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125 JOOR Eine Beilage der Basler Zeitung. Donnerstag, 15. November 2018 125Jahre Emotionenpur. HappyBirthday, FC Basel1893!

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30 von 125 Jahren im Hochofen der Emotionen: Der FCB ist Lebensgefühl und Kulturgut einer Stadt und ihrer Region EinGruss ausder Fünfliberbüchse

Von Marcel Rohr 1. November 1988. Der ausgebildete Speditionsfach- mann und frisch entlassene Bankan- gestellte steht unter der Redaktionstür des doppelstab und sucht sein Pult. Chefredaktor Martin Herter, Gott hab ihn selig, raunzt nach ein paar Minuten: «Die schlechten Journalisten hocken im Büro, die guten gehen raus – also, was machst du hier?» So verkrümelt sich Volontär Rohr gleich an seinem ersten Arbeitstag auf den Landhof und starrt den Spielern des FC Basel Löcher in die Stulpen. Die Helden von damals heis- sen Uwe Dittus, Enrique Mata und Pat- rick Rahmen, doch es sind gefallene Helden, weil sie vier Monate zuvor in die NLB abgestiegen sind. Der Trainer ist . Ihn touchiere ich ein erstes Mal ein paar Wochen später auf dem Claraplatz. Der FC Basel hat über zwei Millionen Fran- ken Schulden, Spieler und Trainer bet- teln mit einer Sparbüchse in der Hand abwechselnd die Passanten an: «Hesch fünf Schtutz für d Vereinskasse?» Mein erster Aufmacher im doppelstab wird eine knackige Schlagzeile. Meine Gegner auf der Redaktion heissen Genitiv, Dativ und Inter- punktion, die Gegner des FC Basel kommen aus Baden, Emmenbrücke, Glarus und Etoile Carouge. Vor den Auswärtsspielen betet Gusti Nuss- baumer, schon damals die gute Seele des Vereins, dass der Benzintank des Teambusses voll ist; Siegenthaler musste die Karre einmal persönlich über die Wettsteinbrücke schieben, weil der Club kein Geld mehr für den Sprit hatte. Warmes Wasser in der Garderobe ist ein Luxus.

Sali Sigi, Grüss Gott Ernst-August In seinem ersten NLB-Jahr verpasst der FC Basel den sofortigen Wiederauf- stieg kläglich. Der Konkurs kann im letzten Moment verhindert werden, Wenige Wochen vor dem Aufstieg. Im April 1994 kommen 42126 Fans ins Joggeli, um das Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich zu sehen. Foto Keystone weil Bevölkerung und Gewerbe eine Million Franken zusammengebracht Trainer Claude «Didi» Andrey hat das Anders als Urs Siegenthaler muss er Baden, Emmenbrücke, Glarus und Säulen geworden. Früher hatte er zwei haben. Ein Gruss aus der Fünfliber- Wunder möglich gemacht. nicht mit dem Kässeli auf dem Clara- Etoile Carouge sind weit weg. Was ich Millionen Franken Schulden, heute büchse. Vorzuweisen hat der FCB ein- Und jetzt, jetzt kehrt beim rot- platz Fünfliber sammeln. Dem FCB damals wusste: Der FC Basel ist ein ein- investiert er zwei Millionen allein in zig die glorreiche Vergangenheit mit blauen Riesen die Kraft zurück. Seine geht es finanziell deutlich besser. zigartiges Stück Schweizer Kultur- den Trainerstaff. der Legende . Identitätskrise hat er hinter sich. Präsi- 1999 gelingt René C. Jäggi ein geschichte. Was ich damals nicht Doch es ist nicht das Geld, das faszi- Ende 1989 ist auch Urs Siegentha- dent Peter Epting, ein Sparpapst erster Coup: Er holt Gigi Oeri ins Boot. Eine wusste: In den nächsten 16 Jahren niert, und es sind auch nicht einzig die ler schon wieder Geschichte, Volontär Güte, übergibt 1996 an René C. Jäggi. Dame aus dem «Daig», der dem Club würde ich noch 18 weitere Titel- Erfolge, die so viele Menschen seit 125 Rohr moderiert im Gratiswochenblatt Eine Stadt erwacht. Und ein neuer Boss jahrelang nur die kalte Schulter gewinne sowie insgesamt 46 Jahren berühren. Der FCB ist Lebens- seinen ersten Trainerwechsel. Sali Sigi, verbreitet Visionen: neues Stadion. gezeigt hat – das ist ein Meilenstein in Champions-League-Spiele der Rot- gefühl, und Gefühle lösen immer etwas Grüss Gott Ernst-August Künnecke. Ein Meistertitel. Champions League. der Geschichte des Vereins. «Ja, priva- blauen journalistisch begleiten. aus, weil man sie nicht kaufen kann. paar Monate nach seiner Amtsüber- tes Geld wird fliessen», sagt sie im ers- Deshalb sind sie so wertvoll. Der FCB nahme steht der Deutsche vor meiner Für jeden Journalisten, ten Interview mit mir. Wieder eine Ein Stück Kulturgeschichte mag ein schwieriges, kompliziertes Schreibmaschine in der Redaktion und Schlagzeile, die an einen Zungenkuss 2005 mein nächster und vorerst letzter 2018 haben. Er mag Fehler gemacht knurrt: «Alles nur Bockmist im Blatt! der den Fussball auf dem Pausenhof erinnert. Jäggi und Transfer: Vom Blick zur BaZ. Was ich und seine treuen Fans verärgert haben. Ich will eine Aussprache mit Ihnen.» liebt, ist der FC Basel Oeri sind pures Kraftfutter für einen gelernt habe? Fussball ist schnelllebig Doch gerade in trüben Stunden faszi- Was ich damals wusste: Fussball ist Club und eine Stadt, die in der übrigen und der FC Basel ein einzigartiges niert er die Massen, weil er die Men- verdammt schnelllebig. Was ich damals ein Volltreffer. Schweiz so händeringend nach Auf- Stück Schweizer Kulturgeschichte, und schen verbindet. In Sieg und Nieder- nicht wusste: In den nächsten 29 Jah- merksamkeit lechzen. In der Politik jetzt, ja jetzt, wird dieser Hochofen der lage. Was ich nach 30 Jahren und 14 ren würde ich noch 20 weitere Trainer- Nicht nur beim FCB gibt es Trans- spielt Basel seit Jahren nur in der Emotionen 125 Jahre alt. Aus dem fast Tagen sagen kann: Für jeden Journalis- wechsel beim FC Basel journalistisch fers. Ich tausche die Schreibmaschine 2. Liga. Aber im Fussball vereint der bankrotten Club mit dem Wellblech- ten, der den Fussball liebt, ist der FCB begleiten. Doch es ist halt wie beim des doppelstab mit einer Computer- St.-Jakob-Park gefühlt gleich alle sie- Vordach ist ein Palast mit goldenen ein Volltreffer.marce [email protected] Zungenkuss auf dem Pausenplatz: tastatur beim Blick. Nun müssen es ben Bundesräte. Das erste Mal vergisst man nie. die grossen Buchstaben sein. An der 2002 zelebriert der FCB dann sei- ANZEIGE Sechs Jahre dümpelt der FC Basel Dufourstrasse in Zürich raunzt der Chef nen ersten Titel der Neuzeit – für die in der NationalligaB. 1993 feiert er jeden Morgen: «Hau eine Story zum Boulevard-Gurgel aus Zürich beginnen sein 100-Jahr-Jubiläum im kleinen FCB raus. Der bewegt die Massen, damit die Festspiele. Meine Gegner auf Rahmen mit einem Festzelt auf dem Pfeife, kapier das endlich!» der Redaktion sind das Ski-, das Tennis- Barfi. Über dem alten Joggeli breitet Als Erstes lege ich mich mit Trainer und das Rad-Ressort, die alle mit dem sich fast schon sportlicher Verwesungs- Andrey an. Er spielt sehr defensiv, also Krisen-FCZ leiden. Die Gegner des geruch aus, als es 1994 endlich mit wird er zum «Beton-Didi». Doch der FC Basel kommen jetzt aus Liverpool, Die Settelen AG gratuliert dem Aufstieg klappt. «Nie meh Nati B!» Genfer hat einen grossen Vorteil: Valencia und Manchester. dem FC Basel 1893 zum 125. Geburtstag Impressum Die Idee dieser Beilage der Basler Zeitung

125 Joor FC Basel. 125 Jahre FCB, das muss gewürdigt an den sich die Fans längst nicht nur Wir sind seit vielen Jahren werden–unddie Basler Zeitung hat wegen seiner Tore erinnern. Oder mit Eine Beilage der Basler Zeitung. damit bereits im Januar begonnen. derÄrzte-FamilieMarti (S.10, 11). Wir gemeinsam unterwegs und Verlag und Redaktion: Basler Zeitung Alle vier Wochen gab es –immerum haben zurückgeblickt auf die Reisen «chömme sicher ans Zyl!» Redaktion: Marcel Rohr, Oliver Gut, den18. TageinesMonats herum–ein durchEuropa(S. 22,23),die Basler Tilman Pauls, Dominic Willimann Kapitel, das sich mit der Geschichte Spieler in der Schweizer National- Koordination: Ramon Misteli des Vereins beschäftigt hat. Es ging mannschaft (S.12, 13), diejenigen, die Gestaltung: Nino Angiuli um die Rolle des FCB innerhalb der hinter denKulissen arbeiten(S. 24,25) Stadt (S.4,5)oderumdie Orte,die und natürlich auch die Spieler, die mit Fotos Front: Keystone, iStockfoto man in Basel ganz besonders mit dem dem Verein 20 Meistertitel gewonnen Druck: DZB Druckzentrum AG rotblauenVereinverbindet (S.6,7). Wir haben. In dieser Beilage sind zum haben mit grossen Namen wie Helmut Geburtstag alle Beiträge nochmals Basler Zeitung AG Benthaus(S. 18–20) oder Superstar zumNachlesen zusammengefasst– Aeschenplatz 7, 4002 Basel, Teofilo Cubillas(S. 8, 9) gesprochen, ob heute oder auch in einigen Tel. +41 61 639 10 50 aber auch mitAndréSitek (S.26–28), Monaten. tip 125 Joor FC Basel. «Mit dem Erfolg entfachte Benthaus die FCB-Historiker Josef Zindel weiss genau, wann der FC Basel in seiner 125-jährigen Geschichte zum

Von Oliver Gut Ich wusste gleich: Da gehe ich wieder hin, obwohl ich es mir mit dem dama- BaZ: Josef Zindel, Sie sind der FCB- ligen Lohn von 1500 Franken kaum Historiker, waren jahrelang der Medien- leisten konnte. Heute lässt sich sagen: verantwortliche des Clubs – doch noch Es war Liebe auf den ersten Blick. viel länger sind Sie FCB-Fan. Trotzdem Dabei heisst es doch immer: FCB-Fan sehe ich nirgends rotblaue Bettwäsche kann man nicht werden… oder Poster in Ihrem Zuhause… Ja, ich weiss schon… Ich bin dann Josef Zindel: Nein. Die finden Sie halt wohl eine der Ausnahmen dieser auch nicht, weil Sie nie existierten. Regel. Und der Satz hat ja trotzdem Aber ich liebe den FCB, auch wenn es seine Wahrheit, weil er ein anderes eine andere Form von Liebe ist als jene FCB-Phänomen beinhaltet: Man geht zu einer Frau. Und ein paar besondere als Kind schon zum FCB, weil das Andenken habe ich schon… Interesse von Generation zu Genera- …aber Sie betreiben keinen Kult. Trotz- tion weitergegeben wird. Das ist in dem bezeichnen Sie sich als grossen Basel extremer als anderswo in der Fan. Was macht folglich das Dasein Schweiz. Was in Basel auch anders ist: eines FCB-Fans aus, wenn es nicht die Der Stellenwert des Clubs ist im Ver- rotblaue Bettwäsche ist? gleich zur Nationalmannschaft klar Ich glaube generell, dass das Fansein höher. Auch dann, wenn wie aktuell nicht zwingend vom Erfolg eines viele Basler oder Spieler mit FCB-Ver- Clubs abhängt. Wer einmal Fan eines gangenheit für die Schweiz auflaufen. Clubs ist, der bleibt es ein Leben lang. Und alle verbindet auch, dass sie ins Stadion gehen, um Emotionen zu «Das ist eine Basler erleben und auszuleben, wie es in Eigenart: Der Basler ihrem Alltag nicht möglich ist. Geht es um den FCB-Fan, dann kommt eine kritisiert überaus gerne durchaus kritische Haltung hinzu, die das, was er liebt.» bei aller Liebe zum Club auch immer Platz hat. Das ist eine Basler Eigen- Ist der FCB für Basel wichtiger, als es heit: Der Basler kritisiert überaus der jeweilige Fussballclub in anderen gerne das, was er liebt. Ich meine Regionen für die jeweilige Stadt ist? damit nicht, dass er einfach herum- Ich denke schon, dass sich das sagen nörgelt. Sondern dass er sich mehr- lässt. Aus heutiger Sicht gilt das heitlich geistvoll kritisch mit den Vor- natürlich auch, weil er ein sehr zuver- gängen im und um den FC Basel aus- lässiger Arbeitgeber geworden ist – einandersetzt – und zwar unabhängig und auch ein Botschafter, Werbe- davon, wie es Rotblau gerade läuft. träger. Also ein Club, der den Namen Sie selbst sind keineswegs gebürtiger Basel nach Europa hinausgetragen Basler, sondern stammen aus dem hat. Vor allem aber habe ich das St.Galler Rheintal. Funktionieren Sie da Gefühl, dass der Identifikationsgrad trotzdem gleich wie die Basler? der Stadt und der Region mit dem FC Ja. Vielleicht war das schon immer so, Basel für Schweizer Verhältnisse seit vielleicht hat es abgefärbt. Vielleicht Jahrzehnten höher ist als anderswo. liegt es bei mir auch daran, dass ich Warum ist das so? nicht von klein auf FCB-Fan war. Ich denke, weil der Identifikations- Mit wemfieberten Siedannmit?Doch grad des Baslers mit seiner Stadt und nicht etwa mit Grünweiss, oder? Region per se höher ist. Das hat wohl Nein. Im Zweifelsfall hielt ich zum SC damit zu tun, dass wir am Rand und Brühl, wenn dieser auf den FCSG traf. nicht im Zentrum des Landes zu Vor allem war ich aber einfach immer Hause sind. Wir haben seit 1973 und Fussball-Fan – in einem Elternhaus, Hans-Peter Tschudi keinen Bundesrat in dem Fussball keine Rolle spielte. mehr in der Regierung gehabt – und Mir wurde verboten, mich dem wir bestimmen nicht den Puls des FC anzuschliessen. Als Katholik ging Landes, das geschieht bekanntlich in man in den Turnverein – so lernte ich Zürich. Also existiert da schon eine immerhin Handball spielen. Aber an Art Komplex, der sich darin manifes- den Wochenenden, da radelte ich in tiert, dass der Basler stolz ist auf jene der Region herum, um die Spiele des Gebiete, in denen er die Nummer eins FC Rebstein zu schauen. Mein Held ist: Auf die Fasnacht, auf die Pharma- war Werner Zünd, der Libero. Er war industrie, auf Federer und eben auch später jahrelang Assistent in St.Gal- auf den FCB – selbst dann, wenn er len, inzwischen ist er wieder bei Reb- sportlich nicht erfolgreich ist, weil er stein Assistenztrainer. auch dann der Club ist, der am meis- Und dann? ten Menschen ins Stadion bringt. Ich absolvierte eine Lehre als Buch- Aber Sie haben doch gesagt, der Basler händler und war auf Jobsuche, nach- kritisiere gerne, was er liebt… dem sich eine Anstellung in Hamburg Untereinander ist das so. Aber wenn War der FCB für Basel schon immer von als neumodische Fusslümmelei, an Warum war das so? im letzten Moment zerschlagen hatte. von aussen jemand etwas gegen den grosser Bedeutung? die weder Zeit noch Geist zu ver- Es hat sicher auch damit zu tun, dass Ich sah ein Inserat der Buchhandlung FCB oder Federer oder die Fasnacht Nein. Als er gegründet wurde, da schwenden war. Bald darauf schossen sich der FCB zumindest offiziell in Wepf in Basel – die Stadt war für mich sagt, dann ist der Reflex ein völlig brauchte es ein paar Akademiker mit Clubs wie Pilze aus dem Boden – auch den 1930er-Jahren gegen das auf- schon immer eine jener Städte, mit anderer. Dann findet der grosse Fussball-Leidenschaft, um entgegen in Basel. In der Saison 1901/02, da kommende Profitum zu stemmen der ich Freiheit assoziierte. Also Schulterschluss der Basler statt und dem Zeitgeist einen Club ins Leben zu spielten die Young Boys gemeinsam versuchte. Man spielte dadurch zwar setzte ich mich in den Zug nach Basel, werden diese Wahrzeichen verteidigt. rufen. Damals war ja Fussball verpönt mit dem FCB, Excelsior Basel, For- noch immer nicht schlecht mit – aber spazierte in die Buchhandlung und tuna Basel und den Old Boys in der für ganz nach vorne reichte es nicht. wünschte den Chef, Herrn Hermann, Gruppe Zentralschweiz um den ers- Und wann wurde der FCB zum Kulturgut zu sprechen. Am anderen Tag nahm ten Platz, der zur Teilnahme an der der Stadt Basel? ich dort meine Arbeit auf – und es ver- Finalrunde um die Meisterschaft Ein Mann ist dafür ganz klar die ent- ging meines Wissens keine Woche, berechtigte. Man stelle sich das heute scheidende Figur, an ihm lässt sich bevor ich einfach aus Neugier erst- vor: eine Fünfergruppe mit vier Bas- fast aufs Jahr genau der Zeitpunkt mals ins alte Joggeli ging. Der FCB ler Clubs und einem aus Bern – und festmachen… spielte gegen St.Gallen… das noch unter einer geografisch mit Karli Odermatt? Ein Zufall? Verlaub stupiden Bezeichnung… Karli war fraglos auch sehr wichtig Absolut. Das Spiel war nichts Spekta- Der FCB war also nicht einfach der klar und ist es noch. Aber ich spreche von kuläres, ein 1:1. Und mit rund 11000 wichtigste Club in Basel? seinem Trainer Helmut Benthaus. Besuchern waren auch nicht aus- Nein. Und er bewegte auch nicht die Was änderte mit ihm? gesprochen viele Zuschauer da. Doch ganze Stadt, obwohl er auf dem Land- In erster Linie wurde der FCB unter die Atmosphäre tat es mir sofort an. hof schon früh mehr als tausend ihm zu einem sehr erfolgreichen Zuschauer anzog. Wenn man die ver- Club. Und mit dem Erfolg entfachte ANZEIGE gangenen 125 Jahre anschaut, dann Benthaus die Fussball-Euphorie in fällt ja beim FCB vor allem auf, dass er Basel – und zwar in einem Mass, wie eine sehr atypische Erfolgsgeschichte es die Schweiz zuvor nicht kannte aufweist: In der ersten Hälfte seines und es sich danach anderswo nicht Bestehens gewann er fast nichts. entwickeln sollte. Aber diese Erfolge 1933 und 1947 gewann er den Cup, hatten natürlich ihre Gründe – und 1953 die erste Meisterschaft. Und das diese finden sich zu einem grossen Immer am Ball mit: nach Jahrzehnten, von denen man Teil in der Person von Benthaus. meinen müsste, dass es einfacher Was wurde mit ihm anders? Gerry Engel und gewesen sei als danach, der Beste zu Nun, der FCB holte ihn ja als Spieler- Remo Rossi sein. Bis der FCB Meister wurde, trainer, weil man so einen Spieler und waren nicht nur GC, der FCZ, YB oder einen Trainer für ein Salär bekam. Servette schon zuoberst gestanden, Das zeigt, dass der FC Basel noch sondern auch Aarau, Brühl, Winter- immer irgendwo zwischen Amateur-

«Wissen Sie, was der FCB-Minusrekord ist?» Josef Zindel. Foto Nicole Pont thur, Lugano, Bellinzona oder Biel. und Halbprofi-Club schwebte. Bent- | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 5 Fussball-Euphorie» Kulturgut der Stadt wurde – und was Rotblau ausmacht

Gut, die jüngere Geschichte ist ja tens. Schliesslich erlebte ich viele bekannter, bis hin zur Unterstützung bittere Niederlagen. durch Gigi Oeri. Zuvor aber waren Konnte man Ihren Zeilen ab und zu ent- Charles Röthlisberger und Peter nehmen, dass Sie persönlich ob der Epting als Präsidenten sehr wichtig, Leistung des FCB beleidigt waren? weil sie es verstanden, den FCB am Ich glaube nicht. Ich schrieb im Okto- Leben zu erhalten, sodass er schliess- ber 1982 erstmals für die BaZ, der lich in die NLA zurückkehren und FCB besiegte Lausanne in einer mäs- sich dort halten konnte. Dann kam sigen Partie 1:0 – und von da an ging 1996 die legendäre Generalver- es ja lange nur noch bergab. Würde sammlung in der Mustermesse, mit Ihre Vermutung also stimmen, hätte dem Auftritt von René C. Jäggi, der ich ja ständig beleidigt sein müssen als Präsident kandidierte. (lacht). Nein, wirklich: Ich versuchte Ein Schlüsselmoment? den FCB so zu begleiten, wie ich es Fraglos. Natürlich brauchte es auch noch heute regionalen Journalisten Gigi Oeri, die von Jäggi ins Boot empfehle: mit kritischer Solidarität. geholt wurde. Aber vor allem Jäggi Ich glaube, das ist mir gelungen. selbst war in jener Phase enorm wich- Sie bekamen nie von der FCB-Führung tig. Er war ein Glücksfall für den FCB. aufs Dach? Natürlich! So wie Sie wohl auch. Aber das ist im Fussball wohl system- «Da waren im Saal immanent: Jeder Club in der Super 1600 Mitglieder – und League hat das Gefühl, die Lokal- René C. Jäggi zog presse behandle ihn schlecht. In jener Zeit bei der BaZ schrieben Sie alle in seinen Bann.» bereits Ihr erstes Buch über den FCB. War das der Anfang Ihrer Funktion als Warum? Chronist der rotblauen Geschichte? Ich weiss, dass René es mir nicht übel Das geschah fliessend – auch danach, nimmt, wenn ich es so sage: Er hatte als ich Medienchef beim FCB war, eine grosse Klappe – und viel dahinter. ging der Prozess weiter. Aber klar, Jäggi trat 1996 in der Mustermesse an damals stieg ich in die Archive der und sprach von einem Fünf-Jahres- BaZ, das war eine wichtige Erfahrung Plan, an dessen Ende der FCB in der auf dem Weg zum FCB-Historiker. Champions League spiele. Das wirkte Und heute gibt es keinen Menschen, der damals etwa so, wie es heute wirken mehr über den FCB weiss als der Ost- würde, wenn Bernhard Burgener im schweizer Josef Zindel? Hinblick auf die Champions-League- Ich weiss sicher vieles. Und ich Achtelfinals gegen Manchester City erschrecke manchmal, was mir wie- zwei 3:0-Siege des FCB versprechen der für Spiele, Resultate, Fakten in würde. Oder sogar noch verrückter. den Sinn kommen. Da funktioniert Man wusste zwar, dass der Stadion- der Kopf besser als bei manchen Din- Neubau, der St.-Jakob-Park, kommt gen, von denen man meinen müsste, und dass dieser bessere Voraus- es sei ein Leichtes, sie sich zu merken. setzungen bieten würde. Doch Jäggis Nur: Ich möchte deutlich festhalten, Visionen, die überraschten alle. Da dass ich nicht der Einzige bin. waren 1600 Mitglieder im Saal – und Wen gibt es noch? er zog alle in seinen Bann. Nun, Sie haben mich doch eingangs Und er hielt fast Wort… gefragt, was den FCB-Fan ausmacht. Ja. Es dauerte dann ein Jahr länger, Ja. bis der FCB Meister wurde und in der Ich habe da etwas nicht erwähnt, das Champions League spielte. Aber mit ich vor allem auch bei vielen Fans Jäggi begann der Aufbruch – und er feststelle, die in der Muttenzer Kurve zog es durch. zu Hause sind: Ganz viele zeichnen Wäre das auch der Fall gewesen, wenn sich durch ein grosses Geschichts- der FCB 1998 in Kriens verloren und wie- bewusstsein aus, wenn es um ihren der in die NLB gefallen wäre? Club geht. Und inzwischen existiert Ich glaube schon. Ich denke, das wäre ein hervorragendes, junges Team um nicht mehr als ein Rückschlag, eine Angelo Marras, von dem ich sehr Verzögerung gewesen. viele Daten und Statistiken zur Ver- Und seit 2002 läuft die zweite Erfolgsära fügung gestellt bekomme. Der beste Spieler der ersten rot- scheinbar unaufhaltsam… Zum Jubiläum erscheint von Ihnen ein blauen Erfolgsära. Karli Odermatt Ganz so sehe ich das nicht. Klar ist, zweibändiges Buch über den FC Basel. im Duell mit seinem grossen FCZ- dass es die zehnjährige Ära von Trai- Ist dieses Werk vollständig? Kontrahenten Köbi Kuhn. Foto Keystone ner gab. Und mit Wo denken Sie hin? Ich strebe zwar Überlappung läuft nun womöglich immerzu nach statistischer Voll- eine dritte Erfolgsära, von der noch ständigkeit. Aber ich weiss, dass wir nicht wirklich klar ist, wie man sie sie nie erreichen. 125 Jahre sind viel haus machte daraus zunächst einen Was waren dann die Ursachen? damals Transferchef und Mädchen nennen wird, falls der Erfolg weiter Zeit – und in den ersten Jahrzehnten richtigen Halbprofi- dann einen Profi- Man verklärt die Vergangenheit gerne. für alles – und wusste nicht, wie er anhält. Aber es gab schon schwierige ist es unmöglich, alle Lücken zu club. In der ersten Saison ging er es Zum Beispiel dann, wenn es um die vor Auswärtsspielen die Sandwiches Momente. Ich denke an die Ablösung füllen. Ab und zu finden wir wieder noch langsam an. Er beobachtete und Zuschauer geht. Klar, der FCB wurde für die Reise im Mannschaftsbus von Gross, wo von der neuen operati- etwas raus – ab und zu meldet sich zog seine Schlüsse. Dann handelte er. unter Benthaus zum absoluten berappen sollte. Wir reden zudem ven Führung um Bernhard Heusler jemand, der etwas richtigstellt. Ich Schon bald wurde zum Beispiel der Publikumsmagneten. Er zog vom von Spielertransfers für 10000 Fran- viele richtige Entscheidungen ge- würde deshalb sagen: Der Statistikteil erste Arzt hinzugezogen (vgl. Seiten Landhof ins Joggeli, weil dieses für ken, die man eigentlich gar nicht troffen wurden. Aber natürlich denke der neuen Bücher wird der umfas- 10/11). Es folgten Trainingslager im die WM 1954 erbaute Stadion mehr hatte. Davon, dass man Spieler wie ich auch an den 13. Mai 2006, die sendste über den FCB sein. Doch Voll- Winter, wie sie die Konkurrenz kaum Platz bot. Aber es ist deshalb nicht so, zu Aarau ziehen lassen Niederlage gegen den FC Zürich und ständigkeit werden wir nie erlangen. abhielt. Und dann war Benthaus, ein dass immer 40000 kamen. Und mit musste, weil er dort die besseren Per- die Ausschreitungen. Dieses Ereignis Wie geht die Geschichte weiter? studierter Pädagoge und für Schwei- dem andauernden Erfolg stellte sich spektiven hatte. Man verkaufte Beat war eine Zerreissprobe für den FCB, Sie wissen so gut wie ich, dass das kei- zer Verhältnisse herausragender – ähnlich wie man das in den letzten Sutter für die damals stolze Transfer- da hätte mit falschen Reaktionen ner weiss. Als historisch sehr interes- Fussballer, auch in Sachen Trainings- Jahren diskutiert hat – eine gewisse summe von 360000 Franken an schnell noch viel, viel mehr kaputt- sierter Mensch ist für mich aber eines lehre und Taktik auf dem neusten Sattheit ein. Solange man erfolgreich Xamax – und konnte es sich so gerade gehen können als durch den in letzter klar: Der FCB wird irgendwann nicht Stand. war, war dies nicht spürbar. Doch als leisten, für 35000 Franken einen Sekunde verlorenen Meistertitel. mehr Meister sein. Ewigen Erfolg zu dies endete, brachen die Zuschauer- Spieler wie Stefan Bützer zu holen. Es Damals waren Sie längst Angestellter erwarten, wäre verfehlt. Vielmehr zahlen dramatisch ein. Und zwar so gab die berühmten Sammelaktionen. des FC Basel. Wie war es für Sie zuvor, lehrt die Geschichte, dass alles in Zyk- «Als der FCB gegründet sehr, dass man klar unter dem Budget Und es gab zum Glück die UBS, die in denschwierigen 1980er- und 1990er- len verläuft – und jeder Zyklus einmal wurde, war Fussball ja blieb. In einer Zeit, in der die Profes- für die Verbindlichkeiten bürgte. Jahren, als FCB-Fan in der BaZ über den an ein Ende gerät. Es muss ja des- sionalisierung im Schweizer Fussball Was wäre gewesen, wenn nicht? FC Basel zu schreiben? wegen nicht gleich schon morgen so verpönt als neumodische noch einmal einen Schub erfuhr, war Ohne die UBS? Das wäre das Ende Nun, es war eine Herausforderung, weit sein… (Das Interview mit Josef Fusslümmelei.» der FCB plötzlich extrem knapp bei gewesen – es sei denn natürlich, man die Spass machte. Jedenfalls meis- Zindel erschien im Januar, Red.). Kasse. Darunter litt die Qualität der hätte einen anderen Geldgeber Jedenfalls war er das bis weit in die Mannschaft zusehends – und dar- gefunden. So wie zum Beispiel auch ANZEIGE 1970er-Jahre… Als Benthaus den Club unter litten wiederum die Zuschauer- die Basler Zeitung mithalf, das Trikot 1982 verliess, da lag der letzte Meister- zahlen. Wissen Sie, was der FCB- sponserte, als sich niemand finden titel zwei Jahre zurück und hatte der Minusrekord in der Nationalliga A ist? liess. Aber klar ist: Ohne diese Abstieg des FCB bereits eingesetzt. Vielleicht 3000, 4000 Zuschauer? Absicherung durch ein Grossunter- Zumindest kam nach 1980 während 845 Zuschauer im Joggeli. In einer nehmen wäre der FC Basel von der 22 Jahren kein weiterer Titel mehr Kehraus-Partie gegen Baden. Das war Bildfläche verschwunden. dazu. Die Probleme lagen aber ganz im Frühling 1986. In der Folgesaison Stattdessen seuchte er sich durch die WÄRNIT GUMPT sicher tiefer, hatten nichts mit der stand der FCB vor dem Ruin. Und ein NLB, erholte sich langsam, stieg 1993 Person Benthaus zu tun, obwohl es Jahr später stieg er in die NLB ab. Die wieder auf – um neun Jahre danach eine DÄ ISCH KAIBASLER! hier und dort noch heute heisst, Logik war nicht mehr auszuhebeln. nächste Erfolgsära zu begründen. Wie damals sei eine Verjüngung der Was heisst «er stand vor dem Ruin»? war das in Zeiten, da bereits viel mehr Mannschaft verpasst worden. Eine Fragen Sie unseren jetzigen Team- Geld im Fussball floss, innerhalb weni- BAUGESCHÄFT Meinung, die ich keineswegs teile. betreuer Gusti Nussbaumer. Er war ger Jahre möglich? 125 Joor FC Basel. Eine Stadt, in der das rotblaue Herz an Der FC Basel ist mehr als ein Club mit einer Mannschaft und einem Stadion: Seine Geschichte ist in

Von Oliver Gut und Tilman Pauls ohne Herz funktioniert, lässt sich hier auch der rotblaue Puls fühlen. Basel. Die Adresse kennt nicht jeder. Nur: Das FCB-Herz schlägt bei Wei- Und doch ist «Birsstrasse 320A, 4052 tem nicht hier allein. Sondern bei ganz Basel» die vielleicht logischste Antwort vielen Menschen in der Region und auf die simple Frage, wo der FC Basel zu darüber hinaus, die so etwas wie eine Hause ist. Denn an der Birsstrasse 320A, rotblaue DNA verbindet. Und es im grossen Glasturm direkt neben dem schlägt auch an vielen anderen Orten St.-Jakob-Park, findet sich seit der der Stadt auf völlig unterschiedliche Fertigstellung des imposanten Baus die Weise. In der Freien Strasse zum Bei- Geschäftsstelle des FC Basel 1893. Hier spiel, wo vor bald 125 Jahren alles haben jene ihre Büros, welche die rot- begann. Oder auf dem Landhof, wo blauen Geschicke der Gegenwart be- sieben Jahrzehnte lang gespielt wurde stimmen und die Zukunft des Fussball- und inzwischen vor allem ein Nah- clubs planen. erholungsgebiet ist. Und natürlich im Kurz: Hier ist der Ort, wo die Stadion zu St.Jakob. Dort, wo sich alle Nervenstränge zusammenlaufen. Hier zwei Wochen versammelt, was die sitzt das Gehirn. Und weil kein Gehirn Essenz des FC Basel ist.

Zeichen setzen Rotblau in der ganzen Stadt. Basel ist rotblau, auch dann, wenn der FC Basel nicht spielt. Denn überall in der Stadt lassen sich die Spuren des Vereins finden. Sei das im allgemeinen Stadtbild, wenn in regelmässigen Abständen das rotblaue Meistertram fährt. Sei das am Rathaus oder auf der Mittleren Brücke, wenn dort bei einem Basler Erfolg die Fahnen in den Vereinsfarben erstrahlen. Oder sei das in der umliegenden Region, wo zahlreiche Autobahnbrücken, Stromkästen oder Laternen von den Fans bemalt worden sind. Besonders intensiv ist die Rotblau- Dichte rund um das Stadion, wo sich die wichtigsten Fangruppierungen entlang der Birs prominent und künstlerisch verewigt haben. Vor dem Klassiker 2015 zwischen dem FCB und dem FCZ wurden dort diverse Graffitisin der Nacht über- malt – doch 24 Stunden später hatten die Basler darauf reagiert und alle Gemälde Erfolge zelebrieren wiederhergestellt. Denn Basel ist – und bleibt – Rotblau. tip Fotos Florian Bärtschiger 34 Quadratmeter für Basels Helden. Er ist 24 Meter lang, es noch mehr. So viele Zuschauer waren seitdem zwar nicht 1,4 Meter breit und er schwebt fünf Meter über dem Boden: bei jeder Feier dabei, aber Geschichten hat der Balkon, der Der Balkon des Basler Stadtcasinos. Aber natürlich ist dieser nur dem FCB vorbehalten ist, seitdem viele geschrieben. nicht unbedingt attraktive Balkon viel mehr als nur ein Stück Zum Beispiel Xherdan Shaqiri, der bei der Cupfeier 2010 Beton, er ist Fussballgeschichte auf 34 Quadratmetern. eine Pyrofackel zündete. Oder Aleksandar Dragovic, der sich Während die Meistertitel in der Ära Benthaus noch auf 2012 halbherzig für seine Kopf-Tätscheleien bei Bundesrat dem Vorbau der Brasserie Baselstab auf dem Martkplatz Ueli Maurer entschuldigte («Ich entschuldige mich bei Ueli gefeiert wurden, begann 2002 eine neue Ära, die bis heute Maurer oder wie der auch heisst. Aber innerlich weiss jeder, anhält. Den ersten Meistertitel nach 22 Jahren feierte die dass es mir ziemlichen Spass gemacht hat.»). Oder Murat Stadt gemeinsam mit ihrem Club dort, wo 1994 schon der Yakins Mutter Emine, die 2014 stundenlang und alleine auf Aufstieg bejubelt wurde: unterhalb des Casino-Balkons. die Mannschaft – und ihren Sohn – wartete. Geschäftsführer Werner Schneeberger hatte in geheimen Rekordhalter in Sachen Balkon-Feiern ist übrigens Marco Sitzungen alles in die Wege geleitet für die Feier, bei der Streller. Bisher jedoch nur als Spieler. Als Sportchef hat der

40000 Fans dabei gewesen sein sollen; vermutlich waren ehemalige Captain den Balkon noch nie betreten. tip Foto Key Geister beschwören Wurzeln hüben und drüben. Es heisst, der FC Basel gehöre allen. Gestützt wird dies nicht nur durch eine breite Anhängerschaft quer durch alle Basler Schichten und Kulturen, sondern auch durch die Ursprünge: Der Club stand schon beim Aufruf zur Gründungsversammlung per Zeitungsinserat allen offen (Graffiti-Nach- bildung oben rechts). Er trug stets nur den Namen der Stadt. Und er wurde zwar im Grossbasel gegründet, aber spielte von Beginn an im Kleinbasel. Wer heute die- sen Wurzeln auf beiden Seiten des Rheins nachspürt, trifftUn terschiedliches: An der Freien Strasse 52 befindet sich längst ein Bürogebäude, und eine Plakette erinnert an das Zunfthaus zu Schuhmachern (oben links). Nur Fan-Sprayereien daneben lassen das FCB-Gründungslokal erahnen. Der Landhof (unten) lebt noch und nirgends in Basel fühlt man sich den rotblauen Geistern näher als hier, wo Deutschland 1908 gegen die Schweiz sein erstes Länderspiel aus- trug. Seppe Hügi, der den FCB 1953 zum ers- ten Meistertitel schoss, wohnte ebenso in einem der anliegenden Häuser wie Gottfried «Godi» Dienst, der Bas- ler Schiedsrichter des «Wembley-Tors» Fussball erleben im WM-Final 1966 Was lange währt… Fast 20 Jahre muss die Stadt Basel auf andere Veranstaltungen genutzt wird. Es braucht die Bent- (vgl. Seite 12). olg diesen Tag warten, den 25. April 1954. Mit dem Länderspiel haus-Euphorie, dass der FCB ins grosse Stadion zieht. Fotos Bärtschiger (2), Armbruster zwischen Deutschland und der Schweiz wird der St.-Jakob- Ganz anders sieht es aus, als der neue St.-Jakob-Park 2001 Park wenige Wochen vor dem Start der WM offiziell eröffnet. dank der treibenden Kraft von Stephan Musfeld errichtet Die Arbeiten beginnen allerdings schon 1937 und werden wird. Da ist klar: Es ist das Stadion der Basler. Während dem damals aus dem Fonds des Basler Arbeitsrappens finanziert, Neubau zwischen 1998 und 2001 muss der Club auf die einer Massnahme zur Milderung der Wirtschaftskrise. Mit Schützenmatte ausweichen, in das Stadion, in dem nicht nur dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird der Bau dann gegen GC einen denkwürdigen Penalty erst verlangsamt und 1942 komplett gestoppt. Als die WM verschiesst. Für die Basler Fanszene ist das Gastspiel ein immer näher rückt, kommt wieder Bewegung in die Stadion- bedeutender Einschnitt, weil sich dort die neue «Muttenzer- Debatte. Dank eines Finanzierungs-Kniffs des Sport-Toto-Di- kurve» bildet, die im neuen Stadion für Stimmung und rektors Ernst Thommen wird das Stadion vor dem Turnier Choreografien verantwortlich ist. Es sind allerdings auch Fans fertiggestellt. Es dauert aber auch nach der WM mehrere aus diesem Sektor, die an den Ausschreitungen rund um den Jahre, bis der St.-Jakob-Park zur Heimstätte des FC Basel 13. Mai 2006 beteiligt sind. 2008 folgt vor der EM der letzte wird. Erst 1967 zieht der Club vom Landhof aus permanent Umbau: Die Tribüne am Bahndamm wird von zwei auf drei in die Brügliner Ebene, während das Stadion zuvor für Con- Etagen aufgestockt, wodurch bei internationalen Spielen nun

geli-Spiele, Länderspiele, Windhundrennen, Turnfeste oder 36000 Zuschauer ins Joggeli passen. tip Fotos Keystone | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 7 vielen Orten schlägt ganz Basel verteilt und kann an völlig unterschiedlichen Schauplätzen eingeatmet werden

Hinspiel, Rückspiel, Nachspielzeit – ein Spaziergang, der sich lohnt

Gruss an Karli. Wer diverse Schauplätze der FCB-Historie besichtigen und spannende Storys erfahren will, kann sich auf eigene Faust oder unter fach- kundiger Anleitung auf einen Marsch durch die Stadt begeben. «Fussball- spaziergangBasel»nennt sich,was einTeam eingefleischterFCB-Fans2016 ins Leben rief und mittels kostenfreier, informativer Karte oder geführt anbietet. Wersichauf einHinspiel(rund 90-minütige Tour)oderein Hin- und Rückspiel (rund 180Minuten) einlässt,erweitert unabhängigseinerVorkenntnisse den Horizontrund um Rotblau und dasrundeLeder.Zusätzlichen Mehrwert schaf- fendabei kleine Quizfragen –odereine voradressiertePostkarte (Bild),mittels der man eine persönliche Grussbotschaft an FCB-Legende und Ex-Beizer Karli Ordermatt senden kann. olg

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Feuer und Flamme seit Generationen

Auch Emma (8), Claudia (29), Ruben(4), Hansjörg (71) und Luca (13) bringen es auf125 JahreFussballbegeisterung. Gemeinsam gratulieren wir dem FC Basel 1893 ganz herzlich zum imposantenJubiläum.

www.bkb.ch 125 Joor FC Basel. Ein einzigartiges Experiment mit dem Teofilo Cubillas schoss an zwei WeltmeisterschaftenzehnTorefür dasperuanische Nationalteam –

Von Andreas W. Schmid schon 45 Jahre her. Er freut sich über den Anruf aus der Schweiz, der ihn an Nein, auf Basel hatte Teofilo Cubillas der Fussball­WM in Russland erreicht. keine Lust. Also sagte er diesem ziem­ «Meine Zeit in Basel? Da werden viele lich aufsässigen Schweizer namens Erinnerungen wach», sagt der 69­Jäh­ Ruedi Reisdorf, dass seine Ablöse rige auf Spanisch, «viele gute 100000 Dollar koste – damals, Anfang Erinnerungen.» Ruedi Reisdorf sei ein der Siebzigerjahre, eine Heidensumme. Mensch mit einem grossen Herz Reisdorf hatte soeben im Basler Joggeli gewesen, seine Mitspieler grossartige ein Benefizspiel zwischen Europa und Fussballer, allen voran «Odermatt, Südamerika für die Aktion «Sportler Demarmels, Hitzfeld, der total dünn, helfen hungernden Kindern» organi­ aber pfeilschnell und sehr agil war». siert. Der Peruaner Cubillas begeisterte Und der kürzlich verstorbene Peter die Zuschauer mit seinem Ballgefühl Ramseier habe sich ihm gegenüber und zwei sehenswerten Treffern. Der immer «aussergewöhnlich sympa­ wäre eine Nummer für den FCB, dachte thisch» verhalten. sich Reisdorf, der Rotblau nahestand. Doch obwohl alle und alles in Der Basler Transportunternehmer be­ Basel (zumindest in der sass in Peru ein grosses Guthaben in der Erinnerung) so grossartig dortigen Landeswährung, das er nicht waren, wurde Cubillas beim ausser Landes transferieren durfte, aber FCB nicht glücklich – und der sinnvoll verwenden wollte. FCB nicht mit ihm. Warum Ein paar Monate später reiste er nicht? Die Basler hatten vier nach Lima, um den «schwarzen Panther der vorherigen fünf Meister­ Perus», wie er auch genannt wurde, für titel gewonnen und sich sozu­ 100000 Dollar gleich mitzunehmen. sagen «zu Tode gesiegt», Spie­ Der völlig überrumpelte Cubillas hatte ler und Anhänger waren über­ allerdings noch immer keinen Bock auf sättigt, wie der damalige Präsi­ die Schweiz im fernen Europa. In seiner dent Felix Musfeld in einem Not bat er den Präsidenten von Alianza Lima, wo er unter Vertrag stand, um Beistand: Tatsächlich erklärte dieser, dass sich der Marktwert des Spielers in der kurzen Zeit verdreifacht habe. «Den sind wir los», dachten sich die beiden. Ein Irrtum: Tags darauf stand Reisdorf erneut auf der Matte – und bezahlte die Summe, die umgerechnet eine Million Franken betrug.

Enorme Erwartungen So kam Teofilo Cubillas 1973 zum FCB und schrieb damit eines der meist­ diskutierten Kapitel der 125­jährigen FCB­Geschichte mit. Die Zeitzeugen von damals und damit schon älteren Leser mögen entschuldigen, dass an dieser Stelle nochmals verdeutlicht werden muss, welch grossen Fisch man da dank Reisdorf an Land gezogen Cubillas hattegenug mit sich selber zu tunund warmit derRolle als Impulsgeberüberfordert. hatte: Teofilo Cubillas war ein Weltstar und wurde später von Pelé nicht zufällig in die legendäre Fifa­Liste der 125 bes­ Der schwarze Panther aus Peru bei den Rotblauen aus Basel. Teofilo Cubillas glaubte nicht ten noch lebenden Fussballer auf­ daran, dass jemand die300000Dollarbezahlenwürde, dieseinClubals Transfersumme nannte. genommen. Er war torgefährlich (fünf Doch weil RuediReisdorfgenau dastat,wechselteer1973von AlianzaLimazum FCB. Fotos Keystone Treffer an der WM 1970 und später 1978 gleich nochmals fünf), mit einer stupenden Technik ausgestattet, Süd­ Zeitungsartikel in der National-Zeitung abgegebenen Schuss erfolgreich ab.» schaftskollegen keine Punkte sammelte. sehe ihn noch heute vor mir», sagt amerikas Fussballer des Jahres, mit 24 feststellte. Die Neuverpflichtung aus Im ersten Heimspiel doppelte er mit Alle haben sie ihn als «ganz lieben Odermatt, «wie er bei seinen ersten im besten Alter und obendrein auch Peru schien deshalb gerade zur rechten einem weiteren Tor nach. Doch dann Kerl» (Benthaus) und «immer vorbild­ Schritten herumeierte. Er lief mit den noch gut aussehend – sozusagen der Zeit zu kommen, als belebendes Ele­ geriet dieser Lauf, den er hatte, ins Sto­ lich freundlich» (Hitzfeld) in Erin­ Stollenschuhen wie eine Ballerina Harry Belafonte von Lima. ment, das das Publikum wieder ins Sta­ cken. Die ersten kritischen Stimmen nerung. «Ja, wir hatten ihn alle gerne», umher.» Schnell wechselte er wieder «Seine Verpflichtung war eine Sen­ dion locken sollte. Stattdessen hatte wurden laut. «Das von Cubillas sagt Odermatt – und trotzdem wurde auf die Nocken zurück – die Rutsch­ sation», erinnert sich , Cubillas genug mit sich selber zu tun inspirierte und von Hitzfeld und Balmer das Verhältnis zwischen ihm und seinen partie ging weiter. «Irgendwann spielst der mit ihm in der Offensive agierte. und war damit für die gedachte Rolle stupiderweise noch forcierte enge Kom­ Mitspielern schwieriger. Benthaus du ihn nicht mehr an, wenn er ständig Und Trainer Helmut Benthaus freute als Impulsgeber überfordert. binieren – zuletzt stets mit einem erzählt, wie Cubillas von den gegneri­ am Boden liegt.» sich «über einen Fussballer von dieser Doppelpass – war einfach ausgedrückt schen Mannschaften einen Sonder­ Qualität». Die Vorschusslorbeeren Enorme Schwierigkeiten nichts anderes als eine sinnlose Zwin­ bewacher erhalte habe, was er sich vom Enorme Lohndifferenz waren überall enorm, die damit ver­ Der Beginn war ja noch ordentlich. gerei», hiess es in den Basler Nach- Fussball in seiner Heimat so nicht Eine einleuchtende Erklärung. Es bundenen Erwartungen ebenso. Und Bereits in seiner ersten Partie auswärts richten nach einer der überraschend gewohnt war. Dass er immer wieder gibt allerdings Zeitzeugen, die in die Enttäuschung über das, was dann gegen Chênois erzielte er den 1:0­Sieg­ häufigen Niederlagen, die der FCB in Pausen einlegte und viel zu oft Bälle Erinnerung haben, dass einige Mit­ folgte, war umso grösser. treffer. Die National-Zeitung schrieb: jener Saison kassierte. verlor, was dann zu Gegentoren führte. spieler Teofilo Cubillas gewollt schlecht Diese ist bei Teofilo Cubillas aller­ «Er schloss ein Piquet mit Hitzfeld mit Die Kommunikation mit ihm war «Irgendwann ist die Gesamtstimmung aussehen liessen. Auch Ruedi Reisdorf, dings längst verblasst, es ist ja auch einem haargenau in die Torecke schwierig, er beherrschte nur einen umgeschlagen.» Das Publikum war der vor zwei Jahren verstarb, erzählte Satz, den er auch in diesem Gespräch unzufrieden mit dem vermeintlichen es so in einem BaZ­Interview: «Cubillas äussert: «Nicht sprechen Deutsch.» Die Weltstar, die Mannschaft ebenso. wurde von seinen Mitspielern absicht­ Kultur war ihm fremd, an vieles musste lich geschnitten.» Eine Unterstellung, er sich erst gewöhnen – obwohl er doch 20 000 Frankenpro gegen die sich Karli Odermatt mit aller von Anfang an hätte funktionieren sol­ Vehemenz wehrt. «Wie gesagt: Er war len. Er erinnert sich mit hörbarem Monat! ZumVergleich: ein hochanständiger Mensch, wir hat­ Lachen an einen Sonntagmorgen, an Karli Odermattkam ten ein gutes Verhältnis zu ihm. Und es dem er im Bahnhof SBB verzweifelt hat auch niemand von uns seine Kleider seine Mannschaftskollegen suchte. damals auf3000. durchwühlt, um nachzuschauen, wie Damals, Anfang der Siebzigerjahre, viel er verdient.» reiste der FC Basel noch mit dem Zug zu Ottmar Hitzfeld erinnert sich, dass Genau das aber wird, seit der Welt­ den Auswärtsspielen. «Doch da war nie­ Cubillas von den tiefen Temperaturen star in Basel weilte, immer wieder hart­ mand mehr», erinnert er sich, «meine im Herbst richtiggehend geschockt näckig kolportiert. Schon von Beginn Mitspieler waren ohne mich abge­ gewesen sei und deshalb mit Pullover an wurde über Cubillas als Grossver­ fahren.» Cubillas war zu spät am Bahn­ und Mütze ins Training kam. Karli diener gemunkelt. Franz Baur schrieb hof eingetroffen. In Peru war er es sich Odermatt wiederum bezeichnet es als damals in der National-Zeitung: «Von gewohnt gewesen, dass man es mit den grosses Pech, dass es ausgerechnet in ihm verlangt man zu Recht einfach Abfahrtszeiten nicht so genau nimmt. jenem Jahr ständig regnete. «Trotzdem mehr als von den anderen Spielern. Umso überraschter musste er fest­ wollte er mit seinen Nockenschuhen Auch er verlangt ja mehr als andere…» stellen, dass ein Zug in Basel auf die spielen. Klar, dass er bei jedem Sprint Wie viel es war, fand die Mannschaft Sekunde genau abfährt. Das Spiel habe ausrutschte.» Also wurde er auf­ «durch einen puren Zufall» heraus, wie «Ein ganz lieber Kerl». Doch in der Mannschaft soll der Star auch Neid geweckt dann ohne ihn stattgefunden, erzählt gefordert, sich Stollen zu montieren, sich Karli Odermatt erinnern will. «Wir haben – und deshalb in Spielen geschnitten worden sein. er. Klar, dass er damit bei seinen Mann­ die deutlich mehr Halt garantieren. «Ich haben damals auf dem Landhof Ende | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 9 einzigen Weltstar aber traf alsTransfer-Sensation nurachtmal fürden FCB

Die FCB-Jahrhundertelf der BaZ-Leser. Hintere Reihe v.l.: , MuratYakin, Oliver Kreuzer, KarliOdermatt, MassimoCeccaroni,AlexFrei. –Vor- dere Reihe v.l.: Christian Gimenez, Seppe Hügi, , Xherdan Shaqiri, Scott Chipperfield. –Rechtsdaneben:JahrhunderttrainerHelmutBenthaus. Cubillas war der Grösste, aber nicht der Wichtigste In der BaZ-Jahrhundertelf spielen andere Namen Von Oliver Gut Die gesamte Zusammensetzung der Jahrhundertelf erwies sich letztlich als Basel. Ottmar Hitzfeld wurde als Trai- Spiegel der beiden erfolgreichsten rot- ner zum Star. Walter Samuel war vor sei- blauen Phasen und belegte auch, was nen zwei letzten Karriere-Jahren beim bei allen anderen Fussballer-Wahlen FCB schon Champions-League-Sieger. zum Vorschein kommt: Offensiv-Spie- Ivan Rakitic wäre im Sommer fast Welt- lern werden Sympathien leichter zuteil meister geworden. Und Mohamed Salah als Defensiv-Künstlern. So finden sich ist einer der begehrtesten Spieler über- mit Josef «Seppe» Hügi, Alex Frei, haupt. Doch Teofilo Cubillas ist der ein- Christian Gimenez und Xherdan Shaqiri zige Spieler in der 125-jährigen Club- neben Streller gleich vier weitere Spie- geschichte des FC Basel, der bei seiner ler in der Mannschaft, die als Mittel- Verpflichtung eine der ganz grossen oder Flügelstürmer Karriere machten. Nummern der Fussball-Welt war. Komplettiert wird die Elf, die von Dass der Star dann allerdings keine Jahrhundert-Trainer Helmut Benthaus grossen Spuren am Rheinknie hinter- gecoacht wird, von Oliver Kreuzer, Mas- liess, spiegelte sich bei der Wahl der simo Ceccaroni, Scott Chipperfield und FCB-Jahrhundertelf, welche die BaZ Goalie Yann Sommer. mit Unterstützung des FC Basel vor drei Jahren öffentlich durchführte: Cubillas belegte mit 224 Leser-Stimmen ledig- Die BaZ-FCB-Jahrhundertelf lich den 38. Platz. Dass das immer noch 1. , 2851 Stimmen. 2. Marco Strel- ler, 2641. 3. , 2293. 4. Massimo Cec- besser ist, als es klingt, zeigen die caroni, 2227. 5. Yann Sommer, 2096. 6. Josef Namen direkt vor und nach dem Perua- Hügi,1713. 7. Scott Chipperfield, 1665.8.Alex ner: Im 37. Rang findet sich Mladen Frei, 1589. 9. Christian Gimenez, 1353. 10. Xher- Petric, folgt an 39. Stelle. dan Shaqiri, 1328. 11. Oliver Kreuzer, 1197. – Die Favoriten von über 3500 Lesern, Ersatzspieler: 12. Ivan Ergic, 1195. 13. Benjamin die sich an der Wahl beteiligten, waren Huggel, 1113. 14. Peter Ramseier, 1067. 15. andere, wenn es darum ging, jene Spie- ValentinStocker,973.16. Timothée Atouba,971. ler und jenen Trainer zu wählen, die 17. Ottmar Hitzfeld, 883. – Ersatzgoalie: Franco Costanzo, 585. – Jahrhundert-Trainer: Helmut nicht nur aufgrund ihrer Fähigkeiten, Benthaus, 2342.–Assistenz-Trainer: Christian sondern auch aufgrund ihrer Verdienste Gross, 795. – Die nächsten Spielerplätze und ihres Status die bedeutendsten der belegten:,846.IvanRakitic,749. FCB-Geschichte waren. Und einer über- Aleksandar Dragovic,728.WalterMundschin, ragte dabei erwartungsgemäss alle: 630.MatiasDelgado 608.Admir Smajic,566. Gleich 2851-mal wurde Karli Odermatt , 552. Marcel Kunz, 529. Otto in die Jahrhundertelf gewählt, gefolgt Demarmels, 470. , 464. Jörg Stoh- ler, 405. Markus Tanner, 376. Erni Maissen, 346. von Marco Streller (2641) und Abwehr- JulioHernanRossi,314.Sébastien Barberis, chef Murat Yakin (2293). 283. , 252. Detlev Lauscher, 250.

ter Zeit zwölf Kilo ab.» Ruedi Reisdorf Es war schliesslich seine erste Ausland- habe ihm nur Salat und Gemüse zu station und eine wichtige Lebens- essen gegeben (was dieser immer erfahrung. «Ich lernte Pünktlichkeit», bestritt). Zudem trainierte er so viel wie sagt er mit einem Lachen, «und durfte noch nie in seiner Karriere: «Ich war der grossartige Menschen kennenlernen.» einzige Vollprofi, weshalb der Trainer Heute pendelt der Vater zweier Söhne sich ganz mir allein widmen konnte. Er und Grossvater von vier Enkeln zwi- war sehr fordernd.» Als es dann immer schen Lima und Fort Lauderdale, wo er kälter wurde und einmal sogar schneite, lange eine Fussballschule betrieb. Für wurde ihm bewusst, dass er hier nicht kurze Zeit war er auch Sportminister glücklich werden würde. von Peru. In Russland kommentierte er Beim FCB sah man es genauso. Im in diesem Sommer als Fussballexperte Dezember 1973 liess sich Präsident für den spanischsprachigen US-Sender Felix Musfeld nach Cubillas’ 20 Wett- Telemundo die WM-Spiele von Peru. bewerbsspielen mit acht Toren so zitie- «Unser Team war allerdings nicht ren: «Unsere Clubleitung und die Ver- gerade vom Glück verfolgt.» antwortlichen für technische Belange An Basel werde er nicht nur sind übereingekommen, dass Teofilo erinnert, wenn ihn Journalisten darauf Cubillas die Erwartungen, die wir in ihn Ein letztes Lächeln. Alsder erste ansprechen. Jedes Jahr trifft bei ihm gesetzt haben, bei uns nicht erfüllen Schneefiel,zog Cubillas zu Porto pünktlich zu seinem Geburtstag eine kann.» Also suchte man nach einer weiter, wo er Torschützenkönig wurde. rotblaue Glückwunschkarte ein. «Es Lösung und fand sie mit dem Wechsel freut mich, dass sie mich beim FC Basel zum FC Porto. Transfersumme: 400000 mit der Aufschrift «Adios Amigos» in die auch nach so vielen Jahren nicht ver- Dollar. Ruedi Reisdorf legte jedoch stets Hand. Bereitwillig machte der Fuss- gessen haben.» Wert darauf, dass er beim Weiterver- baller mit, wie so oft lächelnd. Damit kauf keinen Cent verdient habe. «50000 ging für den FC Basel ein einzigartiges ANZEIGE Für Telemundo an der WM in Russland unterwegs. Bisheute istCubillas in Dollar gab ich an eine wohltätige Insti- Experiment zu Ende, bei dem der Ver- seiner Heimat eine Legende–woerimWechselmit Florida noch immerlebt. tution weiter, die anderen 50000 zahlte ein und alle Beteiligten Lehrgeld ich auf ein Sperrkonto für Cubillas ein.» bezahlten. «Hinterher ist man immer Wirdankeneuchfür Monat unser Lohngüggli abgeholt. Ein- sich über den gewaltigen Unterschied Diese waren für die Ausbildung seiner klüger», zog Rod Ackermann in den 125Jahre Einsatzfür die mal fiel Cubillas der Lohnausweis zu beim Zahltag: «So viel Lohn für so Kinder gedacht. Als der Peruaner sich Basler Nachrichten Bilanz, «man lege FussballregionBasel! Boden. Ein Spieler – ich sage nicht, wer wenig Leistung ist nicht in Ordnung.» später in Fort Lauderdale in Florida die Episode Cubillas so rasch wie mög- – hob ihn auf und kippte vor Schreck Teofilo Cubillas will sich nicht mehr niederliess, überwies ihm Ruedi Reis- lich ad acta. Und nehme fortan von fast um, als er sah, wie viel er kassierte.» an diese Episode erinnern, aber daran, dorf das Geld mitsamt den Zinsen. Transfers solchen Kalibers Abstand.» 20000 Franken pro Monat! Zum Ver- dass er ab Oktober von sich aus auf die Was dann ja auch der Fall war. gleich: Karli Odermatt, der verdienteste Hälfte seines Gehalts verzichtete, weil Enormes Lehrgeld Teofilo Cubillas aber fand beim Spieler der Mannschaft, kam damals er mit seinen Darbietungen nicht zufrie- Cubillas verabschiedete sich so aus FC Porto zu alter Klasse zurück und auf 3000. Als Captain sprach er deshalb den war. «Aber Neid habe ich nicht Basel, wie es von ihm nicht anders zu wurde Torschützenkönig. Das halbe «nicht für mich, sondern fürs Team» bei gespürt.» Und er hatte ja genug mit sich erwarten war: mit Stil. Am Flughafen Jahr bei Rotblau möchte er, auch wenn der Clubleitung vor und beschwerte selbst zu tun: «Ich nahm innert kürzes- drückte ihm ein Fotograf ein Schildchen er nicht glücklich wurde, nicht missen. 125 Joor FC Basel. Am Anfang war die «Walliser Kanne» Wie ein glücklicher Zufall aus der Ärzte-Familie Marti eine rotblaue Fussball-Familie machte

Von Tilman Pauls und Oliver Gut

Muttenz. Zu dritt waren sie jetzt schon länger nicht mehr im Stadion. Max hat inzwischen Probleme mit den Stufen im St.-Jakob-Park und die Angestellten am Einlass erkennen ihn auch immer selte- ner. Walter geht zwar noch ab und zu, wenn das Wetter stimmt, aber auch bei ihm macht sich so langsam das Alter be- merkbar. Und Felix, der muss eh ständig arbeiten, wenn der FCB spielt. Wenn man mit den ehemaligen und aktuellen Ärzten Max, Walter und Felix Marti über ihre Beziehung zum FC Basel sprechen will und damit auch über ihre persönliche Geschichte, dann bietet es sich an, sie in Muttenz zu besuchen. Dort ist es ruhiger, es gibt mehr Abstand zum lärmigen Stadion, und abgesehen davon würden die 90 Spielminuten ja ohnehin nicht reichen, wenn die drei erst mal angefangen haben zu erzählen. Da sitzen sie nun, am Küchentisch von Max Marti, feinsäuberlich aufgereiht nach ihrem Geburtsjahr. Ganz links der Gastgeber, Max, 1917, und mit seinen 101 Jahren wohl der älteste ehemalige FCB-Mitarbeiter, der noch lebt. In der Mitte Walter, der jüngere Bruder, 1919, der auch nicht mehr so weit von seinem 100. Geburtstag entfernt ist. Und auf der rechten Seite dann Felix, der diese Woche 66 geworden ist und langsam über das nachdenken könnte, was nach seinem Berufsleben auf ihn wartet. Allerdings ist es in seinem Fall wohl eher so, dass der Ruhestand noch einige Jahre auf ihn warten muss. Zusammen sitzen dort mehr als 250 Lebensjahre am Tisch, was alleine ja schon beachtlich genug wäre. Aber in ihrem Fall sind es auch knapp 70 Jahre in Diensten des FC Basel. Denn wenn sich bei den Baslern im Laufe der Ver- einsgeschichte schon so viel geändert hat, die Namen der Spieler, der Trainer und der Präsidenten, so ist seit über 50 266 Jahre Lebenserfahrung an einem Tisch. Max, Walter und Felix Jahren eines immer gleich geblieben. Marti (von rechts nach links) schaffen es zwar nur noch selten zu dritt in den Der Name des Mannschaftsarztes. St.-Jakob-Park, haben mit dem FC Basel aber viel erlebt. Foto Florian Bärtschiger

Die Diagnose von Max Marti «Wir drei haben über 40 Prozent der Auf Empfehlung des Basler Coaches Doch während Felix Marti von klein welchen Spielern er damals auf die Welt Zimmer zum nächsten, damit der FCB Vereinsgeschichte miterlebt», sagt Felix Ruedi Wirz und vom «Kanne-Walter» auf als Fan des FCB aufwächst, mit dem begleitet hat, dann hört sich das mehr wenigstens genügend Spieler fürs Trai- Marti und man könnte seinen Stolz in Kurt Walter landen die Röntgen-Bilder Vater in die Kabine spazieren darf, die nach einer Nostalgie-Mannschaft an als ning hat. Aber abgesehen von diesen diesen Momenten in Flaschen abfüllen. beim ausgebildeten Gynäkologen Max Basler Heimspiele auf dem Bahndamm nach der Arbeit eines Frauenarztes. «Ich kleinen Startschwierigkeiten ist der «Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Marti, der sich mit einem der Kollegen verfolgt und weint, wenn die Rotblauen habe oft gehört, ich hätte mich nur um «Kleine» so gut, dass er beim FC Basel noch viele andere Familien gibt, die das berät. Ihnen ist sofort klar, was Hauser mal ein Spiel verlieren, müssen Walter die Tschutti-Frauen gekümmert, aber das unzählige Trainer und zahlreiche Club- von sich behaupten können. Das gibts ja fehlt. Wenig später steht er wieder auf und Max Marti die Anziehungskraft die- war stets ein Scherz», sagt er. führungen überdauern wird. eigentlich gar nicht.» Und wenn die drei dem Platz und erzielt im Cupfinal die ses Vereins erst erlernen. Weil der Verein eine immer grössere Wenn Felix Marti mal angefangen Martis jetzt dort sitzen und von früher, beiden Tore für die Basler. «Es ist schwer zu sagen, was genau Rolle im Leben der Martis einnimmt, ist hat zu erzählen, was er alles mit dem ganz früher und noch ein bisschen frü- Max Marti muss schmunzeln, wenn mich am meisten fasziniert hat. Ich habe es irgendwann auch völlig normal, dass FCB erlebt hat, dann ist es ein beein- her erzählen, dann hört es sich so an, als er zurückdenkt an diese Zeit, in der einfach gerne für den FCB gearbeitet. Es Walter Marti am Morgen um 5 Uhr die druckender Schnelldurchlauf durch die habe es einfach so kommen müssen mit nicht nur Basel anders war, sondern war eine Ehre», sagt Walter Marti heute. Praxis öffnet, am Nachmittag mit dem jüngere Geschichte. Es beginnt mit den ihnen und dem FCB. Dabei war es ein auch der Rest der Welt. «Natürlich sind Wie sein Bruder bemerkt auch er bald, Flugzeug nach Genf fliegt und sich dort letzten Ausläufern der Benthaus-Ära, Zufall, dass aus der Ärzte-Familie Marti wir in den Jahren zuvor mal auf den was es bedeutet, mit einem Fussballclub mit Trainingslagern und Testspielen in auch eine Fussball-Familie wurde. Landhof gegangen. Wir haben auch unterwegs zu sein. Der Umgang mit den Singapur oder Kuala Lumpur, in Mexiko Am Anfang dieser Geschichte steht mitbekommen, dass der FCB 1953 den jungen Sportlern, das ständige Hin und Es ist eine Mischung City und New York, Penang, Acapulco, die «Walliser Kanne», so wie die «Walli- Titel gewonnen hat. Aber richtige Fans Her zwischen Erfolg und Misserfolg, aus Dankbarkeit und Barbados oder auf den Grand Bahamas. ser Kanne» am Anfang von unzähligen waren wir nicht.» Das ändert sich erst, und nicht zuletzt auch das (damals noch Es geht um auf der Reise verschollene anderen Geschichten in der Stadt steht. als Benthaus nicht mehr mit der medizi- bescheidene) Rampenlicht. tiefer Verbundenheit, die Koffer und einen Helmut Benthaus, der Es ist im Jahr 1967. Wann genau, das nischen Abteilung zufrieden ist und sich Denn mit der Zeit werden nicht die Ärzte weitergeben. in Shorts am Zoll steht und sich bei der weiss Max Marti nach all den Jahren auf die Suche nach einem neuen Arzt mehr nur Helmut Benthaus oder Karli Kontrolle gar nicht mehr beruhigen selbst nicht mehr. Jedenfalls sitzt FCB- macht. «Als er mich gefragt hat, ob ich Odermatt vor dem Stadion oder in der in ein Taxi setzt, damit er pünktlich zum will. Da sind Fahrten über «Strassen» Trainer Helmut Benthaus im Restaurant nicht zufällig einen geeigneten Arzt Stadt erkannt, sondern auch die Ärzte. Anstoss im Stadion sein kann. «Ich habe mit Schlaglöchern und Trainings bei 40 in der Gerbergasse, in jener Ecke, in der kenne, da habe ich mich einfach selbst «Von einigen Zuschauern im Joggeli nie gefragt, ob ich die Spesen für diese Grad im Schatten. «Ich könnte ganze die Spieler und Verantwortlichen des vorgeschlagen», sagt Max Marti. habe ich später Spitznamen bekommen, Reisen zurückbekomme. Max und ich Bücher füllen mit den ganzen Geschich- FCB immer sitzen. Es ist nicht mehr Eigentlich wollte er den Job nur vor- die mit meinen weissen Haaren zu tun haben uns doch gefreut, dass wir über- ten, die ich mit dem FCB erlebt habe.» lange bis zum Cupfinal gegen Lausanne- läufig machen, «nur für kurze Zeit». Er hatten», sagt Walter Marti. haupt dabei sein durften. Wir haben Ein noch grösserer Teil handelt aber Sport, der in einem legendären Sitzstreik konnte ja nicht ahnen, dass ihn später dem FCB nie eine Rechnung gestellt.» eben auch vom sportlichen Abstieg und der Romands enden wird. Die Basler auch noch sein Bruder Walter unter- Die Kinder der FCB-Spieler Es ist diese Mischung aus Dankbar- den Zeiten, in denen die medizinischen haben einige verletzte Spieler, darunter stützen und beerben würde. Und er Wenn die Basler ins Trainingslager keit und tiefster Verbundenheit, die er Probleme innerhalb des Clubs noch die auch den deutschen Stürmer Helmut wusste erst recht nicht, dass sein Neffe reisen oder im Ausland spielen, dann ist und sein Bruder auch an die nächste kleinsten sind. Zeiten, in denen der FCB Hauser. Das Problem ist nur, dass keiner Felix dereinst mal Teamarzt der Basler immer auch ein Marti dabei. «Ich weiss Generation weitergeben. froh sein kann, dass die Ärzte keine weiss, woran dieser eigentlich leidet. werden würde. Wie hätte er auch? noch, wie wir 1970 in Moskau gegen Rechnungen stellen und nie auf die Idee Spartak spielten», erzählt Walter Marti, Die Shorts von Helmut Benthaus kommen, einen Lohn für ihre Arbeit zu ANZEIGE jetzt, da er in Muttenz sitzt und einige 1979, knapp drei Jahre, bevor Max fordern. Zeiten, in denen der Club so der Geschichten wieder hört, die er sich endgültig vom FCB zurückzieht, ist kurz vor dem Aus steht, dass selbst die «Wir gratulieren dem FC Basel 1893 selbst miterlebt hat. «Ich habe vom FCB erstmals auch Felix mit dabei. Der steht kleinsten Verletzungen derart «streng» zu seinem 125-jährigen Jubiläum» Geld bekommen, um mit den Spielern zu diesem Zeitpunkt zwar kurz vor dem begutachtet werden, dass die Kranken- eine Tour durch die Stadt zu machen. Staatsexamen und kann es sich eigent- kasse die Kosten übernimmt. Aber als wir etwas essen wollten, hatten lich nicht erlauben, mit dem FCB nach «In dieser Zeit war es überhaupt wir nichts mehr.» Also macht sich der Haiti ins Trainingslager zu fliegen. Aber nicht mehr angesehen, wenn man für Mannschaftsarzt auf eigene Faust auf Walter und Max sind in der Praxis mit den FC Basel gearbeitet hat. Einige in die Suche nach dem Schweizer Restau- den übrigen Patienten ausgelastet. Und der Stadt wollten ja sogar, dass dem rant, von dem er im Vorfeld zufällig für Felix gibt es ohnehin nichts Grösse- Club die Lizenz entzogen wird. Damals gehört hat. Er handelt mit den Besitzern res. Natürlich sagt er zu. haben alle zu mir gesagt: Was machst einen speziellen FCB-Preis aus «und Der einzige Kommentar von Trainer du überhaupt noch da? Du musst dann habe ich jedem Spieler das nötige Benthaus zum Wechsel in seiner medi- schauen, dass du dort wegkommst», Geld aus der Tasche gezogen». zinischen Abteilung: «Wenn der Kleine sagt Felix Marti. Max und Walter verwachsen immer so gut ist wie sein Vater und sein Onkel, Aber er will nicht weg. Wie könnte mehr mit dem Verein. Die Spieler kom- dann kann er gerne mitkommen.» er «seinen» FCB zurücklassen, als es um men in Walters Praxis in Muttenz, in die Zwar liegt in der Karibik die halbe dessen Existenz geht? Die Martis sind FELIX TRANSPORTAGI4144 Arlesheim I T+41 (0)61 766 10 10 I felixtransport.ch sie zum Teil heute noch kommen. Und Mannschaft mit Magen-Darm-Proble- nach vielen schönen und nicht zuletzt wenn Max Marti erzählt, die Kinder von men im Bett und Marti eilt von einem erfolgreichen Jahren schon zu tief in | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 11

Max Marti (101) Die Bücher des Bruders. Im Gegen­ satz zur nächsten Generation war für Max und Walter Marti der Weg in die Medizin nicht vorgezeichnet: Vater Leo war kaufmännischer Angestellter beim Verband Schweizerischer Konsum­ vereine (VBZ), aus dem später der Rausch oder Jörg Berger mit dem Arzt Coop hervorging. Gebürtige Basler, und seiner Arbeit unzufrieden sind, mit wuchs diesiebenköpfige Familieab den Trainern hat keiner der drei Martis 1925 im frischerrichteten Freidorf­ je ein Problem. «Aber am Anfang der Areal in Muttenz auf – der ersten Ära von Christian Gross gab es einen Schweizer Komplettsiedlung mit Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr das 150 Häusern und eigener Schule, die Vertrauen der gesamten Vereinsleitung nach dem Ersten Weltkrieg von VSK­ gespürt habe», sagt Felix Marti. Patron Bernhard Jäggi initiiert wurde, Es ist zu der Zeit, in der mit Thomas um den Mitarbeitern günstigen Wohn­ Schwamborn ein neuer Arzt zum Verein raum zur Verfügung zu stellen. stösst. Es soll damals Differenzen und Der Erstgeborene strahlt, wenn er aus fand (vgl. Text). Obwohl Rotblau schon Unzufriedenheiten innerhalb des Teams jener Zeit erzählt. «Uns nannte man die zuvor auf Ärzte zurückgriff, gilt Max als gegeben haben, was die medizinische Freidorf­Buben; Walter und ich waren erster Teamarzt der Clubgeschichte. Betreuung angeht. Was genau passiert damals dabei, als die Tramschienen mit Weil er im Frauenspitalkeine Spieler und wie knapp Marti damals vor einem Schmierseife präpariert wurden. Das empfangen konnte, schickte er sie in Abschied vom FCB stand, will er lieber Tram kam nicht mehr den Berg hoch, die Praxis von Bruder Walter und holte nicht mehr erklären. Zu lange sei es her. es gab einen Rückstau, während in den Allgemeinmediziner gleich mit ins Aber spätestens als er von den Baslern Prattelnein Fest war –und es Boot. Max Marti begleitete den FCB bis zum Ehrenmitglied ernannt wird, sind entstand ein ziemliches Chaos.» zum Beginn der 80er­Jahre. Bis heute die Differenzen überwunden. Anders als für Walter war für Max lange wohnt er in Muttenz, in der Nachbar­ Zeit nicht klar, dass er Mediziner wird. schaft von Neffe Felix, am Fusse des Der Vertrag für Felix Marti Er orientierte sich in Richtung Chemie Wartenbergs. An jenem Berg, wo Vater 2013 wird dann auch offiziell nach- und entdeckte seine Berufung erst, als Leo einst ein Wochenend­Haus am geholt, was in all den Jahren offenbar er in den Schulbüchern des jüngeren Waldrand baute. Inzwischen erweitert, vergessen ging. «Unter der Führung von Bruders schmökerte. Als Gynäkologe wird dieses ebenfalls von einem Ver­ Bernhard Heusler habe ich dann meinen arbeiteteeramBasler Frauenspital,als wandten bewohnt, weshalb die Martis ersten Vertrag mit dem FC Basel unter- er 1967 durch die Verletzung von Hel­ den Wartenberg gerne «Martiberg» schrieben» – nach fast 35 Amtsjahren. mut Hauser eher zufällig zum FC Basel nennen. olg Und so ist es, dass Marti im Jahr 2018 und im Verbund mit den zwei anderen Teamärzten Markus Weber und Markus Rothweiler noch immer für den Club Walter Marti (99) arbeitet. Während der FCB heute seinen Der Mangel an Alternativen. Wer 125. Geburtstag feiert, ist Marti in sei- Walter Marti fragt, warum er überhaupt nem 40. Dienstjahr, reist noch immer Arzt geworden ist, der erhält eine ziem­ mit zu den Spielen, und tackert – wenn lich simple Antwort: «Es gab nichts es denn sein muss – einem Spieler in der anderes.» Jedenfalls nicht für ihn, war Champions League vor Millionen von doch für Walter schon früh klar, wel­ Zuschauern eine Platzwunde. chen Beruf er erlernen würde. Dies, obwohl Vater Leo anderes mit ihm im Erst unter der Führung Sinn, ihm bereits eine Stelle beim VSK bereit gehalten hatte. Zumal er der von Bernhard Heusler Meinung war, sich ein Studium für unterschreibt Felix Marti «das Genie derFamilie»,wie MaxMarti seinen Bruder nennt, nicht leisten zu seinen ersten Vertrag. können. Walter Marti jedoch verfolgte sein Ziel beharrlich und mit viel Eigen­ Und trotzdem ist ein Ende der Marti- initiative: Er reklamierte an der Uni­ Dynastie in Sicht. Zwar hat Felix keine versität Basel erfolgreich seine Her­ Pläne, die Basler zu verlassen. Er fühlt kunft als Bürger von Basel, womit er am zweiten Tag nicht mehr an seinen sich noch immer gesund. Doch die von den horrenden Kosten befreit war, Schulweg und verpasste die Lektionen. nächste Generation steht nicht bereit. die ein Studium für einen Baselbieter Selbst derjenige, der andere belehrt, der rotblauen Leidenschaft gefangen. Arzt in die eigene Tasche. «Für mich Kinder wären da, das ist nicht das Prob- mit sich gebracht hätte und ging war Marti zuweilen bei seiner Zeit beim Und so wie viele andere den Verein in war das gar keine Frage. Der Club hat lem. Aber keines von ihnen hat Medizin fortan seinen Weg. FCB.«Ichhabe mich manchmalüber diesen schweren Zeiten unterstützen, mir und meiner Familie schliesslich so studiert und könnte den Weg des Vaters Ganz aus dem Nichts kam Walter Marti den Schiedsrichter aufgeregt», sagt der helfen auch die Martis. viel gegeben. Wir waren immer in der einschlagen. Und auf die Enkelkinder nicht auf dieses letztlich entscheidende Arzt und hält seine Brille so in die Luft ersten Reihe dabei, das ist doch lässig. zu warten, das dürfte zu lange dauern. Argument: Aus demselben Grund war wie damals, als er dem Unparteiischen Das Problem in der Ära Gross Das Geld für das Trainingslager habe Also geniessen Max, Walter und er zuvor schon der erste im Baselbiet mit bissigem Humor die Sehhilfe zur Verbände, Tapes und auch Medika- ich übrigens Jahre später erstattet Felix Marti die Momente, in denen sie wohnhafte Junge gewesen, der das Verbesserung der Spielleitung anbot. mente werden nicht verrechnet, «das bekommen, als René C. Jäggi von dieser gemeinsam über alte Zeiten plaudern Basler Gymnasium am Münsterplatz WalterMarti trat beim FCB Ende der war unsere Art des Sponsorings.» Felix Geschichte erfahren hat», erzählt Felix und sich am FCB erfreuen. Ob Rotblau besuchen durfte. «Bereits als Zehn­ 1980er­Jahre kürzer. Da hatte er bereits Marti gewinnt den inzwischen ver- Marti. Aber zu diesem Zeitpunkt sind gewinnt oder verliert, ist nicht mehr so jähriger fuhr ich jeden Tag mit dem Velo zehn Jahre mit seinem Sohn Felix storbenen Physiotherapeuten Christoph die finanziell schlimmsten Zeiten wichtig, ihre Verbindung zum Club hat ans Gymeli», erinnert sich Walter. zusammengearbeitet, wobei die Praxis Schmeitzky für den FCB, als alle ande- bereits überstanden. sich von den Ergebnissen emanzipiert. Wobei das mit «jeden Tag» nicht ganz von der Basler Feierabendstrasse an ren Kandidaten geflüchtet sind – zu den Es scheint undenkbar, dass sich ein Sie haben Dauerkarten im A3, gleich stimmt: Hatte ihn Vater Leo an seinem die Muttenzer Schützenhausstrasse Old Boys oder sonst wohin. Schmeitzy Club von einem loyalen Mitarbeiter wie nebeneinander. Gemeinsame Stadion- ersten Schultag noch nach Basel gewechselt hatte – dorthin, wo Walter arbeitet in der Folge noch viele Jahre für Marti einfach so verabschiedet. Ebenso besuche sind selten geworden, aber die begleitet, erinnerte sich Klein Walter Marti bis heute wohnt. olg die Basler und stellt später kostenlos die unvorstellbar wie ein FCB ohne Gusti Lust darauf ist nach all den Jahrzehnten Angestellten für den Club ab. Und auch Nussbaumer wäre. Aber einmal ist es ungebrochen. Max Marti mit seinen 101 als die Equipe in Valencia mal nicht aus fast so weit, dass der Arzt sich von dem Jahren sagt: «Wenn sie ein Geländer dem Trainingslager abreisen kann, weil Club trennt, an dem er so hängt. Es ist neben den Stufen anbringen, komme Felix Marti (66) das Hotel nicht gezahlt ist, greift der nicht, weil die «harten Hunde» Friedel ich vielleicht wieder öfter.» Der Traum vom Pilot. Dass FelixMarti schonals JungeFCB­Fan war, istklar. Medizin­Fanjedochwurde er erst nach bestandener Matur. Ursprünglich hegte er einen ganz anderen Berufswunsch: FelixMarti wollte ganz hoch hinaus– und Pilot werden. Immerhin: Als Arzt desFCBasel ist er viel geflogen. Und hat dabei auch ein paar ungewöhnliche Dinge erlebt. Am spektakulärsten war für ihn wohl die Europa­League­Reise nach SanktPetersburg im Frühjahr 2013, als der heutige Arsenal­Spieler während des Hin­ flugs infolge einerUnterzuckerung das Bewusstsein verlor und der Pilot sich Eymann, Carlo Conti, Ueli Vischer und füreine Notlandung entschied. Felix auch Karl Schweizer oder Marcel Ospel Marti stabilisierte den Ägypter zwar im dem runden Leder nachjagte, sondern Handumdrehen, doch konnte das Pro­ auchaus demTennis: Fast so lange, zedere nicht mehr abgebrochen wer­ wie er Club­Doc beim FCB ist,firmiert den, weshalbauf demBerlinerFlug­ der dreifache Familienvater auch als hafen eine Armada von Krankenwagen, Turnierarzt der Swiss Indoors. Mit sei­ Feuerwehr­ und Polizeiautos den nen inzwischen 35 Jahren an der Seite FliegerinEmpfang nahmenund Elneny von Roger Brennwald ist er der mit zum Aussteigen zwingen wollten. Marti Abstand dienstälteste Mediziner persönlich musste mit seiner Unter­ auf der gesamten ATP­Tour. schrift dafür garantieren, dass der Es ist nicht das Einzige, was FelixMarti Weiterflugmöglich war. seinen Vorgängern an Erfahrung voraus Es ist dies eine von unzähligen hat.Denn auf dieFrage, wer vonden Geschichten, die Felix Marti erzählen drei FCB­Ärzten eine sportmedizinische kann. Nichtnur aus dem Fussball, dem Ausbildung absolviert hat, schütteln die er aktiv auf dem Eisweiher in Riehen beiden älteren Semester nur den Kopf In der ersten Reihe. Wenn derFCB feierte, so wiehierden Meistertitel 1980,war meistens auch derClubarzt mitdabei – frönte, wo er als einziger Medizin­ und sagen unisono: «Das gabs damals hier Walter Marti (unten rechts). Foto Keystone student mit den Unikollegen Christoph noch gar nicht.» olg 125 Joor FC Basel. Ein rotweisses Geschichtsbuch, das von Der FC Basel und seine Heimspielstätten spielen nicht erst in jüngerer Vergangenheit eine wichtige

Von Oliver Gut Nationalspieler mit FCB-Vergangenheit mit der besten Torquote. Basel. Wer Siegfried Pfeiffer nicht Der Einzige, der mit seinen Toren kennt, der braucht sich nicht zu schä- auf sich aufmerksam gemacht hat, ist er men. Obwohl Siegfried Pfeiffer in der deswegen bei Weitem nicht: Basler, die Geschichte des FC Basel eine besondere besonders oft trafen oder wichtige Tref- Rolle zukommt. Allerdings ist es schon fer erzielten, kommen in der Geschichte eine Weile her, dass der Mann mit der Schweizer Nationalmannschaft dem Doktortitel auf dem grünen Rasen überdurchschnittlich oft vor. Und dies stand. Nach der Jahrhundertwende vor allem dann, wenn die Schweiz am schnürte Pfeiffer die Kickstiefel für erfolgreichsten war. Ob Josef «Seppe» den FC Basel. Und er war auch der Hügi, Adrian Knup oder der Schweizer erstedokumentierte FCB-Spieler, der Rekordtorschütze Alex Frei – sie alle in einem Schweizer Länderspiel ins prägten besondere Schweizer Epochen. Schwarze traf. Gleich zwei Tore erzielte Das rotweisse Geschichtsbuch wird er beim ersten Schweizer Heimspiel in aber nicht nur deswegen von dicken rot- Basel, als man Deutschland 5:3 auf dem blauen Kapiteln geprägt. Und wer die Landhof besiegte (vgl. unten). Und weil aktuelle Besetzung der Nationalmann- er danach nie mehr für die Schweiz schaft sieht, der ahnt, dass sich dies auflief, ist er damit gleichsam derjenige auch in Zukunft nicht ändern wird. NachtbeimNachbarn Gleich zweimal ein 5:3. Die Geschichte der Schweizer Nationalelf begann am 12. Februar 1905 mit dem ersten Länderspiel gegen Frankreich. Doch speziell sind vor allem die Vergleiche gegen Deutschland. Im ersten Spiel gegen den nördlichen Nachbarn, das für die Deutschen gleichzeitig das erste internationale Spiel über- haupt war, gewannen die Schweizer am 5. April 1908 auf dem Basler Landhof (Bild) 5:3, wobei sich mit Siegfried Pfeiffer ein FCB-Spieler als zweifacher Tor- schütze auszeichnete. Die Geschichte wiederholte sich nahezu am 26. Mai 2012, als im Basler St.-Jakob-Park das vorerst letzten Heimspiel gegen Deutschland stattfand und es für die Gäste wieder dunkle Nacht wurde. Auch da gewannen die Schweizer mit 5:3. Als dreifacher Torschütze liess sich Eren Derdiyok feiern – er ist bekanntlich Basler, der beim FCB zum Nationalspieler wurde. mr/olg FotoKeystone

«Goldfiessli»mit Gala Im Tor-Rausch. Seine Trefferquote in der Nationalmann- Entscheidungsspiel – wiederum gegen Italien – zwei Tore schaft ist besser als diejenige von Alex Frei. Sein Anteil an zum Schweizer 4:1-Sieg, im alten Joggeli in Basel. Die darauf Schweizer Erfolgen grösser als von irgendeinem anderen folgende, legendäre 5:7-Niederlage gegen Österreich sieht ehemaligen Spieler des FC Basel: Josef «Seppe» Hügi ist schliesslich gar drei Hügi-Tore. Doch es geht noch mehr: Am nicht nur bis heute der Mann, der in der ewigen FCB-Besten- 12. Oktober 1960 – wiederum in Basel – schlägt die Schweiz liste mit 282 Toren für Rotblau klar an der Spitze steht, son- mit Frankreich den WM-Dritten von 1958. Alle Tore werden dern er ist von 1951 bis 1961 auch der Bomber der Nation. von FCB-Spielern erzielt. Eines von Hans Weber – und gleich An der Heim-Weltmeisterschaft 1954 ist er mit insgesamt deren fünf von «Goldfiessli» Hügi, der einen Gala-Abend sechs Treffern zweitbester Torschütze des Turniers und erwischt, wobei ihm auch ein lupenreiner Hattrick gelingt massgeblich für die Viertelfinal-Qualifikation der Schweizer (Bild). Bis heute ist Hügi der einzige Schweizer, der in einem verantwortlich: In der Gruppenphase erzielt er beim 2:1 Länderspiel fünfmal getroffen hat. In nur 34 Einsätzen für

über Italien den Siegtreffer und schiesst im danach nötigen die Schweiz totalisierte er 23 Tore. olg Foto Keystone Gerüst derGegenwart ALLE SCHWEIZER NATIONALSPIELER DES FC BASEL Rotblaue Qualität. Natürlich ist die rotweisse Reisegruppe, die sich in diesem Sommer auf den Weg an die WM nach Russland aufmacht hat, ein bunter Haufen NameSpiele Tore Zeitraum NameSpiele Tore Zeitraum mit viel Migrationshintergrund. Aber das Gerüst der Gegenwart besteht aus zahl- Hakan Yakin 87 20 2000–2011 Fernand Jaccard12– 1934–1936 reichen Spielern, die beim FC Basel gross wurden: Goalie Yann Sommer (oben, l.), Alex Frei 84 42 2001–2011 11 –1983–1989 Fabian Schär (oben, r.), (Mitte, l.), Granit Xhaka (unten, r.) oder Patrick Müller 81 32000–2011 Ernst Hufschmid 11 –1932–1934 Manuel Akanji (unten, l.), der Shootingstar in der Innenverteidigung. Und die René Botteron 76 21974–1986 Jürg Stohler 10 –1975–1980 nächste Generation steht schon bereit: , … mr Fotos Keystone Xherdan Shaqiri 75 22 seit 2010 Markus Tanner 10 11978–1981 Granit Xhaka 67 10 seit 2011 10 –1995–1997 Beat Sutter 60 13 1983–1994 Markus Pfirter 9–1965–1968 Eren Derdiyok 60 11 seit 2008 Karl Bielser 8–1922–1933 Pascal Zuberbühler 51 –1994–2008 Walter Mundschin 711972–1973 Karl Odermatt 50 10 1963–1973 Peter Wenger 7–1969–1970 Murat Yakin 49 41994–2004 Manuel Akanji 12 –seit 2017 41 22003–2010 R. Kappenberger 651941–1942 Fabian Schär 43 7seit 2013 Peter Marti 6–1971–1980 Marco Steller 37 12 2003–2011 Christian Albicker 511913–1915 Leiter aus 36 6seit 2008 Rudolf Burger 521958–1959 36 31996–2005 Max Galler 5–1923–1929 Yann Sommer 40 –seit 2012 Renato Steffen 5– seit 2015 Lörrach Josef Hügi 34 23 1951–1961 Arthur von Wartburg 5– 1977 Grosse Namen, viel Ruhm. Dass Philipp Degen 32 -2005–2009 Emil Hasler 411908–1911 Ottmar Hitzfeld (Bild) ein guter Stür- Marco Schällibaum 31 11983–1988 R. Schönenberger 4–1977–1980 mer ist, wusste der damalige FCB-Trai- Erni Maissen 29 –1977–1988 Luca Zuffi 4– seit 2015 ner Helmut Benthaus nach den ersten Rolf Blättler 28 11 1966–1973 Werner Schley 3–1959–1960 20 Trainingsminuten. Aus dem ehr- Alfred Jaeck 28 21931–1936 Anton Schnyder 3–1959–1966 geizigen Torjäger aus Lörrach wurde Peter Ramseier 28 –1968–1973 Boris Smiljanic 3–1999–2006 ein noch besserer Trainer, der es via René Hasler 27 –1971–1977 Alfons Weber 3–1937–1942 Aarau, GC, Dortmund und Bayern zu Breel Embolo 30 3seit 2015 André Muff2–2000–2004 Weltruhm brachte und später zum Michael Lang 29 3seit 2013 Paul Schaub 2– 1934 Schweizer Nationaltrainer avancierte. Hans Weber 24 11956–1964 Kurt Stettler 2–1962–1963 Der Leiter aus Lörrach hielt sich acht 23 41997–2003 Silvan Thüler 2–1956–1958 Jahre lang, eine gefühlte Ewigkeit in René Bader 22 11946–1953 Roberto Frigerio 1– 1967 dieser Branche. Hitzfeld war nicht Walter Balmer 20 21969–1973 Hans Greiner 1– 1934 der Einzige, der es mit rotblauer Ver- 20 11997–2004 Hans Hügi 1– 1952 gangenheit auf den Trainerstuhl der Dario Zuffi 19 31986–1997 Martin Jeitziner 1– 1985 Nationalelf brachte: Bruno Michaud David Degen 17 –2006–2011 Jean-Pierre Maradan 1– 1977 coachte das Team zwischen 1972 und Otto Demarmels 16 –1972–1977 Kurt Maurer 1– 1953 1973 für sieben Spiele, er war der ein- Stefan Huber 16 –1991–1999 Walter Müller 1– 1933 zige Ex-Basler mit Schweizer Pass. Bruno Michaud 15 –1967–1969 Dimitri Oberlin 1– seit 2018 Speziell war die Rolle des Tschechen Numa Monnard1511936–1945 Siegfried Pfeiffer 12 1908 Georges Sobotka im Frühling 1964: Fabian Frei 14 3seit 2011 Georges Schreyer 1– 1914 Der FCB-Trainer betreute auch die Marcel Kunz 14 –1967–1971 Godi Stäuble 1– 1950 Nationalelf – und zwar im Nebenamt.

Ernst Kaltenbach 13 –1911–1922 Hanspeter Stocker 1– 1967 Allerdings nur für drei Spiele. mr Foto Key | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 13 dicken rotblauen Kapiteln geprägt ist Rolle, wenn es um die Schweizer Nationalmannschaft geht Ein rotblaues Triumvirat in Turbulenzen Viele Erfolge – und ganz viel Ärger. Beim FC Basel sind Alex Frei, Marco Streller und Benjamin Huggel das, was man Legenden nennen muss. Auch in der Nationalmannschaft hinterliess das FCB-Führungstriumvi- rat seine Spuren. Und es wäre leicht, diese Geschichte ebenfalls als Erfolgs- story wiederzugeben: Alex Frei ist mit 42 Toren Rekord-Torschütze der Schweiz, war an zwei Welt- und Europameisterschaften dabei. Marco Streller schoss die Nationalmann- schaft im Herbst 2005 inIstanbul an die Weltmeisterschaft nach Deutsch- land. Und Benjamin Huggel war an der Endrunde 2010 der Fels im Mittelfeld, als der spätere Sieger Spanien 1:0 bezwungen wurde. Allerdings ist das nicht die ganze Wahrheit. Und ist ihre Nationalmann- schaftsgeschichte genauso eine Geschichte voller Ärger wie voller Erfolg. Bis zum Herbst 2003 ist alles in bester Ordnung – und stehen alle gemeinsam mit dem ehemaligen FCB- Trainer Raphael Wicky sowie dem aktuellen FCB-Nachwuchs-Goalietrai- ner Jörg Stiel auf dem Platz, als die Schweiz sich gegen Irland für die EM in Portugal qualifiziert (Bild oben). Aber dann wechselt sich Erfolg mit Ungemach ab: In der Vorbereitung zur Europameisterschaft erleidet Streller einen Schien- und Waden- beinbruch. In Portugal spuckt Alex Frei dem Engländer Steven Gerrard ins Genick (links). Ein gutes Jahr spä- ter wehrt sich Huggel in Istanbul (rechts), kickt einen türkischen Betreuer und verpasst die WM. In Deutschland wird der Rest erst zu Helden – damit am Ende Streller (und dessen Zunge) mit einem ver- schossenen Elfmeter in den Achtelfi- nals die Deppen sind (unten rechts). Dies, nachdem Frei als etatmässiger Elfmeter-Schütze kurz vor dem Shoo- tout ausgewechselt wurde. An der Heim-EM 2008 soll alles besser wer- den – und wirds nicht: Schon vorher sagt Streller nach Pfiffen im Heim- Entscheid für die Ewigkeit spiel, er werde nach der EM zurück- Englisch für Anfänger. Die WM 1966 in England bleibt für die Schweiz für treten, korrigiert das aber. Im Start- lange Zeit das letzte grosse Turnier – und es ist das einzige grosse Turnier, das spiel fällt Captain Frei vor der Pause FCB-Legende Karl Odermatt erlebt. Die Schweizer verlieren alle Gruppen- verletzt aus. Auch Streller ist spiele, Odermatt steht bei den ersten Niederlagen (0:5 gegen Deutschland, 1:2 angeschlagen. Und Huggel nicht erste gegen Spanien) auf dem Platz, nimmt aber überraschenderweise nicht beim Wahl. Also finden sich ab Spiel 2 alle denkwürdigsten Ereignis, der «Nacht von Sheffield»te il, da einige National- auf der Ersatzbank wieder (siehe Bild spieler wie Köbi Kuhn ausbüchsen, um einen draufzumachen. unten). Nach Südafrika wählt Huggel Für Aufsehen sorgt ein anderer Basler, der mit Sicht auf den Landhof sein Ende selbst. Das tun bald darauf wohnt, aber Kleinhüningen angehört: Referee Gottfried Dienst (Bild Mitte) auch Frei und Streller. pfeift den WM-Final zwischen Gastgeber England und Deutschland – und fällt In Basel wieder vereint, sind sie in der Verlängerung beim Stand von 2:2 einen Entscheid für die Ewigkeit: Der die ersten Sündenböcke einer schwie- Engländer Geoff Hurst hat den Ball via Latte halb hinter, halb auf die Torlinie rigen EM-Qualifikation – und treten befördert. England jubelt, Deutschland reklamiert. Dienst holt Rat bei Linien- noch vor deren Ende zurück. Ein richter Tofik Bachramow. In Englisch, obwohl der Mann aus Baku der Sprache anderes Trio, das vergleichbar viele nicht mächtig ist. Und gibt dann aufgrund von Gestik und Mimik seines Assis- Turbulenzen in der Schweizer tenten das «Wembley-Tor», das dem Mutterland des Fussballs den Weg zum Nationalmannschaft erlebte, findet

4:2 und bis heute einzigen WM-Titel ebnet. olg Foto Keystone sich keines. olg Fotos Keystone

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1952/53. Trainer: René Bader (Spielertrainer). – Tor: Walter Müller, Werner Schley. 1966/67. Trainer: Helmut Benthaus(Spielertrainer).–Tor: Hansruedi Günthardt, 1968/69. Trainer: Helmut Benthaus(Spielertrainer).–Tor: Marcel Kunz, Jean-Paul – Feld: René Bader, Walter Bannwart, Walter Bielser, Werner Bopp, Hansruedi Fitze, Marcel Kunz, Jean-Paul Laufenburger. – Feld: HelmutBenthaus, RobertoFrigerio, Laufenburger. – Feld: Walter Balmer, Helmut Benthaus, Otto Demarmels,Paul Fischli, Hans Hügi,Seppe Hügi,KurtMaurer, György Mogoy, PeterRedolfi,KurtThalmann, Helmuth Hauser,JosefKiefer, JanosKonrad,Bruno Michaud, Aldo Moscatelli,Walter Helmuth Hauser,Josef Kiefer JanosKonrad, Bruno Michaud, Walter Mundschin, Hans Weber. Mundschin,KarlOdermatt, RolandPaolucci, Markus Pfirter,Peter Ramseier, Anton Karl Odermatt,, Bruno Rahmen, PeterRamseier,DieterRüefli, Schnyder, UrsSiegenthaler,HanspeterStocker,HanspeterVetter, PeterWenger. UrsSiegenthaler,JürgenSundermann, PeterWenger.

1972/73. Trainer: Helmut Benthaus. – Tor: Marcel Kunz, Jean-Paul Laufenburger. 1976/77. Trainer: Helmut Benthaus. – Tor: Hans Müller, Jörg Wenger. – Feld: 1979/80. Trainer: Helmut Benthaus. – Tor: Hans Küng, Hans Müller. – Feld: Robert – Feld: Walter Balmer, Otto Demarmels,Paul Fischli, René Hasler,OttmarHitzfeld, Otto Demarmels,Paul Fischli, Walter Geisser, Detlev Lauscher, Erni Maissen, Jean- Baldinger, Otto Demarmels,Serge Gaisser, Walter Geisser,RenéHasler, Manfred JosefKiefer, ,WalterMundschin,Karl Odermatt,Roland Paolucci, Bruno Rahmen, PierreMaradan,Peter Marti, SergeMuhmenthaler,WalterMundschin, EigilNielsen, Jungk, SeppiKüttel, Detlev Lauscher,ErniMaissen, Jean-PierreMaradan, Peter PeterRamseier, Rolf Riner, HeinzSchönebeck,Urs Siegenthaler,JörgStohler, PeterRamseier, Roland Schönenberger, Jörg Stohler, Markus Tanner, Arthur von Marti, JamesMeyer,HansruediSchär,Ernst Schleiffer, Rolf Schönauer,Jörg Peter Wenger. Wartburg. Stohler, Markus Tanner, Arthur vonWartburg.

2004/05. Trainer: Christian Gross. – Tor: Thomas Mandl, PascalZuberbühler.– 2007/08. Trainer: Gross. – Tor: Costanzo, Crayton, Leutwiler. – Feld: , Carli- 2009/10. Trainer: Fink.–Tor: Colomba,Costanzo, Wessels.–Feld: Abraham, Feld: SébastienBarberis, César Carignano, ScottChipperfield, DavidDegen,Philipp tos, Chipperfield, DavidDegen,Eduardo,Derdiyok, Ergic, Ferati,Fabian Frei,Hodel, Almerares, Aratore, Atan,Cabral,Carlitos, Chipperfield,Ferati, Alex Frei,Gelabert, Degen,MatiasDelgado, Ivan Ergic, ChristianGimenez,Benjamin Huggel, Kléber, Huggel,Lokvenc,Majstorovic,Marque, Malick Ba,Morganella,Nakata, Perovic, Huggel,Inkoom,Mustafi, Perovic, Ritter, Safari,Sahin,Schürpf,Shaqiri, Da Silva, DjamelMesbah, PatrickMüller, MladenPetric,AlexandreQuennoz, JulioRossi, Ritter, Sahin,Stocker,Streller, Zanni. Stocker, Streller,Unal, Zanni, Zoua. Boris Smiljanic, MileSterjovski, MuratYakin,RetoZanni,Marco Zwyssig.

2012/13. Trainer: Vogel/Yakin. – Tor: Sommer,Vailati.–Feld: Adili, , 2013/14. Trainer: Yakin. – Tor: Sommer, Vailati.–Feld: Arlind Ajeti, Aliji, Andrist, 2014/15. Trainer: Sousa. – Tor: Vaclik,Vailati.–Feld: AlbianAjeti,ArlindAjeti,Aliji, Andrist, Bobadilla, Cabral,David Degen,Philipp Degen, Diaz,Dragovic, Alex Frei, Bobadilla, Callà, DavidDegen,PhilippDegen,Delgado, Diaz,Elneny, Embolo, Callà, PhilippDegen,Delgado,Diaz, Elneny,Embolo,Fabian Frei,Gashi, Gonzalez, FabianFrei, Grether, Jevtic,Kovac,Pak, Park,Salah,Sauro,Schär,Seferagic, FabianFrei, Ivanov,Safari,Salah,Sauro,Schär,Serey Die, Sio,Stocker,Streller, Hamoudi, Ivanov,Kakitani,Safari,Samuel, Schär,Serey Die, Sio,Streller, Suchy, SereyDie,Steinhöfer,Stocker,Streller, Voser, Vuleta,Yapi, Zoua. Suchy, Voser, TaulantXhaka. Traoré,Xhaka,Zuffi. | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 15

1968/69. Trainer: Helmut Benthaus(Spielertrainer).–Tor: Marcel Kunz, Jean-Paul 1969/70. Trainer: Helmut Benthaus(Spielertrainer).– Tor: Marcel Kunz, Jean-Paul 1971/72. Trainer: Helmut Benthaus. – Tor: Marcel Kunz, Jean-Paul Laufenburger. Laufenburger. – Feld: Walter Balmer, HelmutBenthaus, Otto Demarmels,Paul Fischli, Laufenburger. – Feld: Walter Balmer, HelmutBenthaus, Otto Demarmels,Paul – Feld: Walter Balmer, Rolf Blättler,OttoDemarmels,PaulFischli,RenéHasler, Hel- Helmuth Hauser,JosefKieferJanos Konrad, Bruno Michaud, Walter Mundschin, Fischli, Helmuth Hauser, JosefKiefer, BrunoMichaud,WalterMundschin,Karl muth Hauser, Ottmar Hitzfeld,JosefKiefer, Walter Mundschin, Karl Odermatt, Karl Odermatt,Roland Paolucci, Bruno Rahmen, PeterRamseier,DieterRüefli, Odermatt,RolandPaolucci, BrunoRahmen, PeterRamseier, UrsSiegenthaler, Roland Paolucci, Bruno Rahmen,Peter Ramseier, UrsSiegenthaler,JörgStohler Urs Siegenthaler,JürgenSundermann, PeterWenger. Jürgen Sundermann,Peter Wenger. Jürgen Sundermann, PeterWenger.

1979/80. Trainer: Helmut Benthaus. – Tor: Hans Küng, Hans Müller. – Feld: Robert 2001/02. Trainer: Gross. – Tor: Crevoisier, Zuberbühler. – Feld: Atouba,Aziawo- 2003/04. Trainer: Christian Gross. – Tor: RomanCrevoisier, Pascal Zuberbühler. – Baldinger,OttoDemarmels,Serge Gaisser, Walter Geisser,RenéHasler, Manfred nou, Barberis,Cantaluppi,Ceccaroni,Chipperfield, Cravero,PhilippDegen,Ergic, Feld: ThimothéeAtouba, SébastienBarberis, MarioCantaluppi,Scott Chipperfield, Jungk, SeppiKüttel, Detlev Lauscher,ErniMaissen, Jean-PierreMaradan, Peter Gimenez,Huggel, Kreuzer, Koumantarakis, N‘Tiamoah, Quennoz, Savic, Streller, DavidDegen,PhilippDegen,MatiasDelgado,GrégoryDuruz,Damir Dzombic, Ivan Marti, JamesMeyer,HansruediSchär,Ernst Schleiffer, Rolf Schönauer, Jörg Tum, Varela,Hakan Yakin, MuratYakin,Zwyssig. Ergic, ChristianGimenez,FranciscoGuerrero, Benjamin Huggel,AlexandreQuen- Stohler, Markus Tanner, Arthur vonWartburg. noz, JulioRossi,Boris Smiljanic, HervéTum,Murat Yakin, MarcoZwyssig.

2009/10. Trainer: Fink.–Tor: Colomba,Costanzo, Wessels.–Feld: Abraham, 2010/11. Trainer: Fink.–Tor: Colomba,Costanzo, Sommer. – Feld: Abraham, 2011/12. Trainer: Fink/Vogel. – Tor: Colomba,Herzog, Sommer. – Feld: Abraham, Almerares, Aratore, Atan,Cabral,Carlitos, Chipperfield,Ferati, Alex Frei,Gelabert, Almerares, Atan,Baron,Cabral, Chipperfield, Dragovic,Ferati, Alex Frei,Huggel, Ajeti, Andrist, Buess,Cabral, Chipperfield, Philipp Degen,Dragovic, Alex Frei,Fabian Huggel,Inkoom,Mustafi, Perovic, Ritter, Safari,Sahin,Schürpf,Shaqiri, Da Silva, Kamber,Kusunga,Inkoom,Safari,Schürpf,Shaqiri, Steinhöfer, Stocker, Streller, Frei,Huggel,Kovac,Kusunga, Pak, Park,Schürpf,Xherdan Shaqiri, Steinhöfer, Stocker, Streller,Unal, Zanni, Zoua. Tembo, Unal, Wieser,Granit Xhaka, TaulantXhaka,Yapi, Zanni, Zoua. Stocker, Streller,Tembo,Voser, Granit Xhaka, TaulantXhaka,Yapi, Zoua.

2014/15. Trainer: Sousa. – Tor: Vaclik,Vailati.–Feld: AlbianAjeti,ArlindAjeti,Aliji, 2015/16. Trainer: Fischer. – Tor: Salvi, Vaclik,Vailati.–Feld: , Albian 2016/17. Trainer: Fischer.–Tor:Nikolic,Vaclik, Vailati.–Feld: Akanji,Balanta,Bjar- Callà, PhilippDegen,Delgado,Diaz, Elneny,Embolo,Fabian Frei,Gashi, Gonzalez, Ajeti, Akanji,Aliji,Bjarnason, Boëtius,Callà,Cömert,PhilippDegen,Delgado,Elneny, nason, Boëtius,Bua,Callà,Cömert,Delgado, Doumbia,Elyounoussi, Fransson, Hamoudi, Ivanov,Kakitani, Safari,Samuel, Schär,Serey Die, Sio,Streller, Suchy, Embolo,Fransson,Gashi, Hoegh,Hunziker, Huser, Itten, Janko, Kakitani,Kuzmano- Gaber, Hoegh,Janko, Kutesa,Lang, Manzambi,Petretta,Pickel, Riveros, Schmid, Traoré,Xhaka,Zuffi. vic, Lang,Pickel, Safari,Samuel, Sporar,Steffen,Suchy, Traoré,TaulantXhaka,Zuffi. SereyDie,Sporar, Steffen, Suchy, Traoré,TaulantXhaka,Zuffi. 125 Joor FC Basel. Ob ganz oben oder weiter unten: An der Im Jubiläumsjahr blicken neun FCB-Präsidenten zurück auf ihre Amtszeit und erzählen von Höhen

Oliver Gut und Marcel Rohr Werner Edelmann (77, Präsident 2002–2006) Basel. 46 Präsidenten weist die Ehren- tafel des FC Basel seit 1893 aus – sowie « braucht zwei Jahre, mit Gigi Oeri eine Präsidentin, die als erste Frau rotblaue Geschichte schrieb. um seine Ideen zu verwirklichen» Es gab Vereinsobere wie Roland Rasi, Das war zweifellos Murat Yakin. Er die nur ein Jahr blieben, und andere BaZ: Werner Edelmann, wie erklären Sie in drei Sätzen, was die Faszination konnte in der Abwehr das Spiel lesen wie Ernst Thalmann (fünfmal Präsi- wie kein anderer. Er war nicht der dent), die jeweils mit Unterbrüchen FC Basel ausmacht? Werner Edelmann: Da sind tiefe Schnellste, aber mit seiner Gabe lief mehrmals das Amt ausübten. Jugenderinnerungen, die auf der er immer in die richtige Richtung. Neun von ihnen leben noch, und als Schützenmatte beginnen. Ich bin Dazu möchte ich sich die BaZ aufmachte, ihnen im Rah- beim Wielandplatz aufgewachsen erwähnen. Seine Gradlinigkeit hat men des 125-Jahr-Jubiläums des FCB und war fast an jedem Spiel. 1968 mir imponiert. Mit der Zeit lernte er die gleichen Fragen zu stellen, machten trat ich dem FC Basel bei – zeitgleich auch, schöne Pässe zu geben. Er war alle mit. Teils am Telefon, teils per Mail, übrigens mit Gusti Nussbaumer, der immer hochanständig und gegenüber teils im Garten bei Kaffee und Linzer- noch immer Teamchef ist. seinem Club sehr loyal. torte – wie bei Werner Edelmann in Was war das wichtigste FCB-Ereignis Was ist heute beim FCB besser als es zu Wallbach. Der sagte: «Wenn ich mich Ihrer Amtszeit? Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- auf die Zehen stelle, sehe ich das Haus Es gab keines. Ich lief von einem Hap- her besser als heute? von Bernhard Burgener in Zeiningen.» pening zum nächsten und begann bei Ganz einfach: Besser ist heute die Der FCB verbindet. Auf allen Ebenen. null, das Tagesgeschäft hielt mich auf Menge an Zuschauern. Früher war Trab. Der wichtigste Transfer im besser, dass wir die Zuschauer noch sportlichen Bereich war der Zuzug persönlich kannten. Es war alles viel von GC-Verteidiger Boris Smiljanic. familiärer als jetzt. Was war das grösste FCB-Problem Ihrer Was ist die grösste Herausforderung Amtszeit? des modernen Fussballs – und was ist Wir standen an der Schwelle zu einer die grösste FCB-Herausforderung der neuen Epoche, das führte mitunter zu nächsten Jahre? Meinungsverschiedenheiten, die wir Die Herausforderung ist immer noch jedoch im kleinen Kreis immer lösen die gleiche wie früher: Der Fussball konnten. Mit Werner Schmid und ist viel athletischer geworden. Tricks Mathieu Jaus hatte ich tolle Vor- und Systeme gibt es keine neuen standskollegen, die mich und Gigi mehr. Jeder weiss alles. Auf den FCB Oeri grossartig unterstützten. Der bezogen – das ist schwierig abzu- wichtigste Vertragsabschluss war im schätzen. Ich denke, der neue Trainer Sponsoring die Partnerschaft mit Marcel Koller braucht zwei Jahre, um Novartis, den wir völlig unkompliziert seine Ideen im Joggeli zu verwirk- abschlossen. lichen. Ich hoffe, ihm wird diese Zeit Der Anfang. Roland Geldner war von Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer gewährt. Das ist die grösste Heraus- 1893 bis 1896 der erste FCB-Präsident. Präsidialzeit – und warum? forderung für den FCB. Humorvoll und grosszügig. Werner Edelmann feiert mit seiner Nachfolgerin Gigi Oeri 2004

René Jäggi (69, Präsident 1996–2002) Urs Gribi (79, Präsident 1983–1986) «Der Effizienteste warGimenez» «Spielerverträge wurden beidseitig respektiert»

BaZ: René Jäggi, wie erklären Sie in drei BaZ: Urs Gribi, wie erklären Sie in drei Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer Arthur von Wartburg, Jörg Stohler Sätzen, was die Faszination FC Basel Sätzen, was die Faszination FC Basel Präsidialzeit – und warum? und bestimmt auch Beat Sutter. ausmacht? ausmacht? Herausragend waren für mich René Was ist heute beim FCB besser als es zu René Jäggi: Der FCB ist für die Bas- Urs Gribi: Die Identifikation der Botteron, Erni Maissen, Martin Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- ler mehr als ein Fussballverein – er ist Region mit dem FC Basel ist über- Andermatt, Marco Schällibaum, her besser als heute? Lebenselexier, ohne das man nicht ragend. Das gilt ebenso für die Bereit- Die Infrastruktur des St.-Jakob-Parks, atmen kann. Ohne den FCB fehlt schaft und den Einsatz von Mit- die Trainingsbedingungen für das etwas. Ohne den FCB ist das Leben gliedern und Fans für den Kader und den Nachwuchsbereich, trostlos! angestrebten sportlichen Erfolg. insbesondere durch den FCB-Cam- Was war das wichtigste FCB-Ereignis Gemeinsam zu leiden und zu feiern – pus, sind viel besser als früher. Durch Ihrer Amtszeit? auch darum geht es. die Teilnahme an europäischen Wett- Die Berufung von Christian Gross als Was war das wichtigste FCB-Ereignis bewerben haben sich finanziell neue Trainer, dazu wurde Gigi Oeri in den Ihrer Amtszeit? Möglichkeiten ergeben. Was früher Vorstand gewählt. Das Stadion wurde Die Nachwehen des verlorenen Cup- besser war: Spielerverträge wurden umgebaut. Und 2002 kam dann der finals 1982 gegen Sion waren ebenso stets beidseitig respektiert und ein- sportliche Erfolg, eroberten wir zu spüren wie die Sanierung der gehalten. Transfererträge und Auf- bekanntlich das Double. finanziellen Missstände im Verein. wendungen waren durch klare Richt- Was war das grösste FCB-Problem Ihrer Gewonnen und gefeiert. René Jäggi Dafür verzeichneten wir an der linien des SFV berechenbarer als Amtszeit? mit Yakin (l.) und Zuberbühler. Foto Keystone Transferfront mit den Zuzügen der heute, was eine bessere Planung Wir spielten auf der Schützenmatte, Nationalspieler Botteron, Andermatt, ermöglichte. hatten wenig Geld und brauchten Heute ist viel Geld da. Die Stadt und Schällibaum, Maissen und Ladner ein Was ist die grösste Herausforderung Zeit und Glück, damit wir den FCB die Region stehen hinter dem Club, paar schöne Erfolge. Erwähnen muss des modernen Fussballs – und was ist umbauen konnten. Das Schlimmste aber die Erwartungshaltung ist des- ich natürlich auch die Rückkehr von die grösste FCB-Herausforderung der war jedoch der Fast-Abstieg in die halb auch riesig – wir standen am An- Trainer Helmut Benthaus. nächsten Jahre? Nationalliga B am 17. Mai 1998. fang und hatten auch noch Träume. Was war das grösste FCB-Problem Ihrer Die Jugend von heute braucht sport- Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer Was ist die grösste Herausforderung Amtszeit? liche Vorbilder. Das bedingt Einsatz Präsidialzeit – und warum? des modernen Fussballs – und was ist Ich übernahm damals eine Million und Fairness von allen Akteuren. Die Nicht unbedingt der Beste, aber der die grösste FCB-Herausforderung der Franken Schulden, was in Anbetracht Förderung der Junioren zu körper- Effizienteste war Christian «Jimmy» nächsten Jahre? von maximalen Ertragsmöglichkeiten lichen und geistigen Höchst- Gimenez. Ein Torjäger oder Knipser, Das viele Geld droht den modernen von rund drei Millionen Franken leistungen sollte im Vordergrund ste- der immer traf. Er war auch als Per- Fussball zu ersticken. Die Gefahr des doch beträchtlich viel war. Die hen. Der moderne Fussball muss son ein unglaublich positiv denken- Überbordens droht. Das über Jahre Trainingsbedingungen auf dem Land- attraktiv, risikofreudig und weniger der Mensch. sorgsam Aufgebaute zu bewahren hof waren prekär. Aufgrund der systemabhängig daherkommen. Der Was ist heute beim FCB besser als es zu und sogar noch auszubauen, muss finanziellen Gegebenheiten hatten Zuschauer erwartet Dominanz des Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- das Ziel sein – sowie in guten Zeiten wir das Ziel, den Spitzenfussball in Aktiv und zufrieden. Urs Gribi senior FCB in der Meisterschaft und die her besser als heute? nicht überheblich werden. der Region zu fördern. geniesst die freie Zeit. Foto zvg Qualifikation für den Europacup.

René Theler (83, Präsident 1976–1980) «Alle schauten nur für sich, alle lügten»

BaZ: René Theler, wie erklären Sie in nur durch die Gründung der 150000 Franken kostete. Ich hätte nationalen Höhenflügen. Dafür drei Sätzen, was die Faszination Donatorenvereinigung sowie einer nur 50000 Franken bezahlen dürfen. identifiziert sich der FC Basel heute FC Basel ausmacht? Betteltour bei allen Wirtschafts- Mir wurde ein Freundschaftsspiel nicht mehr mit der heimischen René Theler: Sie gründet in der führern von Basel. Ich ging bei allen angeboten, bei dem klar war, dass es Bevölkerung, fast alle Spieler kom- Freude am Festen der Basler Bossen persönlich vorbei und erklärte nie stattfinden wird – nur um die Zah- men aus dem Ausland. Wir hatten nur Bevölkerung. Denken Sie an die Siege ihnen, welche Bedeutung der FCB in len zu frisieren. einen Ausländer in der Mannschaft, des FCB. Denken Sie an den Gewinn der Stadt hatte. Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer aber wir waren eine Einheit. Heute der Titel in Meisterschaft und Cup. Was war das grösste FCB-Problem Ihrer Präsidialzeit – und warum? dominiert der Kommerz, da kann Was war das wichtigste FCB-Ereignis Amtszeit? Markus Tanner. Er brachte die fuss- einem die Freude am Fussball schon Ihrer Amtszeit? Die Sauerei in den Nationalliga-Ko- ballerische Klasse mit. Leider war er vergehen. Im Vordergrund stand gewiss die Pro- missionen sowie die Eitelkeit der Prä- aber ein Spatzenhirn. Was ist die grösste Herausforderung fessionalisierung der Mannschaft – so sidenten. Alle schauten nur für sich, Was ist heute beim FCB besser als es zu des modernen Fussballs – und was ist weit, wie das eben möglich war. Eines es gab kein Miteinander, nur Gegen- Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- die grösste FCB-Herausforderung der der Ziele war, dass Helmut Benthaus einander. Alle lügten. Ein Beispiel: Es her besser als heute? nächsten Jahre? Engagiert und direkt. René Theler nicht zweimal, sondern fünfmal pro gab Transferlimitierungen. Ich wollte Heute haben sie eine bessere Mann- Dass man wieder Fussball spielt – und während eines Auftritts. Foto Keystone Woche trainieren konnte. Das ging einen Spieler zum FCB lotsen, der schaft, natürlich dank den inter- nicht nur dem Geld nachrennt. | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 17 rotblauen Spitze standen sie alle und Tiefen zwischen Nationalliga B und Champions League

Gigi Oeri (63, Präsidentin 2006–2012) Bernhard Burgener (61, Präsident seit 2017) «… dass man den Boden wieder «Der FC Basel tickt anders»

unter die Füsse bekommt» BaZ: Bernhard Burgener, wie erklären der Gesamtleistung als Mannschaft. Sie in drei Sätzen, was die Faszination Daher steht das Team für mich an ers- BaZ: Gigi Oeri, wie erklären Sie in drei Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer FC Basel ausmacht? ter Stelle. Sätzen, was die Faszination FC Basel Präsidialzeit – und warum? Bernhard Burgener: Der FC Basel Was ist heute beim FCB besser als es zu ausmacht? Wir hatten so viele tolle Spieler, wel- tickt anders und gehört mit der Fas- Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- Gigi Oeri: Der FC Basel bezieht seine che ich während, aber auch vor sowie nacht mit zum Besten, was Basel zu her besser als heute? Faszination aus der Tatsache, dass er nach meiner Zeit beim FC Basel bieten hat. Faszination verbunden Ich bin der falsche Adressat für diese ein grosses Stück Kultur der Stadt erleben durfte und auch beobachten mit Fan-Treue pur – und wenn es dich Frage. Wir haben einen Umbruch sowie auch der ganzen Region ist. konnte. Es ist sehr schwer, ja fast packt, lässt du nicht mehr los. 1964 zwischen 2017 bis 2020 angekündigt. Und damit meine ich eine Region, die unmöglich, hier einen hervorzu- hat es mich erwischt. Daran arbeiten wir. sich über drei Länder erstreckt. Die heben. Alle haben während ihrer Zeit Was war das wichtigste FCB-Ereignis Was ist die grösste Herausforderung enge Verbindung zwischen Stadt, immer ihr Bestes gegeben – für den Ihrer Amtszeit? des modernen Fussballs – und was ist Region, Fans und Club ist in diesem Club sowie auch für die Fans. Ich führe kein Ranking. Im Vorder- die grösste FCB-Herausforderung der Ausmass einzigartig, ich habe das Was ist heute beim FCB besser als es zu grund stand für uns eine erfolgreiche nächsten Jahre? nirgendwo anders gesehen. Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- Umsetzung unseres im letzten Som- Der Fussball ist zu einem globalen Was war das wichtigste FCB-Ereignis her besser als heute? mer angekündigten Umbruchs. Geschäft geworden, in dem enorme Ihrer Amtszeit? Da ich den FCB von heute zwar ver- Was war das grösste FCB-Problem Ihrer Summen umgesetzt werden. Da kann Über die gesamte Zeit gesehen, in der folge, aber zu wenig dahinter sehe, Amtszeit? nicht jeder mithalten, darum gehört ich beim FC Basel ein Amt ausübte, kann ich nicht beurteilen, was früher Wie bereits erwähnt, ich führe kein die Gefahr einer Zweiklassengesell- waren sämtliche Champions-Lea- besser oder schlechter war. Ranking – weder bei Erfolgen noch schaft im nationalen wie im inter- gue-, aber auch die übrigen Europa- Was ist die grösste Herausforderung bei Problemen. Diese stellen aus mei- nationalen Fussball sicher zu den cup-Kampagnen die grössten Ereig- des modernen Fussballs – und was ist ner Sicht Hindernisse dar, die es zu grossen Herausforderungen, die wir nisse. Hervorzuheben sind für mich die grösste FCB-Herausforderung der überwinden gilt. im Interesse des Fussballs und seiner allerdings die Spiele gegen Liverpool nächsten Jahre? Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer Fans meistern müssen. Und was den im Herbst 2002, als ich noch Vize- Ich glaube die grösste Heraus- Präsidialzeit – und warum? FCB betrifft: Die Begeisterung unse- präsidentin war. Die Mannschaft forderung – egal ob generell im Fuss- Fussballspiele leben zwar immer wie- rer Fans für den FC Basel zu erhalten: behauptete sich zweimal gegen diese ball oder explizit beim FC Basel – wird der von gekonnten Einzelaktionen Das ist und bleibt unser Ziel auch für Top-Adresse und erreichte schliess- zukünftig sein, dass man den Boden der Spieler, mehr aber noch von der die Zukunft. lich auf höchster europäischer Ebene wieder unter die Füsse bekommt. die Runde der besten 16. Sich wieder mehr auf die wesent- Was war das grösste FCB-Problem Ihrer lichen Dinge im Fussball konzentrie- Amtszeit? ren und sich daran freuen – das sollte Wir hatten ganz viele Knacknüsse, wieder vermehrt das Ziel sein. Es geht sowohl externe wie auch interne. Ich um die Freude am Sport, die Identi- glaube, das Lösen der internen war fikation mit einem Club und das För- aber die grösste Herausforderung dern von Kindern beim Ausüben den zehnten Meistertitel. Foto Keystone während meiner Amtszeit. einer der tollsten Sportarten.

Peter Epting (71, Präsident 1992–1996) «Wenn Stefan Huber 1998 den Penalty nicht hält…»

BaZ: Peter Epting, wie erklären Sie in abgestiegen und in eine tiefe Resigna- drei Sätzen, was die Faszination tion verfallen. FC Basel ausmacht? Was ist heute beim FCB besser als es zu Peter Epting: Diese Frage konnte ich Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- schon vor 25 Jahren nicht her besser als heute? beantworten, warum sollte ich es Natürlich ist der Erfolg heute besser – dann heute können? Mögliche leider kann er sich schnell auch ins Gründe sind Anziehungskraft, die Negative entwickeln. Die Ansprüche Der aktuelle Präsident und sein Vorgänger. Bernhard Burgener (l.) nimmt von Einfachheit des Sports, die alle in Basel sind sehr hoch, bereits ein Bernhard Heusler ein FCB-Trikot mit seinem Namen entgegen. Foto Keystone Schichten durchdringt. Speziell in zweiter Platz in der Meisterschaft gilt Basel sind sämtliche gesellschaftliche als Misserfolg. Früher gehörte der FC Bernhard Heusler (54, Präsident 2012–2017) Kreise vorhanden, die den Fussball Basel 1893 den Mitgliedern, das war populär machen. besser. Und der Vorstand leistete «Der Spielcharakter Was war das wichtigste FCB-Ereignis Akribischund fleissig. Peter Epting ehrenamtliche Arbeit. Ihrer Amtszeit? führte den FCB aus der Krise. Foto Keystone Was ist die grösste Herausforderung rückt in den Hintergrund» Der Aufstieg 1994 in die damalige des modernen Fussballs – und was ist Nationalliga A, verbunden mit dem der FCB sei ein Fass ohne Boden. Wir die grösste FCB-Herausforderung der BaZ: Bernhard Heusler, wie erklären Sie Was ist heute beim FCB besser als es zu anschliessenden Fest auf dem Bar- mussten den Konkurs abwenden und nächsten Jahre? in drei Sätzen, was die Faszination Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- füsserplatz. Dazu das Spiel in der Auf- neue Gelder beschaffen, woob hl wir Die wirtschaftliche Unabhängigkeit FC Basel ausmacht? her besser als heute? stiegsrunde gegen den FC Zürich vor praktisch keine Gegenleistung bieten mit ihrem Konstrukt von Holding und Bernhard Heusler: Der Stadtclub ist Im alten Joggeli liebte ich die Stim- 42000 Zuschauern – mehr hat die konnten. AG sollte unbedingt beibehalten wer- nicht nur ein Fussballverein, sondern mung auf den Stehplätzen, die Durch- Polizei aus Sicherheitsgründen nicht Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer den. Das erwirtschaftete Geld muss Identifikationsfaktor für die Men- mischung auf den Rängen, das zugelassen, es hätten 50000 sein Präsidialzeit – und warum? im Verein bleiben. Im Moment haben schen unserer ganzen Region. Er gemeinsame «FCBeeee» und generell können. Das 100-Jahr-Jubiläum 1993 Fussball ist ein Mannschaftssport und wir mit Bernhard Burgener noch dominiert die Gespräche in der Beiz die Gänsehautatmosphäre, wenn das war auch speziell. hängt nicht von Individuen ab. Den- einen Basler an der Spitze. Es hätte ja genauso wie jene im edlen Privat- Stadion aus allen Nähten platzte. Der Was war das grösste FCB-Problem Ihrer noch möchte ich Goalie Stefan Huber auch jemand aus Dubai oder Russ- Club. Rotblau fasziniert im Erfolg wie FCB zu meiner Zeit hat aber sehr Amtszeit? nennen; hätte er im Frühling 1998 in land den Club übernehmen können – in der Niederlage und ist Botschafter davon profitiert, dass der Club Ende Dass wir wieder die Akzeptanz und Kriens – das war nach meiner Zeit – dann gute Nacht, FCB. Die Frage einer liberalen, humorvollen und des 20. Jahrhunderts diese Nostalgie das Vertrauen der Wirtschaft gewin- den Penalty nicht gehalten… der FCB betreffend der Faszination würde sich toleranten Geisteshaltung am Drei- hinter sich liess, um in einer moder- nen. Es herrschte die Meinung vor, wäre wieder in die Nationalliga B nicht mehr stellen. ländereck. nen und «richtigen» Arena die Was war das wichtigste FCB-Ereignis Herausforderungen und Chancen des Ihrer Amtszeit? modernen Fussballs meistern zu kön- Roland Rasi (73, Präsident 1982–1983) Ein Sekunden-Ereignis am 8. August nen – ein klassischer Widerspruch 2012: Die Penalty-Parade von Yann meinerseits, siehe Frage drei. «Wir hatten permanent Geldsorgen» Sommer in der Nachspielzeit des Was ist die grösste Herausforderung Qualifikationsspiels zur Champions des modernen Fussballs – und was ist BaZ: Roland Rasi, wie erklären Sie in Was ist heute beim FCB besser als es zu League gegen Molde, in deren Folge die grösste FCB-Herausforderung der drei Sätzen, was die Faszination Ihrer Präsidialzeit war – und was war frü- unser Team letztlich erstmals in der nächsten Jahre? FC Basel ausmacht? her besser als heute? Geschichte bis in die Halbfinals der Die grösste Herausforderung des Roland Rasi: Seit Jahrtausenden Heute ist der FCB ein gut organisiertes Europa League vorstossen konnte. modernen Fussballs und damit auch gibt es Brot und Spiele. Der FCB ist und gesund finanziertes Unter- Was war das grösste FCB-Problem Ihrer des FCB ist, dass der Spielcharakter ein lebendes, erfolgreiches Beispiel nehmen, das professionell geführt Amtszeit? dieses Sports immer mehr in den dafür. Er ist ein Identifikationsvehikel wird. Wir waren eine Gruppe von Der stete Spagat zwischen der Ver- Hintergrund rückt. Die Abhängigkeit als Kulturträger dieser Stadt. Amateuren in der Leitung mit der Auf- antwortung für das Unternehmen ganzer Unternehmen mit mehreren Was war das wichtigste FCB-Ereignis gabe, das gleiche Produkt wie heute – FC Basel, die ohne Professionalisie- hundert Arbeitsplätzen vom Ergebnis Ihrer Amtszeit? 90 Minuten Fussball – zu präsentieren. rung und Kommerzialisierung des auf dem Platz verwandelt sportliche Der Cupfinal am Pfingstmontag 1982 Notabene mit sehr wenig Geld. Clubs nicht ausreichend wahrzu- Resultate zu Existenzfragen. «Gewin- in Bern gegen den FC Sion. Wir ver- Was ist die grösste Herausforderung nehmen ist, und dem Anspruch, die nen wollen und verlieren dürfen» gilt loren leider 0:1! des modernen Fussballs – und was ist Liebenswürdigkeit, Seele und regio- nicht mehr. Dies färbt auf uns alle ab, Was war das grösste FCB-Problem Ihrer die grösste FCB-Herausforderung der nale Verwurzelung dieser Institution ob Präsident, Fan oder Journalist. Amtszeit? nächsten Jahre? zu erhalten. Aber wenn Hang zur Perfektion, Ver- Wir hatten permanent Geldsorgen. Dass nicht Superreiche den Fussball Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer sagensangst und Niederlagen- Dazu mussten wir das Leistungs- als Investitionsinstrument einfach Präsidialzeit – und warum? intoleranz die fast kindliche Freude system auf Halbprofitum umstellen. kaufen oder missbrauchen können. Bestenlisten von Spielern sind im am Unplanbaren, Zufälligen und Wer war der beste FCB-Fussballer Ihrer Für den FCB, dass er in diesem Fussball irrelevant, nur Ranglisten Fehlerhaften des Fussballspiels ver- Präsidialzeit – und warum? anspruchsvollen Umfeld eine den von Teams zählen. So waren alle drängen, dann droht dieser Sport das Beliebt und beschäftigt. Roland Rasi Das weiss ich nicht mehr. Es gab keine Umständen entsprechende Rolle als Spieler, die zu den Titeln beigetragen zu verlieren, was ihn für uns alle so im alten Joggeli 1982. Foto Keystone herausragenden Spieler zu jener Zeit. Spitzenclub spielen kann. hatten, für mich «die Besten». unbeschreiblich faszinierend macht. 125 Joor FC Basel. «Ich habe die Spieler nie zusammengestau Helmut Benthaus und sein bewegtes Leben – zu Besuch beim grössten Trainer in der Geschichte

Von Marcel Rohr

BaZ: Helmut Benthaus, wir beginnen das Gespräch mit einem Stichwort: Holthausen. Was fällt Ihnen spontan dazu ein? Helmut Benthaus: Da bin ich 1935 geboren und aufgewachsen, als Sohn eines Maurerpoliers. Holthausen ist ein Stadtteil von Herne im Ruhr- gebiet. Ich war ein Kriegskind. Als der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende ging, war ich zehn Jahre alt. Ich bin gross geworden mit Bombenalarm und Luftangriffen. Wie sehr litten Ihre Eltern unter dem Krieg? (Überlegt). Wer das alles nicht selbst erlebt hat, kann es nicht nachvoll- ziehen. Und es ist auch für mich schwer zu erzählen. Mein Vater war beim Militär und musste an die West- front. Später wurde er gefangen genommen und verbrachte einige Monate in Kriegsgefangenschaft. Ich habe mit meiner Mutter praktisch alleine gelebt, weil mein acht Jahre älterer Bruder ebenfalls ins Militär eingezogen wurde. Alleine über meine Jugendjahre könnten Sie ein ganzes Buch füllen. Trotz dieser schweren Zeit – waren Sie damals ein glückliches Kind? Ja, zweifellos. Ich war ein Sunnyboy, quirlig und überall beliebt – bei der Tante, bei der Mutter, aber auch in der Schule und vor allem bei Spiel- kameraden. Das hing wohl damit zusammen, dass ich körperlich sehr fit war und gut Fussballspielen konnte. Fussball war schon damals das A und O im Kohlenpott. Schalke, Dortmund, Essen: Dort gab es den grossen Sport zu sehen. Lebten Sie nicht in Angst – wegen der Bombenangriffe? Wir mussten jeden Abend in einen Kleinste, sehr schnell, wendig. So München mit. Als es auf dem Platz dem Rasen gab es leichte Rück- verstorben. Der FCB hatte nur wenig Bunker. Dabei hatten wir einen klei- wie später der Otti Demarmels in nicht lief, lud er alles auf meinem schläge. Gleichzeitig knüpften Franz Geld und wollte zwei Fliegen mit nen Koffer mit dem Nötigsten. Das Basel. Als ich 19 oder 20 war, wuchs Rücken ab, bis es zum Krach kam und Kremer und der Präsident des einer Klappe schlagen; also machte Ruhrgebiet wurde jeden Abend ich auf einen Schlag um viele Zenti- wir uns darauf einigten, die Sache zu FC Basel, Lucien Schmidlin, erste man mir das Angebot des Spieler- flächendeckend bombadiert. Bochum, meter. Das ging auf Kosten meiner beenden. Kontakte. Ich wusste nichts davon. trainers. Herne, Recklinghausen oder Dort- Schnelligkeit, also musste ich mei- Anschliessend meldete sich der 1. FC Wie wurden Sie dann doch auf den Dieses Amt war 1965 in Fussball- mund sahen so aus wie die Städte nen Stil ändern und wurde ein Spiel- Köln bei Ihnen. FC Basel aufmerksam? Deutschland verboten! heute in Syrien. Die Bunker waren macher im Mittelfeld. In Herne war Schon vor dem Wechsel zu 1860 Als Gratulation für mein Staats- Genau, deshalb ging ich ja in die sicher, die Eltern machten sich Sor- ich ein sogenannter Vertragsspieler München hatte ich bei den Kölnern examen bekam ich ein Telegramm Schweiz. Ich hatte immer die Vision, gen, aber unter uns Kindern herrschte in der damaligen Oberliga West, auf der Wunschliste gestanden. Köln aus Basel. In der Fussnote stand, dass Einfluss auf eine Mannschaft zu neh- eine erstaunlich gute Stimmung. dafür gab es 50 Deutsche Mark im war damals der absolute Topverein in sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen men. Zuvor hatte ich erste 1945 endete der Krieg. Was passierte Monat. Das war ein schöner Lohn. Deutschland. Trainingscenter, Club- würden. Ich rief sofort beim FCB an Erfahrungen als Hobbytrainer mit der Familie Benthaus? Als 18-Jähriger kam ich in die erste haus, Aufsichtsrat, Präsidium – eine und sagte denen: Könnt ihr vergessen. gesammelt, mit der Uni-Mannschaft Wegen den Bombenangriffen wurde Mannschaft. Ich bleibe in der . von Münster, mit der wir sogar Deut- das Ruhrgebiet zwangsevakuiert. Wir Und dann? «Die Spieler sind Das war aber nicht das letzte Wort… scher Uni-Meister wurden. So ent- fanden Zuflucht bei einer Tante in Herne war zwar Provinz, aber wir Nein, Lucien Schmidlin sagte mir am deckte ich den Trainer in mir. Schleswig-Holstein nahe der däni- wurden immerhin zweimal Meister heute gar nicht mehr Telefon, dass er von Franz Kremer die Sie hatten zwei prominente Vorbilder: schen Grenze, wo es sich sicher leben im Westen. Da ging mein Stern auf, in in der Lage, sich selbst Erlaubnis habe, mit mir zu reden. Im Bei Ihrer Ausbildung an der Sporthoch- liess. Nach einem Jahr kehrten wir der Zeit wurde ich Nationalspieler, ersten Moment war ich beleidigt. Ich schule Köln kreuzten sich die Wege mit zurück nach Holthausen. Danach hatte mich berufen. zu verwalten.» empfand das nicht als Wertschätzung . Und in der deut- ging ich in Herne aufs Gymnasium, 1860 München warb mich ab. der Kölner. Mit einem Freund nahm schen Nationalmannschaft war Ihr Chef nach bestandener Matur begann ich Mit dem grossen Trainer … andere Welt. Franz Kremer war der ich dann aber den Nachtzug nach der legendäre Sepp Herberger. in Münster mit meinem Studium. Der Topclub in München damals hiess starke Mann im Verein und galt als Basel und traf mich im Haus von Beide waren Fussballer, verrückte Dafür kratzten meine Eltern das Geld 1860, nicht Bayern. Ich wollte dort Vater der Bundesliga, die 1963 Lucien Schmidlin. Die Atmosphäre Fussballer. Herberger war ein auto- zusammen. Ich entschied mich für weiter studieren, aber das ganze Jahr gegründet wurde. Als erstes schickte behagte mir sofort. Ich fuhr zurück didaktischer Intellektueller, autoritär Philologie mit Schwerpunkt Englisch dort war ein einziges Missverständ- mich Kremer zu einem Schneider, der nach Köln und sagte zu meiner Frau: und sehr fachkompetent. Er regierte und Sport. nis. Was das Studium anbelangt, mir Anzüge und sogar einen Smoking «Das muss ich mir gut überlegen. nicht mit eiserner Hand, sondern mit Welche Rolle nahm da der Fussball in wurde mir wegen der Kulturhohheit entwarf, extra für die nächste Basel gefällt mir». Argumenten. Er war ein hervor- Ihrem Leben ein? der Länder Leistungen, die ich an der Meisterfeier. Der Fussball hatte einen Wie ging es weiter? ragender Trainer… Mein erster Club hiess Rasensport Uni Münster erbracht hatte, nicht extrem hohen Stellenwert in Köln. Mit meinen 30 Jahren machte ich …der ganz Fussball-Deutschland Holthausen. Der Hauptplatz hatte anerkannt. Ich hätte wieder fast von Und welchen Status hatten Sie in Köln? mir Gedanken über meine Zukunft. prägte. keinen Grashalm, nur schwarze vorne anfangen müssen. Und auch Ich fand zu meiner alten Form zurück Einerseits fühlte ich mich jung und Der WM-Titel 1954 in der Schweiz Asche aus der Kohleproduktion. Ich sportlich lief es nicht optimal, ich riss und war unbestrittener Stamm- fit genug, um Fussball zu spielen. hat unglaublich viel verändert. Ich kickte in der Schülermannschaft. mir das Innenband im Knie. Damals spieler. In der ersten Bundesliga- Andererseits wollte ich mein Wissen wage zu behaupten, dass Deutsch- Während meiner Zeit auf dem Gymi waren die Reha-Möglichkeiten sehr Saison 1963/64 wurden wir auf weitergeben, welches ich an der Uni land nach demZweitenWeltkrieg nie- baute ich Kontakt zu Westfalia beschränkt, eine Knieverletzung Anhieb Meister. Auch privat lief es erworben hatte, eigene Ideen ent- mals so schnell wieder auf die Beine Herne auf, das war der Spitzenclub bedeutete oft schon das Karrieren- gut. Unsere Tochter Bettina wurde wickeln und meine Visionen ver- gekommen wäre ohne den Fussball. vor Ort in der Landesliga, später ende. Als ich wieder spielen konnte, geboren – und ich wollte endlich das wirklichen. Beim FC Basel waren sie Nach der WM waren wir wieder wer. Oberliga. Hier durfte ich zum ersten überwarf ich mich mit Max Merkel. Studium abschliessen. Im dritten mit Trainer Sobotka nicht mehr Was haben Sie von Weisweiler gelernt? Mal an einem organisierten Training Er hatte zuvor Erfolge mit Dortmund Jahr, in der Saison 1964/65, hatte ich zufrieden und der wichtigste Spieler, Auch er war ein Fussballer, wie Her- teilnehmen. Ich war immer der gefeiert und er brachte mich nach meine Diplome im Sack, aber auf Captain Hans Weber, war an Krebs berger. Er dozierte an der Hoch-

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„Es sinhaltdie Beschte...“ Othmar Richterich AG | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 19

Viele Jahre, aucht» viele Titel Benthaus ist der langlebigste des FC Basel und erfolgreichste FCB-Trainer Von Oliver Gut

haus warunglaublich fit.Ihr Konditions- Basel. Der Trainer ist das schwächste «Wir reden über training warweitherum gefürchtet,Ott- Glied in der Kette, das gilt heute mehr Fussball und das marHitzfeld erzählt heutenochdavon. als je zuvor. Und auch in der Geschichte Leben. Gibt es Ja, ja, da wird ja immer gerne etwas des FCB ist dies kein neues Phänomen: etwas Schöneres?» übertrieben. Richtig ist, dass meine Trainerwechsel im Einjahresrhythmus Der 83-jährige Helmut Mannschaft nicht fit war, als ich kam. sind nicht nur in diesem Jahr wieder in Benthaus in seinem Und richtig ist auch, dass ich als ehe- Mode gekommen, sondern über weite wunderbaren Garten maliger Sportstudent fitter war als Phasen der Clubgeschichte normal. ausserhalb von Basel. andere. Meine erste Einsicht beim Lediglich sechs von 49 Trainern blie- Foto Keystone FCB: Die Spieler waren nicht in opti- Dribbling im April 1967. Der 32-jährige FCB-Spielertrainer Helmut Benthaus (l.) ben drei Jahre oder länger im Amt, maler Verfassung. Meine zweite Ein- in einem Match gegen den FC Grenchen. Fotos Keystone (3) wobei Helmut Benthaus mit Abstand sicht war: Die Mannschaft ist nicht der Dauerbrenner ist: Von 1965 bis gut zusammengesetzt, diverse Spieler 1982 reihte er 17 Jahre als FCB-Coach agierten auf falschen Positionen. aneinander; ab 1985 kamen noch zwei Dasklingtnach einerMenge Arbeit. weitere Spielzeiten hinzu. Geld für Neuzugänge hatten wir Der Erfolgstrainer ist mit sieben nicht, das wurde schon in den ersten Meistertiteln und zwei Cupsiegen auch Sitzungen klar. Aus der Jugend sties- der erfolgreichste aller Basler Trainer – sen Mundschin, Siegenthaler und allerdings dicht gefolgt von Christian Paolucci nach, sie trainierten mit und Gross, der in seinen zehn Jahren für die machten Druck auf die arrivierten Basler zwar «nur» viermal Schweizer Meister wurde. Aber daneben holte Gross auch viermal den Cup in die rot- «Ich war ein Sonnyboy, blauen Reihen. quirlig und überall beliebt – bei der Tante, ALLE TRAINER DES FC BASEL bei der Mutter.» 1913–1914 Percy Humphreys (GBR) 1922–1923 Max Breuning (BRD) Spieler. In einem Spiel der Reserven 1928–1930 Julius Kertesz (HUN) beobachtete ich rein zufällig Marcel 1930–1931 Gustav Putzendopler (AUT) Kunz, den Torhüter. Er zeigte ein paar Ansprache an die Mannschaft im April 1973. Helmut Benthaus mit dem Ball 1932 Otto Haftl (AUT) richtig gute Paraden, also nahm ich in der Hand in der Mitte, vorne links steht Stürmer Ottmar Hitzfeld. 1932–1933 Karl Kurz (AUT) ihn zu mir. In der Verteidigung spiel- 1934 Josef Haist (AUT) ten Füri, Michaud und Stocker. Im 1934 (AUT) Mittelfeld gab es Karli Odermatt, er 1934–1935 Alwin Riemke (AUT) war ein Riesentalent, aber noch kein 1936–1937 Heinz Körner (AUT) Grosser. Dazu Helmut Hauser, der ab 1937–1939 Fernand Jaccard (SUI) 40 Metern vor dem gegnerischen Tor 1939 (SUI) den Ball nicht mehr hergab und gerne 1939–1940 Max Galler (SUI) versuchte, selbst zu schiessen. 1940–1943 Eugen Rupf (SUI) Und im Angriff? 1943–1945 Willy Wolf (SUI) Dort standen mir Pfirter, Frigerio, 1945–1946 Max Barras (SUI) Baumann und Moscatelli zur Ver- 1946–1947 Anton Schall (AUT) fügung. Aus diesem Stamm habe ich 1947–1952 Ernst Hufschmid (SUI) eine neue Mannschaft geformt. Kunz 1952–1955 René Bader (SUI) schule, auf der Trainerbank hatte er im Tor, Michaud Libero, Stocker neu 1955–1957 Bela Sarosi (HUN) immer Erfolg. Anders als Sepp Her- Innenverteidiger, rechts Kiefer, links 1957–1958 Rudi Strittich (AUT) berger umgab sich Weisweiler gerne Pfirter. Im Mittelfeld Karli, Schnyder 1958–1959 René Bader (SUI) mit kompetenten Leuten. und ich. Hauser stellte ich als Mittel- 1959–1961 Jenö Vincze (HUN) Siehaben insgesamtacht Länderspiele stürmer auf, dazu Frigerio und Wen- 1961–1965 Georges Sobotka (CZE) für Deutschlandbestritten.SindSie mit ger. Schnyder und Wenger stiessen 1965–1982 Helmut Benthaus (BRD) dieser Bilanz zufrieden? auf meinen Wunsch in der zweiten 1982–1983 Rainer Ohlhauser (BRD) Ich stiess relativ spät zur Nationalelf, Saison zu uns. Abschied im Juni 1982. Der damalige FCB-Präsident Roland Rasi (r.) überreicht 1983–1984 Ernst August Künnecke (BRD) als 26-Jähriger. Ich absolvierte acht Hatten Sieein goldenesHändchen? Helmut Benthaus im Joggeli ein Bild. 1985 Emil Müller (SUI) Spiele hintereinander, und ich hätte Damit alleine gewinnt man nicht die 1985–1987 Helmut Benthaus (BRD) weiter dazugehört, wenn ich mich bei Spiele. Dahinter steckte harte Arbeit. 1987–1990 Urs Siegenthaler (SUI) 1860 München nicht so schwer am Wichtig war, dass man Fehler sofort 1990–1992 Ernst August Künnecke (BRD) Knie verletzt hätte. Deshalb: Ja, ich erkannte und korrigierte. Und in der 1992 a.i. Karl Odermatt (SUI) bin zufrieden. Teamführung hielt ich mich immer 1992 a.i. Bruno Rahmen (SUI) 1965 zügelten Siedannnach Basel. an ein paar Grundregeln. 1992–1993 (BRD) Meine damalige Frau, meine Tochter Wielautetendiese? 1993–1995 Claude Andrey (SUI) Bettina und ich bezogen eine Dreiein- Ich habe die Spieler nie zusammen- 1995 a.i. Oldrich Svab (CZE) halbzimmer-Wohnung in Birsfelden. gestaucht, sondern ihnen möglichst 1995–1997 (SUI) Mein Sohn Achim wurde später in exakt die Fehler aufgezeigt, die sie 1997 a.i. (SUI) Basel geboren. Beim FCB waren die begangen haben. Das war viel konst- 1997 a.i. Salvatore Andracchio (ITA) Bedingungen, sagen wir: ziemlich ruktiver. Gelernt habe ich das bei Max 1997 Jörg Berger (BRD) bescheiden. Wir trainierten auf dem Merkel. 1998–1999 Guy Mathez (SUI) Landhof hinter der Haupttribüne. Erzählen Sie. 1999 a.i. Marco Schällibaum (SUI) Später setzte ich durch, dass wir auf Merkel machte immer nur faule Sprü- 1999–2009 Christian Gross (SUI) der Brüglinger Ebene einen fixen che. Einmal sagte er in der Kabine in 2009–2011 (BRD) Platz hatten. breitestem österreichischem Dialekt 2011–2012 (SUI) zu mir: «Du hoast gspuit wie mei 2012–2014 Murat Yakin (SUI) Grossmutter!» Ich antwortete ihm, 2014-2015 (POR) «Gleich zu Beginn bot dass ich mir nichts darunter vor- 2015–2017 (SUI) ich allen Spielern in stellen könne – er solle mir doch 2017–2018 Raphael Wicky (SUI) erklären, wie seine Grossmutter 10. Juni 1987, Schützenmatte. Im Playout-Hinspiel besiegen die Basler 2018 a.i. Alex Frei (SUI) Basel das Du an. «gspuit» hätte. Einen anderen Spieler Wettingen gleich mit 7:0. Ein versöhnliches Ende – auch für den abtretenden seit August Marcel Koller (SUI) stauchte er mal zusammen: «So, wie Das war mir wichtig.» Helmut Benthaus. Foto Keystone du spuist, müsstest auf der Kuh geritten gekommen!» Mir war schnell WusstenSie vonAnfang an,was Sieals klar, dass ein Spieler von solchen gab es Flutlicht. Es kamen über selbst bandagieren, was ich in Köln an das ist bist heute die schönste Seite an Spielertrainer zu tunhatten? Sprüchen nichts lernt. Ich wollte es 50000 Zuschauer, wir gewannen 2:1. der Uni gelernt hatte. Doch in allen diesen vielen Erfolgen, die ich zwi- Ich wuchs an der Aufgabe. Gleich zu besser machen. Von da an war klar, dass der Landhof schwierigen Situationen und in allen schen 1965 und 1982 in Basel erlebt Beginn bot ich allen Spielern das Du Ein anderer SpielerbeimFCB,der nicht eine Nummer zu klein war, das Diskussionen spürte ich immer einen habe: Die gesellschaftliche Ver- an. Das war mir wichtig. Auf dem einfach zu führenwar,hiess KarliOder- Publikumsinteresse schlicht gewaltig. guten Geist in dieser Stadt, eine wurzelung des Sports in der Stadt. Platz konnten die Mitspieler ja nicht matt.Wie wardas Verhältnismit ihm? Alles entwickelte sich grossartig, kein Begeisterung für den Fussball. Die hat Washat Siesonst noch berührt? sagen: «Herr Benthaus, könnte ich Das war völlig normal. Er war ein Vergleich zur Vorsaison. Im ersten mich und die Mannschaft getragen. Ich habe unglaublich viele grossartige den Ball haben?» Aber an Team- grossartiger Fussballer. Spieler wie er Jahr musste ich ja nur Löcher stopfen, Neben denvielenTitelnsorgten Sievor Menschen kennengelernt: Lucien sitzungen, das stellte ich auch gleich passen in jedes Team. Auf dem Platz Trainingsplätze suchen und alles allemauch dafür,dassder Fussball in Schmidlin, René Theler, Peter Ram- klar, durfte nur der Trainer Kritik wollte er immer gewinnen, immer. organisieren. Stellen Sie sich vor: Basel gesellschaftsfähig wurde, oder? seier und wie sie alle hiessen. Der üben – und das war ich. Als Spieler Sein Anteil an den Erfolgen ist ihm Phasenweise stand ich alleine mit Sie sagen es. Die ganze Geschichte mit Zusammenhalt ist bis heute grandios. versuchte ich, mit Leistung voranzu- gewiss. Er gehört zu jenem rotblauen dreissig Spielern auf dem Rasen! der nietenlosen Tombola, Theater-Di- BeimFCB habenSie auch Ottmar Hitz- gehen, aber das gelang nicht immer. Bild, das wir mit den sieben Meister- Dann schickte ich drei ans Kopfball- rektor Werner Düggelin und mir feld entdeckt,der alsTrainerWelt- Vor einem Europacup-Spiel in Valen- titeln in zwölf Jahren gemalt haben. pendel, vier an eine Schusswand, ein führte dazu, dass die Akzeptanz des karriere machte. MachtSie dasstolz? cia trichterte ich dem Team ein, dass Wann spürtenSie,dass Baseleinerich- paar andere mussten Runden laufen, Fussballs in Basel markant stieg. Ich Ottmar Hitzfeld war nicht die einzige wir zu Beginn ja kein Gegentor kas- tigeFussball-Hochburg werden könnte? damit der Platz nicht so voll war. konnte mit «Dügg» eine Brücke zwi- Perle, die bei einem Club entdeckt sieren dürfen. Und was passierte? Ich In der zweiten Saison, 1966/67, als Zustände,die mansichheute nichtmehr schen Theater und Fussball schlagen. wurde. Hitzfeld spielte in Lörrach, er verpatzte einen Tor-Abschlag, haute wir das Double gewannen. Da waren vorstellen kann. Der jetzigeFCB-Chef- Vergessen Sie nicht: In diesen Zeiten rief mich an und fragte, ob er bei uns den Ball genau in den Fuss eines Spa- wir eine richtige Fussballstadt. Ein trainerhat mindestensfünfAssistenten gab es Familienväter, die ihren Söh- mittrainieren dürfe. Probespieler niers, der sofort traf. Solche Dinge entscheidender Moment war der undHelfer… nen verboten, zum Fussball zu gehen. hatte ich im Schnitt drei pro Woche. nahm ich dann voll und ganz auf Cup-Halbfinal gegen Lugano im April So ändern sich die Zeiten. Wir hatten Und da war auch noch Jean Tinguely, Er kam an einem Dienstag. Nach meine Kappe. 1967. Weil wir unter der Woche spiel- zum Beispiel keinen Clubarzt und kei- der Künstler. Nach einem Meistertitel zwanzig Minuten Training schickte Mit wemman in Baselauch über Sie ten, musste der Match vom Landhof nen Masseur (vgl. Seite 10/11). Vor schenkte er mal jedem Spieler eine redet, alle sagen dasGleiche:Der Bent- ins Joggeli verlegt werden, nur dort den Matches musste ich die Spieler wunderschöne Collage. Ich glaube, Fortsetzung auf Seite 21 125 Joor FC Basel. | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 20 «Ich habe die Spieler nie zusammengestaucht»

Fortsetzung von Seite 19 fast froh, dass mich Stuttgart nicht Dazu gab es weitere Aspekte, die selbst per Handschlag mit dem Präsi- Sie sind regelmässiger Tribünengast gehen liess. Nach dem Titelgewinn einen das Leben als Trainer schwer denten des neuen Vereins. Heute im St.-Jakob-Park. Gehen Sie eigent- ich ihn hoch ins Büro; ich gab die 1984 hatte der VfB mit mir wieder machten. machen das zwei Berater, die pro- lich mit guten Gefühlen ins Stadion? Anweisung, dass ihn der FCB sofort einen Vorzeigetrainer, der Club war Was meinen Sie damit? zentual am Deal beteiligt sind und Ja, klar. Auch meine Frau kommt unter Vertrag nehmen soll. Doch auf dem Zenit. Bundestrainer wurde Schon Ende der Achtzigerjahre war schon beim Unterschreiben der Ver- gerne mit. Wir essen im VIP-Bereich Hitzfeld winkte ab, er wollte zuerst dann übrigens . immer mehr Geld im Spiel. Plötzlich träge darüber sinnieren, wohin sie und treffen alte Freunde. Heute sind alles mit seinem Bruder besprechen. Dafür wäre ich gerne woanders Trai- hatte man als Trainer nichts mehr zu ihre Spieler als Nächstes bringen wir uns alle beim FCB wieder näher Ottmar war clever – und unglaublich ner geworden. sagen. Im Vorstand spielten sich könnten. So verdienen sie Geld. So als noch vor ein paar Jahren. ehrgeizig. Seine grosse Karriere sagte Wo denn? Leute in den Vordergrund; das war hat sich alles zwangsläufig verändert. Wie meinen Sie das? ich ihm voraus, vor allem als Trainer. Beim FC Barcelona. Ich fuhr nach unglaublich. Auch deshalb hörte ich Stört Sie das? Es gab eine Zeit vor der Jahr- 1980 bekamen Sie den Schweizerpass. Spanien mit der Illusion, Barça hätte als Trainer auf und wechselte in die Darum gehts nicht, es ist die Realität. tausendwende, da waren wir Ver- Als Deutscher wurden Sie beim FCB so viele Möglichkeiten, mich aus mei- Versicherungsbranche, wo ich auch Die Spieler sind ja gar nicht mehr in der treter der älteren, goldenen Genera- mehrfach Schweizer Meister. Und 1984, nem Vertrag mit Stuttgart loszueisen. noch ein paar schöne Jahre hatte. Lage, sich selbst zu verwalten. Sie brau- tion nicht so gern gesehen beim FC mittlerweile beim VfB Stuttgart, feierten Zuvor hatte mich Barcelona zwei Damit schlagen Sie elegant einen Bogen chen Anwälte, Berater, Experten oder Basel. Ich verstand das auch. Wir Sie als Schweizer die deutsche Meister- Wochen lang beobachtet. In Spanien in die Neuzeit. Wie nehmen Sie als bald Psychologen, um ihr Leben zu Ältere standen für Siege, die Aus- schaft. Das klingt doch völlig verrückt, lag dann der neue Vertrag auf dem 83-jähriger Pensionär den heutigen gestalten. Verstehen Sie mich nicht gabe damals war hingegen eher das oder? Tisch. Präsident Nunez wollte, dass Fussball wahr? falsch: Ich gönne jedem Spieler seinen Symbol für Niederlagen oder Ent- Sagen wir: speziell. Ich war ja auch ich unterschreibe. Aber mir war klar, Wenn ich vor dem TV sitze und im Lohn. Kommerziell lohnt es sich heute täuschungen. Dementsprechend der Erste, der als Spieler und später dass ich nicht einfach durch die Geist immer noch Trainer bin, dann mehr denn je, alles auf die Karte Fuss- kümmerte sich niemand beim FCB als Trainer die deutsche Meisterschaft Hintertüre aus Stuttgart abhauen ist ein Fussballspiel immer noch ein ball zu setzen. Aber gewisse Auswüchse um die Senioren. eroberte. Aber der Titel 1984 war konnte. Das versuchte ich Nunez zu Fussballspiel. Genau wie früher. Nur: in der Branche sind bedenklich. Was passierte, damit sich diese unge- nicht die absolute Krönung meiner erklären. Doch der sagte: «Barcelona Heute ist alles schneller, explosiver Sehen Sie gerne einem Selbstdarsteller mütliche Situation änderte? Karriere, die hatte ich zuvor in Köln holt keine Trainer, nach Barcelona und aggressiver. Aber ein guter Fuss- wie Cristiano Ronaldo zu? Es gab ein paar Gespräche mit Club- und später natürlich in Basel erlebt. kommt man!» Da musste ich schwe- baller bleibt ein guter Fussballer. Ich bin ein Fussballer aus altem Vertretern, und ich sagte Ihnen: Warum verliessen Sie 1982 den FCB? ren Herzens absagen. Der Club hätte Macht sich der Fussball selbst kaputt? Schrot und Korn und komme aus «Wenn Ihr wollt, dass der FCB ein Es kamen einige Dinge zusammen. mich wirklich gereizt. Mit dem Geld ist das reingekommen, einer anderen Welt als er. Wenn ich Club ist, der stolz ist auf seine Tradi- Sportlich lief es nicht mehr ganz Stattdessen kehrten Sie 1985 zum was überall und in allen übrigen Wirt- Fussball spiele, spiele ich Fussball. Sie tion, dann müsst Ihr diese auch pfle- rund, auch bei Transfers war ich mir FC Basel zurück. Weshalb? schaftszweigen auch passiert: Es gibt haben mich eingangs des Interviews gen.» Das fruchtete, später bekamen mit der Vereinsführung nicht mehr Nach dem Titel mit Stuttgart sagte ich Aussenseiter, die erkannt haben, dass gefragt, ob ich ein glückliches Kind wir Senioren Dauerkarten, die wir einig. Wir hatten ein neues, junges der Clubführung: «Ich weiss, wie man man mit wenig Aufwand sehr viel ver- war. Ja, das war ich – weil ich spielen das ganze Jahr verwenden dürfen. Team zusammen, aber für einen Titel Meister wird. Und ich weiss, wie man dienen kann. Quereinsteiger, Berater, durfte. Wenn ich nach dem Fussball Das ist bis heute ein schöner Zug des reichte es nicht mehr. Die Stimmung Meister bleibt. Dafür brauchts etwas.» Offizielle, Funktionäre, Anwälte – was zu spät nach Hause kam, gabs was auf Clubs. Und nun fühlen wir uns, wir in der Öffentlichkeit kippte, das hatte Mit anderen Worten: Wir hätten die auch immer. Das schadet der Branche. die Ohren. Ich wusste das, und doch alten Schlachtrösser von einst, gegen- ich zu akzeptieren. Natürlich zog ich Mannschaft neu aufbauen müssen. Inwiefern? kam ich am nächsten Tag wieder zu über dem Verein auch ein bisschen mit viel Wehmut nach Stuttgart. Doch Präsident Gerhard Mayer-Vor- Sehen Sie, ich habe früher 3000 Fran- spät. Dafür durfte ich tschutten. Fuss- verpflichtet, ihm die Treue zu halten. Nach zwei Jahren in Stuttgart suchte felder wollte das nicht. Gleichzeitig ken verdient im Monat. Da gab es ball ist eine Insel, auf der man sich Das gehört doch dazu. der DFB 1984 als Nachfolger von Jupp stand ich immer in Kontakt mit Peter keine Probleme, das Geld für Essen, wunderbar verlieren kann. Die pure Und wie fit istHelmutBenthaus heute Derwall einen neuen Teamchef. Sie Ramseier, meinem ehemaligen Spie- Trinken und Ferien auszugeben. Freude am Spiel – die ist doch weg. noch? waren der Favorit – und wurden es nicht. ler. Der damalige FCB-Präsident hiess Dazu zahlte ich meine Steuern, meine Ob sie auch bei einem Ronaldo weg Ach, hören Sie auf. Beim Golfen spüre Weshalb? Urs Gribi. Auch er machte sich für Wohnung oder mein Auto, alles ganz ist, kann ich nicht beurteilen, will ich ich die Knie. Aber dienstags treffen Das war nie mein absoluter Traum. meine Rückkehr stark. normal. Wenn ich jedoch drei Millio- auch nicht. Ich habe die Meisterfeier wir uns mit den FCB-Senioren immer Meine Stärke war die tägliche Arbeit War Ihr zweites Engagement in Basel ein nen verdiene, habe ich zweieinhalb der Berner Young Boys am Fernseher noch zum Training. Im Winter in der mit meiner Mannschaft. Hätte mich Fehler? Millionen zu viel. Ich brauche einen verfolgt. Die haben sich alle wahn- Halle, im Sommer draussen. Dann der VfB Stuttgart sofort freigegeben, Nein, das würde ich nicht sagen. Ich Anwalt, einen Anlageberater – Men- sinnig gefreut, da sind wir uns einig. spielen wir eine Runde, gehen hätte ich den Job gemacht, ja machen kam mit voller Pulle zurück und schen, die von Fussball keine Ahnung Es waren genau diese Emotionen zu anschliessend was trinken und reden müssen. Aber ich war nie wirklich wollte es nochmals allen zeigen. Aber haben. Als ich früher den Club spüren, die man an einer Meisterfeier über das Leben und über Fussball. bereit dafür, insofern war ich sogar unter dem Strich passte es nicht mehr. gewechselt habe, regelte ich das erwarten darf. Das ist Fussball. Gibt es etwas Schöneres?

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welovefootball.ch PUBLIREPORTAGE FC Basel–einmalRotblau, immer Rotblau

Der FC Basel ist allgegenwärtig im Raum Basel –voller Emotionen verfolgen Fans seit Jahrzehnten den FC Basel. Dieser Zauber macht auch nicht bei Banken halt. Stephan Heusser,ein begnadeter FCB-Fan, unter der Woche als Bereichsleiter Privatkundenberatung und am Weekend als FCB-Fan unterwegs, plaudert über die letzten 20 Jahredes FC Basel.

VonLuc Durisch Als Bub war ich fussballbegeistert vollziehen. Man muss aber berück- ihnen Geld anlegen würden? und wurde schnell FCB-Fan.In sichtigen, werdahintersteht.Als Es sinnvoll nachhaltig anzulegen BaZ: Stephan Heusser,Sie sind meinerJugendgingich dann jeden BeispieldientPSG, wo einScheich (lacht). Im Ernst,wenn jemand 40 schon so lange FCB-Mitglied, Samstag mit Freunden dieFCB-Spie- viel Geld in dieHandnimmt. Millionen im Jahr verdient, spielt es wie ich auf der Welt bin (20 le schauen –eswar unserRitual. keine grosseRolle mehr. Man müss- Jahre). Sagen sie mir,was hat Mitglied gewordenbin ichaber Nehmen wir an, Marco Streller te auf gigantischemFussleben, um sich in der Zeit verändert? wegen meinesOnkels, der mir den tritt über Nacht zurück. Was dieses Geld in einem Leben zu ver- Stephan Heusser: Da muss ichkurz ersten Mitgliederbeitrag schenkte. würden Sie tun, wenn Sie brauchen. studieren (lacht). 1998 spielteder plötzlich Sportchefdes FCB FCB seit kurzem wieder in der Natio- Warum nahm und nimmt der wären? Welches war ihrschönstes nalliga A, gekickt wurde im alten Fussball eine so wichtige Rolle Da müsste ich zuerst mit dem Vor- FCB-Erlebnis? «Joggeli» und Präsident warRené C. in Ihrem Leben ein? standdes FC Biel-Benkensprechen, Der Wiederaufstieg1994.Das lange Jäggi. Wenig später übernahm das Einerseits wegen desSports selber, wo ich bereits Sportchef bin (lacht). Warten darauf hat,als er endlich Duo Gigi Oeriund Christian Gross den Emotionen, der Spannung. Aber im Ernst: Ichdenke, dass es Tatsache war,eine grosse Begeiste- und professionalisierte alles. Der Andererseitskann man sich im schwierig ist, dieses Amt zu beklei- rung ausgelöst. DieFeier aufdem Stephan Heusser FCB hat sich in dieser Periode vom Gegensatz zum Berufsalltag im den. Geschenkt würde ich den Job Barfi, die Andenken aus demalten LeiterPrivatkundenberatung Provinzclubzum europaweitrenom- Stadion auch mal gehenlassen. nichtwollen, weilmir dieKontakte Joggeli –eswar fabelhaft. Aber Raiffeisenbank Allschwil-Schönenbuch mierten Verein hochgearbeitet. in der Branchefehlen. Klar mit dem auch in der Champions League habe Ist die Vormachtstellung,die der nötigen Geld,würde ich einfach ich magische Nächte erlebt. Vermutlich Bodenständigkeit. Wir Sie sprechen das alte Joggeli an. Fussball gegenüber anderen Spieler kaufen…. bemühen uns stets kundennah zu Wardas Zuschauen im alten Sportarten hat, gerechtfertigt? Das Schlimmste? bleiben und nicht abzuheben. Dies oder neuen Stadion besser? Ja, die Erfolge, die –vor allem in der …welche wären es dann, wenn Der 13.Mai 2006 als der FCZ dank sieht man bei Fussballern leiderzu Es war beides reizvoll.Das neue Region–imFussball gefeiertwur- Geld keine Rolle spielt? des Toresvon Filipescuinder 94. oft. Stadion ist aber–umdas Spielzu den,berechtigen eine Monopolstel- Das ist schwer zu sagen, ich würde Minute Meister wurde. Vorallem verfolgen –geeigneter,weil man lung. Vergleichenwir beispielsweise gernealles einkaufen (lacht). Meine die Szenen nach dem Spiel waren Waswünschen Sie sich in der näher beim Feld ist. Auch die Orga- die Königsklasse im Fussball und Traum-Elf wärejedenfalls: Yann beängstigend. Zukunft für den FCB? nisationist besser geworden. Im jene im Eishockey. Fürdie Fussballer Sommer,Jordi Alba,Manuel Akanji, Vorallem hoffe ich, dasserindie alten Joggeli gab es nur einen interessiert sich nach den FCB-Erfol- Thiago Silva, Kyle Walker,Kevin De Können sie als Bankmitarbeiter Spur zurückfindet und der Erfolg Wurststand, da reichte eine Halbzeit gen wohl jeder, das Eishockey-Tur- Bruyne, Luka Modric, IvanRakitic, etwas vom Fussball lernen? wiederkommt. Der Club ist darauf oftmals nicht (lacht). nier dagegen fesselt im Raum Basel Gareth Bale, Cristiano Ronaldound Ja, Teamgeist. Ich vergleiche unser angewiesen, dass er sich internatio- kaum jemanden. Lionel Messi. Team gerne mit einer Mannschaft. nal präsentieren kann, damit er Sie gehen also noch regelmässig Zusammen erreichen wirmehr als nichtzueinemDurchschnittsverein ins Stadion? Diese Stellung bringt viel Geld in Sie arbeiten fürdie Raffeisen- jederfür sich. verkommt.Die anderenMannschaf- Ja, ich besitze eine Saisonkarte. die Branche. Sind die zum Teil bank Allschwil-Schönenbuch als ten haben jedenfalls Lunte gerochen horrenden Ablösesummen Leiter Privatkundenberatung. Und umgekehrt –was kann ein und gemerkt: Dieser FCB istschlag- Wiesind Sie denn überhaupt gerechtfertigt? Waswürden Sie diesen Topver- Fussballer von einem Banker bar.Ich hoffe aber, dass er füruns zum FCB gekommen? Es ist schon schwierig,dies nachzu- dienern empfehlen, wennsie bei lernen? noch lange unbezwingbar bleibt.

125 Jahre!

Rotblaue Liebe. Die Raiffeisenbanken der Nordwestschweiz gratulieren dem FC Basel zum 125-jährigen Jubiläum.

welovefootball.ch 125 Joor FC Basel. Eine rotblaue Europareise, die im neuen Der FC Basel hat schon beinahe 250-mal im Europacup gespielt – und dabei nicht nur gewonnen

Von Sebastian Briellmann und Oliver Gut Die Ausbeute der Basler ist dabei überaus befriedigend: 106 Siege, 54 Basel. Als der FCB vor einigen Wochen Unentschieden, 86 Niederlagen. Nicht auswärts bei Apollon Limassol spielte, in dieser Statistik eingerechnet sind die da konnten die Statistiker eine weitere Spiele aus früheren Wettbewerben wie Destination auf der europäischen Land- dem Messestädtecup oder dem Alpen- karte mit einem Fähnchen versehen: cup. Der Startschuss fiel für den FCB Zypern wurde erstmals bereist. Nur offiziell 1963 im Cup der Cupsieger Luxemburg, Finnland, Irland, Lettland, gegen Celtic Glasgow (vgl. unten). Litauen und Wales bleiben damit als Die herausragendsten Erfolge in der weisse Flecke auf der Karte übrig. rotblauen Historie resultieren jedoch Das alleine ist Indiz, wie üppig die aus der jüngeren Geschichte: 2002, Europacup-Bilanz der Basler mittler- 2011, 2014 und 2017 schaffte man den weile daherkommt. Zu 246 Partien sind Sprung unter die besten 16 Mann- die Basler angetreten, von UI-Cup bis schaften der Champions League. In der Champions League, von Arnheim bis Europa League und davor im Uefa Cup Zilina. Mehr europäische Spiele hat erreichten die Basler 2013 die Halb- kein anderer Schweizer Club absolviert. finals und zweimal die Viertelfinals GC belegt mit 182 Partien Platz zwei. (2006, 2014). Aescher und Australier Wer es zu einem Publikumsliebling fers im letzten Gruppenspiel Manches- bringen möchte, braucht in der Regel ter United aus. Der heutige FCB-Sport- viele, viele Spiele für den gleichen Ver- chef traf aber auch gegen Fulham, ein. Ein paar Tore schaden dem Chelsea, Tottenham und Liverpool. Ansehen sicherlich auch nicht. Darum Nicht ganz so oft eingenetzt hat erscheint es logisch, dass zwei der Scott Chipperfield (8 Tore), aber das ist beliebtesten Spieler in der Geschichte beim Australier nun wirklich nicht das des FC Basel in den wichtigen Statisti- entscheidende Kriterium. Der heute ken ganz vorne stehen (vgl. unten): 42-Jährige hat sich seinen Promistatus Marco Streller, wahlweise «Berufs- mit Bereitschaft und Leidenschaft ver- basler» oder auch «König von Basel» dient. Er ging voraus, zeigte Leistung, genannt, ist mit 24 Treffern in 70Par- wenn es ihn brauchte. Das machte ihn tien Rekordtorschütze. 6 in der Königs- zwölf Jahre unverzichtbar und hat zur klasse, 18 in der Europa League – Folge, dass er im Europacup Rekord- beziehungsweise in der Qualifikation spieler für den FCB ist. 78 Einsätze für die jeweiligen Formate. totalisiert Chipperfield. Denkwürdig sind vor allem seine Eine beeindruckende Marke, aber Tore gegen englische Clubs, die dem auch eine gefährdete: Valentin Stocker FCB ja generell gut liegen: 2011 schal- (aktuell 69 Spiele) könnte durchaus teten die Basler auch wegen seines Tref- der nächste Rekordmann werden. sb «Weisch no?» Wampfler(Mitte) erzieltbeimlegendären6:4 gegenBrüggenacheinerFlankevon Cubillas (2.von links) daszwischenzeitliche Mut und Magie Gar nicht so einfach, die magischsten bis zum 12. November 2002. Da kam Nächte des FC Basel im Europacup der grosse FC Liverpool nach Basel, unter dem Aspekt «Weisch no?» auf ein und los ging das Feuerwerk: Rossi 1:0, paar Zeilen zusammenzufassen. Wir Gimenez 2:0, Atouba 3:0. Der St.-Ja- probieren es trotzdem. kob-Park war eine einzige Festhütte, in FC Basel – FC Brügge 6:4. 7. Novem- den letzten Minuten rettete das Team ber 1973, Rückspiel in der zweiten von Christian Gross noch ein 3:3 über Runde des Meistercups. Nichts deutete die Runden. Das reichte für den Einzug im Vorfeld darauf hin, dass noch Jahr- in die Zwischenrunde der Champions zehnte später über diesen Match League. Fussball-Basel tanzte glück- erzählt werden würde. Das Hinspiel selig und erinnerte sich daran, wie im hatte der FCB in Brügge 1:2 verloren, September alles begonnen hatten: mit doch im Joggeli riss er mit seinem Auf- Fans, die vor dem ersten Heimspiel tritt die 12000 Zuschauer von den Sit- gegen Spartak Moskau vor dem Joggeli zen. 1:0 (Hasler), 1:1, 1:2, 2:2 (Ball- eine Nacht lang campiert hatten, nur mer), 3:2 (Wampfler), 3:3, 4:3 (Hitz- um ein Ticket zu ergattern. feld), 4:4, 5:4 (Hitzfeld), 6:4 (wieder Es folgten weitere «Nights to Hitzfeld). Mit dem Gesamtscore von Remember», unvergessene Nächte, in 7:6 stiessen die Basler in die Viertelfi- denen der FCB die Champions League nals vor. Knapp 40 Jahre lang waren aufmischte: das 3:3 auswärts in Man- Monate später in Basel mit den Toren diese 90 Minuten das Nonplusultra in chester gegen United im September von Marco Streller und Alex Frei. Sachen Dramatik und Unterhaltung – 2011, der 2:1-Sieg knapp gut zwei «Weisch no?» Natürlich. mr

DIE ERFOLGREICHSTEN FCB-SPIELER IM EUROPACUP

Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Name Name Tür und Tor Spiele Tore Spiele Tore 1. Scott Chipperfield 78 8 29. Eduardo 31 6 Machte der FC Basel seine ersten inter- national richtig los, als Celtic Glasgow aus Schottland mit 1:5 unter und schied 2. Benjamin Huggel 74 430. Marcelo Diaz 31 4 nationalen Erfahrungen bereits kurz im Cupsieger-Cup im alten Joggeli gas- nach einem 0:5 im Rückspiel (Bild: 3. Marco Streller 70 24 31. Mile Sterjovski 30 3 nach Gründung dank diverser Reisen tierte. Rotblau blieb dabei vor 14300 Zu- Karli Odermatt mit Pilotenmütze) aus. 4. Valentin Stocker 69 11 32. AlexandreQuennoz 30 – und schliesslich erst im Alpencup und schauern chancenlos: Zwar gelang Waren die Türen gegen Celtic in den 5. Fabian Frei 63 633. Mladen Petric 29 8 dann im Messestädte-Cup, so ging es für Heinz Blumer der allererste Basler Anfängen der Europacup-Geschichte 6. Behrang Safari 59 –34. Geoffroy Serey Dié 31 – ihn (und auch in der offiziellenSt atis- Europacup-Treffer, doch ging das Heim- für Basel verrammelt gewesen, bildete 7. Ivan Ergic 58 935. Jacques Zoua 28 3 tik) am 17. September 1963 inter- team gegen die damalige Top-Adresse derselbe Club 39 Jahre später das Tor 8. Pascal Zuberbühler 55 –36. Michael Lang 27 5 zum ersten Basler Marsch durch die 9. David Degen 50 637. Xherdan Shaqiri 27 4 ganz grosse Fussballwelt: Nach dem 10. Matias Delgado 49 11 38. Aleksandar Dragovic 27 1 ersten FCB-Meistertitel seit 22 Jahren 11. 48 1 39. Mohamed Salah 26 7 waren die Schotten in der Qualifikation 12. Franco Costanzo 46 –40. Carlitos 26 6 die letzte Hürde, um erstmals in der 13. Reto Zanni 45 –41. Murat Yakin 26 3 Clubgeschichte an der Champions 14. Yann Sommer 43 –42. Papa Malick Ba 26 – League zu partizipieren. Wieder eher 15. Marek Suchy 41 243. Markus Steinhöfer 26 – Aussenseiter, gelang dem FCB nach 16. Cabral 40 1 44. Daniel Majstorovic 25 3 einer 1:3-Auswärtsniederlage im dies- 17. Philipp Degen 39 1 45. Breel Embolo 24 4 mal mit 30510 Zuschauern ausver- 18. Sébastien Barberis 39 –46. Hervé Tum233 kauften St.-Jakob-Park der grosse 19. Alex Frei 38 22 47. Carlos Varela 23 1 Coup: Christian Gimenez und Murat 20. Luca Zuffi 40 5 48. Marco Zwyssig 23 – Yakin sorgten bis zur 22. Minute für eine 21. Julio Hernan Rossi 37 8 49. Otto Demarmels 22 3 Basler 2:0-Führung. Dieses Resultat 22. Mario Cantaluppi 36 5 50. Paul Fischli 22 – sollte bis zum Schluss halten – trotz 23. Mohamed Elneny 36 251. Joo Ho Park 22 – eines Herzinfarktmoments kurz vor 24. David Abraham 34 1 52. Boris Smiljanic 22 – Abpfiff: Ob Millimeter oder Zentimeter, 25. Hakan Yakin 33 10 53. Karli Odermatt 20 4 um die Chris Sutton das von Pascal 26. Fabian Schär 33 654. JürgStohler 20 3 Zuberbühler gehütete Tor verfehlte – 27. Tomas Vaclik 33 –55. Gaston Sauro20 1 der Fehlschuss ist bis heute Teil des rot- 28. Christian Gimenez 31 13 56. Massimo Ceccaroni 20 – blauen Kollektiv-Gedächtnisses. olg | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 23 Jahrtausend so richtig Fahrt aufnimmt oder verloren, sondern auch viele besondere Geschichten geschrieben Gestrandete und Gefangene Reich an Toren, Triumphen und Tief- punkten ist die Europacup-Geschichte des FC Basel. Aber sie ist auch reich an Kuriositäten. Das begann bereits 1973, als der FCB im Meistercup auf Fram Reykjavik traf, wobei aus Kosten- gründen beide Partien in der Schweiz ausgetragen wurden. Rotblau gewann in Basel 6:2, um dann «auswärts» in Olten mit 5:0 zu gewinnen. Die wohl ereignisreichste Saison sollte erst knapp 40 Jahre später folgen: 2012/13 bestritten die Basler ihre längste Kampagne, die sie über 20 Spiele von der Champions-League- Qualifikation in die Europa League und dort bis in die Halbfinals führte. In Erinnerung geblieben sind dabei nicht nur die jeweils 90 Minuten auf dem Rasen. Sondern zum Beispiel auch die vielen Minuten danach, die Alex Frei im September in Lissabon rauchend in der Dopingkontrolle verbrachte. Weil er auf dem Weg dorthin wagemutig gegen das Protokoll verstossen hatte, verpasste er im Oktober die Reise ins der Ägypter bis dahin bereits wieder Weiterkommens) eine halbtägige Pro- ungarische Shekesfehervar gesperrt – mit Coca-Cola aufgepäppelt worden zedur (vgl. Bild Gate), sodass das Flug- und wäre er in einer anderen Sportart war. Damit die Maschine ohne weitere zeug erst gegen Mitternacht statt kurz zuhause gewesen, dann wäre es kaum Verzögerungen abheben konnte, nach Mittag in Basel landete. bei nur einem Spiel geblieben. musste FCB-Teamarzt Felix Marti Der Trainer der Basler hiess damals Noch präsenter als diese Doping- schriftlich die Verantwortung für die Murat Yakin. Dass keiner gelassener Episode der rotblauen Geschichte Gesundheit des Spielers übernehmen. blieb als er, könnte daran gelegen dürfte allerdings der Basler Kurztrip Zwei Tage später hätten nicht mal haben, dass er bereits zehn Jahre zuvor nach Sankt Petersburg im März 2013 persönliche Widmungen der ganzen als Spieler Schlimmeres erlebte: Als sein, der sich als längste Reise der Club- Mannschaft etwas gebracht, um den der FCB zum Uefa-Cup-Spiel gegen historie erweisen sollte. Das begann Abflug zu beschleunigen: Schon in der Malatyaspor in die Türkei gereist war, bereits beim Hinflug, als Mohamed Luft, musste der Flieger nach Sankt waren er und sein Bruder Hakan bei Elneny – seit Januar bei Rotblau und Petersburg umkehren, weil das Fahr- der Landung kurzzeitig verhaftet wor- ernährungstechnisch noch nicht auf werk nicht eingeklappt werden konnte. den. Die Grenzbeamten hatten fest- Top-Niveau – das Bewusstsein verlor. An sich keine grosse Sache, doch die gestellt, dass die Yakin-Brüder in der Flankiert von Blaulichtorganisationen russischen Behörden machten daraus Heimat ihrer Eltern noch keinen 3:2–Hitzfeld(rechts)schaut gebanntzu. notlandete der Flieger in Berlin, obwohl (und wohl in Anbetracht des Basler Militärdienst geleistet hatten … olg Stunk und Strafe Fang und Feier Plötzlich sah sich der FCB mit der Welt- Es brauchte eine Europacup-Partie, Es brauchte für ein bisschen Liebe politik konfrontiert. 2013 führte die einen aussergewöhnlichen Moment, der Fans aber auch schon weniger Auf- Champions-League-Reise nach Israel, um aus Mladen Petric einen respektier- wand für einen FCB-Ballfänger. Yann wo der Gegner Maccabi Tel Aviv hiess. ten FCB-Spieler zu machen. Im Novem- Sommer sicherte den Baslern 2012 Die Ägypter Mohamed Salah und ber 2006 war das, eine Begegnung das Weiterkommen in der Champions- Mohamed Elneny spürten den Druck gegen Nancy, sportlich unbedeutend, League-Qualifikation gegen Molde, als aus der Heimat, auf die Reise aus politi- da die Rotblauen im Uefa-Cup keine er als Einziger cool blieb – und tief in schen Gründen zu verzichten – obwohl Chance mehr auf ein Weiterkommen der Nachspielzeit einen Penalty hielt. es seit 1979 einen Friedensvertrag zwi- hatten. Aber für Petric war es etwas Und schliesslich gibt es noch den- schen Ägypten und Israel gibt. Am Tag vom Besten. In der Nachspielzeit wurde jenigen, der dem FCB vom Punkt aus vor dem Spiel ging es bei der Presse- Keeper Franco Costanzo wegen eines einen der grössten Erfolge bescherte, konferenz vor allem ums Politische – Fouls des Feldes verwiesen, Petric über- ohne deswegen das Herz seines Trai- und nicht um Sport. Auf dem Rasen nahm dessen Hemd und Handschuhe – ners zu erobern: Im einzigen inter- schliesslich wurde Salah beim Ein- und parierte den folgenden Penalty nationalen Elfmeterschiessen der Club- spielen ausgepfiffen,wa s dieser mit Stunk gab es im selben Jahr auch gegen die Spanier in einem leeren Sta- bravourös. Lauter hallten die «Petric, geschichte sorgte Marcelo Diaz 2013 einem Trick beim Handshake vor dem beim Heimspiel gegen Schalke, da dion antreten, da sich ein Teil der rot- Petric»-Rufe nie durchs Joggeli. gegen Tottenham Hotspur mit einem Spiel quittierte, nachdem er diesem Greenpeace-Aktivisten sich vom St.-Ja- blauen Anhänger zuvor Verfehlungen in Verehrt wurde Petric auch danach abgezockten Schuss in die Tormitte für beim Hinspiel in Basel aus dem Weg kob-Park-Dach abseilten, um Fussball- Salzburg leistete. In Österreich flogen nicht. Aber dieser kurze Moment als die Party. Der FCB erreichte die Halb- gegangen war. Salah reichte den Sponsor Gazprom die Rote Karte zu zei- aus der Basler Kurve Gegenstände aufs Torhüter hat die Basler Betrachtung auf finals der Europa League – doch Diaz Gegenspielern in Tel Aviv die Hand gen. Hätten sie dies 2014 gegen Valen- Spielfeld, was die Uefa zu dieser Strafe den ungeliebten Zürcher verändert. blieb für Coach Murat Yakin, was er nicht, sondern klatschte sie lediglich cia getan, wäre die Wirkung wesentlich und somit zu einem nächsten FCB- Geht es um Petric, kommt als Erstes war: ein schwieriger Spieler, mit dem mit seiner geballten Faust ab. geringer ausgefallen. Der FCB musste Geisterspiel veranlasste. dw diese Wahnsinnsparade zur Sprache. er nicht viel anzufangen wusste. sb/olg

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tdem FC BASEL Der EUROPA-PARK gratulier ÄHRIGEN JUBILÄUM. zum 125-J

europapark.de 125 Joor FC Basel. Sie schreiben im Hintergrund an der rotblauen Geschichte Mehr als 170 Mitarbeitende arbeiten abseits des Rasens für den Erfolg des FC Basel – die BaZ präsentiert zehn von ihnen

Barbara Bigler, 51, Allschwil «Jeder Tag ist anders» «Wo soll ich anfangen? Vielleicht 1972, als ich als Fünfjährige zum ersten Mal mit meinen Eltern auf dem Marktplatz stand, um den Meistertitel des FC Basel zu feiern? Beim 3. September 1990, meinem ersten von vielen Arbeits- tagen für den Verein? Bei den 28 Jahren, die ich nun schon in den verschiedensten Tätigkeiten für den Club tätig bin? Oder doch bei meiner aktuellen Tätigkeit als Direkto- rin Spielbetrieb? Aktuell bin ich für den gesamten Spiel- betrieb zuständig, das heisst, mein Team und ich sind dafür ver- antwortlich, dass die Spieler qualifiziert sind und die nötigen Lizenzen haben. Auf der anderen Seite schauen wir mit dem Team der Greenkeeper, dem Wäscherei-Team und allen ande- ren, die für die Matchorganisation zuständig sind, dass die Spiele best- möglich organisiert sind. Dadurch ist mein Alltag auch nach all den Jahren immer noch abwechslungsreich und spannend, jeder Tag ist anders. Und wo soll ich nun aufhören? Vielleicht bei der Erkenntnis, dass all das, was ich in 28 Jahren mit dem FC Basel erleben durfte, diesen kleinen Textrahmen im wahrsten Sinne des Wortes sprengen würde.» Barbara Bigler ist Direktorin Spielbetrieb

Ein Teil des Ganzen. Sie sind die Mitarbeitenden, die hinter den Fussballern des FCB stehen. Von A wie Dani Anderauer (Cheftrainer U15) bis Z wie Uwe Zinke (Fotograf). Fotos fcb.ch

Karli Odermatt, 75, Rickenbach Marcel Ammann, 48, Muttenz «Damals kickte ich «Bei der ersten Fahrt war noch für Congeli» ich so was von aufgeregt» «In der Saison 1961/62 bin ich zum ersten Mal mit dem FC Basel in Berührung «Seit 13 Jahren darf ich den besten Verein der Schweiz nun schon sicher ans Ziel gekommen. Das war damals im Rahmen des Messestädtecups, als Basel ein Team bringen. Und ich kann mich noch genau an meinen ersten Einsatz unter Christian gestellt hat, das aus Spielern von Concordia und dem FCB zusammengesetzt war; Gross erinnern: Ich war damals der zweite Chauffeur und sollte das Team zum ich kickte aber noch für Congeli. In Basel haben wir gegen Roter Stern Belgrad Flughafen bringen. Es war eine ganz kurze Fahrt. Trotzdem war ich so was von dann ein 1:1 geholt, und ich habe das 1:0 geschossen. Ein Jahr später bin ich dann aufgeregt. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall, wenn ich unsere Fahrten mit zum FCB gewechselt. Das sportlich schönste Erlebnis in meiner Zeit als Spieler Essen, Getränken und Kaffee vorbereite, mit dem Team zum Hotel fahre und an war sicher der Double-Gewinn 1967: Nach dem Meistertitel eroberten wir nach den Spieltagen durchaus auch mal 13, 14 Stunden mit dem Team zusammen bin. einem Sieg über Lausanne auch den Cup. Das Fest auf dem Marktplatz ist bis Trotzdem ist es für mich noch immer ein Traum, denn seit ich 1977 zum ersten heute unvergessen, weit über 50000 Menschen sind gekommen, es war der Wahn- Mal im Joggeli war, bin ich ein grosser Fan des FCB. Dank meines Berufs bin ich sinn. Heute, mit 75 Jahren, bin ich als Verwaltungsrat und Ambassador vor allem nah dran an der Mannschaft, auch wenn es während der Fahrt auch mal lauter im Marketing tätig. Momentan kümmere ich mich intensiv um die 125-Joor-Gala werden kann; vor allem zu jenen Zeiten, als Philipp Degen hinten im Bus noch für vom 15.November. Zusammen mit Barbara Bigler und Gusti Nussbaumer bin ich viel positive Stimmung sorgte. Ich weiss, dass er mir verzeiht, wenn ich das hier nun am längsten dabei in der administrativen Führung. Ich darf sagen, dass ich verrate… Wie auch Philipp würde ich jeden Spieler des aktuellen Teams sofort immer noch jeden Tag für den FC Basel arbeite, auch an den Wochenenden. hinter das Steuer meines Busses lassen – ich würde vorsichtshalber aber vorher Und ich mache das noch immer mit unheimlich viel Freude.» den Schlüssel in meinen Sack stecken.» Karli Odermatt ist Verwaltungsrat und Ambassador beim FC Basel Marcel Ammann, Chauffeur bei der Firma Settelen, die für den FCB die Carfahrten ausführt | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 25

Christine Castioni, 53, Basel Stefanie Spaar, 31, Magden Beat Meier, 48, Muttenz Andrea Roth, 34, Basel Gusti Nussbaumer, 65, Allschwil «Arbeit im «Ich kenne «Nebel und «Verein zum «Es war ein Hintergrund» alle Löhne» Flutlichter» Aalänge» Knaller!» «In der Wäscherei kümmern wir uns «Ich war 15 Jahre alt, als ich das erste «In den letzten 18 Jahren habe ich stets «Früher war ich beim FC Basel als «An meinen ersten Arbeitstag beim nicht nur um die Wäsche der 1.Mann- FCB-Spiel gesehen habe. Aber es war im Bereich Sicherheit für den FC Basel Medienchefin tätig. Doch seit knapp FCBasel kann ich mich heute nicht schaft, sondern auch um die der ande- gleich eine Partie, um die mich heute gearbeitet – im alten Stadion als Ste- drei Monaten bin ich nun in einer ande- mehr erinnern. Es war vor rund 40 Jah- ren Teams. Von der U21 über die U18 noch viele Freunde beneiden: Das 3:3 ward, dann beim Stadionmanagment ren Funktion aktiv, in der man mich ren, als ich als Trainer die Inter-B1- bis hin zu den Frauenmannschaften, gegen Liverpool. Ich war im November der Basel United AG und inzwischen als nicht mehr so oft vor der Kamera sieht. Junioren übernommen habe. Aber ich den Kids Camps oder den Einlaufkids. 2008 auch beim Auswärtsspiel in Bar- Leiter Sicherheit für den FCB. Und das Als Clubkultur-Beauftragte ist es meine hätte mir damals nicht vorstellen kön- Da kommt jeweils eine ganze Menge celona, was bis heute eines meiner Erlebnis an den Spieltagen hat sich für Aufgabe, alle öffentlichkeitsrelevanten nen, dass ich so lange bei diesem Club auf mich und meine Kolleginnen zu, absoluten Highlights ist. Diesen Fan- mich persönlich sehr verändert. Früher Themen des FCB zu prüfen – natürlich bleiben werde. Ich bin zwar im tiefsten allein bei der ersten Mannschaft sind auflauf in einer solchen Stadt mitzu- bekam ich alles mit, hatte auch viele immer basierend auf unseren Werten Kleinbasel aufgewachsen, nicht weit nach jedem Training sechs bis sieben erleben, hat mich tief beeindruckt. Ich Emotionen und konnte so richtig mit und unserer Charta. Was das konkret vom Landhof entfernt. Aber neben der Waschgänge nötig. Diese Masse war habe allerdings erst nach diesen Erleb- dem Team mitfiebern. Heute ist es eher bedeutet? Nun, das übergeordnete Ziel Schule und der Bäckerei meiner Eltern, früher noch unvorstellbar. Als ich im nissen begonnen, für den Club so, dass ich sehr viel rund um das Spiel besteht darin, im Sinne des Vereins zu in der ich regelmässig ausgeholfen April 1991, also vor über 27 Jahren, zu arbeiten. Seit dem 2. Mai 2015 bin mitbekomme – aber nicht viel von dem, agieren. Das Handeln einer Abteilung habe, hatte der FC Basel bei mir lange meinen ersten Arbeitstag hatte, waren ich als Mitarbeiterin in der Lohnbuch- was auf dem Rasen passiert. Dann liegt soll beispielsweise nicht das Handeln Zeit keinen festen Platz. Der Funke ist die Bedingungen noch ganz andere. haltung tätig. Was das bedeutet? Ich mein Fokus auf anderen Bereichen, auf einer anderen Abteilung negativ tan- erst bei meinem ersten Spiel auf dem Auf dem Landhof hatten wir nur zwei bin für die Lohnverarbeitung der AG den Fluchtwegen oder auf dem, was im gieren. In einem grossen Rahmen habe Landhof übergesprungen; es war ein kleine Maschinen zur Verfügung, das und des Vereins zuständig. Ausserdem Umfeld des Stadions passiert. Wenn ich die Vorstellung, dass der FCB auch Knaller! Die Kulisse im Stadion war ist jetzt im Joggeli schon ganz anders. bin ich für die Saläradministration und allerdings alles rund läuft und es keine weiterhin als ein Club zum Anfassen zwar nicht gross, aber dafür ein denk- Aber mein Interesse für den FCB das Unfallwesen verantwortlich. Probleme gibt, habe ich die Möglich- wahrgenommen wird. Dafür unter- würdiges 10:0 gegen Moutier. Und jetzt bezieht sich nicht nur auf die Arbeit. Die Frage, die ich darum am häu- keit, das Spiel ein wenig mitzuerleben. stehe ich dem COO Roland Heri und darf ich inzwischen schon seit 40 Jah- Ich habe schon vor meiner Zeit in der figsten höre: ‹Weisst du eigentlich, was Dann spüre ich immer noch einen rapportiere entsprechend auch direkt ren und in den unterschiedlichsten Wäscherei die Spiele verfolgt. Und für die Spieler verdienen?› Ja, ich kenne Teil der Faszination, die ich bei meinem an ihn. Ich kann in dieser Position viele Positionen für den FC Basel arbeiten… mich als Fan waren der Aufstieg in der die Löhne sämtlicher Mitarbeiter des ersten Spiel verspürt habe. Der FCB spannende Projekte und Themen Ich wurde bald nach meiner ersten Saison 1993/94, das erste Double 2002 FCB, auch die der Spieler. Aber ich spielte damals gegen Servette, aber betreuen, die sich an der Schnittstelle Tätigkeit Juniorenobmann und hatte und der 10. Meistertitel die Highlights. werde nicht neidisch, wenn ich sehe, das war für mich gar nicht so wichtig. des Vereins zur Öffentlichkeit befinden. die Gesamtverantwortung für den Und ich bin froh, dass ich mit meiner was die Profis verdienen. Wenn man – Ich war noch klein, und die Flutlichter, Und weil ich während der Spiele nun Nachwuchsbereich. Später wurde ich Arbeit in der Wäscherei im Hintergrund wie ich – einen Beruf im Treuhand- die Nebelschwaden sowie die gesamte nicht mehr arbeiten muss, kann ich die dann als Sport- und Transferchef in den Teil des FCB sein kann und so auf bereich erlernt hat, dann handelt es Atmosphäre haben mich total in den Partien wieder in einem privaten, Vorstand berufen. Und jetzt habe ich im meine Art am Erfolg mitwirke.» sich nur um Zahlen.» Bann gezogen. Diese Bilder haben mich etwas entspannteren Rahmen letzten Dezember zwar mein Pensions- Christine Castioni ist Waschfrau Stefanie Spaar ist Mitarbeiterin der von da an nie mehr losgelassen.» geniessen.» alter erreicht und befinde mich als in der Wäscherei Lohnbuchhaltung Beat Meier ist Leiter Sicherheit Andrea Roth ist Clubkultur-Beauftragte Dozent an der ETH in Zürich im Teil- ruhezustand. Aber als Teammanager bin ich es unserem neuen Cheftrainer Jacqueline Waldner-Wolf, 52, Basel Michael Köhn, 50, Basel und seinem Engagement schuldig, noch mal so richtig Gas zu geben. Ich versuche als Mitarbeiter des Trainers, «Federer ist mein Favorit» «Früher war ich Balljunge» den Technikern den Rücken von allen lästigen Dingen frei zu halten. Und «Wenn ich ehrlich bin: Ich interessiere «Kann es etwas Schöneres geben, als dabei hilft mir auch meine Leder- mich eigentlich erst so richtig für den seine beiden grossen Leidenschaften mappe, die es ja inzwischen auch FC Basel, seit ich hier arbeite. Davor miteinander zu verbinden? Ich habe schon zu einer gewissen Berühmtheit galt meine Leidenschaft alleine dem jedenfalls das grosse Glück, dass ich gebracht hat. Wie viele Modelle dieser Eishockey, weil meine Söhne sich für genau das tun kann: zum einen das Tasche ich in den Jahren verschlissen diesen Sport entschieden haben. Aber Radiomachen und zum anderen den habe, will ich gar nicht wissen. seit meinem ersten Arbeitstag am 22. FC Basel. Mit dem Radio habe ich vor In den meisten Fällen bedeutete es Juli 2013 verfolge ich inzwischen auch vielen Jahren als Volontär bei Radio zwar, dass ich eine 7-Tage-Woche habe. die Heimspiele der Fussballer sehr Raurach begonnen, wo ich dann später Aber wie könnte ich mich beschweren leidenschaftlich – zumal ich in Basel auch Sportchef war. Das hatte sicher bei den unglaublich tollen und unver- aufgewachsen und damit ein wasch- damit zu tun, dass ich schon früh mit gesslichen Momenten, die ich mit echter Bebbi bin. meinem Vater im alten Joggeli war und dem FCB erleben durfte? Es wäre Als Mitarbeiterin am Empfang habe dort die Spiele verfolgt habe. Den Titel ungerecht, wenn ich hier Einzelne ich zwar nicht oft mit den Profis der im Jahr 1977 habe ich noch intensiv in hervorheben würde. Klar, da gibt es 1.Mannschaft zu tun. Aber natürlich Erinnerung, aber auch das Spiel gegen besondere Persönlichkeiten, Spieler- bekommt man auf der Geschäftsstelle Roter Stern Belgrad im Jahr 1980, weil ker rufe ich zwar nur die Vornamen der trainer Benthaus, Odermatt, Smajic auch mit, welche Strahlkraft der Verein gibt es natürlich ganz spezielle ich dort als Balljunge auf dem Platz Spieler und habe darum nicht einen oder auch diejenigen, die ich mit zum in der Region und darüber hinaus hat. Besucher, die immer wieder mal bei stand und hautnah dabei war. Namen, den ich besonders gern gesagt FCB transferiert habe. Aber grundsätz- Ich darf viele unterschiedliche Men- uns auftauchen. Mein Favorit ist dabei Mein erstes Spiel als Speaker habe habe. Marco Strellers Namen bei des- lich bin ich ein Mensch, der nach vorne schen begrüssen und kennenlernen, Roger Federer – er könnte gerne jeder- ich dann 1999 auf der Schützenmatte sen Abschied zu rufen, war für mich schaut. Die reale Welt lehrt uns, dass die alle irgendeinen Bezug zu diesem zeit wieder bei uns hereinspazieren.» erlebt, seitdem führe ich das Publikum aber wohl am emotionalsten.» das Heute und das Morgen zählt. Auch Club haben. Und auch wenn ich mich Jacqueline Waldner-Wolf ist durch die Spiele und nenne die Tor- Michael Köhn ist einer der beiden beim FC Basel.» grundsätzlich über jeden Gast freue, Administrations- und Empfangsmitarbeiterin schützen nach einem Treffer. Als Spea- FCB-Stadionspeaker Gusti Nussbaumer ist Teammanager

ANZEIGE 125 Joor FC Basel. Meister im Toreschiessen, Meister an der Der Holländer André Sitek war Anfang der Neunzigerjahre der FCB-Publikumsliebling – ein Besuch

Von Dominic Willimann, Amsterdam Denis, Grenchen oder Fribourg heissen. In einer heute fast vergessenen Zeit. Es ist ein Donnerstagnachmittag Ende Januar 2018. Auf der BaZ-Sportredak- Die Worte von tion am Aeschenplatz klingelt das Tele- Der FC Basel hat eben seine sport- fon. Der Anruf kommt aus Amsterdam. lich tristen und finanziell klammen André Sitek, leicht vergrippt und mit Jahre nach dem Abstieg 1988 hinter heiserer Stimme, fragt ein paar Stunden sich und versucht, wieder ins Oberhaus nach dem ereignisreichen Abend in der zurückzukehren. Mit André Sitek, dem holländischen Kapitale mit dem Jour- Torgaranten aus Holland. Insgesamt nalisten aus Basel: «Haben wir uns ver- trifft er für die Basler in 70 Spielen abschiedet?» – «Ja.» – «Und schulde ich 56-mal. Eine Quote, die sich sehen las- dir noch Geld?» – «Nein.» sen kann. Ehemalige Mitspieler sind noch heute voll des Lobes über die fuss- Zwei Tage zuvor. Es ist ein Nachhause­ ballerischen Qualitäten des schlaksigen kommen. Die schwere Holztür der Old Angreifers. «Er war schnell, kopfball- Sailor Bar hinter sich gelassen, fühlt sich stark und hatte einen unglaublichen André Sitek wie in der eigenen Stube. Torriecher», erinnert sich der Basler Hier, mitten im Amsterdamer Rotlicht­ Kultverteidiger Massimo Ceccaroni. Bezirk an der Oudezijds Achterburgwal, Das Fussballerische ist die eine Seite scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: von Sitek, sein ausgefallener Lebensstil Selbst wenn draussen die Sonne scheint, die andere. «Dick Advocaat hat mir mal ist es drinnen dunkel. Die Einrichtung ist gesagt: Wenn du nicht so viel gesoffen urchig, die Stimmung fröhlich. Logisch hättest, wäre aus dir ein richtig guter also, fühlt sich André Sitek in diesen vier Fussballer geworden», erzählt Sitek. Wänden heimisch. Logisch, singt er Der holländische Trainer kennt Siteks inbrünstig mit, da aus der Jukebox private Seite genauso wie alle andern, «C’mon and Love Me» von Kiss schallt. die ihm im Leben über den Weg gelaufen sind. Sitek ist ein Lebemann, Dass Sitek sich für den Besuch aus ein Geniesser, einer, der richtig auf den Basel Zeit nimmt, ist für ihn selbstver- Putz hauen kann und einer, der noch ständlich. Beim Arbeitgeber hat er extra heute fröhlich durch den Alltag geht. einen freien Tag beantragt, bei seiner «Ich möchte jeden Tag lachen, auch Frau ein gutes Wort eingelegt, dass es wenn ich manchmal traurig bin.» abends ein wenig später werden könnte. Was es letztlich auch wird … Diese Heiterkeit strahlt er bei jeder Gelegenheit aus – auch auf dem Weg Das Bier muss Sitek nicht bestellen, zum gemeinsamen Abendessen. «Hast das bekommt er automatisch serviert. du schon mal aus der Mauer gegessen?», Ebenso ist der 55­Jährige der einzige flachst er und steuert im Rotlichtviertel Kunde, der sich für den Gang auf die Toi­ eine «Automatiek» an. Einen Gastro­ lette nicht in die wartende Menschen­ betrieb, bei dem das Essen auf Knopf­ schlange einreihen muss. Er benützt das druck aus dem Automaten hinausbe­ WC des Personals mit dem separaten fördert wird. Sitek wechselt Kleingeld, Zugang hinter der Bar. «Hier drinnen wirft 2.20 Euro ein und offeriert einen kenne ich jede Ecke», erzählt Sitek. Wes­ Hamburger. Das ist das «Nachtessen to halb dies so ist, dazu später mehr. Denn go» – die nächste Bar ruft. Sitek klatscht kräftig in die Hände. Es läuft «We Will Rock You» von Queen. Dass André Sitek im Profifussball dieser Partie erzielt – und damit beste ren die Basler Fans. «Das war verrückt», DIE KARRIERE VON ANDRÉ SITEK gelandet ist, war alles andere als Werbung in eigener Sache gemacht. erzählt Sitek. Wenige Tage später liegt André Sitek. Der Mann, der zu geplant. «Ich wollte immer nur mit Kol- Das Bitten des Funktionärs ist im ihm ein Angebot vor – vom FCB. JahrVerein Beginn der Neunzigerjahre die rot- legen spielen, einfach zum Plausch.» ersten Anlauf erfolglos. «Ich hatte nie Lange muss der Holländer nicht 1986–1988 SBV Haarlem blauen Herzen höher schlagen lässt und Nach einem solchen Amateurspiel ist Lust, Profi zu sein.» Doch der Berater überlegen, er unterschreibt für zwei 1988–1989 FC Chur am Rheinknie seine besten Zeiten es, da ein Berater Sitek im Clubhaus bei lässt nicht locker und fordert den Jahre. In seiner ersten Saison erlebt er 1989–1991 FC Baden erlebt. In einer Ära der Clubgeschichte, Bier und Zigarette anspricht – und ihm damals 23-Jährigen auf, seine Frau mit, wie immer mehr Leute den Weg 1991–1993 FC Basel da die Gegner noch Urania Genf, das Leben als Profi schmackhaft anzurufen und ihr mitzuteilen, dass er wieder ins Joggeli finden. Weil der FCB 1993–1995 FC Locarno Emmenbrücke, Glarus, Châtel-Saint- machen möchte. Fünf Tore hat Sitek in heute etwas später als geplant heim- nach Anlaufschwierigkeiten zu siegen kommen werde. «Wir haben dann die beginnt. Danach sieht es zu Beginn der am Tag vor einem Spiel, wie er beteuert. ganze Nacht gesoffen», sagt Sitek und Spielzeit 91/92 allerdings nicht aus. «Da lebte ich so seriös wie kein Zwei- lacht. Danach habe er bei Haarlem sei- André Sitek verletzt sich in seinem ers- ter.» Doch spielt er schlecht, fällt die nen ersten Profivertrag unterschrieben. ten Training in der Brüglinger Ebene am dürftige Leistung gleich auf seine Streif- Meniskus und muss mit ansehen, wie züge durch die Stadt zurück, «obwohl Die Premiere als Europameister seine Elf in den ersten sieben Partien ich gar nicht unterwegs gewesen bin». Vom Fussball allein kann der junge kaum punktet. Dann kommt das Derby Wenn er aber «uff d Gass»ge ht, dann tut Mann, dessen Vater die Wurzeln in gegen die Old Boys – und die Premiere er dies richtig. Manchen Abend habe er, Polen hat, und der in bescheidenen Ver- von Sitek in Rotblau. «Danach haben nachdem die Beizen geschlossen hät- hältnissen («Wir hatten nicht viel») wir in der Qualifikation keine Partie ten, noch in einem Etablissement aus- gross geworden ist, nicht leben. Neben- mehr verloren», sagt Sitek. klingen lassen. «Dort habe ich jeweils bei arbeitet er in einer Transportfirma bis 3 Uhr am Piano gesessen, gespielt und erledigt dort sämtliche Arbeiten – Die Schweiz, das ist für Sitek auch und gesungen.» Und manchmal auch vom Beladen der Lkws bis hin zur Buch- eine neue Sprache. «Nach dem vierten auf den Tischen getanzt. haltung. Doch irgendwann wird die Bier rede ich Schweizerdeutsch», ver­ Diese Seite gehört zu Sitek wie das Doppelbelastung zu gross, der Arbeit- spricht er. Als die vierte Stange vor ihm Toreschiessen. Als er vor seinem Basler geber droht mit der Entlassung. steht, erhebt sein Gegenüber das Glas. Engagement mit dem FC Baden nach Just in dieser Phase wartet nach «Das macht man nur in der Schweiz, bei Thailand ins 16-tägige Trainingslager dem letzten Meisterschaftsspiel ein jeder Runde anzustossen», findet Sitek reist, herrscht striktes Ausgangsverbot. Funktionär aus der Schweiz auf Sitek und fügt sein liebstes Dialektwort an: Sitek, dem Captain, ist dies egal. «Ich und lädt ihn zu einem Probetraining «Schafseckel». sagte dem Trainer: Wenn ich 1000 Fran- nach Chur ein. Das Engagement kommt ken für dieses Camp aus dem eigenen zustande. Am 27. Juni 1988 trainiert Sitek schiesst Tor um Tor. Der Hol- Sack zahle, möchte ich auch mein Feier- Sitek erstmals im Bündnerland. «Als länder erfüllt die Erwartungshaltung abend-Bierchen trinken.» Also schleicht Europameister», wie er präzisiert. Zwei und geniesst bei den Fans viel Kredit. sich Sitek jeden Abend in eine Strandbar. Tage vorher gelingt seinen Farben in Das hat aber nicht nur mit seinen Deutschland der grosse Coup. Das beherzten Auftritten zu tun, in denen er Der Titel der Kolumne Nationalteam kennt Sitek allerdings nur sich auf dem Rasen nie versteckt, son- Das Bier ist beim Holländer auch in vom Fernsehen, erselbst ist für die Aus- dern stets Verantwortung übernimmt. seiner zweiten Saison in Rotblau ein wahl nie ein Thema. Nach jedem Spiel ist sich der Neuzu- zentrales Thema. Der neue Trainer Frie- Ein Jahr bleibt Sitek im Kanton zug nicht zu schade, um mit denjenigen del Rausch macht seinen treffsichersten Graubünden und spielt in der National- Fans, die vor dem Stadion ausharren, Spieler zum Captain und führt gleich- liga B. Nebenbei lernt er Deutsch und über den Match zu diskutieren, ein Foto zeitig ein zweites Training am Nach- bessert als Buchhalter sein Sportler-Ein- zu schiessen oder einfach nur Hallo zu mittag ein. Für Sitek ist klar: Nach dem kommen auf. Schon bald wird die kleine sagen. Greifbar zu sein, bedeutet ihm letzten Training des Tages trifft man Schweizer Fussballwelt auf den grossen viel. «Das war ich den Fans doch schul- sich in der Beiz. Später, als er in seiner Holländer aufmerksam. Rund 20 Tore dig, schliesslich zahlten sie für den Heimat eine Laufbahn als Sport- gelingen ihm in seiner ersten Saison im Spielbesuch stets Geld.» Das sei sein Job journalist beim De Telegraaf einschlägt, Ausland. Es folgt der Wechsel nach gewesen, «also bekommen die Sup- schreibt er schon bald eine erste Baden, zu Spielertrainer Raimondo porter von mir Antworten auf das Kolumne. Ihr Titel: «Meister wirst du an Ponte. In den zwei Jahren im Aargau Warum nach einem verlorenen Match». der Bar». Passender könnte der Titel wird Sitek nicht nur Captain, sondern Auch in der Stadt lässt Sitek kaum nicht sein – mit dem kleinen Makel, auch Vater einer Tochter und eines Soh- eine Gelegenheit aus, einzukehren. dass er eben nie Meister geworden ist. nes. Und: Er schiesst auch hier seine Nicht selten steht er im «0815» am Sitek weiss von einigen Trainern in Tore. Wie im Spiel gegen den FC Basel. Leonhardsberg bereits hinter dem Holland, die seine niedergeschriebenen Dreimal trifft Sitek ins Schwarze, drei- DJ-Pult, als seine Teamkollegen ins Gedanken danach in ihrer Kabine auf- «Esschmerzt, dass ichmichnie offiziell ausBasel verabschieden durfte.» mal gelingt ihm dies vor der Muttenzer- Lokal eintreten. «Ich war gerne und oft gehängt hatten. «Für mich war es stets André Sitek liebte die FCB-Fans – und sie ihn. Foto Keystone kurve. Nach dem letzten Tor applaudie- unterwegs», berichtet Sitek – aber nie wichtig, Differenzen mit Mitspielern, | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 27

BEIM FC BASEL TRUGEN 222 SPIELER MIT AUSLÄNDISCHEM PASS DAS ROTBLAUE TRIKOT

Oft sind sie Verstärkungen gewesen. Nicht selten nur Ergänzungen. Und manchmal, da wurden sie als Verstärkungen geholt, Bar um als Ergänzung nicht zu genügen: Die Liste der Spieler mit ausländischem Pass, die i n der bald 125-jährigen Geschichte des FC Basel das rotblaue Trikot trugen, umfasst aktuell 220 Namen, die hier alle zusammengefasst wurden. Ganz viele von in Amsterdam ihnen haben ganz weniggespielt.Einer vonihnen –Scott Chipperfield –ist zumerfolgreichen Dauerbrennermutiert. Undein anderer hatte gemäss den Statistiken von FCB-Historiker Josef Zindel grössere Torjäger-Qualitäten als Alex Frei: Der Öster- reicher Otto Haftl traf im Durchschnitt nahezu in jedem Spiel.

Deutschland Österreich (11) Vlastimil Borecky 1931–34 52 2 Im Club Sp T Otto Haftl 1931–35 108 102 (3) Josy Goldschmidt 1909–13 920 G. Putzendopler I1919–27 98 3 1996–99 89 33 Alfred Enderlin II 1926–34 145 3 K. Putzendopler II 1919–27 82 5 2006–08 35 3 Hermann Enderlin I1927–35 83 47 Josef Chloupek 1932–34 20 Sandro Wieser 2009–12 2 Emil Hummel 1931–38 132 16 Josef Artimovic 1935–37 28 14 Norwegen (3) Alwin Riemke 1935–36 4 Ludwig Stroh 1935–36 8 Jörgen Juve 1930–31 12 10 Franz Sattler 1937–39 35 2 Gottfried Havlicek 1936–37 6 Oerjan Berg1992–94 76 22 Otto Ludwig 1955–60 Ferdinand Wesely 1960–65 50 25 M. Elyounoussi 2016–18 84 23 1961–63 72 12 Thomas Mandl 2004–05 2 Schweden (3) Peter-J. Sanmann 1955–57 51 17 Aleksandar Dragovic 2010–13 112 5 Daniel Majstorovic 2005–08 120 30 Ferenc Stockbauer 1959–60 23 2 Marc Janko 2015–17 66 20 Behrang Safari 2008–11 Gerhard Siedl 1960-61 10 1 Brasilien (10) 2013–16 202 1 Wilfried Fritz 1961–63 27 6 Luiz Gonçalo 1986–87 10 4 Alexander Fransson 2016–18 66 3 Erdmann Lüth 1963–64 73 Leandro Webber 1997–98 8 Australien (2) Helmuth Hauser 1964–72 215 107 Fabinho 1998-99 16 2 Scott Chipperfield 2001–12 385 85 Heinz Sartor 1964–65 31 A. R. Gonçalves 1998–99 26 11 Mile Sterjovski 2004–07 134 25 Helmuth Benthaus 1965–72 153 25 Argemiro Veiga 1998–99 27 Chile (2) Jürgen Sundermann 1968–72 132 36 J. Zé Maria Claudino 2003–04 5 Eduardo Rubio 2008–09 14 3 Stefan Reisch 1970–72 34 3 Kléber 2004–06 50 1 Marcelo Diaz 2012–15 99 13 Ottmar Hitzfeld 1971–75 136 94 Eduardo 2005–09 140 27 Ghana (2) Roger Ries 1972–74 71 Cristiano 2006–07 14 6 Alex Nyarko 1995–97 66 11 Heinz Schönebeck 1972–75 11 2 Antonio da Silva 2009–10 36 2 Samuel Inkoom 2009–11 65 2 Detlev Lauscher 1976–82 183 66 Italien (10) Japan (2) Manfred Jungk 1979–80 3 Romano Zolin 1954–58 62 Koji Nakata 2005–08 84 1 Harald Nickel 1981–82 30 12 Edoardo Manzoni 1970–71 8 Yoichiro Kakitani 2014–16 21 8 Winfried Berkemeier 1982–83 29 4 Enrico Mazzola 1962–66 23 4 Paraguay (2) Uwe Dreher 1983–84 22 9 Boris Mancastroppa 1988–92 26 Derlis Gonzalez 2014–15 36 6 Thomas Süss 1983–87 104 Germano Fanciulli 1988–91 35 seit 2016 56 3 Gerd Strack 1985–87 54 12 Lucio Esposito 1988–89 38 15 Portugal (2) Peter Bernauer 1987–91 84 6 Vito Gottardi 1989–92 88 2 Luis Calapes 1996–00 31 Uwe Dittus 1987–91 107 31 Marcello Gamberini 1996–97 4 Carlitos 2007–10 111 20 Frank Eggeling 1987–88 21 Simone Grippo 2005–08 1 Rumänien (2) Bernd Schramm 1987–88 9 seit 2011 41 1 Adrian Falub 1996–97 27 Adrian Sedlo 1987–88 1 Holland (7) Dan Potocianu 1998–99 10 Rolf Baumann 1988–91 39 5 Adrie van Kraay 1984–85 19 Russland (2) Jörg Heuting 1988–90 62 André Sitek 1991–93 70 56 Sergej Derkach 1993–94 14 Olaf Berg1989–90 1 Robert Kok 1991–92 16 1 Alexander Ryschkow 1998–00 25 5 Manfred Wagner 1989–93 84 11 Martinus van Duren 1994–95 61 Südafrika (2) Uwe Wassmer 1989–90 33 15 Marco Sas 1997–98 14 G. Koumantarakis 2000–03 107 42 Maxi Heidenreich 1990–92 59 7 Jean-Paul Boëtius 2015–17 17 4 Delron Buckley 2006–07 33 4 Frank Wittmann 1990–94 31 R. van Wolfswinkel seit 2017 47 21 Peru (1) Thomas Schweizer 1991–92 38 6 Ungarn (6) Teofilo Cubillas 1973–74 20 8 «Ich möchte jeden Tag lachen, auch wenn ich manchmal traurig bin.» Dirk Lellek 1992–93 20 4 Alfred Schaffer 1920–21 1 André Sitek (55) lebt heute in Amsterdam und hat beim FC Basel in der Axel Kruse 1993–94 4 2 Ferenc Plattko 1931–32 6 Nationalliga B mit 56 Toren in 70 Spielen brilliert. Foto Richard Sijmons Vincenzo Palumbo 1993–94 8 Josef Remay 1931–32 5 1996–97 14 György Mogoy 1952–56 73 6 Markus Schupp 1996–97 71 Janos Magyar 1957–58 10 1 die es im Spiel oder Training geben über Dritten verpflichten wollen. «Dann Maurizio Gaudino 1997–98 31 10 Janos Konrad 1963–69 25 7 kann, im gemütlichen Rahmen auszu- musst du an jeden Geburtstag der Kin- Jürgen Hartmann 1997–98 29 Elfenbeinküste (5) diskutieren.» der deiner Freunde gehen und, und, Oliver Kreuzer 1997–02 162 25 Ahmed Ouattara 1998–99 17 3 und – das wollte ich nicht.» Jürgen Gjasula 2008–09 28 4 Gilles Yapi 2010–13 80 3 Im Old Sailor wissen viele von Siteks Unter Friedel Rausch blüht Sitek so 2009–10 3 Geoffroy Serey Die 2012–15 Bekannten nichts über seine fuss- richtig auf, in der Qualifikation ist er ein Matthias Baron 2010–11 7 seit 2016 139 6 ballerische Vergangenheit. «Hat er wirk- sicherer Wert. Als es jedoch in der Auf-/ Markus Steinhöfer 2010–13 110 2 Adama Traoré2015–17 43 1 20 Spiele. Teofilo Cubillas ausPeru lich bei euch ganz oben gespielt?», fragt Abstiegsrunde gegen das grosse GC mit Frankreich (19) 2016–17 34 21 gilt als der grösste ausländische Star, der Barkeeper. Sitek gibt die Antwort Trainer und seinen Jules Gérard 1899–1901 3 Serbien (5) der je zum FCB gewechselt ist. Fotos Key gleich selbst – auf seine ihm eigene Weise: Stars Sutter, Sforza, Vega oder Elber PierreRedolfi 1941–58 284 Miodrag Djurdjevic 1989–92 35 1 «Ich spielte ganz hoch – auf 1200 geht, trifft er plötzlich nicht mehr. Die René Hebinger 1949–50 3 Daniel Dobrovoljski 1997–98 18 2 Bulgarien (1) Metern.» Erwartungshaltung an den Basler Top- Mario Grava 1964–65 11 5 Ivan Ergic 2000–09 283 45 Ivan Ivanov 2013–15 18 skorer ist riesig, umzugehen weiss er Jean-P.Laufenburger 1964–74 107 Marko Perovic 2007–10 53 11 Ecuador (1) Dieses Volksnahe ist es, das Sitek in mit dieser in Schlüsselspielen jedoch Serge Gaisser 1979–83 90 14 Djordje Nikolic seit 2016 1 Felipe Caicedo 2006–08 61 16 seinem zweiten Jahr in Basel noch nur selten. Serge Duvernois 1980–83 48 2 Tschechische Republik (5) England (1) höher in der Hierarchie der FCB-Spieler Jean-Pierre François 1986–87 12 2 Vaclav Pechoucek 1997–99 11 1 Archibald E. Gough 1900–02 4 aufsteigen lässt. Trotzdem bleibt er sich Die Flanke von Örjan Berg Thierry Schmitt 1994–95 2 Vratislav Lokvenc 2007–08 71 Georgien (1) treu. Und kommt täglich als stolzer Die Erinnerungen an die grossen Fabrice Henry 1996–99 28 2 Radoslav Kovac 2011–13 27 1 M. Kawelaschwili 2006–07 17 4 Besitzer eines U-Abos von seinem Duelle gegen die Zürcher oder Luzern Olivier Boumelaha 1998–99 2 Marek Suchy seit 2014 206 12 Griechenland (1) Wohnort in Allschwil mit dem 6er-Tram sind bei Sitek dennoch nach wie vor Edmond N’Tiamoah 1999–01 30 1 Tomas Vaclik 2014–18 169 Fotios Karapetsas 1987–88 2 und dem 14er ins Training. Einen präsent. «Ich habe eine Videokassette Mourad Bounoua 1991–92 5 Türkei (5) K. Dimitriou seit 2018 Führerschein hat er bis heute nicht. vom Spiel gegen GC im vollen Joggeli. Yassine Douimi 1994–96 5 Attila Sahin 1998–00 36 1 Island (1) Auch seine Mätzchen werden nicht Wenn ich sie mir ansehen möchte, 1999–01 54 15 Yilmaz Türk 1999 1 Birkir Bjarnason 2015–16 64 17 weniger, und gelacht wird nach wie vor steige ich in den Keller runter, hole den Djamel Mesbah 2004–06 14 1 Cetin Güner 1999–01 28 1 Jugoslawien (1) bei jeder Gelegenheit. alten VHS-Rekorder hervor und setze François Marque 2006–10 85 Serdal Kül 2004–07 1 Radiovoje Ogjanovic 1964–65 17 6 mich auf das Sofa.» Präsent ist ihm aus Giovanni Sio 2013–15 48 14 Cagdas Atan 2009–11 65 2 Kolumbien (1) Die Idee von Friedel Rausch dieser Zeit auch der Support der Fans. Afimico Pululu seit 2017 13 Ägypten (4) Eder Balanta seit 2016 66 4 Als einst zwei Polizisten beim Feld «Einst erzielte ich im Hardturm nach seit 2018 12 1 Mohamed Salah 2012–14 79 20 Liberia (1) 17 der Sportanlagen St. Jakob ein einer Flanke von Örjan Berg einen Tref- Mohamed Elneny 2013–16 119 4 Louis Crayton 2005–09 21 FCB-Training verfolgen, geht Friedel fer vor der Basler Kurve – alles war rot- Ahmed Hamoudi 2014–15 20 2 Luxemburg (1) Rausch zu diesen und unterhält sich mit blau und stürmte an den Zaun.» 2016–18 20 Antoine Kohn 1958–59 23 11 ihnen, ehe er seine Spieler zusammen- Bosnien (4) Nigeria (1) nimmt und verkündet, dass die Der Barkeeper diskutiert wieder mit. Admir Smajic 1992–97 130 18 Gabriel Okolosi 1995–96 29 4 Ordnungshüter hier seien, um André Es geht um Ajax. Wieder nur unent- Samir Tabakovic 1993–98 117 2 Nordkorea (1) Sitek zu verhaften. Er habe sich am schieden, diesmal bei Utrecht. «Ich bin Asif Saric 1994–95 24 3 Kwang-Ryong Pak 2011–15 21 3 Abend zuvor im Ausgang unflätig verliebt in das Ajax von früher», erzählt Admir Seferagic 2012–14 4 Südkorea (1) benommen. Dieser fällt aus allen Wol- Sitek. Er selbst liebt am Fussball zudem Kamerun (4) Jo Hoo Park 2011–13 77 1 ken, versteht die Welt nicht mehr, ehe noch immer vor allem eines. «Das Tore- Jean-Michel Tchouga 2000–03 63 21 Polen (1) Rausch lauthals zu lachen beginnt – schiessen ist das Einzige, was ich an die- 116 Tore. Christian Giménez ist der Hervé Tum2000–04 133 31 L. Wionsowsky 1929–32 37 13 über seine spontan erfundene Räuber- sem Spiel schön finde.» erfolgreichste ausländische Torjäger. Thimothée Atouba 2001–05 96 5 Sambia (1) geschichte. Nun kann auch der im Jacques Zoua 2009–13 128 24 Fwayo Tembo 2010–12 42 4 Gesicht kreideweiss angelaufene Sitek Am Ende reicht es dem FCB aber Argentinien (13) Spanien (4) Senegal (1) wieder grinsen. «Was haben wir zu wieder nicht zum Aufstieg. Sitek ver- Mariano Armentano 1996–97 30 3 Papa Malick Ba 2005–08 112 2 Juan Monros 1954–55 10 4 dieser Zeit gelacht», sagt Sitek, «das passt den Endspurt wegen einer Ver- Christian Gimenez 2001–05 166 116 Schottland (1) Enrique Mata 1985–91 118 23 beobachte ich im heutigen Profifussball letzung und gerät auch aufgrund einer Julio Hernan Rossi 2002–06 161 52 Gordon Smith 1987–88 26 14 Marco Perez 1997–00 70 5 nirgendwo mehr.» anderen Geschichte plötzlich aufs Matias Delgado 2003–06 Simbabwe (1) Carlos Varela 1998–99 Nicht immer aber ist es dem Hollän- Abstellgleis. Der Verein wirft ihm vor, 2013–17 265 73 Agent Sawu 1999–00 9 2000–03 133 9 der zum Lachen zumute. Auch er hat am Zoll in eine Schlägerei mit der César Carignano 2004–08 30 9 Singapur (1) Probleme – und findet in den Mit- Grenzwache involviert gewesen zu sein. Francisco Guerrero2004 13 1 Dänemark (4) Sundram Moorthy 1987–88 53 spielern und Martin Ein namhafter Sponsor fordert eine Franco Costanzo 2006–11 199 Eigil Nielsen 1973–79 133 27 Slowakei (1) Jeitziner seine engsten Vertrauten, persönliche Entschuldigung des Hol- David Abraham 2008–12 150 9 Brian Bertelsen 1990–91 31 11 Miroslav König 2000–01 41 wenn ihm etwas wie Blei im Magen länders und bezeichnet ihn als Federico Almerares 2008–11 66 20 Lars Olsen 1994–95 43 1 Slowenien (1) liegt. Freunde hat er bis heute nach wie «Schande für den Club». Dieser aber Marcos Gelabert 2008–10 65 8 Daniel Hoegh 2015–17 31 2 Andraz Sporar 2016–18 26 1 vor nur wenige. «Ich bin bewusst ein bestreitet bis heute, in diese Aus- Gaston Sauro2012–14 65 2 Martin Hansen seit 2018 11 Thailand (1) Einzelgänger», sagt der Mann, dessen einandersetzung involviert gewesen zu Raul Bobadilla 2013–14 15 2 Tschechoslowakei (3) Hector Fisher 1930–31 ?? ?? Auftreten extrovertierter kaum sein Walter Samuel 2014–16 45 3 Josef Kratochvil 1931–32 1 Togo (1) könnte. Nie habe er sich privat gegen- Fortsetzung auf Seite 28 Carlos Zambrano seit 2018 Klemm 1931–32 3 Yao Aziawonu 2000–02 24 125 Joor FC Basel. | Donnerstag, 15. November 2018 | Seite 28 Meister im Toreschiessen, Meister an der Bar

Fortsetzung von Seite 27 wandten in Locarno ab und fährt sie per direkt in die höchste Spielklasse im kauft.» Nach acht Monaten im Obdach- ist sein Bezug zu jenem Verein tatsäch- Auto zurück in die Heimat. Amateurfussball ein, der Alltag ist aber losenheim reicht der Verdienst, um wie- lich, der ihm am meisten bedeutet hat? sein. «Ich habe geschwiegen und damit ohne Arbeit und ohne Struktur. Mit sei- der ein geregeltes Familienleben zu füh- «Ich verfolge die Resultate, das neue einen meiner damaligen Mitspieler Mehr und mehr Menschen drängen ner Frau und den Kindern wohnt der ren. Sitek steht jeden Tag in «seinem» Joggeli kenne ich aber nur aus dem geschützt, der tätlich geworden ist. Des- in die Bar. Fussball ist immer noch das damals 32-Jährige bei den Schwieger- Laden. Eines Morgens hört er, wie eine Fernsehen.» Kontakt zu früheren Basler halb ging ich mich auch nicht ent- Thema. Bis Sitek zum Tennis abschweift eltern. Ein halbes Jahr geht dies gut, Gruppe Männer vor dem Laden seinen Mitspielern hat er keinen mehr, einzig schuldigen, wofür auch?» – und damit zu Roger Federer. «Er muss dann werden die Siteks von der eigenen Namen skandiert. «Ich ging raus und mit einer Familie aus der Nordwest- mich im Stadion spielen gesehen haben.» Familie auf die Strasse gestellt. traf auf ein paar FCB-Fans.» Einer habe schweiz tauscht er sich regelmässig aus. Der Abstecher ins Tessin Vielleicht, so Siteks Vermutung, sei er Es bleibt nur der Weg zum Obdach- aus Freude, ihn wiedergesehen zu Anfang der Neunzigerjahre tauften Die Wogen zwischen Verein und deshalb ein so Grosser seines Fachs losenheim der Heilsarmee. Dieses liegt haben, gar geweint. Und nicht geglaubt, diese FCB-Fans ihren Sohn André. Spieler glätten sich danach nicht mehr, geworden. mitten im Amsterdamer Ausgangs- dass derjenige André Sitek, der einst für Dadurch ist trotz grosser Entfernung das Tuch ist zerschnitten. viertel und nur wenige Schritte von der rotblaue Glückseligkeit sorgte, nun in eine Freundschaft entstanden, die bis steht als Sitek-Ersatz bereit, dieser Das Kapitel Schweiz ist damit für Old Sailor Bar entfernt. «Es war eine diesem Geschäft arbeite. «Der Fan heute anhält. wiederum bekommt unangekündigten Sitek unerwartet abrupt zu Ende harte Zeit», erinnert sich Sitek. Jeweils sagte: Mein grosser Star verkauft jetzt Es ist also ruhiger geworden um Besuch aus dem Tessin. Mit dem Lam- gegangen. Heute sagt er, dass er in Basel um 23 Uhr schliesst das Gebäude, in belegte Brote, der müsste doch Millio- André Sitek, der mit seinen 55 Jahren borghini fährt der Präsident des die zwei schönsten Jahre seiner Kar- dem er ein Dach über dem Kopf hat när sein», erzählt Sitek. noch äusserst vital daherkommt. «Ein- FCLocarno bei der Familie Sitek im riere durchlaufen habe. «Diese Chemie sowie Mahlzeiten serviert bekommt. zig die Knie, die sind kaputt», sagt er. Unterbaselbiet vor und legt dem Aus- zwischen Spielern und Publikum habe Doch Sitek organisiert sich schon bald Die Arbeit auf der Redaktion Arthrose. Doch bis zu seinem letzten nahmekönner einen lukrativen Kon- ich bei keinem anderen Club erlebt.» einen Schlüssel und verbringt manch Auf Dauer ist die Stelle als Detaillist Amateurspiel vor knapp 16Jahren trakt hin. Der Wechsel ins Tessin ist Der FCB wird zu seiner Familie. Ebenso einsame Nachtstunde auf dem Bar- aber nichts für den Sportfanatiker. Fuss- habe er keine grossen körperlichen rasch besiegelt – ein Jahr bevor der FCB hat er in Basel die grössten Erfolge hocker seiner Stammkneipe. ball ist seine Passion, und so landet er in Beschwerden gehabt – trotz der für seine letzte NLB-Saison mit dem fantas- gefeiert: Zwei erste Plätze in der NLB- Früh morgens schliesslich kreuzt der Medienbranche, wo er noch heute einen Sportler ungewohnten Lebens- tischen Aufstieg krönt. «Der FC Locarno, Qualifikation und Rang drei am Uhren- Sitek die Old Sailor Bar erneut. Diesmal als Reporter über das regionale Sport- wandels. Nun hat er vor wenigen das war wie Ferien», erzählt Sitek. Woh- cup 1992 in Grenchen. Zu mehr reicht von aussen, da er seinen Nachwuchs in geschehen in Amsterdam berichtet. Wochen einen Versuch gestartet, mit nen darf er in der Villa des vermögenden es dem Fussballer, von dem viele sagen, den Kindergarten begleitet – vorbei an Mehrheitlich ist er jedoch auf der dem Rauchen aufzuhören. Der Mann, Präsidenten, alles ist gut. er sei ein begnadeter Ballkünstler den Dirnen, die in den Schaufenstern Redaktion des De Telegraaf anzutreffen, der jeden Tag morgens mit seinem Fahr- Das ändert sich aber in seinem gewesen, nicht. Sitek sagt: «Ich habe in auf erste Kundschaft warten. «In dieser Veranstaltungen besucht er weniger als rad zwanzig Minuten von der Wohnung zweiten Jahr in der Sonnenstube der meiner Karriere keinen Pokal, keine Zeit lernte ich, stark zu sein.» Und Sitek früher und an Fussballspielen ist er nur zur Arbeit und abends wieder zurück Schweiz. Sitek, inzwischen Fussball- Medaille gewonnen und bin nie auf- erfährt, wer zu seinen engsten Ver- noch selten im Stadion live vor Ort, radelt, investiert bewusst in seine schweizer, bekommt es mit den Steuer- gestiegen – schlimm, oder?» bündeten zählt und ihn nicht fallen «weil ich die Besserwisser um mich gesundheitliche Zukunft. behörden zu tun. «Es ging um sehr viel Doch im alten Joggeli vor Tausen- lässt. Vor allem sein Bruder – ein 106 herum nicht mehr ertrage». Selbst die «Bruder Lustig», wie er sich selbst Geld», erinnert sich Sitek an die wenig den Zuschauern zu spielen, erfüllt ihn Kilogramm schwerer Leibwächter des Spiele seines Ajax verfolgt Sitek nur gerne nennt, lebt in Amsterdam ein ganz erfreuliche Kunde. vollends – und ist ihm mehr wert als Königshauses – ist es, der ihm immer noch vom Sofa aus. Lieber ist er bei der normales Leben. Eher zurückgezogen, Der Verein möchte plötzlich nichts jede noch so glänzende Trophäe. «Das wieder Mut macht. Noch heute denkt er Familie – bei seiner zweiten Frau und wie er sagt. Denn kennen tut man Sitek mehr von der Abmachung wissen, sich war das Grösste.» Nur etwas trübt die oft an ihn, seinen besten Freund, der den Zwillingen im Teenager-Alter. hier in der Öffentlichkeit nicht. an diesen Abgaben zu beteiligen. Und Beziehung zwischen Sitek und Rotblau vor acht Jahren im Amsterdamer Nacht- Sitek ist pleite, «weil ich nie gespart und bis heute: «Es schmerzt, dass ich mich leben Opfer eines tödlichen Ver- Der Mond scheint, die Old Sailor Bar Anders ist dies in der Old Sailor Bar. alles versoffen habe». Noch heute inter- nie offiziell von den Fans verabschieden brechens geworden ist. «Dieser Verlust schliesst demnächst. André Sitek singt Diese ist nach wie vor sein Rückzugsort, essiert ihn Geld nicht, es ist ihm schlicht durfte.» Was aber auch damit zu tun beschäftigt mich sehr. Deshalb versuche auf dem Heimweg, «das tue ich immer, wenn ihm alles zu viel wird. Also bestellt nicht wichtig. «Wenn Sie meinen Konto- hat, dass Sitek seit seiner Flucht vom ich, so oft wie möglich fröhlich zu sein.» wenn ich ein Mikrofon vor mir habe, er sich an diesem Dienstag im Januar ein stand wissen wollen, dann müssen Sie Lago Maggiore nie mehr Schweizer Als Obdachloser erfährt Siteks aber auch sonst». Dann folgt eine herz- letztes Bier, gefolgt von der allerletzten meine Frau fragen.» Boden betreten wollte. trister Alltag eine unerwartete Wende. liche Verabschiedung. «Melde dich, wenn Frage: «André Sitek, denken Sie nicht Der Streit zwischen Club und Sitek In einem Delikatessengeschäft im Quar- du mal wieder hier bist.» Die Wege tren- manchmal, dass Sie mit einem seriösen eskaliert, die Lage für den Holländer Das Schicksal in der Heimat tier wird ein Verkäufer gesucht, Sitek nen sich, Sitek steigt ins Taxi. Lebensstil mehr erreicht hätten?» und dessen Familie spitzt sich zu. In Zurück in der Heimat, beginnt 1995 bekommt eine Chance. In diesem Job einer Nacht-und-Nebel-Aktion holt die schwierigste Phase im Leben von sei er aufgeblüht, erzählt Sitek. «Ich Heute ist der FC Basel für Sitek weit «Nein, überhaupt nicht. Ich würde Siteks Bruder schliesslich seine Ver- André Sitek. Fussballerisch steigt er habe Wein, Schinken und Olivenöl ver- weg, genauer gesagt 25 Jahre. Und wie heute nochmals alles gleich machen.»

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