Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten 33. Jahrgang |1/ 2017

DIE LIEBESERKLÄRUNG DES STAPI: DIE UNTERE ALTSTADT IST ETWAS GANZ BESONDERES Keine zwei Monate is der neue Stadtpräsident Alec von Grafenried im Amt. Eingeklemmt zwi- schen Terminen, Dossiersudien und Sitzungen hat er dennoch Zeit für ein langes Gesräch mit der BrunneZytig gefunden. Und das geriet zu einer eigentlichen Tour d’ Horizon über die Themen, die in der Unteren Altsadt zu reden geben. Im Guten wie im weniger Guten.

Editorial

WEISSWEIN IM MOSES- BRUNNEN

Vor drei Jahren unterhielt ich mich mit Alexandre Schmidt über verschie- dene, für die Stadt Bern wichtige Er- eignisse. So erzählte ich ihm die Be- gebenheit, wie es zum Endentscheid darüber kam, welche Stadt die Hauptstadt des neu gegründeten Bundesstaates werden sollte.

Die Abgeordneten, die an einem Montag anfangs No- vember 1848 zum ersten Mal unter der neuen Ver- fassung tagten, hatten sich auf eine harte Arbeit eingestellt. Bern aber, selber Kandidatin für den Sitz der Bundeshauptstadt, servierte den Herren am Vor- abend der entscheidenden Sitzung ein feudales Fest- mahl. Wie Frau Bettina Hahnloser, Historikerin, ! Der neue Stadtpräsident Alec von Graffenried an seinem Arbeitsplatz im . recherchieren konnte, zog die Stadt alle Register. Man habe sie noch nie so schön herausgeputzt und deko- BrunneZytig: Was verbindet Sie mit der Unteren Brunnezytig: Sie sind ja noch nicht sehr lange im riert gesehen, sagten Zeitzeugen. Ein Fahnenmeer Altstadt? Amt, doch Sie wissen, dass es in der Altstadt neben wehte in den Gassen, Kerzen standen auf den Fenster- Alec von Graffenried: Ich habe ein sehr emotionales der Schönheit auch einige Probleme gibt? simsen. Das Bankett im Theatersaal des «Hôtel de Mu- Verhältnis – wie alle Bernerinnen und Berner. Es ist Alec von Graffenried: (lacht). Natürlich. Ich war bis- sique», dem späteren «Café du Théatre», löste Zungen Heimat. Man kann kein Bild von Bern haben, ohne her schon an mehreren Stadtratsitzungen. Und es und Hemmungen. an die Untere Altstadt zu denken. Aber unterdessen war immer die Untere Altstadt, die dort zu reden gab. Wegen des übermässigen Weingenusses, der aus einem habe ich auch einen riesigen Respekt. Die Untere Alt- speziell hergerichteten Brunnen floss, resultierte ein stadt ist das einzige Quartier, in dem alle Ansprüche, Dann lassen Sie uns die Probleme ein bisschen ansehnliches Defizit. Die Burgergemeinde zahlte dies, die heute an die Stadtplanung gestellt werden, reali- durchgehen. Stichwort: die Ladenöffnung am nicht ohne sich darüber lustig zu machen. Aber wir siert sind. Es ist das dichteste Quartier Berns, in dem Sonntag. Die wenigsten Gewerbler wollen sie, sind ihr heute noch dankbar, nicht nur für diese Ak- Wohnen und Arbeiten sehr harmonisch miteinander tion. Jedenfalls befanden die Abgeordneten, in Bern verbunden sind. Es gibt ein vielfältiges Wohnungsan- liesse sich gar nicht so schlecht leben und regieren… gebot. Es hat aber auch ein vielfältiges Gewerbean- gebot. Bekanntlich haben wir die Wahl gewonnen. Bern ju- INFO AUS DEM INHALT belte, sehr zum Ärger der Zürcher: Man hätte doch Die städtebaulich wichtigste Eigenschaft liegt in der warten können mit dem Kanonendonner, schrieb ganz klaren Gliederung von privatem und öffentli- eine Zürcher Zeitung, bis die «zürcherischen Abge- chem Raum. Es gibt den Strassenraum, die Plätze, die REMINISZENZ AN DIE FASNACHT: Wir beleuchten die ordneten den Schauplatz ihrer Niederlage verlassen Lauben, die ja schon auf Privatgrund stehen und so Tradition der Berner Fasnachtsspiele. Seite 6. haben würden»... ein bisschen Vorhof sind von den Häusern. In den EINE KLEINE GESCHICHTE DES ASPHALTES: Alle sind herzlich eingeladen, am 14.03.2017 um Häusern sind die Geschäfte, die auf die Lauben hi- Wenn Sie glauben, dass sei ein langweiliges Thema, dann 17 Uhr beim mehr über den Zusam- nausgehen, und darüber die Wohnungen, der Privat- irren Sie. Seite 10. menhang dieser Geschichte mit unserem Anlass zu raum, der sich wiederum auf die Hinterhöfe, einen EIN BEWEGTES LEBEN: Der langjährige Altstadtbewohner halbprivaten Raum, öffnet. Das ist einfach genial ge- erfahren. Alex Hadorn und Kulturmensch Urs Frauchiger erzählt. Seite 18. Präsident der Kesslergass-Gesellschaft Bern plant und umgesetzt. 2 BrunneZytig 17. März 2017 Titelgeschichte

kleine Familienbetriebe können sie nicht stemmen. Zweitwohnungen fordert, ist im Rat angenommen Aber dass nur die Souvenirshops von der Liberali- worden. Sie geht dem Gemeinderat zu weit, aber sierung profitieren, ist vermutlich nicht ganz das, er will Anliegen im Rahmen der bevorstehenden was ein Stadtverantwortlicher sich wünscht? Totalrevision der Bauordnung prüfen. Was heisst AvG Städtetourismus ist heute gefragt, das ist Kultur- das denn konkret? tourismus, das ist Freizeiterlebnis, ist Gastroerlebnis. AvG Ich kann noch nicht sagen, was wir machen Dazu gehört natürlich auch das Shopping. Deshalb werden. Theiler hat ja verlangt, dass in der Altstadt wollte man ursprünglich eine Tourismuszone reali- niemand wohnen soll, der hier nicht seinen Haupt- sieren. Vor sieben oder acht Jahren waren selbst die wohnsitz hat. Das bedeutet, viele Studierende dürften Altstadtleiste dafür. Unterdessen hat der Wind ge- hier nicht mehr wohnen, weil die meist Wochenauf- dreht und die Altstadtleiste möchten das nicht mehr. enthalter sind. Das kann ja nicht gemeint sein. Man Der Gemeinderat hat sich daran gehalten. Der Kanton muss da wirklich präzise sein. Daran müssen wir hat jetzt nachgefragt – aber wir haben abgewinkt. noch arbeiten.

Eine andere Frage ist der Mix an Ladengeschäften. Eine neue Studie der Grossbank CS zeigt, dass die Sicher hat man Angst vor dem Überhandnehmen Lebenshaltungskosten in der Berner Innenstadt die von Souvenirshops, Modeboutiquen und irgendwel- höchsten im ganzen Kanton sind. Der Hauptgrund chen Concept-Stores. Das ist sehr, sehr schwer zu sind die hohen Mieten. Wenn das Leben in der Alt- steuern. Da haben natürlich auch die Hauseigentü- ! Der Erlacherhof: Traditionell der Arbeitsort des Stadt- stadt immer teurer wird – wie kann man eine ver- mer eine grosse Verantwortung, wem sie ihre Lokale präsidenten. nünftige Durchmischung des Quartiers überhaupt vermieten. Was mir persönlich in der Unteren Alt- erhalten? stadt fehlt, ist ein Lebensmittelgeschäft. Da bräuchte Das ist ja mit dem sogenannten Verkehrskompro- AvG Das ist die grosse Kunst. Ich warne aber vor es jemanden, der das Abenteuer und die Herausfor- miss erreicht worden. Die Stadt diskutiert jetzt ein einer Überregulierung. Ich kenne die Forderung, derung annimmt (schmunzelt). neues Verkehrskonzept. Vor allem das Gewerbe man wolle keine «toten» Schaufenster mehr, also erwartet das Ergebnis mit einiger Sorge. keine Dienstleister. Dann hätten wir aber auch kei- Was die Sonntagsöffnung angeht, wird Ihnen ein AvG In diese Diskussion werde ich mich sicher noch nen Coiffeur oder Schuhmacher mehr. grosser Teil des Gewerbes antworten: Von den einschalten. Bisher habe ich mich damit noch nicht Touristen profitieren wir auch unter der Woche befassen und alle Dossiers lesen können. Die SP-Motion zielt aber auf die Finanzdienstleister nicht viel, weil die meist nicht unter den Lauben ab. sondern in der Strassenmitte vom zum Dann bleiben wir noch ein bisschen beim Touris- AvG Also gut, dann hätten wir die Post, die auch ein Bärenpark und wieder zurück laufen. Wieso sollte mus. Stichwort AirBnB. Mehr und mehr werden Finanzdienstleister ist. das dann am Sonntag anders sein? Wohnungen in der Unteren Altstadt an Touristen AvG Das ist natürlich auch Sache der Geschäftsfüh- vermietet. Das führt zu einer Verknappung von Die Post ist damit ausdrücklich nicht gemeint. renden, dass sie die Leute in ihre Läden hineinbrin- Wohnraum und steigenden Mieten bei Neuvermie- AvG (lacht) Also nur um einmal zu zeigen: Es ist gen. Vielleicht sollten wir wieder mehr Autos in der tungen. Das ist keine erstrebenswerte Entwick- schon nicht ganz trivial. Ich bin auch für einen ge- Strasse haben, dann würden die Leute wieder unter lung... sunden Mix. Wenn ich wüsste, wie die richtige Re- den Lauben gehen? AvG Nein, natürlich nicht. Wichtig ist, dass es eine gulierung aussieht, wäre ich dafür zu haben. Aber Durchmischung gibt. Bei Neuvermietungen nach Re- ich bin skeptisch, ob man mit einem Federstrich Re- Das ist ja genau das, was Bern Tourismus will: eine novationen ist es klar, dass nachher teurer vermietet geln aufstellen kann und damit alles besser macht. autofreie Innenstadt. wird. Wir haben eine Wohnraumverknappung in der AvG Das möchte ich auch nicht. Aber man kann die ganzen Stadt. In der Altstadt haben wir einfach noch Wie sähe denn für Sie der richtige soziale Mix zwi- Stadt natürlich wieder viel authentischer erleben, seit das Glück, dass es einen Schutz gibt, so dass man schen Anwohnenden und Geschäften aus? es weniger Autos hat. baulich nicht freie Hand hat. Und dass diese sehr AvG Sehr viel, das uns gefällt, nehmen wir aus der schmalen und sehr speziellen Häuser immer Nischen Vergangenheit mit. Aber wenn man das Bestehende offenlassen für speziellen Wohnraum. Aber wir müs- bewahren will, dann muss man auch Veränderung sen darauf achten, dass es nicht zu Verdrängungen zulassen. Wir haben bereits sehr viele gute Regulie- ALEC VON GRAFFENRIED: INFO kommt – und AirBnB ist da ein wichtiges Stichwort. rungen, zum Beispiel keine Büronutzungen in den BIOGRAFISCHES Wir haben noch nicht die grosse flächendeckende oberen Stockwerken. Es gibt vieles, was sich sehr be- Verdrängung beobachtet, wie sie in anderen Städten währt hat. Anderes müssen wir anschauen. Sie kön- Der gebürtige Churer ist in Bern aufgewach- sen. Nach seinem Jurastudium an der Uni Bern war er zu- stattgefunden hat. Natürlich wissen wir auch, dass nen aber nicht von mir verlangen, dass ich nächst als Fürsprecher tätig. Von 2000 bis 2007 war er das kommen kann. Entwicklungen, die mehrere Jahre möglicherweise in Regierungsstatthalter des Amtsbezirks Bern. Anschliessend die falsche Richtung gelaufen sind, nach sechs Wo- wechselte er zum Baukonzern Losinger Marazzi AG, wo er Wehret den Anfängen? chen schon korrigieren kann. Wunder dauern be- bis 2016 tätig war, zuletzt als Direktor Immobilenentwick- AvG Wir wollen jetzt zuerst einmal eine Bestandes- kanntlich länger. Aber das Problembewusstsein, dass lung. Seit 2010 ist er – noch bis Juni – Präsident von Bern aufnahme vornehmen. Dann muss man eine Strate- man etwas machen muss, ist da. Nur die Lösung liegt Tourismus. gie entwickeln, dass die Erstwohnungen hier noch nicht auf dem Tisch. weiterhin überwiegen und es nicht zu einer Verdrän- Von Graffenried gehört der Grünen Freien Liste (GFL) Bern gung kommt. Gegen das Urspungskonzept von Aber dass diese soziale Durchmischung in der Alt- an. 2007 wurde er für die Grünen erstmals in den Natio- AirBnB, nur ein Zimmer einer Wohnung zu vermie- stadt bewahrt wird – das ist für Sie schon ein An- nalrat gewählt und 2011 wiedergewählt. Bei den letzten ten, hat man ja eher weniger einzuwenden. Aber liegen? Wahlen 2015 kandidierte er nicht mehr. Im November wenn man dann ganze Wohnungen oder Häuser AvG Natürlich, aber sicher! 2016 wurde er mit dem höchsten Stimmergebnis aller Kandidatinnen und Kandidaten in den Gemeinderat ge- nächteweise vermietet, dann ist das schon eine etwas wählt. Im Januar gewann er mit knapp 58 Prozent die andere Geschichte. Kommen wir noch zu den Leisten. Seit längerem Stichwahl zum Stadtpräsidenten gegen seine Konkurrentin laufen in der Stadt Bestrebungen, dass aus den po- von der SP, Ursula Wyss. Die Motion von Stadtrat Luzius Theiler (GPB-DA), litisch neutralen Leisten Quartierkommissionen babü die ein Verbot der Umnutzung von Wohnungen in werden sollen, in denen unter anderem Parteien- BrunneZytig 3 Läbigi Altstadt 17. März 2017

vertreter Einsitz haben. Wie stehen Sie zur Unab- Aber das Problem mit dem Nachtleben hat sich ja hängigkeit der Leiste? gleichsam von selbst teilweise entschärft. Dank ge- AvG Die Altstadt macht 10 % der Stadt aus, vielleicht änderter Lebensgewohnheiten sind die Restaurants nicht einmal. Am einfachsten wäre es natürlich, oft um halb elf schon leer oder zumindest ziemlich überall alles gleich zu machen. Aber die Altstadt ist leer... eben etwas Besonderes (lächelt), man kann sie nicht AvG Man kann nicht immer mehr Ruhe verlangen – mit anderen Quartieren vergleichen. Deshalb soll und sich dann beklagen, wenn die Ruhe da ist (lacht). man sie auch anders behandeln. Wir müssen für die Jetzt kommen neue Vorstösse, dass man die Kirchen- Altstadt eigene Prozesse haben. Man soll nicht alles glocken abstellen und auch das bürgerliche Geläut über einen Leisten schlagen. Von daher weiss ich (z.B. Zytglogge, Rathaus. Die Red.) einstellen soll. Wir nicht, ob es gerade jetzt dringend eine Quartierkom- leben in der Stadt – und eine Stadt soll auch leben. mission braucht. In der Altstadt läuft der Dialog mit Ich jedenfalls möchte eine lebendige Stadt. Das glei- der Bevölkerung über die Leiste. Und auch wenn che gilt auch für die Regulierung. Man kann schon nicht alle Leute in den Leisten organisiert sind: Ich sagen, jetzt regulieren wir alles beim Gewerbe. Aber glaube nicht, dass wir einen Mangel an Dialog haben dann riskiert man auch, dass plötzlich niemand mehr und an Nähe schon gar nicht. Der Stadtpräsident hier geschäften will. Und das wäre ja auch nicht gut. «hockt» ja selbst in der Altstadt. Sie haben vorhin von der Verantwortung der ! Stadträtin Stéphanie Penher (GB) hat in einem Zei- Hausbesitzenden gesprochen. Müsste die Stadt Mit höchster Konzentration bei der Sache: Stapi Alec von Graffenried. tungsinterview gesagt, «wenn der Leist Alarm nicht bei ihnen wieder mehr Engagement für die schlägt, dann muss man reagieren». Wie wichtig ist Stadt wecken? das Haus über den Laden oder das Restaurant finan- für Sie der Einbezug der Leiste bei der politischen AvG Ich glaube eher, dass dies über eine Begleitung ziert werden kann, sind vielleicht einmal vorbei. Entscheidungsfindung? und ein Coaching laufen muss als über Vorschriften. Dann werden ganz neue Geschäftsmodelle kommen. AvG Der ist sehr wichtig. Gerade für die direkt Be- Im Gewerbe gibt es seit Jahrzehnten einen Struktur- Auf die muss man sich vorbereiten. troffenen. Wir haben beispielsweise in der Diskussion wandel. Der ist in anderen Orten weiter fortgeschrit- über das Nachtleben sehr eng zusammengearbeitet. ten als hier in der Altstadt. Wenn Sie in einem Dorf Noch eine letzte Frage: Wie und wo sehen Sie die Da darf man auch anerkennen, dass sich die Situa- ein Haus besitzen, dann können Sie die Wohnungen Stadt in zehn Jahre? tion in den letzten 10 Jahren stark verbessert hat. leicht vermieten, aber nicht den Laden im Erdge- AvG Immer noch gleich. Aber dafür müssen wir Zumindest aus der Sicht derjenigen, die nachts schla- schoss. Den müssen Sie mit den Wohnungen quer- etwas tun. Einfrieren ist keine Variante. Wenn man fen wollen in der Altstadt. Diejenigen, die in der subventionieren. In der Berner Innenstadt war das etwas bewahren will, dann muss man es auch ent- Nacht in den Ausgang wollen, beurteilen das viel- lange umgekehrt gewesen. Da konnte man einen wickeln. Das ist auch mein Bedenken bei all den Re- leicht etwas anders. Also der Einbezug der Leiste ist Laden für 600 oder 800 Franken pro Quadratmeter gulierungen. Man kann die Entwicklung auch sehr wichtig. Als der Kramgassleist gefragt hat, ob ich vermieten, in der Oberstadt für mehrere tausend abwürgen. Man kann etwas zu Tode regulieren. Das an seine HV komme, habe ich natürlich sofort ja ge- Franken, und konnte damit den Rest des Hauses fi- möchte ich sicher nicht. Ich möchte, dass die Stadt sagt. nanzieren. Der Strukturwandel im Detailhandel wird und die Altstadt meine Heimat bleiben. sich auf die Mieten auswirken. Die Zeiten, in denen koe/babü

GESCHÄTZTE LESERINNEN UND LESER

Seit ziemlich genau zwei Monaten hat Bern einen sprechen zum Beispiel über den Berner Künstler neuen Stadtpräsidenten, Alec von Graffenried von und Erneuerer der Schweizer Heraldik, Paul Boesch der Grünen Freien Liste. Und wir freuen uns sehr, (Seite 4), spazieren mit Valentin Baumann durch die dass er sich so schnell Zeit für ein Gespräch mit der Untere Altstadt, auf den Spuren des Klassizismus BrunneZytig genommen hat. Natürlich darf man (Seite 13). Wir besuchen die «Klingende Sammlung», nach einer so kurzen Amtszeit noch keine fixferti- das neue Museum an der , in dem die gen Rezepte zur Lösung der Probleme in der Unteren Sammlung des Berner Instrumentebauers Karl Burri Altstadt erwarten. Doch der Stadtpräsident hat gezeigt wird (Seite 30). Wir machen Station beim durchaus auch Klartext gesprochen. Zum Beispiel Rahmenbauer und Vergolder Beat Himmelreich sein Bekenntnis zur Unteren Altstadt, die für ihre (Seite 25). Und wir gratulieren: Der Grande Dame Weiterentwicklung besonderer Strategien bedürfe. unter den Geschäftsleuten in der Unteren Altstadt, Seine Warnungen vor Überreglementierungen sind Irma Suter Derendinger vom Spielwarenladen «das uns ebenso aufgefallen wie seine Aussage, wonach bauhaus» zum 80. Geburtstag (Seite 9) und dem es ihm ein Anliegen sei, weiterhin eine gute soziale Restaurant Commerce, pardon, dem «Café du Com- und gewerbliche Durchmischung in unserem Quar- merce», zum 70 Jahr-Jubiläum (Seite 16). Und da- tier erhalten zu wollen. Und natürlich seine Wert- neben gibt’s, wie immer, noch viel Wissenswertes schätzung der Leiste, deren Einbezug in die aus ihrem jeweiligen Leistgebiet. politische Entscheidungsfindung er sehr wichtig fin- det. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, was und wie Das Team der BrunneZytig wünscht Ihnen wie- er politisch seine Ziele umsetzen wird – und wün- derum viel Vergnügen bei der Lektüre – und freut schen ihm dabei eine glückliche Hand. sich jetzt schon auf ihre Reaktionen und Anregun- gen. Auch in der ersten Ausgabe des Jahres 2017 erwar- Barbara Büttner ten Sie in der BrunneZytig wieder interessante Men- schen und Themen aus unserem Quartier. Wir 4 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

PAUL BOESCH – EIN (FAST) VERGESSENER INFO IMPRESSUM BERNER KÜNSTLER Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt - Paul Boesch (1889−1969) hat in Bern heraldischen Schmuck für Amtshäuser, Standesscheiben und leis ten gemeinsam gestaltet. Unter den Leist - Wandbilder geschafen. Schweizweit bekannt wurde er als Illusrator des Pesalozzi-Kalenders. rubriken finden Sie auch leistinterne Informationen.

VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE: Paul Boesch ist heute weitgehend in Vergessenheit Besitzer des Warenhauses Kaiser & Co. AG an der Vereinigte Altstadtleiste Bern; Chefredaktion: Barbara Büttner geraten. Dabei waren seine Arbeiten in der ganzen und Herausgeber des erfolgreichen [email protected] Schweiz bekannt und noch heute sind Illustrationen Schweizer «Pestalozzi-Kalender» für die Jugend, en- REDAKTION LEIST DER UNTERN STADT: von Paul Boesch in der Werbung präsent. Leben und gagierte Boesch als Illustrator für die Kalender und Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) Arbeit von Paul Boesch sind eng mit der Stadt Bern weitere über die Schweiz hinaus bekannte Werke wie REDAKTION KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: verbunden. Die Berner Altstadt war nicht nur Ar- «10‘000 Jahre Schaffen und Forschen. Die Wege des Beat Schwaller (sw), Claudia Engler (CE) beits- und Wohnort, sie bot ihm auch Inspiration und Fortschritts vom Einst zum Jetzt» (Bern 1940). REDAKTION RATHAUSGASS-BRUNNGASS-LEIST: Anschauungsmaterial, wie verschiedene Architek- Edi Franz (ef) turskizzen in seinem Nachlass zeigen. Viele Jahre Weitere wichtige Werke mit Holzschnitten von Paul REDAKTION KRAMGASSLEIST: lebte und arbeitete er an der 43. Boesch waren «La Grande Année Vigneronne» von Barbara Büttner (babü), Evelyn Kobelt (koe), 1935 oder die wissenschaftlichen Abbildungen im REDAKTION MATTE-LEIST: Geboren wurde Paul Boesch in Freiburg im Uechtland «Bauernwerk» von Paul Scheuermeier (Erlenbach- Brigitte Holzer (BR), Martin Giezendanner (gie) und er wuchs in Lausanne und Basel auf. Nach der Zürich 1943 und 1957). Für die Schweizerische KOORDINATION, INSERATEANNAHME, PRODUKTION: Matura begann er mit dem Studium der Kunstge- Landesausstellung (Landi) in Zürich 1939 schuf er Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und schichte in Zürich. Einen Aufenthalt in Paris, wo er ein grosses Wandbild zur Wirtschaftsgeschichte der Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, an der renommierten Académie Humbert Malerei Schweiz und einen neun Bilder umfassenden Bilder- 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, studierte, musste er wegen des Ausbruchs des 1. fries. [email protected] ISSN2235-1531, www.altstadtleiste.ch Weltkrieges abbrechen. Das künstlerische Handwerk brachte er sich anschliessend offensichtlich weitge- Erneuerer der Schweizer Heraldik JAHRES-ABONNEMENTS-BESTELLUNG hend selber bei. Wichtig war dabei die Begegnung mit Besonders gross ist Boeschs heraldisches Werk. Al- Preis: Fr. 20.–. Bestellung bei Druckerei Weiss GmbH, [email protected], Tel. 031 301 22 79 dem Basler Glasmaler Emil Gerster (1872−1954). lein für die Hag-Alben (Die Wappen der Schweiz, 1936ff.) hat er gegen zweitausend Gemeindewappen LEIST-ADRESSEN 1915 wurde er als junger Offizier von Generalstab- gemalt und ebenso viele für das Wappenbuch der Vereinigte Altstadtleiste: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8, [email protected], www.altstadtleiste.ch chef Theophil Sprecher nach Bern berufen mit dem Burgergemeinde Bern (1932). Hinzu kommen meh- Kramgassleist: Postfach 852, 3000 Bern 8, Auftrag, Karten und Illustrationen für die Armee an- rere Hundert Wappen und Exlibris für private Auf- Kontakt: [email protected], Web: www.kramgasse.ch zufertigen, darunter findet sich auch eine Serie von traggeber und über 800 Glasgemälde mit Wappen Matte-Leist: Postfach 29, 3000 Bern 13, Soldatenbildern (Schweizer Verband Soldatenwohl, für Kirchen und Amtshäuser oder Stadtveduten. Im www.matte-leist.ch, [email protected] 1914−1918). Ein ganz besonderer Auftrag war der weiteren Sinne heraldische Arbeiten sind auch die Rathausgass-Brunngass-Leist: Kontakt: Edi Franz, Entwurf des Stahlhelms für die Schweizer Armee. zahllosen Stempel, Signete, Weinetiketten, Diplome Postfach 405, 3000 Bern 7, [email protected] und Gedenkblätter oder die Briefmarkenserien, die Leist der Untern Stadt: Postfach 570, 3000 Bern 8, Buchillusrationen und Holzschnite Boesch zwischen 1935 und 1955 für Pro Patria und [email protected] Nach dem Austritt aus dem Armeedienst 1918 hei- Pro Juventute entwarf. Kesslergass-Gesellschaft: Kontakt: Alexander Hadorn, ratete Boesch, die Familie bezog bald nach der Geburt Postfach 614, 3000 Bern 8 der Tochter eine grosszügige Wohnung mit Atelier an Boesch kopierte nicht einfach ältere heraldische Vor- der Junkerngasse. Boesch wurde Lehrer für die lagen, sondern überführte sie in eine moderne Form. Die nächse Ausgabe der BrunneZytig Technik des Holzschnittes an der Gewerbeschule Mit seiner klaren und eigenständigen Formensprache erscheint am 16. Juni 2017 Bern. Nebenbei betätigte er sich als Grafiker und Il- galt er als Erneuerer der Schweizer Heraldik. So ver- Redaktionsschluss: 26. Mai 2017 lustrator, mehrere Verlage vergaben Boesch regel- stand sich auch Paul Boesch selber: Als Künstler, der mässig Aufträge. Bruno Kaiser (1877−1941), zwischen Tradition und Moderne vermittelte und der

Insertionstarife BrunneZytig 2017 Anzahl Grösse Preis Felder (Breite x Höhe) 1 70 x 43 mm Fr. 60.– 2 hoch 70 x 88 mm Fr. 120.– 2 quer 145 x 43 mm Fr. 120.– 3 hoch 70 x 133 mm Fr. 180.– 3 quer 220 x 43 mm Fr. 180.– 4 145 x 88 mm Fr. 240.– 6 hoch 145 x 133 mm Fr. 360.– 6 quer 220 x 88 mm Fr. 360.– Auflage: 4'700 Ex. Druck: 1-farbig, schwarz Auskunft und Inseratannahme: Druckerei Weiss GmbH Kalchackerstrasse 7, 3047 Bremgarten Tel. 031 301 22 79, E-Mail: [email protected] ! Paul Boesch in seinem Atelier an der Junkerngasse 43, um 1940. (Foto: Burgerbibliothek Bern, N Paul Boesch 7, Nr. 3) BrunneZytig 5 Läbigi Altstadt 17. März 2017

BLUMENPRACHT IN DER ALTSTADT VON BERN Ob Blumenpracht-Töpfe vor den Lauben, ob Geranienkisli an den Fensern: Stadtgrün Bern bie- tet im Namen der Vereinigten Altsadtleise den Bewohnerinnen und Bewohnern der Altsadt jedes Jahr neu die Gelegenheit, ihr Quartier zu verschönern oder gar am Geraniumwetbewerb teilzunehmen.

Nebst der Bepflanzung und Pflege öffentlicher Grün- schatten, werden dafür unterschiedliche Bepflan- anlagen und Brunnen, und mit der Gestaltung von zungen vorgeschlagen. Und zur Verschönerung der Plätzen durch einladende Sitzgelegenheiten – zum Fenstersimse und Balkone kann man bei Stadtgrün Beispiel auf dem Münsterplatz – beschäftigt sich die Kistchen mit 2, 3 oder 4 Geranienstöcken (mit oder Stadtgärtnerei auch mit dem Blumenschmuck an ohne Untersatz und in den Farben Rot, Orange-Rot, den Fassaden in der Unteren Altstadt. Während die- Rosa, Weiss oder Lila) bestellen. ser an den öffentlichen Bauten durch Stadtgrün Bern direkt geplant und ausgeführt wird, sind alle Die Töpfe werden am 15. Mai geliefert (und im Anwohnenden in unseren Leistgebieten dazu einge- Herbst auch wieder abgeholt). Für Geranienkistli laden, ebenfalls an der Bepflanzung ihrer Fenster kann sogar ein mehrjähriger Vertrag abgeschlossen teilzunehmen und so mit farblichen und strukturel- werden. In beiden Fällen kostet dies 65.- Franken len Kontrasten blumige Akzente zu setzten. (pro Topf oder pro Geranium-Laufmeter). gie/ZB

! Stadtansicht der Berner Altstadt mit Wappen, aus: Kontakt Wappenbuch der burgerlichen Geschlechter der Stadt Bern, 1932 . (Foto: Burgerbibliothek Bern) Bestellen kann man bis zum 31. März 2017 bei Lukas Zurbuchen, Leitung Produktion von Stadtgrün die alte Kunstform des Holzschnittes zeitgemäss ein- Bern, Elfenauweg 94, 3006 Bern. Telefon 031 321 setzte. Gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- 71 27 oder E-Mail [email protected]. derts wurde der Holzschnitt als Bildmedium von den Zusätzliche Informationen gibt’s auch in den Info- Expressionisten und den Künstlern der Neuen Sach- mails der einzelnen Leiste. lichkeit sehr geschätzt. Tradition war für Boesch nicht ! Für sonnige und halbschattige Standorte (min. Überkommenes, sondern Ausdruck der Kontinuität 5 Stunden direkte Sonne): Rot, Gelb und Pink. Pflanzenagenda 2017: Für schattige Standorte: Magenta und rot. von Kultur. Für sein Lebenswerk erhielt Paul Boesch 26. April: Wildpflanzenmärit auf dem 1968 ehrenhalber das Burgerrecht der Burgerge- meinde Bern. Auch dieses Jahr bietet Stadtgrün interessierten 27./28. April: Graniummärit auf dem Bundesplatz Laden- und Hausbesitzern wieder verschiedene 28. Mai: ProSpecieRara-Zierpflanzenmarkt Stifung und Preis Paul Boesch Topfpflanzen zum Aufstellen in bzw. vor ihren Lau- in der Elfenau Um den Künstler und Illustrator Paul Boesch zu wür- ben an. Je nach Standort, ob sonnig oder im Halb- 8. bis 11. Juni: Kakteenausstellung in der Elfenau digen und an ihn zu erinnern, überführte dessen Tochter Liselotte Boesch (1919−2011) ihr Vermö- gen in eine Stiftung. Zweck der Stiftung ist es, jährlich einmal einen Preis an eine Schweizer Künstlerin oder Künstler mit engem Bezug zu Bern im Bereich der «FORUM 60PLUS» AM 16. MAI IM KORNHAUSFORUM Bildenden Kunst zu vergeben. Das künstlerische Die Stadt Bern is Mitglied des Netzwerks «Altersfreundliche Städte» der Weltgesundheitsorga- Werk muss national herausragend sein. Die Vergabe nisation WHO. Sie is damit verpflichtet, ihre Altersfreundlichkeit regelmässig zu überprüfen des Preises von CHF 50‘000 ist mit dem Ankauf und, wenn nötig, Verbesserungen vorzunehmen. Die Stadt führt auch Veransaltungen durch, eines Werkes verbunden, das als Depositum der Stif- zum Beisiel das «Forum 60plus». tung in die Sammlung des Kunstmuseums Bern ge- langt. Anlässlich der ersten Preisverleihung 2016 Alle zwei Jahre greift das «Forum 60plus» (ehemals petenzzentrum Alter der Stadt Bern organisiert und ging der Preis an Pamela Rosenkranz, die in Bern an städtisches Altersforum) Themen des Alters auf. In durchgeführt. Das Programm kann unter der Tele- der Hochschule der Künste studiert hat. Am 23. März diesem Jahr ist es wieder soweit. Gleich zum Auftakt fonnummer 031 321 63 11 oder per Email 2017 wird der diesjährige Boeschpreisträger, der geht es um eine ganz grundsätzliche Frage: Wie [email protected] bestellt oder auf www.bern.ch/alter Berner Künstler Vaclav Pozarek, ausgezeichnet. Da- wichtig ist eine Gesellschaft, in der sich Menschen eingesehen werden. rüber hinaus vergibt die Stiftung Paul Boesch För- gegenseitig unterstützen. zvg/babü derpreise an Lernende der Schule für Gestaltung Bern und Biel für die Fachgebiete Design, Grafik und Auf dem Programm der anschliessenden Workshops keramische Arbeiten sowie Beiträge an Projekte. stehen Themen wie «Alter und Technik», «Humor im Alltag», «Betreuung & Unterstützung zuhause». Am Paul Boesch bleibt nicht nur über seine Arbeiten mit Nachmittag geht es dann um neue Wohnformen im der Berner Altstadt verbunden. Das Präsidium der Alter: Leben im Mehrgenerationenhaus, innovative Stiftung bleibt gemäss dem Willen der Stifterin bei Spécialités Alterswohnungen oder das Projekt «Hilfe für Woh- de produits d'Italie der Zunftgesellschaft zu Metzgern in der Kramgasse. vins et comestibles s.a. nen». Zudem wird gezeigt, wie auch eine Mietwoh- Und der umfangreiche Nachlass von Paul Boesch nung ohne grossen Aufwand so angepasst werden Münstergasse 49 - 3011 Bern wird in der Burgerbibliothek Bern verwahrt Tél. 031 311 08 57 kann, dass man möglichst lange zuhause leben kann. Fax 031 312 26 13 (www.burgerbib.ch). GRATIS HAUSLIEFERDIENST CE Das «Forum 60plus» findet am 16. Mai 2017 von Italienische Ostertraditionen: Maria Becker, Paul Boesch. Ein Schweizer Künstler und 08.45 bis 16.15 Uhr im Kornhausforum statt. Die – dekorative Ostereier – Colomba (Ostergebäck) Illustrator. Bern 2017 (ISBN 978-3-907663-50-9) Teilnahme ist kostenlos. Das Forum wird vom Kom- 6 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

DIENSTLEISTUNGEN IN HINTER KULISSEN UND MASKEN – DIE REELLEN DER ALTSTADT GESICHTER DER BERNER FASNACHTSSPIELE Das Fasnachtsbrauchtum der Schweiz is äussers facetenreich. Auch die Berner Fasnacht kennt nicht nur eine bewegte Vergangenheit, sie besitzt – vor allem was ihre Anfangszeit in den 80er und 90er Jahren betrif – auch eine ganze Anzahl unterschiedlichser Komponenten.

Eine davon ist das Fasnachtstheater. Und schon muss ich mich korrigieren – DIE Fasnachtstheater. Bis heute gab es nämlich deren drei – und alle waren sie sowohl allegorische Rollenspiele, wie es für ur- sprünglich dem Mittelalter entstammende Myste- rienspiele üblich war, als auch satirische Gesellschafts-Kritik.

Niklaus Manuel hat es vorgemacht Zurzeit lassen sich die Besucher des Bernischen His- torischen Museums in die Welt des Totentanzmalers Niklaus Manuel hineinversetzen. In einem etwas versteckten Winkel der Ausstellung findet man Ma- nuels Büchlein von 1522, in welchem er – kurz zuvor aus italienischen Söldnerdiensten zurückge- ! Der Fahrer des InfoÖkoMobils ist auch Anlaufstelle kehrt – zwei Fasnachtsspiele publizierte, übrigens als für Informationen zur Entsorgung und sortiert die letzten Auftrag für die katholische Kirche. Damals Abfälle bereits in seinem Kastenwagen. bekannte er sich bereits zur Reformation und nannte im Spiel den Papst «Antichrist» und den Ablasshänd- Seit Jahren schon pilgern die Altstadtbewohner mit ler «Richardus Hinterlist». Er beteiligte sich kurz ihren leeren Flaschen zu den Sammelstellen, die für nach dieser ideellen Kirchenkritik auch ganz mate- fast alle in vernünftiger Distanz erreichbar sind. Was riell am real stattfindenden Bildersturm und wurde aber machen wir mit dem alten Radio, dem Compu- als angesehener Bürger zwei Jahre vor seinem Tod ter, dem Mixer oder der Pfanne, die ausgedient ! Totenbuzzen: Auftritt des Zytgloggefiguren-Karus- 1528 in den Kleinen Rat gewählt. Doch kehren wir sells an der Fassade des Gespensterhauses. zvg haben? Seit Anfang Jahr macht das ÖkoInfoMobil zurück ins heutige Bern und an die neuzeitliche Fas- sowohl auf dem Mühlenplatz (Montag 17.00 bis nacht. 17.15 Uhr) wie auch vor dem Rathaus Halt (Mitt- an die elf Meter hohe Christophorus-Statue an der Heiliggeistkirche oder an den Zytglogge-Narr, der im woch 12.35 bis 12.50 Uhr). Da kann alles in haus- Das Berner Fasnachtsheater – eine Tradition Grossformat auf dem Vordach des Rathauses sass. haltüblichen Mengen entsorgt werden, was nicht in hoch drei Damals gab‘s auch den spektakulären Auftritt der den Hauskehricht gehört oder schon auf anderen Ende der 80er Jahre riefen ein paar Kunststudenten Totenbuzzen hoch oben an der Fassade des Gespens- Wegen entsorgt werden kann. eine Fasnachtstheatergruppe ins Leben, deren terhauses als Zytgloggefiguren-Karussell. Die Er- Hauptfiguren dem Totentanz von Niklaus Manuel * * * schaffer dieser Gags gehörten zur Fasnachtszunft zur entsprungen sind, die Totenbuzzen. Sie begleiteten Zähneknirschend wurde in der Altstadt die Schlies- Bärentatze, fünf Männer um den Künstler Walter damals in der Junkerngasse den Auftritt des Fas- sung der Poststelle am Bärenplatz zur Kenntnis ge- Geissberger (dem dieses Jahr auch das Fasnachtspla- nachts-Gags, einer meist überdimensionierten nommen. Während Private jetzt vermehrt zur kat zu verdanken ist). Jahr um Jahr wuchs damals Figur, die ein lokal aktuelles Thema symbolisierte. Poststelle in der Kramgasse pilgern, verfügen Ge- das Interesse am freitagnächtlichen Treiben rund Immer am Fasnachtsfreitag um 23 Uhr trat diese schäftskunden über eine neue Postannahmestelle um den Gag, bis der Zuschauerandrang in der Jun- mit Getöse aus dem Gespensterhaus und zog von am , bei der Peter Gaffuri AG. Ge- kerngasse so gross war, dass man auf den Münster- hier aus mit Fackelzug an ihren Standplatz, um dort werbe und Kleinbetrieben der Innenstadt bleibt platz ausweichen musste. damit der Weg zur Poststelle in der Kramgasse oder während der Fasnachtstage der Berner Obrigkeit ein Mahnmal zu sein. Man erinnert sich vielleicht noch aber zum PostParc beim Hauptbahnhof erspart. Die So entstand 1987/88 das Münsterplatzspiel, das rege Nutzung zeigt, dass diese zusätzliche Annahme- weiterhin – und unabhängig vom «Gag» – noch etwa stelle einem Bedürfnis entspricht. Schade nur, dass zehn Jahre lang freitagnachts aufgeführt wurde, Private davon nicht profitieren können. immer begleitet von grossartigen Ton- und Lichtef- koe fekten. Einmal schwebte zu Beginn des Stücks ein Engel von der ersten Turmplattform herunter, der dann als «gefallener Engel in Strapsen» wieder auf- tauchte. Eine andere Figur – seinem Pariser Pendant nachempfunden – war «Quasimutzo», der Glöckner des Münsters. Das Theater auf dem Münsterplatz gibt marianne mi1ani es schon einige Jahre nicht mehr, da der fasnächtli- couture che Lärm der Umgebung die Stimmen der Darsteller zunehmend übertönte und das Interesse des Publi- 49 kums daran stark nachliess. Den Fackelzug jedoch CH 3011 Bern gibt es noch immer. Er begleitet heute die Fasnächt- ler von der unteren Gerechtigkeitsgasse aus zur He- Fon 031 311 01 06 ! Münsterplatzspiel: Satan erscheint unter [email protected] flammendem Getöse zvg xenfasnacht auf dem Rathausplatz. BrunneZytig 7 Läbigi Altstadt 17. März 2017

Die Autoren und Darsteller des Münsterspiels gaben nach einer einmaligen gemeinsamen Leseprobe gibt aber nicht auf, hatten sie doch inzwischen das Sati- es kurz vor der Fasnacht nur zwei Bühnenproben, respiel «Ja Täll, so geits!» ins Leben gerufen, das die- eine ohne und eine mit Kostüm. Und dann springt ses Jahr sein 30. Bühnenjubiläum feiern kann. Der man sozusagen ins kalte Wasser der Auftritte… Fasnachts-Samstagmorgen wird auch «stille Fas- nacht» genannt. Sie gehört Fasnachtskünstlern und Ich bin in den Proberaum der Laientheatergruppe Gruppen, die Wert auf Inhalte und etwas subtile «Spiegelbühne» oberhalb Köniz eingeladen, wo auch Auftritte legen. So wird auch das knapp 20-minütige die Spielleute von «Ja Täll, so geits!» ihren fasnächt- Stück immer am Samstag ab 10 Uhr vier bis fünf lichen Auftritt vorbereiten. Die Spiegelbühne wurde mal beim Kreuzgassbrunnen in der Kramgasse auf- beim Neubau der Quartier-Kirche 1959 vom dama- geführt. Und – oh Wunder und wie der Zufall es will ligen Sekundarlehrer Samuel Geiser gegründet. – ist dies genau der Ort, wo am 15. Februar 1523 Ihrer Mitte entstammt auch die anfänglich 13 und Niklaus Manuels farbenprächtiges und aufwendiges heute 30 Leute starke Gruppe unserer Fasnächtler. kirchenkritisches Fasnachtsspiel «Vom Papst und Mir wird bald klar, dass es sich hier wortwörtlich syner Dienerschaft» aufgeführt worden war. um eine grosse Familie handelt. Zum harten Kern der ersten Fasnachtsspiel-Generation zählt nämlich Und heute? Das moderne zeitkritische Berner Fas- Annemey Bachofner, eine der beiden Töchter von nachts-Theater spielt rund um die Protagonisten Samuel Geiser, die gleichzeitig die Mutter der heuti- Gessler und Tell als Verkörperung von Gut und Böse. gen Regisseurin ist. (Und manch einer kennt die an- Auch das hat einen historischen Bezug, waren doch dere Geiser-Tochter, Linda, eine inzwischen längst beide Figuren fester Bestandteil der Ostermontags- bekannte Profischauspielerin). Von den Spielleuten umzüge, die im neu reformierten Bern als Fas- der ersten Stunde sind fünf noch immer dabei und nachtsersatz für die Bevölkerung eingeführt worden schon etwas in die Jahre gekommen. Nachwuchs- waren. Organisatoren dieser Umzüge und gleichzeitg sorgen jedoch kennt die Truppe nicht, spielt doch auch die Darsteller von Tell und Gessler waren da- heute schon die 3. Generation – u.a. als Enkel des mals Jungburger vom sogenannten «äusseren Stand». Tell – begeistert mit. ! Elfie Fischer deckt als Gertrud Stauffacher die Ver- Auch die Gags überlebten: Vor zwei Jahren entstan- schwörung gegen die Altersheiminsassen auf. den die letzten beiden im Atelier der Restauratoren Zu allegorischen Spielen gehören immer wiederkeh- Elfie und Michael Fischer, ein handwerklich sehr rende feste Figuren, das ist hier nicht anders: Neben schön gestalteter «Agglo(Kindli-)fresser»-Stapi als Tell und Gessler führen seit jeher «die Narren» – begleitet von Narren und anderen Figuren, für drei Brunnenfigur mit Agglomerationsgemeinde-Wappen nein, die Närrinnen! – durchs Spiel. Eine davon hat Tage Berner Stadtboden. Dieser jeweils ersehnte im Maul und am Sockel, und ein kunstvoll gemach- es dieses Jahr sogar auf das Berner Fasnachtsplakat Auftakt zur «fünften Jahreszeit» wird seit Jahren von ter Totentanz mit Berner Prominenz, der damals lei- geschafft als die, die mit dem Fasnachts-Bär tanzt. Thomas Schweizer und seinen Theaterleuten insze- der dem Wind zum Opfer fiel. In ihrer Maske steckt Therese Stuber, ebenfalls eine niert. Tochter von Annemey Bachofner. Diese Närrin spielt Rollen und Masken – und fascht e Familie! auch eine Hauptrolle bei einer weiteren szenischen Das «Hirni» des Berner Fasnachtsheaters Präsident und «Aushängeschild» der heutigen Fas- Präsentation der Berner Fasnacht, bei der Bärenbe- Die jährlichen immer der aktuellen Situation ange- nachtstheater-Gruppe ist der IT-Projektleiter bei der freiung. Der Berner Fasnachtsbär – ebenfalls eine passten Täll-Stücke schreibt ein vierköpfiges Kollek- SBB, Thomas Schweizer. Seine Frau Barbara führt Erfindung der Neuzeit – wird pünktlich am 11.11. tiv, das Ehepaar Schweizer, Hans Flury und Evelyne seit vielen Jahren Regie. Selber Laiendarstellerin und um 11 Uhr 11 mit Guggenmusik und vom Stadtprä- Bühlmann, die seit ein paar Jahren auch die Gessle- Regisseurin bei anderen lokalen Theatergruppen, sidenten persönlich in den Käfigturm in den Win- rin spielt. Das alles erzählt mir der 85jährige ehe- gilt sie mit diesen Qualitäten zu recht schon als hal- terschlaf begleitet, und die Närrin gibt lauthals malige Zahnarzt und Fasnachtsveteran Hans Flury: ber Profi auf diesem Gebiet. Nachdem die Spieler Sprüche dazu, die von Elfie Fischer verfasst werden. «Es ist jeweils so, dass wir vier ein Brainstorming ihren Text in Versform erhalten haben, müssen sie Zu Beginn der Fasnacht, immer am Donnerstag um machen und Richtlinien für den Handlungsablauf sich diesen im Selbststudium «einverleiben», denn 20 Uhr, wird der Bär wieder geweckt und betritt, und die Inszenierung festlegen. Den Inhalt im Detail und die Verse verfasse ich dann meist allein.» Und wie lange engagiert er sich schon für die Berner Fas- nacht? «Ich mache seit 1984 mit und bin Mitbe- gründer der Berner Fasnacht der Neuzeit und Zunftrat der «Zunft zur füfte Jahreszyt». Ich wohnte damals mit meiner Familie im Spiegel und war Prä- sident der Spiegelbühne. Deshalb waren unsere Tell- spiele anfänglich noch Produktionen der Spie- gelbühne. Nach wenigen Jahren machte sich die Fas- nachtsgruppe dann von der Spiegelbühne unabhän- gig. Annemey, Barbara, Therese, Jürg Studer und ich sind seit der Gründung 1987 mit dabei. Wenn man zurückdenkt – eigentlich eine tolle Geschichte!» meint Hans Flury gleichzeitig stolz und etwas weh- mütig gestimmt. Seinen Tell-Virus hatte er einst an den Spielen in Interlaken eingefangen, wo er in den Sechziger Jahren erst die Rolle des Leuthold und dann die des Stauffacher innehatte. Zuletzt spielte er dort gar den Tell. Wen wundert’s also, dass heute auch Barbara und Thomas Schweizer an den Inter- ! Mon Repos, nicht Rütli! Die (Gegenver-)Schwörung der Altersheiminsassen… (v.l.n.r.: Hans Flury, Annemey Bachof- ner, Martin Schürch, Elfie Fischer, Thomas Schweizer, Jürg Studer, Paul Dättwyler). lakner Tellspielen in Sprechrollen agieren! 8 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

Motive als Zeitzeugen Hans Flury schrieb 2016 einen Vortrag über alle «Ja Täll, so geits»-Themen von ihrem Beginn von 1987 an bis heute – ein ganz schönes Stück Zeitgeschichte, das da zusammengekommen ist! Und in keinem Stück fehlte die passende Musik und als Gegenge- wicht dazu Originalzitate aus Schillers Tell-Stück. Ein paar Müsterli gefällig? Die Familie Tell begegnete 1993 den Totentänzern von Niklaus Manuel und 1994 der Madame de Meuron, die damals auch als sieben Meter hoher Gag auf drei Füssen (Dreifuss!) mit ihrem Hörrohr ins Bundeshaus hinein horchte. 1996 war Tell im Auftrag Ihrer Majestät unterwegs – my name is Blond, Tell Blond! Und er bewies 1999 im «Wetten dass…» bei Gottschalk und 2002 als Billy the Tell im Wilden Westen seine Schiesskünste. 2011 schlug Tell in der Zukunft mit dem ImBärium zurück und weilte 2013 mit seinem ExcaliBär am Hof von Camelot in der Vergangenheit. 2015 be- suchte Walterli die Schweizergarde in Rom und 2016 hinterliess Tell im Tatort Spuren. Am 28. Okt. 2016 kam ein Mail von Hans Flury: «Gestern Abend haben das Ehepaar Schweizer und ich den Durch- ! Directrice Gesslera und die Verschwörung der Ärzte und Pflegerinnen (v.l.n.r.: Jaelle Bühlmann, Urs Bühlmann, bruch geschafft! Das Handlungsgerüst vom Täll Emily Stuber, Evelyne Bühlmann, Aliena Schweizer), 2017 steht, es wird bitterböse Seitenhiebe gegen Al- tersheime und «Altersmedizin» enthalten. Es spielt im «Mon Repos» und eine Frau Kunigunde Kessler ist Mir spile öich vom Willi Täll, jitz scho sid dryzäh Literaturhinweise Directrice und hat ein Ärzteteam zur Seite, welches (heute 30!!) Jahr. BEA-Broschüre «Berner Fasnacht ab 1982 – Elemente», «bestens» für die Pensionäre schaut – auf dass es, Die Zyt vergeit so grüslech schnäll, das wird e Hans Flury 2013 häufig wieder leere Zimmer gibt…» jedem klar, Vortrag «Tellspiele an der Berner Fasnacht. Präsentation doch fröie mir üüs jedes Jahr hie chönne Värsli mit Bild, Text und Musik», Hans Flury 2016 (gelesen am Wir wünschen den Theaterleuten auch nach 30 Jah- z’brünzle 3.Dez. im Atelier Walter Geissberger in Rüfenacht) ren weiterhin viele gute Einfälle und singen zum u hoffe, dass ou dir derby chöit lache oder Schluss alle im Chor (nach der Melodie von Mani schmunzle. Matters Wilhelm Täll in Nottiswil): ZB

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MUTTER COURAGE MIT BAUHAUS-SPIEL Es is ein Spielzeugladen der anderen Art, das bauhaus bern, am Anfang der Gerechtigkeitsgasse gelegen. Der Name is Programm – denn das Bauhaus, diese kuns- und architekturgeschicht- lich so bedeutsame Schule Anfang des 20. Jahrhunderts, zunächs im deutschen Weimar, dann in Dessau, is die Passion der Inhaberin, Irma Suter Derendinger. Jetzt wird Irma Suter, kaum zu glauben, 80 Jahre alt. Die Hälfe ihres Lebens hat sie im bauhaus in der Unteren Altsadt ver- bracht. Und kennt hier Got und die Welt. Zum runden Geburtsag porträtiert die BrunneZytig mit dem Kurator Marks Blond diese aussergewöhnliche Frau – und ihren ebenso aussergewöhn- lichen Laden.

Die Stars, in grelles Scheinwerferlicht getaucht und Doch die Spiele geben viel mehr her als nur einen auf der polierten Ablage und den gläsernen Schau- optischen Reiz. Gemäss dem Verhaltensforscher Jean fenstertablaren stehend, tragen Namen wie Cubicus, Piaget ist das Spiel eine Aktivität geistiger Entwick- Diamant, Rainbow, Imago und Modulon. Exklusive lung, dessen Aufgabe es ist, zwischen dem Menschen und schillernde Spielobjekte entworfen von interna- und der Umwelt zu vermitteln. Über das Spielen als tionalen Designern. Inmitten dieses Walk of Fame Vision für ein anderes gesellschaftliches Miteinander klassischer Spiele und Designobjekte steht Irma schreibt der Kinderarzt und Autor Remo Largo: «Das Suter – wie eine Hollywoodgrösse an ihrem Spiel- Spiel wurzelt in dem genuinen Bedürfnis des Kindes, tisch, ihren Objekten nicht weniger an Eleganz sich mit seiner sozialen und materiellen Umwelt ver- ! Wie ein modernes Kunstwerk: Der Blick aus dem nachstehend, mit Hut und in einem Kleid der Berner traut zu machen, sie zu begreifen und auf sie einzu- Laden auf die Gerechtigkeitsgasse. Marke Viento. Seit über 40 Jahren dirigiert sie an wirken. Die treibenden Kräfte sind seine Neugier und der Gerechtigkeitsgasse 15 ihr Spielwarengeschäft, Eigenaktivität». Der Berner Kulturphilosoph Gerhard Rolle als Vermittlerin der Bauhaus-Spiele mitge- in einer Kulisse, die sich an der Farbenlehre des J. Lischka, der täglich am Laden vorbeispaziert, prägt. Bauhauslehrers Johannes Itten anlehnt. würde von einer Superästhetik sprechen: Spiele er- zeugen glatte und spiegelnde Oberflächen, bedeu- Eine kämpferische Frau, die sich stets für die Unab- tende Themen im Diskurs unserer Gegenwarts- hängigkeit von Frauen einsetzte. Ihr Interesse am gesellschaft, in dem der Kult um Schönheit zuweilen Bauhaus ging damit über eine Schwärmerei für eine in perfide Exzesse abdriftet. kunstgeschichtliche Epoche und deren Zeugnisse hi- naus, denn sie wagte, wovon viele Frauen auch heute Nach der Übernahme 1973 des Kinderspielzeug-La- noch träumen: Leben und Arbeit vereinen. Sie selbst dens Im Schlupf von Marlies Ammann hatte Irma – und das ist wichtig – spiegelt und vermittelt nicht Suter ihr Geschäft in Das Bauhaus umbenannt. Sie nur die Werte des Bauhauses. Ihr Universum ist Hot- veränderte das Interieur sowie das Sortiment und spot und Sozialwerk, ein Treffpunkt, um sich für folgte seit jener Zeit strikt, ehrgeizig und leiden- Menschen zu engagieren. schaftlich den Bemühungen der wegeweisenden De- signschule Bauhaus, welche im Jahr 2019 den Und nun mit achtzig Jahren steht sie noch mehr im hundertsten Geburtstag feiert. In Irma Suters Refu- Scheinwerfer-Licht. The show must go on. Der gium lassen sich Infos über die Schule, Zeichnungen Spieltisch dreht sich weiter, Spiel-Objekte kommen und Bücher der Lehrenden finden. Massgebliche zur Aufführung. Mit ihrer Hartnäckigkeit, dem so- Idee des Bauhaus war es, Kunst und Handwerk zu- zialen Anliegen und den ästhetischen wie wissen- sammenzuführen. Am Bauhaus wurde Materialfor- schaftlichen Vorbildern vermittelt sie zwischen schung betrieben. Es flossen aber auch Lehren in Menschen und ihrer Umwelt, fördert Neugierde und Psychologie, Natur- und Geisteswissenschaften in schafft so einen kulturellen Beitrag für die Gesell- den Unterricht ein. Irma Suter ist eine profunde schaft. Das Bauhaus in der Berner Altstadt ist jeweils ! Irma Suter Derendinger ist seit 40 Jahren nicht mehr Kennerin dieses Universums, aber auch der konkre- vom Dienstag bis Freitag 15.00 -18.30 / Samstag aus der Unteren Altstadt wegzudenken. ten Kunst und der Architektur jener Zeit der klassi- 12.00-16.00 geöffnet. schen Moderne. Fast ein wenig aus der Zeit gefallen Text: Marks Blond Die Kuns des Sehens ist dieser Ort, der sich nicht um schnöde Umsatz- Fotos: Valentina Suter Die Dirigentinnenhände lassen die Spielzeuge auf zahlen oder ausgefeilte Verkaufsgespräche schert. dem drehbaren Tisch rotieren. Cubicus und Co. zei- gen so ihren Reiz immer wieder von neuem. Nach Unabhängig, kämpferisch und sozial jeder Veränderung der Objekte wird der Spieltisch engagiert der Dirigentin gedreht, um den Zauber der Fantasie Die Berner Altstadt, dieser historische Ort, steht fast zu verstärken und die Bewunderung beim Publikum schon sinnbildlich für Irmas Unabhängigkeit und zu steigern. Der Modulon zum Beispiel, ein kompak- Freiheit. Etwas versteckt zwischen dem Atelier des LIMERICK ADJEU BISE! tes Rechteck im goldenen Schnitt, so wie es der Ar- Berner Künstlers Scapa, dem Puppentheater von chitekt Le Corbusier mit dem Modulor in seinen Monika Demenga und Hans Wirth sowie dem Pup- Es ist und es wird etwas wärmer, Bauten anwendete, sowie farbigen Segmenten, die pendoktor Max Pulver muss man sich diesen Ort der die Bise bläst sukzessiv ärmer, an den holländischen Baumeister Gerrit Rietveld er- Spielfreude ersehen oder per Zufall finden. Seit über es pulst in den Adern innern. So entstehen Objekte, die Mass, Ästhetik und vierzig Jahren ist Irma Suter täglich in diesem denk- und ohne zu hadern optische Wahrnehmungen beim Publikum heraus- malgeschützten Ambiente zu finden. Nachbarschaft- spürt frau es lenzt ou bim Bärner! fordern. Spielerisch werden Kinder wie auch Er- liche Freundschaften wie mit Möbelhändlerehepaar Hans Häusler wachsene in die Schule des Sehens, wie es der Madeleine und dem verstorbenen Teo Jakob sowie kürzlich verstorbene Kunsthistoriker John Berger deren produktivem Umfeld von Kunstschaffenden, propagierte, eingeführt. Architektinnen und Architekten haben Irma Suters 10 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

ASPHALT – EIN SCHWEIZER EXPORTSCHLAGER entdeckt. In Süd und Mittelamerika. Dort haben Inka-Völker Asphalt sowohl als Baustoff wie auch für BEDECKT DIE STRASSEN DER WELTSTÄDTE medizinische Zwecke verwendet. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entdeckte der englische Forscher Sir Während die Pfläserung der Gassen in Bern auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, sind die ersen Walter Raleigh auf der Insel Trinidad einen natürli- ashaltierten Strassen in der Stadt Bern wohl ers gegen Mite des 19. Jahrhunderts gebaut wor- chen Asphaltsee. Mit diesem Material konnte er sein den. Ob dies der Grund is, dass die Bäckereien in Bern nur Pflaserseine und keine Ashaltku- Schiff reparieren und für die Rückfahrt nach Europa chen verkaufen, entzieht sich allerdings der Kenntnis unseres Autors. Doch dafür nimmt er Sie seetauglich machen. Der beim La Brea Pich Lake aus mit in die wundersame Welt des Ashalts, der beileibe nicht nur im Strassenbau verwendet wird. dem Untergrund austretende Asphalt wird heute noch im Strassenbau verwendet. Asphalt oder Bitumen, wie derselbe Werkstoff je nach Herkunft und Konsistenz genannt wird, ist Ashalt in der Schweiz nachweislich bereits in der frühen Antike um 3000 Im Val de Travers beim Weiler La Presta zwischen v. Chr. bekannt. Im Orient, in Mesopotamien, also im den Dörfern Couvet und Travers befindet sich eine ! Querschnitt durch eine Prozessionsstrasse von Baby- Gebiet des heutigen Irak, wurde Bitumen in sehr rei- lon. Die gebrannten Ziegel sind mit Asphalt vermör- Asphaltmine, aus welcher um 1880 bis ungefähr ner Form gefunden. Die verschiedenen Begriffe leiten telt, die obenliegenden Steinplatten ruhen in einem 1900 bis zu 20% der weltweiten Produktion dieses sich vor allen Dingen aus der Zusammensetzung ab. Asphaltmörtelbett. Diese Prachtstrasse zählt zu den Rohstoffes gefördert wurde. Entdeckt hatte diese Vor- Vorläufern der modernen Asphaltstrassen. Während die Bezeichnung Asphalt aus dem altgrie- (Wikipedia / Sascha Pöschl) kommen im Val de Travers der am Neuenburgersee chischen Asphaltos stammt und ein Erdharz be- wohnhafte griechische Arzt Eirini d’Eirinis, der auch schreibt, ein Bindemittel, welches im Mauerbau Pompeji in vorchristlicher Zeit ebenfalls Erdölasphalt als Geologe und Mineraliensucher tätig war, bereits benutzt wurde, stammt die Bezeichnung mûm oder aus dem Orient als Fugenmörtel im Strassenbau ver- im Jahr 1712. Diese Mine wurde dann während etwa môm aus dem Persisch-Arabischen und bezeichnet wendet wurde, diente im späteren römischen Stras- 100 Jahren im Tagbau ausgebeutet. Wann die am ein Wachs. Die Römer nannten den Stoff später pix senbau vor allem Holzteerpech als Bindemittel. südlichen Abhang gelegenen und viel grösseren Vor- tumes, woraus dann der Begriff Bitumen entstand. kommnisse beim Weiler La Presta entdeckt wurden, Der Unterschied zwischen Ashalt und Teer ist nicht genau dokumentiert. Dokumentiert ist je- Heute bezeichnet Asphalt den mineralischen und Der umgangssprachliche Begriff Teer oder teeren doch, dass nach verschiedenen Besitzerwechseln die bergbautechnisch gewonnenen Stoff, bei dem es sich (von Strassen) ist irreführend. Asphalt oder Bitumen Mine im Jahr 1873 in den Besitz einer englischen um eine Mischung aus in Kalkstein eingelagertem Bi- unterscheidet sich grundsätzlich von Teer. Teerpech Firma mit dem klingenden Namen Neuchâtel Asphalt tumen handelt. Bitumen hingegen bezeichnet heute ist ein aus Kohle oder Holzkohle gewonnener Stoff. Company Ltd. gelangte. den zähflüssigen Rohstoff, der mittels Vakuumdesti- Da Teer als Bindemittel sehr ähnliche Eigenschaften lation aus schwerem Rohöl gewonnenen wird. Durch hat wie Bitumen, wurde dieses Material bis in die Unter der Führung der neuen Firmenbesitzer wurde das Erwärmen von zermahlenem Asphalt kann 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ebenfalls im Stras- der Abbau in der Mine vorangetrieben. Dies war, wie ebenfalls reines Bitumen gewonnen werden. senbau eingesetzt. Teer ist aber im Gegensatz zu zu dieser Zeit auch im Tunnelbau am Gotthard üb- Asphalt oder Bitumen stark gesundheitsgefährdend lich, schwerste Handarbeit. Vorteile beim Abbau von In der Antike wurde Asphalt ebenso für den Mauer- und daher ist die Verwendung heute im Strassenbau Asphalt in einer Mine gegenüber dem Tunnelbau bau verwendet wie im Schiffbau zum Abdichten von verboten. Bei der Erneuerung von Strassen müssen oder dem Abbau von Kohle sind das vollständige Feh- Schilfbooten. Selbst in den hängenden Gärten von teerhaltige Beläge daher als Gefahrenstoffe entsorgt len von Grubengasen und die relativ konstante Tem- Babylon wurde mit Asphalt gearbeitet. Bereits in vor- werden. Asphalt ist dagegen gesundheitlich unpro- peratur von etwa 15°C in den Stollen der Mine. christlicher Zeit wurde Asphalt im Strassenbau als blematisch und rezyklierbar. Später sind auch Pressluftbohrer und andere berg- Fugenmörtel für gebrannte Ziegel und als Unterlage männische Werkzeuge zum Einsatz gelangt. Bis in das für die obenliegenden Steinplatten verwendet. Nach dem Verfall des römischen Reiches verlor Jahr 1975 wurde der Abraum aus den Minen in Asphalt an Bedeutung und das Wissen über den Bau- kleine Stollenwagen verladen, die anschliessend von In Ägypten diente Erdölasphalt auch zur Einbalsa- stoff ging verloren. Erst im 15. und 16. Jahrhundert Pferden aus dem Bergwerk gezogen wurden. mierung der Pharaonen. Während im römischen haben europäische Forschungsreisende den Stoff neu Auf dem öffentlich zugänglichen Rundgang in der Mine lernen Besucher, dass eines der letzten in der Mine eingesetzten Pferde so schlau war, dass es erst dann von der Verladestelle losmarschiert sei, wenn eine bestimmte Anzahl von Stollenwagen angekup- pelt war. So musste es weniger oft den Weg durch die dunklen Gänge machen, und auch die Arbeiter wussten, wann frühesten wieder eine Verschnauf- pause möglich war.

! Das Grubenpferd wartet auf den letzten Stollenwagen ! Gesamtansicht der Aufbereitungsfabrik der Asphaltmine bei La Presta (© Goût&Région 2012) (© Goût&Région 2012) BrunneZytig 11 Läbigi Altstadt 17. März 2017

! Der letzte Stollenwagen ist angehängt und nun ist es Zeit für eine Verschnaufpause (© Goût&Région 2012

In den abschliessenden Jahren des Betriebes der Mine von La Presta wurde zwischen 1960 und 1986 letztmals in eine grosse Mechanisierung in- vestiert. Der Abraum der asphalthaltigen Kalk- schichten erfolgte sodann mit Stollentraktoren und einem speziellen Grubencamion, der Grubenkatze. Sowohl der Bagger wie auch der seitwärts gesteuerte Camion sind auf dem Rundgang in der Mine noch zu ! Die Herstellung der Asphaltbrote nach dem Mahlen und nach dem Umschmelzen (© Goût&Région 2012) besichtigen. Bis zur Stilllegung der Mine im Jahr 1986 waren im ganzen Minensystem auf verschie- denen Ebenen Stollen von einer Gesamtlänge von Der grosse Vorteil des im Val de Travers geförderten Ashalt in der medizinischen Anwendung über 100 km aus dem Gebirge geschlagen. Materials bestand darin, dass die natürliche Mi- Als Arzt waren für Eirini d’Eirinis die Interessen in schung aus asphalthaltigem Kalkgestein und Mergel der Erforschung der Asphaltvorkommen vorerst Ausserhalb der Mine wurden die asphalthaltigen eine ideale und ohne weitere Zusatzstoffe einbaufer- medizinischer Natur. Aus den deutlich braun einge- Kalksteine zuerst gemahlen und dann in einem Ofen tige Mischung war. Diese Zusammensetzung führte färbten kalkigen Gesteinsschichten kann Schieferöl geschmolzen. Die Schmelze wurde anschliessend zu denn auch zur grossen Verbreitung des Rohstoffes gewonnen werden, welches damals schon zu Salben den speziellen sechseckigen und leicht kegelförmi- in der ganzen Welt. So wurden in den 1850er Jah- verarbeitet wurde. Diese Salben haben desinfizie- gen sogenannten Asphaltbroten vergossen. Form ren und bis zur Jahrhundertwende um 1900 Stras- rende und antiseptische Wirkung. Auch heute noch und Grösse dieser Brote ergab sich dadurch, dass sen und Plätze in Paris, New York und in Rio de kann aus dem Schieferöl der für Menschen zugelas- dies einerseits die beste Form war, um das Material Janeiro mit Asphalt aus der Schweiz belegt. Statt sene Wirkstoff Ammoniumbitumino-Sulfonat ge- platzsparend und ohne zusätzliche Sicherung in über ratternde Kopfsteinpflaster oder über staubige wonnen werden. Daraus wird schwarze Zugsalbe Bahnwagen zu verladen. und schlammige Strassen konnten Kutschen und hergestellt, welche entzündungshemmend wirkt und später die ersten Autos jetzt komfortabel und ruhig zum Beispiel bei Hauterkrankungen angewendet über den glatten schweizerischen Asphalt gleiten. werden kann. Auch in der Rathausapotheke bei Dr. Stefan Fritz ist eine Rezeptur für eine solche Zugs- Ashalt in der Küche albe vorhanden, die auf besondere Anfrage herge- Nach dem Rundgang in der Mine empfehlen die Be- stellt werden könnte. Es gibt aber auch ähnliche sucherführer im Val de Travers das Café des Mines. industriell hergestellte pharmazeutische Produkte, Dort wird der traditionelle Asphaltschinken serviert. die auf denselben Wirkstoffen basieren und mit der Ein Beinschinken, eingepackt in Brotteig und unzäh- entzündungshemmenden und antiseptischen Wir- lige Lagen von Folie und Zeitungen. Er wird im heis- kung für verschiedene Anwendungen verfügbar sind. sen Asphalt bei 160°C gekocht und zusammen mit Kartoffelgratin und Salat serviert. Ebenfalls gibt es Ashalt in der Stadt Bern im Kiosk Spezialitäten aus dem Val de Travers, z.B. Wie in anderen grossen Städten Europas wurden

! Der Stollenbagger, die letzte Stufe der Mechanisierung, Asphaltblöcke aus Schokolade mit einem feinen Ab- auch in Bern in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor- kurz vor der Stilllegung der Mine sinth-Aroma, Bière des Mines etc. zu kaufen. erst Trottoirs mit Asphaltbelägen versehen. Speziell (© Goût&Région 2012) Asphaltbrote gibt es aber tatsächlich nicht. So wird erwähnt wird, dass nach dem Einebnen des frühe- nur das versandfertige Roherzeugnis aus der Mine ren Bollwerks bei der grossen Schanze und dem Bau Anderseits konnten diese Stücke wieder problemlos genannt. Das ist zwar nicht giftig, aber eben auch der Häuserzeilen entlang der heutigen Genfergasse, in die mobilen Umschmelzöfen beim Strassenbau nicht geniessbar. dem früheren Christoffelturm und dem noch immer eingefüllt werden. Wer erinnert sich nicht als Kind so benannten Bollwerk zwischen dem Strassenbau zugeschaut zu haben? Diese Um- schmelzöfen, die aussehen wie Dampflokomotiven, ausser dass statt Wasser oben die Asphaltbrote ein- gefüllt und dass statt Dampf aus den seitlichen Kol- www.komminoth.com ben zum Treiben der Räder bei einer Klappe das Jeden Dienstag- und Samstagvormittag finden Sie bei uns flüssige und heisse Asphaltgemisch herausfloss – diese Öfen haben mich immer fasziniert. Die pro- in der Münster- und Gurtengasse eine vielseitige Auswahl an duktionsbereiten Asphaltbrote aus dem Val de Tra- frischen Schnittblumen aus eigener Produktion. vers wurden von der Fabrik mit der Bahn nach Marseille und von dort per Schiff um die ganze Welt www.komminoth.com – und staunen wo alles wächst! transportiert. 12 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

GESUCHT: BÜCHERGOTTEN UND -GÖTTIS Vier Berner Buchhandlungen lancieren am «Weltag des Buches» am kommenden 23. April ein Leseförderungs-Projekt der besonderen Art. «3 Bücher» heiss es und richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren, die wenige oder gar keine eigenen Bücher besitzen.

Ihnen sollen «Bücher-Gotten und -Göttis» pro Jahr drei Bücher schenken, um bei ihnen nicht nur die Freude am Lesen zu wecken, sondern auch den Grundstein für eine eigene kleine Bibliothek zu legen. Hinter diesem Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Buchhändler- und Verle- gerverband (SBVV) realisiert wird, steckt natürlich die Erkenntnis, dass Lesen «die Voraussetzung für Erfolg in Schule und Beruf sowie die Teilhabe am politischen, sozialen und kulturellen Leben ist», wie es der Verband formuliert.

! Neuer Gussasphalt auf dem Trottoir vor dem Bundes- haus. Gussasphalt hat eine glänzende Oberfläche ge- Das Anforderungsprofil der «Büchergotten und -göt- genüber dem maschinell eingebauten Strassenbelag, tis» ist einfach zu erfüllen: Eigene Lesebegeisterung welcher einen grösseren Anteil an Split und Kies ent- und die Bereitschaft, sich dreimal im Jahr einen Tag hält und wo das Bitumen vor allen Dingen als Binde- mittel wirkt. Zeit zu nehmen, um sich mit den Bücher-Patenkin- dern zu treffen und in einer der beteiligten Buch- handlungen gemeinsam ein Buch auszuwählen und und die ersten Trottoirs mit diesem zu verschenken. Die finanzielle Investition der Paten: neuen Belag versehen wurden. Ein Jahresbeitrag von 90 Franken.

Ebenfalls wurden in den Lauben Flächen mit ! Büchergotten und –göttis meldet Euch! Weitere Informationen und die Anmeldemöglichkei- Asphaltbelägen eingefügt. In aller Regel handelte es ten finden Interessierte auf der Webseite www.3bu- " Buchhandlung am Stadtbach, Franziska Strauss, sich um Gussasphalt oder Stampfasphalt. Interessant echer.ch Bümplizstrasse 126, 3018 Bern, ist auch, dass die Flächen entlang einer Laube un- Tel. 031 991 53 91 terschiedlich sein können. Je nachdem wie die un- Und das sind die teilnehmenden Berner Buchhand- " Buchhandlung Klamauk, Anna Christen, terhalb der Laube liegenden Gewölbekeller gestaltet lungen am Pilot-Projekt «3 Bücher»: 38, 3011 Bern, Tel. 031 376 12 12 sind, ist der Bodenbelag in der Laube mit Asphalt " Chinderbuechlade Bern, Ruth Baeriswyl, " Buchhandlung zum Zytglogge, Gabriela Bader, versiegelt oder es kann auch ein behauener Stein Gerechtigkeitsgasse 26, 3011 Bern, Hotelgasse 1, 3011 Bern, Tel. 031 311 30 80 sein. Ein gutes Beispiel ist die Laube bei der Burger- Tel. 031 311 15 89 zvg/babü bibliothek oder weiter unten in der Münstergasse auf der Höhe der ehemaligen kantonalen Denkmal- pflege.

Letztmals wurde im vergangenen Herbst nach der Sanierung des Bundeshaus Ost und nach der Sanie- rung der Werkleitungen unter dem Trottoir entlang der und vor dem Parlamentsgebäude ein neuer Belag mit Gussasphalt erstellt. gie

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! Belag in der Laube der Münstergasse 32, teilweise 21 Gussasphalt, teilweise behauene Steinplatten. In der Gasse: Pflastersteine. Tel. 031 311 34 34 BrunneZytig 13 Läbigi Altstadt 17. März 2017

SECHSTE ALTSTADTWANDERUNG MIT VALENTIN DURCH DIE ARCHITEKTUR- GESCHICHTE: DER KLASSIZISMUS Der gesellschafliche Umsurz an der Wende zum 19. Jh., geprägt durch die Französische Revolution und die Herrschaf Napoleons, wurde ge- sellschaflich-kulturell getragen von der Auflärung. Er mündete in die Verbürgerlichung Europas und in eine föderalisisch demokratisierte Schweiz, die auf den heranrasenden Zug des technischen Fortschrits aufsringt.

ZB: Das folgende, lieber Valentin Baumann, ist die 19. Jh. machte das naturwissenschaftlich-technische Essenz meiner historischen Recherchen. Sie geben Wissen einen gewaltigen Sprung nach vorne, und die einen Eindruck davon, wo auf unserer gemeinsamen Geisteswissenschaften erhielten enormen Auftrieb. Architekturwanderung wir uns zurzeit befinden – Weltumsegler wie James Cook und humanistische und was uns in der Epoche des Klassizismus erwar- Gelehrte inspirierten eine Generation neuer Reisen- ten wird: Die damals führenden fünf Mächte, Eng- der, unter ihnen auch Goethe. Die aufgeklärten, neu- land, Preussen, Russland, Frankreich und Öster- gierigen Zeitgenossen wurden zu «Zauberlehrlingen» reich, hatten bis um 1800 die Macht unter sich auf- und wollten endlich wissen, «was die Welt im Inner- geteilt und hielten das politische Gleichgewicht sten zusammenhält». Doch reiste man nicht nur in Europas aufrecht. neue Gegenden, man reiste auch zurück in die eigene Geschichte. Die Zeit der grossen archäologischen Das Ende der europäischen Feudalherrschaf Ausgrabungen römischer, griechischer und ägypti- VB: Durch die Französische Revolution und die Ko- scher Stätten begann. Je mehr davon freigelegt wur- alitionskriege (1793-1815) wurden die Grenzen er- de, desto grösser wurde die Bewunderung dafür und neut durchgeschüttelt und die feudalen Königs- und das Bedürfnis, diesen «Lifstyle der edlen Einfalt und Fürstentümer «demokratisiert». Sozusagen im «try stillen Grösse» in den eigenen Alltag einzubinden. and error»-Verfahren erhielten die neuen Republiken Verfassungen – allein die Schweiz hatte zwischen Louis Seize wirkt in Bern nach 1798 und 1815 deren vier! Die zähen Verhandlun- Begeben wir uns jetzt an die Kramgasse 14 (um gen am Wiener Kongress brachten 1815 ein wieder 1788). Auch hier wirken die Grundformen noch ba- konservativeres, aber vom Feudalismus befreites eu- rock, doch fällt auf, dass die Fassade längere Gera- ropäisches Staatengebilde zustande. Trotzdem rauften den aufweist und die Fenster durchwegs wieder sich bis zur Mitte des Jahrhunderts Stadt- und Land, eckig sind. Auch bei der Ornamentik wurde «aufge- Adel und Volk, konservative und liberale Kräfte, Ka- räumt»: Sie findet sich nur noch an ausgewählten tholiken und Protestanten immer wieder in Schar- Stellen, wirkt hier aber umso wuchtiger. Um die mützeln und Aufständen um Macht und Ländereien. Weiterentwicklung betrachten zu können, geht es Europäisch denkende Politiker mit Willen zu «Freiheit jetzt zur Münstergasse Nr. 72 (1784/85): Hier kon- und Gleichheit» und neue politische Parteien und zentriert sich die Bauplastik nur noch auf die eine Vereinigungen dagegen gestalteten, vereinheitlichten mächtige Volute über dem Laubenbogen und auf ! Kramgasse 14 (um 1788): Übergang vom Spätbarock und erleichtertenden Alltag der Bürgerinnen und zum Frühklassizismus (Louis XV/XVI). zwei beeindruckende Konsolen, die das schwere Bürger auf allen Ebenen nach und nach durch Ge- Kranzgesims tragen. Der Rest der Fassade ist «blank» setzes-, Mass- und Münzreformen, von denen wir um 1680-1780, als etliche Fassaden in der Altstadt und eckigen Formen gewichen. Diesen gelungenen heute noch profitieren. erneuert wurden. Mich interessiert nun, weshalb Zwitter-Stil von Barock und Klassizismus mit seinen trotz des Aufbruchs in die Moderne um 1780 noch- langen geraden Linien und der wirkungsvoll ausge- Erse Anzeichen des Klassizismus im mals ein Baustil nach dem Vorbild der klassischen wählten Ornamentik bezeichnet man als Louis Seize. Spätbarock Antike vorherrschend wurde. Auf den ersten Blick Im Gebäudeinneren verdrängte die neue Technik ZB: Unser letzter Architektur-Rundgang stand noch scheint mir das widersprüchlich… ganz im Zeichen des Barock, dem Baustil in der Zeit VB: Auf unserem letzten Fassaden-Spaziergang er- wähnte ich, dass der Übergang vom Barock zum Klassizismus fliessend war. Um dies auch bildlich nachzuvollziehen, gehen wir wieder vor das Sinner- haus (1767/68) zuoberst in die Gerechtigkeits- gasse: Erinnere dich, was ich damals über die typisch barocke Ornamentik gesagt habe: Während des Rokokos von 1735 bis 1770 war die Bauplastik von der Natur (Blätter, Muscheln) inspiriert. Beim Sinnerhaus kommen zusätzlich nun auch Girlanden («Festons») und kantige Fensterkonsolen zum Ein- satz. Selbst ein wellenförmiges Fries (einen «laufen- den Hund») findest du hier. Diese Zier-Elemente stammen wieder aus dem Stilschatz der Antike und werden zu klassizistischen Leitmotiven.

Die Welt wird ergründet, erforscht und vermessen Du fragst mich, weshalb man damals die Klassische Welt wieder zum Vorbild genommen hat. Durch For- ! Münstergasse 72 (um 1785): Frühklassizismus (Louis XVI). Foto: Valentin Baumann schung und Entdeckungen in der ersten Hälfte des 14 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

der Stukkatur mancherorts die beliebten Tapeten an Geld. Andererseits aber hatte sich um 1800 in und das Mobiliar wurde eleganter, filigraner und ganz Europa der Wandel zum Hochklassizismus voll- ebenfalls geradliniger. zogen, und der kulturelle Einfluss auf Bern kam neuerdings nicht mehr aus Frankreich (dessen na- ZB: Mir fällt auf, dass Du bisher pro Gasse nur poleonische Zeit von 1799 bis 1815 durch den klas- immer ein Gebäude dieses Stils erwähnt hast. War sizistisch geprägten Stil des «Empire» gekennzeichnet Louis Seize denn in Bern nicht «angesagt»? war). Es war die deutsche Verehrung der Antike mit ihrer mythologisierten «edlen Einfalt und stillen VB: Im Prinzip schon. Doch einerseits war der Louis Grösse», die uns begeisterte. Die Weimarer Klassik, Seize Stil erst etwa 20 Jahre nach seinem ersten die mit Goethes Italienreise 1786 begonnen hatte, Auftreten in Frankreich in unserer behäbigen Stadt bescherte Europa kulturelle Höhepunkte und der angekommen – also kurz bevor die Französische Re- Schweiz nebenbei auch ihren Tell-Mythos. Die jungen volution 1789 die Baulust hier dann definitiv auf Eis Republiken entwickelten ihren ersten Nationalstolz. legte – und kam deshalb nie richtig zum Tragen. Während der Neubau der Münzstätte von 1789-91 Der neue, von «edler Bescheidenheit» gezeichnete als Ersatz des brandversehrten Vorgängerbaus ent- Lebensstil des Klassizismus machte auch bei den stand, wurde das Paradestück des Frühklassizismus Berner Patrizierfamilien nicht halt, zumal – ganz in der unteren Altstadt, der Rathaus-Neubau, gar nie pragmatisch gesehen – ihnen oft einfach das Geld verwirklicht. Zweitens hatte die Bautätigkeit in Bern für mehr Luxus fehlte. Private Häuser bzw. Fassaden gegen Ende des 18. Jh. schon deshalb stetig abge- aus dieser Zeit gibt es keine. Die öffentlichen Ge- nommen, weil ein Grossteil der privaten Fassaden ja bäude des Hochklassizismus mit ihren Dreiecksgie- erst kürzlich im noch nicht weit zurückliegenden beln und Säulen und ihren spezifischen neuen Barock erneuert worden war. Repräsentationsfunktionen aber waren oft heroisch wirkende «griechische Tempel» der modernen Zeit. ! Junkerngasse 41 (um 1830-50): Fassade Spätklassi- zismus, Laube mit Kreuzgratgewölbe spätgotisch Berner Bauflaute im Hochklassizismus Die wenigen Berner Staatsbauten dieser Epoche, das (mittleres 16. Jh.). (1800 – 1830) Murtentor um 1807-09, das Aarbergertor von ZB: Und drittens nehme ich an, dass während der 1826, der Sommerleist um 1797-99 und das alte gegründet. Rasch brachte der Ausbau von Strassen, Helvetik (1798-1803) und der Mediation (1803- Casino von 1820/2 sind heute verschwundenen. Brücken und Verkehrswegen neue Mobilität und be- 1813) bei uns Luxus auch deshalb kaum mehr günstigte die Wirtschaft und den Tourismus. Da möglich war, weil Bern und die übrige Schweiz ZB: Wir beide aber stehen noch in der Gerechtig- konnten die Romantiker zwischen 1800 und 1850 durch die politischen Wirren, die Besetzung und die keitsgasse, und ich möchte klassizistische Fassaden als Gegenpol zu dieser Entwicklung die Natur als Auseinandersetzungen mit den französischen Trup- sehen und mir nicht nur das Aussehen verlorenge- höchstes aller irdischen Güter in Kunst und Literatur pen grosse finanzielle Verluste zu verzeichnen hat- gangener Bauten vorstellen müssen. noch so verherrlichen – die Welt wurde nie mehr, ten. Ist das der Grund, weshalb der eigentliche was sie vorher war. Klassizismus in Bern «baumässig» so schwer zu fin- Europa wird bürgerlich und die den ist? Indusrialisierung nimmt ihren Lauf Der Spätklassizismus (1830 – 1860) VB: Die Rückkehr Europas zu vorrevolutionären Auch Bern erlebte ab 1830 einen neuen Auf- VB: Seit dem Raub der Staatskasse durch die Fran- Werten nach dem Wiener Kongress von 1815 leitete schwung, und die neue Bautätigkeit bescherte uns zosen 1798 fehlte es dem Staat in der Tat weiterhin wie erwähnt eine Zeit der Ordnung und des Müssig- zahlreiche Fassaden aus dieser Zeit. Weiterhin wur- gangs ein. Die nun aufgeklärte Bevölkerung liess sich den nur selten Altstadthäuser von Grund auf neu er- nicht mehr unterdrücken. Das Bürgertum gewann baut, die spätgotischen Gebäudekerne aus dem 16. zunehmend an Einfluss, und der technische Fort- Jh. erfüllten noch immer ihren Zweck. Die Bewoh- schritt begünstigte privatwirtschaftliche Unterneh- ner legten trotzdem viel Wert auf die innere Qualität men. Auch was die Wohnkultur betraf, setzte die der Bauten, das sieht man den schönen ovalen Trep- industrielle Revolution neue Massstäbe: Man lebte penhäusern an. Im Verhältnis dazu vernachlässigten nun in kleinen, aber behaglichen Etagenwohnungen sie ihre spätklassizistischen Fassaden geradezu: mit Wohn-, Schlaf-, Arbeits- und Kinderzimmer, Diese wirken solide, spröde und ornamentlos. und neue industrielle Verfahren ermöglichten die Produktion von Mobiliar, wie es bisher nur der ZB: Solide, spröde und ornamentlos? Genau diese Oberschicht vorbehalten war. Dieser gutbürgerliche Wörter hast du für den Frühbarock schon verwen- Wohnstil ab 1815 ist dir sicher unter der Bezeich- det. Können der Spätklassizismus und der Frühba- nung «Biedermeier» bekannt. In der Schweiz – da- rock leicht verwechselt werden? mals ein Armenhaus Europas – ging diese Entwick- lung nur langsam und bescheiden vonstatten, und VB: Nicht, wenn du beachtest, dass der Unterschied das konservative Bern verschlief – im Gegensatz zur auch hier in den Details liegt. Komm, lass uns in die Nordostschweiz – den Anschluss an die Industriali- Junkerngasse gehen. Dort zeige ich dir anhand der sierung: Im ersten Viertel des 19. Jh. tat sich hier Nr. 46 drei typische Leitmotive des Berner Spätklas- politisch, kulturell und baulich nahezu nichts… sizismus: Da wäre zum einen die sehr weit gespannte Laube mit Stichbogen, die sich oft drei Fenster breit Nach der Restauration um 1830 kam das zähe und über die ganze Front erstreckt. Diese Laubenform oft aggressive Ringen um Liberalismus und Verfas- findet man in keiner anderen Epoche. Zweitens sind sungsrechte in Europa endlich zur Ruhe, so auch in die Fensterumrahmungen im Gegensatz zum Früh- Bern: Mit der neuen Verfassung von 1831 trat die barock viel feiner profiliert. Doch das wohl auffal- heutige Einwohnergemeinde in Kraft. Auch zuneh- lendste Merkmal sind die geschweiften Fenster- mende Schulbildung stärkte die Bevölkerung in vie- konsolen, die damals als letzter Schrei galten. Den ! Junkerngasse 46 (um 1830-50): Spätklassizismus. ler Hinsicht, in Bern wurde 1834 die Universität gleichen «Standard-Fassadentypus» finden wir ne- BrunneZytig 15 Läbigi Altstadt 17. März 2017

VERWINKELTE BLICKE

Der Narr. Wohnhaft Münstergasse 62. Er ist in die Jahre gekommen und hat’s nicht immer leicht. Hört man sagen. Wie’s scheint, nähme er sich Freiheiten heraus, sei bisweilen ungestüm, ja töricht, so mun- kelt man in der Gasse. Die hochwohllöblichen Herr- schaften aus alter Zeit sind fern. Sein Leben hat auch Schattenseiten. Allzugerne würde er wohl seinen Kropf leeren, dem Unbill des Lebens die Zunge he- rausstrecken.

«Ja, damals mit dem Diplomaten Bartholomäus May, ! Im Angesicht des närrischen Atlanten. Münstergasse das waren noch Zeiten», sinnierte er einmal betrübt 62. Der Austausch. (wir möchten ihm beipflichten, halten uns aber wohlweislich zurück). Mit dem polygonalen zweistö- ckigen Erker habe man 1515 die beiden Häuser zu- Wir konnten dann glücklicherweise anderweitig in sammengefasst. Er als männlich-muskulöser Ge- Erfahrung bringen, dass nach etlichen Erbgängen in bälkträger, als Atlant mit Narrenkappe, trage sym- der Familie May die Liegenschaft im Jahr 1751 von bolisch seither die ihm aufgebürdete Last. Lakonisch einem gewissen Julius Hyronimus Ougsburger, sei- meinte er: «Dann haben sie mir im 1895 anstelle nes Zeichens Landvogt von Köniz, erworben werden der Holzkonstruktion noch das dritte Geschoss in konnte. Das zuerst als «Einfamilienhaus» konzipierte Sandstein aufgeladen». Er seufzte vernehmlich. «Vom Gebäude wurde bereits um 1700 einer intensiveren, mächtigen Spitzhelm obendrauf ganz zu schweigen». geschossweisen Wohnnutzung zugeführt. Gegen Sich der umstehenden Leute gewahr werdend, Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Erker umfas- schien ihm dann aber die Lust an einem weiteren send renoviert. Austausch vergangen zu sein – seine herausge- streckte Narrenzunge erschien uns Beweis genug. Für den Architekten Eugen Stettler musste die Re- novation vor dem Hintergrund des kurz davor voll- endeten Münsterturms (oberes Turm-Oktogon und Turmhelm) verstanden werden. Für ihn (und auch

! Gerechtigkeitsgasse 58 (um 1830-50): für etwaige gassab Wandernde) ergab so die Verti- Spätklassizismus. Foto: Valentin Baumann kalisierung des Erkers eine bauliche wie auch opti- sche «Verwandtschaft» im Verbund mit dem Turm des Münsters. Am 17. Dezember 1980 erwarb die benan an der Nr. 42, auch gegenüber an der Nr. 41, Burgergemeinde Bern das «Obere May-Haus» an der hier allerdings noch mit der alten Laube aus dem Münstergasse 62 und liess während vier Jahren mittleren 16. Jh. Für das nächste Beispiel wechseln Erker, Gebäude und Fassaden instand stellen und re- wir wieder hinüber in die Gerechtigkeitsgasse. Die novieren. Wir selbst kamen nicht umhin, dem Fassade Nr. 58 besitzt jedes der drei Leitmotive der treuen Lastenträger, nach vorhergehender Beratung Epoche. Deutliche Akzente setzen hier das Dreieck in der Rathausapotheke, zur Pflege seiner lädierten über dem Mittelfenster des zweiten Stocks und das Nase ein narrensicheres «Hausmittelchen» zu ver- Scheibenfries über der Arkade. schreiben...

ZB: Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Spröd- Text und Fotos: sw heit wirken diese spätklassizistischen Fassaden heute modern und können eine gewisse Eleganz nicht ver- Quellennachweis bergen. Wie und weshalb aber endet um 1850 die «Besitzergeschichte»: Maync, Wolf. Bernische Patrizierhäuser. «Mode der Antike» in Bern nach zwanzig Jahren Ihre Besitzergeschichte. Bern 1982. reger Bautätigkeit so abrupt? «Das Obere May-Haus in Bern» © 1990 Burgergemeinde Bern VB: Darüber verrate ich Dir auf unserem nächsten

Spaziergang mehr. ! Oberes May-Haus. Im Zeichen des Erkers. Oberstes Valentin Baumann und ZB Geschoss mit Spitzhelm.

Restaurant Harmonie COMCONA Fritz Gyger + Walter Aebischer Hotelgasse 3, 3011 Bern

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DER SPAGAT ZWISCHEN TRADITION UND NEUEM 70 Jahre «Resaurant Commerce» beziehungsweise «Café du Commerce»: Dieses ursrünglich sanische, heute sanisch-portugiesische Resaurant an der Gerechtigkeitsgasse 74 is längs eine Insitution in der Unteren Altsadt. Bis in die 1970er Jahre legendär gewordener Trefpunkt all jener, die damals in der Berner Kunsszene Rang und Namen haten, is es heute noch immer ein Ort für intensive Gesräche und Diskussionen, für feines Essen und Trinken. Eine Wohlfühl- oase, die glücklicherweise allen modischen Einrichtungs-Trends widersanden hat. Ende März wird das Jubiläum gefeiert.

Jedes Mal, wenn ich durch den mit Kulturplakaten Scampi, Pulpo und frischer Fisch, von dem er täglich behängten Windfang ins Restaurant trete, scheine ein kleines Angebot bereithält. Zudem hat er die ich ein bisschen aus der Zeit zu fallen. Das hölzerne Weinkarte um Weine aus seiner Heimat bereichert. ! Im Commerce-Aquarium verschmelzen schon mal Garderobegitter, die Holzbänke und -stühle, die Er wolle die portugiesischen Weine bekannt machen, Fisch und Pflanze. roten Tischdecken, das schmale, dafür sehr lange denn das seien die Weine, bei denen das Preis-Leis- Aquarium, die bildlosen Wände – alles atmet Tradi- tungsverhältnis am besten sei, findet er. Mittlerweile Lokal seinen alten Namen zurück: «Café du Com- tion. Die dank der bunten Schar der Gäste jedoch verkauft er, mit zunehmendem Erfolg, seine Weine merce». Es habe lange gedauert, bis der Schilder- nicht erstarrt, sondern quicklebendig ist. Für deren auch übers Internet (www.adega-iberica.ch). und Namenswechsel bemerkt worden sei, lacht der leibliches, gelegentlich auch seelisches Wohlergehen Wirt vergnügt. sorgen seit nunmehr 16 Jahren mit grosser Hingabe Rui hat viel gelernt in all den Jahren im Commerce, und Herzlichkeit die Gastgeber Anabela und Rui Pa- doch gerade weil er sich der Tradition des Lokals Oder das Aquarium, Ruis zweite Leidenschaft nach checo. Das erste Wirtsehepaar im Commerce, das verpflichtet fühlt, gerät er mitunter in Zwiespalt. Es dem Fussball (er amtet als Schiedsrichter in der 3. nicht aus Spanien stammt, sondern aus Portugal. sei schön, ein so altes Restaurant zu bewirten. «Aber Liga und pfeift jede Woche ein Spiel). Das Aquarium es ist nicht so einfach, die richtige Balance zwischen ist sozusagen das Herz des Commerce. Etliche Jahre Schwierige erse Jahre Tradition und Neuem zu finden», sagt er nachdenk- lang hat Rui im Büro im ersten Stock Fische fürs Damals habe er schon überlegt, ob er das Commerce lich. Die Stammgäste wollten ja nicht jede Woche Pa- Aquarium gezüchtet. Der Nachwuchs wurde, winzig wirklich übernehmen solle, erzählt mir Rui. «Aber ella essen. «Man muss auch anderes bieten, die klein noch, nach ein paar Wochen in einer Art Ba- ich wollte unbedingt ein Restaurant haben. Das Tradition aber trotzdem beibehalten.» bykorb ins Aquarium gesetzt, damit die Winzlinge in Commerce fand ich schön. Also habe ich mir gesagt: der Zeit ihrer Akklimatisierung nicht ihren gefräs- Warum nicht?. Die erste Zeit war für das junge Wir- Das neue alte «Café du Commerce» sigen Artgenossen zum Opfer fielen. «Hast Du das tepaar allerdings nicht einfach. Das Restaurant lief Wie diskret Rui dabei vorgeht, mögen zwei Beispiele bemerkt?», fragt er mich spitzbübisch lächelnd. «Das nicht gerade blendend. Es sei schwierig gewesen, bis illustrieren. Ende des letzten Jahres war in der Laube Aquarium ist neu!» Ich schüttle verblüfft den Kopf, er akzeptiert worden sei. «Das Commerce war eine das Commerce-Schild in den Farben der rot-gelb- hatte ich doch bislang nur die kleinen Glasscheiben- Institution, verstehst Du? Und da kommt dann so ein roten spanischen Fahne plötzlich weg. Das neue ist absaugenden Welse vermisst. «Die sind noch da», be- 31jähriger unbekannter Portugiese... Das braucht in schlichtem Schwarz-Weiss gehalten. Sehr klein, ruhigt er. Mit der Zucht aber sei es vorbei. Er habe Zeit, bis die Leute einen akzeptieren.» dafür farbig, sind darauf auch die spanische und die ins neue Aquarium, das fast gleich aussieht wie das portugiesische Fahne zu sehen – als dezenter Hin- alte, auch ein paar neue Fische gesetzt. Die seien «e Rui hat die Zeit genutzt, indem er auf Qualität beim weis auf Küche und Keller. Doch vor allem hat das chli wild. Dafür aber schön». Essen gesetzt hat. Und auf behutsame Neuerungen Commerce jetzt sein «du» wieder, das vor zig Jahren auf der Speisekarte. Dabei folgte Rui vor allem seiner abhanden gekommen war, als der Name sich in Es gäbe noch viele solcher Geschichten zu erzählen, Neigung: Meeresfrüchte, sprich Wildcrevetten, «Restaurant Commerce» verkürzte. Jetzt hat das die vor allem die Vertrautheit und die fast familiäre Atmosphäre zeigen, die im Commerce herrscht. Der Anteil der Stammgäste ist hoch, etliche noch aus äl- teren Zeiten (wie die Schreibende), neue sind dazu- gekommen. Das ist das Verdienst von Anabela und Rui – und ihres Teams. Rui weiss, was er an seinen Leuten hat. «Ich hatte Glück und immer gutes Per-

! Die Köpfe und Seelen hinter dem Commerce: Mitte: Rui, Anabela, Renato. Dahinter von rechts nach links: ! Schön, aber ein wenig wild: Ein Neuzugang im Jose, Toni, Clarisse, hinten rechts: Alice, vorne links: Samuel. Foto: Adrian Scheidegger Aquarium. BrunneZytig 17 Läbigi Altstadt 17. März 2017

BERN HANDELT FAIR – ÄMU SCHO ES PAARI… DAS COMMERCE JUBILÄUMS- INFO WOCHENENDE

Drei Tage lang, vom 31. März bis zum 2. April, werden Anabela und Rui Pacheco das 70-Jahr-Ju- biläum ihres Restaurants feiern, mit einem eigens dafür zusammengestellten Programm und vielen Überraschun- gen, die noch nicht verraten werden sollen.

Freitag, 31 März: Normaler Restaurantbetrieb mit portugiesischer Küche & Wein und Fado-Musik.

Samstag, 1. April: Flamenco-Abend mit normalem Restaurantbetrieb und spanischem Essen und Wein.

Für beide Abende ist eine Reservation unerlässlich; Unkostenbeitrag: insgesamt 120 Fr. pro Person.

Sonntag, 2. April, 14-17 Uhr: Tag der offenen Tür mit Musik. Essen und Getränke sind frei. Dazu sind alle Gäste des Commerce herzlich eingeladen! babü sonal!», bestätigt er. Auch die beiden grossen Söhne, ! Tobias Meier, Präsident des Vereins «Swiss Fair Trade», übergibt die Auszeichnung «Fair Trade Town Bern» an Kevin und Renato, helfen immer wieder mit. Nach- Franziska Teuscher und Reto Nause vom Berner Gemeinderat. zvg zügler Davide ist dafür noch etwas zu klein. Immer- hin fühlt er sich, wenn er temperamentvoll durchs Eine rundum gerechte Welt – ein schöner Gedanke! laufen. Noch geben Herr und Frau Durchschnitts- Restaurant tollt, ganz offensichtlich dort schon sehr Ihm ist die Stadt Bern am 13. Februar einen kleinen schweizer für nachhaltig gerechte Produkte erst 70 wohl. Schritt näher gekommen. Dass die Berner keines- Franken im Jahr aus! wegs die langsamsten Schweizer sind, haben sie Inzwischen gehört das Commerce Rui und Anabela, damit einmal mehr unter Beweis gestellt. Im Februar Die Grundsätze und Standards von Swiss Fair Trade die Familie hat das Schweizer Bürgerrecht. Seither 2016 beschloss die Stadt – als eine der ersten drei wurden erstmals 2001 festgelegt und zuletzt 2015 haben sie die Küche komplett erneuert, aber «vorne Gemeinden der Schweiz nota bene – die Auszeich- revidiert und in einem 22-seitigen Bericht auf ihrer bleibt alles wie es ist.» Mit einem Strahlen in den nung «fairtrade town» anzustreben (vgl. BrunneZytig Homepage (www.swissfairtrade.ch) veröffentlicht. In- Augen zieht Rui Bilanz. «Ich bin in den letzten 16 4/2016). Und es verging nur knapp über ein Jahr, stitutionen, die über eine Teilnahme nachdenken, Jahren stetig aufgestiegen. Schritt für Schritt. Jetzt bis das Teilnahme-Kontingent von rund 100 Institu- können sich hier genauestens informieren. Swiss Fair erlebe ich die schönste Zeit des Commerce». Und tionen erfüllt war. Wer aus dem Gebiet der Altstadt Trade hat sich zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2018 wenn es so weitergeht, dann werden Anabela und mit dabei ist, kann man auf der Homepage www.fair- fünfzig Schweizer Städte/Gemeinden für fairen Han- Rui Pacheco sicherlich noch viele Jahre im Com- tradetown.ch/ de/bern nachlesen. Von Anfang an del auszeichnen zu dürfen. merce wirten. Zur ihrer und der Gäste Freude. und zu hundert Prozent dazugehörig und treibende babü Kraft der Bewegung war Franziska Lack vom De- Von den bisher weltweit teilnehmenden fast 1900 signmodegeschäft «ideale» an der Kramgasse 9 (vgl. Städten/Gemeinden in 31 Ländern hat Bern es der Wer sich in die Geschichte des Traditions-Restaurants ver- BrunneZytig 2/2015). Schweiz nun vorgemacht. Die Auszeichnung und die tiefen will, die auch ein faszinierendes Stück Berner Kultur- Feier in der Berner Fachhochschule (Fachbereich geschichte ist, der lese das Buch «Café du Commerce», das Der Verein Swiss Fair Trade wurde 2007 als Nach- Wirtschaft) an der Brückenstrasse haben in der Lo- von Ralph Gentner herausgeben wurde. Erschienen ist es folgeorganisation des Schweizer Forums Fairer Han- kalpresse entsprechend grosse und teilweise auch kri- 2004 im Verlag Gachnang & Springer. Eine Neuauflage ist del gegründet und hat seinen Sitz in Basel. Er ist der tische Aufmerksamkeit gefunden. Gemeinderat Reto in Planung – Spenden dafür sind herzlich willkommen! Dachverband aller Produzenten, die ihre Labels fair Nause durfte zusammen mit seiner Amtskollegin herstellen und produzieren, aller spezialisierten Franziska Teuscher die Auszeichnung von Tobias Handelsorganisationen, Fachgeschäfte und Online- Meier, dem Präsidenten von Swiss Fair Trade, in Emp- Shops, die in der Schweiz eine Auswahl an Fair fang nehmen. Er setzte ein klares Statement: Soziale Trade-Produkten anbieten, aller Bankinstitute, die Gerechtigkeit auf allen Gebieten sei schlicht ein Gebot im Sinne von Fair Trade investieren und aller NGOs, der Zeit. Dazu hatte einer seiner Vorredner bereits la- die sich politisch für Fair Trade einsetzen. Doch ohne chend erwähnt, Bern sei ja quasi von Natur aus schon die andere Seite des fairen Handels – die Konsumen- eine Fairtrade-Stadt. Das sehe man daran, dass die tinnen und Konsumenten – würden alle Anstren- Markt-, Kram- und Gerechtigkeitsgasse in einer di- gungen dieser Produzenten und Händler ins Leere rekten Linie miteinander verbunden seien… ZB 18 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

EIN GESPRÄCH MIT URS FRAUCHIGER: wieso, aber auch solches wie Hermann Gattikers Konzertreihen, unter anderem hier im Chlapperläubli ZWÜSCHE DE SCHTÜEU am , wo zeitgenössische Musik aufge- führt und diskutiert wurde, Avantgarde der ersten Urs Frauchiger is in der Altsadt zuhause und das seit sehr langem, im Zeitbegrif von vielen Stunde. Und Szeemann hatten wir hier in Bern, könnte das auch heissen: seit immer. 1936 in Berns Nähe geboren, säter Cellis und zwanzig Christo, der die Kunsthalle verpackte. Diese Zeit war Jahre Mitglied des Berner Reis-Quartets, Musikwissenschafler, Radiosudioleiter bei Radio einmalig, so etwas kommt nicht zurück. DRS, Direktor des Konservatoriums Bern, Direktor der Kultursifung Pro Helvetia, Autor von mu- sikwissenschaflichen Büchern, belletrisischen Werken und Lyrik. Seit zwanzig Jahren frei- Gestern ist Kurt Marti gestorben. Er hat sich den schafend. Seit diesem Februar auch ein Blogger. Tod so gewünscht. Als ich ihn vor einiger Zeit fragte, ob er noch schreibe, sagte er lächelnd: Zum Gespräch trafen wir uns in seiner Wohnung im «Es chunnt mer nüt meh i Sinn.» Dach. Endlose Treppen galt es hochzusteigen, Lift Beten wir, dass er zu seinem Gott findet. gibt’s keinen, dafür die Belohnung, anzukommen an Blogeintrag vom 12.2.2017 einem Ort, wo allein schon die Wände mit ihren Bil- dern, die Fenster mit ihrer Sicht, die Regale mit Ja, dann wurde ich ans Konsi berufen und ging also ihren Büchern Geschichten erzählen. Wie sollte man im Haus an der Kramgasse mit dem hässlichen Engel ein Interview beginnen? Ist es nicht schade, die an- an der Fassade ein und aus, hatte mich um die Ring- fängliche gegenseitige Mitteilsamkeit mit gezielten hörigkeit und sich daraus ergebenden Probleme der Fragen zu kanalisieren? Viel schöner ist‘s doch, ein- Zimmerbelegung zu kümmern und um die Vorberei- fach zu reden, zu erzählen, zu springen vom einen tung der Hochschulreform gemäss Bologna, die Tei- zum andern und wieder zurück. lung in Musikschule Konservatorium und Hochschule der Künste, Fachbereich Musik. Urs Frauchiger: In die Altstadt bin ich erstmals als Drittklässler gekommen. Ich bin ja im Emmental auf- Pisa. Bologna. – Warum werden neue Strategien im gewachsen, zumindest damals noch. Als Drittklässler, Bildungsbereich stellen Sie sich vor, mit dem Zug und dann gleich ins gern nach Städten mit schiefen Türmen benannt? Konsi! Es gab mir einen Rieseneindruck, alles, dieses Blogeintrag vom 4.2.2017 Haus, diese labyrinthischen Gänge mit den vielen Türen, und hinter jeder kam Musik hervor, hinter Dann kamen die Jahre in Zürich und meine Arbeit für jeder wurde geübt, wo ich doch sonst weitherum der die Pro Helvetia. Ich schätzte die Nähe zum Flugha- Einzige war, der Cello spielte. Den Sandsteinengel fen, zu meinem Verleger. Meine Tätigkeit erforderte aussen an der Fassade hatte ich schon damals be- natürlich viele Reisen, auch als Juror internationaler merkt, aber erst Jahrzehnte später mir wegen seiner Musikwettbewerbe. Dass ich nachher Zürich verlas- Hässlichkeit gewünscht, er möge mal abstürzen. Da- sen und zurück nach Bern wollte, haben viele nicht ! Urs Frauchiger, langjähriger Altstadtbewohner, mals aber war ich einfach von allem überwältigt. Geschichtenerzähler, Dichter und Denker. begriffen. Aber Bern hat drei internationale Flughä- Foto: Walter Kläy fen, die alle ungefähr innerhalb einer Stunde erreich- Ziel dieses Ausflugs, meines ersten Bernbesuchs, war bar sind! Ich sage oft: Bern ist ideal zum Wegfahren. eine Lesung im grossen Konsisaal: Ernst Wiechert Lehrerleben dünken. Sein Vater, der Lehrer, ist ken- In aller Liebe und im Sinn: Bern ist ideal zum wieder sollte kommen, dessen Märchen wir in der Schule ge- nenzulernen, Freigeist und gleichzeitig seinen Gott Heimkommen. lesen hatten und einen Aufsatz darüber verfassen in den Gottesdiensten beorgelnd, Lehrer, doch wegen Und Bern bietet, wie kaum sonst wo, wahnsinnige mussten. Die schönsten Texte sollte ausgerechnet ich seines fortschrittlichen Unterrichtsstils von der Spaziergänge und Ausflüge. Wo kann man binnen nach der Lesung dem Herrn Wiechert übergeben. Auf Schulkommission beargwöhnt, und vielleicht am einer Stunde Wegfahrt in vollkommen verschiedene meine bange Frage, wie ich denn das machen und meisten Musikliebhaber, Klavierspieler und singen- Landschaften gelangen? Der Jura – das Emmental, der was ich ihm dabei sagen solle, wurde mir geantwor- der Klavierspieler. In der Zeit, als das Radio, aus Ba- Mont Vully – der Napf, das Seeland – das Oberland tet: «Sag einfach: ‚Das ist für Sie‘ und fertig.» Ich fühlte kelit war es, in der Stube stand, auch ein sind doch je unvergleichlich. mich furchtbar. Aber dann hiess es, die Lesung sei passionierter Hörer. Beethoven, Haydn, die ‚Jahres- Natürlich der Rosengarten hier in der Stadt, der ist abgesagt, der Schriftsteller krank, und mir fielen zeiten‘ und dann … brach ein Ton aus dem Radio, ein mir schon etwas vom Liebsten. Sehr oft führt mich Steine vom Herzen. Weil wir schon mal in Bern waren, Strahl aus Klang. Reine Sonnenenergie fiel ein. Das mein täglicher Spaziergang dort hinauf, morgens gingen wir dafür ins Casino. Und wer spielte dort? war der Erzengel, und er brachte mehr als eine gute meist, denn das ist meine Zeit. Der Sicht wegen und Pierre Fournier, der grosse, noble Cellist! Als Dritt- neue Mär – was brachte er denn? «die Wahrheit», auch der drei Birken wegen. klässler habe ich ihn erstmals gehört. hörte ich Vater flüstern: «Casals. Das ist jetzt Casals.» Und wenn ich alles vergessen habe, was ich euch da Die Liebe zur Poesie oder die Bedeutung Der Vater: ein musikliebender Freigeis erzähle, das werde ich nie vergessen. der Metapher Was Urs Frauchiger über seine erste Altstadtbegeg- Casals, der Cellist aller Cellisten! Urs Frauchiger sagt‘s so einfach – «auch der drei Bir- nung erzählt, es könnte ein Kapitel sein aus seinem ken wegen» – aber es tönt, als wär‘s eine Zeile eines Buch damals ganz zuerst am anfang*. Dort, gleich Später, wir wohnten mittlerweile in Jegenstorf, und Gedichts, es könnte sogar auch das ganze schon sein. nach dem titelgebenden Carl Spitteler-Gedicht, ich besuchte zuerst den Proger, dann den Gymer, pil- Die drei Birken sind da nicht mehr gewöhnliche drei schreibt er, wie er mit diesem Buch in den Brunnen gerte ich, ja pilgerte ich an die Junkerngasse, wo mein Bäume, eben haben sie sich in diesem kleinen Satz der Erinnerung hinabsteigen will, ohne Tagebücher, Cellolehrer Rolf Looser wohnte. Wieder später dann zur Metapher verwandelt. Gedicht und, weiter ge- Chroniken oder Internet, nur mich hinsetzen und kam unsere Zeit am Läuferplatz, die Wohnung dort fasst, Poesie sind seit eh ein bedeutender und be- nichts bemühen als meinen alten Kopf. Von seinen im Eckhaus, in den Sechzigerjahren. deutsamer Teil in Urs Frauchigers Leben. Auch dazu frühen Bubenjahren ist zu lesen und staunend ist zu lesen in damals ganz zuerst am anfang, wie das nimmt man wahr, wie weit weg dieses Emmental ge- Die Sechzigerjahre, die legendären! Die hohe Zeit der Kind, das meinen Namen trug, Worten nachhorchte, rückt ist, wie weit zurück einen solche Bauern- und Kleinkunst auf den Kellerbühnen, Mani Matter so- einzelnen wie beispielsweise Schweinehund, an dem BrunneZytig 19 Läbigi Altstadt 17. März 2017

es hängenblieb, als der Vater vom Überwindenmüs- Geringste spricht dafür. Wenn das käme, da würde sen des inneren Schweinehundes sprach. Was das auch ich auf die Barrikaden steigen. sein mochte, ein Schweinehund? Vielleicht so etwas Was würden Sie Besuchern von Bern zeigen? wie ein Maulesel, eine Kreuzung, wie die Bauern sag- Nichts und alles. Ich gehe mit ihnen durch die Stadt. ten. Die Maultiere könnten sich nicht fortpflanzen, Wo stehen Sie? man müsse sie jedesmal neu kreuzen, behauptete der Zwischen den Stühlen. Nicht im opportunistischen Vater. («Was geht das den Kleinen an, ob die sich fort- Sinn, sondern: im Nicht-Entschiedenen, nicht Puris- pflanzen können», giftelte die Mutter.) Ich fragte nach tischen, in der Zwischenwelt von Hier und Dort. der Schule den Vater, was ein Schweinehund sei. Hat Bern etwas Einmaliges? «Abah, das verstehst du nicht, das ist eine Metapher.» Ja. Was ist eine Metapher? Lieben Sie es, in der Altstadt zu wohnen? «Frag doch nicht Sachen, die du nicht verstehst, eine Jaja, sonst wäre ich nicht da! Metapher ist, wenn man etwas sagt und etwas ande- ! Dem handwerklich missratenen Engel wünschte Urs Ig res meint, basta.» Frauchiger stets den Absturz. *Zitate aus Urs Frauchigers Büchern: damals ganz zuerst Ein ausdauernder Leser von Gedichten sei er seit scheiden konnte zwischen der Musik und dem Wort, am anfang (Verlag Huber, Frauenfeld, 2010), Kennst du mittlerweile mehr als 75 Jahren, bekennt er im auch wenn man das in einer Epoche der Spezialisie- das Gedicht (Im Dialog mit Gedichten, Urs Frauchiger – Buch «Kennst du das Gedicht», und nimmt auch da rung nicht durfte und auch nicht konnte? Erwin Messmer, Verlag Offizin Zürich, 2015) und aus dem Blog www.urs-frauchiger.ch. wieder Bezug auf den ‚Gedichtband für die Primar- schule‘, den er auf dem Lehrerpult seines Vater vor- Wären wir im Film, dann gäbe es hier einen fand. Mit Gedichten lebe Urs Frauchiger gleichsam Schnitt. Bis da sind wir im erzählenden Gespräch, unter einem Dach, schreibt Erwin Messmer, selbst jetzt machen wir einen abrupten Wechsel. ‚Ma- Lyriker und Organist, im Vorwort ihres gemeinsa- chen Sie mit? Frage – Antwort, kurz und schnell, BRINGEN SIE IHREN men Dialoges im erwähnten Buch. Für mich war die- ein Spiel, Pingpong.‘ ses Gedicht (Mörikes Denk‘ es, o Seele, aber davon Uf: Legen wir los! KRIMS IN DIE nur die zweite Strophe, weil nur das ‚mein Gedicht‘ Ig: Herr Frauchiger, lieben Sie Fasnacht? KRAM(S)GASSE! ist) einfach immer da (…) ich brauchte es mir nicht Nein. herzusagen, es tönte von selbst. Als junger Musikleh- Lieben Sie die Fasnacht in Bern? rer hatte ich mit meinen Seminaristinnen das Mö- Nein, da bin ich mal weg. rike-Chorliederbuch erarbeitet, keine kongeniale Würden Sie sie vermissen, wenn sie abgeschafft Vertonung, aber nach einem halben Jahrhundert klin- würde? gen sie plötzlich von weit her, spinnen sich weiter, Vielleicht, das weiss man erst im Nachhinein. ‚zersingen‘ sich. Buskers? Mag ich, unverstärkt. Dass es Worte von solcher Kostbarkeit geben konnte Freut es Sie, wenn die Tour de France Ihren Stalden und eine Musik, die diese teure Last trug – versteht hochtourt? ihr jetzt, warum ich mich mein Leben lang nicht ent- Jedenfalls hats mich nicht gestört. Kommt dazu: Ich habe die Zeit von Kübler und Koblet, den beiden le- Schon wehen die ersten Frühlingslüfte und es ist gendären Rennfahrern, miterlebt, bin selbst mit dem wieder an der Zeit, es den Vögeln gleich zu tun und Velo über die Alpenpässe gefahren, habe mich dabei „sein Nest zu säubern“. Ob im Keller, auf dem Estrich, als Kübler-Koblet gefühlt. Wenn ich die Tour de in der Garage oder im Einbauschrank, überall findet France da sehe, bin ich wieder dort. man Dinge, die man nicht mehr braucht und die Ärgert es Sie, wenn zu diesem Anlass so viele Zu- langsam verstauben. Das muss nicht sein, denn der schauer an Ihrem Stalden stehen? jährliche Altstadt-Flohmarkt «Vide Grenier» bietet Nein. Aber natürlich bin ich ärgerlich, wenn ich von den Geschäftsleuten, Leistmitgliedern und An- der Securitas beim Heimgehen aufgehalten werde. wohnern wieder Gelegenheit, alte Sachen in klin- Aber mehr nicht, sonst dürfte ich nicht hier wohnen gende Münze zu verwandeln. Durchgeführt wird er wollen. am 22. April. Es hat noch Plätze, und Sie können sich Finden Sie Gefallen daran, dass die Altstadt häufig bis zum 7. April anmelden unter videgrenier@bern- zur Bühne solcher Events wird? altstadt.ch. Die Teilnahmebedingungen finden Sie in Mein Gefallen spielt keine Rolle und selbst gehe ich der Homepage der Vereinigten Altstadtleiste VAL nicht viel an Veranstaltungen dieser Art, da bin ich www.altstadtleiste.ch. Beleben Sie mit Ihrem Ver- irgendwie rausgewachsen. kaufsstand an diesem Tag unser wunderschönes Finden Sie, dadurch verkommt die Altstadt zur blos- Quartier. Wir vom OK freuen uns auf Sie! sen Staffage? ZB Das hängt von uns Bewohnern ab. Bis jetzt ist sie es nicht geworden. Sind Sie stolz, dass die Altstadt touristisch stark auf- gewertet wurde? Stolz nicht. Von etwas müssen die Berner ja leben. Was mögen Sie nicht an Bern? Die Lokalpolitik ist das Furchtbarste, diese Unfähig- keit, Übel zu hinterfragen, dieser Mangel an Selbst- reflexion, die zur Selbstkritik führen sollte. Und solche Ideen wie zum Rosengarten hinauf einen Lift, ! Im Rosengarten: Erzählt nicht jede Birke von Fernweh? noch schlimmer ein Bähnli bauen zu wollen, nicht das 20 BrunneZytig 17. März 2017 Läbigi Altstadt

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So tönt es seit zwei Jahren auf facebook. Gemeint ist Tatau bedeutet Wunden schlagen das Studio «32 TATTOO» von Andreas «Ändu» Doch die Kenntnis des Tätowierens kam nicht aus Schwertfeger an der Rathausgasse 24. Dävu, David Japan zu uns. Es war James Cook, der den Begriff Ryf, ist einer der sechs dort selbständig arbeitenden 1769 aus der Südsee mitbrachte. Dort mussten die Tätowierer – und heute mein Gast. Auf seinen bunt jungen Männer während einer dreiwöchigen, oft le- und vollständig tätowierten Oberarmen kann ich bensgefährlichen Tortur eine Ganzkörpertätowie- zwischen viel Ornamentik links einen Phönix und rung über sich ergehen lassen, um in die rechts einen Falken ausmachen. Du magst also Gemeinschaft der Erwachsenen hinein wiedergebo- Vögel? «Auch, aber nicht nur. In erster Linie bin ich ren zu werden. Das von Cook erstmals erwähnte ta- vom japanischen Stil begeistert, denn mein erstes hitianische Wort «tattau» beschreibt lautmalerisch Tattoo habe ich mir 17-jährig von Takashi Yama- dieses Wunden schlagen. In Französisch-Polynesien moto, der damals in Bern zu Besuch war, stechen sind Tätowierungen noch heute Kulturgut und Sta- lassen – den Phönix. Bei einem späteren Japanbe- tussymbol der Tapferkeit. Berühmt wurden diese ! Einer von David Ryfs mythischen Vögeln… such tätowierte mir ein Schüler des berühmten Ho- kunstvollen Ganzkörpertattoos durch die Maori riyoshi III einen Koi auf die rechte Wade. Die Japaner Neuseelands. Ihre eindrücklichen Wellen- und Bo- haben eine grossartige, uralte Tattoo-Tradition. Ihre genmuster gehen von aufgerollten Farnen aus und grossflächigen bunten Bilder erzählen – meist aus- symbolisieren göttliche Naturkräfte. Eine dazugehö- Doch dann begann die Jugend die Gesellschaft auf gehend von einem zentralen Motiv auf dem Rücken rige abstrakte Tiersymbolik stellt die persönliche den Kopf zu stellen, zuerst die Hippies in den 60ern, – ganze Mythen und Legenden.» Geschichte und die Familienchronik ihres Trägers dann die Punks in den 80ern. Auch die Heavy- und die Schutzgeister der eigenen Sippe dar. Stam- Metal- und Skinhead-Bewegung folgten dieser Re- mes-Muster dieser Art sind für europäische Be- bellionsschiene. Die ersten Studios hierzulande trachter äusserst ästhetisch und dekorativ Sie entstanden während der hippen 70er Jahre. Aber werden im Fachjargon «tribals» (engl. Stamm = erst die Erfindung der Videoclips in den 80ern ver- tribe) genannt und beeinflussen noch immer einen half der Mode des Tätowierens zu ihrer grossen Po- der beliebtesten Tätowierstile. pularität. Um 1990 gab es in der Schweiz etwa 40 offizielle Anbieter – und hunderte von Halbprofis. Geschichte(n) am Rand der Gesellschaf Damals war das Tätowieren in vielen Kantonen, Beeinflusst durch James Cooks Entdeckungsreisen auch in Bern, noch verboten. Doch ab 2000 ging bekamen die Bewohner englischer Hafenstädte Lust der moderne Tattoo-Hype so richtig los und wurde auf Tattoos. Von hier aus verbreitete sich der Trend zum Mainstream. Heute trägt jeder vierte jugendli- in der Untergrundkultur ganz Europas, bis im 19. che Deutsche, Österreicher oder Schweizer ein Tat- Jh. dann auch Mitglieder der sozialen Oberschicht too. von den fremden Welten fasziniert waren und viele nach Japan ins neue Tattoo-Mekka reisten. Der Ber- Vom Marzili in die Rathausgasse liner Arzt Rudolf Virchow beobachtete um 1900 Inzwischen existieren in Bern rund ein Dutzend of- eine regelrechte Tätowierungswut, etwa bei Seeleu- fiziell angemeldete Tattoo-Studios. Vor ein paar Jah- ten, Legionären und Kommunisten. Sie demonstrier- ren machten sich allein in der Unteren Altstadt bis ten mit einem ganzen Arsenal bestimmter Muster zu sieben Geschäfte Konkurrenz. Heute ist «32 TAT- und Codes ihre Gruppenzugehörigkeit. Klar umris- TOO» noch das einzige hier und kann sich über ! Einer von sechs: Dävu und sein Arbeitsplatz bei «32 sene Symbole wie Hammer und Sichel, Anker, To- Nachfrage nicht beklagen. Ändu hatte sein Studio TATTOO» in der Rathausgasse. tenköpfe oder Segelschiffe – all das, was ich mir als 1997 im Marzili eröffnet. Als das Hochwasser ihn Kind unter einem Tattoo damals vorstellte – finden überflutete, zog er in die Rathausgasse. Sein Studio heute im sogenannten «Oldschool Style» noch immer bot ursprünglich den «Oldschool-Style» an, ist inzwi- Liebhaber. Bis weit ins 20. Jahrhunder blieben Tat- schen aber offen für alles. So sticht Dävu am liebsten toos in die Unterwelt verbannt. traditionelle japanische Motive. Bei meinem Gegen-

LIMERICK FRÜHJAHRSSESSION

Es tagen die Räte und ringen um Lösungen, die etwas bringen, doch vieles liegt quer und macht es oft schwer Unlust und Frust zu bezwingen!

Hans Häusler BrunneZytig 21 Läbigi Altstadt 17. März 2017

besuch erklärt er mir an seinem persönlichen Ar- bende Legende von Weltruf. Eine ganze Generation mich lieber als Dienstleister, der etwas Ästhetik in beitsplatz sein Handwerkszeug und den grossen Stel- von Tattoo-Künstlern wurde und wird noch immer die Welt setzt. Und ich erfülle die Wünsche meiner lenwert der Hygiene. Dann weist er auf ein Plakat von ihm beeinflusst (auch der Titel dieses Artikels Kunden.» hin, das er 2015 für eine Convention (das sind re- stammt aus einem Youtube-Interview mit Filip Leu). gelmässige Zusammenkünfte von Interessens-Ge- «Willst Du Dich über die neusten Trends informie- Wie und vor allem an wem hast Du den Umgang mit meinschaften) gestaltet hat, einen stolzen Pfau, mehr ren, lies das Buch «Forever the New Tattoo», emp- den Maschinen ausprobiert? Dävu lacht: «Ich habe Mythenwesen als naturtreues Abbild. «Conventions fiehlt mir Dävu. Er selbst hat eine ziemlich ganz klassisch an Obst geübt! Orangen und Äpfel sind extrem wichtig in unserem Metier. Gerade weil durchschnittliche Tätowierer-Laufbahn hinter sich. haben eine gerundete Oberfläche, an ihnen kann wir kein organisierter Berufsverband mit geregeltem Nach einem Vorkurs an der Kunsthochschule in man auch die Tiefe der Einstiche gut überprüfen. Netzwerk sind, sehen wir auf den Conventions, was Bern begann er an der Kunstgewerbeschule Biel eine Danach ist es nötig, auch sich selbst zu stechen, nur international läuft und können uns mit anderen ver- Grafiker-Lehre. Dann zog es ihn zum Tätowieren. In am eigenen Körper spürt man die Wirkung seiner gleichen und dadurch verbessern. Conventions sind Ermangelung einer offiziellen Schule – Tätowieren Arbeitsweise direkt. Vor acht Jahren fing ich hier bei nebst der Mund zu Mund Propaganda gute Werbe- ist bis heute kein anerkannter Beruf und kennt Ändu an der Rathausgasse an und habe inzwischen plattformen und haben inzwischen sogar facebook keine geregelte Ausbildung – jobbte er erst einmal Kunden aus der ganzen Schweiz. Es kommt sogar überholt.» im Privatstudio Iguana Tatau von Nathalie Verdon in vor, dass Touristen bei uns vorbeischauen und sich Bern, wo er putzte, sich mit der Arbeitsumgebung spontan stechen lassen. Trotz dieser noch immer Vorbilder und Ausbildung vertraut machte und beobachtend aufs Tätowieren recht guten Geschäftslage ist der Arbeitsmarkt zur- Vorbilder, und der möglichst direkte Kontakt zu vorbereitete. «Nathalie war eine Vorreiterin der zeit mit Angeboten überfüllt. Man muss überdurch- ihnen, scheinen in diesem Geschäft also wichtig zu Frauen in unserem Beruf, auch kämpfte sie zusam- schnittlich gut und körperlich sehr belastbar sein sein? «Ja klar, wir lernen alle von unseren Meistern, men mit Kollege Mr. T. für die Legalisierung der Stu- und wirklich hart schuften, um sich auf dem Ar- wir wollen dann aber auch die eigene Begabung und dios in Bern. Sie war eine der ersten und ist bis beitsmarkt zu behaupten.» eigene Vorlieben verwirklichen. Um sich zu inspi- heute eine der Besten!» rieren, pilgern viele zum Beispiel in das private, aber Unser Beruf geht unter die Haut für alle offene Studio von Filip Leu in Ste-Croix.» In Ich bin Diensleiser Für Dävu beginnt jede Woche mit Üben. «Ich habe einer typischen Hippie-Familie zeitweilig ziemlich Ist Tätowieren Handwerk oder Kunst? Dävu überlegt mir zur Gewohnheit gemacht, am Montag zu zeich- wild in Indien aufgewachsen, führt Filip Leu heute nicht lang: «Von beidem etwas, ähnlich wie bei den nen. Wie ein Musiker muss auch ein Tätowierer als Tätowierer in zweiter Generation das Studio sei- Designern, den Grafikern, dem Kunsthandwerk seine Begabung durch Training aufrechterhalten nes berühmten Vaters Felix weiter. Filip, auch schon eben. Zweifellos hat die Tätowierszene auch wirklich und weiterentwickeln. Doch anders als ein Maler, etwas in die Jahre gekommen, gilt inzwischen als le- gute Künstler hervorgebracht. Ich selbst bezeichne der mit Papier und Leinwand arbeitet, können wir am lebenden Objekt bzw. Subjekt einmal gezogene Linien nicht mehr korrigieren. Ich vergesse nie, als ich einmal bei einem «Tribal», wer weiss wieso, die negativ-positiv Malerei verwechselt habe. Die Kun- din war gottlob sehr verständnisvoll, und ich habe natürlich kein Geld dafür verlangt. Diese Konzentra- tion beim Arbeiten benötigt enorme Energie. Bei grossflächigen Bildern können die Sitzungen bis zu fünf Stunden dauern. Das ist nicht nur für den Kun- den strapaziös. Auch mich schmerzt am Schluss der ganze Körper, den ich während der Arbeit zu sehr anspanne und oft nicht mehr wahrnehme.»

Als Dienstleister geht Dävu gern auf Kundenwünsche ein. Seiner Meinung nach werde jedoch die persön- liche und heute oft zu selbstdarstellerisch gewählte Bilder-Symbolik überbewertet und habe oft keinen Bestand. «Man will sich mit einem Tattoo eine be- stimmte Bedeutung geben und bedenkt nicht, dass ein Betrachter das Motiv vielfach anders als der Trä- ger selbst und durch eigene Erfahrungen geprägt wahrnimmt.» Als Fazit meint Dävu: «Da stelle ich lie- ber die künstlerische Ästhetik meiner Bilder in den Vordergrund und denke, man sollte sie einfach tra- ! Die Magnetspulenmaschine, Dävus Präzisionswerkzeug für das Stechen von Linien. Die andere, der «Rotary», gen wie schöne Kleider…» arbeitet leiser und wird eher für Flächen verwendet. ZB

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KEINE TOTEN SCHAUFENSTER IN DER ALTSTADT VAL AGENDA 2017 Am 16. Februar 2017 hat der Stadtrat die Motion der SP-Fraktion zum Thema «tote» Schaufenser mit grosser Mehrheit überwiesen. Gemäss dem Antrag des Gemeinderates wurde die Motion al- lerdings abgeändert und der Erlass einer Planungszone in der Unteren Altsadt aus dem Antrag gesrichen. Wie der Titel sagt, befass sich die Motion «nur» noch mit toten Schaufensern und MUSEUMSNACHT damit mit der Sockelnutzung der Wohn- und Geschäfshäuser in der Unteren Altsadt – einem (www.museumsnacht-bern.ch) Kernanliegen und Dauerthema der Vereinigten Altsadtleise (VAL). 17. März

VIDE GRENIER Die Motion der SP-Fraktion vom 17. Juni 2015 mit formuliert sein muss, was geplant werden bzw. was (Kram- und Gerechtigkeitsgasse) dem Titel «Keine toten Schaufenster in der Berner und wie gebaut oder was oder wie genutzt werden 22. April, Samstag, 10-17 Uhr Altstadt» kam am vergangenen 16. Februar 2017 soll. Anmeldeschluss ist der 7. April bei nach der Stellungnahme des Gemeinderates zum [email protected] zweiten Mal zur Beratung in den Stadtrat. Im We- Der Gemeinderat hält in seiner Stellungnahme fest, MOONLIGHT-SHOPPING BERNCITY sentlichen geht es gemäss dem ursprünglichen Text dass bei der Überarbeitung für die neue Bauordnung (ganze Altstadt) der Motion darum, tote Schaufenster von Dienstleis- (BO.06) ein früherer Absatz gestrichen wurde, wel- 27. April, Donnerstag 18-22 Uhr Anmeldeschluss für tern zu verhindern. Namentlich wurden Finanz- cher eine Präzisierung dieser Sockelnutzung in der Geschäfte ist der 22. März bei [email protected] dienstleister und Bankfilialen erwähnt. Dabei wurde Unteren Altstadt beinhaltet hat. Damit sind gewisse ARTSTADTBERN auf die Bauordnung aus dem Jahr 2006 (BO.06) Kriterien für die Bewilligung von Umnutzungen (www.artstadtbern.ch) verwiesen. weggefallen und eben gewisse Nutzungsänderungen 5. und 6. Mai möglich geworden, die nun zu Diskussionen Anlass

GRAND PRIX VON BERN Diese hält im Artikel 80 sinngemäss fest, dass die geben. Andererseits hält der Gemeinderat fest, dass 13. Mai Untere Altstadt und das Wohngebiet Matte «mit ge- die Einrichtung einer Planungszone ein ungeeignetes schäftlichen und kulturellen Nutzungen durch- Instrument sei, das ausserdem mittels Einsprachen 31. SCHWEIZERISCHER FRAUENLAUF BERN mischte Wohnquartiere» sind. Die Motion verlangt und Rekursen blockiert werden könnte. Der Ge- 11. Juni daher eine Ergänzung der Bauordnung, damit in der meinderat erklärte sich aber bereit, den ersten Teil Unteren Altstadt die Lauben und Parterregeschosse der Motion entgegenzunehmen und eine Vorlage Damen und Herren dem Detailhandel, dem Gast- und Kleingewerbe und «zur Änderung der Nutzung der Lauben- und Par- Kulturspielstätten vorbehalten bleiben und die Ein- terregeschosse» vorzulegen. Mass – Schneiderei richtung von Dienstleistern und weiteren «toten» Schaufenstern verhindert wird. Diferenzierte Vorschläge der VAL Isabelle Mosimann Die Vereinigten Altstadtleiste (VAL) sind mit diesem Ebenfalls wurde die Einrichtung einer Planungszone Vorgehen grundsätzlich einverstanden. Anstelle Gerechtigkeitsgasse 11 im Perimeter der Unteren Altstadt verlangt. Eine einer direkten Änderung der Bauordnung bevorzu- 3011 Bern 078 762 51 23 Planungszone bewirkt, dass während der Gültig- gen die VAL allerdings ein etappenweises Vorgehen, www.mass-schneiderin.ch keitsdauer der Auflage Bauvorhaben im Perimeter indem ein «Gremium zur Formulierung der Vor- nur dann bewilligt werden, wenn sie voll und ganz schriften und zur Definition der notwendigen In- der entsprechend formulierten Planungsabsicht ent- strumente» eingerichtet wird. Für die VAL ist klar, sprechen. dass insbesondere publikumsorientierte Dienstleis- Z A C tungen wie zum Beispiel die Post an der Kramgasse Keine einfache Materie oder in der Matte unbedingt erhalten und nicht EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN Das tönt recht kompliziert – und ist es auch. Denn durch neue Auflagen behindert werden. Ebenfalls Anfertigung von Gold, Eisen, Holz- und das bedeutet, dass vor der Definition der eigentlichen dürfen Nutzungsformen nicht durch starre Be- Alurahmen sowie Plexikasten nach Mass. Planungszone eine klare Vorstellung vorhanden und schränkungen ausgeschlossen werden, die sich auf-

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EIN ALTES ÜBEL MIT LANGFRISTIGEN FOLGEN Das Thema «Urinieren in der Stadt is» kein neues Ärgernis, unzählige Einwohner und Geschäfe KGG AGENDA leiden seit Jahren und Jahrhunderten darunter.

Ein Verbot aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigt, Das wilde Urinieren hat neben den Geruchsemissio- AUSBLICK dass die Ankenlaube vor dem Archiv- und Biblio- nen noch ganz andere, unsichtbare Folgen: Der Urin 01.05.2017 Die Mitgliederversammlung 2017 findet erst- theksgebäude Münstergasse schon seit rund 200 dringt durch die Fugen im Marmorbelag der offenen malig im Saal der Burgerbibliothek Bern an der Münster- Jahren gerne für solcherlei «Unreinlichkeiten» miss- Ankenlaube in den Sandstein ein und verursacht im gasse statt. Vorgängig um 18.00 Uhr Vorstandssitzung braucht wird. Daran hat auch der jüngste Umbau darunterliegenden Gewölbekeller Schäden. So wur- daselbst. nichts geändert, obwohl mit der Wiederöffnung der den schon kurz nach der Eröffnung im Sommer Fenster zur Laube hin im Parterre und mit der Ein- 2016 im Ausstellungsraum der Burgerbibliothek an RÜCKBLICK richtung einer Cafeteria versucht worden ist, die den Aussenwänden, Gewölberippen und Säulen 14.03.2017 Anlass Mosesbrunnen. Bereits zum zweiten Mal nach 2016 floss neuer (Weiss-) Wein aus altem Brun- Hemmschwelle für nächtliches Blasenentleeren zu Salzausblühungen festgestellt. Gleichzeitig begann nen; neu auch unter Mitwirkung des Kantons Bern. erhöhen. Wer am frühen Morgen nach einem inten- sich die Kalkfarbe von den Gewölben zu lösen. Die siven Wochenende die Ankenlaube durchquert, Salze müssen nun regelmässig entfernt und der 12.02.2017 Lesung von Esther Pauchard, Autorin ihres muss aufpassen, wohin er tritt, und die Einatmung Kalkanstrich erneuert werden. dritten Krimis «Tödliche Praxis» (Lokwort Verlag) am Ka- drosseln, um den Salmiakdämpfen zu entgehen. minfeuer im Kaffee Einstein. Allerdings kann der Schaden nicht nur den heutigen sw Wildpinklern angelastet werden. Untersuchungen zeigen, dass sich seit Jahrhunderten Salze im Sand- stein der 1740 gebauten Ankenlaube eingelagert haben. Diese stammen von Tausalzen, von mit Fä- MÜNSTER AKTUELL kalien belasteten Abwässern und dem Urin von Augenmerk Turm-Oktogon Mensch und Tier. Die Gassen kannten früher keine Der Münsterturm erscheint (fast) ohne Gerüst. Der dichten Oberflächenbeläge, und Zug-, Reit- und an- altgewohnte «Rucksack» ist passé. Nur noch der Ma- dere Tiere in der Stadt gehörten zum Alltag. Diese terialaufzug und einige letzte «Verpackungen» am Schadsalze bilden ein Reservoir im Boden und im Oktogon verbleiben bis auf weiteres. Was es mit der Gebäudesandstein und wandern ins trockene und Nutzbarkeit der Räume im 5. und 6. OG des Müns- warme Gebäudeinnere, wo sie an den Wandoberflä- terturms auf sich hat, können Sie in der Folge aus chen auskristallisieren. Dieser Prozess wird ange- erster Hand von Felix Gerber (Betriebsleiter/Sigrist) trieben von feuchten Aussenmauern – dafür und für vernehmen: «Die Sanierung und denkmalgerechte ständigen Nachschub an Salzen sorgen die heutigen Renovation der Räume in der ehemaligen Turmwoh- ! Mit «Verbotten» war und ist der Rücksichtslosigkeit «Bisler». nung und im einmalig schönen Gewölberaum darü- der «Wildbisler» offenbar nicht beizukommen, solange die Einsicht fehlt. ber schreiten planmässig voran. Die Eröffnung der Foto: UB Münstergasse Bern, Druckbelege Haller In der sozialpsychologischen Literatur gilt das Uri- Räume ist für den kommenden 1. Mai geplant». nieren im öffentlichen Raum als Reviermarkierung, als Anspruch auf Autonomie und Macht. Im Falle der Ankenlaube dürfte die Erklärung wohl – und das schon immer – viel trivialer sein: zu viel Alkohol, zu wenig (männliche) Voraussicht und eine gehörige Portion Rücksichtslosigkeit – ganz zum Leidwesen des «Verleiders»! CE

Restaurant ! Karl Howald (1834-1904), auf 46 m über dem Platz verewigt, engagierte sich ab 1886 für den Ausbau des Münsterturms.

Der untere Teil (5.OG) beinhaltet u.a. neu 2 Sit- Regula + Stephan Hofmann zungs-/Mehrzweckräume, eine kleine Küche und Postgasse 48, 3011 Bern, Tel. 031 311 60 44 den Raum für die Turmwartin/Turmaufsicht. Die Dienstag ab 17 Uhr offen Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr offen Gesamtkirchgemeinde Bern entscheidet derzeit über Mietpreise und Reservationsfragen. Turmführungen Malerei Gipserei und Apéros können weiterhin bei der Turmwartin Marie-Therese Lauper (marie-therese.lauper@ref- bern.ch) gebucht werden. Für grössere Caterings ist eine Zusammenarbeit mit dem benachbarten Kaffee Einstein definiert worden. sw René Kistler 3006 Bern 3047 Bremgarten Galgenfeldweg 1 Hohstalenweg 5 Tel. 031 381 64 85 Tel. 031 301 68 79 Fax 031 381 64 09 24 BrunneZytig 17. März 2017 Kesslergass-Gesellschaft

CHUN HEE – DER STOFF AUS DEM DIE TRÄUME SIND Eve Angs, Gasgeberin mit koreanischen Wurzeln Johannes Mario Simmel mag es uns verzeihen. Sein geflügeltes Bonmot sei uns Leihgabe und Ein Treffen mit ihr zu arrangieren war zugegebener- roter Faden zugleich. Von Südkorea bis hin zur Münsergasse sannt sich der Bogen der heutigen massen ein Balanceakt mit der Uhr. Ihr intensives Geschichte. Engagement im Betrieb basiert auf breitgefächerten Ausbildungen und Studiengängen, u.a. an der Kunst- gewerbeschule sowie in Betriebswirtschaft und Pro- jektmanagement. Sie hatte diverse Betriebsleitungen inne, pflegte und verfeinerte ihre «Passion Kochen» mit «Restaurant im Wohnzimmer» (für jeweils 10 – 20 Leute).

Inzwischen sind die Jahre im Wartezimmer der Bau- behörde zusehends im Dunst der Erinnerung ver- blasst. Der Rückblick aufs erste Geschäftsjahr stimme zuversichtlich und beflügle sie in ihrem Tun, stellt Eve Angst erfreut fest. Werbung im hergebrachten Sinn sei bis heute kein Thema gewesen. Unter der Ägide und dem Konzept von Dirk Bonsma (art and much more) entstand die aussergewöhnliche Visiten- karte mit dem verblüffenden Gesichts-Collage-Logo. Ergänzend dazu kreierte Tinu Mühlethaler (seines Zeichens Video-Produzent und Grafiker) ein ein- prägsames Viersterne-Signet.

Erfolg komme nicht von Ohne, sinniert unsere Gast- geberin. Der Gast sollte nicht erzogen, sondern viel- mehr im Gespräch an das Angebot und dessen ! Restaurant EG mit kleiner Garküche/Take Away, Bar und Bistro. Finessen herangeführt werden. Allgegenwärtig und fachkompetent im Auftritt spezialisierte sie sich auf Es herrschte Alltag an der Münstergasse. Auf dem das Prozedere, bis sie dann die Betriebsbewilligung Take Away und Restaurant gleichermassen. Man Platz kreuzten sich die ersten Velofahrenden, und ei- unter Dach und Fach wussten. Stand doch (von der kocht authentisch asiatisch und nimmt gut schwei- nige Anwohnende führten ihre Vierbeiner Gassi. Wohnnutzung abgesehen) eine total neue Ära in der zerisch Rücksicht beim Würzen. Leckere, stets frisch Weiter oben, an der Münstergasse 39, sprühte der eigenen Liegenschaft an. Und es galt zudem, auf le- zubereitete Gerichte beflügeln Fantasie und Neu- Wasserspeier von Luciano Andreani aus bemalter diglich 4.15 Laufmeter Münstergasse, den sehnlichst gierde und machen Eve’s Speisekarte zur Gwunder- Dachuntersicht sein Wasser listig auf überraschte erdauerten «Stoff aus dem die Träume sind» umzu- tüte. Steintopf-Bibimbap oder Bulgogi Feuerfleisch Vorbeischlendernde... Und ebenda stand sie nun. Die setzen. Realistisch betrachtet dürfte es im Nachhinein dürften als einprägsame Einstiege zum Träumen ver- soeben angelieferte Schuttmulde, bereit zur bauli- einem Gang über Glatteis gleichkommen, wollte man leiten. Wegen des in der Regel gut besetzten Lokals chen Beschlagnahme. Doch vorhergehend war da die jeweiligen «Speerlängen» der Behörden bei ähn- erscheint die vorzeitige Reservation «Chez Tinu und noch diese Sache mit der... lich gelagerten Umbauvorhaben einem Vergleich un- Eve» der beste Garant für Gspüri, Gaumen und den terziehen. Gluscht... … Ziterpartie im Wartezimmer zum Baubeginn sw Ein eigenständiges kleines Restaurant mit Cachet und Transiration, Staub und helfende Hände spezieller Prägung zu betreiben, das hatten sich Eve Wer sich von Ihnen nicht schon mal an einen (eige- ‘Chun Hee’ Angst und ihr Ehepartner Martin ‘Tinu’ nen) Umbau gewagt hat oder dabei aktiv mithalf, Mühlethaler unumstösslich auf die Fahne geschrie- kann sich schwerlich eine Vorstellung davon machen, ben. Dessen Verwirklichung glaubten sie damals in welch eine bauliche Knacknuss der Umbau an der Griffweite, doch Ohalätz! Ihr ambitiöses Projekt Münstergasse 39 unter den gegebenen Umständen wurde durch die Denkmalpflege der Stadt Bern und für Eve Angst und Tinu Mühlethaler gewesen sein die zuständigen Behörden arg zerzaust und ausge- musste. Bei der beharrlichen Umsetzung von Pla- bremst! Wie man uns im kürzlich geführten Inter- nung, Design, Intuition und handwerklichem Gespür view anvertraute, focht man damals mit harten am Projekt «Restaurant als Familienbetrieb» wurde Bandagen und unter Einbezug von Rechtspersonen nichts dem Zufall oder dem «de halt» überlassen. Lag mit entsprechender Kostenfolge. Vier Jahre dauerte im Kellergeschoss das Augenmerk auf möglichst viel Stau- und Lagerraum, galt es im Erdgeschoss, Ein- gang, Bar, Bistrotische, Treppenaufgang und die neuen hofseitigen Toilettenanlagen möglichst «rei- bungsarm» zu koordinieren. Das Obergeschoss schliesslich setzte mit einem ausgeklügelten Küchen- konzept und weiträumigem gassenseitigen Restaurant das gastronomische i-Tüpfelchen. Willkom- menes Mitwirken und Werken als tatkräftige Unterstützung aus dem Freundes- und Bekanntenkreis halfen mit, den Schmelztiegel «Chun Hee» unter Feuer zu halten. ! Restaurant familial OG, gassenseitig «zu Hause» Und so standen vor Jahresfrist die Zeichen auf Grün ! Visitenkarte – Eve Angst «Gesichts-Installation» nach chez Eve. für eine baldige Eröffnung. Dirk Bonsma (art and much more) zvg BrunneZytig 25 Kesslergass-Gesellschaft 17. März 2017

ALLES IM RAHMEN – UND WIE WAR DAS MIT CUBE? Ein veritabler PASSEPARTOUT an der Münsergasse. Er is der Alters-Patina nicht abgeneigt und schaf dem Kunshandwerk goldenen Boden. Er konserviert Edles und öfnet CubeArt und der BrunneZytig Tür und Tor. Wir schauen einem Meiser über die Schulter und begleiten ihn bei sei- nem nachhaltigen Tun.

«De gustibus et coloribus non est disputandum» oder ren und stilvollen Accessoires. Der Zahn der Zeit ist den Restaurationsvergolder Beat Himmelreich auf dabei oft unerbittlich. Farben vergilben, Schichtun- deutsch dazu konsultierend: In Geschmacks- und gen und Vergoldungen blättern ab oder Konstruk- Farbenfragen kann es kein «richtig» oder «falsch» tionen brechen unvermittelt (der Holzwurm lässt geben. Über Geschmäcker lässt es sich bekanntlich grüssen!). Im Atelier von Beat Himmelreich wird mit nicht streiten. So ist es uns freigestellt, Gedrucktes, Holzbildhauern und Schreinern zusammengearbei- Gezeichnetes usw. in den eigenen vier Wänden tet. Beim vielschichtigen Vergolden wird in aufwän- schlicht per Reissnagel oder Klebband aufzuhängen digen Arbeitsschritten höchste Handwerkskunst oder unseren Spiegel mit Doppelklebband am zelebriert (www.himmelreich.ch/Vergolden). Schrank zu befestigen. Doch erst... Historische Rahmen (bis zu drei Meter Höhe), wert- ...Eingerahmtes bringt es auf den Punkt. volle Einzelstücke und Leihgaben aus Museen und So unterschiedlich zu rahmendes Kultur- oder sons- Sammlungen werden in eingehenden Arbeitsabläu- tiges Gut auch sein mag, in der Manufaktur an der fen nach konservatorischen Richtlinien begutachtet ! Kunsthandwerk in Aktion. Der Meister lässt bitten... Münstergasse 34 entstehen dazu stets Unikate, Ein- und einer akribischen Zustandsanalyse unterzogen. zelanfertigungen aus dem Atelier Himmelreich. Ge- Dabei gilt es, Bestehendes zu bewahren, alte Farb- mälde, Grafiken, Fotos, Seidenmalerei, Spiegel und schichten zu fixieren und zu schützen, Verschmut- der Vergoldung – sei beträchtlich, anspruchsvoll und anderes mehr gewinnen dank professioneller Rah- zungen sorgfältig abzutupfen und zu eliminieren und für den Meister immer wieder eine handwerkliche mung an Ausdruck und Wirkung. Rahmenprofile, der alten Patina bestmögliche Erhaltung angedeihen Herausforderung. Material, Abmessungen, Farbgebung und Oberflä- zu lassen. Wo nötig müssen mittels Einleimern ma- chen-Finish stehen zur Wahl; individuell beraten aus rode oder verfaulte Massivholzstücke und Konstruk- So war das mit CUBE erster Hand. Passepartout (säurefrei), Verglasung tionen ersetzt, eingepasst und nachbearbeitet Kurzgefasst gesagt kamen die zwei Betriebe an ein (auch mit entspiegeltem Bilderglas), rückseitiger Mu- werden. Zur Zeit steht ein altehrwürdiges Trois- und derselben Adresse (nur mit dem Hauseingang seumskarton und die Art der Beschläge zum Auf- Corps-Möbel (fin XVIIe siècle) zur Restaurierung in dazwischen) zum Joint Venture wie die Jungfrau zum hängen sind weitere Attribute, die zur Wahl stehen der Kunstwerkstatt. Ein öffentliches Museum ist die Kind. Biographisch beleuchtet steht hinter CUBE (Spiegel aus alten Zeiten, z.B. «Louis Philippe», wei- Auftraggeberin. Der Arbeitsumfang – vor allem bei ART & Vintage ein aufgestellter Jungunternehmer. sen oft noch massive Holzrückwände auf. Elia Himmelreich begann schon mit 13 Jahren, sich voller Tatendrang dem hochkarätigen Kulturgut zu- Rekonsruktion, Resaurierung und zuwenden und stolz erste Trouvaillen seines Wirkens Konservierung zu präsentieren. Das bis dahin lediglich als Abstell- Erbgänge, Sammelleidenschaft oder die Liebe zum raum (mit geschlossenen Läden) benutzte, nur 1, 77 gediegenen Intérieur beinhalten oftmals die Zuwen- Meter in der Breite messende Kabinett konnte er von dung zu altem Kulturgut, Bildern, Möbeln, Skulptu- seinem Vater mieten und es zum persönlichen Mini- Vintage-Mekka erküren. Heute ergänzt der inzwi- schen 20jährige Elia mit seiner Kollektion von CUBE ART das ATELIER von Vater Beat mit Vintage Mö- beln, Glasobjekten und Gegenständen, vorzugsweise aus der Bauhauszeit stammend (Charles & Roy Eames, Marcel Breuer, Le Corbusier, Mies van der Rohe, Thonet Vienna, Murano Glas usw.). Alle im Originalzustand aus den Jahren 1920 bis 1980 (wenn nötig vorgängig fachgerecht restauriert) wechseln sie über den Ladentisch ihren Besitzer, ihre Besitzerin, und werden so zum erhofften, lang ersehnten Herzstück in manch gepflegtem Am- biente. Lebenskultur und Unternehmergeist haben ! Fronton (Detail Schnitzwerk am Spiegelkopf). sich gefunden. Zum Nach(r)ahmen empfohlen... Originalspiegel von Johann Friedrich Funk (Bern), Text und Fotos: sw 1760-65. ! «Installation Himmelreich» Vater & Sohn...

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DIE BRUNNGASSE – EIN PARADIES FÜR KLEIDER UND LIMERICK ENDLICH GRIPPEFREI! VINTAGE-MÖBEL Die Grippe scheint echt überwunden, An der lieblichen Brunngasse haben sich in jüngser Zeit neue, kleine Geschäfe mit seziellen man darf wieder «Nähe» bekunden, Angeboten im Bereich Kleider und Vintage-Möbel angesiedelt – allesamt mit Frauen-Power! es küsst sich halt kesser und flirtet sich besser wenn allseits die Viren verschwunden! Die Brunngasse als Geheimtipp: An der ruhigen Ecke der Berner Altstadt mit schon fast dörflichem Hans Häusler Charakter hat sich in letzter Zeit einiges getan. Be- kleidung hat Tradition in der Brunngasse: Die Urge- steine Agathes Second-Hand-Shop und Glanz und Gloria sind schon seit Jahren und Jahrzehnten im sinnvollen und nachhaltigen Handel mit gebrauchten Kleidern und Accessoires aktiv. Comme il faut ist ebenfalls seit über 20 Jahren bekannt für DIE stil- volle Garderobe für Sie und Ihn. Seit einiger Zeit entwickelt sich die Sonnseite der Brunngasse immer mehr zum Mekka der individuellen Bekleidung, sei sie secondhand oder neu. Zudem erweiterte sich das Spektrum Richtung Vintage-Möbel und Recycling- Design.

… nach der Restaurierung soll Wer in diesen Bereichen etwas sucht, wird in der das antike Möbel nicht brandneu Brunngasse fündig. Neben den bereits erwähnten, aussehen, sondern soll vielmehr etablierten Geschäften haben sich einige dazugesellt: seinen Charme, seine Geschichte, Raffinesse-Tristesse mit originellem Recycling-De- sein Alter zeigen können… sign lässt Sie gerne auf einer griechischen Oliven- büchse mit Lederpolster sitzen, verwöhnt werden Sie Daniel Gerber dabei mit leckerem Kuchen und Café von Suzette, Rathausgasse 12 • 3011 Bern die im gleichen Lokal Café und Backwaren nach Tel./Fax 031 311 81 22 überlieferten Rezepten anbietet.

Bei Viking Moderna findet sich feinstes Möbeldesign der 60er-Jahre vornehmlich skandinavischer Pro- venienz. Weiter oben hat soeben Rytz eröffnet, im Sortiment künstlerische und handwerkliche Artikel, die kurzlebige Trends überdauern. Gleich daneben befindet sich Petite Puce, die Kinderkleiderbörse. Hier finden sich erlesene, qualitativ hochwertige Kinderkleider, die auch im zweiten Durchgang noch bestens erhalten sind und mit Stolz getragen werden können. Last but not least Etris, das Schweizer Label für Mode nach Mass, in der Schweiz zu fairen Be- dingungen produziert.

Die Brunngasse – das andere Einkaufen: Ruhig und mit Gelassenheit das Richtige finden, in einer der in- spirierendsten Gassen Berns.

Auch während der Sanierung der Werkleitungen ab ! Mode- Vintage- und Upcycling-Szene an der beschau- März bleibt die Brunngasse jederzeit zugänglich. lichen Brunngasse – alle auf der Sonnseite und fast ef alle in weiblicher Hand.

MULTITEX Seit 1907 AGATHES Textilreinigung SECOND HAND SHOP D & D Leopaldi Rathausgasse 27, 3011 Bern Agnes Agathe Dähler Öffnungszeiten: Brunngasse 2 Tel. 031 558 58 64 Do 14.00 – 19.00 Rathausgasse 24 • 3011 Bern 3011 Bern Fr 14.00 – 19.00 Die Altstadttextilpflege Telefon 031 311 29 92 • Fax 031 312 23 89 Tel. 031 311 92 60 Sa 10.00 – 17.00 mit fachmännischer Beratung. Montag geschlossen BrunneZytig 27 Leist der Untern Stadt 17. März 2017

EINE ANDERE SICHT AUF DIE VELOSTADT BERN Nach dem letztjährigen Rummel um die Tour de France und den vielen Wunschprojekten der Berner Stadtregierung rund ums «Velo Bern» kann man zurzeit (und noch bis zum 1. April) im Resaurant Ratskeller einen sillen, aber äussers äshetischen und unterhaltenden Beitrag zum Thema Velo besuchen: Eine Bilderaussellung von Ingeborg von Erlach.

Frau von Erlach ist vor einiger Zeit aus der Junkern- Plätzen bekannt. Dabei ist es unbedingt von Vorteil, gasse in die Gerechtigkeitsgasse umgezogen. Sie ist ihre Bilder ganz aus der Nähe zu betrachten. Es sind seit Jahren nicht nur der Berner Altstadt treu, son- kleine Kabinettstücke. Die architektonisch detailge- dern auch als liebevolle Beobachterin und Zeichne- treu gemalten Häuser erfüllt sie – begleitet von rin des alltäglichen Lebens auf unseren Strassen und ebenso kleinen, oft witzigen Details in ihrer Umge- ! Die vielen Velos in der Berner Altstadt inspirierten die Malerin zu ihren detailfreudigen Bildern… bung – mit Leben. So muss ich auch beim Rundgang durch ihre Bilder, bei dem sie mich begleitet, immer wieder schmunzeln. sondern auch die Bilder von Ingeborg von Erlach hier im Ratskeller sind, zeigt sich daran, dass schon Doch das Thema ist mir neu. Anstelle der erwarteten eine ganze Menge davon «rot bepunktet» – also ver- Häuser erblicke ich – Velos und Bikes! In jeder er- kauft – wurden. denklichen Art verwendet, stehen sie entweder ma- lerisch in den Lauben oder sonst wo herum, werden Nehmen Sie sich etwas Zeit, liebe Leserinnen und von speziellen Personen gefahren und dienen ver- Leser, und geniessen Sie bei einem Käfeli die bunten schiedensten Zwecken. «Diese Strassenszenen habe Szenen an den Wänden des Restaurants, das seit ich genau so gesehen, natürlich habe ich hier und da nunmehr dreissig Jahren von Wirtin Sabine Halbig ein paar Vögeli und andere Kleinigkeiten dazu ge- geführt wird, und als eines der wenigen Restaurants schmuggelt», meint sie lachend. Und auf meine Frage, der Unteren Altstadt auch Sonntags offen hat wie lange sie denn nun schon Bilder der Berner Alt- (Dienstag ist Ruhetag). Bevor ich mich verabschiede stadt male, meint sie lakonisch: «Schon immer! Und legt Frau Halbig mir ans Herz, den Lesern mitzutei- ich gehe noch immer in die Strassen, um zu zeichnen. len, dass die Räumlichkeiten vom 3. bis zum 27. Zuhause färbe ich dann meine Umrisse ein». April renoviert werden und daher das Restaurant in dieser Zeit geschlossen bleiben wird. Was ich hiermit Sie versichert mir, dass ihr Ausstellungsthema in gerne tue und mich dann auch von Ingeborg von Er- keiner Weise vom «derzeitigen städtischen Velo- lach verabschiede, gespannt auf ihre nächste detail- thema» beeinflusst worden sei. In Bern seien Velos reiche Sicht auf unsere Altstadt, und auf den eben überall gegenwärtig, und wolle man den hiesi- nächsten Künstler im Ratskeller… ! Ingeborg von Erlach im Rathauskeller unter einem gen Alltag beschreiben, komme man nicht an ihnen ZB ihrer Kunstwerke. vorbei. Wie beliebt nicht nur die Velos in der Stadt,

GESCHICHTEN VOM ANKOMMEN UND WEGGEHEN wohnt, was steckt hinter dem rätselhaften, offen- sichtlich gewaltsamen Tod eines jungen Ehepaars, Die langjährige Posgasse-Bewohnerin Iris Gerber Riter is nicht nur Redaktionsmitglied der wer sind die Menschen auf den Fotos im Künstler- BrunneZytig (Kürzel ig). Vor allem is sie Pianisin, sezialisiert auf die Interpretation zeitgenös- kaffeehaus in Budapest? Sie spinnt ihre Geschichten sischer Musik. Und sie is Autorin. Jetzt hat sie in ihrer Edition bianchi-neri ihr zweites Buch he- um mögliche Antworten, will dem Ungefähren auf rausgebracht: «Augusos Füsse». die Spur kommen. Wohl wissend, dass sie es nicht zu fassen kriegt. Doch eben dieser Schwebezustand Insgesamt 23 Geschichten, Lyrik und Prosagedichte macht den Reiz der Geschichten aus. hat Iris Gerber für das Buch zusammengestellt. Ein schmales Bändchen nur. Doch es weckt die Phanta- Besonders schön illustriert das die Titelgeschichte. sie. Und das Fernweh. «Augustos Füsse». Augusto, Gerbers langjähriger, immer fröhlicher italienischer Nachbar von Gegen- «Hier sein, heisst dort sein können». In der Ferne. über, zieht nach seiner Pensionierung nach Rom zu- Darum kreisen Gerbers Geschichten. Wenn sie im rück. Nicht direkt ins Zentrum der Hauptstadt, Antoniergässchen plötzlich «Prag riecht» oder sie der sondern irgendwo südlich davon. Erst als er weg Motorlärm des 10er Busses an Schiffsmotoren in wird, fällt ihr auf, dass sie weder seine Adresse und, Venedig erinnert und sie sich auf dem schwanken- noch schlimmer, seinen Nachnamen kennt. Auf- den Boden der schwimmenden Schiffsanlegestelle grund ihrer guten Ortskenntnisse Roms versucht sie der Fondamenta Nove zu stehen wähnt statt auf fes- sich vergebens vorzustellen, wo er jetzt wohnen ten Berner Bsetzisteinen. Oder wenn sie sich an könnte. Bei einem ihrer Rombesuche fällt ihr eine ! Iris Gerber Ritter ihren zweiten Wohn- und Arbeitsort, Wien, zurück- überraschende Lösung ein, eine über die Augusto träumt, kaum ist sie dort abgefahren. Hier sein, zweifellos lachen würde. Aber «warum sollte alles heisst dort sein können: «Zeitliche, örtliche Grenzen Irgendwo der ungarischen Weite so plastisch, dass auf seine Richtigkeit geprüft werden, wenn doch sind im Kopf keine». man fast glauben wollte, Mitreisende gewesen zu manchmal schöner ist, was nicht stimmen kann?» sein. Was Gerber aber fasziniert, sind die Fragen Iris Gerber ist eine genaue Beobachterin. In wenigen hinter ihren Beobachtungen. Welche Geschichte babü Sätzen nur beschreibt sie etwa verfallende Dörfer im haben die verlassenen Häuser, wer hat darin ge- 28 BrunneZytig 17. März 2017 Leist der Untern Stadt

WIEDER SAISONSCHLUSS FÜR ÜSI SPYSI nächsten November. Wir danken allen im Vorstand und den vielen freiwilligen Helfern für eine weitere Ob ganz offiziell als Delegierte an der Hauptver- mehr aus der Unteren Altstadt wegzudenken, auch gelungene Saison. sammlung im September, dem Leist-«Kontrollessen» wenn sich ihre ursprüngliche Funktion als Lokal für ZB im November, an der Senioren-Weihnacht im De- die Armenspeisung inzwischen zur kontaktknüpfen- zember oder ganz einfach aus Freude am nachbar- den Quartierbeiz gewandelt hat – und ihr manch schaftlich gemeinsamen Essen den Winter über und einer deswegen die Daseinsberechtigung schon ab- am Sponsorenessen im Februar, d‘Spysi ist mir alle- sprechen wollte. D’Spysi läbt! Am 7. April jedoch mal einen Besuch wert. Als Institution ist sie nicht schliesst sich die Türe im Spysigässli wieder bis im

! v.l.n.r.: Hans Jürg Haller, Hans Gurtner und André ! Delegierter zu sein am jährlichen «Kontrollessen» ist Urwyler an der Spaghettiausgabe am Leistkontrolles- unter den Vorstandsmitgliedern der Leiste (Träger- ! Die wichtigsten Requisiten des Sponsorenessens: sen. schaft der Spysi) eine begehrte Sache. Die beiden Spendenfresser-Säuli BrunneZytig 29 Matte-Leist 17. März 2017

139. HAUPTVERSAMMLUNG AM 3. APRIL 2017 BERNER UMWELTTAG IN

Der Mateleis lädt am Montag 3. April 2017 im Eine wesentliche Erkenntnis aus der Retraite des DER MATTE AM 17.6.17 Saal des Resaurant Zähringer zur 139. Haupt- Vorstandes ist, dass sich der Matteleist noch stärker Bereits zum 9. Mal findet am Samsag 17. Juni versammlung ein. Nach dem Begrüssungs- mit den VAL vernetzen und sowohl die Anliegen der der Berner Umweltag sat. Nachdem der apéro und der eigentlichen Hauptversamm- Matte bei den VAL einbringen wie auch jene der VAL Mateleis in den vergangenen Jahren eher im lung bietet sich die Gelegenheit zu einem ge- in der Matte einfliessen lassen und sich an den Ver- Verseckten am Umweltag teilgenommen meinsamen Nachtessen. anstaltungen der VAL beteiligen will. Damit soll ei- und jeweils den Pflegeaufrag im Matebach nerseits der Zusammenhalt in der Unteren Altstadt wahrgenommen hat, soll der Anlass in diesem Im Rahmen der letzten HV hat der Vorstand den als Ganzes, aber auch die Einbindung der Gewerbe- Jahr etwas särker in den Vordergrund gerückt Auftrag erhalten, Ziele und Zweck des Leists zu prü- treibenden in der Matte in die Aktivitäten der VAL werden. fen und dazu einen Bericht und allfällige Massnah- gefördert werden. Die Zusammenarbeit mit den VAL men vorzustellen. Diese Präsentation ist wichtiger wird als geeignetes Mittel für die Vernetzung mit den Nebst der Mattebach-Putzete soll dem Bach auch Bestandteil der kommenden HV und soll aufzeigen, Behörden der Stadt gesehen. etwas mehr Leben gegeben werden. Wir möchten wie sich der Leist im Quartier und gegenüber den gie an geeigneten Stellen die Bepflanzung mit Wasser- Behörden engagieren kann und will. pflanzen ergänzen. Und wenn es klappt, möchten wir auch Fische aussetzen, um dem Bach zusammen mit den Pflanzen neues Leben einzuhauchen. UMGESTALTUNG DER AARSTRASSE MIT FREIER Nach der Mattebach-Putzete soll der Nachmittag und SICHT AUFS MITTELMEER Abend bei gemütlichem Beisammensein ausklingen. Nach der Vernehmlassung vom vergangenen Jahr is der Wasserbauplan der Stadt Bern, so der gie ofzielle Name für die Massnahmen zum Hochwasserschutz in der Stadt Bern und in der Mate, zur Zeit in der Prüfung bei den kantonalen Fachsellen. Zum Vorschlag des Mateleiss und von einzelnen Interessierten für die Umgesaltung der Aarsrasse gibt es jetzt eine anschauliche Vi- sualisierung, die den besonderen sädtebaulichen Wert eines besseren Zuganges zur ge- QUARTIERFEST AUF DEM genüber einer Sandseinmauer deutlich aufzeigt. KÄNZELI AM 18.8.17 Am 10. September hate der Mateleis auf Wie beliebt das Verweilen an der Aare ist, zeigt die dem Pausenplatz zwischen den Schulhäusern rege Nutzung der Ufergestaltung beim Bärenpark. Auch in Zürich beim Wipkingerpark, wo im Jahr das diesjährige Quartierfes organisiert. Bei 2008 der Zugang zur Limmat neu gestaltet werden schönsem Spätsommerweter haben viele musste, wurde mit einer Treppe eine Zone zum Ver- Besucher das Zusammensein mit und die Un- weilen und ein grosszügiger Zugang zum Fluss ge- terhaltung von Clown Erneso Capriolli und schaffen. Bern könnte sich Ähnliches gönnen! Und den Musikern Pas in Amur genossen. dies ohne grosse Extrakosten, da die Aarstrasse zwi- schen Marzili und Matte ohnehin saniert werden Das Mattefest wird in diesem Jahr am Samstag 18. muss. Vor allem im Winterhalbjahr wird die jetzt öde August 2017, am ersten Wochenende nach dem Strasse bei sonnigem Wetter als Spazierweg genutzt. Schulanfang, auf dem Känzeli bei der alten Turbi-

Wäre doch toll als Uferpromenade so à la Bärenpark. ! Als Vorbild kann der im Jahr 2008 neu gestaltete nenhalle der ewb stattfinden. Das OK ist mit den Bern Tourismus, Marzili- und Matteleistvorstand er- Wipkingerpark in Zürich dienen. Dort wurde der Vorbereitungen bereits weit fortgeschritten. Nebst warten, dass die Chance auch genutzt wird. Hochwasser-Uferschutz des Parkes mit Beratung des einem Programm für Kinder und Familien ist auch Heimatschutzes umgebaut. Text: Aram Melikjan / gie ein Konzert-Gig mit der Band Traktorkestar vorge- sehen. gie

! Blick vom Marzili in die Matte: so könnte die Ufergestaltung zwischen dem Schwanenmätteli und der Malerei Hut- macher aussehen. Das Trottoir auf der Aareseite wird zurückgebaut und der Aareseitige Fahrstreifen neu als Fla- nierzone mit Bäumen bepflanzt. Statt einer durchgehenden Mauer schlägt der Matteleist vor, zwischen Schwanen- mätteli (bzw. der Jugendherberge) und Hutmacherei einen Aarezugang ähnlich jenem im Bärenpark zu gestalten. 30 BrunneZytig 17. März 2017 Kramgassleist

DAS NEUE MUSEUM IN DER KRAMGASSE: KL AGENDA «C’EST LE VENT QUI FAIT LA MUSIQUE»

3. April, 19 Uhr: Kramgasse goes... Seit Ende Januar is die Untere Altsadt um eine Atraktion reicher. Eine bedeutende Musikin- ins Museum. Dieses Mal führt unserer Kul- srumente-Sammlung hat im Untergeschoss der Kramgasse 66 eine neue Heimat gefunden. turanlass in die Kramgasse 66. Dort ist im Unterge- Die «Klingende Sammlung», die grossenteils dem Berner Insrumentenbauer Karl Burri (1921- schoss vor kurzem die «Klingende Sammlung» 2003) zu verdanken is, vereint Blas- und Schlaginsrumente, aber auch Bilder, Zeichnungen untergebracht, Blas- und Schlaginstrumente aus der und alte Fotos von Insrumenten. Sammlung des Berner Instrumentenbauers Karl Burri (siehe nebenstehender Artikel). Nach der Füh- Die unglaubliche Vielfalt von Blasinstrumenten eröff- rung gibt’s selbstverständlich wieder einen kleinen net sich dem Besucher, der das Kellergeschoss mit Apéro. Es wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben. dem neuen Zentrum für historische Musikinstru- Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, melden mente betritt, auf den ersten Blick. In der Ausstellung Sie sich bitte so schnell wie möglich an bei Ga- «C’est le vent qui fait la musique» kann man über [email protected]. achtzig Instrumente sowie thematische Einheiten be- staunen. 17. Mai, 19 Uhr: diesjährige Hauptversammlung des Kramgassleists. Diesmal sind wir wieder bei der Immer wieder hört man die Frage: Was ist denn das? Zunftgesellschaft zum Affen zu Gast. Wir freuen uns, Die ganze Sammlung mit fast 1300 Instrumenten dass Stadtpräsident Alec von Graffenried sein Kom- umfasst eine Vielzahl von Raritäten, Kuriositäten und men zugesagt hat. Nach dem offiziellen Teil offeriert überraschenden Spezialanfertigungen auch aus dem der Kramgassleist seinen Mitgliedern traditionsge- Atelier von Karl Burri. Dieser führte ab 1945 ein Ge- mäss einen Apéro Riche, dessen Zusammenstellung schäft für Verkauf und Reparatur von Blasinstrumen- erneut in den bewährten Händen von Verena Hänni ten, das in seiner Blütezeit bis zu fünfzehn Mitar- liegt, der ehemaligen Stubenmeisterin der Affen- beiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte. Ab den zunft. Die Einladung wird den Mitgliedern des Kram- 1960er Jahren sammelte er systematisch Blasinstru- gassleists noch zugestellt. mente, die er von Kunden, Herstellern und auch auf babü Flohmärkten erwarb, aber auch Bilder, Zeichnungen und Fotos, die die Entwicklung der Blasinstrumente dokumentieren. Bis zur Jahrhundertwende kamen so

weit über 1000 Ausstellungsgegenstände zusammen. ! Der Leiter der «Klingenden Sammlung», Adrian von Steiger, hatte schon eine Dissertation über die Samm- Vorers gesicherte Zukunf lung von Karl Burri verfasst. (zVg) Die Kinder von Karl Burri hatten zwar den Auftrag gefasst, die Sammlung weiterzuführen, was sie auch dent der 2014 gegründeten Stiftung Instrumenten- taten. Aber einige Jahre nach Karl Burris Tod muss- sammlung Burri gelang es ihm, grosszügige Spon- ten sie sich nach einer andern Lösung umsehen, weil soren und Geldgeber zu finden. Die Sammlung ihnen nicht mehr alle Räumlichkeiten zur Verfügung konnte zu einem günstigen Preis gekauft, ihr Erhalt standen. Bei einem eher zufälligen Besuch im Mu- finanziell gesichert und das Museum an der Kram- sikgeschäft Burri – er musste für seine Klarinette ein gasse eingerichtet werden. Adrian von Steiger, Plättchen ersetzen – erfuhr Guy Jaquet, früherer Trompeter und Musikwissenschaftler, der seine Dis- Spitaldirektor und Stiftungsrat von Konzert Theater sertation über die Sammlung Burri geschrieben Bern, vom geplanten Verkauf. Er setzte in der Folge hatte, war als Leiter des neuen Museums prädesti- alles daran, damit die Sammlung in Bern bleiben niert. Der Betrieb des Museums ist für die ersten konnte und öffentlich zugänglich wurde. Als Präsi- Jahre dank privaten Geldgebern gesichert.

Originelle Mode… Kramgasse 70 Spezielle Accessoires… 3011 Bern mit Liebe für Sie Tel. 031 311 58 00 ausgewählt Fax 031 311 19 87 BrunneZytig 31 Kramgassleist 17. März 2017

INFO EIN ORT FÜR «DAUERHAFTES»

Im Altstadthaus, in dem die «Klingende Sammlung» ihren neuen Standort gefunden hat, wurden schon in den letzten Jahrzehnten keine schnelllebigen Produkte angeboten. Unter den Lauben gab es bei Büchler Pelz- und Ledermode zu kaufen, für die es im zweiten Untergeschoss ein kühles Lager gab. Im Unter- geschoss handelte Eliette von Siebenthal, unterstützt von ihrer Tochter, bis zu ihrem Tod in der «Boutique Windrose» mit Edelsteinen und Mineralien.

Während jetzt unter den Lauben Dienstleistungen angebo- ten werden, sind in den zwei Untergeschossen hunderte Objekte aus Holz und Metall – die Blas- und Schlaginstru- mente – zu sehen, also wiederum stabile Materialien. Mu- sikwissenschaftler und Museumsleiter Adrian von Steiger findet, es könne für Burris Sammlung keinen besseren Standort geben: Einerseits ganz in der Nähe des Zytglogge und andererseits mitten im Dreieck zwischen Kultur-Ca- sino, Stadttheater und Konservatorium liege es ideal. ! Hinter den Vorhängen können Besucherinnen und Besucher versuchen, den Instrumenten auf dem Podium Töne zu entlocken. (zVg) Klingende Sammlung, Kramgasse 66, Mittwoch bis Sams- tag 11 bis 17 Uhr, Internet: www.klingende-sammlung.ch

Museum ohne Berührungsängse auf relativ kleinem Raum eine grosse Zahl von Ob- Auffallend im Kellerlokal der «Klingenden Samm- jekten zu präsentieren. Bewusst haben sich die Aus- lung» sind nicht nur überraschende Instrumente, stellungsmacher die Philosophie von Karl Burri zu sondern auch die Tatsache, dass sich diese nur aus- eigen gemacht, dem es Zeit seines Lebens ein Anlie- zweite Untergeschoss, in dem die restliche Samm- nahmsweise in Vitrinen verstecken. So gelingt es, gen war, seine Instrumente auch vorzuführen und lung – der weitaus grössere Teil – gelagert wird, nur sogar von Musikern spielen zu lassen. Musiker oder im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Dieses Orchester mit speziellen Bedürfnissen können somit Schaulager ist ein unglaublicher Fundus für Fach- weiterhin eine ganze Reihe von Instrumenten an- leute, Musiker und Forschende. Da erstaunt es nicht, spielen und sogar ausleihen. Auch Besucherinnen dass das Museum eng mit der Hochschule der Künste und Besucher des Museums dürfen speziell dafür Bern (HKB) verbunden ist, wo Adrian von Steiger bereitgestellte Instrumente ausprobieren und ihr auch Forschungsprojekte leitet. Können hinter tondämpfenden Vorhängen testen. Das macht die Ausstellung nicht zuletzt für ein jun- Für den Besuch lohnt es sich, etwas Zeit einzupla- ges Publikum attraktiv. nen. Am Empfang erhält man einen iPad ausgehän- digt, auf dem viele Instrumente vorgestellt werden, Während im ersten Kellergeschoss Dauer- und mit Bild und Klang. Auch Informationen über die In- Wechselausstellungen präsentiert werden, ist das strumentenbauer sind abrufbar. Das kleine, aber feine Museum ist eine echte Bereicherung für die Untere Altstadt. Überzeugen Sie sich selbst! koe

Gesundheit durch Vertrauen! ! Das von Adolphe Sax entwickelte Saxophon hat einen ! Im Schaulager im zweiten Untergeschoss verbergen Ehrenplatz in der Sammlung. (zVg) sich noch viele Schätze für künftige Ausstellungen. Herr A. Chariatte, Frau E. Engel und das gesamte Team freuen sich auf Ihren Besuch! Eingeschränkte Sicht… …oder totale Freiheit? Verlieren Sie die Fassung. Zytglogge Apotheke Ihr Kontaktlinsenspezialist. Zytglogge 5 3011 Bern Telefon: 031 311 48 33 Büchi Op"k, Kramgasse 25, 3011 Bern Fax: 031 311 39 93 031 311 21 81, www.buechiop"k.ch Mail: info@zytglogge­apotheke.ch 32 BrunneZytig 17. März 2017 Angebote

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