Der Lange Abstieg Des FC Basel

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Der Lange Abstieg Des FC Basel Der lange Abstieg des FC Basel Autor(en): Markus Vogt Quelle: Basler Stadtbuch Jahr: 1988 https://www.baslerstadtbuch.ch/.permalink/stadtbuch/542a0392-bf89-4ece-a7e3-02444157a9a7 Nutzungsbedingungen Die Online-Plattform www.baslerstadtbuch.ch ist ein Angebot der Christoph Merian Stiftung. Die auf dieser Plattform veröffentlichten Dokumente stehen für nichtkommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung gratis zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online- Publikationen ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des vorherigen schriftlichen Einverständnisses der Christoph Merian Stiftung. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Die Online-Plattform baslerstadtbuch.ch ist ein Service public der Christoph Merian Stiftung. http://www.cms-basel.ch https://www.baslerstadtbuch.chhttp://www.cms-basel.ch https://www.baslerstadtbuch.ch Markus Vogt Der lange Abstieg des FC Basel Basel ist im Schweizer Sport nur noch zweitklas­ motivierte: das war das Jahrhunderttalent und sig. - Basel gehört jetzt auch im Fussballsport der grosse Reisser in einer Person. Benthaus, zu­ zur <Provinz>. - In Basel liegt der Fussball, ja erst Spielertrainer und dann Trainer: der geniale der Spitzensport am Boden. Grosses Wehkla­ Taktiker und Antreiber, zu seiner (erfolgrei­ gen in der Humanistenstadt: Der Abstieg des chen) Zeit einer der modernsten Fussball-Leh- einst so stolzen und hochgelobten FC Basel traf rer auf unserem Kontinent. die Bebbi im Herz. Auch diejenigen, die sich Bei langjähriger Zusammenarbeit ergeben sich sonst für Fussball nur wenig oder gar nicht be­ Abnützungen. Drei bis fünf Jahre höchstens geistern können. Kommt dazu, dass nur wenige soll ein Verein mit dem gleichen Trainer arbei­ Monate zuvor der Basler Eishockey-Club, der ten, lautet eine weit verbreitete Meinung im EHC Basel, nach vier Jahren Nationalliga B Fussballgeschäft. Diese ungeschriebene <Regel> wieder in die erste Liga zurückkehren musste, ist allerdings nicht sakrosankt; gerade Helmut mit einem grossen Schuldenberg beladen war Benthaus ist ein Beispiel dafür, wie sich ein er­ und zeitweise regelrecht um die Weiterexistenz folgreicher Trainer auch viel länger als diese Zeit des Vereins kämpfen musste. Auch hier Basel am gleichen Ort behaupten kann. Benthaus <Provinz>. brachte es in Basel auf 17 Jahre und kann für Die Ursachen zu erklären, die zum erstmaligen diese Zeit eine grossartige Erfolgsbilanz vorzei­ Abstieg des FC Basel aus der Spitzenklasse im gen: sieben Schweizermeistertitel (1967, 1969, Schweizer Fussball seit 43 Jahren führten, ist 1970, 1972, 1973, 1977, 1980), zwei Cupsiege nicht einfach und wird mit letzter Schlüssigkeit (1967,1975), ein Ligacupsieg (1972) und drei AI- wohl auch nie möglich sein. Sportliche Erfolge pencupsiege (1969, 1970, 1980). Mit den Erfol­ überdeckten lange die Misere, der tiefe Fall des gen kamen die Zuschauer in grosser Zahl, in der FC Basel ist, so scheint es heute, eine Spätfolge Kasse klingelte es unaufhörlich, der FC Basel von Misswirtschaft und unglücklichem Agieren wurde Millionär. im Verein, über Jahre hinweg. Der Fussballsport entwickelte sich weltweit im­ In der zweiten Hälfte der sechziger und in den mer mehr zum <Business>. Was vermarktet wer­ siebziger Jahren reihte der FC Basel einen Er­ den kann, wird zur klingenden Münze gemacht folg an den anderen. Mit Helmut Benthaus, - man braucht das Geld, um den immer teurer dem 1965 engagierten Trainer, und Karl Oder­ gewordenen Spielbetrieb überhaupt noch finan­ matt, dem Basler Fussballidol schlechthin, zieren zu können. Die Zeiten, als die Matchein­ standen zwei aussergewöhnlich begabte Fuss- nahmen noch den grössten Ertragsposten eines baller in den Reihen des FCB. Odermatt mit sei­ schweizerischen Nationalligavereins darstell­ nem Gespür für den Ball, mit seiner Begabung, ten, sind längst vorbei. Die Werbeflächen im ein Spiel zu lenken, seiner grossen Persönlich­ Stadion (soweit der Verein die Einnahmen dar­ keit auf dem Feld und schliesslich seiner riesigen aus verbuchen kann), die Werbung auf dem mentalen Kraft, die jeden Mitspieler mitriss und Dress, weitere Sponsor- und Ausrüsterverträge 189 V Der FCB auf dem Höhepunkt . sowie Einnahmen aus Fernseh-Übertragungen schlugen nicht mehr allzu hoch: Auf dem (sofern der Verein überhaupt zu TV-Ehren Marktplatz hätten noch viele hundert Men­ kommt) tragen heute mehr als die Matchein­ schen Platz gehabt, den Meisterbecher gebüh­ nahmen zur Abdeckung des Budgets bei. rend zu feiern. Die Fans erschienen nicht mehr Lange Jahre hatte der FC Basel das Glück, von in Massen. Als Übersättigung wurde dies da­ klugen und weitsichtigen Funktionären geführt mals bezeichnet. zu werden. Doch Ende der siebziger Jahre, als Ein Jahr darauf beendete der FC Basel die Mei­ die Dimensionen im finanziellen Bereich immer sterschaft nurmehr als Sechster, 1982 gar nur grösser wurden, fehlte es im Verein an überra­ noch auf dem achten Rang. Unstimmigkeiten genden Persönlichkeiten. Noch gab es Erfolge erbrachten die grösseren Schlagzeilen in den auf dem Rasen zu beklatschen. Noch einmal ge­ Zeitungen als sportliche Taten. Auch die Club­ wann der FC Basel im Jahr 1980 die Schweizer­ leitung bewies mit ihrem Handeln nicht immer meisterschaft, mit grossartigem Kampfgeist der sonderlich gutes Gespür. Noch heute zu reden Mannschaft. Doch die Wogen der Begeisterung gibt der <Fall Nickel), über den die Clubleitung 190 . 1988 Abstieg in die Nationalliga B. v unter dem glücklosen Präsidenten Pierre-Jac­ Nach 17 Jahren gab Helmut Benthaus sein Trai­ ques Lieblich schliesslich stolperte. (Der deut­ neramt auf und folgte einem Ruf nach Stutt­ sche Spieler Harald Nickel wurde für teures gart, wo er, als Höhepunkt in seiner Karriere, Geld von Mönchengladbach nach Basel geholt, mit dem <VfB Stuttgart die deutsche Meister­ schlug nicht wie gewünscht ein, wurde vom Trai­ schaft gewann. Seine Nachfolger beim FCB tra­ ner auf die Ersatzbank verbannt und schliess­ ten ein schweres Erbe an. Sie kämpften stets lich vom Verein wieder abgeschoben. Nickel be­ auch mit dem Schatten des Vorgängers und hat­ lastete danach das Vereinsbudget noch Jahre - ten nur wenig Glück. auch 1988 waren noch nicht alle finanziellen Der Deutsche Rainer Ohlhauser belegte 1983 Forderungen dieses Spielers abgegolten.) den 11. Rang und musste nach nur einem Jahr An einer stürmisch verlaufenen Generalver­ schon wieder gehen. Sein Landsmann Ernst- sammlung, wie es hernach noch manche geben August Künnecke blieb auch nicht viel länger: sollte, übernahm Roland Rasi mit einer neuen 1984 erreichte er Rang 9, doch schon im Dezem­ Vorstands-Mannschaft die Vereinsführung. ber 1984 wurde er mitten in seiner zweiten Sai- 191 son entlassen und durch seinen Assistenten Basis für den Verein zu finden, einige Monate Emil Müller ersetzt. Dieser blieb bis Saisonende war der FCB praktisch führungslos. Die Ver­ im Amt und errang Platz 8 im Championat. einsschuld betrug, je nachdem, ob man die In der Zwischenzeit hatte der Verein längst kein Schulden der Fuba dazu rechnete oder nicht, Vermögen mehr, sondern Schulden. Trotzdem rund zwei oder rund viereinhalb Millionen wurde, nachdem Urs Gribi Roland Rasi als Prä­ Franken! Der heutige Präsident, Charles Röth- sident abgelöst hatte, die restriktive Finanzpoli­ lisberger, führte mit wenigen treuen Helfern den tik aufgegeben. Ein investitionsfreudiges Fi­ Verein als Geschäftsführer. nanzgebaren hob an. Allerdings trug nun nicht Nur noch wenig Vertrauen genoss der Club. Ein mehr der FC Basel allein die finanzielle Last; er sogenannter Wirtschaftsbeirat mit den Ex-Prä- Hess sich von einer extra gegründeten Fussball- sidenten Harry Thommen, Lucien Schmidlin Finanzierungs-Gesellschaft, der Fuba AG, un­ sen. und Felix Musfeld scheiterte beim Versuch, terstützen. Die Fuba AG übernahm die finan­ die finanzielle Zukunft des FCB zu sichern. zielle Seite der Transfers, die Vereinskasse konn­ Nach Jahren des Misserfolgs und des Streits ge­ te diesbezüglich entlastet werden. noss der Stadtclub kaum mehr Ansehen. Um­ Flelmut Benthaus wurde wieder verpflichtet stritten blieb immer auch die Fuba: Weil aber und eine neue Mannschaft zusammengestellt. Fuba und FCB jeweils ohne den anderen Part­ Es wurde so lange und so kräftig investiert, dass ner nicht existieren konnten, hat die Fuba wohl darob der Fuba beinahe der Schnauf ausgegan­ ihren Teil dazu beigetragen, den FCB am Leben gen wäre. zu erhalten. Mit einer Vorwärts-Strategie sondergleichen Nach dem Desaster der <zweiten Ära Benthaus) wurde gewirtschaftet. Der Erwartungsdruck half zum Überleben nur noch eine Radikalkur, stieg und stieg. Doch der Erfolg blieb aus, weil was eine deutliche Schwächung der ersten der systematische Aufbau fehlte und das Ganze, Mannschaft zur Folge haben musste. Investitio­ besonders aber das Team der ersten Mann­ nen waren kaum möglich. Zwar holte der neue schaft, nicht harmonisch gewachsen war. Er sei Trainer Urs Siegenthaler mit einer jungen, uner­ nicht nach Basel zurückgeholt worden, um den
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