, 14. März 2014 1/2014 BrunneBrunne Erscheint vierteljährlich 30. Jahrgang

Offizielles Organ des Leist der Untern Stadt Bern, Kesslergass-Gesellschaft,ZytigZytig Rathausgass-Brunngass-Leist, Kramgassleist, Matte-Leist, Vereinigte Altstadtleiste 2 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG Brunne Zytig, 14. März 2014 EDITORIAL

Das ist lange her – oder doch nicht?

Dreissig Jahre Brunne Zytig – lass mal rechnen: 1984 – wie war das damals, hier in der Unteren Altstadt? Alles besser? oder andersrum? Ich komme in’s Grübeln: Da war noch das Swiss- Chalet im Hotel Glocke, wo Peter Hinnen alles in Sachen Swiss-Folklore zum Besten gab. Der Mini- «Jungbrunnen» – hat Cornelia Koch, Altstadtbe- in den Gassen erleben. Ganz am Schluss des Ge- Shop, bei dem man Fernseher und Radios zur Re- wohnerin auch sie, ihre Illustration zum 30. Ge- burtstagsjahres werden wir dann noch ein wenig aus paratur bringen konnte, oder die Schlosserei burtstag der Brunne Zytig auf der Titelseite getauft. dem Brunne Zytigs-Nähkästchen plaudern – und Benoit, wo in der offenen Esse geschmiedet Wir nehmen diesen Titel als Kompliment und An- über künftige Herausforderungen, den «Jungbrun- wurde; wenn am -Uhrwerk etwas nicht sporn zugleich. Kompliment, weil unser Quartier- nen» dabei fest im Blick. mehr funktionierte, wurde das fehlerhafte Teil in blatt mit 30 im besten Alter ist und sich über die die Werkstatt getragen und fachgerecht repariert; Jahrzehnte zwar nicht ständig neu erfunden hat, aber Zum Auftakt unserer Themen-Reihe geht es in die- und Herr Joss – der Glaser bei Walther und Müller doch immer reichhaltiger geworden ist. Und quick- ser Ausgabe um das Wohnen in der Altstadt. Es ist – sagte zu unserem Sohn: «Wenn du den Rem- lebendig ist. Der Ansporn: Dass wir in unserem Be- eine Bilanz mit viel Licht. Aber auch mit Schatten. brandt mit dem Fussball runterholst, komm zuerst streben, Chronik und Sprachrohr von und für die Stichwort Mieten etwa. Oder Lädelisterben. Wir zu mir, bevor du den Eltern etwas sagst…» Altstadt und die Matte zu sein, nicht nachlassen. bringen aber auch ein Beispiel für eine Renovierung Nostalgie in ihrer schönsten Form – schön, durften Dass wir weiterhin mit offenem, frischem Blick das eines Altstadthauses, in dem die Mieten auch nach wir das noch erleben. Geschehen beobachten. Dass wir über das Schöne, dem Umbau weiterhin erschwinglich bleiben. Zum aber auch das weniger Schöne berichten. Dass wir gedeihlichen Leben und Wohnen ist auch die Was- Beizen gab es damals auch, Nachtlärm (wenn auch die Menschen, die hier leben und arbeiten, zu Wort server- und -entsorgung von zentraler Bedeutung. die Nacht früher endete…) ebenfalls, aber alles kommen lassen. Dass wir Geschichten aus und über Weil die Wasserinfrastruktur in der unteren Altstadt noch in unveredelter Form, eher rauhbeinig. das Leben in der unteren Altstadt erzählen. Kurz: bemerkenswerterweise im Prinzip heute noch ganz Frauen waren eine Ausnahme des Nachts, zu gfür- Dass wir, getreu der Tradition der Brunnen als Orte ähnlich wie in den Anfängen der Stadt vor über 800 chig und düster die Lauben. der Begegnung, weiterhin danach streben, das Jahren funktioniert, haben wir dazu ein dreiteiliges Der Verkehr (Tempolimit 50) strömte konstant, Quartier und die Menschen, die hier leben, einan- Dossier unter dem Obertitel «Altstadt-Wasserge- ohne Abgasfilter, quer am Zytglogge vorbei, der näherzubringen. schichte und -geschichten» zusammengestellt. Sil- Haupt achse Kirchen feld – Breiten rain. Vater Heu- via Lanz gibt in einem Interview Auskunft über ihr gel selig, un über sehbar in weissem Chäserschurz 30 Jahre ist zwar ein schönes Alter für eine Quar- Leben in den letzen 30 Jahren in der Matte. Ausser- und weissem Haar, schloss für Jahre den Haupt- tierzeitung, aber noch kein Grund für übertriebene dem stellen wir den letzten Metzgerei-Familienbe- eingang seines Geschäfts, die Abgase quälten Kun- Festivitäten. Für die Jubilarin ist ihr runder Ge- trieb in der Innenstadt vor: Die Pferdemetzgerei den wie Mit arbeitende im Laden. Den Kaminen burtstag aber sehr wohl Anlass, Rückschau zu hal- Grunder an der . entstieg noch richtiger Rauch – wehe man sass ten und sich zu fragen, was sich in diesen drei aufs Fenster brett, ohne vorher zu putzen; Wäsche Jahrzehnten in der unteren Altstadt alles verändert Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen in die- trocknen auf dem Terrässli: Fehlanzeige, aus Weiss hat. In jeder unserer Ausgaben in diesem Jahr wird sem Jubiläumsjahr viel Vergnügen bei der Lektüre wurde Grau, in kürzester Zeit. es dazu einen Themen-Schwerpunkt geben. Aus- der Brunne Zytig – und bleiben Sie uns gewogen! serdem porträtieren wir Altstadt-Menschen und Fa- Und heute: Die Luft ist viel besser geworden, milienbetriebe. Wir fragen nach, wie sie den Wandel Barbara Büttner Vögel gibt’s wieder in der Altstadt (die waren Chefredaktorin wirklich weg, vor dreissig Jahren!), der Verkehr ist auf ein notwendiges Minimum reduziert und stört Die nächste Ausgabe der nur noch die Dogmatiker (welche meist nicht in Brunne Zytig erscheint am der Altstadt leben). Die Häuser sind grössten teils Impressum 20. Juni 2014 saniert und nicht mehr miefig dunkelgrau. Die Aussen bereiche der Beizen zaubern ein mediter- Die «Brunne Zytig» wird von den Altstadt leis ten Redaktionsschluss: ranes Flair in die altstädtlichen Sommerabende, gemeinsam gestaltet. Unter den Leist rubriken fin- und Frauen bewegen sich heute auch nachts unge- den Sie auch leistinterne Informationen. 30. Mai 2014 hindert durch die Gassen. Dort, wo die Warenum- Verantwortlich für die Herausgabe: schlagplätze ganz aufgehoben wurden, vermehren Vereinigte Altstadtleiste Bern sich die Boutiquen – meist Filialbetriebe interna- Chefredaktion: Barbara Büttner tionaler Ketten – ohne Bezug zu Bern. Die Touri- Redaktion Leist der Untern Stadt: sten freuts, wäre ja irritierend, gäbe es in Bern Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB), nicht dasselbe zu kaufen wie anderswo. Xaver Zach (Za) Besser oder andersrum? Ich finde besser – auch Redaktion Kesslergass-Gesellschaft: wenn man Vielem nachtrauert. So lange ist das gar Henriette Urfer (HU) nicht her – und doch ist viel gegangen, hier. Redaktion Rathausgass-Brunngass-Leist: Edi Franz (ef), Stefan Theiler (drs) Edi Franz Redaktion Kramgassleist: Barbara Büttner (babü), Regula Leuenberger (rlu) marianne mi1ani Redaktion Matte-Leist: Brigitte Holzer (BR) couture Koordination, Inserateannahme, Produktion: Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, 49 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, CH 3011 Bern [email protected] Fon 031 311 01 06 ISSN2235-1531, www.bern-altstadt.ch, Fax 031 311 01 47 [email protected] Brunne Zytig, 14. März 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 3

Altstadt-Wassergeschichte und -geschichten, Teil 1: Am Rande notiert Stadtgründung und Mittelalter

Die «Brunne Zytig», das of- fizielle Organ der Vereinig- Von klugem Wassermanagement, ten Altstadtleiste, feiert ihren dreissigsten Geburtstag. Ein Ehgräben und Teuchelleitungen Jubiläum, auf das die her- ausgebenden Leiste mit Fug und Recht stolz sein dürfen. Für uns Heutige ist es selbstverständlich, dass Was- Aus dem «Blettli» der Start- ser fliesst, wenn wir den Hahn aufdrehen oder die jahre ist nämlich ein solides Toilettenspülung betätigen. Ebenso selbstverständ- Werk entstanden, das heute lich ist, dass das Wasser wieder abfliesst und alle über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung findet. Hinterlassenschaften einfach wegschwemmt in die Die Erfolgsgeschichte der «Brunne Zytig» ist eng Kanalisation. Was allerdings immer weniger be- mit den Namen von Xaver und Nelly Zach verbun- wusst zu sein scheint: Das heutige Wasserversor- den, die mit beispielhaftem Einsatz an der Ent- gungs- und Kanalsystem in der unteren Altstadt ist wicklung ihrer «Zytig» arbeiteten, unterstützt von die Weiterentwicklung des Wasserkonzepts der engagiert mitgestaltenden Kräften und treuen In- Stadtgründer und funktioniert vom Prinzip her noch serenten. Nun zieht sich das Ehepaar Zach aus Al- wie vor über 800 Jahren. Eine solch lange Haltbar- tersgründen zurück. Geht die Erfolgsgeschichte keit eines Systems erstaunt in unserer eher kurzle- für die «Brunne Zytig» trotzdem weiter? Man darf bigen Zeit. Was also hat das Erfolgmodell der die Frage bejahen. Das finanzielle Fundament ist Zähringer ausgemacht? Antworten darauf sucht die solide, das Redaktionsteam mit Barbara Büttner Brunne Zytig an einem Rundgang in kundiger Be- an der Spitze hochmotiviert und das Interesse an gleitung desjenigen, der die Berner Altstadt von sei- Altstadt-News ungebrochen. nen Grabungen her kennt wie kaum ein zweiter: Armand Baeriswyl, Mittelalterarchäologe beim Ar- Im Untergrund des Lenbrunnens unter der heuti- Wer für die «Brunne Zytig» schreibt, kommt unwei- chäologischen Dienst des Kantons Bern und seit gen Staatskanzlei. Um 1252 als dreigeschossiger gerlich mit Claudia Weiss von der Druckerei Weiss kurzem auch Privatdozent an der Universität Bern. Turm erbaut war er einer der ältesten Sodbrunnen GmbH in Kontakt, der sturmerprobten Dompteuse der Stadt. im Stressbereich zwischen Text und Druck. Eine Es ist ein grauer, nasskalter Wintertag. Es nieselt. drei natürlichen Gräben der Stadt beim ehemaligen Frau zum Pferdestehlen. Herzlich, fröhlich und hu- Armand Baeriswyl steht, die Hände in den Taschen , beim Käfigturm und beim Zyt- morvoll. Ein «Chumm-mer-zhilf» der Sonderklasse. seiner dunklen Regenjacke vergraben, unter der glogge. Denn dort, wo heute der Theater- und der Rieselt man ihr allerdings Sand ins Getriebe, gibts Laube am Zytglogge-Turm. Mit dem Fuss deutet er liegen, verläuft die natürliche Grenze Haue. Termine und andere Vorgaben sind strikte auf die quadratischen Granitplatten am Boden. des ersten und ältesten Teils der Stadt. Baeriswyl einzuhalten, sonst fährt Katze Claudia die Krallen «Darunter fliesst der Stadtbach». Der Bach also, der sagt, die Aare habe nach der Eiszeit diesen Graben aus. Die «Brunne Zytig» ist somit auch gestalterisch die Stadt schon seit der Gründung durchfliesst, wie 15 bis 20 Meter tief ausgefräst. und drucktechnisch in besten Händen. Freuen wir die Grabungen bei der Sanierung der Kram- und Die Zähringer wissen, wie zentral die Wasserver- uns darüber und wünschen wir der «Zytig» erfolg- Gerechtigkeitsgasse 2004/5 gezeigt haben. Der sorgung für eine Stadt ist. Spätestens seit ihrer er- reiche kommende Jahre. Bach, der die Stadt über Jahrhunderte hinweg eini- sten Stadtgründung, Freiburg im Breisgau (1120), * germassen sauber hält, weil sein Brauchwasser auch wissen sie aber auch sehr genau, dass sich mit Was- Zurück zum Alltagsgeschehen: Wissen Sie, liebe Le- die Ehgräben durchspült und Abfälle und Abwasser ser auch gutes Geld verdienen lässt. Vor allem, sende, dass derzeit Wahlen anstehen? Wahlkampf ist in die Aare schwemmt. Der Bach, der das Lösch- wenn die Wasserkraft, die einzige Energiequelle der angesagt, doch kaum jemand merkts. Die Lust auf wasser liefert. damaligen Zeit, industriell genutzt werden kann, für Last ist zwar gross, nicht so aber die Bereitschaft, den Antrieb von Wasserrädern etwa. Der Zähringer, sich mit den Mitkonkurrierenden öffentlich ausein- Geldwerte Wasserkraft Berchthold V, habe sicher in seiner Entourage Was- anderzusetzen. Langweile breitet sich aus. Was hal- Beinahe 800 Jahre lang ist der Stadtbach sozusagen serfachleute und Ingenieure gehabt, mutmasst Bae- ten Kandidierende von dieser Situation? Ein Vier- die Hauptader der bernischen Wasserversorgung. riswyl, um gleich hinzuzufügen, dass die Quel len- zeiler aus «Rüben, Kraut und Bärendreck» sagts: Die zähringischen Stadtgründer führen ihn von An- lage natürlich dürftig sei. Schriftliche Zeugnisse aus fang an ganz bewusst und mit grossem Aufwand in dieser Zeit gebe es kaum. Es dreht das Karussell im Kreise, die Stadt: Hergeleitet in einer künstlichen Rinne aus das Wahlglück bringt wohl allerlei, dem Wangental im Westen weit vor der Stadt, über- Auch damals gilt: Wer gibt, dem wird gegeben und jede(r) denkt vermutlich leise: windet er über hölzerne Brücken und Aquädukte die Immerhin, ein Name ist im frühen 13. Jahrhundert «Ach wär der Scheiss doch schon vorbei!» aktenkundig: Immo von Dentenberg. Und dieser Name verweist darauf, dass die Zähringer ihre Hans Häusler, ehemaliger Infochef der Stadt Bern Stadtgründungen von ihren Adligen und Ministe- rialen mitfinanzieren lassen. Der Dentenberger, so Frisch renoviert und im neuen Kleid! ist zu lesen, baut und finanziert «mit grossen Mühen Entdecken Sie das neue VOM FASS Bern. und Kosten» Herleitung und Anlage des Stadtbachs - und wird dafür grosszügig belohnt. Mit einer Mühle an Toplage, am Anfang der heutigen Post- gasse, exakt dort, wo der Stadtbach über den steilen Hügel in die Aare stürzt. Baeriswyl illustriert die- sen idealen Mühlen-Standort mit einem drastischen Vergleich: «Für mittelalterliche Verhältnisse war diese Mühle eine Geldscheiss-Maschine». Jetzt erweiterte Öffnungszeiten Mo 11.00 –19.00 Uhr Mit der Aussicht auf Gewinn werden also auch da- Di, Mi, Fr 09.30 –19.00 Uhr mals schon finanzielle Investitionen gerne getätigt: Do 09.30 –20.00 Uhr Wer sich am Bau der Stadtmauer beteiligt, kann spä- Sa 09.00 –17.00 Uhr ter mit Zolleinnahmen rechnen. Wer die Pflästerung der übernimmt, hat gute Chancen auf VOM FASS Bern das lukrative Amt des Marktrichters. «Der Zährin- Gerechtigkeitsgasse 70, 3000 Bern 8 ger ist viel unterwegs, er muss sich darauf verlas- Telefon 031 311 27 07 sen, dass seine Vertrauten in seinem Sinne handeln. [email protected], www.vomfass-bern.ch Und das funktioniert am besten, wenn sie dafür Die Granitplatten in der Brunngasse decken eine etwas bekommen». Baeriswyl klappt den Kragen Wir freuen uns auf Sie! Entwässerungsrinne für Strassen- und Dachabwäs- seiner Regenjacke hoch, zieht sich die Schirmmütze Dirk Mewes mit seiner bewährten Stammcrew ser. Das städtische Tiefbauamt spült diese Rinne tiefer ins Gesicht und tritt energisch aus der schüt- noch heute regelmässig mit Stadtbachwasser durch. zenden Zytglogge-Laube hinaus in den Nieselregen. 4 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG Brunne Zytig, 14. März 2014

Um gleich wieder zu stoppen. «Hier wird der Stadt- am Teuchelbohrplatz am Stadtbach im Bereich der bach künstlich verzweigt». Mit einer ausholenden heutigen Bahnhofs-Welle diese frühen Drucklei- Armbewegung beschreibt er einen Halbkreis, der tungen sozusagen im Akkord gebohrt werden. 10 die umliegenen Gassen umfasst. «Der Bach fliesst bis 15 Meter lang ist so ein Baustamm. Für das Lei- jetzt durch die Hauptgasse und die angrenzenden tungsnetz werden tausende Stämme benötigt. Dort Längsgassen abwärts». Die Zähringer hätten die Aa- schwimmen auch im «Teuchelweiher», einer Aus- rehalbinsel eben nicht nur aus strategischen und ver- buchtung des Stadtbachs, immer rund 500 Bäume, teidigungstechnischen Gründen für ihre Stadt- damit kaputte Holzrohre rasch ersetzt werden kön- gründung ausgewählt, sagt er mit Nachdruck. Sie nen. «Es gibt eine richtige Task-Force, die nur für hätten auch erkannt, wie ideal das natürliche Ge- Reparatur-Einsätze zuständig ist», berichtet er nicht fälle des Areals für die Wasserver- und -entsorgung ohne Bewunderung. Denn obwohl die Stämme un- sei. Die Neigung des Geländes vereinfacht den Zu- terirdisch verlegt werden, ist immer irgendwo ein und Abfluss des Wassers. Stamm kaputt. Verfault. Eingefroren und dann auf- geplatzt. Verstopft, weil der Durchmesser der Bohr- Getrenntes Wasserversorgungssystem kanäle nur 10 bis 12 Zentimeter beträgt. Baeriswyl Schnellen Schritts steuert Baeriswyl den Zährin- grinst. «Der Ärger wegen der ständigen Leitungs- gerbrunnen an. Die Motorengeräusche eines Bus- erneuerungen hat in Bern eine mindestens 500jäh- ses und eines Lastwagens übertönen seine Schritte rige Tradition». und fast auch seine Stimme. Dabei ist ihm seine nächste Feststellung so wichtig, dass er sie noch Kutteln waschen verboten zweimal wiederholt: «Der Stadtbach hat nie die Eine noch längere Tradition allerdings hat die Dis- Brunnen gespeist». Sondern nur ihr überschüssiges kussion um ein «subers Bärn». Denn weil sich das Ein besonders pittoreskes Beispiel eines Aborter- Wasser aufgenommen und abgeleitet. Der Bach lie- Wasser des Stadtbachs zum Reinigen und Spülen kers im Oberen Gerechtigkeitsgässchen. fert Brauchwasser, fliesst er doch bis ins späte 19. eignet, wird im Mittelalter in der Hauptgasse ritt- Jahrhundert, bis ihn der zunehmende Verkehr unter lings über dem Bach eine offene hölzerne Markt- auch nur organische Abfälle, keine Gegenstände. die Erde bannt, in offenen Rinnen durch die Mitte halle errichtet, unter deren Dach die Metzger, Denn die hätten «die Gräben verstopfen und damit der Altstadtgassen. Der Regen spült den Strassen- Bäcker, Fischer, Krämer, Tuchhändler und Gerber das ganze Wasserableitungssystem zum Erliegen schmutz in die Rinnen, die Hinterlassenschaften all ihre Waren feilbieten. Den Gewerbetreibenden und bringen» können. Diese bewässerten Ehgräben sind, der Rösser, Ziegen, Schafe, Kühe und Schweine in- Handwerkern muss es allerdings immer wieder be- neben der getrennten Zufuhr von Trink- und klusive, die sich nicht nur an Markttagen in den hördlich untersagt werden, den Stadtbach zu ver- Brauchwasser, der zweite Pfeiler dieser wohldurch- Gassen aufhalten. Sein Wasser ist zum Trinken un- unreinigen. Trotz Strafandrohung landet aber dachten mittelalterlichen Wasserinfrastruktur. geeignet. Das Trinkwasser wird separat geliefert. immer wieder Abfall im Bach, waschen Metzger Gleich zu Anfang werden diese Abwassergräben Diese Trennung von Brauch- und Trinkwasser ist Kutteln und andere Schlachtabfälle in seinem Was- jeweils in der Mitte zwischen der Haupt- und den ein Schlüssel zum Erfolg des Berner Wasserversor- ser und die Gerber die Häute. Mitte des 15. Jahr- Nebengassen angelegt. «Nachträglich kann man so gungssystems. hunderts wird die Markthalle abgebrochen. etwas nicht mehr bauen», sagt Baeriswyl. Zuviel Streit gebe es dann, markieren doch in Bern die Gestützt auf den Brunnenrand holt der Historiker Was Ehe und Ehgraben gemeinsam haben Ehgräben den Grundbesitz: Die Grenze zwischen aus zu einem Exkurs über die Trinkwasserversor- «Der Stadtbach ist eben kein Abwasserkanal, kein Häusern und Parzellen. gung im mittelalterlichen Bern. Er erzählt, dass zu- Ehgraben, sondern der Ehgrabenspüler», sagt Bae- nächst Sodbrunnen, die vom Grundwasser gespeist riswyl und nimmt nach dieser Klarstellung lang- Was auch den Namen erklärt, denn die Vorsilbe werden, das Trinkwasser liefern. Der Stettbrunnen sam Kurs auf die Münstergasse. Nur in die offenen «Eh» leitet sich vom mittelhochdeutschen «ê» ab, unterhalb der Brunngasse etwa oder der später in Ehgräben dürfen Abfälle geworfen werden. Und was «Gesetz» bedeutet. Etwas, das seit «eh und je» einen Keller umgewandelte Lenbrunnen in der Post- Gültigkeit hat. Eine Ehe ist demnach eine recht- gasse. Doch weil die junge Stadt Bern immer mehr lich gesetzte Verbindung, ein Ehgraben ein recht- Zuwanderer anzieht, wird die Wasserversorgung lich gesetzter Graben. Der Ehgraben gehört den schon bald prekär. Hausbesitzern. Sie zahlen für Unterhalt und Rei- nigung. Nicht die Stadt. Damals wie heute. Das erste Holzleitungssystem Nach dem Hitzesommer von 1395 reicht das Für die Beschaffenheit dieser zunächst mit Holz, Grundwasser definitiv nicht mehr aus. Die Berner später dann mit Stein ausgekleideten Abwasser- müssen ihr Brunnensystem umstellen: Neue höl- Rinne gibt es im Prinzip nur eine Vorschrift: Ein zerne Röhrenbrunnen, aus denen stetig Wasser einjähriges Schwein muss sich bequem im Ehgra- fliesst, werden gebaut. Ihr Wasser kommt erstmals ben drehen können. «Eine Masseinheit, die Sinn aus Quellen ausserhalb der Stadt, herangeführt wird macht», witzelt Baeriswyl. Werden doch in den es in geschlossenen Rohrleitungen, sogenannten Hinterhöfen neben anderem Nutzgetier auch viele Teuchelleitungen: Miteinander verbundene Holz- Säue gehalten. stämme, die mit sogenannten Löffelbohrern nach dem Korkenzieherprinzip ausgehöhlt werden. 1585 Des Stadtbachmeisters Pflichtenheft gelingt es zum ersten Mal, Wasser aus einer tiefer Doch nicht nur Hof-, Haus- und Küchenabfälle gelegenen Quelle mittels eines mechanischen landen im Ehgraben. Auch die Fäkalien, mensch- Pumpwerks in die Stadt zu leiten. Insgesamt fünf liche wie tierische. Damit der Dreck nicht aus den Frischwasserleitungen stellen jetzt die Trinkwas- Ehgräben quillt, werden sie regelmässig mit Stadt- serversorgung bis ins 19. Jahrhundert sicher. bachwasser durchgespült – ein Luxus, auf den viele andere mittelalterliche Städte mangels Fliess- Task-Force für Leitungsreparaturen Noch heute befinden sich in den mittelalterlichen kanalisation verzichten müssen. Dort schaufeln die Diese Teuchelleitungen haben es Baeriswyl ange- Aborttürmen über den Ehgräben die Badezimmer bedauernswerten «Heimlicher» Ehgräben und Fä- tan. Mit hörbarer Begeisterung beschreibt er, wie und Toiletten. kalschächte alle paar Jahre per Hand aus.

Christkatholische Kirche St. Peter und Paul Renovation Krypta Die Krypta der bedeutenden neugotischen Kirche am Rathausplatz soll zum 150-jährigen Jubiläum am 13. November 2014 in neuem Glanz erstrahlen. Der umgestaltete Raum wird für die ganze Altstadt ein einladender und attraktiver Ort der Begegnung für spirituelle und kulturelle Anlässe sein. Herzlichen Dank für Ihre finanzielle Unterstützung! PC-Konto 30-1077-7, Vermerk „Krypta“ / Kontakt: [email protected] Fotos: Marco Schibig (links), Elisabeth Zahnd Brunne Zytig, 14. März 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 5

In Bern gibt es statt des geächteten Berufsstandes kleine viereckige Achsenloch in der Seitenwand des der «Heimlicher» den hochangesehenen vereidig- steinernen Nachbaus aus dem 16. Jahrhundert be- ten Stadtbachmeister. Streng nach Vorschrift rei- zeugt, dass hier, neben dem Ausfluss des Stadt- nigt er die Ehgräben. «In seinem Pflichtenheft ist bachs, sich einst ein Mühlrad dreht. genau festgeschrieben, wie oft im Winter und wie oft im Sommer er die Ehgräben durchspülen Lukrativer Fäkalienhandel muss». Beim Gang durchs Finstergässchen erläu- Ganz unten am Hang, bevor Stadtbach und Ehgrä- tert Bäriswyl, wie ein Schiebersystem am Zyt- beninhalte in die Aare münden, am heutigen Läng- glogge es dem Stadtbachmeister ermöglicht, die mauerweg, stellt die Stadt damals einen grossen einzelnen Bachabzweigungen zu öffnen oder zu Schlammsammler auf. Der Kasten hält organische schliessen. «So wird der Wasserdruck fürs Durch- Feststoffe zurück, Fäkalien also. Dies allerdings spülen des jeweiligen Ehgrabens erhöht». Doch nicht, um den Fluss vor allzu grosser Wasserver- mitunter muss er halt doch «mit dem Besen in der schmutzung zu bewahren. Denn «im Mittelalter Hand durch den Ehgraben gehen und das, was sich glaubt man fest an die Selbstreinigungskraft eines dort festgehockt hat auflockern, damit es abflies- Flusses». Der Historiker hebt gleichsam entschul- sen kann». digend die Schultern. «Man ist einfach überzeugt, dass der Fluss den eingeleiteten Dreck irgendwie Woran man den Ehgraben erkennt wegfrisst». Baeriswyl schmunzelt und hält inne. In den Quer- gässchen, sagt er, sieht man immer, wo der Ehgra- Der Mittelalterexperte Armand Baeriswyl steckt Hinter dem Schlammsammler-Konzept stehen ben verläuft. Er zeigt auf eine grosse quadratische voller Geschichten über die Stadt vielmehr handfeste kommerzielle Interessen. «Die Metallplatte und einen runden gusseisernen Ka- Fäkalien liefern wertvollen Dünger für die Felder. naldeckel. «Da geht es runter in den Ehgraben – In den Anfängen der Stadt gibt es hölzerne Abort- Der Verkauf bringt gutes Geld ein». Doch auch für und wenn man an der Hauswand hoch schaut, da häuschen, die wohl direkt über den Ehgräben ste- diesen Handel gilt die derbe Wahrheit: Aus sieht man das Dachwasserrohr, dass hier auch in hen, später suchen die Menschen die Plumpsklos in Scheisse kann man kein Gold machen. Zumindest den Graben führt - und die kleinen Fensterchen da Aborterkern und -türmen auf. Baeriswyl betritt den nicht dauerhaft. Der Fäkaliendung wird eines in der Hauswand zeigen: In dem Haus sind über Hinterhof eines Hauses in der Münstergasse. «Hier Tages als Gefahr für die menschliche Gesundheit dem Ehgraben auch die WCs. Wenn man weiss, sieht man wunderschön den Abortturm», strahlt er. erkannt, die Schlammsammler werden verschrot- auf was man schauen muss, dann erkennt man das In der Tat, der Turm ist imposant, ein richtiger tet, die Stadt Bern wird die Wasserversorgung um- überall in der Altstadt». Wohnturm eigentlich. Wären da nicht die kleinen, und ausbauen. Die Ehgräben aber beibehalten. eindeutigen Fensterchen. Wäre das Dachwasserrohr Doch das sei dann die moderne Zeit – und die nicht weniger funkelnd, man könnte fast meinen, in die- mehr sein Fachgebiet. Der Mittelalterexperte lä- sem holzlaubengesäumten Hof sei die Zeit stehen chelt – und verabschiedet sich. Der Regen hat auf- geblieben. gehört.

Auch in diesem Hof ist der Ehgraben natürlich - wie Den zweiten Teil unseres Dossiers «Altstadt-Was- überall in der unteren Altstadt - längst nicht mehr sergeschichte und -geschichten finden Sie unter offen. Weniger der Gerüche wegen werden die Eh- dem Titel «Wie die Zuwanderung die fällige Mo- gräben bereits seit dem späten Mittelalter über- dernisierung der Wasserversorgung erzwingt» auf wölbt, sondern um mehr Platz zu erhalten. Denn die Seite 8. Im dritten Teil berichten wir auf Seite 11, Stadtbevölkerung wächst unaufhörlich. Im 16./17. wie die Abwasserentsorgung heute in der Altstadt Jahrhundert werden auch die bis dahin offenen Zwi- funktioniert: Die verborgene schauerlich-schöne schengässchen überdeckt, um mehr Wohnraum zu Welt der Kanalisation. schaffen. «Wer Geld hat, baut aus», sagt Baeriswyl Text und Fotos: babü und schliesst die Haustür.

Die «Alte Mühle» Einen Ort will er noch zeigen, den von der Aare her- ausgewaschenen Quergraben, die östliche Begren- zung der mittelalterlichen Stadt vor dem -Burgbezirk. Denn dort, wo sich damals alle Stadtbach- und Ehgräbenstränge nach ihrer Verei- nigung in der unteren Hauptgasse über den Steil- Aus dieser Öffnung floss der Stadtbach Richtung hang Richtung Aare ergiessen, liegt sie nämlich Aare und trieb auf seinem Weg zur Aare noch die noch immer, die Mühle des Immo von Dentenberg. Mühle Immos von Dentenberg an. Längst ist sie funktionslos geworden. Nur noch das

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Wohnen in der Altstadt Was hat sich in 30 Jahren verändert?

Dreieinhalb-Zimmer Galeriewohnung mit Cachet, gleitende und pragma- Parkettböden, offene Küche mit Granit und Glas- tisch urteilende Fach- keramik, Bad mit Wanne, sep. WC, kleine Dach- stelle. Die Wahl des terrasse für 2‘000.00 im Monat – wer träumt nicht richtigen Architekten, davon, ein solches Objekt der Begierde in der Alt- der seine Aufgabe stadt zu finden. Möglich, dass es das gibt, aber das verant wortungsbewusst wäre wohl fast wie ein Sechser im Lotto. wahrnimmt und den Kontakt zur Denkmal- Zum Wohnen in der Altstadt gibt es verschiedene pflege frühzeitig auf- Aspekte auszuloten: nimmt, gehört zu den – Warum sind Wohnungen in der Altstadt meistens wichtigsten Entscheiden teurer als in den Quartieren? eines renovierungswilli- Die Brunnegg vor der Renovation Anfangs der 80er-Jahre gen Bauherrn. – Was ist das Spezielle am Wohnen in der Altstadt? wohnungen, die für rund 300 Franken Monats- – Wie hat sich das Wohnen in der Altstadt in den Liegenschaftsverkäufe bereiten den Leisten immer miete zu haben waren, jedoch ohne jeglichen letzten 30 Jahren verändert? wieder Grund zur Sorge. Hier zeigt sich, wo die Komfort: Einzel-Ölöfen, die raum weise selbst Menschen stehen: Soll an den Meistbietenden ver- nachgefüllt werden mussten, die Küche bestand Ich versuche, subjektiv aus meiner Sicht (die mit kauft werden, ohne sich um die Zukunft der Lie- aus Schüttstein und Kaltwasseranschluss, WC im Sicherheit etwas Rathausgass-Brunngass-lastig genschaft Gedanken zu machen, oder ist die Treppenhaus, teilweise einsturzgefährdet, von den ist), ein paar Aussagen zu diesen Themen zu ma- Haltung des Käufers zur Berner Altstadt für die elektrischen Installationen gar nicht zu reden. Als chen: verkaufende Partei von Bedeutung? Hier werden Waschküche diente ein «Waschsalon» in einem Weichen gestellt, welche die Zukunft des Unesco- Kellerraum, welcher von der halben Brunngasse Warum sind Wohnungen in der Altstadt so teuer? Welterbes und des Wohnens, Arbeitens und Lebens genutzt wurde. Entsprechend die Mieter schaft: Grundsätzlich folgen die Wohnungsmieten den stark beeinflussen. Entweder selbst mit dem Haus alt geworden, Fa- Kosten für Boden und Bauen. Das allein erklärt milien mit geringem Anspruch aber hoher Eigen- schon fast alles: Klar ist der m2 Boden im Zen- Vor Kurzem wurden die Vereinigten Altstadtleiste Kreativität oder Studenten in WG’s. Dass diese trum wertvoller als im Quartier. Das braucht m.E. (VAL) darüber informiert, dass eine Liegenschaft Häuser einmal saniert werden müssen war klar, keine weitere Erklärung. Bauen in der Altstadt an der Rathausgasse / Brunngasse nicht dem dass das nur in Form einer Totalsanierung gesche- trägt ein weiteres dazu bei: Die dichte Bebauung, Meistbietenden, sondern einer Berner Zunft ver- hen konnte, ebenfalls. Die Kosten ent sprechen in die Zugänglichkeit und die Enge der Liegenschaf- kauft wurde. Die Käufer gaben bekannt, das Haus einem solchen Fall einem Neubau. Auch die Stadt, ten erfordern seitens der Handwerker einen we- sei als langfristige Anlage erworben worden und die mit Sicherheit die Liegen schaften nicht als sentlich grösseren Aufwand als anderswo. Keine nicht als spekulatives Objekt gedacht. Chappeau Spekulationsobjekte betreibt, musste nach der Sa- Abstell flächen für die Zulieferfahrzeuge, kein vor dieser Haltung. Es gibt andere Beispiele: Bau- nierung Mietzinse erheben, die teilweise das zehn- Platz für eine gut organisierbare Baustellen-Infra- projekte, die aufgrund baujuristischer Correctness fache der bisherigen betrugen. Logisch, dass diese struktur, viel Hand arbeit, da Maschinen nur sehr von den Behörden bewilligt werden müssen (?), Häuser heute von anderen Mietern bewohnt wer- begrenzt eingesetzt werden können. obschon die an sich schon kleinen Räume weiter den. Und so verändern sich eben auch die Gesich- unterteilt und mit Kleinst-Nasszellen ausstaffiert ter: Wo man früher das eine oder andere Original Dazu gehört auch – oder vor allem – dass die Ber- werden (jeder Hotel gast würde sich über ein sol- auf der Gasse traf, sind heute ganz normale Men- ner Altstadt Unesco-Kulturerbe ist und damit ches Mini-Zimmer be schweren). Dafür wird pro schen in diesen Häusern zuhause. denkmal pflegerische Vorgaben in Bezug auf Ma- Etage eine Sauna eingebaut… Die Nutzung dieses terialien, Konstruktion und Raumeinteilung weit- Hauses scheint vorprogrammiert. Die Einsprachen Was ist das Spezielle am Wohnen in der Altstadt? gehend definiert sind. Ohne diese Vorgaben wäre der Nachbarn und des Leistes wurden von der Es entspricht ganz einfach nicht dem Leben in einer die Untere Altstadt längst zur Kulisse geworden, Bau bewilligungs behörde als hypothetisch und des- Quartierwohnung: Wer nicht das Glück eines Ter- wie die Bauten zeigen, welche vor dem Erkennen halb juristisch nicht massgebend beurteilt und ab- rässchens hat, kann wohl kaum auf einem Balkon ihrer Substanzwerte um- bzw. neu gebaut wurden: gelehnt. Mieter werden kaum die Mitbewoh- die Abendsonne geniessen. Die Häuser fronten ste- Auf ge klebte Sandstein fassaden, ausdruckslose nerInnen sein, die wir uns zur Belebung der Unte- hen mit den Fenstern zur Gasse, die Nachbarn vis à Haus ein gänge, seelenlose Treppenhäuser und ren Altstadt wünschen. vis sind präsent, man kennt und grüsst sich also von Wohnungen. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Fenster zu Fenster. Die Räume haben fast aus- Es ist eine Wohltat zu sehen, wie verant wor tungs- Oft hört man von extremen Mietzinsanstiegen schliesslich nur auf einer Seite Fenster, von der volle Hausbesitzer mit dem Anliegen zur Tat nach erfolgten Umbauten. Diese Aussagen müssen Nordseite her dringt kein Sonnenstrahl ins Zimmer. schreiten, Altstadthäuser «artgerecht» zu renovie- aber relativiert werden: Mit Sicherheit gibt es Meistens sind die Häuser schmal, 2-Fenster-Häuser ren und im Dialog mit der Denkmalpflege Lösun- Fälle, die mindestens als unanständig zu taxieren sind die Regel, das heisst: Raumbreiten zwischen 3 gen entwickeln, die den Charakter der alten Häuser sind. Meist ist jedoch die Geschichte eines Hauses und 4.5 Meter (Auf der südlichen Seite der Altstadt re spektieren und trotzdem zeit gemässe Wohnun- dafür verantwortlich. Auch die Stadt Bern als Lie- sind die Häuser breiter und entsprechend auch lu- gen und Ladengeschäfte er möglichen. In den letz- genschaftsbesitzerin konnte sich nicht über die an- xuriöser). In der Mitte des Hauses befindet sich ten Jahren habe ich bei verschiedenen Be- fangs beschriebenen Fakten hinwegsetzen: Als meistens das Treppen haus, dahinter, auf der Hof- sichtigungen einige sehr gelungene Beispiele be- Beispiel die Häuser an der oberen Brunngasse: seite, die sanitären Anlagen: Küche und WC. In vie- wundern können. Die Denkmalpflege versteht sich Jahrzehntelang erfolgte kein Unterhalt, die Häuser len Fällen muss man also vom vorderen zum nicht als Ver hinderungsbehörde, sondern als be- waren sich selber überlassen. Es gab 3-Zimmer- hinteren Teil der Wohnung das Treppenhaus que-

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hartgesottene Altstadt- Chäs hütte Heugel ist berühmt wie nie zuvor, nicht bewohner die Welt aus nur wegen der Fernsehsendung, sondern primär den Fugen: Mit der (an wegen seines authentischen Käsesortiments. Der sich cleveren) Idee, die Welt laden ist auch da, kulinarisch kann dem Alt- offiziellen Öffnungszei- stadtbewohner nicht viel passieren. ten der Gastgewerbebe- triebe auszunutzen und Die Gastronomie blüht auf… ihr Lokal nach der Ein Loblied auf die Gastwirtschaftsszene anzu- Schliessung um 00.30 stimmen, wäre jetzt Wasser in die Aare getragen – Uhr (bzw. 03.30 mit wer des Selbst-Kochens müde ist, findet heute eine temporärer Überzeitbe- Vielfalt von gastronomischen Möglichkeiten vor, willigung) um 5.00 Uhr die es mit Sicherheit vor dreissig Jahren noch nicht wieder zu öffnen, hatte gegeben hat. Und dazu zählen auch die Lokale, die ein Club kurzfristig Er- ihrer Tradition treu geblieben sind wie Harmonie, folg. Die Betreiber Zimmermania, Schlüssel, Pyri, Café Postgass, waren sich jedoch nicht Commerce, Spysi und und und. Also verhungern bewusst, was für Aus- wird in der Unteren Altstadt niemand. wirkungen solches Trei- ben auf ein primär als Was hat sich noch verändert? Das Gesicht der Un- Die Brunnegg im heutigen Zustand Wohnzone definiertes teren Altstadt. Vor dreissig Jahren gab es noch Gebiet hat: All die mehr- viele Häuser, primär in den Seitengassen, die wirk- ren. Für viele, die das nicht kennen, schier unver- heitlich alkoholisierten Nachtfalter suchten nach lich erbärmlich und heruntergekommen daherka- ständlich. Aber es geht, man gewöhnt sich daran. Schliessung der Lokale in der oberen Altstadt den men (bzw. dastanden). Das habe ich im vorigen Weg zu diesem Club, aus dem sie dann so gegen 9 Kapitel bereits beschrieben. Was wichtig ist: Zu Leben im Dörfli Uhr des Morgens wieder auf die Gasse gespült Fuss durch die untere Altstadt unterwegs, be- Das wirklich Spezielle ist jedoch der dörfliche wurden. Die Auswirkungen wie Nachtlärm, Ver- schleicht einem nicht mehr das Gefühl einer alten, Charakter der Altstadt. Man kennt sich unter den unreinigung und Sachbeschädi gung in den frühen im Sinn von renovierungsbedürftigen Stadt, son- Lauben, ein Schwatz an der Ecke oder – vor allem Morgenstunden kann man sich leicht vorstellen. dern das einer gepflegten, instandgehaltenen Stadt. im Sommer – an einem Tisch der vielen Gassen re- Der Rechts weg brauchte zwar seine Zeit, aber Sicher auch eine Folge der prosperierenden Jahre. staurants. Gemütlichkeit und Gemein sam keit sind letztendlich fand auch diese ausserordentliche Die Wohnungen sind zu einem grossen Teil den ein wertvolles Gut, und das ist hier an jeder Ecke Störphase ihr Ende. heutigen Bedürfnissen entsprechend saniert wor- zu finden. Ein Auto braucht man nicht, alles ist in den, ohne den ihnen eigenen Charakter als Alt- Gehweite zu haben, der fahrbare Untersatz eh Wie hat sich das Wohnen in der Altstadt in den stadtwohnung zu verlieren. Heimat? Grossenteils meist im Weg. Wenn man das Glück hat, auch in letzten 30 Jahren verändert? ja! der Altstadt zu arbeiten: Keine verlorene Zeit mit Das ist, wenn man mittendrin all die Zeit miterlebt Arbeitsweg und Pendeln. Insofern relativiert sich hat, recht schwierig zu beurteilen. Ja, die Luft ist … und die Lädeli sterben aus damit die höhere Miete: Auch der Zeitaufwand und bedeutend sauberer geworden, der Verkehr – einst Das Lädele, bzw. «Rohre», hat sich jedoch verän- die Ausgaben für die Mobilität müssen in Betracht ein riesiges Problem – hat sich auf ein minimales dert: Viele traditionelle Geschäfte gibt es nicht gezogen werden. Apropos Mobilität: Lärm des In- Mass reduziert, die Gassen sind des Nachts beleb- mehr. Der Fluch der Fussgängerzone (was ja an dividualverkehrs ist für die Altstadtbewohner ein ter und vor allem auch tagsüber richtig gemütlich sich eine gute Sache wäre) drückt immer mehr in marginales Thema. Auch wenn niemand gegen die geworden. die Untere Altstadt, primär z.Z. in die : gute Erschliessung mit dem ÖV ist – aber die Lärm- Wo die Autos weg sind, wollen die internationalen kulisse wird primär durch die Busse definiert. Nach Was hat sich im Detail verändert? Beginnen wir Ketten hin. Vermutlich wird das irgendwo an einer Fahrplanschluss kehrt Ruhe in die Altstadt ein, ab- am Morgen: Ein geschriebenes oder ungeschrie- Universität gelehrt: Wo sucht der verantwortliche gesehen von vereinzelten Nachtschwärmern und benes Gesetz (ich weiss es nicht) verpflichtet den Marketing-Manager ein Lokal für eine neue Filiale übermotivierten Taxifahrern. Haubesitzer «seine» Laube am Morgen vor sieben an einem neuen Standort? Richtig: In der Fuss- Uhr zu reinigen. Die Geschäfte öffneten ja seiner- gängerzone. Dadurch geraten die Ladenmieten in Leider ist es so, dass es aufgrund der Haus struktu- zeit auch früher, und so ergab sich der Austausch Bewegung, denn kein ortsansässiges Unternehmen ren nur wenige familientaugliche Wohnungen gibt. der neuesten Geschichten und Gerüchte wie von ist in der Lage, die Mieten zu bezahlen, welche die Jedenfalls, wenn der heutige Anspruch an eine Fa- selbst, sozusagen von Laubenpfeiler zu Lauben- Ketten auszugeben bereit sind. Logische Folge: milienwohnung als Massstab beigezogen wird. Als pfeiler. Heute erledigt das Reinigen die Stadt mit Orts angesessene Firmen haben keine Chancen Kind in der Altstadt aufzuwachsen hat aber durch- dem lautstarken Reinigungswagen (jetzt ist aber mehr, Räumlichkeiten zu zahlbaren Mieten zu be- aus seinen Reiz: «Man» gehört einfach dazu. Der Zeit zum Aufstehen!) oder der Liegen schaften- kommen. Wahrscheinlich ist das der Preis der At- Schulweg ist ein Erlebnispfad, die Nachbarn in Service, und die Laube ist (meistens) zu besagter traktivitätssteigerung eines städtischen Zentrums. den Lauben und die Leute in den Geschäften kennt Zeit begehenswert sauber. Der Austausch der Es ist der Markt, der die Liegenschaftspreise und man, und dieser Umstand bildet ein natürliches so- News hat sich in die am Morgen geöffneten Cafés damit die Mieten in die Höhe treibt, nicht nur die ziales Umfeld. Als Kind mit allen Schattierungen oder an andere Stellen verlagert: Der Coiffeur Wal- Hausbesitzer. Dass daran die Verkehrsberuhigung des Lebens konfrontiert zu sein ergibt eine Lebens - ther ist auch nach seinem durch den Hausumbau ihren Teil der Verantwortung nicht mitträgt, müsste erfahrung, die man im ruhigen Einfamilienhaus- notwendigen Umzug in die Oberstadt eine Infor- erst bewiesen werden. Trotzdem: Die positiven quartier wohl kaum mitbekommt. mationsquelle erster Güte. Auswirkungen der Begegnungszone sind unüber- sehbar und der Kompromiss ist gelungen, jetzt Die Altstadt ist keine Kurzone Einkaufen: Ein dreifaches Hurra auf den Berner aber bitte inenhalten, bevor die ganze Untere Alt- Ein Dauerbrenner ist die Nachtruhe: Wer in einem Märit! Ohne diesen sähe die Beschaffung von Le- stadt zur internationalen Shopping-Meile ver- Stadtzentrum, muss sich dessen bewusst sein, dass bensmitteln wesentlich trister aus. Institutionen kommt. ländliche Ruhe hier nicht die Regel ist. Altstadt- wie der Barisi an der Brunngasse (den Geruch von bewohner suchen ja das Lebendige, vielleicht auch Stockfisch, den ich als Kind so schrecklich fand, Ergänzend zum vorigen Absatz ist zu vermerken, Pulsierende. Es gab Momente, da geriet auch für habe ich heute noch in der Nase – und ich vermisse dass die Altstadt heute wesentlich mehr Touristen ihn!) gibt’s nicht mehr, zum Glück wird man bei anzieht als vor dreissig Jahren. Das ist sicher ein Cappelletti und Ingredienza an der Kramgasse und Erfolg, auf den wir stolz sein dürfen. Die Hotels, bei Ferrari an der Münstergasse immer noch von Gaststätten und Souvenirläden freut’s und uns als genügend südländischen Köstlichkeiten verführt. Bewohnende ebenso, wer möchte nicht da woh- Der Beck Hänggärtner fehlte lange Zeit, jetzt sind nen, wo es andere hinzieht, weil sie wissen oder Bohnenblusts am Kornhausplatz und an der Mün- gehört haben, dass Bern etwas ganz besonderes stergasse Garant für richtig gutes Brot. Zum Glück sein muss. Der Preis dafür, der Verlust der Au- ist uns noch die Metzgerei Grunder erhalten ge- thentizität kann hoch sein, die dreissig Jahre zei- blieben (hat auch anderes Fleisch als Ross!), nach- gen, dass Bern auf diesem Weg ist. Deshalb dem der Steiner Chrigu an der Kramgasse zur wünsche ich mir als Altstadtbewohner: So ist’s Gelateria mutiert ist (wenigstens kann man seine recht, nun aber bitte langsam, etwas langsamer, legendären Schinkegipfeli und Saucissons noch wäre das nicht Berns Ur-Charakter? auf dem Internet bestellen). Und die Institution ef 8 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG Brunne Zytig, 14. März 2014

Altstadt-Wassergeschichte und -geschichten, Teil 2: Neuzeit Wie die Zuwanderung die fällige Modernisierung der Wasserversorgung erzwingt

Das 19. Jahrhundert, die neue Zeit, bringt der jun- Ratten wird Legion, Krankheiten brechen aus. An- gen Bundesstadt mannigfache Veränderungen. Po- gesichts von drei Typhus-Epidemien zwischen 1855 litisch, technisch, wirtschaftlich. Der Fortschritt hat und 73 schalten sich die Ärzte ein, an ihrer Spitze auch damals seinen Preis: Die Bevölkerungszahl Adolf Vogt. Der erstellt eine Mortalitätsstatistik der steigt rasant: Leben um 1800 schätzungsweise 16 Jahre 1855-67 und kommt zum Schluss: Bern sei 000 Menschen innerhalb der Stadtm auern, sind es eine der ungesündesten Städte Europas. Obwohl 50 Jahre später bereits knapp 28 000. auch die mit ähnlichen Problemen kämpfen wie Bern. Nochmals zwanzig Jahre später, als sich die Stadt ausdehnt, weil Schanzen und Tore fallen, werden in Jetzt wacht auch die Politik auf – und hält zunächst Bern schon 35 452 Bewohnerinnen und Bewohner zu allgemeiner Sauberkeit an: Es wäre «höchst gezählt. Wo in der Innenstadt noch Platz ist, wird wünschenswerth, dass auch das bei den wohlge- überbaut. Die Zuwanderer hausen vielfach unter un- meintesten Massregeln der Behörde oft so renitente würdigen Umständen in feuchten Kellern und un- oder gleichgültige Publikum in möglichst eindring- geheizten Dachkammern. licher Weise über seine selbsteigenen sanitarischen Interessen belehrt und zu williger Mitwirkung bei Allmähliches Versinken im Dreck den hierseitigen Bestrebungen angeleitet würde», Ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts steht die Trink- zitiert die Historikerin Ruth Stalder* aus einem Ma- wasserversorgung vor dem Kollaps, die Abfallberge nual des Berner Gemeinderates von 1870. wachsen, die ohnehin sanierungsbedürftigen Eh- gräben laufen über, der Fäkaliendreck versickert im Streit um das bessere Entsorgungssystem Boden und verschmutzt das Trinkwasser. Es stinkt Gleichen Jahrs setzt der damalige Stadtschreiber gottserbärmlich. Kurz: Die sanitarischen und hy- Ernst Wyss die Bund-Leserschaft in Kenntnis, dass gienischen Zustände sind lamentabel, die Zahl der «ein Streit über zwei Abort-Systeme» im Gang sei: Das Tonnen- oder Kübelsystem versus das soge- nannte Schwemmsystem, das «in einem grösseren Theil der eigentlichen Stadt von Alters her durch …und mal ausgesprochen luxuriös Kloaken (sogenannte Ehgräben) bereits eingeführt» sei. Die Gesundheitsexperten streiten mehrheitlich 1872 für diese, international als innovativ geltende mit Verve für den Kübel – fassförmige Tonnen, die Abwasserlösung aus. In der Folge werden zunächst unter den Abtrittröhren stehen und regelmässig aus- die Ehgräben in der Innenstadt überholt und mit neu gewechselt und abtransportiert werden müssen. Die erstellten Kanälen verdichtet und ergänzt. Ab 1880 Politik ist noch unentschieden. kommen auch die Aussenquartiere an die Reihe. 1893 umfasst das Berner Kanalnetz bereits 73 Ki- Das Schlüsseljahr 1870 lometer. Ruth Stalders Schlussfolgerung: «Gegen Aber die Stadt steht im wahrsten Sinne unter Druck. Ende des 19. Jahrhunderts war somit jenes umfas- Denn ab 1869 wird in der Stadt das Hochdrucklei- sende, normierte, zentral verwaltete, unterirdische tungssystem in Betrieb genommen: Nach und nach Entsorgungssystem mit Dolen, Kanälen und Spül- werden alle Haushalte mit fliessendem Wasser ver- leitungen entstanden, das wir noch heute täglich ge- sorgt. Was zwar den Komfort beachtlich steigert, brauchen». muss doch das Wasser nicht mehr eimerweise aus den Brunnen geholt und in die Wohnungen getra- Nur die Abwässer, die fliessen noch für viele wei- gen werden. Andererseits aber häufen sich die Ka- tere Jahre ungeklärt in die Aare. Wie die Abwasser- pazitätsengpässe bei der Wasserversorgung. Auch entsorgung heute funktioniert – das ist das Thema die Abwasserentsorgung ist infolge des erhöhten eines Spaziergangs, der durch den Rathauskanal Wasserverbrauchs überlastet. zum Pumpwerk Längmauerweg und zur Tropf- steinhöhle am Klösterlistutz führt. Diesen dritten Das Jahr 1870 wird zum Schlüsseljahr für die künf- Teil unserer «Altstadt-Wassergeschichte und -ge- tige Wasserver- und -entsorgung Berns. Zum einen schichten» finden Sie auf S. 11. wird damit begonnen, zwischen Bern und Schwar- babü zenburg neue Trinkwasserquellen zu erschliessen. Zum anderen setzt der Gemeinderat eine «Kanali- * Ruth Stalder: «Von der «Cloakenfrage zur sations-Kommission» ein. Die verwirft schnell die Schwemm kanalisation. Die Abwasserentsorgung in Abtrittstonnen und befürwortet ein System, bei dem der Stadt Bern 1850-1900». Veröffentlicht in der «die verdächtigen Fäkalstoffe usw sofort wegge- «Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimat- schwemmt und dadurch unschädlich gemacht» wer- kunde», 2002/Heft 4. den. Die ursprüngliche Ehgraben-Kanalisation der Stadtgründer soll also in verbesserter Form im ge- samten Stadtgebiet eingeführt werden. Man versu- che nicht, mahnt die Kommission, ein «in der Praxis Restaurant nicht genügsam bewährtes anderes System; es könnte dies sehr leicht zu einer für die Gemeindefi- nanzen wenig erspriesslichen Verschlimmbesserung führen». Regula + Stephan Hofmann Weichenstellung in die Zukunft 48, 3011 Bern, Tel. 031 311 60 44 Weltweit trat Ende des 19. Jahrhunderts das Was- Zwei Jahre lang wird noch an den Kostenfolgen der Dienstag ab 17 Uhr offen sercloset seinen Siegeszug an. Mal etwas extrava- Schwemmkanalisation herumgerechnet, dann spre- Mittwoch bis Samstag 10 bis 24 Uhr offen ganter… chen sich auch Gemeinderat und Grosser Stadtrat Brunne Zytig, 14. März 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 9

Der Hauseigentümer Ruedi Schneiter ist hier auf- Renovation eines Altstadthauses gewachsen, hat also zu diesem Haus eine enge Be- ziehung. «Mein Vater war Bäcker, seine Backstube – ein gutes Beispiel: Postgasse 30 war im Untergeschoss, darüber gab es einen Laden und eine kleine Wohnung mit einfachem Standard. Zu meiner Jugendzeit gab es Familien im Haus, Das Haus Postgasse 30 ist mit seiner enormen durch das Konzept eines Vorgehens in Etappen ge- die mit zwei Kindern in einer Einzimmerwohnung Tiefe und geringen Breite ein typisches mittelal- funden. In vier Bauphasen, verteilt über zwanzig lebten. Als ich das Haus 1987 von meiner Mutter terliches Berner Altstadthaus, ein Riegbau, ca. um Jahre, wurden die Renovationsarbeiten umgesetzt. übernehmen konnte, habe ich mir das gut überlegt. 1600 errichtet. Die ursprüngliche Grundrissstruk- Die Finanzierung konnte jeweils aus den erspar- Aber es gab zwei Dinge, die mich motivierten, die- tur mit Vorderhaus und Hinterhaus und dazwi- ten Mieterträgen gesichert werden, die dadurch in sem Haus und der Stadt treu zu bleiben: Zum einen schenliegendem Treppenhaus mit Lichtschacht hat den ersten zehn Jahren kaum Kapitalrückfluss er- finde ich, sollte man weiterhin in der Berner Alt- sich bis heute erhalten. Zwei Wohnungen sind auf brachten. Durch dieses Vorgehen konnte verhin- stadt ‚normal‘ wohnen können und zum andern einer Etage, die eine mit zwei Zimmern zur Gasse dert werden, dass eine massive Mietzinserhöhung schien mir dieses Haus in der einfachen Form, die hin, die andere mit einem Zimmer nordseitig zur vorgenommen werden musste, die eine Änderung es hatte, erhaltenswert. Ich stand damals ohne Mit- Aare. Sie sind nicht sehr gross und eher niedrig. des Mieterpublikums zur Folge hätte. In erster tel vor einem Haus mit einem enormen aufgelau- Im Untergeschoss, resp. ebenerdig von der Post- Linie galt es, jeder Wohnung ein eigenes WC ein- fenen Unterhalt. Das Vorgehen, nach und nach zu gasshalde her, war bis in die frühen 80er Jahre eine zubauen. Die südseitigen Wohnungen erhielten sanieren, also erst dann das Geld zu investieren, Backstube. Das Brot wurde im gassenseitigen Ge- eine neue Küche mit einem Dusch-und WC-Be- wenn sich wieder welches angesammelt hatte, war schäft im Parterre verkauft. Ebenfalls nordseitig reich. Die Wohnungen auf der Nordseite wurden nur möglich, da ich nicht auf die Rendite ange- ist ein wahrscheinlich im 19. Jahrhundert ange- derart umgestaltet, dass der schmale Korridor nun wiesen war, sondern sie als meine Altersvorsorge brachter, zweigeschossiger Anbau, auf dessen zum Wohnungsinnern gehört, abgeschlossen durch betrachte. Dach eine für alle Hausbewohner zugängliche Ter- die neu zum Treppenhaus angebrachte Wohnungs- Heute, über 20 Jahre später kann ich sagen: Ich rasse liegt. Pro Etage war eine gemeinsame Toi- tür. Der Bereich der Laube, dadurch zur Wohnung habe Freude an diesem Haus. Die Wohnungen sind lette auf der nordseitigen Laube, erreichbar vom gehörend, kann mittels Vorfenstern als temperier- einfach, günstig, und das Haus hat eine spezielle Treppenhaus über einen schmalen Korridor. ter Bereich genutzt werden und ist nun mit Dusche Stimmung. Es ist auf eine stille Art ein Manifest und WC bestückt. meiner Philosophie geworden, dass man in der Alt- Die aufgelaufenen Unterhaltsarbeiten machten stadt leben soll und leben kann.» einen Eingriff nötig. Dies betraf nebst der Hülle Die folgenden Punkte wurden, verteilt auf die vier (Dach und Fassade) auch die Haustechnik (Elek- Bauphasen verwirklicht: Architekten, Planung und Ausführung: tro, Sanitär, Heizung) und die Oberflächen (Böden, – Vorbereiten von neuen sanitären Zu- und Ablei- Urs Brülisauer, Burgdorf, abgelöst durch Viktor Malerarbeiten). Weiter mussten behördliche Auf- tungen im Lichtschacht Hirsig, Bern lagen erfüllt werden (Brandschutz). Für die Woh- – Küchen und Bäder. Wohnungen Südseite Quellen: Wohnen in der Altstadt – Fünf gute Bei- nung drängte sich eine Komfortsteigerung auf was – Küchen und Bäder. Wohnungen und Gewerbe- spiele. Herausgeber Netzwerk Altstadt, Burgdorf/ die Küchen anging, zudem musste ein je eigenes raum UG Nordseite, Laube Nord, Dachwohnung NZZ vom 28.12.2008 Günstig wohnen in der Alt- WC in der Wohnung gebaut werden, neu mit Du- Nord, Fassade/ Dach Nordseite stadt/Gespräch mit Viktor Hirsig. sche. Duschen gab es früher nicht oder nur ver- – Treppenhaus Für die wertvolle Mitarbeit und die umfassende einzelt mit Kabinen in der Küche in Eigenbau. – Dach/ Fassade Südseite Auskunft sei Viktor Hirsig und Ruedi Schneiter Besonders bei den Gebäudeteilen, die mit Wasser – dazwischen bei MieterInnenwechseln Renova- herzlich gedankt! ig in Berührung kommen (Dachkonstruktion, Lukar- tion von Zimmern (Spannteppiche raus, richtige nen, WC in den Lauben, Küchen) bestanden Un- Anstriche, Kleinunterhalt) dichtigkeiten, welche zu Schäden, auch statischen, – Heizung Vom 17.– 22. März wandeln an der Riegkonstruktion führten. Gaszentralheizung im Dach mit Beistellboiler Sie mit uns auf den Blumen- für das Warmwasser Die Zielsetzung und Herausforderung bei der Wärmedämm- Massnahmen konnten vor allem pfaden des Modefrühjahrs. Renovation bestanden darin, den grossen aufge- bei Dachboden, Dachschrägen und beim neuen Gerne bieten wir Ihnen einen laufenen Unterhalt abzuarbeiten, ohne dabei die WC-/ Duschen-Anbau auf der Nordseite reali- Grundstruktur des Hauses mit seinen zwei Woh- siert werden. Tee oder einen Espresso mit nungen pro Etage zu verändern. Der Standard, na- einem feinem Gebäck an. mentlich betreffend Küche und Bad, sollte Fazit: Im Innern blieb der kompakte und klein- Wir freuen uns auf Sie! heutigen Bedürfnissen angepasst werden, aber so, räumige Charakter des Hauses bewahrt. Durch die Dominique Walther-Favre dass die Mieten dabei nicht allzu stark ansteigen Etappierung der Renovationsarbeiten und durch müssten. den Verzicht auf Gewinnausschüttung über min- destens zehn Jahre konnte die Finanzierung im Die Lösung, Grundstruktur des Hauses, Anforde- Griff behalten werden, was eine Vermietung der rungen an den Komfort und Aufwand zu einem sanierten Ein- und Zweizimmerwohnungen unter Kramgasse 3 3011 Bern Tel. 031 311 62 64 gangbaren Kompromiss zu verschmelzen, wurde 1000 Franken weiterhin ermöglicht. 10 ANGEBOTE Brunne Zytig, 14. März 2014 A. STEIGER ELEKTRO AG

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Altstadt-Wassergeschichte und -geschichten, Teil 3: Die heutige Abwasserentsorgung Die verborgene schauerlich- schöne Welt der Kanalisation

Die Gegenwart wurzelt stets in der Vergangenheit. stücke», erklärt Mitter mit leisem Lächeln. Hinter Deshalb beginnt dieser dritte und letzte Teil unse- dem Glas ist ein wildes Sammelsurium aufgereiht, rer Altstadt-Wassergeschichte und -geschichten das Spielzeugauto fehlt ebenso wenig wie Pinzette, auch im über 300 Jahre alten Rathaus-Kanal, dem Rasiermesser, Perlenketten, Uhren, Silberlöffel und auch öffentlich zugänglichen Schau-Ehgraben so- Schlüssel und selbst ein Gebiss. Die Chancen, einen zusagen. Alles an diesem Kanal atmet Vergangen- Gegenstand wiederzufinden, der irrtümlich im WC heit. Dennoch ist er in das Abwasserent sorgungs- gelandet und in die Kanalisation gespült wurde, sind system der Gegenwart eingebunden. Deshalb wird allerdings klein. «Spätestens nach einem Tag hat das Von ganz oben erkennt man tief unten den Ehgraben diese Geschichte auch nicht mit der Kanalbegehung Wasser alles weggespült», sagt Mitter. Er muss es enden, sondern weiterführen ins moderne Pump- wissen, kennt er das Kanalnetz doch seit 14 Jahren werk im Längmauerweg und in die ziemlich unbe- wie seine Hosentasche. Ein etwas unappetitlicher Anblick kannte Tropfsteinhöhle am Klösterlistutz. Denn Wir gehen tiefer in den Kanal hinein, steigen eine auch sie hat, indirekt wenigstens, mit dem heutigen Der Zubringer-Kanal aus dem Rathaus lange Wendeltreppe hinunter, die sich in steilen Abwasserkonzept der Stadt zu tun. Der Gang zweigt jetzt nach links ab, mein Beglei- Windungen in die Tiefe schraubt, vorbei an Graffi- ter eilt voraus, unübersehbar in seiner grellorange- tis, eingeritzte Initialen, zumeist versehen mit Jah- Der Einstieg in den Rathaus-Kanal liegt diskret ver- farbenen Arbeitskluft. Dumpf hallen seine reszahlen aus dem vorvergangenen Jahrhundert. borgen unter einer grossen viereckigen Metallplatte dicksohligen Schnürstiefel auf dem Steinboden. Mitter vermutet ehemalige Kanalarbeiter als Urhe- am Fusse des Rathauses in der Postgasshalde. Mi- Leises Wasserrauschen ist zu hören. Es ist hör- und ber. Mit jedem Schritt scheint es etwas wärmer zu chael Mitter, der Mann, den der Kanalnetzbetrieb auch riechbar, dass hier die eigentliche Kloake be- werden – und der Geruch schärfer. Es stinkt immer des Stadtberner Tiefbauamts für meine Führung ginnt. Vor einer Maueröffnung bleibt Mitter stehen. mehr nach Urin – und auch nach Kot. Man riecht durch die unterirdische Welt der Abwassers abge- Sie gibt den Blick frei auf einen etwas über einen den Ehgraben ehe man ihn sieht. Mitter, ein schlan- stellt hat, ist bereits dabei, die fünf-Franken-gros- Meter breiten Raum mit fleckigen Sand- und Tuff- ker, sportlich wirkender Mann, schmunzelt. «Man sen flachen Schutzplättchen an den Kanten der steinwänden, der sich nach einigen Metern zu einer gewöhnt sich an den Geruch», sagt er. Man atme Platte und die darunterliegenden Schrauben zu ovalen torähnlichen Rundung verengt. Den Boden eben mehr durch den Mund als durch die Nase. lösen. Mit heiser schrillem Kreischen drehen sie bildet eine leicht geneigte offene Rinne aus Stein, Ausserdem dufte es manchmal ja auch ganz fein: sich aus dem Gewinde. Sanft lässt sich nun der Dek- deren Sohle im Lauf der Zeit fast schwarz geworden Wenn Duschwasser oder Waschmaschinenwasser in kel anheben. Ein feuchter und leicht modriger Ge- ist von all den Abwässern, die seit über 300 Jahren die Kanalisation ströme. ruch weht aus dem Schacht. hindurchgeflossen sind. Am Ende der Wendeltreppe gelangen wir zu zwei Das sei der Seitenkanal, der das Abwasser der Lie- Mitter sichert die Schutzgitter und zieht mit geüb- kleinen steinernen Vorsprüngen. Sie rahmen den genschaften ableite, die an diesen Ehgraben ange- tem Griff die Aluminiumleiter heraus, die zwei eigentlichen Ehgraben ein. Aus einer kleinen schlossen sind: das Rathaus, die Staatskanzlei und Meter tief in die Unterwelt hinabführt. Er mustert Rohröffnung unterhalb der Wendeltreppe tröpfelt die heutige Berufsfachschule des Detailhandels, nochmals prüfend mein Schuhwerk, scheint aber das Abwasser aus dem Seitenkanal in den Ehgra- klärt mich Mitter auf. Dieser Kanal sei jedoch kein mit dessen Robustheit zufrieden zu sein. Seine ben. Es ist offenbar keine Pausenzeit, der Wasser- Ehgraben. «Denn er liegt nicht auf einer Grund- Mahnung zur Vorsicht ist dennoch angebracht, ist abfluss dementsprechend gering. Die Abflussrinne stückgrenze». doch die Leiter nur mit einem mutigen und weiten des Ehgrabens ist an dieser Stelle verhältnismässig Schritt über den Abgrund zu erreichen. Die Spros- Während er noch redet, ergiesst sich aus einer run- breit – und ganz flach. Wie in einem kleinen Teich sen erzittern unter meinem Gewicht, die Seitenteile den Öffnung in der Wand des Seitenkanals ein Was- dümpelt auf dem Wasser ein fahlfarbener Teppich der Leiter sind eiskalt und glitschig vor Nässe. Ich serschwall in die Sohle und schleudert die aus verklumpten Papierresten, aufgequollenen vermeide den Blick nach unten und klettere tapfer Hinterlassenschaft eines WC-Gangs in die Rinne. Tampons und Fäkalienstücken. «Wenn die Kanal- abwärts in den Betonschacht. «Ein Hausanschluss», sagt der Kanalfachmann la- sohle flach ist, dann bleibt natürlich das schwere konisch und macht mich auf den bräunlichen Material liegen, weil sich das Wasser den Weg des Vom Fuss des Schachts führt eine steile Steintreppe Schleim unterhalb der Öffnung des Anschlusses geringsten Widerstandes sucht und drumherum weiter in die Unterwelt hinein, geradewegs auf aufmerksam: Die sogenannte Sielhaut, ein Konglo- fliesst», kommentiert Mitter die etwas unappetitli- einen schmalen Schaukasten zu. «Unsere Fund- merat aus Waschmitteln, Seife und Fäkalien. che Szenerie.

Der steile Einstieg in die Unterwelt In diesem Teil des Ehgrabens staut sich das Abwasser 12 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG Brunne Zytig, 14. März 2014

Bei hartnäckiger Verschmutzung ist Handarbeit Anfang des 20. Jahrhunderts problematisch gewor- angesagt den sei. 1920 sei deshalb beim Marzili ein Abwas- Doch wenn der Abwasserstrom stärker wird, leert ser-Stollen gebaut worden, der erst nach der sich auch dieser Fäkalienteich. «Wir haben in der Lorraine-Brücke wieder in die Aare mündete. «So Berner Kanalisation ein Mischabwassersystem: hat es erst nach der Stadt wieder gestunken», grinst Haushaltsabwässer aus Küche, Bad und Waschkel- er. Der Stollen sei noch heute in Betrieb, aber jetzt ler, dazu das Regenwasser. Das reicht, um den münde er natürlich auch in die Sammelleitung zur Dreck wegzuspülen». Oder in Zahlen ausgedrückt: Kläranlage. 60 Millionen Liter Abwasser fliessen jeden Tag Ziemlich weit hinten im Längmauerweg parkieren durch das gesamte Berner Kanalnetz. Von dessen wir. Mitter geht zu einem ganz gewöhnlichen Ka- insgesamt 320 Kilometern Länge die Ehgräben in naldeckel und öffnet ihn. Darunter ist ein grosser der Altstadt allerdings nur gerade etwa acht Kilo- Betonschacht. Das sei «der Pumpensumpf vom meter ausmachen. Abwasserpumpwerk Längmauer» – der Sammel- kanal, in den auch das Wasser des Rathaus-Kanals Der Stadtbach ist als Ehgrabenspüler überflüssig ge- fliesse. Rund 10 000 Liter Wasser könne er spei- worden», lacht Mitter. Genauso wie der amtlich be- chern. «Wenn er voll ist, springen die Pumpen an stallte Ehgrabenspüler, der – in der Nachfolge des und befördern das Abwasser in die Sammelleitung mittelalterlichen Stadtbachmeisters – sich noch bis zur Kläranlage». Tief unten im Pumpensumpf gur- etwa 1990 um die Flutung der Ehgräben kümmerte. gelt und schäumt das Wasser. «Da war jetzt wohl Doch wenn der Dreck wirklich nicht weichen will, das Nydegg-Pumpwerk voll und hat sein Wasser dann müssen die Mitarbeiter des Kanalnetzbetriebs in diesen Kanal abgepumpt». Zeitungsgrosse Pa- ran und nachhelfen. Mit Hochdruckspüldüsen und pierstücke schwimmen auf dem Wasser. «Es gibt Schläuchen etwa. In ganz hartnäckigen Fällen aber nichts, was die Leute nicht ins WC werfen», seufzt nach wie vor mit der Schaufel. So wie schon vor der Kanalfachmann. Daran, dass dadurch Kanäle hunderten von Jahren. und Pumpen verstopft werden könnten, denke nie- mand. Die Vertreibung der Ratten aus dem Kanalpa- radies Leistungsstarke Abwasserpumpen Auf dem Felsvorsprung neben dem Ehgraben liegt Das unterirdische Pumpwerk ist nur wenige Schritte ein halbes Dutzend kleiner schwarzer, ovaler Kegel. entfernt. Ein leises Dröhnen füllt den fast klinisch Mitter hat meinen Blick bemerkt. «Wir kriegen hier Steil führt der abwasserumflossene steinerne Steg sauberen Raum. Die drei kleinen, blitzblank polier- immer wieder mal Besuch von Ratten». sagt und lä- durch den Kanal ten blauen Maschinen auf ihren weissen Sockeln chelt fast ein wenig spitzbübisch. Aber nach der lassen mich eher an hübsch designte Zapfanlagen letzten, rund 15 Jahre dauernden Sanierung der Von «Hühnerleitern»… für Bier denken als an Abwasserpumpen. Mitter marod gewordenen Ehgräben vor ein paar Jahren Wir treten auf eine kleine Plattform aus Blech. Von versucht seine Erklärung möglichst einfach zu hal- habe sich ihre Zahl merklich verringert. Die un- hier aus führt ein sehr spezieller Weg fast 100 Meter ten: «Oben ist der Motor und unten das Pumpge- dichten Steinsohlen seien fast überall durch Kunst- steil nach unten: Ein auf beiden Seiten vom Ab- häuse. Das saugt das Wasser vom Pumpensumpf stoffhalbschalen ersetzt worden, in denen das wasser umflossener, etwa 20 Zentimeter breiter und über die Leitung an und pumpt es nachher hoch in Abwasser schneller abfliesse. «Ratten rennen nicht ebenso hoher Steg aus Stein. Der besseren Trittsi- die Sammelleitung». Mit einer Leistung von 30 PS durch Wasser, wenn sie nicht müssen», sagt er. cherheit wegen sind auf dem Steg in regelmässigen bräuchten die Pumpen allerdings recht viel Strom. Wenn die Essensreste, die halt leider immer noch Abständen Steigeisen montiert. «Das ist meines Ein Stromausfall sollte tunlichst nicht länger als ins WC geschüttet würden, jetzt schneller als früher Wissens einzigartig im Abwassersystem der Stadt», zwei Stunden dauern. «Wenn die Pumpen dann an den Ratten vorbei schwömmen, dann «hat die meint Mitter und in seiner Stimme schwingt durch- noch immer nicht arbeiten, dann fliesst der Pum- Ratte nichts mehr davon und sie verzieht sich». aus Stolz mit. Der Gang auf diesen beiden «Hüh- pensumpf über eine Notentlastung in die Aare». nerleitern» wie Mitter die beiden Stege nennt, ist indes einfacher und komfortabler als gedacht. Kanal-TV zur Schadenserkennung Um solch unerbauliche Gedanken zu verdrängen, …und «Ochsenaugen» lasse ich mir jetzt gerne die hochmoderne Technik Zweieinhalb Meter hoch ist hier der Rathaus-Kanal. im Kanalinspektionsfahrzeug zeigen. Eigentlich ist Ein Luxus für Kanalarbeiter. Der Ehgraben in der es ein Fernsehwagen, vollgestopft mit Kabeln, Kreuzgasse sei zum Beispiel nur einen halben Bildschirmen und digitaler Computertechnik. Nur Meter hoch. «Da müssen wir dann auf den Knien verbreitet das Kanal-TV kein Fernsehprogramm, durch die seifige Brühe rutschen, nur im Schein der schon gar kein «subversives», wie Mitter vergnügt Helmlampe». Zügig geht Mitter weiter. Die hellen frotzelt, sondern zeigt Bilder aus dem Inneren der Streifen seines wasserfesten Schutzanzugs schillern Abwasserkänale. Aufgenommen werden sie von gleissend weiss im Licht der Scheinwerfer. Er zeigt einem kleinen Fahrwagen, den Mitter jetzt am auf eine zugemauerte runde Öffnung. Die «Och- Stahlseil auf die Strasse herunterlässt. senauge» genannte barocke Fensterform verweist auf die Entstehungszeit des Kanals Mitte des 17. Angetrieben von einem Elektromotor surrt das Jahrhunderts. Der Kanal sei entlang des aufge- wasserdichte Gefährt alsbald über den Asphalt und schütteten Aarehangs verlaufen und damals wohl reckt seinen ausfahrbaren Aufbau mit der 360- ein Stückweit sichtbar gewesen, mutmasst er. Grad-drehbaren Schwenkkamera in die Luft. Der

Wir haben das Ende des steinernen Stegs erreicht und stehen auf einem Gitterrost unter dem etwa vier Das Geländer ist durchaus hilfreich beim Gang Meter hohen Ausstiegsschacht. Tief unter uns führt über die «Hühnerleiter» der alte Kanal weiter bis hinunter zum Längmauer- weg, um unweit des heutigen Kinderspielplatzes, direkt in die Aare zu münden. Heute wird das Ab- wasser des Rathauskanals allerdings durch ein Rohr in die Mischwasserkanalisation im Längmauerweg geleitet. Und die wiederum führt in die Sammellei- tung, die zur Abwasserreinigungsanlage Bern-Neu- brück führt, die seit 1967 in Betrieb ist.

Unterwegs zum Pumpensumpf Dieser Sammelkanal im Längmauerweg ist unser nächstes Ziel. Auf der Fahrt sprechen wir über die Abwasserverschmutzung der Aare. Mitter erzählt, Der wendige Kanalkontrolleur filmt mit seiner Ka- dass die Verschmutzung der Aare durch Fäkalien mera die Schäden im Kanal Brunne Zytig, 14. März 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 13 kleine Kanal-Kontrolleur kann auch unter Wasser Agenda mit seiner Kamera millimetergenau die Kanäle ab- filmen, seine starke LED-Lampe leuchtet Rohre • 12. Museumsnacht Bern und Wände bis zu zwei Meter weit aus. Aber Mit- 21. März, von 18.00 bis 02.00 Uhr; www.mu- ter, selbst TV-Wagen-Operateur, weiss: «Die Ka- seumsnacht-bern.ch; Vorverkauf des Ticket- mera sieht nur soviel wie der Operateur, der den Armbands u.a. im Online-Shop und in allen Fahrwagen steuert und die Live-Bilder mitver- beteiligten Institutionen. folgt. Sieht der Operateur einen Schaden nicht, dann fährt der Wagen weiter». • Berner Handwerker-Märit

Gefährliche Risse Samstag, 5. April, 8 – 16 Uhr Samstag, 3. Mai, 8 – 16 Uhr Nach seiner Erfahrung sind Risse die häufigsten Samstag, 2. Juni, 8 – 16 Uhr Schäden in den Ehgräben. Tritt dann Abwasser aus, hat das nicht nur üble Geruchsfolgen. Denn • Vide Grenier die Ehgräben liegen in der unteren Altstadt zumeist Michael Mitter macht seine Arbeit grossen Spass – Samstag, 26. April über den Kellergeschossen der Häuser. Sickert dort auch dann, wenns stinkt und die Umstände widrig über einen längeren Zeitraum Abwasser ein, sind sind • 33. Grandprix von Bern feuchte Wände, Schimmelpilz und bröckelndes 10. Mai Gemäuer die Folge. Regelmässige Wartung und pellenartigen Höhlenwand. Dass man überhaupt Die schönsten zehn Meilen der Welt; Kontrolle seien die beste Vorbeugung, sagt Mitter daran gedacht habe, in dieser Feuchtigkeit einen Anmeldeschluss ist der 19. April. mit Nachdruck und verstaut das 50 000 Franken Luftschutzraum zu bauen... Mitter schüttelt ver- teure Kamera-Roboterchen vorsichtig wieder in ständnislos den Kopf. Auch dem Berner Gemein- • Neuzuzüger-Anlass Frühling seinem Gestell. «Zeit für das Sahnehäubchen», derat dämmerte damals, dass das womöglich doch 17. Mai meint er dann und hält mir die Autotür auf. Ge- kein so guter Plan war. Im Sommer 1945, nachdem Mit Apéro und Altstadtführung, Besammlung meint ist damit aber nicht Kaffee und Kuchen – sich die Baukosten innert eines Jahres auf knapp 50 auf dem Rathausplatz. obwohl das jetzt sicher auch keine schlechte Idee 000 Franken fast verdoppelt hatten und wieder Frie- wäre. Mitter meint den Höhepunkt der Führung. den herrschte in der Welt, beantragte er, den Stollen • Bern in Blumen durch Zumauerung des Eingangs endgültig zu ver- Juli/August Die Tropfsteinhöhle schliessen. Was auch geschah. Bis die Menschen Wettbewerb der Stadtgärtnerei um den schön- Durch die Luftschlitze in der unscheinbaren Alu- vom Tiefbauamt Mitte der 80er Jahre kamen, um sten Geranium-Fensterschmuck (Anmeldedaten miniumtüre am Klösterlistutz dringt Wasserge- einen neuen Abwasserkanal zu bauen. Und die für Neuteilnehmer werden in der nächsten murmel, das beim Eintritt in den Vorraum zum Tropfsteinhöhle dem Vergessen entrissen. Brunne Zytig bekanntgegeben). Getöse anschwillt. Mitter geht auf ein Betonbek- ken zu. «Das ist eine Entlastung aus dem Raum Michael Mitter, der knapp vierzigjährige Querein- • ArtStadtBern Ostring/Wankdorf, die Regenwasser bringt, das steiger beim Kanalnetzbetrieb, schliesst behutsam 12./13. September hier ins Tosbecken fliesst». Ich müsse mir dieses die Tür zur Höhle. Bescheid zu wissen, was unter Öffentliche und private Räume in der Berner Becken vorstellen wie eine grosse Badewanne, in dem Boden alles vorhanden ist – das sei das Fas- Altstadt werden von Kunstschaffenden zu der sich das Wasser gleichsam durch sich selbst zinierende an seiner Arbeit, sagt der ehemalige Kunsträumen gestaltet und an zwei Tagen der bremse, damit es langsam und nicht mit zerstöre- Landschaftsgärtner bedächtig. Die verschiedenen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. rischem Schwung in die Aare fliesse. Gräben und Bauten, die Millionen Liter fassenden Regenrückhaltebecken. Er schweigt einen Mo- • Neuzuzüger-Anlass Herbst Als man diese Entlastung vor bald 30 Jahren ge- ment lang. «Das alles ist eine ganz eigene Welt». 18. Oktober baut habe, da habe man die Tropfsteinhöhle wie- Mit Apéro und Altstadtführung, Besammlung derentdeckt. Mitter schliesst eine weitere Türe auf. Text und Fotos: babü auf dem Rathausplatz. Wir betreten einen etwa 75 Meter langen, nicht allzu hohen Gang. Der sieht zunächst aus wie ein Das Stadtberner Tiefbauamt bietet auch öffentliche ganz normaler Tunnel oder wie ein Luftschutz- Führungen (ab 8 Personen) an. Weitere Informa- raum. Was ja auch der Zweck des Stollens gewe- tionen unter [email protected] oder telefonisch: sen wäre, hätte man ihn 1944 fertig gebaut. Kühl 031 321 56 86 ist es und relativ feucht. Doch kaum haben wir den ursprünglichen Son- dierstollen erreicht, tief im gewachsenen Fels drinnen, geraten wir in eine verwunschene Welt. Kalkablagerungen überziehen den Stein mit einem unregelmässigen Faltenwurf, formen an den Wänden bizarre grünlich-graue Gnomen- gesichter und verschlun- gene Muster. Steinge- wordene Fäden verhül- len die Decke wie zerris- sene Schleier.

Auf dem Boden liegen löchrige Kügelchen aus Kalk. «Wie Murmeln sehen die aus», findet Mitter. Es wird immer feuchter und kälter. Un- aufhörlich tropft das Sickerwasser von Decke und Wänden. Wir plant- schen durch Wasser bis ganz nach vorne zum kleinen See vor der ka- Eine verwunschene, in Schöheit erstarrte Welt 14 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG Brunne Zytig, 14. März 2014

auf legt, ihren Kunden auf Augen- und Herzhöhe Die letzte Privatmetzgerei in zu begegnen. der Berner Innenstadt Sonya weiss was Kunden wollen Heute sind die Kunden der Pferdemetzg jünger und Es gibt Menschen, die ihrer Vision treu bleiben, sich durch den Wandel nicht aus der Bahn auch mehr auf Beratung angewiesen, zum Beispiel werfen lassen, die trotz Schwierigkeiten ihre Liebe zum Beruf nicht aufgeben und mit ihrer wie sie ihre Gäste mit einem Stroganov beeindruk- Beharrlichkeit Kunden etwas ganz Besonderes bieten. Zu diesen Leuten gehören Max und ken können, welche Gewürzmischung zum Kote- Sonya Grunder von der gleichnamigen Pferdemetzgerei an der Rathausgasse 24. lette passt oder wie lange man ein Plätzli à la Minute pro Seite grilliert. Sonya kennt ihre Kunden, ihre Familienfreuden und Gesundheitsgeschichten. Sie Die Pferdemetzgerei weiss natürlich auch, wie die Kundin das Fleisch Grunder hält auch in der gerne möchte: von welchem Stück sie es mag, wie Zeit der Massenproduk- es geschnitten sein soll, ob sie es durchzogen oder tion und des Kosten- mager bevorzugt und selbstverständlich auch, wel- drucks an ches Kind sich an einem «Fleischrädli» erfreut. Qualitätsprinzipien fest, die bis ins Jahr 1907 zu- Veränderte Kochgewohnheiten rückgehen, als Max Neben den Einkaufsgewohnheiten haben sich auch Grunders Grossvater im die Lagerungs- und Kochgewohnheiten geändert. eine Der Anteil von verarbeiteter Tiefkühlkost hat sich kleine Pferdemetzg er- in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Heute öffnete. Ab 1925 bis wird weniger gekocht, und wenn, dann einfacher 1940 war er an der und schneller mit Burger, Plätzli, Steak oder Pfer- Brunngasse 48 tätig. In detatar. Wie man einen «Suure Mocke» zubereitet den 40er Jahren verlegte oder ein Gulasch, gerät in Vergessenheit. der Vater den Laden an die damalige Metzger- Gutes Fleisch aus dem Emmental gasse. Max Grunder Früher, bis zur Schliessung des Schlachthofs Wy- schlachtet zwar nicht lerhof in den 90er Jahren, hat Max Grunder noch mehr selber, aber er be- Grossvater Max Grunder Ende 20er Jahre vor den Lauben der Brunngasse 48. selber geschlachtet. Mit Jeep und Anhänger holte er reitet das Fleisch immer jeweils das Pferd beim Bauer ab und fuhr es zum noch selber zu, stellt die Würste selber her und räu- Privatmetzgerei in der Innenstadt. Den Grund dafür Schlachthof und hat es geviertelt zurückerhalten. chert sie in der eigenen Räucherkammer. benannte Max Grunder bereits 2011 im Audio- Heute erhält er sein Qualitäts-Pferdefleisch in Vier- guide Rathausgasse: «Gute Leute gäbe es schon teln von einer befreundeten Metzgerei in Hasle-Rü- Grunder im Jahre 1990 noch, aber wer will schon 14 Stunden als Metzger egsau. Er beint das Fleisch aus, dressiert und Vor 24 Jahren hat Sonya Grunder bei der Pferde- in einem Familienunternehmen arbeiten, wenn er portioniert es. Sämtliche Würste stellt er selber her metzgerei ihre Stelle angetreten. «Damals, im Jahre als Betriebsleiter einer industriellen Grossmetzge- und räucht sie in der eigenen Räucherkammer. Für 1990, hatten die Grunders noch doppelt so viele Pri- rei einen gut bezahlten und zeitlich geregelten Job die Qualität seiner Würste hat Max Grunder viele vatkunden wie heute», sagte sie. «Sie waren aller- hat». Auszeichnungen erhalten. Und bei der Berner Feu- dings älter, preisbewusster und auch erwehr etwa sind besonders die Landjäger beliebt. entscheidungsfreudiger und konnten noch vielfälti- Grunder auf Augen- und Herzhöhe ger kochen. Sie wussten zum Beispiel, wie sie das Die Grunders führen den Kundenrückgang teilweise Ein langes glückliches Leben «langsamere und währschaftere» Fleisch zu einem auf die eingeschränkten Parkmöglichkeiten zurück Vom Pferd wird ausser dem Schädel und dem Fett feinen Ragout oder einem saftigen Braten zuberei- und auf das rigorosere Durchgreifen der Polizei ge- nichts weggeworfen. Die besten Stücke sind für an- ten konnten.» genüber «Parksündern» in der Rathausgasse. Ein spruchsvolle Kunden bestimmt. Doch auch die we- weiterer Grund sind die veränderten Einkaufsge- niger zarten Fleischstücke, Innereien und Knochen Gute Leute gibt es schon wohnheiten, die nicht nur dieser Familienbetrieb werden verwertet. Sie sind für die Hunde bestimmt. Damals war es den Pferdemetzgereien untersagt, merkt. Der Einkauf von Lebensmitteln ist, mit we- Viele von ihnen leiden an Allergien, sagt Sonya. Sie neben dem hellen Schweinefleisch, das sich vom nigen Ausnahmen, zum Beispiel des «Münster- dürfen nur noch Rossfleisch essen und Kartoffeln. dunklen Pferdefleisch unterscheidet, auch andere gass-Märits» am Samstag, zu einem lustlosen Pferdefleisch ist in diesem Fall geeignet. Es ist näm- Fleischarten zu verkaufen. Diese Verkaufsrestrik- Rennen um die Zeit verkommen, das man so lich frei von Allergieverursachenden Futterzusätzen. tion ist in den letzten Jahren gefallen, was wohl schnell wie möglich hinter sich bringen möchte. Pferde werden nicht gemästet wie zum Beispiel auch mit der Schliessung der vielen Familienmetz- Bevorzugt wird der Einkauf «Alles unter einem Hühner, Kälber oder Rinder. So haben die Hunde- gereien zu tun hat. Allein in der Berner Innenstadt Dach» beim seelenlosen Grossverteiler, wo Kun- besitzer die Sicherheit, dass ihre Lieblinge gutes haben in den letzten 24 Jahren knapp ein Dutzend den auf den Strichcode ihrer Karte reduziert wer- Fleisch essen und ein langes glückliches Leben füh- Metzgereien geschlossen. Zuletzt die Metzgerei den und der Dialog häufig auf vier Worte ren, was wir auch unserer letzten Familien-Stadt- Steiner in der Kram- und die Metzgerei Sieber in «Grüesech», «Ja» oder «Nein» und «Ade» ver- metzgerei wünschen. der . Heute ist Grunder die einzige kümmert ist. Ganz anders bei Sonya, die Wert dar- drs

Blick ins Schaufenster der Rossmetzg Grunder an der Rathausgasse 24. Sonya Grunder gibt Tipps, wie man einen saftigen Braten zubereitet. Brunne Zytig, 14. März 2014 30 JAHRE BRUNNE ZYTIG 15 Zuhause in den unverrückbaren Gassen, Lauben und Gemäuern Rückblick auf die letzten 30 Jahre in der Matte, ein Gespräch mit Silvia Lanz.

Silvia, vor 30 Jahren warst Du im besten Teenager- Fahrt mit dem Matte-Lift ein gelbes Ticket. Wenn alter. Was hat die Jugend damals gemacht in der ich alle Tickets gesammelt hätte, könnte ich heute Matte? meine Wohnung damit tapezieren! Früher habe ich Es war die Zeit der Töffli! Unser liebster Zeitver- manchmal von meiner Grossmutter 40 Rappen er- treib bestand darin, uns auf dem Mühliplatz oder halten. Dann stellte sich jeweils die Frage, ob ich beim Mattelift zu treffen, den Töfflimotor anzu- mir ein Weggli kaufe oder mir eine Liftfahrt nach werfen und eine kleine Runde zu drehen. Manch- oben leiste. Mir ist kürzlich aufgefallen, dass die mal sind wir bis zum Flughafen Belp gefahren und Preise für ein Weggli und eine Liftfahrt noch heute haben dort eine Ovo oder ein verbotenes Bier ge- ungefähr gleich hoch sind. trunken. Wir hatten auch einen Jugendtreff, dort wo heute das Theater Matte heimisch ist. Sogar Ju- Seit das Lädeli am Läuferplatz geschlossen hat, ist gendliche aus dem Breitsch kamen bis zu uns. Wir uns der Matte-Lade als einzige Einkaufsmöglichkeit durften auf eine Mauer im Luftschutzkeller Graffi- für Lebensmittel geblieben. Hast Du Erinnerungen tis sprayen, das war eine kleine Sensation. an eine vielfältigere Lädeli-Kultur? Ich kann mich noch gut an den Laden von Frau eine verbotene Zone. Als Erklärung für das Verbot Heute gilt das Matte-Quartier vielerorts als Aus- Stucki an der Schifflaube erinnern. Sie hatte alles, dienten meinen Eltern die Kleider, die dort so gehmeile, wie war das in den 80er Jahren? was wir brauchten. Wirklich beeindruckend fand ich schnell dreckig wurden. Heute weiss ich, dass auch Da war natürlich die ‚Dili‘ (Tanzdiele Matte), das aber die Strickmaschine im Hinterzimmer, wo Frau der links-alternative Anstrich des Spili nicht in das war damals ein sehr angesagtes Lokal und wir Stucki auf Bestellung Pullover und Jäggli strickte. Weltbild meiner Eltern passte. Wir Kinder haben haben regelmässig versucht, mit gefälschten Aus- An der Schifflaube gab es überhaupt noch viele ver- vor 30 Jahren noch oft in der Badgasse gespielt, weisen bereits vor dem Mindestalter 16 hereinzu- schiedene Läden. In der Bäckerei Hirsbrunner gab auch Ballspiele. Die Parkplätze waren damals kaum kommen. Die 80er Jahre Discos waren aber schon es nebst Backwaren ein paar grosse Gläser, die mit besetzt und es gab genug Platz zum Spielen. Beim sehr anders als die heutige Clubszene: Alkoholver- Kaugummis gefüllt waren. Wer eine Mutprobe be- Zähringer gab es eine Art Barriere, ab hier spielten bot und Schluss um kurz nach Mitternacht! Der stehen wollte, versuchte einen dieser Kaugummis dann die Schifflaube-Kinder. nächtliche Töfflilärm der Discobesucherinnen hat zu stibitzen. Ich wurde leider erwischt und erinnere übrigens schon damals für Ärger gesorgt. mich noch lebhaft an die Strublete von Frau Hirs- Du hast während ungefähr 5 Jahren nicht an der brunner. Zuvorderst an der Schifflaube gab es Ge- Badgasse, sondern im tiefen Emmental gelebt. Wo bist du in den Kindergarten und zur Schule ge- müse und diverse Spezereien. Das war das Reich Warum bist Du wieder an die Badgasse zurückge- gangen? von Lilli Maurer, einer sehr gepflegten Dame mit kehrt? Zur Kindergartenzeit habe ich viel Zeit bei meiner einer aufwändigen, hohen Frisur. Und dann gab es Mir gefällt vieles im Emmental, trotzdem ist und Grossmutter an der Gerechtigkeitsgasse 21 ver- noch die beiden Milchläden. bleibt die Matte mein Zuhause. In den alten, unver- bracht. Ich wäre deshalb am liebsten mit den Kin- rückbaren Gassen, Lauben und Gemäuern finde ich dern der unteren Altstadt in den Kindergarten an der Zwei Molkereien in der Matte? Ruhe und Halt inmitten einer schnelllebigen, unbe- Postgasse gegangen. Besucht habe ich aber den Ja, eine an der Schifflaube und die Molkerei Schüp- ständigen Welt. Leute und Läden wandeln sich, aber Kindergarten Fricktreppe. An die Wohnung meiner bach an der Gerberngasse (heutiger Matte-Laden). die alten Gemäuer stehen hier, standhaft und unbe- Grossmutter, zum Beispiel an das WC draussen auf Herr Schüpbach hatte einen VW-Bus, mit dem er irrt, und das Aarewasser fliesst seit Jahrhunderten der Laube, kann ich mich bis heute gut erinnern. Ich auch offene Milch auslieferte. Im Bus transportierte über die gleiche Schwelle. wüsste zu gerne, ob es im Hauseingang immer noch er Milchkannen und Schöpfer in unterschiedlichen so riecht wie in meiner Kindheit…. Die ganze obli- Masseinheiten. Die Leute holten ihre Milch mit dem Und wie hast Du gemerkt, dass die Matte Dein Zu- gatorische Schulzeit habe ich im grossen und im eigenen Milchkesseli ab. Herr Schüpbach fuhr je- hause ist? kleinen Matte-Schulhaus verbracht. Ab der 7. wur- weils zuoberst in die Badgasse und stellte dann den Es gab ein Schlüsselerlebnis. Ich bin mit meinem den Doppelklassen geführt, weil wir in den oberen Motor ab. Und dann konnten wir Kinder den Bus Mann im Emmental vor dem Fernseher gesessen Klassen nicht mehr so viele Kinder waren. Ich hatte von Haus zu Haus stossen, das war immer sehr lus- und habe den Berner Tatort geschaut. Ins Bild einen Lehrer, Herr Stebler, bei dem schon mein tig. kamen die Badgasse, die Aare, die Schwelle. In die- Vater zur Schule gegangen war. sem Moment ist mein Entscheid gefallen. Ich lebe Du selber hast während einiger Jahre den ‚Matte- Welche Erinnerungen hast Du als Badgässlerin an heute mit meinen Söhnen unter der Woche in der Chratte‘ geführt (heutiger Ligu Lehm). Wie ist es den Matte-Lift? Matte, das Wochenende und die Ferien verbringen dazu gekommen? Ich erhalte heute wie schon vor 30 Jahren bei jeder wir im Emmental. Es gibt einen überlieferten Text, Ich habe schon als Kind liebend gern mit dem Chrä- zu dem Ruth und Res Margot den Matte-Rock kom- merli-Laden gespielt. Mit dem Matte-Chratte ging poniert haben. Die Strophen 4 und 5 beschreiben ein Kindheitstraum in Erfüllung. Es war eine meine Gefühle für die Matte auf sehr treffende schöne, aber auch eine schwere Zeit. Zu Beginn ist Weise: der Laden mehr schlecht als recht gelaufen und ich 4. U gani mau id Frömdi, investierte sehr viel Zeit und Geduld. Als es dann wyt nach Amerika, gut lief kam 1999 das Hochwasser… u ghöre ds Wasser rusche, de chunnt mi ds Heiweh a. Ich habe deine beiden Söhne häufig auf dem Läng- muur-Spili gesehen. Hast Du mit dem Spilibesuch 5. I tue der Püntu schnüere, eine Familien-Tradition weitergeführt? u zieh der Heimat zue, Nein, überhaupt nicht. Der Längmuur war für mich uds Bärn, ersch ir Matte, chunt d Längizyt zur Rueh. (Text: Trad. überliefert von Hedi Blank, Margrit Jüni, Peter Möri, Hermann Howald)

Silvia, hast Du einen Matte-Wunsch für die näch- sten 30 Jahre? Die Matte war lange das Armenquartier der Stadt Bern. Ich hoffe und wünsche mir, dass die Matte sich in den nächsten Jahren nicht zu einem übersa- nierten, teuren Luxusquartier entwickelt, in dem es für mich keinen Platz mehr gibt. BR 16 LÄBIGIALTSTADT Brunne Zytig, 14. März 2014

Vide Grenier: Samstag, 26. April 2014 von 10.00 bis ca. 16.00 Uhr sich anderweitig in der Welt der Galerien engagiert und gab das Amt ab. «Stirbt nun der Vide Gre- nier?», wagte ich ängstlich an einer LUS-Vor- Das eingesammelte Leben standssitzung zu fragen, und der Bescheid klang nicht gerade hoffnungsvoll: «Wenn wir niemanden irgendwo zwischen Museum finden, der ihn übernimmt, wird er wohl sterben müssen», meinte Stefanie Anliker, Präsidentin von LUS und VAL. Das konnte und wollte ich nicht und Messie… zulassen! Und so kam es, wie’s musste: Ich stelle In Ausstellungen und auf Flohmärkten treffen sich Menschen und Dinge, die sich sonst nie ge- mich hiermit unseren Lesern als «die Neue» vor, troffen hätten. Es sind Orte der Desillusion aber auch des Trostes, wo wir in die eigene Ver- mit der Sie es bei Ihrer Anmeldung zum diesjähri- gangenheit, aber auch in die eigene Zukunft sehen. Gebrauchtware – für die einen ist sie gen Vide Grenier (und wohl auch in nächster Zu- Kulturgut, für andere Ballast oder schlicht Müll. Flohmärkte sind die kürzeste und effektiv- kunft) zu tun haben werden. ste Lektion über das Leben. Und damit komme ich zum dritten Vorschlag für Sie: Melden Sie sich zum diesjährigen Vide Gre- Dies ein paar Gedanken, die ich im Lauf der Vor- Im Zusammenhang mit meiner Sammelleiden- nier (und lesen Sie vorher die dazugehörigen Re- bereitungen zu diesem Artikel – im wahrsten Sinne schaft und meinem Flohmarkt, habe ich mir die- gelungen aufmerksam durch)! ZB des Wortes – zusammengelesen habe. Aneinan- ses Jahr einen einzigen Vorsatz vorgenommen: dergereiht könnten solche zitierten Sätze noch Sei- Jeden Tag etwas wegzuwerfen, zu verschenken Anmeldung für Verkäufer ten füllen. oder zu verkaufen. Und hier zwei Vorschläge für Die Anmeldung erfolgt via E-Mail videgre- Sie: [email protected] oder per Post (an Zahai Begriffe wie Retro-Stil, Vintage oder Shabby-Chic Bürgi, Postgasse 59, 3011 Bern), das OK be- sind in Mode, und der Alltag unserer Grossmütter stätigt die Anmeldung. Diese Adressen können füllt Museen, Läden und Märkte. Als Ramsch oder auch für Anfragen, Anregungen und Beschwer- Trödel ganz unten und als Reliquie und Sammler- den genutzt werden. Telefonate werden keine ge- objekte ganz oben, findet die Vergangenheit ihren führt. Weg in unsere Köpfe und Herzen, und hinterlässt Anmeldungen müssen bis spätestens Freitag, neue Spuren. «Kunst und Krempel», die beliebte 11. April 2014 erfolgen. Vorabend-TV-Sendung des Bayrischen Fernsehens lässt uns Zuschauer teilhaben an der Präsentation VIDE GRENIER – Teilnahme-Regelung hoffnungstragender Erbstücke und Flohware, hi- storisch-fachmännisch begutachtet von Experten Der Vide Grenier findet jährlich Ende April in aller Fachrichtungen. Ob Liebhaber- oder Samm- der Kram- und Gerechtigkeitsgasse statt. lerobjekte, wir lernen dabei eine ganze Menge Teilnahmeberechtigt sind die Hauseigentü- über Stil– und Materialkunde und ihre geschicht- Misten Sie wieder einmal ein paar Schubladen, mer, Geschäftsinhaber, Leistmitglieder und lichen Zusammenhänge. Wir freuen uns auch über die Sie schon eine Ewigkeit nicht mehr geöffnet alle Anwohner (VAL-Gebiet) der unteren Alt- jedes eigens erstandene «Schnäppchen», das dann haben, gründlich aus, und nach getaner Arbeit… stadt. meist zuhause in der Vitrine verstaubt, bis hin zu Hauseigentümer/Geschäftsinhaber haben vor den sensationellen Jahrhundertfunden aus der Ta- ihren Häusern/Geschäften Standplatz-Vorrang. gesschau, denen Museen ganze Ausstellungen Sie können, falls sie den Platz nicht selbst nut- widmen. Hier ein Müsterli: zen, diesen an andere Teilnahmeberechtigte ver- geben. Das verrückteste «Schnäppchen», von dem ich je Teilnehmende Anwohner/Leistmitglieder, die hörte, machte ein Mann mit dem Kauf einer klei- an der Kram- und Gerechtigkeitsgasse weder nen, weissen Schüssel für 3 Dollar auf dem Trö- ein Haus besitzen noch ein Geschäft betreiben, delmarkt. Jahrelang stand sie in seinem Esszimmer haben selbst rechtzeitig mit den Hauseigentü- herum, bis ihn der Gwunder stach und er sie einem mern/ Geschäftsinhabern ihrer Wahl einen Experten vorlegte. Ein kleiner Artikel in der BZ Standplatz auszuhandeln. Eine schriftliche Be- vor ein paar Jahren beschrieb die Versteigerung der stätigung ist zur Einsicht am Stand bereitzuhal- Schüssel im New Yorker Auktionshaus Sotheby’s ten. Das OK ist für die Einhaltung obiger – für 2.23 Millionen Dollar!! Es handelte sich um …gehen sie in die oberen Stockwerke des histori- schen Museums, wo das alltägliche Bern unserer Absprachen nicht verantwortlich zu machen. eine Porzellanschale aus der chinesischen Song- Laut Gewerbepolizei dürfen am Standplatz Dynastie (zw. 960 und 1279). Sie hat nur ein ein- Grossmütter ausgestellt ist, und Sie – frei von ei- genem Ballast – in Nostalgie schwelgen können. keine Lebensmittel verkauft und kein Alkohol ziges Pendant auf der Welt – und das steht seit angeboten/ausgeschenkt werden. Auch darf der Jahren im British Museum. So geht das! Seit neustem beschäftige ich mich mit diesem ordentliche Geschäftsbetrieb/Samstagsmarkt Thema nicht nur als mehrfache Teilnehmerin des durch die Vide Grenier-Stände nicht beein- Vide Grenier und wegen zahlreicher früherer Floh- trächtigt werden. markterfahrungen, nein, ab jetzt gilt’s ernst: Ich Die Teilnahmegebühr (Leistmitglieder Fr. habe zusammen mit einer Bekannten dieses be- 20.–, übrige Anwohner Fr. 40.–) wird am Vide liebte, über zehnjährige Berner Altstadt-Event Grenier einkassiert, wer «wild» verkauft, d.h. übernommen. Vor zwei Jahren hatte Marianne nicht angemeldet ist, bezahlt in jedem Fall Reich Arn die Organisation des Vide Grenier von Fr. 60.–. In der Gasse wohnende Kinder können den beiden Initiantinnen des Märit, Ursula Ada- ihre Ware gratis verkaufen. mek und Ursula Bischof, geerbt und als Delegierte Nach Verkaufsschluss dürfen keine Ware als Gesundheit durch Vertrauen! des VAL – der von da an auch verantwortlich dafür «gratis zum Mitnehmen» und keine Abfälle am Herr A. Chariatte, Frau E. Engel und das zeichnete – weitergeführt, bis heute. Nun hat sie Standplatz zurückgelassen werden. gesamte Team freuen sich auf Ihren Besuch!

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Spurensuche an Häusern und Brücken im UNESCO-Weltkulturerbe: Finden Sie die ersten vierzehn neuen Täfelchen…

sogenannten «Hofer Tafeln» von 1975, die sich un- einheitlich und einsprachig präsentierten.

Beachtlich war das personelle Aufgebot, das uns im erwartete: Alle, die bei der Planung oder Herstellung der neuen Tafeln beteiligt waren, gaben uns Einblick in ihren Aufgabenbereich: Alex- ander Tschäppät, als Stadtpräsident von Bern ver- antwortlich für die Denkmalpflege, der städtische Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross und der ehema- lige kantonale Denkmalpfleger Jürg Schweizer (der zusammen mit einem Team die neuen Texte in deutsch, französisch und englisch erarbeitete), Stadtingenieur Hans Peter Wyss, der Signaletiker Urs Hungerbühler, verantwortlich für die Produk- tion der Aluminium-Schilder (deren dunkles Grau- Die neuen Schilder: Dunkel-graugrün und drei- grün dem Berner Sandstein entgegenkommt), und sprachig (rechts oben neben dem Schild ist die alte schliesslich der Leiter Informationsdienst und Or- «Hofer-Tafel» noch leicht sichtbar) ganisator des Medienanlasses, Walter Langenegger. sig Bauten werden schliesslich neu in die offizielle Im Erlacherhof; v.l.n.r.: Alexander Tschäppät, Tschäppät sprach vom weltweit be- und ge-achte- Beschriftung aufgenommen, darunter die sieben Walter Langenegger, Jean-Daniel Gross, Jürg ten UNESCO-«Label» und von den vielen histo- nebeneinander liegenden «Ischi-Häuser», deren Schweizer risch und architektonisch bedeutenden Bauten in Abriss die Berner Bevölkerung am 6. März 1954 Ein kleines Event im Rahmen des 30-jährigen diesem Gebiet, die mit den berühmtesten Namen mit einer eindrucksvollen Demonstration auf dem UNESCO-Jubiläums ging im Dezember äusserst verbunden werden, von Napoleon über Einstein Münsterplatz zum Glück verhindern konnte. schlicht und von den meisten unbemerkt vonstatten: bis hin zum Junkerngass-Gespenst. Der Bürger Der Erlacherhof lud die Vertreter der Berner Presse brauche auch nicht zu befürchten, dass diese Be- Am Brückenkopf vor dem Kulturcasino kam Stadt- ein, an der Enthüllung der ersten vierzehn (von ins- schilderungs-Aktion seine Gemeinde-Steuern be- ingenieur Hans Peter Wyss ins Spiel, denn die Bo- gesamt hundert bis Ende 2014 noch hinzukommen- laste, die benötigten 150‘000 Franken würden genbrücken, zu der auch die 132-jährige Kirchen - den) Beschilderungen der kulturell bedeutenden nämlich aus dem Spezialkässeli der Umzonungs- feldbrücke mit ihrer speziellen «englischen» Ent- Häuser dabei zu sein. Sie ersetzen – vorerst an der Mehrwertschöpfung berappt. stehungsgeschichte gehört, sind ins Berner Welt- Junkern- und an der Münstergasse – die bisherigen, kulturerbe eingebettet und verbinden dieses mit den Dann sprach Jean Daniel gross von der vierfachen Aussenquartieren. Die Brücken-Beschriftung un- Aufgabe von Archäologie und Denkmalpflege: tersteht jedoch nicht der Denkmalpflege sondern Sammeln, bewahren, forschen, vermitteln. Mit den dem Tiefbauamt der Stadt. Hans Peter Wyss wies neuen Beschriftungen werde die Wissensvermitt- auf die erwähnenswerte Konstruktion der Brücke lung um die Bedeutung der Berner Altstadt der Be- hin, sie sei sozusagen ein liegender Eiffelturm, ge- völkerung und den Besuchern Berns verbessert baut mit einem Minimum an Materialeinsatz eine näher gebracht. Das Projekt sei durchaus ausbau- sehr filigrane Pionierleistung. Wegen des später fähig, falls man irgendwann einmal die Tafeln mit immer dichteren Verkehrsaufkommens musste sie einem Code versehen «App-compatibel» machen mit Pfeilern stabilisiert werden, 1901 führte die erste wolle. Jean Daniel Gross begründete, die Denk- Tramlinie darüber, später mit einem zweiten Gleis, malpflege sei für diese offizielle Häuser-Beschil- und neuerdings fährt nun das Combino-Tram – und derung zuständig, da es sich beim UNESCO- jedes Mal wurde eine zusätzliche Verstärkung not- Weltkulturerbe um ein sogenanntes «Flächen- wendig. Bis 2015 sollen weitere Brücken und Stege denkmal» handle, das sich von der Nydegg bis Berns mit den neuen Tafeln beschriftet werden, zum Bahnhof erstreckt. 1983 sei die Altstadt von dann nämlich feiere das Tiefbauamt sein 150-jähri- Bern – zusammen mit zwei weiteren Kulturdenk- ges Bestehen. Aus diesem Anlass werde geplant, die mälern, den Klöstern St. Gallen und Müstair – Kirchenfeldbrücke in die Museumsnacht 2015 mit- als erste Schweizer Orte ins Weltkulturerbe einzubeziehen. ZB aufgenommen worden. Schliesslich sei Bern bis 1798 auch die grösste Stadtrepublik nördlich der Alpen gewesen (im Süden war ihr Pendant Venedig) Alexander Tschäppät und Urs Hungerbühler bei und habe im Barock des der «Enthüllung» der Neubeschilderung am Erla- 18. Jh. ihre goldene Zeit cherhof erlebt. Auch im 19. Jh. seien wichtige Neubauten entstanden, unter anderem das Bundeshaus und die Bogenbrücken über die Aare.

Nach der offiziellen «Ent- hüllung» der ersten Tafel am Erlacherhof führten uns die beiden Denkmal- pfleger durch Junkern- und Münstergasse von Tafel zu Tafel. Etwa dreis- So präsentieren sich die neuen Schilder unter den Lauben 18 LÄBIGIALTSTADT Brunne Zytig, 14. März 2014 Die Wendschatzgasse eine verschwundene Gasse zwischen Nydegg und

Erinnern Sie sich, liebe Leser, dass mich im letzten Heft Valentin Baumann auf eine Zeitreise zur Staldenkorrektur mitgenommen hat? Damals hat er mir versprochen, das Geheimnis eines weiteren Jahrhundertprojekts im Gebiet der unteren Gerechtigkeitsgasse zu lüften. Und er hat Wort gehalten:

«Hallo Valentin, schön, dass wir uns da wieder tref- oberst am Nydeggstalden. Von der viel längeren «Stop, lieber Valentin, bevor Du allzu sehr darüber fen, wo ich Dir meine letzte Frage stellte, weshalb Südflanke ist jedoch nichts mehr übrig geblieben, ins Schwärmen kommst, möchte ich noch den «Op- die Laubenbögen am Beginn der Junkerngasse op- der Bau der Nydeggbrücke zwischen 1841 und fern des Fortschritts» gedenken, dieser von Dir vor- tisch hinter dem Strassenniveau zu verschwinden 1844 mit ihrer schnurgeraden Zufahrt (1845) und hin erwähnten verschwundenen Häuserreihe.» scheinen.» «Hallo Zahai, das trifft sich schon des- deren massiven Stützmauer (1854) hat eine ganze «Und ganz zu recht, denn das ist ja auch die eigent- halb so gut, weil ich dabei bin, für die diesjährige Häuserzeile radikal durchstossen und einfach weg- liche Absicht unseres Artikels. Hierfür zeige ich dir Hauptversammlung des Leists der Untern Stadt geputzt. Der drohende Verkehrskollaps im «Nadel- am besten dieses alte Bild (Abb. 1): Wie du siehst, (LUS) unter anderem auch darüber einen Vortrag öhr» des Nydeggstalden und die neuen technischen bestand – quasi als direkte Fortsetzung der Jun- vorzubereiten.» Möglichkeiten des industriellen Fortschritts bewo- kerngasse – eine ganze Häuserzeile, die in einem gen die Burgergemeinde, im Jahr 1836 den Bau der leichten Bogen bis hinunter ins Nydegghöfli reichte Wieder stehen wir zuunterst an der Gerechtigkeits- ersten Hochbrücke Berns in Auftrag zu geben. Die und somit die südliche Flanke des vorhin erwähnten gasse. Ununterbrochen fahren Autos von der Ny- Frage war damals nicht, ob dieses Jahrhundertpro- Verkehrs-Trichters bildete. Diese Zeile bestand aus deggbrücke her an uns vorbei und verschwinden jekt realisiert werden soll, sondern wo, denn die un- sechs sehr individuellen und charaktervollen Häu- durch die «Zahnlücke» der Gerechtigkeitsgasse in tere Altstadt war von allen Seiten her von Bauten sern und war als Wendschatzgasse bekannt, benannt Richtung Schütte. Nur vereinzelt schlägt ein Auto umgeben. Beinahe hätte man eine Schneise durch nach dem im 15. Jahrhundert ausgestorbenen Ber- den Weg in den Nydeggstalden ein. «Früher, vor die damals arg verlotterte geschla- ner Geschlecht Wendschatz.» «Ist wirklich rein gar dem Bau der Nydegg-Hochbrücke, lief der Ver- gen, doch schliesslich entschied man sich, den nichts mehr von diesen Häusern übrig?» «Oh doch, kehrsfluss hier genau umgekehrt», meint Valentin Durchstich da durchzuführen, wo der am anderen so ganz verschwunden ist die Wendschatzgasse Baumann dazu. «Die Fahrzeuge gelangten über die Aareufer liegende Brückenkopf optimal direkt an nicht, da ist mehr übrig, als man zunächst meinen Untertorbrücke, damals die einzige Ostzufahrt den unteren Zusammenschluss des Aargauer- und könnte: Solltest du dich mal auf dem Weg in den Berns, über den steilen Nydeggstalden hinauf in Muristalden zu liegen kam. Und stadtseits der Aare Garten der Nydeggasse 17 verirren, wirst du fest- Richtung Altstadt». floss anstelle des früheren eher nordsüdlich verlau- stellen, dass vom obersten Haus der Wendschatz- fenden Verkehrsweges zwischen Nydeggstalden gasse der Innenhof mit seinen toskanischen Säulen «Es ist nicht ganz einfach, sich diese Umgebung und Junkerngasse der neue Durchgangsverkehr nun sowie das gesamte Hinterhaus erhalten geblieben ohne die Nydeggbrücke vorzustellen.» «Das wesentlich ungehinderter von der neuen Brücke di- sind. Aber es kommt noch dicker: Das stadtabwärts stimmt, die drei Altstadt-Gassen liefen ähnlich rekt in die Gerechtigkeitsgasse, die ja, wie wir in benachbarte Böhlen-Haus, das dominanteste Ge- einem Trichter in den Stalden aus: Zuerst mündete der letzten Brunne Zytig erfahren haben, um 1760 bäude der verschwundenen Gasse, existiert noch die Junkerngasse in die Gerechtigkeitsgasse, die da- herum bereits ihr Gefälle angepasst bekommen heute; 1844 wird es sorgfältig zerlegt und oben am nach selbst in den Ausläufer der Postgasse mündete, hatte. Die fertiggestellte Nydeggbrücke mit ihren Aargauerstalden neu aufgebaut – als Papiermühle- ehe es durch den Nydeggstalden zur Aare hinab vier originellen Zollhäuschen galt lange als Mei- strasse 9 kann es noch heute bewundert werden». ging. Die Nordflanke dieses Trichters besteht noch sterwerk des Fortschritts und wies den damals «Auf dem alten Bild fällt mir noch etwas ins Auge: heute, es sind die idyllischen Chlapperläubli zu- grössten Steinbogen der Welt auf». Der Brunnen mitten in der Wendschatzgasse!»

Zur Orientierung: Auf beiden Bildern ganz links das Haus Gerechtigkeits- Die Häuser der ehemaligen Wendschatzgasse: Morlotläubli (1), Interlaken- gasse 2 und ganz rechts Gerechtigkeitsgasse 1 (Hotel Nydeck) haus (2), Haus zur Hoffnung (3), Frienisberghaus (4), Böhlenhaus (5), obers - tes Gebäude (6) Z A C EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN

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Blick vom Nydegghöfli stadtaufwärts: Während die Gebäude rechts problemlos wiederkennbar sind, fielen die Gebäude der Wendschatzgasse (vgl. Benen- nung in umgekehrter Reihenfolge wie in Fotolegende 1) dem massiven Brückendamm und den nicht minder wuchtigen Bauten der dazugehörigen Nydeggasse zum Opfer. «Auch er wurde vom neuen Zufahrtsdamm zur Ny- den, fand er seine bisher letzte Zuflucht an seinem ihrem ursprünglich tiefen Niveau der ehemaligen deggbrücke verdrängt, seine Figur landete im Werk- heutigen Standort auf dem Rathausplatz». Wendschatzgasse folgen…» hof und blieb dort vierzig Jahre lang vergessen. «Danke Valentin, nun hoffe ich auch, dass wir mit 1880 entdeckt Eduard v. Rodt, ein damals berühm- «Um jetzt nochmals ganz an den Anfang unserer diesem Artikel dann ein paar zusätzliche Leistmit- ter Architekt, die verwaiste Figur mitsamt dem Ka- Betrachtung zurückzukommen: Weshalb genau ver- glieder für die kommende Hauptversammlung am pitell, und auf seinen Vorschlag hin wurden die Teile schwinden nun heute die untersten Lauben der Jun- 19. März und auf Deinen noch viel ausführlicheren auf den Amthausgassbrunnen gesetzt. Schau genau kerngasse hinter dem heutigen Strassenniveau?» Vortrag gluschtig machen konnten.» hin, falls der Brunnen Dir irgendwie bekannt vor- «Ganz simpel, das unterste Stück der Junkerngasse Valentin Baumann und ZB kommt, ist das kein Zufall, Du gehst nämlich jeden im Bereich der Häuser Nr. 3 bis 19 wurde 1845 an- Tag auf Deinem Nachhauseweg an ihm vorbei.» gehoben, um einen Niveauausgleich zur eben fer- «Ist es tatsächlich unser ?» «Ganz tiggestellten Nydeggbrücke zu schaffen, wohin - recht. 1913 erneut zum Verkehrshindernis gewor- gegen die Lauben bis zur Nydeggasse 17 weiterhin

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Spendenaufruf der christkatho- lischen Kirchgemeinde Die Museumsnacht 2014 – Kultur in der Bern feiert den Frühlingsanfang Sie ist Tradition und sie wird heiss geliebt: die Mu- Krypta seumsnacht Bern! Und auch 2014 wird der Früh- lingsanfang von den kulturbegeisterten Nacht - Gleich zwei Jubiläen kann die am Rathausplatz ge- schwärmern mit dieser Nacht gefeiert und zieht wie- legene Kirche St. Peter und Paul in diesem Jahr derum Tausende auf Berns Gassen und Strassen. feiern. Vor 150 Jahren wurde der neugotische Bau errichtet – die erste katholische Kirche in der Stadt Am 21. März werden 37 Institutionen ihre Bern nach der Reformation. Und vor 140 Jahren Türen für den nächtlichen Besuch öffnen, und ging sie an die Christkatholische Kirchgemeinde das Programm bietet für jeden Geschmack und über und wurde zugleich Bischofskirche der klein- jede Gemütslage etwas! sten Landeskirche der Schweiz. Wie jedes Jahr werden die bunt beleuchteten Häu- ser die Besucher anlocken. Im Innern gibt es zum Aus diesem Anlass hat die Kirchgemeinde be- Beispiel geheimnisvolle Taschenlampenführungen schlossen, die Krypta, den unterirdischen Kir- (im Staatsarchiv des Kantons Bern), Monster- tion 2 für 1: Nach der Museumsnacht und bis Ende chenraum unter dem eigentlichen Kirchenschiff, Poems von Nora Gomringer (in der Schweizeri- Jahr kann man mit seinem Ticket noch einmal Kul- künftig für kulturelle Anlässe zu öffnen. Ganz schen Nationalbibliothek), Pfahlbauer und ihre tur tanken gehen. Und zwar zu zweit zum Preis überraschend ist diese Idee nicht, war doch die Bauten (Bernisches Historisches Museum), gren- von einem. Krypta auch schon in der Vergangenheit erfolg- zenlose Liebe im alten Ägypten und Kamelreiten Alle Infos gibt es unter reich Schauplatz so mancher kulturellen Veran- (im Schweizerischen Bundesarchiv), Gespräche www.museumsnacht-bern.ch staltung, zum Beispiel am Buskers-Festival im zum Thema «Wir essen die Welt» (im Käfigturm), vergangenen Jahr. Wie überhaupt Kultur und alte Familienfilmchen vor der Zeit der Handycam Kunst für St. Peter und Paul nichts Neues sind. So (im Lichtspiel) und etwas Hüehnerdräck (in der Das Ticket zur Museumsnacht Bern 2014 kostet finden seit über einem Jahrzehnt in der Kirche re- Bibliothek am Guisanplatz). Dazu eine Vielzahl 25.–. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre er- gelmässig Ausstellungen zeitgenössischer Künst- von Darbietungen verschiedener Künstler und Ein- halten das MINI Ticket kostenlos. Im Ticket in- lerinnen und Künstler statt. blicke in die aktuellen Ausstellungen. Wenn man begriffen sind alle Eintritte, die Shuttle-Linien es gerne besinnlicher hat, dann unbedingt die klei- (ab 19.00) und die Benutzung des ÖV (Zonnen Nun also soll die Krypta zum neuen Kulturraum nen und unbekannten Institutionen besuchen und 100 / 101 ab 17.00 bis Betriebsschluss). in der Altstadt werden. Doch zuvor muss sie reno- die Gelegenheit beim Schopf packen und Neues viert werden. Die Finanzierung dieser Erneue- entdecken! Wie beispielsweise im Heilsarmee Mu- rungsarbeiten sprengt jedoch das Budget der seum und Archiv, im Psychiatrie-Museum oder in Kirchgemeinde. Deshalb bittet sie um Spenden. der Schweizerischen Theatersammlung. Oder man wirft sich mitten ins Getümmel – alles ist in dieser Man kann einfach einen Beitrag spenden (PC 30- Nacht der Nächte möglich. 1077-7, Vermerk «Krypta»). Man kann aber auch Damit sich der aktive Nachtschwärmer nicht zu ganz konkret bestimmen, für was seine Spende sehr verausgabt, kann man sich fast überall stär- verwendet werden soll: für einen Leuchter (250 ken – das kulinarische Angebot ist beinahe so viel- Franken) etwa oder einen Chorstuhl (500 Franken) fältig wie das kulturelle. oder eine Kirchenbank (5000 Franken). Ab 1 000 Als Zückerli obendrauf gib es 2014 noch die Ak- Franken werden die Namen der SpenderInnen auf einer Tafel verewigt. Weitere Informationen dazu gibt es unter [email protected].

Eingeweiht wird die erneuerte Krypta dann am kommenden 13. November anlässlich der 150- Jahr-Feier von St. Peter und Paul. babü

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Vereinigte Altstadtleiste Kontaktadresse: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8

Massnahmen gegen illegales Parkieren in der Unteren Altstadt • Aufhebung der Nachtfahrverbote in der Post- und Junkerngasse Neu dürfen alle Inhaberinnen und Inhaber von Mit einfacheren Regeln gegen Ausnahmebewilligungen in der gesamten Un- teren Altstadt – und damit auch in der Post- und Verkehrssünder Junkerngasse – parkieren. Zudem dürfen sämt- liche berechtigte Fahrzeuglenkende (Zubrin- Mit der Vereinfachung des Parkier- und Fahrregimes und mehr Polizeikontrollen will der Ge- gerdienst) nachts durch die Gassen fahren. meinderat verstärkt gegen das illegale Parkieren in der Unteren Altstadt vorgehen. Dazu hat Diese neue Regelung führt damit zu einer Ver- er eine Teilrevision der Parkierverordnung Untere Altstadt beschlossen. Die Änderungen tre- einfachung des Parkier- und Fahrregimes und – ten am 1. Juli 2014 in Kraft und sind in enger Zusammenarbeit mit den Vereinigten Alt- in Kombination mit der Zusammenfassung der stadtleisten (VAL) entstanden. Ausnahmebewilligungen für Anwohnende – zu einer Vereinfachung der Bewilligungssituation. Die Begegnungszone in der Unteren Altstadt stösst der Post- und Junkerngasse können die heuti- Das Massnahmenpaket wurde in enger Zusam- bei Passanten, Fachpersonen, Anwohnenden und gen vier Ausnahmebewilligungen fürs Parkie- menarbeit mit den Vereinigten Altstadtleisten Gewerbetreibendenden auf hohe Zufriedenheit und ren auf eine Bewilligung reduziert werden. Neu (VAL) erarbeitet. Die VAL sind mit den vorge- breite Akzeptanz. Was hingegen viele Leute stört, braucht es für die gesamte Untere Altstadt nur schlagenen Umsetzungsschritten einverstanden ist die verbreitete illegale Parkierung. Dies ergab die noch eine einheitliche 48-Stunden-Parkkarte. und begrüssen insbesondere die Zusammenfas- Wirkungs- und Erfolgskontrolle zur Begegnungs- Es handelt sich dabei um eine Jahreskarte, mit sung der Ausnahmebewilligungen für Anwoh- zone Untere Altstadt, welche die Stadt Bern 2012 der ein Fahrzeug maximal 48 Stunden ununter- nende und die damit zusammenhängende durchführte. Als Antwort darauf legte der Gemein- brochen parkiert werden kann. Aufgehoben Aufhebung der Nachtfahrverbote in der Post- und derat im vergangenen Frühling zwei Massnahmen- werden damit folgende Ausnahmebewilligun- Junkerngasse. Auf Anregung der VAL verzichtet pakete vor. Das erste Massnahmenpaket zielte auf gen (sowohl für Anwohnende wie auch für Wo- der Gemeinderat zudem auf die ursprünglich vor- eine besser Wahrnehmung der Vorschriften und eine chenaufenthalterinnen und -aufenthalter): gesehene Erhöhung der Parkierungsgebühren für klare Kommunikation der geltenden Regeln ab, wie die weissen Parkfelder. Sollte sich zu einem spä- beispielsweise eine besser erkennbare Signalisation; • Nachtparkkarte Post- und Junkerngasse; teren Zeitpunkt zeigen, dass die umgesetzten diese Massnahmen wurden im Herbst 2013 umge- • Nachtparkkarte übrige Untere Altstadt; Massnahmen nicht ausreichen, um den Parkie- setzt. Das zweite Massnahmenpaket ermöglicht nun rungsdruck zu vermindern, würde eine Gebühren- eine Reduktion der vielen Sonderregelungen und • 48-Stunden-Parkkarte Post- und Junkern- erhöhung erneut geprüft. Ausnahmen, um die Verständlichkeit zu verbessern gasse (wird ersetzt durch die allgemeine 48- und die polizeilichen Kontrollen zu vereinfachen. Stunden-Parkkarte). Das Massnahmenpaket nimmt die Anliegen parla- mentarischer Vorstösse auf, die das illegale Par- Nur noch eine 48-Stunden-Parkkarte statt wie • Anpassung der Parkierzeiten für Unterneh- kieren in der Unteren Altstadt kritisieren. Sofern bisher vier Parkkartentypen mungen (Unternehmensparkkarten) keine Beschwerden eingehen, wird die für die Um- Heute stiften die vielen Sonderregelungen und Die Parkierzeiten für Fahrzeuge, die zur Aus- setzung erforderliche Teilrevision der Parkierver- Ausnahmebewilligungen im Bereich des Parkier- lieferung benötigt werden, werden an die ver- ordnung Untere Altstadt am 1. Juli 2014 in Kraft und Fahrregimes in den Gassen der Unteren Alt- änderten Ladenöffnungszeiten (Donnerstag bis treten. stadt Verwirrung. Dies führt dazu, dass es einer- 21h, Samstag bis 17h) angepasst und abends zu- Stadt Bern, Direktion für Tiefbau, seits für Fahrzeuglenkerinnen und -lenker unklar sätzlich um eine halbe Stunde verlängert. Dies Verkehr und Stadtgrün ist, ob parkieren gestattet oder verboten ist. An- war eine wichtige Forderung des Gewerbes, derseits erschweren die vielen Ausnahmen die po- weil die aktuelle Regelung in der Parkierver- lizeiliche Kontrolle. Folge ist, dass in der Unteren ordnung Untere Altstadt (Montag – Freitag, Altstadt eine gehäufte illegale Parkierung festge- 08.00 – 19.00 Uhr und Samstag 08.00 – 16.00 stellt werden muss. Um die Situation zu verbes- Uhr) nicht mehr den heutigen längeren Laden- sern, hat der Gemeinderat deshalb die öffnungszeiten entspricht. Grundsätzlich Parkierverordnung Untere Altstadt geändert und müsste die Polizei daher heute einschreiten, wie folgt vereinfacht: wenn Geschäftsfahrzeuge am Donnerstagabend zwischen 19.00 – 21.00 Uhr und am Samstag • Vereinheitlichung der Ausnahmebewilligungen zwischen 16.00 – 17.00 Uhr parkiert sind. Von für Anwohnende dieser Ausdehnung der zulässigen Parkierzeit Dank der Aufhebung des Nachtfahrverbots in profitieren aktuell insgesamt 26 Unternehmen.

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gendchor entstanden. Die gelegentlichen öffentli- Das Berner Münster chen, und die kirchlichen Auftritte haben den jun- gen Sängern und Sängerinnen viel Lob Ist Ihnen als Anwohner der Altstadt bewusst, dass kenden Ganzen bei. eingebracht. Das wirkt natürlich äusserst ermun- im UNESCO-Weltkulturerbe Stadt Bern das Mün- Das geschieht nicht ternd. Und was für eine Freude ist es doch – die ster als Wahrzeichen und historisches Baudenkmal von selbst: Jede Mün- jungen Stimmen nicht nur zu hören, sondern den an erster Stelle genannt wird? Das ist nicht eine sterfeier entsteht aus Eifer und die Hingabe auf den Gesichtern der jun- Behauptung von mir, sondern so steht es in der einer sorgfältigen Vor- gen Sängern und Sängerinnen wahrnehmen zu Werbung von Bern-Tourismus! Aber es geht hier bereitung. Dazu sorgt können! nicht um das Denkmal und auch nicht um Kunst- das gut eingespielte geschichte, sondern um das «läbige Münster» als Team von Pfarrer/in, In der Gesamtkirchgemeinde Bern gibt es 12 ein- Kirche mit seiner Ausstrahlung, die weit über die Organist, Sigrist und zelne Kirchgemeinden. Gemessen an der Zahl von engen Grenzen des Kirchgemeindegebiets hinaus- weiteren Helfern. Und Kirchenmitgliedern ist eine Strukturveränderung reicht. natürlich ist das Mün- überfällig. Mit allen anderen KG der Stadt stehen ster auch noch die Kir- auch wir am Münster unter der Herausforderung, Zunächst ein paar Fakten und Zahlen zur che, in der man gerne die momentan geführte Strukturdebatte mitzuge- Münstergemeinde: Hochzeit feiert, wo stalten. Die vor ca 50 Jahren geschaffene Struktur Das Gebiet der Kirchgemeinde Münster umfasst Kinder zur Taufe ge- Regula Ernst muss verändert und die Zahl der 12 bestehenden die Altstadt von der Nydegg bis zum Käfigturm bracht und wo den Verstorbenen – ohne Unter- Kirchgemeinden auf etwa die Hälfte reduziert wer- und das untere Kirchenfeld bis zum Thunplatz hin- schied von Stand und Rang – gedacht wird. den. Vorschläge für Zusammenschlüsse – ob als auf. Die Mitgliederzahl der Kirchenangehörigen eine grosse Kirchgemeinde oder ob mittels fusio- bewegt sich um die 2600 Personen. Damit sind wir Das «Läbige Münster» als Kultur-Ort nierter Kirchgemeinden – das ist die spannende gebietsmässig die kleinste Kirchgemeinde der Eine kürzlich erbrachte Erhebung aller im Mün- Debatte, der wir uns alle in den nächsten Monaten evangelisch reformierten Gesamtkirchgemeinde ster stattfindenden Anlässe kirchlicher Art und aus stellen müssen. Damit es jedoch nicht allein zu Bern und nach der Paroisse die zweitkleinste dem Kulturbereich sowie durch die Bereitstellung ernsthaftem Diskutieren kommt, sondern auch punkto Mitglieder. Da die Pfarrstellenzuteilung der nötigen Infrastruktur ergab die stolze Zahl von Raum für lustvolles gemeinsames Feiern gibt, wird und die Kredite für die Gemeindearbeit auf Grund rund 1200 Anlässen und Dienstleistungen pro Jahr. im Sommer zum städtischen «Kirchentag» einge- der Seelenzahl einer Kirchgemeinde zugeteilt wer- Dabei sei – nur um ein paar Beispiele zu nennen – laden. Dieser findet am letzten Augustwochen- den, befinden wir uns in einer wenig komfortablen an die Zusammenarbeit mit Konzert-Theater-Bern ende, vom Freitagabend 29. bis Sonntag 31.8. statt. Situation, was die Finanzen betrifft. erinnert, als im letzten Sommer das Eröffnungs- Angeboten wird ein reichhaltiges Programm mit konzert des Musikfestivals Bern im Münster unter Markt, Workshops, Führungen und natürlich der Trotzdem: Das Bernermünster lebt! der Leitung von Claudio Venzago stattfand. Erin- Samstags-Vesper und einem gemeinsamen Got- Was zieht die vielen Menschen an jedem Sams- nert sei auch an Aufführungen im Chorraum des tesdienst am Sonntag im Münster. Zum Abschluss tagabend in die Vesper? Und warum kommen Münsters durch die Schauspielerin Henriette kann man sich am Brunch auf dem Münsterplatz Leute aus der Stadt und einer weit reichenden Ag- Cejpek vom Berner Stadttheater: Die szenische verköstigen. Sie alle – mit oder ohne Zugehörig- glomeration regelmässig zum Sonntagsgottes- Darstellung tragischer Frauenschicksale aus dem keit zur Kirche – sind herzlich eingeladen – wir dienst? Sicher nicht nur, weil Münsterpfarrer und Alten Testament hinterliessen einen unvergesslich vom Münster freuen uns ganz besonders auf Sie, Münsterpfarrerin Gewähr für gute Predigten bie- nachhaltigen Eindruck. Und mit den in dieser Sai- liebe Altstadtleute! ten! Das haben sie selber an einer Retraite festge- son angebotenen Schriftstellerlesungen haben Regula Ernst, halten, wo wir als Ratsmitglieder miteinander über unser neuer Pfarrer Beat Allemand und Daniel Kirchgemeindepräsidentin Münstergemeinde inhaltliche und formale Elemente zur Gestaltung Glaus, Münsterorganist, ein viel beachtetes Pro- von kirchlichen Feiern diskutierten. Es sei eben gramm unter dem Titel «WortKlangRäume» ange- auch der Raum, sagten sie, der durch seine boten. schlichte spätgotische Architektur eine spirituelle Atmosphäre schafft und den Besuchenden zur Be- Und die Zukunft? – Ein «läbiges Münster» soll sinnung einlädt. Zum Gottesdienst gehören Ver- weiterhin Kirche mit Kultur und auch mit sozia- kündigung und Liturgie, aber auch das lem, gemeinnützigem Wirken verbinden können. Zusammenspiel von Wort und Musik: Gemeinde- Da ist zum Beispiel vor einigen Jahren der Mün- gesang, Ein- und Ausgangsspiel auf der Orgel. ster-Kinderchor gegründet worden. Er steht unter Und nicht zuletzt trägt der Organist mit seinen auf der Leitung des Kantorei-Dirigenten Johannes den Predigttext eingehenden stimmigen Improvi- Günther. Mittlerweile ist unter seinem Dirigat und sationen zu einem harmonisch und nachhaltig wir- zahlreichen Helfenden ein stabiler Kinder- und Ju- teo jakob PHARMACIE ÄREN APOTHEKE B Teo Jakob AG MÖBEL Moderne Apotheke in historischem Ambiente Gerechtigkeitsgasse 25 BÜROMÖBEL 3000 Bern 8 OBJEKTMÖBEL Kompetent in allen Fragen Ihrer Gesundheit LEUCHTEN [email protected] TEXTILIEN www.teojakob.ch Lukas Schwander, eidg. dipl. pharm. 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Mit einem unnachahmlichen Plopp schliesst sich meinen Dienst sonst ja nie vor 9 Uhr an – beginnen der schwere Deckel, die anthrazitfarbenen Polster diejenigen Leute, die man eigentlich zu seinen schlucken alles Licht, kohlrabenschwarze Finster- Freunden zu zählen gewillt war, nach und nach alle nis breitet sich aus. Eng ist es keineswegs in der Mitbewohner des Tresors zu entführen. Sie wer- Box, man liegt auch ganz bequem, rundum weich den, ein Blick durch die geöffnete Tür tut das gepolstert und wattiert. Dennoch, dass man sich Drama kund, in seltsame vergitterte Wagen ge- das im hohen Alter, gut und gerne 528 Jahre habe steckt. Um der Vorgehensweise die Spitze zu neh- ich immerhin schon auf dem Buckel, also dass men, kommen flockige weisse Kissen hinein, als man sich das noch gefallen lassen muss, das geht könnte das den Schmerz lindern. Ich habe ja nun eindeutig zu weit. Die letzten argen Turbulenzen schon viel erlebt, aber so etwas! Allmählich gehen ins Gründungsjahr der Burgerbibliothek schwant mir Böses, nämlich dass auch ich das glei- 1951 zurück, daran erinnere ich mich noch gut. che Schicksal erleiden müsse. Fieberhaft werden Zweiundsechzig Jahre konnte ich seither, von klei- Überlegungen angestellt, was vorzukehren sei. Zu neren Störungen mal abgesehen, im sicheren Tre- spät, zwei kräftige Hände packen zu, man wird …das Artcase, der gelbe Wagen… sor der Ruhe pflegen. Gewiss, es gab immer mal hochgehoben als wär man eine Feder, rausgetra- hohen Kiste auf vier kräftigen Gummirädern und wieder hektische Momente, Aufregungen gehören gen, da steht der Gitterwagen, halt, nein, es geht mit einem grässlichen schwarzen Schlund scheint schliesslich zum Leben wie übereifrige Konserva- woanders hin, ein grosser gelber Wagen in der das Ziel zu sein. Einige Herren sehen mit steiner- toren, neugierige Besucher (Forscher nennen sie Form einer länglichen, etwa anderthalb Meter nen Mienen zu, eine Dame scheint sich dagegen sich meist), aber auch Restauratoren mit Schwäm- keinen Deut um die haarsträubenden Vorgänge zu men und glänzenden Putzwedeln, vieles musste scheren. Man wird sanft in eine gelbe Kiste hin- und muss man über sich ergehen lassen. Was untergelassen und in eine Ecke gedrängt – und das soll‘s, man nimmt‘s philosophisch und schweigt. mir, einer Berühmtheit, bin ich doch die prachtvoll Doch plötzlich, vor noch nicht allzu langer Zeit: bebilderte Spiezer Chronik des Diebold Schilling! Unruhe, Hektik, sich häufende Besuche im unter- Indes, das muss ich zugeben, bequem ist es, ange- irdischen Domizil. Man wird immer wieder aufs nehm in der Temperatur und ohne peinliche Nach- Neue vermessen, rumgeschubst und das Schlimm- barschaft. Die Dunkelheit macht mir ohnehin ste dabei ist, sie reden über einen als wäre man ein nichts aus, endlich Ruhe! Fragt sich bloss, wohin gefühlloser Klotz. Wörter einer neuen Geheim- die Reise geht!? sprache schnappt man auf: Klimabox, Thermo- haube, Laufmeter, liegend lagern, Sicher- Unter den zahlreichen mittelalterlichen Hand- heitstransport. Mir schwant nichts Gutes. Es liegt schriften verwahrt die Burgerbibliothek Bern etwas in der Luft, ist förmlich mit Buchdeckeln zu auch die dreibändige Amtliche Berner Chronik greifen. Im Herbst kommt vollends geschäftiges sowie die einbändige private, sogenannte Spie- Treiben auf, täglich früh morgens – ich trete zer Chronik des Diebold Schilling (ca. 1430- 1486). Schilling, im 15. Jahrhundert Stadtschreiber von Bern, verfasste die Amtliche Chronik auf Geheiss des Rats von Bern, Schult- heiss Rudolf von Erlach bestellte daraufhin eine private Version, die während Jahrhunderten auf …die Herren mit steinerner Miene… Schloss Spiez aufbewahrt wurde und deshalb den Beinamen Spiezer Schilling erhielt. In der Burgerbibliothek finden die interessier- ten Forscher rund 3‘000 Laufmeter Archivalien zur Schweizer und Berner Geschichte, darunter die Nachlässe von Albrecht von Haller und Je- remias Gotthelf, Familienarchive, Gesell- schafts- und Firmenarchive. Die Akten der burgerlichen Verwaltung sowie der 13 berni- schen Gesellschaften und Zünfte werden ebenso verwahrt wie eine umfangreiche Grafiksamm- …glänzende Putzwedel… lung mit über 40‘000 Bilddokumenten. Zu den Spitzenstücken gehören zweifellos die mittelal- terlichen Handschriften der Sammlung Bongar- siana/Codices mit rund 1‘100 Handschriften des 6. bis 18. Jahrhunderts. Eine Porträtdokumenta- tion, historische Bibliotheken sowie eine Hand- und Präsenzbibliothek runden die Bestände ab.

Die Palettenrahmen werden sorgfältig bepackt …vollbepackter Gitterwagen, Thermohauben… …die Dame dagegen schert sich einen Deut… und ausgepolstert Brunne Zytig, 14. März 2014 AUSDENLEISTEN 25

Der provisorische Lesesaal im 8. Stock… …mit herrlicher Aussicht!

Der prächtige Einband der Spiezer Chronik des Diebold Schilling, entstanden um 1485/86

Facts and figures – die Burgerbibliothek zügelt von der Münstergasse ins Kirchenfeld Im Dezember 2012 hat das Stimmvolk der Bur- gergemeinde Bern einem Kreditantrag in der Höhe von rund 37 Millionen Franken für einen Gesamt- umbau der Gebäulichkeiten an der Münstergasse Der glitzernde Kronleuchter im …wird auseinandergenommen… …was schliesslich von der gan- 61-63 zugestimmt. Das ehrwürdige Bibliotheks- Lesesaal… zen Pracht noch bleibt! gebäude soll bis zum Frühjahr 2016 saniert und umgebaut werden. Die fünf unterirdischen Maga- grosszügigen Empfangsbereich, ein Zimelienzim- die zugemauerten, ehemaligen Laubenöffnungen zine werden erneuert und auf einen modernen mer für die Präsentation von kostbaren Buch- geöffnet werden und quasi als gläserne Wand dem Stand hinsichtlich Klima und Kulturgüterschutz schätzen und last but not least eine attraktive Besucher Durchblicke und Einblicke ins Haus ge- gebracht, die Büroräumlichkeiten erfahren ein- Cafeteria im Eingangsbereich geben. Dieser Ein- währen. schneidende Eingriffe, soll doch die Raumstruktur gangsbereich wird zusätzlich aufgewertet, indem Annelies Hüssy komplett umgewandelt und den neuen Bedürfnis- sen an moderne Arbeitsplätze angepasst werden. Die beiden historischen Lesesäle – der Hallersaal der Burgerbibliothek und der Schultheissensaal der Universitätsbibliothek/ Zentralbibliothek – werden Seit 1907 sanft restauriert, so dass sie 2016 wieder in altem Glanz erstrahlen können. Ein moderner Lesesaal mit Oberlicht wird unter dem heutigen Biblio- thekgarten den alten dunklen Raum ersetzen, wei- ter wird es einen hellen Vortragssaal, einen

• Die Burgerbibliothek hat in der Zeit zwischen Rathausgasse 24 3011 Bern • dem 4. November und dem 19. Dezember 2013 Telefon 031 311 29 92 Fax 031 312 23 89 folgende Bestände gezügelt: Montag geschlossen Bongarsiana/Codices: 123 Laufmeter (LM) Privatarchive (Einzelstücke, Autographen, Familienarchive, Firmen- und Gesellschaftsar- chive): 1‘615 LM Glasplatten und Daguerreotypien: 83 LM Bibliotheksbestände: 609 LM Verwaltungs- und Zunftarchive: 393 Laufmeter Grafikbestände: 152 LM und 29 Planschränke mit dem Inhalt von insgesamt 460 Schubladen ______Platz hat’s genug im Magazin der SNB Während der Umbauzeit bis Frühling 2016 ist der Lesesaal der Burgerbibliothek Bern in der Schweizerischen Nationalbibliothek an der

Hallwylstrasse 15 an drei Tagen die Woche, Spécialités Dienstag bis Donnerstag, jeweils von 09.00 bis de produits d'Italie 12.00 und von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Ob vins et comestibles s.a. der begrenzten Platzzahl ist die rechtzeitige Vor- Münstergasse 49 - 3011 Bern anmeldung zwingend. Tél. 031 311 08 57 Fax 031 312 26 13 www.burgerbib.ch, Natel 077 52 89 65 [email protected] Telefon: 031 320 33 33 Burgerbibliothek Bern, Hallwylstrasse 15, 3000 Bern 6 GRATIS HAUSLIEFERDIENST 26 AUSDENLEISTEN Brunne Zytig, 14. März 2014

Kramgassleist Kontaktadresse: Kramgassleist, Postfach 852, 3000 Bern 8 Agenda Vom Zytglogge zum Einladung zur Hauptversammlung Restaurator in der Matte Am 21. Mai lädt der Vorstand die Kramgassleist- Mitglieder wieder herzlich zur jährlichen Haupt- versammlung ein. Sie findet in diesem Jahr im Saal des Gesellschaftshauses zu Distelzwang um 19 Uhr an der Gerechtigkeitsgasse 79 statt. Daran anschliessen wird sich natürlich wieder ein Apéro Riche, soll doch an diesem Anlass auch die Gesel- ligkeit nicht zu kurz kommen. Gastrednerin an der diesjährigen Hauptversammlung wird Professorin Heike Mayer vom humangeographischen Institut der Universität Bern sein. Eines ihrer Forschungs- gebiete ist die Stadtentwicklung. Sie wird der Ver- sammlung Denkanstösse liefern, wie sich die Kramgasse, aber auch die untere Altstadt als un- verwechselbare, vielfältige und lebendige Ein- kaufs-, Wohn- und Ausgehzone in den nächsten Jahren positionieren könnte und sollte. Die Einla- dung zur Hauptversammlung wird den Mitgliedern rechtzeitig zugestellt.

Einladung zum Kammerkonzert Mit einer Kettenwinde wird das bewegliche Ober- Mit Seilen wird das Unterteil des nach dem modi- Der zweite Musikzyklus Kammermusik an der teil vom starren Unterteil abgehoben. Auf dem schen dernier cri des 15. Jahrhunderts gewande- Kramgasse steht bei Erscheinen der Brunne Zytig Bauch ist eine Inschrift eingeritzt: 1930 – wohl das ten Stundenschlägers von der Turmlaterne unmittelbar bevor. Mit drei Konzerten gastieren re- Jahr in dem dieser Teil der Figur letztmals restau- heruntergelassen. nommierte Musikerinnen und Musiker in drei riert wurde. Zunfthäusern in der Altstadt – und zwar am Dem armen Hans von Thann geht’s nicht so gut. diskutiert, ob man ihn jetzt nicht gleich auch noch 15. März, 20 Uhr spielt das Streichquartett le Ende letzten Jahres musste dem goldenen Stunden- röntgen solle, erzählt Markus Marti, der als jahr- buisson prospérant im Haus der Zunftgesellschaft schläger des Zytglogge-Turms bereits das morsch zehntelanger Richter des Uhrwerks im Zytglogge zum Affen (Kramgasse 5) Franz Schuberts «Der gewordene linke Bein provisorisch kuriert werden die Demontage des Hans von Thann besonders auf- Tod und das Mädchen». (vgl Brunne Zytig 4/2013). In der Folge prüften merksam verfolgt hat. Man könne dadurch nicht nur Denkmalpflege und Restauratoren den hölzernen den aktuellen Gesundheitszustand des Holzes genau 3. April, 1930 Uhr gibt es im Haus der Gesell- Hans dann sozusagen auf Herz und Nieren – und erfassen, sondern auch sehen, welche Teile bereits schaft zu Pfistern (Kramgasse 9) einen Kammer- fanden noch etliche der Gebresten mehr. So scheint repariert wurden – und welche Teile noch original musik-Abend mit Werken der Wiener Klassik auch das rechte Bein von Fäulnis befallen zu sein. aus dem 15. Jahrhundert stammen. (Johann Nepomuk Hummel, Wolfgang Amadeus Darüber hinaus ist im Schulterbereich der Gold- Mozart, Franz Schubert). überzug an mehreren Stellen gerissen. Noch unklar Gut acht Wochen soll die Restauration dieses Stadt- 3. Mai, 19 Uhr stehen im Haus der Zunft zum ist, ob dort Feuchtigkeit eingedrungen ist und das berner Wahrzeichens dauern. Auf den Glocken- Mohren (Kramgasse 12) vor allem Werke des 20. Lindenholz ebenfalls zu faulen begonnen hat. schlag müssen die Altstadtbewohnerinnen und Jahrhunderts auf dem Pogramm (Charles Koech- -bewohner während dieser Zeit indes nicht verzich- lin, Sàndor Veress, Erwin Schulhoff). An eine ambulante Behandlung des unermüdlichen ten. Markus Marti hat das Schlagwerk so einge- Arbeiters, der seit dem 15. Jahrhundert im Dienste richtet, dass der grosse Hammer auch ohne seinen Die Billetts kosten 25 Franken und für Studierende der Zeit vom Turm die Stunde schlägt, war ange- Herrn und Meister die Stunde schlagen kann. Den- 7 Franken. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sichts dieses Experten-Bulletins nicht mehr zu den- noch wird angesichts der breiten Lücke in der Turm- haben freien Zutritt. Jeweils nach den Konzerten ken. Am 20./21. Februar wurde der Patient laterne des Zytglogge der Wunsch wach: Auf ist die Zuhörerschaft zu einem Apéro eingeladen. abmontiert und in der Werkstatt der Restauratoren baldiges Wiedersehen, Hans von Thann! eingeliefert. babü babü/Fotos: Markus Marti Kurzaufenthalt im Röntgen- institut? Die Demontage war eine deli- kate Arbeit. Zunächst musste in vielstündiger Arbeit die vier Meter lange Stange vom Kör- per der Holzfigur getrennt und aus der Verankerung im Gebälk der Turmlaterne gelöst werden. Dann wurde mit einer Ketten- winde vorsichtig der drehbare Oberkörper vom festmontierten Unterteil getrennt. Auf einer Hebebühne schwebten schliess- lich die Figurenteile aus ihrer NATUR luftigen Höhe hinunter zum wartenden Transportfahrzeug. INSPIRIERT IMMER Möglicherweise wird der kran- ke alte Riese das Atelier der NICOLAS ADAMEK | GOLDSCHMIED KRAMGASSE 56 | 3011 BERN | WWW.ADAMEK.CH Firma Fischer in der Matten- Als Mann ohne Unterleib wartet Hans von Thann die Nacht über fest- enge aber vor seiner Genesung gezurrt im Gebälk, das Gesicht von einer Wolldecke geschützt, bis in nochmals verlassen. Es werde der Morgendämmerung des 21. Februars die Hebebühne kommt. Brunne Zytig, 14. März 2014 AUSDENLEISTEN 27

Weihnachtsbeleuchtung 2014 Begegnung in der Dank an Förster Beat Rahmen Kramgasse Ein kalter, unwirtlicher Nachmittag. Feuchtigkeit Sie haben, verehrte Leserinnen und Leser, natür- sadenschmuck geliefert. Doch nun fallen im Re- tropft von den Laubenbögen, kriecht durch Win- lich recht, falls Sie angesichts des Stichworts vier neue Aufgaben an – und Förster Rahmen hat termantel und Handschuhe bis auf die Knochen. In «Weihnachtsbeleuchtung» jetzt, im Vorfrühling, geschrieben, dass er sich entlasten muss. Auch von das eilige, gleichmässige Klacken meiner Stiefel- mit der Stirne runzeln und vor sich hinmurmeln der Lieferung der Tannenbäumchen. absätze mischt sich pötzlich ein noch undefinier- sollten, Weihnachten sei doch gerade gewesen und barer Ton. Ich verlangsame meine Schritte, lausche mit dem nächsten Fest eile es ja wirklich noch Für die vielen Jahre der guten Zusammenarbeit dem leisen Ton nach, der sich langsam zu einer nicht. Doch die Erklärung ist einfach: Der Vor- sagt der Kramgassleist der Familie Rahmen herz- Melodie formt. stand des Kramgassleists möchte sich auf diesem lich Dank. Die Suche nach einer Nachfolgelösung Weg bei Beat Rahmen, dem Leiter des Forstreviers hat bereits begonnen. Damit auch in diesem Jahr Schwarzenburg bedanken. wieder kleine Tannenbäume entlang der Hausfas- saden weihnächtliche Stimmung in die Hauptgas- Vater und Sohn Rahmen haben in den letzten 40 sen zaubern werden. Aber eben: Bis Weihnachten Jahren etwa 13 600 Tannenbäumchen aus dem 2014 ist wirklich noch ein bisschen Zeit… Wald der Dorfburgerkorporation Schwarzenburg in die untere Altstadt für den weihnächtlichen Fas- babü Gelungener Neujahrs-Apéro

Auch in diesem Jahr hat die Privatbank La Roche & Co die Anwohnerschaft der Kramgasse zum mittlerweile schon Tradition gewordenen Drei-Kö- nigs-Apéro geladen. Und auch an diesem 6. Januar leisteten viele Kramgässlerinnen und Kramgässler Là-haut, sur la montagne der Einladung bereitwillig Folge. L’était un vieux chalet...

Im stilvollen Ambiente der Räume der Zunftge- Eine hohe Männerstimme, zart, dennoch nicht sellschaft zum Affen war zeitweise kaum ein ohne Kraft. Ich entdecke vor einem Schaufenster Durchkommen mehr. Bei Wein und schmackhaf- den Sänger, einen älteren Mann. Nicht sehr gross ten Apérohäppchen wurde geplaudert, gescherzt ist er, dick eingepackt gegen die Kälte. Er steht und gelacht, wurden Bekanntschaften geschlossen einfach da, hält sein Liederbuch fest in beiden oder wieder aufgefrischt. Das herzliche «Auf Wie- Händen und singt. Und lächelt dabei stillvergnügt dersehen» der Gäste beim Auseinandergehen war in sich hinein. wohl Dank und Wunsch an die Gastgeber zugleich. babü Er heisse Alphonse, wird er später in seinem wei- chen Elsässer Dialekt erzählen. Alphonse Widloe- scher. Er stamme aus Strassburg, lebe aber seit 40 Jahren in Basel. Nicht wegen der Wirtschaft, wird er sogleich präzisieren. Sondern weil es ihm dort gefallen habe. Krankenpfleger sei er gewesen. Aber jetzt sei er 68 und längst pensioniert. Des- halb singe er. Zum Zeitvertreib und um etwas Sinnvolles zu tun. Singen sei gut gegen Altersde- pressionen. Er schmunzelt und die Lachfältchen um seine Augen vertiefen sich.

Ich bitte ihn, noch etwas zu singen. Deutsch oder französisch, fragt er höflich und streckt mir sein Liederbuch entgegen, das er noch immer fest in beiden Händen vor der Brust hält. Einzelne Seiten sind mit bunten Lesezeichen markiert. Etwas, wo- nach ihm der Sinn stehe, entgegne ich. So singt er nochmals davon, wie Jean oben in den Bergen das verfallene Chalet aufbaut – schöner denn je. Là-haut sur la montagne L’est un nouveau chalet

Als ich weitergehe, scheint es wärmer geworden zu sein unter den Lauben. babü 28 AUSDENLEISTEN Brunne Zytig, 14. März 2014

Rathausgass-Brunngass-Leist Kontakt: Edi Franz, Postfach 405, 3000 Bern 7

Hauptversamm- Zurück in die Zukunft oder: lung 2014 Mit dem GrammiPhone in Schallge- Bitte vormerken: 31. März 2014 schwindigkeit von 45 auf 90 Dezibel Die diesjährige Hauptversammlung des Rathaus- gass- Brunngass- Leists findet wie immer im Re- Es sieht aus wie eine hochpolierte Miniatur Rolls staurant Union an der Brunngasse 36 statt. Royce Triebwerkgondel aus deren Mitte sich ein Silbergestänge windet, das am Ende in eine langge- Nach den traktandarischen Geschäften wird Herr zogene Trompete mündet. Das mysteriöse Objekt, Peter Ammann über die Tätigkeiten der Gemein- dessen Zweck uns noch verschlossen bleibt, ruht auf nützigen Baugenossenschaft Bern informieren. Ein zwei silbrigen Füsschen, die sich wie Schmuck- interressantes Thema für Mieter, Vermieter und schatullen präsentieren. In der Mitte der silbrigen Liegen schaftsbesitzer. Röhrenwindungen schwebt eine Art eleganter Visi- tenkartenhalter in der Form eines einäugigen Kat- Im Anschluss folgt ein gemütliches Nachtessen zenkopfes. mit Salat, Hamme und Gratin. Der Schöpfer dieses kleinen Kunstwerkes sagte mir, dass er stundenlang an diesem kleinen Messingauf- Zu diesem Anlass sind dieses Jahr auch Nicht-Mit- satz tüftelte, bis er seinen Vorstellungen entsprochen glieder eingeladen (ohne Stimmrecht), die sich hat. Der Aufsatz ist der Tonabnehmer des Gerätes, einmal informieren möchten, was der Leist ei- das der Blasmusikinstrumentenbauer und Repara- gentlich so ist und tut. teur Emmanuel Brünisholz kurz vor dem Einschla- fen erträumt hat und das nun fertig in seinem Der Vorstand freut sich auf eine rege Teilnahme! Schaufenster von Blasinstrumente Brünisholz an ef der Rathausgasse 26 steht.

Grammophon trifft iPhone Das beschriebene Objekt ist nicht etwa die jüngste Kreation eines Skulpteurs von Werken, wie man sie an der Bad Ragarts findet, und auch nicht Teilneh- Das GrammiPhone – ausgetüftelt und hergestellt mer der alljährlichen Altstadtaktion «das einmalige an der Rathausgasse 26 Objekt», sondern ein origineller akustischer Smartphone-Verstärker, der – die physikalischen und -Reparatur, aus Flohmärkten, Antiquariaten Gesetze nutzend – auf Elektrizität und Elektronik oder Brockenstuben. verzichtet. Er wartet neben seinen neun lautstarken Brüderchen darauf, einen Raum visuell zu beleben Smartphone trifft einäugiger Katzenkopf und akustisch zu beflügeln. Emmanuel nennt den Ob das auch funktioniert? Keine Frage, Emmanuel Verstärker GrammiPhone. nimmt sein iPhone, schiebt es in den einäugigen Katzenkopf und das unterdrückte John Coltrane So- Trompete trifft Fondue-Rechaud pransaxophonsolo verwandelt sich in ein raumfül- Einige GrammiPhones haben ein antikes Messing- lendes, 90 dezibelstarkes Musikerlebnis. rechaud als Auflage und ein Waldhorn zur Tonwie- Warum also hässliche Musikboxen hinter den Blu- dergabe, andere eine alte Vase und zur men verstecken, wenn eine Musikanlage so schön Tonwiedergabe eine Trompete. Wieder ein anderes sein kann und dank den physikalischen Gesetzen ist aus einem edlen Kerzenständer gefertigt und überall funktioniert? oben thront ein authentisches Postautohorn als Ver- stärker. Bis auf den Tonabnehmer ist nicht ein ein- Rathausgasse trifft Hauptgassen ziger Teil neu. Sie sind samt und sonders rezykliert Im Moment warten beim Blasmusikinstrumenten- und stammen von Restmaterialien aus Musikbau reparateur Brünisholz zehn originelle Grammi- Phone darauf, ihre akustische und ästhetische Aufgabe zu erfüllen. Jedes ein Unikat und weitere folgen. Wäre es nicht schön, wenn auch die Ge- schäfte in den beiden Hauptgassen aus Solidarität mit dem erfinderischen Instrumentenbauer und aus B A R + W O H N Z I M M E R B A R + W O H N Z I M M E R Geschäftssinn eines der GrammiPhones ausstellen RATHAUSGASSE 63 * 3011 BERN würden, damit die in Bern ausgetüftelte und an der TEL. 031 311 51 87 * WWW.LESAMIS.CH Rathausgasse hergestellte Erfindung in den Schau- OEFFNUNGSZEITEN: fenstern der Berner Altstadt eine Bühne fände? In- BAR MO-FR 17H - 00:30H teressenten für Kauf und Vertrieb melden sich in der SA 15H - 00:30H Werkstatt von Emanuel und Vater Erwin Brünis- WOHNZIMMER FR-SA 22H - 03:00H holz. drs

… nach der Restaurierung soll Mathys + Götschmann AG das antike Möbel nicht brandneu aussehen, sondern soll vielmehr Licht – Kraft – Telefon seinen Charme, seine Geschichte, sein Alter zeigen können… Daniel Gerber Rathausgasse 12 • 3011 Bern Rathausgasse 21 Tel./Fax 031 311 81 22 Tel. 031311 34 34 Brunne Zytig, 14. März 2014 AUSDENLEISTEN 29

Mit ihrem Gastronomiekonzept geben Olivier Vurchio und Eliane Münger dem Das «Biercafé Au Trappiste» besticht durch den mittelalterlichen Charme Naturprodukt seine verloren geglaubte Ehre zurück.

Das Bier nimmt sich Zeit, der Architekt auch Neue Bierbar an der Rathausgasse 68 Wie sich die Natur bei der Gärung des Bieres Zeit «Weisch, d’Schwiz isch zwar vom Chrieg verschont worde, aber nid vo de Architekte,» ent- nimmt, um ein exzellentes Endprodukt hervorzu- gegnete mir ein Nachbar vom Handwerkergewerbe, als die einladende Eichenholzfassade bringen, so kannte auch der Architekt Claudio Cam- vom ehemaligen «Restaurant zur Alten Post» nach der Renovation einem kühlen Metalbau panile beim Umbau vom Coiffeurlokal zur Bierbar weichen musste. keine Abkürzung zur Vollendung. So wurde zum Beispiel an der Fassade der fade graue Verputz – von grauen Herren in grauer Beamtenmanier vor Unrecht hat mein Nachbar nicht, denn bisher konnte Vom Coiffeursalon zur Bierbar Jahren angeordnet – mit einer Lauge runtergekratzt, ich auf meinen Altstadtspaziergängen auf kein neu Wo bis vor einem Jahr noch Coiffeur Walter seine bis die alte Eichenholzfassade hervorschien. Im hin- eröffnetes Parterrelokal stossen, das nach dem Schere anlegte und Requisiten für die Neuverfil- teren Teil des Biercafés wurde bei den Renovati- Umbau den ursprünglichen, mittelalterlichen mung des Dällebach Kari bereitstellte, wird von onsarbeiten eine denkmalgeschützte Decke aus dem Charme wieder zum Blühen brachte. Doch diesen Olivier Vurchio, Eliane Münger und ihrem Team Jahr 1470 freigelegt, und die mittelalterliche WC- Spätherbst gab es an der Rathausgassse 68 die aus sechs verschiedenen Zapfhähnen in tulpenför- Türe sowie der Radiator wurden im Lager des grosse innenarchitektonische und feinschmeckeri- mige Gläser Bier eingeschenkt. «Biercafé Au Trap- Denkmalpflegers ausgegraben. sche Überraschung. piste» nennen sie ihre Bar, die sie nach dem römisch-katholischen bierbrauerischen Mönchsor- Feinschmecker-Meile Rathausgasse den aus dem 17. Jahrhundert tauften. Ein grosser Dank an das Gastronomie-Neueinstei- gerpaar Olivier Vurchio und Eliane Münger. Nicht Spuren des Altstadtbrands von 1405 nur dafür, dass man sich bei ihnen wie in einem Die Mönchsatmosphäre widerspiegelt sich auch in UNESCO Weltkulturerbe fühlt, sondern auch dafür, der grau-ockerfarbigen Innenarchitektur: Wandtä- dass sie zusammen mit Heugels Käse, Grunders fer, Riemen- und Steinzeug- und Fischgratboden, Metzg, Schütz’s Nougat, Cesary’s Café, Tredici- verschiedenartige Holzstühle und -Tische, eine aus percento’s Wein, Lo Stuzzichino’s Pasta, Volver’s Kupferlegierung gezimmerte Bar, ein Kronleuchter, Tapas, Bonbec's alkoholfreie Cocktails, Kapa- drei dezent eingesetzte Spotlampen, eine alte Bier- dokias’s Dürüm und Punkt’s Curry dafür sorgen, harasse und rauher Sandstein, dessen Brandspuren dass die Rathausgasse zur vielfältigsten Fein- noch vom Altstadtbrand anno 1405 zeugen. So spar- schmecker-Meile der Schweiz aufsteigt. drs tanisch die Einrichtung, so opulent die 100 Bier- fläschchen, welche auf Kopfhöhe schön Biercafé au Trapiste nebeneinander aufgereiht darauf warten, die Bier- Rathausgasse 68 bäuchlein der BernerInnen zu füllen. Öffnungszeiten: Mo bis Mi: 16.00–23.30 Uhr, Über 100 Biersorten für guten Zweck Do bis Sa: 16.00–00.30 Uhr Neben den 50 Heimbiersorten gibt es 50 weitere, die regelmässig wechseln: Darunter findet man ganz helle, leichte oder ganz dunkle, herbe Biere, hoch- prozentige Biere, süsse Biere, zum Beispiel mit AGATHES Schokolade oder Kirschen angereichert, würzige SECOND HAND SHOP Biere mit Koriander oder Salbei, Biere aus Belgien, England, Italien oder aus dem Jura, Biere mit den verrücktesten Etiketten und den lustigsten Namen Agnes Agathe Dähler Öffnungszeiten: wie Morning Wood (Morgenlatte). Aber eines haben Brunngasse 2 Do 14.00 – 19.00 Gassenzusammenarbeit: Ändu Schwertfeger von sie gemeinsam. Ein Teil des Erlöses fliesst in Hilfs- 3011 Bern Fr 14.00 – 19.00 Tattoo (Rathausgasse) 32 gestaltete die Bierkarte werke für Menschen und Tiere, und die Biere stam- Tel. 031 311 92 60 Sa 10.00 – 17.00 für den Offenausschank men alle von kleinen, unabhängigen Brauereien.

PETER AMMANNAG NydEGG KIosK uNd SPENGLEREI & MINI MArKET rEZA SWasserwerkgasseANIT 12A/14,R 3000 Bern 13 Gerechtigkeitsgasse 6 Tel. 031 311 04 93, Fax 031 311 57 66 3011 Bern Tel. + Fax: 031 311 50 90 sieben tage in der woche offen 30 AUSDENLEISTEN Brunne Zytig, 14. März 2014

Matte-Leist Postfach 29, 3000 Bern 13 / www.matte-leist.ch / [email protected]

Hauptversammlung Das Seifenkistenrennen findet Matte-Leist am Dienstag, statt – zumindest 2014 1. April 2014 Eine Zeitlang sah es um das traditionelle Seifenki- Organisationen und boten finanzielle Unterstützung stenrennen am Klösterlistutz schlecht aus. Der An- an. Der Dachverband seinerseits startete zusätzlich Die diesjährige Hauptversammlung findet am 1. lass drohte den Sparmassnahmen der öffentlichen einen Spendenaufruf. Schliesslich kam genügend April um 19h im Restaurant Zähringer statt. Alle Hand zum Opfer zu fallen. Grosszügige Spenderin- Geld für die 29. Berner Renntage zusammen. Leistmitglieder und solche, die es werden möch- nen und Spender jedoch sprangen in die Lücke und ten, sind herzlich eingeladen, in den Saal im 1. retteten das dreitägige Rennen. Für die Ausgabe Das Programm: Stock des Restaurants zu kommen. Ende April 2014 ist genügend Geld zusammenge- Freitag, 25. April >>> Technische Checks, erste kommen. Wie es nachher weitergeht, ist allerdings Fahrproben Der Vorstand bietet an der HV einen Rückblick offen. Samstag, 26. April >>> Trainingsläufe auf die wichtigsten Themen im Jahr 2013, in- Was genau ist passiert? Der Dachverband für offene Sonntag, 27. April >>> Rennen und Siegerehrung formiert zu laufenden Aktivitäten, bietet eine Arbeit mit Kindern in der Stadt Bern (DOK), der Plattform für Anliegen und Sorgen der Mättele- das Seifenkistenrennen organisiert, erhält im lau- Aktuelles unter: www.berner-seifenkisten.ch und rinnen und Mätteler, stellt sich zur Wiederwahl, fenden Jahr 35‘000 Franken weniger aus der Stadt- www.facebook.com/bernerrenntage legt Rechenschaft zu den Finanzen ab und offe- kasse. Die DOK-Verantwortli- riert einen kleinen Apéro. Bis dann! chen reagierten und strichen ei- nige Grossanlässe aus ihrem Jahresprogramm – darunter auch das Seifenkistenrennen. Viele konnten das nicht verste- Agenda hen. Auch auf dem Spielplatz Längmuur, wo im Frühling je- Macht die Jahresplanung nicht ohne den Spielplatz weils viele Kisten zusammen- Längmuur gebaut werden, war die Seifenkistenrennen: 25./26./27. April Enttäuschung gross. Beim Grosses Sommerfest: 21. Juni DOK meldeten sich in der Längmuur Chilbi: Folge viele Einzelpersonen und 18./19./22./23./24./25./26. Oktober Laternenumzug: 8. November Samichlous: 6. Dezember Litfasssäule Kurioses zu entdecken gibt. Zum Auftakt war – der Jahreszeit entsprechend – ein Murmeltier im Win- Aktuelles unter: terschlaf zu sehen. Nach jahrelangen Verhandlungen erhielt der www.facebook.com/spielplatzlaengmuur Haben Sie sich auch schon gefragt, warum es im Alexandra Flury, Vorstand Spielplatz Längmuur Matte-Leist die Bewilligung, die Litfasssäule im Quartier mit nicht-kommerziellen Plakaten zu be- Siedlungsgebiet immer häufiger Stadtfüchse zu hängen – und für Ausstellungen zu nutzen. Die beobachten gibt? Es liegt auf der Hand, dass diese denkmalgeschützte ehemalige Telefonzelle wurde Entwicklung mit den von den Menschern erzeug- im Jahr 2010 zum Ziel von selbsternannten Kunst- ten Abfallbergen in einem Zusammenhang stehen «Guerilleros». Die Aktivisten brachen die Säule könnte. Eine zweite Ausstellung machte diesen Berns Zusammenhang sichtbar. Die Telefonkabine wurde pfiffiger Kinderladen auf und errichteten in ihrem Innern einen mystisch anmutenden Altar, der im Quartier für Aufsehen in einen reisigen Ghüdersack verpackt. Durch sorgte. einen kleinen Riss konnte man den schlafenden Im November 2013 war es dann soweit: In die Lit- Fuchs in der Telefonkabine enttecken. Unter my- fasssäule kehrte wieder Leben ein. Das Naturhi- steriösen Umständen verschwand der Sack samt www.sunkid.ch SUN KID Mühlenplatz 6+8 storische Museum der Burgergemeinde Bern dem Ghüder in einer lauten Freitagnacht. Es ist uns 3011 Bern Matte (NMBE) nutzt die Säule als Satelliten und bespielt bewusst, dass mit Vandalen-Akten zu rechnen war Tel. + Fax 031 311 15 08 sie mit kleinen Ausstellungen. Die ehemalige Te- und ist. Wir, wie das Naturhistorische Museum Natel 079 208 31 11 lefonkabine wird zu einer Wunderkammer, in der Bern, bedauern das sehr, werden aber nicht klein Claudia Mätzler 079 215 41 61 es regelmässig Erstaunliches, Ergreifendes und beigeben. Res Lüthi Brunne Zytig, 14. März 2014 AUSDENLEISTEN 31

Leist der Untern Stadt Kontaktadresse: Postfach 570, 3000 Bern 8 LUS – Kulturleben im Leistgebiet

Der Gerechtigkeitsbrunnen erhielt seinen jährlichen Adventsschmuck Der Gerechtigkeitsbrunnen erhielt von artfloral pünktlich zum Adventsbeginn seinen üblichen und jedes Jahr neu inspirierten winterfesten Pflanzen- schmuck. Das Blumengeschäft, das auch jedes Jahr von sich reden macht durch die aufwendig- sten und vielgerühmten Installationen zum Ein- maligen Objekt, ist immer auch bereit, einen Teil der rund 500-fränkigen Kosten des Brunnen- schmuckes zu übernehmen. Letztes Jahr teilten sie sich diese mit Stephan Probst in so grosszügiger Weise, dass für den Leist der Untern Stadt nur Die fünf diesjährigen Preisträger (v.l.n.r. Schwei- noch der kleine Betrag von Fr. 30.— zu überneh- zer, Gysin, Müller, Zschaler, Furrer) men war. Wir danken den beiden Spendern aufs (Foto Burgerbibliothek) herzlichste! Othmar Zschaler, Künstler und Goldschmied, ar- beitete in seinem Atelier/Ladengeschäft an der Kramgasse 82 zwischen 1960 und 1997 und wohnt in der Junkerngasse. «Es zeigt Kunst!» Der fünfte Preis ging an Verena Gysin, den lang- jährigen guten Geist des Botanischen Gartens. selbst zuständig. Die zahlreichen Besucher genos- Wir gratulieren herzlich! sen sowohl den Blick ins Schaufenster wie den Griff ins Buffet. Und die Laubenbögen der Junkere Trichterwinden- und Blütenzau- wirkten für etwa zwei Stunden so ziemlich über- bevölkert… ZB ber-Töpfe von Stadtgrün Bern Die Anmeldefrist der Altstadtbewohner und Ge- schäftsinhaber für die Bestellung fiel dieses Jahr leider so ungünstig zum Erscheinung-Datum der Brunne Zytig, dass wir keine Reklame mehr dafür machen konnten. Wir hoffen dennoch, dass viele über den Aufruf via Leist-Newsmail rechtzeitig zu einem Anmeldezettel gekommen sind, und dass sich unsere Altstadt auch im kommenden Sommer (Foto Stephan Probst) entlang der Laubenbögen mit blauen Blüten und in den bezaubernden Violett-Tönen von «Impa- Preisverleihung der tiens», «Lobularia maritima» und «Calibrachoa» Burgergemeinde 2014 präsentieren wird. Die Farbe Violett (radiant or- chid) wurde übrigens von den Trendforschern des Vorschlagsberechtigt zur Verleihung der «externen Farbsystems Pantone zur Farbe des Jahres 2014 er- Burgerlichen Medaille» sind laut den Vorschriften nannt! Die Auslieferung der Töpfe findet am 22. Die «bevölkerte» Schaufenster-Galerie von 1970/76 die Mitglieder des Grossen und des Mai statt. Kontakt: Lukas Zurbuchen, Leiter Pro- Kleinen Burgerrates, duktion von Stadtgrün Bern (031 321 71 27; die burgerlichen Ge- [email protected]). sellschaften und Zünfte LUS-Agenda 2014 sowie die Burgergesell- Zu beachten: Das Anmeldeprozedere (Deadline • Hauptversamlung des LUS schaft. Sie verleihen war der 28. Feb.!) ist unter blumenpracht@bern- den Preis an Persön- altstadt.ch reorganisiert worden. Neu gilt: Einbe- 19. März lichkeiten, die sich um zahlt ist angemeldet, d.h. erst nach Einzahlung des in der bsd. (Berufsfachschule des Detail- das kulturelle Leben entsprechenden Betrages auf das Konto der BEKB handels) in der Postgasse; 19.00 Uhr (An- Berns in besonderer AG, 3001 Bern (IBAN-Nr. CH41 0079 0042 7404 meldeschluss war der 10. März!) Weise verdient gemacht 7647 9 zG. Vereinigte Altstadtleiste Bern, Anlässe, Die Medaille der Burger- haben. Die feierliche 3000 Bern 8 – Postcheckkonto 30-106-9) erhält Gemeinde • Film-Vorstellung mit Apéro für den LUS: Übergabe fand am 21. eine Bestellung Gültigkeit. Januar unter der Lei- (Foto Chr. Anliker) 7. Mai tung von Burgergemeinde-Präsident Rolf Dähler «Altstadtlüt» von Alberto Veronese diesmal im Zentrum Paul Klee statt. Ausstellungs-Apéro (www.altstadtlüt.ch); Leistmitglieder Fr. 5.–; Er ging an fünf Personen, von denen leben, bzw. in der Junkerngasse 11 Nicht-Leistmitglieder Fr. 10.–; arbeiten gleich vier im Bereich der Vereinigten Anmeldung erforderlich Altstadtleiste: «Es zeigt Kunst!», so stellte Iris Gerber in der letz- ([email protected] oder info@stephan- ten Brunne Zytig die wohl kleinste Altstadtgalerie probst.ch ) Bernhard Furrer, pensionierter Städtischer Denk- den Lesern vor. Remo Galli, Alt-Nationalrat, Ar- • Der LUS besucht die Kunsthalle Bern malpfleger (Büro Junkerngasse 47) und sein ehe- chitekt und Künstler, war vom 7. Februar bis zum maliger und ebenfalls pensionierter Kollege der 2. März Gast in Heidi Gassners Schaufenster, wo 11. November Kantonalen Denkmalpflege, Jürg Schweizer er erstmals bildhauerische Arbeiten in verschie- Ein Blick hinter die Kulissen; Anmeldung (Büro Münstergasse 32); denartigem Stein zeigte. Anstelle einer Vernissage erforderlich ([email protected] oder Silvia Müller betreibt ein Kultur- und Verband- luden Galli und Gassner am 20. Februar zu einem [email protected]) management an der Brunngasse und organisiert Ausstellungs-Apéro. Und wie üblich hier, war der u.a. die Museumsnacht; Künstler für das leibliche Wohl seiner Bewunderer 32 ANGEBOTE Brunne Zytig, 14. März 2014

Berner Münster: Restaurierung Chorgewölbe Das Chorgewölbe (1515–1517) bedarf einer sorgfältigen Restaurierung. Herzlichen Dank für Ihre dringend benötigte finanzielle Hilfe!

PC-Konto 30-980-9, Burgerliche Ersparnis- kasse, Konto CH87 0638 2042 3103 9390 1 der Berner Münster-Stiftung Spenden an die Berner Münster-Stiftung sind steuerabzugsberechtigt. Kontakt: 031 312 04 64

2 x auf Ihre Liste

Besser für Bern. Adrian Haas wieder in den Grossen Rat! Kandidaten-Nr. 16.01.2, bisher NOA NOA & DieDamen an der Kramgasse 19, 3011 Bern 031 311 63 63 www.adrianhaas.ch Ö nungszeiten Mo. 14.00 - 18.30, Di. - Fr. 10.00 - 18.30, Sa. 10.00 - 16.00

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