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Mitteilungen 53: Zwangsarbeit Und Entschädigung in Deutschland

Mitteilungen 53: Zwangsarbeit Und Entschädigung in Deutschland

Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg e. V. – KZ-Gedenkstätte – Mitteilungen Heft 53 / November 2010

Inhalt Vorwort 2 Impressum 2 Fr. Turant und die Ausstellung „Zwangsarbeit“ 3 NS-Zwangsarbeit Ein Forschungsüberrblick 4 Zwangsarbeit in der Region 5 Kommentar zur Entschädigung 7 Jüdischen Geschichte in Ulm 8 50. Todestag Anna Essinger 10 AK Asyl in Ulm 11 Save-me Ulm 12 Internationale Jugendbe- Gabriela Turant, ehemalige Zwangsarbeiterin in Ulm, am 27. September 2010 bei gegnung Dachau im DZOK 13 der Eröffnung der Ausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, ihre Zwangsarbeiter und der Krieg“ im Jüdischen Museum . Im Hintergrund sind historische Didaktische Überlegungen Fotos aus Ulm zu Kriegsende zu sehen. Frau Turant schildert ihre Eindrücke in zum Gedenkstättenbesuch 15 einem Brief an das DZOK vom 9. Oktober: „Die Ausstellung zeigt die Wahrheit der Israelreise dzokkis 16 damaligen Zeit. Sie erzählt die Erlebnisse unserer Generation; sie zeigt die Tragödie von Millionen Menschen und lässt uns nicht vergessen, dass jeder von uns, unab- Der neue ASF-Freiwillige 17 hängig von der Nationalität, der Religion und der sozialen Herkunft das Recht auf Nachruf auf Ansgar Kramer 18 ein Leben in Würde hat.“ Foto: J. Schley Leserbriefe 19 Neues in Kürze 22 Spurensuche im Doku-Zentrum - Alfred-Hausser- Preis - Dagmar Orths auf Sponsorensuche - Ausstellung „Entartet!?“ - Buch Helmuth Bauer - Sinti und Roma - 9. November - Tagung Irsee - Vortrag Dörner - Marie-Luise Schultze-Jahn (†) - Paul Sauer (†) - „Topographie des Terrors“ - KZ- Gedenkstunde in der Ulmer KZ-Gedenkstätte Gedenkstätte Kochendorf - Ulmer Friedenspreis - für den Widerstand von 1933 bis 1945 Vortrag Benz - Obermayer Award - Lehrer-Seminar und die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Neue Bücher 26 Sonntag, 14. November 2010, 11.00 Uhr Bader: Jureks Erben - Raberg: Biografisches Lexikon - Weber (Hrsg.): Opfer des Unrechts - HdG Ba-Wü (Hrsg.): Jüdische Gemeinden nach Warum Erinnern? 1945 - Botsch u. a. (Hrsg.): Politik des Hasses Gedenken im Generationswechsel Rückblick 2010 30 Veröffentlichungen des DZOK 34 Gespräch und Lesung mit Katarina Bader Autorin des Buchs „Jureks Erben. DZOK-Veranstaltungen Vom Weiterleben nach dem Überleben“ Winter/Frühjahr 2010/2011 35 Förderer dieser Nummer 36 ab 12.30 Uhr: Führungen durch die Gedenkstätte Beitrittserklärung 36 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, in Heft 53 unseres Mitteilungsblatts stellen wir die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangsarbeit und Entschädigung in Deutschland in den Mittelpunkt. Anlass ist die große Wanderausstellung „Zwangsarbeit. Die Deut- schen, ihre Zwangsarbeiter und der Krieg“, die derzeit im Jüdischen Museum Berlin zu sehen ist. Sie zeichnet das Schicksal von rund 20 Millionen Menschen nach, die in das nationalsozialistische Deutschland oder in die von der besetzten Gebiete verschleppt wurden. Unter ihnen auch Gabriela Turant, geb. Knapska, die 1944 als 17- Polnische Telefunken-Arbeiterinnen Ende Mai 1945 vor der Silhouette Ulms, jährige von Łódz über Berlin nach Ulm gezwungen wurde, von der Wilhelmsburg aus gesehen. A-DZOK um hier bei Telefunken für die deutsche Rüstungsproduktion zu arbeiten. Wir möchten ihr mit ihrem Foto als Titelbild einen besonderen Gruß schicken. Die Bedeutung ihrer Biografie für die Ausstellung stellt Jens Schley vor. Während Silvester Lechner den regionalen Hintergrund des öffentlichen Verbre- chens Zwangsarbeit skizziert, gibt Jens-Christian Wagner einen Überblick über die aktuelle Forschungslage. Jost Rebentisch vom Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte kommentiert den jetzigen Stand der Entschä- Impressum digung. Darüber hinaus greifen wir ein hochaktuelles Thema der poli- Herausgeber: tisch-regionalen Kultur unserer Gegenwart auf: Die prekäre Dokumentationszentrum KZ Oberer Kuhberg Ulm e. V.; Lage politischer Flüchtlinge auch in Württemberg und stellen Postfach 2066, 89010 Ulm; die Bemühungen vor Ort vor, ihre Situation zu verbessern. [email protected] Der Besuch des Arbeitskreis‘ Asyl Stuttgart in der Gedenk- www.dzok-ulm.de stätte bildet den Anlass, um in diesem Sinne die lokale (dort Infos zur Mitgliedschaft) Save-me-Ulm Kampagne zu präsentieren. Einen anderen – nämlich gedenkstättenpädagogischen – Fokus haben DZOK-Büro mit Archiv, Bibliothek: Büchsengasse 13, 89073 Ulm, Christian Schulz und Agnes Becker / Philipp Rhein bei der Tel.: 0731 / 2 13 12, Fax: 9 21 40 56 Beschreibung ihrer Gedenkstättenbesuche. Schulz spürt der Bedeutung des historischen Orts für die Referendarsausbil- Redaktion: dung nach; Becker und Rhein beschreiben die Wirkung des Dr. Nicola Wenge (verantwortlich), Prof. Dr. Ulrich Klemm, Besuchs auf Jugendliche aus anderen Ländern. Annette Lein, Ilona Walosczyk Druck: Und natürlich liefern wir auch wieder Eindrücke aus unserer Offsetdruck Martin, Blaustein praktischen Arbeit: Wir berichten über die Spurensuche der Auflage: 1 500 Familie Strassburger bzw. der Schwestern Sorek/Malek im Mitarbeiterinnen: DZOK, die Israelreise der dzokkis und über den Arbeits- Dr. Nicola Wenge (Leiterin), beginn des neuen „Freiwilligen“ der Aktion Sühnezeichen Annette Lein, Ilona Walosczyk Friedensdienste, Markus Stohrer. Bürozeiten: Mo-Do 9 – 16 Uhr, Fr 9 – 12 Uhr Überschattet wurde unsere Arbeit vom Tod unseres langjäh- Öffnungszeiten rigen und sehr aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiters Ansgar der KZ-Gedenkstätte: So 14 - 17 Uhr. Führungen sonntags Kramer, dem wir einen Nachruf widmen. um 14:30 Uhr, für Gruppen nach Vereinbarung auch werk- tags (mind. zwei Wochen vorher anmelden). Zum Abschluss möchte ich Sie herzlich zur Gedenkfeier am 14. November einladen und Sie wieder um lebhafte Details unter S. 35 und unter www.dzok-ulm.de Resonanz auf das Gelesene bitten. Die (teils gekürzten) Eintritt: 2,00 € / 0,50 € Leserbriefe zum letzten Heft – vor allem zum Kommentar zur Führung: 35,00 € / Gruppe neuen Synagoge – füllen allein gut zwei Seiten dieses Hefts. Spendenkonto: 764 90 62 So könnte es im nächsten Jahr weitergehen … Sonderkonto „Stiftung“: 272 07 04 Mit den besten Wünschen für Weihnachten und das neue beide bei der Sparkasse Ulm Jahr 2011 – verbunden mit einem Dank an die vielen Helfer (BLZ 630 500 00) und Unterstützer – grüßt Sie Mitteilungen des DZOK: 1,00 € / Heft Nicola Wenge

2 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 3 „Wie kann man glücklich sein, wenn man das Leiden der Anderen sieht?“ Gabriela Turant und die Ausstellung „Zwangsarbeit. Die Deutschen, ihre Zwangsar- beiter und der Krieg“

Jens Schley, Gedenkstätte Buchenwald

„Für die liebste Mutti zur Erinnerung chen in 10- bis 12-Stundenschichten an ‚zwei Katzen aus dem Urwald‘.“ arbeiten, als „Lohn“ erhielten die – den Satz schrieben die siebzehn- noch Jugendlichen 5 Reichsmark pro jährigen Zwillinge Gabriela und Jolanta Woche, ab Dezember 1944 gar nichts Knapska auf ein Foto, welches sie von mehr. Wenn die Arbeit länger dauerte, sich anfertigen ließen, um es dann der erinnert sich Gabriela Turant, „mussten Mutter zu schicken. wir unser ‚P-Abzeichen‘ verstecken“, Das Foto entstand in Berlin im Sep- denn abends durften sie sich wie alle tember 1944, wo die beiden Schwes- polnischen Zwangsarbeiter nur mit tern in einem Betrieb der Telefunken Genehmigung außerhalb des Lagers arbeiteten. frei bewegen. Die Lebensbedin- Es ist eines von hunderten, besser gungen auch in Ulm waren geprägt tausenden Fotos, die zwischen 1939 durch völlig unzureichende hygieni- und 1945 von so genannten „Fremd- sche Bedingungen in den Lagern, arbeitern“ entstanden und die auf den kaum Lebensmittel und immer wieder ersten Blick so „normal“ erscheinen: Schikanen und Strafen. Dies machte Menschen, die sich an ihrer Arbeits- aus Sicht der Firmenleitung Sinn, denn stelle, an ihrem Aufenthaltsort, in ihrer für sie stand die volle Produktivität Freizeit fotografieren lassen. des Werkes „bis zur letzten Minute“ Erst die zusätzlichen Informationen im Vordergrund. „Menschenmaterial“, zu den Bildern zeigen ihre weitere wie es in den Unterlagen immer wieder Dimension. heißt, konnte dabei „verbrauchend verwendet werden“. In Ulm wurden Jolanta und Gabriela Knapska trotz zahlreicher Bombenangriffe auch Gabriela Turant, geborene Knapska (links im Bild) machten dieses Foto für ihre Mutter, auf das Telefunkenwerk noch über mit ihrer Zwillingsschwester Jolanta, 15.9.1944 in Berlin. A-DZOK damit diese sich nicht sorgt um ihre 200.000 Radioröhren produziert. abwesenden Töchter. Seit 1941 mussten sie in Łódz bei Telefunken Trotz des Hungers und der Angst ver- Zwangsarbeit leisten. Telefunken hatte suchten die beiden Zwillingsschwes- der Stiftung Gedenkstätten Buchen- nach Kriegsbeginn wie viele andere tern mit zahlreichen Postkarten ihre wald und Mittelbau-Dora auf ein lange deutsche Unternehmen einen Teil Eltern zu beruhigen. Soweit möglich Zeit vernachlässigtes, verschwiegenes seiner Werke in den Osten verlagert. schilderten sie ihren Alltag. Dabei und verdrängtes Thema aufmerksam Man wollte die Nachschubwege an ließen sie vieles aus, denn die Post machen wollen. Zwangsarbeit ist die Front verkürzen und man war so in von Zwangsarbeitern wurde zensiert, nicht, wie nach Kriegsende oft und der unmittelbaren Nähe der Zwangs- Berichte über die tatsächlichen Ver- zäh behauptet, eine notwendige und arbeiter, über die man jetzt jederzeit hältnisse wären nicht angekommen. fast schon „natürliche“ Folge des und unbegrenzt verfügen konnte. In Das Schicksal ihrer Angehörigen Krieges. Sie ist mit ihren rassistischen Łódz stellte Telefunken Radioröhren blieb für die meisten Zwangsarbeiter Ausformungen, ihrer Umfassung und her, die in fast allen Waffengattungen ungewiss. Oft erhielten sie erst nach ihrer Allgegenwart im Alltag des nati- der Wehrmacht benötigt wurden. der Befreiung Nachrichten aus der onalsozialistischen Deutschland ein Die Zwillinge wurden hier im so Heimat. Auch die Zwillingsschwestern Verbrechen, welches unter den Augen genannten „Prüffeld“ eingesetzt, also Knapska erfuhren erst bei ihrer Rück- aller stattfand. der Qualitätskontrolle der Röhren. Im kehr im November 1945, wie es ihren In der Ausstellung wird an Hand August 1944, als die Ostfront näher Eltern ergangen war. von sechzig Fallbeispielen die Ver- rückte, wurden Teile des Werkes nach unglimpfung von so genannten Ulm, andere nach Berlin verlagert, mit In der Ausstellung „Zwangsarbeit. Die „Arbeitsscheuen“ ebenso gezeigt wie ihnen auch alle Zwangsarbeiter, die zu Deutschen, ihre Zwangsarbeiter und der massenhafte Einsatz von Zwangs- diesem Zeitpunkt bei Telefunken ein- der Krieg.“, welche von Ende Sep- arbeitern nach Kriegsbeginn quer gesetzt waren. Die Zwillinge wurden tember 2010 bis Ende Januar 2011 durch das besetzte Europa. Mehr als zunächst nach Berlin deportiert und im Jüdischen Museum Berlin gezeigt 20 Millionen Menschen mussten als Ende 1944 nach Ulm. In Berlin waren wird, ist auch das Foto von Gabriela „Fremdarbeiter“, Kriegsgefangene sie in einem Zwangsarbeiterlager in und Jolanta Knapska für ihre Mutter zu oder KZ-Häftlinge für die Deutschen Reinickendorf untergebracht, eines finden. Es ist eines von über tausend Zwangsarbeit leisten. Viele Deutsche, von über 1.000 Lagern in der Stadt. Fotos, Objekten und Dokumenten, mit sei es als Bauer oder als Angestellter Hier und in Ulm mussten die Mäd- denen die Ausstellungsmacher von in einem mittelständischen Betrieb,

2 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 3 profitierten von dem Zwangsarbeits- sie genutzt waren, das gehört zu den Gabriela Knapska begann zwei einsatz Anderer ganz persönlich. am konsequentesten verdrängten Wochen vor der Befreiung Ulms Auch dies zeigt die Ausstellung an Erinnerungen an die nationalsozialisti- am 24. April 1945 ein Tagebuch zu verschiedenen Beispielen, ebenso sche Zwangsarbeit. Nach Kriegsende schreiben, denn „jetzt bringt jeder Tag die sich immer wieder neu stellende waren viele Deutsche bestrebt, sich etwas Neues.“ Am Tag der Befreiung Frage der Handlungsmöglichkeiten selbst als Opfer zu deklarieren und die Ulms schrieb sie: „Trotz allem, was und -spielräume: ob mit einem Rest Frage an ihre eigene Verantwortung sie [die Deutschen] mit uns machten, von Menschlichkeit und Mut oder zu verdrängen. Diese Verdrängung würde ich jeden anständigen Deut- auf der Grundlage einer rassistischen zu beenden und die Zwangsarbeit als schen in Ruhe lassen. Sogar für die Ideologie, die den anderen als „Unter- das darzustellen, was sie ist, nämlich Bösen habe ich Mitleid. Wie kann man menschen“ degradierte. Dass es diese ein Verbrechen unter den Augen aller, glücklich sein, wenn man das Leiden Handlungsmöglichkeiten gab und wie ist Aufgabe dieser Ausstellung. der Anderen sieht?“

Zwangsarbeit im Nationalsozialismus Forschung und Ausstellung

Jens-Christian Wagner, Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Spätestens seit 1942 gehörten „Grabe wo du stehst“ tischen Kriegsgefangenen (Herbert, Zwangsarbeiter zum Alltag im natio- Das änderte sich in den 1970er Jahren Fremdarbeiter, 1985; Pingel, Häftlinge, nalsozialistischen Deutschland. Die durch entstehendes bürgerschaftliches 1978; Streit, Keine Kameraden, 1978). aus allen Teilen Europas herangezo- Engagement und Geschichtsschrei- In der Folge entstanden immer mehr genen Arbeitskräfte wurden überall bung „von unten“. Nach dem Motto Lokal- und Regionalstudien, häufig im eingesetzt: in Rüstungsbetrieben „Grabe, wo Du stehst“ begannen sich Rahmen universitärer Qualifikationsar- ebenso wie auf Baustellen, in der vielerorts Geschichtsinitiativen und beiten, oft aber auch aus dem Umfeld Landwirtschaft, im Handwerk, in „Barfußhistoriker“ mit der lokalen NS- von Geschichtsinitiativen. (Vgl. hierzu öffentlichen Einrichtungen oder in Geschichte zu beschäftigen. Zunächst den Überblick bei Ludwig, Zwangsar- Privathaushalten. In der Allgegenwart stand häufig noch die Geschichte beit, in: Archiv für Sozialgeschichte 1 und Alltäglichkeit der Zwangsarbeit des Widerstandes im Mittelpunkt des (1991), S. 558-577). und in der breiten gesellschaftlichen Interesses. Doch bald entdeckten die Einen regelrechten Boom verzeichnete Partizipation zeigte sich der rassisti- Initiativen, was doch eigentlich jeder das Forschungsthema Zwangsarbeit sche Kern des Nationalsozialismus. wusste: Überall hatten Zwangsar- seit den frühen 1990er Jahren - zum An keinem anderen NS-Verbrechen beiter aus allen Teilen Europas zum einen als Folge und Begleiterschei- waren derart viele Menschen beteiligt Kriegsalltag gehört, und nahezu nung der zunehmenden internatio- – als Opfer, Täter oder Zuschauer. alle Betriebe, von denen viele nach nalen Diskussionen um die offene Trotzdem – oder wohl eher auch wie vor existierten, hatten von ihrer Frage der Zwangsarbeiterentschädi- gerade deshalb - interessierte sich in Ausbeutung profitiert. Recht schnell gung, zum anderen aber auch, weil Deutschland, besonders im Westen, kam deshalb auch das Thema der nach dem Ende des Kalten Krieges die kaum jemand für das Schicksal der verweigerten Entschädigung durch deutsche Geschichtsforschung den Zwangsarbeiter. Das gilt auch für die Staat und Wirtschaft auf, das seit den Blick in Richtung Osten erweiterte und deutsche Geschichtsforschung, die 1980er Jahren immer breiter in der bislang nur schwer zugängliche oder dieses Thema lange weitgehend igno- Öffentlichkeit diskutiert wurde. verschlossene Archive für die Benut- riert hat. Interessanterweise erfolgte zung offen standen. Einen Höhepunkt der erste Zugang zum Thema Zwangs- Akademischer Durchbruch und erreichte die öffentliche und akademi- arbeit nicht in sozialgeschichtlicher, Entwicklung der Forschung sche Beschäftigung mit dem Thema sondern in unternehmensgeschicht- An der westdeutschen Geschichts- Zwangsarbeit um die Jahrtausend- licher Perspektive. Dabei überwog wissenschaft gingen diese Diskus- wende, als die internationalen Ver- in der bundesrepublikanischen sionen lange nahezu spurlos vorbei. handlungen um die Zwangsarbeiter- Forschung bis in die frühen 1970er Den großen Durchbruch brachte erst entschädigung mit der Gründung der Jahre eine apologetische Sichtweise, Ulrich Herberts wegweisende und bis Stiftung „Erinnerung, Verantwortung die den Einsatz von Zwangsarbei- heute maßgebliche Studie aus dem und Zukunft“ (EVZ) ihren (vorläufigen) tern in Unternehmen auf politischen Jahr 1985, die das Thema Zwangs- Abschluss fanden. Druck durch die NS-Führung zurück- arbeit in der universitären Forschung führte. Programmatisch fand diese salonfähig machte, zusammen Aktuelle Studien und laufende Sichtweise, die letztlich eine Variante mit den schon einige Jahre zuvor Forschungsprojekte des seit den Nürnberger Prozessen erschienenen Gesamtdarstellungen Der Umfang der in den vergangenen bemühten „Befehlsnotstandes“ war, von Falk Pingel und Christian Streit 20 Jahren entstandenen Studien mit Buchtiteln wie „Wirtschaft unter zur Häftlingsgesellschaft in den Kon- zur Zwangsarbeit ist kaum noch zu Zwang“ ihren Ausdruck. zentrationslagern und zu den sowje- überschauen. Vielfach handelt es

4 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 5 sich um Lokalstudien, die jedoch deutsch besetzten oder kontrollierten Neueste Infos zur Geschichte – nach Pionierarbeiten wie Andreas Gebieten nach wie vor begrenzt. der Zwangsarbeit im Internet: Heuslers Studie über München – für Dies gilt vor allem für die besetzten das Gesamtbild der Zwangsarbeit Gebiete der Sowjetunion und Teile des 1. Archivverbund zu den his- im Nationalsozialismus insgesamt Balkans, wo es auf der Landkarte der torischen Quellen unter wenig Neues bieten konnten (Heusler, Zwangsarbeitsforschung noch große Leitung des Bundesarchivs: Ausländereinsatz, 1996). Ertragrei- weiße Flecken gibt. Weitgehend uner- www.zwangsarbeit.eu cher waren übergreifend angelegte forscht sind ferner die europaweite 2. Aktuelle Forschungs- Studien, die bestimmte Zwangsar- Verschleppung von Zwangsarbeitern projekte der Stiftung beiterkategorien, Lagertypen oder (etwa Russen nach Frankreich oder EVZ: www.konferenz- auch Branchen in den Blick nahmen Serben nach Norwegen) sowie die zwangsarbeit.de (Hammermann, Zwangarbeit, 2002; Nachgeschichte der NS-Zwangsarbeit 3. Wanderausstellung „Zwangs- Lotfi, KZ der Gestapo, 2000; Schäfer, in den vormals besetzten Ländern arbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter, 2000; Hornung, (Heimkehr, gesellschaftliche Anerken- Zwangsarbeit und der Krieg“: Zwangsarbeit, München/Wien 2004). nung und Ausgrenzung, Erinnerung www.ausstellung- Eine eigene Kategorie bilden die an Zwangsarbeit). Hier setzten 13 von zwangsarbeit.org mittlerweile zahlreich vorliegenden der Stiftung EVZ geförderte interdiszi- 4. Magazin des Vereins „Lernen Unternehmensstudien, die die ältere plinäre Forschungsprojekte an, deren aus der Geschichte“ vom bundesrepublikanische Sichtweise Ergebnisse in Kürze vorliegen werden. 8. September 2010 zum der „Wirtschaft unter Zwang“ gründ- Ein Ergebnis dieser Forschungen ist Thema „Zwangsarbeit im lich revidierten und deutlich machten, bereits sicher: Zwangsarbeit im Natio- NS“: www.lernen-aus-der- welch entscheidende Rolle auf Seiten nalsozialismus war eine transnationale geschichte.de der Unternehmen bei der Beschäf- europäische Erfahrung. Das bedeutet, tigung von Zwangsarbeitern Selbst- dass sich die Forschung – auch in mobilisierung, ökonomisches Kalkül Deutschland – von ihren nationalen und zugleich ideologische Prägung Blickwinkeln lösen muss. Nötig ist spielten. (Grieger, Industrie, in: Dahl- eine grenzen- und sprachüberschrei- mann, Zwangsarbeiterforschung, tende intensive Zusammenarbeit von 2010). Geschichts-, Sozial- und Literatur- Während die Geschichte der Zwangs- wissenschaftlern in ganz Europa und Eine mit Fußnoten versehene Version arbeit im Reich mittlerweile als recht darüber hinaus. Auch aus diesem des Texts ist per Mail über das DOK umfassend erforscht gelten kann Grund ist die nun in Berlin eröffnete zu beziehen. Dankenswerterweise (wenngleich es noch wichtige Desi- Ausstellung zur NS-Zwangsarbeit hat sich der Autor aus redaktionellen derata gibt), ist das Wissen über als internationale Wanderausstellung Gründen zur Veröffentlichung einer Zwangsarbeit und Rekrutierung in den konzipiert. gekürzten Fassung bereit erklärt.

„Schönes, schreckliches Ulm“ Zwangsarbeit im NS und der Umgang damit danach

Silvester Lechner

„Schönes, schreckliches Ulm“ ist der verschiedene Einzeldarstellungen vor, mentierte Wiedergabe von über offizi- Titel einer 1996 in einer ersten und im z. B. von Andreas Wendlberger zu den elle Warschauer Stellen erbetenen und Jahr danach in einer zweiten Auflage Wieland-Werken (1994), von Ulrich danach zugesandten Erinnerungen erschienenen Publikation des Ulmer Seemüller zur Stadt Ulm (1995), von und Dokumenten der Betroffenen Dokumentationszentrums. Der über Annette Schäfer (2000) zu Württem- an ihre Ulmer Zeit. Der Band ist seit 400 Seiten umfassende Band enthält berg und von Peter Stöferle zu Stadt Jahren vergriffen. 1999 erschien in 130 Berichte von ehemaligen polni- und Landkreis Neu-Ulm (2002). Łódz eine polnische Bearbeitung. schen Zwangsarbeiter/innen, die zwi- Das besondere und damals in der In diesem DZOK-Buch war u. a. schen 1940 und 1944 in die Region Bundesrepublik ziemlich einzigartige der Bericht von Gabriela Turant Ulm und Neu-Ulm verschleppt worden Charakteristikum der DZOK-Publi- erschienen, die zusammen mit ihrer waren. Dazu kommt eine einleitende kation war, dass das Phänomen Zwillingsschwester Jolanta zunächst Skizze des Herausgebers Silvester Zwangsarbeit hier nicht nur an Hand in Łódz, dann in Berlin und schließlich, Lechner zum Gesamtphänomen der der überlieferten deutschen Ver- da waren sie 17, ab Dezember 1944 Zwangsarbeit im NS, unter beson- waltungs-Akten, sondern aus der in Ulm bei Telefunken arbeiten musste. derer Berücksichtigung der Region. Sicht und dem Erleben derer, die die Dieser Bericht wurde von Jens Schley Eine Gesamtdarstellung zur Zwangs- Zwangsarbeit erlitten hatten, darge- für die Berliner Ausstellung nachre- arbeit in der Region Ulm / Neu-Ulm stellt wird. Der Hauptteil des Bandes cherchiert und ist in diesen „Mittei- gibt es bis heute nicht. Aber es liegen ist die sorgfältig übersetzte und kom- lungen“ auf S. 3f nachzulesen.

4 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 5 Besuche ehemaliger Zwangs- arbeiter/-innen in Ulm Zahlreiche deutsche Kommunen, aber auch private Träger, organisierten in den 1990er Jahren Besuchs- und Begegnungsprogramme mit Zwangsarbeiter/-innen, die im Krieg in ihre Gegend verschleppt worden waren. In diesem Kontext sind auch die Initiativen für die Region Ulm und Neu-Ulm zu sehen. Sie wurden vom Dokumentationszentrum 1994 angestoßen und 1996/97 mit vielen ehrenamtlichen Helfern vorbereitet und durchgeführt, finanziert aus staatlichen und privaten Drittmitteln. Im Herbst 1996 und im Frühjahr 1997 waren zwei Gruppen mit jeweils Eine Momentaufnahme des Besuchs 1996. A-DZOK achtzig ehemaligen Zwangsarbei- tern aus Polen eine Woche lang zu Gast, in den Jahren danach mehrere Einige historische Daten zur und Kreisverwaltung, der Partei und Einzelpersonen aus der ehemaligen Zwangsarbeit in der Region Gestapo, sowie den Personalverwal- Sowjetunion und auch eine Gruppe Ulm tungen der einzelnen Betriebe. aus Holland. Das Motto der Polen- Im Stadtbereich von Ulm dürften ca. Besuche war: „Erinnerung, Begeg- 10.000 Zwangsarbeiter/-innen und Ein Beispiel: Der größte Zwangsar- nung, Verständigung, Versöhnung Kriegsgefangene, in Neu-Ulm etwa beiter-Betrieb in Ulm war das Röh- – Wspomnienia, Spotkania, Poro- 2.400 „eingesetzt“ worden sein; renwerk von Telefunken, das im zumienie, Pojednanie“. zusammen mit den beiden Land- Frühsommer 1944 unter dem Tarn- kreisen könnten in der Region insge- namen „Mechanische Werkstätten samt an die 30.000 Zwangsarbeiter/- G. m. b. H. Ulm/Donau“ in der Ulmer innen gearbeitet haben. Wohl drei Wilhelmsburg eingerichtet wurde. Viertel davon kamen aus Polen, Das 1903 in Berlin gegründete Werk gekennzeichnet mit einem „P“ auf der von Telefunken war zu großen Teilen Kleidung, und aus der Sowjetunion, im Kontext des Krieges 1942 nach gekennzeichnet mit den Buchstaben Łódz in zwei leer stehende Fabriken „OST“. Die anderen kamen u. a. ausgegliedert worden. Als jedoch die aus Frankreich, Holland, Italien. Die Sowjet-Armee 1944 weit nach Polen Zwangsarbeiter/-innen waren in der vorgerückt war, wurden die Łódzer Regel in großen und kleineren Lagern Telefunken-Werke mit einigen tausend untergebracht, in Ulm z. B. am „Roten Zwangsarbeiterinnen umgesiedelt in 1999 wurde diese Tafel zum Gedenken an die verschiedene „reichsdeutsche“ Städte, polnischen Zwangsarbeiter an die Wilhelmsburg Berg“, in der Friedrichsau, in der angebracht. A-DZOK Wilhelmsburg, in den Forts Oberer u. a. nach Ulm. Im November wurde Kuhberg und Albeck. Einige, die in die Produktion in der Wilhelmsburg mit Handwerksbetrieben, in der Landwirt- ca. 1.400 polnischen Mädchen aufge- schaft, in Privathaushalten arbeiteten, nommen. Da die Chefs von Telefunken konnten dort auch – unter strengsten angesichts des angestrebten „End- Im Jahr 1999 wurde an der Wilhelms- Auflagen, sie waren ja definiert als ras- siegs“ selbst unter größtem Produkti- burg eine Gedenktafel angebracht. sisch minderwertige „Fremdvölkische“ onsdruck standen, sorgten sie für ein Vor allem aber: die in der Jugend – wohnen. Überwiegend wurden die Minimum an Lebensverhältnissen, die erlittenen Verletzungen und Leiden Zwangsarbeiter aber den „Wehrwirt- ein Überleben garantierten. Dennoch konnten ein wenig vernarben und schaftsbetrieben“ zugeteilt. Insbeson- war dieses Überleben gezeichnet von die bei den Besuchen gewonnenen dere ab 1941 stiegen, mit dem Krieg größtem Leiden. Nach dem Einzug menschlichen Kontakte und Freund- gegen die Sowjetunion, Produktion, der Alliierten in Ulm am 24. April 1945 schaften dauern fort, zum Teil bis zum Umsätze und Zwangsarbeiter-Bedarf wurde die Wilhelmsburg DP-Lager heutigen Tag. So konnten die ehema- enorm. Hier sind für den Ulmer Raum und in den Monaten danach kehrten ligen Zwangsarbeiter/-innen nach den die Fabriken von Kässbohrer, Magirus die polnischen Zwangsarbeiter in ihre Erfahrungen mit dem „schrecklichen“ bzw. Klöckner-Humboldt-Deutz, Wie- zerstörte Heimat und ihre vielfach auch das „schöne“ Ulm kennen land und Telefunken als Hauptakteure zerstörten Familien zurück. Telefunken lernen. und -profiteure zu nennen. Bürokra- aber blieb in Ulm und nahm im Juni tisch verwaltet wurden die Zwangs- 1945 schon wieder die Produktion P. S.: Ein Kurzbericht über das Ulmer arbeiter von mehreren Institutionen: auf, allerdings nun nicht mehr in der Zwangsarbeiter-Projekt 1996/97 ist dem Arbeitsamt, der IHK, der Stadt- Wilhelmsburg. über das DZOK zu beziehen.

6 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 7 Entschädigung für NS-Zwangsarbeit Zu spät, zu wenig, nicht nachhaltig

Jost Rebentisch, Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V.

Am 31.12.2001 endete die Frist, nach italienischen Militärinternierten und Dennoch hat auch die Konstruktion der im Rahmen des im Deutschen diejenigen westeuropäischen Zwangs- der Auszahlungstechnik ein kleines Bundestag am 2.8.2000 einstimmig arbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die „Geschmäckle“ – die Stiftung „Erin- beschlossenen Gesetzes Anträge auf nicht inhaftiert worden sind. Die dafür nerung, Verantwortung und Zukunft“ Entschädigung für NS-Zwangsarbeit herangezogenen Argumentations- hat die Überlebenden nicht direkt gestellt werden konnten. Im Juli 2007 grundlagen sind oft genug haarsträu- entschädigt, sie hat vielmehr den wurden die Auszahlungen mit einem bend – doch bisher haben sie der abwickelnden Partnerorganisationen Festakt im Schloss Bellevue, dem juristischen Auseinandersetzung bis einen gewissen Plafond zur Verfügung Amtssitz des Bundespräsidenten, hin zum Europäischen Gerichtshof für gestellt. Dies hatte für die deutsche abgeschlossen. Bis dahin waren an Menschenrechte standhalten können. Seite den Vorteil, dass die Stiftung mehr als 1,6 Millionen Menschen in Hätte man auch diese Überlebenden selbst wegen abgelehnter Entschä- der ganzen Welt etwa 4,3 Mrd. Euro berücksichtigt, hätte entweder die zur digungsansprüche nicht verklagt ausgezahlt worden. Zahlen, die sich Verfügung stehende Gesamtsumme werden konnte – die Verantwortung sehen lassen können – Zahlen aller- erhöht werden müssen (wozu niemand trugen ja die Partnerorganisationen. dings, die auch Fragen aufwerfen: bereit war) oder die für die Einzelnen Sind 1,6 Millionen Entschädigte zur Verfügung stehenden Summen Tatsache bleibt, dass die geleistete eigentlich viel oder wenig? Ist eine hätten in einer Art und Weise reduziert Entschädigung nur ein Tropfen auf Entschädigungszahlung von 4,3 Mrd. werden müssen, die die „Peinlichkeits- den heißen Stein der katastrophalen Euro genug? Haben denn alle NS- grenze“ deutlich unterschritten hätte. sozialen Situation ist, in der sich viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsar- Das hätte dem Ansehen der ganzen Überlebende, vor allem in Osteuropa, beiter etwas bekommen? Ist es bei der Sache doch sehr geschadet. befinden. Hier weiter zu helfen ist Auszahlung gerecht zugegangen? Hat eine der Aufgaben des so genannten die Entschädigung nachhaltig gewirkt? Ob das, was gezahlt wurde (im Zukunftsfonds, der bis heute die Arbeit Wie geht es den Überlebenden heute? Höchstfall waren das 7.500 Euro, in der Stiftung „Erinnerung, Verantwor- Ist nun genug getan worden? den meisten Fällen allerdings erheblich tung und Zukunft“ fortsetzt und es weniger) genug war, wurde breit dis- auch weiterhin tun wird. Dieser Fonds Die historische Forschung geht davon kutiert. Jenseits der Frage, ob es für ist bei Gründung der Stiftung mit 358 aus, dass zwischen 1933 und 1945 das, was den Überlebenden angetan Millionen Euro ausgestattet worden mehr als 13 Millionen Menschen zu worden ist, überhaupt so etwas wie und hat die Aufgabe, zeitlich unbe- Zwangs- und Sklavenarbeit im „Groß- eine materielle Entschädigung geben fristet „vor allem mit den Erträgen aus deutschen Reich“ herangezogen kann, wurde die Frage gestellt, ob den den ihm zugewiesenen Stiftungsmitteln worden sind. Über 60 Jahre nach Überlebenden denn wenigstens so Projekte zu fördern, die der Völkerver- Kriegsende lebten von diesen 13 Milli- etwas wie ein fiktiver Verdienstausfall ständigung, den Interessen von Über- onen nur noch wenige: mehr als zehn erstattet werden könnte – doch selbst lebenden des nationalsozialistischen Millionen ehemaliger NS-Zwangsar- dazu hat es nicht gereicht. Für viele Regimes, dem Jugendaustausch, der beiterinnen und Zwangsarbeiter sind Überlebende, vor allem in Osteuropa, sozialen Gerechtigkeit, der Erinnerung in der Zeit, in der sich die deutsche ist die Zahlung dennoch oft genug ein an die Bedrohung durch totalitäre Gesellschaft, die deutsche Politik und Segen gewesen – wenn auch oft nicht Systeme und Gewaltherrschaft und die deutsche Wirtschaft um ihre Ver- für sie selbst, sondern für die Kinder der internationalen Zusammenarbeit antwortung und eine Entschädigungs- oder Enkel, denen häufig im Zuge der auf humanitärem Gebiet dienen. Im leistung gedrückt haben, verstorben. Erneuerung der Gesellschaften nach Gedenken an und zu Ehren derjenigen Ohne Anerkennung, ohne Entschädi- dem Zusammenbruch der Sowjetu- Opfer nationalsozialistischen Unrechts, gung, ohne „Wiedergutmachung“. Das nion die Lebensgrundlage entzogen die nicht überlebt haben, soll er auch bedeutet: für die meisten NS-Zwangs- worden ist. Viele, die diese späte Ent- Projekte im Interesse ihrer Erben för- arbeiterinnen und Zwangsarbeiter schädigungszahlung erhalten haben, dern.“ Dies ist ein breites Spektrum kam die Entschädigungsleistung der haben sie auch als das begriffen, was – und so hat der Stiftungsvorstand in Stiftung „Erinnerung, Verantwortung sie eigentlich bedeutet: eine Geste den letzten Jahren eine Profilschärfung und Zukunft“ zu spät. Und: nein, es der Anerkennung und ein Schuldein- vorgenommen, die die Aktivitäten auf sind nicht alle NS-Zwangsarbeite- geständnis der deutschen Wirtschaft die Förderbereiche „Engagement für rinnen und Zwangsarbeiter entschä- und des deutschen Staates. Opfer des Nationalsozialismus“, „Aus- digt worden. Abgesehen von denen, einandersetzung mit der Geschichte“ die aus welchen Gründen auch Die Leistung der Abwicklung der und „Handeln für Menschenrechte“ immer die gesetzten Fristen verpasst Zahlungen soll hier nicht geschmälert beschränkt. Bisher ist in alle drei haben, wurden auch ganze Überle- werden – hier hat ein überschaubares Tätigkeitsfelder etwa gleich viel Geld bendengruppen ausgeschlossen: die Team sehr gut gearbeitet, Unregelmä- geflossen – was diejenigen ausdrück- sowjetischen Kriegsgefangenen, die ßigkeiten kamen fast gar nicht vor. lich bedauern, die in erster Linie den

6 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 7 aktuellen Bedarf der Überlebenden im Verantwortung und Zukunft“ führte Dr. antwortung gelingen? Wir brauchen Auge haben: Geschichtswerkstätten Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth eine neue Initiative, eine zusätzliche kann man jederzeit fördern, die Über- u. a. aus: finanzielle Anstrengung von -Wirt lebenden brauchen unsere Hilfe aber schaft, Staat und Gesellschaft, ein jetzt. „Meine große Sorge ist aber, dass all solches Projekt zu stemmen; auf das Erreichte gefährdet ist, wenn es freiwilliger Basis, aufgrund unserer Dass diese Hilfe nicht von der Stif- nicht gelingt, in gemeinsamer Verant- inneren Überzeugung, Verantwortung tung „Erinnerung, Verantwortung wortung von Wirtschaft, Gesellschaft zu übernehmen. Die Stiftung kann dies und Zukunft“ alleine geleistet werden und Politik den letzten Überlebenden aus den ihr verbliebenen Mitteln nicht kann, ist klar. Auch der stellvertre- der Shoah, den letzten Überlebenden leisten, aber sie könnte, aufbauend auf tende Vorsitzende des Kuratoriums von KZ-Haft und anderen unmensch- ihren jetzigen Programmen, später bei der Stiftung, Dr. Jörg Freiherr Frank lichen Verbrechen es zu ermöglichen, der Umsetzung helfen.“ von Fürstenwerth, der zugleich Vor- ihre letzten Lebensjahre in Würde sitzender der Hauptgeschäftsführung zu verbringen. Und wir müssen dies Bisher ist sein Appell allerdings bei und geschäftsführendes Präsidiums- schnell tun. Das Zeitfenster, ein denen, die helfen könnten, unge- mitglied des Gesamtverbandes der letztes Mal die Not der Überlebenden hört verhallt – dabei wäre dies die Deutschen Versicherungswirtschaft zu lindern, ihnen ein letztes Mal ein vermutlich letzte Gelegenheit für die e. V. ist, hat die deutsche Wirtschaft kleines Stück mehr an Gerechtigkeit deutsche Wirtschaft, doch einmal aus noch einmal zu einer finanziellen Leis- zukommen zu lassen, ist sehr, sehr eigener Erkenntnis der Verantwortung, tung zugunsten der Überlebenden eng. (…) Warum sollte uns angesichts und nicht getrieben durch Gerichte aufgerufen. der aktuellen Not vieler Opfer nicht und aus Angst vor wirtschaftlichem In seiner Rede zum zehnjährigen noch einmal solch ein gemeinsames Schaden, dort Hilfe zu leisten, wo es Bestehen der Stiftung „Erinnerung, Einstehen für unsere historische Ver- dringend notwendig ist.

Ein Werkstattbericht zur jüdischen Geschichte in Ulm

Ingo Bergmann

Besuch der Familie Strass- und die schmerzvolle Erinnerung an nach Ende des Zweiten Weltkrieges in burger das Erlebte und die verlorene Heimat einem Displaced Persons Camp in der Zwischen 1905 und 1927 prägten die ihren Kindern nicht mehr mitteilen Ulmer Weststadt ein. Von dort reisten beiden Brüder Jesaia und Dr. Ferdi- konnten. Und so besuchten die sie dann nach Israel aus, um ein neues nand Strassburger als Rabbiner das beiden Enkel des Rabbiners Dr. Fer- Leben zu beginnen. Die Nachkommen religiöse und gesellschaftliche Leben dinand Strassburger mit ihren sieben der Rabbinerfamilie konnten ihre ein- der jüdischen Gemeinde Ulms und Kindern, alle im Alter zwischen 21 wöchige Spurensuche unter anderem auch der gesamten Stadtgesellschaft. und 31, im Juli Ulm und Umgebung, durch die tatkräftige Unterstützung Die Familie war sehr angesehen. Den- um nach Spuren ihrer Vorfahren zu des DZOK erfolgreich abschließen noch blieb den beiden Enkeln von Dr. suchen. Ursprünglich stammte die und einen Teil der Familiengeschichte Ferdinand Strassburger, Yanai Regev Familie Strassburger aus Bad Buchau rekonstruieren. Unter anderem konnte und Osnat Kantor, von ihrer Familie und war Anfang des 20. Jahrhundert Nicola Wenge der Familie Kopien nicht viel mehr als ein Fotoalbum in das damalige „Oberzentrum“ Ulm von erhalten gebliebenen Predigten und einige vergilbte Dokumente in gekommen. Dort brachte sich die des Rabbiners für das Familienarchiv einer für sie fremden Sprache. Schuld Familie sehr schnell in die Gesellschaft überreichen. daran trägt die nationalsozialistische ein. Die Nationalsozialisten beendeten Judenverfolgung. Denn obgleich sich dies und zwangen die Familie zur Flucht Jüdische Migration in ein Teil der Familie Strassburger nach ohne Wiederkehr. Alice Strassburger Schwaben der Machtergreifung der Nationalsozi- und Rosa Nördlingen konnten sich Die kurze Skizze der Familienge- alisten durch Emigration retten konnte, nicht retten und wurden in den Lagern schichte der „Strassburger-Familie“ verlor sie Hab und Gut – und damit Theresienstadt und Auschwitz-Bir- zeigt einige typische Migrationsbe- auch die Familienerinnerungen. Hinzu kenau ermordet. Aber auch die Familie wegungen württembergischer Juden kommt, dass die beiden ausgewan- des Ehemanns von Osnat Kantor hat auf, die Thema meiner Doktorarbeit derten Söhne von Dr. Strassburger Bezüge zur Stadt Ulm. Sie stammte sind und die ich hier knapp skizzieren sehr kurz nach ihrer Auswanderung ursprünglich aus Polen. Die wenigen möchte. Im 19. Jahrhundert siedelten in ihrer neuen Heimat Israel verstarben Überlebenden der Shoah fanden sich immer mehr jüdische Familien aus

8 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 9 A-DZOK Die Familie Strassburger bei ihrem Besuch im DZOK (Osnat Kantor: 3. v. r.; Yanai Regev: 5. v. r.), 27.7.2010, A-DZOK.

den Landjudengemeinden wie Ichen- wurden daher von den Alliierten so zu verharmlosen, sondern auch im hausen, Laupheim und Bad Buchau genannte Displaced Persons Camps, Rahmen von Zwangsmigrationen auf in das größere Ulm über. Dieses meist in ehemaligen Kasernen, aber die in der Geschichte einzigartige bot aufgrund der fortschreitenden auch in konfiszierten Privatwohnungen Dimension des Holocaust hinzu- Industrialisierung und der großen eingerichtet. Dort bereiteten sich die weisen. Militärgarnison bessere Verdienst- Menschen gezielt auf ihre Rückkehr Die ersten Vorarbeiten für die Dis- möglichkeiten. Die Nationalsozialisten oder ihre Auswanderung vor. In Ulm sertation wurden bereits geleistet zwangen Regimegegner und Juden bestanden diese Einrichtungen unter und unter anderem das Archiv des zwischen 1933 und 1945 zur Flucht. anderem in der Sedanstraße, der Internationalen Suchdienstes in Bad Insbesondere nach dem November- Sedankaserne und der Boelcke- Arolsen ausgewertet. Hier konnten pogrom setzte eine Fluchtwelle aus Kaserne (vgl. hierzu auch S. 22). darüber hinaus auch neue Erkennt- dem Deutschen Reich ein. Mit dem nisse zum „Ulmer Gedenkbuch für Fanal des 9. November 1938 hatten Sehr viele Fragen rund um die jüdische die Opfer des Holocaust“ gewonnen die Nationalsozialisten endgültig ihre Migration im schwäbischen Raum sind und neue Spuren zu Einzelschicksalen Maske fallen lassen und vielen deut- jedoch noch ungeklärt und bedürfen aufgedeckt werden. So konnte bei- schen Juden war klar geworden, dass einer genaueren Analyse. Diesem Ziel spielsweise herausgefunden werden, in ihrer Heimat nicht nur ihr Hab und widmet sich mein Dissertationsvor- dass Else Dölzer geb. Löffler nicht Gut bedroht war, sondern sogar das haben „Jüdische Migration im 19. und wie ursprünglich gedacht in Aus- eigene Leben. Eine Auswanderung 20. Jahrhundert in Schwaben“. Neben chwitz-Birkenau ermordet wurde, war die einzige Möglichkeit dieses zu der zahlenmäßigen Ausprägung, sondern am 20. Juli 1944 von dort retten. Nicht allen gelang dies und so soll im historischen Längsschnitt in das Konzentrationslager Stutthof wurden aus dem Deutschen Reich auch eine qualitative Analyse der so verlegt wurde, wo sich ihre Spur leider ca. 160.000 - 200.000 jüdische Men- genannten „Pull-und-Push-Faktoren“ verliert. Die Häftlingskarteikarte mit schen in Ghettos und Konzentrations- – also die Motive für den Wohnorts- eigenhändiger Unterschrift hat sich lager verschleppt und dort ermordet. wechsel genauer herausgearbeitet im Archiv des Suchdienstes erhalten Nur ein Bruchteil überlebte die Qualen, und in den Gesamtzusammenhang und ist erst seit zwei Jahren für die Krankheiten und Misshandlungen und gestellt werden. Eine fundamentale Geschichtsforschung zugänglich. Des konnte nach der Befreiung an ein Unterscheidung der Motive liegt in der weiteren habe ich in den vergangenen neues Leben denken. Trennung zwischen Freiwilligkeit und Monaten die Zeitungsarchive in Ulm, Unmittelbar nach dem Zweiten Welt- Zwang, wobei sogar eine Deporta- London und New York ausgewertet. In krieg versuchten die Alliierten die tion nach strenger wissenschaftlicher den kommenden Monaten steht nun heimatlos gewordenen Menschen Auslegung als „Zwangs-Migration“ die Sichtung des bisher gesammelten entweder in ihr Herkunftsland zurück- gilt. Hier ist es natürlich die Aufgabe Materials an. In weiteren Werkstattbe- zuführen oder ihnen aber die Ausreise der Historiker, die Vorbereitung und richten wird an dieser Stelle darüber in eine neue Heimat zu ermöglichen. Durchführung des systematischen informiert werden. Außerdem ist eine In vielen Städten und Gemeinden Massenmords an den Juden nicht Veranstaltung in Büchse 13 geplant.

8 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 9 In der Erinnerung der Gegenwart angekommen Vor 50 Jahren starb Anna Essinger in England, ihrem Exilland

Hansjörg Greimel

Jahrzehntelang in der Ulmer Stadt- Todestag von Anna Essinger zum geschichte kaum beachtet, wurde Anlass für eine Gedenkveranstaltung sie im Jahr 1990 mit der Benennung des Ulmer Stadtarchivs. Gezeigt zweier Ulmer Schulen nach ihr etwas wurde die SWR-Dokumentation bekannter. Ihr 125. Geburtstag im Jahr „Annas Kinder“ (1995) von Angelika 2004 – zusammen mit dem von Albert und Peter Schubert. Einstein, der ein halbes Jahr vor ihr in Anna Essinger weist als Person der Ulm geboren worden war – führte sie Zeitgeschichte über ihren Heimatort noch weiter in das Bewusstsein der hinaus. Das zeigen auch die beiden Ulmer. Sendungen des SWR im Rundfunk Wie die Erinnerungen an Anna und in der Landesschau Baden- Essinger im Ulm des Jahres 2010 aus- Württemberg zum 50. Todestag. sahen, skizziert hier Hansjörg Greimel, Anna ist die einzige Frau, die auf dem ehemaliger Lehrer am Anna-Essinger- Cover des neuen Biografischen Lexi- Gymnasium und engagierter Essinger- kons für Ulm und Neu-Ulm abgebildet Kenner. (Vgl. zu Anna Essinger Bei- ist. Der Autor, Frank Raberg, hat sie träge in den DZOK-Mitteilungen 41, direkt neben Albert Einstein platziert. 2004, und 48, 2007; Kurzbiografie In der Ulmer Kulturnacht am 18. Sep- Anna Essinger im Porträt, aufgenommen 1928 in und weitere Literatur im „Biografi- tember saß die Jubilarin sogar vor Berlin. Foto: an Hansjörg Greimel von der Familie schen Lexikon für Ulm und Neu-Ulm“ dem Stadthaus am Münsterplatz auf übergeben. von Frank Raberg, Ulm 2010) dem „Canape´ Rouge“, dargestellt von einer Schauspielerin der „Akademie der darstellenden Künste“ (AdK). Der Vor 77 Jahren, im Oktober 1933, eröff- „Soroptimist International, Club Ulm- nete Anna Essinger das Landschul- Donaustadt“, eine Art Rotary-Club für heim Herrlingen neu in Großbritannien. Frauen, hatte unter dem Motto „Ver- Ihr „schien Deutschland nicht länger wehte Spuren“ diesmal „vier starke Anna Essinger, am 15. September ein Ort zu sein, an dem man Kinder Frauen der Ulmer Stadtgeschichte“ 1879 in der Ulmer Hafengasse 10 in Ehrlichkeit und Freiheit großziehen auf dem Roten Sofa zu Gast. geboren und am 30. Mai 1960 in konnte“. Über 900 Kinder haben in der südenglischen Grafschaft Kent ihrer englischen Exil-Schule Zuflucht Genug der Beispiele für Anna Essin- gestorben, ist eine der bedeutendsten und Geborgenheit gefunden. Das gers Nachruhm in ihrem Jubiläums- Frauengestalten nicht nur in der reformpädagogische Landschulheim jahr. Kehren wir zum Schluss einfach Geschichte der jüdischen Gemeinde war eine der ganz wenigen Instituti- im Ratskeller ein, setzen uns unter ihr Ulms, sondern auch in der allge- onen in Deutschland gewesen, die dortiges Portrait mit dem strengen meinen Ulmer Stadtgeschichte. In sich nicht gleichschalten ließen. Jetzt, Blick auf Marlene Dietrich vis-à- Ulm aufgewachsen und zur Schule 50 Jahre nach Annas Tod, ist die Erin- vis, bestellen das Frühstück „Anna gegangen, studierte sie ab 1899 im nerung an sie vielfach lebendig. Einige Essinger“ und lesen im Nachruf ihres US-Bundesstaat Tennessee. 1926 Beispiele: Schülers, Prof. Dr. Leslie Brent: gründete sie im Geist der Reform- Der ehemalige Lokaljournalist und „Tante Anna“, wie sie von ihren pädagogik der 1920er Jahre in Herr- Erfolgsautor Ulrich Ritzel machte Schülern genannt wurde, „widmete lingen bei Ulm das „Landschulheim schon vor einem Jahr die Land- sich mit unbeirrbarer Zielstrebigkeit Herrlingen“, das als Gebäude heute schulheimgebäude in Herrlingen zum dem Anliegen der Rettung junger noch erhalten ist. Sie leitete es bis Schauplatz seines Krimis „Beifang“. Menschen vor der Verfolgung durch zur Machtübernahme der Nationalso- Das Opfer trägt einen jüdischen Hoch- Nazideutschland. Sie fand Kraft dafür zialisten. Dann aber erkannte sie mit zeitsring und diese Spur führt zurück in ihrem unerschütterlichen Glauben einem außergewöhnlichen politischen in das Jahr 1942, am Vorabend an den Fortschritt der Menschheit. Gespür die desolate Situation der der Deportation der Bewohner des Vor allem hatte sie den Mut, zu ihren Juden in Deutschland und auch die Zwangsaltersheims, die in das frü- Überzeugungen zu stehen. Obwohl der von ihr vertretenen Pädagogik. Sie here Schulhaus eingewiesen worden Tante Anna keineswegs Atheistin war emigrierte im Sommer 1933 mit 66 waren. und sich immer ihrer jüdischen Wur- Kindern nach England und gründete Ulrich Seemüller, Verfasser einer jetzt zeln bewusst war, sah sie sich nicht in Kent die „New Herrlingen – Bunce neu aufgelegten Dokumentation zu in der Lage, das Dogma irgendeiner Court School“. Die Schule stellte 1946 diesem von den Nazis eingerichteten Religion anzunehmen, sei es im Leben ihren Betrieb ein. „jüdischen Altersheim“, nahm den oder im Tode“.

10 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 11 Arbeitskreis Asyl Stuttgart mit 270 Flüchtlingen in Ulm

Nicola Wenge

Sie stammen aus den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt: aus Afgha- nistan, dem Irak und Iran, sind Tamilen, Pakistani, Kurden, Tschetschenen, Menschen aus dem Libanon, Kamerun und Togo. Die 270 Gäste, darunter viele Kinder und Jugendliche, die am 25. Juli Ulm besuchten, verbindet die Flucht aus ihren Heimatländern, die sie nach Stuttgart führte, und sie teilen die Ungewissheit, ob sie sich eine neue Existenz in Deutschland aufbauen können. Während sie als Asylbe- werber oder als geduldete Flüchtlinge auf die behördliche Entscheidung über ihr weiteres Leben warten, dürfen sie nicht arbeiten, ihre Unterkunft nicht frei wählen und ihren Wohnort nicht ver- lassen; sie unterliegen der Residenz- pflicht für jenen Stadt- oder Landkreis, dem sie zugewiesen wurden. Gäste bei der Begegnung mit Ulmer BürgerInnen Und so erforderte auch der Ausflug vor der Gedenkstätte. F.: D. Nülle nach Ulm eine Ausnahmegeneh- migung, für die sich der Stuttgarter Arbeitskreis Asyl einsetze, jener Unter- stützerkreis, der seit 25 Jahren einen jährlichen Ausflug für die Familien wollten damit zeigen, dass es auch was zu einem intensiven Meinungs- organisiert. Asyl-Pfarrer Werner Baum- wunde Punkte in der deutschen austausch führte. Zusätzlich bot das garten zu den Motiven: „Für uns ist der Geschichte gibt“. Doku-Zentrum die Möglichkeit, in Ausflug immer auch Protest gegen Um diesen Zielen gerecht zu werden, kleineren Gruppen den Nachmittag die sehr zählebige Restriktion der wurde das Besuchsprogramm in Ulm zu verbringen und sich in informellen Residenzpflicht.“ Für die Flüchtlinge vom Doku-Zentrum, der Kontaktstelle Gesprächen etwas näher kennen zu bedeute der Tag ein Stück Freiheit Migration der Stadt Ulm, dem AK lernen. Die vielen Kinder hatten Spaß und eine seltene Möglichkeit, ihr Auf- Menschenrechtsbildung Ulm sowie an den unterschiedlichen Spielmög- nahmeland besser kennen zu lernen. engagierten Ulmer BürgerInnen ent- lichkeiten, für die Vereinsmitglied Und schließlich zielte der Besuch sprechend vorbereitet. Dabei erfor- Nina Leinmüller gesorgt hatte. Zahl- von Beginn an auch darauf ab, dass derte die Größe der Gruppe immer reiche Vereinsmitglieder waren auch Menschen mit Verfolgungsschicksalen wieder Improvisationen und brachte unserer Bitte nach Kuchenspenden aus anderen Ländern Verfolgungsorte die vielen Organisatoren auch an die nachgekommen, um den Gästen ein aus der NS-Zeit kennen lernen. „Wir Grenzen ihrer Möglichkeiten, ohne kulinarisches Willkommenszeichen zu dass dies den grundsätzlich posi- servieren. tiven Verlauf des Tages beeinträchtigt Natürlich ist zur Verbesserung der hätte. Nach einem Picknick beim Situation der Flüchtlinge mehr als Kuhbergverein, nach Führungen eine einmalige Begegnung, ein außer- durch die Stadt und einem Empfang gewöhnlicher Ausflug erforderlich. bei Sozialbürgermeisterin Mayer-Dölle Es bedarf kontinuierlicher politischer besuchte die Gruppe am Nachmittag Arbeit, ist doch die Lage der Asylbe- die KZ-Gedenkstätte Oberer Kuh- werber und der geduldeten Flücht- berg. Hier stellten die Guides bei linge in ganz Deutschland – und auch den Rundgängen die Ausschaltung in Ulm – prekär. Wir nehmen deshalb der politischen Opposition im Über- den Besuch des AK Asyl Stuttgart gang von der Weimarer Demokratie zum Anlass, die lokale Save-me-Ulm- zur NS-Diktatur in den Mittelpunkt. Kampagne vorzustellen, Einige der Führungsteilnehmer griffen Unser Dank geht an den neuen Vor- das Gehörte auf und stellten Ver- sitzenden Dr. Dieter Lang, der im Oskar Leinmüller hat einen neuen Freund gleiche zum eigenen Land und zur folgenden Artikel die Ulmer Initiative gefunden. F.: S. Leinmüller eigenen Verfolgungsgeschichte an, skizzieren wird.

10 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 11 Save-me Ulm: Lokale Hilfe für Flüchtlinge

Dieter Lang

Als die rund 270 Flüchtlinge aus Stutt- sind. Das Programm beinhaltet auch konstant hohen Flüchtlingszahlen und gart kürzlich ihren Tagesausflug nach eine unbürokratische Aufnahme und einem kontinuierlichen Rückgang der Ulm machten, mussten sie dafür eine Integration von Flüchtlingen ohne for- Einwanderer und Flüchtlinge hierzu- „Verlassenserlaubnis“ beantragen und males Asylverfahren. In einem zweiten lande sollte Deutschland in der Lage eine Gebühr entrichten. Hätten sie Schritt, setzt sich die Stadt Ulm, wie sein einen größeren Beitrag in der dies nicht getan, hätten die Flücht- von Save-me gefordert, für die Ein- Flüchtlingspolitik zu leisten. linge weitreichende Folgen befürchten führung und kontinuierliche Umset- müssen, denn Residenzpflichtverstöße zung des Resettlement Programms in Als der Flüchtlingsrat Ulm im Januar führen zu strafrechtlicher Verurteilung Deutschland ein. 2009 die lokale Save-me-Kampagne und massiver Kriminalisierung der ins Leben rief, war die Resonanz Betroffenen. Eine weitere Konse- Mittlerweile haben etwa 30 Städte in nach unserer Auftaktveranstaltung quenz, die sich daraus für geduldete Deutschland einen etwa gleich lau- überraschend groß. Die Unterstützung Flüchtlinge und Asylsuchende ergibt, tenden Stadtratsbeschluss herbeige- schlug sich in einer großen Zahl von sind Schwierigkeiten, den Aufenthalt führt und damit ein wichtiges Etappen- Patinnen und Paten, sowie Unter- zu verfestigen und ein Bleiberecht zu ziel der Save-me Kampagne realisiert. stützergruppen nieder. Mittlerweile beantragen. Diese Städte sagen „ja“ zu der Idee der weist die Internetseite von Save-me Kampagne, eine Bewegung von unten Ulm 75 Patinnen und Paten und 25 Die Einschränkung der Bewegungs- zu initiieren, aus den Städten und den Unterstützergruppen auf. Die Aufgabe freiheit im Rahmen der Residenzpflicht Gemeinden heraus mehr zu tun für die der Patin bzw. des Paten besteht ist aber nur ein Problem von vielen, weltweit rund 67 Millionen Menschen, darin, den Flüchtlingen bei der Integra- mit dem Asylsuchende und gedul- die sich auf der Flucht befinden oder in tion in die neue Gesellschaft behilflich dete Flüchtlinge zu kämpfen haben. flüchtlingsähnlichen Situationen leben. zu sein, sei es in der Begleitung bei Wesentlich gravierender für die fast Der Kerngedanke des Resettlement Behördengängen, Arztbesuchen und 90.000 Geduldeten in Deutschland, ist es, eine Dauerlösung zu finden, bei der Suche nach einer Wohnung von denen etwa 70 Menschen in Ulm wenn aufgrund der Verhältnisse im oder nach Arbeit. leben, ist die drohende Abschiebung, Herkunftsland eine Rückkehr auf mit der sie permanent konfrontiert absehbare Zeit nicht möglich ist. Bei der Zuteilung von Flüchtlingen, die sind und die daraus resultierende Neuansiedlung bedeutet auch, dass in der Regel nach einem auf der Zahl sekundäre Traumatisierung, d. h. das die Flüchtlinge das sonst übliche for- der Einwohner basierten Schüssel Trauma, das sie schon einmal durch- male Asylverfahren nicht durchlaufen erfolgt, nimmt Ulm eine Sonder- lebt haben, droht sich zu wiederholen müssen, sondern umgehend Inte- stellung ein, da die Stadt mit dem mit allen belastenden Gefühlen. grationshilfen und weitgehend soziale Behandlungszentrum für Folteropfer Rechte erhalten. Zu den Staaten, die (BFU) über die Möglichkeit professio- Seit dem Jahre 2008 läuft eine bun- seit Jahren Resettlement-Programme neller Behandlung von traumatisierten desweite Kampagne, die sich das betreiben, gehören traditionell Aus- Menschen verfügt, deren Anteil bei Ziel gesetzt hat, andere Wege als das tralien, Kanada, Neuseeland, USA, die Flüchtlingen relativ hoch ist. formale Asylverfahren für eine huma- Skandinavischen Staaten und die Nie- nitäre Aufnahme von Flüchtlingen zu derlande. Auch wenn die Bundesrepu- Nach den statistischen Angaben der beschreiten. Diese so genannte save- blik Deutschland bislang nicht zu den Stadt wohnten Ende letzten Jahres me Kampagne, der sich im Januar Staaten zählt, die am Resettlement 72 Flüchtlinge mit Duldung und 2009 auch der Flüchtlingsrat in Ulm Programm des UNHR beteiligt sind, 41 Flüchtlinge im Asylverfahren in angeschlossen hat, unterstützt ein wurden in der Vergangenheit vielfach Ulm. Das Asylverfahrensgesetz und Projekt der UN Flüchtlingsorganisa- Aufnahmekontingente für Flücht- das Asylbewerberleistungsgesetz tion UNHCR, das als „Resettlement“ linge bereitgestellt. Zu nennen sind verlangen, dass die Flüchtlinge in (Neuansiedlung) bezeichnet wird. hier die Ungarnflüchtlinge 1956, die Wohnheimen oder Gemeinschafts- Auf Antrag von Save-me Ulm hat vietnamesischen Boatpeople 1979, unterkünften untergebracht werden sich der Gemeinderat der Stadt Ulm die jüdischen Kontigentflüchtlinge sollen, wo ihnen gerade einmal 4,5 in seiner Sitzung am 18. November aus der ehemaligen Sowjetunion, m2 Wohnfläche pro Person zur- Ver 2009 ausdrücklich dazu bekannt, die bosnischen Flüchtlinge 1991, die fügung stehen. Anders als in Ulm, wo über die bisherigen rechtlichen Ver- Kosovo-Flüchtlinge 1999 und die die Flüchtlinge mit einer Chip-Card pflichtungen hinaus, Flüchtlinge in Irakflüchtlinge 2008. Der internationale selbst einkaufen können, wird sonst in Ulm aufzunehmen und seinen Teil Flüchtlingsschutz kann sich jedoch Baden-Württemberg strikt das Sach- dazu beizutragen, Schutzbedürftigen, nicht auf sporadische Aufnahmeer- leistungsprinzip eingehalten. D. h. sie die sich in ausweglosen Situationen klärungen verlassen, vielmehr muss erhalten Nahrungsmittelpakete, Klei- befinden, eine neue Heimat und eine ein kontinuierliches Resettlement- dung, Mittel zur Körperpflege und ein Lebensperspektive zu bieten. Neue Programm installiert werden, das jähr- monatliches Taschengeld von 40,70 €. Heimat und Lebensperspektive sind liche Aufnahmequoten beinhaltet und Insgesamt liegen die Aufwendungen Begriffe, die dem „Resettlement“ eine vorausschauende Planung des für Flüchtlinge ca. 35 % unter dem Programm des UNHCR, entnommen UNHCR möglich macht. Bei weltweit Sozialhilfesatz. Die Einschränkung

12 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 13 der Bewegungsfreiheit durch das als Geduldete in einer prekären Situ- im Mittelmeer und Atlantik und ein Zusammenleben auf engstem Raum ation befinden und denen jederzeit die Ende der Abschottungspolitik an den und die Residenzpflicht vermitteln den Abschiebung droht, auch wenn sie Außengrenzen der EU, für ein faires Betroffenen das Gefühl eingesperrt zu und ihre Kinder bereits weitgehend Asylverfahren, eine Beendigung der sein. Die fehlende Berechtigung zur bei uns integriert sind. Sie brauchen Widerrufspraxis und der Abschiebung Teilnahme an Kursen zum Erlernen der weiterhin unsere Hilfe und Unterstüt- in Kriegs- und Krisengebiete, insbe- deutschen Sprache versperren den zung. Deshalb werben wir mit der sondere für gefährdete Minderheiten. Weg aus ihrer Isolation. Save-me-Kampagne zugleich für ein stärkeres Engagement für die Flücht- Mit dem Resettlement-Programm linge, die unter uns sind und unter allein ist es also nicht getan. Denn der drohenden Abschiebung und Bei Interesse an weitergehenden trotz einer kontinuierlichen Umset- Residenzpflicht leiden. In Anbetracht Infos: http://www.save-me-ulm.de/ zung des Programms wird es auch einer flüchtlingsfeindlichen Politik, die kampagne.html und weiterhin Flüchtlinge geben, die sich, sowohl international als auch national Christine Grunert: Asyl, bedrohtes wie die anfänglich erwähnten 90.000, zu erkennen ist, plädieren wir für Recht. Edition Menschenrechte im nach einem formalen Asylverfahren eine echte Flüchtlingsrettungspolitik Horlemann-Verlag 2008.

Die Internationale Jugendbegegnung Dachau im DZOK Ein Erfahrungsbericht

Agnes Becker, IJB Dachau

Ein Teil des diesjährigen Programmes der 28. Internationalen Jugendbegeg- nung Dachau (IJB) stellte der Besuch der KZ-Gedenkstätte „Oberer Kuh- berg“ in Ulm dar. Im Vorfeld stellte sich das Team und die TeilnehmerInnen die Frage, warum wir noch eine KZ- Gedenkstätte besichtigen sollten, wo wir uns doch in Dachau mit dem „Mus- terlager“ für alle anderen KZ beschäf- tigen. Und dann auch noch nach Ulm, wo das Konzentrationslager nur etwa achtzehn Monate bestand. Nach dem Rundgang waren jedoch alle diesbezüglichen Fragen beant- wortet. Bei unserem Besuch stand die teilweise idyllisch anmutende Festungsanlage im krassen Kontrast zu den Erzählungen der Gräuel, die Die Jugendgruppe vor der Gedenkstätte. Foto: A. Becker dort die Häftlinge erleiden mussten. Die Methoden, die Häftlinge zu demü- tigen und zu quälen, die unsinnigen Besonders erstaunt hatte unsere Stimmungslage zu Beginn der Nazi- Regeln, die für die Häftlinge weitere TeilnehmerInnen, dass das KZ nicht herrschaft deutlich vor Augen geführt. Erniedrigung bedeuteten, führten uns etwa geheim gehalten wurden, son- Begeisterung und Opportunismus auf vor Augen, mit welcher Grausamkeit dern die Häftlinge auch im Stadtbild der einen Seite sowie Terror und Angst die Nazis von Beginn ihrer Herrschaft präsent waren, beispielsweise beim auf der anderen Seite. an versuchten, ihre Gegner zu bre- Besuch einiger Häftlinge im Stadtbad. Der Besuch der KZ-Gedenkstätte in chen. Am „Oberen Kuhberg“ wurde Die Akzeptanz eines als „Umer- Ulm konnte unseren TeilnehmerInnen uns deutlich, dass das KZ-System ziehungslager“ inszenierten Ortes eine weitere Facette der Geschichte als flächendeckendes Phänomen in scheint damals weit verbreitet zu des Nationalsozialismus zeigen. Deutschland schon in den Anfangs- sein – im Gegensatz zur Bereitschaft, Dadurch, dass sich die jungen Leute jahren als das entscheidende Instru- das Handeln der neuen Machthaber bereits über eine Woche intensiv mit ment zur Festigung der nationalso- zu hinterfragen. Insgesamt wurde dem Thema Nationalsozialismus aus- zialistischen Herrschaft eingesetzt uns durch die eindrückliche Führung einandergesetzt hatten, konnten die wurde. durch Gelände und Ausstellung die gewonnen Eindrücke eingeordnet,

12 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 13 verglichen und so auch besser disku- shops über ihr Schicksal erzählen. begegnung Dachau. Für uns beginnt tiert werden. Denn seit 1983 kommen Somit bekommt die Geschichte und die Gestaltung einer gemeinsamen jedes Jahr im August etwa 100 junge das Leid ein Gesicht. Besonders die Zukunft im Kleinen, im Begegnen Leute aus der ganzen Welt – dieses Begegnung mit den ZeitzeugInnen ist des Anderen, fernab von hoher Politik Jahr aus 21 verschiedenen Ländern für die jungen Leute sehr bewegend. und Diplomatie. Ein diesjähriger Teil- – nach Dachau, um sich bei der In den Gesprächen betonen die Über- nehmer aus Kroatien brachte es auf Internationalen Jugendbegegnung lebenden immer wieder, wie wichtig den Punkt: „(…) wir sollten jetzt auch Dachau mit der Geschichte ausein- es ist, Lehren aus der Geschichte Zeugen werden. Denn nur so können anderzusetzen und interkulturelle zu ziehen, und sie appellieren an wir wirklich etwas machen damit das Grenzen zu überwinden. In den zwei die jungen Leute, sich gegen neue „Nie Wieder“ Wirklichkeit wird. In den Wochen Jugendbegegnung werden in Formen der Ausgrenzung und des Köpfen und Herzen der Menschen in ein- sowie mehrtägigen Workshops, Rassismus zu wehren. der ganzen Welt.“ Exkursionen und Diskussionen unter- Diesem Ziel hat sich auch die Inter- Fünf Träger haben sich für die Ver- schiedliche Aspekte der Geschichte nationale Jugendbegegnung Dachau anstaltung der IJB zusammenge- des Nationalsozialismus beleuchtet. verschrieben, was sich auch in schlossen: Bund der Deutschen Oft wird deutlich, dass das Bild und unserem Motto: erinnern – begegnen Katholischen Jugend in der Erzdiözese der Umgang mit der Geschichte in – verstehen – Zukunft gestalten. Sich München und Freising, DGB-Jugend- den verschiedenen Ländern sehr gemeinsam mit der Geschichte ausei- sekretariat München, Evangelische unterschiedlich sind. Begleitet wird die nandersetzen und daraus Lehren und Jugend München, Förderverein für IJB Dachau seit Beginn an von Über- Ideen für eine Zukunft ohne Rassismus Internationale Jugendbegegnung und lebenden der nationalsozialistischen und Ausgrenzung zu ziehen, das steht Gedenkstättenarbeit in Dachau e. V. Gräuel, die in Gesprächen und Work- im Fokus der Internationalen Jugend- und der Kreisjugendring Dachau.

ASF-Freiwilliger Tobias Edling (DZOK) interviewt Philipp Rhein zu seiner Arbeit für die Jugendbegegnung

Frage: Kannst du dich und deine Auf- Jugendlichen bestimmte Themen- gabe bei der Jugendbegegnung kurz komplexe nahe zu bringen, sie einzu- vorstellen? führen und sensibel zu machen, wie Mein Name ist Philipp Rhein. Ich sich die Gedenkkultur in Deutschland komme aus der Nähe von München gestaltet. und bin das zweite Mal als ehrenamt- licher „Teamer“ der internationalen Warum habt ihr mit der Jugendgruppe Jugendbegegnung in Dachau tätig, die Gedenkstätte am Oberen Kuhberg d.h. ich bin der Vorbereitung und Ulm besucht? Durchführung des Programms betei- Wir verfolgen damit zweierlei Ziele: ligt und leite einen eigenen mehrtä- Erstens wollen wir den historischen gigen Workshop zu einem bestimmten Kontext herstellen, um zu zeigen wie Themenbereich. Ich habe von 2008 die frühen Lager durch eine steigende - 2009 ein Freiwilliges Soziales Jahr Radikalisierung in z. B. in dem „Mus- in der KZ-Gedenkstätte in Dachau terlager“ Dachau aufgingen. abgeleistet und war bereits zu diesem Zweitens geht es uns darum, Besu- Zeitpunkt in den Prozess der Vorberei- chern aus dem Ausland auch andere, tung und Gestaltung der Jugendbe- kleinere Gedenkorte zu zeigen und gegnung Dachau integriert. ihnen so zu vermitteln, dass deut- sche Erinnerungskultur vielschichtig Warum engagierst du dich in diesem ist und nicht auf zwei, drei große Orte Kontaktadresse Bereich? reduziert werden kann. Wir wollen IJB Dachau Ich halte die Jugendbegegnung für ein den Teilnehmern so auch die Mög- c/o Förderverein für Int. Jugendbe- ungeheuer wichtiges Projekt, weil sich lichkeit geben zu erfahren, wie sich gegnung und Gedenkstättenarbeit hier Jugendliche aus vielen verschie- das KZ-System entwickelt hat - dafür in Dachau e. V. denen Ländern über die Bedeutung ist ein Einblick in frühe Orte, wie dem Zur Alten Schießstatt 1 der NS-Zeit austauschen. Dabei treten, ehemaligen KZ am Oberen Kuhberg, 85221 Dachau je nach Herkunftsland, extrem unter- sehr wichtig. Das ist auch der Grund, [email protected] schiedliche Wahrnehmungen zutage. warum ich den Ort für so besonders www.jugendbegegnung-dachau.de Ich investiere Zeit und Arbeit, um den und so besuchenswert halte.

14 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 15 Gedanken zum Besuch der KZ-Gedenkstätte aus der Perspektive eines Fachdidaktikers

Christian Schulz der – vielfältig gearteten – Faszination schen Ausbildung sind und künftig des Ursprünglichen begegnen will, in verstetigter Form sein sollen. Eng der kommt an Gedenkstätten nicht verknüpft damit ist die ganzheitliche vorbei. und zukunftsfähige Lehrerbildung an unserem Seminar, deren zentrale Auf- 3. Nebenbei darf ein Gedenkstätten- gabe es ist, sowohl die Entwicklung besuch schon mal gar nicht gehen. der Persönlichkeit als auch die fach- Verantwortlich in den Fachunterricht liche Qualifizierung zu fördern. integriert bedarf solche Begegnung gezielter Vor- und Nachbereitung, auf 5. Trutziges Eisen und massiger Stein Christian Schulz im Gespräch beim Lehrerse- Seiten des Lehrenden einer ersten am Portal des Konzentrationslagers minar im März 2010, A-DZOK. Foto: Reinholz Erkundung, der Abklärung der Teil- lassen Ungutes ahnen, sie machen nahmebereitschaft der Schüler, der heute noch frieren, schon bevor die 1. Der öffentliche Umgang mit Versicherung keines Notendrucks, Besucher die kühlen Festungsräume schlimmer Vergangenheit ist und in Absprache mit dem Gedenkstät- betreten. Innen ein erster Gedanken- bleibt ein schwieriges Thema, dessen tenpersonal der Wahl geeigneter austausch darüber, wie wir einst selbst Sinn nicht selten in Frage gestellt Methoden und der Möglichkeit sowie das Thema Nationalsozialismus an wird. Da hat die Einsicht, dass solche Bereitschaft eines mindestens ganztä- oder außerhalb der Schulen erarbeitet, Vergangenheit in all ihrem Schrecken gigen Besuchs. Unerwähnt darf nicht kennen gelernt haben. Unterschiede immer (wieder) zur Stellungnahme, zur bleiben, dass es zu emotionalen Über- werden deutlich, altersspezifische Kenntnisnahme, zu Konsequenzen forderungen kommen kann, weshalb ebenso wie solche, welche die Lehr- zwingt, oft das Nachsehen. Dass emotionale Ventile – eine Gedenk- personen von damals oder persön- diese „Unabweisbarkeit des Erinnerns“ phase beispielsweise – vorgesehen liche Befindlichkeiten betreffen. Dann (Christian Meier) alle angeht, Acht- sein müssen. Hiermit erst kann Lern- eine konzentrierte, Wissen und Fühlen klässler einer Hauptschule ebenso potential garantiert, können ein Bezug ausgewogen beachtende Führung der wie Studenten, selbst Asylsuchende, zwischen Vergangenem und Gegen- Leiterin des DZOK, Dr. Nicola Wenge, das belegt nicht zuletzt die Arbeit des wärtigem wahrgenommen, Impulse, sowie ein Anriss von Aspekten der DZOK mit seiner Vermittlungsarbeit, eigene gesellschaftliche Standpunkte didaktischen Präsentation. Denen unter anderem mit theaterpädagogi- zu hinterfragen, gegeben werden. schließt sich ein ausgewähltes Reper- schen Workshops oder Projekten für toire alternativer Praxisübungen durch den Geschichtsunterricht. 4. Für meinen eigenen Besuch inspi- die Gedenkstättenpädagogin Annette rierend und initiativ wirkte ein Seminar Lein an: Das sind Angebote, die, kre- 2. Das Thema Nationalsozialismus im der Landeszentrale für politische ativ und im Kontext der Gedenkstätte Unterricht trifft dabei nicht allein auf Bildung BW, das Ende März 2010 erfrischend innovativ, unerwartet Grund der curricularen Vorgaben auf Lehrende aller Schularten auf die KZ- vielgestaltige Perspektiven erfahren, ein Zeitproblem, sondern auch auf Gedenkstätte Oberer Kuhberg geladen erleben und gestalten lassen. zunehmende Schülerresistenz. Zwei- hatte: „Politische Verfolgung und Die abschließende Präsentation des felsohne schafft eine spezifisch außer- Widerstand im Nationalsozialismus. Erarbeiteten sowie das sich daraus schulische Atmosphäre, wie sie eine Das württembergische Landes-Kon- entwickelnde Gespräch bezeugen - KZ-Gedenkstätte herstellt, offenere zentrationslager Oberer Kuhberg in offenkundig - die vor Ort angestrebte Lernsituationen. Gedenkstätten sind Ulm: Vom historischen Tatort zum Mehrdimensionalität. prinzipiell bezüglich ihrer Topographie, Lernort in der Gegenwart.“ Gerade die ihrer musealen Gestaltung und/oder dabei vermittelte medien- und thea- 6. Ja, das DZOK will weit mehr, als ihrer Authentizität mehrdimensio- terpädagogische Erschließung dieser nur jenen den Zahn zu ziehen, die nale Orte, die erinnern, gedenken, Örtlichkeit wirkte eindrücklich und glauben, Geschichte höre irgendwann archivieren, ausstellen, informieren, überzeugend. Als Fachdidaktiker für einfach auf. Es macht als konkreter bilden und mahnen. Gedenkstät- Geschichte mit Gemeinschaftskunde Tat-, Gedenk- und Lernort „Gedenken tenpädagogik, einst engagiert von vom Staatlichen Seminar für Didaktik lebendig“ (Silvester Lechner). Und das Einzelpersonen initiiert, ist heute und Lehrerbildung Weingarten sah ich pädagogisch erweiterte Herangehen politisch korrekt (und das ist nicht als mich daraufhin veranlasst, gemeinsam erlaubt keine Fixierung mehr: Indem polemische Negativfloskel verwendet), mit meiner Kollegin Manuela Droll es die Opfer, die Täter und sogar findet weitläufige Unterstützung, kurz: und den Referendarinnen und Refe- den gegenwärtigen Besucher in den befindet sich inmitten der bundes- rendaren unserer beiden Kurse eine Fokus nimmt, erreicht es nicht nur deutschen Gesellschaft. Erwartet wird, Fachdidaktiksitzung auf dem Kuhberg die Vertiefung unseres Wissens über dass sie auf ausländerfeindliches und abzuhalten. Fast überflüssig zu sagen, den deutschen Nationalsozialismus, antisemitisches Gedankengut gesin- dass im Fach Geschichte mit Gemein- sondern will und kann effektiv, empa- nungs-korrigierend wirkt, Engagement schaftskunde außerschulische Lern- thisch, energisch die Menschenrechte für Demokratie und Menschenrechte orte, erst recht das außerschulische stärken. Der Kampf der Erinnerung auslöst. Wer historischem Lernen Lernen an Gedenkstätten, wesent- gegen das Vergessen wird stets neu jenseits des bloßen Narrativen, wer licher Bestandteil der fachdidakti- und anders ausgefochten.

14 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 15 Einblick, jedoch fehlte mir ein biss- Denkanstöße chen der Zusammenhang zwischen den einzelnen Bereichen. Dadurch Amelie Grimm, Schubart-Gymnasium Ulm wurde die Wirkung auf mich etwas geschwächt. In diesem Jahr hatten die dzokkis zum ersten Mal die Gelegenheit, nach Israel zu Im Oberen Galiläa besuchten wir eine reisen. Drei Ulmer Jugendliche fuhren gemeinsam mit an der KZ-Gedenkstätte High School und tauschten sowohl mit Vaihingen/Enz engagierten Jugendlichen und Ludwig Bez, dem Leiter des Päd- Lehrern als auch Schülern Fragen aus agogisch Kulturellen Zentrums Freudental, vom 28. Mai bis zum 5. Juni dorthin. zu unserer aktuellen Lebenssituation In diesem Format hatte es das noch nie gegeben – dank der finanziellen Unter- in Israel und Deutschland, z. B. zur stützung des Landkreises Ludwigsburg und der Stiftung Erinnerung Ulm war die Wehrpflicht oder zu den unterschied- Teilnahme der dzokkis möglich geworden! lichen Schulformen in Deutschland und Israel. Von dort aus ging es Richtung Süden ans Tote Meer nach Massada. Neben den Erlebnissen und Besichtigungen der Gedenkstätten und der vielfältigen Eindrücke des Landes selbst (von der Wüste am Toten Meer bis zur relativ mediterranen Umgebung von Tel-Aviv) beeindruckten mich vor vor allem die Begegnungen mit Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft und mit ganz verschiedenen Geschichten, wie zum Beispiel das Leben von Yehuda Baccon. Obwohl er als Kind furcht- bare Erfahrungen im KZ Auschwitz machen musste, begegnete ich einem Menschen, der anderen Menschen (wieder?) positiv und wohlwollend Die Gruppe am 5. Juni, 2010 vor dem Ölberg in Jerusalem. Amelie dritte von rechts. Foto: A. Grimm gegenüber steht und so vielen ver- geben konnte. Ich habe mich gefragt, wie einem Menschen das gelingen „Du fährst nach Israel? Ist es da die Stadt und besuchten die Gedenk- kann. nicht total gefährlich?“ stätte Yad Vashem, den nationalen Durch Gespräche mit Zeitzeugen und Solche oder ähnliche Bemerkungen Erinnerungsort an die Shoah. Dieser einheimischen Bekannten von Ludwig zum Vorhaben der Reise habe ich Besuch war der erste Höhepunkt Bez über konkrete Lebenssituationen, öfters gehört. Als Mitglied der Ulmer der Reise! Schon das Gebäude an Alltag und Arbeit wurde es für uns Jugendgruppe des DZOK engagiere sich, ein nach oben enger werdender einfacher, sich das „normale“ Leben ich mich in Ulm dafür, die Erinnerung länglicher Raum, in den nur durch den in Israel vorzustellen und kennen zu an die regionale Geschichte des Nati- schmalen Spalt in der Decke Tageslicht lernen. Weil wir gerade dann in Israel onalsozialismus in Ulm in der Gedenk- fällt, war überwältigend. Das erste Mal waren, als die Seeblockade von Gaza stätte für ein frühes KZ für meine war ich in einer Gedenkstätte, die den durchbrochen wurde, haben wir aber Generation wach zu halten. Ich über- Holocaust aus der Sicht der „Opfer“ auch eine Art Ausnahmezustand prüfte meine eigenen Bilder über Israel darstellt, wobei mir auffiel, dass die erlebt, der uns klar machte, dass der und stellte dabei fest, dass ich mir Juden nicht so sehr als Opfer darge- Nahost-Konflikt viel komplexer ist, als vieles nicht so recht vorstellen konnte stellt wurden, sondern als handelnde wir es uns vorgestellt hatten. und dass ich solche Äußerungen über Personen, die ihre Würde behielten. Die Chance, mit Überlebenden Gefahren aus den Medienbildern über Mir ist wirklich bewusst geworden, des Holocausts, Vertriebenen und den israelischen Staat eigentlich eher dass Erinnern hier für die Menschen Ausgewanderten zu reden und ihre als normal empfand. Bei der Erarbei- und für das Land noch einmal eine Geschichte zu hören, war für uns alle tung des Programms mit Ludwig Bez ganz eigene Bedeutung hat. ein ergreifendes Erlebnis, bei dem in einem gemeinsamen workshop in Danach fuhren wir weiter in Richtung mir klar wurde, wie wichtig es ist, Freudental wuchs dann die Neugierde des nördlich gelegenen Haifa, wo wir dass ich mich für Erinnerungs- und auf konkrete Begegnungen mit dem auch Teile der Stadt besichtigten. Gedenkarbeit engagiere und aus der Land und seinen Bewohnern. Ich Eine ganz andere Wirkung als in Yad Geschichte wortwörtlich lernen kann! empfand die Studienfahrt als eine ein- Vashem hatten auf mich die unter- Mich persönlich hat berührt, wie unter- malige Gelegenheit eigene Beobach- schiedlichen Ausstellungen, die wir schiedlich die Überlebenden mit ihrer tungen und Erfahrungen machen zu im Ghetto Fighter Museum „Lahomer Verfolgungsgeschichte umgingen, wie können, gleichzeitig aber Menschen Hagetaot“ sahen. Diese Ausstel- stark die Traumata noch nachwirken, zu treffen, die ich als Touristin nicht lungen zu ganz unterschiedlichen wie groß aber auch der Wille ist, einen kennen lernen würde. Themen („Kunst ehemaliger KZ-Häft- versöhnlichen Umgang mit uns deut- Die einwöchige Reise führte uns quer linge“, „Juden in Holland“ und „Die schen Jugendlichen zu finden. durch das Land: In Tel Aviv gelandet, Geschichte des zweiten Weltkriegs“) fuhren wir weiter nach Jerusalem. Dort waren zwar sehr informativ und man Ich bin sehr froh, bei dieser Reise der machten wir mehrere Touren durch bekam in verschiedene Themen einen Denkanstöße dabei gewesen zu sein.

16 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 17 Markus, der neue ASF-Freiwillige am DZOK, stellt sich vor

Wie kommt ein junger Mensch dazu, nach dem Abitur, anstatt zu studieren oder eine Ausbildung zu beginnen, ein Jahr in einer Gedenkstätte zu arbeiten? Zumal ja sicher viele bei dem Gedanken an ihren Geschichts- unterricht zu allererst an das stumpfe Auswendiglernen von Jahreszahlen und irgendwelcher (angeblichen) Zusammenhänge denken und sich leicht genervt anderen Themen zuwenden. Aber Geschichte ist viel mehr, als Zusammenhänge vergangener Ereig- nisse zu analysieren und Jahreszahlen herunter zu beten. Geschichte ist unsere Vergangenheit und daher auch unsere Gegenwart. Geschichte lebt in uns durch unsere Umgebung, durch unsere Eltern und Großeltern. Und sie lebt durch Kommunikation Die 19 internationalen ASF-Freiwilligen in Wünsdorf, Markus Stohrer ist hinten rechts im Bild zu sehen. und Hinterfragen - auch von vermeint- Foto: Lynn Husby lich unbequemen Ereignissen und Geschehnissen der persönlichen und nationalen Vergangenheit. Für mich war das der Hauptgrund, hier am Dokumentationszentrum KZ DZOK sehr dankbar bin, dass sie sich Nun bin ich fast am Ende meines Oberer Kuhberg Ulm ein Freiwilliges so für mich eingesetzt haben. ersten Arbeitsmonats angelangt und Soziales Jahr (FSJ) zu leisten. Mittlerweile habe ich die 18 Jugend- habe mich schon recht gut eingelebt Die ursprüngliche Idee dazu kann lichen kennengelernt, die im Rahmen hier in der Büchse 13. Besonders ich zu einem großen Teil meinem des internationalen Freiwilligendienstes spannend war für mich während Geschichtslehrer am Humboldt Gym- für 12 Monate in Gedenkstätten und dieser Zeit die Arbeit im Archiv. In nasium hier in Ulm zusprechen, der Museen in ganz Deutschland arbeiten den letzten drei Wochen haben sich das ehemalige KZ am Kuhberg im werden. Bei einem Seminar in Wüns- drei Angehörige ehemaliger Häftlinge Unterricht angesprochen hatte und dorf-Waldstadt, einem kleinen bran- gemeldet, die uns einige bisher unbe- mich dadurch neugierig machte. denburgischen Dorf südlich von Berlin, kannte Daten zu ihren Verwandten So kam ich an einem kühlen Novem- lernten wir verschiedene Sichtweisen zur Verfügung stellten und auch nach bernachmittag 2009 das erste Mal der Länder auf die gemeinsame euro- Dokumenten fragten, die wir eventuell in die Büchsengasse 13 um mich päische Geschichte kennen. Äußerst im Archiv haben. Außerdem eine bei Nicola Wenge, Anette Lein und interessant war für mich vor allem, Führung einer Gruppe katholischer meinem Vorgänger Tobias vorzu- wie unterschiedlich der Nationalso- Geistlicher und Theologen der Diözese stellen. Mein Interesse an dieser zialismus im deutschen, israelischen Rottenburg, die sich sehr ausgiebig Arbeit steigerte sich noch mal, als ich und britischen Geschichtsunterricht mit der Materie auseinandergesetzt zu erfuhr, dass das FSJ im Rahmen der behandelt wird und wie kritisch die haben schienen. So kam ein äußerst Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ASF-ler aus den anderen Ländern intensives Gespräch während der (ASF) in einer internationalen Gruppe damit umgingen. Mein Kollege aus Führung zustande. stattfinden sollte. Die Aussicht, mit England etwa kritisierte, dass die Meine nächste große Aufgabe, nach Jugendlichen aus ganz Europa in Kon- Bombardierung deutscher Städte und einer grundsätzlichen Einarbeitungs- takt zu kommen und deren geschicht- die vielen Zivilopfer in England nicht phase, ist nun, mir ein Konzept zu liche und kulturelle Vergangenheit zu hinterfragt würden. Eine israelische überlegen, wie ich meine Führungen erfahren, stellte für mich einen beson- Freiwillige bemängelte, dass im isra- am Kuhberg aufbauen und durch- deren Reiz dar. elischen Geschichtslehrplan fast nur führen will. So bewarb ich mich bei ASF mit dem die jüdischen Opfer des Holocaust Hinweis, dieses FSJ als Zivildienst- behandelt und andere Opfergruppen An dieser Stelle möchte ich auch vor ersatz gelten zu lassen. Der Trubel ausgeklammert würden. Ich muss allem meinen FörderInnen danken, die um die Verkürzung des Zivildienstes zugeben, dass ich mir über inhaltliche mir mein Freiwilligenjahr ermöglichen mit Gesetzesänderungen gestaltete Gewichtungen in Geschichtsbüchern und freue mich auf weitere 11 interes- das ganze Vorhaben dann etwas noch gar keine Gedanken gemacht sante und lehrreiche Monate. schwierig, weshalb ich ASF und dem hatte.

16 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 17 Helfer, Gefährte, Freund

Silvester Lechner zum Tod von Ansgar Kramer

Grundlegend war sein tiefes politi- Beispiel im Rahmen der zwei Ein- sches Interesse für alle Aspekte des ladungen 1996/97 an ehemalige NS-Regimes und sein Einfühlungs- polnische Zwangsarbeiter/innen, die vermögen in Situation und Schicksale in die Region Ulm als Jugendliche der Verfolgten. Er besuchte – in der verschleppt worden waren. Er half, die Regel zusammen mit seiner Frau Ursel Besuche vorzubereiten und er beglei- – fast alle thematisch einschlägigen tete in den Besuchswochen Einzelne Veranstaltungen in Ulm; kein 1. Mai, und Gruppen. keine Friedens-Demo ging ohne ihn Als Ansgar in den Ruhestand trat, vorüber. Ansgar war immer da, ernst gewann sein Engagement fürs Doku- und zurückhaltend, hoch aufmerksam, Zentrum noch weitere Dimensionen. tief interessiert und auch weniger Er half bis in seine letzten Lebensmo- geglückten Veranstaltungen immer nate wo immer er gebraucht wurde: etwas abgewinnend. Und wenn es Büsche schneiden in Gleiselstetten, nach einer Veranstaltung nötig war, Transporte jeder Art quer durch Ulm, blieb er da und half beim Aufräumen Aufbau von Ausstellungen. Und – der Stühle und der Gedanken... schließlich die Mega-Tat: seine umfas- In den 1980er und dann auch in sende Mithilfe beim Umzug von der den 1990er Jahren war „Geschichte König-Wilhelm-Straße in die Büchsen- von unten“ angesagt, in Gestalt von Ansgar Kramer hilft beim Umzug des DZOK von gasse. Zusammen mit dem damaligen der König-Wilhelm-Straße in die Büchsengasse Geschichtswerkstätten. Es galt, unter Zivi Volker räumte er den ehemaligen 13. Nov. 2006. F.: V. Bräth. Ulmer Bezügen weiße Flecken auf Luftschutzkeller in der König-Wilhelm- der historischen Landkarte des Nati- Straße aus – ein wahres Horrorkabi- onalsozialismus mit Inhalt zu füllen. nett verschimmelter Altbestände … „Kristallnacht“, Geschwister Scholl, Ansgar Kramer gehörte zum Fun- Hitlerjugend, Zwangsarbeit waren dament unserer Alltagsarbeit, die ja Am 9. August verstarb infolge Herz- einige Themen. Ansgar war da immer weitgehend Beziehungsarbeit mit versagens auf einer Bergtour Ansgar dabei und hatte eine besondere Rolle: Menschen ist, mit Schülern und Kramer. Geboren am 28. Februar Infolge seines Geburtsjahres 1936 Jugendlichen, mit Zeitzeugen und 1936, stand er im 75. Lebensjahr. stand er zwischen der Generation natürlich auch mit den Mitarbeitern, Seine Beerdigung am Ulmer Friedhof der unmittelbaren Zeitzeugen und den ehren- und den hauptamtlichen. war am 16. August. der Generation der Nachgeborenen. Sein Respekt vor jedem, seine Geduld Ansgar Kramer, Lehrer im Beruf und 9 Jahre alt im Mai 1945, verband er und Nachsicht, seine Vorschläge fern aus Berufung, war über mehr als zwei eigene Eindrücke von der Nazizeit mit aller Besserwisserei machten ihn zu Jahrzehnte ein einzigartiger Helfer, der Leidenschaft zu fragen, wie es zur einer wunderbaren Bezugsperson! Er Gefährte, Freund des Doku-Zentrums. Nazi-Katastrophe kommen konnte. war ein Ehrenamtlicher, der uns zur Dessen ehren- und hauptamtliche Aber Ansgar fragte nicht nur, er Ehre gereichte. Mitarbeiter, Ansgars Familie und viele handelte. Er war tief empfänglich So fehlt er uns, wir trauern um ihn. Freunde trafen sich am 16. September für die Schicksale derer, die die Aber es hilft uns, wenn wir uns seiner in „Büchse 13“ und erinnerten sich Schrecken erlitten hatten und er oft erinnern und des Beispiels, das er seiner im Gespräch. nahm Beziehungen auf. So zum uns gegeben hat.

18 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 19 Die neue Synagoge und ihre Kritiker Eine Leserdebatte zum Neubau der Ulmer Synagoge

Zum letzten Heft unserer Mitteilungen haben uns diverse Leserbriefe erreicht. Die meisten von ihnen beziehen sich – mit sehr unterschiedlichen Sicht- weisen und Argumenten – auf den Dokumentationszentrum Leitkommentar „Die neue Synagoge Oberer Kuhberg Ulm e. V. und ihre Kritiker“ von Nicola Wenge. – KZ-Gedenkstätte – Das breite Meinungsspektrum unserer Mitteilungen LeserInnen zeigt, wie groß der Diskus- Heft 52 / Juli 2010 sionsbedarf zum Thema ist. Wir freuen uns daher, mit dem Mitteilungsblatt ein Forum für eine sachlich-konstruktive Auseinandersetzung zum Neubau der Synagoge zu bieten und drucken die Leserbriefe gerne ab. Eine Mate- rialsammlung zur Neuen Synagoge findet sich in der Bibliothek des DZOK, verwiesen sei außerdem auf die Doku- mentation zum Gutachterverfahren für die neue Synagoge in Ulm, hg. von der Stadt Ulm und der Israelitischen Reli- gionsgemeinschaft Württembergs. Die Redaktion hat zum Teil gekürzt.

Horst Biczkowski, Ulm Sehr geehrte Frau Dr. Wenge, Die neue Synagoge auf dem Ulmer Weinhof, links das Schwörhaus, rechts der Münsterturm. Eine Computersimulation der Architekten Kister, Scheithauer, Gross, … Ich zähle mich auch durchaus zu Bildrechte: Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs den Kritikern dieses geplanten und

wohl in Bau befindlichen Gottes- Inhalt haus einer Religionsgemeinschaft Vorwort 2 Neue DZOK-Publikation zu Hans Rentschler: „Grafeneck“ – Gerhard Klopfer 14 eine Erfahrung wirkt nach 23 in Deutschland. Meine Kritik gilt nur, Impressum 2 Internetprojekt des Auszeichnungen für das DZOK 24 Neue Synagoge in Ulm 3 und nur der Architektur. Diese Archi- AK „Schule und Archiv“ 16 Neues in Kürze 25 Tagebuch der Irene Einstein 5 Trinationale Konferenz im DZOK 17 tektur passt, so meine ich, nicht zum Neue Bücher 29 Sinti und Roma in Ulm 7 Interkulturelles Projekt: „Was geht Charakter der jüdischen Religion, Veröffentlichungen des DZOK 34 Nachruf Amalie Schaich 9 mich Eure Geschichte an?“ 19 DZOK-Veranstaltungen die ja durchaus eine fröhliche ist. Die Fortbildungsprogramm Gregor Gog: Sommer/Herbst 2010 35 Ein Vagabunden-Aktivist 11 für das Gedenkstättenteam 21 Photomontage auf dem Deckblatt Förderer dieser Nummer 36 Interview mit Gerhard Braun Zwischenbilanz des ASF zeigt für mich einen gewalttätig wir- zu „Topographie des Terrors“ 12 „Freiwilligen“ Tobias Edling 22 Beitrittserklärung 36 kenden Klotz und Architektur kann ja bekanntlich erschlagen. Wenn ich auch nicht den Begriff „Hochsicher- heitsbau“ verwenden würde, aber der damit angesprochene Eindruck stimmt. Daher glaube ich auch nicht, dass dieser Bau den Weinhof mit einer Funktion „bekleiden“ wird, sondern ich befürchte, er wird ihn „erschlagen“. Er wird auch kein Ort werden, der „Wärme“ ausstrahlt. gewesen. Aber diese Entwicklung dass durch diesen Bau der Austausch Über den Standort kann man streiten, sieht man an vielen Stellen der alten zwischen der Ulmer Bürgerschaft und ich bin da nicht festgelegt. Aber es ist Stadt Ulm. An dieser Stelle möchte der jüdischen Gemeinde befördert eine Frage der Stadtkultur, wie man ich einfügen, dass ich die Bebauung wird. Aus dieser Formulierung lese ich mit seiner Geschichte umgeht, wie der Neuen Mitte auch sehr skeptisch ab, dass es zur Zeit noch getrennte man das Erbe, auch wenn es noch sehe. Aber dass wäre ein anderes Gruppen gibt, nämlich die Ulmer Bür- in der Erde liegt, bewertet. Auch die Thema. (…) gerschaft und die jüdische Gemeinde. Einengung eines Platzes, auf dem die Es gibt eine weitere Bemerkung Dies würde bedeuten, dass das jüdi- Ulmer Bürgerschaft sich versammeln in Ihrem Artikel, der ich so nicht sche Leben in der Stadt Ulm noch in kann, wäre des Nachdenkens wert zustimmen würde. Sie schreiben, einer Parallelwelt stattfindet. Wenn das

18 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 19 +++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+++Leserbriefe+Leserbriefe+Leserbriefe+Leserbriefe+Leserbriefe+Leserbriefe+Leserbri

so wäre, dann wäre es sehr schlimm. stand, einverleibt hat, bisher nicht am Schluss merke: Mir fiel kein ein- Aber dann wäre auch der Bau einer beantwortet worden. Natürlich ist der ziger Orthographie- oder Stil-Mangel Synagoge in einer umstrittenen Form Bau ein Politikum, aber ich denke, störend auf (das merkt man ja allen- und an einem umstrittenen Platz wohl wenn wir aus historischer Scham falls zum Schluss, wenn man gar nix nicht die richtige Antwort. Ich glaube Prozesse in dieser Weise steuern und gemerkt hat :- ) aber nicht, dass es so ist. Die Juden der öffentlichen Diskussion entziehen, Im einzelnen ein paar Heraushe- sind, so behaupte ich, Teil der Ulmer dann entstehen gerade erst Vorbehalte bungen: Ich fand gut die Stellung- Bürgerschaft und sie bekommen jetzt und Misstrauen, die gar nicht nötig nahmen von jüdischen Menschen zum auch, wie alle anderen Religions- wären. Wir sollten doch langsam auch Synagogen-Projekt, ich fand den Hin- gruppen, ihren Ort für ihre Religion, in solchen Entscheidungen zu einem weis auf das Irene-Einstein-Tagebuch eben ihr Gotteshaus. Dies ist aber transparenten Umgang miteinander sehr interessant, desgleichen die Auf- eigentlich ein ganz normaler Vorgang, kommen und damit beweisen, dass sätze zum Thema Sinti-Roma und den wenn auch mit herausgehobener wir wie bei jedem anderen sensitiven Nachruf auf Frau Schaich, die biogra- Bedeutung. Und mehr sollte man nicht Projekt eine öffentliche Diskussion phischen Angaben über Gregor Gog, in eine Erklärung hineindeuteln. zulassen. der mir vom Namen her bekannt war. Ausgezeichnet auch die durchweg informativen Buchbesprechungen. Für mich ist das ein Ansporn, auch wei- tere Texte im Heft zu lesen und auch Gerhard Dilschneider, Ulm Fred Einstein, New York wieder etwas extra zu spenden. Liebe Frau Wenge, Hello Ms Wenge, in Ihrem Beitrag schreiben Sie, dass Just a brief note to let you know that „die Kritiker eher unter der Hand als we received the July Mitteilungen in offener Diskussion“ zu dem Syn- and want to thank you very much. agogenstandort Stellung nehmen. Naturally, it was read with great inte- Ursula Kretschmaier, Stuttgart Erlauben Sie mir dazu folgendes rest, especially the article about my Sehr geehrte Frau Dr. Wenge, anzumerken: mother´s Tagebuch. The extra two vielen Dank für das Heft 52 der Mit- Es gab in den letzten Monaten in einer copies were given to my children who teilungen aus dem Doku-Zentrum. Reihe von Leserbriefen in der SWP were also pleased. I want to tell you Ich habe es mit großem Interesse und darüber hinaus nachdenkliche how impressed we are that the DZOK gelesen. In Abständen komme ich und kritische Stimmen zum Synago- works with great energy to remember immer wieder nach Ulm, meistens genneubau, die gerade diese offene the past tragedies so that future gene- wenn es Sonderausstellungen in den Diskussion anzuregen versuchten. rations learn the universal lessons and Museen gibt. Selbstverständlich habe Wenn in Ulm an einem so historisch thereby prevent such crimes from ich auch die Gedenkstätte schon bedeutenden Platz wie dem Weinhof happening again. mehrfach besucht. Nicht alle Ulmer gebaut wird, dann kann es nicht aus- Looking at the architect´s drawing for Bürger waren über deren Einrichtung bleiben, dass eine öffentliche, auch the proposed new synagoge, we see glücklich. Es wäre doch viel ange- in der Presse geführte kontroverse that it will be a very modern building nehmer gewesen, das auf dem Kuh- Diskussion angestoßen wird. Für mich in contrast to the other buildings in berg Geschehene „unter den Teppich enthielten diese Meinungsäußerungen the Weinhof that reach back to the zu kehren“. Ich bin einigen Häftlingen auch keine antisemitischen Untertöne, Middle Ages. Most interesting. We noch persönlich begegnet, so z. B. denn die Tatsache selbst, dass in Ulm had a lovely day with the Lechners Julius Schätzle, der bis zu seinem Tod eine Synagoge gebaut werden soll, while they visited New York and are in meiner Heimatgemeinde Stuttgart- wurde nicht in Frage gestellt. Jedoch delighted that they returned home Botnang gelebt hat. wurde von den Verantwortlichen der with much enthusiasm for their trip Es ist erfreulich, dass in Ulm eine Plan für die Synagoge so ungewöhn- to the US. Continued success and all neue Synagoge gebaut werden kann. lich schnell und ohne großes Aufsehen good wishes, Die mit der Planung beauftragten von den Gremien verabschiedet und Architekten haben vielleicht das der Standort beschlossen, dass die Jüdische Museum in Wien gesehen. Menschen zu Recht ihre sachlichen Man hat in Wien auch einen Würfel Fragen zu Baugestaltung und Platz- auf einen von wunderschönen alten wahl loswerden wollten. Veit Feger, Ehingen Häusern umstandenen Platz gestellt. Über alle diese Fragen sind die Ent- Verehrtes Redaktionsteam für die Geschmackssache … Ich kann scheidungsträger offensichtlich hin- DZOK-Mitteilungen! verstehen, dass die Anhänger des weggegangen, weil sie - aus meiner Ich habe wie die anderen Mitglieder Schwörmontags den Weinhof nicht Ansicht nach in falscher Rücksicht- die „Mitteilungen, Heft 52“ erhalten. bebaut sehen möchten. Sonderlich nahme - aus einer völlig defensiven Es drängt mich, euch mal DANKE- einfühlsam war es nicht, auf den Haltung heraus keine Diskussion SCHÖN zu sagen! Platz der zerstörten Synagoge die zu dem Projekt aufkommen lassen Ich habe fast das gesamte Heft Kreissparkasse zu stellen! In anderen wollten. So ist z.B. die Frage, wer sich gelesen. Ich fand alle von mir gele- Städten wurden die Plätze nicht über- unter welchen Umständen das Grund- senen Texte sehr gut ausgewählt, baut, man hat Gedenksteine errichtet. stück, auf dem die alte Synagoge SEHR LESENWERT, und, wie ich erst Noch ein Wort zum Austausch zwi-

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schen Ulmer Bürgern und der jüdi- tiker_innen beim Thema Synagoge Aufnahme in den Bußgeldkatalog bei schen Gemeinde. Sie sollten nicht auffällig. Häufig argumentieren diese der Staatsanwaltschaft Ulm und die zu viel erwarten. Bei uns in Stuttgart Kritiker_innen dann, dass die Syna- Formulierung einer eigenständigen gibt es lediglich ein Zusammentreffen goge architektonisch überhaupt nicht Satzung, die Planung der Grün- im Rahmen der Jüdischen Kultur- zum historischen Schwörhaus passe dungsversammlung und vieles mehr. wochen und ganz besonders beim - ohne sich daran zu stören, dass es Leider erfüllt der Förderverein derzeit WIZO-Basar. Gemeinsam gefeierte solche Kombinationen im engeren seinen satzungsgemäßen Auftrag nur Feste sind völlig undenkbar. Die rus- Umkreis bereits gibt. Das Rathaus ver- unzureichend. In der örtlichen Presse sischen Juden, aus denen die hiesige trägt sich gut mit der Neuen Mitte und findet er so gut wie nicht statt, desglei- Gemeinde hauptsächlich besteht, der Stadtbibliothek, Ulmer Museum chen im Bewusstsein der regionalen haben wenig bis kein Interesse am und Weißhaupt-Bau sind gar mitein- Öffentlichkeit. Diese Entwicklung, ver- Umgang mit der Bürgerschaft. Auf- ander verbunden und auch das Stadt- bunden mit persönlichen Erfahrungen, grund erheblicher Sprachprobleme haus auf dem Münsterplatz hat sich in stimmen mich traurig und etwas bitter. bleiben sie lieber unter sich, was das Stadtbild eingefügt. Auch abseits Anfänglich haben wir die IRGW in letztlich zu einer freiwilligen „Ghettoi- der jetzigen Form des geplanten Baus: Stuttgart mit unserem Vorstoß zumin- sierung“ führt. Hoffen wir, dass es bei Ein modernes Gebäude hätte die Syn- dest überrascht und teilweise auch Ihnen in Ulm anders werden wird. agoge ohnehin sein müssen. Eine verunsichert. In aller höflichen Freund- Ich wünsche Ihnen und dem Doku- Rekonstruktion der alten Synagoge lichkeit wurde das Vorhaben in Ulm zentrum alles Gute und weiterhin viel (oder der Nachbau in einer ähnlichen von Stuttgart zunächst geblockt. Wäre Erfolg bei Ihrer wichtigen Arbeit. Bauweise) wäre wohl vor allem eine nicht die Haltung von unserem Ulmer Wiederherstellung von etwas, was OB Ivo Gönner so eindeutig positiv nicht wieder zurückzubringen ist – und gewesen, hätten wir das Projekt nicht somit bei der Auseinandersetzung mit so verwirklichen können. Er hat als OB Geschichte und dem antisemitischen auch dafür gesorgt, dass der jetzige Tobias Edling, Potsdam, ehemals Terror, den es auch in Ulm gab, wenig optimale Standort auf dem Weinhof ASF-Freiwilliger am DZOK hilfreich. Sie könnte gar als ein zu einstimmig im Ulmer Gemeinderat Mittelpunkt vieler Debatten um den Stein gewordenes Verschweigen inter- beschlossen wurde. Synagogen-Neubau war und ist der pretiert werden. In diesem Sinne: Gut, Standort auf dem Weinhof. In der dass die Synagoge auf dem Weinhof Leser/-innen-Briefspalte der Süd- steht und modern gestaltet wird. westpresse fanden sich auf einmal die Bewahrer/-innen der Königspfalz. Dr. Irmgard Schmidt-Sommer, Mir scheint es etwas seltsam, dass Stuttgart die (ohnehin überformten) Ursprünge Liebe Frau Wenge, der Stadt durch einen Parkplatz (!) Wolfgang Müller, Ulm gratuliere zu den ausgezeichneten besser repräsentiert werden sollen, Liebe Frau Dr. Wenge, Mitteilungen 52. Ich habe sie mit als durch eine Synagoge. Ebenfalls Ihren Kommentar zur neuen Synagoge großem Interesse gelesen. Sie sind in wurde in der Standort-Debatte oft in Ulm im letzten Mitteilungsblatt des Inhalt und Layout sehr ansprechend. argumentiert, dass die Synagoge an DZOK habe ich mit Aufmerksam- Besonders freue ich mich über die ihren alten Platz kommen solle, da keit und wachsender Anerkennung Auszeichnungen, die für diese so die Sparkasse ohnehin umgebaut gelesen. Für diesen würdigen Kom- wichtige Arbeit gegeben wurden und werden würde – und so auch der mentar bedanke ich mich bei Ihnen über die vielseitigen Aktivitäten, die „arisierte“ Grund wieder einer jüdi- sehr. Emotional verbindet mich mit entwickelt werden, besonders mit schen Gemeinde zugute kommen diesem Projekt immer noch sehr jungen Menschen. könne. Doch: Aus meiner Sicht geht viel. In meiner Rede zur Erinnerung Vor mir liegt die Computersimulation es beim Synagogen-Neubau um an die Reichspogromnacht 1938 am von der geplanten Synagoge. In Trier einen Dialog mit der Gemeinde, die 9. November 2005 auf dem Ulmer und Dresden sind beim Neuaufbau auch ihren eigenen religiösen Formen Weinhof habe ich erstmals und als der Synagogen auch solche Bau- folgt, und nicht um die Rekonstruk- Erster öffentlich die Notwendigkeit des formen verwendet. Einerseits stört tion des jüdischen Lebens vor 1933. Baus einer neuen Synagoge in Ulm mich das Gebäude städtebaulich, Diesen zeitlichen und persönlichen ausgesprochen, weil die Zustände andererseits verfehlt es seine Wirkung Bruch, die jüdische Gemeinde in in der Jüdischen Gemeinde Ulm als Fremdkörper nicht und wirft Fragen Ulm existiert ja erst wieder seit den unwürdig waren und sind. Aus den auf, beispielsweise: „Warum steht die 1990er Jahren, baulich kenntlich zu Ereignissen der Zeitgeschichte tragen Synagoge hier? Hätte man nicht machen und trotzdem eine räumliche wir heute eine große Verantwortung. einen anderen Platz finden können?“ Kontinuität zu vorherigem jüdischen 2006 und 2007 habe ich dann die Geschichtlich gehört sie an diesen Leben in Ulm herzustellen, ist eine formalen Voraussetzungen für den Platz und erinnert an eine Zeit, die gute Idee. Ähnlich ist die Lage bei der „Förderverein zur Unterstützung des wir nicht vergessen dürfen. Und aus Debatte um das Aussehen der Syna- Baues einer neuen Synagoge in dieser Sicht halte ich die Synagoge an goge. Moderne Architektur mag nicht Ulm“ geschaffen. Dazu gehörten die diesem Platz auch für städtebaulich jedermanns Sache sein, trotzdem ist Eintragung ins Vereinsregister, die sinnvoll. So fremdartig das Bauwerk die hohe Dichte ein Architekturkri- Erlangung der Gemeinnützigkeit, die erscheint, es gehört dorthin.

20 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 21 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Die Schwestern Sorek und Melnik Alfred-Hausser-Preis an DZOK- Kollwitz werden auch Arbeiten weniger auf Spurensuche im Doku-Zen- Projekt verliehen bekannter Künstler präsentiert. Die trum Die diesjährigen PreisträgerInnen des Gesamtschau zeigt, wie umfassend Alfred-Hausser-Preises der VVN-BdA die Verfolgung angelegt war und wie Baden-Württemberg sind Schüle- stark die Ideologie die Kultur durch- rinnen und Schüler der Klasse 8a der drungen hatte. Vertiefende Informati- Adalbert-Stifter-Schule in Ulm und ihr onen bieten einzelne Künstler-Biogra- Lehrer Oliver Thron. Sie wurden für fien und Begleittexte zum politischen das Geschichtsprojekt ausgezeichnet, Hintergrund. Sehenswert! das das DZOK als ersten Baustein zum interkulturellen Lernen im letzten Herbst entwickelt und gemeinsam mit der Schulklasse und dem Stadt- Innere Bilder wird man nicht los jugendring realisiert hatte (vgl. hierzu ������������� Yona Sorek (links) und Hana Melnik im Doku-Zen- Mitt. 52). Die Preisverleihung fand am trum. Foto: M. Stohrer �������������������������������� 23. Oktober in Konstanz stand. Die �������������������������������������������������� ����������������������� Schulklasse und der Lehrer nahmen ����������������������������������������������

Yona Sorek und Hana Melnik, geb. ������������������������������������������������������������ ��������������� den Preis sichtlich erfreut entgegen. ������������������������������������������������������������ Zajdwerk, kamen aus Israel bzw. den ����������������������������������������������������������� Wir freuen uns mit! ��������������������������������������������������������� ����������������� ������������������������������������������������������������� �������������� USA am 11. Oktober zu Besuch in �������� �������������� ������� ��� ����������� ����������� ���� ���������������������� ������������������������������������������������������������ das DZOK. Sie baten - auf Vermittlung �������������������������������������������������������������� ������������������������� ��������������������������������������������������������������� ��������������������� einer entfernten Ulmer Verwandten ������������������������������������������������������������������ ������������������������ Vorstandsmitglied Dagmar Orths ��������������� - um Hilfe bei der Spurensuche ihrer wirbt ungewöhnliche Unterstüt- Familie in Ulm. 1939 waren die Eltern zung ein der beiden, das polnisch-jüdische Ehepaar Zajdwerk, gemeinsam mit der Schwester des Vaters vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion geflohen. Dort hatten sie sowohl den Krieg als auch die Stalinsche Deportation der jüdischen Bevölkerung nach Sibirien und Tadschikistan überlebt. Die Zajd- werks mussten jedoch nach ihrer Heimkehr nach Polen erfahren, dass Dagmar Orths mit dem Katalog unserer Dauer- alle übrigen Verwandten von den ausstellung an ihrem neuen Arbeitsplatz. Foto: Der aus Ulm stammende Historiker Nationalsozialisten ermordet worden A-DZOK Helmuth Bauer hat ein Buch über die waren. Sie beschlossen nach Israel Frauen im KZ-Außenlager Daimler- auszuwandern - und strandeten wie Trotz ihres beruflich bedingten Umzugs Benz Genshagen geschrieben, das 7000 andere jüdische Displaced Per- nach Frankfurt/Main können wir auf im Dezember 2010 erscheinen wird. sons (DPs) für einige Jahre in Ulm, wo das pfiffige Engagement von Dagmar Zum Hintergrund: In der Genshagener sie von Januar 1946 bis September Orths bauen. Kaum angekommen, hat Heide südlich von Berlin wurde im 1948 in der Boelcke-Kaserne lebten sie ihren neuen Arbeitgeber, die Kredit- Herbst 1944 der NS-Kriegsmuster- und arbeiteten. Hana Melnik wurde anstalt für Wiederaufbau (KfW) davon betrieb Daimler-Benz Genshagen zum am 29.1.1948 im städtischen Kran- überzeugt, das DZOK als gemeinnüt- KZ für 1100 Frauen aus Ravensbrück. kenhaus geboren. Ihre Schwester ziges Projekt zu unterstützen. Solches Helmuth Bauer stellte den Bilddoku- Yona war zu diesem Zeitpunkt acht Engagement ist vorbildlich … menten und Darstellungen zur Unter- Jahre alt und besuchte die Schule für nehmensgeschichte seinen in zwei jüdische Kinder in der Sedan-Kaserne. Jahrzehnten angesammelten Schatz Bei der Suche nach Kindheitsorten „Entartet!? – Das Schicksal an Biografien, Fotografien und Erinne- und historischen Dokumenten wurden moderner Kunst in Deutschland rungen der Überlebenden gegenüber. die beiden Frauen vom DZOK und von 1933-45“ Eine besondere Würdigung erfahren Christof Maihoefer, der seit Jahren zu So lautet der Titel der Ausstellung, Edit Kiss und der Zyklus Deportation, dem Thema recherchiert, unterstützt. die noch bis zum 21.11. im Edwin- den die ungarische Künstlerin unmit- Sie konnten neue Eindrücke und Scharff-Museum Neu-Ulm läuft. Sie telbar nach ihrer Befreiung gemalt hat. Materialien zu den Ulmer Jahren mit zeigt Werke von Malern, Grafikern Er zeigt innere Bilder, die sie nie mehr nach Hause nehmen und überließen und Bildhauern, die von den Natio- losgelassen haben. Helmuth Bauer dem Doku-Zentrum ihrerseits Fotos nalsozialismus als „entartet“ diffamiert wird auf Einladung des DZOK und der und Dokumente aus dem Familien- wurden und die unter Entlassungen, vh Buch und Bilder der Künstlerin in nachlass. Ein bewegender Tag für alle Ausstellungsverbot und Vernichtung Ulm vermutlich im kommenden Früh- Beteiligten. ihrer Kunstwerke litten. Neben Bildern jahr vorstellen. und Skulpturen von Otto Dix, Otto Freundlich, George Grosz oder Käthe

22 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 23 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Sinti und Roma Ausstellungen und Veranstaltungen rund um den 9. November in Ulm/ Neu-Ulm Willi-Eckstein-Weg In den letzten beiden Nummern des Mitteilungsblatts berichteten „Abraham aber pflanzte einen Tamariskenbaum … wir über die Namensumbenen- … Bilder über Menschen und nung des Otto-Elsässer-Wegs in Bücher. Bäume und Früchte.“ Willi-Eckstein-Weg. Dieser sym- Diesen Titel trägt die Ausstellung bolische Akt, der auf die Initiative der Künstlerin Marlis Glaser, die des Historikers Dr. Walter Wuttke vom 7. bis 25. November 2010 zurückzuführen ist, wurde nun in im Ulmer Münster zu sehen ist. Ihr einem zweiten Schritt vollendet. Bilderzyklus beschäftigt sich mit den Das Schild trägt seit kurzem den in Deutschland geborenen und teil- Zusatz „ Willi Eckstein 1932-1943 weise dort aufgewachsenen Juden Sinto. In Auschwitz ermordet“. und Jüdinnen, die nach Palästina flüchten konnten. Glaser verbindet in ihren Kompositionen Porträts, Weggekommen. Abschied ohne Gegenstände aus der jüdischen Wiederkehr … Religions- und Kulturgeschichte und … hieß die Wanderausstellung über Bäume als Leitsymbol für das Leben den NS-Völkermord an den Sinti in der Wüste zu einem spannungs- reichen Ganzen. Die Ausstellung ist und Roma, die vom 13.9. bis zum Portrait Henry Frankel, New Jersey, geb. 1933 13.10. im Haus der Begegnung auch für Kinder und Jugendliche als Heinz Frenkel in Ulm, emigrierte 1939 allein zu sehen war. Organisiert vom geeignet. Sie wurde bisher in zwölf in die USA. Gemalt von Marlis Glaser, Öl/Lwd, Landesverband Deutscher Sinti Städten gezeigt und von der Müns- 50 x 40 cm, 2010 und Roma Baden-Württemberg tergemeinde Ulm, der Deutsch- informierte sie über Geschichte Israelischen Gesellschaft Ulm/Neu-Ulm und dem DZOK nach Ulm geholt. und Kultur der Sinti und Roma in Die Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 7. November um 16.00 Uhr. Die Deutschland sowie über Verfolgung Künstlerin führt in ihre Arbeiten ein und steht im Zeitraum der Ausstellung für und Deportation im Nationalsozia- kleine Workshops zur Verfügung. Kontakt übers DZOK. lismus. Unter anderem wurden auch Biografien von Menschen aus der Ulmer Region beleuchtet. 9. November – Gedenkveranstaltung in Ulm Trotz der Vorbereitungen zum Bau der Synagoge am Weinhof findet auch in diesem Jahr die Gedenkfeier für die aus Ulm deportierten und ermordeten Juden wieder um 19.00 Uhr am Weinhof statt. Auf Einladung der Deutsch- BalkanSalon. Zerrbild und Israelischen Gesellschaft Ulm/Neu-Ulm spricht um 20.00 Uhr die in Israel Wirklichkeit: Sinti und Roma lebende Esti Geva, Tochter der Emigranten Hermann Zvi Guggenheim und in Deutschland und im Don- Tamar Rosenbaum. Die Regisseurin Corinna Palm hält eine Gedenkrede. Das auraum, 5./6. November, Eine Zeitzeugengespräch findet dieses Jahr, anlässlich der Ausstellung von Marlis Kooperationsveranstaltung im Glaser, im Münster statt. Die Künstlerin wird in einem dritten Programmpunkt Haus der Donau des Abends Bilderläuterungen zu Motiven der Pogromnacht geben. In anderthalb Tagen widmen sich die geladenen ReferentInnen der Lebenswirklichkeit der Sinti und Roma in Geschichte und Gegen- Geschichte und Kultur der Juden die zum Thema arbeiten. In diesem wart. Sie stellen historische Ent- in Schwaben. XXII. Historische Jahr stehen drei zentrale Fragen im wicklungslinien der Verfolgung und Tagung am Freitag und Samstag, Mittelpunkt, die sich die Vertreter die Dimension des aktuellen Anti- 26. und 27. Nov. 2010, in Irsee dieser Einrichtungen immer wieder ziganismus vor und widmen sich Die Irseer Tagungen zur jüdischen stellen: Für wen sprechen wir? Welche dem Versuch, Vorurteile, Diskrimi- Geschichte wurden 1989 ins Leben Interessen verfolgen wir? Und welche nierung, Ausgrenzung und Benach- gerufen. Seitdem werden jährlich Bedeutung hat unsere Arbeit für die teiligung durch Bildungsprojekte zu Forschungen und Projekte zu unter- Erinnerungskultur? Auch das DZOK überwinden. Auch ein Stück Kultur schiedlichsten Aspekten jüdischer ist eingeladen, seine Arbeitsschwer- der Sinti und Roma wird am Bei- Geschichte, Kultur und Denkmalpflege punkte vorzustellen und Antworten zu spiel der Musikgeschichte präsen- in Schwaben einem breiten Publikum formulieren. tiert - mit einem anschließenden vorgestellt. Die Tagung dient auch Infos zum Programm siehe unter Konzert. Das Programm wurde dem fachlichen Austausch und der http://www.schwabenakademie.de/ bereits in unserem Newsletter mit- Vernetzung von Museen, jüdischen programm/chronologisch.php?rowid geschickt. Eine Besprechung der Gemeinden, Gedenkstätten sowie =1566 Veranstaltung folgt. historischen und kulturellen Vereinen,

22 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 23 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

NS-„Euthanasie“ und Sterbehilfe- Trauer um einen Förderer des des DZOK-Archivs höchst hilfreich, Debatte heute. Chancen und Ulmer Doku-Zentrums im Gegensatz zu manchen seiner Grenzen des Vergleichs Zum Tod von Prof. Dr. Paul Sauer Archivkollegen im Land, die oft in Nachdem der Vortrag von Professor Am 17. Juli 2010 starb im 80. kleineren nichtstaatlichen Archiven Klaus Dörner im letzten Jahr kurzfristig Lebensjahr Paul Sauer, Historiker und nur eine lästige Konkurrenz sahen. abgesagt werden musste, wird er nun Archivar, der sich maßgeblich um die Sauer hatte erkannt, dass eine fun- in Kooperation mit der vh nachgeholt: Aufarbeitung der NS-Zeit in Baden- dierte Erinnerungsarbeit zum Natio- Neuer Termin: 29. November, 20.00 Württemberg verdient gemacht hat. nalsozialismus, wenn sie prinzipiell alle vh Ulm, Einsteinhaus Kornhausplatz. Während seiner 25-jährigen Tätigkeit Menschen heute und in Zukunft errei- beim Hauptstaatsarchiv leitete er u.a. chen soll, zwei Bedingungen erfüllen eine Forschungsgruppe, die die Ver- muss: sie muss einerseits dezentral, Zum Tod von Dr. Marie-Luise folgungsgeschichte jüdischer Badener also regional und lokal sein und sie Schultze-Jahn und Württemberger in der Zeit des bedarf andererseits der Archive, d.h. Am 22. Juni 2010 ist mit Marie-Luise Nationalsozialismus in sechs Bänden der sorgfältigsten, kontinuierlichen Schultze-Jahn ein Mitglied des Ham- dokumentierte und ab 1966 publi- Bewahrung und Pflege aller Doku- burger Zweigs der „Weißen Rose“ im zierte. Wobei zu erwähnen ist, dass mente und Quellen. Alter von 92 Jahren verstorben. Die die fünf Jahre vorher (1961) erschie- N.Wenge / S. Lechner Beerdigung fand am Freitag, den 2. nene „Dokumentation über die Verfol- Juli 2010, auf dem Friedhof am Per- gungen der jüdischen Bürger von Ulm“ lacher Forst in München, wo auch die von Heinz Keil der Landesregierung Geschwister Scholl begraben sind, den Impuls gab, solch ein in diesen Die „Topographie des Terrors“ … statt. Jahren noch extrem tabuisiertes … hat ihren Ausstellungskomplex Am 13. Oktober 1944 hatte der Thema zur Bearbeitung in Auftrag zu vollendet. Nachdem im Mai das neue „Volksgerichtshof“ den 23-jährigen geben. Und bei Sauer war es in den Gebäude mit der Dauerausstellung Studenten Hans Leipelt aus Hamburg richtigen Händen. Ohne Pathos, aber eröffnet wurde (vgl. hierzu auch das zum Tode und seine Freundin Marie- mit großer Empathie und vor allem Interview mit Ausstellungsgestalter Luise Jahn zu zwölf Jahren Zuchthaus ohne die damals so dominanten Ver- Gerhard Braun in Mitt. 52), präsentierte verurteilt. Sie hatten das letzte Flug- drängungsmuster brachte er in der für die Gedenkstätte im August die noch blatt der „Weißen Rose“ im Februar all seine Arbeiten typischen wissen- fehlende Abteilung „Berlin 1933-1945. 1943 zugeschickt bekommen und es schaftlichen Seriosität die Fakten und Zwischen Propaganda und Terror“ der so faszinierend gefunden, dass sie es Schicksale des organisierten Juden- Öffentlichkeit. Dieser Ausstellungs- vervielfältigten und mit der Ergänzung, mords in Baden und Württemberg teil ist auf dem Freigelände entlang „und ihr Geist lebt trotzdem weiter“, an die Öffentlichkeit und legte so die der Käthe-Niederkirchner-Straße zu verbreiteten. Außerdem hatten sie Grundlage für alle weiteren Detail- und besichtigen. Der dreibändige Ausstel- für die Witwe des hingerichteten Kurt Regionalstudien im Land. lungskatalog ist in der Bibliothek des Huber Geld gesammelt. Diese „Taten“ Auch als Leiter des Stuttgarter Stadt- DZOK einsehbar. machten sie zu „Hochverrätern“. Hans archivs blieb er der wissenschaftlichen Leipelt wurde als letzter aus dem Auseinandersetzung mit der jüdischen Weiße-Rose-Kreis – nach Hans und Geschichte und der Landesgeschichte KZ-Gedenkstätte und Besucher- Sophie Scholl, Christoph Probst, Ale- zwischen 1933 und 1945 treu. Für bergwerk Kochendorf … xander Schmorell, Willi Graf und Kurt sein 1975 in Ulm erschienenes Buch … 2012 wieder geöffnet. Die Gedenk- Huber – am 29. Januar 1945 hinge- „Württemberg in der Zeit des Natio- stätte, die unterirdisch im Bad Fried- richtet. Marie Luise Jahn wurde erst nalsozialismus“ wurde er mehrfach richshaller Salzstollen bei Heilbronn von der amerikanischen Armee aus ausgezeichnet und erhielt 2002 die eingerichtet ist, war bedroht, weil dem Zuchthaus Aichach befreit. Sie Ehrenplakette der Stadt Stuttgart. Mit das Besucherbergwerk (mit Zugang wurde danach Ärztin und hat später Paul Sauer ist – nach dem Tod von zur Gedenkstätte) aus finanziellen in hunderten von Schulbesuchen und Prof. Utz Jeggle im Jahr 2009 – ein Gründen geschlossen hatte. Nun Vorträgen die Botschaften der Weißen zweiter wegweisender Historiker zur scheint – nach längerem Hin und Rose weitergegeben. Unvergessen jüdischen Geschichte und zur NS-Zeit Her und einer Unterschriftenpetition ist der Besuch von ihr in Ulm am in der Region verstorben. der GedenkstättenunterstützerInnen 20. Februar 2004 auf Einladung des Nicht unerwähnt bleiben darf, welch – der Betrieb beider Einrichtungen DZOK. Sie las damals aus ihrem 2003 große Verdienste Sauer um den wis- wieder gesichert. Kochendorf war erschienenen Buch, „’… und ihr Geist senschaftlichen Aufbau des Ulmer eine Außenstelle des KZ Natzweiler- lebt trotzdem weiter!‘ Widerstand im Dokumentationszentrums hatte. Er Struthof. Mindestens 447 Häftlinge, Zeichen der Weißen Rose“. Marie- war es, der mit einem Gutachten die hier unter Tage schwerste Zwangs- Luise Schultze Jahn beeindruckte ermöglichte, dass die landeseigene arbeit leisten mussten, wurden im nachhaltig durch ihren bescheidenen, „Stiftung Kulturgut“ die Erschließung Lager und auf dem anschließenden fast leisen Ton, mit dem ihre Aussagen der Archivbestände des Doku-Zen- Todesmarsch getötet. An sie soll eine zum NS und zum Widerstand jedoch trums in der zweiten Hälfte der 1990er neue Ausstellung erinnern, die derzeit besonders eindringlich wirkten. Jahre mit einer Personalstelle über fast entwickelt wird. Wir trauern um sie. vier Jahre hin ermöglichte. Und er war Silvester Lechner bei der methodischen Grundlegung

24 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 25 +Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kü es in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+++Neues in Kürze+

Erstmalige Verleihung des Ulmer Obermayer Award für „Briefe aus dazugehörige Ausstellung „Bilder aus Friedenspreises Chicago“ dem Exil“ zusammen mit dem Film Am 18. Oktober 2010 erhielt der Sibylle Tiedemann wird am 24. Januar im süddeutschen Raum auf Wander- Ulmer Arbeitskreis Menschenrechts- 2011 für ihren Film „Briefe aus Chi- schaft. Wie im letzten Mitteilungsblatt bildung diesen Preis für seine Arbeit, cago“ und die dazugehörige Ausstel- berichtet, kann das Ausstellungspaket die damit vom Ulmer Verein für lung „Bilder aus dem Exil“ im Berliner mit Unterstützung der Stiftung Erin- Friedensarbeit als vorbildliches und Abgeordnetenhaus den German nerung Ulm und des DZOK entliehen nachhaltiges Engagement für eine Jewish History Award erhalten. Die werden. Damit es noch viele Stationen friedliche Gegenwart und Zukunft Stiftung des US-Amerikaners Arthur vor sich hat, lautet unsere Bitte: Emp- gewürdigt wird. Der Arbeitskreis ist Obermayer zeichnet jährlich – in fehlen Sie das Projekt weiter, damit es ein Zusammenschluss von Amnesty zeitlicher Nähe zum Gedenktag des insbesondere auch in Schulen, Bürge- International Ulm, dem Behandlungs- 27. Januar – nichtjüdische Deutsche reinrichtungen und Kirchengemeinden zentrum für Folteropfer Ulm, dem aus für herausragende Beiträge zur gezeigt werden kann! Dokumentationszentrum Oberer Kuh- Bewahrung jüdischer Geschichte und berg Ulm, dem Flüchtlingsrat Ulm-Alb- Kultur. Der international angesehene Donau-Kreis, der Kontaktstelle für die Preis will Brücken bauen über den ausländische Bürgerschaft der Stadt Abgrund, den der Nationalsozialismus Ulm, der Ulmer Volkshochschule, der zwischen Juden und Nicht-Juden Das Lehrer-Seminar „Politische Ulmer DenkStätte Weiße Rose und gerissen hat. Das Film- und Ausstel- Verfolgung und Widerstand im UNICEF Ulm/Neu Ulm. Wir freuen uns lungsprojekt von Sibylle Tiedemann NS“ über diese Ehrung, mit der auch eine hat diese Auszeichnung wahrlich ver- Das seit 1992 – nunmehr zum 14. finanzielle Unterstützung verbunden dient: Sie entwirft ein ebenso sensibles Mal – in Kooperation zwischen der ist. Diese soll unter anderem für das wie beeindruckendes Porträt des Landeszentrale für politische Bildung nächste große Projekt, dem „Tag schwäbisch-jüdischen Paars Gustav und dem Doku-Zentrum durchge- der Menschenrechte“ in der Ulmer und Lore Frank, das noch 1940 in die führte Seminar ist für LehrerInnen KZ-Gedenkstätte am 10. Dezember USA emigrieren konnte und in Chicago aller Schultypen geeignet und soll 2010 eingesetzt werden. Geplant sind ein neues Leben aufbaute. Sie hält so sie dazu einladen, einen Gedenk- ganztägige Angebote für Ulmer/Neu- die Erinnerung an das schwäbische stättenbesuch in ihre Unterrichts- Ulmer Schüler mit Workshops und Judentum wach, das es in dieser planung zu integrieren. Der nächste Diskussionen rund um das Thema Form nicht mehr gibt. Termin: Do./Fr. 7.-8. April 2011. Menschenrechte. Anmeldung ab sofort im DZOK oder Nachdem der Film „Briefe aus Chi- bei: [email protected], Tel: cago“ zu Festivals in Deutschland, 07125-152148. Ein eigener Flyer wird in Polen und in Tschechien einge- bei Bedarf zugeschickt. laden wurde und inzwischen seinen Terror ohne System Weg durch die USA macht, geht die Prof. Dr. Wolfgang Benz, ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitis- musforschung, Berlin kam zu einem gleichnamigen Vortrag über die frühen Konzentrationslager nach Ulm. Am 26. Oktober war der ausgewiesene Experte zur KZ-Forschung vom DZOK in Kooperation mit dem Verein

Gegen Vergessen - Für Demokratie, ���������������

���������������������������������������������������������������������������� Regionalgruppe Baden-Württemberg ������������������������������������������������������������������������ �������������������������������������������������������������������������� und der vh Ulm eingeladen worden. �������������������������������������������������������������������������� ��������������������������������������������������������������������������� Benz analysierte die strukturellen ������������������������������������������������������������������������� ��������������������������������������������������������������������� Hintergründe der frühen Konzentrati- ������������������ ����� ���� ������ �������� onslager und stellte Gemeinsamkeiten ����������������������� ������������������������ und Unterschiede zum späteren Ter- ���� ����� ���� ������� �������������������������� rorsystem heraus. ����� ��� ������ ������ ��� ������������������������� ������������������������� ������������������������� �������������������������� ��������������������������� ����������������������� ������������������� ������������������ ������������������� ������������������������������������� ������ ������ ���� ����� ��� ������������������������������������ ������������������������������������ ������������������������������������������������������������������������ ������������������������������������ ���������������������������������� ����������������������������������������������������������������������������� ���������������������������������� �������������������������������������������������������������������������������� ������������������������������������������������������������������������ ������������������������������������ �������������������������������������������������������������������������� ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ �������������������������������������������������������� ��������������������������������������������������������������������������� ������������� �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� ����������������������������������� �������������� ����������������� ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� ���������������������������������������������������������������������������������������������������������� �������������������������������������������������������������������

24 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 25 ++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Büc cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu

Gedenken im Generationswechsel bzw. ob man dadurch Menschen zu dass er vielleicht Angst hatte, ihm besseren Menschen machen bzw. könnten „Fehler“ bei seiner Erinnerung Katarina Bader: erziehen kann. Nachdem er sich nun leichter vorgeworfen werden. Jureks Erben – Vom Weiterleben durchgerungen hatte, doch von den nach dem Überleben. Köln: Kiepen- entsetzlichen Umständen seiner KZ- Katarina Bader geht in ihrem Buch heuer & Witsch 2010, 371 S., 19,95 € Haft zu berichten, konzentrierte er auch der Frage nach, weshalb Jureks sich während der Jahre des Erzählens Sohn Turek so wenig vom Vater weiß In den letzten 20 Jahren haben wir bei vor den verschiedensten Zuhörer- oder wissen wollte. Nur ganz langsam Veranstaltungen des DZOK viele Über- gruppen zunehmend vor allem auf 30 kann sie mit ihm, der als Trucker in lebensberichte von Verfolgten des Geschichten, die alle eine positives Amerika lebt, in Kontakt kommen. Naziregimes gehört und es wurden Ende haben oder zumindest mit einem Zögerlich und mühevoll ist dann von der Gedenkstätte auch mehrere Anflug von Hoffnung enden - vielleicht, auch das Erinnern des Sohnes an Zeitzeugenberichte und Biografien in so ist eine von Baders Vermutungen, den schwierigen Vater, auf den die gedruckter Form herausgegeben (z. B. um sich eine Restwürde als Mensch, Familie auf Grund seiner Traumatisie- über Roman Sobkowiak und Hans der noch Entscheidungen treffen rung durch die Haft immer Rücksicht Lebrecht). konnte, zu bewahren und nicht nur als nehmen musste. Obwohl die Autorin hilfloses Opfer zu erscheinen. durch diese Gespräche ihrem Bild von Das Buch von Katarina Bader, die im Jurek unschöne und schmerzhafte Jahr 1999 als 18-Jährige im Jugend- Bei ihren Recherchen bemerkt die Details hinzufügen muss, schafft sie begegnungszentrum von Auschwitz Autorin, dass Jurek mit vielen seiner es doch sich ihre Zuneigung zu Jurek den ehemaligen Häftling Jerzy (Jurek) Zuhörer eine enge persönliche Bezie- zu bewahren und ihr Projekt, Jureks Hronowski kennen lernte und über hung herstellen konnte. Es handelte Leben aufzuzeichnen, zu Ende zu zehn Jahre bis zu seinem Tod in Kon- sich dabei zunächst hauptsächlich um bringen. In Bezug auf unsere Erinne- takt mit ihm blieb, enthält ebenfalls Deutsche der so genannten Kinder- rungskultur ist diese Passage deshalb die Geschichte eines Zeitzeugen. Es oder Nachkriegsgeneration, die in so wichtig, weil sie zeigt, dass Jurek gibt Einblicke in seine ersten Hafter- den 1960er Jahren zunächst noch mit kein Held war, zu dem ihn manche fahrungen in Auschwitz 1940, wo er großen Reisebeschränkungen nach deutsche Bekannte stilisierten. Er war als 17-jähriger Pfadfinderführer und Polen kamen und dort Antworten ein Mensch mit vielen Stärken, aber Angehöriger der polnischen Intelli- suchten auf die Fragen nach dem auch Schwächen und Fehlern. genz inhaftiert worden war, seine Leid, das die Generation ihrer Eltern in Entlassung, Wiederverhaftung und die Welt gebracht hatte – Fragen, zu Katarina Baders Buch wurde von Befreiung, dann seine Tätigkeit als denen ihre eigenen Eltern schwiegen, Rezensenten als eine gute Möglichkeit Reiseführer für deutsche Besucher- über die sie aber mit Jurek tage- und zeitgemäßer Gedenkarbeit gelobt. gruppen in den 1960er Jahren und nächtelang diskutieren konnten. Seit (Klaus Leggewie in der Süddeutschen seine Kontakte zur Aktion Sühnezei- Beginn der 1990er Jahre und der Öff- Zeitung, Elisabeth von Tadden in der chen und zum Jugendbegegnungs- nung der Grenzen lernten zunehmend Zeit). Ich sehe noch weitere Stärken zentrum Auschwitz bis zu seinem Tod junge Leute der „Enkelgeneration“ des Buches: es fasst viele Frage- in Warschau. Jurek kennen und lauschten seinen stellungen zusammen, die sich beim Doch zeichnet die Autorin nicht Geschichten. Ihre Auseinanderset- Umgang mit Zeitzeugen in den letzten nur diese Geschichte auf. Sie stellt zung mit dem Gehörten war einerseits Jahrzehnten ergaben. Es verdeutlicht sich vielmehr nach dem einsamen, weitaus sachlicher, da sie daran nicht ferner völlig unaufdringlich, dass wir zunächst gewaltsam erscheinenden einen Generationenkonflikt abarbeiten als Zuhörende die Geschichte weiter Tod des alten Mannes, der ihr ein mussten wie ihre Eltern. Anderer- tragen, sozusagen die „Erben“ der enger Freund und Ratgeber war, die seits konnten sie gerade deshalb Zeitzeugen sind. Durch Baders sen- Frage, wie und warum er ab den viel direkter an Jureks persönlichem sible Herangehensweise führen auch 1960er Jahren von seinen schreckli- Schicksal Anteil nehmen. ihre quellenkritischen Untersuchungen chen Erlebnissen erzählte und wie sein der zahlreichen im Buch eingefügten Leben jenseits seiner „Zeitzeugentä- Auffallend ist, dass trotz zahlreicher Abschnitte aus Jureks Berichten nicht tigkeit“ aussah. Sie beschäftigt sich wechselseitiger Besuche in Polen bzw. zu einer Demontage der Persönlich- mit den schriftlichen Aufzeichnungen Deutschland der enge Kontakt Jureks keit und Glaubwürdigkeit des Zeit- und mit den vielen Ton -und Videokas- zu mehreren Deutschen beider Gene- zeugen, sondern zu einem besseren setten, die Interviewer, unter anderem rationen oft wieder einschlief oder Verständnis dafür, wie schwierig das die Shoah Foundation, im Laufe von sogar im Streit endete. Ganz beson- Erinnern und Erzählen einer Überle- 40 Jahren von Jureks Erzählungen ders dramatisch lesen sich dabei bensgeschichte sein kann. Ein gelun- gemacht haben. Sie entdeckt, dass Jureks vergebliche Versuche, seine genes und wichtiges Buch, ein Buch, sich Jurek bereits bei seinen ersten Geschichte von deutschen Freunden das man sich schon lange gewünscht Befragungen eine Kernfrage der Zeit- aufschreiben zu lassen - bis kurz vor hätte, das aber so vielleicht erst von zeugenarbeit stellte, nämlich ob es seinem Tod kann ihn keine schriftliche, einer Vertreterin der Enkelgeneration überhaupt sinnvoll ist, von Auschwitz also endgültig festgeschriebene Ver- geschrieben werden konnte. und anderen Gräueln zu erzählen sion zufrieden stellen. Bader vermutet, Karin Jasbar

Hinweis: Katarina Bader wird auf der Gedenkfeier am 14. November in der Ulmer KZ-Gedenkstätte ihr Buch vorstellen.

26 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 27 ++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Büc cher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neue Bücher+++Neu

Ein Leitfaden zur regionalen NS- Die ganz besondere Bedeutung für Natürlich provoziert auch ein ver- Geschichte den historischen Bezugsrahmen des dienstvolles Mammutwerk wie dieses Ulmer Dokumentationszentrums bzw. Kritik, besonders bezüglich all demje- Frank Raberg: dieser „Mitteilungen“ gewinnt das nigen, was fehlt. Biografisches Lexikon für Ulm und Werk aus dem Umstand, dass es zeit- So fallen bezüglich der Verfolgten und Neu-Ulm, 1802-2009. Hrsg. von den lich Vorgeschichte, Verlauf und Nach- Widerständigen Lücken auf. Warum Stadtarchiven Ulm und Neu-Ulm. Ulm: geschichte des Nationalsozialismus etwa sind die vier Ulmer Rabbiner der Süddeutsche Verlagsgesellschaft im einschließt. Neuzeit, Seligmann Fried, Jesaia und Jan Thorbecke Verlag 2010, 664 Das bedeutet, dass nicht nur die Ferdinand Sraßburger sowie Julius Seiten, bis ca. 1. Dezember 29,80 €, oberste nationalsozialistische „Funk- Cohn, aber auch andere zentrale jüdi- danach 36,80 € tionselite“, sondern prinzipiell auch sche Gestalten wie Franz Hirsch, Ernst alle, die irgendeine herausgehobene Moos, Berthold Wolf, Resi Weglein, Dass es die Menschen sind, die gesellschaftliche Position in Partei, die Maler Ernst Moos und Leo Kahn „Geschichte machen“, und zwar als Verwaltung, Wirtschaft, Militär, Justiz, nicht genannt, um nur einige, willkür- Akteure einerseits und als „Konstruk- Kultur u. a. hatten, aufgeführt sind. lich Herausgegriffene zu nennen. teure“ ihrer erlebten und geschrie- Die Nähe zum Regime ist dabei - Ernst Bauer wird vermisst, der als benen Geschichte andererseits, ist unterschiedlich deutlich betont, wofür 16-jähriger schon in Gestapo-Haft eigentlich eine triviale Weisheit. Für wohl eher die Quellenlage als spezielle war und nach 1945 das Ulmer alle struktur-, d. h. z. B. politik-, sozial-, Rücksichten verantwortlich sein möge. Verlagswesen wieder an die Welt wirtschaftsgeschichtlichen Ansätze, Als sehr deutlich NS-Involvierte, neben ankoppelte. Warum sind die Anti- Geschichte darzustellen, zu verstehen den „bekannten Größen“, sind z. B. faschisten Willi Sauter, Paul Ströbel, und zu vermitteln, ist der biografische genannt: der Ulmer Amtsgerichtsdi- Otto Hornischer, Ernst Rohleder Ansatz unabdingbar, insbesondere in rektor ab 1939 Friedrich Grub, der nicht genannt? Warum fehlen die der regionalen Lebenswelt. Da wird SA-Führer Otto Hagenmeyer („alter ermordeten Ulmer Zeugen Jehovas, Geschichte am lebendigsten an Hand Kämpfer“ seit 1920 und regionaler Jonathan Stark und die Brüder Sei- von Personen und Persönlichkeiten Verantwortlicher für die „Kristall- bold? Warum ist zwar Herbert von erinnert, seien es nun Pfarrer, Bürger- nacht“), der Offizier Kurt Eberhard, der Karajan, nicht aber Kurt Schuma- meister, Vereinsvorsitzende, Künstler, Autor Aloys Schenzinger („Hitlerjunge cher (als Parteiredner und KZ-Häft- Fabrikanten, „Originale“ oder Groß- Quex“), die Verwaltungsbeamten Dr. ling), die beide nur knapp zwei Jahre mutter und Großvater. August Kolb, Otto Barth, Otto Elsässer in Ulm lebten, genannt? Frank Raberg hat jetzt, unterstützt von (Stadtkämmerer und OB-Stellvertreter - Manchmal scheinen die NS-Verbin- den Neu-Ulmer und Ulmer Stadtar- im Krieg), der hochrangige SS-Karri- dungen verschiedener Funktions- chiven und finanziert durch die beiden erist Lambert Malsen-Ponickau, der träger gar nicht oder stark unterbe- Städte, ein biografisches Nachschla- Landgerichtsdirektor Otto Kirchgeorg, lichtet zu sein. gewerk vorgelegt, das einen hervorra- der „völkische Radikale“ Karl Pfannen- - Sehr hilfreich wäre ein Register genden Zugang zur Geschichte Ulms schwarz, der Flugzeug-Ingenieur Max gewesen, das die Institutionen und Neu-Ulms der vergangenen 200 Bentele, der akademische Jurist Carl nennt, denen die Genannten im Jahre darstellt. Bilfinger … Wesentlichen angehörten. Auf 569 Seiten, eingerahmt von einer Natürlich sind bekannte Repräsen- Nicht unerwähnt sein soll auch die allgemein-historischen Vorausset- tanten des Widerstands aufgeführt, die Fundamentalkritik an fast allen zungen sowie die Auswahlkriterien wie die Geschwister Scholl und Vater biografischen Lexika, dass nämlich erläuternden Einleitung und detail- Robert Scholl, Otl Aicher, Fritz Hart- nur die bürgerlichen Lichtgestalten, lierten Namens- und Ortsregistern am nagel, der Söflinger Pfarrer Franz Weiß kaum aber „die im Dunkeln“, die Ende, wird in etwa tausend größeren oder der Neu-Ulmer Landtagsabge- Frauen und die „kleinen Leute“ z. B. Portraits (zwischen einer und zwei ordnete Clemens Högg. Auch weniger gesehen werden. Spalten in der Regel) und 1750 kleinen bekannte Persönlichkeiten aus dem Skizzen eine „repräsentative Auswahl Kreis der Widerständigen sind auf- Gegen diese Kritik wird wohl Frank von Persönlichkeiten“ vorgestellt, die gelistet. Wer in Ulm etwa kennt den Raberg einwenden: ja, ja, das mag ja die Stadtgeschichte von Ulm (zwei katholischen Hitlergegner Franz Sperr stimmen, aber nach fünf Jahren Arbeit Drittel der Erwähnten) und Neu-Ulm (1878-1945), Berufsoffizier und hoher und 650 Seiten musste mal Schluss (die Landkreise sind nicht berück- bayerischer Beamter, der Kindheit sein! sichtigt) “mitgestalteten oder von ihr und Jugend in Ulm und Neu-Ulm ver- Und zu seiner Entlastung ist zu sagen: beeinflusst wurden“ (S.XXIII). Sie sind bracht hatte und im Januar 1945, am der Autor gibt allen Geschichtsinteres- also hier geboren und/ oder gestorben gleichen Tag wie Eugen Bolz in Plöt- sierten sehr brauchbare Instrumente in oder haben zumindest einen wich- zensee hingerichtet wurde? Gleiches die Hand, mit denen in allen Bereichen tigen Teil ihres Lebens hier verbracht. gilt für die Neu-Ulmer Kommunisten die Inhalte verbessert, erweitert, ver- Der zeitliche Rahmen reicht von 1802 Christian Wittmann und Johann Mayer tieft werden können. als Ulm seinen Status als freie Reichs- und die Ulmerin Roberta Gropper; es Wenn Ivo Gönner, Oberbürgermeister stadt verlor bis 2009, dem Redakti- gilt für die Ulmer Sozialdemokraten von Ulm, in bekannter Spar-Hal- onsschluss des Buches. Erfasst sind Robert und Rolf Dick, Friedrich Göhring, tung bei seiner Rede anlässlich der Menschen, die 1802 noch lebten und die katholischen Pfarrer Josef Gantert, Lexikon-Vorstellung sagte, eine Neu- die 2009 bereits verstorben waren. Alois Dangelmaier, Bernhard Hanssler. auflage solle dann in hundert Jahren

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erscheinen, ist entgegenzuhalten: schen Funktionen, die den NS-Terror „Das Undenkbare tun“ eigentlich schon heute sind solche historisch einordnen (Michael Kis- Lexika technisch überholt und sollten sener) und von einem Beitrag, der den Haus der Geschichte Baden-Württem- als Datenbank „ins Netz“ gestellt „Umgang mit Verfolgten und Opfern“ bergs (Hrsg.): werden. Inhaltlich ergänzungsbedürftig in der Nachkriegszeit (Roland Müller) Untergang und Neubeginn: Jüdi- sind Personen-Lexika ganz prinzipiell beschreibt. sche Gemeinden nach 1945 in immer. Was für ein wunderbarer Dienst Die anderen acht Beiträge sind fol- Südwestdeutschland. Heidelberg: am Bürger und am Gemeinwesen genden Themen gewidmet: Universitätsverlag Winter 2009, 204 wäre es, wenn sich jede und jeder - dem Völkermord an den Sinti/ Seiten, 15 € Interessierte kontinuierlich bei Verbes- „Zigeunern“ am Beispiel Schwennin- serungen und Ergänzungen beteiligen gens (Michael J. H. Zimmermann); „Das Undenkbare tun“, betitelte Ruth könnte! Aber dazu bedürfte es halt der - den „Euthanasie“-Verbrechen Gay ihr 2001 erschienenes Werk über Personalmittel fürs Stadtarchiv, um am Beispiel Grafenecks (Thomas den Neubeginn jüdischen Lebens im den Dialog mit den Bürgern führen Stöckle); Nachkriegsdeutschland. Undenkbar und Rückmeldungen kompetent und - der Verfolgung widerständiger nach Auschwitz, Treblinka, Izbica, kontinuierlich verarbeiten zu können. katholischer Pfarrer aus dem Hegau Warschau … Silvester Lechner (Sibylle Probst-Lunitz); Dieser Thematik widmet sich nun - der Verfolgung bildender Künstler in auch das Haus der Geschichte Oberschwaben (Uwe Degreif); Baden-Württembergs und lenkt den - den Zwangsarbeitern am Beispiel Fokus gezielt auf Südwestdeutsch- des Hüttenwerks Laucherthal land. Insgesamt sechs Beiträge, unter NS-Verfolgte in Oberschwaben (Edwin Ernst Weber); anderem von Micha Brumlik und Mein- - „Ausbeutung und Tod“ der Häftlinge hard Tenné, zeichnen die Entschei- Edwin Ernst Weber (Hrsg.): der späten Neckar-KZs im Rahmen dungsmotive und geschichtlichen Opfer des Unrechts. Stigmatisie- des „Unternehmens Wüste“ Ereignisse nach, die zur zunächst rung, Verfolgung und Vernich- (Andreas Zekorn); zaghaften Wiederbelebung jüdischen tung von Gegnern durch die NS- - dem „Ritual öffentlicher Haarsche- Lebens im Nachkriegsdeutschland Gewaltherrschaft an [Hand von] rungen“ von oberschwäbischen führten und deren Entwicklungslinien Fallbeispielen aus Oberschwaben. Frauen, die sich mit „Ausländern“ bis in die Gegenwart reichen. Heimatkundliche Schriftenreihe des eingelassen hatten (Franco Ruault); Die Aufsätze spannen dabei einen Landkreises Sigmaringen, Bd. 11; - der „Lynchjustiz gegen alliierte Bogen vom unmittelbaren Neubeginn Oberschwaben – Ansichten und Piloten“ im Bodenseeraum (Gary jüdischen Lebens nach der Befreiung Aussichten, Bd. 7. Sigmaringen: Thor- Anderson). Deutschlands, über die besonderen becke 2009, 336 Seiten, 19,80 € Entwicklungen in Württemberg bis Alle Beiträge entstammen einer hin zu einer gesonderten Betrach- Den Einband des vorliegenden Buches Tagung des Landkreises Sigmaringen tung über „die alten und die neuen illustrieren zwei historische Fotos, die und der „Gesellschaft Oberschwaben“ deutschen Juden“ der Gegenwart. zu zentralen Beispielen nationalsozi- im Oktober 2005 im ehemaligen Hier geht es insbesondere um das alistischer Verbrechen im Kulturkreis Kloster Mariaberg bei Gammertingen, Spannungsfeld zwischen den alten Oberschwabens (gelegen zwischen das von die NS-„Euthanasie“-Aktion Gemeinden und den nach dem Fall Schwäbischer Alb und Bodensee) einbezogen war. Sie sind verfasst von des Eisernen Vorhangs aus der ehe- führen: das eine zeigt die „Inszenie- bewährten regionalen Fachwissen- maligen Sowjetunion nach Deutsch- rung“ des Zugangs zum Ulmer KZ schaftlern und sorgfältig redigiert vom land gekommenen Juden. Oberer Kuhberg, anlässlich des 1. Mai Herausgeber, dem Archivleiter des Besonderen Ulm-Bezug hat der Bei- 1934. Das zweite zeigt Laupheimer Landkreises Sigmaringen, Edwin Ernst trag „Jüdische Displaced Persons in Juden auf dem Weg zum Bahnhof, Weber, der auch einen Tagungsbericht Ulm bis 1950“ von Christof Maihoefer. anlässlich der ersten Deportation Ende beisteuerte. Insbesondere die zahlreichen neuen November 1941. 65 Jahre nach Kriegsende, „ein wenig Bilddokumente und die vom Autor Beide Fotos werden im vorliegenden spät“, könnte man sagen. Aber auch geführten Zeitzeugeninterviews geben Band in zwei von insgesamt zwölf hier gilt: besser spät als nie. Denn einen Einblick in einen bisher leider nur Aufsätzen mit „Fallbeispielen“ erklärt auch diese Beispiele gehören dem sehr marginal erforschten Teilbereich und in ihren Hintergründen vertieft. „Erbe“ des Nationalsozialismus an. der jüdischen Geschichte Ulms. Der Der eine Aufsatz behandelt die Und dieses Erbe bleibt unvergänglich Aufsatz stellt durch Zeitzeugenaus- Geschichte der „württembergischen für jede demokratische, am Gebot der sagen und Dokumente die Lebensbe- frühen Konzentrationslager Heuberg Menschenwürde orientierte Gesell- dingungen in den Lagern sehr bildhaft und Kuhberg“ (Silvester Lechner), der schaftsordnung. dar. Darüber hinaus wird die Organisa- andere „Verfolgung und Vernichtung Silvester Lechner tion der Einrichtungen dargestellt und der Juden“ am Beispiel Laupheims auch die geschichtlichen Abläufe von (Benigna Schönhagen). der Einrichtung der Lager bis zu ihrer Eingerahmt werden die zwölf Beiträge Auflösung detailliert erläutert. einerseits von einer Darstellung der Abgerundet wird der Sammelband ideologischen Traditionen und politi- durch einen umfangreichen Doku-

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mententeil, der unter anderem Erin- aktuelle Forschungsergebnisse. S. 59 ff.), hat im Nahen und Mittleren nerungen von Arno Lustiger und Der Antisemitismus wird dabei als Osten eine Leitrolle und gilt politisch Elisabeth Isaac beinhaltet. „gemeinsamer Nenner“ der radikalen als Trendsetter. Dabei ist der Antise- Fazit: „Untergang und Neubeginn“ Rechten definiert. Der Anspruch mitismus in Ägypten tief verwurzelt reiht sich ein in die jüngsten Publi- der Herausgeber, die die Beiträge in – „Mein Kampf“ in arabischer Über- kationen zur deutsch-jüdischen vier Kapitel zusammenfassen – 1. setzung erhält man beispielsweise Geschichte nach 1945. Der beson- Judenfeindschaft, Traditionen, Motive, in Kairo an jedem Büchertisch, die dere Fokus auf Südwestdeutsch- Jüdische Reaktionen; 2. National- zuhauf in den Straßen der Innenstadt land macht dieses Werk besonders sozialismus und Judenfeindschaft; anzutreffen sind. Die autoritären Herr- lesenswert und eröffnet neue Einblicke 3. Antisemitismus und Rechtsextre- schaftsmechanismen in Ägypten sind in den schwierigen Neubeginn jüdi- mismus seit 1945; 4. Internationale seit den 1940er Jahren eng mit dem schen Lebens nach der Shoa und in Dimensionen von Rechtsextremismus Antisemitismus verbunden. die Entwicklungen der unmittelbaren und Antisemitismus – ist ein interdiszi- Im Vorwort beklagen die Herausgeber Gegenwart, die zum Anwachsen der plinärer und ganzheitlicher. die allgemeine Situation der Antisemi- jüdischen Bevölkerung in Deutsch- Von besonderem Interesse ist das tismus- und Rechtsradikalismusfor- land und damit auch zum Neubau vierte Kapitel des Bandes mit inter- schung in Deutschland, die nach wie von vielen neuen Synagogen unter nationalen Perspektiven. Hier ist der vor verstreut und eher am Rande des anderem eben auch in Ulm geführt Kenntnisstand insgesamt noch sehr akademischen Interesses erfolgt. Sie haben. gering bzw. wird nur marginal wahrge- ist nur schwach bzw. fast gar nicht Ingo Bergmann nommen. Beispielhaft sei der aktuelle institutionalisiert, obgleich ein interna- Rechtsruck in Ungarn erwähnt, der tionaler Forschungsbedarf offensicht- von Magdalena Marsovszky (S. 291- lich ist und beklagt wird. Politik des Hasses 306) dargestellt wird. Die rechtspopu- Diese Situation macht den Band listische Wende in Ungarn, ausgelöst forschungspolitisch zu einem inter- Gideon Botsch/Christoph Kopke/Lars durch die Parlamentswahlen im April essanten Zwischenergebnis. Er ist Rensmann/Julius H. Schoeps (Hrsg.): 2010, wird mit großer Sorge und allerdings geprägt durch einen his- Politik des Hasses. Antisemi- Aufmerksamkeit in Europa wahrge- torisch-politologischen Blick. Indivi- tismus und radikale Rechte in nommen. Ungarn erhält 2011 die dual- oder sozialpsychologische Per- Europa. HASKALA Wissenschaftliche Präsidentschaft des Europäischen spektiven fehlen. Obgleich es bereits Abhandlungen, Band 44. Hildesheim/ Rates. Tatsache ist, dass mit der jetzt seit vielen Jahrzehnten interessante Zürich/New York: Georg Olms Verlag regierenden christlich-konservativen Anknüpfungspunkte hinsichtlich einer 2010, 346 Seiten, 29,90 € und rechtsnationalen FIDESZ eine psychologischen Antisemitismus- und „nationalistische Partei“ (Kai-Olaf Rechtsradikalismusforschung gibt – In demokratischen Gesellschafts- Lang in der Zeitschrift osteuropa, Juni z. B. durch die „Studien über Autorität systemen gehören Toleranz, Freiheit, 2010, S. 3 ff.) an der Macht ist, der und Familie“ von Horkheimer/Fromm/ Gleichheit und Integration zu den völkisches Denken, Antisemitismus Markuse u. a. von 1936, durch das fundamentalen und unantastbaren und Antiziganismus zugerechnet Gehorsam-Experiment von Stanley Grundwerten. In rechten und totali- wird. Welche Konsequenzen dies Milgram aus den 1960/70er Jahren tären Denk- und Handlungssystemen z. B. auf die aktuelle Debatte um die oder durch die empirische Studie sind dagegen Hass, Selektion und europaweite Praxis der Abschiebung von Erich Fromm „Anatomie der Ausgrenzung prägende Parameter. von Sinti und Roma hat, bleibt abzu- menschlichen Destruktivität“ (1973) Im politischen und privaten Alltag führt warten. Die Mehrzahl der ca. 10 Mil- – scheint das weiterführende Interesse diese Haltung zu einer „Politik des lionen europäischen Sinti und Roma eher gering zu sein. Wünschenswert Hasses“, die sich in Europa historisch leben in Südosteuropa und Ungarn und hilfreich wären eine inhaltliche und aktuell immer wieder in einem gilt als ein Schlüsselland mit Vorbild- Zusammenfassung und Forschungs- Antisemitismus zeigt. Diese Verbin- funktion bei der südosteuropäischen perspektiven durch die Herausgeber dung von Hass und Antisemitismus, EU-Erweiterung. gewesen. die in Europa bis heute vor allem Ein weiteres Beispiel für einen inter- Als aktueller Zwischenstand zum The- über eine radikale rechte Gesinnung nationalen Antisemitismus beschreibt menkomplex Rechtsradikalismus und transportiert wird, ist Gegenstand der Beitrag von Malte Gebert über Antisemitismus ist der Band derzeit eines umfangreichen Sammelbandes Ägypten und eine dort sehr populäre von großer Bedeutung. Er zeigt die des Moses Mendelssohn-Zentrum antisemitische Historiensoap im Fern- Heterogenität der Antisemitismus- für europäisch-jüdische Studien sehen. Ägypten wird bei uns als ein und Rechtsradikalismusforschung auf, in Potsdam und geht auf das Vor- billiges Reiseland mit viel Sonne und aber auch ihre Lücken und Schwach- tragsprogramm von drei Colloquien Kultur dargestellt, zu dem die BRD stellen. seit 2006 zurück. einen engen Schulterschluss sucht. Die Summe der Beiträge bietet eine Der Band ist im Kontext der Rechts- Dieses autoritäre Regime, das von Fülle von Forschungsergebnissen extremismusforschung zu sehen und Thomas Demmelhuber als „Familien- und Thesen, die weiterentwickelt und beleuchtet dabei historisch und inter- unternehmen Ägypten“ mit dem seit überprüft werden können (müssen) national die Facetten der Judenfeind- 1981 amtierenden Staatspräsident und haben den Charakter eines lichkeit und des Antisemitismus. 26 Hasni Mubarak bezeichnet wird (Zeit- „Steinbruchs“ bei Fortführungen. AutorInnen bündeln in 23 Beiträgen schrift Der Bürger im Staat, 1/2010), Ulrich Klemm

28 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 29 Rückblick auf Veranstaltungen und Ereignisse des Ulmer Dokumentationszentrums und der Stiftung Erinnerung Ulm, im Jahr 2010

Pädagogische und historisch-poli- morde. Eine Theaterperformance 17. Februar: Trinationale Gruppe der tische Bildungsarbeit von behinderten und nicht behin- „Lehreruniversitäten“ Krakau, Beit - ca. 350 begleitete pädagogische derten Ulmer/-innen. Berl, PH Ludwigsburg tagt in der Angebote (265 Führungen, 50 - Stadthaus Ulm: „Wohin bringt ihr Gedenkstätte. pädagogische Projekte zusätzlich uns?“. Von der „Volksgesund- zum Basisangebot, 35 Schü- heit“ zur NS-„Euthanasie“. Mit Dr. lerpräsentationen) in der KZ- Thomas Stöckle, Gedenkstätte Gedenkstätte Oberer Kuhberg Grafeneck; Dr. Thomas Müller, ZfP durch ehren- und hauptamtliche Weissenau; Horst Hoheisel und Mitarbeiter; ca. 7.800 Besucher, Andreas Knitz, Künstler des „Denk- darunter 6.000 Jugendliche; mals grauen Busse“. regelmäßige Öffnungszeiten für 29. Januar: Schüler der Gustav- Einzelbesucher: So. 14-17 Uhr; Werner-Schule besuchen nach ihrer Führungen 14.30 Uhr. Beteiligung an der Gedenkaktion zum - Durchführung von ca. 40 Semi- 27. Januar die Gedenkstätte. Am naren, Vorträgen, Gesprächs- 11. Februar lernen sie die Geschäfts- Foto: K. Jasbar gruppen zur Geschichte des NS stelle des DZOK mit Bibliothek und in der Region Ulm und Neu-Ulm Archiv kennen und schreiben darüber und zur Gewalt- und Rechtsradi- für die Schülerzeitung einen Artikel. kalismus-Prävention für ca. 1.550 29. Januar: Halbtägiges Seminar für 18. Februar: Verabschiedung unseres Personen. Guides und Aufsichten in der Gedenk- Vorstandsmitglieds Dagmar Orths. Sie - ca. 1.100 Anfragen jährlich von stätte im Rahmen des Fortbildungs- zieht nach Frankfurt/Main, wo sie eine Institutionen und Einzelpersonen programms. neue Arbeitsstelle gefunden hat. des In- und Auslandes, vor allem 8. bis 12. Februar: Thalia Vollstedt, 18. Februar: Büchse 13: 20 Jahre von Forschern, Studenten, Schü- Schülerin der Humboldt Gymnasiums, Aufarbeitung Weiße Rose – ein Rück- lern, Opfer-Angehörigen, interes- absolviert ihr Sozialpraktikum im blick mit S. Lechner. sierten Bürgern, Journalisten und DZOK. Kollegen anderer Gedenkstätten. 9. Februar: Nicola Wenge stellt die Arbeit des Doku-Zentrums beim Sor- Eine Auswahl wichtiger Akti- optimist Club Ulm/Donaustadt vor. vitäten 14. Februar: 7. Jahrestag der Stiftung Erinnerung Ulm. 21. Januar: Büchse 13: NS-„Eutha- nasie“ und ihre Aufarbeitung in den 1970er/80er Jahren am Beispiel der Hamburger Universitätspsychiatrie. Prof. Friedemann Pfäfflin Uni Ulm. 27. Januar: Nationaler Gedenktag für die Opfer des NS Foto: Tobias Edling - KZ-Gedenkstätte: Was in Ulm am Oberen Kuhberg begann … 65 Jahre nach der Befreiung von Aus- 23. Februar: Lesung aus der neuen chwitz. Dr. Nicola Wenge Sophie-Scholl-Biographie mit Autorin - Münsterplatz: Gedenkaktion an von links nach rechts: Horst Kächele, Michael Barbara Beuys (In Koop. mit der vh die Ulmer Opfer der NS-Patienten- Verhoeven, Nicola Wenge, Ilse Winter, Wolfgang zum 10-jährigen Bestehen der Denk- Keck. Foto: Ch. Loyal Stätte Weiße Rose). 25. Februar: Im Anschluss an den Verhoevenfilm „Die Weiße Rose“ 15. Februar bis 4. März: Verhoeven- organisiert das DZOK gemeinsam mit Retrospektive zum Thema NS- der DenkStätte eine Schüleraktion für Geschichte“. Eine Filmreihe des Kinos Ulmer Gymnasien unter dem Titel „Die Obscura und des DZOK. Flugblätter weiter denken“. 4. März: Die hauptamtlichen DZOK- Mitarbeiterinnen treffen sich zur halb- tägigen Besprechung zur Jahrespla- nung und inhaltlichen Ausrichtung der Ulmer Schüler auf dem Münsterplatz. Foto: D. Köhl weiteren Arbeitsschwerpunkte.

30 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 31 13. März: Blinden- und Sehbehinder- 1. April: Kennenlernbesuch von Minis- 19. April: Nicola Wenge und Wolf- tenverband Ost-Baden-Württemerg terin Dr. Monika Stolz in der Gedenk- gang Keck nehmen auf Einladung feiert sein 100-jähriges Bestehen. Sil- stätte. Nicola Wenge stellt aktuelle des Beauftragten der Bundesregie- vester Lechner hält die Festrede. Arbeitsschwerpunkte des DZOK vor. rung für Kultur und Medien an einer 16. März: Landeszentrale für politi- Gesprächsrunde zum Thema „Fragen sche Bildung – Haus auf der Alb in Bad und Herausforderungen der Erinne- Urach. Vorstellung des DZOK-Projekts rungspolitik“ im Bundeskanzleramt „Was geht mich eure Geschichte teil. an?“ für Hauptschüler/-innen aus 22. April: Büchse 13: Handlungs- Einwandererfamilien. strategien gegen Alltagsrassismus 18. März: Büchse 13: Augenblicke und rechte Sprüche. Vortrag mit Pra- des Einhaltens. Ein Projekt für Schulen xisbeispielen mit Hans-Peter Killgus, gegen Antiziganismus und Antisemi- Info- und Bildungsstelle gegen Rechts- tismus. extremismus, Köln. 24. April: Zum ersten Mal finden Projektpräsentation durch den Lan- von links: Nicola Wenge und Monika Stolz im desverband Deutscher Sinti und Gespräch mit Simon Leinmüller, Guide. gemeinsam mit der Tourismuszentrale Roma Baden-Württemberg. Foto: M. Drechsler Ulm organisierte Führungen durch die Gedenkstätte statt. 20. März: Zum 2. Mal findet in der Ulmer vh unter Beteiligung des DZOK 1. Mai: Das DZOK ist mit einem Stand die Ulmer Freiwilligenmesse statt. am Münsterplatz vertreten.

Foto: W. Keck

3. Mai: Der Radiobeitrag „Die dzokkis und die KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg“ von Radio FFM gewinnt den Medienpreis 2010 der Landesanstalt für Kommunikation BW. Die Vorstandsmitglieder Elke Reuther und Wolf- 3. Mai: „Gestern Hunger und Not gang Keck werben bei der Freiwilligenmesse für die Mitarbeit am DZOK. Foto: G. Mreisi – heute Arbeit und Brot“. Politische Plakate der 1920er und 1930er Jahre. Vortrag von Nicola Wenge im Museum für Brotkultur. 8. Mai: „Doch die Freiheit die kommt 20./21. März: LAGG-Tagung im Bad 12. April: Stauffenbergs langer Weg in wieder …“ Sonderführung zum Urach. Projektpräsentation und Vor- den Widerstand. Prof. Wolfram Wette Kriegsende 8. Mai 1945 durch Nicola stellung unserer Jugendarbeit. (in Kooperation mit der vh). Wenge; außerdem eine Führung mit 22. bis 26. März: Jonas Förder- 12. bis 16. April: Zwei „dzokkis“, Jugend-Guides durch die Ausstel- reuther, Schüler einer 11. Klasse am Anna Eble und Tim Zeelen, absol- lung. Humboldt-Gymnasium absolviert sein vieren ein Praktikum im DZOK. 16. Mai: Vom Tatort zum Lernort: Das einwöchiges Sozialpraktikum am DZOK. 18. bis 21. April: Politische Bildungs- Ulmer KZ Oberer Kuhberg. Sonder- 24. März: Nicola Wenge führt im fahrt der dzokkis nach Berlin, organi- führung durch Annette Lein zum 33. Rahmen der Frühjahrsakademie von siert vom Büro Hilde Mattheis/SPD. Int. Museumstag. ZAWiW durch die Gedenkstätte zum 19. bis 23. April: Theresa Mack, 20. Mai: Büchse 13: Werkstattbericht: Thema „Ist alles erlaubt was möglich Schülerin des Ulmer Hildegard-Gym- „Jüdische Migration der Ulmer Region ist?“ nasiums, lernt im Rahmen eines im 19./20. Jhd.“ mit Ingo Bergmann. 25./26. März: Lehrer-Fortbildung Berufsorientierungspraktikums die 21. Mai: Dörte Esselborn von Aktion „Das KZ Oberer Kuhberg: Vom Tatort Arbeitsfelder des DZOK kennen. Sühnezeichen Friedensdienste Berlin zum Lernort“ (in Kooperation mit Lan- kommt zu einem Arbeitsgespräch ins deszentrale pol. Bildung, Ba-Wü). DZOK.

30 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 31 29. Mai bis 5. Juni: Drei Jugend- liche der dzokkis reisen gemeinsam mit L. Bez (PKC Freudental) und den „histories“, der Jugendgruppe der KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz, nach Israel. 31. Mai bis 18. Juni: Elke Ruff absolviert ein Praktikum im DZOK im Rahmen ihrer Weiterbildung „Frau und Beruf“ an der Frauenakademie der Ulmer vh. 6. Juni: Tag der Festung. Sowohl in Gleißelstetten als auch in der KZ- Gedenkstätte bietet das DZOK Son- derführungen an. 8. Juni: Auf Einladung des Doku-Zen- trums informieren sich die Stadtführer der Ulmer Tourismuszentrale über die historischen Hintergründe der Gedenkstätte. 29. Juli: Junge Teilnehmerinnen des Ferienex- 10. Juni: Stuttgarter NS-Täter. press Ulm in der Gedenkstätte. Foto: A. Lein Lesung und Gespräch mit Hermann G. Abmayr und Ulrich Viehöver in 16. Juli: Mitgliederversammlung im 25. Juli: 270 Flüchtlinge besuchen Kooperation mit dem DGB und den DGB-Haus. die Stadt Ulm und die Gedenkstätte Ulmer Freidenkern. 16. Juli: Nicola Wenge führt die AG – organisiert von AK Asyl Stuttgart, 18. Juni: Studientag der pädagogi- West durch die Gedenkstätte. Stadt Ulm und DZOK. schen Hochschule Ludwigsburg in der 17. Juli: Das DZOK nimmt am öffent- 27. Juli: Familie Straßburger besucht Gedenkstätte. lichen Hearing im Stuttgarter Rathaus die Geschäftsstelle des DZOK. 18. Juni: Das DZOK ist mit einem Info- zum Umgang mit der Stuttgarter Stand an der Börse „Netzwerk Kultu- Gestapo-Zentrale und Gedenken im relle Bildung“ im Roxy vertreten. öffentlichen Raum teil. Dabei wird 24. Juni: Die Abteilung Gesellschafts- auch die Arbeit der Ulmer Gedenk- wissenschaften und Sprachen des stätte vorgestellt. Seminars Weingarten und die von ihr 21. Juli: Schulung für Guides und betreuten Referendare absolvieren Aufsichten: „10 Punkte für eine gute erstmalig einen Studientag in der Führung in der Gedenkstätte“ und Gedenkstätte. danach Grillfest in Gleißelstetten. 25. Juni: „NS-Täter und Bürger der 22. Juli: Büchse 13: Gegenwart und Bundesrepublik. Das Beispiel des Gedenken in Israel: Eindrücke und Osnat Kantor (links) und Yanai Regev (rechts). Dr. Gerhard Klopfer.“ Vorstellung des Überlegungen Jugendlicher nach Foto: T. Edling neuen Buchs des DZOK mit Autor einer Studienfahrt. Mit den dzokkis Markus Heckmann und Zeitzeugen- und Ludwig Bez, Leiter des PKC podium in der vh. Freudental. 30. Juni: Egon Schweiger, Lan- 29. Juli: „Wo unschuldige Menschen desverband deutscher Sinti und eingesperrt waren.“ Eine Spurensuche Roma Baden-Württemberg, und Dr. für Kinder im Alter von 8-12 Jahren im Andreas-Hoffmann-Richter, AK Sinti/ Rahmen des Ferienexpress Ulm und Roma und Kirchen Ba-Wü“, stellen Neu-Ulm in der Gedenkstätte. interessierten Lehrern Schulprojekte gegen Antiziganismus vor. Die vom 30. Juli: Das DZOK wird von der DZOK unterstützte Veranstaltung Staatsanwaltschaft Ulm in die Liste findet im Haus der Donau statt. der Empfänger von Geldbußen auf- genommen. 4. Juli: Tobias Edling führt kenianische Marathonläufer, die auf Einladung der 5. August: Verabschiedung unseres SSV Ulm mehrere Monate in Ulm trai- Zivis Tobias Edling. nieren, durch die Gedenkstätte. 6. August: Nicola Wenge besucht 5. Juli: Hr. Podes vom Regierungs- die Geschäftsstelle des Verbands dt. präsidium Tübingen besucht die KZ- Sinti und Roma, Landesstelle BW in Gedenkstätte und informiert sich über zu einem Kooperations- die Arbeit der Deputatsguides. gespräch. 15. Juli: Abteilungsleitertagung der 10. August: Die Internationale Jugendbegegnung Dachau besucht LpB in der Gedenkstätte mit anschlie- 4. Juli: Kenianische Läufer und Potsdamer Zivi vor ßender Führung. dem Eingang zur Gedenkstätte. Foto: Pokorny unsere KZ-Gedenkstätte.

32 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 33 2. September: Wolfgang Keck tritt sich mit OB Noerenberg, um ihn über aktuelle Vorhaben des DZOK zu infor- mieren. 5. September: Europäischer Tag der Jüdischen Kultur. - Jüdisches Ulm vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Eine Stadtführung mit I. Bergmann und N. Wenge. 10. September: Markus Stohrer beginnt seinen Freiwilligendienst.

Vor dem Haus der jüdischen Familie Guggen- Nicola Wenge, Christel Lange, Hana Malek, Yona Sorek auf Zeitreise. Foto: M. Stohrer heimer, in dem einige Jahre auch die Familie Scholl lebte (vgl. Mitteilungen 52). Foto: A. Schiele Erste Sonntagsführung nach der Pause am 30. Januar.

12. September: Grußwort von Nicola 11. Oktober: Yona Sorek aus Israel 7. November: „Abraham aber Wenge beim SPD-Empfang. und ihre Schwester Hanna Malek aus pflanzte einen Tamariskenbaum“. 13. September: Sitzung der Stiftung den USA, die 1948 in Ulm im DP- Eröffnung der Ausstellung von Marlis Erinnerung Ulm. Lager in der Boelcke-Kaserne geboren Glaser, die noch bis 26. November wurde, besuchen während ihrer Ulm- 2010 gezeigt wird. Kooperationsver- 16. September: Trauerfeier für Ansgar Reise auch das Doku-Zentrum. anstaltung mit der Münstergemeinde Kramer in der Büchsengasse. 22. Oktober: Gedenkveranstaltung und der DIG Ulm. 16. September: Erstes dzokki-Treffen zum Jahrestag der Deportation der 14. November: Gedenkstunde in der im neuen Schuljahr. badischen und saarpfälzischen Juden. Gedenkstätte am Volkstrauertag mit 18. September: Kulturnacht im Vortrag von Nicola Wenge im Neu- Katharina Bader, Autorin des Buches: DZOK. Ulmer-Museum und Lesung aus dem „Jureks Erben“. - „Die Banalität des Guten“. Lesung Buch zu Richard Liebermann von Raf- 25./26. November: Irseer Tagung zur vom Theater Ulm. Szenen und Texte fael Wiehler-Bloch. Geschichte der Juden in Schwaben. zu Hannah Arendt und Martin Hei- 23. Oktober: Die SchülerInnen der Nicola Wenge stellt die Arbeit des degger. Klasse 8a der Adalbert-Stifter-Schule DZOK vor. - „Was?! in Ulm gab´s ein KZ!?“. Eine werden mit dem Alfred-Hausser-Preis 29. November: NS-„Euthanasie“ und Führung mit N. Wenge. der VVN BdA Baden-Württemberg Sterbehilfe-Debatte heute. Chancen - „Wie die Nazis in Ulm an die Macht ausgezeichnet. Sie erhalten ihn für das und Grenzen des Vergleichs. Vortrag kamen.“ Eine Führung von Jugendli- DZOK-Projekt „Was geht mich eure Prof. Klaus Dörner in Kooperation mit chen für Jugendliche. Geschichte an?“, das gemeinsam mit der vh. der Klasse und dem Stadtjugendring 24. September: Guideschulung zum 5. Dezember: Exkursion des DZOK- im vergangenen Herbst durchgeführt Thema „Der rote Faden in der Aus- Teams in das Jüdische Museum wurde. stellung“. Augsburg mit Führung und Gedan- 26. Oktober: Terror ohne System. Die 25. September: Beim Fest der Kul- kenaustausch. frühen Konzentrationslager. Vortrag turen ist das DZOK mit vertreten. 10. Dezember: Tag der Menschen- W. Benz. Kooperationsveranstaltung rechte in der Gedenkstätte mit Work- 4. Oktober: Treffen des AK Deser- mit der vh. teursdenkmal in der Büchsengasse. shops, Informationen und Gesprächen 5./6. November: BalkanSalon zum für Ulmer und Neu-Ulmer Schulen. Ein 7. Oktober: Wolfgang Keck und Thema Sinti und Roma (in Koopera- Kooperationsprojekt des Arbeits- Nicola Wenge fahren zu einem Bera- tion mit der Europäischen Donauaka- kreises Ulmer Menschenrechtsbil- tungsgespräch zur Landeszentrale für demie, ZAWiW, der vh und dem AK dung. politische Bildung nach Stuttgart. Sinti/Roma und Kirchen in Ba-Wü). 11. Dezember: Letzte Sonntagsfüh- 7. Oktober: Großer Ortsbesichti- rung vor der Winterschließung. gungstermin des Revisionsteams und externer Partner in der Gedenkstätte. Erste Sonntagsführung nach der Pause am 30. Januar.

32 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 33 Veröffentlichungen des DZOK

DZOK-Manuskripte Sonderveröffentlichungen

Bd. 1: Ulmer Geschichtswerkstatt zur „… daß es so etwas gibt, wo man Ulm/Neu-Ulmer Arbeitskreis NS-Zeit (Hg.), Menschen einsperrt …“. 27. Januar (Hrsg.): Die „Hitlerjugend“ am Beispiel der Das KZ Oberer Kuhberg bei Ulm. Als der Sport in Ulm 1933 national- Region Ulm/Neu-Ulm. Ein Aspekt im Ein Film (DVD) von Bernhard Häusle sozialistisch wurde … Umfeld der „Weißen Rose“, 1942/43. und Siegi Jonas. Aufsätze und Dokumente. Eine kommentierte Dokumenten- und Stuttgart 1995, 33 Min., 18 € Manuskript; Ulm (DZOK) 2005; Materialien-Sammlung, 68 S., 8 € 6. Aufl. 2004, 170 S., 10 € „Ich bin ja jetzt der Letzte …“ (Zurzeit vergriffen!) Arbeiterkultur – Jugendwiderstand Bd. 2: Claudia Dauerer, – Konzentrationslager. Ulm/Neu-Ulmer Arbeitskreis Alfred Moos, ein Ulmer Jude auf Hans Gasparitsch, geboren 1918 27. Januar (Hrsg.): der Flucht vor dem NS-Staat. Ein in Stuttgart, erzählt. Łódz – Ulm – New Jersey. Die Beitrag zur deutschen Emigration Ein Film von Silvester Lechner und Geschiche der jüdischen Familie nach Palästina. Roland Barth. Ulm 1999, Frenkel, die 1938 aus Ulm ver- Ulm 1995, 2. Aufl. ,150 S., 8 € VHS-Video, 40 Min., 25 € trieben wurde. Manuskript; Ulm (DZOK) 2006; Bd. 3: Silvester Lechner (Hg.), Silvester Lechner (Hrsg.): 72 S., 8 € Schönes, schreckliches Ulm. Die Kraft, nein zu sagen. Zeitzeu- 130 Berichte ehemaliger polni- genberichte, Dokumente, Mate- Hans Lebrecht: scher Zwangsarbeiterinnen und rialien zu Kurt Schumachers 100. Gekrümmte Wege, doch ein Ziel. Zwangsarbeiter, die in den Jahren Geburtstag. Erinnerungen eines deutsch-isra- 1940 bis 1945 in die Region Ulm/Neu- Ulm (DZOK) 1995, elischen Kommunisten. Herausge- Ulm verschleppt worden waren, 80 S., 10 € (vergriffen) geben von Silvester Lechner, Doku- 2. Aufl. 1997, 420 S., 20 € Zentrum; Ulm (Klemm & Oelschläger) (Zurzeit vergriffen!) Markus Kienle: 2007; 144 S., 30 Fotos, 19,80 € Gotteszell – das frühe Konzentra- Bd. 4: Silvester Lechner, tionslager für Frauen in Württem- Roman Sobkowiak: Ulm im Nationalsozialismus. Stadt- berg. Die Schutzhaftabteilung im Eindeutschungsfähig?! Eine führer auf den Spuren des Regimes, Frauengefängnis Gotteszell in Schwä- polnisch-deutsche Biografie im der Verfolgten, des Widerstands. bisch Gmünd. NS-Staat und in der jungen Bun- Ulm 1997, 120 S., 8 € Ulm (Klemm & Oelschläger) 2002, desrepublik. (Zurzeit vergriffen!) 90 S.,12 € Herausgegeben von Silvester Lechner, Doku-Zentrum Bd. 5: Myrah Adams, Markus Kienle: Ulm (Klemm & Oelschläger) 2009; Die Würde des Menschen ist unan- Das Konzentrationslager Heuberg 116 S., 60 Fotos, 19,80 € tastbar. Das KZ Oberer Kuhberg in bei Stetten am kalten Markt. Ulm, 1933 – 1935, Katalog zur Dauer- Ulm (Klemm & Oelschläger) 1998; Dokumentationszentrum ausstellung 2001. 220 S., 50 Abb., 10 € Oberer Kuhberg Ulm e. V. (Hrsg.): Ulm 2002, 64 S., 138 Abb., 10 € (Zurzeit vergriffen!) Ulm – die KZ-Gedenkstätte und der Nationalsozialismus. Festschrift Bd. 6: Oberschulamt Tübingen, Doku- Vorstand Stiftung Erinnerung Ulm zur Verabschiedung von Silvester mentationszentrum Oberer Kuhberg (Hrsg.): Lechner in den Ruhestand. (Hgg.), Die Stiftung Erinnerung Ulm – Ulm (Klemm & Oelschläger) 2009; „Württembergisches Schutzhaft- für Demokratie, Toleranz und Men- 184 S., 17,80 € lager Ulm“. Ein frühes Konzentra- schenwürde. tionslager im Nationalsozialismus Ihre Gründung, ihr Zweck, ihre Ziele. Markus Heckmann: (1933-1935). Materialien für den Ulm 2004; 64 S., 22 Abb., 10 € NS-Täter und Bürger der Bun- Besuch der Ulmer KZ-Gedenkstätte desrepublik. Das Beispiel des Dr. mit Schülern, Gerhard Klopfer. Tübingen/Ulm 2004, 120 S., Herausgegeben von Silvester Lechner 15 Abbildungen, 8 € und Nicola Wenge, Dokumentations- (Zurzeit vergriffen!) zentrum Oberer Kuhberg Ulm (Klemm & Oelschläger) 2010; 120 S., 19,80 €

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34 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 35 DZOK-Veranstaltungen Winter/Frühjahr 2010/2011

Freitag/Samstag, 5./6. November Freitag, 10. Dezember DZOK-Treff Haus der Donau Ulm KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg, Ein offener politischer Gesprächs- BalkanSalon. Zerrbild und 9 - 14 Uhr kreis des Ulmer Dokumentations- Wirklichkeit: Sinti und Roma in Tag der Menschenrechte zentrums Deutschland und im Donauraum Ein Angebot mit Workshops, Informa- in der Regel dritter Donnerstag im in Kooperation mit der Europäischen tionen und Gesprächen für Ulmer und Monat, 20 Uhr Donauakademie, ZAWIW, vh, AK Neu-Ulmer Schulen Ort: Büchsengasse 13 Sinti/Roma und Kirchen BW Ein Kooperationsprojekt des Arbeits- kreises Ulmer Menschenrechtsbildung

Sonntag, 7. November dzokki-Treff Ulmer Münster, 16 Uhr Donnerstag, 27. Januar 2011 Monatl. Treffen der Jugendgruppe Eröffnung der Ausstellung KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg, des Dokumentationszentrums „Abraham aber pflanzte einen 14.30 Uhr In der Regel dritter Donnerstag im Tamariskenbaum“ Nationaler Gedenktag für die Monat, 17 Uhr von und mit Marlis Glaser Opfer des Nationalsozialismus Ort: Büchsengasse 13 in Kooperation mit der Münsterge- Was in Ulm am Oberen Kuhberg meinde und der DIG begann … 66 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz Nicola Wenge Ulmer Geschichte Dienstag, 9. November Anlässlich des Gedenktages wird die zum Anfassen: Gedenkfeier am Weinhof, 19 Uhr revidierte Dauerausstellung der Öffent- Die KZ-Gedenkstätte im Das Novemberpogrom 1938 – auch lichkeit präsentiert. Fort Oberer Kuhberg in Ulm Stadthaus Ulm, 20 Uhr Öffnungszeiten der Gedenkstätte Münster, 20 Uhr Porajmos – Der nationalsozialis- Einzelbesucher: Zeitzeugengespräch tische Massenmord an den Sinti sonntags 14 - 17 Uhr mit Esti Geva, eingeführt von Corinna und Roma Führung: sonntags 14.30 Uhr Palm, Regisseurin Vortrag Dr. Karola Fings, NS-Doku- Winter-Schließung: So., 12. Dez. Marlis Glaser erläutert Bilder ihrer Aus- mentationszentrum der Stadt Köln bis So., 23. Januar 2011 stellung zu Motiven der Pogromnacht Filmausschnitte zur Familienge- schichte Strauß und Podiumsge- Gruppen-/Klassen-Besuche sind spräch mit Fr. Winter/Ulm und Daniel nach Vereinbarung (mindestens Sonntag, 14. November Strauß/Mannheim, Moderation: Lother eine Woche vorher) jederzeit mög- KZ-Gedenkstätte, 11 Uhr Heusohn lich; Gedenkstunde für den Widerstand Gebühr für die Führung: 35 € von 1933 bis 1945 und die Opfer Eintritt: 2 € / 0,50 € der NS-Gewaltherrschaft Montag, 14. Februar 2011 mit Katarina Bader, Autorin des Buchs: Stadthaus Ulm, 19 Uhr Anmeldung über das „Jureks Erben. Vom Weiterleben nach 8. Jahrestag der Stiftung Erinne- Dokumentationszentrum dem Überleben“ rung Ulm Oberer Kuhberg 12.30 Uhr: Führungen Tel. 0731-21312 [email protected] Donnerstag/Freitag, 7./8. April 2011 Montag, 29. November KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg vh Ulm, 20 Uhr Lehrer-Fortbildung in Sachen NS-„Euthanasie“ und Sterbehilfe- KZ Oberer Kuhberg: Tatort und Debatte heute Gedenkstätte Chancen und Grenzen des Vergleichs Ein Seminar der Landeszentrale für Vortrag Prof. Klaus Dörner politische Bildung, in Kooperation mit In Kooperation mit der vh dem Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg. Für Lehrerinnen aller Schultypen der Sonntag, 5. Dezember Fächer Geschichte, Deutsch, Ethik, Exkursion zum Jahresausklang Religion, Kunst Anmeldung im DZOK oder bei: Weitere Termine entnehmen Sie für Mitarbeiter und Freunde des [email protected] bitte der Tagespresse, unserem Dokuzentrums Tel.: 07125 / 152-148 Newsletter oder der Website Mit Führung und Gedankenaustausch Ein Flyer wird bei Bedarf zugeschickt. www.dzok-ulm.de! im Jüdischen Museum Augsburg

34 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 35 Diese Nummer der Mitteilungen OffsetDruck Martin wird gefördert von: Erhard-Grözinger-Straße 1, 89134 Blaustein Tel. 0731 - 954 02 11

Braun Engels Gestaltung protel Film & Medien GmbH Judenhof 11, 89073 Ulm Münchner Straße 1, 89073 Ulm Tel. 0731 - 14 00 73-0 0731 - 9 26 64 44 www.braun-engels.de [email protected], www.protel-film.de

Café Omar Sparkasse Ulm König-Wilhelm-Straße 5, 89073 Ulm Neue Straße 66, Tel. 0731 - 101 - 0 Tel. 0731 - 921 31 66 SPD-Fraktion CDU im Ulmer Gemeinderat im Ulmer Gemeinderat Rathaus, Marktplatz 1, Tel. 0731 - 61 82 20 Rathaus, Marktplatz 1, Tel. 921 77 00 www.cdu-ulm.de, [email protected] www.spd-ulm.de

Engel-Apotheke Ulm steuer berater HIRSCHER Apotheker Timo Ried Elke Reuther Hafengasse 9, Tel. 0731 - 6 38 84 Virchowstraße 1, 89075 Ulm Tel. 0731 - 509 77 81 FWG-Fraktion im Ulmer Gemeinderat Ulmer Bücherstube Jastram 0731 - 61 88 52, 0731 - 161 10 95 Am Judenhof, Tel. 0731 - 6 71 37 www.fwg-ulm.de [email protected]

GRÜNE Fraktion Ulm Verlag Klemm & Oelschläger Tel. 0731 - 161 - 1096, www.gruene-fraktion-ulm.de Pappelauer Weg 15, Tel. 0731 - 38 51 36 [email protected] www.klemm-oelschlaeger.de

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Hiermit beantrage ich die Mitgliedschaft im Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e. V. – KZ Gedenkstätte – Postfach 20 66, 89010 Ulm; [email protected]

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Mit der Abbuchung meines Mitgliedsbeitrages im ersten Quartal des Kalenderjahres in Höhe von ...... € /jährlich bin ich einverstanden.

* Der Mindestbeitrag beträgt jährlich € 35, für Arbeitslose, Wehr- und Ersatzdienstleistende jährlich € 15.

36 DZOK-Mitteilungen Heft 53, 2010 (Überhang)