tätszentrum Karlsruhe eine Plattform für die Zusammenar‑ Weitere Projekte ergeben sich aus den Themen Energieeffi‑ beit der regionalen Partner im Bereich Elektromobilität. Das zienz und vernetzte dezentrale Energieerzeugung als Her‑ e-Mobilitätszentrum bietet Elektromobilität zum Anfassen ausforderungen der Energiewende in Deutschland. und Ausprobieren sowie das Erleben einer Mobilität der 44 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

studenten- und wissenschaftsstadt karlsruhe

Ausgangslage Ziele

Karlsruhe tritt als Hochschulstadt in einen Wettbewerb mit . Die herausragende Position der Hochschulen in Karlsruhe Hochschulstandorten nicht nur in Deutschland, sondern in für die Vermarktung der Stadt und die Stadtentwicklung ganz Europa und darüber hinaus. Der Hochschul- und Wissen- nutzen. schaftsstandort Karlsruhe zeichnet sich durch seine hervorra- gende Forschung und Lehre aus, die sich institutionell in 22 . Nutzung des wissenschaftlichen Potentials der Forschungs‑ Forschungseinrichtungen und 8 Hochschulen niederschlägt. einrichtungen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Rund 37.000 Studierende leben in Karlsruhe - ca. 13 % der . Steigerung der Attraktivität Karlsruhes für Studierende Gesamtbevölkerung. sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Insbeson- Bereits jetzt finden Studierende ein gutes Umfeld. Eine Umfra- dere junge Frauen sollen für MINT-Studiengänge bzw. ge unter Studierenden und ein GPS-Tracking ergaben sogar, -Berufe begeistert werden. dass die Studierenden sich nicht in speziellen Quartieren, son- . Identifikation der Karlsruher Bevölkerung mit ihren dern in der ganzen Stadt bewegen. Studierenden und Hochschulen stärken. Studentisches Wohnen bildet einen wichtigen Standortfaktor für jede Hochschulstadt. Das wichtigste Kriterium für die Wahl der Wohnung ist bei Studierenden, nahe ihrer Hochschule, zentral und preisgünstig zu wohnen. Dabei sind eine eigene Strategische Ansätze Wohnung oder ein WG-Zimmer die beliebtesten Wohnformen. Dahingehend wurde in Karlsruhe ein Bedarf von weiteren rund Erarbeitung von Projekten zu folgenden Modulen: 1.000 Plätzen in Wohnheimen des Studentenwerks oder priva- . ter Träger ermittelt. Diese sollen absolute und relative Defizite Wohnen des privaten Wohnungsmarkts ausgleichen, denn auf diesem Verbesserung der Wohnsituation für Studierende durch fehlen Angebote im Allgemeinen und günstige Angebote im Begleitung konkreter Wohnheimprojekte, modellhafte Besonderen. Durchführung innovativer Maßnahmen zur Wohnraum‑ schaffung und Durchführung von Kampagnen zur Aktivie‑ Es gilt allerdings auch weiterhin, die herausragende Position rung des privaten Wohnungsmarkts für Studierende. der Hochschulen in Karlsruhe für die Stadt und insbesondere . für die Vermarktung und die Stadtentwicklung zu nutzen. Hochschulen in der Stadt Das Wissenschaftsbüro vernetzt Wissen­­­schaft und Stadt­­­­­ge‑­­­ Daraus ist abzuleiten, dass die Stadt zukünftig nicht nur gefor- sell­­­schaft durch eine zielgruppenorientierte Wissenschafts‑ dert ist, Voraussetzungen zu schaffen, die der Spitzenposition kommunikation. Mit einem offensiven Marketing wirbt es der Hochschul- und Forschungslandschaft entsprechen, son- für den Studien­­­stan­d­or­t Karlsruhe und begeistert junge dern gleichermaßen Rahmenbedingungen abzustecken, die es Menschen für die Wissenschaft. erlauben, dass die Studentenschaft sich innerhalb der Stadt- gesellschaft einfindet, sie von der Bevölkerung angenommen wird. stadt karlsruhe | 45

. Studentische Kultur knüpft und mittels Geographischem Informationssystem Öffnung und stärkere Kommunikation der studentischen ausge wertet und visualisiert. Entstanden sind Daten Kulturangebote für die Bevölkerung. Bessere Information studentischer Stadtnutzung, welche in die weitere Arbeit aller Kulturangebote für die Studierenden. des Stadtmarketings eingehen, um den Studierenden noch bessere Rahmenbedingungen bieten zu könnnen. . Potenziale der Alumni und Existenzgründer Verstärkter Einsatz der Alumni und Existenzgründer als . Hochschulen in der Stadt: Botschafter der Stadt. - Karlsruher Wissenschaftsfestival EFFEKTE: Wissenschafts- festival mit überregionaler Strahlkraft zur gemeinsamen Positionierung Karlsruhes als Hochschul- und Wissen- schaftsstandort.

Projekte - Forum der Wissenschaft: Stärkere Wissenschaftskom- . Wohnen: munikation durch verschiedene Veranstaltungsformate in Architekturwettbewerb zum studentischen Wohnen. der Stadt. Wohnraumkampagne mit Events und Aktionen, welche die - FameLab: Karlsruhe ist der einzige Austragungsort­ schwierige studentische Wohnsituation thematisieren. des Talentwett­ ­be­werbs für junge Wissenschaft­ ­ler in . Studentische Kultur: Baden-Württemberg. Die Herausfor­ ­de­rung: in drei - Erstwohnsitzkampagne: Die Karlsruher Erstwohnsitz- Minuten ein Forschungsthema­ präzise, leicht verständlich kampagne zielt zum einen auf eine Erhöhung der Zahl und mitreißend zu präsentieren. der Erstwohnsitze und damit der Einwohnerzahl. Zum - Nachwuchsförderung: Karlsruhe hat den Förderwettbe- anderen stellt ein umfangreiches Begrüßungspaket für werb „Stadt der jungen Forscher“ 2012 gewonnen. Studierende vielfältige Bezüge zu Karlsruhe her und Dabei wurden Schülerinnen und Schüler an wissenschaft- stärkt die Identifikation mit dem Studienort. Das Begrü- liche Themen herangeführt, indem sie eigenständige ßungspaket umfasst zahlreiche Gutscheine für den Karls- Forschungen betrieben und so die städtische Wissen- ruher Einzelhandel, die lokale Gastronomie sowie für schaftslandschaft kennenlernten. 2012 arbeiten in 25 Leihräder der Deutschen Bahn, ein Semesterticket des Siegerprojekten ca. 40 Partner aus Schulen, Hochschulen KVV, ein Buch über Karlsruhe und ein Los für die „Drais- und Forschungseinrichtungen zusammen. Als Höhepunkt ler“- Fahrradverlosung. werden herausragende Projekte mit dem „osKarl“ prä- - Untersuchung der Stadtnutzung: Bei der GPS-Tracking- miert. Die „osKarl“-Verleihung, als neu ins Leben gerufe- Studie im Jahr 2009 wurden die zurückgelegten Wege, ne Auszeichnung für Schülerforscher, wird als alle zwei besuchte Orte und benutzte Verkehrsmittel von 100 Jahre wiederkehrendes Veranstaltungsformat die ange- Studierenden aller Karlsruher Hochschulen über einen stoßene Zusammenarbeit von Schulen und Wissen- Zeitraum von zwei Wochen mittels GPS-Tracker aufge- schaftseinrichtungen aufrechterhalten und weiter intensi- zeichnet, mit spezifischen statistischen Merkmalen (Al- vieren. ter, Geschlecht, Hochschule, Studienrichtung usw.) ver- 46 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt karlsruhe | 47 48 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

regionale und überregionalE kOOPERATION

Regionale zusammenarbeit unter dem dach der technologieregion karlsruhe

Ausgangslage Ziele

Der rasante Globalisierungsprozess der vergangenen Jahre Ziele der Kooperation sind führt zu einer zunehmenden weltweiten Verflechtung in Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation. Nicht . die Wirtschaftsregion Karlsruhe in ihrer Entwicklung zu zuletzt sind davon Kommunen und Regionen betroffen. Die unterstützen, Globalisierung führt damit auch für die Stadt und die Techno- . die regionale Zusammenarbeit zu fördern und logieRegion Karlsruhe zu einem sich ständig verschärfenden Wettbewerb um Ressourcen (u. a. Fach- und Führungskräfte, . für regional bedeutsame Aufgaben (hierzu zählen u. a. das Kapital) und eine verbesserte Standortattraktivität (u. a. Infra- Regionalmarketing, Infrastrukturvorhaben mit Auswirkun‑ strukturen, Bildungsangebote, Lebensqualität). Zugleich geht gen auf die Region, die Wirtschaftsförderung und hier die Globalisierung mit einer tief greifenden Transformation insbesondere die Bekämpfung des Fachkräftemangels so‑ der Strukturen und Handlungsfelder auf kommunaler Ebene wie das Messe- und Touristikwesen) gemeinsame Lösungen einher. zu erarbeiten.

Um den globalen Anforderungen gerecht zu werden, haben sich in der Kommunalpolitik eine Reihe gemeinsamer Hand- lungsschwerpunkte herausgebildet. Hierzu zählen - gerade für Städte in der Größe Karlsruhes - die Regionalisierung von Akti- Strategische Ansätze vitäten sowie die Verankerung in und die Bildung von regiona- Die Stadt Karlsruhe sollte künftig bei ihren Strategien und Pro- len bis hin zu internationalen Netzwerken und Kooperationen jekten systematisch überprüfen, ob und inwieweit durch deren mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Kom- Umsetzung in Zusammenarbeit mit (einzelnen oder mehreren munen als Schlüssel einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Partnerinnen und Partnern) der TechnologieRegion Karlsruhe auf nationaler und internationaler Ebene. ein Mehrwert möglich ist bzw. der Positionierung Karlsruhes stadt karlsruhe | 49

im nationalen und internationalen Rahmen nützt. Insbesonde- Mit den genannten Projekten konnten wichtige Meilensteine re betrifft dies Themen und Vorhaben, die den oben genann- zu den regionalen Zielen „Wirtschaftsregion Karlsruhe stärken ten „regional bedeutsamen Aufgaben“ zuzurechnen sind. und ausbauen/ Wirtschaftsförderung“, „Infrastrukturen der Aufgrund des freiwilligen Charakters der Zusammenarbeit Region verbessern“ und „Regionalmarketing“ erreicht werden. bestimmt das Engagement der einzelnen Gesellschafter (z.B. Hiervon profitiert mittel- und unmittelbar die Stadt Karlsruhe. Einsatz von Personalressourcen der Mitglieder) den Erfolg der Region und damit wiederum jedes Gesellschafters. Insoweit ist Weitere wichtige Projekte sind: zu prüfen, ob sich die Stadt über das bisherige Engagement . Positionierung der TechnologieRegion Karlsruhe als hinaus künftig, insbesondere im operativen Bereich, noch „Modellregion Energie“ weiter in die TechnologieRegion Karlsruhe einbringt. Karlsruhe ist, nicht zuletzt aufgrund des KIT, das deutsche, Vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels und des wenn nicht das europäische Energieforschungszentrum. Es Fachkräftemangels werden gemeinsam mit den Partnern aus gilt, diesen Ruf - gerade vor den Herausforderungen resul- Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung aus Stadt tierend aus der Energiewende - auszubauen, die Bedeu- und Region Konzepte entwickelt und umgesetzt, um Men- tung der Region als „think tank Energie“ zu unterstreichen schen aus Europa und der Welt für Karlsruhe zu gewinnen. und Karlsruhe langfristig als „Energie-Davos“ zu etablie- ren. Mit dem Energiekongress 2011 der TechnologieRe- gion Karlsruhe wurde hierfür der Grundstein gelegt. Die Entscheidung für Karlsruhe als Standort für das „Landes- forschungszentrum Geothermie Baden-Württemberg“ Projekte wurde maßgeblich durch den Verein Geothermiezentrum . Transeuropäisches Verkehrsnetz (TEN)/ Magistrale für Karlsruhe e. V. befördert, in dessen Vorstand die Technolo- Europa gieRegion Karlsruhe gemeinsam mit der Stadt und dem (s. Strategie „Überregionale Verkehrsanbindung“). Karlsruher Institute of Technology (KIT) Verantwortung übernimmt. Damit konnte Karlsruhe seinen Anspruch als . Verkehrsverbindung über den Rhein einer der wichtigsten Forschungs- und Entwicklungsstand- (s. Strategie „Überregionale Verkehrsanbindung“). orte für die künftige Nutzung der Geothermie untermauern.

. Ausbau der Verbindung Karlsruhe – Flughafen . Regionaltag Karlsruhe/ Baden-Baden (Baden-Airpark) der TechnologieRegion Karlsruhe als breiten- und öffent- (s. Strategie „Überregionale Verkehrsanbindung“). lichkeitswirksames „Schaufenster der Region“. Gemeinsam mit den Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und . Aufbau und Ausbau von Netzwerken zwischen Zivilgesellschaft werden einmal im Jahr ausgesuchte spezi- Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft, innovative fische Stärken und Themenfelder an einem regionsweiten Technologien und Schulen Tag der offenen Tür präsentiert. (s. Strategie „Überregionale Zusammenarbeit am Oberrhein“).

. Innovationspreis „NEO“ Der „NEO – Der Innovationspreis der TechnologieRegion Karlsruhe“ wird seit 2010 jährlich an herausragende Innovationen mit weltweitem Vermarktungspotenzial mit einer Preissumme von 20.000 Euro in einem wechselnden Themenfeld (2010: Energie; 2011: Mobilität) vergeben.

. Außenwirtschaftspreis „GLOBAL“ Zwischenzeitlich wurde als weiterer Preis der mit 10.000 Euro dotierte „GLOBAL - Der Außenwirtschaftspreis der TechnologieRegion Karlsruhe“ ins Leben gerufen und 2011 zum ersten Mal vergeben. Der SWR konnte für beide Wettbewerbe als Medienpartner gewonnen werden. 50 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

überregionale zusammenarbeit am oberrhein

Ausgangslage Ziele

Aufgrund der geografischen Lage am Oberrhein befindet sich Die Strategie hat zum Ziel, interkommunale, -regionale und Karlsruhe hinsichtlich der überregionalen Kooperation in einer -nationale Kooperationen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, guten Ausgangsposition. Der Oberrhein ist geografisch klar Wissenschaft und Hochschulen sowie Zivilgesellschaft zu ge- abgrenzbar und von wechselvollen, aber gemeinsamen histo- nerieren und zu stärken. Die Zusammenarbeit soll gemeinsame rischen Wurzeln geprägt. Trotz der Staats- und Sprachgrenzen Perspektiven schaffen und gleichzeitig durch ein gemeinsames wird der Oberrhein als gemeinsamer Lebens- und Wirtschafts- Auftreten Karlsruhe (und im Verbund auch die anderen koope- raum mit eigener Identität begriffen. Die grenzüberschreitende rierenden Städte) wettbewerbsfähig machen. Zusammenarbeit am Oberrhein und in der Region Karlsruhe hat eine lange Tradition (Bsp. Gründung der Oberrheinkonfe- renz (1975), Weißenburger Willenserklärung (1988) zur Grün- dung der Regio PAMINA) und zeichnet sich durch einen hohen Strategische Ansätze politischen Kooperationswillen aus. Die Strategie beinhaltet die drei Kooperationsebenen: Ein Spezifikum des Oberrheins ist seine polyzentrische Struk- tur ohne dominierende Metropole. Den größeren Städten als 1. Trinationale Metropolregion Oberrhein metropolitanen Kernen des Oberrheins - insbesondere Basel, Freiburg, Karlsruhe, Mulhouse und Strasbourg - kommt daher 2. Städtenetz Oberrhein eine besondere Verantwortung bei der Entwicklung des Ober- rheins zu. Vor diesem Hintergrund hat Karlsruhe die Initiative 3. Metropolregion Rhein-Neckar ergriffen und maßgeblich dazu beigetragen, das Städtenetz Das Netzwerk der Trinationalen Metropolregion Ober- Oberrhein zu entwickeln und in die Trinationale Metropolregi- rhein besteht aus zahlreichen Akteuren des Grenzraums zwi- on Oberrhein einzubinden. schen Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Es hat zum Im internationalen Wettbewerb um Wachstum und wirtschaft- Ziel, durch eine intensive Zusammenarbeit von Politik, Wissen- lichen Erfolg und damit Arbeitsplätze und Wohlstand für die schaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft den Oberrhein als ein Menschen sind heute Regionen mit ihren Städten als Motoren europäisches Kraftzentrum sichtbar zu machen und auszubau- der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, sozialen und gesell- en. schaftlichen Entwicklung die entscheidenden Schlüsselgrößen. Das Städtenetz Oberrhein ist ein Verbund der folgenden Die Metropolregion Rhein-Neckar und die TechnologieRegion elf Städte: Baden-Baden, Basel, Colmar, Freiburg, Karlsruhe, Karlsruhe zählen zu den wirtschaftsstärksten, forschungsin- Lahr, Landau, Lörrach, Mulhouse, Offenburg und Strasbourg. tensivsten und innovationsfreudigsten Regionen Europas. Aus In einem von diesen Mitgliedsstädten aufgesetzten Strategie- diesem Grund kooperiert die Stadt Karlsruhe über die Techno- papier, schlagen die beteiligten Städte in zahlreichen Hand- logieRegion Karlsruhe mit der Metropolregion Rhein-Neckar. lungsfeldern - etwa in den Bereichen Verkehr/Erreichbarkeit, Mit der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung aus dem Jahr 2008 Bildung, nachhaltige Stadtentwicklung, kulturelles Erbe - eine unterstreichen der Regionalverband Mittlerer Oberrhein und gemeinsame Perspektive für den Oberrhein vor. der Verband Region Rhein-Neckar den besonderen Stellenwert der Zusammenarbeit, insbesondere bei der Raumordnung sowie bei der Regionalplanung und -entwicklung. stadt karlsruhe | 51

Darüber hinaus will das Städtenetz Oberrhein auch zur Sicht- barkeit dieses Raumes in Europa beitragen sowie spezifisch Projekte städtische Problemlagen in die Trinationale Metropolregion Ausgehend von den definierten Strategien (TMO, Städtenetz) Oberrhein einbringen und damit konkrete Projekte zum Wohle muss die Stadt Karlsruhe systematisch und in Kooperation mit der Bürgerinnen und Bürger entwickeln und unterstützen. Um potenziellen Partnern am Oberrhein Projekte zur Umsetzung dies zu erreichen, einigen sich die Städte auf eine Governance- dieser Strategien entwickeln. Struktur und bringen die notwendigen Mittel auf, um in den Leitungsgremien der Trinationalen Metropolregion Oberrhein, Zwischen der Metropolregion Rhein-Neckar und der Techno- aber auch im Dialog mit den Nationalstaaten und anderen logieRegion Karlsruhe wurden folgende Kooperationsfelder institutionellen Akteuren am Oberrhein ausreichend Gewicht vereinbart: zu haben. Die Stadt Karlsruhe sollte künftig bei ihren Strate- gien und Projekten systematisch überprüfen, inwieweit deren 1. „Kooperationsfeld IT- und Medienunternehmen“ Umsetzung durch überregionale Kooperationen an Mehrwert Zwei regionale Netzwerke, das CyberForum und das IT-Netz gewinnen bzw. der Positionierung Karlsruhes am Oberrhein Rhein-Neckar, vertreten die regionale IT- und Medienbranche nützt. Dabei sollte sich die Stadt Karlsruhe insbesondere an in der TechnologieRegion Karlsruhe und der Metropolregion den vier definierten Handlungsfeldern des Städtenetzes (Ent- Rhein-Neckar. Im Verbund mit den lokalen Wirtschaftsförde- wurf) orientieren: rungseinrichtungen leisten die beiden stark unternehmerisch geprägten Netzwerke einen wichtigen Entwicklungsbeitrag in . Unterstützung in den Bereichen Bildung, Wissenschaft der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. und Innovationsfähigkeit zur Stärkung der städtischen Beide Netzwerke erreichen direkt rund 5.000 Menschen in Attraktivität. den Regionen Karlsruhe und Rhein-Neckar. Die angestoßene Zusammenarbeit beider Netzwerke mündete im gemeinsam . Verbesserung der Erreichbarkeit und Anpassung des mit weiteren Partnern getragenen bundesdeutschen Spitzen- Verkehrs an neue Mobilitätsformen. cluster „Emergente Software für das digitale Unternehmen“, . Vertiefung der Abstimmung im Bereich Raumentwicklung der als größter Software-Cluster Europas seit 2010 intensiv und nachhaltiger Stadtentwicklung. zusammen arbeitet und damit Karlsruher Unternehmen und Forschungseinrichtungen beste Rahmenbedingungen für In- . Förderung der Herausbildung kultureller Räume und der novation und Kooperationen im deutschen, europäischen und Entwicklung des Dialogs - Faktoren der Schaffung von weltweiten Wettbewerb bietet. Identität und touristischer Anziehungskraft. 2. „Kooperationsfeld Nanotechnologie“ Ziel der Kooperation zwischen der Metropolregion Rhein- Die beiden regionalen Netzwerke „Nanoforum“ (Technolo- Neckar und der TechnologieRegion Karlsruhe ist es, den gieRegion Karlsruhe) und das „Netzwerk Nanotechnologie“ gemeinsamen Wirtschafts- und Forschungsraum in seiner (Metropolregion Rhein-Neckar) wurden im neu gegründeten Entwicklung zu stärken, die regionale Zusammenarbeit weiter Netzwerk „nanovalley.eu“ zusammengeführt, einheitlich koor- zu fördern, ihre Stärken zu bündeln und, wo immer möglich, diniert sowie national und international öffentlichkeitswirksam gemeinschaftlich im weltweiten Wettbewerb der Regionen präsentiert und vermarktet. aufzutreten, um mittelfristig zu den führenden Wirtschaftsräu- men in Europa zu gehören. Weitere Projektvorschläge, die diese Strategie mit betreffen, sind in den Strategien „Regionale Zusammenarbeit unter dem Beide Regionen bekennen sich zu einer engen Abstimmung Dach der TRK“, „Internationalisierung“ und „Überregionale und Zusammenarbeit in allen Fragen der gemeinsamen Ent- Verkehrsanbindung“ beschrieben. wicklung. Die Partner sind offen für die Mitarbeit weiterer Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und werben um deren Unterstützung. 52 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

internationalisierung

Darüber hinaus ist weltweit eine zunehmende regionale In- Ausgangslage tegration zu beobachten. Karlsruhe setzt verstärkt auf aktive Mitarbeit in regionalen und überregionalen Netzwerken (z.B. Karlsruhe betreibt seit einiger Zeit bereits eine „implizite“, also EUROCITIES, Trinationale Metropolregion Oberrhein). eine nicht in einer einheitlichen, stadtübergreifenden Strategie formulierte Internationalisierung. Durch das Fehlen einer sol- chen Strategie sind die bisher vorhandenen Internationalisie- rungsansätze und -projekte nicht aufeinander abgestimmt und verfolgen keine gemeinsamen Ziele. Darüber hinaus resultiert Ziele daraus eine fehlende Vernetzung der Internationalisierungs- maßnahmen. Eine solide Datengrundlage zum Erstellen kon- Die Internationalisierungsstrategie soll einen wichtigen Beitrag kreter Maßnahmen ist nur vereinzelt vorhanden. Es bestehen zu Erhalt und Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähig- Defizite in der internationalen Innen- und Außenkommuni- keit leisten. Vision: Karlsruhe ist eine internationale Stadt und kation (z.B. keine englischsprachige Website) sowie Defizite verfolgt folgende Ziele: in der Hotel- und Veranstaltungsinfrastruktur (z.B. zu geringe . Karlsruhe vernetzt sich mit internationalen Institutionen. Kapazitäten). Eine internationale Marke sowie internationale Bekanntheit ist nicht vorhanden. . Karlsruhe engagiert sich in der Entwicklungszusammen‑ arbeit. Karlsruhe ist jedoch bereits Standort internationaler Hoch- schulen (z.B. KIT), Institutionen (z.B. Europäische Schule, ITU), . Karlsruhe agiert aktiv mit Blick auf die zu erwartende Netzwerke und Unternehmen. Auch die Bevölkerungsstruktur Internationalisierung der Bevölkerung. ist international (17,6% Ausländeranteil im erwerbsfähigen Alter). Karlsruhe ist zentral in Europa gelegen und daher gut . Karlsruhe engagiert sich in internationalen Projektpartner- erreichbar (z.B. gute Schienenanbindung mit Fahrzeit unter schaften. 1 Stunde zum Frankfurter Flughafen). Ebenso kann Karlsruhe von der Grenznähe zu Frankreich und zur Schweiz sowie von . Karlsruhe vermarktet sich international. der bereits bestehenden internationalen Kinder- und Schulbe- . Karlsruhe führt Veranstaltungen mit internationaler treuung profitieren (Europäische Schule, Bilinguale Kinderbe- Ausstrahlung durch. treuung etc.).

Karlsruhe muss sich auf die Internationalisierung von Unter- nehmen und Institutionen einstellen. Durch die Liberalisierung des Handels sind viele Standorte aus Sicht der Unternehmen Strategische Ansätze auch im europäischen und globalen Kontext weitgehend gleichwertig. Internationale Investitionen werden immer . Fortführung der Projektgruppe „Internationalisierung“ wichtiger (seit den 1980er Jahren schnelleres Wachstum der in modifizierter Form als AG „Internationalisierung“ ausländischen Direktinvestitionen als das globale Handelsvolu- als zentrale Koordinierungseinheit. Zentrale Aufgaben men) und internationale Unternehmen stellen mehr und mehr sind: Vernetzung der international aktiven Akteure, Arbeitsplätze. Abstimmung zur Umsetzung beschlossener Maßnahmen, Einbringung neuer Maßnahmenvorschläge, Unterstützung Der demografische Wandel wird sich auch in Karlsruhe aus- des Evaluierungsprozesses, Fortschreibung der Internatio- wirken, bei einem gleichzeitig steigenden Anforderungsprofil nalisierungsstrategie. an Fachkräfte. Der Fachkräftemangel kann voraussichtlich deutschlandweit nur zur Hälfte durch bestehendes Potenzial . Einbindung regionaler Partner zur Umsetzung der gedeckt werden. Diese Fachkräfte werden zunehmend mobiler Internationalisierungsstrategie. und treffen ihre Wohnortwahl aufgrund „weicher“ Standort- faktoren. stadt karlsruhe | 53

. Überregionale Zusammenarbeit am Oberrhein: Stadtleben integriert. Karlsruhe schafft es dadurch, eine Karlsruhe ist im internationalen Vergleich sehr klein. Eine hohe Zufriedenheit unter Migrantinnen und Migranten Internationalisierung ohne Regionalisierung ist nicht herzustellen, was dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. möglich. Denkbar wäre beispielsweise auch die Einbeziehung beim Jahresempfang. . Städtepartner in Europa: Bestehende Beziehungen werden intensiviert und auf . Maßnahmenbündel „Kommunale neuen Wegen genutzt. Dabei sollen auch verstärkt Kontak- Entwicklungszusammenarbeit“ te zwischen den Wirtschaftsunternehmen hergestellt wer- Festlegung der thematischen Schwerpunkte der Karlsruher den. Entwicklungszusammenarbeit, Identifizierung geographi‑ scher Schwerpunkte geeigneter Partner und Überblick über . Kommunikation (Web/Print/Soziale Medien) Finanzierungsmöglichkeiten. Darauf aufbauend werden Karlsruhe ist national sowie international kaum bekannt. Projekte ausgewählt und umgesetzt. Durch eine verbesserte, übergreifend angelegte Kommuni‑ kation werden die grundlegenden Bausteine für eine pro‑ . Maßnahmenbündel „Kompetenzfeld-, Markt- und fessionelle Vermarktung geschaffen. Branchenanalyse“ In einer Kompetenzfeld-, Markt- und Branchenanalyse . Sprachliche und interkulturelle Kompetenzausbildung der werden potenzielle Zielmärkte analysiert und die Stadtverwaltung wirtschaftlichen Kompetenzen sowie Stärken und Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in relevanten Dienst‑ Schwächen herausgearbeitet. Darauf aufbauend erfolgt stellen der Stadtverwaltung werden in Sprachen sowie eine Definition von Zielmärkten und folglich die Neuaus‑ interkultureller Handlungskompetenz geschult. Bei Neuein- richtung der Investmentakquisition. Neue Vertriebswege in stellungen und in der individuellen Personalentwicklung diese Märkte werden erschlossen und neue Projektpartner‑ (Personalstamm) ist diesen Kompetenzen mehr Gewicht schaften gegründet. einzuräumen. . Maßnahmenbündel „Internationale Institutionen“ Karlsruhe setzt verstärkt auf die Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen. Eine Visitenkarte Karlsruhes Projekte wird erstellt, welche Informationen für Entscheider, Multi‑ plikatoren und Institutionen enthält. Diese dient auch als . Internationales Netzwerk Karlsruhe Blaupause für weitere Zielgruppen. Darüber hinaus analy‑ Über die bestehenden Städtepartnerschaften Gründung siert Karlsruhe zukünftige Standortentscheidungen interna‑ eines internationalen Netzwerkes, das aus Botschaftern aus tionaler Institutionen und führt fachliche und politische Wirtschaft und Wissenschaft besteht, die für Karlsruhe im Lobbyarbeit in Institutionen durch, die dem Standortpro‑ Ausland werben. fil Karlsruhes entsprechen. Um die Vernetzung weiter zu fördern, entsendet Karlsruhe Mitarbeiterinnen und Mitar‑ . Maßnahmenbündel „Verbesserung der beiter der Stadt in internationale Institutionen. Dadurch Willkommenskultur“ wird auch die sprachliche und interkulturelle Kompetenz Aufbauend auf einer Analyse der Willkommenskultur der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult, Einblicke in werden Defizite beseitigt und eine attraktive Willkommens‑ die Arbeitsweise von internationalen Institutionen gewon‑ kultur in Karlsruhe entwickelt. Karlsruhe wird attraktiver nen und die Stadt international bekannter gemacht. für ausländische Fachkräfte. Sie werden schneller in das 54 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT sozialer zusammen- halt und bildung bildungsplanung

Ausgangslage Ziele

Bildung ist die Voraussetzung für Integration, Chancenge- Angestrebt wird im ersten Schritt die Entwicklung eines auf- rechtigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen einander abgestimmten Konzepts von Bildung, Erziehung und Leben. Gute Bildungseinrichtungen und flexible Betreuungsan- Betreuung mit dem Ziel, den individuellen Erfolg der Lernlauf- gebote sind zudem wichtige Faktoren für Familienfreundlich- bahn von Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe zu verbes- keit und letztlich für die Attraktivität Karlsruhes als Wohn- und sern. Die Stadt Karlsruhe hat sich im Rahmen der Bildungspla- Wirtschaftsstandort. Im Bereich der Kindertagesstätten sind nung u. a. zum Ziel gesetzt, ganztägige Angebote bereits der Regelfall. Um den Bedarf danach befriedigen zu können, müssen bedarfsorientiert . die Zahl der Ganztagsschulen sowie der Ganztagsangebote Ganztagsangebote, zuerst im Grundschulbereich und im zwei- zu erhöhen sowie ten Schritt im Sekundarbereich, angeboten werden. Um dies . Schulentwicklungspläne für einzelne Schularten zu erreichen zu können, müssen die verschiedenen Anbieter, vor erstellen. allem im städtischen Bereich, verstärkt zusammenarbeiten. Im zweiten Schritt wird dann in Abstimmung mit der Regio- Aufgrund der prognostizierten Bevölkerungszuwächse ist in nalen Steuergruppe der Bildungsregion Stadt Karlsruhe eine Karlsruhe zumindest bis 2030 kein demografisch bedingter Strategie für lebenslanges Lernen erarbeitet. Rückgang der Schülerzahlen insgesamt zu erwarten. Allerdings ist mit weiteren Verschiebungen zwischen unterschiedlichen Schulformen und mit weiteren Modifizierungen im Schul- system zu rechnen. Die anhaltende Zuwanderung aus dem Ausland bringt einen wachsenden Integrationsbedarf in der Strategische ansätze Karlsruher Bildungslandschaft mit sich. Eine große Herausfor- derung stellt dabei die nach wie vor starke Abhängigkeit des Im Rahmen der Neuausrichtung der Schulentwicklungsplanung Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft dar. wurde die Stabsstelle „Bildungsplanung“ geschaffen. Die Mit- arbeiter der Stabsstelle erarbeiten unter anderem Konzepte Der Stadt als Schulträger wachsen neben der Sanierung, für die städtischen Aufgaben im Bereich der Ganztagsschulen Renovierung und Ausstattung der Schulen aufgrund von Ver- in Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht und konzipieren änderungen im Bildungssystem (Ganztagsschulen, veränderte Veranstaltungen. In der Arbeitsgruppe „Bildungsplanung“ Übergangsquoten, Betreuungsbedarf, Inklusion, Gemein- entwickeln städtische Akteure, auf Grundlage der erarbeiteten schaftsschule etc.) neue Aufgaben zu. Die Stadt Karlsruhe ist Konzeptionen der Stabsstelle Bildungsplanung, dezernats- sich dieser Situation bewusst und hat deshalb im Rahmen der übergreifend und durch Unterstützung externer Partner Hand- Neuausrichtung der Schulentwicklungsplanung die Stabsstelle lungsansätze für unterschiedliche Fragestellungen, derzeit „Bildungsplanung“ geschaffen. insbesondere in den Bereichen Ganztagsschulen/Ganztagsan- stadt karlsruhe | 55

gebote, Bildungsberichterstattung, Gemeinschaftsschulen und Inklusion. Beispielsweise ist der Ausbau von Ganztagsangebo- Projekte ten im Grundschulbereich mit bestehenden Betreuungsange- . Bildung, Betreuung und Erziehung boten (Ergänzende Betreuung bzw. Hort) abzustimmen. Die Die bereits bestehenden Betreuungsangebote der verschie- Einbeziehung außerschulischer Partner wie Vereine, Kulturin- denen Träger sollen koordiniert, vernetzt und ausgebaut stitutionen, Unternehmen u.a.m. ist Voraussetzung für eine werden. Dazu gehört auch das Pilotprojekt „kulturelle integrierte Bildungslandschaft. Bildung an Schulen“ (s. Strategie „Kulturelle Bildung für Konkrete Planungen für einzelne Ganztagsschulstandorte er- alle“). Das Projekt „Ganztagsangebote für Schulkinder“ folgen in Kooperation mit der Lehrer- und Elternschaft vor Ort. beinhaltet den Ausbau von 40 % der Grundschulen zu Aus den schulbezogenen Planungen werden entsprechende Ganztagsschulen und für den weiterführenden Bereich ein Raumprogramme sowie Bau- bzw. Umbaumaßnahmen ent- bedarfsgerechtets Anbebot bis zum Jahr 2015. Um dieses wickelt. Ziel zu erreichen, ist geplant, die Zahl der Ganztagsgrund- schulen von derzeit drei auf 19 im Schuljahr 2015/16 zu Auf gesamtstädtischer Ebene dienen Elternbefragungen und erhöhen. Berücksichtigt werden dabei auch wohnortnahe Elternforen dazu, Bedarfe und Prioritäten zu ermitteln, neue inklusive Schulangebote für Kinder und Jugendliche mit Konzepte vorzustellen und mit den Eltern abzustimmen. Behinderungen.

Die Volkshochschule leistet als Bildungseinrichtung mit ver- . Bildungsbüro schiedenen Angeboten von der beruflichen Bildung über die Das neu eingerichtete Bildungsbüro soll sukzessive aufge- kulturelle Bildung bis hin zu Schulabschlüssen über den 2. Bil- baut werden und im „Endausbau“ zentrale Anlaufstelle für dungsweg einen wesentlichen Beitrag zur Karlsruher Bildungs- alle Fragen rund um die Bildung sein. Hervorzuheben ist landschaft. Sie steht mit ihrem breit gefächerten Bildungsan- die kooperative Zusammenarbeit, dies bedeutet die Ent- gebot allen Bevölkerungsgruppen und Altersstufen offen. Das wicklung gemeinsamer Strategien/Projekte zwischen der Angebot der Volkshochschule ist deshalb zu erhalten und nach Kultusbehörde, der Schulaufsicht und der Kommune. Möglichkeit weiter auszubauen. . Schulpartnerschaften Mit Schulen in Frankreich werden Schulpartnerschaften gestärkt und ausgebaut, insbesondere mit der Partner- stadt Nancy sowie mit Schulen in Lothringen und dem Elsaß.

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Familienfreundliches karlsruhe

Die Bedingungen für Familien, was Vereinbarkeit von Familie Ausgangslage und Beruf angeht, werden sich durch den kontinuierlichen Ausbau der frühkindlichen Bildung (Kinderbetreuungsangebo- Karlsruhe bietet bereits heute ein breites Spektrum an fa- te) deutlich verbessern. Der festgestellte Bedarf an Nachmit- milienfreundlichen Angeboten und eine gute Infrastruktur tagsbetreuung für Schulkinder erfordert eine übergreifende für Familien. Die Bereiche, die für die Familienfreundlichkeit Planung und einen kontinuierlichen Ausbau der entsprechen- in Karlsruhe eine große Rolle spielen und in den Zuständig- den Angebote. Die Ganztagesschule wird an Bedeutung ge- keitsbereich des Dezernates für Jugend und Eltern, Soziales, winnen (s. Strategie „Bildungsplanung“). Die Themen familiäre Schulen, Sport, Bäder und Migrati­ ­­ons­fra­­gen fallen, lassen sich Armut, die Lebenslagen von Alleinerziehenden und das Thema aufteilen in: Inklusion haben weiterhin eine große Bedeutung. . Förderung und Unterstützung der Familie. Für Karlsruhe ist die Familienfreundlichkeit Grundlage einer . Betreuung, Erziehung und Bildung. zukunftsfähigen Stadtgesellschaft: Innovative Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universität, mobile lernfähige . Schulische und berufliche Bildung und lebenslanges Lernen. Menschen, exzellente Nachwuchskräfte, kreative Ideen sowie neue Impulse zeichnen Karlsruhe als Standort in der Tech- . Kultur und Freizeit. nologieRegion aus. Grundlage hierfür sind gut ausgebildete Männer und Frauen und Rahmenbedingungen, die ein Leben . Zuwanderung, Integration, interkulturelle Kompetenz. mit Kindern ermöglichen und gezielt fördern. Familien sind . Älter werden in der Kommune. vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Die Strategie trägt dazu bei, Ideen und Projekte zu entwickeln, um die Förderung aller Im Rahmen der Erarbeitung des Leitfadens „Familienfreund- Familien im Blick zu behalten. liche Kommune“ hat eine Bestandsaufnahme gezeigt, dass Karlsruhe in allen Bereichen gut aufgestellt ist. Kinder und Familien haben sowohl im Gemeinderat als auch in der Stadt- verwaltung eine große Lobby. stadt karlsruhe | 57

Ziele Projekte

Karlsruhe setzt auf eine moderne zukunftsorientierte Famili- . Bildung, Betreuung und Erziehung enpolitik und versteht kommunales Engagement für Famili- Ausbau der Tageseinrichtungen und Tagespflege für Kinder enfreundlichkeit als Teil einer aktiven Standortpolitik, die die unter 3 Jahren. Stadt attraktiv und somit zukunftsfähig macht. . Sprachförderung U.a. Weiterentwicklung des Programms „Singen-Bewegen- Sprechen“ durch das Badische Konservatorium und die Strategische Ansätze Jugendmusikschule Neureut. . Familienpolitische Offensive und Generationendialog Kinder- und Familienfreundlichkeit als Standortfaktor und Die familienpolitische Offensive und der Generationendia‑ Leitziel ist in allen Bereichen ein kommunalpolitischer Schwer- log zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass Familien‑ punkt. Der weitere Ausbau eines qualitativen bedarfsgerechten freundlichkeit und intergenerationeller Austausch Leitziele inklusiven Angebots in Kindertageseinrichtungen für Kinder in allen Bereichen der kommunalen Verwaltung sind. Erzie‑ im Vorschul- und Schulalter hat eine hohe Priorität. Die Be- hungs- und Bildungseinrichtungen werden daran ebenso teiligung von Eltern, Kindern und Jugendlichen an Entschei- gemessen wie Wohnungsbau, Gesundheitsversorgung, dungsprozessen wird weiter verfolgt (Beteiligungskonzept des Verkehrssicherheit, Stadtplanung, Kultur und Sportange- Gemeinderats). bote. Die Strategieverantwortlichen des Handlungsfelds Familien erhalten durch ein breites Angebot von Unterstüt- „Sozialer Zusammenhalt und Bildung“ erstellen ein Leit- zungsleistungen im Rahmen der Frühen Hilfen, familienstär- bild, koordinieren die Offensive, vernetzen die Akteure und kenden Netzwerken und Familienbildungsangeboten beste realisieren mit ihren Unterprojekten die Leitidee. Bedingungen für einen guten Start. . „Mehr Zeit für uns“ - Entlastung in Haushalt, bei Betreuung und Pflege Das Kinderbüro entwickelt ein Konzept für eine Organisati‑ on/Firma, die familienentlastende Dienstleistungen (Baby‑ sitterdienst, haushaltsnahe Dienstleistungen etc.) anbietet und vermittelt.

. Perspektiven für Alleinerziehende Projekte und Maßnahmen zur Verbesserung der Schnittstel‑ len im Bereich beruflicher Qualifizierung und Schaffung von Entlastungsmöglichkeiten.

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armutsbekämpfung

Ausgangslage Strategische Ansätze

Aus dem 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesre- Die Stadt Karlsruhe hat gemeinsam mit der Liga der freien gierung (Juli 2008) geht hervor, dass 13 % der Menschen Wohlfahrtspflege im Jahr 2008 einen Armutsbericht/ ein Ar- in Deutschland als arm gelten und weitere 13 % nur durch mutsbekämpfungsprogramm erarbeitet. Basierend auf den sozialstaatliche Leistungen vor dem Fall unter die Armutsgren- dabei gewonnenen Erkenntnissen zeigt das Armutsbekämp- ze bewahrt werden können. Obwohl sich Karlsruhe bei einer fungsprogramm mögliche Handlungsansätze zur Bekämpfung bundesweiten Betrachtung der Kommunen noch vergleichs- von Armut verschiedener Personengruppen auf. weise gut positionieren kann, kann auch hier die zunehmende Polarisierung von Arm und Reich nicht gestoppt werden. Dazu zählt unter anderem die Umsetzung der entwickelten Leitlinien zur Bekämpfung der Kinderarmut. Diese Leitlinien Erste Ansätze der Armutsbekämpfung sind in Karlsruhe im betreffen die verschiedenen Dimensionen der Kinderarmut: Jahr 1962 mit dem Karlsruher Pass erfolgt, um bedürftigen materielle Versorgung, Bildung, soziale und kulturelle Teilhabe Personen Teilhabe zu ermöglichen. Zusätzlich existiert der und Gesundheit. Erste Empfehlungen zur Umsetzung wurden Karlsruher Kinderpass für Kinder einkommensschwacher Fa- Anfang April 2011 bereits vorgelegt. milien. Denn je stärker Menschen sozial ausgegrenzt werden und nur über geringe Teilhabechancen verfügen, desto mehr Als weiteres Schwerpunktthema wurde im Jahr 2011 die Be- schadet dies dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und somit kämpfung der Altersarmut bestimmt. Analog dem Vorgehen der Stadt Karlsruhe. gegen Kinderarmut werden nun Leitlinien entwickelt, um einen Handlungsrahmen gegen Benachteiligung und soziale Ausgrenzung zu erstellen. Zu diesem Zweck wurde eine the- matische Unterarbeitsgruppe eingerichtet, die die verschiede- nen Facetten und Ausprägungen von Altersarmut analysiert, Ziele um entsprechende Ziele und Maßnahmen ableiten zu können. Ziel ist es, die Armut in Karlsruhe nachhaltig und ganzheitlich Die Hauptursache für Armut ist jedoch die Arbeitslosigkeit. zu bekämpfen. Dazu zählt, nicht nur die Folgen von Armut zu Die Stadt Karlsruhe möchte deshalb in Zusammenarbeit mit bekämpfen, sondern eine dauerhafte Veränderung von Ver- der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl in einem „Ge- hältnissen, die zu Armut führen, anzustreben. Die Stadt Karls- samtkonzept Arbeit“ analysieren, wie sie mit Angeboten und ruhe möchte sich demnach auch in Zukunft als sozial gerechte strukturellen Maßnahmen die Integration von Arbeitslosen Stadt positionieren und Chancengleichheit für alle Personen- verbessern kann. gruppen ermöglichen. Insgesamt gilt es, die Aktivitäten zur Bekämpfung von Armut in Karlsruhe zu verstetigen und das öffentliche Bewusstsein für die Problematik weiter zu stärken. stadt karlsruhe | 59

. Entwicklung und Umsetzung von Leitlinien gegen Projekte Altersarmut. . Familienpolitische Offensive und Generationendialog . Umsetzung der Leitlinien gegen Kinderarmut. (s. Strategie „Familienfreundliches Karlsruhe“).

. Karlsruhe zieht gleich – Bündnis gegen Armut . Weiterentwicklung des Karlsruher Kinderpasses und des Ein Bündnis aus Stadtverwaltung, Liga der Freien Karlsruher Passes. Wohlfahrtspflege, Politik und Wirtschaft soll Aktivitäten in folgenden Bereichen initiieren: . Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen. - Sozialer Zusammenhalt - Arbeit . Gesamtkonzept Arbeit. - Teilhabe - Bildung - Gesundheit - Wohnen - Lobby.

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Ressourcenorientierte seniorenunter- stützung

Ausgangslage Ziele

Obwohl die Stadt aufgrund ihrer exzellenten Ausbildungs- und Den demografischen Herausforderungen ist mit einer zu- Hochschullandschaft und dem damit verbundenen Zuzug kunftsorientierten Sozialpolitik für die ältere Generation zu junger Menschen zu den wenigen wachsenden deutschen begegnen. Für Hilfe- und Pflegebedürftige sind bedarfsge- Großstädten zählt, führen die demografischen Veränderungen rechte Unterstützungsstrukturen weiter zu entwickeln, die ihre auch in Karlsruhe zu einer Zunahme älterer Menschen. Der Selbsthilfekräfte und ihre sozialen Netze stärken. Anteil der Mitbürger und Mitbürgerinnen ab 65 Jahren an der wohnberechtigten Bevölkerung liegt aktuell bei 18,3 %. Bei Ziel ist, dass die eigenen Ressourcen der zukünftigen Hochal- Einbezug der Generation 55 plus liegt der Bevölkerungsanteil trigen zur „Bewältigung“ der Pflegebedürftigkeit heute schon bei 29,4 %. gestärkt und genutzt werden, damit das Risiko für Hilfe- und Pflegebedürftigkeit gesenkt wird und bei nachlassenden Kräf- Aus der Zunahme der Älteren und insbesondere der Hochbe- ten auf persönliche Bewältigungsstrategien und soziale Bezie- tagten in den kommenden Jahren leiten sich Anpassungser- hungen zurückgegriffen werden kann. fordernisse in den Bereichen altersgerechter Wohnungen und Infrastruktur ab. Die finanziellen Leistungen der Stadt Karlsru- Die Strategie strebt an, dass insbesondere Ältere ab 55 plus he im Bereich Hilfe zur Pflege und Grundsicherung sind in den sich mit den Notwendigkeiten und den Chancen für einen letzten fünf Jahren erheblich gestiegen. Künftig ist infolge von konstruktiven Alterungsprozess bis ins hohe Alter auseinan- unterbrochenen Erwerbsbiografien oder niedrigen Einkommen dersetzen und dass weitere Projekte und Aktionsmöglichkeiten mit einer zunehmenden Armut älterer Menschen zu rechnen. von ihnen selbst und von dem Unterstützungssystem ausge- Auch die steigende Zahl der Demenzerkrankten erfordert eine baut werden. wachsende Differenzierung der Unterstützungsdienste.

Diese Entwicklungen lassen es erforderlich erscheinen, neben dem Engagement der Fürsorge für Hilfe- und Pflegebedürftige Strategische Ansätze auch Förderimpulse für eine frühzeitige, präventive Ausrich- tung auf ein eigenverantwortliches Altern zu entwickeln. Der Die Fortschreibung und der notwendige Ausbau der bestehen- Fokus ist auch auf die Ressourcen der Generation 55 plus zu den Versorgungsdienste sind hinsichtlich Stärkung der Selbst- setzen und Prävention im Sinne von gesunder Lebensführung, hilfekräfte und des sozialen Miteinanders weiter zu treiben. Aufbau von alltagsunterstützenden sozialen Netzen, interge- Die präventive Zielsetzung für die heute 55 plus-Jährigen ist nerationeller Begegnung, bürgerschaftlichem Engagement, deutlich zu stärken. Dazu werden folgende Handlungsansätze Vernetzung und Aktivierung voranzutreiben. Die ältere Be- verfolgt: völkerung wird in ihren Stärken und Kompetenzen wahrge- nommen und unterstützt. Damit trägt sie zur positiven Ent- 1. Zusammenstellung von relevanten Informationen zur Ver- wicklung des sozialen Miteinanders für alle Generationen und meidung bzw. dem Hinauszögern der Pflegebedürftigkeit, der Stadtentwicklung insgesamt bei. zu bereits bestehenden Projekten, zu neuen Ideen für Pro- jekte und zu weiteren Themen, die sich während des Betei- ligungsprozesses ergeben.

2. Aufbau von verschiedenen Diskussions- und Beteiligungs- formen (Diskussionsrunden, Internet etc.).

3. Aufbau eines Netzwerks mit Gestaltungspartnern für die Entwicklung neuer Projekte. stadt karlsruhe | 61

Projekte . Umsetzung der Leitlinien gegen Altersarmut. . Spezifische Unterstützung von Demenzerkrankten und ihren . Familienpolitische Offensive und Generationendialog Familien. (s. Strategie familienfreundliches Karlsruhe). . Kultursensible Pflegeangebote für Menschen mit . Förderung altersgerechten Wohnens verknüpft mit der Ent- Migrationshintergrund. wicklung von generationsübergreifendem, alltagsunterstüt- . Aufbau von Netzwerken von Engagierten zur gemeinsamen zendem Miteinander im Stadtteil. Steuerung des Entwicklungsprozesses, zur Auseinander- setzung und Konzeptionserstellung. . Entwicklung umfassender stadtteilorientierter Unterstüt- zungskonzepte zur Förderung eines übergreifenden Miteinanders unter Einbeziehung verschiedener Ansätze von der Selbsthilfe über das freiwillige bürgerschaftliche Engagement über kleine niedrigschwellige Unterstüt- zung bis hin zur ambulanten fachlichen Unterstützung und stationären Versorgung (Welfare-Mix).

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inklusion von menschen mit Behinderungen

Die Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Ausgangslage werden sich für Menschen mit Behinderungen durch den weiteren barrierefreien Ausbau öffentlicher Gebäude und des Die Stadt Karlsruhe hat sich bereits im Jahr 2000 mit dem ÖPNV nochmals verbessern. Die bereits vorhandenen Koope- Projekt „Barrierefreie Stadt Karlsruhe“ dafür eingesetzt, die rationen der Sportvereine und im Kulturbereich zur selbstver- Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen zu ständlichen Inklusion von Menschen mit Behinderungen wer- verbessern, um aktive Teilhabe zu ermöglichen. Neben der den sich nachhaltig verstetigen. Die inklusiven Angebote im Bereitstellung von Haushaltsmitteln zum barrierefreien Umbau Bereich der Kindertageseinrichtungen und Schulen tragen zur städtischer öffentlicher Gebäude wurden die Projekte „Bar- Familienfreundlichkeit auch für Familien mit behinderten Fami- rierefreie Spielplatzgestaltung“ und „Integration durch Sport lienmitgliedern bei. Die kommunale Stadtplanung berücksich- und Freizeit“ durchgeführt. Zur Partizipation von Menschen tigt grundsätzlich die besonderen Interessen von Menschen mit Behinderungen wurde bereits im Jahr 2003 der Beirat für mit Behinderungen in allen Infrastrukturplanungen. Menschen mit Behinderungen gegründet, zum damaligen Zeitpunkt der erste gewählte Beirat als kommunales Beteili- Der Aufbau von Toleranz innerhalb der Stadtgesellschaft und gungsgremium in Baden-Württemberg. Es gibt bereits zum ein akzeptierendes Miteinander sind elementar für eine funk- Beispiel eine Vielzahl von inklusiven Sportangeboten/ -veran- tionierende Stadtgesellschaft und fördern somit den Abbau staltungen, jährliche integrative Stadtranderholungen auch für von Vorurteilen. Die Strategie der Inklusion trägt dazu bei, Kinder mit schweren Behinderungen durch den Stadtjugend- dass Karlsruhe sich nicht nur als pulsierendes Wirtschaftszen- ausschuss sowie eine seit 2003 bestehende Kooperation des trum und als Wissenschafts- und Forschungsstandort zeigt, Sandkorntheaters mit der Lebenshilfe Karlsruhe als integratives sondern auch als Stadtgesellschaft mit einem gesellschaftli- Theaterprojekt. Im Jahr 2008 stand der Bürgerempfang des chen Klima des sozialen Miteinanders. Karlsruhe begreift den Oberbürgermeisters unter dem Motto „Mitten im Leben der aktuellen Strukturwandel als aktive Chance für ein zukunfts- Stadt - Menschen mit Behinderungen in Karlsruhe“ und die gerichtetes Miteinander, in dem alle Menschen mit ihren Fä- Stadt Karlsruhe war Gastgeber der Special Olympic National higkeiten, Möglichkeiten und ihren Unterstützungsbedarfen Games. von Anfang an im Gemeinwesen dazu gehören und gleichbe- rechtigte Bürgerinnen und Bürger sind. Von diesem Leitbild, Diese Aktivitäten und die im Masterplan 2015 aufgenom- welches in konkretes Handeln umgesetzt wird, profitieren alle menen Ziele zum Thema Integration behinderter Menschen Menschen in Karlsruhe sowie die Besucherinnen und Besucher haben dazu beigetragen, dass das Ziel der Inklusion bereits in der Stadt, da sich Karlsruhe als lebendige, tolerante und welt- der Verwaltung verankert ist und das Thema auch in der Öf- offene Stadt zeigt. fentlichkeit eine gewisse Präsenz erfährt. stadt karlsruhe | 63

Ziele Projekte

Menschen mit Behinderungen sollen gleichberechtigt und . Bildung, Betreuung und Erziehung selbstbestimmt am politischen, gesellschaftlichen, wirtschaft- Beim Ausbau der Kindertageseinrichtungen wird lichen und kulturellen Leben in der Stadt Karlsruhe teilhaben. weiterhin darauf geachtet, dass bei der Ausschreibung Die Infrastruktur und das gesellschaftliche Klima müssen so neuer Projekte das Thema Inklusion behinderter Kinder gestaltet werden, dass der Einzelne keine Anpassungsleistung als Vorgabe für die Bewerber gemacht wird und weitere an vorhandene Barrieren erbringen muss, sondern dass die inklusive Einrichtungen in den Stadtteilen entstehen. Im Stadt Karlsruhe für alle Menschen einen selbstbestimmten und Rahmen der kommunalen Bildungsplanung wird das Pro- barrierefreien Platz ermöglicht und dafür sorgt, dass ihre An- jekt „Inklusion in der Schule“ bearbeitet. Ein Elternforum gebote für alle zugänglich sind. Das selbstverständliche mitein- unter Beteiligung der zuständigen Ämter SJB, SuS und ander Aufwachsen von Kindern mit und ohne Behinderungen Staatliches Schulamt hat im Juli 2011 bereits statt- im Kindergarten und in der Schule wird langfristig wesentlich gefunden. dazu beitragen, das gesellschaftliche Ziel der Inklusion von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen zu . Familienpolitische Offensive und Generationendialog verwirklichen. (s. Strategie „Familienfreundliches Karlsruhe“). . Stadt der Vielfalt und der Sozialen Gerechtigkeit Entwicklung eines Kommunalen Aktionsplans für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Inklusive Strategische Ansätze Modellschule, Förderung der beruflichen Bildung für behinderte Menschen, Barrierefreiheit etc.). Der Nationale Aktionsplan der Bundesregierung vom 15. Juni 2011 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention . Barrierefreier Umbau weiterer öffentlicher Einrichtungen wird ausgewertet und die darin definierten Handlungsfelder und beim ÖPNV entsprechend der Prioritätenliste des werden daraufhin geprüft, ob und ggf. welcher Handlungsbe- Behindertenbeirats. darf für die Stadt Karlsruhe besteht. Die Kommune als unmit- telbares Lebensfeld von Menschen mit Behinderung, ihre Infra- struktur und ihr Handeln sollen grundsätzlich am Leitfaden der Inklusion ausgerichtet werden. Dazu zählt die Herstellung von Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden, die Verbesserung der Barrierefreiheit im ÖPNV sowie das Voranschreiten der Inklusion in Freizeit, Sport, Bildung und Kultur.

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integration von migrantinnen und migranten

Ausgangslage Ziele

In Karlsruhe leben derzeit über 41.000 Menschen ohne Aufbauend auf den “Karlsruher Leitlinien zur Integration von deutschen Pass. Das entspricht einem Anteil von 14,1 % der Zuwanderinnen und Zuwanderern“, die der Gemeinderat im Gesamtbevölkerung. Weitere 10 % der Karlsruher haben September 2008 beschlossen hat, wurde in einem offenen einen Migrationshintergrund. Diese Zahlen zeigen, dass die Beteiligungsprozess der “Karlsruher Integrationsplan“ mit Frage der Integration von Migrantinnen und Migranten kein Zielen, Maßnahmen und Indikatoren zur Überprüfung der gesellschaftspolitisches Randproblem ist, sondern über die Zielerreichung erstellt und im Juli 2012 vom Gemeinderat Zukunftsfähigkeit der Stadt mitentscheidet. In diesem Bereich verabschiedet. kann Karlsruhe auf einem guten Zusammenleben in der Be- völkerung – unabhängig von Herkunft, Religionszugehörigkeit Im Rahmen des öffentlichen Beteiligungsprozesses zur Erstel- oder Weltanschauung – aufbauen. Als Beispiel hierfür gilt das lung des Karlsruher Integrationsplanes wurden folgende Ziele Internationale Begegnungszentrum (ibz), das im Jahr 1995 erarbeitet: gegründet wurde. Aktuell beherbergt diese Einrichtung 12 . Effektive Sprachförderung bereits in den Kindertagesstät- internationale Vereine, die sich mit Fragen der Integration ten unter Einbeziehung der Eltern. beschäftigen und mit einem umfassenden Programm am in- terkulturellen Dialog in Karlsruhe beteiligen. Neben dem ibz . Chancengleichheit im Bildungssystem unabhängig von sozi- sind in Karlsruhe die Migrantinnen und Migranten aus ca. 150 aler oder ethnischer Herkunft und Geschlecht. Nationen in ca. 150 Vereinen organisiert, die allesamt dazu beitragen, dass die Stadt vielfältiger, internationaler und welt- . Erhöhung der Ausbildungsreife für Jugendliche mit offener geworden ist. Darüber hinaus gibt es gegenwärtig drei Migrationshintergrund, dadurch Verbesserung der Über- große Ereignisse, die die Integrationsbemühungen der Stadt gangsquoten von Migrantenjugendlichen in ein Ausbildungs- Karlsruhe sichtbar werden lassen: die Einbürgerungsfeier, die verhältnis, Verbesserung der Berufsorientierung. Integrationspreisverleihung sowie das Fest der Völkerverständi- gung, das 2012 zum 28. Mal auf dem Marktplatz unter Betei- . Die Stadt Karlsruhe begleitet und fördert die zu erwartende ligung von mehr als 50 Vereinen stattfand. Internationalisierung der Bevölkerung und damit auch der Arbeitskräfte vor Ort aktiv und leistet somit einen Künftig ist in Karlsruhe mit anhaltenden Wanderungsgewinnen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- aus dem Ausland und einem steigenden Migrantenanteil zu standorts Karlsruhe. rechnen. Karlsruhe als Stadt mit vielen international operieren- den Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen . Deutsche, Migrantinnen und Migranten haben gleiche ist auf Weltoffenheit und ein faires Miteinander angewiesen. Beschäftigungschancen bei gleicher Qualifikation. Integration ist somit längst zu einer Zukunftsfrage und damit . zu einer zentralen gesellschaftlichen Aufgabe geworden. Sie Menschen mit Migrationshintergrund sind angemessen an ist angesichts der zukünftigen demografischen Entwicklungen Willensbildungsprozessen, z.B. bei der Stadtteilentwicklung, für den sozialen Zusammenhalt bedeutend, zunehmend aber Elternvertretung, Bürgervereinen etc. beteiligt. auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor und deshalb gehört . Strukturelle Verankerung der interkulturellen Öffnung der sie mittlerweile zu den wichtigsten Standortfaktoren der Stadt. Verwaltung in Leitbildern, Konzepten, Selbstverständnis, Das friedliche Miteinander der verschiedenen Kulturen ist die Personalpolitik mit dem Ziel, dass Zugangsbarrieren entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche wirtschaftliche, abgebaut werden. kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung. . Interkulturelle Öffnung und Vernetzung der vorhandenen öffentlichen und privaten Einrichtungen.

. Der interreligiöse Dialog und die interreligiöse Begegnung werden auf allen Ebenen verstärkt, ebenso die Verankerung der religiösen Vielfalt im öffentlichen Leben und im Stadtbild, so dass Karlsruhe zur Modellstadt wird. stadt karlsruhe | 65

. Verbesserung des Zugangs zu sozialen und Betreuungs- . Projekte zum Nachholen des Hauptschulabschlusses. angeboten, Unterstützung von Netzwerken in der Nachbarschaft. . Interkulturell ausgebildete Schülerlotsen.

. Verbesserter Zugang zu (präventiven) Gesundheitsangeboten . Gütesiegel für interkulturelle Kompetenz für Schule, für alle (auch für Seniorinnen und Senioren mit Migrations- Verwaltung und Wirtschaft. hintergrund). . Partnerschaftsinitiativen unter Einbeziehung Karlsruher . Interkulturelle und geschlechtssensible Ausrichtung der Unternehmen und Kammern sowie der Bildungsträger. Sportstätten/-vereine. . Beratung bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen.

. Modellversuch zum anonymisierten Bewerbungsverfahren Strategische Ansätze (Wirtschaft und Verwaltung).

Der „Karlsruher Integrationsplan“ wird die Handlungsspielräu- . Einsatz von Stadtteilmüttern als Multiplikatorinnen. me der Stadt Karlsruhe vor dem Hintergrund des Nationalen Integrationsplanes und dem Integrationsplan des Landes be- . Personalentwicklungskonzept unter Einbeziehung von schreiben. Es geht dabei um die Stärkung, den Ausbau und Menschen mit Migrationshintergrund. die Förderung von: . Interkulturelle Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeitende . sozialer Partizipation: Bildung Ausbildung und in der Verwaltung. Erwerbsleben, . Einrichtung eines Begrüßungsbüros zur Verbesserung der . gesellschaftlicher Partizipation: Bürgerschaftliches Willkommenskultur. Engagement und interkulturelle Öffnung der Verwaltung, . Verbesserungen der Serviceleistungen und Informationen . kultureller Partizipation: interkulturelle und interreligiöse für Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere Begegnung, durch das Internationale Begegnungszentrum.

. Gesundheit und Sport. . „Rat der Religionen“ bzw. ein oder mehrere „Runde Tische der Religionen“. Im Rahmen der Erstellung spielt vor allem die Beteiligung eine besondere Rolle. Dabei wird der Integrationsplan kein stati- . Errichtung eines „Gartens der Religionen“ im Zusammen- scher Plan sein, sondern in den kommenden Jahren durch ein hang mit dem Stadtgeburtstag 2015. Monitoring der Maßnahmen entsprechend dem Bedarf und . Förderung von interreligiösen Begegnungsmöglichkeiten der Entwicklung in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen auf gesamtstädtischer und stadtteilbezogener Ebene. und gesellschaftlichen Fragestellungen kontinuierlich fortge- schrieben. . Kultursensible Angebote speziell für ältere Migrantinnen und Migranten.

. Mehrsprachige Aufklärungskampagnen im Bereich der Projekte Gesundheit wie z.B. Demenz, psychische Erkrankungen, rund um die Pflege. Im Rahmen des Beteiligungsprozesses wurde eine Vielzahl möglicher Maßnahmen erarbeitet, um die oben genannten . Niederschwellige Einstiegsqualifizierung (z.B. Pflege- Ziele zu erreichen. Beispielhaft seien genannt: begleiter, Schwesternhelferin).

. Niederschwellige Beratung von Eltern mit Kindern im . Gender- und kultursensible Angebote in den Vereinen. Vorschulalter in Bildungsfragen (Eltern-Berater-Programm). . Interkulturelles Festival. . Intensive Elternarbeit mit Hilfe ausgebildeter Eltern- mentoren.

. Sprachförderung im vorschulischen und schulischen Alter bis zu berufsbezogenen Sprachkursen.

www.karlsruhe.de 66 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT kultur erarbeitung eines kulturkoNzepts

zur wirtschaftlichen Leistungskraft unserer Stadt und schafft Ausgangslage Arbeitsplätze. Das KIT und Hochschulen wie die Karlshoch- schule und die Hochschule für Wirtschaft und Technik oder die In den letzten Jahren entwickelte sich die Kultur im Wettbe- drei künstlerischen Hochschulen - Hochschule für Gestaltung, werb der Städte in wachsendem Maße zu einem Image- und Musikhochschule und Kunstakademie - bilden die Fachkräfte Standortfaktor. Die unverwechselbare Identität einer Stadt und aus, denen wir hier in Karlsruhe eine berufliche Chance und damit ihre Attraktivität werden durch ihr kulturelles Angebot Perspektive eröffnen möchten. Die damit gegebene Verbin- und auch Erbe geschaffen. Karlsruhe hat bereits eine starke dung von Kunst und Technologie bildet eine ganz spezifische und blühende Kulturlandschaft. Stärke Karlsruhes. Im städtischen Kulturamt sind mit den Abteilungen Städtische Zugleich stehen die Gesellschaft in Karlsruhe und damit alle Galerie, Stadtarchiv und historische Museen, Stadtbibliothek Kultureinrichtungen vor großen Herausforderungen, die sich mit den Zweigstellen und Kulturbüro und über Festivals die u. a. mit den Stichworten demografischer Wandel, Digitalisie- Kunst und die Kultur mit allen ihren Sparten entweder vertre- rung der Kunst und Kommunikation, wachsende Medienorien- ten oder werden gefördert. Die kommunale Kulturpolitik und tierung der Bürgerschaft, Internationalisierung des Lebens und -förderung werden zudem ganz wesentlich bereichert und damit einhergehende kulturelle Vielfalt, zunehmende Mobilität grundlegend erweitert durch die Landeseinrichtungen und des Alltags und der Lebensentwürfe, wachsende Individuali- durch die Förderung unabhängiger, freier Kulturakteure und sierung und Verlust der Beheimatung bzw. schwindende Be- Kulturinstitutionen. Dabei gibt es national und international deutung der herkömmlichen Bindungen usw. verbinden. Der wirkende „Leuchttürme“ wie das ZKM, die Staatliche Kunst- Wandel der Schullandschaft betrifft die Kulturszene ebenso halle, das Badische Staatstheater oder das Badische Landesmu- wie die Veränderungen in der Kommunikation. seum. Um diesen Herausforderungen und Trends entgegentreten zu Hinzu kommen Kultureinrichtungen wie der Badische Kunst- können, wird das Kulturamt gemeinsam mit Partnern vor Ort verein, das Tollhaus oder das Museum für Literatur am Ober- oder von außerhalb für die Stadt eine Kulturkonzeption erar- rhein, die die Stadt mit ausgesuchtem und anspruchsvollem beiten. Programm bereichern. Eine Vielzahl weiterer Kulturträger und Kunstinitiativen machen die Vielfalt und Breite des Angebots aus und sprechen ein interessiertes und breites Publikum an. Die Kultur in Karlsruhe leistet zudem einen wichtigen Beitrag stadt karlsruhe | 67

Ziele Die Konzepterstellung geht von folgenden Strategien aus: Karlsruhe als Kunst- und Kulturmetropole stärken (Ober- Das Ziel des Kulturkonzepts der Stadt Karlsruhe ist die langfri- ziel) stige, aktive und zukunftsorientierte Stärkung der Kultur und ihrer Einrichtungen sowie der Kulturarbeit und -förderung. . durch die Ermöglichung der kulturellen Bildung für alle, Profil, Potential und der Standort der städtischen Kultur sol- len mit einer Fokussierung auf Schwerpunkte definiert und . durch die Wahrung des kulturellen Erbes und des konkrete Maßnahmen benannt werden. Gleichzeitig dient stadthistorischen Gedächtnisses und die Ermöglichung der das Kulturkonzept der Selbstreflexion und stärkt das Selbstbe- Ausbildung kultureller Traditionen, wusstsein der städtischen Kultur. Es wird in einem ergebnisof- fenen, transparenten und partizipativen Prozess erstellt. . durch die Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft und der Verbindung von Kultur und Wirtschaft,

. durch die Stärkung der Verbindung von Kunst, Wissen‑ schaft, Forschung und Technologie,

. durch die Ausweitung des Themas "Mit Recht. Karlsruhe" um die Positionierung Karlsruhes als Stadt der Menschen- und Bürgerrechte zur Kultur des interkulturellen Dialogs und des Zugangs für alle,

. durch eine Neupositionierung des Stadtraums als Raum für die Kunst und Kultur und durch die Schaffung bzw. Sanierung von Räumen.

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kulturelle bildung für alle

Der weitere Ausbau von Ganztagsschulen in den kommenden Ausgangslage Jahren stellt alle Museen, Musik- und Kunstschulen, Bildungs- und Kultureinrichtungen vor die Aufgabe, Kinder und Jugend- Kunst und Kultur sind elementare Wegbereiter für gesell- liche auf neuen Wegen zu erreichen. Kinder und Jugendliche schaftliche Entwicklungen im Allgemeinen und für die Persön- werden weniger Zeit zum Besuch kultureller Bildungsangebote lichkeitsbildung im Besonderen. Kulturelle Bildung legt einen haben. Die Nachwuchsförderung im musikalisch-künstlerischen wichtigen Grundstein für die Lebensgestaltung, sie vermittelt Bereich stellt eine Herausforderung dar. Menschen die Kompetenz, am kulturellen Leben einer Gesell- schaft teilnehmen und diese mitgestalten zu können. Eine wichtige Zielgruppe sind Familien, die durch gesellschaftli- che und wirtschaftliche Veränderungen sowie durch die hohen Für alle Lebensalter wird ein vielfältiges kulturelles Angebot in Anforderungen des Arbeitsmarktes vor neuen Herausforderun- Karlsruhe geboten durch gen stehen. 1. die städtischen Einrichtungen wie Museen, das Badische Die Lebensphase nach der Berufstätigkeit hat sich in den ver- Konservatorium - Musikschule der Stadt Karlsruhe, Archive gangenen Jahren stark verändert. Ein Großteil der Seniorinnen und Bibliotheken und durch das vom Kulturbüro organisier- und Senioren möchte diese Lebensphase aktiv gestalten und te Kulturfestival der Kinder und Jugendlichen KIX, an dem sich weiter bilden. Die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger sich alle Karlsruher Institutionen beteiligen, über 65 wird ansteigen und der Bedarf an kulturellen Angebo- 2. eng mit der Stadt verknüpfte Einrichtungen wie JUKs, Ju- ten somit wachsen. gendhäuser wie JUBEZ, Die Internationalisierung des städtischen Lebens bringt un- 3. zahlreiche außerstädtische Institutionen: Museen, Archive, terschiedliche Kulturen in die Stadt, die auch durch die Ver- Bibliotheken, Landesmedienzentrum. mittlung der kulturellen Bildung für alle miteinander in einen Dialog gebracht werden müssen.

Jugendliche entwickeln eigene künstlerische und kulturelle Ausdrucksformen, die nur selten mit den traditionellen oder von Erwachsenen geschätzten Kunstformen zusammen pas- sen. stadt karlsruhe | 69

Ziele Projekte

Ziel der Strategie ist, das vorhandene, umfangreiche kulturelle . Kinder- und Jugend-Kultur Angebot im Hinblick auf die spezifischen Bedürfnisse der ein- Kontinuierliche Vermittlungsarbeit in Kunst und Kultur für zelnen Zielgruppen weiter auszubauen. Zielgruppen sind: Bil- Kinder und Jugendliche mit einem umfangreichen Angebot dungsferne Kinder und Jugendliche, Schülerinnen und Schüler in den städtischen Einrichtungen des Kulturamts. in Ganztagsschulen, Migrantinnen und Migranten, generatio- KiX - Das Kulturfestival der Kinder und Jugendlichen nenübergreifende Gruppen, Betagte. wird weiterhin fester Bestandteil im Bereich der Kinder- und Jugendkultur sein. Förderung der Jugendkultur durch Bereitstellung von Ressourcen.

. Besondere Herausforderung Ganztagesschule: Angebote Strategische Ansätze für Schülerinnen und Schüler, Kooperation mit den Da das Kulturamt bis Ende 2013 gemeinsam mit Akteuren aus Schulen, Entwicklung neuer Kooperationen, Strukturen dem Kultur- und Kreativbereich eine städtische Kulturkonzep- und Angebote für die Ganztagsschule. Mit dem Pilotpro‑ tion erarbeitet, können sich neben den folgenden Handlungs- jekt „Kulturelle Bildung an Schulen“ wird mit mehreren ansätzen und Projekten weitere Aufgaben ergeben. Schulen in der Südstadt ein koordiniertes Ganztagsangebot in Kooperation mit Kulturinstitutionen geschaffen. Gemeinsam mit dem Schul- und Sportamt werden Strukturen erarbeitet, um die Kultureinrichtungen auch für die Ganztags- . Stärkung der Stadtteilbibliotheken als Lern- und Kulturorte. schule als außerschulische Lernorte zu positionieren. . Kunst/Kultur und Integration: Vielfältige Angebote Darüber hinaus sind im Bereich der kulturellen Bildung für für Kinder, Schülerinnen/Schüler und Erwachsene mit Betagte vielfältige Angebote zu entwickeln und eine genera- Migrationshintergrund. tionenübergreifende Bildungsarbeit zu ermöglichen. . Generationenübergreifende Angebote für Kinder, Senioren Zu den Angeboten der kulturellen Bildung in Karlsruhe wurde und Familien. zusätzlich eine Studie in Auftrag gegeben. . Gezielte Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, Auch die Volkshochschule leistet mit verschiedenen Ange- Erweiterung der Möglichkeiten für die Entwicklung eigener boten zur kulturellen Bildung einen wesentlichen Beitrag zur Ausdrucksformen. Karlsruher Bildungslandschaft. Das Angebot ist zu erhalten . Angebote für Betagte. und nach Möglichkeit weiter auszubauen. . Neue Technologien für die Kunst- und Kulturvermittlung nutzen.

. Neue Profilierung der Kulturfestivals des Kulturamts.

. Kooperation mit dem Landesmedienzentrum.

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kulturelles Erbe, stadthistorisches gedächtnis und kulturelle tradition

Ausgangslage Strategische Ansätze

Zu einer lebendigen Stadtgesellschaft gehört es, die Erinne- Zügige Fortführung der Digitalisierung der Bestände in Archi- rung an ihre Wurzeln präsent zu halten. Dies geschieht durch ven und Sammlungen zur Sicherung der historischen Überlie- die Bewahrung des kulturellen Erbes, dessen Vermittlung in ferung sowie Neukonzeption der Vermittlung. Überprüfung der Gegenwart und Weitergabe an künftige Generationen der Sammlungs- und Überlieferungsstrategien mit Blick auf eine Verpflichtung ist. Das kulturelle Erbe der Stadt Karlsruhe die sich verändernde Zusammensetzung der Stadtgesellschaft besteht neben signifikanten Bauwerken und Straßenanlagen (Internationalisierung). sowie kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Traditionen aus der historischen und künstlerischen Überlieferung, die von Archiven, Museen, Theatern, Bibliotheken u. a. gewährleistet werden. Dazu benötigen die Einrichtungen eine adäquate Projekte Infrastruktur. Die Sammlungen der kulturellen Landeseinrich- tungen und Kulturvereine und die Bestände des Landesarchivs, . Neukonzeption des Stadtmuseums der Kirchenarchive, der Landesbibliothek und des Literaturar- Das bisherige Leitprojekt Neuordnung der Karlsruher chivs sind ebenso Grundpfeiler des kulturellen Erbes wie das Museumslandschaft wird durch die Neukonzeption des von Theatern und Musikinstitutionen gepflegte Repertoire. Stadtmuseums in veränderter Form weiterverfolgt. Be- gleitend zu dieser in 2012 zu erstellenden inhaltlichen Im Kompetenzbereich der Stadt Karlsruhe dokumentieren die Neukon­­zep­tion ist unter der Überschrift „Stadtmuseum der Bestände und Sammlungen des Stadtarchivs und der histori- Zukunft“ eine Veran­­stal­tungs­­reihe ins Leben gerufen schen städtischen Museen (Stadtmuseum, Pfinzgaumuseum, worden, die das Thema in der Öffentlich­­ ­keit bekannt Erinnerungsstätte Ständehaus) die Entwicklung­ Karlsruhes von machen und zugleich die Beteili­­ ­­gung der Bevöl­ke­rung an den Anfängen bis zur Gegenwart. Zum künstlerischen Erbe der Arbeit des Planungs­­­sta­­bs ermög­li­chen soll. im Besitz der Stadt Karlsruhes gehören zudem die Sammlun- gen der städtischen Galerie und des ZKMs. Eine besondere . Digitalisierung der Bestände des Stadtarchivs und der Herausforderung stellt die zunehmende Gefährdung des Sammlungen der Städtischen Galerie und der stadthistori- traditionalen Kulturguts dar, der durch Bestand erhaltende schen Museen. Maßnahmen entgegengewirkt werden kann. Eine weitere große Aufgabe ist die Erhaltung und Überlieferung sowohl des . Restaurierung und Digitalisierung der gefährdeten digitalen Schriftguts wie der digitalen Kunstwerke (Digital Art Baupläne historisch bedeutsamer und denkmalgeschützter Conservation), die Bestandteil des kulturellen Erbes werden Bauwerke als Kooperation des Stadtarchivs, des Bauord‑ sollen. Neben diesen technologischen und infrastrukturellen nungsamts und der unteren Denkmalschutzbehörde. Maßnahmen müssen zudem mit Blick auf die sich verändernde . Stadtgesellschaft (Internationalisierung) die inhaltlichen Samm- Stadtgeschichte digital: Die Ergebnisse der lungs- und Überlieferungskriterien überprüft werden. stadthistorischen Forschung werden ins Internet gestellt. . Stärkung des ZKMs im Bereich des Digital Art Conservation. Ziele . Pflege der Friedhöfe als Erinnerungsorte.

Ziel ist es, das kulturelle Erbe, das stadthistorische Gedächtnis und die kulturellen Traditionen zu bewahren, mit Blick auf die sich wandelnde Stadtgesellschaft zu vermitteln und diese sowie die Gegenwart Karlsruhes für kommende Generationen zu sichern. stadt karlsruhe | 71

kultur und wirtschaft

Ausgangslage Strategische Ansätze

Die Kultur einer Stadt ist in vielfältiger Weise auch ein wich- Da das Kulturamt bis Ende 2013 gemeinsam mit Akteuren aus tiger Wirtschaftsfaktor. Die Mittel zur Förderung des Kultur- dem Kultur- und Kreativbereich eine städtische Kulturkonzep- lebens sind auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gut tion erarbeitet, können sich neben den folgenden Handlungs- angelegt: ansätzen und Projekten weitere Aufgaben ergeben.

Generell sind eine Ökonomisierung der Kultur und eine 1. Kulturelles Standortmarketing in Kooperation mit dem Kulturalisierung der Wirtschaft festzustellen. Kulturbetriebe Stadtmarketing. schaffen Arbeitsplätze, zahlen Löhne und geben Aufträge, die wiederum in den Wirtschaftsraum fließen. Als Standortfaktor 2. Strategien zur Implementierung der Instrumente des pro- macht Kultur die Stadt auch für die Wirtschaft attraktiv. Dies fessionellen Kulturmanagements in der Kulturszene. erleichtert die Unternehmensansiedlung sowie den Unterneh- 3. Förderstrategien zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirt- men die Rekrutierung von hoch qualifizierten Arbeitskräften. schaft: Seit einigen Jahren ist der Kultur- und Kreativbereich ein wach- Kulturamt, Wirtschaftsförderung, Fächer GmbH und Karls- sender Wirtschaftssektor. Karlsruhe bietet mit den zahlreichen ruher Messe- und Kongress-GmbH arbeiten zusammen, um Hochschulen wie dem Karlsruher Institut für Technologie, der die Kultur- und Kreativwirtschaft weiter zu stärken und um Hochschule für Wirtschaft und Technik und der Karlshochschu- Studierende aus dem Kreativbereich als Existenzgründer le oder den drei künstlerischen Hochschulen - Hochschule für in der Stadt zu halten. Insbesondere im Kreativpark „Alter Gestaltung, Musikhochschule und Kunstakademie - optimale Schlachthof“ kann sich das kreative und kulturelle Gewerbe Voraussetzungen, diesen Bereich weiter auszubauen, da die ansiedeln und entfalten. Gemeinsam mit der Karlsruher genannten Hochschulen Fachkräfte im kreativen Sektor ausbil- Messe- und Kongress-GmbH werden kreative Messe- und den. Die Bindung dieser kreativen Köpfe stellt eine besondere Kongressformate weiterentwickelt. Herausforderung dar. Die Konversion des Alten Schlachthofs in einen Kreativpark bietet Kreativschaffenden die Möglichkeit, 4. Bereithaltung bezahlbarer kreativer Räume. im kreativen Bereich eine Existenz zu gründen. 5. Enge Kooperation mit den Hochschulen.

Ziele Projekte 1. Kultur zur Steigerung der Standortattraktivität nutzen. . Kreativpark Alter Schlachthof. 2. Kultur- und Kreativwirtschaft als Wirtschaftssektor weiter ausbauen und fest verankern. Den kreativen Köpfen in . Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro „K3“ von Wirtschafts- Karlsruhe Raum zur Gestaltung und Entfaltung und somit förderung und Kulturbüro als Beratungs- und Perspektiven zur beruflichen Entwicklung bieten. Vernetzungsinstanz.

3. Die Wirtschaft als Unterstützer der Kultur gewinnen. . Kreativgründerzentrum in der ehemaligen Schweinemarkt‑ halle auf dem Kreativpark Alter Schlachthof.

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stärkung der verbindung von Kunst, wissenschaft, forschung und technologie

Ausgangslage Ziele

Das grundlegende Potenzial der Strategie „Verbindung von 1. Die Verbindung von Kunst und Technologie als ablesbares Kunst, Wissenschaft, Forschung und Technologie“ liegt in ihrer Alleinstellungsmerkmal ausbilden. Ausrichtung auf technologische und kulturelle Innovationen. Hier tragen vor allem das Überschreiten der gewohnten Gren- 2. Die vorhandenen Ressourcen/Initiativen sichten. zen zwischen dem künstlerischen und dem wissenschaftlich- 3. Durch die enge Verbindung von Technologie und Kunst so- technologischen Bereich (auch bei künstlerischen Produktio- wie eine enge Verschränkung mit der Kreativwirtschaft die nen) und die gegenseitige Befruchtung zur Entwicklung neuer Entwicklung und Umsetzung innovativer Ideen fördern. Ideen und zur Lösung von Problemstellungen bei. Der Gene- rierung von Kreativität und Wissen als Rohstoffe des 21. Jahr- hunderts könnte damit Rechnung getragen werden. Karlsruhe hat auf Grund seiner spezifischen Ausgangslage die besten Chancen, ein klares Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln, das Strategische Ansätze nicht nur zu einem positiven Image der Stadt beitragen, son- dern auch einen besonderen Schwerpunkt in der wirtschaftli- Das Kulturamt erarbeitet bis Ende 2013 gemeinsam mit Ak- chen Umsetzung erfahren kann. teuren aus dem Kultur- und Kreativbereich eine städtische Kulturkonzeption, in der die Verbindung von Kunst, Wissen- Die Verbindung von Kunst, Wissenschaft, Forschung und schaft, Forschung und Technologie einen Schwerpunkt darstel- Technologie ist bereits eine spezifische Stärke Karlsruhes, die len wird. weiter ausgebildet und sichtbar gemacht werden muss. Mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) wur- 1. Durch Veranstaltungen (z.B. Beyond 3 D), Projektförde- de Mitte der 1990er Jahre hierfür die Grundlage gelegt. Das rung u.ä. dieses Thema in der öffentlichen Wahrnehmung ZKM hat sich zu einem national und international wirkenden verankern. „Leuchtturm“ entwickelt und arbeitet mit den Forschungsein- 2. Förderung von Vernetzung und Zusammenarbeit von richtungen und Hochschulen zusammen. Aber auch jenseits Institutionen und Personen in Kunst, Wissenschaft, For- des ZKM ist Karlsruhe sowohl bei der Ausbildung als auch schung und Technologie. bei der Wissenschaft und Forschung und im wirtschaftlichen Bereich ein exzellenter Standort für Technologie und Kunst auf 3. Plattformen an der Schnittstelle von Kunst und Technolo- internationalem Niveau. Es gibt bereits zahlreiche Netzwerke, gie prüfen, evtl. initiieren, die zum einen der Nachwuchs- Forschungsplattformen und Projekte (ZKM, KIT, HfG, Hoch- förderung dienen, zum anderen auch innovative Lösun- schule für Musik, web-Hauptstadt, Fraunhofer, Städtische Ga- gen für Problemstellungen anbieten können. lerie, Kunsthalle, Kunstverein, mittelständische Unternehmen, CyberForum, Design am Oberrhein, Medienregion Karlsruhe 4. Durch neue Technologien Zugänge zu Kunst für bisher (MEKA) etc.). kulturferne Gruppierungen erreichen. (s. Strategie „Kulturelle Bildung für alle“).

5. Neue Chancen für die Drittmittelakquise prüfen (z.B. Crowdfunding). stadt karlsruhe | 73

Projekte

. Kunstaustellung „Globale“ des ZKM.

. Das Festival- und Forschungsvorhaben Beyond 3 D wird weiter beratend und fördernd unterstützt. Das ZKM, die Hochschule für Gestaltung, die Musikhochschule, das Karlsruher Institut für Technologie, die Karlshochschule sowie die Hochschule für Wirtschaft und Technik arbeiten gemeinsam an dem Zukunftsvorhaben, 3-D-Filme auch als Kunstform weiterzuentwickeln.

. ARD-Hörspieltage.

. Forum für Kultur, Recht und Technik.

. Wissenschaftsjahr.

www.karlsruhe.de 74 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

positionierung karlsruhes als stadt der menschen- und bürgerrechte / recht auf kultur

Ausgangslage Strategische Ansätze

Karlsruhe ist national und international bekannt als die Re- Die im Rahmen der Bewerbung Karlsruhes zur Kulturhaupt- sidenz des Rechts. Mit dem Bundesverfassungsgericht, dem stadt 2010 geprägte Verbindung von Recht und Kultur wird Bundesgerichtshof und der Bundesanwaltschaft haben in weiterverfolgt und um die Themen Menschen- und Bürger- Karlsruhe die drei bedeutendsten Institutionen der deutschen rechte, interkultureller Dialog und kulturelles Miteinander Gerichtsbarkeit ihren Sitz. Unter dem Motto „Mit Recht. erweitert. Eine Vertiefung erfolgt im Rahmen der Erarbeitung Karlsruhe“ hat Karlsruhe die Themen Recht und Kultur in den der Kulturkonzeption bis Ende 2013. vergangenen Jahren verknüpft und zu einem Markenzeichen gemacht. Das Thema Recht wird erweitert um die Menschen- und Bürgerrechte als Grundlage und unveräußerliche Bedin- gung des Zusammenlebens sowohl in der bundesrepublika- Projekte nischen Gesellschaft als auch in der Stadtgesellschaft. Damit fasst das Recht die Werte einer Gesellschaft zusammen und bildet so die Basis für die Kultur des Zusammenlebens. Erst im Das Leitprojekt „Mit Recht. Karlsruhe“ wird weiterverfolgt Geist der Freiheit, die aus Recht entsteht, kann sich Kunst voll und um die Themen Menschen- und Bürgerrechte, entfalten. interkultureller Dialog und kulturelles Miteinander erweitert.

Bestandteile des Projektes sind:

Ziele . Interkultureller Dialog - Kunst und Integration.

Im Rahmen des Kulturkonzepts soll das Image der „Residenz . Partizipation - Fortführung des Europäischen Stadtbriefes. des Rechts“ zur konkreten, erfahrbaren Wirklichkeit aller Men- schen in Karlsruhe werden. „Mit Recht“ wird hier definiert . Erinnerungsarbeit an die Verbrechen und Opfer des als Zugang für alle. Allen Bürgerinnen und Bürgern wird ein Nationalsozialismus. gleichberechtigter Zugang zu Kultur und Bildung ermöglicht, unabhängig von sozialem und finanziellem Status, Alter, Ge- . Menschen- und Bürgerrechte und Demokratie: Platz der schlecht und Herkunft. Die Stadt gewährleistet das Recht auf Grundrechte, Straße der Demokratie, UNESCO-Städtekoali‑ kulturelle Teilhabe, Recht auf Informationsfreiheit und freie tion gegen Rassismus. Meinungsbildung, Recht auf Grund- und Weiterbildung, Recht . Erhalt und die Weiterentwicklung der Gebäude, die für die auf Religionsfreiheit und fördert den interkulturellen Dialog. Bürgerinnen und Bürger zu etablierten Orten der kulturel- Das Voranbringen der Demokratisierung auch durch digitale len Bildung geworden sind (Museen, Theater, Bibliotheken, Teilhabe für alle ist ein wichtiges Leitmotiv. Freier Zugang für Archive, Veranstaltungsorte usw.). alle bedeutet auch die Einbeziehung aller gesellschaftlichen Gruppen in die Ausbildung des kulturellen Lebens und seiner Tradierung. stadt karlsruhe | 75

. Neue Raumkonzeptionen mit Blick auf den gesellschaftli- chen Wandel: Barrierefreiheit sowie die konkrete Möglich- keit, sich individuell in städtischen Räumen aufzuhalten bei Öffnungszeiten bis in den späten Abend hinein, stellen eine moderne Form von Partizipation dar.

. Längere Öffnungszeiten für die kulturellen und Bildungs- einrichtungen.

. Neupositionierung der Kulturfestivals des Kulturamts mit Blick auf die Menschen- und Bürgerrechte sowie den interkulturellen Dialog.

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stadtraum für kunst und kultur

Ausgangslage Strategische Ansätze

Im Innenstadtbereich befindet sich der Stadtraum in einem Da das Kulturamt bis Ende 2013 gemeinsam mit Akteuren aus Umbruch. Der Straßenraum wird im Zuge der Kombilösung dem Kultur- und Kreativbereich eine städtische Kulturkonzep- neu gestaltet. Gleichzeitig erfährt die Frage, was „öffentlicher tion erarbeitet, können sich neben den folgenden Handlungs- Raum“ ist, einen Wandel: die Grenzen zwischen privater und ansätzen und Projekten weitere Aufgaben ergeben. öffentlicher Nutzung verändern sich, die Anforderungen an die Schaffung und Bereithaltung öffentlicher Räume verstär- Speziell für den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum wer- ken sich. Die Verfügbarkeit kultureller Räume und kultureller den im Rahmen des Kulturkonzepts Leitlinien erarbeitet. Infrastruktur ist ebenso Teil der Konzeptüberlegungen wie die Frage nach künstlerischen Akzenten im Stadtraum.

Hinzu kommt, dass einige Kulturgebäude in städtischem Besitz oder Mitverantwortung dringend sanierungsbedürftig sind. Projekte . Renovierung des Prinz-Max-Palais,

. Sanierung und Ausbau des Badischen Staatstheaters,

Ziele . Schaffung/Bereitstellung eines neuen Gebäudes für das Badische Konservatorium in zentraler Lage, Ziel ist es, den Stadtraum mit seinen unterschiedlichsten räum- lichen Gegebenheiten als Raum für Kunst, Kultur und Kreativi- . Sanierungsmaßnahmen am Hallenbau A (ZKM, HfG, tät sowie für kulturelles bürgerschaftliches Leben zu begreifen Städtische Galerie), und weiter auszuformen. . Sicherung von Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeiten für Die kulturelle und bildungspolitische Infrastruktur (Gebäude) Künstler und Kreativschaffende, muss gesichert werden. . Sanierung und damit Sicherung der bestehenden kulturellen Infrastruktur,

. Erarbeitung und Umsetzung neuer Konzepte zu „Kunst im öffentlichen Raum“ („Stadtraum Kunst“).

. Erhaltung „DAS FEST“. stadt karlsruhe | 77

www.karlsruhe.de 78 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt karlsruhe | 79 80 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

sport, freizeit und gesundheit kommunale sportförderung

. Veränderungen im Bildungssystem: Ausgangslage Die Veränderungen im Bildungssystem haben erhebliche Auswirkungen auf den Vereinssport. Immer mehr Schulen Die kommunale Sportförderung stellt sich den Anforderungen werden zu Ganztagsschulen. Diese haben sowohl inhaltli‑ einer sich wandelnden Gesellschaft. Sie muss sich an den Be- che, als auch strukturelle Auswirkungen auf die Sportent‑ dürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger sowie den Sportan- wicklung. Es reduzieren sich die freien Hallenzeiten für den bietern orientieren. Gleichzeitig muss sie Antworten darauf Vereins- und Leistungssport, mit Auswirkungen auf die finden, wie unter Beachtung der kommunalen Finanzlage eine Angebotspalette (z.B. Kinderturnen am Nachmittag, Mann‑ bestmögliche Versorgung mit attraktiven Sportstätten und schaftssport). Kinder und Jugendliche haben weniger Zeit -angeboten für alle Bürgerinnen und Bürger einer Kommnene für Vereinssport. Die Nachwuchsförderung im Leistungs‑ zu erreichen ist. Medienwirksam und populär besetzte Sport- sport wird schwieriger. Allerdings ergeben sich bei der veranstaltungen, erfolgreiche Leistungssportlerinnen und Kooperation von Ganztagsschulen und Sportvereinen auch -sportler sowie eine attraktive Bäderlandschaft beeinflussen neue Chancen, um Jugendliche für den Vereinssport zu das Image der Stadt positiv und bewirken bei der Bevölkerung gewinnen. nicht nur eine stärkere Identifikation mit der Stadt, sondern motivieren diese zu mehr Bewegung.

Folgende Entwicklungstendenzen sind zu berücksichtigen: Ziele . Demografische Entwicklung: Karlsruhe wird weiterhin eine Bevölkerungszunahme . Bedarfsgerechte Ausstattung mit Schwimmbädern, verzeichnen können, bei gleichzeitigem Anstieg des Sportstätten und Sportangeboten in den Stadtteilen. Durchschnittsalters. Daraus resultieren unterschiedliche Anforderungen an Sportstätten und Sportangebote. . Stärkung der Vereinsstrukturen im Bereich Sport durch Aufgreifen aktueller gesellschaftspolitischer Themen und . Wandel der Sportnachfrage: finanzielle Förderung. Im Sport ist in den vergangenen Jahren ein Trend zur Individualisierung, Differenzierung und Selbstverwirkli‑ . Anreize schaffen für eine nachhaltige und generations‑ chung festzustellen. Es entstehen immer mehr und vielfälti‑ übergreifende Bewegungsförderung. ge Formen von Sport und Bewegung. Diese führen neben den klassischen Sportarten zu einer komplexeren und un- . Förderung des Images der Stadt Karlsruhe durch Leistungs‑ übersichtlicheren Sportlandschaft, die geprägt ist durch sport, repräsentative Sportveranstaltungen sowie attraktive vielfältige Facetten des Sporttreibens, der Alters- und Ziel- Sportstätten und Bäder. gruppen sowie einer Differenzierung der Organisationsfor- . Ausbau der Kooperationen mit und zwischen Sportverei‑ men und der Orte der Sportausübung. nen. Bei der Entwicklung der Ganztagsschulen können die stadt karlsruhe | 81

Sportvereine eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der . "Sport auf der Straße" bewegten Angebote im Ganztagsbetrieb spielen. Ziel ist Das Projekt "Sport auf der Straße" erweitert in Zusammen‑ es, dass die Sportvereine mit ihren Übungsleiterinnen und arbeit mit den Sportvereinen die Möglichkeiten der offenen Übungsleitern in allen Ganztagsschulen für den außerun‑ Jugendarbeit. Kernpunkte sind offene Angebote, keine terrichtlichen Bewegungspart zuständig sind. Auf diesem feste Bindung, Aufnahme von Trendsportarten und die Weg kann auch der Transfer der Kinder und Jugendlichen Öffnung und Umgestaltung von Sportflächen. zu den Sportvereinen gelingen. . Leistungssportförderung . Stärkung der Bäderlandschaft. Bestandteile der Karlsruher Leistungssport-Konzeption sind direkte Leistungssportmittel und Personalkosten- zuschüsse. Neu für die Nachwuchsförderung ist das Sportinternat, das in den nächsten Jahren bedarfsorientiert Strategische Ansätze ausgebaut wird.

. Analyse des Bestands an vereinseigenen und kommunalen . Sanierung von Bädern Sportstätten inklusive der Bäder sowie des Bedarfs der Das Bäderkonzept sieht ein Investitionsvolumen von sporttreibenden Bevölkerung. ca. 50 Millionen Euro bis zum Jahre 2020 vor. So sind zum Beispiel nachfolgende Investitionen in den Schwer- . Lokale Netzwerke mit allen relevanten Akteuren: Gezielter punktbädern vorgesehen: Aufbau von lokalen Netzwerken für Sport und Bewegung in verschiedenen Stadtteilen bzw. Sozialräumen. - Rheinstrandbad Rappenwörth (Sanierung des Restau ‑ rants, Verlagerung der Werkstatt, modernisierter . Zielgruppenorientierte Differenzierung der Sport- und Kassenbereich, neue Umkleidekabinen und ein neues Bäderlandschaft Karlsruhe. Planschbecken, Sanierung Ein- und Auslaufbauwerk),

. Umsetzung des Bäderkonzepts 2010 - Vierordtbad (Sanierung bestehender Anlagen und Ausbau (1. Fortschreibung des Bäderkonzepts 2000). Richtung „Medical-Wellness“),

- Europabad (Neubau „Raketenrutsche“ und Erweiterung der Saunalandschaft),

Projekte - Fächerbad (Ausbau zum Kombibad, Erweiterung der . Kooperative Sportentwicklungsplanung Saunalandschaft und Gebäudesanierung im Bestand). Basis bildet eine Bestandsanalyse auf Grundlage der kom– . Modernisierung von Veranstaltungsstätten für munalen Daten und der Sporträume, ebenso wie eine hochkarätige Sportveranstaltungen Befragung der Sportvereine, kommerziellen Sportanbieter Um hochkarätige Sportveranstaltungen in Karlsruhe und nicht organisierten Sporttreibenden. Danach erfolgt durchführen zu können, ist auch die Modernisierung eine Bedarfsbestimmung für Sportanlagen und -angebote. bestehender Veranstaltungsstätten erforderlich. Die Anhand der Ergebnisse wird eine Gruppe, bestehend aus Europahalle entspricht teilweise nicht mehr den Anforde‑ lokalen Expertinnen und Experten, Handlungsempfehlun- rungen internationaler Großveranstaltungen und die dm- gen zur sport- und bewegungsfreundlichen Stadt formulie- arena verfügt nicht über die nötige Infrastruktur. ren. Ziel ist es, die Grundlage für die Sportentwicklung in den nächsten Jahren zu schaffen. Angestrebt wird eine . Fußballstadion bedarfsorientierte Angebotsstruktur. Dabei werden Koope‑ Das 1955 eröffnete „Wildparkstadion“ weist einige rationsmöglichkeiten und Verlagerungen im Einzelfall Defizite auf. Die Anpassung des „Wildparkstadions“ an geprüft (z.B. ESG Frankonia, Sportpark Untere Hub etc.). aktuelle und zukunftsfähige Sicherheitsstandards und Nutzeransprüche ist notwendig, damit Karlsruhe auch in . Stärkung der Vereinsstruktur Zukunft über ein bundesligataugliches Stadion verfügt. Fortschreibung der kommunalen Sportförderung mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für die Vereine zu verbes‑ sern, im Sport selbst aktiv zu werden und auf die gesell‑ schaftlichen Veränderungen zu reagieren. 82 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

kommunale Gesundheitsförderung

Ausgangslage Ziele

Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, von Erwachse- Die kommunale Gesundheitsförderung hat als Ziel, im Rahmen nen und von älteren Menschen ist stark von gesellschaftlichen der Gesundheitsvorsorge gesunde Lebensverhältnisse zu för- und individuellen Rahmenbedingungen bestimmt, unter an- dern und auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. derem von der allgemeinen sozialen Lage, der Situation in der Familie, den Umweltbedingungen und für einen Teil durch den Karlsruhe berücksichtigt gesundheitliche Belange in allen Migrationsstatus: öffentlichen Planungen und kommunalpolitischen Entschei- dungen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz schafft Karlsruhe . Die soziale Lage ist durch unterschiedliche Faktoren gesundheitsförderliche Lebenswelten (Settings), in denen Le- bestimmt, beispielsweise Bildung, Einkommen oder benskompetenz entwickelt und gestärkt werden kann. Hierzu Lebensform. Damit verbundene Vor- und Nachteile sind gehören Bewegung, Ernährung, Alltagsmobilität. bedeutend für Entwicklungschancen, beispielsweise für den Zugang zu gesundheitsförderlichen Einrichtungen. Das Städtische Klinikum wird als Haus der Maximalversorgung für die Region „Mittlerer Oberrhein“ zukunftsfähig ausgebaut. . Für Bildung als Merkmal der sozialen Lage gilt, dass sie neben der Platzierung im gesellschaftlichen Gefüge auch für die Ausprägung gesundheitsbezogener Einstellungen und Verhaltensmuster relevant ist. Strategische Ansätze . Personen mit niedrigem Sozialstatus weisen häufiger Gesundheitsdefizite auf. . Bewegungsfreundliche Ausgestaltung der Kindertagesstät‑ ten / Kindergärten sowie des kommunalen Umfelds. . Zusätzliche Risikofaktoren, die durch soziale Unterschiede verstärkt werden, sind psychosoziale Belastungen, Stress . Vernetzung vorhandener Möglichkeiten und Strukturen - und Depressionen. Zusammenarbeit mit Sportverbänden, Sportvereinen und Bildungsträgern. Die Erfahrungen aus dem Projekt „AGENDA 21 - Kinderge- sundheit“ haben gezeigt, dass bereits in den KiTas den Kin- . Fort- bzw. Weiterbildung für Erzieherinnen und Erzieher. dern die Freude an Bewegung vermittelt werden muss, um . Erschließung neuer Bewegungsräume (z. B. Gemeindesaal, dafür zu sorgen, dass sich ein aktiver Lebensstil entwickelt. Park). Gesundheitsfördernde Angebote in den Lebenswelten der Kin- der z.B. in Schulen und KiTas sind dabei am wirkungsvollsten. . Schaffung dezentraler Gesundheitssportangebote durch Je früher die Interventionen für Sport und Bewegung anset- Zusammenarbeit lokaler Akteure unter Berücksichtigung zen, desto eher wird ein aktiver Lebensstil entwickelt. der Soziallage im Stadtteil.

Der demografische Wandel hat eine Zunahme älterer Men- . Um im Städtischen Klinikum auch in Zukunft die best- schen in der Bevölkerung zur Folge. Zunehmende Alters- mögliche Versorgung leisten zu können, sind die räumli‑ armut, steigende Kosten im Gesundheitswesen und bei der chen, technischen und energetischen Gegebenheiten an Pflege lassen zukünftige kommunale Probleme bei der Ge- die Anforderungen der Zukunft anzupassen. Dazu gehören sundheitsversorgung erkennen. die Modernisierung der Bausubstanz, die Zentralisierung der Leistungsbereiche und der Bau neuer Gebäude. Gesundheitsaspekte durchdringen zahlreiche Bereiche städti- schen Handelns, z. B. gesunde Lebensverhältnisse im Wohn- umfeld, finanzielle Belastungen des Sozialhaushaltes, Planung von Altenheim und Pflegeeinrichtungen u.v.m. stadt karlsruhe | 83

. Gesunde Schulen und Kindertageseinrichtungen Projekte Schaffung eines gesundheitsfördernden Profils bzw. Lern- und Arbeitsklimas in den Einrichtungen unter Einbeziehung . Bewegungswelt Karlsruher Kindergarten und Vernetzung aller Aktivitäten zu den Einzelthemen Die „Bewegungswelt Karlsruher Kindergarten“ ist ein Bewegung, Ernährung, Entspannung, Alltagsmobilität. kommunales Projekt des Schul- und Sportamts in Koopera‑ Denkbar ist die Auszeichnung durch ein Zertifikat. tion mit dem Turngau. . „In Schwung“ - Bewegungsangebote für 50+ . Karlsruher Gesundheitskonferenz Mehr Lebensqualität im Alter durch den Ausbau von Sport- Die Gesundheitskonferenz vernetzt zahlreiche Akteure, und Bewegungsangeboten in den Stadtteilen. Ein Projekt arbeitet interdisziplinär, basierend auf wissenschaftlichen des Sportkreises mit Unterstützung des Schul- und Erkenntnissen und verfolgt übergeordnete Ziele, insbeson‑ Sportamtes. dere das Ziel der Lebenskompetenz (die alle gesundheitli‑ chen Aspekte wie z. B. Bewegung und Ernährung enthält). . „Bewegte Kommune - Kinder“ - Projekt der Kinder- Die erste Karlsruher Gesundheitskonferenz fand im Früh‑ turnstiftung in den Stadtteilen Rintheim, Hagsfeld und jahr 2012 statt. Waldstadt. Bestandsaufnahme in KiTas, Grundschulen und Sport- . Gesund aufwachsen und leben in Mühlburg vereinen zu den vorhandenen Bewegungsangeboten; Pilotprojekt des Gesundheitsforums Baden-Württemberg Durchführung des „Motoriktest+“. Ableitung und Ent‑ mit dem Ansatz der Stärkung von Lebenskompetenzen wicklung von quartiersbezogenen Maßnahmen in der Menschen im Stadtteil, der Vernetzung aller Akteure Zusammenarbeit mit den örtlichen Akteuren. Dabei sollen und der Schaffung von nachhaltigen Strukturen. Nach sich die lokalen Akteure weiter vernetzen. Abschluss der Pilotphase Ende 2010 wird dieses Projekt derzeit drei weitere Jahre lang begleitet und dient als Modell für den Transfer in andere Stadtteile. 84 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

Umwelt, Klimaschutz und stadtgrün klimaschutzkonzept und klimaneutrale Stadt

Erst mit dem anspruchsvolleren KLIMA-Szenario sind CO2- Ausgangslage Minderungen um 27 % zu erwarten. Um dieses Ziel zu er- reichen, sind die Aktivitäten der Stadt zukünftig deutlich zu Die immer deutlicher werdenden Veränderungen des globalen intensivieren. Klimas, aber auch die Energiepreissteigerungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass der Klimaschutz wesentlich stärker in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Politik ge- rückt ist. Sowohl der Bund als auch das Land Baden-Württem- berg haben CO2-Minderungsziele definiert, die sich wiederum Ziele auf die internationalen Beschlüsse von Kyoto beziehen. Karlsruhe will bis zum Jahr 2020

Bei der praktischen Umsetzung von CO2-Reduktionszielen fällt den Städten und Gemeinden eine zentrale Rolle zu. Als . eine Minderung von jährlich rund 2 % beim bürgernächste staatliche Ebene können die Kommunen Pri- Endenergieverbrauch, vathaushalte und Unternehmen für Beiträge zum Klimaschutz . eine Minderung von jährlich 2 % bei den CO -Emissionen, gewinnen und eine wichtige Vorbildfunktion ausüben. Eine 2 konsequente und konsistente Klimaschutzpolitik in Karlsruhe . sowie eine Verdoppelung des Anteils erneuerbarer stärkt nicht nur die deutsche Vorreiterrolle in der Klimapo- Energien am Gesamtenergieverbrauch erreichen litik, sondern hat auch Vorbildfunktion für andere Städte in („2-2-2-Formel“). Deutschland und der Welt. Diese Ziele beziehen sich jeweils auf das Basisjahr 2007. Um Der Gemeinderat hat am 15.12.2009 ein Klimaschutzkonzept Perspektiven über das Jahr 2020 hinaus zu entwickeln, hat die mit ehrgeizigen Zielen verabschiedet, das als strategische Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gemeinsam mit Grundlage für die weiteren energiepolitischen Handlungsop- Projektpartnern im Auftrag des Amtes für Umwelt- und tionen dient. Arbeitsschutz und der Stadtwerke Karlsruhe eine Machbar- keitsstudie „Klimaneutrales Karlsruhe 2050“ erstellt, welche Derzeit liegt der CO -Ausstoß in Karlsruhe bei rd. 10 t pro 2 vom Land Baden-Württemberg gefördert wurde. Auf deren Kopf und Jahr, der Anteil regenerativer Energien am Gesamtver- Grundlage beschloss der Gemeinderat am 28.02.2012 die Kli- brauch beläuft sich auf 2,6 %. In zwei Szenarien wurden zu- maneutralität bis zum Jahr 2050 als Langfristziel zu verfolgen. künftige Entwicklungen prognostiziert. Danach würden im Trend- szenario bis 2020 lediglich 5 % weniger als 2007 emittiert werden. stadt karlsruhe | 85

. Leitlinie Energieeffizienz und Nachhaltiges Bauen Strategische ansätze Mit dieser seit 2009 beschlossenen Leitlinie berücksichtigt die Stadt Karlsruhe bei kommunalen Neubauten und Hauptbestandteil des Klimaschutzkonzepts ist ein Handlungs- energetischen Sanierungen den Aspekt der Nachhaltigkeit. katalog mit rund 80 kurz-, mittel- und teils langfristigen Maß- Danach soll der energetische Standard von Gebäuden nahmen. Er zeigt auf, in welchen Handlungsfeldern die Stadt generell der Passivhausbauweise entsprechen. Die Leitlinien alleine oder im Zusammenspiel mit anderen Akteuren den beinhalten eine Lebenszyklusbetrachtung und formulieren Klimaschutz in Karlsruhe in den nächsten Jahren voranbringen konkrete Anforderungen an Konstruktion, Baumaterialien kann. und Bauteil-Komponenten. In Karlsruhe liegt der Handlungsschwerpunkt bei Maßnahmen . EinSparProjekte an städtischen Schulen und zur Energieeinsparung und Steigerung der Energieeffizienz, Dienststellen insbesondere im Bereich des Gebäudebestandes und der Wirt- Nach einem Teilnahmeaufruf haben 45 Schulen Interesse schaft. Dabei hat das Fernwärmenetz, das fast ausschließlich gezeigt, sich am EinSparProjekt zu beteiligen. Dabei sollen über Kraft-Wärme-Kopplung und mit Abwärme aus der Indu- durch „Energieteams“, bestehend aus Schülern, Lehrkräf‑ strie gespeist wird, auch zukünftig eine große Bedeutung. Die ten und Hausmeistern, vor allem durch verändertes Nutzer- Verwendung von Erneuerbaren Energien, z. B. durch Ausbau verhalten Energieeinsparungen erzielt werden. Als Anreiz der Photovoltaik, der Windenergienutzung und intensivere erhalten die jeweiligen Schulen 40% der eingesparten Verwertung von Biomassepotenzialen, wird ebenfalls ein Energiekosten. Insgesamt wird von einem Einsparpotenzial Schwerpunkt sein. von 500.000 Euro pro Jahr ausgegangen. Neben betriebs‑ Um der Vorbildfunktion gerecht zu werden, sollen städtische wirtschaftlichen und klimaschützenden Effekten kommt Einrichtungen zukünftig verstärkt energetisch saniert werden. hierbei auch der pädagogische Aspekt zum Tragen. Ein vergleichbares Einsparprojekt wird auch für die städtischen Dienststellen aufgelegt.

. Erneuerung des Anlagenverbundes Ost Projekte Die vorhandene Bioabfallvergärungsanlage ist in die Jahre gekommen und soll durch eine neue Vergärungstechnik . Karlsruhe, ein Zentrum für innovative Energien ersetzt und in ihrer energetischen Effizienz erheblich opti‑ Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde als eines miert werden. Wichtiges Ziel ist hierbei auch, die Kosten von fünf KIT-Zentren das Zentrum für Energie geschaffen. für die Behandlung des Bioabfalls abzusenken. Mit dem Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines Gesamtkon‑ aus der Vergärung gewonnen Methangas wird über ein zepts für den Energiemix der Zukunft. Ein Fokus gilt dabei Blockheizkraftwerk elektrische und thermische Energie der Geothermie. Im Jahre 2009 erhielt das KIT den gewonnen. Die Wärme versorgt ein nahe gelegenes Wohn‑ Zuschlag als „Landesforschungszentrum für Geothermie“ gebiet. Derzeit laufen die Planungen. Mit der Inbetriebnah‑ (LFZG). Die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) sieht me wird für 2015 gerechnet. ebenfalls den Bereich der Energieforschung und die wirt‑ schaftliche Anwendung innovativer Energien als einen . Kooperationsprojekte mit der Wirtschaft Handlungsschwerpunkt. Für die Außendarstellung der Mit dem EnergieEffizienz-Netzwerk Karlsruhe, den ECOfit- Stadt ist dieses Projekt zudem ein wichtiger Imagefaktor. Projekten zum betrieblichen Umweltmanagement und Als beispielhafte Umsetzung gilt die effiziente Abwärme‑ einem ersten Energie-Effizienztisch für Hotels gibt es in nutzung aus Industrieanlagen (MiRO) und deren Einspei‑ Karlsruhe bereits vielversprechende Modelle für eine stär‑ sung in das städtische Fernwärmenetz sowie das Energie‑ kere Einbindung von Karlsruher Unternehmen in die Klima‑ konzept der Volkswohnung GmbH Karlsruhe für das schutzbemühungen der Stadt. Die teilnehmenden Firmen Wohnquartier „Rintheimer Feld“. Durch das mit For- tauschen sich in moderierten Workshops regelmäßig aktiv

schungsmitteln geförderte Projekt sollen die CO2-Emissio‑ aus und setzen zusätzlich eigenverantwortlich wirtschaftli‑ nen der Gebäude bis 2015 um 84 % gesenkt werden. che Energieeffizienzmaßnahmen um. Entsprechende Ko‑ Weitere Forschungs- und Anwendungsprojekte sind in operationsansätze sollen zukünftig weiter ausgebaut und Planung oder werden bereits umgesetzt. verstetigt werden. 86 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

. Bürgerbeteiligungsmodelle Erneuerbare Energien . Energetische Gebäudesanierung Das Erfolgsbeispiel der Windkraftanlagen auf dem Aus Klimaschutzsicht leistet die energetische Sanierung des

Energieberg und der Karlsruher Solarparks zeigt, dass Gebäudebestands den größten Beitrag zur CO2-Reduktion. durch eine finanzielle Beteiligung der Bürgerschaft der Ein wesentliches Ziel ist es daher, die derzeitige Sanie‑ Ausbau regenerativer Energieerzeugungsanlagen deutlich rungsrate in Karlsruhe von jährlich knapp 1 % des Gebäu‑ beschleunigt und deren Akzeptanz gesteigert werden debestands deutlich zu erhöhen. Ein entscheidendes Hand‑ kann. Die Stadtwerke sehen deshalb nach Komplettierung lungsfeld der Stadt stellt hier neben der Anreizbildung (z.B. des Solarparks III durchaus die Chance, weitere Beteili‑ durch finanzielle Förderung) der Abbau des Informations- gungsprojekte zu initiieren. defizits durch geeignete Informations- und Beratungsan- gebote dar. Auch neue Ansätze wie quartierbezogene Konvoi-Sanierungsprojekte sollen erprobt werden. Dafür ist ein enger Schulterschluss mit externen Akteuren wie Archi‑ tekten, Handwerk, Bauträgern und Wohnungsbaugesell‑ schaften erforderlich. stadt karlsruhe | 87 88 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

anpassung an den klimawandel

z.B. bei der Wahl von wärmeliebenden und trockenstressfä- Ausgangslage higen Baum- und Pflanzenarten. Aber auch neue Krankheits- überträger wie Tigermoskitos oder häufigerer Schädlingsbefall In globaler Hinsicht ist bemerkenswert, dass sich die Verän- sind eine Folge der zunehmenden Erwärmung. derungen auf Grund des Klimawandels deutlich schneller und stärker bemerkbar machen als ursprünglich angenommen - so Karlsruhe liegt in einer der wärmsten Regionen Deutschlands auch in Karlsruhe. Gleichzeitig haben die CO -Emissionen den 2 und wird auf Grund dieser Vorbedingung vom Klimawandel historisch höchsten Wert und es ist derzeit auf internationaler sehr stark beeinflusst werden. Die Veränderungen wirken sich Ebene kein Einvernehmen über deren Beschränkung ersicht- vielfältig aus und sind mit ihrer Komplexität aus heutiger Sicht lich. nicht vollständig erkennbar. Direkte Auswirkungen sind z. B. extremere Hochwasser- aber auch Niedrigwasserereignisse am Prognosen zeigen, dass in Zukunft die Zahl der heißen Tage Rhein. Neben der notwendigen Verbesserung des Hochwasser- (> 30°C) und vor allem der „Tropennächte“ stark zunehmen schutzes hat dies auch Einfluss auf die Schifffahrt und damit wird. Außerdem wird es in den immer milderen Wintern nur auch auf die Wirtschaftlichkeit des Rheinhafens. noch wenige echte Frosttage (unter 0°C) geben. Des Weiteren werden längere Trockenperioden im Sommer, mehr Regen- Hitzetage und Tropennächte können in dicht bebauten Stadt- fälle im Winterhalbjahr erwartet. Extremwetterereignisse wie teilen gesundheitsbelastend sein. Der bisher heißeste Sommer Stürme, Starkregen, Hagel sollen zukünftig ausgeprägter und im Jahr 2003 führte in Karlsruhe zu auffällig vielen Todesfäl- intensiver werden. len.

Der Klimawandel führt zu Veränderungen in der Natur. Bisher Der Klimawandel wird somit auf zahlreiche Bereiche des eher in südlicheren Ländern heimische Pflanzen- und Tierarten Lebens direkt und indirekt Einfluss nehmen und stellt damit wandern ein, gleichzeitig geraten bisher heimische Arten unter die größte Herausforderung für die Zukunft dar. Wesentliche Stress und wandern ab bzw. verschwinden. Dies hat konkrete Grundlage für die Erarbeitung von Anpassungsstrategien ist, Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft, deren Be- die Veränderungen zu beobachten und mögliche Vulnerabilitä- wirtschaftungspläne sich den aktuellen Veränderungen anpas- ten (= Verwundbarkeit, Riskikoanfälligkeit) zu identifizieren. sen müssen. Dies gilt auch für die städtische Grünordnung, stadt karlsruhe | 89

Veränderungen beim Thema „Hitzestress“ bis Ende des Ziele Jahrhunderts. Derzeit wird u. a. im Bereich der städtebauli‑ chen Entwicklungsachse „Durlacher Allee“ vertiefend un‑ . Die Reduzierung volkswirtschaftlicher Schäden, tersucht, wie zukünftig Innenentwicklung unter Berück‑ . der Schutz der Bevölkerung, sichtigung des stadtklimatischen Komforts stattfinden kann. Des Weiteren wird zu erarbeiten sein, welche Maß‑ . die Optimierung der Lebensbedingungen unter neuen nahmen die Situation in höher belasteten Wohnquartieren Verhältnissen. klimatisch verbessern können.

. Technische Infrastruktur und Klimaanpassung Vermehrte Starkregenereignisse sind bei der Stadtentwäs‑ serung schon aufmerksam registriert worden. Derzeit Strategische Ansätze wird geprüft, welche baulichen Vorsorgemaßnahmen in Betracht kommen, um das Niederschlagswasser schnell‑ Zentraler Ansatzpunkt ist die Anpassung städtischer Strukturen stens und möglichst schadensfrei aus gefährdeten Gebie‑ und technischer Infrastrukturen an den Klimawandel und seine ten abzuleiten. Auftretende Hitzeperioden stellen eine Berücksichtung bei künftigen Vorhaben. Auch bei der städti- gesundheitliche Belastung der Bevölkerung dar. Besonders schen Grünplanung und in der Forstwirtschaft sind die Auswir- relevant ist hierbei eine fehlende Nachtabkühlung. Dabei kungen des Klimawandels vorausschauend zu berücksichtigen. ist der Klimakomfort innerhalb der Wohnungen bestim‑ mend. Eine zunehmende Klimatisierung mit elektrischen Klimageräten würde sich wiederum kontraproduktiv bei

den Bemühungen zur Minderung der CO2-Emissionen Projekte auswirken. Es ist daher zu untersuchen, welche bauliche Ausgestaltung das Aufheizen von Wohnungen vermindert . Städtebaulicher Rahmenplan Klimaanpassung und wie eine Klimatisierung effizient und klimaneutral Mit der im Rahmen der Tragfähigkeitsstudie erstellten erfolgen könnte. Klimafunktionskarte liegt eine umfassende Betrachtung der bioklimatischen Belastungssituation und weiterer . Weitere Projekte sind die Berücksichtigung des Klimawan‑ stadtklimatologisch relevanter Einflussgrößen vor. Im Zuge dels beim Waldumbau, die Verbesserung des Hochwasser- des Modellprojekts „Innenentwicklung versus Klimakom‑ schutzes zum einen durch Schaffung von Retentionsräu‑ fort im Nachbarschaftsverband Karlsruhe“ erfolgte eine men, zum anderen durch Anpassung der Hochwasserdäm‑ Projektion der Auswirkungen der klimatischen me an die neuen Entwicklungen. 90 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

Lärmminderung und luftreinhaltung

Die Luftbelastung wird sich in den kommenden Jahren auf Ausgangslage Grund des technischen Fortschritts am Fuhrpark ohne weitere Maßnahmen nur langsam verringern. Es sind daher weiterge- Trotz vielfältiger Maßnahmen auf allen Ebenen steigen bun- hende Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte erforder- desweit tendenziell die Lärmbelastungen für den Menschen. lich. Ihre Auswirkungen auf Gesundheit, Konzentration und Wohn- qualität bis hin zu Immobilienwertverlusten sind inzwischen Ein Luftreinhalteplan für Karlsruhe wurde bereits im Frühjahr allgemein bekannt. Individual- und LKW-Verkehre werden 2006 rechtskräftig erlassen. 2008 wurde zudem ein Aktions- weiter zunehmen, ebenso die schienengebundenen Verkehre plan wegen einer Überschreitung des Feinstaubgrenzwertes (Güterverkehre). Da sowohl die überregionalen Hauptverkehrs- aufgestellt. straßen A 5 und B 10 / Südtangente als auch die Haupttrasse der Deutschen Bahn durch Karlsruher Gemarkung führen, ist Ende 2011 ist die Fortschreibung des Luftreinhalte-/Aktions- hier mit einer verstärkten Lärmbelastung zu rechnen. Zudem planes mit weitergehenden Verkehrsbeschränkungen in Kraft werden die bestehenden Grenzwerte bezüglich des Stickstoff- getreten. dioxidgehaltes dauerhaft überschritten. Ursächlich hierfür ist der motorisierte Verkehr. Dabei besteht ein Spannungsfeld zwischen der notwendigen Minderung von Emissionen aus dem motorisierten Verkehr Die Stadt Karlsruhe hat erstmals im Jahr 1976 die Lärm- und der Erreichbarkeit der Innenstadt als bedeutenden Wirt- situation in der Stadt Karlsruhe durch örtliche Schallpegel- schaftsfaktor. messungen systematisch erfasst. Auf dieser Grundlage wurde eine erste Lärmkarte für den Straßenverkehr erstellt und es Durch die Strategie sind weiterhin ein wirtschaftlicher Nutzen wurden daraus Maßnahmen entwickelt. Zwischenzeitlich durch höhere Immobilienwerte und höhere Mietzahlung sowie wurde eine Vielzahl an aktiven und passiven Schutzmaßnah- geringere Gesundheitskosten zu erwarten. men im Rahmen der Lärmsanierung bzw. der Lärmvorsorge umgesetzt, wie zum Beispiel Umfahrungen, Belagsaustausche, Einhausungen, Verkehrsberuhigungen die Förderung von Schallschutzfenstern etc.

Mit der flächenhaften Lärmkartierung (Straßenverkehr, Stra- ßenbahnverkehr, Schienenverkehr / DB) und dem Lärmaktions- plan liegen weitere Planungsinstrumente vor. 2009 wurde vom Gemeinderat der Lärmaktionsplan beschlossen, der derzeit um die Lärmquellengruppe Schienenverkehrslärm (DB) und „ruhi- ge Gebiete“ ergänzt wird. stadt karlsruhe | 91

Die Maßnahmen im Lärmaktionsplan wurden in folgende Ka- Ziele tegorien eingeordnet: A: Kostengünstige Maßnahme mit hohem Nutzen, Durch die Lärmminderungsmaßnahmen soll der Umgebungs- z. B. Tempolimit, lärm vermindert und noch unbelastete Räume von Verlärmung B: Kostenintensive Maßnahme mit hohem Nutzen, freigehalten werden. Das Risiko für Herz-Kreislauferkrankun- z. B. Belagsaustausch, Lärmschutzwand, gen und psychische Beeinträchtigungen durch Lärm kann C: Kostenintensive Maßnahme mit begrenztem Nutzen, dadurch vermindert werden. Die Wohnqualität soll erhöht und z. B. Lärmschutzergänzungen, sogenannte „ruhige Gebiete“ sollen erhalten und weiterent- D: Ausschließlich passive Schallschutzmaßnahmen, wickelt werden. z. B. Fenster. Die gesetzlichen Grenzwerte zur Luftreinhaltung müssen Die Kategorien A und D werden kurzfristig und die Kategorien eingehalten werden, da sie den Schutz der menschlichen B und C mittelfristig bis langfristig unter Berücksichtigung der Gesundheit zum Ziel haben. Eine gute Luftqualität ist zudem finanziellen Möglichkeiten umgesetzt. wichtige Voraussetzung für ein lebenswertes Wohnumfeld.

Luftreinhalteplan Um die Luftqualität wirksam zu verbessern, muss der Hebel Strategische Ansätze bei den hauptsächlichen Verursachern des Problems angesetzt Lärmaktionsplan werden. Dies ist in Karlsruhe, wie in anderen Ballungsräumen auch, der „Motorisierte Individualverkehr (MIV)“. Der Lärmaktionsplan sieht verschiedene kurz-, mittel- oder langfristige Maßnahmen vor, die sich auf die folgenden Berei- Neben den eingeführten Verkehrsbeschränkungen in der che beziehen: Umweltzone werden strategische Ansätze im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes erarbeitet. Hierzu gehört unter . Straßenverkehr, anderem die Förderung des Umweltverbundes (ÖPNV, Rad- und Fußgängerverkehr). . Schienenverkehr und

. Schutz von ruhigen Gebieten. Dabei ist das Zusammenspiel mehrerer Planungsebenen und Projekte der Verkehrsbehörden erforderlich. Um eine nachhaltige Wir- kung entfalten zu können, erfolgt eine Verzahnung mit den . Maßnahmen der Kategorie B (Zeithorizont < 10 Zielen und Maßnahmen des Verkehrsentwicklungsplans. Jahre): Straßenbahn westliche Kriegsstraße (Belagsaustausch); Beispielhafte Ansätze sind dabei: Südtangente Hardtschule (Abschirmung); B 36 Hardtschule/ Hardtstraße (Abschirmung); Südtangente Staudinger-/Volz‑ . Die Bündelung von Verkehrsströmen bei effektiven straße (Abschirmung); Durlacher Allee Dornwaldsiedlung Schutzmaßnahmen, (Abschirmung); Straßenbahn Lameystraße, Eckenerstraße, . der vorsorgende Schallschutz im Flächennutzungsplan und Durlacher Allee, Herrenalber Straße (Rasengleis). in Bebauungsplänen sowie

. Tempolimits wo möglich. 92 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

Landschafts- und biotopentwicklung

Ausgangslage Ziele

Die Erhaltung der biologischen Vielfalt von Arten und Öko- . Die ökologische Entwicklung des Karlsruher Stadtgebietes systemen wird als Lebensversicherung der Menschheit be- differenziert und umfassend steuern und somit die natürli‑ trachtet. Gleichzeitig wird ein schon seit Jahren anhaltender chen Lebensgrundlagen sichern, Artenschwund festgestellt und die Liste der vom Aussterben bedrohten und hochgradig gefährdeten Arten wird immer . eine verträgliche Siedlungsflächenentwicklung, länger. Biologische Vielfalt bedarf aber nicht isolierter verein- . der Erhalt der Vielfalt von Arten und Lebensräumen zelter Flächen, sondern ist auf den Austausch zwischen diesen (Biodiversität), Flächen, also auf deren Verbund angewiesen. . die Sicherung und Stärkung der Erholungsfunktionen und In Bezug auf Grün- und Freiräume für die Karlsruher Bürgerin- der Erlebnisqualität, nen und Bürger sind bei der Versorgung mit ausreichend be- messenen wohnungsnahen, gut erreichbaren Erholungsflächen . über klimatische Ausgleichswirkungen einen zentralen und der quartierbezogenen Spielflächenversorgung insbeson- Beitrag für die Anpassung an den Klimawandel leisten, dere im zentralen Stadtgebiet noch Defizite vorhanden. . eine Prioritätensetzung im Hinblick auf begrenzte Mittel, Neben innerstädtischen Freiräumen stehen den Bürgerinnen und Bürgern weitläufige Waldgebiete - insbesondere der . die Verdeutlichung von Naturschutz und Freiraum- direkt an die City angrenzende Hardtwald - als Erholungs-, entwicklung als positive weiche Standortfaktoren sowie Sport- und Freizeitfläche zur Verfügung. Mit 26% der Gemar- kungsfläche leistet der Wald im urbanen Umfeld einen unver- . die Schutz-, Erholungs- und Bewirtschaftungsfunktion des zichtbaren Beitrag zur hohen Lebensqualität in Karlsruhe. Waldes entwickeln und erhalten.

In Karlsruhe wurde seit Erarbeitung des ersten Landschafts- plans in den 1980er Jahren systematisch eine gute Grundlage für eine nachhaltige Freiraumentwicklung geschaffen. Hierzu Strategische Ansätze beigetragen haben die Bebauungsplanung und begleitende Grünordnungsplanung, Maßnahmen zur Biotopvernetzung, Die nachhaltige Freiraumentwicklung verfolgt folgende strate- Umsetzung der Schutzgebietsplanung, landschaftspflegerische gische Ansätze: Begleitplanungen zu sonstigen Vorhaben und geeignete Kom- pensationsmaßnahmen bei Eingriffen in Natur und Landschaft . Die gesamtstädtische Vernetzung aller allgemeinen und (Ökokonto). Als wesentliches Element zur Förderung der speziellen öffentlichen Grünflächen (Parks, Kleingarten- biologischen Vielfalt wird die Biotopverbundkonzeption eine anlagen, Friedhöfe, Spiel- und Freizeitanlagen, grüne Plät‑ bedeutsame fachliche Grundlage für die zukünftige städtebau- ze, Alleen und sonstige Grünstrukturen), liche Entwicklung und Bauleitplanung sein. . die Vermehrung der klimaschützenden Biomasse, stadt karlsruhe | 93

. die Stärkung der Funktion als Lebensräume für heimische . Durchgängigkeit der Karlsruher Fließgewässer Pflanzen und Tiere und Förderung ausgewählter Arten herstellen (Zielarten), Als lineares, das gesamte Stadtgebiet durchziehendes Element haben die Fließgewässer eine besonders bedeu- . die Vernetzung der Lebensräume, tende Funktion im Biotopverbund. Gewässerdurchgängig‑ keit hat für Karlsruhe einen repräsentativen und symboli- . die Optimierung der Flächenkonzeption (rechtliche schen Charakter. Karlsruhe war eine der ersten Städte, die Sicherung und ökologische Aufwertung von Kernflächen bereits vor rund 20 Jahren mit der systematischen naturna‑ etc.), hen Umgestaltung der Fließgewässer begonnen haben. . fachlich qualitative Biotopschutz- und Das Vorhaben genießt große öffentliche Aufmerksamkeit Biotoppflegemaßnahmen sowie und wurde vielfach gefördert (u.a. Life-Projekt).

. eine umfassende Bewertung von Eingriffen einschließlich . Naturbewusstsein an Karlsruher Bevölkerung der Optimierung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. vermitteln Viele Maßnahmen des Biotopverbundes bedürfen der Inhaltlich und räumlich wird sich der fortzuschreibende Erläuterung und der Akzeptanz der Bevölkerung. Gleichzei‑ Landschaftsplan mit den folgenden vier Schwerpunkten tig kann der Wert des Biotopverbundes vermittelt werden, befassen: wie die Bedeutung für die Naherholung und interessante Naturerlebnisse. . Siedlungsentwicklung, Infrastruktur, erneuerbare Energien, Die Umweltbildung als Basis für umwelt- und naturfreund- . Sicherung der biologischen Vielfalt, liches Verhalten wird in Karlsruhe sehr intensiv betrieben, sowohl institutionell (Naturschutzzentrum Karlsruhe, Wald‑ . Freiflächenverbundsystem, pädagogik mit Waldklassenzimmer, Zoopädagogik) als auch mit langfristigen Projekten z. B. zehnjährige Kampa‑ . Kompensationsmanagement. gne zu den Natura 2000-Gebieten, Projekt „Schüler erle‑ Das bestehende gesamtstädtische Grünkonzept (Freiraum- ben Naturschutz“ (seit 2004), Naturführer Karlsruhe (seit entwicklungsplan 2015) soll durch Schlüsselprojekte an räum- 1991), Umweltthemen im Unterricht (seit 1987), Umwelt‑ lichen Schwerpunkten weiter vervollständigt werden. Bewer- bildungsportal. Umweltbildung wird vielfach gefördert (EU- tungen und Planungen zur Grün- und Spielflächenversorgung Projekt „RhineNet“, Stiftung Naturschutzfonds) und ge‑ sind in Karlsruhe aktuell ausgearbeitet; sie werden als The- nießt große Aufmerksamkeit. menschwerpunkte in die Fortschreibung des Landschaftsplanes . Artenschutzprogramm Altbäume aufgenommen. Zusätzlich werden das Biotopverbundkonzept Alte Bäume sind als Lebensstätte zahlreicher streng ge ‑ sowie Ideen der Freiraumentwicklung in den Landschaftsplan schützter Arten (Fledermäuse, Vögel, Heldbock und integriert. andere besondere Insekten) von besonderer Bedeutung Neben einer naturnahen und nachhaltigen Waldbewirtschaf- für die biologische Vielfalt. Im gesamten Stadtgebiet tung werden die für den Menschen wichtigen Waldfunktionen werden Bäume mit Artenschutzqualitäten unter erhebli‑ optimiert (Erholungsinfrastruktur, Waldästhetik, Bildungsan- chem Aufwand gepflegt und möglichst lange erhalten. gebot). Zusätzlich bietet der Wald Möglichkeiten, Ausgleichs- . Hardtwald erlebbar machen maßnahmen für Eingriffe durchzuführen, wie zum Beispiel Durch naturverträgliche Erholungsangebote und eine Ökokontomaßnahmen nach dem Naturschutzrecht. Stärkung des Waldklassenzimmers wird die Rolle des Waldes für Karlsruhe und seine Einwohnerinnen und Einwohner verdeutlicht und der Bezug von der Einmaligkeit der Stadtgründung bis hin zu den heutigen Aufgaben des Projekte Waldes im stadtnahen Raum hergestellt. . Ökologische Vernetzung der Grünflächen und Inseln Ein Abschluss ist voraussichtlich 2018 möglich. Neben der Fertigstellung des Otto-Dullenkopf-Parks (vormals Ost- auepark) und des Stadtparks Südost zählt hierzu auch die per Rad und zu Fuß nutzbare Grünverbindung vom Stadt‑ zentrum bis nach Durlach. 94 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

stärkung des erlebnis- und natur- raums rhein

Bereits heute besteht mit dem Fahrgastschiff „Karlsruhe“ ein Ausgangslage touristisches Angebot am Rheinhafen. An und im Umfeld der Anlegestelle veranstalten die Karlsruher Rheinhäfen alljährlich Karlsruhe liegt am Rhein - dies wird jedoch von den Einwoh- ein zweitägiges Hafenfest mit Musik- und Kulturprogramm. nerinnen und Einwohnern Karlsruhes häufig nur am Rande wahrgenommen. Der Rhein fließt nicht durch die Stadt, In- dustrieansiedlungen liegen zwischen Stadtzentrum und dem Fluss. Gleichwohl sind die Rheinauen eine beliebte Erholungs- landschaft und der Rheinhafen ist als einer der größten Bin- Ziele nenhäfen Deutschlands bedeutender Wirtschaftsfaktor und Industriestandort. Ziel ist es, den Fluss „r(h)ein in die Köpfe“ der Karlsruherinnen und Karlsruher zu bringen und den Rhein und das Leben in ei- Die Rheinniederung mit Auenwäldern, Altrheinarmen und ner Stadt am Rhein als Imagefaktor zu nutzen. Dazu gehören Rheinufer ist ein wichtiger und prägnanter Landschaftstyp, unter anderem die Schaffung attraktiver Naherholungs- und der zur naturräumlichen Vielfalt der Karlsruher Gemarkung Naturerlebnisräume und die Erschließung der Verkehrswege an beiträgt und als stadtnahes Naherholungsgebiet mit einem und entlang des Rheins. guten ÖPNV-Anschluss zunehmend an Attraktivität gewinnen wird. Dieser in vielgestaltiger Weise durch das Wasser gepräg- te Raum wird künftig die innerstädtischen Parkanlagen und Grünflächen durch seine spezifischen Erlebnis- und Nutzungs- Strategische Ansätze angebote wirksam ergänzen und entlasten. Der aktuell schon stattfindende Ausflugsverkehr an das Mit der Grünverbindung von Knielingen an den Rhein, Teilab- Rheinufer soll durch bedarfsgerechte und landschaftsverträg- schnitten der Fuß- und Radwegeverbindung von Mühlburg liche Infrastruktur unterstützt werden. Wegeverbindungen, durch den Rheinhafen an den Rhein sowie den Rheinterrassen Wegeführungen, gastronomische Angebote, Orte zum Auf- mit Mehrgenerationenspielanlage beim Hofgut wurden bereits enthalt und zur Begegnung sollen ebenso wie Angebote zur wichtige Projektbausteine umgesetzt. Zum Stadtgeburtstag Naturerfahrung und zur Information über die Kulturlandschaft 2015 soll der Park Maxau fertiggestellt werden. Die Strategie- und ihre Geschichte die Attraktivität der Karlsruher Wassersei- ziele für den Rheinauenerlebnispark werden derzeit in das te steigern. Ende 2011 eingeleitete Planfeststellungsverfahren für den Retentionsraum Bellenkopf-Rappenwört eingebracht. stadt karlsruhe | 95

. Rheinauenerlebnispark Projekte Der Rheinauenerlebnispark ist ein weiteres Projekt, das die Bewusstmachung der Karlsruher Rheinlandschaft unterstüt‑ . Landschaftspark Rhein zen soll. Südlich des Rheinhafens auf der Altrheininsel Der im Bau befindliche Landschaftspark Rhein schafft Rappenwört befinden sich bereits heute wichtige Einrich‑ um das Hofgut Maxau Spazier-, Aufenthalts-, Spiel- und tungen, das Rheinstrandbad Rappenwört und das Natur‑ Naturbeobachtungsmöglichkeiten. Das weiterhin als land‑ schutzzentrum Karlsruhe. Letzteres hat als vorrangiges wirtschaftlicher Betrieb genutzte Hofgut wird um ausge‑ Informations- und Bildungsziel die Auenlandschaft und dehnte Weideflächen ergänzt, deren Tierbestand zur Ab‑ thematisiert diese bereits mit verschiedenen Medien. In wechslung beiträgt. Die angeschlossene Gaststätte wird Ergänzung hierzu sind ein Informations- und Erlebnispfad, als Ausflugs- und Familiengastronomie ein willkommenes eventuell auch ein Baumwipfelpfad im Auewald und ein Angebot für die Nutzer des benachbarten Mehrgeneratio‑ Beobachtungs- und Aussichtpunkt am Rheinufer vorgese‑ nenspielgeländes und ein Ziel für die Spaziergänger ent‑ hen. Hier besteht die besondere Herausforderung in der lang des Rheinufers sein. Das heute schon vorhandene räumlichen und inhaltlichen Verknüpfung mit dem Hoch‑ Heimatmuseum im Hofgut bietet vielfältige Einblicke in die wasserpolder, der in diesem Landschaftsraum in den näch‑ historische Kulturlandschaft Knielingens und das Leben an sten Jahren hergestellt werden wird. und mit dem Fluss. 96 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt karlsruhe | 97 98 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT städtebau räumliches leitbild

Ausgangslage Strategische Ansätze

Karlsruhe verfügt über eine Vielzahl von thematischen oder Grundlage des Räumlichen Leitbildes ist eine umfangreiche auf Teilbereiche der Stadt bezogene Planungen (Höhenkon- Analyse des Ist-Zustandes der Kernstadt und der übrigen zept, Lichtplan, Plätzekonzept, Neugestaltung Kaiserstraße Stadtbereiche. Das Räumliche Leitbild betrachtet das gesamte etc.). Es fehlt jedoch ein übergeordnetes stadtplanerisches Stadtgebiet. An Schlüsselstellen können „Lupen“ für eine Gesamtbild, das die vorhandenen Planungen bündelt und ein vertiefte Betrachtung gesetzt werden. gemeinsames Bild für die städtebauliche Entwicklung der Stadt über die „Planung in Projekten“ hinaus darstellt. Folgende Schlüsselthemen sind für die Erarbeitung des Räumli- chen Leitbildes von besonderer Bedeutung: Das räumliche Leitbild soll bis Ende 2014 unter Beteiligung der Öffentlichkeit erarbeitet und im Rahmen des Stadtjubiläums . Flächenpotenziale 2015 in einer Ausstellung präsentiert werden. Da in Karlsruhe auch in Zukunft ein Zuwachs an Einwoh‑ nern zu erwarten ist, ist die Suche nach Flächenpotenzialen für Wohnen und Gewerbe ein wichtiger Untersuchungs- gegenstand. Mögliche Potenziale im Innenbereich sind Leerstand, Nachverdichtung in bestehenden Quartieren Ziele sowie „voids“ (Brachflächen und Baulücken, ungenutzte Das Räumliche Leitbild soll eine fachlich abgestützte Grund- Flächen entlang von Infrastruktureinrichtungen und Stra‑ lage für die Stadtplanung sowie für die Entscheidungen des ßen, „Grenzbereiche“ zwischen Quartieren etc.). Werden Gemeinderates und die Zusammenarbeit mit Investoren und darüber hinaus Flächen für die Außenentwicklung benö‑ anderen privaten Akteuren sein. tigt, müssen im Räumlichen Leitbild geeignete Standorte gefunden bzw. diskutiert werden. Es soll richtungsweisende Vorgaben für die gewünschte stadt- räumliche Entwicklung Karlsruhes vor dem Hintergrund des . Bereiche im Umbruch Bevölkerungswachstums, des Klimawandels, des demo- Große Vorhaben wie die Kombilösung oder die räumliche grafischen Wandels und neuer Wohnwünsche enthalten. Wie Erweiterung des KIT bringen Veränderungen mit sich, viel Raum soll für welche Nutzungen künftig wo zur Verfü- die über die einzelne Baumaßnahme hinausgehen. Die gung stehen? Wo ist eine städtebaulilche Nachverdichtung zu betroffenen Bereiche sollen in eine Gesamtkonzeption erreichen, ohne die Lebensqualität zu beeinträchtigen? Wie eingebunden werden. Hier können Schwerpunkte kann Karlsruhe für die nächste Generation stadträumlich be- („Lupen“) für detailliertere Planungen gesetzt werden. wusst erfahrbar gemacht werden? . Übergänge zwischen Stadt und Landschaft Das Ziel des Räumlichen Leitbildes ist ein Planwerk, in dem Ziel des Räumlichen Leitbildes ist die räumliche und thema- räumliche Rahmenbedingungen, Potenzialräume und Zonen tische Verknüpfung der gesamten Stadt sowie die Ver- des Bewahrens definiert werden. Dabei werden aktuelle Vor- knüpfung in die Landschaft, zum Rhein und nicht zuletzt haben und Programme einbezogen. Räumliche und themati- zum Umland mit seinen eigenen Siedlungsschwerpunkten. sche Planungen sind zwischen den Maßstäben und Disziplinen Ungeklärte Situationen und Bereiche mit besonderem zu vernetzen und bestehende Planungen in Zusammenhang Handlungsbedarf (insbesondere Barrieren) werden aufge- zu stellen. zeigt und verschiedene Formen des Übergangs zwischen Stadt und Landschaft differenziert. Auf Basis von strategischen Entwicklungszielen, thematischen Planungen und dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept sollen stadträumliche Formulierungen gefunden werden, die die Qualitäten von Karlsruhe sichtbar machen und weiterent- wickeln. stadtSTADT karlsruheKARLSRUHE | 99

. Die Bilder der Stadt Neben dem Stadtzentrum sollen auch die Stadtteile einen Projekte positiven Beitrag zu dem modernen wie dem historischen . Städtebauliche Achse „via triumphalis“ vom Schloss bis Stadtbild Karlsruhes leisten. Wichtige Themen dabei sind zum Hauptbahnhof: Fortentwicklung, z.B. Umfeld Staats- die Wahrnehmung der Stadt von außen (Stadtansichten, theater, Umgestaltung Festplatz und verstärkte Anbindung Silhouette, Siedlungskörper, Bezug zur Landschaft), beim Zoologischer Stadtgarten an die Innenstadt, Ankommen (Stadteingänge, Einfallstraßen, Bahnstrecken) sowie von innen (z.B. Grenzbereiche, Freiflächen und . Städtebaulicher Entwicklungskorridor Durlacher Allee vom öffentliche Räume) und nicht zuletzt das Stadtbild bei Durlacher Tor bis zum Stadteingang Durlach, Nacht. Auch der Umgang mit den alten Ortskernen ist zu klären. . Plätzekonzept um Stadtteilplätze und das Element „Wasser in der Stadt“ erweitern, . Räumliche Komponente der Klimaanpassung Karlsruhe wird von einer möglichen Erderwärmung be- . Stadtausstellung Karlsruhe - Die Stadt neu sehen, sonders betroffen sein. Wichtige Themen für eine lokale Klimaanpassung sind die Durchlüftung der Stadt sowie . Lichtplan: Fortschreibung und kontinuierliche Umsetzung, Möglichkeiten der Verschattung (z.B. Straßenbäume, Hofsi- . Stadteingänge, tuationen, Straßenquerschnitte). . Rahmenplan Höhenstadtteile, . Wohnqualitäten Um Wohnraum für unterschiedliche Ansprüche und soziale . Identifikation von Flächen- und Nachverdichtungs- Marktsegmente anbieten zu können, sollen die Qualitäten potenzialen, der einzelnen Stadtteile untersucht und Vorschläge für eine bauliche Weiterentwicklung gemacht werden. . Räumliche Erweiterung des KIT-Campus Süd bis zum Technologiepark unter Einbeziehung der ehemaligen Zur Erarbeitung des Räumlichen Leitbildes ist eine Kombi- Kasernen sowie eine bessere Einbindung des Campus Süd nation aus Planungswerkstatt und Beteiligung der Öffent- in die Stadtstruktur, lichkeit vorgesehen. Dabei arbeiten drei bis fünf Teams parallel zunächst gesamtstädtisch und dann vertieft für . Hochhauskonzept. ausgewählte Teilbereiche. Bei öffentlichen Zwischenpräsen‑ tationen und Feedbackrunden können Anregungen aufge‑ nommen werden. Die Erkenntnisse aus diesem Prozess der Ideengenerierung werden zu einem Planwerk, dem Räumlichen Leitbild, zusammengefasst. Zum Stadtjubiläum 2015 soll das Räumliche Leitbild in einer Ausstellung mit begleitenden Veranstaltungen präsentiert werden.

www.karlsruhe.de 100 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

WOHNEN IN DER STADT UND ZUKUNFTSFÄHIGER WOHNUNGSMARKT

Ältere, neu hinzuziehende Berufstätige oder auch behinderte Ausgangslage Mitmenschen - vorzuhalten und zwar in adäquater Menge, Qualität, preislichem Niveau, Wohnstatus und Vielfalt. Karlsruhe als attraktiver Bildungs- und Wirtschaftsstandort mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen hat in den vergangenen zehn Jahren rund 21.000 Einwohner hinzugewonnen. Der Trend „zurück in die Stadt“ zeigt sich in Karlsruhe durch Strategische Ansätze die sehr hohe Nachfrage nach urbanen Wohnquartieren für Mieter und Eigentumsbildner gleichermaßen. Dieser seit rund Die Stadtquartiere in Karlsruhe sollen weiterhin sozialverträg- 10 Jahren spürbare quantitative und qualitative Trend konnte lich geplant werden, indem das Familienwohnen, Wohnan- durch die Ausweisung neuer Baugebiete (Südstadt, Neureut, gebote für spezielle Lebenslagen und das preiswerte Wohn- Knielingen) zum Teil aufgefangen werden. Die Ausweisung raumsegment gefördert werden. Insgesamt ist die integrierte neuer großer Baugebiete in der Stadt lässt sich allerdings nicht Bestandsentwicklung einzuleiten, indem Nachverdichtungspo- beliebig fortsetzen. tentiale ausgeschöpft werden. Gleichzeitig sind städtebauliche Qualitäten zu verankern und die klimagerechte Weiterentwick- Der derzeit bestehende Mangel an Wohnraum in vielen Seg- lung des Wohnungsbestandes anzustoßen. menten des Wohnungsmarkts kann jedoch die Attraktivität von Karlsruhe in den nächsten 10 bis 20 Jahren verringern, Im Einzelnen soll das Familienwohnen und das preiswerte wenn die in der Wirtschaft benötigten Fachkräfte große Wohnen gefördert werden, indem vorrangig überschaubare, Schwierigkeiten haben, in Karlsruhe Wohnraum zu finden. sozial durchmischte Gebiete mit einer Kombination unter- Wie sich die wachsende und zunehmend ausdifferenzierende schiedlicher Baustrukturen zur Vermeidung von Mono- Nachfrage nach urbanen Wohnformen trotz der hohen Boden- strukturen entstehen. Ältere Bestandsquartiere sollen auf preise in Karlsruhe realisieren lässt, wird eine zentrale Heraus- fehlende Infrastruktur zur Verbesserung des Zusammen- forderung in Zukunft sein. lebens überprüft werden. Baugemeinschaften und Mehrge- nerationenwohnprojekte sollen weiter gefördert werden. Dar- über hinaus wird ein verstärktes Engagement der städtischen Volkswohnung GmbH im Mietwohnungsneubau mit mittleren Ziele bis größeren Wohnungen in familienfreundlicher Umgebung angestrebt sowie die Fortführung und Verstärkung der kom- Der Zuzug eröffnet die Chance, einen möglichst großen Teil munalen Wohnraumförderung (Erniedrigung des Erbbauzinses dieser jüngeren Bevölkerungsgruppen dauerhaft in der Stadt bzw. Abschlag auf den Grundstückskaufpreis). zu halten und damit die Altersstruktur der Bevölkerung zu stabilisieren. Dafür müssen die jüngeren Zuzügler neben at- Die Beteiligung der Bauträger an der Schaffung einfachen traktiven Arbeitsplätzen auch ein differenziertes und betont Mietwohnraums in Karlsruhe wie z.B. beim Münchner Modell familienorientiertes Wohnraumangebot vorfinden. der „Sozialgerechten Bodenordnung“, das hierfür planungs- bedingte Grundstückswertsteigerungen teilweise abschöpft, Die Wohnungspolitik stellt zudem einen zentralen Bestand- ist zu prüfen. Außerdem ist die Aufstockung preisgebundenen teil der kommunalen Daseinsvorsorge dar. Grundsätze, wie an- Wohnraums durch Vergabe städtischer Grundstücke mit sozi- gemessene Wohnungsversorgung aller Bevölkerungsgruppen, alen Bindungen bzw. durch die generelle Festschreibung eines sparsamer Flächenverbrauch, Forcierung der Innenentwick- fixen Anteils sozial gebundener Wohnungen beim Bau einer lung, nachhaltige, klimagerechte Bauweise, sozialverträgliche Wohnanlage konzeptionell zu verankern. Planung sowie hohe städtebauliche und architektonische Qua- lität bilden dabei die wesentlichen Eckpfeiler. Dies bedeutet Darüber hinaus benötigen spezielle Lebenslagen besondere insbesondere, ein ausreichendes Angebot an Wohnungen in Angebote. Die fachliche Unterstützung und Beratung von der Stadt für alle Nachfragegruppen - junge Familien, Singles, Investoren bei Bauprojekten mit der Zielsetzung „Wohnen mit stadtStADT karlsruheKARLSRUHE | 101

Service bzw. betreutes Wohnen“, die Schaffung quartiersbe- Wahrung der hohen städtebaulichen Qualitäten Karlsruhes ist zogener Pflegekerne, die Einrichtung von quartiersbezogenen durch innovative Planungen, die noch stärker als bisher durch Umzugsbörsen für Ältere möglichst im Tausch mit Familien internationale und nationale städtebauliche Wettbewerbe sowie die Beratung zur altersgerechten Anpassung der Woh- vorzubereiten sind, zu flankieren und zu unterstützen. nung zum barrierefreien Umbau werden in Pilotprojekten forciert. Die Präsentation Karlsruhes als attraktiver Wohnstandort ist zu verbessern, indem qualitativ hochwertige und ansprechen- Das erfolgreiche Programm „Wohnraumakquise“ mit dem de neue Gebäude entstehen, die als neue „Landmarks“ für Ziel der preisgünstigen Vermietung an einkommensschwache Karlsruhe stehen können. Wichtig ist dabei insbesondere eine Haushalte wird in vollem Umfang zusammen mit dem ver- architektonisch hochwertige und umweltverträgliche Ausfüh- stärkten Ankauf von Belegungsrechten und Immobilien im rung von Projekten sowohl in der Bestandsentwicklung als Bestand fortgeführt. auch beim schonenden Umgang mit dem vorhandenen Bau- landpotenzial. Die Beratung und Sensibilisierung von Investoren für die Schaffung von Wohnraum für Studierende, neue Konzepte Im Rahmen der klimagerechten Weiterentwicklung des Ge- für Wohnen und Arbeiten sowie für das Thema „Temporäres bäudebestands steht die energetische Sanierung der Altbau- Wohnen bzw. Boarding-House-Wohnen“ ist zu intensivieren. bestände um 1950 bis 1970 im Vordergrund. Die Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept 2009 und der Studie „Klima- Die Nachverdichtungspotenziale im Bestand werden im Rah- neutrales Karlsruhe 2050“ zur Sanierung des Altbaubestands, men einer systematischen Untersuchung identifiziert und auf- wie z.B. Konvoisanierungen, sind vorrangig voranzutreiben. bereitet, zusammen mit der Ermittlung der Baulandpotenziale Die Förderung der energetischen Gebäudesanierung mit Hilfe mit Hilfe des Baulandkatasters sowie der Flächenrecyclingpo- der städtischen „Richtlinien zum Bonusprogramm Energetische tentiale. Die quantitative und qualitative Ermittlung des Poten- Sanierung im privaten Altbaubereich“ ist ein erster wichtiger zials „Büro zu Wohnraum“ hinsichtlich der Lagequalitäten und Schritt, wie auch die fachliche Beratung von Eigentümern bei Umnutzungsfähigkeit zu Wohnnutzung wird forciert. Dazu ist der Anpassung an heutige energetische Standards. die Intensivierung der fachlichen Beratung von Eigentümern bei der Umwandlung von veralteten Büro- und Gewerbeim- mobilien (insbesondere der 1960/70er Jahre) in Wohnraum notwendig. Projekte Eine zu entwickelnde Vermarktungsstrategie zielt darauf ab, . Städtebaulicher Entwicklungskorridor Durlacher Allee die Bereitschaft Privater zum Flächenverkauf und zur Umwand- Im Rahmen des Geamtprojekts (s. Strategie "Zukunfstfähi- lung von Büro in Wohnraum zu erhöhen. Gleichzeitig könnte ge Bodenpolitik") liegt ein Fokus auf der Schaffung von die Stadt Karlsruhe zur Beförderung der Nachverdichtung in neuem Wohnraum. den aktiven Flächenerwerb einsteigen. . Modell „Sozialgerechte Bodenordnung“ Kontinuierlich werden weiterhin Sanierungsgebiete der un- („Münchner Modell“). terschiedlichsten Förderprogramme ausgewiesen. Dabei ist beispielhaft eine vorausschauende Überplanung von einzelnen . Städtisches Wohnbauprogramm. „gewachsenen“ Stadtquartieren anzustreben, die im Laufe der Zeit Mindernutzungen, überholte Baustrukturen, Gemenge- . Transformation von Bürobauten der 1960er/70er Jahre lagen oder Leerstände aufweisen bzw. in denen ein Verände- zu Wohnzwecken. rungsdruck zu erwarten ist. . Baulandkataster und Informationsplattform im Internet be- Die qualitätvolle Weiterentwicklung der städtebaulichen reitstellen, mit dem Ziel, Transparenz über bestehende Struktur der Stadt Karlsruhe wird vorrangig angestrebt. Die Baupotenziale herzustellen.

www.karlsruhe.de 102 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

zukunftsfähige bodenpolitik

Ausgangslage Ziele

Karlsruhe weist aktuell einen angespannten Wohnungsmarkt Das Flächenmanagement in Karlsruhe zielt auf die optimale auf. Zusätzlich wird die Zahl der Haushalte bis über das Jahr Nutzung aller Flächen im Sinne einer zukunftsfähigen Boden- 2020 hinaus voraussichtlich weiter zunehmen. Berechnungen politik, also die prognostizieren zwischen 2010 und 2025 einen Wohnungs- neubedarf von 5.600 bis 7.000 Wohneinheiten, wovon die . Sicherung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung, Hälfte auf den Ein- und Zweifamilienhausbereich entfällt. Dem . Einbeziehung sozialer Aspekte, stehen Ende 2011 Realisierungsmöglichkeiten von rd. 6.000 Wohnungen aus rechtskräftigen Bebauungsplänen sowie ge- . Erhaltung/ Wiederherstellung des ökologischen planten FNP-Flächen gegenüber. Gleichgewichtes,

Daneben wird im gleichen Zeithorizont voraussichtlich ein . Flächenrecycling statt Neuausweisung und Bedarf von rd. 100 ha gewerbliche Bauflächen identifiziert, der durch aktuell vorhandene Gewerbeflächen, weitere Innenent- . Berücksichtigung vorhandener Potenziale und Zielkonflikte. wicklungspotenziale, geplante Flächen im Flächennutzungs- plan und gegebenenfalls Neuausweisungen zu decken sein Darüber hinaus soll die Innenentwicklung vorrangig gefördert wird. und so auch der Freiflächenverbrauch minimiert werden.

Diese Bedarfe stehen der insgesamt geringen Verfügbarkeit von freien Flächen in Karlsruhe gegenüber. Gleichzeitig ist dem Schutz und der Ausweisung von land- und forstwirt- Strategische Ansätze schaftlichen Flächen sowie speziell geschützten Flächen (z.B. Schutzgebiete aller Art) Rechnung zu tragen. Um die oben genannten Ziele zu erreichen, hat die Verwaltung die bisherige Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“ dauerhaft Mit dem 2. Bericht zum Flächenmanagement wurde 2011 eingerichtet. Diese ist dafür verantwortlich, dass die im Bericht erstmals eine Gesamtstrategie für den Umgang aller Flächen aufgeführten Handlungsempfehlungen umgesetzt und weiter- in Karlsruhe formuliert. Zu den betrachteten Flächen gehören entwickelt werden. sowohl Siedlungsflächen mit Wohn- und Gewerbeflächen, als auch Natur- und Freiflächen. Darüber hinaus steht der Stadt Karlsruhe eine breite Auswahl an Steuerungsinstrumenten zur Verfügung – insbesondere: So wird den verschiedenen Nutzungs- und Flächenansprüchen mit dem Flächenmanagement organisatorisch begegnet. Flä- . Interkommunale Zusammenarbeit, chenmanagement versteht sich als die „bedarfsgerechte Opti- mierung der Flächennutzung hinsichtlich Menge, Qualität und . Innenentwicklung durch das Setzen räumlicher Lage nach stadtwirtschaftlichen, städtebaulichen, sozialen und Schwerpunkte, ökologischen Kriterien“ (Deutscher Städtetag). Eine für alle Belange praktikable Herangehensweise ist dabei die Flächen- . Städtische Liegenschaftspolitik, kreislaufwirtschaft, denn diese hat statt der Siedlungsexpansi- . Bodenordnungsverfahren, on eine Bestandserneuerung von Flächen im Fokus. . Verträgliche Nachverdichtung/ Qualitätssicherung im Bestand,

. Baulandkataster und Informationsplattform,

. Projektförderung / Stadtsanierung,

. Kompensationsmaßnahmen,

. Städtebauliche Kalkulation,

. Städtebauliche Gebote. stadtSTADT karlsruheKARLSRUHE | 103

. Modell „Sozialgerechte Bodenordnung“ Projekte (z.B. „Münchner Modell“). . Aktuelle Beispiel-Projekte . Städtebaulicher Entwicklungskorridor aus dem 2. Bericht zum Flächenmanagement: Durlacher Allee - „Im Lohfeld“, Mit einer Kombination von Aufwertung und klimatisch - Technologiepark Karlsruhe, verträglicher Verdichtung des Wohnungsbestandes sowie - Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten, der Schaffung ergänzender hochwertiger Gewerbeflächen aktuell: bietet sich entlang des städtebaulichen Entwicklungs- - LSG „Oberwald - Rißnert“, korridors Durlacher Allee die Möglichkeit, einen attraktiven - LSG „Gießbachniederung - Im Brühl“ und Stadteingang ganz neu auszubilden. Hier können insbe- - LSG „Eisenhafengrund - Grünberg“. sondere die fehlenden und für die wirtschaftliche Ent- wicklung Karlsruhes wichtigen Bürostandorte nachgewie- . Flächenmanagement in Gewerbegebieten sen werden (korrespondiert mit der Strategie „Wohnen in (Mehrgeschossigkeit, Flächenoptimierung, etc.). der Stadt und zukunftsfähiger Wohnungsmarkt“).

www.karlsruhe.de 104 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT zukunft innenstadt und öffentlicher raum fokus Innenstadt

Ausrichtung der Stadt. Die lineare Einzelhandelsachse der Ausgangslage Kaiserstraße gewann durch die Einführung der Fußgängerzone (1974-1984) und das Straßenbahnsystem, bei dem alle Bah- Die City mit ihrer Multifunktionalität (Arbeiten, Einkaufen, nen durch die Haupteinkaufstraße geleitet werden, noch mehr Bildung, Freizeit, Wohnen und Kultur) ist das Kernstück einer an Bedeutung. Dies schwächt zum einen eine Entwicklung der Stadt. Nur wenn diese Funktionen in einem ausgewogenen Innenstadt in Nord-Süd-Richtung und lässt die Kaiserstraße an Verhältnis zueinander stehen, wird ein Stadtzentrum attraktiv die Grenzen ihrer Kapazität stoßen. und lebenswert. Dabei spielen eine qualitätvolle Gestaltung und die Pflege des historischen Erbes eine besondere Rolle. Durch städtebauliche Maßnahmen, wie z.B. Umnutzung der Hauptpost am Europaplatz in ein Einkaufszentrum („Postgale- Aus diesen Gründen ist es elementar, die Entwicklung und rie“), Bau des Ettlinger-Tor-Centers, Neugestaltung des Gestaltung der Karlsruher Innenstadt aktiv zu denken und zu „Kirchplatzes St. Stephan“, fußgängerfreundlicher Ausbau planen. Für die Zukunft der Karlsruher Innenstadt ist es wich- vieler Straßenabschnitte (Zirkel, Fächerstrahlen, Erbprinzen- tig, die einzigartige Dichte der verschiedenen innerstädtischen straße,...) hat die Nord-Süd-Entwicklung deutlich an Profil Funktionen zu erhalten und zukunftsfähig auszugestalten. gewonnen. Wesentlich gestärkt wird diese Entwicklung durch Aktuelle konkurrierende Entwicklungen in der Region, wie z.B. die Umsetzung der Kombilösung und die dann schienenfreie des Shopping-Center Cité in Baden-Baden, Einzelhandelsan- Gestaltung der Fußgängerzone. siedlungen in Wörth unmittelbar hinter der Rheinbrücke oder das Outlet Center im französischen Roppenheim, verdeutli- chen die Notwendigkeit, kontinuierlich die Attraktivität der Karlsruher Innenstadt als Einzelhandelsstandort für einen Ein- zugsbereich von über 1,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwoh- Ziele ner in der Region zu erhalten und zu verbessern. Steigerung der Attraktivität des Stadtkerns durch:

Um die Vielfalt der Angebote komfortabel wahrnehmen zu . eine verbesserte Aufenthaltsqualität der Fußgängerzone können, muss der öffentliche Raum deshalb als Bindeglied mit einem schienenfreien Ausbau von Kaiserstraße, zwischen den einzelnen Elementen weiter städtebaulich auf- Marktplatz und Karl-Friedrich-Straße, gewertet und interessant gemacht werden. Öffentliche Räume in der Innenstadt wie Plätze, Höfe und Grünanlagen bieten ein . die Aufwertung der Lieferhöfe und Plätze, gutes Netz für die Bewegungsfreiheit und den Aufenthalt der Menschen. . die Schaffung von attraktiven Ruheräumen und deren Vernetzung mit der Einkaufszone. Die Karlsruher Innenstadt ist geprägt durch den historischen Fächergrundriss, aber auch durch die starke Ost-West- stadtStADT karlsruheKARLSRUHE | 105

Entwicklung der Innenstadt nach Norden und Süden durch: Projekte

. die Betonung der Fächerstruktur, . Kombilösung Die Umsetzung der Kombilösung hat vielfältige Auswir- . die Aufwertung der Hauptachse „via triumphalis“ vom kungen auf die Entwicklung der Innenstadt. So wird der Schloss bis zum Hauptbahnhof, Umbau der Kriegsstraße die Nord-Süd-Entwicklung fördern und die Neugestaltung einer schienenfreien Fußgänger- . die Stärkung der baulichen Strukturen und der zone ermöglichen. Diese Neugestaltung wird zum ungehin‑ Nutzungsvielfalt, derten Flanieren und Verweilen einladen und der Innen‑ stadt eine neue Aufenthaltsqualität verleihen. . den Umbau der Kriegsstraße zu einem grünen Boulevard, mit Aufhebung der Trennwirkung zur besseren Anbindung . Neugestaltung und Aufwertung der zentralen Fußgänger‑ der südlichen Innenstadt. zone, insbesondere der Kaiserstraße und der Karl-Friedrich- Straße,

. Aufwertung der innerstädtischen Lieferhöfe,

Strategische Ansätze . Umsetzung des Plätzekonzepts,

. Eine Arbeitsgruppe „Zukunft Innenstadt“ koordiniert das . Wohnen in der City (Bebauungsplan Kaiserstraße Süd etc.), Verwaltungshandeln in der Innenstadt. Sie bereitet Inhalte auf und Maßnahmen-Entscheidungen zur Aufwertung der . Umgestaltung Schlossplatz und Schlosspark (Land Baden- Aufenthaltsqualität für den Gemeinderat vor (Gestaltung Württemberg), öffentlicher Räume, Möblierung, Sauberkeit, Sicherheit, Belegung der Plätze etc.). . Gestalterische Betonung Fächergrundriss,

. Der Lichtplan für die Innenstadt gibt Richtlinien für die . Gestaltungssatzung Kaiserstraße, Inszenierung von Straßen, Plätzen und markanten Gebäuden vor. . Zukunftswerkstatt Innenstadt (Vernetzung der Projekte),

. Über das erarbeitete Plätzekonzept soll die jeweilige . Entwicklung der Innenstadt in die Fläche Eigenart der Karlsruher Stadtplätze besonders herausgear‑ („Erlebnisleuchttürme“ in der Fläche). beitet werden.

. Wettbewerbe, wie der 2009 ausgelobte Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des öffentli‑ chen Raums in der Karlsruher Innenstadt, sollen die Ge‑ staltqualität sichern.

. Über Bebauungspläne und Satzungen kann die städtebau‑ liche Struktur gestärkt und ein höherwertiges Erschei‑ nungsbild für die Innenstadt erzielt werden.

. Die Entwicklung der Innenstadt soll verstärkt unter Einbe‑ ziehung der Bürgerinnen und Bürger geschehen (wie z.B. bei Bürgerbeteiligungen: „City 2015“, „Masterplan 2015“, Sanierungsgebiete City-West und Innenstadt-West).

www.karlsruhe.de 106 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

attraktiver öffentlicher raum

Ausgangslage Strategische Ansätze

Der öffentliche Raum mit seinem Netz von Straßen, Plätzen, Der öffentliche Raum wird gestalterisch, funktional und be- Parks und Grünflächen bildet das Rückgrat der Stadt. Er bietet züglich der Nutzung in einem Zustand gehalten bzw. in diesen Platz und Möglichkeit des Aufeinandertreffens von Menschen gebracht, der ihn befähigt, seine Aufgabe als eigentlicher verschiedener Lebenssituationen, Lebensstile und Herkunft Träger von Urbanität zu erfüllen. Dies geschieht in den klas- und bildet somit Orte bürgerschaftlichen Erlebens und Han- sischen Themenfeldern Gestaltung, Möblierung, Sauberkeit, delns. Gesellschaftlich ist der öffentliche Raum unverzichtbar. Sicherheit, Kunst und Kommunikation. Zu prüfen ist auch eine Beteiligung der Eigentümerinnen und Eigentümer an der Karlsruhe verfügt entsprechend seiner Größe sowie Geschichte Aufwertung des öffentlichen Raumes nach dem Modell von über eine Vielzahl teilweise historisch bedeutender öffentlicher „Business Improvement Districts“, das allerdings eine entspre- Räume. Beispielhaft seien der klassizistische Marktplatz, der chende Landesgesetzgebung voraussetzen würde. Ludwigsplatz und der Friedrichsplatz oder die Grünräume des Stadtgartens und des Schlossplatzes und Schlossgartens ge- nannt. Darüber hinaus gibt es Straßenräume aller Kategorien und Funktionen, denen auch eine gewichtige Funktion zuge- sprochen wird. Projekte Gestaltung Das Handlungsfeld des öffentlichen Raumes beschreibt eine der zentralen Daueraufgaben, die jedes Gemeinwesen stetig Die neuen Möglichkeiten der Gestaltung der Kaiserstraße bearbeiten muss, um lebensfähig zu bleiben, aber auch um ermöglichen neben der Ausweitung und Durchgängigkeit sein Selbstverständnis adäquat zum Ausdruck zu bringen. der Fußgängerzonen im zentralen Einkaufsbereich ganz neue Aufenthaltsqualitäten und Nutzungsmöglichkeiten. Diese Der öffentliche Raum muss für breite Bevölkerungsschichten sollen durch verfeinerte Richtlinien für Sondernutzungen und attraktiv gestaltet und gehalten werden und für alle Bürgerin- eine einheitliche Gestaltungssatzung flankiert werden. Der nen und Bürger frei zugänglich sein. Wichtig ist eine offene Lichtplan sieht für die Kaiserstraße, die Fächerstraßen sowie Gestaltung die Aufenthaltsqualität schafft und Sicherheit die angrenzenden öffentlichen Gebäude und Plätze eine abge- ermöglicht und sowohl Kunst als auch Kommunikation einen stimmte Lichtinszenierung vor, die die Qualitäten des Citybe- Raum bietet. reichs und damit die Aufenthaltsqualität in den Nachtstunden deutlich verbessert. Der Fächergrundriss wird damit ebenfalls betont und herausgearbeitet (vgl. „Fokus Innenstadt“, Seite 104). Ein nicht zuletzt auch aus mikroklimatischen Erfordernis- Ziele sen sinnvolles Brunnenkonzept ergänzt die Neugestaltung des zentralen Citybereichs. Die Stadt Karlsruhe verfolgt das Ziel, den öffentlichen Raum so zu gestalten und zu unterhalten, dass sämtliche positiven In den Stadtteilen ist für die Kommunikation, das Miteinander Ausdrucksformen individuellen und sozialen Lebens darin Platz und das Stadtteilimage ein besonderes Augenmerk auf die finden und befördert werden. Er soll gemeinschaftliches Gut Präsentation des öffentliches Raumes und der öffentlichen im besten Sinne sein und als solches von den Bürgern ver- zentralen Plätze zu legen. Im Zuge der Integrierten Stadtteil- standen, behandelt, genutzt und angeeignet werden. Seine entwicklungsprozesse werden im Rahmen der Sanierungen die Relevanz für die realen Lebensverhältnisse wie für die ideelle Stadtteilplätze unter enger Einbindung der Bürgerinnen und Orientierung der Bürgerinnen und Bürger soll auch in der Zeit Bürger vor Ort neu gestaltet. zunehmender Virtualisierung erhalten bleiben. stadtSTADT karlsruheKARLSRUHE | 107

Kunst Sicherheit

Kunst als wichtiges Aufwertungselement öffentlicher Plätze Die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum ist eng an die wird durch die Kunstkommission und die Satzung „Kunst im subjektive Sicherheits- und Sauberkeitseinschätzung gebun- öffentlichen Raum“, die Satzung „Schenkungen“, die Satzung den. Daher ist nicht nur die objektive Sicherheitslage, sondern „Ausstellungen im öffentlichen Raum“ sowie die Förderricht- in zunehmendem Maße auch das Sicherheitsempfinden, das linien „Kunst am Bau sowie Kunst im öffentlichen Raum“ in ein öffentlicher Platz oder ein öffentlicher Straßenraum aus- Karlsruhe aktiv gefördert. Kunstinstallationen im öffentlichen lösen, in die Überlegungen einzubeziehen. Die Einrichtung Raum sind eine Wertschätzung der Künstlerinnen und Künst- des Kommunalen Ordnungsdienstes KOD ist ein erster Schritt, ler, aber auch des öffentlichen Raums an sich. Damit erhöhen wenigstens in den zentralen Citybereichen zu kritischen Tages- sie nicht nur die Aufenthaltsqualität sondern auch die Identi- und Nachtstunden die subjektiv empfundene und die objektive fikation mit dem Ort. Sicherheitslage zu verbessern. Eine Ausweitung des KOD auf weitere Plätze, Straßenzüge und Grünanlagen in einzelnen Im Stadtgebiet werden ferner eine durchgängige Kulturweg- Stadtteilen ist jedoch nur durch eine deutliche Personalauf- weisung sowie mehrsprachige Hinweise an historischen Ge- stockung leistbar. Flankierend kommen Maßnahmen im Stra- bäuden immer notwendiger, steigen doch die Besucher- und ßenrecht und zur Verkehrssicherheit hinzu, die einen weiteren Touristenzahlen kontinuierlich auf nahezu eine Million pro wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Jahr. öffentlichen Raum leisten können.

Kommunikation Sauberkeit

Die Plakatierung mit Kultur- und Veranstaltungshinweisen auf Die Sauberkeitsdefizite in der von täglich hunderttausenden den öffentlichen Plätzen in Karlsruhe ist dringend zu verbes- Passanten frequentierten Innenstadt sind vorrangig anzuge- sern. Verschiedene Einzelprojekte versuchen eine einheitliche hen. Neben der Einwirkung auf das Bewusstsein und Verhalten Plakatierungspraxis einzuführen: das Projekt „Neue Kulturpla- der Nutzer des öffentlichen Raums, sind organisatorische Ab- katierung“, das Projekt „Dreiecksständer“ und das Projekt läufe der Reinigung, die Anbringungsorte und Gestaltung von „Bürgervitrinen“. Dabei müssen die örtlichen Nutzer von Wer- Müllbehältnissen und Unterflursammelbehältern, die Standorte beflächen beachtet und einbezogen werden. für Glas- und Kleidercontainer sowie ordnungsrechtliche Maß- nahmen kontinuierlich zu verbessern. Die Dreck-Weg-Wochen Wünschenswert wäre auch ein einheitlicheres Erscheinungsbild in den Stadtteilen haben sich etabliert und sollten kontinuier- der Außenbewirtung, die allerdings nur über Beratungstätig- lich fortgesetzt werden, um das Umweltbewusstsein vor allem keit und Beteiligungsverfahren der betroffenen Gastronomie- der Kinder und Jugendlichen und die Identifikation mit dem betriebe erreicht werden kann, ohne eine Gestaltungssatzung Stadtteil zu stärken. für einzelne Straßenbereiche festzulegen.

www.karlsruhe.de 108 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt karlsruhe | 109 110 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT mobilität verkehrsentwicklungsplan

liche Struktur und die Siedlungsentwicklung berücksichtigt. Ausgangslage Zugleich finden Umwelt- und Stadtverträglichkeitsaspekte darin Eingang. Das letzte umfassende Verkehrsgutachten auf Gesamtebe- ne ist aus dem Jahr 1982 („Generalverkehrsplan Karlsruhe Die Erhebung des Modal Split im Jahr 2012 ergab, dass 34 % 1982“). Seitdem hat sich nicht nur das Verkehrsgeschehen in aller Wege mit dem Kraftfahrzeug, 17 % mit dem ÖPNV, Karlsruhe stark verändert, sondern gleichsam die Verkehrsbela- 25 % mit dem Fahrrad und 24 % zu Fuß zurückgelegt wer- stung stark zugenommen. In den seitdem vergangenen Jahren den. Gegenüber den Ergebnissen der Mobilitätserhebung im sind viele Einzelkonzepte und -maßnahmen in Karlsruhe erar- Jahr 2002 zeigen sich erhebliche Veränderungen: der PKW- beitet worden, die nun im Rahmen des Verkehrsentwicklungs- Anteil ist innerhalb von 10 Jahren um 10 Prozentpunkte zu- plans weiterentwickelt und zusammengeführt werden. rückgegangen und der Anteil des Radverkehrs ist im nahezu gleichen Maße gestiegen. Die Fuß- und ÖPNV-Verkehrsanteile Bei der Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) wird sind in etwa gleich geblieben. das Thema Verkehr aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Es werden alle Verkehrsarten einbezogen sowie die städtebau- stadtSTADT karlsruheKARLSRUHE | 111

Ziele Projekte

Es ist wichtig, dass die verkehrliche Zukunft der Stadt und der . 20-Punkte-Programm Radverkehr (siehe Strategie Region in einem ausgewogenen Miteinander der verschie- „Fahrradstadt“). denen Verkehrsarten innerhalb des Verkehrssystems liegt. Angestrebt wird eine Steigerung des Verkehrsanteils des Um- . Verkehrsverbindung über den Rhein weltverbunds. Wahrnehmung der Interessen der Stadt Karlsruhe im Rahmen der Planungen. . Sicherung der Erreichbarkeit wichtiger Einrichtungen für Kultur, Bildung und Freizeit. . Dynamisches VerkehrsInfoPortal Region Karlsruhe Um den Verkehr gezielt zu beeinflussen bedarf es einer . Sicherung der wirtschaftlichen Austauschbeziehungen mit individualisierten, dynamischen Verkehrsinformation. der Region und darüber hinaus. Diese umfasst unter anderem die Installation dynamischer Informationstafeln, die Smartphonefähigkeit des Internet- . Sicherung der Mobilitätschancen für alle Bevölkerungs- auftritts, VerkehrsApps sowie spezifizierte Verkehrswarn- gruppen als Voraussetzung zur gleichberechtigten Teilhabe dienste. Um wiederum den intermodalen Ansatz weiterzu- am gesellschaftlichen Leben. entwickeln, sollen Echtzeitinformationen zum ÖPNV-Fahr- plan in Verbindung mit P&R-Möglichkeiten oder Informa- . Umwelt- und klimaverträgliche Entwicklung des tionen zum Car-Sharing bzw. zum Call a Bike-Angebot zur städtischen Verkehrs. Verfügung gestellt werden.

. Nordtangente Ost (Umfahrung Hagsfeld, die Realisierung weiterer Abschnitte ist derzeit nicht absehbar). Strategische Ansätze . Verkehrssicherheitskonzept. Der Bearbeitungsprozess bis voraussichtlich Ende 2012 gliedert sich in mehrere Bausteine: . Weitere Förderung der Multimodalität.

. Erstellung eines Integrierten Handlungskonzeptes und . e-Mobilität.

. Vertiefung ausgewählter Aspekte in Teilkonzepten mit detaillierten Maßnahmen (bis 2012).

. Haushaltsbefragung zum Mobilitätsverhalten.

Die Stadt Karlsruhe kann den zukünftigen Herausforderungen nur begegnen, wenn alle relevanten Akteure mit einbezogen werden, um die gesteckten Ziele im Bereich der Verkehrs- entwicklung zu erreichen. Dabei wurde vor allem ein großer Fokus auf Beteiligung gelegt. VEP-Foren mit ausgewählten Akteuren aller relevanten Gruppen und Institutionen aus ver- schiedenen Bereichen der Stadt finden regelmäßig statt. Die breite Öffentlichkeit konnte sich bei einem Bürgerforum zum VEP einbringen. Darüber hinaus ist das Thema auch Gegen- stand eines Stadtbauforums.

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überregionale verkehrsanbindung

turelle Voraussetzungen für einen international agierenden Ausgangslage Standort sind die Rheinhäfen Karlsruhe sowie die Lage Karls- ruhes im Schnittpunkt wichtiger überregionaler Schienen- und Für Menschen und Güter ist Mobilität in einer global ausge- Straßenanbindungen. Auch eine überregionale Straßenanbin- richteten Gesellschaft unabdingbar. Leistungsfähige Infrastruk- dung ist gegeben, deren Leistungsfähigkeit in Teilen allerdings turen sind Schlüsselfaktoren für Wirtschaftsregionen und de- erreicht bzw. bereits überschritten ist. ren Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Die Stadt Karlsruhe als Oberzentrum der TechnologieRegion Karlsruhe ist aufgrund Im Straßengüterverkehr (Fern- und Nahverkehr) steigt das Ton- ihrer Wirtschafts- und Branchenstruktur, aber auch ihrer Lage nageaufkommen bis 2025 in der TechnologieRegion Karlsruhe in Deutschland und Europa, in besonderem Maße auf eine im Stadt- und Landkreis Karlsruhe um mindestens 20 % und funktionierende, an den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen im Landkreis um bis zu 40 %, bezogen auf den Basis- und den logistischen Anforderungen der Wirtschaft ausge- wert 2004 (Generalverkehrsplan Baden-Württemberg 2009). richteten Infrastruktur angewiesen. In der TechnologieRegion Karlsruhe bündeln sich die weiträumigen Verkehrsströme des EU-Binnenmarktes und der dynamischen Exportwirtschaft Deutschlands. 20 Millionen Tonnen Güter werden jährlich allei- ne auf der Schiene in der Region bewegt. Zwischen Straßburg Ziele und Karlsruhe schneiden sich bspw. mit der „Magistrale für . Schaffung einer der Bedeutung Karlsruhes - als wachsende Europa“ Paris - Budapest als zentraler Ost-West-Verbindung Stadt und prosperierender Wirtschaftsraum - angemesse- und der Nord-Süd-Transversale Rotterdam - Genua zwei der nen Anbindung durch überregionale Verkehrsträger mit wichtigsten europäischen Schienenstrecken. intensiven Austauschbeziehungen zu den anderen deut- schen Metropolräumen, Frankreich, der Schweiz und Karlsruhe ist über die verschiedenen Verkehrsträger sehr gut Europa. an das europäische Verkehrsnetz angebunden. Mit dem Flug- hafen Frankfurt ist der drittgrößte europäische Flughafen mit . Erhalt und Ausbau der verschiedenen Verkehrsträger dem Zug in 60 Minuten im Stundentakt erreichbar. Dieses für Personen- und Güterverkehre zu einem leistungsfähi- Angebot wird durch den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden gen Verkehrsinfrastruktursystem. ergänzt, allerdings bisher ohne eine entsprechend attraktive Straßen- und Schienenanbindung. Weitere günstige infrastruk- . Verknüpfung der Verkehrsträger (intermodulare Verkehre). stadtSTADT karlsruheKARLSRUHE | 113

. Ausbau der Verbindung Karlsruhe - Flughafen Strategische Ansätze Karlsruhe/ Baden-Baden (Baden-Airpark) Die Erreichbarkeit aus der Luft ist für Wirtschaftsregionen Die Verbesserung überregionaler Verkehrsanbindungen ist wie Karlsruhe ein entscheidender Standortfaktor. Hier bie- nur mit den Entscheidungsträgern im Bund, den Ländern tet der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden ein hervorragen- Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie dem des Angebot (z. B. Berlin-Verbindung). Allerdings ist seine benachbarten Ausland (Frankreich, Schweiz) und der Europä- schlechte Erreichbarkeit per ÖPNV (nicht vorhandene An- ischen Union gemeinsam auf den Weg zu bringen. Für das bindung an das Schienennetz des KVV) oder per Auto Erreichen dieser Ziele ist der Schulterschluss mit (über)regio- (Anschluss an die Autobahn A5) bereits auf nationaler nalen Partnern aus Politik und Verwaltung sowie Wirtschaft, Ebene auf Dauer nicht wettbewerbsfähig und für die Men- Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie die Zusammenarbeit schen in der betroffenen Ortslage (Hügelsheim) in hohem auf internationaler Ebene unabdingbar. Maße belastend.

. EU-Projekt CODE 24 Anknüpfend an die positiven Erfahrungen im Rahmen Projekte der Initiative „Magistrale für Europa“ engagiert sich Karls- ruhe gemeinsam mit weiteren Partnern unter dem Dach Die Trägerschaft für überregional bedeutsame Verkehrsinfra- der TechnologieRegion Karlsruhe für den Ausbau des strukturprojekte liegt nicht bei der Stadt Karlsruhe. Vielmehr Bahnkorridors Rotterdam-Genua im EU-Projekt CODE 24. tritt Karlsruhe im Verbund mit seinen Partnern für eine zeit- An der Erarbeitung von Vorschlägen zur Verstetigung nahe Realisierung und eine angemessene Ausgestaltung der der Kooperation über CODE 24 hinaus sollten sich Stadt Projekte ein. und Region Karlsruhe aktiv beteiligen.

. Verkehrsverbindung über den Rhein . Hochgeschwindigkeitsverbindung Rhin-Rhône Die Verkehrsverbindung über den Rhein ist von großer Aufgrund der Realisierung eines Teilabschnitts der Hochge- Bedeutung für die Verknüpfung der Wirtschaftsräume schwindigkeitsverbindung Rhin-Rhône wird ab März 2012 TechnologieRegion Karlsruhe, der Metropolregion Rhein- erstmals eine grenzüberschreitende Verbindung Frankfurt- Neckar, der Südpfalz und dem Elsass. Die bestehende Ver- Karlsruhe-Lyon-Marseille mit dem TGV Rhin-Rhône ange- bindung (Rheinbrücke) ist überlastet und führt nicht zuletzt boten. Zur Unterstützung weiterer Ausbauabschnitte ins- für die zehntausende von Pendlern zu täglichen Staus. Ziel besondere im grenzüberschreitenden Kontext und eines ist die leistungsfähige Rheinquerung für den Straßen- und attraktiveren Fahrplanangebots wird Karlsruhe weitere Schienenverkehr. Mit Ausbau dieser Schlüsselstelle wird Kooperationen eingehen (derzeit etwa mit Réseau Ferré de eine der wichtigsten Schwachstellen in der attraktiven (RFF). Erreichbarkeit Karlsruhes beseitigt. . B 10/B 293 . Transeuropäisches Verkehrsnetz (TEN) / Magistrale Bau Umgehung -Berghausen einschließlich für Europa Hopfenbergtunnel und Umgehung - Auch wenn sowohl für die „Magistrale für Europa“ (Priori- Jöhlingen täres TEN-Projekt 17) als auch für den Korridor „Rotter- dam-Genua (Prioritäres TEN-Projekt 24) substanzielle Fort- . Konzept zur Stärkung des trimodalen Güterverkehrs- schritte erzielt werden konnten, ist deren vollständiger knotens Karlsruhe (Schiene-Straße-Rhein) Ausbau bis 2015 nicht abgeschlossen. Das federführende Vor dem Hintergrund der prognostizierten Zuwachsraten Engagement in der Initiative „Magistrale für Europa“ ist im Güterverkehr und der wirtschaftlichen Bedeutung ein Musterbeispiel dafür, dass sich durch strategische Part- der Logistik optimiert Karlsruhe seine Logistikinfrastruktur nerschaften Verkehrsinfrastrukturentscheidungen zu Gun- (Elemente: GVZ, City-Logistik, ...) sten Karlsruhes beeinflussen lassen. . Modernisierung des Stellwerks Wörth (Deutsche Bahn)

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FAHRRADSTADT KARLSRUHE

Ausgangslage Ziele

Karlsruhe hat mit seiner Lage in der Rheinebene ideale Voraus- Ziel ist, den Radverkehrsanteil zu Lasten des Kfz-Verkehrs zu setzungen für den Fahrradverkehr und will die Rahmenbedin- steigern und das Fahrrad als gleichberechtigtes Verkehrsmittel gungen für den Radverkehr umfassend verbessern. zu etablieren. Insbesondere Kurzstreckenfahrten sollen vom Auto auf das Fahrrad verlagert werden. Dadurch wird der In den letzten Jahren haben sich die Bedingungen für Radfah- Umweltverbund gestärkt. rende stark zum Positiven verändert. Die Überplanung und der Ausbau der Hauptrouten erfolgt sukzessive seit 2005. Auch . Steigerung des Radverkehrsanteils bis 2015 von 16 % Maßnahmen im Nebennetz werden umgesetzt. Im Zuge der (2002) auf 23 % und bis 2020 auf 30 %. Hauptrouten werden insbesondere Radfahrstreifen realisiert. Ende 2010 wurde die wegweisende Beschilderung fertig ge- . Senkung der Unfallzahlen, insbesondere mit schwerverletz- stellt. Seit 2006 konnten mehrere Fahrradstraßen eingerichtet ten Radfahrern. werden. . Karlsruhe wird „Fahrradstadt Nummer 1“ in Süddeutsch- Ende Oktober 2011 wurde Karlsruhe vom Verkehrsministerium land. als fahrradfreundliche Stadt ausgezeichnet. Die Auszeichnung gilt fünf Jahre. Um eine erneute Auszeichnung zu erreichen, müssen zukünftig weitere Verbesserungen umgesetzt werden. Positiv hervorgehoben wurden das 20-Punkte-Programm mit allgemeinen und messbaren Zielen und die politische Priori- tätensetzung, die eine zielgerichtete Radverkehrsförderung ermöglicht. Handlungsbedarf besteht insbesondere im Bereich Fahrradparken und Verkehrssicherheit. stadtSTADT karlsruheKARLSRUHE | 115

Strategische Ansätze Projekte

. Die Ziele der Strategie sollen durch die Umsetzung des . 20-Punkte-Programm Radverkehr 20-Punkte-Programms erreicht werden. Das 20-Punkte-Programm Radverkehr ist die Grundlage der Radverkehrsförderung in Karlsruhe. Ein Ausbau von Rad- . Zudem gilt das Leitbild „Radverkehr als System“: Das be- schnellwegen wird geprüft. deutet, dass neben Infrastrukturmaßnahmen auch die Elemente Öffentlichkeitsarbeit, Service und administrative . Öffentlichkeitsarbeit Rahmenbedingungen wichtiger Teil der Karlsruher Radver- Die Öffentlichkeitsarbeit umfasst ein Paket an Maßnah- kehrsförderung sind. men, z.B. „Kopf an: Motor aus.“ seit 2009, „Fahrrad- freundlichster Arbeitgeber“ 2008 und 2010, jährlicher . 2012 wird ein Verkehrssicherheitskonzept erarbeitet, um Draistag etc. die Unfallzahlen mit Radfahrerbeteiligung zu senken.

. 2012 steht die digitale Erfassung des Radnetzes auf dem Programm. Die Radnetzdaten sollen auch zur Verbesserung des landesweiten Radroutenplaners, der im Sommer 2011 installiert wurde, beitragen.

. Neue Erkenntnisse über das Radverkehrsverhalten bringt die Haushaltsbefragung 2012 zum Mobilitätsverhalten der Karlsruher Bevölkerung.

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NAHVERKEHRSPLAN

kehrssäulen Tram, Bus und Stadtbahn, bietet er den Karlsruher Ausgangslage Bürgerinnen und Bürgern ein aufeinander abgestimmtes Nah- verkehrsnetz. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist eine der tra- genden Säulen der Mobilität. Er leistet einen wichtigen Bei- Während in Karlsruhe die Tram die großen innerstädtischen trag zu einer umweltverträglichen Verkehrsabwicklung, zur ÖPNV-Verkehrsbeziehungen zwischen den Stadtteilen abdeckt, wirtschaftlichen Funktionsfähigkeit der Stadt und ist für alle ergänzen die Teilnetze des Bussystems die Verbindung der zugänglich und bezahlbar. Außerdem ist er selbst ein wichtiger Stadtteile, die nicht an das Schienennetz angeschlossen sind, Wirtschaftsfaktor und schafft entsprechend Arbeitsplätze. Der mit dem Tram- und Stadtbahnnetz (Zubringerfunktion) und ÖPNV ist demnach zentraler Bestandteil einer nachhaltigen übernehmen darüber hinaus wichtige Aufgaben der Flächen- Stadtentwicklung, trägt er doch zu einer verbesserten Umwelt- erschließung. und Lebensqualität in Karlsruhe bei. Durch die „nightliner“ besteht zudem an 365 Tagen im Jahr Der ÖPNV in Karlsruhe mit dem überregional hoch anerkann- ein Nachtnetz, welches den ÖPNV in Karlsruhe durch sein ten Karlsruher Modell in der Region leistet einen entscheiden- 24 Stunden-Angebot zu einem Vorreiter für Städte ähnlicher den Beitrag, Karlsruhe als Ausbildungs- und Arbeitsort, als Größe macht. Einkaufsstadt und als Stadt kultureller Events attraktiv zu er- halten. Als Teil der Gesamtmobilität entlastet er die Stadt und Die Qualität des ÖPNV-Angebotes wird entscheidend von der das Umland von einem Teil des Individualverkehrs und bietet Siedlungsstruktur, der Bevölkerungsdichte und -struktur in eine uneingeschränkte Mobilität auch für Personen, die keinen der Stadt Karlsruhe und im Umland beeinflusst. Zu berück- Zugang zu einem Privatverkehrsmittel haben. sichtigen bleiben hierbei dementsprechend die Auswirkungen des demografischen Wandels: sowohl der wachsende Anteil Der Nahverkehr wird in Karlsruhe durch den KVV (Karlsruher Hochbetagter als auch der leicht sinkende Anteil der jüngeren Verkehrsverbund) in Abstimmung mit den Verkehrsbetrieben Bevölkerung besonders im Umland erfordern Anpassungen in Karlsruhe (VBK) organisiert. Basierend auf den drei Nahver- den ÖPNV-Angeboten. stadtStADT karlsruheKARLSRUHE | 117

Ziele Projekte

Übergeordnetes Ziel ist die Stärkung des ÖPNV. Daraus lassen . Barrierefreiheit: sich insbesondere folgende Ziele ableiten: Ausrichten der Fahrzeugbeschaffung bzw. ‑ausrüstung auf die Belange der Barrierefreiheit; Umbau wichtiger Halte- . Beibehaltung des weitgehend angebotsorientierten Nah- stellen (Hauptbahnhof und Haltestellen im Bereich der verkehrsniveaus, Kombilösung) zur Herstellung einer weitgehenden Barriere- freiheit. . Stärkung des Karlsruher Modells durch die weitere Verbes- serung der Anschlusssicherheit und Zuverlässigkeit, . Zweigleisiger Ausbau im Bereich Grötzingen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Stadtbahnlinien S4 und S5 (bis . Sicherung der Finanzierbarkeit durch eine angemessene, 2015), soziale Tarifpolitik, . Streckenerweiterung Knielingen Nord (bis 2015), . Schaffung wettbewerbsfähiger Strukturen, . Querspange Brauerstraße - Europahalle; verbesserter An- . Anpassung an veränderte rechtliche, demografische und schluss bei Großveranstaltungen (bis 2015), ökonomische Rahmenbedingungen. . Gleismittenerweiterung Rintheim (bis 2015),

. Umbau Bahnhofsplatz (Barrierefreiheit) nach 2015,

Strategische Ansätze . Ausbau Baumeisterstraße: Im Hinblick auf die Kombilösung Um den Auswirkungen des demografischen Wandels auf den erhält dieser Streckenabschnitt eine tragende Funktion im ÖPNV frühzeitig Rechnung tragen zu können, werden die dar- Streckennetz (ca. 2017), aus resultierenden strukturellen Veränderungen kontinuierlich . Streckenerweiterung Nordstadt/Heide - Kirchfeld (mittel- beleuchtet und entsprechende Handlungskonzepte zwischen bis langfristig), KVV, VBK und Stadtplanung erarbeitet. . Tram Stuttgarter Straße (langfristig), Mit der Umsetzung der Kombilösung wird eine wesentliche Voraussetzung zur Beibehaltung und weiteren Steigerung des . Tram Pulverhausstraße (langfristig). bereits sehr hohen ÖPNV-Niveaus erreicht. Das ÖPNV-Angebot wird durch den Netzausbau in Stadt und Region weiter ver- bessert. Region . Heilbronn Nord (2013),

. Zweigleisiger Ausbau Schwaigern - Leingarten zur Erhö- hung der Leistungsfähigkeit der Stadtbahnlinie S4 (ca. 2015).

www.karlsruhe.de 118 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT Tram Pulverhausstraße Knielingen Nord Streckenerweiterung Europahalle Querspange Brauerstr. - Ettlinger Straße und Kriegsstraße Kombilösung Kaiserstraße, Nordstadt/Heide - Kirchfeld Streckenerweiterung Umbau Bahnhofsvorplatz Tram Stuttgarter Str. Rintheim Gleismittenerweiterung Zweigleisiger Ausbau Grötzingen stadt karlsruhe | 119

www.karlsruhe.de 120 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

bürgergesellschaft systematische Bürgerbeteiligung

Ausgangslage Die Stadt Karlsruhe führt seit vielen Jahren überaus erfolgreich Ziele Bürgerbeteiligungsprozesse zu den vielfältigsten Themen der Stadtentwicklung durch, bei denen breite Bevölkerungsschich- Wichtige Vorhaben der Stadtentwicklung sollen noch stärker ten einbezogen und erreicht werden, wie z.B. der Beteili- als bislang unter Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger ent- gungsprozess City 2015, die Stadtteilentwicklungsprozesse in wickelt werden. Ziel dabei ist es, ein möglichst repräsentatives Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf, die Beteili- Meinungsbild der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu einem gungsprozesse zu städtebaulichen Projekten, der Masterplan- Thema einzuholen und in den weiteren Entscheidungsprozess prozess 2015 u.v.a.m. der gewählten Vertreterinnen und Vertreter zu integrieren. Im Idealfall führt dies zu bürgernäheren und breit akzeptier- Der Gemeinderat hat außerdem ein Gesamtkonzept zur Be- ten Lösungen. Ziel der Bürgerbeteiligung bei der räumlichen teiligung von Kindern und Jugendlichen verabschiedet. Inzwi- Planung oder bei wichtigen städtischen Vorhaben, etwa Infra- schen wurde unter Regie des Stadtjugendausschusses e.V. die strukturmaßnahmen, Veränderungen von Angeboten (Bäder, erste Karlsruher Jugendkonferenz durchgeführt, ein weiteres Kultureinrichtungen, Soziale Angebote etc.) ist, dass die Stadt- Jugendforum in der Nordweststadt veranstaltet und die Ergeb- gesellschaft auf sachlicher Grundlage zu einer gemeinsamen nisse der Jugendkonferenz mit dem Dezernenten besprochen. Konsensbildung findet. Das Ziel ist insgesamt eine transparen- Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen eine attraktive Plattform te, frühzeitige, systematische und letztlich erfolgreiche - jen- für Mitgestaltung zu bieten. seits der planrechtlich vorgeschriebenen - Bürgerbeteiligung bei wichtigen Vorhaben, Projekten und Angeboten der Stadt. Die Organisation und Ausgestaltung erfolgreicher Bürgerar- tizipation steht jedoch nicht zuletzt seit „Stuttgart 21“ vor einer grundsätzlichen Neuorientierung. Rückläufigen Wahlbe- teiligungen an Wahlgängen auf Kommunal- bis Bundesebene stehen zunehmend Forderungen nach einer intensiven Betei- Strategische Ansätze ligung und Einbeziehung der Bürgerschaft an wichtigen und Mit dem „Konzept zur systematischen Bürgerbeteiligung“ strategischen Entscheidungen der Stadt gegenüber. Bürger- wurden die Strategielinien zur grundsätzlichen Verbesserung beteiligung kann jedoch kein Ersatz für gemeinderätliche Be- der Kommunikation und Einbindung der Karlsruher Bürger- schlussfindung sein, sondern hat die Beschlussfindung bisher schaft zu unterschiedlichen Themen mit/ohne Konfliktpoten- in Karlsruhe sinnvoll ergänzt. zial in Karlsruhe rahmengebend festgelegt. stadt karlsruhe | 121

Die Vielfalt bereits in Karlsruhe erprobter Beteiligungsinstru- mente wird meist in mehrmonatigen größeren Beteiligungsver- Projekte fahren kombiniert zusammengestellt. Von zentraler Bedeutung . Zukunftsforum Karlsruhe als dauerhaftes Format der Bür- ist dabei die Definition des tatsächlichen Entscheidungsspiel- gerbeteilung zu Zukunftsthemen der Stadt einmal pro Jahr. raums und die Festlegung der Spielregeln für die Partizipation und ihre eindeutige Kommunikation. Darüber hinaus sind eine . Beteiligungsprozess „Kulturkonzept und Neukonzeption Rückkopplung der Ergebnisse an die Beteiligten und Informa- Stadtmuseum“. tionen über den weiteren Verlauf vorzusehen. . Beteiligungsprozess zum Integrationsplan. In Karlsruhe spielt Bürgerbeteiligung bereits bei vielen Vor- haben eine wichtige Rolle. Anhand des erarbeiteten ideal- . Begleitender Bürgerbeteiligungsprozess zur Erarbeitung des typischen Ablaufs eines Beteiligungsprozesses und seiner Verkehrsentwicklungsplans 2025. Rückkopplung mit den gemeinderätlichen Gremien schafft der neue strategische Ansatz für alle Beteiligten Verfahrenstrans- . Bürgerbeteiligung in Stadtteilentwicklungsprozessen. parenz. . Beteiligungsprozess beim Ausbau der Ganztagsschulstand- Eine Checkliste für die Verwaltung zeigt auf, was bei einem orte und neuer Schulkonzepte. beteiligungsrelevanten Vorhaben zu beachten ist. Insbesonde- . Kinder- und Jugendbeteiligung: re sind dabei auch die neuen Möglichkeiten und Grenzen der Online-Bürgerbeteiligung, E-Partizipation sowie der sozialen - Weiterentwicklung der Karlsruher Jugendkonferenz für Netzwerke (Chatformate, Voting, Foren etc.) zu beachten. alle Jugendlichen in Karlsruhe. Der sinnvolle Einsatz, der derzeit in Karlsruhe erst noch in der Erprobungsphase ist, muss dabei das strategische Ziel sein. - Ausbau der Jugendforen in den Stadtteilen.

Der wichtigste strategische Ansatz bei der Durchführung von - Ausbau der Kindersprechstunde des Bürgermeisters. Beteiligungsprozessen ist die frühzeitige und umfassende Information sowie die Gewährleistung der Beteiligung durch - Durchführung von Spielleitplanung. repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger bzw. Bür- gervoten zu Einzelthemen per repräsentativer Umfragen.

Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sind von Verwaltung und Politik bei der Entscheidungsfindung angemessen zu be- rücksichtigen. Aufgabe des Gemeinderates ist es aber auch, gegebenenfalls stark artikulierten Partikularinteressen die Gemeinwohlperspektive gegenüber zu stellen. Planungsstand, Informationsstand, Meinungsbildung und Gemeinderatsbe- schlüsse sollen dabei sinnvoll ineinander greifen. 122 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

stärkung des bürgerschaftlichen engagements

Ausgangslage Strategische Ansätze

Karlsruhe verfügt über eine vielfältige Landschaft bürger- . Beratung von Vereinen, Initiativen und Freiwilligen. schaftlichen Engagements, die sich in einer Fülle von Vereinen, Initiativen und engagierten Einzelpersonen widerspiegelt. . Vermittlung von Freiwilligen u.a. über die Online Einen hohen Stellenwert in den Karlsruher Stadtteilen haben Freiwilligenagentur. dabei die Bürgervereine. . Fortbildungsprogramm für Ehrenamtliche. Im Jahr 2001 wurde das städtische Aktivbüro mit dem Ziel . Ausbildung von Bürgermentorinnen und Bürgermentoren. gegründet, das bürgerschaftliche Engagement in Karlsruhe zu fördern. Bei der Bürgerumfrage 2011 gaben fast 29 % der . Maßnahmen zur Anerkennung des bürgerschaftlichen Befragten an, sich ehrenamtlich zu engagieren, deutlich mehr Engagements (z. B. Dankeschön-Veranstaltungen). als noch 1999 (24 %). . Forum Ehrenamt als Beirat des Gemeinderats. Auch in den Stadtteilentwicklungsprozessen ist es ein zentrales Ziel, das bürgerschaftliche Engagement für den Stadtteil zu . Förderprogramm „jes-Jugend engagiert sich“: Das ur- fördern. sprünglich von der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH initiierte Förderprogramm wird von der Stadt Karlsruhe in eigener Regie weitergeführt. Ziele . Kooperation mit den Bürgervereinen. . Interkulturelle Öffnung des bürgerschaftlichen Engage- Ziel ist die Förderung bürgerschaftlichen Engagements in ments. Karlsruhe. . Lesepatenschaften an Kindertagesstätten und Grundschu- len.

. Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von Unter- nehmen.

. Unterstützung bei Wettbewerben.

. Beteiligungsprozesse im Rahmen der Stadtteilentwicklung und Verstetigung der Netzwerke nach Ende der Förderung. stadt karlsruhe | 123

Projekte

. Interkulturelle Öffnung des bürgerschaftlichen Engage - ments.

. Ausbildung von Bürgermentorinnen und Bürgermentoren mit dem Schwerpunkt Integration.

. Weiterentwicklung des Fortbildungsprogramms.

. Einrichtung von Kulturpatenschaften für Kinder zur Förde- rung kultureller Bildung.

. Arbeitskreis zum Abbau bürokratischer Hemmnisse im Ehrenamt.

. Weiterentwicklung der Meile des Engagements, bei der sich Vereine, Verbände und Initiativen in der Karlsruher Innenstadt präsentieren.

. Stadtteilentwicklungsprozesse in Mühlburg, Rintheim und weiteren Gebieten. 124 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT stadt Karlsruhe | 125 integrierte leitvorhaben und räumliche Entwicklungs- schwerpunkte

www.karlsruhe.de 126 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

. Eine weitere Konfliktlinie wird zwischen dem Ziel einer vorbemerkung leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur und dem Ziel einer möglichst umwelt- und stadtverträglichen Verkehrsentwick- Um die Breite der Projekte und Strategien stärker zu bündeln lung sichtbar. Im Rahmen der Erarbeitung des Verkehrsent- und zu fokussieren, wurden auf Basis einer Synthese der im wicklungsplans (VEP) werden diese Widersprüche erörtert Kapitel „Strategien und Projekte“ dargestellten Strategien und ausgehandelt mit dem Ziel, den unterschiedlichen An- integrierte Leitvorhaben und räumliche Entwicklungs- forderungen mit einem ausgewogenen Maßnahmenkon- schwerpunkte abgeleitet. Diese sind für die Zukunftsfähigkeit zept gerecht zu werden. Das integrierte Leitvorhaben der Stadt von herausgehobener Bedeutung und sollen daher „Umwelt- und stadtverträgliche Mobilität“ fasst die Hand- vorrangig ausgestaltet und sukzessive - nach finanzieller lungsansätze in diesem Bereich zusammen. Machbarkeit - umgesetzt werden. Die Leitvorhaben bündeln mehrere dezernatsübergreifende Strategieansätze und zeigen Wege auf, wie die Stadt Karlsruhe zentralen Herausforderun- gen der Zukunft begegnen will bzw. wie vorhandene Stärken und Potenziale durch eine integrierte Bearbeitung gefördert Integrierte Leitvorhaben werden können. Die integrierte Herangehensweise ermöglicht es zudem, Zielkonflikte zu lösen und Synergiepotenziale zu Karlsruhe 2020 nutzen. Die integrierten Leitvorhaben sind im Folgenden in fünf Fokus- bereichen gebündelt, die jeweils für ein strategisches Leitbild stehen: Lösung von Zielkonflikten . Fokus Technologiestadt 2020,

Aus den Fachstrategien werden insbesondere zwei grundsätzli- . Fokus Stadtgesellschaft 2020, che Konfliktbereiche deutlich: . Fokus Kulturstadt 2020, . An erster Stelle steht der Widerspruch zwischen den Ansprüchen einer wachsenden Stadt (Bevölkerung, . Fokus Umweltstadt 2020, Wirtschaft, Infrastruktur) und den begrenzten Flächen . Fokus Innenstadt und Stadtteile 2020. bzw. dem aus ökologischen und klimatischen Erwägungen resultierenden Ziel, Grün- und Freiflächen möglichst zu Ziel der Stadt Karlsruhe ist es, alle fünf Bereiche gleichberech- erhalten. Besonders deutlich wird diese Konfliktlinie im tigt weiter zu entwickeln, um breit aufgestellt den Herausfor- Osten der Stadt entlang der Autobahn A 5, wo Flächen- derungen der Zukunft zu begegnen. ausweisungen sowohl für Gewerbe, für Natur- und Landschaftsschutz als auch für Sport im Gespräch sind. Aber auch in anderen Stadtbereichen sind bei möglichen Nachverdichtungen stets ökologische Belange und In- teressen der Anwohnerinnen und Anwohner mit dem übergeordneten Ziel der inneren Verdichtung im Sinne eines sparsamen Flächenverbrauchs abzuwägen. Diese Konflikte lassen sich nicht grundsätzlich auflösen, sondern erfordern im Einzelfall ausgewogene Lösungen und Kom- promisse. Instrumente für die notwendige Steuerung und Abwägung bieten die Strategie „Zukunftsfähige Bodenpo- litik“ sowie die Leitvorhaben „Ressourcenoptimiertes Gewerbeflächenangebot “ und „Räumliches Leitbild“. stadt Karlsruhe | 127

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fokus technologiestadt 2020

Karlsruhe ist mit der TechnologieRegion, dem KIT und dem . SmarterCity-Projekte und urbanes Leben im 21. Jahr- IT-Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt, Energie-, Nano- hundert: Beispielgebende Anwendungsprojekte im Rah- und Robotikforschung, eMobility/Automotiveforschung, Krea- men der SmarterCity-Initiative sollen in den Bereichen tivwirtschaft und der robusten mittelständisch geprägten Wirt- Energie, Intelligente Mobilität, SmartHouse, Leben in der schaftsstruktur zukunftsfähig aufgestellt. Die Wirtschafts- Stadt/Public Services, Kombilösung und SmartCulture mit cluster und -netzwerke (Cyberforum, AEN, EnergieForum, Be- der Querschnittstechnologie IT zur Verbesserung der Le- raternetzwerk, Kreativwirtschaft), die mittelständischen Unter- bensqualität in Karlsruhe beitragen. nehmen und die Existenzgründer benötigen jedoch kontinu- ierlich Entwicklungsraum, aktive Begleitung und zukunftsfähi- . Wissenschafts- und Studentenstadt: Nachhaltige Ver- ge Ausrichtung, um nicht zuletzt Anziehungspunkt für Fach- anstaltungen zur Vernetzung von Wissenschaft und Stadt- kräfte aus dem In- und Ausland zu bleiben und der Bevölke- gesellschaft im intensiven Zusammenspiel von Wissen- rung einen attraktiven Arbeitsmarkt zu bieten. Hierzu wird schaft, Wirtschaft, Kultur, Politik und Bürgerschaft wer- sich die Stadt Karlsruhe international ausrichten und eine neue den etabliert. Hierzu sind neue Projektkooperationen und Willkommenskultur schaffen. Die integrierten Leitvorhaben Kommunikationsstrategien erforderlich (z.B. Wissenschafts- „Profilierung als Wissenschafts- und High-Tech-Standort“ festival EFFEKTE, Kunstausstellung „Globale“, FameLab, sowie „Ressourcenoptimiertes Gewerbeflächenangebot“ sind Science Slam, OsKarl für Schülerforschung). Ein Forum der wichtige Schritte auf dem Weg zur Technologiestadt 2020. Wissenschaft soll Entwicklungen in Forschung und Wis- senschaft kommunizieren. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Hochschulen in den Bereichen Wohnraum für Studierende, studentisches Leben und studentische Kultur INTEGRIERTE LEITVORHABEN wird weiter intensiviert. . Messe- und Kongressstadt Karlsruhe: Messe- und Kon- gressformate arbeiten unter Vernetzung von Stadt- profilierung als wissenschafts- marketing, Wirtschaft und Wissenschaft kontinuierlich die stadt und High-Tech-Standort Wirtschaftsstärken von Karlsruhe, seinen Unternehmen und der Stadt insgesamt heraus. Dazu ist die Qualifizierung Sowohl die Stadt als auch die Region Karlsruhe verfügen der Gebäudeinfrastruktur notwendig, insbesondere die über großes Potenzial im Bereich Forschung, Technologie Modernisierung der Stadthalle und die Umsetzung des und Innovation. Mit dem folgenden Maßnahmenbündel Hallenkonzepts Festplatz. will Karlsruhe dieses Potenzial noch besser im Sinne ei- ner Profilierung und erfolgreichen Weiterentwicklung als . Ausbau der High-Tech-Kooperation am Oberrhein: Wissenschafts- und High-Tech-Standort in Wert setzen: Ausbau der regionalen und überregionalen Kooperationen (TRK, TMO, MRN). . Existenzgründungen der Zukunft: Die von den Hoch- schulen ausgehenden Impulse sollten verstärkt für Spin-offs . Sicherstellung von Mobilität in Stadt und Region: Zu und Existenzgründungen genutzt werden. Zusammen mit den entscheidenden „harten“ Standortfaktoren gehören den Erfolg versprechenden Gründungen aus den wirt- eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur und der digitale schaftlichen Kompetenzfeldern kann sich durch inhaltliche Netzausbau. und infrastrukturelle Unterstützung ein zukunftsweisendes Gründerklima für Karlsruhe entwickeln. stadt Karlsruhe | 129

RESSOURCENOPTIMIERTEs . Modellprojekte ressourcensparender Industriebau: GEWERBEFLÄCHENangebot Karlsruhe entwickelt neue Ansätze verdichteter ressourcen- sparender Gewerbegebäude, Produktions-, Logistik- und Um der Wirtschaft angemessene Entwicklungsräume anbieten Handelsflächen unter aktiver Einbindung der Unternehmen zu können, sind neben der Gewerbeflächenentwicklung im durch Motivationsstärkung für intelligente Flächennutzung Rahmen der Bauleitplanung folgende Ansätze vorrangig: und energieeffiziente Gebäudestrukturen.

. Ressourcenoptimiertes Gewerbeflächenmanagement: Der Ausbau als zukunftsfähiger High-Tech-Standort soll durch die Entwicklung und Aktivierung von Gewerbeflä- chen und -immobilien unter Beachtung eines ressourcen- orientierten Flächenmanagements und intelligenter Flä - chennutzungen realisiert werden. Forciert werden inter- kommunale Gewerbegebiete. Am Rheinhafen soll ein aktives Flächenmanagement für eine optimale hafenaffine Flächenausnutzung sorgen. Neben forschungs- und dienst- leistungsorientierten Aktivitäten ist bei der Gewerbeflä- chenbedarfsplanung auch den Belangen von produzieren- den Unternehmen Rechnung zu tragen. Insgesamt sind die Entwicklungspotenziale für ansässige und neue Betrie- be zu sichern.

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fokus stadtgesellschaft 2020

Umbrüche in der Stadtgesellschaft und Veränderungen der . Umsetzung der Projekte des Integrationsplans; Inter- Milieus stellen neue Anforderungen an das soziale Mitein- nationalisierung und Willkommenskultur zur Integrati- ander. Dabei will Karlsruhe seinem Ruf als Stadt des sozialen on Zuwandernder. Ausgleichs auch in Zukunft gerecht werden. Familienfreund- lichkeit und sozialer Zusammenhalt der multikultureller wer- . Weiterer Ausbau der Barrierefreiheit in öffentlichen Ge- denden Stadtgesellschaft sind wichtige Standortfaktoren im bäuden, im öffentlichen Raum und im ÖPNV. Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte. Die Chancengleich- . Zukunftsgerichteter Wohnungsbau: Städtisches Wohn- heit und gleichberechtigte Teilhabe aller gesellschaftlichen bauprogramm, Sozialgerechte Bodennutzung, Umnutzung Gruppen und Generationen am gesellschaftlichen Leben, die von Büro- in Wohnraum, besondere Berücksichtigung von Stabilisierung städtischer Nachbarschaften, die Vereinbarkeit Nachfragegruppen, wie z. B. Familien mit Kindern, Allein- von Familie und Beruf, die Anpassung an eine sich verän- erziehende, Studierende, Senioren, Menschen mit Behinde- dernde Bildungslandschaft, die Förderung von Bewegung und rungen etc. Gesundheit sowie die Bereitstellung von Wohnraum für alle Nachfragegruppen sind daher zentrale Ziele. Der Fokus Stadt- gesellschaft 2020 bündelt diese in den Leitvorhaben „Zusam- integrierte bildungsplanung menhalt der Stadtgesellschaft“ und „Integrierte Bildungspla- nung“ sowie „Sport und Gesundheit“. . Ausbau, Vernetzung und Qualifizierung von Ganz- tags- und Betreuungsangeboten: Der bedarfsgerechte Ausbau attraktiver Betreuungsangebote in Kindertagesstät- ten und Schulen ist weiterhin erforderlich und bedarf er- heblicher Anstrengungen. So gilt es, das Betreuungsange- INTEGRIERTE LEITVORHABEN bot für Kinder unter drei Jahren weiter auszuweiten und zu qualifizieren. Verschiedene Maßnahmen zielen darauf zusammenhalt der stadtgesellschaft ab, den steigenden Bedarf an Fachkräften im Bereich Bil- dung und Betreuung abzudecken. Ziel ist zudem ein be- . Familienpolitische Initiative und Generationendialog: darfsgerechter Anteil von Ganztagsgrundschulen (min- Familienfreundlichkeit und intergenerationeller Austausch destens 40 % bis 2015) und ein bedarfsgerechtes Angebot sollen in allen Bereichen städtischen Handelns ein Schwer- für den weiterführenden Bereich. Dabei wird eine enge punkt sein. Auf Grundlage eines Leitbilds werden die Ak- Kooperation mit (Sport-)Vereinen, Verbänden und (Kultur-) teure vernetzt und Projekte realisiert. Wichtige Elemente Institutionen angestrebt. Mit dem Pilotprojekt „Kulturelle sind Projekte wie „Mehr Zeit für mich“ - Entlastung im Bildung an Schulen“ wird mit Schulen in der Südstadt ein Haushalt, bei Betreuung oder Pflege, Ausbau der Frühen koordiniertes Ganztagsangebot in Kooperation mit Kultur- Hilfen und die Weiterentwicklung des Karlsruher (Kinder-) institutionen geschaffen. Passes. Künftig gilt es außerdem, verstärkt Selbsthilfepo- tenziale älterer Menschen zu stärken und Mehrgeneratio- . Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderun- nenwohnprojekte zu ermöglichen. gen in Kindertagesstätten und Schulen.

. Gesamtkonzept Arbeit, Armutsbekämpfung und Ar- . Ein Schwerpunkt bildet die Sprachförderung in Kinder- mutsvermeidung: Mit einem Gesamtkonzept Arbeit und tagesstätten und Schulen. Projekten für einen 3. Arbeitsmarkt will Karlsruhe der Aus- grenzung am Arbeitsmarkt entgegenwirken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Bekämpfung und Prävention von Kinder- und Altersarmut mit der Umsetzung entspre- chender Leitlinien in einem Bündnis gegen Armut. stadt Karlsruhe | 131

sport und Gesundheit . Lebensweltlich orientierte bewegungs- und gesund- heitsfördernde Angebote besonders für Kinder, Jugend- . Kooperative Sportentwicklungsplanung zur Stärkung liche und ältere Menschen. der spezifischen Struktur mit besitzenden Sportvereinen und Entwicklung einer bedarfsorientierten Angebotsstruk- . Modernisierung des Städtischen Klinikums, um es als tur in den Stadtteilen sowie Leistungssport- und Nach- Haus der Maximalversorgung für die Region Mittlerer wuchsförderung. Oberrhein zukunftsfähig aufzustellen.

. Umsetzung des Bäderkonzepts, insbesondere Stärkung der vier Schwerpunktbäder Rheinstrandbad Rappenwörth, Vierodtbad, Europabad, Fächerbad.

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fokus kulturstadt 2020

Karlsruhe verfügt bereits über eine starke und blühende Kul- Kultur und Wirtschaft turlandschaft, und das Kulturangebot zeichnet sich durch Vielfalt und hohes Niveau aus. In den letzten Jahren entwic- Mit den Karlsruher Hochschulen, dem Kreativpark „Alter kelte sich die Kultur allerdings im Wettbewerb der Städte in Schlachthof“ und den Kreativ- und Kulturschaffenden vor wachsendem Maße zu einem Image- und Standortfaktor. Die Ort hat Karlsruhe optimale Voraussetzungen, die Kultur- unverwechselbare Identität einer Stadt und damit ihre Attrak- und Kreativwirtschaft weiter auszubauen. Zudem gilt es, tivität werden durch ihr kulturelles Angebot einerseits und ihr die Wirtschaft für die Unterstützung von Kunst und Kultur kulturelles Erbe andererseits geschaffen. Beides trägt zu einem zu gewinnen. Miteinander in kultureller Vielfalt und damit zu einer Stärkung der Zivilgesellschaft bei. Zudem stellen Kunst und Kultur in wachsendem Maße einen Wirtschaftsfaktor in Karlsruhe dar. Inhaltliche Neukonzeption und bauliche Weiterentwicklung Mit einem Kulturkonzept, das unter anderem Themenfelder wie kulturelle Bildung für alle, kulturelles Erbe, stadthisto- der kulturellen Infrastruktur risches Gedächtnis und kulturelle Tradition sowie die Ge- Die Stadt Karlsruhe plant umfassende Sanierungen und Um- staltung des öffentlichen Raumes als Raum für Kunst und bauten von Kultureinrichtungen, die den Erhalt des Status als Kultur beinhaltet, soll die Kultur mit Blick auf die neuen hervorragende Kulturstadt auch für die Zukunft gewährleisten gesellschaftlichen Herausforderungen gestärkt werden. werden. Dazu zählen die Renovierung des Prinz-Max-Palais, Der Fokus Kulturstadt 2020 setzt auf die spezifischen Stär- die inhaltliche und räumliche Neukonzeption des Stadtmuse- ken von Karlsruhe, insbesondere auf die Position als Stadt der ums, die Sanierung und der Ausbau des Badischen Staatsthea- gelebten Menschen- und Bürgerrechte, auf die Verbindung ters, die Verlagerung des Badischen Konservatoriums sowie von Kunst und Technologie sowie auf das Potenzial der Kre- Sanierungsmaßnahmen am Hallenbau A (ZKM, HfG, Städti- ativwirtschaft. Darüber hinaus stehen der Erhalt und die Wei- sche Galerie). terentwicklung der kulturellen Infrastruktur im Blickpunkt. Positionierung als Stadt der- Menschen- und Bürgerrechte

INTEGRIERTE LEITVORHABEN Karlsruhe ist national und international bekannt als die Residenz des Rechts. Dies soll zur konkreten, erfahrbaren Kunst und Technologie Wirklichkeit aller Menschen in Karlsruhe werden. Die Stadt fördert im Zusammenspiel aller gesellschaftlichen und Karlsruhe wird sich durch die Stärkung der Verbindung von kulturellen Institutionen die kulturelle Teilhabe, die Infor- Kunst und Technologie in Kooperation mit den Karlsruher mationsfreiheit und freie Meinungsbildung, Grund- und Hochschulen und anderen Institutionen, insbesondere mit Weiterbildung, Religionsfreiheit und den interkulturellen den weltweit beachteten Aktivitäten des Zentrums für Kunst Dialog. Weitere Bestandteile sind die Neupositionierung und Medientechnologie als Kunst- und Kulturstadt mit unver- der Kulturfestivals des Kulturamts mit Blick auf die Men- wechselbarem Profil noch stärker positionieren. Hierzu zählen schen- und Bürgerrechte sowie den interkulturellen Dialog u. a. überragend bedeutende Ausstellungs- und Aktionsforma- und die Erinnerungsarbeit an die Verbrechen und Opfer te, wie zum Beispiel die Kunstausstellung GLOBALE oder auch des Nationalsozialismus. das Festival BEYOND. stadt Karlsruhe | 133

fokus UMWELTSTADT 2020

Zahlreiche attraktive Grünflächen und umfangreiche Waldge- SCHUTZ NATÜRLICHER RESSOURCEN, biete sind ein bedeutsamer Faktor für die hohe Lebensqualität kLIMASCHUTZ UND KLIMAANPASSUNG in Karlsruhe. Aus ökologischen und klimatischen Gründen kommt der Biotopvernetzung und der Durchgrünung des . Endliche Flächen: Karlsruhe stellt sich als wachsende Stadtgebiets eine wachsende Bedeutung zu. Die Möglichkei- Stadt dem Thema „endliche Flächen“: Wachstum und ten zur naturverträglichen Naherholung und Umweltbildung gedrosselter Flächenverbrauch erfordern intelligente Lösun- sollen erweitert werden. Dabei macht der Klimawandel mittel- gen qualitätvoller Nachverdichtung und die Herausarbei- fristig einen klimagerechten Waldumbau erforderlich. tung städtebaulicher Qualitäten, ohne klimatische Erforder- nisse und Durchgrünung zu vernachlässigen. Energie- und ressourcenschonende Innovationen im Bereich Wohnen, Wirtschaft und Verkehr könnten ein Markenzeichen . Energieeffiziente, klimaangepasste Stadt: Zukunfts- von Karlsruhe werden und zum Erreichen der Klimaschutzziele gerichteter Umwelt- und Klimaschutz erfordert auf lange beitragen. Im Verkehrsbereich will Karlsruhe mit attraktiven Sicht die CO2-neutrale, energieeffiziente, klimaangepasste Angeboten und der Vernetzung von Verkehrsträgern den Um- Stadt. Die energetische Stadterneuerung steht hier an weltverbund stärken. Durch Maßnahmen zur Lärmminderung erster Stelle. Erste Ansätze, z.B. Konvoisanierung und wei- und Luftreinhaltung wird die Umweltqualität verbessert. tere Aktivitäten im Rahmen der Klimaeffizienz, werden intensiv gefördert und systematisiert. Hinzu kommen wei- Der Fokus Umweltstadt 2020 konzentriert sich auf die in- tere viel versprechende Projektansätze, wie die Bürgerbetei- tegrierten Leitvorhaben „Natur und Stadtgrün als Lern- und ligungsmodelle für erneuerbare Energien und Kooperati- Erholungsraum“, „Schutz natürlicher Ressourcen, Klimaschutz onsprojekte zur Energieeinsparung mit Wirtschaftsunter- und Klimaanpassung“ sowie „Umwelt- und stadtverträgliche nehmen. Dazu werden in Karlsruhe Forschungs- und Ent- Mobilität“. wicklungstätigkeiten für alle Aspekte innovativer Ener- gien gefördert.

INTEGRIERTE LEITVORHABEN umwelt- und stadtverträgliche mobilität NATUR UND STADTGRÜN ALS . Umweltverträglicher Stadtverkehr der Zukunft: Der Stadtverkehr von morgen ist neu zu denken. Mobilität, LERN- UND ERHOLUNGSRAUM Umweltfreundlichkeit und Stadtverträglichkeit sind in Ein- . Stadt am Rhein: Durchgängige Grünvernetzung vom Turm- klang zu bringen. Der Weg dahin führt auch über die Mul- berg bis zum Rhein, Ausbau des Landschaftsparks Rhein timodalität durch die Vernetzung der Verkehrsträger und und des Rheinauenerlebnisparks mit dem Ziel der durch- ein attraktives Mobilitätsmanagement. Karlsruhe wird hier gängigen Erreichbarkeit und Vernetzung mit städtischen mit Modellprojekten eine Vorreiterrolle einnehmen. Dabei und überregionalen Wege- und Grünraumverbindungen. sind auch Maßnahmen zur Lärmminderung und Luftrein- haltung erforderlich, um die Lebensqualität vor Ort zu . Nachhaltige Sicherung und Entwicklung von Stadt- verbessern. Der ÖPNV wird weiter gestärkt und ausgebaut. grün, Natur und Landschaft: Um die natürlichen Le- bensgrundlagen und das Naturbewusstsein der Bevölke- . Fahrradstadt Karlsruhe: Mit dem 20-Punkte-Programm rung zu stärken und die Natur wohnortnah erlebbar zu Radverkehr wird versucht, den Radverkehrsanteil bis 2020 machen, sind neben der ökologischen Vernetzung der auf 30 % zu steigern und die Unfallzahlen, insbesondere Grünflächen und der Durchgängigkeit der Karlsruher Fließ- mit schwerverletzten Radfahrern, zu reduzieren. gewässer auch das Programm zum Schutz von Altbäu- men als Habitat seltener Arten, die Umweltbildung und ein bedarfsgerechtes Angebot an Kleingärten wichtige Vorhaben. Insbesondere die Karlsruher Wälder und die Landschafts räume der Höhenstadtteile werden in ihrer Erholungsfunktion erhalten und gestärkt. Wichtige Elemen- te sind eine klimagerechte Waldentwicklung, naturverträg- liche Erholungsangebote und die Stärkung der Umwelt- und Naturpädagogik (z. B. Waldklassenzimmer).

www.karlsruhe.de 134 | KARLSRUHE 2020 - INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT

fokus innenstadt und stadtteile 2020

Die Leitvorhaben der vier zuvor dargestellten Fokusbetrach- . Stadtteilentwicklung: Die Stadtteile sind die Kristallisa- tungen finden zum großen Teil in der baulichen Ausgestaltung tionspunkte für den Lebensalltag in Karlsruhe. Zur Aufwer- ihren räumlichen und funktionalen Niederschlag. Der Fokus tung der Lebensqualität vor Ort sind daher im Diskursver- Innenstadt und Stadtteile 2020 setzt den Schwerpunkt auf fahren mit der Bürgerschaft Stadtteilrahmenpläne (z.B. Aktivitäten, die die qualitätvolle Weiterentwicklung der Stadt- Höhenstadtteile, Stadtquartiere der 1950er Jahre etc.) als räume zu lebenswerten attraktiven Lebensräumen zum Ziel Richtlinie für die Fachplanungen aller Bereiche im Stadtteil haben und den Herausforderungen der wachsenden Stadt, der zu erarbeiten. Dabei ist besonders auch der Nahversor- demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen sowie gung, der Stärkung der Stadtteilzentren und der Mischung des Klimawandels zukunftsfähig begegnen. Durch qualitätvolle von Wohnen und Arbeiten Aufmerksamkeit zu schenken. Aufwertungen des öffentlichen Raumes und der Grünflächen sowie durch intelligente, ausgewogene Nachverdichtungskon- . Attraktiver öffentlicher Raum: Der öffentliche Raum soll zepte werden die Charakteristika der Stadtteilräume herausge- für breite Bevölkerungsschichten attraktiv gestaltet und arbeitet, der Stadtraum qualifiziert, neue Akzente gesetzt und da- gehalten werden und für alle Bürgerinnen und Bürger mit insgesamt die urbane Lebensumgebung attraktiver gemacht. frei zugänglich sein. Dabei ist eine offene und barrierefreie Gestaltung wichtig, die Aufenthaltsqualität schafft, Sicher- heit ermöglicht und sowohl Kunst als auch Kommunikation einen Raum bietet. Das Plätzekonzept soll künftig auch die Stadtteilplätze einbeziehen. INTEGRIERTE LEITVORHABEN

Aufwertung der innenstadt und der stadtteile entwicklungsräume für wirtschaft, wissenschaft und innovation Die Aufwertung des Innenstadtbereiches sowie der Stadttei- le soll zu einer weiteren Verbesserung der Lebensqualität in Karlsruhe verfügt über verschiedene Stadträume, die für eine Karlsruhe beitragen. Folgende Schlüsselthemen sind dabei von zukunftsgerichtete Stadtentwicklung stehen können, bergen zentraler Bedeutung: sie doch das Potenzial, verschiedene Themen wie den Städte- bau, die Mobilität oder auch die wirtschaftliche Entwicklung . Innenstadtentwicklung: Die Kombilösung ermöglicht der Stadt in sich zu vereinen. Dabei handelt es sich um: neue Aufenthaltsqualitäten in der neugestalteten Fuß- gängerzone ohne Straßenbahnen und vermindert die . Entwicklungsachse Wissenschaft und Innovation: Trennwirkung der Kriegsstraße für die sich südlich an- Stadträumlich könnte sich die vom KIT ausgehende Dyna- schließenden Wohnquartiere Süd- und Südweststadt er- mik in einer stärkeren Entwicklung der Achse KIT-Campus heblich. Dadurch entstehen im zentralen Innenstadtbereich Süd bis zum TechnologiePark unter Einbeziehung der neue Erlebnis- und Nutzungsqualitäten für Einkauf, Kultur, ehemaligen Kasernen sowie in einer besseren Einbindung Freizeit und Wohnen. Eine Gestaltungssatzung soll das des Campus Süd in die Stadtstruktur ausprägen. Erscheinungsbild der Kaiserstraße zusätzlich verbessern. . Städtebaulicher Entwicklungskorridor Durlacher Der einzigartige Fächergrundriss soll in seiner Wahrnehm- Allee: Vom Durlacher Tor bis zum Stadteingang Durlach barkeit gestärkt werden. Die angestrebten Veränderungen bietet sich die Möglichkeit, mit einer Kombination von im Umfeld des Staatstheaters und am Festplatz bieten Aufwertung und klimatisch verträglicher Verdichtung des die Möglichkeit, auch südlich des Ettlinger Tors Akzente Wohnungsbestandes sowie der Schaffung ergänzender zu setzen und die „via triumphalis“ vom Schloss bis zum hochwertiger Gewerbeflächen einen attraktiven Stadtein- Hauptbahnhof weiterzuentwickeln. Grundlage für die ziel- gang neu auszubilden. gerichtete Innenstadtentwicklung bilden die Ergebnisse des „City 2015“-Prozesses, die dann bei Bedarf in Form eines . Quartier Zukunft: Pilotprojekt des KIT zum Thema klima- Innenstadtkonzeptes fortgeschrieben werden können. gerechtes, klimaangepasstes emissionsoptimiertes und ressourcenschonendes Stadtquartier der Zukunft. stadt Karlsruhe | 135

räumliches leitbild und . Übergänge zwischen Stadt und Landschaft: Räumliche stadtausstellung und thematische Verknüpfung der gesamten Stadt sowie die Verknüpfung in die Landschaft, zum Rhein und nicht Das Räumliche Leitbild soll die künftige städtebauliche Ent- zuletzt zum Umland mit seinen eigenen Siedlungsschwer- wicklung sichern und schärfen. Folgende Schlüsselthemen sind punkten. für die Erarbeitung des Räumlichen Leitbilds von besonderer Bedeutung: . Bilder der Stadt: Stadtansichten, Aufwertung der Stadt- eingänge etc. . Flächenpotenziale - Nachverdichtung: Mögliche Po- tenziale im Innenbereich sind Leerstand, Nachverdichtung . Räumliche Komponente der Klimaanpassung: Lokale in bestehenden Quartieren sowie „voids“ (Brachflächen Klimaanpassung kann durch entsprechendes Bauen und und Baulücken, ungenutzte Flächen entlang von Infra- Planen gestützt werden. Wichtige Themen sind dabei die struktureinrichtungen und Straßen, „Grenzbereiche“ zwi- Durchlüftung der Stadt (Kaltluftschneisen) und Möglich- schen Quartieren etc.). Werden darüber hinaus Flächen für keiten, durch Verschattung ein angenehmes Mikroklima zu die Außenentwicklung benötigt, müssen im Räumlichen erzeugen (Straßenbäume, Hofsituationen, Straßenquer- Leitbild geeignete Standorte gefunden bzw. diskutiert schnitte usw.). werden. Ein Hochhauskonzept soll einen Rahmen für die . Errichtung von Hochhäusern schaffen. Wohnqualitäten: Weiterentwicklung des Wohnraums für unterschiedliche Ansprüche und soziale Marktsegmente, . Bereiche im Umbruch: Der innere Wandel der Stadt muss Bereitstellung von Flächen für den Wohnungsbau. vorausschauend organisiert werden. Dafür gilt es, diese Be- . reiche frühzeitig zu erkennen, ihre Entwicklungspotenziale Stadtausstellung Karlsruhe: Das Räumliche Leitbild wird und -hemmnisse auszuloten und Rahmensetzungen für in einer Ausstellung mit begleitenden Veranstaltungen Funktion und Gestaltung vorzunehmen. Dazu zählt auch, präsentiert. sich frühzeitig mit der Transformation bestehender Ge- bäude - beispielsweise von Bürobauten der 1960/70er Jahre oder auch frei werdender Schulgebäude - auseinan- derzusetzen. Darüber hinaus spielt die energetische Er- tüchtigung eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des inne- ren Wandels der Stadt.

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räumliche entwicklungsschwerpunkte

gesamtstädtische entwicklungs- stadtteilentwicklung: Pilot- schwerpunkte projekte und stadtteilrahmenpläne

Strategische Stadtentwicklung erfordert eine Prioritätenset- Die dargestellten Leitvorhaben sollen künftig mit einer stadt- zung und Konzentration von Maßnahmen auf ausgewählte teilbezogenen Perspektive überlagert werden, aus der sich räumliche Schwerpunkte. Räumliche Entwicklungsschwerpunk- Prioritäten für die Erarbeitung von umfassenden Stadtteil- te besitzen eine besondere Ausstrahlung und Impulswirkung. rahmenplänen oder für Pilotprojekte einzelner Strategien Neben den rechts aufgeführten Stadtteilen sind gesamtstäd- ableiten lassen. So liegt beispielsweise in der Südstadt der tisch insbesondere folgende Schwerpunkträume von Bedeu- Schwerpunkt im Bereich Bildung, Integration und Armutsbe- tung: kämpfung. Ein erster Baustein ist mit dem Pilotprojekt „Kultu- relle Bildung an Schulen“ bereits geplant. . die Karlsruher Innenstadt als Identität prägendes Zentrum und Schwerpunkt oberzentraler Funktionen, das sich in Stadtteile mit erhöhtem Handlungsbedarf in unterschiedlichen den kommenden Jahren im Zuge der Kombilösung stark Strategiebereichen erhalten Priorität bei der Erarbeitung von verändern wird, integrierten Stadtteilrahmenplänen. Dabei wird gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie Einrichtungen und . der Erlebnis- und Naturraum Rhein, der in seiner Funktion Institutionen vor Ort ein abgestimmtes ressortübergreifendes für die Naherholung gestärkt werden soll inklusive einer Konzept zur Weiterentwicklung der ausgewählten Stadtteile verbesserten Anbindung und Erreichbarkeit, in einer mittel- bis langfristigen Perspektive erarbeitet. Nach Möglichkeit werden Städtebauförderung und andere Förder- . der Entwicklungskorridor Durlacher Allee mit seinem gro- mittel genutzt, um die mit den Akteuren vor Ort abgestimm- ßen Potenzial für Wohnen, Gewerbe und Grün in einer ten Maßnahmen zumindest teilweise bereits kurz- bis mittelfri- neuen zukunftsfähigen städtebaulichen Struktur, die stig realisieren zu können. gleichzeitig einen attraktiven Stadteingang ausbilden soll, Für die Höhenstadtteile wird derzeit ein städtebaulicher . die Entwicklungsachse Wissenschaft und Innovation, die in Rahmenplan erstellt. Neben den derzeit im Programm Soziale Abstimmung mit dem KIT und dem Land zu realisieren ist Stadt geförderten Gebieten Mühlburg und Rintheimer Feld und die Entwicklungsraum für die vom KIT ausgehenden soll in den nächsten Jahren in Durlach-Aue ein Sanierungsver- Impulse bieten soll, fahren begonnen werden. Als potenzielle weitere Gebiete für . die Ludwig-Erhard-Allee mit ihrem Potenzial zur Ansied- die Städtebauförderung werden zudem Alt-Knielingen und lung weiterer Büro- und Wohnbauten, inklusive dem Be- die Untermühlsiedlung geprüft, da hier besonderer Hand- reich Lohfeld und dem Neubau der Feuerwache Ost, lungsbedarf in unterschiedlichen Bereichen gesehen wird. Im Zusammenhang mit der Sanierung sind dann auch integrierte . die „via triumphalis“ mit ihrer Verbindungsfunktion von Stadtteilrahmenpläne zu erarbeiten. der Innenstadt zum Hauptbahnhof wird von der Kombilö- sung sowie von den Entwicklungen um das Staatstheater und am Festplatz profitieren,

. das Umfeld des Hauptbahnhofs gilt es als Visitenkarte der Stadt aufzuwerten, zumal insbesondere südlich des Haupt- bahnhofs erhebliche Entwicklungspotenziale bestehen. stadt Karlsruhe | 137

wichtige infrastrukturinvestitionen . Neue Räumlichkeiten für das Badische Konservatorium,

Neben den räumlichen Entwicklungsschwerpunkten und der . Renovierung des Prinz-Max-Palais und Neukonzeption des integrierten Stadtteilentwicklung plant die Stadt in den kom- Stadtmuseums, menden Jahren wichtige Investitionen in die Infrastruktur. . Umsetzung des Bäderkonzepts, insbesondere Stärkung der Auch wenn diese teilweise im Bereich der räumlichen Entwick- vier Schwerpunktbäder, lungsschwerpunkte liegen, sollen sie hier noch einmal zusam- menfassend aufgeführt werden: . Neubau der Feuerwache Ost,

. Weiterer Ausbau der Infrastruktur für Bildung und Betreu- . Modernisierung des Städtischen Klinikums, ung (Vorschul- und Schulbereich), . Umsetzung des Zookonzepts mit dem Umbau des Tulla- . Sanierung und Ausbau des Badischen Staatstheaters, bades zum Exotenhaus,

. Wildparkstadion, . Übernahme von Straßenbauwerken aus der Kombilösung,

. Umsetzung des Hallenkonzepts Festplatz, . Sanierungsmaßnahmen am Hallenbau A (ZKM, HfG, Städtische Galerie).

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Die Umsetzung der integrierten Leitvorhaben und der im Darüber hinaus sollen die Vorhaben nach Möglichkeit unter Kapitel „Strategien und Projekte“ dargestellten Fachstrategi- Beteiligung und aktiver Einbeziehung der Bürgerinnen und en erfolgt sukzessive in Abhängigkeit der Verfügbarkeit von Bürger sowie der Fachöffentlichkeit umgesetzt werden. Zu Finanzmitteln. Ziel ist es, in die Umsetzung nach Möglichkeit wichtigen Zukunftsthemen für die Stadt Karlsruhe werden Fördermittel sowie Beiträge Dritter einzubeziehen, wie dies geeignete Formate der Bürgerbeteiligung angeboten. beispielsweise beim Ausbau der Kinderbetreuung im Vorschul- alter durch die Beteiligung von Unternehmen gelungen ist.

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