Hermann Schmidt / Miriam Bernhardt

TRAINERLEXIKON

Die Bundesligatrainer von 1963 bis heute

Hermann Schmidt / Miriam Bernhardt

TRAINERLEXIKON

Die Bundesligatrainer von 1963 bis heute Bildnachweis Fotolia/lukl: S. 7 Alle übrigen Bilder von Horst Müller

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

1. Auflage 2017 © J. P. Bachem Verlag Köln, 2017 Layout: Cindy Kinze, Köln Druck: Grafisches Centrum Cuno, Calbe Printed in

ISBN 978-3-7616-3180-5 Buchausgabe ISBN 978-3-7616-3272-7 EPUB ISBN 978-3-7616-3273-4 PDF ISBN 978-3-7616-3274-1 MOBI

Aktuelle Programminformationen finden Sie unter www.bachem.de/verlag „Man muss in erster Linie eine gute Mannschaft haben. Man kann aus einem Esel kein Rennpferd machen.“ 1

„Dieser Beruf verlangt Naturbegabung. Wissenschaftlich kann man ihn nicht erlernen.“ 2

( im Interview mit seinem Biografen Klaus Dermutz zum Trainerberuf)

„Der Türöffner für mich bei der Mannschaft war Empathie. Es gibt zwei Möglichkeiten, an so eine Situation heranzugehen: Entweder du haust drauf, und sagst den Spielern ständig, wie schlecht sie sind und dass sie jetzt aber endlich gewinnen müssen. Oder du versuchst, sie in ihrer Situation abzuholen, sie zu verstehen. Ich unterstelle mal, es gibt keinen Spieler, der absichtlich schlecht spielt, Spiele verliert und absteigen will.“ 3

( im Interview zu seinem Führungsstil als Trainer)

Für , , und EINFÜHRUNG

Das vorliegende Lexikon verzeichnet alle 398 Trainer der , die seit der Gründung der 1. Fußballbundesliga im Jahr 1963 in Diensten eines der bisher insgesamt 55 Erstligisten gestanden haben oder aktuell tätig sind. Trainer, die ihre Vereine über einen längeren Zeitraum durch spektakuläre Erfolge oder auch außergewöhnliche Trainingsmethoden und Handlungs- weisen prägten, werden ausführlich in ihrem Wirken und Einfluss auf das Fußballgeschehen in der höchsten deutschen Spielklasse vorgestellt. Dazu werden Zeitzeugen, Quellen aus Print- und anderen Medien, die über den Fußball berichten, ausführlich zitiert. Interimstrainer oder andere nur kurz- fristig engagierte Übungsleiter sind meist lediglich mit ihren wichtigsten biografischen Daten vertreten. Bei einigen wenigen Trainern, für die sich Geburts- und Sterbedaten nicht vollständig ermitteln ließen, ist dies entspre- chend vermerkt. Die Trainerdaten zur Vereinszugehörigkeit sind in der Regel transfermarkt.de entnommen und mit anderen Info-Portalen abgeglichen worden. In der Verweildauer der Trainer beim jeweiligen Verein sind die Daten für die 1. Bundesliga angegeben. Das Lexikon der Bundestrainer enthält über den statistischen und biografischen Teil hinaus auch interessante Übersichten unter anderem zu folgenden Themen:

• Die aktuellen Bundesligavereine mit dem höchsten Trainerwechsel seit Bestehen der Bundesliga Seite 16 • Die Trainer mit den meisten Titeln (Deutsche Meisterschaft Bundesliga) Seite 37 • Die ältesten Meister-Trainer Seite 50 • Die härtesten Trainer der Bundesliga Seite 57 • Die Bundesligatrainer mit den meisten Spielen als Trainer Seite 62 • Die jüngsten Meister-Trainer Seite 72 • Trainer aus der ehemaligen DDR Seite 86 • Trainergehälter Seite 104 • Trainer für nur ein Spiel in der Bundesliga Seite 108 • Anzahl der Spiele, die ein Trainer bei einem Verein benötigte, um Meister zu werden Seite 128 • Beste und schlechteste Saisonstarts (Serien) Seite 143

6 • Die Trainer und Vereine mit den meisten Abstiegen Seite 157 • Trainer mit den meisten Vereinen Seite 162 • Einige Bundesligatrainer und ihre erlernten Berufe Seite 167 • Ausländische Trainer der Bundesliga und ihre Herkunftsländer Seite 174 • Die humorvollsten Trainer (aus Sicht der Autoren) Seite 176 • Langjährige Co-Trainer der Bundesliga Seite 191 • Trainer des Jahres Seite 224 • Entlassene Bundesligatrainer Saison 2016/17 (Stand 20.6.2017) Seite 236 • Trainer-Spitznamen Seite 241 • Die Trainer-Elf Seite 253 • Die Bundesliga-Meistertrainer von 1963 bis heute Seite 257

7 A „Der gute-Laune-Eddy hat heute keine gute Laune.“ 4 (Achterberg nach einer Niederlage gegen A ) Achterberg, Eddy

* 21. Februar 1947 in Utrecht, Ackerschott, Richard Niederlande

Bundesligatrainer FC Schalke 04 * 10. Dezember 1921 in Wuppertal (15. bis 28. September 2004) † 31. März 2002 in Bremen Bundesligatrainer SV Werder Bremen Nach verschiedenen Trainerstationen (2. März 1968) in den Niederlanden folgte Achterberg seinem Landsmann zum FC Schalke 04 und arbeitete dort von Richard Ackerschott dürfte einer der we- 1998 bis 2000 als Co-Trainer. Nach dem nigen Bundesligatrainer sein, die wäh- Engagement als Co-Trainer und Trainer rend ihrer gesamten Amtszeit ungeschla- von FC Twente Enschede wechselte er gen blieben. Denn er saß lediglich einen 2003 erneut zu den Schalker Knappen. einzigen Spieltag auf der Trainerbank Als von Schalke 04 beim SV Werder Bremen. Das war der 2. entlassen wurde, übernahm Co-Trainer März 1968 und Werder gewann mit 3:0 interimsweise das Amt gegen den VfB Stuttgart. Der Abwehr- des Cheftrainers. Das Intermezzo dau- spieler mit dem Spitznamen „Sense“ erte genau 13 Tage, vom 15. bis zum 28. hatte vor diesem denkwürdigen Tag 228 September 2004. Anschließend musste Oberligaspiele für die Werderaner absol- Eddy Achterberg sich wieder ins Glied viert und dabei drei Tore erzielt. Immerhin einreihen, weil das Amt ernannten ihn die Offiziellen wegen sei- übernahm. ner Verdienste für die Grün-Weißen zum Eddy, den sie in seiner Heimat „De Keu“ Ehrenspielführer des SV Werder Bremen. (von „het keutje“ = das Schweinchen im Utrechter Dialekt) nannten und der einst als Sänger das inoffizielle Vereinslied Adrion, Rainer „Eenmal zullen wij de kampioenen zijn“ (Einmal sollen wir die Champions sein) * 10. Dezember 1953 in Stuttgart für den FC Twente Enschede im Ton- Bundesligatrainer VfB Stuttgart studio aufgenommen hatte, wechselte (1. Januar bis 3. Mai 1999) nach den Schalker Jahren zu Red Bull Salzburg. Und auch dort wurde er (nur) machte sich bereits in der Co-Trainer. A-Jugend des VfB Stuttgart einen guten

8 A Namen als zuverlässiger und kluger Advocaat, Dick Abwehrspieler, der später in der Bun- desliga für die „Roten“ (VfB Stuttgart) * 27. September 1947 in Stuttgart und die Blauen (1860 Mün- in Den Haag, Niederlande chen) in München auflief. Im süddeut- Bundesligatrainer VfL Borussia schen Raum durchlief er mehrere Trai- Mönchengladbach (2. November 2004 bis 18. April 2005) nerstationen, bevor er im Januar 1999 Cheftrainer beim VfB Stuttgart wurde, um die Abstiegsgefahr der Schwaben zu Der Niederländer zählt zu den Welten- bannen. Das gelang ihm allerdings nicht bummlern im Berufsfußball. Seine Wege überzeugend, sodass am 3. Mai 1999 als Spieler und Trainer führten ihn von Ralf Rangnick sein Amt übernahm und den Niederländern über Chicago nach Rainer Adrion zur zweiten Mannschaft Belgien, Schottland (Glasgow Rangers), des VfB beordert wurde. Adrion erwarb Deutschland, in die Vereinigten Arabi- sich dennoch einen hervorragenden Ruf schen Emirate, nach Südkorea, Russ- als Förderer und Entdecker von Talen- land, Serbien, England bis zuletzt nach ten. , Serdar Taşçi, Christi- Istanbul zu Fenerbahçe. Sein Gastspiel an Gentner und Mario Gomez gehörten in der Bundesliga bei Borussia Mönchen- zu seinen Schützlingen, die er ausbildete gladbach war nicht gerade von Erfolg und nach vorn brachte. Ab Juni 2009 gekrönt und dauerte nur ein knappes trainierte Rainer Adrion die deutsche halbes Jahr. Danach wurde er Trainer U-21-Nationalmannschaft. Im Juli 2014 der Nationalmannschaft der Vereinig- kehrte er zum VfB Stuttgart zurück, um ten Arabischen Emiraten. Zunächst war die sportliche Leitung der U-17 bis U-23 Advocaat als einer der profiliertesten zu übernehmen. Adrions Sohn Benjamin Trainer der Niederlande in Mönchen- war Profi beim FC St. Pauli und gründe- gladbach mit großen Erwartungen freu- te das erfolgreiche Hilfswerk „Viva con dig begrüßt worden. Doch die mit ihm Agua“. Die gemeinnützige Organisation verbundenen Hoffnungen erfüllten sich baut Brunnen zur Wasserversorgung der nicht. Beobachter und Kenner der da- Bevölkerung in der Dritten Welt. maligen Situation bei den Gladbacher Borussen hielten Advocaat zugute, dass „Der linke Außenverteidiger ist er eine völlig neu zusammengestellte, schon ein besonderer Fall, von „aufgeblähte“ Truppe habe übernehmen daher muss der Fokus in der müssen. Ausbildung noch stärker darauf gerichtet werden, mehrere die- „Ich bin manchmal auch müde ser Linksfüßer zu produzieren.“ 5 und mache trotzdem weiter.“ 6 (Adrion erklärt, worauf es in der (Advocaat motiviert seine Männer.) Talentsichtung ankommt.)

9 A Ancelotti, Carlo Gianluigi Buffon, der italienische Natio- naltorwart, Weltmeister von 2006 und Kult-Torwart von Juventus Turin, hat über Ancelotti gesagt: „Jeder Triumph von Carletto macht mich überglücklich. Mich nervt, wenn man ihn stets bloß auf einen außerordentlich sympathi- schen Typen reduziert. Natürlich ist er das. Aber Carletto hat auch gefühlte 18 Königsklassen, 20 Meisterschaften und tausend andere Trophäen gewonnen. Deshalb ist er nicht nur ein fantastischer * 10. Juni 1959 in Reggiolo, Italien Mensch, sondern auch ein gigantisch Bundesligatrainer FC Bayern München hervorragender Trainer […] Er besitzt (seit 11. Juli 2016) das gewisse Etwas mehr verglichen mit anderen Coaches und demonstriert Mit der Verpflichtung von kontinuierlich seine Klasse.“7 als Trainer und als Nachfolger von Pep Im Film „Keiner haut wie Don Camillo“ Guardiola zur Saison 2016/17 setzte spielte Ancelotti einen Fußballer in den Bayern München einmal mehr Akzente Reihen des Bürgermeisterteams. Die und unterstrich damit die führende Rolle italienische Republik verlieh ihm ver- des bayerischen Klubs in Europa und im schiedene Orden und die bulgarische Weltfußball. Der einst erfolgreiche Mittel- Universität zu Plovdiv den Ehrendoktor feldspieler Ancelotti in den Reihen von AC in Kommunikation und Sport. Inwieweit Parma, AS Rom und AC Mailand sowie weitere Ehrungen folgen werden, hängt der italienischen Nationalmannschaft ge- von den zukünftigen Erfolgen beim FC wann als Trainer dreimal die Champions Bayern München ab. League (AC Mailand 2002/03, 2006/07, In der ersten Bundesligasaison des ita- Real Madrid 2013/14). Mehrfach wurde lienischen Meistertrainers lief nicht im- er zum Trainer und Welttrainer des Jah- mer alles so glatt wie zu Zeiten seiner res gewählt (2003, 2007, 2014). Vorgänger. Bis zur Winterpause blieb Die Bayern holten mit ihm also erneut der Shooting-Club der Saison, Red Bull einen der erfolgreichsten und besten Leipzig, den Bajuwaren dicht auf den Trainer der Welt. Dem ballbesitzorien- Fersen. Dann aber, im Frühjahr 2017, tierten Guardiola ließ man mit Ancelotti zog der FC Bayern seinen Konkurrenten einen Mann folgen, der neue, kreative um den Titel davon. Ancelotti zahlte im Ideen in den Fußball eingeführt hat und Februar 2017 freiwillig eine Spende, der vor allem Wert auf Ästhetik und Ele- weil er Hertha Fans beim 1:1 im Berliner ganz im Fußballspiel legt. Olympiastadion nach massiven Anfein-

10 A dungen den Stinkefinger gezeigt hatte. Aufsteigern aus dem Schwäbischen Ende April 2017 stand vorzeitig fest, zum Auswärtsspiel nach Rostock. Selbst dass Bayern München zum 5. Mal in die Spieler der „Spatzen“ staunten, als Folge und zum 27. Mal insgesamt Deut- der Schweizer Trainer zu Beginn des scher Meister wurde. Am 28. September Matchs gleich vier Stürmer aufbot. Da 2017 wurde Ancelotti nach der 3:0-Nie- war also im Rostocker Ostseestadion derlage gegen Paris Saint Germain „Offensive total“ angesagt. Der SSV Ulm (Champions League) jedoch entlassen. zierte seinerzeit Platz 17 in der Bundes- ligatabelle, die Rostocker standen nur „München ist eine neue Erfah- unwesentlich besser da. Trotz des in rung für mich. Ich werde alles der Aufstellung vorgesehenen Sturm- probieren, was es hier zu essen laufs ging der Schuss nach hinten los: gibt. Aber es ist ja auch nicht Der aus Böhmenkirch auf der schwä- weit nach Italien.“ 8 bischen Alb gebürtige Landsmann der (Ancelotti im Interview, unmittelbar nach Ulmer in den Reihen der Hanseaten, seinem Amtsantritt in München) Kai Oswald, schoss nach fünf Minuten das Führungstor für die Männer von der Ostsee. Martin Andermatts Truppe leg- Andermatt, Martin te nun härtemäßig einen Gang zu und verlor dabei zunächst drei Spieler durch * 21. November 1961 in Baar, Schweiz Feldverweis. Unglaublich: Mit nur noch acht Spielern erzielten die Ulmer in der Bundesligatrainer SSV Ulm 1846 (31. März 1999 bis 19. September 2000) Schlussphase durch ein Freistoßtor den 1:1-Ausgleich. Doch das Drama nahm trotzdem einen unglücklichen Verlauf Der im auf halber Strecke zwischen für die Gäste mit ihrem Trainer Ander- Zürich und Luzern liegenden Schweizer matt. In der 90. Minute erzielten die Städtchen Baar geborene Martin An- Rostocker das Siegtor zum 2:1. Danach dermatt ist von Beruf Grundschullehrer. wurde ein weiterer Spieler aus Ulm des Der eidgenössische Abwehrspieler stieg Feldes verwiesen. Damit nicht genug. mit dem SSV Ulm 1846 im Jahr 1999 in Inzwischen hatte Schiedsrichter Herbert die Bundesliga auf, um in der folgenden Fandel auch den Ulmer Trainer Ander- Saison wieder abzusteigen und dann matt sowie den Sportdirektor der Gäste das Traineramt des damaligen Zweitli- auf die Tribüne verbannt: Spiel ohne Vie- gisten zu übernehmen. ren! Die Frage des Ulmer Trainers, war- In Erinnerung geblieben ist: Am vierten um er denn auf die Ränge habe weichen Spieltag der Saison 1999/2000, der am müssen, hatte ein Schiedsrichterassis- 10. September 1999 stattfand, musste tent mit dem Hinweis: „Halt die Fresse!“ Trainer mit seinen beantwortet.

11 A „Samstag ist ein freier Tag. in Nordkorea auf. In Nordkorea hat An- Wir nutzen den Tag, um in die dersen einen Vertrag bis 2018. Er ist Schweiz zu fahren.“ 9 inzwischen deutscher Staatsbürger und (Andermatt vor der Abreise sein Sohn Niklas spielt Fußball bei der ins Trainingslager in der Schweiz) Spielvereinigung Velbert.

„Fußball kann Brücken bauen.“ 10 Andersen, Jörn (Andersen in seinem Blog zu seinem Entschluss, nach Nordkorea zu gehen) * 3. Februar 1963 in Fredrikstad, Norwegen Bundesligatrainer FSV Mainz 05 Arkoç, Özcan (1. Juli 2008 bis 30. August 2009) * 2. Oktober 1939 in Hayrabolu, Türkei Jörn Andersen schaffte im Jahr 2009 mit dem FSV Mainz 05 den Aufstieg in Bundesligatrainer Hamburger SV (29. Oktober 1977 bis 30. Juni 1978) die Bundesliga und drang mit seinem Team bis ins Halbfinale des DFB-Pokals vor. Als aktiver Spieler war er in den Arkoç war schon ein exzellenter Torwart 80er-Jahren bei verschiedenen Bundes- bei Fenerbahçe und Beşiktaş Istanbul, ligisten als Torjäger in Erscheinung ge- bevor er über Austria Wien zum HSV treten (1. FC Nürnberg, Eintracht Frank- kam. Dort avancierte er zur Nummer 1 furt, Fortuna Düsseldorf, Hamburger SV, im Kasten, bis er von Rudi Kargus ab- ), bevor der Stürmer gelöst wurde. seine Spielerkarriere in der Schweiz bei Nach seiner Karriere arbeitete er als den Clubs FC Zürich, FC Lugano und FC Assistenztrainer am Ochsenzoll und Locarno beschloss. löste dann Ende Oktober 1977 Wel- Die umstrittene Entlassung des Norwe- tenbummler ab. Özcan gers beim FSV Mainz 05 begründete der Arkoç war der erste türkische Trainer in damalige Mainzer Manager Christian der Bundesliga. Er schaffte in der Sai- Heidel damit, dass Andersen zu wenig son 1977/78 noch Platz 10 für den HSV. mit der Mannschaft gesprochen habe. Zu Beginn der neuen Saison 1978 kam Auch hätte der Trainer nicht zur Philo- dann zum HSV und wurde sophie des Vereins gepasst. Im Frühjahr sein Nachfolger. 2016 war Jörn Andersen als National- trainer von Nordkorea im Gespräch. „Volkert hat eine Laut Meldungen von Kicker und Spie- Leistungszerrung.“ 11 gel Online hielt sich der Norweger mit (Arkoç kommentiert eine Verletzung deutschem Pass bereits im Mai 2016 seines Linksaußen.)

12 A Arnesen, Frank „Stumpen-Rudi“ gehörte zur legendären Borussia Mannschaft um Aki * 30. September 1956 in Kopenhagen, Schmidt, , Hans Tilkow- Dänemark ski und Stan Libuda, die 1966 erstmalig Bundesligatrainer Hamburger SV den Europapokal der Pokalsieger nach (10. bis 16. Oktober 2011) Deutschland holte. In der Jugend spielte der Abwehrrecke für die SpVgg Herten Der Däne Arnesen wirkte in der Bundes- in Westfalen. Danach folgten sechs liga nur kurz als Trainer. In der Funktion Jahre und 119 Spiele beim BVB sowie eines Sportchefs und Vorstandsmit- noch einmal sechs Jahre an der Weser glieds arbeitete der frühere Mittelfeld- bei Werder Bremen, wo er 188 Bun- und Nationalspieler zwei Jahre lang, desligaspiele absolvierte. Der für sein von Mai 2011 bis Mai 2013, beim HSV. Macho-Image bekannte Zigarrenraucher Er war vom FC Chelsea gekommen und und bekennende Schwulengegner war wurde in Hamburg am Ende seiner Tätig- zweimal verheiratet und lebte zeitweilig keit zunehmend für seine Einkaufspolitik mit der Schauspielerin Simone Thomalla kritisiert. Vom FC Chelsea hatte er meh- zusammen, die als Leipziger Tatort-Kom- rere Spieler mitgebracht, die der HSV missarin reüssiert hatte. Assauer drehte später zwar mit Gewinn „verkaufen“ gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin konnte, die in ihrer Zeit beim HSV aber Thomalla einen Werbespot für eine deut- nicht zwingend überzeugten. Nach der sche Brauerei, der 2006 mit der „Golde- Beurlaubung von Cheftrainer Michael nen Kamera“ ausgezeichnet wurde. Der Oenning übernahm Arnesen vorüber- Westfale hatte eine Lehre als Stahlbau- gehend auch noch das Amt des Trainers schlosser absolviert und in diesem Beruf beim Hamburger SV. Sein zusätzliches machte er auf der Zeche und unter Tage Engagement als Coach dauerte genau erste berufliche Erfahrungen. Später vom 10. bis zum 16. Oktober 2011. Im schloss er eine Ausbildung als Bankkauf- Bundesliga-Match gegen den SC Frei- mann ab und arbeitete zeitweilig in der burg führte er seinen Club als Trainer zu Immobilienbranche. Und Trainer der Bun- einem 2:1-Sieg. desliga war er auch noch: von Dezember 1977 bis Juni 1978 bei Werder Bremen, im Mai/Juni 1981 und dann noch einmal Assauer, Rudi im Januar 1983 bei Schalke 04. Rudi As- sauer war schon immer ein Mann für alle * 30. April 1944 in Sulzbach-Altenwald Fälle. Heute lebt der an Demenz erkrank- Bundesligatrainer SV Werder Bremen te einstige Charakter- und Querkopf der (29. Januar bis 20. Februar 1980, Bundesliga bei seiner Tochter Bettina in 15. Februar bis 6. März 1981), Herten, die sich um ihn kümmert und ihn FC Schalke 04 (27. Mai bis 30. Juni.1981) pflegt.

13 A „Heute stellen die sogar Trainer scher Meister! Im Frühling 1996 war er für die Birne ein. Das muss man in Vertretung von sich mal vorstellen.“ 12 zum ersten Mal Chefcoach der Roten (Assauer zur Entwicklung von Betreuung aus München. Anschließend arbeitete und Training der Fußballprofis) der gebürtige Niederbayer aus Fürs- tenzell (bei Passau) für den Grazer AK als Trainer. Im Jahr 2001 stieg er als Augenthaler, Klaus Chefcoach mit dem 1. FC Nürnberg in die Bundesliga auf. Infolge des drohen- den Abstiegs der „Glubberer“ wurde „Auge“ Ende April 2003 in der Noris entlassen, um kurze Zeit später, im Mai 2003 die ebenfalls abstiegsge- fährdeten Männer von Bayer Leverku- sen zu übernehmen. Mit dem gern als „Werksklub“ bezeichneten Verein vom Rhein blieb Augenthaler bis zum Herbst 2005 zusammen und verzeichnete dort in der Saison 2003/04 Platz 3 in der Meisterschaft. Von Bayer wechselte- der Urbayer Augenthaler im Dezember 2005 zum VfL Wolfsburg. * 26. September 1957 in Fürstenzell Dort gab der gute Mann, als es in Wolfsburg um die Wurst und gegen Bundesligatrainer FC Bayern München den Abstieg ging und er deshalb unter (16. Mai bis 30. Juni 1996), 1. FC Nürn- berg (2. März 2000 bis 30. April 2003), erheblichem Druck stand, eine 44-Se- (13. Mai 2003 bis kunden Pressekonferenz, in der er sich 16. September 2005), VfL Wolfsburg vier Fragen stellte, die er auch gleich (29. Dezember 2005 bis 19. Mai 2007) selbst beantwortete:

Klaus Augenthaler darf man ohne je- „Guten Tag! Meine Herren, es gibt vier den Zweifel zu den besten Liberos al- Fragen und vier Antworten. Die Fragen ler Zeiten in der deutschen Bundesliga stelle ich, die Antworten gebe ich auch. zählen. Für Bayern München machte er Erstens: Wie ist die Stimmung in der als Profi über 400 Spiele und erzielte Mannschaft? trotz seiner Position als Abwehrspieler Die Mannschaft hat hervorragend gear- immerhin 52 Tore in 15 Jahren. Mit beitet. seinem Verein, den Bayern, wurde er Zur Taktik: Ein oder zwei Stürmer? als Spieler insgesamt siebenmal Deut- Das hängt davon ab, wie die personelle

14 A Situation ist – es ist der eine oder andere verletzt. Zum Gegner: Aachen wird sicherlich Druck machen, Aachen muss das Spiel gewinnen. Darauf sind wir vorbereitet. Ist die Mannschaft dem Druck gewach- sen? Was ich diese Woche im Training beob- achtet habe, sie hat sehr gut gearbeitet, die Mannschaft wird die Antwort auf dem Platz geben. Dankeschön.“13

Die Wölfe holten in Aachen ein 2:2-Un- entschieden und hielten die Klasse. „Auge“ wurde trotzdem nach der Saison entlassen. Heute arbeitet beim SV Donaustauf in der Landesliga. Die Oberpfälzer stehen auf Platz 6 in der ak- tuellen Tabelle. „Auge“ hat einen Vertrag bis zum Saisonende und möchte gern etwas aufbauen. Mit einem erfahrenen Mann wie ihm ist alles möglich, auch der Durchmarsch in die Bayernliga.

„1990 sind wir mit neun Vertei- digern Weltmeister geworden.“ 14 (Augenthaler erkärt das Geheimnis des Titel- gewinns bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990.)

15 Die aktuellen Bundesliga-Vereine mit dem höchsten Trainerwechsel seit Bestehen der Bundesliga (Stand: 18.10.2017)

1. Hannover 96 53 2. Schalke 04 52 3. VfB Stuttgart 51 4. Eintracht Frankfurt 47 5. 45 6. Hertha BSC 44 7. 1. FC Köln 43 8. Hamburger SV 40 FC Augsburg 40 9. FSV Mainz 05 37 10. VfL Wolfsburg 36 11. Bayer 04 Leverkusen 35 12. SV Werder Bremen 32 13. Borussia Mönchengladbach 30 14. FC Bayern München 29 15. SC Freiburg 25 16. TSG 1899 Hoffenheim 16 17. Rasenballsport Leipzig 7

Der in München geborene, hochauf- geschossene Abwehrspieler hat schon als Profi alles erlebt, was der Fußball B hergibt. Er war Nationalspieler (51 Län- Babbel, Markus derspiele), mehrfach Deutscher Meis- ter, DFB-Pokalsieger und gewann den * 8. September 1972 in München UEFA-Pokal. Nach 182 Spielen beim FC Bundesligatrainer VfB Stuttgart (23. Bayern trat er als Spieler auch für den November 2008 bis 6. Dezember 2009), HSV, den FC Liverpool, Blackburn Rovers Hertha BSC (1. Juli 2010 bis 18. Dezember und den VfB Stuttgart an. 2011), TSG 1899 Hoffenheim (10. Februar bis 3. Dezember 2012) Sein Trainerdebüt gab er am 23. No- vember 2008 nach der Entlassung von Chefcoach beim VfB Stutt-

16 B gart, obgleich er zu jener Zeit noch gar er auch durch gelegentliche Gefühlsbrü- keine Fußballlehrer-Lizenz hatte. Das che auf sich aufmerksam. So soll seiner- fehlende Diplom erwarb er 2010 an der zeit einmal einem Reporter eine saftige Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Ohrfeige verpasst haben. Nach der ak- Vom VfB wechselte er zu Hertha BSC an tiven Zeit als Profi avancierte Balakow den Gesundbrunnen. Von dort aus ging beim VfB Stuttgart zum Co-Trainer von es weiter zur TSG Hoffenheim und an- und , bevor schließend in die Schweiz. Hier trainiert er Cheftrainer bei Grashopper Zürich wur- er seit Oktober 2014 den FC Luzern. Bab- de. Nach weiteren Stationen in St. Gallen, bel verlängerte seinen Vertrag Anfang in seinem Heimatland Bulgarien und beim 2016 um weitere zwei Jahre. In einem kroatischen Renommierclub Hajduk Split Interview bezeichnete er wechselte er in die Bundesliga zum als einen der besten Trainer, den er ken- 1. FC Kaiserslautern. Das Gastspiel ne. Von ihm habe er viel gelernt und es am Betzenberg war allerdings nicht von habe seinerzeit großes Geschick dazu langer Dauer. Nach genau zwei Monaten gehört, Spieler wie oder und sieben von acht verlorenen Spielen Mario Basler beim FC Bayern zu führen. schied der einstige Ballzauberer im Mit- telfeld in gegenseitigem Einvernehmen „Man wird mit Blumen empfan- vorzeitig aus. Die roten Teufel stiegen gen, aber leider sind noch die zum Saisonende aus der Bundesliga ab. Töpfe dran.“ 15 (Babbel mahnt zur Vorsicht.) „Ich war einmal ein kleiner Bulgare. Ich bin nur deshalb so weit gekommen, weil ich immer Balakow, Krassimir versucht habe, von allen Leuten zu lernen.“ 16 * 29. März 1966 in Weliko Tarnowo, (Balakow vor einem Spiel des VfB Stuttgart Bulgarien gegen die Bayern in 2003) Bundesligatrainer 1. FC Kaiserslautern (22. März bis 18. Mai 2012) Baldauf, Hannes Balakow ist allein schon deshalb eine Klasse für sich, weil er als Spieler zu * 9. März 1938 in Pausa/Vogtland einer der besten Sturmformationen al- † 25. Februar 2015 ler Zeiten in der Bundesliga gehörte. (Sterbeort nicht feststellbar) Zusammen mit Giovane Élber und Fredi Bobic bildete er als Spielmacher des Bundesligatrainer Hannover 96 (5. März 1973 bis 12. März 1974, VfB Stuttgart Mitte der 90er-Jahre das 15. Januar bis 31. Dezember 1976) „magische Dreieck“. Nebenbei machte

17 B Hannes Baldauf war als Amateur und West, der mit Jupp Röhrig, „Weltmeister“ Bundesligaspieler für Hannover 96 ak- Hans Schäfer und tiv, bevor er noch einmal für den Bonner eine Klasse-Mannschaft aufbot, aber SC und TuS Celle spielte. Als Assistent zumindest unter Baluses den Erwartun- erlernte er bei Helmut „Fiffi“ Kronsbein, gen von Vorstand und Anhängern nicht einem Fußballlehrer der alten Schule, entsprechen konnte. Baluses wurde von das Trainerhandwerk. Baldauf schaffte abgelöst. Nach Grün- mit seinem Team das „Wunder von dung der Bundesliga agierte Baluses Wuppertal“, als die „Roten“ von der beim VfB Stuttgart durchaus erfolgreich Leine in der Saison 1972/73 mit einem und belegte mit Spielern wie 4:0-Sieg in Wuppertal dem Abstieg aus und , die aus Italien zu- der Bundesliga entkamen. rückgekehrt waren, sowie mit Klaus-Die- ter Sieloff einen Platz im vorderen Feld „Wer sich nicht quälen will, der Tabelle. Baluses war der erste Bun- der wird den Erfolg auch nicht desligatrainer der aufgrund einer Spie- finden.“ 17 ler-Abstimmung, die gegen ihn ausfiel, (Baldauf rechtfertigt seine harten den Verein verlassen musste. Als er 1965 Trainingsmethoden.) entlassen wurde, folgte auf ihn der Trai- ner- Weltenbummler Rudi Gutendorf. Baluses wechselte zu den Offenbacher Baluses, Kurt Kickers an den Bieberer Berg, die erst 1968 in die Bundesliga aufstiegen. * 30. Juni 1914 in Allenstein/ Ostpreußen (heute Polen) † 28. März 1972 in Ludwigsburg Barić, Otto Bundesligatrainer VfB Stuttgart * 19. Juni 1932 in Eisenkappel, (24. August 1963 bis 24. Februar 1965) Österreich Bundesligatrainer VfB Stuttgart Den aus Ostpreußen stammenden Au- (1. Juli 1985 bis 4. März 1986) ßenläufer verschlug es fußballerisch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Der in Österreich geborene Kroate war nach Schleswig-Holstein, wo er für ein erfolgreicher Fußballer bei Lokomo- Holstein Kiel, den Eckernförder SV und tiva und erwarb Trainerscheine den Itzehoer SV spielte. Mit den Itze- in drei Ländern: Deutschland, Öster- hoern wurde er als Spielertrainer und reich und Jugoslawien. Seine größten Kapitän mehrfach Amateurmeister von Trainererfolge errang Barić – dessen Schleswig-Holstein. 1954/55 leitete er Spitzname „Maximale“ lautete, weil das das Training des 1. FC Köln in der Oberliga sein Lieblingswort ist – bei Rapid Wien

18 B und Austria Salzburg, Vereine, mit denen Baumann, Alfred er in die Finale des europäischen Pokal- wettbewerbs und des UEFA-Pokals vord- * 6. August 1940 (Geburtsort nicht feststellbar) rang. In der Saison 1985/86 trainierte er den VfB Stuttgart in der Bundesliga. Als Bundesligatrainer bei TSV 1860 München Nationaltrainer arbeitete er für Kroatien (21. September bis 27. Oktober 1979) und Albanien. Im Jahr 2004 wurde er von der UEFA zu einer Geldstrafe von 1.825 € Baumann betreute die Löwen in der verurteilt, weil er während seiner Tätigkeit Zeit vom 21. September bis 27. Okto- als kroatischer Nationaltrainer geäußert ber 1979. Er folgte auf Eckhard Kraut- hatte, er wisse, dass es in seiner Mann- zun und gab das Traineramt nach drei schaft keine Homosexuellen gebe. Er Unentschieden und einer Niederlage an erkenne einen Schwulen innerhalb von den neuen Sechziger-Coach Carl-Heinz zehn Minuten und er möchte keinen in Rühl ab. seiner Mannschaft haben.

Baumann, Gunther Baum, Manuel * 19. Januar 1921 in Leipzig * 30. August 1979 in Landshut † 7. Februar 1998 Bundesligatrainer FC Augsburg (Sterbeort nicht feststellbar) (seit 14. Dezember 2016) Bundesligatrainer 1. FC Nürnberg (1. Juli 1964 bis 30. Juni 1965), TSV Baum hat Sportwissenschaften studiert 1860 München (15. Februar bis 30. Juni und trainiert den FC Augsburg seit dem 1967), VfB Stuttgart (1. Juli 1967 bis 30. Juni 1969) 14. Dezember 2016, nachdem völlig überraschend die Trennung von bekanntgegeben wurde. Nach Der zweimalige Nationalspieler, ei- Weihnachten 2016 erhielt Baum einen senhart und einsetzbar auf zahlrei- festen Vertrag als Cheftrainer. chen unterschiedlichen Positionen, ar- beitete bei etlichen Vereinen als Trainer „Die Arbeit mit der Mannschaft und immerhin bei drei Clubs in der Bun- war in den wenigen Tagen vor desliga. Seine erste Station in der deut- der Winterpause sehr intensiv, schen Eliteliga war der 1. FC Nürnberg. hat mir aber unheimlich viel Ende der Saison 1963/64 löste er Jenö Spaß gemacht.“ 18 Csaknady als Coach in der Frankenme- (Baum über seine Arbeit mit der Mannschaft) tropole ab. Mit Heinz Strehl, Ferdinand Wenauer, Roland Wabra und hatte er in seinem Kader Spitzenspieler

19 B des damaligen deutschen Fußballs zur * 11. September 1945 in München Verfügung. , genannt „Bello“, war wegen seines Führungsstils Bundesligatrainer FC Bayern München (28. Dezember 1993 bis 30. Juni 1994, nicht bei allen Spielern beliebt. Sein Hob- 28. April bis 15. Mai 1996) by waren Spannschuss und sauberer Deutscher Meister als Trainer 1994 Pass; das wurde stundenlang geübt. Stefan Reisch, den legendären linken Außenläufer der „Glubberer“, hatte er als Franz Anton Beckenbauer ist zweifellos „C-Klasse-Kicker“ eingestuft, und auch der größte Fußballer aller Zeiten, der je Ferdl Wenauer wollte den gebürtigen in Deutschland geboren wurde. Seine Sachsen nicht mehr als Trainer sehen, fußballerischen Fertigkeiten und die als der sich wegen Vertragsstreitigkeiten daraus resultierenden Erfolge gehen nicht auf eine Verlängerung hatte einigen über die sportlichen Leistungen ande- können und es ihn zu Schweinfurt 05 in rer großartiger deutscher Spieler, wie die zog. Erzählt wird auch, zum Beispiel , , dass „Bello“ zu Übertreibungen neigte, Hans Schäfer, , Wolfgang manchmal die eigene Person betreffend: Overath, Rudi Völler und Lothar Matthäus Er, so Baumann, habe einmal eine Ecke (die ebenfalls Weltfußballer waren), noch so in den Strafraum gezogen, dass er auf- einmal hinaus. Jahrzehntelang galt Franz grund seiner extremen Schnelligkeit den Beckenbauer als „Lichtgestalt“ des deut- Ball im Sechzehner selbst erreicht und schen Fußballs. dann zum Tor verwandelt habe. Den TSV Neben seiner Funktion als Vizepräsident 1860 München führte Gunther Baumann des FC Bayern München im Jahr 1991 auf Platz 2 in der Saison 1966/67; zwei übernahm er zweimal für seinen Hei- Jahre arbeitete er für den VfB Stuttgart, matverein das Amt des Interimstrainers, erreichte 1967/68 Platz 8 und in der Sai- nachdem seine Vorgänger son 1968/69 Platz 5 mit den Stuttgartern. bzw. zuvor entlassen worden waren. 1994 errang er mit den Bayern, als dessen Trainer, den Deut- Beckenbauer, Franz schen Meistertitel. Nach 1994 stand er seinem Verein bis 2009 als Präsident vor. Geboren wurde der Jahrhundertfußbal- ler unmittelbar nach dem Zweiten Welt- krieg in München als Sohn eines Post- beamten. Dass er bei den „Roten“ in München landete, hatten die „Bayern“ einem Abwehrspieler mit Namen Ger- hard König zu verdanken. Die Jugend- mannschaft des SC 1906 München, für

20 B die „Franzl“ als Mittelstürmer aufspielte, mit der Nationalmannschaft hatte gegen die Löwen anzutreten. Wäh- • Weltmeister 1990 rend dieses Spiels verpasste der Mann- • Vizeweltmeister 1986 decker von Beckenbauer dem späteren Nationalmannschaftslibero eine Wat- mit dem FC Bayern München schen. Beckenbauer, der ursprünglich • UEFA-Pokalsieger 1996 zu den Sechzigern hatte wechseln • Deutscher Meister 1994 wollen, beschloss nach diesem Vorfall zum FC Bayern zu gehen. Dort machte mit Olympique Marseille der junge Mann aus Giesing dann sein • Französischer Meister 1991 erstes Spiel auf der Linksaußen-Position. Die Liste der Auszeichnungen und Er- Während seiner Zeit als Präsident des folge von Franz Beckenbauer ist einzig- FC Bayern München gelang es ihm und artig und lang. Er wurde als Spieler mit seinem Team, den Verein als einen der der Nationalmannschaft führenden Clubs im Weltfußball zu etab- • Weltmeister 1974 lieren. Beckenbauer wurde ausgezeich- • Vizeweltmeister 1966 net als: Europas Fußballer des Jahres • Dritter der Weltmeisterschaft 1970 (zweimal), Deutschlands Fußballer des • Europameister 1972 Jahres (viermal), All-Star-Team der Euro • Vizeeuropameister 1976 1972, Ehrenspielführer Deutsche Natio- nalmannschaft, Kicker-Trainer des Jah- mit Bayern München res 1994, FIFA-Weltauswahl, Deutsch- • Weltpokal-Sieger 1976 lands Fußballer des Jahrhunderts, mit • Europapokalsieger der dem FIFA-Verdienstorden, der Ehrenna- Landesmeister 1974, 1975, 1976 del der FIFA, dem Jahrhundert-Orden • Europapokalsieger der FIFA, um nur einiges zu nennen. der Pokalsieger 1967 Der Spitzname „Kaiser“ resultierte aus • Deutscher Meister 1969, 1972, einer Fotoaufnahme in Wien, bei der 1973, 1974 Franz Beckenbauer neben einer Büste • DFB-Pokalsieger 1966, des österreichischen Kaisers Franz I. 1967, 1969, 1971 platziert wurde. Mit der Bezeichnung „Kaiser“ war eine Metapher gefunden mit dem Hamburger SV worden, die Beckenbauers Art, Fußball • Deutscher Meister 1982 zu spielen, charakterisierte und die die „Aura des Unantastbaren“, des Ausnah- mit Cosmos New York mespielers, unterstrich, wie Manuel • US-Meister 1977, 1978, 1980 Neukirchner noch im September 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Als Trainer erzielte er folgende Erfolge: vermerkte.19

21 B Der Mann, der einst für Suppen gewor- arbeitet seit 1991 in unterschiedlichen ben hatte, Kolumnen für die BILD-Zeitung Trainerfunktionen für seinen Verein. Be- schrieb, im Werbefernsehen den Spruch cker pflegt das Offensivspiel und gilt als „Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten?“ besonnener, ruhiger Fußballlehrer. Seit zu einem Running Gag machte und dem dem Sommer 2010 leitet er das Nach- deutschen Fußball immer wieder aufs wuchszentrum des jetzigen Zweitligisten. Neue einen einzigartigen Glanz verlieh, ist wegen seiner möglicherweise illegi- timen Verfahrensweisen bei der Vergabe Bédl, János der Weltmeisterschaft 2006 in die Kritik geraten. 2017 wurden zudem wegen * 10. September 1929 in Ungarn eines über Gibraltar erfolgten Geldtrans- (Geburtsort nicht feststellbar) fers steuerrechtliche Vorwürfe gegen ihn † 9. Dezember 1987 in Essen laut. Seine Verdienste für den Deutschen Bundesligatrainer Wuppertaler SV Fußball sind dennoch über jeden Zweifel (21. Oktober 1974 bis 30. Juni 1975) erhaben. Als der Wuppertaler SV noch einen her- „Die Schweden sind keine Hol- vorragenden Namen in der deutschen länder, das hat man ganz genau Elite-Liga hatte, war dort von Oktober gesehen.“ 20 1974 bis Ende Juni 1975 der Ungar (Beckenbauers Spielanalyse bei der EM 2002) János Bédl als Trainer tätig. Einer der Gründe für sein rasches Ausscheiden lag darin, dass er die Fußballlehrer-Li- Becker, Edmund zenz der Sporthochschule Köln nicht erhalten hatte, weil er beim Lehrgang * 18. Juli 1956 in Reichenbach durchgefallen war. Bundesligatrainer Karlsruher SC (1. Juli 2007 bis 19. August 2009) Beiroth, Benno Der langjährige KSC-Spieler im de- fensiven Mittelfeld stieg in der Saison * 10. Dezember 1942 in Heide (Holstein) 2006/07 mit seinem Club auf und zwei Bundesligatrainer Fortuna Düsseldorf Jahre später wieder ab. Das Amt über- (6. Dezember 1980) nommen hatte er von dem nur sieben Tage amtierenden Interimstrainer Rein- Der aus Heide in Holstein stammende hold Fanz. Trotz des Abstiegs in die 2. Beiroth kam über Holstein Kiel und den Liga 2009 hielt der Klub an ihm fest. Be- VfB Lübeck an den Flinger Broich und cker war neun Jahre als Spieler für den blieb sodann den Fortunen ein ganzes Karlsruher SC tätig (1977–1986) und Fußballerleben lang treu. Als Mittelfeld-

22 B spieler erlebte er allerdings lediglich zwei Benthaus, Helmut Bundesligaspiele und als Interimstrainer in der Bundesliga 1980 gar nur ein ein- ziges Spiel – gegen den 1. FC Köln –, das 0:0 endete. Für Fortuna Düsseldorf arbeitete er nach der aktiven Zeit auch in anderen Positionen, so zum Beispiel als Liga-Obmann und Kassenprüfer. Beiroth ist Ehrenmitglied der Rot-Weißen.

Beljin, Milovan

* 7. September 1936 in Novi Sad, Serbien Bundesligatrainer DSC (1. Juli bis 8. Oktober 1978) * 5. Juni 1935 in Herne

Der als Abwehrspieler in Jugoslawien Bundesligatrainer VfB Stuttgart und Österreich tätige Profi aus der ser- (1. Juli 1982 bis 30. Juni 1985) bischen Stadt Novi Sad machte sich Deutscher Meister als Trainer 1984 vor allem beim FC Augsburg und beim FSV Frankfurt als Trainer verdient. Auf- gehört zu den gro- grund seines fachlich guten Rufs wurde ßen Pädagogen unter den Trainern der Milovan Beljin 1978 von Arminia Bie- Bundesliga und daher nicht nur zufällig lefeld als Cheftrainer verpflichtet; die auch zu den besonders erfolgreichen. Arminen waren gerade aufgestiegen. Er gilt bis heute als einer der ersten Spektakuläre Erfolge blieben Beljin hochintelligenten, kühlen und analysie- allerdings versagt, sodass er noch renden Trainer im Bundesliga-Geschäft. während der Saison von Otto Rehhagel Dabei war der in Herne geborene und im abgelöst wurde. Arminia Bielefeld stieg Ruhrgebiet aufgewachsene Sohn eines dennoch ab und der Serbe setzte seine Maurerpoliers nur ganze vier Jahre Trai- Trainerkarriere nach einer Zwischen- ner in der Bundesliga beim VfB Stutt- station beim Freiburger FC von 1979 gart. Nach dem Abitur hatte Benthaus bis 1986 bei AC Bellinzona und FC Chi- in Münster Philologie und Sport studiert. asso in der Schweiz fort. Sein Aufstieg als Fußballer begann bei der legendären Mannschaft von Westfa- „Alle Gegner sind gleich, nur lia Herne, für die im Tor die Trikots verschieden.“ 21 stand. Bundestrainer (Beljin nimmt seinen Spielern die Angst.) berief ihn in die DFB-Nationalelf, für

23 B die er insgesamt acht Länderspiele als eine Mannschaft, die bereits im ersten Außenläufer absolvierte. Ein Intermezzo Jahr seiner Fußballlehrer-Tätigkeit bei bei 1860 München unter dem autoritären den Schwaben auf Platz 3 der Bundesli- Trainer schmeckte dem in- ga-Tabelle landete. tellektuellen Studenten Helmut Benthaus Um , Rainer Zietsch, Pe- nicht. Deshalb ging er zum 1. FC Köln, ter Reichert und Andreas Müller ergänzt, um dort parallel sein Studium an der schaffte der VfB Stuttgart im zweiten Sporthochschule fortzusetzen. Benthaus Trainerjahr von Helmut Benthaus die schloss das Studium als Diplom-Sport- Deutsche Meisterschaft. Dem mehr- lehrer ab. Nebenbei legte er 1965 auch maligen Meisterschaftsgewinner in der die Fußballlehrer-Prüfung bei Lehrgangs- Schweiz wurde damit der Ritterschlag leiter Hennes Weisweiler ab. als überragender Coach des Jahres Das Endspiel um die Deutsche Meister- 1984 in seinem Heimatland zuteil. In schaft 1963 war für den 1. FC Köln unter der Schweiz war er als Deutscher sie- Trainer Tschik Čajkovski gegen die Dort- benmal Schweizer Meister geworden. munder Borussen noch überraschend Als er nach Deutschland zurückkam, verloren gegangen, doch im folgenden wurde er, nachdem er bereits als Spieler Jahr, dem ersten der Bundesliga, holten mit dem 1. FC Köln den Titel errungen die Geißböcke mit Trainer Schorsch hatte, auch als Trainer Titelträger in der Knöpfle den Meistertitel. Bundesliga. Im Jahr 1965 wechselte Helmut Bent- Spieler, die er trainierte, attestierten ihm haus als Spielertrainer zum FC Basel in eine große Begabung in der Führung die Schweiz. Er heiratete eine Schweize- junger Menschen. Es gelang ihm, das rin und erhielt die Schweizer Staatsbür- Vertrauen seiner Spieler zu gewinnen, gerschaft. Nach sieben Jahren beim FC und jeden einzelnen Akteur so zu mo- Basel übernahm Benthaus im Sommer tivieren, dass er im Spiel alles aus sich 1982 das Traineramt beim VfB Stuttgart herausholte. Zu keiner Zeit agierte er in Nachfolge von Jürgen Sundermann. wie ein Feldwebel im Training oder am Nachdem Hansi Müller, der Spielmacher, Spielfeldrand. Immer stand das Päda- und Dieter Müller, der seinerzeitige Goal- gogische im Vordergrund. Seinen Beruf getter der Stuttgarter, ins Ausland ge- begriff Benthaus nicht nur als das pure wechselt waren, gelang es Helmut Bent- Lehren des Ballstoppens oder das Ein- haus, ein Team zusammenzustellen, das üben taktischer Konzepte. Er dirigierte ab sofort und in den folgenden Jahren zur und führte nie emotional, sondern stets absoluten Spitze in Fußball-Deutschland vernunftorientiert. Zu seinen Grundüber- gehörte. Benthaus, formte mit den Förs- zeugungen gehört die Erkenntnis, gern ter-Brüdern in der Abwehr, Karl Allgöwer, mit Menschen zusammen zu sein, die Hermann Ohlicher, Asgeir Sigurvinsson, ihm überlegen waren, weil er nur von Kurt Niedermayer und Thomas Kempe denen etwas lernen konnte.

24 B Hätte das Präsidium des VfB Stuttgart * 13. Oktober 1944 in Gdingen/ zugestimmt, dann wäre seinerzeit Pommern (heute Polen) nicht Franz Beckenbauer Trainer der † 23. Juni 2010 in Duisburg DFB-Auswahl geworden, sondern Hel- mut Benthaus. Doch Benthaus hatte Bundesligatrainer bei Fortuna Düsseldorf (1. Juli 1981 bis 25. Oktober noch einen Vertrag beim VfB und den 1982), Hannover 96 (31. Januar bis erfüllte er bis zum Schluss. 17. März 1986), Eintracht Frankfurt Nach der Trainerkarriere übernahm der (18. Dezember 1988 bis 13. April 1991, Erfolgstrainer eine Aufgabe in einem 18. April bis 19. Dezember 1999), 1. FC Köln (18. Dezember 1991 bis Schweizer Versicherungskonzern. Heute 13. April 1993), FC Schalke 04 lebt Helmut Benthaus in einem Basler (11. Oktober 1993 bis 3. Oktober 1996), Vorort. Der FC Basel ernannte ihn 2010 Karlsruher SC (25. März bis 26. August 1998), Hansa Rostock (17. November zum Ehrenmitglied. 2004 bis 14. August 2005), Arminia Bielefeld (19. Mai bis 30. Juni 2009) „Der Tag beginnt mit dem Fußball – aber er muss nicht mit dem Fußball enden.“ 22 Man hat ihn den „Feuerwehrmann“ (Benthaus, im Interview auf seine Interessen genannt. Oft wurde der in Pommern außerhalb des Fußballs angesprochen) geborene und in Sachsen aufgewach- sene Fußballlehrer als Retter in der Not verpflichtet. Seine Ausbildung zum Trai- Berger, Jörg ner hatte er noch in der DDR absolviert und war dort als möglicher Nachfolger des Nationaltrainers Georg Buschner im Gespräch gewesen. 1979 nutzte er im Rahmen seiner Trainertätigkeit ein Spiel einer DDR-Junioren-Auswahl in Jugos- lawien, um sich in den Westen abzuset- zen. Die DDR-Staatssicherheit soll den Trainer noch Jahre nach seiner Flucht im Westen beschattet und verfolgt haben, auch von einem Giftanschlag während seiner Zeit als Trainer des KSV Hessen Kassel ist die Rede. Doch Jörg Berger entging seinen Verfolgern immer wie- der. Eintracht Frankfurt (1999), der 1. FC Köln und der Karlsruher SC engagierten ihn, um drohende Abstiege zu vereiteln. Jörg Berger gelangen aber auch andere

25 B Erfolge als die Verhinderung von Abstie- 16 Spieltagen zunächst beurlaubt, bevor gen. Mit der Frankfurter Eintracht (1990) er erneut das Training der „Roten“ U-23 und mit Schalke 04 (1996) spielte Ber- übernahm. Als „harter Hund“ ist Andreas ger in der Spitzengruppe der 1. Liga mit. Bergmann gewiss nicht in die Annalen Nur den Krebs konnte Jörg Berger nicht der Bundesligatrainer-Geschichte ein- besiegen. Seit 2002 kämpfte er gegen gegangen. Kenner schätzen ihn als ein- die tückische Krankheit. Im Juni 2010 fühlsamen und rücksichtsvollen Fußball- starb er in seiner Wahlheimat Duisburg lehrer. Das lässt sich nachlesen in Robert nach unzähligen Therapien. Er wurde Rengs bemerkenswerten Buch „Mroskos nur 65 Jahre alt und im Laufe seiner Talente“. Zum Tod seines Spielers bei Krankheit hat er nach einer Operation Hannover 96, des Torhüters Robert einmal gesagt: „Früher musste ich Enke, hat er für Zeit.de am 10. Novem- Mannschaften retten. Jetzt muss ich ber 2014 einen bewegenden Gastkom- mich selber retten.“23 Das hat der sym- mentar geschrieben: „Warum hast du pathische und nie großspurig auftretende nichts gesagt, Robert?“25 Mann leider nicht geschafft.

„Resignation ist der Egoismus Berndroth, Ramon der Schwachen.“ 24 (Berger philosophisch) * 24. März 1952 in Mainz Bundesligatrainer SV Darmstadt 98 (5. bis 27. Dezember 2016) Bergmann, Andreas

* 18. Juni 1959 in Steinfeld Nach der Beurlaubung von Norbert Bundesligatrainer Hannover 96 Meier wurde , Leiter (20. August 2009 bis 19. Januar 2010) des Leistungszentrums der Darmstädter Lilien, als Trainer berufen. Wenige Tage Der aus dem Kreis Vechta in Nieder- später wurde er von ab- sachsen stammende Andreas Berg- gelöst. mann verbrachte seine aktive Zeit als Spieler in Amateur-Mannschaften in Nordrhein-Westfalen (1. FC Köln, Wup- Binder, Franz pertaler SV, Bonner SC, VfB Remscheid). * 1. Dezember 1911 in St. Pölten, Immerhin fünf Jahre arbeitete er als Österreich Trainer und Koordinator für den FC St. Pauli, bevor er zu Hannover 96 wech- † 24. April 1989 in Wien selte. Dort wurde er Ende August 2009 Bundesligatrainer TSV 1860 München zum Cheftrainer befördert und nach (13. November 1969 bis 30. Juni 1970)

26 B Zu den größten Spielerpersönlichkeiten zu Beginn der 50er-Jahre das ver- des 20. Jahrhunderts in ganz Europa mutlich stärkste österreichische Team gehört ein Mann, der nur kurze Zeit eine aller Zeiten zusammen: Ernst Happel, Bundesligamannschaft, den TSV 1860 , Körner I und Körner II München, trainierte. Franz „Bimbo“ sowie Max Merkel, Walter Zeman, Erich Binder schoss insgesamt 1.006 Tore in Probst und gehörten zu 756 Spielen, davon in 347 Pflicht- und dieser Mannschaft. Später trainierte Länderspielen 421 Tore. Seine Torquote den SSV Jahn Regensburg dürfte europa-, wenn nicht gar welt- und den 1. FC Nürnberg in der Oberliga weit zu den absoluten Spitzenwerten Süd. gehören. Sportreporter nannten ihn Sein Gastspiel als Trainer in der Bundes- den „Kanonier von Hütteldorf“, denn liga begann im November 1969 und en- 19 Jahre lang kickte der dynamische dete 1970. Den Abstieg der Münchner Goalgetter für Rapid Wien. Sechsmal Löwen konnte er nicht verhindern und wurde der kämpferisch starke, immer in kehrte wieder nach Wien zurück. Der Bewegung befindliche Stürmer mit Ra- große Fußballer Binder, dessen einziges pid österreichischer Meister, hinzu kam Handicap und Laster seine Raucherei die „großdeutsche“ Meisterschaft für war, trainierte ein letztes Mal gemein- die grün-weißen Wiener im Jahr 1941. sam mit Robert Körner die Rapidler und 1938 wurden die Wiener mit Franz Bin- wurde 1976 mit den Hütteldorfern Pokal- der zudem deutscher Pokalsieger(!). sieger. Den fragwürdigen Spitznamen „Bimbo“ bekam Franz Binder, weil er in seinen Bewegungen dem eleganten Laufstil Biskup, Werner schwarzer Athleten glich. Geboren wurde der Ausnahmefußballer * 26. April 1942 in Bottrop in einer armen Arbeiterfamilie. Er hatte † 22. Juni 2014 in Quakenbrück neun Geschwister und bis zum 25. Le- bensjahr musste er sein Bett mit einem Bundesligatrainer Hannover 96 (25. Oktober 1983 bis 21. November 1985) Bruder teilen. Zum Training und zu den Spielen nach Wien-Hütteldorf fuhr er mit dem Zug in einem Abteil 3. Klasse. Werner Biskup war einer der großen Franz „Bimbo“ Binder spielte 19-mal für Spieler der 60er-Jahre und gehörte die österreichische Nationalmannschaft während seiner Zeit bei Fortuna Düs- und neunmal für die deutsche National- seldorf und dem 1. FC Köln zu den mannschaft. besten Abwehrspielern der Bundesliga. Schon in seinen letzten Jahren als Spie- Den Höhepunkt seiner Trainerkarriere ler fungierte „Bimbo“ Binder für Rapid verbrachte der aus dem Ruhrpott stam- als Abteilungsleiter Fußball und stellte mende, einstige eisenharte Innenvertei-

27 B diger bei Hannover 96. Es war seine ver als Mittelpunkt. Dort suchen erste und letzte Bundesliga-Station wir talentierte Jugendliche und als Trainer. Er stieg mit einem Kader Amateure. Das ist besser, als von Spielern in die Bundesliga auf, die irgendjemand vom Bodensee größtenteils in der Region Hannover zu holen.“ 26 entdeckt worden waren und von ihm (Biskup zur Scouting-Strategie) zu einem Erfolgsteam zusammenge- schweißt wurden. Der Sprung in die Elite-Liga galt seinerzeit zu Beginn der Bock, Rolf 80er-Jahre als sensationell. Sechs Mo- nate später torkelte Werner Biskup bei * 5. Februar 1937 einem Spiel der 96er im Frankfurter (Geburtsort nicht feststellbar) Waldstadion als deren Trainer an der Bundesligatrainer Borussia Dortmund Seitenlinie entlang, bevor er bei der sich (11. Mai bis 30. Juni 1981) anschließenden Pressekonferenz nach dem Bundesligaspiel seines Teams bei Nachdem infolge des plötzli- der Frankfurter Eintracht vollends aus chen Todes seines Sohnes das Trainer- der Rolle fiel. Insider hatten schon län- amt bei den Borussen abgab, übernahm ger geahnt oder gewusst, dass Biskup Rolf Bock interimsweise dessen Aufga- an der Flasche hing. Die Verantwort- be. Er coachte die Schwarz-Gelben drei lichen in der Führungsetage von 96 Spiele lang und war Trainer in Dortmund entließen ihn, doch die Alkoholprobleme vom 11. Mai bis 30. Juni 1981. begleiteten ihn weiter. Nach einem Foto, das sein früherer Mitspieler und Kapi- tän beim 1. FC Köln, Wolfgang Overath, Bögelein, Karl in einer Boulevard-Zeitung entdeckt hatte und auf dem Biskup in bemitlei- * 28. Januar 1927 in Bamberg denswertem Zustand abgelichtet war, † 9. August 2016 in Untertürkheim überzeugte ihn der Ex-Nationalspieler Bundesligatrainer VfB Stuttgart des 1. FC Köln davon, in eine Klinik zu (19. April bis 30. Juni 1972) gehen, und besorgte ihm anschließend eine Stelle als Trainer. „Wolfgang Overath hat mir das Leben gerettet“, hat Biskup Der gebürtige Franke hatte einst im seinerzeit geäußert. 72-jährig ist Werner Jahr 1952 mit dem VfB Stuttgart die Biskup in Quakenbrück verstorben. Deutsche Meisterschaft gewonnen. Er war damals ein überragender Torwart. „Wir nehmen einen Zirkel und Und 1954 gewannen die „Roten“ aus ziehen einen Kreis von 50 Kilo- der Landeshauptstadt den DFB-Po- metern Durchmesser, mit Hanno- kal, ebenfalls mit Bögelein im Kasten.

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