Angelika und Gerd Schwager Eine Exkursion Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit

Wer von den vielen Menschen, die unser wunderschö­ In zahlreichen Steinbrüchen finden wir heute die Ge­ nes Tal zwischen Deister und Süntel durchwandern, steinsschichten schräggestellt. Vor vielen Jahrmillionen durchfahren oder sogar in diesem zu Hause sind, mag wurden sie mehr oder weniger waagerecht abgesetzt. sich wohl Gedanken darüber machen, wie und wann das Daß wir sie heute nicht mehr in ihrem ursprünglichen Tal und die es umgrenzenden Bergzüge entstanden Ablagerungszustand vorfinden, liegt an den auch jetzt sind? noch im Erdinnern stattfindenden Bewegungskräften. Wir wollen in seine Millionen Jahre alte Vergangenheit An einer Stelle werden große Erdkrustenteile gehoben, zurückgehen und eine Wanderung durch dieses Tal, den an anderer wieder gesenkt und an wieder anderen Orten Deister und den Süntel unternehmen, bei der die wich­ die ehemals flachliegenden Gesteinsschichten zu stei­ tigsten Utensilien die Liebe zur Urzeit, ein geschultes len Sätteln und Mulden, den Falten zusammengescho­ Auge und der Geologenhammer sind. Sie soll uns in ben. Zeiten entführen, in denen an den Menschen noch lan­ In Steinbrüchen im Süntel (in Hamelspringe, in Pötzen ge nicht zu denken war, in denen bei uns überwiegend oder im Riesenberg-Steinbruch bei Langenfeld) und im das Meer vorherrschte, mit Tieren und Pflanzen, die wir Deister läßt sich anhand der aufgeschlossenen Schich­ heute als Fossilien (Versteinerungen) finden können, ten und der darin vorkommenden Fossilien ablesen, wo aber auch zeitweise die riesigen Ungetüme der welches Klima in den einzelnen Abschnitten der Erd­ Dinosaurier die Landschaft beherrschten. geschichte geherrscht hat und welche Tiere und Pflan­ Die Erdgeschichte umfaßt ca. 5 Milliarden Jahre, von zen dort einst lebten. denen bei uns die letzten 215 Millionen Jahre durch Als ältestes Gestein tritt der Keuper, der der ausgehen­ Gesteine und die darin vorhandenen Fossilien in Stein­ den Trias angehört, auf.,Er ist in einem alten Steinbruch brüchen und Aufschlüssen nachzuweisen sind. südlich von Unsen zu finden und zwar der Untere Beherrscht wurde unsere Gegend durch die Deister­ Keuper, der der Lettenkohle angehört. Der Mittlere, Schichtaufwölbung. Die heute erkennbaren Gebirgs­ der Gipskeuper und der Obere, der Rhätkeuper, wurden züge sind ihre Flanken. Sie entstanden in einer Periode einst östlich von Unsen in einer Mergelgrube abge­ der Erdgeschichte, dem Mesozoikum (Erdmittelalter), baut. Der Mergel des Unteren Gipskeuper und der gegen Ende der Jura-Zeit (s. Tabelle) durch enorme Steinmergelkeuper dienten früher zur Bodenverbesse­ Bewegungen im Erdinnern. Die Erhebungen von Dei­ rung der Felder; heute nimmt man dafür gebrannten ster, Süntel, Kl. Deister, und Osterwald Kalk. gehörten einst einem 12-17 km breiten Sattel, dem Dei­ In der darauffolgenden Jura-Zeit finden wir als älteste ster-Sattel an. Es sind übriggebliebene Flankenteile der Schichten Ablagerungen aus dem Unteren Jura, dem Deister-Schichtaufwölbung, wobei der Deister die Lias oder auch Schwarzen Jura. Nordost-Flanke darstellt. Die Südost-Flanke bilden der Osterwald, der Nesselberg und der Kl. Deister, die eben­ Hierzu müssen wir etwas über den Deister hinaus nach so wie der weiter nordwestlich gelegene Süntel einzelne schauen. Dort kam beim Bau des Wasserrück­ Gebirgszüge bilden, die durch Bruchtektonik1 vonein­ halte-Beckens im Industriegebiet der Posidonienschie­ ander getrennt worden sind. Gegen Ende der Jura-Zeit fer zutage. Es handelt sich um einen stark bituminösen3 wurde dieser Deister-Sattel gehoben, während gleich­ Schiefer, der aus Faulschlamm entstand, welcher sich zeitig sein Scheitel einbrach und ausgeräumt wurde. am Boden einer schlecht mit Sauerstoff versorgten Nach dem Heben der Deister-Schichtaufwölbung im Bucht absetzte. Die hier stark vertretenen Ammoniten Zeitraum zwischen dem Mittleren Kimmerigde und (fossile Tintenfische) kommen nur völlig plattgedrückt den Gigas-Schichten erfolgte deren Überflutung. Es vor. entstand das Völksener Konglomerat, das Krustenbe­ Gehen wir die Tabelle der Erdgeschichte ein Stückchen wegungen belegt, die in der ersten Phase der Gebirgsbil­ höher, so gelangen wir in den Braunen Jura, den Dogger. dung, der Deister-Phase (Dahlgrün 1923), entstanden. Diese Schichten sind in kleinerem Umfang sowohl im 2 Noch einmal kam es zu einer Transgression , und zwar Süntel als auch im Deister zu finden. an der Basis des Serpulit, die durch das Osterwald­ Der Braune Jura ist bei uns in Form von mächtigen Konglomerat gekennzeichnet sind und als Auswirkun­ dunklen Schiefertonen entwickelt, in denen als eigen­ gen der Osterwald-Phase (Dahlgrün 1923) gedeutet artige Bildung der Cornbrash an der Oberkante des werden. Mittleren Dogger besonders hervortritt und sich durch Der Einbruch des Sattelscheitels begünstigte während seine harten Bänke sehr auffällig bemerkbar macht. Es der Elster- und Saale-Eiszeit (um 450000 bzw. 250000 sind grobe konglomeratische4 Kalksandsteine und san­ v. Chr.) ein Vordringen des Inlandeises bis Hameln und dige Mergelkalke, die infolge ihres stärkeren Eisen­ den Thüster-Bergen. gehaltes rostbraun verwittern. Mit der oberen Stufe des Jura, dem Weißen Jura oder Eine weitere rein meerische Absatzfolge liegt über dem auch Malm, kommen wir zu Ablagerungen, die zum Kimmerigde, die Gigas-Schichten. Benannt worden Teil weithin sichtbar sind, wie z. B. der Hohenstein im sind sie nach dem in ihnen vorkommenden Ammoniten Süntel oder die Felsen der Königskanzel im Osterwald. Olcostephanus gigas. Sie bilden die unterste Lage der Portland-Schichten. Während im Süntel der Gigas Der mitteleuropäische Jura zeigt durchweg marines kaum aufgeschlossen ist, bot und bietet der Deister Ablagerungen. Es handelte sich um ein Flachrneer mit einen hervorragenden Einblick in diese Gesteinsfolge. Tiefen zwischen 30 und 300 m und Temperaturen zwi­ schen + 20 und + 27° C. Während die großen Steinbrüche in Altenhagen II und Die unterste Schichtenfolge im Malm oder Weißen Jura der Steinbruch in der Verlängerung des Steinkreuzer bilden die Heersumer Schichten. Sie sind nach dem Weges bereits zugeschüttet sind, gewährt der alte auf­ kleinen Ort Heersum bei benannt, wo sie gelassene Steinbruch am Schierholz und im Langen besonders prägnant auftreten. Grund noch einen guten Einblick in die Gesteinsabfol­ Die Aufschlußverhältnisse der Heersumer Schichten ge. Teilweise hat der Gigas einen geringen Bitumen­ sind bei uns mangelhaft. Das Gestein ist für die Bau­ gehalt, der beim Anschlagen des Gesteins einen wider­ industrie uninteressant, zumal es in unmittelbarer lichen Geruch entwickelt. Nachbarschaft geeignetere Lagerstätten, den Korallen­ Gigas war in frühen Zeiten in Bad Münder ein sehr be­ oolith gibt. gehrtes Material. In zwei Kalköfen wurde der Gigas zu Lediglich an der Südwehe im Süntel sind die Schichten Bau- und Dünge-Kalk verbrannt. Er war ein begehrtes gut aufgeschlossen. Hier kann man beobachten, daß es Baumaterial und lieferte somit Steine und Bindemittel sich um eine Wechsellagerung von weichen dunkel­ zugleich. grauen Tonmergeln und harten aschgrauen mergeligen Wo man die Unterkante der Gigas-Schichten aufge­ Kalksandsteinen handelt. schlossen findet, besteht der Unterbau aus einer grün­ In den anderen Aufschlüssen sind die Heersumer­ lichen Mergelschicht, die eine ganze Menge von zum Schichten meist vom Abhang-Schutt des Korallen­ Teil miteinander verkitteten Kalkgeröllen führt. Man oolith überlagert. nennt diese Geröllage das Völksener Konglomerat. Es Der über den Heersumer-Schichten liegende Korallen­ zeigt, daß die Wogen des Meeres der Gigaszeit den älte­ oolith ist bei uns sehr stark aufgeschlossen. ren Gesteinsgrund aufarbeiteten und die losgerissenen Korallenoolith besteht aus Kalken, die aus lauter run­ Brocken zu Geröllen abrollten. Hier wurden besonders den, fischrogenähnlichen kleinen Kügelchen zusam­ die Kimmerigde-Schichten zerwaschen, so daß das mengesetzt sind. Derartige Gesteinsarten nennt man Konglomerat der Gigas-Zeit aus Kimmerigde-Geröllen Oolith (oon = griechisch Ei, lithos = griechisch Stein). besteht und auf Korallenoolith ruht. Das Völksener­ Konglomerat wurde nach der Ortschaft Völksen be­ Das Meer der Korallenoolith-Zeit muß ziemlich gut nannt, wo diese Schichten besonders auftreten. durchwärmt, flach und gut durchbewegt, daher auch sauerstoffreich (02) gewesen sein. Seit langem wird In diese Zeit können wir die erste bewiesene Stufe der Korallenoolith in riesigen Steinbrüchen im Süntel Gebirgsauffaltung - die Deister-Phase - stellen. Die (Pötzen, Haddessen, Hamelspringe, Langenfeld) und Grenze zwischen Gigasschichten und Eimbeckhäuser Deister (die früheren Springer Kalkwerke am Ebersberg Plattenkalk wurde dort gelegt, wo die mürberen Schich­ und Fahrenbrink) abgebaut. ten mit den dünnplattigen Kalken anfangen die Ober­ Aber er bildet auch die markantesten Schichtstufen hand zu gewinnen und wo vor allem die letzteren ihren unserer Heimat. Ebenso sind diese Schichten eine typischen Habitus6 annehmen, d. h. zu schwärzlichen, Fundgrube von Versteinerungen. außen hell verwitternden, tonigen Plattenkalken wer­ Auch die beiden Karsthöhlen im Riesenberg-Stein­ den, die beim Anschlagen unter klingendem Geräusch bruch bei Langenfeld sind in die Zeit des Korallenoolith stark zersplittern. zu stellen. Die Heersumer-Schichten und der Korallen­ In dieser Beschaffenheit stehen die Eimbeckhäuser oolith werden in der Geologie zu dem Begriff Oxford, Plattenkalke in der weiteren Umgebung von Eimbeck­ nach der gleichnamigen englischen Grafschaft benannt, hausen an, dem Ort, nach dem sie von F. Roemer zusammengefaßt. benannt worden sind. Wie in allen folgenden jüngeren Über dem Korallenoolith finden sich die Ablagerungen Schichten des Malm beginnt sich der immer mehr des Kimmerigde. Auch diese geologische Zeiteinheit schwindende Einfluß des Meeres abzuzeichnen. So be­ trägt den Namen einer englischen Lokalität. merken wir in den Eimbeckhäuser Plattenkalken gegen­ Im Süntelläßt sich die Abfolge des Kimmerigde noch über den fossilreichen Gigas-Kalken bereits eine deut­ an verschiedenen Stellen nachvollziehen, während im liche Verarmung der meerischen Lebenswelt. Deister die Schichten kaum aufgeschlossen sind. Das Gegenteil von Aussüßung, eine stärkere Versal­ Auch hier handelt es sich um ein rein marines Milieu. zung, bieten uns die über dem Eimbeckhäuser Platten­ In den Wäldern von Deister und Süntel finden sich im­ kalk folgenden Münder-Mergel. Dieses Gestein trägt mer wieder sogenannte Dolinen. Es handelt sich hier den Namen unserer Heimatstadt. Es besteht aus grauen um zusammengebrochene Höhlen, die an der Oberflä­ bis blaugrauen, manchmal grünlichen oder roten bis che Senken entstehen ließen; aber auch um tektonische violetten Mergeln. Eingelagert sind dolomitische Kalke Störungen, denn wenn Sickerwasser seinen Weg in den bis Dolomit sowie Gips und Anhydrit? Kalkstein des Kimmerigde findet, kommt es zur Aus­ Aufgeschlossen gibt es den Münder-Mergel selten, da höhlung und zu nachfolgendem Einsturz. er an der Oberfläche sehr schnell verwittert. Auszug aus der geologischen Schichtenfolge in Niedersachsen

Tonstein, Hauterive TonmergelsteIn

TonsteIn, Sandstein Valangin

TonsteIn, plattig-fest Bückeberg­ Das Meer zog sich nach Norden zurück. Im Hils. Sunlel und ("Wealdenschiefer"), Formation Delster wurden In einer flachen Brackwassersee Tone und Sandsteine mit Kohleflözen abgelager1 Sandstein (Wealden) 144 Mio J. Mergel-. Ka_lk_s_t_e_'n Serpulit

Zu Beginn des Malm zog sich das Jurameer auf das nIeder­ Mergel-. Tonstein, Münder sächsische Becken zurück, an dessen Südrand das Leme­ Dolomitlagen, gebiet liegt. Die sogenannte Hildeshelmer Halbinsel. ostlien Gips'/Anhydntsteln Mergel der , war Festland; m der Hilsbucht, Im westlichen An­ schluß, kamen dagegen machtlge Kalke und Mergel zum Absatz. Der Korallenoolith. der die Kämme des Ith, Selter Eimbeckhäuser und Süntel aufbaut, Wild in großem Umfang zu hOChwerti­ Kalkstein, z.T. dickbankig gem StraBenschotter und Splitt verarbeitet. Eindampfung Ptattenkalk des Meeres führte zu den Sulfaten des Münaer MergelS.

Kalkstein, Mergelstein Gigas-Schichten ~ (und im gesamten Malm) Kalkstein, ctS Saxonische Bruchfaltung: '- verstärkte Verbiegung und Zerbrechen der SChichten In Lagen von Mergelstein Kimmeridge :I Norddeutschland, zusammen mit Abwanderung und Auf­ ..., dnngen des Zechsteinsalzes zur Erdoberfläche. Kalkstein und Dolomit, Korallenoolith dickbankig Mergel- und Kalkstein Heersumer Sch.

Im Nordde.utschen Jurameerwurden welternln aunKle ~one abgelager1. Im höheren Dogger hOD SICh Im Gebiet Norasee­ Sandstein­ Dänemark-Ostsee ein Festland heraus. von dem aus ·,ac." TonsleIn. >­ lagen Süden Sande (der CornDrasnl und elsenrelc~e Sealmente z. T :':alkig

"Posidonienschiefer" Im Jura (beginnend im Rhäl) überflutete ein Meer ganz Ncrd­ (Ton-, Mergelstein, bituminös) deutschland. Auf seinem Grund wurden dunkle Tone abge­ lagert, die Eisengehalte In Geoden (brotlalbförmlge Knol­ Ton-und len) konzentriert. Entlang der Küste wurde Eisenoolith sedi­ mentiert, der z.B. bei Echte untertage abgebaut wurde. Im Tonmergelstein. höheren Lias (Lias epsilon) entstand in einem schlecht· Lagen von Kalkstein durchlüfteten Meer, in dem die planktonischen Lebewesen und Toneisensteingeoden nicht verwesten sondern ins Sediment eingebettet wurden. der Posidontenschiefer. Dieser ist daher bitumen- und ölhal­ tig (.Ölschiefer") und könnte einmal für die ErdölgewInnung --=S""a",n""d,..s"-te~i,,-n,,,la,,,g,,-e=n . 213 in Frage kornmen. (Rhät) M;:-::io-J'...... :.:.:..'..'..::.'~:::.:.'."~'------Oberer Keuper Im Rhät beendeteein Meereseinbruch von Norden die über­ Sandstein, Tonstein wiegend festländische Sedimentation der Trias. Mergelstein, z.T. dolo­ In Salzseen und periodischen Meeresvorstößen wurden mitisch ("Steinmergel") Mittlerer Keuper "Schilfsandstein" bunte Tone und Gips/Anhydrit ausgeschieden. Flüsse setz­ Mergelstein, (Gipskeuper) ten den Schilfsandstein, benannt nach seinen Pflanzen­ resten, ab. Gips-/Anhydritstein

Das Muschelkalkmeer Wich zuruck; 'estländisChe Ablage­ Mup.~r Ton- Sandstein, Kohle Unterer rungen mit Kohleflözchen plattiger k Ceratltenschichten Ob M dlckbankiger Kai stein Trochitenkalk erer. Mergelstein, Dolomit, Ein flaches Meer bedeckte das ganze germanische Becken. Mittlerer Darin wurde feinKörniger Kalkschlamm ausgefällt, In den Gips-/Anhydritstein Muschelkalk massenhaft Muscheln (oft zu Schill zerbrochen), TrOChiten (im tiefen UntergrundSteinsalz) (- Seelilien-Stielglieder) und andere Fossilien eingebettet wurden. Im Mittleren Muschelkalk verdunstete das Meer­ Kalkstein, wellig­ Unterer wasser, so daB Gips/Anhydrit und Steinsalz ausfielen plattig, mit dicken Bänken Muschelkalk In der Zeit des Münder-Mergel findet eine weitere In vielen Hunderttausenden von Jahren wurden nun die Hebungsperiode des Gebirges - die Osterwald-Phase­ Bergzüge herausmodelliert. statt. Aber jetzt krochen langsam die riesigen Gletscher aus In der nun folgenden Serpulit-Zeit dringt das Meer teil­ dem Norden heran und brachten die Eiszeit zu uns. weise wied!3r etwas in das Land vor. Das Gestein wurde Aufgrund fehlender Funde von nordischen Geschieben nach dem Meereswurm - Serpula coacervata - be­ oder Geschiebemergeln kann davon ausgegangen wer­ nannt, es besteht aus seinen etwa 2 cm langen dünnen den, daß die Eise die Gipfelhöhen des Süntels nie kalkigen Wohnröhren. Er besiedelte in gewaltiger überschritten haben. Abgelagert ist nördlich von Bad Anzahl den Boden des jüngsten Jurameeres. Die kal­ Münder, am Eilenberg und Schiefebrink ein mächtiger kigen Serpeln liegen oft so dicht und massig beieinan­ glazialer Kiesrücken, der südöstlich bei Hachmühlen der, daß sie dicke Bänke bilden. Im Deister, Süntel und wieder auftritt. Die Steine, die wir in diesen Geschieben Katzberg ist der Serpulit abgelagert. finden, können ihre eigene Geschichte darüber erzäh­ Verlassen wir nun den Jura und wenden uns dem Zeit­ len, woher sie kommen und welch langen beschwerli­ alter der Kreide zu. chen Weg sie zurückgelegt haben. Der Süntel stellt geologisch die Wealden-Mulde dar. Im nächsten Söltjer werden wir darüber berichten, weI­ Seine höchsten Erhebungen sind die Hohe Egge mit che Tiere und Pflanzen wir als Versteinerungen in den 437,3 m und der Süntelturm mit 437,4 m. Schichten der verschiedenen Erdzeitalter finden kön­ Großer und Kleiner Süntel sind aus kohleführenden nen und wie diese Versteinerungen entstanden sind. Wealden-Schichten aufgebaut, in deren mittlerem Teil mächtige Sandsteinbänke - der Süntelsandstein - la­ gern. Erläuterungen Die eigentliche Wealdenmulde umfaßt das Waldgebiet zwischen KI. Süntel, Flegessen, Welliehausen, dem 1 Tektonik = Lehre vom Bau der Erdkruste und der Lagerungs­ FaIItal und Hamelspringe. Die Deister-Süntel-Gegend form der Gesteine s0wie den erdinneren- und -äußeren Kräften, die im ständigen Wechselspiel die geologischen gehörte damals zu einem großen Deltagebiet, in dem Strukturveränderungen bewirken. mächtige Schlamm- und Sandrnassen zur Ablagerung 2 Transgression = langsames Übert1uten von sich senkenden kamen. In den mit brackigen Lagunen bedeckten Kü­ Festlandsteilen durch das Meer. stenstrecken wechselten sandige Zonen mit solchen ab, ] bituminös = von Bitumen - vorwiegend aus Kohlenwasser­ auf denen sich Sumpfdickichte von kleinen und großen stoffen bestehende, in der Natur vorkommende Verbindun­ Farnen und Palmfarnen mit Zedern, Schachtelhalmen gen, entstanden aus Eiweißen, Pigmenten und Kohlenhydra­ und Sumpfzypressen vermischten. In den Sumpfwäl­ ten abgestorbener Organismen. Gesteine mit größeren dern der Wealdenzeit wurde jedoch nicht alles zu Koh­ Gehalten an natürlichem Bitumen werden bituminöse le, sondern bei Vorhandensein von genügend gelöster Gesteine genannt. Kieselsäure versteinerte das Holz. 4 Konglomerat = durch Flüsse transportierte und Meeres­ Die Ablagerungen der Wealden-Zeit bestehen im unte­ bewegungen in Küstenbereichen abgerundete Gesteins­ ren Teil aus Schiefern, die mehr oder weniger bitumi­ trümmer, die durch ein kalkiges, sandiges, kieseliges oder eisenhaltiges Bindemittel miteinander verkittet sind. nös, meist blättrig sind. Die mittlere Stufe des Wealden enthält als charakteristi­ 5 marin = Meeresablagerungen. sches Gestein einen dichten Sandstein, der oft bis viele 6 Habitus = Gestalt, Aussehen.

Meter dicke Bänke aufweist. Dieser Sandstein - unser 7 Anhydrit = Sedimentgestein aus der Gruppe der Salzgestei­ Süntel-Sandstein - wurde in riesigen Brüchen bei der ne. Er gelangt meist bei der Eindampfung von Meerwässern Jahnhütte und der Eulenflucht abgebaut. Viele alte zur Ausscheidung. Gebäude von Bad Münder weisen in ihrer Bausubstanz , Relikt = Überrest, Überbleibsel. diesen Sandstein auf. Aber auch in Barsinghausen und Egestorf am Deister wurde der Wealdensandstein ge­ wonnen. Die obere Stufe ist wiederum ein Schiefer, der mit einer stärkeren Sandsteinbank beginnt, die Schie­ fertone und Mergelschiefer enthält. Was aber die Wealden-Zeit auch mit sich brachte, war Literatur die Kohle - die Steinkohle - des Wealden. Bereits im Hoyer, Peter (1965): Fazies, Paläogeographie und Tektonik des 17. Jahrhundert wurde im Süntel Kohle abgebaut. Im Malm im Deister, Osterwald und Süntel, Beiheft zum Geologi­ Deister begann man damit erst später. Mit der Wealden­ schen Jahrbuch, Heft 61. Kohle wurden auch die Glashütten und Salinen beheizt. Kaiser, ehr. (1979): Einführung in die Geologie des Naturschutz­ . gebietes Hohenstein. - Staatl. Forstamt Oldendo~f Während im Süntel das Wealdengestein fünf Steinkoh­ Kuhn, O. (1953): Paläogeographie des deutschen Jura. - VEB leflöze barg, kommen wir im Deister immerhin auf Gustav Fischer, Jena. fünfzehn. 1953 wurde der Wealden-Bergbau im Süntel Erläuterungen zur Geologischen Karte von Prez