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Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000

Foto: MZ-Bürgerreporter Frank Rümmer (https://www.mz-web.de/mitteldeutschland/mai-juni-2013-hochwasser-bilder-der-mz-leser- 684548) Auftraggeber: Stadtverwaltung Weißenfels Postfach 1251 / 1261 06652 Weißenfels

Auftragnehmer: Fugro Land GmbH Grimmelallee 4c 99734 Nordhausen

Bearbeiter: M. Moder M. Pistorius

Auftrags-Nr.: 310-18-400

Bestätigt: …………………….. Dipl.-Geol. K. Brinschwitz Abteilungsleiterin Wasser

Datum: 18.01.2019

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 2 Inhaltsverzeichnis

1 Vorbemerkungen / Allgemeine Einführung / Veranlassung ...... 10 2 Projektvorbereitende Leistungen ...... 12 3 Einführung ...... 13

3.1 Zielstellung und Veranlassung zur Maßnahmenplanung ...... 13

3.1.1 Bearbeitungsstufen und Schutzgüter ...... 13

3.1.2 Koordinierung auf internationaler, nationaler und Landesebene ...... 14

3.1.3 Ermittlung der Risikogebiete ...... 16

3.1.4 Hochwassergefahren- und -risikokarten ...... 17

3.1.5 Grundlegende Ziele der HWRMP ...... 18

3.2 Lage und Abgrenzung des Untersuchungsgebiets ...... 20

3.2.1 Kurzbeschreibung des Betrachtungsgebietes ...... 20

3.2.2 Einordnung des Einzugsgebiets entsprechend der EG-WRRL ...... 21

3.2.3 Klima ...... 24

3.2.4 Hydrologische Verhältnisse ...... 25

3.2.5 Geologie/Geomorphologie ...... 26

3.2.6 Hydrogeologische Verhältnisse ...... 27

3.2.7 Böden ...... 29

3.2.8 Flächennutzung/Wirtschaftsraum ...... 30

3.2.9 Schutzgebiete ...... 32

3.2.10 als Transportgewässer (Wasserstraße) bzw. ihre Bedeutung für den Tourismus ...... 37 4 Grundlagen zur Erarbeitung des Maßnahmenkonzeptes ...... 38

4.1 Beschreibung der Vorgaben aus dem Hochwasserrisikomanagementplan Elbe bzw. Saale ...... 38

4.2 Über den Hochwasserrisikomanagementplan Saale hinausgehende Grundlagen ...... 43

4.2.1 Hochwasserereignisse in der Vergangenheit ...... 43

4.2.2 Vorhandene Anlagen und Maßnahmen ...... 51

4.2.2.1 Hochwasser-Flächenmanagement ...... 52 4.2.2.2 Technischer Hochwasserschutz ...... 54 4.2.2.3 Hochwasservorsorge ...... 61 4.2.2.4 Hochwasserbewältigung ...... 64

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 3 4.3 Bewertung der vorhandenen Anlagen und Maßnahmen ...... 65

4.4 Ermittlung/Beschreibung direkter tangibler Schäden im Ist-Zustand ...... 72

4.5 Beschreibung weiterer potentieller Schäden im Bearbeitungsgebiet...... 77

4.6 Zusammenfassende Beschreibung des Hochwasserrisikos ...... 82

4.6.1 Überschwemmungsflächen und Wassertiefen ...... 82

4.6.2 Zusammenfassende Beschreibung der zu vermeidenden Hochwassergefahren ...... 83 5 Untersetzung der Ziele ...... 85

5.1 Zusammenstellung und Auswertung relevanter Planwerke und Vorgaben ...... 85

5.2 Fragebogenaktion ...... 89

5.3 Ergebnisse der Zieldiskussion ...... 93 6 Untersetzung des Handlungsbedarfs / Defizitanalyse ...... 98

6.1 Handlungsbereich Flächenvorsorge...... 98

6.2 Handlungsbereich Bauvorsorge ...... 99

6.3 Handlungsbereich Natürlicher Wasserrückhalt ...... 99

6.4 Handlungsbereich Technischer Hochwasserschutz ...... 99

6.5 Handlungsbereiche Informations-, Verhaltens- und Risikovorsorge sowie Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz ...... 100

6.6 Handlungsbereiche Regeneration und Hochwasserbewältigung ...... 100

6.7 Handlungsbereich Konzeptionelle Maßnahmen ...... 101 7 Untersetzung von Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements105

7.1 Grundlagen der Maßnahmenableitung ...... 105

7.1.1 Übergeordnete bzw. allgemeine Maßnahmen ...... 105

7.1.2 Verortete Maßnahmen ...... 108

7.2 Maßnahmenkombinationen (Varianten) ...... 115

7.2.1 Grundlegende Identifikation von Varianten ...... 115

7.2.2 Ergänzende Bewertungskriterien ...... 116

7.2.3 Beschreibung möglicher Umweltauswirkungen / Ökologische Bewertung ...... 119

7.2.4 Kostenannahmen ...... 121

7.3 Ableitung und Auswertung einer Vorzugsvariante ...... 126

7.3.1 Entwicklung einer Vorzugsvariante ...... 126

7.3.2 Qualitative Wirksamkeitsanalyse für die Vorzugsvariante ...... 130

7.3.3 Quantitative Wirksamkeitsanalyse für die Vorzugsvariante ...... 133

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 4 7.3.4 Ergebnisaufbereitung und Vergleich mit Ist-Zustand ...... 133

7.3.5 Kosten-Wirksamkeits-Betrachtung ...... 135

7.3.5.1 Gegenüberstellung der Schadenspotentiale im Ist-Zustand und nach Umsetzung der Vorzugsvariante ...... 135 7.3.5.2 Mittlerer jährlicher Schadenserwartungswert der Vorzugsvariante ...... 135 7.3.5.3 Nutzen-Kosten-Betrachtung ...... 136 8 Rangfolge der Umsetzung der Maßnahmen ...... 139

8.1 Übergeordnete Maßnahmen ...... 139

8.2 Verortete Maßnahmen ...... 141

8.2.1 Grundsätze für die Untergliederung der Umsetzungskomplexe ...... 141

8.2.2 Umsetzungskomplex 1: Bahnbrücke bis Hirsemannstraße; Umsetzungsbeginn nach Veröffentlichung HWSK ...... 142

8.2.3 Umsetzungskomplex 2 bzw. alternativ letzter Abschnitt: Niemöllerplatz, im Anschluss oder parallel zu Komplex 1 ...... 143

8.2.4 Umsetzungskomplex 3: Große Brücke bis Pfennigbrücke ...... 143

8.2.5 Umsetzungskomplex 4: Pfennigbrücke bis Parkplatz Leipziger Straße ...... 144 9 Zuständigkeiten für die Umsetzung ...... 145 10 Einbeziehung der interessierten Stellen und Information der Öffentlichkeit ...... 145 11 Abkürzungsverzeichnis ...... 147 12 Literatur- und Quellenverzeichnis ...... 150

12.1 Richtlinien, Normen, Verordnungen, Gesetze ...... 150

12.2 Durch AG übergebene Unterlagen ...... 151

12.3 Durch LHW übergebene Unterlagen ...... 152

12.4 Geofachdaten und Geobasisdaten...... 152

12.5 Sonstige Unterlagen (u.a. aus dem Internet) ...... 152

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 5 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1-1: Betrachtungsraum / Planungsgrenze ...... 10 Abbildung 3-1: Lage des Untersuchungsgebietes innerhalb der Koordinierungsräume im deutschen Teil des Elbeeinzugsgebietes [S6] ...... 15 Abbildung 3-2: Gewässerstrecken (rot) mit einer Ausweisung als signifikant vom Hochwasserrisiko betroffen [S3] in Sachsen-Anhalt (links) bzw. der Saale mit Untersuchungsgebiet (rechts) ...... 17 Abbildung 3-3: Hochwasserrisikomanagement-Zyklus nach [N2] ...... 19 Abbildung 3-4: Effektives Betrachtungsgebiet südlich der Saale zwischen km 140+000 und km 143+000 [G11] ...... 20 Abbildung 3-5: Betrachtungsräume EG-WRRL in Sachsen-Anhalt [S7] ...... 22 Abbildung 3-6: Betrachtungsraum SAL05 mit Oberflächenwasserkörpern [S7] ...... 23 Abbildung 3-7: Pegel [G6] und Saalezuflüsse [G4] im Altstadtgebiet sowie Überflutungsgebiet

bei HQ100 [G14] ...... 26 Abbildung 3-8: Jahresganglinie des Grundwasserstands der Messstelle 47370302 des LHW [A2] ...... 28 Abbildung 3-9: Grundwasserflurabstand im Bereich der Merzweckhalle [A2] ...... 29 Abbildung 3-10: Auszug aus der vorläufigen Bodenkarte (VBK50) des LAGB Sachsen-Anhalt ...... 30 Abbildung 3-11: Flächennutzung im Einzugsgebiet der Saale in Sachsen-Anhalt gemäß [L1, L3] ...... 30

Abbildung 3-12: Bei HQextrem betroffene Flächen im Untersuchungsgebiet nach [L3] ...... 31 Abbildung 3-13: Auszug aus der HWRK für den Bereich Weißenfels [G14] mit Trinkwasserschutzgebietsgrenzen...... 33

Abbildung 3-14: LSG „Saaletal“ und Anschlaglinie Hochwasser HQ10 im Altstadtbereich Weißenfels ...... 34

Abbildung 3-15: Flächen des Naturparks „Saale-Unstrut-Triasland“ und Anschlaglinie Hochwasser HQ100 (rot) im Altstadtbereich Weißenfels ...... 36 Abbildung 4-1: Technische Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich Weißenfels aus HWRMP Saale [L3] .... 42 Abbildung 4-2: Hydraulische Auswirkung der technischen Maßnahmen im Bereich Weißenfels [L3] ...... 43 Abbildung 4-3: Hochwassermarken an der Großen Brücke in Weißenfels ...... 45 Abbildung 4-4: Monatliche Niederschlagssumme im Zeitraum 01/2010 bis 02/2011 (Mittel von 10 Stationen in ST) [S11] ...... 47 Abbildung 4-5: Niederschlagssumme im Mai 2013 in Relation zum Jahresverlauf in den Jahren 2011 und 2012 in Sachsen-Anhalt [S1] ...... 49

Abbildung 4-6: Hochwassermarken vom 04.06.2013 (rot) und berechneter Wasserspiegel bei HQ100 (orange) nach [L3] ...... 51 Abbildung 4-7: Festgesetztes Überschwemmungsgebiet der Saale (rot schraffiert) und Überflutungsgebiet bei

HQ100 [L3, L4] ...... 52

Abbildung 4-8: Bereits auf HQ200 ausgebaute Uferbefestigung an der Großen Deichstraße ...... 55 Abbildung 4-9: Talsperren gemäß § 67 Abs. 5 ThürWG (Betriebsverantwortung TLUG) / Auszug [S13] ...... 57 Abbildung 4-10: Talsperren in Sachsen-Anhalt [S18] ...... 58

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 6 Abbildung 4-11: (Potentielle) Einleitstellen der Kanalisation In die Saale [A7] ...... 59 Abbildung 4-12: Mündung Geißlaubach in die Saale ...... 60 Abbildung 4-13: Bei Extremhochwasser der Saale betroffene Anlagen der Stadtwerke Weißenfels ...... 62 Abbildung 4-14: Schema zur Bewertung für bestehende Anlagen und Maßnahmen ...... 65 Abbildung 4-15: Gegenüberstellung berechnete Wasserspiegellagen > 97,40 m NHN und Darstellung der

Überflutung der Kläranlage in den HWGK für HQ100 ...... 70 Abbildung 4-16: Gegenüberstellung berechnete Wasserspiegellagen > 97,40 m NHN und Darstellung der

Überflutung der Kläranlage in den HWGK für HQ200 ...... 70 Abbildung 4-17: Schadenspotential nach Flächennutzung im Bereich Stadt Weißenfels [L3] ...... 73 Abbildung 4-18: Schadenspotential nach Flächennutzung in der Altstadt Weißenfels [L3] ...... 74

Abbildung 4-19: Auszug aus der HWRK Stadtgebiet Weißenfels für HQ100 [G11] ...... 78 Abbildung 5-1: Vorgeschlagene Maßnahmen in der HWS-Studie 2015 [A13] mit Überflutungsfläche

HQ200 [G11] ...... 86 Abbildung 5-2: Vorschlag Ende der linienhaften Hochwasserschutzanlage (grüner Pfeil) mit Anschlaglinie

HQ100 (rot) bzw. HQ200 (violett) und Standort potentiell betroffenes Einzelgebäude (roter Pfeil) ...... 87 Abbildung 5-3: Einzelgebäude mit hochwasserangepasster Bauweise (Wasserseite (links) und Westseite (rechts)) ...... 87 Abbildung 7-1: Vorschlag FB IV der Stadtverwaltung Weißenfels für die Maßnahme S_08komb ...... 111 Abbildung 7-2: Verlauf der Maßnahme S_09komb nach Vorschlag Auftraggeber ...... 112 Abbildung 7-3: Alternative Maßnahmen im Bereich „Stadtbalkon“ ...... 113 Abbildung 7-4: Geländeverhältnisse stromunterhalb Große Brücke (Bereich Maßnahme S_09) ...... 118 Abbildung 7-5: Einzige nicht durch die Vorzugsvariante geschützte Flächen am Ostrand des

Untersuchungsgebietes (hier HQ200) ...... 134

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 7 Tabellenverzeichnis Tabelle 3-1: Monatliche Mittlere Niederschlagssummen DWD-Station Weißenfels (Quelle DWD) ...... 24 Tabelle 3-2: Monatliche mittlere Temperatur DWD-Station Naumburg (Quelle DWD) ...... 25 Tabelle 3-3: Pegel an der Saale in Sachsen-Anhalt ...... 25

Tabelle 3-4: Bei HQextrem betroffene Flächen im Altstadtgebiet südl. der Saale ...... 31 Tabelle 4-1: Liste von Maßnahmen des Landes Sachsen-Anhalt im Koordinierungsraum Saale und Weser für EU Berichterstattung [S5] ...... 39 Tabelle 4-2: Anhaltswerte für Schutzziele nach Nutzung entsprechend HWRMP Saale [L3] ...... 41 Tabelle 4-3: Hochwasserextremwerte Pegel Naumburg-Grochlitz [S20] ...... 44 Tabelle 4-4: Hochwasserscheitel vom Juni 2013 im Vergleich zum bisherigen HHW und HHQ an ausgewählten Meldepegeln der Saale in Sachsen-Anhalt [S1] ...... 50 Tabelle 4-5: Bei Extremhochwasser der Saale betroffene Anlagen der Stadtwerke Weißenfels ...... 62 Tabelle 4-6: Jährlichkeit Flutungsereignis der Saale je HRB und korrespondierender maßgeblicher Saale- Wasserstand ...... 67 Tabelle 4-7: Schadenspotentiale je Flächennutzung bezogen auf das Teilgebiet Weißenfels [L3] ...... 73 Tabelle 4-8: Schadenspotential bezogen auf die Altstadt von Weißenfels ...... 74 Tabelle 4-9: Berechnung des jährlichen Schadenserwartungswertes für die Altstadt Weißenfels ...... 75 Tabelle 4-10: Flächenanteile der Wassertiefenklassen in den berechneten Überschwemmungsflächen ...... 82 Tabelle 5-1: Auswertung der Rückläufe der angeschriebenen Institutionen ...... 90 Tabelle 5-2: Zusammenfassung der Ziele für das HWSK Altstadt Weißenfels ...... 95 Tabelle 6-1: Zusammenhang zwischen den Aspekten der HWRM-RL [N1], den Handlungsbereichen der LAWA [N2] bzw. den Maßnahmen des LAWA-Katalogs [N3] ...... 98 Tabelle 6-2: Handlungsbedarf zur Erreichung der abgestimmten Ziele ...... 102 Tabelle 7-1: Varianten mit der sie unterscheidenden Kombination von Einzelmaßnahmen ...... 116 Tabelle 7-2: Abgestimmte Einheits(bau)kosten der Maßnahmenkomplexe des HWSK ...... 123 Tabelle 7-3: Zusammenstellung der PKBW gesamt (netto) nur mit HW-Pumpwerken RÜB 2/4 ...... 125 Tabelle 7-4: Zusammenstellung der PKBW der Erstinvestitionen (netto) nur mit HW-Pumpwerken RÜB 2/4 ... 126 Tabelle 7-5: Ergebnis des Variantenvergleichs ...... 129 Tabelle 7-6: Überschwemmte Flächen und Volumina bei unterschiedlichen Hochwasserjährlichkeiten in der Altstadt von Weißenfels ...... 131 Tabelle 7-7: Gegenüberstellung der Schadenspotentiale im Ist-Zustand und nach Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante ...... 135 Tabelle 7-8: Berechnung des jährlichen Schadenserwartungswertes für die Altstadt Weißenfels nach Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante ...... 136 Tabelle 7-9: Schadenserwartungswerte Ist-Zustand unter Berücksichtigung von Schäden am Kanalsystem ... 138

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 8 Anlagen

Anlage 1 Dokumentation der Erhebung, Prüfung und Bewertung der wesentlichen Grundlagendaten

Anlage 2 Zusammenstellung aller potentiellen Maßnahmen

Anlage 2.1 Übergeordnete bzw. allgemeine Maßnahmen Anlage 2.2 Verortete Maßnahmen

Anlage 3 Grobkostenschätzung aller verorteten Maßnahmen

Anlage 4 Qualitative Wirksamkeitsbetrachtung und Zuständigkeiten für die Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante

Anlage 4.1 Übergeordnete bzw. allgemeine Maßnahmen Anlage 4.2 Verortete Maßnahme

Karten

Karte 1 Übersichtskarte Bearbeitungsgebiete M: 1: 5.000 Karte 2 Schutzgebiete (Natur und Landschaft) Blatt 1: Gemeindegebiet M: 1:25.000 Blatt 2: Untersuchungsgebiet M: 1: 5.000 Karte 3 Maßnahmenübersicht (3 Blatt) M: 1: 2.500 Karte 4 Geschützte Bereiche nach Umsetzung der Vorzugsvariante

Blatt 1: HQ100 M: 1: 5.000

Blatt 2: HQ200 M: 1: 5.000

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 9 1 Vorbemerkungen / Allgemeine Einführung / Veranlassung

Die Altstadt von Weißenfels grenzt unmittelbar an die Saale im Süden Sachsen-Anhalts. Da es in der Vergan- genheit bereits häufig zu Ausuferungen mit einer Betroffenheit der angrenzenden Bebauung kam (zuletzt im Juni 2013) und die aktuellen Hochwasserrisikokarten für ein Hochwasser ab einem Wiederkehrintervall von 100 Jah- ren (bzw. seltener) großflächige Überschwemmungsgebiete im Bereich der Altstadt südlich der Saale ausweisen, sehen

 die Stadt Weißenfels

 die Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) und

 der Sport- & Freizeitbetrieb der Stadt Weißenfels

Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich der Altstadt Weißenfels (südlich der Saale) im Rahmen der Verbes- serung des kommunalen Hochwasserschutzes vor und beauftragten die Erstellung eines kommunalen Hochwas- serschutzkonzeptes (HWSK).

Die räumliche Abgrenzung bilden:

 westlich: die Anlagen des Sport- & Freizeitbetriebes der Stadt Weißenfels sowie die Saalequerung des Bahndammes,

 östlich: die Anlagen der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) westlich der Saale stromoberhalb der Kreuzung der Bundesstraße B 91.

Abbildung 1-1: Betrachtungsraum / Planungsgrenze

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 10 Eine ausführlichere Charakterisierung des Betrachtungs- bzw. Bearbeitungsgebietes findet sich in Kapitel 3.2.

Zielstellung ist eine ganzheitliche Hochwasserschutzstrategie, um auftretende Hochwasserschäden im Bereich der Altstadt sowie der Anlagen des Sport- & Freizeitbetriebes der Stadt Weißenfels bzw. der Abwasserbeseitigung Weißenfels AöR reduzieren bzw. vermeiden zu können und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Gefahr und die erforderlichen Handlungen zu stärken. Nördlich der Saale gibt es aufgrund des Bahndammes entlang des Saaleufers derzeit keinen Handlungsbedarf. Jedoch waren die Anlagen der Abwasserbeseitigung Weißenfels AöR hinsichtlich ihrer Auswirkungen sowie ihrer Wirksamkeit bzw. der sich ggfs. ableitenden Erfordernis der An- passung in das Konzept mit einzubeziehen, um Auswirkungen auf Wasserstands- und Rückstauhöhen im Bereich der Saale und der Altstadt Weißenfels mit zu berücksichtigen. Die Erarbeitung des HWSK umfasste demzufolge die folgenden Arbeiten:

 Analysen der Ausgangssituation unter Einbindung vorhandener Hochwasserrisiko- und Hochwassergefah- renkarten,

 Identifikation von Defiziten/Schwachstellen im vorhandenen Hochwasserschutz,

 Bewertung der damit verbundenen Risiken und Definition/Ableitung der darauf aufbauenden Schutzziele einzelner Träger,

 Ableitung geeigneter passiver und aktiver Maßnahmen zum Hochwasserschutz,

 Zusammenfassung der Maßnahmen in einem HWSK in Anlehnung an die Hochwasserrisikomanagement- planungen gem. EG-Hochwasserrisiko-Management-Richtlinie (HWRM-RL) [N1], d.h. organisatorische Maßnahmen (Informationswege, Handlungsanweisungen / Verhaltensmaßnahmen), technische Maßnah- men (z. B. feste und mobile Schutzwände, Rückhaltebecken, Pumpwerke, Rückstausicherungen, Schutz- maßnahmen gegen Grundwasseraufstau an bzw. Grundwassereintritt in Gebäuden, o.ä.)

 Vorschläge für eine Rangfolge der Umsetzung der Maßnahmen

 Ausweisung der Verantwortlichkeiten für die Maßnahmenumsetzung zwischen den einzelnen Trägern.

Das Vorhaben wird auf der Grundlage der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen zur Verbesserung des kommunalen Hochwasserschutzes im Land Sachsen-Anhalt [N4] mit Mitteln des Landes sowie der Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 11 2 Projektvorbereitende Leistungen

Am 18.01.2018 fand eine Anlaufberatung mit allen Projektbeteiligten [Stadt Weißenfels, Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR), Sport- & Freizeitbetrieb der Stadt Weißenfels, Projektsteuerung (PS) und Auftragnehmer(AN)] statt, auf der neben den wesentlichen Zielen und Inhalten der Untersuchungen u.a. auch Festlegungen bzw. Abstimmungen zur Übergabe der in der Anlage zur Leistungsbeschreibung benannten Daten und Grundlagen abgestimmt wurden. Im Ergebnis dieser Anlaufberatung wurden durch den Auftraggeber (AG) die entsprechen- den Daten übergeben.

Im Hinblick auf die erforderlichen und verwendbaren Grundlagendaten und Ergebnisse des HWRM-Planes für die Saale im Auftrag des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) erfolgte eine Abstimmung zu Umfang, Inhalten und Formaten der Datenbereitstellung in einer gesonderten Bera- tung am 08.02.2018. An dieser Beratung nahm ebenfalls die PS teil.

Darüber hinaus wurde eine umfangreichere Recherche zur Erhebung der für die Bearbeitung der Aufgabenstel- lung aus Sicht des AN erforderlichen Daten durchgeführt, die Daten von den zuständigen Institutionen abgefragt und anschließend auf ihre Verwertbarkeit für die anstehenden Aufgaben geprüft.

Anlage 1 dokumentiert den Ablauf der Datenerhebung, Datenprüfung und das Ergebnis der Datenbewertung der eingegangenen bzw. übergebenen Datenbestände.

Weitere erhobene, recherchierte und berücksichtigte Informationen und Daten sind in Kapitel 12 aufgeführt und im Berichtsteil jeweils als Quellenbezug aufgezeigt.

Die Transformation bzw. Projektion digitaler Daten wurden (soweit erforderlich) erfolgte mittels entsprechender GIS-Routinen in das einheitliche Lagesystem ETRS89_UTM/32N.

Nach Sichtung der Unterlagen wurden auf der Grundlage der Informationen zu bereits bekannten Brennpunkten (u.a. in [A1]) sowie der Informationen zu Hochwasserereignissen in der Vergangenheit (u.a. [S1]) die vermutlich maßgeblichen Problembereiche identifiziert, in Arbeitskarten eingetragen und im Zuge einer Befahrung/Bege- hung vor Ort in Augenschein genommen. Ergänzend wurde je eine Beratung vor Ort mit Vertretern des Sport- & Freizeitbetriebes der Stadt Weißenfels sowie der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) durchgeführt, um die bis dahin erhobenen Informationen im Detail abzugleichen und zu untersetzen.

Die Informationen aus dieser Befahrung wurden u.a. für die Gebietsbeschreibung (Kapitel 3.2) bzw. die zusam- menfassende Beschreibung des Hochwasserrisikos als Grundlage der Ableitung erforderlicher Maßnahmen (Ka- pitel 4.6) berücksichtigt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 12 3 Einführung

3.1 Zielstellung und Veranlassung zur Maßnahmenplanung

Wie bereits in Kapitel 1 ausgeführt, soll sich das zu entwickelnde kommunale HWSK an den Grundsätzen der HWRM-RL orientieren, d.h. es sind neben technischen Hochwasserschutzmaßnahmen auch Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements im weiteren Sinne abzuleiten bzw. zu identifizieren. Deshalb wird in diesem Ka- pitel kurz auf die Grundsätze der HWRM-RL, die bisher in Sachsen-Anhalt durchgeführten Untersuchungen sowie die grundlegenden Ziele eingegangen.

3.1.1 Bearbeitungsstufen und Schutzgüter

Die Richtlinie 2007/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates der Europäischen Union vom 23. Oktober 2007 über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken [N1] stellt die erste umfassende europä- ische Rechtsvorschrift im Bereich Hochwasserschutz dar.

Ziel der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (HWRM-RL) ist es, einen Rahmen für die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken zur Verringerung des Risikos hochwasserbedingter nachteiliger Folgen hauptsächlich auf die Schutzgüter menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe sowie die wirtschaftlichen Tätigkeiten und die Infrastruktur zu schaffen.

Im Jahre 2009 wurde durch die Novellierung des Wasserhaushaltgesetzes die Hochwasserrisikomanage- mentrichtlinie in bundesdeutsches Recht umgesetzt. Die Neufassung des Wasserhaushaltsgesetzes trat am 01. März 2010 in Kraft.

Die Umsetzung der HWRM- Richtlinie wurde in drei Schritten mit folgendem anfänglichen Zeithorizont vorgege- ben:

- bis 22. Dezember 2011: Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos,

- bis 22. Dezember 2013: Erstellung von Hochwassergefahrenkarten (HWGK) und Hochwasserrisikokar- ten (HWRK),

- bis 22. Dezember 2015: Erstellung der Hochwasserrisikomanagementpläne (HWRMP).

Alle drei Schritte / Stufen wurden im Land Sachsen-Anhalt fristgerecht abgeschlossen (vgl. nachfolgende Kapitel). Die HWGK, HWRK und die HWRM-Pläne müssen nach Artikel 14 HWRM-RL alle sechs Jahre überprüft und aktualisiert werden. Demzufolge ist die Überarbeitung der HWGK und HWRK bis zum Dezember 2019 erforder- lich. Die Ergebnisse aus dem hier erarbeiteten Hochwasserschutzkonzept können demzufolge im Rahmen dieser Überarbeitung Eingang finden.

Für Saale und Weiße Elster sind die Berechnungen für angepasste Hochwasserszenarien (angepasstes HQ10,

HQ100 und HQextrem) im Dezember 2014 abgeschlossen worden. Neue Karten wurden erstmals Anfang 2015 fer- tiggestellt und sind im Internet mit Hinweis auf den Aktualisierungsstand bereitgestellt (vgl. Kapitel 3.1.4).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 13 3.1.2 Koordinierung auf internationaler, nationaler und Landesebene

Die Erstellung der Hochwasserrisikomanagementpläne nach Richtlinie 2007/60/EG [N1] sowie die Erstellung von Bewirtschaftungsplänen nach Richtlinie 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie WRRL [N7]) sind Elemente der in- tegrierten Bewirtschaftung der Flusseinzugsgebiete. Ausgerichtet auf die umweltpolitischen Ziele der WRRL, soll- ten bei beiden Prozessen Synergien und daraus resultierende Vorteile genutzt werden. Da sich beide Prozesse auf die Flusseinzugsgebiete beziehen, ist eine Betrachtungsweise erforderlich, die sich nicht an politischen Gren- zen, sondern an den natürlichen Flussgebietseinheiten orientiert. Dies erfordert ein hohes Maß an Kooperations- bereitschaft auf allen Verwaltungsebenen.

Die Erarbeitung der HWRMP erfolgt demzufolge auf drei Ebenen:

- in internationalen Flussgebietseinheiten (entspricht A-Ebene der WRRL)

- in nationalen Teilen der internationalen Flussgebietseinheiten (entspricht B-Ebene)

- in regionalen Teileinzugsgebieten (entspricht C-Ebene).

Die Saale ist Teil der internationalen Flussgebietseinheit Elbe. Länderübergreifende Abstimmungen zum Elbe- einzugsgebiet erfolgten über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE).

Auf nationaler Ebene wurde für das Einzugsgebiet der Elbe in Deutschland im Zuge der Umsetzung der WRRL die Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe) gegründet. Der Bund und die zehn von der Elbe durchflossenen Bundesländer haben sich darauf geeinigt, die Umsetzung der WRRL für den deutschen Teil gemeinsam durch- zuführen. Damit soll eine abgestimmte Bewirtschaftungs- und Maßnahmenplanung gewährleistet werden. Daraus schlussfolgernd wird auch die Umsetzung der HWRM-RL durch die FGG Elbe für den deutschen Teil des Elbe- einzugsgebiets (B-Ebene) koordiniert und umgesetzt.

Für das Elbeeinzugsgebiet sind fünf Koordinierungsräume gebildet worden. Dabei waren nicht die Landesgren- zen, sondern die natürlichen Besonderheiten des Einzugsgebietes (einmündende Nebengewässer) entschei- dend. Die fünf Koordinierungsräume bilden die deutschen Teileinzugsgebiete für die Bewirtschaftung der Elbe:

- Mulde-Elbe-Schwarze Elster

- Saale

- Mittlere Elbe/Elde

- Havel

- Tideelbe.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 14 Abbildung 3-1: Lage des Untersuchungsgebietes innerhalb der Koordinierungsräume im deutschen Teil des Elbeein- zugsgebietes [S6]

Der im Land Sachsen-Anhalt erstellte HWRMP Saale umfasst das Einzugsgebiet der Saale in Sachsen-Anhalt und stellt somit eine Planung der C-Ebene dar [L3]. Das Untersuchungsgebiet des kommunalen HWSK Weißen- fels ist ein Teilbereich des HWRMP Saale und somit keiner der o.g. Ebenen zuzuordnen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 15 3.1.3 Ermittlung der Risikogebiete

Die Ermittlung der Risikogebiete bzw. die vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos (Stufe 1) dient einer Ge- fahrenabschätzung, ob signifikante Hochwasserrisiken für die menschliche Gesundheit, die Umwelt, Infrastruktu- ren und das Eigentum bestehen oder zukünftig zu erwarten sind und sollte auf der Grundlage verfügbarer oder leicht abzuleitender Informationen durchgeführt werden. Die nachfolgenden Aussagen stellen eine kurze Zusam- menfassung der sehr ausführlichen Dokumentation des Landes hierzu [S3] dar.

Grundsätzlich orientierte sich die „Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos“ im Land Sachsen-Anhalt an der „Vorgehensweise bei der vorläufigen Bewertung des Hochwasserrisikos nach HWRM-RL“ der LAWA mit Stand vom 17./18.03.2009.

Von der Möglichkeit der Inanspruchnahme des Artikels 13 Übergangsmaßnahmen, mit welchem aufgrund beste- hender Unterlagen keine „Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos“ durchgeführt werden muss, wird durch das Land Sachsen-Anhalt kein Gebrauch gemacht. Die Umsetzung erfolgt deshalb ausschließlich gemäß den Anforderungen der Artikel 4 und 5 der HWRM-RL.

Nach einer Beschreibung und Darstellung der Gebietskulisse einschließlich der verbalen Bewertung des Hoch- wasserrisikos, z.B. durch Auswertung von Hochwasserereignissen der Vergangenheit und einer Abschätzung/Be- wertung der nachteiligen Folgen künftiger Hochwasser erfolgt letztendlich die Ermittlung des signifikanten Hoch- wasserrisikos anhand ausgewählter Signifikanzkriterien.

Dabei werden in unterschiedlichen Betrachtungsräumen je nach Verfügbarkeit unterschiedliche Kriterien verwen- det. In Sachsen-Anhalt wurde diese Untersuchung auf der Grundlage eines eigens entwickelten methodischen Ansatzes unter Verwendung Geographischer Informationssysteme (GIS) umgesetzt. Hierzu wurden für die zu untersuchenden Gewässerabschnitte durch Auswertung und Verschneidung von vorhandenen oder leicht ableit- baren Informationen (Flächennutzung, Hochwasserschutzanlagen, morphologische Charakteristika …) Gewäs- serabschnitte mit einem potenziell signifikanten Risiko identifiziert und in einem ergänzenden Arbeitsschritt die so ermittelten Gebiete abschließend durch fach- und ortskundigen Mitarbeiter/innen der Wasserwirtschaftsver- waltung plausibilisiert und bestätigt (Expertenwissen).

Ausgehend von insgesamt 800 Gewässern mit einer Gesamtfließlänge von 8.162 km wurden nach einem ersten Analyseschritt 738 Gewässer mit insgesamt 1.794 km Fließlänge weiter untersucht. Dabei handelte es sich um Gewässer, bei denen 5 oder mehr Kriterien zur Einschätzung des potentiellen Hochwasserrisikos verfügbar wa- ren. Letztendlich wurde an 67 Gewässern mit 1.865 km Fließlänge ein potentielles Hochwasserrisiko ausgewie- sen, u.a. die Saale von der Landesgrenze bis zur Mündung in die Elbe auf insgesamt 173,4 km.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 16 Abbildung 3-2: Gewässerstrecken (rot) mit einer Ausweisung als signifikant vom Hochwasserrisiko betroffen [S3] in Sachsen-Anhalt (links) bzw. der Saale mit Untersuchungsgebiet (rechts)

3.1.4 Hochwassergefahren- und -risikokarten

Aufbauend auf den Ergebnissen der „Vorläufigen Bewertung des Hochwasserrisikos“ erfolgte die Erstellung der

Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten für die darin ausgewiesenen Gewässer, von denen ein po- tentielles Hochwasserrisiko ausgeht.

Die Erstellung von Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten schafft eine zuverlässige Informations- grundlage für die Identifikation von Risikobereichen. Diese Karten sollen des Weiteren als Grundlage zur Festle- gung von Prioritäten dienen sowie eine Basis für technische, finanzielle und politische Entscheidungen im Bereich des Hochwasserrisikomanagements darstellen.

Die Karten zeigen mögliche nachteilige Folgen unterschiedlicher Hochwasserszenarien und potenzielle Quellen der Umweltverschmutzung infolge von Hochwasser auf.

Die Hochwassergefahrenkarten sollen die Gebiete erfassen, die bei

- Hochwasser mit niedriger Wahrscheinlichkeit bzw. Extremereignisse (In Sachsen-Anhalt wird als Extrem-

ereignis das Ereignis mit einem Wiederkehrintervall von 200 Jahren / HQ200 berücksichtigt);

- Hochwasser mit mittlerer Wahrscheinlichkeit (in Sachsen-Anhalt das HQ100);

- Hochwasser mit hoher Wahrscheinlichkeit (in Sachsen-Anhalt das HQ10 bzw. ausschließlich für die Elbe

HQ20 da länderübergreifende Festlegung)

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 17 betroffen sind. Dargestellt werden für alle Szenarien

- Ausmaß der Überflutung;

- Wassertiefe bzw. gegebenenfalls Wasserstand;

- gegebenenfalls Fließgeschwindigkeit oder relevanter Wasserabfluss.

Hochwasserrisikokarten werden für die Hochwasserszenarien erstellt, für die Gefahrenkarten erarbeitet wurden. In ihnen wird das Hochwasserrisiko in Abhängigkeit der Flächennutzung bzw. der wirtschaftlichen Tätigkeit, die Anzahl der betroffenen Einwohner sowie die Schutzgebietssituation dargestellt.

In Sachsen-Anhalt erfolgte die Erarbeitung der „Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten“ in enger An- lehnung an die „Empfehlungen zur Aufstellung von Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten“ der LAWA mit Stand vom 25./26.03.2010 [N8], wobei die in den LAWA-Empfehlungen beschriebenen kartographi- schen und redaktionellen Vorgaben zur Kartengestaltung direkt übernommen wurden.

Sämtliche Inhalte der Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten können unter der Internetadresse https://lhw.sachsen-anhalt.de/hwrm-rl/ abgerufen werden. Es besteht für alle Szenarien ein blattschnittfreier Zu- griff, der eine freie Auswahl des interessierenden Gebietsausschnittes sowie das Zoomen der gewünschten Aus- schnittgröße ermöglicht. Des Weiteren lassen sich als Kartenhintergrund sowohl Digitale Topographische Karten als auch Orthophotos einblenden.

Neben dem Plot von Karten direkt aus der Anwendung können die zugrunde liegenden Wassertiefen als klassifi- zierte Shapes für eine Einbindung in eigene GIS-Anwendungen für jedes der Szenarien heruntergeladen werden (Erläuterung: Ein Shapes ist ein Datenformat für GIS-Anwendungen).

3.1.5 Grundlegende Ziele der HWRMP

Der Hochwasserrisikomanagementplan als 3. Stufe der Umsetzung der HWRM-RL umfasst flussgebietsbezogen die Beschreibung der Hochwassergefahren, die Beurteilung des Hochwasserrisikos und darauf aufbauend die Erarbeitung und Abstimmung von Maßnahmen, um den Gefahren und Risiken zu begegnen.

Es gibt in den HWRM-Plänen keine verbindlichen Vorgaben und Planungen für Einzelmaßnahmen. Es sollen die Grundlagen für eine einzugsgebietsbezogene und u. U. länderübergreifende Planung unter Beachtung aller Maß- nahmenkomplexe geschaffen sowie Prioritäten festgelegt werden.

Die Festlegung von Prioritäten liefert die Basis für technische, finanzielle und politische Entscheidungen.

Im Vordergrund steht die Einrichtung eines Risikomanagements, d. h. Gefahren müssen erfasst, bewertet und gesteuert, potenzielle Schäden sollten vermieden und Hochwasserereignisse müssen zielgerichtet nachbereitet / aufgearbeitet werden. Die in den HWRM-Plänen festgelegten Maßnahmen dürfen zu keinen negativen Auswir- kungen auf das Hochwasserrisiko flussaufwärts als auch flussabwärts führen. Gemäß den Empfehlungen der LAWA zur Aufstellung von HWRM-Plänen [N2] bzw. dem entsprechenden Maßnahmenkatalog [N3] umfasst ein nachhaltiges Hochwasserrisikomanagement den gesamten Vorsorge-, Gefahrenabwehr- und Nachsorgezyklus und bezieht somit alle Phasen vor, während und nach einem Hochwasser ein. Der Schwerpunkt liegt dabei auf

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 18 der Verringerung potenzieller hochwasserbedingter nachteiliger Folgen für die menschliche Gesundheit, die Um- welt, das Kulturerbe und die wirtschaftliche Tätigkeit.

Abbildung 3-3: Hochwasserrisikomanagement-Zyklus nach [N2]

Für die Umsetzung der Stufe 3 der HWRM-RL hat der LHW Umsetzungskonzepte für Risikogewässer beauftragt. Darüber hinaus wurden bestehende Hochwasserschutzkonzepte/Hochwasserschutzpläne verwendet. Für die vom Hochwasserrisiko direkt betroffenen Flächen mit nachteiligen Folgen wurden Vorschläge für technische Maß- nahmen des Managements zur Bewältigung und Reduzierung der Hochwasserrisiken formuliert und auf ihre Wirk- samkeit geprüft. Die Ergebnisse der Bearbeitung der Stufe 3 beinhalten Maßnahmenvorschläge und Informatio- nen zum Hochwasserrisikomanagement in den Bereichen technischer Hochwasserschutz sowie Hochwasservor- hersage und bilden eine wesentliche Grundlage für die Maßnahmenuntersetzung der Hochwasserrisikomanage- mentpläne der Flussgebietsgemeinschaften Elbe und Weser.

Ergebnis dieser Untersuchungen ist u.a. der Hochwasserrisikomanagementplan für die Saale in Sachsen-Anhalt [L3]. Vorgaben aus diesem HWRMP, welche bei der Ableitung von Maßnahmen im hier dokumentierten kommu- nalen HWSK als ein Teilabschnitt der Saale bedeutsam sind, werden in Kapitel 4.1 detaillierter ausgeführt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 19 3.2 Lage und Abgrenzung des Untersuchungsgebiets

3.2.1 Kurzbeschreibung des Betrachtungsgebietes

Entsprechend der Leistungsbeschreibung zum Projekt umfasst das Untersuchungsgebiet den Bereich der Altstadt Weißenfels (südlich der Saale) zwischen Saale-km 141+000 und 143+00 (vgl. Kapitel 1).

Da jedoch die Anlagen der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) hinsichtlich ihrer Auswirkungen in das Kon- zept mit einzubeziehen sind, erstreckt sich das effektive Untersuchungsgebiet auf den Saaleabschnitt zwischen km 140+000 und km 143+000, dargestellt in Abbildung 3-4. Die effektive Betrachtungsgrenze ergibt sich durch die Anschlaglinie bei einem HQextrem, dargestellt in der Abbildung als rote Linie. Eine der zu untersuchenden Problembereiche sind die am westlichen Rand des Untersuchungsgebietes befindlichen Anlagen des Freizeitbe- triebes der Stadt Weißenfels, namentlich die Mehrzwecksporthalle sowie die Sportanlagen, da in diesem Bereich in der Vergangenheit bereits mehrfach Vernässungen auftraten.

Kläranlage

Anlagen Sport- und Freizeitbetrieb

Abbildung 3-4: Effektives Betrachtungsgebiet südlich der Saale zwischen km 140+000 und km 143+000 [G11]

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 20 Die Stadt Weißenfels liegt im im südlichen Teil des Landes Sachsen-Anhalt (ST). Sie umfasst neben dem eigentlichen Stadtgebiet die Ortschaften Borau, Burgwerben, Großkorbetha, Langendorf. Leißling, Markwerben, Reichardtswerben, Schkortleben, Storkau, Tagewerben, Uichteritz und Wengelsdorf.

Das Untersuchungsgebiet stellt nur einen sehr eng begrenzten Ausschnitt des Gesamteinzugsgebietes der Saale dar.

In den nachfolgenden Kapiteln zur Beschreibung des Untersuchungsgebietes werden abstimmungsgemäß groß- räumige Informationen direkt aus der vorliegenden HWRMP Saale [L1 bis L3] bzw. weiteren verfügbaren Unter- lagen (u.a. [A4]) zitiert. Es wird nicht im Einzelfall die entsprechende Quelle angegeben.

3.2.2 Einordnung des Einzugsgebiets entsprechend der EG-WRRL

Die WRRL hat für die Umsetzung der HWRM-RL insofern Bedeutung, als dass die Aufstellung der Karten und Pläne mit den gemäß WRRL vorgesehenen Überprüfungen koordiniert und in diese möglichst mit einbezogen werden sollen. Zum anderen unterstützt die WRRL-Zielstellung, möglichst naturnahe Gewässer mit „gutem öko- logischem Zustand“ zu schaffen, gleichzeitig die Hochwasservorsorge. Hier können vor allem naturnahe und da- mit ökologisch funktionsfähige Auen und Niederungen ihre natürliche Retentionsfunktion ausspielen, bei Hoch- wasser große Mengen an Wasser aufzunehmen, zu speichern und verzögert wieder abzugeben.

Die Europäischen Richtlinien 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie) und 2007/60/EG (Hochwasserrisikomanage- ment-richtlinie) beziehen sich auf dieselben Flussgebietseinheiten. Bei der Umsetzung beider Richtlinien sollen so möglichst Synergieeffekte genutzt werden.

Die Maßnahmen der WRRL werden auf Bundeslandebene für abgegrenzte Wasserkörper geplant und festgelegt. Dazu wurden für die Oberflächengewässer die sogenannten Planungseinheiten der FGG (hier: Elbe) gebildet, die übergeordnet den Koordinierungsraum darstellen. Für das große Flussgebiet Elbe wurden die unter Kapitel 3.1.2 genannten Koordinierungsräume gebildet.

Bewirtschaftungspläne einschließlich der Maßnahmenprogramme sind die zentralen Instrumente zur Umsetzung der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Sie enthalten aufeinander abgestimmte Rahmenplanungen. Integraler Bestandteil des Bewirtschaftungsplanes ist das Maßnahmenprogramm. Hier sind alle Maßnahmen auf- geführt, die innerhalb der Geltungszeit des Bewirtschaftungsplanes umgesetzt werden sollen. Daneben gibt der Bewirtschaftungsplan Auskunft über den Zustand der Gewässer und die innerhalb der Flussgebiete drängenden wasserwirtschaftlichen Fragen. In den Gewässerrahmenkonzepten (GRK) Sachsen-Anhalts sind Informationen zum Bewirtschaftungsplan für die Elbe und die Weser, an denen Sachsen-Anhalt Anteil hat, zusammengeführt.

Das Bearbeitungsgebiet ist dem Koordinierungsraum Saale zuzuordnen. Für die Umsetzung der WRRL wurde dieser nochmals in Betrachtungsräume untergliedert, getrennt für Grund- und Oberflächenwasserkörper. Das Stadtgebiet Weißenfels zählt demzufolge zum Betrachtungsraum (Oberflächenwasserkörper) SAL05 „Saale von der Ilm bis zur Weißen Elster“ bzw. zum entsprechenden Oberflächenwasserkörper (OWK) „SAL05OW01-00“ (vgl. Abbildung 3-6).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 21 Abbildung 3-5: Betrachtungsräume EG-WRRL in Sachsen-Anhalt [S7]

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 22 Abbildung 3-6: Betrachtungsraum SAL05 mit Oberflächenwasserkörpern [S7]

Der Oberflächenwasserkörper SAL05OW01-00 wird aktuell als „erheblich verändert“ mit einem „schlechten öko- logischen Potenzial“ und einem „nicht guten chemischen Zustand“ eingestuft.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 23 Das Maßnahmenprogramm zur Verbesserung der Situation im Hinblick auf die Erfüllungen der WRRL sieht aktuell 16 Maßnahmen vor, die überwiegend außerhalb des Untersuchungsgebietes Stadt Weißenfels liegen. Dabei handelt es sich um Maßnahmen der Gewässerentwicklung, der überregionalen Durchgängigkeit und sog. sons- tige Maßnahmen. Im Bereich Weißenfels beinhaltet das Maßnahmenprogramm [S7] u.a. einen „Ökologisch Orientierten Umbau“ der Wehre Brückenmühle (ID 3576) sowie Beuditzmühle (ID 3577). Ziel ist die Verbesserung bzw. Wiederherstellung der Ökologischen Durchgängigkeit. Da dieser Umbau jedoch regelmäßig hochwasser- neutral erfolgt wird davon ausgegangen, dass die Maßnahmen keinen unmittelbaren Einfluss auf die Untersu- chungen des HWSK Weißenfels haben (Abflussverhältnisse im Hochwasserfall) bzw. durch dieses auch nicht beeinflusst werden. Die nächstliegende umgesetzte Maßnahme des LHW ist stromoberhalb in Naumburg der Rückbau der Staustufe Naumburg-Almrich sowie stromunterhalb die Anbindung des Altarms Trebnitz an die Saale.

Ergänzend wurden landesweit Gewässerentwicklungskonzepte (GEK) umgesetzt bzw. sind in Planung. Von bis- her neun umgesetzten GEK betrifft keines den zu untersuchenden Saaleabschnitt.

3.2.3 Klima

Im Landschaftsplan der Stadt Weißenfels [A4] sind umfangreiche Ausführungen zu Klima und Luft enthalten. Gemäß den dortigen Angaben kann der Südraum des Landes Sachsen-Anhalt großklimatisch dem „Mitteldeut- schen Binnenland-Klima“ zugeordnet werden. Das Planungsgebiet befindet sich dabei im Lee der Mittelgebirge und Thüringer Wald, vor allem beeinflusst vom Regenschatten des Harzes.

Das Klima des Planungsgebietes ist vergleichsweise niederschlagsarm und wintermild sowie sommerwarm. Das Niederschlagsmaximum tritt im Hochsommer auf mit Vorherrschaft von Winden aus Südsüdwest bis Westsüd- west, begünstigt durch den Windführungseffekt des Saaletals.

Dieser Abschnitt des Saaletals zeichnet sich außerdem durch eine relativ hohe Sonnenscheindauer von etwa 1.600 h pro Jahr aus.

Für die DWD-Niederschlagsstation Weißenfels (Stations-Nr. 5442) mit einer Stationshöhe von 109 m NHN wer- den beim Deutschen Wetterdienst (https://opendata.dwd.de/) folgende mittlere Niederschlagsmengen angege- ben.

Tabelle 3-1: Monatliche Mittlere Niederschlagssummen DWD-Station Weißenfels (Quelle DWD)

Bezugs- Jan Feb Mrz Apr Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Jahr zeitraum 1971-2000 26 24 36 42 50 56 57 59 37 31 33 34 483 1981-2010 27 27 36 39 51 52 68 55 43 29 37 36 500

Für die Temperatur wurde die DWD-Station Naumburg/Saale (Stations-Nr. 7420) herangezogen. Diese befindet sich etwas südwestlich des Projektgebiets aber nicht direkt in der Saaleaue (246 m NHN).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 24 Tabelle 3-2: Monatliche mittlere Temperatur DWD-Station Naumburg (Quelle DWD)

Bezugs- Jan Feb Mrz Apr Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Jahr zeitraum 1981-2010 0,2 0,8 4,3 8,5 13,2 16,0 18,2 17,8 13,7 9,3 4,4 1,0 8,9

3.2.4 Hydrologische Verhältnisse

Das Gesamteinzugsgebiet der Saale bis zur Mündung in die Elbe von ca. 24.000 km² umfasst Flächen in den Bundesländern Bayern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die Saale hat eine Gesamtlänge von ca. 413 km. Bei etwa km 180+000 (Mündung der Ilm) überschreitet sie die Landesgrenzen zwischen dem Freistaat Thü- ringen und Sachsen-Anhalt. Sie durchfließt das Land Sachsen-Anhalt von Süden nach Nordost, um bei Barby in die Elbe zu münden.

Die maßgeblichen, zu Hochwasser bzw. zu Überschwemmungen in Weißenfels führenden Abflussmengen sind durch das Einzugsgebiet der Saale im Oberlauf definiert. Bereits der stromoberhalb bei Saale-km 158,01 befind- liche Hochwassermeldepegel Naumburg-Grochlitz umfasst ein Gesamteinzugsgebiet von 11.449 km². Nach [G5] beträgt der Einzugsgebietszuwachs bis zur Einmündung des Greißlaubaches etwa 275 km², so dass die Saale bis zum Untersuchungsbereich ein Gesamteinzugsgebiet von etwa 11.725 km² aufweist. Der Greißlaubach durch- fließt die Altstadt Weißenfels von Süd nach Nord und mündet in die Saale bei Fluss-km 142+500. Er weist ein Eigeneinzugsgebiet von 15,83 km² auf. Detailuntersuchungen zur Hochwassergefahr für den Greißlaubach sind jedoch nicht Bestandteil der aktuellen Untersuchungen.

In unterschiedlichen Unterlagen finden sich differenzierte Angaben zu Pegeln entlang der Saale. Im Internetportal der Landeshochwasserzentrale, in [L1] sowie weiteren Quellen (u.a. Informationssystem PegelOnline der Was- serstraßen- und Schifffahrtsverwaltung) oder [S1] sind folgende Pegelinformationen enthalten:

Tabelle 3-3: Pegel an der Saale in Sachsen-Anhalt

Naum- Hohenwei- Camburg- Leuna-Kröll- - Pegel Saaleck burg- den- Calbe Stöben (TH) witz Trotha Grochlitz Röpzig

Mst.-Nr. 570330 570340 570500 570611 570710 570810 570910 570930 EZG [km²] 3.977 5.040 11.449 12.085 17.988 19.660 23.681 PNP [m NN] 118,61 112,25 98,18 85,58 77,06 69,37 55,14 48,13

Hauptwerte Q 1955- 1957-2012 1932-2003 Zeitreihe 1932-2012 1965-2012 1932-2014 1995-2012 k.A. 2012 (2013 [S1]) (2013 S1]) MNQ [m³/s] 10,8 14,5 25,6 25,0 38,2 40,9 43,8 MQ [m³/s] 31,5 40,7 67,5 72,3 97,2 98,9 115 HHQ [m³/s] 299 558 695 686 796 940 1.000 16.04.199 am 03.12.1939 14.04.1994 15.04.1994 15.04.1994 06.06.2013 06.06.2013 4

Hauptwerte W 2003- 2003-2012 Zeitreihe 2003-2012 2011-2012 2005-2014 2003-2012 2001-2010 2012 (2013 [S1]) MNW [cm] 60 82 156 45 33 136 90

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 25 Naum- Hohenwei- Camburg- Leuna-Kröll- Halle- Pegel Saaleck burg- den- Bernburg Calbe Stöben (TH) witz Trotha Grochlitz Röpzig

MW [cm] 106 126 228 127 79 208 168 HHW [cm] 475 495 642 552 400 700 653 965 15.03.194 am 14.04.1994 03.06.2013 03.06.2013 15.04.1994 04.06.2013 06.06.2013 06.06.2013 7

Darüber hinaus existieren entsprechend [G6] weitere Pegel, die jedoch nicht als Hochwassermeldepegel des Landesdienstes genutzt werden. Im Stadtgebiet selber sind dies jeweils ein Ober- und Unterpegel zur ausschließ- lich wasserstandsabhängigen Steuerung der Staustufen/Wehre Beuditz (km 143+200), Brückenmühle (km 142+500) sowie Herrenmühle (km 141+000).

Abbildung 3-7: Pegel [G6] und Saalezuflüsse [G4] im Altstadtgebiet sowie Überflutungsgebiet bei HQ100 [G14]

3.2.5 Geologie/Geomorphologie

Der Landschaftsplan [A4] enthält sehr detaillierte Ausführungen zur Geologie im Gebiet der Stadt Weißenfels. Dies soll hier nur in Grundzügen wiedergegeben werden.

Regionalgeologisch gehört das Planungsgebiet zum nordöstlichen Bereich der Thüringer Senke, genauer zur Merseburger Buntsandsteinplatte. Hier lagern vor allem Gesteine des Unteren und Mittleren Buntsandsteins. Diese Ton- und Schluffsteine reichen zum Teil bis in eine Tiefe von 200 m.

Die heute sichtbaren Landschaftsformen des Planungsraums um Weißenfels sind wesentlich durch das Quartär geprägt. Das Planungsgebiet ist daher über dem Buntsandstein in den oberen Schichten durch eine Abfolge pleistozäner und tertiärer Lockergesteine geologisch charakterisiert, überdeckt von holozäner Bodenbildung. Die Kaltzeiten der Elstervereisung und der A-Saalevereisung hinterließen Moränen, Schmelzwasserbildungen und

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 26 feinkörnige Beckenstrukturen, die Flüsse ausgedehnte Schotterterrassen. In den eisfreien Gebieten südlich des Inlandeises lagerten sich teilweise mehrere Meter mächtige grobschluffige Lößdecken ab, die den Geschiebe- mergel überlagern.

In der Weichselkaltzeit wurde das Planungsgebiet nicht mehr vom Eis berührt und überformt.

Gemäß der Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts [S13] befindet sich das Projektgebiet im Landschaftsraum „Halle-Naumburger-Saaletal“.

3.2.6 Hydrogeologische Verhältnisse

Auch zu diesem Themenkomplex finden sich Aussagen u.a. im Landschaftsplan der Stadt Weißenfels [A4], die sich auf das gesamte Gebiet der Stadt Weißenfels beziehen. Im Untersuchungsgebiet des Landschaftsplans kann davon ausgegangen werden, dass großräumig der Buntsandstein den Hauptgrundwasserleiter darstellt. Seine Basis bildet Bröckelschiefer mit einer Mächtigkeit von 30-50 m. Es sind oft gespannte Grundwasserverhältnisse anzutreffen. Im Ostteil wird diese stauende Basis durch wechselnde tertiäre grundwasserleitende und grundwas- serhemmende Schichten überdeckt, die im natürlichen Zustand meist wassergesättigt sind. Größtenteils wird das Festgestein jedoch durch Löß bzw. Auenmergel überdeckt.

Entsprechend der geologischen Bedingungen bildet die Saaleaue die Hauptentlastungszone, d.h. in der Regel ist die Grundwasserströmung Richtung Saale ausgerichtet. In der Saaleaue bilden die pleistozänen Sande und Kiese den Hauptgrundwasserleiter. Die Altstadt Weißenfels bzw. die Überschwemmungsbereiche und somit der Bereich zu planender Maßnahmen liegen in dieser Saaleaue. Hier korrespondieren die Grundwasserleiter sehr stark mit der Saale, d.h. der Wasserstand der Saale hat Auswirkungen auf die Grundwasserspiegel. Durch die direkte Kommunikation zwischen der Saale und dem Grundwasser kann bei länger anhaltend hohen Wasserständen der Saale die Entlastungsfunktion temporär verloren gehen oder sich eine influente Situation ausbilden (Flusswasser drückt in den Grundwasserleiter zurück). Durch diesen Effekt kann es zu Vernässungserscheinungen an Gebäu- den kommen, wie sie u.a. im Bereich der Mehrzwecksporthalle Weißenfels beobachtet wurden bzw. mit dem geohydraulischen Modell für den Hochwasserfall nachgewiesen wurden [A2]. Unter anderem wird dies durch die Ganglinie des Grundwasserstandes an einer Messstelle des Gewässerkundlichen Landesdienstes in diesem Be- reich in [A2] dokumentiert. Es ist deutlich zu erkennen, dass im Verlauf der beiden jüngsten Hochwasserereig- nisse 2010/2011 bzw. 2013 der Grundwasserstand ebenfalls deutlich anstieg und im Nachgang des Hochwassers wieder abfiel.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 27 Abbildung 3-8: Jahresganglinie des Grundwasserstands der Messstelle 47370302 des LHW [A2]

Die wechselnden geologischen Verhältnisse beeinflussen auch die Grundwasserflurabstände. In der Saaleaue (Altstadtbereich) kann das Grundwasser dabei oberflächennah anstehen. Teilweise sind auch Quellaustritte zu finden.

Detailliertere Aussagen zu den hydrogeologischen Verhältnissen im Altstadtbereich lassen sich in [A2, A3] finden, da dort u.a. Erkundungsbohrungen abgeteuft und Angaben zu vorhandenen Grundwassermessstellen des Lan- des ausgewertet wurden. Es wird davon ausgegangen, dass die dortigen Aussagen im Wesentlichen auch den angrenzenden östlichen Bereich der Altstadt charakterisieren. Demzufolge sind bis zu fünf unterschiedlich durch- lässige Schichten zu identifizieren, wobei die Auekiese mit einer Mächtigkeit zwischen 0,5 und 5,4 m die besten Leitfähigkeiten aufweisen, in Kombination mit den Auesanden, die jedoch nicht überall angetroffen wurden. Ge- nerell wird die Mächtigkeit des quartären Grundwasserleiters mit 3 - 4 m in der Aue eingeschätzt. In insgesamt 17 Grundwassermessstellen wurden Wasserstände zwischen 1,20 bis 8,25 m unter GOK beobachtet. Die ge- ringsten Flurabstände wurden unter anderem im Bereich der Mehrzweckhalle angetroffen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 28 Bereich Mehrzweckhalle

Abbildung 3-9: Grundwasserflurabstand im Bereich der Merzweckhalle [A2]

3.2.7 Böden

Die Böden im Planungsgebiet bilden vor allem lößbestimmte Schwarzerden, in den Tälern der Saale und der anderen Fließgewässer grundwasserbeeinflusste, hydromorphe Sedimentböden aus vorwiegend sandigem Lehm bis Lehm und Schlufflehm, lokal auch aus lehmigem Ton. Hydromorphe Böden sind Grund- und Staunäs- seböden, meist durch Schotter unterlagert. Als wichtige Begleitböden treten in Abhängigkeit vom Grundwasser- stand Auen-Gleye auf. Aueböden wie Auenlehm-Vega bis Auenlehm-Vegagleye sind ein hervorragendes Abbau- , Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen im Sinne des § 2 Bundesbodenschutzgesetz und daher in hohem Maße schützenswert [A4].

Im Altstadtbereich sind die Böden durch Versiegelung und Bebauung deutlich in ihrer Funktion eingeschränkt und vom Wasser- und Luftaustausch weitestgehend abgeschnitten. Die Vorläufige Bodenkarte (VBK50) enthält für diese Bereiche keine Angaben zum Bodentyp.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 29 Abbildung 3-10: Auszug aus der vorläufigen Bodenkarte (VBK50) des LAGB Sachsen-Anhalt [https://lagb.sachsen-anhalt.de/service/geofachinformation/bodendaten/vorlaeufige-bodenkarte/#]

3.2.8 Flächennutzung/Wirtschaftsraum

Für das Gesamteinzugsgebiet der Saale (bezogen anteilig auf das Bundesland Sachsen-Anhalt) bis zur Mündung in die Elbe erfolgte eine Charakterisierung in [L1, L3].

Demnach wird auf einem überwiegenden Anteil der Flächen Acker- und Gartenbau betrieben. Anteilig sind die Flächen mit besonders hohem Risikopotential mit 7 % zwar gering (Siedlungs-, Industrie- und Gewerbeflächen). Es handelt sich aber somit um insgesamt fast 300 km² Fläche, wobei nicht alle diese Bereiche an Risikogewäs- sern oder innerhalb der ermittelten Überflutungsgebiete liegen.

Abbildung 3-11: Flächennutzung im Einzugsgebiet der Saale in Sachsen-Anhalt gemäß [L1, L3]

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 30 Die Flächennutzung im Untersuchungsgebiet stellt sich natürlich stark differenziert dar. Vom LHW wurde als ein

Ergebnis der HWRM-Planung [L3] ein Shape übergeben, in welchem die bei einem HQextrem betroffenen Flächen, differenziert nach den in der Legende zur nachfolgenden Abbildung enthaltenen Nutzungsklassen. Dargestellt ist das Untersuchungsgebiet sowohl links- als auch rechtsseitig der Saale.

Abbildung 3-12: Bei HQextrem betroffene Flächen im Untersuchungsgebiet nach [L3]

Entsprechend der Ausführung zur Ermittlung der tangiblen (monetär bewertbaren) Schäden in Kapitel 4.4 konnten für den eigentlichen Altstadtbereich anteilig ebenfalls die Flächen der unterschiedlichen Nutzungsklassen diffe- renziert werden, wobei in diesem Falle nur der südlich gelegene Teil der Altstadt einschließlich der Bereiche um die Sportanlagen und die Mehrzweckhalle enthalten sind. Ermittelt man die dort betroffenen Flächennutzungen ergibt sich folgende Zusammenstellung:

Tabelle 3-4: Bei HQextrem betroffene Flächen im Altstadtgebiet südl. der Saale Nutzungsklasse Fläche [m²] Fläche [%] Siedlungsflächen 142.744 48,7 Industrie- und Gewerbeflächen 31.194 10,7 Verkehrsflächen 16.381 5,6 Grün-, Sport- und Freizeitflächen 75.952 25,9 Acker-, Garten- und Weinbau 0 0 Grünland 0 0 Wald- und Forstflächen 14.389 4,9 Sonstige (Wasserfläche Saale) 12.239 4,2 Summe 292.899 100,0

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 31 3.2.9 Schutzgebiete

Recherchequellen zu Schutzgebieten sind die Fachinformationen des Landesamtes für Naturschutz [G10], er- gänzt um weitere Informationen aus verschiedenen Unterlagen, vor allem [A4]. Hierbei wird sich auf das für das HWSK maßgebliche innerstädtische Gebiet bzw. das Gebiet der Gemeinde Weißenfels beschränkt, da das Vor- handensein von Schutzgebieten bei der Herleitung von Maßnahmen lokal von Bedeutung für die Bewertung und letztendlich die Umsetzbarkeit sein können.

In den nachfolgenden Kapiteln werden die entsprechenden Schutzgebiete kurz dargestellt. Auf eine detaillierte Beschreibung der Schutzziele etc. wird an dieser Stelle verzichtet, da diese sehr umfangreich in [A4] ausgeführt sind und die besagte Unterlage dem AG vorliegt.

Die Schutzgebiete Natur und Landschaft sind in Karte 2 nochmals dargestellt.

Wasserschutzgebiete

Aussagen zum aktuellen Stand der Wasserschutzgebiete treffen die zuständigen unteren Wasserbehörden. Da bereits in [A4] mit relativ aktuellem Stand diese Informationen enthalten sind, stellen die nachfolgenden Ausfüh- rungen eine Zusammenfassung dar.

Insgesamt existieren im Untersuchungsgebiet drei wesentliche Wassergewinnungsanlagen:

 Wasserwerk Leißling  Wasserwerk Markwerbener Wiese  Wassergewinnungsanlage Uichteritz.

Die eigentlichen Fassungen liegen somit alle außerhalb des Untersuchungsgebietes und würden somit nicht di- rekt durch Hochwasserschutzmaßnahmen beeinflusst.

Weiterhin existieren gewerbliche und private Brunnenanlagen im Untersuchungsgebiet, wobei die Tiefbrunnen- fassung der Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH & Co. KG die größte dieser Anlagen darstellt. Sie liegt südlich der Altstadt, zwischen dem Brauereipark und der B 87 (Langendorfer Straße). Da sie aber mehr als 500 m von den Überflutungsflächen im extremen Hochwasserfall (HQ200) entfernt und deutlich höher liegt, kann eine Beeinträchtigung durch Maßnahmen des HWSK für die Altstadt ausgeschlossen werden.

Zur Gewinnung des Trinkwassers werden Wasserschutzgebiete gemäß (§§ 50–52) Wasserhaushaltsgesetz (WHG) festgesetzt. Die Wasserschutzgebiete umfassen Zonen mit unterschiedlichem Schutzgrad. Von „innen“ nach „außen“ sind das die Schutzzonen I, II, III (IIIa, IIIb). Die Zone I als „Fassungsbereich“ dient dem unmittel- baren Schutz der Wassergewinnungsanlage vor jeglicher Verunreinigung. Die „engere Schutzzone“ II soll vor Verunreinigungen durch Mikroorganismen und Kleinlebewesen schützen, die bei geringer Fließdauer zur Gewin- nungsanlage gefährlich sind. Die weitere Schutzzone soll insbesondere vor nicht oder nur schwer abbaubaren chemischen oder radioaktiven Verunreinigungen schützen.

Gemäß [A4] sind auf dem Gebiet der Stadt Weißenfels folgende Wasserschutzgebiete ausgewiesen:

 Wasserschutzgebiet Leißling 1.423,8 ha (Gemarkung Leißling)  Wasserschutzgebiet Langendorfer Stollen 572,2 ha (Gemarkungen Langendorf, Weißenfels)

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 32  Wasserschutzgebiet Uichteritz 278,4 ha (Gemarkung Uichteritz)  Wasserschutzgebiet Markwerbener Wiesen 298,4 ha (Gemarkung Markwerben, Uichteritz, Weißenfels)  Wasserschutzgebiet Güldene Hufe 687,2 ha (Gemarkung Weißenfels, Leißling, Langendorf)

Die nachfolgende Abbildung wurde mittels des LHW-Fachdatenservers [G14] erstellt. Es ist zu erkennen, dass keine der Schutzzonen der benannten Fassungen das Untersuchungsgebiet tangiert, d.h. eine negative Beein- flussung der Schutzgebiete durch das HWSK Weißenfels ist auszuschließen.

Abbildung 3-13: Auszug aus der HWRK für den Bereich Weißenfels [G14] mit Trinkwasserschutzgebietsgrenzen

Natura-2000-Gebiete

Mit dem von der EU angestrebten Schutzgebietssystem „Natura 2000“ soll ein zusammenhängendes, ökologi- sches Netz von natürlichen und naturnahen Lebensräumen für gefährdete Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Die Natura-2000 Gebiete müssen den Fortbestand oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszu- standes bestimmter natürlicher Lebensraumtypen und Habitate der Arten in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gewährleisten. Das Gebietsnetz besteht aus besonderen Schutzgebieten mit den Lebensraumtypen nach Anhang I und den Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie sowie besonderen Schutzgebieten mit Arten nach Anhang I bzw. Art. 4 (2) der Vogelschutzrichtlinie (SPA).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 33 Auf dem Gemeindegebiet Weißenfels bzw. unmittelbar angrenzend befinden sich im Südwesten und nicht beein- flusst durch potentielle Maßnahmen des HWSK für die Altstadt Flächen des FFH-Gebietes „Saalehänge bei Gos- eck“ (DE 4837 301).

Einziges SPA-Gebiet im Norden der Gemeinde ist das SPA-Gebiet „Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd (DE 4737 401). Auch für dieses kann eine Beeinträchtigung durch Überschwemmungen der Saale und somit durch Maß- nahmen des HWSK ausgeschlossen werden.

Landschaftsschutzgebiete

Diese nationalen Schutzgebiete dienen der Erhaltung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft, dem Erhalt des Naturhaushalts sowie dem Schutz oder der Pflege von Landschaften, dem Erhalt der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes oder ihrer Bedeutung für eine naturnahe Erholung. Von West nach Ost sowie entlang des Greißlaubaches erstrecken sich Flächen des LSG „Saaletal“

(LSG0034WSF), bestehend seit 1997. Bereits ab HQ10 sind die Flächen des LSG im Altstadtbereich und den angrenzenden Flächen vollständig von Überschwemmungen betroffen.

Abbildung 3-14: LSG „Saaletal“ und Anschlaglinie Hochwasser HQ10 im Altstadtbereich Weißenfels

Neu geplante LSG liegen nicht innerhalb des Untersuchungsgebietes.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 34 Naturschutzgebiete

Diese nationalen Schutzgebiete dienen der Erhaltung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft, dem Erhalt des Naturhaushalts sowie dem Schutz oder der Pflege von Landschaften, dem Erhalt der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes oder ihrer Bedeutung für eine naturnahe Erholung.

Das NSG „Saaleaue bei Goseck“ (NSG0268) grenzt praktisch direkt an das FFH-Gebiet gleichen Namens (s.o.) an. Das NSG „Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd“ (NSG0253) hingegen beinhaltet teilweise die Flächen des o.g. Vogelschutzgebietes mit gleichem Namen. Im Altstadtgebiet gibt es keine ausgewiesenen Naturschutzflä- chen.

Zwei geplante Naturschutzgebiete [G12] liegen ebenfalls in deutlicher Entfernung zum Altstadtgebiet Weißenfels und sind somit durch die potentiellen Maßnahmen des HWSK weder unmittelbar noch mittelbar beeinflusst: Kötschbachtal (NSG0248) sowie „Saaleaue Wengelsdorf“ (NSG0270).

Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“

Mit Verordnung vom 02.02.2000 wurde der Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ auf 71.167 ha Fläche rechtskräf- tig. Eine Erweiterung der Fläche des Naturparks um 32.570 ha wurde per Allgemeinverfügung über die Erklärung zur Erweiterung des Naturparks "Saale-Unstrut-Triasland" vom 08.05.2008 rechtskräftig festgelegt.

Seine Ausläufer nehmen den gesamten westlichen Teil des Gemeindegebietes ein und reichen auch bis in den unmittelbaren Innenstadtbereich, wobei diese ab einem HQ100 mehr oder weniger vollständig betroffen sind.

Naturparke sind gem. §27 BNatSchG einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende großräumige Gebiete, die auf überwiegender Fläche Landschafts- oder Naturschutzgebiete sind und eine große Arten- und Biotopvielfalt auf- weisen sowie vielfältigen Nutzungen unterliegen. Der Schutz der Natur und die Bedürfnisse des Tourismus und der Naherholung sollen in diesen Naturparkregionen verknüpft werden.

Schutzzweck des Naturparks ist gemäß [S9]:

1. die Erhaltung und Wiederherstellung der für den Naturraum typischen Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Teillandschaften und Lebensräume…. die Entwicklung der Saal-Unstrut-Triaslandschaft zu einem Naturpark, in dessen Naturraum … die natürliche Ent- wicklung, die schutzgebietsbezogene Landschaftspflege und die nachhaltige Nutzung der Naturressourcen bei- spielhaft gewährleistet sind.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 35 Abbildung 3-15: Flächen des Naturparks „Saale-Unstrut-Triasland“ und Anschlaglinie Hochwasser HQ100 (rot) im Alt- stadtbereich Weißenfels

Flächennaturdenkmale

Im Gemeindegebiet befinden sich des Weiteren einige Einzel-Flächennaturdenkmale. Im engeren Untersu- chungsgebiet liegt ausschließlich die „Saatkrähenkolonie Badholz“ (FND0024WSF), auf dem nördlichen Saale- ufer zwischen Saale und Bahndamm, etwa bei Saale-km 141+500. Da in diesem Bereich jedoch keine Untersu- chungen zum Hochwasserschutz vorgesehen sind, ist davon auszugehen, dass eine Beeinflussung ausgeschlos- sen werden kann.

Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB)

Gemäß § 29 BNatSchG sind GLB rechtsverbindlich festgesetzte Teile von Natur und Landschaft, deren beson- derer Schutz

1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaus- haltes,

2. zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes,

3. zur Abwehr schädlicher Einwirkungen oder

4. wegen ihrer Bedeutung als Lebensstätten bestimmter wildlebender Tier- und Pflanzenarten,

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 36 erforderlich ist.

Sie werden gemäß § 39 Abs. 3 innerhalb bebauter Ortsteile im Sinne § 34 BauGB durch Satzung der Gemeinde, in den übrigen Gebieten durch die untere Naturschutzbehörde des Landkreises durch Verordnung festgesetzt.

Im Stadtgebiet Weißenfels bildet der im Jahre 2001 mittels Verordnung festgesetzte „Klemmbergpark“ (GLB0013WSF) mit einer Fläche von ca. 12 ha einen solchen GLB. Er liegt am östlichen Rand des Untersu- chungsgebietes und ist auf Grund der Topographie nicht von Hochwasser betroffen.

3.2.10 Saale als Transportgewässer (Wasserstraße) bzw. ihre Bedeutung für den Tourismus

Durch insgesamt 3 Staustufen (Beuditzwehr, Brückenmühlenwehr, Herrenmühlenwehr) wurde in der Vergangen- heit das natürliche Gefälle und Abflussverhalten der Saale im Stadtgebiet von Weißenfels zugunsten der ur- sprünglich durchgeführten Saale-Flussschifffahrt erheblich beeinflusst und der Fluss aufgestaut. In Verbindung damit wurden Schleusen und Schleusengräben sowie Mühlgräben angelegt. Dies erleichtert die auf der Saale aktuell weitverbreitete wassertouristische Nutzung, da derartige Anlagen von Naumburg bis zur Elbe existieren. In Sachsen-Anhalt ist der LHW, Flussbereich Merseburg, für die Unterhaltung der Saale zuständig. Eine ander- weitige Binnenschifffahrt spielt im Untersuchungsgebiet aktuell keine größere Rolle mehr. Unter anderem wird zwischen Bad Kösen und Rudelsburg mit 2 kleinen Schiffen eine regelmäßige Personenbeförderung angeboten.

Von km 124,16 in Bad Dürrenberg bis zur Mündung in die Elbe ist die Saale gleichzeitig als Bundeswasserstraße ausgewiesen und wird vom Wasser- und Schifffahrtsamt betreut. Das Untersuchungsgebiet liegt so- mit ca. 20 km stromoberhalb dieses Abschnitts.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 37 4 Grundlagen zur Erarbeitung des Maßnahmenkonzeptes

4.1 Beschreibung der Vorgaben aus dem Hochwasserrisikomanagementplan Elbe bzw. Saale

Seit dem 22.12.2015 steht der Hochwasserrisikomanagementplan Elbe der FGG Elbe zur Einsichtnahme zur Verfügung (https://www.fgg-elbe.de/hwrm-rl/hwrm-plan.html). Neben der Beschreibung der Gebietseigenschaf- ten des Elbeeinzugsgebiets einschließlich Saale wird das Ergebnis der vorläufigen Bewertung des Hochwasser- risikos dokumentiert sowie der Inhalt der Hochwassergefahren- und -risikokarten, die für die Risikogewässer der gesamten Flussgebietseinheit Elbe erstellt wurden. Zum Flussgebiet Elbe gehört auch der Koordinierungsraum Saale mit insgesamt 86 gemeldeten Risikogewässern, wovon sich 36 in der Zuständigkeit des Landes Sachsen- Anhalt befinden.

Die Erarbeitung von Hochwasserrisikomanagementplänen erfolgt grundsätzlich auf drei Ebenen:

 Internationale Flussgebietseinheit (A-Ebene) in Verantwortung der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE)  Nationaler Teil der Flussgebietseinheit (B-Ebene) in Verantwortung der FGG Elbe für den deutschen Teil  Regionale Teileinzugsgebiete (C-Ebene) in Verantwortung der Bundesländer

Der HWRMP Elbe ist somit ein Plan auf B-Ebene, welcher auf C-Ebene untersetzt wird durch den HWRMP Saale des Bundeslandes Sachsen-Anhalt [L1 bis L3; S5 bzw. S8].

Der Hochwasserrisikomanagementplan soll dazu dienen, die durch Hochwasser verursachten nachteiligen Fol- gen für die Schutzgüter menschliche Gesundheit, Umwelt, Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeit mit einem ent- sprechenden Managementplan zu vermindern.

Die grundlegenden Ziele des Hochwasserrisikomanagements wurden durch die LAWA für Deutschland schutz- gutübergreifend wie folgt definiert:

 Vermeidung neuer Risiken (im Vorfeld eines Hochwassers) im Hochwasserrisikogebiet,  Reduktion bestehender Risiken (im Vorfeld eines Hochwassers) im Hochwasserrisikogebiet,  Reduktion nachteiliger Folgen während eines Hochwassers sowie  Reduktion nachteiliger Folgen nach einem Hochwasser.

Ausgehend von den grundlegenden Zielen folgt eine weitere Konkretisierung hin zu den angemessenen Zielen auf den nachfolgend genannten Ebenen:

 Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen,  Umsetzung fachpolitisch-strategischer Zielsetzungen,  Berücksichtigung der Interessen von regional zuständigen Akteuren.

Die Interessen der regional zuständigen Akteure werden insbesondere durch die regionalen Maßnahmenpro- gramme maßnahmenbezogen berücksichtigt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 38 „Im HWRM-Zyklus sind den übergeordneten EU-Aspekten (Vermeidung, Schutz, Vorsorge, Wiederherstel- lung/Regeneration/Überprüfung) einzelne EU-Maßnahmenarten (z. B. Vermeidung, Verringerung, Regulierung Wasserabfluss, Hochwasservorhersage, Warnungen etc.) zugewiesen, aus denen sich für Deutschland einheit- lich festgelegte LAWA-Handlungsfelder (z. B. angepasste Flächennutzung, Objektschutz, Planung und Bau von Hochwasserrückhaltemaßnahmen, Hochwasserinformation und –vorhersage, Einrichtung bzw. Verbesserung von kommunalen Warn- und Informationssystemen etc.) ableiten. Die EU-Aspekte mit den zugeordneten EU- Maßnahmenarten bzw. LAWA-Handlungsbereichen und die hieraus abgeleiteten LAWA-Handlungsfelder finden sich mit zugeordneten Maßnahmen-Nummern im LAWA-Maßnahmenkatalog wieder.“ [S2]

Die Mitglieder der FGG Elbe identifizieren die geeigneten Maßnahmen nach dem Vergleich des derzeitigen Stands des Hochwasserrisikomanagements mit den o.g. Zielen bzw. dem festgestellten Handlungsbedarf.

Nachfolgende Tabelle zeigt die durch das Land Sachsen-Anhalt an die FGG Elbe gemeldeten Maßnahmen für die Koordinierungsräume Saale und Weser.

Tabelle 4-1: Liste von Maßnahmen des Landes Sachsen-Anhalt im Koordinierungsraum Saale und Weser für EU Be- richterstattung [S5] Zuständigkeit für die EU-As- LAWA- Maß- Anzahl Mel- Maßnahmenbezeichnung Umsetzung der Maß- pekt nahmen-Nr. dungen nahme Festsetzung bzw. Aktualisierung der Überschwemmungsgebiete und For- 302 Land 59 mulierung von Nutzungsbeschränkun-

g gen nach Wasserrecht n

u Anpassung und/oder Änderung der d i

e 303 Bauleitplanung bzw. Erteilung bau- Kommunal 65 m

r rechtlicher Vorgaben e

V Maßnahmen zur Unterstützung der Vermeidung von Hochwasserrisiken 309 Land, Kommunal 130 Erstellung von Konzeptionen / Studien / Gutachten Hochwassermindernde Flächenbewirt- Land, Regional, Kommu- 310 1 schaftung nal, Verbände, Sonstige Gewässerentwicklung und Auenrena- Land, Kommunal, Ver- 311 turierung, Aktivierung ehemaliger 8 bände Feuchtgebiete 312 Minderung der Flächenversiegelung Kommunal, Sonstige 3 313 Regenwassermanagement Kommunal, Sonstige 13 Wiedergewinnung von Überschwem- 314 Land 20 mungsflächen z t Aufstellung, Weiterführung, Beschleu- u

h nigung und/oder Erweiterung der Bau- c

S programme zum Hochwasserrückhalt 315 Land 26 inkl. Überprüfung, Erweiterung und Neubau von Hochwasserrückhalteräu- men und Stauanlagen Betrieb, Unterhaltung und Sanierung Land, Kommunal, Son- 316 von Hochwasserrückhalteräumen und 18 stige Stauanlagen Ausbau, Ertüchtigung bzw. Neubau 317 von stationären und mobilen Schutz- Land, Kommunal 57 einrichtungen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 39 Zuständigkeit für die EU-As- LAWA- Maß- Anzahl Mel- Maßnahmenbezeichnung Umsetzung der Maß- pekt nahmen-Nr. dungen nahme Unterhaltung von vorhandenen statio- Land, Kommunal, Ver- 318 26 nären und mobilen Schutzbauwerken bände Freihaltung und Vergrößerung der 319 Hochwasserabflussquerschnitte im Land, Kommunal 36 Siedlungsraum und Auenbereich Freihaltung der Hochwasserabfluss- 320 querschnitte durch Gewässerunterhal- Land, Kommunal 37 tung und Vorlandmanagement Sonstige Maßnahme zur Verbesse- 321 rung des Schutzes gegen Über- Land, Kommunal 39 schwemmungen Einrichtung bzw. Verbesserung des 322 Hochwassermeldedienstes und der Land 65

e Sturmflutvorhersage g r Planung und Optimierung des Krisen- o 324 Land, Kommunal 65 s

r und Ressourcenmanagements o

V Versicherungen, finanzielle Eigenvor- 326 Verbände, Sonstige 65 sorge 329 sonstige Maßnahmen 13 Erstellung von Konzeptionen / Studien Land, Kommunal, Ver- 501 65

e / Gutachten bände, Sonstige g i t Informations- und Fortbildungsmaß- Land, Kommunal, Ver- s 503 65 n nahmen bände, Sonstige o

S Einrichtung bzw. Anpassung von För- Land, Kommunal, Son- 505 65 derprogrammen stige

Durch das Land Sachsen-Anhalt wurden im HWRMP für die Saale [L3] folgende angemessene Ziele in den Hand- lungsbereichen für die Risikogewässer der Saale definiert:

 Flächenvorsorge: Verhinderung einer Erhöhung des Schadenspotenzials in den durch Überschwemmung gefährdeten Gebieten.  Natürlicher Wasserrückhalt: Verbesserung des natürlichen Rückhalts von Niederschlagswasser im Un- tersuchungsraum und Wiedergewinnung von Überschwemmungsgebieten.  Technischer Hochwasserschutz: Verringerung der Gefahr einer Überschwemmung für Objekte oder Ge- biete mit einem hohen Gefahren- und Schadenspotenzial unter Berücksichtigung einer wirtschaftlichen und ökologisch verträglichen Realisierbarkeit.  Bauvorsorge: Vermeidung oder Verminderung von Hochwasserschäden an Gebäuden sowie Vermei- dung von Schäden durch wassergefährdende Stoffe in hochwassergefährdeten Gebäuden und Anlagen.  Risikovorsorge: Individuelle Vorsorge durch Rücklagen oder Versicherungen.  Informationsvorsorge: Abstimmung der Hochwassermeldeordnungen und Vereinheitlichung des Metho- deninventars und der Verfahrensweise bei der Hochwasservorhersage in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Aufklärung der betroffenen Bevölkerung über Hochwassergefahren und -risiken sowie Alar- mierungswege.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 40  Verhaltensvorsorge: Aufklärung der betroffenen Bevölkerung über das Verhalten bei Hochwasser und individuelle Möglichkeiten der Schadensminderung sowie Stärkung des Problembewusstseins in Bezug auf Hochwasserrisiken.  Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz: Überprüfung und Komplettierung der Alarm- und Einsatzpläne (auch Gefahrenabwehrpläne) der Kommunen sowie der notwendigen materiellen und personellen Res- sourcen für die Gefahrenabwehr.

Es wird empfohlen, als Grundlage für die Ableitung der Schutzziele für maßgebende Nutzungen folgende An- haltswerte zu berücksichtigen:

Tabelle 4-2: Anhaltswerte für Schutzziele nach Nutzung entsprechend HWRMP Saale [L3] Anhaltswerte für das maßgebende statis- Objektkategorie tische Wiederkehrintervall T geschlossene Siedlungen, Industrieanlagen, überregi- 100 Jahre onale Infrastrukturanlagen Einzelgebäude, nicht dauerhaft bewohnte Siedlungen 25 Jahre regionale Infrastrukturanlagen 20 / 25 Jahre landwirtschaftlich genutzte Flächen bis 5 Jahre Naturlandschaften -

An der Saale liegt der Maßnahmenschwerpunkt laut HWRMP Saale [L3] neben den klassischen technischen Schutzmaßnahmen (Deiche, Polder, Deichrückverlegungen) mit überregionaler oder lokaler Wirkung im Bereich der Flächenvorsorge (Wiedergewinnung von Überschwemmungsflächen; hochwasserangepasste Flächennut- zung) sowie Informationsvorsorge. Im Bereich der Informationsvorsorge sind in den Anliegergemeinden der Saale bzw. durch das Land Sachsen-Anhalt bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt bzw. die Grundlagen für eigen- verantwortliches Handeln potentiell Betroffener geschaffen. Ein wesentlicher Maßnahmenschwerpunkt liegt hier in der Verbesserung der Hochwasservorhersage und -warnung für den Saaleabschnitt unterhalb der Mündung der Weißen Elster. Die 42 aufgeführten technischen Maßnahmen des HWRMP Saale [L3] sind jeweils mit einem Umsetzungszeithorizont und einer Umsetzungspriorität versehen.

Für das engere Untersuchungsgebiet der Stadt Weißenfels lassen sich durch die Maßnahmen der Flächen- und Informationsvorsorge keine unmittelbaren Auswirkungen identifizieren. Vielmehr werden Maßnahmen dieser bei- den Handlungsbereiche auch Bestandteil des HWSK Weißenfels sein.

Drei Maßnahmen aus dem Handlungsbereich Technischer Hochwasserschutz tangieren in ihrer Wirkung jedoch das Untersuchungsgebiet. Es handelt sich um die Maßnahmen

 hwrmp_saa_03_M2_05_005: Hochwasserschutz Uichteritz (mittels Deich)  hwrmp_saa_03_M2_16_006: Rückverlegung Verwallung Markwerbener Wiese  hwrmp_saa_03_M2_16_007: Umverlegung Schkortlebener Deich

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 41 Abbildung 4-1: Technische Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich Weißenfels aus HWRMP Saale [L3]

Mittels hydraulischer 2D-Modellierung wurden die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen auf die Wasser- stände im Umfeld nach ihrer Umsetzung untersucht. Dies erfolgte durch eine flächendeckende Berechnung und

Differenzenbildung der Wasserstände bei einem HQ100 im Ist- und Planzustand.

In Abbildung 4-2 ist zu erkennen, dass für ein hundertjährliches Hochwasserereignis keine Änderungen der Was- serstände im Bereich der Altstadt Weißenfels zu erwarten sind. In der Saale selber verringern sich oberhalb der Rückbaumaßnahme der Verwallung die Wasserstände um bis zu 20 cm, an der Beuditzschleuse steigt der Saale- Wasserspiegel um 5 cm.

Im linken Vorland der Saale kommt es zu Aufhöhungen und Absenkungen von max. 25 cm, im Mittel 13 cm. Für das rechte Vorland ab unterhalb km 144+000 und somit das zu betrachtende Gebiet der Altstadt von Weißenfels sind keine nachweisbaren Änderungen zu erwarten (Abbildung 4-2). Der Rückbau / die Schlitzung des Schkortlebener Deiches wirkt sich zwar auf die Wasserstände oberhalb aus. Bis etwa km 136+000 sind dabei Absenkungen von maximal 16 cm zu erwarten. Spätestens ab oberhalb km 139+500 und somit unmittelbar am Beginn des eigentlichen Untersuchungsgebietes sind die Verhältnisse jedoch unverändert.

Somit können Maßnahmen zum Hochwasserschutz in der Altstadt unabhängig von der zeitlichen Umsetzung dieser beiden Maßnahmen geplant werden, wenn den Empfehlungen aus Tabelle 4-2 im weiteren Verlauf gefolgt wird. Für das HQ200 wurden keine Berechnungen durchgeführt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass sich die Auswirkungen in ihrer räumlichen Verteilung ähnlich gestalten werden, da im Ist-Zustand der bestehende Deich in beiden Fällen kein relevantes Abflusshindernis darstellte.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 42 Abbildung 4-2: Hydraulische Auswirkung der technischen Maßnahmen im Bereich Weißenfels [L3]

4.2 Über den Hochwasserrisikomanagementplan Saale hinausgehende Grundlagen

4.2.1 Hochwasserereignisse in der Vergangenheit

Im Zuge der Aufstellung von Hochwasserrisikomanagementplänen bzw. in diesem Falle eines Hochwasser- schutzkonzeptes in Anlehnung an die HWRM-RL sollen auch Informationen zu historischen Hochwasserereignis- sen erhoben werden, aus denen sich in Verbindung mit den Informationen aus den HWGK und HWRK ggfs. entsprechende Risikobereiche identifizieren lassen. Demzufolge sollten diese Ereignisse

 für das jeweilige Untersuchungsgebiet entsprechende Auswirkungen gehabt haben,  in einem Betrachtungszeitraum liegen, der die aktuellen hydrologischen Gegebenheiten abbildet,  entsprechend dokumentiert sein.

In den Untersuchungen zur Erarbeitung der 1. Stufe der HWRM-Planung in Sachsen-Anhalt [S3] wurde zwar eine intensive Recherche zu relevanten abgelaufenen Ereignissen in der Vergangenheit beschrieben. Die dort doku- mentierten Ergebnisse betreffen jedoch einerseits nicht das Untersuchungsgebiet und sind andererseits auch im Hinblick auf die hier erforderlichen Angaben nicht aussagekräftig.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 43 In der Hochwasserschutzkonzeption des Landes Sachsen-Anhalt [S12] werden für Sachsen-Anhalt als Hochwas- serereignisse von herausragender Bedeutung u.a. das Frühjahrshochwasser der Saale 1994 sowie die landes- weit markanten Hochwasser 2011/2011 bzw. Juni 2013 benannt.

Im Zuge der Fragebogenrecherche (Kapitel 5.2) wurden durch unterschiedliche Akteure Hinweise zu relevanten Hochwasserereignissen in der jüngeren Vergangenheit gegeben. Dies hängt unter anderem auch von der für den jeweiligen Akteur maßgeblichen Betrachtungsweise ab. Auch aus diesen Informationen ließ sich schlussfolgern, dass für den Bereich der Stadt Weißenfels die letzten maßgeblichen Hochwasserereignisse im April 1994, Januar 2011 sowie im Juni 2013 auftraten.

Im Gewässerkundlichen Jahrbuch der Elbe Teil I [S20], finden sich Angaben zu Extremwerten der Wasserstände und Durchflüsse an ausgewählten Pegeln. Für den Pegel Naumburg-Grochlitz, der aktuell auch der Bezugspegel für den Alarm- und Einsatzplan der Stadt darstellt, werden hier folgende Extremereignisse aufgeführt:

Tabelle 4-3: Hochwasserextremwerte Pegel Naumburg-Grochlitz [S20] Wasserstand Durchfluss Datum cm Rang m³/s Rang 03.06.2013 642 1 582 4 15.04.1994 636 2 695 1 05.01.2003 593 3 486 7 12.02.1946 576 4 684 2 10.01.2011 572 5 456 8 29.02.1940 570 6 606 3 14.03.1947 564 7 537 5 03.12.1939 559 8 499 6 03.04.1988 554 9 451 9 08.01.1982 542 10 430 10

Aus dieser Zusammenstellung ist erkennbar, dass von den vorab benannten drei Ereignissen die Ereignisse von 2013 und 1994 tatsächlich sowohl bezüglich Wasserstand als auch Durchfluss zu maßgeblichen Ereignissen für das Untersuchungsgebiet zu zählen sind. Für diese beiden Ereignisse konnten auch Unterlagen zur weiteren Auswertung recherchiert werden. Das Ereignis 2011 spielte offensichtlich für den Untersuchungsbereich eine nicht ganz so herausragende Rolle. Allerdings können an Hand der für dieses Ereignis vorliegenden umfangrei- chen Dokumentation des LHW die Ursachen möglicher zukünftiger Ereignisse sehr gut bewertet werden.

Weiterhin fällt auf, dass alle aufgeführten Ereignisse vor 1982 bereits mind. 35-40 Jahre zurücklagen, diese auch vor allem hinsichtlich der Durchflüsse, nicht unbedingt der Wasserstände von der Rangfolge her höher einzustu- fen sind. Zwar wurden die 5 Talsperren der sog. Saalekaskade bis 1940 errichtet. Mit der Errichtung weiterer Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken in den Folgejahren sowie einer zunehmend verbesserten und koor- dinierten Steuerung können diese deutlich besser zur Reduktion der Hochwasserscheitel der Saale eingesetzt werden (s. hierzu die Erläuterungen zu den Ereignissen 2011 bzw. 2013). Da hingegen bei den höheren Schei- telabflüssen dieser länger zurückliegenden Ereignisse wiederum geringere Wasserstände im Untersuchungsge- biet verzeichnet wurden, muss geschlussfolgert werden, dass sich die Abflussverhältnisse durch Regulierungs- arbeiten des Gewässers ebenfalls änderten, so dass sich letztendlich dafür entschieden wurde, ausschließlich die Ereignisse 1994, 2011 und 2013 einer detaillierteren Auswertung zu unterziehen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 44 An der Großen Brücke in Weißenfels sind Hochwassermarken aus noch weiter zurückliegenden Zeiträumen do- kumentiert. Selbst in diesem Kontext bestätigt sich aber beispielsweise die Schlussfolgerung bezüglich der Be- deutung des Hochwassers vom April 1994 für das Stadtgebiet Weißenfels.

Abbildung 4-3: Hochwassermarken an der Großen Brücke in Weißenfels

April 1994

Eine Beschreibung zu diesem Hochwasserereignis konnte trotz intensiver Recherche bis auf eine Vielzahl von Fotos ausschließlich in der Hochwasserschutzkonzeption des Landes [S12] gefunden werden. Bei diesem Hoch- wasser waren vor allem die Einzugsgebiete der Bode und der Saale betroffen.

Auslöser des Saale-Hochwassers waren flächendeckende Starkregen mit Tagesniederschlagssummen zwischen 50 bis 80 mm vom 12. zum 13.04. in den Einzugsgebieten von oberer Saale, Loquitz, Schwarza, Ilm, Unstrut, Gera, Helme und Wipper sowie zahlreicher Nebenwasserläufe.

Die daraus folgenden extrem hohen Abflüsse im Einzugsgebiet oberhalb der Saaletalsperren konnten durch das Schließen der Grundablässe vom 13. April bis zum 15. April für fast zwei Tage vollständig zurückgehalten werden. Dennoch lagen die eingetretenen Hochwasserscheitel teilweise über den bis dato bekannten höchsten Hochwas- serständen (HHW). Am Pegel Halle-Trotha UP stellte sich in der Saale nach Zufluss der nicht in gleicher Größen- ordnung von Hochwasser betroffenen Weißen Elster am 16. April ein mehrstündiger Hochwasserscheitel mit ei- nem höchsten Wasserstand von 683 cm ein. Dieser Scheitel entsprach damit fast der Größenordnung des Hoch- wasserereignisses aus dem Jahre 1947.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 45 Die oberhalb des Pegels Bernburg in die Saale einmündende Wipper führte ebenfalls bis heute nicht wieder erreichte Höchstwasserstände. Am Pegel Großschierstedt im Unterlauf stellte sich am 14. April der Hochwasser- scheitel mit einem HHW von 350 cm ein und übertraf das HHW vom 14. März 1947 von 306 cm um 44 cm.

Die Einmündung der ebenfalls extrem hochwasserführenden Bode führte zu einer nochmaligen Erhöhung der Wasserführung in der Saale, so dass der am Pegel Calbe UP am 18. April eingetretene Hochwasserscheitel von 895 cm nur 19 cm unter dem bis dahin bekannten HHW vom 17. März 1947 mit 914 cm blieb.

Die Abflüsse der Wipper entsprachen etwa einem HQ150, in der Saale bei Halle-Trotha einem HQ50 und im Mün- dungsbereich bei Calbe-Grizehne noch einem HQ25.

Aussagen zur wahrscheinlichkeitstheoretischen Einordnung dieses Hochwassers für den Oberlauf werden in der besagten Dokumentation nicht getroffen. Allerdings ist in Tabelle 3-3 erkennbar, dass bis zu diesem Zeitpunkt auch an den Pegeln oberhalb Weißenfels maximale Durchflussmengen und somit auch vermutlich bis dahin ma- ximale Wasserstände registriert wurden, die im Einzelfall erst beim Hochwasser 2013 noch übertroffen wurden.

Januar 2011

Zu diesem Hochwasserereignis existiert neben der Zusammenfassung in [S12] eine umfangreiche Auswertung durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz [S11].

Das Kalenderjahr 2010 war das insgesamt vierte „zu nasse“ Jahr in Folge (732 mm Gesamtniederschlag oder 134 % des Normalwertes). Die immensen Niederschläge führten ab der 2. Jahreshälfte zu einer landesweiten Zunahme der Grundwasserstände und der Bodenfeuchte. Als Folge des nachfolgenden Hochwasserereignisses traten in weiten Teilen Sachsen-Anhalts großflächige Vernässungserscheinungen mit markanten Grundwasser- anstiegen auf. Insbesondere extreme Dauerniederschläge Ende September führten an Elbe, Weißer Elster, Mulde, Saale mit Wipper und Eine, Bode und Aller an vielen Pegeln zur Hochwassersituation.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 46 Abbildung 4-4: Monatliche Niederschlagssumme im Zeitraum 01/2010 bis 02/2011 (Mittel von 10 Stationen in ST) [S11]

Ab dem 29./30. November 2010 setzten in Sachsen-Anhalt ergiebige Schneefälle ein. Es bildete sich rasch und deutlich früher als in Normaljahren eine nahezu geschlossene Schneedecke. Dadurch konnten weitere Nieder- schläge sowohl in flüssiger als auch in fester Form nicht mehr sofort abflusswirksam werden, die jedoch nach einsetzender durchgreifender Erwärmung etwa bis zum 12. Dezember zum Großteil wieder abtauten.

Ein erneuter Kaltluftvorstoß bis zum 17. Dezember führte landesweit zur erneuten Herausbildung einer geschlos- senen Schneedecke. Mit Beginn des Kalenderjahres 2011 setzte nach Umstellung der Großwetterlage etwa ab dem 6. Januar infolge eines raschen Temperaturanstieges um bis zu 10 Kelvin bis in die Kammlagen der Mittel- gebirge hinein durchgreifendes Tauwetter ein, das zeitgleich von ergiebigen Niederschlägen begleitet wurde. In dieser ersten Tauwetterphase im neuen Jahr schmolz in flachen und mittleren Lagen bis zum 8. Januar bereits ein beträchtlicher Teil der Schneedecke, wodurch die Pegelstände in den Flüssen verbreitet bis in den Hochwas- serbereich anstiegen.

Nach einer kurzen Beruhigung der Gesamtsituation und Rückkehr zu jahreszeitlich normalen winterlichen Tem- peraturen, folgte zwischen dem 12. und 14. Januar wiederum in Verbindung mit ergiebigen Niederschlägen eine weitere heftige Tauwetterphase. Im Ergebnis dieser Entwicklung wurden mit Ausnahme der höchsten Harzlagen fast die gesamten zuvor in der Schneedecke gespeicherten und die im Januar neu gefallenen Niederschläge abflusswirksam.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 47 Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass die Konstellation der erheblich zu nassen zweiten Jah- reshälfte 2010 in Verbindung mit dem jahreszeitlich frühzeitigen Aufbau einer ungewöhnlich hohen Schnee-rück- lage und den drei Tauwetterphasen mit den dabei gefallenen weiteren Niederschlägen und dem gleichzeitigen Abschmelzen des Großteils der erheblichen Schneerücklagen zum flächendeckenden schweren Hochwasser im Januar 2011 in Sachsen-Anhalt führten.

Dieser Überlagerungseffekt mehrerer auslösender Faktoren (im Gegensatz zum Hochwasser 1994) wird bei der Beschreibung des Ablaufs des Hochwassers deutlich.

Durch das nasse Jahr 2010 lag die Ausgangswasserführung der Saale zum Jahreswechsel bereits bei etwa 220 % des langjährigen mittleren Abflusses MQ. Durch die Tauperiode am Anfang des Jahres 2011 waren an praktisch allen Hochwassermeldepegeln am 15.01.2011 unterschiedliche Alarmstufen erreicht, die an 11 Pegeln im Verlauf des Hochwassers bis zur höchsten Meldestufe 4 anstiegen.

An der Saale betraf dies am 8. Januar zuerst den Pegel Camburg-Stöben (in Thüringen) mit Erreichen der Warn- stufe 2, bereits einen Tag später der Warnstufe 3. Die erforderliche Anpassung der Abgabesteuerung verschie- dener Talsperren im Einzugsgebiet beeinflusste den Ablauf der Hochwasserwelle, vor allem jedoch im Unterlauf der Saale, wo dennoch im weiteren Verlauf etwa ab dem 15. Januar die Meldestufe 4 erreicht wurde.

Ab dem 16. Januar war eine zweite, ähnlich ausgeprägte Scheitelausbildung auch an der Saale prognostiziert worden. Ab dem 20. Januar sanken im Unterlauf, u.a. am Pegel Halle-Trotha, die Wasserstände. Eine deutliche Entspannung setzte dann ab dem 24./25. Januar ein.

Für den Oberlauf der Saale stellte dieses Ereignis nach [S11] letztendlich mit Scheitelabflüssen von 220 m³/s am Pegel Camburg-Stöben sowie 430 m³/s am Pegel Naumburg-Grochlitz jedoch „lediglich ein 10-jährliches Hoch- wasserereignis dar, obwohl am Pegel Naumburg ab 8. Januar die Warnstufe/Meldestufe 4 überschritten wurde. Dies bestätigen auch die in [L2] für die Erarbeitung der HWGK zugrunde gelegten statistischen Abflüsse, die für die Landesgrenze (unterhalb Pegel Camburg) bei HQ10 282 m³/s, für den Pegel Naumburg 417 m³/s betragen.

Juni 2013

Das jüngste Hochwasserereignis im Untersuchungsgebiet war das Ereignis vom Juni 2013. Auch hierzu gibt es eine landesweite Auswertung des LHW [S1], aus der die entsprechenden Informationen, bezogen auf Weißenfels, wiedergegeben werden sollen.

Auslöser für dieses Hochwasser waren wiederum außergewöhnlich ergiebige Niederschläge, insbesondere etwa ab dem 17. Mai bis Anfang Juni 2013. Dabei betrugen die Monatssummen bereits im Verlauf des Mai in weiten Teilen Mitteldeutschlands (also sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in den benachbarten Bundesländern mit den oberen Einzugsgebieten u.a. der Saale) insgesamt verbreitet mehr als das Doppelte des Normalen. Das in Sach- sen-Anhalt bis Ende April beobachtete Niederschlagsdefizit von 9 mm wurde im extrem nassen Monat Mai voll- ständig abgebaut und in einen massiven Niederschlagsüberschuss von 75 mm umgewandelt. Allein im Mai 2013 betrug die landesweit mittlere Niederschlagsmenge etwa 223 % des langjährigen Mittels.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 48 Abbildung 4-5: Niederschlagssumme im Mai 2013 in Relation zum Jahresverlauf in den Jahren 2011 und 2012 in Sachsen-Anhalt [S1]

Wie auch 2010/2011 erreichte die Bodenfeuchte dadurch zum Monatswechsel extrem hohe Werte, die sich in weiten Landesteilen an der Sättigungsgrenze bewegen. Dies war die entscheidende Ausgangsbedingung für sehr hohe Abflussbeiwerte bei den weiteren Starkniederschlägen insbesondere vom 30. Mai bis zum 04. Juni 2013, die dadurch verbreitet zu hohen Direktabflussanteilen führten und ursächlich für die Bildung teils extremer Hoch- wasserwellen in Elbe, Mulde, Schwarzer Elster, Saale, Weißer Elster und Havel waren.

An der Saale und ihren bedeutenden Zuflüssen, insbesondere Ilm (Zufluss oberhalb Weißenfels) und Weiße Elster (Unterlauf, keine Relevanz für das Untersuchungsgebiet), wurden auf Grund des flächendeckenden, lang- anhaltenden Dauerregens noch nie beobachtete Höchstabflüsse registriert.

Die Saale-Talsperren im Oberlauf (vor allem in Thüringen) konnten durch eine entsprechende Betriebssteuerung insbesondere in der Zeit vom 1. bis zum 4. Juni 2013 bei maximalen Zuflüssen von über 300 m³/s und schrittwei- ser Abgabeerhöhung von 50 auf 150 m³/s erhebliche Wassermengen aus dem oberhalb gelegenen Einzugsgebiet zwischenspeichern und die Zuflüsse zur Saale aus dem oberen Einzugsgebiet im Rahmen der zur Verfügung stehenden Kapazität wirksam reduzieren. Dennoch wurde mit einem Höchstwasserstand am Pegel Camburg- Stöben in der Nacht vom 2. zum 3. Juni 2013 von 488 cm ein im Vergleich zum Aprilhochwasser 1994 um 13 cm höherer Wasserstand erreicht.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 49 Die Talsperren-Steuerung an Unstrut und Helme führte am Pegel Laucha/Unstrut zu einem gedrosselten maxi- malen Abfluss von 161 m³/s (ca. HQ20). Unterhalb der Unstrutmündung, am Pegel Naumburg-Grochlitz, wurde am 3. Juni 2013 der höchste Wasserstand mit 642 cm bei einem Abfluss von 562 m³/s (zwischen HQ25 und HQ50, Beobachtungsreihe 1967 bis 2013) erreicht. Somit war anzunehmen, dass auch im Untersuchungsgebiet Wei- ßenfels das Hochwasser von 2013 diese statistische Größenordnung erreicht haben sollte.

Zusammenfassend wurden durch den LHW in [S1] die erreichten Wasserstände und Durchflüsse der Saale-Pegel im Vergleich zu den bis dahin beobachteten Maximalwerten wie folgt zusammengefasst:

Tabelle 4-4: Hochwasserscheitel vom Juni 2013 im Vergleich zum bisherigen HHW und HHQ an ausgewählten Melde- pegeln der Saale in Sachsen-Anhalt [S1]

Bisheriger Bisheri- HW HQ Pegel HHW ger HHQ 06/2013 06/2013 Bemerkung [cm] [m³/s] [cm] [m³/s] 475 299 488 273 Camburg-Stöben TLUG 14.4.1194 3.12.1939 2./3.6.2013 2./3.6.2013 636 695 642 562 Q-Messung im Naumburg-Grochlitz 15.4.1994 15.4.1994 3.6.2013 3.6.2013 Scheitelbereich 700 796 816 916 entspr. W-Q-Bez. Halle-Trotha 16.01.2011 16.4.1994 5.6.2013 5.6.2013 Januar 2014 580 671 653 940 entspr. W-Q-Bez. Bernburg UP 7.1.2003 14.6.1961 6.6.2013 6.6.2013 Januar 2014 751 741 802 1025 entspr. W-Q-Bez. Calbe-Grizehne 7.1.2003 7.1.2003 6./7.6.2013 6./7.6.2013 Januar 2014 965 1028 entspr. W-Q-Bez. Calbe UP k.A. k.A. 6./7.6.2013 6./7.6.2013 Januar 2014

Vom LHW wurden Angaben zu Hochwassermarken [L3] übergeben. In der nachfolgenden Abbildung sind für ausgewählte Marken im Altstadtbereich in roter Schrift die eingemessenen Höhen des Wasserstands am

04.06.2013 und in schwarz die Wasserspiegellagen für das HQ100 nach [L3] dargestellt. Demzufolge kann ge- schlussfolgert werden, dass es sich für den Stadtbereich Weißenfels praktisch um ein hundertjährliches Hoch- wasserereignis gehandelt hat.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 50 Abbildung 4-6: Hochwassermarken vom 04.06.2013 (rot) und berechneter Wasserspiegel bei HQ100 (schwarz) nach [L3]

Zusammenfassung

Zusammenfassend können im Ergebnis der Beschreibung der auslösenden Faktoren und des Ablaufs der drei maßgeblichen Hochwasserereignisse der jüngeren Vergangenheit für das Untersuchungsgebiet folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

1) Kritische Hochwasserstände werden erreicht, wenn flächendeckend große bis extreme Niederschläge im Einzugsgebiet der Oberen Saale mit den Hauptzuflüssen Ilm und Unstrut eintreten. 2) Die Hochwassergefahr steigt deutlich, wenn derartige Niederschläge innerhalb oder nach einer langan- haltenden sehr nassen Periode (dadurch bedingter hoher Sättigungsgrad der Böden) oder in Zusammen- hang mit Schneeschmelze auftreten. 3) Für den Oberlauf der Saale bis einschließlich Weißenfels hat die optimale Steuerung der Saaletalsperren sowie der Talsperren im Einzugsgebiet von Unstrut und Helme einen wesentlichen Einfluss auf die letzt- endlich auftretenden Abflüsse.

4.2.2 Vorhandene Anlagen und Maßnahmen

Dieses Kapitel fasst das Ergebnis der Recherche zu bestehenden Anlagen und Maßnahmen zum Hochwasserri- sikomanagement zusammen.

Relevante Informationen aus dem HWRMP Saale wurden nur berücksichtigt, soweit sie überregional sind und ggfs. auch Auswirkungen auf die Hochwassersituation im Betrachtungsgebiet haben (können).

Neben Durchsicht der vom AG bereitgestellten Unterlagen wurde eine Recherche nach relevanten Informationen im Internet und über eine Fragebogenrecherche (siehe dazu Kapitel 5.2) beim Landkreis, den angrenzenden Gemeinden und Städten sowie Versorgern etc. vorgenommen. Alle Informationen fließen in die nachfolgende Beschreibung ein. Die vorhandenen Anlagen und Maßnahmen werden dabei in folgende Hauptgruppen unterteilt:

• Hochwasser-Flächenmanagement

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 51 • Technischer Hochwasserschutz

• Hochwasservorsorge

• Hochwasserbewältigung

4.2.2.1 Hochwasser-Flächenmanagement Festgesetzte Überschwemmungsgebiete

Die sachsen-anhaltischen Überschwemmungsgebiete der Saale sind, aufgeteilt in drei Gebiete, durch Rechts- verordnung der Landesregierung Sachsen-Anhalts festgesetzt. Die Überschwemmungsgebiete im oberen Saale- abschnitt vom Wehr Rothenburg (Saale-km 59,6) bis zur Landesgrenze des Freistaates Thüringen (Saale-km 182,8) wurden am 26.03.1999 durch das Regierungspräsidium Halle festgesetzt [S22]. Eine abschnittsweise Ak- tualisierung erfolgte 2006.

Das festgesetzte Überschwemmungsgebiet für den Altstadtbereich Weißenfels ist dabei fast identisch mit dem aktuell in den HWGK der Saale ausgewiesenen Überflutungsbereich bei einem HQ100.

Abbildung 4-7: Festgesetztes Überschwemmungsgebiet der Saale (rot schraffiert) und Überflutungsgebiet bei HQ100 [L3, L4]

Die aktuell in den HWGK dargestellten Überflutungsbereiche bei HQ100 weichen demzufolge von den rechtlich festgesetzten Überschwemmungsgebieten, wenn auch nur geringfügig (im Innenstadtbereich Weißenfels) ab. Da

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 52 jedoch die Maßnahmen dieses Hochwasserschutzkonzeptes unter Berücksichtigung dieser aktuellen Ergebnisse identifiziert werden, ist eine Anpassung auch der rechtlichen Überschwemmungsgebietsgrenzen angezeigt.

Die Maßnahmentabelle des HWRMP Saale [L3] umfasst allerdings ausschließlich eine Auflistung erforderlicher technischer Maßnahmen. Auch im Bericht wird auf die festgesetzten Überschwemmungsgebiete ausschließlich verwiesen, jedoch keine Empfehlung zu deren Aktualisierung im Sinne einer vorbeugenden Maßnahme des Hochwasserrisikomanagements ausgesprochen.

Gemäß Tabelle 4-1 ist für 59 Gewässer bzw. Gewässerabschnitte als Maßnahme die „Festsetzung bzw. Aktuali- sierung der Überschwemmungsgebiete und Formulierung von Nutzungsbeschränkungen nach Wasserrecht“ für Sachsen-Anhalt benannt [S5]. Konkrete Aussagen, welche Gewässer davon betroffen sind, finden sich nicht in dieser Zusammenstellung.

Berücksichtigung des Hochwasserschutzes in der Landes-, Regional- und Bauleitplanung

Der Landesentwicklungsplan 2010 [S16] enthält die Vorranggebiete und Vorbehaltsgebiete für Hochwasser- schutz für das Land Sachsen-Anhalt sowie die damit verbundenen Ziele und Grundsätze.

Weißenfels gehört zur Regionalen Planungsregion Halle. Im Regionalen Entwicklungsplan für die Region Halle aus dem Jahre 2010 als auch im aktuellsten (noch nicht rechtskräftigen) Entwurf seiner Aktualisierung [S17] sind in der Originalversion „Vorranggebiete für den Hochwasserschutz“, nach der geplanten Aktualisierung „Vorbe- haltsgebiete für den Hochwasserschutz dargestellt, wobei letztere definiert sind als „…Überschwemmungsberei- che an …. der Saale (MSH, SK, HAL, BLK) sowie weitere im entsprechenden Absatz definierte Gebiete außerhalb des Untersuchungsgebietes.

Im Flächennutzungsplan der Stadt Weißenfels (rechtskräftig seit 26.04.2013) sind diese Vorranggebiete als auch die Überschwemmungsgebiete ausgewiesen.

Auch in den B-Plänen der Stadt sind/werden die Überschwemmungsgebiete nachrichtlich dargestellt. Innerhalb des Untersuchungsgebietes gibt es aktuell folgende rechtskräftige Bebauungs- bzw. Vorhabens- und Erschlie- ßungspläne:

 B-Plan Nr. 20: Friedrichstraße/Schwedenstein/Niemöllerplatz  B-Plan Nr. 26a: Uferbereich-Dammstraße  B-Plan Nr. 32: Ausgleichsfläche Mehrzwecksporthalle  VE- Plan. Nr. 2: Senioren-Service-Wohnungen

Hochwasserangepasste Nutzungen in den Risikogebieten

Hochwasserangepasste Bewirtschaftungsformen der Landwirtschaft sind nicht bekannt. Auf Grund der Lage im Überschwemmungsgebiet und der damit einhergehenden Überflutungsgefährdung werden die meisten Flächen im gesamten Burgenlandkreis als Grünland genutzt. Eine spezielle Förderung durch den Landkreis erfolgt nicht, da die Zuweisungen des Amtes für Landwirtschaft, Fluorneuordnung und Forsten für Grünland ohnehin höher sind als für Ackerland, unabhängig davon, ob diese in einem Überschwemmungsgebiet liegen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 53 Es befinden sich keine als IED-Anlagen gekennzeichneten Anlagen im Überschwemmungsbereich bis HQextrem.

Die Kläranlage Weißenfels liegt im Überflutungsgebiet der Saale bereits bei einem HQ10, ist aber gegen Zutritt entsprechend geschützt (vgl. Kapitel 4.2.2.2).

(Erläuterung: IED-Anlagen sind alle im Anhang 1 der 4. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) genann- ten Vorhaben, die zusätzlich mit einem „E“ gekennzeichnet sind).

Gewässerrenaturierung und naturnahe Gewässerunterhaltung unter besonderer Berücksichtigung der Vorgaben der WRRL

Weder die Landkreisverwaltung noch die angefragten Gemeinden hatten hierzu Kenntnisse. Im Maßnahmenpro- gramm des Landes zur Umsetzung der WRRL [S7] sind als Maßnahmen jedoch der ökologisch orientierte Umbau der Wehre Herrenmühle (Maßnahmen-ID 3575), Brückenmühle (ID 3576) sowie Beuditzmühle (ID 3577) benannt.

Regenwasserversickerung, Regenwassernutzung, Regenwasserrückhalt

Im weiteren Bearbeitungsgebiet sind sowohl Misch- als auch Trennkanalisation vorhanden, wobei im Altstadtge- biet innerhalb des potentiellen Überschwemmungsgebietes und somit des geplanten Maßnahmenkonzeptes aus- schließlich Mischwasserkanalisation existiert. Im Stadtgebiet existieren aktuell drei Regenüberlaufbecken (RÜB 2, 5 und 6), die Genehmigungsunterlagen für das RÜB 4 wurden im Juli 2017 eingereicht und die Errichtung ist für 2018/2019 geplant. Da von einer Realisierung ausgegangen wird, wurde diese Anlage hier bereits mit benannt.

Sowohl durch die Abwasserentsorgung Weißenfels (AöR) als auch die meisten der angefragten Betriebe (Aus- nahme Stadtwerke Weißenfels GmbH) wurde angegeben, dass Maßnahmen zur Regenwasserversickerung um- gesetzt wurden bzw. werden. Im Stadtgebiet existieren auf privaten und öffentlichen Grundstücken Flächen, die nur teildurchlässig versiegelt sind und somit ebenfalls eine positive Auswirkung auf den Gebietsrückhalt haben, soweit diese auf Grund der Boden- und Grundwasserverhältnisse möglich ist.

4.2.2.2 Technischer Hochwasserschutz Deiche und Dämme

Unmittelbar stromoberhalb des Bearbeitungsgebiets befindet sich im linken Saalevorland der Deich Markwerbe- ner Wiese (km 145,0 bis 144,2), dessen Funktion auf Grund der Größe/Höhe nicht eindeutig bekannt ist. In [L3] wird der Deich als „Verwallung“ beschrieben.

Der Deich um die Kläranlage in Weißenfels (km 140,4 bis 140,0) wurde im Zuge des Ersatzneubaus der Kläran- lage 1999 mit einer Mindesthöhe von 97,50 m NHN errichtet und nach dem Hochwasser 2013 zusätzlich stabili- siert.

Der Schkortlebener Deich (km 135,5 bis 134,5) liegt unterhalb der Siedlungsflächen und erfüllt derzeit keine Schutzfunktion [L3].

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 54 Weitere stationäre und mobile Hochwasserschutzeinrichtungen (z. B. Mauern)

Aus Richtung Burgwerben wurde für den Hochwasserfall eine höher liegende Notzufahrt zur Kläranlage errichtet, da um den Schutzdeich der Kläranlage die Flächen vollständig überstaut werden. Die Sicherung dieser Notzufahrt im Bereich des Radwegs und der Bahnunterführung erfolgt mittels eines Mobildeiches, welcher durch entspre- chend geschultes Betriebspersonal im Hochwasserfall errichtet wird.

In [A13] wurden entlang des rechten Saaleufers mehrere Befestigungsanlagen als stationäre Hochwasserschutz- anlagen definiert. Allerdings handelte es sich im damals dokumentierten Zustand eher grundsätzlich um Anla- gen/Maßnahmen zur Sicherung der Saaleböschung.

Im Jahre 2018 wurde entlang der Großen Deichstraße auf einem Abschnitt von etwa 130 m zwischen Hirsemann- straße und Niemöllerplatz die Ufermauer saniert und nach Aussagen der Stadtverwaltung Weißenfels gleichzeitig auf den Bemessungswasserstand HQ200 erhöht. Diese Mauer wies aber offensichtlich bereits vor dem Hochwas- ser 2013 eine ausreichende Höhe, wenn auch ggfs. mit nicht ausreichendem Freibord auf, um ein Extremhoch- wasser zu kehren (vgl. Karte 1).

Entsprechend den übermittelten Unterlagen [A15] soll diese Maßnahme in 2018 im 2. Bauabschnitt um weitere 56 m und in 2019 um 106 m im 3. Bauabschnitt erweitert werden. Die beiden noch nicht ausgeführten Bauab- schnitte werden vorerst im Rahmen der Maßnahmenplanung deshalb noch mit aufgeführt (Kapitel 7.1.2).

Abbildung 4-8: Bereits auf HQ200 ausgebaute Uferbefestigung an der Großen Deichstraße

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 55 Umflutkanäle mit Hochwasserschutzwirkung

Durch insgesamt 3 Staustufen (Beuditzwehr, Brückenmühlenwehr, Herrenmühlenwehr) wurde das natürliche Ge- fälle und Abflussverhalten der Saale im Stadtgebiet von Weißenfels zugunsten der ursprünglich durchgeführten Saale-Flussschifffahrt erheblich beeinflusst und der Fluss aufgestaut. In Verbindung damit wurden Schleusen und Schleusengräben sowie Mühlgräben angelegt. Die Mühlgräben der Beuditz- und Brückenmühlenschleuse sind nicht mehr vorhanden, der Mühlgraben der Herrenmühlenschleuse wurde in Verbindung mit der Reaktivierung der Wasserkraft wieder an die Stromsaale angeschlossen [A4]. Somit können diese Umfluter nicht als hochwas- serschutzrelevante Anlagen betrachtet werden.

Sonderbauwerke (z. B. Polder) im Einzugsgebiet der Saale

Aktuell existieren gemäß [L3] auf dem Gebiet der Gemeinde Weißenfels bzw. bis zur Landesgrenze zu Thüringen oberhalb des Bearbeitungsgebietes keine gesteuerten Polder.

Stauanlagen mit Hochwasserrückhalteraum im Einzugsgebiet der Saale

Im Einzugsgebiet der oberen Saale als auch ihrer Zuflüsse Unstrut und Ilm befindet sich eine Vielzahl von Tal- sperren und Hochwasserrückhaltebecken, die im Hochwasserfall eine Rückhaltefunktion ausüben. Für diese lie- gen Steuerungsvorschriften vor, die den Abfluss an den Mittel- und Unterlauf der Saale regulieren. Die Wirkung der Talsperren ist maximal bis zum Stadtgebiet Halle nachweisbar bzw. wurde u.a. bei der Auswertung der zu- ständigen Fachbehörden u.a. beim Hochwasser 2013 entsprechend dokumentiert [S1, S13]. Der größte Teil diese Talsperren liegt dabei im Bundesland Thüringen. Nachfolgend erfolgt eine kurze Zusammenfassung der Informa- tionen hierzu aus [S13]:

Die meisten der Anlagen in Thüringen werden durch die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) bewirtschaftet. Die Saalekaskade, einen Verbund von Talsperren im oberen Saaleeinzugsgebiet, bewirtschaftet die Vattenfall Europe Generation AG. Die Stauanlagen der TFW und die Saalekaskade werden im Hochwasserfall gemäß Be- triebsvorschriften und ggf. ergänzenden Steueranweisungen der TLUG gesteuert. Eine Übersicht der Talsperren in Thüringen mit Fokus auf das Einzugsgebiet der Saale ist in der nachfolgenden Abbildung gegeben:

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 56 Abbildung 4-9: Talsperren gemäß § 67 Abs. 5 ThürWG (Betriebsverantwortung TLUG) / Auszug [S13]

Ergänzend hierzu existieren auch in Sachsen-Anhalt insbesondere im Einzugsgebiet der Unstrut Stauanlagen, die nachweislich eine hochwasserdrosselnde Funktion ausüben und somit auch für das Bearbeitungsgebiet ent- sprechende positive Auswirkung haben (vgl. hierzu auch Kapitel 4.2.1).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 57 Abbildung 4-10: Talsperren in Sachsen-Anhalt [S18]

Schutz des Kanalsystems gegen Rückstau

Entsprechend der abgestimmten Aufgabenstellung sollte auch eine Analyse erfolgen, inwieweit ein Schutz des Kanalsystems gegen Rückstau/ Überstau bei Hochwasser gegeben ist bzw. erfolgen muss.

Betrachtet man die in [A7] bereitgestellten Kanaldeckelhöhen bzw. Sohlhöhen im Überflutungsgebiet bei HQ100 bzw. HQ200 lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass aktuell oder bei einer zukünftigen oberflächlichen Über- schwemmung durch Ausuferungen der Saale auf Grund der Gefälleverhältnisse eine Flutung weiterer Bereiche über den Eintritt in die Kanalisation nicht zu besorgen sein sollte, da in den Bereichen der Anschlaglinien der beiden Hochwasserereignisse die Kanäle grundsätzlich ein ansteigendes Niveau aufweisen. Wird jedoch eine Flutung des Stadtgebietes zukünftig verhindert, muss gleichzeitig der Rückstau im Kanalsystem unterbunden werden, da andernfalls über alle Schächte, die tiefer als der jeweilige Wasserspiegel der Saale im Bereich der Einmündung der Sammler liegen, das Wasser austreten und die Altstadt somit fluten würde. Dies kann theoretisch durch entsprechende Bauwerke (z.B. Rückstauklappen) erfolgen.

Die für die Betrachtungen maßgeblichen potentiellen Einleitstellen in die Saale sind in der nachfolgenden Abbil- dung dargestellt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 58 Abbildung 4-11: (Potentielle) Einleitstellen der Kanalisation In die Saale [A7]

Durch die Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) wurden im Rahmen einer Beratung zu den einzelnen Einleit- stellen nachfolgende Informationen übermittelt bzw. deren Relevanz durch den Auftragnehmer mittels Vergleich mit den Wasserspiegellagen aus den Berechnungsergebnissen in [L2] verifiziert:

Nr.1: keine Rückstauklappe, Rückstau ins System auf Grund Gefälle eher nicht zu besorgen; Ergebnis Verifi-

zierung: Wasserspiegellage HQ200/extrem 97,41 m NHN, erster Kanalschachteinlauf 97,53 m NHN; somit keine Rückstaugefahr bzw. Austritt Saalewässer über rückwärtiges System Nr.2: Auslauf RÜB 5: RÜB ist mit Rückstauklappe ausgerüstet Nr.3: keine Rückstauklappe, Rückstau ins System auf Grund Gefälle eher nicht zu besorgen; Ergebnis Verifi-

zierung: Wasserspiegellage HQ200/extrem 97,46 m NHN, erster Kanalschachteinlauf 98,60 m NHN; somit keine Rückstaugefahr bzw. Austritt Saalewässer über rückwärtiges System Nr.4: keine Rückstauklappe, Rückstau ins System auf Grund Gefälle eher nicht zu besorgen; Ergebnis Verifi-

zierung: Wasserspiegellage HQ200/extrem 97,88 m NHN, erster Kanalschachteinlauf 100,85 m NHN; somit keine Rückstaugefahr bzw. Austritt Saalewässer über rückwärtiges System Nr.5: keine Rückstauklappe, Rückstau ins System auf Grund Gefälle eher nicht zu besorgen; Ergebnis Verifi-

zierung: Wasserspiegellage HQ200/extrem 97,97 m NHN, erster Kanalschachteinlauf 99,68 m NHN; somit keine Rückstaugefahr bzw. Austritt Saalewässer über rückwärtiges System Nr.6: Auslauf RÜB 2: RÜB ist mit Rückstauklappe ausgerüstet Nr.7: RÜ des AöR; aktuell ist die Überlaufschwelle deutlich höher gelegt um Überlauf in die Saale zu verhin- dern; wird in naher Zukunft verschlossen so dass hier in Abstimmung mit dem AöR keine Maßnahme abgeleitet werden muss/soll

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 59 Nr.8: Mündung Greißlaubach; aus Mischwasserkanalisation der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) gibt es keinerlei Einlauf in den das Altstadtgebiet verrohrt querenden Geißlaubach

Abbildung 4-12: Mündung Geißlaubach in die Saale

Nr.9: Auslauf (zukünftiges) RÜB 4: RÜB wird mit Rückstauklappe ausgerüstet Nr.10: aktueller Überlauf; soll zukünftig verschlossen, verlegt und neu angelegt werden; im Zuge dessen wird entweder eine Rückstauklappe oder ein Schieber eingebaut; deshalb keine zusätzliche Maßnahme er- forderlich

Nr.11: Abschlag Beuditz; keine Rückstauklappe, Status derzeit unklar; Wasserspiegel HQextrem beträgt hier 99,15 m NHN; Straßeneinläufe reichen bis in Bereich Stadthalle bzw. Altstadt; ohne Rückstausicherung oder Verschluss somit Gefährdung Nr.12: keine Rückstauklappe, Rückstau ins System auf Grund Gefälle eher nicht zu besorgen; Ergebnis Verifi-

zierung: Wasserspiegellage HQ200/extrem 99,35 m NHN, erster Kanalschachteinlauf an der Bahndammun- terführung bereits 99,91 m NHN; somit keine Rückstaugefahr bzw. Austritt Saalewässer über rückwärti- ges System Nr.13: Auslauf RÜB 6: RÜB ist mit Rückstauklappe ausgerüstet Nr.14: Einmündung Straßendrainage Jüdenstraße: im Rahmen des Straßenneubaus wird ein Rückstauver- schluss eingebaut, so dass hier keine Maßnahme erforderlich wird Nr.15: ehemaliger RW-Einlauf der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR); nunmehr Nutzung durch Stadt Wei- ßenfels für Straßen,- Quell- und Drainagewasser; noch ohne Rückstauverschluss; daraus folgt Notwen- digkeit der Errichtung eines solchen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 60 Ergänzend muss weiterhin auch gewährleistet werden, dass während eines Hochwassers der Saale und der benannten Sicherung gegen Rückstau möglicherweise im Hinterland anfallendes Niederschlagswasser abgeleitet werden kann bzw. die Funktionstüchtigkeit der RÜB auch im Hochwasserfall gewährleistet ist. Da dies entspre- chend den Untersuchungen in [A11] nicht gewährleistet ist, ist für alle bestehenden RÜB (2, 5, 6) die Nachrüstung von Hochwasserpumpwerken erforderlich, um den Mindestempfehlungen der einschlägigen Regelwerke Rech- nung zu tragen. Nähere Ausführungen hierzu finden sich in Kapitel 4.3. Für das RÜB 4 wird in [A11] eine Hoch- wassersicherheit bis ca. HQ79 der Saale abgeleitet. Unter Berücksichtigung der abgestimmten Ziele des Hoch- wasserschutzkonzeptes (Kapitel 5.3) ist demzufolge auch für dieses die Nachrüstung eines Hochwasser- pumpwerks erforderlich. Zwar finden sich in den Genehmigungsunterlagen entsprechende Aussagen, jedoch er- folgte noch keine Bemessung eines Pumpwerkes.

4.2.2.3 Hochwasservorsorge Bauvorsorge im Bestand und bei Neubau

Die Stadt Weißenfels sieht Maßnahmen zum Objektschutz bzw. zur baulichen Anpassung unter Berücksichtigung hochwasserrelevanter Sachverhalte sowohl für öffentliche Gebäude als auch Infrastruktureinrichtungen vor. Von allen angefragten Gewerbe- bzw. Versorgungsunternehmen wurde dies verneint bzw. es erfolgten keine Hinweise hierzu.

Informations- und Beratungsprogramme zum Thema Bauvorsorge sind den angefragten Unternehmen nicht be- kannt und werden laut Stadtverwaltung Weißenfels aktuell auch nicht angeboten.

Objektschutzmaßnahmen für besonders sensible Einzelobjekte bzw. Einzelanlagen

Die Stadtwerke Weißenfels GmbH teilte mit, dass grundsätzlich für einzelne Objekte Hochwasserschutzmauern, mobile Systeme oder Sandsäcke existieren bzw. vorgehalten werden. Nachfolgende Abbildung und Tabelle zei- gen die betroffenen Anlagen der Stadtwerke bei einem Extremhochwasser der Saale. Es wurden jedoch keine konkreten Aussagen übermittelt, ob für alle diese Anlagen die benannten mobilen Systeme auch tatsächlich vor- gehalten werden.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 61 Abbildung 4-13: Bei Extremhochwasser der Saale betroffene Anlagen der Stadtwerke Weißenfels

Tabelle 4-5: Bei Extremhochwasser der Saale betroffene Anlagen der Stadtwerke Weißenfels

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 62 Hochwasserwarnsysteme und Hochwassermeldesysteme

Die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) des Landes Sachsen-Anhalt überwacht die Entwicklung der Wasser- stände und Durchflüsse und erstellt und verteilt zeitnah im Rahmen eines Bereitschaftsdienstes Hochwasserwar- nungen, Hochwasserstandsmeldungen, -vorhersagen sowie -informationen gemäß der Hochwassermelde-ver- ordnung des Landes (HWM VO) [N11]. Demzufolge erreichen diese Informationen sowohl die Landkreisverwal- tung als auch die Gemeinden bzw. deren Einsatzstäbe im Hochwasserfall.

Jeder Bürger bzw. Betroffener kann sich über den Internetauftritt des LHW zu den Gefährdungsbereichen in den Hochwassergefahren- und -risikokarten informieren [G14]. Eine anderweitige Bereitstellung dieser Informationen ist aktuell nicht erkennbar.

Alarm- und Einsatzplanung; Organisation der Gefahrenabwehr und des Katastrophenschutzes

Ergänzend zu den im Rahmen der Umsetzung der HWM VO übermittelten Informationen durch die HVZ wurde durch den Landkreis ein eigenständiges „Hochwasserschutzdokument“ erstellt, in dem u.a. auch die kreiseigenen Objekte enthalten sind, die im HW-Fall entsprechend zu sichern sind. Dieses Dokument wird regelmäßig aktuali- siert. Es erfolgt neben der Einbindung in den Stab des Hauptverwaltungsbeamten eine ständige Absprache mit dem Kreisverbindungskommando der Bundeswehr.

Entsprechend §6 HWM VO haben die Gemeinden die Verpflichtung, „…Unterlagen zu erstellen und bereitzuhal- ten, durch die die eingehenden Hochwassermeldungen mit konkreten Handlungsanweisungen für das Gemein- degebiet, insbesondere mit den Maßnahmen der Wasserwehr, verknüpft werden...“. Von den angefragten Ge- meinden im erweiterten Untersuchungsgebiet wurde die Existenz und regelmäßige Aktualisierung eines eigen- ständigen Alarm- und Einsatzplanes lediglich durch die Städte Naumburg und Weißenfels [A1] benannt. Keine Information hierzu lag aus der Verbandsgemeinde Wethautal und der Stadt Lützen vor, verneint wurde dies durch die Verbandsgemeinde Unstruttal.

In Naumburg existiert für die Umsetzung dieses Planes eine Wasserwehr, in Weißenfels werden die Aufgaben der Wasserwehr direkt durch den Krisenstab unter Leitung der Feuerwehr übernommen.

Die Stadt Weißenfels ist darüber hinaus Mitglied einer Arbeitsgruppe u.a. mit der Stadt Jena und weiteren Kom- munen mit dem Ziel, den Hochwasserschutz unterhalb der Saaletalsperren zu verbessern.

Sehr positiv ist zu bewerten, dass auch mehrere der angefragten Unternehmen eigenständige Alarm- und Ein- satzpläne für ihre Einrichtung besitzen (Stadtwerke, Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels sowie Abwasserbesei- tigung Weißenfels (AöR)). Die beiden letztgenannten sind darüber hinaus als städtische Betriebe direkt in den Einsatzplan der Stadt eingebunden.

Ausbildung und Übungen des Personals, Lagerung und Vorhaltung von Materialien etc.

Sowohl das Land als auch der Landkreis bieten regelmäßige Schulungen bzw. gemeinsame Übungen für das Personal der Katastrophenstäbe, Feuer- und Wasserwehren an. Das Personal der Stadt Weißenfels nimmt dieses und in Ergänzung auch Angebote des THW an.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 63 Die in der Dienstanweisung zur Abwehr von Hochwasser- und Eisgefahren [A1] aufgelisteten umfangreichen Hochwasserbekämpfungsmittel werden in Weißenfels einem zentralen Materiallager in der Leopold-Keller-Straße (Feuerwehr der Stadt) sowie bei den jeweiligen Feuerwehren der Ortsteile vorgehalten.

Von den angefragten Versorgern bzw. größeren Betrieben wurden Pumpen durch die Abwasserbeseitigung Wei- ßenfels (AöR) und den Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels als ergänzende Hochwasserbekämpfungsmittel be- nannt. Alle anderen Betriebe halten, trotz der Lage im oder an der Grenze des Gefährdungsbereiches, derzeit keine entsprechenden Mittel vor.

Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung

Sowohl durch den Burgenlandkreis als auch einzelne Gemeinden (u.a. Weißenfels und Naumburg) werden die Bewohner über das Verhalten im Hochwasserfall entsprechend informiert. Dies erfolgt u.a. über die Amtsblätter oder entsprechende Informationsbroschüren. Der Landkreis plant, zukünftig spezielle Informationsveranstaltun- gen durchzuführen.

Risikovorsorge

Drei der angefragten Gemeinden verneinten, eventuelle Rücklagen für eine finanzielle Absicherung öffentlicher Gebäude im Hochwasserfall gebildet zu haben. Gleiches gilt für die 5 angefragten Versorger / Gewerbebetriebe. Allerdings verfügt die Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) über eine entsprechende Risikoversicherung für seine Anlagen, die jedoch noch nicht in Anspruch genommen wurde/werden musste. Im Verlaufe der Bearbeitung des Projektes wurde zwischenzeitlich durch den Sport- & Freizeitbetrieb der Stadt Weißenfels der Abschluss einer Hochwasserversicherung für die Stadthalle Weißenfels ab 01.01.2019 vorbereitet.

4.2.2.4 Hochwasserbewältigung Die letzten schadbringenden Hochwasserereignisse in der Region sind in Kapitel 4.2.1 beschrieben. Je nach Lage hatten sie allerdings unterschiedliche Auswirkungen auf die angefragten Körperschaften und Betriebe. Über Unterlagen/Aufzeichnungen zu deren Auswirkungen verfügen der Burgenlandkreis und die Stadt Weißenfels, das THW (Ortsverband Weißenfels) sowie die Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR).

Allerdings wurde dieses Defizit offensichtlich bereits erkannt, da u.a. die Stadtwerke Weißenfels GmbH und der Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels bejahten, zukünftig eine derartige Auswertung/Analyse vorzunehmen, um den Hochwasserschutz der eigenen Anlagen zu verbessern.

Weiterhin existieren für das Stadtgebiet Weißenfels Hochwassermarken mit Nivellement der Wasserspiegellagen beim Juni-Hochwasser 2013 des LHW (s. Kapitel 4.2.1).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 64 4.3 Bewertung der vorhandenen Anlagen und Maßnahmen

Es erfolgt eine Bewertung der vorab benannten vorhandenen Anlagen und Maßnahmen im Hinblick darauf,

 ob die Anlage / Maßnahme mit der gegenwärtigen Funktion eine relevante positive Wirkung im Sinne des HWRM hat (z. B. Deich mit ausreichend hohem Schutzgrad),

 ob die Anlage / Maßnahme durch Anpassung eine relevante Wirkung im Sinne des HWRM haben könnte (z. B. Deicherhöhung oder auch Deichrückbau),

 ob die Anlage mit der gegenwärtigen Funktion eine negative Wirkung im Sinne des HWRM hat (z. B. Abflusshindernis) nach dem folgenden grundlegenden Schema:

Abbildung 4-14: Schema zur Bewertung für bestehende Anlagen und Maßnahmen

Nach diesem Prüfschema werden nur die Maßnahmen und Anlagen bewertet, die im Bearbeitungsgebiet liegen bzw. durch deren Wirkung zu entwickelnde Maßnahmen HWSK in ihrer Wirkung beeinflusst werden könnten. Für die Anlagen und Maßnahmen, für die nach oben genanntem Prüfschema ein Handlungsbedarf identifiziert wird, wird eine Maßnahme abgeleitet und diese in das HWSK entsprechend integriert (Kapitel 7).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 65 Eine weitere Einschränkung wird dahingehend getroffen, dass nicht-technische Maßnahmen (z.B. Alarm- und Einsatzpläne) auch wenn vorhanden nicht nach diesem Schema bewertet wurden. Deren Bewertung und Schlussfolgerungen für entsprechende Maßnahmen ist unmittelbar in die Defizitanalyse (Kapitel 5.3) eingebun- den.

Regenüberlaufbecken der Abwasserentsorgung Weißenfels (AöR)

Untersuchungen zur aktuellen Hochwassersituation an den vier benannten RÜB wurden im Jahre 2017 im Auftrag der Abwasserentsorgung Weißenfels (AöR) durchgeführt [A11].

Für die erfolgreiche Umsetzung des Hochwasserschutzes in der Altstadt Weißenfels haben unmittelbar nur die RÜB 2 und 4 eine Bedeutung, da im Falle des Versagens ein Rückstau zur Überflutung der durch die weiteren Maßnahmen geplanten Bereiche führen würde.

Ähnliche negative Auswirkungen auf das an das RÜB 5 und 6 angeschlossene Gebiet sind auch bei deren Ver- sagen nicht auszuschließen. Allerdings werden dann Gebiete nördlich der Saale betroffen sein, die durch das hier erarbeitete HWSK für die Altstadt nicht erfasst sind.

Im Entlastungskanal DN 1400 des RÜB 5 ist eine Rückstauklappe eingebaut. Die Rückstauklappe ist im Hoch- wasserfall bei Trockenwetter geschlossen und damit wirksam. Bei Regenwetter und damit einhergehender Ent- lastung des RÜB 5 öffnet die Rückstauklappe, wenn der Wasserspiegel im Entlastungskanal höher als der Hoch- wasserspiegel der Saale ist. Bei steigendem Hochwasser gleichen sich die Wasserspiegel stromab und stromauf der Rückstauklappe an. Ist der Hochwasserspiegel bzw. der Rückstau aus dem Ablaufkanal stromab der Rück- stauklappe bei laufender Entlastung höher als die OK der Überlaufschwelle des Entlastungskanals, kommt es zum Einstau im RÜB 5 und damit im vorgelagerten Kanalnetz. Durch eine Abflussreglung im Ablauf vom RÜB 5 ist die Überflutung der Kläranlage bei Hochwasser vom Zulauf her jedoch ausgeschlossen.

Schon bei geringeren Ereignissen als dem 100-jährigen Ereignis kann hingegen Saalewasser über die Schacht- deckel bzw. Straßeneinläufe in die Kanalisation eindringen und zum RÜB 6 gelangen. Falls das Drosselbauwerk des RÜB 6 im Hochwasserfall nicht geschlossen wird, gelangt dieses Wasser in den Sammler zur Kläranlage und damit zur Kläranlage.

Entsprechend den Untersuchungen in [A11] sind bzw. werden auch die RÜB 2 und 4 mit Rückstauklappen aus- geführt.

Für das RÜB 2 wurde in [A11] ausgewiesen, dass bereits bei freiem Auslauf in die Saale (etwa 30 cm über MW) auf Grund der konstruktiven Gegebenheiten die Überlaufschwelle um 0,49 m überstaut ist und somit keine volle Entlastungswirkung mehr gegeben ist. Die maximale Entlastung ist nur bei Wasserständen der Saale ≤ MW ein- zuhalten. Dieser wurde mit 94,99 m HN76 (entspricht ca. 95,12 m NHN) berücksichtigt. Jeder höhere Wasser- stand der Saale bedingt eine nicht mehr vollständige rückstaufreie Ableitung des Bemessungsabflusses. Dem- entsprechend ist durch bauliche Anpassung die Leistungsfähigkeit zur Ableitung des QB mind. bis zu einem Was- serstand MW + 30 cm zu sichern.

Grundsätzlich wurde bei allen RÜB in [A11] der Nachweis erbracht, dass sie im Hochwasserfall der Saale und einem gleichzeitigen Regenereignis (jedoch geringerer Intensität als für die Ermittlung des Bemessungsabflusses

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 66 zugrunde gelegt wird, wobei dieser nicht konkret quantifiziert wurde) in unterschiedlicher Häufigkeit ohne zusätz- liches Hochwasserpumpwerk versagen werden und es damit zu einem Rückstau im System kommt, der zu des- sen Überlastung und somit potentiellen Flutung unterschiedlicher Bereiche der Altstadt führen würde (vgl. hierzu auch Kapitel 5.1).

Die Dringlichkeit der Erfordernisse der Errichtung der Hochwasserpumpwerke ergibt sich aus der nachfolgenden Zusammenstellung. Angegeben sind die in [A11] identifizierte Jährlichkeit des Saale-Wasserstandes, ab welchem beim jeweiligen RÜB die Rückstauklappen geschlossen werden müssen und es somit bei gleichzeitigem Nieder- schlag im Hinterland zu schadbringendem Rückstau im Kanalisationssystem und somit auch zu Austritt von Was- ser über die Kanalhaltungen kommen könnte. Je nach Lage der RÜB entspricht dies unterschiedlichen Saale- Wasserständen, die in der letzten Spalte angegeben sind (Angaben aus [A11] wurden in m NHN umgerechnet mit einer Differenz von 13 cm zu den dort angegebenen Wasserständen im Höhensystem HN76):

Tabelle 4-6: Jährlichkeit Flutungsereignis der Saale je HRB und korrespondierender maßgeblicher Saale-Wasser- stand entspricht Saalewasser- Jährlichkeit Saale- stand am Auslaufbau- RÜB Nr. Hochwasser (Flu- werk von tungsereignis) [m NHN] 2 3,27 96,52 4 79,1 98,20 5 0,92 94,81 6 8,80 97,21

Das heißt, mit einer Jährlichkeit von 0,92 a oder anders gesprochen mehr als einmal jährlich müsste das Hoch- wasserpumpwerk am RÜB 5 anspringen, wenn es bei den entsprechenden Saalewasserständen gleichzeitig zu einem Regenereignis im Stadtgebiet kommt. Je nach konzipierter bzw. geplanter Kapazität des Pumpwerkes (dies ist letztendlich ein wesentlicher Bestandteil der Ingenieurplanung) kann dann bis zu definierten Nieder- schlagsereignissen ein Rückstau in bzw. ein Überstau des Kanalnetzes (verbunden mit Schäden an der Infra- struktur) und gleichzeitig ein möglicher Austritt über die Kanalschächte und somit die Überschwemmung des Stadtgebietes vermieden werden.

Es ist an Hand dieser Zusammenstellung auch erkennbar, dass die größte Dringlichkeit der Nachrüstung eines Hochwasserpumpwerkes für das RÜB 5 gegeben ist, die geringste für das RÜB 4. Dies wird im Zuge der Ableitung der Rangfolge der Maßnahmen (Kapitel 8) entsprechend berücksichtigt.

Im Sinne eines vollständigen Hochwasserschutzes für die Altstadt sind wie oben ausgeführt vorrangig bzw. aus- schließlich die RÜB 2 und 4 maßgeblich. Demzufolge wird auch nur für diese der Handlungsbedarf ausgewiesen. Grundsätzlich wäre jedoch für die beiden RÜB 5 und 6 ein analoger Handlungsbedarf gegeben.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 67 Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM vorhanden? RÜB 2 und 4 nein Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM aktivierbar? ja nein ja Negative Wirkung im Sinne HWRM? ja nein Kein Handlungs- Kein Handlungs- Handlungsbedarf Handlungsbedarf bedarf bedarf

Die Nachrüstung eines Hochwasserpumpwerkes an den beiden benannten RÜB muss deshalb als zwingend erforderliche Maßnahme in das HWSK aufgenommen werden. Für die Bemessung der Kapazität des zu planen- den Pumpwerkes sind im Zuge der Ingenieurplanungen Vorgaben zu treffen und durch entsprechende Detailun- tersuchungen zu untersetzen:

 Bis zu welchem HQT der Saale soll die Sicherheit gewährleistet werden?

 Soll in jedem Falle auch der QB abgesichert werden (in der Regel treffen QB und HQT der Saale nicht

zusammen, die Regenereignisse im Kanalnetz haben eher geringere Abflüsse bei einem HQT der Saale zur Folge)?

In Abstimmung mit dem AG, dem Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR) sowie dem Landesverwaltungsamt werden ergänzend die oben beschriebenen Maßnahmen für das RÜB 5 (Hochwasserpumpwerk) und RÜB 6 (Hochwas- serpumpwerk und Hochwasserschutzanlage am Nordufer der Saale) mit in die Maßnahmenliste aufgenommen. Für die Wirtschaftlichkeitsanalyse werden jedoch nur die RÜB 2 und 4 berücksichtigt.

Deich Markwerbener Wiese

Das Schutzniveau beträgt aktuell weniger als HQ10. Bei HQ10 wird der Deich bereits umströmt und bei selteneren Ereignissen wird der Deich massiv überströmt [L3]. Unter der Annahme, dass dieser Deich die Ortslagen Uichte- ritz und Markwerben schützen soll und setzt man ein Mindestschutzziel von HQ100 voraus (vgl. Tabelle 4-2) ergibt sich folgende Bewertung:

Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM vorhanden? nein Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM aktivierbar? ja nein ja Negative Wirkung im Sinne HWRM? ja nein Kein Handlungs- Kein Handlungs- Handlungsbedarf Handlungsbedarf bedarf bedarf

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 68 Eine Erhöhung des Deiches oder eine Rückverlegung und gleichzeitige Erhöhung können das Defizit beseitigen. Diese sich ableitende Maßnahme ist bereits Bestandteil des HWRMP Saale und wird aktuell durch den LHW geplant. Da durch diese Maßnahme jedoch für das Bearbeitungsgebiet unabhängig von der konkreten Ausfüh- rung keine Veränderung der Verhältnisse bei einem HQ100 oder HQextrem zu erwarten sind (Kapitel 4.1), leiten sich für das hier aufzustellende HWSK keine Maßnahmen ab.

Deich Kläranlage Weißenfels

Wie bereits erwähnt, wurde nach dem Hochwasser vom April 1994 ein Ringdeich auf einer Mindesthöhe von

97,50 m NHN errichtet. Die bei HQ100 berechnete Wasserspiegellage beträgt 96,77 m NHN [L2], bei HQ200 liegt der Wasserspiegel bei etwa 97,32 m NHN.

Es ist demzufolge davon auszugehen, dass die Kläranlage auch ohne weitere Maßnahmen hochwasserfrei blei- ben wird. Allerdings wird der in der Regel gewählte Mindestfreibord für Deiche von 0,5 m bei HQ200 unterschritten.

Je nach Schutzziel für die Kläranlage leitet sich somit formell ein unterschiedlicher Handlungsbedarf ab.

Der Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR) als Eigentümer und Betreiber geht jedoch im Ergebnis einer umfangrei- chen bautechnischen Ertüchtigung des Deiches nach dem Hochwasser 2013 davon aus, dass auch bei Unter- schreitung des Freibordes von 0,5 m der Deich standsicher sein wird. Deshalb wird hier kein Handlungsbedarf ausgewiesen.

Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM vorhanden? nein Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM aktivierbar? ja nein ja Negative Wirkung im Sinne HWRM? ja nein Kein Handlungs- Kein Handlungs- Handlungsbedarf Handlungsbedarf bedarf bedarf

Gemäß der Hochwassergefahrenkarte wird der Deich bei HQ100 auf einem ca. 25 m langen Abschnitt am Faulbe- hälter jedoch überströmt, obwohl dieser die gleichen Höhen aufweist wie der verbleibende südliche Deichab- schnitt. Der bei HQ100 berechnete Wasserspiegel beträgt jedoch nach [L2] am Deich nur 96,77 m NHN, hier wäre also ein deutlicher Freibord vorhanden. Selbst bei HQ200 liegt der Wasserspiegel mit 97,32 m NHN noch unterhalb der Deichkrone.

Anm.: In den HWGK wird für HQ200 die Überflutung für ein Szenario ohne Berücksichtigung der vorhandenen HWS-Anlagen dargestellt, so dass diese Darstellung plausibel ist.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 69 Nachfolgende Abbildung zeigt links in rot die Bereiche, in denen Wasserspiegellagen bei HQ100 größer 97,40 m NHN berechnet wurden [L3], rechts den vergrößerten Ausschnitt der Wassertiefen und Anschlaglinien aus den

HWGK [G14 bzw. L2]. Die zweite Abbildung ist eine analoge Darstellung für HQ200.

Abbildung 4-15: Gegenüberstellung berechnete Wasserspiegellagen > 97,40 m NHN und Darstellung der Überflutung der Kläranlage in den HWGK für HQ100

Abbildung 4-16: Gegenüberstellung berechnete Wasserspiegellagen > 97,40 m NHN und Darstellung der Überflutung der Kläranlage in den HWGK für HQ200

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 70 Als Schlussfolgerung leitet sich das Erfordernis einer Maßnahme ab, die HWGK im Bearbeitungsgebiet entspre- chend zu prüfen und anzupassen. Detailliertere Ausführungen zu den Maßnahmen finden sich im weiteren Verlauf ab Kapitel 7.

Befestigungsanlagen am südlichen Saaleufer entlang der Großen Deichstraße zwischen Hirsemann- straße und Niemöllerplatz

Laut Auskunft der Stadt Weißenfels wurde die Oberkante dieses sanierten Mauerabschnitts auf das aktuell be- kannte Niveau HQ200 erhöht.

Der im HWRMP Saale berechnete Wasserspiegel [L2] beträgt hier bei HQ100 zwischen 98,14 und 97,90 m NHN, bei HQ200 entsprechend 98,63 bis 98,35 m NHN. Entnimmt man die Geländeoberkante aus dem ebenfalls durch den LHW bereitgestellten DGM [L2] müsste die Mauer ohne Freibord maximal etwa 30 cm hoch sein.

In den vom Auftraggeber übergebenen Unterlagen zum 1. Bauabschnitt [A15] sind etwa die gleichen Bezugswas- serstände vermerkt. Die Oberkante der Mauerkopfbalken liegt etwa 0,5 m höher als diese Wasserstände, so dass die Anlage ihrem Zweck gerecht wird (einschließlich des erforderlichen Freibords).

Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM vorhanden? nein Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM aktivierbar? ja nein ja Negative Wirkung im Sinne HWRM? ja nein Kein Handlungs- Kein Handlungs- Handlungsbedarf Handlungsbedarf bedarf bedarf

Weitere Befestigungsanlagen am südlichen Saaleufer zwischen km 142,90 (Bahnbrücke) und km 141,50

Die Bestandsaufnahme [A13] sowie die aktuellen Hochwassergefahrenkarten weisen aus, dass alle in 2015 exis- tierenden Befestigungen und theoretisch Hochwasserschutz gewährleistenden Bauwerke am südlichen Saaleufer auf Grund des Zerfalls und/oder daraufhin erfolgtem Rückbau den Hochwasserschutz der Altstadt im oben be- nannten Abschnitt über ein HQ10 hinaus nicht gewährleisten. Selbst bei HQ10 sind abschnittsweise Flächen im Vorland bereits geringfügig betroffen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 71 Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM vorhanden? nein Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM aktivierbar? ja nein ja Negative Wirkung im Sinne HWRM? ja nein Kein Handlungs- Kein Handlungs- Handlungsbedarf Handlungsbedarf bedarf bedarf

Talsperren in den Einzugsgebieten der Oberen Saale, der Helme und der Unstrut

Alle Talsperren im Oberen Saaleeinzugsgebiet werden zentral durch die jeweils zuständige Hochwasserzentrale (Thüringen bzw. Sachsen-Anhalt) im Hochwasserfall koordiniert gesteuert. Festgelegte Abgabevorschriften wer- den ggfs. auch ereignisbezogen auf Grundlage aktueller Niederschlagsvorhersagen oder in Abhängigkeit der Entwicklung des Hochwasserereignisses adaptiert. In den Dokumentationen zum Hochwasser 2011 [S11] bzw. 2013 [S1, S10] wird die Wirksamkeit dieser Talsperren dargestellt. Auch kann davon ausgegangen werden, dass die Auswertung der Hochwasser zu einer entsprechenden Anpassung der Strategien führt. Somit kann die Wir- kung der Talsperren wie folgt eingeschätzt werden:

Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM vorhanden? nein Relevante positive Wirkung im Sinne HWRM aktivierbar? ja nein ja Negative Wirkung im Sinne HWRM? ja nein Kein Handlungs- Kein Handlungs- Handlungsbedarf Handlungsbedarf bedarf bedarf

Das heißt, es ergibt sich kein unmittelbarer Handlungsbedarf.

4.4 Ermittlung/Beschreibung direkter tangibler Schäden im Ist-Zustand

Die Ermittlung der direkten tangiblen (bzw. monetär bewertbaren) Schäden für den Ist-Zustand erfolgte bereits im Zuge der Erstellung des HWRMP Saale [L3].

Die dort dokumentierte Methodik beruht auf der GIS-technischen Ermittlung der Schadenspotentiale unter Ver- wendung der Wassertiefenraster (Ergebnis der numerischen Berechnung der Überflutungsflächen für die Ein- trittswahrscheinlichkeiten HQ10, HQ100 und HQextrem im Rahmen der Stufe 2 des HWRMP Saale) und der Informa- tionen zur Flächennutzung mit spezifischen Schadenswerten [SW in €/m²] und Schadenfunktionen je Nutzungs-

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 72 klasse. Für Siedlungs- und Industrieflächen sowie Verkehrsflächen erfolgt eine Differenzierung des Schadens- grades [SG] über die Einstautiefe. Auf nochmalige Darstellung der Schadensfunktionen wird an dieser Stelle verzichtet (vgl. dazu Kap. 4.3 in [L3]).

Aus dem HWRMP Saale resultieren für das Teilgebiet Weißenfels (nicht identisch mit Gemeindegrenze, umfasst Bereiche südlich und nördlich der Saale innerhalb des Stadtgebietes) die folgenden Schadenspotentiale, aufge- schlüsselt nach Ereignis und Flächennutzung:

Tabelle 4-7: Schadenspotentiale je Flächennutzung bezogen auf das Teilgebiet Weißenfels [L3] Schadenspotential Schadenspotential Schadenspotential Flächennutzung HQ10 [€] HQ100 [€] HQextrem [€] Siedlungsflächen 186.000 1.300.000 2.712.000 Industrie und Gewerbe 28.000 383.000 801.000 Verkehrsflächen 54.000 199.000 309.000 Grün-, Sport- und Freizeitflächen - 1.000 2.000 Acker, Garten, Weinbau - - - Grünland 2.000 2.000 2.000 Wald und Forst 3.000 5.000 6.000 Gesamt 273.000 1.890.000 3.832.000

In der nachfolgenden Abbildung wird deutlich, dass mit zunehmendem Wiederkehrintervall die Schäden vor allem an Siedlungs-, Industrie- und Gewerbeflächen zu verzeichnen sind.

Abbildung 4-17: Schadenspotential nach Flächennutzung im Bereich Stadt Weißenfels [L3]

Auf der Datengrundlage des HWRMP Saale erfolgte ausschließlich für den Altstadtbereich Weißenfels südlich der Saale, also das hier betrachtete Untersuchungsgebiet (Regio-Block 7), noch einmal eine detailliertere Aus- wertung des Schadenspotentials. Hier sind die Schäden praktisch ausschließlich durch die Betroffenheit der sog. sensiblen Nutzungen zu verzeichnen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 73 Tabelle 4-8: Schadenspotential bezogen auf die Altstadt von Weißenfels Schadenspotential Schadenspotential Schadenspotential Flächennutzung HQ10 [€] HQ100 [€] HQextrem [€] Siedlungsflächen 15.300 798.000 1.980.000 Industrie und Gewerbe 0 132.000 333.000 Verkehrsflächen 0 74.000 161.000 Grün-, Sport- und Freizeitflächen 0 900 1.500 Acker, Garten, Weinbau 0 0 0 Grünland 0 0 0 Wald und Forst 0 300 500 Gesamt 15.300 1.005.200 2.476.000

Abbildung 4-18: Schadenspotential nach Flächennutzung in der Altstadt Weißenfels [L3]

Bereits bei HQ10 sind nahe der Saale gelegene Siedlungsflächen in Weißenfels durch Überschwemmung betrof- fen. Tatsächlich betroffene Gebäude sind aber nur der Imbiss am Bootsverleih, das Restaurant Alte Fischerei, das historische Gebäude „Francois Haus“ und die Gebäude Leipziger Straße 100. In die Berechnung des Scha- denspotentials geht jedoch die gesamte als Siedlungsfläche ausgehaltene und überschwemmte Fläche ein, auch wenn die Gebäude selbst nicht betroffen sind. Somit wird der Schaden bei HQ10 allein durch betroffene Sied- lungsflächen bestimmt.

Beim HQ100 verfünfzigfacht sich der Schaden von Siedlungsflächen, da der dicht bebaute Altstadtbereich (Damm- straße, Saalstraße, Große Kalandstraße, Promenade, Uferpromenade, Töpferdamm) deutlich überschwemmt wird. Weiterhin sind bei HQ100 auch Verkehrsflächen und Industrie- und Gewerbeflächen betroffen.

Bei HQextrem wird die Schadensmehrung nicht nur durch eine größere überschwemmte Fläche im Altstadtbereich verursacht, sondern auch durch die größere Wassertiefe nimmt der Schaden zu.

Mittlerer jährlicher Schadenserwartungswert

Der jährliche Schadenserwartungswert errechnet sich, indem die ereignisbezogenen Schadenspotentiale aus Ta- belle 4-8 mit der Eintrittswahrscheinlichkeit verknüpft werden. Dabei sollte als erste Stützstelle in der Regel ein Ereignis gewählt, welches noch keine Schäden verursacht. Da im HWRMP Saale [L3] die Schadenspotentiale nur für HQ10,100, 200 berechnet und ausgewiesen wurden, wurde als erste Stützstelle das HQ5 gewählt und die Annahme getroffen, dass noch keine Schäden auftreten.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 74 Als letzte Stützstelle sollte ein Hochwasser mit einer Jährlichkeit T größer als das Bemessungshochwasser ge- wählt werden. Da als Bemessungshochwasser für die Maßnahmen im HWSK das HQextrem bzw. HQ200 abge- stimmt wurde, Schadenspotentiale für seltenere Ereignisse jedoch nicht verfügbar sind, wurde hier ein höchst- mögliches Hochwasser (HHQ) mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit nahe 0 verwendet und als ereignisbezogener

Schaden der Wert für das HQextrem berücksichtigt. Nachfolgende Tabelle 4-9 zeigt die Berechnung und den jähr- lichen Schadenserwartungswert für das Betrachtungsgebiet.

Tabelle 4-9: Berechnung des jährlichen Schadenserwartungswertes für die Altstadt Weißenfels

Ereignis Ti Pi dPi = Pi-Pi+1 Si S[i]= 1/2 (Si+Si+1) S[i] * dPi i [a] [1/a] [1/a] [€] [€] [€] 1 5 0,200 0 0,100 7.650 765 2 10 0,100 15.300 0,090 510.250 45.923 3 100 0,010 1.005.200 0,005 1.740.600 8.703 4 200 0,005 2.476.000 0,005 2.476.000 12.380 5 HHQ 0 2.476.000 mittl. jährlicher Schadenserwartungswert SEW (kumuliert) 67.771 mit:

Ti Wiederkehrintervall des Ereignisses in Jahren

Pi Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses (PI = 1/TI) dPi Differenz der Eintrittswahrscheinlichkeit aufeinanderfolgender Ereignisses

Si Schadenspotential für das Ereignis mit dem Wiederkehrintervall Ti bzw. der Wahrscheinlichkeit Pi

Plausibilisierung der auf einheitlicher Methodik ermittelten Schadenspotentiale

Liegen entsprechende Informationen zu Schadensereignissen im Verlaufe vergangener Hochwasserereignisse vor, ist es möglich, auf dieser Grundlage die Methodik auf Plausibilität zu prüfen, da es sich um eine generalisierte Methodik handelt, die in unterschiedlichen Gebieten je nach Grundlage differenzierte Aussagen liefert. Dazu muss weiterhin gewährleistet sein, dass das abgelaufene Hochwasser einem der statistischen Wiederkehrintervalle entspricht.

Zum Hochwasserereignis 2013, welches gemäß Abbildung 4-6 einem HQ100 nahegekommen sein dürfte, lagen Informationen der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) zur Schadensbeseitigung im Kanalnetz, der Stadtver- waltung Weißenfels zu Schäden aus ausgewählter kommunaler Infrastruktur) sowie des Sport- und Freizeitbe- triebs Weißenfels zur Behebung der Schäden an der Mehrzweckhalle vor [A2].

Die übermittelten Angaben zu Schäden am Kanalnetz bzw. zu deren Beseitigung (ca. 9,3 Mio. € brutto bzw. 7,815 Mio. € netto) werden mittels der besagten Methodik nicht berücksichtigt (es werden die Schadenspotentiale durch oberflächliche Überschwemmung in Abhängig der Wassertiefe und Nutzungsart ermittelt), so dass diese Informationen nicht für die Plausibilisierung herangezogen werden können. Allerdings handelt es sich bei den

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 75 besagten tangiblen Schäden im Kanalnetz um monetäre/tangible Schäden, die später einen Einfluss auf die Be- trachtungen zur Effektivität/zum Nutzen des Maßnahmenkonzeptes haben (vgl. Kapitel 7.3.5).

Vergleicht man diese Schäden im Kanalnetz mit denen durch oberflächliche Überschwemmung bei HQ100 ent- sprechend Tabelle 4-8 ist erkennbar, dass die Schäden im Kanalnetz deutlich höher waren und somit zukünftig auch bei selteneren Ereignissen sein können, wenn nicht entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden (Hochwasserpumpwerke zwecks Ableitung der Niederschläge im Hinterland).

Für die Schadensbeseitigung an der Mehrzweckhalle im Ergebnis des Hochwassers 2013 wurden durch den Freizeitbetrieb der Stadt Weißenfels Mittel in Höhe von ca. 250.000 € an der Halle und 190.000 € an den Außen- anlagen benannt. Bei den Schäden an der Halle kann es sich dabei um eine Kombination aus Schäden durch direkt im Ergebnis der Vorlandüberflutung eintretendes Wasser als auch die Vernässung durch aufsteigendes Grundwasser gehandelt haben (die ebenfalls mittels der landesweiten Methodik nicht berücksichtigt werden).

Schneidet man aus dem Datenbestand der Schadenspotentiale [L3] bei HQ100 den Bereich der Stadthalle und Sportanlagen aus und summiert das dort ermittelte Schadenspotential, leitet sich ein Gesamtschadenspotential von nur 32.900 € ab, was gegenüber den oben benannten Netto-Kosten von ca. 370.000 € nur etwa 10 % ent- spricht. Bedingt ist dies dadurch, dass auch die Halle selber als Landnutzung Grün-, Sport- und Freizeitflächen bei der Summation der Schäden berücksichtigt wird. Für diese Flächennutzung wird bei einem spezifischen Ver- mögenswert von 0,2 €/m² und einem pauschalen, tiefenunabhängigen Schadensgrad von 10 % somit je Quad- ratmeter Fläche nur ein Schadenspotential von 0,02 € ausgewiesen, was für den Bereich der eigentlichen Mehr- zweckhalle somit im ermittelten Schadenspotential nur mit insgesamt weniger als 100 € berücksichtigt wird. Hin- gegen werden Flächen von ca. 2.500 m² im Bereich der neu geschaffenen Retentionsbereiche südlich des Bahn- damms in den zugrundeliegenden Nutzungsdaten (digitale Biotoptypenkartierung) als Industrie- und Gewerbeflä- chen eingestuft, auf denen dann ein deutlich zu hohes Schadenspotential ausgewiesen wird.

Es muss demzufolge davon ausgegangen werden, dass für Bereiche, in denen lokal Einzelobjekte betroffen sind, die jedoch nicht als Siedlungsfläche oder Industrie-/Gewerbefläche ausgewiesen sind, hier eine deutliche Unter- schätzung des Schadenspotentials gegeben sein dürfte.

Durch die Stadtverwaltung wurden weiterhin Informationen zu Schäden an verschiedener kommunaler Infrastruk- tur, sowohl aus dem Hoch- als auch dem Tiefbaubereich verfügbar gemacht. Im Hochbaubereich wurden zur Beseitigung von Hochwasserschäden an 4 Objekten:

 „Haus unserer Kinder“,

 Promenade 35-39,

 Bootsverleih sowie

 Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr insgesamt Mittel von 434 T€ (brutto) oder 365 T€ (netto) bewilligt.

 Im Tiefbaubereich wurden Mittel in Höhe von 5,246 Mio. € (brutto) bewilligt. Davon entfallen allerdings allein 3,423 Mio. € auf den Neubau der Stützwand und den entsprechenden Straßenbau im Bereich Große Deich- und Hirsemannstraße. Hierbei handelt es sich praktisch bereits um die anteilige Umsetzung

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 76 einer Hochwasserschutzmaßnahme (vgl. Abbildung 4-8). Somit sind zumindest jedoch 1,824 Mio. € (brutto) oder 1,533 Mio. € (netto) zur Beseitigung von Tiefbauschäden

 der Brücke über den Greißlaubach,

 der Fahrbahn der Kalandstraße

 zu Austausch von defekten Revisionsklappen sowie der Netzverkabelung am zentralen Busbahnhof so- wie

 zum Hochsetzen der Elektroschränke angefallen. Somit erreichen die der Stadt Weißenfels (ohne private Eigentümer) entstandenen Schäden allein mindestens in Summe 1,898 Mio. € und sind somit bereits um fast 90 % höher als die pauschaliert ermittelten Schäden aus der Anwendung der landesweiten Methodik in Höhe von 1,005 Mio. €.

4.5 Beschreibung weiterer potentieller Schäden im Bearbeitungsgebiet

Indirekte ökonomische Schäden

Neben direkten Schäden an Wirtschaftsgütern können finanzielle Verluste durch kurzfristige Produktionsausfälle und Betriebsunterbrechungen, den Ausfall von Infrastruktureinrichtungen und Versorgungseinheiten sowie lang- fristige Ertragsverluste in der Landwirtschaft (im Untersuchungsgebiet Altstadt Weißenfels nicht relevant) eintre- ten. Diese lassen sich letztendlich jedoch kaum konkret beziffern.

Katastrophenschutz- und Evakuierungskosten sowie Kosten für Müll- und Trümmerbeseitigung können sowohl zu den direkten als auch zu den indirekten Schäden gerechnet werden. Falls dokumentiert, lassen sich diese Kosten in Auswertung konkreter Hochwasserereignisse bestimmen.

Zu den sog. Prosperitätsschäden werden u. a. Stilllegungen und Standortverlagerungen mit ihren negativen Lang- zeitwirkungen für eine Region gezählt. Es kann zum Abwandern von Bewohnern aus der Region, einer Verringe- rung von Investitionen oder zu einem Ausbleiben des Tourismus mit allen damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen kommen.

Potentiell betroffene Einwohner

Im Gegensatz zu den direkten ökonomischen Schadenspotentialen und den Wertschöpfungsverlusten lassen sich intangible Schäden nicht in monetären Einheiten ausdrücken, da sie teilweise schwer mess- bzw. erfassbar sind. Ein Beispiel intangibler Schäden ist der Verlust von Menschenleben, aber auch psychosoziale Betroffenheit von Personen und der Verlust von Kulturgütern.

Die Ermittlung potentiell betroffener Personen erfolgte im Rahmen der Stufe 2 der Umsetzung der HWRM-RL Verwendung vorliegender Daten zu Einwohnerzahlen, Wohngebäuden und den Überschwemmungsflächen mit Hilfe von GIS-Methoden [S4] in 4 Arbeitsschritten:

- Übernahme der Anzahl der Einwohner aus den Daten der digitalen Verwaltungsgrenzen (ATKISDVG)

- je Gemeinde

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 77 - Gleichverteilte Übertragung der Einwohnerzahl auf die in den Gemeindegrenzen befindlichen Wohnge- bäude gemäß dem ATKIS-Datensatz zu Wohnbauflächen

- Verwendung der in den HWGK ausgewiesenen Überschwemmungsflächen

- Ermittlung der in den als überschwemmt ausgewiesenen Wohnbauflächen befindlichen Einwohner je Ge- meinde und Szenario

Die Ergebnisse werden in den HWRK durch die entsprechenden Zahlenwerte angegeben. Für die Gemeinde

Weißenfels (also nicht nur den Altstadtbereich) wurden demzufolge bei einem HQ10 847 Einwohner als potenziell betroffen ermittelt. Bei einem HQ100 steigt diese bereits auf 2.414 an und bei einem HQ200 auf 3.446

[https://www.geofachdatenserver.de/de/]. Der entsprechende Auszug der HWRK für HQ100 ist in nachfolgender Abbildung dargestellt.

Abbildung 4-19: Auszug aus der HWRK Stadtgebiet Weißenfels für HQ100 [G11]

Neben der direkten Gefahr für Leib und Leben sowie Krankheiten durch den Kontakt mit stark verunreinigtem Wasser können auch Stress durch die Evakuierung oder die Sorge um finanzielle Aspekte als Ursache für Folge- erkrankungen wie beispielsweise Herzinfarkte, Frühgeburten oder langanhaltende Depressionen auftreten. Dies wird dann jedoch bereits nicht mehr ursächlich mit dem Hochwasser in Verbindung gebracht und auch Anwohner betreffen, die nicht innerhalb der ermittelten Überschwemmungsbereiche leben, d. h. die Auswirkungen können theoretisch deutlich größer ausfallen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 78 Umweltschäden

Der Einfluss auf die Umwelt durch das Hochwasser gliedert sich in zwei Aspekte:

 Das Hochwasserereignis selbst löst direkt einen Schaden an Biotopen aus.

 Nicht das Hochwasserereignis an sich, sondern die dadurch ausgelösten negativen Folgen (beispiels- weise schädliche Stoffe im Wasser) führen zu einem Schaden an Wasser- und/oder Naturschutzgebieten o.dgl.

Im Rahmen der Umsetzung der HWRM-RL wird meist ermittelt, ob im Überschwemmungsbereich potentiell die Umwelt gefährdende Anlagen (z. B. IED, SEVESO, Kläranlagen) liegen und in den HWRK die wasserabhängigen Schutzgebiete (Trinkwasser- und Quellschutzgebiete) dokumentiert (Abbildung 4-19).

Im Ergebnis der Auswertung der Informationen aus den HWGK und HWRK [u.a. GEO11] sowie der durch den Auftraggeber übermittelten Datenbestände und Informationen (Anlage 1 bzw. Kapitel 13.1) lassen sich für das Untersuchungsgebiet folgende Schlussfolgerungen ziehen:

Kläranlagen

Die Kläranlage Weißenfels befindet sich unmittelbar im Überschwemmungsgebiet der Saale. Nach dem Hoch- wasser vom April 1994 wurde die Kläranlage mit einem Ringdeich auf einer Mindesthöhe von 97,50 m NHN gesichert.

Ggfs. noch ausstehende Veränderungen am Hochwasserschutz der Kläranlage haben keine Auswirkungen auf das Hochwassergeschehen in der Altstadt von Weißenfels, da sich die Anlage stromab auf dem gegenüberlie- genden Vorland befindet und dortige Änderungen nur unmittelbar im Umfeld eventuell Änderungen hervorrufen würden.

Badegewässer

Es sind im Betrachtungsgebiet keine Badegewässer betroffen.

IED-Anlagen

Die Industrieemissionsrichtlinie 2010/75/EU (IED) [N16] ist eine europäische Richtlinie mit Regelungen zur Ge- nehmigung, zum Betrieb und zur Überwachung von Industrieanlagen [S 19] und ersetzt die bis zu ihrem Inkraft- treten verbindliche IVU-Richtlinie 2008/1/EG. Nach Artikel 23 haben die Mitgliedsstaaten entsprechende anlagen- bezogene Überwachungspläne aufzustellen, die regelmäßig zum 31. Dezember zu aktualisieren sind.

Auf dem Gemeindegebiet Weißenfels sind in den HWRK [G14] keine IED-Anlagen (dort laut Legende IVU-Anla- gen) dargestellt, von denen eine Gefahr durch wassergefährdende Stoffe ausgehen kann. Im vom LHW überge- benen Datenbestand zum HWRMP Saale sind jedoch drei derartige Anlagen enthalten. Es handelt sich um:

 die Mastanlage der Agrargenossenschaft Langendorf-Borau-Leißling e.G. im Ortsteil Langendorf  frischli Milchwerk Weißenfels GmbH an der Tagwerbener Straße

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 79  Tönnies Zerlegebetrieb GmbH, Am Schlachthof 1

Alle drei Anlagen liegen außerhalb des Überschwemmungsgebietes bei einem HQextrem, so dass davon auszuge- hen ist, dass diese infolge eines Hochwasserereignisses keine Umweltgefährdung darstellen. Die Produktions- halle der letztgenannten Anlage liegt zwar nur ca. 200 m von der Anschlaglinie bei einem Extremereignis (hier gebildet durch die Straße „Am Bad“). Sie liegt jedoch auf einer Höhe von > 101 m NHN, während der Wasser- spiegel bei HQextrem, nur bei 97,50 m NHN ermittelt wurde.

Der aktuelle Überwachungsplan des Landes zur IED-Richtlinie [S19] umfasst hingegen Anlagen nach § 3 der 4. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV), Industriekläranlagen nach § 60 Abs. 3 Nr. 2 WHG sowie De- ponien nach § 3 Abs. 27 i.V.m. § 47 Abs. 7 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) und listet für Weißenfels auf:

 Vergärungsanlage der Abfallwirtschaft Sachsen-Süd AöR (nach telef. Rückfrage das Kompostwerk Jo- hann-Reis-Str. 21),

 CORTEK GmbH (Käthe-Kollwitz-Str. 999),

 Fleischwerk Weißenfels GmbH (aktuell die Tönnies Zerlegungs GmbH; s. oben)

 frischli Milchwerke GmbH (s. oben)

 MEG Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH & Co. KG (Langendorfer Str. 23)

Die drei bisher nicht benannten Betriebe liegen alle ebenfalls in einer deutlichen Entfernung und auf einer deutlich höheren Lage als die potentiellen Überschwemmungsbereiche und stellen somit keine direkte Gefährdung für die Umwelt im Ergebnis eines Hochwassers dar.

Schutzgebiete

Im Kapitel 3.2.9 sind die im Umfeld des bzw. im Untersuchungsgebiet befindlichen Schutzgebiete aufgeführt. Entsprechend der dortigen Ausführungen liegen anteilig oder grenzen nur folgende Schutzgebiete an das Unter- suchungsgebiet bzw. sind innerhalb desselben bei Hochwasser betroffen:

Landschaftsschutzgebiet „Saaletal“

Dieses umfasst im Stadtbereich stromunterhalb der Bahnbrücke bei Fluss-km 143+000 bis zur Herrenmühle die Saale und das linke Vorland, weiter unterhalb bis zur Brücke der B 91 wird es südlich durch die Leipziger Straße begrenzt. Demzufolge ist in diesem Abschnitt eine Betroffenheit bereits ab HQ10 gegeben.

Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“

Entsprechend Abbildung 3-15 bildet im Bereich der Altstadt Weißenfels die Große Deichstraße zwischen Bahn- brücke und Großer Brücke die südliche Grenze des Naturparks. Somit ist ausschließlich dieser Bereich innerhalb des Untersuchungsgebietes betroffen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 80 Kulturgüter

In der Praxis werden die betroffenen Kulturgüter durch Verschnitt entsprechender flächendeckender digitaler Da- tenbestände mit den Überschwemmungsflächen ermittelt. Als Kulturgüter sind in den HWRK unterschieden und entsprechend dargestellt:

 UNESCO-Weltkulturerbe (im Untersuchungsgebiet nicht vorhanden bzw. nicht ausgewiesen)

 Bodendenkmäler

 Museums- oder Archivsammlungen

 Bau- oder Gartendenkmäler

Alle im Datensatz für Kulturdenkmäler des HWRMP Saale [L3] enthaltenen liegen weit außerhalb des Gefähr- dungsbereiches bei HQextrem. Auch archäologische Fundstätten liegen demzufolge im engeren Untersuchungsge- biet nicht innerhalb des Überschwemmungsgebietes.

Entsprechend [S14] weist die Altstadt von Weißenfels jedoch einen sehr hohen Bestand an Baudenkmalen auf. Insgesamt 159 Gebäude sind als Baudenkmale mit dem Status eines Kulturdenkmals im Sinne §2(2) Nr. 1 DenkmSchG LSA im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt erfasst. Weite Teile der Altstadt sind als Denkmalbereich im Sinne des §2(2) Nr. 2 DenkmSchG LSA ausgewiesen. Die Altstadt ist darüber hinaus ein archäologisches Flächendenkmal. Unter anderem sei die Kirche Sankt Elisabeth benannt, die bei einem Extrem- ereignis HQ200 potentiell betroffen ist.

Im Bereich der Altstadt ist zudem grundsätzlich immer mit archäologischen Bodenfunden zu rechnen.

Besondere Standorte/Sonderrisiken

Besondere Standorte/ Sonderrisiken kennzeichnen Anlagen und Gebäude, die im Hochwasserfall von besonde- rer Bedeutung sind, d.h. sie sollten bei Hochwasser ggf. gesondert informiert, gewarnt, geschützt und evakuiert werden. Als Beispiele seien Schulen, Krankenhäuser aber auch Versorgungseinrichtungen genannt. Auch Ein- richtungen des Katastrophenschutzes (Verwaltung, Feuerwehr, Polizei) sind besondere Standorte, deren Funkti- onsfähigkeit besonders bei der Hochwasserbewältigung gewährleistet sein muss. Verschneidet man die digitalen Überschwemmungsgebietsgrenzen [L3] mit der Stadtkarte ergibt sich formell folgende Einschätzung:

 HQ10: keine Betroffenheit besonderer Standorte im Betrachtungsgebiet

 HQ100: Brückenapotheke und Volkshochschule „Dr. Wilhelm Harnisch“

 HQextrem: Brückenapotheke, Volkshochschule „Dr. Wilhelm Harnisch“, Freiwillige Feuerwehr, Senioren- wohnpark „Am Töpferdamm“

Auch aus dem städtischen Hochwassereinsatzplan [A1] bzw. der in der dortigen Anlage 4 benannten Evakuie- rungsmaßnahmen ergeben sich keine weiteren Anhaltspunkte zu besonderen Risiken.

Mit der Errichtung des RÜB 2 wurde eine hochwassersichere Elektroverteilerstation errichtet. Dies ist auf ein

HQ100 ausgelegt. Entsprechend des im weiteren Verlauf der Untersuchungen abgestimmten Schutzziels HQ200 bedarf diese einer Anpassung.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 81 Im Stadtgebiet liegen innerhalb der ausgewiesenen bzw. bekannten Überschwemmungsbereiche u.a. Anlagen der Straßenbeleuchtung (Verteilerschränke). Für diese wird jedoch seitens der Stadt kein Hochwasserschutz vor- gesehen. Im Hochwasserfall werden sie bedarfsweise abgeschaltet und es wird in Kauf genommen, dass sie ggfs. nach dem Hochwasser (mit verhältnismäßig geringem Aufwand) instand gesetzt werden müssen, so dass hier keine Erfordernis gesehen wird, Hochwasserschutzmaßnahmen umzusetzen.

Neben betroffenen Anwohnern, die spätestens ab Alarmstufe 4 zu evakuieren sind, ist im Altstadtgebiet Weißen- fels als kritischer Bereich vor allem auch der Bereich der Sportanlagen/Mehrzweckhalle benannt. Dieser stellt insofern ein strategisches Objekt dar, da die Sport- bzw. die Stadthalle Weißenfels in der Anlage 4 zur DA-37-03 (Hochwasserschutzdienstanweisung der Stadt Weißenfels [A1] als Notunterkunft ausgewiesen ist. Betrachtet man die Überschwemmungsbereiche ist dies allerdings bereits bei einem seltenen Ereignis (HQ100) nicht mehr gewährleistet. Weiterhin wurden im Bereich der Mehrzweckhalle auch Schäden, hervorgerufen durch Staunässe durch nicht versickerndes Niederschlagswasser oder/und Grundwasserrückstau im Hochwasserfall der Saale durch die dann fehlende Vorflut verzeichnet.

4.6 Zusammenfassende Beschreibung des Hochwasserrisikos

4.6.1 Überschwemmungsflächen und Wassertiefen

Die in den HWGK dargestellten Wassertiefen lassen sich als ESRI-Shape-Dateien im Internet herunterladen [G11]. In diesen Shape-Dateien sind alle der jeweiligen Wassertiefenklasse zugehörigen Flächen differenziert. Allerdings umfassen diese auch die Saale, nicht ausschließlich die Überschwemmungen im Vorland. Um die Überflutungen ausschließlich in der Altstadt selber (Bearbeitungsgebiet entsprechend Abbildung 1-1 bzw. Tabelle 4-8 identifizieren zu können war es erforderlich, diese klassifizierten Wassertiefenshapes entsprechend zu „be- schneiden“. Hierzu wurde aus dem Datenbestand zum HWRMP [L2] die Anschlaglinie bei HQextrem als Clippolygon manuell angepasst, indem auf Grundlage der ALK-Daten diese entlang der Uferlinie abgeschnitten wurden. Was- sertiefen > 2 m in der nachfolgenden Tabelle stellen deshalb die unmittelbaren Uferbereiche dar. Im Vorland selber dominieren die ersten drei Wassertiefenklassen.

Hinweis: Die Flächenangaben bei HQextrem weichen geringfügig (+ 3,4 %) von denen in Tabelle 3-4 ab, da für die Analysen unterschiedliche Datenbestände verwendet wurden.

Tabelle 4-10: Flächenanteile der Wassertiefenklassen in den berechneten Überschwemmungsflächen

HQ10 HQ100 HQextrem Tiefenklasse Fläche Anteil Fläche Anteil Fläche Anteil [km²] [%] [km²] [%] [km²] [%] 1: 0 - 0,5 m 0,006121 92,70 0,108873 64,06 0,138863 45,87 2: >0,5 - 1 m 0,001541 18,35 0,048215 28,37 0,115370 38,11 3: >1 - 2 m 0,000625 7,44 0,012287 7,23 0,046726 15,43 4: >2 - 4 m 0,000102 1,21 0,000542 0,32 0,001742 0,58 5: >4 m 0,000008 0,10 0,000034 0,03 0,000053 0,02 Summe 0,008397 100,00 0,169960 100,00 0,302754 100,00

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 82 Bei HQ10 sind wie bereits in vorherigen Abschnitten erläutert ausschließlich ufernahe Flächen in sehr geringem

Umfang betroffen. Im Falle eines seltenen (HQ100) bzw. extremen (HQ200) Hochwassers stellen sich in den über- fluteten Vorlandbereichen zu 85-90 % Wassertiefen von maximal 1 m ein. Bei mehr als 50 % der betroffenen Flächen sind dies sogar weniger als 0,5 m. Somit besteht außerhalb der unmittelbaren Uferbereiche keine akute Gefahr für Leib und Leben durch sehr große Wassertiefen oder sehr starke Strömung, da durch die Einschnürung des Fließquerschnitts durch den Bahndamm an der westlichen Grenze des Untersuchungsgebiete der Hauptab- fluss im linken Vorland stattfinden dürfte und im Altstadtbereich vorrangig ein Einstau erfolgt.

4.6.2 Zusammenfassende Beschreibung der zu vermeidenden Hochwassergefahren

Aus der Leistungsbeschreibung, der Anlaufberatung, der Auswertung der durch den AG bereitgestellten und wei- teren recherchierten Unterlagen sowie der durchgeführten Fragebogenaktion lassen sich folgende maßgebliche Hochwassergefahren ableiten, die es durch gezieltes Hochwasserrisikomanagement zu vermeiden bzw. zu ver- ringern gilt:

HQ10

Bei einem Hochwasserereignis mit hoher Wahrscheinlichkeit (HQ10) sind von Überschwemmungen der Saale nur einzelne Gebäude in unmittelbarer Ufernähe tangiert.

Für das RÜB 2 und 5 ist ohne die Errichtung eines Hochwasserpumpwerkes keine vollständige Funktionstüchtig- keit mehr gewährleistet, falls es während des Hochwassers zu einem Niederschlag im Stadtgebiet kommt, der länger andauert, als es zur Füllung der Becken erforderlich ist. In diesem Falle wird eine Flutung der Altstadt über Rückstau im bzw. Austritt aus dem Entwässerungssystems eintreten und somit die Maßnahmen gegen Über- schwemmungen direkt von der Saale her unwirksam werden.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bereits bei einem derartigen Ereignis Vernässungserscheinungen auftreten, die auf Grund der Bedeutung insbesondere für die Mehrzweckhalle/Stadthalle von Relevanz sind/sein können (s. hierzu auch Kapitel 5.1).

Entsprechend den Ausführungen in Kapitel 4.2.2.2 stellt aktuell ein möglicher Rückstau in das Kanalnetz an den Sammlerausläufen Nr. 11, 14 und 15 in Abbildung 4-11 und den Austritt des Wassers über die Kanaleinläufe auf den Straßen ein potentielles Risiko dar.

Die Kläranlage bleibt hochwasserfrei. Die Zufahrt muss entsprechend durch den Mobildeich gesichert werden.

HQ100

Bei einem Hochwasserereignis mit mittlerer Eintrittswahrscheinlichkeit (HQ100) sind bereits große Bereiche der Sportanlagen und die Flächen an/um die Mehrzweckhalle sowie der Altstadt zwischen Friedrichstraße / Große Kalandstraße / Promenade überschwemmt. Die Überlastung tritt im gesamten relevanten Uferabschnitt der Saale zwischen Stromkilometer 142,9 (Brücke DB AG) bis Stromkilometer 141,50 (Leipziger Straße / Hohe Straße) ein.

Für ein derartiges Ereignis kommt es ohne Hochwasserpumpwerk auch im angeschlossenen Kanalisationssys- tem des geplanten RÜB 4 zu einem Versagen bei gleichzeitigem Niederschlag im Stadtgebiet, so dass die

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 83 Errichtung eines Hochwasserpumpwerkes zwingend ist, um die Wirksamkeit aller anderen Maßnahmen sicher- zustellen.

Die Kläranlage bleibt hochwasserfrei. Der Freibord am Deich beträgt ca. 70 cm.

HQ200/extrem

Beim Ereignis mit niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit (HQ200/extrem) dehnen sich die Überschwemmungen vor al- lem im Westen noch über die Leopold-Krell-Straße bis kurz vor der Kleinen bzw. Großen Deichstraße aus. Im restlichen vorab benannten Bereich vergrößert sich die Ausdehnung nach Süden auf Grund des ansteigenden Geländes moderat bis maximal kurz vor Erreichen von Marienstraße bzw. Leipziger Straße.

Die Hochwassersicherheit der RÜB 2, 4 und 5 ist ohne Pumpwerk nicht gewährleistet.

Die Kläranlage bleibt hochwasserfrei. Der Freibord am Deich beträgt jedoch nur noch 18 cm. Damit kann bei langanhaltendem Einstau ein technisches Versagen nicht ausgeschlossen werden. Allerdings erfolgte nach dem HW-Ereignis 2013 eine umfangreiche Ertüchtigung, so dass der Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR) als Eigentü- mer und Unterhaltspflichtiger selbst beim Extremhochwasser aktuell von einem Nichtversagen ausgeht.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 84 5 Untersetzung der Ziele

5.1 Zusammenstellung und Auswertung relevanter Planwerke und Vorgaben

Im Untersuchungsgebiet wurden in der jüngeren Vergangenheit neben den in Kapitel 4.1 benannten Planungen weitere Untersuchungen und Planungen realisiert, deren Erkenntnisse in das aktuelle HWSK einfließen, soweit die in diesen Planungen identifizierten Maßnahmen ggfs. einer Anpassung bedürfen bzw. ohnehin noch nicht umgesetzt wurden.

Studie Hochwasserschutz Altstadt Weißenfels aus 2015 [A13]

Ziele der Studie waren:

 Bestandsaufnahme des Zustandes der für die Altstadt von Weißenfels existierenden stationären (und ggfs. mobilen) Hochwasserschutzanlagen  Vorschläge zu deren Ertüchtigung

 gleichzeitig Vorgaben zur Anpassung des Hochwasserschutzniveaus auf ein HQ200 der Saale

Als grundlegende Vorgabe sollte dabei untersucht werden, ob und wie dies mit Stützwänden bzw. Dammbalken- systemen entlang der gefährdeten Uferlinie realisierbar wäre.

Die Bestandsaufnahme ergab, dass alle im Jahr 2015 existierenden Befestigungen und theoretisch Hochwasser- schutz gewährleistenden Bauwerke am Saaleufer auf Grund des Zerfalls und/oder daraufhin erfolgtem Rückbau den Hochwasserschutz der Altstadt nicht mehr gewährleisten.

Insgesamt wurde eine Kombination aus mobilen Dammbalkensystemen (im Bereich von Zuwegungen zur Saale, Parkanlagen sowie Privatgrundstücken), stationären Stahlbeton-Ufermauern sowie zwei Mobildeichsystemen vorgeschlagen. Letztere sollten jedoch nur als Alternative für die möglichen mobilen bzw. stationären Linien- schutzsysteme vorgesehen werden, falls deren Umsetzung auf Grund der Eigentumsverhältnisse nicht möglich sein sollte. Laut Information der Stadtverwaltung Weißenfels konnte diesbezüglich noch keine Klarheit erlangt werden. Deshalb werden im weiteren Verlauf in diesen Bereichen Alternativen zu untersuchen sein.

Anmerkung: Im Rahmen der zweiten Zielabstimmung am 17.04.2018 wurde bereits darauf verwiesen, dass im Bereich der Altstadtschule diese auf alle Fälle komplett mittels eines festen Systems geschützt werden sollte, so dass der alternative Mobildeich nur das östlich angren- zende Grundstück umfassen würde/müsste.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 85 Abbildung 5-1: Vorgeschlagene Maßnahmen in der HWS-Studie 2015 [A13] mit Überflutungsfläche HQ200 [G11]

Somit werden diese grundlegenden Vorschläge unter Beachtung der aktuellen Ergebnisse der Schutzzieldiskus- sion, der nun verfügbaren Informationen zu den Wasserspiegellagen [L3] sowie weiterer Randbedingungen an- zupassen und in das HWSK zu integrieren sein.

Entsprechend den Ausführungen in Kapitel 4.2.2.2 ist ein Teil dieser Vorschläge bereits umgesetzt. Für einen zweiten Abschnitt sind bereits erste Planungen erfolgt, die für die Maßnahmenidentifikation ebenfalls berücksich- tigt werden sollten.

Weiterhin wurde im Zuge der Zieldiskussion (vgl. Kapitel 5.3) der Hinweis gegeben, dass mobilen Systemen der Vorzug einzuräumen ist.

Durch den Auftragnehmer wurde im Rahmen des Abstimmungsprozesses weiterhin der Vorschlag unterbreitet, auf einen Schutz im Abschnitt vom Töpferdamm bis zum Ende der bisher vorgeschlagenen Maßnahmen zu ver- zichten (Abbildung 5-2), da in diesem Bereich bis HQ100 lediglich eine Parkplatzfläche und ein Einzelgebäude betroffen sind, bei HQ200 das Wasser auf einem ca. 100 m langem Abschnitt die Leipziger Straße mit 10 bis 30 cm überstaut. Grundsätzlich handelt es sich bei dieser um eine Ausfallstraße nach Norden. Im Falle eines derart seltenen Hochwassers ist jedoch auch eine anderweitige Verkehrsführung für die Evakuierung denkbar, so dass diesem Vorschlag im Zuge der Beratung zur Zielabstimmung am 05.04.2018 gefolgt wurde.

Bei dem einzigen potentiell betroffenen Einzelgebäude, welches direkt am Saaleufer steht, handelt es sich um ein Gasthaus. In Abbildung 5-3 ist erkennbar, dass hier durch bauliche Maßnahmen bereits entsprechende Ei- genvorsorge betrieben wurde und somit kein Bedarf einer linienhaften Hochwasserschutzanlage gegeben ist.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 86 Abbildung 5-2: Vorschlag Ende der linienhaften Hochwasserschutzanlage (grüner Pfeil) mit Anschlaglinie HQ100 (rot) bzw. HQ200 (violett) und Standort potentiell betroffenes Einzelgebäude (roter Pfeil)

Abbildung 5-3: Einzelgebäude mit hochwasserangepasster Bauweise (Wasserseite (links) und Westseite (rechts))

Als ergänzende und zwingend notwendige Maßnahme wurde das Erfordernis formuliert, die Einleitstellen der Kanalisation (also der Abwasserbeseitigung Weißenfels AöR) sowie der RÜB gegen Rückstau zu sichern.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 87 Neubau RÜB 4 [A6] bzw. Empfehlungen zur Anpassung des RÜB 2, RÜB 5 und RÜB 6 [A11]

Entsprechend den Ausführungen in Kapitel 4.3 zu diesen RÜB ist die Errichtung je eines HW-Pumpwerkes zwin- gend erforderlich, um zukünftig auch im Falle eines Saalehochwassers bei gleichzeitigem „geringen Regenereig- nis“ (in der Regel geringere Intensität als der Bemessungsregen für die Kanalisation bzw. die Dimensionierung der RÜB) einen Rückstau in das Kanalnetz zu vermeiden.

Eine Hochwassersicherheit zur Ableitung anfallenden Niederschlagswassers ohne Pumpwerk ist für RÜB 2 nur bis zu einer Hochwasserjährlichkeit der Saale von 3,27 a gegeben, bei RÜB 5 bis 0,92 a, beim RÜB 6 bis 8,8 a und beim RÜB 4 etwa 79 a. Das heißt, im Falle der Vereinbarung eines Hochwasserschutzziels für die Altstadt Weißenfels > 79 a muss zwingend auch für das noch zu errichtende RÜB 4 ein Pumpwerk geplant und errichtet werden.

Die Bemessung der Pumpwerke ist nicht Bestandteil des Hochwasserschutzkonzeptes. Hierzu sind entsprechend [A11] im Zuge der Ingenieurplanung weitere spezielle hydronumerische Berechnungen erforderlich und plausible Annahmen zur Intensität und Dauer des „geringen Regenereignisses“ zu treffen. Letztendlich unterscheiden sich die erforderlichen Hochwasserpumpwerke somit auf Grund der unterschiedlichen Entwässerungsgebiete in ihrer erforderlichen Kapazität sowie in der zu erwartenden Häufigkeit ihrer Aktivierung. Beim RÜB 5 ist demzufolge vermutlich jährlich das Anspringen nicht auszuschließen.

Konzept zur Vorbeugung von Vernässung und Erosion an der Mehrzweckhalle [A2, A3]

An der Mehrzwecksporthalle und den umliegenden Gebäuden des Sport- und Freizeitbetriebs der Stadt Weißen- fels kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Vernässungsproblemen durch Oberflächen- sowie Grund- wasser, u.a. im Juni 2013, welches zu umfangreichen Schäden führte. Daraufhin beantragte der Sport- und Frei- zeitbetrieb der Stadt Weißenfels die Förderung eines Lösungskonzepts gegen die Vernässungsprobleme, wel- ches im Jahre 2016 fertiggestellt wurde. [A2].

Um den Einfluss des Grundwassers auf die Mehrzwecksporthalle zu klären, wurde die Interaktion zwischen Saale und Grundwasserleiter über ein numerisches Grundwasserströmungsmodell untersucht. Im Vordergrund stand die Ermittlung des Ist-Zustand bei verschiedenen Wasserständen im Grundwasserleiter und/oder der Saale (Hochwasser - HW, Mittelwasser - MW, Niedrigwasser - NW) sowie ein Planzustand mit potentiellen Maßnahmen zum Schutz der Mehrzwecksporthalle und der umliegenden Gebäude.

Hochwasserstände der Saale bedingen bei Niedrig- und Mittelwasserständen im Hauptgrundwasserleiter (Aue- sande und Auekiese unterhalb des Auelehms) die Ausbildung eines temporären Grundwasserleiters in den über dem Auelehm anstehenden Auffüllbereichen. Ein wechselseitiger Einfluss ist zu verzeichnen, wenn sowohl Grundhochwasserstände als auch Saalehochwasserstände zusammenfallen. In diesem Falle kommt es zu den in Kapitel 3.2.6 beschriebenen influenten Verhältnissen, d.h. die Bereiche um die Mehrzweckhalle werden durch den Rückstau aus der Saale besonders gefährdet. Dies bedeutet, die Grundwasserstände stauen sich zusätzlich auf.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 88 Im Ergebnis verschiedener Berechnungsszenarien (nicht alle potentiellen Kombinationen wurden untersucht) wurden diese grundsätzlichen Aussagen modelltechnisch nachgewiesen und aus den Schlussfolgerungen und Randbedingungen potentielle Maßnahmen abgeleitet.

Es wurden folgende alternative Maßnahmen vorgeschlagen:

a) Installation einer Pumpe und Absaugen des aufsteigenden Grundwassers über Drainagen b) undurchlässige Schicht (Tonsperre) oder unterirdische Spundwand um die Halle herum

Variante b) wurde durch die Bearbeiter der Konzeption als kaum genehmigungsfähig eingestuft (dauerhafter Ein- griff in und dauerhafte Veränderung des Grundwasserleiters bzw. des Grundwasserzustroms zur Saale) und des- halb als Planzustand ausschließlich die Variante mittels Pumpen untersucht. Eine konkrete Bemessung der er- forderlichen Pumpenleistung erfolgte jedoch noch nicht, da dies letztendlich in den konkreten Planungen erfor- derlich sein wird.

Im Ergebnis einer Beratung mit dem Freizeitbetrieb Weißenfels am 17.04.2018 bleibt festzuhalten, dass der Hoch- wasserschutz des Bereiches der Mehrzweckhalle und der Sportanlagen im Rahmen dieses hier zu erarbeitenden Hochwasserschutzkonzeptes ausschließlich den Aspekt der Überflutung durch Saalehochwasser umfasst. Die detaillierte Untersuchung und Umsetzung des Konzeptes zur zukünftigen Vermeidung von Vernässung durch Rückstau im Grundwasser ist in gesonderten Untersuchungen umzusetzen. Deshalb wird eine derartige Unter- suchung als Empfehlung im Hochwasserschutzkonzept benannt, da nur bei Umsetzung beider voneinander ge- trennter Konzepte zukünftig potentielle Schäden vermeidbar sein werden.

5.2 Fragebogenaktion

Im Vorfeld der Zieldiskussion wurden an verschiedenste Institutionen mit der Projektsteuerung abgestimmte Fra- gebögen versendet, um den aktuellen Stand des Bewusstseins, den Stand der bereits existierenden Maßnahmen und Anlagen sowie den aus Sicht der jeweiligen Institution erforderlichen Handlungsbedarf hinsichtlich der Be- lange eines umfassenden HWRM zu erheben. Dabei wurden auf die Zielgruppen jeweils angepasste Fragebögen erstellt. Die Gliederung der Fragen in den Fragebögen erfolgte nach Handlungsbereichen entsprechend der LAWA-Richtlinie [N2], auf die im folgenden Textverlauf Bezug genommen wird.

Um die Auswirkungen von innerstädtischen Schutzmaßnahmen in Weißenfels auf Unterlieger besser einschätzen zu können bzw. auch schon umgesetzte oder in Planung befindliche Hochwasserschutzmaßnahmen der Ober- lieger von Weißenfels im Konzept für die Stadt berücksichtigen zu können, wurde diese Fragebogenaktion auch außerhalb Weißenfels durchgeführt.

Innerhalb Weißenfels wurden nochmals die Ämter der Stadtverwaltung, der Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR) als auch der Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels angefragt, auch wenn formell bereits die entsprechenden Un- terlagen mit übergeben wurden (Anlage 1).

Aus dem gewerblichen Bereich richtete sich die Anfrage an die Stadtwerke Weißenfels GmbH als Versorger sowie drei größere potentiell Betroffene, bei denen auf Grund der exponierten Lage sowie des Profils davon ausgegan- gen wurde, dass Hochwasserschutzmaßnahmen angezeigt oder umgesetzt wurden/werden.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 89 Die Auswertung der Fragebögen erfolgt im Folgenden durch eine verbal argumentative Beurteilung. Dabei wurden diese in die entsprechenden Handlungsbereiche des HWRM untergliedert. Informationen aus den Fragebögen, die bereits in den vorangegangenen Kapiteln, insbesondere in Kapitel 4.2.2, berücksichtigt wurden, werden hier nur noch in dem Umfang wiedergegeben, der für die zusammenfassende Zieldiskussion von Bedeutung war/ist.

Die Fragebögen des Burgenlandkreises und der angrenzenden Gemeinden wurden vorrangig zur Identifikation des Ist-Zustands (Kapitel 4.2.2) berücksichtigt. Lediglich für den Fall, dass bestimmte Maßnahmen oder Anlagen des Hochwasserrisikomanagements Auswirkungen auf das potentielle Maßnahmenkonzept in Weißenfels hatten, wurden auch daraus mögliche Ziele abgeleitet. Aus den Fragebögen identifizierte mögliche Ziele wurden hinge- gen vorrangig auf Grundlage der Fragebögen der SV Weißenfels sowie der angefragten Betreiber / Unternehmen hergeleitet.

Zusätzlich lag aus den Unterlagen zum HWRMP Saale [L3] ein ausgefüllter Fragebogen der Stadt Weißenfels mit differenziertem und deutlich eingeschränktem Fragenumfang vor.

In der nachfolgenden Tabelle sind die durch Fugro angefragten Akteure sowie eine Zusammenfassung des Rück- laufs der Fragebögen dargestellt.

Tabelle 5-1: Auswertung der Rückläufe der angeschriebenen Institutionen

autom. Lese- E-Mail Tel. Institution versendet bestätigung Rücklauf Erinnerung Erinnerung oder per Mail LandkreisBurgenlandkreis - Dezernat II - Amt für Brand- und Katastrophenschutz und Rettungswesen 15.03.2018 - Dezernat II - Amt für Natur- und Gewässerschutz (Untere Wasserbehörde und 03.03.2018 23.03.2018 Untere Naturschutzbehörde) 27.03.2018 - Dezernat I - Abteilung Bauamt Stadtverwaltung Weißenfels; Bauamt 03.03.2018 05.03.2018 14.03.2018 -> zusätzlich Ortschaftsverwaltung Langendorf angefragt Verbandsgemeinde Unstruttal; Gemeinde (Bmstr.) Goseck 03.03.2018 14.03.2018

Verbandsgemeinde Wethautal; Gemeinde (Bmstr.) Schönburg (Saale) 03.03.2018 20.03.2018 16.03.2018 kein Rücklauf

Stadt Naumburg (Saale) - Tief- und Gartenbau 03.03.2018 05.03.2018 20.03.2018 26.03.2018 - Stadtplanung Stadt Lützen - Sicherheit und Ordnung, Gefahrenabwehr 03.03.2018 05.03.2018 20.03.2018 kein Rücklauf - Bauamt THW Ortsverband Weißenfels 03.03.2018 04.03.2018 20.03.2018 21.03.2018 Stadtwerke Weißenfels GmbH (Gas, Energie, Trinkwasser, Fernwärme) 03.03.2018 05.03.2018 16.03.2018 Avendi Senioren Service GmbH "Wohnpark Am Töpferdamm" 03.03.2018 03.03.2018 20.03.2018 22.03.2018 BBW Betonstahl-Biegebetrieb Weißenfels GmbH & Co. KG 03.03.2018 20.03.2018 27.03.2018 Abwasserentsorgung Weißenfels AöR 03.03.2018 05.03.2018 12.03.2018 Sport und Freizeitbetrieb der Stadt Weißenfels (Abteilung Bau und Unterhaltung) 03.03.2018 13.03.2018

Vom Burgenlandkreis lagen dabei insgesamt drei durch unterschiedliche Ämter ausgefüllte Fragebögen vor, so dass bei der Beantwortung gleicher Fragen durch unterschiedliche Ämter die jeweils relevante Information in der Auswertung berücksichtigt wurde.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 90 Aspekt der EG-HWRM-RL: Vermeidung

Flächenvorsorge

Den Angaben in den Fragebögen im Handlungsbereich Flächenvorsorge ist zu entnehmen, dass bei den regio- nalen und lokalen Verwaltungen (Landkreis, Gemeinden) Kenntnis zur Ausdehnung der Überschwemmungsflä- chen besteht. In den relevanten Planunterlagen (Flächennutzungsplan, B-Pläne) werden in der Regel die festge- setzten Überschwemmungsgebiete, nicht jedoch anderweitige Flächen für den Hochwasserschutz/ Gewässer- ausbau (Vorbehaltsgebiete) entsprechend ausgewiesen.

Eine hochwasserangepasste Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen wird nicht gesondert gefördert. Die meisten Flächen werden bereits als Grünland genutzt.

Bauvorsorge

Im Handlungsfeld Bauvorsorge wird angegeben, dass wassergefährdende Stoffe (wenn vorhanden bzw. verwen- det) auch hochwasserangepasst gelagert werden. Seitens der Stadt Weißenfels gibt es aber hierzu keine spezi- ellen Vorgaben.

Die Stadt Weißenfels bejaht im Gegensatz zu den anderen Gemeinden als auch den Betrieben die Frage, dass Maßnahmen zur Anpassung hochwassergefährdeter als auch hochwassergefährdender Infrastruktureinrichtun- gen (Objektschutz) vorgesehen sind. Deren Umsetzung sollte demzufolge als Zielsetzung benannt werden.

Informations- und Beratungsprogramme (z.B. der Kammern, Verbände oder auch Verwaltung) zum Thema Bau- vorsorge sind den Betrieben / Versorgern nicht bekannt. Auch durch die Stadt Weißenfels bzw. den Landkreis werden derartige Veranstaltungen aktuell weder angeboten noch geplant.

Entfernung / Verlegung

Flächen, auf denen der Rückbau hochwassergefährdeter Bebauung als Beitrag zur Vermeidung des Hochwas- serrisikos beitragen könnte, werden in den Planungen der Stadt nicht ausgewiesen.

Aspekt der EG-HWRM-RL: Schutz

Natürlicher Wasserrückhalt

Bei der Entwässerung wird von allen Befragten u.a. die Versickerung als eine Maßnahme zum Flächenrückhalt benannt. Daneben gibt es die Anlagen (RÜB) des Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR). Derartige dezentrale An- lagen bei Privaten (auch beispielsweise RRB) wurden nicht benannt.

Flächenausweisungen oder Maßnahmen zur Entsiegelung sind aktuell nicht vorgesehen.

Die RÜB im Altstadtbereich (RÜB 2 bzw. geplantes RÜB 4) werden zur Drosselung der Abflüsse aus der RW- Kanalisation genutzt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 91 Technischer Hochwasserschutz

Nicht alle innerhalb oder unmittelbar an das Risikogebiet nach [L3, G14] gefährdeten Betriebe mit größerem Po- tential an Hochwasserschäden verfügen über entsprechende, zumindest mobile Schutzeinrichtungen. Die städti- schen Betriebe bejahen dies allerdings im Regelfall.

Aspekt der EG-HWRM-RL: Vorsorge

Risikovorsorge

Bis auf die Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) wurden weder in den Städten/den Gemeinden noch in den Betrieben Rücklagen für eine finanzielle Absicherung gebildet oder alternativ eine Hochwasserversicherung ab- geschlossen oder geplant.

In einer späteren Phase der Projektbearbeitung wurde mitgeteilt, dass der Sport-& Freizeitbetrieb der Stadt Wei- ßenfels ab 01.01.2019 eine Hochwasserversicherung für die Stadthalle Weißenfels plant.

Es gibt Fördermaßnahmen des Landes zur Absicherung gegen HW-Schäden. Diese sind in der „Förderrichtlinie Kommunaler Hochwasserschutz /Erl. des MLU vom 28.10.20154“ benannt, innerhalb derer auch die Arbeiten am hier vorgelegten HWSK und auf Basis derer noch bis 31.12.2020 konkrete Maßnahmen gefördert werden. Die Kenntnis hierüber wurde durch die Stadt Naumburg bejaht.

Informations- und Verhaltensvorsorge

Durch die zuständigen Stellen (Landkreis, Gemeinde) werden über verschiedenste Quellen rechtzeitig eine Hoch- wasserwarnung ausgesprochen (Sirenen, Fernsehen, Radio, Katwarn und MoWaS). Eine Schlussfolgerung aus den vergangenen Hochwasserereignissen war, dass zukünftig Betroffene eher die Internetseite der Stadt Wei- ßenfels denn die Feuerwehr-Notrufzentrale anfragen sollten.

Durch den Landkreis wird Informationsmaterial zum Verhalten im HW-Fall in den Gemeinden verteilt. Die Stadt Weißenfels kommuniziert im Amtsblatt allgemeine Informationen über das Verhalten im HW-Fall. Diese werden offensichtlich durch die Betroffenen aber wenig angenommen.

Den (potentiell) betroffenen Betrieben sind die Informationen zu festgesetzten Überschwemmungsgebieten oder Hochwasserrisikobereichen nicht vollumfänglich bekannt (Ausnahme Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) und Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels).

Nach Information des THW haben sich die Vorhersagen der Hochwasserzentrale in der Vergangenheit zwar als zeitig genug, aber inhaltlich auch ungenau dargestellt. Da die HVZ auch die Kommunen warnt und diese im Rahmen ihrer Warn- und Einsatzpläne (s. Gefahren- und Katastrophenschutz) auf diese Informationen zugreifen ist hier Verbesserungspotential zu erkennen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 92 Gefahren- und Katastrophenschutz

Im Rahmen der HWM VO [N11] wird die Gemeinde durch den Landkreis rechtzeitig und umfassend über die einsetzende Hochwassergefahr informiert. Der dann einsetzende Alarm- und Einsatzplan der Stadt Weißenfels wird kontinuierlich den aus abgelaufenen Ereignissen bzw. auf der Grundlage entsprechender Untersuchungen resultieren Ergebnissen hin angepasst. Regelmäßige Hochwasserübungen mit Teilnahme der Feuerwehr und städtischer Mitarbeiter unter Anleitung THW oder LHW werden durchgeführt, die Einsatz- und Führungskräfte werden regelmäßig geschult.

Auch die drei angefragten (städtischen) Versorgungsbetriebe haben Alarm- und Einsatzpläne. Allerdings finden keine (zumindest nicht regelmäßigen) Katastrophenschutzübungen statt bzw. wird an externen Übungen teilge- nommen.

Das THW ist aktuell nicht in den Alarm- und Einsatzplan der Stadt eingebunden.

Aspekt der EG-HWRM-RL: Regeneration / Überprüfung / Beseitigung

Regeneration

Weder in der Landkreisverwaltung noch in der Stadt Weißenfels existiert aktuell eine Nachsorgeplanung für die Beseitigung von Hochwasserschäden bzw. ist die Erstellung einer solchen vorgesehen (z. B. Abfallentsorgung, Beurteilung Umweltschäden etc.).

Während im Landkreis keine eigenen Aufzeichnungen und Auswertungen der vergangenen HW-Ereignisse vor- liegen, wurden diese in Weißenfels zusammengetragen und auch für die Ableitung entsprechender erforderlicher Maßnahmen zugrunde gelegt. Allerdings wurden zu den Ereignissen keine speziellen Analysen zu Ursachen, Gefahrenschwerpunkten, Schäden und Ereignismanagement während des Ereignisses erstellt.

5.3 Ergebnisse der Zieldiskussion

Zur Abstimmung der maßgeblichen Ziele für das HWSK im Untersuchungsgebiet fand am 05.04.2018 in Weißen- fels eine Beratung mit folgenden Teilnehmern statt:

 Projektsteuerung  Stadtverwaltung Weißenfels: Ordnungsamt; FB III Abteilung Tiefbau; FB IV - Städtische Dienste  Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR)  Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels

Hierzu wurde vorab durch den AN ein Vorschlag von Zielen und möglicher grundsätzlicher Maßnahmen zu deren Erreichung (noch keine konkrete Maßnahmenableitung, nur grundsätzliche Formulierung und Zuordnung zur je- weiligen Hauptgruppe des Maßnahmenkatalogs [N3]) an die Beteiligten in Form einer Tabelle übermittelt. Im Ergebnis einer ergänzenden Abstimmungsberatung hierzu am 17.04.2018 wurden die in der nachfolgenden Ta- belle benannten Ziele für das HWSK Altstadt Weißenfels definiert. Zwecks späterer Bezugnahme auf die

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 93 einzelnen Ziele wurden diese fortlaufend nummeriert, wobei das Kürzel immer den Bezug zum LAWA-Handlungs- bereich widerspiegelt:

 ZFV - Ziel des Handlungsbereichs Flächenvorsorge

 ZBV - Ziel des Handlungsbereichs Bauvorsorge

 ZSoV - Ziel des Handlungsbereichs sonstige Vorsorge

 ZNWR - Ziel des Handlungsbereichs Natürlicher Wasserrückhalt

 ZTHWS - Ziel des Handlungsbereichs Technischer Hochwasserschutz

 ZFV - Ziel des Handlungsbereichs Flächenvorsorge

 ZSoS - Ziel des Handlungsbereichs Sonstiger Schutz

 ZIV - Ziel des Handlungsbereichs Informationsvorsorge

 ZGK - Ziel des Handlungsbereichs Gefahrenabwehr und Katstrophenschutz

 ZVV - Ziel des Handlungsbereichs Verhaltensvorsorge

 ZRV - Ziel des Handlungsbereichs Risikovorsorge

 ZWR - Ziel des Handlungsbereichs Wiederherstellung/Regeneration

 ZKM - Ziel des Handlungsbereichs Konzeptionelle Maßnahmen

In der letzten Spalte der nachfolgenden Tabelle sind dabei die grundlegenden Handlungsfelder der LAWA-Emp- fehlung [2] aufgeführt, welche den entsprechenden EU-Maßnahmengruppen des Maßnahmenkatalogs[N3] ent- sprechen. Die konkreten Maßnahmenvorschläge zu den einzelnen Zielen sind dann in Kapitel 6 benannt und in Kapitel 7 konkret untersetzt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 94 Tabelle 5-2: Zusammenfassung der Ziele für das HWSK Altstadt Weißenfels

Ziel Ziel aus Unterlagenbewertung bzw. Abstimmung im Rah- EU-Aspekt / LAWA- Zuordnung LAWA-Handlungsfeld [N2] Nr. men der Zieldiskussion Handlungsbereich Kontrollfunktion wahrnehmen im Zuge der zukünftigen Aktualisierung der Regi- Vermeidung/ Flächenvor- 301 - Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den Raum- ZFV1 onalplanung für das Gebiet; Belange der Stadtentwicklung sind zu berücksich- sorge ordnungs- und Regionalplänen tigen Aktualisierung der bisher festgesetzten Überschwemmungsgebiete mit den In- Vermeidung / Flächenvor- 302 - Festsetzung bzw. Aktualisierung der Überschwemmungsgebiete ZFV2 formationen aus den HWGK sorge und Formulierung von Nutzungsbeschränkungen nach Wasserrecht ergänzende Ausweisung von Vorbehaltsgebieten / Flächen für den Hochwas- Vermeidung / Flächenvor- 303 - Anpassung und / oder Änderung der Bauleitplanung bzw. Ertei- ZFV3 serschutz in den FNP und BP auch in der Zukunft sorge lung baurechtlicher Vorgaben Gewinnung von Flächen mit Rückhaltepotential, z.B. Grünland Vermeidung/Flächenvor- 304 - Maßnahmen zur angepassten Flächennutzung ZFV4 sorge

ZBV1 Verringerung des Schadenspotentials an neuer oder bestehender Infrastruktur Vermeidung / Bauvorsorge 306 - Hochwasserangepasstes Bauen und Sanieren Verringerung des Schadenspotentials an öffentlichen Gebäuden, falls kein an- Vermeidung / Bauvorsorge 307 - Objektschutz an Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen ZBV2 derer HWS möglich Vermeidung einer Umweltgefährdung bei Hochwasser durch wassergefähr- Vermeidung / Bauvorsorge 308 - Hochwasserangepasster Umgang mit wassergefährdenden Stof- ZBV3 dende Stoffe fen Verbesserung der Information zu den festgesetzten ÜSG allgemein und den Vermeidung / sonstige Vor- 309 - Maßnahmen zur Unterstützung der Vermeidung von Hochwas- ZSoV1 Risikobereichen sorge serrisiken; Erstellung von Konzeptionen / Studien / Gutachten Empfehlung an Oberlieger, dass hochwassermindernde Flächenbewirtschaf- Schutz / Natürlicher Wasser- 310 - Hochwassermindernde Flächenbewirtschaftung ZNWR1 tung eingehalten wird rückhalt 311 - Gewässerentwicklung und Auenrenaturierung, Aktivierung ehe- maliger Feuchtgebiete Verbesserung des Flächenrückhalts zur Entlastung der städtischen Kanalisati- Schutz / Natürlicher Wasser- 312 - Minderung der Flächenversiegelung ZNWR2 ons- und Rückhaltesysteme und zur Verringerung des Hochwasserabflusses rückhalt 313 - Regenwassermanagement stromunterhalb und „Entsiegelungsprogramm“ Sicherstellung der Hochwassersicherheit der Anlagen der Abwasserbeseiti- Schutz / Technischer Hoch- 315 - Aufstellung, Weiterführung, Beschleunigung und/oder Erweite- gung bis HQ200 der Saale bei gleichzeitigem Regenereignis im Stadtgebiet wasserschutz rung der Bauprogramme zum Hochwasserrückhalt ZTHWS1 317 - Ausbau, Ertüchtigung bzw. Neubau von stationären und mobilen Schutzeinrichtungen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 95 Ziel Ziel aus Unterlagenbewertung bzw. Abstimmung im Rah- EU-Aspekt / LAWA- Zuordnung LAWA-Handlungsfeld [N2] Nr. men der Zieldiskussion Handlungsbereich Sicherung der aktuell als gefährdet ausgewiesenen Bereiche bis zu einem Be- Schutz / Technischer Hoch- 317 - Ausbau, Ertüchtigung bzw. Neubau von stationären und mobilen messungs-Hochwasser HQ200 der Saale unabhängig vom Status des Gefähr- wasserschutz Schutzeinrichtungen dungsbereiches einschließlich Vermeidung einer Gefährdung durch Rückstau 318 - Unterhaltung von vorhandenen stationären und mobilen Schutz- im Kanalnetz ZTHWS2 bauwerken 319 - Beseitigung von Engstellen und Abflusshindernissen im Gewäs- ser 506- Freiwillige Kooperationen Vermeidung der Beeinträchtigung der Anlagen des Freizeitbetriebs der Stadt Schutz / Sonstige 321 - Sonstige Maßnahme zur Verbesserung des Schutzes gegen ZTHWS3 Weißenfels durch GW-Aufstau im Bereich der Mehrzweckhalle Überschwemmungen Sicherstellung der Wirksamkeit der Maßnahmen des erarbeiteten Hochwasser- Schutz / Sonstige (321) bzw. 501 - (Sonstige Maßnahme zur Verbesserung des Schut- ZSoS1 schutzkonzeptes unter ggfs. veränderten Randbedingungen zes gegen Überschwemmungen) bzw. Erstellung von Konzeptionen / Studien / Gutachten Bereitstellung zeitnaher aber auch möglichst genauer Informationen und Vor- Vorsorge / Informationsvor- 322 - Einrichtung bzw. Verbesserung des Hochwassermeldedienstes ZIV1 hersagen zu Hochwasser, Wasserständen sorge kontinuierliche Verbesserung der Information der Betroffenen im Hochwasser- Vorsorge / Informationsvor- 323 - Einrichtung bzw. Verbesserung von kommunalen Warn- und In- ZIV2 fall sorge formationssystemen Bessere Koordinierung verschiedener Einsatzkräfte für den HW-Fall Vorsorge / Gefahrenabwehr 324 - Planung und Optimierung des Krisen- und Ressourcenmanage- ZGK1 und Katstrophenschutz ments Verbesserung der Effektivität bei der Umsetzung des Alarm- und Einsatzplans Vorsorge / Gefahrenabwehr 324 - Planung und Optimierung des Krisen- und Ressourcenmanage- ZGK2 der Gemeinde und Katstrophenschutz ments Sicherstellung und zunehmende Optimierung der Katstrophenabwehr Vorsorge / Gefahrenabwehr 324 - Planung und Optimierung des Krisen- und Ressourcenmanage- ZGK3 und Katstrophenschutz ments 503 - Informations- und Fortbildungsmaßnahmen Beseitigung von identifizierten Widersprüchen in den HWGK bezüglich der Vermeidung / Verhaltensvor- 325 - Verhaltensvorsorge ZVV1 Überschwemmungssituation im Bereich der Kläranlage sorge Erhöhung des Risikobewusstseins und Sensibilisierung der Bevölkerung für Vermeidung / Verhaltensvor- 325 / 504 - Verhaltensvorsorge / Beratungsmaßnahmen ZVV2 die Notwendigkeit eigenständiger Vorsorge sorge

ZRV1 Absicherung gegen Schäden im HW-Fall zumindest städtischer Infrastruktur Vorsorge / Risikovorsorge 326 - Risikovorsorge Optimierung der Nachsorge (Schadensbeseitigung) nach einem Hochwasser Wiederherstellung/Regene- 327 - Schadensnachsorge ZWR1 ration/Überprüfung 328 - Sonstige Maßnahmen aus dem Bereich Wiederherstellung, Re- generation und Überprüfung Verbesserung des Katastropheneinsatzes Wiederherstellung/Regene- 328 - Sonstige Maßnahmen aus dem Bereich Wiederherstellung, Re- ZWR2 ration/Überprüfung generation und Überprüfung

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 96 Ziel Ziel aus Unterlagenbewertung bzw. Abstimmung im Rah- EU-Aspekt / LAWA- Zuordnung LAWA-Handlungsfeld [N2] Nr. men der Zieldiskussion Handlungsbereich Verringerung der Schäden an privaten Einrichtungen bis zur Umsetzung von Vermeidung / Bauvorsorge 503 - Informations- und Fortbildungsmaßnahmen HW-Schutzmaßnahmen bzw. für den Versagensfall bzw. Erhöhung des Be- ZBV4 wusstseins zur Vermeidung/Verringerung der Schäden durch Bauvorsorge- maßnahmen

ZRV2 Erhöhung des Bewusstseins zur Notwendigkeit einer Risikovorsorge Vorsorge / Risikovorsorge 503 - Informations- und Fortbildungsmaßnahmen Zusammenarbeit mit Deutscher Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser Konzeptionelle Maßnahmen 507 - Zertifizierungssysteme ZKM1 und Abfall e.V. (DWA) / Bund für Wasserwirtschaft und Kulturbau (BWK)

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 97 6 Untersetzung des Handlungsbedarfs / Defizitanalyse

Neben der detaillierten Beschreibung sowohl der Schadenspotentiale als auch weiterer potentieller, nichtmone- tärer Schäden erfolgte im Kapitel 4.6 auch eine Beschreibung der Brennpunkte, in denen sich ein besonderes Erfordernis zum Handlungsbedarf herleitet.

Nach Abstimmung der Ziele (Kapitel 5.3) und deren Gegenüberstellung mit dem beschriebenen Ist-Zustand (Ka- pitel 4.2.2) sowie dem sich daraus ableitenden Gefährdungszustand (Kapitel 4.6.2) leiten sich entsprechende Defizite ab, zu deren Behebung der Handlungsbedarf zu identifizieren ist.

Im nachfolgenden Abschnitt wird der aus dieser Sicht erkennbare Handlungsbedarf aufgezeigt, bevor in Kapitel 7 die Maßnahmenvorschläge konkret untersetzt und bewertet werden. Dabei orientiert sich die Zuordnung an der LAWA-Richtlinie [N2] (s. auch Abbildung 3-3). Die in der nachfolgenden Tabelle benannten „sonstigen“ und „kon- zeptionellen“ Maßnahmen/Handlungsfelder wurden durch die LAWA ergänzend aufgenommen und lassen sich keinem der Aspekte der EU-HWRM-RL zuordnen.

Tabelle 6-1: Zusammenhang zwischen den Aspekten der HWRM-RL [N1], den Handlungsbereichen der LAWA [N2] bzw. den Maßnahmen des LAWA-Katalogs [N3] Aspekt EU-HWRM-RL LAWA-Handlungsbereich LAWA-Handlungsfeld [N2] Flächenvorsorge 301 - 304 Vermeidung Entfernung/Verlegung 305 Bauvorsorge 306-308 Natürlicher Wasserrückhalt 310 - 314 Schutz Technischer Hochwasserschutz 315 - 320 Informationsvorsorge 322 - 323 Verhaltensvorsorge 325 Vorsorge Risikovorsorge 326 Gefahrenabwehr und Katastro- 324 phenschutz Wiederherstellung/Regenera- Regeneration/Überprüfung/Besei- 327 - 328 tion/Überprüfung tigung von Schäden Sonstige und konzeptionelle Maß- 309, 321, 329, 501 - 509 nahmen

Handlungsbedarf besteht in nahezu allen Handlungsbereichen. Im Folgenden sind die wichtigsten Informationen aufgeführt und in Tabelle 6-2 zusammengefasst.

6.1 Handlungsbereich Flächenvorsorge

Im Handlungsbereich Flächenvorsorge (LAWA-Handlungsfelder 301 bis 304) wurden Defizite hinsichtlich der Ak- tualität der festgesetzten Überschwemmungsgebiete festgestellt. Es bedarf einer Neufestsetzung derselben nach § 76 WHG (302) unter Beachtung der aktuellsten Erkenntnisse [L2, G11]. Demzufolge ist es auch erforderlich, aktuelle und zukünftige Flächennutzungs- und Bauleitpläne anzupassen (303) und diese ggf. um Informationen zu potentiellen Vorbehaltsflächen für den Hochwasserschutz zu ergänzen bzw. die entsprechenden Regio- nalpläne ebenfalls zu aktualisieren (301). Zwar liegt die Regionalplanung nicht in Verantwortung der Stadt Wei-

ßenfels. Dennoch wird zum Erreichen des Ziels ZFV1 entsprechender Handlungsbedarf aufgezeigt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 98 Im Stadtgebiet werden bereits verschiedene hochwasserangepasste Flächennutzungen verfolgt, die u.a. zu einer Verzögerung des Abflusses außerhalb des Gewässerbettes beitragen. Dennoch ist hier weiterer Handlungsbe- darf angezeigt, um dieses Potential weiter auszuschöpfen (304).

Kein konkreter Handlungsbedarf wird für den LAWA-Handlungsbereich „Entfernung/Verlegung“ (305) gesehen. Im Untersuchungsgebiet gibt es keine sensiblen oder umweltrelevanten Nutzungen, die sich ausschließlich durch diese grundlegende Maßnahme schützen lassen.

6.2 Handlungsbereich Bauvorsorge

Im Handlungsbereich Bauvorsorge zeigt sich ebenfalls Handlungsbedarf ab. Hier gibt es Defizite in der Sicher- stellung hochwasserangepasster Planungen und Baumaßnahmen (306) sowie der Vermeidung von Schäden im Bestand (z.B. ausreichender Objektschutz - 307), sowohl für die öffentlichen als auch private Einrichtungen und Infrastrukturen. Die Beseitigung oder zumindest Verringerung dieser Defizite kann maßgeblich zur Reduzierung des Schadenspotenzials beitragen, bis Maßnahmen des HWSK umgesetzt sind.

Ein hochwasserangepasster Umgang mit wassergefährdenden Stoffen wird in der Regel durch deren Nutzer si- chergestellt. Allerdings kann diese Aussage aktuell nur für die an der Fragebogenaktion Beteiligten getroffen werden. Da derzeit durch die Stadt Weißenfels die ihr an die Hand gegebenen Möglichkeiten noch nicht ausge- schöpft werden (z.B. durch Erteilung entsprechender Auflagen im Rahmen der Prüfung bzw. Genehmigung von Bauanträgen), ist hier ein Defizit zu erkennen und somit Handlungsbedarf (308) gegeben.

6.3 Handlungsbereich Natürlicher Wasserrückhalt

Für den Handlungsbereich Natürlicher Wasserrückhalt zeigen sich zuerst Defizite bei der vorbeugenden Nutzung der Potentiale oberhalb des eigentlichen Untersuchungsgebietes ab. Die meisten Überflutungsflächen werden im gesamten Landkreis als Grünland genutzt, landwirtschaftliche Flächen meist konventionell bewirtschaftet. Durch eine zunehmende hochwassermindernde Flächenbewirtschaftung ließe sich dieses Rückhaltepotential besser nutzen, was vor allem über entsprechende Fördermaßnahmen unterstützt werden kann (310 bzw. 311).

Im Stadtgebiet ist Handlungsbedarf vor allem im Hinblick auf die Ausdehnung der bereits teilweise realisierten Maßnahmen zur Vermeidung oder Verminderung der Belastung des Kanalisationssystems einerseits sowie des Direktabflusses andererseits gegeben (312 bzw. 313). Hierunter sind vor allem Maßnahmen der Vermeidung bzw. Minimierung von Flächenversiegelung bei Neubaumaßnahmen, mögliche Entsiegelungsmaßnahmen auf Brach- flächen oder aber die verbesserte Umsetzung von Maßnahmen zur lokalen Regenwasserversickerung zu verste- hen, sowohl bei Baumaßnahmen bzw. auf Grundstücken der Stadt als auch privater Bauträger.

6.4 Handlungsbereich Technischer Hochwasserschutz

Für den Handlungsbereich Technischer Hochwasserschutz ist nur durch die gleichzeitige adäquate Berücksich- tigung der vorhandenen Infrastruktur der Misch- bzw. Regenwasserentsorgung (315) und deren erforderlicher Anpassung an die nachweislich bisher für den Fall einer Überlagerung von Hochwasserereignissen der Saale mit Niederschlägen im Stadtgebiet nicht sichergestellte Funktionstüchtigkeit (317) die Wirksamkeit des städtischen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 99 Hochwasserschutzkonzeptes für die Altstadt zu gewährleisten. Gleichzeitig ist es erforderlich, die entsprechen- den Maßnahmen zu ergreifen, um die aktuell großflächige direkte Überflutungsgefahr der Altstadt von der Saale her zu vermeiden, wobei hier als abgestimmtes Schutzziel das HQ200 zu betrachten ist (317). Bereits vorhandene Hochwasserschutzanlagen als auch die im Rahmen der Umsetzung des HWSK neu errichteten bedürfen einer kontinuierlichen Unterhaltung und somit der Aufstellung eines entsprechenden Programms hierzu einschließlich der Sicherstellung der finanziellen Mittel (318).

6.5 Handlungsbereiche Informations-, Verhaltens- und Risikovorsorge sowie Gefah- renabwehr und Katastrophenschutz

Im Handlungsbereich Informationsvorsorge sind sowohl Defizite in der Informationsbereitstellung durch das Land als auch der Stadt identifiziert worden, aus denen sich ein entsprechender Handlungsbedarf ableitet. Vor allem bedarf die Genauigkeit (322) als auch die umfassende Sicherstellung des Informationsflusses an die konkret Betroffenen (323) einer Verbesserung.

Um das Bewusstsein der potentiell Betroffenen für die Hochwassergefahr zu erhöhen (325), sind die veröffent- lichten HWGK und HWRK entsprechend den Vorgaben der EU-HWRM-RL kontinuierlich zu aktualisieren und falls erforderlich zu korrigieren. Die bereits durch den Landkreis bzw. die die Stadt angebotenen Informationen zum richtigen Verhalten im Hochwasserfall (z.B. im Amtsblatt) haben sich als offensichtlich nicht ausreichend dargestellt, so dass hier die Erarbeitung zusätzlicher Informationen empfohlen wird.

Deutliche Defizite haben sich im Handlungsbereich Risikovorsorge (326) aufgezeigt. Sowohl die Risikovorsorge der Stadt für die öffentlichen Einrichtungen als auch der angefragten Betreiber von Anlagen wird der in den HWGK dargestellten Gefahrenlage aktuell nicht gerecht. Es muss davon ausgegangen werden, dass dies auch für wei- tere, nicht mittels Fragebogen erfasste Betroffene gilt.

Im Handlungsbereich Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz (324) bestehen Defizite dahingehend, dass der aktuelle Alarm- und Einsatzplan durchaus effektiver wirken kann, wenn bisher nicht berücksichtigte Akteure (z.B. THW, Stadtwerke Weißenfels) im Hochwasserfall mit einbezogen werden. Hierzu sollte der Plan kontinuierlich angepasst bzw. optimiert werden.

6.6 Handlungsbereiche Regeneration und Hochwasserbewältigung

Für diesen Handlungsbereich (327 und 328) wurde im Rahmen der Erhebung des Ist-Zustandes deutlich, dass durch aktuell nicht oder nicht ausreichend detaillierte Auswertungen vergangener Hochwasserereignisse bzw. der Bewältigung derselben als auch der tatsächlichen Schadensumfänge eine Identifikation erforderlicher Maß- nahmen oder die Ableitung von Brennpunkten für die Alarm- und Einsatzplanung nur bedingt möglich war/ist. Diese Grundlagen sollten zukünftig zeitnah nach Hochwasserereignissen geschaffen werden (328).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 100 6.7 Handlungsbereich Konzeptionelle Maßnahmen

Im Bereich der konzeptionellen Maßnahmen wird Handlungsbedarf aufgezeigt, der sich als Ergänzung zu den bisher aufgeführten Handlungsbereichen versteht.

Im Bereich Konzepte/Studien/Gutachten (501) betrifft dies u.a. die Erstellung und Fortschreibung des hier vorge- legten städtischen Hochwasserschutzkonzeptes. Die Durchführung von Informations- und Fortbildungsmaßnah- men (503) betreffen vor allem die Handlungsbereiche Katastrophenabwehr (Sicherstellung der bisher praktizier- ten Schulung der Einsatz- und Führungskräfte) sowie Bau- und Risikovorsorge. Beratungsmaßnahmen (504) werden im Zuge der Bewusstseinsbildung als flankierende Maßnahmen benannt.

Es wird weiterhin empfohlen, die Umsetzung fachspezifischer Zertifizierungssysteme (507) im Sinne einer Opti- mierung der eigenen Maßnahmen anzudenken.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 101 Tabelle 6-2: Handlungsbedarf zur Erreichung der abgestimmten Ziele

Ziel Ziel aus Unterlagenbewertung bzw. LAWA-Handlungs- Handlungsbedarf Abstimmung im Rahmen der Zieldis- feld [N2] Nr. kussion

Kontrollfunktion wahrnehmen im Zuge der zukünf- 301 Anpassung des Landesentwicklungsplans und der Regionalpläne nach Neufestsetzung der Überschwem- tigen Aktualisierung der Regionalplanung für das mungsgebiete und Ergänzung der Regionalpläne um ergänzenden Informationen zu potentiellen Vorbehalts- ZFV1 Gebiet; Belange der Stadtentwicklung sind zu be- flächen rücksichtigen Aktualisierung der bisher festgesetzten Über- 302 Aktualisierung der Überschwemmungsgebietsverordnungen auf Basis aktueller Erkenntnisse und Formulie- ZFV2 schwemmungsgebiete mit den Informationen aus rung von Nutzungsbeschränkungen nach Wasserrecht den HWGK ergänzende Ausweisung von Vorbehaltsgebieten / 303 Anpassung und / oder Änderung der Bauleitplanung nach Neufestsetzung der Überschwemmungsgebiete Flächen für den Hochwasserschutz in den FNP ZFV3 und BP auch in der Zukunft

Gewinnung von Flächen mit Rückhaltepotential, 304 Umwandlung von weiteren versiegelten/bebauten Flächen in durchlässige Flächen ZFV4 z.B. Grünland Verringerung des Schadenspotentials an neuer o- 306 hochwassersichere Ausführung von Infrastrukturen: bei zukünftiger Genehmigung von Bauanträgen (Sanie- ZBV1 der bestehender Infrastruktur rung oder Neubau) Verringerung des Schadenspotentials an öffentli- 307 Objektschutz an öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen prüfen und umsetzen ZBV2 chen Gebäuden, falls kein anderer HWS möglich Vermeidung einer Umweltgefährdung bei Hoch- 308 Erteilung von Auflagen mind. bei Neuerrichtung derartiger Anlagen ZBV3 wasser durch wassergefährdende Stoffe Verbesserung der Information zu den festgesetz- 309 Information/Bekanntgabe der Überschwemmungsgebiete bzw. dass diese wo eingesehen werden können ZSoV1 ten ÜSG allgemein und den Risikobereichen Empfehlung an Oberlieger, dass hochwassermin- 310 z.B. Förderung bzw. Forderung der konservierenden Bodenbearbeitung ZNWR1 dernde Flächenbewirtschaftung eingehalten wird 311 Förderung des Wasserrückhaltes Verbesserung des Flächenrückhalts zur Entlas- 312 Planung und Umsetzung von Maßnahmen der Flächenentsiegelung tung der städtischen Kanalisations- und Rückhal- 313 Ausdehnung der Maßnahmen zur Regenwasserversickerung ZNWR2 tesysteme und zur Verringerung des Hochwasser- abflusses stromunterhalb und „Entsiegelungspro- gramm“

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 102 Ziel Ziel aus Unterlagenbewertung bzw. LAWA-Handlungs- Handlungsbedarf Abstimmung im Rahmen der Zieldis- feld [N2] Nr. kussion

Sicherstellung der Hochwassersicherheit der Anla- 315 Einbeziehung der Belange der Abwasser- und Regenwasserentsorgung in das Hochwasserschutzkonzept ZTHWS1 gen der Abwasserbeseitigung bis HQ200 der Saale 317 Ausbau bzw. Ertüchtigung der RÜB 2, 4 und 5 mit Hochwasserpumpwerken bei gleichzeitigem Regenereignis im Stadtgebiet Sicherung der aktuell als gefährdet ausgewiese- 317 Ausbau, Ertüchtigung bzw. Neubau stationärer und mobiler HWS-Anlagen nen Bereiche bis zu einem Bemessungs-Hoch- 318 Unterhaltung vorhandener HWS-Anlagen (z.B. Deich KA) sowie der zukünftig errichteten neuen Anlagen wasser HQ der Saale unabhängig vom Status 200 506 (potentiell) Betroffene an Umsetzung und Finanzierung des HWSK beteiligen ZTHWS2 des Gefährdungsbereiches einschließlich Vermei- dung einer Gefährdung durch Rückstau im Kanal- 319 Beseitigung bzw. Verringerung der Beeinflussung der Abflussverhältnisse an vorhandener wasserbaulicher netz Infrastruktur Vermeidung der Beeinträchtigung der Anlagen des 321 Aktualisierung der Studie zur Vernässung mittels adäquater Daten und Umsetzung von erforderlichen Maß- ZTHWS3 Freizeitbetriebs der Stadt Weißenfels durch GW- nahmen zur zukünftigen Vermeidung von Vernässung durch Rückstau im Grundwasser mit detaillierten Pla- Aufstau im Bereich der Mehrzweckhalle nungsaufgaben Sicherstellung der Wirksamkeit der Maßnahmen (321) ZSoS1 des erarbeiteten Hochwasserschutzkonzeptes un- 501 Erstellung und kontinuierliche Fortschreibung/Aktualisierung des kommunalen Hochwasserschutzkonzeptes ter ggfs. veränderten Randbedingungen Bereitstellung zeitnaher aber auch möglichst ge- 322 Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit der Hochwasserzentrale des Landes ZIV1 nauer Informationen und Vorhersagen zu Hoch- wasser, Wasserständen kontinuierliche Verbesserung der Information der 323 Optimierung bzw. Verbesserung des kommunalen Warn- und Informationssystems ZIV2 Betroffenen im Hochwasserfall Bessere Koordinierung verschiedener Einsatz- 324 Einbindung des THW in den Krisenstab und/ oder Einrichtung einer Wasserwehr mit speziellen Aufgaben ZGK1 kräfte für den HW-Fall Verbesserung der Effektivität bei der Umsetzung 324 ergänzende Einbeziehung potentiell Betroffener bzw. der Bevölkerung allgemein in Hochwasserübungen ZGK2 des Alarm- und Einsatzplans der Gemeinde Sicherstellung und zunehmende Optimierung der 324 (weitere) regelmäßige Optimierung/Anpassung des Alarm- und Einsatzplans ZGK3 Katstrophenabwehr 503 weitere Gewährleistung/Sicherstellung der regelmäßigen Schulung der Einsatz- und Führungskräfte Beseitigung von identifizierten Widersprüchen in 325 Aktualisierung der Gefahren- und Risikokarten ZVV1 den HWGK bezüglich der Überschwemmungssitu- ation im Bereich der Kläranlage Erhöhung des Risikobewusstseins und Sensibili- 325 über die bisher angebotenen Aufklärungsmaßnahmen zu Hochwasserrisiken und zum Verhalten im Hochwas- sierung der Bevölkerung für die Notwendigkeit ei- serfall hinausgehende Informationen (Veranstaltungen, Flyer) ZVV2 genständiger Vorsorge 504 Bereitstellung der Information zu Hochwasserereignissen und ihren Auswirkungen; Vemarkung/bildliche Dar- stellung

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 103 Ziel Ziel aus Unterlagenbewertung bzw. LAWA-Handlungs- Handlungsbedarf Abstimmung im Rahmen der Zieldis- feld [N2] Nr. kussion

Absicherung gegen Schäden im HW-Fall zumin- 326 Bildung von Rücklagen (finanzielle Eigenvorsorge) oder alternativ Prüfung und Abschluss objektspezifischer ZRV1 dest städtischer Infrastruktur HW-Versicherungen Optimierung der Nachsorge (Schadensbeseiti- 327 Planung für eine zeitnahe und optimale Beseitigung von Abfällen, Umweltschäden usw. ZWR1 gung) nach einem Hochwasser 328 verlässliche und möglichst vollumfängliche Schadensaufnahme und -schätzung nach abgelaufenen Hoch- wasserereignissen

ZWR2 Verbesserung des Katastropheneinsatzes 328 detaillierte Analysen und Auswertungen der Ursachen, Auswirkungen und Managements bei HW Verringerung der Schäden an privaten Einrichtun- 503 Initiierung von Informations- und Beratungsprogrammen sowie Aufklärungsmaßnahmen zum hochwasseran- gen bis zur Umsetzung von HW-Schutzmaßnah- gepassten Bauen ZBV4 men bzw. für den Versagensfall bzw. Erhöhung des Bewusstseins zur Vermeidung/Verringerung der Schäden durch Bauvorsorgemaßnahmen Erhöhung des Bewusstseins zur Notwendigkeit ei- 503 Organisation von (regelmäßigen) Informationsveranstaltungen zu diesem Thema ZRV2 ner Risikovorsorge Zusammenarbeit mit Deutscher Vereinigung für 507 z.B. Hochwasseraudit DWA erstellen lassen Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. ZKM1 (DWA) / Bund für Wasserwirtschaft und Kulturbau (BWK)

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 104 7 Untersetzung von Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements

7.1 Grundlagen der Maßnahmenableitung

Im Ergebnis der Identifikation der Defizite wurde in Tabelle 6-2 der grundlegende Handlungsbedarf, bezogen auf die verschiedenen Handlungsbereiche des LAWA-Maßnahmenkatalogs, zusammengefasst. Diesen gilt es nun im Nachfolgenden detaillierter zu untersetzen. Dabei sind zur Erreichung einzelner Ziele auch mehrere Maßnah- men erforderlich.

Entsprechend der im Maßnahmenkatalog [N3] enthaltenen Beschreibung der Inhalte einzelner Maßnahme wird deutlich, dass es grundsätzlich zwischen den nachfolgend differenzierten Maßnahmenarten zu unterscheiden gilt.

7.1.1 Übergeordnete bzw. allgemeine Maßnahmen

Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, bei denen (noch) keine konkrete örtliche Zuordnung erfolgen kann.

Unter anderem sind hierdurch Maßnahmen erfasst, die sich aus gesetzlichen Vorgaben ableiten. Im Untersu- chungsgebiet sind dies vor allem Maßnahmen des Handlungsbereiches Flächenvorsorge (z.B. Rechtliche Fest- setzung von Überschwemmungsgebieten).

Weiterhin umfasst dies Maßnahmen, deren Umsetzung und Wirksamkeit individuell vom Engagement der jewei- ligen Akteure oder den lokalen Rahmenbedingungen für die Umsetzung und Ähnlichem abhängig sind. Diese Maßnahmen werden generell als sinnvoll und notwendig angesehen, auch wenn derzeit noch nicht abschätzbar ist, wann und wie sie tatsächlich im Einzelfall Wirkung erzielen (z.B. Maßnahmen zur Flächenentsiegelung). Dazu gehören somit insbesondere auch Maßnahmen aus den Handlungsbereichen Bauvorsorge, Informationsvor- sorge, Verhaltensvorsorge und Regeneration/Nachsorge.

Die Zielerreichung dieser Maßnahmen lässt keine Alternativen zu. Deshalb dienen sie nicht der differenzierten Betrachtung unterschiedlicher Varianten, sondern stellen per Definition Maßnahmen der Vorzugsvariante dar.

Weiterhin ist für diese Art von Maßnahmen charakteristisch, dass sich der Nutzen nicht bzw. nicht mit einem vertretbaren Aufwand monetär identifizieren lässt. Im Rahmen der Kosten-Nutzen-Wirksamkeitsbetrachtung ist demzufolge eine eher qualitative Bewertung erforderlich.

Für das Untersuchungsgebiet relevante übergeordnete bzw. allgemeine Maßnahmen sind in Anlage 2.1 zusam- mengefasst. Die Tabelle umfasst dabei folgende Informationen:

- Maßnahmen_ID: beginnend mit Kürzel aus Bezug zum jeweiligen EU-Aspekt der HWRM-RL entspre- chend Tabelle 6-1 (Ver - Vermeidung; S - Schutz, Vor - Vorsorge; WR - Wiederherstellung/Regenera- tion bzw. Kon - Konzeptionelle und sonstige Maßnahmen)

- dem Ziel entsprechend Tabelle 5-2, welches mittels der Maßnahme erreicht werden soll

- dem jeweiligen LAWA-Handlungsfeld/Maßnahmengruppe entsprechend Tabelle 6-1

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 105 - einer detaillierten, über die Informationen zum Handlungsbedarf in Tabelle 6-2 hinausgehende Be- schreibung.

Nachfolgend werden zu einzelnen Maßnahmen ergänzende Informationen aufgeführt.

Maßnahme Ver_02 (Aktualisierung Regionaler Entwicklungsplan) : Die Stadt sollte darauf hinwirken, dass noch im Zuge der laufenden Aktualisierung geprüft wird, ob als Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete für den Hoch- wasserschutz bereits die Ergebnisse aus den erstellten HWGK berücksichtigt werden oder falls nicht, dass dies nach Neufestsetzung der Überschwemmungsgebiete (Maßnahme V_03) umgesetzt wird.

Maßnahme Ver_03 (Aktualisierung der bisher festgesetzten Überschwemmungsgebiete): Auch hier kann die Stadt nur indirekt auf die Umsetzung der Maßnahme Einfluss ausüben, da die Zuständigkeit für die Festset- zung beim Landesverwaltungsamt angesiedelt ist.

Maßnahme Ver_08 (Objektschutz öffentliche Gebäude): Diese Maßnahme wird den nicht verorteten Maßnah- men zugeordnet, da derzeit noch keine Übersicht erstellt wurde bzw. vorliegt, welche öffentlichen Gebäude aus Sicht der Stadt eines entsprechenden Schutzes bedürfen. Deshalb erfolgt auch noch keine Benennung von Ein- zelmaßnahmen sowie deren Verortung oder die Einschätzung möglicher Aufwendungen für die Installation ent- sprechender Schutzsysteme. Vielmehr ist diese Maßnahme auf dem aktuellen Stand der Untersuchungen als Prüfauftrag zu verstehen, der ggfs. im Nachgang oder im Zuge der Aktualisierung des Konzeptes konkret unter- setzt werden kann. Eine weitere Begründung ist darin zu sehen, dass im Falle der erfolgreichen Umsetzung des linearen Hochwasserschutzes entlang der Saale derartige Maßnahmen „formell“ nicht mehr erforderlich wären, sofern sie nicht durch diese explizit geschützt werden (z.B. Altstadtschule).

Maßnahmen S_01 (konservierende Bodenbearbeitung, insbesondere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen) und S_02 (Aktivierung ehemaliger Feuchtgebiete oder Wiederanschluss von entsprechenden Geländestrukturen): Die Stadt sollte Kontakt mit Oberliegergemeinden, der Landkreisverwaltung oder den zu- ständigen Landesbehörden aufnehmen, um die Umsetzung dieser Maßnahmen anzuregen. Allerdings sollte auch geprüft werden, ob auf dem Gemeindegebiet eigene Fördermöglichkeiten zur Umsetzung solcher Maßnahmen geschaffen werden können. Diese sind nicht nur in den Auen der Saale von Bedeutung, sondern auch in den Einzugsgebieten der Nebengewässer. Eine einseitige „Einforderung“ derartiger Maßnahmen bei den Oberliegern wäre schwierig ggfs. zu kommunizieren.

Maßnahmen S_03 (Vermeidung der Versiegelung von Flächen im Zuge von Baumaßnahmen im Auftrag der Stadt): Auch diese Maßnahme wird als übergeordnete Maßnahme betrachtet, nicht als verortete, da die konkrete Lage der Maßnahmen sich erst aus dem ggfs. aufzustellenden „Entsiegelungsprogramm“ bzw. im Rah- men konkreter Baumaßnahmen ergibt.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 106 Maßnahme S_05 (Einbeziehung der Belange der Abwasser- und Regenwasserentsorgung in ein ganzheit- liches Hochwasserschutzkonzept): Diese Maßnahme leitet sich aus dem abgestimmten Ziel ab. Formell/ prak- tisch wird sie mit Erstellung dieses Konzeptes bereits umgesetzt.

Maßnahme S_27 (Aktualisierung Studie Vernässung): Entsprechend den Aussagen in Kapitel 5.1 ist die de- taillierte Umsetzung von Maßnahmen zur zukünftigen Vermeidung von Vernässung durch Rückstau im Grund- wasser auf Grund der Förderrichtlinien des Landes gesondert umzusetzen. Deshalb umfasst diese Maßnahme ausschließlich die erforderlichen Grundlagenuntersuchungen in Form einer aussagekräftigen Studie, in der auch gleichzeitig der Zustand nach Umsetzung der Maßnahmen des HWSK als Randbedingung einfließen sollte.

Maßnahme S_25 (Um- bzw. Neubau Große Brücke ohne Mittelpfeiler): Diese Maßnahme wurde den überge- ordneten Maßnahmen zugeordnet, obwohl sie sich verorten lässt. Es ist jedoch bisher nur bekannt, dass die Landesstraßenbaubehörde LSBB dies plant. Die Stadt kann nur als Träger öffentlicher Belange auf die Konstruk- tion und Art des Bauwerks Einfluss nehmen. Eine Kostenschätzung ist derzeit durch den Ersteller des hier vorlie- genden Konzeptes praktisch nicht möglich. Grundsätzlich wird das HWSK jedoch auf die sich aktuell mit Mittel- pfeiler einstellenden Verhältnisse ausgerichtet, so dass die Berücksichtigung dieser Maßnahme in der Wirksam- keitsanalyse keine Veränderung des Ergebnisses erwarten lässt. Es wird weiterhin dringend empfohlen den Bau- lastträger darauf hinzuweisen, dass die an der Brücke angebrachten Hochwassermarken zu sichern bzw. nach erfolgter Baumaßnahme auf gleichem Niveau wieder anzulegen sind.

Maßnahme Kon_01 (kontinuierliche Fortschreibung HWSK): Die Aktualisierung nach 5 Jahren sollte als Mi- nimalziel angesehen werden. Falls bis dahin Maßnahmen des Konzeptes bereits umgesetzt wurden und sich eventuell bei einem Hochwasser bereits bewährten, werden diese Erkenntnisse berücksichtigt. Falls sich jedoch durch die Umsetzung von Maßnahmen des Landes ((Deichverlegungen; [L3] oder auf Grund neuer Erkenntnisse (Klimawandel) die Bemessungsgrundlagen relevant ändern, wird auch die Überarbeitung des Konzeptes erfor- derlich sein, um die Bemessung der Anlagen abzusichern.

Maßnahme Vor_03 (Einbindung des THW in den Krisenstab und/ oder die Einrichtung einer Wasserwehr): Auf Grundlage des § 14 des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt (WG LSA) ist die Einrichtung von Wasserwehren eine Pflichtaufgabe der Gemeinden. Bisher nimmt diese Aufgaben die Feuerwehr mit wahr. Es ist somit eine entsprechende Wasserwehrsatzung zu erlassen und die organisatorische Vorbereitung und Umset- zung (einschließlich der „Rekrutierung“) durch die Stadt erforderlich.

Maßnahme Vor_07 (Aktualisierung der Gefahren- und Risikokarten): Nur inhaltlich korrekte HWGK ermögli- chen es den potentiell Betroffenen, entsprechende eigenverantwortliche Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 107 Unter anderem ist eine Beseitigung aktuell in den HWGK erkennbarer Unklarheiten im Bereich der Kläranlage (vgl. Kapitel 4.3) bzw. im Falle veränderter Bedingungen nach Umsetzung von Maßnahmen des Landes (z.B. Deichrückverlegungen) angezeigt.

Maßnahme Vor_10 (Bildung von Rücklagen zur ggfs. erforderlichen Wiederherstellung von Schäden der stadteigenen Infrastruktur) bzw. Kon_03 (Organisation von (regelmäßigen) Informationsveranstaltungen): Diese Maßnahme erscheint sehr dringlich, da im Ergebnis der letzten teils mit hohen Wiederherstellungskosten einhergehenden Hochwasserereignissen grundsätzlich eine Diskussion darüber in Gange gekommen ist, ob und in welchem Umfang zukünftig eine Schadensbeseitigung mit Landes- oder Bundesmitteln (ko-)finanziert wird, falls anderweitige Möglichkeiten der Risikovorsorge nicht oder nicht ausreichend betrachtet wurden.

Maßnahme Kon_04 (fachspezifische Auditierung): Wie in Anlage 2.1 ausgeführt, handelt es sich beispiels- weise beim durch den DWA e.V. angebotenen Audit um eine grundsätzliche, nicht zu Maßnahmen verpflichtende jedoch tiefgreifende Analyse des Stands und der möglicherweise angezeigten Verbesserungen des Hochwasser- managements. Die Kosten für das Audit als auch der organisatorische Aufwand sind sehr überschaubar. Gleich- zeitig kann die Durchführung des Audits auch als eine Art von Schulungsmaßnahme für das Einsatzpersonal betrachtet werden.

7.1.2 Verortete Maßnahmen

Diese Maßnahmen betreffen vor allem die Handlungsbereiche Natürlicher Wasserrückhalt sowie Technischer Hochwasserschutz. Für einzelne Maßnahmen lassen sich Alternativen betrachten, welche das gleiche Defizit beseitigen / den gleichen Handlungsbedarf untersetzen, jedoch in ihrer Umsetzung und Auswirkungen unter- schiedlich sind. Diese Alternativen stellen letztendlich die Grundlage für die Differenzierung verschiedener Vari- anten dar.

Diese Maßnahmen lassen sich konkret verorten und werden somit auch in einer entsprechenden Karte dokumen- tiert (Karte 5). Weiterhin können diese Maßnahmen einer ersten pauschalen bzw. groben Kostenschätzung (sog. Kostenrahmen) unterzogen werden. Gleiches gilt für die Wirksamkeitsbetrachtung. Die im Ergebnis der Umset- zung der Maßnahmen erzielbaren Effekte lassen sich wie in der Aufgabenstellung gefordert durch GIS-Methoden grundlegend quantifizieren.

Für das Untersuchungsgebiet relevante verortete Maßnahmen sind in Anlage 2.2 zusammengefasst. Ergänzend zu Anlage 2.1 enthält diese Zusammenstellung für die lokalisierten Maßnahmen eine Angabe zum Saale-Kilome- ter bzw. dem für die weiteren Planungen maßgeblichen Bezugswasserstand bei HQ200 (entsprechend Schutzziel- abstimmung) am Beginn und Ende der Maßnahme (bei punktuellen Maßnahmen sind diese identisch). Entnom- men wurde der Bemessungswasserspiegel den digitalen Daten des LHW [L2]. Aus dem ebenfalls vom LHW gelieferten Geländemodell wurde eine Geländehöhe abgegriffen und aus der Differenz die erforderliche Mindest- höhe abgeleitet. Diese beinhaltet noch keinerlei Freibord. Sowohl bei Mauern als auch mobilen Systemen sollte

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 108 an der Saale auf Grund Wellenschlag im Hochwasserfall von einem Freibord von mindestens 30-50 cm ausge- gangen werden. Weiterhin ist darauf hinzuweisen, dass dies nur eine grobe Einschätzung darstellen kann, da der konkrete Verlauf der Anlagen noch nicht definiert ist. Der in Karte 3 dargestellte Verlauf wurde vorläufig auf der Grundlage der Geländehöhen, der Orthophotos, der ALK-Daten sowie ergänzender Informationen der Techni- schen Einsatzleitung der Stadt Weißenfels (übermittelt per E-Mail am 20.07.2018) abgeleitet.

Maßnahme S_06 (Hochwasserpumpwerke für RÜB): Die Notwendigkeit der Errichtung von Hochwasserpump- werken an den beiden für das Altstadtgebiet bedeutsamen RÜB 2 und 4, aber auch an den nördlich der Saale wirksamen RÜB 5 und 6 wurde ausführlich begründet und ausgeführt. Die konkrete Bemessung der Pumpwerke bedarf im Zuge der Planungen einer Definition eines realistischen Überlagerungsszenarios von Saalehochwasser und Niederschlagsereignis im Stadtgebiet und entsprechender Langzeitsimulationen (vgl. [A11]), um eine Über- dimensionierung zu vermeiden. Allerdings ist auf Grund des abgestimmten Schutzziels HQ200 für die Altstadt als Randbedingung die erforderliche Pumpleistung unter Berücksichtigung der sich an der jeweiligen Einleitstelle einstellenden Wasserstände der Saale bei einem derartigen Extremereignis zu berücksichtigen.

An dieser Stelle muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass die Maßnahmen S_06c und S0_6d formell für die Wirksamkeit der anderen Hochwasserschutzmaßnahmen für die Altstadt von Weißenfels keine direkte Be- deutung / Auswirkung haben und deshalb für die Wirksamkeitsbetrachtung nicht berücksichtigt werden.

Die Maßnahmen S_07 bis S_22 stellen letztendlich die Einzelmaßnahmen dar, welche zur Sicherung der Altstadt vor Überschwemmungen durch die Saale erforderlich sind. Sie basieren grundlegend auf den Erkenntnissen aus der Vorstudie in [A13]. Die gesamte Strecke, die es zu sichern gilt, wurde in einzelne Segmente/Abschnitte un- terteilt. Der Grund hierfür ist, dass lediglich in einzelnen Abschnitten Alternativlösungen zielführend erscheinen.

Ergaben sich für eines der Segmente Alternativen, umfassten diese nach ersten Vorschlägen des Auftragneh- mers entweder die Errichtung einer stationären Hochwasserschutzmauer oder eines mobilen Systems (Suffix „_stat“ bzw. „_mob“ der Maßnahmen_ID). In diesem Falle wurden jedoch differenzierte Maßnahmennummern vergeben. Die Definition der Randbedingungen für die konkrete Umsetzung wird letztendlich im Zuge der Ingeni- eurplanungen erfolgen müssen.

Mauern können beispielsweise in unterschiedlichster Ausführung erfolgen (Beton, Sandstein, Bruchstein, ggfs. mit „transparenten“ Abschnitten [Glas, Kunststoff…]). Je nach Standortverhältnissen müssen ggfs. auch Spund- wände in unterschiedlicher Teufe berücksichtigt werden.

Im Falle mobiler Systemen können dies ebenfalls sehr unterschiedliche Lösungen sein, die sich sowohl von den Kosten aber auch von den erforderlichen logistischen Anforderungen zum Auf- und Abbau, Lagerung etc. unter- scheiden. Denkbar sind hier Dammbalkensysteme aus verschiedenen Materialien, verschiedenste Schlauchsys- teme (Füllung mit Lockermaterial oder Wasser) und andere. Die Entscheidung wird weiterhin von der erforderli- chen Höhe abhängig sein.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 109 Im Ergebnis der Beratung zur Vorstellung der Maßnahmen sowie einer Analyse der bis dahin erarbeiteten Vor- schläge wurde durch die Technische Einsatzleitung der Stadt Weißenfels folgende Vorgehensweise für die Diffe- renzierung von Alternativen in den einzelnen Abschnitten gefordert, die letztendlich auch für die weitere Ableitung von Varianten, deren Vergleich und somit die zu erarbeitende Vorzugsvariante berücksichtigt wurde.

Da der Fachbereich IV der Stadt Weißenfels grundsätzlich mobile Schutzsystem als problematischer ansieht (Handling und Unterhaltung sind deutlich aufwendiger, im Hochwasserfall werden Ressourcen z.B. der Feuerwehr für den Aufbau gebunden und stehen somit für andere erforderliche Leistungen nicht oder nur begrenzt zur Ver- fügung), sollte für alle Abschnitte, wo diese Alternativen identifiziert werden konnten, folgende Varianten betrach- tet werden:

1. Wenn möglich und sinnvoll, ist als erste grundlegende lineare Schutzmaßnahme eine stationäre Lösung zu benennen (HWS-Mauer oder Wall). Die entsprechenden Maßnahmennummern sind mit dem Suffix „_stat“ versehen.

2. Stehen diesem vollstationären Schutz stadtplanerische Gründe oder andere wesentliche Konflikte entgegen, ist eine Kombilösung zu betrachten (Grundmauer bis zu einer zu definierenden Höhe, darüber hinaus bis

zum Hochwasserschutzziel HQ200 dann Dammbalken die mittels entsprechend in der Mauer verankerten Systemen aufgesetzt werden können). Dies wurde in der Maßnahmenbeschreibung in den Anlagen entspre- chend berücksichtigt. Allerdings sind auch diese mit dem Suffix „_stat“ versehen.

3. Stehen auch der Kombilösung stadtplanerische oder andere wesentliche Konflikte entgegen, ist als letzte Alternative eine rein mobile Lösung zu wählen, vorzugsweise Dammbalkensysteme (da seitens der für die spätere Umsetzung in Weißenfels verantwortlichen Mitarbeiter z.B. zu Schlauchsystemen keine verlässli- chen Erfahrungen abrufbar waren). Diese Abschnitte der Maßnahmen sind mit dem Suffix „_mob“ versehen. Dies betrifft komplette Abschnitte oder aber Zuwegungen zur Saale, in denen eine durchgängige Mauer nicht möglich ist. In diesem Falle wird die Maßnahmen_ID wie für die Mauer, jedoch anteilig der Suffix „_mob“ in den Anlagen verwendet. In den Karten 3 und 4 werden jedoch die Maßnahmen als Gesamtheit dargestellt.

Auf der Grundlage der ursprünglich durch den Auftragnehmer erarbeiteten und vorgestellten Einzelmaßnahmen bzw. Alternativen wurden durch den Fachbereich IV für einzelne der Abschnitte ergänzende Informationen oder Vorschläge übermittelt, die letztendlich in die endgültige Maßnahmentabelle in Anlage 2.2 eingeflossen sind und im Zuge der weiteren Bearbeitung Berücksichtigung fanden. Eine endgültige Vorabstimmung erfolgte im Rahmen einer Zwischenberatung am 17.09.2018, während der nochmals einzelne Maßnahmen angepasst bzw. aus ob- jektiven Gründen für die weitere Betrachtung verworfen wurden / werden mussten.

Grundsätzlich sind alle Maßnahmen für einen der nachfolgend aufgeführten Abschnitte mit einer Maßnahmen- nummer versehen, auch wenn diese sich z.B. aus sowohl stationären als auch mobilen Teilmaßnahmen zusam- mensetzt, d.h. alle Teile einer Maßnahmennummer sind zwingend als Einheit umzusetzen.

Nachfolgend sind die einzelnen Abschnitte kurz beschrieben. Die ggfs. aufgeführten Alternativen stellten die Grundlage für die Variantenbetrachtung und die Entwicklung der Vorzugsvariante (Kapitel 7.3.1) unter Berück- sichtigung der jeweiligen Vor- und Nachteile (Kapitel 7.2.2, 7.2.3 und 7.2.4) dar.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 110 Maßnahme S_07 bzw. S_17 (Bahnbrücke bis Hirsemannstraße): Für den Abschnitt von der Bahnbrücke bis zur Hirsemannstraße (Beginn des aktuell bereits durch die Stadt auf ein HQ200 ausgelegten Abschnitts nach Sa- nierung, Kapitel 4.2.2.2) lassen sich formell beide Lösungen anstreben, d.h. sowohl die Errichtung einer Hoch- wasserschutzmauer als auch alternativ der Einsatz eines mobilen Systems.

Wie in Kapitel 4.2.2.2 ausgeführt, wurde aber bereits die Fortführung der Maßnahme in zwei weiteren Bauab- schnitten geplant. Nach der Umsetzung dieser Planungen endet die Mauer in Höhe der Kreuzung Große Deich- straße/Zimmerstraße/An der Beuditzmühle. Deshalb wurde die Maßnahme S_07 für diesen Abschnitt definiert. Entsprechend den Vorgaben des Fachbereichs IV (Technische Einsatzleitung) soll hier jedoch ausschließlich eine stationäre Lösung untersucht werden, die ggfs. im Verlauf privater Grundstücke als eine Kombinationslösung vorstellbar wäre. Dies könnte u.a. durch die bisher identifizierte erforderliche Höhe der Mauer von > 1,50 m zu- züglich Freibord bedingt werden, da die Eigentümer einer derart „relevanten“ Sichtbeeinträchtigung ablehnend gegenüberstehen könnten. In diesem Falle sollte aber auf alle Fälle eine Mauer bis zu einer definierten Mindest- höhe vorgesehen werden, auf die im Bedarfsfall Dammbalken o.ä. aufgesetzt werden können, so dass die Ein- satzkräfte entsprechend zeitlich besser koordiniert werden können und zumindest für einen längeren Zeitraum je nach Anstieg der Wasserstände auch für andere Aufgaben zur Verfügung stünden.

Der weitere Abschnitt bis zur Hirsemannstraße wird als Maßnahme S_17 bezeichnet und ebenfalls ohne Alterna- tive betrachtet.

Maßnahme S_08 (westlich Große Brücke): Im Anschluss an die bestehende Hochwasserschutzmauer befinden sich ungeschützte Bereiche bis zur Großen Brücke einschließlich der Zugänge zum Saaleufer.

Entsprechend der Hinweise des Fachbereichs IV soll hier eine geteilte Lösung zum Einsatz kommen. Ursprüng- lich war durch den AN eine rein mobile Lösung vorgeschlagen worden. Da die vorgeschlagene Lösung aus stati- onärer Mauer und Dammbalkensystem aber sehr praktikabel erscheint und grundsätzlich keine Umsetzungshin- dernisse erkennen lässt, wird hier auf eine Alternativlösung letztendlich ebenfalls verzichtet.

Abbildung 7-1: Vorschlag FB IV der Stadtverwaltung Weißenfels für die Maßnahme S_08komb

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 111 Maßnahme S_09 (östlich Große Brücke bis „Stadtbalkon“): Beginnend am östlichen Fundament der „Großen Brücke“ bis zum Beginn des Parks „Am Stadtbalkon“ erschienen ebenfalls theoretisch beide Varianten (stationär als auch mobil) denkbar, da hier auf Grund des Geländeniveaus vermutlich die größten Bau- bzw. Aufbauhöhen erreicht werden. Letztendlich wurde auch in diesem Abschnitt eine Lösung aus mobilen Elementen und einer stationären Mauer als sinnvolle Maßnahme ohne weitere Alternativen vorgesehen. Dabei soll in diesem Falle nicht die vorhandene Stützmauer der Saale erhöht werden, sondern die neu zu errichtende Anlage hinter dem Radweg ansetzen, da hierdurch u.a. bereits eine geringere erforderliche Mauerhöhe zu erwarten ist.

Abbildung 7-2: Verlauf der Maßnahme S_09komb nach Vorschlag Auftraggeber

Maßnahme S_10 bzw. S_24 („Am Stadtbalkon“): Für den Abschnitt entlang des Parks „Am Stadtbalkon“ bis zur Pfennigbrücke wurde ursprünglich vom AN als Maßnahme S_10 ausschließlich ein mobiles, gewässernahes System vorgeschlagen, da ein derartiges System in diesem Bereich logistisch sehr gut umsetzbar wäre.

Im Ergebnis der Beratungen vom 20.06.2018 und 17.09.2018 sowie der ergänzenden Zuarbeit des Fachbereichs IV wurden letztendlich als Alternative folgende Lösungen berücksichtigt:

 S_10: Fortführung der Mauer S_09 entlang der privaten Grundstücke in Richtung Dammstraße (Park- platz), dann in östlicher Richtung vor oder anstelle der Hainbuchenhecke bis Haus Dammstraße Nr. 1, anschließend Fortsetzung in Richtung Norden bis zum Bootsverleih, von dort nach Osten Mauer im Be- reich Bootsverleih und mobiles System bis zur Pfennigbrücke (die beiden letztgenannten Teilstücke fin- den sich auch in der nachfolgenden Alternative wieder)  S_24: Kombination aus mobilen Elementen (an den Zuwegungen zur Saale), einer Verwallung im Bereich des „Stadtbalkons“ sowie im Bereich Bootsverleih und folgend bis zur Pfennigbrücke wie bei Maßnahme S_10. Der in Abbildung 7-3 dargestellte Verlauf der Mauer S_10 stellt einen grundsätzlichen Vorschlag dar, der im Zuge der ingenieurtechnischen Planungen zu untersuchen und ggfs. anzupassen ist. Beispielsweise könnte an der Westflanke die Mauer auch so geplant werden, dass der Parkplatz im Hochwasserfall ebenfalls im geschützten Bereich angesiedelt wäre.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 112 Im Zuge der weiteren Planungen gilt es weiterhin zu entscheiden, ob anstelle der Verwallung in Maßnahme S_24 (falls diese Bestandteil der Vorzugslösung ist) das Gelände eher großflächig und gleichmäßig auf ein Niveau

> HQ200 angehoben werden sollte. Aktuell betragen dort die Wassertiefen ca. 60 cm im Bereich des Parks und 110 cm am östlichen Rand im Bereich des Bootsverleihs. Das heißt, die Verwallung müsste ca. 90-100 cm hoch errichtet werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Umgestaltung des „Stadtbalkons“ in den aktuellen Zu- stand mit Fördermitteln errichtet wurde, für die eine Mittelbindungsfrist gilt. Sollte die Maßnahme S_24 (sowohl Verwallung als auch Geländemodellierung) als Vorzugsvariante berücksichtigt werden ist es erforderlich, vorab mit der Fördermittelstelle abzustimmen, inwieweit derartige Veränderungen dennoch zulässig sind.

Abbildung 7-3: Alternative Maßnahmen im Bereich „Stadtbalkon“

Maßnahme S_11 (Altstadtschule): Das Grundstück der Altstadtschule soll durch eine stationäre Mauer ge- schützt werden. Da hier die erforderliche Aufstandsfläche im Besitz der Stadt ist und sich durch eine Mauer keine städtebaulich ungünstigen Änderungen ergeben, kann dies zu einer Entlastung des Einsatzpersonals beitragen.

Maßnahmen S_12 bzw. S13 (private Grundstücke Altstadtschule bis Beginn Uferpromenade) sowie S_15 bzw. S_16 (RÜB 2 bis Parkplatz Leipziger Straße): Am 18.09. und 25.09.2018 fanden Gespräche zwischen dem AG (Herr Bischoff) und den jeweiligen privaten Eigentümern der potentiell beeinflussten Grundstücke statt, im Rahmen derer das Hochwasserschutzkonzept näher vorgestellt wurde. Die Eigentümer wurden über die be- stehenden Varianten S_12 (stationäre Lösung) und alternativ S_13 (mobile Lösung) bzw. analog S_15 (stationäre Lösung) und S_16 (mobile Lösung) informiert. In den Beratungen votierten die anwesenden Eigentümer für die stationären Maßnahmen S 12 und S 15 unter dem Vorbehalt der grundstücksbezogenen Vorstellung der

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 113 Bauwerke nach entsprechenden Vermessungen in den jeweiligen Grundstücken sowie der Kostentragung dieser Baumaßnahmen durch die Stadt Weißenfels.

Die Stadt informierte, dass nur bei Zustimmung aller Eigentümer zum Bau und vertraglichen Regelungen zum Zugang auf die Grundstücke die stationäre Variante möglich ist. Die Alternative der Abriegelung der Areale mit mobilen Elementen zum allgemeinen Schutz der Altstadt und deren Folgen für die betroffenen Grundstücke am Wasser bei Ablehnung der stationären Varianten wurde vorgestellt und von den Eigentümern zur Kenntnis ge- nommen. Weitere Gespräche werden im Zuge der konkreten Planungen folgen.

Ab dem Ende der Maßnahme S_16 wird keine weitere Maßnahme entsprechend den Abstimmungen im Rahmen der Zieldiskussion geplant, da die potentiellen Überschwemmungen bis HQ200 lediglich den Parkplatz und ein Einzelgebäude betreffen würden (vgl. Kapitel 5.1, Abbildung 5-2 sowie Abbildung 5-3).

Maßnahme S_14 (Uferpromenade): Zwischen dem Beginn der Uferpromenade bis zum westlichen Teilstraßen- zug des Töpferdamms wird eine durchgängige, ufernahe Stützmauer (S_14) vorgesehen. Eine ursprünglich in Erwägung gezogene Alternative entlang der Uferpromenade (zur Freihaltung der nicht bebauten Flächen) wurde im Rahmen der Diskussionen verworfen, u.a. um einen Zugang zum RÜB 2 und dem zukünftig geplanten Hoch- wasserpumpwerk jederzeit gewährleisten zu können (Havariefall).

Im Rahmen der Maßnahmendiskussion im Juni 2018 wurde auch erwogen, die Herstellung einer Hochwasser- schutzmauer als Freiraumgestaltung um das Alten- und Pflegeheim als mögliche Variante zu betrachten. Aller- dings würde diese Maßnahme erst ab ohnehin sehr seltenen Ereignissen (> HQ100) von Bedeutung sein, da bis zu diesem Niveau das Alten- und Pflegeheim hochwassersicher ist. Andererseits müsste dennoch weiterhin zu- mindest ein Teil der Maßnahme S_16 als mobiles System oder aber der Maßnahme S_15 umgesetzt werden, um einen Rückstau in die Altstadt entlang der Linie westlicher Töpferdamm - Uferpromenade in die Altstadt zu vermeiden. Deshalb wurde dieser Vorschlag als zusätzliche Alternative nicht weiterverfolgt.

Maßnahme S_18 (Nebenmaßnahme Pumpensümpfe): Für alle benannten linienhaften Hochwasserschutz- maßnahmen sind im jeweils tiefsten landseitigen Punkt stationäre Pumpensümpfe einzurichten, an denen im Be- darfsfall Hochleistungspumpen mobiler Einsatzkräfte die Regenwasserhaltung für den Zeitraum des Hochwas- sers sicherstellen können. Diese werden nicht explizit verortet und verstehen sich somit als zwingende Neben- maßnahme, die im Zuge der Planungen zu berücksichtigen ist. Deshalb erfolgt keine gesonderte Darstellung in der Maßnahmenkarte, obwohl es sich formell um eine verortbare Maßnahme handelt. Da neun linienhafte Ab- schnitte ausgehalten wurden, wird unabhängig davon, welche Variante im Einzelfall realisiert wird, von mindes- tens neun derartigen Einzelmaßnahmen auszugehen sein.

Maßnahme S_20 (Bahndammunterführung „Zur Beuditzmühle“): Auch in diesem Falle sind verschiedene Lösungen denkbar. Da die Vorwarnzeiten ausreichend sind, wird ein Dammbalkensystem empfohlen, dessen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 114 Führung fest mit dem Bauwerk verankert ist. Dieses lässt sich sehr schnell und durch die guten Anfahrtsmöglich- keiten sehr kurzfristig im Falle des Eingangs einer Hochwasserwarnung installieren.

Maßnahme S_22 (Regenwasserleitung „Am Forsthaus“): Im Ergebnis der Beratung vom 17.09.2018 ist hier vorgesehen, die Einläufe der Straßenentwässerung von der Kanalisation abzukoppeln (z.B. Verschluss unmittel- bar nördlich der Bahnunterführung), so dass diese grundsätzlich in die angrenzenden Wiesen entwässern und im Hochwasserfall keine zusätzlichen Rückhaltesysteme benötigt oder anderweitig Maßnahmen ergriffen werden müssen.

7.2 Maßnahmenkombinationen (Varianten)

7.2.1 Grundlegende Identifikation von Varianten

Wie bereits im Kapitel 7.1 ausgeführt, lassen sich sinnvolle bzw. praktikable Alternativen/Alternativmaßnahmen nur für lokal verortete Maßnahmen umsetzen. Da die verorteten Maßnahmen S_06a bis S_06d (wobei die Maß- nahmen S_6c und S_6d später nicht als Maßnahmen der Vorzugsvariante im Sinne der Aufgabenstellung be- trachtet werden), sowie S_18 bis S_22 immer erforderlich sind, ergeben sich sinnvolle Varianten somit nur bzw. vorzugsweise durch Umsetzung verschiedener Kombinationen der Maßnahmen S_07 bis S_17.

Aus den Inhalten in Anlage 2.2 würde sich durcheine beliebige Kombination der anderen Maßnahmen theoretisch eine sehr große Anzahl möglicher Varianten ergeben. Deshalb wurde bei der Identifikation der grundlegenden Varianten unter Beachtung der Vorgaben des Fachbereichs IV (Kapitel 7.1.2), soweit diese nicht ohnehin zur Festlegung für nur eine Alternative führten, eine Eingrenzung wie folgt vorgenommen:

Variante 1 beinhaltet die Umsetzung aller (ufernahen) linienhaften Schutzmaßnahmen als stationäre Systeme (Schutzmauer komplett oder Grundmauer mit Dammbalkenaufsatz bzw. Verwallung im Bereich Stadtbalkon), wenn diese Alternative aufgezeigt war. Wurden abschnittsweise ausschließlich mobile Systeme berücksichtigt oder eine Kombination aus stationären oder mobilen Systemen (Bsp. S_08 westlich Große Brücke), müssen diese ebenfalls in diese Variante aufgenommen werden, um die Zielstellung des HWSK vollumfänglich zu erfüllen. Im Bereich des „Stadtbalkons“ wird in diesem Falle die Maßnahme S_24 als maßgeblich angesehen, da die Maß- nahme S_10 durch den FB IV in seiner Zwischenstellungnahme als Alternative deklariert wurde.

In Variante 2 wird im Bereich des Stadtbalkons die Maßnahme S_24 durch die Maßnahme S_10 substituiert.

Die beiden einzigen Abschnitte mit komplett mobiler Alternative wurden für die Abschnitte vom Ende des Grund- stücks der Altstadtschule bis zum Ende der dortigen bebauten privaten Grundstücke (S_13) sowie vom westlichen Töpferdamm bis zum Parkplatz Leipziger Straße (S_16) benannt.

In Variante 3 werden somit, ausgehend von Variante 1, in den besagten Bereichen die beiden mobilen Alternati- ven S_13 (anstelle der Mauer S_12) bzw. S_16 (anstelle der Mauer S_15) berücksichtigt.

Variante 4 hingegen beinhaltet ebenfalls diese beiden mobilen Maßnahmen, allerdings im Bereich „Stadtbalkon“ die Maßnahme S_10 wie in Variante 2.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 115 Demzufolge ergaben sich folgende denkbare Varianten. Alle Maßnahmen der Anlage 2.1 sind immer Bestandteil aller Varianten.

Tabelle 7-1: Varianten mit der sie unterscheidenden Kombination von Einzelmaßnahmen Maßnahmen-ID Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 S_06a,b,c,d X X X X S_07 X X X X S_17 X X X X S_08 X X X X S_09 X X X X S_10 X X S_24 X X S_11 X X X X S_12 X X S_13 X X S_14 X X X X S_15 X X S_16 X X S_18 X X X X S_19 X X X X S_20 X X X X S_21 X X X X S_22 X X X X

7.2.2 Ergänzende Bewertungskriterien

In diesem Kapitel werden gemäß Aufgabenstellung unterschiedliche Kriterien für die einzelnen Varianten bzw. deren Maßnahmen zusammenfassend dargestellt, die Auswirkungen auf die konkrete Umsetzung haben können. Dabei sollen laut Leistungsbeschreibung verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Dies sind beispielsweise

 Beeinflussungen der Grundwasserverhältnisse,

 Konflikte mit anderen Richtlinien und Planungen (z.B. Gewässerentwicklungskonzepte, politische, tech- nische und verwaltungsrechtliche Vorgaben),

 aus der Örtlichkeit bereits in diesem Stadium identifizierbare mögliche Konflikte hinsichtlich der techni- schen Umsetzbarkeit (bzw. der praktischen Realisierung),

 potentielle Konflikte hinsichtlich der planerischen Umsetzbarkeit (Akzeptanz in der Öffentlichkeit, Stadt- bild, Denkmalschutz etc.)

Informationen im Hinblick auf die spätere Umsetzung von Maßnahmen, welche in allen Varianten enthalten sind, stellen demzufolge kein ergänzendes Kriterium für den späteren Variantenvergleich dar. Für die Maßnahmen, bei denen Alternativen benannt sind, werden die Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante/Alternative jeweils darge- stellt.

Es werden ausschließlich Maßnahmen abgehandelt, bei denen derartige ergänzende Bewertungskriterien sowohl als Grundlage des Variantenvergleichs dienen bzw. wo diese im Hinblick auf die spätere Umsetzung zur Beachtung

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 116 empfohlen werden. Es ist nicht auszuschließen, dass im Zuge der konkreten Maßnahmenplanungen Konflikte auf- treten, die auf Grundlage der in dieser Studienphase erhobenen Informationen ggfs. noch nicht erkennbar waren.

Entsprechend Kapitel 3.2.9 bzw. Karte 2 liegen das eigentliche Untersuchungsgebiet und somit auch die Maßnah- men und deren Auswirkungen außerhalb von Trinkwasserschutzgebieten, so dass diesbezüglich keine Vorgaben zu beachten sind.

Maßnahme Ver_06: Die Umsetzung dieser Maßnahme kann im Einzelfall Auseinandersetzungen mit privaten Ei- gentümern bewirken, wenn diese anderweitige Zielstellungen auf den besagten Flächen verfolgen. Um dem vor- zubeugen, sollte rechtzeitig bereits während der Prüfung von Bauanträgen auf solchen Brachflächen auf diese Anforderung hingewiesen werden.

Weiterhin ist zu beachten, dass wie in Anlage 2.1 bereits beschrieben einerseits die erfolgreiche Umsetzung der- artiger Maßnahmen von den örtlichen Grundwasserständen entsprechend der einschlägigen Regelwerke abhängt, andererseits diese so zu planen sind, dass sie keine Verschlechterung der Verhältnisse im Umfeld bewirken.

Dieser Hinweis hat keinen Einfluss auf den Variantenvergleich, da keine Alternative vorgeschlagen wird.

Maßnahme S_07: Ein Nachteil des hier ausschließlich als „stationäres System“ vorgesehenen Hochwasserschut- zes ist, dass einerseits im Bereich des RÜB 4 im Zuge der Verankerung der Mauer bei der technischen Ausführung erhöhte Anforderungen zu beachten sein werden. Weiterhin stellt eine derartige Mauer mit einer Höhe von teilweise mehr als 1,50 m (vgl. Anlage 2.2) eine dauerhafte Beeinträchtigung des Stadtbildes dar. Damit sind wie in Anlage 2.1 benannt intensivere Abstimmungen mit privaten Eigentümern und ggfs. das Erfordernis einer zumindest teil- weise mobilen Umsetzung (Kombilösung Grundmauer mit Aufbau mobiler Element) denkbar.

Dieser Hinweis hat keinen Einfluss auf den Variantenvergleich, da keine Alternative vorgeschlagen wird.

Maßnahmen S_07, S_17 und S_20: Die Umsetzung der Maßnahmen könnte im Hochwasserfall Änderungen in der Grundwasserdynamik bewirken, da es nicht mehr zu einem Überstau der Flächen im Bereich der Mehrzweck- halle kommt. Deshalb sollten bei der Aktualisierung der Studie zur zukünftigen Vermeidung von Vernässungen im Bereich der Mehrzweckhalle (Maßnahme S_24) das nicht überschwemmte Vorland als Randbedingung betrachtet werden.

Dieser Hinweis hat keinen Einfluss auf den Variantenvergleich, da keine Alternative vorgeschlagen wird.

Maßnahme S_09: Die Errichtung einer Mauer in diesem Bereich direkt als Erhöhung der Uferbefestigung ist technisch anspruchsvoll, so dass der Fachbereich IV bereits von vornherein darauf orientiert, dass diese ent- lang/auf der bereits vorhandenen Stützmauer der Parkfläche und im weiteren Verlauf entlang der privaten Grund- stücksgrenzen geführt wird. Diese Mauer müsste insgesamt zwischen 1,95 m (am Anfang des Abschnitts, s. nachfolgende Abbildung) und 1,35 m (am Ende des Abschnitts) Mindesthöhe zzgl. Freibord hoch sein (bezogen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 117 auf das Niveau des Radwegs), was nicht unerhebliche Beeinträchtigungen auf das Stadtbild bzw. den Erholungs- effekt in diesem Abschnitt hätte. Um diesen Negativeffekt einzudämmen, kann die Mauer mit regelmäßigen „Sicht- fenstern“ oder generell als „sichtdurchlässig“ geplant werden, was letztendlich die Kosten erhöhen würde und eine regelmäßige Unterhaltung erfordert.

Dieser Hinweis hat keinen Einfluss auf den Variantenvergleich, da keine Alternative vorgeschlagen wird.

Abbildung 7-4: Geländeverhältnisse stromunterhalb Große Brücke (Bereich Maßnahme S_09)

Maßnahmen S_10 bzw. S_24: Bei beiden Varianten handelt es sich um stationäre Systeme. Die Mauer ist dop- pelt so lang wie der/ die für den gleichen Schutz erforderliche Damm/ Verwallung. Dies spiegelt sich im Faktor Kosten wieder. Aus anderen Bewertungskriterien heraus sind diese beiden Varianten jedoch als gleichwertig zu betrachten.

Maßnahmen S_12 / S_13: Bezüglich der Umsetzung der Alternative S_12 (stationäres System) ist bereits eine erste Vorabstimmung mit den Eigentümern erfolgt, die grundsätzlich dieser Variante aufgeschlossen gegenüber- stehen. Sollte sich im Zuge der Planungen herausstellen, dass einer Grundmauer mit mobilen Aufsatzelementen der Vorzug zu geben ist wird es erforderlich werden, das Risiko auszuschließen, dass im Falle der Abwesenheit der Eigentümer eine jederzeit uneingeschränkte Aufhöhung je nach Wasserstandentwicklung möglich ist.

Die Alternative S_13 und somit die Varianten 3 und 4 sind aus Sicht der Verlässlichkeit ungünstiger zu bewerten, da das System bereits bei Wasserständen, welche das Niveau des Radwegs erreichen, den Einsatz von Bedien- personal erfordert. Weiterer Nachteil ist, dass der Materialeinsatz mobiler Elemente einschließlich der damit

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 118 verbundenen Unterhaltung größer ist. Letztlich kann in diesem Falle das Ziel ZTHWS2 formell nicht hundertprozentig erfüllt werden bzw. nur unter der Maßgabe, dass der Eigentümer selbständig und ausreichend Vorsorge leistet.

Maßnahmen S_15 / S_16: Es gelten formell die Hinweise wie für die Maßnahmen S_12/S_13. Demzufolge sind auch hier die Varianten 1 und 2 in der Umsetzung insgesamt als praktikabler anzusehen.

7.2.3 Beschreibung möglicher Umweltauswirkungen / Ökologische Bewertung

In diesem Kapitel werden für die Maßnahmen und somit letztendlich auch für die sich daraus ableitenden Varian- ten ergänzend folgende Umweltauswirkungen verbal abgehandelt:

 Bewertung hinsichtlich der Kriterien „Synergie mit WRRL“ und „Verträglichkeit mit Natura 2000“ (FFH- bzw. SPA-Gebiete)

 Naturschutzfachliche Auswirkungen

Für die überwiegende Anzahl der Maßnahmen des HWSK ist im Rahmen der weiterführenden Planungen zumin- dest eine Umweltverträglichkeitsvorprüfung (UVVP) erforderlich, unabhängig von den nachfolgenden verbalen Einschätzungen. In Abhängigkeit der Vorprüfungsergebnisse ist/sind ggfs. Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzuführen. Ausnahmen bilden hier Dammbalkenabschnitte innerhalb der Schutzlinien oder nicht näher defi- nierte mobile Systeme, da diese nur temporär einen Eingriff darstellen.

WRRL

Die Kernziele der WRRL [N7] für Oberflächengewässer sind ein „guter ökologischer Zustand“ (für künstliche oder erheblich veränderte Wasserkörper das „gute ökologische Potential“) und ein „guter chemischer Zustand“. Für die Bewertung eines Gewässers spielen die wesentlichen biologischen und chemischen sowie die strukturellen und physikalischen Merkmale eine Rolle. Die Zielerreichung ist dabei u.a. durch Verbesserung der Gewäs- serstruktur, des Wasserrückhalts, der Gewässergüte und die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Gewässer möglich.

Keine der vorgeschlagenen Maßnahmen betrifft direkt die Fließgewässer bzw. wirkt sich auf diese dahingehend aus, dass eine Verschlechterung des Zustands eintreten wird. Indirekt kann jedoch der Uferbereich betroffen sein. Die Maßnahmen sind demzufolge so zu planen und auszuführen, dass sich diese Eingriffe auf ein Minimum beschränken und der Uferbereich der Saale bzw. seine Struktur keine grundlegende Beeinträchtigung erfährt.

Die Maßnahme S_25 würde hingegen vermutlich sogar eine Verbesserung der Situation für die Saale bedeuten.

FFH: Flora-Fauna-Habitat

Ziele der FFH-Gebiete sind die Erhaltung oder Entwicklung der Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH - Richtlinie. Die Verträglichkeitsprüfung gemäß Natura 2000 betrifft die Betroffenheit von Schutzgebieten, insbesondere FFH-Schutzgebieten sowie SPA-Schutzgebieten (Europäische Vogelschutzge- biete). Geprüft wird beispielsweise, ob durch die Umsetzung der Maßnahmen Schutzzweck und Erhaltungsziele

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 119 betroffen sein könnten. Gesetzliche Grundlage bildet Art. 6 Abs. 3 der FFH-Richtlinie [N12] bzw. § 34 des Bun- desnaturschutzgesetzes [N14]. Diese schreiben vor, dass die Prüfung der Verträglichkeit des Projektes oder Pla- nes mit den festgelegten Erhaltungszielen eines Gebietes des Netzes "Natura 2000" vorzunehmen ist. Dabei ist es zunächst nicht relevant, ob die Maßnahme oder das Projekt direkt Flächen innerhalb des NATURA-2000- Gebietes in Anspruch nimmt oder aber durch ihre Wirkung von außen auf das Gebiet einwirkt. Sind Beeinträchti- gungen nachweislich auszuschließen, so wird das Ergebnis nachvollziehbar dokumentiert. Eine vertiefende FFH- Verträglichkeitsprüfung wird dann nicht erforderlich.

Da die beiden einzigen FFH-Gebiete (Karte 2, Kapitel 3.2.9) in großer Entfernung vom Untersuchungsgebiet liegen, ist eine Beeinflussung durch die vorgestellten Maßnahmen nicht zu erwarten.

SPA: Europäische Vogelschutzgebiete

Grundlage für die Einrichtung der Vogelschutzgebiete bildet die Europäische Vogelschutzrichtlinie [N13], die den Schutz der wildlebenden Vogelarten sowie deren Lebensräume innerhalb des Gebietes der EU regelt. Ziel der Schutzgebiete bilden neben der Beschränkung/Kontrolle der Jagd vor allem die Erhaltung, Wiederherstellung bzw. Neuschaffung von Lebensräumen wildlebender Vogelarten. Genauere Informationen zu den jeweils vorhan- denen Arten können den Standarddatenbögen der SPA-Gebiete entnommen werden.

Einziges SPA-Gebiet im Norden der Gemeinde (s. Karte 2, Blatt 1) ist das SPA-Gebiet „Bergbaufolgelandschaft Kayna Süd“ (DE 4737 401), für welches eine Beeinträchtigung durch die Umsetzung bzw. den Betrieb der Maß- nahmen des HWSK ausgeschlossen werden kann.

Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“

Schutzzweck des Naturparks ist gemäß [S9]:

- die Erhaltung und Wiederherstellung der für den Naturraum typischen Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Teillandschaften und Lebensräume….

- die Entwicklung der Saal-Unstrut-Triaslandschaft zu einem Naturpark, in dessen Naturraum die natürliche Entwicklung, die schutzgebietsbezogene Landschaftspflege und die nachhaltige Nutzung der Naturres- sourcen beispielhaft gewährleistet sind.

In Karte 2, Blatt 1 in Verbindung mit Karte 3 ist erkennbar, dass die verorteten Maßnahmen S_06b, S_06d, S_07, S17, S_08 sowie S_20 praktisch unmittelbar an der Grenze des Naturparks liegen.

Bei der Maßnahme S_20 handelt es sich um eine temporäre Maßnahme, die jeweils nur für den Fall des Hoch- wassereintritts in einem begrenzten Zeitraum und sehr lokal errichtet wird, so dass hier eine negative Beeinträch- tigung der Ziele des Naturparks ausgeschlossen werden kann.

Die Maßnahmen S_06b und S_06d werden vermutlich unterirdisch ausgeführt, so dass diese keine negativen Auswirkungen zeigen werden.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 120 Bei der Maßnahme S_07 sollte ebenfalls eine relevante Beeinflussung ausgeschlossen sein. Im Zuge der Pla- nungen ist hier die Stellungnahme der Naturschutzbehörde maßgeblich. Eventuell könnte diese einen Einfluss auf die Art der Ausführung der geplanten Mauer haben (z.B. spezielle Materialien oder wie bereits vorgesehen ggfs. als Kombination aus Grundmauer und mobilen Aufsätzen, aber nicht nur im Bereich privater Grundstücke, sondern auf der gesamten Länge). Da diese Maßnahme Bestandteil aller Varianten ist, hat dies formell keinen Einfluss auf die Auswahl der Vorzugsvariante.

Bei den Maßnahmen S_07 und S_08 wird auf dem aktuellen Bearbeitungsstand davon ausgegangen, dass kein Konfliktpotential besteht, da es sich in beiden Fällen um eine Erweiterung einer bereits umgesetzten Maßnahme entlang der Großen Deichstraße handelt und dort eine Genehmigungsfähigkeit hergestellt wurde.

Landschaftsschutzgebiet „Saaletal“ (LSG0034WSF)

Da die Grenze des Landschaftsschutzgebietes im Westen des Bearbeitungsgebietes identisch mit denen des Naturparks ist, gelten ähnliche Aussagen zu den oben genannten Maßnahmen. In diesem Falle sind vor allem in der Bauphase sich aus den konkreten Zielen des Landschaftsschutzgebietes möglicherweise ableitenden Anfor- derungen zu beachten (u.a. Zeitraum der baulichen Umsetzung).

Im Osten des Bearbeitungsgebietes wird die südliche Grenze dieses LSG durch die Maßnahmen S_11, S_12, S_14 und S_15 tangiert. Die Maßnahmen S_11 und S_12 werden unmittelbar im Bereich der ohnehin existieren- den Bebauung errichtet, so dass hier ebenfalls die Schutzziele des LSG nicht als nachhaltig beeinträchtigt anzu- sehen sind. Bei den Maßnahmen S_14 und S_15 ist eine negative Beeinträchtigung eher zu verneinen, sollte aber unbedingt im Zuge der Planung (im Falle der Umsetzung) mit der Naturschutzbehörde abgestimmt werden.

Sonstige

Weitere Schutzgebiete (Naturschutzgebiete, Flächennaturdenkmale, Geschütze Landschaftsbestandteile etc.) liegen entsprechend Kapitel 3.2.9 bzw. Karte 2 in deutlicher Entfernung von den Maßnahmen des HWSK und sind somit keiner direkten oder indirekten Beeinflussung ausgesetzt.

7.2.4 Kostenannahmen

Für

- die Gegenüberstellung von Maßnahmen bzw. Varianten

- die Kosten-Wirksamkeits-Betrachtung

- die letztendliche Umsetzung der Maßnahmen (Fördermittelanträge) ist eine plausible erste Abschätzung der Kosten (Kostenrahmen gem. DIN 276-2018-12) für die Maßnahmen erforderlich.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 121 Wie in Kapitel 7.1.1 ausgeführt, lassen sich die Kosten für die meisten allgemeinen bzw. übergreifenden Maß- nahmen nicht ermitteln (vor allem für administrative Maßnahmen) oder zum derzeitigen Stadium der Untersu- chungen noch nicht konkretisieren.

Somit sind vor allem Kostenannahmen bezüglich der verorteten Maßnahmen zu treffen. Theoretisch wäre es denkbar, bereits detaillierter die einzelnen Maßnahmen einer Kostenschätzung zu unterziehen. Da jedoch bei vielen der Maßnahmen die letztendlichen Kosten einerseits von der tatsächlichen Art der Umsetzung (vgl. Hin- weise in Kapitel 7.1.2) als auch von konkreten, hier nur überschläglich identifizierten und in Detailbetrachtungen (Planungen) zu untersetzenden Randbedingungen mit differenziertem Einfluss abhängen werden, wurden für die einzelnen, in Anlage 2.2 benannten Maßnahmenkomplexe des technischen Hochwasserschutzes

 Errichtung von Hochwasserpumpwerken zur Gewährleistung der Hochwassersicherheit von RÜB

 Errichtung einer stationären Hochwasserschutzmauer (bzw. einer Grundmauer mit mobilen Aufsätzen)

 reine mobile Hochwasserschutzsysteme

 Einbau Rückstauklappen

 Rückstauschutz in vorhandenen Drainagen nachrüsten

 Sicherung Bahndammdurchlass gegen Rückstau (quasimobiles System) mittlere Einheitsbaukosten berücksichtigt. Grundlage hierfür bildeten verschiedene Untersuchungen und Unter- lagen aus der Vergangenheit, u.a. Hochwasserschutzkonzepte des Auftragnehmers für verschiedene Auftragge- ber in den letzten Jahren (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen).

Diese Einheitskosten wurden dem Auftraggeber und den anderen Beteiligten im Rahmen einer Zwischenberatung vorgestellt und danach abgestimmt. In der nachfolgenden Tabelle sind diese zusammengefasst.

Bei stationären Mauern erfolgt eine Abstufung der mittleren Baukosten ausschließlich nach der Höhe, nicht der konkreten letztendlichen Ausführung. Alle innerhalb eines Intervalls liegenden Mauern wurden dann mit dem glei- chen mittleren Wert pro laufenden Meter (vgl. Tabelle 2.2, diese wurde aus der Darstellung in der Karte 3 ermittelt) in der endgültigen Grobkostenschätzung (Anlage 3) berücksichtigt.

Für die Hochwasserpumpwerke an den RÜB 2, 4, 5 und 6 wurden die von der Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) im Haushaltsplan vorgesehenen Baukosten berücksichtigt. Diese werden aktuell mit

 HWPW am RÜB 2 2.100.000,00 €  HWPW am RÜB 4 2.000.000,00 €  HWPW am RÜB 5 2.000.000,00 €  HWPW am RÜB 6 1.900.000,00 € veranschlagt. Die entsprechenden, gerundeten Netto-Baukosten finden sich somit in der nachfolgenden Tabelle wieder.

Bei mobilen Systemen können die Kosten je nach Höhe und Art des Systems deutlicher von diesen einheitlichen Annahmen abweichen.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 122 Tabelle 7-2: Abgestimmte Einheits(bau)kosten der Maßnahmenkomplexe des HWSK Baukosten Maßnamenkomplex Einheit netto [€] Hochwasserpumpwerk am RÜB 2 Stück 1.765.000 Hochwasserpumpwerk am RÜB 4 Stück 1.680.000 Hochwasserpumpwerk am RÜB 5 Stück 1.680.000 Hochwasserpumpwerk am RÜB 6 Stück 1.600.000 Hochwasserschutzmauer bis 1 m Höhe m 1.000 Hochwasserschutzmauer 1 bis 2 m Höhe m 1.750 Mobile Hochwasserschutzmauer (z.B. Dammbalken) bis 1 m Höhe m 850 Mobile Hochwasserschutzmauer (z.B. Dammbalken) von 1-2 m Höhe m 1.350 Mobile Hochwasserschutzmauer (z.B. Dammbalken) > 2 m Höhe m 2.100 Mobiler Hochwasserschutz (Schlauchsystem) m 600 Verwallung (kein DIN-gerechter Deich) bis 1 m Höhe m 350 Verwallung (kein DIN-gerechter Deich) 1 bis 2 m Höhe m 450 Rückstauschutz in vorhandenen Drainagen nachrüsten Stück 40.000

Sicherung Bahndammdurchlass gegen Rückstau (quasimobiles System) Stück 200.000 Errichtung eines Pumpensumpfs hinter linienhafter HWS-Maßnahme Stück 30.000

Neben den Baukosten fallen bei der Umsetzung von Maßnahmen in der Regel weitere Kosten an. Diese werden je nach Art der Maßnahme und Örtlichkeit einen unterschiedlichen Umfang haben.

Im Rahmen dieser Studie wurden auch hierfür pauschale Ansätze berücksichtigt, wobei diese „Zuschläge“ je nach System und Örtlichkeit in Abstimmung mit dem Auftraggeber und dem Projektsteuerer abgeschätzt und ggfs. differenziert wurden. Die Summe des jeweils berücksichtigten Zuschlags ist in Anlage 3 ebenfalls dokumentiert:

 Zuschlag für Unsicherheiten innerorts (z.B. Notwendigkeit der Umverlegung von Leitungen im Bereich der Maßnahmen): max. 5 %

 Planungsleistungen Objektplanung Lph. 1-9 HOAI: max. 11 %

 örtliche Bauüberwachung: max. 3 %

 Untersuchungen Baugrund und Vermessung: max. 5 %

 Tragwerksplanung: max. 5 %

 Umweltverträglichkeitsvorprüfung: max. 1 % (nicht für die komplett mobilen Systeme bzw. anteiligen Sys- teme, da nur temporär)

Die Summe aus Baukosten und diesen Zuschlägen stellen demzufolge die Gesamtinvestitionskosten dar.

Hinzu kommen für die Mauern pauschale jährliche Unterhaltungskosten von 2 % und Instandhaltungskosten von 1 %, bezogen auf die Baukosten. Für die Hochwasserpumpwerke hingegen werden die jährlichen Unterhaltungs- kosten pauschal mit 1 % und die Instandhaltungskosten mit 2,5 % angenommen.

Für mobile Systeme fallen vermutlich folgende ergänzende Kosten an:

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 123  jährliche Unterhaltungskosten: pauschaler Ansatz 20 €/m

 jährliche Instandhaltungskosten: pauschaler Ansatz 50 €/m

 Kosten für Lagerung, Schulung des Personals etc.: pauschaler Ansatz 5.000 €/a

Da derzeit nicht sicher ist, ob und in welchem Umfang mobile Systeme letztendlich zum Einsatz kommen, werden die beiden erstgenannten Kostenfaktoren auf alle mobilen Systeme bzw. Teilsysteme (innerhalb einer Maß- nahme) angewendet. Für die Lagerung und Personalschulung werden objekt- bzw. maßnahmenbezogen keine Kosten berücksichtigt. Diese müssen im Haushaltsplan der Stadt grundsätzlich für den Katastrophenschutz ein- geplant werden. Es ist davon auszugehen, dass hierfür kein gesondertes Personal eingestellt wird.

Grundsätzlich nicht berücksichtigt wurden die Kosten für ggfs. erforderlichen Flächenerwerb, da dies eine detail- lierte Recherche zu Eigentumsverhältnissen und entsprechende Verhandlungen mit den Eigentümern voraus- setzt. Diese Leistungen sind im Rahmen der HOAI-Planung auf alle Fälle zeitnah zu erbringen.

Die Gesamtkosten je Maßnahme sind in Anlage 3 aufgelistet.

Unter Beachtung der Hinweise zu den RÜB 5 und 6 in Kapitel 4.2.2.4 werden auch für diese die Kosten für die erforderlichen Maßnahmen abgeschätzt. Sie werden jedoch vorerst nicht in der Wirksamkeitsbetrachtung berück- sichtigt, da sie keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der anderen Maßnahmen im Hinblick auf den Hochwasser- schutz für die Altstadt haben.

Da die Kosten der Maßnahmen jedoch zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, ist eine Kostenvergleichsrech- nung notwendig, um darauf basierend die kostengünstigere Alternative zu identifizieren. Hierbei werden diese auf einen Bezugszeitraum berechnet und verglichen. Die Hochrechnung dieser Größen erfolgt entsprechend der KVR-Leitlinie [N15] über sogenannte Kapitalwiedergewinnungs- bzw. Diskontierungsfaktoren.

Die in Anlage 3 benannten Faktoren berechnen sich wie folgt:

Kapitalwiedergewinnungsfaktor KFAKR (z.B. für Investitionskosten zu Beginn der Maßnahme)

KFAKR =

Diskontierungsfaktor für gleichförmige/wiederkehrende Kostenreihen DFAKR (z.B. für jährliche Unterhaltungs- kosten) 1  i n  1 DFAKR = i  (1  i ) n

Diskontierungsfaktor für Einzelgrößen DFAKE (z.B. für Reinvestitionskosten nach n Jahren am Maßnahmenbe- ginn) 1 DFAKE = (1 i) n wobei i ein mittlerer jährlicher Zinssatz [%] und n der Bezugszeitraum ist.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 124 Für die hier durchgeführte Vergleichsrechnung wurde ein Bezugszeitraum von 80 Jahren unter Berücksichtigung eines Zinssatzes von 3 % gewählt. Der Bezugszeitraum wurde mit 80 Jahren gewählt, da dies gemäß der KVR- Leitlinie [N15] einer empfohlenen Lebensdauer von Schutzmauern oder Verwallungen entspricht. Spätestens nach diesem Zeitraum müssten erstmalig alle Maßnahmen gleichzeitig reinvestiert werden. In Anlage 3 ist für die einzelnen Maßnahmen eine entsprechende Nutzungsdauer angegeben, nach der eine vollständige Reinvestition erforderlich wird. Bei Maßnahmen mit einer Lebensdauer/Nutzungsdauer von 20 Jahren wurde demzufolge in die Gesamtkostenbetrachtung eine Reinvestition nach 20, 40 und 60 Jahren bei der Ermittlung des Kostenbarwertes unter Verwendung des jeweiligen Faktors DFAKE berücksichtigt. Hier fließen allerdings ausschließlich die Bau- kosten aus der Tabelle 7-2 ein, da die zusätzlichen Leistungen nicht zwingend nochmals anfallen.

Auch in diesem Falle wurde für die Hochwasserpumpwerke jedoch von der allgemeinen Vorgehensweise abge- wichen. Vom Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR) wurde mitgeteilt, dass für Reinvestitionen davon ausgegangen werden sollte, dass die Maschinentechnik alle 20 Jahre (also 3-malig im Bezugszeitraum), das Bauwerk selber nach 50 Jahren einer Ersatzinvestition bedarf. Dabei sollte pauschal davon ausgegangen werden, dass eine Kostenaufteilung zwischen Technik und Bauwerk von je 50 % angenommen werden soll. Das heißt, nach 20, 40, 50 und 60 Jahren werden jeweils 50 % der Gesamtbaukosten als Reinvestition berücksichtigt.

Auf Einzelheiten der Kostenberechnung soll hier mit Hinweis auf die Leitlinie nicht detaillierter eingegangen wer- den.

Entsprechend den Angaben in Tabelle 7-1 bzw. Anlage 3 ergeben sich für die unterschiedlichen Varianten die folgenden Kosten (netto) unter Betrachtung eines 80-jährigen Bezugszeitraumes.

Wie bereits mehrfach im Laufe der Dokumentation ausgeführt, hat die Errichtung von Hochwasserpumpwerken an den RÜB 5 und 6 (nördlich der Saale) keinen unmittelbaren Einfluss auf die Hochwassersituation in der Altstadt Weißenfels, so dass die Kosten für deren Errichtung nicht für die Wirksamkeitsanalyse berücksichtigt werden. Demzufolge beinhaltet die nachfolgende Tabelle auch ausschließlich die Gesamtprojektkostenbarwerte (als Summe der PKBW der Investitionen, Reinvestitionen und laufenden Kosten) für die jeweilige Variante unter Be- rücksichtigung der Kosten für die HWPW an den RÜB 2 und 4 gemäß Anlage 3.

Tabelle 7-3: Zusammenstellung der PKBW gesamt (netto) nur mit HW-Pumpwerken RÜB 2/4

Variante PKBW (netto) Rang 1 14.638.000 € 1 2 15.218.000 € 2 3 15.475.000 € 3 4 16.055.000 € 4

Um zu verdeutlichen, wie wichtig auch die Berücksichtigung der laufenden und der Reinvestitionskosten für eine Entscheidungsfindung sind, sollen in der nachfolgenden Tabelle ausschließlich die Summen der jeweiligen Erstin- vestition dargestellt werden (in diesem Falle sind die Nettokosten gleich dem PKBW). Es ist erkennbar, dass dann

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 125 aus Kostensicht die Rangfolge der Varianten anders ausfallen würde und somit ggfs. zu einer Entscheidung führt, die auf lange Sicht die ungünstigere Lösung darstellen würde.

Tabelle 7-4: Zusammenstellung der PKBW der Erstinvestitionen (netto) nur mit HW-Pumpwerken RÜB 2/4 Anfangs-Investitions- Variante Rang kosten (netto) 1 6.701.900 € 2 2 7.065.900 € 4 3 6.700.400 € 1 4 7.064.400 € 3

7.3 Ableitung und Auswertung einer Vorzugsvariante

7.3.1 Entwicklung einer Vorzugsvariante

Aus den in Kapitel 7.2.1 beschriebenen Varianten gilt es nun, eine Vorzugsvariante abzuleiten. Entsprechend den Hinweisen zu den Maßnahmenarten werden die in Kapitel 7.1.1 bzw. Anlage 2.1 dokumentierten allgemeinen bzw. übergreifenden Maßnahmen generell als Maßnahmen der Vorzugsvariante berücksichtigt und somit für ei- nen Variantenvergleich nicht herangezogen. Gleiches gilt für alle verorteten Maßnahmen, für die keine Alternati- ven aufgezeigt wurden und somit in Tabelle 7-1 in allen Varianten berücksichtigt werden.

Hierzu wurde eine Vergleichsmatrix entwickelt. Verschiedene Kriterien, die sich auf die Umsetzbarkeit einzelner Maßnahmen und somit der jeweiligen Variante, in der diese Maßnahmen enthalten ist, auswirken können, werden mit einem Wichtungsfaktor versehen. Hierbei erfolgte die Unterteilung einerseits in Haupt- als auch in weitere Unterkriterien. Die Wichtungsfaktoren stellen letztendlich einen subjektiven Wert dar und können somit das End- ergebnis des Variantenvergleichs beeinflussen.

Für jedes Kriterium wurde, ausgehend von den Hinweisen in Kapitel 7.2.2 und 7.2.3 eine Rangfolge der Varianten eingeschätzt. Dabei ist der 1. Rang derjenige, welcher die Erfüllung des jeweiligen Kriteriums am besten erwarten lässt. Diese Einstufung wurde im Rahmen einer Beratung diskutiert und letztendlich gemeinsam abgestimmt.

Da sich einzelne Maßnahmen, die einen positiven oder negativen Einfluss auf das jeweilige Kriterium haben können in mehreren Varianten finden, ergibt sich nicht immer eine Abstufung von Rang 1 bis 4. Wurde Rang 1 für die Varianten „x“ und „y“ ermittelt, wird demzufolge Rang 2 nicht vergeben, der Variante „z“ hingegen dann Rang 3 zugeordnet.

Kriterium 1a); Zielerreichungsgrad

Hauptziel ist der „vollumfängliche“ Schutz der Altstadt vor direkten als auch indirekten (Rückstau Saale in die Kanalisation bzw. Rückstau im Kanalnetz aus dem Stadtgebiet infolge noch nicht vorhandener Hochwasserpump- werke an den RÜB) Überschwemmungen bis HQ200. Die Varianten 1 und 2 sind besser als die Varianten 3 und

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 126 4, die deshalb gleichrangig mit Rang 3 angesetzt werden, da private Grundstücke teilweise ungeschützt bleiben (könnten).

Kriterium 1b); Nachhaltigkeit

Im Sinne der WRRL hat keine der die einzelnen Varianten unterscheidenden Alternativen einen deutlich negati- veren oder positiveren Einfluss. Aus städteplanerischer Sicht könnte ggfs. den Varianten 3 und 4 ein besserer Rang zugeordnet werden, da sie eher temporär Einfluss auf das Stadtbild haben. Da jedoch auch die jeweiligen Alternativen in Variante 1 und 2 (Mauern direkt am Ufer) durch die hierdurch geschützten bereits bebauten Grund- stücke keine Verschlechterung des Stadtbildes darstellen werden, wurde diesbezüglich ebenfalls keine Differen- zierung vorgenommen. Auch die Langzeitsicherheit bei Klimawandel (eventuell zukünftig höhere Hochwasser- stände) ist für alle Maßnahmen gleichrangig. In jedem Falle wäre eine Anpassung an derart veränderte Randbe- dingungen nicht ohne zusätzliche Investition möglich.

Kriterium 1c; Versagensrisiko

Je höher der Anteil mobiler Lösungen in der jeweiligen Variante ausfällt, umso höher wird das Versagensrisiko eingeschätzt, da diese eventuell nicht ausreichend schnell errichtet werden (können). Stationäre Systeme sind lediglich dann versagensanfälliger, wenn sie die in einzelnen Bereichen mögliche Grundmauer mit mobilen Ele- menten betreffen würden. Da diese Entscheidung zielführend jedoch erst im Zuge der eigentlichen Planungen erfolgen wird, wurde diesbezüglich nicht differenziert.

Die Maßnahmen S_10 und S_24 unterscheiden sich nur minimal in der Länge der mobilen Systeme an Zuwe- gungen zur Saale. Das mobile System zwischen Bootsverleih und Pfennigbrücke ist in beiden Varianten erforder- lich. Somit werden die Varianten 1 und 2 gleichwertig auf Rang 1 gesetzt, die Varianten 3 und 4 jeweils Rang 3, da in den beiden letztgenannten Varianten das mobile System (S_13 bzw. S_16) das stationäre System (S_12 bzw. S_15) substituiert.

Kriterium 2a); Genehmigungsfähigkeit hinsichtlich Umweltauswirkung

Entsprechend Kapitel 7.2.3 kann dies für die Varianten günstiger sein, bei denen die Maßnahme S_16 als Alter- native zu S_15 bzw. S_13 als Alternative zu S_12 benannt ist.

Somit sind hier die Varianten 3 und 4 auf rang 1 zu setzen, die Varianten 1 und 2 hingegen auf Rang 3.

Kriterium 2b); Zeitaufwand bis Umsetzung

Nach intensiver Diskussion wurde eingeschätzt, dass für stationäre als auch mobile Systeme der Zeitaufwand für die Planung und Implementierung gleichwertig eingeschätzt werden müssen, da die vorgesehenen mobilen Al- ternativen S_16 bzw. S_13 auf Grund des erforderlichen Umfangs mit hoher Wahrscheinlichkeit ein System erfordern werden, bei dem zumindest die Basis für die temporären Elemente ebenfalls fest im Straßenkörper bzw.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 127 Boden verankert werden müssen und somit ohne entsprechende Ingenieurplanung ebenfalls nicht umgesetzt werden können.

Kriterium 2c); Akzeptanz

In der Regel geht man davon aus, dass Maßnahmen mit einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung einherge- hen, je geringer die unmittelbaren Auswirkungen auf verschiedene Aspekte der „Lebensqualität“ einzuschätzen sind (städtebaulich, persönliche Einschränkungen, Inanspruchnahme von Grundstücksflächen etc.).

Im Falle der Alternativen S_10 und S_24 im Bereich „Stadtbalkon“ wurde nach gemeinsamer Diskussion aller Beteiligten eingeschätzt, dass auch die Alternative S_10 kaum eine geringere öffentliche Akzeptanz erfahren dürfte, da die alternativ zu errichtende Mauer entlang der Dammstraße mit einer Höhe zwischen 0,60 und 1,00 m kaum eine negative Beeinträchtigung z.B. des Stadtbildes oder der Nutzbarkeit der Parkanlagen erwarten lässt. Somit werden Variante 1 und 2 als gleichrangig eingeschätzt.

Für die Varianten 3 und 4 wurde ursprünglich davon ausgegangen, dass dass beim Vergleich der Maßnahmen S_12/S_13 sowie S_15/S_16 die Varianten 3 und 4 vermutlich mit geringerem „Widerstand“ umgesetzt werden könnten, da sie keine Beeinflussung privater Grundstücke bedeuten würden. Berücksichtigt man die Hinweise zum Versagensrisiko wäre es aber durchaus denkbar, dass die Varianten 3 und 4 durch Bewohner, die nicht direkt durch die Maßnahme beeinflusst, jedoch entsprechend geschützt würden, die bessere Alternative in Vari- ante 1 und 2 sehen. Da weiterhin bereits entsprechend Kapitel 7.2.2 die direkt in diesem Bereich durch die Maß- nahmenumsetzung möglicherweise betroffenen Eigentümer einer Umsetzung auch der Variante 1 bzw. 2 nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen, werden in diesem Kriterium alle 4 Varianten gleichrangig bewertet.

Kriterium 3

Es wurde die Rangfolge der Gesamt-PKBW entsprechend Tabelle 7-3 berücksichtigt und der jeweilige Rang von 1-4 angegeben.

In Abstimmung mit der Projektsteuerung wurde hier allerdings von einer einheitlichen Wichtung der Ränge abge- wichen. Im ersten Schritt ergab sich formell bei einem Wichtungsfaktor des Kriteriums von 30 % eine Abstufung der Punktzahl von 30 (bei Rang 1) bis 120 (bei Rang 4). Letztendlich wurden die PKBW dann jedoch linear gewichtet, d.h. für die beiden Ränge 2 und 3 wurde die Punktzahl durch lineare Interpolation zwischen dem Rang 1 und dem Rang, bezogen auf die Kosten der jeweiligen Variante (Rang 1 minimale Kosten, Rang max. Kosten) ermittelt und in der Punktzahl des Kriteriums und somit der Gesamtpunktzahl der Variante berücksichtigt.

Das Ergebnis des auf dieser Basis vorgenommenen Variantenvergleichs ist in nachfolgender Tabelle ersichtlich:

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 128 Tabelle 7-5: Ergebnis des Variantenvergleichs

Hauptkriterien Unterkriterien I V1 V2 V3 V4 Wichtungs- faktor Wichtung Wichtung Rang Ergebnis Rang Ergebnis Rang Ergebnis Rang Ergebnis

a) Zielerreichungsgrad des HWSK 60% 24,0 1 24,00 1 24,00 3 72,00 3 72,00

1. Zielerreichungsgrad (in b) Nachhaltigkeit (Verhältnis zwischen kombinierender Wirkung Nutzungsdauer, Aufwand und Langzeit- 40% 30% 12,0 1 12,00 1 12,00 1 12,00 1 12,00 der Maßnahmen innerhalb sicherheit bei Klimawandel, städtebaul. einer Variante) Planungen/ Bevölkerungswachstum, WRRL)

c) Versagensrisiko 10% 4,0 1 4,00 1 4,00 3 12,00 3 12,00

Zwischensumme Kriterium 1 40,00 40,00 96,00 96,00 Zwischenergebnis Reihung 1 1 3 3 a) Genehmigungsfähigkeit hinsichtlich Umweltwirkung (Auswirkung auf UVP- 40% 12,0 3 36,00 3 36,00 1 12,00 1 12,00 Schutzgüter) 2. Umsetzbarkeit 30% b) Zeitaufwand bis zur 30% 9,0 1 9,00 1 9,00 1 9,00 1 9,00 Umsetzung/Wirksamkeit der Variante c) Akzeptanz (öffentlich und privat) 30% 9,0 1 9,00 1 9,00 1 9,00 1 9,00 Zwischensumme Kriterium 2 54,00 54,00 30,00 30,00 Zwischenergebnis Reihung 3 3 1 1 PKBW gesamt (ohne HWPW RÜB 5 und RÜB 6) 100% 30,0 1 30,00 2 60,00 3 90,00 4 120,00 3. Kosten 30% Korrektur: lineare Berücksichtigung zwischen 0 30,00 0 67,00 0 83,00 0 120,00 min. 30 und max. 120 Punkten Zwischensumme Kriterium 3 30,00 67,00 83,00 120,00 Zwischenergebnis Reihung 1 2 3 4

Endergebnis Variantenvergleich 100,0 124,00 161,00 209,00 246,00 Reihung Variantenvergleich 1 2 3 4

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 129 Da der Rang 1 die günstigste Variante im jeweiligen Kriterium darstellt ist somit die Variante mit der geringsten Gesamtpunktzahl die günstigste. Dies ist demzufolge die Variante 1, die auch gleichzeitig die kostengünstigste Variante darstellt.

Alle Maßnahmen der Vorzugsvariante (übergeordnete als auch verortete Maßnahmen) sind in Anlage 4 bzw. 5 zusammenfassend nochmals ausgeführt.

7.3.2 Qualitative Wirksamkeitsanalyse für die Vorzugsvariante

Laut Leistungsbeschreibung soll in einem ersten Bewertungsschritt die mögliche Wirkung der Maßnahmen der Vorzugsvariante in Bezug auf die Abflussverhältnisse bzw. die Verringerung des Hochwasserrisikos qualitativ abgeschätzt werden.

Sowohl hinsichtlich der grundsätzlichen Wirksamkeit einer Maßnahme selbst als auch bei der Abgrenzung des potenziellen Wirkbereiches sollten dabei nicht explizit definierte Signifikanzschwellen berücksichtigt werden.

Aus Erfahrungen bei der Bearbeitung ähnlicher Aufgabenstellungen wird an dieser Stelle empfohlen, grundlegend die Wirkbereiche in drei Kategorien einzuteilen:

- Lokal wirksame Maßnahmen: der Wirkbereich befindet sich in einem Radius von ≤ 3 km um den Maß- nahmenstandort bzw. es wird maximal ein derartiger Abschnitt durch die Maßnahme beeinflusst

- Regional wirksame Maßnahmen: der Wirkbereich befindet sich in einem Radius von 3 km < r ≤ 30 km

- überregional wirkende Maßnahmen: der Wirkbereich befindet sich in einem Radius > 30 km

Alle hier getroffenen Aussagen können lediglich eine plausible Einschätzung darstellen. Ein konkreter Nachweis, welche tatsächliche Scheitel- oder Wasserstandsabsenkung erreicht werden kann, ist ausschließlich über eine hydrologische bzw. hydraulische Wirksamkeitsuntersuchung mittels entsprechender Modelle möglich. Diese war laut Leistungsbeschreibung bzw. den Ausführungen in Kapitel 7.3.3 aktuell nicht Bestandteil der Untersuchun- gen.

Von besonderem Interesse wäre vor allem die Einschätzung, ob die lokal verorteten Maßnahmen zum Schutz der Altstadt vor Überschwemmungen durch Verringerung der Überflutungsbereiche im Vergleich zum Ist-Zustand (s. Kapitel 7.3.4 bzw. Karte 4) eine Änderung der Abflussverhältnisse im linken Saalevorland oder für Anlieger strom- auf bzw. stromab bewirken würden.

Das Altstadtgebiet mit den Überschwemmungen im Ist-Zustand liegt unmittelbar unterhalb der Engstelle der Bahnbrücke. Im linken Vorland wird der abflusswirksame Querschnitt durch den hohen Bahndamm eindeutig abgegrenzt. Erst im Bereich der Herrenmühle und somit fast am östlichen Rand des Untersuchungsgebietes kommt es zu einer Querschnittsaufweitung im linken Vorland. Zwar liegen keine Informationen zu den im Rahmen der Berechnungen der Überflutungsgebiete ermittelten Fließgeschwindigkeiten vor. Es wird jedoch eingeschätzt, dass sich auf Grund dieser Verhältnisse der Altstadtbereich eher als Retentions- oder Einstaubereich darstellt. Demzufolge ist zu vermuten, dass durch die linienhaften Maßnahmen entlang des rechten Saaleufers in diesem Abschnitt keine wesentlichen Änderungen der Abflussverhältnisse im linken Vorland zu verzeichnen sein werden, die beispielsweise eine relevante Erhöhung der Fließgeschwindigkeiten oder Wasserspiegellagen erwarten

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 130 ließen. Bei der Überarbeitung des HWRMP Saale durch den LHW sind die auch hydraulisch Maßnahmen zu berücksichtigen.

Unter Berücksichtigung der Informationen zu den überschwemmten Flächen im Ist-Zustand sowie den Wasser- tiefen (Tabelle 4-10) lässt sich das im Hochwasserfall rückgestaute bzw. retendierte Volumen einschätzen. Hierzu wurden die innerhalb der Wassertiefenklassen überschwemmten Flächen mit einem Mittelwert für die jeweilige Klasse multipliziert. Die Ergebnisse fass die nachfolgende Tabelle zusammen:

Tabelle 7-6: Überschwemmte Flächen und Volumina bei unterschiedlichen Hochwasserjährlichkeiten in der Altstadt von Weißenfels

HQ10 HQ100 HQextrem Tiefen- Tiefe ÜSG- ÜSG- Volu- ÜSG- ÜSG- Volu- ÜSG- ÜSG- Volu- klasse mittel Fläche Fläche men Fläche Fläche men Fläche Fläche men [m] [m] [km²] [m²] [m³] [km²] [m²] [m³] [km²] [m²] [m³] 0 - 0,5 0,25 0,006121 6.121 1.530 0,108873 108.873 27.218 0,138863 138.863 34.716 0,5 - 1,0 0,75 0,001541 1.541 1.156 0,048215 48.215 36.161 0,115370 115.370 86.528 1,0 - 2,0 1,50 0,000625 625 938 0,012287 12.287 18.431 0,046726 46.726 70.089 2,0 - 4,0 3,00 0,000102 102 306 0,000542 542 1.626 0,001742 1.742 5.226 > 4,0 4,00 0,000008 8 32 0,000034 34 136 0,000053 53 212 Summe 3.962 83.572 196.770

Bei einem HQextrem beträgt das Volumen des oberflächlich rückgestauten Saalewassers somit ca. 200.000 m³ bei

HQ100 hingegen ca. 84.000 m³. Beim Hochwasser 2013 wurde entsprechend Tabelle 4-4 am Pegel Naumburg- Grochlitz ein Scheiteldurchfluss von 562 m³/s gemessen. Der Einstau der Flächen beginnt bereits bei Werten unterhalb des Scheiteleintritts, etwa ab HQ10. Jedoch selbst wenn die Überflutung erst mit Erreichen des Scheitels geflutet würden, entspricht das Retentionsvolumen einer Wassermenge, die in weniger als 3 Minuten abgeflossen ist. Insgesamt ist somit auch der Verlust an Retentionsvolumen als sehr gering einzuschätzen. Grundsätzlich sollte angestrebt werden, Retentionsflächen zu erhalten oder zu vergrößern. Dies wird u.a. durch die geplanten Maßnahmen des HWRMP Saale im Bereich Weißenfels erreicht. Zwar berechtigt dies nicht dazu, an anderer Stelle die Retentionsfläche zu verringern. Da jedoch in diesem Falle durch die Maßnahmen des HWSK Altstadt Weißenfels ausschließlich sehr sensible und mit einem hohen Schadenspotential versehene Flächen geschützt werden sollen, werden nach Vorabstimmung mit dem LHW keine Maßnahmen zum Ausgleich dieses Retentions- raumes gefordert.

Die Ergebnisse dieser qualitativen Wirksamkeitsbetrachtung sind für alle Maßnahmen der Vorzugsvariante in Anlage 4 getrennt für die übergeordneten und die verorteten Maßnahmen aufgeführt.

Zur Erläuterung der Einschätzung zu einzelnen Maßnahmen, bei denen sich diese qualitative Wirksamkeit nicht bereits aus dem Inhalt/der Beschreibung (z.B. landesweite Festsetzung von Überschwemmungsgebieten) ablei- tet, seien hier einige zusätzliche Erläuterungen aufgeführt:

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 131 Flächenvorsorge im Stadtgebiet bzw. der Bauvorsorge

Derartige Maßnahmen haben in der Regel einen lokalen, in Einzelfällen auch einen regionalen Wirkbereich. Als Beispiel seien hier B-Pläne (in der Regel bezogen auf begrenzte Teilflächen im Stadtgebiet) einerseits bzw. des Flächennutzungsplans (der das gesamte Stadtgebiet umfasst) andererseits benannt.

Objektschutz

Objektschutzmaßnahmen, ob sie nun als übergeordnete Maßnahme deklariert wurden, weil die konkrete Lage noch nicht bekannt ist (z.B. Maßnahme Ver_08) , oder im Falle der Fortschreibung bei konkreter Verortung haben einen definierten, lokalen Wirkbereich auf die jeweils betroffenen Gebäude bzw. maximal Gebäudekomplexe. Durch Umsetzung dieser Maßnahmenvorschläge sind keine negativen Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss und die Wasserspiegellagen zu erwarten. Für die betroffenen Gebäude ist die Objektschutzmaßnahme als quali- tativ sehr wirksam einzuschätzen.

Natürlicher Wasserrückhalt

Die Maßnahmen S_01 und S_02 werden nur dann wirksam, wenn sie auf einem größeren Gebiet umgesetzt und somit auch auf einem größeren Betrachtungsraum ihre Wirksamkeit entfalten können. Maßnahmen innerhalb des Stadtgebietes aus diesem LAWA-Handlungsbereich entfalten ihre Wirkung auch in der Regel nur auf einen sehr begrenzten Betrachtungsraum und verlieren in der Saale an Wirkung (Beispiel Maßnahmen S_03 und S_04).

Informations-, Verhaltens- und Risikovorsorge

Diese Maßnahmen wirken je nach Zielgruppe regional bzw. überregional. Im vorliegenden Falle wird davon aus- gegangen, dass sie sich auf das Stadtgebiet beschränken und somit wird eine regionale Wirkung angegeben.

Linienhafter Hochwasserschutz

Ein linienhafter Hochwasserschutz schützt in der Regel den Bereich hinter der Maßnahme und beeinflusst die Abflussverhältnisse demnach formell vorrangig lokal. Die hier vorgeschlagenen linienhaften Hochwasserschutz- maßnahmen betreffen insgesamt einen Abschnitt von ca. 3 bis 4 km. Sie verhindern somit weitreichende Über- strömungen im rechten/südlichen Vorland. Der maßgebliche Hochwasserabfluss verlagert sich in das linke Vor- land. Es ist davon auszugehen, dass sich hierdurch auch die Abflussverhältnisse zumindest auf einem begrenzten Abschnitt nach stromauf als auch stromab verändern (können). Diese Maßnahmen werden somit in ihrer sum- marischen Wirkung regional wirksam sein. Ob und wie weit dies tatsächlich zu einer Veränderung der Wasser- spiegellage im Gewässer führt, kann nur durch eine im Rahmen konkreter Planungen durchzuführende hydrauli- sche Nachweisführung ermittelt werden. Jede Maßnahme für dich dürfte auf Grund der Länge aber immer aus- schließlich eine Auswirkung in einem Wirkradius < 3 km und somit lokal entfalten.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 132 Bau von Hochwasserpumpwerken an den RÜB

Nur mithilfe von Hochwasserpumpwerken ist es möglich, Rückstau und somit landseitige Überflutung in den an die RÜB angebundenen Flächen verlässlich zu vermeiden, da diese ausschließlich über Mischkanalisation ent- wässert werden. Ein Verschluss von Kanaleinläufen stellt keine Alternative dar. Hier wird als Wirkbereich ein regionaler Bereich für jedes einzelne der Hochwasserpumpwerke benannt, da die Wirkung der Maßnahme auf das jeweilige Eigenentwässerungsgebiet des RÜB beschränkt ist.

7.3.3 Quantitative Wirksamkeitsanalyse für die Vorzugsvariante

Der quantitative Nachweis der Wirksamkeit erfolgte entsprechend der Leistungsbeschreibung mittels GIS-basier- ter Analyse. Die Leistungsbeschreibung sah vor, dass dies ausschließlich für ein HQ10- und HQ100-Ereignis erfol- gen sollte, für das Ereignis HQextrem (in diesem Falle HQ200) sollten die Werte unverändert übernommen werden.

Dies war dadurch begründet, dass die ursprüngliche Aufgabenstellung als Schutzziel HQ100 vorsah. Demzufolge wäre bei einem selteneren Ereignis ein teilweises oder komplettes Versagen der Maßnahmen zulässig gewesen und somit die Gefährdung für die Altstadt Weißenfels beim HQextrem im ungünstigsten Falle die gleiche wie im Ist- Zustand gewesen wäre.

Da jedoch das aktuell abgestimmte Schutzziel HQ200 ist, wird diese Methodik auch auf das Extremereignis ange- wendet. Dies ist möglich, da die entsprechenden Grundlagen durch den LHW [L3] bereitgestellt wurden.

Durch die vorgeschlagenen verorteten Maßnahmen entsprechend Anlage 2.2 sollen zukünftig alle bisher von Überflutung betroffenen Flächen in der Altstadt von Weißenfels vor Überschwemmung (sowohl direkt von der Saale als auch über Rückstau im Kanalnetz) dem zukünftigen Überschwemmungsgebiet entzogen werden. Dem- zufolge verringert sich sowohl die Überflutungsfläche als auch das Schadenspotential um diesen Bereich für das

HQ10, das HQ100 als auch für das Bemessungsereignis HQ200. Lediglich bei noch selteneren Ereignissen bleibt die Gefährdung ähnlich der im Ist-Zustand.

7.3.4 Ergebnisaufbereitung und Vergleich mit Ist-Zustand

In Arbeitskarten sind entsprechend Leistungsbeschreibung die mittels GIS-Techniken ermittelten Auswirkungen darzulegen. Inhalt soll eine Gegenüberstellung der Überschwemmungsflächen im Ist- Zustand (HWGK) mit dem Zustand nach Realisierung aller Maßnahmen der Vorzugsvariante und soweit für die Bewertung sinnvoll auch die Darstellung veränderter Fließverhältnisse (Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten).

Da letztendlich fast das gesamte bisher für das HQ200 ausgewiesene Überschwemmungsgebiet geschützt werden soll, verbleiben im Hochwasserfall bis einschließlich HQ200 als Restüberschwemmungsgebiet

 nur minimale Flächen zwischen Saaleufer und der jeweiligen Maßnahme (die auf Grund der Genauigkei- ten der Ergebnisse hier unberücksichtigt bleiben)

 sowie am östlichen Rand des Untersuchungsgebietes im Bereich Parkplatz Leipziger Straße (bei HQ10 nicht betroffen).

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 133 Abbildung 7-5: Einzige nicht durch die Vorzugsvariante geschützte Flächen am Ostrand des Untersuchungsgebietes (hier HQ200)

Entsprechend Kapitel 4.4 wurden alle bei dem jeweiligen Ereignis betroffenen Flächen, die anteilig auf das Innen- stadtgebiet entfallenen, für die Schadenspotentialermittlung berücksichtigt. Eine spezielle Aufbereitung der Er- gebnisse ist somit nicht erforderlich. Lediglich werden die besagten Bereiche in Karte 4 als nun geschützte Be- reiche dargestellt (mit Ausnahme Parkplatz Leipziger Straße).

In Karte 4 ist die Überschwemmungsfläche aus diesem Datenbestand beim HQ100- sowie HQ200-Ereignis als „ge- schützte Flächen / dem Überschwemmungsgebiet entzogene Fläche dargestellt.

Die Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten, die sich ggfs. im linken Vorland /nördlich der Saale sowie stromab und/oder stromauf ändern lassen sich mit den GIS-Methoden nicht nachweisen. Hierzu wären hydraulische Be- rechnungen des Planzustands erforderlich, bei der entlang der gedachten Schutzline eine nicht überströmbare Längsstruktur in die hydraulischen Modelle eingearbeitet würde.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 134 7.3.5 Kosten-Wirksamkeits-Betrachtung

7.3.5.1 Gegenüberstellung der Schadenspotentiale im Ist-Zustand und nach Umsetzung der Vor- zugsvariante In Kapitel 4.4, Tabelle 4-8 sind die Schadenspotentiale im Ist-Zustand für die Altstadt Weißenfels zusammenge- fasst, welche aus den digitalen Datenbeständen des LHW [L3] abgeleitet wurden.

Entsprechend den Aussagen im vorherigen Abschnitt werden minimale Flächen zwischen dem Saaleufer und der jeweiligen linienhaften Maßnahme vernachlässigt. Somit müssen aus den für die Auswertung der Schadenspo- tentiale im Ist-Zustand aufbereiteten Flächen nur diejenigen ausgeschnitten werden, welche im Bereich Leipziger Straße noch überschwemmt sind (vgl. Abbildung 7-5). Dieser Bereich stellt somit das verbleibende Schadenspo- tential im Planzustand dar.

Ohne spezielle Differenzierung nach Nutzungsarten ergibt sich somit ein verbleibendes Schadenspotential nach Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante von

 0 € bei HQ10

 20.790 € bei HQ100

 61.380 € bei HQ200

Vergleicht man dieses mit den Angaben zum Ist-Zustand ergibt sich folgende Gegenüberstellung:

Tabelle 7-7: Gegenüberstellung der Schadenspotentiale im Ist-Zustand und nach Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante Jährlichkeit Schadenspotential Ist Schadenspotential Plan T [a] [€] [€] 10 15.300 0 100 1.005.200 20.800 200 2.476.000 61.400

7.3.5.2 Mittlerer jährlicher Schadenserwartungswert der Vorzugsvariante Analog Tabelle 4-9 wird nun der mittlere jährliche Schadenserwartungswert nach Umsetzung der Vorzugsvariante bestimmt. Sowohl für HQ5 als auch HQ10 ergibt sich nun ein Schadenspotential von 0 €.

Das HHQ entspricht einem Ereignis deutlich größer als HQ200. In diesem Falle kann es theoretisch also zum Versagen des linienhaften Hochwasserschutzes kommen, entweder abschnittsweise oder vollumfänglich. Es wird deshalb vereinfachend angenommen, dass sich für ein solches HHQ somit mindestens das bisherige Schadens- potential wiederum einstellen kann.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 135 Tabelle 7-8: Berechnung des jährlichen Schadenserwartungswertes für die Altstadt Weißenfels nach Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante

Ereignis Ti Pi dPi = Pi-Pi+1 Si S[i]= 1/2 (Si+Si+1) S[i] * dPi i [a] [1/a] [1/a] [€] [€] [€] 1 5 0,200 0 0,100 0 0 2 10 0,100 0 0,090 10.400 936 3 100 0,010 20.800 0,005 41.100 206 4 200 0,005 61.400 0,005 1.268.700 6.344 5 HHQ 0 2.476.000 mittl. jährlicher Schadenserwartungswert SEW (kumuliert) 7.485 mit:

Ti Wiederkehrintervall des Ereignisses in Jahren

Pi Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses (PI = 1/TI) dPi Differenz der Eintrittswahrscheinlichkeit aufeinanderfolgender Ereignisses

Si Schadenspotential für das Ereignis mit dem Wiederkehrintervall Ti bzw. der Wahrscheinlichkeit Pi

7.3.5.3 Nutzen-Kosten-Betrachtung Das Nutzenkostenverhältnis berechnet sich wie folgt:

Projektnutzenbarwert (PNBW) N-K-V = ------Projektkostenbarwert (PKBW)

Der Projektnutzenbarwert ist dabei die Differenz der jährlichen Schadenserwartungswerte aus Ist- und Planzu- stand (Projektnutzen), multipliziert mit dem Diskontierungsfaktor DFAKR. Dieser ist für einen Betrachtungszeit- raum von 80 Jahren und einen Zinssatz von 3 % entsprechend 30,2008 [N15].

Somit ergibt sich ein theoretischer Projektnutzen von 67.771 €/a - 7.485 €/a = 60.286 €/a (Tabelle 4-9 bzw. Tabelle 7-8).

Der Projektnutzenbarwert PNBW beträgt somit 1.820.700 €. und das theoretische Nutzen-Kostenverhältnis unter Berücksichtigung des PKBW der Variante aus Tabelle 7-3:

1.820.700 € N-K-Vtheor = ------= 0,124. 14.638.000 €

Bei einem Nutzen-Kosten-Verhältnis > 1 wird üblicherweise davon ausgegangen, dass ohne spezielle weiterfüh- rende Analysen für die vorgeschlagenen Maßnahmen auf lange Sicht der monetäre Nutzen die potentiellen Schä- den überwiegt. Da das ermittelte formelle Nutzen-Kosten-Verhältnis für das HWSK für die Altstadt Weißenfels jedoch deutlich geringer ausfällt, ist eine Analyse angezeigt, inwieweit eine Umsetzung der vorgeschlagenen

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 136 Maßnahmen als sinnvoller erachtet werden kann/sollte, als ggfs. nach einem Hochwasser die Schäden einmalig zu beseitigen.

Als erstes soll hier nochmals darauf hingewiesen werden, dass die im Rahmen der Hochwasserrisikomanage- mentplanung angewendete Methodik einen sehr pauschalierten Ansatz darstellt und es nicht ausgeschlossen ist, dass in dicht bebauten Städten wie Weißenfels oder bei besonders kostenintensiver Infrastruktur diese Methodik das tatsächliche Schadenspotential unterschätz. In Kapitel 4.4 wurde am Beispiel der Schäden an der Mehr- zweckhalle bzw. an stadteigener Infrastruktur beim Hochwasser 2013 und dem mittels landesweiter Methodik ermittelten Schadenspotential bereits eine deutliche Unterschätzung der vermutlich tatsächlichen Kosten identifi- ziert. Allerdings ist aus Erfahrung bei der Anwendung der Methodik auch in anderen Bundesländern bekannt, dass durchaus auch eine lokale Überschätzung stattfindet. Da letztendlich hierzu keine konkreten Aussagen mög- lich sind, kann der Einfluss auf die Güte der Ermittlung des N-K-V nicht konkret berücksichtigt werden.

Weiterhin werden bei Umsetzung der Maßnahmen des HWSK im Hochwasserfall nicht monetarisierbare Schäden vermieden, die durchaus beträchtliche Höhen erreichen können (Kapitel 4.5), Auch diese Tatsache gilt es, bei einer Entscheidung für oder gegen die Umsetzung der Maßnahmen zu berücksichtigen. Aus den HWGK ist er- sichtlich, dass ab einem HQ10 erste Randbereiche betroffen sind. Für Hochwasserwahrscheinlichkeiten zwischen T=10 a und T =20 a wurden im Rahmen der Hochwasserrisikomanagementplanung [L3] und auch aktuell keine

Untersuchungen durchgeführt. Da bei HQ100 jedoch bereits erhebliche Anteile der Altstadt betroffen sind kann davon ausgegangen werden, dass dies auch bei Ereignissen zwischen diesen beiden Jährlichkeiten eintreten und somit diese negativen Folgen vermieden können.

Zu beachten ist weiterhin die Überlagerung der Schäden durch direkte Überschwemmung der Saale sowie durch mögliche Schäden im Kanalsystem. Deshalb enthält die Vorzugsvariante auch die Notwendigkeit der Errichtung der Hochwasserpumpwerke an RÜB 2 und RÜB 4 einschließlich der hierfür aufzuwendenden Kosten. Ohne diese werden Schäden zukünftig nicht zu vermeiden sein, wenn nach Errichtung aller Maßnahmen ohne Hochwasser- pumpwerke gleichzeitig ein Niederschlagsereignis im Stadtgebiet auftritt und es somit zu einer Überlastung der RÜB kommt, da eine Entlastung in die Saale nicht mehr gegeben ist.

Somit ist die Errichtung der beiden HWPW erforderlich, um die Effektivität/Wirksamkeit des Gesamtkonzeptes zu ermöglichen. In diesem Falle werden zukünftig jedoch auch nicht unerhebliche Schäden am Kanalsystem ver- mieden, die bisher in der Nutzenermittlung unberücksichtigt blieben. Entsprechend den Ausführungen in Kapitel

4.4 mussten nach dem Hochwasser 2013 (ca. HQ100) Schäden von insgesamt 9,3 Mio. € (dies sind demzufolge 7.815.000 € netto) beseitigt werden. Das heißt, in Tabelle 4.9 ist das Schadenspotential im Ist-Zustand für die drei Stützstellen HQ100,200 und HHQ um diesen Wert zu erhöhen werden, wobei die Schäden bei einem größeren

Ereignis als HQ100 eventuell sogar größer ausfallen würden. Für HQ10 wurden keine Schäden angenommen, wo- bei auch hier diese nicht auszuschließen sind. Damit ergibt sich für den Ist-Zustand folgender Schadenserwar- tungswert:

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 137 Tabelle 7-9: Schadenserwartungswerte Ist-Zustand unter Berücksichtigung von Schäden am Kanalsystem

Ereignis Ti Pi dPi = Pi-Pi+1 Si S[i]= 1/2 (Si+Si+1) S[i] * dPi i [a] [1/a] [1/a] [€] [€] [€] 1 5 0,200 0 0,100 7.650 765 2 10 0,100 15.300 0,090 4.417.750 397.598 3 100 0,010 8.820.200 0,005 9.555.600 47.778 4 200 0,005 10.291.000 0,005 10.291.000 51.455 5 HHQ 0 10.291.000 mittl. jährlicher Schadenserwartungswert SEW (kumuliert) 7.485 mit:

Ti Wiederkehrintervall des Ereignisses in Jahren

Pi Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses (PI = 1/TI) dPi Differenz der Eintrittswahrscheinlichkeit aufeinanderfolgender Ereignisses

Si Schadenspotential für das Ereignis mit dem Wiederkehrintervall Ti bzw. der Wahrscheinlichkeit Pi Es wird davon ausgegangen, dass die HWPW ausreichend bemessen werden, um die erforderlichen landseitigen Abflüsse im Falle einer Überlagerung von Saalehochwasser und Niederschlag im Stadtgebiet abzuführen. Letzt- endlich ist entsprechend den Ausführungen in [A11] Kapitel 4.3 bzw. Kapitel 5.1 davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeiten dieser beiden Ereignisse nicht miteinander gekoppelt sind und die Bemessung durch de- taillierte hydronumerische Untersuchungen im Zuge der Ingenieurplanungen erfolgt. Das heißt, im Falle eines HHQ wird weiterhin wie auch in Tabelle 7-8 nur von Schäden durch direkte Überflutung durch Überlastung/tech- nisches Versagen der linienhaften Hochwasserschutzanlagen ausgegangen. Demzufolge errechnet sich der po- tentielle Nutzen des Konzeptes dann zu 497.596 - 7.485 = 490.111 € bzw. der PNBW zu 14.801.700 €.

Somit ergibt sich ein effektives Nutzen-Kosten-Verhältnis (welches entsprechend den obigen Hinweisen zur Plau- sibilisierung und der Nichtberücksichtigung von nicht monetären Schäden ggfs. noch günstiger ausfallen wird) von

14.801.700 € N-K-V = ------= 1,011. 14.638.000 €

Selbst wenn es bei einem HHQ dennoch zu Schäden am Kanalisationssystem kommen sollte, würden diese dann vermutlich geringer als bisher ausfallen, da eine gewisse Entlastung die HWPW dennoch gegeben wäre.

Dies unterstreicht nochmals ausdrücklich das Erfordernis, auf Grund der spezifischen topographischen und inf- rastrukturellen Situation ein ganzheitliches Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt zu planen und umzusetzen, um zukünftig Schäden durch direkte Überschwemmung der Saale als auch am und über das in letzten Jahren mit nicht unerheblichen Mitteln ausgebauten Entwässerungssystem zu vermeiden.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 138 8 Rangfolge der Umsetzung der Maßnahmen

Die Umsetzung der Maßnahmen der Vorzugsvariante wird letztendlich von verschiedenen, derzeit noch nicht ab- schließend zu beschreibenden Faktoren abhängen (politische und verwaltungstechnische Vorgaben, finanzielle Randbedingungen, eventuell sich ändernde Gesetzesvorgaben, Planungskapazitäten etc.).

Unter Berücksichtigung der Informationen zu Umsetzungsrisiken (Kapitel 7.2.2 und 7.2.3), der aus der jeweiligen Maßnahme erkennbaren Planungszeiträume sowie einer Einschätzung der Wirksamkeit der Maßnahmen inner- halb des Gesamtkonzeptes soll hier dennoch ein grundlegender erster Vorschlag aus fachlicher Sicht unterbreitet werden.

8.1 Übergeordnete Maßnahmen

Anlage 4.1 enthält alle übergreifenden bzw. nicht verortbaren Maßnahmen der Vorzugsvariante mit der identifi- zierten Zuständigkeit (s. Kapitel 9) für die Umsetzung. Viele dieser Maßnahmen sind nicht durch den/die Auftrag- geber (Stadt Weißenfels, Abwasserbetrieb Weißenfels bzw. Freizeitbetrieb), sondern andere Akteure umzuset- zen. In diesen Fällen ist anzustreben, innerhalb entsprechender Gremien oder durch entsprechende Kontakte mit den zuständigen Institutionen deren Umsetzung zu forcieren.

Weiterhin ist zu beachten, dass von diesen übergeordneten Maßnahmen nur im Einzelfall durch die Umsetzung eine effektive Minderung des Hochwasserrisikos ausgeht, die sich möglicherweise in geringeren Scheitelabflüs- sen oder Wasserständen im Stadtgebiet selber auswirken können, insbesondere bis auch andere Maßnahmen (des technischen Hochwasserschutzes) wirksam werden. Diese Effekte lassen sich allerdings kaum konkret quantifizieren.

Unmittelbar mit Veröffentlichung dieses vorgelegten Hochwasserschutzkonzeptes ab 2019 sollten fol- gende Maßnahmen in Angriff genommen werden, da sie bis zur Umsetzung von den technischen/verorteten Maß- nahmen bereits unmittelbar im Falle eines Hochwassers eine Verringerung der Gefährdung oder des Risikos zur Folge haben können: a) Maßnahmen außerhalb der Zuständigkeit der Stadt Weißenfels

 S_01: (finanzielle) Förderung von Landwirten zur Umstellung auf konservierende Bodenbearbeitung

 S_25: Anstreben der Errichtung einer neuen Großen Brücke ohne Mittelpfeiler

 Vor_01: deutliche Verbesserung der Genauigkeit der Vorhersagen zu erwartenden Hochwasserständen im Laufe des Ereignisses in der HWZ des Landes b) Maßnahmen in Zuständigkeit der Stadt bzw. der beiden an der Erarbeitung des HWSK für die Altstadt beteilig- ten städtischen Betriebe:

 Ver_08; Vorbereitung von Objektschutzmaßnahmen für ausgewählte öffentliche Gebäude bis zur Umset- zung bzw. der Wirksamkeit der verorteten Maßnahmen, wahlweise auch durch Vorhaltung entsprechen- der zusätzlicher mobiler Systeme oder Materialen (z.B. auch Sandsäcke)

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 139  Kon_01: Bereitstellung der Information über Überschwemmungsgebiete bzw. überschwemmungsgefähr- dete Bereiche z.B. im Intranet/Internet der Stadt

 Vor_02: Optimierung des kommunalen Warn- und Informationssystems (Informationsplattform für allge- meine Anfragen und Informationen über den Internetauftritt der Stadt)

 Vor_03: Abstimmungen mit dem THW zur möglichen zukünftigen Einbindung in den Krisenstab

 Vor_06: Planung und Sicherstellung (organisatorisch als auch finanziell) der kontinuierlichen Schulungs- maßnahmen der Einsatz- und Führungskräfte

 Vor_09: Einstellung der Ergebnisse des aktuellen HWSK im Internetauftritt der Stadt

 Vor_10: Planung bzw. Aufbau von Rücklagen zur ggfs. erforderlichen Wiederherstellung von Schäden der stadteigenen Infrastruktur (je länger der Zeitraum umso geringer die jährlichen Kosten)

 S_27: Aktualisierung der Studie zur Vernässung im Bereich der Mehrzweckhalle einschließlich konkreter Bemessung und Planung von erforderlichen Maßnahmen

Darüber hinaus wird eine Vielzahl dieser übergeordneten Maßnahmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit Beginn 2019 wirksam werden können. Dies hängt u.a. von gesetzlichen oder administrativen Rahmenbedingun- gen für die Aktualisierung maßgeblicher Unterlagen ab. Benannt seien hier beispielsweise folgende Maßnahmen: a) Maßnahmen außerhalb der Zuständigkeit der Stadt Weißenfels

 Ver_01 bzw. Ver_02: Aktualisierung des LEP bzw. des Regionalen Entwicklungsplans

 Ver_03: Neufestsetzung der Überschwemmungsgebiete b) Maßnahmen in Zuständigkeit der Stadt

Um eine kontinuierliche Umsetzung zu gewährleisten erscheint es zielführend, hierfür im jeweiligen zuständigen Fachbereich der Stadtverwaltung entsprechende Verantwortliche zu benennen, welche die Umsetzung überwa- chen:

 Ver_04: Berücksichtigung der Überschwemmungsgebiete in allen zukünftige aufzustellenden B-Plänen

 Ver_05: Aktualisierung der Informationen im Flächennutzungsplan

 Ver_07: im Zuge der Genehmigung von Bauanträgen in überschwemmungsgefährdeten Bereichen die Bauherren auf bevorzugt hochwasserangepasste Bauweisen orientieren, um das Schadenspotential zu verringern bzw. zu minimieren

 S_03: Vermeidung der Versiegelung von Flächen im Zuge von Baumaßnahmen im Auftrag der Stadt als vorrangiges Planungsziel

Bei den weiteren in Anlage 4.1 benannten übergeordneten Maßnahmen handelt es sich um verschiedene, kon- tinuierlich (z.B. Vor_08: Aufklärungsveranstaltungen für die Bevölkerung; Vor_05: Anpassung des Alarm- und Einsatzplans im Ergebnis abgelaufener Ereignisse) umzusetzende Maßnahmenvorschläge, so dass hier keine konkrete Abfolge vorgeschlagen werden kann.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 140 8.2 Verortete Maßnahmen

Unter Berücksichtigung der Anzahl der vorgeschlagenen Maßnahmen der Vorzugsvariante (Anlage 4.2) sowie der identifizierten ersten Kostenannahmen hierzu (Anlage 3) ist es evident, dass die verorteten Maßnahmen aus finanzieller Sicht als auch auf Grund erforderlicher Kapazitäten in der Verwaltung (Bauamt) der Stadt bzw. der Eigenbetriebe nicht gleichzeitig in Angriff genommen oder gar umgesetzt werden können.

Deshalb sollte auf Wunsch des Auftraggebers aus fachlicher Sicht eine potentielle Abfolge der Umsetzung der Maßnahmen ohne Beachtung derartiger Randbedingungen erarbeitet werden.

Hierbei wurden u.a. die Informationen zum Ist-Zustand (Kapitel 4.2.2 bzw. 4.6 sowie Anlage 1) berücksichtigt. Ein konkreter Terminplan für die Umsetzung lässt sich allerdings nicht ableiten, da für die Maßnahmenumsetzung sehr wahrscheinlich in unterschiedlichem Umfang auch eine finanzielle Förderung (durch Land und/oder Bund) in Frage kommt und bereits der Prozess für die Mittelbeantragung und Mittelgenehmigung nicht realistisch durch den Auftragnehmer eingeschätzt werden kann.

Deshalb wird nachfolgend eine Differenzierung in mehrere Teilkomplexe vorgenommen. Alle Maßnahmen inner- halb der Komplexe sollten dabei nach Möglichkeit auch ganzheitlich angegangen bzw. umgesetzt werden, bevor der nachfolgende Teilkomplex in Angriff genommen wird.

8.2.1 Grundsätze für die Untergliederung der Umsetzungskomplexe

Die sich einstellenden Wasserspiegellagen sowohl in der Saale als auch im durch deren Ausuferung im Vorland betroffenen Bereiche nehmen in Fließrichtung kontinuierlich ab. Bei einem HQ200 betragen die Wasserspiegella- gen in Saalemitte am Westrand des Untersuchungsgebietes (unmittelbar unterhalb der Bahnbrücke) beispiels- weise 98,72 m NHN (ca. km 142+900), am Ostrand in Höhe der Kläranlage (ca. km 140+000) hingegen nur noch 97,28 m NHN). Demzufolge erscheint es zielführend, auch die Maßnahmen nach Möglichkeit von stromauf nach stromab umzusetzen. Einmal geschützte Bereiche würden dann zwar ggfs. im Falle eines erneuten Extremhoch- wassers weiterhin möglicherweise durch Ausuferungen unterhalb der umgesetzten Maßnahmen überschwemmt. Allerdings kann sich dann im Bereich hinter den umgesetzten Maßnahmen nur ein geringerer Rückstauwasser- spiegel einstellen, so dass einerseits die überschwemmten Flächen, andererseits vor allem aber auch die sich einstellenden Wassertiefen geringer ausfallen würden. Insbesondere in bebauten Bereichen nehmen die Schä- den mit zunehmender Wassertiefe aber ab. Weiterhin kann dann lokal ggfs. bereits durch Einsatz kleiner mobiler Maßnahmen der Schutz dennoch sichergestellt werden.

Es ist zwingend darauf zu achten, dass die Maßnahmen zum Schutz vor direkter Überschwemmung der Saale einerseits und potentieller Überschwemmungen über das Kanalnetz ebenfalls gleichzeitig in Angriff genommen werden. Da für erstere Maßnahmen die Stadtverwaltung, für letztere hingegen der Abwasserbetrieb Weißenfels (AöR) zuständig ist, sollte dies aus haushaltstechnischen Gesichtspunkten durchaus auch praktikabel sein.

Auf die Einschätzung eines konkreten Zeithorizonts wird an dieser Stelle verzichtet. Je nach Maßnahme oder im Zuge der Vorplanungsarbeiten identifizierten Randbedingungen können sich die Genehmigungsverfahren sehr unterschiedlich gestalten.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 141 Es wird deshalb u.a. empfohlen, vor Beginn der Arbeiten am Komplex 1 bereits bei der Genehmigungsbehörde eine Entscheidung herbeizuführen, ob ggfs. eine Ausschreibung aller Maßnahmen innerhalb eines Komplexes als ein Genehmigungsverfahren (die beiden HWPW werden jedoch auf Grund anderer Zuständigkeit vermutlich ohnehin ein eigenständiges Verfahren erfordern) möglich ist, da dies auf die Verfahrensart als auch die Bereit- stellung entsprechender finanzieller Mittel (sowohl von Fördermitteln als auch der entsprechenden Eigenanteile des Auftraggebers) einen nicht unerheblichen Einfluss haben wird.

Wie bereits erwähnt, kann es je nach Maßnahme und verfahrenstechnischen Randbedingungen zu Abweichun- gen bei der Umsetzung kommen, die derzeit nicht einschätzbar sind. Sollte dies jedoch beispielsweise nur eine Einzelmaßnahme innerhalb eines Komplexes betreffen (wobei die anderen sich in der Realisierung befinden oder fertiggestellt sind) ist in jedem Falle darauf zu orientieren, dennoch zum nachfolgenden Bearbeitungskomplex überzugehen.

8.2.2 Umsetzungskomplex 1: Bahnbrücke bis Hirsemannstraße; Umsetzungsbeginn nach Veröffentli- chung HWSK

In Karte 1 ist deutlich erkennbar, dass zwischen der Bahnbrücke der Hirsemannstraße ein abgegrenzter Bereich

überschwemmt wird (sowohl bei HQ100 als auch HQextrem), der nach Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zukünftig bereits geschützt werden kann, unabhängig vom Fortschreiten der anderen Maßnahmen. Begründet ist dies dadurch, dass due Ufermauer entlang der „Großen Deichstraße“ auf dem Abschnitt zwischen Hirsemann- straße und Niemöllerplatz bereits im Ist-Zustand offensichtlich ausreichend bemessen war, durch die Sanierung nun auch zuverlässig in Zukunft einschließlich Freibord dieser Anforderung gerecht werden wird (Kapitel 4.2.2.2).

Deshalb sollten die Maßnahmen zur Sicherung dieses definierten Bereiches (der u.a. vollständig die Anlagen des Freizeitbetriebes Weißenfels umfasst) als erstes umgesetzt werden.

Es handelt sich um folgende Maßnahmen:

 S_07: Hochwasserschutzmauer zwischen der Bahnbrücke bis Höhe der Kreuzung Beuditzmühle/Große Deichstraße/Zimmerstraße

 S_17: Hochwasserschutzmauer von der Kreuzung Beuditzmühle/Große Deichstraße/Zimmerstraße bis zur Einmündung der Hirsemannstraße auf die Große Deichstraße

 S_06b: HWPW am RÜB 4

 S_20: Verschlusseinrichtung für die Bahnunterführung „Zur Beuditzmühle“

 S_22: Abtrennung der Straßeneinläufe entlang „Am Forsthaus“ vom Kanalnetz

Die Maßnahmen S_07 und S_17 stellen aktuell 2 Teilabschnitte dar, da ursprünglich für die Maßnahme S_07 auch eine mobile Alternative erwogen wurde. Da im Ergebnis des kontinuierlichen Abstimmungsprozesses im Verlauf der Bearbeitung und letztendlich in der Vorzugsvariante für beide benannten Abschnitte eine Hochwas- serschutzmauer empfohlen wird, sollten diese beiden Maßnahmen in einem Verfahren umgesetzt werden.

Das RÜB 4 ist derzeit noch nicht errichtet. Die Genehmigungsplanung wurde eingereicht [A6], allerdings ohne Antrag auf ein Hochwasserpumpwerk. Es erscheint zielführend, die Errichtung des HWPW umgehend

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 142 nachträglich zu planen und genehmigen zu lassen, um im Zuge der Errichtung des RÜB 4 nach Möglichkeit das HWPW mit errichten zu können.

Für die Maßnahme S_20 ist eine Abstimmung mit der Deutschen Bahn AG als Baulastträger der Überführung erforderlich. Erfahrungsgemäß kann sich dieser Abstimmungsprozess langwierig gestalten und ergänzende lo- kale Untersuchungen erfordern (Geotechnik, Standsicherheit etc.). Somit sollte umgehend ein erster Kontakt mit der Deutschen Bahn AG ab Januar 2019 aufgenommen werden, um die Randbedingungen für eine Umsetzung rechtzeitig abzustimmen.

Nach Umsetzung der Maßnahmen ist u.a. der Bereich der Mehrzweckhalle durch direkten Einstau der Saale geschützt. Die im Jahr 2013 eingetretenen Schäden hatten jedoch auch teilweise ihre Ursache in aufsteigendem Grundwasser. Wie bereits im ersten teil dieses Kapitels ausgeführt sollte deshalb die Studie zu den Vernässungen aktualisiert und konkrete Maßnahmen zur Vermeidung bemessen (Maßnahme S_27 in Anlagre 4.1) und danach auch umgesetzt werden.

8.2.3 Umsetzungskomplex 2 bzw. alternativ letzter Abschnitt: Niemöllerplatz, im Anschluss oder paral- lel zu Komplex 1

Zwischen dem bereits bestehenden Hochwasserschutz und der Großen Brücke ist lediglich noch eine kleine Lücke durch eine ertüchtigte Hochwasserschutzmauer (Maßnahme S_08) zu schließen. Je nach Kapazitäten und finanziellen Möglichkeiten könnte diese Maßnahme auch gleichzeitig mit dem Komplex 1 begonnen und umge- setzt werden. Alternativ kann diese Lücke jedoch als abschließende Maßnahme nach Umsetzung der nachfol- gend benannten Komplexe errichtet werden. Da die erforderliche Schutzhöhe selbst bei HQ200 nur zwischen 0,35 und 0,80 m auf einer Länge von 45 m gewährleistet werden muss, ist ggfs. bei einem weiteren Hochwasser auch durch sachgerechten mobilen Verbau (Sandsackverteidigungslinie) temporär der Hochwasserschutz gewährleis- tet.

8.2.4 Umsetzungskomplex 3: Große Brücke bis Pfennigbrücke

Spätestens nach Umsetzung der Maßnahmen des Komplexes 1 wird empfohlen, einen weiteren Abschnitt im Komplex umzusetzen.

Um eine möglichst zeitnah Umsetzung des gesamtheitlichen HWSK sicherzustellen kann jedoch mit den Vorpla- nungsarbeiten auch bereits begonnen werden, wenn die Bauausführung der Maßnahmen im Komplex 1 läuft.

Durch die beiden Brücken kann dieser Abschnitt konkret gut eingegrenzt werden.

Aus verfahrenstechnischer und baulicher Sicht erscheint die Maßnahme S_09 die komplizierteste in diesem Ab- schnitt darzustellen, so dass deren Planungen (falls eine Differenzierung der Abläufe innerhalb des Komplexes aus objektiven Gründen erforderlich wird) als erste in Angriff genommen werden, parallel oder im Nachgang hierzu die Maßnahme S_24.

Da bei Maßnahme S_24 verschiedene Alternativen diskutiert wurden (Verwallung als linienhafter Schutz oder

Geländemodellierung auf Niveau > HQ200, vgl. Kapitel 7.1.2) kann eine diesbezügliche Studie zur Abwägung der Alternativen unter verschiedenen Gesichtspunkten bereits nach Bestätigung dieses HWSK erstellt werden.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 143 Insbesondere sollte hierbei auch abgeklärt werden, ob und inwieweit sich die Fördermittelbindung auf eine Rea- lisierung auswirkt. Da ggfs. die Alternative S_10 erforderlich wäre sollte diese Entscheidung also bis zum Ab- schluss der Arbeiten am Komplex 1 resp. Komplex 2 vorliegen.

8.2.5 Umsetzungskomplex 4: Pfennigbrücke bis Parkplatz Leipziger Straße

Als letzter Abschnitt / Komplex sind die Maßnahmen S_11, S_12 (oder alternativ S_13), S_14 und S_15 (oder alternativ S_16) in Angriff zu nehmen.

Zumindest Vorplanungsarbeiten für die Maßnahmen S_12 und S_15 sollten ggfs. bereits vor Abschluss der Ar- beiten im Komplex 3 begonnen werden. Auf der Grundlage dieser und der darin zu erbringenden Alternativbe- trachtungen können dann die Detailgespräche mit den einzelnen Grundstückeigentümern durchgeführt werden, um eine verlässliche Entscheidung herbeiführen zu können, ob in den beiden Bereichen die ufernahe Mauer oder die mobile Lösung letztendlich umgesetzt werden muss.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 144 9 Zuständigkeiten für die Umsetzung

Hochwasserrisikomanagement ist eine interdisziplinäre Aufgabe verschiedener Akteure auf unterschiedlichen Ebenen. Grundsätzlich ist zwischen dem Verantwortungsbereich des Landes, von Verbänden, der Städte und Kommunen sowie der Bevölkerung zu unterscheiden. Anlage 4 enthält eine zusammenfassende Übersicht für die Maßnahmen der Vorzugsvariante, getrennt nach übergeordneten und lokal verorteten Maßnahmen.

Die dargestellten Zuständigkeiten wurden mit den Beteiligten diskutiert und abgestimmt.

10 Einbeziehung der interessierten Stellen und Information der Öffent- lichkeit

Die EG-HWRM-RL fordert neben der Einbeziehung der interessierten, d.h. zuständigen Stellen, auch die Infor- mation der Öffentlichkeit über Inhalte und Ergebnisse des Vorhabens.

Das vorliegende HWSK wurde in Anlehnung an die HWRM-RL erarbeitet, stellt jedoch keinen Hochwasserrisiko- managementplan im Sinne dieser Richtlinie dar. Vor allem die in Anlage 2.1 aufgeführten übergeordneten Maß- nahmen lassen sich durch den Auftraggeber, die Stadt Weißenfels, „lediglich“ beeinflussen. Die konkrete Umset- zung hängt bei vielen dieser Maßnahme aber auch von den in Anlage 4.1 benannten zuständigen Akteuren ab.

Im Zuge der Erarbeitung dieses HWSK wurden die in diesem Falle interessierten bzw. zuständigen Stellen in mehreren Beratungs- und Abstimmungsveranstaltungen über die Inhalte und den Fortschritt der Arbeiten infor- miert. Im Ergebnis dieser Beratungen erfolgten ergänzende Hinweise, die im jeweiligen Bearbeitungsstadium für die weitere Bearbeitung berücksichtigt wurden, so dass die Ergebnisse dieser Abstimmung inhaltlich bereits in die hier vorgelegte Dokumentation eingeflossen sind.

1. Abstimmungsberatung zur Datenbereitstellung aus der Erarbeitung des HWRMP Saale im Landesbetrieb für Hochwasserschutz am 08.02.2018

- Auftragnehmer - Projektsteuerung - LHW 2. Auswertung der Recherchen und Abstimmung der Zielvorschläge am 05.04.2018

- Auftraggeber: Ordnungsamt, FB III, FB IV, - Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels - Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) - Auftragnehmer - Projektsteuerung 3. Endgültige Abstimmung der Ziele und des Handlungsbedarfs am 20.04.2018

- Auftraggeber: Ordnungsamt, FB III, FB IV, - Auftragnehmer - Projektsteuerung 4. Vorstellung und Abstimmung Handlungsbedarf / Maßnahmen / Varianten am 20.06.2018

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 145 - Auftraggeber: FB III, FB IV, - Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels - Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) - Auftragnehmer - Projektsteuerung 5. Vorstellung Ergebnisse Variantenvergleich und Vorschlag einer Vorzugsvariante am 13.09.2018

- Auftraggeber: FB III, FB IV, - Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels - Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) - Auftragnehmer - Projektsteuerung 6. Vorstellung der geplanten Maßnahmenalternativen S_12/S_13 bzw. S_15/S_16 bei den potentiell durch die Umsetzung betroffenen Eigentümern am 18.09.2018 bzw. 25.09.2018

- Auftraggeber - Eigentümer der Grundstücke zwischen „Promenade Nr. 33“ und Parkplatz Leipziger Straße 7. Abstimmung zur Auswertung der Vorzugsvariante am 10.10.2018

- Auftraggeber: FB III, FB IV, - Sport- und Freizeitbetrieb Weißenfels - Abwasserbeseitigung Weißenfels (AöR) - Auftragnehmer - Projektsteuerung

8. Vorstellung der Ergebnisse des HWSK am 12.11.2018 in der Sitzung des Bauausschusses

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 146 11 Abkürzungsverzeichnis

Abkürzung Erläuterung AG Auftraggeber (hier: Stadtverwaltung Weißenfels) ALFF Amtes für Landwirtschaft, Fluorneuordnung und Forsten AN Auftragnehmer (Fugro Germany Land GmbH ATKIS Allgemeines Topographisches Karteninformationssystem ALKIS Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem AöR Anstalt öffentlichen rechts B-Plan Bebauungsplan CIR Color-Infrarot (bezeichnet eine Form der Luftbildkartierung von Biotop- und Nutzungstypen) DGM Digitales Geländemodell DN Nenndurchmesser (einer Rohrleitung) DWD Deutscher Wetterdienst EZG Einzugsgebiet FB Fachbereich FFH Flora-Fauna-Habitat FGG Flussgebietsgemeinschaft GEK Gewässerentwicklungskonzept GIS Geografisches Informationssystem GLB Geschützte Landschaftsbestandteile GOK Geländeoberkante GRK Gewässerrahmenkonzept GW Grundwasser HHQ höchster gemessener Durchfluss HHW höchster gemessener Wasserstand

HQT Hochwasserscheitelabfluss (in [m³/s]) mit einem Wiederkehrintervall von T Jahren HVZ Hochwasservorhersagezentrale HW Hochwasser HWGK Hochwassergefahrenkarten HWM VO Hochwassermeldeverordnung HWPW Hochwasserpumpwerk HWRK Hochwasserrisikokarten HWRMP Hochwasserrisikomanagementplan HWRM-RL Hochwasserrisikomanagementrichtlinie HWS Hochwasserschutz HWSA Hochwasserschutzanlage

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 147 Abkürzung Erläuterung HWSGII Hochwasserschutzgesetz II HWSK Hochwasserschutzkonzept HWSP Hochwasserschutzplan IED Industrieanlage gem. EG-Richtlinie: Industrial Emissions Directive IKSE Internationale Kommission zum Schutz der Elbe IVU integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung KA Kläranlage LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser LEP Landesenwticklungsplan LHW Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt LK Landkreis LSG Landschaftsschutzgebiet LVwA Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt MNQ Mittlerer Niedrigwasserdurchfluss MNW Mittlerer Niedrigwasserstand MULE Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt NSG Naturschutzgebiet N-K-V Nutzen-Kosten-Verhältnis OWK Oberflächenwasserkörper PNBW Projektnutzenbarwert PKBW Projektkostenbarwert PS Projektsteuerung

QB Bemessungsdurchfluss eines RÜB PNP Pegelnullpunk RRB Regenrückhaltebecken RÜ Regenüberlauf RÜB Regenüberlaufbecken RW Regenwasser SEW Schadenserwartungswert SG Schutzgut Special Protection Area oder auch Europäisches Vogelschutzgebiet nach Vogelschutzrichtli- SPA nie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 ST Sachsen-Anhalt SUP Strategische Umweltprüfung TFW Thüringer Fernwasserversorgung THW Technisches Hilfswerk

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 148 Abkürzung Erläuterung ÜSG Überschwemmungsgebiet UWB Untere Wasserbehörde UVVP Umweltverträglichkeitsvorprüfung VE-Plan Vorhabens- und Erschließungsplan WHG Wasserhaushaltsgesetz WRRL Wasserrahmenrichtlinie WSG Wasserschutzgebiet WW Wasserwerk

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 149 12 Literatur- und Quellenverzeichnis

12.1 Richtlinien, Normen, Verordnungen, Gesetze

[N1] Europäische Union (2007): Richtlinie 2007/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken

[N2] Länderarbeitsgemeinschaft Wasser: Empfehlungen zur Aufstellung von Hochwasserrisikomanagement- plänen. Hrsg. Bund/Ländergemeinschaft Wasser (LAWA). Tangermünde; 2013

[N3] Fortschreibung LAWA-Maßnahmenkatalog (WRRL, HWRMRL); Hrsg.: Bund/Länder-Arbeitsgemein- schaft Wasser; 24.01.2014

[N4] Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen zur Verbesserung des kommunalen Hochwasserschutzes im Land Sachsen-Anhalt (Förderrichtlinie Kommunaler Hochwasserschutz); Erl. des MLU vom 28. 10. 2015 – 21.11-62374; MBl. LSA Nr. 45/2015 vom 7. 12. 2015

[N5] Wasserhaushaltsgesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 18. Juli 2017 (BGBl. I S. 2771) geändert worden ist - WHG)

[N6] Gesetz zur weiteren Verbesserung des Hochwasserschutzes und zur Vereinfachung von Verfahren des Hochwasserschutzes (Hochwasserschutzgesetz II); 30. Juni 2017; BGBl. Jahrgang 2017 Teil I Nr. 44; Bonn; 5. Juli 2017

[N7] Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaf- fung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik

[N8] Länderarbeitsgemeinschaft Wasser: Empfehlungen zur Aufstellung von Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten. Hrsg. Bund/Ländergemeinschaft Wasser (LAWA). Dresden; 2010

[N9] Gesetz zur Verbesserung des Hochwasserschutzes und zur Vereinfachung von Verfahren des Hochwas- serschutzes (Hochwasserschutzgesetz II) vom 30. Juni 2017; BGBl. 2017, Teil I, Nr. 44; 05. Juli 2017

[N10] LHW Sachsen-Anhalt: Richtlinie zur Erarbeitung von Hochwasserschutzplänen (HWSP) Stand 01.05.2009

[N11] Verordnung über den Hochwassermeldedienst (HWM VO) vom 25. November 2014; GVBl. LSA 2014, 489

[N12] Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. (FFH-Richtlinie)

[N13] Richtlinie des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten

[N14] Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG), 29.07.2009, zuletzt geändert durch Art. 4 Abs. 100 G v. 7.8.2013 I 3154

[N15] Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft Abwasser und Abfall, Leitlinien zur Durchführung dynami- scher Kostenvergleichsrechnungen (KVR-Leitlinien), 2012.

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 150 [N16] Richtlinie 2010/75/EU des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 24. November 2010 über Industrieemissionen (integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung) (Neufas- sung)

12.2 Durch AG übergebene Unterlagen

[A1] Dienstanweisung zur Abwehr von Hochwasser- und Eisgefahren im Zuständigkeitsbereich der Stadt Wei- ßenfels (DA-37-03) Hochwasserschutzdienst-(DA-HWSD); Stand 01.11.2014

[A2] Konzept zur Beseitigung oder Minderung sowie zur Vorbeugung von Vernässung oder Erosion an der Mehrzweckhalle in Weißenfels; Steinbacher Consult GmbH; Lützen; 02.08.2016

[A3] Konzept zur Beseitigung von Vernässungen an der Mehrzwecksporthalle in Weißenfels - baugrundtech- nisches und hydrogeologisches Gutachten; BuG Baugrunduntersuchung Naumburg GmbH; Naumburg; 23.02.2015

[A4] Landschaftsplan der Stadt Weißenfels; Regioplan Ingenieurbüro für Landschaftsplanung Regionalent- wicklung Geoinformation; Weißenfels; April 2016

[A5] Bestandspläne RÜB 2, 5, 6 hydrodynamische Berechnung; Dokumentation und digitale Daten; Stand 2015

[A6] Generalplanung für den Neubau RÜB 4 in Weißenfels, incl. Anbindung an das vorhandene Kanalnetz - Genehmigungsplanung; Fichtner Water & Transportation; Oktober 2017

[A7] Bestandsplan Abwasserkanäle (digital; *.dwg)

[A8] Bestandsplan Deich Kläranlage Weißenfels (digital; *.dwg)

[A9] Erweiterung der Kläranlage Weißenfels - Zweidimensionale hydraulische Modellierung zur Untersuchung der Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss der Saale; Planungsgesellschaft Scholz + Lewis mbH; Dresden; Oktober 2011

[A10] Hydrologische Bemessungsgrundlagen - 98/2013/4737: Projekt Regenüberlaufbecken 6 und 2 sowie Zu- fahrt Kläranlage Weißenfels; LHW Sachsen-Anhalt; Halle; 02.07.2013

[A11] Untersuchung zur Hochwassersituation an vier Regenüberlaufbecken in Weißenfels Hydraulische Unter- suchung; UFT Umwelt- und Fluid-Technik Dr. H. Brombach GmbH; Bad Mergentheim; 2016

[A12] Aktualisierung des Generalentwässerungsplans des ZAW; Energie-, Chemieanlagen & Wasserwirtschaft Unabhängig beratende und planende Ingenieurgesellschaft mbH; Weißenfels, Dezember 2012

[A13] Studie für den Hochwasserschutz Altstadt Weißenfels; ECW Ingenieurgesellschaft mbH; Weißenfels; 2015

[A14] aktuelle rechtskräftige Bebauungspläne im Untersuchungsgebiet: B-Plan Nr. 20, 26 a, 32 sowie VE-Plan Nr.2

[A15] Unterlagen zur Errichtung/Sanierung der Stützwand an der Großen Deichstraße; 1.-3. BA von verschie- denen Planern; ausschließlich als pdf-Datei; Lieferung am 01.06.0218

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 151 12.3 Durch LHW übergebene Unterlagen

[L1] Ingenieurgesellschaft Prof. Fr.-Ing. E. Macke mbh; Umsetzung der HWRM- RL – Stufe 1 – Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos; Bearbeitungsgebiet: Saale; Studie; -Roßlau; Dezember 2010 (einschließlich digitaler Daten und Ergebnisse entsprechend Anlage 1) [L2] Planungsgesellschaft Scholz+Lewis mbH: Szenarienrechnungen mittels hydraulischer 2D-Modellierung an der Saale von km 68+000 bis km 166+500; Dresden; September 2014 (Erläuterungsbericht und Grundlagen bzw. Ergebnisse entsprechend Anlage 1) [L3] Planungsgesellschaft Scholz+Lewis mbH: Hochwasserrisikomanagementplan Saale; Dresden; März 2016 (Erläuterungsbericht und Grundlagen bzw. Ergebnisse entsprechend Anlage 1) [L4] Grundlagendaten Sachsen-Anhalt bzw. Einzugsgebiet der Saale (digital) entsprechend Anlage 1

12.4 Geofachdaten und Geobasisdaten

[G1] Digitale Topographische Karte Sachsen-Anhalt M 1:100.000; kostenfreier Download bei LVermGeo

[G2] Digitale Orthophotos DOP100; kostenfreier Download bei LVermGeo

[G3] ALK-Daten Stadtgebiet Weißenfels (Flurstücke und Gebäude)

[G4] Fließgewässer Sachsen-Anhalt (Quelle: http://gldweb.dhi-wasy.com/gld-portal/)

[G5] Einzugsgebiete Sachsen-Anhalt (Quelle: http://gldweb.dhi-wasy.com/gld-portal/)

[G6] Pegel Oberflächenwasser Sachsen-Anhalt (Quelle: http://gldweb.dhi-wasy.com/gld-portal/)

[G7] Fachdaten zur WRRL für Sachsen-Anhalt: Oberflächenwasserkörper, Grundwasserkörper, Standgewäs- ser (Quelle: http://gldweb.dhi-wasy.com/gld-portal/)

[G8] Grenzen der Unterhaltungsverbände in Sachsen-Anhalt (Quelle: http://gldweb.dhi-wasy.com/gld-portal/)

[G9] CORINE Land Cover 2012; (Quelle: https://gis.uba.de/GISUcatalog/Start.do)

[G10] Verwaltungsgrenzen Sachsen-Anhalt (Quelle: https://www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de/)

[G11] Wassertiefen der HWGK Saale bei HQ10,100,200 (Shape-Dateien); Download Stand 11.02.2018

[G12] Schutzgebiete im Land-Sachsen-Anhalt; Lieferung Landesamt für Umweltschutz; 20.02.2018

[G13] Ergebnisse der selektiven Biotopkartierung, LRT und Arten im Gemeindegebiet Weißenfels; Lieferung Landesamt für Umweltschutz; 20.02.2018

[G14] Fachdaten zur HWRM-RL für Sachsen-Anhalt: https://lhw.sachsen-anhalt.de/hwrm-rl/

12.5 Sonstige Unterlagen (u.a. aus dem Internet)

[S1] Bericht über das Hochwasser im Juni 2013 in Sachsen-Anhalt (Entstehung, Ablauf, Management und statistische Einordnung); LHW Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-An- halt; Stand März 2014

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 152 [S2] Hochwasserrisikomanagementplan gem. § 75 WHG bzw. Artikel 7 der Richtlinie 2007/60/EG über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken für den deutschen Teil der Flussgebietseinheit Elbe; Hrsg.: FGG Elbe; 12. November 2015

[S3] Umsetzung der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt: Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos (Stufe 1); Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft; Stand 04.10.2011

[S4] Umsetzung der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt: Erstellung der Hoch- wassergefahren- und Hochwasserrisikokarten (Stufe 2); Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Was- serwirtschaft; Stand 06.02.2014

[S5] Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements in Sachsen-Anhalt: Umsetzung der Hochwasserrisiko- management-Richtlinie (RL 2007/60/EG) Stufe 3 –Erstellung der Hochwasserrisikomanagementpläne; Hrsg.: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt; Stand 15.12.2015

[S6] Flussgebietsgemeinschaft Elbe, „FGG Elbe,“ [Online]. Available: http://www.fgg-elbe.de/fgg-elbe.html.

[S7] Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Sachsen-Anhalt; Zugriff/Download: https://wrrl.sachsen-an- halt.de/bewirtschaftungsplanung/bewirtschaftungsplan-und-massnahmenprogramm/

[S8] Umsetzung HWRM-RL Saale: 2D-Modellierung von km 68+000 bis km 166+625 sowie Erstellung von Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten; Planungsgesellschaft Scholz+Lewis mbH (in Ergän- zung zu [L2])

[S9] Verordnung über den Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“; GVBL LSA Nr. 6/2000; 10.02.2000

[S10] Das Hochwasserereignis im Mai/Juni 2013 in Thüringen; Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geo- logie; Dezember 2013

[S11] Bericht über das Hochwasser Januar 2011; LHW Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirt- schaft Sachsen-Anhalt; August 2011

[S12] Hochwasserschutzkonzeption des Landes Sachsen-Anhalt bis 2020; Aktualisierung Stand 1. Juli 2015; Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt

[S13] Reichoff, L. u.a.: Die Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts (Stand 01.01.2001); im Auftrag des Minis- teriums für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt und des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt

[S14] Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept „Städtebaulicher Denkmalschutz“ für das Fördergebiet „Städtebaulicher Denkmalschutz“ im Erhaltungsgebiet „Altstadt mit Schloss“; KEWOG Städtebau GmbH; Weißenfels; Stand Januar 2014

[S15] Das Hochwasserereignis im Mai/Juni 2013 in Thüringen; Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geo- logie; Dezember 2013

[S16] Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt vom 16. Februar 2011; GVBl. LSA 2011, 160

Kommunales Hochwasserschutzkonzept für die Altstadt Weißenfels zwischen Fluss-km 141+000 und 144+000 Seite 153 [S17] Regionaler Entwicklungsplan für die Planungsregion Halle - Entwurf zur Planänderung gem. § 7 Absatz 7 ROG; Hrsg.: Regionale Planungsgemeinschaft Halle; Stand 30.11.2017

[S18] Karte der Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken in Sachsen-Anhalt: http://www.talsperren- lsa.de/tsb/talsperren/index.php

[S19] Richtlinie 2010/75/EU über Industrieemissionen: https://mule.sachsen-anhalt.de/umwelt/ immissions- schutz/ied/

[S20] Gewässerkundliches Jahrbuch Elbe Teil I, 2013

[S21] Flächennutzungsplan der Stadt Weißenfels (http://www.weissenfels.de/de/flaechennutzungsplan.html

[S22] Verordnung des Regierungspräsidiums Halle zur Feststellung der Überschwemmungsgebiete der Saale; Amtsblatt für den Regierungsbezirk Halle; 8. Jahrgang, Nummer 4, Halle; 26.04.1999

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