Planfeststellung Beilage 365

Bundeswasserstraße Donau

Ausbau der Wasserstraße und Verbesserung des Hochwasserschutzes Straubing–Vilshofen

Teilabschnitt 1: Straubing–

GUTACHTEN ZUR DURCHGÄNGIGKEIT UND ZUM FISCHSCHUTZ AN SCHÖPFWERKEN UND SCHÖPFSTELLEN

01.08.2014

Bundesrepublik Deutschland Freistaat Bayern Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Wasserwirtschaftsverwaltung des Bundes

gemeinsam vertreten durch RMD Wasserstraßen GmbH

gez. Dr. Schmautz gez. i.V. Sonnleitner

BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Dr. Kurt Seifert

öbv. Sachverständiger für Fischereischäden und fischereiliche Nutzung von Gewässern, bestellt von der Regierung von Oberbayern Sachverständiger für Gewässerökologie Tel. 08808-1378; Fax 08808-1379

Dr. K. Seifert, Zugspitzstrasse 17, 82396 Pähl e-mail: [email protected]

DONAUAUSBAU STRAUBING - VILSHOFEN

Schöpfwerke

Gutachten zur Durchgängigkeit und zum Fisch- schutz an Schöpfwerken und Schöpfstellen

Auftraggeber

RMD Wasserstraßen GmbH München Auftrag-Nr. 80001593

10. März 2009

BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -I-

INHALT

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1. EINLEITUNG 1

2. NOTWENDIGKEIT DER DURCHGÄNGIGKEIT 2

2.1. Fischökologische Notwendigkeit der Durchgängigkeit 2 2.2 Durchgängigkeit im Kontext der EU-Wasserrahmenrichtlinie 3

3. VORGEHENSWEISE 6

3.1 Beurteilung der Erforderlichkeit der Durchgängigkeit und 6 des Fischschutzes 3.2 Hauptkriterien und Zielfischarten für Durchgängigkeit 7 und Fischschutz

3.2.1 Hauptkriterien für die Durchgängigkeit 7 3.2.2 Fischarteninventar der Donau 7 3.2.3 Beschreibung der Ökotypen oder ökologischen Gilden – Zielfischarten 9

BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -II-

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4. BEWERTUNG: DURCHGÄNGIGKEIT UND FISCHSCHUTZ AN DEN SCHÖPFWERKEN/SCHÖPFSTELLEN 12

4.1 Schöpfwerke 12

4.1.1 Alte Kinsach 12 4.1.2 Ainbrach 14 4.1.3 Entau 15 4.1.4 Waltendorf 16 4.1.5 Mariaposching 17 4.1.6 Steinkirchen 18 4.1.7 Sommersdorf 19 4.1.8 Sulzbach 20 4.1.9 Metten 21 4.1.10 Natternberg 22 4.1.11 Saubach 23 4.1.12 Isarmünd 24 4.1.13Thundorf 25 4.1.14 26 4.1.15 Altenufer 27 4.1.16 Aicha 28 4.1.17 Schöpfwerksstandort Haardorf (geplant) 29 4.1.18 Auterwörth 30 4.1.19 I 31 4.1.20 Winzer II 32 4.1.20 Endlau 33 4.1.22 Mühlau 34 4.1.23 Hofkirchen 35 4.1.24 Künzing 36

4.2 Schöpfstellen 37

4.2.1 Oberalteich 37 4.2.2 Fehmbach 38 4.2.3 Gundlau 39 4.2.4 Ponau 40

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4.3 Zusammenstellung - Priorität der Herstellung der Durchgängigkeit 41 und des Fischschutzes

4.3.1 Schöpfwerke 41 4.3.2 Schöpfstellen 42

5. ÖKOTECHNISCHE ANFORDERUNGEN HINSICHT- 43 LICH DURCHGÄNGIGKEIT UND FISCHSCHUTZ AN SCHÖPFWERKEN UND SCHÖPFSTELLEN

5.1 Durchgängigkeit von Sielen für Fische 43 5.2 Fischschutz im Bereich der Pumpenbauwerke 45

5.2.1 Fischschäden bei der Pumpenpassage 45 5.2.2 Grundsätzliche Möglichkeiten der Verminderung/Vermeidung 45 von Fischschäden 5.2.3 Vermeidung von Fischschäden durch Abweisen/Scheuchen/Absperren 47 5.2.4 Elektronische Fischschutz/Scheuchsysteme 49

5.3 Durchgängigkeit und Fischschutz an Schöpfstellen 50

6. LITERATUR 51

ANHANG

Anlage 1: Erläuterungen und Legende zu den Datenblättern Anlage 2: Datenblätter der einzelnen Schöpfwerke Anlage 3: Durchgängigkeit von Sielen: Sohlstrukturierung, 3 Planungsvarianten RMD Wasserstrassen GmbH v. 09.05.08 Anlage 4: Schematische Darstellung eines wirksamen elektrischen Scheuchfeldes in Schöpfwerk-Pumpenkammern

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1. EINLEITUNG

Mit Schreiben vom 9. August 2007 wurde der Unterzeichnete von der RMD Was- serstraßen GmbH, München, beauftragt, die neu zu errichtenden bzw. zu sanieren- den Schöpfwerke hinsichtlich der Notwendigkeit zur Herstellung der Durchgängig- keit zu beurteilen sowie den Auftraggeber zur durchgängigen Gestaltung und der Vermeidung betriebsbedingter Fischschäden in den Pumpenanlagen zu beraten. Es handelt sich um insgesamt 24 Schöpfwerke und 4 Schöpfstellen an der Donau zwi- schen Straubing und Vilshofen.

In der Angelegenheit kam es an vier Tagen zu Ortsbesichtigungen der Schöpfwerke und der zu entwässernden Bach- und Grabensysteme. Daran nahmen folgende Personen teil:

14.12.07 Hr. Dr. Paintner (Mitarbeiter Büro Dr. Seifert) 17.01.08 Hr. Singula (Flussmeister ), Hr. Rager (Flussmeister Deggen- dorf), Hr. Spachinger (FH-Deggendorf), Hr. Dr. Paintner 18.01.08 Hr. Feldmeier (Flussmeister Straubing), Hr. Rager, Hr. Dr. Paintner 30.04.08 Hr. Dr. Paintner

Bei den Ortsterminen wurden Informationen erhoben über

- die geografische, hydrologische und morphologische Situation der dem Schöpf- werk zu- bzw. vom Schöpfwerk abfließenden Gewässer (z.B. Lage, Breite, Was- serführung und –stand)

- den gewässerökologischen Zustand der Gewässer inkl. Bewertung. Außerdem wurden eine fischökologische Strukturkartierung und eine Fotodoku- mentation angefertigt.

Außerdem fanden Besprechungen zur Abstimmung, Präsentation vorläufiger Er- gebnisse und erster Vorschläge zur Herstellung der Durchgängigkeit und des Fischschutzes an Schöpfwerken am 18.10.07, 19.12.07, 27.3.2008 und 11.6.2008 bei der RMD Wasserstrassen GmbH in München statt.

Zur Gutachtenerstellung wurden zusätzlich folgende Unterlagen und Materialien verwendet:

- Übersichtskarte Schöpfwerke und Schöpfstellen der RMD Wasserstraßen GmbH, M 1:50.000

- Übersichtslageplan Poldergrenzen mit bestehenden Gräben und Schöpfwer- ken der RMD Wasserstrassen GmbH, M 1:25.000, Blatt 1 und 2

- Übersichtslagepläne über Pegelmessstellen der RMD Wasserstraßen GmbH, M 1:25.000

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- Längsschnitte aller bedeutenden Gräben, RMD Wasserstraßen GmbH, M 1:10.000/100

- Lagepläne aller Schöpfwerke M 1:1000 der RMD Wasserstrassen GmbH, Stand: 25.4.2007

- Musterplan – Schöpfwerk Typ 2, M 1:100, Stand: 7.3.2008

- Musterplan – Siel Typ 2

- 1 Ordner Wasserspiegel-Ganglinien aus Freispiegelmessstellen (Nebenge- wässer der Donau zwischen Straubing und Vilshofen)

- Datenblätter und Bestandspläne aller Schöpfwerke im Zuständigkeitsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf, Wasserwirtschaftsamt Deggendorf

- Luftbilder Google Earth, 2007 Europa Technologies Image; 2007 GeoCon- tent

2. NOTWENDIGKEIT DER DURCHGÄNGIGKEIT

2.1 Fischökologische Notwendigkeit der Durchgängigkeit

Mit Durchgängigkeit, auch Konnektivität oder Vernetzung genannt (JUNGWIRTH et al 2003), ist die freie Passierbarkeit des Fließgewässerlebensraumes für Organis- men und zum Teil auch für Feststoffe (Geschiebe etc.) gemeint. Der Begriff “ökolo- gische Durchgängigkeit“ ist somit umfassend und bedeutet

 die Passierbarkeit in Längsrichtung entlang der Flussachse und in Neben- fließgewässer hinein, sowohl flussaufwärts als auch flussabwärts (longitudi- nale Konnektivität).

 die Passierbarkeit zwischen dem Fluss und seinen natürlichen Überflutungs- flächen, mit anderen Worten die Vernetzung von Fluss-Aue-Lebensräumen (laterale Konnektivität).

Fließgewässerorganismen, insbesondere Fische, sind an die ökologische Durch- gängigkeit in hohem Maße angepasst. Für viele typische Flussfischarten ist die Durchgängigkeit aus folgenden Gründen zwingend zur Arterhaltung erforderlich:

 Die meisten der rheophilen1 Fischarten der Donau und größeren Nebenge- wässer zählen zu den sog. Kurz- bis Mitteldistanzwanderern. Diese Arten le- gen innerhalb des Hauptstromes oder in angebundene Zuflüsse hinein Wan- derstrecken bis etwa 100 km zurück. Diese Wanderungen und Bewegungen

1 An den Lebensraum größerer Fließgewässer angepasste Fischarten BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -3-

innerhalb des Flusssystems werden auch potamodrome Wanderungen ge- nannt. Aber auch laterale Fischbewegungen in Altarme und sonstige Auege- wässer hinein, die meist kombiniert sind mit vorhergehenden Aufwärtswan- derungen, spielen eine zentrale Rolle für die Arterhaltung einer ganzen Reihe von Fischarten der Donau und ihrer Nebengewässer, die in den Auegewäs- sern ihre Fortpflanzungsrefugien und “Kinderstuben“ haben (eurytope Fisch- arten). Auch bei Hochwasserereignissen streben die Flussfische in die über- flutete Aue, um Schutz vor Abdrift zu finden und dort vorliegende Nahrungs- ressourcen zu erschließen.

 Wesentliche biologische Hintergründe für den hochgradigen Vernetzungsbe- darf der Fische in Längs- und Querrichtung des Flusses sind:

 Flussfische benötigen während einzelner Lebensabschnitte zwin- gend unterschiedliche, räumlich voneinander getrennte, jedoch mit- einander vernetzte Funktionsräume und Habitattypen des Flusses, der Aue und der Nebengewässer (Nahrungs- und Aufenthaltsgebie- te, Laichplätze, Jungfischhabitate, Hochwasserschutzräume, Winter- lager)

 Flussfische müssen zeitlebens die flussabwärts gerichtete Einwir- kung der Strömung und damit die permanent oder periodisch wir- kende Verdriftung kompensieren. Sie werden regelmäßig bei stärke- ren Hochwässern flussabwärts verdriftet. Aber auch bei Normalab- flüssen werden insbesondere Fischbrut und Jungfische verschiede- ner Flussfischarten über weite Strecken abwärts transportiert. Auf- wärtswanderungen zur Kompensation der Verdriftung – oft in Form von Wanderungen zu den Laichplätzen - sind damit biologisch not- wendig, da ansonsten die Fischpopulationen in den Flussoberläufen sukzessive ausgedünnt würden.

2.2 Durchgängigkeit im Kontext der EU-Wasserrahmenrichtlinie

Die ökologische Durchgängigkeit von Flüssen ist eine “hydromorphologische Quali- tätskomponente“ der WRRL zur Einstufung des ökologischen Zustandes von Flüs- sen. Die grundsätzlichen Ziele der WRRL sind das “Erreichen des guten ökologi- schen Zustands bis zum Jahr 2015 bzw., für erheblich veränderte Gewässer, das Erreichen des guten ökologischen Potenzials. Referenz für den guten ökologischen Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial ist der sehr gute Zustand bzw. das höchste ökologische Potenzial.

Im Hinblick auf die Qualitätskomponente Durchgängigkeit definiert die WRRL die ökologischen Referenzzustände wie folgt:

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Sehr guter Zustand: Die Durchgängigkeit des Flusses wird nicht durch menschliche Tätigkeiten gestört und ermöglicht die ungestörte Migration aquatischer Organismen und den Transport von Sedimenten.

Höchstes Potenzial: Die Hydromorphologie ist so beschaffen, dass nach Durchführung aller Maßnahmen zur Begrenzung des ökologischen Schadens eine bestmögliche öko- logische Durchgängigkeit im Hinblick auf Wande- rungen der Fauna und geeignete Laich- und Auf- zuchthabitate sichergestellt sind (RUMM et al 2006).

Bei dem zur Zielerreichung der WRRL erforderlichen guten ökologischen Zustand bzw. dem guten ökologischen Potenzial der hydromorphologischen Qualitäts- komponenten nimmt die Richtlinie Bezug auf die biologischen Qualitätskomponen- ten, insbesondere auf die Fische und fordert:

“Bedingungen (Durchgängigkeitsbedingungen), unter denen die für die biologischen Qualitätskomponenten (Fische) beschriebe- nen Werte erreicht werden können.“

Aus dieser Verknüpfung der Wertigkeit von hydromorphologischen und biologischen Qualitätskomponenten einerseits und der weiteren Bedingung, dass die jeweiligen guten ökologischen Zustände nur geringfügig von dem sehr guten Zustand bzw. von dem höchsten ökologischen Potenzial abweichen dürfen andererseits, ist zu folgern dass,

 die Erhaltung bzw. Herstellung der umfassenden Durchgängigkeit für das Erhalten/Erreichen des guten ökologischen Zustandes zwingend erforderlich ist.

 in erheblich veränderten Gewässern, soweit eine typspezifische Fischfauna existiert oder eine gebietstypische Fischfauna durch die Wiederherstellung der Durchgängigkeit regeneriert oder gefördert werden kann, in jedem Falle geeignete Möglichkeiten für eine gute Durchgängigkeit herzustellen sind, um das Ziel des guten ökologischen Potenzials zu erreichen.

Die bayerische Donau war im historischen Zustand ein hochgradig durchgängiges und vernetztes Fluss-Auesystem. Die Donau mit ihren Altwassern und Zuflüssen, insbesondere der frei fließende Abschnitt zwischen Straubing und Vilshofen, be- heimatet im Ist-Zustand eine gewässertypische Fischfauna, die durch die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Durchgängigkeit an den Schöpfwerken gefördert wird. Daraus ergibt sich, dass im Sinne der Zielerreichung der WRRL, die Herstel- lung der ökologischen Durchgängigkeit der Schöpfwerke und Schöpfstellen, soweit dies unter ökologischen Aspekten sinnvoll ist (s. Kap. 3.1), vom Grundsatz her angestrebt werden sollte.

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Einstufung der Donau und der zu entwässernden Gewässersysteme zwischen Straubing und Vilshofen nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie

Der Flusswasserkörper (FWK) “Donau Straubing bis Vilshofen“ wird nach der Was- serrahmenrichtlinie, Stand Januar 2009 (Detailinfo Flusswasserkörper) als “nicht erheblich verändert“ eingestuft2. Soweit die von den Schöpfwerken zu entwäs- sernden Gewässersysteme überhaupt klassifiziert wurden, sind sie überwiegend als „nicht erheblich verändert“ (z.B. Säckerbach, Russengraben) bewertet. Nur der Haardorfer Mühlbach wurde als „erheblich verändert“ eingestuft.

Als verbindliches Ziel für die Gewässereinheiten gilt gemäß Wasserrahmenrichtlinie das Erreichen des guten ökologischen Zustands oder des guten ökologischen Po- tenzials. Hierfür sind vom Grundsatz her erforderliche Maßnahmen zum Erhalt bzw. der Herstellung einer guten Durchgängigkeit an den bestehenden/neu zu errichten- den Schöpfwerken zur Sicherung von Teilhabitaten (z.B. Laich- und Aufzuchthabita- ten) zu ergreifen.

2 Die Informationen zur Einstufung der Donau nach der Wasserrahmenrichtlinie sind dem “Kartendienst Wasserrahmenrichtlinie“, web-site des Bayerischen Landesamts für Umwelt: http://www.wasserrahmenrichtlinie.bayern.de/kartendienste, entnommen. Die “Detailinfos Flusswasserkörper“ finden sich unter http://www.bis.bayern.de.

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3. VORGEHENSWEISE

3.1 Beurteilung der Erforderlichkeit der Durchgängigkeit und des Fischschutzes

Der Erhalt bzw. die Herstellung der Durchgängigkeit an den Schöpfwerken ist nur dann sinnvoll, wenn sich daraus für die aquatische Fauna der vernetzten Gewässer ökologische „Vorteile“ ergeben. In aller Regel ist dies der Fall. Unter bestimmten Bedingungen und im Einzelfall kann die Vernetzung von Gewässern jedoch unter gewässerökologischen Gesichtspunkten keine Vorteile bringen oder sich sogar ne- gativ auf die aquatische Fauna auswirken. Dies ist der Fall, wenn

- ein Gewässer sich von vorne herein nicht als Lebensraum für aquatische Tie- re eignet oder sich sogar zur Fischfalle entwickeln kann (z.B. Gewässer fällt regelmäßig und/oder lang anhaltend trocken).

- im näheren Umfeld wesentlich besser geeignete (alternative) Lebensräume verfügbar sind und die Einwanderung von Tieren (meist Fische) in ungeeig- nete Wasserkörper deshalb verhindert werden soll.

- die Lebensgemeinschaften zweier Gewässer(-systeme) so völlig voneinan- der verschieden sind, dass eine Verbindung keiner Lebensgemeinschaft ei- nen ökologischen Nutzen bringt.

- aus Gründen des Artenschutzes die Einwanderung bestimmter aquatischer Tiere verhindert werden soll und der Artenschutz bei der Abwägung im Ran- ge vor der Herstellung der Durchgängigkeit (als gesamtökologische Verbes- serung) steht. Beispiele:

(1) Ein naturschutzfachlich wertvoller Steinkrebsbestand eines Gewässers soll vor eingeschleppten Nordamerikanischen Krebsen geschützt werden, welche die potenzielle Überträger der Krebspest sind.

(2) Die bayernweit stark gefährdete Knoblauchkröte laicht regelmäßig in ei- nem bestimmten Graben und deren Larven sollen vor Prädation durch Fische geschützt werden

Die Entscheidung, ob es sinnvoll ist, ein Schöpfwerk durchgängig zu gestalten oder nicht, kann grundsätzlich nur im Einzelfall getroffen werden. Es existieren keine pauschalen Verfahren oder Normen, auf welche zurückgegriffen werden könnte. Als Entscheidungsgrundlage wurden insbesondere hydrologische, morphologische, ökologische und fischfaunistische Daten der Donau und der angrenzenden Binnen- entwässerungssysteme herangezogen. Die Daten stammen aus Erhebungen vor Ort (Ortsbesichtigungen), ergänzt und vervollständigt durch bereits vorhandene Da- ten. Vorhandene Datenquellen waren Ergebnisse aus früheren gewässerökologi- schen, ökomorphologischen und fischfaunistischen Untersuchungen und Kartierun- gen der Donau und ihrer Nebengewässer im Zusammenhang mit dem geplanten Donauausbau (SEIFERT 1995 a, b; SEIFERT 1996 a, b; SEIFERT 2004; SEIFERT 2007 a, b) sowie Unterlagen und Kartenmaterial des Auftraggebers und des Was- serwirtschaftsamtes Deggendorf. Projektrelevante Daten wurden daraus entnom-

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men, ggf. aufbereitet und gemeinsam mit den bei den Ortsterminen gewonnenen Ergebnissen auf einem Datenblatt je Schöpfwerk zusammengestellt (s. Anlage 2). Auf Basis dieser Daten wurde für jedes Schöpfwerk/Schöpfstelle bzw. den geplan- ten Schöpfwerks-/Schöpfstellenstandort die Notwendigkeit der Herstellung der Durchgängigkeit bzw. des Fischschutzes abgeschätzt.

3.2 Hauptkriterien und Zielfischarten für Durchgängigkeit und Fischschutz

3.2.1 Hauptkriterien für die Durchgängigkeit

Alle Analysen und Angaben zur Durchgängigkeit beziehen sich im Folgenden auf die Zielgruppe „Fischfauna“. Dabei wird vorausgesetzt, dass ein für Fische durch- gängiges System auch von anderen beweglichen Wasserorganismen passiert wer- den kann.

Eine gute Durchgängigkeit für aquatische Organismen, insbesondere für die Ziel- fischarten der Donau und ihrer Auebereiche ist grundsätzlich von den zwei Haupt- kriterien Auffindbarkeit und Passierbarkeit abhängig. Auffindbarkeit bedeutet, dass die Einlaufbereiche der zu durchquerenden Passagen oder Zwangspunkte von den Fischen überhaupt gefunden werden können. Im Falle der Schöpfwerke und deren Durchlassbauwerke, der sog. Siele, ist dies in aller Regel unproblema- tisch, da die Mündungen oft an den Endbereichen von Stichgräben oder aber im Bereich von Stillwasserzonen liegen und bei Sielabfluss die wesentliche Leitströ- mung aus dem Siel kommt und dessen Mündungsbereich von daher von den Fi- schen gut aufgefunden werden kann.

Wesentliche Zielsetzung für die Herstellung der Durchgängigkeit an Schöpfwerken und Schöpfstellen muss daher die Herstellung einer guten Passierbarkeit der Siele für die Zielfischarten sein. Als Zielfischarten der Donau und ihrer Nebengewässer im betroffenen Bereich sind vorwiegend die sog indifferenten (strömungsindifferen- ten) Arten und die limnophilen (stillwasserliebenden) Arten zu nennen. Für solche Schöpfwerke, die Bäche der Rhithralregion entwässern (Äschen, Forellenregion), sind auch einige Vertreter der sog rhithralen und rheophilen (strömungsliebenden) Fische als Zielfischarten anzusehen.

3.2.2 Fischarteninventar der Donau

Das gesamte derzeitige Fischarteninventar der Donau ebenso wie die Einteilung der Donaufische im hier betrachteten Bereich in die ökologischen Gilden und eine Aufstellung der Zielfischarten für die Durchgängigkeit in den hierfür eingestuften Schöpfwerken liefern nachfolgende Aufstellungen (Ergebnisse auf fischfaunisti- schen Erhebungen im Jahr 2006):

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Tab. 1: Fischarteninventar im Gesamt-Untersuchungsgebiet Straubing-Vilshofen

Fischart AU RE Ö 1 Äsche Thymallus thymallus (L.)  R G 2 Bach-/Seeforelle Salmo trutta (L.)  R 3 Bachsaibling Salvelinus fontinalis (MITCHILL) R 4 Huchen Hucho hucho (L.)  R 5 Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss (WALBAUM) R 6 Renke, Felchen, Maräne Coregonus spec. 7 Hecht Esox lucius (L.)   I 8 Aitel, Döbel Squalius cephalus (L.)   R 9 Barbe Barbus barbus (L.)   R 10 Bitterling Rhodeus amarus (BLOCH)   L 11 Blaubandbärbling Pseudorasbora parva (TEMMINCK&SCHL.)  12 Brachse, Blei, Brassen Abramis brama (L.)   I 13 Elritze Phoxinus phoxinus (L.)  R 14 Frauennerfling Rutilus virgo (HECKEL)   R 15 Giebel Carassius gibelio (L.)  L 16 Grasfisch Ctenopharyngodon idella (CUVIER&VAL.) 17 Gründling Gobio gobio (L.)   R 18 Gründling, Weißflossen- Romanogobio vladykovi (FANG)   R 19 Güster Blicca björkna (L.)   I 20 Hasel Leuciscus leuciscus (L.)   R 21 Karausche Carassius carassius (L.)   L 22 (Wild)-Karpfen Cyprinus carpio (L.)   I 23 Laube,5 Ukelei Alburnus alburnus (L.)   I 24 Mairenke2 Alburnus mento (HECKEL)   25 Moderlieschen2 Leucaspius delineatus (HECKEL)   L 26 Nase Chondrostoma nasus (L.)   R 27 Nerfling, Aland Leuciscus idus (L.)   R 28 Rotauge Rutilus rutilus (L.)   I 29 Rotfeder Scardinius erythrophtalmus (L.)   L 30 Schied, Rapfen Leuciscus aspius (L.)   R 31 Schleie Tinca tinca (L.)   L 32 Silberkarpfen Hypophthalmichtys molitrix (VALENCIENN.) 33 Schneider Alburnoides bipunctatus (BLOCH)   R 34 Zährte, Rußnase Vimba vimba (L.)   R 35 Ziege Pelecus cultratus (L.)  R 36 Zobel Ballerus sapa (PALLAS)   R 37 Zope Ballerus ballarus (L.)   R 38 Schlammpeitzger Misgurnus fossilis (L.)   L 39 Schmerle Barbartula barbartula (L.)   R 40 Barsch, Flussbarsch Perca fluviatilis (L.)   I 41 Kaulbarsch Gymnocephalus cernuus (L.)   I 42 Kaulbarsch, Baloni- Gymnocephalus baloni (HOLCIK&HENSEL)   R 43 Schraetzer Gymnocephalus schraetzer (L.)   R 44 Streber Zingel streber (SIEBOLD)   R 45 Zander Sander lucioperca (L.)   I 46 Zingel Zingel zingel (L.)   R 47 Rutte, Quappe, Trüsche Lota lota (L.)  * R 48 Kessler Grundel Neogobius kessleri (GÜNTHER)  I 49 Schwarzmundgrundel Neogobius melanostomus  I 50 Marmorierte Grundel Proterorhinus semilunaris (PALLAS)  I 51 Mühlkoppe, Groppe Cottus gobio (L.)   R 52 Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus (L.)  L 53 Wels, Waller Silurus glanis (L.)   I 54 Aal Anguilla anguilla (L.) 55 Sonnenbarsch Lepomis gibbosus (L.)  L Gesamt 41 44 Erläuterungen:

Direktnachweise 2006 AU : Autochthone (=heimische) Flussfischart (); RE: Reproduktion im UG nachgewiesen oder wahrscheinlich (); * Rutte: keine Reproduktion in der Donau, Jungfische aus rhithralen Nebenfließgewässern ÖG : Ökologische Gilde (verändert nach SCHIEMER und WAIDBACHER, 1992) R=Rhithral/Rheophil; I=Indifferent; L=Limnophil)

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3.2.3 Beschreibung der Ökotypen oder ökologischen Gilden - Zielfischarten

Die Fischfauna kann entsprechend ihrer Lebensansprüche in ökologische Gilden eingeteilt werden (SCHIEMER und WAIDBACHER, 1992). Als rhithral bzw. rheophil werden Fischarten eingestuft, welche morphologisch, physiologisch und vom Ver- halten her gut an strömendes Wasser angepasst sind und deren Lebenszyklus sich größtenteils im Bach oder Fluss abspielt. Dagegen sind die indifferenten Fischarten gegenüber den meisten biotischen und abiotischen Umweltparametern tolerant und besiedeln sowohl strömende als auch stehende Gewässerbereiche. Limnophile Fischarten sind stillwasserliebend und im Donausystem nahezu ausschließlich in Altwasserbereichen anzutreffen.

a. Rhithrale Arten

Strömungsliebende Arten, die zumindest zur Fortpflanzung in klare, sommerkalte und sauer- stoffreiche Zubringer der Forellen- oder Äschenregion ziehen (Kieslaicher, z.B. Bachforelle, Huchen, Äsche, Rutte).

b. Rheophile (strömungsliebende) Flussfische

Arten, die morphologisch, physiologisch und vom Verhalten her gut an rasch strömendes Wasser angepasst sind. Sie bevorzugen Wassertemperaturen unter 20° C und sind in der Regel Kies- oder Sandlaicher (lithophile und psammophile Arten). Man unterscheidet in dieser Gruppe in Arten (rheophil A), deren gesamter Lebenszyklus sich im Hauptfluß abspielt (z.B. Barbe, Nase) und Arten (rheophil B), welche sich während bestimmter Lebensabschnitte in Altarmen und Zuflüssen aufhalten (z.B. Nerfling, Gründling).

c. Indifferente (strömungsindifferente) Arten

Diese Arten sind gegenüber den meisten biotischen und abiotischen Umweltparametern weit- gehend tolerant, besiedeln sowohl strömende als auch stehende Gewässerbereiche. Die Fortpflanzung findet hauptsächlich in Altarmen, meist in Pflanzenbeständen, zum Teil auf überfluteter Landvegetation statt (Brachse, Rotauge, Hecht).

d. Limnophile oder stagnophile (stillwasserliebende) Arten

Stillwasserliebende Arten, die vor allem die Altwasserbereiche und strömungsberuhigten Zo- nen besiedeln, hohe Temperaturen für die Gonadenreifung benötigen, meist Unterwasser- pflanzen oder überschwemmte Vegetation als Laichsubstrate bevorzugen (Kraut- und Haftlai- cher) und zum Teil an extreme Lebensbedingungen angepasst sind (z.B. Schlammpeitzger, Rotfeder).

Die Donau im Untersuchungsgebiet ist ein rasch bis sehr rasch strömender Fluss, der nach der fischereibiologischen Längszonierung zur sogenannten Barbenregion (Epipotamal) zählt. Setzt man weitgehend ungestörte fischökologische Verhältnisse voraus, so entspräche ein hoher Arten- und Bestandsanteil an typischen Flussfi- schen (rheophilen Arten) dem Erwartungszustand.

Bei der Einstufung aller im Untersuchungsgebiet vorhandenen Fischarten in die ökologischen Hauptgruppen dominieren von den reinen Artenzahlen her die rheo- philen/rhithralen Fische mit einem Anteil von 48 % (Tab. 2).

Betrachtet man ausschließlich die autochthonen Fischarten, so sind mehr als die Hälfte (60%) der heute vorkommenden Donaufischarten strömungsliebend (rhithral

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bzw. rheophil). Als indifferent sind 24% der autochthonen Arten eingestuft, als still- wasserliebend (limnophil) 14%. Die Artenzusammensetzung der autochthonen Fischfauna in der Donau kann als weitgehend naturnah angesehen werden.

Defizite bestehen insbesondere bei den rhithralen Fischarten, wie z.B. Bachforelle, Äsche, Huchen und Rutte, deren Laichgebiete und Jungfischlebensräume in den Oberläufen der einmündenden Rhithralgewässer liegen. Die Wege dorthin sind in vielen Fällen durch Querbauwerke versperrt.

Die nachfolgende Tabelle 2 zeigt die Einteilung der im Untersuchungsgebiet Straubing-Vilshofen vorkommenden Fischarten in die verschiedenen ökologischen Gilden. Zusätzlich sind die unterschiedlichen Ansprüche der Fischarten an die je- weiligen Laichsubstrate angegeben. Die Hauptzielfischarten für die Durchgängigkeit an den Schöpfwerken sind in Blaudruck wiedergegeben.

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Tab. 2: Einteilung der Fischarten in die ökologischen Hauptgruppen (Gilden) – Zielfischarten für die Durchgängigkeit an Schöpfwerken = Blaudruck

rhithral/ indifferent limnophil ohne Einstu- rheophil fung Aitel Ki A Aal - Bitterling M Blauband- to bärbling Äsche Ki rh Barsch to Giebel Kr Grasfisch (Ki) Bachforelle Ki rh Brachse Kr Karausche Kr Mairenke to Bachsaibling Ki rh Güster Kr Karpfen (Zucht- Kr Renke P form) Baloni-Kaulbarsch to A Hecht Kr Moderlieschen Kr Silberkarpfen P Barbe Ki A Kaulbarsch to Rotfeder Kr Elritze Ki rh Kessler Grundel to Schlammpeitzger Kr Frauennerfling Ki A Laube to Schleie Kr Gründling Ki B Marmorgrundel to Sonnenbarsch to Gründling-Weißfl. Ki A Rotauge Kr Hasel Ki A Schwarzmund- to grundel Huchen Ki rh Stichling to Mühlkoppe Ki rh Wels Kr Nase Ki A Wildkarpfen Kr Nerfling Ki B Zander to Regenbogenforel- Ki rh le Rutte Ki rh Schied Ki B Schmerle Ki A Schneider Ki A Schraetzer Ki A Streber Ki A Zährte Ki A Ziege P B Zingel Ki A Zobel to B Zope Ki B 27 Arten (48%) 15 Arten (27%) 9 Arten (16%) 5 Arten (9%) 25 heimische Arten 10 heimische Arten 6 heimische Arten 1 heimische Art (60%) (24%) (14%) (2%) Ki = Kies- oder Sandlaicher (lithophil) Kr = Krautlaicher (phytophil) to = tolerant gegenüber dem Laichsubstrat M = Eiablage in Malermuschel (Unio pictorum) P = pelagischer Laicher (Freiwasserlaicher) A = rheophil A B = rheophil B rh = rhithral Eingebürgerte Art

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4. BEWERTUNG: DURCHGÄNGIGKEIT UND FISCHSCHUTZ AN DEN SCHÖPFWERKEN/SCHÖPFSTELLEN

4.1 Schöpfwerke

4.1.1 Alte Kinsach

Zulauf (Binnenseite): Dunkgraben, Alte Kinsach Ablauf (Donauseite): Alte Kinsach, mündet nach ca. 150 m in die Donau (F-Km 2313,4)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: hoch, Rang 2) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Das Altwasser Alte Kinsach ist unter ökologischen Gesichtspunkten reich strukturiert und bietet neben dem lokalen Fischbestand auch Donaufischen wichtige Teilhabitate. Einwandernde Donaufische finden im Altwasser Krautlaichplätze, Jungfischhabitate (ca. 400 m oberhalb der Mündung befindet sich in der Donau ein hochwertiger Kieslaich- platz) und Wintereinstände vor. Derzeit ist die Anbindung bei niedrigen

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Donauwasserständen nur eingeschränkt bzw. nicht gegeben, weil der donauseitige Ablauf vom Damm/Schöpfwerk zur Donau stark ver- schlammt ist und zeitweise trocken fällt. Um die Anbindung des Alt- wassers an die Donau auch bei niedrigen Wasserständen zu gewähr- leisten, sollte die Alte Kinsach donau- und binnenseitig entlandet wer- den.

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4.1.2 Ainbrach

Zulauf (Binnenseite): Lohgraben, Ainbrach Ablauf (Donauseite): Ablauf mündet nach ca. 100 m in das Hermannsdorfer Altwas- ser (Anbindung b. F-Km 2307,8)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: niedrig, Rang 11) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Das Verbindungsgewässer vom Schöpfwerk zum Hermannsdorfer Altwasser (hohe Habitatqualität) wurde kürzlich renaturiert. Das ab- wechslungs- und strukturreich gestaltete Gewässer dürfte attraktiv auf die Donaufische wirken. Einzelne Fischarten und Größenklassen kön- nen bei gegebener Durchgängigkeit von der Donau auch über das Schöpfwerk hinaus weiter in den Lohgraben aufsteigen. Überwiegend dürften Lohgraben und Ainbrach jedoch von typischen Bach- Bewohnern rhithraler Gewässer besiedelt sein, die von der Anbindung des Gewässers an die Donau kaum profitieren.

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4.1.3 Entau

Zulauf (Binnenseite): Entauer Graben, Seefeldgraben Ablauf (Donauseite): Entauer Graben mündet nach ca. 100 m in die Donau (F-Km 2304,7)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die dem Schöpfwerk zufließenden Gewässer bieten Fischen und an- deren aquatischen Lebewesen keinen dauerhaft geeigneten Lebens- raum: Der Seefeldgraben ist auf einer Länge von rund 670 m vor dem Schöpfwerk verrohrt, der Entauer Graben wird jährlich geräumt und fällt häufig trocken. Lediglich der (stark aufgelandete) Mahlbusen ist Lebensraum für an Stillgewässer angepasste Arten. Der Anschluss an die Donau ist wegen der Lage in einer Donau-Innenbogensituation ungünstig.

Es ist vielmehr sinnvoll, die Einwanderung von Donaufischen in das Binnensystem durch einen Absturz zu verhindern, weil die Fische in der Donau selbst wesentlich besser geeignete (Teil-) Habitate vorfin- den. So erstreckt sich beispielsweise von F-Km 2305,3 – 2303,1 ein hochwertiges Jungfischhabitat.

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4.1.4 Waltendorf

Zulauf (Binnenseite): Donaugraben Ablauf (Donauseite): Donaugraben mündet nach ca. 1 km in die Donau (bei F-Km 2299,5)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Auf Grund der geringen Wassertiefe fällt der Donaugraben gelegent- lich abschnittsweise trocken. Hinzu kommt, dass der Ufer- und Ver- landungsbewuchs des sonst strukturlosen Grabens einmal jährlich gemäht wird. Insgesamt ist die derzeitige Habitatqualität als sehr schlecht eingestuft.

Durch die geplante Deichrückverlegung eröffnen sich Möglichkeiten der Renaturierung des donauseitigen Auebereichs. Dabei lassen sich ökologisch optimierte Gewässersysteme im künftigen Vorland anle- gen, die den Habitatansprüchen von Pflanzen und Tieren besser ent- sprechen, als der Donaugraben im jetzigen Zustand. Bereits im jetzi- gen Zustand sind wichtige Teilhabitate (z.B. Jungfischhabitate) in der Donau vorhanden, d.h. es müssen solche nicht zusätzlich in wenig geeigneten Zuläufen auf der Binnenseite zugänglich gemacht werden.

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4.1.5 Mariaposching

Zulauf (Binnenseite): Zwei Gräben, einer davon Ortsentwässerung Ablauf (Donauseite): Ablaufgraben ist identisch mit der Ortsentwässerung, mündet im Ort Mariaposching in die Donau (bei Km 2298,0)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die Zulaufgräben bieten aquatischen Lebewesen keinen dauerhaften Lebensraum, weil Zu- und Ablaufgräben regelmäßig und längerfristig trocken fallen. Der Mahlbusen dient im Frühjahr Knoblauchkröten als Laichhabitat3. Das Einwandern von Fischen ist auch aus diesem Grund nicht wünschenswert.

3 Auskunft von Herrn Rager, Flussmeister WWA Deggendorf BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -18-

4.1.6 Steinkirchen

Zulauf (Binnenseite): Graben Schöpfwerk Steinkirchen - Bergham Ablauf (Donauseite): Graben Schöpfwerk Steinkirchen – Bergham, mündet nach ca. 70 – 80 m in die Donau (bei Km 2295,0)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Der Graben mit geringer Wassertiefe bietet auf der Binnenseite nur bach- und grabentypischen Lebewesen, inklusive Kleinfischarten ei- nen Lebensraum, soweit die schlechte Wasserqualität (Abwasserbe- lastung) eine Besiedelung überhaupt zulässt. Die Habitatqualitäten des donauseitigen Grabenabschnittes sind höher einzustufen. Dieser Abschnitt auf der Donauseite hat auch für die lokale Donaufischfauna einen gewissen ökologischen Wert.

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4.1.7 Sommersdorf

Zulauf (Binnenseite): Sonnengraben Ablauf (Donauseite): Sommersdorfer Altwasser (bei Km 2294,5)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die Lebensraumverhältnisse im Sonnengraben sind für Wasserlebe- wesen sehr ungünstig, weil der Graben regelmäßig gemäht und ge- räumt wird, sowie häufig trocken fällt. Das Siel wird im Frühjahr ge- schlossen, um Amphibien in Graben und Mahlbusen ein ungestörtes Ablaichen zu ermöglichen. Die Anbindung an die Donau ist wegen der Lage in einer Donau-Innenbogensituation ungünstig. Darüber hinaus steht Fischen in der Donau ein qualitativ und quantitativ ausreichend großes Angebot an deutlich hochwertigeren Teil-Habitaten zur Verfü- gung.

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4.1.8 Sulzbach

Zulauf (Binnenseite): Lohamer Graben (Spitzraingraben, Sulzbach nur bei Hochwas- ser) Ablauf (Donauseite): Sulzbach-Ableiter (Schwarzach) münd. bei Km 2293,5 in das Sommersdorfer Altwasser

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: hoch, Rang 4) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Das verzweigte, gut strukturierte System des Lohamer Grabens und Spitzraingrabens ist fischreich. Es bietet neben Nahrungsräumen auch Krautlaichlätze und Jungfischhabitate. Der Sulzbach-Ableiter hingegen eignet sich im jetzigen Zustand wegen seiner monotonen, technischen Gestaltung schlecht als Lebensraum für aquatische Lebewesen. Im Zuge des Donauausbaues ist jedoch eine Renaturierung geplant. Bei durchgängiger Gestaltung des sanierten/neuen Schöpfwerks würde dann ein in fischökologischer und fischfaunistischer Hinsicht bedeu- tender Biotopverbund entstehen, bestehend aus Sommersdorfer Alt- wasser, dem renaturierten Sulzbach-Ableiter und dem Grabensystem aus Lohamer und Spitzraingraben mit Zuflüssen

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4.1.9 Metten

Zulauf (Binnenseite): Alter Graben, Ortsentwässerung Metten Ablauf (Donauseite): Mettenbach, dieser mündet nach ca. 250 m in die Donau

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: niedrig, Rang 13) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Der Alte Graben erreicht in der Beurteilung der Habitatqualität einen durchschnittlichen Wert, der Mettenbach vom Schöpfwerk bis zur Do- nau schneidet hinsichtlich der Lebensraumqualität für aquatische Or- ganismen schlecht ab. Dennoch erscheint es wegen der besseren Le- bensraumqualität des Mettenbaches im Mittel- und Oberlauf und der räumlichen Nähe des Alten Grabens zur Donau sinnvoll die Durch- gängigkeit am Schöpfwerk Metten herzustellen.

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4.1.10 Natternberg

Zulauf (Binnenseite): Saubach Ablauf (Donauseite): Saubach, mündet nach ca. 100 m in den Fischerdorfer Altarm (Km 2285,9)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: niedrig, Rang 14) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Der Saubach hat zwar in der Nähe des Schöpfwerks nur unterdurch- schnittliche Lebensraumqualitäten, jedoch handelt es sich um ein aus- gedehntes Binnenentwässerungssystem aus bis zu 12 m breiten Ge- rinnen, in das auch das Schöpfwerk Saubach (soll ebenfalls durch- gängig sein) mit einbezogen ist. Die zweifache Anbindung dieses Sys- tems ist aus gewässerökologischen Gründen sinnvoll.

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4.1.11 Saubach

Zulauf (Binnenseite): Saubach Ablauf (Donauseite): Spittaler Wörth (Altwasser, angebunden bei Km 2282,5)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: mittel, Rang 10) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Der Saubach (durchschnittliche Habitatqualität) entwässert in das an die Donau angebundene ökologisch hochwertige Altwasser Spittaler Wörth. Die Beibehaltung der ökologischen Durchgängigkeit am Schöpfwerk Saubach erweitert für Donaufische das bereits im Altwas- ser vorhandene Angebot um weitere Krautlaichplätze und Jungfisch- habitate im Saubach.

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4.1.12 Isarmünd

Zulauf (Binnenseite): Isarmünd 1, Isarmünd 2 Ablauf (Donauseite): mündet nach ca. 50 m in den Stöger Mühlbach (Stöger Mühl- bach fließt über den Altwassergraben in das Altwasser Staats- haufen)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: nein

Begründung: Die Gräben sind nur im Hochwasserfall Wasser führend, sonst ausge- trocknet.

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4.1.13 Thundorf

Zulauf (Binnenseite): Russengraben, Kugelstätter Graben Ablauf (Donauseite): Russengraben, mündet nach ca. 300 m in die Donau (Km 2275,3)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: niedrig, Rang 12) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Beim Russengraben und Kugelstätter Graben handelt es sich um Bä- che durchschnittlicher bzw. unterdurchschnittlicher Lebensraumquali- tät, die zumindest temporär von bestimmten Donaufischarten aufge- sucht werden könnten. Neben Nahrungsräumen bieten die Bäche auch Krautlaichplätze und Jungfischlebensräume. Insofern ist es sinn- voll, die beiden Bäche auch weiterhin an die Donau anzubinden, um den Austausch von Fischen und anderen aquatischen Individuen zwi- schen den Gewässern zu ermöglichen.

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4.1.14 Niederalteich

Zulauf (Binnenseite): Niederalteicher Graben Ablauf (Donauseite): Hengersberger Ohe (mündet n. ca. 5 – 6 km in Altwasser Win- zerer Letten)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: mittel, Rang 8) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Als Besonderheit4 finden sich im Niederalteicher Graben umlage- rungsfähige Kiesflächen, welche sich als Kieslaichplätze für die im Niederalteicher Graben, aber auch in der Hengersberger Ohe leben- den Fische eignen. In der Nähe des Mündungsbereiches des Nieder- alteicher Grabens hingegen besteht in der Hengersberger Ohe ein De- fizit an Kieslaichplätzen. Ein Ausgleich dieses Defizits im Hauptge- wässer kann über eine gute Anbindung des Niederalteicher Grabens an die Hengersberger Ohe erfolgen. Im Zuge der Bau-/Sanierungs- arbeiten sollte daher der bestehende Freiauslauf (Siel) tiefer gesetzt werden, damit zukünftig auch bei niedrigen Abflüssen der Hengers- berger Ohe noch die Durchgängigkeit gegeben ist. Die Auffindbarkeit des Niederalteicher Grabens für wandernde Fische ist günstig, weil die Mündung in einem Außenbogen der Hengersberger Ohe liegt.

4 Die überwiegende Zahl der Binnenentwässerungsgräben hat nur ein geringes Gefälle. Als Folge besteht die Sohle aus Feinsedimenten, welche sich als Laichsubstrat kieslaichender Arten nicht eignen. BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -27-

4.1.15 Altenufer

Zulauf (Binnenseite): 2 Ortsentwässerungen Ablauf (Donauseite): Hengersberger Ohe (mündet n. ca. 4 – 5 km in das AW Winze- rer Letten)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die beiden Gräben (Ortsentwässerungen) sind weitgehend verrohrt und trocknen zudem häufig aus.

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4.1.16 Aicha

Zulauf (Binnenseite): Altwasser mit Thundorfer Graben Ablauf (Donauseite): Altwasser bei Schöpfwerk Aicha (mit Anbindung zur Donau b. Km 2270,9 u. 2271,7)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: hoch, Rang 3) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Das Siel des Schöpfwerkes Aicha verbindet zwei ausgedehnte und ökologisch hochwertige Altwasser miteinander, die den Donaufischen, welche über die zwei Mündungen (s. o.) einwandern können, wichtige Teilhabitate (z.B. Krautlaichplätze, Jungfischhabitate, Wintereinstän- de) bieten.

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4.1.17 Schöpfwerksstandort Haardorf (geplant)

Zulauf (Binnenseite): Haardorfer Mühlbach Ablauf (Donauseite): Donau bei Km 2270,4

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: mittel, Rang 9) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Der Haardorfer Mühlbach ist, den unmittelbaren Mündungsbereich ausgenommen5, ein unter ökologischen Aspekten hochwertig einzu- schätzender Lebensraum für aquatische Organismen. Einwandernde Donaufische finden umlagerungsfähigen Kies als Laichsubstrat vor. Auch für Jungfische und seltene Kleinfischarten (Schmerle) sind ge- eignete Lebensräume vorhanden.

5 Hier ist das Ufer auf einer Länge von ca. 50 m mit Flussbausteinen gesichert. BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -30-

4.1.18 Auterwörth

Zulauf (Binnenseite): 3 Gräben Ablauf (Donauseite): Donau bei Km 2266,9

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: mittel, Rang 7) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Die drei Zulaufgräben sind mit einem mittleren ökologischen Wert be- urteilt worden und bieten Fischen Jungfischlebensräume und Winter- einstände. Die Lage der Grabenmündungen beim Schöpfwerk am Au- ßenbogen der Donau (Ende der Mühlhamer Schleife; ökologisch hochwertiger Donauabschnitt) ist in Bezug auf die Auffindbarkeit die- ser (Teil-)Lebensräume durch die Donaufische als günstig einzustu- fen. Der Graben Nord, einer der Schöpfwerks-Zuläufe, verbindet das Altwasser „Alte Donau“ mit der Donau.

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4.1.19 Winzer I

Zulauf (Binnenseite): Säckerbach Ablauf (Donauseite): Säckerbach mündet nach ca. 370 m in das Altwasser Winzerer Letten

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: hoch, Rang 1) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Der Säckerbach-Unterlauf bildet zusammen mit dem Altwasser Winze- rer Letten einen ökologisch hochwertigen Altwasser-Komplex mit gro- ßem Fischreichtum. Die freie Durchwanderbarkeit des Schöpfwerkes in beide Richtungen ist für die aquatische Fauna dieser Gewässer von Bedeutung.

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4.1.20 Winzer II

Zulauf (Binnenseite): Ortsentwässerung Winzer Ablauf (Donauseite): über Altbach nach ca. 90 m in das Altwasser Winzerer Letten

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Dem Schöpfwerk fließen nur Wasser aus der (verrohrten) Ortsentwäs- serung und Abwässer der Kanalisation zu. Eine Einwanderung von Fi- schen aus dem Altwasser Winzerer Letten in die Ortsentwässerung ist unerwünscht.

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4.1.21 Endlau

Zulauf (Binnenseite): Graben Endlau-Endlau, Graben Endlau-Arbing Ablauf (Donauseite): Herzogbach-Ableiter

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die beiden Gräben bieten der aquatischen Fauna nur unzureichende Lebensbedingungen bzw. nur Lebensräume für sehr anpassungsfähi- ge Lebewesen, da der Graben Endlau-Endlau durch häusliche Ab- wässer belastet ist und der Graben Endlau-Arbing im Zuge der Unter- haltung einmal jährlich geräumt wird. Daher ist es nicht sinnvoll von der Donau aufwandernde Fische bzw. die Fische des Herzogbaches in dieses Grabensystem zu leiten. Aufwandernde Fische können viel- mehr in das an den Herzogbach angeschlossene Altwassersystem Al- te Donau ziehen, das einen ökologisch wesentlich hochwertigeren Le- bensraum bietet.

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4.1.22 Mühlau

Zulauf (Binnenseite): Schanzacker, Donaubach Ablauf (Donauseite): Altwasser Mühlau, Hinterer Teil

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: mittel, Rang 6) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Die beiden Zuläufe des Schöpfwerkes bilden ein umfangreiches und ökologisch vergleichsweise hochwertiges Binnenentwässerungssys- tem, das sich vor dem Schöpfwerk zu einem 50-60 m breiten Mahlbu- sen weitet. Das Gewässersystem bietet Fischen neben Nahrungsräu- men auch Krautlaichplätze, Jungfischhabitate und Wintereinstände. Es ergänzt und erweitert das System der Donaualtwasser Mühlau, vorde- rer und hinterer Teil. Durch die Vernetzung am Schöpfwerk ergeben sich erhebliche Synergieeffekte sowohl für die Gewässer auf der Bin- nen- als auch auf der Donauseite.

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4.1.23 Hofkirchen

Zulauf (Binnenseite): Egglgraben, 1 weiterer Graben, Ortsentwässerung Ablauf (Donauseite): Donau (Km 2257,3)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die dem Schöpfwerk zuführenden Gräben sind über weite Strecken verrohrt und z.T. zeitweise trocken fallend.

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4.1.24 Künzing

Zulauf (Binnenseite): Angerbach, Graben Langkünzing Ablauf (Donauseite): Herzogenbach-Angerbach-Ableiter

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: hoch, Rang 5) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Ja

Begründung: Beim Angerbach und dem Herzogenbach-Angerbach-Ableiter handelt es sich um 15 – 25 m breite Fließgewässer mittlerer ökologischer Qualität. Wegen der erheblichen Lebensraumerweiterung für die Fau- na beider Gewässer, die sich bei durchgängiger Gestaltung des Schöpfwerks ergibt, sollte bei der Sanierung bzw. beim Umbau des Schöpfwerkes die Durchgängigkeit erhalten und nach Möglichkeit ver- bessert werden. Die Lage des Schöpfwerkes an einen leichten Au- ßenbogen begünstigt die Auffindbarkeit des Angerbaches für Fische aus dem Ableiter.

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4.2 Schöpfstellen

4.2.1 Oberalteich

Zulauf (Binnenseite): Alte Mehnach Ablauf (Donauseite): Kinsach

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Die Alte Mehnach ist auf Höhe des Schöpfwerkes nur noch ein schma- les Gerinne, welches sich rund 200 m weiter aufwärts in zwei Gerinne aufteilt. Diese Gerinne bieten nur noch bachspezifischen Fischarten Lebensraum, eine Anbindung an die Kinsach (ca. 20 – 25 m Breite) ist daher nicht erforderlich.

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4.2.2 Fehmbach

Zulauf (Binnenseite): Fehmbacher Mühlgraben Ablauf (Donauseite): Fehmbacher Mühlgraben (Landgraben)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: hoch) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Der Fehmbacher Mühlgraben ist im Bereich der geplanten Schöpfstel- le ein ökologisch hochwertiges Fließgewässer mit einer exzellenten Verzahnung zu seiner Aue. Die Durchgängigkeit des Mühlgrabens dort ist unverzichtbar. Inwieweit Donaufische in das Gewässer einwandern können, hängt letztlich auch von der Durchgängigkeit des Sieles beim Schöpfwerk Landgraben ab.

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4.2.3 Gundlau

Zulauf (Binnenseite): Graben (namenlos) Ablauf (Donauseite): Graben (namenlos)

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Nein Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Der Graben fällt wahrscheinlich bei längerer Trockenperiode mindes- tens abschnittsweise trocken und hat nur einen sehr geringen gewäs- serökologischen Wert (Trapezprofil, Begradigung, konstante Wasser- tiefen).

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4.2.4 Ponau

Zulauf (Binnenseite): Säckerbach Ablauf (Donauseite): Säckerbach

Erforderlichkeit der Durchgängigkeit: Ja (Priorität: mittel) Erforderlichkeit des Fischschutzes: Nein

Begründung: Der Säckerbach wurde mit einer guten Habitatqualität bewertet. Wenngleich die durchgängige Gestaltung des Standortes wegen der großen Entfernung zur Mündung für Donaufische nicht mehr relevant ist, spielt sie doch für die lokale, d.h. im Bach selbst lebende Fauna, eine wichtige Rolle.

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4.3 Zusammenstellung - Priorität der Herstellung der Durchgängigkeit und des Fischschutzes

4.3.1 Schöpfwerke

Fischschutz und Durchgängigkeit erforderlich:

Rang Priorität Schöpfwerk 1 hoch Winzer I 2 hoch Alte Kinsach 3 hoch Aicha 4 hoch Sulzbach 5 hoch Künzing 6 mittel Mühlau 7 mittel Auterwörth 8 mittel Niederalteich 9 mittel Standort Haardorf 10 mittel Saubach

11 niedrig Ainbrach

12 niedrig Thundorf

13 niedrig Metten

14 niedrig Natternberg

Kein Fischschutz und keine Durchgängigkeit erforderlich:

Entau Waltendorf Endlau Sommersdorf Winzer II Isarmünd Altenufer Mariaposching Steinkirchen Hofkirchen

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4.3.2 Schöpfstellen

Durchgängigkeit erforderlich:

Priorität Schöpfstelle hoch Fehmbach mittel Ponau

Keine Durchgängigkeit erforderlich:

Oberalteich Gundlau

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5. ÖKOTECHNISCHE ANFORDERUNGEN HINSICHTLICH DURCHGÄNGIGKEIT UND FISCHSCHUTZ AN SCHÖPFWERKEN UND SCHÖPFSTELLEN

5.1 Durchgängigkeit von Sielen für Fische

Folgende Hauptkriterien sind hinsichtlich der Passierbarkeit von Engstellen, Schwellen, Abstürzen oder Rohren und anderen Durchlässen für die Zielfischarten zu beachten:

 angepasste Fließgeschwindigkeiten und turbulenzarme Wanderkorri- dore  ausreichende Sohlrauhigkeit  überwindbare Höhendifferenzen  ausreichende Wassertiefen (Schwimmtiefen)  ausreichende Belichtung  begrenzte Verrohrungslänge

Begrenzende Faktoren für die Durchgängigkeit von Verrohrungen, bzw. für die Überwindung von Engstellen und Höhendifferenzen für Fische sind in der Regel:

- die maximalen Fließgeschwindigkeiten im Bereich von Rohrleitungen und Durchlässen (Siele) - geringe Wassertiefen (Schwimmtiefen) in Rohrleitungen und Durchlässen bei niedrigen Abflüssen, welche die Passierbarkeit für größere Fische einschrän- ken - Höhensprünge zwischen der flussseitigen Sielmündung und dem Wasser- spiegel des Donaunebengewässers bzw. des Stichgrabens, wie sie insbe- sondere bei Niedrigwasserverhältnissen der Donau häufig auftreten - Turbulenzbereiche, welche die Orientierung der Fische behindern, und dadurch insbesondere Klein- und Jungfische "aus der Bahn werfen" - glatte Sohloberfläche der Verrohrungen oder Durchlässe - zu lange unbelichtete Rohrstrecken

Hydraulische, ökotechnische und ökomorphologische Kriterien und Parameter

Fließgeschwindigkeiten und Höhensprünge, letztlich die hydraulischen Verhältnisse, wirken in erster Linie für die wenig schwimmstarken Jung- und Kleinfische der Ziel- fischarten limitierend. Für die in Tabelle 2 angeführten Zielarten der Donau- Fischfauna, welche für den Wechsel zwischen dem Hauptfluss, inklusive Auege- wässern und den landseitigen Gewässerlebensräumen in Frage kommen, ist eine mittlere Fließgeschwindigkeiten in den Verrohrungen und Durchlässen von maximal 0,5 m/s bei Mittelwasserabflüssen anzustreben.

Für die großen, schwimmstarken Fischarten ist dagegen eher die räumliche Dimen- sion, insbesondere die Wassertiefe im Bereich der Verrohrungen limitierend. Als die größte Zielfischart im betrachteten Donaubereich ist die Brachse zu nennen. Um die Passierbarkeit für mittelgroße Exemplare dieser Art zu gewährleisten sollten in Ver-

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rohrungen und Durchlässen an jeder Stelle des Querschnittes Stellen mit mindes- tens 0,30 m Wassertiefe (Talweg) vorhanden sein. Günstig für die Passierbarkeit sind asymmetrische Sohl-Querprofile oder Sohlquerschnitte, die eine durchgehende Strömungsrinne (Talweg) aufweisen.

Die Sohle der Siele sollte aus einem durchgehenden Sohlband aus Grobsubstrat z.B. Grobkiesen/Steingemisch oder Schroppen (120/200 mm) aufgebaut sein. Die Mächtigkeit der Sohlauflage sollte bei ca. 0,1-0,2 m liegen. Zur Befestigung können die Schroppen in ein Mörtelbett eingebracht werden. Zur Aufrechterhaltung der Mindestwassertiefe eignen sich Stützschwellen/Querbalken, welche im Abstand von 3-5 m entweder über die gesamte Sohlbreite (mit Kronenausschnitten) oder alter- nierend (links/rechts) jeweils über die halbe Sohlbreite eingebaut werden. An den binnen- und flussseitigen Enden der Siele ist auf einen geeigneten Sohlanschluss an die Gewässersohle durch Anrampung (Grobkorn/Blockstein) zu achten. Die bei mehreren Planungsbesprechungen übermittelten und diskutierten Grundlagen zur Sohlstrukturierung der Siele wurden seitens der RMD Wasserstrassen GmbH in Form von 3 Strukturierungsvarianten planlich ausgearbeitet und dargestellt (Anlage 3). Aus ökologischer Sicht wird Variante 3 mit alternierenden Querschwellen über die halbe Sohlbreite am günstigsten bewertet. Durch den pendelnden Talweg erge- ben sich häufige Fließwechsel und damit ein heterogenes Strömungsmuster bzw. in der Folge das Entwicklungspotenzial für ein vielfältiges Sohlrelief.

Wenn bei bestehenden Abstürzen (Wasserspiegeldifferenzen) zwischen den fluss- seitigen Mündungen der Siele und dem Donauwasserspiegel Höhendifferenzen > 10 cm vorliegen, so müssen diese zur Herstellung der Durchgängigkeit über Be- ckenpässe oder Raugerinne/Fischrampen schrittweise abgebaut werden. Die Hö- hensprünge zwischen Schwellen bei Beckenpässen sollten 0,10 m nicht überstei- gen. Bei Raugerinne/Rampenlösungen sind Neigungen von 1:20 bis 1:30 in Vor- schlag zu bringen. Die Überläufe an Schwellen oder im Bereich von Rauhgerinnen sind so zu gestalten, dass kein abgelöster Strahl auftritt.

Die Dimensionierung der Becken von Fischaufstiegsbereichen ist an die räumlichen Mindestansprüche der größten Zielfischarten anzupassen. Für die Fischaufstiegs- Verbindungsstrecken an den Sielen der Donauschöpfwerke sind im aktuellen Fall lichte Mindest-Beckengrößen von ca. 2 m x 1,5 m x 0,5 m (Länge-Breite- Wassertiefe) in Vorschlag zu bringen. Die Energiedichte (spezifische Leistung) in den Becken sollte bei maximal 100 W/m3 liegen.

Im Hinblick auf die Rohrlängen, welche von Fischen durchschwommen werden, gibt es höchst unterschiedliche Angaben. Nach der eigenen Erfahrung des Unterzeich- neten stellen Rohrdurchlässe bis zu einer Länge von ca. 35 m (ohne zusätzliche Belichtung) keine Wanderungshindernisse dar, solange dort geeignete hydraulische Bedingungen für die Zielfischarten vorliegen. Als Beispiel sei das Umgehungssytem an der Donaustufe Vohburg genannt. Hier passieren (durch Untersuchungen nach- gewiesen) alle dort vorkommende Fischarten, der Donau, darunter auch Kleinfische und Jungfische einen 35 m langen unbelichteten und daher überwiegend dunklen Rohrdurchlass, der nahezu gänzlich mit Wasser gefüllt ist (Wasserspiegel ca. 0,1- 0,2 m. unter dem Rohrscheitel). Ausgehend von diesen Erfahrungen, kann abgelei- tet werden, dass Sielbauwerke, welche im Normalfall eine deutlich bessere Belich- tung und Belüftung (Freispiegel 1–1,5 m) von den Bauwerksöffnungen land- und flussseitig her aufweisen als der erwähnte Durchlass bei Vohburg an der Donau,

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von den gleichen Arten der Donaufischfauna auch dann problemlos passiert wer- den können, wenn diese größere Längen als 35 m aufweisen. Eine offene Bauwei- se der Siele ebenso wie eine zusätzliche künstliche Belichtung oder der Einbau von Lichtschächten wird daher bei Siellängen bis ca. 50 m vom Grundsatz her nicht als notwendig erachtet.

Grundsätzlich können aus ökologischer Sicht sowohl Rechteckgerinne als auch Rohrleitungen Verwendung finden. Wesentlich ist, dass die für die Passage von Or- ganismen geeigneten hydraulischen Bedingungen bzw. die erforderlichen Wasser- tiefen und Sohlrauhigkeiten vorliegen.

Klappenverschlüsse an den flussseitigen Sielmündungen verhindern die Durchgän- gigkeit und sind daher für die durchgängig zu gestaltenden Siele nicht geeignet. Vielmehr sollte bei Pumpbetrieb der Einstau des Siels von der Flussseite her zuge- lassen werden.

5.2 Fischschutz im Bereich der Pumpenbauwerke

5.2.1 Fischschäden bei der Pumpenpassage

Die Erfahrung mit Schöpfwerken an der Donau und anderen Fluss-Systemen hat gezeigt, dass Fische, welche in die Einlassöffnungen der Pumpen von Schöpfwer- ken gelangen, beim Anfahren und Betrieb der Pumpen angesaugt und überwiegend zerstückelt bzw. in sonstiger Art letal geschädigt werden. Bei den herkömmlichen Pumpenmodellen (Propellerpumpen) mit vergleichsweise hoher Drehzahl ist eine letale Schädigung der Fische, sofern sie durch die Pumpe gesaugt werden, unver- meidlich.

Die spezielle Problematik an den Schöpfwerken liegt u.a. darin, dass Fische, wel- che in den binnenseitigen Gewässern leben, während der Stillstandzeiten der Pum- pen oftmals in sehr großer Zahl aktiv in die Einlassöffnungen des Pumpenbauwer- kes einziehen, da sie hier gute Schutzräume und Unterstände vorfinden. Sobald die Pumpen anfahren, werden die in den Pumpenkammern befindlichen Fische dann zum größten Teil letal geschädigt.

Darüber hinaus gelangen während des laufenden Pumpbetriebes immer wieder Fi- sche aus dem Binnensystem mit dem Hauptstrom in die Nähe der Einlaufrechen, passieren diese und werden dann unvermeidlich durch die Pumpen gefördert.

5.2.2 Grundsätzliche Möglichkeiten der Verminderung/Vermeidung von Fischschäden

Auf Grund der geschilderten Abläufe und Gesetzmäßigkeiten ergibt sich, dass es im Sinne eines wirksamen Fischschutzes erforderlich ist,

I. entweder den Zugang für Fische zu den Pumpenkammern der Schöpf- werke zu verhindern. Dies kann grundsätzlich erreicht werden durch me- chanische Barrieren, welche vor den Pumpeneinlässen errichtet werden

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und/oder durch sog Verhaltensbarrieren darunter elektronische Fisch- schutzanlagen (Abweisen/Scheuchen von Fischen vor/an den Rechenan- lagen)

II. oder Pumpen zu verwenden, bei deren Passage Fische nicht verletzt oder getötet werden.

Da die Fische, wie dargelegt, bei sowohl bei Stillstand als auch bei Betrieb der Schöpfwerkpumpen ins Innere der Pumpenschächte gelangen, muss im Falle I. (Schadensvermeidung durch Abweisen/Scheuchen) dieses Eindringen

 während der Stillstandzeiten der Schöpfwerke  und während der Betriebszeiten der Schöpfwerke

zuverlässig verhindert werden.

Die einzige Alternative zur Abweisung von Fischen von den Pumpeneinlässen wäre der Einbau von „fischfreundlichen“ Pumpen, welche die schadlose oder schädi- gungsarme Passage von Fischen gewährleisten (II.). Das hierfür in Frage kommen- de Prinzip der sog Schneckentrogpumpe wurde im aktuellen Zusammenhang über- prüft: Fazit ist:

 Im Hinblick auf die schädigungsarme Passage von Fischen stellen die Schneckenpumpen sehr gute Lösungen dar. Sie werden beispielsweise in der Aquakultur zum schadlosen Fördern von Fischen aus Teichen/Behältern in Transportfahrzeuge verwendet. Auch beim Einsatz von Kraftwerksschne- cken zur Energieerzeugung aus Wasserkraft wurde fachgutachtlich nachge- wiesen, dass keine oder nur sehr geringe Schädigungen passierender Fi- sche auftreten.

 Sowohl unter energetischen als auch unter bautechnischen Gesichtspunkten wird die Schneckenpumpe jedoch als ungünstig bewertet (RMD- Wasserstrassen GmbH v. 26.05.2006 Fischscheuchanlagen – Schnecken- pumpen, Stoffsammlung). Ein völlig neuer, baulich aufwändigerer Schöpf- werkstyp, bei welchem die Förderschnecke über die Dammkrone hinausrei- chen müsste, wäre für den Einbau der Schneckenpumpen erforderlich. Dar- über hinaus muss bei der Schneckenpumpe das zu fördernde Wasser unab- hängig von der tatsächlich notwendigen Förderhöhe (flussseitiger Wasser- spiegel) immer über die gesamte (maximale) Ausbauförderhöhe der Pumpe transportiert werden. Hieraus ergibt sich in der Regel gegenüber den Propel- lerpumpen ein erheblicher energetischer bzw. wirtschaftlicher Betriebs- Mehraufwand.

Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte wurde die Variante Schneckenpum- pe nicht weiter verfolgt.

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5.2.3 Vermeidung von Fischschäden durch Abweisen/Scheuchen/Absperren

Die grundsätzlichen Maßnahmen und Möglichkeiten, Fische von den Pumpenzuläu- fen der Schöpfwerke fernzuhalten werden im Folgenden stichpunktartig aufgeführt:

a) Mechanische Abweisung von Fischen durch Verwendung möglichst kleiner lichter Rechenstababstände (z.B. 10 mm): Durch Rechen mit lich- ten Stababständen von 10 mm können, in Abhängigkeit von der artspezifi- schen Körperform der Fische, Fischgrößen ≥ 15-25 cm Länge zurückgehal- ten bzw. am Eindringen in die Pumpenschächte gehindert werden. Die Ab- wehrwirkung von Rechen kann weiter gesteigert werden durch die Verwen- dung von Horizontalrechen. Nahezu alle betroffenen Fischarten haben verti- kal ausgerichtete, ovale, seitlich abgeplattete Körperquerschnitte (größter Durchmesser in der Vertikalen). Fische einer bestimmten Körpergröße kön- nen daher in normaler Schwimmlage vertikal angeordnete Rechenlücken noch durchschwimmen, von welchen sie bei horizontaler Anordnung der Re- chenstäbe bereits zurückgehalten werden.

b) Mechanische Verschlüsse für die binnenseitigen Einlassöffnungen: Ei- nes der Hauptprobleme ist, wie beschrieben, das oftmals massenhafte Ein- dringen der Fische in die Pumpenschächte während der Stillstandzeiten der Schöpfwerke. Dies könnte durch mechanische Verschlüsse (Schützen, Ja- lousieverschlüsse) verhindert werden, welche nur kurz vor dem jeweiligen Betriebsbeginn der Pumpe geöffnet und direkt nach Betriebsende wieder ge- schlossen werden. Solche Systeme sind technisch aufwändig, sind nur bei Automatisierung des Betriebs sinnvoll und bedürfen im Winter zusätzlicher Schutzvorrichtungen, um eine Blockade durch Vereisung zu verhindern.

c) Anhebung der Sohlhöhe des Einlaufbereiches über Mittelwasser: Bei Schöpfwerken, welche nur bei höheren Wasserständen in Betrieb gehen, kann die Sohlhöhe des Einlaufbereiches soweit angehoben werden, dass dieser bei niedrigen Wasserständen trocken liegt und Fische während der Stillstandzeiten nicht in die Pumpenschächte eindringen können.

d) Konstruktive Anpassung der Einläufe und des Umgebungsgeländes: Bei Schöpfwerkneubauten ist es im Sinne eines bestmöglichen Fischschut- zes zielführend, die Lage der binnenseitigen Einlässe von Pumpen und Sie- len sowie das nähere (aquatische) Umgebungsgelände um das Schöpfwerk so zu gestalten, dass Fische bevorzugt den Bereich der Sieleinlässe aufsu- chen oder sich dort konzentrieren. Im Gegensatz dazu sollten die Mün- dungsbereiche der Pumpeneinlässe strukturell so ausgestattet sein, dass sie von Fischen eher gemieden werden. Bei den bestehenden Schöpfwerken liegt vielfach eine sehr große tümpelähnliche Aufweitung (Stillwasserzone) vor den bzw. auf der Seite der Pumpeneinlässe vor (seitlich aufgeweiteter Mahlbusen). Solche Stellen sind Attraktionsbereiche für Fische. Derartige seitlich Aufweitungen bzw. permanente Stillwasserzonen sollten im Falle von Schöpfwerk-Neubauten auf der Seite der Sielmündungen angelegt werden, um die Fische auf diese Weise von den Pumpeneinlässen abzulenken. Die Attraktivität solcher Stillwasserzonen auf der „richtigen Seite“ kann durch ge- eignete Unterwasserstrukturierung (Totholz-Blockstein-Kombinationsstruktur- en) noch beträchtlich gesteigert werden. Weitere konstruktive Maßnahmen

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zur Verbesserung des Fischschutzes sind die räumliche Trennung von Siel und Pumpenbauwerk bzw. wo dies nicht möglich ist, die Verlängerung der Trennpfeilers zwischen dem Sieleinlass und den Pumpeneinlässen um 2-3 m Richtung Binnenentwässerungssystem.

e) Verhaltensbarrieren: Verhaltensbarrieren zum Abweisen und Scheuchen von Fischen wurden und werden weltweit seit vielen Jahren untersucht und getestet. Dabei wurden verschiedene Reize oder Störungsquellen verwen- det, um das Verhalten von Fischen zu beeinflussen: - akustische Störreize (Geräusche, Tonfrequenzen etc.); - Druck- und Stoßwellen, Erschütterungen (Knallgasexplosionen, Luft- blasenvorhänge, Druckluft, Strömungsimpulse etc.); - Lichtreize - elektrische Reize Verhaltensbarrieren mittels akustischen Reizen, Druck- oder Strömungsim- pulsen ebenso wie Lichtreize und Luftblasenvorhänge haben sich bei allen Versuchen, Fische von den Zuläufen von Wasserkraftanlagen oder von Sei- tenentnahmen nachhaltig fernzuhalten, als weitgehend unwirksam erwie- sen. Teilwirkungen wurden in bestimmten Versuchanordnungen bei einzel- nen Zielarten zwar erzielt, waren aber infolge von Gewöhnungs- und Lernef- fekten nicht reproduzierbar. Durch Stromreize können dagegen nahezu alle Fischarten grundsätzlich gescheucht werden. Gewöhnungseffekte sind hier nicht festgestellt worden.

Elektronische Fischschutzsysteme (Elektro-Fisch-Scheuchanlagen): Elektronische Fischschutzanlagen sind probate Systeme, um das Eindringen von Fischen in Wasserentnahmestationen und damit die Schädigung der Tiere bei der Pumpenpassage zu vermeiden oder zu vermindern6. Es gibt bereits positive Erfahrungen für wirksamen Fischschutz mittels elektrischer Scheuchanlagen an bestehenden Donau-Schöpfwerken. Da elektronische Fischschutzanlagen für die Donau-Schöpfwerke wohl die derzeit beste und zuverlässigste Lösung für einen wirkungsvollen Fischschutz darstellen, wer- den Sie in Kapitel 5.2.4 genauer beschrieben.

Bei Kombination von Maßnahme a) (10 mm Rechen) oder b) oder c) jeweils mit d) und bei Kombination von a) und c) könnte im Einzelfall eventuell auf eine Elektro- Fischscheuchanlage verzichtet werden. Da sich die Wirksamkeit solcher Kombina- tionslösungen für den Fischschutz aber nicht im Voraus abschätzbar sind, sollten die Schöpfwerkanlagen in jedem Fall so gestaltet werden, dass sie mit Elektro- scheuchanlagen nachgerüstet werden können.

5.2.4 Elektronische Fischschutz/Scheuchsysteme

Das Wirkungsprinzip der Fischscheuchanlagen ist die Erzeugung eines elektrischen Feldes mittels Stromimpulsen von wenigen Millisekunden Dauer zwischen Haupt-

6 Es wird darauf hingewiesen dass elektrische Fischscheuchanlagen bei Wasserkraftwerken (Laufkraftwerke) und bei permanent betriebenen Seitenentnahmen mit ungünstiger Einlaufgestaltung wegen der zu hohen Fließgeschwindigkeiten vor den Einlassbauwerken, in der Regel keinen zuverlässigen Fischschutz darstel- len.

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elektrode und Gegenelektrode. Die Schwellenwerte für die erste Reaktion (Muskel- zuckungen) von Fischen auf elektrischen Strom und damit auch für die Scheuchwir- kung eines elektrischen Feldes hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbeson- dere aber von der Fischart und der Größe des Fisches. Je größer, d.h. je länger der Fisch ist, umso größer ist auch – vereinfacht ausgedrückt - die Spannungsdifferenz, welche er im elektrischen Feld abgreift (Gestaltspannung Uf [V] = Feldstärke E [V/m] x Fischlänge L [m]). Die niedrigsten Schwellenwerte für die Spannungsdiffe- renz oder das Potentialgefälle, ab welcher erste Scheuchreaktionen (Muskelzu- ckungen) einsetzen, wird bei 0,02 Volt/cm anzusiedeln sein (SNYDER 2003). Je größer ein Fisch ist, umso geringere Stromdichten und Feldstärken führen zur Aus- lösung der ersten Scheuchreaktionen. Im Hinblick auf die Stromdichten ergibt sich aus der praktischen Erfahrung, dass eine homogene Zone mit 2,56 bis 4 A/m² den optimalen Scheuchbereich markiert. Als geringste Stromdichte für eine erste wir- kungsvolle Beeinflussung bzw. Scheuchung der Fische gilt der Wert von 2,56 μA/mm2. 7

Moderne Elektroscheuchanlagen arbeiten mit Impuls-Steuergeräten mit Hilfe derer die Impulsformung erfolgt und beispielsweise Impulsfrequenz und Impulsreihenfolge mit einem Zufallsgenerator laufend verändert werden. Auf diese Weise können Ge- wöhnungseffekte bei Fischen vermieden werden.

Wie oben dargelegt, müssen die Pumpeneinlässe an Schöpfwerken dauerhaft für Fische unpassierbar gemacht werden, d.h. sowohl während der Stillstand- als auch während der Betriebszeiten der Pumpen. Nur bei Dauerbetrieb elektrischer Scheuchanlagen ist somit ein wirksamer Fischschutz an Schöpfwerken zu gewährleisten. Die wesentliche „Aufgabe“ der Scheuchanlage ist es gerade bei Pumpenstillstand das Eindringen von Fischen in die Pumpenschächte zu verhindern. Wird die Scheuchanlage erst kurz vor oder beim Pumpbetrieb zuge- schaltet (vgl. RMD-Wasserstrassen v. 26.05.08 Fischscheuchanlagen - Schne- ckenpumpen, Stoffsammlung, Seite 1 Abs. 4) führt dies dazu, dass Fische, die wäh- rend der Nicht-Betriebszeiten in die Pumpenkammern eingedrungen sind, durch die Scheuchwirkung dort regelrecht eingesperrt und unweigerlich in den Pumpen letal geschädigt werden.

Um das Eindringen von Fischen während der Pumpenstillstandzeiten nachhaltig zu verhindern, genügt es, innerhalb der Pumpenkammern ein fischwirksames elektri- sches Feld aufzubauen, das am Einlaufrechen des Schöpfwerkes oder wenige cm davor im Wasserkörper des Mahlbusens vor dem Einlaufrechen endet. Da bei Pumpenstillstand am Rechen bzw. vor dem Rechen Stillwasserbedingungen herr- schen, können Fische, solange dauerhaft ein lückenloses Feld im gesamten Ein- laufquerschnitt besteht, vollständig zurückgehalten werden (Beispiel: Schöpfwerke Niedermotzing).

Um auch während der Betriebszeiten der Pumpen einen vollständigen Fischschutz zu gewährleisten, wäre es sinnvoll, das wirksame elektrische Feld weiter (1-2 m) vor den Einlaufrechen in den binnenseitigen Wasserkörper hinaus zu entwickeln.

7 In der Zusammenstellung der RMD-Wasserstrassen v. 26.05.08 werden auch sog. Niedrigspannungs- Scheuchanlagen angesprochen. Nach hiesiger ´Kenntnis gibt es keine Funktionskontrollen derartiger Anla- gen. Grundsätzlich spricht nichts gegen einen Einsatz von Niedrigspannungsanlagen, wenn gewährleistet ist dass die o.g. Stromdichten und Feldstärken für eine wirksame Fischscheuchung auf der gesamten Quer- schnittsfläche der Pumpeneinlässe lückenlos hergestellt wird BNGF - Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen Schöpfwerke – Durchgängigkeit und Fischschutz -50-

Hierdurch würden aber erhebliche zusätzliche Sicherheitsrisiken entstehen. Unter diesem Aspekt erscheint es sinnvoller auch bei Pumpenbetrieb nur mit einem am Rechen oder kurz vor dem Rechen endenden wirksamen Scheuchfeld zu arbeiten. Um damit aber bei Betriebszeiten der Schöpfwerke noch einen hinreichenden Fischschutz zu gewährleisten, müssten die Fließgeschwindigkeiten im Einlaufbe- reich am Beginn des Scheuchfeldes so gering gehalten werden, dass dort ankom- mende Fische bei der ersten Rezeption des elektrischen Feldes noch reagieren und gegen die Strömung zurück schwimmen können. Nur so kann eine passive Ver- frachtung von Fischen durch den Rechen und das Scheuchfeld hindurch zu den Pumpen hin vermieden wird. Die Fließgeschwindigkeiten vor dem Einlaufrechen am Beginn des Scheuchfeldes sollten aus diesem Grunde 0,20-0,40 m/s nicht über- steigen, damit auch für Jung- und Kleinfische noch eine Rückzugsmöglichkeit be- steht.

Anlage 4 liefert eine schematische Darstellung der Lage und Ausdehnung des Scheuchfeldes im Bereich der Pumpenkammern von Schöpfwerken und der Strö- mungsgeschwindigkeiten vor dem Rechen/Scheuchfeldbeginn.

5.3 Durchgängigkeit und Fischschutz an Schöpfstellen

Die technischen Anforderungen an Bauwerke und Betriebsweise hinsichtlich der Durchgängigkeit der Siele gelten gleichermaßen für Schöpfstellen.

Im Hinblick auf den Fischschutz ist folgendes festzustellen:

Schöpfstellen gehen im Vergleich zu Schöpfwerken erst bei deutlich höheren Was- serspiegellagen und somit nur bei sehr starken Hochwasserereignissen in Betrieb, welche statistisch gesehen nur sehr selten und mit langjährigen Abständen eintre- ten. Die Dauer des Pump-Betriebs ist dann in der Regel auch nur kurz. Bei einem Betriebsszenario, welches alle dreißig-, fünfzig- oder 100-jährlich eintritt, können singuläre Fischschäden unter ökologischen und fischereilichen Bewertungskriterien in Kauf genommen werden. Gefährdung von Arten oder Populationen und messba- re fischwirtschaftliche Schäden sind in diesem Zusammenhang nicht zu erwarten. Die Installation und der (Dauer-)Betrieb aufwändiger elektrischer Fischschutzanla- gen oder die Durchführung sonstiger Fischschutzmaßnahmen wird daher als nicht erforderlich erachtet.

Pähl, den 10. März 2009

Dr. Kurt Seifert

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