Landschaftsplan Wunstorf

Auftraggeber Projektleitung Dipl.-Ing. D. Drangmeister Stadt Wunstorf Auftragnehmer Bearbeitung Dipl.-Ing. B. Blanke Planungsgruppe Landespflege Dipl.-Ing. D. Drangmeister Dipl.-Geol. J. Schramm Mitarbeiter Dipl.-Biol. B. Köther Dipl.-Biol. A. Suntrup (Faunistische Erfassungen Vögel) Dipl.-Biol. T. Wagner (Abia) Dipl.-Biol. D. Herrmann (Abia) (Faunistische Erfassungen Lurche) Dipl.-Biol. U. Lobenstein (Faunistische Erfass. Heuschrecken) Dr. T. Buck-Dobrick (Biolagu) Dipl.-Biol. R. Dobrick (Biolagu) (Faunistische Erfassungen Fledermäuse) Dipl.-Ing. J. Feder (Kartierung Flora und Vegetation) Hannover, im Oktober 2002

Kleine Düwelstraße 21 • 30171 Hannover • Tel. (0511) 2836820 • Fax (0511) 2836821 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Danksagung

Für mündliche Auskünfte und die Zurverfügungstellung von Daten bedanken wir uns bei

Herrn Dipl. Biol. T. BRAND (Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer), Herrn K.-H. GIROD (Naturschutzbeauftragter der Stadt Wunstorf, Ornithologe), und den MitarbeiterInnen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft, Wunstorf (Herrn NAGEL, Herrn KOCH, Frau WILKENING), Herrn Prof. Dr. R. LÖHMER (Tierökologe, TiHo Hannover), Herrn H. OOSTERWIJK (Ornithologe Barsinghausen), Herrn D. SCHLEGEL (Regionalbetreuer für Fledermausschutz des NLÖ). Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Inhalt

1 Planungsauftrag und Planungsrahmen ...... 1

2 Überblick über das Planungsgebiet ...... 3 2.1 Untersuchungs- und Planungsgebiet ...... 3 2.2 Naturräumliche Gliederung...... 3 2.3 Geologie ...... 4 2.4 Boden ...... 4 2.5 Relief ...... 5 2.6 Wasserhaushalt...... 5 2.6.1 Fließgewässer (vgl. Abb. 6)...... 5 2.6.2 Stillgewässer...... 7 2.6.3 Grundwasser ...... 7 2.7 Klima...... 7 2.8 Heutige potentielle natürliche Vegetation (HPNV) ...... 9 2.9 Nutzungsgeschichte der Landschaft...... 9

3 Bestandsaufnahme und Bewertung des gegenwärtigen Zustands von Natur und Landschaft ...... 13 3.1 Biotoptypen- und Nutzungskartierung...... 13 3.1.1 Methodik...... 13 3.1.2 Ergebnisse...... 13 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume ...... 23 3.2.1 Flora und Vegetation ...... 23 3.2.1.1 Methodik der Erfassung...... 23 3.2.1.2 Ergebnisse...... 23 3.2.2 Fauna ...... 29 3.2.2.1 Säugetiere...... 29 3.2.2.2 Vögel...... 32 3.2.2.3 Amphibien...... 41 3.2.2.4 Reptilien...... 43 3.2.2.5 Heuschrecken...... 44 3.2.2.6 Weitere Tiergruppen...... 48 3.2.3 Bewertung des Stadtgebietes für Arten und Lebensgemeinschaften...... 50 3.2.3.1 Bewertungsverfahren ...... 50 3.2.3.2 Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften ...... 51 3.2.3.3 Sonstige Bereiche mit Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften...... 52

I Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung ...... 55 3.3.1 Vielfalt, Eigenart und Schönheit als Bewertungskriterien für die Erholungseignung der Landschaft...... 55 3.3.2 Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes im Stadtgebiet ...... 56 3.3.2.1 Vorgehen...... 56 3.3.2.2 Kurzcharakteristik und Bewertung der einzelnen Landschaftsräume ...... 57 3.3.3 Wertvolle innerörtliche Freiflächen...... 67 3.3.4 Bewertung von baulichen Strukturen ...... 68 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft...... 71 3.4.1 Boden...... 71 3.4.1.1 Ertragsfähigkeit der Böden ...... 71 3.4.1.2 Bodenerosion durch Wasser und Wind...... 71 3.4.1.3 Torfzehrung...... 73 3.4.1.4 Verdichtungsgefährdung der Böden ...... 74 3.4.1.5 Bodengefährdung durch Schadstoffeinträge...... 74 3.4.1.6 Wichtige Bereiche Böden (vgl. Karte 5)...... 75 3.4.2 Oberflächengewässer...... 76 3.4.2.1 Ausbauzustand und Gewässergüte der Fließgewässer...... 76 3.4.2.2 Überschwemmungsgebiete ...... 84 3.4.2.3 Stillgewässer ...... 85 3.4.3 Grundwasser ...... 85 3.4.3.1 Grundwasserneubildung ...... 85 3.4.3.2 Empfindlichkeit des Grundwassers gegenüber Fremdstoffeinträgen...... 86 3.4.3.3 Konkrete Gefährdung des Grundwassers...... 86 3.4.4 Wichtige Bereiche Wasser (vgl. Karte 5)...... 87 3.4.5 Klima/ Luft...... 87 3.4.5.1 Wirkungs- und Ausgleichsräume...... 87 3.4.5.2 Wichtiger Bereich Klima ...... 88

II Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

4 Zielkonzept ...... 90 4.1 Übergeordnete Zielaussagen ...... 90 4.1.1 Zielaussagen des LRP...... 90 4.1.2 Weitere Zielaussagen aus übergeordneter Sicht...... 95 4.2 Zielkonzept aus lokaler Sicht ...... 96 4.2.1 Leitbild des Naturschutzes und der Landschaftspflege ...... 96 4.3 Lokales Handlungskonzept...... 104 4.3.1 Handlungsbedarf...... 104 4.3.2 Umsetzungsmöglichkeiten...... 104

5 Schutzgebiete und -objekte...... 107 5.1 Gebiete gemäß EU-Vogelschutzrichtlinie und EU-Flora-Fauna-Habitat- Richtlinie ...... 108 5.2 Naturschutzgebiete (§ 24 NNatG)...... 109 5.3 Landschaftsschutzgebiete (§ 26 NNatG)...... 112 5.4 Naturdenkmale (§ 27 NNatG)...... 116 5.5 Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 28 NNatG) ...... 116 5.6 Besonders geschützte Biotope (§ 28a NNatG)...... 121 5.7 Besonders geschütztes Feuchtgrünland (§ 28b NNatG) ...... 123

6 Kompensationsflächenkonzept ...... 125

7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen...... 131 7.1 Maßnahmen für schutzwürdige Teile von Natur und Landschaft...... 131 7.1.1 Grünland ...... 131 7.1.2 Fließgewässer ...... 132 7.1.3 Stillgewässer...... 133 7.1.4 Hochmoore und gehölzfreie Niedermoore/Sümpfe...... 134 7.1.5 Heiden und Magerbiotope ...... 134 7.1.6 Wälder ...... 134 7.2 Maßnahmen für sonstige Teile von Natur und Landschaft...... 135 7.2.1 Anreicherung der Feldflur mit Gehölzen...... 136 7.2.2 Anreicherung der Feldflur mit Rainen und Ackerrandstreifen...... 136 7.2.3 Beachtung des Grundwasserschutzes bei der Bewirtschaftung...... 137 7.2.4 Beachtung des Bodenschutzes bei der Bewirtschaftung ...... 137 7.2.5 Sonstige Maßnahmen ...... 138 7.3 Maßnahmen der Erholungsvorsorge ...... 139 7.4 Maßnahmen des besonderen Artenschutzes...... 141 7.4.1 Maßnahmen für Pflanzenarten...... 141 7.4.1.1 Hochgradig gefährdete und seltene Arten naturnaher Biotope...... 141 7.4.1.2 Ackerwildkräuter ...... 142

III Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

7.4.1.3 Mauerpflanzen ...... 142 7.4.1.4 Ruderalpflanzen ...... 143 7.4.2 Maßnahmen für Tierarten...... 144 7.4.2.1 Fledermäuse ...... 144 7.4.2.2 Feldhamster...... 146 7.4.2.3 Weißstorch ...... 146 7.4.2.4 Rastvögel der Bördeäcker...... 147

8 Berücksichtigung von Naturschutz und Landschaftspflege bei der Siedlungsentwicklung ...... 149 8.1 Erhalt und Entwicklung innerörtlicher Grünstrukturen ...... 149 8.1.1 Grünflächen, Bestand und Planung ...... 149 8.1.2 Innerörtliche Freiflächen mit besonderer Funktion für Natur und Landschaft ...... 150 8.1.3 Entwicklung weiterer innerörtlicher Grünstrukturen ...... 151 8.2 Erhalt und Entwicklung von Ortsrändern...... 151 8.2.1 Erhalt landschaftsbildprägender Ortsränder...... 151 8.2.2 Eingrünung von Ortsrändern, Gestaltung von Ortseingangssituationen ...... 151 8.3 Lenkung und Begrenzung der Siedlungsentwicklung...... 152 8.3.1 Absehbare Siedlungsentwicklung, maximale Bebauungsgrenzen ...... 152 8.3.2 Städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten...... 153 8.3.2.1 Kriterien der Konfliktdichte...... 153 8.3.2.2 Entwicklungsmöglichkeiten der einzelnen Ortsteile ...... 156 8.4 Hinweise für die Flächennutzungsplanung ...... 158 8.5 Hinweise zur Eingriffsregelung bei der Bauleitplanung...... 159

Literatur...... 161 Anhang

IV Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tabellenverzeichnis Tab. 1 Langjährige Klimadaten (Mittelwerte bzw. Jahressummen) aus den Beobachtungsjahren 1951-1980 der Wetterstation Langenhagen (aus: IBU 1995 verändert; Quelle: DWD 1990)...... 8 Tab. 2 Nach § 28 a, b NNatG besonders geschützte Biotoptypen im Stadtgebiet Wunstorf (Stand 22.8.96)...... 14 Tab. 3 Die Anzahl der im Stadtgebiet Wunstorf gefundenen Gefäßpflanzenarten mit Rote Liste-Status...... 24 Tab. 4 Gefährdete und/ oder seltene Pflanzengesellschaften im Stadtgebiet Wunstorf (Stand 22.8.1996)...... 26 Tab. 5 Vorkommen gefährdeter Säugetierarten im Stadtgebiet Wunstorf (Stand Oktober 1997)...... 30 Tab. 6 Gefährdete Brutvögel und weitere wichtige Indikatorarten im Stadtgebiet Wunstorf ...... 34 Tab. 7 Brutentwicklung des Weißstorches im Wunstorfer Stadtgebiet und Randbereiche (aktualisiert in 2/2002)...... 36 Tab. 8 Vorkommen der Amphibienarten im Stadtgebiet von Wunstorf ...... 43 Tab. 9 Vorkommen der Reptilienarten im Stadtgebiet Wunstorf...... 44 Tab. 10 Im Stadtgebiet Wunstorf nachgewiesene Heuschreckenarten (Stand 9/1996)...... 46 Tab. 11 Vorkommen der Fischarten im Stadtgebiet Wunstorf ...... 49 Tab. 12 Wertvolle innerörtliche Freiflächen...... 67 Tab. 13 Potentielle Erosionsgefährdung der Mineralböden durch Wasser (EfW) in Abhängigkeit von Bodenart und Hangneigung (aus Müller 1997) ...... 71 Tab. 14 Potentielle Gefährdung der Mineralböden durch Wind (EfA) (*t, u, l = alle Bodenarten der Hauptgruppe Ton, Schluff, Lehm). Aus Müller 1997 ...... 72 Tab. 15 Aktuelle Erosionsgefährdung der Böden durch Wasser oder Wind in Abhängigkeit von der Nutzung (nach Capelle und Lüders 1981, in: NLFB 1990, verändert) ...... 73 Tab. 16 Kfz-Emissionen und ihre Reichweite...... 74 Tab. 17 Gütegliederung der Fließgewässer nach Saprobienindex (nach Meyer 1983)..... 76 Tab. 18 Kriterien für die Bewertung des ökologischen Zustands von Fließgewässern (Brunken 1986; in: Rasper et al. 1991, S. 18ff) ...... 77 Tab. 19 Abflusswerte der in Wunstorf (Beobachtungszeitraum 1979-1990)...... 80 Tab. 20 Abflusswerte der Südaue am Pegel Düendorf (Beobachtungszeitraum 1979- 1990; Stawa Hildesheim 1993) ...... 82 Tab. 21 Naturschutzgebiete nach §24 NNatG – Planungsvorschläge ...... 110 Tab. 22 Landschaftsschutzgebiete – Bestand ...... 113

V Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 23 Landschaftsschutzgebiete nach § 26 NNatG – Bestand und Planungsvorschläge ...... 114 Tab. 24 Naturdenkmale nach § 27 NNatG – Bestand und Planungsvorschlag ...... 118 Tab. 25 Geschützte Landschaftsbestandteile nach § 28 NNatG –Planungsvorschläge... 119 Tab. 26 Kompensationsflächen...... 128 Tab. A1 Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Niedersachsens im Stadtgebiet Wunstorf (Stand 22.8.96). Quellen: PGL 1993 und 1995, eigene Erhebungen 1996, Pflanzenartenkataster des NLÖ...... 2 Tab. A2 Ergebnisse der Fledermauserfassung (BIOLAGU 1997) ...... 8 Tab. A3 Gesamtartenliste der Brutvögel im Stadtgebiet Wunstorf (Quellen: PGL 1993 und 1995, ÖSSM unveröff., Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Kreisgruppe Steinhuder Meer, eigene Erhebungen 1997)...... 9 Tab. A4 Amphibiennachweise...... 13 Tab. A5 Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften...... 13

Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Untersuchungs- und Planungsgebiet Abb. 2a Naturräumliche Gliederung Abb. 2b Landschaftsräume Abb. 3 Geologie Abb. 4 Bodentypen Abb. 5 Relief Abb. 6 Überblick: Fließ- und Stillgewässer Abb. 7 Grundwasser Abb. 8 Heutige potentielle natürliche Vegetation Abb. 9 Bestandsentwicklung und räumliche Verteilung des Weißstorches im Land- kreis Hannover ...... 40 Abb. 10 Raumnutzung der Weißstörche an der ”Unteren ” im Jahre 1985...... 41 Abb. 11 Bodenerosion Abb. 12 Bewertung des ökologischen Zustands von Fließgewässern nach Brunken ...... 100 Abb. 13 Grundwasserbeschaffenheit und -gefährdung Abb. 14 Nitratauswaschungsgefährdung Abb. 15 Filtereigenschaften des Bodens gegenüber Schwermetallen Abb. 16 Verfahrensablauf zum Auffinden der Wirkungsräume im Plangebiet eines LRP oder LP...... 119

VI Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Abb. 17 Verfahrensablauf zur Abgrenzung der potentiellen Ausgleichsräume im Plangebiet eines LRP oder LP ...... 119 Abb. 18 Klimafunktionskarte Verzeichnis des Anhangs Tab. A1 Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Niedersachsens im Stadtgebiet Wunstorf ...... 1 Tab. A2 Ergebnisse der Fledermauserfassung ...... 7 Abb. A1 Fledermäuse Tab. A3 Gesamtartenliste der Brutvögel im Stadtgebiet Wunstorf...... 11 Tab. A4 Amphibiennachweise...... 15 Tab. A5 Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften...... 16

VII Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Kartenverzeichnis Karte 1 Biotoptypen, Nutzungen und Vegetation (1: 10.000) (NW, NO, SW, SO) Karte 2 Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften (1: 10.000) (NW, NO, SW, SO) Karte 3 Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft (1: 10.000) Karte 4 Oberflächengewässer (1: 25.000) Karte 5 Für Boden, Wasser, Klima/ Luft wichtige Bereiche (1: 25.000) Karte 6 Leitbild des Naturschutzes und der Landschaftspflege (1: 25.000) Karte 7 Vorgaben aus übergeordneter Sicht des Naturschutzes (1: 25.000) Karte 8 Schutzgebietssystem (1: 25.000) Karte 9 Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung aus landschaftsplanerischer Sicht (1: 25.000) Karte 10 Ziele und Maßnahmen (1: 10.000)

VIII

1 Planungsauftrag und Planungsrahmen

Der Landschaftsplan als gemeindliche Aufgabe Der Landschaftsplan stellt das zentrale örtliche Instrument von Naturschutz und Landschafts- pflege dar und ist nach den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes sowie des Nieder- sächsischen Naturschutzgesetzes zu erstellen. Mit einem qualifizierten Landschaftsplan setzen Gemeinden ihre Verantwortung für Naturschutz- und Umweltschutzbelange als Aufgabe des eigenen Wirkungskreises um. Denn nach § 6 des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes ar- beiten Gemeinden, „soweit dies zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege erforderlich ist”, Landschaftspläne zur Vorbereitung ihrer Bauleitplanung aus. Ferner dient der Landschaftsplan der Gemeinde der Vorbereitung von Geschützten Land- schaftsbestandteilen (nach § 28 NNatG). Innerhalb der Region Hannover können Kommunen zudem Aufgaben der Unteren Naturschutzbehörde übernehmen, nämlich die Zuständigkeit für besonders geschützte Biotope (§ 28 a NNatG), für besonders geschütztes Feuchtgrünland (§ 28 b NNatG) und über Naturdenkmale (§ 27 NNatG). Die Stadt Wunstorf hat diese Aufga- ben zum 1.1.2002 übernommen. Die Erfassung und Sicherung dieser Bereiche und Objekte kann ebenfalls mit Hilfe des Landschaftsplanes erfolgen. Über den Landschaftsplan sollen zudem die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Entscheidungen, die Nut- zungen im Aufgabenbereich der Gemeinden betreffen (z. B. Gemeindestraßenbau, Abwasser- beseitigung, Erholung etc.), Berücksichtigung finden. Der Landschaftsplan ist ein gutachtlicher Fachplan und trifft flächendeckende Aussagen für das gesamte Gemeindegebiet. Eine Verbindlichkeit dieser Aussagen kann beispielsweise durch Übernahme in den Flächennutzungsplan oder durch den Erlass einzelner Satzungen (als Geschützte Landschaftsbestandteile nach § 28 NNatG u. a.) erreicht werden. Die Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege werden in §§ 1 und 2 des Naturschutz- gesetzes beschrieben. Oberstes Ziel ist die nachhaltige Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes als Lebensgrundlage des Menschen und als Voraussetzung für seine Erho- lung in Natur und Landschaft (§ 1 Abs. 1 NNatG). Nachhaltig gesichert werden sollen im ein- zelnen die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft. Dies entspricht auch den Zielen der 1992 in Rio de Janeiro verabschiedeten Agenda 21, die weltweit – und zugleich überall vor Ort – Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung anstoßen soll. Inhaltlich ist der Landschaftsplan aus dem Landschaftsrahmenplan abzuleiten, „damit auch auf lokaler Ebene die regionalen und landesweiten Ziele des Naturschutzes beachtet werden”. (NLVA 1989, S. 56). Die Aussagen des Landschaftsrahmenplanes sind aus lokaler Sicht zu ergänzen.

Auftrag für den Landschaftsplan Wunstorf Die Stadt Wunstorf gehört zum Landkreis Hannover und liegt ca. 20 km westlich der Lan- deshauptstadt. Das Gemeindegebiet umfasst etwa 12.560 Hektar; hier leben 41.804 Einwoh- ner (Stand 1.6.2002; STADT WUNSTORF). Der Ortsteil Wunstorf ist im Regionalen Raumord- nungsprogramm (RROP 1996) als Mittelzentrum dargestellt. Im März 1996 hat die Stadt Wunstorf der Planungsgruppe Landespflege den Auftrag zur Er- stellung eines Landschaftsplanes erteilt. Es wurde zunächst eine Bestandsanalyse für Arten und Lebensgemeinschaften erarbeitet (PGL 1997). In diesem Zusammenhang wurden um-

1 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 fangreiche Kartierungen von Biotopen sowie Tier- und Pflanzenarten durchgeführt (s. Kap. 3.1.u. 3.2). Im Dezember 1999 beauftragte die Stadt Wunstorf die Planungsgruppe Landes- pflege, den Landschaftsplan fertig zu stellen, was im wesentlichen folgende Arbeitsschritte umfasst: Die Bestandsanalyse ist um die Bereiche Landschaftsbild und Boden, Wasser, Kli- ma/ Luft zu erweitern. Leitbild und Zielvorstellungen sind zu entwickeln sowie planerische Maßnahmen auszuarbeiten und in Text und Karte darzustellen. Als ein Schwerpunkt der Pla- nung ist das Kompensationsflächen-Konzept zu sehen, das bei zukünftigen Vorhaben der Siedlungserweiterung die Abwicklung der Eingriffsregelung erleichtern soll. Die Planung wird begleitet durch einen Arbeitskreis, bestehend aus Vertretern der Natur- schutzverbände und -behörden, der Land- und Forstwirtschaft sowie von Politik und Verwal- tung der Stadt Wunstorf.

2 Kapitel 2 Überblick über das Planungsgebiet

2 Überblick über das Planungsgebiet

2.1 Untersuchungs- und Planungsgebiet Das Untersuchungsgebiet ist in Abb. 1 dargestellt. Es umfasst das Stadtgebiet Wunstorf mit Ausnahme der Wasserfläche des Steinhuder Meeres und des militärischen Sicherheitsberei- ches „Fliegerhorst“.

2.2 Naturräumliche Gliederung Das Stadtgebiet Wunstorf liegt im Grenzbereich zweier naturräumlicher Regionen – Geest und Börde -; es gliedert sich in drei Naturräume und 5 naturräumliche Einheiten. Gliederung und Abgrenzungen sind in Abb. 2a dargestellt (Darstellung und nachfolgende Beschreibung nach MEISEL 1969). Der Süden des Stadtgebietes gehört zum Naturraum Calenberger Lössbörde, naturräumliche Einheit Kirchwehrener Hügelland. Das Kirchwehrener Hügelland ist von Flachwellen und Hügeln geprägt und von Niederungen (hier: Südaue) durchzogen. Die Grundmoränen- bzw. Kreideschichten werden von einer relativ dünnen Lössschicht überdeckt, die in einem Streifen südlich des Mittellandkanals auch ganz fehlt. Der zentrale Bereich des Stadtgebietes gehört zum Naturraum Bückebergvorland, naturräum- liche Einheit Wunstorfer Lehmplatten (ebenfalls naturräumliche Region Börden). Als „Wuns- torfer Lehmplatten“ wird ein flachwelliges Geschiebelehmplateau bezeichnet, dass zum größ- ten Teil von einer dünnen Lössschicht überzogen ist; teilweise (zwischen Wunstorf und Gro- ßenheidorn) steht auch reiner Geschiebelehm an. Der Bereich wird von den Niederungen der West- und Südaue mit entsprechenden Auenablagerungen durchzogen. Der Südwesten wird der naturräumlichen Einheit Sachsenhagener Hügelland (Naturraum Bü- ckebergvorland, naturräumliche Region Börden) zugerechnet. Die Einheit besteht aus einer schwach gewellten Grundmoränenplatte mit anstehendem Geschiebelehm, die von zahlrei- chen breiten, stark verästelten Niederungen (hier: , Westaue und Osterriehe) durchzogen ist. Nördliche, westliche und östliche Randbereiche des Stadtgebietes zählen zur naturräumlichen Region -Aller-Flachland, Naturraum Hannoversche Moorgeest. Die Grenze zwischen den naturräumlichen Regionen hat eine erhebliche Bedeutung für naturschutzfachliche Be- wertungen. Beispielsweise wird ein Teil der Rote-Liste-Arten nur jeweils im Flachland (Moorgeest) oder im Hügelland (Börden) als gefährdet eingestuft. Die im Nordwesten des Stadtgebietes liegende, flache, grundwassernahe, das Steinhuder Meer enthaltende Niederung wird als naturräumliche Einheit Steinhuder Meer-Niederung bezeich- net. Die terrestrischen Bereiche stellen sich als Hoch- und Niedermoore dar, die überwiegend anthropogen stark verändert wurden (Entwässerung, Torfabbau, Grünlandnutzung). Der Osten des Stadtgebietes wird von der Leineniederung (naturräumliche Einheit Neustadt- Stöckener Leinetal) eingenommen. Die Auenböden sind hier sandiger und basenärmer und durch höhere Grundwasserstände gekennzeichnet als im Bereich der Börden südlich von Han- nover.

3 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Aus den naturräumlichen Einheiten werden „Landschaftsräume“ entwickelt, die als Planungs- einheiten der Gliederung und Systematisierung der landschaftsplanerischen Aussagen dienen. Es werden insgesamt die folgenden 9 Landschaftsräume gebildet (s. Abb. 2b): • Moorniederung am Ostufer des Steinhuder Meeres (Landschaftsraum 1) • Moorniederung am Südufer des Steinhuder Meeres (Landschaftsraum 2) • Luther Leinetal (Landschaftsraum 3) • Fliegerhorst und Randbereiche (Landschaftsraum 4) • Tienberg/ Hohenholz (Landschaftsraum 5) • Siedlungsbereich Wunstorf/ Luthe (Landschaftsraum 6) • Agrarlandschaft südlich Wunstorf (Landschaftsraum 7) • Kolenfelder Lössbörde (Landschaftsraum 8) • Bokeloher Niederungen (Landschaftsraum 9)

2.3 Geologie Der geologische Aufbau des Stadtgebietes ist in Abb. 3 dargestellt. Alle liegenden Formatio- nen sind quartären Ursprungs. Während der Saale-Kaltzeit überzogen Inlandgletscher das Ge- biet und hinterließen Geschiebelehme und -mergel (G), sandig-kiesige Schmelzwasserablage- rungen (S) und Flugsande (F), die noch heute die Bereiche südlich Großenheidorn, nördlich Kolenfeld und bei Idensen prägen. In der folgenden eisfreien Weichsel-Kaltzeit wurde der Bördebereich mehr oder weniger stark von einer Schicht aus Löss (L) oder Lösslehm (Ls) überdeckt. Sie prägen den zentralen und den südlichen Bereich des Stadtgebietes. Im Leinetal brachte das fließende Wasser sandig- kiesige Ablagerungen (W) hervor. Nach dem Ende der Eiszeit – im Holozän – bildeten sich in den Niederungen der , West- und Südaue sowie Osterriehe mehr oder weniger mächtige Auenablagerungen (A) aus Schluff, Sand oder Lehm. In der Steinhuder Meer-Niederung setzte die Moorbildung ein. In der Folgezeit entwickelten sich ausgedehnte Niedermoore (N). Später entwickelten sich Hochmoore (H) auf dem Niedermoorkörper: inselartig das Hagenburger Moor sowie in Rand- lage zur höheren Geest das Wunstorfer Moor. Das Kaliwerk Bokeloh nutzt einen Salzstock, der von Südost nach Nordwest längs durch das Stadtgebiet verläuft.

2.4 Boden Die Verteilung der Bodentypen im Stadtgebiet Wunstorf ist in Abb. 4 dargestellt. Grundlage ist die digitale Bodenübersichtskarte des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenfor- schung/ NLfB (BÜK 50). Auf Grund der vielfältigen geologischen (von basenreichen Schluf- fen und Lehmen über basenarme Sande bis zu Mooren) und hydrologischen Ausgangsbedin- gungen kommen im Stadtgebiet 9 Gruppen von Bodentypen vor: Gley, Auenboden, Nieder-

4 Kapitel 2 Überblick über das Planungsgebiet moor, Hochmoor, Podsol, (Podsol-)Ranker, Pseudogley, Braunerde und Parabraunerde. Dazu kommen noch anthropogene Böden wie Tiefumbruch auf Hochmoor und Auftragsboden. Gleyböden durchziehen das Stadtgebiet entlang der Fließgewässer (Osterriehe, Westaue, Lehmbüntegraben u.a.). Großflächige Bereiche mit Gleyen gibt es südlich Wunstorf (Niede- rung Barne) und am Luther Forst. Auenböden kennzeichnen die Niederungen der Rodenber- ger Aue, Westaue (oberhalb Bokeloh), Südaue und Alte Südaue sowie der Leine. Die überwiegend als Grünland genutzten Niedermoorböden kennzeichnen die Ufer des Stein- huder Meeres und einen bis zu 2 km breiten Gürtel um den Binnensee herum. Außerdem sind im Niederungsbereich des Steinhuder Meeres Hochmoorböden anzutreffen. Sie sind zumeist anthropogen stark verändert (durch Entwässerung und Handtorfstich). In einem kleinen Teil des Wunstorfer Moores (an der nördlichen Stadtgrenze) wurde durch Tiefumbruch aus dem Hochmoor ein neuer Bodentyp (Torf und Sand in Schräglagen) geschaffen. Podsolböden finden sich als schmaler Streifen am Südrand der Steinhuder Meer-Niederung; sie markieren hier die Grenze der Geest zwischen „Flachland” und „Hügelland” (s. Kap. 2.1).

2.5 Relief Das Stadtgebiet Wunstorf ist durch ein flachwelliges Relief geprägt (Abb. 5). Die Steinhu- der Meer-Niederung mit dem See selbst und den angrenzenden Mooren stellen mit etwa 38 bis 40 mNN die tiefste Zone dar. Die Talungen der Leine, West- und Südaue durchziehen als breite Rinnen das Stadtgebiet mit Höhen zwischen 40 und 45 mNN. Zwischen Steinhuder Meer und Westaueniederung erstreckt sich eine Höhenzug mit Höhen zwischen 50 und 70 mNN. Hier liegt auch die höchste natürliche Erhebung Wunstorfs, der 79,2 m hohe Tienberg. Südwestlich der Ortslage Wunstorf steigt das Gelände leicht an, die Höhen liegen zwischen 50 und 60 m.

2.6 Wasserhaushalt

2.6.1 Fließgewässer (vgl. Abb. 6) Die Mitte und der Süden des Wunstorfer Stadtgebietes gehören zum Einzugsbereich der Lei- ne. Der Bereich des Luther Genossenschaftsforsts wird über mehrere kleine Gräben über den Holtmaschgraben direkt in die Leine entwässert. Alle weiteren Abflüsse aus dem Zentrum und dem Süden erfolgen über die Westaue in die Leine. Fließgewässer und Gräben im nördli- chen Stadtgebiet münden im Steinhuder Meer oder in seinem Abfluss, dem Meerbach, der letztlich in die Weser entwässert. Danach ist die aus südwestlicher Richtung kommende Westaue, die im Nordosten bei Borde- nau in die Leine mündet, das bedeutsamste Fließgewässer im UG. Die Westaue entsteht an der Stadtgrenze bei Mesmerode aus dem Zusammenfluss der von Süden kommenden, stre- ckenweise naturnahen Rodenberger Aue und der von Westen kommenden Sachsenhagener Aue. Die Westaue ist im UG insgesamt stark ausgebaut. Nur im nördlichsten Abschnitt – von der Brücke in Blumenau bis zur Mündung – ist die Westaue nicht mehr durchgehend mit Steinschüttungen befestigt, hier wird auch ihr Überschwemmungsbereich etwas breiter. In-

5 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 nerhalb der Ortslage Wunstorf ist der Fluss eingedeicht, um die Hochwässer (auch von der Südaue) gefahrlos ableiten zu können. Im Südwesten des Stadtgebiets stellt die ganzjährig wasserführende Osterriehe einen wichti- gen Zufluss der Westaue dar. Sie ist grabenartig ausgebaut. Die Osterriehe hat zwei Zuflüsse: den ausgebauten Seegraben und die mäßig ausgebaute Brunsaue. Beide fallen zumindest in den Oberläufen regelmäßig trocken. Der ganzjährig wasserführende Mordgraben fließt parallel zur Westaue. Auf Höhe des Kali- werkes Bokeloh erhält er einen Zulauf aus der Westaue und wird zum schnellfließenden, al- lerdings naturfernen Bach. In die Westaue mündet die aus dem Deistervorland kommende Südaue, die alle Deisterab- flüsse nach Norden aufnimmt, die Calenberger Lössbörde von Ost nach West durchzieht und gliedert und sich vor Wunstorf verzweigt: in einen nach Norden direkt in die Westaue mün- denden abflussstärkeren Arm, die Neue Südaue, die in den 70er Jahren künstlich angelegt wurde, und in den ursprünglichen, nach Nordosten durch den Ort fließenden, abflussschwä- cheren, die Alte Südaue. Die Neue Südaue mündet zwischen Bokeloh und Wunstorf, die Alte Südaue bei Blumenau in die Westaue. Die künstlich angelegte Neue Südaue durchfließt ein trapezförmiges Gewässerbett und besitzt eine sandig-kiesige Sohle. Ihre Ufer sind im UG weitgehend gehölzfrei. Die Alte Südaue stellt sich streckenweise aufgrund des Verlaufes und der Uferstrukturen (teilweise mit bachbegleitenden Ufergehölzen) relativ naturnah dar. Seit Bau der Neuen Süd- aue fehlt dem Bach die natürlich Dynamik, bei Niedrigwasser präsentiert er sich als nahezu stehendes Gewässer, die Sohle ist stark verschlammt. Neben den natürlichen Fließgewässern befinden sich im UG zwei größere, fast ständig was- serführende Gräben: Der Lehmbüntegraben – an einer älteren Terrassenkante der Leine ge- legen – kommt aus Luthe und mündet östlich von Liethe in die Westaue. Der Darkhorstgra- ben hat seinen Ursprung südlich der Kläranlage Luthe und mündet in den Lehmbüntegraben. Beide Gewässer sind aufgrund ihrer künstlichen Gewässerstruktur und fehlender Gehölze als naturfern einzustufen. Der Idenser Graben nimmt das Wasser aus dem Bereich östlich Idensen auf; er floss ehe- mals in die Westaue, in seinem zwischenzeitlich ausgebauten Gewässerbett fließt heute die Neue Südaue. Der noch vor wenigen Jahren kurvige Verlauf des Idenser Grabens knapp ober- halb der Mündung in die Südaue ist in jüngster Zeit begradigt worden. Der ständig wasserfüh- rende Haster Bach kommt aus dem Haster Forst und fließt nur eine kurze Strecke im Stadt- gebiet. Die im Trapezprofil angelegten Fließgewässer Barnegraben und Oberer Barnegraben ent- wässern den zentralen Bereich südlich Wunstorf mit relativ hoch anstehendem Grundwasser in die Südaue. Bei Kolenfeld münden der Ortsvorfluter Holtensen und im Bereich der Mülldeponie der Graben am Faulensee in die Südaue. Beide Gräben führen nur geringe Abflüsse und fallen immer wieder trocken. Die Grünlandbereiche am Steinhuder Meer werden durch die Großenheidorner Beeke bzw. durch den Südbach, der dem Meerbach zufließt, entwässert.

6 Kapitel 2 Überblick über das Planungsgebiet

Westaue, Südaue, Lehmbüntegraben und Darkhorstgraben sind Gewässer II. Ordnung und werden vom Unterhaltungsverband Nr. 53 („West- und Südaue“), letzterer vom Unterhal- tungsverband Nr. 54 („Untere Leine“) unterhalten. Die übrigen kleinen Gräben stellen Ge- wässer III. Ordnung dar. Darüber hinaus befinden sich im Gebiet mehrere kleinere und größere Gräben, die vornehm- lich der landwirtschaftlichen Entwässerung dienen, teilweise nur sporadisch Wasser führen (nicht in der Karte dargestellt). Nicht aufgenommen wurden die Gräben in den Naturschutz- gebieten am Steinhuder Meer. Die Wasserläufe korrespondieren mit dem Grundwasser, d.h. ihr Abflussverhalten ist in nie- derschlagsarmen Zeiten durch Grundwasserzufluss bestimmt.

2.6.2 Stillgewässer Natürliche Stillgewässer sind – mit Ausnahme weniger Altwässer und Kolke in der Leineaue - im Untersuchungsgebiet kaum vorhanden. Die heute existierenden ca. 70 Teiche sind ganz überwiegend auf menschliche Tätigkeit zurückzuführen. Sie wurden als Fisch-, Feuerlösch- und Klärteiche, als Regenrückhaltebecken und Hafenanlagen angelegt oder entstanden im Rahmen von Bodenabbaumaßnahmen. Abbildung 6 zeigt die Stillgewässer im Überblick.

2.6.3 Grundwasser Das Grundwasser bewegt sich vom aus in nördlicher Richtung durch das Stadtgebiet. Es bewegt sich überwiegend in den saaleeiszeitlichen Sand- und Kiesschichten des Unter- grunds, während die anstehenden Löss- und Geschiebelehmschichten kaum durchflossen wer- den. Das Steinhuder Meer stellt eine Senke für das Grundwasser dar; hier tritt es an die Ober- fläche. Im größten Teil des Stadtgebietes ist das Grundwasser relativ oberflächennah anzutreffen. Im Bereich des Höhenzuges zwischen Mesmerode und Poggenhagen sowie unter den Kuppenla- gen bei Kolenfeld liegen die grundwasserführenden Schichten allerdings 10-20 m und mehr unter der Geländeoberfläche (vgl. Abb. 71).

2.7 Klima Das Stadtgebiet Wunstorf befindet sich im Übergangsbereich zwischen maritimem und konti- nentalem Klima, wobei – gemessen an den durchschnittlichen Klimaverhältnissen Deutsch- lands – die maritimen Einflüsse überwiegen. Dies wird beispielsweise an den relativ milden Temperaturen im Januar, den relativ niedrigen Frühjahrs- und Sommertemperaturen sowie den warmen Spätsommern deutlich. Nach dem Klimaatlas von Niedersachsen wird das UG dem Klimabezirk Weser-Aller-Gebiet zugeordnet (DWD 1964).

1 Die in Abb. 7 dargestellten Flurabstände sind aufgrund der Eingangsdaten relativ ungenau und stellen nur eine grobe Abschätzung der Verhältnisse dar. Für den Bereich des Wasserwerkes Barne liegen genauere An- gaben über die Flurabstände anhand langjähriger Pegelmessungen vor (PGL 1995).

7 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Die mittlere Jahrestemperatur beträgt etwa 8,5°C, bei einer mittleren Schwankung von 16,5°C. Die höchsten Temperaturen treten im Juli mit im Mittel ca. 17°C auf. Im Januar be- wegen sich die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge liegt bei knapp 650 mm (Messzeitraum 1981-90; DWD 1980-90), wobei das Jahr 1981 mit 797 mm die höchsten und 1989 mit 517 mm die ge- ringsten Niederschläge mit sich brachte. Die meisten Niederschläge fallen in den Monaten Ju- li und August, die wenigsten im Februar/März sowie im November. Zur Einschätzung der Windverhältnisse im Untersuchungsgebiet stehen Messdaten der Sta- tionen Hannover-Langenhagen und Nienburg zur Verfügung, wobei das Stadtgebiet näher an der Station Langenhagen liegt. Es herrschen im Juni westliche wie auch nordwestliche Winde vor; im Dezember überwiegen Winde aus westlicher Richtung. Die mittlere jährliche Wind- stärke liegt über 2 Grad Beaufort. Von Nienburg nach Hannover-Langenhagen nehmen die mittleren jährlichen Windstillen erheblich ab. Ausgehend von einem gemittelten Wert beider Stationen kann mit Windstillen an ca. 7% aller Tage eines Jahres gerechnet werden. Die nur seltenen Winde aus östlichen Richtungen treten vor allem im Juni in Erscheinung. Die detaillierten Temperatur-, Besonnungs- und Bewölkungsverhältnisse für den Bereich der Klimastation Langenhagen sind in Tab. 1 wiedergegeben. Tab. 1 Langjährige Klimadaten (Mittelwerte bzw. Jahressummen) aus den Beo- bachtungsjahren 1951-1980 der Wetterstation Langenhagen (aus: IBU 1995 verändert; Quelle: DWD 1990).

Lufttemperatur in °C Mittlere

Monat Mittl. Ta- mittl. tägl. mittl. tägl. Anzahl Anzahl Anzahl Sonnen- Bewölkung gesmittel Max. Min. Eistage Frosttage Sommer- schein- in % tage dauer in Std Jan 0,5 2,8 -2,2 7 19 40,6 79 Feb 0,7 3,7 -2,3 6 18 61,8 75 Mrz 3,7 7,6 -0,1 1 15 111,3 70 Apr 7,7 12,6 2,7 6 158,1 66 Mai 12,3 17,4 6,7 1 2 207 66 Jun 15,8 20,9 10,2 6 216 65 Jul 17 22 11,9 8 196,7 69 Aug 16,6 21,9 11,6 6 189,7 65 Sep 13,5 18,6 9 2 148,6 61 Okt 9,4 13,6 5,6 3 103,7 67 Nov 5 7,6 2,2 1 8 47,9 78 Dez 2 4,2 -0,7 5 15 33,5 79 Jahr Ø 8,7 ø 12,7 ø 4,6 ∑ 20 ∑ 85 ∑ 24 ∑ 1514,9 ø 70

8 Kapitel 2 Überblick über das Planungsgebiet

2.8 Heutige potentielle natürliche Vegetation (HPNV) Die HPNV bezeichnet diejenige Pflanzendecke, die sich bei einem Ausschluss der menschli- chen Nutzung auf der betrachteten Fläche einstellen würde, und ergibt sich aus der Zusam- menschau der Standorteigenschaften. Die Verteilung dieser gedachten Vegetation für das Stadtgebiet Wunstorf ist in Abb. 8 darge- stellt. In Anlehnung an die naturräumliche Gliederung (Kap. 2.2) und die geologischen Gege- benheiten (Kap. 2.3) lassen sich unterscheiden: die HPNV der Börde, der Niederungen und der Geest. Die HPNV der Börde im zentralen und südlichen Stadtgebiet wird hauptsächlich vom Bu- chen-Traubeneichenwald in verschiedenen Ausprägungen eingenommen. Er kennzeichnet die sandig-lehmigen Lössstandorte sowie teilweise Bereiche mit Geschiebelehm. Die höherlie- genden Bereiche südlich der Ortslage Wunstorf werden vom frischen Buchenmischwald be- deckt, während die trockenen Kuppenlagen um Kolenfeld herum den reinen und Hainsimsen- Eichen-Hainbuchenwald aufweisen. Erlen-Eschenwälder, feuchte Eichen-Hainbuchenwälder und Erlen-Eichen-Hainbuchen- wälder – meist in wechselseitiger Durchdringung – bilden die HPNV der Niederungen von Westaue, Südaue, Barnegraben und Osterriehe. Für die Leineaue wird zusätzlich der Eschen- Ulmenwald als gedachte Vegetation angegeben. Die trockenen und sandigen Standorte der Geest sind Standorte des Eichen-Birkenwaldes mit verschiedenen Ausprägungen. Für Bereiche mit hohem Grundwasserstand wird als HPNV je nach Bodenart der Erlen-Eichen-Hainbuchenwald (auf Sand), der Erlenbruchwald (auf nähr- stoffreichem Niedermoor) oder der Birkenbruchwald (auf nährstoffarmem Niedermoor) ange- geben. Auf Hochmooren entstehen Moorbirkenwälder, bei entsprechenden Voraussetzungen (Vernässungsflächen, verlandende Torfstiche usw.) auch Gesellschaften lebender Hochmoo- re.

2.9 Nutzungsgeschichte der Landschaft Der Nutzungswandel der Landschaft lässt sich im wesentlichen aus dem Vergleich von histo- rischen Karten (Kurhannoversche Landesaufnahme von 1782; Karte Nordwestdeutschlands 1 : 86.400 von LE COQ - 1787 bis 1814 -; Königlich Preußische Landesaufnahme von 1896; Topographische Karte 1 : 25.000 von 1927) mit der aktuellen Situation ablesen.

Die Landschaftsgestalt im 18. Jahrhundert Südlich von Wunstorf sind auf den Karten des 18. Jahrhunderts zwei größere zusammenhän- gende Waldgebiete zu sehen: Der „Schaumburgische Knick” (heute Haster Staatsforst) und das „Dubla Holz” (heute Brand und Staatsforst Wennigsen), die jeweils über die heutige Stadtgrenze hinausreichen. Weitere Wälder lagen westlich und südlich von Luthe sowie in der Leinemarsch südöstlich Luthe (sind heute alle verschwunden). Den Fohlenstall, das Hohen- holz und den Wald südlich Poggenhagen gab es schon damals, wenn auch in anderer Gestalt und teilweise kleiner als heute (Hohenholz). Ein großer Teil der Fläche in der Börde wird schon im 18. Jahrhundert ackerbaulich genutzt. Durch die hohe natürliche Bodenfruchtbarkeit wurden hier relativ hohe Erträge erwirtschaftet. Dennoch gab es auch in der Börde große, teilweise feuchte Allmendeflächen, die lediglich ex-

9 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 tensiv beweidet wurden (Heide und „Ödland”): Bereich „In den Barren” zwischen Wunstorf und Kolenfeld, Luther Heide südlich Luthe, „Stiefel Heidorn” und „Ilschen Heide” südlich und westlich Klein Heidorn. Grünlandstandorte waren die Bach- und Flussniederungen (Westaue, Osterriehe, Südaue, Leine) sowie die Niedermoore am Steinhuder Meer (durchge- hender Grünlandgürtel zwischen Steinhude und Mardorf). Die Fließgewässer waren im 18. Jahrhundert noch in einem weitgehend natürlichen Zustand. Auf den Karten sind eine Vielzahl von Mäandern und Nebenarmen zu erkennen. Die Talun- gen sind vielfach von Stichgräben durchzogen. Die Hochmoore waren im 18. Jahrhundert noch in einem weitgehend natürlichen Zustand. Im Wunstorfer Moor sind einige Stichwege zu erkennen sowie randliche Siedlungstätigkeit (Moordorf, Ortsteil von Poggenhagen). Das Hagenburger Moor ist in keiner Karte verzeich- net, vermutlich ist es von den Vermessern übersehen worden2. Die heutigen Ortsteile waren im wesentlichen schon im 18. Jahrhundert vorhanden, wenn auch in erheblich geringerer Ausdehnung. Die größte Siedlung war die Stadt Wunstorf, ge- folgt von Kolenfeld, Luthe und Idensen.

Die Landschaftsgestalt gegen Ende des 19. Jahrhunderts In den ungefähr 100 Jahren, die zwischen der Kurhannoverschen Landesaufnahme bzw. der Karte von LECOQ und der Preußischen Landesaufnahme liegen, sind durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Meliorationen, Fließgewässerausbau (alles Folgen der Verkoppelung) und Siedlungsentwicklung wesentliche Veränderungen der Landschaftsgestalt zu erkennen. Erhebliche Änderungen ergeben sich bei den Waldgebieten: Flächenzunahmen sind festzu- stellen beim Fohlenstall, beim Brand und in erheblichem Umfang beim Hohenholz. Neue Forste sind entstanden: das Hohe Holz bei Großenheidorn, der Luther Forst und ein kleinerer Forst auf dem heutigen Flugplatzgelände. Einige Waldbereiche wurden großflächig in land- wirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt: Waldflächen zwischen Luthe und Blumenau sowie südlich Luthe, nahezu der gesamte Bereich westlich der Südaue und südlich des Mittelland- kanales. Durch die jetzt planmäßig betriebene Forstwirtschaft bestehen viele Schläge aus Na- delhölzern. In der Börde dominiert die Ackernutzung; die Landschaft präsentiert sich in weiten Berei- chen so ausgeräumt wie heute. Sogar das Netz der landwirtschaftlichen Wege ist teilweise mit dem jetzigen identisch (z. B. nördlich Bokeloh und südlich Wunstorf). Die Zunahme der A- ckerflächen erfolgte überwiegend auf Kosten von Ödland und Heide. Grünlandflächen ha- ben insgesamt zugenommen und zwar ebenfalls durch Kultivierung von Ödland und Heide. Sie konzentrieren sich nach wie vor auf die Niederungen und Niedermoore sowie Bereiche mit hohem Grundwasserstand (Barne-Süd). Heide ist nur noch kleinflächig zerstreut vorhan- den: auf dem Flugplatzgelände, in der heutigen Ortslage Steinhude, im Fohlenstall, im Brand u.a.

2 Die Kurhannoversche Landesaufnahme stellt das Steinhuder Meer und die südlich angrenzenden Bereiche nicht dar, weil sie damals zu „ Lippe Bückeburg” gehörten. Nach LECOQ ist der gesamte Be- reich nördlich durchgehend Grünland. Dass das Hagenburger Moor tatsächlich Grünland war ist unwahrscheinlich; vermutlich haben die Vermessungsoffiziere den Bereich gar nicht betreten.

10 Kapitel 2 Überblick über das Planungsgebiet

An den Fließgewässern mit Ausnahme der Leine wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts erste Ausbaumaßnahmen vorgenommen. So wurden die Rodenberger Aue, West- und Südaue par- tiell begradigt und deren Nebenläufe zugeschüttet. Die Stichgräben in den Talungen sind weitgehend verschwunden – ein Indiz für verbesserte Vorflut und Eintiefung der Hauptge- wässer. Aus dem netzartig verzweigten Fließgewässernetz zwischen Bokeloh, Mesmerode und Idensen sind als neue grabenartige Gewässer die Osterriehe, Brunsaue, Seegraben und Mordgraben entstanden. Die Hochmoore (Wunstorfer Moor, Hagenburger Moor) wurden im 19. Jahrhundert in Nut- zung genommen. Es wurde ein Netz aus Wegedämmen und Entwässerungsgräben angelegt, welches in dieser Form bis heute Bestand hat; zudem wurde mit dem Torfabbau im Hand- stichverfahren begonnen. Die Niedermoore am Steinhuder Meer wurden systematisch ent- wässert und - soweit noch nicht erfolgt - in Nutzung genommen. Das Bevölkerungswachstum hat den Siedlungsdruck verstärkt, nahezu jede Siedlung hat sich erheblich vergrößert. Die Eisenbahn und das heutige Hauptstraßennetz sind in dieser Zeit entstanden.

Das 20. Jahrhundert Im 20. Jahrhundert haben sich die zuvor bereits bestehenden Tendenzen der Landschaftsent- wicklung z. T. in extremer Weise fortgesetzt: Bei den Wäldern haben folgende Veränderungen stattgefunden: beim Fohlenstall halten sich Zu- und Abnahme der Waldfläche die Waage. Die im Laufe des 19. Jahrhunderts im Brand entstandenen Grünländereien und Heiden wurden aufgeforstet. Die größten Veränderungen sind beim Hohenholz zu verzeichnen: der Nordteil (etwa ein Viertel) wurde in landwirtschaft- liche Nutzflächen umgewandelt. Verschwunden ist auch der letzte Rest des Haster Forstes auf dem Wunstorfer Stadtgebiet (westlich der Mülldeponie). Ein Nadelwäldchen östlich Klein Heidorn musste dem Militärflugplatz weichen. Die Bachläufe wurden im 20. Jahrhundert teilweise weiter ausgebaut. Begradigungen und Eindeichungen sind zu erkennen bei der Westaue und Südaue. Die Westaue wurde innerhalb der Ortslage Wunstorf zum Hochwasserentlaster ausgebaut, ein Durchstich zur Südaue ge- schaffen (vgl. Kap. 2.9). Die Grünlandnutzung ist seit der Jahrhundertwende zugunsten von Acker zurückgegangen. Das betrifft v.a. die Niederungen der Westaue, Osterriehe und Südaue. Das Tal der Rodenber- ger Aue, Leineaue und die Niedermoore werden bei geringen Veränderungen nach wie vor überwiegend als Grünland genutzt, wenngleich die Nutzungsintensität erheblich zugenommen hat (vgl. Kap. 3.5.7). Ein neuer Grünlandkomplex ist nördlich des Flugplatzes durch Urbar- machung des Südteils vom Wunstorfer Moor entstanden. Der Handtorfstich im Wunstorfer und Hagenburger Moor wurde nach dem 2. Weltkrieg ein- gestellt. Seitdem sind die Flächen sich selbst überlassen und entwickeln sich zu Moorbirken- wäldern mit kleinflächiger Hochmoorvegetation in Torfstichen. Die Siedlungsflächen haben in starkem Umfang zugenommen, meist zu Lasten von Acker- fläche. Auch die Verkehrsinfrastruktur wurde erheblich ausgebaut und erweitert worden. In diesem Zusammenhang sind vor allem der Bau des Mittellandkanals und der BAB 2 zu nen- nen. Die Landschaft wird in stärkerem Maße durch Sekundärstandorte, wie Halden, Depo- nien, Klärteiche und Bodenabbaustellen geprägt.

11 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

12

3 Bestandsaufnahme und Bewertung des gegen- wärtigen Zustands von Natur und Landschaft

3.1 Biotoptypen- und Nutzungskartierung

3.1.1 Methodik Die flächendeckende Biotoptypen- und Nutzungskartierung wurde im Maßstab 1 : 10.000 er- stellt. Sie bildet einen wesentlichen Arbeitsschritt innerhalb der Bestandsaufnahme für den Landschaftsplan. In den einzelnen Kartiereinheiten kommen die aktuelle Nutzung, die Vege- tation und die Struktur einer diesbezüglich abgrenzbaren Fläche zum Ausdruck. Die Abgrenzung und Ansprache der einzelnen Flächen erfolgte zunächst mit Hilfe von Color- Infrarot-Luftbildern (CIR-Luftbildern). Mittels Geländebegehung fand eine sogenannte Ei- chung bezüglich der einzelnen Biotoptypen statt, d. h. die richtige Ansprache der Einheiten über das Luftbild wurde in der Realität an Beispielflächen überprüft und ggf. korrigiert. Da die Luftbilder jedoch bereits aus dem Jahr 1989 stammen, sind erhebliche Veränderungen in der Landschaft festzustellen, weshalb eine flächendeckende Überprüfung im Gelände durch- geführt wurde. Für die Biotopkartierung wurde der „Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen“ (DRACHENFELS 1994) verwandt. Die Einstufung und Darstellung der Einzel- und Kleingehöl- ze sowie der Wald- und Forstbereiche orientiert sich an der „Liste der Kartiereinheiten und Signaturen für die Interpretation von CIR-Luftbildern“ (BIERHALS 1988). Die Erfassungen im Gelände erfolgten in der Vegetationsperiode 1996.

3.1.2 Ergebnisse Die Ergebnisse der Kartierung sind in Karte 1 (NW, NO, SW, SO) dargestellt; die Karte gibt den Stand der Biotopverhältnisse von 1996 wieder. Auf eine generelle Beschreibung der Bio- toptypen kann hier verzichtet werden, weil sie bei DRACHENFELS 1994 definiert und hinrei- chend beschrieben werden. In Tabelle 2 wird auf die Biotoptypen näher eingegangen, die in § 28 a und § 28 b NNatG als besonders geschützte Biotope bzw. besonders geschütztes Feuchtgrünland genannt sind. Die im Stadtgebiet Wunstorf vorkommenden Typen besonders geschützter Lebensräume werden aufgeführt und ihre Verbreitung dargestellt.

13 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 2 Nach § 28 a, b NNatG besonders geschützte Biotoptypen im Stadtgebiet Wunstorf (Stand 22.8.96)

Nr. Biotoptyp Kürzel Status Vorkommen in Wunstorf 1. Eichen- u. Hainbuchen-Mischwald WCN § 28 a kleinflächig im Hohenholz nasser, basenreicher Standorte 2. Erlen-Bruchwald nährstoffreicher WAR § 28 a Randbereiche Steinhuder Meer, Feuchtbereiche Standorte Barne-Süd, südl. Idenser Graben 3. Birken-Bruchwald nährstoffreicherer WBR § 28 a Feuchtwald westl. des Hagenburger Kanals, Ost- Standorte des Tieflandes ufer Steinhuder Meer 4. Laubgebüsch trockenwarmer Kalk- BTK § 28 a Mergelgrube standorte 5. Typisches Weiden-Auengebüsch BAT § 28 a Südufer Steinhuder Meer 6. Weiden-Sumpfgebüsch nährstoffrei- BNR § 28 a Teich am Stadtfeld, Feuchtbereich Barne-Süd, cherer Standorte Ost- und Südufer Steinhuder Meer, Sandgrube am Flugplatz 7. Naturnaher sommerwarmer Niede- FBN § 28 a Rodenberger Aue, Alte Südaue rungsbach 8. Naturnaher sommerwarmer Fluss FFN § 28 a Leine, Alte Südaue 9. Naturnahes nährstoffarmes Torf- SOT § 28 a Kronsbosteler Moor stichgewässer 10. Naturnahes nährstoffreiches Ab- SEA § 28 a Sandgrube am Flugplatz baugewässer 11. Sonstiges nährstoffreiches Kleinge- SEN § 28 a Leineaue wässer natürlicher Entstehung 12. Naturnaher nährstoffreicher Stau- SES § 28 a Kleingewässer am Luther See teich 13. Sonstiges nährstoffreiches Kleinge- SEZ § 28 a Leineaue, Feuchtbereich Barne-Süd, Weiher im wässer Brand, Brandwiesen 14. Verlandungsbereich nährstoffarmer VOS § 28 a Weiher im Brand Stillgewässer mit Dominanz von Schwimmblattpflanzen 15. Verlandungsbereich nährstoffreicher VET § 28 a Kleingewässer Leineaue, a.d. Westaue Stillgewässer mit Dominanz von Tauchblattpflanzen 16. Verlandungsbereich nährstoffreicher VES § 28 a Kleingewässer Leineaue, Alte Leine, Luther See, Stillgewässer mit Dominanz von Weiher im Brand Schwimmblattpflanzen 17. Verlandungsbereich nährstoffreicher VER § 28 a Alte Leine, Luther See, Kleingewässer Leineaue, Stillgewässer mit Röhricht a.d. Westaue 18. Basen- und nährstoffarmer Sumpf NSA § 28 a Ostufer Steinhuder Meer, Nassgrünland „Neue Wiesen“, Mergelgrube 19. Seggenried nährstoffreicher Stand- NSG § 28 a Feuchtbereiche im Luther Forst, Barne-Süd, am orte Idenser Graben, nördlich Kolenfeld, am Hagenbur- ger Kanal, Nassgrünland Ostenmeer u. „Neue Wiesen“ 20. Binsen- und Simsenried nährstoff- NSB § 28 a Feuchtbereich im Luther Forst, Feuchtbereich Bar- reicher Standorte ne-Süd, Ostufer Steinhuder Meer, Kronsbosteler Moor, Sandgrube am Flugplatz, Mergelgrube, Nassgrünland „Neue Wiesen“ 21 Staudensumpf nährstoffreicher NSS § 28 a Feuchtbereich am Hagenburger Kanal, Idenser Standorte Teiche am MLK 22. Sonstiger nährstoffreicher Sumpf NSR § 28 a Kleingewässer nördlich Mesmerode

14 Kapitel 3.1 Biotoptypen- und Nutzungskartierung

23. Schilf-Landröhricht NRS § 28 a Feuchtbereiche im Luther Forst, südl. Idenser Gra- ben, Barne-Süd, Ost- und Südufer Steinhuder Meer, Mergelgrube 24. Rohrglanzgras-Landröhricht NRG § 28 a Feuchtbereiche Barne-Süd, am Idenser Graben, am Hagenburger Kanal 25. Rohrkolben-Landröhricht NRR § 28 a Sandgrube am Flugplatz 26. Pioniervegetation (wechsel-)nasser, NPR § 28 a Mergelgrube nährstoffreicher Standorte 27. Silbergras-Flur RSS § 28 a Sand-Trockenrasen a.d. K 334, Sandgrube am Flugplatz 28. Sonstiger Sand-Magerrasen RSZ § 28 a Sand-Trockenrasen a.d. K 334, a.d. K 332, Sand- grube am Flugplatz, Südböschung des MLK, südl. Ortsrand Großenheidorn 29. Typischer Kalk-Magerrasen RHT § 28 a Mergelgrube 30. Kalkmagerrasen-Pionierstadium RHP § 28 a Mergelgrube 31. Nährstoffreiche Nasswiese GNR § 28 a Wiesen östlich Strand, Nasswiese Ostenmeer, Bruchwiesen am Südufer, am Hagenburger Kanal, randlich der Leineaue (Lämmerwiese) u. bei Luthe, Brandwiesen 32. Seggen-, binsen- oder hochstauden- GNF § 28 a Leineaue, Feuchtwiese östlich Strand reicher Flutrasen 33. Sumpfdotterblumen-Wiese GFR § 28 b Feuchtwiesen am Idenser Graben, östlich Strand (seggen-, binsen- und hochstau- u. im Bereich „Neue Wiesen“ denarme Ausprägung) 34. Flutrasen GFF § 28 b Leineaue, Südaue-Niederung, Feuchtwiese östlich Strand Erläuterungen: Die Kürzel beziehen sich auf den Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen (DRACHENFELS 1994) und auf die eigene Kartierung (Karte 1 (NW, NO, SW, SO)).

Im folgenden werden die Biotop- und Nutzungsverhältnisse, bezogen auf die einzelnen Land- schaftsräume (Abgrenzungen siehe Abb. 2a und Karte 2 (NW, NO, SW, SO)), beschrieben und jeweils besondere Charakteristika der Biotopausstattung dargestellt.

Moorniederung am Ostufer des Steinhuder Meeres (Landschafts- raum 1) Dieser Landschaftsraum ist durch große Bereiche naturnaher Vegetation sowie durch vorherr- schende Grünlandnutzung auf Hoch- und Niedermoorboden geprägt. In den Randbereichen des Steinhuder Meeres wachsen ausgedehnte Schilf-Röhrichte, die landseitig in Weiden- Sumpf-Gebüsche, Erlen- und Birkenbruchwald übergehen. Es überwiegen Pflanzenge- meinschaften nährstoffreicher Sumpfstandorte, kleinflächig kommen auch nährstoffärmere Ausprägungen von Sumpfgesellschaften vor. Östlich grenzen an diesen Bereich ausgedehnte, geschlossene Grünlandflächen an. Sie sind überwiegend als (mäßig) intensiv genutztes Grünland auf Niedermoor bzw. – weiter östlich – auf Hochmoorboden kartiert worden. Im Übergang zu den ungenutzten Randbereichen des Steinhuder Meeres finden sich auf schlecht entwässerbaren Standorten aber auch Flächen ex- tensiv genutzten Nass- und Feuchtgrünlandes (Sumpfdotterblumenwiesen u. a.) sowie bei ausbleibender oder nur sporadischer Nutzung Binsen- und Seggenrieder nährstoffreicher und nährstoffärmerer Standorte (z. B. Blasenseggen- und Schnabelseggenried). Weiter südlich

15 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 ist diese Abfolge durch die Einfamilien- und Ferienhausgebiete „Strand“ und „Ostenmeer“ unterbrochen. Die Grünlandbereiche haben im Westen einen eher offenen Charakter, weiter östlich werden sie zunehmend durch linienhafte Gehölzbestände (Baumreihen, Strauchhecken, breitere Ge- büschstreifen) gegliedert. Nördlich Großenheidorn, im Bereich „Gehägewiesen“, ist die Strukturierung durch Gehölzstreifen besonders stark; hier finden sich auch ältere Baumbe- stände aus Eiche und Erle mit flächenhafter Ausdehnung sowie einzelne Kopfbäume. Im östlichen Teil des Landschaftsraumes (Bereich Klein Heidorner Moor, Kronsbosteler Moor, Bokeloher Moor) schieben sich auf kultivierten und abgetrockneten Hochmoorböden Ackerflächen zwischen die Grünlandparzellen. Hier haben sich auf ungenutzten Streifen durch Sukzession Weiden-Faulbaumgebüsch und Birkenbestände entwickelt. Das Wunstorfer Moor ist demgegenüber als überwiegend unkultivierter, noch relativ naturna- her Hochmoor-Komplex ausgebildet. Zwar ist der Bereich durch langjährige Entwässerung gekennzeichnet, es überwiegen aber noch offene Moorheide- und Pfeifengras- Degenerationsstadien. Daneben kommen durch Sukzession entstandene Moorbirken-Wälder sowie in den Randbereichen Hochmoor-Grünland vor.

Moorniederung am Südufer des Steinhuder Meeres (Landschafts- raum 2) Auch dieser Landschaftsraum ist durch große Bereiche naturnaher Vegetation sowie angren- zende Grünlandnutzung geprägt. Im Verlandungsbereich des Steinhuder Meeres dominiert Erlenbruchwald, in den relativ kleinflächig Weiden-Sumpfgebüsch und gehölzfreie Sumpf- vegetation eingesprengt sowie Schilf-Röhricht vorgelagert ist. Das Hagenburger Moor besitzt einen Hochmoorkern mit Moorbirkenwald, Moorheide- und Pfeifengras- Degenerationsstadien sowie kleinflächig Torfmoos-Schwingrasen und naturnahem Hoch- moor. Im Übergangsbereich zum Niedermoor ist der Birkenbruchwald charakteristisch. Beidseits des Hagenburger Kanals befindet sich ein Bereich mit sehr heterogener Biotopstruk- tur: Neben durch Sukzession entstandenem Birkenwald und Weiden-Faulbaum-Gebüsch und überwiegend brachgefallenem, teilweise feuchtem Grünland kommen mehr oder weniger feuchte Ruderalfluren vor, die auf anthropogene Störungen verweisen. Neben Parkplatz, Ha- fenbecken und Fischteichen finden sich hier aber auch noch Reste von Niedermoor- /Sumpfbiotopen wie Landröhrichte, Staudensümpfe und Großseggenrieder. An den Erlenbruchwald schließt sich landseitig ein geschlossener Grünland-Gürtel an, der östlich des Hagenburger Kanals – wie in Landschaftsraum 1 – auch größere Bereiche mit Feucht- und Nassgrünland, Binsen- und Großseggenried sowie Landröhricht auf see- ufernahen Flächen umfasst. Westlich des Hagenburger Kanals ist dieser Übergang durch die Anlage eines Entwässerungsgrabens unterbrochen. Hier sind Nassgrünland, Rohrglanzgras- röhricht, Großseggenried und kleinflächige Erlenbestände vereinzelt in das vorherrschende Intensivgrünland eingesprengt. Charakteristisch in diesem Landschaftsraum sind die größeren, nährstoffreichen Gräben, die überwiegend parallel zum Seeufer verlaufen und vielfach mit Schwimmblatt- und Röh- richtvegetation sowie mit feuchten Hochstaudensäumen an der Grabenböschung ausgebildet sind.

16 Kapitel 3.1 Biotoptypen- und Nutzungskartierung

Luther Leinetal (Landschaftsraum 3) Dieser Raum umfasst die Auenbereiche der Leine sowie der unteren Westaue, die überwie- gend durch Intensivgrünland, in höherliegenden Bereichen auch durch Acker-Flächen ge- prägt sind. Leine und mündungsnaher Abschnitt der Westaue wurden als naturnahe, som- merwarme Flüsse kartiert, die Leineufer sind von einer für Flussläufe charakteristischen Hochstaudenflur bewachsen. Nur sehr vereinzelt und kleinflächig kommt in der Leineaue bei extensiver Nutzung Feucht- und Nassgrünland vor. Etwas häufiger und für diesen Landschaftsraum charakteristisch sind Flutrasen, die in Mulden innerhalb des Grünlands wachsen, in denen das Wasser nach Über- schwemmungen länger steht. Ebenfalls charakteristisch innerhalb der Leineaue sind nähr- stoffreiche Kleingewässer, die entweder natürlich durch Auskolkungen bei Überschwem- mungen bzw. als Altwasser (Alte Leine bei Bordenau, Luther See) entstanden sind oder die künstlich, zumeist als Fischteich, angelegt wurden. Östlich Luthe ist die Leineaue durch ein ehemaliges System von Hecken eng gekammert. Je nach Pflegezustand bzw. Zeitpunkt der Aufgabe der Pflege sind sie heute als Strauchhecken, Strauch-Baumhecken oder Baumreihen ausgeprägt. Vereinzelt kommen hier auch Kopfbäume sowie eine Obstwiese vor. Weiter nördlich gehen die Gehölzbestände zurück und es über- wiegt ein offener Niederungscharakter. Der Landschaftsraum wird begrenzt durch Terassenkanten, die teilweise durch naturnahe, li- nienhafte Gehölzstreifen markiert werden. Gut ausgeprägte, ältere Laubholzbestände aus Ei- che, Hainbuche, Ulme u. a. finden sich in Höhe Liethe und am Luther See.

Fliegerhorst und Randbereiche (Landschaftsraum 4) Der Bereich ist geprägt von dem Fliegerhorst und den angrenzenden, landwirtschaftlich – zu- meist als Acker – genutzten Flächen. Für diesen Landschaftsraum sind die überwiegend san- digen Böden mit einem entsprechenden Inventar an Biotoptypen charakteristisch. Die Flä- chen des Fliegerhorstes werden überwiegend als Extensiv-Raseneinsaat mit betonierten Verkehrsflächen eingestuft. Eine weitere militärische Nutzfläche innerhalb des Waldgebiets „Hohe Holz“ stellt sich als artenarmer Scherrasen mit sandigen Offenbodenbereichen dar. Charakteristisch für diesen Landschaftsraum ist das Vorkommen von kleinflächigen Sand- magerrasen im Bereich ehemaliger Abbaugruben, am Rand militärischer Übungsflächen und ansatzweise auch an Bahnböschungen und Straßenrändern. Im Zuge größerer Sand- und Kiesabbauten sind unterschiedliche Stillgewässer- und Feuchtbiotoptypen entstanden: Größere, mehr oder weniger naturnahe Baggerseen, naturfer- ne Abbaugewässer, naturnahe, durch Abbau entstandene Kleingewässer, Rohbodentümpel, Pioniervegetation auf wechselnassen Sandstandorten sowie mehr oder weniger feuchte Offen- bodenbereiche. Besonders die noch in Abbau befindliche Sandgrube südlich Poggenhagen ist durch eine große Vielfalt an Biotoptypen gekennzeichnet: am Ufer kommen hier auch Schilf- sowie Rohrkolbenröhricht, Binsen- und Simsenried, Weiden-Sumpf- und -Feuchtgebüsche vor. Am nördlichen Rand dieses Landschaftsraums finden sich bewaldete Bereiche. Im Hohen Holz nördlich Großenheidorn dominieren relativ monotone Kiefernforste. Standortentspre- chende Laubholzarten wie Eiche, Buche und Birke haben hier nur einen sehr geringen Anteil am Waldaufbau. Der Waldbereich nördlich Liethe ist sehr viel heterogener zusammengesetzt:

17 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Neben forstlich geprägten Fichten- und Kiefernreinbeständen finden sich hier auch Misch- wälder aus Kiefer und Birke bzw. Eiche und Fichte sowie naturnahe Laubwaldpartien, die dem Eichen-Hainbuchen-Wald bzw. dem bodensauren Eichen-Buchenwald zugeordnet werden können.

Tienberg/ Hohenholz (Landschaftsraum 5) Dieser Landschaftsraum ist geprägt durch die ausgedehnten, überwiegend wenig strukturier- ten Ackerfluren zwischen Steinhude/ Großenheidorn, Klein Heidorn, Wunstorf und Bokeloh/ Mesmerode sowie durch das zentral gelegene Waldgebiet Hohenholz. Westlich Klein Heidorn ist die Ackerflur durch Hecken und Baumreihen etwas stärker gegliedert und treten ortsnah auch Grünlandflächen hinzu (überwiegend artenarme Grünland-Einsaaten). Ähnliches gilt für einen Bereich südlich Steinhude (Pargeskamp, An der Trift) sowie in Randbereichen des Hohenholzes. Hier findet sich kleinflächig auch artenreiches mesophiles Grünland auf mä- ßig feuchtem Standort. Der Bereich wird überragt durch die Salzgesteinshalde des Kali-Bergwerks, an deren Fuß Of- fenbodenbereiche, Ruderalfluren feuchter bis trockenwarmer Standorte sowie sehr kleinflä- chig auch Salzvegetation des Binnenlands vorkommen. Im Nordteil des Waldbereiches Hohenholz wächst auf teilweise feuchtem Boden naturnaher Eichen-Hainbuchen-Wald. Insgesamt größere Flächen werden von Eichen-Buchenwald- Beständen eingenommen. Daneben kommen auch naturferne Laubforstflächen mit Rot-Eiche, Mischforsttypen aus Kiefer und Stiel-/bzw. Traubeneiche sowie reine Nadelholzbestände aus Kiefer, Fichte und Lärche vor.

Siedlungsbereich Wunstorf/ Luthe (Landschaftsraum 6) In diesem Raum überwiegen Siedlungsbiotope. Einzel- und Reihenhausbebauung nimmt ins- gesamt den größten Raum ein. In Wunstorf haben auch Zeilenbebauung, Gewerbegebiete und Mischgebiete aus Wohnen und Gewerbe größere Flächeanteile, in Luthe wurde der alte Orts- kern als Dorfgebiet kartiert. In den unbebauten Flächen dominieren Äcker und Ackerbrachen. Längs der Westaue und der Alten Südaue herrscht Intensivgrünland der Auen vor. Die Westaue ist als stark ausge- bauter Fluss, die Alte Südaue als naturnaher Bach kartiert worden. Längs der Alten Südaue befinden sich linienhafte Gehölzbestände (Hecken, Baumreihen), Ruderalfluren sowie halbru- derale Gras- und Staudenfluren. Das Blumenauer Wäldchen stellt innerhalb dieses stark anthropogen geprägten Landschafts- raumes einen naturnahen Bereich dar. Es ist als Buchen-Eichen-Wald mit heterogener Al- tersstruktur und Altbaumbeständen erfaßt worden.

Agrarlandschaft südlich Wunstorf (Landschaftsraum 7) Zwischen dem Siedlungsbereich Wunstorf und dem Mittellandkanal wird die Landschaft durch landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Neben den vorherrschenden Ackerflächen kommen insbesondere am Oberen Barnegraben, an der Alten Südaue sowie am Ortsrand Wunstorf auch Grünlandflächen vor, die durchweg als Intensivgrünland zumeist feuchter Standorte kartiert wurden. Am südlichen Ortsrand Wunstorfs ist die Landschaft eng durch

18 Kapitel 3.1 Biotoptypen- und Nutzungskartierung

Hecken und Baumreihen gekammert. Die Ackerfluren östlich der Landesstraße 395 sind dem- gegenüber weitgehend ausgeräumt. Bei generell relativ hohen Grundwasserständen ist für diesen Landschaftsraum das Vorkom- men verschiedener Feuchtlebensräume charakteristisch. Der Teich am Stadtfeld stellt sich als naturnahes Abbaugewässer mit angrenzendem Erlen- und Weidensumpfgebüsch dar. Im Luther Genossenschaftsforst hat sich in einer Senke naturnahe Sumpfvegetation (Schilfröh- richt, Blasen-Seggensumpf) entwickelt. Von besonderer Biotopvielfalt ist der Feuchtbereich Barne-Süd: In der ehemaligen Schlammentnahmestelle kommen neben verschiedenen Sumpf- biotoptypen (Binsen-/Simsenried, Seggenrieder, nährstoffarme Sumpfgesellschaften, Stau- densümpfe und verschiedene Röhrichttypen) auch naturnahe Kleingewässer, Feuchtgebüsche und Erlenbrücher vor. In diesem Gebiet kommen verschiedene Fließgewässertypen vor: Während die Alte Südaue aufgrund ihres mäandrierenden Verlaufs, ihrer vielgestaltigen Uferstrukturen und des teilwei- se begleitenden Gehölzsaums als naturnaher Bach einzustufen ist, wird die Südaue selbst als mäßig bis stark ausgebautes Fließgewässer kartiert (s. auch Kap. 3.4.2.1). Zudem finden sich hier einige nährstoffreiche Gräben, die sich in diesem Landschaftsraum nicht selten durch Sumpfdotterblumen-Bestände auszeichnen. Neben einigen Feldholzinseln und linienhaften Gehölzbeständen – zumeist längs der Straßen, Bahnanlagen und der Kanalböschung kommen auch zwei Waldflächen vor. Im Luther Genos- senschaftsforst dominieren Fichten- und Kiefernforste, standortentsprechende Buchen- Eichen- und Birkenbestände kommen nur randlich und kleinflächig vor. Im Düendorfer Wald herrschen demgegenüber Laubholzflächen aus Buche, Ahorn und Eiche vor; auch hier ist der forstliche Einfluss deutlich sichtbar (Waldlichtungsfluren, Fichten- und Hybridpappelbestän- de). Längs der Bahnanlagen und am Kanal sind Ruderalflächen frischer bis trockener Standor- te verbreitet. Längs der Bahnstrecke Richtung Hannover sind ausgedehnte Sukzessionsgebü- sche gerodet worden, so dass sich hier eine „Wald“-Lichtungsflur eingestellt hat. An der west- exponierten Bahnböschung Richtung Haste sind Übergänge zu Sandmagerrasen vorhanden.

Kolenfelder Lössbörde (Landschaftsraum 8) Dieser Landschaftsraum ist durch großflächige, weithin ausgeräumte Ackerfluren gekenn- zeichnet. In dieser Landschaft setzen der zentral gelegene Siedlungsbereich von Kolenfeld, die Mergelkuhle im Westen, die Mülldeponie im Süden, die Kanalböschung im Norden sowie die Südaue mit Ortsvorfluter Holtensen und jeweils angrenzenden Grünlandflächen die Ak- zente. Die Grünlandflächen bestehen überwiegend aus Intensivgrünland der Auen sowie aus Gras-Einsaaten; westlich von Kolenfeld kommt auch noch Flutrasen vor. Der Bereich der Mergelkuhle zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Biotopty- pen aus: Es überwiegen halbruderale Gras- und Staudenfluren auf mittleren und trockenen Standorten sowie Pionierstadien von Kalkmagerrasen. Daneben kommen Feuchtbereiche mit Schilfröhricht, Binsenried und Pioniervegetation wechselnasser Standorte sowie ein Abbau- gewässer vor. Auf trockenen Standorten finden sich kleinflächig Kalk-Magerrasen sowie Laubgebüsche trockenwarmer Kalkstandorte.

19 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Auch die Kanalböschung ist von Ruderalfluren überwiegend trockener (bis mittelfeuchter) Standorte bewachsen. Im westlichen Abschnitt haben sich auf der südexponierten Böschung Magerrasen entwickelt. In der weithin offenen Ackerlandschaft liegen einige wenige Feldgehölze, die bei naturnaher Ausprägung aus Birke, Weide und Weißdorn aufgebaut (Sukzessionsgebüsche) und mit Ru- deralfluren eng verzahnt sind. Naturfernere Bestände bestehen aus Hybridpappel und Fichte. In jüngster Zeit ist versucht worden, die Feldflur südlich und westlich von Kolenfeld durch Heckenanpflanzungen längs landwirtschaflicher Wirtschaftswege anzureichern.

Bokeloher Niederungen (Landschaftsraum 9) Dieser Landschaftsraum ist geprägt durch ausgedehnte Grünlandniederungen, die von Fließgewässern durchzogen werden, und durch die beiden etwas größeren Wälder Brand und Fohlenstall. Ackerflächen beschränken sich auf die Randbereiche der Niederungen sowie auf einen größeren Bereich östlich Idensen. Das Grünland stellt sich überwiegend als Intensivgrünland der Auen dar. Extensiv genutz- tes Feucht- und Nassgrünland findet sich nur sehr kleinflächig im Zusammenhang mit den Feuchtbereichen am Idenser Graben und westlich Brand („Brandwiesen“). Während die Vegetation der Wiesenlandschaft insgesamt tendenziell frische bis mäßig feuch- te Standortverhältnisse anzeigt, sind gut ausgeprägte Feuchtbiotope eher kleinflächig vor- handen: Am Idenser Graben wachsen im Randbereich eines aufgestauten Nebengewässers Erlenbruchwald und Weidengebüsche neben gehölzfreier Sumpf- und Niedermoorvege- tation (Schilf- und Rohrglanzgras-Röhricht, Seggenried nährstoffreicher Standorte). In Rand- bereichen des Brand sowie innerhalb dieses Waldbereiches liegen naturnahe, nährstoffrei- che Kleingewässer, teilwiese mit gut ausgeprägten Verlandungsbereichen. Bei relativ hohem Grundwasserstand liegen in dem gesamten Bereich einzelne kleine naturferne Teiche, zumeist mit fischereilicher Nutzung. Nördlich des Mittellandkanals befindet sich ein sehr heterogener Biotopkomplex („Idenser Fischteiche“), bestehend aus mehreren naturfernen Fischteichen, kleinflächigen Gehölzbeständen, feuchten Ruderalfluren und Resten naturnaher Sumpfvegeta- tion (Staudensumpf, Binsen-/Simsenried und Großseggenried nährstoffreicher Standorte). Der Raum ist reich an Fließgewässerbiotopen, wobei die meisten als nährstoffreiche Gräben anzusprechen sind. Sie sind teilweise durch linienhafte Gehölzbestände gesäumt (Brunsaue, Unterlauf der Osterriehe), teilweise durch Röhricht- und feuchte Hochstaudensäume sowie Schwimmpflanzenbestände gekennzeichnet (Mordgraben, Unterlauf der Osterriehe). Die Westaue ist überwiegend als stark ausgebauter, z. T. auch als mäßig ausgebauter Fluss kar- tiert worden. Demgegenüber ist die Rodenberger Aue als naturnaher, sommerwarmer Nie- derungsbach anzusprechen(s. auch Kap. 3.4.2.1). Südteil des Brand und Nordteil des Fohlenstalls stellen sich als sehr naturnahe Eichen- Hainbuchen-Wälder dar. Während im Fohlenstall artenarme Ausprägungen und Übergangs- stadien zu Eichen-Buchenwald vorherrschen, sind für den Südteil des Brand krautreiche Aus- prägungen auf kalkhaltigem, teilweise feuchtem Boden charakteristisch. Im Nordteil des Brand und im Südostteil des Fohlenstalls nehmen Nadelholzreinkulturen aus Fichte und Kie- fer sowie Mischforste größeren Raum ein. Die Grünlandniederungen sind durch Gehölzelemente nur spärlich gegliedert. Unterhalb des Zusammenflusses mit der Südaue herrscht ein offener Landschaftscharakter vor. Südlich von

20 Kapitel 3.1 Biotoptypen- und Nutzungskartierung

Bokeloh sowie westlich des Brand kommen vereinzelt Kopfbäume vor. Gut ausgeprägte Strauch- und Strauch-Baumhecken finden sich an Straßen- und Wegrändern östlich Iden- sermoor. Hier kommen auch breitere Feldraine mit interessantem Arteninventar vor. Die Siedlungsbereiche dieses Landschaftsraumes sind noch überwiegend als Dorfgebiete kar- tiert worden. Der dörfliche Charakter wird durch Grünlandflächen und kleinflächige Gehölz- bestände in Ortsrandlage sowie durch einzelne Obstwiesen unterstrichen.

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3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebens- räume Die Bestandsanalyse zu Arten und Lebensgemeinschaften wurde Ende 1997 abgeschlossen, die dazu erforderlichen Erfassungen sind in 1996 und 1997 durchgeführt worden. Die in die- sem Kapitel gemachten Ausführungen geben diesen Stand wieder. Nur bezüglich des Weiß- storchs (Tab. 7) sind Aktualisierungen in Kapitel 3.2 vorgenommen worden (bis einschließ- lich 2001).

3.2.1 Flora und Vegetation

3.2.1.1 Methodik der Erfassung Die Erfassung von Flora und Vegetation ist größtenteils im Zeitraum von Mai bis September 1996 erfolgt. Für die Untersuchungsgebiete zur Umweltverträglichkeitsstudie zur geplanten Ortsumgehung Wunstorf liegen Kartierungen aus den Jahren 1993 (Wunstorf-Nord) und 1995 (Wunstorf-Süd; s. jeweils Abb. 1) vor. Zudem wurden Daten aus dem Pflanzenartenerfas- sungsprogramm der Fachbehörde für Naturschutz (NLÖ) aus den Jahren 1993 und 1994 aus- gewertet. Zum Teil wurden Flora und Vegetation im Rahmen der Biotoptypenkartierung aufgenommen, denn die einzelnen Biotoptypen sind anhand der jeweils charakteristischen Pflanzendecke zu erkennen. Für eine weitergehende floristische Erfassung sind nach Auswertung von Vorin- formationen (z. B. topographischer Karten, Luftbilder) potentielle Wuchsorte seltener oder gefährdeter Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften sowie potentiell naturnahe Bereiche ge- zielt aufgesucht worden. Für diese Flächen wurden bei der Geländebegehung Florenlisten er- stellt, d. h. die dort jeweils vorgefundenen Pflanzenarten wurden festgehalten. Gegebenenfalls wurden darüber hinaus Pflanzengesellschaften notiert.

3.2.1.2 Ergebnisse Im Stadtgebiet von Wunstorf sind in den Jahren 1993 bis 1996 108 Gefäßpflanzenarten der Roten Liste von Niedersachsen gefunden worden. Diese Arten gelten entweder im Hügelland oder im Flachland oder im Gesamtraum als gefährdet. Da sich das Stadtgebiet im Übergang zwischen Flachland (Landschaftsräume 1 bis 3, s. Abb. 2b) und Hügelland (Landschaftsräume 4 bis 9, s. Abb. 2b) befindet, war darauf zu achten, dass Arten, die z. B. nur im Hügelland ge- fährdet sind, auch nur dann aufgeführt werden, wenn sie dort festgestellt wurden. Bei weite- ren 22 Arten herrscht über Rückgang und Verbreitung z.Z. noch kein klares Bild; es besteht der Verdacht, dass auch sie auf die Rote Liste gehören (GARVE 1993, S. 33). Die nachfolgende Tabelle zeigt im einzelnen die Anzahl der jeweiligen Arten im Hinblick auf die einzelnen Gefährdungskategorien (s. Tab. 3).

23 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 3 Die Anzahl der im Stadtgebiet Wunstorf gefundenen Gefäßpflanzenarten mit Rote Liste-Status

Rote Liste-Status Nds. (GARVE 1993) im Hügelland im Flachland ge- im Gesamt- Gesamtzahl gefährdet fährdet raum ge- fährdet 0 ausgestorben oder verschollen 2 - - 2 1 vom Aussterben bedroht 2 - 2 4 2 stark gefährdet 18 5 7 30 3 gefährdet 11 23 41 75 4 potentiell gefährdet - - - - (2) vermutlich stark gefährdet* 1 - - 1 (3) vermutlich gefährdet* 7 2 12 21 (4) vermutlich potentiell gefährdet* - - - - Summe der gefährdeten Arten 33 (41) 28 (30) 50 (62) 111 (133)** Erläuterungen: Die Angaben beziehen sich auf Kartierungen aus den Jahren 1993 bis 1996. * Sippen, über deren Rückgang und Gefährdung z. Zt. kein klares Bild herrscht ** aufgrund von Mehrfachnennungen bei Arten, die im Hügel- und Flachland unterschiedlich stark gefährdet sind, treten Abweichungen gegenüber Tab. A1 auf () Summenzahlen einschließlich der vermutlich gefährdeten Arten

Zu beachten ist bei den Angaben zu den im Stadtgebiet Wunstorf gefundenen Gefäß- pflanzenarten, dass zunächst alle Funde angegeben werden, unabhängig davon, ob es sich um Einzelfunde oder um ein zahlreiches Auftreten handelt. Es wird hier also das gesamte Arten- spektrum aufgezeigt, ohne auf die Überlebensfähigkeit der einzelnen Populationen einzuge- hen. Einen Gesamtüberblick über die einzelnen im Stadtgebiet Wunstorfs gefundenen Gefäß- pflanzenarten mit Rote Liste-Status gibt Tabelle A1 im Anhang. In Kurzform erfolgen dort Angaben zum Vorkommen der jeweiligen Art im Stadtgebiet Wunstorf. Es werden auch die wenigen synanthropen Vorkommen gekennzeichnet. Dabei werden mehrere Schwerpunkte der Vorkommen von gefährdeten Pflanzenarten deutlich: 1. Ein Großteil der gefährdeten Pflanzenarten bevorzugt feuchte bis nasse Standorte. Für sie sind die naturnahen, überwiegend als NSG geschützten Randbereiche des Steinhuder Meeres von sehr gro- ßer Bedeutung. Schwerpunkte des Vorkommens gefährdeter Arten sind zum einen die Verlan- dungsvegetation am Steinhuder Meer, insbesondere die Erlenbrücher mit großen Populationen von Sumpffarn (Thelypteris palustris), Walzen-Segge (Carex elongata), Sumpf-Calla (Calla pa- lustris) u.a., und zum anderen die angrenzenden Hochmoorflächen mit spezialisierten Arten wie Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), Mittlerem und Rund- blättrigem Sonnentau (Drosera intermedia und D. rotundifolia), Weißem Schnabelried (Rhyn- chospora alba), Gagelstrauch (Myrica gale) u.a. Reich an seltenen und hochgradig gefährdeten Ar- ten sind gerade die Übergangsbereiche zwischen Hoch- und Niedermoor (z. B. Weichwurz - Ham- marbya paludosa, Natternzunge - Ophioglossum vulgatum, Faden-Segge - Carex lasiocarpa). 2. Im extensiv genutzten Feucht- und Nassgrünland randlich des Steinhuder Meeres sind eben- falls eine Vielzahl gefährdeter Arten festgestellt worden. Charakteristisch sind hier Wasser- Greiskraut (Senecio aquaticus), Faden-Binse (Juncus filiformis), Sumpfdotterblume (Caltha pa- lustris) und Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum). Im Intensivgrünland konzentrieren sich die

24 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Wuchsplätze gefährdeter Arten auf die Gräben, im Bereich der Leineaue auch auf die Ufer der Kleingewässer. Hier kommen Röhricht- und Schwimmblattpflanzen hinzu, wie Schwanenblume (Butomus umbellatus), Lanzettblättriger Froschlöffel (Plantago lanceolatum), Froschbiss (Hydro- charis morsus-ranae) und Krebsschere (Stratiotes aloides). 2. Die Feuchtbereiche der Börde haben ebenfalls sehr große Bedeutung für gefährdete Arten, zumal sie zum Hügelland zählen und hier viele Spezies als gefährdet einzustufen sind, die im Flachland noch mehr oder weniger verbreitet vorkommen. Beispiele hierfür sind Schnabel-Segge (Carex rostrata), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Wasserfeder (Hottonia pa- lustris), Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris), Sumpf-Sternmiere (Stellaria palustris), Breitblättri- ger Merk (Sium latifolia) und Gewöhnliches Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia). Besondere Bedeu- tung – auch für hochgradig gefährdete Arten – hat der Feuchtbereich Barne-Süd. 4. Gefährdete Arten der Wälder finden sich verhältnismäßig wenig. Besondere Bedeutung haben die naturnahen Eichen-Hainbuchenwälder, sofern sie auf feuchtem und/ oder kalkreichem Boden krautreich entwickelt sind (v.a. Südteil Brand). Hier kommen Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale) und Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula) als seltene und gefährdete Arten vor. In Hecken der Leineaue wachsen auf ähnlichen Standorten (kalkhaltige Lehmböden) Waldarten, die im Flachland, wozu dieser Landschaftsraum zählt, als gefährdet gelten müssen: Hohler Lerchen- sporn (Corydalis cava), Wald-Gelbstern (Gagea lutea) und Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) sind in den Hecken östlich Luthe verbreitet. 5. Die Sandtrockenrasen, die mit Schwerpunkt in der näheren Umgebung des Fliegerhorstes vor- kommen, sind aufgrund der mageren und trockenen Standortverhältnisse ebenfalls Lebensraum ei- ner Vielzahl speziell angepaßter und gefährdeter Pflanzenarten. Viele dieser Arten sind auf den di- luvialen Sandböden der Geest noch weit verbreitet; da diese Landschaft aber zum Hügelland zählt, müssen sie hier als stark gefährdet gelten. Beispiele sind Nelken- und Frühe Haferschmiele (Aira caryophyllea und A. praecox), Kleines Filzkraut (Filago minima), Englischer und Behaarter Gins- ter (Genista anglica und G. pilosa), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Bauernsenf (Teesda- lia nudicaulis), Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides) und Frühlings-Spörgel (Spergula morisonii). Ein besonders wertvoller Lebensraum stellt die noch im Abbau befindliche Sandgrube am Flug- platz Poggenhagen dar: Hier kommen neben den genannten Arten der Sandtrockenrasen auch z.T. hochgradig gefährdete Arten feuchter Pionierfluren auf Sandboden vor: Pillenfarn (Pilularia go- bulifera), Moor-Bärlapp (Lycopodiella inundata) und Sumpfquendel (Lythrum portula). 6. Auch die Mergelkuhle hat für die Flora Wunstorfs herausragende Bedeutung, weil sich hier auf kalkhaltigen (Roh-)Böden gefährdete Arten der Kalkmagerrasen bzw. kalkholder Ruderal- und Pionierfluren angesiedelt haben. Zittergras (Briza media), Zierliches Tausendgüldenkraut (Cen- taurium pulchellum), Späte Segge (Carex viridula) und Aufrechter Ziest (Stachys recta) sind hier- für Beispiele. Innerhalb der überwiegend intensiv genutzten Agrarlandschaft konzentriert sich das Auftreten von gefährdeten Arten auf Randflächen und Säume, also auf Feldraine, Weg- und Straßenrän- der, Waldsäume und Grabenränder. Auch die Kanalböschungen, Bahndämme und dörflichen Ruderalfluren können wichtige Standorte gefährdeter Arten sein. Besonders interessant sind zumeist süd- und westexponierte, magere Böschungen mit nur geringer Beschattung durch Gehölze. Tabelle 4 zeigt seltene und gefährdete Pflanzengesellschaften, die im Kartierzeitraum im Stadtgebiet Wunstorf festgestellt wurden. Ihr Vorkommen ist Ausdruck einer noch guten

25 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Ausprägung bestimmter Biotoptypen. Einschränkend muss jedoch gesagt werden, dass diese Gesellschaften nicht immer in optimaler Ausprägung anzutreffen sind, sondern dass sie in Folge eines allgemeinen Artenrückganges z. T. auch an Kennarten verarmt sind. Das Vorkommen gefährdeter Pflanzengesellschaften fällt im wesentlichen mit den floristisch bedeutsamen Räumen zusammen. Besonderer Schwerpunkt sind wiederum die Feuchtgebiete in Randbereichen des Steinhuder Meeres, innerhalb der Leineaue sowie innerhalb der Börde. Andererseits sind auch naturnahe Waldbereiche, die keine sehr große floristische Bedeu- tung haben, als gefährdete oder zumindest regional seltene Pflanzengesellschaften einzustu- fen: arme Ausprägungen des Eichen-Hainbuchenwaldes, der Perlgras-Buchenwald sowie der Eichen-Buchenwald. Zudem ist eine bemerkenswerte Anzahl wertvoller Ruderal- Gesellschaften festgestellt worden, wodurch deutlich wird, dass sich naturschutzrelevante Vegetation auch außerhalb der naturnahen Kernbereiche – z. B. an Bahnanlagen, Straßen- böschungen, Müllplätzen und sonstigen Siedlungsbiotopen – entwickeln kann. Tab. 4 Gefährdete und/ oder seltene Pflanzengesellschaften im Stadtgebiet Wuns- torf (Stand 22.8.1996)

Pflanzengesellschaft Deutscher Name Status Jahr Vorkommen in Wunstorf Carici elongatae-Alnetum glu- Schwarzerlen-Bruchwald A4 1996 Randbereiche Steinhuder Meer, tinosae Feuchtbereiche Barne-Süd, südl. Idenser Graben Betuletum pubescentis Moorbirken-Bruchwald n.b. 1996 Feuchtbereich westl. Hagenbur- ger Kanal Stellario-Carpinetum filipen- Eichen-Hainbuchenwald, A4 1996 Hohenholz duletosum nasse Ausprägung Querco-Carpinetum lonicere- Eichen-Hainbuchenwald, ar- A4 1996 Brand, Fohlenstall, Hohenholz, tosum me Ausprägung südl. u. nördl. Liethe u.a. Querco-Carpinetum stachye- Eichen-Hainbuchenwald, A4 1996 Brand (Südteil) tosum kalkreiche Ausprägung Melico-Fagetum sylvaticae Perlgras-Buchenwald A4, A6 1996 Laubwald nördl. Liethe Querco-Fagetum Eichen-Buchenwald n.b. 1996 Fohlenstall, Laubwald nördl. Liethe Salicetum cinereae Grauweiden-Gebüsch A4 1996 Südufer Steinhuder Meer, Feuchtbereich Barne-Süd Salicetum triandro-viminalis Hanfweiden-Gebüsch A4 1996 Alte Leine Caricetum distichae Zweizeilenseggen-Ried A4 1995 Feuchtbereiche Barne-Süd, südl. Idenser Graben Caricetum gracilis Schlankseggen-Ried A4 1996 Feuchtbereiche Barne-Süd, südl. Idenser Graben, westl. Hagen- burger Kanal, Idenser Teiche am MLK Caricetum rostratae Schnabelseggen-Ried n.b. 1996 Feuchtbereich Barne-Süd, Wei- her im Brand, Feuchtgrünland „Neue Wiesen“ Caricetum vesicariae Blasenseggen-Ried A4 1996 Verlandungsvegetation Kleinge- wässer Leineaue, im Luther Ge- nossenschaftsforst, Feuchtgrün- land Ostenmeer u. „Neue Wie- sen“ Calletum palustris Schlangenwurz-Gesellschaft A4 1996 Verlandungszone Südufer Stein- huder Meer Cladietum marisci Schneiden-Ried A2 1995 Feuchtbereich Barne-Süd

26 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

(Peucedano)- Sumpfreitgras-Ried A3 1996 Verlandungszone Ostufer Stein- Calamagrostietum canescen- huder Meer, Feuchtbereich westl. tis Hagenburger Kanal, Moorwiesen Caricion nigrae Braunseggen-Sumpf n.b. 1996 Kronsbosteler Moor, Feuchtbe- reich Barne-Süd Eriophorum angustifolium- Schmalblattwollgras-Sumpf n.b. 1995 Feuchtbereich Barne-Süd Sumpf Juncetum filiformis Fadenbinsen-Sumpf n.b. 1996 Feuchtgrünland östl. „Strand“ u. „Neue Wiesen“ Juncetum effusi Flatterbinsen-Sumpf A4 1996 Verlandungszone Ostufer Stein- huder Meer, Moorwiesen, Sumpf im Brand, Kronsbosteler Moor Nasturtietum officinalis Brunnenkressen-Gesellschaft A4 1995 Feuchtbereich Barne-Süd Scirpo-Phragmitetum Teichröhricht A4 1996 Ost- und Südufer Steinhuder Meer, Feuchtbereich Barne-Süd, Alte Leine u.a. Scirpetum lacustris Teichsimsen-Röhricht A4 1996 Weiher im Brand Butometum umbellati Schwanenblumen-Röhricht A4 1996 Kleingewässer am Luther See Hottonietum palustris Wasserfeder-Gesellschaft A4 1996 Graben östl. Strand, Feuchtbe- reich südl. Idenser Graben Lemnetum trisulcae Ges. d. Untergetauchten A4 1995 Feuchtbereich südl. Idenser Gra- Wasserlinse ben, Kleingewässer am Luther See Potametum trichoides Haarlaichkraut-Gesellschaft A4 1993 Kleingewässer in der Leineaue Potametum lucentis Spiegellaichkraut- A4 1993 Kleingewässer in der Leineaue Gesellschaft Myriophyllo-Nupharetum lu- Teichrosen-Gesellschaft A4 1995 Alte Südaue, Kleingewässer Lei- teae neaue, Luther See Stratiotetum aloides Krebsscheren-Gesellschaft A3 1993 Kleingewässer Leineaue Polygono-Cirsietum oleracei Kohldistel-Wiese A4 1996 Brandwiesen Calthion palustris Sumpfdotterblumen-Wiese n.b. 1996 Feuchtgrünland Ostenmeer, Grünland östl. „Strand“ Scirpetum sylvatici Waldsimsen-Wiese A4 1996 Verlandungszone am Hagenbur- ger Kanal Thalictro-Filipenduletum ul- Wiesenrauten-Mädesüß-Flur A4 1996 Feuchtbereich westl. Hagenbur- mariae ger Kanal, Grabenrand westl. Steinhude Lolio-Cynosuretum luzuleto- Weidelgras-Weißklee-Weide, A5 1993 Schafweide an der K 334, Grün- sum trockene Ausprägung land am Hohenholz Spergulo-Corynephoretum Frühlingsspark-Silbergrasflur A4 1996 Sand-Trockenrasen a.d. K 334, canescentis Sandgrube am Flugplatz Diantho deltoides- Heidenelken- A 3-4 1993 Sand-Trockenrasen a.d. K 334, Armerietum elongatae Schafschwingel-Rasen Bahnrand bei Liethe Trifolio-Agrimonietum eupato- Mittelklee-Odermennig- A4 1996 nur fragmentarisch, Wald- und riae Saumgesellschaft Wegränder Brand, Hohenholz, MLK-Böschung nordwestl. Kolen- feld Cuscuto-Convolvuletum se- Hopfenseiden- A4 1996 Leine pium Zaunwindengesellschaft Convolvulo-Angelicetum ar- Zaunwinden-Engelwurzflur A4* 1996 MLK changelicae litoralis Epilobio hirsuti- Rauhhaarweidenröschen- A4* 1996 Bördegräben, MLK Convolvuletum Zaunwinden-Flur Chaerophylletum bulbosi Rübenkälberkropf- A4* 1996 Leinetal Saumgesellschaft

27 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Urtico-Aegopodietum po- Brennessel-Giersch- A4* 1996 weit verbreitet: Siedlungen, Wald- dagrariae Gesellschaft ränder, Gräben, Böschungen Petasito hybridi- Pestwurz-Giersch- A4 1996 MLK Aegopodietum podagrariae Gesellschaft Alliario-Chaerophylletum te- Knoblauchsrauken- A4* 1996 weit verbreitet: Waldränder, He- muli Kälberkropf- cken, Siedlungen Saumgesellschaft Lamio-Ballotetum nigrae Taubnessel- A4 1996 Wegränder in dörflichen Siedlun- Schwarznesselflur gen, Liethe, Luthe, Groß Heidorn Arctio-Artemisietum vulgaris Kletten-Beifuß-Flur A4 1996 Leinetal, Hecken, Waldränder, Feldwege Echio vulgaris-Melilotetum Natternkopf-Steinklee-Flur A3 1996 Bahnhof Wunstorf albae Resedo-Carduetum nutantis Reseden-Nickdistel-Flur A4 1996 Bahnhof Wunstorf Myosuretum minimi Mäuseschwanz- A4 1996 Weiden Barne-Süd, östl. „Strand“, Trittgesellschaft an der Osterriehe, an der Südaue u.a. Rumici-Spergularietum Sauerampfer- A7** 1996 Sandgrube und Grubenrand am rubrae Rotschuppenmieren- Flugplatz Trittrasen Papaveretum argemones Sandmohn-Gesellschaft A4,A5 1996 Ackerränder westl. Luthe Aphano-Matricarietum cha- Ackerfrauenmantel-Kamillen- A5 1996 Äcker östl. und südöstl. Gr. Hei- momillae Gesellschaft dorn, nordwestl. Liethe Galeopsietum speciosa Bunthohlzahn-Gesellschaft A4,A5 1995 Brachacker südl. Wunstorf, A- ckerränder nordwestl. Bokeloh Malvetum neglectae Wegmalven-Flur A4,A5 1996 Ruderalfluren in Groß Heidorn, Klein Heidorn u. Idensen Bromus tectorum-Conyza Dachtrespen-Berufskraut- A4* 1996 Bahnhof Wunstorf, Bahnstrecken canadensis-Gesellschaft Flur Atriplicetum acuminatae Glanzmelden-Flur A7** 1996 Leine Ranunculetum scelerati Zweizahn-Gifthahnenfuß-Flur A7** 1996 Feuchtbereich Barne-Süd, Sand- grube am Flugplatz Alopecuretum aequalis Zweizahn-Rotfuchsschwanz- A7** 1996 Mülldeponie Kolenfeld Rasen Chenopodietum rubri Bunte Gänsefuß-Flur A7** 1996 Ruderalfläche westl. Liethe, Müll- deponie Kolenfeld, Mergelgrube, Kalihalde Poo compressae- Platthalmrispengras- A4 1995 Bahnlinie nach Haste, Bahnhof Saxifragetum tridactylitae Fingersteinbrech-Rasen Wunstorf Asplenietum trichomano-ruta- Mauerrauten-Gesellschaft A3 1995 Brückenfuß Bahnlinie nach Has- murariae te, Mauer in Idensen Erläuterungen: Gefährdungsgrade nach PREISING et al 1984, PREISING et al 1990 A3 = stark gefährdete Pflanzengesellschaft A4 = gefährdete Pflanzengesellschaft mit allgemeiner Rückgangstendenz A5 = durch Artenverarmung gefährdete Pflanzengesellschaft A6 = potentiell gefährdete Pflanzengesellschaft A7** = nach PREISING nicht gefährdet, jedoch zumindest regional selten (Einschätzung J. Feder 1996) n.b. = bei PREISING nicht beschrieben, jedoch zumindest regional selten (Einschätzung J. Feder 1996) * = z.Z. in Wunstorf nicht gefährdet (Einschätzung J. Feder 1996)

28 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

3.2.2 Fauna

3.2.2.1 Säugetiere

Datengrundlage Die Erfassung der Säugetiere im UG basiert auf der Auswertung von Vorinformationen und auf eigenen Erhebungen, die im Sommer 1997 von Mitarbeitern des Büros für biologisch- landschaftsökologische Gutachten (BIOLAGU) durchgeführt wurden. Die eigenen Erhebun- gen konzentrierten sich auf die Gruppe der Fledermäuse, weil diese Artengruppe aufgrund ihres Gefährdungsgrades und des besonderen Schutzstatus – auch auf europäischer Ebene (s. Tab. 5) – besondere Beachtung verdient. So gehören die Fledermäuse inzwischen zu den Standard-Artengruppen, die bei der Eingriffsregelung in der Bauleitplanung in potentiell ge- eigneten Biotopen in der Regel berücksichtigt werden sollten (BREUER 1994, S. 33; BRINKMANN et al. 1996). Aufgrund des begrenzten zeitlich-finanziellen Rahmens musste sich die Erhebung auf die Erfassung in den Sommerlebensräumen (Jagdgebiete und Flugrouten) konzentrieren.3 Zur Vorbereitung der Erfassungen im Gelände wurden zunächst gemeinsam mit dem örtlichen Fledermauskenner D. SCHLEGEL und dem Planer Probeflächen festgelegt. Es wurden Bereiche ausgewählt, die aufgrund ihrer Biotopstrukturen für Fledermäuse poten- tiell geeignet erschienen und über die bislang noch keine oder nur unzureichende Fleder- mausdaten vorlagen. Diese Probeflächen wurden in den Sommermonaten Juni, Juli und Au- gust jeweils mehrmals begangen und bezüglich der vorkommenden Fledermausarten kartiert. Die Artbestimmung erfolgte mithilfe eines Detektors, der die Ultraschallsignale der Fleder- mäuse in hörbare akustische Signale umsetzt. Bei einigen Arten ist auch eine Determination anhand der Flugsilhouette möglich. Zudem wurden Daten aus langjährigen Beobachtungen durch Herrn D. SCHLEGEL (Arbeits- beitsgemeinschaft Zoologische Heimatforschung, Regionalbeauftragter des NLÖ für den Fle- dermausschutz) aus Wunstorf ausgewertet. Sie beziehen sich auf Fledermäuse und auf weitere gefährdete Säugetierarten. Diese Daten sind teilweise schon in anderen naturschutzfachlichen Gutachten ausgewertet worden (PGL 1993, IBU 1995, PGL 1995).

Vorkommen der Säugetierarten im Stadtgebiet Tabelle 5 gibt einen Überblick über die Vorkommen gefährdeter Säugetierarten im Stadtge- biet. Von den 14 festgestellten, landesweit gefährdeten Arten sind allein 10 Fledermausspe- zies. Das Vorkommen weiterer gefährdeter Fledermausarten ist nicht unwahrscheinlich, weil die Determination einiger Spezies dieser Gruppe immer noch Schwierigkeiten bereitet.

3 Die Erfassung von Sommer- und Winterquartieren ist durch Geländearbeit kaum zu bewerkstelligen; dafür sind Kenntnisse örtlicher Fachleute zu nutzen.

29 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 5 Vorkommen gefährdeter Säugetierarten im Stadtgebiet Wunstorf (Stand Ok- tober 1997)

RL- Ges. Vorkommen im Stadtgebiet Nds Schutz Fledermäuse (Chiroptera) Eptesicus serotinus Breitflügel- 2 §§* noch in fast allen Ortschaften vertreten; Jagd- fledermaus reviere in Ortsrandbereichen, z. B. Wunstorf: an der Alten Südaue, entlang dem Bahndamm bis zum Rittergut Düendorf, Ortsrandbereiche Stein- hude-Süd, Kolenfeld-West, Luthe-Nord u.a., Liethe; Waldrand/ -gebiet Hohenholz, Idenser Teiche und Großenheidorner Gehegewiesen Myotis daubentoni Wasserfledermaus 3 §§* Gewässer und Wald; vorwiegend im Umfeld des Mittellandkanals (z. B. Idenser Teiche), Kolen- felder Stadtfeld, Abbauteiche südl. Poggenhagen, Westaue und Leine bei Luthe, Liethe, Alte Leine, Luther See, Steinhuder Meer u.a. Myotis dasycneme Teichfledermaus II §§** Steinhuder Meer, Hagenburger Kanal Myotis myotis Mausohr 2 §§** Sommerquartier Gutshof Düendorf Myotis mystacinus Kleine Bartfleder- 2 §§* Alte Südaueniederung, Waldrand/ -gebiet Ho- maus henholz, Düendorfer Wald, Blumenau, Bokeloh Myotis nattereri Fransenfledermaus 2 §§* Waldstreifen am Ortsrand Wunstorfs, Waldrand/ - gebiet Hohenholz, Sandgrube am Flugplatz (Tot- fund) Nyctalus noctula Großer Abendseg- 2 §§* Wälder und Parkanlagen; z. B. Waldgebiet/-rand ler Fohlenstall, Hohenholz, Hohe Holz und Wunstor- fer Moor; Laubwald Düendorf mit vorgelagerten Flächen bis hin zur Südaue; auch Schilfgürtel Steinhuder Meer, Terrassenrand Liethe, Baum- reihen „An der Trift“, Großheidorner Gehegewie- sen, Waldgebiet und Waldrand westl. Mesmero- de, Allee östl. Luthe, am Kleinheidorner Moor, Bokeloher Niederungen bis zum Brand; Winter- quartier im Blumenauer Wäldchen (Altbaum), Balzplatz nördlich Großenheidorn Pipistrellus nathusii Rauhhaut- 2 §§* Waldbereiche, Parklandschaft; Laubwald Düen- fledermaus dorf, Allee östl. Luthe und Großenheidorner Ge- hegewiesen Pipistrellus pipistrel- Zwergfledermaus 3 §§* noch in fast allen Ortschaften Sommerquartiere; lus Stadtrandbereiche Wunstorf, z. B. an der Alten Südaue und im Bereich Hallenbad sowie Feucht- bereich Barne-Süd, Ortsrandbereiche Steinhude- Süd, Luthe-Ost, Bokeloh-Süd, Klein Heidorn - Süd u.a.; Waldrand/ -gebiet Hohenholz, Westaue, Idenser Teiche, Großenheidorner Wiesen u.a. Plecotus auritus Braunes Langohr 2 §§* Wälder, Parks, Obstwiesen; Gärtnerei und Pri- vatgärten am Ortsrand Wunstorfs nahe der Alten Südaue, Terrassenrand Liethe; Winterquartier im Erdkeller bei Liethe Neomys fodiens Wasserspitzmaus 3 § Gräben und Feuchtbereiche am Steinhuder Meer, Leineaue Crocidura leucidon Feldspitzmaus 3 § am Fliegerhorst (Gewöllefund) Cricetus cricetus Feldhamster 2 §* ursprünglich in der gesamten Ackerlandschaft, in den letzten 10 Jahren nur noch südlich einer Li- nie Düendorf/Stadtfeld

30 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Mustela putorius Iltis 3 Feuchtbereiche, z. B. Kolenfelder Stadtfeld, Feuchtbereich Barne-Süd, Kiesteich westl. Liethe, Niederung der Leine und Westaue Martes martes Baummarder 4 Waldgebiet Fohlenstall (Totfund B 442) Meles meles Dachs 4 Hohenholz, Brand

Erläuterungen: Der Gefährdungsgrad bezieht sich auf die Rote Liste der gefährdeten Säugetierarten in Niedersachsen und Bremen (HECKENROTH 1993): 2 = stark gefährdet 3 = gefährdet 4 = potentiell gefährdet II = gefährdete Durchzügler, Überwinterer, Übersommerer, Wandertiere § = Besonders geschützte Art gemäß Bundesartenschutzverordnung i. V. mit § 20e BNatSchG §§ = Besonders geschützte und i. S. des BNatSchG vom Aussterben bedrohte Art * = streng geschützte Art von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie (Anhang IV) ** = prioritäre Art von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie (Anhang II)

Die Auswahl der Probeflächen für die Fledermauskartierung erfolgte mit der Zielsetzung, wertvolle Fledermauslebensräume nachzuweisen. Es wurden deshalb gezielt potentiell geeig- nete Biotope und Biotopkomplexe aufgesucht, nämlich • durch Hecken, Gehölzgruppen etc. gegliedertes Offenland • Waldrandbereiche • Gewässer mit angrenzenden Gehölzen • linienhafte Gehölzbestände zwischen Siedlungsbereichen und Wäldern • gut ausgebildete Ortsränder (Altbaumbestände, alte Bausubstanz). Die untersuchten Gebiete haben sich denn auch überwiegend als gute bis sehr gute Fleder- maushabitate erwiesen. Kriterien zur Einstufung sind dabei Anzahl der Arten und Anzahl der Individuen pro Zeiteinheit sowie Vorkommen seltener bzw. selten festgestellter Arten (Rau- hautfledermaus, Braunes Langohr). Tabelle A2 im Anhang gibt einen Überblick über die Un- tersuchungsergebnisse, Abb. A1 über die Untersuchungsgebiete. Einige sehr gute Fledermauslebensräume seien beispielhaft aufgeführt: • Großenheidorner Gehegewiesen: Das reich strukturierte Hecken-Grünland-Areal im Anschluß an den alten Ortskern mit Altbaumbeständen, kleinen Wäldchen und einer Fülle von Randlinien stellt ein sehr gutes Jagdgebiet für eine Vielzahl von Fledermäusen dar (insgesamt fünf Arten, darunter Rauhautfledermaus und Braunes Langohr, hohe Individu- enzahlen) • Baumallee östlich Luthe: Die alte Baumallee am Rand der Leineaue verbindet den alten Ortskern von Luthe mit dem Gümmerwald und stellt eine wichtige Leitlinie (Flugroute) für viele Fledermäuse dar (insgesamt vier Arten, darunter Rauhhautfledermaus, hohe In- dividuenzahlen) • Terrassenrand bei Liethe: Ein langgestreckter Biotopkomplex am Rand der Leine- bzw. Westaueniederung, bestehend aus linienhaften, teilweise auch (klein-)flächigen Gehölzbe- ständen, aus mehr oder weniger alter Bausubstanz am Ortsrand von Liethe sowie aus Ge- wässern (Westaue, Gutsteiche) und umgebenden Offenlandbereichen (Grünland, Acker) stellt ein wertvolles Jagdgebiet für Fledermausarten dar (insgesamt drei Arten, darunter Braunes Langohr, hohe Individuenzahlen)

31 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

In Karte 2 (NW, NO, SW, SO) sind die als wertvoll erkannten Fledermauslebensräume dargestellt. Es handelt sich zum einen um linienhafte Strukturen (Alleen, Baumreihen und Hecken, Fließgewässer u.a.), die als Leitlinien für den Fledermausflug Bedeutung haben (Flugrouten), und zum anderen um eher flächenhafte Jagdgebiete. Die Darstellung basiert auf Auswertungen der Fledermauskartierung und der von SCHLEGEL gelieferten Daten. Weil kei- ne flächendeckende Datenbasis vorliegt, kann kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden; d.h. außer den dargestellten Bereichen kann und wird es weitere wertvolle Fleder- mauslebensräume im Stadtgebiet Wunstorf geben. Dazu gehören z. B. Waldgebiete, die i. allg. – in Abhängigkeit von Alter und Struktur – ebenfalls gute Fledermaushabitate darstellen, die aber im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden konnten. Dazu gehören auch wei- tere vielfältig strukturierte Flächen und Gewässerbereiche, die bereits als „wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften“ zu bewerten sind (s. Kap. 3.2.3.2) und deshalb bez. der Fledermäuse nicht zusätzlich untersucht werden konnten (z. B. der Hecken-Grünland- Komplex östlich Luthe, die Röhrichtzone des Steinhuder Meeres, die Sandgrube am Flieger- horst etc.). Wertvoll und besonders schützenswert sind darüber hinaus die Sommerquartiere in den Siedlungen (z. B. bekannte Wochenstuben der Breitflügel- und der Zwergfledermaus) und die beiden einzigen bekannten Winterquartiere im Stadtgebiet: ein Erdkeller bei Liethe (Brau- nes Langohr) und ein Altbaumbestand im Blumenauer Wäldchen (Gr. Abendsegler). Dem stark gefährdeten Feldhamster ist in Wunstorf besondere Beachtung zu schenken, da diese Art im Stadtgebiet an seine nordwestliche Verbreitungsgrenze stößt. Er ist ebenfalls eine nach EU-Recht streng geschützte Art von gemeinschaftlichem Interesse (FFH-Richtlinie, An- hang IV). Als typischer Bewohner der offenen Agrarlandschaft besiedelt er tiefgründige Löss- und Lehmböden und meidet Waldungen. Nach Daten von SCHLEGEL (mündl. Mitt.) kam der Hamster noch bis Mitte der achtziger Jahre in weiten Teilen des Stadtgebietes östlich der Li- nie Steinhude – Bokeloh – Idensen vor. Aus den letzten zehn Jahren liegen dagegen nur noch wenige Nachweise von Ackerflächen südlich der Linie Düendorf – Stadtfeld vor (vgl. aber Hinweis in Kap. 7.4.2). Für den starken Rückgang des Feldhamsters in seinem westlichen Verbreitungsgebiet sind nach Angaben verschiedener Autoren (zusammengefasst bei POTT- DÖRFER et al. 1994) mehrere Faktoren von Bedeutung, wobei Verluste durch Straßenverkehr und die Intensivierung der Landwirtschaft besonders zu nennen sind. Bei der landwirtschaftli- chen Nutzung haben folgende Faktoren für den Hamster besiedlungsfeindliche Wirkung: • großflächiger Anbau nur einer Fruchtart, • frühzeitige Erntetermine, • zu schneller Ablauf des Erntens, • Abräumen und Umbruch der Flächen gleich nach der Ernte, • Tiefpflügen von 50 cm und mehr im Sommerhalbjahr, • Einsatz von Pestiziden und gebeiztem Saatgut.

3.2.2.2 Vögel

Datengrundlage Für das Wunstorfer Stadtgebiet wurde 1997 eine avifaunistische Kartierung durchgeführt. Aufgrund der Größe des Untersuchungsgebietes und der begrenzten Erfassungszeit (Mai - Ju- ni) wurden aus avifaunistischer Sicht potentiell geeignete Teilbereiche vorab ermittelt und

32 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume diese dann schwerpunktmäßig aufgesucht. Jeder Bereich wurde mindestens dreimal, in der Regel vier- bis fünfmal begangen. Da eine einmalige Feststellung einer Art noch nichts über einen Brutverdacht bzw. Brutnachweis aussagt, werden nur wiederholte Beobachtungen, die auf Revierverhalten, Paarung, futtertragende Altvögel bzw. Nachweis von Jungvögeln hin- weisen, berücksichtigt. Schwerpunkte der eigenen Kartierung waren: Leineaue, Kolenfelder Lössbörde südlich des MLK, Feldflur zwischen Klein Heidorn und Großenheidorn/Steinhude, Gehägewiesen, Ho- henholz, Hohe Holz, Brand. Weitere Daten wurden 1997 in Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Or- nithologischen Arbeitsgemeinschaft, Kreisgruppe Steinhuder Meer (NAGEL, GIROD, KOCH, WILKENING), ermittelt. Folgende Gebiete wurden untersucht: Bereich Barne-Süd, Grünland- bereiche zwischen Idensen und Bokeloh, Rodenberger Aue mit angrenzenden Grünlandberei- chen. Von der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) wurden freundlicher- weise die Kartierungsergebnisse 1996 für die Naturschutzgebiete und angrenzende Feucht- und Wiesenbereiche am Steinhuder Meer zur Verfügung gestellt. Aus der UVS zur Ortsum- gehung liegen Daten der Jahre 1993 und 1995 von den nördlich und südlich an die Stadt Wunstorf angrenzenden Gebieten vor. Daten zu Rastvogelbeständen gehen auf langjährige Beobachtungen von NAGEL (Steinhude) und OOSTERWIJK (Barsinghausen) zurück. Als Vorinformationen wurden außerdem Kartierergebnisse des NLÖ aus den Jahren 1993/94 und weitere Hinweise ehrenamtlicher Ornithologen des Gebietes ausgewertet. Generell wird nur auf Daten zurückgegriffen, die 1997 nicht älter als fünf Jahre waren (s. Jahr in Klam- mern).

Vorkommen der Vogelarten im Stadtgebiet Im Stadtgebiet Wunstorf konnten in dem angegebenen Zeitraum insgesamt von 122 Arten Brutnachweise erbracht werden. Hiervon sind etwa ein Drittel (42 Arten) in ihrem Bestand bedroht bzw. gefährdet (s. Gesamtartenliste im Anhang – Tab. A3 – u. Rote Liste Niedersach- sen 1995). Für eine Reihe von Arten werden seit Jahren Bestandsrückgänge verzeichnet. Dies trifft ins- besondere für viele Wiesenbrüter zu, die auf Feuchtwiesen und extensiv genutztes Grünland angewiesen sind. Außerhalb der Nahumgebung des Steinhuder Meeres wurden nur in der Lei- neaue, an der Westaue, bei Idensen und im Bereich Barne-Süd (1995) Kiebitzbruten festge- stellt. Der Wiesenpieper konnte nur in der Leineaue und an der Westaue (1993) beobachtet werden und empfindlichere Arten wie Uferschnepfe und Großer Brachvogel fehlen außerhalb der Randbereiche des Steinhuder Meeres völlig. Populationsschwankungen konnten bei der Schafstelze beobachtet werden, die 1997 oft anzutreffen war, in den vorangegangenen Jahren aber teilweise nur spärlich vorkam. Ein stetiger, wenn auch nicht so augenfälliger Rückgang muss bei der Feldlerche verzeichnet werden. Selbst in typischen Lebensräumen, wie z. B. der Kolenfelder Lössbörde, nimmt die Individuendichte ab. Tabelle 6 gibt eine Übersicht über die gefährdeten Vogelspezies, die sicher im Stadtgebiet brüten, sowie über einige weitere Arten mit hohem Indikatorwert für spezifische Biotopver- hältnisse.

33 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 6 Gefährdete Brutvögel und weitere wichtige Indikatorarten im Stadtgebiet Wunstorf

Art RL- Vorkommen in Wunstorf Nds. 1995 Weißstorch* 1 selten; 1997 drei Brutpaare: Luthe, Bokeloh, Blumenau Schnatterente 3 selten; BV nur im NSG Ostufer Steinhuder Meer Krickente 3 selten; BV im NSG Ostufer Steinhuder Meer, NSG Hagenburger Moor, Brandwiesen Knäkente 2 selten; BV nur im NSG Ostufer Steinhuder Meer Löffelente 2 selten; BV nur NSG Ostufer Steinhuder Meer Schwarzmilan* 2 selten; BV im NSG Ostufer Steinhuder Meer, Verlandungsbereich NSG Meerbruch, NSG Hagenburger Moor, Hohenholz Rotmilan* 3 verbreitet; BV im Verlandungsbereich NSG Meerbruch, Niederungsgrünland südl. Hagenburger Moor, Moorwiesen, Hohenholz, Laubwald Brand Rohrweihe* 3 selten; BV im NSG Ostufer Steinhuder Meer, NSG Wulveskuhlen, Verlandungsbe- reich NSG Meerbruch, Feuchtgebiet Barne-Süd (1994), Mergelgrube Habicht selten; BV im Laubwald Brand Sperber selten; BV im Hohenholz Rebhuhn 3 verbreitet; BV u. a. im Feuchtgebiet Barne-Süd; Niederungsgrünland südl. Hagen- burger Moor, alte Südaue oberhalb Wunstorf (1995) Wasserralle 3 selten; nur im NSG Ostufer Steinhuder Meer Wachtelkönig* 1 selten; BV im Feuchtgrünland „Neue Wiesen“, Leineaue Teichhuhn wenig verbreitet; BV in den Kleingewässern der Leineaue, am Steinhuder Meer, Teich am Stadtfeld Feuchtgrünland „Neue Wiesen“, Grünlandniederung östl. Strand, Niederungs- Kiebitz 3 wenig verbreitet; BV im NSG Wunstorfer Moor, Feuchtgrünland Ostenmeer, Grün- land westl. und südl. Hagenburger Moor, Leineaue, Grünlandbereich zw. Idensen und Bokeloh, Grünlandbereich Barne-Süd Bekassine 2 selten; BV NSG Ostufer Steinhuder Meer, Grünland „Neue Wiesen“ und östl. Strand H:1 (1994), Moorwiesen, Feuchtbereich Barne-Süd (1995) Waldschnepfe 3 selten; BV NSG Wunstorfer Moor Gr. Brachvogel 2 selten; BV der Grünlandniederung östl. Strand, Niederungsgrünland westl. Hagen- TO:1 burger Moor, Moorwiesen Hohltaube selten; BV im Laubwald Fohlenstall Ziegenmelker* 2 selten; BV im NSG Wunstorfer Moor Eisvogel* 3 selten; BV an der Rodenberger Aue, Winzlarer Grenzgraben, NSG Ostufer Steinhu- der Meer Grauspecht* 3 wenig verbreitet; BV in den NSG Wunstorfer Moor, Ostufer Steinhuder Meer, Hagen- burger Moor Grünspecht 3 wenig verbreitet; BV in NSG Wunstorfer Moor, Ostufer Steinhuder Meer, Feuchtgrün- land „Neue Wiesen“, Südufer Steinhuder Meer Schwarzspecht* verbreitet; BV in allen Waldgebieten Mittelspecht* 3 selten; BV im Laubwald Brand Kleinspecht 3 selten; BV im Laubwald nördl. Liethe, NSG Hagenburger Moor Wendehals 2 selten; BV 1995 im NSG Wunstorfer Moor Heidelerche* 2 selten; BV im NSG Wunstorfer Moor Feldlerche H:3 verbreitet; BV der Ackerflur im gesamten Gebiet Wiesenpieper wenig verbreitet; BV in der Leineaue Schafstelze 3 verbreitet; BV der Ackerflur im gesamten Gebiet

34 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Nachtigall 3 verbreitet, BV u. a.: Mergelgrube, Teich am Stadtfeld, Feuchtbereich Barne-Süd, Ge- hölzbestände bei Liethe, Leineaue, am Steinhuder Meer, Gehegewiesen Gartenrotschwanz H:3 wenig verbreitet; BV in Gärten mit älterem Baumbestand Braunkehlchen 2 selten; BV im NSG Wunstorfer Moor, Grünlandbereiche „Neue Wiesen“ und östl. Strand (1994), Niederungsgrünland südl. und westl. Hagenburger Moor, Niede- rungsgrünland südwestl. Steinhude, Feuchtbereich Barne-Süd Schlagschwirl 4 selten; BV nur im Niederungsgrünland westl. Hagenburger Moor Rohrschwirl 2 selten; BV nur NSG Ostufer Steinhuder Meer, NSG Wulveskuhlen, Verlandungsbe- reich NSG Meerbruch Schilfrohrsänger 1 selten; BV in NSG Ostufer Steinhuder Meer, NSG Wulveskuhlen, Verlandungsbe- reich nordwestlich Strand und NSG Meerbruch Drosselrohrsänger 1 selten; BV nur im NSG Wulveskuhlen Sperbergrasmü- 2 selten; BV 1993/94 im NSG Wulveskuhlen cke* Weidenmeise verbreitet; BV in Laubwäldern Brand, Hohenholz Beutelmeise selten; BV NSG Wulveskuhlen, Verlandungsbereich nordwestl. Strand Pirol H:3 verbreitet; BV NSG Wunstorfer Moor Rotrückenwürger* 3 verbreitet; BV u. a.: Grünlandbereich zw. Idensen und Bokeloh, Mergelgrube, Grün- (Neuntöter) landbereich Barne-Süd, Sandgrube am Flugplatz, Leineaue, Niederungsgrünland südl. und westl. Hagenburger Moor, Hecken südwestlich Kolenfeld Kolkrabe H:3 selten; BV in den Laubwäldern Fohlenstall, Hohenholz Bartmeise 3 selten; BV nur im NSG Ostufer Steinhuder Meer Erläuterungen: * = in Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie genannte Arten, die besonderer Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Lebensräume bedürfen (Stand 1994) H = Gefährdungsgrad nur in der Naturräumlichen Region Bergland und Börden TO = Gefährdungsgrad nur in der Naturräumlichen Region Tiefland-Ost (Das Stadtgebiet Wunstorf liegt in der Börde und im östlichen Teil des nds. Tieflands.)

Hervorzuheben sind folgende Vogel-Lebensräume (bzw. Teillebensräume): • Ost- und Südufer des Steinhuder Meeres: Von besonderer Bedeutung sind die Schilf- und Röhrichtflächen für Wasservögel, wie z. B. Schnatter-, Knäk- und Löffelenten, und die Verlandungsbereiche, in denen Drossel- und Schilfrohrsänger, Rohrschwirl und Bart- meise brüten. Die angrenzenden Grünlandbereiche besitzen für gefährdete Wiesenbrüter (Kiebitz, Wiesenpieper, Bekassine, Großer Brachvogel) eine große Bedeutung. Es sind teilweise die einzigen Brutvorkommen im Stadtgebiet außerhalb der Naturschutzgebiete des Steinhuder Meeres. • Die größeren Waldkomplexe Hohenholz, Brand und Fohlenstall sind ein wichtiger Teillebensraum für z.T. gefährdete Greifvögel (Rotmilan, Habicht, Sperber u.a.), die hier ihren Horststandort haben und außerhalb des Waldes jagen. Weitere gefährdete und/oder eng an spezifische Waldhabitate gebundene Arten sind Kolkrabe, Mittelspecht, Wald- schnepfe, Schwarzspecht und Hohltaube. Sie sind auf ältere Laubmischwald-Bestände an- gewiesen, die allerdings nur noch in geringem Umfang vorhanden sind. • Das Gebiet der Leineaue umfaßt einen Komplex aus mehreren Teillebensräumen, z. B. Wiesen, Hecken, Feldgehölze, Kleingewässer. Als typische Wiesenbrüter konnten gefähr- dete Arten wie Kiebitz und Wiesenpieper im eher offenen Nordteil der Wunstorfer Leine- aue nachgewiesen werden. Randstrukturen und extensiv genutzte Flächen werden von Rebhuhn, Wachtel und Wachtelkönig besiedelt. Auf dichte, undurchdringliche Strauch-

35 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

und Strauch-Baumhecken, wie sie östlich Luthe charakteristisch ausgebildet sind, sind die Nachtigall und der Neuntöter (Rotrückenwürger) angewiesen. • Ein ebenfalls bedeutender Lebensraum für gefährdete Arten ist der Feucht- und Grün- landbereich Barne-Süd. Hier konnten Nachtigall, Braunkehlchen, Neuntöter und Reb- huhn als Brutvögel nachgewiesen werden. In den vergangenen Jahren wurden zudem un- ter anderem von Kiebitz, Bekassine und Rohrweihe Brutzeitfeststellungen gemacht. • In 1997 konnten auf den Ackerfluren des Gebietes Feldlerchen und auch Schafstelzen noch relativ regelmäßig festgestellt werden. Allgemein sind aber eine Abnahme der Brut- dichte der Feldlerche und starke Populationsschwankungen der Schafstelze zu beobachten (s. o.). Diese Beobachtungen treffen auch für die Kolenfelder Lössbörde mit intensiv be- wirtschafteten Ackerflächen zu. Eine wichtige Bedeutung kommt in diesem überwiegend ausgeräumten Gebiet den wenigen Feldhecken zu, in denen neben Goldammer und Dorn- grasmücke auch der gefährdete Neuntöter brütet.

Der Weißstorch im Stadtgebiet Wunstorf Innerhalb der Region Hannover hat das Stadtgebiet von Wunstorf eine besondere Bedeutung für den Weißstorch, einer nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützten und nach wie vor stark gefährdeten Charakterart feuchter Grünlandniederungen, der auch nach eu- ropäischem Recht besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist. Im folgenden wird deshalb auf diese Art intensiver eingegangen. Im Wunstorfer Stadtgebiet sind 3 Horstplätze im vergangenen Jahrzehnt mehr oder weniger regelmäßig besetzt gewesen, dazu kommt eine Neuansiedlung in Idensen seit 1996. Vier wei- tere Horstpaare aus angrenzenden Gemeindegebieten haben auf Wunstorfer Gebiet wichtige Nahrungsflächen. Tab. 7 zeigt die Brutentwicklung im Planungsgebiet. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Brutpaare im Stadtgebiet von 2 auf 3 bis 4 erhöht, die Bruterfolge (flugfähige Jungvögel) sind aber stark schwankend. Abbildung 9 zeigt die Bestandsentwicklung und die räumliche Verteilung des Weißstorches in der Region Hannover insgesamt. Die Daten wurden von LÖHMER zusammengestellt, dem wir für die Zurverfügungstellung herzlich danken. Der Tiefpunkt des Rückgangs war 1987 er- reicht. Seitdem hat sich der Bestand – insbesondere aufgrund von Zuzügen aus östlichen Län- dern – ein wenig erholt, wenngleich das Jahr 1997 wieder ein ungünstigeres Bild ergibt, das aber hauptsächlich aus Problemen während der Zugzeit resultiert (LÖHMER mdl.).

Tab. 7 Brutentwicklung des Weißstorches im Wunstorfer Stadtgebiet und Randbe- reiche (aktualisiert in 2/2002)

1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Idensen ------• / 2 - • / 4 • / - • / 2 • / - Bokeloh - - - - - • / • / 1 • / 1 • / - • / 2 • / 2 • / 3 • / - • / 4 Blumenau • / - • / 3 • / 4 • / 4 • / - • / - • / 3 • / 2 • / 4 • / - • / 2 • / 2 • / 2 • / 2 Luthe • / - • / - • / - • / - - • / 2 • / 3 • / 3 • / 3 • / - • / 3 • / 3 • / 3 • / 3 Brutpaare/ 2 / - 2 / 3 2 / 4 2 / 4 1 / - 3 / 2 3 / 7 3 / 6 4 / 9 3 / 2 4 /11 4 / 8 4 / 7 4 / 8 Jungvögel angrenzende Gebiete: M ------• / 2 • / - • / 3 • / 2 • / - -

36 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Auhagen E • / 4 • / 3 • / - • / 1 • / 2 • / 3 • / 2 • / 1 • / 2 • / 3 • / 1 - • / 4 • / 4 Bordenau - - - • / 2 • / 3 • / 2 • / - • / 2 • / - - - • / 2 • / - • / 3 Schloss Rick- • / 3 • / 1 • / 3 • / 2 • / 2 • / 3 • / 3 • / 3 • / 3 • / 4 • / 2 • / 4 • / 3 • / - lingen Brutpaare/ 4 / 7 4 / 7 4 / 7 5 / 9 4 / 7 6 /10 6 /12 6 /12 8 /16 6 / 9 7 /17 7 /16 8 /14 7 /15 Jungvögel Gesamt Erläuterungen: • / 3 = 1 Nestpaar / 3 ausgeflogene Junge Quellen: HECKENROTH 1996 und LÖHMER 1997, mdl.; STIEFEL, NLÖ 2002, mdl.

Von besonderer Bedeutung für den Bruterfolg des Weißstorches sind nahrungsreiche Grün- landbereiche in unmittelbarer Horstnähe. Gerade während der Brutphase verlassen die Altvögel den Horst nur für kurze Zeit, um auf nahe gelegenen Wiesen (Radius bis 1.000 m) nach Futter zu suchen. In der Phase der Jungenaufzucht kann sich der Aktivitätsradius dann auf 2 km ausdehnen. Der Bruterfolg hängt sehr stark mit dem Nahrungsangebot im Nahbe- reich des Horstes zusammen. Der Weißstorch ist ein Schreitvogel, der seine Nahrung überwiegend bei Sichtkontakt, d. h. durch Aufscheuchen der Beute fängt. Eine zu dichte und hohe Vegetation hindert ihn beim Gehen, und Beutetiere haben bessere Versteckmöglichkeiten. Für den Storch bedeutet dies ei- ne mühselige und wenig Erfolg versprechende Nahrungssuche. Die meisten Grünlandflächen werden heutzutage mit einer dicht- und schnellwüchsigen Grünlandeinsaat intensiv bewirt- schaftet. Die für den Storch wichtige Phase einer kurzrasigen Vegetation bleibt somit nur auf den Zeitraum unmittelbar nach der Mahd beschränkt. Hinzu kommen die Entwässerungen von Feuchtwiesen und Verfüllung von Senken und der damit verbundenen Rückgang von Amphi- bien. Während der Phase der Jungenaufzucht müssen entweder mit einem erhöhten Energie- und Zeitaufwand weitere Strecken zurückgelegt werden, um geeignete Nahrungsflächen auf- zusuchen, oder es werden aufgrund der schlechten Nahrungssituation in Horstnähe nur weni- ge Jungvögel (wenn überhaupt) aufgezogen. Untersuchungen haben ergeben, dass Mähwei- den für die Nahrungssuche bevorzugt aufgesucht werden (s. Abb. 10): Nach der ersten Mahd werden die Flächen durch extensive Beweidung kurz gehalten, so dass der Storch während der Aufzuchtphase geeignete Nahrungsflächen zur Verfügung hat. In Karte 2 (NW, NO, SW, SO) sind die Weißstorchhorste und die horstnahen Nahrungsflä- chen dargestellt. Die Nahrungsflächen resultieren aus langjährigen Beobachtungen von GIROD; sie sind von LÖHMER bestätigt worden. Nach einem von der Staatlichen Vogel- schutzwarte (NLÖ) angewandten Bewertungsverfahren haben geeignete Nahrungsflächen des Weißstorchs im Umkreis von 2,5 km um den Horstplatz landesweite Bedeutung (WILMS et al. 1997). Das Steinhuder Meer und angrenzende Bereiche haben große Bedeutung für Rastvögel. In- nerhalb des Landschaftsplans sind von besonderer Bedeutung die Verlandungsbereiche im NSG Ostufer Steinhuder Meer sowie im NSG Meerbruch sowie die an letzteres angrenzenden Grünlandbereiche; für diese Bereiche ist aufgrund mehrjähriger Wat- und Wasservogelzäh- lungen nationale Bedeutung als Rastvogelgebiet festgestellt worden. Die Grünlandniederung östlich Strand hat lokale bis regionale Bedeutung als Rastvogelgebiet. Wertbestimmende Ar- ten sind Graugans, Blässgans und Kiebitz in den Meerbruchswiesen sowie Tafelente, Löffel- ente und Gänsesäger im NSG Ostufer. In der Grünlandniederung östlich Strand kommen Graugans und Kiebitz in größeren Zahlen vor.

37 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Nach Beobachtungen von OOSTERWIJK hat auch der nördliche Teil der Leineaue auf Wunstor- fer Gebiet Bedeutung für durchziehende Wat- und Wasservögel; er hat hier größere Zahlen rastender Sing- und Zwergschwäne, Saat-, Bläss- und Graugänse sowie Reiher- und Tafel- enten festgestellt (Angaben von 1993). Die Feldflur südlich und östlich Kolenfelds (s. Karte 2 (NW, NO, SW, SO)) bildet zusammen mit der Holtenser Höhe (Stadtgebiet Barsinghausen) ein traditionelles Rastgebiet für durch- ziehende Limikolen (Watvögel), insbesondere für den Goldregenpfeifer und den Kiebitz (PLANUNGSGRUPPE LANDESPFLEGE 1997a). Der Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) ist dabei besonders zu beachten, • weil er in der Bundesartenschutzverordnung als „besonders geschützte Art“ ge- führt ist, • weil er im Anhang der EG-Vogelschutzrichtlinie aufgeführt ist und somit auch aus europäischer Sicht besonderer Schutzmaßnahmen bedarf und • weil er sich im Gegensatz zum Kiebitz, der als Rastvogel auf Ackerflächen der Börde relativ weit verbreitet ist, in seinem Rastverhalten auf diesen Teil der Börde beschränkt. Beide Arten sind auf dem Durchzug auf offene, weitläufige und gut überschaubare Rastgebie- te angewiesen. In den Herbstzügen wurden nördlich der A2 bis zu 200 Goldregenpfeifer und mehr als 1000 Kiebitze gezählt. Damit wird landesweite Bedeutung als Gastvogelgebiet er- reicht (s. BURDORF et al. 1997, S.125). Den Daten liegen mehrjährige Beobachtungen zugrun- de (OOSTERWIJK mdl.). Desweiteren wurden regelmäßig Rotschenkel, Kampfläufer, Kiebitz- regenpfeifer und kleinere Trupps Bläss- und Saatgänse nachgewiesen (OOSTERWIJK). Die Aufenthaltsdauer auf den Ackerflächen hängt von der Witterung, dem Nahrungsangebot und der Jahreszeit ab. Darüberhinaus wird das gesamte Rastgebiet auch von durchziehenden Greifvögeln aufgesucht (z. B. Rauhfußbussard, Wiesen- und Kornweihe, Rotfußfalke, Merlin, selten auch der Wanderfalke). Die Untersuchung des Rastvogelgebiets ist nach 1997 intensiviert worden; daraus resultieren- de Ergebnisse und Konsequenzen für die Planung werden in Kap. 7.4.2 dargestellt. Letztlich sei auf einen traditionellen Rastplatz des Kranichs hingewiesen. Mit großer Re- gelmäßigkeit hat in den letzten Jahren eine Gruppe (< 10 Ex.) von Kranichen am Rand der Westaue-Niederung westlich von Mesmerode auf dem Durchzug gerastet (SCHLEGEL mdl.). Wenngleich aufgrund der geringen Gruppengröße keine besondere avifaunistische Bedeutung nach BURDORF et al. 1997 erreicht wird, so stellt dieser Rastplatz für Wunstorf doch eine Be- sonderheit dar.

38 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Abb. 9 Bestandsentwicklung und räumliche Verteilung des Weißstorches im Land- kreis Hannover Quelle: LÖHMER-EIGNER 1997 unveröff.

39 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Abb. 10 Raumnutzung der Weißstörche an der ”Unteren Aller” im Jahre 1985. Quelle: LÖHMER-EIGNER o.J. unveröff.

40 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

3.2.2.3 Amphibien

Datengrundlage Der Amphibienerfassung 1996 liegt eine systematische Vorort-Erkundung aller Stillgewässer (s. Karte 4) bezüglich ihrer potentiellen Eignung als Laichhabitat zugrunde. Auf dieser Basis wurde eine Auswahl der zu untersuchenden Gewässer getroffen. Der Erfassungszeitraum er- streckte sich von Mitte April bis Anfang August 1996. Jedes Untersuchungsgebiet wurde mindestens fünfmal kontrolliert. Die Begehungen fanden jeweils tagsüber und nach Einbruch der Dunkelheit statt. Die Ufer der Gewässer wurden vollständig abgegangen und nach adulten Tieren bzw. Fort- pflanzungsstadien abgesucht. Zur Erfassung der Molche wurden die Flachwasserbereiche bei den nächtlichen Begehungen mit Hilfe einer starken Taschenlampe abgeleuchtet. Zur Feststel- lung von Larven wurden unübersichtliche Gewässer stichprobenartig bekeschert. Außerdem wurden potentiell geeignete Fließgewässer im Waldgebiet „Brand“ westlich Idensen nach Feuersalamanderlarven abgesucht. Die Artfeststellung erfolgte bei einigen Arten vorwiegend akustisch (Knoblauchkröte, Ge- burtshelferkröte, See- und Teichfrosch). Neben der eigenen Erhebung in 1996 wurden die Erfassungen im Zusammenhang mit der Umweltverträglichkeitsstudie zur Ortsumgehung in den Jahren 1993 bis 1995 sowie Erfas- sungen anderer (1994 und jünger) ausgewertet. Tab. A4 im Anhang dokumentiert die erfass- ten Daten im Überblick, Karte 4 zeigt die Lage der untersuchten Gewässer. Daten zu den Na- turschutzgebieten am Rand des Steinhuder Meeres sowie zu den Großenheidorner Wiesen wurden von der ÖSSM zur Verfügung gestellt (ÖSSM 1996).

Vorkommen von Amphibien im Stadtgebiet Von den 19 heimischen Amphibienarten konnten aktuell 12 im Stadtgebiet Wunstorf fest- gestellt werden. Davon ist eine in Niedersachsen vom Aussterben bedroht, sechs sind in Nie- dersachsen in ihrem Vorkommen gefährdet. Auch die übrigen Arten müssen zumindest als potentiell gefährdet angesehen werden, da – trotz einer mehr oder weniger flächenhaften Ver- breitung – teilweise beträchtliche lokale Bestandseinbußen vorliegen (s. Tab. 8; die Angaben zum Gefährdungsgrad beziehen sich auf die Rote Liste der gefährdeten Amphibien in Nieder- sachsen, PODLOUCKY/FISCHER 1994). Die allgemeine Rückgangstendenz von Amphibien wird auf den direkten oder mittelbaren Verlust von Laichgewässern zurückgeführt, der u. a. durch Entwässerungen, Gewässerausbau oder Zerschneidung von Amphibien-Wanderwegen verursacht wird (vgl. z. B. BLAB 1986). Tabelle 8 gibt eine Übersicht über alle Lurcharten und ihre Verbreitung im Stadtgebiet Wuns- torf. Hervorzuheben sind die Amphibienvorkommen folgender Laichgewässer (vgl. auch Kap. 3.4.2.3): • Gleich acht Arten konnten in den Abbaugewässern südlich Poggenhagen nachgewiesen werden, darunter die gefährdeten Arten Kammmolch, Kreuzkröte, Knoblauchkröte und Seefrosch. Bemerkenswert ist die große Erdkrötenpopulation mit mehreren hundert Indi- viduen in dem etwas östlich gelegenen, ehemaligen Baggersee (Nr. 13).

41 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

• In der Mergelgrube treten ebenfalls mindestens acht verschiedene Lurcharten auf: der Teichmolch, der Grasfrosch, der Teichfrosch und die Erdkröte sowie als gefährdete Arten der Seefrosch, die Kreuzkröte und die Geburtshelferkröte. Dazu kommt die vom Ausster- ben bedrohte Gelbbauchunke. Sie wurde ursprünglich in der Mergelgrube ausgesetzt; ihre Population kann heute jedoch – ebenso wie die der übrigen genannten Arten – als stabil angesehen werden. Aus früheren Jahren (1984 bzw. 1985) liegen für die Mergelgrube zu- sätzliche Meldungen der gefährdeten Arten Kammmolch und Bergmolch vor. • Die naturnahen Kleingewässer in der Leineaue östlich von Liethe bzw. von Luthe wei- sen größere Bestände des gefährdeten Seefrosches sowie des Teichfrosches auf. • In dem Baggersee südwestlich Liethe wurden vier verschiedene Lurchspezies, darunter die gefährdeten Arten Kammmolch, Kreuzkröte und Seefrosch festgestellt. • In dem Baggersee nördlich Wunstorf an der Hagenburger Straße konnte nur die Erdkrö- te, diese aber in großer Anzahl festgestellt werden. • In drei neuangelegten Teichen im Feuchtbereich Barne-Süd und in den Auskolkungen der Gräben wurden größere Erdkrötenbestände angetroffen. Auf der sich südlich an- schließenden Feuchtfläche wurden vier Arten in z. T. größeren Populationen nachgewie- sen. • Die Kleingewässer westlich Niengraben beidseits des Waldgebiets Brand weisen große Erdkröten- und Grasfroschbestände auf. • In den Naturschutzgebieten am Ost- und am Südufer des Steinhuder Meeres kommt der gefährdete Moorfrosch vor.

42 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Tab. 8 Vorkommen der Amphibienarten im Stadtgebiet von Wunstorf

Art RL-Nds. Vorkommen im Stadtgebiet Wunstorf Teichmolch Mergelgrube, Abbaugewässser südl. Poggenhagen, Wiesentümpel zw.Gr. Hei- dorn u. Ostenmeer, Kleingewässer Barne-Süd Kammmolch ** 3 Sandgrube am Flugplatz (Pogg.), Baggersee südwestl. Liethe Erdkröte x in zahlreichen Gewässern Kreuzkröte * 3 Sandgrube am Flugplatz (Pogg.), Baggersee südwestl. Liethe, Mergelgrube, NSG Wunstorfer Moor, NSG Meerbruch Geburtshelferkröte * 3 Mergelgrube Knoblauchkröte * 3 Kleingewässer nördl. Mesmerode, Wiesentümpel zw. Gr. Heidorn u. Osten- meer, Sandgrube am Flugplatz (Pogg.), Großenheidorner Wiesen Gelbbauchunke ** 1 Mergelgrube Grasfrosch x in zahlreichen Gewässern Teichfrosch x in zahlreichen Gewässern Seefrosch 3 Kleingewässer der Leineaue, Sandgrube am Flugplatz (Pogg.), Baggersee südwestlich Liethe, Mergelgrube Moorfrosch * 3 Feuchtgrünland Ostenmeer, NSG Ostufer Steinh. Meer, NSG Hagenburger Moor, NSG Meerbruch Erläuterungen: * = streng geschützte Art von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie (Anhang IV) ** = prioritäre Art von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie (Anhang II) Angaben zur Roten Liste Amphibien (PODLOUCKY/FISCHER 1994): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet x = Arten, die aufgrund ihrer derzeit noch mehr oder weniger flächenhaften Verbreitung nicht auf der Roten Liste stehen, aber teilweise durchaus beträchtliche lokale Bestandseinbußen haben Quellen: eigene Erfassung 1996 Amphibienkartierung der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer e.V. (ÖSSM) 1994-1996 in dem NSG

3.2.2.4 Reptilien

Datengrundlage Da zur Zeit keine flächendeckende Reptilienkartierung für das Stadtgebiet Wunstorf vorliegt, wird auf Zufallsfunde im Rahmen eigener und anderer Kartierungen, Angaben des NLÖ aus den Jahren 1991 bis 1995 (teilweise auch älter) sowie Daten der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) im Rahmen eines Monitoringprogramms in den NSG 1996 zurück- gegriffen.

Vorkommen im Stadtgebiet Von den sieben in Niedersachsen vorkommenden Kriechtierarten wurden sechs im Stadtge- biet Wunstorf nachgewiesen, von diesen sind nach der Niedersächsischen Roten Liste drei Arten gefährdet und eine Art stark gefährdet. Der Schwerpunkt der Verbreitung der Repti- lienvorkommen im Stadtgebiet Wunstorf liegt in den Naturschutzgebieten am Steinhuder Meer. Vereinzelte Funde wurden in der Mergelgrube nordöstlich Kolenfeld, in der Sandgrube am Flugplatz (Poggenhagen) sowie an Bahndämmen und Wegrainen gemacht. Eine Übersicht der Reptilienvorkommen im Stadtgebiet Wunstorf gibt Tab. 9.

43 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 9 Vorkommen der Reptilienarten im Stadtgebiet Wunstorf

Name RL-Nds. Vorkommen in Wunstorf Blindschleiche Sandgrube am Flugplatz, NSG Hagenburger Moor (NLÖ vor 1991) NSG Wunstorfer Moor, NSG Ostufer (ÖSSM 1996) Zauneidechse * 3 Sandgrube am Flugplatz1) (1996) NSG Ostufer (NLÖ vor 1991) NSG Wunstorfer Moor, Mergelgrube (NLÖ 1993) Wegrain nordwestl. Kiesteich nördl. Hagenburger Moor1) (1993) Bahndamm südwestl. Wunstorf2) (1994) Waldeidechse NSG Hagenburger Moor (NLÖ vor 1991) NSG Wunstorfer Moor, NSG Ostufer (NLÖ 1992) Schlingnatter * 2 NSG Ostufer (NLÖ vor 1991) NSG Wunstorfer Moor (NLÖ 1992) Großenheidorner Wiesen (ÖSSM 1996) Ringelnatter 3 Sandgrube am Flugplatz (NLÖ vor 1991) NSG Wunstorfer Moor, NSG Ostufer, NSG Wulveskuhlen, Weiden südl. Hagenburger Moor, Winzlarer Grenzgraben (NLÖ 1993) NSG Hagenburger Moor (ÖSSM 1996) Kreuzotter 3 NSG Wunstorfer Moor, NSG Ostufer Steinhuder Meer (ÖSSM 1996) Erläuterungen: * = streng geschützte Art von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie (Anhang IV) Angaben zur Roten Liste beziehen sich auf PODLOUCKY u. FISCHER 1994 2 = stark gefährdet 3 = gefährdet Quellen: Tierartenerfassungsprogramm der Fachbehörde für Naturschutz (NLÖ), vor 1991 und 1991 - 1995 1) eigene Erhebung (1993, 1996) 2) IBU 1995 (Erfassung in 1994)

3.2.2.5 Heuschrecken

Datengrundlage Die Bestandsaufnahme ist in der Zeit vom 15.07. bis 15.09.1996 durchgeführt worden. Hier- für wurden bestimmte Probeflächen ausgewählt, die aufgrund der Vegetationsstruktur als Heuschreckenlebensraum in Frage kamen. Im Laufe der Untersuchung wurden weitere be- merkenswerte Lebensräume festgestellt und mit einbezogen. Zur Bestimmung der Arten und zur Feststellung ihrer Häufigkeit wurden die Rufe der Männ- chen herangezogen, wobei zu Vergleichszwecken die Tonaufnahmen der Fachbehörde für Na- turschutz (NLÖ 1982) zur Verfügung standen. Für die Bestimmung anhand anatomischer Merkmale wurde der Bestimmungsschlüssel von GREIN & IHSSEN (1980) verwendet. Zudem wurden Heuschreckenuntersuchungen aus den Jahren 1993 und 1995 ausgewertet, die im Zusammenhang mit der Umweltverträglichkeitsuntersuchung zur Ortsumgehung erhoben wurden, und Daten aus dem Tierartenerfassungsprogramm des NLÖ aus den Jahren 1992 bis 1994 einbezogen, insbesondere zu den Naturschutzgebieten am Rand des Steinhuder Meeres. Für den Bereich Brandwiesen und Umgebung liegen Daten vor von ROHLOFF, zitiert bei AGWA (1995).

44 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Vorkommen im Stadtgebiet Einen Überblick über die im Stadtgebiet Wunstorf erfassten Heuschreckenarten gibt Tabel- le 10. Insgesamt konnten im Jahr 1996 17 Arten nachgewiesen werden, von weiteren fünf Ar- ten liegen Daten aus den Jahren 1992 bis 1995 vor. 11 der erfassten Arten stehen auf der Ro- ten Liste der gefährdeten Heuschreckenarten in Niedersachsen (GREIN 1995) Das Gebiet weist damit eine relativ artenreiche Heuschreckenfauna auf. Aufgrund der ausge- dehnten Feuchtwiesen, besonders am Rand des Steinhuder Meeres, ist die Artengemeinschaft der Feuchtbiotope nahezu komplett repräsentiert. Sehr lokal sind auch Arten der Trocken- standorte zu finden, aber insgesamt hat das Gebiet für diese Vertreter eine geringe Bedeutung. Die bemerkenswertesten Nachweise betreffen Arten der Feucht- und Nassstandorte. Einige schutzbedürftige Arten wie die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus), die Goldschrecke (Chrysochraon dispar) und die Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) besiedeln südlich des Steinhuder Meeres eine gro- ßes Areal, in dem sie in mehreren tausend Individuen vorkommen und dabei oft die häufigs- ten Arten darstellen. Dabei zeigt sich, dass die Populationen weit über die ausgewählten Pro- beflächen hinausgehen und auch großflächig Bereiche umfassen, die als Intensivgrünland kar- tiert wurden. Im Vergleich dazu sind die Arten der Trockenstandorte nur an eng begrenzten Stellen zu finden, wo sie zudem meist nur kleine Populationen ausbilden können. Charakteristische Ver- treter sind der Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius), der Braune Grashüpfer (Chor- thippus brunneus) und die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus). Von den Arten mit mittleren Feuchteansprüchen ist eine seltene Feldheuschrecke zu nen- nen: der Wiesen-Grashüpfer (Chorthippus dorsatus). Berücksichtigt man die Zahl der Funde, die dem NLÖ im letzten Beobachtungszeitraum gemeldet wurden, so ist dies im Gebiet als die interessanteste Art zu bewerten, da sie z. B. noch seltener als Sumpfschrecke und Sumpfgras- hüpfer ist. Möglicherweise hängt die Seltenheit damit zusammen, dass die bevorzugten Habi- tate (artenreiches, mesophiles, nicht zu stark gedüngtes Grünland) – z. B. im Gegensatz zu Nasswiesen – auch für eine intensivere Bewirtschaftung geeignet sind, die der Wiesen- Grashüpfer nicht verträgt.

45 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Tab. 10 Im Stadtgebiet Wunstorf nachgewiesene Heuschreckenarten (Stand 9/1996)

Art RL Nds Jahr Vorkommen in Wunstorf Chorthippus albomarginatus Weißrandiger Grashüpfer 1996 verbreitet; (Feucht)grünland, Kurzrasen Chorthippus apricarius Feld-Grashüpfer 5 1996 verbreitet; warm-trockene Raine, Böschungen, Bau- und Gewerbe- brachen, langrasige Trockenra- sen; Wegränder nördl. u. südl. Wunstorf, NSG Wunstorfer Moor* Chorthippus biguttulus Nachtigall-Grashüpfer 1996 verbreitet; Trockenfluren, Raine Chorthippus brunneus Brauner Grashüpfer 1996 selten; trockene Wegränder u. Böschungen (z. B. Südböschung MLK), Trockenrasen Chorthippus dorsatus Wiesen-Grashüpfer 3F 1996 selten; frisches bis feuchtes, ma- 2H geres Grünland; Grünland am Hohenholz, NSG Wunstorfer Moor* Chorthippus mollis Verkannter Grashüpfer 3H 1993 selten; trockenwarme Sandrasen und Raine; Sandtrockenrasen an der K 334 Chorthippus montanus Sumpf-Grashüpfer 3F 1996 am Steinhuder Meer verbreitet, 2H sonst selten; Feucht- und Nass- grünland; NSG Ostufer Steinhu- der Meer* u. NSG Wunstorfer Moor*, Brandwiesen und Umge- bung** Chorthippus parallelus Gemeiner Grashüpfer 1996 verbreitet; Grünland, Magerrasen, Raine Chrysochraon dispar Große Goldschrecke 3H 1996 am Steinhuder Meer verbreitet, sonst wenig verbreitet; (wech- sel)feuchtes Grünland, langrasige Bereiche; im Hügelland: Graben- und Wegränder nördl. u. südl. Wunstorf, Feuchtbereich Barne- Süd, Alte Südaue Conocephalus dorsalis Kurzflügelige Schwert- 2H 1996 wenig verbreitet; Feucht-, Nass- schrecke grünland, Brachen, Gräben, Röh- richte, Rieder; im Hügelland: Alte Südaue, Feuchtbereich Barne- Süd, Barnegraben Gryllotalpa gryllotalpa Maulwurfsgrille 2F 1992* selten; in feuchten torfigen oder sandigen Böden; NSG Wunstor- fer Moor* Meconema thalassinum Gemeine Eichenschrecke 1996 wenig verbreitet; Laubwälder, Hecken, Parks, Gärten Metrioptera brachyptera Kurzflüglige Beißschrecke 5F 1992* selten; Heide- und Pfeifengras- bestände; NSG Wunstorfer Moor* Metrioptera roeselii Roesels Beißschrecke 1996 verbreitet; krautreiche, lang- und dichtrasige Grasfluren, Grünland, Raine Myrmeleotettix maculatus Gefleckte Keulenschrecke 5H 1996 selten; lückige Sand- und Schot- tertrockenrasen; Sandtrockenra- sen an der K 334, Sandgrube am Flugplatz, NSG Wunstorfer Moor* Omocestus rufipes Buntbäuchiger Grashüpfer 3F 1992* selten; Hochmoorränder, Nieder- moorgrünland; NSG Wunstorfer Moor*

46 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Omocestus viridulus Bunter Grashüpfer 1996 selten; frisches bis feuchtes, kurz- rasiges Grünland; Brandwiesen Pholidoptera griseoaptera Gewöhnliche Strauch- 1996 verbreitet; Wald-, Gebüschränder schrecke und -lichtungen, Hecken Stethophyma grossum Sumpfschrecke 3F, 2H 1996 am Steinhuder Meer verbreitet, sonst selten; Sumpf- und Feucht- grünland, Rieder; NSG Wunstor- fer Moor*, NSG Ostufer Steinh. Meer*; im Hügelland: Brandwie- sen und Umgebung**, Feuchtbe- reich Barne-Süd Tetrix undulata Gemeine Dornschrecke 1992* selten; vegetationsarme Stellen in Grünland, Heiden, Mooren; NSG Wunstorfer Moor* Tettigonia cantans Zwitscher-Heupferd 1996 wenig verbreitet; Großstauden, Hecken, Gebüsche, Waldränder, Ödland, bindige Böden Tettigonia viridissima Grünes Heupferd 1996 wenig verbreitet; Großstauden, Hecken, Gebüsche, Waldränder, Ödland Erläuterungen: Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Heuschrecken (GREIN 1995) 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; 5 = bei anhaltender Lebensraumzerstörung gefährdet H = Gefährdungsgrad im Hügelland, F = Gefährdungsgrad im östl. Flachland (Es wird jeweils nur der Gefährdungsgrad für die Region angegeben, in der die Art festgestellt wurde.) * = Daten aus dem Tierartenerfassungsprogramm der Fachbeh. für Naturschutz (NLÖ), Meldungen von 1992- 94 ** = Daten aus 1994 von ROHLOFF, zitiert in AGWA (1995)

Als Schwerpunkträume der gefährdeten Arten sind folgende Gebiete hervorzuheben: • Der teilweise extensiv bewirtschaftete Grünlandkomplex an der Ostseite des Stein- huder Meeres (zwischen Wunstorfer Moor und Steinhuder Meer) weist die dichteste Besiedlung durch gefährdete Arten auf. • Das Grünland um den Meerbruch an der Südwestseite des Steinhuder Meeres ist deutlich dünner besiedelt. In diesem Bereich sind geeignete Rückzugslebensräume für die ungestörte Entwicklung der Heuschrecken rar. Nur an Grabenrändern und auf klei- nen extensiv genutzten Restflächen wurden gefährdete Arten wie die Sumpfschrecke gefunden. • Im Gebiet der Brandwiesen (und Umgebung) westlich Niengraben finden sich einige wertvolle Biotope für die hier im Hügelland stark gefährdeten Arten Sumpfgrashüpfer und Sumpfschrecke (Feuchtgrünland). • Ein wertvoller Lebensraum für den nur zerstreut vorkommenden Wiesen-Grashüpfer ist die relativ isoliert liegende Waldwiese im Bereich Hohenholz (artenreiches me- sophiles Grünland). • Als Trockenstandort ist besonders das Sandabbaugebiet bei Poggenhagen hervorzu- heben. Dieser Bereich ist nicht nur für Heuschrecken (Gefleckte Keulenschrecke), sondern auch für gefährdete Tag- und Nachtfalter sowie Hautflügler ein wichtiger Le- bensraum. Kleinflächige Sandtrockenrasen liegen in der Umgebung des Flugplatzes (z. B. an der K 334). • Weitere für Heuschrecken wichtige Trockenhabitate im Stadtgebiet sind Böschun- gen, Feld- und Wegränder.

47 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

• Das NSG Wunstorfer Moor hat besondere Bedeutung für seltene Arten der Hoch- moorrandbereiche (Maulwurfsgrille, Kurzflügelige Beißschrecke, Buntbäuchiger Grashüpfer).

3.2.2.6 Weitere Tiergruppen

Fische Einen Überblick über das natürliche Fischartenspektrum in den Fließgewässern des Stadtge- biets Wunstorf sowie im Steinhuder Meer ist mit Hilfe der systematisch erhobenen Daten von GAUMERT u. KÄMMEREIT (1993) möglich. Die in artbezogenen Verbreitungskarten wiederge- gebenen Daten gehen auf Erfassungen des niedersächsischen Fischartenkatasters, das beim Dezernat für Binnenfischerei des NLÖ geführt wird, sowie auf eine Umfrage bei den nieder- sächsischen Fischereivereinen zurück. Stichtag für die Daten ist der 31.12.1991 gewesen. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieser Überblick auch in etwa die heutige Situation wiedergibt, weil sich die Lebensraumqualitäten der Fließgewässer für die Fischfauna seitdem nicht negativ verändert haben. In Tabelle 11 werden die Arten (mit Angabe des Gefährdungs- status) genannt, die in Wunstorf vorkommen und heimisch sind (keine Fremdfischarten, die durch Besatz eingebracht sind). Die Ortsangaben sind teilweise mit Unsicherheiten behaftet, weil sie aus Rasterdaten abgeleitet sind.

Libellen Bezüglich dieser Artengruppe liegen nur Einzeldaten aus dem Tierartenerfassungsprogramm des NLÖ sowie wenige eigene Zufallsbeobachtungen vor. Ein vollständiger Überblick über das Artenspektrum der Odonatenfauna im Stadtgebiet Wunstorf ist deshalb nicht möglich. Auf folgende bemerkenswerte Libellenarten und -lebensräume sei aber hingewiesen: Im NSG Ostufer Steinhuder Meer kommen im Bereich der Schwimmblattzone mit dem Kleinen Granatauge (Erythromma viridulum) und dem Spitzenfleck (Libellula fulva) zwei stark gefährdete Arten (R.L.-Status: 2) vor, die sich hier auch mit Sicherheit fortpflanzen (Ei- ablage belegt 1993). Auch die Mergelgrube östlich Kolenfeld ist ein – landesweit – wertvoller Libellen- Lebensraum. Elf verschiedene Arten wurden hier von 1992 bis 1994 festgestellt, darunter die gefährdete Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum, R.L.-Status: 3), die hier mit Sicherheit bodenständig ist (Angabe von 1994). Eine weitere in Niedersachsen gefährdete Libellenart (ALTMÜLLER 1985), die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) ist an den meisten Fließgewässern des Stadtgebiets noch verbreitet, sofern sich im Uferbereich Röhrichtstrukturen finden; so an Leine, Westaue, Südaue, Südbach und Idenser Graben. Die seltenere und bezüglich der Wassergüte an- spruchsvollere Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) konnte demgegenüber nur am Ne- benbach des Idenser Grabens in wenigen Exemplaren festgestellt werden (NLÖ 1993, Daten aus 1987).

48 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Tab. 11 Vorkommen der Fischarten im Stadtgebiet Wunstorf

Art RL Nds Vorkommen in Wunstorf Bachneunauge ** Lampetri planeri 2 Westaue Flussneunauge ** Lampetri fluviatilis 2 Leine, Westaue Bachforelle Salmo trutta f. fario 3 Leine, Westaue, Rodenberger Aue; Besatz ? Plötze, Rotauge Rutilus rutilus – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Moderlieschen Leucaspius delineatus 4 Leine, Westaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Hasel Leuciscus leuciscus – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue Döbel Leuciscus cephalus – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue Aland Leuciscus idus – Leine, Westaue, Südaue Elritze Phoxinus phoxinus 2 Rodenberger Aue Rotfeder Scardinius erythrophthalmus – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Schleie Tinca tinca – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Gründling Gobio gobio – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Barbe Barbus barbus 2 Leine, Westaue Ukelei Alburnus alburnus 3 Leine, Westaue, Steinhuder Meer Güster Blicca björkna – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Brassen Abramis brama – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Zährte Vimba vimba 2 Leine, Westaue Karausche Carassius carassius 3 Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer; Besatz ? Schmerle Noemacheilus barbatulus 3 Rodenberger Aue Schlammpeitzger ** Misgurnus fossilis 2 Steinhuder Meer Aal Anguilla anguilla – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Hecht Esox lucius 3 Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer; Besatz ? Barsch Perca fluviatilis – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Kaulbarsch Gymnocephalus cernua – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer Koppe, Groppe ** Cottus gobio 2 Rodenberger Aue Dreistachliger Stich- Gasterosteus aculeatus – Leine, Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, ling Steinhuder Meer Neunstachliger Stich- Pungitius pungitius – Südaue, Rodenberger Aue, Steinhuder Meer, ling Gräben Quappe Lota lota 3 Leine, Westaue, Südaue Erläuterungen: ** = prioritäre Art von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtlinie (Anhang II) RL Nds : Rote Liste der Rundmäuler und Fische in Niedersachsen (GAUMERT u. KÄMMEREIT 1993); es bedeuten: 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4 = potentiell gefährdet

49 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Schmetterlinge Es liegen Einzelergebnisse zum Vorkommen von Tagfaltern für die NSG Wunstorfer Moor, Ostufer Steinhuder Meer und Teile der Meerbruchswiesen aus dem Tierartenerfassungspro- gramm des NLÖ (Erfassung in den Jahren 1991/92/93) vor. Zudem sind Tagschmetterlinge von LOBENSTEIN im Rahmen der UVS zur Nordumgehung Wunstorf (PGL 1993) miterfasst worden. Einen landesweit wertvollen Tagfalter-Lebensraum stellt das NSG Wunstorfer Moor mit den halboffenen Hochmoor-Degenerationsstadien (Moorheiden, Pfeifengrasbestände, locker- wüchsiger Birkenwald) dar. Hier wurden 1992/1993 insgesamt 10 Arten der Roten Liste (LOBENSTEIN 1986) festgestellt, darunter der vom Aussterben bedrohte Moosbeeren-Bläuling (Vacciniina optilete) sowie der stark gefährdete Schwalbenschwanz (Papilio machaon). LOBENSTEIN hat nördlich von Wunstorf drei bemerkenswerte Schmetterlingsarten der Roten Liste festgestellt: Der Resedafalter (Pontia daplidice) und der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) sind relativ seltene und unstete Bewohner von Brachäckern und Ackerrainen, wo die Raupen an verschiedenen Kreuzblütlern bzw. an Stiefmütterchen-Arten (Viola arvensis u. V. tricolor) leben. In dem Sandmagerrasen an der K 334 (s. Tab. A%, wichtiger bereich 4.6) kommt mit dem Erdeichel-Widderchen (Zygaena filipendulae) eine Art halboffener, windge- schützter und blütenreicher Übergangsbereiche in Populationsstärke vor, die in der Region selten geworden ist.

3.2.3 Bewertung des Stadtgebietes für Arten und Lebensgemein- schaften

3.2.3.1 Bewertungsverfahren Bei der Bewertung der einzelnen Flächen des Stadtgebietes im Hinblick auf ihre Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften werden folgende Kategorien unterschieden:

Bewertungsaussage Darstellung Wichtige Bereiche für • Bereiche mit sehr hoher Bedeutung für Arten und Kap. 3.2.3.2 sowie Arten und Lebensge- Lebensgemeinschaften Karte 2 (NW, NO, SW, meinschaften aus lo- • Bereiche mit hoher Bedeutung für Arten und Le- SO) kaler Sicht bensgemeinschaften Kap. 3.2.3.2 sowie • Bereiche, die unter speziellen Artenschutzgesichts- Karte 2 (NW, NO, SW, punkten von besonderem Wert sind SO) Kap. 3.2.3.2 sowie Karte 2 (NW, NO, SW, SO) Sonstige lokal be- • Bereiche mit mittlerer Bedeutung für Arten und Le- Kap. 3.2.3.3 deutsame Bereiche bensgemeinschaften • Bereiche mit Bedeutung für Arten und Lebensge- Kap. 3.2.3.3 meinschaften

50 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften Maßgebliches Kriterium zur Einstufung eines Gebietes als Bereich hoher bzw. sehr hoher Be- deutung ist das Vorkommen von schutzwürdigen Biotopen. Zur Orientierung für diese Einstufung wird die „Kartieranleitung zur Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche in Niedersachsen“ (DRACHENFELS/MEY 1991) herangezo- gen. Ausschlaggebende Faktoren für die Schutzwürdigkeit von Biotopen nach diesem Schlüs- sel sind die Ausprägung, die sich in der strukturellen Ausstattung, im Pflanzenartenspektrum oder in typischen Pflanzengesellschaften manifestieren kann, sowie eine ausreichende Flä- chengröße. Als weiteres Merkmal besonderer Biotopqualitäten dienen daneben herausragende Vorkommen von gefährdeten Tierarten. Bereiche mit sehr hoher Bedeutung sind diejenigen Bereiche, die die genannten Kriterien im wesentlichen erfüllen. Allerdings werden – da es sich schließlich um eine Bewertung aus örtlicher Sicht handelt – in diese Kategorie auch Grenzfälle mit einbezogen; das heißt, nicht alle Merkmale müssen in optimaler Weise ausgeprägt sein. Als Bereiche mit hoher Bedeu- tung werden solche Gebiete bezeichnet, in denen die genannten Merkmale lediglich zum Teil vorhanden sind; diese Kategorie kommt ebenfalls zur Anwendung, wenn die Merkmale – ge- messen an den landesweiten Kriterien – nicht optimal ausgebildet sind. Über die genannten Kategorien hinaus existieren Bereiche, die unter speziellen Artenschutz- gesichtspunkten von besonderem Wert sind, auch wenn die auf einem Großteil der Fläche vorhandenen Biotope nicht als schutzwürdig eingestuft werden können. Eine entsprechende Klassifizierung ergibt sich jedoch auf der Grundlage faunistischer Informationen. Es handelt sich dabei zum einen um Bereiche mit besonderer Bedeutung als Rastgebiet für Vogelarten (Goldregenpfeifer, Kiebitz, Kranich u.a.; s. Kap. 3.2.2.2) sowie um wichtige – weil horstnahe – Nahrungsflächen des Weißstorches. Ebenfalls dargestellt werden die Horststandorte die- ses stark gefährdeten Großvogels. Zum anderen sind wertvolle Fledermauslebensräume (Jagdgebiete und Flugrouten) dargestellt.

Sonstige lokal bedeutsame Bereiche Als Bereiche mittlerer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften werden diejenigen Landschaftselemente eingestuft, bei denen aufgrund der allgemeinen ökologischen Funktion von einer – bezogen auf den Planungsraum – überdurchschnittlichen Bedeutung für den Ar- ten- und Biotopschutz ausgegangen werden kann. Dies entspricht Wertstufe 2 (von allgemei- ner Bedeutung) nach BREUER (1994). Darüber hinaus kommt jeder unverbauten Freifläche mit belebtem Boden Bedeutung für Ar- ten und Lebensgemeinschaften zu. Diese Bedeutung ist in Anlehnung an Breuer (1994) bei naturfernen und künstlichen Biotopen gering.

3.2.3.2 Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften Insgesamt sind im Stadtgebiet Wunstorf mehr als 60 Bereiche den Kategorien „hohe“ bzw. „sehr hohe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften“ aus lokaler Sicht zugeordnet worden. (Auf Bereiche, die ausschließlich unter speziellen Artenschutzgesichtspunkten von besonderem Wert sind, ist in Kap. 3.2.2 eingegangen worden.)

51 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

In Tab. A5 im Anhang werden die einzelnen Bereiche beschrieben; ihre Darstellung erfolgt jeweils anhand • der Hauptbiotoptypen, • der kartierten Pflanzengesellschaften, sofern sie selten oder in Niedersachsen gefähr- det sind, • der Pflanzenarten, die gefährdet und/oder für diesen Bereich kennzeichnend sind, • der gefährdeten und potentiell gefährdeten Tierarten bzw. Indikatorarten, sofern der beschriebene Bereich als Brutstätte, Laichplatz oder sonstiges Vermehrungshabitat dient; ältere Angaben (vor 1992) sind in () gesetzt, wenn davon ausgegangen wird, dass die benötigten Habitatverhältnisse noch gegeben sind, • des aktuellen Schutzstatus dieses Bereichs. • Schließlich wird die Bewertung des jeweiligen Bereichs hinsichtlich seiner Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz aus lokaler Sicht genannt. Nachrichtlich erwähnt werden Bewertungen aus landesweiter Sicht, sofern sie vorliegen.

3.2.3.3 Sonstige Bereiche mit Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften

Bereiche mittlerer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften Im einzelnen handelt es sich bei den Bereichen mittlerer (allgemeiner) Bedeutung um folgen- de Biotoptypen: • Grünland geringer und mittlerer Nutzungsintensität (incl. mit Obstbäumen bestande- nen Grünländern), • Gewässer, • Ruderalflächen, • Gutshöfe (mit älteren Gebäudestrukturen, älteren Parkanlagen und Ringgräben), • ältere, relativ extensiv genutzte Gartenanlagen, • Einzel- und Kleingehölze, zusammengesetzt aus einheimischen standortgerechten Baum- und Straucharten sowie um • Mischforsten, Laubholzforste und ältere Nadelforstbestände, sofern diese Bereiche nicht in den beiden vorgenannten oberen Kategorien aufgegangen sind.

Bereiche mit Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften Von – geringer – Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften sind sämtliche Flächen, so- fern sie nicht überbaut oder versiegelt sind. Im einzelnen fallen darunter folgende Biotopty- pen: • Ackerflächen, Grünlandeinsaaten, Intensivgrünland • Nadelforste und sonstige Forsten aus nicht einheimischen Arten, jüngere Altersstadien • Einzel- und Kleingehölze aus überwiegend nicht heimischen Arten

52 Kapitel 3.2 Arten und Lebensgemeinschaften sowie deren Lebensräume

• Gartenbauflächen • Orts- und Siedlungsbereiche, sofern diese Bereiche nicht in den drei vorgenannten Kategorien aufgegangen sind.

53

3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Natur- erleben und Erholung

3.3.1 Vielfalt, Eigenart und Schönheit als Bewertungskriterien für die Erholungseignung der Landschaft Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft sind als Lebensgrundlage des Menschen und als Voraussetzung für seine Erholung nachhaltig zu sichern (§ 1 NNatG). Die- se Aufgabe des Naturschutzes wird als Erholungsvorsorge bezeichnet. Sie sichert die Mög- lichkeit zu Naturgenuß und Landschaftserleben, indem sie die sinnlich erlebbaren Qualitäten von Natur und Landschaft (das Landschaftsbild im umfassenden Sinn) schützt und entwickelt. Im folgenden wird eine flächendeckende Bewertung der so verstandenen Landschaftsbildqua- lität vorgenommen. Größere Teile des Stadtgebiets sind bereits im Zuge der Umweltverträg- lichkeitsstudie für die Ortsumgehung Wunstorf (PGL 1993 und PGL 1995) sowie innerhalb eines Gutachtens zur Standortfindung von Windenergieanlagen (PGL 1998) untersucht wor- den. Die Bewertungsmethodik lehnt sich an diese Untersuchungen an. Generell bezieht sich die Bewertung des Landschaftsbildes stets auf die siedlungsfreie Land- schaft, und hier auf in sich weitgehend homogene Landschaftsausschnitte, sogenannte Land- schaftsbildeinheiten (zur Bewertung der Ortslagen siehe unten). Die Landschaftsbildeinhei- ten untergliedern die naturräumlich begründeten Landschaftsräume 1-9 (s. Karte 3). Im folgenden wird der Bewertungshintergrund dargelegt. Dem Kriterium der Eigenart kommt in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu: sowohl Vielfalt als auch Schön- heit eines Landschaftsausschnittes sind nicht als Wert per se zu betrachten, sondern können nur im Kontext zur Eigenart dieses Landschaftsausschnittes beurteilt werden.

Kriterium Vielfalt: Als vielfältig gilt ein Landschaftsraum, der bezüglich der Geländemorphologie, der Nutzungs- und Vegetationsstruktur und/ oder seiner - wahrnehmbaren - Tier- und Pflanzenwelt vielge- staltig ausgeprägt ist und dabei die naturraumtypische Ausstattung an Landschaftselementen repräsentiert. Wertbestimmend sind in diesem Zusammenhang die Vielfalt der Nutzungen, die Vielgestaltigkeit des Reliefs sowie die Gliederung der Landschaft durch abiotische und bioti- sche Strukturen, wie z. B. Hecken, Baumreihen und andere Gehölze, Säume und geomorpho- logische Erscheinungen sowie eine erlebbare, artenreiche Tier- und Pflanzenwelt (blütenrei- che Wiesen, Säume und Laubwälder, Brut- und Rastvogelgeschehen etc.).

Kriterium Eigenart: Die Eigenart des Landschaftsraumes wird deutlich, wenn seine natur- und/ oder kulturge- schichtliche Entwicklung erkennbar ausgeprägt sind. Als Beispiele lassen sich naturraumtypi- sche natürliche Landschaftselemente (wie Bäche, Terrassenkanten, naturnahe Laubwälder), kulturhistorisch bedingte Landnutzungen (Grünland-Hecken-Gebiete u.a.) sowie typische Siedlungsformen anführen.

Kriterium Schönheit: Während Vielfalt und Eigenart sich aus den tatsächlichen landschaftlichen Gegebenheiten ab- leiten lassen („objektbezogene“ Aspekte), gehen bei der Beurteilung der Schönheit einer

55 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Landschaft Ansprüche der Erholungssuchenden betreffende, „subjektbezogene“ Aspekte ein. Neben der Wahrnehmbarkeit der landschaftlichen Vielfalt und Eigenart haben folgende As- pekte besondere Bedeutung: Orientierungsfunktion von Landschaftselementen: Naturbezogene Grenzlinien (z. B. Talränder von Flussniederungen, Waldränder) und bildhafte Merkzeichen (z. B. Hügelkuppen, exponierte Baumgruppen, gehölzgesäumte Fließgewässer, Kirchtürme) ermöglichen Orientierung in der Landschaft und in der Folge auch Identifikation, Geborgenheit und letztlich Heimatgefühl für die Bewohner. Gesamträumliche Wirkung: Von bestimmten Punkten aus ergeben sich Ausblicke, bei denen große, durch die Na- turgeschichte der Landschaft vorgegebene Raumzusammenhänge erlebbar werden (Steinhuder Meer – Niederung, Leineaue, Deistervorland etc.). Landschaften, die als Gesamtraum erlebbar sind und solche, von denen aus größere Landschaftsräume ein- gesehen werden können bzw. die diese optisch begrenzen, werden positiv beurteilt. Naturnähe: Naturnahe und durch traditionelle Nutzungs- und Siedlungsformen geprägte Land- schaftsräume erfüllen offenbar wichtige Ausgleichsfunktionen für erholungssuchende Bürger aus städtischen, stark anthropomorphen Lebensumfeldern, die Kontrasterfah- rungen zu ihrer Alltagswelt suchen. Als naturnah werden Landschaftsräume, die rela- tiv unberührt wirken - z. B. Wälder, Hochmoore - oder sich durch naturentsprechende Dynamik - z. B. Bach- und Flussauen - auszeichnen, bewertet. Fehlen oder Vorhandensein von Beeinträchtigungen: Naturgenuß und Landschaftserleben können durch Lärm, visuelle Störungen und Ge- ruchsimmissionen erheblich gemindert werden. Andererseits sind Landschaften, die unverlärmt sind bzw. in denen der Landschaftseindruck nicht durch visuell störende Bildelemente entwertet wird, inzwischen so selten geworden, dass sie schon per se po- sitiv zu beurteilen sind. Die Begriffe Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft beziehen sich nicht allein auf den optischen Eindruck, sondern erstrecken sich auf alle diesbezüglichen Sinnes- wahrnehmungen. Entsprechendes gilt für den Begriff des Landschafts„bildes“.

3.3.2 Beschreibung und Bewertung des Landschaftsbildes im Stadtgebiet

3.3.2.1 Vorgehen Die Bewertung der Landschaft im Hinblick auf die Kriterien Vielfalt, Eigenart und Schönheit wird anhand von Landschaftsausschnitten vollzogen. Zu diesem Zweck wird das Stadtgebiet in Anlehnung an die naturräumliche Gliederung in möglichst homogene Landschaftsräume unterteilt. Um das Charakteristikum eines Landschaftsraumes herauszuarbeiten, werden die Geomorphologie, die Landschaftsgenese wie auch die Vegetations- und Nutzungsstruktur he- rangezogen. Die so gebildeten Räume werden nun – nach Begehung – im Hinblick auf ihre Bedeutung für Vielfalt, Eigenart und Schönheit bewertet. Dabei bilden sich einzelne Teil- räume heraus, in denen die genannten Kriterien mehr, und andere, in denen sie weniger erfüllt

56 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung werden, so dass innerhalb eines Landschaftsraumes i. d. R. Bereiche mit unterschiedlicher Be- deutung für Vielfalt, Eigenart und Schönheit differenziert werden können. Beeinträchtigungen bzw. Störfaktoren des Landschaftsbildes bilden einen wesentlichen Maßstab für diese Bewer- tung. Dabei kann es sich sowohl um Beeinträchtigungen optischer, akustischer als auch olfak- torischer Art handeln. Landschaftsausschnitte mit sehr hoher, hoher und mittlerer Land- schaftsbildqualität werden als „wichtige Bereiche für Vielfalt, Eigenart und Schönheit” ge- wertet (s. Karte 3).

3.3.2.2 Kurzcharakteristik und Bewertung der einzelnen Landschaftsräume

Moorniederung am Ostufer des Steinhuder Meeres (1 ) Der weitgehend ebene, nach Südost kaum merklich von 38 bis 42 m üNN ansteigende Rand- bereich des Steinhuder Meeres ist durch naturnahe Vegetation in den Uferbereichen (Röhrich- te und Bruchwald), durch ausgedehntes, überwiegend unkultiviertes Hochmoor (Wunstorfer Moor) sowie durch teilweise offenes, teilweise durch Gehölze und Heckenstrukturen stark gegliedertes Grünland geprägt. Die besondere Eigenart der Steinhuder Meer - Niederung ist durch die naturentsprechende Abfolge charakteristischer Vegetationseinheiten im Uferbereich, durch das Nebeneinander von Niedermoor- und Hochmoorbereichen sowie durch den hohen Grünlandanteil erkennbar ausgeprägt. Die Hecken-Grünlandareale in Ortsnähe (Großenheidorn) und südlich des Wuns- torfer Moores sind von hoher, kulturbedingter Vielfalt; der historische Zusammenhang aus Siedlungsstruktur und Flurverfassung („Hagenhufen“) ist im Bereich der Großenheidorner Gehägewiesen noch gut nachvollziehbar (s. Kap. 3.3.4). In den Uferbereichen und den offe- nen Grünlandarealen (Rastvogelgeschehen) ist eine vielfältige Tierwelt erlebbar. Die Grün- landareale sind durch Waldrandkulissen mit Orientierungsfunktion (Hohe Holz, Wunstorfer Moor, Erlenbruchwaldsaum) gefasst, so dass sich eine gesamträumliche Wirkung ergibt. Die ungenutzten Niedermoor- und Hochmoorbereiche zeichnen sich durch große Naturnähe aus, in denen ungestörter Naturgenuß möglich ist. Charakteristische Landschaftsbildelemente sind neben den angesprochenen Heckenstruktu- ren Kleingewässer und Gräben, Kopfbäume und kleinflächige Erlen-Eichen-Wäldchen nörd- lich Großenheidorn sowie reliktische Hochmoorparzellen mit Gehölzaufwuchs südlich Wuns- torfer Moor. Da zudem weite Teile dieses Landschaftsraumes kaum beeinträchtigt sind, wird die Land- schaftsbildqualität überwiegend mit sehr hoch bis hoch bewertet. Visuelle Beeinträchtigun- gen finden sich teilweise in den Randbereichen der Siedlungen, insbesondere im Südosten dieses Landschaftsraumes (Randlage Poggenhagen und Fliegerhorst). Hier kommen auch Verlärmungen durch Straßenverkehr (K 322 u. B 442) sowie nicht angepaßte Nutzungen (Weihnachtsbaumkultur, Acker, Streusiedlung) hinzu, so dass hier nur niedrige Wertstufen erreicht werden. Die Bedeutung für die Erholungsnutzung ist – insbesondere im Randbereich des Steinhu- der Meeres – groß, zumal dieser Landschaftsraum vollständig Teil des Naturparks ist. Der Rundwanderweg um das Steinhuder Meer führt durch diesen Bereich und konzentriert die Er- holungsaktivitäten (Radfahren, Wandern und Naturbeobachtung). Von den freizeitorientierten

57 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Ortsteilen bzw. Wohngebieten Steinhude, Ostenmeer, Flügelhorst und Strand gehen vielfälti- ge Spazierwegaktivitäten aus.

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 1 Moorniederung am Ostufer des Steinhuder Meeres Kennung Bezeichnung Wertstufe 1U1 Steinhuder Meer – Ufer; naturnahe Röhrichte und Bruchwälder I 1H1 Wunstorfer Moor, unkultiviertes Hochmoor I 1H2 Hochmoorrandbereich/ reich strukturiertes Grünland I - II 1H3 Hochmoorrandbereich/ z.T als Acker genutzt und/oder beeinträchtigt III - IV 1G1 Niedermoorgrünland mit Einzelstrukturen I 1G2 Grünlandniederung, stark durch Gehölzbestände gekammert I 1G3 Niedermoorgrünland, offen, z.T. etwas beeinträchtigt II

Moorniederung am Südufer des Steinhuder Meeres (2 ) Der weitgehend ebene, nach Osten kaum merklich von 38 bis 42 m üNN ansteigende Randbe- reich des Steinhuder Meeres ist durch naturnahe Vegetation in den Uferbereichen (Röhrichte und Bruchwald), durch ausgedehntes, überwiegend unkultiviertes Nieder- und Hochmoor (Hagenburger Moor) sowie durch überwiegend offenes, teilweise durch Einzelbäume struktu- riertes Grünland geprägt. Die besondere Eigenart der Steinhuder – Meer-Niederung ist durch die naturentsprechende Abfolge charakteristischer Vegetationseinheiten im Uferbereich, durch das Nebeneinander von Niedermoor- und Hochmoorbereichen sowie durch den hohen Grünlandanteil erkennbar ausgeprägt. Auf der Wasserfläche, in den Uferbereichen und den offenen Grünlandarealen ist eine vielfältige Tierwelt (Rast- und Brutvogelgeschehen) erlebbar. Durch den allmählichen Geländeanstieg – insbesondere auch nach Südwesten bis zum Wiedenbrügger Berg (108 m üNN, Lk Schaumburg) - ist die naturgeschichtliche Entstehung der Steinhuder Meer – Niederung in besonderer Weise erlebbar: Es ergibt sich eine gesamträumliche Wirkung mit dem Erlenbruchwaldsaum und der Wasserfläche einerseits sowie mit den südlich gelegenen Anhöhen andererseits als Orientierungslinien. Die ungenutzten Niedermoor- und Hochmoor- bereiche zeichnen sich durch große Naturnähe aus, in denen ungestörter Naturgenuß möglich ist. Charakteristische Landschaftsbildelemente sind die Gräben sowie die teilweise markanten Einzelbäume in der Grünlandniederung. Da zudem weite Teile dieses Landschaftsraumes kaum beeinträchtigt sind, wird die Land- schaftsbildqualität überwiegend mit sehr hoch bis hoch bewertet. Visuelle Beeinträchtigun- gen finden sich teilweise am Ostrand dieses Landschaftsraums im Übergang zur Ortslage Steinhude (Grabeland, Kleingärten, Erwerbsgartenbau, Parkplätze etc.). Hier kommen auch Verlärmungen durch Straßenverkehr (K 331) hinzu, so dass nur niedrigere Wertstufen erreicht werden. Die Bedeutung für die Erholungsnutzung ist groß, zumal dieser Landschaftsraum vollstän- dig Teil des Naturparks Steinhuder Meer ist. Der Rundwanderweg um den Binnensee führt

58 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung durch diesen Bereich und konzentriert die Erholungsaktivitäten (Radfahren, Wandern und Na- turbeobachtung). Am Hagenburger Kanal hat sich ein Erholungsschwerpunkt (Yachthafen, Parkplätze, Kiosk) entwickelt; von hier aus, v.a. aber auch von den ausgedehnten Parkplätzen am südwestlichen Ortsrand Steinhudes sowie von der Ortschaft Steinhude selbst gehen viel- fältige Spazierwegaktivitäten aus.

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 2 Moorniederung am Südufer des Steinhuder Meeres Kennung Bezeichnung Wertstufe 2U1 Steinhuder Meer – Ufer; naturnahe Röhrichte und Bruchwälder I 2H1 Hagenburger Moor, unkultiviertes Hoch- und Niedermoor I 2G1 Niedermoorgrünland mit Einzelstrukturen I 2G2 Niedermoorgrünland, offen, z.T. beeinträchtigt II 2Ac1 Niederungsrand, üw. als Acker und Grabeland genutzt III 2Ac2 Niederungsrand, Acker und Grabeland, stark beeinträchtigt IV 2F1 Hagenburger Hafen und Fischteiche/ Freizeitgelände III

Luther Leinetal (3 ) Das Leinetal zwischen Bordenau und Gümmerwald ist auf Wunstorfer Stadtgebiet durch den noch naturnah mäandrierenden Leinefluss im Osten und die mehr oder weniger deutlich aus- geprägte Terrassenkante im Westen klar begrenzt; das Gelände steigt von 39 m üNN (Leine bei Bordenau) bis 47 m üNN (Terrassenkante südlich Liethe bzw. südöstlich Luthe) an. Der Bereich wird überwiegend als Grünland genutzt, das in Ortsnähe Luthe durch Hecken eng ge- kammert ist, sich ortsfern demgegenüber als offene Niederungslandschaft darstellt, die nur durch wenige markante Einzelbäume strukturiert ist. Nach Blumenau hin nehmen Acker- und Gemüseanbauflächen zu. Die besondere Eigenart des Leinetales ist durch den naturnahen Gewässerverlauf, die teil- weise baumbestandenen Terrassenkanten und die ausgedehnten Grünlandflächen erkennbar ausgeprägt. Fast alljährliche Überschwemmungen, Uferabbrüche und Flutmulden im Gelände machen die natürliche Dynamik dieser Landschaft auch für den Erholungssuchenden erlebbar. Sie sind Basis einer vielfältigen Tierwelt (Rast- und Brutvogelgeschehen). Die Terrassenkan- ten stellen wichtige Orientierungslinien in der Landschaft dar. Da auf ihnen Straßen und We- ge verlaufen, ergeben sich Ausblickmöglichkeiten, die das Leinetal als Gesamtraum erfahrbar machen. Das Hecken-Grünlandareal bei Luthe verdeutlicht die kulturgeschichtliche Entwick- lung (Hecken wurden früher als Zaunersatz angelegt). Auch hier ist eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt erlebbar: In den Hecken brütet eine Vielzahl von Singvogelarten und wachsen viele Krautpflanzen, die im Frühjahr bunte Blühaspekte entwickeln. Charakteristische Landschaftsbildelemente sind neben den angesprochenen Terrassenkanten und Gehölzbeständen Kleingewässer und Flutmulden. Soweit dieser Landschaftsraum durch die o.g. Merkmale gekennzeichnet ist, wird die Land- schaftsbildqualität als sehr hoch bewertet. In Ortsnähe (Blumenau, Liethe, südöstlich Luthe), wo Ackernutzung und/ oder Gemüsekulturen überwiegen, ist die Wertigkeit deutlich geringer. Visuelle Beeinträchtigungen gehen von den Hochspannungsleitungen, die zum Umspann-

59 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 werk bei Blumenau führen, sowie von der Kläranlage (mit Hundesportplatz, Kleinsiedlung) aus. Südöstlich Luthe ist die Terrassenkante teilweise überbaut. Verlärmungen durch Straßen- verkehr gehen von der K 333 aus. Das Luther Leinetal ist im RROP fast vollständig als Vorsorgegebiet für Erholung ausge- wiesen. Es überwiegt die Feierabend- und Wochenenderholung von Wunstorf, Blumenau und Luthe aus (Radfahren, Joggen, Spaziergänge und Naturbeobachtung).

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 3 Luther Leinetal Kennung Bezeichnung Wertstufe 3A1 Leineaue, offene Grünlandniederung I 3A2 Leineaue, stark durch Gehölzbestände gekammert I 3A3 Leine- und Westaue-Niederung, offen, üw. als Acker genutzt III 3Ac1 Niederungsrand, üw. als Acker genutzt III 3Ac2 Niederungsrand, Acker und Sonderkulturen, beeinträchtigt IV

Fliegerhorst und Randbereiche (4 ) Dieser Landschaftsraum, der optisch und akustisch von dem zentral gelegenen Militärflugha- fen beherrscht wird, ist durch überwiegende Acker- sowie Sonderkulturnutzung (Spargel u.a.), Kiefernforste und Bodenabbaustellen geprägt. Grünland findet sich nur relativ kleinflä- chig und ortsnah bei Klein Heidorn und Stiefelholz. Das Gelände steigt von ca. 40 m üNN (Randlagen zur Steinhuder Meer – Niederung und zum Leinetal) bis 60 m üNN bei Klein Heidorn an. Die besondere Eigenart dieses Landschaftsraumes als sandig-lehmiger Rücken zwischen Steinhuder Meer – Niederung und Leinetal mit entsprechenden Vegetations- und Nutzungs- einheiten kann sich aufgrund der Fülle von Beeinträchtigungen im Landschaftsbild kaum er- lebniswirksam ausprägen. Neben dem Fliegerhorst mit seinen visuellen und akustischen Stör- wirkungen sind auch die Bundesbahnstrecke nach Neustadt sowie die K 332 mit Lärm- und Zerschneidungswirkungen gravierend. Vor diesem Hintergrund ist die Landschaftsbildqualität überwiegend als gering zu bewer- ten. Eine höhere Einstufung ist bei dem Waldgebiet Hohe Holz und weiteren Wald- und Forstflächen, bei den inzwischen stillgelegten Bodenabbaustellen (Baggerseen) sowie bei Grünlandbereichen in Ortsnähe gerechtfertigt. Bereiche mit relativ naturnah ausgebildeten Laub- und Mischwaldbeständen werden als „hoch” bewertet. Charakteristische Landschaftsbildelemente sind Gehölzbestände an Wegen und Bahnbö- schungen in den Ackerfluren bei Stiefelholz. Die Randbereiche des Fliegerhorstes haben aufgrund der Belastungen überwiegend nur ge- ringe Erholungsbedeutung für Feierabendaktivitäten aus den anliegenden Ortsteilen. Das Waldgebiet Hohe Holz, das in den Naturpark Steinhuder Meer einbezogen ist, hat im Zusam- menhang mit Aktivitäten, die von Steinhude und Großenheidorn ausgehen, höhere Bedeu- tung.

60 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 4 Fliegerhorst und Randbereiche Kennung Bezeichnung Wertstufe 4W1 Naturnaher Laub- und Mischwald II 4W2 Nadelholzforst III 4T1 Naturnah eingewachsener Baggersee II 4T2 Baggersee mit Gehölzbestand III 4B1 Bodenabbau, vielfältig strukturiertes Gelände mit Gewässer III 4G1 Ortsnahes Grünland bei Klein Heidorn, beeinträchtigt III 4Ac1 Ackerlandschaft mit Gehölzstrukturen III 4Ac2 Ackerlandschaft ohne Strukturen oder beeinträchtigt IV

Tienberg/ Hohenholz (5 ) Dieser Landschaftsraum umfaßt den höher gelegenen Bereich zwischen Steinhuder Meer – und Westaue-Niederung (Höhenlage zwischen 40 m üNN und 79 m üNN am Tienberg). Die höchstgelegenen Teile des Wunstorfer Stadtgebiets (Kalihalde, Tienberg, Kuppen nördlich Bokeloh und Mesmerode sowie Silberberg im Bereich des Hohenholzes) liegen hier. Außer- halb des zentral gelegenen Waldgebiets Hohenholz bestimmen mehr oder weniger ausge- räumte Ackerfluren das Landschaftsbild; Grünland findet sich nur kleinflächig im Randbe- reich des Hohenholzes und bei Klein Heidorn. Die naturgeschichtliche Eigenart dieses Landschaftsraumes als hügeliger Rücken zwischen Steinhuder Meer und Westaue-Niederung ist insbesondere auf den Hügelkuppen, von wo aus Ausblickmöglichkeiten bestehen, sowie vom südwestexponierten Waldrand des Hohenholzes erlebbar. Die weitläufigen Ackerflächen, die hier durchaus der traditionellen Landbewirt- schaftung entsprechen, machen die Geomorphologie des Gebietes sichtbar; dennoch ergeben sich, da die Ackerfluren zumeist nur wenig durch Gehölze gegliedert sind, eher monotone Landschaftsbilder. Baumreihen und -alleen an Straßen und Wegen sowie einzelne Bäume und Feldgehölze sind die charakteristischen Landschaftsbildelemente dieses Teilraums. Am Tienberg befinden sich zudem mehrere Obstwiesen. Das Landschaftsbild wird westlich des Hohenholzes stark geprägt durch die Kalihalde und die Windkraftanlagen bei Bokeloh, die als visuelle Beeinträchtigungen zu werten sind. Der Tienberg ist zu einem großen Teil durch Wohngebäude und Bergwerksanlagen überbaut. Im nördlichen und östlichen Teil dieses Landschaftsraumes kommen Belastungen durch den Flie- gerhorst und teilweise schlecht eingegrünte Ortsränder hinzu. Lärmbelästigungen gehen von einigen Straßen und der DB-Strecke nach Neustadt, insbesondere aber von der B 441 zwi- schen Wunstorf und Altenhagen aus. Vor diesem Hintergrund wird die Landschaftsbildqualität überwiegend als mittel bis gering bewertet. Hohe bis sehr hohe Wertigkeit kommt – je nach Naturnähe des Baumbestandes - dem Hohenholz mit den angrenzenden Grünlandflächen zu. Dieses relativ ausgedehnte und wenig beeinträchtigte Waldgebiet vermittelt dem Erholungssuchenden den Eindruck von Na- turnähe. Auch der Tienberg als höchste Erhebung des Wunstorfer Stadtgebiets ist aufgrund

61 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 seiner besonderen Ausblickmöglichkeiten in die Steinhuder Meer – Niederung von hoher Landschaftsbildqualität. Der nördliche Teil dieses Landschaftsraumes einschließlich des Hohenholzes ist in den Na- turpark Steinhuder Meer einbezogen und hat von daher Bedeutung für die Erholungsvor- sorge. Wichtig ist die Anbindung Wunstorfs über das Hohenholz an das Steinhuder Meer für Radler, Wanderer und Spaziergänger. Entsprechend ist der zentrale Bereich dieses Land- schaftsraumes im RROP als Vorsorgegebiet für Erholung ausgewiesen.

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 5 Tienberg/ Hohenholz Kennung Bezeichnung Wertstufe 5W1 Naturnaher Laubwald Hohenholz I 5W2 Misch- und Nadelwald Hohenholz II 5T1 Baggersee mit Gehölzbestand III 5K1 Kalihalde Bokeloh und Randbereiche IV 5G1 Grünland mit Gehölzstrukturen, -kulissen II 5G2 Ortsnahes Grünland bei Klein Heidorn II 5Ac1 Tienberg, Ackerlandschaft mit Obstwiesen und Ausblickmöglichkeiten II 5Ac2 Ackerlandschaft mit Strukturen und/ oder Reliefunterschieden, wenig be- III einträchtigt 5Ac3 Ackerlandschaft ohne Strukturen, beeinträchtigt IV

Siedlungsbereich Wunstorf/ Luthe (6 ) Der zentral gelegene Siedlungsbereich umfaßt nur wenige landschaftlich geprägte Freiräume. Die Ackerlandschaft zwischen Wunstorf und Luthe ist durch vielfältige Beeinträchtigungen (Umspannwerk mit Hochspannungsleitungen, Erwerbsgartenbau, Straßendämme, Lärm- schutzwall, hohe Gewerbebauten, Straßenverkehrslärm) gekennzeichnet, so dass hier die Landschaftsbildqualität gering ist. Höhere Wertigkeiten erzielen die Freiräume zwischen Blumenau und Wunstorf längs der Westaue: Das Blumenauer Wäldchen und die Niederung der Alten Südaue sind aufgrund der naturnahen Strukturen als sehr hoch einzustufen. Die Westaue-Niederung gliedert das Wuns- torfer Stadtbild und trägt landschaftliche Bezüge (Grünlandnutzung, standortheimische Baum- und Strauchbestände, wildlebende Tier- und Pflanzenarten, Flusslauf mit Randstreifen) bis in den Stadtkern herein. Wenngleich die Westaue naturfern ausgebaut ist und der Bereich durch Verkehrstrassen mehrfach durchschnitten wird, ist die Landschaftsbildqualität insgesamt als hoch einzustufen. Aufgrund der Lage haben die landschaftlichen Freiräume dieses Siedlungsraumes generell hohe Bedeutung für die Erholungsvorsorge. Dies gilt in besonderem Maße für die West- aue-Niederung, die westlich der DB-Strecke nach Neustadt als „Vorranggebiet für die Erho- lung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung” im RROP ausgewiesen ist. Die Freiräume östlich der Bahn sind als Vorsorgegebiet für die Erholung dargestellt (KVGH 1996).

62 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 6 Siedlungsbereich Wunstorf/ Luthe Kennung Bezeichnung Wertstufe 6W1 Blumenauer Wäldchen, naturnaher Laubwald I 6A1 Alte Südaue-Niederung, naturnah bis bedingt naturnah I-II 6A2 Westaue-Niederung, Grünland mit Strukturen, ausgebautes Gewässer II 6Ac1 Ackerlandschaft ohne Strukturen oder Relief, beeinträchtigt IV

Agrarlandschaft südlich Wunstorf (7 ) Dieser Landschaftsraum umfasst die überwiegend ackerbaulich genutzte Landschaft zwischen dem Siedlungsgebiet Wunstorf/ Luthe im Norden und dem Mittellandkanal im Süden, zwi- schen Leineaue im Osten und B 442 im Westen. Bei einer Höhenlage von 44 m üNN (Alte Südaue-Niederung) bis 55 m üNN (am Kolenfelder Hafen) ist das Relief flachwellig und we- nig landschaftsbildprägend (Ausnahme: Alte Südaue – Niederung). Die Landschaft wird ge- gliedert durch relativ kleinflächige, nur teilweise naturnahe Waldgebiete (Luther Forst, Düen- dorfer Wald) und gehölzbestandene naturnahe Bereiche (Barne-Süd, Kolenfelder Stadtfeld) sowie optisch von außen gefasst durch die Waldrandkulissen von Gümmer- und Haster Wald. Landschaftsbildprägend ist die Gliederung des Raumes durch radial auf Wunstorf/ Luthe zu- führende Straßen und Bahnlinien, wobei der südlich Wunstorf gelegene, zentrale Bereich zwi- schen Düendorf und Stadtfeld am wenigsten gestört ist. Grünland findet sich in einem ver- gleichsweise tiefliegenden Bereich, der durch den Oberen Barnegraben entwässert wird (Bar- ne-Süd), sowie in der Niederung der Alten Südaue. Die natur- und kulturgeschichtliche Eigenart der Landschaft ist nur in Teilbereichen erkenn- bar ausgeprägt: naturnaher Laubwald bei Düendorf, Alte Südaue-Niederung, Grünland- und naturnaher Niedermoorbereich Barne-Süd. Die weitläufigen Ackerflächen, die hier durchaus der traditionellen Landbewirtschaftung entsprechen, machen die Geomorphologie des Gebie- tes sichtbar; dennoch ergeben sich, da die Ackerfluren zumeist nur wenig durch Gehölze ge- gliedert sind, eher monotone Landschaftsbilder. Baumreihen und -alleen an Straßen und Wegen sowie Gehölzstreifen an Kanal- und Bahnbö- schungen sind charakteristische Landschaftsbildelemente dieses Teilraums, im Grünlandge- biet Barne-Süd kommen Einzelbäume und Gräben hinzu. Als visuelle Beeinträchtigungen sind die Industrie- und Gewerbebauten am Kolenfelder Ha- fen und im Gewerbegebiet Eichriede, Hochspannungsleitungen und der Erwerbsgartenbau östlich Luthe zu werten. Von den Bahn- und Straßentrassen (B 441, K 344, L 392, B 442) ge- hen zudem Lärmbelastungen aus. Vor diesem Hintergrund wird die Landschaftsbildqualität der Agrarlandschaft überwiegend als mittel bis gering bewertet (je nach Grad der Beeinträchtigungen und Strukturierung durch Gehölze). Mittlere Wertigkeit kommt den naturfernen Nadelforsten zu, während der naturna- he Laubwald bei Düendorf (einschließlich der landschaftlich reizvollen Nahumgebung des Rittergutes; s. u.) als sehr hoch bewertet wurde.

63 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

Aufgrund der Nähe zum Siedlungsschwerpunkt Wunstorf hat v.a. der südwestliche Teil dieses Landschaftsraumes (Alte Südaue–Niederung bis zum Kolenfelder Stadtfeld) Bedeutung für die Erholungsvorsorge, insbesondere für die Feierabenderholung (Radler, Reiter, Jogger und Spaziergänger). Der Luther Forst westlich der Bahn ist im RROP als Vorsorgegebiet für Er- holung ausgewiesen.

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 7 Agrarlandschaft südlich Wunstorf Kennung Bezeichnung Wertstufe 7W1 Düendorfer Wald, naturnaher Laubwald I 7W2 Nadelholzforst III 7T1 Naturnah eingewachsener Baggersee II 7N1 Niedermoorbereich Barne-Süd, naturnahe Sumpflandschaft II 7A1 Alte Südaue-Niederung mit naturnahem Gewässer, Gehölzen, z.T. Grün- II land 7G1 Grünlandbereich Barne-Süd, mit Strukturen II 7Ac1 Ackerlandschaft mit Gehölzstrukturen oder Grünlandanteil, wenig beein- III trächtigt 7Ac2 Ackerlandschaft ohne Strukturen bzw. stark beeinträchtigt IV 7Kl1 Mittellandkanal mit gehölzbestandenen Böschungen III 7F1 Ortsrandbereich mit Freizeitnutzungen, beeinträchtigt IV

Kolenfelder Lössbörde (8 ) Dieser Landschaftsraum umfasst den flachwelligen, überwiegend intensiv als Acker genutzten Südteil des Stadtgebiets zwischen Mittellandkanal und Autobahn A 2 mit Höhenlagen von 50 bis 60 m üNN. Eingesenkt in die Ackerlandschaft ist die Niederung der Südaue (mit Orts- vorfluter Holtensen), in der zumindest teilweise Grünland vorherrscht (Höhenlage bei 45 bis 50 m üNN). Mit Ausnahme der Südaue-Niederung bestimmen mehr oder weniger ausgeräum- te Ackerfluren das Landschaftsbild, wie sie für die Börde im Deistervorland typisch sind. Der Raum wird nach Westen hin durch die Waldrandkulisse des Haster Waldes begrenzt. Die naturgeschichtliche Eigenart dieses Landschaftsraumes als nordwestlicher Teil des Deis- tervorlandes ist nur in Teilbereichen erlebbar. So sind aus der Feldflur südöstlich Kolenfeld Ausblicke zum Deister möglich (s. Foto 3 auf Titelbild, unten links). Überwiegend ist die ge- samträumliche Wirkung aber durch den Siedlungsbereich Kolenfeld, den Lärmschutzwall an der Autobahn und insbesondere durch die Mülldeponie Kolenfeld verstellt bzw. beeinträch- tigt. Die weitläufigen, überwiegend ausgeräumten Ackerflächen ergeben relativ monotone Landschaftsbilder. Der durch Baumbestände markierte und durch Grünlandflächen flankierte Flusslauf der Südaue sowie die teilweise noch im Relief feststellbaren Niederungsränder glie- dern das Landschaftsbild und lassen die Naturgeschichte der Landschaft erlebbar werden. Die wenigen Baumreihen und -alleen sowie Gehölzstreifen an Straßen und Wegen (teilweise auch neu angelegte Hecken) haben als Landschaftsbildelemente zur Strukturierung der aus- geräumten Bördelandschaft besondere Bedeutung. Bundesautobahn und Mülldeponie stellen starke Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes dar (neben der visuellen Störwirkung auch Lärm bzw. Geruchsimmissionen). Auch von außen

64 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung wirken visuelle Beeinträchtigungen in diesen Landschaftsraum hinein, so die Industriegebäu- de des Kolenfelder Hafens, die Zuckerfabrik Groß Munzel sowie angrenzende Gewerbebau- ten und die Windkraftanlagen auf der Holtenser Höhe und in Bantorf. Straßenverkehrslärm geht zudem von der L 392 aus. Vor diesem Hintergrund wird die Landschaftsbildqualität überwiegend als gering bewertet. Höhere Wertigkeit kommt den Niederungsbereichen mit Grünlandanteil zu und den Ackerflu- ren, soweit sie stärker strukturiert, unbeeinträchtigt oder der Waldrandkulisse des Haster Wal- des vorgelagert sind. Auch die Mergelkuhle mit ihren naturnah entwickelten Vegetationsbe- ständen und Wasserflächen wird der Wertstufe III (mittlere Wertigkeit) zugeordnet. Dieser Landschaftsraum hat nur geringe Bedeutung für die Erholungsvorsorge (Feier- abenderholung von Kolenfeld aus).

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 8 Kolenfelder Lössbörde Kennung Bezeichnung Wertstufe 8A1 Südaue-Niederung, üw. Grünland mit Gehölzen II 8A2 Südaue-Niederung, üw. Acker mit Gehölzen III 8A3 Südaue-Niederungsrand, üw. Acker, z.T. mit Gehölzen, Nebengewässer III 8G1 Grünlandbereich südl. Kolenfeld, mit Gehölzstrukturen III 8G2 Ortsnahes Grünland bei Kolenfeld III 8Ac1 Ackerlandschaft mit Gehölzstrukturen oder –kulissen oder wenig beein- III trächtigt 8Ac2 Ackerlandschaft ohne Strukturen bzw. z.T. stark beeinträchtigt IV 8M1 Mergelgrube, vielfältig strukturiertes Gelände mit Gewässer III

Bokeloher Niederungen (9 ) Dieser überwiegend durch Grünlandnutzung geprägte Landschaftsraum wird durch die West- aue und ihre Nebengewässer geprägt und senkt sich entsprechend der Fließrichtung der Ge- wässer allmählich von Südwest nach Nordost (von 51 auf 42 m üNN). Als größere, überwie- gend naturnahe Laubwälder gliedern „Brand” und „Fohlenstall” die Landschaft; der Haster Wald grenzt sie nach Süosten hin ab. Auf den etwas höher gelegenen Randbereichen der Nie- derungen finden sich Ackerfluren, die teilweise durch Gehölzbestände strukturiert sind. Die natur- und kulturgeschichtliche Eigenart dieses Landschaftsraumes spiegelt sich in der Verteilung von Grünland- und Ackerflächen wider. Aufgrund der Strukturierung durch Ein- zelbäume und Gehölzgruppen, dem Vorhandensein von unterschiedlichen Fließgewässern (Fluss, Bäche, Gräben) und Kleingewässern sowie der sich überwiegend harmonisch in die Landschaft einfügenden Ortsbilder ist ein vielgestaltiges, abwechslungsreiches Landschafts- bild gegeben, das den standörtlichen Gegebenheiten entspricht. Die größerflächigen, überwie- gend naturnahen Waldgebiete gliedern den Gesamtraum und tragen mit den Waldrandkulissen zum Eindruck einer vielfältigen Landschaft bei. Teilweise markante Einzelbäume in den Niederungen (auch Kopfweiden), linienhafte Ge- hölzbestände an den Fließgewässern und – zumeist künstlich angelegte – Kleingewässer in

65 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002 den grundwassernahen Niederungen sind die charakteristischen Landschaftsbildelemente dieses Raumes (s. Foto 1 auf Titelbild, oben links). In den Bokeloher Niederungen kommt es nur in geringem Umfang zu Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes. So wirkt die Kalihalde optisch in diesen Raum hinein, Straßenver- kehrslärm von der B 442, der B 441 und der K 329 (zwischen Wunstorf und Bokeloh) betrifft nur den östlichen Teil dieses Raumes. Visuelle Beeinträchtigungen durch das Freizeitgelände am Kanal bei Idensermoor, durch schlecht eingepasstes Fischteich- und Gartenbaugelände (nördlich bzw. östlich von Idensen) bleiben lokal begrenzt. Es finden sich aber auch gänzlich unbeeinträchtigte Bereiche wie die Niederung an der Rodenburger Aue östlich Brand und die großen Waldgebiete, in denen ungestörter Natur- und Landschaftsgenuss möglich ist. Vor diesem Hintergrund wird die Landschaftsbildqualität in den Grünlandniederungen ü- berwiegend als hoch, in den ackerdominierten Randbereichen als mittel bewertet. Die natur- nahen Laub- und Mischwälder haben sehr hohe bis hohe Bedeutung; mit sehr hoch wird auch die parkartige, ungestörte Niederungslandschaft an der Rodenburger Aue bewertet. Aufgrund der Nähe zu den Siedlungsschwerpunkten Wunstorf und Bokeloh hat insbesondere der östliche Teil dieses Landschaftsraumes Bedeutung für die Erholungsvorsorge (Nah- und Feierabenderholung). Entsprechend ist im RROP die Westaue-Niederung nahe Wunstorf als „Vorranggebiet für die Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung“ ausgewiesen. Die Laubwälder Brand und Fohlenstall mit Randbereichen, Randbereiche des Haster Waldes mit den Idenser Teichen und ein Teil der Westaue-Niederung südlich Mesme- rode sind als Vorsorgegebiet für die Erholung dargestellt (KVGH 1997).

Landschaftsbildeinheiten Landschaftsraum 9 Bokeloher Niederungen Kennung Bezeichnung Wertstufe 9W1 Naturnaher Laub- und Mischwald I 9W2 Misch- und Nadelwald, Teile größerer Wälder II 9W3 Laubholz-Pionierwald II 9W4 Nadelholzforst III 9T1 Idenser Fischteiche III 9A1 Rodenberger Aue, Grünlandniederung mit naturnahem Fließgewässer und I Gehölzstrukturen, ohne Beeinträchtigungen 9A2 Grünlandniederung mit Gehölzstrukturen und ausgebauten Fließgewäs- II sern, wenig beeinträchtigt 9G1 Grünland am Idenser Graben, z.T. feucht II 9G2 Ortsnahes Grünland bei Idensermoor II 9Ac1 Ackerlandschaft mit Gehölzstrukturen oder –kulissen, wenig beeinträchtigt III 9Ac2 Ackerlandschaft, beeinträchtigt IV 9Kl1 Mittellandkanal mit gehölzbestandenen Böschungen III 9F1 Freizeitgelände, Yachthafen und Damwildgehege, beeinträchtigt IV

66 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung

3.3.3 Wertvolle innerörtliche Freiflächen Auch Freiräume im Siedlungsbereich können Bedeutung für Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft besitzen. Voraussetzung ist, dass die Zugänglichkeit bzw. Einseh- barkeit und die Wahrnehmbarkeit als (halb)öffentlicher Freiraum (im Gegensatz zur Wahr- nehmung als Gartengrundstück, private Parkanlage etc.) gegeben sind. Der Wert dieser Flächen für Vielfalt, Eigenart und Schönheit wird im wesentlichen daran be- messen, • inwieweit sie zur Ordnung bzw. zur Gliederung der Siedlungsstruktur beitragen, • inwieweit ein Bezug zur umgebenden Landschaft erkennbar ist und ob in besonderem Maße Ausblickmöglichkeiten bestehen • inwieweit ein dörfliches Ambiente gegeben ist, d. h. ob ein Zusammenhang der über- wiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen mit angrenzenden Bauernhöfen, Stal- lungen etc. erkennbar ist, • ob gliedernde oder in anderer Weise wertsteigernde Landschaftselemente vorhanden sind, z. B. ältere Gehölzstrukturen oder Bachläufe. (s. Foto 5) Die nähere Betrachtung der einzelnen Räume zeigt, dass insbesondere die Grünlandflächen und Obstwiesen wesentlich zur Erfüllung der letzten beiden Kriterien beitragen und dass die- sen Freiflächen generell auch eine gewisse Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften zukommt. Tab. 12 Wertvolle innerörtliche Freiflächen

Bewertungskriterium 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Zugänglichkeit + + - + + - + + + + + - Einblickmöglichkeiten + + + + + ++ + +- + Wahrnehmung als Offenlandbereich/halböffentl. + + ++ + ++ + + + + - Raum landschaftlicher Bezug + + +- + +- + + - +- + Ausblickmöglichkeit + – + – - + + - + – – - + – Ordnung/ Gliederung der Siedlungsstruktur + - ++ - + - + + - +- + dörfliches Ambiente + - +- - + - + + - +- ++ Gewässer + - + ++ + + – – - - wertsteigernde Gehölzstrukturen ++ + + + - + + - + ++ + Wertkategorie A-B A-B B A-B B B B B A Erläuterungen: 1 Freiflächen am SW Siedlungsrand Steinhude 6 Freifläche innerhalb Mesmerode ++ ausgeprägt 2 Alte Südaue – Niederung in Wunstorf 7 Festplatz Bokeloh + gegeben 3 Tongrube Luthe 8 Schulumfeld Bokeloh + – mehr oder weniger gegeben 4 Mordgraben-Niederung in Bokeloh 9 Freifläche am Rittergut Kolenfeld – nicht gegeben 5 Freifläche am westl. Ortsrand Mesmerode A sehr hohe Wertigkeit B hohe Wertigkeit Anhand dieser Kriterien lassen sich insgesamt neun größere Freiräume innerhalb oder am Rand von Siedlungsbereichen mit Bedeutung für Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft angeben. Diese Flächen sind im einzelnen in Karte 3 dargestellt; ihre Einstu- fung wird in Tabelle 12 erläutert. Die Bedeutung dieser Flächen für die Erholungsvorsorge ist – schon aufgrund der Lage im oder am Siedlungsbereich – groß.

67 Planungsgruppe Landespflege Landschaftsplan Wunstorf 2002

3.3.4 Bewertung von baulichen Strukturen Von den baulichen Strukturen des Stadtgebietes werden folgende im Rahmen der Land- schaftsbildbewertung herausgestellt (s. Karte 3): • Bereiche mit gut erhaltener dörflicher (kleinstädtischer) Struktur, • Gutshöfe sowie sonstige landschaftsbildprägende Baudenkmale • gut ausgebildete Ortsränder.

Bereiche mit gut erhaltener dörflicher (kleinstädtischer) Struktur Die gewachsenen Ortschaften des Planungsraumes weisen i.allg. neben jungen Siedlungstei- len auch alte Ortskerne auf. Diese haben in Wunstorf und Steinhude teilweise kleinstädti- schen, in den anderen Ortsteilen überwiegend dörflichen Charakter. In der Regel verfügen die alten Ortsteile über ein erhaltenswertes Ortsbild. Es ist davon auszugehen, dass hier der Anteil an landwirtschaftlichen Hofflächen noch relativ hoch ist. In Karte 3 sind diese Bereiche als „gut erhaltenes Ortsbild” dargestellt. Die Abgrenzung ori- entiert sich an den „denkmalpflegerischen Interessensbereichen“ nach HANNIG 1988, die sich meist mit den alten Ortskernen decken. Während die Ortskerne Steinhudes und Wunstorfs weitgehend von neueren Siedlungsflächen umgeben sind, grenzen die dörflich geprägten Ker- ne der kleineren Ortschaften teilweise noch an die siedlungsfreie Landschaft an (s. u.).

Gutshöfe und sonstige Baudenkmale mit Bezug zur freien Landschaft Einzelne Baudenkmäler (ebenfalls in Anlehnung an HANNIG 1988) werden ebenfalls als für Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft relevant erachtet, sofern sie von der freien Landschaft aus wahrnehmbar sind und das Landschaftsbild positiv prägen. Das gilt insbeson- dere für die (gut erhaltenen) Gutshöfe in Düendorf, Liethe, Blumenau und Kolenfeld, aber auch für einige weitere alte Hofanlagen in exponierter Lage, die z. T. direkt als bauliche Strukturen, z. T. über ältere Baumbestände und Wasserflächen den Eindruck der benachbarten Landschaftsräume beeinflussen. In Großenheidorn, dessen Form der Rodungssiedlung noch heute deutlich erkennbar ist, ist nördlich der Straße eine Fläche als „Gesamtheit baulicher An- lagen“ gem. § 3 Abs. 3 NDSchG ausgewiesen (HANNIG 1988). Hier sind die Höfe mit den Haupthäusern und Nebengebäuden an der Straße gelegen, dahinter sind die ursprünglichen Grundstückszuschnitte mit den hinter den Höfen liegenden Viehweiden noch deutlich erkenn- bar (s. auch Kap. 3.3.2.2).

Gut ausgebildete Ortsränder Die Siedlungen dieses Raumes sind in charakteristischer Weise an der traditionellen Grenze von Grünland zu Ackerland angelegt worden. Während nun die Dörfer sich zumeist auf der höhergelegenen, trockeneren „Ackerseite” entwickelt haben, sind zur feuchteren Grünlandsei- te hin teilweise die alten Ortsränder (s. o.) erhalten geblieben. Diese stellen sich heute als landschaftsästhetisch ansprechende Siedlungsrandbereiche mit Altbaumkulissen, Obstgärten und vorgelagerten Grünlandflächen dar, z. B. der Nordwestrand von Luthe zur Leineaue, der Südwestrand Kolenfelds zur Südaue-Niederung, der Südrand Mesmerodes zur Westaue- Niederung, der Nordrand von Großenheidorn zur Steinhuder Meer - Niederung etc. hin. Be- sonders ausgeprägte Beispiele für gut eingebundene, alte Siedlungsränder sind der Nordwes- ten von Kleinheidorn, der Süden von Mesmerode sowie Niengraben (s. Foto 6).

68 Kapitel 3.3 Das Landschaftsbild als Voraussetzung von Naturerleben und Erholung

Foto 5 Wertvolle innerörtliche Freifläche innerhalb Mesmerode (6)

Foto 6 Gut ausgebildeter Ortsrand Niengraben-Ost

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Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

3.4.1 Boden Der Boden dient u.a. wildlebenden Pflanzen und Tieren als Lebensgrundlage, ist Standort der menschlichen Nahrungsmittelproduktion und schützt das Grundwasser vor Schadstoffeinträ- gen. Mögliche Gefährdungen dieser Bodenfunktionen stellen z. B. die Bodenverdichtung und –versiegelung, Schadstoffanreicherungen, Bodenentnahme und Erosion durch Wasser und Wind dar.

3.4.1.1 Ertragsfähigkeit der Böden Das landwirtschaftliche Ertragspotential der Böden im Stadtgebiet ist sehr unterschiedlich (Angaben aus RROP 1990, Erläuterungskarte 8). In der Börde ist das Ertragspotential durch- weg für die ackerbauliche Nutzung sehr hoch bis hoch und für Grünlandnutzung hoch bis mittel. Lediglich für die Gleyböden rund um den Luther Forst wird das ackerbauliche Er- tragspotential als mittel (Grünland hoch) bewertet. Auf den Sandböden ist das ackerbauliche Ertragspotential mittel bis gering (für Grünland mittel bis sehr gering). Die Leistungsfähigkeit der Moorböden wird für den Ackerbau als ge- ring und für die Grünlandnutzung als mittel bewertet.

3.4.1.2 Bodenerosion durch Wasser und Wind Erosion stellt i. allg. die häufigste Form der Bodenbeeinträchtigung dar. Die z.T. schon im 19. Jahrhundert erfolgte Vergrößerung der Ackerschläge, die Beseitigung von Heiden, He- cken, Büschen und Wäldern und die Umwandlung von Grünland in Ackerfläche brachte eine starke Erhöhung der Bodenerosion mit sich (SRU 1985). Als Sekundäreffekt wird eine Eutrophierung von Oberflächengewässern durch eingetragenen nährstoffreichen Oberboden verursacht.

Potentielle Erosionsgefährdung der Mineralböden durch Wasser Die Abschätzung der potentiellen Erosionsgefahr durch Wasser erfolgt nach einem Verfah- ren von CAPELLE und LÜDERS (1985), welches heute im NIBIS4 Verwendung findet. Die Me- thode ist relativ einfach: Aus den Eingangsdaten Bodenart und Hangneigung wird eine Ordi- nalskala abgeleitet, welche ein Maß für die potentielle Erosionsgefahr darstellt (vgl. Tab. 13). Tab. 13 Potentielle Erosionsgefährdung der Mineralböden durch Wasser (EfW) in Abhängigkeit von Bodenart und Hangneigung (aus MÜLLER 1997)

Hangneigung Bodenart <1 >1-5 >5-9 >9-18 >18-36 >36 gS, gSms, Ts2, Ts3, Ts4, Tl, Tu2, T 0 0 0 2 4 5

4 Das NIEDERSÄCHSISCHE BODENINFORMATIONSSYSTEM (NIBIS) bietet vielfältige Daten über Geologie, Bö- den u.a., meist in digitaler Form (Datenbank, GIS). Zusätzlich werden eine Methodendatenbank unterhalten und entsprechende Auswertungen – wie z. B. zur Erosionsgefahr von Böden – angeboten. Die Auswerteme- thoden sind bei MÜLLER (1997) beschrieben.

71 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf gSfs, mS, mSgs, mSfs, St2, St3, Sl2, Sl3, Sl4, Slu, Ls3, 0 0 1 2 4 5 Ls4, Lt3, Lts, Tu3 fSgs, fSms, fS, Su2, Su3, Su4, Ls2, Lt2, Lu, Ut4, Tu4 0 1 2 3 5 5 Ut3, Uls 0 2 3 4 5 5 Ut2, Us, Uu 1 3 4 5 5 5

EfW 0 = keine EfW 2 = gering EfW 4 = hoch EfW 1 = sehr gering EfW 3 = mittel EfW 5 = sehr hoch

In Abb. 11 sind die Ergebnisse der Berechnungen zur Wassererosion dargestellt. Aufgrund der meist geringen Hangneigung im Stadtgebiet (überwiegend unter 5%, meist um 1%) ist selbst bei den leicht abschwemmbaren Schluffböden (U...) der Börde die Erosionsgefahr ge- ring bis mittel. In weiten Bereichen ist keine oder nur sehr geringe Erosionsgefahr gegeben, eine hohe Erosionsgefahr wird lediglich am Tienberg erreicht.

Wassererosion in Überschwemmungsbereichen Bei Hochwasser kann es in den Überschwemmungsgebieten zur Bodenerosion auf ackerbau- lich genutzten Flächen kommen, die beträchtliche Ausmaße erreichen können (HINRICH 1980). Wie in Kap. 2.9 dargestellt, sind in den Bachtälern im 20. Jahrhundert viele Wiesen und Weiden in Ackerland umgewandelt worden. Insbesondere in den Überschwemmungsge- bieten der West- und Südaue sowie Osterriehe/ Brunsaue ist der Anteil der Ackernutzung er- heblich. Gerade bei Ackernutzung kann die Bodenerosion bei Überschwemmungen erheblich sein.

Potentielle Erosionsgefährdung der Mineralböden durch Wind Die potentielle Erosionsgefährdung der Mineralböden durch Wind wird ebenfalls nach einer aktuellen Methode von CAPELLE und LÜDERS (1985) ermittelt. Eingangsdaten sind die Bo- denart, der Humusgehalt und die bodenkundliche Feuchtestufe (BKF) (vgl. Tab. 14). Die tonig-schluffigen Böden in der Börde sind durch Winderosion grundsätzlich nicht beson- ders gefährdet. Eine hohe und sehr hohe potentielle Erosionsgefährdung ist hingegen auf den sandigen Böden der Geest gegeben (vgl. Abb.11).

Potentielle Erosionsgefährdung der Moorböden durch Wind Die potentielle Erosionsgefährdung der Moorböden durch Wind richtet sich CAPELLE und LÜDERS (1985) ausschließlich nach der Zersetzungsstufe (z) des Torfes. Nur für z4 und z5 wird danach eine Erosionsgefährdung angenommen. Demnach wird für die Hochmoorböden keine, für die Niedermoorböden hingegen eine hohe potentielle Erosionsgefährdung ange- nommen (vgl. Abb. 11). Tab. 14 Potentielle Gefährdung der Mineralböden durch Wind (EfA) (*t, u, l = alle Bodenarten der Hauptgruppe Ton, Schluff, Lehm). Aus MÜLLER 1997

Bodenkundliche Feuchtestufe (BKF) Bodenart Humusgehalt [%] 11-9 8-7 6-5 4-3 2-0 t, u, l * 0 0 1 Sl3, Sl4, St2, St3 <4 0 2 2 3 >4 0 1 2 3 Sl2, Su2-4, Slu, ffS, gS, mSgs <4 0 3 4 4 5

72 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

>4 0 2 3 4 5 MS, mSfs, fSms, fS <4 0 4 5 5 5 >4 0 5 4 4 5

EfA 0 = keine EfA 2 = gering EfA 4 = hoch EfA 1 = sehr gering EfA 3 = mittel EfA 5 = sehr hoch

Aktuelle Erosionsgefährdung Zur Abschätzung der aktuellen Erosionsgefährdung wird die potentielle Erosionsgefährdung mit der aktuellen Nutzung verschnitten. Bei großflächiger Ackernutzung ohne Vegetations- decke sind die Werte gleichzusetzen. Bei Grünland und Wald ist die aktuelle Erosionsgefahr erheblich vermindert (vgl. Tab. 15). Die Winderosion wird zudem durch Vertikalstrukturen (Hecken, Gebüsche, Dämme etc.) herabgesetzt (bleibt in der Rechnung unberücksichtigt). Für Siedlungsgebiete sind keine Angaben möglich. Tab. 15 Aktuelle Erosionsgefährdung der Böden durch Wasser oder Wind in Ab- hängigkeit von der Nutzung (nach CAPELLE und LÜDERS 1981, in: NLFB 1990, verändert) pot. Erosionsgefährdung keine sehr gering gering mittel hoch sehr hoch Acker keine sehr gering gering mittel hoch sehr hoch Grünland keine keine keine sehr gering gering mittel Wald keine keine keine keine sehr gering gering

Handlungsbedarf ergibt sich u. U. bereits bei einer sehr geringen aktuellen Erosionsgefähr- dung, da in dieser Stufe bereits bis zu 5 to Boden/ha/a abgetragen werden können. Bei hoher und sehr hoher Erosionsgefährdung werden sofortige Schutzmaßnahmen empfohlen (AG BODENKUNDE 1982).

3.4.1.3 Torfzehrung Der Abbau der Bodensubstanz bei organogenen Böden (Mineralisierung) ist eine Folge der Entwässerung und Kultivierung von Moorböden. Nach KUNTZE 1984 beträgt der Substanz- verlust auf Hochmoorböden ca. 1 cm/ Jahr unter ackerbaulicher Nutzung, 0,5 cm/ Jahr unter Dauergrünland. Bei Niedermoorböden ist mit jeweils doppelt so hohem Torfschwund zu rechnen. Die Stärke der Torfzehrung steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Höhe der Grundwasserabsenkung und der Nutzungsintensität (welche sich zudem gegenseitig be- dingen). So wurden auf nassen, häufig überschwemmten und extensiv genutzten Niedermoor- böden Schwundraten von nur 0,25 bis 0,4 cm/Jahr ermittelt (PLANUNGSGRUPPE LANDES- PFLEGE 1995). Die Moorböden am Rande des Steinhuder Meeres sind – soweit sie landwirtschaftlich genutzt werden – durch Torfzehrung gefährdet. Mit zunehmender Entfernung von dem Binnensee steigt der jährliche Bodenverlust. Ein Blick auf die Biotoptypenkarte zeigt, dass sich Nass- wiesen und Biotoptypen der Sümpfe (wo geringe Schwundraten angenommen werden kön- nen) auf die ufernahen Bereiche konzentrieren (Moorwiesen westlich Steinhude, Feuchtgrün- land Ostenmeer, Feuchtgrünland Strand).

73 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

3.4.1.4 Verdichtungsgefährdung der Böden Ein Großteil der Böden im Stadtgebiet ist aufgrund geringer Gefügestabilität relativ empfind- lich gegenüber Verdichtung und neigt aufgrund der Schluffanteile zur Pflugsohlenbildung. Eine hohe bis sehr hohe potentielle Verdichtungsempfindlichkeit weisen alle Pseudogleye (mit Ausnahme von Pseudogley-Podsol), Auen- und Gleyböden (mit Ausnahme von Gley- Podsol) auf; eine extrem hohe potentielle Verdichtungsempfindlichkeit haben die Gleyböden in den Bereichen Westaue-/ Osterrieheniederung einschließlich Brand sowie Luther Forst und Umgebung (vgl. hierzu Abb. 4). Die Verdichtung des Bodens führt zur ungleichmäßigen Durchwurzelung und längeren Nässeperioden. Die Erosionsgefahr nimmt durch stärkeren Oberflächenabfluss in Hanglagen zu. Bodenverdichtung schädigt ebenfalls die Bodenlebe- welt.

3.4.1.5 Bodengefährdung durch Schadstoffeinträge Durch direkte Schadstoffeinträge z. B. aus der landwirtschaftlichen Nutzung (Düngung, Pes- tizideinsatz) sowie indirekte Einträge aus der Luft (Verkehr, Gewerbe, Hausbrand etc.) kann es im Laufe der Zeit zu beträchtlichen Schadstoffanreicherungen im Boden kommen. Die Böden der Börde mit ihren hohen Anteilen an Schluff und Ton akkumulieren Schadstoffe al- ler Art. Als Folge belasteter Böden (z. B. in der Nähe stark befahrener Straßen) können u.a. höhere Schadstoffgehalte in landwirtschaftlichen Produkten auftreten oder Anreicherungen in der Nahrungskette innerhalb der Tierwelt. Der Kfz-Verkehr emittiert eine Vielzahl von Stoffen, die über die Luft bzw. Oberflächenwas- ser beiderseits der Straßen im Boden abgelagert werden (Tab. 16). Die Einflüsse des Straßenverkehrs werden nach PRINZ u. KOCHER (1998) auch in den Tiefen- profilen der Böden sichtbar. Die Einflüsse des Straßenverkehrs reichen oft bis in 0,5 m und bei sehr hoher Belastung bis maximal 1,5 m Tiefe. Ebenso wie mit der Entfernung von der Straße nehmen die Schadstoffkonzentrationen auch in der Tiefe aufgrund der Filter- und Puf- ferwirkung des Bodens ab. Die Verkehrsmenge hat einen wesentlichen Einfluss auf die Schadstoffbelastung der benach- barten Böden. Im Umfeld der in Karte 3 dargestellten Hauptverkehrsstraßen, insb. der BAB 2, ist mit Schadstoffbelastungen zu rechnen. Verschiedene Bodentypen sind in unterschiedlicher Weise in der Lage, Schadstoffe herauszu- filtern und dadurch Einträge ins Grundwasser herabzusetzen. Auf die Filterfunktion der Bö- den wird in Kap. 3.4.3.2 eingegangen. Tab. 16 Kfz-Emissionen und ihre Reichweite

Stoffgruppe Reichweite der Belastung* Entfernungsbereich, in dem die zulässigen jährlichen Frachten nach Entwurf Bodenschutz-VO überschritten werden** Blei bis 220 m ca. 20 m Ruß/ Staub bis 220 m Polycyclische aromatische Kohlen- bis 50 m

74 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft wasserstoffe (PAKs) Cadmium bis 40 m ca. 75 m, 25 m5 Zink ca. 5 m Nickel 35-40 m Kupfer <1 m, 15 m Salze (NaCl) bis 20 m Schwefeldioxid (SO2) bis 20 m Stickoxide (NOx) bis 20 m Benzol bis 20 m Phenol bis 20 m *nach LICHTENTHÄLER u. REUTHER (1987) **nach PRINZ u. KOCHER (1998)

3.4.1.6 Wichtige Bereiche Böden (vgl. Karte 5) Böden, die hinsichtlich des Wasserhaushaltes, des Nährstoffhaushaltes und/ oder des pH- Wertes vom frischen, eutrophen Standort abweichen, kommt eine besondere Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz zu. (Sie sind heute meist so stark verändert, dass sie diese Ei- genschaften nicht mehr aufweisen.) Extremstandorte in diesem Sinne sind: • der durch sehr geringe Bodenfeuchte gekennzeichnete Podsol-Ranker auf Dünensand nördlich des Fliegerhorstes sowie im Bereich Hohenholz • die nicht oder wenig entwässerten Niedermoorböden im Verlandungsbereich des Steinhuder Meeres (zugleich naturnahe Böden, s. u.). Naturnahe Böden (anthropogen nur gering veränderte Böden) sind grundsätzlich wertvoll, da ein Ersatz in Anbetracht der langen Dauer einer Bodenentwicklung i. d. R. ausgeschlossen werden kann. Seit jeher von Wald oder Moorvegetation bedeckte Böden weisen vergleichs- weise geringe Bodenveränderungen auf und können als noch weitgehend naturnah angesehen werden. Alte Waldböden im Stadtgebiet wurden ermittelt durch Vergleich der historischen und aktu- ellen topographischen Karten (vgl. Kap. 2.9). Wo seit mehreren Jahrhunderten Laub- oder Mischwald stockt, wird von dem Vorhandensein naturnaher, verhältnismäßig gering beein- trächtigter Böden ausgegangen. Da die Kurhannoversche Landesaufnahme und die Karte Nordwestdeutschlands von LE COQ nicht den Genauigkeitsgrad heutiger Kartenwerke auf- weisen, sind die Abgrenzungen der übertragenen Waldböden z. T. unsicher. Die alten Waldböden liegen in der Börde und sind heute von Laub- und Mischwald bedeckt. Es sind 5 Bereiche zu unterscheiden:

• Hohenholz auf Pseudogley • Blumenauer Wäldchen auf Braunerde • Düendorfer Wald auf Gley, Gley-Braunerde und Pseudogley • Fohlenstall auf Braunerde

5 Die kursiv geschriebenen Angaben beziehen sich auf eine Untersuchung von Schneeproben (PRINZ u. KOCHER 1998).

75 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

• Brand auf Gley und Podsol-Pseudogley Moorboden ist hinsichtlich seiner Entstehung und des organischen Charakters als besonderer und einzigartiger Bodentyp hervorzuheben. Die meisten Standorte wurden in der Vergangen- heit durch Entwässerung und Torfabbau teilweise erheblich verändert. Naturnahe Hochmoor- böden gibt es im Stadtgebiet nicht mehr. Naturnahe Niedermoorstandorte sind die von Er- lenbrüchern und Sumpfgesellschaften bestandenen Verlandungsbereiche des Steinhuder Meeres. Zu den wichtigen Bereichen zählen außerdem Standorte mit erosionsgefährdeten Böden (hohe bis sehr hohe potentielle Erosionsgefährdung), die von Dauervegetation bestanden sind. Dauervegetation in diesem Sinne ist Wald, extensives Dauergrünland, Ruderal- und Sumpfvegetation. Grünland, wie es bei der Biotopkartierung im Wunstorfer Stadtgebiet ü- berwiegend angetroffen wurde (GI, GA), zählt i.d.R. nicht zur Dauervegetation, da in der heutigen landwirtschaftlichen Praxis mehr oder weniger häufige Umbrüche die Regel sind.

3.4.2 Oberflächengewässer

3.4.2.1 Ausbauzustand und Gewässergüte der Fließgewässer Die Fließ- und Stillgewässer wurden bereits in Kapitel 2.6 angesprochen. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sowie die Bewertung sind in Karte 4 dargestellt.

Bewertungsverfahren Die Einteilung der Fließgewässer in Güteklassen nach Saprobienindex wurde dem Bericht zur „Gewässergüte 1986 – 2000 in Südniedersachsen” (FAASCH, GUHL und SCHWÄGLER 2001) entnommen. Die Einteilung der Fließgewässer in verschiedene Gewässergüteklassen nach dem Saprobiensystem, einer Indikatormethode zur Bestimmung des biologischen Zu- standes anhand von Mikroorganismen (MEYER 1983), ist in Tab. 17 dargestellt. Die Zuwei- sung von Gewässergüteklassen setzt voraus, dass das Gewässer ausreichend mit Arten besie- delt ist. Durch regelmäßiges Trockenfallen oder permanente Einleitungen kann das Artenin- ventar so stark dezimiert sein, dass dem Gewässer keine Güteklasse zugewiesen werden kann.

Tab. 17 Gütegliederung der Fließgewässer nach Saprobienindex (nach MEYER 1983)

Güteklasse Grad der organischen Be- Saprobität Saprobienindex lastung (Saprobienstufe) I unbelastet bis sehr gering oligosaprobe Stufe 1,0 - < 1,5 belastet I-II gering belastet oligosaprobe Stufe mit Tendenz zur Be- 1,5 - < 1,8 tamesosaprobie II mäßig belastet betamesosaprobe Stufe 1,8 - < 2,3 II-III kritisch belastet alpha-betamesosaprobe Grenzstufe 2,3 - < 2,7 III stark verschmutzt alphamesosaprobe Stufe 2,7 - < 3,2 III-IV sehr stark verschmutzt polysaprobe Stufe mit Tendenz zur 3,2 - < 3,5 Alphamesosaprobie IV übermäßig verschmutzt polysaprobe Stufe 3,5 - 4,0

76 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

Die Bewertung der Gewässerstruktur wird nach einem Verfahren von BRUNKEN durchge- führt. Hiernach können einem Fließgewässerabschnitt sechs Bewertungsstufen zugeordnet werden (vgl. Abb. 12 sowie Tab. 18).

Tab. 18 Kriterien für die Bewertung des ökologischen Zustands von Fließgewässern (BRUNKEN 1986; in: RASPER et al. 1991, S. 18ff)

Bewer- Bezeichnung Beschreibung tungszahl 1 natürlich vielfältiger, den naturräumlichen Gegebenheiten entsprechender Verlauf, vom Menschen nicht erkennbar beeinflusst 2 naturnah einem natürlichen Gewässer in Längs- und Querprofil vergleichbar, aber er- kennbar vom Menschen verändert 3 bedingt naturnah begradigte Linienführung; naturnahe Elemente, wie Flach- und Tiefwasserzo- nen mit unterschiedlichen Sohlensubstraten, regelmäßig vorhanden; verschie- den stark ausgebaut und/oder durch Unterhaltungsmaßnahmen verändert; mit reichhaltig ausgebildeter Uferstruktur 4 naturfern technisch ausgebauter Lauf mit Regelprofil und gradliniger, geometrischer Li- nienführung; wenig Strukturelemente (Uferabbrüche, Anlandungen usw.) an der Gewässersohle und/ oder im Uferbereich 5 sehr naturfern wie 4, jedoch ohne Strukturelemente an der Gewässersohle; Wasser-Ufer- Übergangzone nicht vorhanden; Böschungsfuß oft durchgehend mit toten Baustoffen (Kunststoffgitter, Wasserbausteine o.ä.) befestigt 6 extrem naturfern wie 5, jedoch durchgehende Ufer- und Sohlenbefestigung mit toten Baustoffen wie Holzgeflechtmatten (Bongossi), Steinpflaster, Betonhalbschalen o.ä. Ergänzend wurden im Rahmen der Bewertung auch größere Sohlenbauwerke (Stauwehre, Sohlabstürze, Sohlgleiten u. ä.) und längere Verrohrungen erfasst, die die Gewässerökologie stark beeinträchtigen können. Die Ergebnisse gehen auf eigene Erhebungen im Juli und August 1996 zurück. Im folgenden werden die einzelnen Fließgewässer bezüglich der Naturnähe ihrer Strukturen und ihrer Was- serqualität beschrieben.

77 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Abb. 12 Bewertung des ökologischen Zustands von Fließgewässern nach BRUNKEN (vgl. Tab. 18, s. u.)

Leine und Nebengewässer Die Leine begrenzt das Stadtgebiet im Nordosten. Die Leine ist Bundeswasserstraße; somit sind alle Naturschutzmaßnahmen an diesem Fluss mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt ab- zustimmen. Bei Schloss Ricklingen ist die Leine stellenweise mit Steinschüttungen und Bauschutt befes- tigt. Uferabbrüche oder Flachwasserzonen treten kaum auf. Der Abschnitt ist als bedingt na- turnah zu bewerten. Die Grünlandnutzung reicht bis ans Wasser heran, wo das Vieh an eini- gen Stellen das steile Ufer zertritt. Der Bestand des Ufers mit Weiden ist mäßig. Zwischen Luthe und Bordenau verbessert sich die Struktur: Der Fluss mäandriert stark und weist zahl- reiche Uferabbrüche und ausgeprägte Prall- und Gleitufer auf. Hier ist i.allg. weder die Sohle noch das Ufer befestigt worden. Allerdings geht auch hier die landwirtschaftlich Nutzung bis an die Uferböschung heran und stellenweise sind die Prallufer (beidseits) mit Bauschutt be- festigt worden, was zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen noch immer praktiziert wird. Trotz dieser Einschränkungen kann dieser Abschnitt als naturnah bezeichnet werden. Das Wasser der Leine ist unterhalb der Kläranlage Gümmer stark verschmutzt (III). Nördlich von Schloss Ricklingen verbessert sich die Wasserqualität auf kritisch belastet (II-III).

78 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

Der Holtmaschgraben entwässert das Gebiet zwischen Mittellandkanal und Luthe. Die ihn speisenden Gräben verlaufen durch Ackerflächen und den Genossenschaftsforst. In den Sommermonaten führt er Wasser. Sein Verlauf ist weitgehend künstlich angelegt und als na- turfern zu betrachten. Nur im Unterlauf zwischen Schloss Ricklinger Straße und Leine ist er dicht von naturnahem Gehölz bestanden und weist mit einem abwechslungsreichen Bett eine bedingt naturnahe Struktur auf.

Rodenbeger Aue/ Westaue und ihre Nebengewässer Die Rodenberger Aue entspringt zwischen Deister und Süntel und bildet mit ihrem Unter- lauf die Grenze zwischen der Stadt Wunstorf und dem Landkreis Schaumburg. Aus dem Zu- sammenfluss mit der Sachsenhägener Aue geht die Westaue hervor. Nach einer kritischen Belastung des Wassers unterhalb der Rodenberger Kläranlage im Mittellauf fließt die Aue im Wunstorfer Unterlauf mit mäßiger Belastung durch ein noch weitgehend als naturnah zu be- zeichnendes Bachbett: Streckenweise Begradigung und kurvenreicher Verlauf wechseln ein- ander ab. Dabei ist zu beobachten, dass der tiefeingeschnittene Bach durch Uferabbrüche all- mählich einen strukturreichen Lauf mit Prall- und Gleithängen ausbildet. Am Ufer befinden sich neben wenigen alten Weiden jüngere Gehölzpflanzungen, und es wurden streckenweise Zonen zur Sukzession von den landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Pflöcke abge- grenzt. Trotz der erheblichen Beeinträchtigungen durch den erneuerten Düker unter dem Mit- tellandkanal und ein ehemaliges Wehr mit Sohlabsturz ist die Rodenberger Aue als naturna- her, streckenweise bedingt naturnaher Bach einzustufen und gilt damit als besonders ge- schütztes Biotop nach §28a NNatG. Als mäßig belasteter Bach (II) ist seine Gewässergüte besser als die der übrigen Fließgewässer im Stadtgebiet. Die zu beobachtende strukturelle Ei- gendynamik und die bereits getroffenen Maßnahmen lassen eine weitere Verbesserung des ökologischen Zustandes erwarten. Die Westaue entsteht im Westen des Stadtgebiets aus dem Zusammenfluss der Rodenberger und der Sachsenhägener Aue. Auf voller Länge ist ihr Wasser kritisch belastet (II-III). Der strukturelle Zustand ist insgesamt als naturfern zu bezeichnen. Westlich von Mesmerode ist die Uferstruktur vielfältiger, die Begradigung nicht so ausgeprägt. Die Sohlgleiten unterhalb der Einmündung der Sachsenhägener Aue stellen nur eine geringe Beeinträchtigung dar. Zum Zweck der Wasserentnahme wurde das bewegliche Wehr an der Alten Dorfstraße in Bokeloh errichtet, das mit seinem Sohlabsturz die ökologische Durchgängigkeit der Westaue unter- bricht. Die Wirksamkeit der Fischtreppe ist fraglich. Von Bokeloh bis Blumenau ist die Westaue mit Steinschüttungen befestigt, die jedoch die Uferstruktur außerhalb der Ortslage nicht in dem Maße beeinträchtigt wie innerhalb des Sied- lungsbereiches. Hier ist die Westaue als sehr naturfern zu bewerten. Im Stadtgebiet, zwischen „Auf den Ellern” und der Güter-Bahnstrecke, weist die Westaue eine durch die durchgängige Steinschüttung deutliche Trennung des Gewässers vom Ufer auf. Der Überschwemmungsbe- reich ist durch die Eindeichung stark eingeengt, wobei der gesetzliche Überschwemmungsbe- reich über den Deich hinausreicht. Die Gewässersohle lässt jedoch keinen Verbau erkennen, sondern besteht aus kiesigem Sand. Die Brücken im Stadtgebiet sind recht großzügig ange- legt und beeinträchtigen die Westaue geringfügig durch Sohlgleiten. Unterhalb des Stadtge- bietes verbessert sich die Uferstruktur und zeigt einige Uferbänke. In den folgenden Ab- schnitten bis zur Mündung in die Leine wechseln naturferne Abschnitte mit solchen, die auf- grund einer abwechslungsreicheren Sohl- und Uferstruktur mit Sandbänken als bedingt na- turnah einzustufen sind. Bei Blumenau bildet die Westaue eine über fünf Meter breite Sand-

79 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf bank. Vor der Mündung lässt sich die Westaue als naturnah bezeichnen, auch wenn die Grün- landnutzung bis an die Uferböschung heranreicht. Auf Höhe des Messpegels in Wunstorf hat die Westaue ein Einzugsgebiet von ca. 558 km2. Vom STAWA (1992) liegen die in Tab. 19 aufgeführten Daten über die Abflussmengen vor (Beobachtungszeitraum 1979-1990)6 Sie veranschaulichen die erheblichen Schwankungen der Wasserführung. Tab. 19 Abflusswerte der Westaue in Wunstorf (Beobachtungszeitraum 1979-1990)

MNQ 0,663 m3/s MQ 4,24 m3/s MHQ 57,9 m3/s NNQ (Okt. 1982) 0,380 m3/s HHQ (Dez. 1986) 107,0 m3/s

Die Osterriehe besitzt auf der gesamten Strecke den Charakter eines Grabens. Sie ist den- noch in Ihrem Unterlauf von Idensen bis zur Einmündung in die Westaue bei Bokeloh als be- dingt naturnah einzustufen, weil sie trotz des kanalisierten, relativ engen Bettes einige Struk- turelemente aufweist. So ist sie in diesem Bereich durchgängig mit Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) bestanden, weist Kurven und stellenweise eine verbreiterte Uferzone auf. Sie führt ganzjährig langsam fließendes Wasser der Güteklasse II-III (kritisch belastet). Bis auf den Bereich bei Niengraben sind Gehölzneupflanzungen vorgenommen worden, die zusam- men mit einem Hochstaudensaum den Bach von den landwirtschaftlich genutzten Flächen trennt. Der Düker unter dem Mittellandkanal stellt die einzige, jedoch erhebliche bauliche Beeinträchtigung der Osterriehe dar. Besonders für wandernde Fließgewässerarten stellt er eine starke Barriere dar. Kurz vor der Einmündung der Osterriehe in die Westaue fließt ihr der Seegraben zu. Dieser verläuft als begradigter Graben parallel zu Rodenberger Aue und Westaue. Er entwässert landwirtschaftliche Flächen schon oberhalb des Mittellandkanals, den er durch einen Düker unterläuft. Im Erhebungszeitraum (Juli 1996) führte der Seegraben mäßig fließendes Wasser, wobei der Landkreis Hannover (1992) ihn im Oberlauf als zeitweise trockenfallend angibt. Beidseitig beschattet verläuft er als Waldbach entlang des Laubwaldes Brand. Neben seinem heutigen, begradigten Bett liegt streckenweise noch sein altes, trockengefallenes. Unterhalb des Waldes ist der Seegraben vereinzelt mit Bäumen bestanden, im Graben wachsen Röhricht (Phalaris arundinacea) und einigen seltenere Arten wie Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Schwanenblume (Butomus umbellatus). Wie die Osterriehe ist der Seegraben als bedingt naturnah zu bewerten. Sein Wasser ist jedoch kritisch belastet (II-III). Die Brunsaue verläuft als ein ehemaliger Unterlauf der Osterriehe durch deren unteren Au- enbereich und mündet südlich von Mesmerode in den Seegraben. Sie hat im Zeitraum der Er- fassung (Juli 1996) kein Wasser geführt und ist auch keiner Güteklasse zuzuordnen. Der mä- ßig begradigte, schmale Bach wird beinahe auf ganzer Länge von einem Gehölzsaum beglei-

6 MQ bezeichnet den Mittel-, MNQ den mittleren Niedrig- und MHQ den mittleren Hochwasserabfluss. HHQ stellt den höchsten und NNQ den niedrigsten Hoch- bzw. Niedrigwasserabfluss im Beobachtungszeitraum dar.

80 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft tet, der sie beschattet und von dichtem Bewuchs einigermaßen freihält. In den Wintermona- ten führt sie sehr nitrathaltiges Wasser (LK HANNOVER 1992). Der Mordgraben, der unterhalb des Wehres in Bokeloh in die Westaue fließt, begleitet diese in ihrem Auenbereich von der Kreisgrenze an. Er nimmt Wasser von den nördlich gelegenen Ackerflächen auf und führt unterhalb des Waldes Schier ganzjährig nahezu stehendes Wasser mit kritischer Belastung. In dem grabenartigen, eutrophen Bach finden sich hauptsächlich Stillgewässerarten und einige seltenere Pflanzen wie Schwanenblume (Butomus umbellatus), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Seerose (Nymphaea alba). Durch den Zufluss aus der Westaue bei Bokeloh schwillt der Mordgraben zu einem breiteren, schneller fließenden Bach an. Ist der Bach oberhalb der Einleitung noch als bedingt naturnah einzustufen, ist er unterhalb naturfern bis sehr naturfern. Die nunmehr steilen Ufer sind zum Teil mit Steinen befestigt. Insgesamt wird der Mordgraben wird als kritisch belastet (II-III) bewertet. In der Blumenauer Marsch fließen der Lehmbüntegraben und der Darkhorstgraben in die Westaue. Es sind künstlich angelegte Entwässerungsgräben der Ackerflächen nördlich Lu- thes. In den Sommermonaten fallen die Gräben beinahe oder völlig trocken. Die naturfernen Vorfluter weisen einen linearen Verlauf und trapezförmiges Regelprofil auf. Gehölze am U- fer fehlen bis auf einen kleinen Abschnitt des Darkhorstgrabens an der Kläranlage. Der Lehmbüntegraben nimmt Mischwasser aus dem Ortsbereich Luthe auf; er gilt bis zur Ein- mündung des Darkhorstgrabens als stark verschmutzt (III), von dem Zusammenfluss bis zur Mündung in die Westaue als krisch belastet (II-III).

Südaue und Nebengewässer Die Südaue speist sich aus den Deisterbächen und Oberflächenabwässern aus der Calenber- ger Börde, wo sie zudem mit Abwässern aus der Kläranlage Barsinghausen, der Gemein- schaftskläranlage Groß Munzel und durch Stollenwasser aus dem Deister belastet wird. Im Wunstorfer Stadtgebiet ist das Wasser kritisch belastet. Die Überfrachtung mit Pflanzennähr- stoffen aus den Kläranlagen und der intensiven Ackernutzung in Verbindung mit mangelnder Beschattung führt zu starkem Auftreten von Algen. Der kritische Zustand des Wassers (Gü- teklasse II-III) ist streckenweise sichtbar und lässt sich riechen. Die Gewässerstruktur der Südaue zwischen Autobahn (Gemeindegrenze) und Mittellandka- nal ist als bedingt naturnah bis naturfern zu beurteilen. Streckenweise kleine Uferabbrüche und Baumbestand lockern das ehemals begradigte Bachbett mit seinen recht steilen Ufern auf. Unterhalb Kolenfelds liegt ein Niederungsbereich, in dem die Südaue nicht so tief ins Gelände eingeschnitten ist. Der Wasserhaushalt der Aue korrespondiert mit dem Wasserstand im Bach. Die relativ flachen und strukturreichen Ufer werden in diesem Abschnitt nach wie vor mit Bauschutt befestigt, was eine starke Beeinträchtigung der noch vorhandenen ökologi- schen Qualitäten darstellt. Die Sohlabstürze vor dem Mittellandkanal beeinträchtigen die Durchgängigkeit mäßig. Der Tunnel unter dem Mittellandkanal wirkt mit seinem glatten Betonbett als Barriere für Teile der Gewässerfauna. Die Beeinträchtigung ist jedoch nicht so hoch wie z. B. beim Düker der Rodenberger Aue, da die Wasseroberfläche nicht unterbrochen wird und kein Rückstau ent- steht. Auch die Eisenbahnbrücke schlägt einen hohen Bogen über den Bach. Jedoch durch- schneiden sowohl der Kanal als auch der Bahndamm den weiteren Auenbereich hinsichtlich der Fauna und des Wasserregimes.

81 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tabelle 20 zeigt die Abflussverhältnisse am Pegel Düendorf (Höhe Mittellandkanal) im Zeit- raum zwischen 1979 und 1990 auf. Der Einzugsbereich der Südaue beträgt am Pegel ca. 189 km2. Tab. 20 Abflusswerte der Südaue am Pegel Düendorf (Beobachtungszeitraum 1979- 1990; STAWA HILDESHEIM 1993)

Mittlerer Abfluss 1,29m3/s Mittlerer Niedrigstwasserabfluss 0,213 m3/s Mittlerer Höchstwasserabfluss 20,0 m3/s Niedrigster Niedrigwasserabfluss (27.7.1989) 0,101 m3/s Höchster Hochwasserabfluss (30.12.1986) 27,7 m3/s

Im Kreuzungsbereich mit der B 442 ist in den Siebziger Jahren der Verlauf der Südaue geän- dert; im Doppeltrapezprofil ausgebaut und mit Steinschüttungen bewehrt worden (PGL 1995, S.14). Oberhalb Wunstorfs teilt sich die Südaue in einen alten Lauf, der relativ gering beein- trächtigt durch Wunstorf fließt und bei Blumenau in die Westaue mündet, und in einen in den 70er Jahren angelegten neuen Lauf, der abkürzend oberhalb Wunstorfs in die Westaue fließt. Diese Neue Südaue nimmt den größten Teil des Abflusses auf. Sie folgt dem ehemaligen Unterlauf des Idenser Grabens als naturferner, teilweise mit Steinschüttungen befestigter Bach mit mäßiger Fließgeschwindigkeit. Wo sie vom ehemaligen Lauf des Idenser Grabens abweicht, ist sie tief ins Gelände eingeschnitten, so dass sie eine hohe Böschung von den an- grenzenden Ackerflächen trennt. Gehölze stehen meistens am oberen Rand dieser Böschung, die mit Brennnesseln und Rohrglanzgras bewachsen ist. Die ökologische Durchgängigkeit der Neuen Südaue wird durch einen Sohlabsturz (Spundwand, über ca. 60 cm Höhenunter- schied) unterbrochen. Das Wasser der Neuen Südaue gilt als kritisch belastet (II-III). Der Sohlabsturz dient dem Aufstau des Wassers für die Alte Südaue, die oberhalb des Ab- sturzes abzweigt. Der Zufluss wird durch zwei Wehre an der Alten Südaue geregelt. Das eine besteht in einer Balkenlage direkt an der Abzweigung, das andere 300 m unterhalb in Kom- bination mit einem Düker. Bis zum Düker steht die Alte Südaue, unterhalb weist sie eine ge- ringe Fließgeschwindigkeit auf, die nach Wunstorf hin zunimmt. Sie ist deshalb übermäßig verschlammt und damit als Lebensraum für wirbellose Fließgewässerarten nur wenig geeig- net. Über etwa 300 m oberhalb Wunstorfs ist das Bachbett mit Pfeilkraut (Sagittaria sagitti- folia) und Schilf (Phragmites australis) bestanden. Kurz vor dem Eintritt in den Ortsbereich Wunstorfs erfährt die Alte Südaue eine stärkere Beschattung und eine abwechslungsreichere Uferstruktur durch einen dichteren Bestand mit Weiden und Erlen. Die Fließgeschwindigkeit verstärkt sich, die Verschlammung bleibt jedoch. Bis zum Jahnplatz ist dieser naturnahe Zu- stand zu beobachten, der auwaldähnliche, wenn auch schmale Gehölzsaum trennt den Bach vom Wohngebiet. Mit einer Sohlgleite und dem Verbau des Ufers mit Rasengittersteinen folgt ein kurzer naturferner Abschnitt. Nach einem Tunnel unter der Barnestraße ist das Ufer mit Bongossi-Geflecht (Tropenholz) verbaut und über ein kurzes Stück einseitig mit Spund- wand und Betonelementen befestigt (insgesamt ein sehr naturferner Abschnitt). Ein ca. 40 m langer Tunnel führt unter Südstraße und Am Stadtgraben hindurch. Er stellt eine Behinde- rung für die Flussfauna dar. Entlang des Landeskrankenhauses gibt es naturnahe Bereiche neben einer sehr starken Beeinträchtigung durch den Verbau des Südufers mit Mauern und den Rückstau durch ein Wehr. Das Wehr stellt einen totalen Bruch in der ökologischen Durchgängigkeit der Alten Südaue dar: Die Stauwand wird nicht überflossen; das Wasser

82 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft fließt durch einen vergitterten Schacht über einen Höhenunterschied von nahezu einem Meter um das Wehr herum. Es folgt ein naturferner Abschnitt durch einen Park. Das Ufer ist teil- weise mit Holzgeflecht verbaut, die Ufervegetation wird als Extensivrasen gepflegt. Die Fließgeschwindigkeit bleibt bis zur Mündung mäßig. Nach Blumenau hin ist die Alte Südaue gehölzbestanden, nicht verbaut, kaum begradigt und als naturnah einzustufen. Das Wasser der Alten Südaue gilt als kritisch belastet (II-III). An der Autobahn, südlich Kolenfelds, mündet der Graben am Faulensee in die Südaue. Er ist ein naturferner Entwässerungsgraben für ein kleines Gebiet mit Ackerflächen und der Ab- falldeponie Kolenfeld. Im Aufnahmezeitraum führte er kein Wasser und ist auch keiner Ge- wässergüteklasse zuzuordnen. Sein heutiges gradliniges Bett ist durchgängig künstlich ange- legt, unter der Deponie verrohrt. Ob der Graben am Faulensee auf ein natürliches Fließge- wässer zurückgeht ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Das Bett des Grabens ist dicht mit Schilf (Phragmites australis) bewachsen, Gehölze fehlen ganz. In Kolenfeld fließt der Ortsvorfluter Holtensen in die Südaue. Er fällt immer wieder tro- cken, so auch im Aufnahmezeitraum; eine Bestimmung der Wassergüte nach Saprobienindex ist daher nicht möglich. Am Siedlungsrand Kolenfelds verläuft der Vorfluter, der auf einen natürlichen Bach zurückgeht, in einem Bett aus Betonelementen, das teils geräumt, teils ü- berschlämmt und mit Schilf (Phragmitis australis) bestanden vorgefunden wurde. Auf dieser Strecke ist der Graben als sehr naturfern zu bezeichnen. Der Haster Bach fließt als recht naturnaher Waldbach durch den Staatsforst Hannover bei Haste. Sein kurzer Unterlauf im Wunstorfer Stadtgebiet, hier auch Krummer Bach genannt, mündet beim Mittellandkanal in die Südaue. Dieser Abschnitt verläuft stark begradigt und im Regelprofil ohne jeden Gehölzbestand durch Ackerland und ist damit als naturfern einzustu- fen bei kritisch belasteter Wasserqualität (II-III). Südlich Düendorfs fließt der Obere Barnegraben in die Südaue. Er entwässert das ehemals ausgedehnte Feuchtgebiet Barne zwischen Kolenfeld und Düendorf. Er führt auch in den Sommermonaten Wasser, wobei er eine geringe Fließgeschwindigkeit aufweist. Die Gewäs- sergüte wird als kritisch angegeben. Die Struktur ist völlig gradlinig und trapezförmig. Die Verschlammung ist im oberen Abschnitt unterschiedlich, im unteren Abschnitt stärker. Auf ganzer Länge ist der Graben recht dicht bewachsen mit Rohrglanzgras (Phalaris arundina- cea), Schilf (Phragmites australis) und vor allem Igelkolben (Sparganium spec.). Das südlich Gebiet liegende „Barne” wird über mehrere meist trockene Gräben entwässert, das Wasser über einen Zuleiter zum Unterlauf des Oberen Barnegrabens geführt. Der Zuleiter weist vor seiner Mündung eine vielfältige Vegetation, u.a. die Sumpfdotterblume (Caltha palustris), auf. Über einen Düker sind ferner südlich des Mittellandkanals liegende Flächen (Spielplatz nördlich Kolenfeld) angeschlossen. Das Wasser des Oberen Barnegrabens gilt als kritisch be- lastet (II-III). Der Idenser Graben fließt als begradigter Waldbach durch den Laubwald Fohlenstall und mündet in die Neue Südaue. Bis auf einen kurzen Abschnitt unterhalb des Waldes ist sein Bett mit Bongossigeflecht befestigt und führt in den Sommermonaten nur gelegentlich Was- ser. Strukturell ist der Idenser Graben als naturfern zu bezeichnen, auch wenn der umliegende Laubwald eine günstige, naturnahe Umgebung darstellt. Die Wasserqualität ist hingegen ver- gleichsweise gut, nämlich mäßig belastet (II). Der unterste etwa 300 m lange Abschnitt weist naturnahe Strukturen auf, führt aber kaum Wasser, da die Vorflut über einen künstlichen Graben direkt zur Südaue geführt wird.

83 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Die Fließgewässer der Steinhuder Meer-Niederung Der Südbach ist ein künstlich angelegtes Gewässer. Als Graben entwässert er den Meer- bruch von Altenhagen bis hinter Rehburg, wo er in den Steinhuder Meerbach mündet. Da seine Fließgeschwindigkeit sehr gering und die Gewässersohle schlammig ist, weist der Süd- bach über große Stecken einen dichte Stillgewässervegetation mit Pfeilkraut (Sagittaria sa- gittifolia) und Wasserlinsendecke auf. Bauliche Beeinträchtigungen erfährt der Südbach durch Unterführungen unter den Hagenburger Kanal und den Winzlarer Grenzgraben sowie durch zahlreiche verrohrte Zufahrten zu landwirtschaftlichen Flächen. Die Wasserqualität des Südbaches wird als kritisch belastet (II-III) eingestuft. Auch der Winzlarer Grenzgraben ist vergleichbar mit dem Südbach, den er im Meerbruch einmal kreuzt und mit dem er über kleinere Gräben verbunden ist. Trotz seines kanalartig an- gelegten Unterlaufes ist der Winzlarer Grenzgraben ein richtiger Bach, der in den Rehburger Bergen im Schaumburgischen entspringt und in das Steinhuder Meer einspeist. Entlang des Naturschutzgebietes Hagenburger Moor wird der sonst nahezu gehölzfreie Graben durch Er- len und Weiden beschattet. Das Wasserqualität des Winzlarer Grenzgrabens wird als kritisch belastet (II-III) eingestuft. Die Großenheidorner Beeke entspringt im Wald Hohenholz südlich Großenheidorns, ent- wässert als begradigter, naturferner Vorfluter die ausgeräumte Ackerlandschaft nach Norden und verläuft durch eine strukturreiche, von Siedlung umgebene Niederung. Im oberen Sied- lungsbereich ist sie verrohrt, unterhalb ist sie dicht bis alleeartig mit Bäumen bestanden. Der untere Abschnitt ist wieder nahezu gehölzfrei und begradigt; sie fließt nördlich des Ortsteils Strand ins Steinhuder Meer. In der Bachniederung unterhalb der Verrohrung ist sie als be- dingt naturnah einzustufen. Sie verläuft dort zwar am Ortsrand entlang einer Straße, ist aber in ihrer Sohl- und Uferstruktur wenig beeinträchtigt. Das umliegende Grünland sowie der Gehölzbestand stehen noch im ökologischen Zusammenhang mit dem Bach. Im Aufnahme- zeitraum ist die Beeke trocken vorgefunden worden. Werte über die Gewässergüte liegen nicht vor.

3.4.2.2 Überschwemmungsgebiete Überschwemmungsgebiete sind für die Wasserregulation bei Niederschlags- bzw. Hochwas- serereignissen von besonderer Bedeutung. Im Stadtgebiet Wunstorf existieren mehrere nach § 92 NWG rechtlich festgestellte Über- schwemmungsgebiete (nachrichtliche Darstellung von Unterlagen der Bezirksregierung Han- nover, Dez. 502, vgl. Karte 4). Für solche Gebiete gilt nach § 93 des Niedersächsischen Was- sergesetzes (NWG) folgendes: „Das Überschwemmungsgebiet ist für den schadlosen Abfluss des Hochwassers und die da- für erforderliche Wasserrückhaltung freizuhalten. Natürliche Überschwemmungsgebiete sind als solche zu erhalten. Die natürliche Wasserrückhaltung ist zu sichern sowie erforderlichen- falls wiederherzustellen und zu verbessern.” Nach § 92 NWG muss die Festsetzung jedoch nicht den tatsächlichen Überschwemmungsbe- reich wiedergeben. Durch Aufschüttungen, Eindeichungen und andere wasserbaulichen Maß- nahmen wurden die Gebiete teilweise eingeengt (vgl. Karte 4). Das Überschwemmungsgebiet der Leine wurde vor kurzem neu berechnet und im Oktober 2001 neu festgesetzt. Die aktuali- sierte Grenzlinie ist in Karte 4 dargestellt.

84 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

3.4.2.3 Stillgewässer Die Stillgewässer des Stadtgebiets sind in Karte 4 dargestellt. Sie sind dort durchnummeriert, damit eine zweifelsfreie Zuordnung textlicher Aussagen sowie der Ergebnisse der Amphi- bienerfassung (s. Tab. A4) möglich sind. Größtes Stillgewässer des Stadtgebietes ist das natürlich entstandene Steinhuder Meer. Dar- über hinaus gibt es nur wenige kleine, natürliche Stillgewässer. Es handelt sich um Altwäs- ser und Kolke, die in der Leineaue liegen und fast jedes Jahr bei Hochwasser überschwemmt werden (siehe Karte 4, Nr. 24, 25, 31). Typische und gut ausgeprägte Altwässer sind zudem die Alte Leine bei Bordenau (Karte 4, Nr. 15). und der „Luther See” (Karte 4, Nr. 35). Im Unterschied zu den Altwässern sind die Kolke seicht und ihre Ufer gehölzfrei. Der maximale Wasserstand ist jeweils über künstlich angelegte Überläufe geregelt. Bei allen natürlichen Kleingewässern handelt es sich um wertvolle Biotope mit einem reichhaltigen Arteninventar. Alle weitere im Stadtgebiet liegende Stillgewässer sind anthropogenen Ursprungs. Die drei größten sind: nördlich der Hagenburger Straße (Karte 4, Nr. 37), an der Bahnlinie von Wuns- torf nach Neustadt (Karte 4, Nr. 29 und 13) sowie das „Stillgewässer am Stadtfeld” südlich Wunstorf (Karte 4, Nr. 68). Es handelt sich jeweils um Grundwasserblänken, die Relikte e- hemaligen Bodenabbaus (Kies, Sand) darstellen. Die Gewässerstruktur ist zumeist durch stei- le, überwiegend gehölzbestandene Ufer gekennzeichnet. Eine Vielzahl kleinerer von Menschen geschaffener Stillgewässer liegen im Stadtgebiet ver- streut. Sie dienen als Fisch-, Feuerlösch- und Klärteiche oder wurden als Biotop angelegt. Temporäre Stillgewässer befinden sich im Luther Genossenschaftsforst, im Feuchtgebiet Barne-Süd, Fischteiche am Mittellandkanal östlich Idensermoor, im Waldgebiet Fohlenstall, in Feuchtwiesen am Steinhuder Meer (am Hagenburger Kanal, Bereich Ostenmeer, bei Stein- hude-Strand) und in der Leineaue. Diese Bereiche weisen im Winter und Frühjahr größere Wasserflächen auf und zeigen die dann herrschenden hohen Grundwasserstände bzw. Über- flutungen an. In Karte 1 (NW, NO, SW, SO) (Biotoptypen, Nutzungen, Vegetation) sind sie teils als Sümpfe, teils als Grünland und Flutrasen dargestellt. Der Mittellandkanal ist im Bereich Wunstorf abgedichtet und steht lt. VOSS 1979 nicht mit den umliegenden Gewässern oder mit dem Grundwasser in Verbindung (vgl. jedoch Kap. 3.4.3.3).

3.4.3 Grundwasser

3.4.3.1 Grundwasserneubildung Die Grundwasserneubildung – der Anteil des Niederschlages, der nach Versickerung in das Grundwasser gelangt – ist abhängig von den Faktoren Niederschlagsmenge, Nutzung, Relief Bodenart, Bodentyp sowie verschiedener anderer Bodenparameter. Die Bewertung der Grundwasserneubildung im Stadtgebiet wurde der Naturraumpotentialkarte für Niedersachen und Bremen (NLFB 1987) entnommen. Hohe Grundwasserneubildungsraten (200 – 300 mm/a) sind hiernach nur im Bereich des Fliegerhorstes auf insgesamt kleiner Fläche anzutreffen (vgl. Abb. 13).

85 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

3.4.3.2 Empfindlichkeit des Grundwassers gegenüber Fremdstoffeinträgen Bei der Grundwasserneubildung kann es zum Eintrag von Fremdstoffen kommen, die das Grundwasser verunreinigen. Die Gefährdung des Grundwassers hängt dabei von der Stärke und der Konsistenz der Deckschichten sowie den Filtereigenschaften der Böden ab. Selbst eine optimale Überdeckung bei großem Flurabstand bedingt keine unbegrenzte Puffer- kapazität gegenüber Schadstoffen. Es ist darauf hinzuweisen, dass die potentielle Gefährdung des Grundwassers nicht mit der des Trinkwassers gleichzusetzen ist, da für die Trinkwasser- gewinnung zusätzlich die Fließstrecke vom Eintragsort bis zum Brunnen zu berücksichtigen ist. Eine Einschätzung der Gefährdung des Grundwassers aufgrund seiner Deckschichten wird zunächst anhand der geowissenschaftlichen Karte des Naturraumpotentials (NLFB 1987) dargestellt (s. Abb. 13). Hiernach ist v.a. in den Niederungsbereichen der Leine, West- und Südaue sowie des Steinhuder Meeres und im Bereich der Sandböden bei Steinhude und Großenheidorn die höchste Empfindlichkeit festzustellen.Die Filtereigenschaften der Bö- den werden anhand von zwei Indikatoren dargestellt (Quelle: Digitale Daten des Niedersäch- sischen Bodeninformationssystems NIBIS): • das standörtliche Verlagerungsrisiko für Nitrat (NAW) aufgrund der Austauschhäu- figkeit in der Bodenlösung (Abb. 14) und • die relative Bindungsstärke des Oberbodens für Schwermetalle am Beispiel Cadmium (FSMo; Abb. 15). Beide Kennwerte werden aus einer Vielzahl bodenkundlicher, klimatischer und nutzungsbe- zogener Eingangsdaten ermittelt. Das Verlagerungsrisiko von Nitrat ist in weiten Teilen des Stadtgebietes als gering bis mittel zu bewerten. Einen hohen NAW weisen die sandigen Pod- sol-Böden im Bereich Liethe und Großenheidorn auf. Die Bindungsstärke des Oberbodens für Cadmium ist fast im gesamten Stadtgebiet hoch bis sehr hoch. Geringes FSMo und damit ein hohes Verlagerungsrisiko weisen alle Waldstandorte auf; die Hochmoorböden des Wuns- torfer Moores haben aufgrund ihres niedrigen pH-Wertes in der Bodenlösung eine mittlere Bindungsstärke für Cadmium. Dort wo das Gefährdungspotential aufgrund der Deckschichten hoch ist und gleichzeitig ein wenigstens mittleres Verlagerungsrisiko für Nitrat besteht, muss mit Beeinträchtigungen des Grundwassers durch diesen Stoff sowie durch andere leicht lösliche und mobile Chemikalien (z. B. Chlorid) gerechnet werden (vgl. Kap. 3.4.3.3).

3.4.3.3 Konkrete Gefährdung des Grundwassers Die landwirtschaftlichen Flächen im Stadtgebiet werden zum größten Teil intensiv ackerbau- lich und als Intensivgrünland genutzt; extensive Landnutzungsformen nehmen nur eine ge- ringe Fläche ein. Die hier in hohem Maß eingesetzten Dünge- und Spritzmittel stellen die wichtigsten Belastungsfaktoren für das Grundwasser dar. Im Bereich der Bundesbahntrasse ist zusätzlich mit Belastungen aus der Unterhaltung der Gleisanlagen (Herbizideinsatz) zu rechnen. Von stark befahrenen Straßen ausgehende Schadstoffemissionen können über den Boden und Gräben bzw. Oberflächengewässer in das Grundwasser gelangen (s. Kap. 3.4.1.5). Konkrete Gefährdungen des Grundwassers sind aus dem Bereich des Wasserwerkes Barne bekannt: Brunnen 3 und 4 zeigen seit einigen Jahren im Rohwasser stark erhöhte Chlorid-

86 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft konzentrationen, die mit bis zu 410 mg/l (WTI 1994) weit über dem derzeitigen Grenzwert (250 mg/l) liegen. Als mögliche Ursache wird eine Undichtigkeit des Mittellandkanals im Kreuzungsbereich mit der L 392 in Verbindung mit salzhaltigen Einleitungen aus dem Kali- bergbau gesehen (THIEDEMANN, NLFB 1995 mdl.). Brunnen 3 und 4 weisen zudem mit 11 bzw. 20 mg/l erhöhte Nitrat-Werte auf, die vermutlich auf Einträge aus der Landwirtschaft zurückzuführen sind und auf ein relativ hohes Gefährdungspotential hindeuten (die Deck- schichten sind hier relativ gering bei einem mittleren Verlagerungsrisiko für Nitrat). Durch belastetes Oberflächen- bzw. Sickerwasser aus dem Umfeld von Altablagerungen kann es zu Beeinträchtigungen der Grundwasserqualität kommen. Einige Altablagerungen liegen in der Zone III der Wasserschutzgebiete Hohenholz und Barne. Eine weitere Gefährdung des Grundwassers stellt der Militärflugplatz bei Klein Heidorn dar, da hier die Versickerung von Kerosin und anderen Stoffen aus Unfällen oder Leckagen nicht ausgeschlossen werden kann. Durch die großflächige Versiegelung in den Siedlungsbereichen ist die hier ohnehin geringe Grundwasserneubildung (vgl. Abb. 13) zusätzlich vermindert.

3.4.4 Wichtige Bereiche Wasser (vgl. Karte 5) Im Stadtgebiet liegen folgende Kategorien wichtiger Bereiche vor: • weitgehend naturnahe Fließgewässer (Kategorie 2) entsprechend Karte 4, wobei zwischen mäßig belasteter und kritisch belasteter Wasserqualität unterschieden wird • regelmäßig überflutete Niederungsbereiche (Überschwemmungsgebiete) als wichtige Bereiche für die Hochwasserretention • Bereiche mit Bedeutung für die Grundwassererneuerung, d.h. einer Grundwasser- Neubildungsrate von >200 mm/a • wertvolle Grundwasserressourcen: die bestehenden Wasserschutzgebiete Hohen- holz und Barne, die zugleich Vorranggebiete für die Trinkwassergewinnung gemäß Landesraumordnungsprogramm 1994 und Regionalem Raumordnungsprogramm 1996 darstellen

3.4.5 Klima/ Luft Die folgende Vorgehensweise zur Abschätzung der klimatischen Verhältnisse im Stadtgebiet Wunstorf beruht auf den Ausführungen von MOSIMANN, FREY und TRUTE (1999). Danach ist das Problemfeld Klima/ Luft nur in den Teilbereichen eines Untersuchungsgebietes zu bear- beiten, in denen lufthygienische Belastungen auftreten können.

3.4.5.1 Wirkungs- und Ausgleichsräume Zunächst ist zu fragen, welche der bebauten Gebiete als „Wirkungsraum” zu bewerten sind. Abbildung 16 zeigt den Verfahrensablauf zum Auffinden der Wirkungsräume. Aufgrund der Mindestgröße der Siedlung kommen als Wirkungsräume folgende Ortsteile in Frage: • Steinhude/ Großenheidorn (3,5 km2)

87 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

• Luthe (1,55 km2) • Wunstorf (6,09 km2) Bei Steinhude/ Großenheidorn sowie Luthe sind die überwärmten Flächenanteile kleiner als 25 %. Der Anteil von Industrie- und Gewerbeflächen liegt hier unter 10%, so dass kein rele- vanter Wirkungsraum zu erwarten ist. In der Kernstadt Wunstorf beträgt der Anteil der über- wärmten Flächen (Stadtzentrum, verdichtete Zeilen- und Blockbebauung, Industrie- und Ge- werbeflächen) über 25 %, so dass bereits aufgrund dieses Kriteriums ein zu berücksichtigen- der Wirkungsraum vorliegt. Messdaten zur lufthygienischen Situation in Wunstorf liegen nicht vor. Für den Innenstadtbe- reich muss von einer insgesamt „normalen“ Belastungssituation durch Immissionen aus Ge- werbe, Verkehr und Hausbrand ausgegangen werden. Abb. 18 zeigt die lufthygienische Be- lastungssituation sowie die klimatische Situation, wie sie aus der Siedlungsstruktur und den Verkehrsmengendaten (nach THEINE 1996) abgeleitet werden können. Alle größeren vegetationsgeprägten Freiflächen im Umland des Wirkungsraums können die Funktion als Ausgleichsraum erfüllen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten des Luftaustau- sches: thermisch bedingte und orographisch bedingte Luftaustauschprozesse. Letztere haben zur Voraussetzung eine mittlere Geländeneigung von >1° mit Exposition auf den Wirkungs- raum. Solche Verhältnisse sind in dem Bereich nördlich Bokeloh zwar vorhanden, jedoch ist die Entfernung zum Stadtzentrum zu groß. Lediglich das Industrie- und Gewerbegebiet an der Hagenburger Straße kann davon profitieren. Thermisch induzierte Luftaustauschprozesse (Flurwindsysteme) lassen sich nicht über einfa- che Kenngrößen (wie bei orographisch bedingten) erfassen. Sie wurden nicht nur in größeren Städten sondern auch in Ortschaften festgestellt, die in ihrer Größe mit Wunstorf vergleich- bar sind (MOSIMANN et al. 1999, S. 254). Entsprechend der Mindestanforderungen für Aus- gleichsräume (vgl. Abb. 17) ist für die Niederungen der Westaue, Südaue und Alten Südaue eine Ausgleichsfunktion für Wunstorf anzunehmen. Die Frischluftleitbahnen reichen direkt in das Stadtzentrum. Die Räume wurden entsprechend der maximalen Ausgleichsdistanz von 1 bis 2 km abgegrenzt und sind Abb. 18 zu entnehmen.

3.4.5.2 Wichtiger Bereich Klima Als „wichtiger Bereich für das Klima“ wird der oben beschriebene Ausgleichsraum darge- stellt, und zwar insoweit, wie er unmittelbar an mäßig und stärker belastete Siedlungsberei- che heranreicht (nordwestlich der B 442). Hier sind spürbare klimatische Ausgleichswirkun- gen wahrscheinlich.

88 Kapitel 3.4 Regulation und Regeneration von Boden, Wasser und Klima/Luft

89 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

4 Zielkonzept Das Zielkonzept des Landschaftsplanes besteht aus einem Leitbild, das einen aus der Sicht des Naturschutzes anzustrebenden Landschaftszustand entwirft, aus daraus abgeleiteten kon- kreten Zielen der Landschaftsentwicklung sowie aus einem Handlungskonzept, das die Möglichkeiten der Kommune aufzeigt, die Ziele der Landschaftsentwicklung umzusetzen.

4.1 Übergeordnete Zielaussagen Das Zielkonzept des Landschaftsplanes ist aus dem Landschaftsrahmenplan (LRP) zu entwi- ckeln. Der derzeit gültige LRP datiert aus dem Jahr 1990. Mit einer Fortschreibung, die das gesamte Gebiet der Region Hannover umfasst, ist begonnen worden (KÖRNER, UNB 2002 mdl.). Auch der Landschaftsplan ist regelmäßig fortzuschreiben. Zukünftig ist anzustreben, die Fortschreibung des Landschaftsplanes an die Fortschreibung des LRP zu koppeln. Die Zielaussagen des LRP für das ehemalige Landkreisgebiet der Region Hannover werden im folgenden vorangestellt, soweit sie für das Stadtgebiet von Wunstorf Bedeutung haben (Kap. 4.1.1). Darüber hinaus sind weitere Ziele aus übergeordneter Sicht des Naturschutzes zu berücksichtigen (s. Kap. 4.1.2).

4.1.1 Zielaussagen des LRP

Im LRP (LANDKREIS HANNOVER 1990) sind Leitbild und Ziele der Landschaftsentwicklung aus Sicht des Naturschutzes bezogen auf die Naturräumlichen Regionen Weser-Aller- Flachland und Börden (s. Abb. 2a) dargestellt. Die Zielaussagen des LRP werden im folgen- den zusammengefasst wiedergegeben.

Weser-Aller-Flachland (Landschaftsräume 1-3) Leitbild • Charakteristisch für das Weser-Aller-Flachland sind torfmoosreiche Hochmoorbulten- und Schlenkengesellschaften, welche von dystrophen Moorgewässern durchsetzt und in den Randbereichen von Birkenbruchwäldern umgeben sind. − Bestehende Vorkommen der Hochmoorgesellschaften sind zu sichern, bzw. eine mög- liche Regeneration in Richtung naturnahes Hochmoor wird angestrebt. − Bei irreversiblen Standortveränderungen sind naturnahe Ersatzgesellschaften anzustre- ben (z. B. Moorheiden, Pfeifengraswiesen, Kiefern-Birken-Moorwälder). Diese sind zu erhalten bzw. zu entwickeln. • Außerhalb der Moor- und Gewässerstandorte ist das Weser-Aller-Flachland von Natur aus vollständig bewaldet. Der bestehende Waldanteil ist zumindest beizubehalten. Folgende Ersatzgesellschaften von natürlichen Wäldern zählen zu den erhaltenswürdigen Lebens- räumen: Feuchtgrünland sowie sonstiges extensiv genutztes Grünland, Sukzessionsstadien auf Niedermoor, Brachland. • Eine naturnahe Ausbildung der Fließgewässer wird angestrebt.

90 Kapitel 4 Zielkonzept

• Kleinere Stillgewässer gehören ebenfalls zur naturräumlichen Ausstattung und sind zu er- halten und naturnah zu entwickeln. Das Steinhuder Meer als einer der größten natürlichen Seen in Niedersachsen mit gut ausgeprägten Verlandungszonen und mäßig nährstoffrei- chem Wasser ist ein Schwerpunkt des regionalen Naturschutzes. • Ackerbaulich geprägte Flächen sollten dem jeweiligen Standort- und Anbautyp entspre- chende Ackerwildkrautgesellschaften aufweisen. • Es werden kleinstrukturierte Ackerflächen angestrebt.

Zielkonzept • Die größtenteils entwässerten, abgetorften und/oder landwirtschaftlich genutzten ehemali- gen Hochmoorflächen sind dort zu regenerieren, wo die standörtlichen Gegebenheiten ei- ne hochmoorähnliche Entwicklung zulassen und der vorhandene Vegetationszustand nicht bereits erhaltenswürdig ist. • Vorhandene naturnahe Degenerationsstadien ehemaliger Hochmoore sind zu sichern und der natürlichen Sukzession zu überlassen. Schützenswerte Flächen sollen ausreichend durch Pufferzonen zu anderen Nutzungen gesichert werden (z. B. durch extensiv bewirt- schaftetes Grünland, Wald). • Im Vordergrund stehen weiterhin die Entwicklung und der Schutz von Feucht- und Tro- ckenwäldern (z. B. Eichen-Birken-Wälder). • Eine herausragende Naturschutzbedeutung besitzt u.a. die Leineaue. Die ansonsten über- wiegend naturfernen Fließgewässer sollen renaturiert werden. • Vorhandene Reste von Heiden und Sandmagerrasen sind zu erhalten, zu verbessern und nach Möglichkeit zu vergrößern. • Die meist intensiv genutzten, ehemals feuchten, heute meist entwässerten Niederungen sind zu extensivieren (d.h. Schutz und Entwicklung von extensivem Feuchtgrünland, kein Ackerbau und Pestizideinsatz in der Aue, keine starke Entwässerung, keine Düngung). • Naturnahe Strukturen bei Stillgewässern sollen geschützt bzw. entwickelt werden. Anthropogene Nutzungen sollen nach Möglichkeit unterbleiben. Nährstoffarme Stillge- wässer unterliegen einem besonderen Schutz. • Damit Störungen durch Erholungsnutzung innerhalb des Steinhuder Meeres verringert werden, ist ein Naturschutz- bzw. Nutzungskonzept erforderlich. • Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind kleinflächig zu strukturieren (v. a. durch He- cken). Ackernutzung soll nur auf grundwasserunbeeinflussten Standorten erfolgen (insbe- sondere außerhalb der Auen). Ferner sind Düngemittel- und Pestizideinsatz zu verringern, so dass sich Ackerwildkrautgesellschaften je nach Anbau- und Standorttyp ansiedeln kön- nen.

Börden (Landschaftsräume 4 – 9) Leitbild

93 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

• Aufgrund der sehr guten Böden ist die Bördelandschaft landwirtschaftlich geprägt. • Der Waldanteil in dieser Landschaft ist zu erhöhen. Die Waldflächen sollten groß, natur- nah und die Entfernung der Flächen untereinander nach Möglichkeit gering sein. Die Ar- tenzusammensetzung der Wälder soll den natürlichen Waldgesellschaften entsprechen; die Wälder sollen eine biotoptypische Strukturvielfalt aufweisen. • In Fluss- und Bachniederungen sind neben den natürlichen Wäldern auch die naturnahen, extensiven Ersatzgesellschaften anzustreben (z. B. Feuchtgrünland, Flutrasen, Großseg- genrieder). • Neben den landwirtschaftlichen Flächen sind Fließgewässer ein Charakteristikum der Bör- de. Diese sind naturnah auszubilden. • Da die Börde weitgehend ausgeräumt ist, kommt Bodenabbaustellen, sofern sie sich nach Beendigung des Abbaus naturnah entwickeln, erhebliche Bedeutung für die Erhaltung von Flora und Fauna bestimmter Biotoptypen (Stillgewässer, Sumpfvegetation, Magerrasen auf Sand und Kalk, Gebüsche etc.) zu. Möglichst viele Abbaustellen sollten ausschließlich der Folgenutzung Naturschutz unterliegen. • Anstelle ehemaliger natürlicher Salzstandorte sollten salzbeeinflußte Stellen im Bereich von Kalihalden für die Ausbildung von Halophytenvegetation entwickelt werden. • Feldgehölze, Einzelbäume, Wegraine sollen die großräumige Ackerlandschaft unterbre- chen und gliedern. • Charakteristische Ackerwildkrautgesellschaften sollen sich auf den Äckern je nach den Anbau- und Standorttypen einstellen.

Zielkonzept • Die wenigen noch verbliebenen naturnahen Lebensräume in der Börde sind zu sichern (Regeneration und Neuschaffung). • Die geringen und z.T. sehr wertvollen Waldreste sind zu erhalten. Weitere Waldflächen sind zu schaffen (insbesondere Auwald). Neuaufforstungen sollen nicht in bereits schutz- würdigen Flächen stattfinden (z. B. Seggenrieder, Feuchtgrünland). • Charakteristische Waldgesellschaften der Börde sollten in ausreichender Größe in einem Naturwald-NSG repräsentiert sein (ohne anthropogene Nutzung). • Die Niederungen sind zu extensivieren (d.h. kein Ackerbau in der Niederung, keine starke Entwässerung und Düngung von Grünland). • Die stark beeinträchtigten und verarmten Fließgewässer sind zu renaturieren. Die Renatu- rierung sollte sich auf bestimmte Fließgewässer konzentrieren und dort auf langer Strecke durchgeführt werden. Die noch wenigen naturnahen Fließgewässer sind zu schützen. • Von den vorhandenen zahlreichen Kiesteichen sollten verschiedene sich selbst überlassen bleiben und unter Schutz gestellt werden. Auf diese Weise sind naturnahe Sekundärbioto- pe zu erhalten. • Salzbeeinflusste Stellen mit Salzvegetationsvorkommen sind nach Möglichkeit zu erhalten (z. B. keine Abdeckung mit Schutt, keine Überbauung).

94 Kapitel 4 Zielkonzept

• In den Ackerbaugebieten der Börde ist eine umfassende Extensivierung anzustreben: − Schaffung von Kleinstrukuren, welche untereinander verbunden sein sollen − keine Ackernutzung auf grundwassernahen Standorten − Reduzierung des Düngemittel- und Pestizideinsatzes zur Förderung charakteristischer Ackerwildkrautgesellschaften.

4.1.2 Weitere Zielaussagen aus übergeordneter Sicht Der Landschaftsrahmenplan für das ehemalige Landkreisgebiet der Region Hannover datiert aus dem Jahr 1990. Seitdem sind aus übergeordneter Sicht des Naturschutzes weitere Ziele formuliert und Instrumente entwickelt worden, die im kommunalen Landschaftsplan zu be- rücksichtigen sind. Aus europaweiter Sicht sind inzwischen die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und die EU- Vogelschutzrichtlinie in Kraft getreten. Hiernach sind auch Teilbereiche des Wunstorfer Stadtgebiets (Steinhuder Meer – Niederung mit Hagenburger und Wunstorfer Moor, Leine- aue) schutzwürdig; d.h. sie sind in das europaweite Schutzgebietssystem “Natura 2000” zu integrieren und entsprechend der jeweiligen Artenschutz-Vorgaben zu entwickeln (s. Kap. 5.1). Zur Finanzierung hat die EU das Förderprogramm LIFE-Natur aufgelegt. Aus bundesweiter Sicht ist das gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzgroßprojekt “Brut- und Rastgebiet Meerbruch” Teil eines bundesweiten Schutzgebietssystems mit dem Schwer- punkt der Erhaltung wildlebender Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume. Der Pfle- ge- und Entwicklungsplan für dieses Gebiet (ALAND 1994) legt detailliert Leitbild, Ziele und Maßnahmen fest (s. Kap. 5.1). Maßnahmen werden mit Hilfe des Förderprogrammes “Errich- tung und Siocherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich re- präsentativer Bedeutung einschließlich Gewässerrandstreifen” überwiegend vom Bund finan- ziert. Aus landesweiter Sicht sind insbesondere die folgenden, zwischenzeitlich aufgelegten bzw. fortgeschriebenen Naturschutzprogramme zu berücksichtigen: 1. Niedersächsisches Fließgewässerschutzprogramm (NMU 1992) 2. Niedersächsisches Moorschutzprogramm (aktualisiert durch die “Naturschutzfachliche Bewertung der Hochmoore in Niedersachsen” – NMU 1994) 3. Niedersächsisches Feuchtgrünlandschutzprogramm (NMU 1995). zu 1.: Für das Schutzprogramm der niedersächsischen Fließgewässer sind in dem Nieder- sächsischen Fließgewässerschutzsystem (RASPER et al. 1991) die fachlichen Grund- lagen dargestellt. Zielsetzung ist der Erhalt und die Entwicklung eines aus ökologischer Sicht funktionsfähigen, repräsentativen Fließgewässernetzes, das alle Fließgewässerty- pen Niedersachsens in ihrer naturnahen Ausprägung vernetzt enthält. Folgende Gewäs- ser im Stadtgebiet haben nach diesem Programm besondere Bedeutung für den Natur- schutz: die Leine als Verbindungsgewässer sowie die Westaue mit Rodenberger Aue als Hauptgewässer 1. Priorität.

95 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf zu 2.: Während die Teile I und II des Niedersächsischen Moorschutzprogrammes zum Ziel haben, naturnahe Hochmoore sowie nach industriellem Torfabbau zu renaturierende Hochmoorflächen als Naturschutzgebiete zu schützen, sind durch die Naturschutzfach- liche Bewertung der Hochmoore in Niedersachsen (NMU 1994) auch landwirtschaft- lich genutzte Hochmoorflächen (v.a. Hochmoorgrünland) als schutzwürdig einbezogen worden. Dies dient neben einer möglichen Unterschutzstellung als NSG der besseren Berücksichtigung des Moorschutzes innerhalb der Eingriffsregelung. Im Stadtgebiet Wunstorf sind Randbereiche des Wunstorfer Moores betroffen (s. Karte 7). zu 3.: Das Niedersächsische Feuchtgrünlandschutzprogramm bezweckt die Sicherung großräumiger Feuchtgrünlandgebiete, die noch nicht als NSG geschützt sind und nicht dem besonderen Biotopschutz nach § 28 a und § 28 b NNatG unterliegen (BRAHMS 1996). Der Erhalt, die Entwicklung und die Wiederherstellung des Feuchtgrünlands sollen im Rahmen der verfügbaren Mittel über Vertragsnaturschutz gewährleistet wer- den. Die Gewährung von Zuwendungen ist in einem Runderlass (NMU 1995) geregelt. Mögliche Fördergebiete innerhalb des Stadtgebiets sind die Steinhuder Meerniederung westlich Steinhude sowie die Leineaue (s. Karte 7).

4.2 Zielkonzept aus lokaler Sicht Das Zielkonzept aus lokaler Sicht ist aus den vorangestellten übergeordneten Zielvorstellun- gen zu entwickeln. Die aktuellen Erkenntnisse aus der Bestandsanalyse zum Landschaftsplan erfordern und ermöglichen dabei eine Anpassung und Konkretisierung der vorgenannten Aussagen.

4.2.1 Leitbild des Naturschutzes und der Landschaftspflege Die lokalen Zielvorstellungen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind flächenbe- zogen in einem Leitbild dargestellt, um sie hinreichend konkret veranschaulichen zu können (s. Karte 6). Im Leitbild ist aus der fachlichen Sicht von Naturschutz und Landschaftspflege ein Land- schaftszustand dargestellt, der den Grundsätzen und Zielen der §§ 1 und 2 des NNatG gerecht würde. Das Leitbild ist daher aus den Zielen und Grundsätzen des Naturschutzgesetzes (§ 1 und § 2 NNatG) zu entwickeln. Es geht um die Zusammenschau und sinnvolle Kombination der Zielsetzungen des biotischen, des abiotischen und des ästhetischen Ressourcenschutzes (PFADENHAUER 1991, S. 14), bezogen auf die konkrete räumliche Situation des Stadtgebiet Wunstorfs. Dabei bezieht das Leitbild neben den übergeordneten Zielvorstellungen (s. Kap. 4.1) und Ergebnissen der Bestandsanalyse das Wissen um naturraumtypische, historisch ge- wachsene Nutzungsformen und -verteilungen, Überlegungen zu umweltverträglichen Nut- zungen sowie Überlegungen und vorliegende Erkenntnisse über die Ausgestaltung von Schutzgebiets- bzw. Biotopverbundsystemen zur Sicherung der heimischen Artenvielfalt (s. u.) ein. Das Leitbild stellt damit einen Wertmaßstab dar, auf den sich die naturschutzfach- liche Beurteilung landschaftsrelevanter Maßnahmen beziehen kann. Alle Maßnahmen, die die Landschaft in Richtung des Leitbildes verändern, werden im Sinne des Naturschutzes po- sitiv, und alle Maßnahmen, die den jetzigen Zustand der Landschaft vom Leitbild weiter ent- fernen, werden vom Naturschutz negativ zu beurteilen sein (vgl. DAHL 1990). Bei dem Leit-

96 Kapitel 4 Zielkonzept bild handelt es sich also um eine idealtypische Landschaftsdarstellung, deren konkrete Um- setzung nur in langen Zeiträumen und auch dann vermutlich nur in Teilen realisierbar ist. Die generellen Ziele des biotischen, des abiotischen und des ästhetischen Ressourcenschutzes werden zunächst vorangestellt:

1. Arten- und Biotopschutz: Erhalt des aktuellen heimischen Pflanzen- und Tierartenbestands als überlebensfähige Populationen, Schutz und Entwicklung landschaftsraumtypischer Lebensgemeinschaften 2. Boden, Wasser, Klima/ Luft: Sicherung und Entwicklung der abiotischen Landschaftsfaktoren und Naturgüter in mög- lichst naturentsprechender Qualität und nachhaltiger Nutzbarkeit 3. Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft: Sicherung und Entwicklung der naturraumtypischen Qualität des Landschaftsbildes.

In Karte 6 wird die anzustrebende Landschaftsgestalt für die einzelnen Landschaftsräume des Stadtgebiets dargestellt. Außerhalb der Siedlungsbereiche wird im wesentlichen unter- schieden in offene bzw. halboffene Kulturlandschaft und in bewaldete bzw. naturbelassene Landschaftsbereiche. Daneben gibt es – durch menschliche Eingriffe entstandene – Sonder- standorte, deren Entwicklungsziel vom jeweiligen Bestand abhängt und in den Planungskapi- teln (Kap. 5 bis 8) beschrieben wird. Neben flächendeckenden Aussagen zur anzustrebenden Landschaftsgestalt werden in Karte 6 überlagernd Handlungsschwerpunkte dargestellt, die im wesentlichen aus Überlegungen zur lokalen Ausgestaltung eines Biotopverbundsystems (Schutzgebietssystems zur Siche- rung der heimischen Flora und Fauna) abgeleitet sind. Der Begriff des Biotopverbunds hat durch die Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (beschlossen am 1.2.2002) erheblich an Bedeutung gewonnen: Nach § 3 BNatSchGNeuregG werden die Länder ein Netz verbun- dener Biotope schaffen, das mindestens 10 % der jeweiligen Landesfläche umfassen soll. Grundzüge eines solchen Biotopverbundes werden im folgenden erläutert.

Grundsätze für die Konzipierung eines Biotopverbundsystem (in Anlehnung an SCHNEIDER u. SUKOPP 1978; HAMPICKE 1979; MADER 1985; JEDICKE 1990; SCHERZINGER 1991): 1. Das Biotopverbundsystem setzt sich aus Kernflächen mit Pufferbereichen und Vernet- zungsstrukturen zusammen. 2. In den Kernflächen kommt den Zielsetzungen des Artenschutzes Vorrang vor allen an- deren Nutzungsansprüchen zu. Sie sind in der Regel als Naturschutzgebiete (NSG) zu schützen und mit Hilfe von Pflege- und Entwicklungsplänen (PEP) optimal zu entwickeln. Die Kernflächen sind genügend groß zu planen, damit Populationsminimalareale auch von Arten mit größerem Aktionsradius nicht unterschritten werden. Eine gewisse Großräu- migkeit der Naturschutzkernbereiche ist außerdem erforderlich, um ein möglichst nähr-

97 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

stoffarmes Milieu sicherzustellen und um den natürlichen Wasserhaushalt wiederherstel- len zu können. Dies sind Voraussetzungen, unter denen sich die natürliche Dynamik von Ökosystemen positiv entfalten kann. Entwicklungsbereiche sollen von daher im Kontakt zu den festgestellten “wichtigen Bereichen für Arten und Lebensgemeinschaften" – sofern dort geeignete Standortvoraussetzungen vorliegen – geplant werden, damit sich die beson- ders schutzbedürftigen Arten ausbreiten und genügend große Populationen aufbauen kön- nen. In den Kernflächen ist möglichst ein Mosaik verschiedener Lebensraumtypen in sei- nem naturräumlichen Zusammenhang zu schützen und zu entwickeln (z. B. naturnahe Fließgewässer im Zusammenhang mit Feuchtgrünland, Flutrasen, mesophilem Grünland, Stillgewässern und Auwald in der Leineaue), weil viele Tierarten in ihrem Lebenszyklus auf verschiedene, miteinander zusammen vorkommende Biotoptypen angewiesen sind. Die Artenschutzzielsetzung ist möglichst nicht gegen das Naturgeschehen zu verwirkli- chen. Die Leitlinie für die Kernflächen besteht in der Regel darin, soviel Naturgeschehen wie möglich zuzulassen und sowenig Pflege wie nötig durchzuführen (vgl. SCHERZINGER 1991). Auch bezüglich des konzentrierten und effektiven Einsatzes von Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen gilt die Maßgabe: wenige große Naturschutzbereiche sind besser als viele kleine. Die Kernflächen haben im Idealfall eine kompakte, rundliche Form, um zumindest im Zentrum gegenüber Randeinflüssen gut abgeschirmt zu sein. Es ist eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Kernflächen über die Naturräume des Plangebiets anzustreben. Im Leitbild sind die Kernflächen als “Naturschutzkernbereiche – großflächig” bezeichnet. 3. Pufferbereiche schirmen die Kernflächen gegenüber der intensiver genutzten Kulturland- schaft ab. Sie können als Landschaftsschutzgebiete (LSG) gesichert werden. Abzupuffern sind insbesondere oligotraphente7 Lebensgemeinschaften gegenüber Nähr- und Schad- stoffeinträgen aus der Landwirtschaft, aber auch Schutzgebiete für störempfindliche Tier- arten gegenüber Beunruhigungen, die z. B. von Siedlungsbereichen und Erholungsgebie- ten ausgehen können. 4. Die Kernflächen müssen miteinander vernetzt sein, damit die schutzbedürftigen Pflanzen und Tiere ihnen zusagende Biotopstrukturen auffinden und erreichen können und damit ein genetischer Austausch möglich ist und Inzuchteffekte auch bei wenig mobilen Arten vermieden werden. Als Vernetzungsstrukturen sind “Trittsteine”, linienhafte Vernet- zungselemente und Landschaftsbereiche vergleichsweise geringer Nutzungsintensität und hoher Vielfalt an naturbetonten Bestandteilen vorzusehen.

Trittsteine sind kleinflächige Landschaftselemente mit wertvollen Ökosystemtypen, die schutzbedürftigen Arten nur begrenzt Lebensmöglichkeiten bieten, ihnen aber helfen, die für sie lebensfeindliche, intensiv genutzte Kulturlandschaft zu überbrücken. Solche Trittsteine stellen u.a. die im Leitbild verzeichneten “Naturschutzkernbereiche – kleinflächig” dar. Auf eine möglichst gute Abpufferung gegenüber Außeneinflüssen, z. B. über Schutzstreifen, ist hier ebenfalls Wert zu legen.

7 an nährstoffarme Verhältnisse angepaßte Lebensgemeinschaften

98 Kapitel 4 Zielkonzept

Fließgewässer mit den angrenzenden Feuchtbereichen und zusammenhängende Heckenstruk- turen stellen wichtige linienhafte Vernetzungselemente zwischen Feuchtgebieten bzw. für Waldrand- und weniger eng spezialisierte Waldarten dar. Über Feld- und Wegraine, Dämme und Böschungen können sich Arten mesophiler und trockener Offenlandbereiche ausbreiten. Wichtige Vernetzungselemente sind als Geschützte Landschaftsbestandteile zu schützen. Kernflächen können auch durch weniger intensiv genutzte und/oder vielfältig strukturierte Landschaftsbereiche miteinander vernetzt sein. Solche Bereiche sind als LSG zu sichern. Im Leitbild sind “Hauptvernetzungslinien” und “weitere wichtige Vernetzungslinien” darge- stellt. Als Hauptvernetzungslinien fungieren überwiegend die Fließgewässer und ihre Auen (Leine, Westaue, Südaue), die von Natur aus die Landschaft des Stadtgebietes gliedern. Eine weitere Hauptvernetzungslinie soll die Verknüpfung der Steinhuder Meerniederung mit der Leineaue gewährleisten. Darüber hinaus haben wichtige Bedeutung:

— Die Verknüpfung des heute relativ isoliert gelegenen Waldgebiets Hohenholz mit den Grünlandniederungen an Steinhuder Meer, Leine und Westaue sowie mit anderen Wäl- dern (Hohe Holz, Fohlenstall etc.)

— Die Vernetzung im Bereich ausgeräumter Agrarlandschaft, insbesondere wenn schwer überwindbare Barrieren wie der Mittellandkanal und die Bundesautobahn die Ausbrei- tung von Organismen ohnehin einschränken. Ein weiterer Handlungsschwerpunkt stellt die Sicherung und Entwicklung von Horststandor- ten und horstnahen Nahrungsflächen für den Weißstorch dar. Der Weißstorch ist ein stark gefährdetes Charaktertier der Wunstorfer Landschaft. Der Erhalt von Niederungsgrünland in einer Qualität, dass der Weißstorch genügend Nahrung findet, um erfolgreich Junge aufzu- ziehen zu können, würde zugleich einer Vielzahl anderer naturraumtypischer Tier- und Pflan- zenarten zugute kommen. Es hilft zudem, Boden und Grundwasser zu schützen, und ist ein wichtiger Beitrag, ein charakteristisches Landschaftsbild zu erhalten. Im folgenden werden wichtige Aspekte des lokalen Leitbildes, der Handlungsschwerpunkte und der raumbezogenen Ziele, bezogen auf die einzelnen Landschaftsräume, beschrieben.

Moorniederung am Ostufer des Steinhuder Meeres (1) Dieser Landschaftsraum ist überwiegend als großflächiger Naturschutzkernbereich mit natur- nahen Niedermoor- und Hochmoorbereichen zu sehen. Ausgedehnte Röhrichte, Feuchtgebü- sche und Bruchwälder am Seeufer sowie Regenerations- und Renaturierungsbereiche im Wunstorfer Moor sollen der natürlichen Eigenentwicklung überlassen bleiben, wobei die Re- generation von Hochmoorvegetation die Durchführung eines Wiedervernässungskonzeptes zur Voraussetzung hat. In den Naturschutzkernbereich sind ausgedehnte, extensiv genutzte Grünlandareale einzubeziehen, die im Westteil aus avifaunistischen Gründen einen eher of- fenen Charakter haben, im Ostteil durch Hecken, kleine Wäldchen und bewaldete Hochmoor- reste stark gegliedert sind. Neben der Artenschutzzielsetzung sprechen hier auch Aspekte des Bodenschutzes (Vermeidung von Torfzehrung) und des Landschaftsbildes (Lage im Natur- park) für nicht genutzte Moorbereiche bzw. für reine, möglichst extensive Grünlandnutzung. Am Südostrand des Wunstorfer Moores kann eine Waldentwicklung negative Wirkungen von den angrenzenden Straßen und Siedlungsbereichen abpuffern.

99 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Moorniederung am Südufer des Steinhuder Meeres (2) Auch dieser Landschaftsraum ist überwiegend als großflächiger Naturschutzkernbereich mit naturnahen Niedermoor- und Hochmoorbereichen zu sehen. Ausgedehnte Röhrichte, Feucht- gebüsche und Bruchwälder am Seeufer, mit Übergängen zu hochmoortypischen Biotoptypen im Hagenburger Moor, sollen der natürlichen Eigenentwicklung überlassen bleiben. In den Naturschutzkernbereich sind ausgedehnte, extensiv genutzte Grünland-Graben-Areale einzu- beziehen, die aus avifaunistischen Gründen einen offenen Charakter behalten sollten (Brut-, Nahrungs- und Rastgebiet für viele gefährdete Wiesenvogelarten, potentieller Weißstorch- Lebensraum). Neben der Artenschutzzielsetzung sprechen auch hier Aspekte des Boden- schutzes (Vermeidung von Torfzehrung) und des Landschaftsbildes (zentraler Bereich im Naturpark) für nicht genutzte Moorbereiche bzw. für eine nur extensive Grünlandnutzung. Südwestlich von Steinhude ist im Rahmen einer Ortsrandgestaltung die Vernetzung mit dem grünlandgesäumten Waldgebiet Hohenholz zu gewährleisten. Eine weitere Verbauung zwi- schen Steinhude und Altenhagen sollte vermieden werden.

Luther Leinetal (3) Die Talniederung der Leine mit ihren teilweise noch naturnahen Mäandern, Steilufern, Fluss- röhrichten, Altwasserresten und Flutmulden ist zu sichern und in Richtung eines auentypi- schen Lebensraumes für heimische Tier- und Pflanzenarten (Naturschutzkernbereich) zu ent- wickeln. Dabei steht die Extensivierung der Grünlandnutzung, teilweise auch die Rück- umwandlung von Acker in Grünland (z. B. an der Westaue) im Vordergrund. Dies dient auch dem Bodenschutz (Schutz vor Bodenabtrag bei Überschwemmungen) sowie der Ausbildung eines charakteristischen Landschaftsbildes und unterstützt den Weißstorch, der randlich die- ses Abschnitts des Leinetals vier aktuelle Horststandorte hat. Auch sollte die Fließgewässer- dynamik und das Überschwemmungsgeschehen zugelassen werden. Letzteres führt zur er- wünschten Ausbildung eines Mikroreliefs mit Flutmulden, Geländedellen und Kolken etc., das eine Differenzierung der Standort- und Vegetationsverhältnisse bewirkt und damit Grundlage einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt ist. Ergänzend ist die Anlage einzelner Wiesenblänken denkbar. Bauschuttablagerungen an den Leineufern und im Bereich der Aue sind zu vermeiden. Die Grünlandniederung hat in ihrem nördlichen, für Wiesenvögel wichtigen Teil einen offe- nen Charakter und ist in Ortsnähe von Luthe stark durch Hecken gekammert. Auwaldent- wicklung wird im Südosten dieses Landschaftsraumes, im Anschluss an den Gümmerwald (Stadtgebiet Seelze) vorgeschlagen. Die Gehölzbestände an den Terrassenkanten sind zu er- halten und teilweise zu ergänzen; sie erfüllen als Orientierungslinien eine wichtige land- schaftsästhetische Funktion.

Fliegerhorst und Randbereiche (4) Der Bereich stellt sich als überwiegend ackergenutzte Kulturlandschaft dar, die durch Feld- gehölze, Baumreihen, Ackerraine etc. belebt und gegliedert sein soll. Ortsnahes Grünland bei Klein Heidorn und Stiefelholz ist zu erhalten. Die Nadelforsten am Nordrand des Gebietes (Hohe Holz, Forstflächen südlich Poggenhagen) sind allmählich in standortgemäße Laubwäl- der umzuwandeln. Ehemalige und derzeitige Bodenabbaustellen sind als nährstoffarme Lebensräume mit ent- sprechenden Biotoptypen (Sandmagerrasen, feuchte Pionierfluren, Abbauteiche und –tümpel)

100 Kapitel 4 Zielkonzept zu erhalten bzw. zu entwickeln. Besondere Bedeutung kommt aufgrund des gefährdeten Ar- teninventars der Abbaustelle südwestlich Poggenhagen zu (Naturschutzkernbereich). Gene- rell sind in diesem Raum die besonderen Standortverhältnisse (nährstoffarme Sandböden) für die Entwicklung von Sandmagerrasen zu nutzen. Am Nordostrand dieses Landschaftsraumes sollen naturnahe Biotopstrukturen erhalten und entwickelt werden, um eine Vernetzung zwischen Steinhuder Meerniederung und Leineaue zu gewährleisten.

Tienberg/ Hohenholz (5) Der Bereich stellt sich als überwiegend offene, ackergenutzte Kulturlandschaft dar. Das zent- ral gelegene Waldgebiet Hohenholz gliedert diesen Bereich. Es soll ausgedehnt und mit ex- tensiv genutztem Grünland gesäumt werden. Der Nordwestteil des Hohenholzes mit naturna- hen Eichen-Hainbuchen- und Eichen-Buchen-Waldbeständen sowie mit artenreichem me- sophilen Grünland soll als Naturschutzkernbereich erhalten und entwickelt werden. Die Ver- netzung des grünlandgesäumten Waldbereiches mit Steinhuder Meer und Westaue-Niederung sowie mit den Waldbereichen Hohe Holz und Fohlenstall soll durch Feldgehölze, Hecken, Baumreihen und ungenutzte Ackerrandstreifen etc. gewährleistet werden. Linienhafte Ge- hölzbestände sind in diesem Raum auch als Orientierungslinien für Fledermäuse von beson- derer Bedeutung. Ortsnahes Grünland bei Klein Heidorn ist zu erhalten. Bestehende Sandmagerrasen sind zu erhalten und – wo es die Standortverhältnisse zulassen (trockene Sandböden) – auch zu ent- wickeln. Die Kalihalde bei Bokeloh soll langfristig für Gehölzsukzession hergerichtet und dadurch besser in das Landschaftsbild eingebunden werden. Dabei sind Ansätze für die Entwicklung von Salzvegetation am Rand der Halde freizuhalten und zu entwickeln. Der Raum hat für das Landschaftserleben besondere Bedeutung: Ausblicksituationen auf das Steinhuder Meer (z. B. vom Tienberg aus) sind zu erhalten und zu erschließen.

Siedlungsbereich Wunstorf/ Luthe (6) Die Randbereiche des Siedlungsraumes sind teilweise als Acker, teilweise als Grünland ge- nutzt. Wichtig ist die Gliederung des Stadtgebiets durch die Westaue und die Alte Südaue. Alle längs dieser Gewässer noch erhaltenen Freiflächen sollten erhalten bleiben und in mög- lichst naturnaher Weise als Grünland bewirtschaftet bzw. gepflegt werden. Die Fließgewässer selbst sind nach Möglichkeit durchgängig naturnah zu gestalten. Nordwestlich der Bundes- bahnstrecke nach Neustadt soll eine heutige Ackerfläche in Extensivgrünland umgewandelt werden und als Nahrungsfläche für den Weißstorch in Blumenau fungieren. Die Siedlungsbe- reiche von Wunstorf und Luthe sollten nördlich der B 441 nicht weiter zusammenrücken. Das Blumenauer Wäldchen ist als naturnaher Laubwald zu sichern und gegenüber Randein- flüssen zu schützen. Erhaltenswerte alte Baumbestände in Parks, Ortskernen und entlang der Straßenränder sowie sonstige schutzwürdige Gehölze im Siedlungsraum sind zu erhalten und zu pflegen.

101 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Agrarlandschaft südlich Wunstorf (7) Der zwischen dem Mittellandkanal und den Siedlungsbereichen von Wunstorf und Luthe ge- legene Landschaftsraum ist durch Acker- und Grünlandnutzung sowie durch einzelne über- wiegend kleinflächige Wald- und Feuchtgebiete geprägt. Im zentral gelegenen Bereich “Bar- ne-Süd” (heute gleichnamiges LSG) soll ein Naturschutzkernbereich mit wertvollen Nass- und Feuchtlebensräumen gesichert und entwickelt werden. In seiner Umgebung soll die vor- handene Grünlandnutzung ausgedehnt und extensiviert werden. Dies dient dem Grundwas- serschutz im hier befindlichen Wasserschutzgebiet, der Abpufferung des Naturschutzkernbe- reiches und dem Schutz von Wiesenvögeln und führt zu einer Aufwertung des Landschafts- bildes in diesem für die Erholungsvorsorge besonders wichtigen Raum (Nähe zum Sied- lungsschwerpunkt Wunstorf). Auch die Niederungen der Südaue und der Alten Südaue, die als Vernetzungsbänder und zur optischen Gliederung der Landschaft besondere Bedeutung haben, sollen möglichst extensiv als Grünland genutzt werden; an diesen Tieflandbächen sind naturnahe Strukturen zu erhalten und zu entwickeln. Kleinflächige Feuchtbiotope (Teich am Stadtfeld, im Luther Forst) sind in ihrer Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Der Düendorfer Wald ist als naturnaher Laubwald zu sichern. Im Luther Forst soll der Laub- holzanteil vergrößert werden; dieser Wald soll vergrößert und mit dem Gümmerwald ver- knüpft werden. Zwischen dem Gewerbegebiet “Eichriede” und dem Kolenfelder Hafen ist ein breiterer Land- schaftskorridor mit naturnahen Strukturen (Raine, Randstreifen und Gehölzgruppen) zu si- chern und zu entwickeln, da dieser Bereich aufgrund der Barrierewirkung des Kanals inner- halb eines Biotopverbundsystems wichtige Bedeutung als Vernetzungslinie hat.

Kolenfelder Lößbörde (8) Dieser Raum stellt sich als weithin offene, wenig strukturierte Ackerlandschaft dar. Der offe- ne Charakter soll weiterhin erhalten bleiben, weil er Grundlage für das Vorkommen von Rastvögeln (Kiebitz und Goldregenpfeifer) ist. Die Niederung der Südaue soll diesen Bereich als “grünes Band” strukturieren und entsprechend durch Grünlandnutzung und Gehölzbe- stände gekennzeichnet sein. Die Südaue selbst ist als wichtiges Verbindungsgewässer zwi- schen Westaue und den Bächen des Deistervorlands zu renaturieren. Einzelne bestehende Gehölzreihen und Hecken haben innerhalb der ausgeräumten Agrar- landschaft eine besondere Funktion als Vernetzungselemente, als Lebensraum für die Tier- welt (Vögel) und für das Landschaftsbild und sollen erhalten bleiben. Eine Strukturierung durch Gehölze ist vor der Waldkulisse des Haster Waldes sinnvoll, um eine differenzierte Wald-Vorlandzone zu entwickeln. Die Mergelgrube südlich des Mittellandkanals an der A2 hat sich aufgrund der differenzier- ten Standortverhältnisse auf Kalkboden zu einem sehr wertvollen Biotopkomplex entwickelt. Viele seltene und bedrohte Pflanzen- und Tierarten (insbesondere Amphibien) sind auf solch einen Lebensraum angewiesen. Die Fläche ist als Naturschutzkernbereich aufzufassen und als solcher im Sinne des Artenschutzes zu sichern.

102 Kapitel 4 Zielkonzept

Verbliebene Grünlandparzellen und erhaltenswerte Baumbestände im Ortskern von Kolen- feld sind zu erhalten, zu pflegen und zu entwickeln. Aufgrund der Barrierewirkung der Auto- bahn und des Kanals ist es im Sinne eines Biotopverbundsystems wichtig, dass sich die Sied- lungsfläche Kolenfelds nicht bis an diese Verkehrstrassen heran entwickelt.

Bokeloher Niederungen (9) Die Niederungsbereiche südlich Bokeloh an Westaue, Südaue, Rodenberger Aue, Osterriehe und Nebengewässern sind überwiegend durch Grünland geprägt, in den höhergelegenen Randbereichen findet sich Ackernutzung. Der gesamte Raum ist durch die Laub- und Misch- wälder “Brand” und “Fohlenstall” gegliedert und durch linienhafte Gehölzbestände sowie Einzelbäume parkartig strukturiert. Das Niederungsgrünland hat Bedeutung als Nahrungsre- vier für den Weißstorch (3 aktuelle Horststandorte in unmittelbarer Nähe). Es soll in Teilbe- reichen ausgedehnt und in seinem Kern extensiviert werden, damit artenreiche Feuchtwiesen entstehen und die Nahrungsgrundlage für den Weißstorch verbessert wird. Die Bachläufe sind zu renaturieren, mit Priorität die Westaue als Hauptgewässer des Nieder- sächsischen Fließgewässerschutzprogramms. Die Bachlandschaft der Rodenberger Aue, die sich bereits recht naturnah darstellt, soll als Naturschutzkernbereich entwickelt werden. In den Waldgebieten “Brand” und “Fohlenstall” sind die großflächig naturnahen Laubwald- bestände als Naturschutzkernbereiche zu sichern; in den übrigen Teilbereichen sollte der Na- delholzanteil zugunsten standortheimischer Laubbaumarten reduziert werden. In diesem Raum finden sich kleinflächige Feuchtbereiche mit teilweise hohem Wert für Ar- ten und Lebensgemeinschaften; sie sind zu erhalten und zu optimieren: Brandwiesen, Klein- gewässer Niengraben, Feuchtgebiet am Idenser Graben, Sumpfflächen an den Idenser Tei- chen. Zur Niederung hin haben sich alte, landschaftsbildprägende Ortsränder erhalten, die bei zu- künftigen Siedlungserweiterungen nicht überbaut werden sollten (z. B. Niengraben, Mesme- rode, Bokeloh, Cronsbostel).

103 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

4.3 Lokales Handlungskonzept

4.3.1 Handlungsbedarf Während das Leitbild als grobes Entwicklungskonzept mit zeitlichem Fernblick verstanden werden kann, stellen die nachfolgenden Kapitel (Kap. 5 bis 8) in Zusammenhang mit den Karten 8 und 10 Maßnahmen dar, die in näherer Zukunft realisiert werden sollten. Die hier dargestellten Maßnamen besitzen also gegenüber dem gesamten (im Sinne des Naturschut- zes) möglichen Maßnahmenpaket Priorität. Die Feststellung des Handlungsbedarfs ergibt sich dabei einerseits aus der aktuellen Schutz- bedürftigkeit der einzelnen Gebiete bzw. Landschaftselemente. Konkret gilt es, wichtige Be- reiche für Arten und Lebensgemeinschaften, für Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft in ihrer aktuellen Qualität zu sichern und ggf. zu entwickeln bzw. Maßnah- men zum Schutz der abiotischen Faktoren zu ergreifen. Andere Maßnahmen zielen in erster Linie auf die Entwicklung von Bereichen; hierbei wird das vorhandene Entwicklungspotential aufgegriffen, oder es handelt sich um die Vernetzung vorhandener Strukturen, was häufig zugleich einer ästhetischen Aufwertung von Land- schaftsräumen und auch einer Stabilisierung des aktuellen Artenvorkommens dient.

4.3.2 Umsetzungsmöglichkeiten Eine wesentliche Umsetzungsmöglichkeit gerade im Hinblick auf die Sicherung des aktuel- len Potentials stellt die Anwendung der §§ 24 bis 28 des Niedersächsischen Naturschutzge- setzes dar, also die Ausweisung von Schutzgebieten und -objekten (vgl. Kap. 5). Die Aussa- gen des Landschaftsplanes sind diesbezüglich nur teilweise von der Stadt Wunstorf selbst umzusetzen (s. Kap. 5.4, 5.5, 5.6 und 5.7); sie dienen weitgehend auch als Planungshinweise für die Naturschutzbehörden. Der Landschaftsplan dient der Vorbereitung der Flächennutzungsplanung. Entsprechend las- sen sich zahlreiche der in den folgenden Kapiteln vorgeschlagenen Maßnahmen über die Bauleitplanung der Stadt Wunstorf umsetzen (z. B. Sicherung von Grünflächen im Rahmen der Bauleitplanung). Dies gilt insbesondere für künftige Kompensationsmaßnahmen: Durch das neue Baugesetz ist den Kommunen die Möglichkeit gegeben, Maßnahmen des Na- turschutzes und der Landschaftspflege im Vorgriff auf noch unbestimmte Eingriffe durchzu- führen und sich im Bebauungsplanverfahren später als Ausgleich anzurechnen. Dafür geeig- nete Flächen können auch räumlich getrennt von den für die Bebauung vorgesehenen Grund- flächen liegen (AMMERMANN et al. 1998). Der Landschaftsplan sollte deshalb die Flächen darstellen, die sich für die Durchführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen besonders eignen (s. Kap. 6); diese Flächen sind dann über die Flächennutzungsplanung zu sichern. Einige Maßnahmen lassen sich über die Eigentumsrechte der Stadt Wunstorf realisieren. Vor- rangig zu nennen ist hier die Schaffung von ausreichend breiten Feldrainen über Wieder- herstellung von Wegeparzellen, soweit sie sich in Hand der Gemeinde befinden. Zahlreiche Maßnahmen richten sich auch an andere Planungsträger. (Damit bezieht sich der LP auf die §§ 3 und 56 NNatG sowie auf die entsprechenden Paragraphen der Fachgeset- ze.) Einerseits sind andere Behörden z. T. direkt als Adressat zu nennen (z. B. die Unterhal- tungsverbände bei Maßnahmen der Gewässerunterhaltung), z. T. lassen sich Naturschutz-

104 Kapitel 4 Zielkonzept maßnahmen der Gemeinde nur über eine Mitwirkung/Beteiligung anderer Planungsträger realisieren, z. B. bei Gehölzpflanzungen im Flurbereinigungsgebiet. Umgekehrt dient der Landschaftsplan als Grundlage für Stellungnahmen gegenüber Vorha- ben anderer Planungsträger und kann daher auch in diesem Zuge umgesetzt werden. Eine wichtige Möglichkeit zur Umsetzung von Zielen und Maßnahmen stellen Förderpro- gramme dar. Der Leitfaden Landschaftsplan (BIERHALS et al 2001) beinhaltet eine Zusam- menstellung wichtiger Förderprogramme auf europäischer, Bundes- und Landesebene. In Kap. 4.1.2 werden sie angesprochen, soweit sie im Planungsgebiet von Bedeutung sind. Ne- ben Naturschutz-Programmen sind auch land- und forstwirtschaftliche Förderrichtlinien des Landes zu beachten, z. B. die “Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Nieder- sächsische Agrar-Umweltprogramme (NAU)” für die Förderung extensiver Grünlandnut- zung. Zudem gibt es Förderprogramme auf Regionsebene. In geschützten Teilen von Natur und Landschaft (Naturschutzgebiete, besonders geschützte Biotope nach § 28 a, b NNatG) gewährt das Land über die Ämter für Agrarstruktur Er- schwernisausgleich für die extensive Bewirtschaftung von Grünland im Rahmen des Ver- tragsnaturschutzes. Die Grundlagen sind in einer Verordnung geregelt (NDS. LANDESREGIERUNG 1997).

105

5 Schutzgebiete und -objekte Die rechtliche Grundlage für die Ausweisung von Schutzgebieten und -objekten stellt das Niedersächsische Naturschutzgesetz mit den §§ 24 bis 28b dar. Darüber hinaus sind Schutz- gebietstypen zu beachten, die sich auf europäisches Recht beziehen: Gebiete nach der Flora- Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) von 1992 und Gebiete nach der Vogelschutzricht- linie von 1979. Beide europaweiten Gebietstypen kommen auf Wunstorfer Stadtgebiet vor. Relevant für das Stadtgebiet Wunstorf sind außerdem (nach NNatG): § 24 Naturschutzgebiete § 26 Landschaftsschutzgebiete § 27 Naturdenkmale § 28 Geschützte Landschaftsbestandteile § 28a Besonders geschützte Biotope § 28b Besonders geschütztes Feuchtgrünland Im folgenden werden Aussagen zu den einzelnen Schutzkategorien getroffen. Dargestellt werden jeweils die Anwendungsmöglichkeiten, der Bestand im Stadtgebiet Wunstorf sowie die Ausweisungsvorschläge des Landschaftsplanes (s. Kap. 5.1 bis 5.7). Diesen Planungsaus- sagen liegen folgende Daten zugrunde: • der Bestand an Schutzgebieten und -objekten (nach Unterlagen der UNB) • die Aussagen des Landschaftsrahmenplanes (LRP 1990) zu künftigen Schutzgebieten und - objekten, • die Ergebnisse der Bestandsanalyse (Bewertung von Natur und Landschaft für Arten und Le- bensgemeinschaften, für Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft sowie bzgl. Boden, Wasser, Klima/Luft), das Leitbild (Kap. 4.2.1, insbesondere die Grundsätze für die Konzipierung eines Biotopverbundsystems) sowie gezielte Erhebungen, anhand derer die Aussagen des Landschaftsrahmenplanes (nach Absprache mit der Region als Untere Natur- schutzbehörde und der Stadt Wunstorf) modifiziert und ergänzt werden. In Karte 7 (“Vorgaben aus übergeordneter Sicht des Naturschutzes”) werden die Aussagen des LRP bezüglich der zukünftigen Ausgestaltung der Schutzgebiete und –objekte sowie die EU-Schutzgebiete und die Landesnaturschutzprogramme wiedergegeben. Durch den Ver- gleich mit Karte 8 (“Schutzgebietssystem”) bzw. mit der Karte 10 “Ziele und Maßnahmen”, die die Aussagen des Landschaftsplanes zu den derzeitigen und zukünftigen Schutzgebieten und -objekten enthalten, kann nachvollzogen werden, inwieweit die Ergebnisse der Bestands- analyse und das Leitbild zu Modifizierungen geführt haben. Bei der Darstellung der Ausweisungsvorschläge im Landschaftsplan handelt es sich aus- schließlich um eine naturschutzfachliche Bewertung: die dargestellten Bereiche erfüllen die fachlichen Voraussetzungen zur Ausweisung entsprechender Schutzgebiete bzw. –objekte. Aufgrund des vorgeschriebenen Gutachtencharakters des Landschaftsplanes enthält die Dar- stellung keine Abwägung mit widerstreitenden räumlichen Belangen (z.B. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung u.a.), und zwar weder hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung und Abgrenzung der Schutzgebiete und -objekte noch hinsicht- lich der textlichen Aussagen zu Schutzzweck und erforderlichen Schutz-, Pflege- und Ent-

107 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf wicklungsmaßnahmen. Derartige Abwägungen sind selbstverständlich unabdingbar, aufgrund der Rechtssystematik jedoch erst in Verfahren zum Erlass entsprechender Verordnungen bzw. Satzungen durch die Bezirksregierung, die Region bzw. die Kommune möglich. In ent- sprechenden Ausweisungsverfahren werden alle Eigentümer, Nutzer und Träger öffentlicher Belange, je nach Verfahrensvorschrift, beteiligt. Die bestehenden und vorgeschlagenen Schutzgebiete und -objekte werden in den Tabellen 21-25 aufgeführt und in ihrer Lage sowie räumlichen Ausdehnung in Karte 8 dargestellt. Ü- ber die jeweilige Kennnummer ist die Zuordnung möglich.

5.1 Gebiete gemäß EU-Vogelschutzrichtlinie und EU-Flora- Fauna-Habitat-Richtlinie

Anwendungsmöglichkeiten: Gebiete gemäß o. g. EU-Richtlinien müssen in ein zusammenhängendes Netz von Schutzge- bieten, das den Namen “Natura 2000” trägt, integrierbar sein. Das Netz Natura 2000 soll der Erhaltung der natürlichen Lebensräume und der gefährdeten wildlebenden Tiere und Pflan- zen in den Mitgliedsländern der Gemeinschaft dienen. Es soll bis zum Jahr 2004 vollendet werden (NMU 1999). Die zentrale Bestimmung der FFH-Richtlinie besteht darin, dass jeder Mitgliedsstaat Gebiete benennen, erhalten und entwickeln muss, die für die in der Richtlinie genannten Lebensräu- me und Arten wichtig sind. Die Vogelschutzrichtlinie bezweckt das gleiche, allerdings spe- ziell zum Schutz wildlebender Vogelarten. (Die FFH-Richtlinie klammert deshalb die Vogel- arten aus.) Beide Gebietstypen können sich überlappen (s. u.). Geeignete Gebiete werden vom Land an den Bund, und von dem Bund an die Europäische Union gemeldet, der die Festlegung dieser Gebiete in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaa- ten obliegt. Bezüglich der FFH-Gebiete ist dem Bund vom Land eine abschließende Gebiets- kulisse gemeldet worden. Bezüglich der Vogelschutzrichtlinie sind bereits 1983 Gebiete an die EU gemeldet worden. Diese Gebiete sind bei der Europäischen Kommission offiziell re- gistriert und damit automatisch Bestandteil des Netzes Natura 2000. Diese Gebiete sind in- zwischen überprüft und ergänzt worden. Mit Stand Juli 2001 ist eine überarbeitete Liste des Landes an den Bund geleitet worden (PELZER, Bez.Reg. Hannover, mdl.).

Situation im Stadtgebiet: Es liegen zwei FFH-Gebiete (abschließende Gebietskulisse) auf Wunstorfer Stadtgebiet (BEZIRKSREGIERUNG HANNOVER 2000): 1. Die Leineaue im Westen des Stadtgebiets ist Teil eines großräumigen FFH-Gebiets, das die Flussniederungen der Aller, Oker und Leine umfasst (Gebietsvorschlag 90). 2. Die Steinhuder Meer – Niederung einschließlich Wunstorfer und Hagenburger Moor, die zum geringen Teil auch in die Kreisgebiete von Nienburg und Schaumburg sowie ins Stadtgebiet Neustadt hineinragt (Gebietsvorschlag 94). Zudem befindet sich auf Wunstorfer Stadtgebiet das EU-Vogelschutzgebiet “Steinhuder Meer”. Es deckt sich räumlich weitgehend mit dem o. g. FFH-Gebiet. Die genauen Abgren- zungen sind Karte 8 zu entnehmen. Dort ist der aktualisierte Abgrenzungsvorschlag (Ge- bietsvorschlag 42) der Landesregierung Niedersachsen (Stand Juli 2001) dargestellt.

108 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

5.2 Naturschutzgebiete (§ 24 NNatG)

Anwendungsmöglichkeiten: Als Naturschutzgebiete (NSG) können Landschaftsteile ausgewiesen werden, in denen Natur und Landschaft besonderen Schutzes bedürfen, “weil sie 1. schutzbedürftigen Arten oder Lebensgemeinschaften wildwachsender Pflanzen oder wildlebender Tiere eine Lebensstätte bieten oder zukünftig bieten sollen, 2. für Wissenschaft, Natur- oder Heimatkunde von Bedeutung sind oder 3. sich durch Seltenheit, besondere Eigenart oder Vielfalt oder hervorragende Schönheit auszeichnen”. (§ 24 NNatG) Bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten steht in der Regel die Bedeutung des Gebietes für den Arten- und Biotopschutz, d. h. die Erhaltung der heimischen Flora und Fauna, im Vordergrund. Im Rahmen einer derart begründeten Ausweisung kann u. U. auch das bioti- sche Entwicklungspotential des jeweiligen Gebietes zum Tragen kommen. Die unter 2. und 3. genannten Schutzgründe sind zumeist ebenfalls gegeben, haben für die Auswahl zukünfti- ger NSG jedoch nur nachrangige Bedeutung. Naturschutzgebiete können von der Bezirksregierung als Obere Naturschutzbehörde über Verordnung ausgewiesen werden. Im Naturschutzgebiet gilt ein generelles Veränderungsverbot: es sind alle Handlungen verbo- ten, die das NSG oder einzelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen oder verändern. Per Verordnung können darüber hinaus Handlungen verboten werden – auch solche, die au- ßerhalb des Gebietes stattfinden – wenn sie das NSG oder einzelne seiner Bestandteile ge- fährden oder stören können. Grundsätzlich darf das Naturschutzgebiet außerhalb von Wegen nicht betreten werden.

Situation im Stadtgebiet: Derzeit sind im Stadtgebiet Wunstorf 6 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Sie liegen durch- weg im Randbereich des Steinhuder Meeres. Das NSG HA 190 ist Teil des gesamtstaatlich, d.h. bundesweit repräsentativen Naturschutzgroßprojektes “Brut- und Rastgebiet Meer- bruch”, das sich in den Kreisgebieten Nienburg und Schaumburg fortsetzt. Die Vorschläge des Landschaftsplanes zur NSG-Ausweisung umfassen 7 weitere Gebiete. Sie gehen im wesentlichen auf den Landschaftsrahmenplan zurück; Grundlage bildet darüber hinaus die Kartierung der in Niedersachsen für den Naturschutz wertvollen Bereiche. Diese Aussagen wurden anhand der eigenen Kartier- und Bewertungsergebnisse, v. a. anhand der “Wichtigen Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften” (vgl. Kap. 3.2.2.2 sowie Karte 2 (NW, NO, SW, SO)), modifiziert und ergänzt. Es handelt sich um naturnahe Laubwälder der Börde, um Grünlandgebiete am Steinhuder Meer bzw. an der Leine sowie um Feuchtgebiete innerhalb der Börde. Die einzelnen NSG-Vorschläge sind in Tabelle 21 erläutert. Es werden jeweils der Schutzzweck benannt und Maßnahmenvorschläge gemacht.

109 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. 21 Naturschutzgebiete nach §24 NNatG – Planungsvorschläge

Nr. Gebietsname/ Kurzbeschreibung*/ wichtige Bereiche Vorhandener Schutzzweck Erforderliche Schutz-, Pflege- Größe in ha* Schutzstatus und Entwicklungsmaßnahmen HA Ostufer Stein- Großflächig naturnaher Verlandungsbereich am Ost- NSG Erhaltung einer naturna- Verbesserung des Wasserstands, 30 huder Meer ufer des Steinhuder Meeres mit offenen Wasserflä- hen Uferlandschaft ein- Erschwerung der Zugänglichkeit, Bestand: 186 chen, ausgedehnten Schilf-Röhrichten, offenen, teil- schließlich ihrer Tier- und Entkusselung von Teilbereichen weise auch nährstoffarmen Niedermoorflächen, Pflanzenwelt Pflege- und Entwicklungsplan vor- Sumpfgebüschen, Erlen- und Birkenbruchwald, das dringlich Gebiet setzt sich im Stadtgebiet Neustadt fort; sehr hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und Tierarten (insbesondere Vögel, Lurche, Kriechtiere, Heuschrecken u. Libellen), Vogelrast- und -brutgebiet nationaler Bedeutung; Teil eines EU-FFH-Gebietes und eines EU- Vogelschutzgebietes/ A+L:1.1; VESch; Boden HA Wulveskuhlen Naturnaher Verlandungsbereich am Südostufer des NSG Schutz von Röhrichten mit Verbesserung der Durchströmung 59 Bestand: 41 Steinhuder Meeres mit offenen Wasserflächen und ihren typischen Pflanzen- der Schilfbereiche, Einschränkung ausgedehnten Schilf-Röhrichten; arten sowie mit der an der Freizeitnutzung sehr hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und diesen Vegetationstyp Tierarten, Brutvogelgebiet landesweiter Bedeutung; angepaßten Vogel- und übrigen Tierwelt Teil eines EU-FFH-Gebietes und eines EU- Vogelschutzgebietes/ A+L:1.2; VESch; Boden HA Wunstorfer Großflächiges, überwiegend mit Moorbirkenwald be- NSG Erhalt und Entwicklung Wiedervernässung, Entkusselung 15 Moor standenes Hochmoor mit teilweise noch offenen Moor- eines Hochmoorbereiches in Teilbereichen, Erhaltung und 4 Bestand: 363 degenerationsstadien (Moorheide, Pfeifengras - als Lebensraum schutz- Verjüngung von Zwergstrauchbe- Degenerationsstadium) und unterschiedlich intensiv bedürftiger Tier- und ständen, Extensivierung der Grün- genutztem Hochmoorgrünland, das Gebiet setzt sich Pflanzenarten sowie zur landnutzung in den Randberei- im Stadtgebiet Neustadt fort; Sicherung der Bedeutung chen sehr hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und für das Landschaftsbild, Tierarten (insbesondere Vögel, Kriechtiere, Heu- Wiederherstellung hoch- schrecken u. Tagschmetterlinge), Brutvogelgebiet moortypischer Standort- landesweiter Bedeutung; bedingungen im nicht rekultivierten Bereich, Teil eines EU-FFH-Gebietes und eines EU- Extensivierung der land- Vogelschutzgebietes/ wirtschaftlichen Bewirt- A+L:1.5; VESch schaftung 1N Grünlandnie- Großflächiges, überwiegend offenes Grünlandgebiet Bestandteil Schutz und Entwicklung Stärkere Vernässung des Nieder- 1 derung östl. auf Niedermoorböden; z.T. nur extensiv bewirtschaftet des LSG-H 1; einer offenen, durch Nie- moores, Extensivierung der Grün- Strand (Feucht- und Nasswiesen, Flutrasen, Binsen-, Seg- z. T. § 28a- u. dermoorböden geprägten, landnutzung, Lenkung des Erho- Planung: 115 gen- und Simsenrieder), überwiegend aber Intensiv- § 28b-Biotop feuchten Grünlandniede- lungsverkehres grünland mit Bedeutung für Wiesenvögel; rung einschließlich ihrer Hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzenarten und - Tier- und Pflanzenwelt gesellschaften sowie Tierarten (neben Vögeln auch Heuschrecken), Vogelrast- und –brutgebiet lokaler Bedeutung/ A+L:1.7,1.8,1.9; VESch; z.T. Boden HA Hagenburger Großflächig naturnahes, überwiegend mit Moorbir- NSG Erhalt eines naturnahen Wasseranstau und Entkusselung, 27 Moor kenwald, Erlen- und Birkenbruchwald bestandenes Hoch- und Niedermoor- jeweils in Teilbereichen, Ein- Bestand: 203 Hoch- und Niedermoorgebiet mit teilweise noch offe- gebietes einschließlich schränkung der Erholungsnutzung nem Hochmoorkern (Torfmoos-Schwingrasen, Moor- seiner Tier- und Pflan- heide, Pfeifengras-Degenerationsstadium) sowie Nie- zenwelt dermoor-Sumpfvegetation und einzelnen extensiv genutzten bzw. brachgefallenen Grünlandflächen, sehr hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und Tierarten (insbesondere Vögel, Lurche u. Kriechtiere); Teil eines EU-FFH-Gebietes und eines EU- Vogelschutzgebietes/ A+L:2.2; VESch; z.T. Boden HA Meerbruch Naturnaher Verlandungsbereich am Westufer des NSG Schutz und Entwicklung Extensivierung der Grünlandnut- 60 Bestand: 118 Steinhuder Meeres mit offenen Wasserflächen, Schilf- eines naturnahen See- zung, Wasseranstau in Teilberei- Röhrichten, offener Sumpfvegetation, Weidenge- uferbereiches mit Röh- chen, Lenkung der Erholungsnut- büschen, Erlen- und Birkenbruchwald, randlich auch richtzone und Bruchwald- zung zur stärkeren Beruhigung überwiegend intensiv genutztes Grünland mit Bedeu- saum, Erhalt und Entwick- dieses Bereichs tung für Wiesenvögel, das Gebiet setzt sich im Stadt- lung einer weitgehend gebiet Neustadt sowie im Landkreis Nienburg fort; offenen, überwiegend sehr hohe Bedeutung für gefährdete Tierarten (Vögel extensiv genutzten, feuch- u. Lurche), Vogelrast- und –brutgebiet nationaler Be- ten Grünlandniederung in deutung; seiner Bedeutung für Flo- ra und Fauna, insbeson- Teil eines EU-FFH-Gebietes und eines EU- dere für Wiesenvögel Vogelschutzgebietes/ A+L:2.1; VESch; z.T. Boden

110 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

HA Meerbruchs- Großflächig offenes, mit Gräben durchzogenes, über- NSG Erhalt und Entwicklung Wiedervernässung des Nieder- 19 wiesen wiegend noch intensiv bewirtschaftetes Grünlandge- einer weitgehend offenen, moores, extensive Grünlandnut- 0 Bestand: 126 biet auf Niedermoorböden; kleinflächig sind nährstoff- überwiegend extensiv zung, gestaffelt in 3 Schutzzonen, reiche Feucht- und Nasswiesen, Seggenrieder, Land- genutzten, feuchten Grün- Sukzession in Teilbereichen, Mi- röhrichte und Feuchtgrünlandbrachen eingestreut, das landniederung in seiner nimierung von Störungen Gebiet setzt sich im Stadtgebiet Neustadt sowie in den Bedeutung für Flora und Landkreisen Nienburg und Schaumburg fort; Fauna, insbesondere für hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und Tierar- Wiesenvögel ten (Wiesenvögel, Heuschrecken), z.T. Vogelrastge- biet nationaler Bedeutung, ganzflächig Brutvogelgebiet landesweiter Bedeutung Teil eines EU-FFH-Gebietes, eines EU- Vogelschutzgebietes und eines gesamtstaatlich reprä- sentativen Naturschutzvorhabens (BSG)/ A+L:2.3,2.4,2.5,(2.1); VESch; z.T. Boden 2N Grünlandnie- Großflächig offenes, mit Gräben durchzogenes, über- Bestandteil Erhalt und Entwicklung Wiedervernässung des Nieder- 1 derung süd- wiegend intensiv, im Übergang zum Erlenbruchwald- des LSG-H 1; einer weitgehend offenen, moores, Anlage von flachen Wie- westl. Steinhu- saum am Südufer des Steinhuder Meeres auch exten- z. T. § 28a- u. überwiegend extensiv senblänken, extensive Grünland- de siv bewirtschaftetes Grünlandgebiet auf Niedermoor- § 28b-Biotop genutzten, feuchten Grün- nutzung, Lenkung der Erholungs- Planung: 117 böden, angrenzend an den Bruchwald nährstoffreiche landniederung in seiner nutzung Feucht- und Nasswiesen, Seggen-, Binsen- und Sim- Bedeutung für Flora und senrieder sowie Landröhrichte; Fauna, insbesondere für hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und Tierar- Wiesenvögel, Schutz und ten (Wiesenvögel, Heuschrecken), Brutvogelgebiet Entwicklung eines natur- landesweiter Bedeutung nahen Uferbereiches mit Röhrichtzone und Erlen- z.T. Teil eines EU-Vogelschutzgebietes/ bruchwaldsaum A+L:2.7,2.8,2.9; VESch; z.T. Boden 3N Luther Leinetal Teilweise offenes, teilweise durch Hecken gekammer- Bestandteil Sicherung und Entwick- Umwandlung von Acker in Grün- 1 Planung: 283 tes, überwiegend intensiv bewirtschaftetes Grünland- des LSG-H lung einer naturnahen land, Extensivierung der Grün- gebiet auf Auenboden, begrenzt durch den relativ na- 27; z. T. § Flusstallandschaft in sei- landnutzung, Anlage und extensi- turnah verlaufenden Leinefluss, strukturiert durch den 28a- u. § 28b- ner Bedeutung für Flora ve Pflege flussbegleitender Rand- Unterlauf der Westaue sowie Altarme, überwiegend Biotop und Fauna mit naturent- streifen, Vermeidung von Bau- naturnahe Kleingewässer und Flutrasen; sprechenden Fließgewäs- schuttablagerungen im Uferbe- hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und Tierar- serstrukturen, Extensiv- reich, Zurückdrängung von Frei- ten (Wiesenvögel, Weißstorch-Nahrungsgebiet, Lur- grünland, Flutrasen, Alt- zeitnutzungen an Altarmen und che), überwiegend Brutvogelgebiet regionaler Bedeu- und Kleingewässern so- Kleingewässern, Rückbau von tung wie in Teilbereichen mit Angelteichen, keine Eingriffe in Heckenstrukturen bzw. das Mikrorelief der „Buckelwie- Teil eines EU-FFH-Gebietes mit Auwaldentwicklung sen“, Anlage von Wiesenblänken Westaue als Hauptgewässer 1. Priorität, Leine als in ausgewählten Teilbereichen, Verbindungsgewässer des Fließgewässerschutzpro- Vervollständigung und Pflege des gramms/ Heckensystems, Entwicklung ei- A+L:3.1,3.2,3.3,3.4,3.5,3.6,3.7,3.8; VESch; Wasser nes Auwalds im Randbereich zum Gümmerwald 5N Laubwald Ho- Naturnaher Laubwald (überwiegend Eichen- Bestandteil Sicherung und Entwick- Extensivierung der forstlichen Nut- 1 henholz Hainbuchen-, z.T. Eichen-Buchen-Wald) mit integrier- des LSG-H 4 lung naturnaher Laub- zung zur Erhöhung des Struktur- Planung: 20 ter mesophiler, artenreicher Wiese; waldbestände sowie einer reichtums (z. B. des Totholzan- Bedeutung für gefährdete Pflanzen- und Tierarten artenreichen Wiese in teils), Erhalt des natürlichen, z.T. (Vögel, Heuschrecken, Säugetiere)/ ihrer Bedeutung für Flora hohen Wasserstands, Erhalt einer und Fauna artenreichen Wiese durch extensi- A+L:5.1,5.2,(5.3); VESch; Boden ve Grünlandnutzung oder -pflege 7N Feuchtgebiet Reichstrukturierter Biotopkomplex auf feuchten bis Bestandteil Sicherung und Entwick- Teilweise Offenhaltung des 1 Barne-Süd nassen, teilweise kalkbeeinflussten Standorten, be- des LSG-H lung eines naturnahen Sumpfbereiches und Freistellen Planung: 21 stehend aus kleinen Tümpeln, Weidengebüsch, Erlen- 31, üw. Feuchtgebiets in seiner der Ufer von Kleingewässern bruchwald, einer brachgefallenen Nasswiese, Binsen-, § 28a-Biotop Bedeutung für Flora und durch Entkusselung in mehrjähri- Seggen- und Simsenriedern sowie randlich feuchtem Fauna gem Turnus, Extensivierung der Intensivgrünland; Grünlandnutzung; sehr hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzenarten Pflege- und Entwicklungsplan vor- und -gesellschaften sowie hohe Bedeutung für Tierar- dringlich ten (Vögel, Lurche, Heuschrecken)/ A+L:7.1; VESch; z.T. Boden; Wasser 9N Fohlenstall Naturnaher Laubwald (Eichen-Hainbuchen- und Ei- Bestandteil Sicherung und Entwick- Extensivierung der forstlichen Nut- 1 Planung: 52 chen-Buchen-Wald), kleinflächig auch Fichtenbestän- des LSG-H 5 lung naturnaher Laub- zung zur Erhöhung des Struktur- de und Erlenforst; waldbestände in ihrer reichtums (z. B. des Totholzan- Bedeutung für gefährdete Tierarten (insbesondere Bedeutung für Flora und teils), Umwandlung der naturfer- Vögel)/ Fauna nen Erlen- und Fichtenbestände in naturnahen Laubwald A+L:9.1; VESch; Boden; z.T. Klima 9N Feuchtgebiet Biotopkomplex beidseits des Idenser Grabens auf Bestandteil Sicherung und Entwick- Stärkere Vernässung des Be- 2 am Idenser feuchten bis nassen Standorten, bestehend aus einer des LSG-H 5, lung eines naturnahen reichs durch Anlage eines regu- Graben offenen Wasserfläche im Rückstaubereich eines Ne- üw. § 28a- Feuchtgebiets in seiner lierbaren Wehres am Idenser Gra- Planung: 7 bengewässers, Erlenbruchwald, einer Feuchtwiese, Biotop Bedeutung für Flora und ben, Pflege oder Extensivnutzung Seggenriedern sowie randlich feuchtem Intensivgrün- Fauna der Feuchtwiese und des angren- land; zenden Grünlands; sehr hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzenarten Pflege- und Entwicklungsplan vor- und -gesellschaften sowie Bedeutung für Tierarten dringlich (Lurche)/ A+L:9.6,9.7; VESch

111 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

9N Laubwald Brand Naturnaher Laubwald (überwiegend Eichen- Bestandteil Sicherung und Entwick- Extensivierung der forstlichen Nut- 3 Planung: 71 Hainbuchen-Wald, auch Eichen-Mischwald sowie des LSG-H lung naturnaher Laub- zung zur Erhöhung des Struktur- kleinflächige Kiefern- und Fichtenbestände), integriert 43, z. T. waldbestände sowie eines reichtums (z. B. des Totholzan- ist ein naturnahes Kleingewässer mit wertvoller § 28a-Biotop natunahen Kleingewäs- teils), Umwandlung der Nadel- Schwimmblatt- und Ufervegetation; sers in ihrer Bedeutung holzbestände in naturnahen hohe Bedeutung für gefährdete Pflanzenarten und für Flora und Fauna Laubwald, Einrichtung einer Na- Pflanzengesellschaften, Bedeutung für gefährdete turwaldparzelle im Südteil des Tierarten (insbesondere Vögel, Lurche)/ Gebietes A+L:9.2,9.3; VESch; Boden 9N Rodenberger Bachniederung der Rodenberger Aue mit naturnahem, Bestandteil Sicherung und Entwick- Gewährleistung einer naturent- 4 Aue aber tief eingeschnittenem Bachlauf, angrenzendem des LSG-H lung einer naturnahen sprechenden Fließgewässerdy- Planung: 23 Bachröhricht, Uferstauden- und Ruderalfluren sowie 43, z. T. Bachniederung als Le- namik, Unterbindung der Tiefen- bachbegleitenden Gehölzbeständen; integriert sind § 28a-Biotop bensraum gefährdeter erosion durch Sohlgleiten, Um- bachnahe Teile der Aue, die heute noch überwiegend Arten sowie zum Erhalt wandlung von Acker in Grünland intensiv bewirtschaftet werden (Intensivgrünland, z.T. der besonderen Eigenart und Extensivierung der Grünland- Acker); nutzung, ungelenkte Vegetations- Bedeutung für gefährdete Tierarten (Vögel, Weiß- entwicklung am Gewässerrand storch-Nahrungsgebiet, Fische); Hauptgewässer 1. Priorität des Fließgewässerschutz- programms/ A+L:9.8; VESch; Wasser

5.3 Landschaftsschutzgebiete (§ 26 NNatG)

Anwendungsmöglichkeiten: Als Landschaftsschutzgebiete (LSG) können Landschaftsteile ausgewiesen werden, in denen Natur und Landschaft besonderen Schutzes bedürfen, “weil 1. die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts oder die Nutzbarkeit der Naturgüter zu er- halten oder wiederherzustellen sind, 2. das Landschaftsbild vielfältig, eigenartig oder schön ist oder 3. das Gebiet für die Erholung wichtig ist.” (§ 26 NNatG) Landschaftsschutzgebiete werden in Form einer Verordnung von der Region Hannover als Untere Naturschutzbehörde ausgewiesen. Die LSG-Verordnung untersagt bestimmte Handlungen innerhalb des LSG, die den Charak- ter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen; die Verord- nung soll insbesondere auf den Erhalt des Landschaftsbildes und des Naturgenusses hinwir- ken.

Situation im Stadtgebiet: Im Stadtgebiet Wunstorf gibt es derzeit acht rechtskräftig ausgewiesene Landschafts- schutzgebiete (siehe Tab. 22). Räumliche Schwerpunkte sind die Steinhuder Meerniederung, die Leineaue, das Waldgebiet Hohenholz mit Randbereichen sowie die “Bokeloher Niede- rungen” längs der Westaue und ihren Nebengewässern. Hier bilden die LSG H 5, H 56 und H 43 einen räumlichen Verbund. Die bestehenden Schutzgebiete werden zukünftig verschiedenen Veränderungen unterliegen; z. B. werden Teilbereiche zum NSG aufgewertet, Teile gelöscht oder hinzugefügt. Tabelle 22 zeigt die Veränderungen auf, die im Landschaftsplan vorgeschlagen werden. Unabhängig da- von plant die Region Hannover als UNB bei zukünftigen Überarbeitungen bestehender LSG Splittersiedlungen, die derzeit innerhalb geschützter Gebiete liegen, herauszunehmen (KÖRNER, UNB 2002 mdl.). Hierfür sind praktische Erwägungen ausschlaggebend. Entspre- chend enthalten die im Landschaftsplan vorgeschlagenen LSG und LSG-Erweiterungen keine Splittersiedlungen.

112 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

Über die bestehenden LSG hinaus erfüllen 5 weitere Flächen im Stadtgebiet die Vorausset- zung als LSG. Es handelt sich dabei um “Wichtige Bereiche für Vielfalt, Eigenart und Schön- heit von Natur und Landschaft” (vgl. Kap. 3.3.1 sowie Karte 3) und/ oder um wichtige Ver- netzungsbereiche (vgl. Leitbild). In Tabelle 23 werden die bestehenden und geplanten LSG dargestellt (vgl. auch Karte 8), der Schutzzweck benannt und Maßnahmenvorschläge ge- macht. Tab. 22 Landschaftsschutzgebiete – Bestand

Kennung Name Planungsvorschläge H 1 Feuchtgebiet internationaler Be- Teilbereiche werden zum NSG aufgewertet: “Grünlandniederung östl. deutung - Steinhuder Meer Strand" (1N1) u. “Grünlandniederung südwestl. Steinhude" (2N1) H 4 Hohenholz Ein Teilbereich wird als NSG aufgewertet: “Laubwald Hohenholz” (5N1); am nördl. und westl. Rand (“An der Trift”) werden kleinflächige Erwei- terungen vorgesehen. H 5 Fohlenstall/ Haster Wald Teilbereiche werden als NSG aufgewertet: “Laubwald Fohlenstall” (9N1) u. “Feuchtgebiet am Idenser Graben” (9N2); eine von der Deponie Kolenfeld beanspruchte Fläche wird zur Lö- schung vorgeschlagen; die Niederung der Alten Südaue sowie Flächen an der Westaue am südwestlichen Ortsrand Wunstorfs werden zur Erweiterung vorge- schlagen. H 27 Mittlere Leine Die leinenahe Aue wird als NSG aufgewertet: “Luther Leinetal" (3N1); im Bereich der Terrassenkante südöstl. Luthe, an der Luther Kläran- lage, der Kleinsiedlung “Lummerland" sowie am nördlichen Ortsrand Blumenau werden kleinflächige Löschungen vorgeschlagen; am nördl. Ortsrand von Luthe und an der Alten Südaue bei Blumenau werden kleinflächige Erweiterungen vorgesehen. H 31 Barne-Süd Der zentrale Bereich wird als “Feuchtgebiet Barne-Süd” zum NSG (7N1); nach Westen hin wird eine umfängliche, nach Osten hin eine kleinflä- chige Erweiterung vorgesehen. H 43 Düdinghauser Berg - Aueniede- Der Südteil des Waldgebiets “Brand” sowie die Niederung der Roden- rung burger Aue werden als NSG aufgewertet (9N3, 9N4), der Bereich der “Brandwiesen” erfährt als GLB (9G1) speziellen Schutz; ggf. sollte eine Umbenennung zu LSG “Westaue/ Brand” erfolgen. H 52 Kolenfelder Stadtfeld keine Änderungen erforderlich (ggf.: westl. und südlich vorgelagerte Schutzstreifen werden einbezogen) H 56 Westaue Es werden vier Erweiterungsflächen vorgeschlagen: ein größerer Be- reich nordöstlich Kolonie Idensen, zwei kleinflächige Grünlandberei- che bei Bokeloh an der Westaue bzw. an der Osterriehe sowie Auen- grünland südlich Cronsbostel

113 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. 23 Landschaftsschutzgebiete nach § 26 NNatG – Bestand und Planungsvor- schläge

Nr. Gebietsname/ Kurzbeschreibung*/ wichtige Bereiche Schutzzweck Maßnahmen Größe in ha* H 1 Feuchtgebiet Wasserfläche des Steinhuder Meeres mit Erhaltung des Steinhuder Meeres Umwandlung einzelner Acker- internationaler überwiegend als Grünland genutzten Rand- und seiner Randbereiche in sei- flächen in Extensivgrünland, Bedeutung Stein- bereichen nordöstlich und südwestlich von nem Landschaftsbild und in seiner Extensivierung der Grünland- huder Meer Steinhude; die Grünlandbereiche bei Gro- Funktionsfähigkeit für den Natur- nutzung, Erhalt der historischen Bestand: 3182 ßenheidorn („Gehägewiesen“) und südlich haushalt, insbesondere als Siedlungs- und Flurstrukturen in Planung: 2950 des Wunstorfer Moores sind durch Hecken Feuchtgebiet internationaler Be- Großenheidorn, Lenkung und und Gehölzstreifen eng gekammert; integ- deutung Begrenzung der Erholungsnut- riert ist der Nadelforst „Hohe Holz“; zung das Gebiet setzt sich außerhalb Wunstorfs im Stadtgebiet Neustadt fort/ A+L:1.3,1.6,1.7,1.9,1.10,2.10; VESch; z.T. Boden, z.T. Wasser H 27 Mittlere Leine Im Stadtgebiet Wunstorf Westaue – Schutz des Landschaftsbildes und Dauergrünlandnutzung im Ü- Bestand: 523 Niederung und Teile der Leineaue, die der Funktionsfähigkeit des Natur- berschwemmungsbereich; Ent- Planung: 240 überwiegend als Acker, teilweise als Grün- haushalts wicklung eines Randstreifens land genutzt sind, einbezogen sind die ü- und naturnaher Uferstrukturen berwiegend gehölzbestandenen Terrassen- an der Westaue; Sicherung und kanten bei Liethe und Luthe; Ergänzung der Gehölzpflanzun- das Gebiet setzt sich außerhalb Wunstorfs gen an den Terrassenkanten in den Stadtgebieten von Neustadt, Seelze und Garbsen fort/ A+L:3.2,3.9; üw.VESch; z.T. Boden, z.T. Wasser 4L1 Heinrichshöhe Überwiegend waldbestandene, randlich Sicherung einer Waldlandschaft Sicherung und Entwicklung der Planung: 81 auch als Acker genutzte Landschaft zwi- mit Gewässern in ihrer Bedeutung Waldbestände, Erhöhung des schen Steinhuder Meer – Niederung und für das Landschaftsbild und in Laubholzanteils, Entwicklung Leineaue mit mehr oder weniger naturnah seiner Vernetzungsfunktion zwi- naturnaher Waldränder; Anlage entwickelten Abbaugewässern; es überwie- schen Steinhuder Meer – Niede- von Magerwiesen westlich der gen Laub- und Mischwaldbestände, rung und Leineaue; Entwicklung Bahn und extensiv genutztem daneben auch Kiefern- und Fichtenforste/ von extensiv genutzten Feucht- Feuchtgrünland westlich der A+L:4.1,4.2,4.3,4.4; üw.VESch; üw. Boden, und Magerwiesen K 333 z.T. Wasser H 4 Hohenholz Ausgedehntes Laub-, Misch- und Nadel- Schutz des Landschaftsbildes und Sicherung und Entwicklung der Bestand: 367 waldgebiet mit randlich gelegenen Grün- der Funktionsfähigkeit des Natur- Waldbestände, Erhöhung des Planung: 366 land- und Ackerflächen/ haushalts, Erhalt des Waldbe- Laubholzanteils, Walderweite- A+L:5.3; VESch; z.T. Boden, Wasser standes rung durch Begründung stand- ortheimischer Laubwaldgesell- schaften, Entwicklung naturna- her Waldränder; Anlage von Magerwiesen südwestlich und von Extensivgrünland nördlich des heutigen Waldbestands; Splittersiedlungen werden aus LSG herausgenommen 5L1 Tien-Berg Überwiegend als Acker genutzte, bis zu Sicherung der verbliebenen Kuppe Beibehaltung einer extensiven Planung: 22 79 mNN hohe Kuppe des Tien-Bergs mit des Tien-Bergs und seiner Erleb- Obstwiesennutzung einzelnen Obstwiesen und Grünland- barkeit (Ausblicksituationen); Er- parzellen und Aussichtsmöglichkeiten auf halt des Baumbestands, der Obst- das Steinhuder Meer/ wiesen und Grünlandparzellen VESch 6L1 Westaue- Kernstadtnahe Niederungsbereiche an Sicherung und Entwicklung einer Entwicklung eines nicht genutz- Niederung/ Blu- Westaue und Alter Südaue mit wichtiger ortsnahen, durch Grünland ge- ten Randstreifens sowie natur- menauer Wäld- Vernetzungsfunktion für Tiere und Pflanzen prägten Niederungslandschaft in naher Uferstrukturen an der chen sowie mit großer Bedeutung für die Gliede- seiner Funktion zur Gliederung Westaue Beibehaltung und Planung: 72 rung des Stadtbildes, überwiegend als des Stadtbildes und als Vernet- möglichst Extensivierung der Grünland genutzt und durch Gehölze ge- zungsband für Flora und Fauna, Grünlandnutzung, Umwandlung gliedert; einbezogen ist ein randlich gele- Erhalt des Blumenauer Wäldchens von Acker in Extensivgrünland gener naturnaher Buchen-Eichen- als naturnaher Laubwald südwestlich Blumenau zur Mischwald („Blumenauer Wäldchen“)/ Schaffung von horstnahen Nah- A+L:6.1,6.2,6.3; VESch; üw. Wasser rungsangeboten für den Weiß- storch; Schutz und Entwicklung von Alt- und Totholz im Rahmen extensiver Waldbewirtschaftung

114 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

H 31 Barne-Süd Überwiegend durch Grünland, teilweise Sicherung und Entwicklung einer Umwandlung von Acker in Ex- Bestand: 63 auch durch Ackerflächen geprägter Niede- durch Dauergrünland und Gehölz- tensivgrünland; Bewirtschaftung Planung: 138 rungsbereich im Umfeld des Feuchtgebiets bestände geprägten Niederungs- mit eingeschränkter Düngung Barne-Süd“, durch Gräben und Gehölze landschaft zum Erhalt des Land- und unter Berücksichtigung des gegliedert/ schaftsbildes, zum Schutz des Wiesenvogelschutzes (Besatz- A+L:7.2; VESch; Wasser Grundwassers, als Lebensraum dichten, Mahdzeitpunkte) für Tier- und Pflanzenarten und zur Abpufferung des „Feuchtbio- tops „Barne-Süd“ H 52 Kolenfelder Naturnah entwickeltes Abbaugewässer, Sicherung des Gewässers in sei- Entfernung nicht standortgemä- Stadtfeld umgeben von Laub- und Nadelgehölzen/ ner Bedeutung für das Land- ßer Gehölze (insbesondere Bestand: 4 A+L:7.4; VESch; z.T. Wasser schaftsbild und bzgl. seiner Funk- Kiefern) im Uferbereich tion als Lebensraum für Pflanzen und Tiere 8L1 Südaue- Teilweise durch Grünland und Gehölzbe- Sicherung und Entwicklung einer Umwandlung von Acker in Niederung bei stände, teilweise durch randliche Ackerflä- durch Dauergrünland und Gehölz- Grünland in Teilbereichen, Kolenfeld chen geprägter, in das Gelände eingesenk- bestände geprägten Niederungs- Schutz und Entwicklung von Planung: 87 ter Niederungsbereich an der Südaue/ landschaft zum Erhalt des Land- Extensivgrünland; Bachrenatu- A+L:8.3; VESch; üw. Wasser schaftsbildes und als Lebensraum rierung sowie extensive natur- für Tier- und Pflanzenarten, Ent- schonende Unterhaltung; Erhalt wicklung eines naturnahen Fluss- sowie ergänzende Pflanzung verlaufs mit entsprechenden Sohl- standortheimischer Gehölze, und Uferstrukturen Entwicklung linienhafter Gehölz- strukturen zum Fledermaus- schutz H 5 Fohlenstall/ Heterogener Bördebereich, der neben Tei- Schutz des Landschaftsbildes und Sicherung und Entwicklung der Haster Wald len des Waldgebiets Fohlenstall (Laub-, der Funktionsfähigkeit des Natur- Waldbestände, Erhöhung des Bestand: 379 Misch- und Nadelwald), einem naturnahen haushalts, Erhalt des Waldbe- Laubholzanteils, Erhöhung des Planung: 337 Laubwald bei Düendorf und einem über- standes Alt- und Totholzanteils, Entwick- wiegend ackergenutzten Streifen, der dem lung naturnaher Waldränder; Haster Wald vorgelagert ist, auch Niede- Strukturierung des Ackerstrei- rungsbereiche an der Westaue zwischen fens vor dem Haster Wald durch Wunstorf und Bokeloh, an der Alten Süd- Anlage von Hecken und Baum- aue südwestlich Wunstorf, an der Südaue streifen; Umwandlung von Acker und am Haster Bach umfaßt/ in Extensivgrünland an Alter A+L:7.3,7.6,(8.2),9.14; VESch; z.T. Boden, Südaue, Südaue und Haster z.T. Wasser Bach, Extensivierung der Grün- landnutzung an der Westaue; Entwicklung von Randstreifen und Pflanzung von Gehölzen zur Markierung der Fliessge- wässer und zur Initiierung na- turnaher Sohl- und Uferstruktu- ren, extensive naturschonende Gewässerunterhaltung H 43 Düdinghauser Überwiegend als Grünland genutzte und Schutz des Landschaftsbildes und Sicherung und Entwicklung der Berg - Aueniede- durch Gehölze gegliederte Niederungs- der Funktionsfähigkeit des Natur- Waldbestände, Erhöhung des rung landschaft an der Rodenberger Aue und haushalts, Erhalt des Waldbe- Laubholzanteils, Erhöhung des Bestand: 478 der Westaue sowie deren Nebenge- standes und Sicherung von Bäu- Alt- und Totholzanteils, Entwick- Planung: 384 wässern; einbezogen sind Teile der Wald- men und Gebüschen außerhalb lung naturnaher Waldränder; gebiete „Brand“ und „Schier“ (Laub-, Na- des Waldes Extensivierung der Grünland- delholz- und Mischbestände)/ nutzung in Teilbereichen; Rena- A+L:9.5,9.9,9.13; üw. VESch; z.T. Boden, turierung der Westaue, Entwick- üw. Wasser lung von Randstreifen und Pflanzung von Gehölzen zur Markierung der Fliessgewässer Mordgraben, Seegraben, Bruns- aue und Osterriehe sowie zur Initiierung naturnaher Sohl- und Uferstrukturen, extensive natur- schonende Gewässerunterhal- tung H 56 Westaue Überwiegend als Grünland genutzte und Erhalt des vielfältigen Land- Umwandlung von Acker in Ex- Bestand: 210 durch Gehölze gegliederte Niederungs- schaftsbildes mit Grünland, Fliess- tensivgrünland bzw. Extensivie- Planung: 266 landschaft an der Westaue und der Oster- gewässern und Gehölzen, auch rung der Grünlandnutzung in riehe zwischen Idensen und Bokeloh; ein- für Zwecke der „ruhigen Erho- Teilbereichen; Renaturierung bezogen sind teilweise als Acker genutzte lung“; Erhalt und Wieder- der Westaue, Entwicklung von Randbereiche zum Waldgebiet Fohlenstall/ herstellung der Leistungsfähigkeit Randstreifen und Pflanzung von A+L:(9.9),9.10; VESch; üw. Wasser des Naturhaushalts, insbesondere Gehölzen zur Markierung der Sicherung des natürlichen Über- Fliessgewässer Mordgraben, schwemmungsgebiets, Verbesse- Seegraben, Brunsaue und rung der Wasserqualität, Entwick- Osterriehe sowie zur Initiierung lung und Sicherung der Lebens- naturnaher Sohl- und Uferstruk- raumfunktion, Grünlandextensivie- turen, extensive naturschonen- rung de Gewässerunterhaltung

115 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

9L1 Idenser Teiche Reichstrukturierter, teils als Grünland, teils Sicherung und Entwicklung eines Entfernung standortfremder Planung: 25 als Acker genutzter Bereich zwischen Feuchtbereiches innerhalb einer Gehölze, Renaturierung und Haster Wald und Mittellandkanal, der in reichstrukturierten, durch Grün- Rückbau einzelner, nicht mehr seinem Kern durch feuchte Standortver- landnutzung geprägten Börde- genutzter Fischteiche, Be- hältnisse gekennzeichnet ist: hier finden landschaft im Kontakt mit dem schränkung der Erholungsnut- sich neben unterschiedlich intensiv genutz- Haster Wald zung im Bereich der Fischtei- ten Fischteichen auch naturnahe Sumpfve- che, möglichst extensive Grün- getation, Feuchtbrache sowie Erlen-, Pap- landnutzung, Pflege der Weg- pel- und Weidenbestände (z.T. mit Fichten- ränder durch Beibehaltung einer anteil); einbezogen sind gut ausgeprägte 1maligen Mahd/ pro Jahr (ab Wegraine und Gehölzstreifen/ Mitte August) A+L:9.11,9.12; VESch

5.4 Naturdenkmale (§ 27 NNatG)

Anwendungsmöglichkeiten: Zu Naturdenkmalen (ND) können Einzelschöpfungen der Natur erklärt werden, “die 1. wegen ihrer Bedeutung für Wissenschaft, Natur- oder Heimatkunde oder 2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit besonderen Schutzes bedürfen. Soweit erforderlich, kann auch die Umgebung des Natur- denkmals in den Schutz einbezogen werden.” (§ 27 NNatG) Naturdenkmale können innerhalb der Region Hannover über Verordnungen durch die Ge- meinden als Untere Naturschutzbehörde ausgewiesen werden. Die Stadt Wunstorf hat diese Zuständigkeit zum 1.1.2002 übernommen. Für Naturdenkmale gilt – ähnlich wie für Naturschutzgebiete – ein generelles Veränderungs- verbot: es sind alle Handlungen verboten, die das ND oder seine geschützte Umgebung zer- stören, beschädigen oder verändern. Die Verordnung kann darüber hinaus bestimmte Hand- lungen untersagen, die das ND oder seine geschützte Umgebung gefährden oder stören kön- nen.

Situation im Stadtgebiet: Aktuell sind 4 Naturdenkmale im Stadtgebiet rechtskräftig ausgewiesen. Es handelt sich da- bei um Einzelbäume, Findlinge und ein Hügelgrab. Tabelle 24 zeigt neben dem Bestand an Naturdenkmalen einen Vorschlag für eine Neuausweisung auf. Es handelt sich um eine mächtige Ulme in der Niederung der Rodenberger Aue (s. Foto 7). Sofern Maßnahmen zum Erhalt der Naturdenkmale erforderlich sind, sind diese in Tab. 24 aufgeführt.

5.5 Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 28 NNatG)

Anwendungsmöglichkeiten: Landschaftselemente wie Bäume, Hecken und Wasserläufe können als Geschützte Land- schaftsbestandteile (GLB) ausgewiesen werden, “wenn sie 1. das Orts- oder Landschaftsbild beleben oder gliedern, 2. zur Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes beitragen oder 3. das Kleinklima verbessern oder schädliche Einwirkungen abwehren.” (§ 28 NNatG)

116 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

Foto 7 Flatterulme westlich Brand (Naturdenkmalvorschlag 9D1)

117 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. 24 Naturdenkmale nach § 27 NNatG – Bestand und Planungsvorschlag

Amtliche Nr. Bezeichnung Lage/Ortsteil Kurzbeschreibung, bei Bäumen Schutzzweck Erforderliche Schutz-, Stammdurchmesser in cm Pflege- und Entwick- lungsmaßnahmen ND-H 83 Bronzezeitliches Liethe Westlich der K 333 zwischen Blume- Erhalt wegen Selten- Hügelgrab, ge- nau und Liethe gelegene, baumbe- heit (Alter) und Schön- nannt „Galgen- standene Anhöhe mit Hügelgrab; Be- heit (landschaftsbild- berg“ wuchs aus Robinie, Eiche, Hainbuche, prägende Wirkung) Buche, Birke ND-H 89 Mammutbaum in Blumenau Altbaum (Ø ca. 185), Relikt eines alten Erhalt wegen Selten- Konkurrierender Ahorn Blumenau Parkes, Privatgrundstück heit (Alter) und Schön- sollte innerhalb der nächs- heit (ortsbildprägende ten 3 Jahre gefällt werden Wirkung) ND-H 99 Hainbuche an Wunstorf Altbaum (Ø ca. 140) in der Südwest- Erhalt wegen Selten- der Alten Südaue ecke des Gartens der alten Stadtschu- heit (Alter) und Schön- le heit (ortsbildprägende Wirkung) ND-H 149 2 Findlinge, so- Steinhude/ 2 Findlinge an dem südlichen Wald- Erhalt aufgrund der Überprüfung und Sicherung genannte „Zwil- Wunstorf rand des Hohenholzes besonderen naturhisto- lingssteine“ rischen Bedeutung (Natur- und Heimat- kunde, Seltenheit) 9D1 Flatterulme Niengraben Markanter Altbaum (Ø ca. 166) in der Erhalt wegen Selten- westl. Brand Niederung der Rodenberger Aue heit (Alter) und Schön- heit (landschaftsbild- prägende Wirkung)

Im Unterschied zu den Naturdenkmalen kann – neben Einzelobjekten – auch eine Vielzahl von Objekten der gleichen Art nach § 28 NNatG geschützt werden, z. B. über eine Baum- schutzsatzung. Während bei Naturdenkmalen der Erhalt herausragender Einzelschöpfungen der Natur im Vordergrund steht, bezweckt § 28 NNatG vornehmlich die Sicherung von Ele- menten, die landschaftstypisch sind. Geschützte Landschaftsbestandteile können sowohl von der Region – Untere Naturschutzbe- hörde – per Verordnung als auch von der Gemeinde in Form einer Satzung ausgewiesen wer- den. Die Gemeinde ist zuständig für den im Zusammenhang bebauten Bereich, die Region für den Außenbereich; jedoch ist auch hier die Gemeinde zuständig, solange und soweit die Region keine entsprechenden Anordnungen trifft. Geschützte Landschaftsbestandteile stellen demnach eine wichtige Handlungsmöglichkeit der Gemeinde und damit auch der Stadt Wunstorf dar, Naturschutzziele über eine Schutzob- jektsausweisung zu manifestieren. Die Verordnung bzw. Satzung eines Geschützten Landschaftsbestandteils untersagt bestimm- te Handlungen, die diesen schädigen, gefährden oder verändern. Ferner besteht die Möglich- keit, den Nießbraucher zu Ersatzpflanzungen zu verpflichten.

Situation im Stadtgebiet: Aktuell existiert im Stadtgebiet Wunstorf kein Geschützter Landschaftsbestandteil. Der Landschaftsrahmenplan schlägt zahlreiche Flächen und Objekte als Geschützte Land- schaftsbestandteile vor. Diese Vorschläge werden im Rahmen des Landschaftsplanes über- wiegend aufgegriffen, z. T. modifiziert und ergänzt. Für solche Landschaftselemente wird eine Einzelausweisung als Geschützter Landschafts- bestandteil als notwendig erachtet, die landschaftstypisch und in ihrer Ausprägung (bezogen auf das Stadtgebiet) von überdurchschnittlicher Qualität sind. Als ein Beispiel sei die Hain- buchen-Baumreihe bei Stiefelholz geannt (s. Titelblatt, Foto 4, unten rechts) Im Vordergrund

118 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte bei der Auswahl steht i. d. R. die Bedeutung dieser Elemente für das Landschaftsbild oder als Vernetzungselement innerhalb des Biotopverbundsystems. Diese Vorschläge beziehen sich mit einer Ausnahme lediglich auf Bereiche außerhalb beste- hender Landschaftsschutzgebiete; es wird davon ausgegangen, dass die Elemente innerhalb bestehender LSG über die jeweilige Verordnung ausreichend geschützt sind. Für das Stadtgebiet werden 23 GLB zur Ausweisung vorgeschlagen. Überwiegend handelt es sich um Gehölzbestände, z. T. auch um Gewässer und Feuchtbiotope (s. Tab. 25). Tab. 25 Geschützte Landschaftsbestandteile nach § 28 NNatG –Planungsvorschläge

Nr. Gebiets- Größe* Kurzbeschreibung/ wichtige Be- Vorhan- Schutzzweck Erforderliche Pfle- name reiche dener ge- und Entwick- Schutz- lungsmaßnahmen status 3G1 Lindenallee 1540 m Alte, überwiegend geschlossene z.T. LSG Sicherung des Gehölzbestan- Nach- bzw. Ergän- östl. Luthe Lindenallee an der des zur Belebung und Gliede- zungspflanzungen in Schloss Ricklinger Straße, Bedeu- rung des Orts- und Land- Teilbereichen tung für das Landschaftsbild (mar- schaftsbildes, Sicherung der kiert die Terrassenkante der Leine- Bedeutung als Leitlinie für aue); wichtige Leitlinie für Fleder- Fledermäuse mäuse zwischen Luthe und Güm- merwald 4G1 Sandgrube 4,5 ha Durch Sandabbau entstandene Bio- z.T. § 28a Sicherung der Sandabbau- Abschieben von am Flug- topfläche mit teilweise nährstoffar- stelle mit nährstoffarmen Oberboden und Ent- platz men Feucht-, Nass- und Trocken- Feucht-, Nass- und Trocken- kusselung von Teil- standorten und entsprechenden Vor- standorten und teilweise offe- bereichen in mehr- kommen gefährdeter Pflanzen- und nen Böden in seiner Bedeu- jährigem Turnus; Tierarten/ A+L:4.1 tung für gefährdete Pflanzen- Aufstellen eines und Tierarten Pflegekonzepts 4G2 Baggersee 8,8 ha Naturnah eingewachsenes, als – Sicherung und Entwicklung Keine Intensivierung südwestl. Fischteich genutztes Abbaugewäs- des Stillgewässers und seiner der fischereilichen Luthe ser mit teilweise flachen Ufern, Ufer- Ufer als Lebensstätte gewäs- Nutzung; Sicherung röhricht, Staudenfluren und Gebü- serbezogener Tier- und Pflan- offener Uferpartien schen, Vorkommen gefährdeter zenarten durch Entkusselung Lurcharten/ von Teilbereichen in A+L:4.5 mehrjährigem Tur- nus 4G3 Baumreihe 570 m Alte, ehemals geschneitelte Hainbu- – Erhaltung des Gehölzbestan- am Stiefel- chenreihe, im Nordostabschnitt in des zur Belebung und Gliede- holz jüngerer Zeit Ergänzungspflanzung rung des Landschaftsbildes aus Hainbuchen 5G1 Baggersee 10,1 ha Naturnah eingewachsenes, als – Sicherung und Entwicklung Keine Intensivierung nördl. Fischteich genutztes Abbaugewäs- des Stillgewässers und seiner der fischereilichen Wunstorf ser mit überwiegend steilen Ufern, Ufer als Lebensstätte gewäs- Nutzung; Sicherung Ruderalfluren und Gebüschen, Am- serbezogener Tier- und Pflan- offener Uferpartien phibien-Laichgewässer/ zenarten durch Entkusselung A+L:5.4 von Teilbereichen in mehrjährigem Tur- nus 5G2 Cronsboste- 1,1 ha Kleinflächiger Buchen-Eichen-Wald – Sicherung eines naturnahen Beseitigung und ler Holz am Ortseingang Cronsbostel Laubwaldes zur Belebung Abtransport abgela- und Gliederung des Orts- und gerten Mülls, Ver- Landschaftsbildes und als hinderung zukünfti- Lebensraum für Pflanzen- ger Müllablagerung und Tierarten 5G3 Feuchtbio- 0,4 ha Naturnahes, nährstoffreiches Klein- z.T. § 28a Sicherung eines kleinflächi- Entkusselung von top nördl. gewässer mit angrenzendem Seg- gen Feuchtbereichs mit Ge- Teilbereichen nach Mesmerode gen-, Binsen- und Staudensumpf hölzbestand in seiner land- Bedarf sowie Erlenbestand, Lebensraum schaftsgliedernden Funktion gefährdeter Lurcharten/ sowie als Beitrag zur Leis- A+L:5.6 tungsfähigkeit des Natur- haushaltes (insbes. als Am- phibienlaichgewässer)

119 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

5G4 Baumallee 620 m Teilweise alte, überwiegend ge- – Sicherung und Entwicklung Nach- bzw. Ergän- „An der schlossene Baumallee an der Straße des Gehölzbestandes zur zungspflanzungen in Trift“ „An der Trift“, bestehend aus älteren Belebung und Gliederung des Teilbereichen, mittel- Pappeln (westseitig) und jüngeren Orts- und Landschaftsbildes, bis langfristig Ersatz Laubbäumen (Hainbuche, Erle, A- Sicherung der Bedeutung als der Pappeln durch horn; ostseitig); Bedeutung für das Leitlinie für Fledermäuse standortheimische Landschaftsbild als weithin sichtba- Laubbäume res Strukturelement; wichtige Leitli- nie für Fledermäuse zwischen Stein- hude und Hohenholz 5G5 Robinienal- 1150 m Alte, geschlossene Robinienallee an – Sicherung des Gehölzbestan- lee nördl. der K 346 nördlich Bokeloh, hohe des zur Belebung und Gliede- Bokeloh Bedeutung für das Landschaftsbild rung des Landschaftsbildes als weithin sichtbares Strukturele- ment in der ausgeräumten Acker- landschaft 5G6 Baumreihe 675 m Geschlossene Baumreihe an dem – Sicherung des Gehölzbestan- Nach- bzw. Ergän- südl. Altens- Feldweg zwischen Altensruh und des zur Belebung und Gliede- zungspflanzungen in ruh dem Baggersee an der Hagenburger rung des Landschaftsbildes, Teilbereichen Straße, bestehend aus älteren Ahor- Sicherung der Bedeutung als nen; Bedeutung für das Land- Leitlinie für Fledermäuse schaftsbild als strukturierendes Landschaftsbildelement; wichtige Leitlinie für Fledermäuse zwischen Wunstorf und Hohenholz 5G8 Baumallee 1110 m Alte, überwiegend geschlossene – Sicherung des Gehölzbestan- Nach- bzw. Ergän- an der Lindenallee an der K 334 südlich des zur Belebung und Gliede- zungspflanzungen in K 334 Stiefelholz; Bedeutung für das Land- rung des Landschaftsbildes Teilbereichen schaftsbild als strukturierendes Landschaftsbildelement 6G1 Alte Südaue 1430 m Überwiegend naturferner Bachlauf z.T. § 28a Sicherung und Entwicklung Sicherung bzw. Ent- im Wunstor- im Ortskern Wunstorfs; potentiell des Wasserlaufes mit alten wicklung von Rand- fer Stadtge- wichtige Verbindungsfunktion für Gehölzbeständen zur Bele- streifen, behutsame biet Flora und Fauna und wichtige orts- bung und Gliederung des Entfernung von Ufer- bildstrukturierende und –belebende Ortsbildes sowie zur Gewähr- befestigungen, Si- Wirkung leistung der Verbindungsfunk- cherung der natur- tion für Flora und Fauna nahen Gehölzbe- stände, Ergänzungs- pflanzungen 7G1 Baumreihen 990 m Zwei von Nord und Nordost auf Gut – Sicherung und Entwicklung Nach- bzw. Ergän- bei Düen- Düendorf zulaufende, weitgehend eines älteren Baumbestandes zungspflanzungen in dorf (2) geschlossene Baumalleen an Feld- zur Belebung und Gliederung Teilbereichen, mittel- wegen, überwiegend ältere Linden des Landschaftsbildes sowie bis langfristig Ersatz bzw. Robinien; Bedeutung für das zum Erhalt seiner Bedeutung der Robinien durch Landschaftsbild als strukturierendes für Arten und Lebensgemein- standortheimische Landschaftsbildelement; wichtige schaften Laubbäume Leitlinie für Fledermäuse zwischen Wunstorf und Düendorfer Wald 7G2 Holt- 1130 m Bachlauf südwestlich von Luthe mit – Sicherung und Entwicklung Renaturierung, maschgra- z.Z. überwiegend naturfernen Struk- des Wasserlaufes zur Bele- Pflanzung von Ufer- ben turen und vereinzelten Ufergehölzen; bung und Gliederung des gehölzen potentiell wichtige Verbindungsfunk- Landschaftsbildes sowie zur tion für Flora und Fauna zwischen Gewährleistung der Verbin- Luther Genossenschaftsforst und dungsfunktion für Flora und Leineaue (z.B. Fledermäuse) sowie Fauna wichtige landschaftsbildstrukturie- rende Wirkung 8G1 Mergelgru- 26,0 ha z.Z. ruhender Mergelabbau mit ho- z.T. § 28a Sicherung der Mergelkuhle Entkusselung von be hen, z.T. offenen Steilwänden, Tüm- mit Feucht-, Nass- und Tro- Teilbereichen nach peln und Offenbodenbereichen, ckenstandorten und teilweise Bedarf; Kalkmagerrasen, Ruderalfluren und offenen Böden in seiner Be- Aufstellen eines Sukzessionsgebüschen; hohe Be- deutung für gefährdete Pflan- Pflegekonzepts; deutung für gefährdete Pflanzen- zen- und Tierarten nach Abbauende ist und Tierarten (Lurche, Reptilien, eine Fortsetzung des Vögel, Libellen)/ Abpumpens mit Hilfe A+L:8.4 regenerativer Ener- gien erforderlich 8G2 Gehölzstrei- 1,9 ha Naturnaher Gehölzbestand längs – Sicherung des Gehölzbestan- fen an der des ehemaligen Transportbands des und der Staudenfluren Mergelgru- zum Zementwerk, überwiegend be- zur Belebung und Gliederung be stehend aus Weiden und Weißdorn, des Landschaftsbildes sowie randlich mit Ruderal- und Saumge- in seiner Bedeutung für ge- sellschaften; Bedeutung für gefähr- fährdete Pflanzen- und Tierar- dete Tier- und Pflanzenarten und ten (Leistungsfähigkeit des wichtige landschaftsbildstrukturie- Naturhaushaltes) rende Wirkung/ A+L:8.5

120 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

8G3 Feldgehölz 2,5 ha Biotopkomplex aus Sukzessionsge- – Sicherung des Gehölzbestan- Aushagerungsmahd östl. Kolen- büsch (Weidenarten, Weißdorn) und des und der Staudenfluren in Teilbereichen feld Staudenfluren innerhalb ausgeräum- zur Belebung und Gliederung ter Agrarlandschaft, wichtiges Ver- des Landschaftsbildes sowie netzungselement für Tier- und Pflan- in seiner Bedeutung für ge- zenarten, landschaftsbildstrukturie- fährdete Pflanzen- und Tierar- rende Wirkung/ ten (Leistungsfähigkeit des A+L:8.6 Naturhaushaltes) 8G4 Feuchtbe- 0,9 ha Überwiegend feuchter Biotopkom- z.T. § 28a Sicherung eines kleinflächi- Entkusselung von reich nördl. plex mit Seggenried, Ruderalflur, gen Feuchtbereichs mit Ge- Teilbereichen nach Kolenfeld Weidengebüsch und Birkenbestand, hölzbestand in seiner land- Bedarf wichtiges Vernetzungselement für schaftsgliedernden Funktion Tier- und Pflanzenarten/ sowie als Beitrag zur Leis- A+L:8.6 tungsfähigkeit des Natur- haushaltes 8G5 Feldhecke 730 m Feldhecke am Wegrand innerhalb – Sicherung des Gehölzbestan- östl. Kolen- ausgeräumter Agrarlandschaft mit des zur Belebung und Gliede- feld landschaftsbildprägender Wirkung rung des Landschaftsbildes sowie in seiner Bedeutung für Pflanzen- und Tierarten (Leis- tungsfähigkeit des Natur- haushaltes) 8G6 Feldhecke 1200 m Feldhecke am Wegrand innerhalb – Sicherung des Gehölzbestan- Nach- bzw. Ergän- südl. Kolen- ausgeräumter Agrarlandschaft mit des zur Belebung und Gliede- zungspflanzungen in feld Bedeutung für Pflanzen und Tierar- rung des Landschaftsbildes Teilbereichen ten (Vögel) und landschaftsstruktu- sowie in seiner Bedeutung für rierender Wirkung Pflanzen- und Tierarten (Leis- tungsfähigkeit des Natur- haushaltes) 8G7 Südaue 4,3 ha Gewässerabschnitt südlich Kolenfeld – Sicherung und Entwicklung Renaturierung, er- südl. Kolen- mit z.Z. überwiegend naturfernen des Wasserlaufes mit Uferge- gänzende Pflanzung feld Strukturen und lückigem Baumbe- hölzen zur Belebung und von Ufergehölzen stand, der den Gewässerverlauf Gliederung des Landschafts- markiert; potentiell wichtige Verbin- bildes sowie zur Gewährleis- dungsfunktion für Flora und Fauna tung der Verbindungsfunktion sowie wichtige landschaftsbildstruk- für Flora und Fauna turierende Wirkung 9G1 Brandwie- 2,4 ha Biotopkomplex mit naturnahen Klein- üw. § 28a, Sicherung eines Feuchtbe- Erhalt des Nass- sen gewässern, Nassgrünland, Brache- LSG reichs mit Kleingewässern, grünlands durch stadien und Gehölzstrukturen; hohe Nassgrünland und Gehölz- einmalige Mahd pro Bedeutung für gefährdete Pflanzen- strukturen in seiner land- Jahr (Spätsommer) und Tierarten (Lurche, Heuschre- schaftsgliedernden Funktion mit Abtransport des cken, Vögel)/ sowie als Lebensraum ge- Mahdguts A+L:9.4, Teil eines Bereiches mit fährdeter Tier- und Pflanzen- sehr hoher Bedeutung für das Land- arten schaftsbild 9G2 Gehölzstrei- 563 m 2 Feldhecken an Wegrändern mit – Sicherung des Gehölzbestan- Erhalt von Saum- fen östl. Bedeutung für Pflanzen- und Tierar- des und der Saumstrukturen strukturen durch Idenser- ten (Vorkommen gefährdeter Pflan- zur Belebung und Gliederung gelegentliche Mahd moor (2) zenarten, wichtige Leitlinie für Fle- des Landschaftsbildes sowie von Randbereichen dermausarten zwischen Idenser in seiner Bedeutung für ge- (Spätsommer), Ab- Moor und Haster Wald) und mit land- fährdete Pflanzen- und Tierar- transport des Mahd- schaftsbildstrukturierender Wirkung/ ten (Leistungsfähigkeit des guts A+L:9.11 Naturhaushaltes) 9G3 Osterriehe 1120 m Bachlauf südlich der K 340 bei Iden- – Sicherung und Entwicklung Renaturierung, bei sen mit z.Z. überwiegend naturfer- des Wasserlaufes zur Bele- Pflanzung von Ufer- Niengraben nen Strukturen und vereinzelten bung und Gliederung des gehölzen Ufergehölzen; potentiell wichtige Landschaftsbildes sowie zur Verbindungsfunktion für Flora und Gewährleistung der Verbin- Fauna sowie wichtige landschafts- dungsfunktion für Flora und bildstrukturierende Wirkung Fauna

5.6 Besonders geschützte Biotope (§ 28a NNatG)

Anwendungsmöglichkeiten: Im Gegensatz zu den vorgenannten Schutzkategorien, die nur über Verordnungen bzw. Sat- zungen realisiert werden können, gewährt der § 28a NNatG den dort näher bestimmten Bio- topen einen Schutz unmittelbar auf Grundlage des Gesetzes ohne gesonderte Ausweisung. (Genauere Erläuterungen der Besonders geschützten Biotope enthält der “Kartierschlüssel für

121 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Biotoptypen in Niedersachsen” des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie; DRACHEN- FELS 1994.) Über die Besonders geschützten Biotope wird bei der Stadt Wunstorf als Untere Naturschutzbehörde ein Verzeichnis nach § 31 NNatG geführt. Geschützt werden über den § 28a NNatG solche Biotope, die naturnahe Lebensräume feuch- ter oder nasser bzw. trockener Extremstandorte darstellen. Verboten sind alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonst erheblichen Beeinträchti- gung des sogenannten § 28a-Biotops führen können; dieses Verbot gilt laut Gesetz unabhän- gig von der Aufnahme des Besonders geschützten Biotops in das Verzeichnis nach § 31 NNatG.

Situation im Stadtgebiet: Im Rahmen der Bestandsaufnahme für den Landschaftsplan wurde außerhalb der bestehen- den Naturschutzgebiete eine Vielzahl Besonders geschützter Biotope festgestellt (insgesamt ca. 80 Stck.). Die erfassten Biotope wurden mit dem gültigen Verzeichnis, das zu diesem Zeitpunkt noch vom Landkreis geführt wurde, abgeglichen. Es zeigte sich, dass der überwie- gende Teil der erfassten Biotope im Verzeichnis nach § 31 NNatG aufgeführt ist, dass einige Biotope in das Verzeichnis neu aufzunehmen sind und dass einige bereits verzeichnete Bio- tope – zumindest in Teilbereichen – inzwischen den Status als § 28a-Biotop verloren haben (überwiegend aufgrund von Sukzession, z.T. auch aufgrund von Nutzungsintensivierung). Eine Überprüfung aller § 28 a-Biotope im Stadtgebiet Wunstorf steht noch aus. Bei den Besonders geschützten Biotopen im Stadtgebiet Wunstorf handelt es sich über- wiegend um folgende Feuchtbiotoptypen: • Sümpfe und Röhrichte, einschließlich der Verlandungsbereiche stehender Gewässer • seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen • naturnahe Bach- und Flussabschnitte • naturnahe Teiche und Tümpel (Kleingewässer) • Bruch- und Sumpfwälder sowie Sumpfgebüsche. Dazu kommen einige wenige Trockenbiotope, nämlich Magerrasen auf Sand sowie – im Be- reich der Mergelgrube – auch Kalkmagerrasen. Eine vollständige Übersicht über alle im Stadtgebiet Wunstorf vorkommenden Biotoptypen. Die dem Schutz nach § 28a unterliegen, bietet Tab. 2. Insbesondere zur Erhaltung der Nasswiesen und Magerrasen, teilweise auch bei gehölzfreien Niedermoortypen (Sümpfe und Röhrichte) sind regelmäßige Pflegemaßnahmen (oder die Beibehaltung der bisherigen extensiven Nutzung) bzw. sporadische Entkusselungen erforder- lich, um das Aufkommen von Gehölzen zu begrenzen und somit die Sukzession zu Gebüsch- und Waldbeständen zu verhindern. Eine Übersicht über alle im Stadtgebiet festgestellten geschützten Biotoptypen gibt Tabelle 2.

122 Kapitel 5 Schutzgebiete- und -objekte

5.7 Besonders geschütztes Feuchtgrünland (§ 28b NNatG)

Anwendungsmöglichkeiten: Auch der § 28b NNatG gewährt den dort näher bestimmten Typen des Feuchtgrünlands einen Schutz unmittelbar auf Grundlage des Gesetzes ohne gesonderte Ausweisung. (Genauere Er- läuterungen zu den verschiedenen Typen des besonders geschützten Feuchtgrünlands enthält der “Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen” des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie; DRACHENFELS 1994.) Über das Besonders geschützte Feuchtgrünland wird bei der Stadt Wunstorf als Untere Naturschutzbehörde ein Verzeichnis nach § 31 NNatG geführt. Verboten sind alle Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonst erheblichen Beeinträchti- gung des sogenannten § 28 b-Biotops führen können; dieses Verbot gilt laut Gesetz unabhän- gig von der Aufnahme des Besonders geschützten Feuchtgrünlands in das Verzeichnis nach § 31 NNatG.

Situation im Stadtgebiet: Im Rahmen der Bestandsaufnahme für den Landschaftsplan wurden außerhalb der bestehen- den Naturschutzgebiete mehrere geschützte Feuchtwiesen festgestellt (insgesamt ca. 10 Stck.). Die erfassten Biotope wurden mit dem Verzeichnis nach § 31 NNatG abgeglichen. Es zeigt sich, dass einige Feuchtgrünlandflächen in das Verzeichnis neu aufzunehmen sind. Eine Überprüfung aller § 28 b-Biotope im Stadtgebiet Wunstorf steht noch aus. Bei dem Besonders geschützten Feuchtgrünland im Stadtgebiet Wunstorf handelt es sich um folgende Grünlandtypen (s. auch Tab. 2): • Sumpfdotterblumenwiesen • Flutrasen. Sumpfdotterbumenwiesen finden sich v. a. in der Steinhuder Meerniederung (Landschafts- räume 1 und 2), Flutrasen kommen schwerpunktmäßig im Überschwemmungsgebiet der Lei- ne (Landschaftsraum 3) vor. Zur Erhaltung der Feuchtwiesen und Flutrasen sind die Beibehaltung extensiver Nutzung bzw. eine entsprechende regelmäßige Pflege erforderlich. Eine Übersicht über alle im Stadtgebiet festgestellten geschützten Feuchtgrünlandtypen gibt Tabelle 2.

123

6 Kompensationsflächenkonzept Die Möglichkeiten der Kommune, durch die systematische und gezielte Auswahl und Ent- wicklung von Kompensationsflächen Ziele des Naturschutzes umzusetzen, sind im Hand- lungskonzept (s. Kap. 4.3.2) vom Grundsatz her dargestellt worden. Der Begriff Kompensa- tionsfläche wird im Landschaftsplan wie folgt verwandt: Eine Kompensationsfläche ist in besonderem Maße für eine Aufwertung von Natur und Land- schaft durch Maßnahmen des Naturschutzes, die als Ausgleich für Eingriffe in den Natur- haushalt und in das Landschaftsbild erforderlich werden können, geeignet. Es sind somit i.d.R. Flächen, die in ihrem heutigen Zustand von nur geringer oder sogar ne- gativer Bedeutung für den Naturschutz sind, die aber bei Umsetzung bestimmter Maßnah- men, z. B. aufgrund ihres Standortpotentials oder ihrer Lage, hohe Bedeutung bekommen können. Auch kleinflächige linienhafte oder punktförmige Naturschutzmaßnahmen (z. B. Anpflan- zung von Hecken, Anlage von Feldgehölzen oder Kleingewässern) können sinnvolle Kom- pensationsmaßnahmen darstellen. Im Rahmen des Kompensationsflächenkonzepts wird aber – der Maßstabsebene des Landschaftsplanes entsprechend – auf flächenhafte Maßnahmen abgestellt. Der Gesamtumfang der Kompensationsflächen sollte den mittelfristigen Bedarf deutlich übersteigen, damit kein Anstieg der Bodenpreise provoziert wird. Folgende grundsätzliche Anforderungen sind an die Kompensationsflächen zu richten: 1. Sie müssen mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung und den Zielen der Raum- ordnung vereinbar sein. (§1a(3),2 BauGB) 2. Sie müssen gemäß der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege aufwertungs- fähig und -bedürftig sein. 3. Sie müssen in ein flächendeckendes räumliches Zielkonzept des Naturschutzes integrier- bar sein. 4. Sie sollten in ihrer Gesamtheit Kompensationsmöglichkeiten bezüglich aller Schutzgüter des Naturschutzes und bezüglich des Landschaftsbildes bieten. 5. Sie sollten in ihrer Gesamtheit bezüglich räumlicher Lage, Standorteigenschaften und Zielzustände vielfältig sein, so dass sie zur Kompensation unterschiedlichster Eingriffe geeignet sind. zu 1.: Es ist zu vermeiden, dass Kompensationsmaßnahmen dort getroffen werden, wo städ- tebauliche oder sonstige bauliche Entwicklungsabsichten bestehen, so dass eine spätere Überbauung zu befürchten und eine ungestörte Entwicklung der Kompensationsfläche nicht gewährleistet ist. Die Kompensationsflächen werden deshalb dort plaziert, wo der gültige Flächennutzungsplan keine städtebauliche Entwicklung vorsieht und wo auch darüber hinaus keine Planungsabsichten der Stadt entgegenstehen. Zudem wurde geprüft, inwieweit divergierende Aussagen des Regionalen Raumord- nungsprogrammes bestehen. Divergenzen gibt es bezüglich folgender Darstellungen des RROP:

125 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

• Kleinflächig gibt es in wenigen Fällen Überschneidungen mit “Flächen zur Vergröße- rung des Waldanteils”, in denen das Leitbild des Landschaftsplanes keine Waldentwick- lung vorsieht. • In mehreren Fällen finden sich Überschneidungen mit großräumigen “Vorsorgegebieten für die Landwirtschaft”, wobei zumeist eine überlagernde Darstellung mit einem Vor- ranggebiet oder einem Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft betroffen ist. Da in den letztgenannten Fällen fast durchweg Grünland als Zielzustand angestrebt wird, ist eine Unvereinbarkeit mit den Zielen der Raumordnung nicht gegeben. zu 2.: Generell kann auf allen Flächen, die intensiver landwirtschaftlicher Nutzung unterlie- gen (Acker, Intensivgrünland), von einem Aufwertungspotential ausgegangen wer- den, wenn eine Dauervegetation (Extensivgrünland, Sukzessions- und Waldbestände) entwickelt wird. In besonderem Maße ist dies auf extrem feuchten oder trockenen Bö- den zu erwarten. Feucht- und Trockenstandorte sind deshalb aus den Standortkarten (Geologie, Böden, potentiell natürliche Vegetation) herausgearbeitet und als eine we- sentliche Grundlage für die Auswahl von Kompensationsflächen herangezogen worden (s. u.). Aufwertungsbedürftig sind Flächen generell dann, wenn der heutige Zustand dem Leitbild der Landschaftsentwicklung (s. Karte 6) nicht entspricht. Aufwertungsbe- dürftig können auch und gerade Flächen innerhalb “wichtiger Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften” sein, wenn diese aufgrund intensiver Nutzung zu Beeinträchti- gungen innerhalb des wichtigen Bereiches führen, wenn sie die hier oftmals vorhande- nen besonderen Standortbedingungen für naturnahe und seltene Lebensgemeinschaften nicht optimal nutzen oder wenn sie zur Abpufferung oder Arrondierung erforderlich sind. zu 3.: Grundlage für die besondere Entwicklungsbedürftigkeit ist aber v.a. das im Leitbild dargestellte lokale Biotopverbundsystem, in das die Maßnahmen integrierbar sein sollten (s. Kap. 4.2.1 und Karte 6). In das Leitbild sind die übergeordneten Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege, wie sie aus den europaweiten, Bundes- und Landes-Naturschutzprogrammen zu entwickeln sind und wie sie im Landschafts- rahmenplan des Landkreises dargestellt sind, bereits integriert (s. Karte 7: Vorgaben aus übergeordneter Sicht des Naturschutzes). zu 4.: Neben dem Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften sind auch die schutz- und ent- wicklungsbedürftigen Naturgüter Boden, Grund- und Oberflächengewässer, klima- tische Ausgleichsräume sowie das Landschaftsbild zu berücksichtigen. Böden mit Erosionsgefährdung sind zu schützen (Überschwemmungsgebiete, Bereiche mit Wind- erosionsgefährdung), Flächen mit Bedeutung für die Grundwassererneuerung und den Trinkwasserschutz sind durch Dauervegetation vor Schad- und Nährstoffeinträgen zu schützen, naturferne Fließgewässerabschnitte sind zu renaturieren, klimatische Aus- gleichsräume in ihrer Funktion zu bewahren sowie Bereiche mit beeinträchtigtem oder verarmtem Landschaftsbild zu entwickeln. zu 5.: Kompensationsflächen sollten in allen Landschaftsräumen (s. Abb. 2b) vertreten sein. Es sollen unterschiedliche Zielzustände wie Feucht- und Nassgrünland, Mager- rasen und naturnaher Laubwald auf nassen, feuchten, frischen und trockenen Standor- ten angestrebt werden, damit möglichst nah am zukünftigen Eingriffsort möglichst adä- quate Ausgleichsmaßnahmen entwickelt werden können. Aus den genannten grundsätzlichen Anforderungen an die Kompensationsflächen können folgende Kriterien zur Auswahl möglicher Kompensationsflächen abgeleitet werden:

126 Kapitel 6 Kompensationsflächenkonzept

1. Standorte mit Entwicklungspotential: feuchte bis nasse Niedermoor-, Hochmoor-, Auen- und Gley-Böden (a); trockene, nährstoffarme Sandböden (Podsol, Podsol-Ranker) (b) 2. Böden mit großer bis sehr großer Winderosionsgefährdung 3. Bereiche mit gefährdetem und zu schützendem Grundwasser • Trinkwasserschutzgebiete (a) • Bereiche mit hoher Bedeutung für die Grundwassererneuerung (b) • Bereiche mit mittlerer Bedeutung für die Grundwassererneuerung bei gleichzeitiger Ge- fährdung (geringe Deckschichten u./o. hohe Nitratauswaschungsgefährdung) (c) 1. Naturferne, mit Priorität zu renaturierende Fließgewässerabschnitte (Westaue, Südaue) 2. Überschwemmungsgebiete 3. Schwerpunkträume des Arten- und Biotopschutzes 4. Potentielle Weißstorch-Nahrungsflächen 5. Wichtige Vernetzungslinien (Ausbreitungskorridore von Tier- und Pflanzenarten) 6. Bereiche, in denen eine Aufwertung des Landschaftsbildes möglich und vordringlich ist

127 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. 26 Kompensationsflächen

128 Kapitel 6 Kompensationsflächenkonzept

In der Plankarte (Karte 10) sind die nach diesen Kriterien ausgewählten Kompensationsflä- chen mit den jeweiligen Zielzuständen dargestellt. In Tabelle 26 sind die Kompensationsflä- chen vollständig aufgeführt. Über die jeweiligen Kennnummern ist die Zuordnung zur Kar- tendarstellung gewährleistet. Die zur Auswahl führenden Kriterien sowie die Lage in Schutz- gebieten werden jeweils aufgeführt und die Flächengröße angegeben. Der heutige Zustand sowie der Zielzustand werden entsprechend dem Kartierschlüssel des NLÖ (DRACHENFELS 1994) angegeben und nach Arbeitshilfe des Nds. Städtetags (1996) bewertet, so dass die mögliche Wertsteigerung erkennbar wird. Zudem werden die Maßnahmen knapp angespro- chen, die erforderlich sind, um den jeweiligen Zielzustand zu erreichen. Es gelten sinngemäß die Erläuterungen zu den Maßnahmen in Kap. 7.

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7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Die in den fachlich erforderlichen Schutzgebieten und -objekten (vgl. Karten 8 u. 10) zu er- greifenden Maßnahmen sind in den Tabellen der Kap. 5.2 bis 5.5 sowie 6 (Kompensations- flächen) jeweils aufgeführt, so dass eine detaillierte Darstellung einzelner Maßnahmen hier entfallen kann. Die in Kap. 5.2 bis 5.5 sowie Kap. 6 getroffenen Aussagen sollen aber hier zusammenfassend ökosystemtypbezogen dargelegt und erläutert werden, soweit das erforder- lich ist (s. Kap. 7.1). Erforderliche Maßnahmen außerhalb von Schutzgebieten und -objekten werden in Kap. 7.2 und 7.3 dargestellt. Maßnahmen, die aufgrund des besonderen Artenschutzes erforderlich sind, sind in Kap. 7.4 aufgeführt.

7.1 Maßnahmen für schutzwürdige Teile von Natur und Landschaft Die im folgenden genannten Maßnahmen sind schwerpunktmäßig innerhalb von Schutzge- bieten und -objekten umzusetzen. Darüber hinaus kommen auch Kompensationsbereiche au- ßerhalb von Schutzgebieten in Betracht (s. Kap. 6). Die Umsetzung bedarf z. T. besonderer behördlicher Erlaubnisse und i. d. R. einer Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde. Im Folgenden werden die erforderlichen Maßnahmen, bezogen auf die Hauptbiotoptypen, er- läutert.

7.1.1 Grünland Generell kommt im Stadtgebiet Wunstorf dem Erhalt und der möglichst extensiven Nutzung von Grünland sehr hohe Bedeutung für den Naturschutz zu. Auf absoluten Grünlandstand- orten ist die Rückumwandlung von Acker in Grünland erforderlich. Da intensive Grünland- nutzung vielfach mit den Belangen des Arten- und Biotopschutzes, aber auch mit denen des Ressourcenschutzes kollidiert, ist in vielen Bereichen eine Extensivierung der Grünland- nutzung erforderlich. Die Entwicklung von Extensivgrünland auf bislang intensiv bewirt- schafteten Flächen hat als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme herausragende Bedeutung (s. Kap. 6). Grünlandextensivierung bzw. die Beibehaltung von Extensivgrünland ist notwendig • zur Sicherung und Entwicklung von Wiesenvogellebensräumen (Brut- und Rastgebiete) • auf Nahrungsflächen des Weißstorches (s. Kap. 7.4.2) • zur Sicherung und Entwicklung von Feuchtwiesenvegetation mit der daran gebundenen Kleintier- lebewelt, damit auch zum Erhalt der Besonders geschützten Biotope nach § 28 a und b • zum Boden- und Grundwasserschutz • zur Aufwertung des Landschaftsbildes (Kennzeichnung der Auen durch blütenreiche Wiesen) • zur Abpufferung im Sinne einer Vermeidung von Schad- und Nährstoffeinträgen (z. B. in Fließ- gewässer oder in Magerbiotope, z. B. am Hochmoorrand).

Es sind jeweils unterschiedliche Anforderungen zu stellen. Für den Wiesenvogelschutz sind eine zeitlich verzögerte Bewirtschaftung (nicht vor dem 15.6.) und eine stärkere Vernässung entscheidend. Zur Optimierung von Wiesenvogel-Lebensräumen liegt inzwischen eine Fülle

131 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf von Erkenntnissen vor, auf die hier nur verwiesen werden kann (KUSCHERT 1983, BEINTEMA 1986, WOIKE 1992). Für Bewirtschaftungsauflagen zum Zweck des Wiesenvogelschutzes können die im Pflege- und Entwicklungsplan Meerbruch festgelegten Maßnahmen eine wert- volle Orientierung darstellen (ALAND 1994). Zur Sicherung und Entwicklung von artenreicher (Feucht-)Wiesenvegetation mit der daran gebundenen Kleintierlebewelt sind darüber hinaus Einschränkungen der Düngung und Unter- lassung von Grünlandumbruch (auch zur Erneuerung der Grünlandnarbe) erforderlich. Ehe- malige Intensivgrünland- und Ackerflächen können nur dann eine wertvolle Wiesenvegetati- on entfalten, wenn sie vorher ausgehagert werden. Unter Aushagerung ist eine über mehrere Jahre (mind. 5 J.) währende zweischürige Sommermahd bei Abtransport des Mahdguts und Verzicht auf Düngung zu verstehen. Die erste Mahd sollte jahreszeitlich relativ früh erfolgen (Mitte bis Ende Mai), sofern keine avifaunistischen Ziele dagegen stehen. Nach der Phase der Aushagerung reicht in der Regel eine einschürige Mahd aus. Um Grünlandbrachen aufzuwerten, ist teilweise ein Pflegeschnitt erforderlich. Dieser ist je nach Erfordernis mit einer Aushagerung (s. o.) zu verbinden; in jedem Fall muss das Mahd- gut abtransportiert werden. Aus Gründen des Boden- und Grundwasserschutzes sowie zur Abpufferung empfindlicher Lebensräume sind v. a. Einschränkungen des Düngemittel- und Pestizideinsatzes erfor- derlich; insbesondere ist die Gülleausbringung einzuschränken oder zu unterlassen, sofern sie Nährstoffbelastungen in empfindlichen Lebenräumen (Hochmoore, Magerbiotope u. a.) bzw. im Grundwasser bewirken kann. Bei der Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen ist i.d.R. die Entwicklung artenreicher Feucht- und Nasswiesen (GF, GN) sowie sonstiger extensiv genutzter artenreicher Wiesen (GMF, GMA) erforderlich, um die angestrebte Aufwertung des Naturhaushalts zu erreichen.

7.1.2 Fließgewässer An natürlich entstandenen Bächen und Flüssen sind vielfach Maßnahmen zur Renaturierung erforderlich. Darunter wird in den Gebieten, die die fachlichen Voraussetzungen als NSG er- füllen, die Wiederentwicklung eines naturentsprechend mäandrierenden Verlaufs durch Rückbau von Uferbefestigungen und Ermöglichung von Eigendynamik – möglichst im ge- samten Bereich der Aue – verstanden (Rodenberger Aue). An der Leine steht der Erhalt des mäandrierenden Verlaufes und der naturentsprechenden Ufergestalt (Differenzierung in Prall- und Gleitufer) im Vordergrund. Um die natürliche Flussdynamik zu ermöglichen, sollten hier breite Gewässerschutzstreifen (vorgeschlagene Breite: 25 m) in öffentlichen Besitz über- führt werden. Außerhalb der Naturschutzkernbereiche ist Renaturierung zumeist nur als naturnahe Gestal- tung von Gewässerrandstreifen und eine Extensivierung der Unterhaltung vorgesehen. Auf- wendige Umbaumaßnahmen sind nur in Einzelfällen sinnvoll; ihnen sollte in jedem Fall eine detaillierte naturschutzorientierte Untersuchung der betroffenen Niederungsbereiche voraus- gehen. Ungenutzte oder extensiv gepflegte Gewässerrandstreifen an Fließgewässern sind auch zur Abpufferung – insbesondere gegenüber Nährstoffeintrag – und zur Vernetzung von Feuchtlebensräumen erforderlich; hierbei ist von einer Breite von beidseitig 5 m, an größeren Flüssen wie der Westaue auch von beidseitig 10 m auszugehen. Teilweise ist eine Mahd die- ser Streifen zweckmäßig, wenn das Mahdgut abtransportiert wird und somit Nährstoffe ent- zogen werden (vgl. oben zu Aushagerung). Die Entwicklung linienhafter, natur-

132 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen entsprechender Gehölzstrukturen (Weiden, Erlen, Eschen) am Gewässerverlauf ist aus ö- kologischer und landschaftsästhetischer Sicht i.d.R. sinnvoll. Durch Pflanzung von Gehölzen kann auch bei naturfernen Fluss- und Bachabschnitten eine Entwicklung zu naturentspre- chenden Sohl- und Uferstrukturen eingeleitet werden. Die Renaturierung umfasst i. allg. auch die Beseitigung von Fischhindernissen bzw. die Wie- derherstellung der Durchlässigkeit für die Fischfauna. Diese Maßnahmen sollten, soweit es möglich ist, die Verbesserung der Durchlässigkeit für alle aquatischen Lebewesen ein- schließen. Dies gilt für die Flüsse und Bäche des Fließgewässerschutzsystems (Leine, West- aue, Rodenberger Aue) mit Priorität und zudem für die Südaue als wichtiges Verbindungs- gewässer zu den aus dem Deister kommenden Bächen. Einen Überblick über Bauwerke, die die Durchlässigkeit stören (Sohlabstürze, Wehre, Düker u. Durchlassbauwerke) zeigt Karte 4. Die Renaturierung von Fließgewässern sollte durch entsprechende Gewässerentwicklungs- pläne (GEPl) vorbereitet werden. Diese Pläne beschreiben die erforderlichen Maßnahmen im Detail und sind eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Fördermitteln des Landes. Für das Stadtgebiet Wunstorf liegt ein entsprechender Plan für die Rodenberger Aue vor (AGWA 1995), in dem die West- und Südaue mit betrachtet werden. Wichtig ist auch eine naturschonende Gewässerunterhaltung. Sie sollte in entsprechenden Unterhaltungsrahmenplänen – abschnittsweise differenziert – festgelegt werden.

7.1.3 Stillgewässer Liegen intensiv genutzte Angelteiche in Gebieten, die die fachlichen Voraussetzungen als NSG erfüllen (z. B. im Bereich der Leineaue), so ist teilweise die Nutzungsaufgabe, zumin- dest aber eine Extensivierung der Angelnutzung erforderlich. Darunter ist insbesondere der Verzicht auf Besatz, Zufütterung, Düngung, Kalkung und Eingriffen in die Wasser- und U- fervegetation sowie die Minimierung von Trittschäden am Uferrand zu verstehen. Angelegte Fischteiche sind ggf. durch Uferabflachungen in ihrer ökologischen Funktion zu verbessern (“Renaturierung von Fischteichen”); teilweise ist es sinnvoll, unbelastetes Aus- hubmaterial in die Teichanlagen zurückzuverlagern und dadurch naturnahe Kleingewässer oder naturnahe Feuchtstellen zu initiieren (“Rückbau”). Dies sollte auch in Gebieten, die die Voraussetzungen als LSG erfüllen, möglich sein, soweit einzelne Teiche nicht mehr genutzt werden (z. B. im Bereich Idenser Teiche). Die Neuanlage von Stillgewässern ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll: so stellt z. B. in avi- faunistisch wertvollen Grünlandbereichen die Entwicklung temporärer Kleingewässer (“Blänken”) eine Aufwertung von Wiesenvogellebensräumen dar (Bereiche Steinhuder Meer – Niederung, Luther Leinetal). Eine gezielte Anlage naturnaher Tümpel kann auch für den Schutz spezieller Lurcharten, zur Aufwertung von Fledermaus-Jagdgebieten bzw. zur Ver- besserung der Nahrungsgrundlage für den Weißstorch sinnvoll sein (s. Kap. 7.4.2). Eine Reihe ökologisch wertvoller Kleingewässer (z. B. Abbaugewässer südlich Poggenha- gen, Teich am Stadtfeld) sind durch starken Gehölzaufwuchs in ihrer Funktion als Lebens- raum spezieller Pflanzen-, Libellen- und Lurcharten gefährdet, teilweise auch schon entwer- tet; der starke Laubfall trägt zudem zu einer Eutrophierung ehemalig nährstoffarmer Gewäs- ser bei. In diesen Fällen ist das Freistellen von Uferbereichen durch Entfernung von Gehöl-

133 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf zaufwuchs erforderlich. Aus Gründen des faunistischen Artenschutzes sind sonnenexponierte Nordufer bevorzugt freizustellen und in Flachuferbereiche umzuwandeln.

7.1.4 Hochmoore und gehölzfreie Niedermoore/Sümpfe Wesentliche Voraussetzung für den Erhalt und die Entwicklung eines Hochmoores ist die Wiedervernässung durch konsequente Rückhaltung des gesamten Niederschlagswassers (Aufhebung bzw. Verschluss aller Gräben). Zusätzlich sind zumeist Abholzungen und Ent- kusselungen erforderlich, um die verdunstungssteigernde Wirkung von Gehölzvegetation aufzuheben, und sind nach Möglichkeit ebene, horizontale Oberflächen herzustellen (vgl. EGGELSMANN 1987). Letzteres läßt sich großflächig nur in Torfgewinnungsgebieten errei- chen, will man nicht erhebliche Eingriffe in die bestehende Vegetation in Kauf nehmen. Erforderlich ist im Wunstorfer Moor aus der Sicht des Arten- und Biotopschutzes (insbeson- dere zum Erhalt vieler gefährdeter Faunenelemente, z. B. Reptilien) auch die Offenhaltung von Hochmoordegenerationsstadien. Sie kann durch sporadische Entkusselung erfolgen, durch gelegentliche Heidemahd oder auch durch Schafbeweidung. Die Heidebestände sollten zudem verjüngt werden, und zwar durch Abplaggen der Rohhumusauflagen. Gehölzfreie Niedermoorvegetation läßt sich dauerhaft i.allg. nur erhalten, wenn die Suk- zession über Feuchtgebüsch zu Bruchwald unterbunden wird. Deshalb wird zum Erhalt von Seggenriedern und verwandten Vegetationstypen eine Entkusselung nach Bedarf bzw. in mehrjährigem Turnus, teilweise auch ein Freistellen lichterer Partien in Bruchwäldern er- forderlich (Hagenburger Moor, Barne-Süd u.a.).

7.1.5 Heiden und Magerbiotope Heidereste und Sandmagerrasen kommen im Stadtgebiet nur kleinflächig vor. Sie müssen e- benfalls vor Verbuschung und Wiederbewaldung bewahrt werden. Je nach Entstehung wer- den sporadische Entkusselungen, extensive Beweidung oder Mahd ohne Düngung vorge- schlagen. Durch gezieltes Offenlegen von Rohböden sind hier immer wieder Pionierstand- orte (z. B. für Silbergrasfluren und für eine Vielzahl gefährdeter Faunenelemente) zu schaf- fen (z. B. Sandgrube am Flugplatz). Die Anlage von Magerrasen (GMA, RSZ) auf geeigneten Böden stellt ein wichtiges Ele- ment des Kompensationsflächenkonzepts dar. Hierbei sollte auf Graseinsaat verzichtet wer- den. Wichtig ist eine konsequente Aushagerung durch mehrmalige (mindestens 2x/Jahr) Mahd des auflaufenden Pflanzenbewuchses mit Abtransport des Mahdguts und Nulldüngung über fünf Jahre.

7.1.6 Wälder Die Sicherung und Entwicklung naturnaher Wälder kann sich im Zuge eines Ausbleibens bzw. einer Extensivierung der forstlichen Nutzung “von selbst” ergeben. Eine Entwicklung zu naturentsprechenden Waldbeständen (d. h. Waldbeständen der hpnV – s. Abb. 8 – mit großer Strukturvielfalt), die in den fachlich erforderlichen Naturschutzgebieten anzustreben ist, sollte aber durch folgende Maßnahmen beschleunigt bzw. unterstützt werden:

134 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

• Wiederherstellung des ursprünglichen Grundwasserstandes durch Schließen und Verfül- len von Gräben (z. B. Hagenburger Moor) • Fällung von nicht standortheimischen Laub- und Nadelholzbeständen (Teilbereiche im Fohlenstall und im Brand) • Waldentwicklung über Sukzession, ergänzt um Initialpflanzungen, insbesondere von Ei- che • Schonende Bewirtschaftungsverfahren besonders in feuchten, krautreichen Waldpartien (Eichen-Hainbuchen-Bestände etc. im Hohenholz, Fohlenstall, Brand) Auch in Landschaftsschutzgebieten – die Wälder des Stadtgebiets liegen ganz überwiegend in Bereichen, die die Voraussetzungen als NSG oder LSG erfüllen – ist die Sicherung und Entwicklung naturnaher Waldbestände oftmals erforderlich (s. Karte 10). Diese Maßnah- me umfasst sowohl den Erhalt gut ausgeprägter Laubwaldbestände als auch die Neubegrün- dung von Laubwald im Zuge von Kompensationsmaßnahmen (s. u.). Bei der Entwicklung bereits gut ausgeprägter Wälder stehen der Aufbau naturnaher Waldränder sowie die Ent- wicklung von Alt- und Totholz im Zuge extensiver Waldbewirtschaftung im Vordergrund. Nach Möglichkeit sollte nur kleinflächig bzw. einzelstammweise Holz geschlagen werden; die Naturverjüngung ist zu fördern. Die Ausweitung von Laubwald auf bisher intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen ist ein wichtiges Ziel von Kompensationsmaßnahmen; hierbei sind bei der Baumartenwahl nur Arten der hpnV zu verwenden (s. Abb. 8). Die Flächen sind überwiegend aufzuforsten; Teil- flächen (ca. 30% der jeweiligen Fläche) sollten sich aber auch hier durch Sukzession zum standortentsprechenden Wald entwickeln. Hierdurch werden “Vorwaldgehölze” (Pionier- bäume und -sträucher) mit den daran gebundenen Tierarten gefördert, und es entsteht ein stärker strukturiertes Waldbild. In Teilen des Stadtgebiets (insbesondere Randbereiche des Fliegerhorstes, Südteil Hohen- holz, Nordteil Brand, Luther Genossenschaftsforst u.a.) dominieren mehr oder weniger mo- notone Nadelholzbestände das Waldbild. Hier steht die sukzessive Erhöhung des Laubholz- anteils an. In der Regel ist es ausreichend, die Nadelhölzer bei Hiebsreife zu entnehmen und mit standortheimischen Laubholzarten wieder aufzuforsten. In der Plankarte (Karte 10) sind die Forstbereiche gekennzeichnet, in denen eine Reduktion des Nadelholzanteils vordring- lich ist. Generell ist das Forstamt Deister, das die landeseigenen Wälder auf dem Stadtgebiet Wuns- torf bewirtschaftet, dem „LÖWE-Programm“ der Landesregierung (1991) verpflichtet, das eine langfristige ökologische Waldentwicklung in den Landesforsten anstrebt. Auch sind die Genossenschaftsforsten wie die öffentlichen Waldflächen nach PEFC-Standard zertifiziert, so dass eine nachhaltige Bewirtschaftung der Forstflächen einschließlich entsprechender Kon- trollen sicher gestellt ist (ARNOLD, Forstamt Deister 2002 mdl.).

7.2 Maßnahmen für sonstige Teile von Natur und Land- schaft Im folgenden wird auf Maßnahmen eingegangen, die schwerpunktmäßig außerhalb der fach- lich erforderlichen, in Karte 8 dargestellten Schutzgebiete verwirklicht werden sollen. Sie dienen z. B. der Sicherung und Optimierung von Vernetzungsfunktionen, der Aufwertung des

135 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Landschaftsbildes oder dem Schutz der natürlichen Ressourcen Boden und Grundwasser und werden im folgenden nutzungsbezogen erläutert.

7.2.1 Anreicherung der Feldflur mit Gehölzen Innerhalb ausgeräumter Agrarlandschaften können durch Feldgehölze und Hecken Wald- und Waldrandbiotope miteinander vernetzt werden. Dabei stellen Feldgehölze flächenhafte (wenn auch kleinflächige) “Trittsteine” und Hecken linienhafte Vernetzungslinien innerhalb des Bi- otopverbundsystems dar. Ist der Platz zur Entwicklung einer Hecke nicht vorhanden, können auch Baumreihen Vernetzungsfunktionen übernehmen. Zudem haben entsprechende Gehölz- pflanzungen i. d. R. eine Aufwertung des Landschaftsbildes zur Folge und können zum Schutz von Naturgütern beitragen (z. B. Schutz vor Winderosion). Hecken sollten mindestens eine Breite von 3 m, möglichst jedoch von 5 m aufweisen. Da beidseitige Krautsäume anzustreben sind, sind Gesamtbreiten von 8-10 m optimal (vgl. JEDICKE et al. 1993). Grenzabstände sind zu beachten; im Außenbereich genügt ein Grenz- abstand von 1,25 m für alle Anpflanzungen über 3 m Höhe (§ 52 (2), NachbRG). Die Bereiche, in denen diese Maßnahme umgesetzt werden soll, sind in Karte 10 gekenn- zeichnet; sie sind aus dem Leitbild (Karte 7) abgeleitet. Solange nicht feststeht, auf welchen Flächen Gehölzpflanzungen konkret vorgenommen werden können, ist nur eine schematische Darstellung sinnvoll. Generell sind bei Anpflanzungen ausschließlich standortheimische Gehölze zu verwenden. Als standortheimisch werden Pflanzenarten bezeichnet, die sowohl der heutigen potentiell natürlichen Vegetation (hpnV) und ihren Ersatzgesellschaften (Sukzessionsstadien) entspre- chen als auch den jeweiligen Bodeneigenschaften angepasst sind. Teilweise ist es erforder- lich, auch kleinflächige, nicht standortgerechte Pappel- und Nadelholzanpflanzungen in standortheimische Laubholzbestände umzuwandeln. Umsetzungsmöglichkeiten werden in Kap. 4.3.2 aufgezeigt. Generell ist eine enge Abstim- mung vor Ort mit den jeweils betroffenen Landwirten die Voraussetzung für nachhaltig wirk- same Pflanzmaßnahmen. In diesem Zusammenhang ist auch die sachgerechte Anlage von Hegebüschen von Bedeutung. Auch sie sollten schwerpunktmäßig dort angelegt werden, wo der Landschaftsplan eine Anreicherung der Feldflur mit Gehölzen vorsieht.

7.2.2 Anreicherung der Feldflur mit Rainen und Ackerrandstreifen Für die Vernetzung von Offenlandlebensräumen sind Feld- und Wegraine in ausreichender Breite zu sichern, möglichst vor Randeinflüssen (Spritz- und Düngemitteleintrag) zu bewah- ren und durch regelmäßige Mahd und Abtransport des Mahdguts auszuhagern. Die Wegraine sollten möglichst eine Breite von 3 m nicht unterschreiten. Optimal sind ungestörte Raine zwischen zwei Feldern mit einer Breite von 6-8 m, wobei durch unterschiedlich häufige Mahd eine Differenzierung des Vegetationsbestandes in eine zentrale Staudenflur und rand- lich gelegene krautreiche Grasfluren (Glatthafersäume) anzustreben ist. Solche Saumstreifen haben als Nahrungs-, Deckungs- und teilweise auch als Fortpflanzungshabitat für Arten der Feldflur Bedeutung (Rebhuhn, Feldhase, spezielle Heuschreckenarten etc.). Nach einer Phase der Aushagerung (2malige Mahd und Abtransport des Mahdguts über 5 Jahre; s. auch Kap. 7.1.1) sollte die Mahd der Feld- und Wegraine nur noch abschnittsweise erfolgen. Es emp- fiehlt sich, das Mähgut jeweils zur Trocknung liegenzulassen, um Kleintieren den Rückzug

136 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu ermöglichen, bevor es abtransportiert wird. Etwa ein Viertel bis ein Drittel eines Raines sollte jeweils ungemäht bleiben. Eine Möglichkeit der Umsetzung besteht darin, dass die in öffentlicher Hand befindlichen Wegeparzellen wieder vollständig aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden. Breitere Feldraine sollten im Zusammenhang mit Ackerrandstreifen (s. u.) als Kompensati- onsmaßnahmen realisiert werden. Ackerrandstreifen schließen sich ackerseitig an die Feld- und Wegraine an. Sie unterschei- den sich von der angrenzenden Ackerfläche durch das Unterlassen von Dünge- und Spritz- mitteleinsatz. Hierdurch können sich die jeweils charakteristischen Ackerwildkräuter ansie- deln, oft in großer Anzahl (s. Kap. 7.4.1.2). Sie bilden wiederum die Nahrungsgrundlage für viele Tierarten. Randstreifen, die nicht oder nur verspätet abgeerntet werden, können Bedeu- tung für den Feldhamster haben (s. Kap. 7.4.2.2). Ackerrandstreifen sollten eine Breite von 5 m aufweisen. Soweit Ackerrandstreifen im Zuge von Kompensationsmaßnahmen realisiert werden, muss auch die Kontrolle des Unterlassens von Dünge- und Spritzmitteleinsatz gere- gelt werden, z.B. durch mehrjährige vegetationskundliche Kontrolluntersuchungen externer Planungsbüros.

7.2.3 Beachtung des Grundwasserschutzes bei der Bewirtschaf- tung Teile des Stadtgebietes Wunstorf sind als Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Die Anfor- derungen, die sich in Wasserschutzgebieten für die Landwirtschaft ergeben, beziehen sich im wesentlichen auf eine Vermeidung von Schadstoffeinträgen in das Grundwasser. Problema- tisch sind in diesem Zusammenhang v.a. erhöhte Nitratkonzentrationen im Grundwasser un- ter Ackerböden. In Karte 10 sind die Bereiche angegeben, in denen Maßnahmen zur Minimierung der Nit- ratauswaschung mit Priorität ergriffen werden sollen. Es handelt sich um die Einzugs- bereiche der Wasserwerke “Hohenholz” und “Barne-Süd”. Das Ausmaß der Nitrataus- waschung kann verringert werden durch • sparsame und bedarfsgerechte Düngung • abgestimmte Wahl des Düngungszeitpunktes • Zwischenfruchtanbau und andere pflanzenbauliche Maßnahmen, die eine möglichst voll- ständige Verwertung des aufgebrachten Düngers bewirken • Verlagerung intensiver Hackfrucht- und Gemüsekulturen • Umwandlung von Acker in Dauervegetation (Extensivgrünland, Wald) Darüber hinaus sind diese Maßnahmen in Bereichen angezeigt, in denen die Nitratauswa- schungsgefährdung hoch und extrem hoch ist (s. Abb. 14)

7.2.4 Beachtung des Bodenschutzes bei der Bewirtschaftung Um Bodenabträge zu minimieren sind in Teilen des Stadtgebiets Maßnahmen des Erosions- schutzes auf landwirtschaftlichen Flächen erforderlich. Dabei geht es um Erosionsschutz in Überschwemmungsgebieten und um Erosionsschutz gegenüber Wind.

137 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Grundsätzlich ist in Überschwemmungsgebieten eine ganzjährig geschlossene Vegeta- tionsdecke anzustreben. Dabei geht es – neben der Vermeidung von Bodenerosion – auch darum, Stoffeinträge in die Flüsse zu vermeiden. Von daher ist in regelmäßig überschwemm- ten Bereichen wie der Leineaue eine Umwandlung von Acker in Dauergrünland erforder- lich; in Abstimmung mit dem Leitbild kann in Einzelfällen auch die Entwicklung von Au- wald auf bisherigen Ackerstandorten sinnvoll sein (Leineaue südöstlich Luthe). Die Über- schwemmungsgebiete werden z. Z. neu festgelegt (s. Kap. 3.4.2.2). Für die Leine und untere Westaue (unterhalb Wunstorfs) ist das bereits erfolgt. Die Anpassung der gesetzlichen Über- schwemmungsgebiete bezüglich Süd- und Westaue sowie ihren Nebengewässern an die tat- sächlichen Verhältnisse ist eine wichtige Voraussetzung zur zielgerichteten Umsetzung von Erosionsschutzmaßnahmen in diesen Bereichen. Der Verlust von Oberboden durch Winderosion (Deflation) kann durch Stabilisierung der Bodenoberfläche und durch Windbremsung reduziert werden. Eine möglichst geschlossene Vegetationsdecke (Wald, Dauergrünland) stellt auch hier den besten Erosionsschutz dar. Die deflationsgefährdeten Bereiche sind aber vielfach traditionelle Ackerbaugebiete. Hier kann die Gefahr der Winderosion durch angepasste Bewirtschaftungsweisen reduziert werden: Wintergetreide ist günstiger als Sommergetreide und dieses wiederum besser als Hackfrüch- te. Durch Zwischenfruchtanbau kann die Zeit der Vegetationsbedeckung verlängert werden. In Karte 10 sind die Bereiche, in denen aufgrund einer Erosionsgefahr durch Wind Boden- schutzaspekte zu beachten sind, dargestellt. Es handelt sich um Bereiche mit großer und sehr großer Erosionsgefahr durch Wind nach Abb. 9, sofern sie intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, sowie um einen Bereich nördlich von Bokeloh, wo es nach Aussagen Ortskundiger häufig zu Deflationserscheinungen kommt. Zusätzlich kann der Winderosion durch die Anlage von Hecken begegnet werden. Diese Maßnahme sollte aber auf Bereiche beschränkt bleiben, in denen das Leitbild (Karte 6) “reich strukturierte Kulturlandschaft” vorsieht.

7.2.5 Sonstige Maßnahmen Maßnahmen in Wäldern und Forsten werden in Kap. 7.1.6 erläutert. Auf die große Bedeutung der Fließgewässer und ihrer Auen für die Vernetzung von Feuchtlebensräumen wurde bereits im Leitbild eingegangen. Die – auch außerhalb von Schutzgebieten – durchgängige Entwicklung hinreichend breiter Gewässerrandstreifen mit naturnaher Vegetation (standortheimische Gehölze, feuchte Hochstauden- und Ruderalfluren, extensiv gemähte Säume) stellt ein zentrales Element innerhalb des Biotopverbundsystems dar (“Hauptvernetzungslinien”). Besondere Bedeutung als Vernetzungselemente, z.T. auch als eigenständige Lebensräume haben die linienhaften Böschungen und Säume von Verkehrsanlagen. Eine naturschutzge- rechte Pflege der Straßensäume ist entsprechend der Pflege der Wegraine (s. o.) zu gestal- ten. Auch hier ist der Abtransport des Mahdguts zur Aushagerung der Standorte eine wichti- ge Voraussetzung, um artenreiche und floristisch wertvolle Pflanzenbestände zu ent- wickeln.Gehölzfreie südexponierte Böschungen können wertvolle Lebensräume für tro- ckenheits- und wärmeliebende Organismen darstellen (z. B. südexponierte Kanalböschung nördl. Kolenfeld, Bahnböschung am südwestlichen Ortsausgang Wunstorf). Sie sollten – z. B. durch regelmäßige Mahd – vor vollständiger Verbuschung bewahrt werden, damit sich die besonderen kleinklimatischen Verhältnisse erhalten. Mit Gehölzen eingewachsene Bö-

138 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen schungen sind – als Vernetzungslinien zwischen Waldbiotopen bzw. als Leitlinien für den Fledermausflug – ebenfalls wertvoll und entsprechend zu erhalten. Falls der Mergelabbau in der Mergelkuhle am südöstlichen Rand des Stadtgebiets wieder aufgenommen wird, so sollte versucht werden, die dort festgestellte hohe Wertigkeit für den Arten- und Biotopschutz während des Abbaus und durch die Art der Rekultivierung zu erhal- ten. Bei Erweiterungsplanungen sollte versucht werden, als Folgenutzung Naturschutz zu e- tablieren. Es geht dabei v.a. um den Erhalt von Pioniergewässern und Kalkmagerrasen mit der daran gebundenen Tier- und Pflanzenwelt, die für das Stadtgebiet von einzigartiger Be- deutung sind. Auf eine schrittweise Sicherung einzelner beendeter Bauabschnitte für den Na- turschutz ist hinzuwirken. Falls der Abbau dauerhaft eingestellt wird, ist zu prüfen, inwieweit das Volllaufen der Grube mit Grundwasser durch ein Abpumpen mit Hilfe regenerativer E- nergien (Windkraft, Solarenergie) vermieden werden kann. Es ist beabsichtigt, die Kaliabraumhalde bei Bokeloh zu begrünen und nach Möglichkeit mit Gehölzen zu bepflanzen. Dies würde zweifellos zu einer besseren Einbindung in das Landschaftsbild führen und ist von daher zu begrüßen. Probleme gibt es derzeit noch mit dem Haftsubstrat, dass sich als extrem winderosionsanfällig gezeigt hat. Beeinträchtigungen be- nachbarter Bereiche sind unbedingt zu vermeiden. Bei der Begrünung sollte berücksichtigt werden, dass die Hangfußbereiche potentielle Standorte von Salzvegetation darstellen, die im niedersächsischen Binnenland sehr selten sind. GARVE U. GARVE (2000) zeigen die be- sondere Bedeutung von Kalihalden für seltene und gefährdete Halophytenarten auf; sie for- dern, dass bei allen Rekultivierungsarbeiten an Kalihalden unbedingt darauf zu achten ist, dass am Fuß der Halden und im Vorgelände Lebensräume für Halophyten erhalten und lang- fristig gesichert werden. Es soll deshalb der südwestlich exponierte Bereich von Übererdun- gen und Bepflanzungen ausgenommen werden, zumal sich hier bereits Ansätze von Salzve- getation zeigten (wichtiger Bereich für Arten und Lebensgemeinschaften 5.5, inzwischen ü- berschüttet). Die Mülldeponie Kolenfeld übt auf viele Vogelarten als Nahrungsbiotop eine große Anzie- hungskraft aus. Dies gilt nicht nur für weit verbreitete Arten wie Saat- und Rabenkrähen so- wie diverse Möwenspezies, sondern auch für seltene bzw. gefährdete Arten: Schwarz- und Rotmilan, Rohrweihe, Baumfalke, Kolkrabe und Weißstorch sind hier relativ regelmäßig bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten. Bei der Diskussion um eine zukünftige Weiterent- wicklung der Deponie sollte auch dieser Aspekt des Artenschutzes einbezogen werden.

7.3 Maßnahmen der Erholungsvorsorge Generell stellt der Erhalt und die Entwicklung der Landschaft und insbesondere des Land- schaftsbildes die wesentliche Grundlage für Naherholung und Fremdenverkehr dar. Insofern dienen Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung des Landschaftsbildes der Erholungs- vorsorge. Das Regionale Raumordnungsprogramm weist den Ortsteil Steinhude als “Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung” aus (KVG Hannover 1997). Hier sind zudem Vorranggebiete und Vorsorgegebiete für Erholung dargestellt. Vorranggebiete für Erholung sind: • der westliche und südwestliche Ortsrand Steinhudes (zum Steinhuder Meer und zur Stein- huder Meer – Niederung hin)

139 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

• die Westaue-Niederung in Wunstorf. Als Vorsorgegebiete für Erholung sind ausgewiesen: • Grünlandniederung bei Strand bis nach Poggenhagen • Waldgebiet Hohe Holz • Leineaue • Waldgebiet Hohenholz mit westlichen Randbereichen • Westaue-Niederung zwischen Bokeloh und Wunstorf • Luther Genossenschaftsforst • Waldgebiet Fohlenstall • Waldgebiet Brand einschließlich östlich gelegener Randbereiche • Idenser Teiche und westlich dem Haster Wald vorgelagerte Bereiche (KVG Hannover 1997) Maßnahmen zur Aufwertung des Landschaftsbildes sind in den Vorrang- und Vorsorgegebie- ten für Erholung sowie in der Umgebung des Ortsteils Steinhude mit Priorität durchzuführen. Im Nordwesten des Stadtgebiets gehören große Landschaftsbereiche zum Naturpark “Stein- huder Meer”. Neben dem Binnensee selbst haben ausgedehnte Moorflächen, Geestrücken, Grünländereien, Wälder, die nördlichsten Ausläufer der Mittelgebirge und die angrenzenden Flusstäler den Naturpark mit seiner landschaftlichen Vielfalt zu einem Erholungsraum von überregionaler Bedeutung werden lassen (NMU 2001). Naturparke sind geschaffen worden, um großräumige Landschaften, die aus Naturschutzgründen sowie wegen ihrer besonderen Eigenart und Schönheit von herausragender Bedeutung sind, zu erhalten, zu pflegen und zu gestalten. Nach dem Leitbild des Verbandes Deutscher Naturparke sollen Naturparke zu “großräumigen Vorbildlandschaften” für eine Verbindung von Naturschutz und landschafts- bezogener Erholung entwickelt werden (VDN 1995). Maßnahmen, die in der Lage sind, das Landschaftsbild zu verbessern, sollten deshalb mit Priorität innerhalb des Naturparks reali- siert werden, wobei geprüft werden sollte, inwiefern die Naturparkverwaltung zur Realisie- rung beitragen kann. Karte 10 sind die Grenzen des Naturparks zu entnehmen. In der Plankarte 10 sind zudem Erholungsschwerpunkte dargestellt. Hier konzentrieren sich Erholungsinfrastruktur und daran gebundene Erholungsaktivitäten. Daraus kann sich zum ei- nen ein besonderer Regelungsbedarf zum Schutz empfindlicher Strukturen in der umgeben- den Landschaft ergeben. Zum anderen gehen von diesen Orten auch Naherholungsaktivitäten (Spazierergehen, Reiten etc.) aus, so dass in der umgebenden Landschaft Aufwertungen des Landschaftsbildes besonders sinnvoll sind und ebenfalls mit Priorität ergriffen werden soll- ten. Die Erholungsschwerpunkte liegen überwiegend in den vorgenannten Räumen (Erho- lungsgebiete nach RROP, Naturpark). Darüber hinaus sind der Bereich am südlichen Orts- rand Wunstorfs und der Yachthafen bei Idensermoor zu beachten. Insgesamt dienen insbesondere die folgenden Maßnahmen einer Aufwertung des Land- schaftsbildes und damit der Erholungsvorsorge (s. Karte 10): • Anlage naturnaher Laubwaldflächen und flächenhafter Gehölzbestände • Reduktion des Nadelholzanteils in Wäldern

140 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

• Entwicklung von extensiv genutztem, artenreichen Grünland auf bisherigen Acker- und Intensivgrünlandflächen, insbesondere in Niederungsbereichen • Eingrünung von Ortsrändern und Gestaltung von Ortseingangssituationen • Anreicherung der Feldflur mit Hecken, Baumreihen und Feldgehölzen sowie mit Acker- randstreifen und Rainen • Renaturierung von Fließgewässern.

7.4 Maßnahmen des besonderen Artenschutzes Für den Erhalt einiger Tier- und Pflanzenarten sind – über die Verwirklichung von Maßnah- men des Flächenschutzes und eines Biotopverbundsystems hinaus – besondere Maßnahmen erforderlich. Es handelt sich zum einen um hochgradig gefährdete und zugleich sehr seltene Arten und zum anderen um kulturabhängige Arten und Artengruppen. Durch spezielle Artenschutzmaßnahmen sollen zwar zunächst die jeweils genannten Arten selbst gefördert werden; sie dienen zumeist aber mehreren gefährdeten Arten mit ähnlichen Ansprüchen, und sie können auch zu Nachteilen für schutzbedürftige Arten mit anderen An- sprüchen führen. Entsprechend sorgsam sind vor Durchführung von Maßnahmen Bestands- analysen vorzunehmen und sind die Auswirkungen der Maßnahmen auf die gesamte Biozö- nose durch Kontrolluntersuchungen zu prüfen. Dabei gilt die Maßgabe, daß spezielle Arten- schutzmaßnahmen zugunsten der aufgeführten Arten, sofern sie nur zulasten anderer gefähr- deter Arten durchgeführt werden können, jene von einem Standort nicht gänzlich verdrängen dürfen. Spezielle Artenschutzmaßnahmen für hochgradig gefährdete Arten dürfen nur in Ab- stimmung mit den Naturschutzbehörden durchgeführt werden.

7.4.1 Maßnahmen für Pflanzenarten

7.4.1.1 Hochgradig gefährdete und seltene Arten naturnaher Biotope Auf Wunstorfer Stadtgebiet sind zwei Vorkommen von Pflanzenarten festgestellt worden, die im Berg- und Hügelland als ausgestorben oder verschollen (R.L. Status 0; GARVE 1993) gal- ten: die Binsen-Schneide (Cladium mariscum) und der Pillenfarn (Pilularia globulifera). Die Binsen-Schneide wächst im Feuchtgebiet Barne-Süd (vorgeschlagen als NSG) auf sumpfigem, kalkbeeinflusstem Standort und bildet hier eine eigene Gesellschaft aus (Schnei- den-Ried – Cladietum marisci), die ebenfalls hochgradig gefährdet ist (s. Tab. 4). Die Bin- sen-Schneide ist eine Volllichtpflanze mäßig nährstoffarmer Standorte, die prinzipiell bei fortschreitender Sukzession gefährdet ist, von konkurrenzstärkeren Sumpfpflanzen und Ge- hölzen überwachsen und verdrängt zu werden. Erforderlich ist deshalb eine regelmäßige Kontrolle der Bestandsentwicklung. Zuletzt ist hier ein Bestand von >100 Exemplaren festgestellt worden (1995). Falls das Vorkommen rück- läufig ist, sollte der Sukzession durch behutsames Entkusseln bzw. Freischneiden entgegen- gewirkt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Binsenschneide selbst auf Rückschnitt und Mahd empfindlich reagiert (BAUMANN et al. 1998).

141 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Der Pillenfarn wächst in der Sandgrube am Flugplatz, in einem Bereich, der als geschützter Landschaftsbestandteil vorgeschlagen wird. Er steht hier zusammen mit dem Moor-Bärlapp (Lycopodiella inundata) und dem Sumpfquendel (Lythrum portula), zwei weiteren hochgra- dig gefährdeten Arten nährstoffarmer, feuchter Pionierfluren. Die Arten sind lichtliebend und konkurrenzschwach. Auch sie können auf Dauer nur erhalten werden, wenn der naturent- sprechenden Vegetationsentwicklung entgegengewirkt wird. Erforderlich sind zunächst regelmäßige Bestandskontrollen. Der Pillenfarn ist zuletzt mit ca. 20, der Moor-Bärlapp mit über 30 (an zwei Wuchsstellen) und der Sumpfquendel mit über 100 Exemplaren festgestellt worden (1996). Wenn sich die Vorkommen als rückläufig erwei- sen, sollten sie durch Entnahme beschattender Gehölze und anderer höherwüchsiger Pflanzen freigestellt werden. Auch ist eine Entblößung von Nassböden im Wasserwechselbereich durch gezielte Bodenverwundung, durch gelegentliches Abschieben von Schlamm sowie durch Plaggenhieb in der Nahumgebung der bestehenden Vorkommen erforderlich, um zu- sätzliche Pionierstandorte zu schaffen.

7.4.1.2 Ackerwildkräuter Überwiegend sind die Ackerfluren im Stadtgebiet intensiv genutzt und an Wildkrautarten verarmt. Dies gilt insbesondere für die Lössböden in der südlichen Hälfte des Stadtgebiets. In den Naturräumen 4 und 5 (Fliegerhorst und Randbereiche, Tienberg/ Hohenholz) sind auf sandigen und sandig-lehmigen Böden teilweise noch charakteristische und gefährdete A- ckerwildkrautarten wie Sand-Mohn (Papaver argemone), Acker-Krummhals (Anchusa ar- vensis), Kornblume (Centaurea cyanus) und Bunter Hohlzahn (Galeopsis speciosa) anzutref- fen, wenngleich zumeist nur in geringer Anzahl. Auch gefährdete Ackerwildkraut- Gesellschaften sind hier noch festgestellt worden (s. Tab. 4). Die beste Möglichkeit, Ackerwildkräuter zu fördern, besteht in einer Ackernutzung ohne Ein- satz von Dünge- und Spritzmitteln. In der Regel sind entsprechend bewirtschaftete Randstrei- fen von 5 m Breite ausreichend. Kommen noch bedrohte und stark gefährdete Pflanzenarten und –gesellschaften vor, so ist deren Erhalt und Entwicklung förderungsfähig nach dem “Ko- operationsprogramm – Erhaltung der biologischen Vielfalt Teilbereich Ackerwildkräuter”. Entsprechende Anträge sind beim Amt für Agrarstruktur zu stellen. In Karte 10 sind die Bereiche dargestellt, in denen aufgrund noch vorhandener Restvor- kommen gefährdeter Arten und Gesellschaften sowie entsprechender bodenkundlicher Vor- aussetzungen Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung gefährdeter Ackerwildkräuter besonders aussichtsreich erscheinen.

7.4.1.3 Mauerpflanzen In den Siedlungen können ältere Mauern und mörtelverfugte Wände Wuchsorte spezialisier- ter Pflanzenarten darstellen, die in Börde und Flachland, wo es an natürlichen Felsstandorten fehlt, sonst keine Ansiedlungsmöglichkeiten hätten. Eine Charakterart stellt die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) dar, die im Ortsteil Idensen eine Mauer an der Brinkstraße mit ho- her Individuenzahl besiedelt und hier eine typische und gefährdete Pflanzengesellschaft aus- bildet (s. Foto 8). Der Mauerrauten-Farn wächst an leicht beschatteten, eher trockenen Mau- erabschnitten. Generell sind Mauerpflanzen auf basenreiche Standorte angewiesen, z. B. auf mit Kalkmörtel verfugte Mauern. Um sie zu erhalten und zu fördern sind folgende Maßnahmen erforderlich:

142 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

• Verzicht auf (Total-)Säuberungsaktionen an bewachsenen Mauern sowohl mechanisch als auch mit Herbiziden • Verzicht auf Beseitigung der Vegetation am Mauerfuß (allenfalls selektives Beseitigen von Ge- hölzaufwuchs) • kein Verputz bereits besiedelter Mauern • kein Ersetzen alter bewachsener Mauern durch Betonmauern, stattdessen Restauration abschnitts- weise bei Verwendung verwitterungsfähigen Kalkmörtels (kein Zementmörtel!) (vgl. GÖDDE 1987)

Foto 8 Mauerraute an einer Mauer an der Brinkstraße im Ortsteil Idensen

7.4.1.4 Ruderalpflanzen Ruderale Vegetation findet sich an mehr oder weniger regelmäßig gestörten Standorten mit Schwerpunkt in den Siedlungsbereichen, aber auch an Bahndämmen und Gleisanlagen, an Straßenrändern, künstlich geschaffenen Böschungen, Müll- und Schuttplätzen und ähnlichen vom Menschen geschaffenen Wuchsorten außerhalb des Siedlungsbereichs. Während die “Ruderalisierung” naturnaher Biotope als Beeinträchtigung zu werten ist und aus Sicht des Naturschutzes negativ beurteilt werden muss, ist die Ruderalvegetation im Siedlungsbereich als Ausdruck der verschiedenen Standortverhältnisse und Nutzungseinflüsse schutzwürdig. Die Bestandsanalyse zeigt, dass eine Vielzahl gefährdeter und schutzbedürftiger Pflanzenge- sellschaften im Stadtgebiet der Ruderalvegetation zuzuordnen ist (s. Tab. 4). Beispiele für seltene und gefährdete Arten städtischer Ruderalfluren im Stadtgebiet Wunstorf sind Echte Katzenminze (Nepeta cataria), Hederich (Raphanus raphanistrum), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata) und Glänzender Ehrenpreis (Veronica polita). Schwerpunkte ihres Vorkommens sind die Bahnanlagen und Gewerbebrachen in Wunstorf.

143 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Dörfliche Ruderalflora, die mit ihrem typischen Arteninventar auf landwirtschaftliche Nut- zungsweisen bezogen ist, unterscheidet sich in charakteristischer Weise von städtischer Ru- deralvegetation. Die verschiedenen Stadt- und Dorfbiotope sind jeweils wiederum durch be- stimmte Pflanzengemeinschaften gekennzeichnet. Charakteristische und schutzbedürftige Ar- ten dörflicher Ruderalfluren in den Ortsteilen des Stadtgebiets sind Schwarznessel (Ballota nigra), Weg-Malve (Malva neglecta) und Wilde Malve (Malva sylvestris). Gut ausgeprägte dörfliche Ruderalfluren finden sich noch in Luthe, Liethe, Kleinheidorn, Großenheidorn und Idensen. Generell sollten in den Siedlungsbereichen offene und nur teilversiegelte Standorte für die jeweils charakteristische Ruderalflora erhalten und entwickelt werden. Das Beseitigen sich von selbst einstellender Vegetation aus Gründen falsch verstandener Ordnungsliebe sollte e- benso vermieden werden wie ihr Ersatz durch gärtnerisch gestaltetes und intensiv zu pflegen- des Grün. Der Vermeidungsgrundsatz des Naturschutzrechts (§8 NNatG) ist auch zum Schutz spontan entstehender Ruderalvegetation anzuwenden.

7.4.2 Maßnahmen für Tierarten Im folgenden wird auf hochgradig gefährdete kulturabhängige Arten eingegangen, die in dem Schutzgebietssystem, das auf die Sicherung naturbetonter Ökosystemtypen ausgerichtet ist, nicht ausreichend berücksichtigt werden können.

7.4.2.1 Fledermäuse Zehn Arten wurden im Stadtgebiet festgestellt; sie werden als gefährdete bzw. stark ge- fährdete Arten in der Niedersächsischen Roten Liste der Säugetiere (HECKENROTH 1993) ge- führt: • Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus; R.L.-Kat.: 2) • Wasserfledermaus (Myotis daubentoni; R.L.-Kat.: 3) • Teichfledermaus (Myotis dasycneme; R.L.-Kat.: I) • Mausohr (Myotis myotis; R.L.-Kat.: 2) • Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus; R.L.-Kat.: 2) • Fransenfledermaus (Myotis nattereri; R.L.-Kat.: 2) • Großer Abendsegler (Nyctalus noctula; R.L.-Kat.: 2) • Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii; R.L.-Kat.: 2) • Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus; R.L.-Kat.: 3) • Braunes Langohr (Plecotus auritus; R.L.-Kat.: 2) Die aufgeführten Fledermausarten können alle im besiedelten Bereich vorkommen, Breitflü- gel- und Zwergfledermaus sind als Gebäudebewohner sogar bevorzugt im Siedlungsbereich anzutreffen. Abendsegler und Wasserfledermaus präferieren Baumhöhlen als Sommerquar- tiere, nutzen aber auch Unterschlüpfe an Gebäuden. Für den Rückgang der Fledermäuse wird – neben der Nahrungsverknappung und -vergiftung durch Insektizide, der Abnahme insekten- reicher Nahrungsreviere und dem Rückgang an alten Höhlenbäumen – v. a. der Verlust von Quartieren in und an Gebäuden verantwortlich gemacht.

144 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Hilfsmaßnahmen: Vorhandene Sommer- und Winterquartiere sind zu erfassen und zu sichern. Neue Quartie- re sollten geschaffen bzw. ermöglicht werden. Für die höhlenbewohnenden Arten ist die Erhaltung und Entwicklung von ausreichend gro- ßen und zahlreichen Altholzinseln in den Wäldern das vorrangige Ziel. Übergangsweise kann bei großer Quartiersnot auch das Anbringen von Fledermauskästen an Bäumen sinnvoll sein. Diese sollten in etwa 4 m Höhe an warmen, schattigen und sonnigen Stellen, in verschiedene Richtungen, mit ungehinderter Anflugmöglichkeit und möglichst in Gruppen zu 3-4 Stück aufgehängt werden. Geeignete Standorte sind z. B. Waldlichtungen und -ränder in Bereichen gleichförmiger Altersstruktur und geringen Höhlenangebots. Künstliche Nistplatzhilfen sind aber nur in einem Umfang zweckmäßig, in dem eine regelmäßige Kontrolle (auch des Arten- inventars) gewährleistet werden kann. Verstecke und Einflugmöglichkeiten im und am Haus, wie Eulenlöcher, Dachluken, Schup- pen, Ritzen und Spalten am Haus und in Mauern, Holzstapel sowie Lüftungsziegel ohne Sieb (sog. Fledermausziegel) sollten erhalten bzw. geschaffen werden. Als Winterquartiere kommen unterirdische, frostfreie Räume (z. B. Bunker, Erdkeller, Bier- keller) mit nicht zu geringer Luftfeuchte infrage. Solche Räume sollten in einer Weise gesi- chert werden, die nur den Fledermäusen einen Zugang ermöglicht; Bestandskontrollen durch Fledermausexperten müssen allerdings möglich sein. Dies gilt insbesondere für einen Erdkel- ler bei Liethe, einem nachgewiesenen Winterquartier des Braunen Langohres (s. Kap. 3.2.2.1). Innerhalb von Winterquartieren, z. B. in glattwandigen Kellern, können durch Hohlblocksteine/ rauhen Verputz Versteckmöglichkeiten geschaffen werden. Generell sollte bei Abriss oder Sanierung öffentlicher Gebäude (Schulen, Kirchen, Ämter, Museen u. ä.) eine Vorabuntersuchung bezüglich Fledermausvorkommen durchgeführt wer- den. Auch bei Baumsanierungsmaßnahmen sollten Fledermausexperten zurate gezogen wer- den. Altbäume sind – soweit irgendwie möglich – zu erhalten; vor unvermeidlichen Fällun- gen ist zu prüfen, ob Fledermausvorkommen betroffen sind. Neben dem Erhalt und der Entwicklung von Quartieren sind Maßnahmen in den Nahrungs- revieren der Fledermäuse erforderlich. Der Schutz und die Entwicklung der folgenden Le- bensraumtypen dienen – neben anderen Organismengruppen – den Fledermäusen in besonde- rem Maße, weil sie strukturreich sind und ein großes Insektenangebot nach sich ziehen (vgl. Leitlinien zum Fledermausschutz in Deutschland; BRAUN 1998): • Wiesen mit Hecken • Obstwiesen • naturnahe Wälder, insbesondere Auwälder • Feuchtgebiete, naturnahe Stillgewässer Hohe Bedeutung haben linienhafte Gehölzstrukturen (Hecken, Baumreihen und Alleen, mög- lichst mit Staudensäumen), die zwischen Siedlungsbereichen und Nahrungsgebieten oder in- nerhalb der Nahrungsreviere liegen und den Fledermäusen auf ihren Jagdflügen eine Orien- tierung ermöglichen. Bereiche, in denen der Schutz und die Entwicklung linienhafter Gehölz- strukturen besonders sinnvoll sind, werden in Plankarte 10 dargestellt.

145 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Vom Landesamt für Ökologie sind Regionalbetreuer für den Fledermausschutz eingesetzt worden. Herr SCHLEGEL (Wunstorf) übt diese Funktion im Stadtgebiet aus. Fundmeldungen und Beobachtungen sind an ihn zu richten. Weitere Hinweise für den Fledermausschutz bie- ten HECKENROTH U. POTT (1988).

7.4.2.2 Feldhamster Dieser stark gefährdete Kleinsäuger stößt im Stadtgebiet Wunstorf an die nordwestliche Grenze seines Verbreitungsgebietes. Um die Charakterart der Bördelandschaft zu erhalten, sind folgende Maßnahmen erforderlich: 1. Erfassung der verbliebenen Feldhamsterbestände Die Hamsterbauten lassen sich ab Ende März in der noch niedrigen Vegetation oder im Herbst – nach Abernten der Felder – relativ leicht feststellen (s. HECKENROTH 1985). Ei- ne gezielte Nachsuche sollte sich auf die “besseren”, lehmigen bis sandig-lehmigen Bö- den (Naturräume 5, 7 und 8) innerhalb des aktuellen Verbreitungsgebietes (s. Kap. 3.2.2.1) konzentrieren. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass auch nördlich von Bokeloh noch Hamster vorkommen könnten (HARTMANN mdl.). 2. Hamsterschonende Bewirtschaftung Im Bereich derzeitiger Hamstervorkommen sollte in der Bewirtschaftungsweise auf den Hamster Rücksicht genommen werden. Die Einschränkungen in der Bewirtschaftung sind förderungsfähig (s. GRUNERT 2000). Im einzelnen ist erforderlich: • Anbau von Getreide ohne Untersaat • kein Einsatz von Rodentiziden (Spritzmittel zur Bekämpfung von Nagetieren) • keine Bodenbearbeitung tiefer als 30 cm • kein sofortiger Stoppelumbruch nach der Ernte • Bodenbearbeitung so spät wie möglich im Herbst (nach dem 30.10.) oder so früh wie möglich im Frühjahr (bis zum 30.3.) • ungenutzte Randstreifen von mind. 5 m Breite • Stehenlassen von Getreide um die Baue (Radius von 2-3 m) im Winter • Stehenlassen von 3-6 m breiten Getreidestreifen über den Winter

Generell dient eine Extensivierung des Ackerbewirtschaftung und die Anlage von Randstrei- fen neben dem Feldhamster auch anderen Leitarten der Agrarlandschaft wie Rebhuhn, Grau- ammer, Feldlerche, Schafstelze, Feldhase etc. sowie den jeweils charakteristischen Acker- wildkrautarten. Möglichkeiten, innerhalb des laufenden Flurbereinigungsverfahrens Kolen- feld ungenutzte oder nur sehr extensiv genutzte Randstreifen zu entwickeln, sollten ergriffen werden.

7.4.2.3 Weißstorch Wie in anderen Grünlandgebieten Nordwestdeutschlands ist der Weißstorch auch im Groß- raum Hannover im Verlauf dieses Jahrhunderts von einem häufigen zu einem sehr seltenen Brutvogel geworden (R.L.-Kat.: 1); allein in den letzten 25 Jahren ist der Brutbestand in Nie-

146 Kapitel 7 Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen dersachsen um mehr als 70% zurückgegangen (NMU 1992a, S. 59). Im Stadtgebiet Wunstorf hat sich diese Charakterart feuchter Grünlandniederungen in den letzten Jahren stabilisieren können (s. Kap. 3.2.2.2, Tab. 6). Seit 1996 sind vier Horste mehr oder weniger regelmäßig besetzt (Blumenau, Luthe, Bokeloh, Idensen). Zudem wird die Leineaue von zwei auf der östlichen Seite der Leineaue nistenden Weißstorchpaaren zur Nahrungsaufnahme aufgesucht (Bordenau, Schloss Ricklingen), die Niederung an der Rodenberger Aue vom Landkreis Schaumburg aus (Auhagen). In jüngster Zeit (2001, 2002) hat es zudem eine Ansiedlung im Bereich Hagenburg gegeben, wobei das Nahrungsrevier sich von hier aus ebenfalls auf Wunstorfer Stadtgebiet (Niederung am Südufer des Steinhuder Meeres) erstreckt. Wenn- gleich noch keine Jungstörche aufgewachsen sind, scheint sich auch hier der Weißstorch als Brutvogel zu etablieren (LÖHMER 2002 mdl.). Weitere Ansiedlungen im Stadtgebiet sind denkbar, wenn Nisthilfen angeboten werden. Der Landschaftsplan (Karte 10) stellt neben den aktuellen mögliche weitere Standorte in Steinhu- de und Strand dar. Eine Konkurrenzsituation zwischen dem Hagenburger und einem mögli- chen Steinhuder Weißstorchpaar bezüglich der Nahrungsgebiete sind nach Aussagen LÖH- MERs nicht zu befürchten. Generell sind für eine erfolgreiche Fortpflanzung nahrungsreiche, extensiv genutzte Grün- landflächen in Horstnähe entscheidend (s. Kap 3.2.2.2). Insbesondere während der Brutzeit werden weitere Nahrungsflüge wenn möglich vermieden (s. BÖHNING-GAESE 1992). Der Landschaftsplan (Karte 10) stellt deshalb um die Horststandorte einen Radius von 1 km dar, in dem sich Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungsrevieres (s. u.) konzentrieren sollten. Insgesamt sind folgende Hilfsmaßnahmen erforderlich: • Erhaltung und Neuanlage von Nestunterlagen • Dach- und Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe des Storchennestes sollten von Ende März bis Mitte August unterbleiben • Absicherung von Schornsteinöffnungen, um Unfälle von Jungstörchen zu vermeiden • ggf. Umrüstung gefährlicher Mittelspannungsmasten • Sicherung der nachgewiesenen Weißstorchnahrungsflächen nach Karte 2 (NW, NO, SW, SO) • Umwandlung von Acker in Extensivgrünland innerhalb des 1 km-Radius, z. B. als Kompensati- onsmaßnahmen (s. Kap. 6) • Einschränkung des Biozideinsatzes im Umkreis der vorhandenen Storchennester • Extensivierung der Grabenunterhaltung (nur abschnittsweises Räumen in mehrjährigem Turnus) • Neuschaffung von Kleingewässern in den Nahrungsrevieren • Erhalt des offenbar regelmäßig im Spätsommer vor Wegzug aufgesuchten Weißstorch- Sammelplatzes südlich Kolenfeld (Hinweise von RICHTER – Amt für Agrarstruktur – und ARKENBERG, ortsansässiger Landwirt)

7.4.2.4 Rastvögel der Bördeäcker Die Feldflur bei Kolenfeld hat Bedeutung für durchziehende Vogelarten; insbesondere die Limikolen Kiebitz und Goldregenpfeifer wurden hier über viele Jahre in beträchtlicher An- zahl beobachtet (s. Kap. 3.2.2.2). In Karte 2 (NW, NO, SW, SO) sind aufgrund mehrjähriger Untersuchungen von OOSTERWIJK (bis 1997) entsprechende Bereiche als Rastgebiete darge- stellt. Diese Bereiche sind Teil eines großräumigen Rastvogellebensraumes, der sich v.a.

147 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf auch auf Barsinghäuser Stadtgebiet erstreckt. Inzwischen haben sich in dem Gesamtgebiet eine Vielzahl von Veränderungen vollzogen (Windenergieanlagen auf der Holtenser Höhe, Autobahnverbreiterung und –verwallung, Ausdehnung von Gewerbegebieten, Pflanzungen im Flurbereinigungsgebiet etc.), die eine Überprüfung des Rastvogellebensraumes erforder- lich gemacht haben. Es wurden deshalb systematische Kartierungen der Rastvögel in den Jahren 2000 und 2001 (jeweils Herbstdurchzug) durchgeführt (LUCKWALD 2001; PLANUNGS- GRUPPE LANDESPFLEGE 2001). Aufgrund dieser Kartierungen werden die Abgrenzungen des Rastgebiets auf Wunstorfer Stadtgebiet angepasst: Der Teilbereich südlich Kolenfeld hat of- fenbar an Bedeutung für Rastvögel verloren8, ein anderer Bereich westlich von Kolenfeld ist hinzugekommen. Nach einer Bewertung des niedersächsischen Landesamtes für Ökologie (2002) entsprechend dem Verfahren von BURDORF, HECKENROTH und SÜDBECK (1997) hat der Bereich östlich Kolenfeld landesweite Bedeutung. Der Bereich westlich Kolenfeld hat Bedeutung aus lokaler Sicht. Die veränderten Abgrenzungen sind in der Plankarte 10 (“Erhalt und Entwicklung eines Rastvogellebensraumes”) dargestellt. Die beiden dargestellten Teilbereiche sind als Kernflächen des Rastvogellebensraumes aufzufassen. Hier sollte jeder weitere Flächenverlust durch Überbauung vermieden werden. Darüber hinaus sind auch in den weniger stark frequentierten Bereichen der Kolenfelder Lössbörde Gesichtspunkte des Rastvogelschutzes zu berücksichtigen. Für die o. g. Rastvögel ist in der Börde der offene, weiträumige Landschaftscharakter aus- schlaggebend. Die Anpflanzung von Gehölzen sollte in den Kernflächen vermieden, in den weiteren Bereichen mit Rastvogelbedeutung begrenzt werden. Die Neuanlage von linien- haften Gehölzstrukturen (Hecken, Baumreihen) ist dann zu vermeiden, wenn sie zur Zer- stückelung ausgedehnter Offenlandbereiche führt. Die Funktion als Rastgebiet kann durch den Abbau von Störungen verbessert werden. Li- mikolenarten wie Kiebitz und Goldregenpfeifer zeigen ein ausgeprägtes Fluchtverhalten, wenn sich ihnen Spaziergänger, Radfahrer oder auch freilaufende Hunde nähern. Insofern be- steht eine Möglichkeit zur Aufwertung der Rastvogellebensräume in der Aufhebung bzw. Unterbrechung von Wegeverbindungen, soweit dies mit den landwirtschaftlichen Belangen vereinbar ist.

8 Allerdings gibt es aktuelle Hinweise des ortsansässigen Landwirts ARKENBERG, wonach hier im August 2002 wieder größere Kiebitzschwärme sowie einzelne Goldregenpfeifer beobachtet wurden. Der Bereich sollte also weiterhin intensiv beobachtet werden, um hier zu einer abschließenden Beurteilung zu kommen.

148

8 Berücksichtigung von Naturschutz und Land- schaftspflege bei der Siedlungsentwicklung Eine Hauptaufgabe des Landschaftsplanes ist die ökologisch verträgliche Lenkung und Ges- taltung der Siedlungsentwicklung. Dabei geht es um den Erhalt und die Entwicklung der Grünstrukturen in den Innerortsbereichen, um die Gestaltung der Ortsränder und um eine Steuerung zukünftiger Siedlungserweiterungen hinsichtlich der landschaftlichen Empfind- lichkeit. Der Landschaftsplan dient der Vorbereitung der Flächennutzungsplanung, indem er den Zu- stand von Natur und Landschaft in seinen Wertigkeiten darlegt und Hinweise gibt, wie die Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege in der Bauleitplanung Berücksichtigung finden können.

8.1 Erhalt und Entwicklung innerörtlicher Grünstrukturen

8.1.1 Grünflächen, Bestand und Planung Karte 10 (Ziele und Maßnahmen) stellt den Bestand an Grünflächen dar. Es wird differen- ziert zwischen Grün- und Parkanlagen, Kleingärten und Grabeland, Friedhöfen, Sportanlagen und Spielplätzen sowie sonstigen Grünflächen. Grünflächen erfüllen sehr unterschiedliche Funktionen: sie dienen verschiedenen Formen der Freizeitgestaltung und der wohnungsnahen Erholung, sie gliedern und beleben das Ortsbild und tragen zu Wohlbefinden und Identifika- tion der Bewohner bei. Auch können sie, in Abhängigkeit von Ausstattung, Nutzungs- und Pflegeintensität einen Lebensraum oder Teillebensraum wildlebender Tier- und Pflanzenarten darstellen. Diese Funktionen gilt es zu erhalten. Das bedeutet zunächst, die Flächen vor Überbauung und sonstiger Umwidmung zu sichern. Dies kann über das Instrument der Bauleitplanung reali- siert werden. In einigen Fällen haben sich Grünanlagen außerhalb und ohne Kontakt zu den bestehenden Siedlungen entwickelt. Sie können dann zu Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes oder angrenzender empfindlicher Lebensräume führen. In den folgenden Fällen sollte über eine Verlagerung oder über eine andere räumliche Anordnung nachgedacht werden: • Kleingartenanlage südlich Poggenhagen • Schießsportanlage nördlich Blumenau • Kleingärten südlich Großenheidorn • Kleingärten südwestlich Steinhude

Um die jeweiligen Funktionen der Grünflächen zu erhalten sind vielfach weitere Merkmale, wie ihre Zugänglichkeit und eine adäquate Ausstattung sowie Vegetationsstruktur, zu sichern und zu entwickeln. Die Art der Begrünung ist ausschlaggebend für die Bedeutung, die Grün- flächen im Ort und in Ortsrandlagen für wildlebende Pflanzen und Tiere bekommen. Pflanz- maßnahmen sollten deshalb auch im Innerortsbereich möglichst mit standortheimischen Gehölzarten vorgenommen werden. Neben der Entwicklung von Gehölzbeständen sind aber

149 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf auch offene, besonnte Gras- und Staudenfluren als siedlungstypische Vegetationsbestände zu erhalten und zu entwickeln (artenreiche Scherrasen, Staudensäume an Rändern von Ge- hölzbeständen, Ruderalfluren, Pflasterritzenvegetation). Der Kommune kommt dabei die Aufgabe zu, spontane Vegetationsentwicklungen in ihren Zuständigkeitsbereichen zuzulassen und im privaten Bereich durch Öffentlichkeitsarbeit zu fördern. Innerhalb der Grünflächen- pflege sollte überlegt werden, inwieweit es weitere Möglichkeiten zur Extensivierung gibt, die die Nutzbarkeit der Freiräume nicht einschränkt. Besonderes Augenmerk gilt der dörflichen Ruderalvegetation, die i.allg. im Rückgang beg- riffen ist. Das bedeutet, dass insbesondere in den Dorfgebieten auf unnötige Versiegelungen, aber auch Entkrautungen verzichtet werden sollte (s. Kap. 7.4.4). Karte 10 (Ziele und Maßnahmen) stellt zudem geplante Grünflächen dar. Es handelt sich um nachrichtliche Übernahmen von Vorhaben der Stadtverwaltung. So ist in Kolenfeld eine Verlagerung des Sportplatzes an den nördlichen Siedlungsrand geplant. Bei der Realisierung dieser Planung ist zu beachten, dass am nördlichen Rand der Sportanlage naturentsprechende Grünstrukturen entwickelt werden, damit zwischen Kanal und Siedlungskörper die Ausbil- dung einer Vernetzungslinie für Arten und Lebensgemeinschaften gewährleistet bleibt.

8.1.2 Innerörtliche Freiflächen mit besonderer Funktion für Natur und Landschaft In Karte 3 und Kap. 3.3.3 sind wertvolle innerörtliche Freiflächen dargestellt, die bezüglich Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie aufgrund ihrer Ausdehnung aus dem Grünflächen- bestand des Stadtgebiets herausragen, wobei je nach Qualität zwischen den Wertkategorien A und B unterschieden wird. Aus diesen Flächen ist in der Plankarte 10 eine Darstellung (“Schutz und Entwicklung innerörtlicher Freiflächen mit Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege”) entwickelt worden, wobei sich Abweichungen ergeben, weil • wertvolle innerörtliche Freiflächen inzwischen teilweise umgestaltet wurden • wertvolle innerörtliche Freiflächen auf privatem Grund dem Zugriff öffentlicher Planung nicht zugänglich sind • wertvolle innerörtliche Freiflächen am Siedlungsrand teilweise als LSG besser geschützt werden können • aufgrund der inzwischen erfolgten Siedlungsentwicklung zusätzliche Freiflächen darzu- stellen sind, deren Bedeutung schwerpunktmäßig im Schutz von Biotopen, Flora und Fauna liegt. Diese zusätzlichen Freiflächen werden im folgenden benannt:

Flächenbezeichnung, Lage Ziele Waldstreifen am südlichen Siedlungsrand von Wunstorf Erhalt des durchgängigen Waldstreifens zur Gliederung (Barnewäldchen) der Siedlungsstruktur und als Verbindungselement für Tiere und Pflanzen Abstandsstreifen südlich Blumenauer Wäldchen Entwicklung eines überwiegend offenen, durch einzelne Gehölze gegliederten, wiesenartigen Vorwaldbereiches mit Pufferfunktion und Bedeutung als Jagdrevier für Fledermäuse bei gleichzeitiger Nutzung als naturnaher Freiraum

150 Kapitel 8 Berücksichtigung von Naturschutz und Landschaftspflege bei der Siedlungsentwicklung

Schutz und Entwicklung der in Kap. 3.3.3 beschriebenen wertvollen innerörtlichen Freiflä- chen haben sich an der Stützung der Merkmale zu orientieren, die zur Auswahl der jeweili- gen Fläche geführt haben (s. Tab. 12). Überwiegend ist der Erhalt und die Entwicklung alter Baumbestände, die Sicherung von Obstwiesen und die möglichst extensive Nutzung von Grünland erforderlich.

8.1.3 Entwicklung weiterer innerörtlicher Grünstrukturen Zur Belebung und Strukturierung von Siedlungsbereichen wird die Schaffung linearer Grünstrukturen in ausgewählten Straßenräumen vorgeschlagen. Teilweise sind auch beste- hende Baumreihen zu ergänzen. Durch diese Maßnahme sollen die Qualität des Ortsbildes und die Verknüpfung mit der umgebenden Landschaft verbessert werden. Auch können Ge- hölzpflanzungen im Straßenraum zu einer Senkung der Geschwindigkeit des durchfahrenden Kraftfahrzeugverkehrs beitragen. In der Regel sind Baumpflanzungen vorzunehmen, wobei die jeweils auszuwählende Art am vorhandenen Bestand (innerhalb und außerhalb der betref- fenden Siedlung) orientiert werden sollte. Diese Maßnahme wird vorgeschlagen für Klein Heidorn, Luthe (Hauptstr.), Wunstorf (Hin- denburgstr./ Bahnhofstr.), Kolenfeld und Idensermoor.

8.2 Erhalt und Entwicklung von Ortsrändern

8.2.1 Erhalt landschaftsbildprägender Ortsränder Bei der Landschaftsbildbewertung sind besonders gut ausgeprägte, landschaftsästhetisch an- sprechende Ortsränder bei Klein Heidorn (Nordwestseite), Mesmerode und Niengraben er- fasst worden (s. Karte 3). Sie sind durch Altbaumkulissen, Obstgärten und vorgelagerte Grünlandflächen gekennzeichnet und sollten nicht durch zukünftige Siedlungsentwicklung oder auch durch unangepasste Einzelbebauung in ihrer ästhetischen Wirkung beeinträchtigt werden. Der Erhalt landschaftsbildprägender Ortsränder bedeutet neben dem Erhalt baulicher Strukturen mit dörflich/ landwirtschaftlichem Charakter auch die Sicherung der vorgelager- ten typischen Freiflächensituationen, d.h. Komplexen aus Grünländern, älteren Gehölzbe- ständen oder Obstwiesen/ Obstgärten. In der Plankarte 10 sind diese Ortsränder als zu erhalten dargestellt. Darüber hinaus ist generell dort, wo alte dörfliche Strukturen (s. Karte 3) an die siedlungs- freie Landschaft stoßen, von dörflich geprägten Ortsrändern auszugehen, die i.d.R. auch das umgebende Landschaftsbild positiv beeinflussen. Bei jeder baulichen Weiterentwicklung ist dieser ästhetische Zusammenhang zu berücksichtigen.

8.2.2 Eingrünung von Ortsrändern, Gestaltung von Ortseingangssi- tuationen Im Rahmen der Landschaftsbildbewertung sind schlecht eingegrünte Ortsränder und andere optische Störfaktoren aufgenommen worden (s. Karte 3). Nicht immer können solche opti- schen Beeinträchtigungen durch Eingrünung geheilt werden. Oftmals scheitert der Versuch

151 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf einer entsprechenden “Einbindung in das Landschaftsbild” schon an der Dimension der Bau- körper (Wunstorf-Süd, Kolenfelder Hafen, Kalihalde etc.). In manchen Fällen ist die bauliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen, so dass der Aufbau von eingrünenden Gehölzstruktu- ren verfrüht wäre. In Karte 10 sind die Ortsränder dargestellt, für die eine zeitnahe Eingrünung vorgeschlagen wird. Die Ortsrandeingrünung sollte durch vorgelagerte Gehölzbestände erfolgen. Dabei ist es i.d.R. nicht erforderlich, durchgängig dichte und hohe Abpflanzungen vorzunehmen. Ge- rade randlich von Wohngebieten sollten Sichtbeziehungen in die Landschaft nicht verstellt werden. Hier ist es ausreichend, niedrigwüchsige Hecken, die an einigen Stellen von Bäumen überragt werden, zu pflanzen. Ein Großteil des Besucherverkehrs zum Steinhuder Meer fährt über die K 331 und den süd- westlichen Ortseingang von Steinhude an und wird auf die hier befindlichen großen Parkplät- ze und auf die angrenzend gelegenen Erholungseinrichtungen gelenkt. Die heutige Gestal- tung der Ortseingangssituation Steinhude-West wird der großen Bedeutung als “Einfalls- tor” in den Fremdenverkehrsort nicht gerecht. Ein städtebauliches Gestaltungskonzept für diesen Bereich sollte folgende Aspekte berücksichtigen: • Ordnung der Kleingarten- und Grabelandnutzung • Verbesserte Einbindung des Gartenbaubetriebes • Arrondierung der Bebauung • Markierung des Ortseingangs durch Großbäume.

8.3 Lenkung und Begrenzung der Siedlungsentwicklung

8.3.1 Absehbare Siedlungsentwicklung, maximale Bebauungsgren- zen Die Stadt Wunstorf plant größerflächige Siedlungserweiterungen nur in dem Bereich südlich der Kernstadt, teilweise auch auf dem Gebiet der Gemarkung Luthe. Diese Entwicklungs- absichten entsprechen den Darstellungen des Regionalen Raumordnungsprogrammes (KVGH 1997), das hier Vorranggebiete für Siedlungsentwicklung ausweist. Im Landschafts- plan (Karte 10) sind diese Siedlungserweiterungen als “Hauptrichtung der Siedlungsent- wicklung” wiedergegeben. Während auf Luther Gebiet die Weiterentwicklung des Gewerbe- gebiets “Eichriede” vorgesehen ist, handelt es sich auf Wunstorfer Gebiet um die Entwick- lung von Wohnbauland. Aus Sicht von Naturschutz und Landschaftspflege gibt es gegenüber diesen Entwicklungs- absichten keine grundsätzlichen Bedenken. Es sind durchweg Räume von nur relativ geringer Konfliktdichte betroffen (s. Karte 9). Allerdings gilt es, bestimmte empfindliche Bereiche einschließlich von Pufferflächen auszusparen und die folgenden maximalen Bebauungs- grenzen einzuhalten: • Bei der Entwicklung von Gewerbeflächen auf Luther Gebiet ist ein ausreichender Ab- stand zum Luther Genossenschaftsforst einzuhalten (Pufferfunktion, Erhalt der land- schaftsbildprägenden Wirkung des Waldrandes).

152 Kapitel 8 Berücksichtigung von Naturschutz und Landschaftspflege bei der Siedlungsentwicklung

• Zwischen den zukünftigen Gewerbeflächen und dem Baukomplex am Kolenfelder Hafen ist ein Ausbreitungskorridor für Tier- und Pflanzenarten freizuhalten. • Bei der Entwicklung von Wohnbebauung südlich Wunstorf sind ausreichende Abstände zum Kolenfelder Stadtfeld und zum landschaftsbildprägenden Komplex Gut Düendorf einzuhalten. • Das Wasserschutzgebiet Barne-Süd mit den hier vorgesehenen Kompensationsflächen darf nicht überbaut werden. Insofern markiert der in Ost-West-Richtung zwischen Düen- dorf und Stadtfeld verlaufende Weg die maximale Ausdehnung der Wohnbebauung nach Süden. • Im Südwesten Wunstorfs sollte die Niederung der Südaue mit beidseitigen Pufferstreifen von jeweils mindestens 25 m oberhalb der Terrassenkante (Niederungsrand) ausgespart bleiben. Die maximalen Bebauungsgrenzen sind in der Plankarte (Karte 10) dargestellt. Sie beziehen sich nicht nur auf die oben genannten Bereiche, in denen die Hauptsiedlungsentwicklung zu erwarten ist, sondern auch auf weitere Bereiche, in denen eine Begrenzung der Siedlungs- entwicklung aus Sicht von Naturschutz und Landschaftspflege erforderlich ist. Ausschlag- gebend hierfür ist die Gewährleistung von Verbindungs- und Ausbreitungskorridoren für Tier- und Pflanzenarten (s. Karte 6) sowie die grundsätzliche Überlegung, dass ein Zusam- menfließen unterschiedlicher Ortsteile vermieden werden soll. Letztgenannter Aspekt dient dem Erhalt einer überörtlichen Grün- und Freiraumstruktur.

8.3.2 Städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten Kleinflächige Siedlungserweiterungen im Rahmen einer angemessenen Eigenentwicklung sind in jedem Ortsteil des Stadtgebiets zu erwarten. Ein wesentliches Ziel des Landschafts- planes besteht darin, zukünftige Entwicklungen auf aus Sicht von Naturschutz und Land- schaftspflege vergleichsweise konfliktarme Räume zu lenken.

8.3.2.1 Kriterien der Konfliktdichte In Karte 9 (“Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung aus landschaftsplanerischer Sicht”) ist die Konfliktdichte dargestellt, wie sie sich als Zusammenschau der Wertigkeiten des Natur- haushalts und des Landschaftsbildes sowie aus den Entwicklungsabsichten des Naturschutzes ergibt, soweit sie in Hinblick auf mögliche Eingriffe durch Überbauung relevant sind. Die Konfliktdichte ist in einem Umkreis von ca. 500 m um jede bestehende Siedlung ermit- telt worden, wobei Abweichungen aufgrund bereits bestehender Entwicklungsabsichten oder wegen vorhandener Barrieren (Kanal, Bahnlinien, Straßen etc.) möglich sind. Es werden 4 Konfliktstufen unterschieden: • Konfliktarme Räume (Konfliktstufe I) • Räume mit Konflikten (Konfliktstufe II) • Räume mit starken Konflikten (Konfliktstufe III) • Räume mit sehr starken Konflikten (Konfliktstufe IV)

153 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Zudem sind nachrichtlich dargestellt • bereits bebaute Bereiche (einschließlich unbebaute Flächen mit Baurecht) • durch die Bauleitplanung festgesetzte Grünflächen • Bereiche, die aus anderen Gründen (militärischer Bereich, Kalihalde) für eine Bebauung nicht in Frage kommen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Für die jeweilige Zuordnung zu den 4 Konfliktstufen sind folgende Kriterien ausschlagge- bend:

Konfliktstufe IV • Natura 2000 – Gebiete (s. Karte 7) • Naturschutzgebiete (Bestand und Planung; s. Karte 8) • Geschützte Landschaftsbestandteile (flächenhaft; s. Karte 8) • Besonders geschützte Biotope (§28 a u. b; s. Karte 8) • Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften (flächenhafte Ausprägungen; s. Karte 2 (NW, NO, SW, SO)) • Wichtige Bereiche für das Landschaftsbild Wertstufe I (sehr hohe Bedeutung; s. Karte 3) • Wertvolle innerörtliche Freiflächen Wertstufe I (s. Karte 3 u. Tab. 12) • Überschwemmungsgebiete (s. Karte 4) • Trinkwasserschutzgebiete (Zone II; s. Karte 5)

Konfliktstufe III • Landschaftsschutzgebiete (Bestand und Planung; s. Karte 8) • Wald (s. Karte 1 (NW, NO, SW, SO)) • Wichtige Weißstorch-Nahrungsflächen (s. Karte 2 (NW, NO, SW, SO)) • Wichtige Vogel-Rastgebiete (Kiebitz, Goldregenpfeifer, Kranich; s. Karte 10) • Wichtige Bereiche für das Landschaftsbild Wertstufe II (hohe Bedeutung; s. Karte 3) • Gut ausgebildete, landschaftsbildprägende Ortsränder (s. Karte 3)9 • Wertvolle innerörtliche Freiflächen Wertstufe II (s. Karte 3 u. Tab. 15) • Innerörtliche Freiflächen mit Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege (s. Karte 10) • Kompensationsflächen (s. Karte 10)

9 Von “gut ausgebildeten” und “dörflich geprägten” (s. u.) Ortsrändern ist ein hinreichender Abstand (mind. 100 m) einzuhalten, so dass der Ortsrand noch erlebbar bleibt.

154 Kapitel 8 Berücksichtigung von Naturschutz und Landschaftspflege bei der Siedlungsentwicklung

Konfliktstufe II • Wertvoller Fledermaus-Lebensraum (s. Karte 2 (NW, NO, SW, SO)) • Wichtige Bereiche für das Landschaftsbild Wertstufe III (mittlere Bedeutung; s. Karte 3) • Dörflich geprägte Ortsränder10 • Bereiche mit hoher Bedeutung für die Grundwassererneuerung (s. Karte 5) • Ausgleichsraum für Flurwinde (klimatischer Ausgleichsraum; s. Abb. 18)

Konfliktstufe I • Sonstige Bereiche mit nur geringer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild

Außerdem sind folgende weitere Kriterien einbezogen worden:

Verbindungs- und Ausbreitungskorridore für Tier- und Pflanzenar- ten “Hauptvernetzungslinien” und “weitere wichtige Vernetzungslinien” sind im Leitbild (Karte 6) dargestellt. Während die Hauptvernetzungslinien durchweg in Bereichen mit min- destens starken Konflikten liegen, führen “weitere wichtige Vernetzungslinien” und sonstige Vernetzungsaspekte zu Einstufungen in Konfliktstufe II. Sonstige Vernetzungsaspekte sind zu berücksichtigen zwischen Kolenfeld und Mittellandkanal, zwischen Wunstorf und Luthe und im Bereich Mesmerode/ Bokeloh (s. Kap. 8.3.1).

Pufferflächen vor empfindlichen Lebensräumen Zukünftig sollten Siedlungsflächen nicht direkt an empfindliche Lebensräume, wie z. B. Wald, heranreichen sondern einen Abstand von mindestens 100 m einhalten. Entsprechende Pufferflächen und -streifen führen zu Einstufungen in Konfliktstufe II (Wald nördlich Liethe, Luther Genossenschaftsforst).

Wichtige Sichtbeziehungen In einigen wenigen Fällen sind bestimmte Sichtfelder auf bemerkenwerte, landschafts- bildprägende Bauwerke und bauliche Ensembles freizuhalten (Gut Düendorf, Ansicht des dörflichen Kerns Kolenfelds von Süden, Niengraben von Süd- und Nordwesten). Je nach Wertigkeit hat dies zu erhöhten Einstufungen geführt (Konfliktstufe III bei Düendorf und Niengraben, Konfliktstufe II südlich Kolenfeld).

10 Dörflich geprägte Ortsränder finden sich dort, wo “dörfliche Strukturen” entsprechend Karte 3 direkt an siedlungsfreie Landschaft stoßen.

155 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

8.3.2.2 Entwicklungsmöglichkeiten der einzelnen Ortsteile Im folgenden wird auf Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung für jeden einzelnen Ortsteil eingegangen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur eine Auswertung der Belange von Natur und Landschaft zugrunde liegt, soweit sie im Landschaftsplan dargestellt sind. Weitere As- pekte der Umweltvorsorge wie die Immissionsbelastung oder wie knappe und umweltscho- nende Verkehrsanbindung müssen einbezogen werden, um eine aus Gesamtsicht der Umwelt vernünftige Siedlungsentwicklung zu planen.

Blumenau In nördlicher und östlicher Richtung ist eine Siedlungsausdehnung bis an die LSG-Grenze möglich, da sich hier konfliktarme Bereiche finden. In das Blumenauer Wäldchen sowie die Niederungsbereiche an West- und Alter Südaue soll- te nicht weiter durch Bebauung eingegriffen werden.

Bokeloh Konfliktarme Bereiche liegen nördlich des heutigen Siedlungskörpers. Begrenzte Möglich- keiten der Siedlungserweiterung ergeben sich zudem in Räume der Konfliktstufe II (im West- teil bzw. östlich des Ortes sowie am Fohlenstall), wenn folgende Gesichtspunkte berücksich- tigt werden: Beachtung maximaler Bebauungsgrenzen zur Sicherung von Verbreitungskorri- doren für Pflanzen und Tiere sowie von klimatischen Ausgleichswirkungen, Abpufferung des Laubwalds Fohlenstall. Die Niederungsbereiche an Mordgraben, Westaue und Osterriehe sollten nicht weiter über- baut werden, ebenso der Laubwald Fohlenstall.

Grossenheidorn Konfliktarme Bereiche befinden sich östlich der bestehenden Siedlung. Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung bieten sich in östlicher und südlicher Richtung zudem in Räume der Konfliktstufe II. In östlicher Richtung sind Aspekte des Grundwasserschutzes zu beachten, was mit der Siedlungsentwicklung prinzipiell vereinbar ist (dezentrale Versickerung). In süd- licher Richtung würde randlich in einen großen Bereich mit Bedeutung für das Landschafts- bild eingegriffen, ebenfalls kein unlösbarer Konflikt. Bauliche Entwicklungen in westlicher (Gehägewiesen) und in nördlicher Richtung (Hohe Holz) sollten vermieden werden.

Idensen/ Idensermoor Konfliktarm ist nur der Bereich östlich des Yachthafens. Möglichkeiten der Siedlungsent- wicklung bieten sich zudem in östlicher Richtung sowie westlich von Idensermoor, wobei jeweils nur Aspekte des Landschaftsbildes entgegenstehen. Sofern nur randlich in die jeweils großflächigen Bereiche mit Bedeutung für das Landschaftsbild eingegriffen würde, entstehen keine unlösbaren Konflikte. Eingriffe in die Grünlandniederung und ihre Randbereiche westlich und nördlich von Idensen sollten ebenso vermieden werden wie eine Bebauung des reichstrukturierten Umfelds der öst-

156 Kapitel 8 Berücksichtigung von Naturschutz und Landschaftspflege bei der Siedlungsentwicklung lich Idensermoor gelegenen Hofstellen (Bereich mit hoher Bedeutung für Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft).

Klein Heidorn Mit Ausnahme des nordwestlich gelegenen Grünlandbereiches, der nicht überbaut werden sollte, grenzen an den bestehenden Siedlungskörper jeweils Räume der Konfliktstufe II an, was überwiegend auf Aspekte des Landschaftsbildes bzw. des Ortsbildes (Schutz dörflich geprägter Ortsränder) zurückzuführen ist. Wenn maximale Bebauungsgrenzen in Richtung Süden beachtet werden (s. Karte 10) und Eingriffe in das Waldgebiet Hohenholz (einschließ- lich der vorgelagerten Flächen; s. Karte 9) unterbleiben, erscheinen die Konflikte überwind- bar.

Kolenfeld Konfliktarme Räume befinden sich im Nordwesten, kleinflächig auch im Südosten und Nord- osten Kolenfelds. Folgende Bereiche mit Konflikten (Konfliktstufe II) sollten möglichst nicht überbaut werden: ein nordwestlich des Ortskerns gelegener Grünlandbereich, der Pufferstrei- fen zum Rastvogelgebiet östlich Kolenfeld, Bereiche nördlich und südlich des Siedlungskör- pers, die als Verbreitungskorridor Bedeutung haben, sowie ein Bereich südlich des alten Ortskernes, der als “Sichtfeld” für die Ortsansicht von Süden Bedeutung hat. Bereiche mit hoher Konfliktdichte stellen die Niederungsbereiche an Südaue und Holtenser Ortsvorfluter dar; sie sind von zukünftiger Bebauung freizuhalten.

Liethe Eine Entwicklung nach Norden ist vergleichsweise unproblematisch (konfliktarmer Raum), solange ein hinreichender Abstand zu den dort vorhandenen Waldflächen eingehalten wird. Auch in westlicher Richtung ist eine Entwicklung möglich, wenn Aspekte des Grundwasser- schutzes beachtet werden (dezentrale Versickerung). Eine Entwicklung in südlicher und östlicher Richtung (Westaue- und Leineniederung sowie Randbereiche) sollte demgegenüber vermieden werden.

Luthe Konfliktarme Räume finden sich nördlich und südlich an den vorhandenen Siedlungskörper angrenzend. Auch in dem Bereich südwestlich der B 441 ist aus Sicht des Naturschutzes eine Siedlungserweiterung (als Gewerbegebiet) denkbar. In der Leineaue nördlich und östlich der bestehenden Ortslage sollte demgegenüber jegliche Bauentwicklung unterbleiben.

Mesmerode Konfliktarme Bereiche liegen ausschließlich nördlich des heutigen Siedlungskörpers. In den Niederungsbereich an Mordgraben und Westaue sollte nicht weiter hineingebaut wer- den, die wertvollen innerörtlichen Freiflächen im Osten des Ortsteils bzw. am westlichen Ortsausgang sollten erhalten bleiben.

157 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Niengraben Das Umfeld des Dorfes ist gegenüber jedweder Siedlungsentwicklung empfindlich; konflikt- arme Räume und Räume geringerer Konfliktdichte (Stufe II) finden sich nicht. Maßgeblich für diese Beurteilung ist nicht zuletzt das hier noch erhaltene Ortsbild mit den gut ausgepräg- ten Ortsrändern. Eine behutsame, kleinflächige Weiterentwicklung ist am ehesten in südwestlicher Richtung vorstellbar.

Steinhude Südlich der heutigen Ortslage befinden sich konfliktarme Räume, in die sich die Siedlung entwickeln kann. Demgegenüber sollte jedwede Bauentwicklung in nordöstliche und auch in südwestliche Richtung unterbleiben (Steinhuder Meer – Niederung mit hoher Bedeutung für den Natur- schutz).

Wunstorf Die städtebaulichen Entwicklungsabsichten der Kernstadt Wunstorf zielen vornehmlich in südliche Richtung; hier liegen konfliktarme Räume, teilweise auch Räume der Konflikt- stufe II vor. Konflikte resultieren im mittleren Bereich (zwischen L 392 und Bahnlinie nach Haste) aus Qualitäten des Landschaftsbildes, im südwestlichen Teil zusätzlich aus klimati- schen Ausgleichsfunktionen. Die Konflikte erscheinen überwindbar, soweit die dargestellten maximalen Bebauungsgrenzen (s. Karte 10) eingehalten werden. Bezüglich der klimatischen Ausgleichsfunktionen südwestlich Wunstorf (s. Karte 5) sollte ein Klimagutachten klären, inwieweit zukünftige Bauentwicklung in diesem Bereich zu gravierenden Auswirkungen führt bzw. wo diese Bebauung zu begrenzen wäre, damit negative Veränderungen vermieden werden. Auch nach Norden hin ist eine Ausweitung der Siedlung prinzipiell vorstellbar. Hier bestehen Konflikte mit dem Landschaftsbild (mittlere Qualität), die überwindbar erscheinen, soweit sich die Siedlungsentwicklung auf die Randbereiche des Raumes beschränkt. Von einer Siedlungsentwicklung ausgenommen bleiben sollten die Niederungsbereiche der Westaue und Alten Südaue, auch im Innerortsbereich.

8.4 Hinweise für die Flächennutzungsplanung Der Landschaftsplan ist in Niedersachsen ein reiner Fachplan des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Aussagen des Landschaftsplanes erhalten eine rechtliche Verbindlichkeit nur durch Übernahme in den Flächennutzungsplan (Behördenverbindlichkeit) und in die Be- bauungspläne (B-Pläne). Auch die Bauleitpläne sollen dazu beitragen, die natürlichen Le- bensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln (§ 1 (5) BauGB). Die Stadt Wunstorf plant z. Z. keine komplette Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (F- Plans). Es sind aber für zukünftige Siedlungsentwicklungen und Einzelvorhaben F-Plan-

158 Kapitel 8 Berücksichtigung von Naturschutz und Landschaftspflege bei der Siedlungsentwicklung

Änderungen sowie die Aufstellung von B-Plänen zu erwarten. Hierbei sollten auch die Plan- darstellungen des Landschaftsplanes integriert werden. Für eine Berücksichtigung naturschutzrelevanter Inhalte kommen in der Flächennutzungspla- nung v.a. die flächenhaften Darstellungen gemäß § 5 Abs. 2 BauGB in Frage. Dies sind: • Nr. 5: Grünflächen, wie Parkanlagen, Dauerkleingärten usw. Auf diese Weise können z. B. wertvolle innerörtliche Freiflächen gesichert werden. • Nr. 6: Flächen für Nutzungsbeschränkungen oder für Vorkehrungen zum Schutz gegen schädliche Umwelteinwirkungen i.S. des Bundes-Immissionsschutzgesetzes • Nr. 7: Wasserflächen ... sowie die Flächen, die im Interesse des Hochwasserschutzes und der Regelung des Wasserabflusses freizuhalten sind • Nr. 9: Flächen für Landwirtschaft und Wald • Nr. 10: Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft. Diese Kategorie lässt sich als alleinige Darstellung oder als überlagernde Darstellung, z. B. über “Flächen für die Landwirtschaft” anwenden. Für die rechtliche Absicherung der Kompensationsflächen (s. Kap. 6) ist v.a. die letztgenann- te Kategorie (“Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft”) geeignet. Der F-Plan bereitet Bebauungsvorhaben und damit verbundene Eingriffe in Naturhaushalt und Landschaftsbild vor. Insoweit hat er auch die Aufgabe der Flächenvorsorge für Kompensationsmaßnahmen. Es wird deshalb empfohlen, in den bestehenden F-Plan folgende Inhalte des Landschafts- planes zeitnah und mit Priorität über Plan-Änderung zu integrieren: • die Kompensationsflächen (Kategorie § 5 Abs. 2 , Nr. 10 BauGB) • die Kernflächen des Rastvogellebensraumes (Kategorie § 5 Abs. 2 , Nr. 10 in Überla- gerung mit Nr. 9 BauGB) • die veränderten Überschwemmungsgebiete (Kategorie § 5 Abs. 2 , Nr. 7) Darüber hinaus wird es mittelfristig erforderlich und hilfreich sein, das städtische Schutz- gebietssystem (s. Karte 8) einschließlich der erforderlichen Verbindungskorridore sowie die wichtigen innerörtlichen Grünstrukturen und Freiräume – soweit noch nicht geschehen – pla- nungsrechtlich abzusichern. Zudem wird angeregt, zukünftig verstärkt die Möglichkeit zu nutzen, Bebauungspläne allein mit dem Ziel der Erhaltung von Natur und Landschaft sowie des Landschaftsbildes aufzustel- len. Durch Festsetzung von Flächen für die Landwirtschaft oder Wald (§ 9 Abs. 1, Nr. 18 BauGB) sowie einer von Bebauung freizuhaltenden Fläche (§ 9 Abs. 1, Nr. 10 BauGB) kann jegliche Bebauung dieser Bereiche ausgeschlossen werden (s. BIERHALS et al. 2001).

8.5 Hinweise zur Eingriffsregelung bei der Bauleitplanung Es ist Aufgabe der Städte und Gemeinden, die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung inner- halb der Bauleitplanung vorzunehmen. Durch die Novellierung des BauGB zum 1.1.1998

159 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf wurde die Eingriffsregelung in der Bauleitplanung unmittelbar in das Bauplanungsrecht über- führt. Der § 1a BauGB verpflichtet die Gemeinden, bei der Aufstellung und Änderung von Bauleitplänen die Vermeidung und den Ausgleich der zu erwartenden Eingriffe in Natur und Landschaft in der Abwägung nach § 1a Abs. 6 BauGB zu berücksichtigen. Unter den Begriff “Ausgleich” fallen dabei auch die Ersatzmaßnahmen nach NNatG. Um die Eingriffsregelung innerhalb der Bauleitplanung zu bewältigen, müssen die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege zuvor angemessen ermittelt und bewertet worden sein. Der Landschaftsplan liefert dafür eine wesentliche Hilfestellung. Es sind sowohl die Er- gebnisse der Bestandsanalyse (alle Schutzgüter und das Landschaftsbild) als auch die Ent- wicklungsabsichten zu berücksichtigen. Die Stadt muss also auf der Grundlage der Bewertung des Zustands von Natur und Land- schaft und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten • die durch die Bauleitplanung zu erwartenden Beeinträchtigungen von Natur und Land- schaft aufzeigen und beurteilen • Maßnahmen zur Vermeidung dieser Beeinträchtigungen prüfen • Art und Umfang von Maßnahmen für den Ausgleich unvermeidlicher Eingriffe ermitteln • und über Vermeidung, Ausgleich und Ersatz nach den Vorschriften des BauGB entschei- den. (BIERHALS et al. 2001) Die in Kap. 6 dargestellten Kompensationsflächen und -maßnahmen sind dabei in beson- deren Maße zum Ausgleich unvermeidlicher Eingriffe geeignet. Bei der Zuordnung ist zu be- rücksichtigen, dass die jeweils ausgewählten Maßnahmen in einem räumlichen und funktio- nalen Zusammenhang zu dem überplanten Gebiet stehen. Zielsetzung ist die Bewältigung von Eingriffsfolgen; deshalb gilt es, die Landschaftsfunktionen auszugleichen und zu erset- zen, die im Rahmen der künftigen Baumaßnahmen voraussichtlich verlorengehen bzw. beein- trächtigt werden. Die durch das neue Baurecht eröffnete Möglichkeit, Maßnahmen des Na- turschutzes und der Landschaftspflege im Vorgriff auf noch unbestimmte Eingriffe durch- zuführen und sich in einem späteren Bebauungsplanverfahren als Ausgleich anzurechnen, darf nicht dazu führen, dass der räumlich-funktionale Zusammenhang zwischen Eingriffsfol- gen und Kompensationsmaßnahmen verloren geht. (vgl. BREUER 2000) Schließlich sei darauf hingewiesen, dass aufgrund gesetzlicher Änderungen auf EU-Ebene (UVP-Änderungsrichtlinie 1997, Plan-UVP-Richtlinie 2001) bei größeren Städtebauprojek- ten zunehmend Umweltverträglichkeitsprüfungen in der Bauleitplanung erforderlich wer- den. Dies gilt z. B. für Bebauungspläne, die Industrie- und Gewerbeflächen, Parkplätze und Einkaufszentren oberhalb bestimmter Mindestgrößen beinhalten, aber auch – bei eventueller Neuauflage – für den kompletten Flächennutzungsplan (nach Plan-UVP-Richtlinie). Der UVP liegt gegenüber der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung ein umfassenderer Um- weltbegriff zugrunde. Zudem wird an die Einführung dieses Instrumentes die Erwartung ge- knüpft, dass die Verpflichtung zu einer effektiven Alternativenprüfung in der Bauleitplanung verstärkt wird (GINZKY 2001).

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165 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

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166 Literatur

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167

Anhang

Anhang 1 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. A1 Gefäßpflanzenarten der Roten Liste Niedersachsens im Stadtgebiet Wunstorf (Stand 22.8.96). Quellen: PGL 1993 und 1995, eigene Erhebungen 1996, Pflanzenartenkataster des NLÖ

Nr. Botanischer Name Deutscher Name RL-Nds Jahr Vorkommen in Wunstorf

1. Achillea ptarmica Sumpf-Schafgarbe (3H) 1996 im Saum entlang von Waldwe- gen, entlang von Gräben, West- aue, Seegraben, Kleingewässer Brandwiesen, Feuchtbereich Bar- ne-Süd, Idenser Teiche u.a.

2. Agrimonia procera Großer Odermennig 3 1996 Waldrand u. Wegrand westl. Brand 3. Aira caryophyllea Nelken-Haferschmiele 2H 1996 Sandtrockenrasen a.d. K 332, Säume 4. Aira praecox Frühe Haferschmiele 2H 1996 Sandtrockenrasen a.d. K 332, Säume 5. Alisma lanceolatum Lanzettblättriger (3) 1996 Röhricht, Kleingewässer Leine- Froschlöffel aue, Brandwiesenweiher 6. Allium schoenoprasum Schnitt-Lauch 3 1993* NSG Wulveskuhlen u. angren- zende Siedlungsbereiche* 7. Anchusa arvensis Acker-Krummhals (3H) 1996 Ackerflächen, Gewerbebrache, Wegrain an der alten Sandgrube 8. Andromeda polifolia Rosmarinheide 3 1993* NSG Wunstorfer Moor, NSG Ha- genb.Moor* 9. Anthemis arvensis Acker-Hundskamille 3 1996 Kanalböschung, Ackerrand westl. Kolenfeld 10. Anthemis tinctoria Färber-Hundskamille (3) 1996 Brachacker östl. Gr. Heidorn, sy- nanthrop 11. Aphanes inexspectata Kleinfrüchtiger Acker- (3) 1996 Kanalböschung, Sand- frauenmantel Trockenrasen a.d. K 332 12. Arctium lappa Große Klette (3) 1995 Straßen- und Wegraine, Acker- ränder, Waldsäume, staudenrei- che Ruderalfluren

13. Artemisia absinthium Wermut (3) 1993 besonnte Ruderalfluren, Feldrain nördl. Wunstorf 14. Arum maculatum Gefleckter Aronstab 3F 1996 Hecken, Terrassenrand Leineaue 15. Asplenium ruta-muraria Mauerraute 3F 1993 Mauerwerk der Burg Wilhelm- stein, Idensen 16. Ballota nigra ssp. nigra Schwarznessel 3F 1996 dörfliche Ruderalfluren, Weg- und Straßenraine (Liethe, Luthe, Gro- ßenheidorn)

17. Briza media Gewöhnliches Zitter- 3H 1996 Mergelgrube gras 18. Butomus umbellatus Schwanenblume 3 1996 Kleingewässer Leineaue, Luther See, Südbach, Winzlarer Grenz- graben, NSG Wulveskuhlen*, Seegraben, Mordgraben, Südaue

19. Calla palustris Sumpf-Calla 3F 1996 Gräben/Verlandungsbereiche Steinh.Meer, Südbach

Anhang 2 Anhang

20. Campanula rapunculus Rapunzel- 3F 1996 Straßenböschung an der K 333 Glockenblume 21. Caltha palustris s.l. Sumpfdotterblume 3 1996 Gräben, Feucht- und Nasswiesen u. -wälder 22. Carduus nutans s.l. Nickende Distel 3F 1996 Straßenböschung u. Wegrand Leineaue 23. Carex appropinquata Schwarzschopf-Segge 2F 1996 Sumpfrest am Winzlarer Grenz- graben, NSG Hagenb. Moor* 24. Carex elata Steife Segge 3 1996 Verlandungsbereiche Steinhuder Meer 25. Carex elongata Walzen-Segge 3 1996 Erlenbrücher: Süd- u. Ostufer Steinhuder Meer, Flügelhorst, feuchter Erlenwald im Brand (Nordteil), NSG Hagenb.Moor*, NSG Wulveskuhlen*, NSG Ost- ufer Sth.Meer * 26. Carex lasiocarpa Faden-Segge 2F 1994* NSG Hagenb.Moor*, NSG Ost- ufer Sth.Meer * 27. Carex panicea Hirsen-Segge 3 1996 mäßig nährstoffreiche Sumpfbe- reiche, Kleingewässer Brandwie- sen 28. Carex pseudocyperus Scheinzyper-Segge 3H 1996 Feuchtbereich Barne-Süd, Mer- gelgrube 29. Carex rostrata Schnabel-Segge 3H 1996 Sumpf im Brand, Feuchtbereich Barne-Süd 30. Carex vesicaria Blasen-Segge 3 1996 Kleingewässer Brandwiesen und Niengraben, Sumpf im Luther Genossenschaftsforst, Nasswie- senbereiche Ostenmeer und "Neue Wiesen", NSG Hagenb. Moor* 31. Carex viridula Späte Segge 2H 1996 Brandwiesenweiher, Mergelgrube 32. Carex vulpina + Fuchs-Segge 3 1995 Feuchtwiese und Rückstaube- reich am Idenser Graben, Brand- wiesen, Kleingewässer Niengra- ben 33. Centaurea cyanus Kornblume 3H 1996 Ackerwildkrautfluren bei Steinhu- de, Klein Heidorn, südl. Groß Heidorn, nördlich Bokeloh

34. Centaurium pulchellum Zierliches Tausendgül- 3B 1996 Mergelgrube denkraut 35. Cicuta virosa Wasserschierling 3F 1993 NSG Wulveskuhlen*, NSG Ost- ufer Steinh. M.*, NSG Ha- genb.Moor* 36. Chrysanthemum segetum Saat-Wucherblume 3H 1996 Sandgrube westl. Poggenhagen 37. Cladium mariscus Binsen-Schneide 0H, 2F 1995 Feuchtbereich Barne-Süd, NSG Hagenb. Moor* 38. Conium maculatum Gefleckter Schierling 3F 1996 Leineufer, Ackerwildkrautflur 39. Corydalis cava Hohler Lerchensporn 3F 1996 Hecken, Terassenrand Leineaue 40. Crepis biennis Wiesen-Pippau 3F 1996 Straßenrand Ostenmeer 41. Cynosurus cristatus Gewöhnliches Kamm- (3) 1995 Grasweg gras 42. Dianthus deltoides Heide-Nelke 3 1993 Sand-Trockenrasen, Bahnbö- schung bei Stiefelholz

Anhang 3 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

43. Digitaria sanguinalis Blutrote Fingerhirse 3 1994 Bahnlinie östl. Wunstorf, Friedhof Steinhude 44. Drosera intermedia Mittlerer Sonnentau 3F 1994* NSG Hagenb.Moor* 45. Drosera rotundifolia Rundblättriger Sonnen- 3F 1994* NSG Hagenb.Moor* tau 46. Dryopteris cristata Kammfarn 2F 1994* NSG Ostufer Sth.Meer * 47. Equisetum hyemale Winter-Schachtelhalm 3 1996 Laubwald Brand 48. Eriophorum angustifolium Schmalblättriges Woll- 3H 1995 Feuchtbereich Barne-Süd gras 49. Festuca filiformis Haar-Schwingel (3H) 1996 Sandtrockenrasen an der K 332, am südl. Ortsrand Steinhude 50. Filago minima Kleines Filzkraut 2H 1996 Sandgrube westl. Poggenhagen 51. Gagea lutea Wald-Gelbstern 3F 1996 Hecken und Grünland der Leine- aue 52. Gagea pratensis Wiesen-Gelbstern 3 1996 Vorgartenrasen Liethe 53. Galeopsis speciosa Bunter Hohlzahn 3 1996 Ackerbrache südl. Wunstorf, A- cker- und Wegränder am Tien- berg, östl. Idensermoor, an Süd- bach u. Mordgraben

54. Galium uliginosum Moor-Labkraut (3) 1995 Feuchtbereich Barne-Süd, NSG Hagenb.Moor*, NSG Wulveskuh- len* 55. Genista anglica Englischer Ginster 2H 1996 Böschungen der Sandgrube am Flugplatz 56. Genista pilosa Behaarter Ginster 2H 1996 Sandtrockenrasen an der K 332 57. Geranium pratense Wiesen-Storchschnabel 3 1993 Straßenrain (K 329), synanthrop 58. Hammarbya paludosa Weichwurz 1* 1994 NSG Ostufer Sth.Meer* 59. Hottonia palustris Wasserfeder 2H 1995 Grabenanstau südl. Idenser Gra- ben, Sumpf im Luther Genossen- schaftsforst, Graben südwestl. Brand 60. Hydrocharis morsus-ranae Froschbiß 3F,1H 1996 Mordgraben, Graben östl. Strand, Kanal Strand, Winzlarer Grenz- graben und Südbach, Ostufer Steinhuder Meer, NSG Ha- genb.Moor*, NSG Wulveskuhlen*, NSG Ostufer Sth.Meer * 61. Hydrocotyle vulgaris Wassernabel 2H 1995 Feuchtbereich Barne-Süd 62. Hyoscyamus niger Schwarzes Bilsenkraut 2 1993 Straßenrain (K 331) 63. Jasione montana Berg-Sandglöckchen 2H 1996 Sand-Trockenrasen, Bahnbö- schung 64. Juncus filiformis Faden-Binse 3 1996 Nasswiesen Ostenmeer u. "Neue Wiesen", Moorwiesen am Süd- bach, NSG Wulveskuhlen, NSG Ostufer Sth.Meer * u. Ha- genb.Moor* 65. Juncus squarrosus Sparrige Binse (3H) 1995 Feuchter Waldweg, Gümmerwald 66. Lemna trisulca Dreifurchige Wasserlin- 3H 1995 Grabenanstau südl. Idenser Gra- se ben 67. Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke (3H) 1995 Feuchtes Grünland, feuchte Staudenfluren an Gräben 68. Lycopodiella inundata Sumpf-Bärlapp 1H 1996 nährstoffarme, nasse Pionierflur in Sandgrube am Flugplatz

Anhang 4 Anhang

69. Lysimachia thyrsiflora Straußblütiger Gilbwei- 3 1995 Feuchtbereich Barne-Süd, derich Brandwiesenweiher, NSG Wul- veskuhlen*, NSG Ostufer Sth.Meer* 70. Lythrum portula Sumpfquendel 2H 1996 trockengefallener Weiher in Sandgrube am Flugplatz 71. Malva sylvestris Wilde Malve (3F) 1996 dörfliche Ruderalfluren, Weg- und Straßenraine 72. Matteuccia struthiopteris Straußfarn 3 1996 NSG Hagenburger Moor u. Wul- veskuhlen*, synanthrop 73. Menyanthes trifoliata Fieberklee 2 1996 Graben östlich Strand, ange- salbt?, NSG Ostufer Steinh. M.*, NSG Hagenb.Moor*, NSG Wul- veskuhlen* 74. Myosotis discolor Buntes Vergißmeinnicht 3 1996 Sandböschung am MLK 75. Myosotis ramosissima Hügel-Vergißmeinnicht 3 1996 Sand-Trockenrasen (a.d. K 332, K 334), Bahn- und Kanalbö- schungen, Trockenbrache südl. Großenheidorn 76. Myosotis stricta Sand-Vergißmeinnicht 3H 1996 Sand-Trockenrasen (a.d. K 332, K334), Sandgrube am Flugplatz, Bahn- und Kanalböschungen

77. Myosurus minimus Mäuseschwänzchen 3 1996 frische Weiden, durch Tritt ver- dichtete Stellen 78. Myrica gale Gagelstrauch 3F 1994* NSG Hagenburger Moor* 79. Nepeta cataria Echte Katzenminze 2 1993 Ruderalflur auf Bahnanlage (Eich- riede) 80. Nuphar lutea Gelbe Teichrose 3H 1996 Alte Südaue, Südaue, Seegra- ben/ Osterriehe 81. Nymphaea alba Weiße Seerose 3 1996 Luther See, am Südbach, NSG Ostufer Steinh. M.*, NSG Ha- genb.Moor*, NSG Wulveskuhlen*

82. Odontites verna Acker-Zahntrost 3 1995 Feuchtbereich Barne-Süd 83. Oenanthe aquatica Großer Wasserfenchel (3H) 1995 Verlandungsvegetation, Feucht- bereich Barne-Süd 84. Oenanthe fistulosa Röhriger Wasserfen- 3F, 2H 1996 Nassgrünland, Kleingewässer chel Brandwiesen, Feuchtbereich südl. Idenser Graben, Grabenrand südl. Moorwiesen

85. Onopordum acanthium Gewöhnliche Eselsdis- (3) 1996 besonnte, staudenreiche Unkraut- tel fluren, Böschung der Sandgrube am Flugplatz, synanthrop

86. Ophioglossum vulgatum Gewöhnliche Nattern- 2 1994* NSG Wunstorfer Moor* zunge 87. Orchis mascula Stattliches Knabenkraut 3H 1996 Feuchter Eichen- Hainbuchenwald, Südteil Brand, Straßenrain östl. Idensermoor

88. Ornithopus perpusillus Kleiner Vogelfuß (2H) 1996 Sandtrockenrasen, Bahnbö- schung, Sandgrube am Flugplatz 89. Osmunda regalis Königsfarn 3F 1994 NSG Hagenburger Moor*, NSG Ostufer Sth.Meer*

Anhang 5 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

90. Papaver argemone Sand-Mohn (3H) 1996 Ruderalfluren der Bahnhöfe und Gewerbeflächen, Wegränder, A- ckerwildkrautfluren

91. Pilularia globulifera Pillenfarn 0H 1996 nährstoffarme, nasse Pionierflur in Sandgrube am Flugplatz 92. Potamogeton lucens Spiegelndes Laichkraut 3 1993 Kleingewässer in der Leineaue 93. Potamogeton obtusifolius Stumpfblättriges Laich- 3F 1993* NSG Wulveskuhlen* kraut 94. Pulicaria dysenterica Großes Flohkraut 3 1995 Feuchtwiesen, Graben am Stie- felholz, Feuchtbereich Barne-Süd 95. Ranunculus auricomus agg. Artengruppe Gold- (3F) 1996 Moorwiesen am Südbach, Gra- Hahnenfuß benränder, Laubwäldchen Gro- ßenheidorn, Hecken Leineaue

96. Ranunculus lingua Zungen-Hahnenfuß 3F 1993* NSG Wulveskuhlen*, NSG Ha- genb. Moor* 97. Ranunculus trichophyllus Haarblättriger Wasser- 3 1995 Grabenanstau südl. Idenser Gra- hahnenfuß ben, Brandwiesenweiher 98. Raphanus raphanistrum Hederich 3 1996 Straßenrand in Wunstorf 99. Rhamnus cathartica Purgier-Kreuzdorn 3F 1993 Hecken Leineaue 100. Rhinanthus angustifolius Großer Klappertopf 3 1996 Brandwiesenweiher, Idenser Tei- che, Weg- und Grabenränder östl. Idensermoor, Kanalbö- schung 101. Rhynchosphora alba Weißes Schnabelried 3F 1994* NSG Hagenb.Moor*

102. Sagittaria sagittifolia Gewöhnliches Pfeil- 2H 1993 Nebengewässer an der Westaue kraut (Wunstorf), Mordgraben 103. Salicornia ramosissima Ästiger Queller 2B 1996 Kalihalde Bokeloh 104. Salix pentandra Lorbeer-Weide .(3) 1993* NSG Ostufer Steinh. M.* 105. Saxifraga granulata Knöllchen-Steinbrech 2 1995 Bahnböschung 106. Scirpus lacustris ssp. l. Gewöhnliche Teichsim- (3) 1996 Röhrichte (Kleingewässer im se Brand, in den Brandwiesen, bei Niengraben, in Leineaue), NSG Ostufer Sth.M.Verlandungsb.*,NSG Wul- veskuhlen* 107. Scirpus setaceus Borstige Schuppensim- 3 1995 Feuchtbereich Barne-Süd se 108. Senecio aquaticus s.l. Wasser-Greiskraut 3 1996 Feucht- und Nassgrünland, Kleingewässer am Brand, NSG Ostufer Sth.Meer *, Hagenb. Moor* 109. Senecio sarracenicus Fluss-Greiskraut 2 1993 Schilfgraben nordwestl. Luthe 110. Sium latifolium Breitblättriger Merk 2H 1996 Grabenröhrichte in der Börde (Seegraben, Idenser Graben u.a.), Kleingewässer Niengraben

111. Sonchus palustris Sumpf-Gänsedistel 3 1996 Südaue südl. MLK 112. Spergula morisonii Frühlings-Spörgel 2H 1996 Sandtrockenrasen a.d. K 332, Sandgrube am Flugplatz 113. Stachys recta Aufrechter Ziest 2H 1996 Mergelgrube 114. Stellaria palustris Sumpf-Sternmiere 2H 1995 Feuchtbereiche in der Börde 115. Stratiotes aloides Krebsschere 3 1993 Kleingewässer Leineaue

Anhang 6 Anhang

116. Taraxacum laevigatum agg. Artengruppe Schwielen- (3) 1996 lichter Kiefernbestand, Ortslagen Löwenzahn Steinhude und am Flugplatz, Ka- nal- und Bahnböschung

117. Teesdalia nudicaulis Bauernsenf 2H 1993 Sand-Trockenrasen, Bahnbö- schung nördl. Wunstorf 118. Thalictrum flavum Gelbe Wiesenraute 3 1996 Nasswiesenbrache nahe Hagen- burger Kanal, Grabenrand westl. Steinhude, Kanalufer Strand, NSG Hagenb. Moor* 119. Thelypteris palustris Sumpffarn 3F 1996 Erlenbrücher, Verlandungsberei- che am Steinhuder Meer, Süd- bach, NSG Hagenb.Moor*, NSG Wulveskuhlen*, NSG Ostufer Sth.Meer * 120. Tulipa sylvestris Wilde Tulpe 3 1995 Parkanlage Gut Düendorf 121. Ulmus laevis Flatter-Ulme 3 1993 Wäldchen am Rand der Leine- aue, Laubwald nördl. Liethe, Blumenauer Wald, Grünland westl. Brand 122. Ulmus minor Feld-Ulme 2 1996 Wäldchen am Rand der Leine- aue, Hohes Holz, Luther Genos- senschaftsforst

123. Vaccinium oxycoccus Gewöhnliche Moosbee- 3 1996 NSG Meerbruch, NSG Wunstor- re fer Moor*, NSG Hagenb.Moor*, NSG Ostufer Sth.Meer *

124. Vaccinium uliginosum Rauschbeere 3 1996 NSG Hagenb.Moor, NSG Wuns- torfer Moor*, NSG Ostufer Steinh. M.* 125. Vaccinium vitis-idea Preiselbeere 3H 1996 Waldrand nahe Sandgrube am Flugplatz 126. Valeriana dioica Kleiner Baldrian 3 1996 Feuchtbereich Barne-Süd, Laub- wald Brand (Südteil) 127. Veronica polita Glänzender Ehrenpreis 2F 1996 Kleingärten südwestl. Steinhude 128. Vicia lathyroides Platterbsen-Wicke 2H 1996 Sandtrockenrasen a.d. K 332 129. Viola palustris Sumpf-Veilchen (3) 1996 an feuchten Waldwegen (Brand), Feuchtbereiche der Börde, NSG Wunstorfer Moor*, NSG Ostufer*, NSG Hagenb.Moor*, NSG Wul- veskuhlen* 130. Viscum album Laubholz-Mistel 3F 1996 Laubbäume, besonders auf Hyb- rid-Pappel

Erläuterungen: Die Angaben zur Roten Liste beziehen sich auf Garve 1993. 0 = ausgestorben oder verschollen; 1 = vom Aussterben bedroht 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; 4 = potentiell gefährdet B = Gefährdungsgrad im Binnenland ; H = Gefährdungsgrad im Hügelland ;F = Gefährdungsgrad im Flachland (Es sind nur Arten und Vorkommen aufgeführt, die in Wunstorf in der Region festgestellt wurden, in der sie ge- fährdet sind). () = Sippen, über deren Rückgang und Gefährdung z. Zt. kein klares Bild herrscht; für diese Sippen wird der vermutete Gefährdungsstatus angegeben * = Daten aus dem Pflanzenartenerfassungsprogramms der Fachbehörde f. Naturschutz (NLÖ), Meldungen von 1993 u.1994

Anhang 7 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. A2 Ergebnisse der Fledermauserfassung (BIOLAGU 1997)

Art Rote Liste Nds. Rote Liste D. Erfassungsgrad Areal

Nyctalus noctula 2 3 A,C,D,E 1,2,3,4,5,7,8 Großer Abendsegler Plecotus auritus 2 3 A,C,E 2,5 Braunes Langohr Eptesicus serotinus 2 3 A,C,E,F 2,4,5,6,9,10 Breitflügelfledermaus Pipistrellus nathusii 2 2 A,E,F 1,5 Rauhhautfledermaus Pipistrellus pipistrellus 3 3 A,C,D,E,F 1,3,5,8,9 Zwergfledermaus Myotis daubentoni 3 3 A,C,D,E 1,3,8,9 Wasserfledermaus Erläuterungen: Erfassungsgrade A: Tonbandaufzeichnung zusammenhängender Ruffolgen im Jagdrevier B: Bruchstückhafte Tonbandaufzeichnung von Ultraschallrufen im Jagdrevier C: Kurze Tonbandaufzeichnung entlang der Flugroute ins Jagdrevier D: Erfassung der Flugsilhouette F: Zusätzliche Daten durch den Fledermausbeauftragten, Herrn D. SCHLEGEL Gefährdungskategorien 1: Vom Aussterben bedroht 2: Stark gefährdet 3: Gefährdet 4: Potentiell gefährdet Nds.: Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Säugetierarten, Stand 1991. D: Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland gefährdeten Säugetierarten, Stand 1994. Die Untersuchungsareale sind in Abb. A1 dargestellt.

Anhang 8 Anhang

Tab. A3 Gesamtartenliste der Brutvögel im Stadtgebiet Wunstorf (Quellen: PGL 1993 und 1995, ÖSSM unveröff., Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Kreisgruppe Steinhuder Meer, eigene Erhebungen 1997)

Nr. Art RL. Nds. Vorkommen im Stadtgebiet Wunstorf 1995

1. Zwergtaucher 3 selten, NG in der alten Südaueniederung bis zur Bahnlinie nach Haste 2. Haubentaucher selten; Gewässer mit Schilf- und Röhrichtbeständen; BV am Steinhuder Meer, Baggersee südwestl. Liethe, Baggersee nördl. Wunstorf 3. Graureiher NG im gesamten Gebiet, 4. Weißstorch 1 selten; vielfältige Kulturlandschaft mit Feuchtwiesen; BV, 1997 3 Brutpaare, (1996 4 Brutpaare) 5. Graugans wenig verbreitet, BV nur am Steinhuder Meer 6. Schnatterente 3, H: 1 selten; Gewässer mit reicher Ufervegetation; BV nur am Steinhu- der Meer (1996 2 Brutpaare) 7. Krickente 3 selten; von Vegetation umschlossene Gewässer z.B. Moor-, Waldseen; BV am Steinhuder Meer, Brandwiesen 8. Stockente verbreitet, BV an div. Gewässern 9. Knäkente 2 selten; von Sumpfwiesen umgebene, flache Tümpel und Seen; BV nur am Steinhuder Meer (1996 2 Brutpaare) 10. Löffelente 2 selten; flache Gewässer mit reicher Ufervegetation; BV nur am Steinhuder Meer (1996 1 Brutpaar) 11. Tafelente selten; vegetationsreiche größere Gewässer; BV im NSG Ostufer Steinhuder Meer 12. Reiherente selten; Seen und Teiche mit ausgeprägter Randvegetation; BV im NSG Ostufer Steinhuder Meer 13. Wespenbussard 3 selten; Randbereiche von Laub- und Nadelwäldern; BV 14. Schwarzmilan 2 selten; halboffene Landschaft mit Wäldern und Gewässern; BV am Steinhuder Meer, Hohenholz 15. Rotmilan 3 verbreitet, aber in geringer Anzahl; abwechslungsreiche Land schaft mit alten Laubwäldern, Wiesen und Feldern; BV am Stein- huder Meer, Hohenholz, Brand 16. Rohrweihe 3 selten; Sümpfe, Moore und Gewässer mit ausgedehnten Schilf- beständen; BV am Steinhuder Meer, Mergelgrube, (1994 im Feuchtbereich Barne - Süd) 17. Habicht selten; größere geschlossene Waldgebiete; BV, 18. Sperber selten; Kulturlandschaft mit Waldbereichen, auch in Siedlungsnä- he BV 19. Mäusebussard verbreitet; Kulturlandschaft mit Wäldern, Feldgehölzen, Wiesen und Felder; BV im gesamten Gebiet 20. Turmfalke verbreitet; offene Kulturlandschaft, auch in Siedlungen; BV im ge- samten Gebiet 21. Rebhuhn 3 verbreitet; Felder, Heide, Moore mit vielfältigem Angebot an grü- nen Pflanzen, Insekten und Sämereien; BV auf den Feucht- und Grünlandflächen Barne - Süd 22. Wachtel 2 wenig verbreitet; extensiv genutzte Wiesen, Felder und Äcker; BV 23. Wasserralle 3 selten; dichte Röhrichte, Sümpfe, Seggenwiesen; BV nur am Steinhuder Meer (1996 20 Brutpaare) 24. Wachtelkönig 1 selten; Sumpf- und (Feucht)wiesen, Weiden; BV am Steinhuder Meer, Vorkommen in der Leineaue

Anhang 9 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

25. Teichhuhn wenig verbreitet; Teiche, Tümpel, Seen, Bäche und Gräben mit ausgeprägter Ufervegetation; BV am Steinhuder Meer 26. Bläßhuhn verbreitet, aber in geringer Anzahl; vegetationsreiche Binnenge- wässer; BV am Steinhuder Meer 27. Kiebitz 3 wenig verbreitet; extensiv genutzte (Feucht)wiesen und -weiden, Marschen, Sümpfe, wegen Standorttreue auch auf Felder und Äcker; BV am Steinhuder Meer, Leineaue, (1995 Feuchtbereich Barne - Süd 28. Bekassine 2, H: 1 selten; Sümpfe, Moore, feuchte Wiesen; BV nur am Steinhuder Meer (1996 2 Brutpaare) 29. Waldschnepfe 3 selten; Waldrandbereiche, Wälder mit Lichtungen und Schneisen; BV am Steinhuder Meer 30. Gr. Brachvogel 2, TO: 1 selten; Feuchtwiesen, Moore, wegen Standorttreue auch auf Fel- der und Äcker; BV nur am Steinhuder Meer (1996 6 Brutpaare) 31. Hohltaube selten; Wälder mit Altholzbeständen; BV 32. Ringeltaube häufig; BV im gesamten Gebiet 33. Türkentaube verbreitet; Kulturfolger, Siedlungen mit Gärten, Parks; BV 34. Turteltaube wenig verbreitet; Kulturlandschaft, Wälder, Gärten, Parks; BV am Steinhuder Meer 35. Kuckuck verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 36. Schleiereule verbreitet; aber in geringer Anzahl, BV in Scheunen und alten Gebäuden 37. Steinkauz 1 BV zur Zeit nicht festgestellt, Vorkommen in den letzten Jahren regelmäßig nachgewiesen 38. Waldkauz verbreitet; BV in fast allen Waldgebieten, 39. Waldohreule verbreitet; BV in Waldgebieten, auch in Kieferbeständen von Siedlungen (Bsp.: Steinhude) 40. Sumpfohreule 2 BV zur Zeit nicht festgestellt, 41. Ziegenmelker 2 selten; offenes, trockenes Gelände, Heiden, Lichtungen, Kahl- schläge; BV nur am Steinhuder Meer 42. Mauersegler verbreitet; BV an Gebäuden im gesamten Gebiet, 43. Eisvogel 3 selten; klare Fließgewässer (auch Teiche) mit Steilufern; BV an der Rodenberger Aue, Winzlarer Grenzgraben, NSG Ostufer Steinhuder Meer 44. Grauspecht 3 wenig verbreitet; lichte Wälder, Gehölze, Parks; BV in den NSG Wunstorfer Moot, Ostufer Steinhuder Meer, Hagenburger Moor 45. Grünspecht 3 wenig verbreitet; Laub(misch)wälder, Alleen, Parks, Gärten; BV in den NSG Wunstorfer Moor und Ostufer Steinhuder Meer, Feucht- grünland ´Neue Wiesen´, Südufer Steinhuder Meer 46. Schwarzspecht verbreitet; reine Nadelwälder bis Laubwälder mit Nadelholzanteil; BV in fast allen Waldgebieten 47. Buntspecht häufig; BV in den Waldgebieten, 48. Mittelspecht 3 selten; vor allem in Eichen- und Eichenmischwäldern; BV (Laub- wald Brand) 49. Kleinspecht 3 selten; Laub(misch)wälder, Weichhozauen, Gärten und Parks; BV (Laubwald nördl. Liethe) 50. Wendehals 2 selten; lichte Laub(misch)wälder, Obstwisen, Parks; BV am Steinhuder Meer 51. Haubenlerche 2 Ödland, (Bahn)dämme, Bauplätze; BV 52. Heidelerche 2, TO: 3 selten; Heiden, Ödland, sandiges Kulturland; BV im NSG Wuns- torfer Moor 53. Feldlerche H: 3 verbreitet; BV in Offenlandbereichen und Ackerfluren im gesam- ten Gebiet

Anhang 10 Anhang

54. Uferschwalbe wenig verbreitet; BV 55. Rauchschwalbe verbreitet; 56. Mehlschwalbe verbreitet; 57. Baumpieper verbreitet; lichter Wald, Waldränder, verbuschte Flächen; BV im Hohenholz 58. Wiesenpieper wenig verbreitet; BV am Steinhuder Meer, Leineaue 59. Schafstelze 3 verbreitet; feuchte Wiesen, auch Felder und Äcker; BV in Offen- landbereichen und Ackerfluren im gesamten Gebiet 60. Bachstelze häufig; BV im gesamten Gebiet, 61. Zaunkönig häufig; BV im gesamten Gebiet, 62. Heckenbraunelle häufig; BV im gesamten Gebiet, 63. Rotkehlchen häufig; BV im gesamten Gebiet, 64. Nachtigall 3 verbreitet; lichte, feuchte Laubwälder und Parks, verbuschtes Ge- lände, BV im gesamten Gebiet aber mit geringer Anzahl Gelände; BV im gesamten Gebiet aber in geringer Anzahl, Mergelgrube, Steinhuder Meer, Leineaue, Hohenholz 65. Hausrotschwanz verbreitet; BV im gesamten Gebiet, Siedlungs(rand)bereiche 66. Gartenrotschwanz H: 3 wenig verbreitet; offene Wälder, Parks und Gärten; BV 67. Braunkehlchen 2 selten; Wiesen, Feuchtgebiete, auch trockene Heiden; BV am Steinhuder Meer, Feuchtbereich Barne - Süd 68. Amsel häufig; BV im gesamten Gebiet 69. Singdrossel verbreitet; BV im gesamten Gebiet 70. Misteldrossel verbreitet; BV im gesamten Gebiet 71. Feldschwirl verbreitet, aber in gereinger Anzahl; trockenes und feuchtes Wie- sengelände mit dichter Bodenvegetation und Büschen; BV in der Leineaue, am Hohenholz 72. Schlagschwirl 4 selten; feuchte, dichte Vegetation an Gewässern, Auwäldern; BV im Niederungsgrünland westl. Hagenburger Moor 73. Rohrschwirl 2 selten; größere Schilfbestände der Verlandungszonen von Ge- wässern; BV NSG Ostufer Steinhuder Meer, Wulveskuhlen 74. Schilfrohrsänger 1 selten; dichte Schilfvegetation von Gewässern; BV in den NSG Ostufer Steinhuder Meer, Wulveskuhlen, Meerbruch 75. Sumpfrohrsänger verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 76. Teichrohrsänger verbreitet; BV am Steinhuder Meer mit hoher Individuendichte 77. Drosselrohrsänger 1 selten; große Schilfbestände von Gewässern; BV im NGS Wul- veskuhle (1996 1 Brutpaar), 78. Gelbspötter verbreitet; BV im gesamten Gebiet 79. Klappergrasmücke verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 80. Dorngrasmücke verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 81. Gartengrasmücke verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 82. Mönchsgrasmücke verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 83. Sperbergrasmücke 2 selten; offenes, trockenes Gelände mit dornreicher Vegetation; (BV 1993/94 NSG Wunstorfer Moor) 84. Waldlaubsänger verbreitet; BV in fast allen Waldgebieten, 85. Zilpzalp häufig; BV im gesamten Gebiet, 86. Fitis häufig; BV im gesamten Gebiet, 87. Wintergoldhähnchen verbreitet; BV in allen Waldgebieten, 88. Sommergoldhähnchen verbreitet; 89. Grauschnäpper verbreitet; BV im gesamten Gebiet, auch in Siedlungsnähe, 90. Trauerschnäpper verbreitet;

Anhang 11 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

91. Bartmeise 3 selten; ausgedehnte Schilfflächen; BV nur am Steinhuder Meer, 92. Schwanzmeise wenig verbreitet; Mischwälder, Parks, Gärten; BV 93. Sumpfmeise verbreitet; Laubwälder, Parks, Gärten; 94. Weidenmeise verbreitet; Mischwälder, bevorzugt Weichholzbestände; 95. Haubenmeise wenig verbreitet; Nadel- und Mischwälder; 96. Tannenmeise wenig verbreitet; Nadel- und Mischwälder; 97. Blaumeise häufig; BV im gesamten Gebiet 98. Kohlmeise häufig; BV im gesamten Gebiet, 99. Kleiber verbreitet; BV in allen Waldgebieten, 100. Waldbaumläufer verbreitet; BV 101. Gartenbaumläufer verbreitet; BV 102. Beutelmeise wenig verbreitet; dichte Vegetation an Gewässern; BV am Stein- huder Meer 103. Pirol verbreitet, aber in geringer Anzahl; Laubwälder, Parks und Gärten mit Altholzbeständen; Bv 104. Rotrückenwürger 3 verbreitet; offene Kulturlandschaft mit Büschen und Dornenhe- cken; BV im gesamten Gebiet aber in geringer Anzahl, z.B. He- ckengrünlandareal bei Luthe, Barne-Süd, Feldflur westl. Kohlen- feld 105. Eichelhäher verbreitet; BV in allen Waldgebieten, 106. Elster verbreitet; BV in Siedlungsnähe, sonst in geringer Anzahl, 107. Rabenkrähe verbreitet; BV in allen Waldgebieten, 108. Kolkrabe 3 selten; Bergland, ausgedehnte Waldgebiete; BV am Steinhuder Meer, im Hohenholz 109. Star verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 110. Haussperling häufig; BV im gesamten Gebiet, 111. Feldsperling verbreitet; BV in Siedlungsnähe, sonst in geringer Anzahl 112. Buchfink häufig; BV im gesamten Gebiet, 113. Girlitz verbreitet; BV im gesamten Gebiet, in Siedlungsnähe, sonst in geringer Anzahl 114. Stieglitz verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 115. Grünfink häufig; BV im gesamten Gebiet, 116. Bluthänfling verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 117. Birkenzeisig wenig verbreitet; Nadel-, Birkenwälder, Weidengebüsch; BV in Verlandungsbereich nordwestl. Strand 118. Karmingimpel selten; offenes buschreiches Gelände in Nähe von Gewässern; BV am Steinhuder Meer 119. Gimpel verbreitet; BV im gesamten Gebiet 120. Kernbeißer verbreitet; BV im gesamten Gebiet, 121. Goldammer häufig; BV im gesamten Gebiet 122. Rohrammer verbreitet; BV am Steinhuder Meer, Leineaue Erläuterungen: H = Gefährdungsgrad nur in der Naturräumlichen Region Bergland und Börden TO = Gefährdungsgrad nur in der Naturräumlichen Region Tiefland-Ost (Das Stadtgebiet Wunstorf liegt in der Börde und im östlichen Teil des nds. Tieflands.)

Anhang 12 Anhang

Tab. A4 Amphibiennachweise

Anhang 13 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Tab. A5 Wichtige Bereiche für Arten und Lebensgemeinschaften

Nr. 1.1 NSG Ostufer Steinhuder Meer

Hauptbiotoptypen: Niedermoor/Sumpf, nährstoffreiches Stillgewässer, Erlen-, Birkenbruchwald, Feucht- gebüsch Pflanzengesellschaften: Sumpfreitgras-Ried ((Peucedano)-Calamagrostietum canescentis), Flatterbinsen- Sumpf (Juncetum effusi), Teichröhricht (Scirpo-Phragmitetum) Pflanzenarten: von den 20 gefährdeten bzw. stark gefährdeten Arten kommen u. a. vor: Fadensegge (Carex lasiocarpa), Wasserschierling (Cicuta virosa), Kammfarn (Dryopteris cristata), Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), Fieberklee (Menyanthes trifolia- ta), Königsfarn (Osmunda regalis). Eine Art gilt als vom Aussterben bedroht: Weich- wurz (Hammarbya paludosa) Tierarten: • Zwergtaucher, Rotmilan, Waldschnepfe, Ziegenmelker, Nachtigall, Drosselrohr- sänger, Rotrückenwürger (NLÖ 1993/94) • Krickente, Schnatterente, Spießente, Knäkente, Löffelente, Rohrweihe, Schwarzmilan, Bekassine, Wasserralle, Eisvogel, Grünspecht, Grauspecht, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Bartmeise (ÖSSM 1996) • Moorfrosch (ÖSSM 1996) • (Zauneidechse, Schlingnatter 1990), Waldeidechse 92, Ringelnatter 93, Kreuzot- ter, Blindschleiche (ÖSSM 1996) • Kurzflüglige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera), Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa), Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), Buntbäuchiger Grashüpfer (Omocestus rufipes), Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus montanus) (NLÖ 1993) • Kleines Granatauge (Erythromma viridulum), Spitzenfleck (Libellula fulva) (NLÖ 1993) • Großer Heufalter (Coenonympha tullia), Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus) u.a. (NLÖ 1993) • Jagdgebiet von Abendsegler und Wasserfledermaus (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: seit 1970 NSG (HA 30) Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; landesweit wertvoll für Lurche und Kriechtiere; landesweit wertvoll als Libellen- Lebensraum; Vogelrast- und -brutgebiet nationaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 1.2 NSG Wulveskuhlen

Hauptbiotoptypen: nährstoffreiches Stillgewässer, Niedermoor/Sumpf Pflanzengesellschaften: Teichröhricht (Scirpo-Phragmitetum) Pflanzenarten: von den 18 gefährdeten bzw. stark gefährdeten Arten kommen u. a. vor : Schwa- nenblume (Butomus umbellatus), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpfcalla (Cal- la palustris), Wasserschierling (Cicuta virosa), Stumpfblättriges Laichkraut (Potamo- geton obtusifolius), Zungenhahnenfuß (Ranunculus lingua), Sumpffarn (Thelypteris palustris) Tierarten: • Nachtigall (NLÖ 1993/94), Wasserralle (ÖSSM 1995), • Rohrweihe, Kiebitz, Rohrschwirl, Drosselrohrsänger, Schilfrohrsänger, Beutel- meise (ÖSSM 1996), • Ringelnatter (ÖSSM 1996) • Jagdgebiet der Wasserfledermaus (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: seit 1981 NSG (HA 59), ca. 42 ha Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Brutvogelgebiet mit landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 14 Anhang

Nr. 1.3 Verlandungsbereiche nordwestlich Strand

Hauptbiotoptypen: Verlandungsbereich eines nährstoffreichen Stillgewässer natürlicher Entstehung mit hohem Anteil von Schilf-Landröhricht, von Stegzufahrten durchschnitten Pflanzengesellschaften: Teichröhricht (Scirpo-Phragmitetum) Pflanzenarten: Sumpfcalla (Calla palustris) Tierarten: • Schilfrohrsänger, Birkenzeisig, Beutelmeise (ÖSSM 1996) • Jagdgebiet der Wasserfledermaus (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: überwiegend geschütztes Biotop nach §28 a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 1.4 Verlandungsbereich südwestlich Ostenmeer

Hauptbiotoptypen: Verlandungsbereich mit Schilf-Landröhricht, Erlenbruch und Sumpfgebüsch, Binsen- und Simsenried sowie teilweise mit basen- und nährstoffarmer Vegetation auf aufge- schütteten Sandböden; hier auch kleinflächig Scherrasen Pflanzengesellschaften: Erlen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae), Grauweiden-Gebüsch (Sali- cetum cinereae), Teichröhricht (Scirpo-Phragmitetum), Flatterbinsen-Sumpf (Junce- tum effusi), Sumpfreitgras-Ried ((Peucedano)-Calamagrostietum canescentis) Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Steife und Walzen-Segge (Carex elata, C. e- longata), Sumpffarn (Thelypteris palustris), Fadenbinse (Juncus filiformis) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: teilweise im LSG-H1, z. T. geschützte Biotope nach §28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 1.5 NSG Wunstorfer Moor

Hauptbiotoptypen: Moorheide, Pfeifengras-Degenerationsstadium, Moorbirken-Wald, unterschiedlich intensiv genutztes Grünland Pflanzengesellschaften: keine Angaben Pflanzenarten: Rosmarinheide (Andromeda polyfolia), Faden-Segge (Carex lasiocarpa), Mäuse- schwänzchen (Myosurus minimus), Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vul- gatum), Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus), Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) Tierarten: • Krickente, Kiebitz, Großer Brachvogel, Wendehals, Kleinspecht, Heidelerche, Schafstelze, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Sperbergrasmücke (NLÖ1993/1994), Wachtelkönig (ÖSSM 1995), Waldschnepfe, Ziegenmelker, Grauspecht, Grün- specht, Rotrückenwürger (ÖSSM 1996), Pirol, Nachtigall (OAG 1997) • Kreuzkröte (ÖSSM 1996), • Blindschleiche, Waldeidechse, Schlingnatter, Ringelnatter (NLÖ 1993), Zauneid- echse, Kreuzotter (ÖSSM 1996), • Kurzflüglige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera), Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa), Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), Buntbäuchiger Grashüpfer (Omocestus rufipes), Wiesen-Grashüpfer (Chorthippus dorsatus), Sumpf- Grashüpfer (Chorthippus montanus) (NLÖ 1993) • Schwalbenschwanz (Papilio machaon), Moosbeeren-Bläuling (Vacciniina optile- te), Großer Heufalter (Coenonympha tullia), Dukatenfalter (Heodes virgaureae), Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus) u.a. (NLÖ 1993) • Jagdgebiet des Abendseglers (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: seit 1991 NSG (HA 154) Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Brutvogelgebiet mit landesweiter Bedeutung (NLÖ 1995), landesweit wertvoller Rep- tilienlebensraum, landesweit wertvoller Tagfalter-Lebensraum; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 15 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 1.6 Feuchtgrünland Ostenmeer

Hauptbiotoptypen: Nährstoffreiche Nasswiese Pflanzengesellschaften: Blasenseggen-Ried (Caricetum vesicariae) , Sumpfdotterblumen-Wiese (Calthion palustris) Pflanzenarten: Blasensegge (Carex vesicaria), Wiesen-Pippau (Crepis biennis), Faden-Binse (Jun- cus filiformis) Tierarten: • Kiebitz (NLÖ 1994) • Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG; im LSG-H1 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Brutvogelgebietes mit lokaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 1.7 Feuchtgrünland nordöstlich Strand

Hauptbiotoptypen: überwiegend Feuchtgrünland und Flutrasen, kleinflächig auch Intensivgrünland auf Niedermoorboden Pflanzengesellschaften: Fadenbinsen-Sumpf (Juncetum filiformis), Sumpfdotterblumen-Wiese (Calthion pa- lustris), Mäuseschwanz-Trittgesellschaft (Myosuretum minimi) Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus), Fa- den-Binse (Juncus filiformis) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: überwiegend geschützte Biotope nach § 28b NNatG, im LSG-H1 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelbrut- und rastgebiets mit lokaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 1.8 Feuchtgrünland "Neue Wiesen"

Hauptbiotoptypen: Grünlandkomplex aus Intensivgrünland, extensiv bewirtschafteten Nasswiesen, nährstoffarmer Sumpfvegetation und Binsen-, Simsen- und Seggen-Riedern auf nährstoffreicheren Standorten Pflanzengesellschaften: Blasenseggen-Ried (Caricetum vesicariae), Fadenbinsen-Sumpf (Juncetum filifor- mis), Schnabelseggen-Ried (Caricetum rostratae) Pflanzenarten: Blasen-Segge (Carex vesicaria), Faden-Binse (Juncus filiformis), Tierarten: • Bekassine, Braunkehlchen, Rotrückenwürger (NLÖ 1993/94), Kiebitz, Wachtel- könig, Grünspecht (OAG 1997) • Schlingnatter (ÖSSM 1996) • Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus mon- tanus) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H1, z. T. mit geschützten Biotope nach §28a und §28b NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelbrut- und rastgebiets mit lokaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 16 Anhang

Nr. 1.9 Grünlandniederung östlich Strand

Hauptbiotoptypen: Überwiegend als Intensivgrünland auf Niedermoor- und Hochmoorböden genutzte Grünlandniederung, auch mesophiles Grünland auf feuchtem Boden und kleinflächig Flutrasen, Wiesenvogellebensraum Pflanzengesellschaften: Wasserfeder-Gesellschaft (Hottonietum palustris) Pflanzenarten: Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus) Tierarten: • Bekassine, Braunkehlchen (NLÖ 1993/94), Großer Brachvogel, Nachtigall (ÖSSM 1996), Wachtelkönig, Kiebitz, Rotrückenwürger (OAG 1997) • Moorfrosch (1996) • Jagdgebiet des Abendseglers (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: z. T. geschützte Biotope nach § 28b NNatG, im LSG-H1 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelbrut- und rastgebiets mit lokaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 1.10 Gehägewiesen nördlich Großenheidorn

Hauptbiotoptypen: reich gegliedertes Grünland-Hecken-Areal, bestehend aus Intensivgrünland, Hecken, Baumreihen, kleinflächigen, älteren Eichen-Erlen-Wäldchen und einem Kleingewäs- ser Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus) Tierarten: • Nachtigall (1997) • Knoblauchkröte (1996) • Jagdgebiet von Abendsegler, Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus, Braunem Langohr und Rauhautfledermaus(BIOLAGU 1997), Balzplatz des Abendseglers (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 2.1 Verlandungsbereich NSG "Meerbruch"

Hauptbiotoptypen: Komplex aus Niedermoor, Schilf-Röhricht und Bruchwäldern am Westufer des Stein- huder Meeres. Im Gebiet eingestreut sind Weiden-Faulbaumgebüsche und vereinzelt Kriechweiden-Bestände. Besonders wertvoll ist das Gebiet durch die sehr gute Aus- prägung der Vegetationszonierung vom Ufer bis zum Bruchwald. Pflanzengesellschaften: keine Angaben Pflanzenarten: Gew. Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) Tierarten: • Flussregenpfeifer, Bekassine, Bartmeise (NLÖ 1993/94), Krickente, Knäkente, Löffelente, Rohrweihe, Schwarzmilan, Rotmilan, Wasserralle, Nachtigall, Schilf- rohrsänger, Rohrschwirl, Rotrückenwürger (ÖSSM 1996) • Kreuzkröte, Moorfrosch (ÖSSM 1996) Aktueller Schutzstatus: seit 1981 NSG (HA 60) Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelbrut- und -rastgebiets mit nationaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 17 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 2.2 NSG Hagenburger Moor

Hauptbiotoptypen: Birken- und Erlenbruchwald mit entsprechenden Kennarten, Moorbirken-Wald, Feuchtgebüsch mit ausgeprägten Beständen des Gagelstrauchs; stellenweise sind noch kleinere Bereiche naturnaher Hochmoorflächen und Torfmoos-Schwingrasen anzutreffen, Moorheiden und Pfeifengras-Degenerationsstadien wechseln sich mit Niedermoor- und Sumpfvegetation ab; die Randbereiche sind von feuchtem und me- sophilem Grünland geprägt. Pflanzengesellschaften: Erlenbruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae), Moorbirken-Bruchwald (Betu- letum pubescens) Pflanzenarten: 25 gefährdete bzw. stark gefährdete Arten, u.a.: Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Binsen-Schneide (Cladium mariscus), Faden- und Schwarzschopf-Segge (Carex la- siocarpa, C. appropinquata), Sumpfcalla (Calla palustris), Wasserschierling (Cicuta virosa), Gagelstrauch (Myrica gale), Königsfarn (Osmunda regalis), Zungen- Hahnenfuß (Ranunculus lingua), Weißes Schnabelried (Rhynchosphora alba), Mittle- rer u. Rundbl. Sonnentau (Drosera intermedia, D. rotundifolia), Froschbiß (Hydrocha- ris morsus-ranae) Tierarten: • Wasserralle, Bekassine, Nachtigall (NLÖ 1994), Krickente, Schwarzmilan, Grau- specht, Kleinspecht (ÖSSM 1996), Schwarzspecht (OAG 1997) • (Blindschleiche 90, Waldeidechse 90, Ringelnatter 90 (NLÖ)) • Moorfrosch (ÖSSM 1996) Aktueller Schutzstatus: seit 1962 NSG (HA 27), ca. 200 ha Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 2.3 Niederungsgrünland westl. Hagenburger Moor

Hauptbiotoptypen: ganz überwiegend Intensivgrünland; in Randbereichen stehen vereinzelt Laubbäume und Gebüschgruppen; nur kleinflächig sind nährstoffreiche Nasswiesen, Seggenriede und Landröhrichte aus Rohrglanzgras eingestreut; das Gebiet wird von nährstoffrei- chen Gräben durchzogen bzw. umgeben; Wiesenvogellebensraum Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Sumpfcalla (Calla palustris), Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus), Steife u. Schwarzschopf-Segge (Carex elata, C. appropinquata), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) Tierarten: • Kiebitz, Nachtigall (NLÖ 1994), Großer Brachvogel, Rebhuhn, Schlagschwirl, Rot- rückenwürger (ÖSSM 1996), Wiesenpieper, Braunkehlchen (OAG 1997) • Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus mon- tanus) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1, z. T. geschützte Biotope nach §28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelrastgebiets mit nationaler Bedeutung, Teil eines Vogelbrutgebiets mit landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 18 Anhang

Nr. 2.4 Niederungsgrünland südl. Hagenburger Moor

Hauptbiotoptypen: Intensivgrünland mit einzelstehenden Laubbäumen, z.T. von Strauch-Baumhecken umgeben Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Steife- u. Walzen-Segge (Carex elata, C. elon- gata), Sumpffarn (Thelypteris palustris) Tierarten: • Rotmilan, Rebhuhn, Flussregenpfeifer, Kiebitz, Nachtigall, Braunkehlchen, (NLÖ 1994), Rotrückenwürger (ÖSSM 1996), Wachtelkönig (OAG 1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelrastgebiets mit nationaler Bedeutung, Teil eines Vogelbrutgebiets mit landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 2.5 Feuchtbereich westlich Hagenburger Kanal

Hauptbiotoptypen: Dieser Feuchtbereich besteht aus brachliegendem, von halbruderaler Staudenflur durchsetztem Intensiv- und Feuchtgrünland; hinzu kommen flächendeckende Be- stände von Schilf-Landröhricht, Staudensumpf und nährstoffreichem Seggenried Pflanzengesellschaften: Wiesenrauten-Mädesüß-Flur (Thalictro-Filipenduletum ulmariae), Schlankseggen- Ried (Caricetum gracilis) Pflanzenarten: Steife u. Walzen-Segge (Carex elata, C. elongata), Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) Tierarten: • Nachtigall (OAG 1997) • Sumpfschrecke (Stethopyhma grossum), Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus mon- tanus) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1, überwiegend geschützte Biotope nach §28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Vogelbrutgebiets mit landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 2.6 Sumpfbereich östlich Hagenburger Kanal

Hauptbiotoptypen: Auf diesen nährstoffreichen sumpfigen Flächen wechseln sich Hoch-staudensümpfe mit Rohrglanzgras-Landröhrichten, Nass- und Intensivgrünland ab. Pflanzengesellschaften: Sumpfreitgras-Ried ((Peucedano)-Calamagrostietum canescentis), Sumpfdotterblu- menwiese (Calthion) Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris) Tierarten: • Nachtigall (ÖSSM 1996), • (Ringelnatter) (NLÖ 1987) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1, überwiegend geschützte Biotope nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung; Teil eines Vogelbrutgebiets mit landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 19 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 2.7 Südufer Steinhuder Meer

Hauptbiotoptypen: Schmaler Streifen nördlich des Uferweges, der von nassen Erlenbeständen und ü- berwiegend von Intensivgrünland/ Scherrasen eingenommen wird; südlich dehnt sich Erlenbruch-Wald aus, in den stellenweise Landröhrichte mit Schilfbeständen hinein- ragen Pflanzengesellschaften: Erlenbruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae), Grauweiden-Gebüsch (Sali- cetum cinereae), Schlangenwurz-Gesellschaft (Calletum palustris), Teichröhricht (Scirpo-Phragmitetum) Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Steife Segge (Carex elata), Sumpffarn (Thelyp- teris palustris), Walzen-Segge (Carex elongata), Sumpf-Calla (Calla palustris) Tierarten: • Grünspecht (ÖSSM 1996), Nachtigall (OAG 1997), • (Ringelnatter) (NLÖ 1987) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1, überwiegend geschützte Biotope nach §28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Brutvogelgebiets landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 2.8 Moorwiesen

Hauptbiotoptypen: Die Moorwiesen grenzen unmittelbar an den Erlenbruchwald (Bereich 2.7) an. Auf- grund des nassen und nährstoffreichen Standorts hat sich ein Komplex bestehend aus Seggen-, Binsen-, Simsenrieden, Schilf-Landröhrichten, Feucht- und Nasswie- sen herausgebildet, einige Bereiche werden noch als Intensivgrünland genutzt; Wie- senvogellebensraum Pflanzengesellschaften: Sumpfreitgras-Ried ((Peucedano)-Calamagrostietum canescentis), Flatterbinsen- Sumpf (Juncetum effusi) Pflanzenarten: Faden-Binse (Juncus filiformis), Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus), Hir- se-Segge (Carex panicea) Tierarten: Rotmilan, Bekassine, Großer Brachvogel, Nachtigall (ÖSSM 1996), Wiesenpieper (OAG 1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1, überwiegend geschützte Biotope nach §28a u. § 28b NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Teil eines Brutvogelgebiets landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 2.9 Niederungsgrünland südwestl. Steinhude

Hauptbiotoptypen: Intensiv genutzter Grünlandbereich, der von Südbach und Fangegraben durchzogen und von einigen Baumreihen und Büschen aufgelockert wird; Wiesenvogellebens- raum Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Sumpf-Calla (Calla palustris), Bunter Hohl- zahn (Galeopsis speciosa), Froschbiß (Hydrocharis morsus-ranae), Weiße Seerose (Nymphaea alba), Sumpffarn (Thelypteris palustris) Tierarten: • Kiebitz, Bekassine, Großer Brachvogel, Kleinspecht, Nachtigall, Rotrückenwürger (NLÖ 1993/94), Braunkehlchen (ÖSSM 1996), • Sumpfschrecke (Stetophyma grossum), Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus monta- nus) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Vogelbrutgebiet landesweiter Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 20 Anhang

Nr. 2.10 Bruchwiesen-Graben

Hauptbiotoptypen: ein von feuchten Hochstaudenfluren gesäumter, nährstoffreicher Wegeseitengraben; beidseits Intensivgrünland Pflanzengesellschaften: Wiesenrauten-Mädesüß-Flur (Thalictro-Filipenduletum ulmariae) Pflanzenarten: Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 1 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 3.1 Leine

Hauptbiotoptypen: Die Leine bildet die östliche Begrenzung des Stadtgebietes. Für diesen Bereich wird sie als naturnaher sommerwarmer Fluss, mit noch teilweise vorhandener Ufer- staudenflur angesprochen Pflanzengesellschaften: Hopfenseiden-Zaunwinden-Gesellschaft (Cuscuto-Convolvuletum sepium) Pflanzenarten: Tierarten: Jagdgebiet von Abendsegler und Wasserfledermaus (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 27, geschütztes Biotop nach §28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 3.2 Wiesenvogellebensraum Leineaue

Hauptbiotoptypen: Dieses Gebiet ist von intensiv bewirtschaftetem, weithin offenem Grünland geprägt; einzelne Ackerflächen, vereinzelte Gehölzreihen und kleinflächige Flutrasen sind in- tegriert; Wiesenvogellebensraum (für Rast- und Brutvögel), Nahrungsgebiet des Weißstorchs Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Tierarten: Wiesenpieper (1993), Nachtigall, Schafstelze, Kiebitz (1997) Aktueller Schutzstatus: Flutrasen nach § 28b NNatG geschützt, im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung; Brutvogelgebiet regionaler Bedeutung

Nr. 3.3 Alte Leine

Hauptbiotoptypen: großes naturnahes Altwasser mit randlich ausgeprägter Schwimmblattvegetation, die Verlandungsbereiche mit Röhrichtpflanzen; westlich grenzt ein hochstaudenreicher Flutrasen an Pflanzengesellschaften: Hanfweiden-Gebüsch (Salicetum triandro-viminalis), Teichröhricht (Scirpo- Phragmitetum), Teichrosen-Gesellschaft (Myriophyllo-Nupharetum luteae) Pflanzenarten: Tierarten: • Seefrosch (1996) • Jagdgebiet der Wasserfledermaus (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a, im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 21 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 3.4 Kleingewässer in der Leineaue

Hauptbiotoptypen: Zwei nährstoffreiche Kleingewässer mit charakteristisch ausgeprägter Vegetation, an das östliche Gewässer schließt sich ein seggen- und staudenarmer Flutrasen an Pflanzengesellschaften: Blasenseggen-Ried (Caricetum vesicariae), Haarlaichkraut-Gesellschaft (Potametum trichoides), Spiegellaichkraut-Gesellschaft (Potametum lucentis), Krebsscheren- Gesellschaft (Stratiotetum aloides), Teichrosen-Gesellschaft (Myriophyllo- Nupharetum luteae) Pflanzenarten: Breitblättriger Merk (Sium latifolium), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Spie- gelndes Laichkraut (Potamogeton lucens), Blasen-Segge (Carex vesicaria), Lanzett- blättriger Froschlöffel (Alisma lanceolatum) Tierarten: Seefrosch (1994) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 3.5 Hecken-Grünlandareal bei Luthe

Hauptbiotoptypen: Komplex aus kleinparzelliertem, intensiv genutztem Grünland und reichhaltigen He- ckenstrukturen; nur vereinzelt sind Feuchtwiesen und Flutrasen erhalten, hinzu kommen kleine Gehölzparzellen und zwei künstlich angelegte, naturferne Kleinge- wässer; Nahrungsgebiet des Weißstorchs Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Wald-Gelbstern (Gagea lutea), Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Hohler Ler- chensporn (Corydalis cava), Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus), Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) Tierarten: Nachtigall, Wachtel, Wachtelkönig, Neuntöter (1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 27, kleinflächig geschützte Biotope nach § 28b NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Brutvogelgebiet regionaler Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 3.6 Luther See

Hauptbiotoptypen: großes naturnahes nährstoffreiches Altwasser vor der Luther Terassenkante des Leinetals, teilweise mit gut ausgeprägter Schwimmblatt- und Röhrichtvegetation Pflanzengesellschaften: Teichrosen-Gesellschaft (Myriophyllo-Nupharetum luteae) Pflanzenarten: Schwanenblume (Butomus umbellatus), Weiße Seerose (Nymphaea alba) Tierarten: Seefrosch (1994) Jagdgebiet der Wasserfledermaus (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: z. T. geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 22 Anhang

Nr. 3.7 Kleingewässer nördl. Luther See

Hauptbiotoptypen: naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer Pflanzengesellschaften: Schwanenblumen-Röhricht (Butometum umbellati) Ges. d. Untergetauchten Wasserlinse (Lemnetum trisulcae) Pflanzenarten: Krebsschere (Stratiotes aloides), Schwanenblume (Butomus umbellatus) Tierarten: Seefrosch (1994) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 3.8 Flutrasen südöstlich Luthe

Hauptbiotoptypen: Flutmulde im Leinetal mit seggen-, binsen- und staudenarmem Flutrasen Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: - Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach §28 b NNatG, im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 3.9 Gehölzbestände am Terrassenrand

Hauptbiotoptypen: schmale, teilweise alte Gehölzbestände und Gebüsch aus Eiche, Hainbuche, Wei- den, Ulmen Pflanzengesellschaften: Eichen-Hainbuchen-Wald (Querco-Carpinetum loniceretosum) Pflanzenarten: Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Flat- ter-Ulme (Ulmus laevis), Feld-Ulme (Ulmus minor) Tierarten: • Nachtigall (1997) • Jagdgebiet von Breitflügelfledermaus, Großem Abendsegler und Braunem Lan- gohr (BIOLAGU 1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 27 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 23 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 4.1 Sandgrube am Flugplatz

Hauptbiotoptypen: z.T. noch im Abbau befindliche Sandgrube mit Offenbodenbereichen, Feuchtflächen und Rohbodentümpel. Mosaik aus feuchten, trockenen, nährstoffarmen und -reichen Standorten: Pioniervegetation, Ruderalfluren, Magerrasen, Röhricht, Binsen- und Simsenried, Gebüsch Pflanzengesellschaften: • Frühlingsspark-Silbergrasflur (Spergulo-Corynephoretum canescentis) • Sauerampfer-Rotschuppenmieren-Trittrasen (Rumici-Spergularietum rubrae) • Zweizahn-Gifthahnenfuß-Flur (Ranunculetum scelerati) Pflanzenarten: Englischer Ginster (Genista anglica), Sumpf-Bärlapp (Lycopodiella inundata), Sumpfquendel (Lythrum portula), Sand-Vergißmeinnicht (Myosotis stricta), Gew. E- selsdistel (Onopordum acanthium), Kleiner Vogelfuß (Ornithopus perpusillus), Früh- lings-Spörgel (Spergula morisonii), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea), Pillenfarn (Pi- lularia globulifera) Tierarten: • (Blindschleiche 1990, Ringelnatter 1990), Zauneidechse (1996) • (Bergmolch 1990), Kammolch, Kreuzkröte, Knoblauchkröte, Seefrosch (1996) • Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) (1993) • Fransenfledermaus (1996) Aktueller Schutzstatus: z.T. geschützte Biotope nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; landesweit wertvoller Amphibien- und Reptilienlebensraum (NLÖ 1995)

Nr. 4.2 Abbaugewässer südlich Poggenhagen

Hauptbiotoptypen: naturfernes Abbaugewässer, von Laubwald umgeben Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: Erdkröte, in großer Population (1996) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 4.3 Laubmischwald Heinrichshöhe

Hauptbiotoptypen: Laub- und Nadelwald aus Birke, Erle, Eiche, Fichten und Kiefern, überwiegend Stan- gen- und Baumholz, teilweise Laubwald-Jungbestände Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: • Weidenmeise (1997) • Jagdgebiet von Abendsegler und Zwergfledermaus (BIOLAGU 1997) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 4.4 Laubwald nördlich Liethe

Hauptbiotoptypen: Laubwald, mit hohem Erlen-, Birken-, Buchen- und Eichenanteil und teiweise gut ausgeprägten Waldgesellschaften Pflanzengesellschaften: Perlgras-Buchenwald (Melico-Fagetum sylvaticae), Eichen-Buchenwald (Querco- Fagetum), Eichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum loniceretosum) Pflanzenarten: Flatter-Ulme (Ulmus laevis) Tierarten: Kleinspecht (1997) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 24 Anhang

Nr. 4.5 Baggersee südwestl. Liethe

Hauptbiotoptypen: naturnaher, nährstoffreicher Baggersee, von ruderaler und halbruderaler Gras- und Staudenflur umgeben, randlich schmale Säume von Gebüsch und Laubgehölzen Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: • Haubentaucher (OAG 1997) • Kammolch, Kreuzkröte, Seefrosch (1994) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 4.6 Sandmagerrasen an der K 334

Hauptbiotoptypen: lückige Trocken- und Magerrasen auf humusarmen Sanden, ehemalige Sandabgra- bung Pflanzengesellschaften: Weidelgras-Weißklee-Weide, trockene Ausprägung (Lolio-Cynosuretum luzuletosum) , Frühlingsspark-Silbergrasflur (Spergulo-Corynephoretum canescentis), Heidenel- ken-Schafschwingel-Rasen (Diantho deltoides-Armerietum elongatae) Pflanzenarten: Hügel- und Sand-Vergißmeinnicht (Myosotis ramosissima, M. stricta), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Bauernsenf (Teesda- lia nudicaulis), Kleiner Vogelfuß (Ornithopus perpusillus), Acker-Krummhals (Anchu- sa arvensis) Tierarten: • Verkannter Grashüpfer (Chorthippus mollis) , Gefleckte Keulenschrecke (Myr- meleotettix maculatus)(1993) • Erdeichel-Widderchen (Zygaena filipendulae) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28 a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung

Nr. 4.7 Sandtrockenrasen an der K 332

Hauptbiotoptypen: artenreicher Sandmagerrasen am Rand eines militärischen Übungsgeländes Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Nelken- und Frühe Haferschmiele (Aira caryophyllea, A. praecox), Behaarter Ginster (Genista pilosa), Hügel- und Sand-Vergißmeinnicht (Myosotis ramosissima, M. stric- ta), Frühlings-Spörgel (Spergula morisonii), Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides), Kleinfrüchtiger Ackerfrauenmantel (Aphanes inexspectata), Kleiner Vogelfuß (Orni- thopus perpusillus) Tierarten: keine Angaben (eingezäuntes Militärgelände) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 5.1 Eichen-Hainbuchenwald Hohenholz

Hauptbiotoptypen: feuchter Eichen-Hainbuchenwald, überwiegend Baum- und Altholz Pflanzengesellschaften: Eichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum lonicerotosum und filipenduletosum) Pflanzenarten: - Tierarten: Rotmilan, Schwarzspecht, Kolkrabe, Nachtigall (1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 4 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 25 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 5.2 Grünland am Hohenholz

Hauptbiotoptypen: mesophiles Grünland mäßig feuchter Standorte randlich des Laubwalds Hohenholz Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) Tierarten: • Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius), Wiesen-Grashüpfer (Chorthippus dor- satus) • Jagdgebiet der Breitflügelfledermaus (1997) Aktueller Schutzstatus: Im LSG-H 4 Bewertung: Aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung

Nr. 5.3 Mischwald Hohenholz

Hauptbiotoptypen: Laub- und Nadelholzforste, darunter ältere Eichen-Buchenbestände Pflanzengesellschaften: Eichen-Hainbuchenwald (Querco-Carpinetum loniceretosum) , Mittelklee- Odermennig-Saumgesellschaft (Trifolium-Agrimonietum eupatoriae) Pflanzenarten: Tierarten: • Schwarzmilan, Rotmilan (1997) • Dachs, Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Abendsegler, Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus (1994) Aktueller Schutzstatus: Im LSG-H 4 Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 5.4 Baggersee nördl. Wunstorf

Hauptbiotoptypen: Nährstoffreicher Baggersee mit überwiegend steil abfallendem Ufer, kaum Verlan- dungsbereiche mit gut ausgeprägter Röhrichtvegetation; die höhergelegenen Rand- bereiche bestehen überwiegend aus Ruderalfluren und Weidengebüschen Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: • Haubentaucher (OAG 1997) • Erdkröte in großer Population (1993) • Wasserfledermaus (1997) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 5.5 Quellerflur an der Kalihalde

Hauptbiotoptypen: Halbruderale Salzvegetation des Binnenlandes Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Ästiger Queller (Salicornia ramosissima) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 26 Anhang

Nr. 5.6 Kleingewässer und Sumpf nördlich Mesmerode

Hauptbiotoptypen: Naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer mit angrenzendem Seggen-, Binsen- und Staudensumpf, wird von einem Erlenbestand umgeben Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Tierarten: Knoblauchkröte (1996) Aktueller Schutzstatus: Geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: Aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 6.1 Blumenauer Wäldchen

Hauptbiotoptypen: Buchen-Eichen-Mischwald mit Baum- und Altholzbeständen und umschlossener Lichtung Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Flatter-Ulme (Ulmus laevis) Tierarten: Überwinterungsquartier des Gr. Abendseglers (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: (Kulturdenkmal H 89: Mammutbaum) Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 6.2 Alte Südaue unterhalb Wunstorf

Hauptbiotoptypen: Naturnaher sommerwarmer, überwiegend gehölzgesäumter Niederungsbach, teil- weise mit gut ausgeprägter Röhricht-, Wasser- und Schwimmblattvegetation; redu- zierte Wasserführung Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: Aktueller Schutzstatus: Geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 6.3 Kleingewässer an der Westaue

Hauptbiotoptypen: Nährstoffreiches Stillgewässer mit Schwimmpflanzenbestand und Röhricht Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Gewöhnliches Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) Tierarten: • Teichhuhn • Seefrosch (1994) Aktueller Schutzstatus: Geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 27 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 7.1 Feuchtbereich Barne-Süd

Hauptbiotoptypen: Komplex aus Binsen-, Simsen- und Seggenriedern, Vegetation nasser nährstoffar- mer und -reicher Standorte, hochstaudenreiche Nasswiese, kleinen Tümpeln, Wei- dengebüsch und Erlenbruchwald und randlichem Grünland Pflanzengesellschaften: 11 seltene bzw. gefährdete Pflanzengesellschaften, darunter: Schwarzerlen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae), Grauweiden- Gebüsch (Salicetum cinereae), Schneiden-Ried (Cladietum marisci), Brunnenkres- sen-Gesellschaft (Nasturtietum officinalis) Pflanzenarten: Binsen-Schneide (Cladium mariscus), Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris), Schein- zyper-Segge (Carex pseudocyperus), Schnabel-Segge (Carex rostrata), Schmalbl. Wollgras (Eriophorum angustifolium), Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyr- siflora), Acker-Zahntrost (Odontites verna), Großes Flohkraut (Pulicaria dysenterica), Borstige Schuppensimse (Scirpus setaceus), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica) Tierarten: • Rohrweihe (1994), Kiebitz, Bekassine, Schafstelze (1995), Rebhuhn, Braunkehl- chen, Nachtigall (OAG 1997) • Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis), Goldschrecke (Chrysoch- raon dispar), Sumpfschrecke (Stethopyma grossum) (1995) • Grasfrosch, Erdkröte und Teichfrosch in jeweils großen Populationen (1995) Aktueller Schutzstatus: Geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, LSG-H 31 Bewertung: Aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; Überwiegend für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 7.2 Grünlandbereich Barne-Süd

Hauptbiotoptypen: Feuchtes Intensivgrünland mit geringem Heckenanteil, von nährstoffreichen Gräben durchzogen Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus) Tierarten: • Kiebitz, Schafstelze, Nachtigall (1995), zudem Rebhuhn, Rotrückenwürger (OAG 1997) • Jagdgebiet von Zwergfledermaus und Gr. Abendsegler (1995, 1997) Aktueller Schutzstatus: LSG-H 31 Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 7.3 Düendorfer Wald

Hauptbiotoptypen: Mischforst mit Buche, Eiche und Kiefer, überwiegend Stangen- und Baumholz, im nördlichen Teil parkartig Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris) Tierarten: • Schwarzspecht (1995) • Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Bartfledermaus (1997) Aktueller Schutzstatus: Im LSG-H 5 Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 28 Anhang

Nr. 7.4 Teich am Stadtfeld

Hauptbiotoptypen: Nährstoffreiches Abbaugewässer mit Kleinröhricht, Ruderalflur und Weidengebüsch, umgeben von einem Gehölzbestand aus Weide, Erle, Birke, Kiefer Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: • Nachtigall 95, Teichhuhn (OAG 1997), • Wasserfledermaus (1997) • Erdkröte in großer Population Aktueller Schutzstatus: z.T. geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, LSG-H 52 Bewertung: Aus lokaler Sicht hohe Bedeutung; Wasserfläche für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 7.5 Feuchtbereich im Luther Forst

Hauptbiotoptypen: Nasse Senke mit Schilf-Landröhricht, Seggen-, Binsen- und Simsenried nährstoffrei- cher Standorte sowie mit Erlenbruch, randlich auch Pappeln und Fichten Pflanzengesellschaften: Blasenseggen-Ried (Caricetum vesicariae), Flatterbinsen-Sumpf (Juncetum effusi) Pflanzenarten: Blasen-Segge (Carex vesicaria), Wasserfeder (Hottonia palustris), Flatter-Ulme (Ul- mus laevis), Steife Segge (Carex elata), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 7.6 Alte Südaue oberhalb Wunstorf

Hauptbiotoptypen: naturnaher, sommerwarmer Niederungsbach mit Röhrichtsaum, Wasser- und Schwimmblattvegetation sowie begleitenden Hochstauden- und Ruderalfluren, z.T. auch mit Ufergehölzen, aber reduzierter Abfluss Pflanzengesellschaften: Teichrosen-Gesellschaft (Myriophyllo-Nupharetum luteae) Pflanzenarten: Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) Tierarten: • Rebhuhn, Schafstelze (1995) • Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus (1997) • Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis), Feld-Grashüpfer (Chort- hippus apricarius), Goldschrecke (Chrysochraon dispar) (1995) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 7.7 Bahndamm westlich Schulzentrum

Hauptbiotoptypen: Ruderalflur trockener Standorte Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata), Hügel-Vergißmeinnicht (Myosotis ramo- sissima) Tierarten: • Zauneidechse (IBU 1995) • Breitflügelfledermaus (1997; Flugroute) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 29 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 8.1 Feuchtbereich nördlich Kolenfeld

Hauptbiotoptypen: Überwiegend feuchter Biotopkomplex mit Ruderalflur frischer Standorte, Seggenried, feuchtem Weidengebüsch und Birken-Sukzessionsgehölz Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: z.T. geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 8.2 Südböschung des MLK

Hauptbiotoptypen: Ruderalflur trockenwarmer Standorte und Magerrasen an der Kanalböschung; z.T. Elemente von Xerothermvegetation und -Fauna aufgrund der Südexposition der Bö- schung Pflanzengesellschaften: Mittelklee-Odermennig-Saumgesellschaft (Trifolio-Agrimonietum eupatoriae) Pflanzenarten: Hügel-Vergißmeinnicht (Myosotis ramosissima), Sand-Vergißmeinnicht (Myosotis stricta), Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis), Kleinfrüchtiger Ackerfrauenmantel (Aphanes inexspectata) Tierarten: • Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius), Brauner Grashüpfer (Chorthippus brunneus), Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) • Wasserfledermaus (1995) Aktueller Schutzstatus: z. T. geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 8.3 Südaue-Niederung westlich Kolenfeld

Hauptbiotoptypen: überwiegend durch Intensivgrünland geprägter Niederungsbereich an der in diesem Abschnitt mäßig ausgebauten, durch Gehölzbestände markierten Südaue, integriert ist ein Flutrasen Pflanzengesellschaften: Knickfuchsschwanz-Flutrasen (Ranunculo-Alopecuretum geniculati) Pflanzenarten: Sumpf-Gänsedistel (Sonchus palustris), Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus) Tierarten: Schafstelze (1997) Aktueller Schutzstatus: z.T. § 28b Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 30 Anhang

Nr. 8.4 Mergelgrube

Hauptbiotoptypen: ehemaliger Mergelabbau mit hohen, z. T. offenen Steilwänden, (wechselnassen) Of- fenbodenbereichen, offenen Wasserstellen (Tümpel); mit lückiger Pionierflur (wech- selnasser Standorte), an den Hängen Fragmente von Kalk-Magerrasen, z. T. rudera- lisiert; Röhricht- und Seggenbestände, verschiedene Ruderalfluren; ± lockerer Ge- hölzaufwuchs in Randbereichen und an den Hängen; am östlichen Rand sind teilver- buschte Ruderalflächen einbezogen Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Hirsen-Segge (Carex panicea), Scheinzyper-Segge (Carex pseudocyperus), Späte Segge (Carex viridula), Gew. Zittergras (Briza media), Zierl. Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum), Gew. Natternkopf (Echium vulgare), Gew. Odermennig (Agrimonia eupatoria), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Aufrechter Ziest (Stachys recta) Tierarten: • Rohrweihe, Flussregenpfeifer, Schafstelze (96), Nachtigall, Rotrückenwürger (1997) • (Kammolch 1991), Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Seefrosch (1996) • Waldeidechse (1992), Zauneidechse (1996) • Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilia), Große Heidelibelle(Sympetrum striolatum) (1994) Aktueller Schutzstatus: z. T. § 28a-Biotop Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; landesweit wertvoller Libellen-Lebensraum; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 8.5 Gehölzstreifen an der Mergelkuhle

Hauptbiotoptypen: langgestreckter naturnaher Gehölzbestand aus Weiden und Weißdorn im Mosaik mit Ruderalfluren und Saumgesellschaften längs des ehemaligen Transportbands zum Zementwerk Pflanzengesellschaften: Mittelklee-Odermennig-Saumgesellschaft (Trifolio-Agrimonietum eupatoriae)

Pflanzenarten: Wirbeldost (Clinopodium vulgare), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Mittel- Klee (Trifolium medium), Hauhechel (Ononis spinosa) Tierarten: Nachtigall (1997) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 8.6 Feldgehölze östlich Kolenfeld

Hauptbiotoptypen: Naturnaher Gehölzbestand aus Weidenarten und Weißdorn, angrenzende Rude- ralfläche und Grünland, Biotopkomplex innerhalb ausgeräumter Ackerflur Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: Nachtigall (1997) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 31 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 9.1 Laubwald Fohlenstall

Hauptbiotoptypen: naturnaher, mesophiler Eichen-Hainbuchen- und Eichen-Buchenmischwald Pflanzengesellschaften: • Eichen-Hainbuchenwald (Querco-Carpinetum loniceretosum) arme Ausprägung • Eichen-Buchenwald (Querco-Fagetum) Pflanzenarten: Tierarten: Nachtigall, Kolkrabe, Hohltaube, Schwarzspecht (1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 5 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 9.2 Laubwald Brand (Südteil)

Hauptbiotoptypen: Komplex aus bodensaurem Eichen- und mesophilem Eichen-Hainbuchen-Mischwald, überwiegend Baumholz, im nördlichen Abschnitt Mischwald mit Kiefern und Fichten Pflanzengesellschaften: • Eichen-Hainbuchenwald (Querco-Carpinetum loniceretosum) arme Ausprägung • Eichen-Hainbuchenwald (Querco-Carpinetum stachyetosum) kalkreiche Ausprä- gung Pflanzenarten: Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale), Stattliches Knabenkraut (Orchis mascu- la), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica), Walzen-Segge (Carex elongata), Sumpf- Torfmoos (Sphagnum palustre), Trügerisches Torfmoos (Sphagnum fallax) Tierarten: Habicht (1992), Rotmilan, Schwarzspecht, Kolkrabe (1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 43 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; z. T. für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 9.3 Weiher im Brand

Hauptbiotoptypen: nährstoffreiches Kleingewässer mit ausgeprägter Schwimmblattpflanzenvegetation Pflanzengesellschaften: • Schnabelseggen-Ried (Caricetum rostratae) • Flatterbinsen-Sumpf (Juncetum effusi) • Teichsimsen-Röhricht (Scirpetum lacustris) Pflanzenarten: Schnabel-Segge (Carex rostrata), Gewöhnliche Teichsimse (Scirpus lacustris) Tierarten: Erdkröte u. Grasfrosch in großer Population (1996) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 43 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 32 Anhang

Nr. 9.4 Brandwiesen

Hauptbiotoptypen: brachliegenes Grünland, Gliederung durch Gebüsch(-reihen), Heckenstrukturen, Einzel- und Kopfbäume, am Waldrand befindet sich ein nährstoffreiches Kleingewäs- ser mit angrenzender hochstaudenreicher Nasswiese Pflanzengesellschaften: Kohldistel-Wiese (Polygono-Cirsietum oleracei) Pflanzenarten: Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica), Lanzettblättriger Froschlöffel (Alisma lanceo- latum), Hirsen-Segge (Carex panicea), Blasen-Segge (Carex vesicaria), Späte Seg- ge (Carex viridula), Fuchs-Segge (Carex vulpina), Straußblütiger Gilbweiderich (Ly- simachia thyrsiflora), Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), Haarbl. Wasser- hahnenfuß (Ranunculus trichophyllus), Gr. Klappertopf (Rhinanthus angustifolius), Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus) Tierarten: • Krickente (1997), • Seefrosch (1996); Erdkröte u. Grasfrosch in großer Population (1996) • Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), Sumpfgrashüpfer (Chorthippus monta- nus) (1996) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 43 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung

Nr. 9.5 Kleingewässer Niengraben

Hauptbiotoptypen: gehölzumstandenes nährstoffreiches Kleingewässer mit Seggenbeständen, angren- zend Grünlandfläche mit Gehölzen Pflanzengesellschaften: Blasenseggen-Ried (Caricetum vesicariae) Pflanzenarten: Blasen-Segge (Carex vesicaria), Fuchs-Segge (Carex vulpina), Gew. Teichsimse (Scirpus lacustris), Breitblättriger Merk (Sium latifolium), Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 43 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 9.6 Feuchtbereich südl. Idenser Graben

Hauptbiotoptypen: Erlen-Bruchwald nährstoffreicher Standorte, Abschnitte mit offenen Wasserflächen und sumpfigen Bereichen, gut ausgeprägte Wasser- und Sumpfvegetation Pflanzengesellschaften: Schwarzerlen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae), Zweizeilenseggen- Ried (Caricetum distichae), Schlankseggen-Ried (Caricetum gracilis), Wasserfeder- Gesellschaft (Hottonietum palustris), Ges. d. Untergetauchten Wasserlinse (Lemne- tum trisulcae) Pflanzenarten: Wasserfeder (Hottonia palustris), Dreifurchige Wasserlinse (Lemna trisulca), Großer- und Röhriger-Wasserfenchel (Oenanthe aquatica, O. fistulosa), Haarblättriger Was- serhahnenfuß (Ranunculus trichophyllus), Breitblättriger Merk (Sium latifolium), Wal- zen-Segge (Carex elongata), Fuchs-Segge (Carex vulpina), Tierarten: Seefrosch (1995) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 5 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Anhang 33 Planungsgruppe Landespflege 2002 Landschaftsplan Wunstorf

Nr. 9.7 Feuchtwiese am Idenser Graben

Hauptbiotoptypen: Sumpfdotterblumen-Wiese (seggen-, binsen- und hochstaudenarme Ausprägung), Seggenried, nährstoffarmer Sumpf, von Intensivgrünland umgeben Pflanzengesellschaften: Sumpfdotterblumen-Wiese (Calthion palustris-Gesellschaft), Schlankseggen-Ried (Caricetum gracilis), Zweizeilenseggen-Ried (Caricetum distichae), Blasenseggen- Ried (Caricetum vesicariae) Pflanzenarten: Fuchs-Segge (Carex vulpina) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28b NNatG, im LSG-H 5 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung; für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 9.8 Rodenberger Aue

Hauptbiotoptypen: naturnaher sommerwarmer Niederungsbach, teilw. ausgebaut, aber auch in diesen Abschnitten inzwischen naturnah entwickelt; mit angrenzenden, z.T. gehölzbestan- denen Uferbereichen; überwiegend tief eingeschnittenes Erosionstal Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: - Tierarten: • Eisvogel (OAG 1997) • (Bachforelle, Elritze, Schmerle; 1990) Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG, im LSG-H 43 Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung

Nr. 9.9 Mordgraben

Hauptbiotoptypen: nährstoffreicher Graben Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Schwanenblume (Butomus umbellatus), Bunter Hohlzahn (Galeopsis speciosa), Froschbiß (Hydrocharis morsus-ranae), Gew. Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 43 und -H 56 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 9.10 Grünlandbereich nördlich Idensen

Hauptbiotoptypen: Bereich mit Intensiv-Grünland und eingestreuten Ackerflächen, durchflossen von Seegraben und Osterriehe, durch Gehölzbestände gegliedert Pflanzengesellschaften: Pflanzenarten: Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea), Mäuse- schwänzchen (Myosurus minimus), Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) Tierarten: Rotrückenwürger, Kiebitz, Schafstelze, Nachtigall (1997) Jagdgebiet des Gr. Abendseglers (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: überwiegend im LSG-H56 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 34 Anhang

Nr. 9.11 Wegränder östl. Idensermoor

Hauptbiotoptypen: Strauch-Baumhecke beidseits eines zumeist trockenen Wegeseitengrabens, teilwei- se lückig; zwischen Weg und Graben teilweise große Vorkommen gefährdeter Pflan- zenarten Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Bunter Hohlzahn (Galeopsis speciosa), Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula), Großer Klappertopf (Rhinanthus angustifolius), Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmi- ca) Tierarten: Rotrückenwürger (1997) Aktueller Schutzstatus: - Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 9.12 Sumpf an den Idenser Teichen

Hauptbiotoptypen: Seggenried im Randbereich der Idenser Fischteiche Pflanzengesellschaften: Schlankseggen-Ried (Caricetum gracilis) Pflanzenarten: Sumpf-Scharfgabe (Achillea ptarmica), Großer Klappertopf (Rhinanthus angustifoli- us) Tierarten: Aktueller Schutzstatus: geschütztes Biotop nach § 28a NNatG Bewertung: aus lokaler Sicht sehr hohe Bedeutung für den Naturschutz wertvoller Bereich mit landesweiter Bedeutung

Nr. 9.13 Laubwald Brand (Nordteil)

Hauptbiotoptypen: Komplex aus mesophilem Eichen-Hainbuchen-Mischwald, sonstigem Buchen- Eichen-Mischwald, eingestreut Nadelforsten mit Kiefer, Fichten und Lärchen, über- wiegend Baumholz Pflanzengesellschaften: - Pflanzenarten: Blasen-Segge (Carex vesicaria), Sumpfdotterblume (Caltha palustirs), Breitblättriger Merk (Sium latifolium) , Walzen-Segge (Carex elongata) Tierarten: • Habicht (1992) • Jagdgebiet des Gr. Abendseglers (SCHLEGEL 1997) Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 43 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Nr. 9.14 Laubwald Fohlenstall, Südteil

Hauptbiotoptypen: naturnaher, mesophiler Eichen-Buchenmischwald, z.T. mit Hainbuche, Ahorn und Linde gemischt, im Bereich von Aufforstungen mit Roteiche u. Fichte geringerwertig Pflanzengesellschaften: • Eichen-Hainbuchenwald (Querco-Carpinetum loniceretosum) arme Ausprägung • Eichen-Buchenwald (Querco-Fagetum) Pflanzenarten: Tierarten: - Aktueller Schutzstatus: im LSG-H 5 Bewertung: aus lokaler Sicht hohe Bedeutung

Anhang 35