Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz

Berichte 9. Jahrgang, Heft 2, 1996

Flächenstillegung und Extensivierung in der Agrarlandschaft-Auswirkungen auf die Agrarbiozönose

Niedersächsisches Hannover Landesamt für Ökologie

P ) Niedersachsen NNABer. 9. Jg. H. 2 73 S. Schneverdingen 1996 ISSN: 0935-1450

Flächenstillegung und Extensivierung in der Agrarlandschaft-Auswirkungen auf die Agrarbiozönose

Herausgeber und Bezug: Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz Hof Möhr, D-29640 Schneverdingen, Telefon (051 99) 989-0, Telefax (0 51 99) 989-46

Für die einzelnen Beiträge zeichnen die jeweiligen Autorinnen und Autoren verantwortlich.

Schriftleitung: Dr. Renate Strohschneider

ISSN 0935-1450

Titelbild: Sommeraspekt eines Roggenackers von der Wernershöhe (Landkreis ). Foto: H. Hofmeister

Gedruckt auf Recyclingpapier (aus 100 % Altpapier) NNA-Berichte

9. Jahrgang/1996, Heft 2

Flächenstillegung und Extensivierung in der Agrarlandschaft - Auswirkungen auf die Agrarbiozönose

5. Tagung des Arbeitskreises „Naturschutz in der Agrarlandschaft" vom 22.-24. Juni 1995 in Hildesheim, in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Ökologie - Naturschutz und der Universität Hannover Leitung: Dipl.-Biol. Gisela Wicke (NLÖ-Ffn), Dr. Joachim Hüppe, Dr. Heinrich Hofmeister (Universität Hannover), Dr. Renate Strohschneider (NNA)

Inhalt

Vorwort der Niedersächsischen Umweltministerin Monika Griefahn 2

G rußw orte 2

G. W icke: Was bringen dem Naturschutz Flächenstillegung und Extensivierung in der Landwirtschaft- Tagungsergebnisse 4

H. M ühle: Vorschläge zu einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung der Landwirtschaft unter Berücksichtigung von Naturschutzaspekten 5

R. Rantzau: Die flankierenden Maßnahmen - ein Instrument zur nachhaltigen Rettung oder Erhaltung einer agrarkulturellen Vielfalt? 10

A. Bischoff: Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrar-Ökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS unter besonderer Berücksichtigung der Segetalvegetation 12

B. Gerowitt: Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX 23

R. Waldhardt: Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung in Deutschland 31

S. Winkelmann/H. Wedel: Das Zusammenwirken von Landwirtschaft und Naturschutz für ein Programm zur Exten­ sivierung im Raum // 38

H. Hofmeister: Ackerwildkrautschutz auf der Wernershöhe (Niedersächsisches Berg- und Hügelland) im Jahr 1995 43

G. W icke: Sandäcker im Norddeutschen Tiefland - Einführung in das Exkursionsgebiet und Exkursionsbericht Aktuelles zum Niedersächsischen Ackerrandstreifenprogramm 47

B. Frieben: Organischer Landbau-eine Perspektive fürdie Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft? 52

T. Tscharntke etal.: Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrar­ landschaft? 59

Teilnehmerliste 72 NNA-Berichte 2/96

seit Jahren von namhaften Wissen- Vorwort der Niedersächsischen schaftlern/innen, Umweltverbänden und -Institutionen dringlich ange­ Umweltministerin Monika Griefahn mahnt. Bereits heute sind 40 % der in Niedersachsen vorkommenden Acker­ zur Fachtagung „Flächenstillegung und wildkrautarten als in ihrer Existenz ge­ fährdet einzustufen. Die negativen Extensivierung in der Agrarlandschaft" Auswirkungen des nach wie vor sehr hohen Einsatzes produktionssteigern­ vom 22.06. bis 24.06.1995 der Betriebsmittel, die Vereinheitli­ chung des Standorts hinsichtlich Relief in Hildesheim und Wasserführung, die erfolgte Aus­ räumung der Landschaft und die Veren­ gung der Fruchtfolge auf das Arten­ Die Ziele der Agrarpolitik der Europäi­ Mangel im praktischen Vollzug und an spektrum sind unübersehbar. schen Union ergeben sich aus den A rti­ einer entsprechenden finanziellen Aus­ Mir drängt sich dabei die Frage auf, keln 38-47 des EG-Vertrages. Es sind stattung umweltorientierter Pro­ ob die gegenwärtige Praxis der Flä­ dies stark vereinfacht gramme ist ganz offensichtlich. chenstillegung und die eingeleiteten ■ die Erhöhung der Produktivität, Erste Ansätze w erden allenfalls in Maßnahmen zur Extensivierung tat­ ■ die Sicherung einer angemessenen den EG-Richtlinien überdas „Inverkehr­ sächlich geeignet sind, die entschei­ Lebenshaltung, bringen von Pflanzenschutzmitteln", dende Weichenstellung in Richtung auf ■ die Vermeidung von Preisschwan­ zum „Schutz der Gewässer vor Verun­ eine umweltverträglichere Landwirt­ kungen und reinigungen durch Nitrat aus landwirt­ schaft einzuleiten. Um so m ehr begrüße ■ die Sicherstellung der Versorgung schaftlichen Quellen", zum „Ökologi­ ich es, daß mit dieser Fachtagung der mit Lebensmitteln zu angemessenen schen Landbau" und zu den „flankie­ Versuch einer Bestandsaufnahme ge­ Preisen. renden Maßnahmen" erkennbar. Sind macht wird, inwieweit die heutige Es fällt auf, daß explizit zum Um­ diese Maßnahmen nun ein „Feigen­ Praxis der Flächenstillegung und Exten­ weltschutz in diesem wesentlichen Poli­ blatt" oder ein „hinreichendes Kon­ sivierung tatsächlich zum Erhalt und zur tikbereich keine Festlegungen getrof­ zept" zur Lösung der Probleme des Regeneration des Naturhaushalts bei­ fen werden. Vermißt werden vor allem Biotop- und Artenschutzes auf der trä g t. Forderungen zur Nachhaltigkeit und landwirtschaftlichen Nutzfläche? zur ökologischen Verträglichkeit der Die Artenerhaltung und der Biotop­ Monika Griefahn landwirtschaftlichen Produktion. Ein schutz in der Agrarlandschaft werden Niedersächsische Umweltministerin

turlandschaft einer pflegenden Hand. Grußwort für die Tagung des M it den Gebieten Sackmulde und Wer­ nershöhe haben Sie sich besonders ty p i­ Arbeitskreises Naturschutz sche Biotope für den „Naturschutz in der A grarlandschaft" ausgesucht. Dies in der Agrarlandschaft ist nicht zuletzt so, weil dort sowohl die Paul-Feindt-Stiftung wie auch der amt­ liche Naturschutz und die Landwirt­ Sehr geehrte Damen und Herren, schütz als Partner und nicht als Schützer schaft seit vielen Jahren eng und ver­ und Nutzer miteinander umgehen. Die trauensvoll Zusammenarbeiten. ich grüße Sie als Teilnehm erinnen und verfügbare Fläche und die Natur sind Ich wünsche dem geplanten Exten- Teilnehmer des Arbeitskreises „Natur­ nun einmal nicht vermehrbar. Ein be­ sivierungsprogramm, bei dem ich mich schutz in der Agrarlandschaft" ganz sonders guter Ansatzpunkt bietet sich immer noch als ein Initiator betrachte, herzlich. Ich habe w ährend m einer Tä­ im allgemeinen auf Flächen, die im Ver­ wie auch Ihrer Tagung viel Erfolg. tigkeit als Staatssekretärin im Nieder­ lauf der Umstrukturierung der Land­ sächsischen Ministerium für Ernährung, wirtschaft von dieser nicht mehr benö­ Landwirtschaft und Forsten und auch tigt werden. Andererseits sind gerade Dr. Hedda Czasche-Meseke später als Bundestagsabgeordnete im­ diese Flächen ökologisch von besonde­ Präsidentin des Bundesrechnungshofes mer wieder darauf einzuwirken ver­ rem Interesse und häufig bedürfen sie B erliner Straße 51 sucht, daß Landwirtschaft und Natur­ als besondere Ausprägung einer Kul­ 60311 Frankfurt/Main

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Wernershöhe, das Sie laut Programm Grußwort für die Tagung des besichtigen werden. Dies ist mit 32 ha das größte Ackerwildkraut-Projektge- Arbeitskreises Naturschutz biet in der Bundesrepublik. Der Erfolg der Maßnahme wird durch das überre­ in der Agrarlandschaft gionale wissenschaftliche Interesse und die Beachtung des Bundeslandwirt­ schaftsministers und zahlreicher Lan­ Sehr geehrte Damen und Herren, fristigen Absicherung der Naturschutz­ despolitiker bekräftigt. Neben den ho­ aktivitäten und der sinnvollen Verwal­ heitlichen Tätigkeiten des behördli­ als Oberkreisdirektor des Landkreises tung der erworbenen oder gepachte­ chen Naturschutzes hat es sich als sinn­ Hildesheim darf ich Sie hier recht herz­ ten Naturschutzflächen. Zur Sicherung voll erwiesen, gerade den Flächener­ lich begrüßen. Wie ich weiß, werden Sie und Entwicklung der verbliebenen na­ werb und die Durchführung von Pflege während Ihrer Tagung nicht nur einiges turnahen Ökosysteme erwirbt und und Entwicklungsmaßnahmen unab­ über das geplante Extensivierungspro- pachtet die Paul-Feindt-Stiftung seither hängig von den starren Behördenvor­ gramm im Raum Siebenberge/Vorber- selbst Flächen in der historisch gewach­ schriften durchzuführen. ge/Sackwald erfahren, sondern sich senen Kulturlandschaft, um auf diese Die Stiftung konnte bislang bei dem auch im Rahmen einer Exkursion in das Weise die Lebensräume wildlebender Erwerb von Naturschutzflächen erheb­ Leinebergland ein Bild über das Acker­ Tier- und Pflanzenarten zu sichern und liche Drittm ittel aus Spenden oder Lan­ wildkrautprojekt der Paul-Feindt-Stif- um die typischen Elemente und Struk­ deszuwendungen organisieren. Sie tung auf der Wernershöhe bei turen einer naturnahen Kulturland­ konnte und kann auch sehr viel flexibler machen. schaft zu erhalten. Allen an diesen Zie­ auf Verkaufsangebote reagieren. Als Präsident des Kuratoriums der len interessierten Institutionen steht Als gemeinsames Instrument des Paul-Feindt-Stiftung komme ich der an die Stiftung zur Zusammenarbeit of­ Landkreises und der Stiftung wurde mich herangetragenen Bitte gern nach, fen. schließlich eine Gemeinnützige GmbH Ihnen kurz die Aufgaben und Ziele die­ Die Paul-Feindt-Stiftung hat derzeit gegründet, die Paul-Feindt-Biotop- ser Stiftung für den Natur- und Land­ w e it über 100 ha Fläche in bestim m ten pflege-GmbH, die die landkreis- und schaftsschutz im Raum Hildesheim zu Schwerpunkträumen des Landkreises in stiftungseigenen Naturschutzflächen erläutern. Die Paul-Feindt-Stiftung ihrem Besitz. In diesen Räumen hat verwaltet und dort die Pflege und Ent­ wurde 1989 von dem aktivsten und parallel dazu in abgestimmter Konzep­ wicklungsmaßnahmen durchführen größten Naturschutzverein im Kreis­ tion der Landkreis eigene Naturschutz­ läßt. Die GmbH wird außerdem tätig gebiet, dem Ornithologischen Verein flächen, überwiegend mit Zuwendun­ auf gemeindeeigenen Naturschutzflä­ zu Hildesheim e.V, gegründet. Paul gen des Landes Niedersachsen, erwor­ chen, wenn es die jeweilige Gemeinde Feindt war vor rund 40 Jahren auch der ben. Dies sind rund 60 bis 70 ha. wünscht. Die Jahresabschlüsse der Begründer des Ornithologischen Ver­ Folgende Schwerpunkträume wer­ GmbH werden durch das Rechnungs­ eins. Wegen seiner vielfältigen Verdien­ den gemeinsam von der Stiftung und prüfungsamt des Landkreises Hildes­ ste um den Naturschutz erhielt die Stif­ dem Landkreis bearbeitet. Die Leineaue heim geprüft. tung seinen Namen. im Gebiet zwischen Gronau und Burg­ Ich glaube, meine sehr geehrten Da­ Die Paul-Feindt-Stiftung ist eine Ge­ stemmen im Bereich der Naturschutz­ men und Herren, daß die Zusammenar­ meinnützige Stiftung und hat ihren Sitz gebiete Gronauer Masch und Leineaue beit des Landkreises mit der Paul- in Hildesheim. In Tradition der überre­ unter dem Rammeisberg, der Komplex Feindt-Stiftung und dem Ornithologi­ gional bekannten Naturkundler Cra- Ortsberg im Landschaftsschutzgebiet schen Verein sich sehr fruchtbar gestal­ mer, Leunis, Brinkmann und Feindt Siebenberge, Flächen in der Netteaue tet und wir im Landkreis Hildesheim führt sie die ökologische Grundlagen­ im Landschaftsschutzgebiet Netteaue, nicht zuletzt deshalb über eine Natur forschung und den Naturschutz mit Flächen in der Riehe- und Lammeaue, und Landschaft verfügen, diesich sehen Schwerpunkt im Landkreis Hildesheim Flächen im Landschaftsschutzgebiet lassen kann, die weitgehend unbelastet fort. Ein gewähltes Kuratorium und die Sehlder Bruch, Flächen entlang des ist und eine hohe Wohnqualität und Niedersächsische Stiftungsaufsicht ge­ Rössingbaches, Flächen im Landschafts­ gute Erholungsmöglichkeiten bietet. währleisten die Einhaltung des Stif­ schutzgebiet Bruchgraben und Flächen Ich bedanke mich fü r Ihre A u fm e rk ­ tungszweckes. Alle Naturschutzmaß­ im Bereich Entenfang innerhalb des samkeit und wünsche Ihrer Tagung ei­ nahmen werden mit den Naturschutz­ Naturschutzgebietes. nen interessanten und erfolgreichen behörden des Landes und des Landkrei­ Überhaupt darf ich wohl sagen, daß Verlauf. ses abgestimmt. die Zusammenarbeit zwischen dem Der O rnithologische Verein, der sich Landkreis Hildesheim und der Paul- in den letzten 20 Jahren schwerpunkt­ Feindt-Stiftung vorbildlich funktio­ Oberkreisdirektor Michael Schöne mäßig mit dem Biotop- und Flächen­ niert. So betreibt der Landkreis Hildes­ Landkreis Hildesheim schutz befaßt hat, gründete die Paul- heim gemeinsam mit der Paul-Feindt- Bischof-Janssen-Straße 31 Feindt-Stiftung im Jahre 1989 zur lang­ Stiftung das A cke rw ild kra u tp ro je kt 31134 Hildesheim

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Phacelia u.a. oft unterdrückend auf die Was bringen dem Naturschutz Flächen­ einjährigen Ackerwildkrautarten. Es wurde deutlich, daß eine eingesäte Bra­ stillegung und Extensivierung in der che kaum eine Bereicherung für die Flora und Fauna darstellt, während Landwirtschaft? selbstbegrünte Brachen vor allem auf Grenzertragsstandorten einen deutli­ Bericht einer Fachtagung der NNA in Zusammenarbeit mit dem chen positiven Effekt in bezug auf die Niedersächsischen Landesamt für Ökologie- Abt. Naturschutz- Artenvielfalt in der Landschaft leisten. und der Universität Hannover Eine Erhaltung von Ackerwildkräu­ tern ist auf Randstreifen, die ohne Dün­ von Gisela Wicke ger und Herbizide bewirtschaftet wer­ den, möglich. Die Landwirte bekom­ Nur in begrenztem Rahmen können und der Universität Hannover durch­ men im Rahmen des Niedersächsischen stillgelegte und extensiv bewirtschaf­ g e fü h rt. Ackerrandstreifenprogramms für den Er­ tete Äcker zur Erhaltung von gefährde­ Der Organische Landbau kann nach tragsausfall eine Prämie von 1500 DM/ha. ten Pflanzen und Tieren beitragen. Untersuchungsergebnissen von Dipl.- Frau Dipl.-Biologin Gisela Wicke vom Meist sind die für die Landwirte ange­ Biologin Bettina Frieben von der Uni­ Niedersächsischen Landesamt für Öko­ botenen Maßnahmen der Europäi­ versität Bonn vor allem im Ackerbau logie teilte mit, daß dieser Schutz in der schen Union (EU) nur als M a rkte n tla ­ eine Perspektive für die Lebensgemein­ Zukunft nicht mehr gewährleistet sein stungsmittel zu sehen, die Belange des schaften der Agrarlandschaft darstel­ kann, da das Ackerrandstreifenpro­ Naturschutzes werden nur am Rande len. So haben ca. 80 % der von ihr unter­ gramm ausläuft und bisher noch kein berücksichtigt. Die von der EU angebo­ suchten biologisch wirtschaftenden Be­ Nachfolgeprogramm in Aussicht ge­ tenen „flankierenden Maßnahmen" triebe die Voraussetzungen zur Erhal­ stelltwurde. für umweltgerechte und den natür­ tung der Ackerflora erfüllt. Die positive Entwicklung der Acker­ lichen Lebensraum schützende land­ Aber auch in der konventionell w irt­ begleitflora auf extensiv bewirtschafte­ wirtschaftliche Produktionsverfahren schaftenden Landwirtschaft gehören ten Ackerflächen auf der Wernershöhe werden nach der Aussage von Dipl.-Ing. unkrautfreie Bestände nicht mehr zum bei Alfeld konnte Dr. Heinrich Hofmei­ agr. Rudolf Rantzau, dem Vertreter des Bewirtschaftungsziel, betont Frau Dr. ster von der Universität Hannover ein­ Niedersächsischen Landwirtschaftsmi­ Gerowitt vom Forschungs- und Studien­ drucksvoll zeigen. Hier wurden Äcker nisteriums, wegen des geringen Finanz­ zentrum Landwirtschaft und Umwelt in von der Paul-Feindt-Stiftung angepach­ volumens nur auf kleiner Fläche einge­ Göttingen. In verschiedenen Anbau­ tet und für den flächenhaften Acker­ setzt werden können. systemen, u.a. mit einer integrierten wildkrautschutz zur Verfügung ge­ Dies ist ein Ergebnis der 5. Fachta­ Variante mit Stickstoff- und Herbizid­ stellt. Insgesamt konnten 38 von den gung des Arbeitskreises „Naturschutz reduzierung, wurden die ökologischen 105 gefährdeten Ackerwildkrautarten in der Agrarlandschaft" der deutschen Auswirkungen untersucht. in Niedersachsen auf diesen Kalkscher­ Bundesländer. Es trafen sich Experten In den drei Vorträgen zur natur­ benäckern erhalten werden, unter ih­ und Expertinnen aus dem In- und Aus­ schutzfachlichen Bewertung von Ak- nen zahlreiche der am stärksten gefähr­ land, um die Auswirkungen der Flä­ kerbrachen wurde deutlich, daß selbst­ deten Arten. chenstillegung und Extensivierung auf begrünte Stillegungen im zweiten Bra­ die Agrarbiozönosen zu diskutieren. chejahr die größte Artenvielfalt auf­ Anschrift der Verfasserin Die Veranstaltung wurde von der Al­ weisen. Prof. Teja Tscharntke von der fred Toepfer Akademie für Naturschutz Universität Göttingen wies darauf hin, Gisela Wicke vorm. Norddeutschen Naturschutzaka­ daß der eingesäte Klee bei begrünten Nieders. Landesamtfürökologie demie in Zusammenarbeit mit dem Nie­ Brachen kaum von Insekten angenom­ Scharnhorststraße 1 dersächsischen Landesamt für Ökologie men wird. Ebenso w irkt die Einsaat von 30175 Hannover

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Ab Mitte des 19. Jahrhunderts be­ Vorschläge zu einer dauerhaft umwelt­ gann sich das Bild in der Landwirtschaft zu ändern. Die Agrikulturchemie ent- gerechten Entwicklung der Landwirt­ wickeltesich, die Mechanisierung nahm zu, und die Züchtung erfolgte nach der schaft unter Berücksichtigung von Kenntnis der Mendelschen Regeln ge­ zielt und löste damit die positive oder Naturschutzaspekten negative Massenauslese ab. Die heutige Landwirtschaft ist ge­ von Heidrun Mühle kennzeichnet durch folgende Merk­ male: Die Landwirtschaft ist eines der „Sor­ wurde. Es wird eingeschätzt, daß Flora ■ Steigender Einsatz von Intensivie­ genkinder" der Gesellschaft. Obwohl und Fauna im Zeitraum von 1750 bis rungsmitteln wie mineralischen Dün­ ca. 50 % der Landesfläche Deutschlands 1850 in der agrarischen Landschaft die gern und Pflanzenschutzmitteln; den Agrarlandschaften zuzuordnen größte Artenvielfalt aufwiesen (Arlt, ■ starke Mechanisierung der Arbeits­ sind, trägt die Landwirtschaft zum Brut­ Hilbig, lllig 1991). Zu den angebauten gänge, dadurch hohe Produktivität bei tosozialprodukt nur geringfügig bei. Kulturpflanzen zählten auch Faser­ geringer Zahl von Arbeitskräften; Dazu kommt, daß von ihr Umweltbela­ pflanzen, Holz und Gewürzpflanzen, ■ große Betriebe mit großen Schlä­ stungen ausgehen und sie sow ohl an um nur einige Beispiele zu nennen. gen; den Klimaänderungen infolge von Me­ Während im ausgehenden Mittelalter ■ zunehmende Spezialisierung der thanemissionen (Enquete-Kommission durchaus auch Übernutzung von Fel­ Betriebe, Entkopplung von Viehhal­ 1994) als auch an der Belastung des Bo­ dern und vor allem Wäldern (starker tung und Pflanzenbau, starke Konzen­ dens und des Grund- und Oberflächen­ Holzverbrauch durch die Köhlerei, Ent­ tration auf bestimmte Regionen; wassers durch Pflanzenschutzmittel nahme der organischen Substanz aus ■ Anlage von Fruchtfolgen mit weni­ und mineralische D üngung b e te ilig t ist. den Wäldern durch Eichelmast und Ver­ gen Fruchtfolgegliedern. Das w irk t negativ a u f die Biosphäre zu­ wendung von Laub als Streu) zu beob­ Aus diesen Merkmalen resultierte rück. achten war, achteten die Bauern im 19. ein dramatischer Artenschwund; auf Besonders skeptisch stehen die Na­ Jahrhundert auf schonende Bewirt­ Grund landwirtschaftlichen Wirkens tur- und Umweltschützer der moder­ schaftung ihrer Böden, um ihre Lebens­ sollen 513 Arten von Farn- und Blüten­ nen Landbewirtschaftung gegenüber, grundlagen zu erhalten. pflanzen der Roten Liste verlorenge­ denn seit der Einführung moderner Diese Landwirtschaft war im we­ gangen sein (Korneck, Sukopp 1988). Produktionsmethoden in die Landwirt­ sentlichen geprägt durch: Die aufgezeigten Probleme sind all­ schaft ist die biologische Vielfalt in ■ weitgehende Kreislaufwirtschaft, gemein bekannt. Sie betreffen aber agrarischen Landschaften stark zu­ daher ausgeglichene Stoffbilanzen; nicht nur die deutsche, sondern auch rückgegangen, und zwar sowohl im Be­ ■ Bewirtschaftung kleiner Flächen; die gesamte europäische Landwirt­ reich der Kulturarten und -rassen als ■ Einsatz organischer Dünger; schaft. auch der wildlebenden Pflanzen und ■ Anwendung kleiner mechanischer Im Zuge des engeren Zusammenrük- Tiere. Geräte, die den Boden nicht verdichte­ kens der europäischen Länder sind die Andererseits finden Menschen nach ten; Probleme daher nicht mehr nur auf na­ wie vor in der Landwirtschaft Arbeit, ■ stark gegliederte Landschaften, viele tionaler Ebene, sondern auch europa­ wenngleich ihre Zahl in den letzten Jah­ Refugien für wildlebende Tier- und weit zu sehen und zu lösen. So erfolgte ren abgenom m en hat (Tab. 1). Pflanzenarten (Haber, Salzwedel 1992). 1992 die EG-Agrarreform, von der man Die Landwirtschaft hat nicht immer Diese Art der Bewirtschaftung resul­ sich eine Umsteuerung der Landwirt­ eine für die Umwelt negative Rolle ge­ tierte nicht unbedingt daraus, daß die schaft hin zu umweltverträglicher spielt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts Bauern die Notwendigkeit des Ressour­ Landnutzung erhoffte. w ar sie geprägt durch eine große Viel­ censchutzes und der Erhaltung von Ar­ Diese Reform verfolgte zwei Ziele: falt an Kulturarten und -rassen, da die ten und Biotopen einsahen; sie warviel- 1. Annäherung an das Weltmarktpreis­ angebauten Nahrungsmittel in der Re­ mehr diejenige Wirtschaftsweise, die niveau durch deutliche Preissenkun­ gel in der eigenen Region verbraucht unter den gegebenen Voraussetzun­ gen bei Getreide, Ölsaaten, Eiweiß­ wurden und relativ wenig an Agrarpro­ gen zum besten betrieblichen Ergebnis pflanzen und Rindfleisch; dukten im weitesten Sinne importiert führte. 2. Ausgleich der Einkommensverluste durch direkte Transferzahlungen, Tab. 1. Landwirtschaftliche Arbeitskräfte im Zeitraum 1949-1992 also durch Subventionen. Die Berechnung dieser Subventio­ Arbeitskräfte (in 1000) 1949 1960 1970 1980 1992 nen erfolgt nach dem Umfang der Anbaufläche, der Auflage zur Stille­ Ldw. Erwerbspersonen (Zahl) 3900 2400 2146 2173 83 gung von Teilflächen, dem Durch­ AK-Einheiten (Voll-AK) 2390 1526 987 675 schnittsertrag an Getreide. A K -B e sa tz (A K je 100 ha LF) 29,4 18,6 1 2 , 1 8 , 1 6 , 1 Die Ausgleichszahlungen im pflan­ (Aus: Dritter Bericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre", Bonn 1994) zenbaulichen Bereich sind an die Flä-

5 Mühle • Vorschläge zu einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung der Landwirtschaft

Tab. 2. Landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in km2 - BRD 1991 - Der Sachverständigenrat für Um­ weltfragen (SRU 1994) schätzt in sei­ Alte Bundesländer Neue Bundesländer BRD gesamt nem Gutachten die Agrarreform eben­ falls kritisch ein und gibt folgenden km 2 % km 2 % km 2 % Ausblick: LF gesamt 118450 100 52590 100 171370 100 „Die aktuellen agrarpolitischen Be­ dav. Dauergrünland 43260 37 10040 19 53300 31 schlüsse beinhalten keine klare und Ackerland 73130 62 42460 80 115590 68 langfristige Perspektive für eine ökono­ dav. Brache 4620 61 6640 161 11270 101 mische und ökologische Konzeption 4 1 (12,5)1 (7)1 zukünftiger Landbewirtschaftung. Das Extensivierungsprogramm wird weder 1 % bezogen auf Ackerland.-2 % bezogen auf LF gesamt. seiner marktentlastenden noch seiner Aus: Dritter Bericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre", Bonn 1994. ökologischen Zielsetzung in einem Um­ fang gerecht, wie es der biotische und chenstillegungen gebunden, wobei Marktentlastung dienen soll. Daher abiotische Ressourcenschutz erfordert. 15% der ausgleichsberechtigten An­ wird die Rotationsbrache bevorzugt. Mit dem Ziel einer dauerhaft umwelt­ bauflächen für eine Vegetationspe­ Eine Übersicht über die landwirtschaft­ gerechten Entwicklung muß sich die riodestillgelegtwerden müssen. lich genutzte Fläche Deutschlands gibt künftige Landbewirtschaftung stärker Bei dauerhafter Stillegung oder Ver­ Tabelle 2. Daraus kann auf die brachzu­ an natürlichen Kreisläufen orientieren. kürzung der Rotationsdauer sollen legenden Flächen in den folgenden Eine verstärkte Extensivierung der land­ 20% stillgelegt werden. Auf den Flä­ Jahren geschlossen werden. Zu den wirtschaftlichen Nutzung, die sich an chen muß eine Selbstbegrünung oder flankierenden Maßnahmen zählt auch weitgehend ausgeglichenen Energie- gezielte Begrünung erfolgen. Diese Re­ die Aufforstung auf landwirtschaftli­ und Nährstoffbilanzen orientiert, ist form wird begleitet durch eine Reihe chen Flächen. Für die Dauer von 20 Jah­ dringend voranzutreiben." flankierender Maßnahmen. ren erhalten die Landwirte eine jährli­ Vor diesem Hintergrund gilt es Die V erordnung des Rates vom 30. che Aufforstungsprämie von 1400 Wege zu finden, die aus diesem Di­ 06. 1992 für umweltgerechte und den DM/ha, wenn ehemals landwirtschaft­ lemma herausführen und die alle natürlichen Lebensraum schützende lich genutzte Flächen aufgeforstet Aspekte, d.h. sowohl eine rationelle landwirtschaftliche Produktionsverfah­ werden. Außerdem wird ein einmaliger Landbewirtschaftung, die den Landwir­ ren (Nr. 2078/92) stellt Beihilfen in Aus­ Kostenzuschuß von 9400 DM/ha für die ten ein sicheres Einkommen garantiert, sicht, um folgende Ziele zu erreichen: Aufforstung mit Laubbäumen und 7000 als auch den Umwelt- und Naturschutz ■ Förderung solcher landwirtschaftli­ DM/ha für die Aufforstung mit Nadel­ berücksichtigen. cher Produktionsverfahren, die um­ bäumen gezahlt. Auch hier soll der SRU (1994) zitiert weltschädigende Auswirkungen der Nach der EG-Agrarreform gibt es je­ w erden: Landwirtschaft verringern und zu ei­ doch eine Reihe ungelöster Probleme „Für die Realisierung einer inte­ nem besseren Marktgleichgewicht (G anzert 1994), die zeigen, daß die Re­ grierten Agrarumweltpolitik ist das beitragen; form und die flankierenden Maßnah­ Verhältnis zwischen den von der EG m it­ ■ umweltfreundliche Extensivierung men die Hoffnung auf eine umweltver­ geförderten Umweltschutzprogram­ der pflanzlichen Erzeugung sowie der trägliche Landbewirtschaftung nurteil- men und den Länder-Naturschutzpro- Schaf- und Rinderhaltung, Umwand­ weise erfüllen konnten. grammen von besonderer Bedeutung. lung von Ackerflächen in extensives ■ Den Landwirten werden hohe Sub­ Ohne ein gemeinsames Förderkonzept Grünland; ventionen gezahlt. Die deutschen Land­ der Landwirtschafts- und Naturschutz­ ■ Bewirtschaftung landwirtschaftli­ wirte erhalten ca. 50% ihres Einkom­ behörden besteht bei der Umsetzung in cher Flächen, die dem Schutz und der mens aus Subventionsmitteln. der Fläche die Gefahr einer vertikalen Verbesserung der Umwelt und der Er­ ■ Es ist daher unklar, wie die Landwirt­ Trennung. Der Umweltrat empfiehlt haltung des natürlichen Lebensraumes, schaft zur Marktwirtschaft und deren deshalb eine Integration der beiden der Landschaft, der natürlichen Res­ selbstregulierenden Kräften zurück­ Program m typen, so daß sich zwei a u f­ sourcen, der Böden und der geneti­ kehren kann. einander aufbauende Förderstufen mit schen Vielfalt dient; ■ In ca. 30 Jahren w erden aufgrund der einem entsprechend erhöhten finan­ ■ Anreiz zur Pflege aufgegebener steigenden Produktivität 50-70% der ziellen Anreiz ergeben. Die von der land- und forstwirtschaftlicher Flächen; landwirtschaftlichen Flächen nicht EU mitgeförderten Umweltschutzpro­ ■ Anreiz für die langfristige Stillegung mehr benötigt. Bisher ist unklar, was gramme können den Länder-Schutz- von Ackerflächen aus Gründen des m it diesen Flächen geschehen soll. programmen als wichtige Grundlage Umweltschutzes; ■ Der Natur- und Umweltschutz wird dienen. Dies gilt insbesondere im Über­ ■ Sensibilisierung und Ausbildung der nicht den Problemen gemäß berück­ gangsbereich von ungenutzten oder... Landwirte auf dem Gebiet einer um­ sichtigt. sehr extensiv genutzten Flächen sowie weltschonenden Landbewirtschaftung. ■ Der Kontroll- und Regelungsauf­ in der Umgebung von Naturschutzge­ Im Jahre 1994 wurde die Verord­ wand durch die Administration ist we­ bieten (Pufferfunktion). nung zur Flächenstillegung (Nr. 762/94) gen der Ausgleichszahlungen und der Derzeit angebotene Extensivie- erlassen, die allerdings vorrangig der Stillegungspflicht stark gestiegen. rungs- und Kulturlandschaftspro-

6 Mühle • Vorschläge zu einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung der Landwirtschaft grammesind entweder einseitig auf die Tab. 3. Zusammengefaßte Ziele der Agrarraum gestaltung in verschiedenen Agrargebieten Marktentlastung oder auf den Biotop- Thüringens (aus TLL 10/94) und Artenschutz gerichtet. Aus diesem Grund sollte der gezielte Boden- und Ackerhügelland/Thüringen ■ Erhöhung des Anteiles an Feldgehölzen und Gewässerschutz zukünftig stärker in die Becken und Ostthüringer Lößgebiet W a ld Länderprogramme einbezogen wer­ ■ Erhalt/Vergrößerung vorhandener T r o c k e n - den. u n d F e u c h t b io t o p e sowie von Streuwiesen In die Bundes- und Naturschutzge­ ■ Biotopverbund durch Neuanlage von Hecken, setze sind verbindliche umweltorien­ Gras- und Kräutersäumen u.a. tierte Auflagen für die Landwirtschaft ■ Grabenrückbau einzuführen. Diese Regeln für eine um­ Muschelkalk-Platten und Berg- ■ Schlagunterteilung und Grünlandansaat in weltgerechte Landbewirtschaftung Iand-/Randlagen des Thüringer Hanglagen müssen im Sinne des Vorsorgeprinzips Beckens und Südthüringens ■ Erhalt/Regenerierung (Aushagerung) von überdie Formulierungen zu einer soge­ Halbtrockenrasen nannten „ordnungsgemäßen Land­ ■ Erhalt, Pflege, z.T. Wiederaufbau von wirtschaft" hinausgehen. Streuobstwiesen Daraus ergeben sich als Schlußfol­ ■ Ergänzung/Neuanlage von Feldgehölzen gerung: ■ Erhalt von Kleinstrukturen (Terrassen, ■ Die Förderung des ökologischen Steinrücken, u.a.) Landbaus und der Vermarktung von Bioprodukten; ■ eine flächengebundene Vergütung tureller Funktionen (vor allem Lebens­ weltgerechte Gartenbau, Weinbau und von ökologischen Leistungen der und Erholungsraum für den Menschen, Hopfenanbau, die Erhaltung existenz­ Landwirte; die Vergütung ist langfristig Ausgleichswirkung auf Ballungsgebie­ gefährdeter Haustierrassen sowie De­ an verbindliche Regeln und Auflagen te). monstrationsvorhaben. Hier sollen dar­ für eine umweltgerechte Wirtschafts­ Zunächst werden Gemarkungsnut- aus nur beispielhaft einige Punkte ge­ weise zu binden. zungs- und Pflegepläne aufgestellt, die nannt w erden: Diese Art der Zahlungen würde die sich auf den agrarisch genutzten Raum, Im Rahmen des integrierten Land­ gesellschaftliche Akzeptanz der Land­ auf die Forstflächen sowie die Ortsla­ bauswerden unterschieden: wirtschaft und ihrer ökologisch sinnvol­ gen, Gewerbegebiete und Verkehrs­ a) Pflichtm aßnahm en: len Leistungen erhöhen, da die Land­ wege erstrecken und aus drei aufeinan­ Pflanzenschutzmaßnahmen nach wirte keine Subventionen mehr erhiel­ der abgestimmten Teilplänen beste­ dem Schadschwellenprinzip, N-Dün- ten, sondern eine Vergütung für um­ hen: gung nach dem N-Beratungspro- weltschonende Landwirtschaft und ■ dem Agrarraumnutzungs-und gramm auf der Grundlage von Nmin- landespflegerische Leistungen. -pflegeplan, Bodenuntersuchungen ; Eine Reihe von Bundesländern ent­ ■ dem Plan für Forstflächen und b) Umweltentlastende Maßnahmen wickelte Konzepte für eine umweltver­ ■ dem Dorfentwicklungsplan. z. B. nochmalige N-Reduzierung, Ver­ trägliche Landbewirtschaftung, die Ele­ Der Agrarnutzungsplan enthält z. B. zicht auf Wachstumsregulatoren; mente dieser Vorschläge enthalten. Die eine Analyse der S tandortbedingungen c) Bodenschonende Maßnahmen Thüringer Landesanstalt für Landwirt­ und der ökologischen Situation, die z.B. Ansaat von Zwischenfrüchten, schaft legte ein Konzept zur effizienten Darstellung der Flächennutzung und Untersaaten, Mulchsaat, Begrünung und umweltverträglichen Landnut­ Vorschläge zur Sicherung, Vergröße­ der Rotationsbrache. zung vor (TLL 1994), das ein geschlosse­ rung bzw. Neuanlage von Biotopen und Zum Kulturlandschaftsprogramm nes System aus den Elementen Nah­ Landschaftselementen. Die Schwer­ gehören: rungsmittelerzeugung, non-food-Pro- punkte der Agrarraumgestaltung für ■ Extensive Wirtschaftsweisen, duktion und Erhaltung einer ökolo­ zwei ausgewählte naturräumlich un­ z.B. Beibehaltung der Grünlandnut­ gisch intakten Kulturlandschaft dar­ terschiedliche Agrargebiete werden in zung, späte Schnittnutzung nicht vor stellt. Das e rfo rd e rt die G ew ährleistung Tabelle 3 dargestellt. dem 15. 6., extensive Bewirtschaftung einer umweltverträglichen Bodennut­ Der Freistaat Sachsen hat ein Pro­ von Ackerrandstreifen und Pflege auf­ zung auf allen wirtschaftlich genutzten gramm für die „Stillegung von Acker­ gegebener landwirtschaftlicher Flä­ Flächen einschließlich deren Kontrolle land für Zwecke der Biotopentwick­ chen. zur Erhaltung der lebenswichtigen Res­ lung" entworfen mit Fördermaßnah­ ■ Erhaltung, Pflege und Gestaltung sourcen Boden und Wasser sowie die Er­ men für den umweltgerechten Acker­ der Kulturlandschaft, haltung oder Wiederherstellung eines bau (integrierten Landbau und ökolo­ z.B. Etablierung von Grün- auf Acker­ bestimmten Anteils an Schutz- und Aus­ gischen Landbau) und einem Kultur­ land, Pflege von Schutzpflanzungen/ gleichsflächen in der Landschaft sowie landschaftsprogramm, bestehend aus Feldgehölzen, Anlage von Streuobstbe­ deren Verbindung und Vernetzung zur der Förderung extensiver Bewirtschaf­ ständen (30 DM/Hochstamm/10 m), Neu­ Sicherung wichtiger landschaftsökolo­ tungsweisen sowie der Erhaltung, anlage von Feuchtbiotopen. gischer (z.B. Landschaftshaushalt, Bio­ Pflege und Gestaltung der Kulturland­ Bei der Schaffung von Biotopen sind top- und Artenvielfalt) und landeskul­ schaft. Dazu gehören w e ite rh in der um ­ klare Ziele zu formulieren, landschafts­

7 Mühle • Vorschläge zu einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung der Landwirtschaft untypische Biotope sollen nicht ange­ Stoff- und Energieflüsse in Ökosyste­ Die mit Hilfe von mathematischen legt werden. Die neuen Biotope sollen men (Naturhaushalt) nicht zerstört Modellen mögliche Quantifizierung eine direkte Verbindung zu gleicharti­ w e rden." von Stoff- und Energieflüssen in agrari­ gen Biotopkomplexen haben. Um die Im Projektbereich „Agrarland­ schen Ökosystemen ist die notwendige Biotope sind Pufferzonen zu schaffen, schaften" des Umweltforschungszen­ Voraussetzung dafür, daß agrarische damit landwirtschaftliche Maßnahmen trums Leipzig-Halle wird ebenfalls ein Maßnahmen in ihrer Wirkung sowohl nicht auf Biotope wirken können. Äcker ganzheitlicher Forschungsansatz ver­ auf das eigene Ökosystem als auch auf mit seltenen Pflanzengesellschaften folgt mit dem Ziel der Entwicklung von Nachbarsysteme abgeschätzt werden auf Grenzertragsstandorten sind be­ Managementkonzepten für eine dau­ können. Szenarien zu Landnutzungs­ sonders zu schützen, hier sollen keine erhaft umweltgerechte Landnutzung änderungen sollen die für den Land­ Biotope angelegt werden. Als Biotope in verschiedenen Regionen Sachsen- schaftshaushalt günstigsten Varianten sieht man natürliche Selbstbegrünung Anhalts bzw. Sachsens. Dabei steht die ausweisen. besonders auf ärmeren Standorten, Sicherung der verschiedenen Land­ Ein weiteres wichtiges Anliegen im Halbtrockenrasen auf mageren Stand­ schaftsfunktionen im Vordergrund. Zu Projektbereich sind neben der Quantifi­ orten, Hecken und Feldgehölze sowie den wichtigen Funktionen einer Land­ zierung der Stoff- und Energieflüsse die Streuobstbestände vor. schaft zählen die Untersuchungen zu strukturellen Kom­ Diese Programme sind durchaus po­ ■ Regulationsfunktion, ponenten der Biosphäre, den Biozöno­ sitiv zu w erten, sie splitten sich jedoch in ■ Produktionsfunktion, sen. Auch in den Agrarlandschaften eine große Zahl von Einzelmaßnahmen ■ Funktion als Lebensraum und Ar­ muß wieder für eine große Biodiversi- auf, deren Durchführung zunächst kon­ beitsort, tät gesorgt bzw. die biologische Vielfalt trolliert und dann aus Fördermitteln fi­ ■ Erholungsfunktion und erhalten w erden, sei es in Regionen m it nanziert werden muß. Ziel muß jedoch ■ Schutzfunktion für die Biologische überwiegender agrarischer Nutzung mittel- bis langfristig eine umweltver­ V ielfalt. oder in Regionen mit anderer Zielset­ trägliche Landbewirtschaftung sein, P riorität sollte in jedem Fall die Re­ zung (Dübener Heide). Im Projektbe­ die sich selbst tragen kann und nicht gulationsfunktion haben, denn darun­ reich sind geeignete Methoden zu dauerhaft auf Subventionen angewie­ terzählt der Schutz der Medien, z. B. die entwickeln, um Aussagen zur Funktion sen ist. Bildung sauberen Grundwassers, die und zur Struktur miteinander zu kop­ Dazu ist es erforderlich, alle Kompo­ Verhinderung von Bodenerosionen peln. nenten des Systems „Agrarlandschaf­ oder auch die Regulation des lokalen Für die Agrarlandschaften, gleich ten" zu betrachten und die Wechselwir­ Klimas. Die Berücksichtigung dieser welcher Beschaffenheit, wird eine dau­ kungen zwischen diesen Komponenten Aspekte stellt die Voraussetzung für die erhaft umweltgerechte Landnutzung zu beschreiben; ein Weg dazu kann die anderen Funktionen dar. Da zwischen angestrebt (M ühle 1995). Entspre­ Vorgehensweise des Wissenschaftli­ den Agrarlandschaften in Deutschland chende Leitbilder wurden entwickelt, chen Beirats der Bundesregierung Glo­ große Differenzen bestehen, wird es die für ländliche Kulturlandschaften bale Umweltveränderungen sein unterschiedliche Rangordnungen in gelten und folgende Aspekte umfassen: (WBGU 1993, 1994), der das System den übrigen Funktionen geben. In der ■ Intensive, aber umweltschonende „Erde" in allen Facetten betrachtet und Dübener Heide wird die agrarische Bewirtschaftung von Nutzflächen vor­ die Zusammenhänge zwischen Natur- Landnutzung der Auflockerung der wiegend auf Vorzugsstandorten; der und A nthroposphäre darstellt. Das be­ Landschaft dienen, die Erholungsfunk­ Anteil solcher Flächen am ländlichen deutet auch, Naturschutz nicht einsei­ tion dieser Landschaft hat Priorität vor Raum wird geringer sein als früher, aber tig auf die Erhaltung einiger Arten oder der Produktionsfunktion. Auf den Löß­ regionale Unterschiede aufweisen; Biotope zu beschränken, sondern standorten Sachsen-Anhalts und Sach­ ■ Aufbau eines Biotop-Verbundsy­ gleichzeitig den Boden, das Grund- und sens, den sogenannten Gunstböden, stems in der Agrarlandschaft; Oberflächenwasser sowie die Atmo­ wird dagegen die Produktionsfunktion ■ Wandel brachfallenderoderextensiv sphäre zu schützen. im Vordergrund stehen. Hier kommt es genutzter Flächen zu naturnahen Bio­ M ü lle r (1994) definiert Naturschutz auf die Einführung einer großflächig topen; w ie fo lg t: wirksamen umweltverträglichen Land­ ■ Ausgleichs- und Ergänzungsraum für „Vordringliche Aufgabe des Natur­ bewirtschaftung an. Stadt und Industrie; schutzes ist es, die heute noch lebenden Im Projektbereich wird die Verbin­ ■ Erholungs- und Freizeitmöglichkei­ Organismenarten zu erhalten (Arten­ dung der klassischen landschaftsökolo­ ten im ländlichen Raum. schutz), einen ganzheitlichen Schutz gischen Ansätze mit dynamischen Mo­ Um diese Leitbilder durchsetzen zu von Ökosystemen zu sichern (Gebiets-, dellen gesucht, um quantifizierbare können, bedarf es eines geeigneten Biotop- und Ökosystemschutz), natürli­ Aussagen zur Landnutzung und deren Indikatorensystems, das von einfachen che Faktoren als w ich tig e abiotische Be­ Einfluß auf den Landschaftshaushalt bis zu aggregierten Umweltindikato­ standteile von Ökosystemen (Wasser, und die Landschaftsfunktionen zu er­ ren reichen soll. Mit Hilfe dieser Indika­ Klima) vor Beeinträchtigungen zu be­ halten. Auf diese Weise werden sowohl toren sollen der aktuelle Zustand der wahren und die Flächennutzungen so die naturräumlichen Gegebenheiten Umwelt beschrieben werden, es sind zu beeinflussen, daß die funktionalen als auch die ökosystemaren Zusammen­ bestehende Umweltbelastungen zu Beziehungen der Lebensgemeinschaf­ hänge innerhalb der betrachteten Bei­ diagnostizieren, Trends in der Umwelt­ ten (Biozönosen) und die naturnahen spielsregionen berücksichtigt. belastung zu erkennen und die „Trag­

8 Mühle • Vorschläge zu einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung der Landwirtschaft fähigkeit" einer Landschaft zu be­ Auf die Brachesukzession haben fol­ schen Raum ist das Spektrum typischer stimmen. Die Ermittlung geeigneter In­ gende Faktoren Einfluß: Ackerwildkräuter vielerorts sehr ge­ dikatoren wird im Projektbereich eben­ ■ Vorfrucht, ring; oft herrschen unspezifische und fallsverfolgt. ■ Nährstoffgehalt des Bodens, weitverbreitete Vertreter vor. Das ist für Im folgenden sollen zwei im Projekt­ ■ S truktur des Bodens, eutrophe Böden typisch, während Bra­ bereich erarbeitete Ergebnisse vorge­ ■ Bewirtschaftungsform, chen auf mageren Standorten, vor al­ stellt werden, die zum einen über die ■ Zeitpunkt des Brachfallens. lem wenn sie von strukturreicher Vege­ Belastung des Bodens Auskunft geben, Die in Mitteldeutschland am weite­ tation umgeben sind, für den Arten­ zum andern das Problem der Sukzes­ sten verbreiteten Ackerwildkrautge­ schutzwichtig sein können. Auf solchen sion auf Brachen behandeln. Zur Quan­ sellschaften sind das Euphorbio-Melan- Standorten spielt weniger die Boden­ tifizierung der Stoffflüsse auf homoge­ drietumG. Müller 1964 sowie das Apha- bearbeitung als vielmehr die Vielfalt nen Arealen wird ein komplexes Pflan- no-Matricarietum Tx. 1937 em. Pas­ des Bodenmosaiks für die Artenvielfalt zen-Bodenmodell entwickelt, das die sarge 1957. Aufgrund der intensiven eine Rolle. Stoffein- und -austräge auf homoge­ Landbewirtschaftung sind diese Gesell­ Die Ergebnisse der Modellierung nen Arealen zu quantifizieren gestattet schaften jedoch häufig nur fragmenta­ des Stickstoff haushaltes auf großen Flä­ {Claus, Franko 1995; Franko, Oelschlä- risch ausgebildet und lassen sich als chen können zukünftig eine wichtige g e l 1993; Schenk, Franko 1993). spezifische, den intensiven Nutzungs­ Voraussetzung für die Einrichtung von Das in dieses Kom plexm odell einge­ methoden entsprechende neue Gesell­ Brachen zur Wiederherstellung einer hende Modell „CANDY" beschreibt die schaften ansprechen {Krumbiegel, reichen biologischen Vielfalt und damit Dynamik des Kohlenstoff- und Stick­ Klotz, Otte 1995). naturnäherer Strukturen sein, denn es stoffumsatzes im Boden sowie der Bo­ Im ersten Jahr der Brache bestimm­ lassen sich die Flächen m it einer g e rin ­ dentemperatur und des Bodenwasser­ ten Arten der Ackerbegleitflora die Zu­ gen Stickstoffversorgung gut erken­ gehaltes fürein Bodenprofil biszueiner sammensetzung der Vegetation, wäh­ nen. Damit ist eine der notwendigen Tiefe von zwei Metern. Die Erprobung rend sich ab dem zw eiten Jahr zwei- Voraussetzungen für eine große Biodi- dieses Modells zeigte für eine Reihe von und mehrjährige Ruderal- und Grün­ versität in der Agrarlandschaft erfüllt. Standorten mit unterschiedlichen Bö­ landarten durchsetzten und die kurzle­ den eine gute Übereinstimmung zwi­ bigen Ackerunkräuter verdrängten. Zusammenfassung schen den simulierten Ergebnissen und Das ist insofern problem atisch, als von den experimentell ermittelten Werten. den Ackerwildkräutern zahlreiche Ar­ Ca. 50 % der Landesfläche Deutschlands Um die vom Simulationsmodell ten in den regionalen Roten Listen sind agrarischen Flächen bzw. Agrar­ „CANDY" abgebildeten Bodenpro­ Vorkommen, während die zweijährigen landschaften zuzuordnen. Die Land­ zesse fü r ein größeres Areal a u f dem und ausdauernden Arten ausnahmslos wirtschaft zählt einerseits zu den Verur­ Löß-Schwarzerdestandort „Querfurter nicht gefährdet sind. Die Dauerbrachen sachern von Umweltbelastungen, an­ Platte" untersuchen und bewerten zu in den ausgeräumten fruchtbaren dererseits wird sie von diesen auch be­ können, wurde das Geographische In­ Agrarlandschaften werden jahrelang troffen. Daher ist das Nachdenken über formationssystem ARC/INFO für die von ausdauernden Ruderal- und rude- eine dauerhaft umweltgerechte Land­ Verwaltung und Auswertung von Da­ ralisierten Grünlandgesellschaften be­ nutzung unter Berücksichtigung von ten für territoriale Betrachtungen ver­ herrscht. Bis auf Sambucus nigra tre te n Aspekten des Natur- und Umweltschut­ wendet und mit „CANDY" gekoppelt. kaum Gehölze auf. zes angebracht. Es müssen Leitbilder in Von ARGINFO wurden eine topogra­ Für den Schutz der kurzlebigen Ak- Abhängigkeit von den natürlichen Ge­ phische Karte, die Ackerschläge abbil­ kerwildkräuter sind Rotationsbrachen gebenheiten entwickelt werden, an de­ det, mit einer Bodenkarte überlagert am effektivsten, da durch den Umbruch nen sich die Landbewirtschafter orien­ und auf diese Weise homogene Teil­ des Bodens und die Wiederbewirtschaf­ tieren können. Sie sollten für Umwelt- stücke („Patches") generiert. Für die tung nach der Brache die Etablierung und Naturschutz in der Agrarlandschaft wesentlichen Bodenformen wurden ty­ ausdauernder, konkurrenzstarker Ru- angemessen honoriert werden. In den pische Bodenprofile definiert. Für die deralarten verhindert wird. Dann kön­ verschiedenen Bundesländern existie­ Patches konnten in beliebigen Boden­ nen sich auch Populationen von Acker­ ren Förderprogramme, die von der För­ schichten bis 2 m Tiefe der Bodenwas­ wildkräutern stabilisieren oder sogar derung des integrierten Landbaus bis sergehalt, die Wasserbilanz sowie der vergrößern. Weiterhin dientdie Boden­ zu Maßnahmen zum Schutz der Kultur­ Nitratgehalt für frei wählbare Zeit­ bearbeitung nicht nur der Saatbettvor­ landschaft reichen. Beispiele werden räum e e rm itte lt w erden. Das sind Er­ bereitung für die Kultur-, sondern auch vorgestellt. gebnisse, die für den Landschaftshaus­ fü r die Begleitarten. Das steht a ller­ Zur Präzisierung bzw. wissenschaft­ halt eine wichtige Rolle spielen und die dings in Widerspruch zum Schutz der lichen Untermauerung von Land­ Belastung der Ackerböden mit Nitrat- Medien, da aus de ra rtig en Brachen eine schaftsplänen sind viele Facetten zu un­ Stickstoff anzeigen. große Menge an Nitrat-N in das Grund- tersuchen und miteinander in Bezie­ Ein weiterer wesentlicher For­ bzw. Oberflächenwasser ausgetragen hung zu setzen. Das reicht von der schungsschwerpunkt im Projektbereich werden kann {Schultheiß 1993). Hier Quantifizierung von Stoffflüssen, Kom­ ist die Beobachtung der Sukzession von muß eine sorgfältige Wichtung der ponenten des Landschaftshaushaltes Brachen {Krumbiegel, Klotz 1995; Ziele erfolgen. Auf Brachflächen im und Entwicklung von Landschaftsbe- Krumbiegel, Klotz, Otte 1995). ehemals intensiv genutzten mitteldeut­ wertungs- und Optimierungsverfahren

9 N NA-Berichte 2/96 in speziellen Regionen bis zur Untersu­ Der Rat von Sachverständigen von Thüringer Landesanstalt für Landwirt­ chung biozönotischer Strukturen. Dar­ U m w eltfragen. 176 S. schaft (TLL), 1994: EULANU Effi­ aus sollen Managementkonzepte für Korneck, D., Sukopp, H., in: Jedicke, E., ziente und umweltverträgliche Agrarlandschaften entwickelt werden. Frey, W., Hundsdorfer, M., Stein­ Landnutzung. Schriftenreihe Heft Die brachfallenden Flächen können als bach, E., 1993: Praktische Land­ 10. Jena. 107 S. Chance für die Schaffung naturnäherer schaftspflege. Grundlagen und Verordnung (EWG) Nr. 2078/92 DES Strukturen aufgefaßt werden. Es wer­ Maßnahmen. Ulmer, Stuttgart. S. 44. RATES vom 30. Juni 1992 für um­ den Ergebnisse zur Sukzession auf Bra­ Krumbiegel, A , Klotz, St., 1995: Bedeu­ weltgerechte und den natürlichen chen vorgestellt, aus denen auf die sich tung von Standort und Artenpoten­ Lebensraum schützende landwirt­ entwickelnden Zönosen geschlossen tial der angrenzenden Vegetation schaftliche Produktionsverfahren. werden kann. für die Entwicklung von Dauerbra­ Amtsblatt der Europäischen Ge­ chen. Archiv für Landschaftsfor­ meinschaften Nr. L 215/85 vom 30.7. Literatur schung und Naturschutz (im Druck). 92. Krum biegel, A., Klotz, St., Otte, V., V erordnung (EG) Nr. 762/94 DER KOM ­ A rlt, K., HU big, W., II hg, H., 1991: Acker­ 1995: Die Vegetation junger Acker­ MISSION vom 6. A p ril 1994 m it unkräuter - Ackerwildkräuter. Die brachen in Mitteldeutschland. Durchführungsbestimmungen zur neue Brehm-Bücherei A. Ziemsen- Tuexenia (im Druck). Flächenstillegung gemäß der Ver­ Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. M ühle, H., 1996: Sustainable Develop­ ordnung (EWG) Nr. 1765/92 des Ra­ Claus, 5., Franko, U., 1996: M odelling o f ment in Agricultural Landscapes. tes. Amtsblatt der Europäischen Ge­ Ecosystems. In: Hantschel, R. E. et al.: Symposiumbuch „Earth System m einschaften Nr. L 90/8 vom 7.4. 94. „Processes in Managed Ecosystems. Analysis". Springer-Verlag (im Wissenschaftlicher Beirat der Bundesre­ Spatial and Temporal Variability". Druck). gierung Globale Umweltverände­ Ecological Studies. Springer-Verlag M üller, R, 1994: Chancen fü r eine ö k o lo ­ rungen, 1993: Welt im Wandel: (im Druck). gisch zweckdienliche Kooperation. Grundstruktur globaler Mensch- Der Rat von Sachverständigen für Um- Integrierter Pflanzenbau Naturnut­ Umweltbeziehungen. Jahresgut­ weltfragen, 1994: U m w eltgutach­ zende Landwirtschaft. Rheinischer achten 1993. Economica-Verl., ten 1994. Für eine dauerhaft um­ Landwirtschaftsverlag GmbH, Bonn, Bonn. 224 S. weltgerechte Entwicklung. Bonn. Heft 9, 59-115. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesre­ Enquete-Kommission „Schutz der Erd­ Schenk, S., Franko, U., 1993: Kopplung gierung Globale Umweltverände­ atmosphäre" des Deutschen Bundes­ des Informationssystems CANDY an rungen, 1994: Welt im Wandel: Die tages, 1994: Schutz der grünen Erde. ein Geographisches Informations­ Gefährdung der Böden. Jahresgut­ Klimaschutz durch umweltgerechte system zur Bilanzierung der Stoff­ achten 1994. Economica-Verl., Landwirtschaft und Erhalt der Wäl­ flüsse. Berichte der Gesellschaft für Bonn. 263 S. der. Economica-Verl., Bonn. 702 S. Informatik in der Land-, Forst- und Franko, U., Oehlschlägel, B., 1993: Ernährungswirtschaft, Leipzig 5, CANDY. Schriftenreihe Agrarinfor­ 87-91. Anschrift der Verfasserin matik, Bd. 25: Simulationsmodelle Schultheiß, U., 1993: A rt der Begrünung zur Stickstoffdynamik. 99-110. von Rotationsbrachen und Konse­ Prof. Dr. Heidrun M ühle Ganzert, Chr., 1994: Umweltgerechte quenzen für den Gewässerschutz. UFZ- Umweltforschungszentrum Leip­ Landwirtschaft. Economica Verl., Verhandlungen der Gesellschaft für zig-Halle GmbH Bonn. 110 S. Ökologie Band 22., 22. Jahresta­ Projektbereich Agrarlandschaften Haber, W., Salzwedel, J., 1992: U m w elt­ gung Zürich 1992. Freising-Wei- PF 2 probleme der Landwirtschaft. Hrsg.: henstephan. 153-156. 04301 Leipzig

Die flankierenden Maßnahmen-ein Die agrarpolitischen Ziele habe ich in acht Punkten zusammengefaßt: Instrument zur nachhaltigen Rettung 1. Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Nah­ oder Erhaltung einer agrarkulturellen rungsmitteln. In Zeiten des Überflus­ ses und der Überproduktion in M it­ V ielfalt? teleuropa gerät dieses Ziel leicht in Vergessenheit. 2. Die Grenzen der tierartgerechten Von Rudolf Rantzau und umweltverträglichen Erzeu­ Ich möchte mit der Darstellung agrar­ w ill ich diese Ziele nutzen als Raster zur gung dürfen nicht überschritten politischer Ziele beginnen. Anhand die­ Bewertung der flankierenden Maß­ werden. Die Frage ist natürlich: Wo ser Ziele wird die Multifunktionalität nahmen; ein agrarpolitisches Instru­ liegen diese Grenzen? Was können der Landwirtschaft deutlich. Außerdem mentarium der Agrarreform. wir der Mitwelt zumuten? Was sind

10 Rantzau • Die flankierenden Maßnahmen-ein Instrument zur nachhaltigen Rettung oder Erhaltung einer agrarkulturellen Vielfalt?

wir unseren Mitgeschöpfen, den w il­ Landwirtschaft ohne Risiko für die Das heißt: Die Effizienz der 2078 ist den und den Haustieren schuldig? Umwelt ein hohes Maß an Freiräu­ zu beanstanden. 3. Erhaltung dörflicher Strukturen und men und Eigenverantwortung über­ 5. Es entsteht ein unvertretbar hoher Erhaltung der Funktionsfähigkeit lassen werden. administrativer Aufwand und ein ländlicher Räume. Vor diesem H intergrund drä n g t sich sehr hoher Kontrollaufwand. Ohne die bäuerliche Landwirtschaft die grundsätzliche Frage auf, ob denn Viele Auflagen sind schwer, manche verliert der ländliche Raum ein w irt­ die EU-VO 2078/92 wirklich das geeig­ gar nicht zu kontrollieren (z.B. die schaftliches, gesellschaftliches und nete Instrument ist, um den erwähnten Beschränkung der mineralischen N- kulturelles Element, das wesentlich Zielen gerecht zu werden. D üngungauf 80 kg/ha). Ich behaupte zu seiner Identität beiträgt. Die Frage beantworte ich mit einem sogar, daß so mancher A ntragsteller Der Verlust von Arbeitsplätzen im Nein: zum Betrug verleitet wird. ländlichen Raum führt zu erhebli­ 1. Über Erfolg und Mißerfolg der 6. Flächenbezogene Bewirtschaftungs­ chen sozialen und ökologischen Pro­ Agrarreform wird bekanntlich hef­ auflagen begrenzen die Entschei­ blemen (Verkehr). tig gestritten. dungsfreiheit der Landwirte erheb­ 4. Eine breite Streuung von Eigentum, Eines steht aber außer Frage: lich, u. U. sogar mit negativen Folgen auch von landwirtschaftlichem Die Unsicherheiten für die Landwirt­ für Natur und Umwelt. Grund und Boden, bedeutet gesell­ schaft haben sich mit der Agrarre­ Festgelegte Mähtermine können schaftliche und soziale Stabilität vor form deutlich vergrößert. z.B. zu einer zeitlichen Komprimie­ allem in den ländlichen Räumen. 2. Die finanzielle Ausstattung der 2078 rung des Wiesenschnittes und zu ei­ 5. Die Flächenstillegung hat sich als macht deutlich, daß sie nicht als ein ner Vereinheitlichung der Vegeta­ agrarpolitisches Instrument als un­ ernstzunehmendes Instrumenta­ tionsstadien und damit zu einer Ver­ tauglich erwiesen. rium zur Förderung einer flächen­ armung der Nahrungsvielfalt füh­ Niedersachsen strebt deshalb eine deckenden Extensivierung anzuse­ ren. flächendeckende Extensivierung an. hen sind. 7. Durch die einseitige Förderung des 6. Der Landwirt will langfristig nicht 3600MECU stehen fürdieJahre 1993 Anbaus ist die Gefahr der negativen von staatlichen Subventionen ab­ bis 1997 zur V erfügung (EU der 12). Beeinflussung unelastischer Märkte hängig sein. Das sind 2,5% des vervierfachten groß, z. B. fü r den M a rkt fü r Erzeug­ Insbesondere der Hofnachfolger AU-Agrarhaushaltes 1994 oder ca. nisse aus ökologischem Landbau. braucht verläßliche Zukunftsper­ 10,00 DM/ha und Jahr Ausgleichs­ Die flankierenden Maßnahmen las­ spektiven. Die bekommt er am ehe­ zahlung. M it 10 DM/ha läßt sich die sen aber eine Förderung der Nach­ sten, wenn seine Arbeit über seine Schieflage der EU-Agrarpolitik nicht frageseite nicht zu, wodurch es bäuerliche Arbeit entlohnt wird, ins Lot bringen. leicht zu einem Angebotsstau und also über den Preis. Ein Beispiel: G etreide w ird im m er damit zu einem Preisverfall für Bio­ 7. Die besten agrarpolitischen Zielset­ billiger und gewinnt an Konkur­ erzeugnisse kommen kann. zungen nützen wenig, wenn sie we­ renzkraft, das Grünland verliert. Es 8. Die flankierenden Maßnahmen sind der bezahlbar noch administrierbar ist also kein böser Wille, wenn Grün­ freiwillig. sind. land umgebrochen wird und Milch­ Eine flächendeckende Extensivie­ Es müssen Instrumentarien entwik- quote aus den klassischen Grünland­ rung läßt sich a uf fre iw illig e r Basis kelt werden, die sich m it dem Ziel der regionen abwandert. nicht erreichen, es sei denn, man Deregulierung und dem Zwang zur Diesen Trend können und sollten schraubt die Förderprämie in unbe­ Einsparung von Haushaltsmitteln wir nicht mit flächenbezogenen zahlbare Höhen. verbinden lassen. Förderprogrammen aufhalten. Das 9. Die Programme nach der 2078 sind Solche Instrumentarien gibt es, wie hieße, das Pferd von hinten aufzu­ wirkungslos auf Intensivstandorten z. B. die N-Steueroderein ökologisch zäumen. wie z. B. Vechta/Cloppenburg. Dafür ausgerichtetes EF-Programm. 3. Perspektiven werden durch die 2078 sind die kofinanzierbaren Förderbe­ 8. Die Agrarpolitik darf nicht zu einem für die Landwirtschaft nicht ge­ träge viel zu niedrig. weiteren Ausbau von Überwa­ schaffen, weil die Förderung i.d.R. 10. Dadurch, daß die Länder zur Umset­ chungsstrukturen führen. nach fünf Jahren endet. Längerfristi- zung der flankierenden Maßnah­ Die unternehm erische Freiheit des gere Programme können sich die men Kofinanzierungsmittel aufbrin­ Landwirtes sollte nur so weit unbe­ wenigsten öffentlichen Haushalte gen müssen, besteht die Gefahr, daß dingt erforderlich eingeengt wer­ leisten. flächenstärkere Bundesländer bzw. den. Was nach 5 Jahren passiert, kann Mitgliedstaaten der EU diese Mittel Wichtig ist in diesem Zusammen­ heute niemand versprechen. Mit nicht in gleichem Umfang aufbrin­ hang natürlich, daß die ökonomi­ großer Wahrscheinlichkeit verpufft gen können wie reichere Länder. schen Rahmenbedingungen stim­ die Wirkung eines fünfjährigen För­ Dies verstärkt das Auseinanderdrif­ men, so daß es sich fü r die Landw irte derzeitraumes vollständig. ten von arm und reich nicht nur in auch lohnt, umweltverträglich zu 4. Die Belastung der öffentlichen Haus­ der Bundesrepublik, sondern in ganz wirtschaften. halte durch die flankierenden Maß­ Europa. Auf der Grundlage solcher ökonomi­ nahmen sind hoch und die Wirkung Nach dieser Auflistung stellt sich die scher Rahmenbedigungen kann der ist relativ gering. Frage:

11 NNA-Berichte 2/96

Wo liegt eigentlich die Existenzbe­ Deshalb beziehen sich die Auflagen Lassen Sie mich nur folgendes sa­ rechtigung der 2078? im niedersächsischen Basispro­ gen: Sinnvoll läßt sich die 2078 m.E. nur gramm immer auf den gesamten Be­ Mit der Stickstoffabgabe kommt für die Erhaltung von kleinräumigen trieb bzw. auf ganze Betriebszweige man den eingangs erwähnten Zielen und besonders wertvollen Biotopen und nicht auf einzelne Flächen. ein großes Stück näher; und dies nicht und Flächen einsetzen. Auf diese Weise werden innerbe­ nur auf Teilflächen, sondern flächen­ Einem Auseinanderdriften der Ex­ triebliche Abläufe sehr viel weniger deckend. tensiv- und Intensivstandorte wird da­ reglementiert. Meine Schlußbemerkung lautet bei Vorschub geleistet. 3. Der Gesamtbetriebsansatz fü h rt u. a. also: Nun kann Niedersachsen sich nicht auch zu Vereinfachungen in der Ad­ Die 2078-Maßnahmen sind kein ge­ hinstellen und gar nichts tun nach dem ministration und in der Kontrollier- eignetes Instrument zur nachhaltigen M o tto : barkeit. Rettung oder Erhaltung der agrarstruk­ „Wenn der Zug in die falsche Rich­ Ich will meinen Beitrag nicht been­ turellen Vielfalt - sie sind eine Notlö­ tung fährt, dann muß auch jede Station den, ohne auf eine Alternative zu der sung. auf dieser Wegstrecke falsch sein." Agrarreform und damit auch zu den Die 2078-VO leistet keinen Beitrag Niedersachsen bietet Programme flankierenden Maßnahmen hingewie­ dafür, daß der Naturschutz seine histo­ nach der 2078 an, um drohende W ett­ sen zu haben. risch begründete Nutzerfeindlichkeit bewerbsnachteile von niedersächsi­ Wir kommen nicht an der Reduzie­ aufgibt, sondern animiert dazu, daß schen Landwirten fernzuhalten. Bei der rung des Betriebsmitteleinsatzes, ins­ neue detaillierte Bewirtschaftungsauf­ Programmentwicklung spielten in Nie­ besondere an Stickstoff, vorbei. Die lagen für die Landwirtschaft form uliert dersachsen drei Grundgedanken eine Stickstoffsteuer halte ich in diesem Zu­ w erden. besondere Rolle: sammenhang für das bessere Instru­ Die 2078 verhindert, daß die Land­ 1. Nicht der direkte Schutz von beson­ m entarium . wirtschaft und der Naturschutz ge­ ders wertvollen Flächen, bedrohten Damit keine Mißverständnisse auf- meinsam auf eine radikale Verände­ Arten oder Biotopen steht im Vor­ kom m en: rung der wirtschaftlichen und agrarpo­ dergrund des Basisprogramms, son­ Stickstoffsteuern und -abgaben sind litischen Rahmenbedingungen hinwir­ dern der Schutz einer Agrarstruktur, immer ein Instrument in Verbindung ken die aufgrund ihrer Organisations­ mit anderen Instrumenten und Maß­ -u n d das finde ich mehrals schade. form die besseren Voraussetzungen nahmen der Agrarpolitik, sie sind keine für umweltgerechtes Wirtschaften Allzweckwaffe. mitbringt. Der Schutz von bedrohten Ohne einen wirksamen Außen­ Anschrift des Verfassers Tier- und Pflanzenarten, von wertvol­ schutz z.B. ist keine Stickstoffsteuer len Kulturlandschaften wird zu ei­ denkbar. Dipl.-Ing. agr. Rudolf Rantzau nem wertvollen Nebenprodukt. Auf die vielen Argumente, die für Niedersächsisches Ministerium für 2. Die unternehm erische Freiheit des eine Stickstoffabgabe sprechen, kann Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landwirtes soll nicht mehr als not­ ich wegen der Kürze der Zeit nicht ein- Calenberger Straße 2 wendig eingeengt werden. gehen. 30169 Hannover

M eyer 1983, M ahn 1986, Pfadenhauer Zur Regeneration von Biozönosen 1988, Stern 1990, Knauer 1993). Inzwi­ belasteter Agrarökosysteme - schen wird die konventionelle Intensiv­ landwirtschaft auch ökonomisch zu­ nehmend in Frage gestellt, da für fast Ergebnisse aus dem Projekt STRAS alle in der Bundesrepublik bedeutsa­ men Kulturen eine Überproduktion be­ unter besonderer Berücksichtigung steht (Hamplcke 1991). Vor allem die der Segetalvegetation immensen Kosten dieser Überproduk­ tion (Administration, Lagerung, Export, Vernichtung) leiteten einen Umdenk­ von Armin Bischoff prozeß ein, der 1988 zu den ersten EG- Extensivierungsprogrammen führte. Im 1. Einleitung ten Belastung von Agrar- und benach­ Bewußtsein der Belastung von Agrar­ barten Ökosystemen, wie z. B. Verunrei­ ökosystemen durch die intensive Land­ Die Intensivierung der landwirtschaftli­ nigungen von Grund- und Oberflächen­ bewirtschaftung und der sich aus dem chen Produktion hat zu einer erhebli­ wasser, Erosion und Bodenverdichtung ökonomischen Zwang zur Produktions­ chen Zunahme der flächenbezogenen sowie nicht zuletzt mit einem beträcht­ minderung ergebenden Chance für Erträge geführt. Erkauft wurde dieser lichen Schwund von Arten und Lebens­ eine Extensivierung rückt die Frage Ertragszuwachs jedoch mit einer erhöh­ gemeinschaften (vgl. Heydemann und nach den Möglichkeiten und Grenzen

12 Bischoff • Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS einer ökologischen Regeneration und tersuchungen zurück, diejenigen zu Bo­ Platte 15 km südwestlich von Halle den effektivsten Steuerungsmechanis­ denorganismen (5) und epigäischer (Saale). Ihre Böden sind fruchtbare Löß­ men zur Beschleunigung des Regenera­ Fauna (6) basieren auf den Teilberich­ schwarzerden (Ackerzahl 94). Entspre­ tionsprozesses in den M ittelpunkt. Hier ten von Rosche et al. (1995) und Witsack chend ist das Gebiet durch intensive Ak- setzt das Projekt STRAS an: et al. (1995). Letztere enthalten auch kernutzung mit einem geringen Anteil ausführliche Angaben zu den Metho­ naturnaher Landschaftselemente ge­ ST rategienzur den (zur Phytozönose vgl. M ahn und prägt. Die Flächen gehören mit m ittle­ R egeneration belasteter Bischoff 1995), deren Beschreibung hier ren Jahresniederschlägen von unter 500 A grarökosysteme des m itteldeutschen auf das zum Verständnis notwendige mm (Bad Lauchstädt: 492 mm) zum S chwarzerdegebietes Minimum beschränkt bleibt. Die Unter­ „Mitteldeutschen Trockengebiet". Im suchungen zur Biozönose konzentrier­ Untersuchungszeitraum (1992-1994) Unter Regeneration soll dabei die ten sich auf die Hochlastsysteme und lagen die Niederschläge etwas über Wiederherstellung der Regulations­ eine in Teilen langjährig ohne Pflanzen­ dem Durchschnitt. 1992 konzentrierten und Lebensraumfunktion von Agrar­ schutzmittel bewirtschaftete Dauerver­ sie sich jedoch in der V egetationspe­ ökosystemen unter Erhaltung ihrer Pro­ suchsfläche mit „standorttypischer" riode auf wenige Starkregenfälle, die duktionsfunktion verstanden werden Artenzusammensetzung. Unter stand­ von langen Trockenperioden unterbro­ (A uge und M ahn 1994). Als Modell für orttypisch soll im folgenden eine Arten­ chen wurden. Zudem waren wie auch belastete Agrarökosysteme dienten kombination (vor allem Phytozönose) 1994 Einstrahlung, Temperatur und Flächen, die durch ihre zeitweilige Ver­ verstanden werden, die noch die klima- entsprechend die Evaporation sehr wendung als Gülle- und Stallmistdepo­ tisch-edaphischen Bedingungen kenn­ hoch (Körschens und M ahn 1995). nien extrem eutrophiert waren. Solche zeichnet und nicht durch intensive Deponien, die keine Sicherung gegen Pflanzenschutz- und Düngungsmaß­ 2.1 Bewirtschaftete Hochlastfläche horizontale und vertikale Stoffausträge nahmen von ihnen e n tko p p e lt ist. Bei (Bad Lauchstädt) besaßen, waren vor 1990 im östlichen identischer Bewirtschaftung (ein­ Teil Deutschlands häufig in der Nähe schließlich Verzicht auf Pflanzenschutz) Die Fläche diente von 1962 bis 1983 als von größeren Tierproduktionsanlagen sind aufgrund einer weitgehenden Lagerstätte für Stallmist und Gülle aus zu finden (Stern 1990). Vergleichbare Übereinstimmung der übrigen Stand­ der Massentierhaltung eines benach­ intensiv begüllte Ackerflächen sind je­ ortfaktoren mit Absinken der Boden­ barten landwirtschaftlichen Betriebes. doch auch aus der alten Bundesrepublik nährstoffgehalte auch auf der bewirt­ Seit 1984 erfolgt eine ackerbauliche bekannt (z. B. Raum Vechta-Osnabrück: schafteten Hochlastfläche sehr ähnli­ Nutzung ohne Düngung (Ausnahme B ernhardt et al. 1991, G rote 1991). Von che Lebensgemeinschaften zu erwar­ 1993: 100 kg N/ha zur Kulturart Mais). den im Rahmen des STRAS untersuch­ ten. Die bei ackerbaulicher Nutzung Von 1987 bis 1990 wurden Pflanzen­ ten 2 Hochlastflächen wurde eine nach und Verzicht auf Agrochemikalien ein­ schutzmittel (einschl. Herbizide und In­ Beendigung der Deponietätigkeit wie­ setzenden Veränderungen der Biozö­ sektizide) eingesetzt. Mit Beginn der der unter vorübergehend hohem Auf­ nosen werden dem mit der Stillegung Voruntersuchungen im Projekt STRAS wand an Pflanzenschutzmitteln acker­ des zw eiten Hochlastsystems einsetzen­ w urde 1991 auf einem Teil der Fläche (B baulich genutzt und einefiel brach. Auf den Sukzessionsprozeß gegenüberge­ in Abb. 1) eine einjährige Brache mit standörtlich vergleichbaren Dauerver­ stellt. Daraus ergeben sich folgende Selbstbegrünung eingeführt. Ein wei­ suchsflächen (igs. 3) m it verschiedenen, zentrale Fragestellungen: terer Teil der Fläche wurde alternativ konstant gehaltenen Belastungsgrö­ 1. W ie hoch Ist die den P rim ärprodu­ dazu mit Sommergerste bestellt. Die ßen (min./org. Düngung, Pflanzen­ zenten in der Vegetationsperiode Fruchtfolge lautete während des Un­ schutzmittel) und -stufen wurden unter zur Verfügung stehende Stick­ tersuchungszeitraums: Brache/Som- den spezifischen Bedingungen des m it­ stoffmenge? mergerste - Winterweizen - Mais - teldeutschen Schwarzerdegebietes gül­ 2. Mit welcher Geschwindigkeit er­ Sommergerste. tige Belastbarkeitsgrenzen herausge­ folgt eine Anpassung der Biozöno­ Abbildung 1 macht deutlich, daßein arbeitet. Sie ermöglichten eine Beurtei­ sen an die veränderten Bewirtschaf­ Gradient im Boden-Stickstoff-Gehalt lung von Verlauf und Geschwindigkeit tungsbedingungen (Pflanzenschutz­ vorliegt, dem im folgenden durch eine des Regenerationsprozesses der Hoch­ mittel) und Nährstoffverhältnisse? getrennte Betrachtung eines höher be­ lastsysteme. Untersuchungsschwer­ 3. Welche Faktoren beeinflussen die lasteten (G2, Nt-G ehalt >0,27) und eines punkte waren: Geschwindigkeit dieser Verände­ geringer belasteten Bereichs (G1, Nt- ■ Stickstoff-und Kohlenstoffhaushalt rungen? Gehalt 0,27) Rechnung getragen wird. ■ Struktur und Dynamik von Orga­ 4. Welche Steuerungsmaßnahmen kön­ Die Versuchsfläche ist in ein Raster aus nismengemeinschaften. nen den Prozeß beschleunigen-sind 105 Parzellen ä 25 m2 eingeteilt. Auf den ersten Punkt kann in die­ vorübergehende oder dauerhafte sem Beitrag nur kurz eingegangen wer­ Flächenstillegungen sinnvoll? 2.2 Stillgelegte Flächen den (A bschnitt 3). Dazu sei a uf den (Bad Lauchstädt) kürzlich publizierten Projektabschluß­ 2. Untersuchungsflächen bericht verwiesen (Körschens und Die Deponietätigkeit wurde von 1984 M ahn 1995). Die Ausführungen zur Die Untersuchungsflächen liegen im bis 1989 auf einem 200 m entfernten Phytozönose (4) gehen auf eigene Un­ Bereich der flachwelligen Querfurter Ackerschlag fortgesetzt. Nach einmali-

13 Bischoff • Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS

B B B B B 4. Phytozönose 91 9 2 9 3 9 4 9 5 9 6 9 7 9 8 10 0 101 102 103 l l ° 5 4.1 Struktur und Artenzusammenset­ 7 6 7 7 7 8 7 9 8 0 81 8 2 8 5 8 6 8 7 8 9 9 0 zung (bewirtschaftete Flächen)

61 6 2 6 3 64 6 5 6 6 6 7 6 9 7 0 71 72 73 7 4 7 5 Abbildung 2 veranschaulicht zwei we­ sentliche Wirkungen eines erhöhten 46 49 5 0 51 .52 5 3 55 5 6 5 8 5 9 6 0 • Angebotes von Stickstoff auf Agrar- ' ' I : 3 Phytozönosen: 31 3 2 3 3 34 3 5 3 6 3 7 3 8 44 43 45 (1) Die Zunahme der Stoffproduk­ tion (oberirdische Biomasse von Kultur- 16 17 18 19 2 0 21 2 2 2 3 24 2 5 2 6 2 7 2 8 2 9 3 0 und Segetalpflanzen), (2) Die Verringerung der Einstrah­ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 lung in den Bestand. Die Konsequenz ist für viele Sege- talarten eine zunehmende Lichtkon­ □ <0,20 □ 0,20-0,23 | 10,24-0,27 B f 0,28-0,31 H>0,31 kurrenz (vgl. Bornkam m 1961, Strot- Abb. 1. Bodenstickstoffgehalt (Nt in %, 0-20 cm) der bewirtschafteten Hochlastfläche; hori­ drees 1992). Auffällig sind dabei die zontale Verteilung (12. 08. 1992), Daten von A. Pefferkorn (unpubliziert); B: Streifen, die für großen Unterschiede zwischen den ein­ ein Jahr (1991) brach lagen (Selbstbegrünung). zelnen Versuchsjahren. Eine sehr hohe Stoffproduktion im Mais (1993) führte gern Anbau von Silomais wurde diese riante die Mineralisation aus dem im­ zu einer Reduktion der relativen photo­ Fläche stillgelegt. Als Kontrolle diente mer noch hohen organischen N-Vorrat synthetisch aktiven Einstrahlung (PhAR) eine bis 1990 landwirtschaftlich ge­ den Pflanzenentzug sogar übersteigt auf z.T. u nter 1 %. A u fg ru n d des ungün­ nutzte Fläche (praxisübliche, konven­ (vgl. Juli-Werte in Tab. 1). Zudem lagern stigen Witterungsverlaufes und eines tionelle Bewirtschaftung), die nach Si­ in größeren Bodentiefen, die durchaus verspäteten Aufgangs der Kulturart lomaisanbau ebenfalls brachfiel. noch von den Pflanzenwurzeln erreicht Winterweizen (Januar) lag die Gesamt­ werden, noch beträchtliche N-Mengen. biomasse 1992 unter dem Wert von 2.3 Dauerversuchsfläche Untersuchungen zum pflanzlichen 1994 (Sommergerste). In Abhängigkeit (E tzd o rf) Stickstoffentzug deuten insgesamt auf vom Konkurrenzverhältnis zwischen eine höhere N-Verfügbarkeit auf der Kultur- und Segetalarten wurde die Die Dauerversuchsfläche wurde 1976 bewirtschafteten Hochlastfläche hin Stoffproduktion der Segetalzönose auf der 10 km von Bad Lauchstädt ent­ (Körschens und M ahn 1995). Die durch eine bessere N-Versorgung zum fernten Lehr- und Forschungsstation G1-Parzellen weisen jedoch zum Teil Teil erhöht, zum Teil verringert. Etzdorf der Universität Halle für kom­ bereits geringere N-Entzüge auf als die Im Vergleich von Hochlast- und plexere ökologische Untersuchungen N80-Variante. Aufgrund des fehlenden Dauerversuchsfläche w ird die sich aus eingerichtet. Variiert werden hier in ei­ Biomasseentzuges und der späteren den Bodenuntersuchungen ergebende ner teilrandomisierten Blockanlage Einstellung der Deponietätigkeit wa­ Einschätzung zur Pflanzenverfügbar­ Düngung und Herbizideinsatz. Die ren auf der stillgelegten Hochlastfläche keit des Stickstoffs bestätigt. Die Stoff­ Fruchtfolge ist seit 1991 m it der a u f der noch extrem hohe Mengen anorgani­ produktion ist auf der Hochlastfläche bewirtschafteten Hochlastfläche (ein­ schen Stickstoffs im Boden nachweis­ insgesamt höher, Unterschiede zwi­ schließlich der einjährigen Brache auf bar. Auf beiden belasteten Flächen schen der gedüngten Variante der einem Teil der Fläche) identisch. besteht nach wie vor ein hohes Aus­ Dauerversuchsfläche (N80) und dem Düngungsvarianten: waschungsrisiko, das unter den gege­ G1-Bereich der Hochlastfläche lassen NO: keine Stickstoffdüngung benen klimatisch-edaphischen Bedin­ sich jedoch nicht mehr absichern. Glei­ N 80: 80-120kgN/ha gungen stark von den Niederschlägen ches gilt für den Lichteinfall in den Be­ abhängt. stand: Eine Betrachtung der zeitlichen 3. N-Haushalt

Auf der bewirtschafteten Hochlastflä­ Tab. 1. Nan-Gehalte des Bodens (kg/ha); zusam mengestellt aus Körschens und Mahn (1995); che (G1, G2) sind die Boden-Nan-Gehalte ergänzt um unpubl. Daten von A. Pfefferkorn (1986) (pflanzenverfügbarer Stickstoff) in der Zeitpunkt Tiefe Hochlastflächen Dauerversuchsfläche Krume bereits auf das Niveau der Dau­ (cm) Brache [ Gl G2 NO N80 erversuchsfläche (NO, N80) abgesunken 1 05/1986 0-20 1 58,5 112,3 (Tab. 1). Ein Vergleich der den Pflanzen tatsächlich zur Verfügung stehenden 05/1992 0-20 306,2* 15,1 18,2 16,9 57,6 1 N-Menge ist jedoch problematisch, da 07/1992 0-20 1 30,1 51,2 14,7 20,8 der leicht verfügbare Mineraldünger in 1992/1993 0-100 1807,6 345,3 1412,3 41,8 51,1 der N80-Variante schnell verbraucht wird, während vor allem in der G2-Va- * 0-30 cm

14 Bischoff ■ Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS

Abb. 2. Gesamtbiomassen Biomasse (g/m2) Lichtgenuß (% PhAR) (schwarz: Anteil der Segetal- 2500 z ö n o s e ) u n d L ic h tg e n u ß (% 2000 photosynthetisch aktive Strahlung) m it 95 % Konfi­ denzintervallen; jeweils Höhepunkt der Vegetations­ entwicklung.

1992 1993 1994 1992 1993 1994

Dynamik (vgl. M ahn und B ischoff 1995) mit Ausnahme von Descurainia sophia spezifische Arten vor, so daß eine Ein­ weist sogar einen phasenweise höhe­ (Gemeine Besenrauke) auf der Hoch­ ordnung der Zönosen auf Assoziations­ ren Lichtgenuß für den G1-Bereich lastfläche zurücktreten. Pflanzensozio­ ebene nicht möglich war. Ritschel-Kan- nach. Die Stoffproduktion der Segetal- logisch kann die Segetalvegetation del (1988) und Oesau (1990) berichten zönose lag 1992 als Folge eines erheb­ d o rt nur als Fragmentgesellschaft eines von einer sehr geringen Wiederbesied­ lich geringeren Bodensamenvorrates Euphorbio-Melandrietum bezeichnet lung durch regional seltene Pflanzenar­ auf der Hochlastfläche deutlich niedri­ werden, während auf der Dauerver­ ten in großflächig intensiv genutzten ger-wahrscheinlich in erster Linie eine suchsfläche eine kennartenreiche Aus­ Gebieten. Einen Erklärungsansatz für Nachwirkung der vorangegangenen bildung dieser Gesellschaft (Rasse von diese scheinbar gegensätzlichen Unter­ Herbizideinsätze. Bereits 1993 wurden D. sophia) auftritt. suchungsergebnisse liefern die unter jedoch höhere Biomassen als auf der Die Literaturangaben zur Regenera­ 4.2 dargestellten Untersuchungen. Dauerversuchsfläche erreicht. tion von Segetalzönosen nach vormals Angesichts der weitgehend zurück­ Im Gegensatz zu Stoffproduktion intensiver Nutzung sind unterschied­ gegangenen N-Belastung auf der Hoch­ und Lichtgenuß zeigt die Artenzusam­ lich. In Begleituntersuchungen zu lastfläche ist auch der erheblich höhere m ensetzung nur eine geringe Überein­ Ackerrandstreifenprogrammen wurde Anteil an Stickstoffzeigern in allen Ver­ stim m ung (Tab. 2). Die nach Deckungs­ häufig eine vergleichsweise schnelle suchsjahren bemerkenswert. Innerhalb grad gewichteten Gemeinschaftskoef­ Ausbildung standorttypischer Segetal­ des Versuchszeitraums läßt sich dabei fizienten (Mittelwerte aus 10-12 Auf­ zönosen festgestellt (Schumacher 1980, kein einheitlicher Trend feststellen. Die nahmen) liegen nur bei 20 %. Dabei ver­ O tte et al. 1988). Auch in Untersuchun­ großen Schwankungen zwischen den größert sich die Übereinstimmung auch gen von Hurle et al. (1988) und O tte Versuchsjahren sind das Ergebnis von dann nicht, wenn nur die N80- und die (1990) entwickelte sich nach dem Über­ mit dem Wechsel der Kulturart verbun­ G1-Variante verglichen werden. Unter­ gang zu extensiver Nutzung rasch wie­ denen Fluktuationen (vgl. van Elsen teilt man die Arten in ökologisch-sozio­ der eine artenreiche Zönose, z.T. auch 1994), da viele N-Zeiger vorzugsweise logische Gruppen (nach H ilb ig und mit einer hohen Stetigkeit von Asso­ sommerannuell sind. Die N-Zeiger besit­ Voigtländer 1984), so fä llt auf, daß vor ziationskennarten. Schm idt et a\. (1995) zen wegen der guten Entwicklungsbe­ allem die eigentlich für Lößschwarzer­ fanden im Rahmen des Göttinger dingungen in der Vergangenheit noch den dieser Region typische Euphorbia INTEX-Projektes (vgl. Beitrag G e ro w itt einen hohen Bodensamenvorrat, so daß exigua (Kleine Wolfsmilch)- und Silene in diesem Heft) nach vier Jahren von einer „generativen Persistenz" n o ctiflo ra (Acker-Leimkraut)-Gruppe Extensivierung nur wenige standort­ (Fischer 1987) gesprochen werden kann.

Tab. 2. Artenzusammenset­ 1992 (Winterweizen) 1993 (Mais) 1994 (Sommergerste) zung der Segetalzönosen DV HL DV HL DV HL von bewirtschafteter Massengem.- Hochlast- (HL) und Dauer­ 18,0 27,3 15,9 koeffizient* versuchsfläche (DV) S.noctiflora- 23,23 % 7,01 % 14,46% 2,22 % 24,12% 8,33 % E.exigua-Gruppe

N-Zeiger 18,62% 39,71 % 33,49 % 51,15% 21,54% 41,72% (N-Zahl>7)3 Dominanzart F. convolvulus Desc. sophia F. convolvulus Sol. nigrum Cirs. arvense Ch. ficifolium (% Ges.-deckung) (19,3) (37,4) (27,1) (47,8) (20,2) (18,9)

1 = 2c/(a+b)* 100; c: minimaler Deckungsgrad gemeinsamer Arten; a: Hochlastfläche, b: Dauerversuchsfläche 2 nach Hilbig & Voigtländer (1984): Avena fatua, Descurainia sophia, Papaver rhoeas, Silene noctíflora, Veronica polita (auf beiden Flächen vorkommend); Chaenorhinum minus, Consolida regalis, Euphorbia exigua, Lithospermum arvense (nur Dauerversuchsfläche)

3 nach Ellenberg (1992); Arctium tomentosum, Artemisia vulgaris, Chenopodium hybridum, Echinochloa crus-galli, Galium aparine, Hyoscyamus niger, Matricaria maritima, Mercurialis annua, Poa annua, Polygonum lapathifolium, Rumex obtusifolius, Senecio vulgaris, Solanum nigrum, Sonchus oleraceus, Stellaria media, Taraxacum officinale, Urtica urens (auf beiden Flächen vorkommend); Ballota nigra, Malva neglecta (nur Hochlastfläche)

15 Bischoff ■ Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS

Abb. 3. M ittlere Artenzahl mittlere Artenzahl (/100 m2) Evenness (%) (schwarzer Teil der Säulen 40 100 beschreibt m ittlere Artenzahl 35 80 in 0,25 m2 (Aufnahmeflächen) 30 u n d E v e n n e s s m it 9 5 % K o n ­ 25 60 fidenzintervallen. 20 15 40 10 20 5 0 0 1992 1993 1994 1992 1993 1994

□ NO 0 N80 □ Gl S G2 Dauerversuchsfläche Hochlastfläche

Neben der qualitativen Zusammen­ immer im Bodensamenvorrat vertreten duen eine deutlich höhere Diasporen­ setzung war auch die Häufigkeitsvertei­ sind (z.B. Rumex crispus, Ballota nigra, produktion auf, die diesen negativen lung der Arten sehr unterschiedlich. Sisymbrium officinale, Urtica diolca, Stickstoffeffekt kompensiert. Resultat Tabelle 2 macht bereits deutlich, daß in Arctium tomentosum, Artemisia vul­ war häufig eine höhere Nettorepro­ keinem Versuchsjahr auf beiden Flä­ garis). Sie sind d ort konkurrenzschwach d u ktio n . Sie bezeichnet die pro au fg e ­ chen dieselbe Art dominierte. Die Even­ (außer Artem isia 1994), gelangen in der laufenem Individuum produzierte Dia­ ness (Grad der Gleichverteilung) zeigte Regel nicht zur Reproduktion und tre­ sporenzahl und istdamitein geeignetes hingegen weitgehende Übereinstim­ ten nur in geringen Artmächtigkeiten Maß für die Fitness. Gegenüber der mung (Abb. 3, rechts). Lediglich 1993 auf. Entsprechend ist auch die Arten­ „net reproductive rate" nach Silver- war aufgrund der hohen Dominanz von vielfalt in kleineren Aufnahmeflächen to w n und Doust (1993) bleiben jedoch Solanum nigrum (Schwarzer Nacht­ (0,25 m2, schwarze Bereiche der Säulen Verluste, die vor dem Auflauf auftre- schatten) auf der Hochlastfläche eine in Abb. 3, links) deutlich geringer als a uf ten, unberücksichtigt. deutlich verringerte Evenness zu er­ der Dauerversuchsfläche. L. arvense und C. album zeigten auf kennen. Unter Einbeziehung der Kul­ der Dauerversuchsfläche mit Aus­ turart (vgl. Schm idt et al. 1995) ergibt 4.2 Populationsbiologie ausgewählter nahme von 1993 (Mais) eine positive sich hier jedoch für alle Versuchsjahre Arten (bewirtschaftete Flächen) Reaktion auf die Stickstoffdüngung. eine im Vergleich zur Dauerversuchsflä­ Bemerkenswert ist dabei, daß L. ar­ che geringere Evenness. Zur Kausalanalyse von Unterschieden in vense 1992 und 1994 auch in gedüng­ Überraschend ist, daß d\e Artenviel­ der Artenzusammensetzung und von ten Beständen eine höhere Fitness be­ fa lt im Hochlastsystem in der Größen­ Faktoren, die die Geschwindigkeit ihrer saß als C. album . Entscheidend für die ordnung (z.T. sogar höher) wie die der Veränderung beeinflussen, wurden po­ Effizienz der N-Nutzung waren dabei Dauerversuchsfläche liegt, während in­ pulationsbiologische Untersuchungen der Auflaufzeitpunkt und die Fähig­ nerhalb der Flächen (im Vergleich von an einer in beiden Systemen häufigen keit, sich einer Lichtlimitierung durch N0/G1 gegenüber N80/G2) der erwar­ (Chenopodium album [Weißer Gänse­ verstärktes Längenwachstum zu entzie­ tete negative Einfluß einer besseren fuß]) und einer auf der Hochlastfläche hen (Bischoff und M ahn 1995). Auf der N-Versorgung (vgl. Strotdrees 1992, fehlenden Art (Lithospermum arvense Hochlastfläche zeigte C. album eine ge­ K ulp 1993) abgesichert werden konnte [Acker-Steinsame]) durchgeführt. Für ringere Nettoreproduktion als auf der (Abb. 3, links). Die unerwartet hohe Ar­ beide Arten wurde bei besserer N-Ver- Dauerversuchsfläche, ist jedoch insge­ tenvielfalt ist auf die Persistenz einer sorgung eine Zunahme der Mortalität samt auch hier mit einer stabilen Popu­ Reihe von Arten mit ruderalem Verbrei­ und damit eine geringere Übergangs­ lation (vgl. auch Diasporenbank, Tab. 3) tungsschwerpunkt zurückzuführen, die wahrscheinlichkeit in die reproduktive vertreten. Die deutliche Förderung von sich im Zeitraum der Deponietätigkeit Phase festgestellt (Tab. 3). Zumeist w ie ­ L. arvense durch die N-Düngung auf der angesiedelt haben dürften und noch sen jedoch die überlebenden Indivi­ Dauerversuchsfläche spricht dafür, daß

Tab. 3. „Fitness" von Chenopo­ Var. 1992 (Winterw.) 1993 (Mais) 1994 (Sommergerste) dium album und Lithospermum pR R0 pR Ro pR Ro A uflauf D.-bank arvense; pR: Übergangswahr­ C. album scheinlichkeit in die reproduktive NO 0,97 79,6 0,36 1481,1 0,63 2,3 76,0 5999 Phase, R0: Nettoreproduktion N80 0,97 305,4 0,28 298,6 0,58 13,4 45,2 4464 (vgl. Text); Auflauf und Diaspo- Gl 0,10 0,4 0,40 127,1 0,13 0,9 27,0 2170 renbank (0-30 cm) auf 1 m2 bezo- G2 0,05 1,0 0,05 0,3 0,13 0,1 20,0 853 g e n L. arvense NO 1,00 356,2 1,00 200,0 1,00 18,0 0,5 <47 N80 0,97 462,2 0,92 85,0 0,89 31,2 1,4 =47

16 Bischoff • Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS auch diese Art auf der Hochlastfläche Tab. 4. Das Auftreten von auf der Artname Distanz (km) Zahl Fundorte existieren kann. Gleiches gilt für Papa- Hochlastfläche fehlenden oder nächster F. bis 1 km ver rhoeas (Klatsch-Mohn) und Silene sehr seltenen standorttypischen igs. N>50 igs. N>50 noctíflora (Acker-Leimkraut) als wei­ Arten in der näheren Umgebung tere typische Arten des Euphorbio- 1992-1994; N <50: Populationen Anagallis arvensis 0,01 0,3 7 4 Melandrietum, die sich in der N80-Va- m it m e h r als 5 0 In d iv id u e n Chaenorhinum minus 0,40 - 1 0 riante erfolgreich behaupten konnten Consolida regalis 0,02 0,5 9 2 (zu S. noctíflora vgl. auch Schuboth und Euphorbia exigua 1,00 - 1 0 M ahn 1994). Lathyrus tuberosus1 0,20 0,7 2 8 Welche Gründe g ib t es also fü r das Lithospermum arvense 0,05 0,5 7 5 Fehlen bzw. nur sporadische Auftreten Papaver rhoeas 0,00 0,2 26 10 dieser Arten im Hochlastsystem? Um zu Silene noctiflora 0,00 1,0 6 2 testen, wie hoch die Fitness von L. ar- Veronica polita 0,00 0,9 9 4 vense auf der Hochlastfläche ist, wur­ den 1993 45 Pflanzen am Westrand 1 ist bislang auch auf der Dauerversuchsfläche nicht aufgetreten (Parzelle 61 in Abb. 1) eingesetzt. Sie zeigten - mit einem Entwicklungsvor­ sporenreife bis zur K u ltu ra rte rn te nur (Glanz-Ehrenpreis) wurden nur verein­ sprung gegenüber der Kulturart Mais um maximalO, 5 m transportiert wurden zelt (max. 4 Individuen) und auch nicht ausgestattet - eine hohe Diasporen­ (Abb. 4). Durch die nachfolgenden Ern­ in jedem Jahr auf der Hochlastfläche p ro duktion. Bei insgesamt ca. 7500 aus­ te- und Bodenbearbeitungsmaßnah­ nachgewiesen. Derart kleine Populatio­ gestreuten keimfähigen Diasporen men erfolgte bis 1995 eine Ausbreitung nen sind mit einem hohen A uslö­ (Keimtests an Stichproben) lief im Fol­ um 2,5 m. Nach Schneider et al. (1994) schungsrisiko behaftet. M a tth ie s ( 1991) gejahr nur eine Pflanze auf. Die wen­ verfügen nur wenige gefährdete schätzt bereits Melampyrum arvense dende Bodenbearbeitung führte si­ Segetalarten über Mittel zur Fernaus­ (Acker-Wachtelweizen)-Populationen cherlich zu einer Verlagerung eines breitung (>100 m). Die Angaben bei von weniger als 100 Individuen als Großteils der Teilfrüchte in tiefere Bo­ Müller-Schneider (1986) machen deut­ durch stochastische Effekte gefährdet denschichten (vgl. Bauermeister 1983, lich, daß dies unter Ausschluß der Aus­ ein. Cousens und Moss 1990). Nach Svensson breitung mit dem Saatgut auch auf alle und W igren (1986) ist ein Auflauf nur bislang auf der Hochlastfläche fehlen­ 4.3 Auswirkungen einer einjährigen aus einer maximalen Bodentiefe von den Arten zutrifft. Brache (Selbstbegrünung) 3 cm möglich. Aber auch im übernäch­ Tabelle 4 zeigt, daß diese Arten sten Jahr (1995) konnten nur 26 Keim­ zwar in der näheren Um gebung der Die einjährige Brache führte auf den linge gefunden w erden. L. arvense baut Hochlastfläche zu finden sind. Die bewirtschafteten Flächen erwartungs­ demnach wahrscheinlich nur eine mit­ meisten Fundpunkte, vor allem mit grö­ gemäß zu einem deutlichen Anstieg der telfristig persistente Diasporenbank ßeren Vorkommen, liegen jedoch wei­ Diasporenbank gegenüber der Frucht­ auf. Svensson und W igren (1986) stell­ te r als 100 m e n tfe rn t. Papaver rhoeas fo lg e ohne Brache (Abb. 5). Da nur ein ten ebenfalls in Vergrabungsexperi­ (Klatsch-Mohn), Silene noctiflora geringer Teil der im Boden befindlichen menten fest, daß bereits innerhalb von (Acker-Leimkraut) und Veronica polita lebensfähigen Diasporen keimt, war einem Jahr 84 % der Diasporen vor al­ lem durch eine erfolglose Keimung in Entfernung vom Zentrum der Anpflanzung (in m) tieferen Bodenschichten verloren ge­ hen. Nach A lb re ch t (1994) und Schnei­ der et al. (1994) ist eine nur kurz- oder mittelfristig persistente Diasporenbank vielen selteneren Segetalarten gemein­ sam (u.a. auch Consolida regalis, Eu- phorbia exigua und Silene noctíflora), so daß ein Überdauern von längerfristig ungünstigen Bedingungen in der Regel nicht möglich ist. Der Zeitraum der De­ ponietätigkeit war mit hoher Wahr­ scheinlichkeit für die auf der Hochlast­ fläche fehlenden standorttypischen Se­ getalarten zu lang. Bei erloschener Diasporenbank ist eine Etablierung nur möglich, wenn Diasporen von außen auf die Fläche gelangen. Das Auspflanzexperiment zeigt, daß die Teilfrüchte von L. arvense Abb. 4. Ausbreitung der am Rand der Hochlastfläche eingesetzten L. arvense-Pflanzen an­ in den 3 Monaten vom Beginn der Dia­ hand von Diasporenfalluntersuchungen (bis 30. 09. 93) und des Auflaufs 1994 und 1995.

17 Bischoff ■ Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme-Ergebnisse aus dem Projekt STRAS

Veränderung durch einjährige Brache sehen Arten aus Euphorbia exigua- und Silene noctíflora-Gruppe festgestellt werden. Es leuchtet ein, daß die nicht in der Diasporenbank vertretenen Arten auch durch eine Brache nicht etabliert w erden können. Bei sehr kleinen Popu­ lationen (Papaver rhoeas, Silene noctí­ flora, Veronica polita) war ebenfalls kein Bracheeffekt nachweisbar. Auf der Dauerversuchsfläche zeigte sich hinge­ gen durchaus eine Förderung dieser Ar­ ten (vor allem Silene noctíflora). Die von einigen Autoren befürchtete Aus­ breitung von Problemunkräutern (Fey- erabend 1992, Voegler und Ohme 1994) blieb aus.

□ Deckungsgrad □ max. Individuendichte □ Diasporenbank 4.4 Auswirkungen einer Stillegung von Hochlastflächen Abb. 5. Veränderung von potentieller (Diasporenbank) und aktueller (Individuendichte, Deckungsgrad) Verunkrautung in der Fruchtfolgevariante „einjährige Brache" (1991) ge­ Die Untersuchungen auf der stillgeleg­ genüber der Fruchtfolgevariante ohne Brache. ten Hochlastfläche setzten im zweiten Brachejahr (1992) ein. Die Dominanz diese Zunahme auch 3 Jahre nach dem lastfläche kam es 1992 auf den ehemali­ von Atriplex nitens (Glanzmelde) und Brachejahr beträchtlich. Die wendende gen Bracheparzellen zu einer extremen das stete Vorkommen von Descurainia Bodenbearbeitung ist die Ursache für Dominanz von D. sophia. Die allgem ein sophia und Sisymbrium loeselii (Lösels eine Verzögerung des Bracheeffektes höheren Schwankungen in der Popula­ Rauke) ermöglichteeine sichere Einord­ auf die aktuelle Vegetation (Indivi­ tionsdynamik einzelner Arten (z.B. nung in das Atriplicetum nitentis (G utte duendichten, Deckungsgrad). Ein Groß­ auch die hohe Dominanz von S. nigrum und H ilb ig 1975). In den Folgejahren teil der im Brachejahr produzierten Dia­ 1993) sind Anzeichen einer verringer­ nahm der Anteil an ausdauernden Ar­ sporen wird zunächst in größere Bo­ ten Selbstregulationsfähigkeit des Sy­ ten, vor allem Artemisia vulgaris (Ge­ dentiefen verfrachtet, aus denen ein stems. Wahrscheinlich ist dies auf die m einer Beifuß) rasch zu (Tab. 5), und es Auflauf nicht möglich ist, und gelangt verhältnismäßig geringe Dichte kon­ erfolgte ein Übergang zu den rudera- erst nach und nach wieder in Oberflä­ kurrenzkräftiger Segetalarten (s. 4.1) len Hochstaudenfluren (Artemisietea chennähe (vor allem Dauerversuchs­ zurückzuführen, die durch die Kultur­ vulgaris). Eine vergleichbare Dominanz fläche). artkonkurrenz nicht immer kompen­ von A. vulgaris ab dem 3. Brachejahr Aus Abbildung 5 geht hervor, daß siertwerden kann. stellte auch Schmiedeknecht (1995) auf die Zunahme der Individuendichte in Im Gegensatz zu mehrjährigen Bra­ Ackerbrachen 6 km nordwestlich von den Folgekulturen meist weniger deut­ chenwerdeneinjährige im allgemeinen Halle fest. Artenvielfalt und Evenness lich ist als die der Diasporenbank. Es positiv im Hinblick auf eine Förderung sind im Hochlastsystem im Vergleich zu gibt Belege dafür, daß bereits in der Sa­ seltenerer Segetalarten eingeschätzt anderen Untersuchungen (Schm idt menphase und während der Keimung (van Elsen und G ünther 1992, H o ff- 1981, W aldhardt 1994, Schmiedeknecht (vgl. M atthies 1991 fü r M elam pyrum ar- m ann und Kretschmer 1993, W aldhardt 1995) unter Berücksichtigung der Auf­ vense) dichteabhängige Regulations­ 1994) . Im Hochlastsystem konnte je­ nahmeflächengröße gering (Abb. 6). prozesse (z.B. durch Prädation) auf- doch keine Zunahme der standorttypi- Auch auf der unbelasteten Kontroll- treten, die den Bracheeffekt auf den Tab. 5. Veränderung der Artenzu­ Lebens- Deckung (%) Auflauf reduzieren können. Mit dem sammensetzung auf der stillge­ form 1992 1993 1994 Übergang von der Keimlings- in die ju­ legten Flochlastfläche; Lebensfor­ venile Phase setzt zudem eine sehr Arten mit abnehmendem Deckungsgrad men nach Ellenberg (1992) Atriplex nitens T 66 38 3 wirksame Regulation durch inter- und Descurainia sophia T 18 1,8 0,9 intraspezifische Konkurrenz ein, die die Arten mit zunehmendem Deckungsgrad Nachwirkung der einjährigen Brache Artemisia vulgaris H,C 5 12 48 auf den Deckungsgrad in vielen Fällen Galium aparine T 7,5 32 27 nahezu eliminiert. Dies gilt insbeson­ Urtica dioica H 0,4 0,3 2,3 dere für die Dauerversuchsfläche, wo kein einheitlicher Trend aufgrund fehlender Bekämpfungsmaß­ Bai Iota nigra C,H 6 8 4,3 nahmen wahrscheinlich bereits zuvor Lactuca serriola H,T 4,5 4,9 4 die maximale Umweltkapazität („carry- Anteil kurzlebiger insges. 89,9 78,6 40,1 ing capacity", S ilvertow n und Doust Anteil ausdauernder insges. 10,1 21,4 59,9 1993) erreicht wurde. Im System Hoch­

18 Bischoff ■ Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS

Abb. 6. Diversität und denter Arten sogar bei 93 %. Die Diver­ Anteil von N-Zeigern sität (Hs) war auf der Hochlastfläche et­ (vgl. Tab. 2); ub: unbe­ was geringer. lastete Dauerbrache, bei: belastete Dauer­ 6. Epigäische Fauna b ra c h e . Die eingangs geäußerte Grundan­ nahme, daß gleiche Standortbedingun­ gen (einschl. Bewirtschaftung) zu w eit­ gehend identischen Lebensgemein­ schaften führen, gilt für die epigäische Zoozönose nicht uneingeschränkt. So □ mittl. Artenzahl (/50m2) 0% N -Z eiger □ Evenness (%) beeinflussen die Randstrukturen, z.B. als Überwinterungsquartiere, in hohem Maße das Vorkommen von Arthropo­ fläche lag die Diversität deutlich höher. (Springschwänze). Ihre Dichte schwankte den auf Äckern (M ü lle r 1968 und W el­ Tilman (1987) beobachtete bei Sekun­ im Untersuchungszeitraum stark. Wäh­ lin g und Kokta 1988 in: Witsack et al. därsukzessionen auf Brachen ebenfalls rend innerhalb der Versuchsflächen 1995, Hetze 1994). Die Gesamtabun- eine höhere Dominanz weniger Arten meist höhere Abundanzen in den bes­ danz der epigäischen Fauna ist auf der in stickstoffreichen Beständen und ser N-versorgten Varianten auftraten, Dauerversuchsfläche höher, was in er­ führte dies auf die zunehmende Licht­ waren die Unterschiede zwischen den ster Linie auf einen höheren Blattlaus­ konkurrenz zurück. Systemen nur gering. Im Gegensatz zur befall zurückgeht. Dabei war eine posi­ Auf beiden Flächen nahmen Arten­ Phytozönose ergab sich eine hohe tive Wirkung von N-Versorgung (inner­ vielfalt und Evenness im Laufe des Un­ Übereinstimmung in der Artenzu­ halb der Systeme) und Rotationsbrache tersuchungszeitraums ab. Die Zönose sammensetzung. Vergleicht man die re­ zu erkennen. der Hochlastfläche ist durch N-Zeiger lativen Abundanzen der jeweils 10 häu­ Auf eine hohe Bedeutung der Sege- bestimmt, deren Anteil über den Ver­ figsten A rten (Tab. 6), so fallen d e u tli­ talflora für phytophage Tierarten wei­ suchszeitraum konstant blieb. che Unterschiede nur bei Mesaphorura sen Heydemann und M eyer (1983) hin. krausbaueri (höhere Dominanz auf der Sie konnten an 102 heimischen Pflan­ 5. Bodenorganismen HL), Sminthurides violaceus (fehlt auf zenarten 1200 Phytophage feststellen. der HL) und Willemia scandinavica Entsprechend weisen auch die Curculio- Die Destruentend\chte, insbesondere (fehlt auf der DV) auf. Die Artenidenti­ nidae (Rüsselkäfer) als am besten unter­ die zellulosezersetzender Mikroorga­ tät (Sörensen-Index) lag entsprechend suchte Gruppe deutliche Unterschiede nismen, ist auf der bewirtschafteten bei 83 %, unter Nicht-Beachtung reze- in der Artenzusammensetzung von Hochlastfläche höher als auf der Dau­ erversuchsfläche. Abbildung 7 macht Abb. 7. Bodenatmung mg CQ2 anhand der Bodenatmung (ohne nach 35tägiger Inkuba­ pflanzliche Wurzeln) deutlich, daß dies tion; 0-10 cm Boden­ vor allem für den höher belasteten tiefe; verändert nach G2-Bereich gilt, während zwischen den Rosche et al (1995). übrigen Varianten nur geringfügige Unterschiede bestehen. Ursache ist demnach weniger die erhöhte Primär­ produktion - dann hätte auch die Dün­ gung auf der Dauerversuchsfläche ei­ nen entsprechenden Effekt haben müs­ sen -, sondern eine direkte Nachwir­ kung der Gülledüngung (Stadelmann Tab. 6. Relative Abundanz (% ) 1982 und M a i 1990 in: Rosche et al. Arten Dauerv -fläche Hoch lastfläche der jeweils 10 häufigsten Col- 1995). Das Angebot an organischem NO N80 Gl G2 lembolen-Arten der bewirt­ Isotoma notabilis 27,2 35,3 23,2 21,6 Kohlenstoff- und Stickstoff ist in diesem schafteten Systeme, verändert Mesaphorura krausbaueri 14,1 13,9 46,3 34,6 Bereich der Hochlastfläche immer noch nach Rosche et al. 1995 Entomobrya marginata 15,0 9,7 3,4 4,8 sehr groß, während in den G1-Parzellen Isotomodes productus 6,6 10,0 1,9 4,1 bereits das Niveau der Dauerversuchs­ Pseudosinella sexoculata 6,3 8,3 2,8 2,6 fläche erreicht wird (vgl. 3.). Sminthurinus elegans 5,0 5,0 0,8 4,1 •Auf Bodentiere w irkt der N-Eintrag Folsomia fimetaria 5,9 3,6 3,3 4,2 in Ackerböden vor allem indirekt über Isotoma viridis 3,7 4,7 9,3 5,2 ein vermehrtes Pflanzenwachstum. Be­ Sminthurinus violaceus 4,0 2,6 - - Willemia scandinavia - - sonders intensiv untersucht wurden im 1,7 6,7 Willemia intermedia 3,0 2,8 3,2 5,0 Rahmen des STRAS die Collembola

19 Bischoff • Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS von Hochlast- und Dauerversuchsfläche 7. Schlußfolgerungen- der Segetalvegetation für die Regula­ auf. Insgesamt ist die Artenvielfalt auf Regenerationsstrategien tion von Zoozönosen konnte nicht der Dauerversuchsfläche höher. durch Untersuchungen im STRAS belegt Nach Auffassung von Heydemann Die Untersuchungen im Projekt STRAS werden. Jedoch sind Beispiele aus der (1983) spielt die Segetalflora damit zeigen, daß Biozönosen von Acker- Literatur bekannt (Heydem ann 1983, auch eine wichtige Rolle bei der Regula­ Ökosystemen mit unterschiedlicher N e n tw ig 1994). Eine über den abioti- tion von „Schädlings"-Populationen. Geschwindigkeit auf eine Reduktion schen Ressourcenschutz (vor allem Die an ihnen befindlichen Phytophagen der Belastung durch Stickstoff und Stoff austräge) hinausgehende Regene­ stellen eine Ausweichnahrungsquelle Pflanzenschutzmittel (bewirtschaftete ration von Agrarökosystemen unter für „Nützlinge" in Perioden des Jahres Hochlastfläche) reagieren. Während Einbeziehung der Biozönosen erscheint dar, in denen keine größeren „Schäd- die zoophage epigäische Fauna (zumin­ daher auch in Intensivagrarlandschaf­ Iings"-Abundanzen auftreten. Nent- dest so weit ausgewertet) und die Bo­ ten sinnvoll, die kein spontanes Auftre­ w ig (1992) schlägt daher eine Ansaat denmesofauna (Collembola) bereits ten sehr seltener Arten erwarten lassen. besonders nützlingsfördernder „Acker­ nach kurzer Zeit einem langjährig ex­ O tte (1990) schlägt hiermit überein­ krautstreifen" vor. tensiv genutzten System (Dauerver­ stimmend vor, einige Äcker oder zumin­ Eine entsprechend auch bei Zoo­ suchsfläche) ähneln, ist die Artenzu­ dest Randstreifen in ertragreichen phagen zu erwartende unterschiedli­ sammensetzung der Phytozönose und Lagen ohne Regulierungsmaßnahmen che Artenzusammensetzung beider Sy­ der von ihr abhängigen phytophagen zu bewirtschaften, und Pfadenhauer steme konnte im Rahmen des Projektes Gruppen (am Bs. der Curculionidae) (1988) weist darauf hin, daß Natur­ STRAS für die bislang ausgewerteten auch zum Abschluß der Untersuchun­ schutz nur durch Landwirtschaft auf Gruppen (Opiliones [Weberknechte], gen verschieden. Insbesondere in der der Gesamtfläche betrieben werden Carabidae [Laufkäfer], Coccinelidae Segetalflora fehlen viele der eigentlich kann. [Marienkäfer], Staphylinidae [Kurz­ standorttypischen A rten. Da sie auch in Einjährige Brachen wirken sich auch flügler]) nicht festgestellt werden. Als der Diasporenbank nicht mehr vertre­ in den Folgekulturen positiv auf die Ar­ Beispiel seien hier die Carabidae a u f­ ten sind, ist eine Einwanderung von au­ te n v ie lfa lt der epigäischen Fauna aus. geführt. Abbildung 8 zeigt, daß die Ar­ ßen nötig. Eine Analyse ihrer Ausbrei­ Eine Ausbreitung schwer bekämpfba­ tenzahlen bei verhältnismäßig starken tungsgeschwindigkeit im Verhältnis zu rer P roblem unkräuter blieb aus, es be­ Schwankungen zwischen den Versuchs­ Dichte und Entfernung geeigneter Dia­ steht jedoch im Hochlastsystem auf­ jahren insgesamt in allen Varianten sporenquellen läßt eine rasche Besied­ grund einer verringerten Konkurrenz etwa gleich sind. Auffällig ist in allen lung auch für die Zukunft fraglich er­ standorttypischer Arten die Gefahr ex­ Versuchsjahren die positive Folgewir­ scheinen. Ähnlich schätzt Oesau (1990) tremer Auslenkungen in der Dynamik kung einer Rotationsbrache. Auch die die Chance einer Zuwanderung von einzelner Populationen. Pflanzenarten, Artenzusammensetzung der Systeme Diasporen im ebenfalls ausgeräumten die nicht oder nur sehr sporadisch in der unterscheidet sich nur ge rin g fü g ig . A u f Rheinhessischen Tafel- und Hügelland Diasporenbank vertreten sind, profitie­ beiden Flächen konnten 6 Arten der ein. Verhältnismäßig schnell scheint ren nur in geringem Maße. Bei den im­ „Roten Liste" (Sachsen-Anhalt) nachge­ hingegen eine Wiederbesiedlung mit mer noch hohen N-Mengen ist zu be­ wiesen werden. nicht direkt von der Begleitflora abhän­ denken, daß bei Selbstbegrünung we­ Besonders intensiv in die zoologi­ gigen Tierarten zu erfolgen. Rosche et niger S tickstoff abgeschöpft w ird als schen Untersuchungen wurde die still­ al. (1995) äußern allerdings die Vermu­ bei ackerbaulicher Nutzung. Zudem gelegte Hochlastfläche einbezogen. Sie tung, daß die Dauerversuchsfläche als kann es nach dem Umbruch zu einer be­ erwies sich als artenreichstes und zu­ extensives Referenzsystem bereits we­ trächtlichen N-Freisetzung und Auswa­ meist auch individuenreichstes System. niger artenreich ist als Äcker in tra d itio ­ schung kommen (W aldhardt 1994). Auch Artenzahl und Abundanz von nell strukturreichen Regionen. Auch Dauerhafte Stillegungen von N-Hoch- Rote-Liste-Arten in den untersuchten hier fehlen nämlich naturnahe Rand­ lastflächen führen zu verhältnismäßig Gruppen waren auffallend hoch. strukturen, auf deren Funktion bereits artenarmen Dominanzbeständen ni- hingewiesen wurde. trophiler Pflanzenarten. Für Arthropo­ Artenzahl Die offenkundig höhere Wirksam­ den sind jedoch auch derart belastete keit von Regulationsmechanismen in­ Brachen sehr attraktiv. Der Beitrag von nerhalb der Phytozönose (Verhinde­ Brachen zur Erhöhung der Strukturviel­ rung extremer Dominanz einzelner Ar­ falt gerade in ausgeräumten Agrar­ ten) im System Dauerversuchsfläche be­ landschaften wird auch von Schm idt et legt eine über die Lebensraumfunktion al. (1995) betont. Es ist jedoch zu be­ hinausgehende Bedeutung einer denken, daß aufgrund der fehlenden standorttypischen Segetalvegetation Abschöpfung durch Biomasseentzug im Ökosystem Acker. Die Produktions­ der Stickstoff im System verbleibt und 1992 1993 1994 funktion, auf die in diesem Beitrag auf lange Sicht ein hohes Auswa­ Abb. 8. Carabidae: Gesamtartenzahlen und nicht eingegangen werden konnte, schungsrisiko besteht. Daraus ergeben Veränderung als Folge einer einjährigen wurde, wie der Vergleich mit herbizid­ sich folgende Handlungsempfehlun­ Brache (Stabstriche), Zahlen aus Witsack et behandelten Varianten zeigt, nur 1992 gen für den Umgang mit belasteten al. (1995). deutlich beeinträchtigt. Die Bedeutung Agrarökosystemen:

20 Bischoff • Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS

1. Bei sehr hohen Boden-N-Gehalten mensetzung der phytophagen Entomo- sung von unveröffentlichtem Daten­ ist aufgrund des Auswaschungsrisi­ fauna (Curculionidae) beider Systeme. m aterial, Herrn Prof. Dr. E.-G. M ahn fü r kos eine Maximierung des Stickstoff­ Die zoophage epigäische Fauna und die die kritische Diskussion des Manuskrip­ entzuges durch Acker- und Grün­ Bodenarthropoden zeigten jedoch be­ tes sowie dem Bundesministerium für landnutzung zu empfehlen. reits eine hohe Übereinstimmung mit Bildung, Wissenschaft, Forschung und 2. Zeitweilige oder dauerhafte Stille­ der extensiv bewirtschafteten Refe­ Technologie für die finanzielle Unter­ gungen sind nur nach einem weitge­ renzfläche. Die Bedeutung einer stand­ stützung. henden Rückgang der Belastung orttypischen Agrarbiozönose wird im sinnvoll. Hinblick auf die Selbstregulationsfähig­ 9. Literatur 3. Eine Etablierung artenreicher, keit von Agrarökosystemen diskutiert. standorttypischer Biozönosen ist nur Untersuchungen zur Populations­ A lbrecht, H., 1994: Modelluntersu­ unter Verzicht auf intensiven Pflan­ biologie von Segetalpflanzenarten ma­ chung und Literaturauswertung zenschutz möglich. Zur Unkrautbe­ chen deutlich, daß viele der bislang im zum Diasporenvorrat gefährdeter kämpfung sollte auf Verfahren zu­ belasteten System fehlenden Arten Wildkräuter in Ackerböden. - Aus rückgegriffen werden, die eine dort bereits existieren könnten. Ein Ex­ Liebe zur Natur 5, 123-140. „Restverunkrautung" mit standort­ periment zur Ausbreitung von Litho- Auge, H., M ahn, E.-G., 1994: STRAS-ein typischen Arten zulassen. spermum arvense und ein Vergleich mit integriertes Forschungsvorhaben zur 4. W enn offensichtlich ist, daß das Feh­ Literaturangaben belegen, mit welch Regeneration belasteter Agrar­ len von Segetalpflanzenarten ledig­ geringer Geschwindigkeit Wanderung­ ökosysteme des mitteldeutschen lich auf eine große Distanz zu Dia­ sprozesse ablaufen. Bei erloschener Schwarzerdegebietes. - Archiv für sporenquellen zurückzuführen ist, Diasporenbank ergibt sich daraus eine Naturschutz und Landschaftsfor­ eignet sich eine gezielte Einsaat als hohe Abhängigkeit einer Wiederbe­ schung 33, 25-33. Regenerationsstrategie. siedlung von Diasporenquellen in der Bernhardt, K.-G., Forstreuter, V., Bruns, unmittelbaren Umgebung und eine ge­ 5., 1991: Der Einfluß der Bearbei­ 8. Zusammenfassung ringe Einwanderungswahrscheinlich­ tungsmethoden und des Samen­ keit in ausgeräumten Agrarlandschaf­ speichers auf die Zusammensetzung Im Rahmen eines interdisziplinären For­ ten. der Begleitvegetation von Mais­ schungsvorhabens (STRAS) wurde der Einjährige Brachen haben auch in und Rübenäckern am Beispiel des Regenerationsprozeß belasteter Agrar­ Folgekulturen eine positive Wirkung Osnabrücker Landes. - Landwirt­ ökosysteme nach dem Übergang zu ex­ auf die Entomofauna. Die Artenvielfalt schaftliches Jahrbuch 68 (2), tensiver Nutzung untersucht. Als Mo­ der Phytozönose wurde nicht erhöht. 211-223. dell dienten durch massiven Eintrag von Standorttypische Segetalpflanzen wur­ Bischoff, A., M ahn, E.-G., 1994: Struk­ Gülle und Stallmist („Deponie") hoch den im Hochlastsystem nicht gefördert. turwandlungen von Agrophytozö- eutrophierte Flächen, die zum Teil in Eine mehrjährige Stillegung ist für die nosen auf N-Hochlastflächen bei ex- der Folge zusätzlich unter intensivem epigäische Fauna die erfolgreichste Ex- tensivierter agrarischer Nutzung. - Einsatz von Pflanzenschutzmitteln be­ tensivierungsvariante. Die Phytozö­ Z. PflKrankh. PflSchutz, Sonderheft wirtschaftet wurden. Die Entwicklung nose zeichnete sich durch eine hohe Do­ XIV, 65-74. wurde in Beziehung zu Systemen mit minanz von Stickstoffzeigern bei insge­ Bischoff, A., M ahn, E.-G., 1995: Zur unterschiedlicher, jedoch langjährig samt vergleichsweise geringer Arten­ Regeneration hochbelasteter Agrar­ identischer Nutzungsintensität (Dau­ vie lfa lt aus. Sowohl bei vorübergehen­ ökosysteme bei extensivierter Nut­ erversuchsflächen) gesetzt. der als auch bei d a u e rh a fte r S tillegung zung - Populationsbiologische Un­ Das in diesem Beitrag vorrangig be­ verbleibt der Stickstoff aufgrund des tersuchungen an ausgewählten trachtete bewirtschaftete Hochlastsy­ fehlenden pflanzlichen Entzugs länger Segetalpflanzenarten. - Verh. Ges. stem zeigte zumindest in Teilbereichen im System, so daß insbesondere beim Ökol.24, 99-104. (G1) nach lOjährigem Verzicht auf Dün­ Umbruch auf lange Sicht ein hohes Aus­ Bornkamm, R., 1961: Zur Lichtkonkur­ gungsmaßnahmen einen Rückgang der waschungsrisiko besteht. renz von Ackerunkräutern. Flora Boden-Stickstoffgehalte in der Krume Auf der Basis der gewonnenen Er­ 151 (1), 126-143. auf ein Niveau, das einer jährlichen Zu- gebnisse werden Handlungsempfeh­ Cousens, G. W., Moss, S■ R-, 1990: A mo- fuhrvon 80-120 kg N/ha entspricht. lungen fü r das M anagem ent belasteter del of the effects of cultivation on Die Artenzusammensetzung der Agrarökosysteme gegeben. the vertical distribution of weed Segetalvegetation unterscheidet sich seeds within the soil. - Weed vier Jahre nach Beendigung eines vor­ Danksagungen Research 30, 61-70. übergehenden (ebenfalls vier Jahre) Ellenberg, H. 1992: Zeigerwerte von Pflanzenschutzmitteleinsatzes von ei­ Ich danke den Herren Dr. I.A .A I Hussein, Pflanzen in Mitteleuropa. - Scripta ner langjährig herbizidfrei gehaltenen Dr. O. Rosche und Dr. W. Witsack fü r Geobot. 18, 248 S. Fläche mittlerer Düngungsintensität. die gute Kooperation über den gesam­ van Elsen, T, Günther, H., 1992: Aus­ Kennarten der standorttypischen Asso­ ten Projektzeitraum und einige über wirkung der Flächenstillegung auf ziation (Euphorbio-Melandrietum) fal­ die zitierten Ergebnisse hinausgehen­ die Ackerwildkraut-Vegetation von len fast vollständig aus. Entsprechend den Anregungen für diesen Beitrag, Grenzertrags-Feldern. - Z. PflKrankh. unterschiedlich war auch die Zusam­ Herrn Dr. A. Pfefferkorn fü r die Überlas­ PflSchutz, Sonderheft XIII, 49-60.

21 Bischoff • Zur Regeneration von Biozönosen belasteter Agrarökosysteme - Ergebnisse aus dem Projekt STRAS van Elsen, T, 1994: Die Fluktuation von Agrarökosysteme des mitteldeut­ randstreifenprogramm" aus den Ackerwildkraut-Gesellschaften und schen Schwarzerdegebietes. - B. G. Regierungsbezirken Ostbayern und ihre Beeinflussung durch Frucht­ Teubner, Stuttgart/Leipzig, 568 S. Schwaben (Jahre 1986 und 1987). - folge und Bodenbearbeitungs- Kulp, H.-G., 1993: Vegetationskundli- Schriftenr. Bayer. Landesamt für Zeitpunkt. - Ökologie und Umwelt­ che und experimentell-ökologische Umweltschutz 84,161-205. sicherung 9,414 S. (Diss.). Untersuchung der Lammkrautge­ Pfadenhauer, J., 1988: Naturschutz Feyerabend, G., 1992: Noch mehr Bra­ sellschaft (Teesdalio-Arnoseridetum durch Landwirtschaft - Perspektive che, wastun?- Neue Landwirtschaft M inim ae, Tx 1937) in N ordw est­ aus der Sicht der Ökologie. - Bayeri­ 9, 55-56. deutschland. - Dissertationes Bota­ sches Landwirtschaftliches Jahrbuch Fischer, A., 1987: Untersuchungen zur nicae 184,183 S. 65, Sonderheft 1,21-33. Populationsdynamik am Beginn von M ahn, E.-G., Bischoff, A., 1995: Phyto- Pilotek, D., 1988: A usw irkungen des Sekundärsukzessionen. - Disserta- zönosestruktur und Populations­ Ackerrandstreifenprogramms auf tiones Botanicae 110, 234 S. dynamik ausgewählter Arten. - In: die Artenstruktur in Aperetalia- Grote, A., 1990: Stickstoff-Mineralisa­ Körschens, M., Mahn, E.-G.: Strate­ Gesellschaften.-Tuexenia 8,195-209. tion von begüllten Ackerböden im gien zur Regeneration belasteter Ritschel-Kandel, G., 1988: Die Bedeu­ Kreis Vechta. - Verh. Ges. Ökol. 19 Agrarökosysteme des mitteldeut­ tung der extensiven Ackernutzung (2), 528-935. schen Schwarzerdegebietes. - B. G. für den Arten- und Biotopschutz Gutte, R., H ilbig, W., 1975: Übersicht Teubner, Stuttgart/Leipzig, 313-348. in Unterfranken. - Schriftenr. Bayer. über die Pflanzengesellschaften des M ahn, E.-G., 1986: Gegenw ärtige Ten­ Landesamt f. U m w eltschutz 84, südlichen Teils der DDR. XI. Die Ru- denzen struktureller Wandlungen 207-218. deralvegetation. - Hercynia N. F. 12, von Agro-Ökosystemen durch agro­ Rosche, O., Machulla, G., Baum, C., 1-39. technische Intensivierungsmaß­ 1995: Auswirkungen verringerter Hampicke, U., 1991: Naturschutzöko­ nahm en. - Hercynia N. F. 23, Nutzungsintensität auf die Boden­ nomie. - Ulmer, Stuttgart, 280 S. 449-456. fauna und Bodenmikroorganismen. Heydemann, B., 1983: Aufbau von Öko­ M atthies, D., 1991: Die P opulationsbio­ - In: Körschens, M., M ahn, E.-G.: systemen im Agrarbereich und ihre logie der annuellen Halbparasiten Strategien zur Regeneration bela­ langfristigen Veränderungen. - Da­ Melampyrum arvense, Melam- steter Agrarökosysteme des m ittel­ ten und Dokumente zu Umwelt­ pyrum cristatum und M elam pyrum deutschen Schwarzerdegebietes. - schutz (Hohenheim), Sonderreihe nemorosum. - Diss. Univ. Bochum, B. G. Teubner, Stuttgart / Leipzig, Umwelttagung,Heft 35,1-83. 269 S. 385-422. Heydemann, B., Meyer, H., 1983: Aus­ Müller-Schneider, R, 1986: V erbrei­ Schmidt, W., 1981: Ungelenkte und ge­ wirkungen der Intensivkultur auf tungsbiologie der Blütenpflanzen störte Sukzession a u f Brachäckern. - die Fauna in den Agrarbiotopen. - Graubündens. - Veröff. Geobot. Scripta Geobot. 15, 199 S. Schriftenreihe des Deutschen Rats Inst. STH, Stiftung Rübel 85, 263 S. Schmidt, W., Waldhardt, R., Mrotzek, fü r Landschaftspflege 42, 174-191. Nentwig, W., 1992: Die nü tzlin gsfö r­ R., 1995: Extensivierungsmaßnah- Hilbig, W., Voigtländer, U., 1984: Die dernde Wirkung von Unkräutern in men im Ackerbau auf Flora, Vegeta­ ökologisch-soziologischen Arten­ angesäten Unkrautstreifen. - Z. tion und Samenbank - Ergebnisse gruppen und die Vegetationsfor­ PflKrankh. PflSchutz, Sonderh. XIII, aus dem Göttinger INTEXProjekt. - men des Ackers im Gebiet der DDR.- 33-40. Tuexenia 15, 415-436. Wiss. M itt. Inst. Geogr. Geoökol. 14, N entw ig, W., 1994: W echselwirkungen Schmiedeknecht, A., 1995: Untersu­ 17-59. zwischen Ackerwildpflanzen und chungen zur Auswirkung von Flä­ H offm ann, J., Kretschmer, H., 1993: Ein­ der Entomofauna. - Berichte über chenstillegungen auf die Vegeta­ fluß unterschiedlicher Formen der die Landwirtschaft, 209. Sonderheft tionsentwicklung von Acker- und Flächenstillegung auf die Segetal- (Bodennutzung und Bodenfrucht­ Grünlandbrachen des Mitteldeut­ flora einjähriger Brachen. - Archiv b a rkeit 7), 123-135. schen Trockengebietes. - Disserta­ für Naturschutz und Landschaftsfor­ Oesau, A., 1991: A uswirkungen intensi­ tiones Botanicae 245,175 S. schung 32, 171-182. ver Bewirtschaftungsmaßnahmen Schneider, C, Sukopp, U., Sukopp, H., Hurle, K., Maier, J., Amann, A., Weis­ auf die Zusammensetzung der Ge­ 1994: Biologisch-ökologische Grund­ haar, T, Mozer, B., Pulcher-Häuss- treidewildkrautflora im Rheinhessi­ lagen des Schutzes gefährdeter ling, M., 1988: Auswirkungen unter­ schen Tafel- und Hügelland. - Fauna Segetalpflanzen. - Schriftenreihe lassener Pflanzenschutz- und Dün­ Flora Rheinland-Pfalz 6 (2), 299-334. für Vegetationskunde 26, 356 S. gungsmaßnahmen auf die Unkraut­ Otte, A., 1990: Die Entw icklung von Schuboth, J., M ahn, E.-G., 1994: W ie flora - Erste Ergebnisse aus einem Ackerwildkraut-Gesellschaften auf veränderlich ist die Diversität von mehrjährigen Versuchsprogramm. - Böden mit guter Ertragsfähigkeit Ackerunkrautzönosen. Ergebnisse Z. PflKrankh. PflSchutz, Sonderh. XI, nach dem Aussetzen von Unkraut­ 10jähriger Untersuchungen auf ei­ 175-187. regulierungsmaßnahmen. - Phyto- nem Schwarzerdestandort. - Z. Knauer, N., 1993: Ökologie und Land­ coenologia 19 (1), 43-92. PflKrankh. PflSchutz, Sonderheft wirtschaft. Ulmer, Stuttgart, 280 S. Otte, A., Zwinget, W., Naab, M., Pfa- 14,25-36. Körschens, M., M ahn, E.-G., 1995: Stra­ denhauer, J., 1988: Ergebnisse der Schumacher, W., 1980: Schutz und Er­ tegien zur Regeneration belasteter Erfolgskontrollen zum „Acker­ haltung gefährdeter Ackerwild­

22 NNA-Berichte 2/96

kräuter durch Integration von land­ rige. - Svensk Bot. Tidskr. 80, men im Ackerbau - Flora, Vegeta­ wirtschaftlicher Nutzung und Na­ 107-131. tion und Stickstoff-Haushalt. - Diss. turschutz. - Natur und Landschaft Tietze, F.r 1994: W echselwirkungen z w i­ Univ. Göttingen, 246 S. 55(12), 447-453. schen der Entomofauna von Agrar­ Witsack, W., AI Hussein, I. A., Süssmuth, Silvertown, A., Doust, J. L., 1993: In tro ­ ökosystemen und benachbarten na­ T, 1995: Analyse der Faunenstruk­ duction into plant population bio- turnahen Ökosystemstrukturen. - turveränderung bei der Regenera­ logy.-Blackwell, Oxford, 210S. Berichte über die Landwirtschaft, tion hochbelasteter Agrarökosy­ Strootdrees, J., 1992: Wirkung unter­ 209. Sonderheft (Bodennutzung u. steme (epigäische Fauna). - In: Kör- schiedlicher Produktionstechniken B odenfruchtbarkeit 7), 136-150. schens, M., M ahn, E. G.: S trategien auf die Flora im Ackerschonstreifen. Tilman, D., 1987: Secondary succession zur Regeneration belasteter Agrar­ - N atur und Landschaft 67 (6), and the pattem of plant dominance ökosysteme des mitteldeutschen 292-295. along experimental nitrogen gra- Schwarzerdegebietes. B. G. Teub- Stern, K., 1990: W irku n g der gro ß flächi­ dients. - Ecological Monographs 57 ner, Stuttgart/Leipzig, 423-462. gen Landbewirtschaftung in der (3), 189-214. DDR auf Flora, Fauna und Boden. - Voegler, W., Ohme, J., 1994: M anage­ Anschrift des Verfassers Osteuropastudien des Landes Hes­ ment und Wiedereingliederung von sen, Reihe 1 (Giessener A b h a n d lu n ­ Stillegungsflächen in die Frucht­ Dipl.-Biologe Armin Bischoff gen zur Agrar- und Wirtschaftsfor­ folge mit Hilfe neuer ROUNDUP- Institut für Geobotanik und schung des Europäischen Ostens), Formulierungen. - Z. Pfl.Krankh. Botanischer Garten Band 174, 248 S. PflSchutz Sonderheft XIV, 123-130. Martin-Luther-Universität Svensson, R., Wigren, M., 1986: Smin- Waldhardt, R., 1994: Flächenstillegun­ Halle-Wittenberg krotens historia och biologi i Sve- gen und Extensivierungsmaßnah- Neuwerk 21 ■ 06108 Halle (Saale)

Ökologische Auswirkungen von werte für die Belastung von Grund- und Trinkwasser mit Nitrat und Pflanzen­ Ackerbausystemen am Beispiel schutzmitteln und letztlich die Stabili­ sierung der Agrarökosysteme und die des interdisziplinären Forschungs­ langfristige Erhaltung der Produktivi­ tät der Standorte angestrebt. Im M ittel­ vorhabens INTEX punkt des vorgestellten Forschungs­ projektes steht die Frage: Wieweit sollte die Intensität zurückgefahren von Bärbel Gerowitt werden, um ökologisch möglichst viel zu erreichen und doch ökonomische 1. Einleitung tensivierungsmodelle, die Umweltziele Ziele nicht aus den Augen zu verlieren verfolgen, zu prüfen. oder doch zumindest aufzuzeigen, was Im Zusammenhang mit der Reform der In einem vom Bundesministerium die Maßnahmen - in Form von Aus­ Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU, für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi­ gleichszahlungen - kosten würden. deren Ausgangspunkt und Motivation cherheit und vom Niedersächsischen Darüber hinaus soll versucht werden, zunächst vor allem die Begrenzung der Minister für Ernährung, Landwirtschaft zusammenzutragen, welchen Beitrag Produktionsmengen war, wurde im und Forsten geförderten interdiszipli­ die verschiedenen vorgestellten Sy­ weiteren Verlauf der Diskussion auch nären Forschungsprojekt (INTEX) des steme und gegebenenfalls auch ein­ immer wieder auf die ökologischen Forschungs- und Studienzentrums zelne „Bausteine" einer Extensivierung Wirkungen von Extensivierungsmaß- Landwirtschaft und Umwelt der für den Schutz abiotischer und bioti- nahmen verwiesen (G reiler und Groß- Georg-August-Universität Göttingen scher Ressourcen liefern. k o p f 1990, Isselstein et al. 1991). Die ak­ werden seit 1989 ökologische und öko­ Ähnliche Ansätze, die sich mit der tuelle Gemeinsame Agrarpolitik bietet nomische Auswirkungen verschiedener Entwicklung umweltverträglicher Ak- ein ganzes, z.T. schon nicht mehr über­ Extensivierungsmaßnahmen in groß­ kerbausysteme beschäftigen, werden schaubares Bündel an Maßnahmen im flächigen Ackerbausystemen unter­ auch in anderen europäischen Ländern Zusammenhang mit einer Extensivie- sucht. Als Ziele einer umweltverträgli­ verfolgt (eine Übersicht vermitteln H o l­ rung der pflanzlichen Produktion an chen Landbewirtschaftung werden die land et al. 1994). Folgerichtig haben (Plankl 1995). Erhaltung einer standorttypischen sich die verschiedenen nationalen Pro­ Für ein experimentelles Vorhaben, Flora und Fauna, die Förderung der Ar­ jekte im „Research Network on Integra­ das die möglichen ökologischen Aus­ tenvielfalt und der Schutz bedrohter ted and Ecological Farming Systems for wirkungen von Extensivierungsmaß- Arten, die Begrenzung der Bodenero­ EU and Associated Countries" zusam­ nahmen erfaßt, war es deshalb notwen­ sion, die Erhaltung wichtiger Boden­ mengeschlossen (Vereijken 1994). dig und angebracht, ausgewählte Ex- funktionen, die Einhaltung der Grenz­ Im vorliegenden Beitrag wird zu-

23 Gerowitt • Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX nächst das Gesamtvorhaben kurz vor­ der Maßnahmen vermindert, um alle Standort Marienstein gestellt werden. Anschließend wird an­ Einzelflächen sind unbewirtschaftete hand vorliegender Ergebnisse versucht, Brachestreifen gelegt; eine Einschätzung hinsichtlich der ein­ R eduziert (III) = wie Intensiv, aber 50 % gangs formulierten Ziele abzuleiten. weniger Stickstoff, keine Insektizide; Extensiv (IV) = wie Integriert, aber ohne 2. Das Projekt Stickstoff, ohne chemischen Pflanzen­ schutz; Die Feldversuche wurden im Herbst Dauerbrache (V) = Selbstbegrünung, 1989 auf dem R einshof bei Göttingen fünf Jahre ohne Eingriffe. (gute Ackerbaubedingungen, Auen- Tabelle 1 vermittelt einen Überblick lehm/Löß) auf Flächen des Klostergutes über die Variationen in den Systemen Marienstein bei Nörten-Hardenberg mit ackerbaulicher Nutzung. (schlechtere Ackerbaubedingungen, Abbildung 1 zeigt beispielhaft die Kalksteinverwitterungsboden) sowie Flächenaufteilung auf die Systeme am auf einem Betrieb in Eickhorst bei Versuchsstandort Marienstein (W ilden­ Braunschweig (mittlere Ackerbaube­ hayn 1992). dingungen, lehmiger Sand) angelegt. Um Mißverständnissen vorzubeu­ An jedem Standortwerden fünf Anbau­ gen, sei an dieser Stelle klargestellt, daß systeme geprüft: Systeme, die Ackerbau im Organischen Konventioneil/lntensiv (I) = „praxisüb­ Landbau repräsentieren, nicht in die lich", Fruchtfolge Raps-Weizen-Gerste, Untersuchungen eingebunden sind. Bewirtschaftung gemäß Offizialbera­ Die Größe der einzelnen Feldstücke ort Marienstein, I = Intensiv, II = Integriert, III tung (Kontrollvariante); schw ankt zwischen 1,3 und 4,1 ha. Eine = Reduziert, IV = Extensiv, V = Brache, Zuord­ In te g rie rt (II) = Fruchtfolge erw eitert, Gesamtfläche von 94 ha ist in die Unter­ nung der Kulturen 1994 (WR = Winterraps, Bodenbearbeitung reduziert, Stick­ suchungen einbezogen. Das Arbeiten W W = Winterweizen, WG = Wintergerste, sto ffd ü n g u n g um ca. 30 % reduziert, in Systemen erfordert, daß die Flächen H = Hafer). chemischer Pflanzenschutz um ca. 70 % eines Systems räumlich kompakt zu­ sammen liegen. Wiederholungen der

Tab. 1. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Anbausysteme im INTEX-Projekt ganzen Feldstücke sind nicht möglich. In den einzelnen Feldstücken standen Intensiv R eduziert In te g rie rt Extensiv den Arbeitsgruppen jeweils Teilstücke (Konven­ für ihre Untersuchungen zur Verfü­ tio n e ll) gung. Im Rahmen des interdisziplinären Fruchtfolge Winterraps, Winterweizen, Winterraps, Winterweizen, Wintergerste/-roggen Körnerleguminose, Projektes werden in verschiedenen Ar­ Wintergerste/-roggen beitsgruppen das Wachstum und der Ertrag der Feldfrüchte, bodenphysikali­ Zwischenfrucht nach Weizen sche und -biologische Parameter, Stick­ Bodenbearbeitung Pflug Pflug nurzu Raps stoffdynamik und Wasserhaushalt, Ab­ Aussaattermin Getreidefrüh Getreide eher spät, bau und Verlagerung von Pflanzen­ Raps frü h schutzmitteln, die Entwicklung der Sortenwahl Hohes Ertragsniveau Resistente Sorten Flora auf Acker- und Brachflächen, die Entwicklung derendogäischen und epi- i.d. R. krankheitsanfällig Sortenmischungen im Getreide gäischen Fauna und das Auftreten von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen N -D üngung* hoch, nach - 50 % - 30 % keine N- erfaßt sowie ökonomische Kenndaten Offizialemp­ flexibel Düngung für die verschiedenen Extensivierungs- fe h lu n g stufen ermittelt. Pflanzenschutz* (PS) konventio- w ie Intensiv - 50 % kein PS nell, nach kein Insekti- flexibel 3. Ergebnisse Offizialemp­ zid fehlung Aus den angesprochenen Arbeitsberei­ Sonstiges Brachestreifen um alle chen liegt eine Vielzahl von Einzeler­ Schläge, frühblühende gebnissen vor. So wenig, wie in diesem Randstreifen im Raps Beitrag die verschiedenen Untersu­ * Die prozentualen Angaben benennen die angestrebte Reduktion gegenüber chungsmethoden der Arbeitsgruppen dem Niveau von Intensiv. Die Reduktion der N-Düngung betrifft nur die ge­ detailliert vorgestellt werden können, kann auf Einzelergebnisse eingegan­ düngten Kulturen. gen werden. Entsprechende Veröffent­

24 Gerowitt • Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX lichungen liegen vor bzw. werden erar­ zum Schutz des Bodens beigetragen der Extensivierung. Die auftretenden beitet (u.a. Lehrke 1993, Lick fe tt 1993, werden kann, ist „weniger Boden­ Pflanzengemeinschaften sind weit da­ Stippich 1993, L ic k fe tt und Przemeck bearbeitung" das Schlüsselinstrument. von entfernt, typische, z.T. bedrohte 1994, Teiwes 1994, W ildenhayn 1994, Erst jeglicher Verzicht a u f Bearbeitung Gesellschaften der Ackervegetation Büchner 1995, Hasken und Poehling wie z.B. bei einer Dauerbrache bedeu­ auszubilden. Von den „Problemun­ 1995, Steinm ann 1995, Stoyke 1995, tet eine umfassende Schonung des Bo­ kräutern" ist auf dem Standort M a rie n ­ Schm idt et al. 1995). dens. stein vorrangig Alopecurus myosuroi- Unabhängig von den im Projekt täti­ des, in Eickhorst Apera spica-venti und gen Arbeitsgruppen können fünf The­ 3.2 Ackervegetation a u f dem Reinshof Galium aparine zu menschwerpunkte gebildet werden. In nennen. Cirsium arvense ist in den ex­ diesen fünf Indikatoren sind die ö ko lo ­ Die Entwicklung der Vegetation in ihrer tensivierten Systemen Standorte gischen Wirkungen zusammengefaßt, Artenzusammensetzung und ihrer Indi­ vertreten, der Wurzelgeophyt wird ins­ die im Forschungsprojekt untersucht viduendichte kann direkt im Feld erho­ besondere durch die reduzierte Boden­ werden (können): ben werden. Dazu wurden Vegeta­ bearbeitung begünstigt. Augenschein­ ■ Boden tionsaufnahmen auf den Flächen lich verbreitet sich die Art auch aus den ■ Ackervegetation durchgeführt (Schm idt et al. 1995, Randstreifen heraus in Nestern vegeta­ ■ Fauna Steinmann 1995). tiv in die Äcker. ■ Nitratdynamik In Tabelle 2 sind die Deckungsgrade ■ Pflanzenschutzprobleme. von Kulturen und Unkräutern in den Sy­ 3.3 Fauna Darüber hinaus werden die land­ stemen in den Jahren gemittelt. Durch wirtschaftlich interessanten Bereiche den Verzicht auf Herbizide (Extensiv) Auch die Fauna am Standort kann in Ar­ ■ Entwicklung der Ertäge wurden die Deckungsgrade der Acker­ tenvielfalt und Individuenvorkommen ■ Betriebswirtschaftliche Kalkulatio­ vegetation am stärksten gefördert. direkt bestimmt werden. Die „Fauna" nen Aber auch in In te g rie rt wurden bereits faßt alle vorkommenden Tiere eines kurz angesprochen. deutlich höhere Werte festgestellt. Um­ Ökosystems zusammen - aufgrund des gekehrt verhält es sich mit den Kultur­ außerordentlich großen Spektrums, 3.1 B oden deckungsgraden; insbesondere in Ex­ das zudem ganz verschiedene Untersu­ tensiv sind die Kulturen konkurrenz­ chungsmethoden erfordert, ist eine Be­ Von den Kenngrößen des Bodens wer­ schwach. schränkung der Untersuchungen auf den bodenbiologische Variablen (Bo­ Auch die floristisch-strukturelle einzelne Tiergruppen notwendig. Im denmikroorganismen, Regenwurm­ Vielfalt der Phytozönosen war in Exten­ Projekt INTEX wird die Arthropoden- fauna) und bodenphysikalische Varia­ siv am höchsten, dicht gefolgt von In te ­ fauna mit ihren epigäischen und eini­ blen (Eindringwiderstand, Lagerungs­ g rie rt (Schmidt et al. 1995). Dies d a rf gen endogäischen Vertretern unter­ dichte, Grobporenvolumen und die hy­ aber nicht zu dem Schluß führen, daß es sucht. Im Zusammenhang mit den land­ draulische Leitfähigkeit) erhoben (Tei­ sich hier um sehr artenreiche Bestände wirtschaftlich interessanten Schädlin­ wes 1995). mit zahlreichen „Rote Liste"-Arten gen und Nützlingen bilden auch einige Im bisherigen Untersuchungszeit­ handelt. Vielmehr bestimmen „Pro­ der blütenbesuchenden Insekten einen raum von fünf Jahren zeigten sich nur blemunkräuter" der intensiven Land­ Untersuchungsschwerpunkt (Hasken e t vergleichsweise geringe oder keine w irtschaft das Bild auch im fü n fte n Jahr al. 1995, Stippich et al. 1995). Veränderungen, vor allem der boden­ physikalischen Kenngrößen, die ein­ Tab. 2. Mittlere Deckungsgrade von Kultur* (KDG in %) und Unkräutern (UDG in %) in den deutig auf die Extensivierungsstufen Systemen und Jahren (nach Schmidt et al. 1995 und Steinmann 1995, verändert) zurückzuführen sind. Intensiv In te g rie rt Extensiv Bodenbiologische Größen wurden Standort Jahr in den extensivierten Systemen In te ­ KDG UDG KDG UDG KDG UDG g rie rt und Extensiv leicht gefördert. Reinshof 90 72,0 1,7 68,7 14,7 - - Werden einzelne Instrumente der Ex- 91 88,0 2,7 85,8 21,0 55,7 15,7 tensivierung betrachtet, erweist sich 92 94,8 2,4 86,6 23,3 58,5 22,0 die B odenbearbeitungsintensität als 93 84,4 5,7 78,3 12,0 53,3 24,3 eine wesentliche Einflußgröße (Teiwes 94 56,3 0,7 69,7 3,2 42,7 26,7 1995). Beim Verzicht auf den Einsatz des Wendepfluges wurden insbesondere X 79,1 2,6 77,8 14,8 53,6 22,2 die Regenwurmpopulationen geför­ Marienstein 90 82,7 2,7 78,0 8,8 48,7 5,3 dert. Stärkere Verbesserungen wären 91 85,8 3,0 90,4 6,7 62,1 15,7 wahrscheinlich möglich, wenn die Bo­ 92 94,1 2,0 90,5 26,7 71,4 19,0 denbearbeitung noch weiter reduziert 93 83,3 3,0 85,8 16,0 54,3 19,0 und ganz auf den Einsatz des Wende­ 94 58,7 0,2 46,0 1,0 23,7 30,7 pfluges verzichtet würde. X 80,9 2,2 78,1 11,8 53,0 17,9 Das heißt, w enn überhaupt k u rz fri­ * W-Raps, W-Weizen, W-Gerste, ohne Berücksichtigung von Ackerbohnen/Hafer. stig durch Extensivierungsmaßnahmen

25 Gerowitt • Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX

Abb. 2. Anzahl Spinnen in je Ind. gen (Nitrat in Grund- und Oberflä­ 4 Boden fallen im W inter­ chenwasser) gemessen werden kön­ weizen Reinshof. Durch­ nen, weil Probleme der Abgrenzung schnitt der Jahre 1990-1994 des Ökosystems auftreten. Hier muß in­ (m it Standardabweichung), direkt vorgegangen werden, d.h. die I = Intensiv, II = Integriert, Gefährdungspotentiale sind abzu­ III = Reduziert, IV = Extensiv, schätzen. Wichtige Variablen sind zum BR = Brache (Stippich et al. einen die Stickstoffbilanzen der Sy­ 1 9 95). steme, die die Ein- und Austräge in ihrer Summe über das Jahr bilanzieren, und zum anderen die Nitratgehalte vor Winter als die kritische Größe für Aus­ waschungsverluste während des Win­ ters (L ickfe tt 1995). Die einfachen Bilan­ Zur Erfassung von Artenspektrum, Vielzahl der untersuchten Elemente der zen des Stickstoff-Haushaltes (Input Dominanzstruktur und Siedlungsdich­ epigäischen Fauna von größter Bedeu­ Stickstoffdüngung [anorganisch und ten der genannten Tiergruppen wer­ tung. Außerdem trägt natürlich der organisch] - O u tp u t m it den abgefahre­ den verschiedene Methoden einge­ Verzicht oder auch die Reduktion von nen E rnteprodukten) verändern sich setzt: Bodenfallen (Aktivitätsdichten), Insektiziden direkt zur Schonung der durch Extensivierung der ackerbauli­ Richtungsbodenfallen (Wanderungs­ Fauna bei. chen Nutzung: beide Größen der Bilanz bewegungen), Photoeklektoren (Ar­ sinken mit steigendem Extensivie- tenspektrum, Siedlungsdichten), Kemp- 3.4 Nitratdynamik rungsgrad. Die Bilanzen werden da­ son-Proben (Artenspektrum, Sied­ durch ausgeglichener, d.h. die Situa­ lungsdichten). Mit der „Nitratdynamik" wird ein Indi­ tion wird verbessert. Diese Aussage ist Die untersuchten Faunenelemente kator betrachtet, für den nicht mehr di­ allerdings nur für die relativ einfache werden durch alle realisierten Extensi- rekt die umweltrelevanten Auswirkun­ Gesamtbetrachtung zu treffen. Für den vierungssysteme gefördert, wobei ver­ schiedene Tiergruppen und -arten Tab. 3. Anzahl der aufgetretenen Spinnenarten in den Ackerbausystemen im W interweizen durchaus unterschiedlich reagieren. und au f der Brache (Bodenfallen, Reinshof 1990-1994) (Stippich etal. 1995) Allgemeingültige Aussagen für alle Tierarten lassen sich deshalb nicht ab­ Brache Intensiv In te g rie rt R eduziert Extensiv

leiten. Am Beispiel der Spinnen sollen 1990 21 22 26 24 - hier einige Ergebnisse für den Standort 1991 27 27 37 27 36 R einshof gezeigt werden. Am effizien­ 1992 33 21 39 26 33 testen gelingt die Förderung von Spin­ 1993 31 25 40 30 34 nen in dem flexibel extensivierten Sy­ 1994 28 13 21 25 22 stem In te g rie rt (Abb. 2). In R eduziert trägt vor allem der Verzicht auf Insekti­ Tab. 4. Klassifizierte Häufigkeitsverteilung der Fälle (in %) der gemessenen Nmin-M engen zide zu einer Begünstigung einzelner 1990-1993 (Restnitrat vor Winter) für verschiedene Gruppierungskriterien (nach Lickfett Arten bei, während Extensiv im Ver­ 1 9 9 3 ) gleich mit In te g rie rt ähnlich artenreich (Tab. 3), aber w eniger individuenreich Nmin-Mengen (kg N/ha * 90 cm) Gruppierungskriterium ist. Hervorgehoben w erden muß die Be­ < 4 5 45-75 75-100 > 1 0 0 deutung der Brachflächen für die Spin­ nen (s. Abb. 2) und ganz allgemein den K u ltu r Schutz der untersuchten Faunenele­ W interraps 82 8 5 5 mente. Auch die Brache-Randstreifen Winterweizen 5 55 21 19 sind als Rückzugsrefugien von außeror­ Wintergerste 48 29 - - dentlicher Bedeutung für Tierarten. Die Winterroggen 70 30 - - Erfassung der Laufaktivitäten von Spin­ Zwischenfrüchte 83 17 - - nen und Carabiden aus dem Randstrei­ System fen in das Feld und die Besiedlung der Intensiv 45 32 20 3 Randstreifen durch Staphyliniden un­ In te g rie rt 58 23 12 7 terstreichen in ihren Ergebnissen die R eduziert 52 28 8 12 Bedeutung solcher Rückzugsflächen Extensiv 48 36 6 10 für die epigäische Fauna. Als weiteres S tandort Schlüsselinstrument für einige der un­ Reinshof 42 24 20 14 tersuchten Tiergruppen läßt sich die Bo­ Marienstein 60 35 5 - denbearbeitung herausarbeiten: vor al­ Eickhorst 57 31 6 6 lem Verzicht a u f das Pflügen ist fü r eine

26 Gerowitt • Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX kritischen Wert „auswaschungsgefähr- detes Nitrat vor W inter" gilt dies nur eingeschränkt. Der Prozentanteil hoher Werte für diese Variable sinkt zwar in den extensivierten Systemen, die Mög­ lichkeit, daß hohe Nitratwerte im Spät­ herbst auftreten können, bleibt aber gegeben (Tab. 4). Zudem sind kausale Zusammenhänge zwischen den Nitrat­ werten vor Winter und produktions­ technischen Größen nur schwer herzu­ stellen. Der größte Einfluß muß den Standorteigenschaften, der Auswahl und der Abfolge der Kulturen in der Fruchtfolge zugeordnet werden - dem­ gegenüber nimmtdie Höhederminera- lischen Stickstoffdüngung nur eine zweitrangige Bedeutung ein. Insbeson­ dere in dem nach Raps angebauten Winterweizen wurden häufig hohe Nmin-Werte gemessen, ein Phänomen, das auf den frühzeitigen Blattabfall im Raps bei gleichzeitig guten M ineralisa­ tionsbedingungen zurückzuführen ist. Auch die Bilanzsalden sind nach Raps erhöht, weil vergleichsweise wenig Stickstoff mit dem Erntegut vom Acker abgefahren w ird.

3.5 Pflanzenschutzprobleme

Noch schwieriger wird es, einen prakti­ kablen Indikator für die Gefährdung der Umwelt durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln abzuleiten. Dem eigentlichen Abbauweg von Pflanzenschutzmitteln kann nur exem­ plarisch anhand einiger W irkstoffe ge­ folgt werden. Der Verzicht auf Pflan­ zenschutzmittel, die nicht in Wasser­ schutzgebieten eingesetzt werden dürfen, wie im vorliegenden Projekt in dem System In te g rie rt praktiziert, er­ möglicht die Umsetzung bestehender Datum: 2.6. 9.6. 17.6. 25.6. 3.7. 17.7. 21.7. Umweltstandards für den Grundwas­ serschutz. Darüber hinaus muß beob­ □ Eier 13 Larven ■ Puppen —i— Aphiden achtet werden, ob durch eine Extensi- vierung neue oder andersartige Abb. 3. Populationsdynamik von Syrphiden und Aphiden in verschiedenen Anbausyste­ „ Pflanzenschutzprobleme" entstehen, men, Reinshof 1993,1 = Intensiv, II = Integriert, lll = Reduziert, IV = Extensiv, l(K) = Intensiv die einen verstärkten Einsatz von Pflan­ ohne Insektizideinsatz (Hasken et al. 1995). zenschutzmitteln zur Bekämpfung von Unkräutern, Krankheiten und Schädlin­ gen nach sich ziehen w ürden. in In te g rie rt (resistente Sorten, Sor­ Stickstoffdüngung zuzuschreiben (Has­ Bei der Frage, ob sich Pflanzen­ tenmischungen, nicht zu frühe Aus­ ken e ta l. 1995, K a ka u e ta \. 1995). schutzprobleme durch Extensivierung saat), daß keine neuen Probleme beim Beispielhaft zeigt die Abbildung 3 verstärken, muß generell zwischen den Schutz der Kulturpflanzen auftreten, die Entwicklung der Blattlauspopula­ Schadorganismen unterschieden wer­ die ihrerseits einen stärkeren Einsatz tionen (Aphiden) und der Schwebflie­ den. von Pflanzenschutzm itteln nach sich gen (Syrphiden) als stenophage Gegen­ Bei K rankheiten und Schädlingen ziehen (könnten). In R eduziert ist dies spieler der Blattläuse im Winterweizen verhindern vorbeugende Maßnahmen vor allem der deutlich reduzierten auf dem Standort R einshof im Jahr

27 ung eneez e r eii f­ u A e itig ze h frü der - eingesetzt g n fu G W eizens festzustellen. Im Im festzustellen. eizens W praxis­ , itig ze h frü dem in ferenzsystem, Anstieg ist aber auch im im auch aber ist Anstieg der B lattlauspopulation. Ein ähnlicher ähnlicher Ein lattlauspopulation. B der p­ lattlausbekäm B zur Insektizide keine ytm ei swh de ltlu- als Blattlaus- die sowohl t ib le b System gegen Ende der V egetationszeit des des egetationszeit V der Ende gegen B lattlauspopulation zu kontrollieren. kontrollieren. die zu ilft, h lattlauspopulation B ützlingspopulation N der bau hn de öee Restverunkrautun­ R höheren die chen, eizenbestän­ W sehr den in elbstregulation S yrphidenpopulation S die auch üblich Insektizide eingesetzt w urden, urden, w eingesetzt Insektizide üblich r en,i ytmn ndnnafi en­ n te in auf denen in Systemen, in , n te tre Anstieg späten einem zu erst t m Eskom System Im 1993. e i dn etne ud i redu­ die und Stickstoffdüngung. Beständen zierte den Flä­ in die gen um Randstreifen die sind den tre te n d e V erunkrautung vor allem m it it m allem vor erunkrautung V e d n te tre klein. Entscheidend fü r diese m ögliche ögliche m diese r fü Entscheidend klein. sive w endende Bodenbearbeitung ver­ Bodenbearbeitung auf- endende w sive pfung nkrautbekäm U der bei aber obued plnebuih Maß­ pflanzenbauliche vorbeugende f­ u a System diesem in Die . ird w zichtet der dann notw e n d ig e Herbizideinsatz in ie (w Herbizideinsatz e ig ird d n W e eingeschränkt notw beitragen. dann der Probleme der zierung nig bis nichts auszurichten, und auch auch und auszurichten, nichts bis den nig urden, w In bestellt and. pfluglos die er­ erbizidaufw H einen Früchten, rt e rd rfo e heblichen unkräutern roblem P crnt n ignwan az ver­ ganz ann irgendw und schränkt irtschaft­ landw eine die Unkräuter, der ame kne ku z enr Redu­ einer zu kaum können en nahm s mi mcaice Manhe we­ e w aßnahmen M mechanischen it m ist nicht betrieben (w ie in in ie (w betrieben nicht .Herbi dauf ( summi t Wikst f i g/ha*a)in Syst I en­ n te In n e m te s y S n e d n i ) a * a h / g in e g n e ffm to s irk W rte ie m m u fs u (a d n a fw u a id iz b r e H 4. . b b A ih Prdkin mme säkr ein­ stärker hindert. er m im roduktion P liche ehrung Verm starken einer es zu t m kom v I egri m Verl Jahr ( ei 1995). n n a m in te (S re h a J r e f d u 28 la r e V im t r ie r g te In d n u iv s Wirkstoffmenge [g/ha] e ro w itt • Ö kologische A u sw irkungen von Ackerbausystem en am Beispiel des in te rd iszip lin ä re n Forschungsvorhabens INTEX Forschungsvorhabens n re ä lin iszip rd te in des Beispiel am en Ackerbausystem von irkungen sw u A kologische • Ö itt w ro e U ngew ollte Entw icklungen können können icklungen Entw ollte ngew U n e Abbidung 4 s de Entwick- die ist 4 g n u ild b b A der In nt i rt rie g te In Marienstein nt i rt) rie g te In Intensiven • Extensiven Extensiv), w urden urden w V I S N E T N I oder oder Re­

□ □ et . 1995) l. a t e n y a h n e d a. . täge Mi 1990- Ver andore, t en und eme nach Wil­ W h c a (n e m te s y S d n u n re ltu u K , rte o d n ta s s h c u rs e V r e d ) 4 9 9 -1 0 9 9 1 l e t it (M e g rträ E 5. Tab. von von steigende H erbizidaufw endungen zur zur endungen erbizidaufw H steigende i t n rte rie g Standorte Standorte Systemen Systemen sogar höher lagen als in in als lagen höher sogar w erden, w odurch eine Reduktion der der Reduktion eine der odurch w erden, öglichkeiten w M ffiziente e gegen Standort am die dargestellt. Eine starke Ausbreitung Ausbreitung starke Eine dargestellt. igsttn rsof ne er­ engen irkstoffm W eingesetzten lung der H erbizidaufw endungen in den den in endungen erbizidaufw H der lung ectwur e rd u w reicht rt A rende mechanischen K ontrolle e n tw icke lt lt icke tw n e ontrolle K mechanischen Folge, die im fü n fte n Jahr in in Jahr n fte n fü im die Folge, tandort S * Nur in jeweils einem Jahrangebaut Jahrangebaut einem jeweils in Nur * stein Reinshof * * * 1990 noch nicht angebaut. nicht noch 1990 * * * arien- M Eickhorst T R E I R G E T N I lpcrs myosuroides Alopecurus 90 1 2 3 94 93 92 91 1990 System in in System Intensiv Galium aparine Galium arienstein M W-Raps W-Gerste W-Weizen W-Raps W-Gerste A-Bohnen W-Weizen W-Raps W-Roggen W-Weizen ohnen** A-B Erbsen** (Steinmann ultur K und und Reinshof arienstein M nt i rt rie g te In und und Intensiv. 1995). Eta t/ha) d (Ertrag one da­ konnten =0%) (=100% Intensiv ni ­ ie in m o d 84,5 99,5 37,1 nt i rt rie g te In 68,5 39,2 84,9 29,7 83,5 72,2 im im Reinshof — ~ Gegen Gegen fü r die die r fü hatte hatte nt ­ te In

4, tha) a dt/h (42,9 2, / ) a t/h d (28,8 3, tha) a dt/h (37,3 nt i rt rie g te In * * 1994 ersetzt durch Hafer. durch ersetzt 1994 * * Vom Ausmaß der Extensivierung, vor al­ vor Extensivierung, der Ausmaß Vom vant. Die Erträge gehen bei Extensivie- Extensivie- bei gehen Erträge Die vant. . Erträge 3.6 siv e esrde tnötihn Ackerbau­ standörtlichen die besser Je catihn tahugn id zu­ sind etrachtungen B schaftlichen ab, w ie stark dieser Rückgang ausfällt. ausfällt. Rückgang dieser stark ie w ab, Extensiv Reduziert, rt, rie g te In vorgegeben waren, w urden in in urden w waren, vorgegeben ünfJheraiire eduktionen. R realisierten Jahre f n fü w eltrelevanten Vorleistungen in den den in Vorleistungen eltrelevanten w nsadnn f ndungen rele­ n e g n u d en ufw A entstandenen zwischen zwischen i rt rie g nächst die irt­ die sw b nächst trie e -b ftlich a irtsch w d n la die Für rung in der R eihenfolge eihenfolge R der in rung nicht sehr ausgeprägt, w ährend ährend w ausgeprägt, sehr nicht Böden zusammen. Die Unterschiede Unterschiede Die zusammen. Böden Nach­ der it m Extensivie­ natürlich eine sin­ hängt Das r e durch ig n rung. e w Erträge desto die sind, ken bedingungen hängt 5) (Tab. tandort S vom aber lem Systemen Systemen insbesondere bei den G etreidekulturen etreidekulturen G den bei insbesondere lieferung von N ährstoffen durch gute gute durch ährstoffen N von lieferung in fo rm ie rt über die im M itte l über die die über l itte M im die über rt ie rm fo in 102 100 100 103 100 deutlich abfällt. deutlich 80 85 80 95 72 86 92 hed i Reuto dr m­ um der eduktion R die ährend W Ertrag rel. zu Intensiv (in %) (in Intensiv zu rel. Ertrag fexbl il avset Tble 6 Tabelle anvisiert. Ziele le xib fle nt i rt rie g te In Erträge eduziert R eduziert R 76 70 67 62 83 88 83* 98* 57* — — der K ulturen und die die und ulturen K der und und und und onventionell, K eduziert R Extensiv Extensiv 40 26 * * * 5 9 71 * ** 9 5 * ** 2 5 36 41* 35 23* 36* 58* zurück. zurück. Exten­ sind sind fest fest nt ­ te In

Gerowitt ■ Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX

Tab. 6. Stickstoffdüngung (kg/ha) und chemischer Pflanzenschutz (Anzahl Maßnahm en) in „guten" Standort zudem erfolgsneu­ Intensiv und die prozentuale Reduktion in Integriert im M ittel der Jahre (1990-1994) und tra l. In R eduziert fehlt diese Substitu­ Standorte (nach W ildenhayn et al. 1995) tio n (Tab. 7), d. h. die Erträge sind nied­ rig, die Kosten hoch-ökonomisch kann Stickstoffdüngung Chemischer Pflanzenschutz dieses System keine Handlungsalterna­ K ultur Intensiv In te g rie rt Intensiv In te g rie rt tive sein. In Extens/Vwird mit extrem ge­ (kg/ha) (% Reduktion) (Maßnahmen) (% Reduktion) ringen Kosten gewirtschaftet bei ent­ sprechend geringen Erträgen. Der öko­ W interraps 185 - 2 3 3,9 - 6 4 nomische Erfolg ist zwar ebenfalls ge­ Winterweizen 172 - 2 3 8,9 - 7 2 ring, liegt aber auf dem guten Standort Wintergerste/ sogar noch über dem in R eduziert -roggen 157 - 2 6 5,4 - 5 6 (A bb.5). Neben die ökonomischen Kalkula­ Bohnen/Erbsen/ tionen müssen aber zunehmend Über­ H afer1 - 9 4 -8 1 legungen treten, inwieweit landwirt­ Systemvergleich 172 - 4 2 6,1 - 7 0 schaftliche Produktion grundsätzlich in 1 In % zum Mittel der Fruchtfolge. Frage gestellt werden muß. Dies gilt be­ sonders für Extensiv, hier behindert die auftretende starke Verunkrautung zu­ 3.7 Betriebswirtschaftliche men). Die Arbeitskosten sind in der Dek- nehmend die Ertragsbildung sowie Be- Kalulationen kungsbeitragsberechnung der Abb. 5 erntung und Verwertung des Erntegu­ enthalten. Inputs von umweltrelevan­ tes überhaupt. Auf dem „schlechten" Bei der betriebsw irtschaftlichen Kalku­ ten, extern regelnden Faktoren werden Ackerbaustandort Marienstein w ar eine lation werden für alle Jahre die Bedin­ zum Teil durch den Input von Arbeit entsprechende Situation schon nach gungen der aktuellen EU-Agrarpolitik und Kenntnissen substituiert - auf dem vier Untersuchungsjahren eingetreten. unterstellt, d.h. verhältnismäßig nied­ rige Produktpreise und Flächenbeihil­ Tab. 7. Aufgliederung der extern und intern regelnden Faktoren und % -Anteile in den Syste­ fen für die Anteile an Getreide-, Ölsaat- men (nach Stoyke und W aibel 1995) und Eiweißkulturen (dassind alle in den Systemen angebauten Kulturen). Daß Einordnung Intensiv In te g rie rt R eduziert Extensiv die zum Erhalt der Flächenprämie not­ Extern regelnde Faktoren wendige Stillegungsfläche aktuell nicht Düngemittel, Chemische Pflan­ vorhanden ist, kann für den ökonomi­ zenschutzmittel, var. Maschinen­ schen Vergleich vernachlässigt werden, kosten und Arbeitseinsatz (ohne würde sie doch in allen Systemen glei­ Drillen, mech. Unkrautbekämp­ chermaßen einzurichten sein. fung, Bestandeskontrolle) 85% 62% 83% 45% In der betriebswirtschaftlichen Kal­ Intern regelnde Faktoren kulation sind zunächst nur die bewirt­ Saatgut, var. Maschinenkosten schafteten Flächen ohne den Flächen­ und Arbeitseinsatz für Drillen, anteil der Randstreifen berücksichtigt. mech. Unkrautbekämpfung, Letztere umfassen je nach Flächen­ Bestandeskontrolle 15% 38% 17% 55% größe und -form 5-8 % der Bruttoflä­ che. Wie dargestellt, beeinflussen sie die Regelungsintensität in den Syste­ 30 0 0 men In te g rie rt und Extensiv - ihr Ein­ REINSHOF MARIENSTEIN EICKHORST fluß kann aber zur Zeit noch nicht quan­ 25 0 0 t tifiz ie rt w erden. 2000 ill var. K. / int. R. Unter diesen Voraussetzungen sind die Systeme in der ökonomischen Be­ 1500 CD var. K. / ext. R. trachtung genauso zu rangieren wie 1000 D Deckungsbeitrag bei den Erträgen. Die Unterschiede zwi­ schen Konventionell und In te g rie rt sind 500 jedoch gering, auf dem „guten" Stand­ ort sind die Fruchtfolgedeckungsbei­ träge sogar gleich hoch (Abb. 5). In Inte­ g rie rts in d die Aufwendungen für Dün­ gung und Pflanzenschutz geringer, hö­ her sind aber die Kosten für die Arbeits­ erledigung (Gründe: Bestandesbeob­ Abb. 5. Leistungen, variable Kosten (Aufteilung s. Tab. 7) und Deckungsbeiträge im M ittel achtungen, mechanische Maßnah­ der Anbausysteme (Stoyke und Waibel 1995).

29 Gerowitt ■ Ökologische Auswirkungen von Ackerbausystemen am Beispiel des interdisziplinären Forschungsvorhabens INTEX

4. Schlußfolgerungen ■ Fruchtfolge und Düngung sollten an Kopp, Stefan Krooß, Stefan Krüssel, Ul­ den Standort angepaßt werden; rich Lehrke, Thomas Lickfett, Horst- Der Gesamteindruck, der sich anhand ■ alle vorbeugenden Pflanzenschutz­ Henning Steinmann, Gabriele Stippich, der ökologischen Wirkungen in den Sy­ maßnahmen sollten bei Krankheits­ Cord Stoyke, Rainer Waldhardt, Mi­ stemen bildet, kann folgendermaßen und Schädlingsbekämpfung genutzt chael Wildenhayn, Karl Teiwes und vie­ umrissen werden: Die flexible Anpas­ werden, dann sind keine zusätzlichen len Diplomanden und Hilfskräften. sung (In te g rie rt) innerhalb eines durch Probleme, gegen die zusätzlicher che­ bestimmte Mindeststandards abge­ mischer Pflanzenschutz betrieben wer­ 6. Literatur steckten Rahmens liefert keinen gerin­ den müßte, zu erwarten; geren „E rfo lg " als Systeme m it fest ve r­ ■ Strukturelemente in die Agrarland­ Büchner, S., 1995: Die Dipterenflora un­ gebenen z.T. schärferen Standards, wie schaft, wie Randstreifen, sind einzu­ terschiedlich extensiv bewirtschaf­ im vorliegenden Falle R eduziert und bringen, um Selbstregulationen zu teter Ackerflächen. - Dissertation Extensiv. Dabei gehen die Mindeststan­ nützen, in ausgeräumten Agrarland­ Göttingen, Cullivier Verlag 233 S. dards des flexiblen Systems In te g rie rt schaften tragen auch flächenhafte Bra­ Greiler, R., Grosskopf, W., 1990: Extensi- (Reduktion von N-Düngung, Boden­ chen dazu bei. vierung landwirtschaftlicher Bo­ bearbeitung und Pflanzenschutzmit­ Offene Fragen werfen nach den Er­ dennutzung. - Berichte über Land­ teleinsatz, Anlage von Rückzugsstrei­ gebnissen der ersten fünfjährigen Un­ w irtsch a ft 68, 523-541. fen) z.T. w e it über das hinaus, was gele­ tersuchungsperiode aber insbesondere Hasken, K. H., Poehling, H. M., 1995: Ef­ gentlich unter „Integriertem Pflan­ zwei konkurrierende Forderungen auf: fect of different intensities of fertili­ zenbau" verstanden wird. Wird das ■ Verminderung der Bodenbearbei­ zers and pesticides on aphids and Schlagwort „Integriert" benutzt, ist es tungsintensität, um die Bodenstruktur aphid predators in winter wheat. - immer angebracht, sich mit den Details und viele Faunenelemente zu schonen, Agriculture, Ecosystem and Environ­ der Konzeptionen auseinanderzuset­ ■ Verminderung des Einsatzes von ment 52,45-50. zen. Im vorliegenden System In te g rie rt Herbiziden, um die Phytozönosen der Hasken, K. H., Krüssel, S., Poehling, H. wird versucht, erwünschten ökologi­ Äcker zu stabilisieren. M., Ulber, B., 1995: Endbericht der schen Wirkungen so weit wie möglich In einer zweiten Untersuchungspe­ Projektphase 1990-94, Entomologi- Rechnung zu tragen. riode innerhalb des Projektes wird mit sche Untersuchungen, unveröf­ Auch die ökonom ische Seite der vor­ Beginn im Anbaujahr 1994/1995 fe n tlic h t. liegenden Ergebnisse läßt das System schwerpunktmäßig diesem Konfliktbe­ Holland, J. M., Frampton, G. K., Cilgi, T, In te g rie rt als ein Modell mit Zukunfts­ reich nachgegangen, indem die Ent­ W ratten, S. D., 1994: Arable acro­ chancen bei einer angestrebten Exten- wicklung der ökologischen Indikatoren nyms analysed-a review of integra­ sivierung erscheinen. Anhand der vor­ in extensivierten Ackerbausystemen ted arable farming systems research liegenden Ergebnisse ist hervorzuhe­ mit konsequent unterschiedlichem Ein­ in Western Europe.-Ann. appl. Biol. ben, daß beim Übergang zu extensivier- satz der Bodenbearbeitung geprüft 125,399-438. ten Systemen Einbußen für die Land­ w ird. Isselstein, J., Stippich, G., Wahmhoff, wirte viel eher auf den weniger be- W., 1991: U m w eltw irkungen von Ex­ güngstigten Standorten auftreten 5. Zusammenfassung tensivierungsmaßnahmen im Ak- können. Auf den „guten" Ackerbau­ kerbau - Eine Übersicht. - Berichte standorten bestehen i.d.R. mehr pflan­ ln einem großflächigen, interdiszipli­ über Landwirtschaft 69, 379-413. zenbauliche Optionen (Fruchtfolge, nären, experimentellen Projekt (INTEX) Kakau, J., Lehrke, U., Heitefuß, R., 1995: mechanische Unkrautbekämpfung, werden verschiedene Auswirkungen Endbericht der Projektphase 1990 Nährstoffmanagement), um die Wir­ von Extensivierungsmaßnahmen im -94, Pflanzenpathologische Unter­ kungen beschränkter umweltrelevan­ Ackerbau untersucht. Im vorliegenden suchungen, unveröffentlicht. ter Inputs auszugleichen, als auf Beitrag wird ein Überblick über das Lehrke, U., 1993: Pflanzenpathologi­ schwierigen Standorten. Projekt vermittelt, verschiedene Teil­ sche Aspekte einer Extensivierung Relativ geringe Änderungen des aspekte werden methodisch und mit im Ackerbau - ein Vergleich ver­ ökonomischen Rahmens (höhere Preise exemplarischen Ergebnissen kurz vor­ schiedener Anbau- und Pflanzen­ für Vorleistungen, direkte Anreize für gestellt. Daraus werden erste Schlußfol­ schutzsysteme. - Diss. Göttingen umweltrelevante Änderungen der Pro­ gerungen für die Ausgestaltung von Ex­ 1993, Cullivier Verlag, 158S. duktionstechnik) würden genügen, um tensivierungsmaßnahmen abgeleitet. Lickfett, T, 1993: Auswirkungen ver­ das System In te g rie rt auf allen geprüf­ minderter Produktionsintensität in ten Standorten attraktiv für den Land­ Danksagung zwei Rapsfruchtfolgen auf Ele­ wirtwerden zu lassen (Stoyke 1995). mente des N-Haushaltes im System Aus den vorliegenden Ergebnissen Die vorgestellten Ergebnisse sind von Boden-Pflanze. - Diss. Göttingen können exemplarisch in einigen Berei­ verschiedenen Arbeitsgruppen inner­ 1993, Cullivier Verlag, 146 S. chen Vorgaben abgeleitet werden, wie halb des INTEX-Projektes erarbeitet Lickfett, T, 1995: Endbericht der Pro­ Extensivierungsmaßnahmen im Acker­ w orden. Ich bedanke mich insbeson­ jektphase 1990-94, Untersuchun­ bau gestaltet werden sollten, um er­ dere bei: Kai Christiansen, Stefan gen zum Nährstoffhaushalt, un­ wünschte ökologische Wirkungen zu Büchner, May-Britt Gerschau, Karl- veröffentlicht. stützen: Heinz Hasken, Achim Kakau, Adolf Lickfett, T, Przemeck, E., 1994: Stick-

30 N N A -B erichte 2/96

Stoffsalden von Rapsfruchtfolgen Ackerbau I: Auswirkungen auf Spin­ ted Countries on Integrated and bei verminderter Produktionsin­ nen und Laufkäfer. - Mitt. Dtsch. Ecological Farming Systems, AB- tensität. - VDLUFA-Schriftenreihe Ges. Allg. Angew. Entomol. 9, DLO Wageningen, 87 S. 36, 769-772. 124-128. Wildenhayn, M., 1992: Konzeption ei­ Plankl, R., 1995: Synopse zu den um­ Stippich, G., Büchner, S., Christiansen, nes interdisziplinären Forschungs­ weltgerechten und den natürlichen K., Krooß, S., 1995:Endbericht der vorhabens (INTEX) zu Auswirkun­ Lebensraum schützenden landwirt­ Projektphase 1990-94, Zoologische gen von Extensivierungsmaßnah- schaftlichen Produktionsverfahren Untersuchungen, unveröffentlicht. men im Ackerbau. - VDLUFA-Schrif­ als flankierende Maßnahmen zur Stoyke, C, 1995: Die Ö konom ik einzel­ tenreihe 35, 98-117. Agrarreform. - Bundesforschungs­ betrieblicher Anpassungsmaßnah­ Wildenhayn, M., 1994: Extensivierung anstalt für Landwirtschaft, Arbeits­ men an Extensivierungsauflagen in als Möglichkeit zur Reduktion von bericht aus dem Institut für Struk­ der Pflanzenproduktion. - Disserta­ Nitratverlusten? - In: KTBL (Hrsg): turforschung, 129 S. tion Göttingen, Vauk-Verlag Kiel, Strategien zur Verminderung der Schmidt, W.r Waldhardt, R., Mrotzek, 263 S. Nitratauswaschung in Wasser­ R., 1995: Extensivierungsmaßnah- Stoyke, C, Waibel, H., 1995: Endbericht schutzgebieten, KTBL-Arbeitspa- men im Ackerbau: Auswirkungen der Projektphase 1990-94, Agrar­ pier 206, 61-70. auf Flora, Vegetation und Samen­ ökonomische Untersuchungen, W ildenhayn, M., Hesse, W., Kopf, D., bank - Ergebnisse aus dem Göttin­ unveröffentlicht. Steinhoff, H., 1995: Endbericht der ger INTEX-Projekt. - Tuexenia 15, Teiwes, K., 1994: A usw irkungen von Ex- Projektphase 1990-94, Pflanzen­ 415-435. tensivierungsmaßnahmen im Ak- bauliche Untersuchungen, unver­ Steinmann, H. H., 1995: Herbologische kerbau auf Bodenleben und Bo­ öffentlicht. Aspekte der Extensivierung im Ak- dengefüge. - VDLUFA-Schriften­ kerbau - Entwicklung der Verun­ reihe 38, 597-600. Anschrift des Verfassers krautung in Anbausystemen unter­ Teiwes, K., 1995: Endbericht der Pro­ schiedlicher Intensität und Möglich­ jektphase 1990-94, Bodenphysikali­ Dr. Bärbel Gerowitt keiten der mechanischen Bekämp­ sche Untersuchungen, unveröf­ Forschungs- und Studienzentrum fu n g von Galium aparine im W in ­ fe n tlich t. Landwirtschaft und Unrjwelt terw eizen. - Diss. G öttingen 1995, Vereijken, P. (Ed.), 1994: Designing Pro­ Georg-August-Universität Göttingen C ullivier Verlag, 103 S. totypes - Progress Report o f the Re­ Am Vogelsang 6 Stippich, G., 1993: Extensivierung im search Network for EU and Associa­ 37075 Göttingen

Empfehlungen zum Management von den und werden zu diesem Zweck über­ wiegend einmal jährlich im Sommer Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung gemulcht. Neben dieser in erster Linie ökonomisch begründeten Brachlegung in Deutschland von Ackerflächen führen Stillegungs­ programme der Bundesländer im Rah­ men der die EG-Agrarreform flankie­ von Rainer Waldhardt renden „Maßnahme zur Förderung ei­ ner umweltgerechten Landwirtschaft" 1. Einleitung pflanzen auf Weltmarktpreise in An­ zu weiteren, zumeist langfristigen spruch nehmen möchten. Allein soge­ Brachlegungen. Eine Übersicht über Als eine Folge der am 21. Mai 1992 ver­ nannte Kleinerzeuger sind von der Still­ derartige Programme und deren Aus­ abschiedeten Beschlüsse zur Reform legungspflicht befreit. Teilnehmende gestaltung gibt Plankl (1994) der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Landwirte können dabei zwischen drei Bereits in den Vorjahren, etwa seit durch den Agrarministerrat der Euro­ Stillegungsarten (jährlich wechselnde Beginn des Niedersächsischen Grünbra­ päischen Gemeinschaft führte das Rotationsbrache, einjährige oder mehr­ cheprogramms im Jahr 1986, wurden „konjunkturelle Flächenstillegungspro­ jährige einfache Stillegung, garantierte ökologische Begleituntersuchungen gramm" zu einer mehr oder weniger Dauerbrache - vgl. Bundesministerium zur Stillegung von Ackerflächen (u.a. langfristigen Brachlegung von etwa für Ernährung, Landwirtschaft und For­ Forche et al. 1990, Steinrücken et al. 10% der Ackerfläche in Deutschland. sten 1995) wählen. Es wird eine zügige 1990, Holz 1990, Waldhardt & Schmidt Die Teilnahme an diesem Programm Begrünung der stillgelegten Flächen 1991)aufgenommen. Die Untersuchun­ wird gefordert, wenn Landwirte flä­ gefordert, die durch gezielte Einsaat gen konzentrierten sich zumeist auf ei­ chenbezogene Ausgleichszahlungen (unter Beachtung bestimmter Regelun­ nen Vergleich der floristischen und/ zum Ausgleich von Einkommensverlu­ gen auch zum Anbau nachwachsender oder faunistischen Artenvielfalt, der sten durch Senkung der administrati­ Rohstoffe) oder durch Selbstbegrü­ Entwicklungsmöglichkeiten für gefähr­ ven Stützpreise für Getreide sowie der nung erreicht werden kann. Die stillge­ dete Arten sowie der Gefahr der Nitrat­ Preise für Ölsaaten, Öllein und Eiweiß­ legten Flächen müssen gepflegt wer­ auswaschung bei unterschiedlicher

31 W aldhardt • Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung in Deutschland

Praxis der Stillegung (einjährig - mehr­ zum N-Haushalt von Ackerbrachen aus hen Anteils ertragsarmer Böden, aber jährig; gezielte Einsaat - Selbstbegrü­ den Bundesländern Schleswig-Holstein, auch als Folge der Integration der dorti­ nung; ohne oder mit Mulchen zu ver­ Brandenburg, Niedersachsen, Hessen gen Landwirtschaft in das Agrarsystem schiedenen Zeitpunkten) und unter Be­ und Baden-Württemberg berücksich­ der Bundesrepublik im Zuge der deut­ rücksichtigung edaphischer Parameter. tigt. Es wird somit ein weites standörtli­ schen Vereinigung in besonderem Die in der Regel allenfalls dreijährigen ches Spektrum erfaßt und die Ablei­ Maße von der Flächenstillegung betrof­ und regional begrenzten Untersuchun­ tung überregional gültiger Empfehlun­ fen (vgl. W aldhardt 1994, Bork et al. gen sollten zur Klärung von Fragen bei­ gen ermöglicht. 1995). tragen wie: Wie ist die Extensivierung Die im einzelnen ausgewertete Lite­ Unter den Stillegungsarten über­ aus ökologischer Sicht zu beurteilen ra tu r w ird in Kap. 3 genannt. Es sei an wog die einjährige Stillegung. Der An­ (K nauer -1987)? Welchen Beitrag leisten dieser Stelle darauf hingewiesen, daß teil der mit nachwachsenden Rohstof­ stillgelegte Äcker zur Verbesserung des aufgrund methodischer Unterschiede fen bestellten Brachen war mit unter Naturhaushaltes, aber auch zum Schutz die Untersuchungsergebnisse nicht in 2% der Ackerfläche vergleichsweise der abiotischen Ressourcen, wo sollen jedem Fall unm ittelbar vergleichbar gering. sie liegen und welche Entwicklungen sind. So lagen die Größen der vege- Aktuelle Angaben zu den Flächen­ sind erwünscht (Ruckdeschel & Plachter tationskundlichen Aufnahmeflächen anteilen der gezielt durch Einsaat be­ 1988)7 Bietet die Flächenstillegung eine zwischen 50 m2 bei Rabe (1992), 100 m2 grünten bzw. der selbstbegrünten so­ Perspektive für den Naturschutz (Schu­ bei W aldhardt (1994) und 120 m 2 bei wie der (nicht) gemulchten Brachen lie­ m acher 1990)7 Welchen Beitrag liefern Holz (1993). Unterschiedliche Termine gen nicht vor. 1991/92 wurden im Rah­ Flächenstillegung und Extensivierung bei der Bestimmung der im Jahresver­ men der damaligen „fünfjährigen Flä­ zum Arten- und Biotopschutz in der laufsich rasch ändernden Boden-Nitrat­ chenstillegung" bundesweit 60% der Agrarlandschaft (Schmidt & Waldhardt gehalte - erfaßt wurden in der Regel stillgelegten Fläche durch Einsaat be­ 1991)7 Nitratgehalte in Bodentiefen bis 90 cm grünt. Es bestanden jedoch deutliche Wenngleich mit der Analyse der Be­ - sind in diesem Zusammenhang eben­ Unterschiede zwischen den Bundes­ reiche Artenschutz und Schutz vor Ni­ falls zu nennen. ländern. Der Anteil eingesäter Brachen tratauswaschung die Aufgabenfelder war in Niedersachsen - nach W aldhardt des Naturschut?es - der Artenschutz, 3. Umfang und Arten der (1994) erfolgte die Einsaat meist mit der Biozönosenschutz, der Land­ Flächenstillegung in Schleswig- Klee-Gras-Gemischen - mit 83,2% be­ schaftsschutz, der Schutz der Naturgü­ Holstein, Brandenburg, sonders hoch, in Brandenburg waren ter Wasser, Boden und Luft sowie der Niedersachsen, Hessen und dagegen 44,8% der Stillegungsflächen Prozeßschutz (Plachter & Reich 1994) - Baden-Württemberg der Selbstbegrünung überlassen (vgl. nicht umfassend behandelt sind, liefern W aldhardt 1994). die vorgestellten und diskutierten Un­ In Tab. 1 sind für das Jahr 1994 und für tersuchungen aus fünf Bundesländern die genannten Bundesländer die Flä­ 4. Ergebnisse wichtige Daten zur Ableitung von Emp­ chenanteile der konjunkturellen Flä­ fehlungen zum Management von Stille­ chenstillegung an der Ackerfläche zu­ 4.1 Flora und Vegetation von gungsflächen aus der Sicht des Natur­ sammengestellt. Sie lagen in den alten Ackerbrachen schutzes. Der Autor behandelt nicht die Bundesländern bei etwa 10%, im Land Frage, ob die Flächenstillegung im Ver­ Brandenburg mit über 18% deutlich Die Vegetationsentwicklung auf den in gleich zu möglichen anderen Extensi- höher. Bereits im Jahr 1991 war das Schleswig-Holstein (K nauer e ta l. 1990, vierungsmaßnahmen im Ackerbau - so Land Brandenburg aufgrund seines ho­ Rabe 1992), in Brandenburg (H offm ann etwa einer „biologischen" Bewirtschaf­ tung der Gesamt-Ackerfläche - mehr Tab. 1. Anteile der konjunkturellen Flächenstillegung der EU im Jahr 19941 an der Ackerflä­ oder w eniger w e rtvo ll ist. V ielm ehr m ö­ che (nach Daten der Landwirtschaftsministerien der Länder). gen die formulierten Empfehlungen im Sinne des Rates von Sachverständigen Bundesland AF(ha) Stillegungsart (in % der AF) nachw. Rohstoffe für Umweltfragen (1994) dazu beitra­ gen, daß die Praxis der konjunkturellen Rota- ein- gar. mit ohne Flächenstillegung, die voraussichtlich tion fache Dauerb. zumindest mittelfristig Bestandteil der Schleswig-Holstein 579067 8.2 2.2 2.6 1.1 11.9 Agrarpolitik bleiben wird, die Forde­ Brandenburg2 rungen des Naturschutzes stärker als Niedersachsen 1744698 4.8 3.4 2.0 0.6 9.7 bisher berücksichtigt. Hessen 514469 5.8 4.0 1.9 7.9 Baden-Württemberg 841 688 5.4 2.4 1.0 1.9 6.9 2. Ausgewertete Literatur und M ethoden AF-Ackerfläche. 1 Weitere Äcker liegen im Rahmen der bis 1992/93 angebotenen „fünfjährigen Flächenstil­ In der vorliegenden Zusammenstellung legung" (Verordnung [EWG] Nr. 2328/91) und der flankierenden Maßnahmen der Agrarre­ werden Untersuchungen zur Entwick­ form brach. lung von Flora und Vegetation sowie 2 Nach K r ü g e r ( 1995) lagen 1994 in Brandenburg 18.3 % der Ackerfläche brach.

32 Waldhardt • Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung in Deutschland

& Kretschmer 1993, G lem nitz 1993, Jüt- Deutliche Unterschiede bei den Ar­ begrünte Brachen aber nicht nur durch tersonke & Arlt 1994, 1995, Krum biegel tenzahlen in Abhängigkeit von edaphi­ hohe Artenzahlen, sondern zugleich et al. 1995), in Niedersachsen (Forche et schen Parametern fanden Holz (1993) durch eine hohe Evenness der Vegeta­ al. 1990, Waldhardt & Schmidt 1991, und W aldhardt (1994), die in ihren Un­ tio n (H aeupler 1982) gekennzeichnet. 1993, W aldhardt 1994), in Hessen (Stein­ tersuchungen jeweils ein weites stand­ Die im ersten Jahr mit durchschnittlich rücken 1990, Sauer et al. 1992, Elsen & örtliches Spektrum (basenarme bis ba­ (n = 54) 66 % recht hohe Evenness lag im G ünther 1992, Harrach 1993) und in Ba­ senreiche, flach- bis tiefgründige, san­ dritten Jahr der Brache im Mittel der den-Württemberg (Holz 1993) unter­ dige bis tonige und trockene bis nasse aufgenommenen Flächen (n = 39) bei suchten Ackerbrachen verlief in Abhän­ Böden) erfaßten. Als besonders arten­ noch 57 %. A u f den eingesäten Brachen gigkeit von edaphischen Parametern, reich mit durchschnittlich etwa 40 Ar­ (n = 55) nahm die Evenness nach an­ von der Stillegungsart (einjährig, mehr­ ten werden flachgründige, trockene fangs ähnlich hohen Werten auf durch­ jährig), von der Begrünung (Einsaat, Kalkäcker sowie basenarme Sandäcker schnittlich unter 50 % ab. Selbstbegrünung) sowie von Pflege­ genannt. Auf selbstbegrünten Brachen verlief maßnahmen (Mulchen) sehr vielfältig. Gefährdete Ackerwildkrautarten die Begrünung nach Anbau von Rüben Auf Brachen mit sandigen, basenar­ w ie Adonis aestivalis, Consolida regalis oder Mais deutlich langsamer als nach men Böden ähnelte die Vegetation zu­ oder Silene noctiflora konnten sich vor Anbau von Getreide (vgl. Kap. 3.2). Aus weilen bis zum dritten Jahr mit einem allem auf stillgelegten Kalkäckern und der Stoppel des zu le tzt angebauten Ge­ hohen Anteil einjähriger Arten dem Pa- dort besonders gut im zweiten Jahr treides erfolgte die Begrünung rascher paveretum argemones (Libb. 1932) entwickeln. Bereits im dritten Jahr nah­ und artenreicher als nach erneuter Bo­ Krusem. et Vlieg. 1939. Vor allem im men die Individuenzahlen (W aldhardt denbearbeitung vor der Stillegung (vgl. norddeutschen Flachland (vgl. Rabe 1994) und Stetigkeiten (Holz 1993, dazu Untersuchungen in Bayern von 1992, K rum biegel et al. 1995) konnte W aldhardt 1994) vieler gefährdeter Ar­ W eiherm ann e ta l. 1993). sich Conyza canadensis als anemocho- ten ab. Durch frühes Mulchen der Bestände rer, kurzlebiger Hemikryptophyt in der Die vorgestellte vielfältige Vegeta­ bis etwa Ende Juni werden nach Holz noch nicht geschlossenen Vegetation tion konnte sich nur auf selbstbegrün­ (1993) die Artenzahlen begünstigt, der Papaveretum-Brachen - es wurden ten Brachenoderbei nur schlechter Eta­ während der Einfluß des Mulchens ab im ersten Jahr der Brache Deckungs­ blierung von Einsaaten ausbilden. Die Anfang August kaum noch festzustel­ grade von etwa 70% selten überschrit­ selbstbegrünten Brachen erwiesen sich len ist. Auch nach W aldhardt (1994) ist ten - rasch ausbreiten. A u f Brachen, de­ mit oft über 30 Arten in den Aufnah­ der Einfluß des Mulchens nach etwa ren schluffige bis tonige Böden besser meflächen auch als deutlich artenrei­ M itte Juli bei alleiniger Betrachtung der mit Wasser und Nährstoffen versorgt cher als die eingesäten. Begrünungen Vegetationsentwicklung bis zum drit­ waren, entwickelte sich zunächst eine m it Lolium perenne, Dactylis glome- ten Jahr gering. dem Aphano-Matricarietum chamomil- rata, Medicago sativa oder Phacelia ta- lae Tx. 1937 em. Pass. 1957 naheste­ nacetifolia waren besonders artenarm. 4.2 N-Haushalt von Ackerbrachen hende Vegetation, diejedoch bereitsab Die Artenzahlen der selbstbegrün­ dem zweiten Jahr in eine von mehrjäh­ ten Brachen stiegen - bei einer großen In den Untersuchungen zum N-Haus­ rigen Arten dominierte Pioniervegeta­ Spannweite (Holz 1993) - im zweiten halt von Ackerbrachen in Brandenburg tion (Agropyron repens-Gesellschaft, und dritten Jahr der Sukzession vor al­ (Smukalski & Rogasik 1992, Wurbs 1993, Ranunculus repens-Agropyron re­ lem aufgrund des Anflugs von Diaspo­ 1995, Asmus 1995, K röger 1995), Nie­ pens-Gesellschaft, grünland- und ape­ ren ausgesprochen anemochorer, weit dersachsen (Becker 1990, Forche et al. rionartenreiche Ruderalvegetation) verbreiteter Arten (u.a. Taraxacum of- 1990, Kersebaum 1990, D om ning & überging. Therophyten erreichten im ficinale, Epilobium tetragonum, E. Przemeck 1992, W aldhardt 1994), Hes­ dritten Jahr oft nur noch Deckungs­ adenocaulon, E. angustifolium, Lactuca sen (Peter 1990, Peter & Harrach 1992, gradanteile von unter 10%. Derartige serriola) o ft an. Diese A rten konnten in Harrach 1994) und Baden-Württem­ Bestände wurden in allen berücksich­ der noch nicht geschlossenen Vegeta­ berg (Junge & Marschner 1991, Junge et tigten Bundesländern aufgenommen. tion rasch hohe Deckungsgrade errei­ al. 1992) w urden vor allem die standort­ Auf flachgründigen, carbonatreichen chen. Auch die zunehmende Besied­ bezogenen N-Mineralisationsleistun- Böden, die in Süd-Niedersachsen, lung der Brachen mit anemo- (z.B. Sa- gen ermittelt, die Jahresgänge der Bo- Nord-Hessen und Baden-Württemberg lix-A rten) oder zoochor (z. B. Sambucus den-Nitratgehalte selbstbegrünter und untersucht werden konnten, entwik- nigra) verbreiteten Gehölzen kam den eingesäter Brachen verglichen sowie kelte sich zunächst eine dem Caucali- Artenzahlen zugute. Die Deckungs­ die Auswirkungen einer Einsaat mit Le­ do-AdonidetumflammeaeTx. 1950 ver­ grade derGehölze lagen jedoch biszum guminosen behandelt. wandte Vegetation. Die Sukzession ver­ dritten Jahr bei unter 5 %. Obgleich Aspekte wie die Denitrifi­ lief ähnlich langsam wie auf den Papa­ Auf den mehrjährigen Einsaat-Flä­ kation, die Humusanreicherung unter veretum-Brachen und in Abhängigkeit chen waren die Artenzahlen oft rück­ Brache oder zuweilen nicht unerhebli­ von der angrenzenden Vegetation läufig. Besonders im zweiten Jahr ent­ che N-Verluste durch Samenaustrag (Li­ recht uneinheitlich (mehr oder weniger w ickelten sich zwischen den etablierten teratur dazu nennt W aldhardt 1994) rasches Einwandern von Grünland-Ar­ Einsaaten häufig nicht mehr als 15 wei­ nicht berücksichtigt wurden und die Ni­ ten, zuweilen Ausbreitung von Bromus tere Arten. tratauswaschung in der Regel nicht di­ sterilis oder von Agropyron repens). Nach W aldhardt (1994) sind selbst­ rekt gemessen wurde, können die vor-

33 W aldhardt • Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung In Deutschland liegenden Daten dennoch zur Beurtei­ & Harrach 1992, W aldhardt 1994). Tab. 2. Anteile (%) der von Waldhardt lung der Gefahr der Nitratauswaschung Ebenso stiegen die Boden-Nitratge­ (1994) untersuchten mehrjährigen Brachen unter Ackerbrache bzw. bei erneuter halte nach Mulchen im Juli an (Peter & der „fünfjährigen Flächenstillegung", die Bewirtschaftung verwendet werden. Harrach 1992, W aldhardt 1994). 1988 oder 1989 stillgelegt wurden und noch Auf jungen Brachen mit flachgrün- Eine erhöhte Freisetzung von Nitrat im Sommer 1995 brachlagen. digen Gesteinsverwitterungsböden ist von biszu über 100 kg N ha~1 nach dem nach W aldhardt (1994) mit Mineralisa­ Umbruch von mit Leguminosen be­ Stillegungsart selbst­ mit tionsleistungen zwischen 23 und 60 kg grünten Brachen betonen u.a. Becker begrünt Einsaat N ha~1-30cm_1-30w 1 zu rechnen. Die (1990), Forche et al. (1990), Kersebaum Brachegruppe n (%) n (%) Mineralisation erfolgte auf den je zwei (1990), Junge & Marschner (1991) und im zweiten und dritten Jahr der Brache W aldhardt (1994). Kersebaum (1990) Kalkackerbrachen untersuchten Flächen über Muschel­ führt einen raschen Anstieg von Bo­ mit angrenzend kalk bzw. Mittlerem Buntsandstein den-Nitratgehalten nach Umbruch von - Magerrasen, 9 8 9 6 8 3 überwiegend bis zur Stufe des Nitrats, Einsaaten mit Leguminosen auf deren Grünland und/ das von der sich entwickelnden Vege­ leichte Zersetzbarkeit zurück. Die Mine­ oder Wald tation gebunden werden konnte. Die ralisation nach Umbruch selbstbegrün­ - nurAcker 10 60 1 53 Gefahr der Nitratauswaschung wird an ter Brachen erfolgt aufgrund der diesen Standorten als vergleichsweise schwereren Zersetzbarkeit des Pflan­ nährstoffreiche gering eingeschätzt. Bei Minerali­ zenmaterials weniger stürmisch. Ackerbrachen sationsleistungen von etwa 200 kg Der in der Praxis nach Brache o ft an­ - ohne 12 50 10 50 N -ha~1-30 cm -1 -30 w -1 im ersten bis gebaute Winterweizen kann im Herbst - mit 8 75 14 64 dritten Jahr war dagegen auf einem gut nur einen geringen Anteil des minerali- (Stau)Nässezeigern wasserversorgten Kolluviun und auf ei­ sierten Stickstoffs binden (W aldhardt nem Auenboden eine deutliche Tiefen­ 1994, K röger 1995). Ackerbrachen über 15 47 10 60 verlagerung von Nitrat im Herbst und M ittl. Buntsand­ eine Abnahme der Boden-Nitratge­ 5. Ergänzende Untersuchungen stein mit halte bis 90 cm im folgenden, milden sowie Diskussion und Be­ schluffigen und Winter um bis zu 70 kg Nha~1 zu ver­ wertung der unterschiedenen sandigen Böden zeichnen. Die Gefahr der Nitratauswa­ Stillegungsarten und schung aus nährstoffreichen und gut Begrünungen wasserversorgten Böden wird entspre­ W aldhardt (1994) in den Jahren 1988 chend hoch veranschlagt. Aufgrund der Vielfalt und Dynamik der und 1989 mehrjährig aus der Nutzung Die ersten Jahre der Brache erwei­ Vegetation wie auch der Fauna (vgl. herausgenommen worden waren. In sen sich als besonders problematisch, Tscharntke 1996), der guten Entw ick­ Tab. 2 sind die Anteile der Flächen dar­ wenn sich Hemikryptophyten oder lungsbedingungen für gefährdete Ak- gestellt, die bis zum Zeitpunkt der er­ Geophyten, die größere N-Mengen bin­ kerwildkrautarten und der vergleichs­ neuten A ufnahm e, also nach sechs bzw. den können, nicht ausbreiten (z.B. bei weise geringen Gefahr der Nitrataus­ sieben Jahren, ohne zwischenzeitliche mehrjähriger Dominanz von Alopecu- waschung werden mehrjährige, selbst­ Bodenbearbeitung brachlagen. Auffal­ rus myosuroides). Auch die Brachle­ begrünte Ackerbrachen auf ärmeren lend hoch ist mit über 80% der Anteil gung nach Anbau von Rüben oder Mais Gesteinsverwitterungsböden aus der langjährig brachliegender Kalkäcker (Peter 1990, Peter & Harrach 1992, Smu- Sicht des Naturschutzes begrüßt. Auf mit angrenzenden Magerrasen, Grün­ kalski & Rogasik 1992, W aldhardt 1994) flachgründigen Kalk-Ackerbrachen gilt land- und/oder Waldgebieten. mit nur zögerlicher Vegetationsent­ dies jedoch nur für einen Brachezeit­ Nach W aldhardt (1994) waren - wie wicklung im ersten Jahr sowie nach raum von bis zu etwa drei Jahren, der bereits in Kap. 3.1 genannt - gerade Winterraps (W aldhardt 1994) führte zu durch eine therophytenreiche Vegeta­ diese Ackerbrachen in den ersten Jah­ erhöhten Boden-Nitratgehalten. Eine tio n gekennzeichnet ist. ren der Stillegung durch das vergleichs­ Anregung der Mineralisation zu Beginn Mehrfach wird in der Literatur auf weise häufige Vorkommen gefährdeter des Brachezeitraums wird nach Smu- die Gefahr der dauerhaften Brachle­ Ackerwildkrautarten gekennzeichnet. kalski & Rogasik (1992) bei gezielter Be­ gung von flachgründigen Kalkäckern 1995 lag der Deckungsgrad-Anteil ein­ grünung vermieden, wenn diese bereits hingewiesen (u.a. Elsen & G ünther jähriger Arten auf den gleichen Flächen durch Untersaat im Getreide vor Brach­ 1992, W aldhardt 1994). Um zu prüfen, in der Regel u n te rfü n f Prozent. G efähr­ legung erfolgt. in w ie w e it als Folge der „fü n fjä h rig e n dete Ackerwildkrautarten wurden nur Während die Boden-Nitratgehalte Stillegung" von 1988/89 bis 1992/93 sehr vereinzelt und mit geringen Indivi­ bei Selbstbegrünung mit fortschreiten­ und der „konjunkturellen Stillegung" duenzahlen gefunden. Die langfristige der Brachedauer abnahmen, wurde bei seit 1992/93 entsprechende Äcker über Brachlegung flachgründiger Kalkäcker eingesäten Flächen eine größere Stör­ den in den Programmen zunächst vor­ wird entsprechend negativ bewertet. anfälligkeit der Vegetation beobach­ gesehenen maximalen Stillegungs-Zeit­ Kritisch anzumerken ist in diesem Zu­ tet, die zu erhöhten Boden-Nitratge­ raum von fünf Jahren hinaus brachfie­ sammenhang auch, daß Kalkäcker, die halten bereits im Brachezeitraum len, wurden im Sommer 1995 erneut zum Teil seit Beginn der 80er Jahre führte (vgl. u.a. Kersebaum 1990, Peter solche Flächen aufgesucht, die nach in Ackerrandstreifenprogrammen der

34 W aldhardt • Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung in Deutschland

Bundesländer zum Schutz gefährdeter geschränkt erfolgen oder unterblei­ werden empfohlen. Bei Umbruch im Ackerwildkrautarten extensiv bewirt­ ben, um somit die Begrünung im ersten Spätsommer sollte als Folgekultur eine schaftet worden waren, nun bevorzugt Jahr der Brache zu fördern. Frucht gewählt werden, die noch im stillgelegt werden. (3) Die Brachlegung sollte nach A n ­ Herbst größere N-Mengen aufzuneh­ Dagegen ist der mit 75% ebenfalls bau von Getreide (außer Mais) erfol­ men vermag (z.B. Winterraps). Insbe­ hohe Anteil langjährig stillgelegter, gen, um eine rasche Begrünung zu er­ sondere Winterweizen ist als Folgekul­ selbstbegrünter, nährstoffreicher Ak- reichen und um die erhöhte Gefahr der tur ungeeignet. kerbrachen mit (Stau)Nässezeigern Nitratauswaschung insbesondere nach (9) Im Folgejahr nach Brache sollte (Myosoton aquaticum, Stachys palu­ Anbau von Rüben, Mais und Raps zu die N-Düngung sehr verhalten erfol­ stris, Lychnis flos-cuculi u.a.) aufgrund verringern. Läßt sich eine Brachlegung gen, da mit einer erhöhten Nitratfrei­ der genannten Mineralisationsleistun­ nach Rübenanbau nicht vermeiden, setzung zu rechnen ist. gen in den ersten Jahren der Brache und sollte jedoch das Rübenblatt vom Acker der erst bei mittel- bis langfristiger Bra­ entfernt werden. 6.2 Empfehlungen zur standort­ che verringerten Gefahr der Nitrataus­ (4) Es sollte in der Regel eine Selbst­ bezogenen Brachlegung von waschung zu begrüßen. begrünung aus der Stoppel (Stoppel­ Ackerflächen Langjährige Brachen führen in brache) zugelassen werden. Die Arten- strukturarmen Landschaften zugleich diversität ist auf Stoppelbrachen oft am (1) Die Brachlegung flach- bis mit- zu einer Erhöhung der strukturellen höchsten (vgl. W eiherm ann et al. 1993), telgründiger Kalkäcker sollte aufgrund Vielfalt und können als „weiche Gren­ und die Stickstoff-Mineralisation wird derstarken Gefährdung zahlreicher Ak- zen" (Jedicke 1990) zwischen weiterhin aufgrund der unterlassenen Boden­ kerwildkrautarten einen Zeitraum von landwirtschaftlich genutzten Berei­ bearbeitung nach der letzten Ernte zwei bis maximal vier Jahren nicht chen und naturnäheren Biozönosen nicht zusätzlich gefördert. überschreiten. Der ohnehin hohe Anteil wirken. Zum Management langjähriger (5) Eine gezielte Begrünung w ird dauerhaft brachgefallener Kalkäcker Brachäcker sei a u f Schm idt (1993) ver­ nur dann empfohlen, wenn bei Unter­ darf nicht vergrößert werden. wiesen. lassung mit keiner hinreichenden Vege­ (2) Auch eine dauerhafte Brachle­ Eine derzeit deutliche Diskrepanz tationsdecke (die Bodenbedeckung gung nährstoffarmer Sandäcker sollte zwischen der Praxis des Brachemanage­ sollte etwa mind. 70% erreichen) zu aus Gründen des Pflanzenartenschut­ ments und eines solchen, das Aspekte rechnen ist und erhöhte Erosionsgefahr zes m öglichst verm ieden w erden. A u f­ des Naturschutzes stärker berücksich­ vorliegt. Das Ausmaß der zu erwarten­ grund des langsamen Sukzessionsver­ tigt, ist leider zu vermerken. Ein derarti­ den Begrünung kann durch das Anle­ laufs und der bis (mindestens) zum drit­ ges Management muß bereits vor dem gen von „Fenstern" (ohne Einsaat so­ ten Jahr der Brache steigenden Arten­ Jahr der Stillegung beginnen, minde­ wie ohne Herbizid- und Düngereinsatz) vielfalt wird dort eine Brachedauer von stens bis zum Ende des ersten Jahres der in den Jahren vor Brachlegung erm ittelt drei bis fü n f Jahren em pfohlen. In erneuten Bewirtschaftung andauern werden. Um eine Anregung der N-Mi- strukturarmen Landschaftsausschnit­ und standörtliche Parameter stärker als neralisation sowie eine Erhöhung der ten insbesondere des nordostdeut­ bislang beachten. Erosionsgefahr durch eine zusätzliche schen Flachlandes können jedoch lang­ Bodenbearbeitung zu vermeiden, jährige Sukzessionsbrachen zur Erhö­ 6. Empfehlungen zum sollte die Begrünung durch Untersaat hung der Strukturvielfalt beitragen. Es Brache-Management der zuletzt angebauten Kultur erfol­ ist aber zu prüfen, ob der Stillegungs- gen. Anteil zu einer dauerhaften Änderung Aus den zuvor vorgestellten Untersu­ (6) Zur gezielten Begrünung sollten des zu sichernden Landschaftscharak­ chungsergebnissen und deren Bewer­ generell keine Leguminosen eingesetzt ters führt. tung werden nachfolgend Empfehlun­ werden, um eine weitere N-Anreiche- (3) Die Brachlegung von ursprüng­ gen zum Management von Ackerbra­ rung im Boden und eine erhöhte Nitrat­ lich als Grünland genutzten A uenbö- chen der konjunkturellen Flächenstille­ freisetzung bei erneutem Umbruch zu den sollte aufgrund der erhöhten Ge­ gung abgeleitet, welche die darge­ verm eiden. fahr der Nitratauswaschung bei kurz­ stellte Diskrepanz verringern mögen. Es (7) Bei m ehrjähriger Brache ist zeitiger Brache dauerhaft erfolgen. Die werden allgemeine Empfehlungen und möglichst eine ungestörte Vegetations­ gezielte Entwicklung einer Auen-Vege- solche zur standortbezogenen Brachle­ entwicklung zuzulassen, um der sich tation ist gegebenenfalls durch An­ gung von Ackerflächen unterschieden. ansiedelnden Fauna eine ungestörte pflanzungen zu fördern. Entwicklung zu ermöglichen. Darüber (4) Auch die Brachlegung mittlerer 6.1 Allgemeine Empfehlungen hinaus erhöht das Mulchen die Gefahr bis guter, grundwasserferner Böden der Nitratauswaschung. sollte aufgrund der in den ersten Jahren (1) Bereits im Jahr vor der Brachle­ (8) Der Zeitpunkt des Umbruchs ei­ der Brache erhöhten Gefahr des Nitrat- gung sollte der Düngereinsatz deutlich ner Brache zur erneuten Bestellung austrags langjährig erfolgen. Insbeson­ verringert werden, um der Gefahr einer sollte so gew ählt w erden, daß eine Aus­ dere in den häufig strukturarmen Löß­ Nitratauswaschung auf junger Brache waschung des dann m ineralisierten gebieten führen langjährige Sukzes­ vorbeugend zu begegnen. Stickstoffs möglichst minimiert wird. sionsbrachen zur Erhöhung der Struk­ (2) Im Jahr vor der Brachlegung Ein Umbruch im Frühjahr und nachfol­ turvielfalt. In strukturreicheren Gebie­ sollte die „Unkrautbekämpfung” ein­ gender Anbau von Sommergetreide ten sind sie zur Schaffung „weicher

35 W aldhardt • Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung In Deutschland

Grenzen" zwischen genutztem Acker 1995: Die Europäische Agrarreform. Ländlichen Raum, Ernährung, Land­ und naturnäheren Biozönosen zu nut­ 39 S. wirtschaft und Forsten Baden- zen. Wenn aus ökonomischen Gründen Domning, B., Przemeck, E., 1992: N-Dy- Württemberg. Universität Stutt­ eine langfristige Brachlegung nicht er­ namik nach Umbruch von Grünbra­ gart. folgen soll, wird eine gezielte Begrü­ che auf stillgelegten Flächen. Jedicke, £., 1990: Biotopverbund. Ul- nung mit Mahd und sinnvoller Verwen­ VDLUFA-Schriftenr. 35,167-170. mer, Stuttgart, 254 S. dung der anfallenden Biomasse emp­ Elsen, T. van; G ünther H., 1992: A usw ir­ Junge, A., Marschner, H., 1991: Untersu­ fohlen. kungen der Flächenstillegung auf chungen zur N-Dynamik auf Dauer­ die Ackerwildkraut-Vegetation von brachen im Rahmen der Flächenstil­ Zusammenfassung Grenzertragsfeldern. Zeitschr. Pfl. legung. VDLUFA-Schriftenr. 33, krankh. Pfl.schütz Sonderh. 13, 227-232. Ergebnisse ökologischer Begleitunter­ 49-60. Junge, A., Stöber, Chr., Marschner, H., suchungen in den Bundesländern Forche, T, Dambroth, M., Sommer, C, 1992: Stickstoffhaushalt in Böden Schleswig-Holstein, Brandenburg, Nie­ 1990: Praxisrelevante Zwischener­ und Stickstoffaufnahme von dersachsen, Hessen und Baden-Würt­ gebnisse der Begleitforschung zum Pflanzen auf stillgelegten Acker­ temberg zur Stillegung von Ackerflä­ Grünbracheprogramm bzw. zur Flä­ standorten. VDLUFA-Schriftenr. 35, chen im Rahmen der EG-Agrarreform chenstillegung in Niedersachsen. 171-174. werden zusammenfassend dargestellt. Norddt. Naturschutz Ak.-Ber. 3, Jüttersonke, B .;A rlt, K., 1994: Zur Dyna­ Die Entwicklung von Flora und Vegeta­ 87-91. mik der Vegetationsentwicklung tion sowie die Gefahr der Nitratauswa­ Glemnitz, M., 1993: Einfluß der Gestal­ auf Dauerbrachen. Pfl.krankh. Pfl. schung unter Brache in Abhängigkeit tung von Rotationsbrachen auf die Schutz Sonderh. 14,107-116. von der Brachedauer, der Begrünungs­ Zusammensetzung und Dominanz­ Jüttersonke, B., Arlt, K., 1995: Zur Dyna­ form (mit Einsaaten, Selbstbegrünung) verhältnisse in der Ackerbegleit­ mik der Vegetationsentwicklung und von edaphischen Parametern ste­ flora. M itt. Ges. Pflanzenbauwiss. 6, a u f Dauerbrachen. In: Lehr- und Ver­ hen bei der Bewertung der aktuellen 257-260. suchsanstalt für Integrierten Pflan­ Praxis der Ackerflächen-Stillegung im Haeupler, H., 1982: Evenness als Aus­ zenbau e.V. (Hrsg.): M ethoden und Vordergrund. Es werden Empfehlun­ druck der Vielfalt in der Vegetation. Folgen der Flächenstillegung - Vor­ gen zum Management von Ackerbra­ Untersuchungen zum Diversitäts- träge - Fachtagung am 13. Oktober chen abgeleitet, damit Forderungen b e g riff. Diss. Bot. 65, 268 S. 1994 in Güterfelde, 34-42. des Naturschutzes stärker berücksich­ Harrach, T, 1993: Abschlußbericht 1993 Kersebaum, K. C, 1990: Vergleich der tigt werden mögen. zum Projekt ökologische Begleitun­ Stickstoffdynamik von Ackerstand­ tersuchungen zur Flächenstille­ orten unter „Normalnutzung" und 7. Literatur gung. Forschungsauftrag/Werkver­ unter verschiedenen Rotationsbra­ trag vom 4. August 1992. Univ. Gie­ chevarianten im Rahmen des Flä­ Asmus, F, 1995: Zur Nährstoffdynamik ßen. chenstillegungsprogrammes - Mes­ im Boden bei verschiedenen Formen Harrach, T, 1994: Abschlußbericht 1994 sungen und erste Ansätze zur Mo­ der Flächenstillegung. In: Lehr- und zum Projekt ökologische Begleitun­ dellierung. VDLUFA-Schriftenr. 32, Versuchsveranstalt für Integrierten tersuchungen zur Flächenstillegung 277-282. Pflanzenbau e.V. G üterfelde (Hrsg.): - Teilkomplex Stickstoffdynamik - Knauer, N., 1987: Beurteilung der Ex- Methoden und Folgen der Flächen­ Forschungsauftrag / Werkvertrag tensivierung aus ökologischer Sicht. stillegung - Vorträge - Fachtagung vom 4. August 1992. Univ. Gießen. Agrarspectrum 13,115-126. am 13. Oktober 1994 in Güterfelde, H o ff mann, J., Kretschmer, H., 1993: Ein­ Knauer, N., Kaiser, U., Felde, M., Prinz, 5-12. fluß unterschiedlicher Formen der R., 1990: Auswirkungen unter­ Becker, K.-W., 1990: Stickstoff Umsatz Flächenstillegung auf die Segetal- schiedlicher Flächenstillegungs­ unter stillgelegten Flächen: Die flora einjähriger Brachen. Arch. maßnahmen auf die Vegetation Rolle der Begrünungspflanzen. In: Nat.schütz. Landsch.forsch. 32, und auf Schwebfliegen als eine Hess. Min. Landw. Forsten Natur­ 171-182. wichtige Nützlingsgruppe. In: Hess. schutz (Hrsg.): Ökologie-Forum in Holz, B., 1990: Begleitforschung zur Flä­ Min. Landw. Forsten Naturschutz Hessen. Flächenstillegungen in der chenstillegung in Baden-Württem­ (Hrsg.): Ö kologie-Forum in Hessen. Landwirtschaft, 51-54. berg. In: Hess. Mlin. Landw. Forsten Flächenstillegungen in der Land­ Bork, H.-R., Dalchow, H., Kachele, H., Naturschutz (Hrsg.): Ökologie-Fo­ wirtschaft, 29-36. Piorr, H.-P, Wenkel, K.-O. (Hrsg.), rum in Hessen. Flächenstillegungen Kröger, K., 1995: Einfluß der Stille­ 1995: Agrarlandschaftswandel in in der Landwirtschaft, 36-38. gungsmethode auf die N-Dynamik Nordost-Deutschland unter verän­ Holz, B. (Bearb.), 1993: Vegetationsent­ im Boden und die Erträge in der derten Rahmenbedingungen: öko­ wicklung auf stillgelegten Äckern Nachfrucht. In: Lehr- und Versuchs­ logische und ökonomische Konse­ und ihre Abhängigkeit von Standort anstalt für Integrierten Pflanzenbau quenzen. Ernst & Sohn, Berlin, und Pflege. Abschlußbericht Be­ e.V. G üterfelde (Hrsg.): M ethoden 418 S. gleitforschung zur Flächenstille­ und Folgen der Flächenstillegung - Bundesministerium für Ernährung, gung - Projektbereich Vegetation -. Vorträge - Fachtagung am 13. Okto­ Landwirtschaft und Forsten (Hrsg.), Im Auftrag des Ministeriums für ber 1994 in Güterfelde, 23-33.

36 W aldhardt • Empfehlungen zum Management von Ackerbrachen der EU-Flächenstillegung in Deutschland

Krumbiegel, A ; Klotz, St.; Otte, V., Sauer, St., Steinrücken, U., Harrach, T, Tscharntke, T, 1996: Die Flächenstille­ 1995: Die Vegetation junger Acker­ 1992: Die Bewertung stillgelegter gung in den Landwirtschaft - Eine brachen in Mitteldeutschland. und genutzter Ackerflächen für Be­ Chance für Flora und Fauna der Tuexenia 15, 387-414. lange des Naturschutzes im Lahn- Agrarlandschaft?- NNA-Ber. (in die­ Peter, M., 1990: Ökologische Begleitun­ DMI-Bergland. Verh. Ges. Ökol. 21, sem Heft). tersuchungen zur Flächenstillegung 447-451. Waldhardt, R., 1994: Flächenstillegun­ in Hessen, Stickstoffdynamik im Bo­ Schmidt, W., 1993: Sukzession und Suk­ gen und Extensivierungsmaßnah- den „stillgelegter" und genutzter zessionslenkung auf Brachäckern - men im Ackerbau - Flora, Vegeta­ A ckerstandorte. In: Hess. Min. Neue Ergebnisse aus einem Dauer­ tion und Stickstoff-Haushalt. Vor­ Landw. Forsten Naturschutz (Hrsg.): flächenversuch. Scripta Geobot. 20, länder, Siegen, 246 S. Ökologie-Forum in Hessen. Flächen­ 65-104. W aldhardt, R.; Schmidt, W., 1991: Pflan­ stillegungen in der Landwirtschaft, Schmidt, W., Waldhardt, R., 1991: W el­ zenartenzahlen und Boden-Nitrat- 16-19. chen Beitrag liefern Flächenstille­ gehalte junger Ackerbrachen in Peter, M., Harrach, T, 1992: D reijährige gung und Extensivierung zum Ar­ Süd-Niedersachsen - eine erste Be­ Untersuchungen der Stickstoffdy­ ten- und Biotopschutz in der Agrar­ wertung aus der Sicht des Natur­ namik stillgelegter Ackerflächen landschaft? In: M ahn, E.-G. & Tietze, schutzes. Verh. Ges. Ö kol. 20, und bewirtschafteter Vergleichs­ F. (Hrsg.): Agro-Ökosysteme und Ha­ 385-392. flächen. Verh. Ges. Ökol. 21, bitatinseln in der Agrarlandschaft. W aldhardt, R., Schmidt, W., 1993: Vege­ 431-435. Wiss. Beitr. Univ. H alle-W ittenberg tationsentwicklung junger seltstbe- Plachter, H., Reich, M., 1994: G roßflä­ 1991/6 (P46), 169-182. grünter Ackerbrachen und Bezie­ chige Schutz- und Vorrangräume: Schuhmacher, W., 1990: Flächenstille­ hungen zum Stickstoff-Haushalt. eine neue Strategie des Naturschut­ gung - Perspektive für den Natur­ Verh. Ges. Ökol. 22, 175-182. zes in Kulturlandschaften. Veröff. schutz? Akzeptanz und Effizienz im Weihermann, R., Bauchhenß, J., Hilbig, PAÖ 8, 17-43. Hinblick auf Arten- und Ressour­ W., Ranftl, H., 1993: Überwinternde Plankl, R., 1994: Synopse-Tabellarische censchutz. In: Hess. M in. Landw. For­ Stoppelbrache - Auswirkungen auf Übersicht über die einzelnen Um­ sten Naturschutz (Hrsg.): Ökologie- Landwirtschaft und Ökologie -. weltprogramme gemäß VO(EWG) Forum in Hessen. Flächenstillegun­ Schule und Beratung 05/93, 14-20. 2078/92. Arbeitsbericht Nr. 94/1. In­ gen in der Landwirtschaft, 60-61. Wurbs, A , 1993: Stickstoffemissionsrisi­ stitut für Strukturforschung. Bun­ Smukalski, M., Rogasik, J., 1992: N itra t­ ken bei der Einbindung von Stille­ desforschungsanstalt für Landwirt­ dynamik fertiler Ackerböden bei gungen in die Fruchtfolge. Mitt. schaft Braunschweig/Völkenrode Übergang zu extensiver Nutzung. Ges. Pflanzenbauwiss. 6, 17-20. (FAL), 146 S. VDLUFA-Schriftenr. 35, 163-166. Wurbs, A , 1995: Minderung der Risiken Rabe, /., 1992: Die E ntw icklung von Steinrücken, U., 1990: Ökologische Be­ von Stickstoffemissionen bei ein- Flora und Fauna auf brachliegenden gleituntersuchungen zur Flächen­ und mehrjährigen Stillegungen Ackerrandstreifen und -flächen und stillegung in Hessen, Vegetations- durch gezielte Integration in die die Auswirkungen brachliegender kundliche Untersuchungen zur Flä­ Fruchtfolge. In: Lehr- und Versuchs­ Randstreifen auf die Arthropoden- chenstillegung. In: Hess. M in. anstalt für Integrierten Pflanzenbau besiedlung angrenzender Acker­ Landw. Forsten Naturschutz (Hrsg.): e.V. G üterfelde (Hrsg.): M ethoden flächen. Abschlußbericht im Auf­ Ökologie-Forum in Hessen. Flächen­ und Folgen der Flächenstillegung - trag des Landesamtes für Natur­ stillegungen in der Landwirtschaft, Vorträge-Fachtagung am 13. Okto­ schutz und Landschaftspflege 13-16. ber 1994 in Güterfelde, 13-21. Schleswig-Holstein. Kiel. Steinrücken, U., Peter, M., Harrach, T, Rat von Sachverständigen für Umwelt­ 1990: Ökologische Begleituntersu­ Anschrift des Verfassers fragen, 1994: Umweltgutachten chungen zur Flächenstillegung in 1994 für eine dauerhaft umweltge­ Hessen. Konzeption und Untersu­ Dr. Rainer Waldhardt rechte Entwicklung. Wiesbaden. chungsstandorte. In: Hess. Min. Universität Gießen Ruckdeschel, W., Plachter, H., 1988: Na­ Landw. Forsten Naturschutz (Hrsg.): Professur für Landschaftsökologie turschutz und Landnutzung - ein Ökologie-Forum in Hessen. Flächen­ und Landschaftsplanung lösbarer K onflikt? Schriftenr. Bayer. stillegungen in der Landwirtschaft, Schloßgasse 7 Landesamt f. Umweltschutz 84, 5-7. 11- 12. 35390 Gießen

37 NNA-Berichte 2/96

der charakteristischen Eigenart des Das Zusammenwirken von Landwirt­ Landschaftsbildes und der vorkommen­ den Lebensraumtypen in unterschiedli­ schaft und Naturschutz fü r ein che Landschaftsräume gliedern:

Programm zur Extensivierung im Raum 1. Sieben Berge und Sackwald

Sieben Berge/Vorberge/Sackwaid nehmen große Teile im Osten des Un­ tersuchungsgebietes ein. Sie sind ein von Susanne Winkelmann und Harald Wedel stark bergiges Gelände und heben sich deutlich von der Umgebung ab. Täler Einleitung Der Planungsprozeß der Agrar­ und einzelne Höhenzüge sind charak­ strukturellen Vorplanung war - dem teristisch. Große zusammenhängende Die Extensivierung landwirtschaftlicher kooperativen Ansatz entsprechend - Laubwälder, einzelne Nadel- und Nutzungen wird von naturschutzfachli­ durch einen ständigen Dialog zwischen Mischwälder prägen das Gebiet. Insbe­ cher Seite zum Erhalt und zur Entwick­ Vertretern unterschiedlicher Institutio­ sondere am östlichen Rand der Waldge­ lung von Lebensräumen für gefährdete nen des Naturschutzes und der Land­ biete sind ausgedehnte Ackerflächen Pflanzengesellschaften und gefährdete wirtschaft geprägt. In einem Arbeits­ vorhanden. Am westlichen Rand kom­ Tierarten immer wieder gefordert. kreiswurden die von der GfL vorgestell­ men Magergrünland, Halbtrockenra­ Die wirtschaftlichen und marktpoli­ ten Ergebnisse erörtert und abge­ sen, verbuschte Halbtrockenrasen und tischen Rahmenbedingungen für die stimmt. Im Arbeitskreis waren u.a. fol­ zahlreiche Bracheflächen vor. Am Landw irtschaft lassen dagegen eine Ex­ gende Stellen vertreten: Paul-Feindt- Rande der Ortslagen sind teilweise tensivierung der Nutzung i.d.R. nur un­ Stiftung, Ornithologischer Verein Hil­ noch Streuobstwiesen vorhanden. Die ter ökonomischen Verlusten zu. In der desheim, Niedersächsisches Landesamt potentiell natürliche Vegetation sind Landwirtschaft verstärkt sich die Ten­ für Ökologie, Landkreis Hildesheim hier Kalktrockenhangwälder auf flach- denz, gut geeignete Standorte mög­ (Untere Naturschutzbehörde), Bezirks­ gründigen Rendzinen, in höheren La­ lichst intensiv zu nutzen und wenig er­ regierung Hannover Dezernat 603 und gen Kalkbuchenwälder und mesophiler tragreiche und/oder schwierig zu bear­ 503, Nds. Landwirtschaftsm inisterium , Buchenwald auf dem Plateau. beitende Flächen nicht mehr zu be­ Landwirtschaftskammer, Landvolk, ört­ wirtschaften. liche Landwirte. 2. Das Leinegebiet m it Es entsteht die Frage, wie die An­ Im folgenden werden die Situation sprüche des Naturschutzes und der im Untersuchungsgebiet und die Pro­ Deinser Mulde Landwirtschaft so miteinander verbun­ bleme aus Sicht des Naturschutzes und Die Deinser Mulde ist eine wellige of­ den werden können, daß sowohl zum der Landwirtschaft, die Vorgehens­ fene Lößmulde mit überwiegender Ak- Erhalt und zur Entwicklung von Lebens­ weise bei der Erarbeitung der Agrar­ kernutzung, die durch kleinere Wald­ räumen als auch zur Sicherung der Ein­ strukturellen Vorplanung und die Er­ bereiche, wenige Einzelgehölze und kommenssituation der Landwirte bei­ gebnisse, die sich aus der Zusammenar­ Bachläufe gegliedert ist. Auch hier sind getragen wird. beit beider Fachdisziplinen ergaben, am Rande der Ortslagen einzelne Streu­ Eine Möglichkeit, dieses Ziel zu er­ zusammenfassend dargestellt. Dabei obstbestände vorhanden. Potentiell na­ reichen, war die Erarbeitung eines Ko­ soll deutlich werden, wie Zielvorstellun­ türliche Vegetation sind hier Eichen- operationsmodells zwischen Landwirt­ gen aus naturschutzfachlicher und aus Hainbuchenwälder auf Lößboden, die in schaft und Naturschutz im Rahmen der landwirtschaftlicher Sicht in einem kon­ mesophile Buchenwälder übergehen. Agrarstrukturellen Vorplanung (AVP) sequenten Dialog zusammengeführt Sieben Berge/Vorberge/Sackwaid. M it wurden, um angemessene Lösungsan­ Nüttenberg-Hackeberg der Koordination und Ausarbeitung sätze für den Raum Sieben Berge/Vor­ Dieser Landschaftsraum verläuft paral­ w urde die GfL Planungs- und Ingenieur­ berge/Sackwaid erarbeiten zu können. lel zum Leinetal vom Nüttenberg im gesellschaft beauftragt. Norden bis zum Hackeberg im Süden. Es Das aus dieser Planung entstandene Das G ebiet überwiegt die Ackernutzung. Weiter­ „gebietsspezifische Extensivierungs- hin kommen auf einigen Höhenzügen programm", das auf der EG-Verord- Das Untersuchungsgebiet der AVP lie g t Laub-, Misch-, Nadelwälder, Gehölze, nung 2078/92 (Flankierende Maßnah­ südwestlich von Hildesheim und um­ Obstwiesen und auch Halbtrockenra­ men zur EG-Agrarreform zur Förderung faßt das Stadtgebiet von Alfeld an der sen vor. umweltgerechter Produktionsverfah­ , Bereiche der Samtgemeinden Die potentiell natürliche Vegetation ren) basiert, wurde inzwischen vom , Gronau, und Lam­ sind mesophile Buchenwälder kalkär­ Land Niedersachsen bei der EU zur Noti­ springe. Es hat insgesamt eine Größe merer Böden in Durchmischung mit bo­ fizierung vorgelegt. Nachdem kürzlich von ca. 17 500 ha. densauren Buchenwäldern. die erforderlichen EU- und Landesmit­ Das Gebiet läßt sich aufgrund seiner tel freigegeben wurden, wird das Pro­ geologischen und bodenkundlichen Alfelder Leinetal mit Nebentälern gramm seit Herbst 1995 den Landwir­ Verhältnisse, seiner Oberflächenfor­ Der Landschaftsraum umfaßt die breite ten angeboten. men, der vorherrschenden Nutzungen, Talaue der Leine m it den angrenzenden

38 W inkelmann/W edel • Das Zusammenwirken von Landwirtschaft und Naturschutz für ein Programm zur Extensivierung

Nebentälern der Bachläufe von Giene, werbsbetrieb bewirtschaftet etwa in ihrem Fortbestand gefährdet. Die In­ Wispe, Warne und anderer Gewässer. In 60-70 ha LF). tensivierung der Nutzung führt z.B. der Leineaue herrscht heute die Acker­ ■ Der Marktfruchtbau dominiert ein­ zum Verlust der artenreichen Acker­ nutzung vor. Naturnahe Wälder sind deutig. Neben Getreide werden auf gu­ begleitflora, des artenreichen Grünlan­ selten. In den Nebentälern wechseln ten Standorten (mit z.T. über 80 Bo­ des auf besonderen Standorten sowie Acker- und Grünlandnutzung. In den denpunkten) Zuckerrüben, auf den zum Rückgang der Grünlandnutzung Oberläufen sind teilweise naturnahe zahlreichen ertragsärmeren Standor­ insgesamt. Durch Nutzungsaufgabe Wälder vorhanden. Die potentiell na­ ten (mit oftmals unter 30 Bodenpunk­ verbuschen Halbtrockenrasen und türliche Vegetation sind der Hartholz- ten) hauptsächlich Raps angebaut. Magergrünland. Auch Streuobstbe­ und Weidenauenwald mit Übergängen ■ Futterbau ist in Teilgebieten (beson­ stände sind langfristig gefährdet. zum Eichen-Hainbuchenwald im Leine­ ders im südlichen Teil) von Bedeutung. Die Landwirtschaft hat aufgrund ih­ tal und Eschen-Erlenwälder in den Ne­ Es handelt sich hierbei allerdings fast rer weitgehend ungünstigen struktu­ bentälern. ausschließlich um relativ kleine Milch­ rellen und standortbedingten Voraus­ viehbestände (ca. 20-30 Kühe). setzungen nur geringe Chancen, mit ei­ A lfe ld e r Sattel ■ Die tierische Veredelung hat einen ner konventionellen Agrarproduktion Der Alfelder Sattel ist ein langgezoge­ geringen Stellenwert. Es gibt nur ver­ auf dem härter werdenden nationalen ner Bergkamm mit einigen Fließgewäs­ einzelt größere Schweinemast- oder und europäischen Markt bestehen zu sern und strukturreicher Gliederung Geflügelmastbetriebe. Probleme mit können. Um einen dramatischen Struk­ unterschiedlicher Nutzungen (Laub-, Viehbesatz und Dungeinheiten treten turwandel mit zahlreichen Betriebsauf­ Mischwälder, Acker, Grünland unter­ deshalb nur punktuell auf. gaben und brachfallenden Flächen zu schiedlicher Standorte und auch Halb­ vermeiden, müssen Produktions- und trockenrasen). Quellbereiche sind hier Die Probleme Vermarktungsformen entwickelt wer­ typisch. Die potentiell natürliche Vege­ den, die weniger dem Konkurrenz­ tation sind mesophile Buchenwälder Wie in der Beschreibung der natur­ druck von Großanbietern ausgesetzt auf Muschelkalk und bodensaure Bu­ räumlichen Situation des Gebietes sind. chenwälder auf Buntsandstein. deutlich wurde, ist dieses reich an un­ Ziel des Kooperationsmodells war es terschiedlichen, für Naturschutz und deshalb auch, den Landwirten diese 3. Duinger Berg Landschaftspflege interessanten Struk­ langfristig notwendige Umstellung turen. Hierzu zählen die Halbtrockenra­ durch finanziellen Ausgleich, Beratung Der Duinger Berg ist ein zertaltes Ge­ sen auf kalkreichen Böden, das feuchte und Anregung gemeinschaftlicher Pro­ biet mit großflächigen Laubwäldern Grünland in den Tälern, das Mager­ je kte (z. B. im V erm arktungsbereich) zu und vereinzelten Halbtrockenrasen grünland auf kalkreichen oderauch bo­ erleichtern. und Grünlandgebieten, aber auch Ak- densauren Standorten, die Ackerbe­ kerflächen. Innerhalb der Waldgebiete gleitflora insbesondere auf kalkreichen Die Vorgehensweise befinden sich Kalkklippen. Die poten­ Standorten sowie auch Streuobstwie­ der Planung tiell natürliche Vegetation auf kalkär­ sen und naturnahe W älder unterschied­ meren Böden sind mesophile Buchen­ lichster Standorte. Die Vorgehensweise im Rahmen der wälder und Schatthang-Schluchtwäl­ Eingangs wurde erwähnt, daß sich Agrarstrukturellen Vorplanung war der an den nach Nordost gerichteten, Tendenzen zur Intensivierung der Nut­ durch einen intensiven fachlichen Aus­ schattigen Steilhängen. zung auf gut geeigneten Standorten tausch gekennzeichnet. Um diesen Aus­ Die Situation der Landwirtschaft und einer Nutzungsaufgabe wenig tausch in der Planungsphase zu för­ kann wie folgt charakterisiert werden: fruchtbarer, schwer zu bewirtschaften­ dern, wurde ein begleitender Arbeits­ ■ Im Gebiet sind ca. 190 Betriebe vor­ der Böden abzeichnen. Die obenge­ kreis mit Vertretern verschiedener Insti- handen, 120 Höfe werden im Haupter­ nannten für den Naturschutz wichtigen tütionen und Betroffenen gebildet. werb betrieben (der typische Haupter­ Strukturen sind durch beide Tendenzen Hier wurden Arbeitsergebnisse disku­ tiert und Annäherungen zwischen Na­ turschutz- und Landwirtschaftsinteres­ Flächennutzung sen erreicht.

Sonstiges 2 % Die Vorgehensweise im einzelnen Zuckerrüben 17 % war: ■ Darstellung der Bestandssituation aus Sicht von Naturschutz und Land­

Getreide 73 % schaftspflege bzw. aus Sicht der Land­ wirtschaft, ■ Erarbeitung von Maßnahmen, die aus Sicht von Naturschutz und Land­ Raps 8 % schaftspflege für den Erhalt und die Aufteilung der LF Aufteilung der Ackerfläche Entwicklung wertvoller Lebensräume (9 857 ha) (ohne Stillegung) sinnvoll sind (vgl. Tab. 1), hier wurden Quelle: eigene Erhebungen (GfL) 1993 einige Grundstandards formuliert,

39 Winkelmann/Wedel • Das Zusammenwirken von Landwirtschaft und Naturschutz für ein Programm zur Extensivierung

Tab. 1. Landschaftspflegerische Maßnahm en in den Landschaftsräumen

Landschaftsfaktoren Sieben Deinser Nüttenberg- Leinetal A lfe ld e r D uinger Nutzungsformen und Berge M ulde Hacken- m it Sattel Berg Pflegemaßnahmen Sackwald berg Nebentälern

GRÜNLAND 1. Grünlandneuanlage X 2. G rünlandnutzung 2.1 mäßig extensive Mähwiese/Mähweide X X X X 2.2 mäßig extensive Beweidung X X X Magergrünland 3. Neuanlage X X X X 4. G rünlandnutzung 4.1 N utzung als W iese/M ähw eide X X X X 4.2 Nutzung als Weide X X X X Halbtrockenrasen 5.1 Erstinstandsetzung X 5.2 Mahd X X X 5.3 Mahd zur Offenhaltung X X X 5.4 Beweidung X X X 5.5 Halbtrockenrasenneuanlage X X X

ACKERNUTZUNG 6.1 stark extensive Ackernutzung X 6.2 großflächig mäßig extensive Acker- nutzung X X X X X

GEHÖLZE 7. Streuobstwiesen 7.1 Neuanlage X X X X X X 7.2 Pflege, Ergänzung, Erneuerung X X X X 8. Trockengebüsche X 9. Feuchtgebüsche X 10. K opfbäum e X 11. Feldholzhecken X X X X

WÄLDER 12. A uenw älder X 13. Erlen-Eschenwälder X 14. Sonstige naturraum typische Waldbestände 14.1 E rstaufforstung X X X 14.2 U m w andlung X X X X 15. N iederw älder 15.1 Bestandspflege X X 15.2 Erstaufforstung X X

RAINE/KRAUTFLUREN 17. W egränder 17.1 Neuanlage X X 17.2 Pflege als Wiese X X 17.3 Pflege als Magerrasen X X 17.4 Hochstaudenflur trockener Standorte 17.5 Hochstaudenflur frischer Standorte X X X 18. Gehölzsäume X X X X X Gewässerrandstreifen 19.1 G rünland X 19.2 Gehölzstreifen X X X

40 Winkelmann/Wedel • Das Zusammenwirken von Landwirtschaft und Naturschutz für ein Programm zur Extensivierung

■ Auswahl von Maßnahmen, die für tungsmöglichkeiten der extensiv er­ sowie die weiteren landschaftsplaneri­ die Übernahme in ein Förderprogramm zeugten Produkte in der Region. schen Maßnahmen auf einzelne Flä­ geeignet sind (hinsichtlich Handhab­ chen bezogen dargestellt. barkeit und Kontrollierbarkeit); hier Die vertiefende Untersuchung Zur Gewährleistung einer Übertrag­ kristallisierten sich drei Maßnahmenbe­ barkeit der Durchführung von Maßnah­ reiche heraus: die extensive Ackernut­ Zur weiteren Konkretisierung der Maß­ men auf weitere Flächen des Untersu­ zung, die extensive Grünlandnutzung nahmenvorschläge wurde im Rahmen chungsgebietes der AVP wurden Krite­ und -pflege; die Umwandlung von Ak- der Agrarstrukturellen Vorplanung rien ausgewählt. Anhand dieser Krite­ ker in extensiv zu nutzendes Grünland, eine vertiefende Untersuchung durch­ rien können Flächen erm ittelt werden, ■ Anpassung dieser ausgewählten geführt. Vier ausgewählte Teilbereiche die für die Durchführung bestimmter Maßnahmen an die landwirtschaftli­ innerhalb des Untersuchungsgebietes Maßnahmen geeignet sind (vgl. Tab. 2). chen Verhältnisse vor Ort, Konkretisie­ sollten näher betrachtet werden. Dies Auch bezogen auf dieses flächen­ rung und Ergänzung der Auflagen, waren die Teilgebiete Eimsen/Wetten- scharfe Maßnahmenkonzept wurde ■ Untersuchung, inwieweit sich die sen (m it Halbtrockenrasen, M ager­ eine Befragung einzelner betroffener Auflagen auf Ertrag und Einkommens­ grünland, Ackerflächen), Gleneaue als Landwirte zur Erkundung der Beteili­ situation der Landwirte auswirken, Be­ Niederungsgebiet, Adenstedt/Irmen- gungsbereitschaft vorgenommen. rechnung von Deckungsbeitrags-Ver- seul (mit Halbtrockenrasen, Kalk­ lusten, scherbenäckern), Everode/ Die Ergebnisse der Planung ■ Vorstellung des Programmkonzep­ (mit Grünland auf unterschiedlichen tes, Erkundung von Interesse und Anre­ Standorten und Quellbereichen), um Zu den Ergebnissen der Planung wer­ gungen der Landw irtschaft in zentralen nur die wichtigsten Strukturen zu nen­ den zusammenfassend einige Punkte Informationsveranstaltungen und Ge­ nen. aufgeführt: sprächsrunden in den einzelnen Ort­ Nach einer Bestandsaufnahme der ■ Das Maßnahmenkonzept aus land­ schaften Biotoptypen (vgl. Abb. 1) wurden die schaftsplanerischer Sicht umfaßt Grün­ ■ Untersuchung gezielter Vermark­ Maßnahmen des Förderprogrammes landnutzung, Entwicklung von Halb­ Lerchen brink trockenrasen, extensive Ackernutzung, Anlage von Gehölzen, Pflege und An­ AK be - lage von Wäldern, Anlage von Rainen und Sukzessionsflächen. ■ Als für ein Extensivierungspro- gramm geeignet wurden folgende Maßnahmen aufgenommen:

Maßnahmenbereich Ackernutzung Großflächige mäßig extensive Ackernut­ zung auf allen Standorten. Stark extensive Ackernutzung auf flach- gründigen Standorten. Maßnahmenbereich Grünland­ nutzung und Grünlandpflege Mäßig extensive Mähwiese/Mähweide auf besseren Standorten. Mäßig extensive Weidenutzung auf bes­ seren Standorten. Beweidung von Magergrünland. Beweidung von Halbtrockenrasen. Erstinstandsetzung von verbuschten Halbtrockenrasen. Pflegemahd auf Halbtrockenrasen. Maßnahmenbereich Umwandlung von Acker in extensiv zu nutzendes Grünland Extensivgrünland-Neuanlage auf tie f­ gründigen Standorten. Magergrünland-Neuanlage auf Äckern mittlerer bis geringer Güte. Halbtrockenrasen-Neuanlage auf mage­ ren Ackerflächen Abb. 1. Ausschnitt aus der Biotoptypenkartierung im Teilraum Adenstedt/Irmenseul.

41 Winkelmann/Wedel • Das Zusammenwirken von Landwirtschaft und Naturschutz für ein Programm zur Extensivierung zur Programm ein für Naturschutz und Landwirtschaft • von Das Zusammenwirken Winkelmann/Wedel

NJ Tab. 2. Erm ittlung geeigneter Flächen

Vorrangige Durchführung aufgrund des Land­ im Landschaftsraum aufStandort aufgrund der aufgund der Schutz­ Ausschluß­ Zusammenfassung Maßnahme schaftspflegerischen Funktion im Lebens­ funktion für kriterien Zieles raumgefüge

Maßnahmen des gebietsspezifischen Extensivierungsprogrammes

mäßig exten­ - Förderung der Ak- in allen Landschafts­ auf allen ackerbaulich Erhöhung der Lebens­ die Ackerwildkraut­ - erosionsgefähr­ auf dem überwiegen­ sive Ackernut­ kerwildkrautflora räumen außer im genutzten Böden, raumvielfalt und Ar­ flora, Boden und dete hängige den Teil der ackerbau­ zung - Schutz von Boden Landschaftsraum Lei­ Wiederaufnahme der tenvielfalt auf großflä^ Grundwasser durch Lagen lich genutzten Flä­ 6.2 und Wasser außer­ netal mit Nebentälern Nutzung auf stillge­ chig extensiv genutz­ Verzicht auf Wachs­ - erosionsgefähr­ chen im Vorplanungs­ halb der Über­ legten Flächen außer ten Flächen tumsregler, Beschrän­ dete Flächen im gebiet wünschenswert schwemmungsge­ im Naturraum Leinetal kung des Pflanzen­ Überschwem­ unter Ausschluß von biete und Täler mit Nebentälern (alle schutzmittel-Einsatzes mungsgebiet erosionsgefährdeten Ackerbiotope der Bio­ der Leine Lagen toptypenkartierung)

stark extensive - Erhalt und Förde­ vorrangig im Land­ auf den ackerbaulich Trittsteinlebensräume die gefährdete - erosionsgefähr­ auf trockenen, mage­ Ackernutzung rung der stark ge­ schaftsraum Sieben genutzten Rendzinen und Gebiete zur wei­ Ackerwildkrautflora, dete stark hän­ ren Standorten (Rend­ 6.1 fährdeten Acker­ Berge/Sackwald, aber in den genannten Na­ teren Verbreitung der Boden und Grundwas­ gige Lagen zinen) der ackerbau­ wildkrautflora kalk­ auch auf kalkreichen turräumen (Kalkäcker gefährdeten Acker­ ser durch Verzicht auf - Entwicklungs­ lich genutzten Flä­ reicher Standorte Standorten in den AK/AKT der Biotop­ wildkrautflora chemische Pflanzen­ bereich für die chen im Vorplanungs­ - Schutz von Boden Landschaftsräumen typenkartierung) behandlung Halbtrockenra­ gebiet wünschens­ und Wasser außer­ Deinser Mulde und senneuanlage wert, da die Förde­ halb der Über­ Höhenzug Nütten- rung einer gefährde­ schwemmungsge­ berg-Hackeberg ten Ackerwildkraut­ biete und Täler flora angestrebt wird, unter Ausschluß von erosionsgefährdeten Lagen

mäßig exten­ - Förderung artenrei­ vor allem in den Land­ auf allen alsGrünland extensiv genutzte Ver­ Wiesenvögel auf grö­ auf allen als Grünland sive Mähwiese/ cher Grünlandvege­ schaftsräumen Leine­ genutzten Böden mit netzungsstrukturen ßeren zusammenhän­ genutzten Flächen Mähweide auf tation tal mit Nebentälern mittlerer bis hoher als Ausbreitungs- und genden Flächen, Bo­ mit mittlerer bis hoher besseren Stand­ - Schutz der Wiesen­ und Alfelder Sattel, Fruchtbarkeit (GA, Gl, Wanderungslinien den und Grundwasser Fruchtbarkeit wün­ orten vögel im Bereich aber auch in Bachauen GIA, GW, GM der Bio­ (insbesondere in den durch Verzicht auf schenswert 2.1 großer zusammen- und Talungen sowie toptypenkartierung) Auen) Pufferzonen chemischen Pflanzen­ hängenderGrün- dem Wald vorgelager­ zwischen Wald und schutz und Begren­ landflächen ten Flächen in den intensiver genutzten zung der Stickstoff­ - Förderung natur­ weiteren Naturräu­ Ackerflächen düngung bzw. keine raumtypischer Nut­ men Stickstoffdüngung zung in den Auen mäßig exten­ - Schaffung allmähli­ sive Weidenut­ cher Übergänge von zung auf besse­ Wald zu intensiver ren Standorten genutzten Acker­ 2.2 flächen - Schutz von Boden und Wasser NNA-Berichte 2/96

■ Für diese Maßnahmenbereiche wur­ pflegerische Maßnahmen, bezogen auf Programm, das als „Kooperationsmo­ den die Auflagen konkretisiert, auf die die einzelnen Flächen, dargestellt. dell zwischen Landwirtschaft und Na­ örtlichen Verhältnisse abgestimmt und ■ In Gesprächen mit einzelnen Land­ turschutz" vom Land Niedersachsen mit erforderliche Ausgleichszahlungen ab­ wirten, für deren Flächen Extensivie- Förderung durch die EU derzeit umge­ geleitet. rungsmaßnahmen vorgeschlagen wur­ setzt wird. ■ Es wurden Vorschläge für die Ausge­ den, erfolgte eine Bewertung des För­ Das Instrum ent der AVP als eine in staltung der abzuschließenden Bewirt­ derprogrammes durch die Landwirte den Bundesländer-Gemeinschaftsauf- schaftungsverträge mit den Landwir­ und eine Abschätzung der Teilnahme­ gaben verankerte ländliche Entwick­ ten erarbeitet. bereitschaft. lungsplanung bietet die Möglichkeit, ■ Die Beteiligungsbereitschaft wurde, besondere Fragestellungen, wie die nach Maßnahmen und Teilräumen dif­ Schlußbetrachtung hier behandelte, durch eine entspre­ ferenziert, eingeschätzt. chende Schwerpunktbildung einzube­ ■ Als begleitende Maßnahme wurden Am Beispiel der Agrarstrukturellen Vor­ ziehen. Die flexible Einsatzmöglichkeit Möglichkeiten für eine gezielte regio­ planung Sieben Berge/Vorberge/Sack- dieses Planungsinstruments wird durch nale Vermarktung der extensiv erzeug­ wald wird dargestellt, wie Anforderun­ die Weiterentwicklung der AVP zur so­ ten Produkte aufgezeigt, um damit zu gen des Naturschutzes und der Land­ genannten Agrarstrukturellen Ent­ einer langfristigen Rentabilität (auch wirtschaft in einem Planungsprozeß wicklungsplanung (AEP) derzeit noch ohne Fördermittel) beizutragen. mit intensivem Dialog beider Fachdiszi­ erw eitert. ■ In der vertiefenden Untersuchung plinen so verbunden werden können, wurden vier Teilbereiche unterschiedli­ daß die naturschutzfachlichen Belange Anschrift der Verfasser cher Prägung (Schwerpunkt Halbtrok- der Erhaltung und der Entwicklung von kenrasen/Magergrünland, Schwer­ Lebensräumen und die einkommens­ Dipl.-Ing. Landschaftsplanung punkt Ackernutzung, Schwerpunkt wirksame Neuorientierung der Land­ Susanne W inkelm ann Grünland unterschiedlicher Standorte, wirtschaft eine gleichwertige Berück­ Dipl.-Ing. agr. Harald Wedel Schwerpunkt auetypische Vegetation) sichtigung finden. GfL Planungs- und Ingenieurgesell­ kartiert und entsprechend der Schwer­ Die Ergebnisse dieses Planungs­ schaft GmbH punkte Maßnahmen des Förderpro­ prozesses waren Grundlage für ein Friedrich-Mißler-Straße 42 grammes sowie weitere landschafts­ gebietsspezifisches Extensivierungs- 28211 Bremen

Ackerwildkrautschutz auf der Charakteristisch ausgebildete Be­ stände der Ackerlichtnelken-Gesell- schaft (Papaveri-Melandrietum nocti- Wernershöhe (Niedersächsisches flo ri) und eine große Anzahl von selte­ nen und gefährdeten Pflanzenarten Berg- und Hügelland) im Jahr 1995 unterstreichen die überregionale Be­ deutung dieses Gebietes für den Schutz von Heinrich Hofmeister von Ackerwildkräutern. Nachdem die Fortsetzung des be­ Die Wernershöhe mit ihren extensiv be­ men angepachtet und als Schutzgebiet gonnenen Projektes vor allem aus fi­ wirtschafteten Ackerflächen und ihrer für Ackerwildkräuter eingerichtet. Da­ nanziellen Gründen lange Zeit in Frage artenreichen Begleitflora hat in den mit sollte die hier ausgebildete Acker­ gestellt war, ist es der vom Ornithologi­ letzten Jahren immer mehr das Inter­ begleitflora vor einer drohenden Nut­ schen Verein zu Hildesheim gegründe­ esse und die Aufmerksamkeit zahlrei­ zungsaufgabe oder einer Aufforstung ten Paul-Feindt-Stiftung gelungen, die cher Personen gefunden. Das gilt auch bewahrt und Möglichkeiten für eine in Betracht kommenden Ackerflächen fü r die Teilnehm er der 5. A rbeitstagung Ausbreitung der hier noch vorkommen­ für einen Zeitraum von zehn Jahren des Arbeitskreises „Naturschutz in der den seltenen Ackerwildkräuter ge­ anzupachten. Die Kosten werden durch Agrarlandschaft", die sich im Rahmen schaffen werden. Die angepachteten die Bezirksregierung in Hannover in er­ von Vorträgen und einer Exkursion Ackerflächen werden von einem biolo­ heblichem Maße bezuschußt. Durch die über dieses Projekt zum Schutz gefähr­ gisch-dynamisch arbeitenden Landwirt Ausweisung zum Naturschutzgebiet ist deter Ackerwildkräuter informiert ha­ bewirtschaftet, der hier vorrangig W in­ die dauerhafte Nutzung der Ackerflä­ ben. tergetreide anbaut, auf den Einsatz von chen nun auch festgeschrieben (Ver­ Auf der Wernershöhe wird seit 1987 Pflanzenschutzmitteln und Mineral­ ordnung der Bezirksregierung vom 10. auf Initiative und unter fachlicher Be­ dünger verzichtet und geringe Saat­ 07.1995). treuung des Ornithologischen Vereins dichten bevorzugt. Auf den extensiv Damit sind günstige Voraussetzun­ zu Hildesheim (OVH) planmäßig Acker­ bewirtschafteten Kalkscherbenäckern gen für die Fortführung des flächenhaf­ wildkrautschutz betrieben. Zu diesem hat sich eine A cke rbegleitflora einge­ ten Ackerwildkrautschutzes und den Zweck wurde ein Teil der ertragsschwa­ stellt, die auch im Bestandesinnern op­ Erhalt der schutzwürdigen Ackerflä­ chen Flächen für Naturschutzmaßnah­ tim al entw ickelt ist. chen gegeben.

43 Hofmeister ■ Ackerwildkrautschutz auf der Wernershöhe (Niedersächsisches Berg- und Hügelland) im Jahr 1995

Tab. 1. Übersicht über die im Jahr 1995au f der W ernershöhe gefundenen Arten der Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen (Garve 1993)

Gefährdungs­ A rte n der Roten Liste Arten der Roten Liste H ä u fig keit H ä u fig keit kategorie (deutscher Name) (wissenschaftlicher Name) 1995 1994

Verschollen Saat-Kuhnelke Vaccaria hispánica * - 2 Vom Aussterben bedroht Venuskamm Scandix pecten-veneris 6 3 EinjährigerZiest Stachys annua 2 8 Kornrade Agrostemma githago 2 2 Stark gefährdet Kleinblütiger Frauenspiegel Legousia hybrida 8 8 Acker-Hahnenfuß Ranunculus arvensis 7 4 Früher Ehrenpreis Veronica praecox 6 5 G efurchter Feldsalat Valerianella rimosa 5 6 Kleinfrüchtiges Klettenlabkraut Galium spurium 2 - G efährdet Gezähnter Feldsalat Valerianella dentata 8 8 Acker-Zahntrost Odontites verna 8 8 Acker-Hundskamille Anthemis arvensis 8 8 Stengelumfassendes Hellerkraut Thlaspi perfoliatum 8 6 Feld-Rittersporn Consolida regalis 7 8 Acker-Lichtnelke Silene noctíflora 7 7 Heide-Günsel Ajuga genevensis 7 7 Vaillants-Erdrauch Fumaria vaillantii 6 7 Acker-Steinsame Lithospermum arvense 6 6 A ckerröte Sherardia arvensis 4 4

G ekielter Feldsalat Valerianella carinata - 2 Kleiner Klappertopf Rhinantus minor 2 - Kornblum e Centaurea cyanus - 1 Potentiell g e fä h rd e t LecoquesMohn Papaver dubium ssp. lecoqii 6 7 V erm utlich g efä h rd e t Schmalblättriger Hohlzahn Galeopsis angustifolia 6 6 Sand-Mohn Papaver argemone 6 4 Knollen-Platterbse Lathy rus tuberosus 4 6 Kohl-Lauch Allium oleraceum 3

Erläuterung der Angaben zur Häufigkeit: 8 > 1 0 0 0 0 Individuen 6 > 100 Individuen 4 > 25 Individuen 2 > 2-5 Individuen 7 > 1 000 Individuen 5 > 50 Individuen 3 > 6 Individuen 1 > 1 Individuum * Vermutlich durch Saatgut für Wildacker eingeschleppt.

Die Ackerflächen der Wernershöhe heute bereits Populationen auf, die onica praecox), Gefurchter Feldsalat zeichneten sich auch in dieser Vegeta­ 10000 Individuen übersteigen. Beson­ (Valerianella rimosa) und Kleinblütiges tionsperiode wieder durch eine positive ders bemerkenswert ist außerdem die Kletten-Labkraut (Galium spurium) Bestandesentwicklung aus. Das läßt Ausbreitung vieler Arten auf Flächen, vor. Die Gefährdungskategorie 3 sich besonders gut anhand der großen auf denen früher keine oder nur selten („gefährdet") wird durch elf, die Kate­ Anzahl und Zunahme der Rote-Liste-Ar- gefährdete Pflanzenarten gefunden gorie 4 („potentiell gefährdet") durch ten verdeutlichen (Tab. 1). Allein im w urden. Deutlich läßt sich eine W ande­ eine, die Kategorie „vermutlich ge­ Jahr 1995 wurden 24 Ackerwildkrautar­ rung charakteristischer Ackerwildkräu­ fährdet" durch vier Arten repräsen­ ten gefunden, die auf der Roten Liste ter vom „ewigen Roggenacker" aus in tie rt. der gefährdeten Farn- und Blütenpflan­ östlicher Richtung verfolgen. Die häufigsten Arten mit Indivi­ zen in Niedersachsen und Bremen Von den „vom Aussterben bedroh­ duenzahlen über 10000 waren Klein­ (Garve 1993) stehen. Aus den Jahren vor ten" Ackerwildkräutern wurden im blütiger Frauenspiegel (Legousia hy­ 1987, bevor mit dem Schutzprogramm Jahr 1995 Venuskamm (Scandix pec- brida), Gezähnter Feldsalat (Valeria­ begonnen wurde, waren von der Wer­ ten-veneris), Einjähriger Ziest (Stachys nella dentata), Acker-Zahntrost (O don­ nershöhe dagegen nur 12 gefährdete annua) und Kornrade (Agrostem m a tites verna), Acker-Hundkamille (A n­ Segetalpflanzen bekannt. Neben der g ith a g o ) registriert. Als Vertreter der themis arvensis) und Stengelumfassen­ Zunahme der Artenzahl ist auch ein ste­ „stark gefährdeten" Pflanzen kamen des Hellerkraut (Thlaspi perfoliatum). tiges Anwachsen der Individuenzahl zu Kleinfrüchtiger Frauenspiegel (Legou- Individuenzahlen über 1000 erreichten beobachten. Eine Reihe der hier vor­ sia hybrida), Acker-Hahnenfuß (Ranun­ Feld-Rittersporn (Consolida regalis), kommenden Rote-Liste-Arten weisen culus arvensis), Früher Ehrenpreis (Ver- Acker-Lichtnelke (Silene noctíflora),

44 Hofmeister • Ackerwildkrautschutz auf der Wernershöhe (Niedersächsisches Berg- und Hügelland) im Jahr 1995

Tab. 2. Häufigkeit der Rote-Liste-Arten auf den verschiedenen Ackerflächen der W ernershöhe im Jahr 1995

W inter- Grün­ Brache Brache „E w iger Roggen Roggen Brache H äufig­ Gerste brache 4 J. 1J. Roggen" westl. östl. 7 J. keit (konven­ m it Teil Teil Ostseite tio n e ll) Klee-Gras Westseite

1 Legousia hybrida 5 8 7 8 8 8 6 7 8 2 Valerianella dentata 4 6 7 7 8 7 7 7 8 3 Odontites verna 2 7 8 8 7 6 ? 8 4 Anthemis arvensis 3 8 8 5 Thlaspi perfoliatum 8 6 6 2 8 6 Consolida regalis 1 6 7 7 6 3 7 7 Silene noctiflora 2 7 7 3 2 7 8 A juga genevensis* 6 6 3 7 7 9 Ranunculus arvensis 7 2 7 10 Fumaria vaillantii 3 6 6 5 3 6 11 Papaverlecoqii 5 6 3 5 6 1 3 2 6 12 Papaverargemone 3 6 6 6 3 4 6 13 Lithospermum arvense 3 6 6 14 Galeopisangusti folia 6 6 15 Scandix pecten-veneris 6 2 6 16 Veronica praecox 6 6 17 Valerianella rimosa 2 3 5 5 18 Sherardia arvensis 3 4 2 3 4 19 Lathyrus tuberosus* 4 20 Allium oleraceum 3 1 3 21 Galium spurlum 2 2 22 A grostem m a gith a g o 2 2 23 Rhinanthus m inor* 1 2 2 24 Stachys annua 1 1 2

Anzahl der RL-Arten pro Ackerfläche 7 7 12 16 19 11 8 5

Erläuterung der Angaben zur Häufigkeit: 8 > 10000 Individuen 6 > 100 Individuen 4 > 25 Individuen 2 > 2-5 Individuen 7 > 1 000 Individuen 5 > 50 Individuen 3 > 6 Individuen 1 > 1 Individuum * Verbreitungsschwerpunkt außerhalb der Ackerflächen.

Heide-Günsel (Ajuga genevensis) und Mit 2 weiteren Individuen wuchs der Im Erscheinungsbild der Acker- Acker-Hahnenfuß (Ranunculus arvensis). Venuskamm erstmalig auch am nördli­ Lichtnelken-Gesellschaft trat im Ver­ Ein H äufigkeitsvergleich der ge fä h r­ chen Ackerrand des östlich vom Kamm­ gleich zu den Vorjahren der Rittersporn deten Ackerwildkräuter der letzten bei­ weg gelegenen Roggenackers. Das (Consolida regalis) deutlich zurück. Das den Jahre läßt deutliche Verschiebun­ massenhafte Vorkommen von Stengel­ ist ein Befund, der auch in der geringe­ gen erkennen (Tab. 1). Besonders über­ umfassenden Hellerkraut (Thlaspi per- ren Einstufung der Häufigkeit (weniger raschend war in diesem Jahr das indivi­ fo lia tu m ) und Heide-Günsel (Ajuga als 10000 Exemplare) zum Ausdruck duenreiche Auftreten vom Acker-Hah­ genevensis) ist a uf die ausbleibende Be­ kommt. Einen drastischen Rückgang nenfuß (Ranunculus arvensis) m it m eh­ wirtschaftung auf den Brachflächen wies der Einjährige Ziest (Stachys an- reren tausend Exemplaren auf der ein­ zurückzuführen. Erstmalig kam auf der nua) auf, von dem trotz intensiven Su- jährigen Brache. Diese Art, die hier im einjährigen Brache und im Bestand des chens nur zwei Exemplare gefunden Vorjahr bereits mit ca. 30 Individuen zu „ewigen Roggens" der Kohl-Lauch (AI- wurden, obwohl er im letzten Jahr im beobachten war, wurde früher nur lium oleraceum) vor. Das K leinfrüchtige westlichen Teil des Untersuchungsge­ zweimal mit je einem einzigen Exem­ Labkraut (Galium spurium), das ver­ bietes nach Umbruch einer mehrjähri­ plar gefunden. Auch der Venuskamm mutlich bislang übersehen wurde, gen Brache und Aussaat eines Klee- (Scandixpecten-veneris), von dem 1994 konnte hier im Rahmen der Tagung Gras-Gemisches eine Massenpopula­ im Bereich des „ewigen Roggens" wie­ „Naturschutz in der Agrarlandschaft" tion mit mehr als 10000 Individuen aus­ der 9 Pflanzen aufgetaucht waren, zum ersten Mal beobachtet werden gebildet hatte. Die fehlende Bestellung hatte seine Population in diesem Jahr (frdl. Mitteilung von Frau Dipl.-Biol. der Ackerfläche und die dichte und ein­ a u f m ehr als 100 Exemplare vergrößert. G. Wicke). förmige Bestandesentwicklung der

45 Hofmeister • Ackerwildkrautschutz auf der Wernershöhe (Niedersächsisches Berg- und Hügelland) im Jahr 1995

N Der Wintergerste-Bestand und die Brachen mit Klee-Gras-Einsaat im We­ sten des Beobachtungsgebietes liegen außerhalb der für den Ackerwildkraut­ schutz angepachteten Ackerflächen und werden konventionell bewirt­ schaftet. Im Gegensatz zu den farbenfrohen und artenreichen Beständen des Schutzgebietes herrschten hier Einför­ migkeit und Artenarmut vor. Nur an den Rändern des Gersteackers konnte sich lückenhaft eine typische Acker­ begleitflora entfalten. Die Brachen mit Klee-Gras-Einsaat ließen im Frühjahr an lückigen Stellen noch einen Bewuchs mit Ackerwildkräutern zu. Darunter waren auch einige Rote-Liste-Arten, die konventionell durchgeführten Klee- art auch aus landwirtschaftlicher Sicht aber bereits Ende Mai durch die starke Gras-Einsaat haben sich offensichtlich als relativ günstig erwies. Neben Rog­ Konkurrenz des dichten Klee-Gras- negativ auf die Entwicklung der vom gen sollte in den nächsten Jahren auch Gemisches zurückgedrängt wurden Aussterben bedrohten Pflanzenart wieder vermehrt Dinkel angebaut und im Sommer nicht mehr zu finden ausgewirkt. Auch auf der einjährigen w erden, der sich im Hinblick auf die w aren. Brache, auf der im Vorjahr m ehr als 50 Ausbildung einer charakteristischen Exemplare von Stachys annua zu finden und vielfältigen Ackerbiozönose und Literatur waren, wurde 1995 nur ein Exemplar wegen seiner Anspruchslosigkeit in den gefunden. Eine überzeugende Erklä­ Jahren 1992 und 1993 auf der Werners­ Bezirksregierung Hannover, 1994: Ver­ rung für das gelegentliche massenhafte höhe bewährt hat. ordnung über das Naturschutzge­ Auftreten und das nahezu völlige Feh­ Wünschenswert wäre für die näch­ biet Wernershöhe in der Samtge­ len dieser Ackerpflanze in den meisten sten Jahre ein dreigliedriger Frucht­ meinde Sibbesse, Gemeinde West­ Jahren ist vorläufig nicht möglich. Die wechsel, in dem Roggen, Dinkel und feld, Landkreis Hildesheim vom 10. Saat-Kuhblume (Vaccaria hispánica), einjährige Brache aufeinanderfolgen. 07. 1995. Abi. RB Han. 1995/ Nr. 17, der Gekielte Feld-Salat (Valerianella Kurzfristige Brachen führen unter ex­ 623-624. carinata) und die Kornblume (Centau­ tensiven Bewirtschaftungs- und extre­ Garve, E. , 1993: Rote Liste der gefähr­ rea cyanus) wurden 1995 nicht wieder men Standortbedingungen nicht unbe­ deten Farn- und Blütenpflanzen in auf der Wernershöhe gesehen. dingt zum Rückgang an gefährdeten Niedersachsen und Bremen. 4. Fas­ Zur positiven Bestandsentwicklung Ackerwildkräutern, sondern bieten im sung vom 1.1. 1993. - Niedersächsi­ haben die extensiven Bewirtschaf­ Gegenteil vielen Arten die Möglichkeit, sches Landesamt für Ökologie, 3-37. tungsmethoden (H ofm eister 1992) bei­ sich üppiger zu entwickeln und ihr Sa­ Hannover. getragen und sollen in entsprechender menpotential zu vergrößern. So zeich­ Hofmeister, H. 1992: Ackerwildkraut­ Weise fortgeführt werden. Wie Tabelle nete sich auch die einjährige Brache schutz auf der Wernershöhe (Land­ 2 und Abbildung 1 zeigen, hat sich der westlich des „ewigen Roggens" durch kreis Hildesheim, Nordwest­ Anbau von Roggen aus Sicht des Natur­ das für die Ackerlichtnelken-Gesell- deutschland). - Tuexenia 12, schutzes bew ährt. A u f dem ca. 30 M eter schaft typische Bestandsgefüge und die 285-299. Göttingen. breiten - aus Mitteln des Niedersächsi­ beträchtliche Anzahl von 16 Rote- Hofm eister, H., 1995: Zur Bestandsent­ schen Ackerrandstreifenprogramms Liste-Arten mit einer ungewöhnlich ho­ wicklung der Ackerflächen auf der bezuschußten - „ewigen Roggen" wur­ hen Individuenzahl aus. Selbst a u f der Wernershöhe im Jahr 1994. - Natur den allein 19 verschiedene Rote-Liste- nördlich von diesem Flurstück gelege­ und Landschaft im Landkreis Hil­ Arten notiert, und auch auf dem östlich nen vierjährigen Brache konnten noch desheim. - Mitt. Paul-Feindt-Stif- des Kammweges gelegenen Roggen­ immer viele der für die Kalkäcker typi­ tung 1, 27-36. Hildesheim. acker, auf dem vor zehn Jahren nur schen Arten und etliche Rote-Liste-Ar­ ganz vereinzelt Rote-Liste-Arten vor­ ten festgestellt werden. Allerdings be­ kamen, fanden 12 gefährdete Acker­ einträchtigen die immer mehr in Aus­ Anschrift des Verfassers wildkrautarten geeignete Lebensbe­ breitung begriffenen mehrjährigen dingungen. Auf Grund des nieder­ Arten die Existenz der Ackerwildkräu­ Dr. Heinrich Hofm eister schlagsreichen Frühjahrs kam es 1995 ter. Es ist daher zu begrüßen, wenn Universität Hannover zu einer guten Entwicklung des Rog­ nach A b la u f des 5jährigen Grünbrache­ Fachbereich Erziehungs­ gens, so daß sich tro tz der schweren Be­ programms im Herbst 1996 wieder wissenschaften I arbeitbarkeit und geringen Fruchtbar­ eine Bestellung mit Wintergetreide Bismarckstraße 2 keit der Böden der Anbau dieser Kultur­ e rfo lg t. 30173 Hannover

46 NNA-Berichte 2/96

Talbereich der Aller befindet sich Sandäcker im Nordwestdeutschen hauptsächlich Grünland. Im Wechsel m it den K ieferw äldern a u f den Talsand­ Tiefland - Einführung in das Exkursions­ flächen und Dünenfeldern liegen die Äcker, auf denen die Landwirte vor al­ gebiet und Exkursionsbericht lem Roggen und Kartoffeln, z.T. auch Raps und Gerste anbauen. Aktuelles zum Niedersächsischen In dem Exkursionsgebiet sind Pod­ solboden verbreitet, die in den feuch­ Ackerrandstreifenprogramm ten Niederungen vergleyt oder auch anmoorig sein können. Als Boden­ schätze wurden Kalisalze aus den un­ von Gisela Wicke terirdischen Salzstöcken abgebaut und Erdöl gefördert. In dem ersten Teil meiner Ausführung Im Holozän bildeten sich an den Das Klima ist atlantisch geprägt, hat möchte ich das Exkursionsgebiet und Rändern des Tales Nieder- und Hoch­ aber durch geringe Niederschläge im die Ergebnisse unserer Exkursion vor­ moore. Aus dem Urstromtal wurde ein Sommer einen subkontinentalen Ein­ stellen. Im zweiten Teil werde ich über Fluß, die heutige Aller mit Mäandern fluß. den aktuellen Stand des Niedersäch­ und A ltarm en. sischen Ackerrandstreifenprogramms Auf den trockeneren Talsandflä­ 1.2. Zur Ackerwildkrautvege­ berichten und einen Ausblick in die chen siedelten Eichen-Birkenwälder, tation der Aller-Talsandebene Zukunft, zum weiteren Verlauf des Pro­ z.T. auch Eichen-Hainbuchenwälder. In gramms wagen. den Talauen und den Niedermooren Die Ackerwildkrautgesellschaften im entstanden Erlenbrüche. Die Dünen Exkursionsgebiet gehören zur Ordnung 1.1. Einführung in das Exkursions­ wurden von Silbergras- und Flechten­ der Sperguletalia arvensis. Auf den gebiet gesellschaften besiedelt. nährstoffarmen, sauren Sandböden Vor allem im Mittelalter sind die kom m t das Teesdalio-Arnoseridetum Das zweite Exkursionsziel am Samstag, Wälder durch die menschliche W irt­ m inim ae vor allem in der Typischen Sub­ den 24. 6. 1995 lag in der Nordwest­ schaftsweise z.T. zerstört w orden. Da­ assoziation vor. Auf den etwas reiche­ deutschen Tiefebene in der Naturräum­ durch wurden besonders die Binnendü­ ren Standorten wächst das Papavere- lichen Region Weser-Aller-Flachland, nen reaktiviert. Um 1780 entstanden in tum argemones, das Spergulo-Chry- welches durch das breite Aller-Urstrom­ diesem Gebiet 165 qkm offene Sandwe­ santhemetum segetum und das Spergu- tal mit weiten, fast ebenen Flächen ge­ hen (Ellenberg 1986). lo-Echinochloetum cruris-galli. Diese prägt ist (s. Abb. 1). Dort hielten w ir uns Die bis ca. 1900 durchgeführte z.T. farbenprächtigen Gesellschaften vor allem in der Naturräumlichen Ein­ Dreesch- oder Plaggenwirtschaft mit sind auf den im Gebiet vorkommenden heit der Aller-Talsandebene (MeiseI dem Abgraben von Rasen- und Heide­ herbizidfrei bewirtschafteten Acker­ 1960) nordwestlich von Celle auf. Geo­ soden förderte die Entwicklung von randstreifen besonders gut ausge­ logisch betrachtet hat das Allertal ge­ Heideflächen. Bei der Dreeschwirt­ prägt. Auf Flächen, die mit Herbiziden nau w ie die anderen Flüsse des N ieder­ schaft wurde in der Fruchtfolge Roggen behandelt wurden, sind z.T. Dominanz­ sächsischen Tieflandes eine wechsel- auf Roggen, Rauhhafer und Buchwei­ bestände von Saat-Wucherblume, volle Geschichte hinter sich (S eedorf zen angebaut. Es schloß sich eine mehr­ Hühnerhirse, Windhalm u.a. anzutref­ u.a. 1992). Die großen Eisvorstöße der jährige Brache an. Zu einem Heidehof fen. Elster- und Saale-Eiszeit haben das Tal­ gehörten in dieser Zeit ca. 25 bis 100 ha Das erste Exkursionsziel lag süd­ netz immer wieder umgestaltet. Acker und 120 bis 800 ha Heide. Die westlich von Marklendorf im Berkhofer Das Aller-Urstromtal war ein bis zu Dreeschwirtschaft soll im Naturpark Lü­ Dünen-Talsandgebiet. Auf zwei Rand­ ca. 20 km breites Tal, welches die neburger Heide auf einigen Flächen in streifen, die seit 1992 nach den Bedin­ Schmelzwässer der Gletscher aus der den nächsten Jahren wieder eingeführt gungen des Ackerrandstreifenpro­ Lüneburger Heide nach Nordwesten und von der Norddeutschen Natur­ gramms ohne Dünger und ohne Herbi­ zum Meer ableitete. Mit dem Durchfluß schutzakademie im Rahmen einer Dis­ zide bewirtschaftet werden, wuchs ein der Schmelzwässer durch die Sanderflä­ sertation wissenschaftlich begleitet Papaveretum argemones in der Subas­ chen der Gletscher wurde immer wie­ werden. In der zw eiten H älfte des 19. soziation von Scleranthus annuus und der Sand in das Urstromtal transpor­ Jahrhunderts wurde eine Beschrän­ in der Typischen Subassoziation. Der tie rt. kung des Plaggenhiebs und eine Bewei- Boden ist ein leicht humoser, stellen­ Nach dem Abschmelzen des Eises dung angeordnet. In dieser Zeit fanden weise grundwasserbeeinflußter kiesi­ wurde aus den Moränenablagerungen großflächige Aufforstungen vor allem ger Pödsol. das feinste Material ausgeweht. Dieses mit Kiefern auf den ärmsten Standor­ Neben den Kennarten Papaver ar- Material bliesen die Westwinde bevor­ ten statt. gem one und Papaver dubium kamen zugt an die östlichen Talseiten der Aller. Bei der heutigen Ausformung des die Differentialarten Erophila verna Hier entstanden z.T. stark bewegte Allertales ist zu erkennen, daß die Sied­ und Myosotis stricta vor. In der Subasso­ Dünenfelder. lungen am Rande derTalaue liegen. Im ziation von Scleranthus annuus w aren

47 Wicke • Sandäcker im Nordwestdeutschen Tiefland - Einführung in das Exkursionsgebiet und Exkursionsbericht

GARVE: Atlas der gefährdeten Farn- und Blüteppflanzen ------Niedersachsen und Bremen Bezugsorte -—— Fluß (HD Exkursionsgebiet See “ Kanal

Abb. 1. Lage des Exkursionsgebietes in der Aller-Talsandebene.

gehäuft die Säure- und Magerkeitszei­ Durch mehrere Untersuchungen im tarisch ausgebildet vor. Aus Sicht des ger wie die namengebende Art, Sper- subkontinental geprägten Klimabe­ Naturschutzes stellt sie in Niedersach­ gula arvensis, Rumex acetoseila und reich im nordöstlichen Niedersachsen sen eine wertvolle Ackerwildkraut-Ge­ Holcus mollis kennzeichnend für die (Hofmeister 1991, Liskow 1992) konn­ sellschaft mit zahlreichen gefährdeten nährstoff- und basenarmen Standorts­ ten noch gut entwickelte Bestände des Pflanzenarten dar und bietet vielen verhältnisse vertreten. In den staunas­ Papaveretum argenomes z.T. m it der in Tierarten eine Lebensstätte (Preising sen Bereichen konnte eine Variante von Niedersachsen stark gefährdeten Art u.a. 1995). Polygonum hydropiper mit der in Nie­ Misopates orontium und der gefährde­ An den lückigeren und trockeneren dersachsen gefährdeten Art Myosurus ten Differentialart Veronicatriphyllos Stellen der Randstreifen, auf denen der minimus, vr\\tJuncus bufonius, Gnapha- nachgewiesen werden. Häufig kommt Roggen einen geringen Deckungsgrad lium uliginosum und Polygonum am- die Sandmohn-Gesellschaft, vor allem erreicht, kam Lycopsis arvensis o ft ge­ phibium f. terrestre ausgewiesen wer­ am Randes ihres Verbreitungsgebietes h ä u ft m it Erodium cicutarium vor. Der den. westlich der Weser, nur noch fragmen­ Acker-Krummhals ist besonders im

48 Wicke • Sandäcker im Nordwestdeutschen Tiefland - Einführung in das Exkursionsgebiet und Exkursionsbericht

nordöstlichen Niedersachsen in Hack­ früchten und im Sommergetreide auf leicht erwärmbaren, trockenen Sand­ böden verbreitet (Wicke 1992) und bil­ det dort eine eigene Gesellschaft - das Lycopsietum arvensis. Auf den Randstreifen konnten die in Niedersachsen gefährdeten Arten Cre- pis tectorum, Anthemis arvensis, Ra- phanus raphanistrum und Lithosper- mum arvense in größerer Anzahl und die im Anhang der Roten Liste aufge­ fü h rte Aphanes inexspectata durch das Ackerrandstreifenprogramm gefördert w erden. Crepis tectorum und A nthem is arvensis waren in den Vertragsjahren 1992/93 und 1993/94 nur mit 1-25 Ex­ em plaren vorhanden. Sie konnten ihre H äufigkeit in 1994/95 bis a u f m ehr als 500 Pflanzen pro Art steigern. Ebenfalls nahm die Anzahl derSäure- und Mager­ keitszeiger zu. Die Gesamtartenzahl schwankte je nach Anbau der Kultur­ frucht und den klimatischen Bedingun­ gen zwischen 26 und 49 Arten in den letzten drei Vertragsjahren. Als einen besonderen Erfolg des Ak- kerrandstreifenprogramms kann das Abb. 2. Die Exkursionsteilnehmerinnen an einem Ackerrandstreifen bei M arklendorf m it Auftreten von drei Exemplaren der einem Aspekt von Centaurea cyanus. Foto: Thomas van Elsen. stark gefährdeten A rt Arnoseris minima auf dem ausgehagertem Sandboden im Eickeloh-Winsener Dünenstreifen am diesen stehen vier Arten in Niedersach­ dritten Vertragsjahr gewertet werden. Nordost-Rand des A llertales. Das Gebiet sen auf der Roten Liste und eine Art ist Nach den Untersuchungen von Kulp ist durch eintönige Kiefernforste mit im Anhang der Roten Liste als mögli­ (1993) sollte zur Förderung von Arnose­ dazwischen liegenden wenigen Acker­ cherweise gefährdete Art aufgeführt. ris m inim a weder eine Stickstoff-, noch flächen und stark bewegte Dünenfel­ Dieses Beispiel zeigt sehr schön, daß eine Phosphor- oder Kali-Düngung er­ der (Meise11960) gekennzeichnet. durch die extensive Bewirtschaftung folgen. Für den ausgesprochen lichtlie­ Auf einem in Ortsrandlage von Ban­ der Felder eine Erhaltung des Lebens­ benden Lämmersalat ist ein lückiger netze gelegenen in das Extensivierungs- raumes für Ackerwildkräuter (s. Frieben Kulturpflanzenbestand die beste Vor­ programm des Landwirtschaftsministe­ in diesem Band) m öglich ist. Da keine aussetzung für ein optimales Wachs­ riums einbezogenen Acker konnte ein nährstoffzeigenden Arten vorkamen, tum . gut ausgeprägtes Teesdalio-Arnoseri- war die Lammkraut-Gesellschaft mit Neben einem Minderertrag wird detum minimae gezeigt werden. Der der Typischen Subassoziation vertreten. der bewirtschaftende Landwirt auf ei­ Roggen stand auf dem ganzen Acker Die Assoziationscharakterart Arnoseris nem der Ackerrandstreifen Schwierig­ sehr lückig und w ar nur ca. 1,30 m m inim a gilt im südlichen Niedersachsen keiten beim Ernten mit dem Mähdre­ hoch. als verschollen (Garve 1993). In vier Bun­ scher durch das massenhafte Auftreten Auffallend war die im ganzen Acker desländern ist sie vom Aussterben be­ von Vicia hirsuta in diesem Bewirtschaf­ mit Deckungsgrad 4 vorkommende Dif­ droht, und in sieben Bundesländern, wie tungsjahr gehabt haben. Bei der recht ferentialart Teesdalea nudicaulis. Bis auch im nördlichen Niedersachsen gilt hohen Ausgleichszahlung von 1500,- weit ins Feldinnere waren die gelben sie als stark gefährdet. Nur in Branden­ DM/ha wäre es für ihn auch möglich, Köpfchen der Kennart Arnoseris mi­ burg ist sie in die Gefährdungskatego­ hier auf die Ernte des Roggens ganz zu nima zu sehen. Mit etwas geringeren rie 3 (gefährdet) eingestuft (s. Schnei­ verzichten, ohne finanzielle Einbußen Deckungsgraden kamen die auf saure, der u.a. 1994). Ähnlich sieht es für die zu erleiden (s. Reinke 1993). Insgesamt nährstoffarme Böden angewiesenen stark gefährdeten Differentialarten der konnten die Randstreifen vom Feldin­ Arten w ie Anthoxanthum aristatum, Gesellschaft Hypochoeris glabra und neren durch eine andere Färbung, Aphanes inexspectata, Hypochoeris Galeopsis segetum aus. Dichte und Höhe der Feldfrucht und glabra, Galeopsis segetum, Rumex ace- Die Bauernsenf-Lämmersalat-Ge- das Auftreten von durchschnittlich tosella, Scleranthus anuus, Holcus mol- sellschaft gilt nach Preising u.a. (1995) 35 Ackerwildkrautarten unterschieden lis, Ornithopus perpusillus und Spergu- in Niedersachsen als eine stark gefähr­ w erden. laria rubra vor. Insgesamt konnten hier dete Gesellschaft von hohem Natur­ Der zweite Exkursionspunkt lag im 25 Arten aufgenommen werden. Von schutzwert. Eine Hauptgefährdungsur-

49 Wicke • Sandäcker im Nordwestdeutschen Tiefland - Einführung in das Exkursionsgebiet und Exkursionsbericht

Sache für diese Gesellschaften auf den chus arvensis oder verschiedener Hir­ Die 276 am Programm beteiligten Grenzertrags-Standorten in der Aller- searten. Das Vorkommen von gut ent­ Landwirtelnnen haben sich in 1992 für Talsandebene, stellvertretend für ganz wickelten Beständen der Gesellschaft fünf Jahre verpflichtet, 3-10 m breite Niedersachsen, ist die Aufforstung z.B. mit der Kennart Chrysanthemum sege­ Streifen ihrer Äcker ohne Pflanzen­ m it Fichten. So stehen zwei Äcker in der tum konnte auf 81 Randstreifen in schutzmittel und Dünger zu bewirt­ Aller-Talsandebene, auf denen 1991 1992/93 und 109 Flächen in 1993/94 schaften. Pro Hektar Vertragsfläche be­ noch ca. 100 Exemplare von Galeopsis durch das Ackerrandstreifenprogramm kommen die Bewirtschafter 1500,- DM segetum und Arnoseris minima ka rtie rt gesichert werden. im Jahr als Entschädigung ausgezahlt. werden konnten, durch eine Auffor­ In W ietze am vierten Exkursionsziel Vom Niedersächsischen Ministerium für stung nicht m ehr als Lebensraum fü r konnte auf einem größeren extensiver Ernährung, Landwirtschaft und Forsten diese Arten zur Verfügung. bewirtschafteten Schlag mit Sommer- (NMELF) w urden 1992 ca. vier M illio n e n Im Rahmen des Ackerrandstreifen­ Gerste ein Teesdalio-Arnoseridetum mi- DM für fünf Jahre bereitgestellt. Damit programms konnte Arnoseris minima nim ae und ein Spergulo-Chrysanthe­ w erden pro Jahr fü r ca. 520 ha A cker­ im Norddeutschen Tiefland auf je 9 metum segetum gezeigt werden. Die randstreifen in Niedersachsen Entschä­ Randstreifen in beiden Vertragsjahren Bodenverhältnisse auf diesem Acker digungen für mögliche Ertragsminde­ k a rtie rt w erden. Bei Galeopsissegetum waren inhomogen. Sie wechselten von rungen im Rahmen des Programms fi­ konnte eine Zunahm e des Vorkomm ens einem trockeneren, nährstoffarmen, nanziert. Dagegen wurden im Zeitraum von 10 auf 15 Randstreifen verzeichnet sauren zu einem frischen humosen 1991 bis 1996fürdieverschiedenen For­ werden. Die Randstreifen mit Hypo- Sandboden. Die Lammkraut-Gesell­ men der Flächenstillegung in Nieder­ choeris glabra nahmen hingegen von schaft war in der Subassoziation von sachsen 16 545000,- DM (NMELF 1994) 22 a u f 14 ab. Myosotis arvensis m it der nam engeben­ zur Marktentlastung an die Landwirte Bei den o.g. Arten mußte landes­ den Art und Veronica arvensis ve rtre ­ gezahlt, ohne daß die Belange des weit ein starker Bestandesrückgang ten. Die Differentialart Hypochoeris Naturschutzes gezielt berücksichtigt (Garve 1994) vermutlich vorrangig in­ glabra fehlte. Das in voller Blüte ste­ w urden. folge intensiver Düngung und regelmä­ hende Galeopsis segetum war mit dem Durch eine fachkundige Betreuung ßigem Herbizideinsatz im Ackerbau gleichen Deckungsgrad wie Arnoseris der Vertragsrandstreifen, die im Mai festgestellt w erden. Bei der Auswahl m inim a vorhanden. Auf diesem Acker, und Juni/Juli stattfindet, werden die Ak- neuer Randstreifen für ein Ackerwild­ der im Nebenerwerb bewirtschaftet kerwildkrautarten auf einem Meldebo­ krautprogramm sollten bevorzugt Flä­ wurde, konnten die zwei stark gefähr­ gen notiert. Gleichzeitig findet auch chen mit diesen Arten einbezogen und deten Arten Arnoseris minima und Ga­ eine Kontrolle über die Einhaltung der möglichst über eine längere Vertrags­ leopsissegetum und die zwei gefährde­ Bewirtschaftungsvereinbarungen statt. dauergebunden werden. ten Ackerwildkrautarten Crepis tecto- Als Aufwandsentschädigung bekom­ Neben dem Acker, auf dem ca. 3 m rum und Anthemis arvensis k a rtie rt men die Betreuerinnen einen Pfg pro breiten Rain, konnte sich ein gut ausge­ w erden. qm be tre u te r Fläche. bildetes Airetum praecocis m it Aira Als Kontaktgesellschaft ist eine Über die Gemeinden oder Land­ praecox, Hypochoeris radicata, Hiera- fragmentarisch ausgebildete Festuca kreise zu den Ämtern für Agrarstruktur, cium pilosella, Cerastium semidecan- tenuifolia-Nardus stricta-Gesellschaft die die vertragsbewilligende Behörde drum, Ornithopus perpusillus, Trifolium m it Ca Huna vulgaris, Festuca ovina agg., sind, gelangen die Kartierergebnisse arvense, Rumex acetosella u.a. aus­ Hieracium pilosella, Cerastium semide- zum Niedersächsischen Landesamt für breiten. In Kontakt mit dem extensiv candrum, Trifolium arvense, Viola trico- Ö kologie, w o sie ausgew ertet w erden bewirtschafteten Acker hat diese selten lo r und Cerastium arvense auf der an­ und ein Bericht über die Ergebnisse des gewordene Sand-Magerrasen-Gesell- grenzenden Fläche ausgebildet. Programms erstellt wird. schaft ebenfalls eine Überlebens­ Eine Übersicht über die Ergebnisse chance. 2.1. Aktuelles zum Nieder­ des Pilotprojektes und des Ackerrand­ Bei Südwinsen am dritten Exkur­ sächsischen Ackerrand­ streifenprogramms zeigt die Abbil­ sionspunkt auf einem konventionell streifenprogramm dung 3. Von den 260 in Niedersachsen bewirtschafteten Acker mit Sommer- vorkommenden Ackerwildkrautarten Gerste konnte eine verarmte Ausbil­ Von 1987 bis 1991 wurde das Pilotpro­ sind 105 Arten (40 %) gefährdet oder dung des Spergulo-Chrysanthemetum jekt Niedersächsisches Ackerwildkraut­ bereits ausgestorben. Im Bewirtschaf­ segetum gezeigt werden. Die nicht programm in 20 ausgewählten Land­ tungsjahr 1993/94 konnten 49 Acker­ ganz so herbizidempfindliche Saatwu­ kreisen mit einer jährlichen Fläche zwi­ wildkrautarten der Roten Liste von cherblume ist in Teilen von Niedersach­ schen 103 und 192 ha in Niedersachsen 35 % der Ackerrandstreifen gemeldet sen, vor allem auf frischeren Standor­ durchgeführt. Ziel war vor allem der werden. Dies ist gegenüber dem ersten ten, noch häufig anzutreffen, so daß sie Schutz gefährdeter Ackerwildkraut­ Vertragsjahr des Ackerrandstreifenpro­ nur im niedersächsischen Berg- und Hü­ arten (Schacherer 1989,1992). Seit 1992 gramms 1992/93 eine Steigerung um gelland als gefährdet eingestuft wird. gibt es das landesweit angebotene Ak- drei Arten. Erstmalig konnte das vom Es handelt sich aber oft um Dominanz­ kerrandstreifenprogram m . Das Ziel ist Aussterben bedrohte Eiblättrige Tän- bestände mit dem gleichzeitigen Auf­ die Verminderung der Bewirtschaf­ n e lkra u t (Kickxia spuria) auf drei Rand­ treten von Nährstoffzeigern wie La- tungsintensität, u.a. auch der Schutz streifen in 1993/94 belegt werden. Im mium purpureum, Sonchus asper, Son- von Pflanzen und Tierarten der Äcker. vorangegangenen Pilotprojekt Acker-

50 Wicke • Sandäcker im Nordwestdeutschen Tiefland - Einführung in das Exkursionsgebiet und Exkursionsbericht wildkrautprogramm schwankte die An­ nicht und 19 teilweise nicht an die Ver­ Die Ergebnisse aus acht Jahren Ak- zahl der vorkommenden gefährdeten tragsbedingungen. kerrandstreifenprogramm in Nieder­ Arten zwischen 31 und 46. sachsen zeigen, daß Artenschutzmaß­ Die Summe der Meldungen von ge­ 2.2. Ausblick nahmen fü r den Erhalt der gefährdeten fährdeten Arten liegt im Pilotprojekt in Ackerwildkrautarten nach wie vor not­ den Jahren 1989/90 und 1990/91 bei 507 Die meisten Bundesländer bieten ein wendig sind und daß diese Arten­ bzw. 514 bei einer Vertragsfläche von Ackerrandstreifenprogramm an, wel­ schutzmaßnahmen am effektivsten 192 ha bzw. 178 ha. Im A ckerrandstrei­ ches nach der EG-Verordnung 2078/92 dort umgesetzt werden können, wo es fenprogramm ist die Gesamtfläche der zu 50 % von der Europäischen Union noch artenreiche Vorkommen gibt. Randstreifen mit 522 ha bzw. 515 ha und zu 50 % aus Landesmitteln finan­ m ehr als d o p p e lt so hoch w ie im Pilot­ ziert w ird. In Niedersachsen w urde vom Literatur projekt. Die Summe der Meldungen Ministerium für Ernährung, Landwirt­ von gefährdeten Arten mit 478 bzw. schaft und Forsten im Rahmen der Flan­ Ellenberg, H., 1996: Vegetation M ittel­ 509 ist jedoch im Verhältnis zum Pilot­ kierenden Maßnahmen kein Acker­ europas mit den Alpen in ökologi­ projekt geringer. Die Ursache ist die randstreifenprogramm in Brüssel be­ scher Sicht. - Verl. E.UImer, 5. Aufl., Auswahl der Randstreifen nach Arten­ antragt, da nach Auffassung des Land­ S tuttgart. schutzgesichtspunkten im Pilotprojekt, wirtschaftsministeriums die zur Verfü­ Frieben, B., 1996: Organischer Landbau wodurch eine höhere Effizienz erzielt gung stehenden Gelder vorrangig in - eine Perspektive für die Lebensge­ werden konnte. Aus zeitlichen Grün­ ein Extensivierungsprogramm zur Um­ meinschaften der Agrarlandschaft? den, w ährend der Antragsphase des stellung landwirtschaftlicher Betriebe - In diesem Band. Ackerrandstreifenprogram m s in 1992, auf ökologischen Landbau fließen soll­ Garve, E., 1993: Rote Liste der gefährde­ konnte nur in einzelnen Landkreisen ten. ten Farn- und Blütenpflanzen in Nie­ eine Eignungsbewertung, der von den Ein N achfolgeprogram m m it einem dersachsen und Bremen.-Inform. d. Landwirten angemeldeten Äcker, geringeren finanziellen Umfang im An­ Naturschutz Niedersachs., 13. Jg., durchgeführt werden. schluß an das jetzige Ackerrandstrei­ Nr. 1,1-37, Hannover. Nach den Angaben der 76 botani­ fenprogramm ab 1997 wurde vom Nie­ Garve, E., 1994: Atlas der gefährdeten schen Betreuerinnen wurden in 1992/93 dersächsischen Umweltministerium in Farn- und Blütenpflanzen in Nieder­ auf 19 Randstreifen die Vertragsbedin­ Aussicht gestellt. Ohne ein zielgerichte­ sachsen und Bremen. - Naturschutz gungen nicht eingehalten. Weitere 14 tes Artenschutzprogramm wären die Landschaftspfl. Niedersachs., Heft Randstreifen wurden in Teilabschnitten Aussichten zur Erhaltung von Acker­ 30/1 -2, 895 S., Hannover. nicht vertragsgemäß bewirtschaftet. In wildkrautarten für die Zukunft in Nie­ Hofmeister, H., 1991: Ackerunkrautge­ 1993/94 hielten sich 22 Landwirtelnnen dersachsen schlecht. sellschaften im östlichen Nieder­ sachsen. - Braunschw. naturkdl.

600 Sehr. 3, Heft 4, 927-946, Braun­ schweig. Kulp, H.-G., 1993: Vegetationskundli- 500 che und experimentell-ökologische Untersuchungen der Lammkraut- Gesellschaft.-Diss. Bot. 198. 400 Liskow, D., 1992: Die Ackerwildkrautge­ sellschaften der Südheide. - Unver- öff. Diplomarb., 71 S. Univ. Hanno­ 300 ver. Meisel, 5., 1960: Die naturräumlichen

200 Einheiten auf Blatt 73 Celle. 37 S., Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg.

100 Niedersächsisches Ministerium für Er­ nährung, Landwirtschaft und For­ sten, 1994: Arbeitsbericht 1993 der niedersächsischen Agrarstruktur­ verwaltung. 93 S., Hannover. Pilotprojekt Ackerwildkrautprogramm i Ackerrandstreifenprogramm Preising, E., u.a., 1995: Die Pflanzenge­ ö= Gesamtfläche (in ha) sellschaften Niedersachsens - Be­ standsentwicklung, Gefährdung 1= RL-Arten und Schutzprobleme. Einjährige ru- □ = Summe der Meldungen von RL-Arten (? Wert=Angaben fehlen) derale Pionier-, Tritt- und Acker­ Abb. 3. Die Gesamtfläche der Randstreifen, die Anzahl der gefährdeten Ackerwildkrautar­ wildkraut-Gesellschaften. - Natur­ ten und die Summe der M eldungen von Arten der Roten Liste (RL) auf den Vertragsflächen schutz Landschaftspfl. Niedersachs., von 1987 bis 1994. Heft 20/6,1-92, Hannover.

51 NNA-Berichte 2/96

Reinke, E., 1993: Akzeptanz und Bewer­ der Äcker und W einberge" (Ta­ suchungen zur Ackerunkrautvege­ tung des Niedersächsischen Acker­ gungsband des Internation. Sympo­ taion des Weser- und Elbetales in randstreifenprogrammes darge­ siums vom 17.-20. Juni 1992. Me- N ordwestdeutschland. - Ber. Na- stellt am Beispiel des Reg.-Bez. We­ chernich-Kommern): S. 72-77, Bonn, tu rh ist. Ges. Hannover, Bd. 134, ser-Ems. - U nveröff. D iplom arb., 1994. 135-159, Hannover. Univ. G öttingen. Schneider, Chr, u.a., 1994: Biologisch­ Schacherer, A , 1989: Das Niedersächsi­ ökologische Grundlagen des Schut­ sche Ackerwildkrautprogramm - zes gefährdeter Segetalpflanzen. - eine erste Zwischenbilanz. - Inform, Schriftenr. für Vegetationskde, Heft Anschrift der Verfasserin d. Naturschutz Niedersachs., 9. Jg., 26, 356 S., Bonn-Bad Godesberg. Nr. 7,125-136, Hannover. Seedorf. H. H., u.a., 1992: Landeskunde Dipl.-Biologin Gisela Wicke Schacherer, A., 1992: Das Niedersächsi­ Niedersachsen - Naturgeschichte ei­ Niedersächsisches Landesamt sche A cke rw ildkrautprogram m - Er­ nes Bundeslandes I: Historische fü r Ö kologie gebnisse des Pilotprojektes. - In: Grundlagen und naturräumliche Abteilung Naturschutz Stiftung zum Schutze gefährdeter Ausstattung. 517 S., Neumünster. Scharnhorststraße 1 Pflanzen (Hrsg.): „Flora und Fauna Wicke, G., 1992: Vergleichende Unter­ 30175 Hannover

desland, Umstellungsjahr u.a. (Brechel­ Organischer Landbau - eine Perspektive macherund Willer 1995). Die Richtlinien der Anbauverbände für die Lebensgemeinschaften der AGÖL formulieren unterschiedliche Vorgaben, die indirekt oder direkt den der Agrarlandschaft? Schutz von Flora und Fauna der Agrar­ landschaft berücksichtigen. In den Rah­ von Bettina Frieben menrichtlinien der AGÖL wird die „Pflege und Erhaltung der Kulturland­ Der Organische Landbau verzichtet auf nahmen zur EU-Agrarreform unterstüt­ schaft als Leistung des Bauern im Dien­ die Anwendung von chemisch-syntheti­ zen die Bundesländer die Einführung ste der Gesellschaft" bezeichnet. Die schen Mineraldüngern und Pflanzen­ oder Beibehaltung des ökologischen „verantwortungsbewußte Nutzung schutzmitteln. Mit einem flächenge­ Landbaus als „um w eltgerechtes, den und gezielte Förderung der natürlichen bundenen maximalen Viehbesatz von natürlichen Lebensraum schützendes Lebensgrundlagen" ist eine allgemeine 1,4 D ungeinheiten (DE) je H ektar strebt Produktionsverfahren" (VO [EWG] Zielvorgabe fü r die in der AGÖL org a n i­ er einen weitestgehend geschlossenen 2078/92) mit unterschiedlich hohen sierten Betriebe. Um „die Ausbildung Betriebskreislaufan. Er wird in der Bun­ Fördersätzen. Baden-Württemberg, eines reichhaltigen, zum Ausgleich und desrepublik Deutschland durch die An­ Bremen, Hessen, Niedersachsen und zur Selbstregulation fähigen Agraröko­ bauverbände Bioland, Demeter, ANOG, Saarland schreiben die Einhaltung systems zu ermöglichen", soll der Be­ Naturland, Ökosiegel, GÄA, Biokreis der EU-Verordnung zum Ökologischen triebsstandort mit Hilfe landschafts­ Ostbayern und Bundesverband Ökolo­ Landbau (VO [EWG] 2092/91) als Bedin­ pflegerischer Maßnahmen nach ökolo­ gischer Weinbau (BÖW) vertreten. gung für die Förderung fest. Bayern, gischen Gesichtspunkten gestaltet wer­ Diese Verbände mit jeweils eigenen, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schles­ den (AGÖL 1991). Die Richtlinien meh­ aber in vielen Punkten ähnlichen An­ wig-Holstein und Sachsen-Anhalt ge­ rerer Anbauverbände gehen detailliert baurichtlinien sind in der Arbeitsge­ hen mit Anforderungen wie „der Ein­ auf einzelne Maßnahmen der Land­ meinschaft Ökologischer Landbau führung oder Beibehaltung ökologi­ schaftsgestaltung und Ziele des Natur­ (AGÖL) zusammengeschlossen. 1993 scher Anbauverfahren im Gesamt­ schutzes ein (s. Tab. 1). Derartige Vorga­ bewirtschafteten sie gemeinsam eine betrieb" über die EU-Verordnung hin­ ben sind in der EU-Verordnung zum Fläche von fast 200000 ha. Anfang 1995 aus. Ökologischen Landbau nicht enthalten. waren in den o.g. Anbauverbänden Die Mitgliedschaft in einem Anbau­ Das In stitu t fü r Organischen Land­ 4941 landwirtschaftliche Betriebe orga­ verband der AGÖL wird in Nord­ bau der Universität Bonn führt derzeit nisiert (Haccius 1995). Innerhalb der Eu­ rhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thü­ mit finanzieller Unterstützung des Mi­ ropäischen Union werden etwa 400000 ringen und Sachsen als Grundlage der nisteriums für Umwelt, Raumordnung ha landwirtschaftlicher Nutzfläche Förderung des ökologischen Landbaus und Landw irtschaft NRW in Zusammen­ (SÖL 1995) nach der EU-Richtlinie für vorausgesetzt. In Hessen erhöht die arbeit mit acht organisch wirtschaften­ Ökologischen Landbau (VO [EWG] Verbandsmitgliedschaft die Förder­ den Betrieben in verschiedenen Kultur­ 2092/91) bewirtschaftet, ein Großteil summe fü r bis zu 10 ha um ca. 50 %. Die landschaften Nordrhein-Westfalens ge­ davon nach umfassenderen Richtli­ Fördersätze variieren zwischen 250 und samtbetriebliche Vegetations- und nien jeweilig nationaler Anbauver­ 550 DM je ha Ackerland, 40 und 550 DM Strukturerfassungen sowie Erhebun­ bände. je ha Grünland und 800 bis 3000 DM je gen der Bewirtschaftungsmaßnahmen Im Rahmen der flankierenden Maß­ ha Dauerkulturen, abhängig von Bun­ durch. Einerseits soll der bioökologi-

52 Frieben ■ Organischer Landbau - eine Perspektive für die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft?

Tab. 1. Arten- und Biotopschutz in den Richtlinien der Anbauverbände des Organischen allem Kartoffeln, Mais, Bohnen, zum L a n d b a u s Teil Gemüse und im regelmäßigen Wechsel Klee-Gras-Saaten, Luzerne- Als Ziel gilt “die verantwortungsbewußte Nutzung und gezielte Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen...’' Gras-Saaten oder andere Stickstoff­ AGÖL (Rahmenrichtlinien “Pflege und Erhaltung der Kulturlandschaft sind Leistungen des fixierende Kulturpflanzen integriert. der Arbeitsgemeinschaft Bauern im Dienste der Gesellschaft” Der Einsatz von chemisch-synthetischen Ökologischer Landbau 1991) Die “Gestaltung des Standortes mit Hilfe landschaftspflegerischer Maßnahmen” soll die “Ausbildung eines reichhaltigen, zum Ausgleich Pflanzenschutzmitteln, der für die Ver­ und zur Selbstregulation fähigen Agrarökosystems ermöglichen" drängung vieler Ackerwildkräuter aus der K ulturlandschaft ve ra n tw o rtlich ist, Die gemeinschaftliche Aufgabe des organisch-biologischen Landbaus B io la n d besteht darin,. aktiven Natur- und Artenschutz zu betrieben..." ist im Organischen Landbau verboten. (Richtlinien enthalten Empfehlungen zur Förderung von Nützlingen) Fruchtfolge, Standraumzumessung, Bioland (Richtlinien 1995) Sortenwahl, mechanische, im Hack­ frucht- und Gemüseanbau auch therm i­ “Die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebes soll so erfolgen, daß die Eingriffe in den Naturhaushalt so gering wie möglich bleiben. Die sche und selten elektrische Regulations­ ANOG (Erzeugernchtlinien Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren soll nicht beeinträchtigt, das maßnahmen dienen der Unkrautkon­ der Arbeitsgemeinschaft für Landschaftsbild in geringstmöglichem Maße verändert... werden.” Naturnahen Obst- und trolle. Zu Getreide und Mais werden - Gemüseanbau 1991) allerdings nicht jedes Jahr - Klee-Gras- Untersaaten gesät, welche abhängig Ziel ist die Umstellung des ganzen Betriebes auf ökologischen Landbau, dabei sind ständige Verbesserungen der Betriebsgestaltung und der von Saatzeitpunkt und Auflauf mehr Erzeugungstechniken erforderlich, die insbesondere dem Umwelt- und oder weniger stark zur Unkrautregula­ Naturschutz, sowie der höchstmöglichen Produktqualität dienen, ...." Ökosiegel (Richtlinien zur tion beitragen. Bei früher Mächtigkeit Benutzung des Verbandszeichensl 993) der Untersaaten gehen die Artenzahlen “Die Landschaftspflege ist eine wesentliche Aufgabe für Gärtner und der Ackerwildkräuter um 25 bis 30 % Landwirte. Sie ist die entscheidende Voraussetzung für die biologische .C X cxcx zurück, Deckungsgrade und Indivi­ OKOLOG.iC^tR IANL 3AL Schädlingsabwehr und hinsichtlich der Ökologie und des Artenschutzes eine zusätzliche Leistung für die Gesellschaft." duenzahlen werden reduziert (Frieben GÄA (Richtlinien für (Richtlinien enthalten weitere Empfehlungen und verbindliche 1989, Elsen 1990). Erzeuger 1994) Festlegungen in Bezug auf Landschaftsgestaltung und Biotopschutz) “Die Möglichkeiten eines zur Selbstregulation befähigten Ökosystems Auch der Einsatz chemisch-syntheti­ sind durch Maßnahmen der Landschaftspflege und des scher M ineraldünger ist im Organischen Artenschutzes, wie z.B. die Anlage von Hecken, Nistplatzen und Landbau untersagt. Die Stickstoffver­ I Feuchtzonen zu unterstützen. ... “Unkräuter sind als Begleitpflanzen der Naturland Kulturarten und als Lebensraum der Tierwelt Voraussetzung für eine sorgung muß über den Anbau stick- (Richtlinien 1994) vielfältige Artengemeinschaft.” stoff-fixierender Kulturpflanzen und den hofeigenen Dünger gewährleistet Als Maßnahme des Pflanzenschutzes wird die Pflege und Förderung aller Nützlinge empfohlen. werden. Der N-Input über hofeigenen Biokreis Ostbayern Dünger kann dabei ein durchschnittli­ (Anbaurichtlinien 1988) ches Niveau von 110 kg/ha und Jahr j ATk &X& c g “Durch die biologisch-dynamischen Maßnahmen, einschließlich der (HAD 1993) nicht überschreiten. Der Demeter Landschaftspflege und -gestaltung, kann eine weitestgehende über Leguminosen fixierte Stickstoff (Allgem eine Richtlinien für Widerstandsfähigkeit der Kulturen gegen pilzliche, bakterielle und wird über die Futterwerbung zu großen die Anerkennung der tierische Schädigung erreicht werden.” Demeter-Qualität 1990) Anteilen dem hofeigenen Tierbestand zugeführt. ■ M " Die reichhaltigen Fruchtfolgen er­ Als Ziel des ökologischen Weinbaus gilt die “Förderung und Mehrung V der Artenvielfalt der Pflanzen und Tierwelt im Ökosystem Weinberg ”, möglichen die wechselnde Ausbildung BÖW (Richtlinien des von Wildkrautgesellschaften der Ge­ Bundesverbandes treide- und Hackfruchtunkräuter. Vege­ ökologischer Weinbau) tationsaufnahmen von Getreideäckern IF Q s IM Als Ziel gilt der “Erhalt der genetischen Vielfalt im landbaulichen System im westfälischen und nordwestdeut­ und seiner Umgebung, was den Schutz der Lebensräume von ifoam (Basisrichtlinien der schen Raum konnten zu 80 % typischen International Federation of Wildpflanzen und Wildtieren einschließt”. O rganic Agricultural (Richtlinien enthalten Empfehlungen zur Schaffung von extensiv oder Ackerwildkrautgesellschaften zuge­ Movements 1995) ungenutzten Ausgleichsflachen im landwirtschaftlichen Betrieb) ordnet werden (Abb. 1). Fast alle Auf­ nahmen enthalten Arten, welche sehe Wert der Betriebsflächen beurteilt schen Landbaus für den Erhalt typischer standortabhängig hohe Basengehalte, werden, darüber hinaus sollen aber An­ Biozönosen der Agrarlandschaft abge­ Magerkeit, Krumenfeuchte o.ä. anzei- sätze zur Optimierung der Betriebe im leitet werden. gen (Frieben 1990). Die gute Ausbil­ Hinblick auf Arten- und Biotopschutz dung von Ackerwildkrautgesellschaf­ und Förderung der Selbstregulation des Äcker ten in organisch bewirtschafteten Äk- Agrarökosystems entwickelt werden. kern wird durch zahlreiche ähnliche Un­ Aus den laufenden Untersuchungen Auf organisch bewirtschafteten Äckern tersuchungen bestätigt (Zusammen­ und früheren biotopspezifischen Erhe­ wird in großem Umfang Getreide, auch stellung in Frieben und Köpke 1994). bungen auch anderer Autorinnen und Sommergetreide, angebaut. In die Die 1994 durchgeführte feldweise Autoren kann die Relevanz des Organi­ reichhaltigen Fruchtfolgen werden vor Erfassung der Artenzusammensetzung

53 Frieben • Organischer Landbau-eine Perspektive für die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft?

Aphano-Matricarietum Aphano-Matricarietum Verbands-Fragment- 52% 55 % \ gesellschaften 20 %

yerbands-Fragment- gesellschaften 7 % Papaveretum argemonis 14% Spergulo-Chrysanthemetum 17% Papaveretum argemonis Teesdalio-Arnoseridetum 25 % 10 %

> 30 Jahre organisch <10 Jahre organisch bewirtschaftet bewirtschaftet

Abb. 1. Repräsentanz von Ackerwildkrautgesellschaften in länger als 30 und kürzer als 10 Jahre organisch bewirtschafteten Getreide­ äckern (1987).

in Getreideäckern der o.g. acht Ver­ g e fährdeter A ckerw ildkräuter als ö ko ­ Äckern treten regelmäßig gefährdete suchsbetriebe ergab Artenzahlen typi­ logische Leistung gewertet. 80 % der Ackerwildkräuter auf, auch in größeren scher Ackerwildkräuter (Kenn- und 1994 erfaßten organisch bewirtschafte­ Populationen. Das A u ftre te n dieser A r­ Trennarten der Secalietea sowie Kru­ ten Getreideäcker erfüllten diese Krite­ ten ist abhängig von Standort, W itte­ menfeuchtezeiger) zwischen 19 und rien - bezogen auf das gesamte Feld. rung und Kulturpflanze. Das Auffinden 31,5 (M edian, s. Abb. 2). Für die langjäh­ Andere Autorinnen und Autoren konn­ seltener Arten hängt von Zeitpunkt und rige Eignung von Ackerrandstreifen ten in verschiedenen Untersuchungen Gründlichkeit der Erfassung ab. 1994 wird in Nordrhein-Westfalen - aller­ im deutschsprachigen Raum mittlere wurden größere Populationen von dings auf kleinerer, dafür auf den Rand Gesamtartenzahlen in organisch be­ Breitblättriger Wolfsmilch (Euphorbia begrenzter und honorierter Fläche - wirtschafteten Äckern zwischen 19 und platyphyllos), Echtem Frauenspiegel eine Mindestartenzahl von 20 typischen 34 nachweisen (Zusammenstellung in (Legousia speculum-veneris), Acker- Ackerwildkräutern gefordert. Alterna­ Frieben und Köpke 1994). Hundskamille (Anthemis arvensis), tiv oder ergänzend wird das Auftreten Auf organisch bewirtschafteten Kornblume (Centaurea cyanus) und Dreiblättrigem Ehrenpreis (Verónica triphyllos) gefunden. An vier Stand­ Artenzahl (Mdn) orten trat Acker-Hahnenfuß (Ranuncu- lus arvensis) auf, an mehreren Standor­ ten Sand-Mohn (Papaver argemone) und an einzelnen diverse andere Ak- kerwildkräuter, welche in der Roten Liste Nordrhein-Westfalens geführt w erden. Die in organisch bewirtschafteten Betrieben nachgewiesene Repräsen­ tanz von Ackerwildkräutern gibt einen Hinweis auf den Wert der Bewirtschaf­ tung für den Artenschutz. Als Beispiel dient hier das Auftreten gefährdeter Ackerwildkräuter in einem organisch wirtschaftenden Betrieb in der Nieder­ rheinischen Bucht (Abb. 3). Mit steini­ gen und sandigen Lehmböden liegen hier Standortbedingungen vor, die das Auftreten gefährdeter Ackerwildkräu­ Abb. 2. Artenzahlen (M edian) typischer Ackerwildkräuter in Getreideäckern acht organisch te r begünstigen. In der A b b ild u n g ist wirtschaftender Betriebe in NRW (nta, ntv: Niederrheinisches Tiefland; nbr, nbz: Nieder­ die Anzahl der Fundorte gefährdeter rheinische Bucht; w f: Westfälische Bucht; sü: Süderbergland; wb: Weserbergland; eif: Eifel; Ackerwildkräuter in Quadranten von Erläuterungen im Text (aus Frieben und Köpke 1995). Meßtischblättern in der Umgebung des

54 Frieben Organischer Landbau-eine Perspektive für die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft?

Centaurea cyanus 5 Verónica tnphyllos 2 Centaurea cyanus >11 Myosurus minimus >19 Veronica triphyllos >10 Centaurea cyanus 1 Papaver argemone >7 Myosurus minimus >18 Legousia hybrida 2 Papaver argemone >21 Papaver argemone 2

Adonis aestivalis 1 Im Quadranten: ..davon im Betrieb: Legousia speculum-veneris 1 Chenopodium hybridum 1 Ranunculus arvensis >3 Ranunculus arvensis >9 Scandix pectervvenens >3 Centaurea cyanus >19 Buglossoides arvensis 3 Consolida regalis 4 Centaurea cyanus >26 Fumaria vailantii 2 Consolida regalis >14 Legousia hybnda 3 Legousia hybnda 4 0 Montia arvensis 1 Monda arvensis i Sherardia arvensis 1 Verónica triphytlos >11 Stachys arvensis 3 Myosurus minimus >17 Veronica tnphyllos >17 Papaver argemone >19 Anthemis arvensis 2 Myosurus minimus >22 Papaver argemone >27

(Eifel)

Adonis aestivalis 4 0 Ranunculus arvensis 1 Silene noctíflora 2 Valerianella cartnata 1 Anagallis foemina >3 Anthoxanthum puellii 1 Buglossoides arvensis 1 Ranunculus arvensis 1 Centaurea cyanus >16 Buglossoides arvensis 3 Consolida regalis >28 Centaurea cyanus >41 Legousia hybrida >13 Chrysanthemum segetum 2 Sherardia arvensis 1 Sherardia arvensis 1 Consolida regalis 6 Anthemis arvensis 1 Verónica tnphyllos >15 Legousia hybrida 3 Myosurus minimus 1 Kicksia elatine 1 Veronica tnphyllos 25 Papaver argemone 8 Anthemis arvensis 1 Anthemis arvensis 3 Myosurus minimus >3 Myosurus minimus 37 Papa ver argemone >12 Papaver argemone 38

Abb. 3. Fundorte gefährdeter Ackerwildkräuter in einem organisch wirtschaftenden Betrieb in der Niederrheinischen Bucht und in Acker­ randstreifen der Umgebung (Fundorte entsprechen Bewirtschaftungseinheiten im betroffenen, m ittleren und in den umgebenden M eß­ tischblattquadranten seit 1986, Erläuterungen im Text).

Betriebes aufgeführt. Die Anzahl der bergt. Bei Hinzurechnung dieses A rte n ­ und Nektar angewiesene Fauna (v.a. Fundorte bezieht sich auf Bewirtschaf­ potentials beherbergt der Betrieb im­ Florfliegen, Schwebfliegen und Ma­ tungseinheiten. Bei den außerhalb des mer noch 42 % der in angrenzenden rienkäfer) zu unterstützen (R uppert Betriebes gelegenen Fundorten han­ Meßtischblattquadranten nachgewie­ und K lin g a u f 1988, l/l/e/ss und S tettm er d elt es sich fast ausschließlich um vom senen gefährdeten Ackerwildkräuter. 1991, Frei und M a n h a rdt 1992, Schmied Land NRW geförderte Ackerrandstrei­ Das hier Vorgefundene Artenpotential 1992, Raskin 1994 u. a.). fen. Im mittleren Quadranten befindet ist allerdings auch für organisch w irt­ Daß die Fauna organisch bewirt­ sich der Betrieb. Dort setzt sich die An­ schaftende Betriebe sehr hoch. schafteter Äcker in der Regel ein im zahl der Fundorte aus Ackerrandstrei­ Mit der Optimierung der Unkrautre- Sinne der Schädlingsregulation erfreu­ fen und organisch bewirtschafteten regulation im Organischen Landbau liches Arten- und Individuenpotential Flächen des Versuchsbetriebes zu­ (s. Eisele 1995, Schulz und Köpke 1995) aufweist, führen Ingrisch u.a. (1989) sammen. könnten sich Artenzahlen und Deckung u.a. auf einen relativ hohen Wild­ In diesem Betrieb tre te n 53 % der in der Ackerwildkräuter ändern. Ein Min­ krautbesatz, verhältnismäßig geringe der weiteren Umgebung derselben destbewuchs mit strukturgebenden und Bestandesdichten, vielfältige Fruchtfol­ Großlandschaft (Niederrheinische Bucht) blühenden Ackerwildkräutern ist jedoch gen mit Zeiten der Bodenruhe in seit 1986 nachgewiesenen gefährdeten grundsätzlich notwendig, um die Be­ Klee-Gras-Jahren, organische Düngung Ackerwildkräuter auf. Der südwestlich siedlung der Felder mit schädlings­ und Insektizidverzicht zurück. Auch das gelegene Quadrant gehört zur Groß­ regulierenden Insekten und Spinnen zu im Organischen Landbau angestrebte, landschaft Eifel, welche ein größeres gewährleisten und um die Anlockung lockere Bodengefüge w irk t sich günstig Potential gefährdeter Arten beher­ und Ernährung derartiger, auf Pollen auf die Fauna aus. Um diese Vorteile zu

55 Frieben • Organischer Landbau - eine Perspektive für die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft? nutzen, muß jede pflanzenbaulich opti­ zur umgebenen bewirtschafteten also noch kostenneutral optimierbares mierende Entwicklung im Organischen Feldgröße. Blüten- und Strukturange­ Lebensraumpotential, welches auch im Landbau auf ihre agrarökologische Ver­ bot im Winter, im Frühjahr und nach der Sinne der Nützlingsförderung bisher träglichkeit hin geprüft werden. Ernte (Rückzugsraum!) sind hier von oft nicht sinnvoll gepflegt wird. Die agrarökologischen Erforder­ entscheidender Bedeutung. Im August Organisch bewirtschaftete Flächen nisse gewährleisten langfristig einen 1994 wurden die Randstrukturen der werden aber häufig aktiv mit Hecken weitgehenden Erhalt der feldtypischen Feldschläge von vier Betrieben mit ak- und anderen Gehölzen angereichert: Fauna und der Ackerwildkrautflora in kerbaulichem Schwerpunkt bewertet. Das Bewußtsein der ökologischen Be­ organisch wirtschaftenden Betrieben. Die Länge der Randstrukturen variiert deutung dieser Landschaftselemente - Ausgenommen sind allerdings Arten, zwischen 100 und 156 m je ha Feldflä­ im Gegensatz zur Bedeutung der Feld­ die durch Saatgutreinigung (z.B. Korn­ che (Abb. 4). Den höchsten Längenin­ raine - ist weitgehend vorhanden. Ge­ rade - Agrostemma githago), Erhal­ dex weist der Versuchsbetrieb für Orga­ hölzpflanzungen sind allerdings teuer tung eines Mindestnährstoffniveaus, nischen Landbau der Universität Bonn und arbeitsintensiv. u.a. durch Kalkung versauernder Stand­ (nbr) auf. Ein guter Längen-, aber ein In zwei der vier o.g. Betriebe wur­ orte mit langsam wirkenden Kalken ungünstiger Flächenindex (2 m2 Saum den bisher in großem Umfang Gehölz­ (z. B. Lämmersalat - Arnoseris minima) je m Saumlänge) e rg ib t sich fü r einen pflanzungen durchgeführt. Hier er­ oder durch intensive Bodenbearbei­ Betrieb mit mehreren kleinen Feldern. reicht die durchschnittliche Randlänge tu n g (z. B. Acker-G oldstern - Gagea vil- Innerhalb der Betriebe schwankt die mindestens zweireihiger Gehölze mit losa) in ihrem Bestand gefährdet sind. Länge und Breite der Randstrukturen 30 m (nbr) und 50 m je ha Feldfläche aufgrund standörtlicher und morpho­ (nbz) empfohlene Gehölzdichten Hecken und Feldraine logischer Gegebenheiten stark. (Knauer 1992). In mindestens einem der Sind die Flächen für Randstrukturen beiden anderen Betriebe, wo die Rand­ Voraussetzung für eine wirksame Schäd­ vorhanden, sollten sie optim al gestaltet längen der Gehölze 9 bzw. 11 m je ha lingsregulation in den Feldern ist ihre und gepflegt werden. Nur zwischen Feldfläche nicht überschreiten, sind je­ Untergliederung durch dauerhafte Feld­ 21 % und 41 % der Randstrukturen w ie ­ doch schon Planungen für das Anpflan­ raine und Gehölze. Diese bieten nicht sen nach der Ernte ein gutes Blütenan­ zen von Gehölzen im Gange. nur den agrarökologisch wertvollen Tie­ ge b o t auf. Ein solches ist aber fü r die ren Lebensraum, Nahrung und Überwin­ Förderung spätsommerlicher Genera­ Grünland terungsstätten (Ingrisch u.a. 1989, Base­ tionen von Nützlingen und anderen In­ d o w 1993, Bruckhaus 1995). Feldraine sektengruppen relevant. Zwischen 28 % Die Bewirtschaftung des Grünlandes und Gehölze sind auch Refugialbiotope und 62 % der Fläche der Randstruktu­ muß im Organischen Landbau die lei­ vieler früher für Wiesen und Felder cha­ ren waren im August so kurz gemäht stungsgerechte Tierernährung gewähr­ rakteristischen Pflanzen und Tiere, sie oder gestört, daß Vegetationsstruktu­ leisten - meistens von Milchvieh, häufig dienen als W anderwege und werden ren über 10 cm nur sehr lückig und über auch von Fleischvieh. Die Fütterung von Teilsiedlern vielfältig genutzt. 25 cm fast gar nicht angeboten w urden. wird durch Feldfutterprodukte ergänzt. Der Wert dieser Randstrukturen für Dies m acht die Strukturen als Rückzugs­ Zum andern ist das Grünland die Fläche, den Arten- und Biotopschutz und für raum nach der Ernte für viele Tiere un­ die dem Vieh im Sinne einer artgerech­ die Förderung schädlingsregulierender brauchbar. ten Tierhaltung möglichst ganzjährig, Insekten und Spinnen hängt u.a. ab von Die Randstrukturen der Felder orga­ mindestens aber im Sommer Weide­ ihrer Länge und Fläche im Verhältnis nisch wirtschaftender Betriebe bieten gang ermöglichen soll (AGÖL 1991).

Länge (m/ha) Fläche (m /ha) 1000 V/////A wenig strukturiert

gut strukturiert 800 I 1 kaum Blütenangebot U li mäßiges Blütenang. H B gutes BlUtenangebot 600

400 Abb. 4. Länge (links) und Fläche

(rechts) von Randstrukturen um

Äcker vier organisch wirtschaf­

200 tender Betriebe in NRW, diffe­

renziert nach Blüten- (links) und

Strukturangebot (rechts) nach

der Ernte (aus Frieben und

nta nbr nbz wb Köpke 1995).

56 Frieben ■ Organischer Landbau - eine Perspektive für die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft?

Hieraus ergeben sich grundsätzliche Arten und 18 % Trockenmasseanteil die Beurteilung organisch bewirtschaf­ Konflikte mit Anforderungen des Ar­ und die Kräuter mit durchschnittlich 9 teten Grünlandes, das erst nach der all­ ten- und Biotopschutzes: Um hinrei­ Arten und 12 % Ertragsanteil. gemeinen Grünlandintensivierung in chende Futterqualität zu erzielen, muß Oft können in organisch bewirt­ den siebziger Jahren umgestellt wurde. die Mehrzahl der Wiesen und Mähwei­ schaftetem Grünland standorttypische Experten sind sich indes einig, daß den zu einem Zeitpunkt gemäht wer­ Ausprägungen des Wirtschaftsgrünlan­ die meisten gefährdeten Grünlandbio­ den, der für die optimale Entwicklung des beschrieben werden (M ahn 1993). tope nur gegen Honorierung extensiv artenreicher Pflanzenbestände und der Die Zusammenfassung zahlreicher Ve­ genutzt werden können, da die erfor­ daran angepaßten Fauna zu früh liegt. getationsaufnahmen aus verschiede­ derliche Nutzungsart selten ökono­ Krautreiche Bestände sind allerdings nen Bundesländern ergab eine mittlere misch tragfähig ist (VFG 1994). Hier nutzungselastischer und können daher Artenzahl von 26,8 (+/-6,6). Hierbei eignen sich organisch wirtschaftende später gemäht werden, ohne daß grö­ wurden vor allem Wiesen berücksich­ Betriebe als Pflegepartner, da sie neben ßere Futterwertverluste zu befürchten tig t (M ahn 1993). oder statt Milchvieh oft Jungvieh und sind. Die Beweidung vor allem der hof­ Prünte (1994) fand in organisch be­ Fleischrinder halten. Durch hofeigene nahen Weiden beginnt möglichst früh wirtschafteten Weiden und Wiesen im Kompostierung und Nutzungsmöglich­ (i.d.R. Ende April/Anfang Mai) und ist westfälischen Raum verhältnismäßig keiten von nur noch als Einstreu geeig­ um so intensiver, je weniger Weideflä­ viele Pflanzenarten mit allgemeiner netem Mähgut können sie in begrenz­ che zur Verfügung steht. Rückgangstendenz vor, darunter zahl­ tem Umfang auch sehr spät gewonne­ Der Viehbesatz und damit das zur reiche Kräuter und Leguminosen. Er be­ nes Mähgut verwerten. In Landschaf­ Verfügung stehende Nährstoffangebot rechnete eine mittlere Artenzahl von ten, in denen herkömmlich wirtschaf­ ist im Organischen Landbau auf 1,4 25,2 (+/-5). Die Assoziationen des W irt­ tende Betriebe kaum Vieh halten, kön­ DE/ha Betriebsfläche begrenzt. Dies schaftsgrünlandes waren durch die nen organisch wirtschaftende Betriebe entspricht einem Stickstoffniveau von standorttypische Ausprägung von Un­ verhindern, daß das noch vorhandene etwa 110 kg N/ha (HAD 1993). Auf die­ tereinheiten der Pflanzengesellschaf­ Grünland zum Pflegefall wird. sem Stickstoffniveau lassen sich arten­ ten gut ausgebildet, gefährdete Grün­ reiche Wirtschaftswiesen und nährstoff­ landtypen kamen jedoch nur in klein­ Fazit reiche Feuchtwiesen erhalten. Darüber flächigen Restbeständen vor. hinaus begrenzt das Nährstoffniveau Dagegen konnten Schwabe und Der Organische Landbau breitet sich natürlich auch die Nutzungsfrequenz K ratochw il (1995) nachweisen, daß bei nicht nur in der Bundesrepublik, son­ des Grünlandes. In Betrieben mit organischer Bewirtschaftung vormals dern in ganz Europa weiter aus. Er bie­ Schwerpunkt Ackerbau ist damit zu extensiv genutzten Grünlandes gefähr­ tet ein Modell, das die abiotischen rechnen, daß die Düngungsversorgung dete Vegetationstypen in artenreichen Ressourcen weitestgehend nachhaltig des Grünlandes zuweilen vernachläs­ Ausbildungen erhalten bleiben. nutzt, um wertvolle Lebensmittel zu s ig tw ird . Das begrenzte Düngungsniveau produzieren (Dostal 1995). Alle diese Faktoren bedingen, daß w irkt sich offensichtlich günstig auf die Vor allem auf den flächenmäßig organisch bewirtschaftetes Grünland Pflanzenartenzusammensetzung aus bedeutsamsten, ackerbaulich genutz­ nicht immer den Vorstellungen optimi­ und dürfte auch die Fauna des Grünlan­ ten Flächen ist der Wert des Organi­ stischer Naturschützer entspricht. Die des positiv beeinflussen. Die erforderli­ schen Landbaus für den Erhalt der typi­ vorläufig ausgewerteten mittleren Ar­ che Nutzungsintensität mit frühen schen Flora und Fauna hoch einzustu­ tenzahlen des Dauergrünlandes der Schnittzeitpunkten und relativ häufi­ fen. Da alle Möglichkeiten zur Stabili­ o.g. untersuchten Betriebe lagen 1994 ger Nutzung beeinträchtigt diesen Le­ sierung des Agrarökosystems genutzt zwischen 8,7 auf Intensivweiden des bensraum aber ähnlich wie bei her­ werden müssen, werden sich die Bedin­ Flachlandes und 26,1 auf artenreichen kömmlicher Grün landnutzung. gungen für Flora und Fauna trotz pflan­ Weiden und Wiesen des Mittelgebir­ Erfahrungen mit der Extensivierung zenbaulicher Optimierungen in Zu­ ges. Letztere w urden teilw eise gegen intensiv bewirtschafteten Grünlandes kunft kaum verschlechtern. Im Gegen­ Honorierung extensiv genutzt. Hiertra- zum Zwecke des Naturschutzes zeigen, teil, die Pflege und Gestaltung der die ten auch zahlreiche, im allgemeinen daß ehemals artenreiche Bestände Felder gliedernden Randstrukturen - rückläufige Pflanzenarten des Grünlan­ nicht immer, aber wenn, dann nur Feldraine, Hecken und andere Gehölze des sowie einzelne gefährdete Arten durch häufigen Schnitt ausgemagert - muß aus agrarökologischen Gründen auf. und nur bei vorhandenem Restartenpo­ zukünftig weiter optimiert werden. W örner und Taube (1992) unter­ tential wiederhergestellt werden kön­ Hier könnten öffentliche Geldgeber suchten organisch bewirtschaftetes nen (Briemle und Elsässer 1992, A n g e r (durch Bereitstellung von Fläche, Grünland in Schleswig-Holstein. Auf u.a. 1994). Das läßt vermuten, daß nicht Pflanzgut und Arbeitskräften), Boden­ Lehmböden wurden durchschnittlich nur die Nutzungsfrequenz des Grün­ ordnung (durch Bereitstellung von Flä­ 17, auf Sandböden 20 und auf moori­ landes, sondern vor allem die Intensität che) und Landschaftsplanung (durch gen Böden 23 Arten vorgefunden. Im der Düngung und Nutzung vor der Um­ auch agrarökologisch orientierte, Gesamtdurchschnitt dominierten die stellung auf Organischen Landbau für rechtskräftige Planungen) fördernd Gräser mit 8 Arten und einem Trocken­ die begrenzte Artenvielfalt organisch eingreifen, um finanzielle und arbeits­ masseanteil von 70 %, es folgten die Le­ bewirtschafteten Grünlandes verant­ technische Hemmnisse überwinden zu guminosen mit durchschnittlich zwei w o rtlich ist. Dies ist entscheidend fü r helfen. Die Anrechnung dauerhafter

57 Frieben • Organischer Landbau-eine Perspektive für die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft?

Zwischenstrukturen auf die Stille­ Ökologie und Landbau 94, Heft 2 Rheinischen Friedrich-Wilhelms- gungsfläche ist in diesem Sinne eine (23), 26-27. Universität Bonn. vielversprechende Maßnahme. Briemle, G., Elsässer, M., 1992: Die Gren­ Frieben, B., 1990: Die Bedeutung des Die betrieblichen Anforderungen zen der Grünland-Extensivierung. - Organischen Landbaus für den Er­ an die Nutzungsintensität des Grün­ Naturschutz und Landschaftspla­ halt von Ackerwildkräutern. - Natur landes, vor allem aber der Zustand des nung 5, 1992, 196-197. und Landschaft, H eft 7/8, (65), Grünlandes vor der Umstellung bedin­ Bruckhaus, A., 1995: Reichhaltiges 379-382. gen, daß der Organische Landbau häu­ Nützlingsvorkommen im Ackerbau Frieben, B., Köpke, U., 1994: Bedeutung fig geäußerten Erwartungen, auch die - nicht nur Ergebnis des Anbausy- des Organischen Landbaus für den Erhaltung inzwischen gefährdeter stemes. - In: Thomas Dewes, Liliane Arten- und Biotopschutz in der Grünlandtypen zu gewährleisten, nicht Schmitt (Hrsg.): „Wege zu dauerfä­ Agrarlandschaft. - In: Integrative oft gerecht werden kann. Hierfür sind higer, naturgerechter und sozialver­ Extensivierungs- und Naturschutz­ Honorierungszahlungen nötig. Die Ve­ träglicher Landbewirtschaftung" - strategien, Forschungsberichte Heft getation des organisch bewirtschafte­ Beiträge zur 3. Wissenschaftsta­ Nr. 15 des Lehr- und Forschungs­ ten Grünlandes ist aber oft relativ ar­ gung zum Ökologischen Landbau, schwerpunktes „Umwelt- und tenreich und standorttypisch ausge­ 21.-23. 2. 1995 an der Christian-Al- Standortgerechte Landwirtschaft", prägt. brechts-Universität zu Kiel, Wissen­ Landwirtschaftliche Fakultät der Der Organische Landbau ist eine schaftlicher Fachverlag Giessen, Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Perspektive für viele Lebensgemein­ 85-88. Universität Bonn, 77-88. schaften der Agrarlandschaft. Er kann Dostal, B., 1995: Sachverständige: Ö ko­ Frieben, B., Köpke, U., 1995: Biotopver- Naturschutzgebiete und Biotopver­ landbau ist Vorbild - Aus dem Um­ bund-W erschließtdie Lücken?-In: bundsysteme nicht ersetzen. Er kann weltgutachten des Sachverständi­ Thomas Dewes, Liliane Schmitt aber die Lücken zwischen diesen Vor­ genrates für Umweltfragen. - Öko­ (Hrsg.): „Wege zu dauerfähiger, na­ rangflächen für den Naturschutz mit logie und Landbau 94 (23), Heft 2, turgerechter und sozialverträgli­ Leben füllen. Die weitere Ausbreitung 1995, 28-29. cher Landbewirtschaftung" - Bei­ des Organischen Landbaus wäre eine Eisele, J., 1995: Sortenwahl als Strate­ träge zur 3. Wissenschaftstagung Möglichkeit, den Arten- und Biotop­ gieelement zur Optimierung der zum Ökologischen Landbau, 21.- schutz im größten Teil der Agrarland­ Unkrautkontrolle im Winterweizen­ 23. 2. 1995 an der Christian-Al- schaft, der ökonomisch effektiv genutz­ anbau des Organischen Landbaus. - brechts-Universität zu Kiel, Wissen­ ten Fläche, zu fördern. In: Thomas Dewes, Liliane Schmitt schaftlicher Fachverlag Giessen, (Hrsg.): „Wege zu dauerfähiger, 273-276. Literatur naturgerechter und sozialverträgli­ Haccius, M., 1995: Die AGÖL-Verbände cher Landbewirtschaftung" - Bei­ werden gebraucht. - Ökologie und AGÖL, 1991: Rahmenrichtlinien zum träge zur 3. Wissenschaftstagung Landbau 93 (23), Heft 1, 1995, ökologischen Landbau. Arbeitsge­ zum Ökologischen Landbau, 21 -23. 65-66. meinschaft Ökologischer Landbau 2. 1995 an der Christian-Albrechts- HAD, 1993: Faustzahlen für Landwirt­ (Hrsg.), 13. Auflage, Stiftung Ökolo­ Universität zu Kiel, Wissenschaftli­ schaft und Gartenbau. - Hydro Agri gie & Landbau, SÖL-Sonderausgabe cher Fachverlag Giessen, 77-80. Dülmen GmbH (Hrsg.), Verlags­ Nr. 17, Bad Dürkheim . Elsen, van, Th., 1990: Ackerwildkraut­ union Agrar, Münster, 618 S. Anger, M., Schellberg, J., Gan, Y, Küh- bestände im Randbereich und im Ingrisch, S., Wasner, U., Glück, £., 1989: bauch, W., 1994: Extensivierung auf Bestandesinneren unterschiedlich Vergleichende Untersuchungen der eutrophen Standorten. - In: Inte- bewirtschafteter Halm- und Hack­ Ackerfauna auf alternativ und kon­ grative Extensivierungs- und Na­ fruchtäcker. - Veröffentlichungen ventionell bewirtschafteten Flä­ turschutzstrategien, Forschungsbe­ der Bundesanstalt für Agrarbiologie chen. Alternativer und Konventio­ richte Heft Nr. 15 des Lehr- und Linz/Donau 20, 21-39. neller Landbau. - Schriftenreihe der Forschungsschwerpunktes „Um­ Frei, G., M anhart, Ch., 1992: N ützlinge Landesanstalt für Ökologie, Land­ welt- und Standortgerechte Land­ und Schädlinge an künstlich ange­ schaftsentwicklung und Forstpla­ wirtschaft", Landwirtschaftliche Fa­ legten Ackerkrautstreifen in Ge­ nung NRW, Bd. 11, 113-271. kultät der Rheinischen FriedrichWil- treidefeldern. - Agrarökologie 4, Knauer, N., 1992: Honorierung „ökolo­ helms-Universität Bonn, 43-54. 140 S. gischer Leistungen" nach markt­ Basedow, Th., 1993: Ergebnisse verglei­ Frieben, B., 1989: Vergleichende U nter­ wirtschaftlichen Prinzipien. - Z. f. chender Untersuchungen zur Häu­ suchungen der Ackerbegleitflora Kulturtechnik und Landentwick­ figkeit von Nützlingen auf ökolo­ auf längerfristig alternativ und kon­ lung 33,65-76. gisch bewirtschafteten Ackerflä­ ventionell bewirtschafteten Getrei­ M ahn, D., 1993: Untersuchungen zur chen. - Forschung im Ökologischen deäckern im östlichen Westfalen Vegetation von biologisch und kon­ Landbau, SÖL-Sonderausgabe Nr. und im norddeutschen Raum - Ver­ ventionell bewirtschaftetem Grün­ 42, Bad Dürkheim, 301-306. änderungen im Vergleich zu den land. - Verhandlungen der Gesell­ Brechelmaier, 5., Wider, H., 1995: Förde­ Jahren 1959-1961. - Unveröffent­ schaft fü r Ö kologie, Band 22, Frei­ rung des Ökologischen Landbaus in lichte Diplomarbeit am Institut für sing, 127-134. den einzelnen Bundesländern. - Landwirtschaftliche Botanik der Prünte, F, 1994: Vegetationskundliche

58 NNA-Berichte 2/96

Untersuchungen auf biologisch und Schmitt (Hrsg.): „Wege zu dauerfä­ 1991 über den ökologischen Land­ konventionell bewirtschafteten higer, naturgerechter und sozialver­ bau und die entsprechende Kenn­ Dauergrünlandflächen in NRW. - träglicher Landbewirtschaftung" - zeichnung der landwirtschaftlichen Unveröffentlichte Diplomarbeit am Beiträge zur 3. Wissenschaftsta­ Erzeugnisse und Lebensmittel. Institut für Geographie der Westfä- gung zum Ökologischen Landbau, VO (EWG) Nr. 2078/92: Verordnung lischen-Wilhelms-Universität Mün­ 21.-23. 2. 1995 an der Christian-Al- (EWG) Nr. 2078/92 fü r u m w e ltg e ­ ster, 136 S. u. A nhang. brechts-Universität zu Kiel, Wissen­ rechte und den natürlichen Lebens­ Raskin, R., 1994: Die Wirkung pflanzen­ schaftlicher Fachverlag Giessen, raum schützende Produktionsver­ schutzmittelfreier Ackerrandstrei­ 325-328. fahren. fen auf die Entomofauna von Win­ Schwabe, O., Kratochwil, A , 1995: Ve­ Weiss, E., Stettmer, Ch., 1991: U nkräuter tergetreidefeldern und angrenzen­ getation und Diasporenbank bei in der Agrarlandschaft locken blü­ den Saumbiotopen. - Berichte aus biologischer und konventioneller tenbesuchende Nützlinge an. - der Agrarwissenschaft, Verlag Sha­ Grünlandbewirtschaftung: Bedeu­ Agrarökologie 1, 104S. ker, 142 S. tung für den Arten- und Biotop­ Wörner, M., Taube, F, 1992: A rte n zu ­ Ruppert, V., Klingauf, F, 1988: A ttra k ti­ schutz. - Zeitschrift für Ökologie sammensetzung des Dauergrünlan­ vität ausgewählter Blütenpflanzen und Naturschutz 3 (1994/95), des im ökologischen Landbau -eine für Nutzinsekten am Beispiel der 243-260. Erhebung auf norddeutschen Syrphinae. - Mitt. Dtsch. Ges. An- SÖL, 1995: Gute Zukunftsaussichten fü r Praxisflächen. 104. VDLUFA-Kon- gew. Ent. 6, Giessen, 255-261. Ökolandbau in Europa. - Ökologie greß, Göttingen, 1992. Schmid, A , 1992: Untersuchungen zur und Landbau 94 (23), Heft 2,1995, 78. Attraktivität von Ackerwildkräu­ VFG, 1994: Bewertung ökologischer Lei­ Anschrift der Verfasserin tern für aphidophage Marienkäfer stungen der Bewirtschaftung von (Coleóptera, Coccinellidae). - Agrar­ Grünland. - Verband zur Förderung Dipl.-Biologin Bettina Frieben ökologie 5,122 S. extensiver Grünlandwirtschaft, Na­ Institut für Organischen Landbau Schulz, D., Köpke, U., 1995: DFG-For- turschutz und Landschaftsplanung Rheinische Friedrich-Wilhelms- schergruppe Bonn: „Optimierungs­ 26,(5), 165-169. Universität Bonn strategien im Organischen Land­ VO (EWG) Nr. 2092/91: Verordnung Katzenburgweg 3 bau". - In: Thomas Dewes, Liliane Nr. 2092/91 des Rates vom 24. Juni 53115 Bonn

Die Flächenstillegung in der Landwirt­ tanz in der Öffentlichkeit stark be­ stimmt durch die Annahme, daß damit schaft - eine Chance für Flora und Fauna positive Naturschutz-Effekte verbun­ den sind. Folglich gilt es, Konzepte zu der Agrarlandschaft? entwickeln, die nicht nur das Ziel der Reduktion der Überschußproduktion Von Teja Tscharntke, Hans-Joachim Greiler, Ingolf Steffan-Dewenter, und der Einkommenssicherung verfol­ Andreas Kruess, Achim Gathmann, Jörg Zabel, Jörg Wesserling, gen, sondern die auch im Sinne einer Mark Dubbert, Joachim Kuhnhenne, Minh-Hang Vu naturschutzgerechten Agrarlandschaft und einer umweltverträglichen land­ wirtschaftlichen Produktion wirken 1. Einleitung Zusätzlich zur Ausgleichszahlung erhal­ (vgl. Hampicke 1991). ten sie eine Stillegungsprämie, die nach Zweifellos hat die Flächenstillegung Um der Überschußproduktion auf dem der Ertragsfähigkeit der Region gestaf­ dazu geführt, daß die Vielfalt unter­ europäischen Markt zu begegnen, fe lt ist und in Deutschland im Durch­ schiedlich bewirtschafteter Flächen in setzt die Europäische Gemeinschaft schnitt bei 750 DM/ha liegt. Die Stille­ der Agrarlandschaft größer geworden (EG) auf Preissenkungen und den An­ gungsflächen müssen für den Stille­ ist und das bunte Mosaik den erho­ reiz, Flächen stillzulegen. Die Flächen­ gungszeitraum begrünt werden oder lungssuchenden Spaziergänger in der stillegung gehört seit 1988 zu den können einer Selbstbegrünung über­ Feldmark erfreut. Allerdings wird von marktpolitischen Regelungen der EG, lassen bleiben. Eine w irtschaftliche N ut­ seiten des Naturschutzes die Flächen­ und mit dem aktuellen „konjunkturel­ zung und auch der Einsatz von Pflan­ stillegung überwiegend negativ beur­ len Stillegungsprogramm" erhalten zenschutzmitteln oder von Dünger ist teilt, weil „der Zeitraum für eine An­ Landwirte nurdann einen flächenbezo­ nicht zugelassen - mit Ausnahme des siedlung seltener Pflanzen und Tiere genen Ausgleich für die Preissenkun­ Anbaus nachwachsender Rohstoffe, für viel zu kurz (ist)" (Weins 1994, ähnlich gen, wenn ihre Stillegungsquote 15% den auch Stillegungsprämien gewährt z.B. Bauer 1994: 35, Jedicke 1994: 231, (bei einjährigen Rotationsbrachen) werden. Corbet 1995). Statt dessen werden dau­ oder 20% (bei fünfjähriger Dauerbra­ Obwohl die Flächenstillegung da­ erhafte Umwidmungen von Flächen che oder bei einer Kombination von mit primär die Folge eines ökonomi­ und vor allem Biotopverbund-Maßnah­ Rotations- und Dauerbrache) beträgt. schen Programms ist, wird die Akzep­ men durch die Anlage von Hecken,

59 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

Feldrainen, Gewässerschutzzonen etc. favorisiert. Ob diese Naturschutz-Bewertung der Flächenstillegung gerechtfertigt ist und welche Veränderungen der Le­ bensgemeinschaften mit dem Alter der Sukzession zu erw arten sind, w urde von unserer Arbeitsgruppe im Kraichgauer Hügelland nordöstlich von Karlsruhe Ackerbrachen Ackerbrachen untersucht. Ein wesentlicher Teil der hier vorgestellten Ergebnisse basiert Abb. 1. Die Verteilung der Pflanzenarten über die Flächen. A) Alle Pflanzen/49 m2 und B) nur auf der vom baden-württembergischen die Therophyten/49 m2 von 8 Flächentypen und 37 Flächen, die dreim al für die floristische Landwirtschaftsministerium geförder­ Kartierung auf gesucht wurden (Greiler 1994). Arithmetischer M ittelw ert und 95 % Vertrau­ ten Begleitforschung zur Flächenstil­ ensbereich sind angegeben. Homogene Gruppen sind m it gleichen Buchstaben gekenn­ legung, die in ihren diversen interdis­ zeichnet (LSD-Test). ziplinären Aspekten von Prof. Dr. G. A) F=20,1, n = 37, p< 0,001; B)F= 15,1,n = 37,p < 0,001. Kaule und B. Holz koordiniert wurde. Ro = Roggen, Ge = Gerste, Ph = Phacelia, Kl = Klee/Gras, S1 = ein Jahr alte Selbstbegrünung, Da die Überschußproduktion in der S2 = zw ei Jahre alte Selbstbegrünung, S3 = drei Jahre alte Selbstbegrünung, St = Streu­ Landwirtschaft auch Chancen bietet, o b s tw ie s e . Lebensraum-Fragmente zu vernetzen oder zu vergrößern, werden entspre­ zweiten Jahr stieg meist die Artenzahl Anthemis arvensis, Bromus arvensis, chende inselökologische Ergebnisse an, um dann zum dritten Jahr deutlich Centaurea cyanus, Consolida regalis, unserer Arbeitsgruppe hier mit abge­ (um ca. 25% ) abzufallen (siehe auch Crepis tectorum, Fumaria vaillantü, handelt. unten: Abb. 5c). Auch im vierten Jahr Kickxia elatine, Kickxia spuria, Legousia wurde der Artenreichtum des zweiten speculum-veneris, Malva neglecta, Pa- 2. Vegetation und Mahd Jahres nicht wieder erreicht; die mehr paver argemone, Silene noctiflorum, als dreißigjährigen Streuobstwiesen Stachys annua. Innerhalb der selbstbe­ Die analysierten Stillegungsflächen beherbergten die meisten Arten. Mit grünten Stillegungen boten nur die umfaßten ein- bis fünfjährige Selbst­ Zunahme des Alters selbstbegrünter jungen, ein- bis zweijährigen Flächen begrünungen, die entweder einmal Flächen nahm die Anzahl annueller der annuellen Ackerbegleitflora mit ih­ gemulcht wurden oder ungemäht Kräuter und Gräser signifikant ab (Abb. ren z.T. seltenen Arten eine Existenz­ blieben, und einjährige Einsaaten (mit 1 b; vgl. 5c). Das zweite Jahr der Selbst­ möglichkeit, weil im darauf folgenden Phacelia tanacetifolia oder Klee/ begrünung war durch die gleichzeitige Jahr schon perennierende Arten do­ Gras-Gemengen). Es handelte sich Anwesenheit annueller und perennie­ minierten. Der Deckungsgrad der Pflan­ durchweg um Flächen, dievorderStille- render Arten geprägt; im dritten und zen w ar m it dem A lte r der Sukzession si­ gung für den Getreideanbau genutzt vierten Jahr verschwanden dann mehr gnifikant positiv korreliert und nahm wurden. Als Vergleich fanden Getreide­ Therophyten, als H em ikryptophyten zwischen dem zweiten und dritten Jahr felder Berücksichtigung, da auf ihnen und Kryptophyten neu dazukamen. von ca. 50 % auf 70 % zu. eine geringe Vielfalt erwartet wurde Alle 15 Rote-Liste-Arten, die auf den Das einmalige Mulchen der Flächen (negative Nullhypothese), und alte Untersuchungsflächen nachgewiesen Anfang Juli bewirkte im Mittel eine um Streuobstwiesen, die als artenreiche wurden, gab es nur auf den ein- bis 40% höhere Artenzahl (Abb. 2a). Im er­ Habitate bekannt sind (positive Null­ zweijährigen selbstbegrünten Brachen: sten Jahr konnte es sogar zu einer Ver­ hypothese). Jeder Lebensraumtyp ging Adonis aestivalis, Anagallis foemina, dopplung der Artenzahl kommen (Grei- mit vier oder fünf Flächen in die Unter­ suchung ein, so daß bis zu 50 Flächen gleichzeitig untersucht wurden. o ro Das Ergebnis der floristischen Kar­ tierung bestätigte die Erwartung, daß die eingesäten Flächen (Äcker und Bra­ chen) mit im Mittel 5-15 Pflanzenarten o Q < wenig divers sind, wohingegen die Selbstbegrünungen (Brachen und U G U G U G Wiesen) mit durchschnittlich 30-50 S1 S 2 S 3 S1 S 2 S 3 Pflanzenarten einen um den Faktor 4 Abb. 2. Die Vegetation der selbstbegrünten Stillegungsflächen in Abhängigkeit von der höheren Artenreichtum aufwiesen M ahd (einmaliges Mulchen Anfang Juli; Greiler 1994). (Abb. 1a). Das A lte r der Flächen ko rre ­ A) Die Artenzahl der Pflanzen, B) der Deckungsgrad ( %) des Ackerfuchsschwanzes Alopecu- lierte zwar positiv mit der Artenzahl, al­ rus myosuroides. Arithmetischer M ittelw ert und 95 % Vertrauensbereich sind angegeben. lerdings war in den frühen Sukzessions­ Hom ogene Gruppen sind m it gleichen Buchstaben gekennzeichnet (LSD-Test). phasen kurzzeitig ein gegenläufiger Ef­ A) F=2,4, n = 29, p = 0,065; B )F= 1,2, n = 30,p = 0,35. fekt nachweisbar: vom ersten zum U = ungemäht, G = gemäht, sonstige Abkürzungen: siehe Legende der Abb. 1.

60 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft? le r & Tscharntke 1991), wohingegen im zweiten und dritten Jahr dieser Effekt nachließ. Die Beseitigung der Bodenbe­ schattung durch den zeitweilig Mono­ kultur-artig und damit dominant auf­ tretenden Ackerfuchsschwanz war of­ fensichtlich die wesentliche Ursache dafür, daß es zu erhöhten Keimungsra­ ten von Samen aus der Samenbank und Ro S1 S2 S3 St zur besseren Etablierung weiterer I------1 A ckerbrachen Pflanzenpopulationen kam (vgl. Har- p e r 1977). Der Rückgang der Acker- Abb. 3. Die Artenzahl endophager Insekten in Halmen des Knaulgras Dactylis glomerata fuchsschwanz-Populationen durch das (nach Greiler 1994). Mulchen machte sich allerdings erst im Die Horste wurden au f jew eils zw ei Flächen ausgepflanzt. Gefüllte Kreise geben die Herbi- dritten Jahr deutlich bemerkbar (Abb. boren-Artenzahl, die Sterne die Artenzahl an Herbivoren + Parasitoiden an; Parasitoide tra­ 2b). Mit der Zunahme der Pflanzendi- ten bei diesem Experim ent erst bei den dreijährigen Selbstbegrünungen und den Streuobst­ versität durch Mahd war auch eine Zu­ wiesen auf. Abkürzungen: siehe Abb. 1 (rs= 1, n = 5, p < 0,001). nahme der Insektendiversität verbun­ den {G reiler 1994, s.u.). A llerdings ist Drittel bestand aus Herbivoren, zwei ausgepflanzt (Abb. 3, vgl. G reiler & die staatliche Auflage, das Mähgut lie­ Drittel aus Parasitoiden. Die Hälfte war Tscharntke 1992a). Auf den Getreide­ genzulassen, durchaus kritisch zu se­ monophag, d.h. an eine Wirtspflanzen­ feldern fanden sich keine Insekten, w o­ hen, da kein positiver Naturschutz-Ef­ art gebunden. Die fünf annuellen Gras­ hingegen auf den Selbstbegrünungen fekt erkennbar ist und zudem das Mäh­ arten waren dagegen fast nicht befal­ mit zunehmendem Alter mehr Herbi- gut für Nitrateinträge ins Grundwasser len (nur beim Ackerfuchsschwanz fand vore die Halme besiedelten. Ab dem verantwortlich sein kann. sich ein Insekt, eine Gailmücke). Die dritten Jahr traten sogar Gegenspieler räumlich-zeitliche Unvorhersehbarkeit auf (entomophage Erzwespen an der 3. Pflanze-Insekt-Systeme des annuellen Lebensformtyps war of­ phytophagen Erzwespe Tetramesa fenbar für diese Verarmung verant­ longula). DieZunahme in der Artenzahl Biodiversität ist ganz elementar charak­ w o rtlich {Greller & Tscharntke 1992). und in der Bedeutung natürlicher Ge­ terisiert durch die Überschichtung von Bei den m ehrjährigen A rten gab es eine genspieler mit dem Alter der Sukzes­ Vertretern der ersten trophischen positive Korrelation zwischen Halm­ sion entspricht den Erwartungen Ebene (den Pflanzen) mit denen der länge und Insekten-Artenzahl, da ver­ {Brown & S outhw ood 1987, S outhw ood zweiten trophischen Ebene (den Her- mutlich die Vielfalt der Nahrungsres­ 1988). bivoren) und weiteren Ebenen von source mit der Länge zunimmt und zu­ Prädatoren. Die Interaktion dieser Ar­ dem die jeweils genutzten Pflanzen­ 4. Sortenwahl bei der Einsaat ten in Nahrungsnetzen läßt sich durch teile mit größerer Biomasse vorliegen. die Analyse von Herbivor-Parasitoid- Damit sind die Ergebnisse im Einklang Die Einsaat von Rotationsbrachen wird Gesellschaften an einzelnen Pflanzen mit der Heterogenitäts- und Produktivi­ momentan von allen Pflanzenschutz­ analysieren, so daß z.B. Verbindungen tätshypothese zur Erklärung des Arten­ ämtern empfohlen, so daß Selbstbe­ zwischen Artenverlusten und dem Ver­ reichtums (z.B. Begon et al. 1991). Die grünungen in den letzten Jahren die lust von Ökosystem-Funktionen deut­ mittlere Halmlänge und die Dichotomie krasse Ausnahme geworden sind. Ein­ lich werden. Pflanze-Insekt-Systeme zwischen Annuellen und Perennieren­ saaten sind zwar vorteilhaft für die Un­ haben für ökologische Grundlagen-Un- den erklärten in einem multiplen Re­ terdrückung von Unkräutern und für tersuchungen und Naturschutz-Bewer­ gressionsmodell 97 % der Varianz. die Verringerung der Nitratauswa­ tungen gleichermaßen große Vorteile Der positive Zusammenhang zwi­ schung, tragen aber zur Erhöhung der {Tscharntke 1995) und fanden auch bei schen Halmlänge und Befallsrate zeigte Biodiversität in der Agrarlandschaft nur der Charakterisierung der Stillegungs­ sich auch bei Vergleichen innerhalb ei­ wenig bei. Erstens ist ihre Pflanzendi- flächen Berücksichtigung. ner Grasart {D ubbert unpubl., vgl. versität wesentlich reduziert (s.o.), Um den fundamentalen Wechsel Tscharntke 1996). Knaulgras-Halme zweitens sind eingesäte Flächen viel zwischen annuellen und perennieren­ {Dactylis glomerata) waren danach auf uniformer bzw. weniger individuell als den Pflanzen, wie er zwischen dem beweideten Flächen signifikant kürzer Selbstbegrünungen, und drittens un­ zweiten und dritten Jahr auftritt, näher als auf unbew eideten und wiesen e n t­ terscheiden sich die eingesäten Genoty­ zu analysieren, wurde die Endophagen- sprechend weniger endophage Insek­ pen (z.B. von Futtergräsern und -le- gesellschaft von zehn perennierenden tenarten auf. guminosen) von denen wildwachsen­ und fünf annuellen Grasarten näher Um die Sukzessionsstadien experi­ der Populationen. Populationen aus charakterisiert {Tscharntke 1995, 1996; mentell näher zu charakterisieren, wur­ kommerziell vermarkteten Sorten sind vgl. auch G reller 1994, Tscharntke & den auf jeweils zwei Feldern von Win­ genetisch viel einheitlicher als die w ild­ G reller 1995). Im Mittel gab es pro pe­ terroggen, ein-, zwei- und dreijähriger wachsender Gräser. Zudem mag bei der rennierender Grasart 34 Insektenarten, Selbstbegrünung und auf Streuobst­ Züchtung geringe Anfälligkeit bzw. er­ die in den Grasstengeln leben; rund ein wiesen Horste von Dactylis glomerata höhte Resistenz als V orteil gesehen

61 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landw irtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

sich hochsignifikant weniger ähnlich waren als die Einsaaten mit 58 ± 3% (arithmetischer Mittelwert ± Standard­ abweichung; G reiler 1994, vgl. G reiler et al. 1992). Entsprechend ist für eventuell not­ wendige Begrünungsmaßnahmen zu fordern, daß Wildsamen aus der ent­ sprechenden Region zu verwenden sind Abb. 4. Endophage Insekten an Dactylis glomerata (Wesserling & Tscharntke 1993). Die und nicht die vermarkteten Sorten. Al­ Halme stammten aus deutschem (D) und polnischem Saatgut (PL), von wildwachsenden lerdings sind Selbstbegrünungen als Le­ Horsten des Ackerrands (Acker) oder von alten, naturnahen Brachen (Brache). Arithm eti­ bensraum für die Insektenwelt generell sche M ittelw erte und 95 % Vertrauensbereiche fürn = 4 ( vier Ackerrand-Proben und jew eils sehr viel a ttra k tiv e r als Einsaaten (s. u.). vier Parzellen m it vorjährig eingesätem Saatgut aus Polen bzw. Deutschland) und n = 7 (Brachen) (a: F =30,7, n = 19, p < 0,001; b: F =22,5, n = 19, p < 0,001). 5. Insekten-Lebensgemeinschaften

werden. So ist es nicht verwunderlich, sechs einjährigen Selbstbegrünungen 5.1 Tagschmetterlinge daß bei einem Vergleich einer in und sechs einjährigen Klee/Gras-Mi- Deutschland kultivierten Sorte von Dac­ schungen anhand der Ähnlichkeits­ Das V erteilungsm uster der Tagschmet­ tylis glomerata (Lidacta) m it einer in Po­ koeffizienten nach Morisita zeigte, daß terlinge deckte sich überwiegend mit len kultivierten Sorte (Oberweihst) von die Selbstbegrünungen mit 27±12% dem der Pflanzen. Die Artenzahl stieg 21 hiesigen, ektophag (außen an der Pflanze) lebenden Insektengruppen Imagines Papilio machaon 5|- D (verschiedene phyto- und entomo- phage Taxa) 18 an der deutschen Sorte häufiger waren (p< 0,001; Ansaat auf 8 Parzellen bei Karlsruhe). Dasselbe gilt für die Sorte Odenwälder Rotklee (Tri­ folium pratense): von 21 Taxa w aren 18 an in Deutschland kultiviertem Rotklee

häufiger als an dem in Frankreich kulti­ Gt Ph S1 S2 S3 S4 St S1 S2 S3 S4 St vierten (Wesserling & Tscharntke 1993). Raupen Papilio machaon Insbesondere aber bevorzugten die 20- 20 spezialisierten endophagen (im Pflan­ zengewebe lebenden) Insekten Wild­ 15 c15 formen gegenüber Sorten (Abb. 4). Nur (1) 10 5% der Knaulgras-Halme aus den Ein­ ■er < R¡

saaten wurden von den insgesamt 10 cn 5 [ r Arten endophager Insekten attackiert, 100 T aber rund 20 % der w ildwachsenden im 1 0 1 Acker und 50 % der w ildwachsenden in Gt Ph S1 S2 S3 S4 St S1 S2 S3 S4 St relativ artenreichen, älteren Brachen. Pflanzen Daucus carota Befallsrate und Artenzahl waren eng 40 c 120 ko rreliert. Da die Halme aus den Sorten T ^ 1 0 0 dicker waren als die aus den W ildfor­ 30 1 C :CT3 80 men und insbesondere die Stengelmi­ c ■ T Ï £ 20 1 1 i I - alle Pflanzen N « 60 nierer dicke Halme bevorzugen, wardie I 1 < J ! 40 geringe Akzeptanz der Sorten kein Ef­ 10 - Annuelle a. « u 20 fekt, der einfach aus der Halm-Morpho- - 0 . I Ï logie zu erklären war» Gt Ph S1 S2 S3 S4 St S1 S2 S3 S4 st Weiterhin gleichen sich Einsaatflä­ chen wie ein Ei dem anderen, wohinge­ ' Ackerbrachen ^ Ackerbrachen gen Selbstbegrünungen einen sehr viel Abb. 5. Die Verteilung von Tagschmetterlingen (Adulte, Raupen) und Pflanzen über die Un­ individuelleren Charakter haben. Die tersuchungsflächen (Steffan-Dewenter & Tscharntke 1996a). Uniformierung der Agrarlandschaft A -C ) Alle Arten; A) Adulte (F = 30,5, n = 28, p < 0,001); B) Raupen (F = 8,6, n = 18, p < 0,01); durch Einsaaten läßt sich durch Ähnlich­ C) Pflanzen (F=25,3, n = 28, p < 0 ,001). keitsanalysen auf der Ebene der Pflan­ D -F) Der Schwalbenschwanz Papilio machaon; D) Adulte (F = 2, n = 20, p = 0,14); E) Raupen, zen, der Herbivoren und auch noch auf (F =2,8, n = 20, p < 0,1; S2 vs. S1 / S3/5 4 /St: F = 13,3, p = 0,002), F) W irtspflanze Daucus carota der dritten trophischen Ebene, bei den (W ilde M öhre) (F=2,1, n = 20, p = 0 ,13; rs = 0,54, p = 0,02). Parasitoiden, zeigen. Ein Vergleich von Abkürzungen: Gt = Getreide, ansonsten siehe Legende der Abb. 1.

6 2 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft - eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft? von der ein- zur zweijährigen Selbstbe­ Merkmalen von Erstbesiedlern (Stef­ zahl blühender Pflanzenarten in Ver­ grünung an, um dann im dritten und fan-Dewenter & Tscharntke 1996a). bindung bringen, die Individuenzahl vierten Jahr abzufallen und auf den al­ dagegen am besten mit dem Deckungs­ ten Wiesen ihr Maximum zu erreichen. 5.2 Bienen grad blühender Pflanzen (Abb. 6b, c). Die eingesäten Flächen (Getreide, Pha- Ähnlich wie bei den Tagschmetter­ celia tanacetifolia) wurden von den Die Wildbienen-Arten zeigten ein ähn­ lingen konnte gezeigt werden, daß auf Tagschmetterlingen nur wenig besucht liches Verteilungsmuster wie die Tag­ den jungen Stillegungsflächen, insbe­ (Abb. 5a-c). Die Erklärung dieses Er­ schm etterlinge (Abb. 6). O bw ohl es sich sondere auf den zweijährigen Brachen, gebnisses ist naheliegend: Lebens­ um andere Flächen handelte als bei den als gefährdet geltende Nahrungsspe­ räume mit vielen Pflanzenarten bieten Schmetterlings-Untersuchungen, fielen zialisten Vorkommen. Dazu gehörten viele verschiedene Ressourcen, die von wieder die zweijährigen Selbstbegrü­ beispielsweise die auf Kreuzblütler spe­ den jeweils unterschiedlichen Insekten­ nungen durch ihren besonders großen zialisierten Arten Andrena lagopus, A. gesellschaften genutzt werden kön­ Artenreichtum auf. Von den 129 durch niveata und A. distinguenda, die a u f äl­ nen. In der Tat war auch die Anzahl Tag­ Kescherfang nachgewiesenen Arten teren Brachen fehlten (Steffan-Dewen­ schmetterlingsarten am besten mit dem kamen 116 auf den selbstbegrünten ter & Tscharntke 1995,1996b). Dagegen Blütenreichtum in Verbindung zu Stillegungsflächen vor. Die Phacelia- stellten die Phacelia-Flächen keine Nah­ bringen, der eng mit der Pflanzenarten­ Flächen waren artenarm (25 Arten), ge­ rungsressource für Spezialisten dar, zahl k o rre lie rt war. Das A u ftre te n der hörten aber wegen der relativ großen wurden jedoch von Honigbienen, Hum­ Adulten war hoch signifikant mit dem Blütenmenge zu den individuenreich­ meln (Bombus) und sozialen Furchen­ der Larvalstadien verknüpft, so daß die sten Gebieten (Abb. 6b, c). In einer Re­ bienen (Lasioglossum) gut beflogen. von den Faltern präferierten Gebiete gressionsanalyse mit schrittweiser Va­ Honigbienen und Wildbienenarten auch als geeignete Reproduktionsorte riablenauswahl wurde der Erklärungs­ profitieren also in unterschiedlicher anzusehen waren. wert der Parameter Pflanzenartenzahl, Weise von der Flächenstillegung. Von Die bloße Artenzahl täuscht aber qualitatives und quantitatives Blüten­ den Einsaaten mit ihrem zumindest darüber hinweg, daß zwischen den Flä­ angebot, Deckungsgrad und Vegeta­ über eine gewisse Zeit reichen Nektar- chentypen große Unterschiede in der tionshöhe getestet. Die Wildbienenar­ und Pollenangebot profitieren die Ho­ Artenzusammensetzung auftraten. So ten ließen sich am besten m it der A n ­ nigbienen und andere soziale Arten bevorzugten die Falter und die Raupen des Schwalbenschwanzes zweijährige Brachen, obwohl die Haupt-Futter­ pflanze, die Wilde Möhre, auf den älte­ ren Brachen häufiger war (Abb. 5d-f). Offenbar kam dem trocken-heißen Mikroklima der zweijährigen Brachen mitihrem relativgeringen Pflanzendek- kungsgrad Bedeutung zu. Alternative Hypothesen sind die Wirtspflanzen­ Ph S1 S2 S3 S4 S5 St qualität (die Stickstoff-Verfügbarkeit Ph S1 S2 S3 S4 S5 St b nimmt mit dem Alter der Stillegungsflä­ Ackerbrachen Ackerbrachen che ab) und die verfügbare Nektar­ menge, da von allen Stillegungsflächen die zweijährigen Selbstbegrünungen den größten Blütenreichtum aufwie­ sen. Ebenso bevorzugt der Kleine Perl­ mutterfalter, eine Rote-Liste-Art, die zweijährigen Brachen, da die Raupen am Acker-Stiefmütterchen (Viola ar- vensis) fressen (Steffan-Dewenter & Tscharntke 1994, 1996a). Entsprechend Blühende Pflanzenarten Deckungsgrad blühender Pflanzen konnte auch entgegen den Erwartun­ Abb. 6. Die Verteilung der Arten- und Individuenzahlen von Wildbienen über sieben Flä­ gen kein signifikant positiver Zusam­ chentypen. Arithmetischer M ittelw ert und LSD-Intervall (A, B)bzw. 95 % Vertrauensbereich menhang zwischen der Nahrungsspe­ (C, D) sind angegeben (Steffan-Dewenter & Tscharntke 1996a). zialisierung bei den Tagschmetterlin­ A) W ildbienenarten versus Flächentyp (F=4,8, n = 28, p = 0,003). gen und dem Sukzessionsalter gefun­ B) W ildbienenindividuen versus Flächentyp (F=2,4, n = 28, p = 0,065). den werden. Dagegen entsprach den C) Wildbienenarten in Abhängigkeit von der Anzahl blühender Pflanzenarten (F = 40, r = Erwartungen, daß auf den jungen Bra­ 0 ,7 7 , n = 2 8 , p < 0 ,0 0 1 ). chen Arten mit mehr Generationen, D) Wildbienenindividuen in Abhängigkeit vom Deckungsgrad blühender Pflanzen (% ) kürzerer Entwicklungszeit und größe­ (F= 17,4, r = 0,633, n = 28, p < 0,001). ren Körpern auftraten, d.h. Arten mit Abkürzungen: siehe Legende der Abb. 1.

63 Artenzahl T terschiedliche Ressourcennutzung deu­ Ressourcennutzung terschiedliche ergie­ solche ildbienenarten W solitären l ud nginn en bedeu­ keine zwischen onigbienen H und - ild vieldisku­ ahrungskonkurrenz W N die daß hin, rte tie darauf stark t te auch (vgl. te n d e Rolle spielt ( spielt Rolle e d n te un­ Die erden. w Selbstbe­ rt e rd der fö e g ngebot A durch grünungen e ehr ltig i­ lfä vielm e vie und nw e n das ie nutzen „B enig w oder " n e d Trachtquellen bigen hn t inn n Wse ( Wespen und Bienen it m chen täre Bienen (Apoidea), Grabwespen Grabwespen (Apoidea), Bienen Bün­ täre aus Ergebnis­ bestanden isthilfen N ähnlichen Die zu sen. rte h fü siedeln, Aculeata), noptera deln von Schilfhalmstücken, in die soli­ die in Schilfhalmstücken, von deln Tscharntke (Sphecidae), und Faltenwespen (Eu- (Eu- Faltenwespen und (Sphecidae), ae kne. mi th ür i Le­ die r fü f­ u a steht it am D Populationen können. bauen inklusive Gegenspieler und ihrer anlegen Nester enidae) m nelr if u Vefgn wie w erfügung V zur riff g u Z ini- M experi­ enteller ähnlich m einer ein it m Lebensgemeinschaft -Bewertung bensraum 7 Di von Ni hif e­ ie s e b n ilfe th is N n o v l h a z n e t r A ie D 7. . b b A eat und di tl per öße al­ a e ß rö rg e rp ö K e r ittle m ie d d n u ) ta a le u c A Artenzahlder echi n e m im h c te S r e d l h a z n e t r A ) A nden enen Wespen Hymenopt a r te p o n e m y (H n e p s e W d n u n e n ie B n e d ln e d tl l Artenzahl49 m2 ro p 2 m r e d 9 l/4 n h o a v z n e it t r e k -A ig n g e n z ä n h b fla A P in n ) e r m (m ittle m n e t r A r le 64 F lä c h e n ty p . V on je d e m F lä c h e n ty p g in g e n 4 n e g in g p n ty e h c lä F m e d je on V . p n ty e h c lä F ) per öße ß rö rg e rp ö K B) nte 93 Gat etal 1994). l. a t e n n n n a a m m th th a a G (G in e 1993, g n u tke h c rn a u h c rs s te T n & U ie d in en läch F

Körpergröße (mm) Bienen und Wespen grarlandschaft? A der Fauna und Flora r fü Chance e in ft-e a h c irts w d n a L der in Flächenstillegung •Die al. t e scharntke ie eetn dr tillegungsflä­ S der Bewertung Eine F=25, 0, = 1,p< 001), 1 0 ,0 0 < p 10, = n , 3 7 ,8 0 = r , ,5 5 2 = (F F= 1,,r= 828,n=10,p 0, ). 3 0 ,0 0 = p , 0 1 = n , 8 2 ,8 0 = r 17,4, = (F 1996 b). 1996 Corbet 1995), w ährend die die ährend w 1995), S teffan-D ew enter & enter ew teffan-D S i Nitifn be­ isthilfen N die

Hyme-

terschiede in der A rtenzahl w urden urden w rtenzahl A der in terschiede hnye fsselae, rßn Un­ großen feststellbaren, Flä­ den chentypen zwischen Die oben). (siehe zen w aren eng m it der Pflanzenartenzahl ge- z. B.die so daß 7a), Pflanzenartenzahl (Abb. der it verbunden m eng aren w t e Epsto ei opfer Pflan­ r fte p to e g in e Exposition der it m floristisch vie lfä ltig e r waren, sondern sondern waren, r e ltig lfä vie floristisch und verursacht ildbienen W die durch uh er innre afisn In aufwiesen. Bienenarten mehr auch sierte solitäre W ildbienen (d.h. den den (d.h. ildbienen W solitäre sierte urden. w nutzt e g keiner von ildbienenarten W der auf onokulturen isthilfen N Pbace//a-M die den daß paßt, Bild dieses m ulchten Selbstbegrünungen nicht nur nur nicht Selbstbegrünungen ulchten m tunistisch orientierte A rten. Ä hnlich hnlich Ä rten. A orientierte tunistisch lüten­ B vorhandenen Juni/Juli) (im Zeit rße el nee 50Widbi ­ n e n ie b ild W >500 unserer speziali­ Teil größten stärker r fü ­ n Pflanze lä d m fre dieser dischen Pollen der ist ffenbar O te ilu n g des Aktionsradius bzw. der der bzw. Aktionsradius des g n ilu te r­ u w etterlingen Tagschm den bei ie w arten in Deutschland) nicht geeignet; geeignet; nicht Deutschland) in arten e de lrsic moooe Lebens­ onotonen m floristisch die den angebot prim är ausbreitungsfreudige ausbreitungsfreudige är prim angebot A usbreitungsfähigkeit zu sein (vgl. (vgl. sein zu usbreitungsfähigkeit A n bidrRsorentugoppor­ o p p o Ressourcennutzung der bei und kurze nur dem von fitieren ro p insofern (Abb. 7b). Die Körpergröße scheint da­ scheint n e ltig lfä rten Körpergröße A vie Die 7b). floristisch (Abb. größeren die als von ittel besiedelt M im räume tutrr n rce, ie Förder­ eine Brachen, en von strukturarm Ausbringung die bedeutet sofern nie Vrustugn De an­ Die Voraussetzungen. endigen w ausbleibenden R eproduktionserfolg eproduktionserfolg R ausbleibenden t i gegee Mß ür i Beur­ die r fü Maß geeignetes ein it m i de efähntutr e Bo­ des berflächenstruktur O die r e tig r­ vo Bodens offenen Flecken mehr Tscharntke & Je enter ew Steffan-D e Are it i Vefgaki geeig­ erfügbarkeit V die ist rten bodennisten­ A bei den auch Aber rten. A den kann eine entscheidende Ursache fü r r fü Ursache entscheidende eine kann Tscharntke & Greiler & Tscharntke anhe ür i oeidsh nisten­ oberirdisch die r fü maßnahme dere ist die V erfügbarkeit geeigneter ( ist geeigneter gen erfügbarkeit V die ist dere bei W ildbienen sein ( sein ildbienen W bei hn dr itörniheafdn so den auf Niströhrendichte der chung es s, m o rßr s de iströh­ N die ist größer so um ist, dens N isthilfen, insbesondere auf den relativ relativ den auf insbesondere isthilfen, N faznre u iedrbie not­ o n beiden blühender der eine nur Angebots großen Pflanzenarten eines Form vielfältigen in und Nahrung neter ecafnn eeainfee Flä­ vegetationsfreien geschaffenen rsab z Afn dsJhe ühre rte h fü der Jahre des Anfang Abschieben zu Grasnarbe Manuelles rendichte. l­ lfä ie v je und Pflanzendeckungsgrads, shbtt,wi xei nel u zei­ zu entell experim ie w isthabitate, N noch im selben Jahrzu einer Verzehnfa- Verzehnfa- einer Jahrzu selben im noch geringen sehr Flecken d.h. liegen, Der Mangel an N istm öglichkeiten öglichkeiten istm N an Mangel Der Wesserling & Tscharntke & Wesserling 1995). Westrich 1989). In­ 1989). 1996b). 1996b). 1995a, 1995a, chen - im Vergleich zu d ich t bewachse­ t ich d zu Vergleich im - chen w erden. Die A rtenzahlen der per Saug­ per der rtenzahlen A Die erden. w & Rohde & falle a u f den Stillegungsflächen gesam­ Stillegungsflächen den f u a falle auch (vgl. Kontroll-Parzellen nen 5.3 W anzen, Käfer, Fliegen, Käfer, anzen, W 5.3 typen bzw. sogar einzelne Flächen. einzelne sogar bzw. typen ridn gbah wedn ( erden in w gebracht Pflanzen-Artenzahlen erbindung V den it m sten Die Annahm e, daß die D iversität von von iversität D die daß e, Annahm Die ist, konnte fü r viele Gruppen bestätigt bestätigt rt lie rre Gruppen ko viele r eng fü konnte Insekten ist, und Pflanzen Grasspezialisten (w ie der W eichwanze dolobrata) eichwanze W der Leptopterna ie (w Grasspezialisten le Wazn one ac a be­ am auch konnten anzen W elten m kung vieler A rten a u f einzelne Flächen­ einzelne f u a rten A vieler kung Ackerbrachen und die Streuobstwiesen Streuobstwiesen die und Ackerbrachen eknsrd u rlrn ( erklären zu Pflanzen­ dem it m t n deckungsgrad ifika n sig auch aber ben den m assenhaft auftretenden auftretenden assenhaft m den ben ven K orrelation von Insekten- und und Insekten- von orrelation K ven erw artungsgem äß durch die Legumi- Legumi- die durch äß artungsgem erw Pflanzen-Artenzahl, der it m besten sen, eine Reihe von Käferarten, deren deren Käferarten, von Reihe eine sen, positi­ daß der an nur Käfern, nicht den bei Bewertung eine auch sich zeigte Obstwiesen). grünungen, grünungen, nosen-Spezialisten u n te r den Rüssel- Rüssel- den r te n u nosen-Spezialisten am auch ar w Käfer elten m gesam len 94. i Wazn enecnt ne­ kennzeichnete anzen W Die 1994). ezhe koreler ( rt lie rre o k tenzahlen we- n dejhie Selbstbegrü­ dreijährigen und ei- zw hatten große A n te ile an G lanzkäfern lanzkäfern G an aeneus ile te n A eligethes (M große hatten anderen die geprägt, Samenkäfern und sierten a uf der D eterm ination von acht acht von ination eterm D der uf a sierten ewie eai mi dn Pflanzen-Ar­ den it m negativ derweise Syrphidae, Pipunculi- Psilidae, Platypezidae, icrophoridae, dae, M Hybotidae, ugn i u e atn rubt ie­ treuobstw S alten den zu im bis nungen Zunahme eine achen ar zw festzum gab Es ist. Pflanzen-Artenzahlen 1994). Die Klee/Gras-Einsaaten waren waren Klee/Gras-Einsaaten Die 1994). hnye lgn enm niedrige- Flä­ einem f u a anderen lagen die aren w chentypen artenreichsten, am Selbstbegrünungen einjährigen nur a u f den selbstbegrünten jungen jungen jedoch 1). t (Tab. selbstbegrünten auf tra den Brachen f u fressen, a nur rn te u krä Ak- ild rw ke einjährigen an ausschließlich Larven ein-, den von rtenreichtum äfer-A K aiin ( Familien Tachinidae) W ie bei den Tagschm etterlingen etterlingen Tagschm den bei ie W Der A rte nreichtum der m it Saugfal­ it m der nreichtum rte A Der Die A rtenzahlen bei den Fliegen ba­ Fliegen den bei rtenzahlen A Die esheknudA eisen Am und Heuschrecken 1990). meia, olichopodidae, D Empedidae, n wae überraschen­ aren w und . viridescens M. dn Selbstbe­ den f u a reiler G i Beschrän­ die 1994). Die Die 1994). a u f den den f u a reiler G Greiler Kruess

Tscharntke et al. • Die Fiächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft? ren, aber untereinander ähnlichen Ni­ Selbstbegrünungen zu finden (12 Brut- veau. Die räuberischen Hybotidae do­ paare/10 ha). Auf derzweijährigen Bra­ minierten das Verteilungsmuster. Die che waren es im Mittel 3 Brutpaare/ geringe Kenntnis dieser Taxa, die sich 10 ha und auf den Gersteflächen gar im Nachweis von drei bisher nicht be­ keine. Die kurze und spärliche Vegeta­ schriebenen Arten äußerte, erschwert tion der jungen Brachen schien für eine Interpretation der Funde. diese Bodenbrüter die besten Bedin­ Die Anzahl und Artenzahl der Amei­ gungen zu liefern. Damit können Rota­ sen nahm mit dem Alter der Flächen tionsbrachen dem in den letzten 20 Jah­ überproportional zu und unterschied ren beobachteten starken Rückgang sich damit von allen anderen Insekten­ Abb.8. Die Anzahl an Heuschreckenarten der Feldvögel entgegenwirken. gruppen {G reiler 1994). Dieses Ergebnis für jeden Flächentyp. Arithm etischer M ittel­ Von den insgesamt 21 beobachte­ zeigte sich auch bei mehreren anderen w ert und 95 % Vertrauensbereich sind ange­ ten Vogelarten wurde nur eine auf den Untersuchungen in agrarisch gepräg­ geben (F = 6,9, n = 26, p < 0,001). Gerstefeldern gesehen, dagegen sech­ ten Ökosystemen. Ameisen reagieren Abkürzungen: siehe Legende Abb. 1. zehn auf den einjährigen und sieben besonders empfindlich auf das Umbre­ auf den zweijährigen Brachen. Fünf der chen der Böden, so daß die Neubesied­ signifikant gegenüber den anderen Flä­ auf den selbstbegrünten Brachen regi­ lung junger Flächen Zeit benötigt. Da chentypen abgrenzen ließen (Abb. 8). strierten Vögel sind auf der Roten Liste Ameisen eine auch für den Laien leicht Die einzige Rote-Liste-Art, die Gemeine Baden-Württembergs registriert: Orto- zu erkennende Gruppe darstellen, eig­ Sichelschrecke (Phaneroptera falcata), lan, Neuntöter, Steinschmätzer, Braun­ nen sie sich (m it der Individuenzahl als war nur auf den Streuobstwiesen regel­ kehlchen und Turteltaube. einfachem Parameter) als Indikator für mäßig anzutreffen. Die Ergebnisse In den Lebendfallen der Gersten- den Zeitraum seit der letzten Boden­ verdeutlichen, daß mit dem Alter der und Phacelia-Felder konnten keine bearbeitung. Ihre Artenzahl war mit Brachen nicht unbedingt ein steter An­ Kleinsäuger festgestellt werden (Abb. der Pflanzen-Artenzahl und mit dem stieg im Artenreichtum verbunden sein 9). A u f den einjährigen Selbstbegrü­ Vernetzungsgrad der Flächen signifi­ muß. nungen traten ausschließlich Feld­ kant korreliert, d.h. die große Nähe al­ mäuse auf, deren Population bis zur ter Habitate (mit entsprechenden Re­ 6. Vögel und Säuger dreijährigen Selbstbegrünung um das servoirpopulationen) beförderte die Vierfache anstieg (Abb. 9a). Außerdem Besiedlung der Stillegungsflächen. Auf Die Bestandsaufnahme an Brutvögeln kamen auf den dreijährigen Brachen den Ackerbrachen dominierte Lasius erfolgte auf drei Varianten (Sommer­ noch zwei weitere Arten hinzu: Wald­ niger, daneben auch Myrmica rugulosa gerste, ein- und zweijährige gemulchte maus und Gelbhalsmaus. Die Streuobst­ und Ponera coarctata. Selbstbegrünungen) mit insgesamt 13 wiesen mit ihren Gehölzen und dem Die artenreichsten Heuschrecken­ Flächen. Brutnachweise gab es neben insgesamt größeren Strukturreichtum gesellschaften wurden auf den zwei­ vereinzelten Funden von Baumpiper, beherbergten die meisten Arten. Ne­ jährigen Selbstbegrünungen und den Goldammer und Schafstelze vor allem ben den bereits erwähnten drei Arten Streuobstwiesen m it jew eils rund sechs für die Feldlerche. Die meisten Brut­ konnten noch Rötelmaus, Waldspitz­ Arten/Fläche registriert, die sich damit paare waren auf den einjährigen maus und Wasserspitzmaus gefangen werden. Tab. 1. Die nur auf den ein- und zweijährigen selbstbegrünten Ackerbrachen nachgewiese­ nen Käfer. Saugfallen fänge an vier Terminen und auf insgesamt 5 m2 pro Fläche; vier Flä­ 7. Räuber/Beute-Verhältnis chentypen (gem ulcht/nicht gem äht m it insgesamt n = 16 Flächen; Greiler 1994). Die Wirts­ pflanzen (m it Kennzeichnung derAnnuellen) sind angegeben ln den Saugfallen-Proben von acht Va­ rianten mit insgesamt 36 Flächen fan­ Käfer (Coleóptera) Wirtspflanzen den sich 58000 Insekten, deren größter Teil zu sieben Insektenordnungen ge­ C assida rub/g/'nosa(Chrysomelidae) Asteraceae: u.a. C irs iu m spp. hörte. Das waren die Zweiflügler {Dí­ Longitarsus anchusae (Chrysomelidae) Boraginaceaespp. (annuell) ptera, 13000), Gleichflügler {Hom o- Longitarsusochroleucus (Chrysomelidae) Asteraceae: M a tr ic a r ia spp. (annuell) ptera, 12 600), Fransenflügler {Thysa- Longitarsus pellucidus (Chrysomelidae) Convolvulaceae: Convolvulus spp. (annuell) noptera, 12000), Hautflügler {Hyme- Longitarsus rubiginosus (Chrysomelidae) Convolvulaceae: Convolvulus spp. (annuell) noptera, 7800), Käfer {Coleóptera, Sphaeroderma testaceum (Chrysomelidae) Asteraceae: u. a. C irs iu m spp. 5000) und Wanzen {Heteroptera, 3000) Ceutorhynchus erysimi (Curculinonidae) Brassicaceae: Capsella bursa-pastoris {Gre Her 1994). (annuell) Die Insekten-Abundanzen der Ge­ Ceutorhn hus parvulus (Curculionidae) B rassicaceae: Lepidium campestre treidefelder unterschieden sich nicht (annuell) von denen der Selbstbegrünungen Larinus planus (Curculionidae) Asteraceae: u.a. C irs iu m spp. (Abb. 10a). Das V erhältnis von Räuber- Siroca lodes depressicollis (Curculionidae) Papaveraceae: F u m a ria spp. (annuell) zu Beuteindividuen (Prädatoren zu Phyto- oder Saprophagen) zeigte dage­ Olibrusaeneus (Phalacrididae) Asteraceae: M a tr ic a r ia spp. (annuell) gen für die Getreidefelder die gering-

65 Tscharntkeet al. ■ Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

parasitica). Von den 6800 Individuen aus 18 Familien fanden sich am w e n ig ­ sten auf den Getreidefeldern (Abb. 11 a). Die Abundanzen auf den e in jä h ri­ gen Brachen lagen dreimal so hoch wie die Abundanzen auf den Getreidefel­ dern (mit 50-70 Schlupfwespen/5 m2); auf den zweijährigen Brachen waren Ackerbrachen Ackerbrachen sie mit 330 Schlupfwespen/5 m2 sogar Abb. 9. Die Verteilung der Kleinsäugerarten über die Stillegungsflächen. Von jeder Variante fünfmal so hoch. Genauso wie das wurden zw ei Flächen m it 30 Lebendfallen/Fläche (20-24 Std. Expositionsdauer) beprobt. Räuber/Beute-Verhältnis lag auch die A) Die Anzahl der Feldmaus-Individuen (ein Anstieg vom Getreide bis zur 3-jährigen Schlupfwespendichte auf den zweijäh­ Selbstbegrünung: rs= 1,n = 5, p < 0,001). rigen selbstbegrünten Stillegungsflä­ B) Die Anzahl Kleinsäugerarten (ein Anstieg m it dem A lter der Fläche vom Getreide bis zur chen am höchsten und wurde hier auch O b s tw ie s e : rs = 1, n = 6, p < 0 ,0 0 1 ). durch das Mulchen signifikant positiv Abkürzungen: siehe Legende Abb. 1. beeinflußt. Ein ähnliches Verteilungs­ muster ergab sich für die Diversität der Schlupfwespen, hier gemessen als An­ zahl Familien (Abb. 11 b). Die hier dokumentierte hohe Dichte natürlicher Gegenspieler auf den zwei­ jährigen Brachen verdient besonderes Augenmerk. Offenbar hat dieses Zwi­ schenstadium in der Sukzession (s.o.) auch unter phytomedizinischen Ge­ Ackerbrachen Ackerbrachen sichtspunkten große Bedeutung, da es Abb. 10. Die Verteilung der Insekten-Individuen über die Flächen. Saug fallenproben an vier einen positiven Einfluß auf Schaderre­ Terminen und au f insgesamt 5 m2 pro Fläche, 8 Flächentypen m it insgesamt 37 Flächen (Grel­ ger-Populationen angrenzender Kul­ ler 1994). Arithmetischer M ittelw ert und 95 % Vertrauensbereich sind angegeben. turflächen ausüben sollte (vgl. Clarke A) Individuenzahl (F= 4,4, n = 36,p = 0,002), 1992). B) Räuberindividuen geteilt durch die Individuen an Phyto- und Saprophagen (F=3,6,n = 36, p = 0 ,0 7 ). 8. Fragmentierung der Abkürzungen: siehe Legende von Abb. 1. Lebensräume

Die geringe Flächenausdehnung und die große Isolation der Lebensräume in der ausgeräumten Agrarlandschaft ge­ hören zu den bedeutendsten Faktoren des Artenverlusts (vgl. Diamond & May 1981, Den Boer 1990, Dem pster 1991). Die Flächenstillegung kann auch als Chance für eine Lebensraum-Vernet­ Ackerbrachen Ackerbrachen zung verstanden werden. Obwohl der Abb. 11. Die Verteilung der Schlupfwespen (Hymenoptera parasitica) über die Flächen. Begriff Biotopverbund ein allgegen­ Saugfallenproben (siehe Legende Abb. 10, Greiler 1994). Arithmetischer M ittelw ert und wärtiges Schlagwort ist und in einer 95 % Vertrauensbereich sind angegeben. Flut von Publikationen auftaucht, ist A) Individuen/5 m2 (F=3,8, n = 36,p = 0,006), zur relativen Bedeutung von Größe, B) Fam ilien/5 m2 (F= 12,6, n = 36, p < 0,001). Isolation, Qualität und Alter von Le­ Abkürzungen: siehe Legende von Abb. 1. bensräumen wenig bekannt. Zudem sollten sich je nach Taxon auch beträcht­ sten Werte. Die größte Bedeutung hat­ men und damit für die Strukturierung liche Unterschiede ergeben. ten die Räuber auf den zweijährigen der Lebensgemeinschaften an Bedeu­ Um die Auswirkung der Lebens­ Selbstbegrünungen und den Streu­ tu n g gew innen (z. B. S outhw ood 1988). raum-Isolation zu testen, wurden Rot­ obstwiesen. Am besten ließ sich das Russell (1989) gibt zahlreiche Beispiele, klee-Inseln am Rand von Ackerflächen Räuber/Beute-Verhältnis mit der Pflan- daß Polykulturen größere Populatio­ angelegt, die maximal 500 m von der zenartenzahl/49 m2 erklären (F= 16,3, r nen an natürlichen Gegenspielern auf­ nächsten Streuobstwiese mit natürli­ = 0,499, n = 36, p< 0,001). Dieses Ergeb­ weisen als Monokulturen. chem Rotklee-Vorkommen entfernt nis entspricht der Erwartung, daß in ar­ In eine ähnliche Richtung weisen w aren (Abb. 12a, b). Es zeigte sich, daß tenreichen Lebensräumen biotische In­ auch die Ergebnisse von Greiler (1994) die Inseln von pflanzenfressenden In­ teraktionen wie die Prädation zuneh­ bei den Schlupfwespen (Hymenoptera sekten (hauptsächlich Rüsselkäfer)

66 0, ), 1 0 ,0 0 < p öße Steuobst esen t kl Popul i ( 66, = 906,n= 1,p< 001). 1 0 ,0 0 < p 17, = n , 6 0 ,9 0 = r , ,7 6 6 = (F n e n tio la u p o -P e le tk o R it m n e s ie tw s b o u tre S r e d e ), ß 1 rö 0 g ,0 0 < p 18, = n , 3 8 ,8 0 = r 57, - F ( s d ra g s n tio la o Is n e h lic d ie h c rs te n u ln se 1.Auswikungen I aton Gr von äumen di Par t de v n vo e id ito s ra a P ie d f u a n e m u rä s n e b e L n o v e ß rö G d n u n tio la o Is r e d n e g n u irk w s u A 12. . b b A asii ungsr e st mi er Api dae n gkei der ächen­ n e h c lä F r e d n o v it e k ig g n ä h b 17, A = in n e , a 8 7 id n ,8 0 io p = A r n , e ,3 d 0 n 5 = re (F ie n e in n lm tio e la g u n p te o s r -P e e d le tk te o ra R s it g n m ru n e s itie s ie ra tw a s P b ) o D ­ u r tre te S f n u u a ln e e s ß rö -In g e n le e h tk ), c 1 o 0 lä f R ,0 F r 0 u e < a ) d n p r 18, e n = h n o , 0 w 3 e ,8 0 fb p = o r k , n ,5 te 5 3 lü = B d (F n s u d l- ra e g g s n n te tio S la n o (a Is e n e id h ito lic s d ie ra h a c P s l h a z n e t r A ) A uct Ei l der eal öße ch nen r ec kl ner großer r wi n e s ie tw s b o u tre S r e ß o r g d n u r e in le k leich erg V n e in e h rc u d e ß rö lg a re r A e d ß flu in E r e d cht, su )Par ter at der engel ni enden t üßl Api dae)auf kl I ­ -In e le tk o R f u a ) e a id n io p (A r le ß rü s u a m itz p S n e d n re ie in lm e g n te s r e d te ra s g n ru itie s ra a P B) m ai nor lch l uhes. s e h ru rls a K h tlic s ö rd o n u a g h ic ra K im )Artenzahl asioi an st mi er t üßl n) n Abhängi t n o v it e k ig g n ä h b A in ) rn le ß rü s u a m itz p S n e d n re ie in lm e g n te s n (a e id ito s ra a P l h a z n e t r A C) ­ r te n u e le tk o R m 1995). fte p to ess e ru g K in e s 1995, au , ln b e s -ln 94a, 9 rrP 1 1,2 n tke o v arn d ch s n T a h & n a e ruess K d r ; u e s w n n te ra tio p la o m Is r liu e d rifo ß (T flu n in re E r o e iv D rb e -H e le tk o R trophischen Hierarchie, da Räuber bzw. bzw. Räuber da Hierarchie, trophischen sind. M it zunehm ender Isolation nahm nahm Isolation ender zunehm it M sind. von Streuobstwiesen unterschiedlicher unterschiedlicher Streuobstwiesen von cnl bseet re, i nat rli­ tü a n ( die Gegenspieler erden, w chen besiedelt schnell ster Linie lie g t das an der Position in der der in er­ In Position der Beute? an das t g ihre lie als Linie n ster ffe tro e b stärker ab, sondern auch die Parasitierungsrate Parasitierungsrate die auch sondern ab, n ffe tro be Isolation der von stark gen e prstet Ab 1c d. i Frag­ Die d). 12c, i­ n (Abb. e w aren w parasitiert Insekten ger phytophagen die e­ w hatten Lebensräume Kleine Größe: Kus & Tscharntke & (Kruess Parasitoide der rtenzahl A die nur nicht m entierung sollte also K alam itäten itäten alam Vorschub K Insekten also sollte pflanzenfressender entierung m und große, als Parasitoiden-Arten niger Bild ergabsich auch bei einem Vergleich Vergleich einem bei auch ergabsich Bild leisten (vgl. auch auch (vgl. leisten Artenzahl Parasitoide Artenzahl Parasitoide Zu­ können. besiedeln eine irte W bzw. erfolgreich Beute Insel ihrer erfolgreichen der Etablierung nach erst Parasitoide Lebensraum-Verinselung die durch ler rm sn ntrih Gegenspie­ natürliche sind arum W Kareiva T Parasitoide) canke l i lcesilgn ndrLandwit tei Cac ürFoaudFuadrAgr l c ft? a sch d n rla ra g A der Fauna und Flora r fü Chance e in ft-e a h c irts w d n a L der in Flächenstillegung •Die al. scharntkeet 1994). Dasselbe Dasselbe 1994). 1987). dage­ r o 006 woiggn e mitt­ m der ohingegen w 0,056, von Die ert W Steigung. die kennzeichnen erte W variablere Populationen als ihre W irte irte W ihre als und Populationen kleinere auch variablere Räuber die daß ten, tre o dr rlieug e Flä­ der erkleinerung V der von stärker cAz. Die Konstante c kennzeichnet den den kennzeichnet c Konstante Die cAz. steht Lebensraums Die eines S erten. z-W den rtenzahl A bei auch sich Rotklee-Parasitoide der zeigte einträchtigung Schnittpunkt m it der y-Achse, die z- z- die y-Achse, der it m Schnittpunkt e zit ih e dn Rotklee-Insek­ den bei sich zeigte dem (Zabel lere z-W ert der Parasitoiden bei 0,154 0,154 bei Parasitoiden lag der ert z-W z- n lere re ittle m einen hatten Phytophagen S = A: Zusam­ Flächengröße der it ischen m logarithm menhang ei­ in el doppelt nem ilson-Form cArthur-W M der nach e Etntosgfhdt Populatio­ P (vgl. nen kennzeich­ ale Extinktions-gefährdete erkm M nen drei Alle hatten. Brennesselpopulationen bei G öttingen öttingen G bei Brennesselpopulationen Erwartung, daß m onophage Herbivore Herbivore onophage m daß Erwartung, nescugna r i t n rte tie n e m g fra an Untersuchungen (Kruess unpubl.) bestätigten zudem die die zudem bestätigten unpubl.) a ton Law 1995). 1995). Die stärkere Be­ stärkere Die 1995).

fin d lich reagieren. Starke Isolation Isolation gene- des Starke nterbrechung U einer zu rt reagieren. h fü lich d diese fin über die Lebensraums, ihres n tio u ud ole dsab en Isola­ eine f u a deshalb sollten und der aus in nur Wespen und Bienen die sich aus 150-200 M etern. Demnach kennen kennen nur Demnach etern. dagegen M rten A 150-200 aus kleinen bei zurück, großen A rten kehrten 10% aller Tiere Tiere aller 10% kehrten rten A großen Die ein. verbracht Untersuchung die Nestern in ihren urden, w von g n u fern nfrugn iaset sh e p­ em sehr hinausgeht, Entfernungen t u g istorte N ihrer Nähe ittelbaren m n u noch aus 400-500 M etern Entfernung Entfernung etern M 400-500 aus Bei 14). noch (Abb. alen erkm M anderen it m 345 Grab­ insgesamt und it m gingen ildbienen- W wespenarten solitäre cht A Regressio­ logistischen it m auch te lg fo pergröße der A rten erklären, aber nicht nicht Kör­ aber n re erklären, ittle m rten A der der it m pergröße nur sich ließen er­ Stechimmen von ktionsradius A unhn mgbn vreze Flä­ vernetzten gebung Um turnahen Unterschiede im H eim fm deverm ögen ögen deverm fm eim H im Unterschiede Ent­ unterschiedlicher in die Individuen, hn äfg ebctt (. beobachtet häufig chen nen, um Inzidenzkurven zu erhalten. erhalten. zu Inzidenzkurven um nen, ganz, w urde aber auf g u t m it einer na­ einer it m t u g auf Flächen aber urde w isolierten ganz, stark auf spielsweise tr pr ii t Dr auhechelbläu­ H Der . n rte fitie ro ei­ p von stark Bläulinge, viele z.B. ie w rten, A er Tscharntke & r te n e w zeigte sich, daß insbesondere kleine kleine insbesondere daß sich, tillegungsflächen S f u a zeigte etterlingen schm fen, w ohingegen es bei den H erbivoren erbivoren H den esbei ohingegen w fen, der Ergebnis eiteres w ein tersuchungen Thomas ner Vernetzung ihrer Lebensräume Lebensräume ling ihrer Vernetzung ner iezuvn agsel. ae erge­ Dabei In­ n dargestellt. te n ifika n sig zidenzkurven festgestellten alle sind f­ tro e b Lebensräume ihrer chengröße Brennessel-Un- die bestätigten Zudem a rt m it 90% iger W ahrscheinlichkeit ahrscheinlichkeit W iger 90% it m rt a der von it ke ig g n ä h b A nifikante sig eine räuberische A rten der der rten A räuberische 13 bb. A der In war. gekehrt um Flä­ genau die durch als Isolation stärker t n die ifika n sig durch aren w Gegenspieler als 0,11) = (z sind n ffe tro e b chengröße ih h n r f wurde. w n ffe tro e ang ehr m nicht keit von der Flächengröße und fü r drei drei r fü ­ und ig g n ä h b A Flächengröße der von nifikante keit sig onophage m eine vier erbivore H r fü sich ben natürlichen die Denn Rotklee-Studie. 0,05). = (z erbivo- H en m engenom m polyphage zusam und ren onophage m tr Ioain i eweii Räuber­ e ilig e w je die 200 Isolation bzw. 60 25, etern bei M schon rafik daß G Die illustriert, Lebensraums. ihres Isolation Die A usw ertung der Ergebnisse zum zum Ergebnisse der ertung usw A Die e dn nescugn n Tag­ an Untersuchungen den Bei oymmts icarus matus Polyom e l 1992). al. et 1996a; vgl. auch auch vgl. 1996a; rtica- U ehle bei­ lte h fe Steffan-De Bestände Bestände Urtica- 67 -

Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

Monophage Herbivoren Prädatoren

Flächengröße (m2)

Abb. 13. Inzidenzkurven für phytophage und entom ophage Besiedler fragm entierter Brennesselbestände (logistische Regressionen, Zabel u n p u b l.). A) M onophage Herbivore in Abhängigkeit von der Flächengröße: Macropsis scutellata (Hom. Cicadellidae) (x2 = 3,7, n = 32, p = 0,05), Cidnor- hinus quadrimaculatus (Col. Curculionidae) (x2 = 11,2, n = 32, p< 0,001), Phyllobius pomaceus Col. Curculionidae) (x2 = 4,9, n = 32, p<0,05), Brachypterus urticae (Col. Nitidulidae) (x2 = 9,2, n = 32, p < 0,005). B) Prädatoren in Abhängigkeit von der Isolation: Deraeocoris ruber (Het. M iridae) (x2 = 6,3, n = 32,p = 0,01), Adalia bipunctata (Col. Coccinel- lidae)(x2= 12,5, n = 32, p < 0,001), Nabicola lim bata (Het. Nabidae) (x2 = 5,2, n = 32, p < 0,05).

tischen Austausches mit Nachbarpopu­ Populationen in ihren Alleifrequenzen wertet werden sollten. Alte Lebens­ lationen im Sinne einer Metapopula- ab einer Entfernung von ca. 20 km si­ räume sind zwar artenreicher, der Para­ tionsdynamik von Subpopulationen, so gnifikant, so daß für die Erhaltung in- meter Artenvielfalt kann aber nicht ul­ daß die Aussterbewahrscheinlichkeit nerartlicher genetischer Diversität der tima ratio einer Naturschutz-Strategie durch zufällige Extinktionsereignisse lokalen bzw. regionalen Differenzie­ sein. Die bei unseren Untersuchungen steigt. Allerdings scheinen bei geflügel­ rung größere Bedeutung zuzumessen zusammengetragenen Ergebnisse zum ten Insekten genetische Folgen der war als der Lebensraumfragmentie­ Zusammenhang von Artenreichtum Fragmentation von Populationen eine rung (Kuhnhenne et al. 1994). und Flächentyp sind in einer Übersicht eher untergeordnete Rolle zu spielen (Tab. 2) dargestellt. Bei den Pflanzenar­ (Lande 1988, Tscharntke 1992 b, K uhn­ 9. Schlußfolgerungen ten war die schon skizzierte Zunahme henne et al. 1994). Verluste an geneti­ der Diversität von den Einsaaten über scher Varianz durch Inzucht oder gene­ Die Ergebnisse zu den tierökologischen die jungen Selbstbegrünungen bis zur tische Drift waren bei einer Untersu­ Folgen der Flächenstillegung verdeut­ alten Obstwiese zu beobachten. Auf chung an bis zu 4 km isolierten Flalm- lichen, daß auch junge Stillegungsflä­ der zweiten trophischen Ebene wurde fliegenpopulationen nicht nachzuwei­ chen für den Naturschutz interessant dieser Trend noch überproportional sen. Allerdings unterschieden sich die sein können und nicht pauschal abge­ verstärkt, da die Insektenzahl pro

Verlust

90 % •

50% •

2 0 % o

Abb. 14. Versetzungsversuche zur Bestimmung des Aktionsradius von Bienen (Hym. Apoidea) und Grabwespen (Hym. Sphecidae) (Wesser- ling & Tscharntke 1995b). A) Aufgetragen ist der Anteil nicht zurückkehrender Individuen ( % Verlust) in Abhängigkeit von der Entfernung zum Nistplatz bei Cerceris a re n a ria (x 2 = 4 4 ,8 , n = 9 0 In d iv id u e n , p < 0 ,0 0 1 ). B) Der Verlust (% ) in Abhängigkeit von der Entfernung (m) und der Körpergröße (m m) für 8 Arten: 90 % Verlust (F = 10,8, r = 0,8, p = 0,02), 50 % Verlust (F = 7,2, r= 0,742, p = 0,04), 20 % Verlust (F = 0,3, r= 0,224, p > 0 ,1).

68 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

Pflanze wegen des Wechsels von an- Tab. 2. Die Verteilung verschiedener Organismengruppen über eingesäte Flächen (Ge­ nuellen zu perennierenden Arten und treide, Phacelia tanacetifolia), selbstbegrünte Brachen (ein- bis dreijährig; einm algem ulcht) wegen des Alters des Lebensraums zu­ und alte Streuobstwiesen (> 30 Jahre). Die Kreuze geben einen groben Hinweis au f den Ar­ nahm. Gleichsinnige Tendenzen konn­ tenreichtum bzw. (bei Räuber/Beute-Verhältnis und Schlupfwespen) auf die Abundanz ten für die Tagschmetterlinge, Stech­ (+ klein, ++ groß, +++ sehr groß). Literaturhinweise im Text. immen, Käfer, Wanzen und Ameisen (aber nicht Heuschrecken und Fliegen), Einsaaten Selbstbegrünte Alte Wiesen ebenso für die durch den Strukturreich­ brachen (Streuobst) tum alter Wiesen geförderten Kleinsäu­ Getreide P h ac elia 1 2 3 ger und Brutvögel gezeigt werden. Die zweijährigen Stillegungsflächen Pflanzen + + ++ ++ ++ +++ waren in mehreren unserer Untersu­ Insekten/Pfianze + + ++ ++ ++ +++ chungen (unter Berücksichtigung im­ mer anderer Flächen) durch eine beson­ Räuber/Beute + + ++ +++ ++ ++ ders reiche Insektenfauna gekenn­ Schupfwespen + + ++ +++ ++ ++ zeichnet (Tab. 3). Dieses a ttra ktive Übergangsstadium zwischen dem von Tagschmetterlinge + + ++ ++ ++ +++ Annuellen geprägten Pionierstadium Wildbienen + + ++ ++ ++ +++ und dem von perennierenden Ruderal- Käfer + + ++ ++ ++ +++ pflanzen beherrschten, drei und mehr­ Wanzen + + ++ ++ ++ +++ jährigen Sukzessionsstadien kennzeich­ Ameisen + + ++ ++ ++ +++ nete eine große Vielfalt von Acker­ w ild krä u te rn , zu denen auch viele Ro- Heuschrecken + + ++ +++ ? +++ te-Liste-Arten zählen. Unter den Insek­ Fliegen ++ ++ +++ ++ ++ ++ ten gibt es eine ganze Reihe an Acker- wildkraut-Spezialisten, die entspre­ Vögel + + ++ ++ ++ +++ chend auf späteren Sukzessionsstadien Kleinsäuger + + ++ ++ ++ +++ nicht mehr anzutreffen sind. Auch Bo­

denbrüter wie die Feldlerche bevorzu­ Tab. 3. Besonderheiten junger Selbstbegrünungen, insbesondere der zweijährigen Selbst­ gen junge Brachen mit ihrem schütte­ begrünungen (Näheres siehe Text). ren Bewuchs. Von phytomedizinischem Interesse dürfte sein, daß auf den zwei­ (1) Viele, auch seltene annuelle Ackerwildkräuter jährigen Selbstbegrünungen die höch­ (2) Viele, auch seltene Ackerwildkraut-Spezialisten unter den Insekten sten Schlupfwespendichten und größ­ (3) Bodenbrütende Feldvögel ten Räuberanteile gefunden wurden. (4) Große Nützlingsdichten, insbesondere von Schlupfwespen, und hohe Räuberanteile Damit ist dieser Brachentyp besonders (5) Individuelle Sukzession, keine Uniformisierung durch Einsaat (viele Arten und effektiv bei der Förderung der Popula­ genetisch heterogene Populationen) tionen natürlicher Gegenspieler. Diese

Vorteile junger Brachen gelten aller­ Tab. 4. Bewertung der Stillegungsform unter den hier dargestellten Naturschutz-Gesichts­ dings nur für Selbstbegrünungen, da punkten (Näheres siehe Text). Einsaaten, auch wenn sie zur Unkraut­ bekämpfung oder zur Verhinderung (1) Selbstbegrünungen artenreicher als Einsaaten von Stoff austrägen wünschenswert er­ (2) Alter selbstbegrünter Flächen: Nebeneinander von Rotations- und Dauerbrachen scheinen, zur Uniformisierung und Mo- (3) Das einmalige Mulchen früher Sukzessionsstadien fördert generell Artenvielfalt, bei notonisierung in der Agrarlandschaft allen Brachen mosaikartige Mahd beitragen (Tab. 3). Eingesäte Flächen (4) Klee/Gras-Einsaaten artenreicher als Monokulturen sind nicht nur durch wenige Pflanzen- (wie die P h a c e lia - oder Getreideansaaten) und damit auch Tierarten gekenn­ (5) Bei notwendiger Begrünung: Einsaat mit einheimischen Wildsamen zeichnet, ihre Pflanzenpopulationen (6) P h a c e lia -Flächen: floristisch wie faunistisch stark verarmt, auch hinsichtlich sind auch genetisch sehr viel einheitli­ Wildbienen cher als die von W ild fo rm e n und die Pflanze/Insekt-Lebensgemeinschaften zessionsflächen kann es keine einheitli­ wird. Bei den frisch stillgelegten Bra­ der Flächen sind einander sehr viel ähn­ che Linie geben, auch wenn Rotations­ chen sollte ein einmaliges Mulchen ge­ licher als die von Selbstbegrünungen. brachen wegen ihres jungen Alters in nerell positiv wirken, indem es domi­ Die Schlußfolgerungen aus unseren Naturschutz-Kreisen pauschal abge­ nante Arten (wie den Ackerfuchs­ Untersuchungen für eine Naturschutz- wertet werden. Nur ein Nebeneinander schwanz) zugunsten anderer Arten un­ Bewertung der Flächenstillegung sind alter und junger Flächen trägt zu dem terdrückt. Bei älteren Brachen ist dieser in Tab. 4 aufgelistet. Die besondere Be­ vielfältigen Mosaik in der Agrarland­ Effekt weniger deutlich ausgeprägt, so deutung der Selbstbegrünung wurde schaft bei, das den diversen Ansprüchen daß ein Mosaik aus gemähten und un- schon dargelegt. Für das Alter der Suk­ der Lebensgemeinschaften gerecht gemähten Parzellen den diversen An-

69 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

Sprüchen der Insekten am besten ge­ und den natürlichen Lebensraum schüt­ sehen Schilf mit seinen 100endophagen nügt (vgl. M orris 1991). Phacelia-Ein­ zende landwirtschaftliche Produk­ Schilfspezialisten unter den Insekten saaten sind trotz ihrer attraktiven Blü­ tionsverfahren" passiert, ist fraglich. und mit mindestens 100 weiteren ekto- tenfarbe schlicht als Monokulturen zu Prinzipiell gibt es mehrere Alternati­ phagen Schilftieren (vgl. Tscharntke & bewerten, die entsprechend floristisch ven, eine 20-30%ige Produktionsver­ G reiler 1995). und faunistisch verarm t sind. Anders als ringerung zu erreichen (Tab. 5; vgl. auch Naturschutzkonzepte konkurrieren bei Getreidemonokulturen kommt Kaule 1991). Das kann durch eine öko­ also mit anderen Zielvorstellungen, und noch hinzu, daß P. tanacetifolia aus der logisch orientierte Landwirtschaft er­ es ist nur zu hoffen, daß der Natur­ Neuen Welt stammt und als floren­ folgen, die ohne Einsatz von Mineral­ schutz explizites Ziel für die Land­ fremde Art nur von wenig spezialisier­ dünger oder chemischen Pflanzen­ schaftsgestaltung wird und nicht nur ten, opportunistisch orientierten Insek­ schutz auskommt und damit einen ein Mitnahmeeffekt einer ökonomisch tenarten genutzt wird. Solche Flächen schonenden Umgang mit den Naturres­ orientierten Agrarreform bleibt. sind zwarfür Honigbienen (und andere sourcen pflegt. Allerdings sind manche soziale Bienen) eine ergiebige Tracht, dieser Extensivierungsformen für den 10. Zusammenfassung für die meisten solitären Wildbienen Artenschutz relativ uninteressant, z.B. aber eine Wüste. Bei einer notwendi­ im Grünland (vgl. M ahn 1993). Die N ut­ ln diesem Artikel werden unsere Ergeb­ gen Begrünung (um z.B. Erosionsschä­ zung einer Rotationsbrache im Sinne ei­ nisse zu den tierökologischen Folgen den vorzubeugen) ist daran zu denken, ner Fruchtfolge-Erweiterung (Tab. 5) der Flächenstillegung in der Landwirt­ daß die Verwendung von Wildsamen hat primär pflanzenbauliche Gesichts­ schaft zusammengefaßt. Sie basieren für die Biodiversität einer Brache von punkte zu berücksichtigen, so daß bei­ im wesentlichen auf Untersuchungen elementarer Bedeutung sein kann. spielsweise Einsaaten unter dem Aspekt an ein- bis fünfjährigen Selbstbegrü­ Denn manchen kommerziell vermark­ der Unkrautunterdrückung und der nungen, dieentwedereinmal gemulcht teten Pflanzensorten fehlt der von vereinfachten Wiederbewirtschaftung wurden oder ungemäht blieben, und Wildformen bekannte Insektenreich­ vorgenom m en werden. Bei einer Um­ einjährigen Einsaaten (mit Phacelia ta­ tum. Im Extremfall steht zu befürchten, w id m u n g von Flächen (Tab. 5) müssen nacetifolia oder Klee/Gras-Gemen- daß z. B. die eingesetzte Klee/Gras-Ein- nicht unbedingt Naturschutz-Gesichts­ gen). Als Vergleich fanden Getreidefel­ saat zwar gut auf geht und eine schnelle punkte im Vordergrund stehen (Mosaik der und alte Streuobstwiesen Berück­ Bodenbedeckung gewährleistet, daß junger und alter Selbstbegrünungen, sichtigung (als negative bzw. positive aber ein Großteil der spezialisierten In­ dauerhafter Schutz attraktiver Grenz­ Nullhypothese). Jeder Lebensraumtyp sekten, die bei Wildformen üblicher­ ertragsflächen, etc.), auch die Erstauf­ ging mit vier oder fünf Flächen in die weise mit den Klee/Gras-Arten asso­ forstung als forstwirtschaftliche Alter­ Untersuchung ein. ziiertsind, fehlen-eine extreme Verrin­ native ist zunehmend im Gespräch. Die Ergebnisse einer floristischen gerung der Biodiversität, die erst auf Beim Anbau nachwachsender Roh­ Kartierung waren eine wichtige Grund­ den zw eiten Blick zu erkennen ist. stoffe ist zu bedenken, daß es sich um lage für die Beurteilung des Vertei­ Die genannten Beispiele zeigen, den Anbau alternativer Feldfrüchte lungsmustersdiverser Insektengruppen daß die Krise der Landwirtschaft, die handelt (auch mittels Pflanzenschutz­ (Tagschmetterlinge, Bienen, Wanzen, nicht zuletzt in der momentanen kon­ mittel). Florenfremde Arten wie das Käfer, Fliegen, Heuschrecken, Schlupf­ junkturellen Flächenstillegung zum Chinaschilf werden zwar von manchen wespen und Ameisen) und auch der Ausdruck kommt, auch Chancen für Autoren stark favorisiert, bieten aber Säuger und bodenbrütenden Vögel. Es den Naturschutz in der Agrarlandschaft der einheimischen Insektenwelt keine zeigte sich, daß entgegen landläufiger eröffnet. Eine Bewertung der verschie­ Nahrungsbasis (was pflanzenbaulich si­ Meinung auch junge Selbstbegrünun­ denen Extensivierungsformen sollte cher als Vorteil gesehen wird). Damit gen für den Naturschutz interessant dabei nicht auf Aussagen zu Pflanze-In- sind Chinaschilf-Flächen aber extrem sein können, da sie gefährdete Acker­ sekt-Systemen verzichten, da Insekten verarmt - im Vergleich zum einheimi- wildkräuter wie auch Ackerwildkraut- mehr als die Hälfte aller Organismenar­ Spezialisten unter den Insekten und zu­ ten stellen und sie damit auch eine dif­ dem große Nützlingsdichten aufwei­ Tab. 5. Drei Alternativen für eine Produk- ferenzierte Charakterisierung und Be­ sen. Allerdings gilt diese positive Natur­ tionsverringerung m it jew eils unterschiedli­ wertung von Landschaftsteilen erlau­ schutz-Bewertung nicht für eingesäte chen Prioritäten. ben (Tscharntke 1996a). M it Pflanze-In- Stillegungsflächen, die sehr viel mono­ sekt-Systemen sind darüber hinaus de­ toner und artenärmer sind. (1) Ökologisch-alternative Landwirt­ taillierte Aussagen zu Auswirkungen Einen ersten Überblick über die Suk­ schaft auf Nahrungsnetz-Beziehungen mög­ zession auf Stillegungsflächen gibt die (2) Stillegung auf Zeit (Fruchtfolge- lich, wie sie oben anhand der Fragmen­ Tabelle 2, eine Zusammenfassung der Erweiterung) tierung von Lebensräumen skizziert Bewertung von Stillegungsflächen die (3) Umwidmung von Produktions­ wurden. Ob allerdings die von der Euro­ Tabellen 3 und 4. Mehrere Ergebnisse flächen päischen Union forcierte Verringerung zur Lebensraum-Fragmentierung zei­ a) Naturschutz landwirtschaftlicher Produktion stärker gen, daß Populationen pflanzenfres­ b) Forstwirtschaft mit Naturschutzzielen kombiniert wird, sender Insekten von der Flächengröße, c) Anbau Nachwachsender als es momentan durch die EWG-Ver- Populationen ihrer natürlichen Gegen­ Rohstoffe ordnung 2078/92 „für umweltgerechte spieler dagegen stärker von der Isola-

70 Tscharntke et al. • Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft? tion betroffen sind. Zudem sind die Ge­ Greiler, H. J.; Tscharntke, 1,1991: A rte n ­ Mitt. Dtsch. Ges. allg. angew. Ent­ genspieler (Prädatoren, Parasitoide) reichtum von Pflanzen und Grasin­ om ol. 9: 67-73. von der Fragmentierung stärker betrof­ sekten auf gemähten und unge- Lande, R., 1988: Genetics and demogra­ fen als ihre Beute bzw. ihr Wirt, so daß mähten Rotationsbrachen. Ver­ phy in biological conservation. mangelnde Lebensraum-Vernetzung handlungen der Gesellschaft für Science 241:1455-1460. Kalamitäten pflanzenfressender Insek­ Ö kologie 20:429-434. Lawton, J. H., 1995: Population dynamic ten Vorschub leistet. Greiler, H. J.; Tscharntke, T, 1992: Habi­ principle. In: Extinction rates, ed. by Naturschutz sollte explizites Ziel für tat impact on insect communities of J. H. Lawton, R. M. May, Oxford Uni­ die Landschaftsgestaltung werden (un­ annual and perennial grasses. Series versity Press, Oxford, 147-163. ter Berücksichtigung von z.B. Selbstbe­ Entomológica 49: 27-29. M ahn, D., 1993: Untersuchungen zur grünungen und Maßnahmen zur Bio­ Greiler, H. J.; Vidal, 5.; Tscharntke, T, Vegetation von biologisch und kon­ topvernetzung) und nicht nur ein Mit- 1992: Abundance and species rich­ ventionell bewirtschaftetem Grün­ nahmeefeekt einer ökonomisch orien­ ness of Chalcidoidea (Hymenoptera) land. Verhandl. Ges. f. Ö kologie 22: tierten Agrarreform bleiben. in fallows and cultivated fields (ma­ 127-134. laise-trap samples). Proceedings of M orris, M. G., 1991: The management the 4th European Congress of Ent­ o f reserves and protected areas. In: Literatur omology, Budapest, 299-302. The scientific management of tem­ Hampicke, U., 1991: Naturschutz-Öko­ perate communities for conserva­ Bauer, 5., 1994: Naturschutz und nomie. UTB-Ulmer, Stuttgart. tion, ed. by I. F. Spellerberg, F. B. Landwirtschaft. Angewandte Land­ Harper, J. L., 1977: Population biology Goldsmith, M. G. Morris, Blackwell schaftsökologie (Bundesamt für of plants. Academic Press, London. Scientific Publications, Oxford, Naturschutz) 3:1-104. Jedicke, £., 1994: Biotopverbund. Ul­ 323-348. Begon, M .; Harper, J. L.; Townsend, C. R., mer, Stuttgart. Poll's, G. A., 1994: Food webs, trophic 1991: Ö kologie. Birkhäuser, Basel. Kareiva, P, 1987: H abitat fra g m e n ta ­ cascades and community structure. Corbet, 5. A , 1995: Insects, plants and tion and the stability of predator- Austr.J. Ecol. 19:121-136. succession: advantages of long-term prey interactions. Nature 326: Russel, E. P, 1989: Enemies hypothesis: set-aside. Agriculture, Ecosystems & 388-390. A review of the effect of vegetatio- E nvironm ent 53: 201-217. Kaule, G., 1991: A rtenschutz in intensiv nal diversity on predatory insects Den Boer, P. J., 1990: The survival value genutzter Landschaft. Wissen­ and parasitoids. Environmental Ent­ of dispersal in terrestrial arthro­ schaftliche Beiträge Universität Hal­ om ology 18: 590-599. pods. Biological Conservation 54: le-Wittenberg 6: 386-397. Southwood, T. R. £., 1988: Tactics, stra­ 175-192. Kruess, A , 1995: Folgen der Lebens­ tegies, and templets. Oikos 52: Dempster, J. P, 1991: Fragmentation, raum-Fragmentierung für Pflanze- 3-18. isolation and mobility of insect po­ Herbivor-Parasitoid-Gesellschaften: Steffan-Dewenter, /.; Tscharntke, T, pulations. In: The conservation o f in­ Artendiversität und Interaktionen. 1994: Tagschmetterlinge als Indika­ sects and th e ir habitats, eds. N. M. Verlag Paul Haupt, Bern. toren für Ackerbrachen. M itt. Dtsch. Collins, J. A. Thomas. Academic Kruess, A ; Rohde, U., 1990: P flegepro­ Ges. allg. angew. Entom ol. (Jena Press, London, 143-154. blematik und Bestandsentwicklung 1993)9:75-78. Diamond, J. M.; May. R. M., 1981 : Island in den Naturschutzgebieten „Sand- Steffan-Dewenter, /.; Tscharntke, T, biography and the design of nature hausener Dünen". Carolinea 48: 1995: Wildbienen auf Ackerbra­ reserves. In: Theoretical ecology, ed. 109-120. chen: Bedeutung von Blütenange­ R. M. May. Blackwell Scient. Publ., Kruess, A ; Tscharntke, T, 1994a: Habi­ bot, Vegetation und Flächenalter. Oxford, 228-252. ta t fragm entation, species loss, and Mitt. Dtsch. Ges. allg. angew. Ento­ Gathm ann, A ; Tscharntke, T, 1993: Bie­ biological control. Science 264: mol. (Göttingen 1995) 10: 319-322. nen und Wespen in Nisthilfen auf 1581-1584. Steffan-Dewenter, /.; Tscharntke, T, eingesäten Flächen und selbstbe­ Kruess, A.; Tscharntke, T, 1994b: Iso­ 1996a: Early succession of butterfly grünten Brachen (Hymenoptera lierte Lebensräume haben weniger and plant communities on set-aside Aculeata). Verhandlungen der Ge­ Räuber: Die Parasitierung phyto- fields. Oecologia (in press). sellschaft für Ökologie (Zürich 1992) phager Insekten auf Rotklee- Inseln. Steffan-Dewenter, /.; Tscharntke, T, 22:53-56. M itt. Dtsch. Ges. allg. angew. Ento- 1996b: Profitieren Honigbienen Gathmann, A ; Greiler, H. J.; Tscharntke, mol. (Jena 1993) 9: 63-66. oder Wildbienen von der Flächen­ T, 1994: Trap-nesting bees and Kruess, A ; Tscharntke, T, 1995: Die stillegung in der Landwirtschaft? wasps colonizing set-aside fields: Fragmentierung von Lebensräumen Natur und Landschaft 6/96 (im Succession and body size, m anage­ und die Parasitierung phytophager Druck). ment by cutting and sowing. Oeco- Insekten. Mitt. Dtsch. Ges. allg. ang. Thomas, C. D.; Thomas, J. A ; Warren, M. logia 98: 8-14. Entomol. (Göttingen 1995) 10: S., 1992: Distributions of occupied Greiler, H. J., 1994: Insektengesellschaf­ 301-304. and vacant butterfly habitats in ten auf selbstbegrünten und einge­ Kuhnhenne, J.; Brandi, R.; Tscharntke, fragmented landscapes. Oecologia säten Ackerbrachen. Verlag Paul T, 1994: Genfluß zwischen isolierten 92: 563-567. Haupt, Bern. Populationen einer Halmfliegenart. Tscharntke, T, 1992a:. Cascade effects

71 Tscharntkeet al. ■ Die Flächenstillegung in der Landwirtschaft-eine Chance für Flora und Fauna der Agrarlandschaft?

among four trophic levels: Bird pre­ well Scientific Publications (in Wildbienen und Grabwespen - Pfle­ dation on galls affects density-de­ press). gemaßnahmen im Experiment. pendent parasitism. Ecology 73: Tscharntke, T; Greller, H. J., 1995: Insect Mitt. Dtsch. Ges. allg. angew. Ento­ 1689-1698. communities, grasses and grass­ m ologie 9: 697-701. Tscharntke, T., 1992b: Fragmentation of lands. Annual Review of Entomo­ Wesserling, J.; Tscharntke, T, 1995b: Phragm ites habitats, minimum via­ logy 40: 535-558. Das H eim findeverm ögen von Stech­ ble population size, habitat suitabi­ Weins, C, 1994: Flächenstillegung in immen und die Verinselung von lity, and local extinction of moths, der Landwirtschaft - eine Chance Lebensräumen. Mitt. Dtsch. Ges. midges, flies, aphids, and birds. Con­ für die Natur? Naturschutzbund-Po­ allg. angew. Entomol. (Göttingen servation Biology 6: 530-536. sition 6/94:1-6. 1995) 10:323-326. Tscharntke, T., 1995: Naturschutz in der Wesserling, J.; Tscharntke, T, 1993: In­ Westrich, R, 1989: Die Wildbienen Ba­ Agrarlandschaft. Mitt. Dtsch. Ges. sektengesellschaften an Knaulgras den-Württembergs. Ulmer, Stutt­ allg. angew. Entomol. (Gottingen {Dactylis glomerata): Der Einfluß gart. 1995) 10:21-30. von Saatgut-Herkunft und Habitat­ Tscharntke, T., 1996: Vertebrate effects typ. Verhandlungen der Gesell­ Anschrift der Verfasser on plant-invertebrate food webs. schaft für Ökologie (Zürich 1992) 22: In: Multitrophic interactions, eds. 351-354. Fachgebiet Agrarökologie P. G. Ayres, M. Begon, V. K. Brown, Wesserling, J.; Tscharntke, T, 1995a: Georg-August-Universität A. C. Gange, T. H. Jones, Black­ Habitatwahl von bodennistenden Waldweg 26 • 37073 Göttingen

Teilnehmerliste

Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Forschungsanstaltf. landwirtschaftl. Andreas Koopmann Anke Schrade Pflanzenbau Reckenholz Hof Möhr Postfach 137 Daniel Schaffner 29640 Schneverdingen 16203 Eberswalde-Finow FAP Reckenholz CH-8046 Zürich Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz Bezirksregierung Braunschweig Dr. Renate Strohschneider Forschungs- u. Studienzentrum Dez. 503 f. Landwirtschaft u. Umwelt Hof Möhr Ursula Zimmermann 29640 Schneverdingen Dr. Bärbel Gerowitt Postfach 3247 Am Vogelsang 6 Amt f. Agrarstruktur Aurich 38022 Braunschweig 37075 Göttingen Friedrich von Cölln Oldersumer Straße 48 Bundesamt für Naturschutz Dr. Thomas Frank 26603 Aurich Dr. Manfred Klein Baltzerstraße 3 Konstantinstraße 110 CH-3012 Bern Amt f. Agrarstruktur Braunschweig 53179 Bonn Rudolf Knust Hannelore Genuit-Leipold Ludwig-Winter-Straße 13 Wiesenkamp 5 Centre for Agriculture & Environment 31174 Schellerten 38120 Braunschweig Ernst Oosterveld Gesamthochschule Kassel Amt f. Agrarstruktur Braunschweig P.O.Box 10015 AG Ländl. Entwicklung FB 13 HerbertSaal NL-3505AA Utrecht like Marschall Ludwig-Winter-Straße 13 Gottschalkstraße 28 38120 Braunschweig Thomas Van Elsen In der langen Grund 2 34127 Kassel Amt f. Agrarstruktur Lüneburg 37217 Witzenhausen GfL Planungs- u. Ingenieur­ Roland Hausmann gesellschaft GmbH Bei der Ratsmühle 17 Heike Erchinger Gerber 21335 Lüneburg Henkestraße 5 Friedrich-Mißler-Straße 42 Bayerische Landesanstalt f. Bodenkultur 91054 Erlangen 28211 Bremen und Pflanzenbau Fachhochschule Eberswalde GfL Planungs- u. Ingenieur­ Dr. Werner Hilbig gesellschaft GmbH Menzinger Straße 54 Prof. Dr. Martin Frielinghaus 15374 Müncheberg Susanne Winkelmann 80638 München Postfach 347017 Dr. Burkhard Beinlich Fachhochschule Hildesheim 28339 Bremen Fuhlenstraße 9 FB Forstwirtschaft GfL Planungs- u. Ingenieur­ 37671 Höxter Ulrich Harteisen gesellschaft GmbH Büsgenweg 4 Harald Wedel Biologische Bundesanstalt f. Land- u. Forst­ 37077 Göttingen wirtschaft, Inst. f. Pflanzenschutz Friedrich-Mißler-Straße 42 Dr. Wolfgang Büchs 28211 Bremen Fachhochschule Osnabrück Messeweg 11-17 Prof. Dr. Dieter Rödel Ulrike Hagemann 38104 Braunschweig Süttorf 5 Am Krümpel 33 21398 Neetze Biologische Bundesanstalt f. Land- u. Forst­ 49090 Osnabrück wirtschaft Amtf. Umweltschutz Hannover Dr. Barbara Jütersonke Dipl.-Biol. Sieglinde Fink Dr. Antje Brink Stahnsdorfer Damm 81 Appelstraße 20 Hans-Böckler-Allee 1 14532 Kleinmachnow 30167 Hannover 30173 Hannover

72 NNA-Berichte 2/96

Dr. Heinrich Hofmeister Regierungspräsidium Magdeburg Dr. Thomas Stadler Willi-Plappert-Straße 5 Dr. Wolfgang Böttcher Masch 7 31137 Hildesheim Postfach 1960 31061 Alfeld 39009 Magdeburg Bezirksregierung Hannover Prof. Dr. Herbert Sukopp Dez. 503 Regierungspräsidium Magdeburg TU Berlin-Ökosystemforschung Ulrike Prüß Bernd Ohlendorf und Vegetationskunde Postfach 203 Postfach 1960 Schmidt-Ott-Straße 1 30002 Hannover 39009 Magdeburg 12165 Berlin Landwirtschaftskammer Hannover Min. f. Landwirtschaft, Naturschutz Hergund Bludszuweit Bezirksstelle Northeim u. Fischerei Thüringer Landesanstalt für Umwelt Dr. W. Wolfgang Arneke Directie Beheer Landbouwgroude Postfach 24 Teichstraße 9 Dirk de Boer 07745 Jena 37154 Northeim Engelse Kamp 6 NL-9722 AX Groningen Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle Prof. Dr. Heidrun Mühle Hubert lllig Min. f. Landwirtschaft, Naturschutz Berliner Straße 26 Postfach 2 u. Fischerei 04301 Leipzig 15926 Luckau Directie Beheer Landbouwgroude Justus-Liebig Uni Gießen Inst. f. angewandte Zoologie J. H. Bakker Engelse Kamp 6 Professur f. Landschaftsökologie Prof. Dr. Gerhard Kneitz Barbara Knickrehm An der Immenburg 1 NL-9722 AX Groningen Schloßgasse 7 53121 Bonn Nds. Ministerium f. Ernährung, 35390 Gießen Inst. f. Pflanzengenetik u. Kulturpflanzen Landwirtschaft und Forsten Rudolf Rantzau Uni Gießen Dr. Thomas Gladis Inst. f. Landschaftsökologie u. -planung Corrensstraße 3 Calenberger Straße 2 30169 Hannover Dr. Rainer Waldhardt 06466 Gatersleben Schloßgasse 7 Anette Most 35390 Gießen Inst. f. Pflanzengenetik u. Kulturpflanzen Bergstraße 65 Axel Diederichsen 04924 Bad Liebenwerda Georg-August-Universität Göttingen Corrensstraße 3 Fachgebiet Argrarökologie 06466 Gatersleben Naturschutzstation Buckow Prof. Dr. Teja Tscharntk Dr. Heinz Litzbarski Waldweg 26 Inst. f. Wildtierforschung an der Dorfstraße 34 37073 Göttingen Tierärztlichen Hochschule Hannover 14715 Buckow Egbert Strauß Uni Göttingen Bischofsholer Damm 15 Nds. Landesamt f. Ökologie Lehrstuhl f. Geobotanik 30173 Hannover Dipl.-Biol. Gisela Wicke Gundula Günter Scharnhorststraße 1 Untere Karspüle2 Inst. f. Wildtierforschung an der 30175 Hannover 37073 Göttingen Tierärztlichen Hochschule Hannover Nds. Landesamtf. Ökologie Carsten Weile Uni Göttingen - Inst. f. Pflanzenpathologie Bischofsholer Damm 15 Dr. Annemarie Schacherer u. Pflanzenschutz 30173 Hannover Scharnhorstraße 1 Adolf Kopp 30175 Hannover Grisebachstraße6 Hans-Christian Kläge Nds. Landesamtf. Ökologie 37077 Göttingen Bersteweg 18 Dr. Dietmar Zacharias 15926Luckau Uni Göttingen - Inst. f. Pflanzenpathologie Scharnhorstraße 1 u. Pflanzenschutz Dr. Hans Köhler 30175 Hannover Horst Henning Steinmann Frankert 17 Nds. Landesamtf. Ökologie Grisebachstraße 6 06667 Weißenfels Fachbehörde f. Naturschutz 37077 Göttingen Erich Bierhals Bayerisches Landesamt f. Umweltschutz Uni Göttingen - Inst. f. Pflanzenbau Scharnhorstraße 1 u. Züchtung Dr. Helmut Kriegbaum 30175 Hannover Rosenkavalierplatz 3 Dr. Susanne Schiink 81925 München Landkreis Oldenburg Von-Siebold-Straße 8 Georg Schinnerer 37075 Göttingen Landesamt für Umweltschutz Delmenhorster Straße 6 Uni Halle-Wittenberg - Institut f. Geobotanil Sachsen-Anhalt 27793 Wildeshausen Jörg Schuboth Armin Bischoff Reideburger Straße 47-49 Landkreis Ostholstein Neuwerk 21 06112 Halle Joachim Drigalski 06108 Halle Postfach 433 Uni Hannover - Inst. f. Pflanzenkrankheiten Landesanstalt f. Pflanzenschutz u. Anbau 23694 Eutin und Pflanzenschutz Albert Oesau Antje Lemke Essenheimer Straße 144 Dietmar Pilotek Herrenhäuser Straße 2 55128 Mainz Langenbrücker Mühle 2 91080 Uttenreuth 30419 Hannover Bezirksregierung Lüneburg Dr. Andreas Pölking Uni Hannover- Institut für Geobotanik Dez. 503 Königsberger Straße 31 Prof. Dr. Joachim Hüppe t Dr. Henning Kaiser 38159 Vechelde Nienburger Straße 17 21332 Lüneburg 30167 Hannover Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Michael Lütz Bonn Westarp Wissenschaften Hauptstraße 25 Bettina Frieben Eleonore Lischke 99100 Großfahner Katzenburgweg 3 Ühlichstraße 6 53115 Bonn 39108 Magdeburg Regierungspräsidium Magdeburg Bettina Blümner Joachim Schwarz Dr. Claudia W ulff Postfach 1960 Dompfaffstraße 140 Mittelstraße 4 39009 Magdeburg 91056 Erlangen 34474 Diemelstadt

73 Veröffentlichungen aus der NNA

- Renaturierung von Fließgewässern im nord­ Mitteilungen aus der NNA* deutschen Flachland - Der Kreisbeauftragte für Naturschutz im Spannungs­ 1. Jahrgang (1990) feld von Behörden, Verbänden und Öffentlichkeit Beitrag vom 3. Adventskolloquium der NNA Heft 1: (vergriffen) - Die Rolle der Zoologie im Naturschutz Seminarbeiträge zu den Themen Heft 7: Beiträge aus dem Fachverwaltungslehrgang - Naturnahe Gestaltung von Weg- und Feldrainen Landespflege für Referendare der Fachrichtung - Dorfökologie in der Dorferneuerung Landespflege aus den Bundesländern vom - Beauftragte für Naturschutz in Niedersachsen: 1. bis 5.10.1990 in Hannover Anspruch und Wirklichkeit - Bodenabbau: fachliche und rechtliche Grundlagen (Tätigkeitsbericht vom FÖJ 1988/89) 3. Jahrgang (1992) Heft 2: (vergriffen) Heft 1: Beiträge aus dem Fachverwaltungslehrgang Beiträge aus dem Seminar Landespflege (Fortsetzung) - Der Landschaftsrahmenplan: Leitbild und Zielkon­ - Landwirtschaft und Naturschutz zept, 14./15. März 1989 in Hannover - Ordnungswidrigkeiten und Straftaten im Naturschutz Heft 3: Seminarbeiträge zu den Themen Heft 2: Beiträge aus den Seminaren - Landschaftswacht: Aufgaben, Vollzugsprobleme - Allgemeiner Biotopschutz-Umsetzung des § 37 NNatG und Lösungsansätze - Landschaftsplanung der Gemeinden - Naturschutzpädagogik - Bauleitplanung und Naturschutz Aus der laufenden Forschung an der NNA Beiträge vom 3. Adventskolloquium der NNA - Belastung der Lüneburger Heide durch manöver­ - Natur produzieren - ein neues Produktionsprogramm bedingten Staubeintrag für den Bauern - Auftreten und Verteilung von Laufkäfern im - Ornithopoesie Pietzmoor und Freyerser Moor - Vergleichende Untersuchung der Libellenfauna im Heft4: Kunstausstellungskatalog „Integration" Oberlauf der Böhme Heft 5: (vergriffen) Helft Nordsee und Ostsee - Urlauber-Parlament Schleswig-Holstein - Bericht über 4. Jahrgang (1993) die 2. Sitzung am 24725. November in Bonn H eftl: Beiträge aus den Seminaren - Naturnahe Anlage und Pflege von Rasen- und 2. Jahrgang (1991) Wiesenflächen H e ftl: Beiträge aus dem Seminar - Zur Situation des Naturschutzes in der Feldmark - Das Niedersächsische Moorschutzprogramm - Die Zukunft des Naturschutzgebiets Lüneburger Heide -eine Bilanz-23724. Oktober 1990 in Oldenburg Sonderheft Heft 2: (vergriffen) „Einertrage des Anderen Last" 12782 Tage Soltau-Lüneburg- Beiträge aus den Seminaren - Obstbäume in der Landschaft Abkommen Heft 2: Beiträge aus dem Seminar - Biotopkartierung im besiedelten Bereich - Betreuung von Schutzgebieten u. schutzwürdigen Biotopen - Sicherung dörflicher Wildkrautgesellschaften - Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA Einzelbeiträge zu besonderen Themen - Tritt- und Ruderalgeseilschaften auf Hof Möhr - Die Hartholzaue und ihr Obstgehölzanteil - Eulen im Siedlungsgebiet der Lüneburger Heide - Der Bauer in der Industriegesellschaft - Bibliographie Säugetierkunde Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA Heft 3: Beiträge aus den Seminaren - Das Projekt Streuobstwiese 1988-1990 - Vollzug der Eingriffsregelung Heft 3: Beiträge aus dem Fachgespräch - Naturschutz in der Umweltverträglichkeitsprüfung - Feststellung, Verfolgung und Verurteilung von - Bauleitplanung und Naturschutz Vergehen nach MARPOLI, II und V Heft 4: Beiträge aus den Seminaren Beitrag vom 3. Adventskolloquium der NNA - Naturschutz bei Planung, Bau u. Unterhaltung von Straßen - Synethie und Alloethie bei Anatiden - Modelle der Kooperation zwischen Naturschutz und Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA Landwirtschaft - Ökologie von Kleingewässern auf militärischen - Naturschutz in der Landwirtschaft Übungsflächen Heft 5: Beiträge aus den Seminaren - Untersuchungen zur Krankheitsbelastung von Möwen aus Norddeutschland - Naturschutz in der Forstwirtschaft - Biologie und Schutz der Fledermäuse im Wald - Ergebnisse des „Beached Bird Survey" Heft 6: Beiträge aus den Seminaren Heft 4: (vergriffen) Beiträge aus den Seminaren - Positiv- und Erlaubnislisten - neue Wege im Artenschutz - Bodenentsiegelung - Normen und Naturschutz - Naturnahe Anlage und Pflege von Grünanlagen - Standortbestimmung im Naturschutz - Naturschutzgebiete: Kontrolle ihrer Entwicklung Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA und Überwachung - Die Pflanzenkläranlage der NNA- Betrieb und Unter­ Heft 5: Beiträge aus den Seminaren - Naturschutz in der Raumplanung suchungsergebnisse - Naturschutzpädagogische Angebote und ihre Nutzung durch Schulen 5. Jahrgang (1994) - Extensive Nutztierhaltung H eftl: Beiträge aus den Seminaren - Wegraine wiederentdecken - Naturschutz als Aufgabe der Politik Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA - Gentechnik und Naturschutz - Fledermäuse im NSG Lüneburger Heide - Untersuchungen von Rehwildpopulationen im Bereich der Lüneburger Heide Heft 6: (vergriffen) Beiträge aus den Seminaren * Bezug über die NNA; erfolgt auf Einzelanforderung. Alle - Herbizidverzicht in Städten und Gemeinden Hefte werden gegen eine Schutzgebühr abgegeben (je nach Erfahrungen und Probleme Umfang zwischen 5,-DM und 20,-DM). Veröffentlichungen aus der NNA

Heft 2: Beiträge aus den Seminaren Sonderheft (vergriffen) - Naturschutzstationen in Niedersachsen Biologisch-ökologische Begleituntersuchung zum Bau - Maßnahmen zum Schutz von Hornissen, Hummeln und Wespen und Betrieb von Windkraftanlagen - Endbericht • 124 Seiten - Aktuelle Themen im Naturschutz und in der Land­ schaftspflege Band 4(1991) Heft 3: Beiräge aus den Seminaren Heft 1: (vergriffen) - Naturschutz am ehemaligen innerdeutschen Grenz­ Einsatz und unkontrollierte Ausbreitung fremdländischer streifen Pflanzen - Florenverfälschung oder ökologisch bedenken- - Militärische Übungsflächen und Naturschutz los?/Naturschutz im Gewerbegebiet • 88 Seiten - Naturschutz in einer Zeit des Umbruchs Heft 2: (vergriffen) Naturwälder in Niedersachsen - Bedeutung, - Naturschutz im Baugenehmigungsverfahren Behandlung, Erforschung • 80 Seiten Heft 4: Beiträge aus den Seminaren - Perspektiven und Strategien der Fließgewässer- Band 5 (1992) Revitalisierung - Die Anwendung von GIS im Naturschutz Heft 1: Ziele des Naturschutzes - Veränderte Rahmenbedin­ Aus der laufenden Projektarbeit an der NNA gungen erfordern weiterführende Konzepte • 88 Seiten - Untersuchungen zur Fauna des Bauerngartens Heft 2: Naturschutzkonzepte für das Europareservat Dümmer- von Hof Möhr aktueller Forschungsstand und Perspektive • 72 Seiten Heft 3: Naturorientierte Abwasserbehandlung • 66 Seiten 6. Jahrgang (1995) Heft4: (vergriffen) Heft 1: Beiträge aus den Seminaren Extensivierung der Grünlandnutzung - - Zur Situation der Naturgüter Boden und Wasser in Technische und fachliche Grundlagen • 80 Seiten Niedersachsen - Projekte zum Schutz und zur Sanierung von Gewässer­ Sonderheft (vergriffen) landschaften in Norddeutschland Betreuung und Überwachung von Schutzgebieten • 96 Seiten - Nachwachsende Rohstoffe - letzter Ausweg oder letztes Gefecht Band 6 (1993) Heft 2: Beiträge aus den Seminaren Heft 1: Landschaftsästhetik - eine Aufgabe für den Naturschutz? - Bauleitplanung und Naturschutz • 48 Seiten - Situation der unteren Naturschutzbehörden - Aktuelle Fragen zum Schutz von Wallhecken Heft 2: „Ranger" in Schutzgebieten - Ehrenamt oder staatliche Heft 3: Beiträge aus den Seminaren Aufgabe? • 114 Seiten - Fördermaßnahmen der EU und Naturschutz Heft 3: Methoden und aktuelle Probleme der Heidepflege • - Strahlen undTürme-Mobilfunk und Naturschutz 80 Seiten - Alleen-Verkehrshindernisse oder kulturelles Erbe Band 7 (1994) Sonderheft Heft 1: Qualität und Stellenwert biologischer Beiträge zu 3. Landesausstellung - Natur im Städtebau, Duderstadt '94 Umweltverträglichkeitsprüfung und Landschafts­ Beiträge aus den Seminaren planung • 114Seiten - Umweltbildung in Schule und Lehrerausbildung Heft 2: Entwicklung der Moore • 104 Seiten - Landschaftspflege mit der Landwirtschaft Heft 3: Bedeutung historisch alter Wälder für den Naturschutz • - Ökologisch orientierte Grünpflege an Straßenrändern 159 Seiten Heft4: Ökosponsoring - Werbestrategie oder Selbstverpflich­ tung • 80 Seiten

Band 8 (1995) NNA-Berichte* Heft 1: Abwasserentsorgung im ländlichen Raum • 68 Seiten Heft 2: Regeneration und Schutz von Feuchtgrünland • 129 Seiten Band 1 (1988) Heft 1: (vergriffen) Band 9 (1996) Der Landschaftsrahmenplan • 75 Seiten Heft 1: Leitart Birkhuhn - Naturschutz auf militärischen Übungs­ Heft 2: (vergriffen) Möglichkeiten, Probleme und Aussichten flächen • 130 Seiten der Auswilderung von Birkwild (Tetraotetrix); Schutz und Heft 2: Flächenstillegung und Extensivierung in der Agrarland­ Status der Rauhfußhühner in Niedersachsen • 60 Seiten schaft-Auswirkungen auf die Agrarbiozönose 73 Seiten Band 2 (1989) Heft 1: Eutrophierung - das gravierendste Problem im Umweltschutz? • 70 Seiten Heft 2: 1. Adventskolloquium der NNA ■ 56 Seiten Heft 3: (vergriffen) Naturgemäße Waldwirtschaft und Natur­ schutz • 51 Seiten

Band 3 (1990) Heft 1: Obstbäume in der Landschaft/Alte Haustierrassen im norddeutschen Raum ■ 50 Seiten Heft 2: (vergriffen) Extensivierung und Flächenstillegung in der Landwirt­ * Bezug über die NNA; erfolgt auf Einzelanforderung. Alle schaft/Bodenorganismen und Bodenschutz • 56 Seiten Hefte werden gegen eine Schutzgebühr abgegeben (je nach Heft 3: Naturschutzforschung in Deutschland • 70 Seiten Umfang zwischen 5,-DM und 20,-DM).