GeoBerichte 3

LANDESAMT FÜR BERGBAU, ENERGIE UND GEOLOGIE

Hydrogeologische Räume und Teilräume in Niedersachsen

Niedersachsen

GeoBerichte 3

Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie

Hydrogeologische Räume und Teilräume in Niedersachsen

JÖRG ELBRACHT, RENATE MEYER & EVELIN REUTTER

Hannover 2016

Impressum

Herausgeber: © Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Stilleweg 2 30655 Hannover Tel. (0511) 643-0 Fax (0511) 643-2304 Download unter www.lbeg.niedersachsen.de

3. Auflage.

Version: 04.05.2017

Redaktion: Ricarda Nettelmann e-mail: [email protected]

Titelbild: Falschfarbenbild des Harlinger Landes und der Ostfriesischen Inseln zwischen Emsmündung und Jadebusen (Foto: Satellitenbild Landsat TM, zur Verfügung gestellt von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Fachbe- reich B 4.4).

ISSN 1864–6891 (Print) ISSN 1864–7529 (digital) DOI 10.48476/geober_3_2016

GeoBer. 3 S. 3 – 118 42 Abb. Hannover 2016

Hydrogeologische Räume und Teilräume in Niedersachsen

JÖRG ELBRACHT, RENATE MEYER & EVELIN REUTTER mit Beiträgen von BERND LINDER & CHRISTINA MAI

Kurzfassung

Im Zuge der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) wurde eine Be- schreibung der Grundwasserleiter und ihrer Eigenschaften erarbeitet. Dazu haben die Staatlichen Geologischen Dienste Deutschlands ein hierarchisches System von Hydrogeologischen Großräu- men, Räumen und Teilräumen entwickelt, mit dem Gebiete mit vergleichbaren geologischen und hydrogeologischen Eigenschaften nach einem bundesweit einheitlichen Verfahren beschrieben wer- den. Mit dem GeoBericht „Hydrogeologische Räume und Teilräume in Niedersachsen“ wird ein flächen- deckender Überblick der hydrogeologischen Verhältnisse in Niedersachsen vorgelegt. Dabei werden durch die Darstellung der elf Hydrogeologischen Räume zunächst die wesentlichen hydrogeologi- schen Gegebenheiten vermittelt. Die elf Hydrogeologischen Räume wurden weiter untergliedert in 81 Hydrogeologische Teilräume, die sich ganz oder teilweise in Niedersachsen erstrecken. Die mehr ins Detail gehenden Teilraum- beschreibungen enthalten neben einer einführenden Erläuterung geomorphologischer und geologi- scher Merkmale Angaben zu den wichtigsten Grundwasserleitern, der Abfolge der Hydrogeologi- schen Einheiten und der Grundwasserdynamik. Die Informationen zu den Teilräumen werden durch Hinweise auf die Schutzfunktion der Deckschichten und die wasserwirtschaftliche Bedeutung er- gänzt.

GeoBerichte 3 3 Inhalt 1. Einleitung ...... 5 1.1. Definitionen ...... 5 1.2. Hydrogeologische Großräume in Niedersachsen ...... 5 1.3. Hydrogeologische Räume in Niedersachsen ...... 8 1.4. Hydrogeologische Teilräume in Niedersachsen ...... 8 1.5. Übersicht über die Hydrogeologischen Großräume, Räume und Teilräume Niedersachsens ...... 9 2. Beschreibung der Hydrogeologischen Räume und Teilräume Niedersachsens ...... 11 2.1. Großraum 01 Nord- und mitteldeutsches Lockergesteinsgebiet ...... 11 2.1.1. Raum 011 Nordseeinseln und Watten ...... 11 2.1.2. Raum 012 Nordseemarschen ...... 16 2.1.3. Raum 013 Niederungen im nord- und mitteldeutschen Lockergesteinsgebiet ...... 22 2.1.4. Raum 015 Nord- und mitteldeutsches Mittelpleistozän ...... 33 2.2. Großraum 02 Rheinisch-Westfälisches Tiefland ...... 59 2.2.1. Raum 021 Sandmünsterland ...... 59 2.2.2. Raum 022 Münsterländer Kreidebecken ...... 60 2.3. Großraum 05 Mitteldeutsches Bruchschollenland ...... 62 2.3.1. Raum 051 Nordwestdeutsches Bergland ...... 62 2.3.2. Raum 052 Mitteldeutscher Buntsandstein ...... 99 2.3.3. Raum 053 Subherzyne Senke ...... 101 2.3.4. Raum 054 Thüringische Senke ...... 107 2.4. Großraum 08 West- und mitteldeutsches Grundgebirge ...... 110 2.4.1. Raum 083 Mitteldeutsches Grundgebirge ...... 110 3. Literatur ...... 115 3.1. Schriften ...... 115 3.2. Karten ...... 116

4 GeoBerichte 3 1. Einleitung und ähnlicher Morphologie im Rahmen einer festgelegten Bandbreite einheitlich sind. Die Grenzziehung berücksichtigt, wo hydrogeolo- Im Zuge der Umsetzung der Europäischen gisch sinnvoll, die naturräumliche Gliederung Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) war es un- der physischen Geographie (Definition ter anderem erforderlich, eine Beschreibung der SCHLIMM, Geologischer Dienst NRW [UAG Grundwasserleiter und ihrer Eigenschaften zu EUWRRL]). erarbeiten. Um länderübergreifende Karten zu Hydrogeologische Teilräume sind einzelne oder ermöglichen, wurde die Vorgehensweise zwi- mehrere hydrogeologische Einheiten, die einen schen den staatlichen Geologischen Diensten regional einheitlichen Bau aufweisen. Die der einzelnen Bundesländer sowie der Bundes- Grenzziehung berücksichtigt, wo hydrogeolo- anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe gisch sinnvoll, die naturräumliche Gliederung (BGR) abgestimmt. Die so erarbeiteten Hydro- der physischen Geographie (Definition DÖRHÖ- geologischen Großräume, Räume und Teil- FER, NLfB [UAG EUWRRL]). räume wurden bundesweit durchnummeriert, eine digitale Karte dazu wurde aus den Einzel- Eine Hydrogeologische Einheit ist ein Gesteins- bearbeitungen der Länder bei der BGR zusam- körper, der aufgrund seiner Petrographie, Tex- mengestellt. Für Niedersachsen legte REUTTER tur oder Struktur im Rahmen einer festgelegten (2001) die Karte der Räume und Teilräume vor. Bandbreite einheitliche hydrogeologische Ei- genschaften aufweist und durch Schichtgren- Im vorliegenden Fachbericht werden die Ergeb- zen, Faziesgrenzen, Erosionsränder oder Stö- nisse für Niedersachsen vorgestellt. Die für das rungen begrenzt wird (GRIMMELMANN et al. jeweilige Kapitel zuständigen Autoren werden 1997: 59). Die Hydrogeologischen Einheiten am Ende des Textes mit ihren Beiträgen aufge- sind die kleinsten Bausteine, aus denen in cha- führt. Zum besseren Verständnis einzelner Be- rakteristischen Kombinationen die Hydrogeolo- richtsabschnitte gibt es teilweise textliche Wie- gischen Teilräume, Räume und Großräume auf- derholungen. Diese sollen es dem Leser ermög- gebaut sind. lichen, einzelne Teilraumbeschreibungen auch allein betrachtet zu verstehen. Eine Gesamtschau über alle Hydrogeologi- 1.2. Hydrogeologische Großräume schen Räume und Teilräume in Deutschland lie- in Niedersachsen fert das Buch „Regionale Hydrogeologie von Deutschland“ das 2015 erschienen ist und alle Das niedersächsische Flachland gehört zum Berichte der einzelnen Bundesländer zusam- Großraum Nord- und mitteldeutsches Lockerge- menfasst (AD-HOC-ARBEITSGRUPPE HYDROGEO- steinsgebiet, im Grenzbereich zu Nordrhein- LOGIE). Westfalen randlich auch zum Großraum Rhei- nisch-Westfälisches Tiefland. In diesen beiden Großräumen sind hauptsächlich die Hydrogeo- 1.1. Definitionen logischen Einheiten des Känozoikums verbrei- tet. Das niedersächsische Bergland gehört Hydrogeologische Großräume sind große Be- größtenteils zum Großraum Mitteldeutsches reiche der Erdkruste mit ähnlichen hydrogeolo- Bruchschollenland und besteht überwiegend gischen Eigenschaften und ähnlichen Grund- aus den Hydrogeologischen Einheiten des Me- wasserverhältnissen, die auf derselben geologi- sozoikums. Die Zechsteinumrandung der Thü- schen Entstehungsgeschichte und einem ein- ringischen Senke wird hier ebenfalls zum Groß- heitlichen tektonischen Baumuster beruhen raum Mitteldeutsches Bruchschollenland und (Definition SCHLIMM, Geologischer Dienst NRW damit zum Deckgebirge gerechnet. Der [UAG EUWRRL]). gehört zum Großraum West- und mitteldeut- Hydrogeologische Räume sind Bereiche der sches Grundgebirge mit den Hydrogeologi- Erdkruste, deren hydrogeologische Eigenschaf- schen Einheiten des präzechsteinzeitlichen Pa- ten, hydraulische Verhältnisse und Grundwas- läozoikums. serbeschaffenheit aufgrund ähnlichen Schich- tenaufbaues, ähnlicher geologischer Struktur

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Abb. 1: Die Hydrogeologischen Großräume Deutschlands. Quelle: UAG EUWRRL.

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Abb. 2: Die Hydrogeologischen Räume Nordwestdeutschlands.

GeoBerichte 3 7 1.3. Hydrogeologische Räume 1.4. Hydrogeologische Teilräume in Niedersachsen in Niedersachsen

Morphologie, Bodenbeschaffenheit und Geolo- Um die Hydrogeologischen Räume regional und gie des Untergrundes bestimmen das Abfluss- in ihrer geologisch/hydrogeologischen Charak- verhalten und die Grundwasserneubildung, Art teristik detailliert beschreiben zu können, wer- und Umfang des Aquifersystems sowie die hyd- den sie in Teilräume untergliedert. In Nieder- rochemische Prägung des Grundwassers. sachsen ergeben sich insgesamt 81 Teilräume. Daraus resultieren differenzierte Bedingungen Die Teilraumbeschreibungen wurden nach ei- im Hinblick auf die Grundwasservorkommen nem bundesweit abgestimmten Gliederungs- und ihre Eigenschaften. In Niedersachsen erge- schema vorgenommen: ben sich elf Hydrogeologische Räume, die in ih- rer Erstreckung die Landesgrenzen überschrei- ten.

Definition – räumliche Verbreitung des Teilraums und wesentliche geologische und hydrogeologische Merkmale

Kennzeichen – Beschreibung von Gesteinsart, Hohlraumart, Verfestigung, hydraulischer Durchlässigkeit und geochemischem Gesteinstyp der wichtigsten Grund- wasserleiter

Charakter – Stockwerksbau mit Lithologie, Abfolge der Hydrogeologischen Einheiten und Mächtigkeiten – Grundwasserdynamik mit Flurabständen, Vorflutverhältnissen, überwiegen- den Potenzialverhältnissen des Grundwassers (z. B. überwiegend frei/ gespannt), Ergiebigkeiten – Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung – wasserwirtschaftliche Nutzung/Bedeutung

Bei Teilräumen, die ganz überwiegend außer- halb Niedersachsens liegen, wird die Beschrei-

bung des jeweiligen Nachbarlandes abge- druckt. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei C. Mai (Landesamt für Geologie und Bergwe- sen Sachsen-Anhalt) und B. Linder (Geologi- scher Dienst Nordrhein-Westfalen) für die Be- reitstellung der Texte (s. UAG EUWRRL).

8 GeoBerichte 3 1.5. Übersicht über die Raum 015 Hydrogeologischen Großräume, Nord- und mitteldeutsches Mittelpleistozän Räume und Teilräume Teilräume Niedersachsens 01501 Oldenburgisch-Ostfriesische Geest Die Großräume und Räume werden in Nieder- 01502 Sögeler Geest sachsen in die folgenden Teilräume unterglie- dert. Da zahlreiche Gebiete die Ländergrenzen 01503 Cloppenburger Geest überschreiten, wurde die Nummerierung der 01504 Syker Geest Großräume, Räume und Teilräume bundesweit abgestimmt. 01505 Itterbecker Geest 01506 Lohner Geest Großraum 01 01507 Emsbürener Geest Nord- und mitteldeutsches Lockergesteinsgebiet 01508 Lingener Höhe 01509 Ankumer Höhe Raum 011 Nordseeinseln und Watten 01510 Dammer Berge Teilräume 01511 Kellenberg-Geest 01102 Ostfriesische Inseln 01512 Diepenauer Geest 01103 Ostfriesische Watten 01513 Böhrde-Geest 01514 Nienburg-Neustädter Geest Raum 012 01515 Hannoversche Moorgeest Nordseemarschen 01516 Wedemark-Geest Teilräume 01517 Isernhagener Rücken 01204 Elbmarsch 01518 Burgdorfer Geest 01205 Unterweser-Marsch 01519 Papenteich-Geest 01206 Ostfriesische Marsch 01520 Bederkesa-Geest

Raum 013 01521 Zevener Geest Niederungen im nord- und mitteldeutschen 01522 Lüneburger Heide West Lockergesteinsgebiet 01523 Lüneburger Heide Ost Teilräume 01524 Altmark mit Colbitz-Letzlinger Heide 01301 Elbe-Niederung 01525 Langendorfer Geest 01304 Mittelweser---Niederung 01526 Höhbeck 01305 Ems-Vechte-Niederung

01306 Bourtanger Moorniederung 01307 -Leda-Moorniederung 01308 Quakenbrücker Becken 01309 Diepholzer Moorniederung und Rinne von Hille 01310 Hamme-Moorniederung 01313 Wümme-Niederung 01314 Drömling und Ohre-Niederung

GeoBerichte 3 9 Großraum 02 05121 Hase-Else-Werre-Talaue Rheinisch-Westfälisches Tiefland 05122 Oberweser-Talaue Raum 021 05123 Leine-Innerste-Talaue Sandmünsterland 05124 Oker-Talaue Teilraum 05125 Homburger Zechsteingebiet 02101 Niederungen der Ems und 05127 Karbon im Osnabrücker Bergland der oberen Lippe 05128 Karbon im Teutoburger Wald Raum 022 05129 Zechstein im Teutoburger Wald Münsterländer Kreidebecken Teilräume Raum 052 Mitteldeutscher Buntsandstein 02207 Ochtruper Sattel Teilraum 02208 Osning und Thieberg 05201 Fulda-Werra-Bergland und Großraum 05 Mitteldeutsches Bruchschollenland Raum 053 Subherzyne Senke Raum 051 Teilräume Nordwestdeutsches Bergland 05301 Subherzyne Mulde Teilräume 05302 Oschersleben-Bernburger Scholle 05101 Bentheimer Berge 05303 Schönebeck-Weferlinger Scholle 05102 Ibbenbüren-Osnabrücker Bergland 05304 Wolfsburger Hügelland und 05103 Wiehengebirge 05305 05104 Südliches Vorland des Wiehengebirges 05105 Herforder Mulde Raum 054 Thüringische Senke 05106 Stemweder Berg Teilräume 05107 Kreidemergel des nördlichen Wiehengebirgsvorlandes 05401 Zechsteinrand der Thüringischen Senke 05109 Herford-Hamelner Bergland 05402 Buntsandsteinumrandung der 05110 Steinheim-Ottensteiner Hochfläche Thüringischen Senke 05112 Bückebergvorland 05113 Calenberger Bergland Großraum 08 West- und mitteldeutsches Grundgebirge 05114 Calenberger Lössbörde 05115 Hilsmulde Raum 083 Mitteldeutsches Grundgebirge 05116 Leinetalgraben Teilräume 05117 Innerste-Bergland und nördliches Harzvorland 08301 Harz 08302 Magdeburg-Flechtinger Hochlage 05118 Sackmulde 05119 Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde 05120 Wolfenbütteler Hügelland

10 GeoBerichte 3 2. Beschreibung der Sie sind durch Seegaten voneinander getrennt, aber durch die vor den Seegaten liegenden Riff- Hydrogeologischen Räume bögen miteinander verbunden. Neben den grö- und Teilräume ßeren Inseln gibt es einige kleine, besonders veränderliche Düneninseln auf Sandplatten: Niedersachsens Lütje Hörn und Memmert beiderseits der Oster- Ems, Mellum zwischen Außen-Jade und Au- 2.1. Großraum 01 ßen- sowie Scharhörn und Neuwerk auf Nord- und mitteldeutsches dem Watt südlich der Außen-Elbe. Sie sind z. T. Lockergesteinsgebiet noch keine 100 Jahre alt. Über die Seegaten sowie ein weit verzweigtes 2.1.1. Raum 011 Netz von Baljen und Prielen werden die südlich Nordseeinseln und Watten der Inseln gelegenen Wattflächen im Gezeiten- rhythmus mit Salzwasser überspült und fallen Grenzziehung zu anderen anschließend wieder trocken. Die Grenze zwi- Hydrogeologischen Räumen schen Marschen und Wattflächen bilden die von Menschenhand errichteten Seedeiche, denen Vor der ostfriesischen Küste zwischen Ems- teilweise noch begrünte Vorländer vorgelagert mündung und Dollart im Westen und Jademün- sind. dung mit Jadebusen im Osten erstreckt sich eine Kette von Barriere-Inseln.

Abb. 3: Im Watt bei Wangerooge. Foto: S. Sörgel, GZH.

GeoBerichte 3 11 Geologie und Morphologie im Bereich der Dünen durch versickernde Nie- derschläge Süßwasserlinsen entstanden, die Der Ostfriesisch-Oldenburgische Geestrücken aufgrund der geringeren Dichte auf dem salzi- taucht unter die Marschen, Watten und Inseln gen Meerwasser schwimmen. Aufgrund der gu- ab und setzt sich bis in die Nordsee fort. Das ten Durchlässigkeit der Dünensedimente gibt es Relief dieser ehemaligen Landoberfläche ist auf den Inseln keinen nennenswerten oberirdi- größtenteils von jüngeren Sedimenten bedeckt. schen Abfluss. Die Grundwasservorkommen Im Bereich der Ostfriesischen Inseln lassen sich der ostfriesischen Inseln sind nicht durch bin- die holozänen Ablagerungen grob in drei Ein- dige Deckschichten vor Stoffeinträgen ge- heiten gliedern. Auf dem Basisrelief ruht ein 5– schützt. Aufgrund der potenziellen Gefährdung 35 m dicker Sedimentkörper, der Basaltorfe und und der sehr eingeschränkten Ressourcen ist Brackwassersedimente im Liegenden aufweist, nur eine vorsichtige Bewirtschaftung möglich. überwiegend aber aus Meeres- und Strandsan- Organische Bestandteile sowie Eisen- und den und teilweise auch aus Wattsedimenten be- Mangangehalte im ansonsten weichen Grund- steht. Der gesamte Schichtkomplex liegt heute wasser führen zu weiteren Schwierigkeiten bei unter NN. Auf der relativ ebenen Oberfläche die- der Trinkwassergewinnung auf den Inseln. Im ses Sedimentkörpers sind auf Juist, Langeoog, Bereich der Watten findet keine Grundwas- Spiekeroog und Wangerooge dünne Schichten- sernutzung statt. pakete aus fossilen Salzwiesen, Anmoorbildun- gen und Flugsanden erhalten geblieben. Ur- sprünglich lagen diese Schichten auf der Watt- 2.1.1.1. Teilraum 01102 seite der Inseln, heute werden sie durch Erosion Ostfriesische Inseln an den Inselstränden freigelegt. Jüngste geologische Einheit auf den Inseln sind Definition die bis zu 25 m hohen Dünen, die meist weniger als die Hälfte der Inselareale einnehmen. Im Ein 90 km langer Wall von Düneninseln, der von Westen und Norden vor den Dünen befindet Flussmündungen und breiten Seegaten durch- sich ein meist nur schmaler hochwasserfreier brochen wird, grenzt zwischen Ems und Außen- Strand und im Osten eine überwiegend kahle, Jade die Marschen und Watten gegen die of- einige Kilometer lange Sandplatte, die nur bei fene Nordsee ab. Dazu kommen einige klei- hohen Sturmfluten überspült wird. Im Schutz nere, besonders stark veränderliche Inseln und der Dünengebiete sind auf der Wattseite Gro- Sandbänke. den vorgelagert, deren Schlicksandböden meist Alle Inseln sind Wattrand-Inseln, auch Barriere- als Weiden, untergeordnet auch als eingedeich- Inseln genannt, die zur Seeseite einen flachen tes Ackerland genutzt werden. In Niederungen Strand aufweisen, an der Wattseite dagegen, und Dünentälern einiger Inseln haben sich teil- mit Ausnahme der Insel Borkum, bei Ebbe mit weise anmoorige Böden oder Niedermoore ge- dem Festland verbunden sind. bildet. Zwischen dem im Gezeitenrhythmus überflute- Alle ostfriesischen Inseln sind Wattrand-Inseln. ten Bereich des Wattenmeeres einerseits und Sie besitzen zur Seeseite hin einen bis zu einige den Salzwiesen und eingedeichten Marschen hundert Meter breiten flachen Strand. An der andererseits verläuft eine scharfe geografische Wattseite hingegen sind die Inseln mit Aus- Grenzlinie. Sie ist nur teilweise natürlich und nahme von Borkum mit dem Festland verbun- wird heute in ihrer Lage und Ausbildung über- den, wenngleich auch die Wattflächen von ei- wiegend von Küstenschutzmaßnahmen be- nem Netz aus Prielen durchzogen sind. Zwei- stimmt. mal täglich stehen die weiten Wattflächen bei Flut einige Zentimeter bis drei Meter hoch unter Wasser. Kennzeichen

Der Lockergesteinsaquifer in holozänen Dünen- Hydrogeologie sedimenten weist hohe Durchlässigkeiten und einen silikatischen, z. T. silikatisch/organischen Im Untergrund der ostfriesischen Inseln und in Gesteinscharakter auf. Schützende Deck- weiten Teilen der Watten ist das Grundwasser schichten fehlen. versalzt. Auf den Inseln sind jedoch besonders

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Abb. 4: Dünen auf Norderney. Foto: S. Sörgel, GZH.

Charakter hen Sturmfluten überspült wird. Auf der ge- schützten Wattseite sind Groden mit Schlick- Bei den ostfriesischen Inseln handelt es sich um sandböden vorgelagert. In den tiefer gelegenen ehemalige Geestkerninseln, die nachkaltzeitlich Teilen der Dünengebiete haben sich teilweise überflutet und von marinen Sedimenten über- anmoorige Böden oder Niederungsmoore ent- schüttet wurden. Holozäne Rinnen sind zum wickelt. Teil tief in die kaltzeitlichen Sedimente einge- Im Bereich der Dünengebiete auf den ostfriesi- schnitten und mit jüngeren, feinsandigen bis schen Inseln haben sich durch versickernde schluffigen Wattsedimenten gefüllt. Im Bereich Niederschläge vorzugsweise in den holozänen der Norderneyer-Hilgenrieder Rinne sind die Dünen- und Wattsedimenten Süßwasserlinsen kaltzeitlichen Sedimente vollständig erodiert ausgebildet, die an der Basis und am Rande worden, so dass holozäne Wattsedimente auf von Salzwasser begrenzt sind. Das Süßwasser pliozänen Sanden liegen. schwimmt infolge seiner geringeren Dichte auf Die heutige Form der Inseln wird durch aktuelle dem Salzwasser. marine morphodynamische Prozesse gestaltet. Von der Insel erfolgt ein ständiger Süßwasser- Alle Inseln besitzen als Kern langgestreckte, abstrom zur See und zum Watt hin, der mit der z. T. in Bogenzügen gegliederte Dünengebiete. Grundwasserneubildung im Gleichgewicht steht Im Westen und Norden des Dünengebietes be- und im Randbereich zu Süßwasseraustritten findet sich ein meist schmaler hochwasserfreier führt. Ebenso kann die Oberfläche der Süßwas- Strand, im Osten eine überwiegend kahle, oft ei- serlinsen so hoch liegen, dass tief liegende Are- nige Kilometer lange Sandfläche, die nur bei ho-

GeoBerichte 3 13 ale auf den Inseln vernässen. Einen nennens- 2.1.1.2. Teilraum 01103 werten oberirdischen Abfluss gibt es auf den In- Ostfriesische Watten seln nicht. Die Dünengebiete mit ihren hoch durchlässigen Definition Dünen- und Flugsanden sind von besonderer Bedeutung für die Grundwasserneubildung. Die ostfriesischen Watten liegen im Schutz ei- Das gewinnbare Grundwasser der Inseln ist an ner Kette von Barriere-Inseln und werden daher diese Dünengebiete gebunden. Der sandige als geschützte oder Rückseitenwatten bezeich- Boden und die spärliche Vegetation lassen ei- net. Sie werden nach Norden durch die Inseln nen großen Teil des Niederschlages versickern, bzw. die offene See und nach Süden durch die die Neubildungsrate liegt teilweise bei 300– Marschen begrenzt. Im Westen und Osten bil- 400 mm/a. Nach geoelektrischen Untersuchun- den die Mündungsgebiete der Ems und der Elbe gen sind die Süßwasserlinsen bis zu 80 m eine natürliche Grenze. mächtig. Die Aquifere der ostfriesischen Inseln sind Kennzeichen überwiegend nicht durch bindige Deckschichten vor Stoffeinträgen geschützt. Aufgrund dieser Der Salzwasser- bis Brackwasseraquifer in den potenziellen Gefährdung und der sehr einge- sandigen Holozän-Sedimenten der Watten hat schränkten Ressource ist eine umfassende mittlere bis geringe Durchlässigkeiten und einen Überwachung und detaillierte Bewirtschaftungs- silikatisch oder silikatisch/organischen Ge- planung erforderlich. steinscharakter. Das Grundwasser auf den Inseln ist meist weich. Eingeschaltete organische Sedimente, Charakter z. B. Torfe, beeinflussen die Grundwasserquali- tät und führen zu Problemen bei der Trinkwas- Ebenso wie die Ostfriesischen Inseln sind auch sergewinnung. Durch die reduzierenden Ver- die Gebiete der Watten erst im Verlauf der letz- hältnisse in den genutzten Grundwasserleitern ten 8 000–7 500 Jahre unter dem Einfluss des ist eine Aufbereitung zur Eisen- und Mangan- ansteigenden Meeresspiegels entstanden. Da- entfernung notwendig. bei lagerten sich über dem Relief der Holozän- basis unterschiedliche Sedimentfolgen ab. Im seeseitigen Teil der heutigen Watten sind die holozänen Sedimentfolgen stark von marinen Einflüssen geprägt; die Wattablagerungen errei- chen hier eine maximale Mächtigkeit von 20 m. Landwärts schließt sich eine Zone an, in der es zu einem Wechselspiel zwischen marinen, lim- nischen und terrestrischen Einflüssen gekom- men ist. So entstanden Wechselfolgen aus Torf- lagen und klastischen Sedimenten, wobei Mächtigkeit und Häufigkeit der Torflagen land- wärts zunehmen. Das Watt ist überwiegend sandig ausgebildet, nur in strömungsarmen Teilen enthält es Ton und Schlick.

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Abb. 5: Salzwiesen bei Wangerooge. Foto: S. Sörgel, GZH.

Die Wattflächen werden etwa zweimal täglich einige Zentimeter bis über drei Meter hoch von Seewasser überflutet. Durch die Seegaten strömt Meerwasser mit Salzgehalten von 2,7– 3,0 % in die Wattgebiete und mischt sich mit Süßwasser aus Flussmündungen, Sielen und Schöpfwerken zu Brackwasser unterschiedli- cher Salinität. Auch der darunter liegende Grundwasserleiter weist eine entsprechend hohe Salinität auf und hat daher in Bezug auf die Grundwassernutzung keine Bedeutung.

GeoBerichte 3 15 2.1.2. Raum 012 Basaltorfe unmittelbar über Pleistozänsedimen- Nordseemarschen ten auf oder sind als schwimmende Torfe in klastische Sedimente marinen Ursprungs ein- Grenzziehung zu anderen geschaltet. Landwärts nehmen Mächtigkeit und Hydrogeologischen Räumen Anzahl der Lagen von schwimmenden Torfen zu, nahe dem Geestrand, im Bereich der Zwischen dem im Gezeitenrhythmus überflute- Marschrandmoore, vereinigen sich Basaltorfe ten Bereich des Wattenmeeres einerseits und und schwimmende Torfe häufig zu einem meh- den Salzwiesen und eingedeichten Marschen rere Meter mächtigen Torfpaket. In dieser andererseits verläuft heute eine scharfe, über- Randzone bestanden besonders günstige Be- wiegend von Küstenschutzmaßnahmen be- dingungen für Moorwachstum. Neben den Tor- stimmte Grenze. Vor dem Eingreifen des Men- fen finden sich als typische Marschablagerun- schen waren die Übergänge zwischen beiden gen holozäner Ton bis Schluff mit einer Mäch- Bereichen fließender, die Grenzen verschoben tigkeit von 5, örtlich bis 10 m. Es handelt sich sich im Verlauf der holozänen Landschaftsent- dabei um Brackwasserablagerungen, oftmals wicklung immer wieder. Dabei haben Meeres- umgelagerte Sedimente, durchsetzt mit Kalk vorstöße, Sedimentations- und Verlandungs- aus den Schalen der Salz- und Süßwasser- prozesse das gesamte Gebiet zwischen Inseln fauna, die den meist gras- und kräuterbewach- und Geest in einer Weise geprägt, dass es ge- senen Kleiboden bilden. ologisch als eine Einheit zu betrachten ist. In Im tieferen Untergrund folgen über miozänen Bezug auf die Grundwasserverhältnisse unter- (Tertiär-)Sanden, Schluffen und Tonen im Be- scheiden sich Inseln und Watten von den Mar- reich der ostfriesischen Marsch die Grob- und schen im heutigen Zustand aber dennoch be- Mittelsande des Pliozäns (Tertiär). In Teilen der trächtlich und werden daher als einzelne Wesermarsch und der Elbmarsch wurden in Räume beschrieben. dieser Zeit pliozäne Flusssande, die so genann- ten Kaolinsande abgelagert. Die pliozäne Geologie und Morphologie Schichtfolge wird oft von schluffig-tonigen Sedi- menten abgeschlossen. Weite, ebene Marschflächen, die zum Teil unter Darüber folgen überwiegend mittel- bis grob- dem Meeresniveau liegen und Höhenunter- sandige quartäre Ablagerungen von 30–60 m schiede von höchstens 5 m aufweisen, kenn- Mächtigkeit. Im Bereich quartärer Rinnen und zeichnen die Oberflächenform des Küstensau- Senken kann die Mächtigkeit aber auch erheb- mes und der Flussmündungsgebiete. Große lich höher liegen. Die Rinnen entstanden durch Teile der Marschen liegen in einem Höhenbe- subglaziale Erosion in der Elsterzeit und haben reich von 0–1 m ü. NN. Höher gelegene Gelän- sich teilweise tief in die Tertiärsedimente einge- deteile, die Dorf- und Hofwurten, Deiche und schnitten. Die im unteren Bereich meist gröbere meist auch Straßen, sind künstlich erhöhte Flä- Füllung mit Sanden und Kiesen wird im oberen chen. Die niedrigsten Gebiete sind die im so ge- Bereich oft vom Lauenburger-Ton-Komplex, ei- nannten Sietland entstandenen Flachmoore, nem Staubeckensediment, überlagert, der in ei- die sich am Fuß der deutlich höher gelegenen nigen Rinnen aber auch als Füllung überwiegen Randmoore gebildet haben. Die Randmoore kann. Darüber folgen Schmelzwassersande trennen die Geest von den Marschen. Etwas hö- und Geschiebelehm aus der Saale-Kaltzeit. her gelegen sind auch die Uferwälle an den Flussläufen der Weser und der Elbe und stellen- weise auch am Rande des Wattenmeeres. Hydrogeologie Während ihrer Entwicklungsgeschichte erlebten die Marschen ein ausgesprochenes Wechsel- In der Marsch bilden die oberflächennahen bin- spiel zwischen marinen, limnischen und terrest- digen Sedimente des Holozäns eine schüt- rischen Einflüssen. Ausdruck dieser wiederhol- zende Deckschicht für das Grundwasser. Sie ten Faziesänderungen im Holozän sind die im ergänzen damit die Wirkung des in weiten Be- Untergrund der Marschen charakteristischen reichen vorhandenen saalezeitlichen Geschie- Wechselfolgen aus Torflagen und klastischen belehms. Aufgrund der geringen Durchlässig- Sedimenten. In den durchschnittlich 7–10 m keit der Marschsedimente, der geringen Flurab- mächtigen Sedimentabfolgen treten Torfe als stände und auch der künstlichen Entwässerung

16 GeoBerichte 3 ist die Grundwasserneubildung in Marschenge- Süßwasserkörper zurückzuführen ist. Durch pli- bieten relativ gering, sie liegt im Mittel unter ozäne und miozäne Schluffe und Tone oder re- 100 mm/a. gional auch durch den elsterzeitlichen Lauen- burger-Ton-Komplex von dem oberen versalz- In der Nähe des Geestrandes gibt es dennoch ten Grundwasserstockwerk getrennt, liegt da- ergiebige Süßwasservorkommen in tieferen runter ein zweites Grundwasserstockwerk in pli- Grundwasserstockwerken. Die Grundwasser- ozänen und miozänen Sanden oder pleistozä- neubildung für diese Vorkommen entsteht nen Rinnenfüllungen. Die Süßwasservorkom- hauptsächlich durch Wassermengen, die von men in der Marsch stehen in hydraulischem der Geest in die Marschen ablaufen. Kontakt mit den Süßwasservorkommen der be- Unter den Marschablagerungen sind in der Re- nachbarten Geest. gel zwei Hauptgrundwasserstockwerke ausge- Die Wässer des unteren Stockwerkes sind oft bildet. Das obere Stockwerk in den pleistozänen weich, örtlich aber auch härter und oft reich an Sanden führt versalztes Grundwasser, wobei organischen Bestandteilen. diese Versalzung zum einen auf historische Überflutungen und zum anderen auf das unter- irdische Eindringen von Nordseewasser in den

Abb. 6: Falschfarbenbild mit Weser- (links unten) und Elbmündung (oben). Foto: Satellitenbild Landsat TM, zur Verfügung gestellt von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Fachbereich B 4.4.

GeoBerichte 3 17 2.1.2.1. Teilraum 01204 Grenze ist nur teilweise natürlich und wird heute Elbmarsch in ihrer Lage und Ausbildung überwiegend von Küstenschutzmaßnahmen bestimmt. Definition Kennzeichen Im Urstromtal der Elbe zwischen Cuxhaven und Geesthacht erstrecken sich die Elbmarschen In der Elbmarsch gibt es in pleistozänen und beiderseits der Unterelbe. An die Uferwälle der teilweise auch in pliozänen Lockergesteinen ei- Elbe und ihrer Nebenarme schließt sich das am nen mehrstöckigen Porengrundwasserleiter mit tiefsten gelegene Sietland und schließlich die mittleren bis hohen Durchlässigkeiten. Mächtige weite Niederung der Marsch an. Die Gelände- Deckschichten sind flächenhaft verbreitet. Der höhe liegt meist knapp über NN, teilweise auch Gesteinscharakter, sowohl der Grundwasserlei- darunter. Gegen die höher gelegenen Geestbe- ter als auch der Deckschichten, ist silikatisch reiche ist die Elbmarsch morphologisch scharf oder silikatisch/organisch. Das Grundwasser ist abgegrenzt. Eine andere, scharfe geografische teilweise versalzt. Grenzlinie verläuft zwischen dem Wattenmeer einerseits und den Salzwiesen und eingedeich- ten Marschen andererseits. Diese scharfe

Abb. 7: Wiedervernässungsfläche im Kehdinger Moor bei Stade. Foto: J. Blankenburg, LBEG.

18 GeoBerichte 3 Charakter Der Grundwasserflurabstand ist gering, der Grundwasserspiegel im oberen und auch im tie- Die Elbmarschen sind durch Küstensedimente feren Stockwerk ist gespannt, teilweise arte- und fluviatile Gezeitenablagerungen gekenn- sisch. Das Grundwassergefälle im oberen Aqui- zeichnet. Die Elbe folgt noch heute dem Verlauf fer ist sehr gering und wird in Küstennähe durch des ehemaligen Urstromtales, wobei die Mün- künstliche Entwässerung beeinflusst. Die bindi- dung des Urstroms allerdings weit draußen in gen Sedimente des Holozäns bilden eine schüt- der heutigen Nordsee lag. Wechselnde Wasser- zende Deckschicht für das Grundwasser, ver- stände und damit schwankende Einflüsse von hindern aber auch eine höhere Grundwasser- mariner oder terrestrischer Sedimentation führ- neubildung. Diese liegt unter 100 mm/a. In Küs- ten zu den für die Marschen charakteristischen tennähe und bis in den Raum Stade hinein ist Wechselfolgen aus Torflagen und klastischen der Grundwasserleiter durch den Meeresein- Sedimenten. Die jüngsten Ablagerungen aus fluss vollständig versalzt und hat für die Was- dem Holozän umfassen neben feinkörnigen serversorgung keine Bedeutung. Im Raum Sanden mit humosen Einlagerungen die weit Hamburg ist nur der untere Teil des tiefen verbreiteten Klei- und Muddeschichten der Elb- Aquiferstockwerkes versalzt, wobei diese Ver- marsch. In der Randmoorsenke, die vor allem salzung nicht durch Meerwasserintrusion, son- im Süderelbegebiet gut ausgebildet ist, sind dern durch Ablaugungsvorgänge an Salzstö- Torfe und Mudden bis zu 10 m Mächtigkeit ab- cken hervorgerufen wird. Der Rinnen-Aquifer, gelagert worden. In Richtung auf den Geestrand die Braunkohlensande und auch die pleistozä- geht die Randmoorsenke in die sandige Vor- nen Sande und Kiese werden im Raum Ham- geest über, die aus Schwemmflächen der Täler burg zur Wasserversorgung genutzt. zusammengewachsen ist. Unterhalb der holozänen Sedimente bilden die weichsel- und saalezeitlichen Sande und Kiese 2.1.2.2. Teilraum 01205 des Elbe-Urstromtales das obere Aquifer-Stock- Unterweser-Marsch werk. Während der Elster-Kaltzeit tieften sich talförmige Rinnen in den tertiären Untergrund Definition ein. Im Bereich dieser Rinnen und Senken liegt die Mächtigkeit der Quartärsedimente bei über Die Unterweser-Marsch liegt beiderseits der 100 m. Die im unteren Bereich meist gröbere Unterweser und reicht im Westen bis zum Jade- Füllung mit Sanden und Kiesen wird im oberen busen. Ihre Oberfläche ist sehr einförmig und Bereich meist vom Lauenburger-Ton-Komplex weist nur geringe Höhenunterschiede in der überlagert, der in einigen Rinnen aber auch als Größenordnung von 5–6 m auf. Die am tiefsten Füllung überwiegen kann. Der obere Teil der gelegenen Gebiete sind die im so genannten quartären Rinnen wird dem oberen Grundwas- Sietland entstandenen Flachmoore, die sich am serstockwerk zugerechnet und hat teilweise, Fuß der deutlich höher gelegenen Randmoore aber nicht immer hydraulischen Kontakt zu den gebildet haben. Die Randmoore trennen die saale- und weichselzeitlichen Schmelzwasser- Geest von den Marschen. Etwas höher gelegen ablagerungen. sind auch die Uferwälle am Flusslauf der Weser und stellenweise auch am Rande des Watten- Außerhalb der Rinnen blieben größere Tertiär- meeres. Die Grenze zwischen dem Wattenmeer gebiete von nennenswerter Abtragung ver- einerseits und den Salzwiesen und eingedeich- schont, die so genannten Kaolinsande, Fluss- ten Marschen andererseits ist heute überwie- sande des Pliozäns, bilden einen tertiären obe- gend von Küstenschutzmaßnahmen bestimmt. ren Aquifer. Im unteren Teil gehen die pliozänen Ablagerungen in feinsandige und schluffige Meeresablagerungen über, die von den gering Kennzeichen durchlässigen Glimmertonen unterlagert wer- den. Unterhalb des Glimmertons bilden die Der mehrstöckige Lockergesteinsaquifer in durch den Hamburger-Ton-Komplex geglieder- pleistozänen, pliozänen und miozänen Sanden ten tertiären Braunkohlensande das untere weist mittlere bis hohe Durchlässigkeiten auf Grundwasserstockwerk. Dieses steht überwie- und wird von flächenhaft verbreiteten mächtigen gend in hydraulischem Kontakt mit den tieferen Deckschichten geschützt. Der Gesteinscharak- Bereichen der quartären Rinnen. ter ist silikatisch, silikatisch/karbonatisch oder

GeoBerichte 3 19 silikatisch/organisch. Das Grundwasser ist im untere Grundwasserleiter besteht aus Feinsan- oberen Stockwerk versalzt. den des Miozäns und Pliozäns (Tertiär) und führt Süßwasser, das mit den Süßwasservor- kommen der benachbarten Geest in hydrauli- Charakter schem Kontakt steht. Die Unterweser-Marsch ist durch Küstensedi- Im Bereich der Bremerhavener Rinne sind die mente und fluviatile Gezeitenablagerungen ge- Tertiärsedimente in bis zu 200 m Tiefe ausge- kennzeichnet. Ausdruck wiederholter Faziesän- räumt und durch eine elsterzeitliche, im unteren derungen im Holozän sind die im Untergrund Bereich meist gröbere Rinnenfüllung aus San- der Unterweser-Marschen charakteristischen den und Kiesen ersetzt. Die Rinnensedimente Wechselfolgen aus Torflagen und klastischen werden im oberen Bereich meist vom Lauenbur- Sedimenten. In den durchschnittlich 7–10 m ger-Ton-Komplex überlagert, der Rinnen-Aqui- mächtigen Sedimentabfolgen treten Torfe als fer hat nur teilweise hydraulischen Kontakt zu Basaltorfe unmittelbar über Pleistozänsedimen- den tertiären Aquiferen außerhalb der Rinne. ten auf oder sind als schwimmende Torfe in In der Marsch bilden die bindigen Sedimente klastische Sedimente marinen Ursprungs ein- des Holozäns eine schützende Deckschicht für geschaltet. Landwärts nehmen Mächtigkeit und das Grundwasser. Aufgrund der geringen Anzahl der Lagen von schwimmenden Torfen Durchlässigkeit der Marschsedimente, der ge- zu. Nahe dem Geestrand, im Bereich der ringen Flurabstände und auch der künstlichen Marschrandmoore, vereinigen sich Basaltorfe Entwässerung ist die Grundwasserneubildung und schwimmende Torfe häufig zu einem meh- in Marschengebieten relativ gering. Sie liegt un- rere Meter mächtigen Torfpaket. In dieser ter 100 mm/a. Randzone bestanden besonders günstige Be- dingungen für Moorwachstum. Neben den Tor- Der Grundwasserspiegel im oberen Stockwerk fen finden sich als typische Marschablagerun- ist gespannt. Das Grundwassergefälle im obe- gen holozäne, tonig-schluffige klastische Sedi- ren Aquifer ist sehr gering und wird in Küsten- mente mit einer Mächtigkeit von 5, örtlich bis nähe durch künstliche Entwässerung beein- 10 m. Diese Brackwasserablagerungen, oft- flusst. Aufgrund der Grundwasserversalzung mals umgelagerte Sedimente, sind mit Kalk aus hat der obere Aquifer für die Wasserversorgung den Schalen der Salz- und Süßwasserfauna keine Bedeutung, der untere wird nur zur Not- durchsetzt und bilden den meist gras- und kräu- wasserversorgung genutzt. terbewachsenen Kleiboden. Unter den Marschablagerungen sind im Gebiet der Umgebung des Jadebusens zwei Haupt- 2.1.2.3. Teilraum 01206 grundwasserstockwerke ausgebildet. Das obe- Ostfriesische Marsch re Stockwerk in pleistozänen und pliozänen Sanden führt versalztes Grundwasser, wobei Definition diese Versalzung zum einen auf historische Überflutungen und zum anderen auf das unter- Weite, ebene Marschflächen, mit Höhenlagen irdische Eindringen von Nordseewasser in den überwiegend zwischen 0 und 1 m ü. NN, teil- Süßwasserkörper zurückzuführen ist. Durch mi- weise aber auch unter NN, kennzeichnen die ozäne Schluffe und Tone von dem oberen ver- Oberflächenform des Küstensaumes zwischen salzten Grundwasserstockwerk getrennt, liegt in Emsmündung und Jadebusen. Höher gelegene 180–200 m Tiefe ein zweites Grundwasser- Geländeteile, die Dorf- und Hofwurten, Deiche stockwerk in miozänen Sanden. Wahrscheinlich und meist auch Straßen sind künstlich erhöhte handelt es sich dabei um fossile Grundwässer, Flächen. Gegen die höher gelegenen Geestbe- die sich vor mindestens 10 000 Jahren gebildet reiche ist die ostfriesische Marsch morpholo- haben und heute vermutlich nicht regeneriert gisch scharf abgegrenzt. Eine andere, scharfe werden. Im Gebiet von Bremerhaven lassen geografische Grenzlinie verläuft zwischen dem sich ebenfalls zwei Hauptgrundwasserleiter un- im Gezeitenrhythmus überfluteten Bereich des terscheiden, ein geringmächtiger oberer Grund- Wattenmeeres einerseits und den Salzwiesen wasserleiter in quartären Sanden, der versalz- und eingedeichten Marschen andererseits. tes Grundwasser führt und durch den elsterzeit- Diese scharfe Grenze ist nur teilweise natürlich lichen Lauenburger-Ton-Komplex von dem da- und wird heute in ihrer Lage und Ausbildung runter liegenden Stockwerk getrennt wird. Der

20 GeoBerichte 3 überwiegend von Küstenschutzmaßnahmen 60 m Mächtigkeit und bilden ein oberes Grund- bestimmt. wasserstockwerk. Im Bereich quartärer Rinnen und Senken kann die Quartär-Mächtigkeit er- heblich höher liegen. Die im unteren Bereich Kennzeichen meist gröbere Füllung mit Sanden und Kiesen wird im oberen Bereich meist vom Lauenburger- In der ostfriesischen Marsch ist ein mehrstöcki- Ton-Komplex überlagert, der in einigen Rinnen ger Lockergesteinsaquifer in pleistozänen und aber auch als Füllung überwiegen kann. Er wird pliozänen Sanden und Kiesen ausgebildet, der überlagert von Schmelzwassersanden und Ge- mittlere bis hohe Durchlässigkeiten aufweist schiebelehm aus der Saale-Kaltzeit. und durch flächenhaft verbreitete, mächtige Deckschichten geschützt wird. Der Gesteins- In Küstennähe ist das Grundwasser überwie- charakter ist silikatisch, silikatisch/karbonatisch gend versalzt, wobei diese Versalzung zum ei- oder silikatisch/organisch. Das Grundwasser ist nen auf historische Überflutungen und zum an- im oberen, teilweise auch im unteren Stockwerk deren auf das unterirdische Eindringen von versalzt. Nordseewasser in den Süßwasserkörper zu- rückzuführen ist. In der Nähe des Geestrandes gibt es ergiebige Süßwasservorkommen in tie- Charakter feren Grundwasserstockwerken, in den pliozä- nen Mittel-Grobsanden oder auch in den plei- Die ostfriesische Marsch ist durch Küstensedi- stozänen Rinnenfüllungen. Die Grundwasser- mente und fluviatile Gezeitenablagerungen ge- neubildung für diese Vorkommen erfolgt haupt- kennzeichnet. Ausdruck wiederholter Faziesän- sächlich in der benachbarten Geest. derungen während der Entstehung im Holozän sind die im Untergrund der Marschen charakte- In der Marsch bilden die bindigen Sedimente ristischen Wechselfolgen aus Torflagen und des Holozäns eine schützende Deckschicht für klastischen Sedimenten. In den durchschnittlich das Grundwasser. Aufgrund der geringen 7–10 m mächtigen Sedimentabfolgen treten Durchlässigkeit der Marschsedimente, der ge- Torfe als Basaltorfe unmittelbar über Pleisto- ringen Flurabstände und auch der künstlichen zänsedimenten auf oder sind als schwimmende Entwässerung ist die Grundwasserneubildung Torfe in klastische Sedimente marinen Ur- relativ gering, sie liegt unter 100 mm/a. sprungs eingeschaltet. Landwärts nehmen Der Grundwasserspiegel im oberen Stockwerk, Mächtigkeit und Anzahl der Lagen von schwim- teilweise auch im unteren Stockwerk, ist ge- menden Torfen zu. Nahe dem Geestrand, im spannt. Das Grundwassergefälle im oberen Bereich der Marschrandmoore, vereinigen sich Aquifer ist sehr gering und wird in Küstennähe Basaltorfe und schwimmende Torfe häufig zu durch künstliche Entwässerung beeinflusst. einem mehrere Meter mächtigen Torfpaket. In Aufgrund der Grundwasserversalzung hat der dieser Randzone bestanden besonders güns- obere Aquifer für die Wasserversorgung keine tige Bedingungen für Moorwachstum. Neben Bedeutung, auch der untere wird nicht genutzt. den Torfen finden sich als typische Marschabla- gerungen holozäne, tonig-schluffige klastische Sedimente mit einer Mächtigkeit von 5, örtlich bis 10 m. Diese Brackwasserablagerungen, oft- mals umgelagerte Sedimente, sind mit Kalk aus den Schalen der Salz- und Süßwasserfauna durchsetzt und bilden den meist gras- und kräu- terbewachsenen Kleiboden. Im tieferen Untergrund finden sich über miozä- nen (Tertiär) schluffigen Feinsanden, Schluffen und Tonen die kiesigen Grob- und Mittelsande des Pliozäns (Tertiär) mit einer Mächtigkeit von 50–150 m. Sie bilden das untere Grundwasser- stockwerk. Die pliozäne Schichtfolge wird oft von schluffig-tonigen Sedimenten abgeschlos- sen. Darüber folgen überwiegend mittel- bis grobsandige quartäre Ablagerungen von 30–

GeoBerichte 3 21 2.1.3. Raum 013 Talsand, aus dem gegen Ende des Pleistozäns Niederungen im nord- die feinen Bestandteile ausgeweht und zu Bin- und mitteldeutschen nendünen aufgeschichtet wurden. Selbst klei- Lockergesteinsgebiet nere, auf das Haupttal zufließende Gewässer wie die Leine und die Wietze besitzen Dünen- züge, die sie stets auf der Ostseite begleiten. Grenzziehung zu anderen Hydrogeologischen Räumen Die ältesten im Untergrund Norddeutschlands verbreiteten Schmelzwasserablagerungen fin- Die Niederungsbereiche sind gegenüber der den sich als Füllung der elsterzeitlichen Rinnen. angrenzenden Geest nicht nur durch einen Ma- Die Rinnen entstanden durch subglaziale Ero- terialwechsel, sondern auch durch einen deut- sion in der Elster-Kaltzeit und haben sich teil- lich erkennbaren Höhenunterschied morpholo- weise tief in die Tertiärsedimente eingeschnit- gisch meist scharf abgegrenzt. Für die Grenze ten. Die im unteren Bereich meist gröbere Fül- zwischen Niederungen und Marschengebieten lung mit Sanden und Kiesen wird im oberen Be- gilt dies nicht, hier ist das Fehlen der typischen, reich oft vom Lauenburger-Ton-Komplex, einem marin beeinflussten Marschsedimente aus- Staubeckensediment, überlagert, der in einigen schlaggebend für die Grenzziehung. Eine Son- Rinnen aber auch als Füllung überwiegen kann. derstellung nehmen die Talauen und Niederun- Die elsterzeitlichen Rinnen folgen in ihrer Lage gen im Bereich des Berglandes ein, sie werden und Richtung in der Regel nicht den heutigen daher auch gesondert betrachtet. Niederungsbereichen, denn sie wurden im Laufe der nachfolgenden Saale-Kaltzeit erneut von Gletschern überfahren und von Schmelz- Geologie und Morphologie wassersanden und/oder Geschiebelehm über- deckt. Gegen Ende der Saale-Kaltzeit entstand Die breiten Talniederungen der heutigen gro- ein neues Entwässerungsnetz, die Urstromtäler ßen Flüsse Elbe, Aller/Weser und Ems entspre- wurden angelegt und in der folgenden Eem- chen im Wesentlichen den weichselzeitlichen Warmzeit weiter ausgebaut. Das Eis der letzten, Hauptentwässerungsrinnen, den Urstromtälern. der Weichsel-Kaltzeit, erreichte die niedersäch- Wir sehen heute ein weites Tiefland aus Tal- sischen Niederungsgebiete nicht. Während die- sandflächen und Terrassenschottern, in denen ser Zeit fanden starke Umlagerungsprozesse hin und wieder auch kleine Reste von Grund- statt. Moränenmaterial wanderte durch Erosi- oder Endmoränen erkennbar sind. In die Tal- onsvorgänge in die Täler, füllte diese weiter auf sandflächen sind häufig Bachauen mit An- oder und beseitigte Unebenheiten im Relief. Die Niederungsmooren eingesenkt, die vielerorts weichselzeitlichen Niederungen wurden im Ho- den Flurnamen „...-bruch“ tragen. Am Talrand, lozän nicht mehr grundlegend verändert. Es er- an der Grenze zur höher gelegenen Geest, fin- folgte die Ablagerung weiterer Flusssedimente, den sich häufig Niederungsmoore. überwiegend Sande und Kiese; in durchflussar- Die Niederungsgebiete sind das Ergebnis der men Bereichen, z. B. in Altarmen der Gewäs- pleistozänen Vereisung. Die vorrückenden Glet- ser, lagerten sich aber auch feinkörnigere Sedi- scher nahmen Material vom Untergrund auf, mente, die Auenlehme, ab. Im Holozän erfolgte schleppten es mit und lagerten es als Grund- ferner die Ausbildung von Hoch- und Niede- und Endmoränen wieder ab. Das am Eisrand rungsmooren. durch Lücken im Endmoränenwall austretende Schmelzwasser baute vor dem Gletscher eine Hydrogeologie Zone aus Feinkies und Sand in Form von fä- cherartigen, flach geneigten Schmelzwasserke- In den Niederungsgebieten gibt es ausgedehnte geln, den so genannten Sanderflächen, auf. Am und ergiebige, oberflächennahe Grundwasser- Fuß dieser Flächen sammelten sich die vorkommen in quartären Sanden und Kiesen. Schmelzwässer und flossen als mächtige Regional ist auch ein tieferes Grundwasser- Ströme parallel zum Eisrand in den Urstromtä- stockwerk in pliozänen oder miozänen Sanden lern der Nordsee zu. Wo der natürliche Abfluss oder pleistozänen Rinnenfüllungen ausgebildet. dieser Wassermassen gehindert wurde, ent- Das tiefere Stockwerk ist in der Regel durch standen ausgedehnte Staubecken mit Ablage- überlagernde bindige Schichten gut geschützt. rungen von Ton und feinem Sand. Der übrige Für das obere Stockwerk dagegen besteht eine Bereich der Urstromtäler wurde aufgefüllt mit potenziell hohe Gefahr der Verunreinigung von

22 GeoBerichte 3 der Oberfläche her, denn bis auf die nur lokal und silikatischem, z. T. auch silikatisch/organi- vorhandenen Auenlehme fehlen in den Niede- schem Gesteinscharakter. rungsbereichen flächenhaft verbreitete schüt- zende Deckschichten. Bedingt durch einen überwiegend hohen Grundwasserstand ist die Charakter Grundwasserneubildung in den Niederungs- bereichen gering, sie liegt im Mittel unter In der weiten Flussniederung dieses Teilraums 100 mm/a, gebietsweise bei 100–200 mm/a. In ist vorwiegend folgende Schichtenabfolge anzu- den Niederungsgebieten überwiegt der Oberflä- treffen: chenabfluss. Die feuchtesten Standorte findet Holozäne Ablagerungen bedecken großflächig man allerdings nicht in unmittelbarer Flussnähe, die Geländeoberfläche, sehr hoch durchlässige sondern an den Talrändern. An der Grenze zu Flugsande und Dünen erreichen meist weniger höher gelegenen Terrassenablagerungen und als 2 m, die Dünen entlang der Elbe dagegen an der Grenze zur höher gelegenen Geest bis zu 10 m Mächtigkeit. Mit Ausnahme des Elb- kommt zu den ohnehin hohen Grundwasser- talrandes spielen die Moorgebiete flächenmä- ständen noch abfließendes Hangwasser hinzu. ßig nur eine untergeordnete Rolle. Lokal über- In diesem Bereich sind daher häufig Moore an- lagert gering durchlässiger Auenlehm den zutreffen. Die Aquifere in den Niederungsgebie- Grundwasserleiter. ten stehen in der Regel im hydraulischen Kon- takt zu den Aquiferen der angrenzenden Geest- Weichselzeitliche, sandig-kiesige Flussablage- flächen. rungen, die maximal 20 m Mächtigkeit errei- chen, bilden den oberen Bereich der grundwas- Die Wässer in den Niederungsgebieten sind serführenden Schichten. Ebenfalls hoch durch- meist weich, aber häufig reich an Eisen und, be- lässig sind die unterlagernden sandig-kiesigen dingt durch das Vorhandensein von Mooren, oft saalezeitlichen Fluss- und Schmelzwasserabla- reich an organischen Bestandteilen. Als Folge gerungen (ca. 20 m mächtig). Im Liegenden be- einer meist biologischen Sauerstoffzehrung im finden sich überwiegend schluffige, gering Sicker- und Grundwasser bildet sich ein kom- durchlässige, selten auch kiesige, glaukonitrei- plexer Grundwassertyp heraus, der auf den ers- che Sande der Elster-Kaltzeit. An der Basis die- ten Blick außerordentlich vielfältig erscheint. Im ser bis zu 50 m mächtigen Sande tritt Geschie- Grunde genommen spiegeln die verschiedenen bemergel auf. Wasserbeschaffenheiten aber nur unterschied- liche Entwicklungsstufen in einem chemisch- Dem Miozän gehören die mäßig durchlässigen physikalisch-biologischen Prozess wider. Oberen Braunkohlensande an; dabei handelt es sich um ca. 50 m mächtige schluffige Sande. Die gering durchlässigen Ablagerungen des Hamburger-Ton-Komplexes trennen sie von 2.1.3.1. Teilraum 01301 den generell hoch durchlässigen Sanden der Elbe-Niederung Unteren Braunkohlensande, die ein weiteres er- giebiges Grundwasserstockwerk bilden. Definition Lokal verlaufen im Untergrund elsterzeitliche Das Gebiet der Elbe-Niederung entspricht im Schmelzwasserrinnen, deren Füllung vorwie- Wesentlichen dem Verlauf der weichselzeitli- gend aus hoch durchlässigen Sanden besteht. chen Entwässerungsrinne, dem Urstromtal. Im Da die Rinnen miozäne Tone durchschneiden, Norden geht es in das Gebiet der marin beein- entsteht über die Rinnen hydraulischer Kontakt flussten Elbmarsch über, nach Süden wird es, zwischen den angrenzenden Grundwasser- auch morphologisch, durch die Gletscherabla- stockwerken. Auch die Rinnensande sind durch gerungen der Lüneburger Heide begrenzt. eingelagerten elsterzeitlichen Lauenburger- Ton-Komplex, ein Staubeckensediment, örtlich in mehrere Stockwerke untergliedert. Die Basis Kennzeichen des untersten Aquifers, d. h. der Unteren Braun- kohlensande, wird durch die schluffigen Beren- Der quartärzeitliche, fluviatil und glazifluviatil dorf-Schichten gebildet. Wo örtlich quartärzeitli- entstandene Lockergesteinsaquifer ist ein Po- cher Rinnensand den tieferen Aquifer bildet, rengrundwasserleiter mit hoher Durchlässigkeit kann auch Vierlande-Ton das Liegende sein. Das Grundwasser in den Aquiferen ist je nach

GeoBerichte 3 23 der hydrogeologischen Situation teils frei, teils 2.1.3.2. Teilraum 01304 gespannt. Die freie Grundwasseroberfläche des Mittelweser-Aller-Leine- obersten Aquifers ist auf den Hauptvorfluter Niederung Elbe eingestellt. Die Beschaffenheit des Grund- wassers ist generell ohne Auffälligkeiten, jedoch Definition bedingen Moore und anmoorige Flächen er- höhte Gehalte an organischer Substanz. Der Die Niederungsgebiete dieses Teilraums ent- geringe Flurabstand bewirkt eine hohe Ver- sprechen in weiten Bereichen dem Verlauf der schmutzungsempfindlichkeit des oberen Grund- weichselzeitlichen Entwässerungsrinnen, den wasserleiters. Bei Entnahme aus einem unteren Urstromtälern. Von den angrenzenden Geest- Stockwerk ist das Grundwasser durch die über- gebieten (Syker und Burgdorfer Geest, Lüne- lagernden gering durchlässigen Zwischen- burger Heide) ist die Niederung meist auch mor- schichten gut geschützt. phologisch durch einen deutlich erkennbaren Große Fassungsanlagen öffentlicher und in- Höhenunterschied abgegrenzt. Nach Norden dustrieller Wasserversorgungen fehlen im Teil- grenzt der Teilraum an die marin beeinflusste raumgebiet. Das einzige Wasserwerk im Gebiet Unterweser-Marsch. fördert Grundwasser aus den Unteren Braun- kohlensanden. Kennzeichen

Der bereichsweise sehr ergiebige Porengrund- wasserleiter aus quartären Sanden und Kiesen weist eine generell hohe bis sehr hohe Durch- lässigkeit und einen überwiegend silikatischen Gesteinscharakter auf.

Abb. 8: Aller-Hochwasser zwischen Eickeloh und Hodenhagen. Foto: T. Schubert, GZH.

24 GeoBerichte 3 Charakter Örtlich verlaufen im Untergrund der Niederun- gen subglazial in die tertiären Schichten einge- Unter einer meist geringmächtigen Bedeckung tiefte Schmelzwasserrinnen, die bereits elster- von hoch durchlässigen Flugsanden und gering zeitlich im Wesentlichen mit glazifluviatilen durchlässigen Auenlehmen und Torfen des Ho- Kiessanden, Geschiebemergeln und Becken- lozäns bilden weichselzeitliche Niederterras- schluffen mit z. T. mehr als 150 m Mächtigkeit sensande (15–25 m Mächtigkeit) sowie glaziflu- verfüllt wurden. Im unteren Bereich ist das viatile Grobsande und Kiese der Saale-Kaltzeit Grundwasser häufig versalzt. (20–60 m Mächtigkeit) den Hauptaquifer. Diese In den präquartären Gesteinen, die das von Ablagerungen sind generell sehr gut bis hoch quartärzeitlichen Sedimenten aufgebaute Aqui- durchlässig. Einschaltungen von Schluff- und fersystem unterlagern, sind z. T. tiefere Grund- Geschiebemergellagen fehlen in weiten Berei- wasserstockwerke entwickelt, die jedoch für die chen völlig. Insgesamt kann man von einem zu- Wasserversorgung aufgrund der meist erhöhten sammenhängenden Grundwasserleiter ausge- Mineralisation nicht genutzt werden können. In hen, dessen Mächtigkeit allerdings stark wech- den Niederungen besteht örtlich eine hydrauli- selt (Leinetal 10–40 m, Mittelweser 25–60 m, sche Verbindung zu dem Grundwasser in den Aller 20–80 m). Die Basis bilden teils elsterzeit- angrenzenden Geestgebieten sowie den unter- liche Geschiebemergel, teils präquartäre, ge- lagernden wasserwegsamen Festgesteinen. ring durchlässige Ablagerungen.

Abb. 9: Wollgrasblüte im Lichtenmoor, das am Nordrand der Nienburg-Neustädter Geest liegt. Foto: G. Caspers, LBEG.

GeoBerichte 3 25 Die Grundwasseroberfläche liegt generell zwi- schluff- und tonhaltige Feinsande die Grenzflä- schen 1 und 4 m unter Gelände, der Flurab- che zu den quartärzeitlichen Ablagerungen. Ört- stand ist aber in einigen Bereichen aufgrund von lich abweichende Ablagerungs- und Abtra- Grundwasserentnahmen höher. gungsbedingungen während und zwischen der Elster-, Saale- und Weichselkaltzeit haben dazu Die Grundwasseroberfläche ist vorwiegend un- geführt, dass die quartären Ablagerungen durch gespannt, das Gefälle ist gering. Der Grund- einen starken vertikalen und horizontalen wasserabstrom ist generell auf die Hauptvorflu- Wechsel unterschiedlich durchlässiger Schich- ter gerichtet. ten gekennzeichnet sind. Hohe Durchlässigkeit Gegen anthropogene Beeinflussung ist der und ein großes nutzbares Porenvolumen besit- Grundwasserleiter nur gering geschützt. zen die Fluss- und Schmelzwasserablagerun- gen der Elster- und Saale-Kaltzeit, die in z. T. Im Bereich der Niederungen weist das Grund- beträchtlicher Mächtigkeit und unterschiedlicher wasser örtlich eine leicht erhöhte Gesamt- und Tiefenlage flächenhaft im Niederungsgebiet Karbonathärte sowie erhöhte Eisen- und Man- verbreitet sind. Es handelt sich überwiegend um ganwerte auf. In einigen Bereichen neigt der Feinsande, mit grobkörnigeren linsenförmigen Grundwasserleiter des Wesertals zur Versal- Einschaltungen. Schluffreiche Ablagerungen zung. Die Versalzung des tieferen Aquifers ist der Eem-Warmzeit sind weitflächig, aber nicht geogenen Ursprungs, wohingegen die lokale lückenlos vorhanden. Sie unterteilen als bis zu Versalzung im oberen Stockwerk auf in den Un- 40 m mächtige Zwischenschicht in weiten Ge- tergrund infiltrierendes Flusswasser der Weser bieten den Grundwasserraum in mehrere zurückzuführen ist, welches infolge der Einlei- Stockwerke. Sie bewirken zwar meist nur eine tung von Kaliabwässern aus dem Werragebiet unvollkommene hydraulische Trennung, sind je- hohe Salzfrachten mit sich führt. doch für den Schutz des Grundwassers im tie- Im Teilraumgebiet befinden sich zahlreiche für feren Aquifer von Bedeutung. Gering durchläs- die öffentliche Wasserversorgung bedeutende sige Schichten, wie z. B. tonig-schluffige, z. T. Wasserwerke. humose Stillwasserablagerungen (Becken- schluffe und -tone) und Geschiebemergel unter- brechen örtlich die Sandfolgen. Weichselzeitli- 2.1.3.3. Teilraum 01305 che Talsande und Flugsande des Holozäns be- Ems-Vechte-Niederung decken das Teilraumgebiet weitflächig. Die Gesamtmächtigkeit der quartären Grund- Definition wasserleiter liegt im südlichen Teil im Grenzbe- reich zum Bergland bei weniger als 10 m, an- Das ebene Niederungsgebiet von Ems und sonsten zwischen 25 und 50 m. Über 50 m Vechte, aus dem einzelne kleinere Geestrücken Mächtigkeit werden am Südrand der Itterbeck- herausragen, wird im Norden von der Sögeler Uelsener Stauchungszone erreicht. Östlich der Geest begrenzt. Sein Südrand liegt bereits im Stadt Nordhorn, innerhalb der mit vergleichs- Übergangsbereich zum Nordwestdeutschen weise groben Sanden erfüllten Rinnenstruktur Bergland. von Klausheide, die über 10 km Länge in Süd- ost-Nordwest-Richtung verläuft, sind sie sogar 90 m mächtig. Die Grundwasseroberfläche ist Kennzeichen frei, in Bereichen mit Stockwerkstrennung ist das tiefere Grundwasser gespannt. Die Härte In der Niederung bilden pleistozäne Sedimente des Grundwassers ist gering, die Anteile an Ei- einen z. T. mehrstöckigen Porengrundwasser- sen und Mangan sehr unterschiedlich. Die leiter mit mittlerer bis guter Durchlässigkeit und günstigsten Entnahmebedingungen sind an den silikatischem Gesteinscharakter. Rändern der Geestgebiete und Stauchungszo- nen sowie im Rinnenbereich gegeben. Dort be- Charakter finden sich die meisten der im Teilraum gelege- nen Wasserwerke. Im überwiegenden Flächenanteil bilden gering durchlässige Ton- und Schluffsteine der Kreide- zeit, im nördlichen Bereich auch tertiärzeitliche,

26 GeoBerichte 3 2.1.3.4. Teilraum 01306 in Bereichen, in denen das Interglazial gut aus- Bourtanger Moorniederung gebildet ist, ist das Schutzpotenzial der Grund- wasserüberdeckung hoch. Der untere Grund- Definition wasserleiter wird zur Trinkwassergewinnung genutzt. Das meernahe, ebene Tiefland der Bourtanger Moorniederung wird nach Norden zur Ostfriesi- schen Marsch hin z. T. durch eine niedrige End- 2.1.3.5. Teilraum 01307 moräne abgeriegelt. Die Ostgrenze bildet das Hunte-Leda-Moorniederung Emstal mit Dünen und Flugsandfeldern. Das Niederungsgebiet enthält ausgedehnte, heute Definition überwiegend kultivierte Moorflächen. Das ausgedehnte Niederungsgebiet der Flüsse Hunte und Leda und ihrer Zuflüsse mit grund- Kennzeichen wassernaher Moor- und Talsandbedeckung er- streckt sich in ostwestlicher Richtung zwischen Der elster- bis saalezeitliche Lockergesteins- der Oldenburgisch-Ostfriesischen Geest im aquifer ist ein hoch durchlässiger Porengrund- Norden und der Sögeler und Cloppenburger wasserleiter mit Stockwerkstrennung sowie sili- Geest im Süden. katischem oder silikatisch-organogenem Ge- steinscharakter. Kennzeichen Charakter Der Lockergesteinsgrundwasserleiter pleistozä- nen, teils auch pliozänen Alters weist hohe Die Basis des Aquifersystems bilden in ca. 50– Durchlässigkeiten mit guten Entnahmebedin- 60 m Tiefe anstehende, gering durchlässige gungen sowie einen silikatischen oder silika- marine Tone und Schluffe des Tertiärs. Darüber tisch/organogenen Gesteinscharakter auf. liegen ca. 25–30 m mächtige sandig-kiesige Schmelzwassersande des Elsterglazials, die den unteren Grundwasserleiter aufbauen. Das Charakter darüber folgende Interglazial bildet die tren- nende Schicht zwischen unterem und oberem In den Niederungsbereichen der Hunte und der Aquifer. Es handelt sich um eine Abfolge von Leda bilden Sande und Kiese des Quartärs und gering durchlässigen torfigen Schluffen und To- des Tertiärs einen gebietsweise über 100 m nen, die Mächtigkeit schwankt zwischen 2 und mächtigen Grundwasserleiter. Die Schichten- 8 m, lokal fehlt diese Zwischenschicht. Der da- folge beginnt an der Geländeoberfläche mit ho- rüber folgende obere Grundwasserleiter wird im lozänen und weichselzeitlichen Flugsanden und Wesentlichen aus Feinsanden aufgebaut, die Dünen, die weiträumig weichselzeitliche Tal- saale- oder postsaalezeitlich entstanden sind. sande und saale- und elsterzeitliche Schmelz- Ortsteinbildung, die im Holozän erfolgte, führte wassersande überlagern. Die Gesamtmächtig- zur großflächigen Ausbildung von mehrere Me- keit der quartärzeitlichen, fein- bis mittelsandi- ter mächtigen Hochmooren. Diese wurden je- gen, z. T. auch grobkörnigeren, hoch durchläs- doch kultiviert, eine Vielzahl von Entwässe- sigen Ablagerungen beträgt im Allgemeinen ca. rungsgräben ist charakteristisch für diesen Teil- 20–50 m. Sie werden in weiten Gebieten von raum. Vorfluter für beide Grundwasserleiter ist Sanden des Pliozäns unterlagert. Diese bilden die Ems, die Fließrichtung ist demnach nach mit den jüngeren pleistozänen Ablagerungen ei- Nordosten gerichtet. Der Grundwasserbeschaf- nen zusammenhängenden Aquifer, da im fenheit nach lassen sich sowohl im oberen als Grenzbereich Pleistozän/Pliozän zumeist keine auch im unteren Aquifer drei Gruppen von stockwerkstrennenden Schichten anzutreffen Grundwässern unterscheiden: Wässer unter sind. Es handelt sich überwiegend um Mittel- bis Sandböden mit oder ohne landwirtschaftliche Grobsande, z. T. mit Kiesanteilen, deren Mäch- Nutzung und Wässer unter Moorböden. Ge- tigkeit nach Nordwesten bis auf 100 m zunimmt. meinsam ist diesen Gruppen, dass sie unter re- Die Mächtigkeit des Gesamtaquifers, der nur duzierenden Bedingungen sehr eisenreich sind. örtlich durch eingeschaltete gering durchlässige Vor allem in Gebieten mit Hochmoorböden und Schichten (pliozäne Tone, Lauenburger-Ton-

GeoBerichte 3 27 Komplex, Geschiebemergel) in mehrere Stock- 2.1.3.6. Teilraum 01308 werke untergliedert ist, beträgt im Südteil etwa Quakenbrücker Becken 50–100 m und steigt nach Norden und Nord- westen auf 100 bis über 150 m an. Die Aquifer- Definition basis bildet ein 10–20 m mächtiger feinsandiger Schluff im Übergangsbereich zu Schluffen des Das Quakenbrücker Becken ist ein Niederungs- Miozäns. gebiet südlich der Cloppenburger Geest. Die In elsterzeitlich entstandenen subglazialen Stauchendmoränen der Ankumer Höhe und der Schmelzwasserrinnen sind die pliozänen Sande Dammer Berge bilden die West- bzw. Ostbe- erodiert. Die pleistozänen Rinnenfüllungen er- grenzung. reichen lokal Mächtigkeiten von mehr als 100 m. Die Auffüllung der vorwiegend in nord- Kennzeichen west-südöstlicher Richtung verlaufenden Rin- nen erfolgte teilweise mit Fein- bis Grobsanden, Der Lockergesteinsaquifer ist ein quartärzeitli- im oberen Bereich jedoch oftmals mit schluffig- cher Porengrundwasserleiter, teilweise mit tonigen Beckensedimenten (Lauenburger-Ton- Stockwerkstrennung und mäßiger bis hoher Komplex). Das Verbreitungsgebiet des Lauen- Durchlässigkeit sowie silikatischem Gesteins- burger-Ton-Komplexes, der z. T. auch als Rin- charakter. nenfüllung überwiegt, geht häufig bei abneh- mender Mächtigkeit seitlich über die Rinnen hin- aus. In diesen Gebieten ist die Mächtigkeit des Charakter Grundwasserleiters reduziert. Im Quakenbrücker Becken haben örtlich abwei- Die Grundwasseroberfläche ist im Allgemeinen chende Ablagerungs- und Abtragungsbedin- frei und nur in den Bereichen mit gering durch- gungen während und zwischen den Elster-, lässigen Deckschichten gespannt. Das Saale- und Weichselkaltzeiten dazu geführt, schwach saure Grundwasser ist von weicher dass die quartären Ablagerungen durch einen Beschaffenheit. Bei einer Nutzung der Vorkom- starken vertikalen und horizontalen Wechsel men für die Wasserversorgung sind jedoch vor unterschiedlich durchlässiger Schichten ge- allem in den Moorgebieten aufwändigere Aufbe- kennzeichnet sind. Im südlichen Bereich bilden reitungsmaßnahmen erforderlich, da der Gehalt tonige Festgesteine des Oberen Juras und der an organischer Substanz erhöht ist. Unterkreide, in anderen Gebieten elsterzeitliche In einigen Bereichen der Leda-Niederung treten Geschiebemergel die Aquiferbasis. Im Allge- höhere Chloridkonzentrationen im Grundwas- meinen hohe Durchlässigkeit besitzen die meist ser auf. Hier handelt es sich um aufsteigende sandig, z. T. auch kiesig ausgebildeten Fluss- versalzte Tiefengrundwässer über einer Salz- und Schmelzwasserablagerungen der Saale- stockstruktur. Das oberflächennahe Grundwas- Kaltzeit, die flächenhaft im Niederungsbereich ser ist generell aufgrund des geringen Flurab- verbreitet sind. Gering durchlässige Schichten, standes nur wenig vor Verunreinigung ge- wie z. B. tonig-schluffige, z. T. humose Stillwas- schützt. serablagerungen oder Geschiebemergel und -lehme, überlagern örtlich die Sandfolgen. Als Im Teilraumgebiet ist nur ein Wasserwerk von Zwischenschichten teilen schluffreiche Ein- wasserwirtschaftlicher Bedeutung, das Grund- schaltungen der Eem-Warmzeit in weiten Ge- wasser ist im Förderbereich durch den dort an- bieten den Grundwasserraum in mehrere stehenden Lauenburger-Ton-Komplex gut ge- Stockwerke. Sie bewirken, großflächig gese- schützt. hen, meist nur eine unvollkommene hydrauli- sche Trennung, sind jedoch bedeutungsvoll für den Schutz des Grundwassers im tieferen Aqui- fer. Die Gesamtmächtigkeit des Lockerge- steinsaquifers wechselt regional. Im Randbe- reich des Berglandes im Süden beträgt sie we- niger als 25 m. Im Zentralbereich des Quaken- brücker Beckens erreichen die quartärzeitlichen Ablagerungen zwar mehr als 100 m Mächtig- keit, jedoch bedingt der hohe Anteil an gering

28 GeoBerichte 3 durchlässigen Beckenablagerungen und Ge- 2.1.3.7. Teilraum 01309 schiebemergeln eine Aquifermächtigkeit von Diepholzer Moorniederung weniger als 25 m. Im überwiegenden Flächen- und Rinne von Hille anteil beträgt die Aquifermächtigkeit zwischen 25 und 50 m. Definition Die ca. 50 m mächtigen, sandigen Quartärabla- gerungen werden wasserwirtschaftlich genutzt. Dieser Teilraum befindet sich zwischen der Stauchungszone der Dammer Berge im Wes- ten, der Cloppenburger und Syker Geest im Norden und der Diepenauer Geest im Osten. Die südliche Begrenzung bildet das Wiehenge- birge, das bereits dem Nordwestdeutschen Bergland zugerechnet wird.

Kennzeichen

Der Lockergesteinsaquifer ist ein quartärzeitli- cher Porengrundwasserleiter von mittlerer bis hoher Durchlässigkeit und silikatischem Ge- steinscharakter.

Abb. 10: Torfabbau im Borsteler Moor bei Nienburg auf zuvor landwirtschaftlich genutztem Hochmoorgrünland. Foto: G. Caspers, LBEG.

GeoBerichte 3 29 Charakter 2.1.3.8. Teilraum 01310 Hamme-Moorniederung Im Bereich der Diepholzer Moorniederung ist ein aus weichselzeitlichen Niederungssanden Definition und darunter liegenden saale- und elsterzeitli- chen Schmelzwassersanden aufgebauter zu- Morphologisch wird dieser Niederungsbereich sammenhängender Grundwasserleiter ausge- deutlich gegen die im Westen, Norden und Os- bildet, der sich bis in die angrenzenden Geest- ten gelegenen Geestgebiete (Bederkesa und bereiche erstreckt. Die Basis des Grundwasser- Zevener Geest) abgegrenzt. Im Süden geht er leiters bilden im Süden des Teilraumgebietes in die Weser-Niederung über. Tone und Sandsteine der Unterkreide, im Zent- ralbereich Feinsand- und Schluffsteine der Oberkreide. Im übrigen Gebiet bilden tertiärzeit- Kennzeichen liche Tone oder – wie am Ostrand der Dammer Berge – elsterzeitliche Schluffe und Geschiebe- Der Lockergesteinsaquifer des Quartärs und mergel die Aquiferbasis. Im Übergangsbereich jüngeren Tertiärs bildet einen Porengrundwas- zwischen dem Bergvorland im Süden und der serleiter mit silikatischem, teils silikatisch/orga- anschließenden Moorniederung liegen über den nischem Gesteinscharakter. gering durchlässigen Tonsteinen der Unter- Charakter kreide fein- bis feinstkörnige quartärzeitliche Ablagerungen von nur geringer Mächtigkeit. Am Die Hamme-Moorniederung ist der südliche Teil Rande des Wiehengebirges und des Stemwe- einer in der Saale-Kaltzeit entstandenen Ta- der Berges bilden Sande und Kiese des Quar- lung, die die Urstromtäler der Elbe und der We- tärs einen Grundwasserleiter mit örtlich unter- ser miteinander verbindet. Durch eine bei Gnar- schiedlichen Mächtigkeiten von etwa 10–25 m. renburg kreuzende 40 m hohe Endmoräne wird Weiter nördlich nimmt die Mächtigkeit zu und er- sie von der nördlich anschließenden Oste-Nie- reicht am Südosthang der Dammer Berge mehr derung getrennt. Die fast ebene Niederungsflä- als 50 m. Die fluviatilen Grobsande und Kiese che besitzt nur ein geringes Gefälle, das Ent- erreichen auch bei geringer Aquifermächtigkeit wässerungsnetz ist auf die in der Mitte verlau- eine hohe Ergiebigkeit. Im Zentralbereich der fende Hamme ausgerichtet. Aufgrund des ho- Niederung überwiegen fein- bis mittelkörnige hen Grundwasserstandes und des mangelnden Sande. Die Grundwasservorkommen werden Abflusses wird die Hamme-Moorniederung fast örtlich von Geschiebelehm oder tonig-schluffi- vollständig von Hoch- und Niedermooren des gen Beckenablagerungen, Flugsanden, großflä- Holozäns bedeckt. Weichselzeitliche Niede- chig auch von Hoch- und Niedermoortorfen rungssande und grobsandig-kiesige Ablagerun- überlagert. Aufgrund des geringen Grundwas- gen der Niederterrasse bilden einen oberflä- serflurabstandes ist eine hohe Verschmut- chennahen Aquifer. Insgesamt setzt sich die zungsempfindlichkeit gegeben. Der Grundwas- quartärzeitliche Schichtenfolge aus einer ca. serabstrom erfolgt dem Geländegefälle folgend 50 m mächtigen Wechselfolge von hoch durch- vom Rand der Geestgebiete über die umgeben- lässigen sandig-kiesigen fluviatilen Schichten den Moorbäche zu den Vorflutern Große Aue und Schmelzwasserablagerungen sowie von und Hunte. gering durchlässigen tonig-schluffigen Stillwas- Der Teilraum wird wasserwirtschaftlich genutzt. serablagerungen und Geschiebemergeln zu- sammen. Unterlagert wird diese von vorwie- gend sandigen jungtertiären Sedimenten. Die Aquiferbasis bilden tonig-schluffige Ablagerun- gen des Miozäns. Aufgrund des geringen Flurabstandes ist das Grundwasser nicht gegen Verunreinigung ge- schützt. Im Teilraumgebiet findet keine größere Grund- wasserentnahme für die öffentliche oder indust- rielle Wasserversorgung statt.

30 GeoBerichte 3

Abb. 11: Wiedervernässungsfläche im Gnarrenburger Moor (Teil des Teufelsmoores). Foto: G. Caspers, LBEG.

2.1.3.9. Teilraum 01313 Kennzeichen Wümme-Niederung Der Lockergesteinsaquifer des Quartärs und Definition jüngeren Tertiärs bildet einen Porengrundwas- serleiter mit generell hoher Durchlässigkeit und Die ebene, leicht nach Westen geneigte Wüm- silikatischem Gesteinscharakter. me-Niederung wird im Norden, Osten und Sü- den durch Geesthochflächen (Zevener Geest, Charakter Lüneburger Heide West) auch morphologisch deutlich begrenzt. Die größten Höhenunter- Die hydrogeologischen Untergrundverhältnisse schiede von bis zu 120 m sind im Osten zur Lü- sind nicht einheitlich. Die verschiedenen quar- neburger Heide hin ausgebildet. Nach Westen tärzeitlichen Ablagerungen sind nur lückenhaft gehen die Talsande der Wümme-Niederung in verbreitet, die Schichtenfolge verändert sich die Niederterrasse der Weser über. Die mor- schon über kurze Entfernungen. Unter einer phologische Trennung gegen die angrenzende großflächigen Bedeckung mit weichselzeitli- Hamme-Moorniederung erfolgt durch geschlos- chem Talsand können die saale- und elsterzeit- sene Dünenzüge. lichen Sande gemeinsam einen ca. 50 m mäch- tigen durchgehenden Aquifer bilden, sie sind teilweise jedoch durch saalezeitlichen Geschie- bemergel bzw. elsterzeitlichen Lauenburger-

GeoBerichte 3 31 Ton-Komplex als schwer durchlässige Zwi- 2.1.3.10. Teilraum 01314 schenschichten lokal in zwei oder drei Grund- Drömling und Ohre-Niederung wasserstockwerke getrennt. In der Regel ist über den 25–100 m mächtigen miozänen Definition Braunkohlensanden Oberer Glimmerton als weitere Stockwerkstrennung vorhanden. Die Drömling und Ohre-Niederung liegen zwischen Aquiferbasis wird vom Unteren Glimmerton der der Altmark und Colbitz-Letzlinger Heide im Vierlande-Stufe gebildet. Das Grundwasser in Nordosten und der Hochlage paläozoischer den Aquiferen ist je nach der hydrogeologi- Festgesteine der Flechtingen-Rosslau-Scholle schen Situation teils frei, teils gespannt. In Teil- im Südwesten. Sie bilden die Fortsetzung des bereichen ist diese Abfolge durch pleistozäne Magdeburger Urstromtales in nordwestlicher Rinnenstrukturen unterbrochen (Rotenburg/ Richtung und werden von quartären Locker- Wümme), in denen am Ende der Elsterkaltzeit sedimenten aufgebaut. die tertiärzeitliche Schichtenfolge ausgeräumt und anschließend mit hoch durchlässigen san- dig-kiesigen Schmelzwassersedimenten und Kennzeichen gering durchlässigen Tonen und Schluffen ver- füllt wurde. Die Mächtigkeit des Aquifers kann Die fluviatilen und glazifluviatilen Lockersedi- hier bis zu 200 m betragen. Generell sind im mente weisen eine mittlere Durchlässigkeit und Rinnenbereich zwei durch gering durchlässige einen silikatischen, im Bereich des Drömling un- Schichten getrennte Stockwerke ausgebildet, ter anmooriger und torfiger Bedeckung silika- ein oberes Grundwasserstockwerk mit ca. 30 m tisch/organogenen Gesteinscharakter auf. und ein unteres Grundwasserstockwerk von ca. 150 m Mächtigkeit; sie setzen sich aus einer Charakter Wechselfolge von Fein- und Mittel-, im unteren Bereich auch Grobsandlagen zusammen. Be- Der Teilraum befindet sich im Bereich der tekto- sonders in diesen Rinnenbereichen kann zwi- nischen Einheit Calvörde-Scholle. Der tiefere schen den verschiedenen quartär- und tertiär- geologische Untergrund ist in Sättel und Mulden zeitlichen Grundwasserleitern hydraulischer gegliedert und wird durch Salzstrukturen ge- Kontakt bestehen. prägt. Bei Entnahme aus einem unteren Grundwas- Rupelton als regional verbreiteter Geringleiter serstockwerk bieten die überlagernden stock- trennt Salzwasser im tieferen Untergrund von werkstrennenden, schluffig-tonigen Zwischen- Süßwasser im Lockergestein. An hydrogeolo- schichten ein gutes Schutzpotenzial. Das gisch wirksamen Störungen (Haldensleben-Stö- Grundwasser ist weich bis mittelhart, der Eisen- rung) tritt mineralisiertes Grundwasser in den und Mangangehalt im Allgemeinen gering. Die Lockergesteinsgrundwasserleiter. Grundwasserfließrichtung im oberen Grund- wasserstockwerk ist auf den Hauptvorfluter Beim Drömling und der Ohre-Niederung handelt Wümme eingestellt. es sich um eine Abflussbahn von Schmelzwäs- sern in Richtung Weser, d. h. die ursprüngliche Die Grundwasservorkommen werden durch Fließrichtung des Wassers war bis zur Warthe- mehrere Wasserwerke wasserwirtschaftlich ge- Vereisung nach Nordwesten gerichtet. Heute nutzt. entwässert der Bereich in südöstliche Richtung zur Elbe. Die Ohre bildet die Vorflut des oberen Grund- wasserleiters, der von Sanden des Warthe-Sta- diums bis Holozän gebildet wird. Lokal werden sie von drenthezeitlichen Nachschütt- bis war- thezeitlichen Vorschüttsanden unterlagert. Der Grundwasserspiegel im oberen Grundwasser- leiter ist frei und flurnah. Die Verschmutzungs- empfindlichkeit des Grundwassers ist hoch.

32 GeoBerichte 3 Die Drenthe-Grundmoräne bildet eine aushal- 2.1.4. Raum 015 tende Trennschicht. Im Liegenden ist ein weite- Nord- und mitteldeutsches rer Grundwasserleiter mit regionaler Verbrei- Mittelpleistozän tung ausgebildet (Sande der Elster-Vereisung bis Drenthe-Vorschüttsande). Das Grundwas- Grenzziehung zu anderen ser dieses Grundwasserleiters ist gespannt, Hydrogeologischen Räumen z. T. artesisch (Raum Calvörde). Die Schutz- funktion der Grundwasserüberdeckung ist hier Das Mittelpleistozän wird in Niedersachsen üb- mittel bis hoch (> 5 bis > 10 m Geschiebemer- licherweise als Geest bezeichnet. gel). Die Geest ist eine im Vergleich zu Marschen Ab Haldensleben bis zur Mündung der Ohre in und Niederungen höher gelegene glaziale Auf- die Elbe ist die Trennschicht erodiert. Der tiefe schüttungslandschaft, die sich sowohl morpho- Grundwasserleiter hat hier hydraulischen Kon- logisch als auch geologisch deutlich abgrenzen takt zum Vorfluter Ohre (freier Grundwasser- lässt. Nur im Übergangsbereich zum nieder- spiegel). Die Schutzfunktion der Grundwasser- sächsischen Bergland (Deckgebirge) ist die überdeckung ist gering. Grenze durch vereinzelt aufragendes Festge- Der bedeckte Grundwasserleiter wird für die stein und großräumige Lössbedeckung etwas Wasserversorgung genutzt. unschärfer.

Geologie und Morphologie

Die Geest ist eine höher gelegene, trockene, teilweise unfruchtbare Altmoränenlandschaft mit vorwiegend sandigen Böden, Heidebede- ckung oder lichtem Kiefernwald. Ortschaften auf der Geest tragen häufig die Endsilbe „-gast“. Die Landschaft der Geest ist das Ergebnis der Aufschüttungen des Elster- und Saaleeises. Während dieser beiden großen Eisvorstöße drang das nordische Inlandeis bis zum Nord- rand der Mittelgebirge vor. Die vorrückenden Gletscher nahmen Material vom Untergrund auf, schleppten es mit und lagerten es als Grund- und Endmoränen wieder ab. Die Mäch- tigkeit des vom Eis herantransportierten und aufgeschütteten Materials ist unterschiedlich; am Fuß des niedersächsischen Deckgebirges sind es nur einige Meter, in Nordniedersachsen meist mehr als 100 m, und in pleistozänen Rin- nen können es sogar 400–500 m sein. In den Grundmoränen findet sich toniges, schluffiges, sandiges, kiesiges und noch gröbe- res Material bunt miteinander vermischt. In den Wärmeschwankungen während der Kaltzeiten, wenn das Eis abschmolz, blieben an der ehe- maligen Stirn des Gletschers die Endmoränen zurück. Diese zeigen sich heute in der Land- schaft als wallartige, oft hufeisenförmige Bögen oder als langgestreckte Höhenzüge. Durch Be- wegungen des Eises nach vorn in den kälteren Zeitabschnitten wurden die älteren Endmorä- nen stark gestaucht und dabei auch oft in sich verknetet, meist aber völlig überfahren und der

GeoBerichte 3 33 schon vorhandenen Grundmoräne angeglie- Windkantern und Dünen. Im Holozän erfolgte dert. Örtlich tauchte die Stirn des Eises sogar in auch auf der Geest die Ausbildung von Hoch- den tieferen Untergrund hinein und schaufelte und Niederungsmooren im Bereich verlandeter diesen hoch, wobei tertiäre und sogar mesozoi- Seen oder auf versumpften Talniederungen. sche Schichten, z. B. Tonsteine der Kreide, be- troffen waren, die heute als Schuppen in den Grund- oder Endmoränen vorzufinden sind. Hydrogeologie Tertiäre Schuppen finden sich in den Teilräu- men 01520 Bederkesa-Geest, 01522 Lünebur- Im nördlichen Niedersachsen sind unter den ger Heide West, 01523 Lüneburger Heide Ost, Geestflächen meist zwei Hauptgrundwasserlei- 01505 Itterbecker Geest, 01508 Lingener Höhe, ter ausgebildet. Das obere Stockwerk liegt in 01507 Emsbürener und 01506 Lohner Geest, den hoch durchlässigen pleistozänen Schmelz- 01509 Ankumer Höhe und 01510 Dammer wasserablagerungen der Elster- und der Saale- Berge, 01511 Kellenberg-Geest und 01516 We- Kaltzeit. Im Nordwesten Niedersachsens befin- demark-Geest, Kreide-Schuppen in den Teil- det sich das tiefere zweite Stockwerk in pliozä- räumen 01513 Böhrde-Geest und 01516 Wede- nen Mittel- und Grobsanden. Im Nordosten Nie- mark-Geest. dersachsens, im Bereich der Zevener Geest und vor allem der Lüneburger Heide befindet Während der Saale-Kaltzeit hat das norddeut- sich das tiefere Grundwasserstockwerk in mio- sche Tiefland seinen heutigen Großformen- zänen Braunkohlensanden (Tertiär), Trenn- schatz erhalten. Die Eisvorstöße werden unter- schicht zum Quartär ist hier der Obere Glimmer- teilt in das ältere Drenthe-Stadium und das jün- ton. Im Bereich der Lüneburger Heide sind wei- gere Warthe-Stadium. Im Drenthe-Stadium hin- tere Stockwerksgliederungen vorhanden, durch terließ die Rehburger Phase den markantesten mächtige Ablagerungen sowohl des Drenthe- Endmoränenzug Niedersachsens mit Höhen als auch des Warthe-Stadiums ist hier der hyd- über 100 m. Diese überwiegend verkneteten rogeologische Aufbau recht kompliziert. So gibt und gestauchten Ablagerungen findet man in es über dem oberen Hauptgrundwasserleiter den Teilräumen 01505 Itterbecker Geest, 01508 noch höhere, z. T. schwebende Aquifere. Lingener Höhe, 01507 Emsbürener und 01506 Lohner Geest, 01509 Ankumer Höhe und 01510 Im gesamten nördlichen Niedersachsen gibt es Dammer Berge, 01511 Kellenberg-Geest, tiefere Grundwasserstockwerke auch im unte- 01513 Böhrde-Geest, 01514 Nienburg-Neu- ren Bereich der pleistozänen Rinnen, die durch städter Geest und 01516 Wedemark-Geest. Im den Lauenburger-Ton-Komplex vom oberen Warthe-Stadium erreichte das Eis nur noch das Stockwerk getrennt sind. In einigen Bereichen Gebiet der Lüneburger Heide und hinterließ dort sind hydraulisch wirksame Zwischenschichten mächtige Grundmoränen und Endmoränen- nicht ausgebildet oder durch Erosion entfernt, züge, von denen neben zahlreichen anderen so dass lokal nur ein Grundwasserleiter vorliegt Höhen der Wilseder Berg mit 169 m ü. NN als oder die Grundwasserstockwerke über geologi- höchste pleistozäne Erhebung des Tieflandes sche Fenster im hydraulischen Kontakt stehen. entstand. Im mittleren Bereich Niedersachsens ist in der Regel nur ein Grundwasserstockwerk in pleisto- Das Eis der letzten, der Weichsel-Kaltzeit, er- zänen Ablagerungen über Festgestein ausge- reichte die niedersächsischen Geestgebiete bildet. Die Mächtigkeit dieser Aquifere ist wech- nicht. Während dieser Zeit fanden starke Umla- selhaft und beträgt meist nicht mehr als 50 m. gerungsprozesse statt. Moränenmaterial wan- Sie nimmt mit Annäherung an das Festgesteins- derte durch Erosionsvorgänge in die Täler, füllte gebiet immer weiter ab. Die am südlichsten ge- diese weiter auf und beseitigte Unebenheiten im legenen Geestflächen stellen den Übergangs- Relief. Die Höhen der Endmoränen, die Buckel bereich zwischen Locker- und Festgestein dar. der Grundmoränen und die Kanten der Talter- Hier steht Festgestein teilweise schon dicht un- rassen wurden abgerundet, zurück blieb ein for- ter der Oberfläche an oder tritt lokal auch ober- menschwaches Altmoränen-Relief. Auf die ebe- irdisch zu Tage. In den Stauchendmoränen ist nen Flächen der Grundmoränen wirkte vor al- in der Regel kein zusammenhängender Grund- lem der Wind. Er wehte die feinen Sedimentan- wasserleiter ausgebildet. teile fort und trug sie bis vor den Fuß des nie- dersächsischen Deckgebirges, wo wir sie heute Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- als Löss wieder finden. Im Norden hinterließ der ckung ist in den Geestgebieten sehr unter- Wind Ausblasungsdellen als Steinsohlen mit schiedlich zu beurteilen. Aquifere unter einer

34 GeoBerichte 3 durchgehend verbreiteten Drenthe-Moräne Charakter (Geschiebemergel/Geschiebelehm) sind über- wiegend gut geschützt, wobei die Durchlässig- Im Teilraum sind in den Sanden des Quartärs keit des sehr heterogenen Moränenmaterials und Tertiärs (Pliozän) hydrogeologisch bedeut- durchaus größeren Schwankungen unterliegt. same Grundwasservorkommen von z. T. großer Gut geschützt sind auch Gebiete unter Löss- Mächtigkeit und Ergiebigkeit ausgebildet. oder Lösslehmbedeckung. Alle übrigen, von sandig-kiesigen Materialien aufgebauten Ge- Die Basis des nutzbaren Grundwasserleiters biete weisen eine höhere Durchlässigkeit auf bilden schluffige Feinsande des Miozäns, dar- über folgen vorwiegend sandige Sedimente des und sind damit weniger gut geschützt. Gebiets- weise, vor allem im Nordosten Niedersachsens, Pliozäns. Sie bestehen im unteren Bereich ist der Flurabstand allerdings groß, teilweise so- meist aus schluffigen Feinsanden, im oberen Teil überwiegen mittelsandige Feinsande mit gar sehr groß (bis ca. 50 m), dadurch sind diese Gebiete gering gefährdet. Die Grundwasser- Einschaltungen von bis zu 25 m mächtigen Mit- neubildung auf den Geesthochflächen ist in den tel- bis Grobsanden. Die Mächtigkeit der für die Wassergewinnung bedeutsamen oberen pliozä- sandig/kiesigen Gebieten relativ hoch und be- trägt 200–400 mm/a. Unter Geschiebemergel nen Schichten schwankt zwischen 50 und ca. und unter Lössbedeckung ist sie geringer und 100 m. Generell ist eine Zunahme der Mächtig- keit von Süden und Südosten nach Norden und beträgt ca. 100–200 mm/a, selten weniger. Der Oberflächenabfluss ist auf den Geestflächen Nordwesten zu beobachten. eher gering. Gebietsweise werden die pliozänen Sedimente Bedingt durch die sehr heterogene Materialzu- von einer schluffig-tonigen Schichtenfolge ab- sammensetzung in den Geestgebieten ist die geschlossen, deren Mächtigkeit jedoch stark schwankt. Beschaffenheit des Grundwassers wechselhaft. Das Wasser ist vorwiegend weich, örtlich aber Die überlagernden quartärzeitlichen Ablagerun- auch härter, eisenarm bis eisenreich und unter gen bestehen hauptsächlich aus Mittel- bis Mooren reich an organischen Bestandteilen. Grobsanden mit geringmächtigen Einschaltun- gen von Ton- und Schlufflagen. Sie erreichen Mächtigkeiten zwischen 20 und 60 m. Größere 2.1.4.1. Teilraum 01501 Mächtigkeiten erreicht das Quartär in lang ge- Oldenburgisch- streckten Rinnen, in denen die pliozänen Sedi- Ostfriesische Geest mente teilweise erodiert wurden. Die Rinnenfül- lung besteht z. T. aus Fein- bis Grobsanden, im Definition oberen Bereich der Erosionsformen wurden häufig schluffig-tonige elsterzeitliche Lauenbur- Die glaziale Aufschüttungslandschaft der ger Schichten in größerer Mächtigkeit (bis über Oldenburgisch-Ostfriesischen Geest ist im Ver- 50 m) abgelagert. Auch außerhalb der quartä- gleich zur angrenzenden Ostfriesischen und ren Rinnen und Senken ist der so genannte Unterweser-Marsch und der südlich gelegenen Lauenburger-Ton-Komplex in geringerer Mäch- Hunte-Leda-Moorniederung deutlich höher ge- tigkeit und z. T. flächenhafter Verbreitung anzu- legen und weist vorwiegend sandige Böden auf. treffen. Durch diese gering durchlässige Ton- schicht wird oft eine Wassererschließung er- schwert, andererseits ist der darunter liegende Kennzeichen sandige Grundwasserleiter gut geschützt. Die durchlässigen pleistozänen Sedimente in Der Lockergesteinsaquifer des Tertiärs und den höheren Rinnenbereichen sowie außerhalb Quartärs bildet einen Porengrundwasserleiter, der Rinnen sind dem oberen Aquifer zuzuord- teilweise mit Stockwerksgliederung. Er weist nen. Die hydraulisch wirksame Trennung erfolgt eine hohe Durchlässigkeit und einen silikati- größtenteils durch Schluff- und Tonlagen im schen, teils silikatisch/organischen Gesteins- oberen Teil der pliozänen Sedimente, in ande- charakter auf. ren Gebieten durch pleistozäne Schluff- und Tonlagen. In einigen Bereichen fehlen hydrau- lisch wirksame Zwischenschichten, so dass ein zusammenhängender Grundwasserleiter vor- liegt. Das Grundwasser ist zumeist an der Basis

GeoBerichte 3 35 der gering durchlässigen Sedimente gespannt. Das Grundwasser strömt im Südbereich gene- Über den Deckschichten des oberen Aquifers rell der Leda zu, im nördlichen Teil zu den Nie- (Lauenburger-Ton-Komplex, Geschiebelehm) derungen der Ems und Weser oder in den Mar- ist örtlich ein geringmächtiges oberstes Stock- schenbereich, z. T. sind im oberen und unteren werk ausgebildet. Aquifer unterschiedliche Abstromrichtungen ausgebildet. Die pleistozäne Schichtenfolge wird in großen Teilen von einem flächenhaft verbreiteten, san- Die chemische Beschaffenheit des Grundwas- digen Geschiebelehm bzw. -mergel der Saale- sers ist generell unauffällig, lediglich Eisen- und Kaltzeit abgeschlossen, der Mächtigkeiten von Manganwerte weisen erhöhte Werte auf, auch mehr als 10 m erreicht. Im Holozän entstanden gelöste organische Substanzen sind in erhöh- im gesamten Teilraumgebiet ausgedehnte ten Mengen vorhanden. Insgesamt gesehen ist Hoch- und Niedermoorflächen, außerdem wur- der Aquifer hoch durchlässig. Er bietet, mit Aus- den flächenhaft geringmächtige Flugsande ab- nahme der Verbreitungsgebiete des Lauenbur- gelagert. ger-Ton-Komplexes, gute bis sehr gute Entnah- mebedingungen und wird wasserwirtschaftlich genutzt.

Abb. 12: Schematischer geologischer Schnitt durch die Umgebung von Jever in Ostfriesland. Der linke Teil der Abbildung gehört zur Oldenburgisch-Ostfriesischen Geest. Im rechten Drittel des Schnittes tritt an der Oberfläche ein durch- gehender Klei-Horizont auf. Dieser Abschnitt gehört zur ostfriesischen Marsch.

36 GeoBerichte 3 2.1.4.2. Teilraum 01502 Torflagen aufgebaute interglaziale limnische Sögeler Geest Schichtenfolge. Durch das saalezeitliche In- landeis wurden die verschiedenen Schichtenfol- Definition gen miteinander verschuppt. Über diesen ge- stauchten Schichten wurden während der Die sehr einheitlich aufgebaute, flachwellige Saale-Kaltzeit Vorschüttsande, Grundmoräne Landschaft der Sögeler Geest wird von Nord- und Nachschüttsande in meist nur wenigen Me- ost-Südwest verlaufenden Taleinschnitten tern Mächtigkeit abgelagert. Der bis zu 10 m durchzogen. Der Entstehung nach handelt es mächtige Geschiebelehm der Grundmoräne bil- sich um ein durch Subrosion von unterlagern- det in weiten Gebieten die heutige Oberflächen- dem Salz entstandenes Becken, das mit quar- bedeckung. In den durch Erosion von Bächen tärzeitlichen Sedimenten aufgefüllt wurde. Die entstandenen Talungen sind diese Sedimente altpleistozänen Sedimente sind in diesem Be- ausgeräumt und durch weichsel- und holozän- reich wesentlich mächtiger als in der Umge- zeitliche Sande ersetzt worden. Weitflächig sind bung. holozäne Flugsande aufgelagert. In den generell gut grundwasserleitenden San- Kennzeichen den des Pleistozäns ist ein bis zu 100 m mäch- tiger Aquifer ausgebildet. Die Grundwasser- Der Lockergesteinsaquifer ist als hoch durch- oberfläche ist frei, unter Geschiebelehmbede- lässiger Porengrundwasserleiter ohne Stock- ckung gelegentlich auch gespannt und in diesen werkstrennung ausgebildet und weist einen sili- Gebieten auch gegen Verunreinigung gut ge- katischen Gesteinscharakter auf. schützt. Das Grundwasser ist generell sehr weich bis weich, Eisen-, Chlorid- und Sulfatge- halte sind gering. Charakter Der Flurabstand beträgt je nach Höhenlage des Geländes wenige Dezimeter bis zu 25 m. Das Die Sögeler Geest mit ihrem Kernbereich, dem Grundwasser fließt von einer in der Höhe von Hümmling, ist bis in eine Tiefe von ca. 70 m un- Sögel liegenden, West-Ost verlaufenden ter NN vorwiegend aus sandigen Schichten plei- Grundwasserscheide allseitig zum Geestrand stozänen Alters aufgebaut, die bis zu 140 m hin ab. Die Umrandung der Sögeler Geest wird mächtig sind. Unterlagert werden sie von schluf- durch die so genannten Schwemmfächersande figen Feinsanden des Tertiärs. Die quartärzeitli- gebildet, die durch Abschlämmung und Abtra- che Schichtenfolge beginnt mit bis zu 80 m gung der saalezeitlichen Sedimente entstanden mächtigen fluviatilen Fein- bis Mittelsanden des sind. Der im Zentralteil der Sögeler Geest aus- Altpleistozäns. Diesen lagert ein ca. 5–30 m gebildete Aquifer setzt sich bis in diese Gebiete mächtiger elsterzeitlicher Grobsand auf, der im fort. Besonders in diesem Randbereich wird das Teilraum weit verbreitet ist. Über dieser hoch Grundwasser durch zahlreiche Wasserwerke durchlässigen Partie folgt eine geringer durch- genutzt. lässige, aus tonig-schluffigen Feinsanden und

GeoBerichte 3 37

Abb. 13: Schematischer geologischer Schnitt durch die Sögeler Geest.

38 GeoBerichte 3 2.1.4.3. Teilraum 01503 doch für den Schutz des Grundwassers im tie- Cloppenburger Geest feren Aquifer von Bedeutung. Die im Liegenden in weiten Bereichen verbreiteten pliozänen Se- Definition dimente können ca. 20–50 m Mächtigkeit errei- chen und bestehen aus Feinsanden mit Schluff- Zwischen der nördlich angrenzenden Hunte- lagen im unteren Bereich. Leda-Moorniederung und dem südlich gelege- Im Grenzbereich Pleistozän/Pliozän sind zu- nen Quakenbrücker Becken erhebt sich – mit meist keine stockwerkstrennenden Schichten vorwiegend sandigen Böden – die glaziale Auf- anzutreffen. In diesem Fall ist ein einheitlicher schüttungslandschaft der Cloppenburger plio-/pleistozäner Grundwasserleiter vorhan- Geest. den, dessen Mächtigkeit im Mittel ca. 50–100 m beträgt. Unter den pliozänen Sanden bildet ein Kennzeichen ca. 10–20 m mächtiger toniger Schluff die Aqui- ferbasis. Der tertiär- und quartärzeitliche Lockergesteins- Die Grundwasseroberfläche ist im Allgemeinen aquifer ist als Porengrundwasserleiter mit einer frei, z. T. jedoch an der Unterfläche des Ge- mäßigen bis hohen Durchlässigkeit und einem schiebelehms gespannt. Die Flurabstände lie- silikatischen Gesteinscharakter ausgebildet. gen z. T. über 10 m, können jedoch auch we- sentlich geringer sein. Der Grundwasserab- Charakter strom ist sowohl nach Norden als auch nach Os- ten zur Hunte und nach Süden zur Hase gerich- tet. Der hydrogeologisch bedeutsame Anteil der Grundwasservorkommen befindet sich in den Die Grundwasservorkommen werden durch flächenhaft verbreiteten Lockergesteinen des mehrere Wasserwerke genutzt. Quartärs, untergeordnet auch in Feinsanden des Pliozäns. Unterlagert werden diese Ablage- rungen von gering durchlässigen Tonen und 2.1.4.4. Teilraum 01504 Schluffen des Miozäns. Ein im Pleistozän ent- Syker Geest standenes Rinnensystem hat sich jedoch örtlich tief in die tertiärzeitlichen Sedimente einge- Definition schnitten. In diesen Bereichen treten Quartär- mächtigkeiten von über 100 m auf, dabei han- Die Altmoränenlandschaft der Syker Geest wird delt es sich um Wechsellagerungen von Schluf- durch das Huntetal von der westlich anschlie- fen, Tonen und Sanden. Im übrigen Gebiet be- ßenden Cloppenburger Geest getrennt. Im Nor- trägt die Gesamtmächtigkeit der pleistozänen den grenzt sie an die Unterweser-Marsch, im Sedimente zwischen 25 und 50 m. Süden an die Diepholzer Moorniederung. Nach Eine hohe Durchlässigkeit und Ergiebigkeit be- Osten fällt sie mit einem Steilufer zum Wesertal sitzen die meist sandig ausgebildeten Schmelz- hin ab. wasserablagerungen vor allem der Saale-Kalt- zeit, die nahezu flächenhaft im Geestgebiet ver- Kennzeichen breitet sind. Es handelt sich dabei im höheren Teil überwiegend um Feinsande, im unteren Der Lockergesteinsaquifer ist ein mäßig bis Teil häufig um Mittel- bis Grobsande oder Kiese. hoch durchlässiger Porengrundwasserleiter mit Sie bilden generell einen zusammenhängenden lokaler Stockwerkstrennung und silikatischem Aquifer. Gering durchlässige Schichten, wie Gesteinscharakter. z. B. tonig-schluffige, z. T. humose Stillwasser- ablagerungen sowie Geschiebelehme und -mergel mit mehr als 10 m Mächtigkeit, überla- Charakter gern weiträumig die Sandfolgen. Als Zwischen- schichten teilen sie in einigen Gebieten den Im Geestgebiet ist ein weiträumig verbreiteter, Grundwasserraum in mehrere Stockwerke. Sie quartärzeitlicher Grundwasserleiter ausgebil- bewirken, großflächig gesehen, meist nur eine det, der von schluffig-tonigen Ablagerungen, unvollkommene hydraulische Trennung, sind je- überwiegend des Miozäns, unterlagert wird. Die Tiefenlage der Tertiäroberfläche variiert stark.

GeoBerichte 3 39 Sie ist gekennzeichnet durch tiefe Einschnitte ter Flur. Im Kern der Syker Geest ist die Relief- bis rund 100 m und Aufwölbungen bis auf 10 m energie sehr gering, die Oberfläche ist eben und unter Gelände. Diese stark schwankende Tie- gefällearm. Eine Sonderstellung nehmen die fenlage des Tertiärs bringt wechselnde Mächtig- am Südrand gelegenen Steyerberger Endmorä- keiten der hangenden pleistozänen Lockersedi- nen mit ihren unruhigen Formen ein. mente mit sich. Der Grundwasserabstrom erfolgt einerseits in Die quartärzeitliche Schichtenfolge beginnt mit nordwestlicher bis südlicher Richtung zur Gro- Ablagerungen der Elsterkaltzeit. Sie bestehen ßen Aue sowie andererseits in nordöstlicher bis aus einer durchschnittlich 30–70 m (lokal über östlicher Richtung zur Weser als Vorfluter. Be- 150 m) mächtigen Serie von teils schluffigen sonders im Randbereich der Geest liegen zahl- Feinsanden, in die örtlich geringmächtige reiche Wasserwerke. Gefördert werden Wässer Schlufflinsen, aber auch Grobsandlagen einge- von geringer Härte, die nach der Enteisenung schaltet sind. Charakteristisch für diese Serie ist eine für Trinkwassernutzung günstige Beschaf- der Gehalt an Glimmer und Glaukonit. fenheit aufweisen. Die elsterzeitlichen Sedimente werden lücken- los von überwiegend grobkörnigen Sanden der Saale-Kaltzeit überlagert, die vereinzelt Kies- 2.1.4.5. Teilraum 01505 oder Schluffeinschaltungen aufweisen. Die Itterbecker Geest Mächtigkeit beträgt zwischen 10 und 30 m, regi- onal nimmt sie bis auf rund 5 m ab. Definition

Die saalezeitlichen Schmelzwassersande wer- Die Itterbecker Geest wird geprägt durch die bo- den großflächig durch drenthestadialen Ge- genförmig verlaufende Itterbeck-Uelsener schiebelehm von mehreren Metern Mächtigkeit Stauchendmoräne und liegt im westlichen Teil (3–10 m) überlagert, der ein gutes Schutzpoten- der Ems-Vechte-Niederung. zial bietet. Auffällig ist die weite Verbreitung von holozänzeitlichem Sandlöss, der weite Gebiete, besonders im mittleren Bereich des Teilraumes, Kennzeichen mit wechselnder Mächtigkeit bedeckt. In den Niederungen bilden holozäne Auensedimente Der z. T. stark gestörte Lockergesteinsaquifer und Torfe den Abschluss der Schichtenfolge. ist ein mehrstöckiger Porengrundwasserleiter Die quartärzeitlichen Ablagerungen sind örtlich mit hoher Durchlässigkeit und silikatischem Ge- – vor allem am Geestrand – durch den Druck steinscharakter. und die Bewegung des Eises gestaucht. In die Sande sind lokal relativ mächtige schluffig- Charakter tonige Schichten des Quartärs (Beckenablage- rungen, Geschiebemergel) in unterschiedlicher In den Schichten des Quartärs ist ein Grund- Ausbreitung und wechselnden Höhenniveaus wasserleiter von großer flächenhafter Verbrei- eingeschaltet. Diese Schluffschichten führen tung vorhanden. Die Aquiferbasis bilden tertiäre zur lokalen Ausbildung von Grundwasserstock- Schichten. Der Grundwasserleiter ist durch ca. werken. Da diese Stockwerke durch die sehr 4–15 m mächtige, vergleichsweise gering begrenzte Ausdehnung der Trennschichten durchlässige schluffig-feinsandige Schichten hydraulisch miteinander in Verbindung stehen, aus dem Holstein-Interglazial unterteilt, und ist, großräumig betrachtet, jedoch ein zusam- zwar in einen Hauptaquifer in den elsterkaltzeit- menhängender Grundwasserleiter von je nach lichen Sanden und Kiesen und einen weniger Kornverteilung mäßig bis guter Durchlässigkeit bedeutenden Aquifer in den saale- und weich- ausgebildet. selzeitlichen Schichten. Dem langfristigen Ver- Die Grundwasseroberfläche in der Geest ist im halten nach handelt es sich jedoch um einen zu- Allgemeinen frei. In Bereichen mit Stock- sammenhängenden Grundwasserleiter mit werkstrennung ist der untere Grundwasserleiter freier Oberfläche und ohne Spiegeldifferenzen. gespannt; in den Gebieten, in denen die Stock- Der elsterzeitliche Hauptaquifer ist in ca. 10– werkstrennung endet, liegen halbgespannte 35 m mächtigen mittelkörnigen Sanden ausge- Verhältnisse vor. Die Grundwasseroberfläche bildet. Im Norden und Osten grenzen sie an die liegt im zentralen Teil der Geest etwa 30 m un- in der Stauchungszone am weitesten südlich gelegenen Schuppen oder an hoch liegendes

40 GeoBerichte 3 Tertiär und stehen in der Regel nicht in Kontakt Stockwerkstrennungen innerhalb der quartär- mit den in der Stauchungszone zutage treten- zeitlichen Sande. Die Entnahmebedingungen den elsterzeitlichen Sanden und Kiesen. Im sind daher aufgrund des wechselhaften Aquifer- Zentralbereich der Stauchungszonen von Itter- aufbaus als ungünstig einzustufen. Der Teil- beck-Uelsen sind die Lagerungsverhältnisse raum hat deshalb wasserwirtschaftlich keine stark gestört. Hier sind die Schichten des Quar- Bedeutung. tärs und des Tertiärs von sehr unterschiedlicher Durchlässigkeit intensiv miteinander verschuppt und steil gestellt, so dass die Aquifermächtigkeit 2.1.4.7. Teilraum 01507 engräumig stark wechselt. Am Rand der Stau- Emsbürener Geest chungszone bestehen besonders günstige Ent- nahmebedingungen, neben der allgemein ho- Definition hen Durchlässigkeit sind hier auch steile Grund- wassergefälle vorhanden, die eine wasserwirt- Die saalezeitliche, in Nordwest-Südost-Rich- schaftliche Nutzung in hydraulisch günstiger tung streichende Stauchendmoräne der Ems- Position erlauben. bürener Geest liegt innerhalb der Ems-Vechte- Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- Niederung. ckung ist überwiegend gering, nur in Gebieten mit oberflächennah anstehendem Geschiebe- Kennzeichen lehm ist es mittelmäßig bis gut. Der stark gestörte Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrundwasserleiter mit wechselnder 2.1.4.6. Teilraum 01506 Durchlässigkeit und Mächtigkeit sowie silikati- Lohner Geest schem Gesteinscharakter.

Definition Charakter Der saalezeitliche, Nord-Süd streichende Stauchmoränenrücken der Lohner Geest liegt Die Stauchung der Endmöranen des Emsbüre- im Niederungsgebiet westlich der Ems. ner Rückens und der südlichen Fortsetzung, des Ahldener Rückens, erfolgte während der Rehburger Phase des Drenthe-Stadiums der Kennzeichen Saale-Vereisung. Die Höhenzüge erheben sich um 20–35 m über die umgebenden Talsand- Der stark gestörte Lockergesteinsaquifer ist ein ebenen. Im Zentralbereich der Stauchungszone Porengrundwasserleiter mit wechselnder sind die Lagerungsverhältnisse stark gestört. Durchlässigkeit und Mächtigkeit sowie silikati- Hier sind Schichten des Quartärs und des Terti- schem Gesteinscharakter. ärs (zumeist Eozän) von sehr unterschiedlicher Durchlässigkeit intensiv miteinander verschuppt und steil gestellt, so dass die Aquifermächtigkeit Charakter engräumig stark wechselt und lokale Stock- werkstrennungen auftreten können. Nach Sü- Die Stauchung der Endmoräne von Lohne er- den geht die Stauchendmoräne in einen weni- folgte, wie bei dem südlich gelegenen Emsbü- ger gestörten Aufschüttungskörper über. Gene- rener Rücken, während der Rehburger Phase rell ist von Aquifermächtigkeiten kleiner als des Drenthe-Stadiums. Die hydrogeologischen 20 m auszugehen. Die grundwasserführenden, Verhältnisse des Gebietes sind nur wenig er- glazifluviatilen Ablagerungen bestehen in der kundet, da größere Grundwassererschlie- Regel aus Fein- und Mittelsanden mit geringem ßungsprojekte fehlen. Die Lagerungsverhält- Schluffgehalt. Die Grundwasseroberfläche ist nisse sind stark gestört. Schichten des Quartärs frei, der Grundwasserflurabstand beträgt häufig und Tertiärs von sehr unterschiedlicher Durch- nur wenige Meter. Innerhalb des Emsbürener lässigkeit sind intensiv miteinander verschuppt Rückens liegt eine Grundwasserscheide, ein und verfaltet. Tertiärzeitliche Ton- bzw. Schluff- Teilgebiet entwässert zur Ems, der übrige Be- schichten von vielen Metern bis zu wenigen De- reich gehört zum Einzugsgebiet der Vechte. zimetern Mächtigkeit führen zu lokal begrenzten Größere Grundwassererschließungsprojekte

GeoBerichte 3 41 fehlen in diesem Teilraum. In tiefer liegenden hoch durchlässigen Fein- bis Grobsanden, de- Schichten zirkulierendes Grundwasser ist z. T. ren Mächtigkeit zwischen 6 und 60 m schwankt, hochmineralisiert und hat keine Trinkwasser- unterschiedlich mächtige, gering durchlässige qualität. Einschaltungen, die jedoch nur lokal verbreitet sind. Die Grundwasseroberfläche des Haupt- Günstiger sind die Entnahmebedingungen am aquifers ist im Verbreitungsgebiet des Geschie- Rand der Stauchungszone. Dort wird aus quar- bemergels gespannt, wobei die Grundwasser- tärzeitlichen Sanden einer saalezeitlich ange- druckfläche von der Lingener Höhe auf das Vor- legten Rinne Trinkwasser gefördert. land nach Norden und Nordwesten geneigt ist. Die Grundwasseroberfläche im oberen Aquifer ist frei. Aufgrund der ungleichmäßigen Verbrei- 2.1.4.8. Teilraum 01508 tung der gering durchlässigen Schichten weist Lingener Höhe das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- ckung starke Unterschiede auf. Definition Am Rand der Stauchungszone sind besonders Die Lingener Höhe besteht aus einer saalezeit- günstige Entnahmebedingungen gegeben. Ne- lichen Endmoränen-Stauchungszone im Niede- ben der allgemein guten Durchlässigkeit der rungsgebiet der Ems. Die Stauchung erfolgte – Aquifere sind hier auch steile Grundwasserge- wie bei den Endmoränenzügen von Lohne und fälle vorhanden. In günstiger hydraulischer Po- Emsbüren – in der Rehburger Phase des Dren- sition liegen mehrere Wasserwerke am Nord- the-Stadiums rand der Lingener Berge.

Kennzeichen 2.1.4.9. Teilraum 01509 Ankumer Höhe Der Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrund- wasserleiter mit stark wechselnder Mächtigkeit Definition und Durchlässigkeit sowie silikatischem Ge- steinscharakter. Das morphologisch herausgehobene Stauch- endmoränengebiet der Ankumer Höhe liegt zwi- Charakter schen Ems-Vechte-Niederung und Quakenbrü- cker Becken. Im Zentralbereich der Lingener Höhe sind die Lagerungsverhältnisse durch das saalezeitliche Kennzeichen Inlandeis stark gestört. Hier sind Schichten des Quartärs und des Tertiärs von sehr unterschied- Der Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrund- licher Durchlässigkeit intensiv miteinander ver- wasserleiter mit Stockwerkstrennung und wech- schuppt und steil gestellt, so dass die Aquifer- selnden Durchlässigkeiten sowie silikatischem mächtigkeit engräumig stark wechselt. Die ge- Gesteinscharakter. störte ältere Schichtenfolge wird örtlich dis- kordant von jüngeren Schwemmfächer-, Flug- und Dünensanden überdeckt. Charakter Im nördlichen Vorland nimmt die Intensität der Die Ankumer Höhe gehört zu einer lang ge- Stauchung ab, die petrographische Beschaffen- streckten Stauchungszone, in der die ursprüng- heit und Mächtigkeit der quartärzeitlichen Sedi- lich flach lagernden Schichten des präsaalekalt- mente weisen dennoch regional große Unter- zeitlichen Quartärs und des Tertiärs durch das schiede auf. Gering durchlässige Geschiebe- saalezeitliche Inlandeis verstellt und miteinan- mergel untergliedern den Grundwasserleiter der verschuppt wurden. Das nach Süden vorrü- weitflächig in einen oberen, überwiegend ge- ckende Inlandeis hat die Schichten generell in ringmächtigen (2–20 m) Aquifer und einen tiefe- dieser Richtung aufgeschoben, somit fallen die ren Haupt- und Entnahmeaquifer. Die Mächtig- Schuppen der älteren Sedimente in nördliche keit der Zwischenschicht beträgt 5–40 m, örtlich Richtung ein. Die jüngeren Schwemmfächer-, fehlt sie ganz, so dass dort nur ein Aquifer aus- Flug- und Dünensande lagern diesen Schuppen gebildet ist. Der Hauptaquifer enthält neben

42 GeoBerichte 3 diskordant und flach auf. Das 40–120 m mäch- 2.1.4.10. Teilraum 01510 tige Quartär ist also sehr heterogen aufgebaut. Dammer Berge Vorwiegend handelt es sich um fein- bis mittel- körnige Sande, in die örtlich mehrere Meter Definition mächtige Schichtenfolgen mit gröberem Mate- rial (Grobsande, Kiese) eingeschaltet sind. In Das hoch gelegene Stauchungsgebiet der den grundwasserführenden Sanden und Kiesen Dammer Berge (bis ca. 90 m ü. NN) liegt zwi- sind mehrere Teilaquifere ausgebildet, die sich schen Quakenbrücker Becken im Westen und auf oder innerhalb gering durchlässiger Ton- Diepholzer Moor im Osten. und Schluffschichten gebildet haben. Diese Zwischenschichten können lokal eine hydrauli- sche Trennung bewirken, weiträumig gesehen Kennzeichen ist jedoch von hydraulischen Verbindungen zwi- schen den Teilaquiferen auszugehen. Als stock- Der Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrund- werkstrennende Schicht tritt zwischen dem obe- wasserleiter mit stark wechselnder Mächtigkeit ren Aquifer mit freier Oberfläche und den tiefe- und Durchlässigkeit sowie silikatischem Ge- ren, ca. 50 m mächtigen Teilaquiferen mit ge- steinscharakter. spannter oder teilgespannter Oberfläche in der Regel Geschiebemergel auf. Die Grundwasser- Charakter entnahmen erfolgen aus dem unteren Teil des Grundwasserleiter-Komplexes. Dieser Aquifer- Im Bereich der Dammer Berge hat das vorrü- bereich ist aus feinsandigem Mittelsand, im un- ckende Inlandeis der Saale-Kaltzeit die Locker- teren Bereich auch Grobsand mit dünnen Ton- gesteine z. T. gestaucht und dabei Tone und und Schluffeinschaltungen aufgebaut. Tiefere Schluffe des Tertiärs mit quartären Eis- und stockwerkstrennende Zwischenschichten sind Schmelzwasserablagerungen verschuppt. Die nur von örtlicher Bedeutung. Die Grundwasser- gering durchlässigen Tertiärschuppen erhöhen leiter sind trotz aller Lagerungsinhomogenitäten zwar gebietsweise das Schutzpotenzial der als hoch durchlässig zu betrachten. Demzufolge Grundwasserüberdeckung, bewirken jedoch lo- befinden sich im Randbereich des Teilraums kal eine Verminderung des Durchflussquer- mehrere Wassererschließungsgebiete. Geför- schnittes im hydraulisch sehr komplizierten dert werden weiche Wässer mit z. T. erhöhten Grundwasserraum der Stauchungszone. Die Eisengehalten. Gegen Verunreinigung schüt- Lagerungsverhältnisse sind intensiv gestört, so zende Deckschichten sind nur in Teilbereichen dass die Aquifermächtigkeit engräumig stark in ausreichender Mächtigkeit vorhanden. wechselt. Demzufolge fehlen größere Grund- wassererschließungsprojekte in diesem Gebiet. Der Grundwasserabstrom erfolgt generell von der höher gelegenen Geest in die sie allseitig umgebenden Niederungen, die Hauptabstrom- richtung geht allerdings nach Nordwesten. Be- sonders am Westrand haben sich ausgedehnte Hang- und Schwemmablagerungen gebildet. Im Randbereich der Stauchungszone mit ho- hem Grundwassergefälle bestehen hydraulisch günstige Verhältnisse für Grundwasserentnah- men.

GeoBerichte 3 43 2.1.4.11. Teilraum 01511 2.1.4.12. Teilraum 01512 Kellenberg-Geest Diepenauer Geest

Definition Definition

Der in Ost-West-Richtung streichende Stauch- Dieser vorwiegend von Grundmoränen be- endmoränenzug aus der Rehburger Phase des deckte Teilraum bildet den Übergangsbereich Drenthe-Stadiums liegt innerhalb des Niede- zwischen Mittelgebirge (Weserbergland) im Sü- rungsgebietes Diepholzer Moor. den und Flachland (Diepholzer Moorniederung) im Norden. Nach Osten bildet das Tal der Mit- telweser die Grenze. Kennzeichen

Der quartärzeitliche, z. T. gestauchte Lockerge- Kennzeichen steinsaquifer ist ein Porengrundwasserleiter von mäßiger bis hoher Durchlässigkeit und sili- Sandige Geschiebemergel, Mittelterassenabla- katischem Gesteinscharakter. gerungen und eine auf der Grundmoräne auflie- gende Flugsanddecke bilden einen gering- mächtigen, mäßig bis hoch durchlässigen Po- Charakter rengrundwasserleiter mit silikatischem Ge- steinscharakter. Auch im Bereich der Kellenberg-Geest wurden die Schichten des präsaalekaltzeitlichen Quar- tärs und des Tertiärs durch das vorrückende In- Charakter landeis während der Rehburger Phase des Drenthe-Stadiums gestaucht und miteinander Während die Diepenauer Geest nach Norden verschuppt. Die jüngeren Ablagerungen lagern zur Diepholzer Moorniederung zumeist recht diesen Schuppen diskordant auf. deutlich abzugrenzen ist, keilt sie nach Süden und Westen am Mittelgebirgsrand aus. In den saalezeitlichen Sanden der Endmoräne ist ein mäßig bis hoch durchlässiger Aquifer Im nördlichen Bergvorland sind vorwiegend ausgebildet. Den oberen Bereich bilden bis zu sehr gering durchlässige Tonsteine der Unter- 30 m mächtige Feinsande, den unteren Teil ca. kreide verbreitet, häufig reichen diese bis unter 20 m mächtige, mittel- bis grobkörnige, z. T. die Geländeoberfläche. Überlagert werden sie auch kiesige Sande. Als Zwischenschicht tritt großflächig von meist nur wenige Dezimeter bis eine mehrere Meter mächtige Geschiebemer- Meter mächtigen, feinsandig-schluffigen, gering gellage auf, die jedoch nicht durchgängig für durchlässigen Schichten der drenthezeitlichen eine Stockwerkstrennung sorgt. Die Basis des Grundmoräne. Im nördlichen Bereich, zur Diep- Aquifers bilden überwiegend schluffig-tonige holzer Moorniederung hin, treten etwas mächti- Schichten des Tertiärs. Die Grundwasserfließ- gere, selten von Flugsand bedeckte, drenthe- richtung verläuft nach Nordwesten zur Hunte als zeitliche Schmelzwasserablagerungen, vorwie- Vorfluter. Der Grundwasserflurabstand beträgt gend sandige Geschiebemergel, auf. Im ge- z. T. nur wenige Meter. In einigen Bereichen samten Bereich treten geringmächtige drenthe- sind lückenhaft bis zu 20 m mächtige schluffige zeitliche Mittelterrassenablagerungen auf. Deckschichten verbreitet, die örtlich ein gutes Der Grundwasserabstrom erfolgt, dem Gelän- Schutzpotenzial bilden. degefälle folgend, vom Rand der Geest zur Gro- Das Teilraumgebiet wird durch mehrere Was- ßen Aue bzw. zur Weser. Die Grundwasserflur- serwerke wasserwirtschaftlich genutzt. abstände sind eher gering. Das Risiko von Stoffeinträgen ist hoch. Aufgrund der geringen Ergiebigkeit sind im Teilraumgebiet keine Grundwasserentnahmegebiete ausgewiesen.

44 GeoBerichte 3 2.1.4.13. Teilraum 01513 Grundwasser zu den umgebenden Moorbä- Böhrde-Geest chen, die dem Hauptvorfluter Große Aue tri- butär sind, abströmt. Das Grundwasser ist im Definition Geestbereich durch Geschiebemergel überwie- gend gut geschützt. Die Grundwasseroberflä- Die Böhrde-Geest ist ein innerhalb der che ist meist frei und nur in wenigen Bereichen, Diepholz-Sulinger Moorniederung gelegener in denen der Geschiebemergel bis in den Stauchendmoränenzug. Grundwasserleiter reicht, gespannt. Die Grundwasservorkommen im Bereich der Kennzeichen Böhrde-Geest werden durch mehrere Wasser- werke genutzt. Der Lockergesteinsaquifer, der sich z. T. in Stockwerke gliedert, ist ein Porengrundwasser- leiter mit sehr hoher Durchlässigkeit und silika- 2.1.4.14. Teilraum 01514 tischem Gesteinscharakter. Nienburg-Neustädter Geest

Definition Charakter Die Stauchendmoräne der Saale-Kaltzeit (Reh- Im Bereich der Böhrde-Geest unterlagern burger Stadium), die die Nienburg-Neustädter schluffig-tonige Sedimente des Tertiärs und der Geest formt, grenzt im Südosten an die Hanno- Kreide die quartärzeitlichen Ablagerungen. Die versche Moorgeest und im Westen und Norden Gesamtmächtigkeit der vorwiegend saalezeitli- an die Mittelweser-Aller-Leine-Niederung. chen Sedimente beträgt zwischen 40 und 70 m. Über der gering durchlässigen Basis folgen hoch durchlässige Grobsande, Kiese und Fein- Kennzeichen sande, die eine Mächtigkeit von 10–15 m errei- chen. Über einer weit verbreiteten, mehrere Me- Der quartärzeitliche Lockergesteinsaquifer ist ter mächtigen schluffigen Zwischenschicht, die ein Porengrundwasserleiter mit hoher bis sehr örtlich zu einer Stockwerkstrennung führt, fol- hoher Durchlässigkeit und silikatischem Ge- gen ca. 10 m fein- bis mittelkörnige, z. T. auch steinscharakter. kiesige Sande. Diese werden vor allem im nörd- lichen Bereich von einer im Mittel 10 m mächti- gen Geschiebelehmdecke überlagert, die weit- Charakter flächig, aber nicht lückenlos verbreitet ist. Dar- über wurde auf der Geest Flugsand als gering- Die Nienburg-Neustädter Geest besteht vorwie- mächtige Decke oder in Form von Dünen abge- gend aus quartärzeitlichen Sanden und Kiesen lagert. Die quartärzeitlichen Schichten liegen im mit sehr gutem bis gutem Wasserleitvermögen. Allgemeinen flach. Schichtenverstellungen oder Diese lagern flächenhaft den gering durchlässi- -verschuppungen durch Eisstauchung, wie man gen Tongesteinen der Unterkreide und schluffi- sie vielfach innerhalb der Endmoränen antrifft, gen Tonen des Tertiärs auf. Stellenweise sind sind vor allem im Zentralteil der Böhrde ausge- die Quartärablagerungen gestaucht. Trotz ein- prägt. Hier sind Unterkreide-Tonsteinschuppen zelner gering durchlässiger eingestauchter bis an die Geländeoberfläche geschoben wor- Schuppen mit Unterkreide-Tonstein, Beckenab- den. lagerungen und Geschiebemergelpartien ist ge- nerell ein zusammenhängender Grundwasser- Aufgrund des z. T. hohen Anteils an grobkörni- leiter ausgebildet. Die Mächtigkeit der haupt- gem Material zeichnet sich der quartärzeitliche sächlich saalezeitlichen, untergeordnet auch Grundwasserleiter durch eine sehr hohe Durch- elsterzeitlichen, kiesigen Sande beträgt 30– lässigkeit mit guten Entnahmebedingungen 70 m, örtlich bis zu 120 m. Bei lokalen Tertiär- aus. Der Flurabstand beträgt im Zentralteil 20– tonaufwölbungen kann der Aquifer sehr gering- 30 m unter Gelände, im Nordwestteil zwischen mächtig werden oder ganz fehlen. Die Grund- 4–15 m. Der Grundwasserabstrom erfolgt vom wasseroberfläche ist weitgehend frei. Der Flur- Rand der Geest zur Großen Aue. Dem Verlauf abstand beträgt in weiten Teilen der Geest der Endmoränen-Kammhöhe entsprechend ist > 10 m, im Extremfall rund 30 m, am Geestrand eine Wasserscheide ausgebildet, von der das

GeoBerichte 3 45 jedoch nur wenige Meter. Der Grundwasserab- unterlagernden, zum Teil auch an der Oberflä- strom erfolgt nach Norden zur Aller, nach Wes- che anstehenden Festgesteinen (Buntsand- ten zur Weser und nach Osten zur Leine. Das stein, Kreide) in hydraulischem Kontakt. Grundwasser bedarf nur geringer Aufbereitung, Hydrogeologisch lassen sich mehrere Standort- lediglich Eisen- und Manganwerte sind erhöht. typen unterscheiden. Im Nordwesten erstreckt Die Schutzfunktion der Grundwasserüberde- sich die Steinhuder-Meer-Senke, in der flächen- ckung ist, außer in Gebieten mit an der Oberflä- haft, meist unter einer Bedeckung von Mudde- che anstehendem Geschiebelehm, überwie- und Torfablagerungen, weichselzeitliche Niede- gend gering. Dennoch ist die Gefahr einer rungssande über saalezeitlichen Schmelzwas- Grundwasserverunreinigung, bedingt durch die sersanden einen ca. 30 m mächtigen Haupt- hohen bis sehr hohen Flurabstände, nicht als aquifer bilden. Im Zentralteil steigt die Mächtig- hoch zu werten. keit im Bereich einer über einer Salzstruktur ver- laufenden breiten Rinne noch an; in Gebieten, Im Teilraumgebiet befinden sich mehrere Was- in denen die unterlagernden Unterkreide-Ton- serwerke. steine bis an die Erdoberfläche treten, nimmt sie bis auf weniger als 1 m ab. Der Grundwasser- flurabstand ist generell gering. Der chemischen 2.1.4.15. Teilraum 01515 Beschaffenheit nach handelt es sich bei den Hannoversche Moorgeest Grundwasservorkommen um typische Moor- wässer. Definition Die Leine-Niederung, die den Teilraum nord- Die von glazialen Schmelzwasserrinnen durch- südlich durchquert, weist örtlich über 20 m zogene Grundmoränenplatte der Hannover- mächtige, hoch durchlässige Niederungssande schen Moorgeest weist abflusslose Einmuldun- auf, im Übrigen wird der Aquifer von gering- gen auf, die z. T. von ausgedehnten Hochmoo- mächtigen Flusssanden oder Kiessanden der ren bedeckt werden. Im Norden grenzt die Niederterrasse gebildet. Der Flurabstand be- Moorgeest an die Stauchendmoränen der Nien- trägt ca. 1 m, der Grundwasserabstrom erfolgt burg-Neustädter Geest und der Wedemark- zur Leine als Vorfluter. Das Grundwasser ist Geest, der Süden der Moorgeest bildet den mittelhart und weist erhöhte Eisen- und Man- Übergang zum Nordwestdeutschen Bergland. gangehalte auf. Die Wunstorfer Geest stellt einen weiteren Kennzeichen Standorttypen dieses Teilraums dar. Dort errei- chen die saalezeitlichen kiesigen Schmelzwas- sersande in den tief eingeschnittenen Rinnen Der quartärzeitliche Lockergesteinsaquifer ist Aquifermächtigkeiten von mehr als 70 m. Die ein Porengrundwasserleiter mit hoher bis sehr Grundwasseroberfläche liegt im Kern der Geest hoher Durchlässigkeit und silikatischem Ge- etwa 20 m unter Gelände, nach Süden nehmen steinscharakter Flurabstand und Aquifermächtigkeit ab. Die Be- schaffenheit des Grundwassers ist mittelhart bis Charakter hart, örtlich treten erhöhte Chloridgehalte auf.

Die nahezu lückenlos verbreiteten Lockersedi- mente des Quartärs stellen aufgrund ihrer über- wiegend sandig-kiesigen Ausbildung die einzi- gen Grundwasserleiter von praktischer Bedeu- tung dar. In den Niederungssanden sowie den Niederterrassenbildungen der Weichsel-Kalt- zeit, vor allem aber in den saale- bzw. elsterzeit- lichen Schmelzwassersanden ist ein weit ver- breiteter zusammenhängender Grundwasser- leiter ausgebildet. Er steht örtlich mit den über- lagernden holozänen Sanden, den sandigen Beckenfüllungen des Altpleistozäns sowie den

46 GeoBerichte 3

Abb. 14: Das Steinhuder Meer, ein flaches Gewässer in der Hannoverschen Moorgeest. Foto: S. Sörgel, GZH.

Der Südbereich des Teilraums wird durch die flächenhaft mit Sandlöss und z. T. mit Geschie- bemergel bedeckte Deistermulde gebildet. Hier wird der Hauptaquifer aus saalezeitlichen Schmelzwassersanden und älteren, der Mittel- terrasse der Leine entsprechenden Ablagerun- gen aufgebaut. Es handelt sich dabei um im Mit- tel 20 m mächtige kiesige Sande von sehr hoher Durchlässigkeit, welche innerhalb von rinnenar- tigen Eintiefungen auch größere Mächtigkeiten erreichen können. Die Ergiebigkeit dieses Aquifers ist dort als besonders günstig zu be- zeichnen. Die im Teilraum vorhandenen Was- serwerke liegen alle in diesem Gebiet. Die che- mische Beschaffenheit des Grundwassers ist hart, beeinflusst durch die örtlich unterlagern- den Oberkreide-Kalkmergel. Es treten erhöhte Eisen- und Mangangehalte auf. Der Grundwas- serabstrom erfolgt vorwiegend in nordwestliche Richtung. Im Lössbördenbereich mit z. T. mehr als 10 m mächtigen bindigen Deckschichten ist die Grundwasseroberfläche örtlich gespannt, in den übrigen Gebieten im Allgemeinen frei.

GeoBerichte 3 47 2.1.4.16. Teilraum 01516 Kennzeichen Wedemark-Geest Der weichsel- und saalezeitliche Lockerge- Definition steinsaquifer ist ein Porengrundwasserleiter von hoher Durchlässigkeit und silikatischem Zwischen Aller- und Leineniederung liegt ein Gesteinscharakter sowie mit stark wechselnder glaziales Aufschüttungsgebiet mit einer wäh- Mächtigkeit und Ausdehnung. rend des Drenthe-Stadiums (Rehburger Phase) entstandenen Stauchendmoräne: die Wede- mark-Geest.

Abb. 15: Sandgrube in Pleistozänsedimenten bei Oegenbostel in der Wedemark. Foto: H. Röhm, LBEG.

Charakter auch im übrigen Gebiet die Basis des Aquifers. Im Zentralteil der Geest, den Brelinger Bergen, Die größte Fläche des Teilraums ist von quar- hat die drenthestadiale Stauchung der Ge- tärzeitlichen Lockergesteinen bedeckt. In eini- steine, verbunden mit der Einschuppung einzel- gen Gebieten reichen jedoch Festgesteine der ner Schollen von Unterkreide-Tonstein, dazu Bückeburg-Formation (Wealden) und der höhe- geführt, dass die hydrogeologischen und hyd- ren Unterkreide ohne nennenswerte Bedeckung raulischen Verhältnisse kleinräumig stark wech- bis an die Geländeoberfläche. Die sehr gering seln. In weniger gestörten Geestbereichen bil- durchlässigen Tonsteine der Unterkreide bilden

48 GeoBerichte 3 den hoch durchlässige, weichsel- und saalezeit- 2.1.4.17. Teilraum 01517 liche, teils auch miozäne Sande und Kiese, hyd- Isernhagener Rücken raulisch betrachtet, trotz einzelner bindiger Ein- lagerungen, ein zusammenhängendes Grund- Definition wasserstockwerk; die Gesamtmächtigkeit die- ses Aquifers nimmt von Norden (ca. 10–60 m) Die ursprünglich eisrandparallel verlaufende, in nach Süden (0–15 m) hin ab. Die Grundwasser- West-Ost-Richtung streichende drenthestadiale oberfläche ist frei, bindige Deckschichten sind Stauchrückenzone, die den Isernhagener Rü- im Westteil nur lückenhaft verbreitet. Im Ostteil cken bildet, liegt am Westrand der Burgdorfer der Geest ist das Grundwasser durch eine bis Geest. zu 10 m mächtige Geschiebelehm- und -mer- geldecke besser geschützt. Der Flurabstand be- trägt im Zentralteil 15–20 m, im Randbereich Kennzeichen nur wenige Meter. Von der Hochfläche strömt das Grundwasser vorwiegend nach Nordosten Der Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrund- bzw. Norden zum Aller-Urstromtal ab, im Südteil wasserleiter von stark wechselnder Ausdeh- erfolgt der Abfluss zur Leine hin. nung, aber hoher Durchlässigkeit und mit silika- tischem Gesteinscharakter. Die chemische Beschaffenheit des Grundwas- sers ist ohne Auffälligkeiten, im Stauchmorä- nengebiet treten vereinzelt höhere Sulfatgehal- Charakter te auf. Im Isernhagener Rücken sind durch einen dren- In größeren Tiefen sind in präquartären Ablage- thestadialen Eisvorstoß die quartärzeitlichen rungen noch weitere Grundwasserstockwerke Sedimente aufgestaucht und in Tone der Unter- ausgebildet. Da die darin enthaltenen Wässer kreide eingefaltet worden. Das vordringende In- versalzt sind, können sie für Versorgungszwe- landeis hat zwei annähernd parallele Rücken cke nicht herangezogen werden. aus Unterkreideton aufgepresst, in der dazwi- Der Ostteil des Teilraumes gehört zum Einzugs- schen liegenden Mulde ist die quartärzeitliche gebiet eines großen Wasserwerks. Schichtenfolge verschuppt und gefaltet erhal- ten. Dadurch entstand ein mehrere Kilometer langer, schmaler und sehr kompliziert aufge- bauter Aquifer. Die zwischen den bindigen Ge- schiebemergel- und Unterkreidetonschuppen eingeschalteten saalezeitlichen Kiessandpar- tien sind sehr hoch durchlässig und stehen in engem hydraulischem Kontakt miteinander, so dass man von einem zusammenhängenden Grundwasserleiter mit freiem Grundwasserspie- gel ausgehen kann. Örtlich erreicht der Aquifer Mächtigkeiten von mehr als 15 m. Im Scheitelbereich der Isernhagener Stauch- zone ist eine Wasserscheide ausgebildet. Der Flurabstand des Grundwassers beträgt dort nur 4–5 m, das Gefälle der Grundwasseroberfläche ist nach beiden Seiten steil. Die Abflussrichtung war ursprünglich nach Nordosten gerichtet, durch Absenkungsmaßnahmen (Autobahnbau) entwässert der Aquifer heutzutage nach Nor- den. Die chemische Beschaffenheit der Wässer weist erhöhte Sulfat- und Chloridgehalte auf. Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- ckung ist überwiegend hoch. Im Teilraumgebiet befindet sich kein öffentli- ches Wasserwerk.

GeoBerichte 3 49 2.1.4.18. Teilraum 01518 Kennzeichen Burgdorfer Geest Der quartärzeitliche, z. T. in Stockwerke geteilte Definition Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrundwas- serleiter mit hoher Durchlässigkeit und silikati- Die nach Norden geneigte, ebene Platte der schem Gesteinscharakter. Burgdorfer Geest grenzt im Norden an das Al- ler-Urstromtal, im Osten an das Okertal und geht im Süden in die lössbedeckten Gebiete des Bergvorlandes über.

Abb. 16: Ein See in der Burgdorfer Geest verlandet: Würmsee bei Großburgwedel. Foto: H. Röhm, LBEG.

Charakter Mächtigkeiten von über 30 m und wirken stock- werkstrennend. Den Hauptgrundwasserleiter in diesem Gebiet Die durchschnittliche Mächtigkeit des oberen bilden kiesige, vorwiegend saalezeitliche, unter- Grundwasserleiters beträgt ca. 20 m, der untere geordnet auch elsterzeitliche, hoch durchläs- Teil ist um 30 m mächtig. Es kommen örtlich je- sige Schmelzwassersande, die teilweise von doch auch erheblich größere Quartärmächtig- Geschiebe- oder Auenlehm bedeckt sind. Ge- keiten vor (ca. 150 m). Nach Süden nimmt die schiebemergellagen innerhalb der sandig-kiesi- Mächtigkeit der Lockersedimente ab. Da die gen Schichtenfolge erreichen stellenweise

50 GeoBerichte 3 saalezeitlichen Geschiebemergel nicht durch- 2.1.4.19. Teilraum 01519 gehend verbreitet sind und ihre petrographische Papenteich-Geest Zusammensetzung und Mächtigkeit sich über kurze Entfernungen ändert, ist stellenweise Definition auch ein durchgehender Aquifer vorhanden. Die Aquiferbasis bilden feinsandig-schluffige Abla- Die Papenteich-Geest ist ein Übergangsgebiet gerungen des Tertiärs in größerer Mächtigkeit. zwischen dem Nordwestdeutschem Bergland Im südlichen Bereich des Teilraums unterlagern im Süden und dem Urstromtal der Aller-Niede- mehrere 100 m mächtige Mergel- und Tonstein- rung im Norden. Die Festgesteine sind nur von schichten der Ober- bzw. Unterkreide die quar- relativ geringmächtigen quartärzeitlichen Sedi- tärzeitlichen Sedimente. Das Grundwasser ist in menten überdeckt. weiten Bereichen nur wenig geschützt, da bin- dige Deckschichten nur geringe Mächtigkeiten erreichen. Kennzeichen

Der Flurabstand der Grundwasseroberfläche Der Lockergesteinsaquifer ist ein Porengrund- des oberen Aquifers ist z. T. sehr gering (weni- wasserleiter von stark wechselnder Ausdeh- ger als 2 m). Die Fließrichtung des Grundwas- nung und Mächtigkeit, aber hoher Durchlässig- sers entspricht im obersten Stockwerk generell keit und silikatischem Gesteinscharakter. der Neigung der Geländeoberfläche nach Nor- den, die Fließrichtung im unteren Stockwerk weicht stellenweise stark davon ab. Das Grund- Charakter wasser ist in weiten Bereichen gespannt, lokal auch artesisch. Die Basis des Hauptaquifers bilden tonige Schichten der Unterkreide, im östlichen Bereich Es handelt sich um weiche bis ziemlich harte Gesteine des Juras. Sie werden von einer bis zu Wässer mit z. T. niedrigen pH-Werten und ho- 30 m mächtigen, im oberen Teil mittel- bis grob- hen Eisen- und Mangan-Werten, die bei der sandigen, im unteren Abschnitt stärker kiesigen Wassernutzung eine Aufbereitung erforderlich drenthezeitlichen Schichtenfolge überlagert. An machen. der Erdoberfläche steht überwiegend Geschie- Im Teilraumgebiet werden die Grundwasservor- bemergel an, der 25–45 m mächtig ist. Der kommen, besonders des unteren Stockwerks, Hauptaquifer, der sich vor allem in west-östli- durch mehrere Wasserwerke genutzt. cher Richtung erstreckt und nicht im gesamten Teilraum vorhanden ist, wird lokal von gering- mächtigen kiesigen Sanden der Weichsel-Kalt- zeit überlagert, in denen stellenweise ein oberer Grundwasserleiter ausgebildet ist. Der Teilraum wird zudem von einer in Südsüd- west-Nordnordost-Richtung streichenden Rinne durchzogen. Die Rinnenfüllung ist mehr als 90 m mächtig und besteht überwiegend aus Sanden und Kiesen. Örtlich bewirken Becken- schluff- und Geschiebemergeleinlagerungen eine Stockwerkstrennung, die jedoch nicht durchgehend vorhanden ist. Der Grundwasserspiegel im Hauptaquifer ist gespannt, das Gefälle des Druckspiegels nach Nordosten auf die Oker als Vorfluter ausgerich- tet. Das Grundwasser ist ziemlich hart, die Ei- sen- und Manganwerte sind erhöht. Im o. g. Rin- nenbereich hingegen ist die Grundwasserober- fläche z. T. auf den Spiegel des Mittellandka- nals ausgerichtet, der hier als Vorfluter dient. Der obere Grundwasserleiter ist, wenn vorhan- den, ungespannt.

GeoBerichte 3 51 Bedingt durch die mächtige Geschiebelehmde- Die Grundwasseroberfläche liegt weiträumig cke sind die Grundwasservorkommen gut vor zwischen 1–5 m ü. NN, nur im Südosten steigt Verunreinigungen geschützt. Die Grundwasser- sie bis auf 30 m ü. NN an. Dementsprechend vorkommen in den Rinnensedimenten werden sind die Grundwasserflurabstände überwiegend wasserwirtschaftlich genutzt. gering, nur im Südosten liegen sie höher. Je nach Mächtigkeit und Ausdehnung des Ge- schiebelehms ist die Grundwasseroberfläche 2.1.4.20. Teilraum 01520 frei oder gespannt. Die Entwässerung ist im We- Bederkesa-Geest sentlichen zur Weser hin ausgerichtet, das Ge- fälle des Grundwasserspiegels ist meist gering. Definition Aus dem hochgelegenen Gebiet im Südosten ist allerdings ein stärkeres Grundwassergefälle Die Bederkesa-Geest erstreckt sich zwischen in südliche und südöstliche Richtung zu ver- Bremerhaven im Westen und Bremervörde im zeichnen. Osten und wird im Norden, Westen und Süd- Meist sind zwei Grundwasserstockwerke aus- westen umrahmt von Nordseemarschen. Im Os- gebildet, ein oberes in den hoch durchlässigen ten bildet die Hamme-Moorniederung eine na- Schmelzwasserablagerungen der Elster- und türliche Grenze. Als typische glaziale Aufschüt- der Saale-Kaltzeit, ein tieferes in pliozänen San- tungslandschaft hebt sie sich morphologisch den des oberen Tertiärs. In die tertiären Ablage- und geologisch deutlich von den niedrig gelege- rungen tief eingeschnitten ist die in etwa Nord- nen Marschen und Moorniederungen ab. Süd verlaufende pleistozäne Cuxhavener Rin- ne. Sie stellt ein wichtiges Strukturelement im Kennzeichen Untergrund dar. Die quartären Aquifere der Cuxhavener Rinne stehen in hydraulischem Kontakt mit den tertiären Aquiferen. Wichtigste Der mehrstöckige Porengrundwasserleiter wird stockwerkstrennende Schicht im gesamten Ge- überwiegend von pleistozänen, teilweise auch biet ist der Lauenburger-Ton-Komplex. pliozänen Lockergesteinen aufgebaut und von zahlreichen Hoch- oder Niedermooren bedeckt. Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- Die Durchlässigkeiten wechseln stark, der Ge- ckung ist sehr unterschiedlich zu beurteilen. steinscharakter ist überwiegend silikatisch, teil- Aquifere unter einer durchgehend verbreiteten weise silikatisch/karbonatisch. Drenthe-Moräne (Geschiebemergel/Geschie- belehm) sind überwiegend gut geschützt, wobei die Durchlässigkeit des sehr heterogenen Mo- Charakter ränenmaterials durchaus größeren Schwankun- gen unterliegt. Alle übrigen, von sandig kiesigen Die Bederkesa-Geest ist ein höher gelegenes Materialien aufgebauten Gebiete weisen eine Altmoränengebiet mit Ablagerungen aus der höhere Durchlässigkeit auf und sind damit we- Elster- und Saale-Kaltzeit. An der Oberfläche niger gut geschützt. Die Grundwasserneubil- stehen weitflächig Geschiebelehme und -mer- dung ist in den sandig/kiesigen Gebieten relativ gel sowie glazifluviatile Sande und Kiese des hoch und beträgt 200–400 mm/a. Unter Ge- Drenthe-Stadiums an. Ein lang gestreckter End- schiebemergel ist sie geringer und beträgt ca. moränenwall der Altenwalder Staffel zieht sich 100–200 mm/a, selten weniger. Der Oberflä- in Nord-Südrichtung von Cuxhaven bis nördlich chenabfluss ist auf den Geestflächen eher ge- von Bremerhaven. An der Ostgrenze des Ge- ring. bietes erhebt sich die Endmoräne der Lamsted- ter Staffel. Hier treten auch aufgestauchte Bedingt durch die sehr heterogene Materialzu- Schollen von tertiären Tonen auf. Besonders im sammensetzung in den Geestgebieten ist die südöstlichen Teil des Gebietes stehen Lauen- Beschaffenheit des Grundwassers wechselhaft. burger-Ton-Komplexe an der Oberfläche an, Das Wasser ist vorwiegend weich, örtlich aber entlang der Weser finden sich auch feinsandige auch härter, eisenarm bis eisenreich und unter Dünenablagerungen. Mooren reich an organischen Bestandteilen. Das Wasser, besonders der tieferen Aquifere, Die Grundmoränenplatte ist insgesamt stark wird durch zahlreiche Wasserwerke genutzt. zertalt, im Bereich verlandeter Seen und in ver- Die Entnahmebedingungen sind überwiegend sumpften Talniederungen bildeten sich im Ho- gut bis sehr gut. lozän zahlreiche Hoch- und Niedermoore.

52 GeoBerichte 3 2.1.4.21. Teilraum 01521 pleistozänen Schmelzwasserablagerungen, ein Zevener Geest tieferes in pliozänen Sanden oder, vor allem im Ostteil des Gebietes, in den miozänen Braun- Definition kohlensanden des Tertiärs. Gebietsweise feh- len jedoch Aquifertrennschichten, und es ist nur Als typische glaziale Aufschüttungslandschaft ein einziger, durchgehender Aquifer ausgebil- hebt sich die Zevener Geest morphologisch und det. geologisch von den niedrig gelegenen Gebieten In die tertiären Ablagerungen tief eingeschnitten im Norden, Westen und Süden ab. Hier bilden sind mehrere in etwa Nord-Süd verlaufende die Elbmarsch, die Hamme-Moorniederung und pleistozäne Rinnen. Sie stellen ein wichtiges die Wümme-Niederung eine natürliche Grenze. Strukturelement im Untergrund dar. Im Bereich Im Osten schließt sich die Geestlandschaft der Zeven sind diese Rinnen bis auf ca. 200 m unter Lüneburger Heide an, die Grenze bildet das Es- Geländehöhe in Bohrungen nachgewiesen wor- tetal. den. Die quartären Aquifere der Rinnen stehen in hydraulischem Kontakt mit den tertiären Aqui- Kennzeichen feren. Die Mächtigkeiten der pleistozänen Ablagerun- Der überwiegend mehrstöckige, lokal aber auch gen liegen außerhalb der Rinnen bei 20–60 m. untergegliederte Porengrundwasserleiter weist Vermutlich durch Salzabwanderungen im Un- stark wechselnde Durchlässigkeiten in überwie- tergrund erreichen die pliozänen Sande im Ge- gend silikatischem, teilweise silikatisch-karbo- biet um Zeven eine Mächtigkeit von bis zu natischem Lockergestein auf. Lokal wird er von 100 m. Als Aquifertrennschichten fungieren der Hoch- oder Niedermooren bedeckt. obere Glimmerton und teilweise auch der Lauenburger-Ton-Komplex. Die Aquiferbasis in Charakter den Rinnenstrukturen bilden miozäne Tone und Schluffe. Die Zevener Geest ist ein höher gelegenes Alt- Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- moränengebiet mit Ablagerungen aus der Els- ckung ist sehr unterschiedlich zu beurteilen. ter-, Saale- und Weichsel-Kaltzeit. An der Ober- Aquifere unter einer durchgehend verbreiteten fläche stehen weitflächig Geschiebelehme und Drenthe-Moräne (Geschiebemergel/Geschie- -mergel sowie glazifluviatile Sande und Kiese belehm) sind überwiegend gut geschützt, wobei des Drenthe-Stadiums an. Ein Endmoränenzug die Durchlässigkeit des sehr heterogenen Mo- der Lamstedter Staffel durchzieht das Gebiet in ränenmaterials durchaus größeren Schwankun- Nordwest-Südost-Richtung südlich von Zeven. gen unterliegt. Alle übrigen, von sandig-kiesigen Die Talniederungen sind mit Niederungssanden Materialien aufgebauten Gebiete weisen eine der Weichsel-Kaltzeit gefüllt, an ihren Flanken höhere Durchlässigkeit auf und sind damit we- finden sich teilweise holozäne Dünensedi- niger gut geschützt. Die Grundwasserneubil- mente. Schichten des Lauenburger-Ton-Kom- dung ist in den sandig/kiesigen Gebieten relativ plexes stehen nur in einigen lokalen Vorkom- hoch und beträgt 200–400 mm/a. Unter Ge- men an der Oberfläche an. Abflusslose Wannen schiebemergel ist sie geringer und beträgt ca. und zahlreiche Niederungen sind mit Mooren 100–200 mm/a, selten weniger. Der Oberflä- bedeckt. chenabfluss ist auf den Geestflächen eher ge- ring. Die Grundwasseroberfläche liegt zwischen 5– 45 m ü. NN, der Flurabstand zwischen wenigen Bedingt durch die sehr heterogene Materialzu- Dezimetern in den Niederungen und bis zu 20 m sammensetzung in den Geestgebieten ist die in den Hochlagen. Das Grundwassergefälle Beschaffenheit des Grundwassers wechselhaft. schwankt regional stark. Je nach Mächtigkeit Das Wasser ist vorwiegend weich, örtlich aber und Ausdehnung des Geschiebelehms ist die auch härter, eisenarm bis eisenreich und unter Grundwasseroberfläche frei oder gespannt. Die Mooren reich an organischen Bestandteilen. Entwässerung ist im Wesentlichen zur Elbe Das Wasser, besonders der tieferen Aquifere, ausgerichtet. wird durch zahlreiche Wasserwerke genutzt. Die Entnahmebedingungen sind überwiegend Meist sind zwei Grundwasserstockwerke aus- gut bis sehr gut. gebildet, ein oberes in den hoch durchlässigen

GeoBerichte 3 53 2.1.4.22. Teilraum 01522 nach Westen zur Zevener Geest und nach Os- Lüneburger Heide West ten zur Altmark mit Colbitz-Letzlinger Heide sind und 01523 dagegen eher fließend; die Grenze im Westen Lüneburger Heide Ost bildet das Estetal, im Osten die Niederungen der Ohre und der Jeetzel. Die Täler der Örtze und der unteren Luhe, mit ihren breiten Talfül- Definition lungen, teilen das Gebiet der Lüneburger Heide in einen Ost- und einen Westteil, der hier aber Die Lüneburger Heide ist eine glaziale Auf- gemeinsam beschrieben wird. schüttungslandschaft mit besonders hohen Quartärmächtigkeiten und für norddeutsche Verhältnisse auch großen Geländehöhen Kennzeichen (169 m ü. NN am Wilseder Berg). Im Norden grenzt sie mit einer deutlichen Steilstufe an die Der überwiegend mehrstöckige, lokal aber auch Elbmarschen, im Süden an die Mittelweser-Al- ungegliederte Porengrundwasserleiter weist ler-Leine-Niederung und im Westen teilweise an stark wechselnde Durchlässigkeiten in überwie- die Wümme-Niederung an. Die Übergänge gend silikatischem, teilweise silikatisch/karbo- natischem Lockergestein auf.

Abb. 17: Typisches Landschaftsbild in der Lüneburger Heide. Foto: S. Sörgel, GZH.

54 GeoBerichte 3 Charakter nen werden Mächtigkeiten bis zu 300 m er- reicht. Die Aquiferbasis in den Rinnenstrukturen Der tiefere Untergrund der Lüneburger Heide bilden miozäne Tone und Schluffe. Zahlreiche besteht aus mächtigen Ablagerungen des Me- Endmoränenwälle des Drenthe- und des sozoikums und des Tertiärs, deren Schichten Warthe-Stadiums durchziehen das gesamte von zahlreichen Salzstöcken gestört und em- Gebiet als markante Höhenzüge. Hier treten porgehoben wurden. So treten über dem Lüne- auch aufgestauchte Schollen von tertiären To- burger Salzstock Kalke der Trias und der Ober- nen auf. Im Holozän bildeten sich zahlreiche kreide sogar an der Oberfläche auf, am Rande Dünen und Lössgebiete, vereinzelt auch Moore. des Salzstockes entstanden Solequellen. Im Die Grundwasseroberfläche liegt zwischen Lü- gesamten Bereich der Lüneburger Heide gehen neburg und Seevetal bei ca. 15 m ü. NN und morphologische Senken vielfach auf Salzaus- steigt in der Umgebung von Sprakensehl auf bis laugung im Untergrund zurück. Einige dieser zu 95 m ü. NN an. Der Grundwasserabstrom er- Senken wurden in der Holstein-Warmzeit mit folgt in der Nordhälfte des Gebietes in Richtung Seeablagerungen (u. a. Kieselgur, Sinterkalk) Elbe, in der Südhälfte in Richtung Weser-Aller- gefüllt. Elster- und Saale-Kaltzeit hinterließen Niederung, im Westteil in Richtung Wümme- eine durchschnittlich 70 m mächtige Decke gla- Niederung, im Osten Richtung Jeetzel. zialer Lockersedimente, in den quartären Rin-

Abb. 18: Schematischer geologischer Schnitt durch die westliche Lüneburger Heide und die angrenzende Elbe-Niederung. Die Geesthochfläche (im linken Bildteil) zeigt eine lebhafte Morphologie und einen steilen Abfall zur angrenzenden Niederung (Bildmitte). Die Elbe-Niederung (rechter Bildteil) ist gekennzeichnet durch ein flaches Relief und eine Bedeckung mit fluviatilem Sand.

GeoBerichte 3 55 Der hydrogeologische Bau der Lüneburger Komplex begrenzt. Der obere Hauptaquifer ist Heide ist außerordentlich komplex. Teilweise ist in den oberen Braunkohlensanden ausgebildet, der gesamte quartäre Aquifer bis an die Basis ansonsten im oberen Teil der quartären Rinnen- der quartären Rinnen durchgängig sandig-kie- füllung. Er wird von tertiärem Glimmerton, im sig und ohne bindige Trennschichten. In ande- Rinnenbereich teilweise von der älteren Dren- ren Gebieten wiederum kann er in bis zu fünf the-Moräne überdeckt. Darüber folgen meist Stockwerke untergliedert sein, wobei die quar- zwei höhere Aquifere in drenthezeitlichen San- tären Aquifere der Rinnen oft in hydraulischem den und Kiesen, abgedeckt von der jüngeren Kontakt mit den tertiären Aquiferen stehen. Drenthe-Moräne und überlagert von einem Aquifer in warthezeitlichen Schmelzwassersan- Der untere Hauptaquifer befindet sich in den un- den und -kiesen. Die höheren Aquifere sind teren Braunkohlensanden, ansonsten im unte- meist nicht miteinander verbunden. An einigen ren Bereich der Rinnenfüllungen und wird nach Stellen treten darüber in den Höhenlagen noch oben durch den Hamburger-Ton-Komplex, im schwebende Stockwerke auf. Rinnenbereich durch den Lauenburger-Ton-

Abb. 19: Ablagerungen des Warthe-Stadiums: Schmelzwasser-Sedimente unter lückenhaft verbreitetem Geschiebelehm. Kies-/Sandgrube im Barendorfer Höhenzug bei Volkstorf (Länge des Maßstabs: 2 m). Foto: J. Elbracht, LBEG.

Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- höhere Durchlässigkeit auf und sind damit we- ckung ist sehr unterschiedlich zu beurteilen. niger gut geschützt. Die Grundwasserneubil- Aquifere unter einer durchgehend verbreiteten dung beträgt im Mittel 260 mm/a, erreicht aber Drenthe-Moräne (Geschiebemergel/Geschie- örtlich aufgrund hoher Niederschläge über san- belehm) sind überwiegend gut geschützt, wobei digen Böden mit geringem Oberflächenabfluss die Durchlässigkeit des sehr heterogenen Mo- bis über 450 mm/a. Der Grundwasserspiegel ist ränenmaterials durchaus größeren Schwankun- teils frei, teils gespannt, in den Niederungen gen unterliegt. Alle übrigen, von sandig kiesigen auch artesisch. Materialien aufgebauten Gebiete weisen eine

56 GeoBerichte 3 Das Grundwasser in der Lüneburger Heide werden. Über den Geschiebemergelplatten la- zeichnet sich, besonders in den mittleren und gern teilweise Decksande, die i. d. R. trocken tieferen Stockwerken, durch einen geringen Ge- sind. Im Süden des Teilraums (zwischen Elbe samtlösungsinhalt aus und ist damit als Trink- und Samswegen) steht an der Oberfläche Ru- wasser besonders gut geeignet. Nur im Ablau- pelton an. gungsbereich von Salzstöcken und teilweise im Hauptgrundwasserleiter sind die Sande der untersten Bereich der quartären Rinnen sind die Nachschüttphase der Elster-Vereisung und die Wässer versalzt .Da auch die Entnahmebedin- der Vorschüttphase der Saale-I-Kaltzeit sowie gungen sehr günstig sind, hat die Lüneburger die Sande zwischen den saalekaltzeitlichen Ge- Heide eine hohe wasserwirtschaftliche Bedeu- schiebemergeln. Besonders im Norden besit- tung und wird intensiv für die öffentliche Trink- zen auch die Sande der Saale-I-Nach- und wasserversorgung, z. T. auch für industrielle Saale-II-Vorschüttphase hydrogeologische Be- Zwecke genutzt. deutung. Zwischen den Grundwasserleitern be- stehen besonders in der Colbitz-Letzlinger Heide großflächige hydraulische Verbindungen. 2.1.4.23. Teilraum 01524 Lokal können auch miozäne Sande in hydrauli- Altmark scher Verbindung mit elsterkaltzeitlichen San- mit Colbitz-Letzlinger Heide den hydrogeologische Bedeutung erlangen (z. B. Arendsee). Definition Das Grundwasser ist gespannt, lokal auch arte- Zwischen der Niederung der Elbe im Osten und sisch. In den Niederungen der kleinen Flüsse Norden, dem Drömling im Süden sowie der Lü- kann der schützende Geschiebemergel erodiert neburger Heide im Westen stehen quartäre Lo- sein, sodass hydraulische Verbindungen zu tie- ckersedimente der Saale-Vereisung an, die feren Grundwasserleitern bestehen. Der Grund- dem mesozoischen Festgesteinsuntergrund wasserspiegel ist in den Niederungen flurnah. auflagern, welcher im Bereich der Altmark-Flä- Die kleinen Flüsse bilden die lokale Vorflut. Die ming-Senke tektonisch abgesenkt ist. Nur ein tieferen Grundwasserleiter entwässern in Rich- kleiner Teil dieses Gebietes liegt in Niedersach- tung Elbe und Aland. sen. Die chemische Beschaffenheit des Grundwas- sers ist lokal durch den Einfluss von Salzstö- cken überprägt, wenn diese das mesozoische Kennzeichen Festgestein und den Rupelton durchspießen. Die quartären, überwiegend glazifluviatilen Lo- Die Geschiebemergelbedeckung (ca. 10 m bis ckersedimente bilden einen Porengrundwasser- max. 30 m) bedingt eine mittlere bis geringe leiter von mittlerer Durchlässigkeit und silikati- Verschmutzungsempfindlichkeit der Grundwas- schem Gesteinscharakter. Sie liegen im Norden serleiter. Organogene Ablagerungen und bin- (nördlich des Gardelegener Abbruchs) über ter- dige Auensedimente bilden Deckschichten mit tiären Porengrundwasserleitern mit mittleren bis nur geringer Schutzwirkung. geringen Durchlässigkeiten und silikatischem – Vor allem die elster- und saalezeitlichen Sande untergeordnet (bei limnischen Sedimenten) sind wasserwirtschaftlich bedeutsam, aber auch auch silikatisch-organischem – Gesteinscharak- die Talsande werden für die Trinkwasserversor- ter. gung genutzt. Dies gilt allerdings hauptsächlich für Sachsen-Anhalt, weniger für den nieder- Charakter sächsischen Teil des Gebietes. Der tiefere geo- logische Untergrund ist wasserwirtschaftlich Nutzbare Grundwasserleiter sind glazifluviatile nicht von Bedeutung. Sande und zum Teil auch Kiese der Saale- und der Elster-Vereisung. In der Altmark treten an der Oberfläche als Aquiferüberdeckung über- wiegend Geschiebemergelplatten auf, während die Sande in der Colbitz-Letzlinger Heide nicht von schützenden Deckschichten überlagert

GeoBerichte 3 57 2.1.4.24. Teilraum 01525 strömt aus dem höher gelegenen Geestgebiet Langendorfer Geest nach Nordwesten und Nordosten in Richtung Elbe ab. Die Grundwasserneubildung beträgt im Definition Mittel 100–200 mm/a. Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- Die Langendorfer Geest ist eine in der Elbe-Nie- ckung ist bei Geschiebelehmüberdeckung über- derung gelegene, ca. 32 km² große Geestinsel. wiegend als gut zu bezeichnen, in den geschie- Sie wird im Nordosten durch ein Steilufer zur belehmfreien Gebieten im südlichen Teil ist es Elbe und auch ansonsten hauptsächlich mor- eher gering. phologisch durch einen deutlichen Abfall zur Niederung hin begrenzt. Die Wässer aus dem oberflächennahen Aquifer sind weich bis mittelhart, mit geringen Eisen- und Mangangehalten, während die Chlorid- und Kennzeichen Sulfatgehalte der tieferen Wässer hoch sind. Die Wässer aus dem oberen Aquifer haben Insgesamt handelt es sich um einen Poren- keine wasserwirtschaftliche Bedeutung. Auch grundwasserleiter mit Stockwerksgliederung, die der tieferen Aquifere werden aufgrund ihrer aber da die pleistozänen Schichten gestaucht Versalzung nicht genutzt. und verschuppt sind, ist der hydrogeologische Aufbau komplex. 2.1.4.25. Teilraum 01526 Charakter Höhbeck

Die Langendorfer Geest ist aus teilweise ver- Definition schuppten und gestauchten pleistozänen Schichten aufgebaut und liegt wie eine Insel mit- Der Höhbeck ist eine in der Elbe-Niederung ge- ten im Urstromtal der Elbe. Neben Geschiebe- legene, nur ca. 12,5 km² große Geestinsel. Er lehmen oder Geschiebemergeln des Drenthe- wird von der Elbe im Norden und von Seege und Stadiums, die hauptsächlich im nördlichen Teil Laascher See im Westen und Süden begrenzt. des Geestkernes anstehen, treten saale- und weichselzeitliche Sande auf. In vereinzelten Kennzeichen Aufschlüssen sind auch gestauchte Kiespakete aus der Saale-Kaltzeit zu beobachten, die Ge- Der Porengrundwasserleiter dieses Teilraums rölle bis zu 40 cm Durchmesser enthalten. Die ist in Stockwerke gegliedert, doch da die pleisto- Gesamtmächtigkeit der pleistozänen Sedi- zänen Schichten intensiv geschuppt und ge- mente schwankt zwischen 85 und 165 m. Am staucht sind, ist der hydrogeologische Aufbau Nordrand stehen holozäne Dünen und Flug- komplex. Ein oberes Stockwerk ist in pleistozä- sande an. nen Sanden und Kiesen, ein tieferes Stockwerk Der Schichtenaufbau des tieferen Untergrundes in tertiären Sanden bzw. pleistozänen Rinnen- ist nur wenig bekannt. Anzunehmen ist ein sehr füllungen ausgebildet. Die Durchlässigkeiten inhomogener Aufbau, der dem Untergrund im wechseln stark, der Gesteinscharakter ist über- nahe gelegenen Teilraum Höhbeck gleicht. wiegend silikatisch, teilweise auch silikatisch- Auszugehen ist von verschiedenen Aquiferen, karbonatisch. die von tertiären Braunkohlensanden sowie von elster- und saalezeitlichen glazifluviatilen San- den gebildet werden und durch teils sehr mäch- Charakter tige quartäre Beckenschluffe und Geschiebe- mergel unterteilt sind. In die tertiäre Schichten- Der Höhbeck ist aus teilweise intensiv ver- folge sind quartäre Rinnen eingetieft. Auf Ge- schuppten und gestauchten pleistozänen schiebemergelflächen können lokal schwe- Schichten aufgebaut und liegt wie eine Insel mit- bende Stockwerke auftreten. ten im Urstromtal der Elbe. Neben Geschiebe- lehmen oder Geschiebemergeln des Warthe- Die Flurabstände zum Hauptaquifer sind ent- und des Drenthe-Stadiums treten saale- und sprechend der Morphologie relativ hoch und be- weichselzeitliche Sande auf. Die Gesamtmäch- tragen oft mehr als 10 m. Das Grundwasser tigkeit der pleistozänen Sedimente beträgt bis

58 GeoBerichte 3 zu 150 m. Am Südrand des Höhbeck stehen ho- 2.2. Großraum 02 lozäne Dünensedimente an. Rheinisch-Westfälisches Tiefland Der Schichtenaufbau des tieferen Untergrundes ist nur durch wenige Bohrungen erschlossen. 2.2.1. Raum 021 Diese zeigen einen sehr inhomogenen Aufbau Sandmünsterland mit verschiedenen Aquiferen, die von tertiären Braunkohlensanden sowie von elster- und saa- Die Räume 021 Sandmünsterland und 022 lezeitlichen glazifluviatilen Sanden gebildet wer- Münsterländer Kreidebecken liegen überwie- den und durch teils sehr mächtige quartäre Be- gend außerhalb Niedersachsens und werden ckenschluffe und Geschiebemergel unterteilt daher hier nur kurz beschrieben. sind. In die tertiäre Schichtenfolge ist eine quar- Die Niederungen der oberen Ems und der obe- täre, bis zu 250 m tiefe Rinne eingetieft. Der ren Lippe gehören zum überwiegend auf nord- präquartäre Untergrund wird geprägt durch die rhein-westfälischem Gebiet liegenden Raum Salzstruktur Gorleben-Lenzen. Auf Geschiebe- Sandmünsterland. In den Niederungen auf nie- mergelflächen treten lokal schwebende Grund- dersächsischem Gebiet gibt es Grundwasser wasserstockwerke auf. oberflächennah in Sanden und Kiesen in häufig Die Flurabstände zum Hauptaquifer sind ent- erheblichen Mengen. Das Wasser ist meist sprechend der Morphologie relativ hoch und be- weich, aber häufig reich an Eisen und, bedingt tragen oft mehr als 10 m. Das Grundwasser durch das Vorhandensein von Mooren, oft reich strömt aus dem Höhbeck nahezu radial in alle an organischen Stoffen. In den Niederungen be- Richtungen ab, die Grundwasserneubildung be- steht potenziell eine Gefahr der Verunreinigung trägt im Mittel nur 90 mm/a. von der Oberfläche her, außer bei Auenlehm- überdeckung. Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberde- ckung ist, bedingt durch hohe Flurabstände und großflächige Geschiebelehmüberdeckung, überwiegend als gut zu bezeichnen. 2.2.1.1. Teilraum 02101 Niederungen der Ems und Die Wässer der tiefen Aquiferbereiche sind ver- oberen Lippe salzt, wobei die Grenzfläche Süßwasser/Salz- wasser nur unter dem Höhbeck tief hinabreicht Definition und zu den Vorflutbereichen hin ansteigt, so- dass lokal schon in geringer Tiefe versalztes Dieser Teilraum umfasst Terrassensedimente Grundwasser anzutreffen ist. der Ems und der oberen Lippe sowie ihrer Ne- Die Wässer aus dem oberflächennahen Aquifer benflüsse und liegt überwiegend auf nordrhein- sind weich bis mittelhart, mit geringen Eisen- westfälischem Gebiet. Die breite Verebnungs- und Mangangehalten, während die Chlorid- und fläche bedeckt einen Großteil des Sandmüns- Sulfatgehalte der tieferen Wässer hoch sind. terlandes. Die Wässer aus dem oberen Aquifer werden zur Trinkwasserversorgung genutzt. Kennzeichen

Die quartären Lockergesteine bilden einen Po- rengrundwasserleiter mit mittlerer Durchlässig- keit und silikatischem Gesteinscharakter.

Charakter

Der Grundwasserleiter wird von oberpleistozä- nen Niederterrassensanden aufgebaut, die be- reichsweise von glazifluviatilen Sedimenten der Saale-Kaltzeit unterlagert werden. An den Randbereichen zum Osning im Norden und zum Kernmünsterland im Süden treten diese

GeoBerichte 3 59 Sedimente auch an der Oberfläche auf. Die Lo- ser bewirken. Nur Gebiete mit Lössüberde- ckergesteine setzen sich aus Fein- bis Mittel- ckung sind gegen Schadstoffeinträge von der sanden zusammen, in den tieferen Bereichen Oberfläche her geschützt. Das Wasser ist über- treten auch häufiger Kieseinschaltungen auf. wiegend hart bis sehr hart. Die Basis des Aquifers wird durch die grund- wasserstauenden Tonmergelsteine der Ober- kreide gebildet. Nur im äußersten Westen unter- 2.2.2.1. Teilraum 02207 lagern Sande der kreidezeitlichen Kuhfeld- Ochtruper Sattel Schichten den quartären Aquifer. Definition Die Mächtigkeit der Schichten liegt meist zwi- schen 10 und 30 m. Größere Mächtigkeiten (bis Die Sattelstruktur bei Ochtrup wird aus Gestei- > 50 m) werden in den in die Tonmergelsteine nen des Mesozoikums aufgebaut. Der Höhen- eingetieften Rinnensystemen erreicht. Vor al- zug ist Teil der nordwestlichen Begrenzung des lem dort ist der Aquifer häufig durch eingela- Münsterländer Kreidebeckens. gerte Schluffe und Tone in Stockwerke ge- trennt. Die unterlagernden, bis zu 800 m mäch- tigen Tonmergelsteine der Oberkreide trennen Kennzeichen den quartären Grundwasserleiter von dem zweiten Stockwerk, den Cenoman/Turon-Kal- Die Durchlässigkeit des Festgesteinsgrundwas- ken. Dieses Grundwasser ist artesisch ge- serleiters ist sehr gering bis mäßig. Die Schich- spannt und zum Beckeninneren hin hoch mine- ten sind vor allem als Kluftgrundwasserleiter ralisiert. Entlang von tief reichenden Störungen ausgebildet und haben einen überwiegend sili- kann Salzwasser in die Tonmergelsteine auf- katischen bis silikatisch/karbonatischen Ge- steigen. Die Grenze zum Süßwasser variiert, steinschemismus, wobei die triassischen An- örtlich liegt sie nur einige Meter unter der Krei- teile aufgrund von Gips auch einen sulfatischen deoberfläche. Gesteinscharakter aufweisen können. Die Grundwasserflurabstände liegen bei 1 bis 3 m, nur in den Randbereichen sind sie größer. Charakter Dadurch ist das oberflächennahe Grundwasser nur gering gegen Verunreinigungen geschützt. Der knapp 90 km² große Teilraum besteht aus einem an Störungen begrenzten Sattel. Im Kern Wasserwirtschaftlich bedeutend sind vor allem wird er von Schichten des Buntsandsteins so- die Rinnenbereiche und die glazifluviatilen Ab- wie von Unterem Muschelkalk aufgebaut. Die lagerungen am nördlichen Rand. Durchlässigkeiten der Kalksteine des Unteren Muschelkalks und der Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins sind mäßig. Umrandet wird der 2.2.2. Raum 022 Sattelkern von Schichten der Unterkreide sowie Münsterländer Kreidebecken im Süden von Oberkreidegesteinen.

Die Räume 021 Sandmünsterland und 022 Der aus Ton- und Schluffstein bestehende Obe- Münsterländer Kreidebecken liegen überwie- re Buntsandstein (Röt) ist als ausgesprochener gend außerhalb Niedersachsens und werden Grundwassergeringleiter anzusehen. Die Wäs- daher hier nur kurz beschrieben. ser der Trias-Gesteine sind im Allgemeinen sehr hart. Im westlichen Niedersachsen gehen die randli- chen Höhenzüge in eine flache Tafel über, das Vom Rothenberg-Sandstein im Osten und von Münsterländer Kreidebecken, dessen Hauptan- den Kalk- und Mergelkalksteinen des Cenoman, teil auf nordrhein-westfälischem Gebiet liegt. Turon und Alb im Süden werden nur mäßige Der Rand des Beckens ist aufgebogen, teil- Durchlässigkeiten erreicht. Sehr gering bis ge- weise auch überkippt und bildet den Kamm des ring durchlässig sind die Ton- und Tonmergel- Teutoburger Waldes. Wichtigster Grundwasser- steine der übrigen Kreide. leiter sind die Kalksteine der Oberkreide, die Die Ergiebigkeit der mäßig durchlässigen auch kräftige Karstquellen speisen und relativ Grundwasserleiter ist wegen der geringen Aus- günstige Entnahmebedingungen im Grundwas- strichbreite gering, daher werden sie nur zu Ein- zelversorgungen genutzt.

60 GeoBerichte 3 2.2.2.2. Teilraum 02208 Kennzeichen Osning und Thieberg Die Kalk- und Kalkmergelsteine der Oberkreide Definition sind gut bis mäßig durchlässig. Der Kluft-/ Karstgrundwasserleiter besitzt einen karbonati- Der Höhenzug des Osning und des westlich an schen bis silikatisch/karbonatischen Gesteins- ihn anschließenden Thiebergs bilden die nord- charakter. Die Ton- und Sandsteine der Unter- östliche Umrahmung des Münsterländer Kreide- kreide sind, abhängig von der Lithologie, sehr beckens. Der Höhenzug wird durch steil ge- gering bis mittel durchlässig. Die Kluftgrund- stellte bis überkippte Schichten der Ober- und wasserleiter (z. T. auch Poren/Kluft) besitzen Unterkreide aufgebaut. meistens einen silikatischen Gesteinscharakter.

Abb. 20: Gut geklüfteter und verkarsteter Kalkstein des unteren Turons (ehemaliger Steinbruch im Osning bei Dissen, Teilraum 02208). Foto: J. Elbracht, LBEG.

GeoBerichte 3 61 Charakter 2.3. Großraum 05 Mitteldeutsches Bei den im südlichen Teil des Teutoburger Wal- Bruchschollenland des anstehenden Schichten der Oberkreide nei- gen besonders die Kalksteine des Cenomans 2.3.1. Raum 051 und Turons zur Verkarstung (Cenoman-Kalk, Nordwestdeutsches Bergland Lamarcki-Schichten). Nach Süden tauchen sie unter die Tonmergelsteine der höheren Ober- (zusammen mit den Räumen 052 Mitteldeut- kreide ab. Nach Norden werden sie durch die scher Buntsandstein, 053 Subherzyne Senke gering durchlässigen Flammen- und Cenoman- und 054 Thüringische Senke) mergel von dem Unterkreideaquifer getrennt. Die Ergiebigkeit ist, abhängig von der Verkars- tung, gering bis gut. Vor allem entlang von Stö- Grenzziehung zu anderen rungszonen kann eine stärkere Verkarstung Hydrogeologischen Räumen auftreten. Eine wasserwirtschaftliche Nutzung der Kalk- Das niedersächsische Bergland wird in das pa- steine findet weitgehend in den südlich angren- läozoische Grundgebirge (Raum 083) sowie zenden Teilräumen statt. das jüngere, überwiegend mesozoische Deck- gebirge (Räume 051, 052, 053 und 054) aufge- Die Sandsteine der Unterkreide bilden meistens teilt. Der Raum 051 Nordwestdeutsches Berg- isolierte Grundwasserleiter aus. Überlaufquel- land liegt überwiegend auf niedersächsischem len bilden die Grenze zu den angrenzenden, Gebiet, die Räume 052 Mitteldeutscher Bunt- grundwasserstauenden Schichten. Der Grund- sandstein, 053 Subherzyne Senke und 054 wasserflurabstand ist auf Grund der starken Thüringische Senke betreffen Niedersachsen Morphologie sonst jedoch sehr hoch. Wasser- nur randlich und werden daher, zusammenge- wirtschaftlich wird der Grundwasserleiter be- fasst mit dem Nordwestdeutschen Bergland, als sonders im Raum Bielefeld genutzt. Deckgebirge in Niedersachsen beschrieben. Das Deckgebirge des niedersächsischen Berg- landes bildet den Nordwestteil des mitteldeut- schen Bruchschollenlandes. Es kann vom nie- dersächsischen Flachland sowohl morpholo- gisch als auch durch den Wechsel von überwie- gender Locker- zur Festgesteinsverbreitung ab- gegrenzt werden. Im Bergvorland, an der nörd- lichen Begrenzung zur Geest hin, ist diese Grenzlinie allerdings nicht immer eindeutig zu ermitteln. Hier steht Festgestein schon recht nahe an der Oberfläche an, wird aber von plei- stozänem Moränenmaterial oder Lössablage- rungen großflächig überdeckt. Zum Deckge- birge werden daher alle Gebiete gerechnet, in denen Festgestein an der Oberfläche oder unter nur sehr geringer Überdeckung ansteht. Fest- gesteinsschollen im Moränenmaterial oder ört- lich begrenzte Aufragungen werden nicht zum Deckgebirge gerechnet.

Geologie und Morphologie

Das Deckgebirge im niedersächsischen Berg- land besteht überwiegend aus mesozoischen Sedimentgesteinen, die seit dem Jura zuneh- mend tektonischen Beanspruchungen ausge- setzt waren. Die Schichten wurden zu Sätteln

62 GeoBerichte 3 und Mulden gefaltet und an zahlreichen Störun- es Zechstein-Salz heute nur noch in größerer gen zerbrochen. Motor dieser so genannten Tiefe. Bruchschollentektonik waren ebenfalls durch Die Schichtfolge mesozoischer Gesteine setzt Gesteinsdruck mobil gewordene Steinsalzabla- mit überwiegend roten Ton- bis Sandstein- gerungen, die in die überlagernden Gesteine schichten der Buntsandsteinstufe der Trias ein, eindrangen. Daraus ergibt sich ein sehr unein- die in den Teilräumen 05201 Fulda-Werra-Berg- heitlicher und komplizierter Aufbau des Unter- land und Solling sowie 05402 Buntsandstein- grundes. Auch die Landschaftsformen sind viel- umrandung der Thüringischen Senke an der fältig: Zu sehen ist ein Wechsel von Berg und Oberfläche weit verbreitet sind. Darüber folgen Tal, schmalen Bergrippen und einzelnen Berg- die grauen Kalk- und Mergelgesteine des Mu- kuppen, breitrückigen Waldgebieten und weiten schelkalkes, heute in größerer Verbreitung an- Hochflächen, grabenartigen Tälern und weiten zutreffen in den Teilräumen 05102 Ibbenbüren- Becken und Mulden. Osnabrücker Bergland, 05305 Elm, 05117 In- Die Ablagerung einer bis über 7 000 m mächti- nerste-Bergland und nördliches Harzvorland so- gen Folge von Schichten, die das niedersächsi- wie im Teilraum 05116 Leinetalgraben. Die han- sche Bergland aufbauen, begann mit dem Ein- genden Keuperschichten bestehen im unteren dringen des Zechstein-Meeres von Norden in und oberen Teil meist aus Sand- und Tonstein, das germanische Becken. Mit dem Ober-Perm im Mittleren Keuper überwiegend aus Ton-, setzte eine allgemeine Senkung des nieder- Schluff- und Dolomitmergelstein mit eingeschal- sächsischen Gebietes ein, wobei bis dahin kon- tetem Gips/Anhydrit. Gesteine des Keupers tinentale Gebiete überflutet wurden. Beginnend bauen im Wesentlichen den Teilraum 05109 mit dem Zechstein-Meer hinterließen auch die Herford-Hamelner Bergland und teilweise den Meere der Trias-, Jura- und Kreidezeit ihre Ab- Teilraum 05302 Oschersleben-Bernburger lagerungen. Dabei entstand im Laufe von mehr Scholle auf, untergeordnet sind sie auch im Teil- als 100 Mio. Jahren eine mächtige Schichtfolge raum 05117 Innerste-Bergland und nördliches von Gesteinen, die als Deckgebirge bezeichnet Harzvorland anzutreffen. wird. Die meist dunkel gefärbten Ablagerungen des Auf Grund der Sedimentationsgeschichte des Unteren und Mittleren Juras erreichen zusam- Norddeutschen Beckens werden die Zechstein- men örtlich 700–800 m Mächtigkeit. Sie beste- ablagerungen, trotz des paläozoischen Alters, hen meist aus Ton- und Schluffsteinschichten, ebenfalls dem Deckgebirge zugerechnet. Mor- in die lokal Eisenoolith-, Kalk- und Sandstein- phologisch bilden sie eine Schichtstufenland- bänke eingeschaltet sind. Während des Oberen schaft mit Karsthohlformen und Flussaufschüt- Juras entstanden vor allem Schichtfolgen mit tungen. mächtigen grauen Kalksteinbänken sowie Mer- gel-, Ton-, Gips- und Anhydritstein und vor al- Während des Zechsteins drang das Meer von lem im Westen Niedersachsens (Wiehenge- Norden in das Germanische Becken vor. Dabei birge) auch Sandstein. Juragesteine sind flä- kam es in mehreren Zyklen bei der Eindamp- chenhaft verbreitet in den Teilräumen 05103 fung von Meerwasser zur Ablagerung mächtiger Wiehengebirge, 05113 Calenberger Bergland, Evaporitabfolgen mit Tonstein, Kalkstein, Dolo- 05115 Hilsmulde und 05304 Wolfsburger Hü- mit, Gips/Anhydrit sowie Stein- und Kalisalz. gelland und Lappwald, kommen aber auch in Leicht lösliche Gesteine wie z. B. Stein- und Ka- den Teilräumen 05102 Ibbenbüren-Osnabrü- lisalz wurden bei Kontakt zum Grundwasser cker Bergland, 05118 Sackmulde, 05114 Calen- nahe an der Erdoberfläche wieder gelöst. Kar- berger Lössbörde, 05120 Wolfenbütteler Hügel- bonat- und in weit stärkerem Maße Sulfatge- land, 05117 Innerste-Bergland und nördliches steine wurden ausgelaugt und verkarstet. Unter Harzvorland und 05116 Leinetalgraben vor. Mit anderem entstanden dadurch zahlreiche Höh- Beginn der Kreidezeit entstanden Ton- und len (Einhornhöhle, Jettenhöhle) und Erdfälle. Sandsteinschichten (Wealden), in die Steinkoh- Zechsteinablagerungen kommen heute in Nie- leflöze eingeschaltet sind. Mit zunehmendem dersachsen oberflächennah hauptsächlich am marinem Einfluss lagerten sich während der hö- südwestlichen Harzrand (Teilraum 05401), so- heren Unterkreide überwiegend dunkelgrauer wie in zwei kleinen Vorkommen bei Stadtolden- Ton- und Mergelstein, örtlich auch Sandstein, dorf (Teilraum 05125) und im Teutoburger Wald während der Oberkreide heller Mergel- und (Teilraum 05129) vor. Nördlich des Harzes gibt Kalkstein ab.

GeoBerichte 3 63 Die Ablagerungen der Jura- und der Kreidezeit rungsprozesse statt. Unter periglazialen Bedin- wurden durch tektonische Aktivitäten und durch gungen krochen Fließerden die Hänge hinab, Bewegungen der Zechsteinsalze im tieferen aus den pleistozänen Ablagerungen wurden Untergrund beeinflusst. Salzabwanderungen feine Bestandteile durch Winderosion ausge- führten zu Senken mit größerer Mächtigkeit, weht und als Löss abgelagert. Diese Lössabla- aufdringende Salzstrukturen führten zu Schwel- gerungen überdecken den Nordrand des Fest- len mit verringerter Sedimentation. In Abhängig- gesteinsgebietes weitflächig, sind aber auch im keit der tektonischen und halokinetischen Be- übrigen Bereich des Deckgebirges häufig anzu- wegungen entstanden darüber hinaus zahlrei- treffen. Im Holozän entstanden vor allem Fluss- che lokale Faziesbereiche, wie Trümmererze, sedimente, wie z. B. Auenlehm in Überflutungs- die sich z. B. in der Umgebung von Peine-Ilsede bereichen der Flüsse. im Bereich einer durch Salzabwanderung ent- standenen Senkungszone während der Ober- kreide akkumuliert haben. Dieses isolierte Vor- Hydrogeologie kommen liegt im Teilraum 01518 Burgdorfer Geest. Durch den sehr heterogenen geologischen Auf- bau des niedersächsischen Deckgebirges sind Tertiärzeitliche Gesteine, die häufig in sekundä- auch die hydrogeologischen Verhältnisse wech- ren Randsenken über Salzstrukturen entstan- selhaft und kompliziert. Grundwasser gibt es in den sind, haben sich im niedersächsischen unterschiedlicher Tiefe und in stark wechseln- Bergland nur lokal erhalten. Bekanntes Beispiel der Ergiebigkeit in Kluft- und teilweise auch in ist die Doppelmulde von , in der ne- Karstgrundwasserleitern unterschiedlicher Aus- ben Ton und Sand auch mächtige Braunkoh- dehnung. Im Vergleich zum Lockergestein sind leflöze vorkommen. die durchflusswirksamen Hohlraumanteile der Festgesteinsgrundwasserleiter, abgesehen von Ablagerungen des Quartärs finden sich im Be- reich des Deckgebirges vor allem in Talauen verkarsteten Bereichen, insgesamt eher gering. und Senken. Besonders mächtige und auch flä- Grundwasservorkommen mit guter Ergiebigkeit gibt es nur in klüftigem Sandstein und in oft ver- chenhaft verbreitete Talfüllungen finden sich in den Teilräumen 05122 Oberweser-Talaue, karstetem Kalk- und Mergelstein. Häufig tritt 05123 Leine-Innerste-Talaue, 05124 Oker-Tal- Grundwasser an Schicht- und Störungsquellen zu Tage. aue, 05121 Hase-Else-Werre-Talaue. Die Mor- phologie der Talauen des Berglandes ist ge- Auf Grund der starken Subrosion und Verkars- prägt durch gestaffelte Terrassenablagerungen tung ist die hydrogeologische Situation im Ver- aus Sand und Kies und deutlichen, z. T. steilen breitungsbereich der Zechsteinschichten be- Talbegrenzungen aus Festgestein des Mesozo- sonders komplex. Flüsse und Bäche geben an ikums. Die erste Anlage vieler Flusstäler ent- Schwinden und Schlucklöchern Wasser an die stand vermutlich schon im ausgehenden Tertiär unterirdische Karstentwässerung ab, das als und folgt teilweise tektonisch vorgegebenen Li- Karstwasser in Klüften, Schlotten oder in durch nien. Während der Kaltzeiten schotterten die Verkarstung erweiterten Hohlräumen fließt und Flüsse bei geringem Wasserstand Kiesterras- dabei teils hohe bis sehr hohe Fließgeschwin- sen auf, in die sie sich während der folgenden digkeiten erreicht. Karstgrundwasser tritt stel- Warmzeit und zu Beginn der Abkühlung im lenweise in Quellen mit oft stark wechselnder Übergang zur nachfolgen Kaltzeit wieder ein- Schüttung zu Tage, wie z. B. in der Rhume- schnitten. Dieser sich mehrfach wiederholende Quelle, die im Zechsteingebiet gespeist wird Wechsel von Aufschüttung und Erosion hinter- und eine der größten Quellen Europas ist. ließ in den Flusstälern treppenförmig gestaffelte Terrassenablagerungen. In der Elster- und Saa- Die Schichtfolgen des Unteren und vor allem le-Kaltzeit erreichte das Inlandeis den nördli- des Mittleren Buntsandsteins enthalten z. B. im chen Teil des Niedersächsischen Berglandes Solling und (Teilraum 05201) ergie- und hinterließ neben Geschiebelehm Schmelz- bige und wasserwirtschaftlich bedeutende wassersand und -kies. Während der Weichsel- Grundwasservorkommen. Weniger mächtige Kaltzeit überschritt das Inlandeis nicht die Elbe, Sandsteinschichten sind auch im Keuper vor- so dass Niedersachsen bis auf ein kleines Ge- handen, bilden aber nur regional, z. B. im biet im Oberharz eisfrei blieb. Zu dieser Zeit fan- Herford-Hamelner Bergland (Teilraum 05109) den vor allem im Bergland intensive Umlage- und im Lappwald (Teilraum 05304) wichtige

64 GeoBerichte 3 Grundwasserleiter. Weitere bedeutende Sand- in den Lockergesteinsschichten einfacher und stein-Grundwasserleiter gibt es auch in den kostengünstiger zu errichten. Flächenhaft ver- Schichtfolgen der Unterkreide, wie z. B. der Bü- breitete bindige Deckschichten gibt es häufig in ckeberg-Formation im , , Sün- Form von Auenlehm oder Schwemmlöss. tel und den Bückebergen (Teilraum 05113), im Die Grundwasserneubildung liegt in weiten Be- Bentheimer Sandstein (Teilraum 05101), im reichen des Deckgebirges nur bei ca. 100– Hilssandstein (Teilraum 05115) oder im Osning- 200 mm/a, was unter anderem durch das ver- Sandstein (Teilraum 02208). stärkt Oberflächenabfluss hervorrufende Relief Wichtige Grundwasserleiter in Kalksteinen gibt bedingt ist. Regional werden jedoch auch, be- es in den Muschelkalkschichten der Mittleren sonders im Ausstrichbereich der Jura- und Krei- Trias, im Wellenkalk, in den Ceratitenschichten degesteine, Werte von 200–300 mm/a, im und im Trochitenkalk. Diese Kluft-/Karstgrund- Raum Osnabrück sogar von 300–400 mm/a er- wasserleiter sind z. B. in der Umgebung von reicht. Bei Bad Bentheim und in den nördlichen Göttingen (Teilraum 05116), auf der Ottenstei- Randbereichen des Deckgebirges sowie süd- ner Hochfläche (Teilraum 05110), im Elm (Teil- östlich von Wolfenbüttel liegt die Grundwasser- raum 05305) und im (Teilraum neubildungsrate unter 100 mm/a. In den Gebie- 05117) verbreitet. ten mit Quartärsedimenten ist die Grundwasser- neubildung aufgrund geringer Flurabstände Regional spielen auch der Cornbrash-Sand- eher gering und liegt im Mittel bei 100– stein des Mittleren Juras und die Kalkstein- 200 mm/a, teilweise auch darunter. schichten des Oberen Juras eine bedeutsame Rolle als Grundwasserleiter, z. B. am Ith (Teil- Die Schutzfunktion der Grundwasserüberde- raum 05115), im (Teilraum ckung ist im Festgestein sehr unterschiedlich zu 05113) und im Wiehengebirge (Teilraum beurteilen. Unter zusammenhängenden, mäch- 05103). Im Bereich der Ringelheimer Mulde tigeren Lössdecken und unter weniger geklüfte- (Teilraum 05117), der Sackmulde (Teilraum ten Ton- und Schluffsteinschichten ist das 05118) und des Teutoburger Waldes (Teilraum Grundwasser meist gut gegen Oberflächenein- 02208) sind es geklüftete und verkarstete Kalk- flüsse geschützt. Allerdings spielt bei der Beur- steine der Oberkreide (Weißpläner), die z. T. teilung des Geschütztheitsgrades von Festge- kräftige Karstquellen speisen und häufig güns- steinsaquiferen das im Vergleich zum Locker- tige Entnahmebedingungen für Grundwasser gestein völlig andere Fließgeschehen eine we- bewirken. sentliche Rolle. Im Festgestein fließt das Grund- wasser auf eng begrenztem Raum in Klüften Die Verbreitung von glazigenen Sedimenten und Fugen oder in durch Verkarstung erweiter- nimmt nach Süden ab. Im Bergvorland haben ten Hohlräumen. Die Fließgeschwindigkeit ist Schmelzwasserablagerungen lokal wasserwirt- besonders in verkarsteten Bereichen oft hoch schaftliche Bedeutung (z. B. Teilraum 05304). bis sehr hoch, so dass eindringende Schad- Im niedersächsischen Bergland kommen sie lü- stoffe nur eine geringe Verweildauer erreichen. ckenhaft in meist geringer Mächtigkeit vor. Die Kommt zur geringen Verweildauer noch das quartärzeitlichen Füllungen der Täler im Berg- Fehlen adsorptiver Oberflächen hinzu, können land sind hydrogeologisch von großer Bedeu- Schadstoffminderungsprozesse kaum stattfin- tung. Die Sand- und Kiesschichten sind meist den. sehr ergiebig, da sich in ihnen das Grundwasser der Talungen und der unterirdische Abfluss aus Im Bereich des Deckgebirges werden neben den umgebenden Hängen sammeln. Die Brunnen auch zahlreiche Quellen für die öffent- Grundwasservorkommen der Täler sind für die liche Trinkwasserversorgung genutzt. Bei Wasserversorgung im Bergland wichtig, denn Starkregenereignissen kommt es hier immer sie liefern meist größere Mengen als die Kluft- wieder zu bakteriellen Verunreinigungen oder aquifere des Festgesteins. Zudem sind Brunnen Wassertrübung.

GeoBerichte 3 65

Abb. 21: Schematisches hydrogeologisches Profil des Niedersächsischen Berglandes.

66 GeoBerichte 3 In Gebieten mit oberflächennah anstehenden 2.3.1.1. Teilraum 05101 Zechstein-Schichten (z. B. Teilraum 05401) ist Bentheimer Berge das Grundwasser bei hohen Sulfat- und Kar- bonatkonzentrationen sehr hart. In den karbo- Definition natischen Grundwasserleitern des Unteren und Oberen Muschelkalks (z. B. Teilraum 05116), Die Höhenzüge westlich und östlich der Vechte des Oberen Juras (z. B. Teilraum 05103) und bei Bad Bentheim gehören zum Bentheimer der Oberkreide (z. B. Teilraum 05117) ist es Sattel, einer flach aufgewölbten, in Ost-West- überwiegend hart bis teilweise sehr hart. In den Richtung verlaufenden Sattelstruktur. Der Teil- übrigen Festgesteinsgrundwasserleitern ist das raum wird von Ton- und Sandsteinen des Obe- Grundwasser weich bis mittelhart, wobei im ren Juras und der Unterkreide aufgebaut, die Grundwasser z. B. aus dem Oberen Keuper teilweise von geringmächtigen quartären Abla- (z. B. Teilraum 05109) oder dem Unteralb- gerungen bedeckt werden. Im Bereich der Sat- Sandstein (z. B. Teilraum 05117) hohe Eisen- telachse stehen an der Oberfläche Ton- und konzentrationen auftreten können. Grundwas- Tonmergelsteine des Oberjuras an. ser aus tertiärzeitlichen Grundwasserleitern ist weich, meist sauer und oft stark eisenhaltig (z. B. Teilraum 05117). Grundwasser in den Kennzeichen Talauen und Schmelzwasserablagerungen des Berglandes ist meist mittelhart bis hart und wird Hauptaquifer ist der Bentheimer Sandstein. Die- in seiner Beschaffenheit häufig vom umgeben- ser besitzt aufgrund seiner hohen Poren- und den Festgestein beeinflusst. Kluftdurchlässigkeit ein gutes Wasserleitvermö- gen sowie einen silikatischen Gesteinscharak- Im Bergland sind hydraulische Verhältnisse, die ter. erhebliche Potenzialunterschiede verursachen, nicht selten. In Kombination mit den in verschie- denen Schichtabschnitten vorkommenden Sali- Charakter narfolgen gibt es auch oberflächennah hoch mi- neralisiertes Grundwasser. Die Gesteine des Oberjuras und der tieferen Unterkreide bestehen im Wesentlichen aus sehr gering durchlässigen Ton- und Tonmergelstein- schichten, in die der Bentheimer Sandstein ein- geschaltet ist. Die Sandsteinfolge ist einige Zeh- nermeter mächtig und erreicht ihre größte Mächtigkeit mit 70 m im Stadtgebiet von Bad Bentheim. Das Festgestein wird im Teilraum teilweise durch geringmächtige Hangbildungen und drenthezeitlichen Geschiebelehm sowie in Senken durch weichselzeitliche Flusssedimente überlagert. Die Grundwasserflurabstände sind in den Hö- henzügen überwiegend hoch und werden im Wesentlichen von der Höhenlage der Gelände- oberfläche zu den Vorflutern bestimmt. Im Aus- strichbereich des Bentheimer Sandsteins bei Bad Bentheim strömt das Grundwasser nach Osten, im übrigen Bereich des Teilraums Rich- tung Norden ab. Grundwasser aus dem Bentheimer Sandstein wird in geringem Umfang für die öffentliche Trinkwasserversorgung ge- nutzt. Eine wasserwirtschaftliche Nutzung des weichselzeitlichen Flusssands findet in den an- grenzenden Teilräumen statt.

GeoBerichte 3 67 Die Schutzfunktion der geringmächtigen quar- Charakter tärzeitlichen Bedeckung der Sandsteinschich- ten ist gering. In Bereichen, in denen der Sand- Die einige Meter (Buntsandstein, Keuper) bis stein von unterkreidezeitlichem Tonstein überla- Zehnermeter (Muschelkalk) mächtigen Kluft- gert wird, ist die Schutzfunktion der Grundwas- und Karstgrundwasserleiter der Trias werden serüberdeckung hoch. durch teilweise sehr mächtige geringleitende Ton- und Tonmergelsteinschichten getrennt Von besonderer wasserwirtschaftlicher Bedeu- bzw. von Tonstein des Unteren und Mittleren tung sind die Schwefelmineralwasservorkom- Juras überlagert. Über dem mesozoischen men bei Bad Bentheim. Nach LEBKÜCHNER Festgestein kommen lokal drenthezeitliche (1988) entstehen sie wahrscheinlich durch Sul- Schmelzwasser- und bis zu 50 m mächtige fatreduktion aus Grundwasser, das in Störungs- weichselzeitliche Flussablagerungen vor. zonen im Achsenbereich des Bentheimer Sat- tels aufsteigt und dabei gipshaltiges Gestein In den Porengrundwasserleitern des Quartärs des Oberen Juras und bituminöse Schichten gibt es geringe Flurabstände, in den mesozoi- der Bückeberg-Formation durchströmt. schen Grundwasserleitern werden die Flurab- stände durch die jeweilige hydrogeologische Si- tuation und die Höhenlage zum Vorfluter be- 2.3.1.2. Teilraum 05102 stimmt. Zwischen den Poren- und den Karst- Ibbenbüren-Osnabrücker bzw. Kluftgrundwasserleitern kann es zu hyd- Bergland raulischen Kontakten kommen. Auf Grund des wechselhaften hydrogeologischen Baus des Definition Teilraums gibt es sehr unterschiedliche Poten- zialverhältnisse. Die Ergiebigkeit der Karst- Der Teilraum besteht aus einem flachwelligen grundwasserleiter des Muschelkalks und der Berg- und Hügelland zwischen Teutoburger quartären Porengrundwasserleiter ist gut, die Wald im Süden und Wiehengebirge im Norden. der Kluftgrundwasserleiter des Buntsandsteins Der Teilraum wird durch die Talauen der Hase und des Keupers mäßig bis schlecht. Die wich- und der Else in einen südlichen und einen nörd- tigsten Vorfluter des Teilraums sind die Hase lichen Bereich geteilt. Unter meist geringer Be- und Else. Im Bereich von Gesmold gibt es auf deckung quartärzeitlicher Sedimente stehen der Talwasserscheide zwischen Ems- und We- Schichten der Trias und des Juras an, die vor sergebiet eine Bifurkation von Hase und Else. allem im Westteil des Teilraums intensiv tekto- Die Schutzfunktion der Grundwasserüberde- nisch beansprucht sind. Die Morphologie wird ckung ist in Bereichen, in denen die Karst- und durch unterschiedliche Erosionseigenschaften Kluftgrundwasserleiter von mesozoischem Ton- der Gesteine bestimmt. und Tonmergelstein überlagert werden, hoch bis sehr hoch. Bei Überdeckung der Grundwas- serleiter durch drenthezeitlichen Geschiebe- Kennzeichen lehm/-mergel und weichselzeitlichen Löss hängt das Schutzpotenzial von lokaler Mächtigkeit Die hydrogeologischen Verhältnisse variieren und Verbreitung der Lockergesteinsbedeckung sehr stark. Gute Grundwasserleiter bilden die ab. lokal verkarsteten Kalkgesteine des Unteren und Oberen Muschelkalks, der Gesteinscharak- Die Grundwasserleiter des Muschelkalks und ter ist hier karbonatisch. Die Sandsteinschich- des Quartärs werden wasserwirtschaftlich ge- ten des Buntsandsteins und des Keupers bilden nutzt. Kluftgrundwasserleiter geringer Ergiebigkeit mit silikatischer bis karbonatischer Gesteinsbe- schaffenheit. Lokale Grundwasservorkommen in Porengrundwasserleitern gibt es in überwie- gend silikatischen, quartärzeitlichen Schmelz- wasser- und Flussablagerungen.

68 GeoBerichte 3 2.3.1.3. Teilraum 05103 Sedimente des Quartärs sind meist gering- Wiehengebirge mächtig, können aber im Bereich glazifluviatiler Rinnen auch größere Mächtigkeiten erreichen Definition (z. B. Hase-Rinne mit bis zu 50 m). Im Gebiet zwischen Porta Westfalica und Offel- Das Wiehengebirge bildet die Mittelgebirgs- ten (Nordrhein-Westfalen) kommt der Porta- schwelle zwischen dem Gehn bei Bramsche im Sandstein als Lokalfazies mit geringer Verbrei- Westen und dem Weserdurchbruch bei Porta tung im höheren Teil der Schichtfolge des Mitt- Westfalica im Osten. Der Höhenzug besteht aus leren Juras vor. Er bildet einen maximal 15 m ca. 20–25° nach Norden einfallenden Sand- mächtigen, hoch durchlässigen Kluftgrundwas- stein-, Kalksandstein- und Kalksteinschichten serleiter und wird durch einige Zehnermeter vor allem des Oberjuras, die auf Grund höherer Tonstein von den Kluft- und Karstgrundwasser- Erosionsbeständigkeit zwischen Tonstein des leitern des Oberen Juras getrennt. Unteren und Mittleren Juras im Süden und Un- terkreide-Tonstein im Norden herausgebildet Die Flurabstände sind in Abhängigkeit der hyd- wurden. Über dem Festgestein des Juras gibt rogeologischen Situation (Intensität von Klüf- es teilweise quartärzeitliche Sedimente in gerin- tung und Schichtung, Position geringleitender ger Mächtigkeit. Einschaltungen) und der Höhenlage über dem Vorflutniveau sehr wechselhaft. Die Vorfluter (z. B. Hase, Hunte und ihre Zuflüsse) entwäs- Kennzeichen sern im Wesentlichen nach Norden. Innerhalb der Oberjura-Gesteine bilden vor allem die Im Teilraum gibt es Kluft- und Karstgrundwas- Schichten des Unteren und Mittleren Kimme- serleiter des Oberen Juras von mittlerer bis ho- ridge und die Gigasschichten ergiebige Grund- her Durchlässigkeit und karbonatischer bis sili- wasserleiter. Ergiebige Porengrundwasserleiter katischer Gesteinsbeschaffenheit. Auf Grund sind die quartärzeitlichen Flussablagerungen. kleinräumiger fazieller Wechsel haben Grund- wasserleiter (z. B. Wiehengebirgsquarzit) oft Die Schutzfunktion der im Hangenden der Kluft- nur lokale Bedeutung. In Tälern und Senken gibt und Karstgrundwasserleiter des Oberen Juras es Porengrundwasserleiter aus weichsel- bis vorkommenden Ton- und Tonmergelsteine der holozänzeitlichen Flussablagerungen mit karbo- Unterkreide ist hoch, die der quartären Deck- natischer bis silikatischer Gesteinsbeschaffen- schichten (Geschiebelehm, Löss) in Abhängig- heit. keit von Verbreitung und Mächtigkeit wechsel- haft.

Charakter Die wasserwirtschaftliche Nutzung der Ober- jura-Schichten ist trotz hoher Durchlässigkeit Über dem gering bis sehr gering wasserdurch- schwierig. Vor allem die weichselzeitlichen lässigen, einige 100 m mächtigen Ton- und Flussablagerungen werden wasserwirtschaft- Tonmergelstein des Unteren und Mittleren Ju- lich genutzt. Am Nordabfall des Wiehengebir- ras, die den Teilraum Südliches Vorland des ges befinden sich – an Störungen gebunden – Wiehengebirges aufbauen, bilden die Sand- die Heilquellen von Bad Essen, Hüsede, Holz- stein-, Kalksandstein- und Kalksteinschichten hausen (NRW) und Rothenuffeln (NRW). Die in des Oberen Juras oft ergiebige Kluft- und Karst- Bohrungen erschlossenen und an der Erdober- grundwasserleiter. Die Gesamtmächtigkeit der fläche austretenden Calciumsulfat- und Natri- Gesteine des Oberen Juras beträgt 200–300 m. umchloridwässer stammen wahrscheinlich aus Im Hangenden der Oberjura-Schichten gibt es den sich nach Norden anschließenden Münder gering bis sehr gering wasserdurchlässigen Mergeln. Allerdings sind Entstehung und Her- Ton- und Tonmergelstein der Unterkreide, der kunft der Wässer noch nicht abschließend ge- eine Mächtigkeit von einigen 100 m hat und in klärt. den einzelne Sandsteinbänke eingeschaltet sein können. Das mesozoische Festgestein wird lückenhaft von quartärzeitlichen Sedimen- ten überlagert, wobei drenthezeitlicher Geschie- belehm und weichselzeitlicher Löss, Fließerde und Flussablagerungen weit verbreitet sind. Die

GeoBerichte 3 69 2.3.1.4. Teilraum 05104 Schmelzwasser- und Flussablagerungen des Südliches Vorland Quartärs sind auf Grund ihrer geringen Verbrei- des Wiehengebirges tung nicht sehr ergiebig. Der Teilraum ist Grund- wasser-Mangelgebiet. Definition

Der Teilraum Südliches Vorland des Wiehenge- 2.3.1.5. Teilraum 05105 birges umfasst eine flachwellige Hügelland- Herforder Mulde schaft, die vom Wiehengebirgsrand nach Süden – niedersächsischer Teil zur Werre- und Elseaue hin abfällt. Sie wird im Süden vom Ibbenbüren-Osnabrücker Bergland Definition begrenzt und geht im Südosten in die Oberwe- ser-Talaue über. Der Teilraum wird von Ton- Die flache, in West-Ost-Richtung streichende und Tonmergelgesteinen des Unteren und Mitt- Muldenstruktur des Teilraums Herforder Mulde leren Juras aufgebaut, die lückenhaft von quar- liegt nördlich von Osning und Thieberg sowie tärzeitlichen Sedimenten überlagert werden. westlich des Herford-Hamelner Berglands. Sie bildet das nördliche Vorland des Teutoburger Waldes. Der niedersächsische Abschnitt wird Kennzeichen vor allem von Ton- und Tonmergelstein des Un- teren und im Nordwesten des Teilraums auch Lokal kommen Kluftgrundwasserleiter des Mitt- des Mittleren Juras aufgebaut. Das Festgestein leren Juras von mäßiger bis hoher Durchlässig- wird weiträumig von Löss überlagert, in Talun- keit und karbonatischer bis silikatischer Ge- gen kommen Flussablagerungen vor. steinsbeschaffenheit vor. Drenthezeitliche Schmelzwasserablagerungen und weichsel- bis holozänzeitliche Flussablagerungen mit karbo- Kennzeichen natischer bis silikatischer Gesteinsbeschaffen- heit bilden kleinräumige, teilweise nur temporär Im Ton- und Tonmergelstein des Unteren und wasserführende Porengrundwasserleiter. Mittleren Juras gibt es gut geklüftete Bereiche, die mäßig durchlässige Kluftgrundwasserleiter mit karbonatischem bis silikatischem Gesteins- Charakter charakter bilden. Dazu sind Kalksteinbänke im tieferen Teil der Schichtfolge des Unteren Juras Die mehrere 100 m mächtigen Ton- und Ton- und sandige Kalksteinschichten (Cornbrash) im mergelgesteine des Unteren und Mittleren Ju- Mittleren Jura mäßig bis hoch durchlässige ras sind gering bis sehr gering wasserdurchläs- Kluftgrundwasserleiter von karbonatischer Ge- sig und nur bei intensiver Klüftung in geringem steinsbeschaffenheit. Umfang grundwasserführend. Im höheren Teil der Schichtfolge des Mittleren Juras sind lokal Porengrundwasserleiter mit karbonatischer bis Kalksandstein-Schichten eingeschaltet (Corn- silikatischer Gesteinsbeschaffenheit gibt es in brash, Porta-Sandstein), deren Mächtigkeit den Flussablagerungen und vereinzelt vorkom- 15 m erreichen kann, meist aber deutlich darun- menden drenthezeitlichen Schmelzwasserabla- ter liegt. Die Schichten des Unteren und Mittle- gerungen. ren Juras werden meist von quartärzeitlichen Sedimenten überlagert, wobei drenthezeitlicher Geschiebelehm und Schmelzwasserablagerun- Charakter gen sowie weichselzeitlicher Löss und Flussab- lagerungen verbreitet sind. Die Sedimente des Die mehrere 100 m mächtigen Ton- und Ton- Quartärs sind oft geringmächtig, können aber mergelgesteine des Unteren und Mittleren Ju- im Bereich glazifluviatiler Rinnen auch größere ras sind gering bis sehr gering wasserdurchläs- Mächtigkeiten erreichen (z. B. einige Zehner- sig und nur bei intensiver Klüftung in geringem meter im Hasetal). Umfang grundwasserführend. In der Schicht- folge des Unteren Juras gibt es geringmächtige Der Teilraum wird über Nebengewässer von Kalkbänke, in der des Mittleren Juras bis zu 6 m Hase und Else entwässert. Die Wasserführung mächtige Kalksandstein-Schichten (Corn- der Kluftgrundwasserleiter des Cornbrash ist wechselhaft, die des Porta-Sandsteins gut. Die

70 GeoBerichte 3 brash). Die Ergiebigkeit dieser Kluftgrundwas- und in Trockentälern kommen bis zu 20 m serleiter ist überwiegend gering, sie sind was- mächtige drenthezeitliche Schmelzwasserabla- serwirtschaftlich ohne Bedeutung. gerungen vor. Das Festgestein wird weiträumig von drenthe- Das Festgestein wird lückenhaft von gering- zeitlichem Geschiebelehm, vor allem aber von mächtiger Fließerde mit niedrigem Schutzpo- weichselzeitlichem Löss überlagert, die Deck- tenzial und im Westen des niedersächsischen schichten mit hohem Schutzpotenzial bilden. Abschnittes des Teilraums von drenthezeitli- Lokal gibt es kleinere Vorkommen von drenthe- chem Geschiebemergel mit mittlerem Schutz- zeitlichen Schmelzwasserablagerungen und in potenzial bedeckt. Talungen weichsel- bis holozänzeitliche Fluss- Im Kammbereich des Stemweder Berges gibt ablagerungen mit Mächtigkeiten von maximal es Flurabstände von bis zu 100 m u. GOK, im einigen Metern, die auf Grund geringer Ergie- Porengrundwasserleiter am Nordrand des Teil- bigkeit wasserwirtschaftlich ohne Bedeutung raums von 5–10 m u. GOK. Der Bereich ent- sind. wässert nach Norden in die Diepholzer Moor- Der Teilraum wird über Nebengewässer der niederung (Teilraum 01309). Else entwässert. Der Teilraum wird wasserwirtschaftlich genutzt. Der Teilraum ist Grundwasser-Mangelgebiet.

2.3.1.7. Teilraum 05107 2.3.1.6. Teilraum 05106 Kreidemergel des nördlichen Stemweder Berg Wiehengebirgsvorlandes – niedersächsischer Teil – niedersächsischer Teil

Definition Definition

Der bis zu 183 m ü. NN hohe und 8 km lange Das Hügelland westlich der Weser und nördlich Höhenzug liegt südlich des Dümmers und nörd- des Wiehengebirges liegt ganz überwiegend in lich des nördlichen Wiehengebirgsvorlandes. Er Nordrhein-Westfalen. Der niedersächsische wird aus Kalk- und Kalkmergelsteinschichten Teil wird vor allem von grundwassergeringlei- der Oberkreide aufgebaut, die zum Teil von tendem Ton- und Tonmergelstein der Unter- drenthezeitlichen Schmelzwasserablagerungen kreide aufgebaut, der von geringmächtigem Ge- bedeckt werden. Trockentäler deuten auf eine schiebelehm überlagert wird. Verkarstung des Untergrundes hin. Kennzeichen Kennzeichen Der Ton- und Tonmergelstein der Unterkreide Die Kalk- und Kalkmergelsteinschichten der ist z. T. stark geklüftet und weist in Oberflächen- Oberkreide bilden mäßig bis hoch durchlässige nähe einen sehr starken Durchtrennungsgrad Kluft-/Karstgrundwasserleiter mit karbonati- auf. Diese Bereiche bilden mäßig durchlässige schem Gesteinscharakter. Drenthezeitliche Kluftgrundwasserleiter, der Gesteinscharakter Schmelzwasserablagerungen sind mäßig ist silikatisch, untergeordnet silikatisch bis kar- durchlässige Porengrundwasserleiter. bonatisch.

Charakter Charakter

Der Stemweder Berg ist Teil der Dammer Der niedersächsische Bereich des Teilraums Oberkreidemulde und wird von ca. 250 m mäch- wird vor allem von etwa 500–600 m mächtigem tigen, z. T. kieseligen Kalk- und Kalkmergel- Ton- und Tonmergelstein der Unterkreide (Va- steinschichten des Campan aufgebaut. Die Ba- langin bis Hauterive) aufgebaut. Die Schichten sis dieser Kluft-/Karstgrundwasserleiter bildet sind bis zu einer Tiefe von 5 bis maximal 15 m gering durchlässiger Tonstein der Unterkreide, stark geklüftet. Die Gebirgsdurchlässigkeit der bis einige 100 m mächtig ist. Am Übergang zum nördlich angrenzenden Teilraum 01309

GeoBerichte 3 71 nimmt mit der Tiefe stark ab, so dass diese ge- Charakter ringmächtigen Bereiche nicht ergiebig und was- serwirtschaftlich unbedeutend sind. In der Schichtfolge der Trias bilden folgende Schichten Karst- und/oder Kluftgrundwasserlei- Im Übergang zum nördlich angrenzenden Teil- ter: raum 01512 gibt es geringmächtige Vorkom- men von Mittelterrassenablagerungen. Die Ge- ■ Kalkstein des Unteren und Oberen steine der Unterkreide werden von drenthezeit- Muschelkalks (Trochitenkalk), lichem Geschiebelehm mit einer Mächtigkeit ■ Sandstein des Keupers: von 0,5–3 m überlagert. – unterer Keuper: Hauptlettenkohlen- sandstein, – mittlerer Keuper: Schilfsandstein, 2.3.1.8. Teilraum 05109 – oberer Keuper: Rhätquarzit, Herford-Hamelner Bergland – niedersächsischer Teil ■ stark geklüfteter, dolomitischer Stein- mergelkeuper (mittlerer Keuper). Definition Die Kluft- und Karstgrundwasserleiter haben Das Herford-Hamelner Bergland wird durch die Mächtigkeiten von einigen Metern bis Zehner- Weser geteilt, der westliche Bereich gehört zum metern und werden von Schichten wechselnder Lipper Bergland, der östliche Bereich ist Teil des (z. B. Mittlerer Muschelkalk) bis sehr geringer Calenberger Berglandes. Im Nordwesten und Durchlässigkeit (z. B. Rote Wand, Mittlerer Keu- Südwesten wird der Teilraum durch die Talun- per) voneinander getrennt. Die Mächtigkeit der gen der Werre und der Bega begrenzt. Er wird grundwassergeringleitenden Schichten beträgt von Gesteinen des Keupers, untergeordnet von einige Meter bis Zehnermeter, ihre Schutzfunk- Schichten des Muschelkalks und des Unteren tion ist, abhängig von Mächtigkeit und Klüftung, Juras aufgebaut, die von überwiegend gering- wechselhaft. mächtigem Löss und Fließerde lückenhaft be- Die quartärzeitlichen Porengrundwasserleiter deckt werden. Im Calenberger Bergland und im sind meist nur einige Meter mächtig. Mächtig- nördlichen Teil des Lipper Berglandes gibt es keiten von einigen Zehnermetern werden von drenthezeitliche Schmelzwasserablagerungen drenthezeitlichen Schmelzwasserablagerungen und Geschiebemergel. In Tälern kommen quar- in einigen im Teilraum vorkommenden Kies- täre Flussablagerungen vor. sandkörpern (Krankenhagen-Möllenbeck, Affer- de) und von weichsel- bis holozänzeitlichen Flussablagerungen in den Tälern erreicht. Wäh- Kennzeichen rend der Flurabstand in den Talungen meist ge- ring ist, ist das Grundwasser im Bereich der Im Teilraum gibt es in Keuperschichten teil- Kiessandkörper überwiegend flurfern. Quartär- weise hoch durchlässige Kluftgrundwasserleiter zeitliche Deckschichten, wie z. B. Löss oder Ge- und in Muschelkalk-Schichten hoch bis sehr schiebemergel, die eine Schutzfunktion für die hoch durchlässige Kluft- und Karstgrundwas- Grundwasserleiter übernehmen können, sind serleiter. Die Gesteinsbeschaffenheit ist karbo- lückenhaft verbreitet und i. d. R. geringmächtig, natisch bis silikatisch bzw. im Bereich der Sali- d. h. die Schutzfunktion ist überwiegend gering. narschichten des Mittleren Muschelkalks und des Gipskeupers sulfatisch und in größerer Wasserwirtschaftlich werden vor allem die Kluft- Tiefe z. T. halitisch. grundwasserleiter der Trias und untergeordnet quartärzeitliche Schichten genutzt. Drenthezeitliche Schmelzwasserablagerungen und in den Tälern vorkommende weichsel- bis holozänzeitliche Flussablagerungen bilden Po- rengrundwasserleiter mit karbonatischer bis sili- katischer Gesteinsbeschaffenheit.

72 GeoBerichte 3 2.3.1.9. Teilraum 05110 Kennzeichen Steinheim-Ottensteiner Hochfläche Gute Kluft- und Karstgrundwasserleiter gibt es – niedersächsischer Teil im Unteren Muschelkalk, mit dem Trochitenkalk und den Ceratitenschichten vor allem aber im Definition Oberen Muschelkalk. Die Gesteinsbeschaffen- heit ist karbonatisch. Der niedersächsische Teil des Teilraums Stein- In den Schichten des Keupers bilden der Letten- heim-Ottensteiner Hochfläche liegt zwischen kohlensandstein, Schilfsandstein, Rhätquarzit Höxter, Holzminden und Aerzen und gehört und Steinmergelkeuper Kluftgrundwasserleiter zum Pyrmonter Bergland. Er umfasst die Otten- mit überwiegend silikatischem Gesteinscharak- steiner Hochfläche und den Pyrmonter Kessel. ter. Die Sandsteinhorizonte des Mittleren Bunt- sandsteins bilden Kluftgrundwasserleiter mit ge- Die Ottensteiner Hochfläche besteht aus flach ringer Porendurchlässigkeit. Der Gesteinscha- lagernden Schichten des Muschelkalks und des rakter ist silikatisch. Keupers. Darüber hinaus stehen im Pyrmonter Kessel Buntsandsteinschichten und im Falken- Quartärzeitliche Flussablagerungen kommen in hagener Graben Gesteine des Unteren und des den Talungen vor und bilden hoch durchlässige Mittleren Juras an. In Tälern gibt es meist ge- Porengrundwasserleiter mit karbonatischer bis ringmächtige, quartärzeitliche Fluss- und Ab- silikatischer Zusammensetzung. schwemmsedimente.

Abb. 22: Stark geklüftete Kalksteinschichten des oberen Muschelkalks mit dickbankigem Trochitenkalk im tieferen und Kalk-/Mergelsteinwechselfolge der Ceratitenschichten im höheren Teil des Profils (Steinbruch bei Vahlbruch). Foto: J. Elbracht, LBEG.

GeoBerichte 3 73 Charakter 2.3.1.10. Teilraum 05112 Bückebergvorland Die im Teilraum anstehenden Schichten der – niedersächsischer Teil Trias sind insgesamt ca. 1 000 m mächtig. Da- bei wechseln sich einige Meter bis Zehnermeter Definition mächtige Kluft- und Karstgrundwasserleiter mittlerer bis großer Ergiebigkeit mit grundwas- Das Hügelland nordwestlich der Bückeberge sergeringleitenden Schichten ab. Die Kluft- und wird im Westen durch die Weser und im Norden Karstgrundwasserleiter des Unteren Muschel- durch das Steinhuder Meer begrenzt. Im Nord- kalks werden über 100 m mächtig. Die Flurab- teil des Teilraums befinden sich die Rehburger stände sind besonders im Bereich der Otten- Berge, eine halokinetische Sattelstruktur, in de- steiner Hochfläche groß. ren Bereich u. a. Sandsteinschichten der Bü- Die Kluft- und Karstgrundwasserleiter sind bei ckeberg-Formation (Wealdensandstein) und Überlagerung durch geringleitende Gesteine Kalkstein des Oberen Juras zu Tage treten. Im (z. B. Unterjura-, Röt-Tonstein) geschützt. Die übrigen Bereich des Teilraums steht unter einer Schutzfunktion quartärzeitlicher Deckschichten geringmächtigen Auflage quartärzeitlicher Sedi- (z. B. Löss, Fließerde) ist auf Grund lückenhaf- mente Tonstein der Unterkreide an. In Tälern ter Verbreitung und geringer Mächtigkeit meist gibt es meist geringmächtige, quartärzeitliche gering. Lediglich im Bereich der Talungen kön- Fluss- und Abschwemmsedimente. nen Schwemmlöss, Fließerde und/oder Auen- ablagerungen eine gut gegen Oberflächenein- Kennzeichen flüsse schützende Grundwasserüberdeckung bilden. Das Gebiet wird von der Weser und ih- Die vor allem im Norden des Teilraums vorkom- ren Zuflüssen (z. B. Humme, Exter) entwässert. menden Sandsteineinschaltungen innerhalb der Im Teilraum gibt es kleine und mittlere Wasser- Bückeberg-Formation bilden mäßig durchläs- gewinnungsanlagen, die unterschiedliche sige Kluftgrundwasserleiter mit silikatischer Zu- Grundwasserleiter nutzen. Besonders bedeut- sammensetzung. sam sind die Mineral- und Heilwasserquellen Zwischen den Bückebergen und den Rehburger von Bad Pyrmont. Das Heil- und Mineralwasser Bergen bilden drenthestadiale Schmelzwasser- gelangt über Verwerfungszonen in Oberflä- ablagerungen hoch durchlässige Porengrund- chennähe. Die Mineralisation ist dabei im We- wasserleiter mit überwiegend silikatischem Ge- sentlichen auf die Auflösung von Gips und An- steinscharakter. Darüber hinaus gibt es in eini- hydrit des Mittleren Muschelkalks und des gen Tälern hoch durchlässige Porengrundwas- Oberen Buntsandsteins, auf die Subrosion von serleiter aus quartärzeitlichen Flussablagerun- Zechstein-Salzgestein und auf magmatisches gen. Das Lockergestein hat hier karbonatische CO2 zurückzuführen. bis silikatische Zusammensetzung.

Charakter

Im Bückebergvorland steht gering bis sehr ge- ring durchlässiger Schluff- und Tonstein der Un- terkreide (Berrias – Barrême) mit einer Mächtig- keit von mehreren 100 m an. Mäßig bis hoch durchlässige Bereiche gibt es in der Bückeberg- Formation (Berrias) im tieferen Teil der Abfolge: Der Tonstein der Bückeberg-Formation ist teil- weise als Wealdenschiefer ausgebildet. Er be- steht aus sandigem bis schluffigem Blätterton- stein, der in Zerüttungszonen hoch wasser- durchlässig ist. In den Tonstein der Bückeberg- Formation sind außerdem Kohlelagen und Sandsteinschichten eingeschaltet, die einige Dezimeter bis maximal 15 m mächtig sind. Vor allem die im Bereich der Rehburger Berge zu

74 GeoBerichte 3 Tage tretenden gut geklüfteten Sandstein- Juras unter geringmächtiger Bedeckung quar- schichten können Grundwasserleiter mit guter tärzeitlicher Sedimente vor. Vor allem im Be- Ergiebigkeit sein. reich von Hanglagen und in den Talungen gibt es glazigene Sedimente sowie weichselzeitliche Das Schutzpotenzial der Schluff- und Tonstein- Fließerde und Löss. In den Tälern kommen schichten ist überwiegend sehr hoch. Allerdings quartärzeitliche Flussablagerungen vor. sind sie auf Grund thermischer Beeinflussung, die auf Magmenintrusion in großer Tiefe zurück- geführt wird (Massiv von Uchte), oft stark ver- Kennzeichen festigt. Dies bedingt einen sehr hohen Durch- trennungsgrad, der oberflächennah eine bis zu Sandsteinschichten des Mittleren Juras bilden 15 m mächtige Auflockerungszone mit guter bis von allem am Südrand des Süntels einen Po- mäßiger Durchlässigkeit verursachen kann. ren-/Kluftgrundwasserleiter mit karbonatischem Gesteinscharakter. Von ebenfalls karbonati- Löss und Geschiebelehm/-mergel bilden weit verbreitete, maximal einige Meter mächtige schem Gesteinstyp sind im Teilraum weit ver- Deckschichten mit hohem Schutzpotenzial, die breitete Karst- und Kluftgrundwasserleiter aus Kalk- und Mergelsteinschichten des Oberen Ju- auf hoch durchlässigen, bis maximal 30 m mächtigen Schmelzwasserschichten oder un- ras. Vor allem in den Hochlagen der Bücke- mittelbar auf dem Tonstein der Unterkreide vor- berge, des Deisters und im Südteil des Süntels kommen Schichten der Unteren Kreide (Weal- kommen. den) vor, von denen die Sandsteinschichten Der westliche Bereich des Teilraums wird durch Kluftgrundwasserleiter mit silikatischem Ge- Bäche entwässert, die in die Weser münden, die steinscharakter bilden. Vorfluter des östlichen Bereichs entwässern in die Leine. Vereinzelt gibt es isolierte Vorkommen drenthe- zeitlicher Schmelzwasserablagerungen, die als Die Flurabstände betragen meist wenige Meter, Porengrundwasserleiter mit karbonatisch/silika- im Bereich der Niederungen gelegentlich nur ei- tischem Gesteinscharakter entwickelt sind. Vor nige Dezimeter. Wasserwirtschaftlich werden allem in den Tälern der Rodenberger Aue und die Schmelzwasserablagerungen der Elster- der Hamel gibt es geringmächtige Mittel- bzw. und der Saale-Kaltzeit und – in geringem Um- Niederterrassenablagerungen mit karbonati- fang – Schichten der Bückeberg-Formation ge- schem Gesteinscharakter. nutzt. Schwefelhaltiges Wasser, das aus Ge- steinen der Unteren-Bückeberg-Formation ge- wonnen wurde, wurde bis 1952 in (ehemals Charakter Bad) Rehburg als Heilwasser genutzt. Im Untergrund des Teilraumes stehen Ton- und Schluffsteinschichten des Unteren und Mittleren Juras in einer Mächtigkeit von einigen 100 Me- 2.3.1.11. Teilraum 05113 tern an. Cornbrash-Sandstein (Mittlerer Jura) ist Calenberger Bergland vermutlich nur im Westteil des Teilraums entwi- ckelt. Dabei erreicht er am Südhang des Süntels Definition eine Mächtigkeit von bis zu 20 m, am Südrand der Bückeberge von bis zu 40 m und wird hier Der Höhenzug des Calenberger Berglandes bil- auch wasserwirtschaftlich genutzt. Im Corn- det die östliche Verlängerung des Wiehengebir- brash-Sandstein ist das Grundwasser meist ge- ges und erstreckt sich als Teil des Niedersäch- spannt und durch die hangenden Tonschichten sischen Berg- und Hügellandes zwischen We- mit hohem Schutzpotenzial gut gegen Oberflä- ser-Talung und Calenberger Lössbörde. Die bis cheneinflüsse geschützt. über 400 m ü. NN ansteigenden Bergzüge (Bü- ckeberge, Deister, Süntel, Osterwald) werden Die Schichten des Oberen Juras bestehen vor vor allem von Gesteinen des Oberen Juras allem aus Kalk- und Mergelstein mit einer Ge- (Kalk-/Mergelstein) und der tieferen Kreide samtmächtigkeit von über 500 m. Im tieferen (Sand-/Tonstein, Kohle) aufgebaut. In den Ta- Teil der Schichtfolge gibt es häufig Schichtquel- lungen zwischen Bückebergen und Süntel bzw. len, wobei Grundwasser der hangenden zwischen Süntel und Deister kommen tekto- Schichtglieder über dem gering durchlässigen nisch stark beanspruchte Schichten des Oberen Horizont des Ornatentons (Mittlerer Jura) ge- staut wird und im Bereich der Heersumer

GeoBerichte 3 75 Schichten vor allem an Hängen zu Tage tritt. Bereich der Hochlagen eine freie Oberfläche mit Der Korallenoolith, die Schichten des Mittleren Flurabständen von einigen Metern bis Zehner- Kimmeridge, die Gigasschichten und der Eim- metern bzw. ist bei Überlagerung des Grund- beckhäuser Plattenkalk bilden z. T. ergiebige wasserleiters durch gering durchlässige Schich- Kluft-/Karstgrundwasserleiter. Intensive Ver- ten und in den Talungen z. T. gespannt. Die karstung kommt dabei häufig im Bereich von Grundwasservorkommen aus dem Oberen Jura hangparallelen Entspannungsklüften und in sind wasserwirtschaftlich bedeutsam. Schichten mit schon primär höherer Poren- durchlässigkeit vor. Das Grundwasser hat im

Abb. 23: Klosterquellen Eldagsen: Grundwasserförderung aus Karst-/Kluftgrundwasserleitern des Oberen Juras. Foto: H. Eckl, LBEG.

Im westlichsten Abschnitt des Teilraums wur- sind. Der Sandstein bildet ergiebige und was- den Eisenoolith-Vorkommen innerhalb der serwirtschaftlich bedeutende Kluftgrundwasser- Schichtfolge des Oberen Juras auch unter Tage leiter und hat Mächtigkeiten von meist einigen abgebaut, wodurch der natürliche Wasserhaus- Dezimetern bis Metern, erreicht lokal aber auch halt in diesen Bereichen durch die bergmänni- bis maximal 15 m (Obernkirchener Sandstein). sche Wasserhaltung nachhaltig beeinflusst Der Abbau der Kohleflöze erforderte häufig wurde. bergmännische Wasserhaltung, die teilweise auch heute noch wirksam ist und dadurch die Über den Schichten des Oberen Juras folgen hydrogeologische Situation lokal beeinflusst. In Gesteine der Bückeberg-Formation (Wealden). den Sandsteinschichten ist das Grundwasser Die insgesamt ca. 250–300 m mächtige Abfolge häufig gespannt, wobei die Grundwasserhori- besteht vor allem aus feingeschichtetem Ton- zonte durch hydraulisch wirksame Klüfte mitei- und Schluffstein in den – vor allem im mittleren, nander verbunden sein können. untergeordnet auch im unteren Teil – Sand- steinschichten und Kohleflöze eingeschaltet

76 GeoBerichte 3 Quartärzeitlich entstandene Deckschichten beeinträchtigt sein. Löss und Geschiebelehm/ können im Teilraum Mächtigkeiten von mehre- -mergel bilden weit verbreitete, maximal einige ren Zehnermetern erreichen. Dabei handelt es Meter mächtige Deckschichten mit hohem sich überwiegend um kaltzeitliche Sedimente Schutzpotenzial, die auf hoch durchlässigen aus einige Meter mächtigem Geschiebelehm/ Fluss- oder Schmelzwasserablagerungen oder -mergel und maximal einige Zehnermeter unmittelbar auf mesozoischem Festgestein vor- mächtigen Schmelzwasserablagerungen. Im kommen. Im Bereich der Höhenzüge fehlen Bereich der Talungen gibt es darüber hinaus schützende Schichten meist. Flussablagerungen der Mittel- und Niederter- In den Kammlagen ist die Grundwasserneubil- rassenzeit sowie des Holozäns. Vor allem an dung mit 200–300 mm/a relativ hoch, im Zent- Hängen und in den Talungen sind Fließerde und rum des Teilraums ist sie geringer. Weite Berei- Löss, in den Tälern Auenlehm und Schwemm- che des Calenberger Berglandes werden von löss weit verbreitet. Die Flurabstände sind in der Rodenberger Aue entwässert, die zum Ein- den quartärzeitlichen Schichten meist gering. zugsgebiet der Leine gehört. Im Westen bzw. im Die Schutzfunktion der mesozoischen Ton- und Osten des Teilraums gibt es kleinere Vorfluter Schluffsteinschichten ist meist gut bis sehr gut, (Aue, Hamel), die in die Weser münden. kann jedoch bei intensiver Klüftung lokal stark

Abb. 24: Hamelquelle in Hamelspringe: Karstwasserquelle in Schichten des Oberen Juras (Kimmeridge). Foto: J. Elbracht, LBEG.

GeoBerichte 3 77 2.3.1.12. Teilraum 05114 Kennzeichen Calenberger Lössbörde Im mesozoischen Festgestein gibt es zahlreiche Definition Kluft- und Karstgrundwasserleiter (z. B. Bunt- sandstein, Muschelkalk, Oberer Jura, Bücke- Die Calenberger Lössbörde wird nach Westen berg-Formation) mit karbonatischem bis silikati- durch das Calenberger Bergland, nach Norden schem Gesteinscharakter. und Osten durch Leinetal und Hildesheimer Die weiträumig verbreiteten elster- und saale- Wald begrenzt. Der Teilraum wird von weiten zeitlichen Schmelzwasserschichten bilden Lössebenen geprägt, aus denen mesozoische ebenso wie die fluviatilen Mittel- und Niederter- Gesteine (Buntsandstein bis Kreide) im Verlauf rassenablagerungen gut bis sehr hoch durch- tektonisch (z. B. Limberg) oder halokinetisch lässige Porengrundwasserleiter mit karbona- (z. B. Salzstock von Ronnenberg) angelegter tisch-silikatischem Gesteinscharakter. Strukturen in Form kleiner Hügel herausragen. Pleistozäne Lockersedimente sind weiträumig verbreitet.

Abb. 25: Hoch durchlässiger Mittelterrassen-Kies der Leine mit Deckschichten aus geringmächtigem Geschiebelehm und bis 3 m mächtigem Löss (ehemalige Kiesgrube bei Banteln). Foto: J. Elbracht, LBEG.

78 GeoBerichte 3 Charakter 2.3.1.13. Teilraum 05115 Hilsmulde Die Calenberger Lössbörde wird von tektonisch und halokinetisch stark beanspruchten mesozo- Definition ischen Gesteinen aufgebaut, die von quartär- zeitlichen Lockersedimenten weiträumig be- Die Hilsmulde ist ein südwestlich der Leine lie- deckt werden. Die anstehenden Schichtglieder gender Teil des Leineberglandes, der von mul- des Festgesteins wechseln engräumig, so dass denförmig eingesenkten Schichten des Juras die Kluft- und Karstgrundwasserleiter meist und der Kreide aufgebaut wird. Die verwitte- keine große Verbreitung und dementsprechend rungsresistenten Gesteine des Oberen Juras eine geringe wasserwirtschaftliche Bedeutung bauen die über 460 m ü. NN hohen Bergketten haben. Die Flurabstände sind im Bereich der aus Ith im Südwesten bzw. Thüster und Duinger Festgesteinsaufbrüche (z. B. Benther Berg, Berg sowie Selter im Nordosten des Teilraums Gehrdener Berg, Limberg, Abraham) überwie- auf. Der bis 480 m ü. NN hohe Hils im Südwes- gend hoch. ten des Teilraums wird von Sandstein der Un- Weit verbreitet kommen elster- bis saalezeitli- terkreide gebildet. Nordwestlich des Mulden- che Schmelzwasserablagerungen in Mächtig- kerns befindet sich der Salzstock von Weenzen, keiten von meist nicht mehr als 20 m vor. Ledig- dessen Hutgestein teilweise die Oberfläche er- lich im Bereich kaltzeitlicher Rinnen (z. B. süd- reicht bzw. von geringmächtigen Sedimenten lich Pattensen) kann ihre Mächtigkeit einige des Tertiärs und der Unterkreide bedeckt wird. Zehnermeter erreichen. Die Grundwasserleiter Hydrogeologisch ist die Hilsmulde ein flaches sind auf Grund geringer Mächtigkeit oft nur mä- Becken, dessen Basis von Ton- und Schluff- ßig ergiebig. Die Flurabstände sind bei teils steinschichten des Unteren und des Mittleren freiem, teils gespanntem Grundwasser meist Juras gebildet wird, über der verschiedene gering. Die Schmelzwasserschichten werden Grundwasserstockwerke entwickelt sind. Dazu weiträumig von Geschiebelehm/-mergel mit beeinflussen tiefreichende Störungssysteme Mächtigkeiten von einigen Metern und/oder (Weenzer und Duinger Störung) und der Salz- Löss/-lehm mit Mächtigkeiten von 0,5–3 m stock Weenzen die hydrogeologische Situation. überlagert.

Im Bereich größerer Talungen (z. B. Leine, Kennzeichen Saale, Haller, Ihme, Südaue) gibt es bis einige Zehnermeter mächtige Mittel- und Niederterras- Von karbonatischem Gesteinstyp sind die mä- senablagerungen, die ergiebige Porengrund- ßig bis sehr gut leitfähigen Karst- und Kluft- wasserleiter bilden. Die Mittelterrassenablage- grundwasserleiter aus Kalk- und Mergelstein- rungen werden lückenhaft von drenthezeitli- schichten des Oberen Juras, die die Höhenzüge chem Geschiebemergel, vor allem aber von im Teilraum aufbauen, und der Oberen Kreide, durchschnittlich 0,5–3 m mächtigem Löss/ die den Kern der Hilsmulde bilden. Grundwas- -lehm, die Niederterrassenablagerungen meist serleiter mit silikatischem Gesteinscharakter von Auenlehm oder Schwemmlöss mit einer sind der Hilssandstein und der Flammenmergel. Mächtigkeit von bis zu 1,5 m bedeckt. Das Der Hilssandstein ist ein hoch durchlässiger Po- Grundwasser ist teilweise gespannt. ren-/Kluftgrundwasserleiter und der vor allem im Die Schutzfunktion der Deckschichten (Löss höheren Teil aus kieseligem Mergelstein beste- bzw. Lösslehm, Geschiebelehm/-mergel, Auen- hende Flammenmergel ein Kluftgrundwasser- lehm, Schwemmlöss) ist hoch bis sehr hoch. leiter. Die nördlich des Muldenkerns vorkom- menden tertiärzeitlichen Sandschichten sind Die Calenberger Lössbörde wird durch zahlrei- hoch durchlässige Porengrundwasserleiter mit che kleine und mittlere Vorfluter nach Norden silikatischem Gesteinscharakter. Weitere Po- und Osten in die Leine entwässert. rengrundwasserleiter bilden kleinere, isolierte Im Teilraum werden vor allem die pleistozänen Vorkommen von elster- und drenthezeitlichen Lockersedimente durch zahlreiche Wasserge- Schmelzwasserablagerungen und vor allem im winnungsanlagen wasserwirtschaftlich genutzt. Bereich der Talungen vorkommende Mittel- und Niederterrassenablagerungen, die karbona- tisch/silikatischen Gesteinscharakter haben.

GeoBerichte 3 79 Charakter Die Basis des unteren Grundwasserstockwerks bilden einige 100 m mächtige Ton- und Schluff- Die Hilsmulde ist nach KOCKEL (In: JORDAN & steinschichten des Unteren und Mittleren Juras. KOCKEL 1987) ein komplexer, syngenetisch an- Darüber folgen Kalk- und Mergelsteinschichten gelegter Halbgraben, der nach Norden durch des Oberen Juras, die im Bereich der Höhen- die Duinger Störung begrenzt wird. Der Mulden- züge Ith, Hils, Thüster und Duinger Berge sowie kern wird vor allem von Gesteinen der Ober- Selter eine Gesamtmächtigkeit von ca. 650 m, kreide gebildet, die von Schichten des Juras im Kern der Hilsmulde von über 1 000 m haben. umrahmt werden. Im Zentrum des Halbgrabens Das untere Grundwasserstockwerk bilden der befindet sich der Salzstock von Weenzen. höhere Teil der Heersumer Schichten, der Ko- rallenoolith, der Kalk- und Mergelstein des Kim- Hydrogeologisch handelt es sich um eine mul- meridge sowie der Eimbeckhäuser Plattenkalk. denförmige Struktur, in der über Schichten des Eingeschalteten gering leitenden Abschnitten Unteren und Mittleren Juras drei durch Grund- wie den Ton- und Mergelsteinschichten, z. B. wassergeringleiter getrennte Grundwasser- des Oberen Kimmeridge und der Gigasschich- stockwerke vorkommen. ten, kommt auf Grund engräumiger fazieller Än- derungen nur lokal stockwerkstrennende Be- deutung zu.

Abb. 26: Falschfarbenbild der Hilsmulde mit dem nordöstlich angrenzenden Leinetal (Teilraum 05117) bei . Foto: Satellitenbild Landsat TM, zur Verfügung gestellt von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Fachbereich B 4.4.

80 GeoBerichte 3 Im Hangenden wird das untere Grundwasser- Kreide (Cenoman bis Turon), der auf Grund in- stockwerk von Gesteinen des Münder Mergels, tensiver Verkarstung einen sehr hoch durchläs- der Bückeberg-Formation und der höheren Un- sigen Karstgrundwasserleiter bildet. Durch die terkreide überdeckt. Die Münder-Mergel-Abfol- Verkarstung ist das Rückhaltevermögen im ge besteht in den Randbereichen der Hilsmulde oberen Grundwasserstockwerk gering, so dass vor allem aus Ton- und Mergelsteinschichten die Schwankungen der Grundwasseroberfläche mit einzelnen Kalkbänken, im Muldenkern sind niederschlagsabhängig hoch sind. Da Deck- außerdem Gips/Anhydrit und Steinsalz in gro- schichten weitgehend fehlen, ist das Grundwas- ßer Mächtigkeit eingeschaltet. Darüber folgt ser gegenüber Oberflächeneinflüssen schlecht Tonstein der Unterkreide, in den im Bereich der geschützt. Bückeberg-Formation Sandstein- und Kohle- Im Tertiärbecken von Wallensen kommen über bänke eingeschaltet sind. Die Gesamtmächtig- dem Weenzer Salzstock 200 m mächtige Abla- keit dieser Grundwasserüberdeckung kann ei- gerungen des Tertiärs (Eozän bis Pliozän) vor. nige 100 m betragen, so dass sie ein hohes Sie bestehen aus Sand und Ton mit Braunkoh- Schutzpotenzial hat. leflözen, die wasserwirtschaftlich ohne Bedeu- Das Grundwasser ist im unteren Grundwasser- tung sind. stockwerk meist gespannt und teilweise arte- Elster- und drenthezeitliche Schmelzwasserab- sisch gespannt. Tektonische Beanspruchung lagerungen bilden bis zu 20 m mächtige Poren- der Schichten, synsedimentäre Diskordanzen grundwasserleiter mit freier Oberfläche, die und fazielle Lithologiewechsel führen häufig zu wasserwirtschaftlich ohne Bedeutung sind. Die komplexen hydrogeologischen Verhältnissen. im Bereich der Talungen vorkommenden Mittel- So tritt Grundwasser der ergiebigen Kluft- und und Niederterrassenablagerungen erreichen Karstgrundwasserleiter des Oberen Juras Mächtigkeiten von maximal 10 m. Das Grund- i. d. R. über lokal stockwerkstrennenden Ton- wasser ist in diesen Schichten bei Überlagerung und Mergelsteinschichten in Quellen zu Tage. durch Auenlehm teilweise gespannt und wird lo- Es gibt jedoch auch Quellen, die in Schichten kal genutzt. des Münder Mergels entspringen und wahr- scheinlich über Störungen gespeist werden Die Schutzfunktion der Auenlehmüberdeckung (HERRMANN 1968). Die Grundwasservorkom- ist hoch. Weitere quartärzeitliche Deckschich- men aus dem Oberen Jura sind wasserwirt- ten wie Fließerde, Löss und Schwemmlöss sind schaftlich bedeutsam. Darüber hinaus wird in meist sehr geringmächtig und lückenhaft ver- schwefelhaltige Sole zu Bade- breitet, so dass ihre Schutzfunktion gering ist. zwecken genutzt. Im Zentrum der Hilsmulde befindet sich unter Über dem Tonstein der Unterkreide bildet der dem Tertiärbecken von Wallensen der Salz- Hilssandstein einen bis zu 160 m mächtigen Po- stock von Weenzen. Bei Weenzen steht Gips an ren-/Kluftgrundwasserleiter und damit das mitt- der Oberfläche an bzw. wird von geringmächti- lere Grundwasserstockwerk. Das Grundwasser ger quartärzeitlicher Fließerde bedeckt. An- ist im Hilssandstein meist gespannt und wird sonsten wird er von Tonstein der Oberkreide wasserwirtschaftlich genutzt. und von Schichten des Tertiärs abgedeckt. Der Hilssandstein wird von bis zu 20 m mächti- Die Grundwasserneubildung beträgt in den gem Tonstein des Mittleren Alb (Minimuston) Kammlagen bis zu 300 mm/a, im Muldenkern ist bedeckt, der zusammen mit den einige Zehner- sie geringer. Wesentlicher Vorfluter ist die meter mächtigen tieferen Schichtgliedern des Saale, die bei Salzhemmendorf den Teilraum Flammenmergels eine Grundwasserüberde- verlässt und bei in die Leine mündet. Dar- ckung mit hohem Schutzpotenzial bildet. über hinaus gibt es zahlreiche Quellen, die Vor- fluter in den umliegenden Teilräumen speisen. Das obere Grundwasserstockwerk wird von Ge- steinen des Flammenmergels und der Oberen Kreide gebildet. Der Flammenmergel besteht vor allem im höheren Teil aus stark kieseligem Mergelstein und Kalkmergelstein, die mäßige bis gute Kluft- und Karstgrundwasserleiter bil- den. Unmittelbar darüber folgt bis zu 160 m mächtiger Kalk- und Mergelstein der Oberen

GeoBerichte 3 81 2.3.1.14. Teilraum 05116 bis gut leitender Sandstein entwickelt, der sich Leinetalgraben mit gering durchlässigen Ton- und Mergelstein- – niedersächsischer Teil schichten verzahnt.

Definition Charakter

Der Teilraum Leinetalgraben liegt zwischen Die Gesamtmächtigkeit der mesozoischen Solling und Bramwald im Westen sowie westli- Schichten beträgt ca. 1 500 m. Die Abfolge be- chem Harzvorland und Untereichsfeld im Osten. steht vor allem aus Ton- und Mergelstein mit ge- Es handelt sich um eine Nord-Süd verlaufende ringer bis sehr geringer Durchlässigkeit und ho- Grabenstruktur, in der tektonische und haloki- hem Schutzpotenzial, in die mittel bis sehr gut netische Prozesse zu einem komplexen Schol- leitende Kalk- und Sandsteinschichten eingela- lenmosaik geführt haben. Der Teilraum besteht gert sind. Die Mächtigkeit der grundwasserlei- aus der Leinetalung i. e. S. mit Geländehöhen tenden Partien beträgt mit Ausnahme der von ca. 100–150 m ü. NN und den umrahmen- Grundwasserleiter des Mittleren Buntsand- den Höhenzügen (z. B. Weeper, Greener Wald, steins und des Muschelkalks meist wenige Me- Göttinger Wald) mit Höhen von über 450 m ter. Die Kluftgrundwasserleiter des Mittleren ü. NN. Buntsandsteins sind einige Zehnermeter mäch- In der Leinetalung stehen neben bis zu 100 m tig, wobei vor allem die Sandsteinschichten der mächtigen quartärzeitlichen Sedimenten auch Solling-Folge großes Wasserleitvermögen ha- Schollen aus mesozoischen Gesteinen an. An ben. Die Karst- und Kluftgrundwasserleiter des der Oberfläche treten dabei vor allem Schichten Muschelkalks erreichen Mächtigkeiten von eini- des Muschelkalks, Keupers und Unteren Juras, gen Zehnermetern (Oberer Muschelkalk) bis untergeordnet auch des Buntsandsteins und über 100 m (Unterer Muschelkalk). Mittleren Juras, zu Tage. Zum Teilraum Leine- In der Leinetalung wechseln die mesozoischen talgraben gehören auch die umrahmenden Hö- Gesteinseinheiten sowie deren Lagerungsver- henzüge, die vor allem aus Kalksteinen des Mu- hältnisse auf Grund intensiver tektonischer und schelkalks aufgebaut werden. Westlich und halokinetischer Beanspruchung sowie Subro- südwestlich von Göttingen gibt es tertiärzeitli- sion engräumig. Dadurch haben einzelne meso- che Basaltgänge. zoische Schichtglieder in der Leinetalung keine weite Verbreitung, so dass die Schutzfunktion Kennzeichen der Grundwasserüberdeckung nur lokal wirk- sam ist bzw. Grundwasserleiter keine wasser- Die wichtigsten Grundwasserleiter des Teil- wirtschaftliche Bedeutung haben. Das Grund- raums bilden die quartärzeitlich entstandenen wasser ist teilweise gespannt, die Flurabstände Mittel- und Niederterrassenablagerungen im sind meist gering. Leinetal. Die hoch bis sehr hoch durchlässigen Die Hügel westlich und östlich des Leinetals Porengrundwasserleiter haben einen silikati- werden vor allem von Schichten des Muschel- schen bis schwach karbonatischen Gesteins- kalks aufgebaut. Auch in diesem Bereich gibt es charakter. zahlreiche Verwerfungen, die zwar zu erhöhter Weitere gute Grundwasserleiter gibt es in den Kluftdurchlässigkeit führen, aber durch kom- mesozoischen Schichten. Dabei bilden die plexe Lagerungsverhältnisse auch für den klein- Kalkgesteine des Unteren und Oberen Mu- räumigen Wechsel hydrogeologischer Eigen- schelkalks hoch bis sehr hoch durchlässige schaften verantwortlich sind. Dies betrifft neben Kluft- und Karstgrundwasserleiter, die Sand- der Schutzfunktion der Grundwasserüberde- steinschichten des Mittleren Buntsandsteins ckung auch Flurabstände, Grundwasserab- Kluftgrundwasserleiter mit silikatischem Ge- stromrichtung und Potenzialverhältnisse. Dar- steinscharakter und gutem Wasserleitvermö- über hinaus führt die intensive tektonische Be- gen. Kluftgrundwasserleiter mit mittlerem Was- anspruchung zu hydraulischen Kontakten zwi- serleitvermögen gibt es in Gesteinen des Keu- schen Grundwasserstockwerken. Zahlreiche pers (Lettenkohlensandstein, Rhätquarzit, Quellen gibt es im Ausstrichbereich des Unte- Steinmergelkeuper). Der zum Mittleren Keuper ren Muschelkalks unmittelbar oberhalb der Röt- gehörende Schilfsandstein ist auf Grund eng- räumiger Lithologiewechsel nur lokal als mittel

82 GeoBerichte 3 schichten und des Oberen Muschelkalks (Tro- des Unteren und des Oberen Muschelkalks und chitenkalk) unmittelbar oberhalb des Mittleren vereinzelt auch des Unteren Buntsandsteins Muschelkalks. werden wasserwirtschaftlich z. T. intensiv ge- nutzt. Die westlich und östlich des Leinetals anstehen- den Schichten des Mittleren Buntsandsteins,

Abb. 27: Schematischer geologischer Schnitt durch den Leinetalgraben bei Göttingen.

Westlich und südwestlich von Göttingen werden Ihre Mächtigkeit beträgt meist wenige Zehner- die Schichten des Mesozoikums von tertiärzeit- meter. Im Bereich von Subrosionssenken wer- lichen Basaltgängen durchschlagen. Im Umfeld den die Schichten bis über 100 m mächtig, wo- der Basaltvorkommen gibt es häufig kleinere bei hier im tieferen Teil auch noch oberterras- Vorkommen tertiärer Sedimente (Sand, Schluff, senzeitliche Flussablagerungen und warmzeitli- Ton, Kalkstein). Die Sandschichten sind meist che Sedimente erhalten sein können. In den Ne- hoch durchlässige Poren-, die Basaltvorkom- bentälern sind Flussablagerungen deutlich ge- men auf Grund intensiver Klüftung hoch durch- ringmächtiger. In den Talungen ist das Grund- lässige Kluftgrundwasserleiter. Wasserwirt- wasser durch weiträumig überlagernde Deck- schaftlich sind die wenig ergiebigen tertiären schichten meist leicht gespannt, die Flurab- Schichten ohne Bedeutung. stände sind gering. Im Bereich des Leinetals wurden im Grundwasser der Mittel- und Nieder- Im Leinetal und in den Nebentälern sind Mittel- terrassenablagerungen lokal erhöhte bis sehr und Niederterrassenablagerungen weit verbrei- hohe NaCl-Konzentrationen nachgewiesen, die tet. Vor allem im Leinetal bilden die Sand- und auf hoch mineralisiertes Grundwasser zurück- Kiesschichten ergiebige Porengrundwasserlei- geführt werden, das über Störungen in die Po- ter mit hoher wasserwirtschaftlicher Bedeutung. rengrundwasserleiter gelangt.

GeoBerichte 3 83 Die Schutzfunktion quartärer Deckschichten Kennzeichen (Fließerde, Löss) ist auf den Höhenzügen auf Grund lückenhafter Verbreitung und geringer Im Teilraum gibt es zahlreiche Grundwasserlei- Mächtigkeit niedrig. Im Leinetal und den Neben- ter: tälern werden grundwasserleitende Schichten weiträumig von Löss, Schwemmlöss und/oder Auenablagerungen überdeckt. Diese Schichten Trias sind meist 1–3 m, im Bereich von Mulden und ■ Unterer Buntsandstein: Innerhalb der Subrosionssenken z. T. bis 20 m mächtig. Ihre Schichten des Unteren Buntsandsteins bil- Schutzfunktion ist hoch bis sehr hoch. den die Rogenstein-Horizonte lokal hoch Im gesamten Teilraum gibt es zum Teil oberflä- durchlässige Kluftgrundwasserleiter mit kar- chennah gips- und steinsalzführende Evaporit- bonatischem Gesteinscharakter. folgen (Zechstein, Trias). Vor allem die Stein- ■ Mittlerer Buntsandstein: Mehrfach innerhalb salzschichten des Zechsteins und des Oberen der Schichtenfolge des Mittleren Buntsand- Buntsandsteins bilden Salzstöcke und -kissen, steins vorkommende Sandsteinbänke bil- die lokal zu Grundwasserversalzung führen. den mäßig bis hoch durchlässige Kluft- grundwasserleiter mit silikatischem Ge- Der Teilraum wird im Wesentlichen über die steinscharakter. Leine entwässert. In die Leine münden zahlrei- che Bäche (z. B. Garte, Weende, Rase) und ■ Unterer Muschelkalk: Die Schichten des kleinere Flüsse (Ilme, Rhume). Unteren Muschelkalks bilden hoch bis sehr hoch durchlässige Karst- und Kluftgrund- wasserleiter mit karbonatischem Gesteins- charakter. 2.3.1.15. Teilraum 05117 Innerste-Bergland und ■ Oberer Muschelkalk: Die Karst- und Kluft- grundwasserleiter des Oberen Muschel- nördliches Harzvorland kalks bestehen aus sehr hoch durchlässi- gem Trochitenkalk im tieferen Teil und mä- Definition ßig bis hoch durchlässigen Ceratitenschich- ten im höheren Teil der Abfolge. Das Ge- Der Teilraum Innerste-Bergland und nördliches stein hat karbonatischen Gesteinscharak- Harzvorland wird durch die Innerste-Talaue in ter. einen Südteil und einen Nordteil getrennt. Zum Südteil gehören das nördliche Harzvorland, das ■ Oberer Keuper: Sandsteinschichten bilden Innerste-Bergland und ein Teil des Leinetals. mäßig bis hoch durchlässige Kluftgrund- Der kleinere Nordteil umfasst das Gebiet östlich wasserleiter mit silikatischem Gesteinscha- von Hannover. rakter. Morphologisch wird der Teilraum von Becken- landschaften geprägt, die durch scharf ausge- Jura prägte, schmale Bergzüge getrennt werden ■ Oberer Jura: Der dickbankige Kalkstein des (z. B. Hildesheimer Wald, , Salzgitterer Korallenooliths bildet sehr hoch durchläs- Höhenzug). Die Kämme der Bergzüge errei- sige Karst- und Kluftgrundwasserleiter. In chen Höhen bis 320 m ü. NN. der aus Mergel- und Kalkstein bestehenden Im Ostteil des Teilraums dominieren Gesteine Schichtfolge des Kimmeridge bilden einige der Oberkreide, in den übrigen Bereichen Kalkbänke hoch durchlässige Karst- und Schichten der Trias. Jura- und tertiärzeitliche Kluftgrundwasserleiter. Das Gestein hat Gesteine kommen nur untergeordnet vor. Die karbonatischen Gesteinscharakter. Lagerung der Schichten beruht auf intensiver tektonischer und halokinetischer Beanspru- Kreide chung. Im Untergrund gibt es verschiedene Salzstrukturen wie die Salzstöcke bei Salzdet- ■ Unterkreide: Lokal bildet die Sandstein- furth und bei Groß Rhüden. Das mesozoische fazies des Unteralb mäßig bis hoch durch- Festgestein wird vor allem in den Mulden von lässige Kluftgrundwasserleiter mit silikati- quartärzeitlichen Schichten überlagert. schem Gesteinscharakter. Das Grundwas- ser ist weich und hat lokal sehr hohe Eisen- konzentrationen.

84 GeoBerichte 3 ■ Oberkreide: Die Kalk- und Mergelstein- Quartär schichten der Oberkreide bilden hoch bis ■ Quartärzeitliche Lockersedimente (drenthe- sehr hoch durchlässige Kluft- und Karst- zeitliche Schmelzwasserablagerungen, grundwasserleiter mit karbonatischem Ge- drenthezeitliche Rinnenablagerungen, Mit- steinscharakter. tel- und Niederterrassenablagerungen) bil- den hoch durchlässige Porengrundwasser- Tertiär leiter mit karbonatischem bis silikatischem Gesteinscharakter. ■ Vereinzelt gibt es örtlich eng begrenzte Vor- kommen von tertiärzeitlichem Quarzsand, der teilweise Braunkohlelagen enthält. Es handelt sich um durchlässige Porengrund- wasserleiter mit silikatischem Gesteinscha- rakter.

Abb. 28: Drenthezeitliche Schmelzwasserablagerungen bei Bornhausen (Länge des Maßstabs: 2 m). Foto: J. Elbracht, LBEG.

GeoBerichte 3 85 Charakter Die Grundwasserdynamik ist im Teilraum in Ab- hängigkeit der strukturgeologischen und hydro- Die Gesamtmächtigkeit der mesozoischen geologischen Situation stark variabel. In den Schichten beträgt im Teilraum über 2 000 m. In Mulden ist das Kluft- und Karstgrundwasser der Schichtfolge treten zahlreiche, teils sehr er- meist gespannt bis artesisch gespannt. Die oft giebige Karst- und/oder Kluftgrundwasserleiter sehr ergiebigen Kluft- und Karstgrundwasserlei- mit Mächtigkeiten von einigen Metern (z. B. Un- ter sind wasserwirtschaftlich bedeutsam und terer Buntsandstein, Oberer Keuper) bis Zeh- werden in zahlreichen Wassergewinnungsanla- nermetern (Kimmeridge, Unteralb-Sandstein) gen genutzt. auf. Die Schichtfolgen des Unteren Muschel- Die Gesamtmächtigkeit der tertiärzeitlichen kalks, des Korallenooliths und der Oberkreide Schichten beträgt maximal einige Zehnermeter. (Cenoman- und Turon-Kalkstein) bilden über Auf Grund der geringen Verbreitung sind sie 100 m mächtige Karst- und Kluftgrundwasser- wasserwirtschaftlich unbedeutend. leiter. Die Grundwasserleiter werden von ge- ringleitenden Ton-, Schluff- und Mergelstein- schichten unter- bzw. überlagert. Die Mächtig- keit gering durchlässiger Schichtfolgen liegt meist bei einigen Zehner- bis Hunderter Metern.

Abb. 29: Schematischer geologischer Schnitt durch den Hildesheimer Wald.

86 GeoBerichte 3 Die quartärzeitlichen Porengrundwasserleiter 2.3.1.16. Teilraum 05118 bilden das oberste Grundwasserstockwerk, das Sackmulde häufig in direktem Kontakt mit Festgesteins- grundwasserleitern im Liegenden steht. Dren- Definition thezeitliche Schmelzwasserablagerungen sind weiträumig verbreitet und erreichen eine Mäch- Die Sackmulde gehört zum Leinebergland und tigkeit von einigen Metern bis zu 20 m. Lokal befindet sich nordöstlich des Teilraums 05115 kommt an der Basis drenthezeitlicher Sedi- Hilsmulde, von der sie durch das Leinetal ge- mente elsterzeitlicher Geschiebelehm/-mergel trennt wird. Wie die Hilsmulde wird die Sack- vor, der maximal wenige Meter mächtig ist. Teils mulde von muldenförmig eingesenkten Schich- in die Schmelzwassersedimente eingeschaltet, ten des Juras und der Kreide aufgebaut. Die teils auf diesen kommt drenthezeitlicher Ge- verwitterungsresistenten Gesteine der Ober- schiebelehm/-mergel häufig vor, der lokal stock- kreide bauen die bis 395 m ü. NN hohen Hügel werkstrennend wirken kann. Die Schmelzwas- aus und den Siebenbergen im Süd- serablagerungen sind meist sehr ergiebig und westen bzw. den Vorbergen im Nordosten des werden wasserwirtschaftlich genutzt. Mittel- und Teilraums auf. Niederterrassenablagerungen sind im Bereich der größeren Talungen (Leine, Innerste) bis ei- Hydrogeologisch ist die Sackmulde ein flaches nige Zehnermeter mächtig und bilden ergiebige Becken aus Gesteinen der Oberkreide, dessen Grundwasserleiter, die wasserwirtschaftlich Basis von Ton- und Schluffsteinschichten des sehr bedeutsam sind. Die Flurabstände sind Unteren und Mittleren Juras sowie der Unter- meist gering und das Grundwasser ist bei Über- kreide gebildet wird. An den Hängen der Höhen- deckung durch Löss, Schwemmlöss oder Auen- züge gibt es lückenhaft Fließerde und Löss. ablagerungen z. T. leicht gespannt. In Subrosi- onssenken kann die Mächtigkeit quartärzeitli- Kennzeichen cher Bildungen erheblich ansteigen. Die Schutzfunktion quartärzeitlicher Deck- Über den geringleitenden Ton- und Schluffstein- schichten ist im Bereich der Höhenzüge (z. B. schichten des Unteren und Mittleren Juras so- Löss, Fließerde) auf Grund lückenhafter Ver- wie der Unterkreide gibt es zwei Grundwasser- breitung und geringer Mächtigkeit sehr gering. stockwerke. Das untere Grundwasserstockwerk Oberflächennah vorkommende Kluft- und Karst- bildet der Hilssandstein. Er ist ein mäßig bis grundwasserleiter sind nur bei Überlagerung hoch durchlässiger Porengrundwasserleiter, die durch geringleitende Gesteine (z. B. Tonstein Wasserführung auf Klüften ist dagegen von ge- des Röt und des Unteren Juras) geschützt. Im ringer Bedeutung. Bereich der Hänge und Mulden werden Grund- Das obere Grundwasserstockwerk wird von Ge- wasserleiter weiträumig von Fließerde und Löss steinen des Flammenmergels und den Kalk- mit einer Mächtigkeit von einigen Metern über- und Mergelschichten der Oberkreide gebildet. lagert. In Subrosionssenken kann die Mächtig- Die Schichten des Flammenmergels bilden ei- keit auf über 20 m steigen. Als Grundwasser- nen mäßig bis gut leitenden Kluftgrundwasser- überdeckung tritt bereichsweise drenthezeitli- leiter von silikatischem Gesteinstyp, die Kalk- cher Geschiebelehm/-mergel hinzu, so dass und Mergelsteinschichten des Cenoman und Grundwasserleiter in den Mulden meist gut bis Turon sehr hoch durchlässige Kluft- und unter- sehr gut geschützt sind. In den Talungen bilden geordnet Karstgrundwasserleiter mit karbonati- Auenlehm und Schwemmlöss Deckschichten schem Gesteinscharakter. mit einer Mächtigkeit von durchschnittlich 1–3 m und hohem Schutzpotenzial. Die Grundwasser- In einigen Tälern bilden Bachablagerungen neubildung ist mittel bis gering. lückenhaft vorkommende, geringmächtige Po- rengrundwasserleiter mit karbonatischem Ge- Der Südwestteil des Teilraums bei Alfeld gehört steinscharakter. als Abschnitt des Leinetals ebenso wie das Ge- biet östlich Hannovers zum Einzugsgebiet der Leine. Ein kleines Gebiet im Süden des Teil- raums wird von der Söse entwässert, die über die Oder ebenfalls der Leine zufließt. Ansonsten wird der Teilraum von der Innerste und ihren Zu- flüssen (z. B. Neile, Nette) entwässert.

GeoBerichte 3 87 Charakter Das obere Grundwasserstockwerk besteht aus 50–180 m mächtigem Flammenmergel im unte- Die hydrogeologisch relevante Basis des Teil- ren und ca. 330 m mächtigen Schichten der raums bilden die über 300 m mächtigen Ton- Oberkreide im oberen Teil. Der lokal zwischen und Schluffsteinschichten des Juras und der diesen Schichtgliedern vorkommende, bis ma- Unterkreide. Auf Grund tektonischer Aktivitäten ximal 2 m mächtige geringleitende Ultimuston während des Oberen Juras und der Unterkreide (Unteres Cenoman) wirkt nicht stockwerkstren- lagern die Schichten des Alb und der Ober- nend. Die Gesteine des oberen Grundwasser- kreide diskordant auf älteren Ablagerungen und leiters werden von meist sehr geringmächtiger bilden zwei durch den geringleitenden, bis zu Fließerde und fleckenhaft von Löss oder 25 m mächtigen Minimuston (mittleres Alb) ge- Schwemmlöss bedeckt. Die Schutzfunktion die- trennte Grundwasserstockwerke. Das untere ser Überdeckung ist sehr gering. Die Grund- Grundwasserstockwerk besteht aus 40–140 m wasseroberfläche ist frei. Auf Grund der sehr mächtigem Hilssandstein. Im Bereich des Mul- hohen Durchlässigkeit und der unbedeutenden denkerns ist das Grundwasser im Hilssandstein Grundwasserüberdeckung sind die Gesteine gespannt, bei Überlagerung durch Minimuston des oberen Grundwasserstockwerks einerseits ist es gut vor Oberflächeneinflüssen geschützt. sehr ergiebig, andererseits ist das Grundwas- Im Ausstrichbereich wird der Hilssandstein lü- ser-Rückhaltevermögen gering (ZEINO-MAHMA- ckenhaft von drenthezeitlichem Geschiebe- LAT 1973). Die Grundwasserneubildung ist mit lehm/-mergel, Löss und Fließerde mit wechsel- 100–200 mm/a nicht sehr hoch. haftem bis gutem Schutzpotenzial bedeckt. Die wasserwirtschaftliche Bedeutung des Hilssand- steins ist gering.

Abb. 30: Apenteichquellen bei : Grundwasseraustritt aus dem oberen Grundwasserstockwerk aus Gesteinen des Flammenmergels und der Oberkreide. Foto: H. Eckl, LBEG.

88 GeoBerichte 3 Während die präkretazischen Schichten tekto- Gesteine der Oberkreide haben einen karbona- nisch beansprucht wurden, sind die Kreidege- tischen Gesteinscharakter. steine im Kern der Sackmulde kaum gestört. Gut bis sehr hoch durchlässige Porengrund- Der bedeutendste Vorfluter der Sackmulde ist wasserleiter bilden elster- bis saalezeitliche die Warne, die nach Südwesten in die Leine Schmelzwasserablagerungen. Flusssedimente fließt. Im Norden des Teilraums wird der Hils- (Mittel-, Niederterrasse, Holozän) sind nur lokal sandstein durch eine Überlaufquelle entwäs- hoch durchlässige Porengrundwasserleiter, da sert, die die Heinumer Leine speist. Darüber sie im Teilraum überwiegend feinkörnig ausge- hinaus gibt es verschiedene Quellen und klei- bildet sind. Die quartärzeitlichen Grundwasser- nere Bäche, die in die umliegenden Teilräume leiter haben überwiegend silikatischen, unterge- entwässern. ordnet auch karbonatischen Gesteinscharakter. Vor allem das obere Grundwasserstockwerk aus Flammenmergel und Oberkreide-Kalkstein Charakter wird wasserwirtschaftlich genutzt. Die Gesamtmächtigkeit der mesozoischen Schichten beläuft sich auf über 3 000 m. In die 2.3.1.17. Teilraum 05119 Schichten des Mesozoikums und des Zech- Braunschweig-Hildesheimer steins, die im Verlauf halokinetisch angelegter Lössbörde Strukturen vereinzelt in Oberflächennähe vor- kommen (z. B. Salzstock Thiede), sind zahlrei- Definition che Kluft- und Karstgrundwasserleiter einge- schaltet (z. B. Buntsandstein, Muschelkalk, Die Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde ist Keuper, Oberer Jura). Die grundwasserleiten- Teil des niedersächsischen Bergvorlandes. Sie den Partien sind jeweils maximal einige Zehner- wird im Osten durch das Okertal und im Süden meter mächtig. In Oberflächennähe fallen die und Westen durch das Innerste-Bergland und präkretazischen Schichten meist steil ein, so das nördliche Harzvorland begrenzt. Im Norden dass sie in lokal eng begrenzten Verbreitungs- geht das Bergvorland etwa ab der Linie Hanno- gebieten oder in größerer Tiefe vorkommen. Bei ver-Braunschweig in die Burgdorfer Geest über. den präkretazischen Grundwasserleitern, die an Die höchsten Punkte des Teilraums sind Hügel der Oberfläche ausstreichen, sind die Flurab- mit Höhen von bis zu 230 m ü. NN (z. B. Vor- stände meist hoch. Auf Grund der zahlreichen, holz, Oderwald). Der Teilraum wird im Wesent- teilweise sehr hoch liegenden Salzstrukturen lichen von Gesteinen der Kreide aufgebaut, im sind tiefer liegende Grundwasservorkommen oft Bereich halokinetisch angelegter Strukturen hoch mineralisiert. Die wasserwirtschaftliche kommen vereinzelt auch ältere Schichten des Bedeutung der präkretazischen mesozoischen Mesozoikums und des Zechsteins an der Ober- Schichten ist im Teilraum dementsprechend ge- fläche vor. Das Festgestein wird weiträumig von ring. glaziären Ablagerungen der Saale-Kaltzeit und Die Schichten der Unterkreide sind einige von weichselzeitlichem Löss bedeckt. In den 100 m mächtig. Es handelt sich ganz überwie- Tälern (z. B. Fuhse, Warne) gibt es quartärzeit- gend um sehr geringleitenden Tonstein. Verein- liche Flussablagerungen. zelt sind feinkörniger Sandstein und gering- mächtige Konglomeratlagen eingeschaltet. Ge- Kennzeichen steine der Oberkreide kommen verbreitet im Zentralteil und im Osten des Teilraums sowie im Umfeld von Salzstrukturen (z. B. Salzstock In der Schichtfolge der Oberkreide, die insge- Mölme) vor. Die Gesamtmächtigkeit der Ober- samt mäßig bis gering durchlässig ist, gibt es in kreide-Schichten beträgt meist um 250–300 m. Abschnitten, in denen das Gestein stärker ge- Sie bestehen aus Kalk-, Kalkmergel- und Mer- klüftetet und/oder verkarstet ist (z. B. Pläner- gelschichten, wobei Partien aus gut geklüftetem kalkstein), gute Kluft-/Karstgrundwasserleiter. Kalkstein (z. B. Plänerkalk) Mächtigkeiten von Darüber hinaus gibt es in der Schichtfolge lokal einigen Zehnermetern erreichen können. Wei- hoch durchlässige Poren- und Kluftgrundwas- tere hoch durchlässige Schichtglieder (z. B. serleiter aus grobdetritischem Kalkstein (Trüm- Trümmerkalk, Trümmererz), die im Zusammen- merkalkfazies) und Konglomeraten aus umgela- hang mit halokinetischen Prozessen abgelagert gerten Toneisensteingeoden (Trümmererz). Die

GeoBerichte 3 89 wurden, können zwar Mächtigkeiten von bis zu 2.3.1.18. Teilraum 05120 20 m erreichen, kommen jedoch nur lokal vor Wolfenbütteler Hügelland (z. B. nördlich des Salzstockes Mölme). Im Hangenden der Festgesteinsschichten gibt Definition es weit verbreitet elster- bis saalezeitliche Schmelzwasserablagerungen. Die Mächtigkeit Das Wolfenbütteler Hügelland ist ein Teil des beträgt weiträumig meist maximal 10 m, selte- niedersächsischen Bergvorlandes und liegt zwi- ner bis 20 m. Nach Norden steigt die Mächtig- schen Oker im Westen und Elm im Osten. Im keit der Schmelzwassersedimente auf Werte Süden wird der Teilraum durch das Große von 30–40 m an, in kaltzeitlichen Rinnen und Bruch bzw. die Ausläufer der Großer-Fallstein- oberhalb von Salzstöcken (z. B. Salzstock Möl- Struktur, im Norden durch die Papenteich- me) erreicht sie Werte von einigen Zehnerme- Geest begrenzt. Die Geländehöhen liegen im tern bzw. bis zu 130 m. Vor allem in Gebieten Teilraum meist zwischen etwa 80 und 120 m mit höherer Mächtigkeit sind die elster- bis saa- ü. NN, die höchsten Punkte sind Hügel mit Hö- lezeitlichen Porengrundwasserleiter ergiebig hen von bis zu 170 m ü. NN (z. B. Ollaberg bei und wasserwirtschaftlich bedeutend. Dagegen Eilum). Der Teilraum wird im Wesentlichen von sind pleistozäne Flussablagerungen i. d. R. ge- Gesteinen der Kreide aufgebaut, im Verlauf ringmächtig und/oder feinkörnig. Hoch durch- halokinetisch angelegter Strukturen kommen lässige und ausreichend mächtige Partien, die vereinzelt auch Trias- und Jura-Schichten an auf Grund guter Ergiebigkeit wasserwirtschaft- der Oberfläche vor. Das Festgestein wird lü- lich genutzt werden können, kommen nur lokal ckenhaft von glaziären Ablagerungen der Els- vor. Die pleistozänen Porengrundwasserleiter ter- und Saale-Kaltzeit und von weichselzeitli- haben bei teils freiem, teils gespanntem Grund- chem Löss bedeckt. In den Tälern (z. B. wasser Flurabstände von einigen Dezimetern Altenau, Wabe) gibt es quartärzeitliche Flussab- bis zu wenigen Metern. lagerungen. Über den Schmelzwasserschichten und teil- weise auch unmittelbar auf mesozoischem Kennzeichen Festgestein gibt es weiträumig Geschiebe- lehm/-mergel mit Mächtigkeiten von bis zu eini- In der insgesamt mäßig bis gering durchlässi- gen Metern und/oder Löss/-lehm mit Mächtig- gen Schichtfolge der Oberkreide sind in stärker keiten von 0,5–3 m. Im Bereich der Talauen ste- geklüfteteten und/oder verkarsten Abschnitten hen meist um 1,5 m mächtiger Auenlehm und (z. B. Plänerkalkstein) gute Kluft- und Karst- Schwemmlöss an. Die Schutzfunktion dieser grundwasserleiter entwickelt. Die Gesteine der Deckschichten ist hoch bis sehr hoch. Oberkreide haben einen karbonatischen Ge- steinscharakter. Die Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde ent- wässert über die Warne und die Aue in die Oker, Gut bis sehr hoch durchlässige Porengrund- über die Fuhse in die Aller bzw. über den Bruch- wasserleiter bilden elster- bis saalezeitliche graben und seine Zuflüsse in die Leine. Schmelzwasserablagerungen sowie quartär- zeitliche Flusssedimente (Mittel-, Niederter- Die Grundwasserneubildung ist mittel bis ge- rasse, Holozän) mit überwiegend silikatischem, ring. untergeordnet auch karbonatischem Gesteins- charakter.

Charakter

Das Wolfenbütteler Hügelland wird vor allem von Schichten der Kreide aufgebaut. Ältere Ge- steine der Trias und des Juras gibt es oberflä- chennah im Bereich von Salzstrukturen (Salz- dahlum, Neindorf, Bechtsbüttel). Die Gesamt- mächtigkeit der mesozoischen Schichten be- läuft sich auf über 3 000 m, grundwasserlei- tende Partien sind jeweils maximal einige Zeh- nermeter mächtig. Auf Grund der zahlreichen,

90 GeoBerichte 3 teilweise sehr hoch liegenden Salzstrukturen 2,5 m mächtiger Auenlehm und Schwemmlöss sind tiefer liegende Grundwasservorkommen an. Die Schutzfunktion dieser Deckschichten ist meist versalzt. An der Oberfläche sind Schich- hoch bis sehr hoch. Die Grundwasserneubil- ten der Kreide weit verbreitet. Bei den einige dung ist mittel bis gering. 100 m mächtigen Gesteinen der Unterkreide Unmittelbar südlich des Teilraums gibt es zwi- handelt es sich ganz überwiegend um sehr ge- schen Hedeper und Wetzleben eine Bifurkation, ringleitenden Tonstein, in den vereinzelt feinkör- die die Hauptwasserscheide zwischen dem We- niger Sandstein und geringmächtige Konglome- ser- und dem Elbeeinzugsgebiet bildet. Zum ratlagen eingeschaltet sind. Die Gesteine der Einzugsgebiet der Weser gehören die Bereiche, Oberkreide haben eine Gesamtmächtigkeit von die über Wabe, Altenau und weitere kleinere ca. 250 m. Sie bestehen aus Kalk-, Kalkmergel- Bäche in die Oker entwässern. Im südöstlichen und Mergelschichten, wobei Partien aus gut ge- Abschnitt des Teilraums gibt es kleinere Bäche, klüftetem Kalkstein (z. B. Plänerkalk) Mächtig- die in den Großen Graben entwässern und da- keiten von einigen Zehnermetern erreichen kön- mit zum Elbeeinzugsgebiet gehören. nen, die lokal wasserwirtschaftlich genutzt wer- den. Die Schichten des Mesozoikums stehen meist 2.3.1.19. Teilraum 05121 unmittelbar an der Oberfläche an. Lockersedi- Hase-Else-Werre-Talaue mente kommen überwiegend in Mulden und Tä- – niedersächsischer Teil lern vor. Elster- bis saalezeitliche Schmelzwas- serablagerungen bilden im Zentral- und Südteil Definition des Teilraums lokale, meist isolierte Vorkom- men (z. B. Sand-Kies-Zug bei Biewende). Die Der niedersächsische Anteil des Teilraums um- Mächtigkeit ist meist gering, sie erreicht nur sel- fasst die Talauen der Hase und der Else zwi- ten maximal 15–20 m. Im Nordteil des Teil- schen Bramsche und Melle. Die Else entsteht raums, im Übergang zur Papenteich-Geest, bei Melle-Gesmold durch Bifurkation aus der steigt die Mächtigkeit der Schmelzwassersedi- Hase und fließt über die Werre der Weser zu, mente auf Werte von 30–40 m an. Vor allem in die Hase entwässert in die Ems. Die Talaue Gebieten mit höherer Mächtigkeit sind die els- trennt den Teilraum Ibbenbüren-Osnabrücker ter- bis saalezeitlichen Porengrundwasserleiter Bergland in einen nördlichen und einen südli- ergiebig. chen Teil. Im Umfeld der Vorfluter gibt es Mittelterrassen- In der Talaue gibt es Mittel- und Niederterras- Vorkommen in Form geringmächtiger Erosions- senablagerungen, die teilweise von Auenlehm reste. Die Talfüllungen bestehen aus Kies, oder Flugsand abgedeckt werden. In den Rand- Sand und Schluff, wobei auf Grund intensiver bereichen kommen drenthezeitliche Schmelz- fazieller Wechsel meist keine zusammenhän- wasserablagerungen und Geschiebelehm/ genden, größeren Grundwasserleiter gebildet -mergel vor. werden. In den Tälern ist das Grundwasser oft leicht gespannt, die Flurabstände sind gering. Die pleistozänen Flussablagerungen sind im Kennzeichen Teilraum wasserwirtschaftlich von geringer Be- deutung. Die quartärzeitlichen Flussablagerungen (Mit- tel-, Niederterrassensedimente, holozäner Über den Schichten der Kreide gibt es häufig Flusssand) bilden ebenso wie die Schmelzwas- Geschiebelehm/-mergel mit Mächtigkeiten bis serablagerungen hoch bis sehr hoch durchläs- zu einigen Metern. Darüber hinaus ist Löss/ sige Porengrundwasserleiter mit überwiegend -lehm weit verbreitet, der Mächtigkeiten von silikatischem, untergeordnet auch karbonati- 0,5–3 m erreicht. Im Bereich der Talauen ste- schem Gesteinscharakter. hen meist um einige Dezimeter bis maximal

GeoBerichte 3 91

Abb. 31: Flusslauf der Hase. Foto: H. Röhm, LBEG.

Charakter Subrosionssenken können feinkörnige Stillwas- sersedimente größere Mächtigkeiten erreichen. Die Talauen von Hase und Else folgen einer In der Talaue kommen weiträumig Auenablage- kaltzeitlich entstandenen Rinne. An den Rän- rungen und Flugsand vor. dern und in den tieferen Bereichen der Rinne Die Porengrundwasserleiter des Teilraums ha- gibt es glazigene Sedimente (Schmelzwasser- ben hydraulischen Kontakt zu den angrenzen- ablagerungen, Geschiebelehm/-mergel) der den Kluft- und Karstgrundwasserleitern des Saale-, wahrscheinlich teilweise auch der Els- Ibbenbüren-Osnabrücker Berglandes, aus de- ter-Kaltzeit. In den zentralen Bereichen der nen dem Teilraum Grundwasser zufließt. Der Rinne sind neben Resten holsteinzeitlicher Se- Teilraum entwässert über die Hase in die Ems dimente Flussablagerungen (Mittel-, Niederter- bzw. zu einem geringeren Anteil über die Else rassensedimente, holozäner Flusssand) weit und die Werre in die Weser. Die Flurabstände verbreitet. Die Gesamtmächtigkeit der quartä- sind meist gering, das Grundwasser ist bei ren Rinnenfüllungen kann einige Zehnermeter, Überdeckung durch Auenlehm leicht gespannt. im Bereich von Subrosionssenken über zech- stein- und triaszeitlichen Evaporiten auch bis Bei Überdeckung durch Auenlehm oder Ge- über 70 m erreichen. Der Porengrundwasserlei- schiebemergel ist der Grundwasserleiter gut ge- ter kann durch bereichsweise eingeschaltete, gen Oberflächeneinflüsse geschützt. einige Meter bis maximal 20 m mächtige Der niedersächsische Anteil des Teilraums wird Schichten aus Geschiebelehm, Beckenablage- wasserwirtschaftlich kaum genutzt. rungen und feinkörnigen warmzeitlichen Sedi- menten in mehrere Grundwasserstockwerke gegliedert werden. Vor allem im Bereich von

92 GeoBerichte 3 2.3.1.20. Teilraum 05122 In der Weseraue sind Hochflut- und Auenlehm, Oberweser-Talaue im unmittelbaren Umfeld der Talaue Löss/-lehm – niedersächsischer Teil an der Oberfläche weit verbreitet.

Definition Kennzeichen

Der niedersächsische Teil der Oberweser-Tal- Die quartärzeitlichen Flussablagerungen beste- aue liegt zwischen Veltheim und Holzminden. hen vor allem aus z. T. schluffigem Sand und Das über weite Bereiche sehr enge Wesertal Kies und bilden ebenso wie die im Wesertal zwi- weitet sich erst beim Eintritt in das Hameln-Her- schen Hameln und Porta Westfalica randlich forder Bergland etwas auf. Die in das mesozoi- vorkommenden Schmelzwasserablagerungen sche Festgestein eingeschnittene Rinne wird hoch bis sehr hoch durchlässige Porengrund- vor allem von Niederterrassenablagerungen wasserleiter mit überwiegend silikatischem, un- und von holozänen Flussablagerungen gefüllt. tergeordnet auch karbonatischem Gesteinscha- Mittelterrassenablagerungen und ältere Fluss- rakter. ablagerungen kommen als Erosionsrelikte vor.

Abb. 32: Blick über das Wesertal bei Rinteln auf das Wesergebirge (Teilraum 05113). Standort: Kiessandkörper aus drenthezeitlichen Schmelzwasserablagerungen bei Krankenhagen (Teilraum 05109). Foto: H. Eckl, LBEG.

GeoBerichte 3 93 Charakter 2.3.1.21. Teilraum 05123 Leine-Innerste-Talaue Die fluviatile Talfüllung der Wesertalung hat i. d. R. Mächtigkeiten von maximal 15–20 m. In Definition Bereichen von Subrosionssenken über triaszeit- lichen Evaporiten kann die Mächtigkeit bis 80 m Der Teilraum umfasst die Talabschnitte von erreichen (z. B. bei Tündern). In den oft schluf- Leine und Innerste zwischen Nordstemmen figen Flusssand und -kies sind lokal Ton- und bzw. Giesen im Süden und Hannover im Nor- Schluffschichten eingeschaltet, die z. T. inter- den. Bei Sarstedt-Ruthe mündet die Innerste in stadial entstanden sind. Die Porengrundwas- die Leine. serleiter werden im Wesertal weiträumig von Auen- und Hochflutlehm mit Mächtigkeiten von Die in saalezeitliche Lockersedimente und teil- durchschnittlich 1–2 m überlagert. weise in das mesozoische Festgestein einge- schnittene Rinne wird vor allem von Niederter- Die Porengrundwasserleiter des Teilraums ha- rassenablagerungen und von holozänen Fluss- ben hydraulischen Kontakt zu den angrenzen- ablagerungen gefüllt. Mittelterrassensedimente den mesozoischen Kluft- und Karstgrundwas- kommen als Erosionsrelikte vor. In der Talaue serleitern bzw. im Bereich zwischen Hameln sind Hochflut- und Auenlehm, im unmittelbaren und Porta Westfalica zusätzlich zu randlich vor- Umfeld Löss/-lehm an der Oberfläche weit ver- kommenden glazigenen Ablagerungen, aus de- breitet. nen dem Teilraum Grundwasser zufließt.

Die Grundwasseroberfläche ist auf die Weser Kennzeichen eingestellt. Im südlichen Bereich des Teilraums gibt es auf Grund der intensiven Einschneidung Die quartärzeitlichen Flussablagerungen beste- des Flusslaufes in die Niederterrassenablage- hen vor allem aus z. T. schluffigem Sand und rungen Flurabstände von einigen Metern. Im Kies und bilden ebenso wie die randlich vorkom- Nordteil sind die Flurabstände meist deutlich menden Schmelzwasserablagerungen gut bis geringer, hier ist das Grundwasser bei Überla- sehr hoch durchlässige Porengrundwasserleiter gerung durch Auenlehm z. T. leicht gespannt. mit überwiegend silikatischem Gesteinscharak- Das obere Grundwasserstockwerk hat in We- ter. sernähe oft erhöhte Salzgehalte. Ursache ist in den Untergrund filtrierendes Flusswasser, das Charakter hohe Salzmengen transportiert, die aus der Ein- leitung von Kaliabwässern aus dem Werra-Kali- Die fluviatile Talfüllung hat Mächtigkeiten von gebiet stammen. Örtlich ist mit erhöhten Eisen- bis zu 10–12 m. Lokal sind Mächtigkeiten bis gehalten zu rechnen. Die Grundwasserneubil- maximal 15 m möglich. In den oft schluffigen dung ist gering. Flusssand und -kies sind bereichsweise Ton- Bei Einschaltung von interstadialen Ton- und und Schluffschichten eingeschaltet, durch die Schluffschichten wird der Grundwasserleiter lo- der Grundwasserleiter lokal unterteilt wird. Die kal in ein oberes und ein unteres Stockwerk ge- Porengrundwasserleiter werden nahezu lücken- teilt, wobei das untere Stockwerk in diesen Be- los von Auen- und Hochflutlehm mit Mächtigkei- reichen gut gegen Oberflächeneinflüsse ge- ten von durchschnittlich 1–2 m, teilweise bis schützt ist. Ein hohes Schutzpotenzial besteht über 4 m überlagert. Örtlich gibt es Niedermoor- auch bei Überdeckung durch Auen- und Hoch- torf in Mächtigkeiten bis zu 2 m, der von Auen- flutlehm. lehm überlagert bzw. in diesen eingeschaltet ist. Die quartärzeitlichen Flussablagerungen bilden Die Mittel- und Niederterrassenablagerungen einerseits einen ergiebigen und wasserwirt- haben hydraulischen Kontakt zu den angren- schaftlich bedeutsamen Grundwasserleiter, zenden bzw. unterlagernden drenthezeitlichen stellen jedoch anderseits für die Rohstoffindust- Schichten, mit denen sie oft ein zusammenhän- rie bedeutsame Lagerstätten dar. gendes Grundwasserstockwerk bilden, und lo- kal zu mesozoischem Festgestein.

94 GeoBerichte 3 Die Grundwasseroberfläche ist überwiegend Charakter auf die Innerste bzw. Leine eingestellt und liegt zwischen 2 und 4 m unter Gelände. Die Grund- Die überwiegend fluviatil gebildete Talfüllung wasserneubildung ist gering. hat Mächtigkeiten von über 30 m. In den teil- weise schluffigen Flusssand und -kies sind Ton- Bei Einschaltung von Ton- und Schluffschichten und Schluffschichten eingeschaltet, durch die wird der Grundwasserleiter lokal geteilt, und die der Grundwasserleiter unterteilt wird. Die Po- tieferen Bereiche sind gut gegen Oberflächen- rengrundwasserleiter werden nahezu lückenlos einflüsse geschützt. Ein hohes Schutzpotenzial von Auen- und Hochflutlehm mit Mächtigkeiten besteht auch durch die nahezu lückenlose von durchschnittlich 1–2 m, teilweise bis über Überdeckung durch Auen- und Hochflutlehm. 4 m überlagert. Die Schutzfunktion der Deckschichten wird vor allem in Gebieten mit intensiver anthropogener Die Mittel- und Niederterrassenablagerungen Überprägung, wie z. B. die als Grundwasser- haben hydraulischen Kontakt zu mesozoischem blänke ausgebildeten ehemaligen Rohstoffab- Festgestein und den angrenzenden bzw. teil- baubereiche, beeinträchtigt. weise unterlagernden drenthezeitlichen Schich- ten, mit denen sie oft ein zusammenhängendes Die quartärzeitlichen Flussablagerungen bilden Grundwasserstockwerk bilden. einen ergiebigen Grundwasserleiter, der in ge- ringem Umfang wasserwirtschaftlich genutzt Die Grundwasserneubildung ist gering. wird. Bei Einschaltung von Ton- und Schluffschichten wird der Grundwasserleiter örtlich geteilt, und die tieferen Bereiche sind gut gegen Oberflä- 2.3.1.22. Teilraum 05124 cheneinflüsse geschützt. Ein hohes Schutzpo- Oker-Talaue tenzial besteht auch durch die weiträumige Überdeckung durch Auen- und Hochflutlehm. Definition Die Schutzfunktion der Deckschichten wird vor allem in Gebieten mit intensiver anthropogener Der Talabschnitt der Oker erstreckt sich etwa Überprägung, wie z. B. die als Grundwasser- vom Harlyberg bei Vienenburg im Süden bis blänke ausgebildeten ehemaligen Rohstoffab- nach Wolfenbüttel im Norden und fällt dabei von baubereiche, beeinträchtigt. Süd nach Nord von etwa 125 m ü. NN bei Vie- nenburg bis auf knapp 80 m ü. NN bei Wolfen- Die quartärzeitlichen Flussablagerungen bilden büttel ab. einen ergiebigen, wasserwirtschaftlich genutz- ten Grundwasserleiter. Die in saalezeitliche Lockersedimente und teil- weise in das mesozoische Festgestein einge- schnittene Rinne wird vor allem von Mittel- und Niederterrassenablagerungen und von holozä- nen Flussablagerungen gefüllt. In der Talaue sind Hochflut- und Auenlehm, im unmittelbaren Umfeld Löss/-lehm an der Oberfläche weit ver- breitet.

Kennzeichen

Die quartärzeitlichen Flussablagerungen des Okertals bestehen vor allem aus z. T. schluffi- gem Sand und Kies und bilden ebenso wie die randlich vorkommenden Schmelzwasserabla- gerungen hoch bis sehr hoch durchlässige Po- rengrundwasserleiter mit überwiegend silikati- schem Gesteinscharakter.

GeoBerichte 3 95 2.3.1.23. Teilraum 05125 auf Grund der Engräumigkeit der Vorkommen Homburger Zechsteingebiet wasserwirtschaftlich unbedeutend sind. Das Festgestein wird lückenhaft von gering- Definition mächtigen Lockersedimenten bedeckt. In klei- nen Talungen und Mulden gibt es Schwemm- Der kleine Teilraum Homburger Zechsteinge- löss und Auenablagerungen, an Hängen Löss biet wird durch Aufbrüche von Zechsteinschich- und Fließerde. ten charakterisiert und liegt innerhalb des Teil- raums Fulda-Werra-Bergland und Solling zwi- schen den Orten Holenberg bei Stadtoldendorf 2.3.1.24. Teilraum 05127 und Lütthorst (Dassel). Zum Teilraum gehört Karbon im Osnabrücker der Homburg-Höhenzug mit Geländehöhen von über 400 m ü. NN. Bergland Der Teilraum wird vor allem von Evaporiten des Definition Zechsteins aufgebaut. Von der oberflächennah vorkommenden Schichtfolge aus Ton-, Karbo- In dem nördlich von Osnabrück in der Piesberg- nat- und Sulfatgestein wurde vor allem Gips in Pyrmonter Achse liegenden Teilraum stehen zahlreichen Steinbrüchen abgebaut. Darüber Gesteine des Karbons an der Oberfläche an. hinaus kommen im Teilraum kleinere Bereiche Der Piesberg erhebt sich mit einer Höhe von mit Ton-, Schluff- und Sandstein des Buntsand- etwa 175 m ü. NN ca. 100 m über das Umland, steins und Kalk- und Mergelstein des Muschel- das Ibbenbüren-Osnabrücker Bergland. kalks vor. Über dem Festgestein gibt es lücken- haft geringmächtige, überwiegend weichselzeit- Die Gesteine des Karbons, die am Piesberg seit liche Lockersedimente. Jahrhunderten abgebaut werden, werden lückenhaft von geringmächtigem Sandlöss und Hangablagerungen bedeckt. Kennzeichen

In der Schichtfolge des Buntsandsteins sind Kennzeichen Kluft- und untergeordnet Porengrundwasserlei- ter, in der des Muschelkalks Karst- und Kluft- Der am Piesberg anstehende z. T. konglomera- grundwasserleiter mit silikatischem bzw. karbo- tische Sandstein des Oberkarbons bildet mäßig natischem Gesteinscharakter ausgebildet. bis gut leitende Kluftgrundwasserleiter. Der Ge- steinscharakter ist silikatisch.

Charakter Charakter Der Teilraum gehört zu einem der tektonisch am intensivsten beanspruchten Bereiche in Nieder- Die Schichtfolge des Oberkarbons besteht aus sachsen. Er wird durch zahlreiche Aufbrüche z. T. konglomeratischem Sandstein mit einge- von Gesteinen des Zechsteins charakterisiert, schalteten Kohleflözen. Die Mächtigkeit der deren Residualmächtigkeit oberflächennah ma- Oberkarbon-Schichten beträgt über 460 m, wo- ximal 200 m beträgt. Die Zechsteinschichten bei die Sandsteinbänke oft Mächtigkeiten von sind im Allgemeinen schlecht grundwasserlei- mehreren Metern bis Zehnermetern erreichen. tend. Durch intensive Klüftung und Verkarstung Neben geringmächtigen und lückenhaft vor- können Durchlässigkeit und Ergiebigkeit lokal kommenden quartärzeitlichen Deckschichten dennoch hoch sein. (Sandlöss, Hangbildungen) gibt es weiträumig große Areale mit Bergbauhalden. Aufgrund des durch Decken- und Halotektonik stark gegliederten Gebirgsbaus (HOLLÄNDER Die Schutzfunktion der Grundwasserüberde- 2000) gibt es in dem Teilraum eng begrenzte ckung ist gering. Der Flurabstand ist am Pies- Vorkommen von Buntsandstein und Muschel- berg – auch auf Grund der bergbaulichen Was- kalk, die in tektonischem Kontakt zu den Zech- serhaltung – hoch. Das Kluftgrundwasser der steinschichten stehen. In den Schichten der Karbonschichten hat hydraulischen Kontakt mit Trias gibt es gute Grundwasserleiter, die jedoch dem angrenzenden Teilraum (05102 Ibbenbü- ren-Osnabrücker Bergland) und wird dort was- serwirtschaftlich genutzt.

96 GeoBerichte 3

Abb. 33: Sandsteinabbau am Piesberg. Foto: W. Kretschmer, LBEG.

2.3.1.25. Teilraum 05128 Kennzeichen Karbon im Teutoburger Wald Die am Hüggel anstehenden Schichten des Definition Oberkarbons bilden mäßig bis gut leitende Kluftgrundwasserleiter mit silikatischem Ge- Der Höhenzug mit an der Oberfläche anstehen- steinscharakter. Die Kalk- und Dolomitschichten den Gesteinen des Karbons liegt innerhalb des des Zechsteins bilden gut bis sehr hoch durch- Teilraums Ibbenbüren-Osnabrücker Bergland, lässige Karst- und Kluftgrundwasserleiter mit ca. 8 km südwestlich von Osnabrück. Zu ihm karbonatischem Gesteinscharakter. gehören neben einigen kleineren Hügeln auch der bis zu 228 m ü. NN hohe Hüggel. Charakter Die Gesteine des Karbons bestehen aus Kon- glomeraten und Sandsteinen, in die in größerer Die Schichtfolge des Oberkarbons besteht aus Tiefe Kohleflöze eingeschaltet sind. An den Konglomeraten und Sandsteinen. Die Mächtig- Rändern des Höhenzugs werden sie von Zech- keit der Oberkarbonschichten beträgt weit über steinschichten überlagert, in denen Eisenerz 1 300 m, sie bilden teilweise ergiebige Kluft- vorkommt, das früher abgebaut wurde. Das grundwasserleiter. Festgestein wird lückenhaft von geringmächti- Die ca. 150 m mächtigen Schichten des Zech- gem Löss und Hangablagerungen bedeckt. steins bestehen im tieferen Teil vor allem aus Ton-, Dolomit- und Kalkstein bzw. im höheren

GeoBerichte 3 97 Teil aus Residualgesteinen evaporitischer Tiefe stark zu. Oberflächennah ist die Grund- Schichten. Das Grundwasser in den ergiebigen wasserqualität gut, so dass das Grundwasser Karst- und Kluftgrundwasserleitern ist in Folge wasserwirtschaftlich genutzt werden kann. aufsteigenden Tiefenwassers teilweise stark mi- In weiten Bereichen des Teilraums werden die neralisiert. Der Grundwasserhaushalt des Hüg- Zechsteinschichten von Ton- und Schluffstein- gels wurde durch den teilweise im Tiefbau be- schichten des Unteren und Mittleren Buntsand- triebenen Bergbau nachhaltig beeinflusst. steins bedeckt, in die meist geringmächtige Neben geringmächtigen und lückenhaft vor- Sandsteinbänke eingeschaltet sind. Die Ge- kommenden quartärzeitlichen Deckschichten samtmächtigkeit der Buntsandsteinschichten (Löss, Hangbildungen) gibt es weiträumig große beträgt ca. 350 m. Die Schichtfolge ist überwie- Areale mit Bergbauhalden. gend grundwassergeringleitend. Die Sandstein- bänke führen lokal nutzbares Grundwasser, Die Schutzfunktion der Grundwasserüberde- sind jedoch insgesamt wenig ergiebig und was- ckung ist gering. Der Flurabstand ist – auch in serwirtschaftlich unbedeutend. Folge der anthropogenen Überprägung der Landschaft und der bergbaulichen Wasserhal- Das Festgestein wird oft von lückenhaft vorkom- tung – hoch. menden und geringmächtigen Hangbildungen bedeckt. Vor allem im zentralen Bereich des Das Grundwasser aus dem Bereich des Hüg- Teilraums ist bis zu 2 m mächtiger Löss weit gels wird wasserwirtschaftlich genutzt. verbreitet. Lokal gibt es kleinere Vorkommen von drenthezeitlichen Schmelzwasserablage- rungen. 2.3.1.26. Teilraum 05129 Zechstein im Bei Überdeckung durch Ton- und Schluffstein Teutoburger Wald des Buntsandsteins und/oder Löss ist die Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung hoch bis sehr hoch. Definition

In der Hügelkette südlich des Hüggels stehen an der Oberfläche Gesteine des Oberen Zech- steins und des Unteren und Mittleren Buntsand- steins an. Das Festgestein wird lückenhaft von gering- mächtigem Löss und Hangablagerungen be- deckt.

Kennzeichen

Die Kalk- und Dolomitschichten des Zechsteins bilden hoch bis sehr hoch durchlässige Karst- und Kluftgrundwasserleiter mit karbonatischem Gesteinscharakter.

Charakter

Die ca. 150 m mächtigen Schichten des Zech- steins bestehen vor allem aus z. T. zelligem Do- lomit- und Kalkstein. Lokal kommen Gips und Residualgesteine von evaporitischen Schicht- folgen (z. B. Einsturzbrekzien) vor. In dem er- giebigen Karst- und Kluftgrundwasserleiter nimmt die Mineralisation des Grundwassers zur

98 GeoBerichte 3 2.3.2. Raum 052 Buntsandsteins aufgebaut. Er wird vom Weser- Mitteldeutscher Buntsandstein tal sowie von den Muschelkalkflächen der Stein- heim-Ottensteiner Hochfläche und des Leinetal- (Beschreibung zusammen mit Raum 051, 053 grabens begrenzt. Im Norden des Buntsand- und 054 siehe unter 2.3.1.) steingewölbes ist etwa zwischen Beverungen und Dassel ein Nordost-Südwest verlaufender Scheitelgraben (Derenthal-Hellentaler Graben) 2.3.2.1. Teilraum 05201 entwickelt, in dem Gesteine des Muschelkalks und des Tertiärs vorkommen. Östlich von Uslar Fulda-Werra-Bergland gibt es den etwa Nord-Süd verlaufenden Grim- und Solling merfelder Graben, der ebenfalls ein Scheitel- – niedersächsischer Teil graben im Buntsandsteingewölbe ist und Abla- gerungen des Teritärs enthält. Im Ostteil des Definition niedersächsischen Teilraumabschnittes gibt es tertiärzeitliche Basaltgänge. Die präquartären Der gesamte Teilraum reicht von Bayern und Gesteine werden lückenhaft von meist sehr ge- Thüringen über Hessen bis nach Niedersach- ringmächtigen quartärzeitlichen Ablagerungen sen. Der nördliche, in Niedersachsen gelegene bedeckt. Abschnitt wird vor allem von Schichten des

Abb. 34: Schematischer geologischer Schnitt durch den Solling.

GeoBerichte 3 99 Kennzeichen Charakter

Die mehrfach innerhalb der Schichtenfolge des Die Schichten des Unteren und Mittleren Bunt- Mittleren Buntsandsteins vorkommenden Sand- sandsteins haben im niedersächsischen Teil steinbänke bilden mäßig bis hoch durchlässige des Teilraums eine Gesamtmächtigkeit von Kluft- und untergeordnet Porengrundwasserlei- 700–900 m. Die Schichtfolge des Unteren Bunt- ter mit silikatischem Gesteinscharakter. Im De- sandsteins besteht aus einer bis zu 400 m renthal-Hellentaler Graben gibt es in den mächtigen Wechselfolge von Schluff- und Ton- Schichten des Unteren Muschelkalks hoch stein sowie feinkörnigem Sandstein. Die in der durchlässige Karst- und Kluftgrundwasserleiter insgesamt sehr gering durchlässigen Schicht- mit karbonatischem Gesteinscharakter und ter- folge vorkommenden Sandsteinschichten kön- tiärzeitliche, teilweise hoch durchlässige Poren- nen lokal in geringem Umfang Grundwasser grundwasserleiter mit silikatischem Gesteins- führen. charakter.

Abb. 35: Zum Teil gefasste Rumohrquellen im Tal der Holzminde im Solling. Foto: H. Eckl, LBEG.

Die Schichtfolge des Mittleren Buntsandsteins feinkörnigere Schichten übergehen (RETTIG wird in die vier Großzyklen Volpriehausen-, Det- 1996). Dabei bilden die bis über 100 m mächti- furth-, Hardegsen- und Solling-Folge gegliedert. gen Sandsteinschichten an der Basis der jewei- Die fining-upward- bzw. Sohlbank-Zyklen begin- ligen Zyklen (z. B. Solling-Bausandstein) ergie- nen jeweils mit grobkörnigen Sedimenten an bige und wasserwirtschaftlich bedeutsame der Basis, die zum Hangenden sukzessive in Grundwasserleiter.

100 GeoBerichte 3 Im Derenthal-Hellentaler Graben gibt es Ge- 2.3.3. Raum 053 steine des Unteren und Mittleren Muschelkalks, Subherzyne Senke deren Normalmächtigkeit bis 130 m beträgt, die im Bereich des Grabens jedoch in deutlich ge- (Beschreibung zusammen mit Raum 051, 053 ringerer Mächtigkeit erhalten sind. In dem stark und 054 siehe unter 2.3.1.) verkarsteten Gestein kommen Bachschwinden vor. Auf Grund der geringen Verbreitung sind die Muschelkalkschichten wasserwirtschaftlich 2.3.3.1. Teilraum 05301 nicht von Bedeutung. Subherzyne Mulde Darüber hinaus gibt es in den Scheitelgräben – niedersächsischer Teil (Derenthal-Hellentaler Graben, Grimmerfelder Graben) und in kleineren Vorkommen im West- Definition teil des Teilraums tertiäre Schichten in einer Mächtigkeit von einigen Zehnermetern. Die in Der in Niedersachsen gelegene Nordwestteil der Schichtfolge vorkommenden einige Meter der Subherzynen Mulde erstreckt sich zwischen mächtigen Sandschichten wechsellagern meist Oker im Westen und der Landesgrenze zu engräumig mit Ton und Schluff. Im Ostteil des Sachsen-Anhalt im Osten. Im Norden wird er Teilraums werden die Schichten des Mesozoi- durch die Okeraue, im Süden durch den Harz kums von tertiärzeitlichen Basaltgängen durch- begrenzt. Am Nordrand des Harzes erreichen schlagen. Im Umfeld der Basaltvorkommen gibt die steil aufgerichteten bzw. überkippten es häufig kleinere Vorkommen tertiärer Sedi- Schichten des Mesozoikums z. B. am Langen- mente (Sand, Schluff, Ton, Kalkstein). Die berg Geländehöhen von über 270 m ü. NN, am Sandschichten sind meist hoch durchlässige Harly im Norden des Teilraums Höhen bis Poren-, die Basaltvorkommen auf Grund inten- 250 m ü. NN. siver Klüftung hoch durchlässige Kluftgrund- wasserleiter. Wasserwirtschaftlich sind die Vor- Der niedersächsische Bereich des Teilraums kommen tertiärer Schichten auf Grund geringer wird vor allem von Kalk- und Mergelsteinschich- Verbreitung ohne Bedeutung. ten der Oberkreide aufgebaut. Ältere mesozoi- sche Schichten treten im Harly und in der Auf- Auf den präquartären Schichten gibt es lücken- richtungszone am Harznordrand auf. Im Bereich haft eine sehr geringmächtige Bedeckung aus der Talungen, über die der Harz nach Norden Löss und/oder Hangbildungen. In den Talungen entwässert, gibt es mächtige quartärzeitliche kommen sehr geringmächtige Bachsedimente Flussablagerungen. (Sand, Kies) vor, die von Schwemmlöss oder Auenablagerungen mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 0,5–2 m bedeckt werden. Kennzeichen

Die Schutzfunktion quartärzeitlicher Deck- Die Rogensteinschichten im Unteren Buntsand- schichten ist überwiegend gering bis sehr ge- stein und die Kalksteinschichten des Unteren ring. Die tiefer liegenden tertiären Porengrund- und Oberen Muschelkalks sowie der Oberen wasserleiter sind bei Überlagerung durch Ton- Kreide bilden mittel bis hoch durchlässige Kluft- und Schluffschichten, die Grundwasserleiter und Karstgrundwasserleiter, wobei die Grund- des Buntsandsteins durch Überdeckung von wasserleiter in der Schichtfolge der Oberkreide Ton- und Schluffsteinschichten vor Oberflä- die größte Verbreitung haben. cheneinflüssen geschützt. Der Rhätsandstein des Oberen Keupers ist ein Das Grundwasser ist oberflächennah überwie- mäßig bis hoch durchlässiger Poren-/Kluft- gend frei und hat bei differenzierter Oberflä- grundwasserleiter mit silikatischem Gesteins- chenmorphologie z. T. Flurabstände von eini- charakter. Sandsteinschichten der Oberkreide gen Zehnermetern. In den tiefer liegenden (Coniac bis Campan) bilden Porengrundwas- Grundwasserleitern ist das Grundwasser meist serleiter und Poren-/Kluftgrundwasserleiter mitt- leicht gespannt. Der Westteil des Teilraums ent- lerer Durchlässigkeit und haben einen silika- wässert in Richtung Weser, der Ostteil in die tisch/karbonatischen Gesteinscharakter. Leine. Pleistozäne Fluss- und Schmelzwasserablage- rungen bilden hoch bis sehr hoch durchlässige

GeoBerichte 3 101 Porengrundwasserleiter mit überwiegend silika- Harzrandes gibt es mächtige, meist gering tischem Gesteinscharakter. durchlässige Hangbildungen. An der Oberflä- che steht weiträumig 0,5–2 m mächtiger Löss an. Die Flurabstände sind in den quartären Charakter Grundwasserleitern meist gering, und das Grundwasser ist bei Überdeckung durch Auen- Die Gesamtmächtigkeit der mesozoischen ablagerungen oft leicht gespannt. Schichten beträgt im Teilraum über 2 000 m. In der Schichtfolge treten Karst- und/oder Kluft- Im Bereich der Höhenzüge ist die Schutzfunk- grundwasserleiter mit Mächtigkeiten von eini- tion quartärzeitlicher Deckschichten (z. B. Löss, gen Metern (z. B. Rogenstein, Hilssandstein) Fließerde) auf Grund lückenhafter Verbreitung bis Zehnermetern (z. B. Oberer Muschelkalk, und geringer Mächtigkeit sehr gering. Oberflä- Kimmeridge) auf. Die Schichtfolgen des Unte- chennah vorkommende Kluft- und Karstgrund- ren Muschelkalks und der Oberkreide bilden wasserleiter sind nur bei Überlagerung durch über 100 m mächtige Karst- und Kluftgrundwas- gering leitende Festgesteinsschichten ge- serleiter. Außerdem sind im höheren Teil der schützt. Die weiträumig anstehenden Poren- Schichtfolge der Oberkreide (Turon) z. T. kon- grundwasserleiter werden zum Teil von Löss glomeratische Sandsteinschichten eingeschal- und/oder teils mächtigen Hangbildungen über- tet, die jeweils einige Meter mächtige ergiebige lagert. Als Grundwasserüberdeckung tritt in die- Poren-/Kluftgrundwasserleiter bilden. Die sen Bereichen teilweise drenthezeitlicher Ge- Grundwasserleiter innerhalb der mesozoischen schiebelehm/-mergel hinzu, so dass hier die Schichten werden von geringleitenden Ton-, Grundwasserleiter gut bis sehr gut gegen Ober- Schluff- und Mergelsteinschichten unter- bzw. flächeneinflüsse geschützt sind. In den Talun- überlagert. Die Mächtigkeit gering durchlässiger gen bilden Auenlehm und Schwemmlöss Deck- Schichtfolgen liegt meist bei einigen Zehnerme- schichten mit einer Mächtigkeit von durch- tern. schnittlich 1–3 m und hohem Schutzpotenzial. Bei Fehlen dieser Deckschichten sind die hoch Die Grundwasserdynamik ist in den Festge- durchlässigen Porengrundwasserleiter ebenso steinsaquiferen im Teilraum in Abhängigkeit der wie die Festgesteinsschichten ungeschützt. strukturgeologischen und hydrogeologischen Situation stark variabel. Im Bereich des Harly Der niedersächsische Bereich des Teilraums und der Harznordrand-Aufrichtungszone sind entwässert nach Norden über die Oker, in die die Flurabstände überwiegend hoch. In den bei Vienenburg bzw. Wiedelah die Radau und Mulden ist das Kluft- und Karstgrundwasser Ecker münden. meist gespannt bis artesisch gespannt. Die oft sehr ergiebigen Kluft- und Karstgrundwasserlei- ter sind wasserwirtschaftlich bedeutsam. 2.3.3.2. Teilraum 05302 Quartärzeitliche Ablagerungen bilden das ober- Oschersleben- ste Grundwasserstockwerk, das häufig in direk- Bernburger Scholle tem Kontakt mit Festgesteinsgrundwasserlei- – niedersächsischer Teil tern im Liegenden steht. Während Niederterras- senablagerungen die Füllung der Talungen bil- Definition den, sind Mittelterrassenablagerungen und in geringerem Maße Schmelzwasserablagerun- Der niedersächsische Abschnitt des Teilraums gen der Saale- und untergeordnet der Elster- umfasst im Wesentlichen das Verbreitungsge- Kaltzeit sowie fluviatil bis glazifluviatil entstan- biet triassischer Gesteine im Bereich zwischen dene Mischsedimente im gesamten Gebiet zwi- Wolfsburg im Norden, Lappwald im Osten und schen Harznordrand und Harly flächenhaft weit Wolfenbütteler Hügelland (Teilraum 05121) im verbreitet. Diese Ablagerungen erreichen eine Westen. Er umschließt den Teilraum 05305 Mächtigkeit von einigen Metern bis Zehnerme- Elm. tern, sind meist sehr ergiebig und werden was- Der Bereich gehört zum nördlichen Harzvor- serwirtschaftlich genutzt. Über den Mittelterras- land, das von herzynisch streichenden, bewal- senablagerungen bzw. in die Schmelzwasser- deten Sätteln (z. B. Elm-Sattel, -Heese- schichten eingeschaltet gibt es drenthezeitli- berg-Sattel) und lösserfüllten Mulden aufgebaut chen Geschiebelehm/-mergel mit Mächtigkeiten wird. Die Lagerung der Schichten im Teilraum von wenigen Metern. Unmittelbar nördlich des

102 GeoBerichte 3 wird weitgehend von Salinarstrukturen be- Lokal kommen Gesteine des Zechsteins, Resi- stimmt. Im Bereich der Salzstrukturen Offleben, dualgesteine evaporitischer Schichten in Zent- Beienrode und Asse haben sich in sekundären ralbereichen von Salzstrukturen und Ablagerun- Randsenken z. T. mächtige Ablagerungen des gen des Juras und der Kreide vor. Tertiärs gebildet. Auf den Höhenzügen des Teil- Vor allem in den sekundären Randsenken der raums sind geringmächtige quartärzeitliche Salzstrukturen haben sich während des Tertiärs Schichten lückenhaft verbreitet, und in den Mul- z. T. mehrere 100 m mächtige Schichtfolgen den und Tälern gibt es glazigene und fluviatile aus Sand, Ton und Braunkohle gebildet. Im Be- Ablagerungen. reich des Helmstedter Tertiärs wurden die Braunkohleflöze im Tage- und Tiefbau gewon- Kennzeichen nen. Durch die damit verbundene bergmänni- sche Wasserhaltung wurde und wird der Was- Die Rogensteinschichten im Unteren Buntsand- serhaushalt in diesen Bereichen beeinflusst. stein und die Kalksteinschichten des Unteren In Mulden und Tälern vorkommende Sand- und und Oberen Muschelkalks bilden gut bis sehr Kiesschichten bilden oft ergiebige Grundwas- hoch durchlässige Kluft- und Karstgrundwas- serleiter, die selten mehr als 10 m mächtig sind serleiter. Der Gesteinscharakter dieser Grund- und z. T. in direktem Kontakt mit Festgesteins- wasserleiter ist karbonatisch. grundwasserleitern im Liegenden stehen. Es Der Rhätsandstein des Oberen Keupers ist als handelt sich um Schmelzwasserablagerungen, hoch durchlässiger Poren- und untergeordnet die vor allem während des Drenthe-Stadiums als Kluftgrundwasserleiter mit silikatischem Ge- der Saale-Kaltzeit entstanden sind und um flu- steinscharakter entwickelt. viatile Mittel- und Niederterrassen-Sedimente. Wie die tertiärzeitlichen Schichten werden sie in Im Bereich der Salzstrukturen gibt es örtlich den Mulden weiträumig von drenthezeitlichem Versturzgesteine (Gipshut) sowie verkarstete Geschiebelehm mit einer Mächtigkeit von eini- Sulfatgesteine des Oberen Buntsandsteins und gen Metern überlagert. Weichselzeitlicher Löss des Mittleren Muschelkalks, die wechselhaft kommt südlich der Lössgrenze vor, die Ost- durchlässige Karstgrundwasserleiter mit sulfati- West verlaufend den Teilraum etwa von Königs- schem Gesteinscharakter bilden können. lutter nach Helmstedt durchzieht, und hat durch- In Mulden und Tälern sind tertiärzeitliche Lo- schnittliche Mächtigkeiten von 0,5–3 m. In Ta- ckergesteinsschichten und quartärzeitliche lungen sind Auenlehm und Schwemmsedi- Schmelzwasser- und Flussablagerungen gut mente weit verbreitet. Im Bereich der Höhen bis sehr hoch durchlässige Porengrundwasser- und an deren Hängen gibt es quartärzeitliche leiter mit silikatischem Gesteinscharakter. Deckschichten (Fließerde, Löss) lückenhaft und in geringer Mächtigkeit. Charakter Das Grundwasser ist in den Mulden und Tälern überwiegend gut gegen Oberflächeneinflüsse Die Gesamtmächtigkeit triassischer Gesteine geschützt, im Bereich der Höhenzüge ist die beträgt im Teilraum ca. 1 000 m. Neben Zenti- Schutzfunktion der Deckschichten dagegen meter bis Dezimeter mächtigen Einschaltungen trotz meist hoher Flurabstände gering. aus Sand-, Kalk- und Dolomitstein gibt es Die Grundwasserleiter des Unteren Buntsand- grundwasserleitende Schichten vor allem mit steins, des Muschelkalks, des Oberen Keupers den mehrere Meter mächtigen Rogensteinhori- und des Quartärs sind z. T. ergiebig und werden zonten im Unteren Buntsandstein, den einige lokal wasserwirtschaftlich genutzt. Zehnermeter mächtigen Kalksteinschichten des Unteren und Oberen Muschelkalks sowie dem Der Norden des Teilraums entwässert über Rhätsandstein (oberer Keuper), der mehrere Schunter, Altenau und weitere kleinere Bäche in Meter mächtig ist. Sie sind in Ton-, Schluff- und die Oker und gehört damit zum Einzugsgebiet Mergelsteinschichten eingeschaltet, die Grund- der Weser. Etwa im Gebiet zwischen Hedeper wassergeringleiter bilden und überwiegend ein und Wetzleben im Süden des Teilraums gibt es hohes Schutzpotenzial haben. eine Bifurkation, die die Hauptwasserscheide zwischen dem Weser- und dem Elbeeinzugsge- biet bildet. Südlich dieser Wasserscheide flie-

GeoBerichte 3 103 ßen Schöninger Aue, Soltau und weitere klei- des Mittleren, vor allem aber der mehrere Zeh- nere Bäche in den Großen Graben und gehören nermeter mächtige Rhätsandstein des Oberen damit zum Elbeeinzugsgebiet. Keupers ergiebige Grundwasserleiter. Das Festgestein wird weiträumig von drenthe- zeitlichen Schmelzwasserablagerungen über- 2.3.3.3. Teilraum 05303 deckt. Sie sind meist einige Meter, im Bereich Schönebeck- des Calvörde-Kiessandfächers im Nordosten Weferlinger Scholle des Teilraums auch mehrere Zehnermeter – niedersächsischer Teil mächtig. Teils in die Schmelzwassersedimente eingeschaltet, teils auf diesen kommt drenthe- Definition zeitlicher Geschiebelehm/-mergel mit Mächtig- keiten von einigen Metern bis über 30 m vor, der Der nordwestliche Abschnitt des Teilraums lokal stockwerkstrennend wirken kann. Schönebeck-Weferlinger Scholle befindet sich In den Talungen gibt es bis zu 10 m mächtigen in Niedersachsen. Er wird im Westen durch ju- Niederterrassensand und -kies, der weiträumig rassische Gesteine begrenzt, die z. T. zum Al- von durchschnittlich 0,5–2 m mächtigem Auen- lertalgraben gehören. Das Allerurstromtal bildet lehm überlagert wird. seine nördliche, der Teilraum 08302 Magde- burg-Flechtinger Hochlage seine östliche Gren- Die Grundwasserleiter sind bei Bedeckung ze. durch Geschiebelehm/-mergel und/oder Auen- lehm gut gegen Oberflächeneinflüsse ge- Der Untergrund wird von Gesteinen der Trias schützt. Ansonsten ist die Schutzfunktion der aufgebaut, die weiträumig von eiszeitlichen Ab- Deckschichten wechselhaft bis gering. lagerungen bedeckt werden. Der niedersächsische Teilraumabschnitt wird von der Aller und ihren Zuflüssen entwässert. Kennzeichen

Sandsteinbänke in der Schichtfolge des Mittle- ren und Oberen Keupers bilden mäßig bis hoch 2.3.3.4. Teilraum 05304 durchlässige Poren-/Kluftgrundwasserleiter mit Wolfsburger Hügelland silikatischem Gesteinscharakter. Kluft-/Karst- und Lappwald grundwasserleiter gibt es mit den Kalkstein- – niedersächsischer Teil schichten des Muschelkalks, die hoch durchläs- sig und von karbonatischem Gesteinscharakter Definition sind. Der niedersächsische Abschnitt des Teilraums Niederterrassenablagerungen bilden in den Ta- umfasst das Verbreitungsgebiet jurassischer lungen, Schmelzwasserablagerungen im Osten Gesteine im Bereich des Allertalgrabens und des Teilraums gut bis sehr hoch durchlässige des Elm-Sattels zwischen Wolfsburg im Nor- Porengrundwasserleiter mit silikatischem Ge- den, Weferlinger Triasplatte im Osten und Wol- steinscharakter. fenbütteler Hügelland (Teilraum 05121) im Westen. Er umrahmt den Nordteil des Teil- Charakter raums 05302 Oschersleben-Bernburger Schol- le. Im Lappwald im Osten des Teilraums errei- Der Untergrund im niedersächsischen Abschnitt chen die Geländehöhen bis über 175 m ü. NN. des Teilraums wird vor allem von Gesteinen des Der Bereich gehört zum nördlichen Harzvor- Keupers und des Muschelkalks, in größerer land, das von herzynisch streichenden, bewal- Tiefe auch des Buntsandsteins aufgebaut. Die deten Sätteln und lösserfüllten Mulden aufge- Kalksteinschichten des Unteren und Oberen baut wird. Der Untergrund besteht vor allem aus Muschelkalks bilden Kluft-/Karstgrundwasser- Ton- und Schluffstein mit eingeschaltetem leiter mit Mächtigkeiten von einigen Zehnerme- Sandstein des Unteren und Mittleren Juras. Lo- tern. Die Gesteine des Keupers sind insgesamt kal gibt es Kalk- und Mergelstein des Oberen ca. 350 m mächtig. In der Abfolge aus Ton-, Juras und Gesteine der Unterkreide. Auf den Schluff-, Mergel-, Gips- und Sandsteinschichten Höhenzügen des Teilraums sind geringmäch- bilden der rund 20 m mächtige Schilfsandstein

104 GeoBerichte 3 tige quartärzeitliche Schichten lückenhaft ver- In den Tälern sind Niederterrassensand breitet, in den Mulden und Tälern gibt es gla- und -kies mit Mächtigkeiten von einigen Metern zigene und fluviatile Ablagerungen. bis maximal 20 m weit verbreitet. Sie bilden er- giebige Grundwasserleiter und werden weiträu- mig von Auenlehm mit Mächtigkeiten von durch- Kennzeichen schnittlich 0,5–3 m überlagert und sind dadurch gut gegen Oberflächeneinflüsse geschützt. Sandsteinbänke in der Schichtfolge des Unte- ren und Mittleren Juras bilden mäßig bis hoch Der westliche Bereich des Teilraums entwäs- durchlässige Poren-/Kluftgrundwasserleiter mit sert über die Schunter und ihre Zuflüsse in die silikatischem, untergeordnet auch karbonati- Oker, der Nord- und der Ostteil über verschie- schem Gesteinscharakter. Kluft-/Karstgrund- dene kleinere Vorfluter in die Aller. wasserleiter gibt es in den Kalksteinschichten des Oberen Juras, die hoch durchlässig und von karbonatischem Gesteinscharakter sind. 2.3.3.5. Teilraum 05305 Schmelzwasserablagerungen bilden vor allem Elm im Norden des Teilraums gut bis sehr hoch durchlässige Porengrundwasserleiter mit silika- Definition tischem und untergeordnet karbonatischem Ge- steinscharakter. Der Elm ist ein bewaldeter Höhenzug zwischen Braunschweig und Helmstedt mit Geländehö- hen von über 310 m ü. NN. Er wird vom Teil- Charakter raum 05302 Oschersleben-Bernburger Scholle umschlossen. Die Schichten des Juras sind 450–500 m mäch- tig. Dabei sind in die ca. 400–450 m mächtige Die Sattelstruktur des Elms besteht vor allem Schichtfolge des Unteren und Mittleren Juras in aus Gesteinen des Muschelkalks. Gesteine des Ton- und Schluffsteinschichten Sandsteinbänke Oberen Buntsandsteins treten im Sattelkern im (z. B. Arieten-Sandstein, Polyplocus-Sandstein, Nordwesten des Teilraums zu Tage. Das meso- Cornbrash) eingeschaltet, die einige Meter bis zoische Festgestein wird vor allem an den Hän- Zehnermeter mächtig sind. gen von Fließerde, Löss und Hangbildungen bedeckt. Die oft mürben Sandsteinschichten des Unteren und Mittleren Juras bilden teilweise ergiebige Grundwasserleiter von wasserwirtschaftlicher Kennzeichen Bedeutung. Die etwa 65 m mächtigen Kalk- und Mergelsteinschichten des Oberen Juras (Oxford Der Kalkstein des Unteren und Oberen Mu- bis Kimmeridge) bilden ergiebige Kluft-/Karst- schelkalks bildet gut bis sehr hoch durchlässige grundwasserleiter, die wasserwirtschaftlich ge- Kluft-/Karstgrundwasserleiter mit karbonati- nutzt werden. schem Gesteinscharakter. Drenthezeitliche Schmelzwasserablagerungen sind vor allem im Norden des Teilraums im Charakter Übergang zu Papenteich-Geest und Allertal weit verbreitet und einige Meter bis Zehnerme- Der Elm ist eine Sattelstruktur aus Gesteinen ter mächtig. Die größten Mächtigkeiten errei- des Buntsandsteins und des Muschelkalks über chen sie in Rinnen, die zu einem ausgeprägten einem Salzkissen der Zechstein-Formation. Die elsterzeitlich angelegten Rinnensystem gehö- Gesamtmächtigkeit der Schichten des Muschel- ren (JORDAN 2001). Sie bilden oft ergiebige kalks beträgt ca. 220 m, die der darunter folgen- Grundwasserleiter, die lokal wasserwirtschaft- den Buntsandsteinschichten ca. 500 m. Die Ab- lich genutzt werden. Über den Schmelzwasser- folge des Buntsandsteins besteht vor allem aus ablagerungen bzw. in diese eingeschaltet gibt Ton- und Mergelstein mit geringer bis sehr ge- es Geschiebelehm/-mergel, der einige Zehner- ringer Durchlässigkeit. In den Schichten des meter mächtig sein kann. Er bildet weiträumig Unteren und Mittleren Buntsandsteins sind in Deckschichten mit guter bis sehr guter Schutz- geringem Umfang mäßig bis mittel leitende, ma- funktion. ximal einige Meter mächtige Sandsteinschich-

GeoBerichte 3 105 ten eingelagert. Die Karst- und Kluftgrundwas- Durch die Ablaugung von Salinarschichten des serleiter des Unteren Muschelkalks mit einer Röts und des Mittleren Muschelkalks gibt es im Gesamtmächtigkeit von ca. 100 m und des Elm intensive Subrosionsbildungen mit über Oberen Muschelkalks mit einer Mächtigkeit von 1 000 Erdfällen und Bachschwinden (LOOK 60–80 m werden von Schichten des Mittleren 1984). In den Schichten des Muschelkalks gibt Muschelkalks getrennt, die oberflächennah vor- es zahlreiche Überlaufquellen. Die Flurab- wiegend aus dolomitischem Mergel bestehen stände sind im Zentralteil des Elms z. T. hoch, und eine Mächtigkeit von ca. 50 m haben. In bei Überlagerung durch geringleitende Deck- größerer Tiefe kommen in den Schichten des schichten ist das Grundwasser oft gespannt. Mittleren Muschelkalks Einschaltungen aus Der Elm entwässert über verschiedene kleinere Gips und lokal Steinsalz vor. Bäche in den umgebenden Teilraum. Im Zentralteil des Elms gibt es über dem Fest- Die Karst-/Kluftgrundwasserleiter des Muschel- gestein lückenhaft Fließerde und Löss in sehr kalks sind auf Grund lückenhafter oder fehlen- geringer Mächtigkeit. In Mulden und an den der Deckschichten häufig schlecht gegen Ober- Hängen zum umgebenden Teilraum Oschersle- flächeneinflüsse geschützt. Bei Überdeckung ben-Bernburger Scholle kommen Löss und/ durch geringleitende Schichten des Mittleren oder Fließerde in Mächtigkeiten von durch- Muschelkalks oder mächtigere Lössbedeckung schnittlich 0,5 bis etwa 2 m vor, wobei lokal, ist das Schutzpotenzial hoch. z. B. im Bereich von häufig vorkommenden Erd- Die ergiebigen Karst-/Kluftgrundwasserleiter fällen, auch deutlich größere Mächtigkeiten er- des Elms sind wasserwirtschaftlich bedeutend. reicht werden können.

Abb. 36: Schematischer geologischer Schnitt durch den Elm und den Dorm (Salzstock).

106 GeoBerichte 3 2.3.4. Raum 054 jahreszeitlich stark schwanken. Die Grundwas- Thüringische Senke sererschließung ist auf Grund der sehr inhomo- genen hydrogeologischen Verhältnisse schwie- (Beschreibung zusammen mit Raum 051, 052 rig. und 053 siehe unter 2.3.1.) Auf Grund fortschreitender Subrosion haben quartärzeitliche Sedimente oft ungewöhnlich hohe Mächtigkeiten: Der tonig bis sandige 2.3.4.1. Teilraum 05401 Oberterrassen-Kies ist meist um die 10–20 m Zechsteinrand der mächtig, wobei lokal auch bis 100 m Mächtig- Thüringischen Senke keit erreicht werden. Mittel- und Niederterras- – niedersächsischer Teil senablagerungen bestehen aus sandig-steini- gem Kies und sind bis einige Zehnermeter Definition mächtig. Die quartären Flussablagerungen ste- hen meist in hydraulischem Kontakt mit den Der Teilraum umfasst den Ausstrichbereich Karstgrundwasserleitern, können lokal aber zechsteinzeitlicher Gesteine am westlichen und auch schwebende Grundwasserstockwerke bil- südlichen Harzrand. Auf Grund der hohen Lös- den. lichkeit der Evaporitfolgen des Zechsteins ist Poren- und Karstgrundwasserleiter werden der Teilraum sehr stark von Subrosion geprägt, weiträumig, aber lückenhaft von Löss mit einer was sich erheblich auf die hydrogeologische Si- durchschnittlichen Mächtigkeit von 0,5–3 m tuation auswirkt und zu lokal sehr hoher Mäch- überlagert. An Hängen gibt es bis einige Meter tigkeit quartärer Deckschichten führt. mächtige Fließerde, in den Talungen Schwemmlöss und Auenlehm mit durchschnitt- Kennzeichen lichen Mächtigkeiten von 0,5–2 m. Dabei kön- nen die Deckschichten durch synsedimentäre In der Evaporitfolge des Zechsteins bilden Subrosion zechsteinzeitlicher Evaporite be- Gips-, Anhydrit-, Kalk- und Dolomitstein Karst- reichsweise auch deutlich höhere Mächtigkeiten grundwasserleiter mit sulfatischem bzw. karbo- erreichen. Bei Überlagerung durch Deckschich- natischem Gesteinscharakter. Die z. T. sehr ten sind die Grundwasserleiter gut gegen Ober- stark verkarsteten Schichten sind insgesamt flächeneinflüsse geschützt. In Bereichen fehlen- wechselhaft durchlässig. Im Bereich von Karst- der Deckschichten ist das Grundwasser unge- hohlräumen, die teilweise miteinander vernetzt schützt, was auf Grund der komplexen hydroge- sind, ist die Durchlässigkeit sehr hoch. ologischen Situation im Karstgrundwasserleiter und der z. T. sehr hohen Fließgeschwindigkeit Quartärzeitliche Flussablagerungen bilden für die Wassernutzung problematisch ist. überwiegend gut bis sehr hoch durchlässige Po- rengrundwasserleiter mit silikatischem Ge- Dem Teilraum fließen zahlreiche kleinere Vor- steinscharakter. fluter aus dem Harz (Teilraum 08301) zu, die ei- nen Teil ihres Wassers an den verkarsteten Un- tergrund abgeben. Dieses Wasser bewegt sich Charakter über die Karsthohlräume nach Westen und Sü- den und tritt dort z. T. in Quellen wieder zu Die oberflächennah durch Ablaugung reduzierte Tage. Dabei entwässert der westliche Teil bis zu Mächtigkeit zechsteinzeitlicher Gesteine beträgt einer Wasserscheide etwa bei Bartolfelde nach im Teilraum ca. 350 m. In die Schichtfolge aus Westen in die Leine, der östliche Bereich des Sulfat- und Karbonatgestein sind vereinzelt we- Teilraums gehört zum Einzugsgebiet der Elbe. nige Meter mächtige Tonsteinlagen eingeschal- tet. Größere Mächtigkeit erreichen der graue Salzton (Leine-Serie, bis zu 15 m) im höheren Teil der Abfolge und der rote Salzton (Aller-Se- rie), der die Abfolge nach oben abschließt. In dem intensiv verkarsteten Gebiet befinden sich Karst-Grundwasserspiegel auf engstem Raum auf sehr unterschiedlichen Niveaus und können

GeoBerichte 3 107

Abb. 37: Schematischer geologischer Schnitt von Herzberg im N (Teilraum 05401) nach Rhumspringe im S (Teilraum 05402) nach GRIMMELMANN (1992).

2.3.4.2. Teilraum 05402 charakter. Im Nordostteil bilden die im Unter- Buntsandsteinumrandung grund vorkommenden Sulfat- und Karbonatge- der Thüringischen Senke steine des Zechsteins Karstgrundwasserleiter. – niedersächsischer Teil Quartärzeitliche Flussablagerungen bilden oft hoch durchlässige Porengrundwasserleiter mit Definition silikatischem Gesteinscharakter.

Der niedersächsische Abschnitt des Teilraums liegt zwischen dem Leinetalgraben im Westen Charakter und dem Verbreitungsgebiet zechsteinzeitlicher Gesteine am westlichen und südlichen Harz- Im Nordosten des Teilraums tauchen die zech- rand. Der südliche Teil gehört zum Untereichs- steinzeitlichen Ablagerungen, die im Teilraum feld und damit zum Nordwestrand des Thürin- 05401 Zechsteinrand der Thüringischen Senke ger Beckens. an der Oberfläche anstehen, unter den Schich- ten des Buntsandsteins ab. Mit zunehmender An der Oberfläche stehen Schichten des Bunt- Tiefe nimmt die Mineralisation des Karstgrund- sandsteins weiträumig an. Sie werden lücken- wassers erheblich zu, so dass die in Oberflä- haft von Löss überlagert. In Talungen gibt es chennähe durch Subrosion lediglich ca. 300 m quartärzeitliche Flussablagerungen. mächtigen Zechsteinschichten nur lokal was- serwirtschaftliche Bedeutung haben. Kennzeichen Die Schichten des Unteren und Mittleren Bunt- sandsteins haben im niedersächsischen Teil Die mehrfach innerhalb der Schichtfolge des des Teilraums eine Gesamtmächtigkeit von ca. Unteren und Mittleren Buntsandsteins vorkom- 700 m. Die Schichtfolge des Unteren Buntsand- menden Sandsteinbänke bilden mäßig bis hoch steins besteht aus einer bis zu 300 m mächtigen durchlässige Kluft- und untergeordnet Poren- Wechselfolge von Schluff- und Tonstein sowie grundwasserleiter mit silikatischem Gesteins- feinkörnigem Sandstein, in die im mittleren Teil eine bis zu 50 m mächtige Sandstein-Schicht- folge eingeschaltet ist. Die Ablagerungen des

108 GeoBerichte 3 Mittleren Buntsandsteins werden in die vier 130 m beträgt. Auf Grund der geringen Verbrei- Großzyklen Volpriehausen-, Detfurth-, Hardeg- tung sind die Muschelkalkschichten wasserwirt- sen- und Solling-Folge gegliedert, die jeweils schaftlich nicht von Bedeutung. mit grobkörnigen Sedimenten an der Basis be- Im Bereich der Talungen gibt es Niederterras- ginnen, die zum Hangenden sukzessive in fein- sen- und holozäne Flussablagerungen. Es han- körnigere Schichten übergehen. Dabei bilden delt sich meist um sandigen Kies, der durch- die z. T. einige Zehnermeter mächtigen Sand- schnittlich 3–5 m, im Bereich von Subrosions- steinschichten an der Basis der jeweiligen Zyk- senken bis zu 15 m mächtig ist und häufig von len (z. B. Solling-Bausandstein) ergiebige und Schwemmlöss oder Auenablagerungen mit ei- wasserwirtschaftlich bedeutsame Grundwas- ner durchschnittlichen Mächtigkeit von 0,5–2 m serleiter. bedeckt wird. Das Festgestein wird lückenhaft Vor allem im westlichen Teilraum kommen von Löss mit einer Mächtigkeit von meist weni- Schichten des Oberen Buntsandsteins vor. Die ger als 2 m bzw. an Hängen von meist gering- ca. 150 m mächtige Schichtfolge wird von Ton- mächtiger Fließerde bedeckt. stein aufgebaut, in den im tieferen Teil Gips- Die Schutzfunktion quartärzeitlicher Deck- bzw. Anhydritschichten eingeschaltet sind. schichten ist in Bereichen mit ausreichender Gesteine des Muschelkalks kommen im Teil- Mächtigkeit und zusammenhängender Verbrei- raum in einem etwa Ost-West verlaufenden tung, z. B. in Mulden und Talungen, gut, sonst Graben und im etwa Nord-Süd verlaufenden gering bis sehr gering. Die Grundwasserleiter Gelliehäuser Sprung vor. In beiden Gräben gibt des Buntsandsteins sind bei Überdeckung es vor allem Gesteine des Unteren und Mittleren durch Ton- und Schluffsteinschichten vor Ober- Muschelkalks, deren Normalmächtigkeit bis flächeneinflüssen geschützt.

Abb. 38: Die Rhumequelle, eine der größten Karstquellen Europas. Aus dem trichterförmigen Quelltopf von rund 20 m Durchmesser fließen der Rhume im Mittel 2 200 l/s zu. Das Karstwasser steigt im Bereich einer Schichtverwerfung zwischen dem Karstgrundwasserleiter und geringdurchlässigen Schichten des unteren Buntsandsteins auf. Foto: LBEG.

GeoBerichte 3 109 Im niedersächsischen Abschnitt des Teilraums 2.4. Großraum 08 werden überwiegend die ergiebigen Grundwas- West- und mitteldeutsches serleiter des Mittleren Buntsandsteins wasser- Grundgebirge wirtschaftlich genutzt. Geringere wasserwirt- schaftliche Bedeutung haben die Kluftgrund- 2.4.1. Raum 083 wasserleiter des Unteren Buntsandsteins und Mitteldeutsches Grundgebirge die quartärzeitlichen Flussablagerungen. Einer Verwerfung bei Rhumspringe verdankt die Rhumequelle, eine der bedeutendsten Karst- Grenzziehung zu anderen quellen Deutschlands, ihre Entstehung. Die Hydrogeologischen Räumen Flüsse Oder und Sieber verlieren nach Austritt aus dem Harz beim Durchfließen des Zech- Zum mitteldeutschen Grundgebirge werden alle steinrandes der Thüringischen Senke einen Gebiete gezählt, die von größeren zusammen- großen Teil ihres Wassers an den verkarsteten hängenden Vorkommen präzechsteinzeitlicher Untergrund. Über ein verzweigtes Netz von paläozoischer Gesteine aufgebaut werden. In Karsthohlräumen fließt das Wasser in süd-süd- Niedersachsen tritt das Hauptvorkommen die- westlicher Richtung durch das Pöhlder Becken ser Gesteine im Harz auf. Darüber hinaus gibt und tritt an einer Verwerfungszone am Nord- es im Osnabrücker Bergland und im Teutobur- rand des Ortes Rhumspringe als Quelle zu Tage ger Wald sowie z. B. in der Nähe von Lüneburg und Stade weitere kleine Vorkommen präzech- (STRUCKMEYER 1992). steinzeitlicher Gesteine, die jedoch auf Grund Der niedersächsische Abschnitt des Teilraums der geringen Verbreitung nicht zum Hydrogeo- gehört zum Einzugsgebiet der Leine. logischen Raum Mitteldeutsches Grundgebirge gezählt werden.

Abb. 39: Falschfarbenbild des Westharzes. Foto: Satellitenbild Landsat TM, zur Verfügung gestellt von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Fachbereich B 4.4.

110 GeoBerichte 3 Geologie und Morphologie Gabbros und Granite des Brockens und des Rammelsberggebietes. Andere Schmelzen Der Harz ist das nördlichste deutsche Mittelge- wanderten in Gangspalten und bildeten Gang- birge und gehört zum Variszischen Gebirge, ei- gesteine, u. a. Kersantite. Zwischen dem Harz- nem im Paläozoikum gefalteten Gebirgszug, burger Gabbro und dem Brockengranit liegt der der von der Bretagne bis zum Polnischen Mittel- Eckergneis, eine aus der Tiefe herausgepresste gebirge reicht. Die ältesten im Westharz auftre- präkambrische Gesteinsscholle, die metamorph tenden Ablagerungsgesteine sind Tonstein- überprägt wurde. Die aufsteigenden Magmen schichten des Silurs bei Bad Lauterberg. Sie lieferten auch heiße Lösungen, die in Spalten entstanden in einem Meer, welches damals und Gängen aufdrangen und u. a. die Oberhar- weite Teile von Mitteleuropa überflutete, als sich zer Blei-Zink-Gangerze bildeten. dieser Teil der Erdkruste langsam zu senken Nach dem Ende der Gebirgsbildung waren das begann. Im Devon bildeten sich im Bereich des Gebiet des Harzes und seine Umgebung wäh- Harzes tiefe Meeresbecken und flache Meeres- rend des Oberkarbons und Perms Festland, an- schwellen heraus. In den Becken wurden die fangs mit Gebirgscharakter. Im Unter-Perm über 1 000 m mächtigen Wissenbacher Schie- (Rotliegend) erfolgte dann aber bei trocken hei- fer abgelagert, auf den Schwellen bildeten sich ßem Klima die Einebnung des Gebirges zu ei- geringmächtige Kalksteinserien, Korallenriffe ner Rumpffläche, der meist rote Abtragungs- und Algenkalke (Iberg bei Bad Grund, Elbinger- schutt wurde in großen Senken abgelagert. Im röder Komplex im Ostharz). Am Übergang von Südharz kam es noch einmal zur Förderung von Schwellen zu Becken stiegen entlang von vulkanischem Material (Melaphyre und Porphy- Schwächezonen im Gestein Diabasmagmen re). auf, flossen submarin aus und bildeten u. a. Kis- senlava. Die Hauptaktivität des Diabasvulkanis- Mit dem Ober-Perm setzte eine allgemeine mus lag im oberen Mitteldevon, begann jedoch Senkung des niedersächsischen Gebietes ein, schon im Silur und endete erst im Unterkarbon. bisher trockene Gebiete wurden überflutet. Be- An diesen Vulkanismus gebunden sind wahr- ginnend mit dem Zechstein-Meer hinterließen scheinlich die Erzlager des Rammelsberges so- auch die Meere der Jura- und Kreidezeit ihre wie die Roteisensteine im Oberharzer Diabas- Ablagerungen. Dabei entstand im Laufe von zug. mehr als 100 Mio. Jahren das Deckgebirge. Die Schwellen- und Beckenausbildung des de- Für den heutigen Umriss des Harzes ist ein wei- vonischen Ablagerungsraumes verliert dann im terer, während der Jura-Zeit beginnender Ge- Karbon an Bedeutung. Zunächst wurden Kiesel- birgsbildungsvorgang entscheidend. Das Ge- schiefer und Tonstein abgelagert, später über- birge begann sich zu heben, rings um den heu- wiegend Tonstein-Grauwacken-Abfolgen. Die- tigen Harz entstanden Bruchspalten. Weil die se entstanden als Abtragungsprodukte von ehe- Hebung im Nordosten besonders kräftig war, maligen Landgebieten, die untermeerisch in wurde das alte Gebirge hier am höchsten em- Trübströmen (Turbiditen) oft über große Entfer- porgedrückt und stellenweise sogar auf sein nungen transportiert und im Bereich des heuti- Vorland aufgeschoben, dessen Schichten dabei gen Harzes in tiefen Meeresbecken abgelagert aufgebogen und stellenweise überkippt wurden. wurden. Häufig sind darin auch gröbere Ein- Die herausgehobene Scholle wurde von der schaltungen zu finden, z. B. das Sösekonglo- Erosion nach und nach wieder vom Deckge- merat am südöstlichen Ufer des Sösestausees. birge befreit, übrig blieb das Grundgebirge. Im Oberkarbon fand die Hauptfaltungsphase Im Tertiär und Quartär kam es nur noch zu ge- des Harzes statt. Die Ablagerungen wurden von ringer und langsamer Hebung, unterbrochen Südosten zusammengeschoben, gefaltet, ge- von Ruhephasen. Im Tertiär fanden hauptsäch- schiefert, geklüftet, von Störungen zerrissen lich Verwitterungsprozesse statt, im Quartär, und gegeneinander verschoben. Dabei stiegen während der Weichsel-Kaltzeit, war der Harz in einer späten Gebirgsbildungsphase heiße auf seinen höchsten Bergen vergletschert. Die magmatische Schmelzen auf und bildeten nach jüngsten Bildungen sind nachkaltzeitliche, ho- dem Erkalten unterhalb der Erdoberfläche die lozäne Moore nördlich von Braunlage.

GeoBerichte 3 111

Abb. 40: Aufgebogene und überkippte Schichten des Harzvorlandes am ehemaligen Steinbruch Langenberg (Teilraum 05117). Die riesigen Abbauwände des Steinbruchs schließen überkippte, nach Süden einfallende, z. T. dolomiti- sche Kalke- und Kalkmergelsteine des oberen Juras (Malm) auf. Foto: S. Sörgel, GZH.

Hydrogeologie Grundwasser tritt an zahlreichen, meist aber wenig ergiebigen Spaltenquellen zu Tage. Be- Die Gesteine des Harzes stellen überwiegend dingt durch das starke Relief ist im Harz der Grundwassergeringleiter dar und sind von da- Oberflächenabfluss hoch. Aufgrund hoher Nie- her für die Grundwasserförderung nicht rele- derschläge ist aber auch die Grundwasserneu- vant. Aquifere sind z. B. in den Sanden und bildung hoch und liegt bei 300–400 mm/a. Sandsteinen des Rotliegenden (Walkenrieder Das Wasser ist meist sehr weich, selten härter. Sand), in den Riffkalksteinen des Devons und teilweise in den Sandsteinen des Devons (Kah- leberg-Sandstein) ausgebildet. Die Grundwas- servorkommen weisen eine geringe bis höchs- tens mittlere Ergiebigkeit auf, die Trinkwasser- versorgung im Harz wird hauptsächlich über Talsperren sichergestellt.

112 GeoBerichte 3 2.4.1.1. Teilraum 08301 lem von tektonisch stark beanspruchtem prä- Harz zechsteinzeitlichem Festgestein aufgebaut, in – niedersächsischer Teil das verschiedene magmatische Gesteine ein- geschaltet sind. In den Talungen gibt es grob- Definition körnige, meist sehr geringmächtige Flussabla- gerungen. Der niedersächsische Abschnitt des Teilraums Harz umfasst im Nordwesten den Oberharz mit Kennzeichen Geländehöhen bis zu 800 m ü. NN, den Hoch- harz mit Ausläufern des Brockens, dessen Innerhalb der Schichtfolgen des Silurs bis Kar- 1 142 m ü. NN hoher Gipfel aber in Sachsen- bons bilden vor allem die intensiver geklüfteten Anhalt liegt, und einen kleineren Abschnitt des und oberflächennah aufgelockerten Bereiche im Wesentlichen ebenfalls in Sachsen-Anhalt von Grauwacke-, Quarzit- und Kieselschiefer- liegenden Unterharzes, der Geländehöhen von schichten ebenso wie die magmatischen Ge- bis zu 400 m ü. NN erreicht. steine (z. B. Oker-Granit, Harzburger Gabbro) Der Harz bildet eine Pultscholle, die im Nord- mäßig bis gut leitende Kluftgrundwasserleiter westen von steil stehenden bis überkippten me- mit silikatischem Gesteinscharakter. Der Iberg sozoischen Gesteinen begrenzt wird und im besteht aus Riffkalkstein des Oberdevons, der Südosten unter jüngere Gesteine des Zech- einen wechselhaft durchlässigen Kluft-/Karst- steins (Teilraum 05401) abtaucht. Er wird vor al- grundwasserleiter mit karbonatischem Ge- steinscharakter bildet.

Abb. 41: Bereits im 19. Jahrhundert gefasste Quelle im Gelmketal bei Goslar. Die Quellschüttung erfolgt aus stark geklüfte- ten und in der oberflächennahen Auflockerungszone hoch durchlässigen Schichten des Unterdevons. Foto: J. Elbracht, LBEG.

GeoBerichte 3 113 Charakter 2.4.1.2. Teilraum 08302 Magdeburg-Flechtinger Das im Harz zu Tage tretende paläozoische Hochlage Grundgebirge besteht überwiegend aus Ton- stein, Grauwacke, Kieselschiefer, Quarzit und Definition magmatischen Gesteinen wie dem Harzburger Gabbro, dem Brocken- und dem Oker-Granit. Der Teilraum Magdeburg-Flechtinger Hochlage Die Gesteine sind diagenetisch stark verfestigt gehört zu einer herzynisch streichenden Pult- und tektonisch intensiv beansprucht. Nennens- scholle aus paläozoischem Grundgebirge werte Grundwasserführung gibt es vor allem in (Flechtingen-Rosslau-Scholle), die im Norden den oberflächennah aufgelockerten Bereichen tektonisch durch die Haldensleben-Störung be- intensiv geklüfteter Gesteine (Grauwacke, Kie- grenzt wird. Nach Süden taucht sie unter die selschiefer, Quarzit). Die Öffnungsweite von Subherzyne Senke (Schönebeck-Weferlinger Trennfugen (Schichtung, Klüftung, Schieferung) Scholle) ab. nimmt mit der Tiefe stark ab, so dass zusam- menhängende Kluftgrundwasserleiter in der Re- gel nur in den oberen Metern bis wenigen Zeh- Kennzeichen nermetern entwickelt sind. Die Flurabstände sind in Abhängigkeit der Geländeausbildung Die paläozoischen Festgesteine (Porphyrit, und der hydrogeologischen Situation wechsel- Tuff, Sandstein, Tonstein, Grauwacke und haft, das Gefälle der Grundwasseroberfläche ist Quarzit) des Unterkarbons bis Oberrotliegen- meist auf die örtliche Vorflut in den Tälern ein- den stellen Kluftgrundwasserleiter mit geringer gestellt. bis teilweise sehr geringer Durchlässigkeit und silikatischem Gesteinscharakter dar. Am Süd- Quartärzeitliche Deckschichten (z. B. Fließ- rand im Bereich des Zechsteinausstrichs sind erde) kommen stark lückenhaft vor und sind aufgrund von Auslaugungen karbonatisch-hali- meist nur wenige Dezimeter mächtig. In den Ta- tischer Gesteine Kluft-/Karstgrundwasserleiter lungen gibt es geringmächtige Flussschotter. mit wechselnder Durchlässigkeit ausgebildet. Quellen, die lokal genutzt werden, befinden sich meist in Bereichen, wo Störungen oder oberflä- Charakter chennah aufgelockerte Bereiche von der Gelän- deoberfläche angeschnitten werden, und sind Das Festgestein steht großflächig an der Ober- wasserwirtschaftlich meist ohne größere Be- fläche bzw. oberflächennah an. Nur lokal sind deutung. Die Talsperren des Harzes und die darüber auch tertiäre und quartäre Sedimente wasserwirtschaftlichen Anlagen des Bergbaus zu verzeichnen, deren Mächtigkeit in östlicher sind dagegen von sehr großer Bedeutung für Richtung tendenziell zunimmt. In oberflächen- die Wasserversorgung. nah aufgelockerten paläozoischen Gesteinen Auf Grund weitgehend fehlender Deckschichten gibt es eine geringe Grundwasserführung. sind die an oberflächennahe Auflockerungs- Schützende Deckschichten fehlen. Nur die Ver- zonen gebundenen Grundwasservorkommen witterungsschicht der Festgesteine bietet bei nicht gegen Oberflächeneinflüsse geschützt. toniger Ausbildung einen eingeschränkten Der Harz entwässert über zahlreiche Vorfluter Schutz vor Verunreinigungen. (z. B. Oder, Söse, Innerste, Oker) in die umlie- Wirtschaftlich nutzbare Grundwasserleiter feh- genden Teilräume. len weitgehend, nur in Talbereichen mit ausrei- chender Lockergesteinsmächtigkeit können Grundwasserleiter von lokaler Bedeutung vor- kommen. Gleiches gilt für die kleinräumigen Verbreitungsgebiete des tertiären Grünsandes (Oligozän).

114 GeoBerichte 3 3. Literatur und Altenau. – Niedersächsische Akademie der Geowissenschaften; Hannover.

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GeoBerichte 3 115 3.2. Karten Hinweis

GEOLOGISCHE KARTE VON NIEDERSACHSEN Die Hydrogeologische Übersichtskarte von Nie- 1 : 25 000 MIT ERLÄUTERUNGEN: Blattüber- dersachsen 1 : 500 000 – Hydrogeologische sicht unter Räume kann über die NIBIS®-Kartenanwen- . dung des LBEG eingesehen werden. Der Kar- tenserver kann aufgerufen werden unter HERRMANN, R. (1968): Geologische Karte von . Niedersachsen 1 : 25 000, Erläuterungen zu Blatt Nr. 3923 Salzhemmendorf. – 133 S.; Hannover.

JORDAN, H. (1987): Geologische Karte von Nie- dersachsen 1 : 25 000, Erläuterungen zu Blatt Nr. 3924 Gronau. – 181 S.; Hannover.

JORDAN, H. (2001): Geologische Karte 1 : 25 000 Blatt Nr. 3630 Wolfsburg Süd. – Archiv LBEG 0120891: 20 S., 5 Abb., 6 Anl.; Hannover [Unveröff.].

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REUTTER, E. (2001): Hydrogeologische Über- sichtskarte von Niedersachsen und Bremen 1 : 500 000 - Hydrogeologische Räume. – Hannover.

116 GeoBerichte 3 Autoren

 Dipl.-Geol. Dr. Jörg Elbracht  Dipl.-Geol. Bernd Linder Landesamt für Bergbau, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, Energie und Geologie, – Landesbetrieb –, Referat L 3.6 Hydrogeologie, De-Greiff-Str. 195, Stilleweg 2, 47803 Krefeld. 30655 Hannover. Autor der Textabschnitte Autor der Textabschnitte Teilräume 02101, 02207, 02208. Teilräume 05101, 05102, 05103, 05104, 05105, 05106, 05107, 05109, 05110, 05112,  Dipl.-Geol. Dr. Christina Mai 05113, 05114, 05115, 05116, 05117, 05118, Landesamt für Geologie und Bergwesen 05119, 05120, 05121, 05122, 05123, 05124, Sachsen-Anhalt, 05125, 05127, 05128, 05129, 05201, 05301, Außenstelle Magdeburg, 05302, 05303, 05304, 05305, 05401, 05402, Fürstenwallstr. 10, 08301. 39104 Magdeburg.

 Dipl.-Geol. Renate Meyer Autorin der Textabschnitte Landesamt für Bergbau, Teilräume 01314, 01524, 08302. Energie und Geologie, Referat L 3.6 Hydrogeologie, Stilleweg 2, 30655 Hannover.

Autorin der Textabschnitte

Teilräume 01301, 01304, 01305, 01306, 01307, 01308, 01309, 01310, 01313, 01501, 01502, 01503, 01504, 01505, 01506, 01507, 01508, 01509, 01510, 01511, 01512, 01513, 01514, 01515, 01516, 01517, 01518, 01519.

 Dipl.-Geol. Dr. Evelin Reutter

Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Referat L 3.6 Hydrogeologie, Stilleweg 2, 30655 Hannover.

Autorin der Textabschnitte

Räume 011, 012, 013, 015, 021, 022, 051, 052, 053, 054, 083; Teilräume 01102, 01103, 01204, 01205, 01206, 01520, 01521, 01522, 01523, 01525, 01526.

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Abb. 42: Die Hydrogeologischen Teilräume Niedersachsens.

GeoBerichte 3 118 ISSN 1864 – 7529